WIRTSCHAFT 10
WIESBADEN IV
DOKUMENTATION 14
KULTUR-TESTSEITE VI
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WIRTSCHAFT 11
BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT IV
LOKALE SPORTRUNDSCHAU VII
Kino-Programme
und Theater im
Rhein-Main-Gebiet
auf Seite 32 und 33
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MAIN-KINZIG-KREIS II
FEUILLETON 8
BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT III
KULTURSPIEGEL 19
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BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT V
BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT V
FRANKFURT A. M. Langvermählte Paare und die ältesten Bürger haben in Frankfurt ein Anrecht auf Ehrungen bei Jubiläumsfeiern. Der Hessische Ministerpräsident und der Oberbürgermeister gratulieren (oder lassen ihre Glückwünsche überbringen) - jedoch nur, wenn die Jubilare sich rechtzeitig darum bemühen.
Unaufgefordert kommen die Stadt- und Landesväter nämlich nicht, vorher müssen noch Formalien erledigt werden. Sechs Wochen vor der Feier, so empfehlen jetzt die Städtischen Mitteilungen, sollen sich die Jubilare anmelden und mit Geburts- oder Heiratsurkunde nachweisen, daß sie tatsächlich ein Jubiläum begehen.
Der Stadtbezirksvorsteher und der Sachbearbeiter im Römer, Zimmer 308, sind die Anlaufstellen für die Ehrungswilligen.
Zur goldenen (50 Jahre), diamantenen (60 Jahre), eisernen (65 Jahre) und Gnadenhochzeit (70 Jahre) übermitteln die Vertreter von Stadt und Land ihre Wünsche, ebenso zum 90., 95., 100. und jedem folgenden Geburtstag: Vorausgesetzt, die Verwaltung weiß Bescheid. paz
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26. bis 30. September 1992: Jubiläumskongreß der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Nervenheilkunde zum Thema "150 Jahre Psychiatrie" in Köln. Auskunft: Universität Köln, Klinik für Neurologie und Psychiatrie, Dr. Andreas Krahl, Josef-Stelzmann-Straße 9, W-5000 Köln 41.
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LOKALE SPORTRUNDSCHAU VIII
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LOKALE SPORTRUNDSCHAU VIII
MAIN-KINZIG-KREIS VII
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MWESTKREIS OFFENBACH · KREIS GROSS-GERAU V
MÖRFELDEN · WALLDORF · KELSTERBACH · KREIS GROSS-GERAU VI
OBERURSEL · STEINBACH · KRONBERG · KÖNIGSTEIN II
HOCHTAUNUSKREIS
HOCHTAUNUS IV
HOCHTAUNUS V
HOCHTAUNUS VII
Notdienste
MAIN-TAUNUS-KREIS
Ärzte, Zahnärzte, Krankentransporte, Rettungsdienste, Feuerwehr: Leitstelle Hofheim, Tel. 0 61 92 / 50 95.
Flörsheim. Ärztl. Wochenend- u. Feiertagsdienst: Auskunft bei Notdienstzentr. Raunheim, Ringstr. 107, Tel. 0 61 42 / 2 33 50. Tierärzte
Sa., So.: Klaus Mayer, Rüdesheimer Straße 33, Hochheim, Tel. 0 61 46 / 23 45.
Dr. Inga Kary, Zum Quellenpark 6, Bad Soden, Tel. 0 61 96 / 2 88 87. Apotheken Bad Soden, Eschborn, Schwalbach, Sulzbach. Sa., So.: Dreilinden-Apotheke, Hauptstr. 19, Neuenhain, Tel. 0 61 92 / 2 29 37; Quellen-Apotheke, Bad Soden, Zum Quellenpark 45, Tel. 0 61 92 / 2 13 11.
Hattersheim. Sa., So.: Rosen-Apotheke, Frankfurter Str. 15, Tel. 0 61 90 / 22 14.
Hochheim, Flörsheim. Sa.: ParacelsusApotheke, Frankfurter Str. 1, Hochheim, Tel. 0 61 46 / 33 77; So.: Schäfer's Apotheke, Grabenstr. 19, Flörsheim, Tel. 0 61 45 / 76 78.
Kelkheim, Liederbach. Sa., So.: Greifen-Apotheke, Hornauer Straße 4, Tel.0 61 95 / 6 44 40.
Hofheim, Kriftel. Sa.: Burg-Apotheke, , Hauptstr. 49, Hofheim, Tel. 0 61 92 / 2 80 57.
So.: Brücken-Apotheke, Alte Bleiche 9, Hofheim, Tel. 0 61 92 / 2 74 82.
Eppstein, Niedernhausen, Wi.-Auringen, Wi.-Naurod. Sa.: Rathaus-Apotheke, Alte Schulstraße 2, Eppstein-Bremthal, Tel. 0 61 98 / 75 35.
So.: Goldbach-Apotheke, Hauptstraße 59, Eppstein-Vockenhausen, Tel. 0 61 98 / 96 28.
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Notdienste
WESTLICHE STADTTEILE
Gemeindeschwestern Höchst, Unterliederbach, Sossenheim, Sindlingen. Zentrale für ambulante Krankenpflege, Hospitalstraße 42, Tel. 31 89 31. Ärzte Der ärztliche Notdienst für Frankfurt, Georg-Voigt-Straße 15, ist unter der Sammel-Nummer 1 92 92 erreichbar.
Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265. Zahnärzte Erfragen bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Tel. 6 60 72 71. Tierärzte Sa., So.: Dr. Wachhaus-Chilcott, Oberrad, Offenbacher Landstraße 263, Tel. 65 27 99 (Praxis), 65 71 80 (Wohnung). Apotheken Sa.: Wasgau-Apotheke, Königsteiner Straße 120, Unterliederbach, Tel. 30 29 29.
So.: Ahorn-Apotheke, Waldschulstraße 43 a, Griesheim, Tel. 38 24 86; Bären-Apotheke, Königsteiner Straße 12, Höchst, Tel. 31 34 19. Giftnotrufzentrale Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66.
- ohne Gewähr -
Notdienste in Wiesbaden
Ärzte Notfalldienst: DRK-Haus, Flachstraße 1, Tel. 46 10 10; feste Notarztsprechstunden: 11 bis 13 und 15 bis 20 Uhr. Apotheken Sa.: Andreas-Apotheke, Rheinstraße 108, Tel. 37 41 98.
Hof-Apotheke, Biebrich, Mainstraße 30 (Ecke Stettiner Straße), Tel. 6 64 20.
Taunus-Apotheke, Taunusstraße 20, Tel. 5 12 06.
So.: Marien-Apotheke, Kastellstraße 1 (Ecke Röderstraße/Schwalbacher Straße), Tel. 52 78 78.
Phönix-Apotheke, Dotzheim, Karl- Marx-Straße 55-57 (Im Schelmengraben), Tel. 42 22 77.
Victoria-Apotheke, Rheinstraße 45, Tel. 30 50 20. Augenärzte Dr. R. Englert, Wilhelmstraße 40, Tel. 06 11 / 30 54 84 (Praxis) oder 06 11 / 52 86 50 (Wohnung).
Zahnärzte
Zu erfragen beim DRK, Tel. 4 90 50.
Tierärzte
Notfalldienst: Tel. 06 11 / 46 10 10.
Tierarzt Bahr, Ringkirche 10, Tel. 44 22 87.
Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66. - ohne Gewähr -
ORTENBERG. Ein Kamel steht am Anfang des neuesten und lebendigsten Ortenberger Geschichtsbuches. Irgendwann im Jahre 1895 stolziert es durch die Alte Marktstraße - die wegen ihrer Geradheit vor Ort nur "Strack Gass" heißt. Am Ende des frisch ausgelieferten Buches ist Platz für eigene Notizen, ein Gedicht über den Kalten Markt ("Wann ess Wärrer iwwerzwerch, dann ess Määrt enn Orteberch"). Und eine Anekdotensammlung über die alte Strack Gass-Bevölkerung: den Kautabak-Vertreter Hannewacker, den Stelzenläufer Nigrin, den Zack-Zack und viele andere. Das auch für Auswärtige lesenswerte Buch heißt "Die Strack Gass erzählt". Am morgigen Freitag präsentiert es der Kulturkreis ab 20 Uhr im Alten Rathaus der Öffentlichkeit. Wer nicht zur Lesung geht und das Buch auch nicht für 29,50 Mark ersteht, wird nie vom Schepp-Schorsch erfahren, vom verfressenen Büchse-Ranze und vom ausgerutschten Rehbraten. Es wär schade drum!
Das Buch-Projekt entwickelte sich 1988 bei einer Veranstaltung zur "Reichskristallnacht". Sie war von "Zugereisten" organisiert worden, die nichts von der NS-Zeit in Ortenberg wußten. Ein Einheimischer forderte sie auf: "Da fragen Sie mal die alten Leute, eh die wegsterben!" Also gingen der Lehrer Wolfgang Hergert und die Pfarrers-Frau Christa Haug mit dem Tonbandgerät zu den Rentnern. Sie ließen sich von ihnen alte Fotos zeigen und den Alltag der Kleinen Leute schildern. Das Ergebnis sollte voriges Jahr als Broschüre zum 725. Stadt-Geburtstag erscheinen. Doch jetzt liegt es in 1000 Exemplaren als hart gebundenes 190- Seiten-Werk vor, mitsamt ausführlicher Chronologie über die Bewohner jedes alten Hauses in der früheren Hauptgeschäftsstraße.
Die alten Zeiten waren zwar malerisch, aber hart. Um mit Belze Berta (1906 - 1991) zu reden: "Mir saan net gefräit worn: Was willste lerne? Mir san aus de Schoul komme - mer sinn fortkomme - fertig ab! Mei Mutter hat immer gesaat: Streckt euer Baa unner anner Leuts Tisch - es war halt so! Mein Vatter war en Arweiter, aich hatt neun Geschwister. Früher hawwe die arme Leut die Kinn gemacht, daß die Reiche die Arweit gedou kroache." Diesen klaren Worten fügten die Chronisten (in bestem Schriftdeutsch) auch zwei inhaltsreiche Kapitel über die Verfolgung der Ortenberger Juden und die Nazi- Zeit hinzu. nes
STADT UND KREIS OFFENBACH II
NEU-ISENBURG · DREIEICH · LANGEN · EGELSBACH V
FRANKFURT A. M. Als erste deutsche Stadt Frankfurt am Main einen Preis für frauenpolitisches Engagement oder Arbeiten der Frauenforschung mit lokalem Bezug. Mit dem neugeschaffenen Tony-Sender-Preis möchte die Stadt Frankfurt hervorragende innovative Leistungen aus dem Erwerbsbereich und Arbeiten, die sich mit kulturellen oder sozialen Themen befassen, auszeichnen.
Preiswürdig sind Frankfurterinnen, Frauenprojekte dieser Stadt oder Frauen, die sich einer Frankfurter Thematik widmen. Der Tony-Sender-Preis ist mit 20 000 Mark dotiert und wird erstmals am 27. November 1992, danach im Zwei-Jahre-Rhythmus, vergeben. Das Frauenreferat möchte mit dem Tony-Sender-Preis auch darauf aufmerksam machen, daß mehr als 40 Jahre nach Inkrafttreten der Verfassung der Bundesrepublik der Grundgesetz-Artikel 3. 2 - "Männer und Frauen sind gleichberechtigt" - immer noch verletzt wird. Frauen müssen weiterhin Benachteiligungen in vielen Bereichen des täglichen Lebens hinnehmen.
Wer war die Frau, deren Name der Preis wieder über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt machen wird? Tony Sender wurde 1888 im heutigen Wiesbadener Stadtteil Biebrich als Tochter gutsituierter Eltern geboren. Dem Fin de siècle und ihrer Gesellschaftsschicht entsprechend lag vor ihr ein Leben als behütete Tochter und eine Unterweisung in den "Salonwissenschaften", um ihren vorgesehenen Platz in der bürgerlichen Gesellschaft als Gattin und Mutter einzunehmen. Doch bereits auf der Höheren Töchterschule wurde Tony Sender bewußt, daß sie sich nicht auf "Kinder, Küche, Kirche" einschränken lassen wollte. Das Ringen um mehr Freiheit sollte ihr Leben lang nicht aufhören. Statt an ihrer Aussteuer zu arbeiten, setzte sie den Besuch einer Handelslehranstalt durch und sicherte sich nach so ihre Unabhängigkeit als kaufmännische Angestellte.
Ihre politische Arbeit begann die 22jährige in Paris, wo sie tagsüber als Korrespondentin eines deutschen Unternehmens tätig war und sich abends - neben dem Studium sozialistischer Theoretiker - in der französischen Arbeiterbewegung und der Frauenbildungarbeit engagierte. Dem ihre Emanzipation fördernden Aufenthalt in Paris setzte der Ausbruch des Ersten Weltkriegs ein jähes Ende; sie wurde als Deutsche des Landes verwiesen. Zurückgekehrt nach Frankfurt, schloß sich Tony Sender der sozialdemokratischen Kriegsopposition an und wurde zu einer vehementen Streiterin für die Beendigung eines Krieges, der nicht der Vaterlandsverteidigung, sondern der Eroberung neuer Absatzmärkte und der Unterdrückung bisher freier Völker diente. Sie war eine Gegnerin der SPD-Burgfriedenspolitik, wurde aus der Partei ausgeschlossen und 1917 Mitgründerin der USPD.
Die Unabhängige Sozialdemokratin schrieb während der Novemberrevolution Frankfurter Stadtgeschichte. Sie war Generalsekretärin des Arbeiterrates und - nach der Einführung des Frauenwahlrechts im November 1918 - Mitglied der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung. Die junge Weimarer Republik fand nicht Tony Senders uneingeschränkte Zustimmung; sie hatte sich von der Revolution mehr Basisdemokratie erhofft: die Durchsetzung des Rätegedankens in Politik, Volkswirtschaft und in den Betrieben.
Als Redakteurin der USPD-Tageszeitung "Volksrecht" und der "Betriebsräte-Zeitschrift" des Deutschen Metallarbeiter-Verbandes kritisierte sie die politische Entwicklung; als Abgeordnete des Deutschen Reichstages und Parteipolitikerin tat sie ihr Möglichstes, Politik aktiv mitzugestalten. Vor die Entscheidung gestellt, sich entweder dem Diktat Lenins zu unterwerfen und die USPD moskauhörig auszurichten oder wieder in die Reihen der Sozialdemokratie zurückzukehren, wählte Tony Sender einmal mehr die Freiheit - diesmal die, die Strategie der Partei nicht fremdbestimmen zu lassen. Nicht ganz leichten Herzens entschied sie sich für die Wiedervereinigung mit der SPD, die sich ihrer Meinung nach zu sehr mit der bürgerlichen Republik arrangiert hatte.
Im Parlament trat sie als anerkannte Spezialistin in Wirtschafts- und außenpolitischen Fragen hervor; sie setzte sich als Politikerin und Chefredakteurin der SPD-Zeitschrift "Frauenwelt" für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen an allen Lebensbereichen ein.
Die Jüdin, Sozialdemokratin und Gewerkschafterin geriet Ende der 20er Jahre ins Visier der Nationalsozialisten. Eine offene Morddrohung veranlaßte sie, unmittelbar nach der Reichstagswahl am 5. März 1933 über die Tschechoslowakei nach Belgien zu fliehen. 1935 kehrte sie von einem USA-Aufenthalt nicht mehr in die provinzielle Enge Flanderns zurück, ließ sich in New York nieder und beantragte bald die US-Staatsbürgerschaft. Die Vereinigten Staaten in der Ära des sozialreformerischen "New Deal" schienen ihr die größtmögliche Garantie eines Lebens in individueller und politischer Freiheit und ohne Zwang zu gesellschaftlichen Konventionen zu bieten.
Einen letzten beruflichen Höhepunkt erreichte Tony Sender als Repräsentantin zunächst des US-amerikanischen, später des internationalen Gewerkschaftsbundes beim Wirtschafts- und Sozialrat der UN. Ihre Hauptarbeit leistete sie in der Kommission für die Rechtsstellung der Frau und in der Menschenrechtskommission. Ihr Name ist verbunden mit dem Kampf gegen menschliche Versklavung durch Zwangsarbeit und gegen politisch motivierte Freiheitsberaubung. Unermüdlich sammelte sie Beweise für Menschenrechtsverletzungen und klagte unerschrocken die Staaten an, die gegen die Human- und Freiheitsrechte verstießen.
Bis zu ihrem Tod 1964 hielt Tony Sender unerschütterlich daran fest, daß Frauen wie Männer gleiche Leistungen vollbringen können, wenn sie nur gleiche Chancen haben und nicht durch gesellschaftliche Normen oder wirtschaftliche Benachteiligungen behindert werden. Klassen- und Geschlechterschranken abzubauen, sie gänzlich verschwinden zu lassen, war ihr Programm. Eine Lebensgestaltung in freier Selbstbestimmung zu erreichen war ihr Ziel. *pia
SPORTRUNDSCHAU 12
BAD NAUHEIM/CHAUMONT. Auf die Verschwisterung des Wetterauer Herzbades mit der französischen Stadt Chaumont wurde am 29. Mai im Saal des dortigen Rathauses mit Champagner angestoßen. Und sicherlich wird auch beim Gegenbesuch einer französischen Delegation in dieser Woche von Freitag bis Sonntag der edle Schaumwein fließen. Kein Wunder: Bad Nauheims vierte Partnerstadt liegt im Departement Haute-Marne, mitten in der französischen Provinz Champagne-Ardenne.
Rund um den Verwaltungssitz Chaumont, zwischen bewaldeten Hügeln und fruchtbarem Weideland, werden auf 27 000 Hektar Pinottrauben angebaut, der Grundstoff für den Champagner. Hier, auf dem Grundbesitz zahlreicher kleiner und mittelständischer Betriebe, wachsen die Reben für die großen Champagnermarken. Aus den gleichen Trauben stellen die Landwirte der französischen Provinz auch eigenen Champagner her, der genausogut schmeckt wie die weltweit verkauften Markenprodukte, aber wesentlich billiger ist.
Etwa 90 dieser Weinbauern, die rund 20 Kilometer von Chaumont entfernt, in dem kleinen Dorf Colombé-le-sec und den benachbarten Ortschaften wohnen, liefern ihre Trauben dem 1956 als Genossenschaft gegründeten Champagner-Keller "Charles Clément" ab. Dort werden die Erträge von 200 Hektar Weinbergen (die bestellte Fläche der einzelnen Betriebe reicht von 25 Ar bis sieben Hektar) zu Champagner vergoren.
Während der zwei Wochen dauernden Ernte, deren Beginn Anfang September die Berufsgenossenschaft bestimmt, werden dort die Reben angeliefert - pro Hektar etwa 12 500 Kilogramm. Die exakten Höchstertragsmengen legen die Agrarpolitiker der Europäischen Gemeinschaft jedes Jahr neu fest. In großen Pressen werden die Trauben, die in Handarbeit von den Reben geschnitten werden, zunächst zu Saft zerquetscht. Etwa 100 Liter Saft seien aus 150 Kilogramm Trauben zu gewinnen, sagt Geschäftsführerin Isabelle Martin. "Der Rest ist Essig." Die hochmodernen Pressen des Champagnerkellers können täglich bis zu 12 000 Kilogramm Trauben verarbeiten. Nur ein einziger Arbeiter muß diesen Vorgang beaufsichtigen, worrüber die Bauern heilfroh sind. Trotz einer Arbeitlosenquote im Departement Haute-Marne von mehr als acht Prozent hat die Genossenschaft Schwierigkeiten, genügend Hilfskräfte für die Erntezeit anzuwerben. Neben den festangestellten sieben Fachkräften beschäftigt der Keller zur Erntezeit weitere 50 Helferinnen und Helfer, meist Studenten und Saisonarbeiter aus den Städten. Während der 14 Erntetage sind diese Hilfskräfte rund um die Uhr im Einsatz. Die heimische Bevölkerung ist unterdessen mit der Ernte auf den Weinbergen beschäftigt.
Sind die Trauben erst einmal gepreßt worden, fließt der Saft in unterirdische Tanks, wo sich Unreinheiten absetzen können. Anschließend wird die Flüssigkeit dann in 20 je 220 Hektoliter fassende Edelstahlbehälter gepumpt, um dort zu Reifen zur Marktreife Wein zu vergären. Während dieses chemischen Prozesses können Temperaturen bis zu 30 Grad Celsius entstehen. Eine Klimaanlage kämpft gegen diese Hitze an und hält die Temperatur auf maximal 18 Grad Celsius. "Ansonsten würde der Wein seine Geschmackseigenschaften verlieren", erklärt Isabelle Martin. Nach dieser ersten Gärung werde dem Wein Zeit gegeben, "sich über den Winter zu beruhigen", so die Geschäftsführerin weiter. Elftausend Hektoliter behält der Champagnerkeller als Reserve für schlechte Erntejahrgänge zurück.
Der Wein (um einen ausgewogenen Geschmack zu erzielen, werden die Inhalte aller Tanks miteinander vermischt) wird dann gereinigt, gefiltert und in Flaschen abgefüllt - 30 000 Flaschen pro Tag. In jede Flasche kommen außerdem 20 Gramm Zucker und etwas Hefe, bevor sie mit einem Kronenkorken verschlossen wird. Je 500 solcher Flaschen lagern in den großen Holzkästen in den dunklen, unterirdischen Gewölben der Genossenschaft. Bei 12 Grad Celsius dauert es rund sechs Wochen, bis die Zusätze die zweite Gärung auslösen. Wegen des dabei entstehenden Drucks wird der Champagner in Flaschen aus besonders dickem Glas mit gewölbtem Boden abgefüllt, in denen der Schaumwein dann drei Jahre lagert. Die Gärung ist bereits nach einem Jahr abgeschlossen, doch schon wegen des Überangebots von jährlich 1,5 Millionen nicht verkaufter Flaschen Champagner läßt der Kellermeister in Colombé-le-sec seinem Produkt zwei weitere Jahre Zeit "zur Reife".
Da der Champagner nach der Flaschengärung immer noch Trübungen enthält, werden die unter einem enormen Druck stehenden Flaschen über die Dauer von fünf Wochen vorsichtig und langsam so bewegt, daß sich der Satz vom Boden der Flasche zu ihrem Hals bewegt. In vergangenen Zeiten mußte der Kellermeister durch tägliches Rücken und Drehen der Flaschen die Trübungen in den Flaschenhals bewegen. Mittlerweile haben "Rüttelmaschinen" diese Aufgaben übernommen. In den fernsteuerbaren Drahtkörben können 500 Flaschen gleichzeitg bewegt werden, so daß sie am Ende der fünften Woche alle senkrecht, mit dem Flaschenhals nach unten im Drahtkäfig stehen und sich dort auch die Verunreinigungen abgesetzt haben.
Nach Begutachtung durch den Kellermeister werden diese Flaschen dann vorsichtig und in dem Drahtkäfig zu einer Gefriermaschine gerollt. Denn dies ist der Trick, um die Verunreinigungen zu entfernen: Die Flaschen werden kopfüber in eine Gefriermaschine gehalten, so daß nur der Inhalt des Flaschenhalses vereist. Nach dem Abnehmen der Kronenkorken lassen sich die im Flaschenhals bei minus 23 Grad gefrorenen Trübungen entfernen. Bevor die Flasche dann mit dem bekannten Korken hydraulisch verschlossen wird, werden je nach Geschmacksrichtung noch alter Wein und Zucker zugesetzt, so daß in der Flasche auch genau 0,75 Liter sind. Der Preis: 68 bis 90 Francs (20 bis 28 Mark).
Umsonst können Besucher des Dorfes bei Chaumont ein Glas "Charles Clément" im Anschluß an eine ebenfalls kostenlose Führung durch den Champagnerkeller genießen. Telefonische Voranmeldung unter Tel. (00 33) 25 27 02 08. "A votre santé." JÖRN KOPPMANN
FRANKFURT A. M. "Um das studentische Leben im Institut zu bereichern" wurde die Theatergruppe des Institutes für England- und Amerikastudien vor Jahren von Studenten verschiedener Semester gegründet. Vieles haben die Hobby-Akteure seither zustandegebracht: In englischer Sprache wurden Stücke von William Shakespeare und von Harold Pinter, von Lord Byron und von Samuel Bekkett einstudiert und in Szene gesetzt. "Wir versuchen", sagt Bernhard Klein, "ein möglichst breites Spektrum abzudecken."
Über mangelnde Arbeit können sich die Studenten für Anglistik und Amerikanistik nicht beklagen: Drei- bis viermal stehen sie pro Jahr auf der Bühne. Regie führt in der Regel ein Lektor aus dem Institut, derzeit ist es Stephan Markusfeld. Mit ihm ist die Theater-AG seit zwei Semestern wieder auf dem Weg nach oben, nachdem es einen "Durchhänger" zu meistern galt.
Bei allem Erfolg aber muß das IAES-Ensemble - zu dem derzeit rund ein Dutzend Studenten zählen - immer wieder mit Schwierigkeiten fertig werden. Denn einen eigenen Fundus gibt es nicht, Geld steht den Mimen ohnehin kaum zur Verfügung. Jede einzelne Requisite mußte für die neueste Produktion mühsam zusammengeklaubt werden.
Für die kommenden Aufführungen aber erhofft sich Bernhard Klein weniger Probleme, denn inzwischen "stößt die Theater-AG auf immer mehr Akzeptanz im Haus". *ind
FRANKFURT A. M. Zwischenstopp auf einer Insel. Eine Frau, groß, kühl und scharfzüngig, betritt die Bildfläche. Dahinter: kubanische Revolutionäre, ein Fisch, der stotternde Sohn und ein Sarg mit dem Papa. Man richtet sich ein, macht sich's gemütlich, plaudert Belangloses. "Havanna. Die Ankunft. Es gibt nichts zu berichten." Exposition für ein kurzes Stück Theater von Arthur Kopit - der sinnige Titel: "Oh Dad, poor Dad, Mama's hung you in the closet and I'm feeling so sad."
Es ist ein schräges, skurriles Drama, das die Theatergruppe des Instituts für England- und Amerikastudien (IAES) jetzt aufgeführt hat. Ein Stück, so absurd wie die frühen Werke Ionescos, ein Stück auch, das viel Spielraum läßt zwischen sanfter Ironie und makabrem Sarkasmus. Die Hobby-Mimen um Regisseur (und Englisch-Lektor) Stephan Markusfeld haben - in englischer Sprache - einiges daraus gemacht.
Denn auf den scheinbar harmlosen Beginn folgt ein undurchschaubares Spiel, das sich zunehmend um die Mutter, Madame Rosepettle, dreht. Diese Frau - die von Antje Scheuritzel herrlich diabolisch gegeben wird - hat keine Herkunft und keinen Bestimmungsort. Sie ist einfach da, um Menschen so restlos auszusaugen, wie sie es mit ihren Zigaretten tut. Dieses Monster im Morgenrock ist Vamp und Vampir in einem.
Ihren Sohn Jonathan (Torsten Reinl), den sie wahlweise Albert, Edward - oder Robinson - nennt, hält sie gefangen, um ihn vor der "world beyond" zu behüten. Die Babysitterin Rosalie (Ina Habermann) wirft sie grundlos aus dem Haus. Den reichen Gutsbesitzer Roseabove (Nenad Smigoc) umgarnt sie, um ihn tief fallen zu lassen. Was sie haben will, das Surreale Sequenzen im Stroboskoplicht nimmt sie sich - und wenn es der Tod ist. "Das Leben", sagt die Mörderin Rosepettle, "ist ein Ehemann, der im Klo an einem Haken hängt."
Das Schreckenskabinett aber, das sie überallhin mitnimmt, wird am Ende zerstört - vom IAES-Theater eindrucksvoll in Szene gesetzt durch surreale Sequenzen im Stroboskoplicht. Jonathan / Robinson, durch die Babysitterin selbstbewußt geworden, vernichtet die Lebenslüge seiner Mutter, indem er ihren Fisch tötet, das einzige Wesen, mit dem sie eine emotionale Beziehung verband. Wie ein richtiger Robinson steht er letztlich auf dieser imaginären Insel zwischen Leben und Tod und hofft auf Rettung - die aber bleibt aus.
Mit der knapp zweistündigen Inszenierung dieser grostesken Moritat ist den Anglisten und Amerikanisten der Frankfurter Uni ein kleines Kunststück gelungen: eine sichere Gratwanderung zwischen Komödie und Tragödie. Wenn etwa der mumifizierte Vater aus dem Schrank plumpst oder der Fisch im Wasserglas lautstark zu rumoren beginnt, grüßt von Ferne schon der Slapstick.
Aber immer wieder hindern die durchweg guten Schauspieler - allen voran Antje Scheuritzel und Torsten Reinl - dieses Stück davor, umzukippen. Wenn die Mutter etwa ihre schaurige Geschichte erzählt, während im Hintergrund der Kaiserwalzer tönt, verleiht sie diesem absurden Totentanz den morbiden Charme, der ihm gebührt (siehe Kasten). *ind
HESSEN 21
HESSEN 20
Es ist schon ein apartes Unternehmen, den vor allem durch seine Instrumentationslehre und als Lehrer renommierten Beethoven-Altersgenossen Reicha zugleich als "historischen Wegbereiter des Bläserquintetts in seiner klassischen Besetzung" vollständig mit allen 28 Werken vorzustellen. Es geschieht unter der faden Vorgabe, es handle sich bloß um "tönend bewegte Formen". Und mit dieser Tendenz spielen sie denn auch, vorwiegend "musikantisch" und "spielfreudig" - flott über expressive und emotive Nuancen hinweg. Tatsächlich gibt es freilich Reicha einiges mehr, und der Gehalt der Werke ist um einiges reicher, eigenartig mit Eintrübungen besonders im späteren Werk um 1820. Allerdings kommt davon trotz der tendenziösen Haltung der Interpreten durch die spieltechnische Solidität und Qualität doch einiges herüber.
Apart und ungewöhnlich auch die Werkerläuterungen, die sich nicht vor vielen Noten scheuen. Um schon das einzelne abwechslungsreich zu machen, sind auf jeder CD jeweils Stücke aus verschiedenen opera miteinander gekoppelt. Was das Vergnügen vor allem für die an virtuosem Spiel interessierten Hörer erhöht, aber auch sonst gegenüber braver Chronologie durchaus legitim erscheint. HANNS-WERNER HEISTER
Reicha: Sämtliche Bläserquintette; Albert-Schweitzer-Quintett; cpo (Classic Production Osnabrück, Ackerstraße 59)
Manche Leute mögen sie beneiden, die Topfgucker und Testesser, die mit dem großen Riecher, die sich, auch noch auf Spesen, klammheimlich in die feinsten Restaurants setzen, um, gelangweilt, irgendein Dreigänge-Menü herauszupikken, es genüßlich zu verspeisen - und es danach zu loben oder ebenso genüßlich zu verreißen. Im "Gault Millau" etwa, dem klassischen Gourmet-Reiseführer. Oder dem "Varta" und "Michelin", die, ebenso wie der "Schlemmer Atlas" von Aral, manchem Hotel- und Restaurantbesitzer dann die Zornesröte ins Gesicht treiben, wenn sein Haus ganz vergessen oder der Küchenchef über den Löffel balbiert wurde. Denn die Löffel als Symbole von Qualität, die Sterne und Kochmützen, mehr oder minder gerecht verteilt, sie sind nach wie vor für viele Frankfurter und Frankfurt-Besucher Leitsterne am gastronomischen Himmel, die zu den feingedeckten, oft sündhaft teuren Tischen führen.
Nur stellt sich die Frage: Wie zuverlässig sind diese Bewertungen? Die Diskussion kommt erneut auf, seit die Ausgabe 92 / 93 "Frankfurt geht aus!" der Stadtillustrierten "Journal" erschienen ist. Dort werden, übersichtlich und unterteilt in in- und ausländische, feine und weniger feine Restaurants, in Fisch-, Wein- und Ebbelweilokale, in Gartenwirtschaften und solche der "Scene", in Ausflugsziele des Umlands, rund 250 Betriebe vorgestellt, gelobt, verrissen. Neben den "Top Ten", jetzt angeführt von der "Zauberflöte", dem Restaurant in der Alten Oper, sind auch die zehn angeblich schlechtesten (unter "Flop Ten") aufgelistet.
Woraufhin ein Boulevardblatt diese "Schlechtesten" mit Bild herauspickte und veröffentlichte. Mit den Stellungnahmen der jeweiligen Besitzer, die sich zwischen Sätzen bewegen wie: "Die spinnen doch." Oder: "Alles Quatsch. Unser Laden ist immer knallvoll!"
Da gibt es in der Tat Ungereimtheiten. Es mag da und dort stimmen, wenn Lokale messerscharf zerlegt werden, die auch der FR-Lokalredaktion durch Beschwerden über das Preis-Leistungsverhältnis seit Jahren bekannt sind. Doch ist es nicht widersprüchlich, wenn von einer Westend-Kneipe gesagt wird, "mürrische, lahme Bedienung, deftige Preise, dennoch: Lob an die Küche"? Reicht das für die Plazierung unter die zehn schlechtesten? Oder zu den "Top Ten". Während als Begründung für den Rutsch des "Brückenkellers" von Platz eins auf zwei das Ausscheiden des Küchenchefs Hans Haas genannt wird, ist genau dies für den "Gault Millau" kein Manko. Im Gegenteil. Sie rühmen Nachfolger Alfred Friedrich, er mache "aus allem ein herzhaft aromatisches Geschmackserlebnis". Und so ist bei ihnen der Neu-Frankfurter gar Hessens höchstbewerteter Koch. -vau
BAD NAUHEIM. "Das ist unser Beruf und Hobby gleichzeitig." Bernd Brunkhardt (42), Küchenchef am Karbener Berufsbildungswerk Südhessen, ist einer von etwa 85 Wetterauer Köchen, die sich auch in ihrer Freizeit der Kochkunst widmen. Als Sprecher des Bad Nauheimer Vereins der Köche, opfert der 42jährige regelmäßig seinen Feierabend, um bei den monatlichen Mitgliederversammlungenüber neue Entwicklungen auf dem Küchensektor sowie die Probleme des Jobs zu diskutieren und den Nachwuchs im Verein weiterzubilden. Die Auszubildenden, die in der Gastronomie oder Kliniken ihr Handwerk erlernen, haben im Verein die Möglichkeit, das hauchdünne Schneiden von Lachs, das richtige Spargelschälen oder das Zubereiten eines Hummers zu erlernen - Gerichte, die gerade in Krankenhäusern höchstens an Feiertagen auf dem Speiseplan stehen.
Bei den Kochstunden der Bad Nauheimer Organisation dürfen die Lehrlinge im Gegensatz zu ihrer betrieblichen Ausbildung Fehler machen, denn die Speisen werden anschließend selbst gegessen. Und auch für die erfahrenen Küchenmeister, so Brunkhardt, sei das Kochen im Verein, beispielsweise das gemeinsame Vorbereiten eines siebengängigen Menüs für eines der zahlreichen Vereinsfeste, eine willkommene Abwechslung: "Die meisten von uns kochen ja nicht mehr, sondern sind nur noch am Delegieren."
Vielleicht deshalb zeigen die 30 Wetterauer Küchenmeister gerne ihr Können: In kleinen Gruppen bereiten sich die Köche auf Ausstellungen und Wettbewerbe vor, so auch zu der vom 11. bis 15. Oktober anstehenden Koch-Olympiade im Rahmen der Frankfurter Messe "Menue und Logis". Bei diesem alle vier Jahre stattfindenen Wettbewerb in der Mainmetropole werden vier Einzelaussteller aus der Wetterau ihre Werke zeigen, und drei Köche des Bad Nauheimer Vereins wollen dort im "Restaurant für gesunde Ernährung" mitarbeiten. Bei den Vorbereitungen zu dieser Schau und anderen Ausstellungen geben sich sich die Köche gegenseitig Anregungen und Tips. Mit Erfolg: So gehören zu dem Verein drei Träger der "goldenen Kochmütze", der höchsten deutsche Auszeichnung für Küchenchefs.
Vereinsvorsitzender Rolf Unsorg (42) widerspricht dem geflügelten Wort, daß zuviele Köche den Brei verderben: "Unser Ziel ist Teamarbeit". Gerade in der Kurstadt Bad Nauheim seien die Vereinsmitglieder zudem bestrebt, zu beweisen, daß sich auch wohlschmeckende Diätkost zubereiten läßt. Unsorg: "Diätetisch sind wir momentan die Hochburg in Deutschland". Ein Umstand, der auch dem Ruf Bad Nauheims zugute komme. Der Vereinschef weiter: "Das Essen ist in einer Klinik sehr wichtig."
Unsorg muß es wissen: Bis 1991 leitete er die Küche in der Bad Nauheimer Herz-Kreislaufklinik. Seine während dieser Tätigkeit entwickelten Ideen und selbstentworfenen Rezepte hat der Butzbacher, der inzwischen für einen Fertigprodukthersteller bundesweit Beratungen für Großküchen durchführt, bereits in drei Kochbüchern vorgestellt. Mit den Rezepten will Unsorg vor allem eines verdeutlichen: "Gesunde Ernährung muß kein Knatsch sein."
Um diese Imagewerbung kümmert sich der Bad Nauheimer Verein, der zur Dachorganisation "Verband der Köche Deutschlands" gehört, seit seiner Gründung am 9. September 1948. Die Köche finanzieren ihre Veranstaltungen über Spenden und Mitgliedsbeiträge (24 Mark jährlich). Allein die Tarifpolitik überlassen die Köche den Gewerkschaften. So sind auch nicht all der etwa 300 bis 400 in der Wetterau beschäftigten Köche in dem Verein organisiert.
Besonderer Wermutstropfen für die Bad Nauheimer: Nur vier Frauen sind in ihren Reihen. Unverständlicherweise, so Unsorg, werde Frauen oftmals "nicht zugetraut", den körperlich anstrengenden und hektischen Beruf einer Köchin bewältigen zu können. Die Folge: Es fehlt der Nachwuchs. Wohl hauptsächlich wegen der ungünstigen Arbeitzeiten beginnen nur wenige Jugendliche nach ihrem Schulabschluß eine dreijährige Kochlehre. Brunkhardt beschreibt das Dilemma: "Die anderen gehen abends aus, dann stehst du hinter dem Herd." Warum die Vereinsmitglieder neben ihrem ohnehin schon anstrengenden Beruf dann auch noch viel Freizeit und Geld für die Teilnahme an den Ausstellungen investieren und sich im Verein engagieren kann sich Unsorg deshalb nur so erklären: "Wir sind Idealisten". JÖRN KOPPMANN
MÖRFELDEN · WALLDORF · KELSTERBACH · KREIS GROSS-GERAU IV
FRANKFURT A. M. Hier wird es also gebacken - das beste Brot Europas und der gesamten westlichen Welt: in der Bäckerei Gleu, Koblenzer Straße 7, mitten im Gallusviertel. Das klingt nach Werbung? Nach Schleichwerbung sogar? Ist es aber nicht. Denn daß Wilhelm und Marion Gleu das "beste Brot" backen, ist ihnen jetzt offiziell attestiert worden. Zwei erste Preise, einen dritten und einen vierten haben sie beim "Bayfood-Wettbewerb", dem großen "Kampf der Brote" in Kalifornien gewonnen.
Einst ins Leben gerufen von Dr. Rodnay Zaks, einem Franzosen, der nach Amerika auswanderte, und dem der "american style of eating" so gar nicht mundete. Besonders das europäische Brot vermißte er und beschloß ganz im Sinne der Amerikaner, den Markt in seiner neuen Heimat ein wenig voranzutreiben. Mit einem Wettbewerb, der ursprünglich lediglich für US-Bäcker gedacht war, an dem aber auch einige ausgewählte Europäer teilnehmen durften - um den Ehrgeiz und die Konkurrenz ein wenig anzuheizen -, wollte er die Back- Kultur der USA auf Vordermann bringen. 1990 hatte Zaks schon einmal nach den besten Broten der Welt gesucht, und auch damals gewannen die Gleus bereits zahlreiche Preise. Im Frühling war es dann zum zweiten Mal so weit.
190 Brote aus sieben Ländern hatten in einem Zelt vor dem "Ritz-Carlton" in San Francisco den Preisrichtern zur Bewertung ausgelegen. "In Anzug und Kostüm wurde mit steinerner Miene auf Brotstückchen rumgekaut", erinnert sich Frau Gleu, die mit ihrem Mann zum "Bayfood-Competition" nach Kalifornien geflogen war. Nein, Hoffnung habe sie zuerst gar nicht gehabt. "Bei unseren Broten wurde immer nur mißmutig das Gesicht verzogen. Da dachten wir, das treffe wohl so gar nicht den amerikanischen Geschmack."
Mittlerweile stehen die Gleus wieder zu Hause hinter der Theke ihres kleinen Ladens in der Koblenzer Straße. Hier riecht es nach Mehl und frisch Gebackenem. Hin und wieder läutet die Türklingel, ein Kunde tritt ein und wird von Frau Gleu bedient. "Was darf's denn heute sein, Herr Rauschenberg?", und Harald Rauschenberg verlangt ein Bauernbrot - wie immer seit drei Jahren. "Ich kaufe nur im Notfall woanders", gesteht er, und das klingt echter, als es in jedem Fernseh-Spot dargestellt werden könnte. Die nächste Kundin, Christa Schalk, probiert das "Preisgekrönte".
Das Siebenkornbrot der Gleus hat in der Gruppe "Specialty" den ersten Platz im "Bayfood-Wettbwerb" gemacht. "Das Brot", sagt Frau Schalk, "könnte ich jetzt sofort aufessen, so gut schmeckt es." Die Bäckerei Gleu hat noch in der Gruppe "Roggen" mit ihrem Nordfriesischen Halligbrot einen ersten Preis erzielt, und beim "Sauer-Weizen" einen dritten. "Ich erinnere mich noch genau, wie die Jury auf einmal unseren Namen bei der Siegerehrung ausgerufen hat, und wie ich es kaum glauben konnte", beschreibt Frau Gleu den Moment, in dem sie vom "Sieg der Brote" erfuhr. "Da merkt man dann, daß sich Arbeit lohnt."
Denn "Arbeit" heißt das Zauberwort, das hinter dem Erfolg der Gleus steht. "Ich muß fünfmal so viel Anstrengung in mein Brot investieren, wie ich in normales Brot stecken würde", meint Wilhelm Gleu. Brote aus einer Fertigmischung dauerten höchstens eine Stunde. "Ich mache aber mehrere Vorteige, teilweise ohne Hefe und Sauerteig, damit sie absolut gärungsfrei sind. Statt dessen nehme ich biologische Kulturen, die ich selbst angelegt habe, dann vollzieht das Brot keine Nachgärung mehr im Magen und ist einfach verträglicher." Nach ein paar Stunden wird dann aus den Vorteigen ein Hauptteig geknetet und das Brot schonend gebacken.
Sechs Stunden dauert diese Prozedur. Dienstags bis freitags stehen die Gleus von morgens um sechs bis abends um neun in ihrem Laden, am Wochenende müssen sie sich um die Buchhaltung kümmern. "Bei einem Zwei-Personen-Betrieb kann man sich keine goldene Nase verdienen", gibt Wilhelm Gleu zu. Zwischen 100 und 150 Kunden bedient seine Frau jeden Tag seit bald 30 Jahren.
Doch nicht immer sind die Zeiten so gut gewesen wie heute. "Wir liegen hier relativ abseits vom Schuß, sind für niemanden eine Konkurrenz." Über eine Zusammenarbeit mit den großen Kaffee- und Backwarenherstellern haben die Gleus dennoch niemals ernsthaft nachgedacht. "Unser Schaufenster mit T-Shirts und Tischdecken dekorieren, nur weil das ein Vertrag mit einer Fremdfirma so vorsieht, das wollten wir nie."
Die Gleus dekorieren ihre Schaufenster lieber mit vorteilhaften Zeitungskritiken und Urkunden - das Geld für ein perfektes Styling der Einrichtung fehlt. 50 Jahre ist die Registrierkasse alt, die Auslagenregale sind seit mehr als 30 Jahren nicht mehr erneuert worden: Bei den Gleus zählt der Inhalt, nicht die Verpakkung. Aus Idealismus begann Wilhelm Gleu vor Jahren als einer der ersten mit der Vollkornbäckerei. "Und aus Überzeugung, weil meine Kinder unter Allergien litten, die durch diese bewußte Ernährung zurückgegangen sind."
Doch aller Idealismus macht irgendwann einmal müde, ist oft aufreibend. 54 Jahre ist der Bäckermeister aus dem Gallus heute alt. "Und lange halte ich diese Anstrengungen auch körperlich nicht mehr durch." Einen Nachfolger, der das Geschäft in ihrem Sinne weiter führt, suchen die Gleus bereits. Sie selbst schmieden noch einmal neue Pläne. In Kalifornien haben sie viele Kollegen kennengelernt, und zahlreiche Angebote aus der ganzen Welt bekommen. Beispielsweise aus den USA, um dort den Yankees das Backen zu zeigen. *MEIKE GÜNZEL
Verständnis für die Belange des Artenschutzes fällt manchem Zeitgenossen schwer, wenn er als Tourist eine Gegend kennengelernt hat, wo es von Exemplaren einer vom Aussterben bedrohten Tierart geradezu wimmelt. So ging es einem Rentner (66) aus dem schwäbischen Heidenheim an der Brenz, der von einer Reise nach Simbabwe zwei präparierte Krokodilköpfe mitbrachte. Zu seinem Erstaunen wurde er auf dem Frankfurter Flughafen arretiert und wegen Verstoßes gegen das Naturschutzgesetz vor das hiesige Amtsgericht zitiert.
Hier nahm er mit großen Augen zur Kenntnis, daß die Tierart ,Crocodilus niloticus' durch das Washingtoner Artenschutzabkommen zu einer vom Aussterben bedrohten Tierart erklärt worden ist - das heißt, daß das Tier auch nach deutschem Recht unter absolutem Schutz steht, lebend oder tot.
Zu all dem konnte der weitgereiste Rentner nur den Kopf schütteln. Der Kariba-See in Simbabwe sei siebenmal so groß wie der Bodensee und voll von Krokodilen, wußte er mitzuteilen. Weit vom Aussterben entfernt, gingen die Tiere dort in altgewohnter Weise ihrem Nahrungserwerb nach, zum Beispiel durch mörderische Attacken auf Eingeborene.
Geduldig gab ihm der Richter zu verstehen, daß solch befremdendes Verhalten dem Krokodil als solchem nicht übelzunehmen sei. Das zahlreiche Vorkommen in dem entlegenen See wiederum spreche nicht gegen die Bedrohung der Art insgesamt und weltweit; im Nil zum Beispiel komme das Nilkrokodil schlechthin nicht mehr vor.
Der Rentner ging sichtbar in sich. Strafe erschien überflüssig; also Einstellung des Verfahrens gegen Zahlung von 1000 Mark Buße. Die wollte der sparsame Schwabe einem neuen Tierasyl in Heidenheim zukommen lassen. Das Gericht, an bedrohten schwäbischen Haustieren weniger interessiert, entschied auf Zahlung an den Deutschen Naturschutzbund. Egal, Hauptsache Natur - der Rentner akzeptierte den Spruch. -lg-
Rumänien steht an zweiter Stelle auf der Liste der Herkunftsländer von Flüchtlingen. Viele von ihnen sind Roma und kommen nach Deutschland, wo sowohl in der Öffentlichkeit als auch bei Politikern die Überzeugung vorherrscht, in Rumänien existierten seit dem Sturz Ceaucescus demokratische Verhältnisse. Im Juni erschien bei der Gesellschaft für bedrohte Völker (Düstere Straße 20 a, 3400 Göttingen) ein Menschenrechtsreport der Ethnologin Katrin Reemtsma. Darin berichtet sie von Diskriminierungen gegen Roma im rumänischen Arbeitsleben und in den Medien, aber auch von zahlreichen Pogromen gegen die Roma. Wir dokumentieren Auszüge aus dem Report.
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OBERURSEL · STEINBACH · KRONBERG · KÖNIGSTEIN V
OBERURSEL · STEINBACH · KRONBERG · KÖNIGSTEIN III
WETTERAUKREIS II
MAIN-TAUNUS-KREIS III
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Herausgeber und Chefredakteur: 1946-1973 Karl Gerold
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FRANKFURT-NORDWEST. Die Erziehungsberatungsstelle auf ihr Beratungsangebot hin. Offen ist die Anlaufstelle für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Ob Probleme mit allgemeinen Lebensfragen, Ärger in der Ehe, Entwicklungs- oder Erziehungsproblemen, in der Ernst-Kahn- Straße 49 a wird Rat und Hilfe angeboten.
Die Beratung ist kostenlos, unabhängig von der Konfession und vertraulich. In dringenden Fällen werden kurzfristige Termine - auch abends - vergeben. Anmeldung: montags bis donnerstags von 8 bis 17 Uhr; freitags zwischen 12 und 17 Uhr unter Telefon 57 40 91. *fs
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Ein Ehepaar hilft kranken Vögeln auf die Sprünge In der Ponsstraße entstand ein Lazarett fürs Federvieh: Mit Findlingen des Nachbarn fing es vor 18 Jahren an Von unserem Redaktionsmitglied Christina Wallenda MÖRFELDEN-WALLDORF. Um halb sechs klingelt der Wecker. Jeden Morgen. Auch am Sonntag. Der Grund, warum es Hilde und Hans Lorenz in aller Herrgottsfrühe aus den Federn treibt: Sie haben jede Menge gefiederter Hausgenossen, die allmorgendlich pünktlich nach ihrem Frühstück verlangen. Wie viele Vögel es genau sind, die das Ehepaar im Haus und in der Voliere im Garten beherbergt, wissen sie gar nicht genau: "Da müßte ich erst mal durchzählen", schmunzelt Hans Lorenz, der sich mit seiner Frau seit Jahren in der Walldorfer Vogelschutzgruppe engagiert. Er schätzt, daß es derzeit um die 60 Tiere sind, die versorgt sein wollen - Findlinge, die meist schon in besorgniserregendem Zustand hier abgegeben wurden. Hilde und Hans Lorenz pflegen die gut fünf Dutzend Vögel, päppeln sie liebevoll wieder auf, denn meist sind oder waren es kranke und mißgebildete Tiere. Die beiden sind inzwischen für ihr Engagement so bekannt, daß sie auch schon mal bremsen müssen. "Wir nehmen jetzt fast nur noch Vögel aus der Umgebung", sagt Hilde Lorenz, "sonst wäre das nicht mehr zu schaffen."
Für alle kann das Ehepaar nicht sorgen, selbst wenn es wollte. Schon jetzt sind die beiden mit ihren Pfleglingen voll ausgelastet. Allein im Wohnzimmer ihres Hauses in der Ponsstraße haben 18 Mehlschwalben, zwölf Rauchschwalben und fünf Mauersegler Quartier bezogen. Vögel, die ohne das Ehepaar vermutlich schon verendet wären: "Die haben alle was. Einige haben Flügelmißbildungen, bei andern sind's die Augen. Die behalten wir auch hier", sagt Hilde Lorenz. Andere Hausgäste, wie die beiden Sperlinge, die im Flur lautstark auf sich aufmerksam machen, werden wieder in die Freiheit entlassen.
Seit 18 Jahren widmet das Ehepaar fast seine gesamte Freizeit der Vogelpflege, hat die Tiere sogar schon ein paarmal mit in den Urlaub genommen. Doch das ist lange her. Ferien zu machen, haben sich die beiden abgeschminkt, denn "wer sollte sich um die ganzen Tiere kümmern?"
Sie tun's - und da spielt es keine Rolle, daß die Versorgung aufwendig ist, viel Zeit, Mühe, persönliche Opfer und natürlich auch Geld kostet. Denn "wenn man's geschafft hat, den Vogel wieder soweit hinzukriegen, daß er sich wieder selbst versorgen kann, dann ist das ein schönes Gefühl", sagen die beiden.
Den Anstoß zu dem Unternehmen gab ein Nachbar aus der Seitenstraße. Als an dessen Haus das Dach repariert wurde, kam ein Nest mit jungen Mauerseglern zum Vorschein. "Die hat er uns dann gebracht, weil er uns als Mitglieder der Vogelschutzgruppe kannte." Das Ehepaar versuchte sein Glück, wohlwissend, daß das Vorhaben riskant werden würde. Denn "Mauersegler sind besondere Vögel und auch nicht ganz einfach großzukriegen - zumal wir damals auch noch wenig Erfahrung hatten", sagt Lorenz. Doch der Versuch glückte, und nach der Aufzucht der Mauersegler wuchs das Lazarett. Immer wieder kamen Leute an, brachten verletzte, kranke und aus dem Nest gefallene Tiere, bis sich in der Ponsstraße eine richtige Vogelpflegestation entwickelt hatte.
Klar, daß es da jede Menge Anekdoten zu erzählen gibt. Da ist zum Beispiel die Rauchschwalbe Bertha, die allabendlich auf die Schulter von Hilde Lorenz hüpft, sobald diese im Wohnzimmer Platz genommen hat, und es sich dort gutgehen läßt. Fühlt sie sich nicht ausreichend beachtet, kommt's schon vor, daß Bertha zu Frauchens Füßen Platz nimmt und signalisiert, daß sie jetzt schmusen will.
Oder der Eichelhäher Bingo in der Voliere im Garten. Wie er heißt, erzählt das sprachbegabte Kerlchen jedem, der es hören will. Und die Frage "Hast du was?" schließt sich meist nahtlos an. Nur im Moment ist er etwas mundfaul - die Mauser macht ihm zu schaffen.
Hans und Hilde Lorenz, die sich als aktive Naturschützer verstehen, freuen sich zwar, wenn sie helfen können, doch nicht immer sind die beiden Vogelfreunde begeistert, wenn sie Zuwachs kriegen. Vor allem über die übereifrigen Retter, die jedes am Boden hockende Vogeljunge aufsammeln und anschleppen, ärgern sie sich. Denn selten sind die Kleinen wirklich verwaist. "Man sollte die Vögel erst mal beobachten. Meist sind die Vogeleltern nämlich in der Nähe. Wenn sie binnen zweier Stunden immer noch nicht aufgetaucht sind, bleibt immer noch Zeit zum Handeln", sagt Hilde Lorenz.
Aber Ausnahmen bestätigen die Regel. Manchmal kann es wichtig sein, sich des Vogeljungen anzunehmen. Die Mauersegler, die - im Gegensatz zu anderen Jungvögeln - das Nest erst nach Erlangen der vollen Flugfähigkeit verlassen, sind so ein Fall. Liegen sie am Boden, kann man davon ausgehen, daß sie Hilfe brauchen. Oder der Zaunkönig. Er niste relativ bodennah, und da könne es schon mal passieren, daß ein Nest versehentlich zerstört werde, erklärt Hans Lorenz.
Die Folge: Die Alten kehren nicht mehr zu den zerstörten Nestern zurück und verlassen dann auch die Brut. "Aber dazu muß man natürlich wissen, welchen Vogel man da vor sich hat", sagt Hilde Lorenz. Die wenigsten wissen es - und schaden den Tieren dann mehr als sie ihnen helfen.
Das gilt auch für die selbsternannten Experten, die nach erfolglosem Herumdoktern schließlich doch bei dem Ehepaar auftauchen. Nur: "Dann sind die Tiere schon so schwach, daß es für Hilfe oft zu spät ist." Ein großes Problem sind Katzen. Die mögen Vögel auch - als kleine Mahlzeit zwischendurch. Gerade in der Brutzeit, findet Hilde Lorenz, sollten Katzenbesitzer ein Auge auf die Samtpfoten haben. Denn "wenn ein Vogel eine Katze hatte, dann geht er in den allermeisten Fällen ein".
Solche Rückschläge tun weh: "Es bricht einem fast das Herz, wenn man so eine arme Kreatur sieht", sagt Hilde Lorenz. Trotzdem - die Bilanz des Ehepaares kann sich sehen lassen. Und ans Aufhören denken sie nicht: "Wir machen weiter, solange die Kraft reicht."
Durch die politischen Veränderungen im Dezember 1989 hat sich die Situation der Roma sowohl zum Besseren, als auch zum Schlechteren hin verändert.
Zum ersten Mal seit über 60 Jahren können sie im Zuge der wiedereingeführten Rechte auf öffentliche und private Ausübung der Kultur, der Versammlungs- und Meinungsfreiheit unabhängige Verbände gründen, ihre Interessen öffentlich vertreten und eigene Zeitungen herausgeben.
Weniger befriedigend sind die Entwicklungen im speziellen Bereich der Minderheiten(politik und -rechte), die - bei einem Bevölkerungsanteil von mindestens 20 Prozent - einen zentralen Aspekt der rumänischen Politik darstellen.
In einem am 5. Januar 1990 veröffentlichten Papier zu nationalen Minderheiten wurde die diskriminierende und auf Assimilation ausgerichtete Politik Ceaucescus verurteilt. Die Front zur Nationalen Rettung wollte nun
1) die "Anerkennung und Garantie der individuellen und kollektiven Rechte und Freiheiten der nationalen Minderheiten in der neuen Verfassung" sicherstellen,
2) "eine Charta vorbereiten und beschließen", in der die "nationalen Minderheiten in Übereinstimmung mit den entsprechenden Paragraphen der neuen Verfassung respektiert werden" und die "innerhalb eines Zeitraumes von sechs Monaten nach Annahme der Verfassung" verabschiedet wird,
3) "unter Berücksichtigung des zu schaffenden Rechtsrahmens zur Ausübung der elementaren Minderheitenrechte, Ausbildung in der Muttersprache, Förderung der nationalen Kultur und Verteidigung der ethnischen Identität, ein Gesetz verabschieden". Um dies umzusetzen, sollte ein "Ministerium für nationale Minderheiten" geschaffen werden.
Doch von diesen Versprechungen ist keine eingelöst worden. Statt dessen hat es bis zu den Wahlen am 20. Mai 1990 eine beim Parlament angesiedelte provisorische Minderheitenkommission gegeben, in der Vertreter von 12 Minderheiten - unabhängig von deren zahlenmäßiger Größe - vertreten waren. Am 14. März 1990 wurde beschlossen, daß jede Minderheit, deren Vertreter sich zur Wahl gestellt haben, ohne die notwendige Stimmenanzahl zu erreichen, je einen Sitz im Parlament erhält. Per Entscheid Nr. 17 vom 3. Juli 1990 wurde ein institutionelles Komitee für Menschen- und Bürgerrechte beim Senat eingerichtet, dessen einer Arbeitsschwerpunkt Minderheitenfragen darstellen.
Was die Materialisierung der Minderheitenrechte anbelangt, so ist es bei Einzelmaßnahmen geblieben, die sich im wesentlichen auf muttersprachlichen Unterricht beziehen. Hier beklagen Ungarn das Fehlen umfassender muttersprachlicher Hochschulausbildung. In bezug auf Roma hat das Bildungsministerium einige Stellen für romanessprachige Lehrer mit Roma-Herkunft eingerichtet, doch fehlt es noch an qualifizierten Kandidaten. Ähnliche Maßnahmen sind auch für zahlreiche kleinere Minderheiten wie Bulgaren, Lipovenen, Slowaken, Türken und Ukrainer realisiert worden.
Ferner wurden zahlreiche bestehende Diskriminierungen des alten Systems im Arbeitsleben aufgehoben; doch gibt es nach wie vor in vielen Arbeitsbereichen, in Verwaltung und Justiz eine erhebliche Unterrepräsentanz der Minderheiten.
Als Widerspruch zur behaupteten Demokratisierung und als Grund für die fehlende Realisierung der Minderheitenrechte ist die personelle und ideelle Kontinuität innerhalb der privilegierten Nomenklatura und des Verwaltungsapparates (Verwaltungsbeamte, Armee, Polizei, Justizangehörige und Diplomaten) anzusehen. Diese Schicht, die weniger auf Grund ihrer Qualifikation, umso mehr aber wegen ihrer rumänischen Abstammung unter Ceaucescu zu ihren Ämtern gekommen ist, hat sich nicht nur halten können, sondern vielfach in der als Kulturvereinigung - Parteizugehörigkeit ist ihnen heute untersagt - ausgegebenen "Vatra Romaneasca" reorganisiert.
Die "Vatra" ist ein extrem nationalistischer, antisemitischer und xenophobischer Verband, der wesentlich zur Verschärfung der Spannungen zwischen Rumänen und Ungarn, aber auch zwischen Rumänen und anderen Nationalitäten beiträgt und über großen politischen Einfluß bis hinein in das Präsidentenpalais verfügt.
Man kann hier von einer aus Ceaucescus Zeiten übernommenen Kontinuität des Nationalismus als integralem Bestandteil staatlicher Politik sprechen.
In der politischen und gesellschaftlichen Praxis findet der regierungsoffizielle Nationalismus seinen Ausdruck in den Artikeln 4 und 6 der im Dezember 1991 verabschiedeten neuen Verfassung.
Problematisch an diesen Verfassungsformulierungen ist unter anderem, daß nur die im kulturellen Bereich liegenden Rechte der Minderheiten sehr allgemein anerkannt werden. Alle weiteren nationale Minderheiten betreffenden Passagen sind unter allgemeinen Überschriften versteckt. So anerkennt der Artikel 32 Recht auf Unterricht, in § 3 das Recht der nationalen Minderheiten auf Unterricht in ihrer Sprache. Lediglich dieser Aspekt soll später durch ein Gesetz konkretisiert werden.
Es geht fernerhin kein explit in der Verfassung verankertes Diskriminierungsverbot. Art. 39 - Meinungsfreiheit - verbietet in § 7 (!) die Diffamierung des Landes, die Aufwiegelung zu kriegerischer Aggression, zu Nationalitäten-, Klassen- und Religionshaß, die Anstiftung zu Diskriminierung und territorialem Separatismus . . .
Überhaupt nicht konkretisiert werden die Rechte von nationalen Minderheiten in Verwaltung oder Justiz, beispielsweise eine angemessene personelle Repräsentanz. In den Artikeln 119 bis 122 über kommunale Verwaltung werden die nationalen Minderheiten mit keinem Wort erwähnt. Statt dessen ermöglicht Art. 6 (2) die erneute Beschränkung der Rechte der Minderheiten.
Die zwei Jahre zuvor in Aussicht gestellte Garantie kollektiver Rechte und deren detailliertere Ausformulierung, die dann auch juristisch einklagbar wären, ist nicht verwirklicht worden. Die Verfassung trägt somit dem Vielvölkergebilde, wie Rumänien es ist, nur unzulänglich Rechnung und fällt hinter die auch von Rumänien unterzeichneten internationalen Abkommen zurück.
Wie weit die politisch Verantwortlichen von der Einhaltung der unterzeichneten Konventionen entfernt sind, zeigt sich auch in Zusammenhang mit einer der negativsten Entwicklungen der Nach-Ceaucescu-Zeit, dem Ausbruch eines extremen Nationalismus, der gegenüber Roma zu verbalem und physisch ausgetragenen ethnischem Haß und zu 20 (bekannten) Pogromen geführt hat. Roma gegenüber ist es in den vergangenen zwei Jahren zu schweren Menschen- und Minderheitenrechtsverletzungen gekommen, an denen sowohl Teile der Bevölkerung als auch staatliche Organe beteiligt waren.
Auf dem Arbeitsmarkt treffen die durch den Übergang vom Kommunismus zum Kapitalismus bedingten Zusammenbrüche und Strukturveränderungen zwar alle Staatsbürger; doch sind die Roma als unterprivilegierte und diskriminierte Minderheit besonders in Mitleidenschaft gezogen. Durch die künstliche Zuspitzung der ethnischen Zugehörigkeit und mit nationalen Argmumenten, die Roma gleichsam zu rechtlosen Ausländern machen, wird ihnen das Recht auf Arbeit verwehrt.
"Arbeit ist für Rumänen, nicht für Zigeuner", bekam ein arbeitsuchender Roma zu hören.
Überwiegend nachteilige Konsequenzen für Roma hat auch die Landreform mit sich gebracht. Viele wurden vom Erwerb privat zu bewirtschaftenden Landes ausgeschlossen. Andere konnten mangels Voraussetzungen und Kenntnis des Antragsverfahrens von ihrem Recht keinen Gebrauch machen. Wieder anderen wurde die Rückgabe ehemaligen Familienbesitzes verweigert - während sie gleichzeitig durch die Landreform arbeitslos geworden waren.
Die vielfältigen Diskriminierungen in der Arbeitswelt widersprechen grundlegenden Menschenrechten und auch den selbst auferlegten Standards: Gemäß Artikel 2 des Gesetzes Nr. 30, das am 16. November 1990 vom rumänischen Parlament verabschiedet wurde, ist jegliche Diskriminierung wegen politischer Überzeugung, ethnischer Zugehörigkeit, Religion, Alter, Geschlechtszugehörigkeit oder sozialem Status gesetzlich verboten.
Der allgemeine wirtschaftliche Niedergang verschärft die Diskriminierung der Roma auf dem Arbeitsmarkt und drängt noch mehr Angehörige dieser Volksgruppe ins soziale Abseits.
Als Folge der Abschaffung der Zensur ist seit Januar 1990 einer Fülle neuer Zeitungen und Zeitschriften auf den rumänischen Markt gelangt. In diesen werden Roma (Juden und Ungarn) benutzt, um
1. den Holocaust zu tabuisieren beziehungsweise die Verfolgung ab 1941 für heutige Zwecke zu instrumentalisieren und um von historischer (rumänischer) Schuld und Verantwortung zu entlasten und den Diktator Antonescu zu rehabilitieren,
2. einen Sündenbock für enttäuschte Hoffnungen, soziale und politische Mißstände zu haben. Roma werden durch die Verbreitung einer dumpfen Mischung aus Benennung der ethnischen Zugehörigkeit, rassistischen Anspielungen und vermeintlicher sozialer Unverträglichkeit kollektiv zu "Kriminellen" und "Unzivilisierten" gemacht. Ungarn werden als kulturell Fremde und politisch Gefährliche charakterisiert.
Besorgniserregend ist, daß diese Bilder nicht nur Nationalisten mitzeichnen, sonder auch (oppositionelle) Intellektuelle, Regierungspolitiker und Verantwortliche in den Medien.
In Zusammenhang mit der Berichterstattung über Roma stellt die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) fest:
"Die Situation der Roma hat sich seit den Ereignissen im Dezember 1989 nicht wesentlich verbessert. Direkte Diskriminierung besteht offensichtlich weiter fort und wird wahrscheinlich durch den Einfluß von diffamierenden Kampagnen der Massenmedien, die Roma als Sündenböcke für alle vergangenenen, gegenwärtigen und zukünftigen Mißstände präsentieren, verschärft."
Der Berichterstatter der Vereinten Nationen für Rumänien Joseph Voyame kommt zu einer ähnlichen Beurteilung der Lage:
". . . obwohl die Angehörigen der Zigeunergemeinschaft jetzt politische Parteien und unabhängige kulturelle Verbände, die das Bewußtsein für ihre bürgerlichen und politischen Rechte geschärft haben, gründen konnten, ist sie Gegenstand einer Diffamierungskampagne, die manchmal einem öffentlichen Aufruf zum Rassenhaß gleichkommt und zu Akten der physischen Gewalt, Plünderungen und Zerstörung ihrer Häuser geführt hat."
Die rassistische Berichterstattung verletzt Artikel 4 der Internationalen Konvention über die Verhinderung von Rassendiskriminierung von 1966 (Unterbindung von Propaganda und Organisationen, die die Überlegenheit einer Rasse oder Personen bestimmter Volkszugehörigkeit verbreiten oder irgendeine Form von Rassenhaß oder -diskiriminierung fördern). Verletzt wird hier auch insbe-
Begünstigt durch die Berichterstattung wird auch einer der gefährlichsten Aspekte der Entwicklungen seit dem Sturz Ceausescus, der Nationalismus, der zu einer Fülle an gewalttätigen Ausschreitungen gegen Roma geführt hat. Diese Ausschreitungen sind als Pogrome (aus dem Russischen: Verwüstung) zu bezeichnen. Ihre Charakteristika sind Hetze und Gewalt, die von Privatpersonen und öffentlichen Einrichtungen (Behörden, Kirche, Presse) oder einer Bevölkerungsgruppe gegen eine andere ausgeübt werden. Allein 1990 ist es zu 12 Pogromen gegen Roma gekommen. Der größte fand am 9. 10. 90 in Kogalniceanu statt. Damals wurden 38 Häuser niedergebrannt, mehr als 200 Menschen leben seitdem in Notbehausungen.
Im folgenden wird eine Übersicht über die größten Pogrome des Jahres 1991 gegeben: Bolintin Deal, 7. April 1991
Während einer Auseinandersetzung zwischen einem Rom und einem rumänischen Studenten in der (Oster-)Nacht 6./7. April kam der Student zu Tode. Wenige Stunden später wurde der Täter verhaftet und im weiteren Verlauf verurteilt. Um 10.00 Uhr am folgenden Morgen erklang die Sirene der Stadt, und zahlreiche Bewohner versammelten sich vor dem Haus des Opfers. Zwischen 11 und 12.30 zogen mehrere Tausend Menschen zu den Häusern der Roma. Zunächst sollte nur das Haus des Täters angezündet werden, doch schnell verwandelte sich das Vorhaben in einen Angriff gegen alle dort lebenden (Ursari-)Roma.
22 Häuser und drei Autos wurden niedergebrannt, fünf weitere Häuser zerstört. Widersprüchlich war das Verhalten des Bürgermeisters. Ein Roma berichtet:
"Der Bürgermeister kam gegen 7.30 - 8.00 Uhr zum Haus und sagte, wir sollten weggehen, weil unsere Häuser angezündet würden. Ich ging nicht weg, bis ich die Häuser brennen sah; und ich stand auch nebendran, als mein Haus in Flammen aufging. Der Bürgermeister warnte uns, weil er keinen Toten wollte. Sie wollten die Zigeuner einfach loswerden."
Obwohl der Bürgermeister über die bevorstehenden Angriffe informiert war, wurde die Polizei nicht eingeschaltet. Zur Zeit des Angriffs waren lediglich 13 Polizisten anwesend, die nur kurzzeitig die Menge zu beruhigen versuchten. Erst gegen 13.00, als die Häuser schon niedergebrannt waren, traf ein größeres Einsatzkommando ein.
Die Roma flohen zu Familienangehörigen oder Freunden in den Nachbardörfern oder lebten unter freiem Himmel. Einige kehrten am 7. 4. zurück, um in den zerstörten, aber nicht niedergebrannten Häusern unterzukommen. Wieder erklang die Sirene im Dorf. Die letzten fünf Häuser wurden ebenfalls niedergebrannt und die Roma aus dem Dorf gejagt. Diesmal verhinderte die Polizei, daß die Roma zusammengeschlagen wurden, indem sie sie im Auto aus der Stadt fuhr. Bürgermeister und Priester hingegen beteiligten sich aktiv an den Übergriffen.
Am 8. Mai traf eine Delegation der Menschenrechtsorganisation Helsinki Watch in Bolintin Deal ein. Kurz nach ihrer Ankunft erklang die Sirene und mehrere Hundert ärgerliche Dorfbewohner umringten die Delegation. Eine Frau rechtfertigt den Pogrom:
"Warum werden wir nicht in Ruhe gelassen? Wir müssen arbeiten. Versteht ihr nicht, sie sind Diebe. Sie haben uns beklaut. Sie sind alle schlecht."
Die Roma wehren sich gegen diese kollektive Schuldzuweisung:
"Sie sagen, daß sie nur die Häuser der Kriminellen zerstört haben. Aber mein Haus wurde ebenfalls niedergebrannt. Eine soziologische Untersuchung über Zigeuner, an der ich gearbeitet habe, verbrannte. Einige Nachbarn haben versucht, uns zu helfen; sie wurden fast gelyncht. Die Nachbarn wußten, daß meine Familie unschuldig war. Wir lebten zu siebt in unserem Haus. Sie mußten wissen, daß wir keine Diebe sind. Es gibt ein oder zwei Familien mit Problemkindern, aber es gibt auch Rumänen, die Diebe sind. Der Mann, der den Studenten umgebracht hat, hatte sich bisher keinerlei krimineller Vergehen schuldig gemacht. Er war betrunken."
Ogrezeni, 17. Mai 1991
Am 16. Mai wurde ein Rumäne von einem jugendlichen Rom zusammengeschlagen. Ein rumänischer Nachbar einer Roma-Familie berichtet:
"In dieser Nacht marschierte eine Gruppe Jugendlicher, einschließlich des Zusammengeschlagenen, durch die Straße; sie riefen: ,Feuer!' Es war so gegen 21.00 oder 21.30 Uhr. Sie zündeten ein Haus an. Ein Zigeuner, der in der Nähe lebte, meldete dies der Polizei. Sie kam gegen 23.30 Uhr. Das war alles."
Am folgenden Abend setzten sich die Angriffe fort. Auf das Läuten der Glocken hin versammelten sich zahlreiche Menschen. Nach Angaben eines rumänischen Bewohners wurden mindestens sechs Häuser niedergebrannt. Jugendliche zerstörten außerdem weitere Häuser mit Traktoren. Ein anderer Rumäne beschreibt das Verhalten der Polizei:
"Es standen viele Polizisten rum. Ich nehme an, es waren zwei Lastwagen voller Polizeibeamte. Sie waren da, als die Häuser niedergebrannt wurden. Sie sagten nichts. Ein Polizist berichtete mir, daß sie - hätten sie einen Befehl - in 30 Minuten die Ordnung wiederherstellen könnten. Die Polizei blieb bis Juni oder Juli, aber zu der Zeit waren keine Zigeuner mehr im Dorf."
Als Helsinki Watch Mitte Juli nach Ogrezeni kam, waren noch keine staatsanwaltlichen Ermittlungen eingeleitet worden.
BOLINTIN VALE, 18. Mai 1991
Am folgenden Tag sprang die Gewalt auf den Nachbarort, Bolintin Vale, über. Dort erklangen am Freitag abend die Glocken. Ein rumänischer Augenzeuge berichtet:
"Zwischen ein und zwei Uhr Samstagnacht kam eine große Zahl Dorfbewohner die Straße runter. Viele unserer Nachbarn halfen bei der Zerstörung. Wir wollten nicht, daß das Haus unserer (Roma-)Nachbarn angezündet wurde, denn es steht dicht neben unserem Haus. Ich hatte Angst, daß auch unser Haus Feuer fängt. Dann wurde das Haus zerstört. Keiner der Polizisten, die auf der Straße rumstanden, kam. Wir sahen, wie sich die Polizei in die Lastwagen zurückzog. Wir konnten einige der Lastwagen vom Haus aus sehen. Die Polizei konnte die Menschenmenge sehen, aber sie ging nicht dazwischen. Seitdem haben wir Polizeipatrouillen in der Nachbarschaft."
Insgesamt wurden an allen drei Tagen 28 Häuser der Ursari-Roma zerstört. Aus beiden Orten, Ogrezeni und Bolintin Vale, sind alle Roma geflüchtet. (. . .)
VALENI LAPUSULUI, 13. 8. 1991
Im Dorf Valeni Lapusului und im etwa 1 km entfernten Teil Ponorita lebten bis zum 13. 8. 1991 etwa 150 Roma. Ihre Häuser und Hütten wurden am Abend des 13. August niedergebrannt und zerstört. Unmittelbarer Auslöser des Pogroms soll die Vergewaltigung einer jungen Dorfbewohnerin durch einen Roma am Vortag gewesen sein. Beim Gespräch mit den Dorfbewohnern ist dieser Aspekt jedoch nicht Gegenstand ihrer Erregung. Ärger herrschte vielmehr darüber, daß aus den zwei Familien, die 1939 aus Mitleid mit ihrer Armut aufgenommen wurden, im Laufe von 50 Jahren 150 Menschen wurden. Ferner hätten sie "immer geklaut", Hühner vor allem. Dieses Vergehen wird seit der Rückgabe des verstaatlichten Landes an die ursprünglichen Eigentümer, alteingesessene Bauernfamilien, national, also als ein Vergehen eines "Zigeuners" gegen einen Rumänen, interpretiert. Außer sich vor Ärger schreit eine etwa 40jährige Frau immer wieder:
"Von denen kommt keiner mehr zurück. Dies ist ein rumänisches Dorf."
Sie bietet den Roma die Alternativen an, entweder in den "Wohnblocks von Baia Mare zu verschwinden" - für Menschen, die in bäuerlichen Traditionen verhaftet sind, eine tödliche Vision - oder in die Häuser der Deutschen im Banat zu ziehen. Bis jetzt (März 1992) durften die Roma weder nach Valeni noch in ein Nachbardorf zurückkehren. Vielmehr verbrachte die Mehrheit von ihnen den Winter unter Plastikplanen. Mehrere Kinder mußten für längere Zeit im Krankenhaus behandelt werden.
Die Bereitschaft der Behörden, für die Roma tätig zu werden, hält sich in sehr engen Grenzen. Die Bürgermeister von Valeni und Tirgu Lapus, dem nahegelegenen Städtchen, verteidigen sich: "Die Stimmung ist schlecht. Keine Gemeinde will die Menschen haben."
Auch beim Gespräch mit den Dorfbewohnern, von denen sich immer mehr aller Generationen im Dorfladen versammelten und den Pogrom zu rechtfertigen suchten, schwiegen sie. Der Polizeichef von Tirgu Lapus berichtet, er habe versucht, den Dorfbewohnern klar zu machen, daß auch die Roma Bürger von Valeni seien und ein Anrecht auf Rückkehr ins Dorf hätten, doch dafür habe er nur Widerspruch geerntet.
Für das Recht auf Rückkehr sprechen nicht nur der Respekt vor ihren staatsbürgerlichen und Gewohnheitsrechten, sondern auch die von den Roma behaupteten Ansprüche auf Rückgabe von Landbesitz am anderen Ende des Dorfes.
Die Strafverfolgung kommt ebenfalls nur schleppend voran. Der Polizeichef von Baia Mare erläutert, warum dies so ist:
"Wir wissen, wer die Häuser angezündet hat. Aber Anklage kann erst dann erhoben werden, wenn auch der Täter auf seiten der Roma geschnappt worden ist."
Daß es überhaupt zur Einleitung polizeilicher Ermittlungen gekommen ist, geht auf massives Drängen der Roma-Verbände zurück. Im Dezember wurde der Täter auf seiten der Roma geschnappt. Der Untersuchungsbericht 1658/1991 der Polizei wurde Ende Dezember an die Staatsanwaltschaft weitergegeben.(. . .)
Gerechtfertigt wird die Gewalt mit der angeblichen Kriminalität der Roma und der jahrelangen Untätigkeit der Polizei diesbezüglich. Roma - Männer, Frauen, Kinder, alt und jung - werden kollektiv für schuldig erklärt und der Selbstjustiz der Bevölkerung unterworfen.
Ermittlungen werden oftmals nur unter Druck der Roma-Verbände eingeleitet und dann sehr schleppend geführt. Mit Ausnahme der Ermittlungen in Plaiesii de Sus befinden sich alle Verfahren erst in der Phasee zwischen Polizei und Staatsanwaltschaft, obwohl in den meisten Fällen mehr als ein oder zwei Jahre seit dem Pogrom vergangen sind.
Die Reduzierung der Ursachen für derartige Pogrome durch die lokale Bevölkerung auf die angebliche Kriminalität der Roma findet sich auf allen administrativen und politischen Ebenen wieder. So äußert Gabriel Gafita, Berater der "Gruppe für interethnische Beziehungen der Regierungskommission für Lokale Konflikte" implizit Verständnis für die Gewalttätigkeiten gegenüber den Roma, wenn er behauptet:
"Konflikte hat es an den Orten gegeben, wo viele arbeitslose Zigeuner waren, viele Schwarzhändler, viele kriminelle Elemente. Alle Konflikte wurden durch gewalttätige Übergriffe von Zigeunern auf Nicht-Zigeuner verursacht. . . . Dies sind lokale Konflikte, die im Laufe der Zeit gewachsen sind; die Menschen können ihnen lange Geschichten von Diebstählen, von Kindern, die auf Schulwegen attackiert wurden, und von angegriffenen Frauen erzählen."
Der stellvertretende Vorsitzende der rumänischen Delegation zum Minderheitenexpertentreffen der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) vom 1.-19. 7. 91, Nicolae Dascalu, verharmlost am 10. 7. 91 die Ausschreitungen gegen Roma folgendermaßen:
"Die Beteiligung von Bürgern unterschiedlicher ethnischer Herkunft an den Konflikten mit Roma macht deutlich, daß solche Konflikte nicht ethnisch, sondern sozial motiviert sind."
Im Informationsbulletin No. 2 derselben Delegation, das wie die o. g. Äußerungen offizielle Regierungsstatements enthält, wird diese Linie fortgeschrieben.
Unter Zugrundelegung der Untersuchungen des Generalstaatsanwaltes wird der Verlauf einzelner Pogrome völlig anders dargestellt; außerdem werden die Ursachen ebenfalls mit dem vermeintlichen kollektiven sozialen Verhalten der Roma motiviert.
Auch in anderem Zusammenhang wird den Roma die Schuld an den Pogromen zugeschoben und mit ihrem "provokativem Verhalten" oder "ihrem offensichtlichen, mit illegalen Methoden erworbenen Wohlstand" gerechtfertigt.
Neben der Lokalisierung der Ursachen für die Pogrome in der angeblichen Kriminalität der Roma und der Reduzierung der Pogrome auf lokal begrenzte Vorkommnisse erscheint es besorgniserregend, daß die anschließenden juristischen Konsequenzen nicht weiter problematisiert werden. Entgegen der von der rumänischen KSZE-Delegation aufgestellten Behauptung, daß Anklagen gegen die Verantwortlichen der gewaltsamen Ereignisse erhoben worden seien und sie Verfahren vor Gerichten zu erwarten hätten, sind bis auf eines alle Ermittlungsverfahren verschleppt worden. Die von der Delegation behauptete gütliche Einigung zwischen Roma und Nicht-Roma ist als Fortsetzung des nationalen Drucks auf Roma zu verstehen. Nicolae Gheorghe von der Ethnischen Föderation der Roma formuliert das Dilemma:
"Roma haben nur die Wahl zwischen sozialem Frieden oder Gerechtigkeit."
In der konkreten Situation bedeutet dies, daß die Roma - wollen sie an ihren Ort zurückkehren und sich nicht erneut den Haß der Bewohner zuziehen - erhebliche Kompromisse bei der Durchführung der Ermittlungen und Verfahren hinnehmen müssen. Sie müssen sich verhandlungsbereit zeigen, was Tempo, Anklagepunkte, Höhe der Strafe und Anzahl der belasteten Personen anbelangt. Daher ist sehr fraglich, ob gerechte Urteile überhaupt gesprochen werden können. (. . .)
Das in der bundesdeutschen Öffentlichkeit allzu eilfertig propagierte Bild einer Demokratisierung Rumäniens hält angesichts der gravierenden Verstöße gegen Internationale Menschenrechts-Konventionen einer kritischen Überprüfung nur ansatzweise stand. Vielmehr geht aus dem oben Angeführten hervor, daß Roma auch nach dem Sturz Ceaucescus einer Fülle an Verletzungen ihrer Rechte auf Grund ihrer ethnischen Zugehörigkeit ausgesetzt sind. Zu den Konventionen, gegen die staatliche Behörden und politische Funktionsträger in den vergangenen zwei Jahren immer wieder verstoßen haben, gehören:
Artikel 1, 2, 3, 5, 6, 7, 8, 10 und 11 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte vom 10. 12. 1948; Artikel 2, 17, 20 und 26 des Internationalen Paktes über Bürgerliche und politische Rechte vom 16. 12. 1966; Artikel 2, 4, und 5 des Internationalen Übereinkommens zur Beseitigung jeder Form von Rassendiskriminierung vom 7. 3. 1966.
Diese im Rahmen der Vereinten Nationen verabschiedeten Konventionen finden sich in gleicher oder ähnlicher Form auch in den regionalen Menschenrechtskonventionen der Europäischen Gemeinschaft oder des Europarates wieder, deren Mitglied Rumänien werden möchte.
Im Rahmen der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE), deren Mitglied Rumänien ist, wurden auf der "Konferenz über die Menschliche Dimension" im Juni 1990 in Kopenhagen wesentliche Beschlüsse, die die Rechte nationaler Minderheiten und insbesondere der Roma betreffen, gefaßt:
"(30) Die Teilnehmerstaaten erkennen an, daß Fragen, die nationale Minderheiten betreffen, nur in einem demokratischen politischen Rahmen mit entsprechenden Gesetzen und einem funktionierenden unabhängigen Justizsystem gelöst werden können . . . Sie versichern ferner, daß der Respekt für die Rechte der Menschen, die nationalen Minderheiten angehören, Teil der allgemein anerkannten Menschenrechte sind und einen wesentlichen Faktor für Frieden, Gerechtigkeit, Stabilität und Demokratie in den Teilnehmerstaaten darstellen.
(31) Die Teilnehmerstaaten werden, wo notwendig, die nötigen Maßnahmen zur Gleichstellung der Angehörigen nationaler Minderheiten mit anderen Bürgern in Hinblick auf Ausübung und Genuß der Menschenrechte und grundlegenden Freiheiten ergreifen.
(32) Die Zugehörigkeit zu einer nationalen Minderheit ist eine Frage der individuellen Entscheidung eines Menschen, aus der ihm kein Nachteil erwachsen darf. Menschen, die nationalen Minderheiten angehören, haben das Recht, ihre ethnische, kulturelle, linguistische oder religiöse Identität frei zum Ausdruck zu bringen, zu erhalten und zu entwickeln und ihre Kultur frei von jeglichem Assimilationsversuch gegen ihren Willen in allen Aspekten beizubehalten und zu entwickeln." Auf der Kopenhagener Konferenz wurden zudem zum ersten Mal innerhalb des KSZE-Prozesses die Roma in den Mitgliedsstaaten in Zusammenhang mit den Rechten nationaler Minderheiten und insbesondere in Zusammenhang mit der Existenz ethnischen Hasses und Diskriminierung explizit in Verbindung gebracht. "(40) Die Teilnehmerstaaten verurteilen deutlich und einstimmig sowohl Totalitarismus, rassischen und ethnischen Haß, Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung gegen jeden, als auch Verfolgung aus religiösen oder ideologischen Gründen. In diesem Zusammenhang anerkennen sie die spezifischen Probleme der Roma (Zigeuner)".
Seit über 15 Jahren weist die Gesellschaft für bedrohte Völker immer wieder darauf hin, daß Roma nur in seltenen Fällen aus rein ökonomischen Gründen oder kulturell bedingter Migrationsbereitschaft in den Westen kommen. Diese von uns vertretene Auffassung ist auch nach den politischen Veränderungen in Ost- und Südosteuropa noch gültig, wenn auch in Hinblick auf die Ursache der Fluchtbewegung eine neue Gewichtung vorzunehmen ist.
POLITIK 7
Der CDU-Stadtbezirksverband Höchst/Unterliederbach hat seine Kandidaten für die Kommunalwahl im kommenden Jahr nominiert. In die Stadtverordnetenversammlung sollen wieder Karl Leo Schneeweis und Dr. Gerd Steiger einziehen. Auf der Vorschlagsliste der Christdemokraten stehen außerdem der Vorsitzende der Jungen Union West, Markus Frank und die Unterliederbacher Sozialbezirksvorsteherin Ella Scholl. Für den Ortsbeirat 6 schicken die Christdemokraten im Frankfurter Westen wieder Hans-Georg von Freyberg in den Kommunalwahlkampf. Mit ihm treten Andreas Mengelkamp, Maria Weber-Wilfert und Christoph Müller-Mederer an. Für den Umlandverband Frankfurt wird Dr. Ekkehard Meroth kandidieren. tos
Eine Ampel soll demnächst an der Kreuzung zwischen Nieder Kirchweg und der Auffahrt zur Schwanheimer Brücke den Verkehr regeln. Erst kürzlich hatte sich dort ein schwerer Motorradunfall ereignet. Die Entscheidung, an dieser Stelle eine Lichtzeichenanlage zu installieren, fiel bei einem Ortstermin mit Vertretern des Ordnungsamtes der Stadt Frankfurt und der Polizei, zu dem Ortsbeirat Rolf Schubert (SPD) eingeladen hatte. Mit Markierungen und Blumenkübeln im Bereich der Einmündung des Werner- Haunstein-Rings und des Wendehammers am Nieder Kirchweg will das Ordnungsamt verhindern, daß parkende Autos die Sicht versperren. Anwohner haben bereits Patenschaften für die Blumenpötte übernommen. tos
Sylvie Germains archaische Ereignisse geschehen an idyllischen Orten: "an einem Hang zwischen zwei Tannenwäldchen" oder dort, wo "der Frühling an den Talhängen die ersten Blüten treibt". Aber mit Naturschilderungen hält sie sich nicht lange auf. Sie stehen fast widerwillig auf dem Papier und wollen keinen großen Einfallsreichtum beweisen. Den zeigt die Autorin auf anderem Gebiet. Es geht ihr nicht um Elemente, sondern um Leidenschaften. Und da die Leidenschaftsträger Menschen sind, spielen diese nolens volens eine Rolle. Germains eigentliche Protagonisten aber heißen Gewalt und Liebe. Diese beiden werden mit derselben wuchtigen Intensität geschildert, sind aber sonst nicht sehr gleichberechtigte Geschwister. Die Gewalt hat immer den längeren Atem. Wenn es ihr gefällt, kann sie der Liebe ein Ende bereiten, und es gefällt ihr fast immer. In Tage des Zorns ist sie sogar das A & O: Anfang und Ende der Liebe.
Der Flößer Ambroise Malperthuis beobachtet einen Mord. Der reiche Vincent Corvol ersticht seine junge Frau Catherine. Malperthuis verspricht, den Mund zu halten und die Leiche heimlich zu verscharren. Doch der Preis für sein Schweigen ist hoch. Nach und nach läßt er sich Corvols ganzen Reichtum, seine Wälder, seine Äcker, am Ende gar seine Tochter überschreiben.
Dafür gibt es ein dämonisches Motiv. Während Malperthuis die tote Catherine in seinen Armen hält und die beiden einer Pietà ähneln, bei der die Geschlechter vertauscht sind, verwandelt sich seine Trauer in einen "düstren und eisig gewordenen Zorn gegen Vincent Corvol, der es fertiggebracht hatte, eine solche Schönheit aus der Welt zu stoßen." Er verliebt sich in sie und fühlt sich gleichzeitig um seine Liebe zu ihr betrogen, denn sie wurde ja - vor seinen Augen! - getötet. Ein blasphemischer Plan reift in seinem Hirn: Malperthuis will, daß Catherine in einer Enkelin wieder zum Leben erweckt wird, damit er so ihr Geliebter werden kann.
Sylvie Germain vertraut auf die Magie des farbig-satten Wortes und die Suggestion einer Sprache, die poetisch klingt und oft pathetisch wirkt. In ihrem Eifer gibt sie dann unnötige Erklärungen ab. Wer das Blut einer Toten "wie ein Tier die offene Wunde an seiner Flanke" leckt, über den muß nicht noch gesagt werden, daß "in diesem Augenblick der Wahnsinn ins Herz von Malperthuis einbrach". Das wilde Bild allein hätte genügt.
Ein wahnsinniges Herz schlägt oft unter einem klar denkenden Kopf. Malperthuis' Schöpfungsversuch ist fein geplant. Aber in seiner eigenen Leidenschaft verkennt er die Leidenschaften der andern. Sein ältester Sohn Ephraim, der Catherines Tochter heiraten soll, gibt ihm Kontra und wird dafür vom Vater enterbt. Ephraim zieht Reine vor, eine wunderbare Frau, wie gemalt von Fernando Botero.
Nun muß der willenlose jüngere Sohn Marceau Catherines Tochter heiraten und zeugt mit ihr das geplante Enkelkind: Camille, Malperthuis' Schöpfung. Da sie aber das Ebenbild ihrer Großmutter ist, besitzt sie nicht nur Anmut, sondern auch Eigensinn. Sie verliebt sich in den schönsten der neun Söhne, die die Grenzen sprengende Reine zur Welt bringt. Das ist nun nicht mehr geplant. Der Alte verfolgt die beiden und erschlägt sie rasend mit einem Stein. Reine stirbt aus Kummer über den Verlust ihres Sohnes, Marceau nimmt sich aus Schmach das Leben. Auch ihr Tod geht auf seine Konto.
"Denn das Schöne ist nichts als des Schrecklichen Anfang", heißt es in den Duineser Elegien. Sylvie Germain, die Rilke-Verehrerin, hat einen Roman über diesen Vers geschrieben. Der ungeschlachte Malperthuis war dem Anblick der schönen Catherine nicht gewachsen. Damit Verwandtes spielt in ihr Buch hinein. Das in sich Versunkene, Absolute, Hingebungsvolle weist auf die christliche Mystik und verleiht dem Text eine dramatische Feierlichkeit. Sylvie Germain ist beeinflußt von religiösen Autoren wie dem orthodoxen Dostojewski oder dem katholischen Bernanos oder der schwedischen Mystikerin Brigitta Trotzig mit ihrer "negativen Theologie" des abwesenden Gottes. Die Hervorhebung des Ethischen, die Unantastbarkeit und zugleich Verwundbarkeit des "Anderen", die immer gewünschte Verschmelzung zweier Körper in einer Seele (d. h. Liebe) zeugen vom Einfluß ihres philosophischen Lehrers Emmanuel Lévinas. Die literarischen und philosophischen Einflüsse sind manchmal vordergründig und belasten dadurch eher ihre existentiellen Themen, die sie sich nur in extremster Schilderung vorstellen zu können scheint.
Aber Tage des Zorns wirkt lange nicht so überfrachtet wie ihr erster auf deutsch erschienener Roman Das Buch der Nächte (1991). Obwohl auch hier das Mädchenhafte evident ist, wird doch der phantastische Ton gedämpft, der noch im Erstling vorherrschte. Dort ist auch das Vorbild Birgitta Trotzig präsenter. Überhaupt gibt es in Europa nur schwedische Beispiele, die heute mit Sylvie Germain vergleichbar wären: neben Birgitta Trotzig der pessimistische Sven Delblanc (Samuels Buch) und vielleicht noch (der letztlich viel offenere) Göran Tunström (Solveigs Vermächtnis).
PETER URBAN-HALLE Sylvie Germain: Tage des Zorns. Roman. Aus dem Französischen von Christel Gersch. Rütten & Loening, Berlin 1992, 264 Seiten, 34 DM.
USINGEN. Der Heimathistoriker Bernd Vorlaeufer-Germer, der seit fast zehn Jahren die Geschichte des Taunus während der Nazizeit erforscht, hat auch die Rolle von Schloß Kransberg im Zweiten Weltkrieg rekonstruiert. Literatur über die Kriegsjahre, in- und ausländische Archivmaterialien, darunter auch zahlreiche Geheimdienstberichte, Gespräche und Korrespondenzen mit Augenzeugen sind seine Quellen.
Schloß Kransberg, das 1221 erstmals als "Kranichsburg" urkundlich erwähnt und 1873 zum Renaissanceschloß ausgebaut wird, ist unter den Nazis untrennbar mit der Rolle des Nachbargutes Ziegenberg verbunden. Das Herrenhaus und die Wirtschaftsgebäude waren als eines von vier "Führerhauptquartieren", Deckname "Adlerhorst", für den Westfeldzug auserkoren.
Als die Nazis kurz nach Ausbruch des Krieges Ziegenberg beschlagnahmen, werfen sie zugleich die Besitzer von Kransberg aus ihrem Stammsitz, um Platz zu schaffen für das Hitlersche Gefolge. Hitlers Leibarchitekt und Reichsminister für Rüstung und Kriegsproduktion, Albert Speer, gestaltet den Ausbau: Der volkstümelnde Bruchstein- Stil hält seinen Einzug, ein Seitenflügel und die Gartenanlage kommen in Kransberg hinzu. Zum 1. Juli 1940 sind die gröbsten Arbeiten erledigt.
Doch die Nazi-Schaltzentrale Ziegenberg/Wiesental/Kransberg geht nicht in Betrieb. Die Fertigstellung kommt für den Überfall auf Holland zu spät. Als Basis für die geplante Invasion Englands muß sie hingegen gar nicht erst aktiviert werden, weil die Pläne scheitern. Der Komplex versinkt in einen "Dornröschenschlaf" (Vorlaeufer-Germer), aus dem er erst 1944 mit der Invasion der Alliierten in der Normandie erwacht. Zwischenzeitlich werden Ziegenberg und Kransberg zu einem "Heeresgenesungsheim" mit 310 Betten umfunktioniert, und einige Abteilungen der NSDAP-Gauleitung Hessen-Nassau quartieren sich zusätzlich ein.
Alle fliegen wieder raus, als das Hauptquartier zur Vorbereitung der Ardennen-Offensive erstmals militärisch genutzt wird. Ende 1944 zieht der Oberbefehlshaber West, Feldmarschall von Rundstedt, nach Ziegenberg. Hitler folgt am 11. Dezember in die damalige Bunkeranlage Wiesental; Himmler und Göring beziehen abwechselnd in Kransberg Stellung. Aus dieser Zeit stammt der Deckname "Tannenwald" für das Kransberger Schloß. So nennen die Nazis auch das Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald, das sie am Schloß einrichten. Vom 7. Dezember 1944 bis 31. März 1945 müssen dort bis zu 42 russische, aber auch polnische und deutsche Häftlinge hinter der Burgmauer Fluchttunnel für die NS- Prominenz graben.
Mit dem Fehlschlagen der Ardennen- Offensive ist die Rolle des Hauptquartier-Komplexes zu Ende. Anfang April 1945 besetzen die Amerikaner beide Schlösser. Bis Ende 1946 richten sie in Kransberg gemeinsam mit den Engländern das Vernehmungszentrum "Dustbin" (Mülltonne) ein, wo die Alliierten bis zu 50 hohe Funktionsträger des NS- Regimes aus Verwaltung, Technik und Wirtschaft gleichzeitig vernehmen. Darunter auch Albert Speer, bevor er nach Nürnberg verlegt wird.
Nach den Amerikanern zieht für 16 Jahre eine Dependance der Organisation Gehlen, Vorgängerin des Bundesnachrichtendienstes, ins Schloß ein; im Telefonverzeichnis ist der neue Besitzer unter dem Namen "Bundesstelle für Fernmeldestatistik" registriert. Eine Tarnung, so Vorlaeufer-Germer, da sowohl die Telekom in Bonn als auch das Statistische Bundesamt in Wiesbaden eine Verbindung verneinen. Bisher nicht dementiert ist außerdem der Vermerk in Gehlens Memoiren, daß von Kransberg aus Funker Kontakte mit Agenten in Ostdeutschland aufnahmen.
Bevor 1977 das V. US-Corps zum vorläufig letzten Besitzer von Kransberg wird, ist dort einige Jahre lang eine Luftwaffenabteilung der Bundeswehr stationiert. cn
USINGEN/OBER-MÖRLEN. Wo unter den Nazis das Hakenkreuz flatterte, ist heute auf Schloß Kransberg gelegentlich ein dreieckiger Wimpel mit einem Kreuz aufgezogen. Das christliche Zeichen signalisiert, daß Militär- pfarrer mit einer Soldatengruppe eine Freizeit veranstalten. Außer dieser sporadischen Nutzung hat das V. Corps der US-Armee, das seit 1977 das Schloß "zur befriedigenden Erfüllung seiner Verteidigungspflichten" besitzt, dafür keine Verwendung mehr. Die Amerikaner wollten es daher längst an die deutschen Dienststellen zurückgegeben. Doch die verweigern bisher die Annahme.
"Wir möchten die Liegenschaft nicht in diesem Zustand übernehmen", nennt der Leiter des Bundesvermögensamtes in Frankfurt, Karl-Ludwig Brückmann, als Grund. Das Amt vertritt den Eigentümer, die Bundesrepublik als Rechtsnachfolgerin des Dritten Reiches. In welchem Zustand sich das Schloß heute befindet, das als militärisches Sperrgebiet einen Einblick verwehrt, will der Amtsleiter nicht konkret beschreiben: "Nach dem NATO- Truppenstatut müssen die Amerikaner die Bausubstanz erhalten und die Verkehrssicherheit herstellen. Beides ist offenkundig nicht der Fall", weicht Brückmann aus.
Zuletzt hatte das historische Gemäuer Anfang des Jahres wegen einer abbrökkelnden Stützmauer die Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Mehrfach waren Teile der Mauer abgerutscht, und die unterhalb liegende Fahrbahn hatte sich gesenkt. Die Sanierung ist nach Auskunft der Amerikaner abgeschlossen. "Die Armee hat die Stützmauer wieder gesichert", lautet der knappe Bescheid von Pressesprecher Manfred Pohl beim zuständigen US-Standort Gießen. Dem Bad Homburger Heimatforscher und Gewerkschaftssekretär des DGB-Kreises Frankfurt, Bernd Vorlaeufer-Germer, der die Geschichte Kransbergs während des Zweiten Weltkrieges erforscht hat (siehe Kasten), sträubten sich schon vor zwei Jahren die Haare, als er das Gelände erstmals besichtigen konnte. Der bisher einzige Tag der offenen Tür bot dazu die Gelegenheit. "Da lagen Leitungen offen über dem Putz", beobachtete Vorlaeufer-Germer; er wundert sich seitdem nicht mehr über den spektakulären Dachstuhlbrand vor einigen Jahren.
Die Übernahme in den Besitz des Bundes ist für das Bundesvermögensamt eine finanzielle Frage. Die Verhandlungen mit den Amerikanern haben bisher zu keinem Ergebnis geführt. Um welche Summen es geht, legt der Amtsleiter nicht offen: "Wir kennen die Kosten für die notwendigen Sanierungsmaßnahmen nach dem Abzug der Amerikaner nicht. Die Amerikaner müssen einen Kostenvoranschlag machen." Das Amt hat die Angelegenheit inzwischen an den Bundesfinanzminister weitergeleitet. Eine Prognose, wann mit der Übergabe zu rechnen ist, wagt Brückmann nicht.
Bei den Amerikanern steht hingegen ein Termin fest. Nach Auskunft von Pressesprecher Pohl soll die Rückgabe "nicht später als 30. September" erfolgen. Pohl hatte eigentlich schon Anfang Mai mit der Übergabe gerechnet. Zu den Verhandlungen über die Kosten, stellte er nur fest: "Wir haben uns bis jetzt immer geeinigt."
Die Zukunft des Kransberger Schlosses nach dem Abzug der Amerikaner ist offen. Die Aufgabe des Bundesvermögensamtes: "Wir haben die Liegenschaft wirtschaftlich zu verwerten. Das heißt, zu vermieten oder, noch besser, zu verkaufen, und zwar so schnell wie möglich", teilte Brückmann mit. Ein Bedarf des Bundes ist beim Vermögensamt bisher nicht bekannt. Auch vom Land Hessen oder der Stadt Usingen liegt den Aussagen Brückmanns zufolge noch keine Meldung vor, ebensowenig wie Vorschläge von privaten Interessenten.
Spekulationen über ein Hotel waren hingegen schon in Usingen zu hören. Als weiterer Verwendungszweck ist die Einrichtung einer Bildungsstätte im Gespräch. Der Deutsche Gewerkschaftsbund hatte diese Idee der Jungdemokraten aufgegriffen. "Wir fordern, daß das Land Hessen die historische Stätte für eine öffentliche Nutzung bereitstellt. Die Geheimniskrämerei seit über 50 Jahren auf dem Schloß sollte ein Ende finden", meint Vorlaeufer-Germer. "Der Ort bietet sich ideal an, Jüngere und Ältere an die Vergangenheit zu erinnern, um daraus für die Zukunft zu lernen."
CLAUDIA NENNINGER
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Museum Großauheim, Pfortenwingert 4, Telefon 0 61 81 / 29 55 16 und 29 55 10, geöffnet Donnerstag bis Sonntag 10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr.
Hessisches Puppenmuseum, Parkpromenade 4, Hanau-Wilhelmsbad, Telefon 0 61 81 / 8 62 12, geöffent Dienstag bis Sonntag von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr; Eintritt: Erwachsene 1,50 Mark, Kinder 0,50 Mark, Schüler, Studenten, Behinderte eine Mark.
Deutsches Goldschmiedehaus, Altstädter Markt 6, Telefon 0 61 81 / 29 54 30, geöffnet Dienstag bis Sonntag 10 bis 12 Uhr und 14 bis 17 Uhr.
Museum Schloß Philippsruhe, Philippsruher Allee 45, Telefon 0 61 81 / 29 55 16 und 29 55 10, Dienstag bis Sonntag 11 bis 18 Uhr durchgehend.
Museum Schloß Steinheim, Telefon 0 61 81 / 29 55 16 und 29 55 10, geöffnet Donnerstag bis Sonntag von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr.
Pit hat sich geschnitten, Ruths Knie ist aufgeschürft - was könnt ihr nun tun? 15 solcher Notfälle sind in einem "Hosentaschenbüchlein" aus dem Coppenrath Verlag Münster mit kurzen Texten und vielen Bildern beschrieben. Das Buch, zusammengestellt von Kristina Franke, nennt sich "Erste Hilfe für Kinder". Bestimmt kann auch mancher Erwachsene aus dieser Zusammenstellung nach dem neuesten Stand der Erste-Hilfe-Regeln und geprüft vom Deutschen Roten Kreuz noch was lernen. FR
Hunderte von Kindern haben sich im vergangenen Jahr am Kinderschreibwettbewerb der Zeitschrift "metall" beteiligt und geschildert, wie sie ihren Alltag nach dem Fall der Mauer erlebt haben. Wir berichteten darüber auch auf der Kinderseite. Die interessantesten Äußerungen, die zum überwiegenden Teil aus den neuen Bundesländern stammen, hat Regina Rusch jetzt zu einem Buch zusammengestellt. Es heißt "Plötzlich ist alles ganz anders" und ist im Eichborn Verlag Frankfurt erschienen. Es hat 128 Seiten und kostet 16,80 Mark. FR
Zum "Internationalen Tag des Kindes" am 20. September ruft die Kinderhilfsorganisation terre des hommes alle Lehrerinnen und Lehrer auf, die Kinder in der Dritten Welt einen Tag lang zum Thema des gesamten Unterrichts zu machen. Nicht nur im Erdkunde-, Deutsch- und Religionsunterricht, sondern in allen Fächern. Denn auch in Physik, Englisch und Musik ist das gut möglich. terre des hommes hat Materialien mit zahlreichen Ideen und Vorschlägen entwickelt.
Schulklassen, die ganz konkret helfen wollen, können sich an der "Aktion Schülersolidarität" beteiligen. Fragen könnt ihr richten an terre des hommes, Bundesrepublik Deutschland e. V., Ruppenkampstr. 11 a, 45 Osnabrück. FR
Zum Schulanfang ist der beliebte Kinderkalender von "Mehr Zeit für Kinder" wieder zu bekommen. Der Kalender, gültig bis zum nächsten Kindertag im Juni 1993, steht unter dem Motto "Umweltschutz". Dazu hat er eine Menge Tips und Bastelideen auf Lager. Der Kalender kostet eine Mark. FR
HÖCHST UND WESTLICHE FRANKFURTER STADTTEILE II
FRANKFURT A. M. Großes Gedränge herrscht auf dem Parkplatz, Gemüse- und Obstkisten werden auf Gabelstaplern umhergefahren, verstreut liegen Reste einer Ladung herum, ein Transporter biegt auf das Gelände ein, die ersten Sonnenstrahlen lugen hinter den Fassaden hervor und werfen einen zarten Glanz auf die Dächer. 6.30 Uhr, früher Morgen: für Händler, Zulieferer und Einkäufer ein ganz gewöhnlicher Arbeitstag auf dem Gelände der Großmarkthalle in der Sonnemannstraße.
Doch der Schein trügt. Viele der Händler sind verunsichert und sauer: Planungsdezernent Martin Wentz (SPD), die städtischen Marktbetriebe und Oberbürgermeister Andreas von Schoeler bilden die Angriffspunkte.
Seit Monaten sorgt hier der Plan des Magistrats, die Großmarkthalle zu verlegen, für Unruhe. Als neuer Standort ist ein Gelände in der Carl-Benz-Straße in Fechenheim avisiert. Dort soll ein "Frischezentrum" entstehen, um dem Projekt "Wohnen am Fluß" im Ostend Platz zu machen.
"Wenn die Kosten im Rahmen bleiben, habe ich nichts dagegen", sagt einer, der hier seit Jahren einen festen Stand hat. Er begründet dies mit der schlechten Logistik, dem miserablen Zustand der sanitären Anlagen und der unzureichenden Organisation des Vertriebs durch die städtischen Marktbetriebe. "Zustände wie nach dem Krieg" seien das hier, klagt er, es gebe kein fließendes Wasser und keinen Strom und fügt hinzu: "Wenn die Stadt nur Geld verlangt, kann sie keine Liebe erwarten." Pech für den Händler: Sein Stand liegt vor der Großmarkthalle: Wenn es regnet oder im Winter kalt ist, sind die Arbeitsbedingungen denkbar schlecht.
Mit seiner Abneigung gegen die Großmarkthalle steht der Unternehmer freilich fast alleine. Die meisten Händler und Erzeuger, vor allem die "Kleinen", haben eindeutig einen Schuldigen ausgemacht: Planungsdezernent Martin Wentz (SPD). "Die Hälfte aller mittelständischen Betriebe muß bei einem Umzug nach Fechenheim dichtmachen", weil die erhöhten Mietkosten - und davon sind alle hier überzeugt - nicht mehr zu begleichen sind. Ein Bauer schimpft in breitem Dialekt: "Der Mittelstand fliegt zum Fenster raus." Ein anderer pflichtet ihm bei: "Seit Jahrzehnten haben die Herren Politiker die Sanierung hier verschlafen, aber eins ist sicher wie das Amen in der Kirche: das Frischezentrum kriegt er (Wentz) da nicht hin."
Wut steht in vielen Gesichtern, wenn die Rede auf die Politiker kommt. "Lauter Phantasten", schimpft ein Gartenbauer. Um ihn herum bildet sich eine Gruppe. "Die" haben keine Ahnung von der freien Marktwirtschaft, ist man sich an seinem Stand einig. "Die reden von sozial, tun aber nichts und haben gar kein Geld", meint ein anderer verächtlich, "du mußt christlich tun und heidnisch sein, dann bist du so wie die." Es sei schon jetzt für viele Einkäufer schwierig, ihre Waren zu besorgen. Für Obst und Gemüse müssen sie hierherkommen, um andere Produkte zu bekommen, in andere Stadtteile. Fisch hier, Fleisch da, Gemüse dort. Das sei anderen Städten wesentlich besser organisiert, meinen die Händler.
Eine Frau, die an der Ecke eine winzige Fläche zum Verkauf von Petersilie hat, beklagt sich über die hohe Miete. Sie muß für ihren kleinen Stellplatz 300 Mark im Monat bezahlen. Ein Kollege kommt hinzu. "Wenn wir umziehen müssen, kann das keiner mehr bezahlen. Die Politiker haben den Schlachthof schon totsaniert, und jetzt wollen sie das gleiche hier tun. Das ist eben das Staatliche", verkündet er lautstark.
Einigkeit herrscht zwischen den Händlern darüber, daß die Politiker versagt haben. Ob aber eine Privatisierung nützlich oder gefährlich wäre, beurteilen sie verschieden. Kurt Strentz, seit 22 Jahren in der Großmarkthalle als Händler zu Hause und Sprecher der Interessengemeinschaft Großmarkt, meint: "Privatisierung zieht auf jeden Fall höhere Mieten nach sich, ein Großteil der Händler kann da nicht mithalten. Wir haben hier langfristig investiert, in Kühlhäuser, kleine Büros und anderes."
Ein Umzug in das Frischezentrum würde eine neuerliche Verschuldung nach sich ziehen und sei deshalb unpraktikabel. "Man muß unterscheiden zwischen politischer Entscheidung und der Realität", sagt er an die Adresse des Planungsdezernenten Wentz. Es bestünde die Gefahr, daß bei Verlegung des Standortes ein Kartell die Macht übernehme und die Preise diktiere. Strentz hat keine Angst davor, er führt einen größeren Betrieb, aber die Kleinen, so betont er, würden kapitulieren.
Die Großmarkthalle, 1928 errichtet, ist die größte freitragende Halle Europas. Die Struktur ist gewachsen, einige der Händler sind seit Beginn hier.
So wie Käthe Bunn, die von ihrem Büro aus das morgendliche Geschäftstreiben beobachtet. Auf die Pläne des Dezernenten angesprochen, holt sie tief aus: "Das ist eine bodenlose Frechheit sondergleichen. Das funktioniert doch gut hier, einen zweiten Schlachthof brauchen wir nicht." Damit spielt sie wie viele andere auf das nichtendenwollende Hickhack um die Schlachthofpläne an.
Die Idee mit den Wohnungen auf der Südmole findet Käthe Bunn "ja ganz gut", aber die Großmarkthalle muß bleiben. Außerdem steht die unter Denkmalschutz. *JÜRGEN OTTEN
FRANKFURT A. M. Großes Gedränge herrscht auf dem Parkplatz, Gemüse- und Obstkisten werden auf Gabelstaplern umhergefahren, verstreut liegen Reste einer Ladung herum, ein Transporter biegt auf das Gelände ein, die ersten Sonnenstrahlen lugen hinter den Fassaden hervor und werfen einen zarten Glanz auf die Dächer. 6.30 Uhr, früher Morgen: für Händler, Zulieferer und Einkäufer ein ganz gewöhnlicher Arbeitstag auf dem Gelände der Großmarkthalle in der Sonnemannstraße.
Doch der Schein trügt. Viele der Händler sind verunsichert und sauer: Planungsdezernent Martin Wentz (SPD), die städtischen Marktbetriebe und Oberbürgermeister Andreas von Schoeler bilden die Angriffspunkte.
Seit Monaten sorgt hier der Plan des Magistrats, die Großmarkthalle zu verlegen, für Unruhe. Als neuer Standort ist ein Gelände in der Carl-Benz-Straße in Fechenheim avisiert. Dort soll ein "Frischezentrum" entstehen, um dem Projekt "Wohnen am Fluß" im Ostend Platz zu machen.
"Wenn die Kosten im Rahmen bleiben, habe ich nichts dagegen", sagt einer, der hier seit Jahren einen festen Stand hat. Er begründet dies mit der schlechten Logistik, dem miserablen Zustand der sanitären Anlagen und der unzureichenden Organisation des Vertriebs durch die städtischen Marktbetriebe. "Zustände wie nach dem Krieg" seien das hier, klagt er, es gebe kein fließendes Wasser und keinen Strom und fügt hinzu: "Wenn die Stadt nur Geld verlangt, kann sie keine Liebe erwarten." Pech für den Händler: Sein Stand liegt vor der Großmarkthalle: Wenn es regnet oder im Winter kalt ist, sind die Arbeitsbedingungen denkbar schlecht.
Mit seiner Abneigung gegen die Großmarkthalle steht der Unternehmer freilich fast alleine. Die meisten Händler und Erzeuger, vor allem die "Kleinen", haben eindeutig einen Schuldigen ausgemacht: Planungsdezernent Martin Wentz (SPD). "Die Hälfte aller mittelständischen Betriebe muß bei einem Umzug nach Fechenheim dichtmachen", weil die erhöhten Mietkosten - und davon sind alle hier überzeugt - nicht mehr zu begleichen sind. Ein Bauer schimpft in breitem Dialekt: "Der Mittelstand fliegt zum Fenster raus." Ein anderer pflichtet ihm bei: "Seit Jahrzehnten haben die Herren Politiker die Sanierung hier verschlafen, aber eins ist sicher wie das Amen in der Kirche: das Frischezentrum kriegt er (Wentz) da nicht hin."
Wut steht in vielen Gesichtern, wenn die Rede auf die Politiker kommt. "Lauter Phantasten", schimpft ein Gartenbauer. Um ihn herum bildet sich eine Gruppe. "Die" haben keine Ahnung von der freien Marktwirtschaft, ist man sich an seinem Stand einig. "Die reden von sozial, tun aber nichts und haben gar kein Geld", meint ein anderer verächtlich, "du mußt christlich tun und heidnisch sein, dann bist du so wie die." Es sei schon jetzt für viele Einkäufer schwierig, ihre Waren zu besorgen. Für Obst und Gemüse müssen sie hierherkommen, um andere Produkte zu bekommen, in andere Stadtteile. Fisch hier, Fleisch da, Gemüse dort. Das sei anderen Städten wesentlich besser organisiert, meinen die Händler.
Eine Frau, die an der Ecke eine winzige Fläche zum Verkauf von Petersilie hat, beklagt sich über die hohe Miete. Sie muß für ihren kleinen Stellplatz 300 Mark im Monat bezahlen. Ein Kollege kommt hinzu. "Wenn wir umziehen müssen, kann das keiner mehr bezahlen. Die Politiker haben den Schlachthof schon totsaniert, und jetzt wollen sie das gleiche hier tun. Das ist eben das Staatliche", verkündet er lautstark.
Einigkeit herrscht zwischen den Händlern darüber, daß die Politiker versagt haben. Ob aber eine Privatisierung nützlich oder gefährlich wäre, beurteilen sie verschieden. Kurt Strentz, seit 22 Jahren in der Großmarkthalle als Händler zu Hause und Sprecher der Interessengemeinschaft Großmarkt, meint: "Privatisierung zieht auf jeden Fall höhere Mieten nach sich, ein Großteil der Händler kann da nicht mithalten. Wir haben hier langfristig investiert, in Kühlhäuser, kleine Büros und anderes."
Ein Umzug in das Frischezentrum würde eine neuerliche Verschuldung nach sich ziehen und sei deshalb unpraktikabel. "Man muß unterscheiden zwischen politischer Entscheidung und der Realität", sagt er an die Adresse des Planungsdezernenten Wentz. Es bestünde die Gefahr, daß bei Verlegung des Standortes ein Kartell die Macht übernehme und die Preise diktiere. Strentz hat keine Angst davor, er führt einen größeren Betrieb, aber die Kleinen, so betont er, würden kapitulieren.
Die Großmarkthalle, 1928 errichtet, ist die größte freitragende Halle Europas. Die Struktur ist gewachsen, einige der Händler sind seit Beginn hier.
So wie Käthe Bunn, die von ihrem Büro aus das morgendliche Geschäftstreiben beobachtet. Auf die Pläne des Dezernenten angesprochen, holt sie tief aus: "Das ist eine bodenlose Frechheit sondergleichen. Das funktioniert doch gut hier, einen zweiten Schlachthof brauchen wir nicht." Damit spielt sie wie viele andere auf das Hickhack um die Schlachthofpläne an.
Die Idee mit den Wohnungen auf der Südmole findet Käthe Bunn "ja ganz gut", aber die Großmarkthalle muß bleiben. Außerdem steht die unter Denkmalschutz. *JÜRGEN OTTEN
FRANKFURT A. M. Die noch vom früheren CDU-geführten Magistrat einst als wichtigstes städtebauliches Vorhaben angekündigte Verlegung der Großmarkthalle in ein "Frischezentrum" nach Fechenheim und der Bau von 1200 Wohnungen zwischen Main und Sonnemannstraße stößt im Stadtteil auf breite Ablehnung; auch die Römer-Grünen sind gegen die Verlagerung.
Selbst in der eigenen Partei stieß Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) auf Gegenwehr. Und zwar nicht nur bei den Ortsbeirats-Politikern, sondern auch in der Stadtverordneten-Fraktion der SPD. Wentz stützt sich dabei auf einen Beschluß, der noch vor dem rot-grünen Wahlsieg mit CDU-Mehrheit gefaßt worden war.
Der Widerstand gegen die Wentzpläne (sein Ziel war, mit privaten Investoren das Projekt zu verwirklichen) formierte sich schnell. Die Grünen im Römer, Stadtteilpolitiker von Grünen und SPD, das Bürgerforum Ostend und die Interessengemeinschaft Großmarkt (IGG) befürchten eine negative Entwicklung der Sozialstruktur im Stadtteil, überteuerte Mieten und den Verlust der marktlichen Vielfalt sowie zahlreicher Arbeitsplätze. Sie plädieren für eine Modernisierung am bisherigen Standort und den Bau von Wohnungen, die das Ostend nicht zu einem schicken Modeviertel mit unbezahlbaren Wohnungen werden lassen.
Wentz wollte sogar die Koalitionsvereinbarungen umgehen und das Projekt mit den Stimmen der CDU durchsetzen. Jetzt sieht es so aus, als sollte er am massiven Widerstand von allen Seiten scheitern.
Die Händler im Großmarkt sehen jedenfalls den Plänen des Politikers mit großer Sorge entgegen. Vor allem Kleinbetriebe könnten die höheren Mieten bei der geringen Gewinnspanne im Obst- und Gemüsegewerbe nicht verkraften: sie müßten aufhören. Betroffen wären dann auch die in den Stadtteilen beliebten Wochenmärkte, da sie von den Großmarkthändlern beliefert werden. Ein Stück Lebenskultur, meinen Vertreter der Zunft, ginge verloren. *jot
FRANKFURT A. M. Die noch vom früheren CDU-geführten Magistrat einst als wichtigstes städtebauliches Vorhaben angekündigte Verlegung der Großmarkthalle in ein "Frischezentrum" nach Fechenheim und der Bau von 1200 Wohnungen zwischen Main und Sonnemannstraße stößt im Stadtteil auf breite Ablehnung; auch die Römer-Grünen sind gegen die Verlagerung.
Selbst in der eigenen Partei stieß Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) auf Gegenwehr. Und zwar nicht nur bei den Ortsbeirats-Politikern, sondern auch in der Stadtverordneten-Fraktion der SPD. Wentz stützt sich dabei auf einen Beschluß, der noch vor dem rot-grünen Wahlsieg mit CDU-Mehrheit gefaßt worden war.
Der Widerstand gegen die Wentzpläne (sein Ziel war, mit privaten Investoren das Projekt zu verwirklichen) formierte sich schnell. Die Grünen im Römer, Stadtteilpolitiker von Grünen und SPD, das Bürgerforum Ostend und die Interessengemeinschaft Großmarkt (IGG) befürchten eine negative Entwicklung der Sozialstruktur im Stadtteil, überteuerte Mieten und den Verlust der marktlichen Vielfalt sowie zahlreicher Arbeitsplätze. Sie plädieren für eine Modernisierung am bisherigen Standort und den Bau von Wohnungen, die das Ostend nicht zu einem schicken Modeviertel mit unbezahlbaren Wohnungen werden lassen.
Wentz wollte sogar die Koalitionsvereinbarungen umgehen und das Projekt mit den Stimmen der CDU durchsetzen. Jetzt sieht es so aus, als sollte er am massiven Widerstand von allen Seiten scheitern.
Die Händler im Großmarkt sehen jedenfalls den Plänen des Politikers mit großer Sorge entgegen. Vor allem Kleinbetriebe könnten die höheren Mieten bei der geringen Gewinnspanne im Obst- und Gemüsegewerbe nicht verkraften: sie müßten aufhören. Betroffen wären dann auch die in den Stadtteilen beliebten Wochenmärkte, da sie von den Großmarkthändlern beliefert werden. Ein Stück Lebenskultur, meinen Vertreter der Zunft, ginge verloren. *jot
FRANKFURT A. M. 90 Prozent der Händler sind in der Interessengemeinschaft Großmarkt (IGG) vertreten. "Und 90 Prozent der Mitglieder sind absolut gegen die Verlegung nach Fechenheim", erklärt Hans Kress, Vorstandsmitglied in der IGG.
Besonderen Ärger verursachte ein Satz des Wentz-Referenten Michael Kummer, der gesagt haben soll, daß die Supermarktketten die Nachfrage nach Obst und Gemüse allein erledigen könnten.
Zustimmung findet in der IGG, die 200 Anbieter mit 2000 Arbeitsplätzen vertritt, ein vom Bürgerforum Ostend, Stadtteilpolitikern von Sozialdemokraten und Grünen sowie Händlern ausgearbeiteter Plan, der Erhaltung und Sanierung der Großmarkthalle und den Bau von bezahlbaren Wohnungen um das Gelände herum vorsieht. "Die Kosten von etwa 40 bis 50 Millionen Mark für eine Sanierung sind tragbar, die Händler würden sich an daran beteiligen, wenn die Stadt bereit ist, einen Teil beizusteuern" , sagt Jürgen Schröder, Vorsitzender der IGG.
Sanierung hieße: eine neue Verkaufshalle für die Händler, Bau eines Parkdecks und Umwandlung der Gleisanschlüsse in Lkw-Rampen. Kress: "Mit der Bahn dauert der Transport fast doppelt so lang, das lohnt sich nicht." Was die Vertreter der IGG stört, ist die Tatsache, daß sich bisher nur die Fraktion der Grünen, - die eine Verlegung rundweg ablehnt und beteuert, der Magistrat werde dies nie beschließen - an Ort und Stelle informiert hat. "Planungsdezernent Wentz jedoch tauchte erst einmal um 11 Uhr auf, als die Halle leer war. Herr Wentz ist der einzige, der dieses Projekt durchsetzen will; alle anderen haben abgewunken", meint Schröder ironisch.
Der IGG-Vorsitzende hofft dennoch auf das in wenigen Wochen geplante Gespräch mit dem Dezernenten. "Wir wollen und werden alles daransetzen, daß der Magistrat den Grundsatzbeschluß zurücknimmt." *jot
FRANKFURT A. M. 90 Prozent der Händler sind in der Interessengemeinschaft Großmarkt (IGG) vertreten. "Und 90 Prozent der Mitglieder sind absolut gegen die Verlegung nach Fechenheim", erklärt Hans Kress, Vorstandsmitglied in der IGG. Besonderen Ärger verursachte ein Satz des Wentz-Referenten Michael Kummer, der gesagt haben soll, daß die Supermarktketten die Nachfrage nach Obst und Gemüse allein erledigen könnten.
Zustimmung findet in der IGG, die 200 Anbieter mit 2000 Arbeitsplätzen vertritt, ein vom Bürgerforum Ostend, Stadtteilpolitikern von SPD und Grünen sowie Händlern ausgearbeiteter Plan, der Erhaltung und Sanierung der Großmarkthalle und den Bau von bezahlbaren Wohnungen um das Gelände herum vorsieht. "Die Kosten von etwa 40 bis 50 Millionen Mark für eine Sanierung sind tragbar, die Händler würden sich an daran beteiligen, wenn die Stadt bereit ist, einen Teil beizusteuern" , sagt Jürgen Schröder, Vorsitzender der IGG. Sanierung hieße: eine neue Verkaufshalle für die Händler, Bau eines Parkdecks und Umwandlung der Gleisanschlüsse in Lkw-Rampen. Kress: "Mit der Bahn dauert der Transport fast doppelt so lang, das lohnt sich nicht." Was die Vertreter der IGG stört, ist die Tatsache, daß sich bisher nur die Fraktion der Grünen, - die eine Verlegung rundweg ablehnt und beteuert, der Magistrat werde dies nie beschließen - an Ort und Stelle informiert hat. "Planungsdezernent Wentz jedoch tauchte erst einmal um 11 Uhr auf, als die Halle leer war. Herr Wentz ist der einzige, der dieses Projekt durchsetzen will; alle anderen haben abgewunken", meint Schröder ironisch.
Der IGG-Vorsitzende hofft dennoch auf das in wenigen Wochen geplante Gespräch mit dem Dezernenten. "Wir wollen und werden alles daransetzen, daß der Magistrat den Grundsatzbeschluß zurücknimmt." *jot
Namen+Notizen
CÄCILIE SPRATER aus Goldstein feierte in diesen Tagen ihren 92. Geburtstag. Die erstaunlich rüstige Jubilarin ist das zweitälteste weibliche Mitglied in der DRK-Ortsvereinigung Schwanheim-Goldstein. Für das örtliche DRK gratulierte Margarethe Stein vom Sozialdienst, die auch ein Präsent überreichte. "Es macht Freude, wenn man noch im Alter geehrt wird", bedankte sich Frau Sprater. Vor ihr beging Daisy Zeidler ihren 92. Geburtstag, zu dem das Rote Kreuz gleichfalls gratulierte. Frau Zeidler war viele Jahre im DRK Büdingen und in Frankfurt als Rotkreuz-Helferin ehrenamtlich tätig. In Schwanheim wurde Henriette Paelicke 99 Jahre alt. Sie ist das älteste DRK-Mitglied der Ortsvereinigung. Der Hochbetagten übermittelte Elisabeth Schmidt vom DRK-Vorstand Schwanheim-Goldstein Glück- und Segenswünsche, verbunden mit einem Dank für die Treue zum DRK und der Übergabe eines Präsents. dixi
Spektakuläre Ideen rund um die Großmarkthalle: Die Stadtteil-Rundschau stellt alle Entwürfe in einer Serie vor
Ein Wortwall gegen die Welt Herrmann Lenz: "Herbstlicht"
Im siebten - 1988 erschienenen - Band seiner schwach fiktionalen Lebensprosa, in Seltsamer Abschied, scheidet Lenz alias Eugen Rapp zusammen mit Ehefrau Hanne von Stuttgart. Familiengezänk, Politik und Geschäfte, kurz, die ganze Welt haben ihn von dort vertrieben. Und wie es sich für einen guten Fortsetzungsroman gehört, nimmt der Band Herbstlicht, noch einmal das Ende auf - und weiter geht die Reise. Wohin? Nach München, in ein beschauliches Häuschen am Stadtrand. "Das waren halt die Gegensätze in der Großstadt. Nur Einzelnes war noch erträglich. Aber denke daran, wie dir die Menschen vorkommen, wenn du sie auf der Straße siehst: Sie schauen finsteren und versperrten Gesichts drein, doch wenn du einen ansprichts, lockert sich seine Miene. Tröstlich, wie? Vielleicht sind sie doch nicht so dumpf. Und Eugen merkte wieder einmal, daß er zu den anderen gehörte."
Gott sei Dank kreuzt bald wieder Stephan Koval auf - "ein hochgewachsener Mann mit halblangem Haar". Niemand anderer als Peter Handke. Jener Handke, der Lenz sozusagen entdeckte. Auch er - ein Anderer. Bei der Fete des Zeitungszaren Urban, der sich auf seinem Schloß von seinen garstigen Geschäften künstlerisch zu erholen pflegt, springt Stephan Koval gar mit Kleidung und Brille in den Pool. Später überreicht er Eugen Rapp einen Stein mit einem weißen Einsprengsel. Ja, was soll es bedeuten? Den Petrarca-Preis natürlich, den Lenz bald darauf aus den Händen des Herrn Urban alias Burda entgegennehmen wird.
Mehr gute Andere wird man allerdings in der Münchner Literaturszene kaum antreffen. Denn hier herrscht ein Gebräu aus Zank und Eitelkeit, aus Ruhmessucht und Gemeinheit vor. Leider hält Herrmann Lenz, immer mitten drin, aber am Rande natürlich, auch hier nichts in der Schwebe, läßt es sozusagen auf sich beruhen und verfaulen. Nein, er geht auf Sichtweite ran, und wir erkennen mühelos die "realen" Personen. Hinter dem aufgeregt eitlen Akademie-Präsidenten verbirgt sich natürlich Horst Bienek. Lenz verhehlt kaum seine Genugtuung, daß er an Aids gestorben ist. G'rechte Sach das, gell? Wir indes können aus solchen Anekdoten immerhin schließen, wo ungefähr im Berichtszeitraum der 70er und 80er Jahre wir uns gerade befinden. Denn Lenz' Tonfall konvergiert gegen Zeitlosigkeit, ja manchmal hat er gar die Ewigkeit im Auge. Als Balken.
Aber die bairisch-Münchner-süddeutsche Literaturia interessiert nicht einmal Herrmann Lenz so richtig. Ihre vergiftet säuselnde Schilderung pointiert nur den Hinterhalt, in dem Lenz haust: seine penetrante Bescheidenheit und sein prätentiöses Anderssein. Seite für Seite teilt er uns mit, wiiie wooohl ihm ist. Immer wieder inspiziert er den späten Erfolg. Genau das Richtige für Rapp: verkannt bis milde bekannt. Der Stoff, aus dem die Posthumen sind. In einer Welt, wo es so hergeht - laut und bunt -, können nur Esel zu Lebzeiten berühmt sein.
Allein, es ist schlotterdünn gedacht und verrät ein schlecht gelüftetes Herz. Dieses Menschlein-Getue schmettert unentwegt Bescheidenheitsoperetten, Verlegenheitssonaten, Demutsarien. Stets gewinnt die Verliebtheit ins Verzagte, das sich als Ressentiment entpuppt. Denn Lenz gewinnt seine Lust an sich allein durch genüßlich gruselndes Weltanschauen. "Erst durch Aufschreiben mildert sich, was dir begegnet, ins Erträgliche." Ein großes Schriftstellerwort. Allein, täuschen wir uns nicht: Die Summe des Erträglichen heißt für Lenzrapp, der vom Pluralen und Relativen verwirrten Welt an den heimischen Ofen zu entkommen, mit Hanne über Meisen zu plaudern.
Welches ist die grausame Welt, vor der sich Herrmann Lenz hinter den Wortwall in Sicherheit bringen muß? Er schnitzt sich da grob eine groteske Wirklichkeitsgrimasse zurecht, genug um seinen fahrig geschwätzigen Degout bei Laune zu halten. Lenz' Sensibilität scheint sich in einem ziemlich sicheren Gespür für konservative Gemeinplätze zu erschöpfen: "Feines wäre heutzutage lügnerisch erschienen, denn jetzt herrscht das Grobe." Sprachen nicht bereits bei Fontane so die Spießer und Emporkömmlinge? Oder: "Nun ja, Mädchen in einem Gymnasium kaufen keine Bücher, sondern Kleider." Nun ja. Aber manchmal nimmt Lenz es auch ganz genau: "Die Silbernagels hatten damals in einem Gartenhäuschen gewohnt, in das Schnee hineingeweht wurde, freilich nur im Winter. Das Häuschen war nicht dicht gewesen." Nein, es kommt hier nicht auf Inhalt und Details an. Dieser endlose Erinnerungsroman hat nur einen Zweck: ein langes Leben durch die Mühlen eines Tonfalls zu treiben. Um es klein zu häckseln? Auf jeden Fall um keine Größe aufkommen zu lassen. Herrmann Lenz. Der Andere, hat im deutschsprachigen Raum ein Potential von ca. 80 Millionen Lesern.
WALTER VON ROSSUM
Herrmann Lenz: Herbstlicht. Roman. Insel Verlag, Frankfurt a. M. 1992, 261 Seiten, 36 DM.
Daß Rainer Maria Rilke, der angeblich so Weltfremde und dem Tag und der Politik Entrückte, der "teure Unsterbliche", wie Franz Werfel ihn brieflich anredete, so weltfremd gar nicht gewesen ist, zeigen die jetzt erstmals erschienenen 224, darunter 60 bisher unveröffentlichten Briefe zur Politik die Joachim W. Storck zusammengetragen hat. Das "politische Kind", von dem Katharina Kippenberg in ihrem Rilke-Buch gesprochen hatte, war kein Kind. Wenn Rilke auch kein "politischer" Dichter wie etwa Ernst Toller gewesen ist, so hat er doch durchaus die politischen und gesellschaftlichen Ereignisse mit wacher Aufmerksamkeit verfolgt und sowohl emotional als auch intellektuell auf sie reagiert: innerlich berührt, selten zustimmend und zumeist ablehnend.
Rilkes Bewegung nach innen ist provoziert worden von äußeren, politisch geprägten Lebensumständen. Gleichsam zwangsweise geöffnet wurden Rilke, deutschsprachiger Prager von Geburt, Untertan der k. u. k. Doppelmonarchie Österreich-Ungarn, die Augen für falsche Ideen und eine zerstörerische Politik: In Prag, in dem eine Minderheit von 42 000 deutschen Einwohnern eine Mehrheit von 230 000 Tschechen majorisierte, erlebt Rilke, wie die Ideologie von der Höherwertigkeit der germanischen "Herrenrasse" die Slawen für minderwertig erklärt. Und zu Rilkes früher Sensibilität für soziale und gesellschaftliche Vorgänge trug gewiß auch die Außenwelt in ihrer privatesten Form bei: als Familie. Daß er als Einzelkind in einem bescheidenen Beamtenhaushalt aufwuchs, prägte ebenso wie die Enttäuschung der Mutter, Verfasserin einer Aphorismensammlung, über das kleinbürgerliche Leben, das sie mit ihrem Mann, einem kleinen Revisor in einer Eisenbahngesellschaft, der die bessere Offizierslaufbahn abgebrochen hatte, führen mußte.
Auch Vater und Sohn hatten große Mühe, einander gelten zu lassen, und tief gestört war auch Rilkes Beziehung zur Mutter. Als die Ehe der Eltern zerbrach, beugte sich der zehnjährige Rilke schließlich dem Wunsch des Vaters, Offizier zu werden. So wird der Zehnjährige aus der von Vorurteilen geprägten kleinbürgerlichen Welt in eine noch vorgeprägtere abgestoßen: in die des Militärs - das heißt fünf Jahre Militärschule, Jahre, die ihn körperlich und seelisch überforderten und ihn immer weiter von sich entfernten. "Nur durch die widerstrebendste aufbegehrendste Entgleisung", schreibt er später einem Abiturienten, konnte er dieser wachsenden Selbstzerstörung begegnen und sein vorzeitiges Ausscheiden erzwingen. Er sei körperlich und geistig in jenem "bösen und bangen Jahrfünft" seiner Kindheit mißbraucht worden, schreibt noch der Fünfundvierzigjährige 1920 an den Generalmajor Cäsar von Sedlakowitz, Edler von Lanzenkampf, seinen Lehrer an der Untermilitärschule in St. Pölten in den Fächern "Deutsch, Schönschreiben und Exerzieren".
Auf dem Hintergrund dieser zerstörerischen Gewalt wird für Rilke die Wendung zu sich selbst ein lebensnotwendiger Akt der Selbstbefreiung, gewinnt seine literarische Arbeit ihre inneren Beweggründe. In einem Brief aus dem Kriegsjahr 1915 heißt es deshalb: ". . . die seelische Überwindung jener Schrecken ist ja ein Ständiges in meiner künstlerischen Bewältigung und dort freilich einer der größten Antriebe." Sich dessen bewußt, daß die Wendung nach innen von einem widrigen Außen erzwungen wurde, welches ihn nach Möglichkeit künftig verschonen möge, nimmt Rilke nun zeit seines Lebens die "Schrecken" dieser Erde wahr - leidet er besonders am deutschen Nationalismus, dem er seinen "Weltdusel", sein Weltbürgertum entgegensetzt. Spätestens seit 1866, seit Bismarcks mit Blut und Eisen betriebener Einigung des Deutschen Reiches, begann die preußische Hegemonie in Deutschland und damit, so Rilke, eine ungute Entwicklung. Und noch dem sechsundvierzigjährigen Rilke bietet die Geschichte des Deutschen Reiches ein "jämmerliches Schauspiel". Immer wieder findet Rilke scharfe Worte für dessen Hauptakteur Kaiser Wilhelm II.: "Wenn ich dazu fähig wäre einen Menschen umzubringen, wäre mein erstes Opfer dieser Verbrecher Wilhelm II.! Das war ein schrecklicher Mensch. Er hat das Unglück herbeigeführt. Und was für einen Unsinn hat er geschwätzt! . . . Dieser aufgeputzte kaiserliche Popanz."
Selbstgefälligkeit, Großmannssucht und schlechten Geschmack habe dieser Kaiser seinen Untertanen vorgelebt und vorgezeigt. Keineswegs zum Guten, so Rilkes von vielen kritischen Zeitgenossen geteilter Befund, schlug Deutschland die wirtschaftliche Prosperität seit den Gründerjahren aus. Als das Deutsche Reich plötzlich alle anderen Länder wirtschaftlich zu überragen begann zeigte es sich als profitgierig und anmaßend, von keiner Idee außer der des Nutzens und des Ausnutzens getragen. Volk und Staat, so zieht Rilke das historische Fazit, sind in Deutschland "ein Bündnis schlimmer Instinkte" eingegangen.
Ein Kind seiner Zeit ist Rilke - der in Paris die Anonymität der modernen Metropole suchte und als Schreibimpuls schätzte - im Guten sowohl wie im Schlechten. Als der Erste Weltkrieg ausbricht, überläßt er sich, gerade in München, der allgemeinen Begeisterung, ist er erfaßt wie die allermeisten von dem "Ungeheuren" dieses Ereignisses. Das "Schicksal", empfindet er, hat den "Kriegsgott" zum Herren gemacht. Doch bereits ein paar Wochen später spricht er verstört vom Verhängnis dieses Krieges, seinem täglichen Schrecken und entsetzlichen Leid. Je länger je mehr zeigt sich der Kriegsgott als Monster. Rilke erstarrt, seine innere Stimme vestummt. Er müßte sich für krank halten, schreibt er später, "wäre nicht die Krankheit der Welt so manifest".
Dieser Weltkrieg hat in tiefstem Sinne die Grundlagen seiner Existenz und seines Schreibens in Frage gestellt: War für ihn das Sein bisher geformte und strukturierte Natur und dessen "Gesetz" durch dichterische Kontemplation und Seinseinfühlung erkennbar, so zeigt es sich jetzt als Chaos, als in der Form des Krieges von Menschen künstlich Gemachtes, und zwar schlecht Gemachtes, wie er seinem alten Freund Harry Graf Kessler anvertraut: Der Mensch habe im Unterschied zum Tier die Möglichkeit der Distanz zur Natur, das heißt, er zivilisiere sie gewissermaßen. Dieser Krieg aber sei eine Verirrung des Menschen und nicht der Natur zuzuzählen.
Immer wieder spricht Rilke seinen vor allem adligen Briefpartnern gegenüber in diesen Kriegsbriefen vom "tiefsten Rückfall der Welt", vom "Wahnsinn des Kriegs", von der "Weltkatastrophe". Rilke sucht nun nach Möglichkeiten für einen politischen Neuanfang. Er erhofft ihn auch im Umgang mit Mächtigen und Politikern. Mehrfach trifft er sich in München und Berlin zum Essen mit Walter Rathenau, dem Aufsichtsratsvorsitzenden der AEG, der während des Krieges die Rohstoffversorgung der Deutschen organisierte - und späteren Außenminister. Von dem Diplomaten Richard von Kühlmann, der sich schon als Botschaftsrat in London um Entspannnung bemüht hat, erwartet Rilke ein erlösendes Wort, einen kreativen Beitrag zur Verständigung zwischen den streitenden Nationen: "Das Wort . . . des Staaatsmannes . . ., daß es dem Worte des Dichters ähnlich sei: unvorsehlich, erschütternd - ein erwachtes, geschaffenes Wort."
Wie Heinrich Mann, einer der Ziehväter des neuen republikanischen, demokratischen Geistes, hofft er, daß aus der traditionellen Feindschaft zwischen Macht und Geist ein befreiendes Miteinander wird. Doch dazu, zu dem von Rilke wie von vielen Schriftstellern, Künstlern und Intellektuellen gewünschten politischen und gesellschaftlichen Neuanfang, zeigt erst die Novemberrevolution von 1918 einen hoffnungsvollen Ansatz. "Nun bleibt nur zu hoffen", schreibt er an seine Frau Clara Westhoff, "daß dieses ungewohnte Aufgestandensein in den Köpfen Besserung erzeuge und nicht darüberhinaus die verhängnisvolle Berauschung . . . Man kann nicht anders als zugeben, daß die Zeit recht hat, wenn sie große Schritte zu machen versucht."
Doch bereits einen Monat später teilt er Dorothea von Ledebur mit, daß die "Revolution" von einer . . . im Tiefsten unbegeisterten Minderheit erfaßt und ausgeübt worden" sei. Rilke ist enttäuscht und entsetzt über die Ermordung Rosa Luxemburgs, Karl Liebknechts und Kurt Eisners, die die Linie ihrer integersten und hoffnungsvollsten Politiker beraubt, entsetzt auch über den Terror, mit dem Reichswehr und Freikorps in München die Räterepublik niederschlagen, ein Terror, in dessen Todesmaschine er selbst zu geraten droht.
Am Morgen des 1. Mai 1919 wird Rilke, wie seine Freunde Wilhelm Hausenstein und Alfred Wolfenstein berichten, unter der Beschuldigung, er sei ein Bolschewist, in seiner Wohnung verhaftet, und auf dem Polizeirevier wirft man ihm vor, er hätte mit einem Maschinengewehr auf Regierungstruppen geschossen. Für Rilke ist dieser Vorfall Anlaß, wenig später München und Deutschland für immer zu verlassen.
Den Münchner Turbulenzen entflohen, verfolgt Rilke auch in der Abgeschiedenheit der Schweiz, wie man diesen aufregenden Briefen entnehmen kann, die politischen Ereignisse mit großer Aufmerksamkeit. Obschon eine Republik geworden, ist Deutschland, so sein Fazit, ein Land nach wie vor voller "Fehlersummen": Weder hat es seinen germanischen Chauvinismus abgelegt, noch wirklich Schmerz über den Krieg empfunden.
Bleibt, was Rilkes politisches Bewußtsein angeht, eine Korrektur. Von Natur aus mit sich im fruchtbaren Widerstreit zwischen Verändern und Bewahren, verstärkt er nun das Bewahren und begibt sich in den Ideenkreis des politisch reaktionären Konservatismus. Der Dichter, so Rilke kurz vor seinem Tod, rühmt und preist, was ist, Armut sowohl wie Reichtum, Krieg wie Frieden - selbst den Diktator Mussolini. Die Krankheiten der Welt, gegen die der aufgeklärte Aufklärer Rilke sich viele Jahre zur Wehr gesetzt hat, nimmt der Antiaufklärer Rilke nun wieder hin: als Gottes Werk, naturgegeben.
Rilkes peinliche Fehlleistung, das Lob auf Mussolini, die ihm den Vorwurf des "Faschistoiden" eingetragen hat, versucht Joachim W. Storck unter anderem mit Rilkes sich ständig verschlechterndem Gesundheitszustand und seiner Vorliebe für Latinität zu erklären. Der Dichter und die Politik - das Beispiel des "Innenwelt"-Dichters Rilke zeigt, daß die Aufmerksamkeit für die politische Außenwelt seiner Dichtung nichts weggenommen hat. Vielmehr hat sein Leiden an dem gestörten Verhältnis des Menschen zur Welt, sein Leiden an dem, was er die "Krankheiten dieser Welt", ihren Verfall, nannte - sein Leiden an Nationalismus, Rassismus, an bloßem Profitkapitalismus, am Krieg - seine literarische Sensibilität geschärft.
STEPHAN REINHARDT
Rainer Maria Rilke: Briefe zur Politik. Hg. von Joachim W. Storck. Insel Verlag, Frankfurt a. M. 1992, 752 Seiten, 78 DM.
Die Zahl der Automobile wird weltweit von derzeit 430 Millionen auf mehr als 500 Millionen bis zur Jahrtausendwende steigen. Als Kraftstoffe dürften weiterhin Benzin und Diesel dominieren, auf die zusammen 80 Prozent der Nachfrage nach Kraftstoffen für den gesamten Verkehrssektor entfallen. Alternative Kraftstoffe und Antriebssysteme - dazu zählen Erdgas, Wasserstoff, Methanol, Kraftstoffe aus Biomasse, Elektrizität, Brennstoffzellen und auch Flüssiggas - werden voraussichtlich nur dort eine kleine Marktlücke finden, wo besondere Anforderungen an die örtliche Luftqualität bestehen. Angesichts der gegebenen Infrastruktur und der Notwendigkeit, die bereits vorhandenen Kraftfahrzeuge auch in Zukunft betanken zu müssen, werden Benzin und Diesel für den Autofahrer die Kraftstoffe seiner ersten Wahl bleiben. Daher wird von der Mineralölindustrie in Zusammenarbeit mit der Autombilindustrie vorrangig untersucht, wie konventionelle Kraftstoffe vorteilhaft hinsichtlich ihrer Emissionseigenschaften verändert werden können. Eine vergleichende Betrachtung zu diesem gesamten Themenkomplex ist jetzt von der Deutschen Shell AG unter dem Titel "Auto und Umwelt" erschienen.
Bei den benzingetriebenen Autos zeichnen sich in Westeuropa im Bereich der Abgas-Emissionen deutliche Fortschritte ab, da ab 1993 alle benzingetriebenen Neufahrzeuge mit einem geregelten Dreiwegekatalysator ausgestattet sein müssen. Bislang sind in Westeuropa jedoch noch nicht einmal 10 Prozent der Autos mit dieser wirksamsten Technik der Abgasbehandlung ausgerüstet (in Japan und den USA verfügen etwa 90 Prozent der Autos über einen Katalysator).
Auch dem Problem der Verdunstungs- Emissionen von benzingetriebenen Fahrzeugen wird ab nächstem Jahr durch den obligatorischen Einbau von sogenannten "Kohlekanistern" in Neuwagen entgegengetreten. Darüber hinaus zeichnet sich für Westeuropa eine Entscheidung ab hinsichtlich der Vermeidung von Benzindämpfen, die beim Tanken freigesetzt werden.
Dieselfahrzeuge weisen im Vergleich zu anderen Antriebsarten die niedrigsten Kohlendioxid-Emissionen pro Kilometer auf, was ein entscheidender Vorteil ist hinsichtlich der Konsequenzen für die globale Luftqualität. Dagegen sind die Emissionen von Stickoxiden und Partikeln ein besonderes Problem des Dieselmotors. Eine verbesserte Motorentechnik und Abgasbehandlung haben bereits zu einer Entlastung der Umwelt in diesem Bereich geführt; weitere Maßnahmen auf diesem Gebiet zeichnen sich ab. Allerdings, so stellte die Deutsche Shell fest, rückt bei immer sauberen Motoren der Einfluß der Kraftstoffqualität auf die Emissionswerte stärker ins Blickfeld. Dabei richtet sich die Aufmerksamkeit vor allem auf den Schwefelgehalt im Dieselkraftstoff. In den EG-Mitgliedstaaten wird vermutlich ab Oktober 1996 ein maximaler Schwefelgehalt von 0,05 Gewichtsprozent (bislang 0,3 oder 0,2 Prozent wie etwa in Deutschland) vorgeschrieben.
Die Hauptursache für die geringe Verbreiterung alternativer Kraftstoffe liegt nach Meinung der Deutschen Shell darin, daß sie vom Autofahrer zu viele Zugeständnisse verlangen. Zu den Nachteilen zählen unter anderem die hohen Preise (aufgrund der hohen Produktionskosten), der Mangel an speziellen Tankeinrichtungen, die Kosten eines Fahrzeugumbaus, geringere Motorleistungen, ein zu kleiner Aktionsradius, Aspekte der Sicherheit im Umgang mit diesen Kraftstoffen sowie die Notwendigkeit besonderer Schmierstoffe. Außerdem muß immer berücksichtigt werden, daß eine ganze Reihe von alternativen Kraftstoffen und Antriebssystemen in ökologischer Hinsicht nicht zwangsläufig die Vorteile besitzen, die ihnen zugeschrieben werden.
Die besten Aussichten für eine - wenn auch begrenzte - Verbreitung dürften der Shell-Untersuchung zufolge in Zukunft Fahrzeuge haben, die mit Erdgas oder Elektromotoren angetrieben werden. Auf längere Sicht gesehen könne unter Umständen auch Wasserstoff eine gewisse Rolle spielen. WOLFGANG MÜLLER
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FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 15
SPORTRUNDSCHAU 14
SPORTRUNDSCHAU 14
Künftige Generationen werden im Rückblick das 20. Jahrhundert als das gewaltträchtigste und gewalttätigste in der Menschheitsgeschichte bezeichnen. Sofern sie nicht in einer noch gewalttätigeren Zeit leben sollten, was freilich befürchtet werden muß, würden sie nach den Ursachen fragen und dabei auf erhebliche Schwierigkeiten stoßen, sich das Phänomen der Gewalt am Ausgang des 2. Jahrtausends zu erklären.
In keinem Jahrhundert sind, soweit die Geschichte Auskunft geben kann, so zahlreiche und so große Kriege geführt worden, mit einer Grausamkeit und Brutalität, die man im 18. und 19. Jahrhundert zumindest in Europa überwunden glaubte. Nie hat es so viele Opfer und Verwüstungen gegeben. War die erste Hälfte des Jahrhunderts im wesentlichen, aber keineswegs ausschließlich, von den beiden Weltkriegen geprägt, so die zweite von zahllosen kleineren: Bis zum Jahr 2000 werden es mit Sicherheit über 250 sein. Und über 40 Jahre lang hat die Menschheit gar das schier unfaßbare Risiko ihrer Auslöschung durch einen Atomkrieg hingenommen. Die psychischen und moralischen Folgen dieser Bereitschaft, "unter der schwachsinnigen Drohung 'wenn es denn sein muß'" (Thomas Mann in den "Briefen Todgeweihter") die Furie der totalen Gewalt auszulösen, sind nicht im mindesten erforscht, sie müssen aber, wenn man die bisherigen Erkenntnisse über die Wirkung öffentlich anerkannter Normen zugrunde legt, für die Gesellschaften und für die Individuen verheerend sein; denn es wurde in einer fatalen Dialektik offenkundig, daß einerseits keine ethische Norm diese Bereitschaft zur totalen Gewalt verhindern konnte, andererseits die ethische Norm der Freiheit sie gerechtfertigt hat.
Auch wenn es offenkundig ist, daß trotz der Kulturentwicklung Gewaltbereitschaft und Lust am Töten grundsätzlich zumindest gleichgeblieben sind, ebenso wie die Grausamkeit und der Sadismus, mit denen Konflikte ausgetragen werden, zeigt ein Vergleich mit dem 18. oder 19. Jahrhundert einen Rückfall in barbarische Zeiten: Sittliche Normen und Werte, die damals auch im Krieg galten, sogar noch im Ersten Weltkrieg, sind über Bord geworfen worden. Auch wenn man sich gegenseitig nicht gleich die erste Salve anbieten muß, wie manche Kommandeure es, höflich den Dreispitz ziehend, taten: Solche Metzeleien, Schlächtereien und Ausrottungsaktionen, begangen an wehrlosen Zivilisten und Gefangenen, hat es damals nicht gegeben, nicht einmal in den ersten Jahren des 30jährigen Krieges. Sie erinnern allenfalls an König Lugalzagesi von Umma, der um 2350 v. Chr. die Einwohner der mesopotamischen Städte Lagasch und Uruk abschlachten ließ, mit einer Blutrünstigkeit, die selbst die Hofchronisten entsetzte; oder an die Auslöschung der Stadt Avaricum durch die Römer, wobei seine Soldaten, wie der gebildete Caesar ohne Bedauern notierte, "nicht die schwachen Greise, nicht die Frauen und nicht die Kinder schonten"; oder an die Erstürmung Jerusalems, der kaum ein Einwohner entkam, die christlichen Kreuzfahrer dafür "bis zu den Knien in Blut wateten", wie der Chronist fassungslos festhielt.
Die These, daß wir Zeugen eines erschreckenden mentalen, psychischen und moralischen Rückfalls in archaische Epochen sind, bestätigt auch ein Blick auf die Geschichte der Folter. Die war früher Teil der Rechtswesens und - wie bei den Griechen und Römern, aber selbst noch im Mittelalter - mehr oder weniger streng reglementiert; sie diente der Wahrheitsfindung und war der Willkür entzogen. Der intellektuelle und moralische Protest der Aufklärung fegte die Folter als Instrument der Justiz hinweg, allerdings nur für 100 Jahre. Zwar ist sie dank der Charta der Vereinten Nationen, die alle 174 Regierungen der Welt anerkennen, offiziell geächtet, wird aber in mehr als zwei Dritteln der Staaten exzessiv angewendet - als offenes Geheimnis. Der französiche Philosoph Jean Paul Sartre spricht mit Recht von "der Seuche des 20. Jahrhunderts". Und die Foltermethoden sind unvergleichbar grausamer als früher, den Folterern sind die physiologisch-medizinischen Zusammenhänge von Schmerz und Schmerzerzeugung wohlbekannt. Auch hier gilt: Der Erkenntnisfortschritt, eine Leistung des Großhirns, bewirkt bei Stagnation der psychisch-emotionalen Entwicklung, eine qualitative und quantitative Steigerung brutaler Gewalt.
Aber auch das innergesellschaftliche Maß an Gewalt, das "Aggressionsniveau", steigt an, wie die Statistiken ausweisen. Die Kriminalität, welche Motive welcher Tätergruppen aus welchen sozialen Schichten ihr auch zugrunde liegen mögen, ist nicht mehr in den Griff zu bekommen. Nicht nur die organisierte Kriminalität droht in den Industrieländern zu einem "Staat im Staate" werden (in den USA wird ihr Anteil am Bruttosozialprodukt auf zehn bis 15 Prozent geschätzt, in Sizilien und Süditalien hat die Mafia die staatliche Gewalt unter Kontrolle, in Deutschland wird vor ähnlichen Entwicklungen gewarnt), auch die "Beschaffungskriminalität" von Drogenabhängigen, aber auch Arbeitslosen und Jugendlichen aus sozial unterprivilegierten Schichten, nimmt sprunghaft zu. Jährlich werden immer mehr Menschen umgebracht - Opfer nicht nur von Kriminellen, sondern offenbar auch von privat-familiären Konflikten. Auch die Zahl der sexuell motivierten Gewaltdelikte steigt, von der Vergewaltigung bis zur aggressiven Belästigung von Frauen. Offenkundig, weil vielfach bezeugt, hat sich auch die Gewaltbereitschaft bei politischen Demonstrationen erhöht, Fremdenfeindlichkeit ist längst in gewaltaktiven Fremdenhaß umgesschlagen. Die Aggressivität unter Kindern und Jugendlichen ängstigt Eltern und Behörden, die Zerstörungewut nicht nur in Schulen gibt Rätsel auf: Das gab es früher nicht. Dabei ist es vor allem die scheinbar motivlose Aggressivität der Jugendlichen, die beunruhigt. Sie äußert sich immer häufiger in schwersten Delikten, begangen offenbar aus purer Lust an der Grausamkeit.
Paralell dazu der Konsum, ja der Genuß von Gewalt... Die Gewalt phänomenologisch zu beschreiben ist relativ einfach, aber wo liegen die Ursachen?
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SKREIS OFFENBACH III
MAIN-KINZIG-KREIS III
BÜGEL. Einen "Deutschkurs für Anfängerinnen" bieten die Mitarbeiter der Internationalen Stadtteilarbeit am Bügel "Regenbogen" ausländischen Frauen mit Beginn des neuen Schuljahres an. Dann sollen die Frauen nicht nur das ABC lernen, sondern sich etwa über Probleme mit den Kindern und der Haushaltsführung in kleinen Rollenspielen verständigen.
Das Ziel ist, die Frauen für die Sprachkurse der VHS zu interessieren. "Um sich für einen Sprachkurs zu entscheiden, braucht man Vertrauen und Durchblick, beides soll der Kurs vermitteln. Damit soll vor allem die Eigeninitiative gestärkt werden", erläutert Sozialarbeiter Bahlbi Kubrom. Bis zu zehn Frauen können an dem Kurs teilnehmen.
Kontakt kann montags bis donnerstags von 14 bis 17 Uhr unter Telefon 5 07 70 78 hergestellt werden; donnerstags ist der Anschluß auch von 10 bis 12 Uhr besetzt. kan
BÜGEL. Es gibt wenige Angebote, Tigrinia zu lernen: Nur 16 Kindern aus Eritrea kann Sozialarbeiter Bahlbi Kubrom, Mitarbeiter der Internationalen Stadtteilarbeit "Regenbogen" am Bügel, im neuen Schuljahr die Möglichkeit bieten, sich mit der Sprache und der Kultur der Eltern zu beschäftigen. Über zehn Kinder sind ihm bekannt, die auch gerne am muttersprachlichen Unterricht teilnehmen würden. Diese Spracherziehung ist für eritreische Familien wichtiger denn je: Seit 1991 schweigen die Waffen im Bürgerkrieg am Roten Meer, viele der rund 2000 Eritreer in Frankfurt und Umgebung träumen von der Rückkehr in ihre Heimat, um beim Wiederaufbau zu helfen.
Montags und donnerstags zwischen 15 und 17 Uhr treffen sich die Kinder im Keller des Gemeindezentrums der Evangelischen Kirchengemeinde Am Bügel. Da die Räume und finanziellen Mittel trotz der Unterstützung durch das Stadtschulamt beschränkt sind, kann jedes Kind nur einmal in der Woche zum Unterricht kommen. "Das ist zuwenig", erklärt Kubrom. Tigrinia wird in Deutschland nur wenig gelehrt; so müssen die Unterrichtsmaterialien in Schweden beschafft werden.
"Mit dem Unterricht wollen wir zum einen den Zusammenhalt in den Familien stärken und zum anderen den Kindern die Möglichkeit zur Rückkehr nach Eritrea offenhalten", beschreibt Kubrom die Ziele des Unterrichts. Auch die Eltern werden in den Unterricht mit einbezogen. Alle drei Monate laden die Mitarbeiter die Eltern ein, um über Lernfortschritte zu berichten. Kubrom: "Es ist wichtig, daß die Eltern mitarbeiten".
Doch auch die Eltern müssen etwas lernen: Sie sollen bei Erziehungsproblemen nicht nur die Maßstäbe der Heimat anlegen. So wird der muttersprachliche Unterricht zum Bindeglied zwischen zwei Kulturen und hilft in den Familien Spannungen abzubauen, die durch das Leben in einer fremden Kultur entstehen. "Die Verständigung ist sehr viel besser geworden", bilanziert Kubrom das Programm.
Daß am Ben-Gurion-Ring Sprachunterricht in der semitischen Sprache angeboten wird, ist kein Zufall: Zwischen 1982 und 1986 flohen mehr als eine Million Eritreer aus ihrer Heimat, 50 Familien fanden in den Sozialwohnungen in Bonames eine Bleibe. "Seit dem Ende des Bürgerkrieges wird uns von den Schulen über eine vermehrte Unruhe unter den Kindern berichtet", beschreibt Kubrom die Stimmung unter den ehemaligen Flüchtlingen.
Eritrea ist bis heute nicht als eigenständiger Staat anerkannt. Daher wird Tigrinia noch nicht als Amts- oder Landessprache betrachtet und der muttersprachliche Unterricht muß privat organisiert werden. "Es wäre gut, wenn wir montags drei Gruppen Unterricht erteilen könnten und donnerstags ebenfalls drei", überlegt Kubrom. Doch solange das Geld fehlt, bleibt das Lehr-Angebot unzureichend. kan
GOLDSTEIN. Wer in dieser Jahreszeit als hitzegeplagter Mensch den Weg in den schattenspendenden Goldsteinpark findet, der hält sich - bewußt oder unbewußt - auf geschichtsträchtigem Boden auf. Am östlichen Ende der Grünoase, dort wo heute die Altenwohnanlage steht, hat Goldstein seinen Ursprung. Auch der Name stammt vom ehemaligen Gelände des Hofgutes, von dem heute nur noch das Herrenhaus steht.
Die Geschichte des Hofgutes reicht bis ins Mittelalter zurück. 1232 ist es zum ersten Mal schriftlich erwähnt. 1348 übernahm Johann von Goldstein das Hofgut, das fortan seinen Namen trug. Johann scherte sich recht wenig um die Bauverordnungen des Kaisers Ludwig: Der schrieb vor, daß innerhalb einer Fünf- Meilen-Zone um die Stadt keine burgähnlichen Gebäude errichtet werden durften.
Genau das aber tat Johann von Goldstein. Er zog Mauern um sein neues Heim, füllte einen Befestigungsgraben mit Wasser, das er aus dem nahegelegenen Schwarzbach umleitete und baute eine Zugbrücke nebst Wachturm. Kurz: Aus dem bescheidenen Hofgut wurde eine Wasserburg, die einer Eroberung standhalten sollte.
Der Rat der Stadt Frankfurt war von den vollendeten Tatsachen alles andere als begeistert. Der eifrige Burgenbauer kam dennoch glimpflich davon. Obwohl die Stadtväter das Recht gehabt hätten, die Burg niederzureißen, ließen sie Johann von Goldstein gewähren. Nach dem Tod des Burgherrn erwarb die Stadt um 1400 das Hofgut für 800 Gulden. Etwa 150 Jahre später ließ Markgraf Achilles von Brandenburg die Festung niederbrennen: Mitte des 16. Jahrhunderts befand sich Achilles im Schmalkaldischen Krieg nach einer gescheiterten Belagerung Frankfurts auf dem Rückzug. In seiner Wut ließ er die Burg anstecken, die von da an brachlag.
Im 18. Jahrhundert waren die übriggebliebenen Gebäude von Förstern bewohnt bis Jakob Grein 1818 das Hofgut Goldstein erbte. Er baute es zu einem landwirtschaftlichen Betrieb mit Scheunen und einem Branntweinhaus aus. Im Jahre 1839 ließ er das Herrenhaus errichten, das heute als einziger Zeitzeuge - renoviert und denkmalgeschützt - inmitten der Altenwohnanlage steht und als Begegnungstätte für die Senioren dient.
Es waren nicht alle einverstanden, als das Stadtparlament vor knapp 20 Jahren beschloß, den Bauernhof abzureißen, um 137 Altenwohnungen Platz zu machen. "Rettet das Hofgut" protestierten 1975 einige Bürger, die jedoch zusehen mußten, wie das historische Gebäude von Baggern eingeebnet wurde.
Auch wenn die Entscheidung für den Abriß umstritten war, bedauern heute nur noch wenige den Verlust der traditionsreichen Stätte. Schließlich läßt es sich in der im Grünen gelegenen Anlage vortrefflich leben. Die Geschichte Goldsteins lebt auch so weiter, "und außerdem ist Goldstein so oder so ein schönes Fleckchen Erde", meint die Leiterin der benachbarten Begegnungstätte Margaretha Grünen. hen
Die Zeitung "Moscow News" widmete dem Thema sogar eine Doppelseite, doch soviel "Potenz" gibt der "Automarkt in Rußland" (noch) nicht her. Gerade rund 1200 ausländische Pkw wurden in diesem Jahr zwischen St. Petersburg und Wladiwostok abgesetzt, dennoch orakeln viele westliche Hersteller vom sich auftuenden Markt im Osten. Aber gut Ding will Weile haben. Derzeit sind für betuchte Russen zwar fast alle Modelle "irgendwie" erhältlich, doch es existiert noch kein "stabiles Instrumentarium zur Preisbildung", wie die "Moscow News" recherchierten.
"Grauzone" ist wohl der beste Begriff, um den derzeit unergründlichen Markt zu ergründen. Mit Ausnahme von General Motors, das auf der Moskauer Prachtstraße Twerskaja präsent ist, haben noch keine Autohersteller Fachvertriebsfirmen gegründet, vielmehr wurden Handelslizenzen an russische Firmen vergeben. Voraussetzung: eine Reparaturwerkstätte. Die "Moscow News" veröffentlichten sogar eine kunterbunte (mal in Rubel, mal in Dollar, mal in DM) Preisliste für die gängigsten Modelle. Da kostet ein Opel Vectra (Neuwagen) 14 167 US-Dollar, man kann den "Rüsselsheimer" bei der Firma Autoimport ab Riga ordern. Für einen Golf verlangt Vartecon (ab Finnland) zwischen 20 000 und 27 000 DM, ein Ford Escort (Ortex/Moskau) steht mit 17 800 Dollar zu Buche.
Weit umfangreicher ist der Markt der Gebrauchten, dominiert von US-Autos, während die japanischen Modelle fast völlig abwesend sind. Ein Cadillac (Baujahr 1986) wird mit 5,87 Millionen Rubel gehandelt, ein Pontiac Bonneville (1986) mit 5900 Dollar. "Renner" in der Vergangenheit war der Volvo 740 (Bj. 1990 = 3,9 Millionen Rubel), jetzt sind Ford Taunus (Bj. 1989 = 2,7 Millionen Rubel) oder Ford Scorpio (1987 = 9500 Dollar) die gefragtesten Modelle in Rußland. Ein US-Dollar entspricht zur Zeit etwa 150 Rubeln.
Während in der Vergangenheit staatliche Exportfirmen Bestellungen aufgaben, sind es heute neugegründete Gemeinschaftsunternehmen, die großvolumige Autos erwerben. Kleinere Privatunternehmen und Banken sind die zweite Käufergruppe, die Auto-Geschäfte entweder in Rubel oder Dollar abwickelt. Auch die letzte Käuferschicht, Privatpersonen mit gewissem Rubel-Vermögen (stes bar, ergibt bis zu 30 Prozent Rabatt) oder Devisen, achtet beim Autokauf aufs Prestige. Gebrauchte Mittelklassewagen (zwischen 5000 und 15 000 Dollar) sind heiß begehrt. Immer weniger interessieren sich dagegen für Auto "made in Russia". Ein Lada kostet 3500 Dollar, in den letzten Monaten aber bröckelten die Preise für solche Pkw um bis zu 40 Prozent. Der beste Weg zum schnellen Dollar ist für viele Geschäftstüchtige im Moment der Kauf eines West-Pkw in den Benelux-Staaten. Beim privaten Verkauf in Moskau lassen sich respektable Gewinne erzielen. imk
Die Bundesregierung will die Friedensforschung nicht weiter fördern. 1995 sollen die letzten Mittel aus dem Haushalt des BMFT gezahlt werden. Diese Planung der Bundesregierung ist forschungspolitisch kurzsichtig, gesellschaftspolitisch verfehlt, sicherheitspolitisch riskant und völlig unannehmbar. Die Friedensforschung ist nach der Überwindung des Ost-Konflikts nicht überflüssig geworden. Sie ist angesichts der neuen Konfliktformationen, bei denen sich die politischen, ökonomischen, sozialen und ökologischen Dimensionen von Sicherheit immer mehr überlagern, heute nötiger denn je. Die Kürzungen der letzten Jahre müssen deshalb rückgängig gemacht werden. Darüber hinaus muß die Förderung der Friedensforschung wieder auf eine solide Grundlage gestellt und dauerhaft abgesichert und ausgebaut werden. Sie muß die Breite der Forschungsansätze berücksichtigen und den strukturellen Gegebenheiten der Friedensforschung Rechnung tragen. Statt sich aus der Forschungsförderung zu verabschieden, muß die Bundesregierung deshalb ein umfassendes Förderkonzept zur Friedensforschung vorlegen.
Die Bundesregierung will die Förderung der Friedensforschung ganz einstellen. Dies geht aus der neuen Mittelfristigen Finanzplanung hervor. Sie sieht für die kommenden Jahre eine Absenkung der Fördermittel auf 2,3 Mio. DM (1993), 1 Mio. DM (1994) und 0,5 Mio. DM (1995) vor. Für 1996 sind schließlich gar keine Mittel mehr eingeplant. Entgegen früheren Überlegungen sollen damit nicht nur die Sondermittel für Friedens- und Konfliktforschung bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft, sondern auch die Mittel für die Finanzierung der Arbeitsstelle Friedensforschung Bonn (AFB) gestrichen werden.
Die Förderung der Friedensforschung durch den Bund steht damit erneut zur Disposition. Nach der Zerschlagung der Deutschen Gesellschaft für Friedens- und Konfliktforschung (DGFK) durch die Bundesregierung und die unionsregierten Länder hatte die Bundesregierung bereits 1983 die kontinuierliche Weiterentwicklung der Friedensforschung abrupt abgebrochen. Die Fördermittel wurden innerhalb von nur zwei Jahren von 2,99 Millionen DM (1983) auf 1,18 Millionen DM (1985) gekürzt. Seither erreichte die Förderung nur noch in zwei Jahren - 1989 mit 3,25 Millionen DM und 1991 mit 3,3 Millionen DM - den Stand des Jahres 1982.
Insgesamt hat die Bundesregierung in kaum einem anderen Forschungsbereich den Rotstift so konsequent eingesetzt wie bei der Friedensforschung.
Real - in Preisen von 1985 - liegen die Aufwendungen für die Friedensforschung in diesem Jahr um 44,2 Prozent unter dem Niveau von 1982. Pro 100 DM, die der Bund für die Forschungsförderung bereitstellt, entfallen damit nicht einmal 11/2 Pfennig auf die Friedensforschung. 2,29 Millionen DM sind zugleich ein Betrag, den die Weltraumfahrt alle 11 Stunden verschlingt oder den der Verteidungsminister innerhalb von knapp 6 Stunden für die militärische Forschung ausgibt. 1982 benötigte der Verteidigungsminister noch 11 Stunden, um den Jahresetat der Friedensforschung zu verbrauchen. Hätten sich die Ausgaben für die Friedensforschung relativ genauso entwickelt wie die Ausgaben für die militärische Forschung, so müßte der Haushaltsansatz 1992 nicht bei 2,29 Millionen DM, sondern bei 4,44 Millionen DM liegen.
Dies unterstreicht zugleich in welchem Umfang die Bundesregierung die Weichen in der Forschungspolitik falsch gestellt hat. Während die Ausgaben für die Erforschung, Entwicklung und Erprobung neuer Waffensysteme nach 1982 ständig ausgeweitet wurden und bis 1990 auf die Rekordmarke von 3,98 Millionen DM (64,6 Prozent mehr als 1982) kletterten, wurden die Mittel für die Friedensforschung zusammengestrichen und haben allenfalls marginale Bedeutung.
Die Absicht der Bundesregierung, die Mittel zur Förderung der Friedensforschung zu streichen, steht in krassem Gegensatz zu der Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der SPD- Fraktion "Stand und Perspektiven der Friedens- und Konfliktforschung" vom 16. April 1992. Dort bezeichnete die Bundesregierung die Friedensforschung noch als "unverzichtbar" und sagte zu, daß "sie diesen Forschungsbereich daher weiterhin fördern wird". Zugleich hob sie die besondere politische, gesellschaftliche und wissenschaftliche Bedeutung der Friedensforschung hervor. Die Friedens- und Konfliktforschung habe "mit ihren Impulsen die öffentliche Auseinandersetzung über Frieden, Sicherheit und Bedrohung versachlicht". Sie könne darüber hinaus "mit ihren Fragestellungen und Erkenntnissen wichtige Hilfen" bei der Verbreitung des Friedensgedankens und der Erziehung zum Frieden geben. Schließlich benötige die Bundesregierung, für die die Erhaltung des Friedens oberstes Ziel der Politik sei, "auf dem Weg zu diesem Ziel ( . . . ) hochrangigen Rat und Kritik der Wissenschaft. Deshalb hält die Bundesregierung Friedens- und Konfliktforschung für unverzichtbar."
Von alledem will die Bundesregierung nun nichts mehr wissen. Sie scheint zu dem Ergebnis gekommen zu sein, daß mit dem Ende der Blockkonfrontation zwischen Ost und West die Friedensforschung überflüssig geworden ist. Wie sie bereits in der Antwort zu der Kleinen Anfrage zur Rechtfertigung der Kürzungen im laufenden Haushalt ausführte, "muß auch in vielen anderen Bereichen gespart werden, so daß nicht immer alle Projekte finanziert werden können. Darum muß man - insbesondere in Zeiten der Abrüstung - auch mit Kürzungen in diesem Bereich leben."
Das ist barer Unsinn. Es zeigt, daß die Bundesregierung die grundlegend veränderten Rahmenbedingungen für die Friedens- und Sicherheitspolitik, die sich mit der Auflösung des Ost-West-Konfliktes, der demokratischen Öffnung der Länder Osteuropas und dem Zerfall der UdSSR ergeben haben, nicht begriffen hat. Sicherlich ist die Gefahr eines Atomkriegs und damit einer atomaren Vernichtung der Menschheit drastisch gesunken. Auch waren die Chancen für die Schaffung einer dauerhaften Friedensordnung und einer neuen Weltordnung, die sich auf den erklärten Willen zur Zusammenarbeit gründet, noch nie so groß wie jetzt.
Die Sache des Friedens ist damit allerdings noch lange nicht zu einem Selbstläufer geworden. Auf welch dünnem sicherheitspolitischen Eis wir uns zur Zeit bewegen, haben nicht zuletzt der Golfkrieg, der Bürgerkrieg in Jugoslawien und die Nationalitätenkonflikte in den Staaten der GUS deutlich gemacht. Krieg und Gewalt sind wieder hoffähig geworden und werden als legitimes Mittel der Politik angesehen, wo Politik im Grunde versagt hat.
Die politischen, ökonomischen, sozialen und ökologischen Dimensionen von Sicherheit überlagern sich immer stärker und lassen neue Konfliktformationen in den Vordergrund treten. Der Umbruch in Osteuropa und der früheren Sowjetunion hat alte Nationalitäten- und Religionskonflikte wieder aufbrechen lassen. Die gravierenden wirtschaftlichen und sozialen Probleme der ehemaligen RGW-Staaten beim Übergang zur Marktwirtschaft und ihrer Wiedereingliederung in die Weltwirtschaft gefährden nicht nur den Demokratisierungsprozeß, sie verschärfen zugleich die sozialen, ethnischen und religiösen Spannungen.
Neben der Herausbildung neuer Konfliktherde in den früheren Ostblockstaaten treten die durch den Ost-West-Konflikt nur notdürftig überdeckten globalen Probleme. Die dramatische Lage der Entwicklungsländer und die sich zuspitzende globale Umweltkrise bergen ein nicht zu unterschätzendes Krisen- und Konfliktpotential. Ohne die Lösung der Umweltprobleme, ohne die Verringerung des exzessiven Energie- und Rohstoffverbrauchs, ohne die erfolgreiche Bekämpfung von Hunger und Elend in den Ländern der Dritten Welt, ohne den Abbau der ökonomischen und sozialen Ungleichgewichte zwischen West- und Osteuropa und die Bewältigung der mit der Abrüstung einhergehenden wirtschaftlichen Probleme wird es keinen dauerhaften Frieden geben können.
Die globalen Herausforderungen und die neuen Gefährdungen des Friedens erfordern eine grundlegende Neudefinition der Sicherheits- und Friedenspolitik. Militärische Mittel können in den vielschichtigen Problemlagen der Gegenwart weniger denn je Sicherheit gewährleisten. Gegen unsichtbare Feinde wie die Verschmutzung unserer Atemluft oder die Vergiftung unserer Gewässer helfen keine Soldaten, Panzer, Raketen oder Bomben. Gegen den Fallout von Tschernobyl läßt sich mit Soldaten nichts ausrichten. Polizei und Soldaten an den Grenzen können die Ursachen von Flüchtlingsströmen und Armutswanderungen nicht beseitigen. Die Sicherheitsrisiken von Kernreaktoren, die Folgen einer grenzenlosen Ausbeutung der Natur tragen alle. Die politischen und sozialen Konsequenzen von Armut, Gewalt, Ausbeutung und Unterdrückung in den Ländern der Dritten Welt werden durch massenhafte Wanderungs- und Fluchtbewegungen oder durch die Ausbreitung organisierter Kriminalität (Drogenhandel) nach Europa getragen und führen hier zu neuen gesellschaftlichen Spannungen und zu einem Anwachsen von Rassismus und Rechtsextremismus. Treibhauseffekt, saurer Regen oder radioaktive Wolken unterscheiden nicht nach Freund und Feind, nach Verursachern und Betroffenen. Sicherheit ist unteilbar. Sie kann nicht länger gegeneinander errüstet werden. Sie erwächst nicht aus Gewehrläufen. Sie kann nur gemeinsam durch eine umfassende Entmilitarisierung der internationalen Beziehungen und durch Maßnahmen einer vorbeugenden Friedenssicherung geschaffen werden.
Die Friedensforschung ist, daran kann es keinen Zweifel geben, auch mit der Überwindung des Ost-Konfliktes nicht überflüssig geworden. Die Erforschung der Ursachen und Umstände, die den Frieden in der Welt bedrohen und die Ermittlung der Bedingungen für die Sicherung bzw. die Herstellung des Friedens hat mit den veränderten Rahmenbedingungen und den neuen Herausforderungen der Friedens- und Sicherheitspolitik vielmehr noch an Bedeutung gewonnen. Die Senatskommission für Friedens- und Konfliktforschung der Deutschen Forschungsgemeinschaft betont in ihrer Stellungnahme zu der Zusammenstreichung der Fördermittel für 1992 zu Recht, daß die Beiträge der Friedensforschung "geradezu unverzichtbar in einer historischen Phase, in der die zunehmende Zahl regional sich entwickelnder Konflikte befriedet und die Entstehung zukünftiger kriegerischer Auseinandersetzungen verhindert werden müssen. Die interdisziplinäre Friedens- und Konfliktforschung ist wie kein anderer Wissenschaftszweig geeignet, zu diesen Zwecken die Erfahrungen systematisch aufzuarbeiten und auf dieser Grundlage die aktuelle Politik einschlägig zu beraten."
Bereits in den vergangenen beiden Jahrzehnten ihrer öffentlichen Förderung hat die Friedensforschung der Politik wesentliche Anstöße und Impulse geliefert. Hierzu zählt die Aufdeckung der Zusammenhänge zwischen innergesellschaftlicher und zwischenstaatlicher Gewaltanwendung, zwischen offener und verdeckter struktureller Gewalt. Hierzu gehört aber auch die Entwicklung neuer sicherheitspolitischer Strategien und Institutionen, wie die Konzepte der defensiven Verteidigung und der vertrauensbildenden Maßnahmen, die zur Grundlage der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) wurden, sowie der Konversion von militärischen und rüstungswirtschaftlichen Strukturen in zivile. Die Friedensforschung hat darüber hinaus frühzeitig auf die Gefährdungen der internationalen Sicherheit hingewiesen, die von der Verschärfung des Armutgefälles zwischen Industrie- und Entwicklungsländern und der Zuspitzung der globalen Umweltprobleme ausgehen.
Diese neuen friedenspolitischen Aufgaben und Herausforderungen treffen die Politik weitgehend unvorbereitet. Bitter rächt sich jetzt, daß die Bundesregierung in den vergangenen Jahren die Förderung der Friedensforschung nahezu zum Erliegen gebracht hat und die Debatte um Konzepte nichtmilitärischer Sicherheit schwer vernachlässigt hat. Eine forschungspolitische Kurskorrektur ist daher unabdingbar. Die Förderung der Friedensforschung muß endlich den Stellenwert erhalten, der ihrer politischen und sozialen Bedeutung entspricht. Die Förderung der Friedensforschung darf deshalb nicht von politischen Zufallskonstellationen und dem politischen Wohlwollen der jeweils Regierenden abhängig bleiben. Sie ist wie jede andere Wissenschaft auf Langfristigkeit, Kontinuität und Verläßlichkeit der Förderpolitik angewiesen. Sie bedarf zudem einer ausreichenden institutionellen Förderung, die es ihr erlaubt, Themen unabhängig von der politischen Opportunität nachzugehen. Der Bund, in dessen Zuständigkeit die Außen- und Sicherheitspolitik fällt, kann und darf sich seiner Verantwortung für eine ausreichende und angemessene Förderung der Friedensforschung nicht länger entziehen.
Die Förderung der Friedensforschung muß deshalb dringend auf eine neue Grundlage gestellt werden, die die Breite der Forschungsansätze berücksichtigt und den strukturellen Gegebenheiten der Friedensforschung Rechnung trägt. Die Mittelkürzungen der vergangenen Jahre müssen rückgängig gemacht werden und die Haushaltsansätze in den kommenden Jahren ausgeweitet und verstetigt werden.
Gerade in Anbetracht der neuen und zugleich noch weitgehend offenen sicherheitspolitischen Konstellation ist die Beschäftigung mit Fragen der Friedenssicherung, die Analyse von Konfliktursachen, die Entwicklung von Konzepten der Konfliktregulierung und der Friedenssicherung keineswegs überflüssig geworden. Sie ist nötiger denn je.
Eine gut ausgebaute und breitangelegte Friedensforschung ist deshalb aus sicherheits-, forschungs- und gesellschaftspolitischen Gründen schlichtweg unverzichtbar. Eine Gesellschaft, die an der Friedensforschung spart, beraubt sich ihrer Zukunft.
Unbeirrt von der veränderten Sicherheitslage bleiben die Ausgaben für die Erforschung, Entwicklung und Erprobung neuer Waffensysteme auf Rekordhöhe. Mit Milliarden DM will die Bundesregierung im laufenden Jahr jede vierte Mark, die der Bund für Forschung und Entwicklung ausgeben will, in die Rüstungsforschung stecken. Dies sind 65,9 Prozent mehr als 1982 auf dem Höhepunkt der Nachrüstungsdebatte. Großprojekte wie der Jäger 90 oder der Panzerabwehrhubschrauber (PAH2), werden auch nach den neusten Bundeswehrplanungen weitergeführt, obgleich sie auf sicherheitspolitischen Konzeptionen und Bedrohungsanalysen der 70er und der frühen 80er Jahre beruhen. In welchem Ausmaß falsche Weichenstellungen gestellt wurden, zeigt das Beispiel Jäger 90. So lieb und teuer der Bundesregierung der Ausbau der militärischen Forschung, so unlieb und billig ist ihr die Friedensforschung.
Nachdem die christdemokratische Bundestagsopposition und die Landesregierungen die Deutsche Gesellschaft für Friedens- und Konfliktforschung (DGFK) mit absurden Kampagnen und üblen Verleumdungen sturmreif geschossen hatten, folgte nach dem Regierungswechsel 1983 das Aus für die DGFK und die institutionell abgesicherte Friedensforschung.
FRANKFURT-SÜD. Das Schadstoffmobil der Stadt Frankfurt ist wieder in allen Stadtteilen unterwegs. Umweltschädliche Abfälle wie Lack- und Medikamentenreste, Batterien und ätzende Flüssigkeiten sollen nicht in den normalen Hausmüll wandern - sie können bequem vor Ort abgegeben werden.
Die Bewohner von Sachsenhausen- Süd können ihre Schadstoffe zum letzten Mal in diesem Monat am morgigen Freitag, 28. August, in der Zeit von 9 bis 10 Uhr in die Mörfelder Landstraße 126 (Feuerwache 6) bringen. *ind
WETTERAUKREIS. Der Trend zum Radfahren ist ungebrochen. Immer mehr Menschen schwingen sich auf den Drahtesel, um sich und der Umwelt etwas Gutes zu tun. Grund genug für die FR-Redaktion, eine vor zwei Jahren erfolgreich gestartete Serie fortzusetzen. Unter dem Motto "Fahr-Rat" empfehlen wir Radtouren durch die Wetterau. Kennen Sie eine schöne, weitgehend autofreie Strecke? Dann ran an die Schreibmaschine, beschreiben Sie kurz die Strecke (Skizzen sind auch erwünscht), und ab die Post an die Frankfurter Rundschau, Postfach 10 03 32, 6360 Friedberg.
Ein Vorbild für die weltweite Computervernetzung Das Deutsche Forschungsnetz bewährt sich / Noch Probleme mit den "Dolmetschern" und der Datensicherheit
Superschnelle Computer mit mehr als 100 Millionen Additionen oder Multiplikationen pro Sekunde oder Spezialgeräte, die zum Beispiel aufwendige Farbgrafiken erzeugen oder chemische Analysen automatisch durchführen, befinden sich in ganz Deutschland nur an einzelnen Hochschul-Rechenzentren oder Forschungszentren. Da aber nicht nur die Wissenschaftler vor Ort von diesen Spezialcomputern profitieren sollen, andererseits aber die Installation solch teurer Systeme an allen Hochschulen und Forschungslabors nicht sinnvoll wäre, weil sie gar nicht ausgelastet wären, entstand 1984 der Verein zur Förderung eines Deutschen Forschungsnetzes (DFN-Verein). Der DFN-Verein hat ein bundesweites Computernetz aufgebaut, das Universitäten, Großforschungseinrichtungen des Bundes, Max-Planck-Gesellschaft, Fraunhofer-Gesellschaft, Forschungs- und Entwicklungslabors von AEG, Hoechst, Siemens und anderen miteinander vernetzt. Dieses Netz eröffnet den Teilnehmern die Möglichkeit der bundesweiten Nutzung von Ressourcen an Geräten und Programmen und fördert die Kommunikation und Kooperation räumlich weit voneinander getrennter Wissenschaftler. Für den Aufbau des DFN erhielt der Verein seit 1984 Zuwendungen vom Bundesminister für Forschung und Technologie. Ab 1993 sollen die Jahresbeiträge der Vereinsmitglieder - 10 000 DM für Firmen, 5000 DM für Universitäten - und die Benutzungsgebühren die Kosten dekken. Das Problem eines solchen Computernetzes liegt darin, daß Rechner verschiedener Hersteller verschiedene Betriebssysteme haben; sie "sprechen" keine gemeinsame "Sprache". Das heißt, es mußte ein "Dolmetscher" geschaffen werden, der es ermöglicht, auch über verschiedene Rechner miteinander zu kommunizieren, indem er die "Sprache" des einen Herstellers in die "Sprache" des andern "übersetzt". Sollen viele Rechner an einem gemeinsamen Netz beteiligt sein, so steigt die Zahl der "Dolmetscher" sehr schnell an, da jeder Rechner für die Rechner der anderen Hersteller einen Übersetzer benötigt. Gäbe es eine gemeinsame künstliche "Hilfssprache", so brauchte jeder nur einen einzigen Dolmetscher, der seine Sprache in diese Hilfssprache übersetzt.
Die "International Organization for Standardization" (ISO), der auch das deutsche Institut für Normung (DIN) angehört, hat eine solche Sprache entwikkelt. 1979 verabschiedete sie das Rahmenmodell für die Kommunikation in offenen Systemen OSI ("Open Systems Interconnection"), also die Anwendung international anerkannter, von Firmen unabhängiger Normen für die Datenkommunikation. Diesen Normen hat sich der DFN-Verein verpflichtet.
OSI müsse man, so Ulf Beyschlag, Abteilungsleiter für OSI der Softlab GmbH, "als bedeutendsten strategischen Baustein einer umfassenden Kommunikations-Infrastruktur verstehen". Die Durchsetzung international anerkannter Normen ist ein mühevoller und langwieriger Prozeß; erst seit Ende 1988 zeichnet sich eine breite Akzeptanz bei Anwendern und Herstellern für die OSI-Standards ab.
Auf europäischer Ebene gibt es das europäische Universitäts- und Forschungsnetz EARN, das 1984 von IBM initiiert wurde. EARN beruht allerdings auf IBM-Standards, die nur eine Kommunikation zwischen IBM-Computern zulassen, andere Computer sind ausgeschlossen. Seine große Bedeutung liegt vor allem darin, ein Wegbereiter für die breite Nutzung von Rechnernetzen gewesen zu sein. Durch das IBM-Monopol allerdings hätte es leicht zu einem Hindernis für offene Kommunikation werden können.
Ab 1988 wurden auf Beschluß der Verantwortlichen von EARN und DFN die 180 deutschen EARN-Teilnehmer in das DFN überführt. Die Umstellung des deutschen EARN auf OSI-Standards bedeutet jedoch keinen Verzicht auf die internationalen Verbindungen des EARN-Netzes. Eine im Bonner Rechenzentrum der Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung mbH (GMD) eingerichtete Zentralvermittlungsstelle, ein sogenannter Zentralknoten, setzt die DFN-Normen in die IBM-Standards des EARN um und umgekehrt und ermöglicht so die Kommunikation der deutschen Wissenschaftler mit Kollegen in aller Welt. Über diesen Zentralknoten sind nicht nur die rund 600 europäischen EARN-Teilnehmer, sondern insgesamt etwa 10 000 Rechner in vielen Teilen der Welt wie in den USA, Japan, Australien und Afrika erreichbar.
Seit 1986 konkretisieren sich die Bemühungen um ein europäisches, auf internationalen OSI-Standards beruhendes Computernetz. Die 1986 in Amsterdam gegründete europäische Netzorganisation RARE (Reseaux Associés pour la Recherche Europeénne) arbeitet an dem Projekt COSINE (Cooperation for Open Systems Interconnection Networking in Europe), das den Aufbau eines europäischen Netzes auf Grundlage der OSI-Standards zum Ziel hat. Dazu zählt der Aufbau verschiedener Kommunikations- und Informationsdienste, die Zusammenarbeit mit nationalen Postgesellschaften und die Abstimmung mit und Anknüpfung an andere Computernetze, zum Beispiel die US-amerikanischen Netze ARPA und CSNET. Vorbild für das COSINE-Projekt war das DFN, dessen Erfolg die Machbarkeit offener Kommunikationsnetze auf Grundlage internationaler Standards bewies. Je mehr Teilnehmer sich an das DFN anschließen, desto größer wird das Problem, an dem kein Computernetz vorbeikommt: das Problem der Datensicherheit. Hohe Sicherheitsbarrieren verhindern den eigentlichen Sinn des DFN, jedem deutschen Forschungsinstitut die gesamte Computerkapazität zugänglich zu machen und ein effektives Kommunikationsmedium für Forschungszwecke zur Verfügung zu stellen. Daher warnt der DFN-Verein davor, das "(Computernetz-) Kind mit dem (Hacker-)Bad auszuschütten". Im Gegenteil, so meint W. Bauerfeld vom DFN-Verein, müßte man Hacker geradezu als notwendig akzeptieren. Sie könnten die Funktion von "Test-Ingenieuren" übernehmen, die mögliche Entwurfsschwächen aufdecken und so sogar zum Aufbau einer offenen Kommunikationsstruktur beitragen könnten.
Datenschutz sollte nach Bauerfeld Sache der Betreiber und Nutzer der an Datennetze angeschlossenen Systeme sein. Um Informationen vor unautorisiertem Zugriff zu schützen, plädiert er für zusätzliche Paßwörter und Identifizierung anhand geheimer Nummernfolgen. Eindringversuche ließen sich protokollieren und zurückverfolgen; bestimmte Funktionen könnten für Außenstehende gesperrt werden.
Dennoch wird der Widerspruch offenes Netz - Datensicherheit nicht zu lösen sein. Ein offenes Netz schließt immer die Gefahr der illegalen Nutzung des Datennetzes und des unberechtigten Eindringens in Endsysteme ein. Diese Probleme nehmen mit der weltweiten Vernetzung noch zu. Aber wie bei jeder neuen Großtechnologie, die sich auf dem Siegeszug durch die Welt befindet, verliert keiner der Beteiligten Zeit mit gründlichen Risikoabschätzungen, man will sich die großen Chancen nicht verderben lassen. Nicht nur technische, sondern auch soziale und politische Gefahren, die durch die weltweite Computervernetzung möglicherweise geschaffen werden, sind bisher kein Thema beim DFN-Verein und seinen Nutzern. URSULA FREY
Auch wenn es im Zuge einer pragmatischen Politik in der ehemaligen DDR formale Religionsfreiheit gab, zielte die ursprünglich marxistische Ideologie darauf ab, Religion als "Opium für das Volk" zumindest langfristig abzuschaffen. Dies hat zu einem enormen Mitgliederverlust in den Kirchen geführt. Während im Jahre 1950 noch elf Prozent der Bevölkerung katholisch, 80,6 Prozent evangelisch und nur 7,6 Prozent konfessionslos waren, gehörten 1991 in den neuen Bundesländern nur mehr 5,5 Prozent der Befragten der katholischen Kirche und 28,8 Prozent der evangelischen Kirche an, wogegen der Anteil derjenigen, die in keiner Religionsgemeinschaft waren, mit 64,7 Prozent auf fast zwei Drittel angestiegen ist. In den alten Bundesländern gehörten 1991 nur 10,6 Prozent der Befragten keiner Konfession an, während die großen Volkskirchen fast 90 Prozent aller Befragten zu annähernd gleichen Teilen auf sich vereinen: 41,9 Prozent sind katholisch, 45 Prozent evangelisch.
Angesichts dieser Mitgliederzahlen ist nicht verwunderlich, daß sich in den alten Bundesländern mehr Kirchenmitglieder mehr oder weniger regelmäßig zum Kirchgang aufmachen. Gemessen an der Häufigkeit aber gehen Katholiken im Osten sogar etwas öfter zur Kirche und die Lutheraner zumindest ähnlich oft wie ihre Glaubensbrüder im Westen. Allerdings hat sich der Rückgang in der formalen Kirchenmitgliedschaft offenbar auf die Verbreitung inhaltlicher Glaubensvorstellungen und insbesondere auf das Vorhandensein eines Gottesglaubens in der Bevölkerung der ehemaligen DDR ausgewirkt.
Während im Westen nur eine Minderheit von 9,6 Prozent angab, nie an Gott geglaubt zu haben, stimmte im Osten gut die Hälfte der Befragten dieser Frage zu. Der Anteil derer, die sich im Lebensverlauf vom Gottesglauben abwandten ("Ich glaube nicht an Gott, habe aber früher an ihn geglaubt"), ist dagegen in den neuen Ländern mit 24,9 Prozent kaum höher als mit 23,4 Prozent in den alten Ländern. Deutlich weniger Befragte gaben dagegen den entgegengesetzten Wechsel hin zum Gottesglauben an, wobei der Anteil in den neuen Bundesländern mit fünf Prozent geringer ausfällt als in den alten mit neun Prozent. Insgesamt stehen den 57,9 Prozent stets Gottesgläubigen im Westen nur noch 19,4 Prozent im Osten gegenüber.
Auch 32,9 Prozent der Katholiken und 42,5 Prozent der Lutheraner in den neuen Ländern glauben nicht an Gott, in den alten Ländern sind es dagegen "nur" 21,8 und 33,9 Prozent. Das für die Kirchen bestehende Problem einer zwar formalen Mitgliedschaft, die aber keinen Rückhalt im zentralen Glaubensgrundsatz hat, ist demnach auf dem Gebiet der ehemaligen DDR eher noch größer. Die Anteile von Atheisten in allen Altersgruppen und bei Frauen und Männern fallen in den alten Ländern niedriger aus als in den neuen. Gemeinsamkeit besteht hingegen darin, daß überall ältere Menschen öfter als jüngere und Frauen öfter als Männer an Gott glauben. Als überraschend werten die Forscher den allgemeinen Befund, wonach sich mit höherer Schulbildung der Gottesglaube nicht deutlich verringert.
Dies sind Ergebnisse der sogenannten Basisumfrage 1991 zum Ost-West-Vergleich in Deutschland, einer Sondererhebung der ALLBUS-Reihe. Diese allgemeine Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften wird seit zehn Jahren in zweijährigem Turnus vom Zentrum für Umfragen, Methoden und Analysen (ZUWA) in Mannheim und dem Zentralarchiv (ZA) für empirische Sozialforschung der Universität zu Köln durchgeführt mit dem Ziel, wesentliche Elemente des gesellschaftlichen Wandels mit den Mitteln der Umfrageforschung zu erfassen. ALLBUS wurde von 1979 bis 1986 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und seit 1987 vom Bundesministerium für Forschung und Technologie (BMFT) und den Ländern finanziell getragen. Die von der DFG unterstützte Basiserhebung 1991 enthält neben Fragen zur Konfession und zur Kirchgangshäufigkeit auch detaillierte Fragen zur Religion, die wiederum Bestandteil der schriftlichen Zusatzerhebung im Rahmen des "International Social Survey Programme" (ISSP) sind, das internationale Vergleiche zu verschiedenen Schwerpunktthemen ermöglicht.
Daß es ein Leben nach dem Tod gibt, halten mit 20,3 Prozent viermal so viele Menschen in den alten wie in den neuen Ländern (5,2 Prozent) für wahrscheinlich. Dagegen glauben in beiden Teilen Deutschlands jeweils relativ mehr Befragte an den Himmel oder ein Leben nach dem Tod als an den Teufel oder die Hölle. Auch unter den Gottgläubigen (in den alten und neuen Ländern) nimmt nur eine Minderheit an, daß ein negativer "Gegenspieler" zu Gott existiert. Lediglich elf Prozent der Befragten im Westen und 6,3 Prozent im Osten meinen, daß "die Bibel das Wort Gottes ist und wörtlich genommen werden muß". Selbst Personen, die an Gott glauben, lehnen diesen Satz mehrheitlich ab.
Vergleichsweise hoch ist dagegen die Wundergläubigkeit der Deutschen, auch in den neuen Ländern. So glauben im Westen 51,2 Prozent an solche übernatürlichen Phänomene, losgelöst von christlichen Vorstellungen, und auch im Osten sind es immerhin 34,9 Prozent. Glücksbringer, Wahrsager, Wunderheiler und Sternzeichen werden von jeweils 20 bis 30 Prozent der Befragten in beiden Teilen Deutschlands für zumindest wahrscheinlich existent oder wirksam gehalten. Lediglich Vorstellungen von Wahrsagern und astrologischen Einflüssen haben in den neuen Ländern eine etwas geringere Akzeptanz, wie Michael Terwey in der "ZA-Information" (30) ausführt. Die Basiserhebung 1991 bestätigte im übrigen frühere Untersuchungen in der Europäischen Gemeinschaft, wonach die Einstellung zu Gott nicht unabhängig von einer Grundeinstellung zur Gesellschaft ist. So ist in den alten Ländern eine Mehrheit von 54,4 Prozent gegenüber der Idee des Sozialismus eher negativ eingestellt, während mit 69,9 Prozent mehr als zwei Drittel der Bevölkerung in den neuen Ländern meinen, daß der Sozialismus im Grunde eine gute Idee sei, die nur schlecht verwirklicht wurde. Diese Wertschätzung steht im Osten in einem negativen Zusammenhang mit Religiosität. Die oppositionelle Rolle, welche die Kirchen und religiösen Organisationen teilweise in der Auseinandersetzung mit dem Staat und bei dessen Ablösung gespielt haben, hat offenbar nicht zu einer generellen Bewertungsangleichung von Kirche und Religion in Ost und West geführt. Einige Daten relativieren dieses Bild indes in Teilen. So sprechen sich die Befragten in den neuen Ländern im Vergleich seltener für eine grundsätzliche Freigabe von Büchern und Filmen aus, welche die Gefühle tief religiöser Menschen verletzen. Dagegen stößt eine Stellungnahme der Kirchen zu politischen Fragen auf mehr Akzeptanz. Schließlich wird der Aussage, daß die Kirchen und religiösen Organisationen in unserem Land zu viel Macht haben, von den Menschen in den neuen Ländern seltener zugestimmt. Hier mag, so die Forscher, die Erinnerung an die bisherigen faktischen Verhältnisse in der ehemaligen DDR eine Rolle gespielt haben.
RENATE I. MRESCHAR
Ein Begriff, eine Branche
Kommunikation: Rede und Gegenrede sind die begreiflichsten Formen, indes kann eine Handbewegung oder ein Lächeln ebenso der Kommunikation dienen; von unbewußten Signalen ganz zu schweigen.
Musiker kommunizieren in Tönen und Rhythmen, Fußballer mit Flanken und Fouls. Die Abwesenheit von Kommunikation ist kaum denkbar, solange sich mehr als ein Mensch auf einem Fleck befindet.
Verständigung untereinander; Verbindung, Zusammenhang definiert der Duden von 1991. Das Herkunftswörterbuch verweist auf das lateinische "communicatio" für Mitteilung, Unterredung sowie auf die englische Variante "communication" mit dem Sinn Verständigung, Informationsaustausch. Das amerikanische Wörterbuch "Meriam Webster's" kennt als weitere Bedeutung message, zu deutsch Botschaft.
Dieses Wort Kommunikation, eigentlich uralt auch im Deutschen beheimatet, hat in den vergangenen 20 Jahren Karriere gemacht. Zunächst gab es die Massenkommunikationsmittel, die man heute eher Massenmedien nennt, also Zeitungen und Zeitschriften, Radio und Fernsehen, Informationsmittel also, mit denen Menschen in Millionenmengen erreicht werden.
Eine ganz fest umrissene Bedeutung für "Kommunikation" läßt sich auch im aktuellen Sprachgebrauch nicht in einem Satz festlegen. Kommunikation steht meist, so hat es sich eingebürgert, für ein Sammelsurium aus Wirtschaftszweigen, zu dem vor allem die Werbe- und PR-Branche gehören, die Massenmedien, Markt- und Meinungsforschung; Filmer und Fotografen; alle, die Gedrucktes oder Sendbares herstellen. Vermutlich könnten sie alle auch bequem ohne das Wort Kommunikation auskommen.
Der Frankfurter "Kommunikationsmarkt" vom 7. bis zum 12. September will nicht den Begriff in seiner Breite beleuchten, sondern die Branchen vorstellen, die sich als Kommunikationswirtschaft verstehen. Dabei steht die Werbung im Vordergrund, die zwangsläufig ihre Schnittstellen mit den Massenmedien dort hat, wo sie Produkte präsentiert. In enger Nachbarschaft befinden sich auch Marktforschung, die als Arbeitsgang der Werbung vorausgeht, und Marketing, das sich der Vermarktung von Produkten widmet.
Zur Kommunikationswirtschaft gehören Menschen. Sie arbeiten in vielen verschiedenen Berufen, für die es nicht immer klare Ausbildungsgänge gibt. Der "Kommunikationsmarkt" gewährt auch Einblick in die einzelnen Tätigkeiten und bemüht sich um den Nachwuchs.
Der "Kommunikationsmarkt" soll nicht darüber hinwegtäuschen, daß Kommunikation nicht allein der Werbewirtschaft gehört. Unter den Begriff fällt auch schlichtes Telefonieren (Telekom). Für Kommunikation sorgt auch jeder Kneipier in seiner "Wirtschaft". Kommunikation ist alles. Alles ist nichts. Schö
Der Fischadler läßt manchmal auf sich warten Ungewöhnliche Naturerlebnisse im Mecklenburger Müritz-Nationalpark
Kurz vor Federow entsteht auf der schmalen Landstraße plötzlich ein kleiner Stau. Autos klumpen sich am Straßenrand. Ein Unfall? Dann sehen wir es: Ein riesiges Nest, nur wenige Meter entfernt auf dem Mast einer Hochspannungsleitung. Der Horst eines Fischadlers. Ein paar ganz Geduldige haben sich mit Ferngläsern auf die Lauer gelegt und warten auf die Rückkehr des seltenen Großvogels. Das Ziel unserer Reise ist erreicht: Der Müritz-Nationalpark, im Herzen der Mecklenburgischen Seenplatte.
Ein paar Tage Radfahren, die Stille genießen, Vögel beobachten, so haben wir uns den Aufenthalt vorgestellt. Doch vor dem Genuß steht die Organisation, sprich die Zimmersuche. Waren, die Kurstadt an der Nordspitze des Müritz-Binnensees und Zusammenfluß der Urlauberströme, ist zu voll. Ruhig soll es sein. Also auf in die kleinen Dörfer südlich der Stadt, vorbei an hohen Wiesen und sanfthügeligen Kornfeldern, vorbei an einem uralten Bauernhaus, auf dem sich Schwarzstörche ihr Heim gebaut haben. Ja, hier wäre es schön. Doch die wenigen Privatzimmer in jedem Dorf sind längst ausgebucht. In Mecklenburg-Vorpommern sind Schulferien, und für die Berliner ist es hierhin auch nur ein Katzensprung.
In Boek, einem hübschen Dörfchen am Ostufer der Müritz, haben wir endlich Glück. Ein Bauer bringt uns in einem der fünf Wohnwagen unter, die er auf der Wiese hinter seinem Haus aufgestellt hat. Sein Schwiegersohn aus Westberlin brachte die ausrangierten Gefährte hierher. Stolz führt er uns über den Hof, zeigt auf das neugedeckte Dach des Wohnhauses und den grasüberwachsenen Bunker, in dem er im Krieg so viele Nächte Schutz gesucht hat. Direkt hinter dem Wohnwagen beginnt das Feld. Schmetterlinge taumeln umher, Bienen graben sich in die Blüten. Hier läßt sich's aushalten.
Boek, klein und beschaulich, erweist sich als idealer Ausgangspunkt für eine Tour durch den Nationalpark. Zwischen hier und Waren liegt das bedeutendste Naturschutzgebiet Deutschlands, das "Ostufer der Müritz", das den Kern des Müritz-Nationalparks bildet. 310 Quadratkilometer Fläche, miteingeschlossen ein ehemaliges Staatsjagdgebiet und ein noch unzugängliches militärisches Übungsgelände. Die Landschaft ist geprägt durch Wälder, Moore und 117 Seen, entstanden durch eine Eiszeit vor mehr als 10 000 Jahren. Im 12. Jahrhundert staute man das Flüßchen Müritz zum Binnensee auf, sieben Jahrhunderte später wurden große Gebiete wieder trockengelegt. Über 700 Pflanzenarten, die Hälfte davon gefährdet, dazu viele Hundert Schmetterlings- und Käferarten haben sich hier angesiedelt. Vor allem aber ist das Ostufer der Müritz Brutstätte für See- und Fischadler, für Kraniche, Wildgänse und Kormorane.
Auf 30 kürzeren Rundwanderwegen und dem 165 Kilometer langen Nationalparkweg können die Besucher den Lebensraum der selten gewordenen Vögel kennenlernen. Bald werden es noch mehr Wege sein, denn das von den Russen genutzte Militärgelände, bislang vom Wegenetz ausgeschlossen, wird im nächsten Jahr aufgegeben. Der Nationalpark, im Oktober 1990 noch rasch von der DDR- Regierung eingerichtet, ist erst im Aufbau. Noch sind nicht alle Informationstafeln aufgestellt, alle Routen markiert und alle Pflanzen katalogisiert.
Vier "Eingangstore" in dieses in Mitteleuropa einzigartige Gebiet hat die Parkverwaltung bislang geschaffen. Eines davon ist Boek. Die Veränderungen der letzten zwei Jahre sind in diesem Dörfchen deutlich spürbar. Die riesigen Scheunen und Getreidespeicher der einstigen LPG, größer als manche Wohnhäuser, stehen verlassen. Zwei Restaurants und ein Fahrradverleih haben nach der Wende eröffnet, mehrere Privatleute bieten Zimmer an, ein Stückchen außerhalb des Dorfes liegt ein wunderschöner Campingplatz am Müritz-Ufer. "Boek ist eine vorbildliche Ausnahme", lobt der Leiter des Nationalparkamts, Jörn Mothes. In den anderen Gemeinden in und um den Nationalpark vermißt er noch die Eigeninitiative. Der Fremdenverkehr, so sagt er, wird dort noch als unsicheres Geschäft angesehen - und das, obwohl die Besucherzahlen im Nationalpark ständig steigen.
In Boek, so der Wunsch der Parkverwaltung, sollen die Besucher ihr Auto stehen lassen und sich zu Fuß oder per Fahrrad aufmachen, die Tier- und Pflanzenwelt zu entdecken. Die Betonung liegt dabei auf Wunsch, denn auf einigen zum Teil sogar asphaltierten Fahrwegen darf man noch immer mit dem Auto das Gelände durchqueren. Einige Gemeinden können sich einfach nicht dazu entschließen, ein Fahrverbot auszusprechen. Jörn Mothes ist das ein Dorn im Auge: "Wir sind doch kein Safaripark", meint er erbost. Radler und Wanderer, so wirbt die Parkverwaltung denn auch folgerichtig in ihrer Wanderkarte, haben viel größere Chancen, Vögel oder Tiere zu beobachten. So holen wir am nächsten Morgen die Räder heraus. Die Tour um die Specker Seen, die wir ausgewählt haben, beginnt am Campingplatz. Dort planschen schon die ersten Kinder im flachen Wasser der Müritz. Ein kurzes Stück ist der Weg asphaltiert, die Kronen der dichtstehenden Bäume bilden einen kühlen, schattigen Tunnel. Immer geradeaus fahren wir parallel zum Müritzufer, während das Dorf hinter uns verschwindet. Den Weg durch den Specker Horst kennzeichnet ein blauer Radfahrer als Symbol. Die Route bleibt stets ein Stück vom Ufer entfernt, wie fast alle ausgewiesenen Wanderwege. Die Vögel, die sich im Schilf verborgen halten, sollen nicht gestört werden. Deshalb ist nur an wenigen ausgewiesenen Stellen das Verlassen der Wege oder gar das Baden erlaubt - strenge Regeln zum Schutz einer bedrohten Welt.
Die Fahrt durch den Specker Horst ist eine der anmutigsten Strecken im Nationalpark. Nach einer kleinen Holzbrücke verläuft der Weg parallel zu einem Kanal, über und über mit blühenden Seerosen bedeckt. Im dichten Schilf am Ufer summen Insekten. Der Kanal ist noch ein Relikt aus DDR-Zeiten - Ex-Ministerpräsident Willy Stoph ließ ihn verbreitern, um mit dem Motorboot von seinem Jagdhaus direkt auf die Müritz fahren zu können. Das gesamte Ostufer der Müritz war einst das private Jagdgebiet des DDR- Bonzen. Wo der Kanal abbiegt in Richtung Specker See, führt der Weg plötzlich aus dem Wald heraus und bildet eine Schleife, offensichtlich für Autos angelegt. An dieser Stelle stand Stophs Domizil. Die Trümmer des Hauses, im Frühjahr dem Erdboden gleich gemacht, liegen noch umher.
Am Ende des Specker Horstes entscheiden wir uns für einen Abstecher nach Westen, zum Redernangsee. Das blaue M, das Signet des Müritz-Nationalparkwegs, bringt uns zu einem Beobachtungsstand. Auf dem See schwimmen Dutzende von Wasservögeln. Mit dem Fernglas suchen wir den Himmel ab, doch die Mittagshitze ist anscheinend auch den Adlern zuviel geworden. Eine feuerrote Libelle läßt sich auf unserer Wanderkarte nieder, schwebt schließlich unschlüssig davon.
Am Zaun einer Kuhweide entlang kehren wir auf den Weg zurück. Nur drei Prozent der Parkfläche dürfen landwirtschaftlich genutzt werden. Waldhimbeeren glänzen tiefrot am Rande des Pfades. Sie schmecken süß und köstlich. Aber das Stehenbleiben fällt schwer, sofort schwirrt allerlei Getier um uns herum. Die ersten Stiche fangen schon an zu jukken. Also rasch auf's Fahrrad und weiter.
Nach einem kurzen Stück führt das blaue M auf einen geteerten Verbindungsweg. Links entlang, nach Nordwesten, könnte man bis hoch nach Waren radeln - aber das ist für dieses Mal zu weit. Wir biegen stattdessen nach rechts ab und machen uns in großem Bogen um die Specker Seen herum auf den Heimweg. Dichter Wald wechselt ab mit kleinen offenen Flächen. Unsichtbar in den Wipfeln begleiten uns Vögel, ab und zu kreist ein größerer Jäger minutenlang am Himmel. Einen Adler bekommen wir nicht zu Gesicht, so sehr wir auch die Hälse recken. Zwei junge Leute mit Klemmblock in der Hand haben ihre Räder stehenlassen, schreiten langsam den Waldrand ab und machen Notizen.
Kleine Steigungen erfordern beim Radeln Kraft und Geschicklichkeit, denn die Wege sind zum Teil ausgesprochen sandig. Schmale Reifen sind hier denkbar ungeeignet. Das blaue Radfahrersymbol leitet uns durch den Wald nach Speck. Im Specker Schloß, bis zur Wende ein Erholungsheim für Soldaten der Nationalen Volksarmee, ist heute die Nationalparkverwaltung untergebracht. Ein Café oder Restaurant hat das winzige Dörfchen leider nicht zu bieten. Den Wanderen oder Radfahrern bleibt nur der "Getränke-Stützpunkt" am Ende des Ortes, wo man kühles Wasser und kühle Schokolade bereithält.
Nach Speck wird der Wald dichter. Hohe Kiefern stehen eng zusammen. Dazwischen liegt teils knöchelhoher Sand auf den Wegen. Man glaubt das Meer zu ahnen, das doch erst ein gutes Stück weiter nördlich beginnt. Am Südufer des Prieserbäker Sees, dem östlichsten der drei Specker Seen, knickt der Weg ab und führt schließlich am Waldrand entlang. Von Ferne ist bereits der spitze Kirchturm von Boek zu sehen. Abends, beim Essen auf der Terrasse des "Schloßkrugs", erzählt unser Tischgenosse begeistert von dem Fischadler, den er beobachten konnte. Morgen ist auch noch ein Tag. EVA SCHULTHEIS
FRANKFURT A. M. Wenn in Frankfurt der beste Freund des Menschen das Zeitliche segnet, geraten die Hinterbliebenen oftmals in die Bredouille. Den Leichnam einfach im Garten zu verbuddeln, verbietet das Gesetz, die Problemlösung per Tierkörperbeseitigungsanstalt das eigene Gewissen. Der Tierfriedhof in Bad Homburg ist seit Jahren überfüllt, eine vergleichbare Stätte gibt es in Frankfurt nicht. Noch nicht: Schon in wenigen Monaten will der rot-grüne Magistrat am Heiligenstock einen Tierfriedhof anlegen.
Den Anstoß zu dem Projekt gaben Ende 1991 mehrere Hunde- und Katzenfreunde, die die Vorstellung unerträglich finden, ihre Vierbeiner könnten dereinst in Niederwöllstadt enden. Dort steht seit 1970 die für Südhessen zuständige Tierkörperbeseitigungsanlage. Und was darin mit den Tieren geschieht, findet Frank Heudorf "nicht sonderlich pietätvoll".
Heudorf ist Referent im Dezernat für Frauen und Gesundheit, das - so kurios es klingt - für den geplanten Frankfurter Tierfriedhof zuständig ist ("alle anderen haben sich davor gedrückt"). Nach einer parlamentarischen Anfrage machte sich das Dezernat Anfang 1992 auf die Suche - und wurde im Norden fündig: Auf einem 10 000 Quadratmeter großen Gelände zwischen dem Friedhof Heiligenstock und der Stadtgrenze von Bad Vilbel soll der Tierfriedhof entstehen. Das Areal wird derzeit noch von einem Landwirt beackert, den Pachtvertrag aber hat die Stadt "zum Sommer-Ende" gekündigt. "Theoretisch", sagt Heudorf, könnte dann mit den Bauarbeiten begonnen werden - stünden da nicht "vier oder fünf Anwohner" im Wege.
Die Berkersheimer, die in unmittelbarer Nähe des geplanten Friedhofs wohnen, fürchten um ihre Ruhe: Durch permanente Bestattungen und Besuche werde es am Stadtrand zu "regem Verkehr" kommen. Das freilich bezweifelt Heudorf. Besucher müßten ihre Autos auf dem bereits vorhandenen Parkplatz am Heiligenstockweg abstellen, lediglich "ein oder zwei Behindertenparkplätze" sollen direkt am Tierfriedhof entstehen.
"Es wird keine exorbitante Belästigung geben", versichert der Referent, der zuversichtlich ist, daß die Bürgerproteste wieder abflauen werden. Im August oder September könne dann bereits die Trägerausschreibung beginnen - schon jetzt sind diverse "Tierschutzvereine und Gartenbaubetriebe" im Gespräch.
Wie genau der Tierfriedhof - der mitten im geplanten Grüngürtel liegt - aussehen wird, das vermag derzeit noch niemand zu sagen. Eines jedoch steht fest: "Die Anlage soll nicht zu sehr an einen menschlichen Friedhof erinnern." Große Denkmäler, wie etwa in Amerika oder Paris, wird es nicht geben, "höchstens kleine Grabsteine mit Inschriften". Gegen Kreuze will der Frankfurter Stadtdekan Klaus Greef gar persönlich intervenieren - "das hat immerhin mit Glauben zu tun, und dazu sind Tiere ja nicht fähig".
Die Liegedauer am Heiligenstock soll "auf drei Jahre mit Verlängerungsoption" festgelegt werden. 150 bis 200 Mark werden die Herrchen und Frauchen dafür berappen müssen. "Die emotionale Bindung ans Tier" (Heudorf) hat eben ihren Preis.
Aber nicht jeder, der will, wird sein Haustier auf dem neuen Frankfurter Tierfriedhof begraben können. Vögel, Katzen und kleine Hunde werden in den Gräbern mühelos Platz finden.
Bei "Doggen und Bernhardinern" wird's dagegen schon schwierig. Heudorf: "Wer sich aber ein Nilpferd in der Badewanne hält, der wird auch am Heiligenstock "keine Chance" haben (siehe dazu auch unseren Kasten). *ind
FRANKFURT A. M. Tierliebe treibt bisweilen skurrile Blüten. "Wir hatten hier schon Leute", sagt Judith Wagner, "die ihrem toten Pudel für ein paar tausend Mark einen Marmorstein gekauft haben." Manch ein Tierfreund habe seinen vierbeinigen Gefährten gar schon im selbstgezimmerten Sarg zu Grabe getragen. Kurios? Ja - aber längst kein Einzelfall auf dem Tierfriedhof in Mainz.
Von den 400 Gräbern, die die Landeshauptstadt ihren tierischen Einwohnern vor Jahren zubilligte, ist schon lange keines mehr leer. Hunde und Katzen sind es vor allem, die hier ihre letzte Ruhe gefunden haben, aber auch von Wellensittichen und einem Zwergkaninchen künden die Inschriften auf den Mini-Grabsteinen. Lediglich große Tiere werden in Mainz zum Problem - "Pferde", bedauert Tierpflegerin Judith Wagner, "passen hier nicht rein." Jene Herrchen und Frauchen dagegen, die ihre Haustiere sicher unter der Erde wissen, bleiben ihren haarigen und gefiederten Freunden meist über deren Tod hinaus treu. Zu den herkömmlichen Ausgaben - das Grab selbst kostet 250, die Bestattung 80, der Friedhofsschlüssel zehn Mark - sorgen sie für reich geschmückte Gräber. "Unserem Liebling" steht dann auf den Steinen oder "Wir werden Dich nie vergessen". Und manchmal verewigen die Hinterbliebenen den Verblichenen auch mit einem Polaroidfoto hinter Glas.
Über derlei Aufwand wundert sich Judith Wagner schon lange nicht mehr: "Manchmal", sagt sie, "ist das extremer als bei einer richtigen Beerdigung." *ind
Kasten abschneiden!!
Für den Bau einer neuen Synchrotronstrahlungsanlage BESSY II hat sich kürzlich der Bundesminister für Forschung und Technologie (BMFT), Heinz Riesenhuber, auf der Basis des Regierungsentwurfs für den Bundeshaushalt 1993 und die mittelfristige Finanzplanung von 1994 bis 1996 entschieden. Das neue Großgerät der Grundlagenforschung soll in Berlin-Adlershof auf einem Gelände der ehemaligen Akademie der Wissenschaften der DDR verwirklicht werden, das zu einem Wissenschafts- und Technologiestandort ausgebaut wird. Damit soll auch internationale Forschung in die neuen Bundesländer geholt werden.
BESSY II ist eine Art Lichtmaschine, in der gezielt genutzt wird, daß auf Kreisbahnen beschleunigte Elektronen einen Teil der ihnen vermittelten Energie als scharf gebündelte Strahlung wieder abwerfen, deren Wellenlänge sowohl im sichtbaren Bereich des Lichts als auch im Ultraviolett liegen und sich bis in den Röntgenbereich hinein erstrecken können. Entsprechend ist BESSY II ein Elektronenkreisbeschleuniger und damit ein Synchroton, dessen ausschließlicher Zweck die Erzeugung solcher Strahlung ist, die in vielen Bereichen der Grundlagen- und Materialforschung wegen ihrer besonderen Qualität sondierend eingesetzt werden kann. Das neue Großgerät wird damit Ergänzung und "Nachfolgerin" von BESSY I, einer Anlage, die seit 1981 von der Berliner Elektronenspeicherring-Gesellschaft für Synchrotronstrahlung (BESSY) in Berlin-Wilmersdorf betrieben wird.
Die neue Anlage wird rund 190 Millionen DM kosten. Mit ihrem Betrieb wird 1997 begonnen werden; das Institut selbst soll in die sogenannte Blaue Liste der von Bund und Ländern gemeinsam finanzierten Forschungsstätten aufgenommen werden. Im Vergleich zu BESSY I wird die Höchstenergie des Beschleunigers mit 1,7 Milliarden Elektronenvolt (GeV) mehr als verdoppelt. dfd
Vor zwei Jahren erhielt ich zum ersten Male eine Einladung zu einem Besuch in Bonn und Teilnahme an einer Bundestagssitzung, zusammen mit einer Gruppe eines Ortsverbandes. Wir haben damals fast zwei Stunden an einer Plenarsitzung teilgenommen; ich glaube, es ging um Subventionen für die Nutzung von Brauchwasser öffentlicher Schwimmhallen für die Bewässerung von Obstplantagen aufgrund von EG-Vorschriften. Ich verfolgte diese Debatte aufmerksamer als die anwesenden rund dreißig Abgeordneten, von denen rund die Hälfte in Zeitungen, andere in Aktenbände und der Rest in Gespräche vertieft waren. Anschließend besichtigten wir das Finanzministerium. Eine Führung durch den Park der Villa Hammerschmidt schloß sich an.
Am nächsten Tag nahmen wir an einer Diskussion mit dem Vorsitzenden des Umweltausschusses und der folgenden Pressekonferenz teil.
Noch im gleichen Jahr besuchte ich aufgrund einer weiteren Einladung mit einer anderen Gruppe das Auswärtige Amt, wo uns ein Ministeriumssprecher ausführlich die Arbeit des diplomatischen Dienstes erläuterte. Auch nahmen wir als Gäste an einer weiteren Bundestagssitzung teil. Nachmittags diskutierten wir mit Mitgliedern von drei Bundestagsfraktionen über Demokratie und Kultur in Südafrika.
In diesem Jahr erhielt ich zwei weitere Einladungen; einmal mußte ich leider absagen. Mit einer Gruppe politisch interessierter Einzelhändler absolvierte ich unlängst erst ein zweitägiges Bonn-Programm.
Jetzt endlich meldete ich in Bonn meine Ansprüche an, da von Amts wegen offensichtlich nichts zu erwarten war. Ich bin wirklich gespannt, welche Pensionsansprüche ich inzwischen erworben habe, ab wann ich mit Zahlungen in welcher Höhe rechnen kann.
Vor einigen Tagen nun erhielt ich überraschenderweise einen dreiseitigen Ablehnungsbescheid. Trotz intensiver Prüfung und Anerkennung der Bonn-Exkursionen als staatsbürgerliche Tätigkeit seien Pensionsansprüche nicht erworben worden.
Natürlich lasse ich die Angelegenheit nicht auf sich beruhen. Der Anwalt, den ich aufsuchte, schüttelte allerdings nach dem Durchlesen des Ablehnungsbescheides - Lesegebühr für drei Seiten neununddreißig Mark plus Mehrwertsteuer - bedauernd den Kopf. Da würde nichts zu machen sein.
Aufgebracht ließ ich der Anwaltsgehilfin gegenüber im Vorzimmer meinen Unmut heraus. Da sei man jahrelang rechtsschutzversichert und werde nun so abgewimmelt . . .!
Ich kann nur vermuten, daß die Anwaltsgehilfin gleich nach meinem Weggang den Anwalt aufgesucht hat. Denn auf der Straße vor der Kanzlei kam der mir außer Atem nachgestürzt: "Das muß ein Mißverständnis sein!" Natürlich würde er meine Interessen vertreten.
Nun sind wir beide gespannt, welche Pensionsansprüche ich durch meine Bonner Exkursionen erworben habe. Vorsorglich haben wir auch Verzugszinsen geltend gemacht.
Israels Ministerpräsident Yitzhak Rabin war gerade eine Woche im Amt, da erhielt er bereits Besuch aus den USA. Außenminister James Baker traf zum zehnten Mal in seiner knapp vierjährigen Amtszeit in Jerusalem ein. "Es war praktisch, die Gespräche mit dem Gast aus den USA in Jerusalems King David Hotel zu führen", meinte Rabin anschließend, "denn ich war ja auch dort abgestiegen, weil ich noch nicht in die offizielle Residenz des Premiers einziehen konnte."
Jerusalems King David Hotel, nur einen Steinwurf von der sogenannten "grünen Linie", der Grenze zwischen West- und Ostjerusalem, gelegen, "ist die inoffizielle Residenz der politischen Besucher des Landes" - und gelegentlich auch der israelischen Politiker, beschreibt Fiona Semberg, zuständig für die Betreuung der Gäste, eine der wichtigsten Funktionen des Hotels. "Der Gast soll sich hier wie zu Hause fühlen", beschwört Fiona Semberg Gemütlichkeit. Dafür lassen die Sicherheitsbeamten auch mal die Terrasse räumen, so daß ihr Boss, James Baker, dort hemdsärmelig und mit den Füßen auf dem Tisch in Ruhe bei einer Tasse Kaffee die Zeitungen lesen und auf die Mauern der Altstadt von Jerusalem blicken kann. Der Gast genießt und schreibt. "Mein Stab und ich danken Ihnen wieder einmal für Ihr Verständnis und Ihre Aufmerksamkeit für jedes Detail während meiner letzten Reise nach Jerusalem", übermittelte Baker auf offiziellem Briefpapier an Yossi Heksch, den Generalmanager des Hotels.
Wie das "Who is who" der Weltpolitik liest sich die Gästeliste des King David: von Adenauer bis Kohl, Nixon bis Bush, Václav Havel, Gorbatschow, Mitterrand oder Maggie Thatcher. Große und kleine Geschichte wurde hier gemacht. Carlos Arana aus Guatemala oder Jose Ascona Hoyo aus Honduras hatten sich im King David einquartiert, als sie von den Israelis im Libanon erbeutete Waffen für ihre mörderischen Armeen oder die nicaraguanischen Contras einkauften. Die Südafrikaner John Vorster oder Willem de Klerk waren hier, um Israels Bande zu ihrem Apartheidstaat zu festigen. Am 16. Oktober letzten Jahres bezog James Baker den vierten Stock des Hotels, einen Tag später traf Boris Pankin, der vorletzte Außenminister der Sowjetunion, im fünften Stock ein, und am 18. Oktober gaben die beiden auf einer gemeinsamen Pressekonferenz in der dritten Etage Ort und Datum der Madrider Nahost-Friedenskonferenz bekannt.
In solchen Tagen verwandelt sich die Eingangshalle des Hotels in einen Hochsicherheitstrakt mit unauffällig bewaffneten Beamten und Leibwächtern, mit Sicherheitsschleusen und Metalldetektoren. Die Angestellten wurden zuvor genauestens überprüft, und die Hamburger- verwöhnten US-Mittelstandstouristen, die in Bermudashorts und quergestreiften T- Shirts zur Bar Mitzvah des Sohnes, zum Passah- oder Laubhüttenfest nach Israel kamen, betrachten den Sicherheitsaufwand eher als ein besonderes Angebot des Hotels denn als Belästigung und freuen sich über den Gesprächsstoff, den der Hauch der Weltpolitik nach der Rückkehr in die Heimat abgibt.
1931 erbaut, erlebt das King David Hotel seit 61 Jahren eine glitzernde Parade gekrönter Häupter, entthronter Tyrannen, respektverlangender Politiker, populärer Hollywoodstars und zionistischer Powerbroker. Gelegentlich diente das Hotel sogar als Asyl, etwa für Alfonso VIII. von Spanien, als dieser 1931 abdanken mußte. Kaiser Haile Selassie von Äthiopien, der "Löwe von Juda", wie er sich nannte, floh 1936 vor den italienischen Invasoren ins King David, und Georg II. von Griechenland richtete hier sogar seine Exilregierung ein, nachdem die deutschen Nazitruppen 1942 sein Land besetzt hatten.
Hier trug sich Lord Allenby, der Vorgesetzte des legendären "Lawrence von Arabien", ins Gästebuch ein, Winston Churchill, die ägyptische Königinmutter Nazli, Israels Staatsgründer Ben-Gurion und sein Kriegsheld Mosche Dayan, Deutschlands Richard von Weizsäcker und sogar Österreichs Kurt Waldheim - damals allerdings noch als UN-Generalsekretär.
Das King David ist ganz sicher das einzige Hotel der Welt, das einmal von einem späteren Ministerpräsidenten in die Luft gejagt wurde. Unter dem Kommando Menachem Begins führte die zionistische Untergrundorganisation Irgun am 22. Juli 1946 die "Operation Chick" durch (Chick ist der russische und jiddische Diminutiv für Hotel) und schmuggelte 500 Pfund TNT-Sprengstoff in Milchkannen in den Südwestflügel des Hotels, wo die Büros der britischen Mandatsregierung untergebracht waren. Um "zwölf Uhr 37", so erinnerte sich Begin später in seinen Memoiren "Der Aufstand": "Plötzlich schien die ganze Stadt zu erzittern. Die Kraft der Explosion war stärker als erwartet. Sechs Etagen Stein, Beton und Stahl, der ganze Flügel eines riesigen Gebäudes wurde wie mit einem Messer wegrasiert." 91 Menschen starben in den Trümmern.
Das Ereignis trug ebenso zu dem levantinischen Flair gefährlicher Intrigen bei wie die gemischte Gästeliste des Hotels. Emir (später König) Abdullah von Transjordanien etwa pflegte regelmäßig im "Orientalischen Salon" Kaffee zu trinken, während draußen die Kavallerie seiner Arabischen Legion hoch zu Kamel oder Roß alle Zugänge bewachte. Sein Enkel, König Hussein, "war noch nie hier", bedauert Avraham Weiner, der sich seit 1953 im King David vom Kellner zu einer Art Protokollchef hochgearbeitet hat, "aber ich hoffe, er kommt bald".
Nur ein Araber besuchte seit der Staatsgründung Israels das "beste Hotel des Nahen Ostens" (Weiner). An den historischen Besuch des ägyptischen Präsidenten Anwar Sadat im November 1977 erinnert sich der gebürtige Slowake, der Theresienstadt und Bergen-Belsen überlebt hat, noch gut. Einen Tag vor Sadats Ankunft wurde die erste Telefonverbindung zwischen Kairo und Jerusalem eingerichtet - in der Präsidentensuite des King David Hotels. Sadat brachte sein eigenes Personal mit, Butler, Koch, Sekretär etc. Aber "er war kein schwieriger, er war ein freundlicher Gast", erinnert sich Weiner. Überhaupt sei der Umgang "mit Politikern der leichteste Job".
Und die schätzen - ebenso wie die Touristen, die sich das nicht eben billige Vergnügen leisten wollen, wenigstens einmal für ein Wochenende im legendären King David gewohnt zu haben - den klassischen Stil des Hotels, der an die längst vergangene Epoche der Grand Hotels der Jahrhundertwende erinnert. Die lachs- oder türkisfarbene Dekoration der Säulen und Decken mit ihren ägyptischen, assyrischen, hetitischen, phönizischen oder jüdischen Motiven aus der Zeit Davids und Salomos gibt der Empfangshalle, dem Restaurant, der Bar oder dem Cafe trotz des dunklen Holzes der Wände die eigenartige Eleganz des Nahen Ostens. "Wir sind sehr konservativ", gibt Weiner zu, "hier bedienen die Kellner sogar im Grillraum noch mit weißen Handschuhen, die Gläser sind aus Kristall, das Geschirr aus Porzellan und das Besteck aus Silber. Das ist Stil."
Dazu wollen die 300 Angestellten des Hauses, ihren Gästen "egal wie bedeutend oder einfach", betont Fiona Semberg - die intime Atmosphäre einer Familienzugehörigkeit vermitteln. "Heute ist das Hotelgewerbe Big Business, unpersönlich", sagt Heksch, der Generalmanager, "hier versuchen wir jeden Gast kennenzulernen, um alle seine Wünsche erfüllen zu können." Dazu werden zahlreiche Daten in einen Computer eingespeist. Kehrt der Gast wieder einmal ein, dann reicht ein Blick auf den Monitor, um seine bevorzugten Speisen oder Getränke zu wissen, um das Alter der Kinder zu erfahren, ob ein Masseur oder eine Kinderschwester gewünscht werden könnte. Zur Vorbereitung auf den Besuch von Prominenz wird schon mal die Biographie gelesen, der dann zu entnehmen ist, daß etwa Elizabeth Taylor vernarrt in Blumen ist. Also staffiert einer der Pagen - während sich die Schauspielerin noch vor dem Frühstück im Garten ergeht - die Suite mit pupurfarbenen Blumen aus.
Und so wie das Personal dem Haus ungewöhnlich verbunden ist - mehr als die Hälfte aller Angestellten arbeitet schon über 20 Jahre bei der Firma - so bleiben es auch die Gäste. "Heute kommen die Kinder unserer Gäste der fünfziger und sechziger Jahre hierher", hat Weiner beobachtet, "sie kehren zu den Plätzen zurück, wo sie einst mit ihren Eltern waren."
Mit den Kindern sieht sich die Hotelleitung freilich auch mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Die 258 konservativ ausgestatteten Zimmer sollen im Laufe der nächsten drei Jahre modernisiert werden. Funktelefone stehen zur Verfügung und Fax-Geräte. Neben dem Swimming-Pool wurde ein Planschbekken für die Enkel der einstigen Gäste im Hotelgarten eingelassen und im Keller soll ein Fitness-Zentrum eingerichtet werden. "Aber wir werden den klassischen Stil des Hauses bewahren", verspricht Fiona Semberg, "schließlich ist dies das King David." ARMIN WERTZ
SMPORTRUNDSCHAU 16
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 25
&blt; "Theatre Piece" von John Cage
Die Theatergruppe "Der rote Kreis" zeigt am 6. September um 20.30 Uhr im Pariser Hoftheater in Wiesbaden, Spiegelgasse 9, das Stück "Zeitwände", eine Version des "Theatre Piece" von John Cage. Weitere Vorstellungen sind geplant für den 11., 12., 13., 18., 19., 20., 25., 26., 27. September. Karten unter 06 11 / 30 06 07. &blt; Kammerkonzert mit Miwa Yuguchi Anläßlich des "Tages der Offenen Tür für Hessische Kulturdenkmäler" findet am Samstag, 5. September, um 20 Uhr, in der Loge zur Einigkeit, Kaiserstraße 37, ein Klavierkonzert mit Miwa Yuguchui statt. Am Sonntag, 6. September, um 16 Uhr, ist die Pianistin zusammen mit dem Orchester Archi da Camera im Schloß Wiesbaden-Biebrich zu hören. &blt; Zusatzvorstellung "Gandhi" Im Kommunalen Kino, Schaumainkai 41, ist am Samstag, 5. September, um 14 Uhr, "Gandhi" mit Ben Kingsley in der Hauptrolle zu sehen. Der Film wird in der synchronisierten Fassung gezeigt. &blt; Gedenkstätte Auschwitz Eine Podiumsdiskussion über "Die Zukunft der Gedenkstätte Auschwitz" veranstaltet die Initiative Zeichen der Hoffnung am Samstag, 5. September, um 16.30 Uhr, im Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Straße 23. Referenten sind Tadeusz Symanski, Jochen Spielmann und Christoph Heubner. Die Moderation übernimmt Christoph Scheffer. &blt; Fotografien von Candida Höfer "Räume" ist eine Ausstellung mit Bildern der Künstlerin Candida Höfer überschrieben, die bis zum 27. September im Portikus, Schöne Aussicht 2, zu sehen ist. Geöffnet ist der Portikus täglich außer montags von 11 bis 18 Uhr sowie mittwochs bis 20 Uhr. &blt; Offene Türen im Theaterhaus Das Theaterhaus, Schützenstraße 12, macht am Samstag um 13 und 15 Uhr sowie am Sonntag um 11, 13 und 15 Uhr Führungen durch das Haus. Das Klappmaul-Theater spielt am Wochenende jeweils um 15 Uhr "Die Nähmaschine" für Kinder ab drei Jahren. Am Samstag ab 21 Uhr beginnt die "Nacht der offenen Türen", abgerundet wird diese mit einer Klappmaultheater-"Spätlese" um 23 Uhr. &blt; 4. Classic Open-Air-Konzert Am Sonntag und Montag, 6. und 7. September, musiziert das Philharmonische Oktett Berlin im Frankfurter Palmengarten, Siesmayerstraße 63. Auf dem Programm stehen Werke von Rossini, Carl Maria von Weber und Beethoven. Bei ungünstiger Witterung wird das Konzert in den Festsaal verlegt. Beginn am Sonntag um 11 Uhr und am Montag um 20 Uhr. &blt; Mainzer Comic-Tage Versehentlich wurde die Telefonnummer des Informationsbüros für die Mainzer Comic-Tage vom 15. bis 22. November falsch angegeben, sie lautet: 061 31 / 23 51 04. Das Programm der Comic-Tage erscheint Mitte Oktober und kann beim Förderverein Comic-Kultur, Neue Universitätsstraße 7, Mainz, bestellt werden. &blt; Japanische Pantomime Auf der Kleinen Bühne Sachsenhausen, Gartenstraße 24, gibt Kita Kyoichi am Wochenende, 5. und 6. September, ein Gastspiel. Der japanische Künstler präsentiert sein Programm "Solo Mime", eine Mischung aus Tanz, Theater und Pantomime. Beginn jeweils um 20.30 Uhr. Kartenreservierungen unter 069 / 46 85 98. &blt; Orgelkonzert in Höchst Am Sonntag, 6. September, 17 Uhr, spielt der Organist Rolf Henry Kunz in der St. Josefkirche, Justinuskirchstraße/Hostatostraße in Höchst die Suite Gothique von L. Beollmann. &blt; Das Kolumbusprojekt Die Theatergruppe der Max-Beckmann-Schule zeigt am 6. September, um 20 Uhr, im Schultheaterstudio der Ernst-Reuter-Schule in der Nordweststadt "Das Kolumbusprojekt", eine kritische Auseinandersetzung mit der Entdeckung Amerikas.
Von einer respektablen Leistung ist zu berichten: Der spanische Autohersteller Seat, Spätkommer unter den vielen Importmarken in Deutschland, hat sich binnen weniger Jahre auf dem wichtigsten europäischen Automobilmarkt stattliche 2,5 Prozent Marktanteil sichern können. Im ersten Halbjahr 1992 erhielten in Deutschland über 55 000 Seat-Autos ihre Erstzulassung, satte 5000 mehr als selbst die guteingeführte Marke Toyota, die es hierzulande zur Zeit nur auf 2,3 Prozent Marktanteil bringt. Deutschland ist damit für die dritte Marke im VW-Konzern zum wichtigsten Exportmarkt aufgestiegen. Er nimmt zur Zeit monatlich sogar mehr Fahrzeuge auf als der spanische Heimatmarkt.
Dieser Erfolg kommt nicht von ungefähr. Hinter ihm steckt der energische Wille der Wolfsburger Konzernspitze, die Marke Seat in einem bestimmten Marktsegment Europas fest zu etablieren. Diese Strategie kann mittlerweile als gelungen betrachtet werden, denn die spanische VW-Tochter hat nach einem milliardenschweren Investitionsprogramm inzwischen die Gewinnschwelle erreicht und steuert schwarze Zahlen zum Wolfsburger Konzern-Ergebnis bei.
Hauptstütze dieses Markterfolgs in Deutschland ist dabei zwar immer noch der schon 1984 auf die Räder gestellte Kompaktwagen Ibiza. Er stellte im ersten Halbjahr 1992 rund 41 Prozent aller Seat- Verkäufe. Doch schiebt sich neuerdings ein weiteres Modell kräftig nach vorn, der Toledo, von dem in Deutschland in den ersten sechs Monaten dieses Jahres bereits 17 000 Fahrzeuge zugelassen wurden, 30 Prozent aller Seat-Verkäufe.
Dieser Toledo ist zwar wahrlich kein Schönling, doch muß er innere Werte haben. Andernfalls wäre sein Erfolg kaum erklärbar. Er soll die untere Mittelklasse abdecken und basiert zu diesem Zweck - kostensparend - auf der Bodengruppe und dem Fahrwerk des Golf/Jetta II. Auf den ersten Blick präsentiert sich der Toledo zwar wie der Jetta als ein Stufenheck-Golf, er ist es jedoch nicht. Vielmehr öffnet sich über diesem Stummelheck bei Bedarf eine riesige Klappe, die einen ebenso riesigen Stauraum freigibt. Er faßt erstaunliche 550 Liter und läßt sich noch durch Umlegen der Rücksitze auf Kombi-Maße und 1360 Liter erweitern.
Auch das Fahrzeuginnere dieser Karosserie mit ihrer seltsam blassen und konturenschwachen Frontpartie weckt wohlvertraute Erinnerungen. Es ist überall Volkswagens Handschrift zu spüren. Die Armaturentafel, die Instrumentierung, die Schalter und das gesamte Arbeitsplatz-Arrangement des Fahrers - all das ist robust-braves, tiefschwarzes Wolfsburg-Design. Gewiß nicht nur zum Nachteil des Käufers, wenn man über ein paar unpraktische Details hinwegsieht.
Schon wegen seiner Herkunft kann das Fahrwerk nicht von schlechten Eltern sein. Es ist weitgehend mit dem Golf der zweiten Generation identisch und verhält sich dementsprechend anspruchslos-gutmütig und solide. Der Federungskomfort ist ordentlich, macht aber auch unbestreitbar den Abstand zwischen Golf II und Golf III sichtbar. Gleiches gilt für die Motorisierung. Es sind Triebwerke aus dem VW-Regal, und in jedem Fall die jeweils vorletzte Ausgabe.
Als Basis-Motor dient beispielsweise der 1600-ccm-Benzin-Vierzylinder, der im aktuellen Original-VW-Programm nicht mehr zu haben ist. Er leistet im Toledo 52 kW (72 PS) und sorgt für allemal ausreichenden Vortrieb. Der Motor ist ordentlich elastisch, wird nicht allzu laut und hat an Kraftstoff-Sparsamkeit durchaus Respektables zu bieten. Unser Testwagen mochte im gemischten Alltagsbetrieb dieses Sommers im Schnitt nicht mehr als 7,9 Liter Normalbenzin pro 100 Kilometer verarbeiten. Das kann sich sehen lassen, denn immerhin handelt es sich um einen kompakten viersitzigen Mittelkläßler mit ausreichenden Fahrleistungen.
Natürlich gibt es weitere Motorisierungen im Seat-Programm. Es dürfen - neben zwei vernünftigen Dieseln - auch 66 kW (90 PS) oder 85 kW (115 PS) oder gar 95 kW (128 PS) sein, doch stellt sich dabei rasch die Frage, ob bei den dann zur Debatte stehenden Preisen - immerhin bis 37 000 Mark - der Toledo noch der richtige Kauf wäre.
Die beste Wahl ist zweifellos das Basis- Modell 1.6 CL zu 22 500 Mark oder die besser ausgestattete GL-Version zu 23 760 Mark. Denn bei dieser Wahl erhält man bemerkenswert viel praktisch nutzbares Auto fürs Geld. Im VW-Konzern-Programm zielt dieser Basis-Toledo ziemlich genau auf die Lücke zwischen Golf und Vento. Er stellt gewissermaßen das Niedrigpreis-Segment dar, aus dem sich das Original-VW-Programm wegen der hohen Produktionskosten in Deutschland bereits verabschieden mußte. In Spanien sind dagegen bis auf weiteres noch vernünftigere Kostenstrukturen gegeben. So kann der Toledo für sich in Anspruch nehmen, ein besonders günstiges Angebot im Wolfsburger Konzernprogramm zu sein, denn zumindest bei den Basis- Versionen des Toledo hat man sich entschlossen, diesen Kostenvorteil an die Kunden weiterzugeben.
Dieses Faktum ist auch einer der wesentlichen Gründe dafür, warum die Marke Seat gerade in den fünf neuen Bundesländern gut ankommt. Dort muß ein großer Teil der Käuferschaft noch immer sehr genau aufs Geld sehen, ehe ein Kaufvertrag unterschrieben wird.
Freilich hat diese günstige Preisgestaltung auch ihren Preis. Niemand darf beim Toledo zur Gänze die gewohnte VW- Qualität erwarten. Zwar hat sich im Seat- Werk Zona Franca in Barcelona unter tatkräftiger Mitwirkung Wolfsburger "Berater" vieles zum Besseren gewendet, doch wird erst in einigen Jahren die letzte Differenz verschwunden sein. Dann nämlich, wenn das neue supermoderne Seat-Werk Martorell seine Produktion beginnt und die Nachfolger für Ibiza und Toledo von den Fließbändern rollen.
Derzeit ist es beim Toledo brave Alltagsqualität, mehr nicht. Gewisse Knistereien im Armaturenbrett, nicht sehr elegante Funktionsweise des Getriebes, blecherner Sound, schwache Sitze und spartanisch wirkender Kunststoff-Look vor allem der Türverkleidungen im Wageninnern müssen - und können - akzeptiert werden, wenn man den günstigen Wagenpreis nicht aus dem Blick verliert.
Auch bei der Ausstattung darf kein Super-Luxus erwartet werden. Servolenkung, Zentralverriegelung, elektrische Fensterheber oder elektrisch einstellbare Außenspiegel waren im Basis-Preis des Toledo nicht unterzubringen. Aber all diese Komfort-Wohltaten waren vor wenigen Jahren noch allein den gehobenen Preis- und Fahrzeug-Klassen vorbehalten. Der Toledo ist eines von jenen vernünftigen Alltags-Autos, die alles in allem bezahlbar bleiben wollen. Und für solch solide Hausmannskost gibt es offensichtlich auch im Wohlstandsland Deutschland noch ernsthaften Bedarf. PETER KLINKENBERG
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Angesichts wachsender Politikverdrossenheit sollten sich die Bonner eigentlich glücklich schätzen, die Verursacher des allgemeinen Stimmungstiefs demnächst an der Spree entsorgt zu wissen. Doch noch immer herrscht eine gewisse Unruhe in weiten Teilen der Bevölkerung. So idyllisch wie einst, das ahnen die meisten, wird es in dem Beethoven-Städtchen am Rhein nie wieder werden.
Was wird sich der Kanzler noch alles einfallen lassen, um sie über den vermeintlichen Schmerz des Hauptstadt- Verlustes hinwegzutrösten? Die Ansiedlung der UNO, von Kohl als Überraschungsgeschenk geplant, bleibt den Bonnern erspart, aber wie man den eisernen Kanzler kennt, wird der sich von einem Fehlschlag nicht entmutigen lassen. Hat er womöglich längst irgendwas Neues ausgebrütet?
Worüber hat er bei seiner letzten Begegnung mit seinem Freund Frangsoa und mit Tschortsch geplaudert? Es gibt da gewisse Gerüchte. Das UN-Unternehmen "Euro-Disney", so heißt es, ist mit dem bisherigen Umsatz des Vergnügungsparks bei Paris nicht recht zufrieden und erwägt einen Umzug - zumindest teilweise - an den Rhein. Sobald Kohl den Regierungssitz nach Berlin verlegt hat, könnte Onkel Donald in den Kanzlerbungalow einziehen. Für Micky Maus stünde die Villa Hammerschmidt zur Verfügung. Aus dem Finanzministerium würde Cinderellas Märchenschloß. Goofy und Pluto, Roger Rabbit und all die anderen reizenden Geschöpfe würden den Bundestag bevölkern. Vom Regierungssprecher ist zur Zeit noch keine bestätigende oder dementierende Sprechblase zu erhalten.
Kleine Lokalrundschau
NEU-ISENBURG. Noch einige Plätze frei sind in einem Kurs der Bildungspalette für Eltern. Vom 3. September an findet immer donnerstags zwischen 9.30 Uhr und 11.30 Uhr ein Nähkurs statt. Nähmaschinen sind mitzubringen. Ort des Geschehens wird die Kita in der Gartenstraße 32 sein.
LANGEN. Für Kinder von sechs Jahren an wird am Donnerstag, 3. September, 15 Uhr, in der Stadtbücherei aus dem Buch von Paul Maar vorgelesen: "Neue Punkte für das Sams".
DREIEICH. Stationen einer Chinareise mit Einblicken in den Alltag im Reich der Mitte präsentiert Klaus Wolff am Donnerstag, 3. September, im Burghofsaal Dreieichenhain. Der Dia-Vortrag beginnt um 20 Uhr.
NEU-ISENBURG. Zu einem Spaziergang lädt die Kolpingfamilie Zentral für Freitag, 4. September, ein. Treffpunkt: um 20.15 Uhr an der St.-Josef-Kirche. Gäste sind willkommen.
EGELSBACH. Ausländische Mitbürger/innen werden am Donnerstag, 3. September, im Rathaus durch Mitglieder des Ausländerkomitees beraten. Die Sprechstunde im Raum 28, zweiter Stock, beginnt um 17 Uhr.
"Verhexte Vorlesestunde" NEU-ISENBURG. Von der Hexe Lakritze und Rino mit der Spinatnase erfahren Kinder zwischen fünf und zehn Jahren am Freitag, 4. September, in der Büchereizweigstelle Westend, Bahnhofstraße 212. Die verhexte Vorlesestunde fängt um 16 Uhr an.
Polit-Treff der SPD EGELSBACH. Auch Nichtmitglieder können zum Polit-Treff des SPD-Ortsvereins am Freitag, 4. September, ins Eigenheim-Restaurant kommen. Beginn: 20 Uhr.
Basar mit Kinderkleidung NEU-ISENBURG. Die katholische Kirchengemeinde St. Josef, Kirchstraße 20, bietet am Freitag, 4. September, 11 bis 14 Uhr, einen Basar, auf dem Kinderkleidung, Spielzeug und Bücher verkauft werden.
Holzschnitte von Wolfgang Simon DREIEICH. Das Café an der Stadtbücherei in Sprendlingen zeigt Holzschnitte des 1940 in Berlin geborenen Künstlers Wolfgang Simon. Am Mittwoch, 9. September, wird die Ausstellung um neue Masken der Frankfurter Kunstpädagogin Heide Ellinghaus erweitert. Die Arbeiten werden voraussichtlich sechs Wochen lang hängen.
Aerobic für Jugendliche DREIEICH. Der Sportverein Dreieichenhain lädt Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren dienstags von 19 bis 20 Uhr in die Turnhalle der Ludwig-Erk- Schule ein. Sie können sich dort zu fetziger Musik körperlich fitmachen. Das Angebot gilt ab sofort.
WISSENSCHAFT UND TECHNIK 6
FRANKFURT A. M. Es gibt wohl wenige Frankfurter, die auf Anhieb sagen können, wieviele Seen im Stadtwald natürlichen Ursprungs sind. Verblüffende Tatsache ist: Alle sieben sind künstlich angelegte Gewässer. Und zählt man Buchrainweiher und Naturschutzgebiet Gehspitzweiher hinzu - beide liegen zwar nicht auf Frankfurter Gebiet, aber im Verwaltungsbereich des städtischen Forstamtes - sind es gar neun Seen, die vor allem an warmen Tagen attraktive Ziele für "Stadtwald-Touristen" sind.
So manch ein Spaziergänger mag sich dieser Tage allerdings beim Anblick der etwas trüben Teiche fragen: "Wie sauber ist das Wasser eigentlich?" Marcus Bocklet, Fraktionsführer der Grünen im Ortsbeirat 5 (Niederrad, Oberrad, Sachsenhausen), brachte es auf den Punkt: "Wenn ich da vorbeigehe, habe ich nicht das Gefühl, meine Füße da drin unbeschadet baden zu können."
Ebenso überraschend aber wie die Entstehungsgeschichte der Weiher ist die Auskunft des Forstamtes auf die Frage nach der Sauberkeit: Bis auf die "schwarze Brühe" im Scherbelino-Weiher haben die Förster an den zumeist vom Grundwasser gespeisten Seen nichts zu beanstanden. Biologe Rainer Berg, im Forstamt seit kurzem für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig, räumte zwar ein, es gebe keine genauen Untersuchungen über Schadstoffe. Doch die Waldhüter haben ein anderes, recht gutes Indiz für die Gewässerqualität: An sämtlichen Weihern tummeln sich Amphibien. Überall lassen sich beispielsweise die Laichplätze der Erdkröte finden. Auch die Grasfrösche quaken an fast jedem Weiher. Richtig spannend aber ist für den Biologen Berg, daß es auch "ein paar echte Raritäten" im Stadtwald gibt: So den Springfrosch und die Kreuzkröte. Feuersalamander sind zwar das letzte Mal 1990 (an der Grastränke) gesichtet worden, dafür tauchen durch den Tiroler Weiher Bergmolche.
Sogar die äußerst seltenen Kammolche sind von den Forschern kartographiert worden. Doch wo die sind, das mochte Rainer Berg - "ich war davon selbst ganz überrascht" - nicht verraten. "Wenn das in der Zeitung steht, dann rennen die Leute dahin und wollen sie sich angucken." Solche Kammolch-Populationen würden unter Insidern und Trophäenjägern als Geheimtips gehandelt.
Zu ihrem ersten Weiher im Stadtwald kamen die Frankfurter 1931: Da ließ Oberforstmeister Dr. Hans Bernhard Jacobi den Maunzenweiher anlegen. Seine Idee - "sowas gehört einfach dazu im Wald" - nahmen die Bürger begeistert auf. Ebenso wie der 1,38 Hektar große Buchrainweiher geht der Maunzenweiher (2,02 Hektar Fläche) auf "Vorarbeiten" von Töpfern zurück: Ihre verlassenen und mit Wasser gefüllten Tongruben wurden erweitert und eingefaßt.
Schon ein Jahr später hoben Arbeiter den Boden für den größten See des Stadtwaldes aus: Der Jacobiweiher oder "Vierwaldstätter See", wie ihn der Volksmund wegen seines verwinkelten Umrisses nennt, bedeckt ein Gebiet von 5,98 Hektar. Er ist jedoch nicht nur ein beliebtes Ausflugsziel, er dient zudem als Rückhaltebecken gegen Überschwemmungen, die der einzige Bach des Waldes in früheren Jahrhunderten anrichtete: Da hatte sich der Königs- oder Luderbach hin und wieder die Freiheit zu einem "Waldspaziergang" genommen. Mit seinen Inseln ist der Jacobiweiher heute ein idealer Lebensraum für Wassergeflügel.
Auch der 1954 angelegte Tiroler Weiher besaß ursprünglich einen anderen Zweck: Das 5900 Quadratmeter große Gewässer war ein Aufbereitungsbecken für Mainwasser. Ebenfalls auf die Initiative von Forstdirektor Kurt Ruppert gehen der Kesselbruch- (2,35 Hektar) und der Försterwiesenweiher (6300 Quadratmeter) zurück: Ehedem Kiesgrube und Rückhaltebecken von Autobahnabwässern, ließ er sie Mitte der sechziger Jahre umbauen.
1,85 Hektar ist der Scherbelino-Weiher groß, er wurde als Löschwasser-Reservoir für Brände auf der benachbarten Deponie angelegt. Obwohl er verseucht ist, "haben wir dieses Jahr dort Flohkrebse gefunden", staunte Berg. Die einzigen Wasserflächen älteren Ursprungs sind die beiden "Pfützen" an der Grastränke: Laut mittelalterlichen Chroniken führten sie Regenwasser und dienten als Viehtränken (siehe auch Kasten). *ask
FRANKFURT A. M. "Die Teiche im Stadtwald sind nicht verdreckt, das ist nur das Algenwachstum", widersprach Biologe Rainer Berg vom Forstamt anderslautenden Befürchtungen. Es sei zwar stärker als in den vergangenen Jahren, doch daran sei "nichts Beunruhigendes: Umkippen werden die Weiher nicht".
Um das zu garantieren, schauen die Förster ständig nach den Gewässern und entschlammen sie, falls nötig. Das letzte Mal liegt allerdings schon länger zurück:
1976 holten die Sauger 20 000 Kubikmeter Faulschlamm aus dem Jacobiweiher. Der entstehe vor allem durch absinkendes Laub und weniger durch "Überfütterung" wie im Ostpark, erklärte Berg. Dennoch warnte er, die Spaziergänger sollten nicht gleich tütenweise ihr "Entenbrot" verfüttern. Das schade den Tieren eher.
So hatten übereifrige Tierfreunde am Offenbacher Mainufer letzthin beinahe eine Rattenplage ausgelöst, als sie den Schwänen gleich ganze Futtertröge hinstellten.
"Überhaupt kein Verständnis" haben die Förster für die zudringliche Neugier gerade der Zeitgenossen, die sich als Naturliebhaber ausgeben: "Ich werd' den Teufel tun und sagen, wo die seltenen Lurche und Molche leben. Die haben sonst keine ruhige Minute mehr." Berg "appellierte dringend" an die Bürger, die Tierwelt in Feld, Wald und Parks in Frieden zu lassen. *ask
WESTLICHE STADTTEILE. Geht es nach dem Willen des Magistrats, dann wird in ganz Frankfurt das Rauchen in öffentlichen Warteräumen schon bald verboten sein. Damit reagieren die Verantwortlichen im Römer auf einen Antrag des Ortsbeirates 6 im Bolongaropalast.
Kurz nachdem die Stadtteilpolitiker aus den westlichen Stadtteilen im Frühjahr ihre Forderung erhoben hatten, entschloßen sich dazu auch die Ortsbeiräte aus dem Bezirk 9 (Dornbusch, Eschersheim und Ginnheim).
Laut Magistrat prüfen die beteiligten Ämter derzeit, wie ein bereits 1989 vom Rat der Europäischen Gemeinschaft gefaßter Entschluß auf das Frankfurter Stadtgebiet übertragen werden kann. Das Rauchverbot in öffentlichen Warteräumen soll, so hieß es aus dem Rathaus, nur ein erster Schritt sein.
Darüber hinaus sei es notwendig, überall dort nicht mehr zu rauchen, wo sich Kinder aufhielten. Möglichst auch nicht zu Hause, denn mehr als die Hälfte der deutschen Kinder lebten in Raucher-Haushalten.
Wie gefährlich Passivrauchen gerade für Kinder ist, belegen nach Auffassung des Gesundheitsdezernates zahlreiche Untersuchungen: Bereits vor der Entbindung vermindere sich dadurch das Geburtsgewicht; eine andere Folge seien Früh-, Fehl- und Totgeburten.
Atemwegserkrankungen kämen bei Kindern von Raucher-Eltern in den ersten beiden Lebensjahren etwa doppelt so häufig vor wie bei Kindern von Nichtrauchern. Nach Schätzungen des Bundesgesundheitsamtes in Berlin erkranken in den alten Bundesländern jährlich bis zu 1200 Menschen an Lungenkrebs, der durch Passivrauchen ausgelöst wurde.
Josef Hartinger (CDU) ist davon überzeugt, daß die Menschen im Frankfurter Westen ein Rauchverbot in Warteräumen akzeptieren würden. "Das Problembewußtsein ist da", sagt der stellvertretende Ortsvorsteher und passionierte Raucher: "Im Hauptbahnhof bin ich schon höflich ermahnt worden, als ich vergaß, meine Pfeife auszumachen." Erfreulicherweise nehme das Rauchen unter jungen Leuten und Schülern deutlich ab.
Unterstützen will die CDU-Fraktion laut Hartinger auch einen Antrag, den die SPD zur Ortsbeirats-Sitzung am kommenden Dienstag einbringen wird. Danach soll in den westlichen Stadtteilen untersagt werden, auf Plakaten für Tabakwaren zu werben. leo
"Ich bin ein Super-Wessi." Dabei ist sie, die das von sich selbst sagt, in Malterhausen/Brandenburg geboren, hat in Leipzig/Sachsen studiert, gelebt und gearbeitet in Ost-Berlin sowie im Mecklenburgischen. Ein "Super-Wessi" ist Anke Jahn, 29, mithin erst seit ihrer Flucht im September 1989. Vorher war sie, wenn auch nicht gerade linientreu, DDR-Bürgerin. Die Bezeichnung hat ihr Freund geprägt, Wessi von Geburt. Sie paßt. "Ossis", sagt Anke Jahn, "nerven."
Bärbel Palme, 46, wäre dagegen am liebsten immer noch Ossi. Genauer: Thüringerin. In Sondershausen habe sie sich "wohl gefühlt und sehr viele Freunde gehabt". Aber nun lebt sie in Frankfurt am Main. Und mag auch nicht mehr zurück. "Drüben", erzählt sie von ihren Besuchen in der alten Heimat, "meinen die Freunde, daß ich inzwischen ganz schön angehaucht bin, vom Westen."
Vom Westen sind die Stars unter den Übersiedlern von Deutschland nach Deutschland: die Manager, Macher, Magier der Bürokratie, die angetreten sind, dem darniederliegenden Osten Demokratie und Marktwirtschaft zu bringen. Und weil sie - "west man's burden" - sich dabei bisweilen gebärden wie einst englische Gentlemen, die die Kolonien Ihrer Majestät verwalteten, sind sie nicht gerade beliebt. "Besser-Wessis" eben.
Besser-Wessis sind besser als ihr Ruf - war zumindest jüngst in einer Wochenzeitschrift zu lesen: Tatsächlich seien die Biedenköpfe, Späths und all die anderen verpflanzten Alt-Bundesrepublikaner nämlich die ersten echten Gesamtdeutschen. Weil sie die Probleme in der ehemaligen DDR so hautnah kennenlernen, andererseits auch wissen, wie es unter West-Bedingungen funktioniert, daß es funktioniert. Jene deutsch-deutschen Überflieger können sich nicht nur jeder Menge Medienaufmerksamkeit erfreuen, sondern mittlerweile sogar eines eigenen Gattungsnamens: "Wossi".
Dabei sind die prominenten (und weniger prominenten) Ost-Pioniere nur der schwache Neerstrom einer mächtigen Flut gen Westen: Seit die DDR an Schwindsucht verschied, sind Millionen ihrer früheren Bürger in das Gebiet der alten BRD gezogen. Sind die auch alle "Wossis"? Gewiefte Wanderer auf west- östlichen Diwanen, wuchernd mit dem ganzen Erfahrungsschatz zweier Welten?
Anke Jahn wäre diese Rolle auf den Leib geschrieben gewesen. Und sie hätte ihr viel Geld eingebracht. Denn als die Rundfunk-Journalistin kurz vor der "friedlichen Revolution" aus Mecklenburg in Hessen eintraf, war die Rolle noch unbesetzt. Jemand, der aus eigener Anschauung - und noch dazu geadelt durch ein DDR-Berufsverbot wegen politischer Unbotmäßigkeit - den Deutschen West die Deutschen Ost hätte erklären können: So jemand fehlte hierzulande.
Aber Anke Jahn mag nicht. "Ich wollte den Osten ganz bewußt hinter mir lassen, vor allem auch beruflich." Angebote, ARD-Erfurt-Korrespondentin oder Chefin des Senders Neu-Brandenburg zu werden, schlägt sie aus. Statt dessen Reportagen, für die ihre Biographie sogar von Nachteil ist. Etwa über Psychiatrie. "Da bin ich ins Archiv gelaufen, hab' geguckt, was Spiegel und Zeit darüber so schreiben. Die fanden natürlich alles schlecht. Und so hab ich's dann auch übernommen, obwohl ich, verglichen mit der DDR, am liebsten gesagt hätte: toll, toll, toll." Fremde Ansichten hat sie abgekupfert, "aus Angst, als Ossi erkannt zu werden".
Dennoch: So jemanden wie Anke Jahn lassen sich die West-Medien ungern durch die Lappen gehen. Attraktiv, erfolgreich und ohne sächselnden Tonfall: Damit erfüllt sie alle Anforderungen, ein "Vorbild-Ossi" zu sein, auch wenn (oder gerade weil?) sie sich als "Super-Wessi" fühlt. Als die inzwischen beim Hessischen Rundfunk gelandete Reporterin dann Weihnachten 1989 der alten Heimat einen Besuch abstattet, wird ihr publizistisch ein roter Teppich ausgerollt. Schließlich war "die Anke" in unzähligen Tele-Talk-Runden dabei, auch in der Rudi-Carrell-Show ist sie aufgetreten; dann der tolle Job. Kurz: "Die Anke", eine von uns, hat's geschafft.
"Ich bin da Weihnachten aufgekreuzt, braungebrannt, die teuersten Klamotten, und hab' den früheren Kollegen erst mal erzählt, was im Westen alles besser gemacht wird." Und damit die Anke-Begeisterung gleich im Keim erstickt. Anke Jahns Erinnerung an die Visite ist zwiespältig. Einerseits "bin ich wohl ziemlich arrogant aufgetreten", andererseits "forderten dieselben, die mich noch kurz zuvor während meines Berufsverbots gemieden hatten, nun meine Ostler-Solidarität. Die kann ich nun mal nicht bieten."
Auch von Bärbel Palme dürfen Ossis nicht allzuviel Verständnis erwarten. "Die", schimpft sie, "wollen alles wie im Westen, aber zu Preisen wie in der DDR." "Die" sind die alten Freunde und Kollegen aus der Elektroteile-Fabrik in Sondershausen. Inzwischen sind sie arbeitslos und "jammern nur noch rum", findet Bärbel Palme. Das ist nicht ihr Stil. Auch wenn sie in Thüringen geblieben wäre und nicht zwei Tage vor dem Mauerfall "rübergemacht" hätte nach Frankfurt, wo sie heute als Putzfrau angestellt ist, "hätte ich - ich kenn' mich schließlich - ganz sicher Arbeit gefunden".
Was sie in Frankfurt nicht findet, ist Anschluß. Zwar wohnt ein Teil der Verwandtschaft in der Stadt, doch "fehlt hier der Familiensinn, so wie drüben". Der Bekanntenkreis ist auf zwei Kolleginnen - Spanierin und Italienerin - sowie "eine alte Dame, die unter mir wohnt und auch oft alleine ist", zusammengeschrumpft. Kein Vergleich mit den alten, den Sondershausener Zeiten. Im "Kollektiv" (für den Ausdruck entschuldigt sich Bärbel Palme und ersetzt ihn dann durch "Arbeitsstelle") fühlt sie sich wohl. Störend seien allenfalls die Späße vom Hausmeister Willi. Der sächselt immer drauflos, sobald er Bärbel Palme sieht. "Erstens kann er das gar nicht, wo er doch aus Hessen kommt, und außerdem bin ich Thüringerin und kann die Sachsen genausowenig leiden."
Für Bärbel Palme und Anke Jahn ist die Mundart des Ostens eine Heimatmelodie voller Mißtöne. Nicht nur wegen der hiesigen Ignoranz. Für den Wessi ist der Ossi nun mal Sachse - außer, er berlinert doch zu stark. Damit kann man leben. Schlimmer: Die Sprache ist ein Stigma. Sie enttarnt jeden, der in den "besseren" Teil der Republik diesseits der Elbe herübergeschlüpft ist. Zumindest vor sich selbst. Anke Jahn "haßt es, Sächsisch zu hören". Bei den Ost-Klängen klingt immer auch die eigene Unsicherheit an. "Ich stehe in Frankfurt am Fahrkartenautomaten und verstehe die Bedienung nicht. Sofort frage ich mich: ,Bin ich zu doof, weil ich aus dem Osten bin?'"
Doof, "absolut minderwertig" im Vergleich mit Westlern, hat sich Anke Jahn schon als Teenager gefühlt. Etwa "diesen beiden Gören" gegenüber, Töchtern ihrer West-Verwandtschaft. Vor deren Besuch hat Mutter Jahn "das Haus geschrubbt wie blöde, das beste Essen wurde aufgetrieben, die besten Kleider wurden angezogen." Und dann lachten "diese beiden Gören" Anke Jahn aus, "weil ich nicht die aktuellen Pop-Größen kannte".
Auch Elke Gonzalez, 32, kennt dieses Unterlegenheitsgefühl - aus Sommerurlauben, die ihre Familie in den 80ern von Ballenstedt/Sachsen-Anhalt nach Ungarn an den Plattensee führten. Gleich ob bei Kellnern, Campingplatzwarten oder Geldwechslern: Immer müssen sie dort zurückstehen, sobald Westdeutsche auftauchen. "Mit unserer Ost-Mark galten wir überhaupt nichts."
Heute lebt Elke Gonzalez in Kronberg im Taunus. Sie lebt gut. Bald nach der Übersiedlung November 1989 haben sie und ihr Mann eine hübsche Mietwohnung gefunden. Eine Arbeitsstelle war kein Problem. Die neunjährige Tochter hat viele neue Freunde gewonnen, das Baby ist gesund. Aber bei ihren Patienten hat die Physiotherapeutin, die in der Ballenstedter Polyklinik langjährige Berufserfahrung sammelte, Angst, "die könnten ja denken: Uh, die kommt aus dem Osten - wer weiß, ob die so alles richtig macht?"
Haben Anke Jahn, Bärbel Palme und Elke Gonzalez es richtig gemacht? Sie sind was geworden im Westen, schmieden weiterreichende Pläne: Karriere, Reisen, eigene Praxis. Und doch fehlt dem neuen Selbstbewußtsein die Selbstverständlichkeit. Während aus Wessis im Osten "Wossis" werden, bleibt ein Ossi auch im Westen weiter Ossi. "Westler sind locker, reich, braungebrannt", staunte einst der Teenager Anke Jahn. Wie wird man so? Der Umzug auf die "Beletage" der Republik hat die Wandlung zwar auf den Weg gebracht, aber es reicht anscheinend nicht. Anke Jahn, Bärbel Palme und Elke Gonzalez sagen: "Man muß sich anpassen!" Vielleicht wird ja dadurch der Glanz des Westens, der schon in den Kleidern steckt (sie sind längst nicht mehr "stonewashed"), irgendwann auch nach innen ausstrahlen.
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 4
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 18
KÖNIGSTEIN. "Es ist alles denkbar. Vom großen Ausbau bis zur Schließung." Günther Vieser, ab September kommissarischer Leiter der Hessischen Erwachsenenbildungsstätte Falkenstein (HEF), ist optimistisch. Er glaubt, daß die Einrichtung mit neuen Akzenten im Konzept erhalten bleibt. Im Koalitionspapier der rot- "Profil entwickeln" grünen Landesregierung sei von einer ,Weiterbildungseinrichtung für Weiterbildner' die Rede. Im September/Oktober erwartet Vieser die Entscheidung im Kultusministerium.
Im Mai war die frühere Heimvolkshochschule wieder in die Schlagzeilen geraten. Sie arbeite "in hohem Maße unwirtschaftlich", stellten die Prüfer des hessischen Landesrechnungshofes fest. Dem langjährigen Leiter der Bildungsstätte, Dieter Eichhorn, warfen sie "Unregelmäßigkeiten" bei der Abrechnung von Seminaren und Dienstreisen vor. Eichhorn ist Ende August gegangen. Ihn machten Mitarbeiter und Personalrat für den Niedergang der HEF verantwortlich. "Der Druck war belastend für unsere Arbeit", bestätigt Vieser. "Wir müssen stärker als bisher Profil entwickeln", hat er sich mit dem Mitarbeiterteam vorgenommen. Das ist bei der schlechten Personalausstattung schwierig. Im hauswirtschaftlichen Bereich sind von fünfzehn Stellen nur zwölf besetzt, davon zwei mit Auszubildenden.
Eine Azubistelle ist offen, weil kein Bewerber da war. Die unbesetzten Stellen sollen gestrichen werden. Im pädagogischen Bereich teilen sich vier Mitarbeiter drei Stellen. Hier hat sich die Stellenzahl seit 1980 halbiert. Damals arbeiteten noch sieben pädagogische Mitarbeiter in Falkenstein.
Derzeit werden im Gebäude, das vorübergehend Aussiedler aufnehmen mußte, Fenster ausgewechselt und Räume renoviert. Größere Investitionen aber scheut das Land, ehe nicht eine Entscheidung über die Zukunft der Einrichtung gefallen ist. Unterbringung verbessern
In der HEF stehen 54 Betten zur Verfügung. "Wir brauchen bessere Unterbringungsmöglichkeiten", sagt Vieser, sieht aber auch die Grenzen: "Wir können nicht gleichzeitig das Interconti der Bildungsstätten und die Heimvolkshochschule der 60er Jahre sein." AW
ARBORN. Kurt Stahl aus Greifenstein-Arborn im hohen Westerwald erinnert sich noch sehr gut, wie früher die Kühe den täglichen Rhythmus auf dem Dorf bestimmten. Morgens um acht, nach dem Melken, blies der Kuhhirte mit einer Trompete zum Auftrieb. Aus allen Ställen des Dorfes wurden die Kühe dann zu einer Herde mit bis zu 500 Tieren zusammengetrieben. Anschließend ging es zur Gemeinschaftsweide. In Arborn war sie etwa 120 Hektar groß und umfaßte das gesamte heutige Wintersportgelände "Knoten". Die Grenze zur benachbarten alten Weide von Mengerskirchen ist noch heute als lange Reihe von Fichten in der Landschaft zu erkennen. Der Kuhhirte war den Tag über nicht allein. Zwei Hunde unterstützten ihn. Sie hatten vor allem auf dem Weg zur Weide darauf zu achten, daß die Äcker links und rechts der "Triften" den Kuhtrieb unbeschadet überstanden. Daß dieser kleine hellbraune Hund sich als einzige Rasse gegenüber Kühen und sogar wildgewordenen Bullen durchsetzen konnte, lag vor allem an seiner Zähigkeit und seinen scharfen Zähnen.
Vor allem aber kennt der Westerwälder Kuhhund keine Angst - weder vor Kühen noch vor Bullen. Um sich durchzusetzen, beißt er dem Rindvieh in dessen besonders empfindliche Schnauze. Anschließend macht er eine Wendung und beißt dem Vieh in die Hinterbeine. Dabei allerdings kann er auch einmal einen Tritt einstecken, daß er "ein oder zwei Meter durch die Luft fliegt", so Kurt Stahl.
Dann erst zeigt sich seine besondere Qualität: Während jeder andere Hund danach den Schwanz einziehen würde, wird der Westerwälder Kuhhund dadurch erst richtig aggressiv. Er kehrt sofort zurück und beißt solange, bis die Rangfolge zwischen ihm und den Kühen eindeutig festgelegt ist. Dieses Verhältnis bleibt über lange Zeit stabil. Er muß später nie mehr zubeißen, sein Erscheinen verschafft ihm genug Respekt.
Mut zum Beißen allein macht allerdings noch keinen Hütehund aus. Schließlich soll er die wertvollen Kühe nicht verletzten oder durch die Landschaft jagen. Der Kuhhund mußte deshalb Disziplin lernen. So gehörte das "Furchengehen" entlang der Äkker, die nicht betreten werden durften, zur Hundeausbildung. Kurt Stahl ging schon früh mit auf die Weide. Der Kuhhirte schätzte es vor allem, daß der kleine Junge besonders gut mit Steinen werfen konnte. Denn der Hund sollte zwar nach der Kuh schnappen, sich aber nicht festbeißen. Wenn das geschah, mußte der Junge, der sich in der Kuhherde verborgen hielt, gleichzeitig mit einem lauten Pfiff des Hirten einen Stein auf den Hund werfen. Das wurde solange geübt, bis der Hund schon beim Pfiff allein das Rindvieh losließ. Vor allem durfte der Kuhhund niemals in das empfindliche Euter der Kuh beißen.
Richtig erzogen, wurde der Kuhhund sogar zum Hüten von Hühnern eingesetzt. Er hielt die Schar zusammen, wenn sie im Herbst nach der Getreideernte auf die Stoppelfelder kam, um ausgefallene Körner zu suchen. Vor allem mußte er sie vor dem Fuchs schützen. Damit der Kuhhund nicht selber Appetit auf ein Huhn bekam, gab es recht rabiate Erziehungsmethoden, die der Hund jedoch schnell begriff.
Stahl ist bis heute überzeugt davon, daß das System der "Hutweide" der eingezäunten "Koppel" überlegen war. So konnte der Hirte das Futter für die Kühe genau einteilen. Morgens, wenn sie den größten Hunger hatten, ging es zunächst auf die schlechten Flekken der Weide, zum Mittag hin erhielten die Kühe dannn immer besseres Futter. Sattgefressen bekamen die Tiere Mittagspause, in denen sie zwei Stunden lang in Ruhe "onnern" (wiederkäuen) konnten. Am frühen Nachmittag, mit wieder frischem Hunger, ging es zunächst wieder auf schlechte Weide, zum Abend hin gab es das Bessere. Damit wurde die Futterfläche optimal ausgenutzt und, so Stahl: "Auf keiner anderen Weide wurden die Kühe so satt."
Auch ohne Kraftfutter hätten Westerwälder Kühe auf diese Art bis zu 25 Liter Milch pro Tag gegeben. Ihr Wasser fanden die Tiere an Bächen oder an einer der vielen Tränken, die bis heute erhalten geblieben sind. Wie aber wurde die Herde wieder getrennt, wenn die Kühe nach 12 Stunden zum Abendmelken zurück in die Ställe ihrer Besitzer sollten? "Jede für sich fand ihren Weg zurück", wie alte Westerwälder bezeugen. Die Kühe, die damals noch zehn bis zwölf Jahre gehalten wurden, kannten ihren Stall.
Wirtschaftlich war das System ebenfalls: Ein Hirte kümmerte sich um die Kühe von 60 bis 70 Kleinbauern, die ihre Grundstücke in die Gemeinschaftsweide eingebracht hatten. Hätte jeder Bauer seine wenigen Kühe selbst täglich auf die Weide getrieben und abends zurückgeholt, wäre er jeden Tag allein damit zwei Stunden beschäftigt gewesen. Außerdem hätten die einzelnen Weideparzellen eingezäunt werden müssen. Den teuren Drahtzaun konnte man sparen. Nur für das Winterfutter hatte jeder selbst zu sorgen.
Bezahlt wurde der Kuhhirte von den Landwirten gemeinsam - entsprechend der Anzahl der Kühe in der Herde. Im Jahre 1935 erhielt der Hirte 100 Mark pro Weidemonat, zusätzlich stand ihm ein Deputat von Lebensmitteln zu. Damit verdiente der Hirte ebensoviel wie der örtliche Lehrer, der sich darüber auch prompt beschwerte. Außerhalb der Weidezeit, die im Mai begann und je nach Wintereinbruch bis in den November ging, half der Hirte beim Holzmachen im Wald oder beim Schlachten.
Dennoch konnte sich dieses "System der Urväter" (Stahl) nicht halten. Schuld daran ist zum einen der Niedergang der landwirtschaftlichen Preise in den letzten Jahrzehnten. 1935 bekam ein Bauer noch 30 Pfennig für den Liter Milch. Heute sind es zwar etwas mehr als 60 Pfennig, doch real verbirgt sich dahinter ein Preisverfall, der die Milchwirtschaft insgesamt unrentabel werden ließ - schon gar mit drei oder vier Kühen im Westerwald. Modernisieren aber ließ sich das traditionelle System nicht.
Mit Gründung der Aussiedlerhöfe in den sechziger Jahren verlangten dann die ersten Bauern ihr Land aus der Gemeinschaftsweide zurück. "Da kamen die Probleme", sagt Stahl, der dem Landwirtschaftsamt allerdings eine Mitschuld zuschiebt: "Die wollten das System kaputtmachen, weil es für etwas Altes stand." Die meisten Bauern schafften ihre Kühe in der Folge ab, und große Herden bleiben heute das ganze Jahr im Stall, das ist wirtschaftlicher.
1980 wurde die letzte Westerwälder Kuhherde in Hohenroth aufgelöst, der letzte Kuhhirte und seine beiden Hunde wurden arbeitslos. Kurt Stahl berichtet, daß damals viele Kuhhirten ihre Hunde aus Verbitterung erschossen haben. "Wenn wir sie nicht halten können", so erzählte man ihm, "dann soll sie auch kein anderer haben."
Dennoch rettete Stahl, der seine eigenen Milchkühe 1975 abschaffte, einige der wenigen übriggebliebenen Exemplare des Westerwälder Kuhhundes. Daß es überhaupt noch 60 reinrassige Kuhhunde gibt, liegt an der Eigenart, daß ihre Zähigkeit verloren geht, wenn sie mit anderen Hunden gekreuzt wurden. Der Kuhhund sei deshalb die "reinste altdeutsche Hütehunderasse". Auch heute ließe er sich noch einsetzten, zum Beispiel um Pferde, Schafe oder Schweine zu hüten. Auch könne er Landwirte vor Bullen schützen, mit denen immer wieder Unfälle passieren. Würde er jetzt ganz aussterben, dann sei das ein "nie wieder gut zu machender Verlust". Ein Dasein als Schoßhund gefällt ihm allerdings nicht, der Kuhhund ist ein Energiebündel. Kurt Stahl: "Er will arbeiten, und arbeiten heißt für ihn: beißen." MICHAEL SCHLAG
Firmen entdecken Umweltschutz im Büro: Imagepflege und Einsparungen als Nebeneffekt Pappbecher landet auf dem Müll Glascontainer zur Mahnung Von unserem Mitarbeiter Michael Kuhli Noch vor einigen Monaten landeten bei IBM in Niederrad täglich Tausende von Pappbechern im Müll. Da der Computerriese seinen Angestellten Umweltbewußtsein nicht von oben diktieren wollte, griff die Unternehmensleitung zur "positiven Mitarbeitermotivation" und brachte eine grüne Umwelttaste an dem Kaffeeautomaten an: Wer nun seinen Kaffee in eine Keramiktasse füllt, spart zehn Pfennig. Seitdem ging der Verbrauch an Pappbechern in der Filiale um 60 Prozent zurück. Umweltschutz im Büro - dieses Thema steht derzeit in deutschen Chefetagen auf den oberen Plätzen der Prioritätenliste. "In den letzten zwei Jahren hat sich in diesem Bereich unheimlich viel getan", sagt Karin Riedesser, Seminarleiterin beim "Bundesdeutschen Arbeitskreis für umweltbewußtes Management".
Wieviel auch zu tun ist, hat ein Experiment bei IBM in Frankfurt erwiesen:. "Wir hatten in unserem Hof einen durchsichtigen Container aufgebaut, in dem der Papiermüll von einem ganzen Tag landete", erinnert sich Pressesprecherin Ingrid Kron, "da sahen unsere Angestellten am Abend erst, wieviel Müll 2000 Mitarbeiter produzieren." Die Initiative sollte der Belegschaft den Sinn von Umweltschutzmaßnahmen plastisch vor Augen führen. Helge Beck, Umweltbeauftragter der Frankfurter Sparkasse, sprach in einer wahren "Sisyphusarbeit" mit jedem einzelnen Mitarbeiter des Unternehmens.
Das Ergebnis: "Wir haben über den Umweltschutz auch ein besseres Betriebsklima erreicht", erzählt Beck, "das ist eine Maßnahme, wo keiner keinem etwas wegnimmt, wo sich jeder damit identifizieren kann."
Ungebleichtes Papier, unlackierte Markierstifte aus Holz oder Klebstoff ohne Lösungsmittel verwenden inzwischen zahlreiche Betriebe im Rhein-Main-Gebiet. "Oft fehlen aber noch umweltfreundliche Substitutionsprodukte", beklagt Wolfgang Röhling, der Leiter des städtischen Beschaffungsamtes. Klebestifte aus Pappe sind auf dem Markt noch nicht erhältlich.
"Bei vielen Firmen hapert es allerdings noch an der praktischen Umsetzung", weiß Seminarleiterin Riedesser, "wenn die Mitarbeiter nicht eingebunden werden, dann landet das nachfüllbare Farbband schnell in der Schublade." "80 Prozent unserer Angestellen machen mit", schätzt Helmut Hoffenfelder, Umweltbeauftragter der Deutschen Bank aus der "hohlen Hand". Manchen Produkten aber, beklagt Karin Riedesser, fehle einfach noch die Akzeptanz. "Das graue Umweltschutzpapier zum Beipiel hat oft noch ein sehr schlechtes Image." Dieser Akzeptanz hat die Stadt Frankfurt mit etwas Druck nachgeholfen. "Wenn sie gebleichtes Papier beim Beschaffungsamt bestellen", berichtet Giesel Heinemann vom Umweltamt, "dann kriegen sie das nicht - außer sie haben einen ganz stichhaltigen Grund."
Um die Altpapierflut zu bremsen, hat IBM auf Kopiergeräte umgestellt, die beidseitig belichten. Wunsch und Realität klaffen aber gelegentlich noch auseinander. "Doppelt belichten?" fragt der ältere Herr, der am Kopiergerät steht, "ne, da bin ich zu doof dafür!" Trotzdem hat die Firma 1991 ihren Papierverbrauch um 10 Prozent reduziert. Intern und mit vielen Lieferanten kommuniziert die Firma meist nur noch über den Computerschirm. Die Deutsche Bank hält es ebenso und dient damit Ökonomie wie Ökologie gleichermaßen.
Wirtschaftlichkeit und Umweltschutz müssen aber nicht immer Hand in Hand gehen: "Wir kaufen auch dann umweltfreundliche Produkte ein, wenn die Lieferanten deutlich teurer sind", sagt IBM- Marketingleiter Detlef Eick. "Auf der anderen Seite sparen wir auch bei Licht- und Wasser ein." Daß Umweltschutz auch (Fortsetzung auf Seite 22)
Von der neuen Weltordnung wird nicht mehr viel geredet. Präsident Bush hatte den Begriff im Zusammenhang mit dem Golf-Krieg lanciert, ihm im Sommer einige wohlklingende Reden gewidmet und ihn im Herbst von der Generalversammlung der Vereinten Nationen ins Lateinische transponiert. Damit wurde der Anspruch, der dem Ordnungsbegriff ohnehin schon innewohnt, zur Friedensordnung gesteigert. In dieser Höhe kann die Pax Universalis zwar beschworen, aber weder beschrieben noch betrieben werden. Die Distanz zwischen ihr und der Realität ist zu groß, als daß sie überbrückt werden könnte. Präsident Bush mußte sich alsbald um die innenpolitischen Kalamitäten der USA kümmern; den Medien, mit den täglichen Berichten über das politische Chaos auf dem Balkan und in der GUS beschäftigt, kommt der Begriff auch nicht mehr leicht über die Lippen. Wie soll die neue Weltordnung aussehen? (. . .)
Dabei ließe sich die neue Weltordnung ganz gut beschreiben, und zwar als Gegenbild zur Ordnung des Kalten Krieges. Aus dessen Beendigung lassen sich auch Hinweise auf die geeigneten politischen Mittel ziehen. Ratlosigkeit ist also gar nicht angebracht. Die Analyse beider, des Konflikts und seiner Beendigung, läßt die Möglichkeiten und die Voraussetzungen der neuen Weltordnung deutlich erscheinen. Diese Welt muß sicher sein, damit die Notwendigkeit der Verteidigung sich drastisch reduziert, vielleicht sogar ganz entfällt. Die Hauptfunktion des Staates besteht dann darin, die wirtschaftliche Entwicklung der Gesellschaft zu ermöglichen und alle von ihr erzeugten Güter in erster Linie diesem Ziel zuzuwenden. Demokratisierung als die Kontrolle der Herrschaft durch die Beherrschten und deren Partizipation an ihr bildet die dritte Norm der neuen Weltordnung. Sie ist die wichtigste, weil - wie Theorie und Praxis zeigen - ohne Demokratisierung weder die wirtschaftliche Entwicklung noch die wechselseitige Sicherheit erzeugt werden können.
Sind die Normen unbestritten, so haben sich ihre Aussichten, verwirklicht zu werden, prinzipiell verbessert. Nicht nur der Ausbruch von Gewalt, auch der Verzicht auf sie kann Schule machen. Das sanfte Ende des Ost-West-Konflikts, ein historisch-einmaliger Vorgang, regt zur Nachahmung an. Der Abbau von Gewalt, der Prioritätenwandel von der Sicherheit zur Wohlfahrt und zur Demokratisierung ist hoffähig geworden. Ein Fenster des Fortschritts hat sich geöffnet, das für eine absehbare, aber sicherlich begrenzte Zeit offenbleiben wird. Der nächste Konflikt kommt freilich bestimmt und wird, sind bis dahin keine Alternativen geschaffen worden, wieder zur militärischen Gewalt, ihren Requisiten und Inszenierungen zurückführen.
Sind die Normen unbestritten, so fehlt es an Wille und Vorstellung, sie umzusetzen. Der Westen hat vierzig Jahre lang seine Politik, seine Entscheidungsprozesse und seine internen Machtverteilungen ausschließlich auf den militärischen Konflikt mit der Sowjetunion ausgerichtet. Auch er braucht seine Perestroika, muß sich re-zivilisieren, umstellen von der Verteidigung auf den Fortschritt. Das ist politisch schwierig, weil die während des Kalten Krieges ausgebildeten gesellschaftlichen Strukturen zurückgebildet werden müssen. Das ist auch konzeptuell schwierig, weil auf dem Gebiet friedlicher Außenpolitik kaum gearbeitet worden ist. Wer Sicherheit und Frieden herstellen will, muß über die Konzepte der Verteidigung weit hinausdenken, muß Strategien erfinden, die den permanenten Gewaltverzicht erzeugen. Entwicklung und Wohlstand können durch Auslandshilfe allein nicht erzeugt werden. Gute Ratschläge bringen die Demokratisierung nicht voran.
Ebenso darf man sich vom Begriff der Weltordnung nicht dazu verführen lassen, ihre Ausführung vornehmlich der Weltorganisation anzuvertrauen. Nur fünf Handlungszusammenhänge haben heutzutage globale Reichweiten: die nukleare Gewaltandrohung und ihre Vorstufen, die Umweltbeschädigung, Drogenhandel, Terrorismus, die Weltwirtschaft. Aber selbst bei ihnen kann die Völkergemeinschaft nur wenig, muß der einzelne Staat sehr viel mehr tun. Im regionalen Maßstab gilt das gleiche Verhältnis, es ist nur noch sehr viel stärker ausgeprägt. Der Wandel eines regionalen Systems muß von den Staaten und Gesellschaften herbeigeführt werden. Die regionalen Organisationen können dabei helfen, den Systemwandel produzieren können sie nicht.
Unter den Begriff der Weltordnung fallen also zunächst die fünf globalen Probleme. Sie transzendieren den Nationalstaat und alle Regionen. Gelingt es, sie in Richtung des Gewaltverzichts, der wirtschaftlichen Entwicklung und der Demokratisierung zu steuern, ist ein gutes Stück der neuen Weltordnung verwirklicht worden.
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Das klingt besser, als es ist. Der Enthusiasmus über den erfolgreichen Golf- Krieg hat Absichten freigesetzt, den Sicherheitsrat zu einer Art Weltregierung zu machen. Ob die dazu erforderliche Einstimmigkeit der ständigen Sicherheitsmitglieder, die Präsident Bush mit bewunderungswürdigem diplomatischem Geschick für den Golf-Krieg zustande gebracht hatte, jemals wiederhergestellt werden kann, ist offen. Der historische Moment war einmalig, die Aggression ebenso unvermittelt wie brutal. Aber der Golf-Krieg fand selbst im amerikanischen Senat nur eine hauchdünne Mehrheit, und die beiden zukünftigen Sicherheitsratsmitglieder Deutschland und Japan haben ihre Reserven gegenüber der Gewaltanwendung bis heute nicht aufgegeben.
Das Ergebnis des Golf-Krieges gibt dazu auch keinen Anlaß. Zwar wurde die irakische Aggression zurückgeschlagen, die Souveränität Kuwaits wiederhergestellt. Sowie der Blick aber die Makroebene verläßt, auf der die Welt als Staatenwelt und die internationale Politik als zwischenstaatliche Politik erscheinen, zeigt sich, daß der Golf-Krieg nur ein Symptom kuriert hat. Die Diktatur des Saddam Hussein ist größer, und die Lage seiner Untertanen, vor allem der kurdischen und schiitischen Minderheiten, ist schlimmer als zuvor; in Kuwait wurde ein Herrschaftssystem wiedereingesetzt, das den wirtschaftlichen Reichtum und die politische Mitbestimmung noch ungleicher verteilt als früher.
Von der "Wiederherstellung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit", denen die Zwangsmaßnahmen des Kapitels VII der UN-Charta gewidmet sind, kann also gar nicht die Rede sein. Gewiß, der Golf-Krieg hat abschreckend auf andere Potentaten in der Dritten Welt gewirkt. Die Überlegenheit westlicher Militärtechnologie wurde höchst überzeugend demonstriert. Sie könnte auch, sollte der Sicherheitsrat wieder einmal blockiert sein, durch eine westliche Staatenkoalition, notfalls sogar durch die NATO und ihre Rapid Deployment Forces eingesetzt werden. Damit würde allerdings die alte Weltordnung des 19. Jahrhunderts restauriert werden, die vom europäischen Mächtekonzert (und den europäischen Kolonialmächten) definiert und gegen Abweichler auch mit Gewalt durchgesetzt wurde. Ohnehin lag über dem Golf-Krieg schon ein Hauch von Krimkrieg, weil er faktisch von den Westmächten durchgeführt und von den Vereinten Nationen nur abgesegnet worden war. Der feine Unterschied drückte sich in der rapiden Abnahme des Konsenses in der arabischen Welt deutlich aus.
Zwangsmaßnahmen des Sicherheitsrates hätten, wenn denn die Artikel 45 bis 47 der UN-Charta erfüllt sein werden, in der neuen Weltordnung durchaus ihren Platz, und zwar für Notfälle in der Dritten Welt. Deren endogene Konflikte, die Süd-Süd-Konflikte, werden zunehmen; wenn sich im Sicherheitsrat, in dem die Dritte Welt jetzt schon und nach der möglichen Aufnahme Indiens in den Kreis der ständigen Mitglieder verstärkt repräsentiert ist, eine Mehrheit findet, kann die Weltorganisation ihre Waffen einsetzen, um die der anderen zum Schweigen zu bringen. Der universale Konsens für solche Maßnahmen ist offenbar vorhanden; Krieg und Gewalt kommen zunehmend aus der politischen Mode. Sie treten auf, werden sich möglicherweise verbreiten und vermehren, aber sie werden nicht mehr akzeptiert. Die Staatenwelt des 19. Jahrhunderts ist auch in diesem Sinne untergegangen, versiegelt durch den Gewaltverzicht des Artikels 2 Absatz 4 der UN-Charta. Nur noch Diktatoren, die populistischen Erben des Absolutismus, wenden die Gewalt an; wo die Gesellschaften am Entscheidungsprozeß teilhaben, wird sie nicht mehr oder nur noch dann akzeptiert, wenn sie, mit welchen rabulistischen Verdrehungen auch immer, als Verteidigung ausgegeben werden kann. Darunter leidet auch die kollektive Gewaltanwendung des Kapitels VII. Sie ist der Alten Welt verhaftet, kann eine Aggression zurückschlagen. Die Gewaltanwendung verhindern oder den Konflikt lösen hingegen kann sie nicht.
Viel moderner ist eine neuartige Funktion der Vereinten Nationen, die Friedenssicherung. Sie war in der Charta nicht vorgesehen, wurde 1956 von dem damaligen Generalsekretär Dag Hammarskjöld konzipiert, soll nicht den Frieden erzwingen, sondern nur die Gewalt verhindern. Daher ist sie an die Zustimmung der Konfliktparteien gebunden. Von 1945 bis 1987 gab es dreizehn solcher Missionen, die teilweise bis heute andauern. Seit dem Ende des Kalten Krieges, seit 1988, sind elf weitere hinzugekommen. Das aufregend Neue an ihnen ist, daß sie nicht mehr nur in zwischenstaatlichen, sondern zunehmend auch in innerstaatlichen Konflikten eingesetzt werden, von El Salvador angefangen über Kambodscha bis hin zum Balkan. Die Greuel dort verleiten zu dem Wunsch, die Blauhelme möchten nicht nur schlichten, sondern auch schießen. Aber der Wunsch ist falsch, die Friedenssicherungsstrategie richtig: Sie ermöglicht es den Kämpfern und ermutigt, bedrängt, verleitet sie dazu, mit dem Kämpfen aufzuhören. Dieses Verfahren ist der neuen Weltordnung ganz angemessen. Sicherheit besteht nicht darin, daß die Konflikte beseitigt, sondern daß sie gewaltfrei bearbeit werden.
Die ebenso unentbehrliche wie moderne Leistung der Friedenssicherung muß kein Monopol der UN bleiben, sondern könnte auch regionalen Organisationen übertragen werden. Sie sind meist über die Konfliktlage besser informiert, werden von den Kombattanten möglicherweise eher akzeptiert, was dem Anteil von Schlichtung und Vermittlung der jeweiligen Friedenssicherungsaktion zugute käme. Der Ost-West-Konflikt hatte die Welt gewaltsam und künstlich globalisiert; jetzt zeigt sich, daß nur wenige der vorfindbaren Handlungszusammenhänge global und die meisten regional verdichtet sind. Europa, der Hauptschauplatz des Kalten Krieges, hat in der KSZE schon eine eigene regionale Organisation, im NATO-Kooperationsrat sogar schon eine zweite. Der im Juni 1991 verabredete Krisenmechanismus der KSZE ließe sich unschwer um eine Friedenssicherungskomponente bereichern.
Das Alternativkonzept, der KSZE NATO-Kontingente zur Verfügung zu stellen, erinnert hingegen an die Expeditionskorps vergangener Zeiten. Nur auf den ersten Blick mag es praktikabel erscheinen, der Gewalt mit Gewalt in die Parade zu fahren; dem zweiten hält das Konzept nicht stand. Amerika hat für diesen Irrtum in Vietnam und im Iran teuer bezahlt. Gerade deswegen hat es in die inneren Wirren des Irak nicht mehr eingegriffen. "Send the marines" - die vertraute Devise des amerikanischen (und europäischen) Imperialismus hat sich ausgelebt. Damit kann man heutzutage Bodenschätze und Seewege sichern, wenn es denn nicht anders geht. Inner- und zwischengesellschaftliche Konflikte reagieren auf Gewaltzufuhr um so blutiger. Kriegs- und Bürgerkriegsparteien kann man schon gar nicht mit militärischer Gewalt zu friedlichem Zusammenleben zwingen.
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Es gibt den Vertrag von 1968 über die Nichtverbreitung von Nuklearwaffen, allerdings müßten seine Kontrollmöglichkeiten verbessert werden. Der Irak war dem Vertrag beigetreten und wurde auch regelmäßig inspiziert, konnte aber seine Kernwaffenanlagen erfolgreich verbergen. Nordkorea steht im selben Verdacht. Indien und Pakistan sind dem Nichtverbreitungsvertrag erst gar nicht beigetreten.
China und Frankreich haben inzwischen unterschrieben, Südafrika auch. Die mittelamerikanischen kernwaffenfreie Zone wurde durch den wechselseitigen Verzicht von Argentinien und Brasilien erheblich verstärkt. Der Südpazifik hat sich 1986 zur nuklearwaffenfreien Zone erklärt, Südostasien zeigt Interesse an einem solchen Schritt.
Die toxischen und biologischen Waffen wurden 1975 komplett verboten, leider sah der Vertrag keine Verifikation vor. Das Verbot chemischer Waffen stützt sich noch immer auf das nicht gerade anspruchsvolle Genfer Protokoll von 1925. Inzwischen sind solche Waffen im Besitz von vierzehn Staaten, darunter Ägypten, Pakistan und Südkorea. Ein allgemeines Verbot kommt nicht voran, obwohl Amerika und die (frühere) Sowjetunion beschlossen haben, ihre Chemiewaffenbestände abzubauen. Der Verbreitung waffenfähigen spaltbaren Materials wirkt der 1978 begründete Londoner Club mit dem 1987 ins Leben gerufenen Missile Technology Control Regime entgegen.
Völlige Fehlanzeige aber ist auf dem Gebiet der konventionellen Waffen zu vermelden. Kriege beginnen ja nicht sofort nuklear oder chemisch. Massenvernichtungswaffen werden erst zu einem späteren Zeitpunkt eingesetzt, wenn moderne Waffen herkömmlicher Konstruktion versagen. Kriegsverhütung durch Waffenbeschränkung müßte also in allererster Linie die konventionellen Waffen erfassen.
Davon ist nicht einmal ansatzweise die Rede. Die Vereinten Nationen werden, einer neuerlichen Anregung folgend, ein Register aller Waffenlieferungen anlegen; verbieten werden sie sie nicht. 1984, als der Kalte Krieg noch in vollem Schwung war, haben die Industriestaaten Waffen im Wert von 53 Milliarden US-Dollar an die Dritte Welt verkauft; 1989, als der Konflikt schon zu Ende war, belief sich das Volumen immer noch auf 30,4 Milliarden. Alle Waffen, die der Irak gegen Kuwait ins Feld führte, stammten aus sowjetischen oder westlichen Arsenalen.(. . .)
Waffen verursachen nicht die Gewaltanwendung, aber sie erleichtern sie und vergrößern die Schäden. Ein rigides Ende aller Waffenlieferungen läge in der Logik einer realistischen Politik. Wenn das Embargo von den UN und weltweit verhängt werden würde, entfielen zwei weitere liebgewordene Argumente dagegen. Das erste verteidigt die eigenen Waffenlieferungen mit dem Hinweis, daß sie sonst vom Gegner geliefert werden würden. Folgt man dieser Logik, dann ist es besser, selbst ein Verbrechen zu begehen, als es von einem anderen begehen zu lassen. Das zweite Argument verweist auf die Sicherung der Arbeitsplätze. Dabei hat die Konversionsforschung längst ergeben, daß die meisten aller Rüstungsarbeitsplätze ohne weiteres auf zivile Produktion umgestellt werden können. Japan hat mit einem klugen Verzicht auf eine ausgedehnte Rüstungsindustrie gezeigt, wie reich man werden kann, wenn man statt unproduktiver Waffen hochmoderne zivile Produkte erzeugt. Nein, diese beiden Argumente sind so fadenscheinig, daß man die Interessen der Rüstungsindustrie und ihrer militärpolitischen Lobby deutlich hindurchschimmern sieht.
Statt dessen sollte ein weiteres Argument der Einstellung aller Waffenlieferungen zugute kommen. Der Verkauf von Waffen stützt beim Empfänger die politischen Systeme und vernachlässigt die Interessen der Gesellschaft, verstärkt also diejenigen politischen Verhältnisse, die als die eigentlichen und wichtigsten Gewaltursachen anzusehen sind. Werden hingegen keine Waffen, sondern Krankenhäuser und Schulen geliefert, Infrastruktursysteme, die dem Aufbau von Wirtschaft und Wohlstand nützen, so wird die Gesellschaft gestärkt, nimmt das
500 Jahre sind es her, seit Christoph Kolumbus seinen Fuß auf den amerikanischen Kontinent setzte. Ein Grund zum Feiern von 500 Jahren Entdeckung und Kolonialisierung hier, Anlaß zu Protest gegen 500 Jahre Eroberung und Ausbeutung dort. Immerhin, in einigen Staaten des Doppelkontinents ist die Stimme des Elends noch laut genug, um bis an unser Ohr zu dringen. Doch andernorts fehlt selbst dafür schon die Kraft.
Beispiel Costa Rica, Vorzeigedemokratie Lateinamerikas. Ganze 25 000 bis 30 000 Indios - Indígenas genannt - leben dort noch, versteckt in 22 Reservaten, entlegenen, unzugänglichen Waldgebieten. Man sieht und hört nichts von ihnen, der Tourist nicht und auch nicht die überwiegend weiße Bevölkerung der Kaffeerepublik. Dementsprechend wenig
wissen die Costaricaner über das Leben ihrer Ureinwohner. "Die Leute hier haben keine Ahnung, wo und wie die Indios leben, kennen deren Kultur nicht", beklagt José Paniagua, Direktor für Entwicklung in der Comisión Nacional de Asuntos Indígenas (CONAI). "Selbst in Universitäten werde ich von Studenten und Lehrern immer wieder gefragt, ob die Indios noch nackt herumlaufen. Man hält sie für minderwertig und dumm." CONAI ist die offiziel-
Seither ist die Geschichte der CONAI die ihres Kampfes ums Überleben. Denn anders als im Gesetz vorgesehen, verweigern sich staatliche Stellen kontinuierlich einer Zusammennnarbeit mit der Organisation. Ob Erziehungs- oder Gesundheitsministerium, die Absagen sind immer die gleichen: es gebe kein Geld und kein Personal. Noch keine Regierung habe CONAI wirtschaftlich unter stützt, bemerkt Paniagua verbittert. Wie solle die Kommission ihrer Aufgabe als Initiator von Hilfsprojekten nachkommen, wenn die anderen Einrichtungen nicht mitzögen, wenn ständig die Finanzmittel fehlten?
23 Millionen Colones - knappe 300 000 Mark - stehen der Organisation jährlich zur Verfügung, und für Mitte 1992 sind Kürzungen im Staatshaushalt angekündigt. Doch schon jetzt ist mit zehn Mark pro Jahr und Indio nichts zu bewegen.
Dabei drängt die Zeit. Denn auch die Überlebensgrundlage der Indígenas, die Unantastbarkeit ihrer Reservate, ist gefährdet. Zwar dürfen Weiße kein Land von Indios erwerben. Doch als bei Inkrafttreten der Ley Indígena die Reservate abgesteckt wurden, gab es dort bereits weiße Siedler. Ihnen sollte das Land sukzessive von der Regierung abgekauft werden, um in den Besitz der Indios überzugehen. Dies scheiterte - von vielen als "programmiert" beargwöhnt - bis heute am chronischen Geldmangel. Darüber hinaus kommt es immer wieder zu unrechtmäßiger Landnahme in den schwer kontrollierbaren Gebieten. Wilde Siedler roden große Teile des Baumbestandes für ihre Viehherden, schaffen vollendete Tatsachen und müssen in oft langwierigen Verfahren wieder hinausgeklagt werden. Über drei Viertel des Regenwaldes in Costa Rica sind bereits abgeholzt, für Kaffee- und Bananenplantagen, vor allem aber für die extensive Rinderhaltung.
Methode vermutet denn auch Paniagua hinter der ständigen Aushöhlung der Ley Indígena. Da die Indios in Costa Rica nicht gut organisiert und als Wahlvolk unerheblich seien, könnten sie auch keinen politischen Druck ausüben. Und wirtschaftliche Interessen haben noch immer alle anderen dominiert. Das kürzlich verabschiedete Bergbaugesetz erlaubt jetzt Regierung und ausländischen Firmen, die Bodenschätze in den Reservaten auszubeuten und setzt damit praktisch das CONAI-Gesetz außer Kraft.
Wie kleine Inseln verteilen sich die Reservate auf der Landkarte Costa Ricas, die meisten von ihnen im Süden, im unwegsamen Bergland an der Grenze zu Panama. In Osa zum Beispiel, einer kaum erschlossenen paradiesischen Halbinsel an der Pazifikküste, wären nur
Da die Indiogemeinschaften kein unabhängiges Leben mehr führen können, steht CONAI vor der fast unlösbaren Aufgabe, sie behutsam mit den Mechanismen des westlichen Wirtschaftskreislaufesvertraut zu machen, ohne daß sie dort sogleich übervorteilt werden. Auch sind Handel und landwirtschaftliche Produktion über den Eigenbedarf hinaus den traditionellen Selbstversorgern nur schwer vermittelbar. Indígenas neigen von Natur aus dazu, nur das für ihren Lebensunterhalt Notwendige anzubauen. Sie sehen sich nicht als Kaufleute. Dennoch erliegen auch sie dem Charme technischer Errungenschaften wie Strom, Fernsehen und Radio. Und die gibt's nicht umsonst.
Eine effektive Schulausbildung und Gesundheitsversorgung ist in den entlegenen Landstrichen schwer zu organisieren. Gute Lehrer und Ärzte sind für den Job nicht zu bekommen und die wenigen indianischen Lehrer schlecht ausgebildet. Nach sechs Jahren Grundschule fehlen die Mittel, die Kinder auf weiterführende Schulen zu schikken. Aus Mangel an Büchern verlernen sie mit der Zeit selbst das Lesen wieder, und das mühsam Erworbene geht verloren. Diejenigen, die es tatsächlich zu einem Universitätsabschluß bringen, bleiben in der Hauptstadt San José, um Karriere zu machen.
José Paniagua beklagt die mangelnde Solidarität unter den Indios. Obwohl sie alle in einem sinkenden Boot sitzen, spalten sie sich verunsichert und ratlos in oft gegeneinander agierende Grüppchen auf, die versuchen, jeweils das Beste für sich herauszuholen. Jeder rudert in eine andere Richtung, und die Schlauen nutzen die Schwachen aus. Bezeichnenderweise sitzen im Führungsteam der CONAI nur Nichtindios.
Weil vom Staat keine Hilfe zu erwarten ist, sucht CONAI händeringend den Kontakt zu ausländischen Hilfsorganisationen, die bereit sind, die gut konzipierten Projekte finanziell zu unterstützen. Denn die Zeit wird knapp.
Der Lebensraum der Indígenas wird immer enger. Ihre Zahl ist schon fast zu klein, um sich als Volk gegenüber den vielen Nichtindios zu behaupten. Veränderung der Landschaft und Übernahme fremder Lebensweisen zersetzen die Indiokultur. Still und ohne Schlagzeilen werden sie wohl einst verschwunden sein, eine Fußnote in der Menschheitsgeschichte.Sicherheit für die Kinder Halteverbot in der Marktstraße bleibt vorerst bestehen
BERGEN-ENKHEIM. "Ich muß meinen Getränkelieferanten die Strafzettel zahlen und die Kunden können nicht mehr vor meinen Laden fahren", klagte BerndPeter Kirschstein, der in der Marktstraße 8 einen Kiosk nebst Getränkemarkt betreibt. Durch das absolute Halteverbot, das dort seit dem Frühsommer gilt, sieht der Geschäftsmann "existenzbedrohende Umsatzeinbußen" auf sich zukommen. In der vergangenen Bürgerfragestunde des Ortsbeirates 16 (Bergen-Enkheim) verschaffte er seinem Ärger über die neue Regelung Luft. Die Stadtteilpolitiker forderte er auf, sich für die Aufhebung des Verbotes einzusetzen.
Zudem schlug Kirschstein vor, die Bushaltestelle von der Fahrbahn nach Osten an den Straßenrand zu verlegen. Regelmäßig würden die nachfolgenden Autos aufgehalten, wenn der Bus mitten auf der Straße hält, um Fahrgäste ein- und aussteigen zu lassen. Den stehenden Bus zu überholen ist nicht zulässig, da die weiße Mittellinie auf diesem Fahrbahnabschnitt durchgezogen ist. Für eine Haltebucht an geeigneter Stelle, etwa in Höhe der Post, müßten eben "zwei oder drei Parkplätze geopfert werden", so der Kioskbesitzer.
Ortsvorsteher Herbert Loos (SPD) dagegen glaubt nicht, daß eine Haltestelle auf drei Fahrzeuglängen Platz finden könnte. Auch das Halteverbot vor den Häusern Marktstraße 8 - 12 lasse sich nicht einfach aufheben. Dem willkürlichen Parken wollte man dort ein Ende machen. Dadurch sollte die Marktstraße für Kinder, die diese auf dem Schulweg überqueren, übersichtlicher und damit ungefährlicher werden.
Da es sich um eine Maßnahme zur "Schulwegsicherung" handelt, waren daran unter anderem das Stadtschulamt, das Ordnungs- und das Straßenbauamt beteiligt. Bevor das Halteverbot eingerichtet und der Mittelstreifen durchgezogen wurde, hatten sich Stadtteilpolitiker, Magistratsvertreter und Bürger zu einer Ortsbegehung getroffen. So sollten unterschiedliche Vorschläge in eine vernünftige Lösung umgesetzt werden.
"Die Sicherheit der Schwächsten" - gemeint sind die Kinder - "geht dabei vor", sagte der Ortsvorsteher. Loos glaubt nicht, daß sich auf diesem Abschnitt der Marktstraße bald etwas ändern wird. Nur ein Mißstand soll demnächst beseitigt werden. An den Grundstückseinfahrten ist die weiße Linie in der Fahrbahnmitte unterbrochen, um Anliegern die Zufahrt zu den Häusern zu ermöglichen. Nur an einer Einfahrt zieht die Markierung lükkenlos vorbei. Dort muß ein Teil der Linie wieder entfernt werden. gap
Dispositionsvolumen der politischen Systeme ab. Der Verzicht auf Waffenlieferungen gerät zur Demokratisierungsstrategie. (. . .)
Der Prozeß der Demokratisierung ist aber auch auf detaillierte Politikhilfe angewiesen. Der Zerfall der Sowjetunion und Jugoslawiens zeigt, daß Demokratisierungsprozesse in multiethnischen Einheiten sehr rasch zur Renationalisierung der Politik und damit zu neuen Konflikten führen können. Ein neues Verständnis von Staat muß entwickelt und angeboten werden, das die im Begriff des Nationalstaates enthaltene Verklammerung von Nation und Staat aufhebt und die ethnische Identität nicht mit der Staatswerdung, sondern mit der Autonomie verbindet. Daraus entsteht das Konzept eines multinationalen Staates, dessen Ethnien ihre kulturelle, sprachliche, historische Identität behalten, gegebenenfalls sogar zur Autonomie entwickeln, aber dennoch über ein gemeinsames Herrschaftssystem verfügen. Die Verfahren des Proporzes und der Konkordanz sorgen für die politische Gleichstellung der ethnisch Verschiedenen, für die Garantie der Minderheitenrechte. Kroatien und Bosnien-Herzegowina können ein solches neues Staatskonzept dringend gebrauchen, alle GUS-Staaten auch, desgleichen der Mittlere Osten mit den verstreuten Kurdenvölkern, Indien, ganz Asien mit wenigen Ausnahmen. Auch die in Maastricht beschlossene politische Union Europas könnte von einer solchen Theorie des multinationalen Staates profitieren, weil sie funktionale Kooperation mit der Bewahrung nationaler Identität verbindet.3 Zu Krieg und Waffengewalt sind längst eine Reihe anderer weltweiter Prozesse getreten, die den Raum zwischen den Staaten füllen. Einige, wie der Terrorismus und die Umweltbeschädigung, beeinträchtigen die menschliche Existenz oder heben sie auf, wenden also Gewalt an. Der - inzwischen glücklicherweise selten gewordene - Terrorismus ist besonders interessant, weil der Terrorist als einzelner im internationalen System aktiv wird, das sonst nur von Staaten und Großgruppen betreten wird. Bei der Blokkade gegen Libyen zwecks Auslieferung der beiden Lockerbie-Attentäter machte der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen geltend, daß wegen der Internationalität des Terrorismus nur ein internationales Gericht, nicht ein libysches für die Verurteilung zuständig ist. Das ist richtig - aber wo ist das Gericht?
Der Internationale Gerichtshof müßte also alsbald eine Strafkammer zur Aburteilung internationaler Straftäter bekommen. Auch ein Mann wie Panamas Präsident Noriega gehörte vor ein solches Tribunal, wie die anderen vielen Drogenhändler auch, die international agieren. Die Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen arbeitet an den Statuten einer internationalen Strafkammer für Menschenrechtsverletzungen. Das ist gut, wird aber wohl auf absehbare Zeit symbolisch bleiben. Eine Instanz für Drogenhändler und Terroristen hingegen fände vermutlich breite Zustimmung, ließe sich auch durchsetzen. Keinesfalls kann sie aber durch ein amerikanisches oder angelsächsisches Gericht ersetzt werden, ebensowenig wie das Beispiel der USA Schule machen sollte, die bekanntlich im Dezember 1989 in Panama einmarschierten, um Präsident Noriega zu verhaften.
Von Terroristen und Drogenhändlern unterscheidet sich der Umweltschädiger dadurch, daß er nicht international, sondern im nationalen Raum handelt. Die Konsequenzen seiner Handlungen freilich sind international. Der Treibhauseffekt, beispielsweise, wird nicht nur durch die Abholzung der tropischen Regenwälder, sondern vor allem durch den CO2- Ausstoß in den Vereinigten Staaten und in der GUS erzeugt. Diese nationale Produktion hat erwartbar weltweite Folgen, die die menschliche Gesundheit beeinträchtigen. Die Wasserverschmutzung gehört ebenfalls in diese Kategorie national begangener Handlungen mit internationalen, weltweiten Folgen.
Diese Gemengelagen, in denen globale Konsequenzen nicht durch internationale Interaktionen, sondern durch innerstaatliche Aktionen hervorgerufen werden, lassen sich nur sehr schwer in die von einer neuen Weltordnung zu erhebenden Ansprüche einordnen. Deswegen kam die vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen veranstaltete Konferenz in Rio de Janeiro im Juni nicht vom Fleck. Für ihre wirtschaftliche Entwicklung und für den Wohlstand nehmen viele Gesellschaften Umweltnachteile in Kauf, ohne Rücksicht darauf, daß auch ihre Nachbarn davon betroffen werden. Für die GUS und die Entwicklungsländer ist das Hemd der Industrialisierung allemal näher als der Rock der Umweltsanierung. Die Industriestaaten aber verhalten sich nicht anders. Präsident Bush reiste erst nach Rio, als sichergestellt war, daß die amerikanische Industrie nicht schärferen Schadstoffbegrenzungen unterworfen werden würde. Gegen solche massiven nationalen Interessenkonzentrate ist kein internationales Kraut gewachsen. Hier muß die jeweilige Gesellschaft selbst korrigierend eingreifen, unterstützt durch zwischengesellschaftliche Koalitionen wie etwa Greenpeace.
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Der Sachbereich der Wirtschaft, der zweite große Handlungsraum der Politik, weist ebenfalls eine Mischlage auf. Hier dominiert aber schon die internationale Interaktion, ist der Nationalstaat zur Residualkategorie geworden. Das Ende des real existiert habenden Sozialismus, der gegenüber dem Kapitalismus niemals eine Alternative, sondern nur eine Enklave dargestellt hatte, hat die Weltwirtschaft endgültig globalisiert. Die Handels- und Währungsströme erreichen, wenn auch nicht gleichmäßig, jedes Land auf dieser Welt. Die Produktion ist noch nicht ganz, aber doch weitgehend internationalisiert worden.
Diese weltwirtschaftlichen Handlungszusammenhänge werden von gesellschaftlichen Akteuren unterhalten, den großen transnationalen Korporationen und ihren Banken. Sie haben die Weltwirtschaft praktisch reprivatisiert. Die Staaten sind zwar noch beteiligt, können die Rahmenbedingungen für den Welthandel festzulegen versuchen. Seit Jahren plagen sie sich in der Uruguay-Runde des GATT damit ab, die Interessen der national gebundenen Landwirtschaft mit denen der international operierenden Industrie zu harmonisieren. Die staatlichen Zentralbanken können noch das Währungssystem zu beeinflussen versuchen, beherrschen können sie es nicht, weil die Währungsreserven zumeist in privater Hand sind.
Der Weltwirtschaft ist diese Reprivatisierung nicht schlecht bekommen. Den transnationalen Unternehmen ist es zu verdanken, daß die Standardeinfälle der Politiker, nämlich Handelsprotektionismus und Devisenkontrolle, nicht überhandgenommen haben. Die Währungsstabilität ist weitgehend ihr Verdienst. Die Verschuldung der Entwicklungsländer ist zwar nicht beseitigt, aber sorgfältig gesteuert worden. Die Weltwirtschaftsordnung, die die transnationalen Unternehmen und Banken verwirklicht haben, funktioniert. Sie entspricht zwar nicht den Vorstellungen, die insbesondere die Dritte Welt sich in den siebziger Jahren davon gemacht hat; aber auch diese Welt hat gelernt, daß staatliche Interventionen in Gestalt eines "Verhaltenskodex" oder von Gewinntransferbeschränkungen das internationale Kapital nicht regulieren, sondern verscheuchen.
Während die Welt in den Sachbereichen der Sicherheit und der Herrschaft staatlich fragmentiert und nur ganz rudimentär geordnet ist, erscheint sie im Sachbereich der wirtschaftlichen Wohlfahrt als weitgehend vereinheitlichter Markt mit einer von den privaten Großunternehmen selbst hergestellten und praktizierten Ordnung. Die Staatenwelt hat noch nicht einmal den Versuch unternommen, sich hier einzumischen. Eine Welthandelsorganisation, wie sie 1945 von den Vereinigten Staaten erfunden, dann aber 1947 von ihnen wieder fallengelassen wurde, ist nicht in Sicht. Der Internationale Währungsfonds ist meilenweit davon entfernt, als Weltzentralbank zu fungieren. Und wenn ein Staat wirklich den Versuch unternehmen sollte, gegen den Stachel wirtschaftlicher Interessen zu löcken, wie weiland Ronald Reagan mit seinem Versuch, die Lieferanten von Erdölausrüstungen an die Sowjetunion zu bestrafen, wird er rasch an die wirtschaftliche Kandare gelegt. Denn die Wirtschaft agiert national wie international. Jeder transnationale Konzern erscheint innerstaatlich als nationales Unternehmen, das über seine guten Beziehungen zur jeweiligen Regierung dort Einfluß nehmen kann. Diese spezifische Verknüpfung internationaler und nationaler Handlungszusammenhänge wurde früher als "linkage" bezeichnet. Heute spricht man lieber - und mit etwas anderen Vorzeichen - von "Regimen", von institutionalisierten Kooperationen, die den innergesellschaftlichen mit dem zwischengesellschaftlichen Raum verbinden. Das Bild der Welt als wirtschaftlicher Handlungszusammenhang rundet sich, wenn man bedenkt, daß ein großer Teil des Welthandels sich innerhalb der transnationalen Firmen abspielt, also eigentlich schon zum Binnenhandel geworden ist. Der Begriff der amerikanisch-europäischen Wirtschaftsbeziehungen hat seinen Gegenstand längst verloren.
Die OECD-Welt kann sich nicht damit zufriedengeben, daß es ihr unter der privaten Weltwirtschaftsordnung gut geht. Der Markt regelt nicht alles und nicht alles gut, der Ordoliberalismus zählt ebenfalls eher zu den alten Hüten. Der Wohlstand ist in der Welt sehr ungleich verteilt, die Schere zwischen Arm und Reich öffnet sich immer mehr. Im globalen Maßstab reproduziert sich, was den Frühkapitalismus des 19. Jahrhunderts charakterisiert hatte. Mit der Auslandshilfe allein ist diesen Verzerrungen nicht beizukommen, zumal sie als Exportkredite den heimischen Industrien mehr nutzt als den Armen in der zu entwickelnden Welt. Was ihnen zu Hilfe kommen würde, nämlich die Öffnung der Märkte der Industriestaaten für ihre Produkte, wird nicht angeboten und firmiert noch nicht einmal unter dem Namen der Auslandshilfe. Also wird die Armutswanderung zunehmen und der Sozialpolitik zur Last fallen. Der nationale Steuerzahler wird für die Vorteile aufkommen müssen, die ihm die internationale Wirtschaftsweise verschafft.
Es muß also auch die Wirtschaft in die neue Weltordnung miteinbezogen werden, und zwar regional über eine Flexibilisierung des Einzugsbereichs von Herrschaft, global über eine Verstärkung und Vergesellschaftung der internationalen Organisation. Die Flexibilisierung des Herrschaftsbereichs schreibt die Überlegungen, die zum Ersatz des Nationalstaats durch den Multinationalstaat führen, nach außen fort. Wenn sich die Interaktionen zwischen den Staaten weit genug verdichtet haben, so daß funktional Gesellschaft entstanden ist, muß sich auch ein entsprechend großes herrschaftliches Subsystem ausbilden. Die auswärtige Politik muß also eine integrative Komponente bekommen.
Mit der Vergrößerung des Einzugsbereichs muß eine Abschwächung der Herrschaft einhergehen. Der Regionalstaat wird ein sehr viel schwächeres Herrschaftssystem ausweisen als der alte Nationalstaat. Das politische System im Multinationalstaat legt nur noch den Rahmen fest, in dem sich die Akteure dann frei bewegen.
Entscheidend ist die Flexibilisierung des Staatsbegriffs, die eine auf den Zusammenschluß angelegte auswärtige Politik anleitet. "Form follows interaction" - das müßte die Formel des flexibilisierten Staatsbegriffs werden. Die Verabredungen von Maastricht liegen genau auf dieser Linie; sie sind auch, vorausgesetzt Brüssel wird nicht zur Kapitale, sondern zur Dachorganisation der Europäischen Union, richtig. Die Vorbehalte, die jetzt zunehmend in Deutschland zu hören sind und sich entweder auf die Schönheit des Nationalstaats oder auf die Unabhängigkeit der Bundesbank berufen, sind in diesem funktionalen Sinne reaktionär. Mit den Vorstellungen, die 1948 und im Hinblick auf das 19. Jahrhundert richtig waren, kann man den Interdependenzen des westlichen Europa nicht beikommen. Ein integrierter Binnenmarkt braucht ein herrschaftlich verfaßtes und verfahrendes politisches Teilsystem. Es muß schwächer ausgebildet sein als das des Nationalstaats, darf aber nicht fehlen. (...)
Die Wahl einer Frau zur Bischöfin von Hamburg ist in voller Übereinstimmung mit den theologischen und rechtlichen Grundsätzen der evangelischen Kirche erfolgt. Gleichwohl hat diese Wahl in der kirchlichen Öffentlichkeit Kritik hervorgerufen und eine kontrovers geführte Diskussion ausgelöst. Solche Diskussionen über relevante Fragen des kirchlichen Lebens sind in aller Regel als Zeichen und Ausdruck dieses Lebens selbst in der evangelischen Kirche zu verstehen und zu begrüßen. In dieser Diskussion aber werden in einigen Fällen Argumente vorgetragen, die unsachlich und unsachgemäß erscheinen. Dabei werden Positionen eingenommen, von denen inzwischen deutlich ist, daß sie auf dem Boden des reformatorischen Evangeliumsverständnisses nicht aufrechterhalten werden können.
Die Kammer für Theologie hält es daher für ihre Aufgabe, an die theologischen Grundsätze zu erinnern, die in der evangelischen Kirche im Rahmen einer Diskussion über die Wahl einer Frau in das Bischofsamt Geltung beanspruchen müssen.
I. In geistlicher Hinsicht kann es in der evangelischen Kirche einen Unterschied zwischen Mann und Frau nicht geben. Alle Christen sind gleich und in gleicher Weise durch die Taufe zu Gliedern der Kirche und zur Priesterschaft berufen: "Was aus der Taufe gekrochen ist, das darf sich rühmen, daß es schon zu Priester, Bischof und Papst geweiht sei" (Luther).
II. Für die Berufung in das kirchliche Amt galten in den reformatorischen Kirchen einerseits bestimmte Grundordnungen, andererseits aber unterschiedliche und gelegentlich auch wechselnde Regeln und Voraussetzungen. Bei der Einführung der Frauenordination konnten sich die Gliedkirchen der EKD darauf stützen, daß der Ausschluß der Frau vom kirchlichen Amt nicht den Grundordnungen für dieses Amt zuzurechnen, sondern als sittliche und soziale Regel von geschichtlich begrenzter Bedeutung anzusehen ist. Freilich ist die Diskussion über diese Fragen auch nach dem Erlaß der entsprechenden Kirchengesetze zur Gleichstellung von Mann und Frau bei der Ordination nicht völlig verstummt.
III. Nach evangelischem Verständnis ist das kirchliche Amt allein als Dienst an Wort und Sakrament eingesetzt. Unterschiedliche Aufgaben, deren gesonderte Wahrnehmung im kirchlichen Interesse erforderlich ist, begründen keinen wesentlichen Unterschied zwischen kirchlichen Ämtern. Das Bischofsamt ist ein exponiertes Pfarramt mit besonderer Aufgabe. Die Kritik an der Wahl einer Frau in das evangelische Bischofsamt verläßt daher den Boden der evangelischen Kirche, wenn man zwar der Ordination von Frauen, nicht aber der Wahl einer Bischofin zustimmen zu können meint. Aber auch eine prinzipielle Kritik an der Frauenordination verläßt den Boden der in der evangelischen Kirche geltenden Lehre.
IV. Zur weiteren Erläuterung von einzelnen Fragen erinnert die Kammer für Theologie an folgende Gesichtspunkte:
1. Die Wahl von Frauen in das Bischofsamt ist eine folgerichtige Konsequenz der in den 50er und zu Beginn der 60er Jahre begonnenen und inzwischen in allen 24 Gliedkirchen der EKD vollzogenen Einführung der Frauenordination. Sie entspricht der nach reformatorischem Verständnis fundamentalen Einheit des kirchlichen Amtes, wonach das Bischofsamt in seiner Substanz identisch ist mit dem Amt der Pfarrerinnen und Pfarrer. Trotz großer Vielfalt der Gaben und Ämter besitzen nach reformatorischer Lehre alle Inhaber des geistlichen Amtes den gleichen Auftrag hinsichtlich der Verwaltung von Wort und Sakrament. Danach bleibt ein Bischof Träger des Pfarramtes, wenn auch mit einem speziellen Leitungsauftrag und Aufsichtsamt. Es gibt keinen theologischen und kirchenrechtlichen Grund dafür, Frauen, die für den Pfarrdienst ordiniert wurden, den Weg in kirchliche Leitungsämter einschließlich des Bischofsamtes zu verstellen.
2. Im Zweiten Weltkrieg hatten Theologinnen aus einem "Notstand" heraus in erheblichem Umfang den Gemeindedienst an der Stelle von einberufenen Pfarrern versehen. Trug die schrittweise Einführung der Frauenordination dieser Praxis Rechnung, so war sie dennoch keinesfalls nur eine Frage des Kirchenrechts und der äußerlichen Ordnung. Vielmehr wurde sie in den einzelnen Landeskirchen und ihren Zusammenschlüssen sorgfältig theologisch durchdacht, auf ihre Vereinbarkeit mit der Heiligen Schrift hin geprüft und kann als Ergebnis einer längeren Diskussion gelten, in der der exegetischen Arbeit eine zentrale Rolle zukam.
Gründe gegen die Berufung der Frau zum Dienst der öffentlichen Wortverkündigung benannten damals Peter Brunner, aber auch Ernst Sommerlath, Wolfgang Trillhaas und Leonhard Goppelt. In seinem Aufsatz "Das Hirtenamt und die Frau" versuchte Brunner darzulegen, daß sowohl das Alte als auch das Neue Testament auf eine schöpfungsgemäße Ordnung von Mann und Frau hinweise, wonach der Mann stets "Haupt" in Hinsicht auf die Frau sei. Nur er habe das Wort Gottes unmittelbar aus dem Munde Gottes vernommen, sei damit allein berufener Zeuge und trage eine höhere Verantwortung als die Frau. Da die wesensgemäße "Hauptschaft" des Mannes über die Frau geistgewirkt sei, sei sie unaufhebbar. Dagegen wurde überzeugend geltend gemacht, daß die Gleichstellung von Frauen dem biblischen Zeugnis nicht widerspricht, vielmehr der Ruf Christi in gleicher Weise an Frauen und Männer ergeht, mithin die Ordination von Frauen nicht schriftwidrig sein kann. Ohne die einzelnen exegetischen Fragen im Rahmen dieser Stellungnahme detailliert erörtern zu können, bringt die Kammer die folgenden wichtigen Aspekte in Erinnerung: a) Wer die Zulassung von Frauen zur Ordination ablehnt, verweist auf das Zeugnis und die Autorität der Bibel, besonders auf "Schriftbeweise" in 1. Kor 14,33 ff; 1. Tim 2,11 ff, aber auch 1. Kor 11,3 ff und die Aussagen zur "Unterordnun" der Frau in den neutestamentlichen Haustafeln. Solche biblischen Sätze haben Gewicht. Mit einem einfachen Zitieren des Wortlautes von 1. Kor 14,34 oder 1. Tim 2,12 ist indes nichts gewonnen. Gehorsam gegen die Schrift kann nicht bedeuten, daß einzelne Bibelverse als "Beweissätze" (dicta probantia) isoliert und ihr engerer und weiterer Kontext ignoriert werden. Oft erschließt sich das Verständnis alttestamentlicher und neutestamentlicher Texte erst aus dem Zusammenhang der vielfältigen biblichen Traditionen, die gerade in ihrer Verschiedenartigkeit und Zeitverflochtenheit gelesen sein wollen. In der Bibel gibt es weder eine geschlossene Lehre vom Amt noch ein zeitübergreifendes Dogma zur Rolle der Frau. Vielmehr verweist uns die Geschichte des Urchristentums auf unterschiedliche Regelungen in verschiedenen Gemeindesituationen und stellt sich einer vorschnellen Systematisierung entgegen.
b) Die Bibel mit ihren unterschiedlichen Aussagen hat ihre eindeutige und einende Mitte in der Heilstat Gottes in Jesus Christus. Christus ist der Gesamtsinn der Bibel, von dem her und auf den hin die einzelnen Schriftaussagen immer neu zu bedenken sind. Von dieser Mitte der Schrift her wird man die biblischen Aussagen über das Verhältnis von Männern und Frauen nur recht verstehen, wenn man den Grundaussagen über die uneingeschränkte Gleichstellung beider sowohl in den Schöpfungsberichten als auch im Rechtfertigungs- und Erlösungsgeschehen das ihnen zukommende Gewicht einräumt:
- Nach den beiden Schöpfungsberichten (1. Mose 1-2,4a und 2,4b-25) ist die gleiche Würde von Mann und Frau im Gottesverhältnis verankert. Der Mensch wird zum Bilde Gottes als Mann und Frau geschaffen, ohne daß ein Unterschied des Ranges statuiert wird. Beiden Geschlechtern gelten Auftrag und Segen Gottes. Beide verfallen in Sünde und Schuld. Weder die Erzählung des Jahwisten (1. Mose 2,4b ff) noch die der Priesterschrift (1. Mose 1,1 ff) können einen Anhaltspunkt für Peter Brunners These ergeben, daß bereits in 1. Mose 1 und 2 eine "Hauptschaft des Mannes über die Frau" kodifiziert sei. So sind der Begriff der "Gehilfin" oder die Verse von der Erschaffung der Frau aus der Rippe des Mannes keine Belege für eine abgestufte Verantwortung von Mann und Frau, wohl aber eindrückliche Aussagen über ihre unauflösliche Verbundenheit, ihre gegenseitige Ergänzung und ihr Verlangen nach einander. Wenn spätere Texte und Traditionen die Frauen als Verursacherinnen der Sünde in der Welt bezeichnen und ihre Unterordnung unter Männer fordern (so bes. 1. Tim 2,8-15), ist dies ein Ergebnis einer vom ursprünglichen Sinn abrückenden Wirkungsgeschichte, die sich jedoch stets aufs neue an der befreienden Botschaft des Evangeliums Jesu Christi und ihrem Verständnis der Schöpfung messen lassen muß.
- Die 4 Evangelien zeugen von der souveränen Selbstverständlichkeit, mit der Jesus sich unterschiedslos Männern und Frauen zuwandte, sie in seinen Dienst rief und ihnen sein Heilen und seine Sündenvergebung zuteil werden ließ. Frauen erhalten als erste den Auftrag zu verkündigen, daß Christus auferstanden ist (Mt 28,7 f; Mk 16,7.10; Lk 24,9 f.22; Joh 20,17).
- Die Apostelgeschichte berichtet, daß Männer und Frauen sich taufen ließen, gleicherweise den heiligen Geist empfingen und vollwertige Glieder am Leibe Christi wurden. Das Pfingstgeschehen galt als die Erfüllung der eschatologischen Verheißung, daß "Söhne und Töchter weissagen werden" (Joel 3/Apg 2,17).
- Der Apostel Paulus betont in seinen Briefen die Gegenwärtigkeit des Heils unter der Herrschaft des Christus praesens. Nach urchristlicher Verkündigung, die Paulus rezipiert und zugleich weiterentwickelt, schafft Gott in der Taufe als Besiegelung des Glaubens die "neue Schöpfung" (2. Kor 5,17), in der alle Rangunterschiede zwischen Juden und Heiden, Sklaven und Freien, Männer und Frauen aufgehoben (Gal 3,28) und allen Glaubenden Befreiung, Ebenbürtigkeit und gleiche Würde zugesichert werden. Kein Charisma, auch nicht das der Prophetie, wird Frauen verwehrt: Der Dienst der "Mitkämpferinnen" des Paulus (Phil 4,2; vgl. Röm 16,1 f) läßt sich nach den Aussagen der Schrift nicht allein auf den Dienst an Frauen und Kindern begrenzen. Im Bild von dem einen Leib mit seinen verschiedenen Gliedern ist das Ziel einer Gemeinschaft von gleichwertigen, gleichberechtigten Frauen und Männern vorgegeben, die mit ihren vielfältigen und verschiedenen Gaben das Evangelium in die Welt tragen und der Zuwendung Gottes gewiß sein dürfen. Zwar besagt das Bild selbst, daß Gleichwertigkeit nicht Gleichartigkeit bedeutet. Doch dies kann nicht als Argument gegen die uneingeschränkte Zulassung von Frauen zum Dienst der Verkündigung gelten. Vielmehr zieht Paulus aus der Gleichwertigkeit auch sonst unmittelbare praktische Konsequenzen für das Miteinander der Christen in der Gemeinde. Wenn z. B. aus der in Gal 3,28 betonten Gleichwertigkeit von Juden und Griechen in der Gemeinde die Möglichkeit einer vorbehaltlosen Tischgemeinschaft folgt, kann man ähnlich weitreichende Konsequenzen für das Miteinander von Frauen und Männern nicht ausschließen. Gottes Erlösungshandeln in Jesus Christus schafft eine neue Freiheit der Kinder Gottes, die auch die bisherige Diskriminierung der Frau überwindet un dallein die Liebe und die Auferbauung der Gemeinde als ihr Maß kennt. Auf dem Hintergrund dieser zentralen paulinischen Aussagen sind die vereinzelten restriktiven Forderungen des Apostels nach Schweigen und Unterordnung der Frau zu verstehen. Dabei ist die Beobachtung wichtig, daß es sich ausnahmslos um die Regelung aktueller Ordnungsfragen handelt, die aufgrund von Mißverständnissen und Konflikten in den paulinischen Gemeinden nötig wurde:
So wehrt Paulus in 1. Kor. 11 einem pneumatischen Enthusiasmus, rekuriert also aus einer aktuellen Streitlage heraus mit dem Gebot der Kopfbedeckung auf die herrschende Sittenordnung. Dabei bietet er keinen geschlossenen Gedankengang, sondern einzelne, je neuansetzende Überlegungen. Daß Frauen wie Männer frei in Gebet und Prophetie vor die Gemeinde treten können, ist an keiner Stelle dieses Kapitels bestritten. Vielmehr entspricht laut Vers 11 ff das Aneinandergewiesensein von Frauen und Männern dem göttlichen Willen, und der Apostel appelliert allein an das natürliche Empfinden. Frauen können durchaus als Prophetinnen auftreten, sollen aber Sitte und Ordnung nicht verletzen.
In 1. Kor 14,34 f folgt auf das Schweigegebot für Frauen unmittelbar eine Bemerkung des Paulus über die Wißbegierde der korinthischen Christinnen. Es ist anzunehmen, daß diese Frauen mit zahlreichen Zwischenfragen und mit ihrer Disputierfreudigkeit in den Augen des Apostels den geordneten Ablauf der Gemeindeversammlung störten und nun konkret um der Auferbauung und Einheit der Gemeinde willen ermahnt werden, sich in die Ordnung des Gottesdienstes einzufügen und ihr Informationsbedürfnis im häuslichen Bereich zu stillen. Weder liegt ein spezifisches Predigtverbot vor, noch bezieht sich das "Gebot des Herrn" (V 37) unmittelbar auf das Schweigegebot für die Frau.
Die Aussagen zur "Unterordnung" der Frau in 1. Kor 14; 1. Tim 2 und in den Haustafeln (Kol 3,18 ff; Eph 5,21 ff) betreffen das Miteinadner in der Ehe und sind nicht in Grundsatzaussagen über das Verhältnis von Mann und Frau überhaupt umzuwandeln, aus denen dann Folgerungen über den Dienst von Frauen in der Gemeinde gezogen werden könnten. Die Forderungen der Unterordnung hat ihren eigentlichen Hintergrund in den Sätzen über Christi Unterordnung unter Gott (1. Kor 15, 23-28) und die Unterordnung der Gemeinde unter Christus (bes. Eph 5,21 ff). Hier wird keine von der Schöpfung her begründete Zurücksetzung der Frau gegenüber dem Mann umschrieben, wohl aber eine Ordnung des liebenden, verantwortlichen Umgangs miteinander, die erst von der beiderseitigen Christusbindung her erfüllbar ist.
Es gilt heute, die befreiende Botschaft Christi an seine Gemeinde als eine Versammlung von Geistbegabten neu zu hören. "Gerade von da aus läßt sich aber Zustimmung zu den Entscheidungen in der damaligen Situation und Freiheit zu neuer Entscheidung in der Gegenwart durchaus vereinen" (Ernst Käsemann).
3. Die Vorbehalte Martin Luthers gegen den Dienst von Frauen in der Verkündigung sind betont praktischer Art (Frauen eigneten sich nicht aufgrund mangelnder Ausbildung; ihr öffentliches Auftreten sei nicht schicklich) und werden nur gelegentlich durch Hinweise auf die Schrift theologisch verstärkt. Weil aber die Verkündigung des Evangeliums das zentrale Anliegen des Reformators ist, kann er die Predigttätigkeit von Frauen in Notfällen durchaus begrüßen (WA 8,489).
Deutlicher zählte hingegen der Gnesiolutheraner Matthias Flacius Illyricus die Frage, ob Frauen oder Männer predigen sollen, grundsätzlich zu den Adiaphora.
V. Im Blick auf gegenwärtige Anfragen zur Frauenordination und zur Wahl einer Bischöfin wird herausgestellt:
1. Die Kammer für Theologie teilt nicht die Besorgnis, die Wahl einer Frau in das Bischofsamt belaste den ökumenischen Dialog und vertiefe den Riß zwischen der evangelischen Kirche und der römischkatholischen beziehungsweise orthodoxen Christenheit. In der anglikanischen Kirchengemeinschaft wurden bereits Frauen ordiniert. Gegenüber der römisch-katholischen und orthodoxen Kirche ist es nicht angebracht, reformatorische Erkenntnisse über das Amt der Kirche und seine Träger zu verschweigen beziehungsweise aus ihnen nicht die notwendigen praktischen Folgerungen zu ziehen. Gelebte Ökumene verlangt von jeder Kirche, der theologischen und geistlichen Einsicht anderer Kirchen Raum zu geben. Die Christenheit, nimmt sie ihre Botschaft ernst, steht weltweit vor der Aufgabe, dem Verhältnis von Männern und Frauen eine neue Gestalt zu geben und Fehlentwicklungen, die bis heute nachwirken, zu korrigieren. Dabei sind auch Folgerungen für die Ämter und die Ordnungen der Kirchen zu ziehen.
Falsche ökumenische Rücksichten hätten eine Lähmung des geistlichen Lebens in unserer Kirche zur Folge. Daß es keine Gründe aus der Heiligen Schrift und dem Bekenntnis gibt, Frauen von der Ordination zum Pfarramt und also auch von der Berufung in kirchliche Leitungsämter auszuschließen, muß die evangelische Kirche heute gerade auch aus ökumenischer Verpflichtung lehren und in ihrer Ordnung praktizieren.
2. Beunruhigend ist nicht nur der Inhalt, sondern auch der Stil der Auseinandersetzung, die von Gegnern der Frauenordination und der Wahl von Frauen in kirchliche Leitungsämter in die Öffenlichkeit getragen wird. Nachdem in den Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland die Ordination von Frauen in großer Einmütigkeit (dem "magnus consensus" der Bekenntnisschriften) als dem Glauben und der Lehre der Kirche entsprechend erkannt und eingeführt worden ist, die Pfarrerinnen und Pfarrer aber auf die Heilige Schrift und das reformatorische Bekenntnis verpflichtet und zum Einhalten der kirchlichen Ordnungen angehalten sind, kann es nicht akzeptiert werden, daß einzelne der von ihnen abgegebenen Verpflichtung öffentlich widersprechen.
Die Kammer für Theologie hält es für erforderlich, daß die mit der Leitung Beauftragten die notwendigen Gespräche führen und für die Einhaltung des geltenden Rechts sorgen.
Roswitha Alterhoff, Pröpstin, Bad Hersfeld; Dr. Elke Axmacher, Dozentin, Berlin; Klaus Baschang, Oberkirchenrat, Karlsruhe; Peter Beier, Präses, Düsseldorf; Bärbel Bieback, Pfarrerin, Köln; Dr. Christoph Demke, Bischof, Magdeburg; Heide Emse, Pastorin, Neumünster; Dr. Friedrich Wilhelm Graf, Professor, München; Dr. Eilert Herms, Professor, Mainz; Walter Herrenbrück, Landessuperintendant, Leer; Dr. Eberhard Jüngel D. D., Professor, Tübingen; Dr. Hans Christian Knuth, Bischof, Schleswig; Dr. Heidelore Köckert, Dozentin, Berlin; D. Dr. Wolf Krötke, Professor, Berlin; Dr. Hartmut Löwe, Präsident, Hannover; Dr. Marie-Elisabeth Lüdde, Pastorin, Weimar; Dr. Christoph Münchow, Oberkirchenrat, Dresden; Dr. Trutz Rendtorff, Professor, München; Dr. Dr. Dietrich Rössler, Professor, Tübingen (Vorsitzender); Dr. Leonore Siegele-Wenschkewitz, Pfarrerin PD, Schmitten; Dr. Hans Weder, Professor, Zürich; Dr. Dorothea Wendebourg, Professorin, Göttingen; Dr. Heinz Wismann, Professor, Heidelberg.
Ständige Gäste: Dr. Reinhardt Brandt, Oberkirchenrat, Hannover; Dr. Wilhelm Hüffmeier, Oberkirchenrat, Berlin.
OSTEND. Ein neues Stadtviertel soll zwischen Flößer- und Deutschherrnbrükke und der Sonnemannstraße entstehen - mit der mächtigen Großmarkthalle als Mittelpunkt. Die Stadt hatte deshalb ein Gutachterverfahren ausgelobt, an dem sich sechs Architekturbüros beteiligten. Das schlüssigste Gesamtkonzept legte nach Ansicht der Gutachter das Hamburger Architektenbüro Ohrt/von Seggern vor (die Stadtteil-Rundschau berichtete). Aber auch die übrigen fünf Entwürfe bieten interessante, zum Teil spektakuläre Ideen für das 22 Hektar große Areal. Die Stadtteil-Rundschau stellt deshalb alle Beiträge in einer mehrteiligen Serie vor.
Durch seine Linienführung besticht der Entwurf des Architektenbüros Jourdan und Müller: Klare Linien entlang der Sonnemann-, der Oskar-von-Miller-Straße und des Mains - und doch wirkt das Quartier gewachsen, vor allem durch die vielfältige Gestaltung am Mainufer. Für den westlichen Abschnitt bis zur Raiffeisenhalle haben Jourdan/Müller zum Fluß hin offene Blöcke vorgesehen. Die alte Halle soll erhalten bleiben, um die Kindertagesstätte zu beherbergen.
Im mittleren Teil stellt sich dagegen eine geschlossene Zeile vor die einzeln stehenden, quadratischen Wohnblocks. Die Wohnhäuser werden durchweg nicht höher als sechsgeschossig. Getrennt durch einen baumbestandenen Platz folgt im Osten ein in sich geschlossener Block. Problematisch scheint an dieser Zeilenbauweise, daß die Architekten ihre eigenen Vorgaben nicht verwirklichen können. "Viele Wohnungen sollen einen Blick auf den Main erhalten", heißt es in den Erläuterungen zu ihrem Entwurf. Den freien Blick aber verbauen sie sich selbst.
Ungehindert soll das Auge auch auf den großen Kopfbau der Großmarkthalle als stadtteilprägender Solitär fallen. Möglich wird dies durch den großzügigen Platz, der sich bis zum Mainufer zieht. Dort soll auch nach den Vorschlägen von Jourdan/Müller die Fußgängerfähre nach Sachsenhausen festmachen.
Wie in fast allen anderen Plänen auch wollen die Architekten den Lärm von der Sonnemannstraße mit einer nur an der Rückertstraße offenen Gebäudezeile dämpfen. Das komplette Erdgeschoß sowie Teile des ersten Stocks sollen für Büros und Läden reserviert bleiben. Dahinter öffnen sich die Wohngebäude zu großen bepflanzten Höfen, in denen auch Platz für kleine private Wohngärten sein soll. Autos erreichen das Quartier über die Oskar-von-Miller-Straße, als Querverbindungen dienen die verlängerte Rükkertstraße sowie die Holzmannstraße.
Auch wenn die Importhalle nach den Vorschlägen der Architekten zum Teil für Wohnungen genutzt werden soll, bleibt die Großmarkthalle vollständig erhalten: Büros, Restaurants und Ausstellungsräume finden hier Platz. Unter den Glasdächern an der Südseite könnte sich ein Wintergarten entfalten. big
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 26
RÖDELHEIM. Die musikalische Vesper in der evangelischen Cyriakusgemeinde ist zu einer festen Einrichtung geworden. Jeden zweiten Samstag im Monat treten Musiker im Rahmen des Gottesdienstes auf und interpretieren einstudierte Werke. Dieses Mal spielten Petra Köhs (Violoncello) und Andreas Köhs (Orgel) Werke von Dietrich Buxtehude (1637-1707) und Joseph Gabriel Rheinberger (1839-1901).
Buxthude bekleidete die bedeutende Organistenstelle in der Lübecker Marienkirche und schrieb unzählige Kompositionen für dieses Instrument. Sogar Johann Sebastian Bach kam dorthin, um von ihm zu lernen. Andreas Köhs begann das Konzert mit dem Präludium in fis-Moll, Werkverzeichnis 146.
Gekonnt setzte er die virtuosen Läufe und Arpeggien des einleitenden Teils um und verlieh den schwierigen Figurationen und akkordischen Blöcken klare Konturen. Diese Durchsichtigkeit erreichte er auch im fugierenden Teil des Präludiums und überzeugte mit rhythmischer Genauigkeit, wobei beide Hände gleichwertig waren. Das Wechselspiel zwischen choralartigen Passagen und punktierten Linien verdeutlichte er durch geschickte Registrierung.
In der sehr kurz gehaltenen Sonata D-Dur für Violoncello und Orgel des gleichen Komponisten trat Petra Köhs als sichere Solistin in Erscheinung. Fast problemlos bewältigte sie schwierige Lagenwechsel und bestach durch differenzierte Tongebung. Lediglich die Intonation machte ihr anfangs etwas zu schaffen. Andreas Köhs begleitete zurückhaltend und sicher, das Zusammenspiel hatte eine hohe Qualität.
Kaum bekannt ist der in Vaduz (Liechtenstein) geborene Komponist Joseph Gabriel Rheinberger. Sein Werk ist heute nahezu vergessen, dies jedoch nicht ganz zurecht. Die drei Stücke für Violoncello und Orgel opus 150, die Petra Köhs und Andreas Köhs spielten, sind durchaus beachtenswert. Alle drei Miniaturen sind geprägt von einer an Brahms gemahnenden elegisch-schwermütigen Melodie, fast scheint es, als habe Novalis hier Pate gestanden.
Mit fülligem, bisweilen etwas zu spitzem Ton gestaltete die Cellistin die voll des romantischen Überschwanges traurigen Melodien, der Organist hielt sich zurück, bildete er doch nur die harmonische Basis, auf der die Kantilenen sich ausbreiteten. Petra Köhs verstand es, durch saubere Phrasierung die Schönheit dieser Musik zu vermitteln; die Linien ergaben in ihrer Interpretation einen musikalischen Sinn. Einziges Manko: zu spitz und stechend waren ihre Einsätze nach Zwischenspielen der Orgel. Damit erfuhren die Elegien eine unnötige Härte.
Insgesamt eine beschauliche musikalische Vesper; die Frage bleibt, ob solche Konzerte unbedingt auch in die Liturgie eingebunden werden müssen, gibt es doch Zuhörer, die allein wegen der Musik kommen. jot
FRANKFURT-CITY. Der Förderverein für Kinder und Jugendliche im Bahnhofs- und Gutleutviertel ist sauer auf Gesundheitsdezernentin Margarete Nimsch (Grüne). "Sie setzen die Gesundheit der Kinder unserer Stadtteile aufs Spiel", wirft ihr die Initiative in einem Schreiben vor. Anlaß für den geharnischten Brief an die Stadträtin ist die prekäre Gesundheitssituation von Schulkindern im Bahnhofsviertel.
Der Förderverein hatte mehrmals versucht, die Dezernentin zu einem "Arbeitsgespräch" einzuladen, "um kurzfristig zu Veränderungen zu kommen", so die Sprecherin des Vereins, Heike Hecker. Statt dessen sei "lediglich" der Leiter des jugendärztlichen Dienstes, Holger Meireis, "vorgeschickt" worden, dessen Position "hinreichend bekannt" sei, der aber keinerlei Handlungsbefugnis habe, schreibt die Initiative.
Daß Handeln dringend geboten ist, bestätigte sich auch in der jüngsten Sitzung des zuständigen Ortsbeirates 1 (Bahnhof, Gallus, Gutleut, Innenstadt). Dort stellte Holger Meireis, Jugendarzt beim Stadtgesundheitsamt, die Ergebnisse einer Studie vor, die über drei Jahre den Gesundheitszustand der Erstkläßler untersucht hat. Meireis erklärte klipp und klar: "Die Situation der Kinder im Ortsbezirk 1 ist extrem schlecht." Die Zahlen sind alarmierend: Nur ein Viertel aller Kinder im Bahnhofsviertel hat an den Vorsorgeuntersuchungen für Kleinkinder vollständig oder überwiegend teilgenommen - der Durchschnitt in der Stadt liegt bei 54 Prozent. Nur knapp die Hälfte der untersuchten Sechsjährigen im Bezirk hat die Schutzimpfungen erhalten.
Die Folge: Im Bahnhofsviertel haben sich 26 Prozent (im Gutleut 13 Prozent) der Jungen und Mädchen mit Tuberkuloseerregern angesteckt. Diese Krankheit breche in den seltensten Fällen sofort aus, betonte Meireis. Der Virus könne bis zu zehn Jahre im Körper "ruhen", bevor die Tuberkulose akut werde, erklärte er.
Die Frage aus dem Ortsbeirat, wie man diese prekäre Situation verbessern könne, brachte der Jugendarzt auf eine einfache Formel: "Wenn man mehr tun will, braucht man mehr Personal." Wichtig sei, die Beratung auch für ausländische Eltern zu intensivieren, sagte er. Denkbar sei die Zusammenarbeit mit Ausländerbeirat oder dem Amt für Multikultur.
Die Fraktionen der Grünen und der CDU im Ortsbeirat 1 wollen jetzt auf politischer Ebene "Druck machen": Gegen die Stimmen der SPD verabschiedeten sie einen Antrag für die nächste Bürgerversammlung. *rea
INNENSTADT. "Drohende Mietervertreibung durch die neue Toleranzzone im Bahnhofsviertel" und "Zerschlagung der Drogenszene in der Taunusanlage" - die Tagesordnung des Ortsbeirates machte es deutlich: Der Kommunalwahlkampf ist in den Ortsbeirat 1 (Bahnhof, Gallus, Gutleut, Innenstadt) eingezogen. Während der jüngsten Sitzung des Parlaments beschäftigten sich auch die Stadtteil-Politiker mit diesen beiden Themenkomplexen, die bereits seit geraumer Zeit für heftige Auseinandersetzungen zwischen den Fraktionen im Römer sorgen.
Mit Unterstützung ihres Stadtverordneten Ulrich Baier versuchten zunächst die Grünen im Ortsbeirat einen Antrag durchzusetzen, in dem sie forderten, daß die "Vertreibung" der Szene aus der Taunusanlage so lange unterbleibt, bis genug neue Einrichtungen für die Frankfurter Drogensüchtigen geschaffen sind.
Bis jetzt, so Antragsteller Michael Krämer (Grüne), habe die Räumung der Taunusanlage lediglich zur Folge, daß sich die "Szene" in die umliegenden Stadtteile verlagere. In der Taunusanlage bleibe die Beeinträchtigung von Anwohnern "begrenzt", aber die Verlagerung habe Auswirkungen in angrenzenden Gebieten - etwa im Bahnhofsviertel, so Krämer.
Ulrich Baier brachte Zahlen in die Diskussion: Insgesamt handle es sich um etwa 600 Drogensüchtige. Und selbst wenn die Hälfte "Auswärtige" seien, die man zurück ins Umland schicken könne, blieben noch 300 Abhängige aus Frankfurt übrig. Für die gibt es "nicht genügend Hilfsangebote", betonte Baier.
Doch die Fraktionen von SPD und CDU halten wenig von den Argumenten der Grünen: Die Zustände in der Taunusanlage seien untragbar, sagte Helgo Müller (SPD). Man dürfe diese notwendige Aktion nicht auf die lange Bank schieben, stimmte Alexander Zollmann (CDU) zu. Der Antrag wurde abgelehnt. Weitgehend einig waren sich hingegen die Ortsbeirats-Fraktionen in puncto Toleranzzone: Zwar wurden zwei Anträge zu diesem Thema auf Bitte der CDU noch um eine Runde vertagt; doch auch die Unionspolitiker waren den Vorschlägen der anderen Fraktionen nicht grundsätzlich abgeneigt. Sie teilen die Befürchtungen der anderen Ortsbeiratsmitglieder, daß durch die kleinere Toleranzzone ein starker Vertreibungsdruck auf die Bewohner des Gebiets entsteht.
Mit Bebauungsplänen und einer Erhaltungssatzung für das Bahnhofsviertel will die SPD den negativen Konsequenzen der neuen Sperrgebietsverordnung entgegenwirken. Die Grünen fordern außerdem, alle planungsrechtlichen Möglichkeiten auszuschöpfen, um die ehemaligen Bordelle, die jetzt außerhalb der Toleranzzone liegen, in Wohnungen umzuwandeln. Zusätzlich soll eine Beratungsstelle eingerichtet werden, bei der Mieter, die von Kündigung bedroht sind, umfassende Hilfeleistungen erhalten. *rea
HANAU. "Mon dieu, mon dieu, soviel niederes Volk, laßt mich mal durch." Unter der Perücke schwitzt Graf Johann Reinhard III., der letzte Graf von Hanau. Er bahnt sich einen Weg durch das Spalier von Besuchern, die an diesem tropischen Nachmittag zur Führung ins Schloß Philippsruhe gekommen sind.
Sein Weg führt ihn zur Landgräfin Anna, die auf ihrem Sessel thront und ihn majestätisch arrogant empfängt. Doch beide kommen sich in der Folgezeit näher. Bevor sie sich zu einem "Gespräch unter vier Augen" in die hinteren Gemächer zurückziehen, zeigt Anna ihrem Besucher die Schloßsäle, präsentiert, was in den vielen Jahren aus ihnen geworden ist. Und Reinhard III. zeigt sich beim Gang durch die Räume sichtlich angetan, auch wenn er die jetzige Gartenanlage von Schloß Philippsruhe völlig unmöglich findet, "ohne jegliche Symmetrie".
Die beiden Schauspieler, die den Zuschauern in wunderschönen historischen Kostümen symbolisch die wechselvolle Geschichte des alterwürdigen Gemäuers vor Augen führten, hatten bei der herrschenden Hitze Schwerarbeit zu leisten. Dennoch: Das "niedere Volk" klatschte begeistert Beifall. Die historische Führung war allerdings nur einer der vielen Höhepunkte dieses ersten Museumsfestes im Schloß. In Lesungen stellten sich Moritz Daniel Oppenheim und Jacob Grimm vor, im Papiertheatermuseum gab es mit "Tannhäuser", einer Parodie nach Johann Nestroy, eine Premiere. Diplom- Restauratorin Katrin Pillon stellte die Technik der alten Maler dar, im Vorhof des Schlosses wurde Kunst und ebensolches Handwerk präsentiert.
Von Keramik und Fayencen, über Silbergeschmeideplastisches Gestalten mit Stein und Holz bis zum Zigarrenwickeln reichte die Palette. Vor allem vor einem Stand mit Tabak-Utensilien bildeten sich größere Besuchergruppen.
Die jüngsten Besucher durften ihrer Phantasie freien Lauf lassen und Märchen malen, die Marga Albach ihnen erzählte. Auf besonders viel Resonanz stieß eine Schnitzeljagd durchs Museum, eine didaktisch raffiniert aufgezogene Fragebogen-Aktion, die die Kinder hautnah mit den Museums-Ausstellungen in Berührung brachte. Wer wollte, konnte aber auch Kutschfahrten durch den Park unternehmen oder Dampfer fahren.
Bis in die späten Abendstunden hinein wurde dann schließlich zum Weinfest in die Alte Schmiede geladen.
Zu Beginn des Museumsfestes hatte Kulturdezernent Klaus Remer das Museum von heute nicht als Tempel des Bildungsbürgertums, sondern als Stätte zum Anfassen, als einen Ort des Lernens für viele bezeichnet, der auch einem "Lustbedürfnis an Betrachtung und Unterhaltung nachkommt".
Zwar wurde das Museum in Schloß Philippsruhe vor 25 Jahren offiziell eröffnet, doch reicht die Hanauer Museums- und Sammlungsgeschichte viel weiter zurück. Das Horten seltener Exponate setzte bereits im 17. Jahrhundert mit dem Raritäten- und Wachsfigurenkabinett des Grafen Casimir von Hanau-Lichtenberg ein. Kontinuierlich gesammelt wurde dann aber erst unter bürgerlicher Initiative im 19. Jahrhundert. Am 11. August 1875 schlug die eigentliche Geburtsstunde des Museums. 1901 zog das Museum aus seinem mittlerweile zu klein gewordenene Domizil in das ehemalige Altstädter Rathaus um. In Schloß Philippsruhe fanden dann 1967 die Sammlungen ihre endgültige Bleibe. are
BAD VILBEL. "Wir wünschen Ihnen einen tollen Abend", weht noch in roten Lettern auf der Fahne über dem Eingang zur Bad Vilbeler Wasserburg. Von dieser Einladung ließen sich während der Bad Vilbeler Burgfestspiele durchschnittlich täglich 450 Besucher/innen anlocken. Insgesamt wurden rund 19 500 Karten verkauft. Das berichtet Claus Günter Kunzmann, Leiter des Kulturbüros der Stadt, nach Abschluß der Burgfestspiele. Die Steigerung von 3000 Karten gegenüber rund 16 500 verkaufter Karten im vergangenen Jahr wird überwiegend der längeren Spielzeit zugeschrieben. Mit Wunderkerzen und einem Feuerwerk gingen die Spiele zu Ende. Klaus Havenstein wurde nach fünf Jahren Regiezeit mit einem Erinnungspräsent und herzlichen Dankesworten von Bürgermeister Günther Biwer (CDU) verabschiedet.
Die Verheißung eines "tollen Abends" gehörte zur Konzeption der Vilbeler Spiele und wurde für viele Gäste eingelöst. "Meist standen die Besucher schon ab 18 Uhr auf der Brücke und warteten auf Einlaß", schildert Kunzmann. Drinnen erwartete sie nicht nur die Aufführung, denn zuvor sorgten schon Beiprogramm und gastronomische Spezialitäten für Unterhaltung und Genuß. Bei Paella oder Virginia Ham, spanischem Salatteller oder Folienkartoffel mit trockenem Wein oder Bier ließ es sich entspannt plaudern. Vielleicht brachte die Atmosphäre auch manchen Besucher zum Nachsinnen darüber, ob nicht auch im Alltag entspanntes Miteinander statt der Gebrauch der Ellenbogen letztlich förderlicher sei.
Zu allem lachte obendrein die Sonne, so daß die Aufführungen in diesem Jahr an keinem Abend wegen Regens ausfallen mußten. Der meldete sich pünktlich am Montag nach Abschluß der Spiele. Vorbehaltlich der Endabrechnung geht Kunzmann davon aus, daß der im Etat vorgegebene Finanzrahmen auf jeden Fall erreicht wurde. Das bedeutet mindestens 440 000 Mark Einnahmen aus dem Kartenverkauf plus rund 110 000 aus Spenden, von Sponsoren und aus der Werbung. Diesen stehen Kosten von 725 000 Mark gegenüber. Einen solchen Kostendeckungsgrad kann sich manch' größere Bühne nur wehmütig wünschen.
"Für das kommende Jahr wollen wir versuchen, selbst außer Haus zu spielen", kündigt Kunzmann an. Eine der beiden Burg-Produktionen soll so angelegt werden, daß sie auf Tournee gehen kann. Davon versprechen sich die Vilbeler Werbung für die Stadt und ihre Festspiele und zusätzliche Einnahmen.
Die Frage, wer die Nachfolge von Havenstein antritt, sollte im Magistrat möglichst schnell entschieden werden, wünscht sich das Kulturbüro. Der Schweizer Schauspieler und Regisseur Jörg Reichlin gilt als Favorit - auch bei Bürgermeister Günther Biwer.
"Wir müssen dahin kommen, daß im Mai eines Jahres der Spielplan für das kommende Jahr feststeht", umreißt Kunzmann. Der künftige Regisseur hat als "künstlerische Leiter" die Eigenproduktionen zu verantworten. Gemeinsam mit dem Kulturbüro werden die Stücke nach finanzieller Realisierbarkeit ausgewählt. Die Besetzung mit Schauspielern ist dann wieder seine Sache. Gastspiele, Matineen und Kinderprogramme organisiert das städtische Kulturamt selbst. GEORG LINDE
Oliver Gehrke und Matthias Freise schrieben besten Artikel der Schülerzeitungen im Land Recherche führt Duo zur Spitze Preis für Taunusschüler Von Eva Schultheis KÖNIGSTEIN. "Das Thema fiel eben routinemäßig an." Oliver Gehrke, 17 Jahre alt und Herausgeber der Schülerzeitung "Das Original", gibt sich gelassen, so als wäre ihm die ganze Sache eigentlich eher unangenehm. Dabei hat "das Thema", die Sanierung des asbestverseuchten Neubaus der Taunusschule, ihm und seinem gleichaltrigen Freund Matthias Freise immerhin einen Preis eingebracht: Ihr Artikel "Best of Asbest" wurde beim hessischen Schülerzeitungswettbewerb 1992 als einer von zwei besten Einzelartikeln ausgezeichnet. Der verseuchte Neubau hatte ein Jahr den Alltag der Taunusschüler verändert: Klassen mußten ausgelagert werden, Gebäude und Schulhof wurden zur Baustelle. Anlaß genug für Oliver und Matthias, der Sache auf den Grund zu gehen.
Im Herbst vergangenen Jahres machten sich die beiden an die Arbeit. "Erst mal haben wir uns im Kreisgesundheitsamt in Bad Homburg Hintergrundinformationen über Asbest geholt", erzählt Oliver. Dann sprachen sie mit dem Bauleiter, sahen sich das bereits gesäuberte Obergeschoß an und ließen sich die einzelnen Arbeitsschritte der Sanierung erklären. "Bei der Preisverleihung wurde besonders unsere Recherchearbeit gelobt", erinnert sich Matthias stolz.
Bei ihrem Rundgang im Obergeschoß konnten die beiden fotografieren, was die Bauarbeiter von ihren Klassenzimmern übriggelassen hatten: Außer den Betonstreben und den Außenwänden war nichts mehr da. "Wie ein Parkhaus" habe es ausgesehen. Im Erdgeschoß waren die Arbeiten noch in vollem Gange. Diesen luftdicht abgeschotteten "schwarzen Bereich" durfte das neugierige Duo allerdings nicht betreten, selbst den Arbeitern war dies nur für kurze Zeit und mit Schutzanzügen und Luftfiltern erlaubt.
Ihr vierseitiger Artikel erschien im Oktober 1991 im "Original". Im Mai kam dann der Anruf aus dem hessischen Kultusministerium. "Das hat mich schon ziemlich erstaunt", meint Oliver mit einem Grinsen. Zwar hätten sie viele Informationen in die Geschichte hineingepackt, aber ein schreiberisches "Glanzstück", nein, das sei sie nicht gewesen. Im Nachhinein sei da doch noch manches verbesserungswürdig.
Die beiden Zwölftkläßler bezweifeln gar, daß ihr Artikel von vielen Schülern gelesen wurde. "Die kaufen doch die Zeitung nur wegen der Witze", meint Matthias, "nur die Oberstufenschüler lesen auch mal politische Artikel".
Nichtsdestotrotz sind sie natürlich stolz auf die Auszeichnung. Oliver ist seit 1989 im "Original"-Team dabei, Matthias stieß anderthalb Jahre später dazu. Nur fünf bis sechs Leute umfaßt der "harte Kern", und das bedeutet, daß jeder alles macht: schreiben, verkaufen, sich um die Anzeigen kümmern. 2 000 Mark brauchen sie pro Ausgabe für den Druck, und die wollen erst mal herbeigeschafft sein.
Nachwuchsprobleme gibt's übrigens auch beim "Original". Im übernächsten Jahr werden Oliver, Matthias und mit ihnen einige andere Schreiber die Schule verlassen, und Neue aus den tieferen Klassen machen sich bislang rar.
Doch als nächstes steht erst mal die neue Ausgabe auf dem Programm, die nach den Herbstferien erscheinen soll. Wie alle anderen Hefte und auch die "Best of Asbest"-Story wird sie auf Olivers Computer entstehen: Er wird das Layout erstellen und dabei mal wieder ein neues Grafikprogramm ausprobieren. Matthias hat schon eine Geschichte im Kopf: Er war vor kurzem in Barcelona und will einen Artikel zum Thema "Olympia" schreiben.
Für ihn steht bereits fest, daß er später mal Journalist werden will - der Preis, so hofft er, wird ihm den Weg in eine Zeitungsredaktion ein wenig ebnen. Oliver dagegen will Physik studieren. Journalismus, nee, das sei nichts für ihn. Aber bei einer späteren Bewerbung mache sich das bestimmt nicht schlecht. "Das zeigt, daß man sich noch für mehr interessiert als für Physik."
FRANKFURT-NORDWEST. Wo früher die Bauern unter schweren Entbehrungen den zehnten Teil ihrer Ernte abliefern mußten, wurde am Wochenende rund um das ehemalige "Finanzamt" von Praunheim - der Zehntscheune - von dem Bürgerverein Praunheim das achte "Zehntscheunenfest" gefeiert.
Die lange Geschichte der Zehntscheune mitten im Herzen des Stadtteils ist bewegt: Ob sie schon 1318 gebaut wurde, als König Ludwig der Bayer dem späteren St.-Leonhards-Stift das Patronatsrecht der Praunheimer Kirche schenkte, ist ungewiß. Sicher aber entstand sie in der Zeit, als 1396 erstmals die Praunheimer Mühle urkundlich erwähnt wurde.
Später diente die Scheune als Gefängnis, war im Laufe der Jahre zu einer Gerümpelkammer geworden und rottete so vor sich hin. Heute dient sie unter anderem der Praunheimer Feuerwehr als Garage für einen Einsatzwagen.
Aber seit 1984 werden sie und das ganze Areal zwischen der Graebestraße und dem Nidda-Altarm einmal im Jahr festlich herausgeputzt: Es werden Kerbe- Bänke aufgestellt, ein Dreihundert-Personen-Zelt errichtet, Buden mit zünftigen Leckereien aufgebaut und im Pfarrgarten der evangelischen Auferstehungsgemeinde entsteht jeweils eine Straußenwirtschaft mit "Heurigen-Charakter".
Drei Tage dauerten die Vorbereitungen für das große Stadtteilfest: Es mußten mit mehreren Tiefladern das ganze Material herbeigeschafft, ein Spielplatz demontiert und endlose Strom- und Wasserleitungen gelegt werden.
Etwa 200 freiwillige Helfer des Praunheimer Bürgervereins, der Freiwilligen Feuerwehr und des Vereinsrings sorgten bei nahezu unmenschlicher Hitze für das Gelingen des zweitägigen Festes. Die mehr als 5000 Besucher erwartete dann auch rund um die Uhr ein volles Programm: Die Leidersbacher Trachtenkapelle, zwei Alleinunterhalter und das nicht nur von Jazz-Kennern geschätzte Willi-Kalberlah-Quintett mit seiner hochkarätigen Besatzung brachten die Leute trotz der Hitze zum Tanzen; eine Jazztanz-Gruppe und die Modenschau einer ortsansässigen Boutique boten etwas fürs Auge, und für die Kinder gab's ein Kasperltheater. In der Zehntscheune selbst waren neben Kaffee und Kuchen Bilder der Praunheimer Künstlerin Bärbel Hansmann ausgestellt.
Allein am ersten Tag des Festes wurden von den Feiernden bereits 170 Kästen Wasser, 40 Faß Bier und 750 Liter Apfelwein weggetrunken - bei der Backofenhitze kein Wunder. Wilfried Windekker, der Erste Vorsitzende des Praunheimer Bürgervereins, lobte jedoch die Contenance seiner Gäste: "Es wurden zwar Unmengen von Alkohol getrunken, aber Schnapsleichen gab es keine."
Das Fest soll laut Windecker außer der Geselligkeit auch dazu beitragen, die Identität der Bewohner mit ihrem Praunheim zu fördern und Stadtteilbewußtsein zu schaffen. "Besonders wichtig sind dabei die Gespräche zwischen den alten Praunheimern und den Zugezogenen."
Die Zehntscheune ist inzwischen aus dem regen Vereinsleben der Praunheimer nicht mehr wegzudenken: Hier pflegt der Bürgerverein das heimatliche Brauchtum und das kulturelle Erbe. Zu den besonderen Höhepunkten gehören in der Adventszeit die Ausstellung der Hobby-Künstler der benachbarten Praunheimer Werkstätten, der Weihnachtsmarkt vor der Kirche, das Neujahrskonzert und das große Weihnachtsfest. Auch bei den Sitzungen der Arbeitsgemeinschaft Frankfurter Bürger- und Bezirksvereine und bei den zahlreichen Gesprächsrunden mit den politischen Parteien Praunheims konzentriert sich alles in und um die Zehntscheune herum.
Der Praunheimer Bürgerverein hofft, daß er die Zehntscheune auch in Zukunft als Treff- und Versammlungsplatz nutzen kann, denn die Mitglieder haben bis zum heutigen Tag schon viel Arbeit zur Erhaltung der Bausubstanz in die alte Scheune gesteckt: Steine wurden ausgebessert, Fachwerk erneuert und das Dach wieder wasserdicht gemacht.
Bisher ist über das endgültige Schicksal der Zehntscheune allerdings noch nicht entschieden worden. Der Vertrag, nach dem die Saalbau GmbH die Scheune vom November 1990 an den Praunheimer Bürgerverein zur nichtgewerblichen Nutzung auf unbestimmte Zeit verpachtete, hielt nicht lange.
Mittlerweile wurde die Zehntscheune von der Saalbau GmbH an das städtische Liegenschaftsamt übergeben, die diese zu einem symbolischen Preis erneut dem Bürgerverein zu Vereinszwecken verpachtet. *aar
Uneingeschränkte Zustimmung zu dem kurzen, doch zugleich höchst prägnanten Kommentar (FR vom 6. 8. 1992 "Verbrechen bleiben Verbrechen"). Er bestätigt meine eigenen Erfahrungen, die ich in zwölf Reisen ins ehemalige Jugoslawien (seit Ende September 1991) gemacht habe.
Daß Krieg in der Auseinandersetzung um Machterhalt und neue Macht die Verantwortlichen des Vertreibens und Mordens zu gegenseitiger Schuldaufrechnung, Verneblungs- oder Lügenpropaganda veranlaßt, ist nicht neu. Diese "Blutspur" der Unwahrheit zieht sich leider durch die ganze Menschheitsgeschichte und hat spätestens zu Anfang dieses Jahrhunderts den Rubikon überschritten und heute, gegen Ende dieses Jahrhunderts, Orwellsche Dimensionen erreicht.
Für mich ist es überhaupt keine Frage, daß (befördert durch übereilte und machtpolitisch motivierte "ethnische" Unabhängigkeitsbestrebungen) die serbische Machtelite von dem Übermaß ihrer Schuld und Verantwortung in keiner Weise freizusprechen ist. Aber rechtfertigt dies, daß wir (wie z. B. auch unsere Regierung) gegenüber den Kriegsgreuel der "anderen Seite" die Augen verschließen und daß gar Politiker von CDU / CSU militärische Aktionen gegen "die" Serben fordern?
Dieser schmutzige Krieg hat seine Eigendynamik, und alle, die sich aktiv, d. h. militärisch engagieren, nehmen nicht nur Opfer billigend in Kauf, sondern setzen je nach Möglichkeit und Stärke auch alle Mittel des gezielten Folterns und Mordens ein.
Doch ganz machtlos sind wir gegenüber dieser schrecklichen Dynamik nicht. Wann endlich begreift auch unsere Regierung, daß großzügige, gleichsam materiell unbegrenzte humanitäre Hilfsaktionen bei gleichzeitigem Verzicht auf jedes militärische "Mitmischen" das einzige sind, das den 80 bis 90 Prozent kriegsmüden und zum Teil zu Tode erschöpften Menschen im ehemaligen Jugoslawien eine wirkungsvolle Hilfe sein und zum Widerstand gegen diesen Krieg ermutigen kann?
Man möchte weinen, wenn man bei einer Hilfsaktion, wie wir sie beispielsweise jetzt vom Komitee für Grundrechte und Demokratie vorgenommen haben, 5000 Flüchtlingskinder aus Bosnien-Herzogowina in Split gegen Seuchengefahren impften und zugleich weiß, daß diese "private" Aktion nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist. Aber ein reiches Land wie das unsere könnte ohne große Mühe und Aufhebens das Hundert- oder noch Mehrfache leisten; aber alle diesbezüglichen Initiativen der offiziellen Ebene versickern im Sande der Bürokratie und des politischen Wirrwarrs.
Wenn Generäle, gleich welcher"Nation" und gleich welcher "Ethnie", wie in jüngster Zeit im Balkankrieg öfter zu hören, fordern: Wir wollen keine humanitäre Hilfe, wir wollen Waffen und militärische Unterstützung, dann dürfen wir darüber nicht den Kopf verlieren, denn die betroffenen notleidenden und geschändeten Menschen bedürfen nicht der Waffen, sondern der gesundheits- und lebenserhaltenden Hilfe und Solidarität.
"Verbrechen gegen Verbrechen, das ergibt nie eine Nullsumme", schließt der FR-Kommentar. Wie wahr. Wir Deutschen mit unserer eigenen unseligen Vergangenheit müßten gelernt haben, Kriegsverbrechen nicht gegen andere Kriegsverbrechen aufzurechnen (wer immer auch mit den Verbrechen angefangen haben mag). Wir müssen allen Staatsverbrechern und -verbrechen entgegentreten und uns uneingeschränkt politisch und mit großzügigen materiellen Mitteln auf die Seite der Opfer stellen.
Gerade weil jede nüchterne Analyse offenbart, daß sich der Balkankrieg nicht über Eskalation entscheidet, sondern - so entsetzlich dies auf den ersten Moment scheinen mag - verbluten oder korrekter ausgedrückt in sich selbst verausgaben wird, rückt die zentrale Aufgabe in den Vordergrund: Handelt menschlich. Habt Erbarmen und seid hilfsbereit. Helft den Kriegsopfern mit allen friedlichen Mitteln. Klaus Vack, Sensbachtal
Mit den tränenfeucht nach oben blikkenden Heiligen des Guido Reni hatte es begonnen. Es folgte Giovanni Gerolamo Savoldo, der lombardische Renaissance-Maler, dessen relativ kleines Oeuvre von Giorgione beeinflußt wurde. Der nächste war Giovanni Francesco Barbieri, genannt Il Guercino, aus Bologna, dessen grandiose Malkunst die Frankfurter beeindruckte. Inzwischen hat sich die Serie von Ausstellungen zur Lektion über italienische Malerei entwickelt.
Diesmal, in der nächsten Ausstellung, die vom 5. September bis zum 8. November in der Schirn gezeigt wird, steht keine einzelne Künstlerpersönlichkeit im Mittelpunkt, sondern eine ganze Kunstlandschaft, deren Blütezeit epochen- und gattungsübergreifend vorgestellt wird: die Kunst der Republik Genua. Rund 210 Exponate aus Malerei, Skulptur und Kunsthandwerk sollen einen Überblick über den künstlerischen Reichtum der Republik vom 16. bis zum beginnenden 19. Jahrhundert gewähren.
Die historischen Eckpunkte sind gegeben durch die Einsetzung einer neuen Verfassung der Republik durch Andrea Doria (1528) und das Jahr 1815, in dem Genua an Piemont fällt. Die Ausstellung versammelt Lieblingsbilder der genuesischen Oberschicht: Kunst erscheint hier als erhabenes Mittel zur Selbstdarstellung. Genuesische Patriziergeschlechter entdecken ihren Sinn fürs schönere Wohnen, geben Gemälde mit allegorischem und mythologischem Inhalt in Auftrag, sammelt kostbare Tapisserien und stellt gelegentlich eine graziöse Skulptur in die frischgestrichene Kulisse. In der Hauptsache sind Gemälde zu sehen, aber auch Altarverkleidungen, Plastiken, Majolika und liturgische Gewänder. Neben einer realistischen Malweise finden sich Bewegungsmotive und lyrische Tendenzen (als Kontrast zur politischen Wirklichkeit, die durch die Besetzung und Zerstörung Genuas durch die Franzosen 1684 gekennzeichnet war).
Mit verschiedenfarbigen Wandgestaltungen im Hintergrund ist die genuesische Kunst bloßgestellt und erweist sich als äußerst anlehnungswillig. Die Innovationen in Rom und Venedig dienen den Genuesern über die Jahrhunderte zur Orientierung. Aber auch Nordländer wie Rubens und van Dyck, die zeitweise in Genua arbeiten, hinterlassen Spuren. Das niederländische Beispiel regt neben Caravaggio und seiner Schule genuesische Künstler eine Zeitlang zur realistischen Ausdrucksweise an.
Es überwiegt gleichwohl der Hang zum barocken Überschwang, zum in Rom geschauten ekstatisch-visionären Duktus. Auch die Bewegungsrhythmen skulpturaler Werke wie derjenigen Berninis wußten die aufgeschlossenen Genueser zu adaptieren. Einen ihrer eigenständigsten Künstler haben sie indes verkannt. Alessandro Magnasco war ihnen erst zu modern, später zu rückständig. Er schuf kaum Werke im Auftrag genuesischer Sammler, sondern wirkte in Mailand und der Toskana. Mit zehn Gemälden ist er jedoch derjenige Maler, dessen Werk in der Schirn jetzt am umfassendsten ausgebreitet ist - späte Lorbeeren.
Die Ausstellung ist konzipiert von Mary Newcome-Schleier und Sybille Ebert- Schifferer. Es erscheint ein rund 500 Seiten starker Katalog. (Die Ausstellung wird im Feuilleton noch ausführlich besprochen.) wp/bab
Die Show zahlt sich aus: Es gibt weniger Unfälle Fünfter Aktionstag am 12. September in Mühlheim Von unserem Redaktionsmitglied Achim Ritz KREIS OFFENBACH. Der verrostete, grüne Kleinwagen ohne Windschutzscheibe und mit der Beule an der Fahrerseite hängt in luftiger Höhe an einem Kran. Im nächsten Moment löst sich die Befestigung des Drahtseils, der Wagen verwandelt sich nach ein paar Sekunden Flug im freien Fall auf den grauen Pflastersteinen des Platzes in einen Haufen Blech. Die Zuschauer sind erschüttert und zugleich erschrocken, weil es so laut geknallt hat. Hätte statt der Dummy-Puppe ein Mensch hinter dem Steuer gesessen, wären schwere Verletzungen die Folgen, obwohl die Wucht des Aufpralls "nur" einem Zusammenstoß bei Tempo 50 glich. Mit dieser Demonstration eines alltäglichen Unfalls wird auf die Folgen der Raserei hingewiesen. Eine Show mit vielen spektakulären Vorführungen soll die Menschen am Samstag, 12. September, beim fünften in Stadt und Kreis Offenbach bislang veranstalteten Aktionstag der Aktion "Minus zehn Prozent - runter mit den Unfallzahlen" anlocken.
Doch trotz aller Unterhaltung wollen die Organisatoren vom Kreis zugleich den pädagogischen Zeigefinger erheben. Die staunenden Zeugen der beeindrukkenden Vorführungen sollen zum Nachdenken angeregt werden, damit sie - die schrecklichen Bilder der Unfälle ständig vor dem geistigen Auge - ihr Fahrverhalten ändern und mit dem Auto oder Zweirad künftig langsamer fahren.
"Minus zehn Prozent - runter mit den Unfallzahlen", das ist das erklärte Ziel des Kreises Offenbach und des hessischen Verkehrsministeriums. Beide ziehen seit rund zwei Jahren mit solchen Crash-Tests und anderen Aktionen durch die Städte und Gemeinden, um für mehr Verkehrssicherheit zu werben. Bei der Veranstaltung am 12. September in Mühlheim am Main soll alles noch umfangreicher, noch interessanter werden, versprechen die Initiatoren, allen voran Klaus Barthelmes von der Kreisverwaltung, der für die Organisation zuständig ist.
Nach dem großen Auftakt vor zwei Jahren mit vielen Demonstrationen und allerlei action rund um Auto und Moped gab es in vier Städten des Kreises solche "bewußtseinbildenden Aktionen". Seit Beginn der Aktivitäten vor rund zwei Jahren haben mehr als 20 000 Menschen die Crash-Tests gesehen, saßen zum Teil im Fahrsimulator oder hörten den Knall beim Aufschlag des fallenden Autos. Was hat sich auf den Straßen seitdem geändert? Hat die Show etwas gebracht? Wurde das Ziel erreicht? Die Fragen kann Klaus Barthelmes nicht eindeutig mit Ja beantworten. Auch in Zahlen und Fakten sei der Erfolg der Aktionen nicht so richtig auszudrücken, sagt er.
Aber er ist hoffnungsvoll: "Ich will kein Prophet sein, aber das Bewußtsein der Leute wird sensibler", meint der Fachmann. Er ist davon überzeugt, daß die Aktionen etwas bringen, daß die Arbeit sich gelohnt hat.
Wer sät, möchte auch Früchte ernten. Doch beim Thema Straßenverkehr geht das nicht von heute auf morgen, wissen die Fachleute. Nur nach und nach, wenn immer mehr Menschen begriffen haben, daß die Raserei nichts bringt, wenn immer mehr Straßen verkehrsberuhigt werden, sinken auch die Unfallzahlen. Da sind sich die Experten einig.
Einer, der zu ihnen gehört, ist Karlheinz Passek. Er beschäftigt sich seit vielen Jahren bei der Offenbacher Polizei mit der Unfallstatistik und weiß genau, wo es auf den Straßen in Stadt und Kreis am häufigsten kracht. Auch in seinen Worten klingt wie bei Klaus Barthelmes die Hoffnung mit, daß die Unfallzahlen weiter sinken, wie dies zur Zeit schon der Fall ist.
Der derzeitige Trend sieht jedenfalls vielversprechend aus. Im Vergleich zu den Vorjahren ging die Zahl der Karambolagen und Stürze in Stadt und Kreis von 11 379 auf 11 017 zurück, obwohl immer mehr Autos, Zweiräder oder Lastwagen unterwegs sind.
Die Aktionstage "Minus zehn Prozent" haben also Erfolg? "Natürlich", sagen die Fachleute im Kreis unisono, auch wenn sie den direkten Zusammenhang zwischen Aufklärung und vernünftigem Fahrverhalten nicht nachweisen können. "Aber die Aktionen sind richtig", sagt Karlheinz Passek und blättert weiter in seiner Statistik.
Das Heft ist etwas mehr als 100 Seiten stark und enthält alle Informationen über Unfallorte, -ursachen sowie die Zahl der Toten und Verletzten. Der Trend, den der Experte aus den nackten Fakten heraus- liest, hört sich gut an. Rund 50mal hat es im ersten Halbjahr diesen Jahres weniger gekracht, als im gleichen Zeitraum 1991.
Das erklärte Ziel "Minus zehn Prozent - runter mit den Unfallzahlen" ist längst noch nicht erreicht, aber der Trend der vergangenen Jahre zeigt, daß die Zweirad- und Autofahrer auf dem richtigen Wege sind, so jedenfalls weist es die Statistik aus.
Laut Polizeistatistik gab es im vergangenen Jahr 362 Unfälle weniger, das heißt "minus 3,18 Prozent". Der Start ist geglückt.
Was "Minus zehn Prozent"
für die Mühlheimer bedeutet:
Heute auf den Seiten IV und V
SPORTRUNDSCHAU 13
SCHLÜCHTERN. Eine Tagesfahrt nach Thüringen bietet die Kreisvolkshochschule (VHS) für Samstag, 5. September, an. Wer teilnehmen will, sollte sich umgehend bei der VHS-Hauptstelle Schlüchtern, Gartenstraße 5-7 in Schlüchtern, anmelden.
Die Fahrt kostet 83 Mark einschließlich Mittag- und Abendessen, Führungen und Besichtigungen. Der Bus fährt gegen 5.30 Uhr in Hanau ab, weitere Zusteigemöglichkeiten bestehen in Gelnhausen und Schlüchtern. tja
Die berühmte Künstlerkolonie des Jugendstils auf der Mathildenhöhe ist lediglich das größte Bonbon, das es beim Pauschalangebot "Jugendstil-Wochenende" in Darmstadt zu kosten gibt. Neben Führungen auch zu den sonstigen Hauptplätzen von Darmstadt erwartet die Gäste eine "Küferbrotzeit". Auskunft: Verkehrsamt Darmstadt, Luisenplatz 5, 6100 Darmstadt, Telefon 0 61 51-13 20 78 oder 13 27 82. er
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Grüne Tomaten - Aus modrigen Tiefen zieht der Kran einen Oldtimer empor und mit ihm eine Geschichte aus uralten Zeiten, aus dem amerikanischen Süden der dreißiger Jahre. Weil sie sich mit dem schlichten "Es war einmal . . ." nicht begnügt, wird die Geschichte zum Angriff der Vergangenheit auf die Gegenwart. Dort bildet Evelyn Couch (Kathy Bates), der Name verpflichtet, mit ihrem Gatten das ideale Couch-potato-Paar: Fernsehen, Fettleibigkeit und Frust. Der Besuch bei der bösartigen Tante im Altersheim, die Evelyn nicht sehen will, treibt sie in die Arme von Ninny (Jessica Tandy) - und die Großmutter erzählt: vom Wildfang Idgie, vom braven, treuen, starken Neger, vom wackeren Sheriff, der den Ku-Klux- Clan verjagt, vom bigotten Pfarrer, der schon mal ein Auge zudrückt.
"Grüne Tomaten" entstand nach dem Roman von Fannie Flagg, die am Drehbuch mitschrieb und klaglos hinnahm, daß die lesbische Beziehung der beiden Hauptfiguren zur keuschen Mädchenfreundschaft veredelt wurde. Idgie, der Wildfang, und Ruth, die junge Lady, gehen durch dick und dünn, bis Ruth stirbt und Idgie das Whistle-Stop-Café schließen muß. Dazu erklingt saccharinsüße Musik, und die Kamera schwelgt hingebungsvoll in den prallen Farben des ländlichen Südens, daß ein Josef Vilsmaier seine Freude hätte. Für die Rückblendenorgie, die der Film veranstaltet, gilt noch immer Howard Hawks' Bemerkung: "Wenn Sie mir eine Geschichte erzählen - würden Sie in der Mitte aufhören und dann erzählen, was vor 20 Jahren war?" Daß die Vergangenheit die Gegenwart einholt, daß Evelyn unterm Einfluß von Idgies Tatkraft den Schokoriegeln abschwört, das läßt sich schwerlich zeigen, wenn die Zeiten säuberlich wie in Hängeordnern voneinander getrennt sind. "Geschichtenerzählen ist eine Kunst, und je besser die Geschichte, desto besser der Film - daß weiß jeder", verkündet Regie-Debütant Jon Avnet selbstbewußt.
Was jeder weiß, kann gleichwohl nicht jeder tun. Bleiern und bodenständig wälzt sich der Film voran, bis er uns nach 143 Minuten enthüllt, was auch jeder weiß: Ninny ist selbstverständlich Idgie, und Idgie wird in Evelyns ehelichem Eigenheim ein Zimmer bekommen. Bei so viel heiler Welt ist es nicht einmal erstaunlich, daß en passant sogar die Ehrenrettung des Kannibalismus gelingt. Ruths bösem Ehemann schlagen die guten Menschen von Whistle Stop eine gußeiserne Pfanne über den Schädel und legen ihn, fachgerecht tranchiertm, auf den Grill. Für sein Barbecue war das Café berühmt. (Esplanade 1, Olympia und Turm 2.) P.Kö.
Ratgeber für Azubis und Betriebe
Es ist immer gut, wenn man über seine Rechte und Pflichten während der Ausbildung informiert ist. Das schützt vor falschen Erwartungen und stärkt den Rücken, wenn man einmal Probleme hat. Die Broschüre "Ausbildung und Beruf" gibt Jugendlichen, Eltern, Ausbildern und Lehrern genau Auskunft, welche Anforderungen an den Ausbilder zu stellen sind, was es mit dem Berichtsheft auf sich hat oder wieviel Urlaub dem Auszubildenden zusteht. Für den, der es genauer wissen will, sind die einschlägigen Gesetzestexte abgedruckt. Außerdem enthält sie einen Musterausbildungsvertrag, die Liste der anerkannten Ausbildungsberufe sowie ein Verzeichnis der für die Berufsausbildung vor Ort zuständigen Stellen. Die Broschüre kann angefordert werden beim BMBW, Referat für Öffentlichkeitsarbeit, Postfach 20 01 08, 5300 Bonn 2. elle
OBERURSEL. 1972 entschloß sich Inge Laeuen nach jahrelangen Kursbesuchen in Modellieren, Aktzeichnen, Grafik und Keramik (unter anderem beim Bildhauer Heinz Heierhoff und dem Bildhauer und Grafiker Christian Peschke), das Gelernte zu ihrem Beruf zu machen. Sie baute sich eine Werkstatt für Keramik und Tonarbeiten auf. Jetzt, 20 Jahre danach, lädt sie zu einer Jubiläumsausstellung in ihren Garten in der Usastraße 55 ein.
Die Ausstellung "Köpfe, Masken, Figuren ist bis zum 16. September täglich von 15 bis 20 Uhr zu sehen. Bei Regen wird sie in der Werkstatt eröffnet.
Mit Künstlerinnen aus dem Taunus beschäftigt sich eine Ausstellung in der Braas-Galerie, Frankfurter Landstraße 2-4. Zu sehen sind experimentelle Radierungen von Annette Bierwerth, Aquarelle und Acrylmalerei von Brigitte Hauck, Acrylmalerei auf Leinwand von Gloria Keetmann-Maier, Malerei und Plastiken von Elisabeth Reichert und Skulpturen von Magdalena Wiecek. Daß es immer wieder Künstler in den Taunus zog und zieht, gilt als bekannt. Aber Künstlerinnen? "Entsprechend ihrer Rolle in der Geschichte ist auch ihre Akzeptanz im zeitgenössischen Kunstzirkus. Noch immer assoziiert die Mehrheit bei dem Thema ,Kunst von Frauen' ausschließlich freizeitbezogene kunstgewerbliche Beschäftigungen, obwohl gerade auf diesem Gebiet eine vielfältige Professionalität zu finden ist", heißt es in der Braas-Einladung.
Die Ausstellung ist bis zum 15. September montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr geöffnet, donnerstags bis 19 Uhr.
"Bilder zum Entdecken" von Annette Bierwerth sind auch in der Galerie der Stadtbücherei bis zum 12. September zu sehen. Die Künstlerin lädt zu einem "Spaziergang" durch ihre geheimnisvollen, experimentellen Radierungen und Bilder in Mischtechniken ein.
Geöffnet ist die Ausstellung dienstags bis freitags 10 bis 12 und 15 bis 18 Uhr (donnerstags bis 19 Uhr) und samstags 10 bis 13 Uhr.
KÖNIGSTEIN. Barbara Fahrner versucht seit 1982, das Buch als Medium aller künstlerischen Vorstellungen und Ideen zu nutzen.
Zeichnungen und Malbücher von ihr sind in der Galerie im Haus Bender (Edelgard Bühler), Gerichtstraße 12, ausgestellt. Die Künstlerin, 1940 geboren, lebt in Frankfurt und New York, und Werke von ihr gibt es in Museen und Bibliotheken in aller Welt. Sie selbst charakterisiert ihre Arbeit so: "Von dem unglaublichen Facettenreichtum menschlichen Denkens möchte ich in meinen Büchern, Zeichnungen und Objekten etwas einfangen, ein farbiges, schillerndes, wohl auch manchmal kontroverses Stück Leben, in dem ich als Person völlig aufgehe."
Die Objekte sind bis zum 10. September im Haus Bender zu sehen. Öffnungszeiten sind mittwochs bis freitags von 10 bis 12 und 15 bis 18 Uhr, samstags von 10 bis 13 Uhr.
BAD HOMBURG. 30 Arbeiten, in denen sie sich intensiv mit dem edlen Material verschiedener Seidegründe und den vielen Möglichkeiten spielerischer Farbmodulation auseinandersetzt, zeigt Gisa Maschmann in der Galerie im Stadthaus. Die Vernissage mit den Bildern der Seidenmalerin ist am Freitag, 4. September, 20 Uhr.
Die Ausstellung ist bis zum 13. September zun sehen, montags bis freitags von 15 bis 19 Uhr, samstags und sonntags von 11 bis 19 Uhr.
400 echte altrussische Ikonen aus dem 16. bis 19. Jahrhundert sind im Foyer des Kurtheaters von Donnerstag, 3., bis Sonntag, 6. September, täglich von 10 bis 19 Uhr zu sehen. Veranstalter ist Dimitrij E. Greven, autorisierter Ikonograph und Gutachter der russisch-orthodoxen Kirche. Die Ikonen werden auch verkauft: Der Erlös ist für die Restaurierung der russischen Kirche in Potsdam bestimmt.
KRONBERG. Skulpturen von Friderun von Stralendorff-Eilers und Bilder von Isabella Gräfin Hoyos sind bis zum 6. September in der Galerie Hellhof zu sehen. Beide Künstlerinnen leben in Gmund am Tegernsee.
Öffnungszeiten sind mittwochs und freitags von 15 bis 18 Uhr, samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr.
Faszinierend farbintensive Bilder des 1960 geborenen Malers Bruno Griesel, Meisterschüler von Professor Bernhard Heisig, zeigt die Ausstellung "Les chants de Maldoror" in der Galerie Satyra von Sybille Buckwitz in der Kronberger Steinstraße 1. Griesel ließ sich für seine Arbeiten - die emotionales Gespür für Sinnlichkeit und kompositorische Vitalität, basierend auf solidem malerischen Handwerk, demonstrieren - vom Roman des französischen Schriftstellers Isidore L. de Lautrémont ("Die Gesänge des Maldoror") inspirieren.
Die Ausstellung zeigt, neben weiteren Arbeiten der jüngsten Schaffensperiode des Malers, die ersten neun Gemälde des Zyklus, der sich inhaltlich mit dem Thema Romantik - Zeitgeist - Neue Romantik beschäftigt. Die Ausstellung ist bis zum 3. Oktober, jeweils dienstags bis samstags von 15.30 Uhr bis 19.00 Uhr, geöffnet.
Eine Ausstellung mit Bildern in Öl und Mischtechniken von Gabi Guckes und Gundi Butz aus Weilrod-Riedelbach sind bis Freitag, 11. September, in der Hessischen Erwachsenenbildungsstätte in Falkenstein zu sehen. nau/AW
"Mehr Erfolg mit gutem Deutsch" heißt das neue Buch von Edith Hallwass. Es lehrt den richtigen Gebrauch von Wortarten, Rechtschreibung, Zeichensetzung und Grammatik und mündet in einen umfangreichen "Apparat" (Fremdwort-, Stichwort-, Fachwort- und Literaturverzeichnis). Es bietet immenses Wissen, nachgewiesen an einer Fülle von gesammelten Beispielen, perfekt gegliedert und eingerichtet, verständlich, anwendungsfähig, unterhaltsam und heiter dargestellt. Mosaik Verlag, W-8000 München, 736 Seiten, Preis 39,80 DM. elle
Richtig bewerben - aber wie?
Viele scheitern bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz, weil sie zu wenig über die Bewerbung mit Erfolgsaussichten wissen. Den ersten Eindruck beim Ausbildungsbetrieb macht die schriftliche Bewerbung, und dabei lassen sich schon wichtige Punkte gewinnen. Viele praktische Bewerber-Tips in knapper Form gibt die Broschüre "Richtig bewerben, aber wie?" Auf nur 20 Seiten erfährt der Leser, was eine Bewerbung enthalten und wie sie aussehen sollte. Vier anschauliche Beispiele von Bewerbungsschreiben und Lebensläufen sind in Originalgröße beigeheftet. Wer die erste Hürde genommen hat und dann vor dem Vorstellungsgespräch oder dem schriftlichen Test steht, findet Ratschläge, wie man sich vorbereitet und richtig verhält. Die Schrift erläutert auch das Bewerbertraining "Richtig bewerben, aber wie?" und den "BIZ-Computer" der Berufsberatung. Die bunte Broschüre ist übersichtlich aufgemacht, leicht verständlich und bietet dadurch einen schnellen und einfachen Einstieg in das Thema "richtige Bewerbung". Sie regt zur intensiven Beschäftigung mit dem Bewerbungsvorgang an; weiterhin kann sie Lehrern als Unterrichtshilfe und Eltern für das Gespräch mit den Jugendlichen dienen. Herausgeber ist die Berufsberatung beim jeweiligen Arbeitsamt, wo die Broschüre kostenlos erhältlich ist. bbe
Frauen sind dabei
Frauen sind in Männerberufen trotz zahlloser Empfehlungen und Werbekampagnen noch immer recht selten. Sie hängen immer noch an den sogenannten "Frauenberufen". Junge Arbeitnehmerinnen, die den Absprung in die "Männerdomänen" geschafft haben, stehen manchmal vor Schwierigkeiten, weil es in diesem Neuland noch unbekannte Hindernisse gibt. Das Bildungsministerium hat für sie eine neue Broschüre herausgebracht mit dem Titel "Frauen sind dabei - Technik gehört dazu". Hier werden Chancen in den technischen Berufen beschrieben, die auftretenden Schwierigkeiten nicht verschwiegen, sondern aufgezeigt und Tips zur Abhilfe gegeben. Mädchen kann die Broschüre eine Entscheidungshilfe sein.
Weiblichen Lehrlingen in technischen Berufen bietet sie Ideen und Anregungen, wie sie ihre Berufs- und Lebensziele erreichen können. Die empfehlenswerte Broschüre ist beim BMBW, Referat Öffentlichkeitsarbeit, Postfach 20 01 08, 5300 Bonn 2, kostenlos zu beziehen. b. ba.
Starten in der Elektro-Industrie
Die Elektro-Industrie ist neben dem Maschinenbau, der Automobilbranche und der Chemie der wichtigste Industriezweig in der Bundesrepublik. Weil sich das schon herumgesprochen hat, lassen sich derzeit rund 50 000 junge Leute in der Elektro-Industrie ausbilden. Wer sich für High-Tech interessiert, gern mit Köpfchen und geschickten Händen arbeiten will, wer in den naturwissenschaftlich-mathematischen Schulfächern gute Leistungen aufzuweisen hat, der sollte bei der Berufswahl auch die vielfältigen Ausbildungsmöglichkeiten in der Elektro-Industrie miteinzuziehen. Nützliche Informationen bei diesen Überlegungen bietet die Broschüre "Starten. Aber richtig. Die Elektro-Industrie hat die richtigen Berufe". Auf 32 Seiten werden die einzelnen Ausbildungsberufe beschrieben; die Elektro-Industrie stellt sich ebenfalls vor. Zahlreiche farbige Fotos machen die Schrift interessant. Der Text ist leicht verständlich und trotz seiner offensichtlichen Werbeabsichten durchaus informativ. Die Broschüre kann kostenlos bezogen werden bei ZVEI (Zentralverband Elektrotechnik und Elektronikindustrie), Stresemannallee 19, W-6000 Frankfurt a. M. 70. bba
Falschen Fremdwörtern nicht auf den Leim gehen
Fremdwörter sind modern - ihr Gebrauch aber oft schwierig. Deutsch gilt ohnehin als komplizierte Sprache, aber die Fremdwörter stellen selbst gewiefte Wortakrobaten manchmal auf die Probe. Wie heißt denn die Mehrzahl von Dinosaurier? Viele neue Begriffe kommen aus Fremdsprachen - etwa die Hälfte aus dem Englischen. Jedesmal in einer kleinen Bücherei von Fremdwörterlexika nachzuschauen, ist äußerst mühselig (und teuer in der Anschaffung). Abhilfe in handlichem Format bietet "Langenscheidt's Fremdwörterbuch", das nach dem Alphabet geordnet 30 000 Begriffe auf 700 Seiten erklärt. Verbraucherfreundlich wurde die Bedeutung des Stichworts noch vor Aussprache, Betonung oder Herkunft gesetzt. Kurzlebige Modewörter oder Dialektausdrücke sind in diesem Nachschlagewerk nicht enthalten. Für 22,90 Mark ist es selbst für Schüler noch erschwinglich - und vor allem nutzbringend. Mit diesem Buch läßt sich manche Schlappe mit falschen Fremdwörtern vermeiden. Das "Fremdwörterbuch" ist im Buchhandel zu haben. b.ba.
Infoschrift für junge Europäer
Eine Informationsschrift für junge, nicht oder nur schlecht deutsch sprechende Europäer hat die Bundesanstalt für Arbeit herausgebracht. Nachdem für Aus- und Übersiedler fremdsprachliche Broschüren zum bundesdeutschen Bildungs- und Berufssystem erschienen sind, ist das Arbeitsamt mit Informationen für junge Menschen aus Griechenland, Italien, Portugal, Spanien, Türkei und dem ehemaligen Jugoslawien nachgezogen. Die Schrift in der jeweiligen Sprache wendet sich insbesondere an alle Erwachsenen, die ausländischen Jugendlichen mit Rat in Sachen beruflicher Zukunft zur Seite stehen. Darin wird auf die große Bedeutung einer beruflichen Qualifizierung in der Bundesrepublik und in der Europäischen Gemeinschaft hingewiesen. Außerdem sind die Stellen genannt, bei denen sich Jugendliche über schulische und berufliche Qualifikationen informieren können. Diese Broschüre mit allgemeinen Tips und Informationen ist bei allen Arbeitsämtern, den konsularischen Vertretungen sowie bei den sozialen Betreuungsstellen in den oben genannten Sprachen kostenlos erhältlich. bba
Sind unsere Jung-Akademiker zu alt?
Deutsche Hochschulabgänger haben mit Nachteilen auf dem europäischen Arbeitsmarkt zu rechnen. Wenn sich 1993 die Grenzen öffnen, müssen die einheimischen Hochschulabgänger gegen die ausländische Konkurrenz antreten. Fachleute befürchten, daß sie dann auf dem internationalen Arbeitsmarkt schlechtere Karten haben, weil sie älter sind. Das zeigt auch die Untersuchung des Bundesbildungsministeriums "Studiendauer und Lebensalter".
In der Studie wird verglichen, wie lange junge Leute in sieben Industrienationen (Bundesrepublik, Frankreich, Großbritannien, Italien, Schweden, Amerika, Japan) studieren, und in welchem Alter sie die Hochschulen verlassen. Wenn sich diese ausländischen Universitätsabgänger dann um einen akademischen Arbeitsplatz bewerben, sind zum Beispiel die Briten oder Japaner bis zu drei und vier Jahre jünger als ihre deutschen Konkurrenten.
Die "freie Wahl des Arbeitsplatzes" im In- und Ausland kann dann für viele der Jung- Akademiker zum Wunschtraum werden. Zwar genießen bundesdeutsche Hochschulabgänger vorläufig noch den Bonus der guten Ausbildung mit hohem Wissensstandard; ob das dann noch ausreicht, wenn künftig ausländische Hochschulabsolventen auf den heimischen Arbeitsmarkt drängen?
Fazit: Unsere Regelstudienzeiten müssen verkürzt und damit dem internationalen Niveau angeglichen werden, ohne daß dadurch die Qualität der Ausbildung abnimmt. Das gilt auch für die Schulzeit an den Gymnasien. b.ba.
Mehr Weiterbildung
In vielen Großbetrieben hat inzwischen die Weiterbildung der Mitarbeiter einen festen Platz in Personalplitik und Unternehmensstrategie. Mittelständische Unternehmen haben in dieser Hinsicht noch erhebliche Defizite. Sie können sich wegen ihrer Größe keine eigenen Weiterbildungseinrichtungen leisten. Dabei können sich langfristig nur die Unternehmen am Markt behaupten, die bereit sind, mehr in die Qualifikationen ihrer Mitarbeiter zu investieren. Das gilt umso mehr für den zukünftig härteren Wettbewerb auf dem europäischen Binnenmarkt. Der spürbare Rückgang an Lehrstellenbewerbern und - als Folge davon - der sich schon abzeichnende Fachkräftemangel zwingt kleine und mittlere Betriebe dazu, ihre Arbeitsplätze so zu gestalten, daß die Arbeitszufriedenheit der Mitarbeiter erhöht wird; außerdem sind die Arbeitsplätze qualitativ anzureichern. Dafür ist insgesamt ein attraktives System von Aus- und Weiterbildung erforderlich. b. ba.
Leitfaden durch das Ausbildungsgewirr
Es gibt mittlerweile eine Vielzahl von Berufen in Deutschland, denen eine geregelte Ausbildung vorangeht. Für alle diese Berufsbilder - rund 380 - gilt jeweils eine eigene Ausbildungsordnung, die im Rahmen des "dualen Systems" (Lehrbetrieb und Berufsschule) anerkannt ist. Nach diesen Richtlinien werden in Deutschland etwa 96 Prozent aller Lehrlinge (rund 1,8 Mio Jungen und Mädchen) ausgebildet. Dieses Regelwerk ist nicht starr, sondern wird von Zeit zu Zeit den technischen, schulischen und wirtschaftlichen Entwicklungen angepaßt. So sind in den vergangenen 20 Jahren die Ausbildungsordnungen für zwei Drittel der Berufe neu geregelt und aktualisiert worden.
Roter Faden durch dieses Ausbildungswirrwarr soll die neue Broschüre "Ausbildungsordnungen - Wie? Wo? Was?" sein, die vom Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft (BMBW) herausgegeben worden ist. Dort sind die jüngsten Neuordnungen zusammengetragen, auch die Neuordnung ehemaliger "DDR-Berufe". Weitere Kapitel widmen sich dem Umweltschutz in der Berufsausbildung sowie der Rolle neuer Technologien in den diversen Ausbildungsordnungen. Die Broschüre kann kostenlos beim BMBW, Referat Öffentlichkeitsarbeit, Postfach 20 01 08, 5300 Bonn 2, angefordert werden. midd.
Auto und Beruf, von Felix Rauner und Herbert Zeymer, 193 Seiten mit 84 Abbildungen, Reihe Berufliche Bildung, Donat Verlag, W-2800 Bremen 33, Preis 24,80 DM.
Nach wie vor ist die Organisation der Arbeit als vermittelnde Größe zwischen Technik und Bildung ein berufspädagogisch unbewältigtes Thema. Berufliche Bildung auch als ein relativ unabhängiges Moment für die Gestaltung von Arbeit und Technik zu begründen und in Berufspraxis zu übersetzen, stellt eine weitere Herausforderung für die Berufspädagogik dar. Fragen und Problemfelder wie diese werden von den Veröffentlichungen der Buchreihe aufgegriffen und sollen den notwendigen Dialog zwischen Berufspädagogen aus Wissenschaft und Praxis anregen. In dem Buch wird u. a. folgenden Fragen nachgegangen: Wie verkraftet das Kfz-Handwerk den ihm auferlegten technischen Wandel? Ist die klassische Kfz-Werkstatt in der Fehlerdiagnose noch der hochkomplexen Technik gewachsen? Stellen Expertensysteme und Selbstdiagnose einen Ausweg dar? Und: Ist die berufliche Erstausbildung im Kfz-Handwerk überflüssig geworden? Haben sich die Kundendienstschulen der Kfz-Hersteller etwa zur eigentlichen "Berufsschule" entwickelt? Wie oft muß ein Kfz-Handwerker "seinen" Beruf neu erlernen? Antworten werden gegeben, die selbst Fachleute noch überraschen dürften. Den Wandel der Facharbeit veranschaulichen zahlreiche Abbildungen und Tabellen. Ein Buch, das eine Forschungslücke schließt. elle
Was im Beruf zählt
Der Arbeitsplatz muß sicher sein - das ist das wichtigste für bundesdeutsche Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Diese Einschätzung vertraten 56 Prozent der Beschäftigten bei einer Umfrage von ZUMA/ Infratest. Auf der Rangliste folgt mit 54 Prozent gleich darauf die Kollegialität; gutes Einvernehmen am Arbeitsplatz ist für die Befragten somit fast ebenso wichtig wie Sicherheit. Abwechslung und Selbständigkeit im Beruf setzen sie auf die Plätze drei und vier (43 und 42 Prozent). Entscheidungen treffen, eigenverantwortlich arbeiten und dabei verschiedenartige Tätigkeiten ausüben - das kommt also bei den bundesdeutschen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern gut an. Das liebe Geld liegt mit 36 Prozent sogar zwanzig Punkte hinter dem sicheren Arbeitsplatz. Vergleichsweise "abgeschlagen" in der Beliebtheit der Beschäftigten sind Arbeitszeit und Aufstiegschancen. Die Frage nach mehr Freizeit oder möglicher Wochenendarbeit beschäftigt nur 27 Prozent der Befragten stark; die Aufstiegschancen sind für 25 Prozent wichtig. Das Ansehen eines Berufsstandes indessen gehört nur für 13 Prozent zu den Dingen, die wirklich zählen. Die Umfrage zeigt, daß den heutigen Arbeitnehmern Betriebsklima und eigene, abwechslungsreiche Tätigkeit mehr am Herzen liegen als Geld und Ehre. b.ba.
Die Massenproteste in Mexiko am vergangenen Wochenende gegen die geplante nordamerikanische Freihandelszone (Nafta) und die gesamte Wirtschaftspolitik der Regierung kamen für viele Beobachter überraschend. Hat doch Präsident Carlos Salinas de Gortari, der vor knapp vier Jahren die Amtsgeschäfte übernahm, seinerzeit ein ehrgeiziges Modernisierungsprogramm gestartet. Er öffnete Mexikos Wirtschaft ausländischen Investoren, er privatisierte Staatsbetriebe und legte sogar Hand an revolutionäre Eckpfeiler, wie den "ejido", den gemeinsamen Besitz kommunalen Landes.
Die Verbesserung der sogenannten ökonomischen Rahmenbedingungen hat allerdings den Lebensstandard der Armen, immerhin die Hälfte der 83 Millionen Einwohner, nicht verbessert. Allein die Ober- und Teile der Mittelschicht profitierten bislang von der wirtschaftlichen Öffnung des Landes, was aber zugleich das Handelsdefizit dieses Jahr auf die Rekordhöhe von über 15 Milliarden Dollar schnellen läßt.
Die Verelendung der breiten Massen hat auch unter dem mexikanischen "Gorbatschow", wie er manchmal genannt wird, eher noch zugenommen - ohne daß es bisher zu offenem Aufruhr gegen ihn gekommen war. In Mexiko wurde eine soziale Explosion dank eines einmaligen Kontrollsystems der PRI (Partei der Institutionalisierten Revolution), die seit über 60 Jahren an der Macht ist, bislang verhindert.
Das galt auch für jene größte Herausforderung, die gegenwärtig auf die Mexikaner zukommt: die Freihandelszone mit den USA und Kanada. Die Gegner der Nafta, die bei den nördlichen Nachbarn hinsichtlich Arbeitsplatzverlust und Ökologie ernstzunehmende Fragen aufwerfen und mit Aktionen drohen, fanden bislang in Mexiko wenig Widerhall. Zum einen verhinderte ein einzigartiges Beziehungsgeflecht zwischen Regierung und Presse Negativ-Informationen, zum anderen stehen mexikanische Gewerkschaften den Unternehmern häufig näher als den Arbeitnehmern. Und nicht zuletzt hielt sich selbst die linke Opposition mit Ablehnung zurück. "Wir sind nicht generell gegen ein Abkommen", erklärte noch vor kurzem Bertha Lujan vom "Mexikanischen Netzwerk", "aber gegen ein ungerechtes Abkommen."
Dieses Kartell des stillschweigenden Tolerierens scheint aufzubrechen, je mehr von dem Vertrag in die Öffentlichkeit dringt. So wurde beispielsweise erst jetzt bekannt, daß mexikanische Agrarexporte in die USA noch 15 Jahre lang amerikanischen Einfuhrbeschränkungen unterliegen. Unter dem Druck der Bauern- Lobby verhinderte Washington, daß amerikanische Verbraucher in nächster Zukunft billiges mexikanisches Obst und Gemüse kaufen können. Auch die Verarbeitung von Agrar-Rohstoffen aus Drittländern (etwa Käse aus mittelamerikanischer Milch) zu Export-Produkten stößt auch nach dem Inkrafttreten der Nafta an unvermindert hohe US-Zollbarrieren.
Das Mißtrauen gegenüber der mit 363 Millionen Menschen und einem Bruttoinlandsprodukt von sechs Billionen Dollar weltgrößten Freihandelszone wächst denn auch, je mehr sich die Regierung in Mexico City ziert, Details des geplanten Abkommens preiszugeben. Auch unter den Unternehmern des Landes wächst die Nervosität. Die Verhandlungen hatten immerhin eine Erwartungshaltung geschaffen, die die Börse boomen ließ und Fluchtgelder in Rekordhöhe zurücklockte. Die Regierung Salinas de Gortari verspricht seit dem Beginn der Nafta-Verhandlungen vor zweieinhalb Jahren vor allem die Schaffung von Arbeitsplätzen und zahlreiche neue Investitionen. Bis zu sechs Prozent Wirtschaftswachstum jährlich und 600 000 neue Jobs sagt der amtliche Optimismus voraus. Oder wie es sich der Präsident wünscht, Mexikos Sprung vom Schwellenland in die Erste Welt.
Ein großer Teil der mexikanischen Industrie konnte jahrzehntelang bequem hinter hohen Zollmauern leben. Seit Salinas de Gortari begann, diese schrittweise einzureißen, wird die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit vieler Branchen schmerzhaft deutlich. Im Hinblick auf die Nafta setzt das Land jedoch vor allem auf seine niedrigen Löhne, dem allerdings auch ein relativ niedriges Qualifikationsniveau der Beschäftigten und eine veraltete Technik gegenüberstehen. Das Pro-Kopf-Einkommen beträgt in Mexiko gerade 3400 Dollar im Vergleich zu 22 000 Dollar in den USA und Kanada. Dieser gewaltige Unterschied hatte die US-Gewerkschaften befürchten lassen, daß Hunderttausende von Arbeitsplätzen gen Süden abwandern.
Andererseits werden, das gibt die mexikanische Regierung selbst zu, in bestimmten Industriezweigen weitere Massenentlassungen unvermeidlich sein. Schon leidet die Textilindustrie unter dem Importdruck. Auch auf dem Land fürchten Beobachter einen radikalen Verdrängungswettbewerb. So werden die 2,5 Millionen Maisbauern kaum dem Billigmais aus den USA standhalten können.
Während auf die vielen Kleinbetriebe der Textilindustrie und anderer Branchen bei den Verhandlungen kaum Rücksicht genommen wurde, versuchte die Regierung, die staatlichen Großkonzerne, wie das Erdölmonopol Pemex, zu schützen - sitzen an den Spitzen doch altgediente PRI-Politiker. So weigerte sich die Regierung hartnäckig, ausländischen Benzingesellschaften Zugang zum mexikanischen Markt zu gewähren. rn/rb
SOSSENHEIM. Tom Koenigs will das Sossenheimer Feld schützen: vor noch mehr Hütten, Zäunen und durchfahrenden sowie parkenden Autos. Statt dessen plant der Grünen-Umweltdezernent, dort Hecken und Obstbäume zu pflanzen, Mischwald anzulegen - und auch "multifunktionale" Spielwiesen. Die Bauern sollen ihre Äcker behalten, aber ökologischer bewirtschaften.
Wie Naturschutz und Naherholung unter einen Hut gebracht werden könnten, darüber informierte Koenigs jetzt den Ortsbeirat. Der gerade fertiggestellte Entwurf des "Landschaftsplans Sossenheim" dürfte zumindest bei den Sportvereinen im Stadtteil für Aufregung sorgen. Denn der "Dauerbrenner" Bezirkssportanlage ist im Plan nicht vorgesehen.
Kaum hatte Koenigs im Kapellensaal Platz genommen, da dämpfte er auch schon die Erwartungen der Ortsbeiräte. "Damit eines klar ist: Der Plan ist weder fertig, noch beschlossen, noch zwischen den zuständigen Ämtern abgestimmt." Er wolle den Anwohnern in Sossenheim Gelegenheit geben, sich mit Kritik und Wünschen an der Planung frühzeitig zu beteiligen.
Der Umweltdezernent baut darauf, daß sich andere Behörden, wie das Darmstädter Regierungspräsidium, mit ihren eigenen Plänen nach den Vorgaben der Stadt Frankfurt richten, wenn der Landschaftsplan im Römer erst einmal beschlossene Sache ist.
Was Koenigs als Konzept für die kommenden zehn Jahre bezeichnete, und was, nach seinen Worten, nur "relativ geringe" Kosten verursacht, stellte die Wiesbadener Landschaftsarchitektin Gabriele Scholz im Detail vor. Nach dem Motto "Wehret den Anfängen" sei es wichtig, die immer stärkere Zersiedelung dieser "ansonsten ansehnlichen Landschaft" zwischen Kurmainzer Straße, Alt- Sossenheim, Wiesbadener Straße und Nieder Eisenbahnlinie zu stoppen: Die vielen wilden Parkplätze sollen an den Rand des Sossenheimer Feldes gedrängt und der Schleichverkehr über die Feldwege eingedämmt werden. Wo Hütten und Zäune um sich griffen, müsse Naturschutz künftig festgeschrieben werden.
Zusätzlich zur Renaturierung der Nidda soll der südliche Abschnitt des Sulzbaches aus seinem Kanalbett "befreit" werden. Für das Autobahn-Westkreuz und das Gebiet um einen nahegelegenen Nidda-Altarm herum, schlägt die Planerin vor, kleine Waldgebiete mit möglichst vielen Nadel- und Laubbaumarten anzulegen, dazu Feldhecken und Baumreihen entlang der Wege, der Autobahn, der Nidda und dem Sulzbach.
Anstelle des FKK-Vereinsgeländes am Ufer der Nidda soll ein Spielpark geschaffen werden. Koenigs glaubt, daß freie Körperkultur heutzutage nicht mehr auf einem abgesperrten Gelände versteckt werden müsse und Nackte sich auch andernorts auf öffentlichen Wiesen zeigen könnten.
Ein anderer Vorschlag von Gabriele Scholz dürfte die finanzschwache Stadt in arge Probleme stürzen. Um den Bauern eine ökologischere Bewirtschaftung ihrer Felder schmackhaft zu machen, soll aus der Römerkasse ein Ausgleich gezahlt werden.
Geht es nach dem Willen von Koenigs, dann sind die Tage der Grünabfallhalde im Sossenheimer Feld gezählt. Verschwinden soll so auch der damit verbundene und von Anwohnern wiederholt kritisierte Lastwagenverkehr: "In der geplanten Kompostierungsanlage im Osthafen ist bereits Raum für Grünabfälle reserviert."
Welche Widerstände den Umweltdezernenten erwarten dürften, wenn es an die Umsetzung des Landschaftsplans geht, bekam er im Bolongaropalast zu spüren. CDU-Ortsbeirat Peter Weißenseel beklagte, daß im Entwurf die vor allem von Sossenheimer Vereinen gewünschte Bezirkssportanlage fehle. Architektin Gabriele Scholz konterte, an der bislang diskutierten Stelle dürfe ohnehin keine derartige Anlage gebaut werden. "Damit würden wertvolle Streuobstbestände zerstört."
Statt dessen seien im Landschaftsplan mehrere "offene, multifunktionale, ganzjährig nutzbare Sportplätze" vorgesehen. Dort könne Ball gespielt, gejoggt oder Gymnastik betrieben werden. Scholz: "Das ist für die Stadt zudem billiger als eine Arena."
Angesichts der grundlegend verschiedenen Philosophien, schwante Weißenseel Übles: "Verbandsspiele können Sie auf einer solchen Wiese vergessen. Das ist langfristig der Untergang für den organisierten Breitensport und damit für die Vereine." Tom Koenigs wollte sich noch nicht endgültig festlegen. "Machen Sie und die Sportvereine einen Vorschlag, wo eine Sportarena in absehbarer Zeit entstehen könnte. Dann werden wir uns weiter unterhalten", sagte er dem Christdemokraten, um dann einem weiteren CDU-Wunsch die Absage zu erteilen: "Auch die Südumgehung Sossenheim ist kein Thema." leo
HÖCHST. Josef Hartinger schaute entgeistert drein: Die politische Farbenlehre schien für den Christdemokraten gründlich durcheinandergeraten zu sein. "Wo sind sie bloß geblieben, die ehemals so festen Grundsätze der Grünen", fragte er Thomas Schlimme und Thomas Rahner.
Auslöser für des stellvertretenden Ortsvorstehers Erstaunen war in der Beiratssitzung die Bereitschaft der Grünen, die SPD-Anträge zu Höchster Verkehrsproblemen mitzutragen. Und dies, obwohl die beiden nicht davon überzeugt waren. Grün schien durch die Nähe zu Rot seine Farbreinheit eingebüßt zu haben.
"Wenn ich zustimme, dann ist das meine private Kapitulation vor der Realität", sagte Thomas Rahner, als es darum ging, wie die Parkplatznot in Höchst auch ohne Tiefgarage gelindert werden kann. Wie bereits berichtet, fordert die SPD, den Anwohnern mit einem "Plakettensystem" Abstellplätze zu reservieren, südwestlich des Bahnhofs ein Parkdeck zu bauen und an vielen Stellen im Stadtteil zusätzliche Parkplätze auszuweisen.
Die Grünen streikten lediglich in puncto Parkdeck. Schlimme befürchtete, daß durch eine Großgarage weitere Autos angezogen würden. "Das ist nur ein Herumschustern an Symptomen", kritisierte Rahner in fundamentalistischer Manier, um dann - plötzlich ganz Realo - hinzuzufügen: "Aber wir können die Not der Autofahrer nicht einfach ad acta legen." Auch die CDU fuhr einen Schlingerkurs. Nachdem Hans Georg von Freyberg das SPD-Begehren mit den Worten "achtlos, hilflos, wirkungslos" gescholten hatte, erhob sich Hartinger und äußerte Gedanken, deren Radikalität rundum anerkennende Blicke hervorrief. "Es ist nicht einzusehen, warum die öffentliche Hand immer mehr Parkplätze bauen muß, obwohl viele Autofahrer ihre Wagen in eigenen Höfen oder Garagen unterstellen könnten", beschrieb er eine "Nutzungspflicht für privaten Parkraum". Alle Fraktionen fanden an diesem Vorschlag Gefallen, und auch die CDU war nicht mehr völlig gegen den SPD-Antrag. Dennoch bestanden die Christdemokraten darauf, erst im September darüber abzustimmen.
Wie rot-grüne Realpolitik ein halbes Jahr vor den Kommunalwahlen aussieht, zeigte sich auch beim gemeinsamen Antrag zur Verkehrsberuhigung in Höchst. Nach Meinung von Thomas Schlimme erreicht das Konzept sein Ziel keineswegs: "Die Probleme werden nur verlagert."
Die CDU mochte den lange bekannten Plan "nicht übers Knie brechen", verlangte eine Bürgeranhörung. Rot-Grün sah's ein und fügten einen Passus ein. Einigkeit? Nein: Die "schwarze" CDU stimmte gegen den Antrag, Rot mit Grün dafür. Die Römer-Farbpalette überdeckte wieder einmal inhaltliches Schimmern. leo
MÜHLHEIM. Wenn Gerd Katzmann für eine Tour durch den Odenwald oder den Elsaß die Koffer packt, nimmt sich der 50jährige viel Zeit. Die letzten Vorbereitungen für die Fahrt über die Landes- und Kreisstraßen laufen immer in Ruhe ab. Was kommt in den Rucksack, was in welchen der beiden Koffer? Wie wird das Gewicht am besten verteilt? Die Handgriffe sind für Gerd Katzmann längst zur Routine geworden. Dennoch nimmt er sich Zeit, überlegt die Sache gut. Gerd Katzmann ist Motorradfahrer, und zwar einer von denen, die mit dem "Boxer" vor den Knien genüßlich über enge Straßen kurven, anstatt auf einem windschnittigen Big-Bike über die Autobahn zu rasen.
Sicherheit schreibt der Mühlheimer Motorradfan groß. Über seine Erfahrungen, die er auf dem Zweirad während seiner unzähligen Touren gesammelt hat, spricht er gern mit anderen - am liebsten in der Motorradgruppe des Touristikvereins "Die Naturfreunde", die sich jeden Samstag um 14.30 Uhr im Haus "Am Maienschein" trifft. Die Clique wird sich am 12. September beim Aktionstag "Minus zehn Prozent" beteiligen.
"Wir sehen uns als Naturliebhaber und Touristikfreunde, die ihr Ziel allerdings mit den Motorrädern ansteuern. Heizer sind wir wir nicht", stellt Gerd Katzmann klar. Die Touren, die er seit Jahren für die Gruppe organisiert, gleichen fast jedesmal einem Bildungsurlaub. Immer dort, wo es an der Strecke etwas zu sehen gibt, halten die Naturfreunde an, besuchen Museen, besichtigen historische Gebäude oder spazieren einfach mal so durch die unbekannte Stadt.
Über die Gegend, die die Gruppe mit ihren Maschinen durchkreuzt, wollen die Zweiradfans gern mehr wissen, deshalb bereitet Gerd Katzmann die Trips auch gut vor, schreibt die Fremdenverkehrszentralen an und organisiert die Übernachtungen in den Naturfreundehäusern.
Die Männer und Frauen in den Lederanzügen sind nicht nur offen für Informationen über Land und Leute, begierig wollen sie auch alles darüber wissen, "was sie bewegt". Und das sind die "Mopeds", wie die Maschinen, egal welcher PS-Klasse, genannt werden. Die Technik der unterschiedlichen Zweiräder, das Verhalten in Kurven oder während der Fahrt im strömenden Regen - all das will gewußt und gelernt sein. Ebenso wie das Packen und das richtige Beladen des Motorrades.
"Das ist das A und O vor einer jeden Reise", sagt Gerd Katzmann, denn nur, wer das Gewicht richtig verteile, sei auf den Straßen auch sicher unterwegs. Die schwersten Dinge kommen in den Rucksack auf den Tank, in die beiden Koffer, die rechts und links am Hinterrad befestigt sind, sollten die leichten Sachen verstaut und gleichmäßig ausbalanciert verteilt werden. Dabei müssen die Fahrerinnen und Fahrer darauf achten, daß das zulässige Gesamtgewicht für die Maschine nicht überschritten wird.
Mehr Sicherheit auf den Straßen, das bedeutet zunächst einmal, daß die Leute am Steuer eines Autos oder eines Motorrads auch mit demselben umgehen können. Die Mopedfans der Mühlheimer Naturfreunde absolvieren deshalb in ihrer Gruppe mindestens einmal im Jahr ein Sicherheitstraining. Routine auf dem Zweirad bekommen sie außerdem beim täglichen Weg zur Arbeit und bei den Touren in der Gruppe. Fast alle hatten schon mal einen Beinahunfall, eine brenzlige Situation miterlebt. Auch die Leute, die schon viele Kilometer "auf dem Buckel" haben, sind vor den Gefahren auf der Straße nicht gefeit.
Plötzlich liegt ein Rübenblatt oder feiner Sand auf der Fahrbahn, glänzt eine Ölspur auf dem Asphalt. Unerwartet queren Hasen oder Rehe die Straße oder stehen nachts plötzlich im Scheinwerferlicht. Wer da noch im Sattel bleiben kann und im ersten Schreck nicht ruckartig den Lenker herumreißt, hat Glück gehabt. Meist dauert alles nur einen Bruchteil einer Sekunde, Zeit zum Nachdenken ist kaum. Die Bewegung am Lenker ist Reflex, gegen den sich niemand wehren kann.
Dann gibt es da noch die vorausfahrenden - jedoch nicht vorausdenkenden - Männer und Frauen in ihren Autos, die aus dem offenen Fenster Apfelreste, Bananenschalen, brennende Zigarettenstummel oder andere Sachen herauswerfen. Die Mopedfahrer dahinter reagieren wieder mit dem sogenannten Fluchtreflex. Vor Schreck wird der Kopf eingezogen, wobei die Fahrer aber möglichst nicht am Lenker reißen sollten. Doch das ist Theorie, die Praxis sieht anders aus, sagen die Leute der Motorradgruppe.
Die Liste der Gefahrenquellen und Überraschungen für Kradfahrer ist lang. Die ausgebesserten und glatt lackierten Stellen auf der Straße verwandeln sich bei Regen ebenso zu "Rutschbahnen" wie die weißen Markierungsstreifen.
Eine Sekunde Unachtsamkeit könne gerade auf dem Motorrad tödlich sein, sagt Gerd Katzmann. Eine Knautschzone existiert nicht, jede Berührung mit einem Auto, jeder Sturz hat möglicherweise schlimme Folgen. Deshalb haben die Mopedfahrer aus Mühlheim die Autos möglichst immer fest im Auge, um rechtzeitig zu reagieren. Was nützt es, wenn der andere Schuld ist, der Mopedfahrer jedoch schwer verletzt wird?
"Hallo Partner, danke schön" diesen alten Slogan möchten die Mühlheimer Naturfreunde gern wieder aufleben lassen. Sie heben auch gegenüber den "Heizern" auf den schnellen, vollverkleideten Rennmaschinen den mahnenden Zeigefinger und erinnern an ihren Spruch: "Fahr nie schneller als dein Schutzengel fliegen kann."
HATTERSHEIM. Der Verein für Volksbildung hat sein neues Herbstprogramm veröffentlicht. Es liegt aus im Rathaus und anderen öffentlichen Gebäuden sowie in Buchhandlungen, Banken und Apotheken. Der Verein bietet wieder Kurse an in "Bauernmalerei und dekorativer Blumenmalerei", "Keramik", "Holzbildhauerei". Es wird auch gezeigt, wie "Puppen nach Waldorfart" gebastelt und Seidenstoffe bemalt werden. Die Ertüchtigung des Körpers bringen voran die Angebote Rhythmische Fitneß-Gymnastik", "Hatha-Yoga", "Jazz-Gymnastik" und "Autogenes Training".
Neu im Programm sind die Kurse "Wenig Garderobe - viel anzuziehen" und ein "Schmink-Workshop".
Anmeldung und Auskünfte in der Geschäftsstelle des Vereins für Volksbildung, Schulstraße 13, oder unter Tel. 0 61 90 / 808132. fuh
Namen + Notizen
HOCHHEIM. Nach Kölleda in Thüringen reisen Jugendliche aus Hochheim vom 5. bis 9. September. Das Kreisjugendamt und die Stadt bieten 14- bis 25jährigen die Möglichkeit, sich mit Gleichaltrigen zu treffen. Das Programm steht unter dem Motto "Erleben, Kennenlernen, Diskussion, Freizeit".
Mit dem Jugendverein "Young Style" wird gegrillt, in der Diskothek "Kulturhaus" ein Film mit anschließender Diskussion gezeigt, und die Jugendfeuerwehr stellt sich vor. Wer Kölleda von oben erleben will, kann vom Ultraleichtflughafen zu einem Kurzflug aufsteigen, wer eher das Bodenständige liebt, kann beim Kegelabend die Kugel schieben.
Die Teilnehmer wohnen im Jugendklub Kölleda. Anmeldung beim Kinder- und Jugendbüro Massenheim, Postfach 1140, Tel. 0 61 45 / 53284. fuh
SACHSENHAUSEN. Die Anwohner der Holzhecke und der Buchenrodestraße sollen besser vor dem Schleichverkehr durch ihr Wohnviertel geschützt werden. Der Ortsbeirat 5 (Niederrad, Oberrad, Sachsenhausen) nahm auf seiner jüngsten Sitzung einen entsprechenden Antrag der CDU-Fraktion einstimmig an. In den beiden genannten Straße sollen Tempo-30-Schilder aufgestellt werden. Der Ortsbeirat gab einen entsprechenden Auftrag an das Planungsbüro Albert Speer und Partner weiter.
Die beiden Straßen werden vielfach von Autofahrern als Durchgangsstraßen genutzt. Sie biegen von der Kennedyallee rechts in das Wohngebiet entlang der Buchenrodestraße ab, um den Stau auf der Niederräder Landstraße zu umgehen. Dabei fahren sie - auf dem Weg zur Deutschordenstraße - auch durch die Holzhecke. kan
SACHSENHAUSEN. Noch einmal mußte sich der Ortsbeirat 5 (Sachsenhausen, Niederrad, Oberrad) auf seiner jüngsten Sitzung mit den drei Anträgen der SPD zu verschiedenen Gaststätten in Sachsenhausen beschäftigen, die in den vorangegangenen Sitzungen immer wieder zu heftigen Auseinandersetzungen geführt hatten (die FR berichtete).
Nach einer kurzen, aber erneut heftig geführten Debatte wurden die drei Anträge der SPD in den nichtöffentlichen Teil überstellt. "Das ist im Sinne der breiten Diskussion eine politische Niederlage", gestand Gerhard Kadelbach, Fraktionsvorsitzender der SPD, nach der Sitzung ein.
Zwei Anträge der SPD beschäftigten sich mit leerstehenden Gaststätten und Diskotheken in und um das Kneipenviertel Alt-Sachsenhausen. Die Sozialdemokraten forderten eine Stellungnahme des Magistrates, ob in den Räumen auch andere Gewerbebetriebe untergebracht werden könnten. Weiterhin wollten die Sozialdemokraten wissen, ob neue Gaststättenkonzessionen für die leerstehenden Betriebe verweigert werden könnten. Besonders brisant: Mit dem dritten Antrag wollten sie klären, inwieweit bei 18 Gaststätten die Konzessionen zu Recht vergeben wurden und ob Wohnraum zweckentfremdet wird.
In den Anträgen wurden die Namen der Gaststätten genannt. Das hatte die CDU-Fraktion immer wieder kritisiert. Sie sah dadurch die Geschäftsleute unnötig an den Pranger gestellt und wollte die Anträge in den nichtöffentlichen Teil der Sitzung überstellen. Dem mußte sich die SPD schließlich fügen, da zwei Ortsbeiratsmitglieder der Grünen urlaubsbedingt nicht an der Sitzung teilnehmen konnten und eine Patt-Situation drohte. Bei Stimmengleichheit gelten die Anträge jedoch als abgelehnt. "Die haben drei Monate gebraucht, um zu kapieren, daß man so etwas nur auf gelb (vertraulich, d. Red.) machen kann", freute sich der Fraktionsvorsitzende der CDU, Ernst Bräter, über den unerwarteten Erfolg. kan
SOSSENHEIM. Ilse Vaupel hatte das richtige Gespür. "Als ich hörte, daß Sie hier wohnen, dachte ich mir schon, daß wir drankommen." Der graumähnige, vollbärtige Mann, der neben der ehrenamtlichen Stadträtin sitzt, schmunzelt.
80mal hat er den homo sapiens Sossenheimensus inzwischen liebevoll- bissig zu Papier gebracht. Allmonatlich nachzulesen als Kolumne "Last Exit Sossenheim" in der Zeitschrift "Titanic".
Und deswegen sollte der "Zugereiste mit dem unbestechlichen Blick" an diesem Abend in der SPD-Veranstaltung über "Lebensqualität im Stadtteil" mitdiskutieren.
Aber, wie sich zeigen sollte: Poth trägt zwar "zur kulturellen Aufwertung" des Stadtteils bei, wie sich Vaupel freute. Aber als Kritiker kärglicher Sossenheimer Lebensqualität taugt er nicht.
Denn der Mann findet reichlich vor den Toren der Bankenstadt, was er braucht: satirisches Futter. Und der Stoff will dem 62jährigen einfach nicht ausgehen. Zumal er stets "im Bus beim Nachbarn" lauscht, wie Chlodwig Poth zugab.
Ilse Vaupel beginnt das Gespräch: Weder Theater noch Kino, einfach zu wenig los in Sossenheim - "finden Sie nicht auch, Herr Poth?"
Findet er nicht. Ins Theater mag er gar nicht gerne gehen, denn "das sind verlorene Arbeitsabende". Kino und Kneipen vermißt er auch nicht, der er erst vor drei Jahren aus dem Herzen der Metropole an die Peripherie gezogen ist. "Ich gehe abends selten weg."
Und wenn doch, dann ins Grüne. Denn das ist für den Mann mit der schnellen Feder echte Lebensqualität: In der Natur sein "wie nie zuvor". Wöchentlich beim Spaziergang von Rebhühnern "zu Tode erschreckt" werden oder im Schrebergarten sitzen.
Gelüstet's ihn doch mal nach "richtiger Kultur" - kein Problem: Frankfurt ist ja nah. Wer Filme und Opernarien braucht, soll gefälligst nicht über den schlechten FVV meckern. "Ein 18 Jahre alter Kerl kann doch mit dem Rad nach Frankfurt fahren." Und wenn's nur demnächst in einer Zeichnung von Poth ist. dis
Daß sich die Dürre vor allem in Mosambik jetzt so verheerend auswirkt, liegt nicht nur an den von Ihnen geschilderten Gründen und nicht nur am langjährigen kommunistischen Mißmanagement der Befreiungsbewegungen, sondern vor allem an der außerordentlich gemeinschaftsfeindlichen Aufteilung des Landes (FR vom 6. 8. 1992 "Im Hintergrund: Bürgerkrieg in Mosambik - Dürre diktiert Frieden").
Man mag bei der Grenzfestlegung auf der Berliner Konferenz von 1885 beabsichtigt haben, dem Sklavenhandel mit der Errichtung eines quer vor der Küste liegenden Landes einen Riegel vorzuschieben, aber die Aufteilung ist unter modernen Verhältnissen menschenunwürdig und hat für die Wirtschaft und die Verwaltungsmöglichkeit katastrophale Folgen. Alle natürlichen Verkehrswege, Flüsse und Täler verlaufen von West nach Ost, und die meisten Landesgrenzen verlaufen quer zu ihnen von Nord nach Süd. Sie teilen zudem nicht nur die dort lebenden Völker, sondern verhindern auch die erforderliche verkehrsgerechte Erschließung.
Die Lage der Hauptstadt Maputo im äußersten Süden, die dortige Bevölkerung, die, mit Ausnahme der "Detribalisados" - der Entwurzelten -, eigentlich zu den Nguni-Völkern Südafrikas zählt, sowie die portugiesische Amtssprache sind Faktoren, die jede gemeinschaftliche Motivation verhindern.
Eine neue Aufteilung dieses heterogenen Landes in menschenfreundliche Zonen würde nicht nur den sehr unterschiedlichen Völkern des Landes eine Heimat bringen, sondern auch die Beendigung ihrer unnatürlichen Teilungen. Jedes dort lebende Volk könnte einen Hafen und Verkehrswege ins Inland haben. Was jetzt mit Schiff oder Flugzeug transportiert werden muß, könnte weit ökonomischer ins Inland gelangen.
Wirtschaftswissenschaftler und die Organisation für Afrikanische Einheit, OAU, die sich von ihrer Prämisse der Unverletzlichkeit kolonialer Unrechtsgrenzen lösen müßte, könnten hier im südlichen Afrika Verhältnisse schaffen, in denen die Menschen auch motiviert wären, etwas für ihre eigene überschaubare Gemeinschaft zu tun. Nur Ideologien stehen dem (noch) entgegen, keine vernünftigen Gründe.
Die jetzt bestehenden Verwaltungsgrenzen in Mosambik sind noch weit schlimmer als auf dem Balkan. Das Blutbad war auch ohne Dürre programmiert.
Anonyme Gesellschaftsmodelle wie in Mosambik erzeugen neben Elend und Unvermögen, mit Dürrezeiten fertig zu werden, nur Wirtschaftsflüchtlinge, die dann letztlich wegen eines ideologischen Fehldenkens und eines Fehlers von 1885 an unsere Türen klopfen werden.
Peter Kühn, Extertal
Den Optimismus Ihres Kommentars "Bundesbank - Gegen den Rest der Welt" (FR vom 8. 8. 1992) kann ich nicht teilen. Die geldpolitischen Weichen für einen schweren Konjunktureinbruch noch in diesem Winter sind gestellt und im Gegensatz zur Frankfurter Rundschau bastelt die Mehrzahl der Massenmedien emsig am dafür erforderlichen ideologischen Überbau: Überforderung durch die Kosten der Einheit, überzogene Löhne in Ost und West, Marktsättigung, Strukturwandel, Rationalisierung, der internationale Wettbewerb - man kennt es schon auswendig.
Haben nicht die Gewerkschaften mit der Forderung nach zehn Prozent mehr Inflation in den vergangenen beiden Tarifrunden der Bundesbank den billigen Vorwand für die Hochzinspolitik geliefert? Natürlich könnte sich der Zentralbankrat jederzeit bei einem Sektfrühstück mit der Gewerkschaftsführung über die Unsinnigkeit preistreibender Nominallohnforderungen einigen. Ob eine derartige Tarifpolitik in eine Inflation oder in eine Rezession führt, die Lohnabhängigen haben davon immer nur den Schaden. Eine Lohn-Preis-Spirale wird nie zum Nutzen der Arbeiter in Gang gesetzt.
Auch die in Bonn regierende Christenunion signalisiert eher die Bereitschaft, die kommende Rezession wieder eifrig mitzumachen. Die folgen nicht nur in Abtreibungsfragen dem römischen Fundamentalismus. Politik ist ein schmutziges Geschäft und wird von Organisationen betrieben, die aus langer Tradition sehr gut wissen, daß sie auf eine freiwillige Unterstützung aus einer in sozialer Sicherheit lebenden Wohlstandsgesellschaft nicht rechnen können. Wirschaftskrisen schaffen soziale Mißstände, von denen nicht nur die Mafia in Palermo profitiert. So erklären sich gewisse, unlängst im politischen Diskurs wieder aufgeworfene Überlegungen, ob Vollbeschäftigung und staatlich garantierte soziale Sicherheit als politische Altlasten behandelt und aus dem zukünftigen politischen Zielkatalog gestrichen werden sollten.
Nicht zuletzt der Umgang mit der Befreiungstheologie Lateinamerikas zeigte deutlich, unter welchem Aspekt die Hierarchie der katholischen Kirche - die ihre Existenz einzig und allein dem politischen Einfluß verdankt, den sie in den jeweiligen Staaten und Gesellschaften besitzt und den sie erhalten und womöglich ausbauen will - die sozialen Fragen behandelt sehen möchte. So ist also kein Interesse der christlichen Politik an der Überwindung wirtschaftlicher Probleme in welchem Land auch immer zu erwarten.
Damit wird die Auseinandersetzung mit den historischen Grundlagen des römischen Fundamentalismus freigegeben, die ja auch wesentlich spannender ist als die endlosen Debatten mit Leuten, die dafür bezahlt werden, daß sie noch nie etwas davon gehört haben wollen, daß die wirtschaftlichen Probleme der Gegenwart oder der Vergangenheit in diesem Jahrhundert womöglich irgend etwas mit der Geldpolitik zu tun gehabt haben könnten. Ein Thema weniger für Theologen als für Experten und Interessierte eines Gebietes, das es bei den alten Römern im ersten und zweiten Jahrhundert u. Z. zwar dem Namen nach noch nicht gab, sehr wohl aber in der politischen Praxis - der psychologischen Kriegsführung. Wolfgang Waldner, Kempten
BOCKENHEIM. Mit Hingabe und viel Farbe malt die achtjährige Marcella Pünktchen für Pünktchen ein Bild aus einem Buch ab. Dabei genießt sie die Aufmerksamkeit von Ingrid Sommer, die in der Stadtteilbücherei Bockenheim das Kinderprogramm mitgestaltet.
Obwohl sich normalerweise zahllose Kinder in den Bibliotheksräumen tummeln, ist Marcella an diesem Nachmittag Exklusivgast bei der Aktion "Kinder malen Kunst". Unter dem neuen Motto "Ein Mädchen malt Kunst" widmet sie sich nun mit Feuereifer den impressionistischen Gemälden.
Nach und nach trudeln noch ein paar Kinder ein, die die Besucherzahl allmählich auf das übliche Maß anwachsen lassen. Mit Pinsel und Farbe machen sie sich daran den Impressionismus auf ihre Weise auszulegen.
Die zunächst geringe Beteiligung an ihrer Malstunde führt Ingrid Sommer auf die allgemeine Besucherflaute in der Ferienzeit zurück. Danach dauere es immer eine gewisse Zeit bis das Kinderprogramm wieder voll genutzt werde.
Um die bereits bestehenden Kindernachmittage zu ergänzen, bietet die Bibliothek ab sofort auch eine Hausaufgabenhilfe an. Abwechselnd mit Gisela Hopp wird Ingrid Sommer dienstags, donnerstags und freitags, jeweils von 13.30 bis 15 Uhr vorwiegend Schüler der Grund- und Förderstufe betreuen. ima
BOCKENHEIM. Einige Mängel bei der Neugestaltung des 2400 Quadratmeter großen Hessenplatzes hat der Ortsbeirat 2 (Bockenheim, Kuhwald, Westend) entdeckt. Ruhebänke sollten am nördlichen Platzrand aufgestellt werden, außerdem müßten die Überwege zu den beiden Eingängen des Platzes durch Zebrastreifen gesichert werden. Einem entsprechenden Antrag der SPD stimmten alle Fraktionen zu.
Würden die Bänke aufgestellt, begründete Günter Zenk (SPD) seinen Antrag, könnten sich hier auch wieder ältere Bürger ausruhen. Der Platz sei außerdem besser zu erreichen, wenn die Gatter an den Fußwegen um den Hessenplatz auf der Höhe des Nordeingangs durchbrochen würden. Die Korrekturen sind seiner Ansicht nach bezahlbar, da bei der Umgestaltung des Platzes erhebliche Summen eingespart worden seien.
Tatsächlich waren die Kosten gesunken, nachdem sich der Beirat für eine einfachere Planung ausgesprochen hatte. Sollte der Umbau 1989 noch 650 000 Mark kosten, so legte das Gartenamt nach harschen Protesten des Beirats eine allseits gelobte Planung vor - Kosten des Umbaus nun: 395 000 Mark. mic
BOCKENHEIM. Das Parkplakettensystem für das südliche Bockenheim wird im Dezember der Bevölkerung vorgestellt. Das teilte Igor Vogt, im Ordnungsamt für die Abteilung Straßenverkehr zuständig, Ortsvorsteherin Ulrike Schöbel mit. Das System wird voraussichtlich Anfang 1993 eingeführt.
Die Anwohner leiden insbesondere unter den Besuchern der zahlreichen Messen, die mit dem Auto anreisen. Daher warten die Bockenheimer schon seit langem auf die Parkplaketten - und werden zunehmend ungeduldig.
Noch 1990 hatte der Magistrat vorgesehen, das südliche Bockenheim erst an die zwölfte Stelle einer Liste zu setzen, mit der damals Prioritäten für die Stadtteile aufgestellt wurden. Bis zum Jahr 2000, lauteten damals Unkenrufe vor Ort, müsse man nun wohl noch warten. Auf Druck der rot-grünen Fraktionen im Römer rückte das südliche Bockenheim jedoch Anfang 1991 auf die dritte Stelle vor. Die Begründung: Das Gebiet unterliege einer "Sonderbelastung durch Universität, Messebetrieb und Abendveranstaltungen" und leide damit besonders unter den Pendlerautos. mic
FRANKFURT-WEST. Michael Schatzschneider heißt der neue stellvertretende Vorsteher im Ortsbezirk 2 (Bockenheim, Kuhwald, Westend). Bei der Wahl wäh- rend der jüngsten Sitzung stimmten alle vier Fraktionen für den Grünen-Politiker. Schatzschneider löste Margret Steen (Grüne) ab, die im Frühjahr wegen Umzugs ihr Mandat niedergelegt hatte.
Eigentlich hatte ja der Grünen-Fraktionsvorsitzende Hans-Jürgen Bredtmann seinen Parteikollegen aufstellen wollen. Doch kaum hatte Ortsvorsteherin Ulrike Schöbel (SPD) um Vorschläge für die Wahl gebeten und Bredtmann bereits Luft geholt, kam ihm Eckart Prüm (CDU) dazwischen: "Michael Schatzschneider."
Auch die Christdemokraten haben Schatzschneider als versierten Verkehrsexperten und eifrigen Streiter für Radfahrer und Fußgänger kennen- und schätzengelernt.
Der 33jährige Bockenheimer, der am Abschluß seines Politologie-Studiums bastelt, ist als persönlicher Referent der Grünen-Landtagsabgeordneten Senta Seip in Wiesbaden beschäftigt. Mit zwei Kollegen hat er dort ein "Verkehrsbüro" gegründet, das der Fraktion zuarbeitet. Seit zwei Jahren ist er außerdem Sprecher der Landesarbeitsgemeinschaft "Verkehr" der Grünen, seit Februar diesen Jahres auch Sprecher der Bundesarbeitsgemeinschaft "Verkehr". Im Ortsbezirk 2 möchte er auch über die kommende Kommunalwahl hinaus mitarbeiten. Er bewirbt sich für die Grünen-Liste. mic
STADT UND KREIS OFFENBACH. Im vergangenen Jahr hat es auf den Straßen in Stadt und Kreis Offenbach genau 11 017 Mal gekracht. Das sind 3,18 Prozent weniger Unfälle als ein Jahr zuvor. Dieser Trend hält nach Auskunft von Karlheinz Passek auch im ersten Halbjahr diesen Jahres an:
Die Zahl der Unfälle ging von 5595 auf 5542 zurück. In den ersten sechs Monaten - Januar bis Juni 1992 - verunglückten 15 Menschen tödlich (im Vergleichszeitraum von 1991 waren es 18 Personen). 164 (197) wurden schwer- und 1228 (1093) leicht verletzt.
Die Unfallstatistik für das gesamte Jahr 1991 sieht düster aus: 40 Tote, 2633 Verletzte und rund 50 Millionen Mark Blechschaden.
Fußgänger und Zweiradfahrer sind auf den Straßen am meisten gefährdet, belegt die Statistik. In der Relation zu den Zulassungen sind Busse und Lastwagen recht selten in Unfälle verwickelt. Falsches Fahrverhalten ist die häufigste Ursache für eine Kollision im Straßenverkehr. Dazu zählt zu schnelles Fahren, falsches Abbiegen oder Mißachten der Vorfahrt. Oft ist Alkohol im Spiel.
Im vergangenen Jahr erwischte die Polizei 696 Leute am Steuer, die vorher Alkohol getrunken hatten. Das waren 60 Fahrer mehr als ein Jahr zuvor. Höher ist auch die Zahl der Fahrer, die sich nach dem Unfall aus dem Staub machten: 1991 flüchteten 3274, ein Jahr später waren es 3494.
In der Statistik hat Karlheinz Passek von der Offenbacher Polizei auch festgehalten, zu welcher Tageszeit sich die meisten Unfälle ereignen. Die Spitze liegt in der Zeit zwischen 16 und 17 Uhr, in der sogenannten Rush-hour. Ohne Probleme läuft der Verkehr zwischen vier und fünf Uhr morgens, denn da ist auf den Straßen fast nichts los. Das ist ähnlich wie an Sonntagen, da passieren die wenigsten Unfälle, während es an Freitagen am häufigsten kracht.
MÜHLHEIM. Die elfjährige Schülerin war an einem sonnigen Freitagnachmittag auf ihr Rad gestiegen und fuhr die Offenbacher Straße entlang. An der Einmündung zur Bahnhofstraße passierte es dann: Ein Autofahrer übersah die Radlerin und erfaßte sie mit seinem Wagen. Das Mädchen stürzte zu Boden, wurde schwer verletzt und mußte ins Krankenhaus gebracht werden. Diese Szene gehört zum Alltag von Polizeibeamten und Rettungssanitätern. Die Schülerin aus Mühlheim ist eine von 447 Radlerinnen, die im vergangenen Jahr in Stadt und Kreis Offenbach verunglückten.
In der Statistik wird dieser Unfall gleich mehrmals ausgewertet. Zum ersten erscheint der Sturz der Radfahrerin auf der sogenannten Unfalltypen-Steckkarte, die an der Wand der Mühlheimer Polizeidienststelle hängt. Jeder Unfall wird dort, je nachdem wie groß die Folgen sind, mit einer Stecknadel oder einem kleinen Fähnchen gekennzeichnet.
Das für den Laien kunterbunte Durcheinander auf der Tafel zeigt den Fachleuten sofort, wo die Unfallschwerpunkte liegen. Immer wenn es an einer Kreuzung im Stadtgebiet dreimal im Jahr kracht und die Karambolagen "von gleicher Art und gleichem Typ sind", so die Definition der Ordnungshüter, diskutieren die Mitarbeiter der Polizei, der Stadtverwaltung, des Straßenverkehrsamtes und anderer Behörden über die Unfälle und nehmen die Kreuzung unter die Lupe. Notiert wird in der Statistik außerdem der Unfallhergang, Datum, Uhrzeit, Zahl der Beteiligten und Besonderheiten.
Lag es am Verhalten der Fahrer oder könnte die Kurve, die Einmündung entschärft werden? Stehen die Schilder richtig, irritieren die Verkehrszeichen oder ist eine Ampelphase unpraktisch geschaltet? All diese Fragen werden an Ort und Stelle geklärt, mit dem Ziel, diese Straße für Radfahrer, Fußgänger oder Autofahrer so ungefährlich wie möglich zu gestalten.
An diesen Tagen der Verkehrsschau gehen die Polizeibeamten in Zivil auf die Straße, "sonst würden sich die Auto- und Motorradfahrer beim Anblick der Uniformierten nicht normal verhalten", sagt Karlheinz Passek von der Offenbacher Polizei. Denn gerade das Alltägliche, Normale wollen aber die kritischen Beobachter am Straßenrand analysieren. Manchmal werden dabei die Fahrzeuge auch auf Video aufgezeichnet, damit die Experten anschließend in Ruhe das Fahrverhalten studieren können.
Oft seien die problematischen Punkte für die Verkehrsteilnehmer schon optimal eingerichtet, weil bereits beim Bau der Straße, der Kreuzung, der Ampel oder der Bushaltestelle auf viele Dinge geachtet werde, sagt Norbert Schokowski, stellvertretender Leiter der Mühlheimer Polizei. Aber warum kracht es dann immer wieder?
Die nichtangepaßte Geschwindigkeit, der fehlende Sicherheitsabstand, das Überholen bei unklarer Verkehrslage von Autofahrern stehen in der Statistik der Unfallursachen ganz oben. Daran kann dann auch der Umbau einer Kreuzung nichts ändern, sagen die Beamten.
Die Fachleute, die sich ständig mit den Gefahren auf der Straße befassen, analysieren jedoch nicht nur die Unfallschwerpunkte, an denen es dreimal pro Jahr kracht. Dort, wo Menschen ums Leben kommen, steckt Norbert Schikowski auf der Typen-Karte ein Fähnchen ein. Über diese tödlichen Unfälle werde auf jeden Fall gesprochen, sagt Schikowski. Sein Kollege und Dienstellenleiter Helmut Götz erinnert sich beispielsweise daran, daß auf der Dietesheimer Straße im Juli 1989 und im März 1990 Fußgänger getötet wurden. Die Folge war, daß in dieser Durchgangsstraße, wo der Verkehr sehr schnell rollt, mehr "Fußgängerschutzeinrichtungen" (Ampeln) installiert worden seien, sagt Götz.
Die Unfälle mit Radfahrern werden auf der Karte mit einem grünen Dreieck gekennzeichnet. Sie sind neben Fußgängern besonders gefährdet, nicht zuletzt, weil sie keine Knautschzone haben. Auch der noch so kleine Sturz kann große Verletzungen nach sich ziehen. Schutzbekleidung sei deshalb das A und O bei Zweiradfahrern. Dazu gehört der Helm für Fahrradfahrer, der sich nicht nur bei den Kindern, sondern mittlerweile auch bei den Erwachsenen immer mehr durchsetzt, stellt Schikowski fest. Sonst hat der Polizeibeamte nicht viel Erfreuliches vom Verhalten der Radler zu berichten.
"Einige verstoßen eklatant gegen die Straßenverkehrsordnung", hat Schikowski beobachtet. "Die tun so, als würden die Regeln für sie nicht gelten." Beispiel Ampel: "Bei Rot schauen die Radler nach rechts und links, und wenn frei ist, radeln sie über die Kreuzung, schimpft er. In Einbahnstraßen fahren sie in entgegengesetzter Richtung.
Wie schnell da was passieren kann, wissen die wenigsten. Auch die Radfahrer müssen sich an die Straßenverkehrsordnung halten, besonders im Innenstadtbereich, wo Fußgänger vors Rad laufen können. Sonst hätten die Radler wegen einiger Rowdies bald einen schlechten Ruf weg, und das wolle doch niemand, meint Norbert Schikowski.
KREIS GROSS-GERAU. Hätte der Wassernotstand im Ried durch höhere Förderung des zur Grundwasseranreicherung und Beregnung gedachten Rheinwasserwerks Biebesheim verhindert werden können? Das beschäftigt angesichts der seit 15. August geltenden Wassernotstandsverordnung die Kreis-Politiker: SPD und Grüne sagen nein - die CDU ja. Zur Zeit klafft im Ried - so der SPD- Landtagsabgeordnete Jürgen May - ein Jahresdefizit von etwa zehn Millionen Kubikmetern zwischen Entnahme und Neubildung von Grundwasser.
Vor diesem Zahlenhintergrund wird gestritten, ob durch einen schnelleren Ausbau des seit 1989 nur teilweise arbeitenden Rheinwasserwerks Minus hätte verhindert werden können. Dessen endgültige Jahreskapazität soll bei 34 Millionen Kubikmeter zur Grundwasseranreicherung und acht Millionen zur Beregnung liegen. 1991 konnten nur 5,5 Millionen Kubikmeter Wasser zur Infiltration und 3,5 an die Landwirtschaft abgegeben werden. "Ein Skandal", meint der CDU-Landtagsabgeordnete und Kreisvorsitzende Gerald Weiß zum Wassernotstand. Das Problem sei hausgemacht. Aus rein ideologischen Gründen werde versucht, eine problemlose Lösung wie die Versickerung von Rheinwasser zu verhindern, ohne nach den Folgen für die Bürger oder etwa den Gernsheimer Wald zu fragen. Statt investierte Gelder endlich positiv wirksam werden zu lassen, versuchten die Verantwortlichen die Misere mit sozialistischen Bewirtschaftungsansätzen zu lösen. .
Als unangemessen wies der SPD-Landtagsabgeordnete und Vorsitzende der sozialdemokratischen Kreistagsfraktion, Jürgen May, die CDU-Kritik zurück. Daß jährlich 190 Millionen Kubikmeter Wasser gefördert würden, während sich nur 180 Millionen neu bildeten, sei überall im Ried zu sehen. Keiner solle außerdem so tun, als ob das Rheinwasserwerk ein Allheilmittel gegen Wassernotstand sei.
Auf die aktuelle Situation der Biebesheimer Anlage wies Diplom-Ingenieur Hans Iven, Leiter des Biebesheimer Rheinwasserwerks, hin. Bislang sei nur die Versickerungsanlage bei Eschollbrükken voll in Betrieb. Wenn die bislang ungeklärte Finanzierung endlich geklärt sei, könne der erste Spatenstich für die geplante Versickerung in Allmendfeld schon ein Vierteljahr später erfolgen. Der Bau der Versickerungsanlage Jägersburger Wald sei schon im November 1988 beantragt und bis heute offen. Hans Iven auf die Frage, ob durch den Ausbau der Anlage die Grundwasseranreicherung im Ried erhöht werden könnte: "Ja sicher". Allerdings seien die Verzögerungen nicht nur der neuen Landesregierung anzulasten. Dazu hätten auch Klagen eines Kreises beigetragen , der zuvor noch Infiltration im Ried gefordert habe. cas
BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT VI
MÜHLHEIM. Den Laien erscheint es makaber, wenn sie bei der Polizei die Liste über die Zahl der Toten und Verletzten sehen. Doch die Aufzeichnungen über den Unfallhergang, die Ursache und die Umstände des Zusammenstoßes sind wichtig. Denn nur aufgrund einer gründlichen Analyse können Konzepte entwickelt werden, wie Autos zu bremsen sind, der Raserei ein Ende bereitet werden kann. 40 Tote, mehr als 2600 Verletzte und rund 50 Millionen Mark Schaden - diese traurige Bilanz aus dem Straßenverkehr in Stadt und Kreis Offenbach zwingt geradezu zum Handeln. Was aber bringt die beste Idee zur Verkehrssicherheit, wenn die Autofahrer nicht mitspielen und ihr Verhalten nicht ändern?
"Das Auto ist eine Mordwaffe, man muß sich bewußt sein, daß man damit töten kann", sagt Karlheinz Passek, Verkehrsexperte der Offenbacher Polizei. Er ist einer von denen, die verhindern wollen, daß auf den Straßen noch mehr Menschen ums Leben kommen, das Auto weiterhin zur Mordwaffe werden kann. Aus diesem Grund unterstützt er die Aktion "Minus zehn Prozent".
Die Organisatoren beim Kreis glauben, daß die spektakulären Aktionen wie Crash-Tests und umherfliegende Dummy-Puppen sowie die umfangreichen Informationen die Autofahrer zur Einsicht bringen. Diese Art der Werbung für mehr Sicherheit sei das beste Mittel, sind sich die Fachleute im Kreis einig, auch wenn die positiven Auswirkungen nicht sofort durch sinkende Unfallzahlen belegt werden können.
Einer, der von den Crash-Tests und dem übrigen Programm nicht viel hält, ist Dr. Wolfgang Leuschner vom Frankfurter Sigmund-Freud-Institut. Seiner Meinung nach ist dies ein Tropfen auf den heißen Stein. Ein grundsätzliches Umdenken auf der Straße, hin zu mehr öffentlichem Nahverkehr und weniger Aggressivität am Steuer sei effektiver, um die Unfallzahlen zu senken. Die Menschen verfügen über einen speziellen Verdrängungsmechanismus und dieser funktioniere nach spektakulären Demonstrationen perfekt, meint der Fachmann. Anfangs seien die Leute durch die schrecklichen Bilder vielleicht geschockt, doch dann werde die Situation wieder vergessen, sagt Leuschner.
Ähnlich beschreibt auch der Fachmann des Deutschen Verkehrssicherheitsrates in Bonn, Christian Kellner, die Aktion: Die Menschen sehen die schrecklichen Bilder, sind geschockt, doch dann nach ein paar Minuten ist die Szene schon fast vergessen. Als Beispiel nennt er einen Unfall auf der Autobahn. Wenn es einmal gekracht habe, komme es auf der Gegenseite wegen der Neugierigen zu Staus. Erst fahren die Menschen etwas langsam, doch ein paar Kilometer weiter treten sie wieder aufs Gaspedal, so die Erfahrung Kellners. Trotzdem bewertet er die Aktivitäten des Kreises aufgrund des vielfältigen Programms durchweg als positiv. Eine Alternative gebe es ohnehin nicht. Die spektakulären Aktionen wie die Crash-Tests seien zwar keineswegs das Nonplusultra. Aber wenn die Organisatoren nicht nur über das Gefühl wie bei den nachgestellten Karambolagen, sondern auch über den Kopf wie durch Infos und persönliche Gespräche etwas verändern wollen, sei das der richtige Weg, meint Kellner.
Die Leute müßten sehen oder am besten im Simulator auch selbst fühlen, welche Energien frei werden, wenn das Auto außer Kontrolle gerät, sagt Fritz Heymach vom Automobilclub Deutschland. Er hält die Aktion "Minus zehn Prozent" für eine gute Sache. Wenn jemand direkt miterlebt, wie es bei einem Zusammenprall zweier Autos kracht, sitzt diese Erinnerung seiner Meinung nach tief. So wie im Winter, wenn es bei einem kleinen Auffahrunfall knallt. Das habe eine große Wirkung. "Erst nach dieser Erfahrung halten die Betroffenen nämlich größeren Abstand zum Auto vor ihnen", sagt Heymann.
Daß am Aktionstag im Mühlheim möglichst viele Leute angelockt werden, halten die Fachleute vom Verkehrssicherheitsrat und Automobilclub für ganz wichtig. "Wir müssen bei solchen Veranstaltungen mit Multiplikatoren zusammenarbeiten", sagt Christian Kellner und spricht von Betrieben, Automobilclubs, Schulen.
"Die Entwicklung der breiten Oppositionsbewegung wäre ohne die Proteste gegen den Bau von Staudämmen in den achtziger Jahren nicht denkbar gewesen", sagt Witoon Permongsacheroen, Direktor einer thailändischen Umwelt-Organisation. Als Bangkoks Bürger im Frühjahr die Militärs herausforderten, da standen Umweltschützer in vorderster Linie. Wie in anderen Ländern des Südens waren auch in Thailand ökologische Probleme, eng verflochten mit sozialen und politischen Fragen, zu einem Zündfunken politischer Opposition geworden. Heute sind sowohl Umwelt als auch Demokratie zentrale Themen.
Alle reden von mehr Demokratie zur Rettung der Umwelt, nicht nur soziale Bewegungen und regierungsunabhängige Organisationen, auch Politiker und internationale Institutionen. Es gibt keine "nachhaltige", die Umwelt nicht zerstörende Entwicklung, lautet etwa die politische Botschaft des Brundtland-Berichts, der neuen "Bibel" internationaler Umweltpolitik, ohne Beteiligung lokaler Gemeinschaften bei der Nutzung der Rohstoffe und Natur-Ressourcen, ohne die Stärkung von Basisorganisationen, den Ausbau lokaler Demokratie.
Damit hat das Zauberwort "Partizipation" die nächste Stufe seiner entwicklungspolitischen Karriere erklommen. Die "Beteiligung" soll - nach der Bekämpfung der Armut und der Benachteiligung von Frauen - nun auch helfen, Konflikte über Ressourcennutzung zu schlichten, "Verschmutzungsrechte" zu verteilen, globale und lokale Umweltprobleme zu versöhnen, die Umweltverträglichkeit von Entwicklungsprojekten zu sichern und die kriminelle Umweltzerstörung durch korrupte Regimes oder profitgierige Konzerne zu verhindern. Die "Transformation der politischen Kultur und Institutionen auf allen Ebenen - lokal, national und global", ist laut Greenpeace zur "Lösung der Krise von Umwelt und Entwicklung" angesagt. Aber nicht alle verstehen unter Demokratie, Partizipation und politischer Reform das gleiche.
"Transparenz, Demokratie und Rechenschaftspflicht" fordert deshalb die malaysische Entwicklungskritikerin Chee Yoke Ling von internationalen Organisationen wie der Weltbank ein. Denn sie stellen, ebenso wie multinationale Unternehmen, Geschäftsbanken, internationale Behörden oder Verhandlungszirkel (wie der zum Welthandels-Abkommen Gatt) wichtige Weichen auch für die ökologische Zukunft der Menschen und des Planeten, sind jedoch öffentlicher Enflußnahme oder Kontrolle weitgehend entzogen. Die Fäden ziehen Bürokraten, Manager, mächtige wirtschaftliche oder politische Interessengruppen, Lobbyisten.
Auch Chee Yoke Lings Landsmann Mohathir Mohamad verlangt international mehr Demokratie, wenn die Länder der Dritten Welt ihr Engagement für die Rettung des Planeten steigern sollen. "In den Vereinten Nationen sind wir zwar gleich, aber fünf von uns sind gleicher als die anderen 168", klagt Malaysias angriffslustiger Premierminister die Vorherrschaft der Supermächte an. Und diese Vorherrschaft, so der Vorwurf, der sich beim UN- Erdgipfel in Rio de Janeiro wie ein roter Faden durch nahezu alle Themen und Diskussionen zog, nutzen die Industrieländer, um die neue ökologische Weltordnung nach ihren Vorstellungen und ihren Prioritäten zu gestalten - auf Kosten der Interessen der Entwicklungsländer und damit auch auf Kosten einer internationalen Zusammenarbeit zur Rettung der Erde. Im eigenen Haus nimmt Mahathir es allerdings mit Demokratie nicht ganz so genau. Proteste gegen Abholzung werden mit harter Hand unterdrückt, kritische Umweltschützer eingeschüchtert.
"Wenn wir fragen: Warum wird die Umwelt zerstört?', dann nennt man uns subversiv", beschreibt die Kenianerin Wangari Maathai die Reaktion vieler Regierungen à la Mahathir Mohamad, für die Umweltschützer noch immer als Entwicklungs-Saboteure gelten. Nachdem sie mit ökologischen Argumenten erfolgreich gegen ein Prestige-Bauprojekt in Nairobi Sturm lief und damit einen Präzedenzfall schuf, wie selbst in einer autoritären Einparteien-Herrschaft ökologische Argumente zur wirksamen politischen Waffe werden, wird sie politisch verfolgt und schikaniert. "Nachhaltige Entwicklung heißt, daß wir Kritik zulassen müssen, daß wir Basis-Partizipation zulassen müssen", sagt sie und erinnert unbeirrt daran, daß demokratische Freiheiten und bürgerliche Rechte Grundvoraussetzungen für wirksamen Umweltschutz sind.
Als Vermittler zwischen Umwelt und Politik, zwischen Bevölkerung und Regierungen, bieten sich die Nichtregierungsorganisationen an. Sie verbinden vielfach guten Rückhalt an der Basis mit detaillierten Kenntnissen über ökologische Problemsituationen und Bedürfnisse der Bevölkerung. Es scheint, sie seien die idealen Partner für eine Umweltpolitik der demokratischen Art. Doch nicht alle sehen das so. "NRO-Beteiligung ist keine echte Umwelt-Demokratie!", wirft etwa die indische Wissenschaftlerin Vandana Shiva warnend ein.
Wichtigster Bestandteil einer demokratischen Umstrukturierung politischer und wirtschaftlicher Systeme, so Shiva, müsse die Stärkung der lokalen Verfügungsrechte, insbesondere über Boden, Wasser, Wälder, einschließlich der biologischen Vielfalt sein. Denn "die institutionellen Ursachen der ökologischen Krise liegen darin, daß den lokalen Bevölkerungen das Recht genommen wurde, bei Umweltentscheidungen mitzureden". Wälder, die nicht ihnen, sondern dem Staat gehören, oder Land, von dem sie willkürlich vertrieben werden können, sind für sie kein schutzwürdiges Gut mehr.
Diese "Umstrukturierung" erfordert nicht unbedingt neue globale Superstrukturen, schwerfällige Auswahlprozesse oder langwierige Entscheidungswege: "Wir sollten uns gar nicht so viele Gedanken darüber machen, wie wir institutionell sicherstellen können, daß auch der letzte Stammesangehörige bei Weltbank- Entscheidungen in Washington vertreten ist. Wir müssen lediglich erreichen, daß die Weltbank keine Entscheidung über die Ressourcen der Stammesangehörigen fällt, ohne zuvor ihre informierte Zustimmung einzuholen."
Dahinter steht die Grundüberzeugung, daß die Menschen, und insbesondere die Frauen, schonend mit der Natur umgehen werden, wenn es in ihrem eigenen Interesse ist. Schonender jedenfalls als Regierungen, Multis, internationale Finanzorganisationen und realitätsferne Bürokraten. "Sie werden die Natur nicht zerstören, sie wissen, welche Folgen das für ihr Überleben hat", ist zum Beispiel Anil Agarwal überzeugt.
Argarwal, Direktor des indischen Zentrums für Wissenschaft und Entwicklung, schlägt eine "Globale Umwelt-Demokratie" vor, mit erweiterten demokratischen Mitbestimmungsmöglichkeiten auf allen Ebenen. Wie Vandana Shiva plädiert er zum einen dafür, daß auf lokaler Ebene die Bevölkerungen die Verfügungsgewalt über ihre "Überlebensressourcen", die ihnen von den nationalen Regierungen geraubt wurde, zurückerhalten. Zum anderen müßten bei "globalen Gemeinschaftsgütern" die Atmosphäre oder Weltmeeren demokratisch legitimierte internationale Organisationen mehr Entscheidungsbefugnisse haben. "Der Aufbau von Systemen lokalen Managements auf der einen Seite, globalen Managements auf der anderen bedeutet, daß die bestehenden Nationalstaaten einen Teil ihrer Souveränität an die Dorf-Republik, einen Teil an die globale Republik abtreten müssen."
Grundlage dafür sei eine klare Defination der "Umweltrechte aller Menschen", und zwar auf lokaler, auf nationaler, aber auch auf globaler Ebene, "damit dementsprechend auch unsere lokalen, nationalen und globalen Pflichten klar sind", meint Agarwal. Statt der bislang vorherrschenden ungerecht verteilten "Verschmutzungs-Anarchie", so einer seiner Vorschläge, sollte jeder das gleiche "Recht" an der Atmosphäre haben. Wer sein "Verschmutzungsrecht" - wie die meisten Einwohner der Industrieländer - überschreitet, müßte dann anderen, die ihren Anteil nicht ausschöpfen, deren Rechte in Form von Anteilsscheinen an der Atmosphäre abkaufen - ein System, das nicht nur gerechter wäre, sondern gleichzeitig Anreiz bieten würde, die Verschmutzung zu vermindern.
Argawal fordert Lösungen, "wie die begrenzten Ressourcen umweltverträglich, gerecht, gleichberechtigt und friedlich verwaltet werden können". Andernfalls drohen heftigere, weltweite Verteilungskämpfe. UWE HOERING
NIEDERURSEL. Munter weiter dreht sich das Kerwekarussell in Frankfurt. Nach Oberrad, Praunheim, Bornheim, Kalbach und Sachsenhausen feiern nun auch die Niederurseler vom Freitag, 28. August, bis Montag, 31. August.
Das Volksfest im idyllischen Ortskern soll unter der Schirmherrschaft der Frankfurter Volksbank noch schöner und attraktiver werden als in der Vergangenheit. Das haben sich der Bürgerverein, die Fußballer (SV 1919), der Kleintierzuchtverein, die freiwillige Feuerwehr, die TSG Nordwest 98, der Reitclub, Metzger Gebhart sowie die Landfrauen, der evangelische Frauenverein, Ortsbauernverband und die anthroposophische Bildungsstätte "der hof" vorgenommen.
Mit von der Partie sind die Schausteller mit einem Vergnügungspark im Dorfwiesenweg. Eine wichtige Aufgabe übernehmen auch die Brandschützer: Sie stellen den Kerwebaum auf. Gefeiert wird in Höfen und Festzelten.
Das Kerweprogramm: Freitag, 28. August, 18 Uhr: Auftakt im Dorfwiesenweg. 20 Uhr: Disco-Night mit Disc-Jockey Thomas im Festzelt der Feuerwehr. Samstag, 29. August, ab 14 Uhr: Kerwetreiben. 15 Uhr: Kleintierschau an der Unterkirche (Alt-Niederursel). 17 Uhr: Kerweumzug (Bonameser Fanfarencorps und Ortsvereine), danach Aufstellen des Kerwebaums (Ekke Dorfwiesenweg/ Obermühlgasse) und offizielle Kerweeröffnung durch die Schirmherren Jürgen Damerau und Wolfgang Stein. 19 Uhr: bunter Abend und Kerwetanz im Feuerwehr-Festzelt mit den "Zabelsteiner Buam". 20 Uhr: Kerwetanz mit der "Barberino-Bande" im "Teescheunenhof".
Sonntag, 30. August, 8.30 bis 11 Uhr: Volksradfahren (Start und Ziel: Dorfwiesenweg unter der Autobahnbrücke). 10 Uhr: Kerwefrühschoppen bei der Feuerwehr, den Fußballern und Kleintierzüchtern. 15 Uhr: Kinderspiele auf dem Kerweplatz; Kasperle kommt in die Bildungsstätte "der hof". 17 Uhr: Kerwetanz mit der Kapelle "City-Music" im Festzelt der Feuerwehr. Montag, 31. August, ab 15 Uhr: Kerwetreiben und -kehraus. dixi/34
Im Hintergrund: Atomwaffen der USA und GUS Von Abrüstung keine Spur
Es ist wie zu Zeiten des Kalten Krieges - als ob sich nichts geändert hätte. Überall in der früheren Sowjetunion, von Sibirien über Kasachstan bis zur Ukraine, sind Tausende Atomraketen startbereit, in unterirdischen Silos, Eisenbahnwaggons oder Flugzeugen. Und genauso durchpflügen immer noch Atom-U-Boote der USA und der GUS die Meere, bleiben die Raketen in den Silos auch dort in Alarmbereitschaft. Worauf sie gerichtet sind, das bleibt geheim. Übereinstimmend sind russische und US-amerikanische Experten der Ansicht, daß die von den Staatschefs der Supermächte beschlossenen tiefgreifenden Kürzungen in den Atomarsenalen und die sich zwischen ihnen entwickelnde Freundschaft nichts am Stand der Atomrüstung geändert haben. Die alte Rivalität ist zwar verschwunden, dafür haben sich aber neue Konflikte entwickelt.
In der ehemaligen Sowjetunion gibt es neben Rußland noch drei Länder, auf deren Gebiet strategische Atomwaffen stationiert sind: Weißrußland, Kasachstan und die Ukraine. Und in allen dreien gibt es Widerstände, diese Waffen herzugeben. "Obwohl oberflächlich betrachtet die Gefahr, die von der Sowjetunion ausging, fast gänzlich verschwunden ist, gehen die NATO-Planer doch davon aus, daß die neuen Republiken die Abkommen zwischen den ehemaligen Supermächten gefährden könnten", sagt Paul Beaver, Herausgeber der Fachzeitschrift Jane's Defense Weekly.
Und Oberst Andrew Duncan vom Internationalen Institut für Strategische Studien (IISS) in London meint, niemand solle überrascht sein, daß Russen und Amerikaner ihre Atomarsenale immer noch in Bereitschaft halten. "Obwohl es eine große Friedenseuphorie gibt, besteht immer noch eine große Gefahr. Wenn es keine politische Vereinbarung gibt, alle Atomwaffen aus dem Alarmzustand zu nehmen, dann lassen die Militärs auch nicht die Finger davon."
Sowohl die USA als auch die Sowjetunion haben den Umfang ihres Atomarsenals geheimgehalten. Schätzungen zufolge verfügte die UdSSR über 10 000 bis 13 500 Sprengköpfe für den strategischen und rund 16 000 bis 20 000 für den taktischen, also Kurzstreckeneinsatz. Die USA sollen ebenfalls über 10 000 bis 13 000 strategische und rund 15 000 taktische Atomsprengköpfe verfügen. Obwohl beide Staaten vereinbart haben, die Zahl ihrer strategischen Sprengköpfe auf je 3000 bis 3500 bis zum Jahr 2003 zu reduzieren, werden neue Sprengköpfe gebaut, wie Jewgeni Mikerin erklärt, der Forschungschef des russischen Atomenergieministeriums.
Immerhin ist seit Oktober der Alarmzustand für alle schweren GUS-Bomber und mehr als 1100 Interkontinentalraketen aufgehoben, das sind 25 Prozent der strategischen Streitkräfte. Der russische Präsident Boris Jelzin gab im Januar bekannt, daß die Langstreckenraketen nicht länger auf die USA zielten. Im Juni wurde damit begonnen, die gefährlichsten - die SS-18 mit je zehn Sprengköpfen - außer Betrieb zu setzen.
In den Republiken der früheren Sowjetunion löst diese Unsicherheit große Besorgnis aus, denn schließlich könnten auch sie Ziel russischer Raketen sein. So wächst in Kasachstan, der Ukraine und Weißrußland die Zahl derer, die "ihre" Atomwaffen behalten wollen. "Ich glaube, es gibt kein Land auf der Welt, das nicht gerne Atomwaffen besäße", zitierte die Nachrichtenagentur Interfax Generaloberst Pjotr Tschaus, den stellvertretenden weißrussischen Verteidigungsminister.
Obwohl die Ukraine, Weißrußland und Kasachstan als Atommächte gelten, haben sie nicht die Verfügungsgewalt über diese Waffen, die vom gemeinsamen GUS-Oberkommando kontrolliert werden. Faktisch entschiede aber Moskau über einen Abschuß.
Der kasachische Präsident Nursultan Nasarbajew forderte von Washington Garantien gegen einen Atomangriff Rußlands, Chinas oder der USA auf sein Land. Dies lehnte Washington ab. Man sei bereit, politisch zu helfen, nicht aber militärisch, erklärte Außenminister James Baker.
EDITH LEDERER (AP)
FRANKFURT-NORDWEST. Die Turn- und Sportgemeinde 98 Nordwest richtet am Sonntag, 30. August, ihr "11. Volksradfahren zur Niederurseler Kerb" aus. Das Motto: "Fahr mit - bleib fit!" Start und Ziel ist im verlängerten Dorfwiesenweg unter der Autobahnbrücke. Teilnehmen kann jeder, der ein verkehrssicheres Fahrrad besitzt (Kinder unter zehn Jahren nur in Begleitung Erwachsener).
Starts sind von 8.30 bis 11 Uhr. Kontrollschluß ist um 12 Uhr. Die 20 Kilometer lange Rundstrecke ist gut ausgeschildert. Sie führt auf Asphaltstraßen und befestigten Feldwegen zur Nordweststadt, dann weiter über Praunheim, Eschborn, Steinbach und Weißkirchen zurück zum Ausgangspunkt. Die Startgebühr beträgt fünf Mark, Familien zahlen 15 Mark.
Dafür gibt es eine Urkunde und eine Medaille; die Gruppe mit den meisten Teilnehmern erhält außerdem einen Pokal. Auch werden unter den Radlern Preise verlost, Hauptgewinn ist ein von der BfG-Bank gestiftetes Fahrrad. dixi/34
Zu Ihrer Meldung "Schauspieler verkauft Oscar" (FR vom 8. August 1992) sei noch folgendes angemerkt: Harold Russell, der Darsteller des Matrosen Homer Parrish in William Wylers mehrfach preisgekröntem Film "The best years of our lives" (1946), dürfte jedem Adorno-Leser hinlänglich bekannt sein - ist er doch dem Philosophen einmal (ungewollt) als unheimlicher Gast erschienen. Russell berichtet in seiner 1981 veröffentlichten Autobiographie, daß er noch vor der "Oscar"-Verleihung an Charlie Chaplin zu einer Party eingeladen worden sei.
Auf dieser Party war auch Adorno zugegen. Beim Abschied reichte Adorno Russell "ein wenig geistesabwesend die Hand und zuckte fast zugleich heftig zurück".
Russell hatte - wie Adornos früherer intellektueller Mentor Reinhold Zickel - "im Krieg die Hand verloren und trug an deren Statt aus Eisen gefertigte, aber praktikable Klauen. Als ich die Rechte schüttelte, und sie auch noch den Druck erwiderte, erschrak ich aufs äußerste, spürte aber sofort, daß ich das dem Verletzten um keinen Preis zeigen durfte, und verwandelte mein Schreckgesicht im Bruchteil einer Sekunde in eine verbindliche Grimasse, die weit schrecklicher gewesen sein muß" (Adorno: Gesammelte Schriften, Band 10/1).
Eine opernreife Szene: wie Don Giovanni die Fassung verliert, als er die steinerne Hand des Komturs drückt ("Che gelo è questo mai?"), wird Adorno beim Berühren der Metallprothese Russells vom Entsetzen gepackt.
Reinhard Pabst, Frankfurt am Main
Europäische Studienführer
Alle Hochschulabsolventen, die ihr Wissen um eine "europäische Dimension" erweitern wollen, haben auf den Hochschulen der Europäischen Gemeinschaft mittlerweile sehr viele Auswahlmöglichkeiten. Um einen Überblick über die vielen Studienvarianten und die Anerkennung der einzelnen Abschlüsse zu ermöglichen, hat das "Amt für amtliche Veröffentlichungen der Europäischen Gemeinschaften" vier Informationsschriften herausgegeben:
1) Eine Auflistung aller Hochschulabschlüsse und -qualifikationen in der EG (A guide to higher education systems and qualifications in the European Community); ISBN 92-826-2676-8; 32 Ecu (64,50 DM) plus Mehrwertsteuer.
2) Informationen für junge Hochschulabsolventen, die sich im Ausland bewerben wollen (Working in the European Community); ISBN 1-85-324-516-X; 13,8 Ecu (27,70 DM) plus Mehrwertsteuer.
3) Ausführliche Studie über die Erfahrungen von rund 3000 Erasmus-Stipendiaten (Learning in Europe. The Erasmus experience. A survey of the 1988/89 Erasmus- students); ISBN 1-85-302-527-5; 12,65 Ecu (25,50 DM).
4) Übersicht über die Hochschulkooperationsprogramme, gegliedert nach Ländern, Studienfächern, Art der Zusammenarbeit, französisch/englisch (Erasmus and Lingua Action II - Directory 1991/92), 27,5 Ecu (55,50 DM) plus Mehrwertsteuer.
Diese Informationsschriften werden vom "Amt für Amtliche Veröffentlichungen der Europäischen Gemeinschaften" herausgegeben, L-2985 Luxemburg, 2, Rue Mercier, Telefon (0 03 52) 4 99 28-1. Der Titel "Learning in Europe" (Buch Nr. 3) erscheint im Verlag Jessica Kingsley. midd
Planer für Management-Nachwuchs
Abiturienten, Wirtschaftsstudenten, Management-Nachwuchskräfte, aber auch Berufsberater, Professoren sowie Personal- und Ausbildungsleiter können auf einen neuen Almanach zurückgreifen. Speziell für angehende Führungskräfte konzipierte Joerg E. Staufenbiel sein Buch "Berufsplanung für den Management-Nachwuchs", das für 1992/93 als 13. Auflage erhältlich ist. Wesentliche Bestandteile sind Branchenreports und Stellenangebote aus 180 Unternehmen der Wirtschaft. Ferner finden sich u. a. Kontaktadressen zur Studien- und Berufsplanung, Firmendokumentationen und Hinweise zu Berufsständischen Vereinigungen, Versicherungs- und Geldtips. Verlag J. E. Staufenbiel, Institut für Berufs- und Ausbildungsplanung (iba), Köln, 568 Seiten, Preis 19,60 DM. np
Sparen zum Nulltarif
Junge Leute sind oft knapp bei Kasse. Um so wichtiger ist es, gerade für Auszubildende, die Sparförderung über das Vermögensbildungsgesetz zu nutzen.
Der Gesetzgeber hat dafür gesorgt, daß Bürger, die einen 936-DM-Sparvertrag abschließen, bei entsprechender tarifvertraglicher Regelung von ihrem Arbeitgeber sechs Jahre lang Monat für Monat bis zu 78 DM zusätzlich einstreichen, macht zusammen 5 616 DM. Nach diesen sechs Jahren bleibt das Konto - so verlangt es der Gesetzgeber - noch zwölf Monate gesperrt, doch es kann bereits ein neuer Sparvertrag abgeschlossen werden.
Als Anlageformen bieten sich dem Sparer eine ganze Reihe interessanter Möglichkeiten. Besonderer Beliebtheit erfreut sich vor allem bei jungen Leuten seit einiger Zeit das Investmentsparen. Daran ist wiederum der Gesetzgeber nicht ganz unschuldig. Hat er doch mit der jüngsten Novellierung des Vermögensbildungsgesetzes seine "Favoriten" unter den Anlageformen gekürt: Er gewährt eine gestaffelte Sparzulage. Wer als Lediger nicht mehr als 27 000 DM und als Verheirateter nicht mehr als 54 000 DM jährlich versteuern muß (das Bruttoeinkommen kann höher sein), kommt in den Genuß der höchsten Arbeitnehmersparzulage von 20 Prozent, wenn er beispielsweise ein Aufbaukonto eines Aktienfonds einrichten läßt. np
Studium und krankenversichert
Studenten, die ihr 30. Lebensjahr vollenden oder über das 14. Fachsemester hinaus studieren, unterliegen nicht mehr der gesetzlichen Krankenversicherungspflicht. Allerdings sind Ausnahmen gemäß dem Gesundheitsreformgesetz zulässig, wenn beispielsweise die Art der Ausbildung, hier vor allem der Erwerb der Studienberechtigung über den zweiten Bildungsweg, sowie familiäre oder private Gründe eine Überschreitung dieser zeitlichen Grenzen rechtfertigen. Trifft dies nicht zu, können sich Studenten entweder freiwillig gesetzlich oder aber privat krankenversichern. Rechtzeitige Information ist dabei sinnvoll. Auf keinen Fall sollte ohne Krankenversicherungsschutz weiter studiert werden. So kostet die freiwillige Versicherung bei den Krankenkassen in den alten Bundesländern durchschnittlich rund 130 DM im Monat. Der entsprechende Studententarif in der Privatversicherung kostet nach Angaben des Verbandes der privaten Krankenversicherung bis zum 30. Lebensjahr 90 DM und danach 119 DM im Monat. Längstens ist dieser Tarif allerdings bis zum 34. Lebensjahr möglich. In den neuen Bundesländern gibt es für diesen Tarif eine Ermäßigung von zehn Prozent. np
Zusatzversicherung möglich
Mit Beginn einer Lehre werden junge Leute in der Regel in einer der gesetzlichen Krankenkassen versicherungspflichtig, weil sie mit ihrem niedrigen Einkommen die Beitragsbemessungsgrenze (5100 DM im Westen, 3600 DM im Osten) meist weit unterschreiten. Wem die gesetzliche Kasse nicht ausreicht, kann nach einem Hinweis des Verbandes der privaten Krankenversicherung Zusatzversicherungen abschließen. Mit den privaten Zusatz-Policen können beispielsweise Selbstbeteiligungen in der gesetzlichen Krankenversicherung wie beim Zahnersatz gemildert oder auch Wahlleistungen im Krankenhaus wie die Unterbringung im Ein- oder Zweibettzimmer und die Behandlung durch den Chefarzt versichert werden. np
GALLUS / WESTEND. Die Jugendlichen aus dem Westend haben schon lange nichts mehr zu lachen. Das Loch im Stadtsäckel hat einen eigenen Treffpunkt bis auf weiteres verhindert; die provisorischen Container im Grüneburgpark sind seit Anfang Juni verschwunden. Die kalte Jahreszeit steht vor der Tür - und die Halbwüchsigen sitzen wieder auf der Straße. In dieser Situation könnte eine Kirche zur letzten Zuflucht werden: die evangelische Matthäusgemeinde am Rande des südlichen Westends, im benachbarten Gallusviertel.
Dort ist Ute Glasemann seit sechs Wochen für die Kinder- und Jugendarbeit verantwortlich, eine Frau, die schon lange gegen die Betreuungsmisere im Stadtteil kämpft. Und die engagierte Sozialpädagogin hat sich einiges vorgenommen: "Vielleicht schon im Oktober" will sie in den Räumen der Matthäusgemeinde ein Jugendcafé eröffnen.
Das Engagement der Kirche kommt nicht von ungefähr: Gerade mal vier Mädchen und drei Jungen arbeiten derzeit noch regelmäßig in der Gemeinde mit - Tendenz fallend. "Die Jugendarbeit in der Kirche krankt", hat Ute Glasemann festgestellt. In einer Analyse der Matthäusgemeinde heißt es nüchtern: "Das Freizeitverhalten der Jugend hat sich gewandelt." "Da müssen wir schon etwas Besonderes anbieten", sagt Frau Glasemann - zum Beispiel ein Jugendcafé.
In vier Räumen in der Friedrich- Ebert-Anlage 33 könnte der neue Treffpunkt eingerichtet werden. Rund 6000 Mark, glaubt die Jugendarbeiterin, werde der Umbau kosten. Noch hat der Gemeinderat dem Projekt nicht zugestimmt, Ute Glasemann aber gibt sich optimistisch - denn: "Der Pfarrer steht dahinter."
"Traditionelle Jugendarbeit im Stile der Pfadfinder" will die Betreuerin in dem neuen Treffpunkt aber auf jeden Fall verhindern. Denn mit christlicher Kleingruppenarbeit könne man die Heranwachsenden "mit ihren vollen Terminkalendern" nicht mehr erreichen. Vielmehr soll das Café eine gemütliche Anlaufstelle werden, in der sich die Teenager nach Schulschluß wohl fühlen können. Beim Ausbau der Räume sollen die Jungen und Mädchen daher von Anfang an dabeisein.
Und wenn der Cafébetrieb erst einmal läuft, dann - da ist sich Ute Glasemann ganz sicher - könne man die Westend-Jugendlichen auch für Gruppenangebote gewinnen. Selbstverteidigungskurse und Fahrrad-Workshops schweben der rührigen Betreuerin vor, eine Umwelttheater-AG, ein Videoprojekt oder auch "Kochen nach biblischen Rezepten".
Ein reger Treffpunkt soll das Café in der Matthäusgemeinde werden - aber nicht nur für die Gemeindejugendlichen. "Hier", versichert Frau Glasemann, "werden sich die Kids treffen können, ohne gleich von der Kirche vereinnahmt zu werden."
Das Konzept steht, der Countdown hat in der Matthäusgemeinde begonnen, nur ein Name fehlt dem Jugendcafé in spe noch immer. Ute Glasemann hat zwar bereits eine Idee - "aber ich glaube, mit Café Amen krieg' ich Schwierigkeiten beim Pfarrer". ind
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 15
Der Drogenhandel verzeichnet in den vergangenen Jahren Zuwachsraten und Gewinnspannen, die ansonsten nur im illegalen Waffenhandel erzielt werden. Nach einer Untersuchung des Max- Planck-Instituts für ausländisches und internationales Strafrecht sollen die Gewinne aus dem Heroinhandel in der Bundesrepublik bei jährlich 1,5 Milliarden DM liegen. Die Bundesregierung geht unter Zugrundelegung des Zahlenmaterials der Drug Enforcement Agency, Washington, davon aus, daß der Umsatz im Drogenhandel im Jahr zwischen 1,5 und 4 Milliarden DM liegt. Weltweit wird der Umsatz auf rund 800 Milliarden DM geschätzt (BT-Drucksache 11/5525). Dies entspricht ca. zwei Dritteln des Außenhandelsumsatzes der Bundesrepublik Deutschland. Nach diesen Schätzungen werden 150 Milliarden DM der aus dem Drogenhandel erzielten Einnahmen "gewaschen" und anschließend wieder im "legalen Wirtschaftskreislauf" investiert.
Im Gegensatz zu diesen Schätzungen stehen jedoch die Erkenntnisse anhand tatsächlich aufgedeckter Geldwaschvorgänge.
Um den Drogenkartellen ökonomisch den Boden zu entziehen, sollen sie nun staatlicherseits an der Reinvestition des durch den Drogenhandel verdienten Geldes gehindert werden. Am 29. Mai 1992 hat die Bundesregierung den Entwurf eines "Gesetzes über das Aufspüren von Gewinnen aus schweren Straftaten (Gewinnaufspürungsgesetz)" in den Bundestag eingebracht (BT-Drucksache 12/2704). Der Gesetzesentwurf versteht sich nach der Gesetzesbegründung "in einem engen funktionalen Zusammenhang" mit dem zwischenzeitlich verabschiedeten Gesetz zur Bekämpfung des illegalen Rauschgifthandels und anderer Erscheinungsformen der Organisierten Kriminalität (OrgKG). Mit dem Entwurf soll auf nationaler Ebene die EG-Richtlinie zur Verhinderung der Nutzung des Finanzsystems zum Zwecke der Geldwäsche vom 10. Juni 1991 umgesetzt werden. Ebenfalls dient der Entwurf der Umsetzung der in die gleiche Richtung zielenden (und auf massiven Druck der USA zustandegekommenen) 40 Empfehlungen des Weltwirtschaftsgipfels von 1990.
Mit dem Gesetzesentwurf der Bundesregierung sollen Spuren für den Nachweis von Geldwäschetransaktionen festgehalten (Identifizierungs- und Aufzeichnungspflichten) und neue Erkenntnisquellen für die Verfolgung von Geldwäschestraftaten eröffnet werden. Banken und andere Gewerbetreibende müssen ferner den wirtschaftlich Berechtigten einer Finanztransaktion ermitteln. Von besonderer Bedeutung für die Banken ist die Regelung, daß diese bei Finanztransaktionen bei einem Schwellenbetrag in Höhe von 30 000 DM oder mehr zukünftig diejenige Person identifizieren müssen, die ihnen gegenüber auftritt. Diese Regelung wird - neben anonymen Einzahlungen - vor allem bei Geschäften zu beachten sein, die unmittelbar am Schalter abgewickelt werden. Bisher konnten solche Geschäfte anonym getätigt werden.
Im Mittelpunkt des Gesetzes steht die Verpflichtung von Instituten und Spielbanken zur Meldung von Fällen an die Strafverfolgungsbehörden, in denen Kredit- und Finanzinstitute sowie Spielbanken den Verdacht einer Geldwäsche feststellen.
Die internationale Liga für Menschenrechte hält Teile dieses Entwurfs in der vorliegenden Fassung rechtsstaatlich bedenklich. Das Gesetzesvorhaben hat Präzedenzwirkung. Es enthält Neuerungen, die Freiheitsrechte des Bürgers empfindlich beschneiden und ihn zum Hilfsbeamten der Staatsanwaltschaft machen würde. Wir befürchten, haß hier ein Einfallstor für ähnliche Regelungen in anderen Lebensbereichen geschaffen wird.
Die Gesetzesinitiative wirft im übrigen mehr Fragen auf als von ihr Lösungen erwartet werden können, obgleich ihr auch in einer kritischeren Öffentlichkeit bisher weitgehende Zustimmung sicher sein kann. Wir halten den Weg, das Strafrecht, das Strafprozeßrecht oder wie im vorliegenden Entwurf das Nebenstrafrecht mit präventiv-polizeirechtlichen Einsprengseln als Problemlösungsmittel einzusetzen aus mehreren Gründen für falsch und bezweifeln die Effektivität dieses Lösungsweges:
Der Entwurf ist geprägt von dem Glauben an die Effektivität strafrechtlicher und polizeirechtlicher Instrumente zur Lösung gesellschaftlicher Probleme. Durch die Berichterstattung in den Medien ist außerdem der Eindruck entstanden, daß die Verhinderung der sogenannten Geldwäsche Schwerpunkt und zentraler Ansatz für eine erfolgversprechende Bekämpfung der sogenannten Organisierten Drogenkriminalität darstellen könnte. Als Beleg hierfür wird auf die Rechtslage in den Nachbarländern (Schweiz, Italien - und auch USA) verwiesen, die ein strafrechtliches Instrument und Gesetze zur Bekämpfung der Geldwäsche bereits besitzen. Auch die SPD-Opposition und der Bundesrat äußern sich entsprechend.
Wenn wir die Gesetzesinitiative der Bundesregierung kritisieren, soll damit nicht der wachsende Konsum harter Drogen, die steigende Zahl von Drogentoten und das damit einhergehende soziale Elend bagatellisiert werden. In einem demokratischen Rechtsstaat dürfen jedoch Kompetenzen der Staatsorgane nicht schon deshalb erweitert werden, weil das möglicherweise deren Arbeit erleichtert, sondern nur dann, wenn dies zwingend geboten ist. Bei der Schaffung von Eingriffsbefugnissen auf präventiv-polizeirechtlichem bzw. auf repressiv-strafrechtlichem Gebiet kann es aber nur um die Zulassung des unbedingt Notwendigen gehen, nicht um eine Luxusausstattung der Staatsorgane mit rechtlichen Befugnissen. Alle gesetzlichen Maßnahmen müssen in einem Rechtsstaat zielgerichtet und sachgerecht sein. Sie haben sich an dem Rahmen zu orientieren, der sich durch die Rechtsordnung insgesamt, durch die Verfassung und durch die Gewalten- und Aufgabenteilung in unserem Rechtssystem ergibt. In dieses System paßt sich der Gesetzesentwurf nicht vollständig ein. Nicht jedes Mittel, das eine optimale Zweckerreichung lediglich verspricht, ist das richtige Mittel.
Eingriffsbefugnisse dürfen nur erweitert werden, wenn die Effizienz eines solchen Gesetzes belegbar ist. In der Diskussion um den kriminellen Rauschgifthandel und die organisierte Kriminalität wird jedoch, auch im Deutschen Bundestag von Regierung und Opposition, wider besseren Wissens unter den Tisch gekehrt, daß in Ländern wie den USA oder Italien, die in ihrem Rechtssystem weitgehende Ermittlungsmöglichkeiten haben und über ein umfassendes und aufwendiges Registrierungs- und Meldesystem bei Finanztransaktionen verfügen, dies alles nicht im geringsten dazu geführt hat, der Rauschgiftkriminalität und mafiösen Strukturen wirksam zu begegnen. Im Gegenteil. Trotz des weitreichenden Anti-Drug Abuse Act von 1986 und der Registrierungspflicht für sämtliche Transaktionen ab 10 000 US-Dollar nimmt die Drogenkriminalität in den USA zu. Obwohl die USA ein weitreichendes Financial Target-System entwickelt haben, mit dem sie bestimmte finanzielle Meldedaten systematisch über eine zentrale Datenbank (Financial Crimes Enforcement Network) erheben und analysieren, wurde dadurch der internationale Drogenhandel nicht ernsthaft behindert. Trotz einer umfangreichen Meldepflicht bzw. Registrierungspflicht bei Transaktionen von Banken ist es bisher nicht einmal in Ansätzen gelungen, das Aufspüren von Gewinnen aus Drogengeschäften zu erleichtern oder gar die Geldwäsche zu erschweren. Die einschlägigen Gesetze erwiesen sich als nicht effizient. Ähnliche niederschmetternde Ergebnisse sind für jene Länder Westeuropas zu verzeichnen, in denen ein Registrierungs- und Meldesystem für Finanztransaktionen bereits in Kraft getreten ist.
Die im Entwurf eines Gewinnaufspürungsgesetzes geregelten Pflichten, insbesondere die Anzeigepflicht bei Verdachtsfällen (§ 12), richten sich - wie im westlichen Ausland auch - im Kern nur gegen Banken als Pflichtige. In den USA und weltweit sind Banken jedoch längst nicht mehr das Einfallstor sogenannter schmutziger Gelder in den "legalen" Wirtschafts- und Finanzkreislauf. In einer Marktwirtschaft, die sich als freie, ohne weitgehende staatliche Reglementierungen mti garantierter Gewerbefreiheit versteht, ist der Phantasie von Geldanlegern zur Erzielung von Gewinnen genauso wie Geldwäschern keine Grenze gesetzt. Ob Antiquitäten- oder Kunstmarkt, ob Gebrauchtwagen-Gewerbe oder der Besuch einer Spielbank oder Rennbahn, die Gründung von Reisebüros oder Immobilienfirmen. Alles eignet sich im Dienste der Profitmaximierung zur Anlage genauso wie zum Waschen von Geldern, die aus illegalen Geschäften stammen.
Häufig wird geltend gemacht, daß illegales Geld an der "Schnittstelle zwischen Illegalität und Legalität" bei den Banken durch ein Gewinnauspürungsgesetz sichtbar gemacht werden könnte. Solche Überlegungen sind bisher lediglich theoretischer Natur geblieben, sieht man doch dem Geld nicht an, aus welchen Kanälen es stammt. Alle Finanztransaktionen auf einen kriminellen Zusammenhang zu untersuchen, entspricht im übrigen der sprichwörtlichen Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Geld ist immer neutral; Verdachtsmomente werden sich somit in erster Linie nicht an der "Tat", sondern an "potentiellen Tätern" festmachen. Im Zweifel wird mit üblichen Verdachtsrastern gearbeitet werden, in denen nicht die vermeintlich seriöse Kundschaft mit guten Beziehungen zu Wirtschaft und Politik, sondern z. B. der südamerikanisch aussehende Schnurrbartträger mit einem Koffer voll Geld in kleiner Stückelung im Verdachtsnetz hängen bleibt. Einen klaren Katalog von Kriterien, bei denen ein Bankanstellter am Schalter Verdacht schöpfen muß, gibt es nicht und wird es voraussichtlich auch nicht geben.
Im Entwurf wird eine künstliche Trennung zwischen legalen und illegalen Geschäften aufrechterhalten. Mit Blick auf den Immobiliensektor, den Export von Pharmaprodukten in die Dritte Welt und den Waffenhandel dürfte dies jedoch schwerfallen. "Legale Geschäfte" stellen im übrigen per se nicht unbedingt ein soziales und moralisches Gütesiegel dar.
In der Berichterstattung über den Gesetzesentwurf wird der Eindruck erweckt, daß die Neuerungen des Gewinnaufspürungsgesetzes lediglich die Banken etwas anginge, den gesetzestreuen Bürgern, der sich bei Kontoeröffnung ordentlich ausweist, jedoch nicht betreffen.
Es ist nicht verwunderlich, daß die Banken den Gesetzesentwurf der Bundesregierung nicht begeistert begrüßt haben, weil sie schließlich mit erhöhtem Verwaltungsaufwand bei der Umsetzung des Gesetzes zu rechnen haben und ihnen zukünftig auch so manches schnelle Geschäft, das früher über den Tresen mit anonym gebliebenen Kunden allzugern vorgenommen worden ist, dadurch entgeht. Ob der Gesetzesentwurf jedoch, wie von Politikern geschworen, eine "neue Dimension der Rauschgiftbekämpfung" zum Wohl der rechtstreuen Bürger eröffnet, ist aufgrund seines Regelungsinhalts fraglich. Auch der "normale Bürger" ist durch den Entwurf betroffen. Kritiker am Gesetzesentwurf müssen deshalb nicht unbedingt jene sein, "denen die Banken wichtiger als unsere Kinder" sind (so wörtlich MDB Matthäus-Maier am 4. Juni 1992 im Deutschen Bundestag).
Sicherlich ist aus bürgerrechtlicher Sicht nichts dagegen einzuwenden, wenn der Staat zukünftig eine Identifizierungspflicht von Banken auch bei Personen vorsieht, die ihre Finanztransaktionen ab einem bestimmten Wert zum Schutz vor dem Finanzamt oder sonstigen nicht schützenswerten Motiven nicht über ein Konto, sondern am Bankschalter abwickeln (§ 2 Abs. 2). Ebenfalls spricht nichts gegen eine Pflicht der Banken zur Einführung interner Kontroll- und Ausbildungsmaßnahmen in puncto Geldwäsche. Doch hier bleibt der Entwurf nicht stehen.
Wie bei den neuen Polizeigesetzen der Länder und dem Gesetz gegen das organisierte Verbrechen (OrgKG) hat der Gesetzesentwurf einen Mischcharakter, der nicht mehr, wie es bisher für einen Rechtsstaat essentiell war, klar zwischen Polizeirecht und Strafprozeßrecht, zwischen Prävention und Repression, trennt. Der Gesetzentwurf soll zwar vor der Vorverlagerung staatlicher Strafverfolgung in den privaten Breich dienen" (Gesetzesbegründung des Entwurfs i. d. F. vom 22. Oktober 1991). Aber im Kern geht es dabei nicht um Straverfolgung, sondern um ein polizeirechtliches-präventives Konzept zur Bekämpfung von Kriminalität im Vorfeld.
In diesem Zusammenhang sieht der Entwurf die "Einbeziehung Privater in die Mithilfe bei der Strafverfolgung" vor (ebenda). Das Gewinnaufspürungsgesetz führt somit zur Einbindung von Privatpersonen in die allein dem Staat obliegende Aufgabe der Strafverfolgung. Die Verfolgung von Straftaten gehört nicht zu den Bürgerpflichten, sondern ist Sache der Staatsanwaltschaft. Straftaten zu erforschen haben gem. § 163 StPO die Behörden und Beamten des Polizeidienstes und nicht Private als deren verlängerter Arm. Nach dem Entwurf eines Gewinnaufspürungsgesetzes werden Bürger unter dem Zwang von Bußgeldvorschriften (die SPD wünscht sich sogar Strafnormen) zum Ermittlungsorgan, zu Hilfsbeamten der Staatsanwaltschaft gemacht, ohne daß sie bei ihrem Vorgehen im Dienste der Ermittlungsbehörden einer zivilrechtlichen oder öffentlich-rechtlichen Verantwortung unterliegen. § 13 des Entwurfs sieht ausdrücklich eine solche Freistellung von Verantwortlichkeit vor. § 15 des Entwurfs zwingt die dort genannten Unternehmen dazu, Personen zu bestimmen, die bei der Verfolgung der Geldwäsche Ansprechpartner für die Strafverfolgungsbehörde sind. Mit einer solchen Regelung nimmt die Privatisierung elementarer staatlicher Ermittlungsaufgaben bereits einen institutionellen Charakter an.
Die den Betroffenen auferlegte "Verdachtsanzeigepflicht" (§ 12) ist für das deutsche Rechtssystem neu und dementsprechend ungeklärt. Während eine Identifizierungspflicht bei Bankkunden relativ einfach und schematisch zu erfüllen ist, werden hier von Privaten kriminalistische Fähigkeiten gefordert mit dem dadurch gesteigerten Risiko, daß sich ein solcher Verdacht auch gegen Unbeteiligte richtet.
Man sollte sich auch nicht damit trösten, daß es im Entwurf lediglich um ungesicherte Verdachtsmeldungen in Bezug auf die Geldwäsche geht. In der Strafrechtsgeschichte der Bundesrepublik war es leider immer so, daß solche Ausnahmen bald zur Regel geworden sind. Nach diesem ersten Schritt, den das Gewinnaufspürungsgesetz macht, können durchaus "Verdachtsmeldepflichten" in jedem x-beliebigen Bereich anderer Deliktsarten gefordert werden, die die Bürger in ihre Lebensbereichen noch stärker tangieren.
Der Gesetzesentwurf soll im weitesten Sinne der Bekämpfung der Betäubungsmittelkriminalität und ihren Folgeerscheinungen dienen. Gerde dieser Bereich war schon immer ein Vorreiter eines Strafrechts oder Strafprozeßrechts mit zweifelhaftem rechtsstaatlichem Charakter (Kronzeugenregelung).
Hinzu kommt, daß diese Verdachtsanzeigepflicht bei der Feststellung von Tatsachen entstehen soll, die darauf schließen lassen, daß eine Finanztransaktion einer Geldwäsche nach § 261 StGB dient oder im Falle ihrer Durchführung dienen würde.
§ 261 StGB wurde vom Deutschen Bundestag im Zusammenhang mit dem OrgKG verabschiedet. Diese Strafnorm ist tatbestandlich "flächendeckend" (Prof. Hassemer) und deckt keineswegs, wie in den Medien dargestellt, lediglich Geldwäsche aus kriminellen Drogengeschäften ab. Vortat kann über den weit gefaßten § 261 Abs. 1 Nr. 3 StGB fast jedes Vergehen sein, die eine Anzeigepflicht bei Verdacht entstehen läßt. Die Verdachtsanzeigepflicht des § 12 Gewinnaufspürungsgesetz geht damit weit über den rechtspolitischen Anlaß (Bekämpfung der Drogenkriminalität) und die völkerrechtlichen Bindungen (EG-Richtlinie) hinaus.
Die vom Gesetzentwurf bezweckte "Vorverlagerung staatlicher Ermittlungstätigkeit in den privaten Bereich" betrifft nicht nur den Verdacht auf bestimmte, schon begangene Straftaten. Sie erstreckt sich auch auf den Verdacht, daß eine Finanztransaktion einer Geldwäsche im Falle ihrer Durchführung dienen würde (§ 12 Abs. 1 S. 1). Die Anzeigepflicht hat somit auch künftige Straftaten zum Gegenstand. Damit wird eine tatbestandlich eng und sorgfältig eingegrenzte Regelung, wie sie etwa im Strafgesetzbuch bei §§ 138, 139 StGB (Nichtanzeige geplanter Straftaten) besteht, tangiert, ohne daß hierfür ein rechtssystematisches Konzept erkennbar wäre.
Auch bei einem Gewinnaufspürungsgesetz sollten wir uns trotz und gerade wegen der aus der Drogenkriminalität resultierenden Gefahren für die Gesellschaft auch weiterhin rechtsstaatliche Prinzipientreue leisten.
Wir sollten allen polizeirechtlichen und strafrechtlichen Lösungsversuchen, erst recht, wenn sie sich als so wenig effizient erweisen, widerstehen, weil sie nur an Symptomen herumdoktoren und uns durch die Hintertür den Polizeistaat bescheren. Gefragt sind sozialpolitische Lösungen, wozu es jedoch sehr viel Mut braucht. Bei der Drogenpolitik darf eben nicht nur an strafrechtliche Lösungsversuche gedacht werden. Über die Mittel des Straf- und Polizeirechts läßt sich das Drogenproblem nicht lösen. Durch eine Freigabe "weicher" und eine kontrollierte Abgabe harter Drogen würde der profitträchtige Schwarzmarkt im Zentralnerv getroffen, die Diskriminierung der Konsumenten und die Beschaffungskriminalität der Süchtigen verringert werden.
Eine Entkriminlisierung des Drogenkonsums würde der organisierten Rauschgiftkriminalität wegen der rapide fallenden Preise viel mehr die ökonomische Basis entziehen, als es ein Gewinnaufspürungsgesetz vermag. Wäre der gesellschaftliche Hintergrund der Drogenkriminalität nicht so ernst, ließe es sich zynisch als einen Treppenwitz der Geschichte abtun, wenn ein Gesetzgeber bei Heroin und Kokain dieselben Fehler wiederholt, die in diesem Jahrhundert im Rahmen der amerikanischen Prohibitionspolitik schon einmal beim Alkohol gemacht worden sind.
PRAUNHEIM. Mit einer Anregung an die Stadtverordnetenversammlung reagierte der Ortsbeirat 7 in seiner jüngsten Sitzung auf Klagen der Bewohner aus der Olbrichstraße über eine chemische Großreinigung. Eigentümerin der ehemaligen Siedlungsreinigung in den Nummern 43-47 ist die Stadt, die auch den Mietvertrag mit den neuen Pächtern abgeschlossen hat.
"Wir haben Angst um unsere Gesundheit", erklärten Anwohner. So forderten die Ortsbeiräte den Magistrat auf, den seit Mai diesen Jahres neu abgeschlossenen Mietvertrag mit der Großreinigung möglichst bald wieder zu kündigen. Die Wäscherei liege mitten in einem Wohngebiet. Angesichts der Gesundheitsgefährdungen, die von den eingesetzten Chemikalien ausgehen können, sei es unverständlich, daß die Stadt dort an eine chemische Reinigung vermietet hat. *mug
BERGEN-ENKHEIM. Das umstrittene Bergen-Enkheimer Baugebiet "Im Steinchen", an dessen westlichem Ende unterhalb der Straße "Am Villaberg" seit einigen Wochen gebaut wird, sorgt im Stadtteil für neuen Ärger. Mehrere Bewohner der an das Grundstück angrenzenden Straßen wehren sich dagegen, daß dort ein Komplex von vier Reihenhäusern entsteht. Da der Bebauungsplan B 380 für das gesamte "Steinchen" Einzelhäuser vorschreibt, mußte die Bauaufsichtsbehörde eine entsprechende Befreiung von dieser Auflage erteilen.
Klaus Boller, der Am Villaberg 4 oberhalb der Baustelle wohnt, fürchtet nun, daß mit weiteren Befreiungen zu rechnen ist und dann möglicherweise das ganze "Steinchen" mit Reihenhäusern "zugepflastert" wird. Er legte Widerspruch gegen die Baugenehmigung ein. Sein Nachbar Emil Gensler hatte bereits vor etwa zwei Jahren ein Normenkontrollverfahren für den Bebauungsplan 380 angestrengt.
Der Streit um das Baugebiet in bevorzugter Hanglage reicht allerdings weiter zurück. Einen ersten Plan von 1983 hatte der Magistrat damals zurückgezogen. Die SPD-geführte Landesregierung hatte rechtliche und formale Fehler des Erschließungsantrages bemängelt. Grundsätzlich lehnten es Grüne und SPD ab, das Gelände für einige wenige "Luxushäuser" teuer zu erschließen. Sie wollten das "Steinchen" als Teil einer grünen Achse zwischen Seckbach, dem Naturschutzgebiet "Hungerbach" und dem Berger Hang erhalten.
Als die CDU dann auch in Wiesbaden regierte, legte der Magistrat einen zweiten Plan vor, der sich vom ersten kaum unterschied. 1988 dann, vor den Landtagswahlen und dem folgenden Regierungswechsel, segnete der hessische Innenminister den Bebauungsplan 380 ab. Daß dort bisher noch nicht gebaut wird, liegt unter anderem an dem aufwendigen Umlegungsverfahren für das Gebiet: Das "Steinchen" setzt sich aus vielen kleinen Parzellen zusammen, die als schmale Streifen in Nord-Süd-Richtung verlaufen.
Eine Ausnahme macht hier das erwähnte etwa 1060 Quadratmeter große Grundstück im Westen des Areals, auf dem bereits ein Betonfundament steht. Die Eigentümer mußten daher keine Umlegung abwarten, sondern konnten schon jetzt mit dem Bau beginnen. Gleich zu Beginn wirbelten die Arbeiter dort mächtig Staub auf, weshalb Klaus Boller für einige Stunden einen Baustopp erwirken konnte. Bereits Anfang Juli hatte er Widerspruch gegen die Baugenehmigung eingelegt, nachdem er diese einige Tage zuvor eingesehen hatte.
Dem Steuerfachmann, der sich von Anfang an gegen die Bebauung der verwilderten Streuobstwiese gewehrt hatte, waren dabei mehrere sogenannte Befreiungen vom ursprünglichen Plan aufgefallen. Außer von der Auflage, keine Reihenhäuser zu bauen, dürfen die Bauherren auf dem betreffenden Grundstück auch von der vorgegebenen Grundflächenzahl (GRZ) und der Geschoßflächenzahl (GFZ) abweichen. Diese Werte geben das Verhältnis der bebauten Grundfläche und der Fläche aller Räume eines Hauses zur Quadratmeterzahl des gesamten Baugrundstückes an.
Die zugelassenen Grund- und Geschoßflächenzahlen wurden in der Baugenehmigung um jeweils 40 und 44 Prozent gegenüber den Vorgaben des B 380 heraufgesetzt. Dies bedeutet, vereinfacht ausgedrückt, daß ein größerer Teil des Grundstücks zugebaut wird als ursprünglich vorgesehen. Mit seiner Befürchtung, daß mit diesen Befreiungen der Grundstein für eine dichte Bebauung des ganzen "Steinchen" gelegt ist, steht Klaus Boller nicht allein da. Auch einige seiner Nachbarn und örtliche Politiker vermuten, daß es mit der "aufgelockerten" Bauweise, einer wichtigen Vorgabe des Planes 380, nichts wird.
Karl Dieter von Wachter, der Leiter der zuständigen Bauaufsichtsbehörde dagegen sieht in der Befreiung, die auf diesem Teilabschnitt Reihenhäuser zuläßt, eine Ausnahme. Der längliche Grundriß der Fläche habe sich "zufällig" dafür angeboten, dort einen "langgestreckten Baukörper" zu errichten, erklärte von Wachter. Ohne die Befreiung hätte dort nur ein einzelnes Haus stehen dürfen, aufgrund der Größe des Baugrundstückes seien aber mehrere Häuser angemessen. Diese Bedingungen träfen jedoch nicht generell für das "Steinchen", sondern nur für eben diesen kleinen Abschnitt zu.
Die beiden anderen Befreiungen für die Grund- und die Geschoßflächenzahl seien aufgrund eines "Rechenfehlers" genehmigt worden, sagte der Amtsleiter außerdem. Irrtümlich sei man davon ausgegangen, daß das Verhältnis der Gebäude- zur Grundstücksfläche vom Bebauungsplan abweiche. Beide Zahlen seien jedoch sogar noch im Rahmen der Planvorgaben. Die fälschlicherweise erhobenen Befreiungsgebühren müßten daher zurückerstattet werden. gap
WÖLLSTADT. "Wie leicht sind viele Leute bereit, ein paar tausend Mark für ihr Auto auszugeben. Für 3000 bis 4000 Mark können Sie im Selbstbau eine Solaranlage bauen, die zwei Drittel des Warmwasserbedarfs Ihres Hauses für's ganze Jahr deckt." BUND-Mitglied Winfried Häuser aus Frankfurt weiß, wovon er spricht, er ist beruflich in der Autozubehör-Branche tätig. Er gab jetzt seine Erfahrungen im Selbstbau von Sonnenkollektoren zur Warmwasserbereitung in Wöllstadt an eine Gruppe ökologisch Interessierter weiter.
Etwa zwölf Männer und Frauen verarbeiteten zusammen das dünne Kupferblech mit Kupferrohren zu insgesamt zehn Sonnenkollektoren. Einer davon soll auf das Scheunendach des Wöllstädters und warmes Wasser zum Nulltarif erzeugen. Die BUND-Leute stammen nicht nur aus der Wetterau, ein Teilnehmer war sogar aus Ostdeutschland gekommen. Seine Solaranlage soll einmal das Pfarrhaus von Merseburg bei Leuna zieren.
Wie Häuser Kollektorbauern berichtet, haben sich die Frankfurter BUND-Leute den Selbstbau von Sonnenkollektoren bei Ökologen aus Österreich abgeschaut. "Dort arbeiten seit 1984 rund 12 000 Kollektoren im Selbstbau", weiß er.
Der Selbstbau lohnt sich, weil Kollektor-Bausätze immer noch 8000 bis 10 000 Mark kosten. Mit den selbst im Fachhandel erworbenen Kupfermaterialien und Zuschüssen vom Land Hessen bis zu 30 Prozent der Kosten und zehnprozentigem Zuschuß von manchen Kommunen (zum Beispiel Frankfurt) lassen sich die Selbstbaukosten nach den Worten von Häuser auf 3000 bis 4000 Mark drücken. "Außerdem hat die Eigenarbeit den Vorteil, daß man die Anlage genau kennt. Falls also einmal ein Fehler auftreten sollte, weiß man sich zu helfen", argumentiert er. Dabei arbeiten die österreichischen Vorbilder seit 1984 ohne Unterbrechung.
Aus dem Nachbarland hatten sich die Frankfurter zuerst auch die Spezialwerkzeuge geliehen. Inzwischen haben sie sich einen Satz Werkzeuge nachgebaut. Wichtig ist vor allem eine Presse oder Stanze, mit deren Hilfe in das dünne Kupferblech Vertiefungen gedrückt werden, in die die schlangenförmig gebogenen Kupferrohre genau hineinpassen. So können die Bleche die Sonnenwärme, die sie absorbieren, möglichst optimal an das Wasser in den Rohren weitergeben. Die eingepaßten Rohre werden noch angelötet. Auf die fertigen Absorber wird noch ein lösungsmittelfreier Speziallack in Mattschwarz aufgetragen. Durch die rauhe Struktur der matten Farbe soll die Oberfläche noch einmal vergrößert werden. So funktioniert die Warmwasserbereitung nicht nur bei Sonnenschein. Es reicht auch schon diffuses Licht durch die Wolken aus. Nur wenn der Himmel neblig verhangen ist, muß sich die Heizung anschalten.
"Das kann jeder Hauseigentümer zur Entlastung der Umwelt tun", empfiehlt Häuser den Kollektorbau. Zumal ein Blick in die Zukunft auch erwarten läßt, daß die Energiekosten steigen werden. Die Kollektoren werden anschließend wie Dachflächenfenster auf dem Dach eingebaut und mit Glas abgedeckt. "Die ersten werden angeleitet, die anderen können es sich abgucken", beschreibt der Kollektorbauer die Methode. GEORG LINDE
FRANKFURTER BERG. Dagmar Dominguez war mit den Nerven am Ende. "Seit zehn nach zwei", stöhnte die Erzieherin, habe sie versucht, die "Leute abzuwimmeln" - "um halb drei haben die Leute gewonnen". So was, da war sich Frau Dominguez sicher, "hatten wir noch nie": Daß Hunderte von Feierwütigen das Sommerfest der Kindertagesstätte (KT) 101 stürmten, gab's in den letzten 20 Jahren kein einziges Mal.
Die Jubiläumsfete am Berkersheimer Weg - die eigentlich erst um 15 Uhr beginnen sollte - brach in der Tat sämtliche Rekorde: Am frühen Nachmittag bereits tummelten sich auf dem großen Außengelände weit über 200 Gäste. Nach und nach entwickelte sich das Sommerfest so zum Stadtteilfest.
Das war bis vor kurzem noch anders: "Früher", erinnerte sich Dagmar Dominguez, "ging der Horizont von vielen Menschen am Frankfurter Berg nur bis zur Homburger Landstraße." Damals feierte der "Kindergarten hinter den Hochhäusern" fast unter Ausschluß der Öffentlichkeit. "Seither", sagt die KT-Leiterin Alexandra Götz, "sind wir viel nach außen gegangen und haben dort eine Wahnsinnsarbeit geleistet." Mit Erfolg - wie die Risenfete nun einmal mehr bewies.
Da konnten auch anfängliche Pannen nichts ändern: Die gigantische "Hüpfburg" etwa, die die Betreuer für ihre Kinder organisiert hatten, wollte sich stundenlang partout nicht mit Luft füllen. Erst als die Fete schon in vollem Gang war, begannen sich die Plastik-Wehrmauern aufzurichten - ein Aha-Erlebnis für den Nachwuchs.
Viele andere Attraktionen hatten die Erzieherinnen über ihr Außengelände verteilt. Dort lockte ein Seckbacher Kutscher mit einer Galoppfahrt über den Frankfurter Berg, während nebenan Erbsen plattgeklopft und Luftballons rasiert werden konnten. Letztere sollten dann in einem Weitflugwettbewerb möglichst viele Kilometer zurücklegen - dem Absender lockte als erster Preis ein Lenkdrachen.
Aber auch in den KT-Räumen - die vor 20 Jahren erstmals ihre Pforten öffneten und sich nun neu gestaltet präsentierten - ging den ganzen Nachmittag über die Post ab. Dort hatten die Organisatoren eine Erwachsenen- und eine Kindertombola aufgebaut, das Frankfurter Mitmachtheater "Direkt" nahm kurzfristig einen Gruppenraum in Beschlag.
Stundenlang ein heilloses Durcheinander am Frankfurter Berg, und alle hatten ihren Spaß daran: Erwachsene und ihr Nachwuchs, Hortkinder, "Ehemalige" und solche, die es noch werden wollen. Ein Riesenerfolg, da gab es für die KT-Leiterin Alexandra Götz gar keinen Zweifel. Vor allem, "wenn man bedenkt, daß wir bis vor zwei Jahren immer vergessen wurden". ind
OSTEND. Ein neues Stadtviertel soll zwischen Flößer- und Deutschherrnbrükke und der Sonnemannstraße entstehen - mit der mächtigen Großmarkthalle als Mittelpunkt. Die Stadt hatte deshalb ein Gutachterverfahren ausgelobt, an dem sich sechs Architekturbüros beteiligten. Das schlüssigste Gesamtkonzept legte nach Ansicht der städtischen Gutachter das Hamburger Architektenbüro Ohrt/ von Seggern vor (die Stadtteil-Rundschau berichtete). Aber auch die übrigen fünf Entwürfe boten interessante, zum Teil spektakuläre Ideen für das 22 Hektar große Areal.
Fast wie eine mittelalterliche Stadt wirkt der Entwurf des Büros Schröder/Widmann für das Quartier um die Großmarkthalle, den die Stadtteil-Rundschau zusammen mit den Skizzen des Londoner Büros Richards zum Abschluß der laufenden Serie vorstellt.
"Turmbewehrte" Einfahrtsstraßen (Oskar-von-Miller- und Rückertstraße) und eine fast vollständige "Stadtmauer" - in den Plänen von Schröder/Widmann präsentiert sich das südliche Ostend als abgeschlossene Einheit. Nur der Uferabschnitt zwischen der Raiffeisenhalle (die auch in diesem Plan erhalten bleiben soll) und der verlängerten Rückertstraße öffnet sich mit senkrecht laufenden Häuserzeilen zum Fluß hin.
Abgeschlossen wirkt das Viertel vor allem deshalb, weil der Anfang der Oskarvon-Miller-Straße vorbildlich verlegt wurde: Ist sie in allen anderen Entwürfen "gleichberechtigt" mit der Sonnemannstraße, erkennt man bei Schröder/Widmann eine klare Hierarchie. Der Hauptverkehr fließt durch die Sonnemannstraße, der Anliegerverkehr durch die Oskar-von-Miller-Straße.
Dennoch: So eng wie im Mittelalter soll es im südlichen Ostend nicht zugehen. Auch wenn die Planer die Häuser nahe an die Großmarkthalle herangezogen haben, bleibt doch insgesamt viel "Luft" zwischen den Gebäuden. Genau dies aber kritisierten die Gutachter. "Zu vorstadtmäßig" befand Stadtplaner Dieter von Lüpke den Entwurf; die kleinteilige Bebauung werde dem innenstadtnahen Quartier nicht gerecht. Die kostbare Fläche müßte dichter bebaut werden.
Den radikalsten Bruch mit der gewachsenen Architektur des Ostends praktiziert das Londoner Büro Rogers. Von einem zentralen Hochhaus-Block an der Ecke Rückert-/Sonnemannstraße aus laufen strahlenförmig vier Gebäudezeilen Richtung Main. Je weiter sie sich dem Fluß nähern, desto flacher werden die Häuser. Am Ende je eines "Strahls" sollen Kindergarten, Hort und Schule untergebracht sein.
So orginell dieser Entwurf scheinen mag, so groß sind auch die Probleme, die gegen eine Realisierung sprechen. Zwar streckt sich das Ensemble fächerförmig dem Main entgegen. Doch nach Rogers Plänen befinden sich die meisten Wohnungen dort, wo die Häuser am höchsten sind, am engsten stehen und sich gegenseitig das Licht nehmen - im Zentrum des Fächers. big
Das 14. Fischerfest wird Fechenheim am kommenden Samstag, 5. September, in einen turbulenten Stadtteil verwandeln: Immerhin beteiligen sich 42 Vereine, vier Hilfsorganisationen, zwei Kirchen, zwei Unternehmen, eine Schule und sieben weitere Institutionen (die alle im Fechenheimer Arbeitskreis zusammengeschlossen sind) an dem Fest, das alle Jahre viele tausend Besucher anlockt. Oberbürgermeister Andreas von Schoeler wird das Fest um 13.45 Uhr vor der Kindertagesstätte 27 in der Straße Alt-Fechenheim 112 eröffnen. uv/35
Das Musical "Die Hochzeit zu Kana" wird am Sonntag, 6. September, 10 Uhr, in der evangelischen Heilandskirche, Andreaestraße 5-11, aufgeführt. Unter der Leitung von Erika Maier-Bartholmes singt und musiziert die Kinder- und Jugendkantorei. map/35
Die Grünen im Nordend laden am Mittwoch, 9. September, 20 Uhr, zu einem Vortrag mit dem Thema "Lehrstück - Jugoslawien" in den AW-Treffpunkt, Ekkenheimer Landstraße 93, ein. Es referiert Dr. Peter Schlotter vom Hessischen Institut für Frieden und Konfliktforschung. map/35
Zu Flohmärkten lädt die katholische Gemeinde St. Josef (Berger Straße 135) in Bornheim ein: am Donnerstag, 3., und Freitag, 4., (von 16 bis 20 Uhr), am Samstag, 5. (von 8 bis 18 Uhr) und Sonnntag, 6. September, von 10 bis 13 Uhr. map/35
Die SPD-Senioren treffen sich am Freitag, 4. September, ab 17 Uhr in der Gaststätte "Am Atzelberg", Atzelbergplatz, um sich über das Thema Diabetes zu informieren. map/35
"Ausländerprobleme in Frankfurt" ist Thema eines politischen Dämmerschoppens des CDU-Stadtbezirksverbandes Nordend mit Referent Dr. Albrecht Magen von der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung. Nach dem Vortrag am Montag, 7. September, um 20 Uhr im CDU-Zentrum, Friedberger Landstraße 112, folgt eine Diskussion. map/35
Karl Heinz Trageser, Landesvorsitzender der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) spricht am Donnerstag, 10. September, 20 Uhr, im katholischen Gemeindezentrum, Alt-Fechenheim 54, zum Thema "Fremde bei uns". map/36
Zu einem Sonntagstreff mit Mittagessen lädt am 6. September nach dem Gottesdienst die katholische Pfarrgemeinde Herz Jesu in ihr Gemeindehaus (Alt-Fechenheim 54) ein. Dabei soll über die Situation von Obdachlosen in Frankfurt gesprochen werden. map/35
Ein Sommerfest mit buntem Unterhaltungsprogramm erwartet Kinder und Erwachsene am Samstag, 5. September, ab 14.30 Uhr, in der Weidenbornstraße 44. Anlaß ist das 20jährige Bestehen der Kindertagesstätte 118. map/35
Die Berger Bücherstube, Marktstraße 15, zeigt noch bis Dienstag, 15. September, Zeichnungen des scheidenden Bergen-Enkheimer Stadtschreibers Robert Gernhardt. js/36
Nach Speyer und Lonsheim fährt der AW-Ortsverein Ostend am Sonntag, 6. September - Abfahrt ist um 9 Uhr in der Bornheimer Landwehr 79 und um 9.10 Uhr im Röderbergweg 82. Anmeldungen nimmt die AW-Geschäftsstelle, Röderbergweg 84, Tel. 4 90 97 54, entgegen. js/35
Die katholische Herz-Jesu-Gemeinde, Alt-Fechenheim 54, braucht für ihr Wohnsitzlosenfest am Samstag, 12. September, noch gut erhaltene Oberbekleidung für Männer, aber auch Unterwäsche, Socken, Schuhe und Handtücher. Spenden sollten bis Donnerstag, 10. September, im Pfarrbüro, Tel. 41 21 24, abgegeben werden. js/36
ECKENHEIM. Getümmel im Strafraum. Ecke. Der Ball fliegt in den Sechzehner, scharf, präzise. Ein Spieler, rot-weiß-blaues Dreß, steigt kerzengerade hoch, überspringt sein Gegenüber um zehn Zentimeter, trifft den Lederball mit der Stirn, der Ball saust ins Netz. Tor. Jubel. Frustration beim gegnerischen Tormann. Schuldzuweisung an den Verteidiger. Kopfschütteln. Fast wäre er herangekommen - fast.
Fußball ist eigentlich eine einfache Angelegenheit. Das zeigten die Akteure des SV Croatia beim traditionsreichen Sommer-Fußballturnier des SV Viktoria Preußen 07. Mit 3:0 entschieden sie souverän das Spiel gegen die Kicker von GSU / Pansereikos. "Die werden wir im Endspiel wiedersehen", vermutete ein Zuschauer am Rande des Feldes. Dahinein wollten allerdings sieben andere Mannschaften auch.
Das Turnier war von den Ausrichtern aufgeteilt worden. In zwei Gruppen kämpften je vier erste Mannschaften um den Einzug ins Halbfinale am Sonntag; die Reserven - die Viktoria trat zudem mit der dritten Mannschaft (Soma) an - spielten den Sieger in einer Vierergruppe unter sich aus.
Von besonderer Brisanz, meinte der Zweite Vorsitzende und Pressewart Klaus-Peter Kehl, sei dabei das innerpreußische Derby, und zwar das Aufeinandertreffen der zweiten Mannschaft und der Soma. Es ging ernst zu auf dem Hartplatz an der Hügelstraße. Schließlich diente das Turnier als Vorbereitung auf die Ende August beginnende Saison. Schönheitspreise wurden nicht verteilt.
Alle teilnehmenden Teams spielen in den Frankfurter A-Klassen, so daß eine Standortbestimmung möglich war. "Trotz des 2:0-Sieges gegen DJK SSG Schwarz-Blau gibt es in unserer Ersten noch Abstimmungsprobleme", berichtete Klaus-Peter Kehl. Die Neuzugänge müßten integriert werden, einige Stammspieler seien noch im Urlaub.
Saisonziel der Viktoria ist ein Platz unter den ersten Fünf. Insgeheim liebäugelt man beim Klub natürlich mit dem Aufstieg in die Bezirksliga. Dafür sorgen soll der seit einem halben Jahr amtierende Trainer Bernd Möser. Der Kader ist sinnvoll ergänzt worden; kein Spieler hat den Verein verlassen. Stabilität soll den Erfolg garantieren.
Optimistisch klang dann auch der Wunsch Kehls, der in der Soma Libero spielt: "Wir rechnen mit dem Turniersieg." Nach dem Vorrundenspiel gegen den BSC blieb dies offen. Die beiden Teams trennten sich 0:0. Fazit: viel Sand im Getriebe des Viktoria-Motors.
Die Zuschauer nahmen es - vor dem eigens für das Turnier aufgebauten Zelt sitzend - gelassen zur Kenntnis. Bier und Grillwürstchen hatten bei den sommerlichen Temperaturen für sie einen größeren Stellenwert. Kinder konnten sich auf der schönen Anlage, das an keine Straße angrenzt, nach Lust und Laune austoben. Familiäres dominierte. Und damit kein Akteur oder Besucher etwas verpaßte, hatte ein mitdenkender Mann ein Kofferradio angeschleppt. So wußten alle, wie es in der Bundesliga stand.
750 Mitglieder hat die Viktoria Preußen 07 (Besonderheit: eine Frau ist Vorsitzende) und ist somit einer der größten Vereine Frankfurts. Gut die Hälfte davon sind Fußballer. Daneben gibt es die Abteilungen Tischtennis (der Spitzenspieler war Dritter bei den Hessenmeisterschaften), Gymnastik, Turnen und Ballett.
Großen Wert legen die Verantwortlichen auf die Jugendarbeit im Fußball: Drei Spieler der ersten sind sogenannte Eigengewächse. Doch sieht Klaus-Peter Kehl ein Problem: "Die bekannten, höherklassigen Vereine wie Rot-Weiß ködern junge, begabte Spieler mit Versprechungen; zur Zeit haben wir Mühe, eine B-Jugend Mannschaft für den Spielbetrieb anzumelden."
Größere Sorgen aber bereitete ihm das Auftreten der ersten Mannschaft; am liebsten wäre er wohl selbst auf den Platz geeilt, um ihnen den Doppelpaß zu erklären. Fußball kann einfach sein. Wie war das noch. Eckball, Kopfball, Tor.
Das Erste Mannschaftsturnier gewann der SV Croatia nach Elfmeterschießen (4:1) gegen den BSC 19. Sieger bei den Reserven wurde das Team von SC Eckenheim, die eingesprungene Soma vom Gastgeber belegte den dritten Platz. jot
FRANKFURTER BERG. Jahrelang versuchten es die Erzieherinnen in der Kindertagesstätte 101 mit "traditioneller Gruppenarbeit": Jede Betreuerin hatte ihre Jungen und Mädchen, mit denen sie "hinter verschlossenen Türen" arbeitete - gemeinsam wurde "höchstens mal ein Ausflug" unternommen. Seit vier Wochen ist alles ganz anders: Pünktlich zum 20jährigen Jubiläum hat die KT 101 mit einem völlig neuen Konzept geöffnet.
Von der ersten Idee bis zum letzten Handstrich vergingen zwei Jahre, die aber haben sich gelohnt, findet die KT-Leiterin Alexandra Götz. Denn neuerdings erkennen die knapp 90 Jungen und Mädchen vom Frankfurter Berg den Kindergarten und den Hort kaum wieder: In Eigenarbeit haben die Erzieherinnen den zweigeschossigen Bau am Berkersheimer Weg komplett umgestaltet.
Die strenge Gruppengliederung ist nun passé - statt drei kleiner Spielecken gibt es nun eine große. Genauso sieht es mit der Kuschel-, der Schmink- und der Puppenecke aus - dort können sich die Kleinen nun erst richtig austoben.
Die Räume, die früher "quietschorange" oder "grellgrün" waren, haben neuerdings auch einen neuen Anstrich: Die Garderobe wurde so zur Ritterfestung, ein Gruppenraum zum "Dschungelbuch". "Das ist inzwischen der Lieblingsraum der Kinder", hat die Erzieherin Dagmar Dominguez festgestellt.
Die Einteilung nach Kindergruppen ist in der KT 101 nun ebenfalls Schnee von gestern. Statt dessen bieten die Betreuerinnen Schmuck- oder Schminkworkshops, Sport oder Ausflüge an - den Kindern bleibt dabei die Qual der Wahl. "Besonders stolz" aber ist Alexandra Götz auf das neue KT-Bistro: In dem kleinen Raum können die Kinder künftig von 11.30 bis 14 Uhr ein warmes Essen bekommen - einen festen Zeitpunkt wie früher gibt es nicht mehr.
Das neue Konzept ist nicht einmal einen Monat alt, schon jetzt aber "läuft es super", wie die KT-Leiterin zufrieden bemerkt. Die Kinder würden mit den neuen Freiheiten "erstaunlich gut" umgehen und hätten von sich aus sogar Regeln aufgestellt, um das Zusammenleben einfacher zu gestalten. Die Erzieherinnen selbst atmen ebenfalls auf: "Jetzt", weiß Alexandra Götz, "gibt es hier nicht mehr ganz soviel Streß." ind
Durch den Beitrag von Umweltminister Töpfer, einem der aufrichtigsten Bonner Politiker, "Ein Verzicht auf die Kfz-Steuer fördert das Zweit- und Drittauto" in der FR vom 11. 8. 1992 hat er nach meiner Meinung überraschend an Überzeugungskraft verloren, da seine fünf Argumente bzw. Thesen leider zu widerlegen oder angreifbar sind: Verkürzt ist folgendes zu sagen:
Der Minister hat nicht primär das Ziel, den Kraftstoffverbrauch zu senken, sondern nur die Schadstoffemissionen und leugnet dabei fast den Zusammenhang zwischen Kraftstoffverbrauch und Emission.
Sieht er denn nicht, daß es besonders vordringlich ist, überhaupt mit den Rohstoffressourcen (sprich Sprit) sparsam umzugehen? Es ist doch schon egal, ob die Reserven jetzt noch 30 oder 50 Jahre reichen und wo deuten sich Energiealternativen wirklich an? Der Minister möchte aber durch eine neue, am Schadstoffausstoß orientierte Steuer dem Bürger Anreize geben für den Kauf eines ökologisch günstigen Autos.
Dies hört sich gut an; aber wem ist gedient, wenn mit dem zwar schadstoffarmen, aber nicht unbedingt sparsamen Auto um so mehr Kilometer gefahren werden und um so mehr nicht regenerierbarer Sprit verbraucht werden kann?
Daß der Minister Schadstoffausstoß mit Lärmerzeugung auf eine Stufe stellen und bewerten will, ist ja schon eher ein Witz. Wo gibt es bezüglich Lärm bei den Autos heute noch große Unterschiede, höchstens vom Innenraum her.
Die Unterstellung, ein Verzicht auf die Kfz-Steuer fördere das Zweit-, Dritt- und Viertauto, ist ebenso kurz gegriffen. So sehr wird die Zahl der Wohlstandsbürger hierzulande nicht mehr sehr zunehmen, sich mehrere Autos zu leisten. Warum denn auch? Schließlich wurde im Vorspann des Töpfer-Beitrages richtig erwähnt, daß ja nur das fahrende und nicht das stehende Fahrzeug (momentan) die Umwelt belastet.
Die Behauptung des Ministers, eine Erhöhung der Mineralölsteuer fördere den Steuertourismus (z. B. nach Luxemburg und in die Schweiz) ist schwach; denn in fast allen anderen Nachbarländern (z. B. Niederlande + 30 Pfennig, in Frankreich und Italien etc.) ist Benzin teurer. Im Umkehrschluß heißt das doch: Wir laden die anderen Nachbarn zu uns als Steuertouristen ein. Und hier kommt ein wichtiger und aktueller Aspekt hinzu: Anstatt Autobahnbenutzungsplaketten oder gar Mautstellen einführen zu wollen, kann der (internationale) Straßenabnutzer über eine erhöhte Spritsteuer, gemäß dem Verursacherprinzip, belastet werden, ohne die öffentliche Verwaltung weiter aufblähen zu müssen.
Recht hatte der Minister, wenn er sagt, daß eine Erhöhung der Mineralölsteuer um etwa 20 Pfennig (der errechnete Ausgleich für eine eventuell wegfallende Kfz- Steuer) keinen Lenkungseffekt hat, was ja die letzte Erhöhung der Mineralölsteuer um 25 Pfennig im Juli 1991 bewies. Der Absatz an Kraftstoff nahm weiter zu. Töpfers Fazit daraus: " . . . dann müßte die Erhöhung schon drastisch ausfallen." Na also, warum eigentlich nicht?
Was soll der Einwand des Ministers bezüglich Sozialverträglichkeit: die ist in absehbarer Zukunft sowieso nicht mehr haltbar, wenn eine zu erwartende Verknappung zu Preisexplosionen führt. Und berufsbedingte Pendler könnten durch eine weitere Anhebung der Benzinkostenpauschale entlastet werden.
Allerdings, einen Lenkungseffekt hatte die Kfz-Steuer in der jüngsten Vergangenheit schon: Es führte dazu, daß 97 Prozent aller Neuwagen inzwischen mit "Kat" ausgestattet sind. Jetzt aber hat diese Steuer langsam ausgedient, es sei denn, man führt quasi eine "Schmutzabgabe" ein für Kat-freie und besonders unsaubere Autos.
Der Schluß des Ministers, daß eine Umverlegung der Kfz-Steuer auf die Mineralölsteuer nicht die gewünschte umweltpolitische Entlastung bringen wird, mag leider stimmen. Umgekehrt wird aber auch eine wie immer gelagerte neue Kfz-Steuer keinen positiveren Effekt haben. Der Schluß daran kann dann nur lauten: Schafft das Auto ab.
Manfred Sauter, Frankfurt am Main
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NIEDER-ERLENBACH. Ausgerechnet die Kleinsten, die F-Jugend, die "Fußball- Minis", von denen man glaubt, sie müßten jeden Augenblick über den Ball stolpern, die haben's den Großen vorgemacht: 360 Tore in einer Saison und ungeschlagen Meister. Was aber macht die erste Mannschaft der Turn- und Sportgemeinschaft (TSG) 1888 Nieder-Erlenbach? Die steigt ab, läßt sich in der Relegationsrunde von einem Kreisligisten die Butter vom Brot nehmen und muß jetzt selbst in der Kreisliga um die Punkte kämpfen.
Dabei wäre es gerade für das Frankfurter "Nordlicht" wichtig gewesen, in der Bezirksliga zu bleiben. "Das hat weh getan. Denn hier oben im Norden laufen uns die Spieler weg", berichtete Walter Eufinger, der Vorsitzende der etwa 250 Mitglieder starken Fußballabteilung. Das sei ein Problem, das sich reihum bei den Vereinen "vom Land" breit mache.
Als die TSG vor einem Jahr aufgestiegen war, war die Freude groß. Und das Stimmungshoch hielt sich bis weit in die Vorrunde der Saison hinein. 12:4 Punkte standen schon auf dem Konto, dann mußte Trainer Klaus-Peter Kobinger aus beruflichen Gründen kürzer treten. Sein Nachfolger Thilo Altvater wurde mit der Mannschaft nicht richtig warm.
"Den ,Grundstein' zum Abstieg haben wir in der Winterpause gelegt", analysierte Eufinger. Mitunter seien nur noch ein halbes Dutzend Spieler zum Training gekommen. Das Resultat: 2 : 12 Zähler in Folge und ein Bruch, der selbst nach der Rückkehr von Kobinger zum Saisonende nicht mehr zu kitten war.
Dazu kam das Pech: Am letzten Spieltag war die FG 02 Seckbach, ebenfalls ein "Konkurrent" im Kampf gegen den Abstieg, zu Gast. Bis sieben Minuten vor dem Abpfiff war Nieder-Erlenbach noch "drin", dann schossen die Seckbacher das 1:1. Am Ende stand das Team auf dem 15. Rang mit 28:40 Punkten und 48:68 Toren. In der Relegation setzte sich der FC Tempo gegen die TSG durch: "Verdient", wie der Abteilungsleiter meinte.
Doch den Kopf lassen die Kicker des 1200 Mitglieder starken Großvereins nicht hängen. Mit Volldampf soll es in die neue Runde gehen, und, so kurios es klingt: "Die Mannschaft ist stärker als im letzten Jahr." Das deutete sich bereits bei der inoffiziellen "Frankfurter Stadtmeisterschaft", dem kürzlich ausgetragenen Sparkassen-Pokal an. Bis ins Endspiel stießen die Erlenbacher vor. Dort mußten sie sich allerdings der Spvgg. 03 Fechenheim, dem unangefochtenen Meister der zurückliegenden Bezirksligarunde, mit 1:3 geschlagen geben.
Grund für die Stärke sind eine Reihe von "Neuverpflichtungen". An erster Stelle Jürgen Köhler, ein Ehemaliger der TSG, der vom FV Bad Vilbel und dem SV Klein-Karben den Weg zurückfand. Dazu kommen Wilfried Ohmeis vom Bezirksoberligisten Reichelsheim sowie Gamal Klembnitz (Bad Vilbel). Zusammen mit zwei Spielern aus Norddeutschland, dem jungen Trainer Wolfgang Fichtner und einer "hervorragenden Mannschaft hinter den Kulissen" soll der direkte Wiederaufstieg gelingen.
Das Flaggschiff der Abteilung wieder auf Kurs bringen, das wünschen sich Eufinger und sein Vize Helmut Michel. Denn bei den Damen (Bezirksoberliga) und dem jüngsten Nachwuchs sieht es gut aus. Die F-Jugend unter Lothar Rudolf hat gar schon Eintracht Frankfurt geschlagen. Probleme bereitet der Jugendfußball erst in den höheren Altersklassen: A-, B- und C-Jugend hat die TSG zur Zeit nicht. Eufinger: "Die laufen weg und haben anderes im Sinn."
Bleibt dieser direkte Nachwuchs für die "Erste" aus, so wären auch zukünftige Erfolge kein Garant für ein Überleben. Gelingt es also nicht, die Abwanderung von Spielern zu bremsen, dann erwägen die Nieder-Erlenbacher sogar eine Möglichkeit, über die die anderen traditionsreichen Nordvereine nur ungern sprechen: Die Spielgemeinschaft Nord. Bisher sind die TSGler damit bei den Nachbarklubs nur auf Ablehnung gestoßen. Doch: "Wer weiß, wie es in ein paar Jahren aussieht", orakelte Eufinger. ask
GRIESHEIM. Zu dem Vorschlag von Sportdezernentin Sylvia Schenk bei ihrem Besuch bei den Griesheimer Vereinen, die Freiwillige Feuerwehr könne möglicherweise sogenanntes Brauchwasser zu den Frankfurter Sportplätzen bringen, um so den Spielbetrieb zu gewährleisten, sagte Stadtbrandinspektor Gerhard Weidhaas auf Nachfrage der Stadtteil- Rundschau: "Wir sind grundsätzlich bereit dazu. Aber wir wollen und können nicht jeden Platz zu jeder Tages- und Nachtzeit mit Wasser versorgen."
Auch taucht noch ein anderes Problem auf. In die Tanks der Fahrzeuge der Freiwilligen Feuerwehr darf nur Trinkwasser eingefüllt werden, da die Wehr bei Trinkwasser-Mangel das kostbare Naß im Notfall in etwaige Krisengebiete transportieren müßte. Brauchwasser in den Tanks würde diese wiederum verschmutzen, und die Reinigung ist schwierig.
Was bleibt, sind die Möglichkeiten der Wehr, Wasser über größere Entfernungen zu pumpen. "Dazu wären wir bereit, wenn sich die Sportler einschränken." Schließlich seien die Freiwilligen alle berufstätig und wollten in ihrer Freizeit ebenfalls ihren Hobbies nachgehen. ara
GRIESHEIM. Noch lief die Berieselungsanlage auf den Tennisplätzen der Turnerschaft 1856 Griesheim - doch die Sportdezernentin Sylvia Schenk hatte bei ihrem Stadtteilbesuch im Frankfurter Westen keine guten Nachrichten ins Vereinsheim im Bingelsweg mitgebracht. Normalerweise kommt die Stadträtin in die Stadtteile, um sich vor Ort mit den Problemen der Sportvereine auseinanderzusetzen. Diesmal war es etwas anders. Das Hauptthema: die Wassernotstandsverordnung, die einige Tage nach dem Treffen in Kraft trat.
Sylvia Schenk berichtete von den ersten Reaktionen der Frankfurter Bürger auf die Mitteilung des Sport- und Badeamts, wonach Ausnahmen für den Sport beim Regierungspräsidenten beantragt werden würden, um den Spielbetrieb in einigen Disziplinen zu gewährleisten.Diese Ausnahmen sollen im übrigen nur bei Punktspielen oder wichtigen Turnieren gelten. "Das Telefon stand nicht still. Und unser Anliegen stößt in der Bevölkerung auf großen Widerstand", erklärte die Stadträtin. Nach ihren Worten müssen auch die Vereine damit rechnen, weitgehend ohne Wasser auszukommen.
Für Sportarten wie Hockey, das in Frankfurt inzwischen fast ausschließlich auf Kunstrasen gespielt wird (der wegen der Verletzungsgefahr feucht sein muß), bedeutet der Wassernotstand ohne Ausnahmeregelung das Aus. Ähnlich steht es um die Tennisplätze, die ebenfalls mit dem wertvollen Naß berieselt werden müssen, um bespielbar zu sein. Nicht ganz so hart werden die Fußballer betroffen sein. Hartplätze sollten hin und wieder befeuchtet werden, sonst ist die Staubentwichlung zu groß. Rasenplätze können bei großer Hitze dagegen ohne Wasser sogar verbrennen.
Über Lösungsvorschläge diskutierten die Vereine mit den Vertretern des Sport- und Badeamtes. Dabei ging es um Möglichkeiten, Wasser durch kürzeres Duschen oder das Auffangen von Regenwasser in Behältern zu sparen. Ein weiterer Vorschlag lautete, Brauchwasser zu benutzen, das die Freiwillige Feuerwehr zu den Sportstätten bringen könnte (siehe den untenstehenden Kasten "Allerdings: Brauchwasser darf nicht in die Tanks").
Doch auch die Anliegen der Vereine, die nichts mit Wasser zu tun hatten, hörte sich die Dezernentin an. Beispielsweise das Thema neue Stromtarife, die eine Grundgebühr nicht mehr berücksichtigen. Diese Gebühr hatte bisher die Stadt gezahlt, um damit die Vereine zu entlasten. Dazu konnte Sylvia Schenk Beruhigendes beisteuern: Zumindest für dieses Jahr gilt noch einmal die alte Regelung.
Ein Vertreter des Ruder-Clubs Griesheim beklagte sich über die schleppenden Verhandlungen mit dem Wasser- und Schiffahrtsamt in Aschaffenburg, um die Wasserrechte für eine Anlegestelle wiederzubekommen. Sylvia Schenk sagte für diesen Fall Unterstützung zu.
Zum Schluß sprach ein Vertreter der Sportgemeinschaft Griesheim ein altes Problem an. Die Sportplätze und die Funktionsgebäude mit Duschen und Umkleidekabinen sind in schlechtem Zustand (die Stadtteil-Rundschau berichtete). Allerdings bekam der SG-Vertreter nichts Neues zu hören. Bei normalem Ablauf würde die Erneuerung des Funktionshauses im Jahre 1993 begonnen und abgeschlossen sein, sagte Frau Schenk. Die Mittel für den Kunstrasenplatz werden aller Voraussicht nach für 1994 bereitgestellt werden.
Damit könnte die SG Mitte der 90er Jahre wieder unter normalen Bedingungen Fußball spielen. Die Antwort des Vertreters der Sportgemeinschaft: Wenn es dann noch eine SG gibt, der die Mitglieder nicht weggelaufen sind. ara
HANAU. Mit Schwung springt der Bassist des "Circo da Cultura", Heiko Eulen, in den Küchenwagen, reißt den Kühlschrank auf, holt Brot, Butter und ein großes Stück Käse heraus. Noch eine Stunde, dann steht er wieder auf der Bühne. Wenig später kommt Till dazu. Der Sohn des Initiatoren-Paares Tim und Kalle Binder hat ebenfalls Hunger bekommen. Auf dem Spültisch stehen noch die Teller vom Mittagessen, der Soßenlöffel verbreitet den Duft von Tomate und Oregano.
"Man muß wegschauen lernen", sagt Tim Binder und deutet auf den Geschirrberg. "Ich kann das eigentlich nicht so gut. Aber wenn ich gestern und vorgestern gespült habe, dann ist heute eben jemand anderes dran." Meist klappt es ganz gut. Auch ohne Regeln. Jeder hat sein eigenes Reich. "Das ist gerade für unsere Situation sehr wichtig. Wir arbeiten und leben zusammen", erklärt Till Binder. Daß es dabei zu Spannungen kommen kann, ist ganz normal.
"Im Normalfall würden wir wahrscheinlich keine WG gründen", meint Tim mit einem Lächeln. Sie ist in dem Projekt diejenige, die hinter den Kulissen die Fäden zusammenhält, fragt bei Kulturämtern an, ob der "Circo da cultura" auftreten kann, kümmert sich darum, wenn der Platz fehlt oder kein Stromanschluß vorhanden ist, verteilt Plakate und Handzettel. Sie war es auch, die mit ihrem Mann Kalle den Kulturzirkus ins Leben gerufen hat. Die Idee wurde geboren, als sich die Binders einen anderen Traum schon erfüllt hatten: Aussteigen.
In Kassel haben sie alle Brücken abgebrochen und sind mit ihrem Wohnmobil ab in den Süden. "Schon nach einem halben Jahr waren wir an dem Punkt, daß es uns einfach langweilig war, nichts zu tun", erinnert sich Tim. Irgendwas wollten sie machen. Es sollte etwas sein, daß die ihre beiden Leidenschaften - Kultur und Reisen - in Einklang brachte. Die Idee, in Portugal ein Kulturcamp einzurichten, scheiterte an einem geeignetet Stück Land. Doch der Gedanke, etwas ähnliches aufzuziehen, hatte sich in ihren Köpfen festgehakt.
Deshalb suchten sie nach ihrer Rückkehr nicht nach einer Wohnung, sondern nach einem geeigneten Stellplatz für den Wohnwagen. "Noch einmal den Hintern hochzuheben, alles aufgeben, das hätten wir wohl nicht gepackt", meint Tim. Sie ging zunächst wieder arbeiten. "Wir haben uns ziemlich eingeschränkt und konnten so 1500 Mark im Monat sparen", erzählt sie nicht ohne Stolz. Das Geldpolster wurde mit der Zeit immer dicker. Was noch fehlte, war eine zündende Idee. Aber immer deutlicher zeichnete sich ab, daß es ein Projekt in Deutschland werden würde. Durch die Lande ziehen, die Kultur in die Städte bringen.
Das Gesparte reichte schließlich für ein kleines Zirkuszelt. Nach langem Herumfragen erhielten die beiden eine Adresse in Bayern, wo man Zelte gebraucht kaufen kann. Nur durch den Abbau des Zeltes nach der Besichtigung hat sich Kalle Binder gemerkt, wie er es später wieder aufstellen muß. Dazu noch ein paar Handgriffe und Knoten vom Besitzer und das war's.
"Doch das größte Problem stand uns noch bevor: Wir mußten Künstler finden, die bereit sind, im Wagen herumzuziehen und vom Zeltaufbau bis zum Geschirrabwasch alles zu übernehmen", berichtet Tim weiter. Anzeigen, Kunstbörsen, Herumfragen - nichts brachte den gewünschten Erfolg. Auch beim Kennenlerntreffen, zu dem die Binders einluden, scheiterte das Projekt zunächst.
"Es kam eine Künstlerin aus Berlin, die gerne mitgemacht hätte und unsere Vorstellungen teilte. Doch dann kam die Absage: ,Ich kann nicht in einem Wagen herumziehen. Ich brauche jeden Morgen meine warme Dusche'", hatte sie sich entschuldigt. Die Tournee drohte zu kippen. So ganz nebenbei ergab sich dann aber die Möglichkeit, doch loszuziehen. Kalle Binder fragte zwei Musiker, mit denen er gelegentlich auftrat, ob sie nicht Lust hätten . . . Sie hatten. Tim Binder fragte bei Freunden, die zu dieser Zeit mit ihrer Gaukelei in Italien unterwegs waren. Sie sagten auch zu. Innerhalb von vier Wochen stand das Programm. Der "Circo da cultura" machte sich auf den Weg.
Jeden Abend merkt die Truppe, wie schwer es ist, sich mit einem solchen Projekt zu behaupten. Sie sind angewiesen auf die Hilfe von Kulturämtern und Zeitungen. "Die meisten Zuschauer kamen bisher über Mundpropaganda", weiß Tim. Trotzdem bleiben oft viele Plätze in dem 250-Personen-Zelt frei. Die Aussteigerin: "Die meisten stellen sich Zirkusleben immer so poetisch vor. In Wirklichkeit ist es ein knallhartes Geschäft."
Gemeinsam mit ihrem Mann hat sie bisher ziemlich viel Geld in das Projekt gesteckt. Eine Summe, von der sie früher nie gedacht hätte, "daß wir sie jemals aufbringen könnten". Von Sponsoren aus der Wirtschaft nimmt sie Abstand.
Das Programm muß ihrer Meinung nach so gut sein, daß es sich von selbst trägt: "Wenn's nicht geht, dann ist irgendetwas faul, dann muß man eben was Neues anfangen." Nach ihrem Ausflug in die Vergangenheit, wird die Familie von der Gegenwart eingeholt. Die Arbeit ruft. Seufzend nimmt Tim ihre Basttasche, mit Kasse und Eintrittkarten, und setzt sich an den Eingang. Ein junger Mann mit roten langen Haaren und Cowboyhut tritt auf sie zu. "Braucht ihr noch jemanden, der ein wenig Artistik kann?" Tim Binder staunt, schildert ihm die Arbeitsbedingungen. Der junge Mann nickt zustimmend: "Ich finde, gerade beim Zirkus muß man alles machen, damit der Bezug erhalten bleibt." Eine Seltenheit.
SACHSENHAUSEN. Der Spielpark Louisa wird in diesem Jahr nicht mehr renoviert. Die Arbeiten werden aus Geldmangel zunächst um ein Jahr zurückgestellt. Dies geht aus einem Bericht des Magistrats an die Stadtverordnetenversammlung hervor. Doch dieser Sparbeschluß wird voraussichtlich kaum auf Proteste stoßen: "Ich denke, darüber ist niemand böse. Die Kinder und Leute sind froh, daß in der weiträumigen und schönen Anlage nichts gemacht wird", sagte Ortsvorsteher Edmund Löffler.
Die CDU hatte den Magistrat aufgefordert, den Spielpark "schnellstmöglich" instandsetzen zu lassen und als Termin für den Beginn der Bauarbeiten den September angegeben. Dabei sollten vor allem moderne Spielgeräte angeschafft und die Toilettenanlage grundlegend saniert werden. Die Christdemokraten forderten außerdem, die Planschbecken den ganzen Sommer über in Betrieb zu halten.
Die hygienischen Anforderungen seien hierfür nicht erfüllt gewesen, teilte der Magistrat nun mit, daher konnte kein Wasser eingelassen werden. Das kann erst wieder geschehen, wenn eine Anlage zur Desinfektion und Reinigung des Badewassers eingebaut worden ist. Erst dann, so ließ der Magistrat in seinem Bericht wissen, könnten die Vorgaben des Stadtgesundheitsamtes und des Darmstädter Regierungspräsidenten erfüllt werden. kan
SACHSENHAUSEN. Mit dem Kindergartennotstand will die CDU Punkte machen: Jetzt forderte der CDU-Stadtbezirksverband Sachsenhausen Mitte den Magistrat in einem Brief auf, spätestens bis 1. Januar 1996 jedem Kind ab dem dritten Lebensjahr einen Kindergartenplatz zur Verfügung zu stellen.
So verlange es im übrigen auch das "Familienhilfegesetz", das der Bundestag zusammen mit den Änderungen des Paragraphen 218 beschlossen habe, schrieb Jochem Heumann, Zweiter Vorsitzender der CDU Sachsenhausen Mitte. Doch auch schon der CDU-Magistrat hatte sich schwergetan, in einem der dichtbesiedeltsten Wohnquartiere Frankfurts Standorte für Kindergärten auszuweisen.
Die CDU fordert den Magistrat in ihrem Schreiben auf, vier bis fünf neue Kindertagesstätten in den nächsten drei Jahren in Sachsenhausen einzurichten. Nach Heumann stehen hier zur Zeit nur für rund zwei Drittel aller Kinder im Vorschulalter Kindergartenplätze bereit.
"Wenig hilfreich", urteilte Schulamtsleiter Tom Stryck lakonisch über die Vorschläge der CDU. "Es ist schön, daß die CDU das erkannt hat, doch das Problem ist sehr viel älter", konterte er den Vorstoß der CDU, die den Magistrat aufgefordert hatte, den "Kindergartennotstand mit Phantasie zügig zu beseitigen".
Auch die Kinderbeauftragte für den Ortsbezirk 5, Elke Tafel, sieht seit langem einen Mangel an Kindergarten- und vor allem an Kinderkrippenplätzen in Sachsenhausen: "Das kristallisiert sich ja seit mindestens zehn Jahren heraus, daß der Bedarf nicht gedeckt werden kann." Sie hält daher den rot-grünen Magistrat für schuldlos an der Misere.
"Daß in Sachsenhausen Plätze fehlen, ist evident", pflichtete auch Klaus Pape, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Sachsenhausen West, bei. Auch er wies den Vorstoß der CDU als "ungeeignet für parteipolitische Auseinandersetzungen" zurück. Seiner Meinung nach sind in Sachsenhausen die Sachprobleme vorrangig. Die Kinderbeauftragte Tafel erstellt derzeit eine Bedarfsanalyse für Sachsenhausen; sie bezweifelt die Zahlenangaben der CDU. Manche Eltern meldeten ihre Kinder bei mehreren Kindergärten gleichzeitig an, dadurch entstünde ein verzerrtes Bild des tatsächlichen Bedarfs.
Kurzfristige Lösungen sind nicht in Sicht. Die Kindertagesstätte Sachsenhausen Süd ist am Grethenweg im Bau. Das Richtfest wurde dieser Tage gefeiert. Sie soll 1993 ihren Betrieb aufnehmen und 60 Kindergarten- und 40 Hortkindern Platz bieten. Die Einrichtung kostete 8,436 Millionen Mark.
An der Siemensstraße wurde bereits vor einem halben Jahr ein städtischer Kindergarten zusammen mit einem Kinderhort eröffnet. Weitere Standorte für Kindergärten gibt es zur Zeit nicht. Tom Stryck: "Grundsätzlich ist es in Sachsenhausen ein Flächenproblem, es gibt dort kaum Grundstücke." Auch das Planungsdezernat kann da nicht helfen, Flächen bereitzustellen. Stryck hält die Forderung der CDU daher für "blauäugig": "Das geht nicht nach den Zahlen der Planwirtschaft, wie sich die CDU das vorstellt."
Die CDU verlangt hier mehr Flexibilität. So sollten private Kindergärten auch in reinen Wohngebieten eingerichtet werden können, schlägt der Vorsitzende der CDU Sachsenhausen Mitte, Günter Pfaff, vor: "In dem Fall hätten Kinder bei mir Vorrang." Ob sich die Anwohner des Lerchesbergs eine private Kindertagesstätte in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft gefallen ließen, darf jedoch getrost bezweifelt werden.
Die Forderung des Juristen Heumann nach "intensiven" und "kurzfristigen" Gesprächen mit freien und konfessionellen Trägern von Kindergärten ist nach Meinung von Stycks überflüssig. Schließlich sei es das erklärte Ziel des rot-grünen Magistrates, die hundertprozentige Versorgung mit Kindergartenplätzen im gesamten Stadtgebiet sicherzustellen.
Mit dem "Programm der freien Träger" habe man in zwei Jahren bereits 1500 neue Kindergartenplätze geschaffen. "Ein Riesenerfolg" nennt das Stryck. Dennoch will er weiterhin private Einrichtungen in Sachsenhausen fördern, die jeweils 20 oder 30 Kinder betreuen könnten.
Die CDU schlägt vor, auf der Fläche im Bereich des Letzten Hasenpfads / Sachsenhäuser Landwehrwegs eine Kindertagesstätte einzurichten, dort, wo das Berufsschulzentrum errichtet werden sollte. Die Fläche steht noch gar nicht zur Verfügung, wie Günter Pfaff zugeben muß.
Und Pfaff muß es genau wissen, denn er ist als Stadtverordneter auch Mitglied im Planungsausschuß. Dieser Ausschuß muß jedoch erst noch die Vorbereitungen für die "Rückabwicklung" der noch gültigen Planung für das Berufsschulzentrum treffen. Dann erst kann dort eine Kindertagesstätte geplant werden. kan
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HEUSENSTAMM. Das Adolf-Reichwein-Gymnasium hat Geburtstag. Zu seinem 25jährigen Bestehen laden Lehrer und Schüler für Freitag, 4. September, zu einem Schulfest in die Leibnizstraße 34-36 ein. Unter dem Motto "Phantasie- Basar" wird es Geschicklichkeitsspiele, eine Tombola und Jongleur-Aufführungen geben. In einem Spiegelkabinett, einer Geisterbahn und bei einem Wahrsager läßt sich Gruseliges und Wundersames entdecken; an Schminkständen wird die Maske fürs Theaterspielen aufgelegt, eine Big-Band sorgt für den richtigen Sound. Der "Phantasie-Basar" beginnt um 14 Uhr, um 17.30 Uhr wird die Erste Kreisbeigeordnete Adelheid Tröscher eine Festansprache halten. fuh
BRUCHKÖBEL / MAIN-KINZIG- KREIS. Zusammen mit Frauenbüro und Kulturamt der Stadt Hanau, der Frauenbeauftragten des Kreises und der Stadt Maintal wurde ein Theaterprojekt mit dem Titel "Der Nächste, bitte" erarbeitet, das die Isolation von Kranken, speziell Krebskranken, in der Leistungsgesellschaft aufzeigt und zu mehr Problembewußtsein führen soll.
Das Stück wird am Donnerstag, 10. September, ab 20 Uhr im Comoedienhaus, Hanau-Wilhelmsbad, von zwei Schauspielerinnen in insgesamt 14 Rollen aufgeführt. Eintrittskarten gibt es ab sofort im Bruchköbeler Rathaus zum Preis von zwölf Mark. Schüler, Auszubildende und Schwerbehinderte erhalten eine Ermäßigung. hein
MÜHLHEIM. Wenn die Verkehrszeichen ignoriert werden, müssen deutlichere Signale her: Die Hälfte des Gehweges entlang der Lämmerspieler Straße am Ortseingang des Stadtteils ist für Radfahrer reserviert, doch das Schild beachten die meisten Autofahrer überhaupt nicht. Immer wieder werden die Wagen so geparkt, wie das früher dort einmal erlaubt war, als es den Radweg noch nicht gab. "Mit zwei Reifen stehen die Fahrzeuge auch heute noch auf dem Bürgersteig und versperren den Radfahrern den Weg", schimpft Erster Stadtrat Horst Lehr. Das liege wohl auch daran, daß die alten Markierungen für die Autoparkplätze auf dem Gehweg immer wieder durchkommen, obwohl sie ständig überpinselt werden. Doch damit wird jetzt ein für allemal Schluß sein. Die Stadt bringt Farbe ins Spiel. Der für Radfahrer vorgesehene Streifen wird rot besprüht, damit auch die Letzten merken, daß das ein Radweg ist, auf dem Autos nichts zu suchen haben, stellt Lehr klar.
"Warum parken die Leute immer mit zwei Rädern auf dem Geweg?" der Erste Stadtrat kann es zwar nicht verstehen, eine Erklärung hat er dennoch parat: "Die wollen nicht, daß an ihr liebstes Kind eine Beule kommt." Dabei ist es seiner Meinung nach durchaus sinnvoll und von der Stadt auch so gewollt, daß die Wagen dicht am Bürgersteig, aber nicht darauf geparkt werden. Die abgestellten Autos engen die Straße ein, so daß die Vorbeifahrenden ihr Tempo verringern müssen, erklärt Lehr.
Doch die Praxis sieht anders aus: Überall in der Stadt sieht Lehr Fahrzeuge, die halb auf dem Bürgersteig geparkt sind. Das ist auch in den Tempo-30-Zonen der Parken ist ein Problem Fall. Nachdem sich die Bürger damit angefreundet haben, daß in den Wohngebieten dieses Limit gilt, "sollten wir jetzt wohl noch einmal genauer über das Thema Parken informieren", meint der Erste Stadtrat.
Ansonsten läuft es mit dem Verkehr in Mühlheim recht gut, sagt Lehr. Bis auf die großen Durchgangsstraßen gilt seit einigen Monaten im gesamten Stadtgebiet Tempo 30. Vor knapp einem Jahr gab es in der Schubert- und Kolpingstraße grünes Licht für die letzte Tempo-30-Zone in der Stadt. Insgesamt 14 Wohngebiete sind verkehrsberuhigt, in manchen wurden die Straßen umgebaut, in anderen nur Schilder aufgestellt, "weil das Geld fehlte", sagt Bürgermeister Karl- Christian Scheltzke. Seine erste Bilanz klingt positiv, die Autos rollen jetzt langsamer. "Leider noch nicht überall mit Tempo 30", ergänzt der Erste Stadtrat, aber geringer sei die Geschwindigkeit doch schon geworden.
In manchen Straßen beispielsweise im Statteil Rote Warte werden die Autofahrer gezwungen, langsamer zu fahren. Am alten Frankfurter Weg wurden Pflastersteine in die Erde gesetzt, die die Raser bremsen. Das "Schwellenland" wie Horst Lehr das Wohngebiet wegen dieser Art der Verkehrsberuhigung scherzhaft nennt, steht in der Chronologie an sechster Stelle auf der Liste der Tempo-30-Zonen. Mit den Hindernissen auf den Straßen, die die Auto- und Motorradfahrer zum Tritt auf die Bremse zwingen sollen, hat die Stadt nicht immer positive Erfahrungen gemacht. "Da mußten wir auch Lehrgeld zahlen", meint der Erste Stadtrat und denkt an eine Kreuzung in der Dietrich-Bonhoeffer-Straße. Da sei die Schwelle doch erheblich hoch gewesen, ein Anwohner habe sich deswegen beschwert, die Stadt habe die Kante daraufhin entschärft.
So schnell sind die Probleme jedoch nicht immer zu lösen: Manche Verbesserung, mancher Umbau habe länger gedauert, weil alle Beteiligten gehört werden mußten. Dennoch war das Verkehrskonzept mit den Aufpflasterungen in der Stadt am Main kein Zankapfel wie etwa in Langen-Oberlinden, wo sich die Bürger über die Art und Weise der Verkehrsberuhigung streiten. Engagiert sind die Bewohner im Mühlheim dennoch, wie die Bürgerinitiativen "Hausener Straße", "Umgehungsstraße" und die Interessengemeinschaft "Steinheimer Straße" gezeigt haben.
Mit Stolz erwähnen die Verantwortlichen der Stadt heute, was in den vergangenen Jahren geschaffen wurde: Beispiel Ampeln. Zum Schutz der Fußgänger wurden auf den Durchgangsstraßen soge- Noch keine heile Welt nannte Lichtzeichenanlagen installiert,bei denen auch Sehbehinderte und Blinde fühlen können, wann der Weg über die Straße frei ist.
Welche Ideen wird die Stadt künftig verwirklichen, um für mehr Sicherheit auf den Straßen zu sorgen? Der Ausbau des Radwegenetzes ist ständig ein Thema. In den Tempo-30-Zonen wird es wohl noch die eine oder andere bauliche Veränderung geben. Außerdem sollen in der Innenstadt mehr Wege verkehrsberuhigt werden, so wie dies schon in der Leopold- und Friedrichstraße geschehen ist. Auch die sogenannten unechten Einbahnstraßen, in denen nur die Radler in beide Richtungen fahren dürfen, halten die Verantwortlichen in Mühlheim für sinnvoll. Wenn sich die Autofahrer erst einmal dran gewöhnt haben, gebe es mit dieser neuen Regelung keine Probleme mehr, meint Horst Lehr.
Die Mühlheimer sind im Vergleich zu manch' anderen Kommunen im Kreis mit ihren Tempo-30-Zonen schon einen Schritt weiter. Doch will keiner von einer heilen Welt sprechen, denn auf den großen breiten Straßen durch den Ort sind noch viel zu viele Raser unterwegs, die gebremst werden müßten, meint Bürgermeister Schelzke. Gemeinsam mit Seligenstadt wird demnächst ein Radargerät gekauft, damit die Kommune an den Rennstrecken das Tempo der Auto- und Motorradfahrer kontrollieren kann. Doch auch das ist nach Ansicht von Horst Lehr kein Mittel, um die Fahrzeuge zu bremsen.
Er hat die traurige Erfahrung gemacht, daß man jeden Tag an derselben Stelle blitzen kann, man erwische immer wieder gleich viele Raser. Trotzdem dürfe man den Kopf nicht in den Sand stecken, sondern müsse künftig weitere Aktionen wie die am 12. September auf die Beine stellen. Auch wenn deren Erfolg zunächst nicht meßbar sei, meint Bürgermeister Scheltzke.
Luftverschmutzung
Luftbelastungswerte vom 01. September in Milligramm je Kubikmeter
Stoffe und Grenzwerte*
Königstein
SO2 (0,01) 0,01 (0,01) NO2 (0,02) 0,01 (0,02) Ozon (0,12) unter 0,08 (unter 0,08) (in Klammern rechts Werte vom Vortag).
Die Messungen erfolgen auf der Billtalhöhe bei Königstein.
Für heute erwartet die Landesanstalt für Umwelt Ozon-Werte zwischen 0,05 und 0,09.
Die Ozonkonzentrationen liegen nachmittags höher; sie werden deswegen zwischen 14 und 16 Uhr gemessen und als Zwei-Stunden-Mittelwert angegeben.
GALLUS. Es geht auch mit Heftpflaster an jedem Finger der rechten Hand: "Ich fühl' mich wohl", sagt ein Teilnehmer der Freiluft-Bildhauerwerkstatt und strahlt über das ganze Gesicht. Noch haben die 16 Jugendlichen keine Übung im Behauen der alten Grabsteine. Aber die Routine wird sich bald einstellen. "Derzeit machen wir Fingerübungen", erläutert Bildhauer Michael Siebel, der das Projekt leitet.
Die Freiluft-Bildhauerwerkstatt ist ein gemeinsames Projekt der "Kulturwochen im Gallus", des "Falkenheim Gallus" und der Deutschen Bundesbahn (DB). Es ist der Versuch, Kunst, Wirtschaft und Sozialethik zu verbinden.
Emmanuel Bohn, künstlerischer Leiter der "Kulturwochen im Gallus", ist überzeugt davon, "die richtige Mischung zwischen Spektakulärem und knochenharter Basisarbeit" gefunden zu haben. Für die straffällig gewordenen Jugendlichen, die zwischen 20 und 136 Arbeitsstunden ableisten müssen, sei es sicher "interessanter, an einer Skulptur zu arbeiten, als irgendwo zu renovieren", sagt Fritz Maihofer, Falkenheim-Pädagoge.
In Abstimmung mit den zuständigen Frankfurter Jugendrichtern wurde festgelegt, daß Anwesenheitspflicht besteht. Nach vier Wochen haben die Jugendlichen die Möglichkeit, Bilanz zu ziehen und gegebenenfalls auszusteigen. Aber das Ziel der Bildhauerwerkstatt ist, daß die Jugendlichen aus freien Stücken den Weg zur Kunst finden. In einigen Wochen sollen sie sogar ihre Arbeitszeit selbst einteilen. Eine "Veränderung des Arbeitsbegriffs" (Maihofer) ist beabsichtigt.
"Schon vor zwei Jahren hatten wir diese Idee", sagt der Pädagoge. Doch wer "neue Wege der Sozialpädagogik" beschreiten will, muß erstmal Bares beschaffen, ist auf private Finanzquellen angewiesen. Die Stadt wollte für die jugendlichen Bildhauer zunächst kein Geld locker machen. Nur die Steine hat das Garten- und Friedhofsamt kostenlos angeliefert. Die DB ist als wichtigster Finazier eingesprungen. 30 000 der 70 000 Mark Gesamtkosten zahlt die Bahn.
"Die Jugendlichen werden schwitzen", meint Jürgen Kastner, Präsident der DB- Bezirksdirektion. Noch wichtiger erscheint dem Bundesbahner, daß die Jugendlichen Erfahrungen machen, "wie das Material eine neue Gestalt annimmt und sich unter ihrem Willen verändert". Für die DB war es keine Frage, ihr Gelände "Am Hauptgüterbahnhof" (Emser Brücke) dem Projekt zur Verfügung zu stellen.
Kastner ließ vor einigen Tagen während einer Pressekonferenz keine Gelegenheit aus, auf die "Verwurzelung der Bundesbahn im Gallusviertel" hinzuweisen. "Wir betrachten das Bildhauerprojekt als Basisarbeit", so auch DB-Pressesprecher Walter Henss. Ganz uneigennützig ist das Engagement für die Jugend allerdings nicht. Die Bundesbahn will offenbar "gutes Wetter" im Gallus machen. Denn die DB baut dort gerade eine neue Zentrale, mit Baulärm und anderen "Nebenwirkungen" für die Anwohner. Vom Gelände "Am Hauptgüterbahnhof" sind die Rohbauten zu sehen - "als Sinnbild eines der größten Arbeitgeber vor Ort", sagt Kastner.
Kulturdezernentin Linda Reisch verbindet mit den "Kulturwochen im Gallus" und den Bildhauern verschiedene Hoffnungen: Soziale, ethnische und kulturelle Grenzen sollen überwunden werden. In dezent soziologischem Jargon: "Das Projekt soll eine Reise durch verschiedene Wirklichkeiten sein." tin
MAIN-TAUNUS-KREIS. Und es gibt sie doch! Auch wenn viele ihren Urlaub lieber im europäischen Ausland oder auf anderen Kontinenten verbringen; zumindest in die Alpen, ans Meer oder in den Schwarzwald fahren, wenn sie schon in Deutschland bleiben - auch im Taunus tummeln sich Touristen. Daß die bunten Hochglanzprospekte von Ausflugszielen im Main-Taunus-Kreis und Hochtaunuskreis ihre Druckkosten wert waren, beweist nicht nur die postalische Nachfrage nach Informationen. Bei einer Imagestudie des Hessischen Fremdenverehrsverbandes stellte sich kürzlich heraus, daß vor allem Deutsche über 40 mit Hessen als Urlaubslandschaft erstmal den Taunus verbinden.
Vordertaunus, Hintertaunus, Hochtaunus: Die geographische Einordnung des prestigeträchtigen und bewaldeten Höhenzuges fällt selbst den Bürgern im Rhein-Main-Gebiet schwer. Denn die Landschaft hält sich nicht an willkürliche Grenzen, wie sie die Landkreise vorgeben. So tragen allein drei Kreise das Wörtchen Taunus im Namen. Zwei von ihnen, der Main-Taunus-Kreis und der Hochtaunuskreis vermarkten zusammen mit Bad Camberg aus dem Kreis Limburg-Weilburg gemeinsam ihre touristischen Ziele, genauer: das Land der Berge, Burgen und Bäder.
Georg Fritze verkauft diese Region als Chef des Fremdenverkehrsverbandes Main + Taunus, der seinen Sitz in Bad Homburg hat. Der rührige Touristiker ist zwar stolz auf das positive Ergebnis der Imagestudie. Doch er macht sich nichts vor: "Das mag vielleicht daran liegen, daß viele noch das Automodell Ford Taunus im Kopf haben", wagt er einen Erklärungsversuch dafür, daß gerade ältere Menschen das Wort im Kopf hatten, als sie ohne Vorgabe nach einer Assoziation zu einer hessischen Urlaubslandschaft gefragt wurden. Immerhin scheint das Wort eine solche Zugkraft zu besitzen, daß allein vier der 14 Fremdenverkehrsverbände in Hessen den Taunus im Titel führen. Vorsichtig ist Fritze auch, wenn es darum geht, das Main + Taunus-Gebiet herauszustellen. "Wir sind keine klassische Urlaubsregion", weiß der Fachmann. Reisegruppen verschlägt es nur selten in das grüne Herz Hessens. Den Grund dafür sieht Fritze in fehlenden Betten. "Wir haben zum Beispiel keine großen Häuser mit Kapazitäten für Busreiseveranstalter." Selbst als Veranstalter aufzutreten, verbiete sich aus Personal- und haftungsrechtlichen Gründen.
Dabei hat Fritze durchaus Ideen, wie sich das "touristische Entwicklungsland" Taunus besser verkaufen ließe: "Ich halte den sanften Tourismus für einen interessanten Markt." Dabei schwebt ihm ein Arrangement mit Übernachtung im Hotel und Arbeit auf dem Bauernhof vor. Das Ausprobieren von Kartoffelrezepten oder Gerichten aus der hessischen Küche könnte auch dazu gehören. Fehlanzeige seien zudem Wanderangebote ohne Gepäck. Was in anderen Regionen ohne Probleme möglich sei, fehle im Taunus völlig, kritisiert Fritze. Passen muß er auch, wenn Anfragen zu Radwanderungen mit Gepäcktransfer eingehen.
Daß der Main-Taunus-Kreis vom eigenen Fremdenverkehrsverband unterrepräsentiert werden könnte, weil die Geschäftsstelle im Nachbarkreis beheimatet ist, glaubt Walter Eigner von der hiesigen Kreisverwaltung nicht. Schließlich würden Ausflugsziele wie die Burg Eppstein oder der Rettershof in Kelkheim im gemeinsamen Prospekt dargestellt. Was darüber hinausgeht, müßten die einzelnen Orte selbst leisten, meint er.
Wie das funktionieren kann, hat die Weinstadt Hochheim bei der Internationalen Tourismusbörse in Berlin gezeigt. Sie hat sich am Stand von Main + Taunus auf eigene Kosten präsentiert und ließ zusätzlich zum jährlich anfallenden Mitgliedsbeitrag von rund 4000 Mark für den Fremdenverkehrsverband die Weinkönigin anreisen. Selbstverständlich mit einigen Kisten voller Rebensaft. set
Ein OB auf der Rollenrutsche Nach unten ging's für Schoeler sehr flott
RIEDERWALD. Als Oberbürgermeister Andreas von Schoeler sich im vergangenen Jahr auf einem Skateboard versuchte, hatte er Pech: Allzu lange hielt es den Politiker nicht auf dem Rollbrett. Mehr Erfolg versprach dagegen eine Fahrt auf der Rollenrutsche, die beim Straßenfest des Vereinsrings in der Schäfflestraße aufgebaut war. Der OB sauste glatt hinunter. Zwölf Vereine und zwei Riederwälder Kirchengemeinden hatten zum 10. Vereinsring-Fest in die Schäfflestraße eingeladen. Es gab für jeden etwas: Ebbelwei und Bier, Gegrilltes und Gebratenes, ein Handball- und ein Fußballturnier, Schautanzen und Karate. Und wem das dann immer noch nicht genug war, der half sich selbst. Ein halbes Dutzend Männer hatte kurzerhand einen Fernseher auf die Straße gestellt, um das Spiel der Frankfurter Eintracht nicht zu versäumen. "Ein Straßenfest in dieser Größe gibt es in unserem Stadtteil nur einmal", erzählt Dieter Haverkamp stolz, der dem Vereinsring seit 21 Jahren vorsteht. "Jeder Verein bemüht sich zu offerieren, was Küche und Keller bieten. Und vor allem: die Leute für die Vereinsidee zu interessieren." Unter den zwölf Vereinen ist der SG Riederwald mit 600 Mitgliedern der größte. Der kleinste ist der Geflügelzüchterverein mit etwa 30 Mitgliedern.
Bei strahlendem Sonnenschein waren Stimmung und Andrang der Besucher groß. Verkaufsstände und Buden säumten die Schäfflestraße. Vereinsring-Vorsitzender Haverkamp schätzte, daß gegen 19 Uhr schon an die 1000 Besucher gekommen waren. Darunter jede Menge Kinder - denn für sie wurde viel geboten.
Sie konnten auf dem Luftkissen toben und sich in der Schminkecke bemalen oder im Skatemobil rollen, das der Abenteuerspielplatz Riederwald mitgebracht hatte. Auch das andere Kinderspielzeug stammte aus dem Spielmobil des Abenteuerspielplatzes. "Die größte Attraktion ist die Rollenrutsche", erzählt Spielmobil- Leiter Michael Paulenz. Wohl wahr: Selbst der Oberbürgermeister wurde für einige Momente wieder zum kleinen Jungen. orf
Mountainbikefahrer finden neuerdings in einer Broschüre des Fremdenverkehrsverbands Rhön (Wörthstraße 15, 6400 Fulda, Telefon 06 61-60 06 -305) Wegweiser für hauptsächlich schwere, teils sogar extrem schwere Touren. er
HEDDERNHEIM. Einen Ausflug in den Vogelsberg machten dieser Tage 50 Mitglieder der AW Heddernheim. Per Bus ging's zum Hoherodskopf, wo Mittagsrast gemacht wurde und Zeit zum Wandern blieb. Einige nutzten den Aufenthalt zu einer Fahrt auf der Sommerrodelbahn. Großen Beifall gab es, als die 80jährige Hanne Wendnagel gekonnt die rasante Strecke meisterte.
Der Bus brachte die Gruppe zum Kaffeetrinken und zur Schlußrast an den Niddastausee. Einige Teilnehmer schafften auch den fünf Kilometer langen Rundweg um den Stausee und freuten sich über das "Fitneßprogramm."
Steffi Teschner vom Vorstand der Heddernheimer AW hatte gemeinsam mit Kassiererin Gretel Heinemann und Schriftführer Heinz Romberg die Fahrt gut vorbereitet. Nach diesem gelungenen Unternehmen wollen die Heddernheimer bald weitere Aktionen starten. Geplant ist ein Grillfest in der Begegnungsstätte in der Aßlarer Straße. li
WESTLICHE STADTTEILE. Geht es nach dem Willen der Kinderbeauftragten Christine Schwab (Grüne), dann werden im Frankfurter Westen an öffentlichen Gebäuden und im Bereich von S-Bahn- Haltestellen schon bald keine Zigarettenautomaten mehr hängen: "Zum Schutz der Kinder sollten Tabakwaren ausschließlich in Läden zu kaufen sein." Ebenso wie Plakatwände seien auch Automaten eine Form der Werbung.
Wie Frau Schwab weiter erklärt, überprüfe der Ministerrat der EG derzeit Erfahrungen aus Norwegen, wonach der Tabakkonsum bei Jugendlichen nach Einführung eines Werbeverbots um mehr als die Hälfte zurückgegangen sei. In Deutschland hätten im letzten Mai 57 Verbände der Bundesregierung einen entsprechenden Entwurf vorgelegt.
Obwohl bei der jüngsten Sitzung des Ortsbeirats alle drei Fraktionen das "Aus" für Plakatwände mit Zigarettenwerbung forderten, sehen sowohl SPD als auch CDU das neuerliche Begehren der Kinderbeauftragten mit kritischen Augen. Für SPD-Chef Norbert Wildhirt ist die Attacke auf Automaten an städtischen Gebäuden ein "Schaufenster-Antrag". Grundsätzlich sei er, als Raucher, zwar dafür: "Aber was hilft es, wenn von tausend Automaten gerade mal eine handvoll abgehängt wird." Auch Albrecht Fribolin CDU) hält nichts von Christine Schwabs Forderung: "Wenn das ein Beitrag zum Nichtrauchen sein soll, dann ist es einer, der keine Wirkung hat." Zwar könne keiner etwas dagegen haben, "aber wer rauchen will, der kriegt seine Zigaretten auch auf andere Weise". leo
WESTLICHE STADTTEILE. Kräftig abgespeckt liegt seit wenigen Tagen das Herbstprogramm der Volkshochschule für die westlichen Stadtteile vor. Weil die Stadt auch bei der VHS sparen läßt, mußten kurzfristig 90 bereits geplante Kurse gestrichen werden. "Höchst bedauerlich, aber offensichtlich unabwendbar", erklärte Leo Schwegel, Geschäftsfüher des Stadtteilzentrums der VHS. Der Rotstift machte lediglich vor dem Programm des Filmforums, den Kursen "Deutsch für Ausländer" und dem Angebot für Senioren halt. Insgesamt sei "sozialverträglich" gekürzt worden, sagte Schwegel. Keiner der Bereiche habe radikal beschnitten werden müssen.
Daß überhaupt Kurse aus Geldmangel abgesetzt wurden, mochte Stadträtin Jutta Ebeling (Grüne) im Vorwort zur Sparversion des VHS-Programms nicht zugeben. Sie verkauft das "abgespeckte" Angebot als "Ausdruck einer neuen Lehrplanstruktur". Um den Bürgern "mehr VHS im Stadtteil anbieten zu können", werde nach zentralen und Stadtteil-Angeboten differenziert. Tatsache aber ist, daß die Menschen im Westen der Stadt weniger statt mehr VHS bekommen. Die 141 Seiten starke Broschüre bietet insgesamt nur noch 353 Kurse, Seminare und Bildungsurlaube.
Unter dem Stichwort Frankfurt-Forum gibt es wieder spezielle Angebote für die westlichen Stadtteile. Eine Seminarreihe befaßt sich etwa mit "kindgerechter Verkehrsgestaltung in Sossenheim". "Nied - eine vergessene Vorstadt?" heißt ein Kurs zur Lebensqualität im Stadtteil an der Nidda. Angeboten wird ein "Höchster Single-Forum", eine "Runder Tisch in der Gemeinde" und ein Videoarbeitskreis. Frauen können unter der Motto "Mut zum Erfolg" mit Frauen aus Kultur, Wirtschaft und Politik diskutieren.
Fortgesetzt wird der Grundkurs Geschichte, in dem es um Karl den Großen geht. Die Veranstaltung "Geschichtslexikon" befaßt sich mit der UdSSR und Osteuropa. Wer etwas über das Schicksal nordamerikanischer Indianerstämme erfahren will, kann das Seminar "500 Jahre Entdeckung Amerikas - Segen oder Fluch?" besuchen. Sachsen und Sachsen- Anhalt stehen im Mittelpunkt der Reihe "Die neuen Bundesländer".
Vielfältig bleibt das Kursangebot in den Sparten Gesundheit, Musik und bildnerisches Gestalten. Lediglich einige weiterführende Foto-AGs fielen dem Rotstift zum Opfer. Auch im Sprachunterricht fallen einige Fortgeschrittenen-Kurse flach. Türkisch wird in der VHS überhaupt nicht mehr gesprochen. Wer studienhalber an den Bosporus reisen wollte, braucht die Koffer nicht zu packen.
Attraktiver dagegen wird das Angebot an EDV-Kursen. Dort erhöht sich zwar nicht die Zahl der Veranstaltungen, besser ist allerdings die Ausstattung. Die VHS darf die neuausgestalteten Räume des Friedrich-Dessauer-Gymnasiums benutzen, in denen modernste Computer miteinander vernetzt sind.
Zum Geldmangel kommen bei der VHS auch noch Raumprobleme. Die angemieteten Räume in der Bolongarostraße, in denen für den Real- und Hauptschulabschluß gebüffelt wird, werden zum Jahresende gekündigt. Ein Ausweichquartier ist bislang nicht in Sicht.
Das gelbe VHS-Programm liegt ab sofort in allen Buchhandlungen und in der Stadtbücherei bereit. tos
NIED. Verärgert hat der Ortsbeirat auf den Magistratsbericht reagiert, den Nieder Kerbeplatz an der Nidda zu entsiegeln und zu bepflanzen. "Die wollen uns den ältesten Kerbeplatz Frankfurts nehmen", empört sich der stellvertretende Ortsvorsteher Dr. Josef Hartinger von der CDU.
Der Magistratsbericht antwortet auf eine Anregung des Ortsbeirates, den Platz neu zu gestalten und Spielmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche zu schaffen.
Dem Bescheid aus dem Planungsamt zufolge ist der Kerbeplatz unterhalb der Oeserstraße allerdings als mögliche Ersatzfläche für die geplante Bebauung an der Mainzer Landstraße am Ortsrand Alt-Nied vorgesehen. Stehen dort erst einmal Häuser, soll die zur Zeit auch als Lastwagen-Parkplatz genutzte Fläche entsiegelt und dann mit Bäumen bepflanzt werden.
Eine Spielfläche für Zwölf- bis Sechzehnjährige sei außerdem nicht notwendig, da der Spielplatzentwicklungsplan aus dem Jahre 1985 für Nied einen Versorgungsgrad von 131 Prozent feststelle, argumentiert das Planungsamt.
Zahlen, die nicht nur Hartinger für längst überholt hält. "Bei unseren Neubaugebieten hat sich die Situation längst gewaltig verändert."
Das Planungsamt ignoriere zudem auch, daß die Nieder seit Jahrzehnten ihre Kerb an der Nidda feiern. Die müßte dann künftig ebenso ausfallen wie das traditionelle Feuerwehrfest.
Ein Verlust, den auch SPD-Fraktionschef Norbert Wildhirt sieht. "Eine Kleinkerb nach der anderen stirbt. Am Ende haben wir in Frankfurt nur noch die Riesenfeiern wie das Museumsufer-Fest."
Die Abfuhr aus dem Römer will sich der Ortsbeirat nicht gefallen lassen. Hartinger: "Wir haben in Spielplatz-Fragen schließlich ein originäres Recht." Schon in der kommenden Sitzung am Dienstag, 15. September, wird der Nieder Christdemokrat im Stadtteilparlament einen Antrag präsentieren, indem abermals eine Spielfläche auf dem Nieder Kerbeplatz gefordert wird.
"Da stehen alle Fraktionen dahinter", erklärte Josef Hartinger. Mit dem erneuten Vorstoß werden sich dann noch einmal die Ausschüsse des Stadtparlamentes befassen müssen.
Vom Frankfurter Stadtplanungsamt war zur Entscheidung, den Platz zu entsiegeln, trotz mehrfacher Anrufe bislang eine Stellungnahme nicht zu erhalten. tos
DORNBUSCH. Eine grüne Oase in der grauen Großstadt ist der Garten der evangelischen Dornbuschgemeinde in der Carl-Goerdeler-Straße. Abseits vom Verkehrslärm läßt sich da gut feiern. Tische und Stühle auf dem Rasen unter bunten Sonnenschirmen, fröhliche Menschen und angenehme Unterhaltung: so kennen die Gemeindemitglieder ihre beliebten Sommerfeste - und sie genossen die Feier auch dieses Mal.
Alle Kreise und Gruppen hatten sich mit eigenen Angeboten an dem Fest beteiligt. Anders als üblich verlief der Gottesdienst, ergänzt durch eine gemeinsame Meditation mit Hilfe großer geflochtener Strohkugeln (das Stroh hatte Meditationsleiterin Margret Heide im Niddatal gesammelt), die von Hand zu Hand weitergegeben wurden.
Ab Mittag gab es Gedränge um die Stände im Garten. Die Gruppe der jungen Erwachsenen hatte eine Druck- und eine Schmuckwerkstatt eingerichtet. Besonderen Anklang beim Publikum fanden die originelle "Riechorgel", bei der es allerlei Düfte zu raten gab, sowie der "Fühlstand".
Die Eltern der Krabbelstubenkinder hatten für die Kleinen eine Bewegungsstrecke aufgebaut, aus Leitern, Treppen und verschiedenen Hindernissen. Sie halfen den Minisportlern geduldig, die Schwierigkeiten zu überwinden. Ebenfalls für Kinder war die Vorlesestunde gedacht. Aber auch Erwachsene hörten zu und genossen die Geschichte vom Kater Sylvester. Den ganzen Nachmittag bereit waren die Helferinnen am Blutdruckmeßstand - ein Angebot, das gern wahrgenommen wurde.
Gegen Abend stimmte Dornbusch-Kantor Lothar Lämmer eine Gruppe Freiwilliger auf ein gemeinsames Singen ein. Er schaffte es rasch, aus einigen dünnen Stimmen am Anfang einen vollen Chor zu bilden, der ständig an Zulauf gewann und der sich auch im Kanonsingen versuchte. Später wurde noch ein Lagerfeuer entfacht (vorsichtshalber in einer Metallschale). Die Pfadfinder der Gemeinde baten zum Lager-Grill, schwärmten von ihren vielen Fahrten und gaben Gitarrenunterricht. Wie Pfarrerin Doris Müller-Fisher berichtete, war die Kuchentafel zu diesem Fest erstmals mit selbstgebackenem gespendetem Kuchen bestückt. Das schnell ausverkaufte Angebot reichte von Tiramisu über Käsetorte bis hin zu Gesundheitsvollkornkuchen. Das verhalf den Organisatoren zu guten Einnahmen. Ergänzt durch den Erlös des Grillstands und des Blutdruckmeßstands soll der Gesamtbetrag einem guten Zweck zur Verfügung gestellt werden.
Der Gemeindevorstand und die drei Pfarrer, Frau Müller-Fisher, Joachim Grein und Björn Uwe Rahlwes, hatten beschlossen, das Geld der Gutleutgemeinde zu übergeben. "Wir unterstützen damit die dort geleistete beispiellose Obdachlosenhilfe", sagte Pfarrerin Müller-Fisher. li
HEDDERNHEIM. In der Begegnungsstätte des Frankfurter Verbandes für Alten- und Behindertenhilfe in der Aßlarer Straße gab es wieder einmal Gelegenheit für ein fröhliches Fest. Anlaß war der 89. Geburtstag des alteingesessenen Heddernheimers Fritz Cloos. Wilma Ludewig, die Leiterin der Begegnungsstätte meinte, Cloos sei ein geselliger Mann und sorge mit seinem Humor immer für gute Stimmung. Deshalb wären auch so viele Gäste gekommen, um mit ihm zu feiern.
Cloos, der früher "in fast allen Vereinen mitgemacht hat", kann heute ein so großes Pensum nicht mehr meistern. In die Begegnungsstätte aber kommt er regelmäßig: "Das ist schön nah für mich und es gibt immer Unterhaltung." Wegen seiner Gelenkschmerzen muß der Jubilar oft am Stock gehen. Sonst aber fehle ihm nichts. Der Galvaniseur und langjährige Innungsmeister sagte: "Mich haben die Gifte am Leben erhalten!"
Das Geburtstagskind lud die Senioren nach dem Kaffee zu "Wurstebrot und Ebbelwei" ein. Walter Schmidt und Alfons Amthor brachten ihm ein musikalisches Ständchen. So wie seine Mitsenioren ihn kennen, war Cloos auch an diesem Tag voller Optimimus. Er versprach seinen Gästen "Meinen Neunzigsten werden wir noch viel besser feiern." li
An Wegproviant muß man denken bei den Exkursionen des Gerolsteiner Landes, einem geologischen Eldorado in der Vulkaneifel, bei denen man Einblick in die 5000 Millionen Jahre alte Erdgeschichte erhält.
Wetterfeste Kleidung ist notwendig und festes Schuhwerk. Und da die Suche nach den Fossilien nicht zu kurz kommt, eine Taschenlupe und Behältnisse zum Aufbewahren von Steinen, Fossilien oder Mineralien.
125 Kilometer ist der Geo-Pfad lang, der auf Wanderwegen 30 geologisch besonders interessante Aufschlüsse miteinander verbindet. Vor allem Amateursammler und interessierte Laien sollen durch den Geo-Pfad an die Geologie herangeführt werden, um auch das Umweltbewußtsein zu verbessern. Dem Besucher wird vor Augen geführt, daß diese Umwelt Existenzgrundlage von Pflanzen, Tieren und Menschen ist.
Ausgangspunkte der Wanderungen sind am Eiskeller in Hillesheim und an der Burg Kerpen. Hier und unterwegs sind Tafeln, auf denen die wichtigsten Themen erläutert werden, angefangen bei den Grundlagen des Lebens auf unserer Erde. Ergänzt wird diese Anschauung im Gelände durch eine Schausammlung im Naturkundlichen Museum Gerolstein, durch Führungen und Vorträge.
Wer an einer der geologischen Exkursionen teilnimmt, die mit einer Fossiliensuche verbunden sind, erhält im Museum einen interessanten Einblick in die bewegte erdgeschichtliche Vergangenheit dieser Gegend. Aus der Devonzeit, in der die Eifel von Meer bedeckt war, stammen die versteinerten Meerestiere, die in der Fachwelt aufgrund ihres hervorragenden Erhaltungszustandes berühmt sind.
Der Geo-Pfad stellt insbesondere Gesteinsschichten aus der Devon-, Trias-, Tertiär- und Quartär-Zeit vor. Nicht zuletzt bietet er ein Naturerlebnis in einer abwechslungsreichen Mittelgebirgs- Landschaft, die geprägt wird durch zahlreiche Vulkankegel und Bergkuppen sowie Fluß- und Bachtäler.
Der Geo-Pfad ist so konzipiert, daß er auch auf kürzeren Rundwanderungen bewältigt werden kann. Interessant und erlebnisreich ist die Teilnahme an einer der Exkursionen, wozu Vorträge, Museumsbesuch, Fossiliensuche (Fundstücke darf man behalten) und Präparationstips gehören. Das Programm sieht bis zum 20. Oktober eintägige Exkursionen sowie "Geologische Wochenenden" vor.
Auskünfte: Verkehrsamt "Gerolsteiner Land", Kyllweg 1, 5530 Gerolstein. Die Stadt liegt an der Eifelstrecke der Bundesbahn (Trier - Köln). Mit dem Auto von Frankfurt auf der Autobahn bis Koblenz und weiter Richtung Trier, Abfahrt Ulmen oder Daun. gmd
HAUSEN. Packende Kämpfe und zum Teil knappe Ergebnisse prägten die Spiele um die vereinsinterne Meisterschaft im Tennisdoppel der Turn- und Sportvereinigung (TuS) 1860 Hausen. Das zweitägige Turnier auf den drei Plätzen hinter der Turnhalle Am Ellerfeld ist nicht nur der sportliche Höhepunkt des Jahres, sondern auch ein geselliges Treffen der mittlerweile auf 150 Mitglieder angewachsenen Tennisfamilie. Kühle Getränke wurden zu Häppchen gereicht, und vom Grill gab's Steaks und Würstchen zu Bier und Ebbelwei.
"Ein Glück, daß es zwei Tage lang kräftig geregnet hat", freute sich Abteilungsleiter Peter Eick, "jetzt sind unsere Plätze gut bespielbar, und der Wassernotstand trifft uns vorerst nicht."
Insgesamt kämpften acht Frauen- und zehn Männerdoppel um die begehrten Pokale. Den Meistertitel bei den Frauen errangen Ute Niederhut / Irmgard Germann vor Ellen Heidecke / Erika Schmian. Dritte wurden Christa Eick und Margret Dreiser.
Bei den Männern verteidigten im A-Finale die Vorjahresmeister Peter von Puttkammer / Rocco Gioia gegen Jürgen Herlth / Jörg Landmann den Meistertitel. Im B-Finale behaupteten sich Michael Smolinna / Oliver Vonhausen gegen Uwe Berger / Harald Schneider.
Zufrieden äußerte sich Sportwart Hans Fuchs, der Turnierleiter, über die Spiele. Das Trunier wird sportlich ernstgenommen, "aber doch nicht bierernst". Auf Schiedsrichter jedenfalls konnten die Hausener Tennisspielerinnen und -spieler leicht verzichten. rw
WIESBADEN. Schwer schnaubend fährt die Diesellok in die Kurve. Jetzt kommt gleich der Anstieg. Die Fahrt wird deutlich langsamer, die Rauchschwaden größer. Schafft sie es oder schafft sie es nicht? Sie schafft es nicht, die Diesellok fällt im Zeitlupentempo zurück. Fahrdienstleiter Franz-Kurt Koch treten die Schweißperlen auf die Stirn. Jetzt greift Hans Scheffler ein. Der 77jährige packt beherzt den vorletzten Wagen, hängt ihn ab, und schon kommt die Lok wieder in Schwung. Ein kleiner Stups noch mit dem Handballen, dann verschwindet der Zug im Tunnel. Auf 150 Meter Gleisen kann sich die Lokomotive austoben. Das Gewirr aus Schienensträngen, Weichen und Bahnhöfen, zahllosen Modellhäuschen, Grünzeug und Menschen gehört dem "Modellbahn-Club", der sein Domizil in zwei ausrangierten D-Zug-Wagen am ehemaligen Bahnhof Landesmuseum hat.
Für einen Laien ist das Gewimmel nicht zu durchschauen. Hier blinken Lämpchen, dort stellen sich Weichen um, da pfeift es, und dort taucht fauchend eine Dampflok auf. Fünf Züge gleichzeitig können die Modellbahner rollen lassen. Es ist ein Spaß für Fachleute. Ungeübte lassen besser die Finger weg oder machen sich an der Eisenbahn des Nachwuchses zu Hause zu schaffen. "Wir mußten alle viel lernen", sagt Karlheinz Kern, der dem 1957 gegründeten Club seit 1962 angehört. Er, der für Elektronik nie viel übrig hatte, ist mittlerweile ein findiger Tüftler. Angelernt hat ihn sein Kumpel Koch, und auch bei Gerhard Rauch schaute er häufiger über die Schulter.
Boßler und Bastler sind sie alle, die zwölf Mitglieder des Clubs. Gründer Hans Scheffler, der für "Landschaft, Bäume, Häuser" zuständig ist, ist ein großer Gegner der neuen Verpackungsverordnung, die für ihn wertvolle Materialien gleich wieder beim Hersteller verschwinden läßt. Was hat Scheffler nicht schon alles aus Verpackungsmüll gezaubert. Die Burgruine beispielsweise war ursprünglich die Hülle eines Fernsehgerätes. Aus Obstkistchen wurden Lattenzäune und aus Trockenblumen mit Farbe, Haarspray und Erfindergeist wunderschöne Laubbäume. Sein Geheimrezept für Bruchsteinmauern: Moltofill mit einem Hauch Sägemehl und einer Prise Leim verrührt, gewürzt mit viel Geduld, das wirkt immer. Jeden Dienstagabend treffen sich die Bastler in ihrem originellen "Vereinsheim" an der Biebricher Allee. Während in einem der ausrangierten Waggons die Großspurbahn aufgebaut ist (Scheffler: "Die hat einen Wert von gut und gerne 50 000 Mark), befindet sich im zweiten Waggon das eigentliche Zentrum des Clubs. Noble gold-weinrot-gestreifte Sitzelemente aus dem "Nassauer Hof" (Scheffler: "Das ist Chippendale"), eine kleine Bar und in einem zweiten Bereich die original hölzernen Sitzbänke und Klapptische des alten Eisenbahnwaggons lassen diesen Wagen zum Herzstück des Clublebens werden. Hier wird gefeiert, bis sich die Balken biegen. An Weihnachten, Fastnacht und auch zwischendurch. Das Wagen-Ensemble steht auf einem Grundstück der Bahn, die den Streifen Land vis-à-vis der Henkell-Sektkellerei dem Club überlassen hat. Das Grundstück sieht geradezu malerisch aus - es ist zugewuchert, ein kleiner Garten schließt sich an. Eine Oase, nur wenige Schritte entfernt vom tosenden Autoverkehr der Biebricher Allee.
Langfinger machten sich schon ein paar Mal an den Waggons zu schaffen und klauten einen Teil der Einrichtung. Jetzt sind die Fenster vergittert, ist der Diebstahl erschwert.
Jedes Clubmitglied hat einen Schlüssel und kann kommen, wann es will. Erlaubt sind nur Männer, "mit Frauen hatten wir so unsere Probleme", sagt Scheffler. Das weibliche Geschlecht in Form von Ehefrauen der Mitglieder ist aber gerne gesehen bei Festen und an Wochenenden. Mitglied kann nicht jeder werden. "Der muß ja schließlich zu uns passen", erklärt Scheffler. Eine etwa halbjährige Probezeit muß jeder durchstehen, der in den erlauchten Kreis aufgenommen werden will. Ein bißchen plagt den Club das Nachwuchsproblem. "Nesthäkchen" ist momentan Erich Lauer, ein 35jähriger Bäcker, der "früher eigentlich mal zur Bahn gehen wollte". Doch daraus wurde nichts, er griff zum Brotteig statt zur Schaffnermütze und ist schon seit zehn Jahren bei den Modellbahnern.
Die meisten anderen sind durch Ausstellungen oder Berichte auf den Modellbahn-Club aufmerksam geworden. Hans Scheffler war von Jugend an ein begeisterter Eisenbahnfan und hat viel für den Club "zusammengestoppelt": die ausrangierten Waggons ebenso wie das Grundstück bei der Bundesbahn, Anhänger und Gleise auf Messen und Ausstellungen und das Klohäuschen im Garten von der Bundespost - das war früher mal eine Telefonzelle.
FRANKFURT A. M. "Dem Fußgänger gehört die Welt, er ist des Bauers und Bürgers Gleicher . . .", beschreibt Ernst Moritz Arndt in seinem Gedicht das Wandern. In diesem Sinne starteten die "Löwenritter" der Frankfurter Wandervogelgruppe ihre Reise nach Ungarn.
Nach der Fahrt zum Bük-Gebirge erforschten die Wanderer im Alter von sieben bis 20 Jahren das Land zu Fuß. In einem der unberührtesten Nationalparks Ungarns begann die Wanderung der Löwenritter. Stark beeindruckt von der Landschaft und der Freundlichkeit der Bevölkerung, setzten sie ihre Reise mit der Eisenbahn Richtung Osten fort.
Die Theiß, ein Fluß, der sich durch ganz Ungarn zieht, war das nächste Ziel. Hier wurden einige Badetage eingelegt, bevor die Gruppe weiter zur ukrainischen Grenze wanderte. Beim Anblick der Karpaten entschlossen sich die "Löwenritter" spontan zu einer Fahrt in das benachbarte Land.
Trotz angeblicher Visumspflicht konnte die Gruppe ohne Schwierigkeiten die Grenze passieren. In den Bergdörfern der Karpaten lernten die jungen Frankfurter einheimische Familien kennen, von denen sie oft kostenlos mit Lebensmitteln versorgt wurden. Mit Stadtbesichtigungen in Budapest, Wien und München endete die Reise nach rund dreieinhalb Wochen. ima
MÜHLHEIM. Wenn die Jugendlichen die ersten Meter auf einem Mofa zurücklegen, das erste Mal durch das Drehen am Gasgriff selbst die Geschwindigkeit des Fahrzeugs mit Hilfsmotor bestimmen, bleibt dieses gute Feeling für die Teenies meist unvergessen.
Ein "Blackout" oder große Vergeßlichkeit macht sich allerdings bei vielen bemerkbar, wenn es darum geht, sich an die Erkenntnisse aus dem Fahrschulunterricht zu erinnern. Denn die wiederholten Warnungen von Polizei und Lehrern, den Motor oder die Auspuffanlage des Mofas nicht zu verändern, scheinen aus dem Gedächtnis gestrichen zu sein.
Davon kann die Polizei ein Lied singen. Denn nach ihrer Erfahrung haben einige Neulinge schon nach wenigen Wochen das Gefühl, ihr "Ofen" sei zu langsam. Sie haben den Eindruck, ihr Mofa sei sogar so "lahm", daß sie während der Fahrt Blumen pflücken könnten. Statt vermeintlich langsam durch die Landschaft zu tuckern, wollen sie aber etwas völlig anderes: Geschwindigkeitsrausch, schneller sein als Freund oder Freundin.
Um die Nase vorn zu haben, werden dann die Zweiräder "frisiert", wie es im Insider-Jargon heißt, wird versucht, noch mehr Power aus der kleinen Maschine herauszuholen. Manche legen vorn auf die Antriebswelle ein größeres Zahnrad, um die Übersetzung zu verbessern. Andere bohren den Auspuff oder Vergaser auf und verändern den Zylinderblock.
All das haben die Beamten bei den Kontrollen der Mofas oder bei der Sicherstellung nach Unfällen schon entdeckt. "Besondere Fundstücke" haben die Beamten im Ersten Offenbacher Polizeirevier am Mathildenplatz zusammengetragen und in Vitrinen ausgestellt.
Viele Mofas laufen schneller als es die Polizei erlaubt, weil die Teenies beispielsweise mit Rennsätzen, die es zu kaufen gibt, mehr Power aus den kleinen Maschinen holen. Erlaubt sind jedoch nur 25 Stundenkilometer und 4800 Umdrehungen pro Minute. Manche Mofas, die die Polizei gestoppt hat, erreichten sogar Geschwindigkeiten von mehr als 60 Stundenkilometern.
Wenn am Motor und Getriebe geschraubt wird und die Leistung steigt, erlischt die Allgemeine Betriebserlaubnis (ABE), sagt Norbert Schikowski von der Mühlheimer Polizei. Die Versicherung kommt bei einem Unfall nicht mehr für den gesamten Schaden auf. Das könne also recht teuer werden. Läuft das Mofa schneller, braucht Fahrer oder die Fahrerin auch einen Führerschein. Normalerweise reicht ein Berechtigungsschein für das Mofa aus. Den erhalten die Jugendlichen in den Fahrschulen - aber nur, wenn sie mindestens sechs Doppelstunden Theorie und mindestens eine Stunde Fahrt auf der Straße erfolgreich absolviert haben. Der Unterricht ist nach Auskunft der Polizei jedoch nur für junge Leute obligatorisch. Wer vor 1965 geboren ist, darf einfach so Mofa fahren - ohne Prüfung, aber mit Helm.
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FRANKFURT A. M. Viele Schulkinder tragen zu viel Unnötiges in ihrer Büchertasche herum. Atlanten, die die Lernenden oft erst einige Tage später brauchen, werden von Anfang an mitgeschleppt. "Schulranzen öfter kontrollieren" rät daher die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) den Eltern insbesondere von Schulanfängern.
Zudem sollten Umweltbelastungen durch den Umgang mit Arbeitsmaterialien vermieden werden. So gehören in den Schulranzen, nach Anicht der KKH unlackierte Blei- und Buntstifte sowie Wachsmalstifte ohne Kunststoffhülle.
Hefte und Blöcke aus Umweltschutzpapier, PVC-freie Radierer und Lineale aus unbehandeltem Holz ergänzen das umweltbewußte Arbeitsgerät. Bei Klebstoffen weist die Verbraucherinitiative in Bonn auf den Zusatz "Ohne Lösemittel" hin. Umschläge, Ordner und Sammelmappen sollten aus Papier oder Pappe sein.
Bei den Schreibutensilien ist ein Füllhalter mit Nachfüllsystem einem Patronenfüller vorzuziehen. Filzschreiber mit organischen Lösemitteln wie Trichlorethan sind nach Angaben der Verbraucherinitiative stark gesundheitsgefährdend und sollten daher gar nicht erst gekauft werden.
Stifte auf Wasserbasis sind eher zu empfehlen, sofern sie frei von Formaldehyd sind. ima
FRANKFURT A. M. Die Fußballer des deutsch-türkischen Kulturvereins Saz- Rock haben ihre erste Saison in der Kreisklasse A erfolgreich abgeschlossen. Das Team konnte sich trotz einiger Niederlagen den Klassenerhalt sichern. Viele Spieler der Mannschaft spielten zum ersten Mal in der A-Liga. Zudem hatten die Fußballer keinen festen Trainingsplatz.
Das soll sich nun ändern: Pünktlich zum Start der Vorbereitung für die Saison 1992/93 zieht der Verein an die Hausener Mühle, wo bald ein Kunstrasenplatz entstehen wird. In der Nähe des Vereinshauses können die Saz-Rocker nun ihre Trainingsstunden abhalten.
Eine weitere Änderung: Trainer Rolf Seidel, der vier Jahre lang für Saz-Rock tätig war, hat den deutsch-türkischen Klub verlassen. Seine Stelle sollte ursprünglich Juan Gonzales einnehmen, doch bereits nach zweieinhalb Wochen trennte sich der Verein "wegen großer Unstimmigkeiten zwischen Trainer und Mannschaft" von dem neuen Coach, heißt es in einer Pressemitteilung.
Bis ein neuer Fußballtrainer gefunden ist, bereiten Eduard Müller sowie die Mannschaftskapitäne Jörg Henkel und Ali Sakalakoglu das Saz-Rock-Team auf die nächste Saison vor. ima
Die schwarze Rauchsäule und der penetrante Gestank nach verbranntem Gummi gaben den Bewohnern von Tallinn einen Vorgeschmack auf den kommenden Winter. Eine riesige Halde abgewrackter Autoreifen im Hafengelände der estnischen Hauptstadt war in Brand geraten und erst nach mehrstündigem Kampf wurde die Feuerwehr der Flammen Herr.
Der Reifenberg, der den Hafen verschandelt, ist ständiges Ziel von Autobastlern auf der Suche nach alten Pneus, die immer noch besser sind als jene, auf denen ihre Rostlauben durch Estland rollen. Was die Stöberer aber übriglassen, soll in Flammen aufgehen; nicht ungezügelt wie beim jüngsten Großbrand, sondern als dringend benötigter Beitrag für den Betrieb des Tallinner Fernheizsystems.
So prekär ist der Brennstoffmangel in dem baltischen Staat, daß im größten Tallinner Kraftwerk "IRU" selbst deutscher Alt-Gummi willkommen ist. Die Reifenhalde am Kai hat die Handelsfirma ATG aus Nachrodt aufgeschüttet. Sie wird hier in Estland die unbrauchbaren Altreifen los, für die in Deutschland hohe Entsorgungsgebühren zu zahlen sind. Als Gegenleistung versprach sie IRU einen neuen Wasserkessel und den Einbau einer Filteranlage. Für ATG ist das ein gutes Geschäft. In Tallinns Umweltbehörde kündigt Generaldirektor Aap Mumme zwar eine kritische Analyse des ökologisch bedenklichen Projektes an: "Ob wir die Gummiverbrennung gutheißen, müssen wir noch sehr genau prüfen." Kraftwerksdirektor Janis Balodis jedoch ist zufrieden mit den "überraschend guten" Testergebnissen, die ihm die deutschen Partner vorgelegt haben. "Eine Tonne Reifen entspricht im Energiewert einer Tonne Öl", sagt er und glaubt, daß diese Energie ohne nennenswerte Abgas- und Geruchbelästigung gewonnen werden kann. "Wir bekommen gratis Brennstoff, und wir bekommen eine Filteranlage", zählt er die Vorteile des Deals mit den Deutschen auf. Beides benötigt sein Kraftwerk dringend.
Denn bisher steigt der Rauch völlig ungereinigt aus den Schloten der mitten in Tallinn gelegenen Anlage. Als Gaskraftwerk war IRU einst projektiert worden, doch weil es in Estland nicht genügend Gas gab, heizte man die Anlage vorerst mit Öl. Das war als Übergangslösung bis zum Bau einer Leitung für sibirisches Erdgas gedacht, und für Übergangslösungen opferte in der alten Sowjetunion niemand Rubelmillionen zur Abgasreinigung. Jetzt, vierzehn Jahre nach der Inbetriebnahme, ist die Gaspipeline immer noch nicht fertig, und IRU verpestet mit seinen Schwefelemissionen weiterhin die Luft von Tallinn.
"Das russische Öl, das wir verwenden, ist sehr schwefelhaltig", sagt Balodis. "Das schwefelarme, das man im Westen verfeuert, können wir uns nicht leisten." So könne er, meint der Kraftwerksdirektor, nur zwischen zwei Übeln wählen: Gar nicht zu heizen oder mit schlechtem Öl die Umwelt zu verschmutzen. Balodis schwärmt von den Filteranlagen, die er in Finnland besichtigt hat. Er weiß, daß diese für sein Kraftwerk unerschwinglich bleiben.
Doch seit der Unabhängigkeit Estlands sind auch die Öllieferungen aus Rußland, für die die Sowjetrepubliken früher Spottpreise zahlten, zum Problem geworden. Der Preis, den Moskau verlangt, hat sich dem Weltmarktniveau angeglichen, und wenn Rußland sein Öl selbst benötigt, bleibt der Nachschub aus. "Früher haben wir 1500 Tonnen pro Tag verbrannt, im letzten Winter nur noch die Hälfte", erläutert Balodis. "Wir haben nicht für Wärme gesorgt, sondern nur fürs Überleben." Da Moskau Estland zudem mit einer Handelsblockade droht, weil man meint, daß hier die russische Minderheit dikriminiert werde, wagen die Esten nicht, auf die Lieferungen aus Rußland zu vertrauen.
"Für Nordseeöl aber fehlen uns die Dollars und die Transportanlagen", räumt Balodis ein. Während das russische Öl auf Eisenbahnwaggons direkt ins Kraftwerk gefahren wird, mußten die Notlieferungen, die die Esten im letzten Winter dank finnischer Kredite im Westen kauften, von Tankschiffen auf Lastwagen umgeladen und mühselig an den Bestimmungsort gebracht werden. Zwar will die Europäische Entwicklungsbank den baltischen Staaten beim Ausbau der Infrastruktur helfen, wie aber die Energieimporte bezahlt werden sollen, weiß niemand. Tiit Männiksaar, Ratgeber im Energieministerium, will nicht garantieren, daß die Esten im kommenden Winter warmes Wasser haben werden. "Estland ist zu arm, um sich geheizte Wohnungen leisten zu können, und zu kalt, um unter den Bäumen zu schlafen", beschreibt Tiit Saat, Abteilungsditrektor im Wirtschaftsministerium, das Dilemma.
Wen wundert es da, daß man selbst auf desperate Lösungen wie das Abbrennen von Autoreifen zurückgreift? Und daß bei der Energiebeschaffung Umweltbedenken nicht den Vorrang bekommen? Die größten Kraftwerke Estlands stehen in Narva, nahe der russischen Grenze. Sie erzeugen Strom aus Ölschiefer, wovon Estland über die weltweit größten Vorkommen verfügt. Doch Ölschiefer hat einen niedrigen Brennwert und einen extrem hohen Verschmutzungsgrad, und die nicht mit Entschwefelungsanlagen ausgerüsteten Kraftwerke in Narva sind hauptverantwortlich für den Spitzenplatz, den Estland bei der Umweltverpestung in Europa einnimmt: Mit 140 Kilogramm Schwefeldioxid (SO2) pro Einwohner lag die baltische Republik 1988 deutlich vor der damaligen DDR und CSSR an erster Stelle der Schmutzfinkenliga. Die SO2- Emissionen lagen pro Kopf der Bevölkerung viermal so hoch wie in Großbritannien und neunmal höher als in Westdeutschland.
Für Estlands ökologischen Zustand ist die Müllhalde der Hauptstadt ein krasses Beispiel. Auch sie, unweit von Tallinns bestem Villenvirtel gelegen, ist ein "Provisorium", eine elf Jahre alte "Übergangslösung", die es längst nicht mehr geben sollte. Seit elf Jahren werden Tallinns Abfälle unsortiert auf ein nicht mehr übersehbares Gelände gekippt, verrotten oder bleiben liegen. Zerlumpte Männer stochern in den Müllbergen und suchen nach Metallen und verwertbaren Materialien. Der atemberaubende Gestank scheint sie ebenso wenig zu stören wie die Zehntausenden von Möwen, die kreischend über den Abfallhaufen kreisen und sich an Nahrungsresten gütlich tun. Jetzt endlich habe man ein Gelände für eine neue, modernere Entsorgungsstätte gefunden, sagt Umweltdirektor Mumme. In drei oder vier Jahren könne sie fertig sein. Wenn das Geld reicht.
Der Wissenschaftliche Referent der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (Stuttgart), Dr. Gottfried Küenzlen, hat eine Stellungnahme zu der epd-Meldung vom 13. 7. 1992 "Konferenz Europäischer Kirchen kritisiert KSZE" (3284/12. 7. 1992) abgegeben, die in verschiedenen Zeitungen - so unter anderem in der "Frankfurter Rundschau" vom 1. 8. 1992, aber auch wiederum in epd vom 31. 7. 1992 (3793/30. 7. 1992) - entsprechenden Niederschlag fand.
Herr Dr. Küenzlen versteigt sich dabei zu der ungeheuerlichen Behauptung, daß sich die Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) "zum Büttel des groß-serbischen Vernichtungskrieges gemacht" habe und fragt aufgrund dieser seiner völlig aus der Luft gegriffenen Behauptung auch noch, "wie lange eine solche KEK noch als legitime Vertreterin der Kirchen anerkannt werden kann."
Leider hat Herr Dr. Küenzlen solche und ähnliche Behauptungen und Fragen unkontrolliert auf Sand gebaut, denn eine solche "Jugoslawien-Erklärung der KEK" existiert gar nicht. Der Text, auf den er sich bezieht, ohne diesen eigentlich zu kennen, und aus welchem er seine extremen Schlußfolgerungen ziehen zu können meint, ist nämlich ein namentlich gezeichneter Artikel des KEK-Studiensekretärs und damit klarerweise nicht eine allgemeine KEK-Presse-Erklärung.
Außerdem bezieht sich der Artikel des Studiensekretärs in seiner Haupt-Intention nicht auf das gesamte Problem und das gesamte Gebiet, sondern auf besondere tragische Konstellationen in der Ost-Herzegowina, wo der serbisch-orthodoxe Bischof Atanasije Jevtic, schärfster serbisch-orthodoxer Kritiker der Milosevic-Regierung, fast täglich zusammen mit serbischen Gemeinden unter kroatischem Beschuß liegt. Und es geht dem Studiensekretär nicht darum, Kroaten und Bosnier insgesamt zu "Kriegstreibern und Kriegsverbrechern" zu stempeln, sondern darum, die Menschenrechts-Verbrechen" auch der nicht-serbischen Kampfparteien nicht vollständig zu verdrängen und damit die ganze Wahrheit im Interesse eines haltbaren Friedensprozesses an den Tag zu bringen.
Dieses Bemühen ist übrigens durch die Außerordentliche Sitzung der UN-Menschenrechtskommission am 13. und 14. August 1992 in Genf generell gerechtfertigt, besonders durch die Aussage des Leiters der Delegation der Bundesrepublik Deutschland, Gerhart Baum, der angesichts eines "gezielten Feldzugs ethnischer Säuberung" die Serben in erster Linie kritisierte, aber hinzusetzte ". . . auch die anderen Kriegsparteien können nicht ohne weiteres freigesprochen werden." Was aber an der Kritik des Herrn Dr. Küenzlen am kritikwürdigsten ist, ist nicht das, was er sagt, sondern das, was er nicht sagt. Denn seit einem Jahr arbeitet speziell KEK zusammen mit dem Rat der (römisch-katholischen) Bischofskonferenzen (CCEE) intensiv an der Entwicklung des Dialogs und der Versöhnung zwischen der Serbischen Orthodoxen Kirche und der Römisch-Katholischen Kirche in (Ex-)Jugoslawien. In dieser Zusammenarbeit ist zustandegekommen, worum sich z. B. der Vatikan vergebens bemüht hatte, nämlich der Beginn des offiziellen Dialoges zwischen beiden Kirchen im Januar 1992 in St. Gallen (Schweiz) auf Einladung von KEK und CCEE. Dazu hat zumindest das vatikanische Sekretariat zur Förderung der Christlichen Einheit der KEK und dem CCEE offiziell gratuliert, wenn auch - trotz aller vorhandenen wirklichen KEK- Presse-Erklärungen - Herr Dr. Küenzlen von seiner "Zentralstelle" nicht reagierte. Die Mitgliedskirchen der KEK, eingeschlossen die EKD, aber auch etwa der "National Council of the Churches of Christ in the USA" unterstützen diese Arbeit der KEK in deutlichen Stellungnahmen, die nicht zuletzt durch das Studiensekretariat der KEK aktiv vorangetrieben wird. In den letzten Monaten hat sich das Stabsquartier der KEK in Genf zu einer Art Informations-Relais zwischen Zagreb und Belgrad, speziell zwischen Kardinal Kuharic und Patriarch Pavle, entwickelt. Beide Kirchen senden sich Tag und Nacht Nachrichten über das Genfer KEK-Faxgerät zu.
Ebenso bemüht sich die KEK zusammen mit CCEE und ÖRK energisch, das Treffen der Oberhäupter der Religionen in (Ex-)Jugoslawien voranzubringen in Verbindung mit dem von KEK und CCEE beharrlich verfolgten Projekt eines "Runden Tisches der Kirchen und Religionen" (Ex-)Jugoslawiens.
All dies ist in ausführlichen Berichten, Statements usw. an die Presse gegeben worden, die Herr Dr. Küenzlen als zuständiger Wissenschaftlicher Referent der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen offensichtlich nicht eines kritischen oder vielleicht sogar fördernden Wortes zu würdigen wert fand.
Sowohl die Europäische Gemeinschaft wie auch das Europäische Parlament konsultierten in der komplizierten und schwer zu durschschauenden Situation die KEK in Fragen möglicher Zusammenarbeit auf Wegen zur Versöhnung in den südslawischen Republiken. Für Herrn Dr. Küenzlen aber ist die Lage einfach und schwarz-weiß: KEK ist der "Büttel des groß-serbischen Vernichtungskrieges" und als solche nicht mehr der legitime Vertreter der Kirchen in Europa.
Es wäre dabei gut, wenn sich die "Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen" langsam einrichtete auf die Übernahme der mühsamen Vermittlungsarbeit, die diese illegitime KEK in Genf und vor Ort in der Woiwodina, in Serbien, in Kroatien, in Slowenien und nun auch in direktem Kontakt mit Muslimen, Christen und Juden aus Bosnien leistet. Dann würde auch die "Zentralstelle" bald am eigenen Leibe spüren, daß die zu vermitteln Suchenden schnell von den Zuschauenden als "Büttel" verschrien werden.
Hermann Goltz, Genf
Als Verkäuferin verstehe ich die Ministerinnen sehr wohl, auch wenn mir ihr Ansinnen wieder einmal die Zornesröte ins Gesicht steigen läßt (FR vom 17. 8. 1992 "Ministerinnen wollen Ladenschlußgesetz ändern"). Ministerinnen sind wohl wahrlich überlastete Menschen, die für sich selbst nie genug Zeit haben. Trotzdem: sie sind eine klitzekleine Minderheit.
Wir Verkäuferinnen dagegen sind sehr viele. Ich bin von 8 Uhr morgens bis 8.30 Uhr abens unterwegs, wenn ich arbeite. Das sind 111/2 Stunden. Und 50 Prozent meiner Kolleginnen geht es ebenso, ihr Arbeitstag ist teilweise sogar noch länger.
Wenn wir diesen Arbeitstag jetzt wegen der Abendöffnung nach hinten schieben, wird unsere Belastung keineswegs geringer.
Wie denn auch? Die Arbeitszeit wird - wenn überhaupt - nur geringfügig verkürzt, dafür werden die Fahrzeiten in der Nacht länger. Unser Familienleben ist fast nicht mehr möglich. Damit haben wir jetzt schon Defizite.
Ganz davon abgesehen dürfte sich auch bei den Ministerinnen herumgesprochen haben, daß es nachts für Frauen durchaus gefährlich sein kann, sich in den dunklen Straßen zu bewegen. Und wir haben - im Gegensatz zu ihnen - dann keinen Begleitschutz.
Vielleicht sollten sich die Damen auch mal fragen, wer denn noch im Einzelhandel arbeiten soll. Bei uns gibt es große Schwierigkeiten, an qualifizierte Frauen zu kommen, die bereit sind, unter den jetzigen Bedingungen und den Unsicherheiten, was dann noch alles auf uns zu kommt, zu arbeiten. Und die Damen wollen doch qualifiziert bedient werden, oder?
Und schließlich ist unser Beruf auch sehr belastend, aber nicht im entferntesten so gut bezahlt wie der der Damen, die ihrer Bequemlichkeit auf unseren Knochen nachgehen wollen.
Beatrice Morgenthaler, Hamburg
WESTHAUSEN. 85 Prozent der Frankfurter sind dafür, die Innenstadt in eine verkehrsberuhigte Zone umzugestalten. Das ergab eine vom Frankfurter Magistrat in Auftrag gegebene Umfrage. Gleichzeitig aber wehrten sich viele gegen eine Reduzierung der Parkplätze im Stadtgebiet. "Diese scheinbar widersprüchlichen Extrem-Positionen stecken den Rahmen ab, in dem theoretische Konzepte der Verkehrsberuhigung in die Praxis umgesetzt werden müssen." So skizzierte Stadtrat Martin Wentz auf einer Informationsveranstaltung der Westhausener SPD im Bürgertreff die Schwierigkeiten, mit denen Kommunalpolitiker und Stadtplaner zu kämpfen hätten. Ganz so widersprüchlich allerdings seien diese Aussagen jedoch nicht. Jeder Autofahrer sei irgendwann auch Fußgänger, und fast jeder Fußgänger fährt auch mal mit dem Auto.
Fast 30 Bürgerinnen und Bürger waren gekommen, um mit dem Stadtrat das neue Konzept der rot-grünen Koalition im Römer, die Stadt verkehrsärmer und ruhiger zu gestalten, zu diskutieren. Eine autofreie Innenstadt freilich wird es nicht geben. Einig waren sich alle, daß nur eine Reduzierung des Autoverkehrs wirkliche Beruhigung bringen könne.
"Wie soll das geschehen, wenn immer mehr neue Fahrzeuge zugelassen werden", fragte ein Bürger den Stadtrat in der sehr sachlich geführten Diskussion. Wentz sprach von einer neuen Verträglichkeit zwischen Autofahrern und Fußgängern, von einem "vernünftigen Nebeneinander". Blumenkübel, Spielstraßen oder Tempo-30-Zonen reichen da nicht. Wichtig sei, den Pendlerstrom "in den Griff" zu bekommen. Täglich fahren etwa 200 000 Autos in den Stadtbereich. Das müsse verringert und besser kanalisiert werden, beipielsweise mit einem Parkleitsystem. Bereits an der Stadtgrenze sollten die Autofahrer darüber informiert werden, welche Parkplätzen oder Parkhäuser noch frei seien.
Die Anlage von neuen P + R-Plätzen entlang der U- und S-Bahn-Strecken am Rande oder außerhalb des Stadtgebietes sei eine weitere Voraussetzung für die Verdrängung der Autos aus der City. In diesem Zusammenhang begrüßte die Westhausener SPD-Stadtverordnete Elke Sautner den Beschluß und den Wunsch der Steinbacher Kommunalpolitiker, ihre Stadt an das Frankfurter U-Bahn-Netz anzuschließen. Das bedeute eine Verlängerung der U 6 bis nach Steinbach. Damit verbunden aber müßte die Anlage eines P + R-Platzes mit Autobahnanschluß an die A 5 sein. Gäbe es mehr günstige Anschlüsse an die U- und S-Bahn-Linien, könnte man auch einen großen Teil der mehr als 200 000 Pendler zum Umsteigen am Stadtrand bewegen. rw
RÖDELHEIM. "Wir wollen mit Ihnen, unseren Freunden und Nachbarn, im Grünen feiern und Ihnen die Schönheiten der Kleingartenanlage zeigen." So begrüßte Otto Heinicke, Vorsitzender der Fuchstanzkleingärtner in Rödelheim, die vielen Gäste zum Sommerfestwochenende in der Anlage zwischen Fuchstanzstraße und Autobahn A 66 am Rande des westlichen Stadtteils.
Am Nachmittag verwandelte sich der Festplatz am Vereinshaus in ein Freiluftcafé mit einem riesigen Angebot an selbstgebackenem Kuchen. In den Abendstunden glich er einem Biergarten, in dem die Kellnerinnen weite Wege zurücklegen mußten, um die Gäste mit Bier oder Stöffche zu versorgen. Dazu gab's Würstchen vom Grill und Fischbrötchen. Vereinswirt "Italo-Mario" ergänzte das kulinarische Angebot mit Minipizzas, Nudelgerichten und Haxen.
Für heiße Rhythmen und flotte Tanzmusik sorgte das Jan-Derrix-Sextett. Mit beschwingten Tanzeinlagen lockerte die Jugendgarde des 1. Bornheimer Tanzsportklubs und die "Bernemer Herzbuben" mit Parodien auf "Herzilein" und anderen Schlagern das Abendprogramm auf. Außerdem konnten die tanzfreudigen Paare bei einem Gläschen Sekt an der Bar neue Kräfte für die nächste Runde bis nach Mitternacht sammeln.
Pünktlich zum sonntäglichen Frühschoppen holte die Derrix-Band die "Resi schon wieder mit dem Traktor ab" und schenkte den Frühaufstehern "Blumen aus Amsterdamm".
Ganz im Zeichen des Nachwuchses stand der Festplatz am Sonntagnachmittag beim Fest der Kinder. Viele lustige Spiele hatten die Kleingärtner vorbereitet. Traditionelles Sackhüpfen war ebenso dabei wie Eierlaufen, Torwandschießen und Mohrenkopfwerfen.
Alles in allem zeigten sich die Organisatoren mit dem traditionellen Fest "sehr zufrieden". Zumal sich die Feier auch finanziell lohnte: Der Erlös der Tombola und des Pfeilewurfstandes - hier gab es drei Rundflüge über Rödelheim zu gewinnen - sowie die Einnahmen aus der Gartenwirtschaft werden in den Erweiterungsbau des Vereinshauses investiert. rw
Der Nieder Georgshof ist seit kurzem Domizil des "Frankfurter Polo-Clubs" / Von zwölf Fans gegründet Maharadscha von Jaipur
lud schon zum Turnier
NIED. Sie kommen meist aus Südamerika und tragen Namen wie Tormenta und Caradura. Was soviel heißt wie "Gewitter" und "Hartes Gesicht". Sie messen vom Boden bis zu den Schultern eineinhalb Meter und sind damit ein wenig kleiner als die Mehrzahl ihrer Artgenossen. In der Schule hat man ihnen beigebracht, vor Rangeleien nicht zurückzuschrecken. Und die Gelehrigsten unter ihnen sind ganz wild darauf, Bällen nachzugaloppieren. "Da können Sie die Zügel fast vergessen. Wie die Hunde sind die dann, wie die Hunde." Wenn Georg Diehl von Polo-Pferden und dem hierzulande seltenen Reiterspiel spricht, dann geht ihm der Gaul durch, dann kommt er ins Schwärmen: "Wer einmal Polo gespielt Kein "elitärer Haufen, der mit dem Geld nur um sich schmeißt und ständig Champagner trinkt" hat, der kommt nie mehr davon los. Eine Mannschaft sein, zusammen mit anderen Polo-Verrückten, das ist das Leben."
Um seiner Leidenschaft so oft wie möglich frönen zu können, hat sich der Nieder Landwirt mit elf anderen "Verrückten" zusammengetan und mit ihnen am 11. August den "Frankfurter Polo-Club" gegründet. "Das ganze Rhein-Main-Gebiet ist in Sachen Polo bislang ein einziger weißer Fleck gewesen", sagt Diehl, der nun darauf hofft, daß sein Georgshof künftig die Polo-Adresse im Frankfurter Raum sein wird. Bis vor fünf Jahren standen in den Ställen nahe der Oeserstraße ausschließlich Rindviecher. Mittlerweile ist aus dem Georgshof ein Reitstall mit 50 Pferden geworden. Und seit wenigen Tagen hat dort auch der neue Polo-Verein sein Domizil.
"Aber schreiben Sie nicht, daß wir ein elitärer Haufen sind, der mit dem Geld nur um sich schmeißt und ständig Champagner trinkt", sagt Joachim Simon, Präsident, Antiquitätenhändler aus Wiesbaden und täglich zwischen zwei und vier Stunden mit Polo beschäftigt: "Bei uns können auch Lastwagenfahrer mitmachen." Schließlich koste Polo-Unterricht bei ihm oder Club-Kollegin Julia Vetre, einer Wiesbadener Ärztin, lediglich 50 Mark pro Stunde - inklusive Pferd und Ausrüstung.
Selbst, wer dem Verein beitreten möchte, braucht kein Krösus zu sein: Außer der einmaligen Gebühr von 1500 Mark werden jährlich 600 Mark Beitrag fällig. Teuer wird Polo erst dann, wenn's ein eigenes Pferd sein soll - das macht weitere 10 000 bis 20 000 Mark, zuzüglich der Kosten für die Pflege. Doch ein Spieler, der nach sportlichen Ehren strebt, braucht mehr als ein Pferd. Unter zweien läuft, um die Tiere nicht zu überlasten, bei einem internationalen Wettkampf nichts. So wollen es die Regeln, die den Schutz der Vierbeiner sogar über den des Menschen stellen.
"Stick and ball" heißt es in der Polo- Sprache, wenn Georg Diehl zur Übung auf seinem Pferd über die extra dafür hergerichtete Wiese an der Nidda jagt und ohne zu stoppen versucht, den Ball zu treffen. Mit dabei auch Club-Geschäftsführer Günter Weil, Besitzer einer Gebäudereinigungsfirma, und Kaveh Atrak, Direktor bei American Express.
Kommt es beim Schlagen auf saubere Technik an, so ähnelt das Reiten eher dem "wilden" Umgang mit Westernpferden. In der rechten Hand den Schläger, "Stick" genannt, in der linken die Zügel, genau wie vorgeschrieben. Vor allem Wendigkeit ist gefragt: ein rasanter Galopp über 100 Meter, auf Tuchfühlung zum nebenher reitenden Gegner, plötzliches Stehenbleiben, Kehrtwende und wieder auf und davon. "Ein Polo-Pferd muß absolut klar im Kopf sein", keucht Georg Diehl: "Sonst liegt man schneller drunter, als man schauen kann."
Daß solches Unheil möglichst selten geschieht, dafür soll ein argentinischer Polo-Experte sorgen, den die Nieder Vereinsgründer engagieren wollen. Gegen Honorar und freies Wohnen wird es zu seinen Aufgaben gehören, die Pferde zu pflegen, die Georg Diehl in den vergangenen Wochen in Deutschland und England gekauft hat. Zusätzlich soll der südamerikanische Crack Anfängern bei den ersten Polo-Schritten helfen und - vor allem - die Mannschaft trainieren.
Denn spielen, das wollen Diehl, Simon, Vetre und die anderen nicht nur zum Spaß. Schon am letzten Wochenende im August fahren sie mitsamt ihren Pferden an den Chiemsee - zum ersten Turnier der Vereinsgeschichte. Fürs nächste Jahr hat sie der Maharadscha von Jaipur nach Indien eingeladen. Julia Vetre hatte ihn bei einem Wettkampf in Portugal kennengelernt.
Erfüllt sich die Hoffnung von Georg Diehl - "Polo wird in Frankfurt der ganz große Renner" -, dann will er 1993 damit beginnen, auf seinem Grundbesitz in der Niddaaue ein "richtiges", wenn auch teures Polofeld mit internationalen Maßen zu bauen. Und dann kann der "Frankfurter Polo-Club" sein Versprechen einlösen und wiederum den Maharadscha nach Nied einladen. Zum Spielen. leo
"Zeige mir, wie du Polo spielst, und ich sage dir, was du bei mir werden kannst." Nach dieser Maxime verfuhren vor rund 2700 Jahren die persischen Herrscher mit den ersten Polo- Spielern. Die wichtigsten Staats- und Militärämter durften nur Kandidaten übernehmen, die gut Polo spielen konnten. Sobald die Qualitäten eines Beamten oder Offiziers nachließen, wurde er degradiert oder aus den Diensten seines Herrn entfernt.
Von Persien aus verbreitete sich Polo in den Vorderen und Hinteren Orient. Auch in den chinesischen und japanischen Kaiserhöfen drehte sich alles um dieses asiatische Reiterspiel. Im Jahre 1203, so erzählt die Geschichte, lernten Kreuzfahrer das Spiel in Konstantinopel kennen und brachten die Nachricht davon mit nach Frankreich.
Es vergingen mehr als 650 Jahre, bis Leutnant Sherer 1859 im indischen Manipur den ersten Poloverein unter Leitung englischer Kolonialherren gründete. In Deutschland folgte 1897 der Hamburger Polo-Club, der noch heute existiert. 1908 wurde Polo in London als olympische Disziplin aufgenommen. Bei der 1936er-Olympiade in Berlin sahen beim Polo-Turnier mehr Menschen zu als bei allen anderen Sportarten zusammen.
Im gleichen Jahr gründete sich der erste Frankfurter Polo-Club. Das damalige Vereinsgelände in Niederrad heißt noch heute "Am Poloplatz". Schon 1938 war der Club allerdings wieder von der Bildfläche verschwunden: Adolf Hitler glaubte, im Polo angelsächsische Dekadenz zu erkennen und verbot den Sport.
Erst 1972 schlossen sich die wenigen deutschen Vereine zu einem nationalen Verband zusammen, dem derzeit 10 Clubs mit 90 Aktiven angehören. Die weltweit stärksten Spieler kommen heute aus Süd- und Nordamerika und aus Großbritannien. leo
"Minus zehn Prozent" Verkehrssicherheitsaktion
MÜHLHEIM. Das Programm des Aktionstages "Minus zehn Prozent - runter mit den Unfallzahlen" gleicht mit Musik, Spiel und Wettbewerben einem Festtag. Es gibt zwar viel Unterhaltung, Essen und Getränke, doch der Spaß, den die Zuschauer vielleicht im Fahrsimulator oder beim Geschicklichkeitsturnier auf zwei Rädern haben, wird durch schreckliche Bilder getrübt. Die traurige Realität auf den Straßen soll nicht vergessen, sondern vorgeführt werden. Blut wird nicht fließen, aber Autos stoßen zusammen, Feuerwehr und Polizei rasen mit Blaulicht zur "Unfallstelle" im Rathaus-Innenhof und demonstrieren wie die Rettungskette, das Zusammenspiel aller Helfer, funktioniert. Wegen des Aktionstages wird die Anton-Dey-Straße für den Verkehr gesperrt. Im einzelnen sind bei der Verkehrssicherheitsaktion von 10 bis 16 Uhr folgende Programmpunkte vorgesehen:
• Motorradfahrsimulator des Institutes für Zweiradsicherheit aus Bochum. Test von Motorradhelmen. Dabei fallen Helme mit Melonen aus luftiger Höhe auf den Boden. Getestet werden ebenso Lederanzüge beim Schleifen über die Straße. Die Motorradgruppe der Naturfreunde Mühlheim zeigt Aufpralldämpfer für Leitplanken, an denen sich die gestürzten Motorradfahrer in den Kurven oft verletzen. Außerdem gibt es eine Oldtimer-Ausstellung.• Konzert der Mühlheimer Rockgruppen "Merry Krimble" und "Insect Voyeur". Es spielen außerdem die Liedermacher "Hemo und Spahni". Sie eröffnen das Programm morgens um 10 Uhr.
• Um 11.45 Uhr ist eine Talkrunde mit Experten über das Thema Alkohol vorgesehen. Die nächste Diskussion über das Thema Umwelt, an der sich auch die Autohändler beteiligen, soll um 15 Uhr stattfinden.• Geschicklichkeitsturnier für Fahrradfahrer (Räder und Helme werden gestellt), Ausstellung Fahrradhelme, Unfalltypen-Steckkarte.• "Ritzelkriminalität", die Polizei informiert darüber, welche Folgen das "Frisieren" von Mofas haben kann. Außerdem diskutieren Polizei, Fahrradhändler, Versicherungsvertreter und Bürgermeister Karl-Christian Schelzke um 13.15 Uhr über die Raserei von Mofa-Fahrern.
• Fahrsimulator Alkohol. Testgerät Alkomat.• Ausstellung der Fahrzeuge von Polizei, Feuerwehr und DRK und Informationen über den Arbeitsalltag.
• Talkrunden zu den Themen Verkehrssicherheit, Rad- und Gehwegeplan.
• Das DRK zeigt Sofortmaßnahmen am Unfallort.
• Der ADAC informiert über den Zusammenhang von Tempo und Bremsweg.
• Die Feuerwehr zeigt den Einsatz der Rettungsschere.
• Seh- und Reaktionstest des Technischen Überwachungsvereins Hessen.
• Verkehrsquiz.
• Oldtimer-Ausstellung.
• Gurtschlitten mit zwei Sitzen.
• Crash-Tests mit Dummy-Puppen.
• Bewirtung mit Grillwürstchen, Hackbraten, Cola, Wasser und alkoholfreiem Bier.
WESTLICHE STADTTEILE. Mit Betriebswasser der Hoechst AG werden nach Offenbacher Vorbild im Frankfurter Westen vielleicht schon bald städtische Grünanlagen berieselt und Straßen gereinigt. Das Umweltamt prüfe zur Zeit diese "Quelle", sagte Sprecherin Dagmar Beckmann gestern auf Anfrage der FR. Das Unternehmen selbst ist bereit, den Brauchwasser-Hahn zu öffnen, "wenn die Stadt an uns herantritt".
Einen entsprechenden Deal hat dieser Tage die Stadt Offenbach mit dem dortigen Werk der Hoechst AG abgeschlossen. Die Kommune kann ab sofort von dem Chemie-Konzern aufbereitetes Mainwasser beziehen und damit Grünanlagen und Sportplätze beregnen. Das kostbare Naß aus dem Werk solle auch nach Ende des Wassernotstandes in Südhessen weiter in die städtischen Tankwagen fließen, erklärte Bürgermeister Klaus Bodensohn. Eine noch größere Betriebswasser- "Quelle" als in Offenbach liegt im Stammwerk des Konzerns. Dort rauschen jährlich 470 Millionen Kubikmeter durch Rohre und Leitungen. 156 Millionen Kubikmeter davon werden an zwei Entnahmestellen aus dem Main gesaugt und teilweise sogar zu "Reinwasser" veredelt.
Vier Millionen Kubikmeter des Lebensmittels Nummer eins fördert das Unternehmen aus Brunnen und nutzt es im Pharmabereich. Rund zwei Millionen Kubikmeter werden für die etwa 27 000 Beschäftigten aus dem Trinkwassernetz der Stadt abgezapft.
Von Verschwendung, so betonte Hoechst-Sprecher Ludwig Schönefeld, könne trotz des hohen Verbrauchs keine Rede sein. Rund 56 Prozent des Wassers werden mehrfach genutzt, zirkulieren nach seinen Worten vor allem in Kühlkreisläufen.
Was dennoch in den Fluß zurückgepumpt wird, könnte auch außerhalb des Werksgeländes für Pflanzenwuchs und saubere Straßen sorgen.
Schönefeld zufolge gibt es seit Jahren bereits zwei Abnehmer, die das Betriebswasser nutzen. Vom aufbereiteten Naß profitiert nicht nur der Olympische Sportclub (OSC) Hoechst, auch an der Jahrhunderthalle wird mit dem Hoechster Mainwasser gegossen und gespritzt.
Anders bislang die Betriebshöfe des Garten- und Friedhofsamtes im Frankfurter Westen: Die Mitarbeiter versorgen sich in trockenen Zeiten an der Niederräder Mainwasseraufbereitungsanlage, um die Pflanzen und jungen Bäume im Ortsbezirk 6 zu bewässern. Mit ihren beiden 2000-Liter-Tanks müssen sie dabei bis zum Schwanheimer Ufer 167 fahren, wo sich seit Anfang der Woche auch Kleingärtner und Firmen den Kubikmeter zu zwei Mark abfüllen können.
Die "Zapfstelle" der Hoechst AG liegt da viel näher und ist auch schneller zu erreichen als die Entnahmestelle der Stadtwerke in Rödelheim oder die abgelegene Kläranlage in Sindlingen. Denn auch hier fällt entkeimtes Betriebswasser an, das laut Volkmar Holzhausen, Leiter des Stadtentwässerungsamtes, abgegeben werden könnte.
Nach Angaben Dagmar Beckmanns vom Umweltamt wird eine Nutzung des Hoechster Wassers derzeit noch geprüft. "Wir checken ein ganzes Paket von Möglichkeiten, um sparsamer mit Wasser umzugehen." So solle auch das in Baugruben zusammenlaufende Grundwasser nicht mehr einfach in die Kanalisation geleitet werden. tos
HATTERSHEIM. Mareike ist cool. "Das weiß ich doch nicht mehr", läßt sie die Frage offen. Aber schwarz auf gelb hat sie doch geschrieben, daß sie ins Wasser gefallen ist. "Tja", sagt sie und zuckt die Schultern, läßt offen, wo die Wahrheit endet, die Fantasie beginnt. Den Abenteuern im Kopf haben die 24 Jungen und Mädchen der ehemaligen Klasse 2 a der Robinson-Schule freien Lauf gelassen. In drei Wochen haben sie im letzten Schuljahr Erlebtes und Erdachtes zu Papier gebracht. "Das Gewitter-Monster" heißt das bebilderte Buch, auf das die Jungs und Mädchen sehr stolz sind: Ihre Klasse gewann beim Wettbewerb des Börsenvereins des deutschen Buchhandels einen zweiten Platz in ihrer Altersstufe - unter 1261 Teilnehmern.
Dabei hätten die 24 nie mit einem derartigen Erfolg gerechnet - auch nicht Klassenlehrerin Karin Weinder, die ihre Schützlinge nunmehr durchs dritte Schuljahr lotst. "Eigentlich", sagt sie, "hatte ich den Almanach des Börsenvereins im Hinterkopf" - ein Wälzer, in dem preisgekrönte Arbeiten des Wettbewerbs veröffentlicht sind. "Ich wollte mal sehen, was in anderen Schulen so läuft." Die können sich jetzt ein Scheibchen an der ehemaligen 2 a der Robinson-Schule abschneiden.
Und wie gingen die Kinder ans Werk? Lukas schnippt mit dem Finger, kommt an die Reihe und sagt: "Wir haben lange nachgedacht." Doch vor dem Denken stand ein Ausflug. Die Stadtbücherei war das Ziel. Dort erfuhren Kinder und Lehrerin von dem Wettbewerb. "Die Frau hat's uns erzählt", sagt Tim, und Karin Weidner ergänzt, daß es die Bibliothekarin war.
Zurück im Klassenzimmer, die Stühle zum Kreis gestellt, da taten die Kleinen das, was Erwachsene Brainstorming nennen: Sie ließen ihren Ideen freien Lauf. Schließlich bot das Thema auch Platz für Phantasie - ein Abenteuer sollte zu Papier gebracht werden. Aber welches? Am besten eines, bei dem alle mitreden kön- "Mit dem Bleistift habe ich vorgemalt" nen. Da erinnerten sie sich ihres Ausflugs zum Ende des ersten Schuljahres.
"Es war damals so heiß", sagt Dagmar und denkt an jenen Sommertag zurück, der später zu literarischen Ehren führen sollte. Einen Ausflug haben sie gemacht, sind den Schwarzbach entlangmarschiert nach Okriftel, haben bei einem Zirkus Station gemacht, auf dem Spielplatz getobt und getollt. Dann wurde es rabenschwarz am Himmel. "Wir wurden von einem Gewitter überrascht", sagt Dagmar, berichtet vom tosenden Sturm, von umgeknickten Schirmen, von dicken Hagelkörnern, von weinenden Kindern, die sich die Hände reichten. "Und dann sind wir zu einem Hochhaus gerannt und Frau Weidner hat die Eltern angerufen", erzählt Denise und Karin Weidner nickt: "Wir waren bis auf die Haut naß." Und dieses Erlebnis, beschloß die Klasse, soll der Stoff sein für ihren Roman.
Zu zweit hockten sich die Kinder zusammen, nahmen sich jeweils eine Episode des Ausflugs vor, würzten das Erlebte mit einer Portion Fantasie und zeichneten Bilder dazu. "Ich habe mit dem Bleistift vorgemalt. Da konnte ich gut etwas wegradieren", sagt Jenny. Lukas gab sich erst gar nicht mit einem Entwurf zufrieden: "Wenn's nicht so gut war, habe ich mehrfach alles neu gemalt." Und was ist nun mit dem "Gewitter-Monster"? Nun, das hat es in sich: "Das Monster brummte, ,ihr habt alle genug Platz in meinem Bauch, da ist es trocken'", liest Lukas aus dem Buch vor. Einige wurden von ihm geschnappt, sagt er, auch die Lehrerin. Doch eben noch ein unheilvolles Etwas, ist die Gefahr schnell verflogen: Kaum sind die finsteren Wolken weggeblasen, da wird das Gewitter-Monster zum harmlosen Bus, der die verängstigten Kinder einsammelt und nach Hause bringt - glückliches Ende eines großen Abenteuers. "Ist doch ganz schön spannend", sagt Thomas.
Das dachte offenbar auch die Jury des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels: Die Experten gestanden dem jungen Autoren-Team den zweiten Preis zu. kkü
OBERURSEL. Woran erkennt man eigentlich einen kranken Baum? "Ganz einfach", sagt Förster Klaus Stolpp, "wenn Sie unter dem Baum stehen, nach oben in die Krone blikken und dabei den Himmel durchscheinen sehen, dann ist der Baum bereits krank, ein gesunder Baum hingegen hat so dichtes Blatt- oder Nadelwerk, daß Sie nicht durchsehen können."
Diese und ähnliche Informationen sammelten die Teilnehmer eines Spaziergangs durch den Hohemarkwald, zu dem der SPD-Ortsbezirk Rosengärtchen/Kunstmühle eingeladen hatte.
Von der Waldlust ausgehend, links und rechts der Kanonenstraße bis etwa in Höhe der "großen Kurve" reicht das Revier von Förster Stolpp. Heute gehört dieses Waldstück zu drei Vierteln der Stadt Frankfurt.
An der Baustelle für die Trasse der B 455 neu malte der Forstmann ein düsteres Bild: Durch Windbruch, intensive Sonnenbestrahlung und zunehmende Luftverpestung durch den künftigen Autoverkehr werde der Wald zusätzlich leiden. Wegen des gestörten Wasserhaushalts sei der verbliebene Restbestand zum Wohngebiet Rosengärtchen hin durch Austrocknung gefährdet.
Holzstöße entlang der Waldwege waren Anlaß zu Fragen nach der Wirtschaftlichkeit. Damit ist es schlecht bestellt seit den Sturmschäden der vergangenen Jahre. Ein Raummeter Holz wird angesichts des Überangebots schon für 85 Mark abgegeben, ein Holzleseschein für vier Wochen ist schon für 15 Mark zu haben. hko
Im Mittelpunkt des Polo-Spiels steht ein 130 Gramm schwerer Kunststoffball mit zehn Zentimetern Durchmesser. Ziel ist es, den Ball auf dem 270 mal 180 Meter großen Spielfeld zwischen den gegnerischen Torpfosten hindurchzuschießen - egal, in welcher Höhe. Als Schläger dienen der aus Bambusholz gefertigte "Stick", an dessen Ende die "Zigarre" die eigentliche Schlagfläche ist.
Zu einer Mannschaft gehören jeweils vier Reiter/innen. Die Spielzeit teilt sich auf in mindestens vier und höchstens acht Zeitabschnitte ("Chukker"), von denen jeder genau siebeneinhalb Minuten dauert.
Fällt ein Reiter vom Pferd und verletzt sich dabei nicht, läuft das Spiel weiter. Stürzt dagegen ein Pferd oder löst sich nur eine Bandage, dann wird das Spiel sofort unterbrochen. Daß alles mit rechten Dingen zugeht, sollen zwei berittene und - am Spielfeldrand - ein Ober-Schiedsrichter garantieren. leo
MAIN-KINZIG-KREIS. Nach Angaben der Gewerkschaft Öffentliche Dienste Transport und Verkehr (ÖTV) rollt eine zweite Entlassungswelle auf die Zivilbeschäftigten bei den US-amerikanischen Streitkräften zu. Demnach verlieren in den kommenden Monaten etwa tausend Menschen in Hessen ihre Stelle. In diesem Zusammenhang werfen die Arbeitnehmervertreter der Army eine Desinformationskampagne vor. Leider gebe es auch bei den deutschen Behörden auf diesem Sektor eine unverständliche Zurückhaltung, was die Unterbringung oder Weiterverwendung der Arbeitskräfte angeht.
Während das US-Hauptquartier USAREUR der Hessischen Landesregierung erklärt habe, es gäbe nur 67 Entlassungen, so der Gewerkschaftssprecher Dieter Pfeifer, liegen den betrieblichen Interessensvertretern insgesamt 1057 Kündigungen vor, die derzeit im "Mitwirkungsverfahren" behandelt werden. Am Standort Hanau / Gießen seien 123 Arbeiter und 150 Angestellte betroffen.
Nach Informationen der Gewerkschafter vor Ort entfallen die meisten Entlassungen auf den Bereich Gießen, Fulda und Bad Hersfeld. Im Main-Kinzig-Kreis stünden demnach etwa 80 Kündigungen ins Haus.
Da ihm noch keine konkreten Zahlen vorliegen hält sich der Hanauer Vorsitzende der Betriebsvertretung, Fred Gläser, noch zurück. Definitiv könne erst im September gesagt werden, welche Pläne die Amerikaner hätten. So kann es durchaus sein, daß ein Teil der Arbeiter und Angestellten zunächst keine endgültige, sondern eine Änderungskündigung und somit andere Aufgaben erhält.
Von den vormals 1121 Beschäftigten, vom Bäcker bis zum Arzt, arbeiten derzeit noch etwa 730 Männer und Frauen bei der US-Armee. Das sind bereits 50 weniger, als der noch gültige Stellenplan der Streitkräfte vorsieht.
Schon jetzt sehen sich viele der Jüngeren nach neuen Jobs um, auch wenn sie keinen Rausschmiß in absehbarer Zeit befürchten müssen. Probleme gibt es hauptsächlich bei den Älteren, deren Qualifikation wohl bei den Amerikanern, nicht aber bei deutschen Arbeitgebern anerkannt ist.
Das Gros der Beschäftigten kurz vor der Altersgrenze wird sich, so die Gewerkschafter, wohl mit einem Auflösungsvertrag zufriedengeben.
Das bedeutet eine Abfindungssumme in Höhe von zwei Bruttogehältern und der anschließende Gang zum Arbeitsamt.
hein
WESTLICHE STADTTEILE. Auf ein "noch zufriedenstellendes" Geschäftsjahr blickt die Main-Kraftwerke Aktiengesellschaft (MKW) zurück. Einer Pressemitteilung zufolge hat die MKW im Zeitraum 30. Juni 1991 bis 30. Juni 1992 unterm Strich 1,6 Prozent mehr Strom abgegeben als im Geschäftsjahr zuvor. Die Steigerungsrate des Vorjahres lag noch bei 4,5 Prozent.
Beim Erdgas verzeichnet die MKW ein Plus von acht Prozent. Im Vergleichszeitraum Juni 1990 bis Juni 1991 legte das Unternehmen 24 Prozent zu.
Ursache des gebremsten Energieabsatzes sind nach Einschätzung der MKW die im Vergleich wärmeren Witterungsverhältnisse. tos
KGV 1950 Bergen-Enkheim
BERGEN-ENKHEIM. Der Kleingartenverein 1950 Bergen-Enkheim hat einen neuen Vorsitzenden: Jürgen Auriga. Nachdem Bernd Dippel vor drei Monaten aus gesundheitlichen Gründen zurücktreten mußte, wählten die Mitglieder nun in einer außerordentlichen Versammlung seinen Nachfolger.
Weiterhin im Vorstand sind die drei Anlagenobmänner des Vereins, Karlheinz Vaupel (Dorfelder Weg), Jürgen Hofmann (Hinter der Burg) und Klaus Neumann-Grunow (Möllers Wäldchen). Zusammen mit Kassierer Gerhard Petery, dem stellvertretenden Kassenchef Johann Jung und der stellvertretenden Vorsitzenden Heidi Eisenbach steht Jürgen Auriga damit ein bewährtes Team zur Seite. Seinen Plan für das kommende Halbjahr wird der neue Vorsitzende noch ausarbeiten. Voraussichtlich werden die drei Gartenanlagen neu umzäunt. Dabei sei das "Fingerspitzengefühl und Verhandlungsgeschick des Vorsitzenden gefragt", sagte Aurigas Vorgänger Bernd Dippel. Denn: "Die Kleingärtner haben da unterschiedliche Wünsche." ima
NORDWESTSTADT. Karibik - wer denkt da nicht an weiße Strände, himmelblaues Meer und reizvolle, palmenreiche Botanik? Dies konnte zur "Hot Caribbean Night" im Bürgerhaus Nordweststadt zwar nicht alles geboten werden, doch gaben sich die Veranstalter von der "Ab auf die Insel"-Aktion der Titus-Thermen alle Mühe, ein Stück der erträumten Exotik an den nördlichen Frankfurter Stadtrand zu bringen.
Die "Salsa Mortal Combo" aus Heidelberg, eine neun Musiker umfassende Band, trat in den späten Abendstunden auf und verzauberte die Gäste mit ihrer Musik. Schon vor Beginn des Auftritts wiegten sich erste Paare zu karibischen Rhythmen vom Tonband im nicht gerade üppig geschmückten Großen Saal des Bürgerhauses. Außer einem Wandbild hinter der Bühne sah nichts in dem Raum nach "Hot Caribbean" aus. Das störte aber die zum Tanzen gekommenen Karibik-Träumer nicht.
Mit etwas Verspätung ging's dann auch gleich voll zur Sache. Mit Salsa, einer Synthese afrikanischer und spanischer Rhythmen. Kongas, Bongos, andere Percussion-Instrumente, Schlagzeug und ein Piano schufen den Rahmen, und stechend klare Bläsersätze ergänzten den Rhythmus mit Elementen aus Blues und Rock. Die Band hatte kaum ein paar Takte gespielt, da tanzte der ganze Saal - vom Hippie bis zum Zahnarzt - begeistert nach kubanischen Salsaklängen.
1982 gründeten der Kolumbianer Ricardo Hernandez und Claudio Dartevelle aus Argentinien die "Salsa Mortal Combo". Ihr Repertoire reicht von traditionellen kubanischen Rhythmen bis zum modernen Latin-Jazz aus Puerto Rico und New York. Salsa gehört zu den erfolgreichsten karibischen Musikrichtungen, entstanden in kubanischen Tanzsalons, wo man, um "hoffähig" zu werden, die Gitarre gegen das Piano austauschte. Nach der ersten Auswandererwelle aus Kuba in den vierziger Jahren kam Salsa nach Nordamerika und vermischte sich dort mit moderner Musik. Der daraus entstandene "moderne Salsa" darf heute in keinem guten Jazzklub mehr fehlen.
Nach dem Auftritt der Band sorgte ein Discjockey noch für karibische Laune bis in die frühen Morgenstunden. Etwas enttäuscht waren einige Besucher allerdings von den Preisen. Melanie Lummer, 19 Jahre jung und "echte Nordweststädterin": "Fast zwanzig Mark Eintritt für einen nichtdekorierten Saal, und dann noch diese horrenden Preise für Getränke, das ist doch wohl unverschämt." Auch ein Stück Karibik. *col
UNTERLIEDERBACH. Mehr als ein halbes Jahr, nachdem Oberbürgermeister Andreas von Schoeler (SPD) seinen umstrittenen Plan bekanntgab, in Unterliederbach ein Gewerbegebiet auszuweisen, hat der Magistrat dazu noch immer keinen Beschluß gefaßt. Im Planungsdezernat heißt es, man habe zahlreiche Gespräche geführt - unter anderem mit dem Land und dem Umlandverband Frankfurt (UVF) - und dabei "positive Signale" erhalten.
Doch sowohl beim hessischen Ministerium für Landesentwicklung als auch beim UVF stößt der Römer-Optimismus auf Unverständnis. Und mit dem ebenso beteiligten Bürgermeister der angrenzenden Gemeinde Liederbach hat von Schoeler offenbar seit Jahresanfang nicht mehr verhandelt.
Die Vorgeschichte: Kurz nachdem Andreas von Schoeler im Januar erstmals öffentlich seinen Wunsch nach einem zusätzlichen Gewerbegebiet zwischen Unterliederbach und der Gemeinde Liederbach geäußert hatte, mußte der OB dafür scharfe Kritik einstecken. Bürgergruppen und der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) befürchten, daß durch die neuen Firmenbauten weniger Frischluft als bislang vom Taunus in den Frankfur-ter Westen einströmen könnte.
Zudem sei das betreffende Gelände südwestlich der Höchster Straße als "regionaler Grünzug" ausgewiesen. Dort darf erst dann ein Gewerbegebiet entstehen, wenn das Land den Raumordnungsplan und der UVF den Flächennutzungsplan ändert.
"Wir haben den Humus bereitet, damit es bis zum ersten Spatenstich nicht 20 Jahre dauert." Nach den Worten von Michael Kummer, dem persönlichen Referenten von Planungsdezernent Martin Wentz (SPD), hat die Stadt das vergangene halbe Jahr dazu genutzt, "eine Fülle von Gesprächen" zu führen - mit den Römer-Grünen, dem Wirtschaftsausschuß, dem Ortsbeirat, dem Regierungspräsidenten in Darmstadt, dem UVF und dem Land Hessen. Des OB's Wille sei bei diesen Treffen nicht geschwächt, sondern bestärkt worden.
Alle Gesprächspartner hätten die "große wirtschaftliche Bedeutung" des Projektes eingesehen: "Wir haben klar gemacht, daß Frankfurt beim besten Willen keine anderen Gewerbeflächen mehr hat. Und keiner konnte uns eine Alternative zu Unterliederbach nennen." Auch vom UVF seien "positive Signale" zurückgekommen. Mit Jörg Jordan, dem SPD- Minister für Landesentwicklung, habe die Stadt sogar einen "Konsens" erreicht.
Im kommenden Jahr werde der Raumordnungsplan im Sinne Frankfurts geändert. Bereits in diesem August wird der Magistrat laut Michael Kummer das Projekt "Gewerbegebiet Unterliederbach" per Beschluß nun auch offiziell in die Wege leiten. Die Überzeugungsarbeit des Frankfurter OB scheint in Wiesbaden noch nicht wie gewünscht gefruchtet zu haben. "Die Vertreter der Stadt haben da offensichtlich etwas mißverstanden", sagte Constanze Rauert, Sprecherin im Jordan-Ministerium auf Anfrage der FR.
Bei der Fortschreibung des Raumordnungsplans würden alle bisherigen Grenzen überprüft und gegebenenfalls verändert. Allerdings: "Wenn es um klimarelevante Grünzüge geht, ist mit dem Minister weiterhin nicht zu reden." Bereits im Frühjahr hatte Jörg Jordan dem Römer in einem Schreiben schwere Bedenken mitgeteilt, in die Frischluftschneise zwischen Unterliederbach und Liederbach ein Gewerbegebiet zu plazieren.
Ähnliche Vorbehalte waren vor Monaten auch aus der Zentrale des Frankfurter Umlandverbands zu hören gewesen. Auch hier scheint kein anderer Kurs eingeschlagen worden zu sein. "Natürlich prüfen wir jeden Antrag", sagte Pressesprecher Bernd Röttger, "aber es gibt keinen Anlaß, der Stadt Frankfurt irgendwelche Hoffnungen auf ein großzügiges Gewerbe-Areal zu machen."
Denkbar sei, so Röttger, lediglich der "Austausch kleiner Flächen". Wie bereits berichtet, darf die Gemeinde Liederbach nach dem Flächennutzungsplan mit ihrem Gewerbegebiet bis an die Gemarkungsgrenze zu Unterliederbach vorstoßen. Da diese weiträumige Fläche bislang nur zum Teil bebaut ist, brachte Andreas von Schoeler einen Handel in die Diskussion: Liederbach verzichtet auf jenes Stück des zugesagten Gebiets, das an Hofheim heranreicht, und der UVF gestattet im Gegenzug den Unterliederbacher Gewerbepark.
Auch wenn der UVF prinzipiell dazu bereit ist, dürfte der Tausch scheitern. Dazu Bernd Röttger: "In der Größenordnung, die den Frankfurtern vorschwebt, läuft da gar nichts." Auch aus dem Liederbacher Rathaus bläst von Schoeler ein scharfer Wind entgegen. "Das ist kein Miteinander, wie es sein sollte, wenn etwas gemeinsam über die Bühne gebracht werden soll", schimpft Bürgermeister Gerhard Lehner (CDU) über das Gebahren seines Amtskollegen.
Seit Ende 1991 habe sich von Schoeler nicht mehr gemeldet, "geschweige denn Details mit mir besprochen". Lehner sieht keinen Handlungsbedarf: "Wir warten jetzt gespannt auf den ersten Planentwurf, das können Sie glauben." leo
HÖCHST. Weil sich weder Land noch Stadt zuständig fühlen, mußten wieder einmal Polizei und eine Kirchengemeinde einspringen: Seit Freitag abend beherbergt die methodistische Rufer-Gemeinde fünf bosnische Flüchtlinge. Um 19 Uhr stand die obdachlose Familie mit drei Kindern vor der Tür des 17. Polizeireviers und bat um Hilfe. Eines der Kinder leidet an Asthma.
Wie bereits vor einigen Wochen in einem ähnlichen Fall, griff Dienststellenleiter Jürgen Mursch zum Telefon und versuchte, Kirchengemeinden zu erreichen. Methodisten-Pfarrer Wolfgang Kunz ließ sich nicht lange bitten und gewährte den Kriegsflüchtlingen Kirchenasyl. Gemeindemitglieder versorgen die fünf Menschen seitdem in einem Gruppenraum.
Doch wie es jetzt weitergehen soll, weiß keiner. Die Stadt drückt sich vor der Verantwortung. Sozialamtsleiter Ingo Staymann auf Anfrage der FR: "Wir können die Leute nicht mehr unterbringen." Nicht einmal die Kosten will die Stadt übernehmen, falls die Familie auf eigene Faust eine Hotel-Unterkunft findet. Staymann: "Warum nimmt das Land diese Leute nicht in den Sammelunterkünften für die per Zug nach Deutschland eingereisten Bosnier auf?" Er könne der Familie jetzt nur raten, in der Hessischen Gemeinschaftsunterkunft in Schwalbach "das Zauberwort Asyl auszusprechen. Dann ist nämlich das Land zuständig."
In Wiesbaden wehrte eine Pressesprecherin von Ministerin Iris Blaul ab. "Hier ist das Sozialamt der Stadt Frankfurt verantwortlich." Die Familie sei schließlich dort obdachlos geworden. "Wir werden die Stadt auf ihre Zuständigkeit hinweisen", versicherte die Sprecherin, "und uns um eine humanitäre Lösung für die bosnische Familie bemühen." tos
SOSSENHEIM. Wer künftig an der Sossenheimer S-Bahn-Haltestelle wartet, wird zwar eine neu hergerichtete Fassade erblicken. Auf eine attraktivere Anbindung an Frankfurt müssen die Bürgerinnen und Bürger des Stadtteils aber auch in Zukunft verzichten. Laut Magistrat hat die Deutsche Bundesbahn zugesagt, die schmutzige und verwahrloste Station zu renovieren. Einer anderen Forderung des Sossenheimer Ortsbeirates stehen die Bundesbahn und der Frankfurter Verkehrs- und Tarifverbund (FVV) weniger offen gegenüber: "Die angeregte Linienführung der S 3 nach Frankfurt kann nicht befürwortet werden."
Die Stadtteilpolitiker im Bolongaropalast hatten vor einiger Zeit vorgeschlagen, die bisherige "Hufeisen"-Linienführung der S 3 von Süd- und Hauptbahnhof über Rödelheim, Bad Soden, Sossenheim, Höchst und zurück zu einem Ring zu schließen.
Wie der Magistrat jetzt berichtet, müßte dazu die Linie S 3 im Höchster Bahnhof den Zugverkehr auf den Gleisen der S 1 und S 2 queren oder in diesen eingefädelt werden. Das sei aber nicht möglich.
Zudem halten die Bahn und der FVV eine zusätzliche Linie im Abschnitt Höchst-Frankfurt-Hauptbahnhof für nicht erforderlich. Des weiteren müßten die Züge "aus betriebstechnischen Gründen" am Südbahnhof starten oder bis dorthin reichen. Eine dafür erforderliche weitere "Takttrasse" im Tunnel sei nicht vorhanden. Schließlich erwarte der FVV für eine so verlaufende S 3-Linie ohnehin "keine adäquate Nachfrage".
Als "Beerdigung erster Klasse" bewertet CDU-Ortsbeirat Peter Weißenseel vor allem den Nachsatz im Bericht des Magistrats. Darin heißt es: "Alternative Pla "Wentz drückt sich" nungen, die beispielsweise aufgrund der Besiedelung des Moha-Geländes relevant werden könnten, müssen im Rahmen der Fortschreibung des Generalverkehrsplanes und unter Berücksichtigung eines noch zu definierenden Leistungsangebotes innerhalb des künftigen Rhein-Main- Verkehrsverbundes betrachtet werden."
Für Weißenseel drückt sich der Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) darum, sein Versprechen einzuhalten. Er hatte zugesagt, die Anbindung der S 3 im Hinblick auf die künftigen Anwohner des ehemaligen Moha-Geländes und der Michael-Barracks zu verbessern. leo
Bildungsurlaub in Dartford
HANAU. Die Volkshochschule der Stadt Hanau bietet im Oktober Bildungsurlaube in England und Frankreich an. Aufenthaltsorte sollen die englische Partnerstadt Hanaus Dartford und Bourges in Mittelfrankreich sein. Die Teilnehmer werden bei Gastfamilien untergebracht und nehmen an einem Fremdsprachenunterricht teil. Außerdem stehen Besichtigungen und Theaterbesuche auf dem Programm. Wer sich für einen Bildungsurlaub interessiert, sollte schon Vorkenntnisse in der jeweiligen Fremdsprache vorweisen und sich bei der Geschäftsstelle der städtischen Volkshochschule,29 55 54, melden. Flei
RHEIN-MAIN-SEITE IV
Die sogenannte "neue Weltordnung", von der US-Präsident George Bush spricht, hat in den Augen von Neville Alexander nur wenig Neues zu bieten. Die internationale Arbeitsteilung werde damit nur noch besser an die Interessen der großen Industrienationen angepaßt. Eine wirklich neue Weltordnung könne "aus Afrika heraus" entstehen. Der Weg dorthin führt für Alexander über die Einheit der Völker des Kontinents. Als ersten Schritt schlägt er vor, sämtliche Atom- und Offensivwaffen in Afrika zu vernichten. Danach sei es nötig, daß die afrikanischen Staaten gemeinsam grundlegende Probleme in Angriff nehmen - beispielsweise Umweltschutz und Gesundheitsfürsorge. Neville Alexander hat seine Thesen beim ersten internationalen Kolloquium der Humboldt-Stiftung in Cotonou (Benin) referiert. Wir dokumentieren den Vortrag im Wortlaut. Neville Alexander ist Direktor des "National Language Projects" von Südafrika.
Text: Achim Ritz Fotos: Oliver Weiner/ Ralf Peter Robert (1)
GROSS-GERAU. Nein, nächste Woche müßten sich die Leute schon etwas anderes vornehmen, da sei nicht schon wieder ein Richtfest geplant, beendete Bürgermeister Manfred Hohl die nunmehr dritte Feier dieser Art in der Kreisstadt in den zurückliegenden Tagen. Diesmal war die 3,1 Millionen Mark teure Stadtbücherei in der Gernsheimer Straße an der Reihe. Sie soll Ende Februar fertig sein, hieß es mit Blick auf die Kommunalwahl am 7. März 1993.
In dem Neubau sollen einmal bis zu 50 000 Bücher unterkommen. Probleme gab es bei dem Bau durch den unerwarteten Tod des ersten Architekten just nach Planungsabschluß und durch den zeitweiligen Ärger mit Nachbarn. Nicht weit entfernt vom einstigen Standort wird die zur Zeit provisorisch im alten Rathaus untergebrachte Bücherei im nächsten Jahr dann ein modernes Domizil finden. Auf einer Grundstücksfläche von etwa 1800 Quadratmetern und in 4130 Kubikmetern umbautem Raum entsteht auf vier Ebenen die neue Bücherei. Der werden als Hauptnutzfläche 867 Quadratmeter zur Verfügung stehen. Hinzu kommen noch Einrichtungen wie ein auch für kleine Autorenlesungen geeigneter Raum unterm Dach.
Ende Februar 1991 hatte die Stadtverordnetenversammlung dem Projekt zugestimmt, das mit Nettokosten (ohne Mehrwertsteuern, Möbel und weiteres) auf 2,4 Millionen Mark hochgerechnet worden war. Am Ende werden es laut Bürgermeister Hohl insgesamt wohl 3,1 Millionen sein. Derzeit liege man klar im Kostenrahmen. Rund 914 000 Mark seien bislang ausgegeben worden.
Der Magistrat verhalte sich bei den Ausgaben angesichts der angespannten Kassenlage bewußt restriktiv, bekenne sich andererseits aber eindeutig zu dem bildungspolitisch wichtigen Projekt, das aufgrund der Groß-Gerauer Mittelpunktfunktion nicht nur den eigenen 24 000 Einwohnern, sondern auch dem Umland zugute komme. Hohl machte auf die großen Aufgaben aufmerksam, die sich gerade heute einer Bücherei stellten, in einer Zeit, in der Bücher und das Lesen etwas in den Hintergrund träten.
Dabei sei beides wichtig, um das Nachdenken zu schulen und die Kritikfähigkeit anzuregen, mehr als dies "laufende Bilder auf kleinen Mattscheiben" tun könnten. In vielen Familien werde kaum noch gelesen, hinzu komme das knapper werdende Budget mancher Bürger. Auch deshalb sei die öffentliche Hand mit solchen Einrichtung zum Ausgleichen gefordert. cas
STADT UND KREIS OFFENBACH. Die Kleinsten wollen ganz groß raus: Mit langen biegsamen Stangen, die an den Gepäckträgern ihrer Fahrräder befestigt sind und obendrauf mit einem Wimpel - so machen manche Kinder neuerdings darauf aufmerksam, daß auch sie im Straßenverkehr unterwegs sind.
"Sehen und gesehen werden" - diese Devise hat besonders für die am meisten gefährdeten Zweiradfahrer eine mitunter lebenswichtige Bedeutung. Sie werden oft nicht wahrgenommen oder beim Überholen wegen eines zu geringen Sicherheitsabstandes in die Enge und an den Rand getrieben. Auffallen und deutlich erkennbar sein, das kann manchen Unfall verhindern.
Die Stangen und Wimpel an den Fahrrädern sind nach Auskunft eines Sprechers der Jugendverkehrsschule eine "reine Privatsache". Vermutlich würden die radelnden Kinder dadurch von Autofahrern schneller gesehen, räumt er ein, doch die Sache habe auch Nachteile.
In Kurven könnten Passanten auf Gehwegen durch die flexiblen Stangen verletzt werden, deshalb unterstütze die Verkehrswacht so etwas nicht. An den Fahrrädern, auf denen die Viertkläßler in der Jugendverkehrsschule üben, werden die Stangen jedenfalls nicht angebracht.
Wenn die Fachleute der Jugendverkehrsschule mit einem ihrer Lastwagen eine Grundschule in Stadt oder Kreis Offenbach besuchen, steht nicht Werken oder Rechnen, sondern Fahrradfahren auf dem Stundenplan. Die Zweiräder werden im Mobil mitgebracht. Doch auf der Ladefläche steht und liegt noch mehr Nützliches - all das, was nötig wird, um beispielsweise auf dem Schulhof eine typische Verkehrssituation "nachzustellen".
"Wir fahren mit den Kindern aber auch auf der Straße, um eine realistische Situation zu haben", sagt ein Sprecher der Verkehrsschule. Dafür müßten die Eltern allerdings ihr Einverständnis geben.
Im Unterrichtsfach Verkehrserziehung sind die Kleinen meist mit Spaß bei der Sache, auch wenn die Polizisten manchmal mit erhobenem Zeigefinger darauf hinweisen müssen, was da gerade an der nachgebauten oder echten Kreuzung schief gelaufen ist. Der Verkehrsunterricht im vierten Schuljahr baut auf dem auf, was die Jungen und Mädchen schon im Kindergarten oder im ersten Schuljahr gelernt haben.
In der vierten Klasse geht es nicht mehr um die ersten Balanceversuche auf zwei Rädern, denn die meisten Kinder können in diesem Alter ohnehin schon mit dem Fahrrad umgehen. Jetzt trainieren sie Fahrverhalten, Motorik und Gleichgewichtsverlagerung; zum Beispiel, wie sie ein Hindernis in gebührendem Abstand umfahren und dabei an den Gegenverkehr ebenso denken wie an ein Auto, das just in diesem Augenblick von hinten kommen könnte.
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 21
Bundespräsident Gustav Heinemann richtete am 6. September 1972 vor 80 000 Menschen im Münchner Olympiastadion einen Appell zur Versöhnung an die Völker der Welt:
"Vor elf Tagen habe ich hier in dieser Arena die Olympischen Spiele München 1972 eröffnet. Sie begannen als wahrhaft heitere Spiele im Sinne der Olympischen Idee. Ein großartiges Echo in der weiten Welt begleitete sie, bis sich vor zwei Tagen der Schatten einer Mordtat auf sie legte. In der vergangenen Nacht haben sich Schrekken und Entsetzen ausgeweitet. Der Versuch zur Rettung der israelischen Geiseln schlug fehl. Wo vor kurzem noch frohe Gelöstheit herrschte, zeichnen jetzt Ohnmacht und Erschütterung die Gesichter der Menschen. Fassungslos stehen wir vor einem wahrhaft ruchlosen Verbrechen. In tiefer Trauer verneigen wir uns vor den Opfern des Anschlages. Unser Mitgefühl gilt den Opfern und dem ganzen Volk Israel.
Dieser Anschlag hat uns alle getroffen. Waren der Anschlag und sein Ausgang abzuwenden? Niemand wird darauf im Augenblick eine abschließende Antwort geben können. Wer sind die Schuldigen an dieser Untat? Im Vordergrund ist es eine verbrecherische Organisation, die glaubt, daß Haß und Mord Mittel des politischen Kampfes sein können. Verantwortung tragen aber auch jene Länder, die diese Menschen nicht an ihrem Tun hindern.
Allen Menschen in allen Teilen der Welt ist in den letzten Stunden vollends klargeworden, daß Haß nur zerstört. Die Opfer auch dieses Anschlages rufen uns abermals auf, unsere ganze Kraft für die Überwindung des Hasses einzusetzen. Gerade angesichts der neuen Opfer gilt es jetzt, dem Fanatismus, der die Welt aufgeschreckt hat, den Willen zur Verständigung entgegenzusetzen. Die Olympische Idee ist nicht widerlegt. Wir sind ihr stärker verpflichtet als je zuvor. Bei dem, was wir erleben mußten, besteht keine Trennungslinie zwischen Nord und Süd, zwischen Ost und West. Hier besteht eine Trennungslinie zwischen der Solidarität aller Menschen, die den Frieden wollen, und jenen anderen, die in tödliche Gefahr bringen, was das Leben lebenswert macht. Das Leben braucht Versöhnung. Versöhnung darf nicht dem Terror zum Opfer fallen. Im Namen der Bundesrepublik appelliere ich an alle Völker dieser Welt: Helft mit, den Haß zu überwinden. Helft mit, der Versöhnung den Weg zu bereiten." (AP)
Am 22. September um 20.43 Uhr Sommerzeit überschreitet die Sonne den Himmelsäquator im Herbstpunkt, damit beginnt für die nördliche Halbkugel das astronomische Winterhalbjahr. Am abendlichen Sternenhimmel dominieren die Wandelsterne Venus und Saturn. Am Sonntag, dem 27. September, endet die diesjährige Sommerzeitperiode. Um 3.00 Uhr morgens werden die Uhren dann wieder um eine Stunde zurückgestellt.
Am abendlichen Fixsternhimmel vollzieht sich der Übergang zu den herbstlichen Sternkonstellationen, während die Sternbilder des Sommers in den westlichen Himmelsabschnitt gewandert sind. Der Bootes mit dem hellen Hauptstern Arkturus steht noch dicht über dem Westhorizont. Den Südraum nimmt nun die charakteristische Konstellation des Sommerdreiecks ein, das aus den drei Sternbildern Adler, Leier und Schwan besteht. Die Spitzen des Dreiecks werden dabei von den Hauptsternen dieser Sternbilder, Atair, Wega und Deneb, gebildet.
Im östlichen Himmelsraum sind die wichtigsten Herbststernbilder aufgegangen. Im mittlerer Höhe findet man das große Viereck des Pegasus, daran anschließend folgt Andromeda mit dem Andromedanebel, einem benachbarten Milchstraßensystem, das in dunklen Nächten bereits mit bloßem Auge als schwaches Lichtwölkchen zu sehen ist. Die Andromedagalaxie ist
Merkur, der sonnennächste Planet, kann in den ersten Tagen des September noch am Morgenhimmel beobachtet werden, eine seltene Gelegenheit in unseren Breiten. Venus erscheint weiterhin als strahlender Abendstern am Westhimmel, die Sichtbarkeitsdauer nimmt nur langsam zu. Der rote Planet Mars wird zum auffälligen Objekt der zweiten Nachthälfte, er durchläuft das Sternbild der Zwillinge. Jupiter steht im September unsichtbar am Tageshimmel. Hauptattraktion am Abendhimmel ist der Ringplanet Saturn im Sternbild des Steinbocks.
In diesem Monat kann man zwei, allerdings nicht sehr auffällige, Sternschnuppenschwärme beobachten: Die Pisciden treten in der ersten Septemberhälfte auf, ihr Ausstrahlungspunkt
liegt im Sternbild der Fische, die günstigste Beobachtungszeit liegt zwischen 21.00 und 4.00 Uhr. Um den 19. September beginnt die Sternschnuppentätigkeit
der Tauriden, ihr Ausstrahlungspunkt liegt in den Sternbildern Widder und Stier. Die Tauriden sind wahrscheinlich Restprodukte des berühmten Kometen Encke. In mondscheinfreien Nächten und außerhalb der Großstädte kann man versuchen, das Zodiakal- oder Tierkreislicht am östlichen Horizont etwa zwei Stunden vor Sonnenaufgang zu beobachten. CHRISTIAN DE VEGT (dpa)
LANGENSELBOLD. "Das habe ich noch nie erlebt. Totenstille herrschte im Bus, manchen kamen sogar die Tränen. Aber irgendwie sind wir im Kummer noch näher zusammengerückt." So schildert Hartmut Hoppek die Stunden "danach". Das Ereignis, von dem der Langenselbolder spricht, liegt zwar bereits drei Monate zurück, doch hat er "bis heute noch daran zu knabbern". Der Mann ist Fußballfan aus Leidenschaft, und der Verein, der ihm derartige Leiden verschafft hat, heißt Eintracht Frankfurt. Die Mannschaft verfehlte bekanntlich in der vergangenen Saison durch eine Niederlage im letzten Spiel den Meistertitel. Zusammen mit etwa 50 Gleichgesinnten vom Eintracht-Fanclub Langenselbold saß Manfred Hoppek an diesem "Schwarzen Samstag" im Bus Richtung Rostock und wieder zurück.
Trotz der immer noch gegenwärtigen herben Enttäuschung ist die fußballverrückte Clique pünktlich zum Auftakt der neuen Saison wieder unterwegs: Das Heimspiel der Eintracht gegen Dynamo Dresden steht auf dem Programm.
Ein junger Wehrpflichtiger hat sogar eigens seinen Dienst getauscht, um die erste Partie nicht zu versäumen. "Ein wahrer Fan sein bedeutet, hinter der Sache zu stehen, auch, wenn es einmal keinen Anlaß zum Jubel gibt. Es bedeutet, auch dann im Stadion zu sein, wenn es regnet, stürmt oder schneit", beschreibt Rüdiger Stuckenschmidt, Vorsitzender des Eintracht-Fanclubs Langenselbold, was er sich unter dem Ethos eines echten Fußballanhängers vorstellt. Den Auftrag seines Vereins sieht er jedoch nicht nur darin, das Waldstadion zu füllen: "Wir betrachten uns auch als Werbung für die Eintracht", erklärt Stuckenschmidt. So sollen die Mitglieder ihren Beitrag leisten, gegen das schlechte Image des typischen Fußballfans anzugehen.
Denn der sei eben nicht der unter ständigem Alkoholeinfluß stehende Raufbold. "Randalierer kommen in unseren Verein erst gar nicht herein, ebenso wenig wie Menschen, die offensichtlich Probleme mit Alkohol haben", erklärt Stuckenschmidt, der hauptberuflich bei der Frankfurter Kriminalpolizei tätig ist. Mit ein bißchen Menschenkenntnis sei es dem Vorstand bisher noch immer gelungen, entsprechende Kandidaten von vornherein zu erkennen - und abzulehnen.
Vereine wie der Langenselbolder Fanclub, in dem die Mitglieder registriert sind, bilden für die berüchtigten Hooligans keinen Nährboden. "Die treten erst gar nicht an uns heran, weil sie hier nicht so agieren könnten, wie sie wollen", erläutert der Vorsitzende. Bei Verstößen gegen die Vereinsprinzipien drohen rabiate Folgen. Fällt ein Fan einmal aus der Rolle, so bedeutet das zunächst die Sperre für eine Busfahrt (die der Verein zu jedem Heim- und manchem Auswärtsspiel anbietet), im Wiederholungsfall sogar die rote Karte: den Ausschluß vom Verein. "Wir sind Fußballnarren und wollen ansonsten unsere Ruhe haben", grenzt Fanclub-Mitglied Wilhelm Schreck sich und seine Vereinsfreunde von jeglichem Rowdytum ab.
Im Bus prägt nach dreimonatigem sommerlichen Bundesliga-Entzug freudige Erwartung die Stimmung - wenn auch die verschenkte Meisterschaft weiterhin für Gesprächsstoff sorgt, insbesondere zwei "todsichere", aber nicht gepfiffene Elfmeter aus den letzten beiden Partien . . . Auf ein Neues: "Jetzt wird's ernst", meint ein Mann in einer der hinteren Reihen, als sich das Fahrzeug am Ortsausgang von Langenselbold in Bewegung setzt. Die Prognosen, ein Ritual vor jedem Spiel, sind optimistisch und erreichen diesmal Spitzenwerte von 5:0 und 6:2. Unterschwellig scheinen einige "ihrer" Eintracht aber doch nicht so ganz zu trauen. Von deren Problemen mit sogenannten "schwachen Mannschaften" ist die Rede oder vom "unbequemen, leicht zu unterschätzenden Gegner", der es "uns heute schwermachen" könnte. Es gibt so gut wie nur ein Thema. Müßig zu erwähnen, welches. Wo jeder mitreden kann, werden soziale und altersbedingte Unterschiede - zumindest kurzzeitig - nivelliert.
Im Stadion trennen sich dann die Wege von Jugendlichen und Erwachsenen: Während die einen auf Stehplätzen ihre Mannschaft lautstark anfeuern, verlegen sich die anderen auf ihren festen Sitzplätzen vor allem aufs Kommentieren der Begegnung. Das hört sich etwa so an: "Bis jetzt ist der Flugbetrieb reger als das Spiel." "Kerle, Kerle, was schwimmen die heute wieder hinten!" "Und wie der Falke (gemeint ist Eintracht-Spieler Ralf Falkenmayer) heute wieder über den Ball segelt!" Obligatorisch sind auch Unmutsäußerungen über den Schiedsrichter: "Wann schreitet er endlich zum Tatort?" Oder, direkter: "Die Pfeife ist ja nicht neutral!"
Auch wenn Parteilichkeit in der Natur der Sache liegt, so bemüht man sich doch offensichtlich um eine faire Einschätzung des Gegners. Als ein Eintracht-Spieler nach einem Zweikampf zu Boden geht, einigen sich die Beobachter schnell darauf, "daß der Weber über den Ball gestolpert ist und der andere ihm nichts getan hat". Würde die Begeisterung in Fanatismus ausarten, wäre es wohl auch kaum möglich, die etlichen "Doppelfans" unter einen Hut zu bringen, die neben der Eintracht (oder sogar noch vor ihr) einem anderen Verein gleichfalls die Daumen drücken.
Mit allen zusammen kommt der Langenselbolder Fanclub auf 197 Mitglieder (33 davon sind Frauen, immerhin). Er ist damit der größte in Hessen und wahrscheinlich auch im Bundesgebiet, wo es insgesamt 116 Eintracht-Fanclubs gibt. Vor allem in den letzten zwei Jahren hat der seit 1974 bestehende Verein stark zugelegt. Insbesondere viele Jugendliche haben sich dem vorher etwas behäbigen Fanclub in dieser Zeit angeschlossen. Sie erhalten durch die Mitgliedschaft Dauerkarten zu erheblich verbilligten Preisen.
Auch die Eintracht selbst sei populärer geworden, glaubt Stuckenschmidt. Was seiner Meinung nach nicht nur am guten Tabellenplatz, sondern auch daran liege, daß die einst "launische Diva" ihren Snobismus abgelegt habe. "Die Zusammenarbeit zwischen Fanclubs und Eintracht-Geschäftsführung ist hervorragend. Wir fühlen uns ernstgenommen." So wolle die Eintracht den Fanclubs, mit deren Vorsitzenden sich die Geschäftsführung regelmäßig trifft, etwa ein Mitspracherecht bei einem eventuellen Umbau des Waldstadions 1995 zubilligen. "Sie haben erkannt, daß wir ihr wichtigstes Potential sind", äußert sich Stuckenschmidt zu dem veränderten Klima der letzten Jahre.
Das Langenselbolder "Potential" ist derweil damit beschäftigt, den mäßigen Saisonauftakt zu verdauen. Hartmut Hoppek nimmt's mit Sarkasmus: "Wenigstens haben sie ihren Heimkomplex mit in die neue Spielzeit gerettet." Trübe Aussichten? Den wahren Fan kann das nicht schrecken, auch bei der nächsten Partie im Waldstadion wieder im Bus nach Frankfurt zu sitzen.
In der öffentlichen Diskussion dieses Gesetzes werden die Krankenhäuser kaum berücksichtigt, obwohl sie besonders einschneidend betroffen sind. Auch Ellis Huber, der Präsident der Berliner Ärztekammer, übersieht bei seinen öffentlichen Statements geflissentlich die Krankenhäuser und deren Bedienstete (FR vom 15. 8. 1992 "Ärzte über Reform zerstritten"). Tatsache ist, daß die Krankenhäuser - weil personalintensiv - hohe Kosten verursachen.
Eine Kostenexplosion hat im Krankenhaus jedoch nicht stattgefunden. Seit Jahren ist der Kostenanteil der Krankenhäuser am Gesamtgesundheitsbudget konstant. Eine Steigerung ist in diesem Jahr vor allem dadurch eingetreten, daß es endlich den Gewerkschaften gelungen ist, die Vergütung für das Pflegepersonal anzuheben.
Eine Vermehrung der Stellen im Pflegebereich und auch im ärztlichen Sektor über die Anhaltszahlen vom Jahr 1969 (!) hinaus steht noch immer aus. Dies bedeutet in der Praxis Ausbeutung der im Krankenhaus Arbeitenden mit 60-80- Std.-Wochen für Ärzte (ohne Überstundenbezahlung) und Flucht des Pflegepersonals aus dem Beruf.
Wenn nun ab 1. 1. 1993 die Krankenhausausgaben eingefroren und das Selbstkostendeckungs-Prinzip (durch das ja nur ein Kostenausgleich für während der Pflegesatzvereinbarungen mit den Krankenkassen nicht vorhersehbare Kosten, z. B. durch Schwer-Kranke, Preissteigerungen, etc. gewährt wird - es handelt sich also mitnichten um eine "Selbstbedienung" der Krankenhäuser) außer Kraft gesetzt werden, ohne daß vor 1995 andere Finanzierungswege eröffnet werden (so sieht es das Gesetz vor), bedeutet das eine Verstärkung der Ausbeutung der im Krankenhaus Tätigen und letztlich eine Verschlechterung der Krankenversorgung, die medizinisch nicht verantwortbar ist.
Die freigemeinnützigen Krankenhäuser (der Kirchen oder Stiftungen) werden anders als die kommunalen Häuser, die ihre Defizite aus dem Steuersack der Kommunen ersetzt bekommen, ihre Verluste nicht ausgleichen können und damit Personal entlassen müssen. Darunter wird auch die soziale Funktion der Krankenhäuser, die über die rein medizinische Versorgung hinausgeht, leiden. Die Krankenhäuser versorgen u. a. ambulant nicht betreubare hilflose, am sozialen Umfeld kranke Menschen und z. B. auch Kinder, mit deren Krankheit die Eltern nicht fertigwerden.
Die in der FR veröffentlichten "Positionen Linker Ärzteverbände" der LDÄÄ auch zum Krankenhaus werden dieser Problematik nicht gerecht. Die Aufkündigung des Prinzips der Solidarität mit Kranken und Hilflosen ist der eigentliche Skandal des Seehofer-Gesetzesentwurfes, er paßt allerdings gut zu dieser Gesellschaft. Jeder, der wissen will, wohin das führt, sehe sich das US-amerikanische Gesundheitswesen an.
Jeder sollte sich über die Folgen für sich selbst klar sein: Es wird ihm schlechter ergehen, wenn er ins Krankenhaus muß. Es soll da gespart werden, wo leider nichts zu sparen ist.
Und noch ein Schlußwort zu Ellis Hubers Auftritt in der ARD und zu Ihrer Berichterstattung, die der Anlaß dieses Briefes sind: Die Vermischung von berechtigter Kritik am derzeitigen Gesundheitswesen mit demagogischen Elementen ist übel, schadet den Kranken, die aufs Krankenhaus angewiesen sind, mißachtet die schwere Arbeit, die von allen im Krankenhaus Tätigen rund um die Uhr, z. T. unter unwürdigen und in anderen Gesellschaftsbereichen längst nicht mehr tolerierten Bedingungen, durchgeführt und der Wirklichkeit von Teilen des Gesundheitswesen überhaupt nicht gerecht wird.
Wenn gefordert wird, die Ärzte sollten mit 150 000 Mark Jahreseinkommen zufrieden sein, so darf an dieser Stelle einmal daran erinnert werden, daß das Jahreseinkommen der angestellten Ärzte (und das sind 60 Prozent der berufstätigen Ärztinnen und Ärzte) durchschnittlich bei der Hälfte, zum Teil bei einem Fünftel liegt (bei den ärztliche Vollarbeit leistenden AIPs).
Vor der Wirklichkeit der Arbeitsbedingungen im Krankenhaus sind Hubers Ausführungen - denn dumm ist er nicht - reine Demagogie.
Dr. Roland Wönne (Vorsitzender des Marburger Bundes Hessen, Verband und Gewerkschaft der angestellten und beamteten Ärztinnen und Ärzte), Frankfurt am Main
PRAUNHEIM. Das gesellige und gesangliche Programm für den "Rest des Jahres" hat der Männerchor Liederkranz von 1878 jetzt vorgelegt. Gestartet wird mit dem traditionellen Vereinsausflug, der am Samstag, 26. September, durch den Spessart nach Würzburg führt. Die Teilnahme einschließlich Brunch und Führung durch die Würzburger Altstadt kostet 40 Mark.
Der "gesellschaftliche Höhepunkt des Stadtteils", der Liederkranz-Herbstball, wird wie in früheren Jahren wieder "auswärts" gefeiert: am Samstag, 24. Oktober, im Bürgerhaus der Nordweststadt. Für die von Wolfgang Wels betreuten "Happy Singers" und den großen Chor unter der musikalischen Leitung von Chordirektor Hans-Erich Debo hat Liederkranz-Vorsitzender Wilfried Roth neben vielen "kleinen Auftritten" noch einige "große" Termine vereinbart. Am Samstag, 12. September, geht's zum Freundschaftssingen nach Harheim.
Am 14. November geben die von Debo betreuten sieben Chöre aus dem Rhein-Main-Gebiet und dem Rheingau ein großes Konzert im Weinstädtchen Wicker. Krönender Abschluß wird das Adventssingen der Vereine der Sängergruppe Nord am Nikolausabend, 5. Dezember, im Bürgerhaus der Nordweststadt sein.
Bis dahin muß in der Singstunde, jeweils montags im Christ-König-Gemeindezentrum, Damaschkeanger 158, noch fleißig geübt werden. Willkommen sind Männer jeden Alters, die Freude am Singen haben. Besonders gefragt sind Tenöre, denn da sind wir "etwas schwach auf der Brust", erzählte Roth.
Nähere Auskünfte über den Liederkranz und Anmeldungen für die Busfahrt unter Telefon 57 42 71 und 76 27 64. rw
MÜHLHEIM. Die Statistik der Polizei in Mühlheim gibt zwar keinen Anlaß zum Jubeln, zeigt aber, daß sich die Autofahrer offenbar aufmerksamer und rücksichtsvoller auf den Straßen verhalten: Seit 1986 sind die Unfallzahlen in der Stadt gesunken (minus 18 Prozent). Vor sechs Jahren krachte es 657mal, im vergangenen Jahr "nur" 503mal. Gefallen ist auch die Zahl der Schwerverletzen von 31 (1986) auf 20 (1991). Zwei Menschen starben im vergangenen Jahr bei Unfällen. Neue Ampeln haben wohl mehr Sicherheit gebracht. Vor zwei Jahren verunglückten elf Fußgänger, 1991 waren es "nur" zwei. Die Radfahrer sind jedoch sehr gefährdet. Die Zahl der Unfälle mit Radlern hat sich von 12 auf 16 erhöht.
STADT UND KREIS OFFENBACH. Die Versicherungen können bei Unfällen mit "frisierten" Mofas von den Verursachern einen Teil des gezahlten Geldes zurückverlangen, sagt Uwe Schmidt-Kasparek, Pressesprecher der Haftpflicht-Unterstützungskasse (HUK) in Bonn. Die Verursacher seien bis zu einer Summe von 5000 Mark regreßpflichtig. Die Verkehrsopferhilfe, ein Fonds der Autoversicherer, werde in diesem Fall nicht eingeschaltet. Sie unterstützt die Opfer eines Unfalls nur, falls der Verursacher nicht pflichtversichert war, bei einer Unfallflucht oder wenn jemand vorsätzlich im Straßenverkehr verletzt wurde. Blechschäden sind davon ausgenommen.
STADT UND KREIS OFFENBACH. Verkehrserziehung für Jugendliche, die gern ein Mofa fahren möchten, ist für das Staatliche Schulamt kein Thema. "Wir setzen den Schwerpunkt auf das Radfahren", erklärt Christian Hübner. Er verweist auf die Aktivitäten der Jugendverkehrsschule, in der Kinder der vierten Klassen im Fahrradfahren unterrichtet werden. Theoretische und praktische Mofa-Kurse, wie sie seit 1985 an einer Schule in Kelsterbach laufen, werden vom hessichen Kultusministerium nicht befürwortet und deswegen in der Stadt und im Kreis Offenbach auch nicht verwirklicht. "Wir wollen keine Konkurrenz zu den Fahrschulen sein", sagte Hübner.
MAIN-TAUNUS-KREIS. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit - das ist eines von vielen Themen, die beim Seminar des DGB- Bildungswerkes diskutiert werden sollen. "Arbeitsrecht für Frauen" ist der Titel der dreiteiligen Reihe, die am Dienstag, 8. September, beginnt.
Diskriminierung, Teilzeitarbeit und das Wirken der Personalräte sind Aspekte, die ebenfalls zur Sprache kommen sollen. Die Gesprächsrunden beginnen jeweils um 20 Uhr. Weitere Termine sind der 15. und 22. September. Tagungsort ist das Restaurant der Stadthalle Flörsheim, Kapellenstraße 1. Informationen und Anmeldungen beim DGB-Zweigbüro in Bad Homburg, Basler Straße 2, Tel. 0 61 72 / 69 01 78. kkü
HANAU. Bei der Stadt Hanau haben im August zwölf neue Auszubildende ihre Ausbildung begonnen, darunter sind elf Frauen und ein Mann. Elf der Azubis wollen Verwaltungsangestellte werden, eine der Frauen strebt den Beruf der Bauzeichnerin an.
Stadtrat Remer sagte bei der Begrüßung, daß jeder, der in der Kommunalverwaltung tätig werden wolle, als wichtigste Voraussetzung für sein künftiges Werken bei Städten und Gemeinden, die Bereitschaft für die Bürger zu arbeiten mitbringen müsse. Kommunale Verwaltung sei den Bürgerinnen und Bürgern am nächsten und müsse "ohne Wenn und Aber" als Dienstleistung definiert werden. "Hoheitliches Gebaren der Behörden" würde der Vergangenheit angehören und sei für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Hanauer Stadtverwaltung auf keinen Fall akzeptabel. Remer führte weiter aus, daß für städtische Mitarbeiter der permanente Wille zur Weiterbildung ein "unverzichtbares Muß" sei, da nur Bedienstete mit einem aktuellen Wissensstand auch sachgerecht informieren könnten.
Einen kurzen Überblick über den Aufbau sowie über Arbeit und Mitspracherecht der Personalvertretung im Personalbereich gab der Personalratsvorsitzende Walter Heck. Flei
Vorschau auf einen Blick
ZWEITE BUNDESLIGA: SpVgg. Unterhaching - Hannover 96 (Fr., 19.30 Uhr), Einracht Braunschweig - VfB Oldenburg (Fr., 20 Uhr), Fortuna Köln - Hansa Rostock, Wuppertaler SV - Fortuna Düsseldorf, VfB Leipzig - VfL Osnabrück, Darmstadt 98 - Stuttgarter Kikkers, MSV Duisburg - Carl Zeiss Jena, Mainz 05 - Waldhof Mannheim (alle Sa., 15.30 Uhr), Hertha BSC Berlin - SC Freiburg, FC St. Pauli - VfL Wolfsburg, FC Homburg - Chemnitzer FC (alle So., 15 Uhr), SV Meppen - FC Remscheid (So., 18 Uhr).
OBERLIGA HESSEN: SG Egelsbach - Borussia Fulda (Fr., 17.45 Uhr), Eintracht Haiger - FV Bad Vilbel, VfR Bürstadt - Viktoria Aschaffenburg, KSV Hessen Kassel - SC Neukirchen, VfL Marburg - SV Wehen, Rot-Weiß Walldorf - Kickers Offenbach, Spvgg. Bad Homburg - Rotweiß Frankfurt, FSV Frankfurt - Eintr. Frankfurt Amat. (alle Sa., 15.30 Uhr).
OBERLIGA HESSEN, FRAUEN: SV Flörsheim - TSV Münchhausen (Sa., 16.30 Uhr), Spvgg. Langenselbold - TSG Frankfurt (Sa., 17.30 Uhr).
LANDESLIGA SÜD: Spvgg. Dietesheim - Spvgg. Langenselbold, Germania Ober-Roden - SV Mörlenbach (beide Sa., 16 Uhr), SV Bernbach - SGK Bad Homburg, TSV Wolfskehlen - KSV Klein-Karben, Progres Frankfurt - SG Riedrode, FC Erbach - Italia Frankfurt, Spvgg. Neu-Isenburg - Bayern Alzenau, Vikt. Griesheim - SG Klein-Krotzenburg (So., 15 Uhr).
LANDESLIGA MITTE: Viktoria Sindlingen - Alem. Nieder-Brechen, VfR Limburg - TSV Kirchhain, TSV Battenberg - FV Biebrich, SSV Dillenburg - Spfr. Burkhardsfelden, VfR Lich - SG Höchst, FC Herborn - TSV Grünberg (alle Sa., 15.30 Uhr), FVgg. Kastel - RSV Würges, SV Wehen II - VFB Wetter, VfB Unterliederbach - VfB Gießen (alle So., 15 Uhr).
LANDESLIGA NORD: Germania Fulda - SV Hünfeld, SG Gilsa-Jesberg - SG Dillich-Nass-Tro., ESV Hönebach - RSV Petersberg, Buchonia Flieden - Hermannia Kassel, Bad Hersfeld - KSV Baunatal (alle Sa., 15.30 Uhr), TSG Wattenbach - SC Willingen, Hessen Kassel II - SG Bad Soden-Ahl (So., 15 Uhr).
LANDESLIGA SÜD, FRAUEN: Eschollbrükken - Aschbach (Fr., 20 Uhr), FSV Frankfurt II - Schaafheim (Sa., 15 Uhr), Oberrad - Limburg/Linter, Reichelsheim - Flörsheim II (beide Sa., 16 Uhr), Nauheim - Praunheim (Sa., 17 Uhr), Limburg - Hofheim (Sa., 17.30 Uhr).
BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT, Gruppe West: Vatan Spor Bad Homburg - SG Ober-Erlenbach, 1. FC Rödelheim - SV Steinfurth, FV Bad Vilbel Res. - SV Reichelsheim, SV Nieder- Weisel - Rotweiß Frankfurt Res., Germania Ockstadt - Germania Frankfurt, Kickers Offenbach Res. - Spvgg. Fechenheim, SG Rodheim - 1. FC Hochstadt, Spvgg. Oberrad - Gemaa Tempelsee, FC Dietzenbach - FSV Bischofsheim (alle So., 15 Uhr).
BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT, Gruppe Ost: SV Bierstein - FC Hanau 93 (Sa., 17 Uhr), Sportfr. Seligenstadt - SV Weiskirchen, SG Nieder-Roden - TSV Höchst, FSV Ravolzhausen - Teutonia Hausen, Etr.-Spf. Windecken - Spvgg. Seligenstadt, TSV Lämmerspiel - Germania Bieber, SG Bruchköbel - VFB Oberndorf, FSV Bad Orb - Germ. Niederrodenbach, SV Melitia Roth - Ober-Seemen (So., 15 Uhr).
BEZIRKSLIGA FRANKFURT: SV Heddernheim - Spvgg. Griesheim, TSG Niederrad - Germ. Enkheim, SV Niederursel - Union Niederrad, SC Goldstein - SKG Frankfurt, FG Seckbach - FC Tempo, SG Riederwald - FC Maroc, FV Eschersheim - FSV Res., Frankfurter Berg - Sportfreunde (alle So., 15 Uhr).
KREISLIGA A FRANKFURT, Gruppe West: ESV Blau-Gold - SW Griesheim (Fr., 18.30 Uhr), Progres Res. - PSV Grünweiß (So., 13.15 Uhr), SG Westend - FC City, FSV Hellas - Barisspor, SG Griesheim - SG Bockenheim, FC 66 - FV Hausen, SG 28 - SG Praunheim (alle So., 15 Uhr).
KREISLIGA A FRANKFURT, Gruppe Ost: SV Sachsenhausen - AC Mladost, Bor. Sachsenhausen - Kickers 16, SV Croatia - Delfini/ Ital. Enkheim, FSV Bergen - Olympia 07, Bornheim Grünweiß - TSV Taras, Schwarz- Blau - BSC 19 SW, Heilsberg - Ostend 07, Fechenheim - GSU/Panserreikos (So., 15 Uhr).
KREISLIGA A FRANKFURT, Gruppe Nord: Germ. Ginnheim - FV Berkersheim, Gencler Birligi - TuS Niedereschbach, FC Kalbach - SAZ-Rock, TuS Makkabi - Italia Res., SG Harheim - SV Bonames, TSG Niedererlenbach - TSG Frankfurt, Conc. Eschersheim - Viktoria Preußen (alle So., 15 Uhr)
KREISLIGA B FRANKFURT: Azzurri del Sud - Gutleut, Corum Spor - Kültürspor, Bockenheim - U.S. Foggia, Özgür Spor - Birlik Spor, Jeta e Re - Dahlak, Bügel - Pena Gallega, Eritrea - Achilleas, Sportfreunde Süd - Fortuna, Ital. Fechenheim - Blau-Gelb, Espanola - SV Iran (alle So., 15 Uhr).
A-JUGEND LANDESLIGA SÜD: VFB Marburg - Bor. Fulda (So., 10.30 Uhr), SG Höchst - FV Biebrich, VFB Gießen - Kickers Offenbach, Eintr. Frankfurt - FC Burgsolms (alle So., 11 Uhr), RW Frankfurt - Hessen Kassel, Darmstadt 98 - KSV Baunatal (beide So., 13 Uhr).
B-JUGEND LANDESLIGA SÜD: Eintr. Frankfurt - FC Burgsolms (Sa., 16 Uhr), Bor. Fulda - VFB Marburg, Kickers Offenbach - FSV Frankfurt (beide So., 11 Uhr), RSV Würges - SG Höchst, CSC Kassel - Darmstadt 98 (beide So., 13 Uhr), Rotweiß Frankfurt - Hessen Kassel (So., 15 Uhr). HANDBALL KREISLIGA A FRANKFURT - Männer: TSG Frankfurter Berg - IV Petterweil II (So., 16.15 Uhr, Fabriksporthalle, Wächtersbacher Straße), TV Bergen/Enkheim - TSG Nordwest Frankfurt (So., 18 Uhr, Ried-Schule, Rangenbergstraße), TV Bad Vilbel - TSV 1857 Sachsenhausen (So., 18.30 Uhr, Sporthalle am Sportfeld). KREISLIGA A FRANKFURT - Frauen: TG Schwanheim - FSV Frankfurt (Sa., 18.50 Uhr, Carl-von-Weinberg-Schule Goldstein, Zur Waldau), TSG Oberursel II - TS 1856 Griesheim (So., 12 Uhr, Erich-Kästner-Schule, Bleibiskopf- straße), SG 1877 Nied - TSG Usingen (So., 16 Uhr, Nidda-Halle, Oeserstraße), SG Riederwald - TSG Nordwest Frankfurt (So., 17.30 Uhr, Fabriksporthalle, Wächtersbacher Straße), PSV Grünweiß Frankfurt III - TV Petterweil (So., 17.45 Uhr, Gesamtschule Fechenheim, Konstanzer Straße).
5. BAD HOMBURGER HALLENTURNIER um den Handball-Cup der Frauen: Samstag ab 12 Uhr in der Sporthalle Ober-Eschbach am Massenheimer Weg mit TuS Hamburg-Alstertal und BSG Halloren Halle, SG Leutershausen, SC Mainz-Lerchenberg, FSV Mainz 05, TSG Ober-Eschbach, SG Ost-Mosheim und TV Eschersheim. Vorjahressieger DJK Würzburg ist nicht dabei.
PRIVATSPIELE - Männer: TuS Nieder- Eschbach - TuS Zeppelinheim (Sa., 17 Uhr, Otto-Hahn-Schule, Urseler Weg), SU Nieder-Florstadt - VfL Goldstein (Sa., 18.30 Uhr), SG Saulheim - TG Hochheim (So., 16 Uhr), SV Darmstadt 98 - TuS Zeppelinheim (So., 17 Uhr), TSG Münster II - TSG Sulzbach II (So., 17 Uhr, Liederbachhalle Niederhofheim), TSG Niederhofheim - TG Schwanheim (So., 18.30 Uhr, Liederbachhalle).
FRAUENTURNIER beim TuS Zeppelinheim, (So., 8.30 Uhr, in der Geschwister-Scholl-Schule, In den Grundwiesen, Neu Isenburg). HOCKEY 1. BUNDESLIGA Männer, Gruppe Süd: (8. Spieltag): Rotweiß München - Münchner SC (Sa. 14 Uhr), Stuttgarter Kickers - Berliner HC (Sa. 15 Uhr), SC 1880 Frankfurt - SC SAFO Frankfurt (Sa. 16 Uhr, Adickesallee), Limburger HC - Dürkheimer HC (So. 11 Uhr, Eduard-Horn-Park), Stuttgarter Kickers - Rotweiß München (So. 11 Uhr).
1. BUNDESLIGA Männer, Gruppe Nord: (8. Spieltag): Schwarzweiß Köln - Rotweiß Köln (Sa. 16 Uhr), Harvestehuder THC - Club an der Alster (Sa. 16 Uhr), Uhlenhorst Mülheim - Gladbacher HTC (Sa. 17 Uhr), RTHC Leverkusen - Crefelder HTC (So. 11 Uhr).
2. BUNDESLIGA Männer, Gruppe Süd: (12. Spieltag:) Zehlendorfer Wespen - THC Hanau (Sa. 15 Uhr), TUS Lichterfelde - Rüsselsheimer RK (Sa. 17 Uhr), HC Speyer - Cöthener HC (Sa. 17 Uhr), TSV 1846 Mannheim - Cöthener HC (So. 11 Uhr), TUS Lichterfelde - THC Hanau (So. 13 Uhr), Zehlendorfer Wespen - Rüsselsheimer RK (So. 15 Uhr).
2. BUNDESLIGA Männer, Gruppe Nord: (12. Spieltag:) SV Lindenau Leipzig - Bonner THV (Sa. 15 Uhr), TG Heimfeld - Großflottbeker THGC (Sa. 15.30 Uhr), Braunschweiger THC - Marienburger SC (Sa. 17 Uhr), (13. Spieltag:) Braunschweiger THC - Bonner THV (So. 11.30 Uhr), SV Lindenau Leipzig - Marienburger SC (So. 12 Uhr), Klipper Hamburg - Großflottbeker THGC (So. 15 Uhr), Düsseldorfer HC - UHC Hamburg (So. 15 Uhr), UHC Hamburg - Klipper Hamburg (Mittwoch: 9.9., 18 Uhr).
REGIONALLIGA Süd, Männer, Gruppe West: Höchster THC - TFC Ludwigshafen (So. 11 Uhr, Heimchenweg), Wiesbadener THC - 1. HC Kaiserslautern (So. 11 Uhr, Nerotal), VfL Bad Kreuznach - TEC Darmstadt (So. 11 Uhr), TSV Schott Mainz - Eintr. Frankfurt (So. 11 Uhr).
REGIONALLIGA Süd, Frauen: TSV Ludwigsburg - VfL Bad Kreuznach (Sa. 16.30 Uhr).
OBERLIGA Hessen, Männer: SKG Frankfurt - Offenbacher RV (Freitag: 19 Uhr, Hahnstraße), HC Bad Homburg - THC Hanau Ib (So. 11 Uhr, NW-Sportzentrum), TSV 1857 Sachsenhausen - HC Fechenheim (So. 11 Uhr, Darmst. Ldstr.), SC 1880 Frankfurt Ib - Rüsselsheimer RK Ib (So. 13 Uhr, Adickesallee),
OBERLIGA Hessen, Frauen: FSV Frankfurt - Wiesbadener THC (Sa. 17 Uhr, Bornheimer Hang), Eintracht Frankfurt Ib - HC Fechenheim (Sa. 18 Uhr, Riederwald), SKG Frankfurt - Offenbacher RV (So. 10 Uhr, Hahnstraße), SC 1880 Frankfurt Ib - VfL Marburg (So. 10.30 Uhr, Adickesallee).
1. VERBANDSLIGA Hessen, Männer: TGS Vorwärts Frankfurt - TSG 1846 Darmstadt (So. 9.30 Uhr, Rebstöckerweg), TG Hanau - Eintracht Frankfurt Ib (So. 10.30 Uhr, Carl-Diem-Straße), FSV Frankfurt - Limburger HC Ib (So. 11.30 Uhr, Bornheimer Hang).
1. VERBANDSLIGA Hessen, Frauen: (9. Spieltag:) Höchster THC - TSG 1846 Darmstadt (Sa. 17 Uhr, Heimchenweg), THC Hanau Ib - Rüsselsheimer RK (So. 11 Uhr, Kurpark), DHC Wiesbaden - SC SAFO Frankfurt (So. 14 Uhr, Nerotal).
FREUNDSCHAFTSSPIEL: Frauen: SC 1880 Frankfurt - THC Hanau (Sa. 17.30, Adickesallee).)LEICHTATHLETIK MEISTERSCHAFTEN des Kreises Dieburg, 2. Teil (Sa., 14 Uhr, Stadion Reinheim).
4. GRIESHEIMER City-Lauf des TuS Griesheim (Sa., 14.30 Uhr, Start und Ziel in der Wilhelm-Leuschner-Straße). DEUTSCHE JUNIORENMEISTERSCHAFTEN (Sa., 13 Uhr, So., 12. Uhr, Stadion Gelnhausen). BEZIRKS- und Kreis-Mehrkampfmeisterschaften Wiesbaden (Sa., 14 Uhr, So., 9.30 Uhr, Bad Schwalbach; 10.30 Uhr in Michelbach).
SCHÜLERSPORTFEST der SG Egelsbach (Sa., 14, So., 14 Uhr, Stadion Berliner Platz).
LANDESWETTKAMPF zu den Deutschen Schüler-Mannschaftsmeisterschaften/DSMM (So., 10 Uhr, Sportanlage Gießen-West).
17. BERGLAUF zum Dünsberg der SKG Rodheim-Großbieber (So., 9 Uhr). RADSPORT SCHOTTENER MOUNTAIN-BIKE-RENNEN, (Sa., ab 10 Uhr, Gelände am Bockzahl). REITEN NATIONALES Turnier des Reit- und Pfarrvereins Bad Homburg, (Fr., ab 8.15, Sa., 8 Uhr, So., ab 8.30, Kurpark). RUGBY INTERN. FREUNDSCHAFTSSPIEL: RK Rüsselsheim - Old Juddian RFC Tonbridge (Sa., 15 Uhr, Sportplatz des SC 1880 Frankfurt).
2. BUNDESLIGA-SÜD GRUPPE B: Eintracht Frankfurt - BSC Offenbach (So., 14.30 Uhr).
HESSISCHE REGIONALLIGA: SV BG Darmstadt - 1880 Frankfurt (So., 11 Uhr), RK Heusenstamm - 1880 Frankfurt (So., 14 Uhr). TENNIS SCHWEPPES & BRICOUT MIXED CUP, Sa. ab 14 Uhr und So. ab 15.30 auf dem Gelände des TC Palmengarten, Berkersheimer Weg 50. TISCHTENNIS 2. BUNDESLIGA, Gruppe Süd, Männer: Jahn Kassel - Frankfurter TG (So.).
2. BUNDESLIGA, Gruppe Süd, Frauen: SV Böblingen - TV Bergen-Enkheim (Sa.), VfL Sindelfingen - TV Bergen-Enkheim (So.).
DORNBUSCH. "Für uns ist es selbstverständlich, den Kindern zu helfen, die keinen Sport treiben können", sagte Didi Stein vom BSC Schwarz-Weiß 1919. 1620 Mark hatten die Mitglieder des Vereins gespendet. Dazu kamen die Eintrittsgelder von dem Benefizspiel der BSC-Senioren gegen eine Fußballmannschaft des Hessischen Rundfunks (HR).
So waren es beinahe 2000 Mark, die Stein vor dem Anpfiff an Ilse Wolf von der "Hilfe für krebskranke Kinder" überreichte - eine stattliche Summe für einen kleinen Club, der nur knapp 300 Personen stark ist.
Daß es nicht noch ein paar Mark mehr wurden, lag am mageren Besuch des Benefizspiels. Gerade mal 80 Fußball-Fans waren zum Rosegger-Sportplatz gekommen. Eine reichlich dürftige Kulisse beieinem Fußballspiel für eine gute Sache. Waren die dunklen Regenwolken, die bedrohlich über Frankfurts Norden hingen, dran schuld? Oder brauchten die Sportfans nach zwei anstrengenden olympischen Wochen mit Fernseh-Dauerberieselung eine Verschnaufpause vom Sport?
Die wenigen Zuschauer bereuten nicht, daß sie gekommen waren. Die ganz großen Namen fehlten zwar in den Reihen der Öffentlich-Rechtlichen. Doch sie überzeugten mit Kampfgeist und vor allem mit spielerischen Finessen. 0:2 lag die Elf aus der Bertramstraße bereits im Rückstand; doch die Blau-Weißen kämpften sich noch einmal heran und legten Torwart Didi Stein ebenfalls zwei Treffer ins Netz. Der Routine der BSC-Senioren war es zu verdanken, daß Schwarz-Weiß am Ende doch mit 3:2 gegen die HR-Auswahl gewannen.
Auch für Ilse Wolf hatte sich der Weg zum Sportplatz am Dornbusch gelohnt. Nicht nur der großzügige Scheck von den Sportlern, auch die öffentliche Aufmerksamkeit im Kampf gegen den Krebs kann sie als Gewinn für ihre Organisation verbuchen: "Wir müssen noch bekannter werden, denn unser Verein lebt fast nur von Spenden."
1982 hatten Eltern von krebskranken Kindern beschlossen, etwas gegen die miserablen Zustände auf der Kinderkrebsstation der Uniklinik zu unternehmen. Zu kleine Räume und eine unbefriedigende Betreuung der Kinder und Eltern waren die Hauptkritikpunkte. Zwar gibt es für die Kinder, Pfleger, Ärzte und betreuende Eltern nach wie vor nur zwei Toiletten und zwei Duschen.
Doch die Situation auf der Station von Professor Bernhard Kornhuber hat sich in den letzten Jahren erheblich verbessert: Der Verein "Hilfe für krebskranke Kinder" kaufte neue Möbel und richtete eine moderne Küche ein, engagierte eine Erzieherin und einen Psychologen. Ab Oktober wird sich sogar eine Familienpflegerin um die Kinder und ihre Eltern kümmern.
In zwei Jahren soll der Erweiterungsbau der Kinderkrebsstation fertiggestellt sein und auch ein großes Elternwohnheim ist in Planung. Mit etwa einer Million Mark im Jahr muß der Verein über die Runden kommen. *bai
HANAU. Zu einem bunten Nachmittag in der Lindenauhalle lädt das Hanauer Sozialamt Seniorinnen und Senioren am Dienstag, 8. September, ab 14.30 Uhr ein. Neben Kaffee und Kuchen wird, so Sozialdezernent Klaus Remer, ein abwechslungsreiches musikalisches Programm angeboten. Für die Hin- und Rückfahrt stellt die Hanauer Straßenbahn AG wieder Sonderbusse bereit. Die Abfahrtszeiten erfahren die Senioren beim Kauf ihrer Eintrittskarte für den bunten Nachmittag.
Karten gibt es jetzt zum Preis von sieben Mark im Rathaus, Zimmer 129, und in den Verwaltungsstellen der Stadtteile.
gf
DORNBUSCH. "Für uns ist es selbstverständlich, den Kindern zu helfen, die keinen Sport treiben können", sagte Didi Stein vom BSC Schwarz-Weiß 1919. 1620 Mark hatten die Mitglieder des Vereins gespendet. Dazu kamen die Eintrittsgelder von dem Benefizspiel der BSC-Senioren gegen eine Fußballmannschaft des Hessischen Rundfunks (HR).
So waren es beinahe 2000 Mark, die Stein vor dem Anpfiff an Ilse Wolf von der "Hilfe für krebskranke Kinder" überreichte - eine stattliche Summe für einen kleinen Club, der nur knapp 300 Personen stark ist.
Daß es nicht noch ein paar Mark mehr wurden, lag am mageren Besuch des Benefizspiels. Gerade mal 80 Fußball-Fans waren zum Rosegger-Sportplatz gekommen. Eine reichlich dürftige Kulisse beieinem Fußballspiel für eine gute Sache. Waren die dunklen Regenwolken, die bedrohlich über Frankfurts Norden hingen, dran schuld? Oder brauchten die Sportfans nach zwei anstrengenden olympischen Wochen eine Verschnaufpause?
Die wenigen Zuschauer bereuten nicht, daß sie gekommen waren. Die ganz großen Namen fehlten zwar in den Reihen der Öffentlich-Rechtlichen. Doch sie überzeugten mit Kampfgeist und vor allem mit spielerischen Finessen. 0:2 lag die Elf aus der Bertramstraße bereits im Rückstand; doch die Blau-Weißen kämpften sich noch einmal heran und legten Torwart Didi Stein ebenfalls zwei Treffer ins Netz. Der Routine der BSC-Senioren war es zu verdanken, daß Schwarz-Weiß am Ende doch mit 3:2 gegen die HR-Auswahl gewannen.
Auch für Ilse Wolf hatte sich der Weg zum Sportplatz am Dornbusch gelohnt. Nicht nur der großzügige Scheck von den Sportlern, auch die öffentliche Aufmerksamkeit im Kampf gegen den Krebs kann sie als Gewinn für ihre Organisation verbuchen: "Wir müssen noch bekannter werden, denn unser Verein lebt fast nur von Spenden."
1982 hatten Eltern von krebskranken Kindern beschlossen, etwas gegen die miserablen Zustände auf der Kinderkrebsstation der Uniklinik zu unternehmen. Zu kleine Räume und eine unbefriedigende Betreuung der Kinder und Eltern waren die Hauptkritikpunkte. Zwar gibt es für die Kinder, Pfleger, Ärzte und betreuende Eltern nach wie vor nur zwei Toiletten und zwei Duschen.
Doch die Situation auf der Station von Professor Bernhard Kornhuber hat sich in den letzten Jahren erheblich verbessert: Der Verein "Hilfe für krebskranke Kinder" kaufte neue Möbel und richtete eine moderne Küche ein, engagierte eine Erzieherin und einen Psychologen. Ab Oktober wird sich sogar eine Familienpflegerin um die Kinder und ihre Eltern kümmern.
In zwei Jahren soll der Erweiterungsbau der Kinderkrebsstation fertiggestellt sein und auch ein großes Elternwohnheim ist in Planung. Mit etwa einer Million Mark im Jahr muß der Verein über die Runden kommen. *bai
FRANKFURT A. M. "Für uns ist es selbstverständlich, den Kindern zu helfen, die keinen Sport treiben können", sagte Didi Stein vom BSC Schwarz-Weiß 1919. Stolze 1620 Mark hatten die Mitglieder des Vereins gespendet. Dazu kamen die Eintrittsgelder von dem Benefizspiel der BSC-Senioren gegen eine Fußballmannschaft des Hessischen Rundfunks (HR).
So waren es beinahe 2000 Mark, die Stein vor dem Anpfiff an Ilse Wolf von der "Hilfe für krebskranke Kinder" überreichte - eine stattliche Summe für einen kleinen Club, der nur knapp 300 Personen stark ist.
Daß es nicht noch ein paar Mark mehr wurden, lag am mageren Besuch des Benefizspiels. Gerade mal 80 Fußball-Fans waren zum Rosegger-Sportplatz gekommen. Eine reichlich dürftige Kulisse bei einem Fußballspiel für eine gute Sache. Waren die dunklen Regenwolken, die bedrohlich über Frankfurts Norden hingen, dran schuld? Oder brauchten die Sportfans vielleicht nach zwei anstrengenden olympischen Wochen eine Verschnaufpause?
Die wenigen Zuschauer bereuten nicht, daß sie gekommen waren. Die ganz großen Namen fehlten zwar in den Reihen der Öffentlich-Rechtlichen. Doch sie überzeugten mit Kampfgeist und vor allem mit spielerischen Finessen. 0:2 lag die Elf aus der Bertramstraße bereits im Rückstand; doch die Blau-Weißen kämpften sich noch einmal heran und legten Torwart Didi Stein ebenfalls zwei Treffer ins Netz. Der Routine der BSC-Senioren war es zu verdanken, daß Schwarz-Weiß am Ende doch mit 3:2 gegen die HR-Auswahl gewannen.
Auch für Ilse Wolf hatte sich der Weg zum Sportplatz am Dornbusch gelohnt. Nicht nur der großzügige Scheck von den Sportlern, auch die öffentliche Aufmerksamkeit im Kampf gegen den Krebs kann sie als Gewinn für ihre Organisation verbuchen: "Wir müssen noch bekannter werden, denn unser Verein lebt fast nur von Spenden."
1982 hatten Eltern von krebskranken Kindern beschlossen, etwas gegen die miserablen Zustände auf der Kinderkrebsstation der Uniklinik zu unternehmen. Zu kleine Räume und eine unbefriedigende Betreuung der Kinder und Eltern waren die Hauptkritikpunkte. Zwar gibt es für die Kinder, Pfleger, Ärzte und betreuende Eltern nach wie vor nur zwei Toiletten und zwei Duschen.
Doch die Situation auf der Station von Professor Bernhard Kornhuber hat sich in den letzten Jahren erheblich verbessert: Der Verein "Hilfe für krebskranke Kinder" kaufte neue Möbel und richtete eine moderne Küche ein, engagierte eine Erzieherin und einen Psychologen. Ab Oktober wird sich sogar eine Familienpflegerin um die Kinder und ihre Eltern kümmern.
In zwei Jahren soll der Erweiterungsbau der Kinderkrebsstation fertiggestellt sein und auch ein großes Elternwohnheim ist in Planung. Mit etwa einer Million Mark im Jahr muß der Verein über die Runden kommen. *bai
FRANKFURT-SÜD. Außer den Insekten gibt es für den Wald einen noch viel schlimmeren "Schädling": den Menschen. "Die Waldfreunde oder sogenannten ,Waldfreunde' lassen oftmals die notwendige Rücksicht vermissen", beklagte Rainer Berg vom Frankfurter Forstamt. Da will er gar nicht erst von so gravierenden Eingriffen wie Straßenbau und Saurem Regen reden.
Denn es gibt immer noch Leute, die sich offensichtlich einer der wichtigsten Regeln im Wald nicht bewußt sind: Sie gehen achtlos mit Feuer um. Ob das die weggeworfene Zigarettenkippe ist oder das nicht sorgfältig gelöschte Grillfeuer: "Das muß man bei der jetzigen Dürre schon als grob fahrlässig bezeichnen."
Bereits sieben Brände gab es 1992 im Stadtwald, und fast alle wurden durch glühende Zigarettenstummel verursacht, sagte Rainer Berg. Daß es dabei bisher nicht zu großen Schäden gekommen ist, verdankt der Wald allerdings einem für ihn eher ungünstigen Umstand: "Das Straßennetz ist so eng gezogen, da konnte die Feuerwehr an alle Brandherde rasch drankommen." *ask
FRANKFURT-SÜD. Der Wald ist ein höchst komplizierter ökologischer Organismus. Da mag es verwundern, wenn sogar solche Lebewesen zum Schädling werden, die sonst als Indikatoren für ein intaktes Zusammenleben gelten: Pilze. So räumte im sehr trockenen Sommer des Jahres 1947 der Hallimasch, den Pilzfreunden auch als Honigschwamm bekannt, satte 350 000 Festmeter Holz allein in Bayern ab.
Von ganz anderer Qualität ist das in jüngerer Zeit aufgetretene Eichensterben, das nicht nur die Frankfurter Förster seit kurzem beunruhigt: Die "Eichenwelke" wird verursacht von einem noch weitgehend unbekannten Pilz. Das Krankheitsbild: An den Bäumen platzt die Rinde auf, begleitet von einem schwarzer Ausfluß. Die Fachleute vermuten, daß vor allem durch Umweltschäden "gestreßte" Bäume betroffen sind.
Sollte sich der Pilz als ähnlich gefährlich erweisen wie ein anderer, auf Ulmen spezialisierter Schädling, dann dürften die Eichen sehr selten werden: Als 1919 die "Ulmenkrankheit" erstmals in Holland auftrat, war keinem die Tragweite bewußt. Wenige Jahre später hatte der Pilz, übertragen durch den Großen Ulmensplintkäfer, sich auf ganz Europa ausgebreitet: Feld- und Bergulme sind vernichtet, gehalten haben sich nur die seltene Flatterulmen und eine Neuzüchtung mit dem wenig ansprechenden, aber dafür sehr treffenden Artnamen "resista". *ask
FRANKFURT-SÜD. "Die Eichen waren regelrecht kahlgefressen. Das sah aus wie beim Waldsterben." Rainer Berg, Biologe und im Forstamt für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig, konnte sich nur wundern: So übel wie in den letzten Monaten haben die Raupen des Schwammspinners, eine Schmetterlingsart, schon seit 25 Jahren nicht mehr zugeschlagen (die FR berichtete). Noch schlimmer aber: Zum Schmetterling ausgereift, haben die Tiere eine Unzahl von Eigelegen hinterlassen. "Bis zu hundert Stück an einem Baum", hat Berg beobachtet. Und: "Wenn die alle im nächsten Jahr schlüpfen . . ."
Doch außer dem Schwammspinner (wissenschaftlich: Lymantria dispar), der wie der Name andeutet, seine Gelege mit einem schwammähnlichen Schutz überspinnt, haben die Frankfurter Förster noch andere Sorgen mit Schädlingen im Stadtwald. Borkenkäfer beispielsweise, sie traten massenhaft auf nach den verheerenden Stürmen des Jahres 1990. Oder Frostspanner, eine Schmetterlingsart, die bis auf wenige Wochen auch in der kalten Jahreszeit unterwegs ist. Als Ursache für das Auftauchen der vielen Forstschädlinge nennt der Biologe vor allem eines: Die Klimaveränderung.
"Nach mehreren trockenen Sommern und vor allem den sehr milden Wintern finden die Insekten beste Bedingungen zum Leben vor." Bleibt "Väterchen Frost" auch beim Jahreswechsel auf 1993 aus, so werden sich Millionen von Schwammspinnern nicht mehr nur mit "ihren" Eichenbeständen in Schwanheim, Goldstein, Niederrad und Fechenheim begnügen, sie werden auch an andere Bäume (Buchen, Obstgehölze) gehen: "In der Not frißt der Teufel Fliegen", meinte Berg lakonisch.
Doch zum Lachen ist den Waldhütern eigentlich nicht zumute. Treten die Schädlinge in solchen Massen auf, so bringen sie durch den "Totalfraß" die Bäume regelrecht um. Und da das Forstamt auf die "chemische Keule" aus Prinzip verzichtet, müssen die Grünröcke auf besseres, das heißt in dem Fall: schlechtes Wetter hoffen.
Ansonsten können sich die Schmetterlinge nur selbst bremsen: Indem sie sich durch ihr übermäßiges Vorkommen eines Tages die Nahrungsgrundlage weggefressen haben - doch dann gäbe es auch keine Eichen mehr.
Früher hatten die Förster gegen die geflügelten Plagegeister anderes in der Hand: Die Chemie - das berüchtigte DDT beispielsweise. So wurden 1950 und 1954, als der Maikäfer massenhaft auftrat, die "ganz harten Sachen versprüht". Resultat: Auch die Pflanzen litten unter dem Gift, und die großen braunen Brummer sind bis heute nicht recht in den Stadtwald zurückgekehrt: "Die Frankfurter Kinder kennen ihn wohl nur als Schokoladenmaikäfer."
Buchdrucker und Kupferstecher: Was für hübsche Namen, mag der Bibliophile denken. Den Förstern geht es da anders: Ips typographus und Pityogenes chalcographus, wie sie wissenschaftlich heißen, sind zwei Arten aus der großen Familie der Borkenkäfer, die im Fichten-Windbruch (nach den Stürmen von vor zwei Jahren) gewütet haben. Dort fanden sie reichlich Nahrung und konnten sich prima vermehren: der Buchdrucker produzierte mitunter bis zu drei Generationen im Jahr. Zusammen mit anderen Faktoren (Stürme, trockenes Wetter; Fichten sind standortfremd und gehören eigentlich nicht in den Stadtwald) haben die nur millimetergroßen Tiere den Bestand um 50 Prozent vermindert.
Standortfremd und damit von vornherein schon geschwächt sind auch viele der Kiefern. "Die wurden nach dem Krieg aus Mangel an anderem Saatgut bevorzugt aufgeforstet." Der Anteil im Stadtwald beträgt 33 Prozent. Wenn die Spaziergänger nun in deren dürre Wipfel blicken und "Waldsterben" diagnostizieren, dann stimmt das oftmals nicht. "Das sind der Große und der Kleine Waldgärtner", erklärt Berg. Ebenfalls Borkenkäfer, hätten sie sich auf die jungen Triebe spezialisiert. Wie schlimm sich Anpflanzungen im "falschen" Gebiet auswirken können, mußten die Förster im Taunus erleben. Gleich hektarweise starben ihnen die Lärchen weg. Der Lärchenbockkäfer war da nur das letzte Glied in der Ursachenkette. Egal nun, ob Käfer, Schmetterlinge oder auch Pilze die Bäume befallen, das allein wäre für die Förster kein Problem. Konnten sie sich vor Jahren noch auf natürliche "Feinde" wie kaltes und nasses Wetter auch im Sommer verlassen oder durch forsttechnische Kniffe die Gefahren durch Schädlinge reduzieren, so sind für die kommenden Jahre vielleicht noch schlimmere Schäden als bisher zu fürchten. Doch: "Genaues wissen wir noch nicht." *ask
FRANKFURT-SÜD. Außer den Insekten gibt es für den Wald einen noch viel schlimmeren "Schädling": den Menschen. "Die Waldfreunde oder sogenannten ,Waldfreunde' lassen oftmals die notwendige Rücksicht vermissen", beklagte Rainer Berg vom Frankfurter Forstamt. Da will er gar nicht erst von so gravierenden Eingriffen wie Straßenbau und Saurem Regen reden.
Denn es gibt immer noch Leute, die sich offensichtlich einer der wichtigsten Regeln im Wald nicht bewußt sind: Sie gehen achtlos mit Feuer um. Ob das die weggeworfene Zigarettenkippe ist oder das nicht sorgfältig gelöschte Grillfeuer: "Das muß man bei der jetzigen Dürre schon als grob fahrlässig bezeichnen."
Bereits sieben Brände gab es 1992 im Stadtwald, und fast alle wurden durch glühende Zigarettenstummel verursacht, sagte Rainer Berg. Daß es dabei bisher nicht zu großen Schäden gekommen ist, verdankt der Wald allerdings einem für ihn eher ungünstigen Umstand: "Das Straßennetz ist so eng gezogen, da konnte die Feuerwehr an alle Brandherde rasch drankommen." *ask
FRANKFURT-SÜD. Der Wald ist ein komplizierter Organismus. Da werden sogar Lebewesen zum Schädling, die sonst als Indikator für ein intaktes Zusammenleben gelten: Pilze. So räumte im sehr trockenen Sommer 1947 der Hallimasch, Pilzfreunden als Honigschwamm bekannt, satte 350 000 Festmeter Holz allein in Bayern ab.
Von anderer Qualität ist das in jüngerer Zeit auftretende Eichensterben, das nicht nur die Frankfurter Förster seit beunruhigt: Die "Eichenwelke" verursacht einem noch weitgehend unbekannten Pilz. Das Krankheitsbild: An den Bäumen platzt die Rinde auf, begleitet von einem schwarzen Ausfluß. Fachleute vermuten, vor allem "gestreßte" Bäume sind betroffen.
Sollte der Pilz so gefährlich sein wie der auf Ulmen spezialisierte, dürften auchdie Eichen selten werden: Die "Ulmenkrankheit" trat zum ersten Mal 1919 in Holland auf. Wenige Jahre später hatte der Pilz, übertragen durch den Großen Ulmensplintkäfer, ganz Europa überzogen: Feld- und Bergulme sind vernichtet, gehalten haben sich nur die seltene Flatterulmen und eine Neuzüchtung mit dem treffenden Artnamen "resista". *ask
FRANKFURT-SÜD. "Die Eichen waren regelrecht kahlgefressen. Das sah aus wie beim Waldsterben." Rainer Berg, Biologe und im Forstamt für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig, konnte sich nur wundern: So übel wie in den letzten Monaten haben die Raupen des Schwammspinners, eine Schmetterlingsart, schon seit 25 Jahren nicht mehr zugeschlagen (die FR berichtete). Noch schlimmer aber: Zum Schmetterling ausgereift, haben die Tiere eine Unzahl von Eigelegen hinterlassen. "Bis zu hundert Stück an einem Baum", hat Berg beobachtet. Und: "Wenn die alle im nächsten Jahr schlüpfen . . ."
Doch außer dem Schwammspinner (wissenschaftlich: Lymantria dispar), der wie der Name andeutet, seine Gelege mit einem schwammähnlichen Schutz überspinnt, haben die Frankfurter Förster noch andere Sorgen mit Schädlingen im Stadtwald. Borkenkäfer beispielsweise, sie traten massenhaft auf nach den verheerenden Stürmen des Jahres 1990. Oder Frostspanner, eine Schmetterlingsart, die bis auf wenige Wochen auch in der kalten Jahreszeit unterwegs ist. Als Ursache für das Auftauchen der vielen Forstschädlinge nennt der Biologe vor allem eines: Die Klimaveränderung.
"Nach mehreren trockenen Sommern und vor allem den sehr milden Wintern finden die Insekten beste Bedingungen zum Leben vor." Bleibt "Väterchen Frost" auch beim Jahreswechsel auf 1993 aus, so werden sich Millionen von Schwammspinnern nicht mehr nur mit "ihren" Eichenbeständen in Schwanheim, Goldstein, Niederrad und Fechenheim begnügen, sie werden auch an andere Bäume (Buchen, Obstgehölze) gehen: "In der Not frißt der Teufel Fliegen", meinte Berg lakonisch.
Doch zum Lachen ist den Waldhütern eigentlich nicht zumute. Treten die Schädlinge in solchen Massen auf, so bringen sie durch den "Totalfraß" die Bäume regelrecht um. Und da das Forstamt auf die "chemische Keule" aus Prinzip verzichtet, müssen die Grünröcke auf besseres, das heißt in dem Fall: schlechtes Wetter hoffen.
Ansonsten können sich die Schmetterlinge nur selbst bremsen: Indem sie sich durch ihr übermäßiges Vorkommen eines Tages die Nahrungsgrundlage weggefressen haben - doch dann gäbe es auch keine Eichen mehr.
Früher hatten die Förster gegen die geflügelten Plagegeister anderes in der Hand: Die Chemie - das berüchtigte DDT beispielsweise. So wurden 1950 und 1954, als der Maikäfer massenhaft auftrat, die "ganz harten Sachen versprüht". Resultat: Auch die Pflanzen litten unter dem Gift, und die großen braunen Brummer sind bis heute nicht recht in den Stadtwald zurückgekehrt: "Die Frankfurter Kinder kennen ihn wohl nur als Schokoladenmaikäfer."
Buchdrucker und Kupferstecher: Was für hübsche Namen, mag der Bibliophile denken. Den Förstern geht es da anders: Ips typographus und Pityogenes chalcographus, wie sie wissenschaftlich heißen, sind zwei Arten aus der großen Familie der Borkenkäfer, die im Fichten-Windbruch (nach den Stürmen von vor zwei Jahren) gewütet haben. Dort fanden sie reichlich Nahrung und konnten sich prima vermehren: der Buchdrucker produzierte mitunter bis zu drei Generationen im Jahr. Zusammen mit anderen Faktoren (Stürme, trockenes Wetter; Fichten sind standortfremd und gehören eigentlich nicht in den Stadtwald) haben die nur millimetergroßen Tiere den Bestand um 50 Prozent vermindert.
Standortfremd und damit von vornherein schon geschwächt sind auch viele der Kiefern. "Die wurden nach dem Krieg aus Mangel an anderem Saatgut bevorzugt aufgeforstet." Der Anteil im Stadtwald beträgt 33 Prozent. Wenn die Spaziergänger nun in deren dürre Wipfel blicken und "Waldsterben" diagnostizieren, dann stimmt das oftmals nicht. "Das sind der Große und der Kleine Waldgärtner", erklärt Berg. Ebenfalls Borkenkäfer, hätten sie sich auf die jungen Triebe spezialisiert. Wie schlimm sich Anpflanzungen im "falschen" Gebiet auswirken können, mußten die Förster im Taunus erleben. Gleich hektarweise starben ihnen die Lärchen weg. Der Lärchenbockkäfer war da nur das letzte Glied in der Ursachenkette. Egal nun ob Käfer, Schmetterlinge oder auch Pilze die Bäume befallen, das allein wäre für die Förster kein Problem. Konnten sie sich vor Jahren noch auf natürliche "Feinde" wie kaltes und nasses Wetter verlassen oder durch forsttechnische Kniffe die Schädlinge reduzieren, so sind für die kommenden Jahre vielleicht noch schlimmere Schäden als bisher zu fürchten. Doch: "Genaues wissen wir noch nicht." *ask
KUHWALD. Jeden Dienstagvormittag ist im Jugendheim der katholischen Gemeinde St. Pius in der Odrellstraße so richtig was los. Der Miniclub - er besteht seit über zehn Jahren - trifft sich zum gemeinsamen Spielen, Basteln und Singen. Unter der Leitung von Gisela Arens - die Sozialpädagogin arbeitet als Honorarkraft für die katholische Familienbildung - lernen Kinder von eins bis drei Jahren zwei Stunden lang, was sie mit Pinseln oder Fingerfarben alles anstellen können und wie die eigene Stimme klingt.
Und die Mama ist immer dabei; erst wenn die Kinder etwas älter sind, können die Mütter mal für eine Viertelstunde einkaufen gehen. "Die Kleinen sollen früh lernen, sich ohne eine bestimmte Bezugsperson zu beschäftigen. Der notwendige Abnabelungsprozeß wird so unterstützt", erklärt Gisela Arens ihr Konzept. Dabei sollen die Eltern mithelfen: jede Mutter ist nicht nur für ihr eigenes Kind, sondern auch für die anderen Kleinen verantwortlich.
Bevor es mit dem Spielen losgeht, frühstücken die "Minis" erst einmal zusammen, um sich zu beschnuppern. Der Erfahrungsaustausch auch unter den Erwachsenen sei sehr wichtig, hier und da könnten kleine Probleme durch ein Gespräch gelöst werden, erklärt Frau Arens.
Die Sozialpädagogin sieht ihre Aufgabe nicht so sehr darin, den Kindern etwas Fertiges vorzusetzen; sie bietet lediglich an, und die Kleinen entscheiden. "Sich und die Umwelt ohne Leistungszwang selbst entdecken": dieses Motto steht als Idee dahinter.
Das kann geschehen beim Krabbeln, dem Fingerspiel oder durch gemeinsames Summen von Liedern mit dazu synchron ausgeführten Bewegungen. Der Renner aber sind die Fingerfarben, mit denen die Fensterscheiben bemalt werden dürfen. Daran finden selbst die Mütter mitunter großen Gefallen.
Im Vordergrund aber stehen immer die Kinder. Für sie, erläutert Gisela Arens, geht es hauptsächlich darum, sich in der Gruppe zurechtzufinden, das Miteinander zu lernen, aber auch ihre Rechte durchzusetzen. "Schön ist es, wenn die Älteren die ganz Jungen bemuttern, ihnen die Flasche oder einen Keks reichen." Aber auch Konkurrenzdenken gibt es schon: besonders die Zweijährigen streiten manchmal darum, wer denn nun der Beste ist oder das schönste Bild gemalt hat.
In drei Trimester aufgeteilt, bietet die St.-Pius-Gemeinde den Spielkreis als Kursreihe an. Der Kostenanteil beträgt für die 16 Treffen 74 Mark. Augenblicklich nehmen zwölf Kinder mit ihren Müttern daran teil. Manche kommen sogar aus Bornheim in den Kuhwald. Ein erster Auftritt ist bereits geplant: Auf dem Pfarrfest im Oktober sollen die Kleinen - so sie es wünschen - etwas singen.
Erfreut sich der Miniclub großer Beliebtheit, sieht es für ein anderes Angebot der katholischen Familienbildung in Zusammenarbeit mit der St.-Pius-Gemeinde düster aus: Bis jetzt hat sich noch kein Teilnehmer für den Gitarrenkurs angemeldet, der Mitte August unter der Leitung des Studienreferendars Wolfgang vom Hofe bereits beginnen sollte. "Wir sind sehr traurig darüber, aber die Bevölkerungs- und Altersstruktur in der Siedlung ist denkbar ungünstig", meint Pfarrsekretärin Barbara Schneider.
Einer umgekehrten Pyramide gleich, leben vorwiegend ältere Menschen im Stadtteil. Grund dafür: Die Mehrzahl der Wohnungen ist an vorwiegend pensionierte Eisenbahner und Postler vermietet; kinderreiche Familien sind selten. Bereits im letzten Trimester nahmen nur vier Schülerinnen und ein älterer Mann das Angebot wahr. Und aus anderen Stadtteilen kommen die Jugendlichen - sie sind die Zielgruppe - nicht hierher.
Einen weiteren Grund sieht die Pfarrsekretärin im übervollen Freizeitangebot. Barbara Schneider: "Viele Jugendliche entscheiden sich eher für sportliche Aktivitäten." Die St.-Pius-Gemeinde hat bereits ihre Konsequenzen gezogen. Sie wird den Kurs nicht mehr anbieten, sollten sich wider Erwarten nicht doch noch Interessierte im Pfarrbüro, Philipp-FleckStraße 13 , Telefon 77 54 25, anmelden. jot
OBERRAD. Der Magistrat wird keinen Bebauungsplan für die Gräfendeichstraße erarbeiten lassen, sondern die künftige Struktur dieses Gebietes nur durch eine "Abrundungssatzung" festlegen. Diesen Beschluß teilte er kürzlich dem Ortsbeirat 5 (Sachsenhausen, Oberrad, Niederrad) mit, der auf Antrag der SPD-Fraktion im Januar angeregt hatte, den Bebauungsplan für das südöstliche Oberrad "umgehend vorzulegen".
Nach den Vorstellungen der SPD sollten von der Wasserhofstraße bis zur Flaschenburgstraße Wohnhäuser entstehen; weiter östlich sollte ein "harmonischer Anschluß an den Grüngürtel entlang der Autobahn A 661" hergestellt werden. Dabei sollte ein kombinierter Rad- und Fußweg Oberrad und Offenbach verbinden.
Da in Frankfurt zur Zeit rund 280 Bebauungspläne in Arbeit sind, sieht sich der Magistrat auch nicht in der Lage, die geplante "Abrundungsatzung" sofort zu präsentieren. Eine solche Satzung kann mit weniger Aufwand erstellt werden, da ihre Vorgaben nur schriftlich festgelegt werden und nicht in exakten Zeichnungen wie beim Bebauungsplan. "Das ist insofern schade, weil da eine Unsicherheit bestehen bleibt, welche Gebäude dort gebaut werden dürfen", nahm Gerhard Kadelbach, SPD-Fraktionsvorsitzender, zu dem Magistratsbericht Stellung. Er sieht eine Chance vertan, für den Bereich südlich der Offenbacher Landstraße ein Gesamtkonzept zu erarbeiten. Das von der SPD favorisierte Gesamtkonzept bestünde aus den Bebauungsplänen für die Wehrstraße und die Gräfendeichstraße und den Plänen zur Umgestaltung des Buchrainplatzes. Auch die Verkehrsberuhigung zwischen Buchrain- und Balduinstraße und die Beschleunigung der Straßenbahnlinie 16 auf der Offenbacher Landstraße gehören dazu.
Weniger unglücklich über diesen Magistratsbericht ist Ernst Bräter, Fraktionsvorsitzender der CDU: "Wir lehnen nicht den Radwegeplan ab, sondern den Grüngürtel. Daher haben wir auch gegen den Bebauungsplan Gräfendeichstraße gestimmt." Die CDU hält es für falsch, die Möglichkeiten zu bauen, durch eine derartige Satzung "einzufrieren". kan
GOLDSTEIN. Hans-Jürgen Bosinger, Geschäftsführer der Wohnheim GmbH, sieht keine Möglichkeiten, auf die Unternehmensgruppe Tengelmann einzuwirken, das Angebot in dem neuen PlusMarkt "Am Försterpfad" aufzuwerten. Nachdem Tengelmann den bestehenden Schade-Markt übernommen hatte, sei das Angebot sehr viel schlechter geworden, kritisierten die Anwohner. Besonders schmerzlich vermißten ältere Kunden die Käse- und Frischfleischtheke (die Stadtteil-Rundschau berichtete).
Die städtische Wohnheim GmbH hat in Goldstein-Süd unter anderem das Geschäftsgebäude des Plus-Marktes errichtet. Doch die Möglichkeiten der Wohnungsbaugesellschaft, die Angebotstruktur des Ladenlokals mitzubestimmen, sind beschränkt: "Wir haben keinen Einfluß darauf, was Tengelmann dort anbietet. Wenn wir versuchen würden, darauf Einfluß zu nehmen, dann könnten wir diesen Laden nicht mehr vermieten", erklärte Bosinger auf Anfrage. Gerade in einen bestehenden Vertrag einzugreifen, sei sehr schwierig.
Das Problem in Goldstein-Süd ist der Wohnheim GmbH jedoch bekannt: "Da besteht ein tatsächlicher Mangel, denn es gibt dort nichts anderes", erkannte Bosinger das Problem an. Seine Gesellschaft sei bereits angeschrieben worden, doch seien ihr "die Hände gebunden". kan
Die Borkenkäfer killen im Wald wie niemals zuvor
Selbst gesunde Bäume sind in Gefahr/Trockenheit hat durch Abgas geschädigte Taunusforste weiter geschwächt
HOCHTAUNUSKREIS. "Diesen Sommer werden wir noch viele Jahre in Erinnerung behalten", prophezeit Wilfrid Grosscurth. Es klingt wie eine Drohung. Denn der Leiter des Hessischen Forstamts Bad Homburg weist dabei auf eine Reihe von Buchen im Hardtwald, "die wir alle noch verlieren werden". Die Trockenheit hat die Probleme der durch Abgase angegriffenen Taunusbäume noch verstärkt. In der Wärme haben sich zudem die Borkenkäfer "geradezu explosionsartig vermehrt". "All dieses Holz ist befallen, wir machen freiwillig nicht einen Baum um", kommentierten Förster bei einem Waldbegang mit dem Forstamtsausschuß am Mittwoch abend die vielerorts an Waldwegen rund um Bad Homburg, Oberursel und Friedrichsdorf aufgeschichteten Baumstämme. Mit 4500 Festmetern "Käferholz" sind schon jetzt 1000 Festmeter mehr als im ebenfalls käferfreundlichen Vorjahr angefallen.
"Stellenweise ist ihre Population so hoch, daß sie auch imstande ist, gesunde Bäume zu befallen", heißt es in einem Papier des Forstamtes zu den Borkenkäfern. Normalerweise schädigen sie nur kranke Bäume - für Taunusliebhaber ein schwacher Trost, denn 87 Prozent der 60jährigen und älteren Fichten sind hier bereits durch die giftigen Gase aus Auspuffen und Schornsteinen geschädigt. Daher sind "die Fichtenbestände besonders empfänglich für Borkenkäferbefall".
Trotz der Käferplage seien Insektenvertilgungsmittel für die Förster tabu, versichert Grosscurth - auch wenn das Holz dadurch im Preis sinke: "Wir arbeiten überhaupt nicht mit chemischen Mitteln." Befallene Bäume werden gefällt und entrindet, um die Käferlarven vertrocknen zu lassen. Trockenes Holz bietet den Käfern keine Brutstätten. Es ist als Unterschlupf für Igel und anderes Getier sowie durch sein Verrotten sogar ökologisch willkommen.
So war es für die Forstleute auch kein Problem, ein Viertel der 59 000 Festmeter Holz, die vor zwei Jahren den Stürmen zum Opfer fielen, im Wald liegen zu lassen. Zumal es durch das Überangebot auf dem Holzmarkt nach der europaweiten Katastrophe sowieso kaum zu verkaufen gewesen wäre.
Oder fast kein Problem, denn viele Leute klagten nun, der Wald sehe so ungepflegt aus. Dabei passen sich die Förster sogar an die jeweiligen Waldbesucher an - und betreiben im noblen Hardtwald eine Forstarbeit, "die dem Ordnungssinn mehr entspricht".
Die Folgen der Stürme sind laut Grosscurth längst nicht überwunden, im Gegenteil, "die Schwierigkeiten zeigen sich heute erst richtig". Und das Bild des Waldes wird sich durch sie für Jahrzehnte ändern: Die Förster nutzen die nötigen Aufforstungen, um mehr Mischwald anzustreben. Vor allem Fichten waren den Lüften zum Opfer gefallen, als Ersatz wurden auf 66 Hektar nun zu 90 Prozent Eichen und Buchen gepflanzt.
Doch die 571 000 Mark teuren Anpflanzungen sind bedroht. Feldmäuse knabbern sie im Winter an, für Rotwild sind junge Eichen "geradezu ein Leckerbissen". Zäune und verstärkte Jagd sollen helfen. Zudem drohen Brombeeren und Himbeeren die Kulturen zu überwuchern. Vielleicht schützen sie die schattenliebenden Buchen aber auch vor zu viel Sonne, hoffen die Förster, und haben sich zunächst fürs Abwarten entschieden.
WIESBADEN. Dem Görlitzer Geschichtsverein ist es zuzuschreiben, daß der Wiesbadener Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung nicht mehr "Spitze" ist.
Konnten die Wiesbadener sich lange Zeit damit schmücken, mit Gründungsdatum 1812 Deutschlands ältester Geschichtsverein zu sein, gebührt diese Ehre nun dem 33 Jahre älteren Zusammenschluß in der Partnerstadt.
Das ist für die Wiesbadener jedoch kein Anlaß, den Historikern in Sachsen ihre Unterstützung zu versagen.
Im Gegenteil. Sie wollen bei der Restaurierung der unter Denkmalschutz stehenden Altstadt helfen. Die alten Gemäuer überstanden den Zweiten Weltkrieg zwar weitgehend unzerstört, doch die Bausubstanz ist äußerst schlecht.
Mit Geldspenden von Wiesbadener Bürgern hofft der Verein, ein Barock- Eckhaus in der Neißstraße wieder so herzustellen, wie es ursprünglich aussah. Das Gebäude mit einem stimmungsvollen Innenhof setze als Abschluß des Untermarktes einen besonderen städtebaulichen Akzent, begründen die Wiesbadener ihr Engagement. Es beherbergt Teile des Städtischen Museums und den berühmten Bibliothekssaal des Görlitzer Geschichtsvereins, der "Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften". Das Haus wird zur Zeit von Grund auf renoviert, aber für die Rekonstruktion des früheren Seitenportals zum Obermarkt hin fehlt noch das Geld.
Das sollen nun die Kurstädter aufbringen. Eine Tafel am Görlitzer Barockhaus könnte dann später auf die Hilfe der Wiesbadener hinweisen, so die Idee des Vereinsvorsitzenden Klaus Kopp.
Spenden können mit dem Vermerk "Barockportal" direkt auf das Konto der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften in Görlitz überwiesen werden (Deutsche Bank Görlitz, BLZ 870 700 00, Kontonummer 624 81 81). Die Spender erhalten eine Bescheinigung. set
Der "Satellite-Kader" des Hessischen Tennisverbandes hat nichts mit Kabelfernsehen zu tun, sondern ist ein Spielerkader, der vom Verband besonders gefördert und unterstützt wird. Zur Gruppe von Trainer Peter Lindgren gehört neben Roland Leisler und Alex Radulescu auch Falk Fraikin, der seit drei Jahren die Farben des Tennispark Rosbach vertritt. Der 20 Jahre alte Jungprofi hat gerade sein Abitur abgeschlossen und will sich nun voll auf seine Tenniskarriere konzentrieren. Doch rosarote Träume sind für den Tennispark-Crack nichts, er verläßt sich nicht auf das Glück und den Zufall.
Gezielt arbeitet Fraikin darauf hin, innerhalb des kommenden Jahres unter die ersten 500 der Weltrangliste vorzustoßen. Einen weiteren Schritt in Richtung dieses Zieles unternahm Falk bei einem Satellite-Turnier in Italien. Dort sammelte er sechs Weltranglistenpunkte, was zwar wenig erscheint, ihn aber unter die 800 besten Tennisspieler der Welt vorrücken läßt. Aufgrund dieser Plazierung ist Falk Fraikin nun in sämtlichen Qualifikationen startberechtigt, und somit eröffnen sich für ihn weitere Gelegenheiten, Weltranglistenpunkte zu sammeln. In Italien mußte Fraikin drei Qualifikationsturniere spielen, um in das "Masters" der besten 24 einzuziehen. Zum Auftakt in Forli drang der Rosbacher bis ins Finale der Qualifikation vor und unterlag. In Montecatini drang er jedoch ins Hauptfeld vor, schied dort erst in der zweiten Runde aus. In der ersten Runde des Hauptfeldes unterlag Fraikin schließlich im dritten Turnier in Marina di Massa.
Insgesamt qualifizierte er sich mit diesen Resultaten für die Teilnahme am "Masters". Dort gelang ihm ein Sieg in der ersten Runde, womit ihm sechs Ranglistenpunkte sicher waren. Im Lauf der Turnier-Serie in der Toskana hat sich Falk unter anderem über Marco Neneschincheri aus Italien durchgesetzt, der an Nummer 368 der Weltrangliste notiert ist. Eine weitere "Satellite"-Turnierreise ist für Oktober geplant, erneut gefördert vom HTV. Für Falk Fraikin wird dieses Jahr eine wichtige Entscheidung bringen: Erreicht er sein Ziel und gelangt unter die Top 500 der Welt, dann wird der frischgebackenen Abiturient seine Profikarriere fortsetzen. Sollte es jedoch für den 20jährigen auf dem Tennisplatz nicht zu den Besten 500 reichen, steht ein Studium der Wirtschaftsinformatik auf dem Plan. Trotz seines Vornamens steht der junge Tennisspieler offenbar mit beiden Beinen auf dem Boden und ist nicht bereit, sich auf eine unsichere Zukunft einzulassen.
Der Traum, einmal ein zweiter "Boris" zu werden, wird sicher von einigen jungen Tennisspielern in Deutschland geträumt, aber nicht von Falk Fraikin. Nicht nur er selbst will es dennoch jetzt "wissen", auch die Rosbacher Teamgefährten und Fans sind natürlich gespannt darauf, wie weit der Rosbacher Jungprofi im Tenniszirkus kommen kann. Teamchef Bernd Schuck traut seinem Schützling durchaus zu, sein Ziel zu erreichen. Die Stärken des amtierenden hessischen Hallenmeisters liegen im mentalen Bereich: Der ruhige, nervenstarke Fraikin kann auch in schwierigen Situationen noch ein Match aus dem Feuer reißen. Schuck hofft natürlich, daß Falk seine Stärken auch im nächsten Jahr in den Dienst des Regionalligisten stellen möchte. Ob er es wohl als Tennisprofi oder als Wirtschaftsinformatikstudent tuen wird ? ina
FRANKFURT A. M. "Es war doch eine ganz normale Studentenbude", sagt er ein wenig verwundert ob der ungläubigen Fragen. "Ich hatte alles. Ein Bett, einen Herd, Waschbecken, und die Uni war auch gleich über die Straße." Dr. med. Udo Wiedmann, Assistenzarzt in der Chirurgie des St. Elisabethenkrankenhauses, nimmt noch einen Schluck Cola. Sieben Jahre lang hat er auf dem Campingplatz Niederrad gewohnt. Er war nur einer von vielen, die dort Briefkasten und ersten Wohnsitz auf ihren Caravan angemeldet haben.
44 Festcamper, 120 Stellplätze für Wohnwagen und 40 Zelte bekommt Heinz Schöne, Geschäftsführer des Platzes, auf dem halben Hektar großen Uferstreifen unter, der sich von der Main-Neckar-Brücke stromabwärts erstreckt. Doch Touristen, "wirkliche" Feriengäste, kommen selten zu dem Campingplatz. Zwei holländische Familien hat Schöne im vergangenen Jahr ins Gästebuch eintragen können.
Aber normalerweise rekrutiert sich seine Klientel aus Handwerkern auf Montage, Wohnungslosen und ein paar "Aussteigern". Sechs Mark pro Person, sechs Mark pro Wagen kassiert Schöne für eine Nacht. Kinder zahlen drei, Hunde zwei Mark. "Hier hat alles seine Ordnung", sagt der Pächter. Wortkarg und braungebrannt sitzt er hinter seinem Schreibtisch im Aufenthaltsraum, gleich am Eingang zur Campinganlage.
Von hier aus wacht er über unliebsame Gäste, hat stets die Veranda vor dem Empfangszimmer im Blick, auf der die Monteure sich nach Feierabend noch ein Bierchen genehmigen. 1995 soll das alles ein Ende haben. Aus dem Campingplatz soll ein Luft- und Lichtbad werden: Schönes Pachtvertrag läuft in zweieinhalb Jahren aus und soll nicht verlängert werden. Er wird nicht dagegen protestieren und eine "Bürgerinitiative" von den "Bewohnern" ist eher unwahrscheinlich.
Harry Schiller, Sanitärinstallateur aus Bielefeld, zuckt die Schultern. An diesem Sommerabend sitzt auch er mit seinen Kollegen auf der Veranda. Die Stimmung könnte fast etwas von einem Pfadfinderlager haben. Wenn sich nur nicht immer wieder das Geräusch der ratternden Züge von der Main-Neckar-Brücke durch die Stille bohren würden. Wenn der Wind nur nicht immer wieder den penetranten Geruch der Toilettenanlagen herübertragen würde. Und wenn diese Männer auf den Holzbänken mit ihren müden Gesichtern nicht der lebende Beweis dafür wären, daß sie hier nicht zum Spaß wohnen. Dann könnte es auf der Veranda sogar ganz gemütlich sein.
"Für uns geht damit ein billiger Schlafplatz in der Nähe unserer Arbeitsstelle flöten", eröffnet Schiller die Runde. Die Kollegen nicken zustimmend. "Aber bis 1995 ist es noch lang hin", wirft einer ein. "Vielleicht müssen wir dann gar nicht mehr auf Montage." Die meisten glauben nicht daran. "Wir kriegen eine Auslösesumme von 70 Mark pro Tag, Überstunden nicht mit eingerechnet", berichtet Schiller, der am Wochenende immer zu seiner Frau und den beiden Kindern nach Bielefeld fährt. "Soviel können wir nur auf Montage verdienen, und da versuchen wir natürlich so billig wie möglich zu wohnen." Wohnwagen heißt für viele die Lösung, die wohl keiner von ihnen optimal findet. "Man schläft so schlecht", findet der 23jährige Frank Wagner aus Illingen im Saarland. Daß der Campingplatz geschlossen werden soll, finden die Monteure schade. Aber mehr auch nicht. Anders sieht das bei den Festcampern aus. Ein Mann, der seinen Namen nicht preisgeben will, klingt verbittert. "Ich habe mir um meinen Wohnwagen einen Verschlag gebaut, habe mich hier eingerichtet. Ich wohne hier, und jetzt soll ich in naher Zukunft weg." Auf seiner "Terrasse" steht eine Gartenzwerg-Familie, daneben sonnen sich zwei Katzen. Die bürgerliche Vorgartenidylle steht im Mißklang zu den Provisorien, in denen sich die meisten der Platz-Bewohner niedergelassen haben.
7,5 mal 2,5 Meter ist der Wohnwagen von Marijan, Ivor und Abram Vidovic groß. Die drei Brüder aus Kroatien pendeln seit einem Jahr zwischen Osnabrück und Niederrad hin und her. Sie sind bei einem Bauunternehmen beschäftigt und haben, wie sie beteuern, "wirklich kein Zimmer gefunden". Schließlich haben sie sich einen gebrauchten Wohnwagen gekauft, dessen augenfälligstes Merkmal ein großer Fernseher in der Mitte ist. Die drei haben sich an das Leben auf dem Campingplatz gewöhnt: die einzige Möglichkeit für sie, in Frankfurt zu arbeiten und zu leben.
Blutrot senkt sich die Sonne mittlerweile über den Main, ein Schiff tuckert vorbei. Der Rundgang über den Campingplatz führt noch an ein paar Zelten mit Studenten aus Polen vorbei. Izabella und Miccael aus Warschau hocken auf ihren Tramper-Rucksäcken unter einem Baum und kratzen Thunfisch aus einer Dose. Morgen wollen sie weiter nach Italien. Frankfurt war für sie nur Zwischenstation auf einer langen Reise durch Europa.
Vorne am Eingang sitzt Udo Wiedmann noch immer beim Bierchen. Der Chirurg, der mittlerweile in einer Eigentumswohnung in Idstein wohnt, kommt noch jeden Mittwochabend zum Campingplatz, um mit seiner Band "Layout" zu proben. "Das Besondere des Platzes", findet er, "das Besondere ist eigentlich die Kombination von Menschen, die hier leben." Als Wiedmann noch für sein Physikum büffelte, schrieb die Frankfurter Schriftstellerin Margot Lang einen Wohnwagen weiter gerade an einem Buch. "Ich hatte das Physikum hinter mir und sie ihr Buch fertig." Der Arzt hat das Klacken ihrer Schreibmaschine noch heute im Ohr. "Wenn der Campingplatz aufgelöst wird, dann verschwindet auch ein Stück Subkultur", findet er. Die Möglichkeit für eine bestimmte Gruppe von Menschen, anders zu leben als die überwiegende Mehrheit. Und überhaupt, fällt ihm ein, "was soll dann eigentlich aus unserer Band werden?" *MEIKE U. GÜNZEL
Pachtvertrag für Campingplatz Niederrad läuft 1995 aus und soll nicht verlängert werden / Widerstand ist nicht zu erwarten - doch:
Staulyrik?
Die Luft ist schwül, der Himmel blau: wir stehen Blech an Blech im Stau. Zur Unterhaltung reim ich Reim um Reim: zum Thema Stau jedoch fällt mir auch dieses Jahr nichts Neues ein. RAINER SCHERFF
SCHMITTEN. Für einen rascheren Ausbau der ambulanten Versorgung von psychisch kranken Menschen haben sich die Teilnehmer des "Arnoldshainer Psychiatrie-Forums 1992" ausgesprochen. Ziel müsse es bleiben, psychisch Kranke nicht mehr ausschließlich in Spezialkliniken und Landeskrankenhäusern zu behandeln, sondern möglichst schnell eine gemeindenahe Versorgung und Betreuung zu verwirklichen.
Bei der Tagung der evangelischen Akademie Arnoldshain, an der über 100 Beschäftigte psychiatrischer Einrichtungen in Hessen teilnahmen, bezeichnete Professor Klaus Dorner (Gütersloh) die Betreuung chronisch psychisch kranker Menschen als das eigentliche Problem in der Psychiatrie-Reform.
Die bisherige Praxis führte Doner, Leiter der westfälischen Klinik für Psychiatrie in Gütersloh, darauf zurück, daß sich "alles Stationäre leichter organisieren läßt als das Ambulante". Zwar habe das Bundessozialgesetzbuch den Grundsatz "ambulant geht vor stationär" formuliert, doch bei der Umsetzung erfolge das Gegenteil.
Dörner, der über seine Erfahrungen mit dem gemeindepsychiatrischen Verbund berichtete, bezeichnete es als ein nach wie vor ungelöstes Problem, wie Angehörige von psychisch Kranken als "gleichberechtigte Gesprächspartner" am "Runden Tisch" der gemeindepsychiatrischen Versorgung beteiligt werden könnten. Dies gelte auch für die Patienten und ihre Selbsthilfegruppen.
In der Diskussion wurde bemängelt, daß viele Heime und Heimträger sowie die Diakonie noch nicht in das Konzept des gemeindepsychiatrischen Verbundes integriert seien. Auch die Finanzierung der ambulanten Versorgung psychisch Kranker bleibe ungeregelt. Ein einziger, allen gemeinsamer Finanzierungspool sei das beste Instrument, den Bestand des gemeindepsychiatrischen Verbundes zu garantieren, hieß es.
Die Tagung habe gezeigt, so eine Teilnehmerin, daß "nach 20 Jahren Psychiatrie-Reform der Idealzustand noch lange nicht erreicht sei". Daß die Evangelische Akademie mit ihrem Forum über den "Gemeindepsychiatrischen Verbund - Chancen, Schwächen, Perspektiven" ein brisantes Thema aufgegriffen hatte, zeigte sich am Ansturm auf die Tagung. Nach Auskunft von Pfarrer Gottfried Bickel vom "Arbeitskreis Diakonie und Gesellschaft" der Evangelischen Akademie war die Veranstaltung bereits vor Wochen ausgebucht. epd
"Manchmal sind alle kaputt, manchmal nur einige, und der an der Straße oben funktioniert sowieso nie." Mit den Tükken der Technik an U- und S-Bahnhöfen könnte sich FR-Leser Klaus V. noch arrangieren. Aber ihn ärgern die Formalitäten bei der Rückerstattung bereits gezahlter Beträge. Von der S-Bahn-Station Mühlberg aus wollte Klaus V. nach Wiesbaden fahren; er schmiß zwei Fünf- Mark-Stücke in den Automaten - und heraus kam nichts. Klaus V. ging zum Stadtwerkeschalter an der Hauptwache, um einen Rückerstattungsantrag auszufüllen. "Da sagten die mir, für die S- Bahnhöfe seien nicht die Stadtwerke, sondern der Bundesbahn-Schalter am Hauptbahnhof zuständig. Das ist doch ein Unding", schimpft der Leser, "der FVV ist doch ein Unternehmen. Warum kann dann keine einheitliche Stelle die Reklamationen bearbeiten?"
Laut Frank Döbert, Pressesprecher der Stadtwerke, schließt der Fahrgast einen Beförderungsvertrag mit dem Unternehmen, an dessen Bahnhof er den Fahrschein erwirbt. Die S-Bahnen im Frankfurter Verkehrsverbund unterstehen der Deutschen Bundesbahn, die U-Bahn dagegen gehört in die Verantwortung der Stadtwerke. "Hat der Kunde nun sein Geld in einen Automaten der Deutschen Bundesbahn an einem S-Bahnhof gesteckt", erklärt Döbert, "dann kann ihm im Normalfall nur die Bundesbahn am Hauptbahnhof sein Geld zurückerstatten". Genauso hält es die Bundesbahn. Pressesprecher Kurt Stadler: "Jeder erstattet die Fahrkarten für die Automaten, die ihm gehören".
"In Ausnahmefällen" handeln Stadtwerke und Bahn aber auch "im Sinne des Kunden". "Wenn ein Kunde am Bahnhof eine S-Bahn-Karte kaufen wollte, dann versehentlich an unseren Schalter an der Hauptwache kommt", sagt Frank Döbert von den Stadtwerken, "dann schicken wir ihn nicht unbedingt zum Bahnhof zurück, sondern erstatten ausnahmsweise auch mal das Geld." Kurt Stadler von der Bundesbahn: "Manchmal zahlen wir den Kunden auch am Hauptbahnhof das Geld zurück und schicken den Rückerstattungsantrag dann an die Stadtwerke."
Warum kann, was in Ausnahmefällen möglich ist, nicht zur allgemein verbindlichen Regel gemacht werden? "Weil das in unseren Beförderungsbestimmungen einfach nicht vorgesehen ist", verweist Stadtwerke-Sprecher Frank Döbert auf die Statuten, "wir sind zwei unterschiedliche Unternehmen." Daß Bahn und Stadtwerke sich viel Ärger ersparen könnten, wenn sie die gegenseitige Rückerstattung nicht wie ein Gnadenrecht behandeln würden, mag Döbert nicht auschließen. Bahnsprecher Stadler weiß jedenfalls: "Es gibt kaum einen Automaten, an dem nicht zu manipulieren versucht wird. Unsere Techniker sind rund um die Uhr unterwegs." mku
MAIN-TAUNUS-KREIS. Sie sehen zwar bedrohlich aus, doch solange ihnen niemand zu nahe kommt, sind Hornissen absolut friedliche Geschöpfe. Und darüber hinaus auch noch so selten, daß sie unter Artenschutz stehen. Darum staunte Norbert Noisser aus Schwalbach auch nicht schlecht, als neulich beim Joggen im Sulzbacher Wald gleich zwei der Stechinsekten über ihn herfielen. Mit einer mächtigen Schwellung am Kopf trabte er gleich weiter zum nahegelegenen Krankenhaus, wo ihm der behandelnde Arzt offenbarte, er sei nicht das erste Opfer. Beinahe 20 Leute teilten das Schicksal mit ihm, einen hatten die Hornissen gar sieben Mal gestochen.
Zornig schwirrten die Wächterinnen des Hornissenvolkes um den Baum herum, in dem die Insekten sich wohnlich eingerichtet hatten. Und wehe, jemand wagte sich auch nur auf zehn Meter heran. Dann fuhren sie kämpferisch ihren Stachel aus. "Ein absolut untypisches Verhalten", meint Insekten-Experte Niko Koeniger vom Oberurseler Institut für Bienenkunde. "Da muß jemand ans Nest rangegangen sein. Denn die Tiere stechen nur, wenn es an ihrem Bau Erschütterungen gibt." Die nämlich sind eine große Gefahr für die Larven, die kopfüber in den Waben hängen und leicht herausfallen können. Beim kleinsten Rütteln schwirren die Wächterinnen schon aus und suchen die Umgebung nach "verdächtigen Objekten" ab. "Hornissen müssen sehr verteidigungsbereit sein und ihren Bau schützen, denn er ist alles, was sie haben. Wenn er zerstört wird, steht ihre Existenz auf dem Spiel", wirbt Koeniger um Verständnis für das aggressive Verhalten der schwarz-ockergestreiften Tierchen. Ohne triftigen Grund würden sie niemanden attackieren, denn eigentlich seien sie total defensiv. Und anders als Wespen sind sie auch keine "Kulturfolger", die ihren Bedarf an Kohlehydraten mit Häppchen von Pflaumenkuchen oder Coca Cola decken.
"Hornissen sind ganz wichtige Tiere, denn sie vertilgen Kiloweise Raupen, Schmetterlinge und andere pflanzenfressende Schadinsekten, mit denen sie ihren Eiweißbedarf decken", sagt Koeniger. Bei soviel Sympathie für die Tiere dürfte es den Bienenexperten gar nicht freuen, zu hören, was mit dem Hornissenvolk im Eichwald nahe dem Trimmpfad geschehen ist: Schädlingsbekämpfer Thomas Wolf aus Wiesbaden-Delkenheim hat es vernichtet. Zusammen mit Rolf Bär, der im Sulzbacher Rathaus für Liegenschaften und den Forst zuständig ist, sah er sich das Nest am Sonntag an und kam zu der Überzeugung: "Ich muß es ausräuchern." Viel lieber hätte er den Bau an eine Stelle verpflanzt, die weniger von Joggern und Spaziergängern frequentiert wird. Doch das sei nicht möglich gewesen. Die Tiere hatten sich in einem Loch im Baumstamm eingenistet. "Da kam man nicht ran". Und abzuwarten, bis die Herbst-Kälte das gut 200 Arbeiterinnen starke Völkchen bis auf die Königin dezimiert hätte, erschien nicht nur Wolf und Bär zu gefährlich, sondern auch Ärzten des Sodener Krankenhauses: Für Allergiker kann ein Stich tödliche Folgen haben. "Gefahr im Verzug" hieß die Devise. Und das ist meist der Grund, warum Feuerwehrleute und andere Experten alarmiert werden, um mit der erforderlichen Genehmigung der Oberen Naturschutzbehörde beim Regierungspräsidium die Völker zu entfernen, die sich nach dem milden Winter enorm vermehrt haben. Denn besonders, wenn sich die Tiere in der Nähe von Wohnungen einnisten, kann es unangenehm werden. Je mehr sie gestört werden, desto nervöser werden die Hornissen.
Und das, glaubt der Sachverständige des Regierungspräsidiums, Reinhard Birke aus Bad Homburg, kann auch der Grund sein, warum die Tierchen im Sulzbacher Wald so wild drauflosstachen. "Sie brauchen einfach ihre Sicherheitszone und reagieren besonders allergisch auf alles, was sich schnell bewegt."
KREIS GROSS-GERAU. Reisen bildet - getreu diesem Motto bieten die Volkshochschulen im Kreis in den kommenden Monaten zahlreiche Studienfahrten. Nicht nur die Kreisvolkshochschule (KVHS) als gemarkungsübergreifende Einrichtung ist engagiert, auch die lokalen VHS-Dependancen präsentieren Angebote, teilweise in Kooperation untereinander und mit anderen Trägern.
So haben sich vor dem Hintergrund der Verschwisterung von Bischofsheim und dem polnischen Dzierzoniow die Volkshochschulen Mainspitze und Raunheim mit der Heimat- und Kulturpflege Bischofsheim zusammengetan, um für Frühjahr 1993 einen Bildungsurlaub zu organisieren. Thema: "Zerstörung der sozialen, ökologischen und kulturellen Lebenszusammenhänge am Beispiel von Südost-Polen". Reiseziele sind unter anderem Krakau und Breslau.
Die KVHS startet in den Osterferien 1993 die Reise "Lebendige Partnerschaft mit Masatepe / Nicaragua". Anfang Oktober diesen Jahres ist die offizielle Verschwisterungsfeier auf Kreisebene vorgesehen.
Ähnlich offizielle Bande sollen auch mit der polnischen Woiwodschaft Walbrzych (Waldenburg) geknüpft werden. Vom 25. bis 31. Oktober 1993 gibt es dorthin eine Studienreise der KVHS. Thema: "Leben und Arbeiten in Europa".
Bei entsprechender Nachfrage will die KVHS Seminare bei Montelimar zum Thema "Die deutsch-französische Miß- Verständigung" angebieten. "Frauen in Thüringen" werden im Frühsommer 1993 im Mittelpunkt eines Bildungsurlaubes in Apolda stehen, wobei es um die Konsequenzen der Wiedervereinigung geht. Traditionell stark engagiert ist auf dem Reisesektor die VHS Mörfelden-Walldorf. Sie plant vom 1. bis 19. Februar 1993 eine Studienreise nach Malaysia - unter anderem zum Taipussam-Fest - und im Sommer 1993 nach Schottland. Fastnacht in Basel (28. Februar bis 2. März 1994), Toscana (Frühjahr 1994), Jemen - Nord und Süd (Herbst 1994) und "Indien/Nepal - Auf den Spuren Buddhas" (Frühjahr 1995) sind weitere Aktivitäten.
Die VHS Groß-Gerau plant vom 12. bis 18. April 1993 eine Studienreise nach Burgund und im Mai / Juni 1993 einen Bildungsurlaub in Israel unter dem Motto "Der jüdisch-arabische Konflikt". Gemeinsam mit dem VHS-Freundeskreis wird im Frühjahr 1993 die siebentägige Bus-Studienreise "Auf den Spuren Franz Kafkas" nach Prag, Pilsen und Burg Karlstein angeboten. Mit dem Ausländerbeauftragten des Kreises Groß-Gerau, Sedat Cakir, soll vom 18. April bis 12. Mai 1993 ein Bildungsurlaub in der Türkei stattfinden.
Frühzeitige Anmeldung für die in der Regel durch mehrere Treffen vorbereiteten Exkursionen wird empfohlen. Auskunft und Anmeldung laufen über die jeweils veranstaltende Volkshochschule:
Kreis-VHS Tel. 0 61 52 / 12-440 oder 443 oder 344.
VHS Mörfelden-Walldorf Tel. 0 61 05 / 38 07.
VHS Mainspitze Tel. 0 61 34 /585-391 oder 392.
VHS Raunheim Tel. 0 61 42 /402-285.
VHS Groß-Gerau Tel. 0 61 52 /716-292 oder 293. cas
Fensterlose Verliese säumen den langen, finsteren Gang. Dicke Betonmauern schlucken die Schrittgeräusche. Thomas Rink bleibt vor einer graffitiverzierten Kellertür stehen und entfernt ein Vorhängeschloß. Quietschend dreht sich die Tür in den Angeln. Eine Taschenlampe leuchtet auf. Taubenskelette liegen im Staub, von oben schummert fahles Licht. Noch ein paar Schritte und wir stehen auf dem 280 Quadratmeter großen Dachboden des ehemaligen Luftschutzbunkers in der Höchster Leunastraße.
"Fast wie in einer gotischen Kathedrale" - Thomas Rink läßt den Strahl seiner Taschenlampe über weit geschwungene Rundbögen und kleine Erkernischen wandern. "Hier hätte die Bühne Platz, und dort die Bar." Seine Augen glänzen; aus dem vergessenen Dachboden einen Veranstaltungsraum für Musik, Kleinkunst oder Theater zu machen, das wäre für ihn "ein Superding". Noch liegt das in weiter Ferne. Rink, Vorsitzender des Vereins "Kulturbunker Höchst", wäre schon zufrieden, wenn die 45 Musikgruppen, die derzeit 24 Bunkerräume nutzen, auch in Zukunft üben könnten und weitere Räume ausgebaut würden.
Die Musiker im Leuna-Bunker - seit 1975 wird dort geprobt - stehen vor ähnlichen Problemen wie ihre Kollegen in den vier anderen ehemaligen Luftschutzbunkern, welche die Stadt vom Bund übernimmt. Auch in den Bauten an der Germaniastraße, Schmidtstraße, Heddernheimer Kirchstraße und Schmickstraße geht ein Schreckgespenst um, und das heißt Mieterhöhung. Das Geld ist knapp, die Stadt plant auf diese Weise, die Kredite in Höhe von rund drei Millionen Mark zu finanzieren, die sie zum Kauf der Bauten aufnehmen muß.
Die Musiker und Bunkervereine, die sich zu der gemeinsamen Initiative "Kick' 92" zusammengeschlossen haben, wollen dieser Entwicklung nicht tatenlos zusehen. Schon die einwöchige "Kick"-Party im Frühjahr 1991 hatte Erfolg. An die 60 Szene-Bands präsentierten sich mit viel Power und Kreativität und sorgten mit dafür, daß Oberbürgermeister Andreas von Schoeler versprach, "die Bunker dauerhaft für die Frankfurter Musikgruppen und Vereine zu sichern".
"Kick' 92" wartet immer noch auf die unterschriebenen Verträge. Gerüchte, die von einer Verdreifachung des Mietpreises und Finanzierungsstreitigkeiten zwischen den städtischen Dezernaten künden, ließen die Initiative auch beim diesjährigen "Atemlos-Festival" wieder an die Öffentlichkeit gehen. Immer noch fürchtet man, daß der Szene auf kaltem Wege der Garaus gemacht wird, nach dem Motto "Kein Geld, kein Proberaum". Deshalb fordert "Kick' 92" weiterhin die zügige Abwicklung des Bunkerkaufs.
Die kulturelle Nutzung in Eigenverwaltung soll durch langfristige Mietverträge unter Beibehaltung der jetzigen Miete gesichert werden. Bisherige Eigeninvestitionen in Höhe von mehreren hunderttausend Mark wollen die Kick-Macher berücksichtigt sehen. Für Renovierungsarbeiten fordern sie weiteres Geld, durch ihre Arbeitskraft wollen sie auch weiterhin versuchen, die Kosten gering zu halten. Ziel ist es, pro Stadtteil "mindestens einen Kulturbunker zu schaffen". Schließlich seien viele Räume hoffnungslos überbelegt und mehr als 200 Bands suchten in Frankfurt Übungsräume.
Thomas Rink verriegelt die Kellertür und kehrt in den Mittelteil des Bunkers zurück. Hier, in einem kleinen schaumgummigepolsterten Eckzimmer, hat er jahrelang bei der Funk-Rock-Band "08 / 15" Schlagzeug gespielt. Den ganz großen Hit hat die Band nicht gelandet, aber "ne Menge Fun haben wir gehabt". Er will sich weiterhin für "seinen Bunker" einsetzen, Proberäume vor allem für den Nachwuchs schaffen. Beim Verlassen des Bunkers bleibt er noch einen Moment unter einem riesigen Plakat stehen. "Unser Bunker soll bleiben", steht weithin sichtbar darauf, und Rink will es so lange hängenlassen, bis "die Stadt auch mal was für unsere Musik macht und wir nicht immer hintenrunterfallen".
THOMAS BERTSCH
DARMSTADT. Wenn der aus der Nachbarschaft ausgeliehene Opa seinen Rennfahrerhelm mit aufgeklebten Hasenohren überstülpt, den Korb auf den Rücken schnallt und den Hosenträger festzurrt, könnte er sich beim Tanz auf dem "Osterhasenball" einige Punkte verdienen und dickes Lob seiner zufällig zusammengewürfelten Ein-Tages-Familie einheimsen: Am Sonntag, 13. September, wird ab 11 Uhr im Hochschulstadion der TH Darmstadt das ungewöhnliche Freizeitsport- und Spielfest namens "Familiade" steigen - ein nicht ganz ernst gemeinter Wettbewerb, bei dem sich bunt gemischte "Großfamilien" erst kennenlernen werden, um dann Geschicklichkeit, Einfallsreichtum und "Teamwork" eifrig unter Beweis zu stellen.
Die "Familiade" ist eine Veranstaltung der Darmstädter Familienbildungsstätte (FBS), der einzigen in Hessen übrigens in kommunaler Trägerschaft. Leiterin Inge Schenk hat sich mit einem ganzen Stab von Leuten aus der städtischen Sozialverwaltung und dem Jugendamt, dem städtischen Sportberater, der VHS und der Evangelischen Fachhochschule die "generationsübergreifende" Après-Olympiade ausgedacht.
Und natürlich sind pädagogische Hintergedanken im Spiel: Den oft betrauerten Befund kennt man ja - geschrumpfte Kleinfamilien, Single-Haushalte, vereinsamte Alte, abgeschottete Behinderte. "Die meist zu unseren Kursen kommenden werdenden und jungen Eltern bedauern, daß sie sich nicht mehr mit alten Menschen austauschen können, zu Opa und Oma kaum Kontakt haben", sagt Inge Schenk.
Dem kann abgeholfen werden, sagte sich das kleine olympische Komitee. Und so sehen die Regeln aus: Wer bei der Familiade mitmachen will, muß - wenigstens einen Tag lang - Teil einer Familie wie aus dem Bilderbuch sein. Dazu gehört mindestens ein Kleines bis sechs Jahre, dazu gehören ferner ein Kind bis 14 Jahre, Mann und Frau zwischen 15 und 60 und eine Dame oder Herr älteren Semesters ab 60 Jahre. Wer die Truppe nicht in der Verwandtschaft oder Nachbarschaft zusammentrommeln kann, bekommt Nachschub von Solisten, die sich angemeldet haben - so kann eine Mann- und Frauschaft aus fünf bis 15 Mitgliedern bestehen.
Und dann kann der Trubel losgehen: Behinderte, die mitmachen wollen, können auf bereitstehende Sportrollstühle umsteigen und die eigene Familie etwa bei der "Rolli-Fahrt" dirigieren, wenn eine Staffel von Fahrern Bälle in eine Tonne befördern muß. Der bis zum Nachmittag dauernde Wettbewerb ist als spielerischer "Zwölfkampf" ausgelegt. Eine der Disziplinen ist die "Bierdeckelschlacht": Innerhalb einer vorgegebenen Zeit müssen zwei Mannschaften soviel Bierdeckel wie möglich ins gegnerische Feld schaffen. Oder die akrobatische Nummer einer "Familienkutsche", bei der eine Troika mit ineinander verketteten Armen und Beinen zu bilden und eine bestimmte Strecke zurückzulegen ist. Gerd Hennige, Silbermedaillen-Gewinner über 400-Meter-Hürden bei der Olympiade 1968 in Mexiko, wird Tips geben und die Familien bei der "Schrubberball-Staffel", dem "Wäscheaufhängen" oder beim Sjoelbak-Brettspiel anspornen.
Die Ideengeber hoffen, daß die Spiele und der Festcharakter auch bei Vereinen Anklang finden - immerhin sind die Spiele leicht veränderbar, was Regeln, Zahl der Spieler oder Räumlichkeiten angeht. Das Projekt wird zudem von Sozialarbeit- und Sozialpädagogik-Studenten an der Evangelischen FH wissenschaftlich begleitet: Sie beobachten genau den Verlauf des Tages, erstellen eine Dokumentation und werten die "Familiade" im nächsten Wintersemester in einem Seminar aus.
Es lasse sich nachweisen, sagt Professor Claus Narowski, daß solche "erlebnisorientierten" Veranstaltungen "Schlüsselfunktion" für spätere Kontakte und Verhaltensweisen haben. Besuche und Freundschaften untereinander nach der Familiade sind deshalb durchaus erwünscht.
Gemeinsames Lernen mit verschiedenen Generationen, das ist ein Hauptanliegen der Familienbildungsstätte. Inge Schenk, seit drei Jahren Leiterin der FBS, läßt ihre hervorragenden Beziehungen zum Hessischen Naturschutzzentrum in Wetzlar spielen, wo sie zuvor als Pädagogin tätig war und beispielsweise Naturlehrpfade konzipierte.
"Umweltbildung beginnt in der Familie", wo "vorgelebt" wird, sagt Inge Schenk. Und so hat die FBS den neuen Schwerpunkt Ökologie und Umweltbildung (wie gestalte ich einen naturnahen Garten, wie nutze ich Regenwasser im Haushalt?) etabliert - neben den traditionellen Themenangeboten Gesundheit und Bewegung (Kinder-Yoga), Ernährung (orientalische Küche, "mit Vollwertkost gesünder leben", Kneippkursus im Harz), Gestalten (Batik und Seidenmalerei), Kreative Freizeit (Puppenbau und Theaterspiel) und Pädagogik (beruflicher Wiedereinstieg für Frauen): macht summa summarum 500 Kurse und Einzelveranstaltungen.
Die FBS in weiteren Stichworten: 6000 Menschen haben sich voriges Jahr angemeldet; 15 feste und freie Mitarbeiter sind beschäftigt, der Jahresetat der Stadt beträgt eine Million Mark.
Geburtsvorbereitung, Säuglingspflege und Erziehungsfragen gehören seit den Anfängen der FBS (1930 entstand der "Alice-Verein für Frauenbildung und Erwerb") zum Repertoire. Ab 1934 hatte der NS-"Reichsmütterdienst" das Sagen. Die nach 1945 aus dem Alice-Verein entstandene "Mütterschule" wurde 1956 von der Stadt übernommen.
In den sechziger Jahren setzte ein Kurs-Boom ein: neue Angebote nur für Mütter, Kinderkochkurse und Fotografier-Lehrgänge kamen hinzu.
Die Darmstädter boten Ende der 60er erstmals in Hessen Eltern-Kind-Gruppen an. Die weiteren Expansions-Stationen: seit 1970 fünf Zweigstellen, 1979 Umbenennung in FBS, immer mehr Teilnehmer. Ein Renner seit wenigen Jahren ist das Babysitter-Diplom: Jugendliche so um die 15 lernen zehn Stunden lang das Einmaleins des Umgangs mit dem Nachwuchs. JÖRG FEUCK
Ledermuseum will mehr
über Offenbach erzählen
Neues Konzept trotzt der finanziellen Notlage Von unserem Redaktionsmitglied Helga Franke OFFENBACH. Offenbach und Leder - das gehört für die meisten Bundesbürger zusammen, auch wenn die "Babbscher" schon längst nicht mehr die hiesige Wirtschaft dominieren. Leder ist immer noch Offenbachs Imageträger Nummer eins. Stärker als bisher will sich nun das Deutsche Ledermuseum auf diese regionalen Traditionen einlassen, mit einem neuen Ausstellungskonzept Offenbach als Lederstadt darstellen und damit die Entwicklung vom Handwerk zur Industrie. Mit ersten Vorbereitungen hat das Museumsteam bereits im Bonifer-Trakt begonnen, schrittweise soll zunächst die ganze Europa-Abteilung umgestaltet werden.
Bisher liegen dort die Ausstellungsobjekte aus mehr als fünf Jahrhunderten, geordnet nach dem Zeitpunkt ihrer Herstellung, nach Verzierungstechnik und Artikelart (vom Portemonnaie bis zum Koffer),in den Vitrinen. Schon Museumsgründer Hugo Eberhardt hatte jedoch ursprünglich geplant, die Menschen vorzustellen, unter deren Händen all diese Minnekästchen und Bucheinbände, Handtaschen und Schreibmappen entstanden sind. Er wollte den Bogen schlagen vom mittelalterlichen Handwerker zum modernen Facharbeiter. Das neue Konzept greift diesen Gedanken auf.
"Das Deutsche Ledermuseum wird deshalb kein Heimatmuseum", erläutert Direktorin Dr. Renate Wente-Lukas. Das Lederwarenzentrum Offenbach wird vielmehr als exemplarisch für die Geschichte der ganzen Branche dargestellt. Bereits Vorhandenes im Museum soll unter diesem Gesichtspunkt lediglich erweitert und ergänzt werden.
Ausgangspunkt wird allemal der wertvolle Fundus der Ausstellungsobjekte sein, denn die Aufgabe eines Museums sieht Dr. Wente-Lukas zunächst in der Präsentation von materieller Kultur. Wenn dann ein vernünftiges und anschauliches Konzept mit einem originellen Design und den Mitteln moderner Medien hinzukommt - um so besser.
Die Vorstellungen der Museumsleiterin hat in den vergangenen Monaten der Historiker Wolfgang Jäger in ein detailliertes Konzept umgesetzt. Der Wissenschaftler ist seit 1991 als ABM-Kraft im Ledermuseum tätig. Erstes Ergebnis seiner Arbeit war im Frühjahr eine Festschrift zum 75jährigen Bestehen des Museums. Unter dem Titel "Vom Handwerk zur Industrie - Entstehung und Entwicklung des Ledergewerbes in Offenbach" bildet sie die Grundlage des Museumskonzeptes.
Das umfaßt drei Abschnitte: einmal die Geschichte der Branche bis zur Gegenwart, dann den modischen Wandel anhand ausgesuchter Beispiele und schließlich Lederwaren, geordnet nach Lebensbereichen; Sportartikel und Raucherutensilien, kirchliche Gegenstände oder solche aus der Arbeitswelt. Alltagsgeschichte wird erklärt an Turnschuhen, Zigarrenetuis und Aktenkoffern.
Dargestellt wird nicht nur die Historie der Feintäschner, sondern auch die des Sattler- und des Buchbinderhandwerks. Wie sahen früher die Werkzeuge aus, was wurde hergestellt, wie waren die Handwerker organisiert? Antworten auf diese und andere Fragen will das Museum geben - mit Zeitzeugnissen, munteren Texten und Bildertafeln.
Schon jetzt ist klar, daß sich hier und da im Fundus Lücken auftun werden. "Uns fehlen wichtige Stücke", sagt die Museumsleiterin. Deshalb hat sie inzwischen ihre Fühler ausgestreckt und in Gesprächen mit Kollegen um Leihgaben gebeten. Die Museen zeigten sich durchaus kooperationswillig.
Im übrigen hoffen Renate Wente-Lukas und Wolfgang Jäger auf Unterstützung durch die Offenbacher. Gerade aus der einheimischen Lederwarenproduktion fehlen nämlich Ausstellungsstücke. Vorhanden sind bisher vor allem Objekte, die irgendwann mal eine Auszeichnung erhielten. Nur unvollständig sind jene Lederwaren vertreten, die in der Vergangenheit zu Hunderten und Tausenden den Ruf Offenbachs begründeten und festigten. Wer so etwas als Familienerbe aufgehoben hat, sollte sich im Ledermuseum melden.
Die Geschichte der Lederwarenbranche soll bis in die Gegenwart fortgesetzt werden und auch die Mechanisierung zeigen.
Die vorhandene Portefeuillerwerkstatt aus dem 19. Jahrhundert wird in die neue Ausstellung eingebaut, vielleicht zur Erläuterung der Heimarbeit, mit der bis zum heutigen Tag in Offenbach und Umgebung hunderte von Menschen ihr Brot verdienen.
Mit der praktischen Umsetzung des Konzeptes haben die Museumsmitarbeiter inzwischen begonnen: Für die rund 800 Quadratmeter große Ausstellungsfläche im ersten Stock wurden neue Leuchten in Auftrag gegeben. Die Kosten müssen allerdings möglichst gering bleiben, denn die finanzielle Notlage des Ledermuseums ist unverändert.
In dem neuen Konzept sehen denn auch Renate Wente-Lukas und ihr Team ein trotziges "Nun gerade!" als Antwort auf den Geldmangel: "Auch in der Krise resignieren wir nicht!" Ende des Jahres sollen nach Entwürfen des Designers Thomas Guttandin die ersten Vitrinen entlang des neuen Rundgangs umgestaltet sein.
pit FRANKFURT A. M., 1. September. Das Bundesamt für den Zivildienst (BAZ) steht unter dem Verdacht, seit Jahren Verstöße gegen das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz zu unterstützen. Die Behörde soll sich an illegaler Arbeitsvermittlung beteiligt haben. Diesen Vorwurf, den die Dozenten an der Zivildienstschule im nordrhein-westfälischen Waldbröl erheben, haben mehrere Gerichte bestätigt. Das BAZ will in die Revision gehen.
Die Waldbröler Zivildienstschule wird im Auftrag des Bundesamtes vom "Verein zur Förderung katholisch-sozialer Bildungswerke in der Bundesrepublik Deutschland" betrieben. Da der Schulleiter vom BAZ gestellt wird und die Mitarbeiter an die Weisungen der Behörde gebunden sind, vertreten die Dozenten die Ansicht, daß auch sie vom Bund angestellt werden müßten. Derzeit überlasse der Verein die bei ihm angestellten Dozenten rechtswidrig dem Bundesamt - was auch nach Ansicht des Arbeitsgerichts Siegburg und des Kölner Landesarbeitsgerichts einen Verstoß gegen das Verbot von Arbeitsvermittlung bedeutet.
Obwohl die Dozenten sich in zwei Instanzen mit ihrem Verlangen durchsetzten, als Bundesbedienstete anerkannt zu werden, sind sie derzeit von der Zivildienstschule ausgesperrt und müssen jeden Monat vor dem Arbeitsgericht ihr Gehalt erstreiten. Das Amt zahlt doppelt: für die ausgesperrten Dozenten und für jene, die statt ihrer im Moment unterrichten. Am heutigen Mittwoch wird vor dem Landesarbeitsgericht Köln erneut über die Gehaltszahlungen verhandelt, weil der Bund gegen eine einstweilige Verfügung in die Berufung gegangen ist.
Als "eigenmächtiges Handeln in Gutsherrenmanier" bezeichnet einer der zur Zeit ausgesperrten Dozenten, Bernhard Schmidt, das Verhalten der Bundesbehörde. Die Gesetzesverstöße Bonns seien "nach erstinstanzlichem Urteil nachweislich vorsätzlich".
Der Bund hatte in seiner Begründung zur Berufung argumentiert, die Vertragspartner (BAZ und Verein) verfolgten "mit jeweils eigenen Mitarbeitern einen gemeinschaftlichen Zweck". Der zuständige Abteilungsleiter im BAZ, Stefan Krümmel, kündigte im Gespräch mit der FR an, der Bund werde Revision einlegen, weil die Verfahren von "grundsätzlicher Bedeutung" seien.
Dies belegen die Klagen anderer Beschäftigter von Zivildienstschulen in Bad Oeynhausen, Braunschweig und Staffelstein. Insgesamt seien 15 Verfahren anhängig, berichtet Krümmel, jedoch liege nur in drei Fällen bereits ein Berufungsurteil vor. Wegen der derzeit "unsicheren Rechtslage" könne das Bundesamt die Dozenten nicht weiter einsetzen, betont Krümmel. Daher sei es unvermeidlich, daß Bonn zweifach bezahle.
In die Diskussion geraten ist durch den Rechtsstreit die Frage, wie weit der Einfluß der weltanschaulich ausgerichteten Vereine auf die Lehrveranstaltungen geht, zu denen Zivildienstleistende - unabhängig etwa von ihrer Konfession - verpflichtet werden. Der Bund betont, er allein bestimme, was und wie unterrichtet werde. "Es wird da nichts transportiert, was vom Herkommen des Vereins geprägt ist", behauptet Abteilungsleiter Krümmel vom Bundesamt. So soll es auch nach Ansicht der Dozenten sein - und gerade deshalb verstehen sie sich als Bundesbeschäftigte.
Dagegen begründete der Trägerverein die Aussperrung der Dozenten in einer Stellungnahme vom Juni mit den Worten: "Die vertraglichen Leistungen kann der Verein jedoch nur mit Hilfe von Personen erbringen, die sich als Mitarbeiter des Vereins verstehen und verhalten. Zweck des Vereins ist die Förderung katholisch-sozialer Bildungsarbeit . . .
Er kann daher seine Tätigkeit nicht auf die technische Abwicklung von Verträgen zwischen dem Bund und sich als Bundesbedienstete verstehenden Dozenten reduzieren. Er lehnt es auch ab, sich durch solches Tun dem Vorwurf unerlaubter Arbeitnehmerüberlassung oder Arbeitsvermittlung auszusetzen."
Trotz dieser gegensätzlichen Auffassung über die Aufgabe der Pädagogen hält Bonn an dem katholisch-sozialen Verein als Träger fest. Wie die Geschäftsführung des Vereins im Juni berichtete, habe sie das Angebot des Bundesamtes angenommen, das Vertragsverhältnis bis Ende 1994 zu verlängern. Krümmel sieht seinerseits "keine Anzeichen dafür, daß das nicht weitergeht".
RÖDELHEIM. Musikalisch war wieder "die Hölle los" beim Jazzfrühschoppen im gerade um einen Bühnenbau erweiterten Rödelheimer Vereinsringheim in der Assenheimer Straße. Die Altmusiker um Willi Kalberlah "gaben sich die Ehre" und spielten für ihre Fangemeinde Jazzoldies aus den dreißiger und vierziger Jahren.
Eine feste Band hat der Rödelheimer Schlagzeuger Kalberlah freilich nicht. Vereinswirt Bernd Ermster kennt aus seiner Zeit als Wirt großer Säle eine ganze Reihe von Musikern, und die trommelt er jeweils zu "seinem Frühschoppen" zusammen. So spielt die Band in immer anderen Besetzungen. Und das macht den Reiz und die Anziehungskraft dieser musikalischen Matinee aus, die mittlerweile weit über Rödelheims Grenzen hinaus bekannt ist. Ermster will die Tradition der alten Jazzkneipen aufrechterhalten und pflegen. Mitunter kommen die Musiker unangemeldet mit ihren Instrumenten und reihen sich ganz einfach in die Kapelle ein.
Musikalische Improvisation und Einfühlungsvermögen sowie das Weiterreichen einer Leitmelodie machen diesen sonntäglichen Frühschoppen so interessant. Diesmal waren dabei Conny Weißkopf am Klavier, Rolf Bootzum am Baß, Dietrich Geldern spielte Klarinette und Drago Milicevic Trompete. Pfeifend und singend ergänzte Mike Everett die Band. Langweilig wird es den Zuhörern nicht. Sie lieben diese Abwechslung und die einmalige Stimmung im Vereinsringheim. Dafür ist ihnen kein Weg zu weit.
Die Kellnerinnen Hannelore und Michaele servierten kühle Getränke und dampfende Frankfurter Spezialitäten, hatten aber ihre liebe Mühe, sich durch das dichte Gedränge zu schlängeln. In dem Gewühle fühlte sich dagegen "Hektiker Bernd" sichtlich wohl.
"Etwas aber fehlt mir zur Atmosphäre von früher", flachste einer an der Theke, "es fehlt die rauchgeschwängerte Luft." Nicht verwunderlich, das Vereinsringheim hat eine neue Be- und Entlüftungsanlage. rw
Riesenkulissen bei den Top-Spielen, ein Herzschlag-Finale - der TTC Salmünster und die KSG Dortelweil sorgten für die großen Höhepunkte in der Tischtennis-Hessenliga der Männer. Am Ende entschieden bei jeweils 41:3-Punkten fünf Spiele zugunsten Salmünsters. Salmünster nun in der Oberliga, ist dadurch also der Weg frei für die KSG Dortelweil in der Hessenliga? Nur Gemach. Auf dem Papier müßte diese Gleichung zwar aufgehen. Doch in der Praxis kann es durchaus möglich sein, daß der Bad Vilbeler Stadtteilverein erneut in die Röhre gukken wird. Zwar mußte die höchste Landesklasse keinen Oberliga-Absteiger, sondern nur die beiden Aufsteiger TTC Dorheim und TTC Langen aufnehmen. Dafür gab es innerhalb der Mannschaften teilweise erhebliche Verschiebungen, wodurch auch das Leistungsgefüge völlig verändert sein dürfte. Nicht die KSG Dortelweil, sondern der letztjährige Tabellendritte TTC Grün-Weiß Staffel wird inzwischen von den Experten am höchsten gehandelt. Yiqing Zang (30 Jahre) ist die neue Nummer eins im Limburger Stadtteil. Der Chinese spielte zuletzt beim Bundesligisten TTC Zugbrücke Grenzau.
Was hält die KSG Dortelweil dagegen? Ein kaum minder schwaches Spitzentrio mit dem in der vergangenen Serie unbesiegten Chinesen Jianquiang Wang (37 Jahre), Neuzugang Heinz Sommer (TTC Heusenstamm) und Andreas Engelhaupt, der in der Rückrunde 5:1-Siege im vorderen Paarkreuz und makellose 11:0 in der Mitte feiern konnte. Danach bröckelt der Putz bei der KSG leicht ab, Jürgen Hach (jetzt an Tisch 4) hatte in der Rückrunde mit 7:5-Siegen im dritten Paarkreuz keine gute Serie, was auch auf Armin Menz (5:4 -Siege, jetzt Position sechs) zutrifft. Der ebenfalls aus China stammende Chinh Yuong (38 Jahre), inzwischen Deutscher, ist lediglich auf Position fünf eingestuft.
Nach 4:8-Siegen war er im ersten Paarkreuz hinter den Erwartungen geblieben, soll jetzt das Feld von hinten aufrollen. Die Dortelweiler bieten in ihrer fünften Hessenliga-Saison - seit 88/89 versucht die von Alex Schmidt erfolgsorientiert geführte Sparte mit ihrer ersten Männer- Mannschaft auf den Oberliga-Zug aufzuspringen - die routinierteste Mannschaft der Liga auf.
Heinz Sommer, der bereits Bundesliga- Erfahrung gesammelt hat, führt diese Skala mit 40 Lenzen an, Andreas Engelhaupt (31) gilt als "Youngster". Dortelweil und Staffel haben ihre Chinesen, der TV Bierstadt versucht es weiter mit polnischer Hilfe (Pawel Furmann), die Heppenheimer vertrauen auf die nigerianische Spielkunst von Taiwo Olugbenga, die Jügesheimer auf den Jugoslawen Enes Gasic und Aufsteiger TTC Dorheim - der zweite Friedberger Kreisvertreter neben Dortelweil - setzt zukünftig auf den rumänischen Ballartisten Horatio Pintea. Mit Torsten Kirchherr (25) und Peter Becker (28), dei vom TTC Weinheim in den Friedberger Stadtteil wechselten, verfügt der frühere Regionalligist ebenfalls über ein starkes Spitzentrio. Aufsteiger Dorheim startet termingerecht am 5. September (19 Uhr, Sporthalle der Brüder-Grimm-Schule) gegen die DJK-Sportvereinigung Blau-Weiß Münster in die neue Runde, während die Dortelweiler zum gleichen Zeitpunkt in Eisenbach beginnen werden. Das zunächst für 4. September terminierte Schlagertreffen gegen den TTC Grünweiß Staffel wurde in Übereinstimmung mit dem Klassenleiter Manfred Eull (Roßdorf) auf 27. September (15 Uhr) verlegt. dip
TTC SALMÜNSTER: Malcolm Darroch 18:3 (Leistungszahl+51), Gabor Jancsa 15:1 (+44), Olaf Beller 2:0/11:3 (+25). Norbert Schlauch 8:6 (+10), Thomas Kreuscher 2:0/8:3 (+14), Manfred Bös 2:0 (+4), Bernd Hergert 9:3 (+12), Joachim Nowak 1:0 (+2).
KSG DORTELWEIL: Jianquiang Wang 21:0 (+63), Chinh Yuong 4:8 (+4), Andreas Engelhaupt 5:1/11:0 (+36), Andreas Gnann 9:6 (+12), Ulrich Becker 2:3/2:2 (+1), Jürgen Hach 7:5 (+4), Armin Menz 5:4 (+2), Ralf Gnisia 1:0 (+2).
TISCHTENNIS-HESSENLIGA, Männer, Abschlußtabelle: 1. TTC Salmünster 41:3-Punkte/194:79 Spiele, 2. KSG Dortelweil 41:3/194:84, 3. TTC Grün-Weiß Staffel 36:8/183:100, 4. TV Bierstadt 24:20/154:142, 5. DJK Blau-Weiß Münster 23:21/156:145, 6. TTC Eisenbach 23:21/152:152, 7. TGS Jügesheim 21:23/142:149, 8. VfL Heppenheim 20:24/151:139, 9. TTC Mörfelden 15:29/121:172, 10. PSV Blau-Gelb Darmstadt 12:32/115:172, 11. SG 1878 Sossenheim 6:38/82:190, 12. TuS Eintracht Wiesbaden 2:42/76:196.
Beim Arbeitsamt Fulda ist der neue Stellen-Informations-Service (SIS), eine Art "Selbstbedienungseinrichtung", in Betrieb genommen worden. Stellensuchende können sich künftig ohne Voranmeldung und Wartezeiten mit Hilfe eines Computersystems auf Knopfdruck über derzeit 600 offene Arbeitsplätze informieren.
Vor kurzem begann auf der Bahnstrekke zwischen Berlin und Hamburg mit dem ersten Rammschlag die Elektrifizierung des Streckenabschnitts Ludwigslust-Schwanheide-Büchen eine weitere elektrifizierte Verbindung zwischen den Bahnnetzen der Deutschen Bundesbahn und der Deutschen Reichsbahn. Damit erhielt die AEG im Rahmen des "Gemeinschaftswerks Aufschwung Ost" von der Deutschen Reichsbahn (DR) einen weiteren Großauftrag für Elektrifizierungsarbeiten.
Auf diesem 83 Kilometer langen Abschnitt wird die komplette Oberleitungsanlage installiert und gleichzeitig auch der Abzweig von Hagenow-Land nach Holthusen, die Verbindung nach Schwerin, elektrifiziert. Die Inbetriebnahme der neuen Streckenabschnitte ist für April 1995 vorgesehen. Die neue Oberleitungsanlage ist für Geschwindigkeiten bis zu 200 km/h ausgelegt. Insgesamt werden 2300 Maste aufgestellt. Die Montage erfolgt durch Monteure aus den neuen Bundesländern. WM
BAD HOMBURG. Das Wasser des Stahlbrunnens trägt dazu bei, den Blutdruck zu regulieren, das des Landgrafenbrunnens hingegen nützt bei Erkrankungen von Leber und Galle. Das und noch mehr über den Nutzen ihrer Heilquellen erfahren Bad Homburger und ihre Gäste jetzt aus einer "Quellenfibel", die die Kur- und Kongreß-Gmbh herausgegeben hat. Auf dem handlichen Doppelkärtchen im Personalausweis-Format steht auch, wo die Quellen im Kurpark zu finden sind.
Die Fibel ist kostenlos im Verkehrsamt im Kurhaus, im Kaiser-Wilhelms-Bad und in der Wandelhalle zu haben.
Auf der Vogelburg in Hasselbach können Besucher mit den Vögeln "in Kontakt treten" Papageien auf der Schulter 50 000 Besucher pro Jahr Von Lisa Schmelzer WEILROD. Was ist dran an dem Gerücht, daß Eulen nicht mit den Ohren hören? Und ist es wahr, daß die gefiederten Nachtwesen ihren Kopf um die eigene Achse drehen können? Wer's genau wissen will, sollte die Vogelburg in Hasselbach besuchen. Nicht nur, daß hier auf einem reich beschilderten Lehrpfad Wissenswertes über Eulen erklärt wird. Das praktische "Anschauungsmaterial" wird gleich mitgeliefert: Insgesamt 100 Eulen sind im Vogelparadies der Familie Steiner heimisch. Doch Vorsicht! Wer ganz in das Betrachten der Nachtvögel versunken ist, dem kann schnell der Schreck in alle Glieder fahren, wenn einer der 200 Großpapageien laut schreiend um etwas mehr Aufmerksamkeit bittet. Wird sie dem bunten Vogel nicht zuteil, landet er auch mal auf der Schulter des Besuchers.
Hauptanziehungspunkt für die Kinder sind die Papageien allemal, und so nehmen sie von den jungen Besuchern auch hoheitsvoll ein paar Nüsse entgegen. Um die Kleinen zu belohnen, läßt sich der bunteste der Papageien auf dem Arm der ängstlichen Mutter nieder - was mit lautem Gejohle quittiert wird. "Die Vögel können mit den Besuchern in Kontakt treten", betont Vogelburg-Besitzer Hans Steiner, "gleichzeitig haben sie aber auch die Möglichkeit, sich in ihre Käfige zurückzuziehen." Vor elf Jahren hat Hans Steiner das Gelände, auf dem sich heute die Vogelburg befindet, als "verwahrlosten Wildpark" erworben. Nachdem alles abgerissen und wieder neu aufgebaut war, konnte die Vogelburg vor fünf Jahren ihre Pforten öffnen. Vogelliebhaber Steiner hat seinen Artenbestand bewußt auf Papageien und Eulen beschränkt. "Wir wollen keine Arten hinter Gittern sammeln, sondern zahmen, handaufgezogenen Tieren eine Heimat geben."
Seine Vögel hat er allesamt von Privatleuten übernommen oder sie selbst aufgezogen. Besonders stolz ist er auf die Nachzucht eines Blaßuhus, einer seltenen afrikanischen Eule. Viele Vogelhalter haben Hans Steiner ihre Tiere anvertraut, weil sie in engen Wohnungen vereinsamt waren oder sich die Nachbarn durch den Lärm der Tiere belästigt fühlten. Einige kommen ihre Lieblinge noch regelmäßig besuchen.
Die Vogelburg der Steiners finanziert sich ausschließlich aus den Eintrittsgeldern. Dennoch verzichten sie auf großangelegte Werbeaktionen, beschränken sich auf wenige Werbetafeln und Flugzettel. "Die meisten kommen hierher, weil wir von Besuchern empfohlen wurden", sagt Hans Steiner nicht ohne Stolz. An Wochenenden können es schon mal 2000 Gäste sein, die sich die gefiederten Tiere anschauen. 1991 zählte die Vogelburg über 50 000 Besucher, darunter auch viele aus den neuen Bundesländern.
Für die nächsten Jahre hat Hans Steiner noch einige Pläne, bis die burgähnliche Anlage vollendet ist. Im Bau befindet sich momentan eine Galerie, in der Ausstellungen verschiedener Künstler gezeigt werden sollen. Seit letztem Jahr ist das Macao-Haus fertiggestellt, das in erster Linie für Besuchergruppen gedacht ist, die nach der Wanderung durch die Vogelburg noch zusammensitzen wollen. Als nächstes schwebt dem Vogelliebhaber eine Kinderburg vor, ausgestattet mit selbstgemachten Spielgeräten. "Zehn Jahre haben wir sicher noch zu tun, bis alle Ideen verwirklicht sind", schätzt Hans Steiner.
Übrigens, Eulen hören tatsächlich nichts mit ihren "Ohren". Die fälschlicherweise als "Ohren" bezeichneten Federbüschel dienen nur als Schmuck. Die Ohröffnungen liegen weiter seitlich am Kopf der Eule und sind mit befiederten Klappen geschützt. Und den Kopf können die Nachtvögel nicht komplett um die eigene Achse drehen, aber immerhin bis zu 270 Grad, um den Blickwinkel der starr nach vorne gerichteten Augen auszugleichen.Handschuh-Schau und Tibetausstellung
OFFENBACH. Zur Zeit bereitet das Deutsche Ledermuseum eine kleine Ausstellung zum Thema "Handschuhe" vor, die am 18. September eröffnet wird. Gezeigt werden Accessoires aus verschiedenen Zeiten und Kulturkreisen. Vom 3. Dezember bis Ende Januar präsentiert das Museum an der Frankfurter Straße eine besondere Attraktion: eine Tibetausstellung, die das Völkerkundemuseum Berlin nach Offenbach schickt. hf
NORDEND. Vom "singenden Apotheker" bis zur Oldieband "Steps", vom Fanfarenzug der "Nordendler" bis zu Oberbürgermeister von Schoeler: Sie alle geben sich ein Stelldichein auf dem Oeder Weg. Zum sechsten Mal steigt das Straßenfest in der Nordend-Einkaufsmeile: Am Samstag, 5. September, gehört der Oeder Weg von 10 bis 22 Uhr den Fußgängern.
Für die Autofahrer bedeutet das am Wochenende: Nichts geht mehr. Das Ordnungsamt wird die Straße bereits am Freitag, 4. September, ab 19 Uhr sperren, damit Geschäftsleute und Anlieger beizeiten ihre Stände aufbauen können.
Auf der großen Open-Air-Party erwartet die Gäste ein buntes Programm: Bands und Kapellen sorgen für den richtigen Sound, auf mehreren Modenschauen werden Herbst- und Winterkollektionen präsentiert, wer schwindelfrei ist kann eine rasante Fahrt im Aero-Trimm-Gerät wagen, es gibt Spiele für die Kleinen und natürlich eine internationale Auswahl kulinarischer Spezialitäten. (Lesen Sie dazu auch die Sonderseiten 8 und 9). rea
GALLUS. Zwei Stunden Fahrt genügen, schon ist man im stillen Waldoder am Ufer eines einsamen Gewässers. Die Sehenswürdigkeiten rund um Frankfurt sind kaum zu zählen.
Raus aus dem Häusermeer und hinein in Höhen und Wälder und zur Seenplatte im Westerwald führte bei schönem Wetter der traditionelle Familienausflug des Gesangvereins "Maingold" 1924.
Erstes Ziel war die Gemeinde Pottum am Wiesensee, wo im "Haus Seeblick" der Mittagstisch für die Sangesfreunde aus dem Gallusviertel gedeckt war. Danach fuhren die Frankfurter im bekannten "Westerwald-Expreß" um den See.
Nach einer Kaffeetafel steuerte die Ausflugsgesellschaft den Hochtaunuskreis an: Im "Deutschen Haus" in Glashütten-Oberems war das Abendessen bestellt; ein Musiker spielte an der Hammondorgel Tanzmelodien.
Zwischendurch gab auch der Chor Kostproben seines Könnens. Die abschließende Polonaise endete im Reisebus . . . dixi/34
NORDEND. Einen Fotowettbewerb mit dem Thema "Leben und feiern im Nordend und mit den Nordendlern" hat der Vorstand des Karneval-Clubs ausgeschrieben. Teilnehmen können alle Mitglieder und Freunde der "Nordendler" sowie alle Bürger des Stadtteils. Für die schönsten und originellsten Motive jeder Preisgruppe gibt es einen Gutschein über jeweils 100 Mark zu gewinnen.
Ausgeschrieben ist der Wettbewerb in drei Preisgruppen: Kinder bis 12 Jahre, Jugendliche und Erwachsene bis 21 Jahre sowie Erwachsene über 21 Jahre. Die Gewinner werden beim Saisonauftakt am 11. November (20 bis 22 Uhr), im Saal des Gehörlosenzentrums (Rothschildallee 16 a) bekanntgegeben. Einsendeschluß der Fotos mit Altersangabe, Name und Anschrift ist am Samstag, 31. Oktober. Aufnahmen (bunt oder schwarz-weiß) können an die Geschäftsstelle der "Nordendler", Lenaustraße 70 (Glauburgbunker), geschickt werden.
Am Samstag, 5. September (10 bis 22 Uhr), beteiligen sich die "Nordendler" am Oeder-Weg-Straßenfest mit einem Stand (Frühschoppen von 11 bis 13 Uhr). Es gibt unter anderem Wurst, Steaks, Kaffee und Kuchen. Der Musikzug bestreitet ein Platzkonzert, die Garden bieten Tanz und Show zu verschiedenen Tageszeiten. dixi
An sein letztes persönliches Gespräch mit seinem Kardinal kann sich Willibald Glas noch gut erinnern - es verlief kurz und unerfreulich. Als Friedrich Wetter, Erzbischof der Diözese München und Freising, im Februar bei seinem "lieben Mitbruder" in dem Flecken Arget, rund 30 Kilometer südlich von München, anrief, schrillten bei Pfarrer Glas alle Alarmglocken. "Da geht mir schon der Hut hoch, wenn Sie mich als ,lieber Mitbruder' anreden", hat Glas seinen Chef damals angefahren und den Kardinal in dem rund 15minütigen Telefonat als "Feldherrn im Talar" bezeichnet.
Was das bedeutet, hat Willibald Glas mittlerweile am eigenen Leib zu spüren bekommen. Der Versuch, den eigenwilligen Pfarrer wieder unter die Knute der Amtskirche zu bekommen, läuft auf vollen Touren. Seit Anfang Mai ist Pfarrer Glas von Kardinal Wetter in den einstweiligen Ruhestand versetzt worden. Sozusagen als Aufseher wurde der Pfarrer der Nachbargemeinde Sauerlach bestellt, den Glas jetzt bei allen seelsorgerischen Amtshandlungen um Erlaubnis fragen muß. Oder besser gesagt: müßte. Einstweilen schert sich Willibald Glas nicht um die Anweisungen von oben. "Er müßte fragen, aber er fragt nicht", sagt ein Sprecher des Ordinariats bekümmert.
Ärger mit seinen kirchlichen Vorgesetzten hatte Willibald Glas immer wieder in seiner langen Zeit als katholischer Seelsorger. Seine Zelte als Missionar in Südafrika brach er mit einem derb-bayerischen "Geh, leckt's mi doch" ab, nachdem der Ärger mit dem Bischof von Pretoria immer größer geworden war. Und von einem Ausflug zur Bundeswehr als Militärpfarrer hatte er schon nach einem Jahr wieder genug - die sture Hierarchie erinnerte ihn an seine eigene katholische Kirche. "Bei Dienstbesprechungen", erinnert er sich, "habe ich mich jedesmal krank gemeldet".
Seit 1974 ist der 64jährige jetzt Pfarrer in dem 1300-Einwohner-Ort Arget. 1980 war er seinen Posten schon einmal vorübergehend los. Wetters Vorgänger Kardinal Josef Ratzinger, heute als Kurienkardinal in Rom für die Wahrung des katholischen Glaubens nach den strengen Regeln der Amtskirche zuständig, hatte Glas zeitweilig vom Dienst suspendiert. Der Pfarrer hatte sich mit dem Argument "diesen Papst kann ich nicht unterstützen" geweigert, in seiner Kirche für den sogenannten "Peterspfennig" sammeln zu lassen. Doch die Argeter gingen für ihren Pfarrer auf die Barrikaden, und Ratzinger mußte seine Entscheidung revidieren.
Zu Hause in Arget schätzen sie den "Herrn Pfarrer", der so ganz anders ist, als sich die Kurie einen Priester vorstellt, weswegen es in seiner Kirche wahrscheinlich auch voller ist als anderswo. Da kann es dann schon mal vorkommen, daß der Pfarrer seinen Gläubigen, als er eine Stelle aus dem Lukas-Evangelium interpretieren muß, die ihm selber nicht gefällt, sagt: "Es ist nicht alles Gold, nur weil es in der Bibel steht." Einmal, erinnert sich Glas, habe er über die Himmelfahrt Christi gesprochen und er habe gesagt: "Na ja, hinaufgefahren ist er natürlich nicht." Da sei ausgerechnet ein Luftfahrtingenieur von MBB aufgesprungen und habe ihn heftig attackiert, wie er denn so etwas sagen könne. Er habe den Mann nach dem Gottesdienst ins Pfarrhaus eingeladen, zum Diskutieren. Ein anderes Mal hat Glas den Gottesdienst während eines Bürgerfestes kurzerhand ins Bierzelt verlegt. "Da war das Schlußwort: Prost Gemeinde."
Auch seine persönlichen Lebensverhältnisse können kaum nach dem Gusto der verknöcherten Kirchenoberen sein, die unbeirrt am Zölibat festhalten. Glas lebt seit mehr als zwanzig Jahren mit seiner Lebensgefährtin, einer Lehrerin, zusammen und macht daraus auch gar kein Hehl. Im Ort hat er damit noch nie Anstoß erregt, im Gegenteil. "Für die Leute hier ist das die Pfarrer-Inge", erzählt Glas.
Seit seinem ersten Buch ist freilich Feuer auf dem Dach des Münchner Ordinariats. Die 500 Seiten starke Autobiographie "Der Pfarrer von Arget", mit ausdrücklicher Druckerlaubnis des Pfarrgemeinderates im Eigenverlag herausgegeben, ist eine scharfe Abrechnung mit der autoritätshörigen katholischen Kirche und ihren Dogmen. "Ich erkannte, daß ich für eine zutiefst unmenschliche Kirche zum Priester geweiht worden war", schreibt Glas darin.
Der Anruf des Kardinals mit der Aufforderung zu einer persönlichen Unterredung ließ nicht lange auf sich warten. Glas lehnte ab, er würde vor einem Gespräch in München eine "unwiderstehliche Angst" verspüren, teilte er Wetter am Telefon mit. Stattdessen schickte der schlitzohrige Priester ein ärztliches Attest nach München, in dem ihm von seinem Hausarzt ein ausgeprägtes "ecclesiogenes psychovegetatives Syndrom" attestiert wird. Sein Patient leide an Herzrhythmusstörungen, Atemnot und Schwindelgefühlen, die er jedoch nur "im unmittelbaren zeitlichen Kontakt mit seinen kirchlichen Vorgesetzten als bedrängend und bedrückend" erlebe, während er bei der Seelsorge mit seinen Argeter Gläubigen "völlig beschwerdefrei" sei. Es müsse Pfarrer Glas daher "dringend geraten werden, diese "belastenden Begegnungen und Kontakte weitestgehend zu vermeiden", heißt es in dem Attest.
Für den Kardinal war das ein offenbar willkommener Anlaß, den unbotmäßigen Untergebenen in den vorzeitigen Ruhestand zu versetzen. Es sei für die Seelsorge "unerläßlich", daß der Bischof und seine Mitarbeiter jederzeit mit einem Pfarrer in Kontakt treten können, schrieb Generalvikar Robert Simon an Glas. Weil seine Gesundheit dies aber nicht erlaube, "fehlt eine wesentliche Voraussetzung für die Ausübung Ihres Dienstes als Pfarrer von Arget", teilte der Generalvikar im Auftrag von Kardinal Wetter mit. Pfarrer Glas könne aber ruhig im Pfarrhaus wohnen bleiben. Die Stelle könne zur Zeit ohnehin nicht hauptamtlich neu besetzt werden.
Willibald Glas hält seine Versetzung in den einstweiligen Ruhestand für "absolut willkürlich". "Man kann nicht auf kritische Gedanken autoritär reagieren", sagt Glas und fügt süffisant hinzu, offenbar habe sich der Münchner Erzbischof "kirchenrechtlich auf den Schwanz getreten gefühlt". Pfarrgemeinderat und Kirchenverwaltung von Arget haben die erzbischöfliche Zwangsmaßnahme einhellig abgelehnt. "Die Gemeinde will, daß ich Pfarrer bleibe", sagt Glas. Mit dem Ordinariat in München hat sich seither ein lebhafter Briefverkehr entwickelt, der allerdings etwas einseitig ist: Glas schreibt an Kardinal Wetter, aber der Erzbischof mag auf die Briefe nicht antworten.
Es ist allerdings auch recht starker Tobak, den der eigenwillige Priester seinem Münchner Oberhirten hinreibt. Er erinnert ihn an einen eigenen Hirtenbrief, in dem von "geschwisterlichem Umgang" in der Kirche auch bei Meinungsverschiedenheiten die Rede gewesen sei. "Es hat den Anschein, als hätten Sie nur fromme Sprüche gemacht", hält Glas seinem Chef vor und fragt spitz, ob sich geschwisterlicher Umgang und das hohe Amt eines Kardinals vielleicht nicht miteinander vertrügen. "Wenn dem so ist, dürfen Sie es nicht länger verschweigen. Sonst könnte es heißen: Der Kardinal ist ein scheinheiliger Bruder", mahnt der Pfarrer seinen Erzbischof und fordert seinen Chef unverblümt auf, den Hut zu nehmen. "Lassen Sie sich gesagt sein: Die Zeiten der ,Hochwürdigsten Herren' sind vorbei. Es glaubt heute niemand mehr, daß Sie vom Heiligen Geist persönlich für dieses Amt ausgewählt worden sind."
Noch mehr aber brachte Glas die Kirchenleitung durch eine eigenmächtig vorgenommene Trauung in Harnisch, für die er eigentlich den vom Kardnial bestellten Aufpasser hätte fragen müssen. Wetter hatte die Trauung zuvor "in aller Form" verboten und mit "entsprechenden Maßnahmen, wie sie im Kirchenrecht vorgesehen sind", gedroht. Glas ignorierte die Drohung. "Für mich sind die jungen Leute wichtiger als so ein blödes Gesetz." Auch die Brautleute seien mit dieser kirchenrechtlich ungültigen Trauung "vollkommen einverstanden" gewesen.
Die angedrohten Maßnahmen zeigten, so schrieb Glas erneut an seinen Kardinal, wieviel dieser von wirklicher Seelsorge verstehe. "Um es genau zu sagen: soviel wie eine Kuh vom Sonntag." Und dann malte der bayerische Don Camillo seinem Oberhirten einen "heißen Herbst" an die Wand, falls der seine Drohungen wahrmache. "Überlegt werden bereits gezielte Störungen gutbesuchter Gottesdienste in München und an bestimmten Wallfahrtsorten."
Ob sich der Purpurträger im Münchner Ordinariat davon beeindrucken läßt? Bis Mitte September soll über Willibald Glas eine endgültige Entscheidung fallen, sagt ein Ordinariatssprecher und deutet die vermutliche Linie an: "Es gibt die Möglichkeit bis zur Suspendierung." Der Kardinal habe "alle Möglichkeiten ausgeschöpft", sagt der Sprecher auf die Frage nach einer gütlichen Beilegung des Konfliktes.
Glas möchte sich aber nicht so einfach aus der Kirche hinausdrängen lassen. "Ich fühle mich verpflichtet, diese Kirche zu verändern", sagt er. Und die Wende muß nach Ansicht des Pfarrers aus Arget oben passieren. "Die Amtskirche", sagt er, "ist ein Unglück für die Menschheit. Irgendwie müssen sich die Bischöfe ändern, oder die Kirche geht unter." Für neuen Zündstoff hat Willibald Glas schon wieder gesorgt. Rechtzeitig zu seinem 65. Geburtstag im September kommt sein zweites Buch heraus: "Die Hochzeit des Pfarrers". Diesmal allerdings kein Tatsachenbericht. Sondern ein Roman.
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BAD HOMBURG. Es gibt keinen sogenannten offiziellen Anlaß, warum das Agnon-Denkmal ausgerechnet in diesem Jahr und ausgerechnet voraussichtlich Ende Oktober fertig wird und vermutlich Mitte November in festlichem Rahmen der Öffentlichkeit vorgestellt werden soll. Der Termin ist inzwischen Zufall - kein besonderer Gedenktag in bezug auf den Schriftsteller und Nobelpreisträger Samuel Joseph Agnon (1888 - 1970). Agnon, eigentlich J.S. Czaczkes, lebte in den Jahren 1921 bis 1924 in Bad Homburg. Nach einem Brand, bei dem seine gesamte Bibliothek und Druckbögen für seinen Roman "Gebund des Lebens" zerstört wurden, kehrte Agnon der Kurstadt den Rücken. 1966 wurde er mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Was freilich lange Jahre im Kulturleben der Stadt unbeachtet blieb. Auf Drängen vor allem der SPD-Fraktionsvorsitzenden Beate Fleige näherte sich auch die christlich-liberale Mehrheit Agnon und seinem Werk. Das Ergebnis der einst zaghaften Annäherung an den israelitischen Schriftsteller: das Denkmal von Dina Kunze, das in der Nähe des einstigen Wohnhauses Agnons am Ende des Lindenwegs im Kurpark aufgestellt wird.
Die Würdigung soll zum Verweilen und Lesen einladen. In hebräischer und deutscher Schrift wird ein Auszug aus der Rede veröffentlicht, die Agnon nach der Verleihung des Friedensnobelpreiseshielt. Die Kompetenz bei der Auswahl des Textes und die Übersetzung der Rede ins Deutsche oblag Professor Pnina Nave Levinson (Israel) und Professor Tuvia Rübner (Israel). Beide gelten als ausgezeichnete Agnon-Kenner und somit als Garanten für Genauigkeit. Dina Kunze stellt diesem Lesetext ein Kopfbildnis und einen tabellarischen Lebenslauf Agnons hinzu.
Die Bronzeplatte rollt sich wie eine Buchseite um einen Baum, auf der folgender Text Agnons zu lesen sein wird:
"Fünf Jahre war ich alt, als ich mein erstes Gedicht machte. Vor lauter Sehnsucht nach meinen Vater schrieb ich es. Eines Tages fuhr mein Vater Geschäfte halber fort. Da überfiel mich die Sehnsucht nach ihm und ich machte das Gedicht. Nachher schrieb ich noch viele. Kein einziges blieb erhalten. Das Vaterhaus, wo ich ein Zimmer voll mit Schriften zurückließ, brannte im Ersten Weltkrieg nieder, und so eben auch alles, was ich dort hatte. Und die jungen Handwerksburschen, die Schneider- und Schustergesellen, die während der Arbeit meine Lieder sangen, kamen im Weltkrieg um, und die nicht im Krieg umkamen, wurden teils lebendig begraben mit ihren Schwestern in einer Grube, die sie auf Befehl des Feindes sich selbst gruben. Und die meisten von ihnen verbrannten in den Öfen von Auschwitz. Sie und ihre Schwestern, deren Schönheit unsere Stadt zierte und deren süße Stimmen meine Lieder sangen. Was den Sängern und Sängerinnen geschah, und auch meinen Liedern geschah, sie alle fraß das Feuer, das geschah den Büchern, die ich schrieb. Alle fielen dem Feuer zum Opfer, als eines Nachts mein Haus in Bad Homburg vor der Höhe in Flammen aufging und ich krank im Krankenhaus lag. Unter den Büchern war ein großer Roman von sechzig Druckbögen. Zusammen mit dem Roman, der ,Gebund des Lebens' hieß, verbrannte alles, das ich seit der Zeit geschrieben hatte, da ich das Land Israel verließ und in die Golah zog. Auch ein Buch, das ich gemeinsam mit Martin Buber verfaßt hatte. Und noch dazu viertausend hebräische Bücher, die ich zum größten Teil von meinen Vätern geerbt und teilweise mit dem Geld erstanden hatte, das ich mir vom Brot absparte." WALTRAUT ROHLOFF
HÖCHST. Pfarrer Wolfgang Cuntz ist mit seinem Latein am Ende. Seit wenigen Tagen beherbergt die methodistische Gemeinde eine fünfköpfige bosnische Familie, für deren Unterbringung sich weder das Sozialamt noch das Land zuständig fühlt. Die Familie war mit anderen Flüchtlingen zunächst bei Verwandten in Sossenheim untergekommen. Doch 18 Menschen in zwei Zimmern - das wollte der Vermieter nicht länger dulden und setzte das Ehepaar Mrkic samt den drei Kindern auf die Straße.
Seelsorger Cuntz nach einer Woche: "Überall werd' ich abgewimmelt." Weil das Sozialamt in Höchst nicht helfen wollte, wandte Cuntz sich nach Wiesbaden. Doch der vom Blaul-Ministerium versprochene Rückruf blieb aus.
Gestern versuchte es der Seelsorger erneut per Telefon, landete schließlich im Ministerinnen-Büro. Dort gab's den Rat, doch das Amt für multikulturelle Angelegenheiten der Stadt Frankfurt einzuschalten. Die Cohn-Bendit-Behörde aber zeigte sich ratlos und verwies den Pfarrer an das Regierungspräsidium. Von einer Verantwortung für die Kriegsflüchtlinge wollte man dort allerdings nichts wissen. Das Sozialamt der Stadt Frankfurt müsse helfen, bekam der Methodisten-Pfarrer zu hören. "Jetzt bin ich wieder da, wo ich vor einer Woche begonnen habe", stellt Cuntz entnervt fest.
Jede der "beteiligten" Stellen wäscht sich die Hände in Unschuld und weist die Verantwortung von sich. "Die Rechtslage ist eindeutig", betonte eine Sprecherin der für die Unterbringung von Asylbewerbern und Flüchtlingen zuständigen Ministerin, Iris Blaul, im Gespräch mit der FR. "Um Kriegsflüchtlinge, die auf eigene Faust einreisen und dann in Frankfurt obdachlos werden, muß sich das Sozialamt der Stadt kümmern." Wenn die Kommune das ablehne und die geduldeten Kriegsflüchtlinge - wie berichtet - in die Hessische Gemeinschaftsunterkunft in Schwalbach schicke, um Asyl zu beantragen, sei das "blanker Zynismus".
Im Sozialdezernat Martin Bergs (SPD) sieht Referent Roland Frischkorn das ganz anders: "Wir sind in erster Linie für die Obdachlosen unserer Stadt zuständig." Kriegsflüchtlinge, die nicht "im Kontingent des Bundesinnenministers per Zug", sondern "auf eigene Kappe" eingereist seien, könnten bei der Stadt zwar "Hilfe zum Lebensunterhalt" beantragen, "eine Bleibe können wir den Leuten aber nicht beschaffen".
In der Stadt seien 13 500 Wohnungssuchende gemeldet. Frischkorn: "Da wäre es für das politische Klima fatal, wenn wir an diesen Menschen vorbei Kriegsflüchtlingen eine Unterkunft besorgten." Zudem gebe es ein Gerichtsurteil, wonach es Gastgebern zumutbar sei, Flüchtlinge auch für längere Zeit in beengten Wohnungen zu beherbergen. "Die können die Leute in ihrer ersten Euphorie nicht aufnehmen, dann wieder rauswerfen und sagen, jetzt ist die Stadt dran."
Nach Auskunft von Thomas Eppenstein, Ausländerreferent beim Diakonischen Werk, sind es immer mehr Kriegsflüchtlinge, die obdachlos werden. Im Frankfurter Westen waren es in den vergangenen Wochen nicht nur die Mrkics. Zwei weitere Familien brachte Eppenstein in der Wiesbadener Versöhnungsgemeinde unter. Aus ihrer vorübergehenden Bleibe in Sossenheim bei Verwandten soll der Vermieter sie unter Gewaltandrohung hinausgeworfen haben.
"Für die Unterbringung dieser Menschen gibt es keine rechtliche und politische Regelung", beklagt Eppenstein. "Weil Bund, Stadt und Land sich nicht einig werden, wer zahlt, landen die Menschen auf der Straße." Einspringen müssen meist die Kirchen. Doch auf Dauer ist auch das keine Lösung. Pfarrer Cuntz sucht deshalb jetzt auf eigene Faust eine Bleibe für das Ehepaar, dessen Tochter (13) und die beiden neun Jahre alten Zwillingsbuben (Telefon 0 69 / 31 12 17). tos
HOCHHEIM. Vollwertkost für Feinschmecker serviert das Hochheimer Volksbildungswerk in einem neuen Seminar. Das beginnt am Donnerstag, 3. September, um 18.30 Uhr in der Küche der Heinrich-von-Brentano-Schule.
An fünf Abenden erfahren Interessierte, daß Sprossen, Soja und Körner mehr sind als gesunde Kost. Auch kulinarisch läßt sich daraus viel machen. Anmeldung und Auskunft: Tel. 0 61 46 / 6 16 66. kkü
NIEDERRAD. "Komme se, gucke se, staune se!" Unter diesem Motto feiert der Carnecal-Club "Blau-Rot" Niederrad am Samstag/Sonntag, 29./30. August, sein "9. Haardtwaldfest" auf dem Haardtwaldplatz an der Endhaltestelle der Straßenbahnlinie 15. Der gastgebende Verein verspricht an beiden Tagen Abwechslung für jung und alt.
Schirmherr des beliebten Festes ist Ortsvorsteher Edmund Löffler. Er wird am Samstag um 14 Uhr nach dem Faßanstich das Fest eröffnen. Danach bietet "Blau-Rot" ein Unterhaltungsprogramm, unter anderem mit Musik und Tanz, Schaufrisieren, Modenschau mit Freizeit-Neuheiten und Bademoden.
Am Sonntag beginnt um 10.30 Uhr ein Frühschoppen. Um 14 Uhr bestreiten acht Musikgruppen einen Sternmarsch durch Niederrad zum Festplatz. Im Anschluß geben die teilnehmenden Züge bei einem Bühnenspiel Kostproben ihres Könnens. Mit dabei sind Amateurgruppen, vom Pfeifercorps bis zur Schotten-Band. Natürlich gibt es auch ein reichhaltiges Angebot an Speisen und Getränken.
"Was uns jedoch Sorge bereitet, sind die Auflagen und steigende Preise, die für einen Verein bald nicht mehr aufzubringen sind", zählt der langjährige Vorsitzende Horst Keller einige Beispiele der Ausgaben auf: Kapelle 2000 Mark, Leihgebühr für die Bühne 1800 Mark, Stromanschluß 350 Mark, Bewachung 800 Mark, Abnahme der Schankgeräte 300 Mark, Gläser 1000 Mark, Toilettenhäuschen 1000 Mark, Beschallung 500 Mark und 200 Mark für Genehmigungen. Weitere Kosten fallen an für Versicherung, GEMA, Glasbruch, Platzentsorgung, Gastgeschenke, Getränke- und Umsatzsteuer sowie für Verpflegung der Musiker und Trachtengruppe. Um keine rote Zahlen zu schreiben, müssen mindestens 7000 Glas Bier verkauft werden, rechnete Vorsitzender Keller aus. "Da bleibt noch nichts für die Vereins- und Jugendarbeit übrig, ganz abgesehen davon, daß wir das volle Risiko zu tragen haben." Voraussetzung für ein Gelingen des Festes ist ein guter Besuch, dazu das passende Wetter. Was die Verantwortlichen von "Blau-Rot" verständnislos registrierten steht im Zusammenhang mit der Herrichtung des Platzes durch das Garten- und Friedhofsamt. "Da wurde der Platz für 680 000 Mark umgebaut und ein toller Spielplatz angelegt. Aber auf eine Toilettenanlage ist verzichtet worden." dixi
KRIFTEL. Gemälde aus seiner spanischen Heimat, aber auch Motive aus Ländern und Erdteilen, die er nie besucht hat, zeigt der Spanier Josep Relats ab Dienstag, 15. September, zu den üblichen Öffnungszeiten im Rat- und Bürgerhaus.
Neben ungewöhnlichen Stilleben präsentiert der Spanier auch ganz schlichte, stimmungsvolle Motive in Öl. pms
FRIEDRICHSDORF. Wie Fahrräder repariert werden, können Frauen am Samstag, 5. September, 13 bis 18 Uhr, auf dem Parkplatz am Rathaus lernen: Doris Schellbach wird auf Einladung der Frauenbeauftragten zeigen, wie es funktioniert.
Auch ein Autoreparaturkurs steht auf dem Programm: In der Tiefgarage des Rathauses wird am Samstag, 24. Oktober, Silvia Novotny nicht nur zeigen, wie Reifen gewechselt werden.
Anmeldungen zu den Kursen sind im Büro der Frauenbeauftragten, Rathaus, Zimmer 410, Telefonnummer 0 61 72 / 73 13 03. s
Mit Interesse habe ich Ihre Berichterstattung über das Gesundheitsstrukturreformgesetz in der Frankfurter Rundschau verfolgt. Meines Erachtens gibt es über die Auswertung einzelner Vorschläge hinausgehend doch auch grundsätzliche Überlegungen, die angestellt werden müssen: Seehofer nennt seinen Entwurf Gesundheitsstrukturreformgesetz.
Dies ist ein Etikettenschwindel. Er hat - wie dies ja oft von konservativer Seite betrieben wird - einen ideologisch hochbesetzten Begriff "Gesundheit" (unser höchstes Gut) besetzt, ohne dies mit Inhalt zu füllen.
Das heißt, daß mit den Gefühlen, die jeder hat, wenn er an seine Gesundheit denkt, Mißbrauch getrieben wird. Natürlich ist jede/r bereit, für ihre/seine Gesundheit alles zu tun, auch den Geldbeutel zu öffnen bis zum Grunde, nur ist es eben nicht die Gesundheit, die reformiert werden soll, sondern das Medizinsystem. Es wäre also als erster Schritt notwendig, klarzulegen, daß es nicht um ein Gesundheitsreformgesetz geht, sondern um ein Medizinfinanzierungsgesetz.
Epidemiologische Binsenweisheit ist es ja nun, daß Gesundheit einer Bevölkerung nicht unbedingt abhängig ist vom Grade ihrer medizinischen Betreuung und pharmakologischen Durchseuchung.
Dies wird von Seehofer ja selbst herangezogen bei der Begründung, daß durch zunehmende Arztdichte nicht eine höhere Gesundheit zu erzielen sei, sondern lediglich eine Ausgabenerhöhung infolge von vermehrter Anordnung technischer Leistungen.
Also nochmals: Das Paket hat ein falsches Etikett. Es ist nicht Gesundheit drin, sondern Medizinbetrieb.
Da wir uns innerhalb des Medizinbetriebs bewegen, nun einige Gedanken auch hierzu:
Was treibt eine Patientin/einen Patienten eigentlich zum Arzt? Warum wird er konsultiert? In einigen Fällen kommt dieser Kontakt zustande durch ganz klare lebensbedrohliche Erkrankungen (z. B. Herzinfarkt, z. B. Tumore). Sehr häufig, und dies ist nach Aussage niedergelassener Ärztinnen und Ärzte bis zu 80 Prozent, kommt es jedoch aus ganz anderen Gründen zum Kontakt. Sei es nun soziale Verunsicherung, Vereinzelung, psychische Krisen, alles mögliche, jedoch nicht Krankheit im eng definierten Begriff.
Nun ist die Reaktion des Medizinbetriebs auf diese Patientinnen und Patienten, die ja auch mit bestimmten Vorstellungen kommen, ein Spiel mit falschen Karten. Da die Patienten ja schon gut trainiert sind, möchten sie natürlich auch Medikamente haben, da der Arzt gut trainiert ist, verschreibt er auch welche. Jenseits der Tatsache, daß er sehr oft weiß, daß es nicht erforderlich wäre, aber aufgrund des Finanzierungssystems der niedergelassenen Mediziner dies der Weg des geringsten Widerstandes ist.
Sehr häufig werden diese Tabletten eher als Trophäe, denn als Arzneibehandlungsstoffe gesehen und dementsprechend auch nicht eingenommen, was bei der Unmenge unsinniger Verschreibungen vielleicht oft der beste Weg ist. Nochmals: Solange die Begegnung zwischen Arzt/Ärztin und Patient/Patientin darin gesehen wird, daß eine Verschreibungserwartung vorherrscht oder auch, daß eine Unzahl von Untersuchungen angeordnet wird (die Geräte müssen sich ja amortisieren), hält sich dieses System von alleine am Laufen.
Hierüber wäre nachzudenken, nicht über Deckung von Ausgaben für Medikamente. Beschränke ich die Verschreibung von teilweise unsinningen Medikamenten auf die Hälfte der vorherigen Menge, so sind immer noch die Medikamente unsinnig, den Ausweg bildet hier eine Positivliste.
Bilde ich die Ärzte immer noch so aus und bezahle sie auch so, daß Apparate das Hauptwerkzeug der Wahrnehmung sind, dann ändert sich auch nichts dadurch, daß apparative Leistungen geringer bewertet werden. Sie werden weiterhin in einer Unzahl erbracht.
Solange nicht auch über Inhalte gesprochen wird, bleibt dieses Gesetz ein Medizinfinanzierungsgesetz und trägt nichts zur Erhöhung der Gesundheit bei.
Dr. Eva-Maria Ulmer, Frankfurt am Main
WIESBADEN VI
Der Start des Aufsteigers 1. FC Eschborn ist gelungen, der letztjährige Relegations-Teilnehmer FC Sportfreunde Schwalbach kam weniger gut aus den Startlöchern. Bei der Mehrzahl der Klubs aus den Fußballkreisen Main-Taunus und Wiesbaden kann in der Bezirksoberliga Wiesbaden von einem "normalen" Auftakt gesprochen werden. Die Ballung zwischen Frankfurt-Höchst und Wiesbaden hat in dieser Klasse zugenommen. Von den "Exoten" ist lediglich noch die SG Hausen/Fussingen (Waldbrunn 3) dabei. Einen erhöhten Aufwand müssen die Klubs dieser Region ferner bei der Fahrt nach Limburg-Ahlbach betreiben. Ein Novum: Die Sportgemeinschaft 1947 Hünstetten weigerte sich, der FR entsprechende Daten zu übermitteln. Ob es wohl an der massiven "Einkaufspolitik" gelegen hat? Selbst Trainer Horst Hülß, ein in höheren Bereichen bekannter und erfolgreicher Trainer, durfte der FR-Bitte nachkommen.
Die FR präsentiert nachstehend die Spielerwechsel, Saisonziele, Meisterschaftsfavoriten, Zuschauererwartungen der Klubs des Verbreitungsgebietes. Mit Ausnahme des "Randvereins" SG Hünstetten . . . hdp
SPORTVEREIN 07 KRIFTEL, Abgänge: Fischer, Kunz, Schaidt, Bailan (alle FC Viktoria Sindlingen), Müller (VfB Unterliederbach), Dörr (1. FC Lorsbach), Stroeer (FC Gremania Weilbach) - Zugänge: Di Meglio (SV 09 Hofheim), Pascale (FC Italia Hattersheim), Wedler (1. FC Eddersheim), Schaviyha (Primavera Hofheim), Thielecke (1. FC Eschborn), Hermann (BSC Altenhain), Gädke (SG Nassau Diedenbergen), Dedishan, Leussink, Oezkan (alle eigene Jugend). - TRAINER: Harry Schmid (1. FC Naurod) für Heinz Schmidt (FC Viktoria Sindlingen). - SAISONZIEL: Klassenerhalt. - MEISTERSCHAFTSFAVORITEN: TSG Wörsdorf, SV Frauenstein. - Zuschauererwartung (pro Heimspiel): 60 bis 100.
1. FC 1930 ESCHBORN, Abgänge: Klembitz (TuS Nieder-Erlenbach), Klischat (TuRa Niederhöchstadt), Peters (Laufbahn beendet). - Zugänge: Süss (SG 01 Höchst), Harras (FSV Steinbach), Meyer (TSV Bramstedt), Vitek (SG Höchst/Jugend) sowie acht Jugendspieler. - TRAINER: Rolf Gehrke (wie bisher). - SAISONZIEL: Klassenerhalt. - MEISTERSCHAFTS- FAVORITEN: FC Sportfreunde Schwalbach, SG Hünstetten, TSG Wörsdorf. - ZUSCHAUERERWARTUNG: 150.
SPIELVEREINIGUNG 07 HOCHHEIM, Abgänge: keine. - Zugang: Strohkendl (TV Wallau). - TRAINER: Jochen Rebsch (SV Rot- Weiß Walldorf) für Peter Ickstadt (SV 1921 Erbenheim). - SAISONZIEL: Tabellenplatz 4 bis 8, gesichertes Mittelfeld. - MEISTERSCHAFTSFAVORITEN: SG Hünstetten, TSG Wörsdorf, FC Sportfreunde Schwalbach. - ZUSCHAUERERWARTUNG: 100 bis 150.
FC SPORTFREUNDE SCHWALBACH, Abgänge: Abel (VfB Unterliederbach), Schwartz (DJK-Sportgemeinschaft Hattersheim). - Zugänge: Rompel, Reinke, Majuri, Strabel (alle SG 01 Höchst), Reichardt (VfB Unterliederbach), Elmer (Eintracht Frankfurt /Jugend), Reusch (VfR Limburg), Tedde (FSV Steinbach), Kahles (SV 09 Hofheim). - TRAINER: Holger Trimhold (wie bisher). - SAISONZIEL: Aufstieg in die Landesliga. - MEISTERSCHAFTSFAVORITEN: SG Hünstetten, FC Sportfreunde Schwalbach, TSG Wörsdorf. - ZUSCHAUERERWARTUNG: 100 bis 150.
SV 1910 HATTERSHEIM, Abgänge: Schmidt (FC Italia Hattersheim), Dengel (1. FC Eddersheim), Loske (hörte auf). - Zugänge: Pest, Matthias Antinac (beide FC Eddersheim), Rönz (FV 08 Neuenhain), Völk (TuS Hornau). - TRAINER: Jürgen Weninger (wie bisher). - SAISONZIEL: Platz 3 bis 5. - MEISTERSCHAFTSFAVORITEN: FC Sportfr. Schwalbach, SG Hünstetten. - ZUSCHAUERERWARTUNG: 150.
SG 01 HÖCHST II, Abgänge: MichaelBauernfeind (VfB Unterliederbach), Thomas Bauernfeind (unbekanntes Ziel), Giebitz (Spvgg. Neu-Isenburg), Görün (DJK Schwarz- Weiß Griesheim), Gresser (DJK Schwarz-Weiß Flörsheim), Horst (VfR Limburg), Reinke (FC Sportfr. Schwalbach), Spier (FV Alemannia Nied), Steffgen (SV Wiesbaden), Zeitzschel, Ziegelmeier (beide FSV Steinbach), Süss (1.FC Eschborn), Majuri (unbekanntes Ziel). - Zugänge: Bulic (FV Bad Vilbel II), Siebertz (FV Alemannia Nied), Weiser (SV Hattersheim) sowie sieben Jugendspieler. - TRAINER: Michael Gabriel (FV Bad Vilbel). - SAISONZIEL: Klassenerhalt. - MEISTERSCHAFTSFAVORITEN: keine Angabe. - ZUSCHAUERERWARTUNG: 100.
SG GERMANIA WIESBADEN, Abgänge: Ruppert (FV 02 Biebrich), Hauschild, Kick, Bekker (alle SV Frauenstein), During (SV Idstein), Tiedemann (SV Erbenheim). - Zugänge: Zufall (TSG Wörsdorf), Völker (FV 02 Biebrich), Diehl (TuS Bleidenstadt), Lustenberger (FSV Mainz 05 /Jugend), Becker ( TuS Marpingen/Saarland), Schmidt (VfR Wiesbaden), Breitfelder (FC Niedersselbach). - (SPIELER-)TRAINER: Thomas Remark (FC Balzers/Fürstentum Liechtenstein). - SAISONZIEL: Oberes Tabellendrittel. - MEISTERSCHAFTSFAVORITEN: SG Hünstetten, TSG Wörsdorf, FC Sportfr. Schwalbach, Spvgg. Eltville. - ZUSCHAUERERWARTUNG: 200.
SV 1932 WIESBADEN-FRAUENSTEIN, Abgänge: Theis (FC Freudenberg), Baranowski (Naurod-Espenschied), Lakatos (Fvgg. 06 Kastel), Ott (FSV 08 Schierstein). - Zugänge: Schulz, Josimov (beide FC 34 Bierstadt), Jasarevic (SV Wiesbaden II), Kick, Becker, Hauschild (alle SG Germania Wiesbaden), Münk (FC 76 Biebrich), Höhn (TuS Dotzheim), Arcadi (SV Italia Wiesbaden). - TRAINER: Horst Schultz (SV Erbenheim). - SAISONZIEL: Mittelfeldplatz. - MEISTERSCHAFTSFAVORITEN: FC Sportfr. Schwalbach, TSG Wörsdorf, Spvgg. Eltville. - ZUSCHAUERERWARTUNG: 200.
SV 1921 ERBENHEIM, Abgänge: Muth (SC Opel Rüsselssheim), Hatzel, Weiershäuser (beide TuS Kettenbach), Hinter (FC 34 Bierstadt), Fagler (FC Nord Wiesbaden), Herre, Krug (beide Spvgg. Nassau Wiesbaden), Unnerstall, Rüdelstein, Honsack, Schulz (alle Spvgg. Igstadt). - Zugänge: Thiedemann (SG Germania Wiesbaden), Machwirth, zur großen Schmiede, Zahn, Ulrich (alle VfR Wiesbaden), Hellen, Boschek, Koukaras (alle TuS Nordenstadt), Sahin (Türkischer SV Wiesbaden), Reinemer (Spvgg. Igstadt), Hand (SV Wiesbaden), Mangesldorf (Borussia Genthin). - TRAINER: Peter Ickstadt (bisher Spvgg. 07 Hochheim). - SSAISONZIEL: Klassenerhalt. - MEISTERSCHAFTSFAVORITEN: FC Sportfr. Schwalbach, TSG Wörsdorf, SG Hünstetten, SG Frauenstein. - ZUSCHAUERERWARTUNG: 200.
HANS-DIETER PUTH
FRANZENSBAD/BAD SODEN. Von der hohen, stuckverzierten Decke hängt ein pompöser Leuchter, die Tische im Raum sind mit Blumen und tschechoslowakischen und deutschen Fähnchen dekoriert: Rund 140 Bad Sodener Gäste lauschen der Walzermusik des Franzensbader Kurorchesters, doch immer wieder werfen sie erwartungsvolle Blicke in Richtung Tür. Endlich: Neun erschöpfte Männer und Frauen laufen in den Kursaal ein. Die Sportler bringen das "Staffelholz", das sie abwechselnd über 356,5 Kilometer von Bad Soden nach Franzensbad getragen haben. Es birgt die Urkunde über die Verschwisterung der beiden Kurorte - es fehlen nur noch die Unterschriften der Bürgermeister.
Der böhmische Verwaltungschef Josef Stoger und sein hessischer Amtskollege Kurt Bender (CDU) besiegelten jetzt in der Tschechoslowakei noch einmal eine Verbindung, die bereits im vorigen Januar in Deutschland festgeschrieben worden war. Bei ihrem Gegenbesuch konnten die Sodener Bürger und Honoratioren sich von der Pracht des Kurbezirks ihrer - nach Rueil-Malmaison in Frankreich und Kitzbühl in Österreich - dritten Partnerstadt überzeugen. Pavel Stribrny, Museumsdirektor und von Franzensbader Seite treibende Kraft bei der mehr als zweijährigen Planung der Partnerschaft, brach te das Flair des 1793 gegründeten Kurbezirks beim Stadtrundgang auf den Punkt: "Man fühlt sich ins verträumte 19. Jahrhundert zurückversetzt." Ein Eindruck, der nicht zuletzt entsteht, weil die Straßen zwischen den ganz in gelb und weiß gehaltenen Kurkliniken für Autos tabu sind.
Mehr als 40 000 Patienten kommen jährlich nach Franzensbad, das mit etwa 6000 Einwohnern neben Marienbad und Karlsbad der "Zwerg" unter den böhmischen Kurorten ist. An den 24 Quellen, deren Wasser in seiner Zusammensetzung dem Bad Sodener ähnlich ist, suchen sie Heilung bei Frauenleiden und Herz- und Gefäßerkrankungen. Im Gegensatz zu Bad Soden werden die Kranken in Frántiskovy Lazne, wie Franzensbad auf tschechisch heißt, jedoch nicht ambulant, sondern stationär behandelt. Die Kliniken, die in der sozialistischen Ära im Staatsbesitz waren, sind vor wenigen Monaten in Aktiengesellschaften umgewandelt worden: "Volkskapitalismus" nennt Bürgermeister Stoger das System, bei dem "einfache Bürger Coupons aus dem Fonds erwerben können".
Nun gilt es, auch die Organisation des Kurbetriebs an die Gesetze der Marktwirtschaft anzupassen - erklärtes Ziel der Bad Sodener ist es, ihrer neuen Partnerstadt dabei nützliche Tips zu geben. Völlig neu sei es für die Franzensbader Kurdirektion zum Beispiel, "selber um die Gäste werben zu müssen", sagt Thomas Debus, Vorsitzender des Bad Sodener Ärztevereins. "Wir können keine Millionen bringen", betont Bürgermeister Bender, aber mit der "ideellen Hilfe" soll auch auf der Ebene der kommunalen Verwaltung nicht geknausert werden. Verwaltungsangestellte sollen eingeladen werden, und auch bei der Sanierung der Kanalisation, derzeit eines der größten Probleme in Franzensbad, soll das technische Know- how der Partnerstadt weiterhelfen. Hilfe angeboten Zwei Mitarbeiter des städtischen Bauhofs werden schon bald in Franzensbad Hand anlegen; sie sollen das Bad Sodener Gastgeschenk - einen Kanaldeckel, den die Wappen beider Städte zieren - fest im Boden verankern.
Die Partnerschaft soll jedoch, darin sind sich die Bürgermeister einig, nicht nur zwischen den Rathäusern bestehen: Ein Schüleraustausch mit der Sulzbacher Eichwaldschule ist im Gespräch, zudem sollen Ausstellungen von Künstlern in der jeweiligen Partnerstadt gezeigt werden; fest geplant ist ein Gastspiel von Bad Sodens Akkordeonverein im nächsten Juni.
Bisher jedoch gibt es zwischen den Bürgern der beiden Städte noch kaum Kontakte. Ein Austausch zwischen den Vereinen, der traditionell am Anfang einer Städtepartnerschaft steht, ist kaum möglich: "Bürgerinitiativen, Clubs und Vereine gibt es bei uns sehr wenige", sagt Museumsdirektor Stribrny, "es war doch alles staatlich organisiert." BARBARA HELFRICH
Nur eine ökonomisch (durch einschneidende Embargo-Strategien) und militärisch (durch Blauhelme plus schlagkräftige Streitkräfte) hocheffektiv und abschreckend wirkende UN-Friedensmacht der Vereinten Nationen kann das neuartige krebsartige Wuchern eines mit rüstungswirtschaftlichen und rivalisierenden politischen Herrschaftsinteressen sich verbindenden, hochtechnisierten Militarismus eindämmen und schließlich auslöschen - nicht nur in (Süd-)Osteuropa, sondern ähnlich auch in Afrika, Nahost, Indochina. (Die als brutale Polizeitruppe im Dienste der (Macht-)Besitzenden fungierenden Militärmaschinen in Südamerika, China etc. stellen ein besonderes Problem dar, das hier nicht erörtert werden kann.)
Sicher eine Widerspruch provozierende Behauptung aus dem Munde eines Friedensbewegten und Friedenforschers: daß nur eine zentrale Embargo- und Militärmacht der UN den weltweiten - und speziell den osteuropäischen - Militarismus beseitigen kann. Aber erstens ist dies - keineswegs ausreichende, aber unabdingbare - Befriedungskonzept sozialgeschichtlich gut belegt: Keine (sicher noch sehr relative) Zivilisierung, Befriedung irgendwelcher Regionen wurde je vollbracht ohne Entwaffnung, Entmilitarisierung vieler "Stämme" und "Stammeshäuptlinge" durch eine mächtigere Zentralmacht. Und zweitens besitzt allein die UN den qualitativ höheren friedensstiftenden Rang gegenüber allen bisherigen "Zentralmächten", nicht ihrerseits wieder infolge der Machtkonkurrenz mit anderen "Zentralmächten" neu-unfriedenstiftenden "imperialen" Militarismus hervorbringen zu müssen.
Aus diesem und allein aus diesem Grund sind alle regionalen militärischen "Sicherheits-Organisationen" als vorgebliche Garanten einer "Friedenserzwingung" prinzipiell abzulehnen - ganz besonders aber die NATO, welche genau diese Selbstrechtfertigungs-Ideologie des "peace enforcement" out of area, das heißt weit über den eigenen Verteidigungsbereich hinaus, geltend zu machen versucht. Wieso "ganz besonders" die NATO? Weil sie das Militärbündnis genau jener westlichen Industriestaaten ist, die sich seit 200 Jahren den übrigen Teil der Menschheit direkt oder indirekt (durch die von ihnen diktierten Austauschbedingungen) untertan gemacht haben. Sie genießt weltweit keinerlei Glaubwürdigkeit, und im Golfkrieg haben die NATO-Staaten sogar der Glaubwürdigkeit der Vereinten Nationen schweren Schaden zugefügt, da es den USA gelang, sie vor ihren Karren zu spannen.
Daher können die Vereinten Nationen zur obersten Welt-Autorität auch nur werden, wenn sie sich von der westlichen und vor allem von der US-amerikanischen Vorherrschaft befreit haben, das heißt durch Demokratisierung: Wenn alle Staaten gemäß ihrem Bevölkerungsanteil in der Menschheit Stimmrecht in der Vollversammlung haben, Minderheitenschutz gleichzeitig fest verankert ist, und wenn ein - ebenfalls demokratisierter - Sicherheitsrat einer sehr qualifizierten Mehrheit (zum Beispiel einer Vierfünftel- Mehrheit) bedarf, um einschneidende Embargo- oder gar Militärentscheidungen fällen zu können.
Ich verweise hier, was die erforderliche Demokratisierung der NATO betrifft, auf die detaillierten vorbildlichen Vorschläge, die eine SPD-Arbeitsgruppe im Frühjahr 1991 dem Bremer Parteitag der SPD als Vorbedingungen für die Bejahung eines deutschen Blauhelmeinsatzes vorgelegt hat - die SPD zeigte ein weiteres Mal ihre mangelnde Entschiedenheit in schicksalhaften politischen Grundsatzfragen, indem sie lediglich einen wesentlich schwächeren Text verabschiedete. Für die Friedensbewegung aber wird es um so mehr zu einer zentralen Zielsetzung, sich für eine Demokratisierung und einen wesentlichen Machtzuwachs der UN auf Kosten nationaler oder regionaler (NATO-)Militärsysteme einzusetzen. Die Frage ist freilich, ob dieses Ziel überhaupt erreichbar oder ob es eine Illusion ist. Als solche bezeichnete es der langjährige Vorsitzende des "Arbeitskreises Atomwaffenfreies Europa", der Philosoph Ernst Tugendhat.
Ernst Tugendhat leugnete 1987, noch ganz im Banne der Supermacht-Konkurrenz USA-UdSSR, die realistische Denkmöglichkeit eines friedenstiftenden "Weltstaats", obwohl er langfristig vielleicht der einzige Schutz gegen eine Selbstzerstörung der Menschheit sei: Da die meisten Menschen, nicht zuletzt die Machteliten, jedoch "nicht in der Lage (sind), die langfristigen kollektiven Interessen zu berücksichtigen, wenn ihnen kurzfristige Interessen widersprechen", und da die Staaten zur Verwirklichung eines "Weltstaats", sprich einer UN-Friedensmacht, kurzfristig Machtpositionen abgeben müßten, bleibe dieser "unwahrscheinlich" - es sei denn, eine Weltmacht setze ihn mit einem vernichtenden Krieg durch: "Der einzig denkbare Versuch, einen Weltstaat zu realisieren, bewirkt also gerade das, was der Weltstaat verhindern sollte."
Die negative Dialektik scheint plausibel, zum Glück aber leidet sie aufgrund der soziologischen Übervereinfachung, die allen solchen klar scheinenden logischen Gedankenschritten eigen ist, an einem möglichen Trugschluß: Staaten sind nicht gleich Staaten, und "langfristiges" Interesse kann zum "kurzfristigen" werden.
Viele kleinere und mittlere Staaten sind, wie die Geschichte zeigt, sehr wohl bereit, (Militär-)Macht, ja erhebliche Elemente ihres Gewaltmonopols an eine föderale Zentrale abzugeben, wenn die von Großstaaten oder von der allgemeinen Anarchi - Krieg aller gegen alle - ausgehende Existenzbedrohung greifbar naherückt. Und wenn die Staatengemeinschaft und ihre Militärparade nicht mehr (wie noch zur Zeit des Vortrags von Ernst Tugendhat) als zwei Gravitationsfelder, wie Eisenspäne und die beiden Enden eines Magnets, auf zwei um die Weltmacht konkurrierende Supermächte fixiert sind, sondern nur noch eine Supermacht existiert, deren Führungsrolle in jeder Hinsicht fragwürdiger wird, so könnte auch das kurzfristige Interesse der Staatengemeinschaft schnell wachsen, angesichts zunehmend selbstzerstörerisch sich entwickelnder Weltverhältnisse eine handlungsfähige staatliche Welt-Autorität zu schaffen anstelle der jetzigen ohnmächtigen Vereinten Nationen.
Und die zur Zeit noch - im Sicherheitsrat - privilegierten Staaten: Frankreich, England, Rußland(!), China und vor allem die USA würden ihre Vorrechte kaum aufrechterhalten können, wenn die große Mehrheit der Staaten eine demokratisierte und auf hochgradiger Konsensbildung - siehe oben - basierende Entscheidungsstruktur der UN, also deren grundlegende Reform einfordern würde. So könnte, der Not gehorchend, sehr wohl ein Weltstaat, als friedenssichernder Staatenbund oder Bundesstaat, objektiv real möglich werden. Die Einwände Tugendhats gegen den Realitätsgehalt der Utopie eines friedenstiftenden Welt-Staatenbundes würden dann obsolet. (So schnell ändert Geschichte oft, kaum vorhersehbar, die wie ehern erscheinenden Grund-Annahmen der Politischen Philosophie.)
Es könnte sich in wenigen Jahren und Jahrzehnten erweisen, daß die Chaoskräfte in einem solchen Ausmaß die politischen Systeme der heutigen Nationalstaaten erschüttern, daß die heute vielen noch utopisch erscheinende Forderung nach sehr machtvollen Eingriffsmöglichkeiten von UN-Autoritäten unmittelbar zur "Tagesfrage", zur akuten Überlebensfrage werden. Denn es geht nicht nur um
- die Schwel- und Flächenbrände der ethnisch-sozialen (Bürger-)Kriege und ihre Folgen, die jegliche sozio-ökonomische Stabilität bedrohenden Flüchtlings-Völkerwanderungen, sondern auch um
- die strukturelle Kriminalität des nationalstaatlich nicht einzudämmenden internationalen Waffenhandels, der diese Kriegsschrecken erst ermöglicht; - weiterhin aber auch um
- die ökologische Selbstzerstörung der Menschheit: ihr Krieg gegen die Natur, sowie um
- die durch Kapitalismus und endogene Politikunfähigkeit (vor allem: mangelnde Bevölkerungspolitik) erzeugte Massenarmut. Und nicht zuletzt droht
- die generelle Kriminalisierung und Dehumanisierung der internationalen sozio-ökonomischen Beziehungen (organisiertes Verbrechen; insbesondere Drogenhandel).
All diese schon existierende oder sich entwickelnden Menschheitskatastrophen kann keine nationale Regierung aufhalten, - schon gar nicht ein "peace enforcement" der NATO. Nicht idealistische Utopien, sondern die katastrophalen, selbstmörderischen Entwicklungen der Menschheit sind es, die nach einer UN als Weltfriedensmacht schreien.
Nun hat der Ausgang des Kuwait-Konflikts, der Golf-Krieg, gezeigt und zeigt sich von Tag zu Tag mehr angesichts der zunehmenden Selbstzerstörung Jugoslawiens, daß militärisches Eingreifen der UN (oder von wem auch immer), nur in seltenen Fällen und als "ultima ratio" friedenstiftend sein kann. Daher sollten Friedenspolitik und die Friedensbewegung mit Nachdruck Stellung beziehen gegen die Überbetonung der notwendigen militärischen Stärkung der UN.
Bedeutend wirksamer, weniger zerstörerisch, daher politisch wichtiger als die Stärkung und Effektivierung der UN- Autorität im Interesse ökonomischer Straf- und Embargo-Maßnahmen: Die - allerdings militärisch zu sichernde - Verhinderung von Aus- und Einfuhren (speziell: von Öl und Waffen!), die Sperrung von Auslandskonten und Krediten sowie des Kapitaltransfers - eine stufenweise zu radikaliserende Blockadepolitik trifft unvermeidlicherweise zwar auch die Bevölkerung, aber sie trifft mittelfristig weitaus wirksamer als alle anderen denkbaren Maßnahmen gerade die ökonomischen, politischen und militärischen Machteliten, die von den eben genannten unmenschlichen Politikformen profitieren beziehungsweise ihre Machterhaltung erhoffen.
Erinnert sei nur an Südafrika: Niemand hätte noch vor wenigen Jahren die Aufgabe der Apartheit-Politik seitens einer Mehrheit der herrschenden weißen Bevölkerung zu prognostizieren gewagt, und es steht fest, das der zunehmende ökonomische Niedergang Südafrikas infolge der - ja keineswegs radikalen - ökonomischen Boykottpolitik wichtiger Länder und der mangelnden Investitionsbereitschaft vieler Konzerne dabei eine entscheidende Rolle gespielt hat.
Keine politisch-ökonomisch-militärische Machtelite eines Landes kann sich in unseren ökonomisch verflochtenen, von Rohstoffen und Handel abhängigen Gesellschaften lange an der Macht halten, wenn ihr die wirtschaftlichen Verbindungswege nach außen verläßlich gesperrt werden. Was aber militärische Einsätze betrifft, so kann ich im Rahmen dieses Beitrags nur drei Essentials formulieren: Erstens sollten militärische UN-Kräfte, die den Namen des peace enforcement verdienen, primär dazu dienen, mit glaubwürdiger Interventionsmacht beschlossene Wirtschaftssanktionen - insbesondere Ein- und Ausfuhrverbote - auch tatsächlich durchzusetzen, also die Handelswege wirksam kontrollieren. (Gegenwärtig lesen wir täglich von Geschäftsleuten, die die Wirtschaftsblockade gegen Serbien erfolgreich zu durchbrechen verstehen!) Zweitens können direkte militärische UN-Aktionen wahrscheinlich nur entweder durch Blitzaktionen gegen diktatorische Machtübernahmen (Putsche) demokratische und rechtsstaatliche Strukturen retten (ein wegen der notwendigerweise langatmigen UN-Entscheidungsprozesse eher unwahrscheinlicher Fall) - oder gegen holocaust-artige beziehungsweise anarchische, von "Milizen" ausgeübte, der politischen Führung entglittene Kriegsverbrechen, wie wir sie derzeit in Jugoslawien erleben, durch lediglich "chirurgische" Eingriffe intervenieren (also durch Zerstörung von Waffenfabriken, Depots, Flugplätzen, schweren Waffen etc., nicht aber durch unter Umständen endlose, die Kriegshandlungen eher vervielfältigende Einmischung in die - oft guerillaartigen - Kampfhandlungen vor Ort. Lebenswichtig dagegen kann ihr Einsatz zur kurzfristigen Versorgung der Zivilbevölkerung mit dem zum Überleben Notwendigsten sein - durch bloßen Blaumhelmeinsatz ist dies offensichtlich nicht zu garantieren. Drittens muß es bei dem Grundsatz bleiben, über den in der Bundesrepublik zwar - noch - weitgehende Übereinstimmung besteht, der aber durch Aktionen in der Grauzone - Entsendung deutscher Kriegsschiffe in die Adria zur "Beobachtung" der Einhaltung des Wirtschaftsboykotts gegen Serbien! - und durch scharfmacherische Äußerungen im CDU-Lager in Frage gestellt zu werden beginnt: daß aufgrund der schweren Hypothek militärischer Verbrechen, die Deutschland im 1. und 2. Weltkrieg auf sich geladen hat, deutsche Beiträge im Rahmen friedenserhaltender Aktionen der UN auf absehbare Zeit keine militärischen sein dürfen.
Fritz Vilmar, Berliner Politikwissen- schaftler (FU) und Vorsitzender des "Arbeitskreises Atomwaffenfreies Europa", wird eine erweiterte Fassung dieses Textes im Herbst dieses Jahres in einem Sammelband (Peter Krase- mann: Der Krieg - ein Alltags- und Kulturphänomen; Aufbau-Taschen- buch) veröffentlichen.
Das Zeitalter der Twiggies ist längst vorbei, und die hängenden Obstgärten eines Russ Meyer konnten sich mangels geistigen Inhalts nicht so recht durchsetzen. "In" sind seit einigen Jahren Frauen mit alltäglicher Statur, Hirn, Charme und einem gewissem Maß an Gerissenheit. Die üppige Marianne Sägebrecht spielt in "Out of Rosenheim" eine echte Rosenheimerin, die es von den satten Matten und mildblickenden Milchkühen ihrer Heimat aus ungeklärten Umständen in die braune Kargheit des amerikanischen Westens verschlagen hat.
Regisseur Percy Adlon erzählt in seinem vielgelobten schrägen Film mit Witz und Tücke von den skurrilen Situationen zwischen Männern und Frauen, Heimischen und Unheimischen, Jung und Alt, Groß und Klein.
Das Werkstatt-Kino "Mal Sehn" in der Adlerflychtstraße 6, Telefon 5970845, zeigt diese Woche täglich um 19.45 Uhr die selten zu sehende, aber lohnende Originalfassung mit deutschen Untertiteln. M.R.
SACHSENHAUSEN. Am Sonntag um kurz nach elf Uhr war das Sommerfest des Kleingärtnervereins Ziegelhütte erst einmal zu Ende: Ein heftiges Gewitter unterbrach den Gesangsvortrag des Winkelmann'schen Männerchores aus dem Dornbusch abrupt, der mit mehrstimmig vorgetragenen Liedern die Kleingärtner unterhalten hatte. Fluchtartig mußten auch die anderen Gäste die Bänke vor dem Vereinshaus verlassen und sich in die kleine Hütte auf dem Vereinsgelände am Ziegelhüttenweg 175 zurückziehen. Die Entschädigung kam jedoch pünktlich: Kaum war der Regenguß vorbei, lieferte der Metzger den bestellten Prager Schinken mit Kartoffelsalat für das gemeinsame Mittagessen. Der Alleinunterhalter Armin Keppler untermalte das anschließende Kaffeetrinken, mit dem das Sommerfest der Schrebergärtner langsam ausklang.
Begonnen hatte das Fest bereits am Samstag mit einem kleinen Kinderfest. Ein Musikclown sorgte für die Unterhaltung der Kleinen, die ihren Spaß auch nach dem Einbruch der Dunkelheit bei einem Lampionumzug hatten.
Die Erwachsenen hatten ebenfalls ihre Freude: Die Sektbar im Werkzeugschuppen des Kleingärtnervereins war ab 18 Uhr geöffnet, und der Alleinunterhalter Joachim Danhardt unterhielt seine Gäste mit allerlei bekannten Evergreens.
Selbstverständlich war auch mit Bierausschank und Grill für das leibliche Wohl der Kleingärtner und ihrer Gäste gesorgt worden. "Es waren immerhin so zwischen 300 und 400 Gäste da", stellte der Zweite Vorsitzende des Vereins, Wolfgang Mathes, zufrieden fest.
124 Gärten sind auf der Anlage am Ziegelhüttenweg zu finden, die 1924 eingerichtet worden ist. Der Bestand der Gärten ist bis über das Jahr 2000 hinaus durch einen Pachtvertrag mit der Stadt Frankfurt gesichert. "Unsere Gärten liegen in der Frischluftschneise für Sachsenhausen, daher sind wir auch Teil des Grüngürtels", erläuterte Mathes die Lage des Vereinsgeländes.
Acht Mitglieder des Vereins sind zur Zeit als "gartensuchend" gemeldet. Für sie wird es am Ende des Jahres eine Möglichkeit geben, einen eigenen Garten zu erhalten, denn dann geben erfahrungsgemäß einige ältere Gartenfreunde zumeist aus gesundheitlichen Gründen ihren Schrebergarten auf. Zwischen 300 und 400 Mark müssen je nach Größe des Grundstücks im Jahr inklusive Wassergeld und Versicherung bezahlt werden. "Das ist immer noch ziemlich günstig", meinte Wolfgang Mathes zu den Kosten. "Getränke gehen allerdings extra", lachte er zusammen mit seinen Vereinsbrüdern.
Der Wassernotstand bedrückt die Schrebergärtner noch nicht. Zwar ist es offiziell verboten, die Pflanzen zwischen 10 und 16 Uhr zu gießen, und der Rasen darf überhaupt nicht mehr gesprengt werden, doch 120 Gärtner haben mittlerweile Tonnen aufgestellt, in denen sie Regenwasser auffangen können. Andererseits ist die Periode der strengen Trokkenheit schon vorüber, so hoffen zumindest die Besitzer der Gärten. "Wenn es alle zwei Tage ein bißchen regnet, dann brauchen wir uns keine Sorgen zu machen", stellte Wolfgang Mathes fest.
Zur Förderung des Vereinslebens haben die Kleingärtner mehrere regelmäßige Treffen eingerichtet: Alle 14 Tage treffen sie sich sonntags zu einem "Kleingärtnertreff", bei dem die wichtigsten Ereignisse eines Gartenjahres wie Baumschnitt besprochen und vorbereitet werden. Ein "Babbeltreff" speziell für die Senioren unter den Gartenfreunden gibt es ebenfalls: Jeden zweiten Donnerstag im Monat treffen sie sich von 15 bis 19.30 Uhr.
Schon ausgebucht ist allerdings die Reise in den Bayerischen Wald, die der Ehrenvorsitzende Erwin Brehm im Oktober organisiert hat. Für alle, die zu Hause bleiben müssen, gibt es jedoch einen Trost: Am Samstag, 3. Oktober, feiern die Schrebergärtner im Vereinshaus das Erntedank- und Herbstfest wiederum im großen Stil. kan
OFFENBACH. Für Dr. Erich Riedl, parlamentarischer Staatsekretär im Bundeswirtschaftsministerium, ist völlig klar: Ötzi's Ausrüstung müßte eigentlich ins Deutsche Leder- und Schuhmuseum zu Offenbach. Seine Ledertasche aus feingegerbtem Hirschleder, seine grasgeplosterten Lederschuhe, sein Köcher seien auch nach 5000jähriger Konservierung im Similaun-Gletscher "noch in sehr ordentlichem Zustand", sagte der Politiker. Ein Beweis dafür, daß auch nach 5000 Jahren Geschichte, Ledererzeugnisse für den Menschen immer noch unverzichtbar seien. Allerdings "haben heute nur Produkte mit hervorragendem Design und mit hervorragender Qualität noch eine Chance auf den übersättigten Konsummärkten."
Bei der zweiten Verleihung des von ihm angeregten "Deutschen Lederwarenpreises" fragte der CSU-Politiker die erlauchte Festversammlung im Showroom der Messehallen: "Stellen Sie sich das nur einmal vor: einen Tag ohne Geldbörse, ohne Brieftasche, ohne Schlüssenanhänger, ohne Uhrenarmband, eine Reise ohne entsprechenden Koffer, ein Manager ohne Aktentasche...? "
33 Firmen mit über hundert Einsendungen haben sich um den "Deutschen Lederwarenpreis 1992" beworben. Der Preis, bei dem es nur um die Ehre und nicht ums Geld geht, soll die Produzenten beflügeln, verstärkt ein geschmackvolles und umsatzförderndes Design zu entwickeln.
Für die Produktgruppe Handtaschen erhielt die Mühlheimer "Dey desing, Werkstätten für modische Lederwaren GmbH & co" und der Designer Rolf Dey die Auszeichnung. In der Produktgruppe Galanteriewaren bekam die Designerin Gina Lage und der Hanauer Hersteller Hans-Joachim Lehmann den Preis für einen Kosmetikkoffer, der sich blitzschnell in eine kleine Schminkkonsole umwandeln läßt. Den Reisegepäckpreis erkannte die Jury dem Ulmer Design- und Hersteller-Team von der Grebenstein GmbH zu. In der Produktgruppe Kleinlederwaren-Mappen-Attachés wurde die oberfränkische Lederwarenfabrik Bodenschatz ausgezeichnet.
Dr. Riedl machte den rund 400 Ausstellern auf der 94. Internationalen Lederwarenmesse Mut. Die Konjunktur sei besser als ihr Ruf: "Das allgemeine Gejammere mache ich nicht mit. Weder Bundesminister Möllemann noch ich teilen den hier und dort aufkommenden Pessimismus über die weitere wirtschaftliche Entwicklung, auch wenn die zur Zeit vorhandenen Risiken nicht verniedlicht werden können und sollten."
Oberbürgermeister Wolfgang Reuter erinnerte den Staatssekretär flugs an die Finanzprobleme der Kommunen im allgemeinen und der Stadt Offenbach im besonderen. Er appellierten an den bayerischen Gast aus Bonn, sich bei den Haushaltsberatungen von Bundesregierung und Bundestag für höhere Zuschüsse für das Ledermuseum einzusetzen.
Da lobte der frühere Präsident von München 1860 zunächst die Offenbacher Kickers als berühmte Repräsentanten des runden Leders und sagte: "Auch bis heute konnte die Stadt Offenbach ihren Ruf als Lederstadt national und international bewahren. Die Stadt muß sich heute den vielfältigen Problemen einer modernen Großstadt stellen." Sie müsse ihre allgemeine Struktur verbessern, neue Gewerbe vor allem im Dienstleistungsbereich ansiedeln.
"Dies alles erfordert enorme finanzielle Anstrengungen, radikale Einsparungen auf der einen Seite, neue finanzielle Prioritäten auf der anderen", sagte der Wirtschaftsexperte Dr. Riedl und schaute sich dann, begleitet von einem Prominenten-troß, auf der Messe um.
Erstmals vertreten in den Messehallen sind marokkanische und ägyptische Lederwarenhersteller. Die Entwicklungshilfe-Gesellschaft der Bundesregierung, die "Deutsche Gesellschaft für technische Zusammnenarbeit" (GTZ) hat sie eingeladen, wie vor Jahren die Inder, die mittlerweile Stammgäste in Offenbach geworden sind. Reger Andrang herrschte an den ersten beiden Messetagen. Ein Aussteller sagte allerdings: "Da sind viele Seh-Leute dabei." lz
KALBACH. Neue Wohngebiete, neue Industrie und neue Straßen - der Frankfurter Norden verändert sich. Auch in Kalbach passiert einiges. Allein drei Neubaugegenden werden in dem dörflichen Stadtteil entstehen. Das ruft auch den FVV auf den Plan. Das öffentliche Verkehrsnetz im Norden soll ausgebaut werden. Das entsprechende Konzept werden Vertreter des FVV auf der Sitzung des Ortsbeirats 12 (Kalbach) am morgigen Freitag, 28. August, vorstellen. Die Stadtteilpolitiker tagen um 20 Uhr im Bürgertreff Kalbach, Am Weißkirchener Berg 3.
Betrachtet der Magistrat die Ortsbeiräte als lästige, querulatorische Bittsteller? Den Eindruck hat jedenfalls die CDU in Kalbach. Die Christdemokraten beschweren sich über einen Magistratsbericht vom Juli. Darin geht es um die Pläne für die Freifläche zwischen den Liegenschaften Kalbacher Hauptstraße 6 und 6 b.
Die Stadt habe die Wünsche der Stadtteilpolitiker ignoriert, beschweren sich die Konservativen. Der Grund: Im März hatte der Magistrat die ersten Pläne dem Ortsbeirat vorgestellt. Die CDU forderte daraufhin, Parkplätze auf der Freifläche zu errichten. Doch das Dezernat des Oberbürgermeisters lehnt jetzt ab undverweist auf den Bericht vom März. Denn den hat die Stadtverordnetenversammlung schon im Juni abgesegnet. cob
FRANKFURTER BERG. "Ein neuer Stadtteil" soll zwischen Preungesheim und Bonames entstehen, wenn die letzten US-Soldaten die "Drake"- und die "Edwards"-Kaserne am Frankfurter Berg geräumt haben. Derzeit verhandelt der rot- grüne Magistrat mit dem Bundesvermögensamt über den Kauf des 25 Hektar großen Areals an der Homburger Landstraße. Schon jetzt aber gibt es Pläne für den Frankfurter Berg: Die fünf Entwürfe aus dem städtebaulichen Ideenwettbewerb stellt die Stadtteil-Rundschau vor.
Ähnlich wie dem Wettbewerbssieger "WerkStadt" (die Stadtteil-Rundschau berichtete vergangene Woche) schwebt auch dem Darmstädter Architekten Uwe Laske ein neues Ortszentrum gegenüber der katholischen Dreifaltigkeitsgemeinde vor. Ein kleiner Platz soll hinter dem großen Gebäude der Edwards-Kaserne entstehen - gesäumt von Arkaden und einem Bürgertreff sowie von verschiedenen Läden und einem Hotel.
An der Kreuzung Homburger Landstraße/Berkersheimer Weg will Laske mehrere parallel zueinander verlaufende Wohngebäude errichten. Weiter östlich soll sich eine kreisförmige Altenwohnanlage mit großem Innenhof anschließen. Das Wohnheim und das neue Zentrum umrahmen eine große Grünfläche, die im Süden von einer der beiden Kindertagesstätten begrenzt werden soll.
Zwischen der KT und dem Gewerbegebiet August-Schanz-Straße sollen auf dieser Seite der Homburger Landstraße noch drei quaderförmige Wohnhäuser entstehen, in denen ein Teil der insgesamt 1500 Wohnungen integriert werden.
Die meisten Wohnungen aber sollten nach Ansicht von Laske im Westen der heutigen Drake-Kaserne entstehen. Ein extrem langes, leicht gewölbtes Gebäude soll die parallel angeordneten Wohnhäuser miteinander verbinden - zwischen den Zacken dieses "Kamms" will der Architekt weiträumige Grünflächen belassen. Östlich schmiegt sich ein schmaler Park an den Gebäudebogen, der auf der anderen Seite von drei quadratischen Blockbauten begrenzt wird. Den Abschluß zur Homburger Landstraße sollten vier Verwaltungsgebäude bilden.
Einen Großteil der notwendigen Infrastruktur möchte Laske - wie auch das "WerkStadt"-Duo - in unmittelbarer Nachbarschaft der Dreifaltigkeitsgemeinde unterbringen: Dort ist seiner Ansicht nach Platz für die dreizügige Grundschule, für die zweite Tagesstätte sowie für ein Kinderhaus.
Dem Darmstädter Architekten gelang es schließlich auch, die vom Bund geforderten Einrichtungen für den Bundesgrenzschutz (BGS) und die Zollbehörde sinnvoll in sein Konzept zu integrieren: Um eine Gettoisierung zu vermeiden, will Laske den BGS im Süd-Westen und den Zoll im Nord-Osten des Frankfurter Bergs unterbringen. Ein durchaus gelungener Entwurf, fand die Jury um Planungsdezernent Martin Wentz. Dennoch reichte es nur zu Platz zwei. ind
GRIESHEIM. Sozialdezernent Martin Berg (SPD) war "vor Ort" in Griesheim, wollte sich über die aktuellen Schwierigkeiten im Stadtteil informieren. Fünf "Brennpunkte" hatte der Dezernent auf dem Programm, darunter den geplanten Spielplatz in der Kiefernstraße, den Mädchentreff in der Alten Falterstraße und das Jugendbüro in der Linkstraße.
Erste Station des Dezernenten, der von einer kleinen Schar von Amtsleitern und Stadtverordneten begleitet wurde, war die Lärchenstraße 46. Hier soll ein Hotel für 80 Gäste errichtet werden. Für beträchtliche Unruhe im Stadtteil hatte die Bereitschaft des Sozialdezernates ausgelöst, mit dem Investor darüber zu verhandeln, ob die Sozialverwaltung dort langfristige Belegungsrechte bekommen kann. Verschiedene Anwohner befürchteten, das Sozialdezernat wolle in dem Gebäude Asylsuchende unterbringen. In diesem Zusammenhang warnte der Stadtverordnete Dieter Bürger (SPD) den Dezernten vor einer "weiteren Verdichtung der sozialen Brennpunkte in Griesheim".
Sozialdezernent Berg versprach daraufhin: "Wir werden eine vernünftig gemischte Belegung sicherstellen." Helmut Jäger (CDU), Griesheimer Mitglied im Ortsbeirat 6, regte an, den Investor dazu zu bringen, an dieser Stelle ein dringend benötigtes Altenwohnheim zu bauen. Wenig erfreulich war der Anlaß des Berg- Besuches bei den Grundstücken hinter der Kastanienstraße 12-14.
Auf dem rund 3200 Quadratmeter großen Areal sollte ursprünglich die Sozialstation Griesheim entstehen. Aber: "Der Eigentümer ist nicht mehr bereit, das Grundstück für diesen Zweck herzugeben. Die Sozialstation ist gestorben an dieser Stelle", meinte der Sozialdezernent. Referent Roland Frischkorn war von der Seriosität des Eigentümers ohnehin nicht mehr überzeugt: "Ich habe ihn vier Monate lang angeschrieben - Null Reaktion." Optimismus herrschte an der Kieferstraße: Der Spielplatz zwischen den Häuserzeilen 13-23 soll noch in diesem Jahr fertiggestellt werden.
In einer Gemeinschaftsaktion hatten der Internationale Bund für Sozialarbeit (IB), die Wohnheim GmbH, die Werkstatt Frankfurt und das Berufsbildungszentrum des Arbeitsamtes rund 500 000 Mark bereitgestellt und die Spielfläche geplant. Arbeitslosen Jugendlichen sollte dabei die Möglichkeit zur beruflichen Qualifizierung gegeben werden. Einsprüche der Feuerwehr hatten das Projekt mehr als ein Jahr verzögert. Sie forderte Zufahrten, um im Brandfall jede einzelne Wohnung mit Leitern erreichen zu können. "Jetzt werden wir einen erneuten Anlauf unternehmen - auch wenn es schwerfällt", erklärte Sylvia Schott, Einrichtungsleiterin beim IB.
Judith Müller heißt die Mitarbeiterin des IB, die den neuen Mädchentreff in der Alten Falterstraße 26 betreut. Sie will nun zusammen mit fünf Jugendlichen die Räume der ehemaligen Bäckerei und einer Fleischerei umbauen. Rund 260 Quadratmeter werden den Mädchen ab Anfang 1993 für Gruppenabende, Hausaufgabenhilfen oder Beratungen zur Verfügung stehen. "Diese Einrichtung ist nicht erst in Betrieb, wenn alles nach Schokoladenseite aussieht", sagte der Sozialdezernent. Das Konzept sieht vor, daß die späteren Benutzerinnen bei den Umbauarbeiten selbst Hand anlegen. "Das soll dazu führen, daß sie das als Ihr Haus betrachten und es auch so behandeln", drückte Berg seine Hoffnungen aus.
Letzte Station war das Jugendbüro in der Linkstraße 39. Hier erläuterte Volker Rapp die Probleme der "Streetworker" des IB, die hier ein Büro mit Anlaufstelle unterhalten. Sie wollen zu den Jugendcliquen, die sich aus den Jugendeinrichtungen "ausgeklinkt" haben, wieder einen Kontakt herstellen. "Die Akzeptanz ist ziemlich hoch." Rapp bedankte sich bei der Stadt, die mit einem Zuschuß die Ferienspiele ermöglicht habe: "Wir wollen nicht an einer Stelle alles, sondern an vielen Stellen manches machen." kan
NIEDERRAD. Für den Anwohner Hans Kremer ist die Heinrich-Hoffmann-Straße die "überfordertste Straße Niederrads". Drastisch beschrieb er während der Bürgerfragestunde in der jüngsten Sitzung des Ortsbeirates 5 (Sachsenhausen, Oberrad, Niederrad) die Situation auf der rund 500 Meter langen Sackgasse zwischen dem Max-Planck-Institut für Hirnforschung und dem Zentrum für Psychiatrie: Es gebe dort keinerlei Geschwindigkeitsbeschränkung, rund tausend Autos würden täglich dort ein- und ausfahren und alle Bürgersteige seien zugeparkt. Besonders schlimm: Die Rollstuhlfahrer könnten die Orthopädische Klinik am Ende der Straße häufig nicht mehr erreichen. "Ein ganz großes Chaos", zog er Bilanz. Kremer bat den Ortsbeirat, für Abhilfe zu sorgen.
Den Stadtteil-Parlamentariern war das Problem bereits gut bekannt. Schon 1991 hatten sie mit einem einstimmigen Beschluß den Magistrat beauftragt, sicherzustellen, daß die Rollstuhlfahrer wenigstens auf einer Fahrbahnseite "freie Fahrt" vorfinden würden. Doch geändert hat sich bis heute nichts.
Immerhin: Der Magistrat war der Aufforderung des Ortsbeirates zunächst nachgekommen und hatte am 23. Dezember 1991 das Straßenbauamt beauftragt, geordnetes Parken sowohl in der Heinrich-Hoffmann-Straße als auch in der angrenzenden Marienburgstraße sicherzustellen. Dies bestätigte der für Niederrad zuständige Sachbearbeiter im Ordnungsamt, Karl-Heinz Ohl, auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau.
Doch der Auftrag des Magistrates ist offenbar in der Verwaltung "hängengeblieben": Bei einer Ortsbesichtigung am 28. Januar 1992 ist nach Auskunft Ohls beschlossen worden, den südlichen Gehweg der Heinrich-Hoffmann-Straße und den westlichen Gehweg der Marienburgstraße mit Pollern gegen den Autoverkehr abzuschirmen und zudem ein absolutes Halteverbot einzurichten. Doch alle üblichen Bearbeitungsfristen sind verstrichen: "Bis jetzt haben wir von dem Vorgang hier nichts mehr gehört", sagte Ohl und schob den "Schwarzen Peter" weiter in Richtung Straßenbauamt.
Und dort wird er erst mal weitergereicht: Der stellvertretende Leiter des Straßenbauamtes, Otto-Heinrich Brandau, erklärt die Untätigkeit seiner Behörde so: "Wir brauchen erst eine straßenbehördliche Anordnung vom Ordnungsamt. Vorher können wir nichts tun." Brandau will sich jetzt mit der Frankfurter Ordnungsbehörde in dieser Sache in Verbindung setzen.
Zusätzlich gebe es einen Versorgungsengpaß: In der Innenstadt seien fast alle Poller verbraucht worden. Die Stadt verfüge zur Zeit nur noch über "klitzekleine Restbestände". Das Vergabeverfahren für die als "Wallmänner" bekannten Hindernisse laufe noch. Einen genauen Termin für den Beginn der Umbaumaßnahmen auf der Heinrich-Hoffmann- und der Marienburgstraße wollte Brandau deshalb nicht angeben. Doch sobald die Poller geliefert seien, könne "weitergepollert" werden. "Das wird dann sehr schnell umgesetzt", verspricht Brandau. kan
SACHSENHAUSEN. Der Bau der neuen Kindertagesstätte Sachsenhausen-Süd macht Fortschritte: Dieser Tage konnte im Grethenweg das Richtfest gefeiert werden. Im Herbst 1993 soll das Haus, das der Architekt als "begehbares Spielzeug" konzipierte und das 60 Kindergarten- und 40 Hortkindern Platz bietet, in Betrieb genommen werden. Rund 8,5 Millionen Mark werden dann verbaut sein. Die Kindertagesstätte bleibt jedoch kein Unikat: Um Planungskosten zu sparen, soll der Entwurf in Sindlingen ein zweites Mal realisiert werden.
"Ich glaube, das Gebäude wird eine Bereicherung für Sachsenhausen sein - die Farben sind sehr mutig", rief Baudezernent Hanskarl Protzmann (SPD) auf dem Richtfest der Kindertagesstätte (Kita) Sachsenhausen-Süd am Grethenweg dem Architekten Michael Kleinert zu. Sein Modell der Einrichtung war an allen vier Ecken in einem anderen Farbton gestrichen und diese Farben leuchteten in kräftigen Spielzeugfarben - sicherlich nicht jedermanns Geschmack.
Doch noch präsentiert sich das Gebäude im Rohbau ohne die farbige Außenhaut. An eine "moderne mittelalterliche Burg" fühlte sich die Schuldezernentin Jutta Ebeling (Grüne) durch die vier Türmchen an den Außenkanten erinnert. Sie hatte den Bau im Winter 1991 mit dem ersten Spatenstich begonnen.
Bereits im März 1993 soll die Kita auf dem ehemaligen Brauereigelände zwischen der Darmstädter Landstraße und dem Grethenweg fertiggestellt sein. Dann müssen noch Spielgeräte und andere Ausstattungen beschafft werden. Den Betrieb soll sie nach den Sommerferien 1993 aufnehmen. Damit diese Termine tatsächlich eingehalten werden, hatte sich die Stadt entschlossen, mit einem Generalunternehmer zu arbeiten. Er übernimmt die Garantie für die Fristen und - ganz wichtig - die Einhaltung der Kosten.
Die gesamte Anlage kostet voraussichtlich rund 8,5 Millionen Mark und wird 60 Kindergarten- und 40 Hortkindern auf zwei Stockwerken Platz bieten. Zusätzlich kann auf der Dachterrasse gespielt werden, die zum Schutz vor der Witterung mit leichten Wänden versehen wurde. Besonders gut gelungen ist nach Ansicht des Baudezernenten die Küche. Dort kann gekocht und gegessen werden, ohne daß das Spiel der anderen Kindergruppen gestört wird, denn die Küche verfügt über einen eigenen Eingang. Mit Hilfe eines kleinen Aufzuges kann das Fortsetzung auf Seite 7
SACHSENHAUSEN. Die Anwohner der Straße "Auf dem Mühlberg" klagen in den vergangenen Wochen über zunehmende Belastungen durch Autoverkehr. Jetzt hat sich die SPD-Fraktion im Ortsbeirat 5 (Sachsenhausen, Niederrad, Oberrad) den Beschwerden der Anlieger zwischen Lettigkautweg und Offenbacher Landstraße angenommen: Sie will mit einer Anfrage an den Magistrat klären lassen, ob "Auf dem Mühlberg" versuchsweise zur Einbahnstraße erklärt werden kann und welche Möglichkeiten bestehen, die Anwohner bevorzugt mit Parkraum zu versorgen. Darüber hinaus will der Ortsbeirat wissen, ob in der Straße schon einmal eine Verkehrszählung durchgeführt wurde.
"Früher war das eine ruhige Straße, das hat sich sehr geändert", sagte eine Anwohnerin, die nicht genannt werden wollte, der Stadtteil-Rundschau. Außerdem würde "ziemlich gerast". Ortsvorsteher Edmund Löffler bestätigte die Angaben: "Es stellt sich heraus, daß das Gäßchen zunehmend als Schleichweg genutzt wird, um die Offenbacher Landstraße zu umgehen." Die Straße dient weiterhin dem Mühlberg-Krankenhaus als Zufahrt. An den Wochenenden kommen die Besucher der Herz-Marien-Kirche hinzu: Dort gibt es seit etwa einem halben Jahr eine polnische Gemeinde. Deren Mitglieder kommen zumeist mit dem Auto aus dem gesamten Rhein-Main-Gebiet und parken in der engen Straße.
Gestiegen ist die Parkplatznot aber vor allem an den Wochentagen. Seit der Eröffnung der S-Bahn-Station Mühlberg machen sich die Pendler auf dem Sträßchen breit: "Es sind mehrere tausend Autos, die da reindrängeln", sagte Gerhard Kadelbach, Fraktionsvorsitzender der SPD. Dadurch entstehe zusätzlich eine Menge "lästiger Parksuchverkehr".
Der Ortsbeirat wird sich in seiner Sitzung am Freitag, 4. September, mit den Parkplatzproblemen an der neuen S- Bahn-Haltestelle beschäftigen. Edmund Löffler kündigte einen Antrag der SPD an, wonach der Magistrat aufgefordert wird, die beiden brachliegenden Grundstücke neben der S-Bahn-Station provisorisch als Parkplätze herzurichten. kan
SACHSENHAUSEN. Die Erwartungen waren hoch: Weniger Diebstähle aus aufgebrochenen Autos, ein Ende der lästigen Sucherei nach einem gefahrlosen Parkplatz und mehr Sicherheit für die Bewohner von Alt-Sachsenhausen sollte der bewachte Parkplatz am Tiefkai zwischen der Obermain- und der Flößerbrücke bringen. Die "Interessengemeinschaft der Gastronomen Alt-Sachsenhausens" hatte sich vom Ordnungsdezernenten Joachim Vandreike (SPD) die Genehmigung geben lassen, am Mainufer zwei Schranken aufzustellen und ab dem 15. Juli fünf Mark für die Bewachung der Fahrzeuge zu kassieren. Damit sollte ein "besseres Publikum" in Sachsenhausens Apfelwein- Viertel gelockt werden, und zugleich wollten die Wirte einen Beitrag zum angestrebten Strukturwandel leisten.
Doch mittlerweile herrscht überall Unzufriedenheit mit dieser Anlage: Besucher finden den Preis zu hoch, den Wirten steht der Parkplatz zu oft leer, Gewerbetreibende fühlen sich übergangen, und die Anwohner klagen über den Verlust ihrer angestammten Parkplätze.
Geradezu für gefährlich hält die Bürgerinitiative Alt-Sachsenhausen (BI) die Parkanlage für bis zu 180 Fahrzeuge: "Wozu muß ein Parkplatz für Leute eingerichtet werden, die ins Apfelwein-Viertel fahren, um Alkohol zu trinken?", fragt sich BI-Mitglied Uschi Hofmann. Zudem sei der Parkplatz ab drei Uhr morgens nicht mehr bewacht und das Personal sei gar nicht qualifiziert, eine Bewachung der Fahrzeuge zu ganrantieren - die Sicherheit sei trügerisch.
Die Zweifel scheinen gerechtfertigt: In der letzten Sitzung des Ortsbeirates 5 (Sachsenhausen, Oberrad, Niederrad) stellte sich heraus, daß die Wirte einer "Hotline Telefonservice GmbH" eines Niederräder Kaufmannes den Auftrag erteilt hatten, den Parkplatz zu bewachen. Trotz mehrerer Versuche wollte sich der Erste Vorsitzende der Gastronomen-Interessengemeinschaft, Walter Röhrl, nicht zu diesen Vorwürfen äußern.
Dieter Schneider, Wirt des Altänchen und ehemaliges Vorstandsmitglied der Interessengemeinschaft, nahm hingegen kein Blatt vor den Mund: "Die Leute scheuen sich, die fünf Mark zu zahlen. Wenn man schon das Geld nimmt, dann sollte man es wenigstens auf den Verzehr anrechnen." Auch andere Wirte äußerten sich in der jüngsten Sitzung des Ortsbeirates 5 besorgt: Es könne der Eindruck enstehen, daß "die Wirte bei den Kunden abkassieren wollen".
Und was die Anwohner betrifft: Sie sollten durch preisreduzierte Parkplaketten von dem Parkplatz profitieren, so sah es die Vereinbarung der Wirte mit dem Magistrat vor. "Mir ist keiner bekannt, der sich dort etwas gemietet hat", zweifelte Thomas Bartelmann von der BI an der Wirksamkeit der Regelung. Zunächst sollte ein Parkschein mit einmonatiger Gültigkeit 100 Mark kosten. "Zuviel", befand auch Stadtrat Vandreike und versprach in der letzten Sitzung des Ortsbeirates eine Preisreduzierung auf 30 Mark durchzusetzten. Dennoch sparen viele Anwohner das Geld und parken jetzt auf der östlichen Seite des Tiefkais. Sie nehmen dafür weitere Wege über das unbeleuchtete Gelände in Kauf und lassen ihre Autos lieber unbeaufsichtigt stehen.
Auch Gewerbetreibende sind unzufrieden: Nach Ansicht von Heinz Nax, dem ehemaligen Besitzer von Nax-Ladenbau am Deutschherrnufer, verstößt der Parkplatz gegen den Gleichheitsgrundsatz. Bereits 1969 sei sein Antrag abgelehnt worden, für seine Firma Parkplätze am Mainufer anzumieten. Jetzt werde der Parkplatz sogar an eine Firma vermietet, die aus den Parkgebühren Gewinne ziehen wolle.
Im Ordnungsdezernat weiß man von dem Unmut offiziell nur wenig: Erst vier Beschwerden seien bekanntgeworden, teilte Lothar Schäfer, persönlicher Referent von Ordnungsdezernent Vandreike, auf Anfrage mit. "Wir gehen davon aus, daß das läuft." kan
SACHSENHAUSEN. Die Anwohner der Schwanthalerstraße sind beunruhigt. Sie fragen sich, ob Gerüchte zutreffen, nach denen in dem leerstehenden Hinterhaus der Schwanthalerstraße 50 ein exklusives vegetarisches Restaurant eingerichtet wird. Auf Antrag der SPD-Fraktion in der jüngsten Sitzung des Ortsbeirates 5 (Sachsenhausen, Niederrad, Oberrad) soll der Magistrat jetzt Auskunft darüber geben, welche Nutzung für die Liegenschaft vorgesehen ist. Alle Parteien stimmten der Anfrage zu.
In dem ehemaligen Kino wollte das Kulturdezernat das Jugend- und Kindertheater einrichten. Doch aus Kostengründen mußte eine preiswertere Lösung gefunden werden: Mittlerweile hat das neue Theater eine provisorische Spielstätte im Volksbildungsheim und eine Bürodependance in der Waldschmidtstraße erhalten. Nach Auskunft des SPD-Fraktionsvorsitzenden Gerhard Kadelbach gab es einen Satzungsbeschluß des Magistrates: Dieser sah eine Veränderungssperre für das Gebiet westlich der Oppenheimer Landstraße vor. Damit sollten weitere Gaststätten in dem Bereich verhindert werden. Ein Restaurant im Hinterhof der Schwanthalerstraße 50 würde dem Beschluß zuwiderlaufen. kan
NIEDERRAD. Zwischen Hoffnung und Enttäuschung: Seit dem 6. August gilt im südlichen Niederrad zwischen der Adolf- Miersch-Straße und der Triftstraße im Norden, der Rennbahnstraße und der Schwarzwaldstraße im Osten, der Waldfriedstraße im Süden und der Bahnlinie im Westen "Tempo 30". Hohe Erwartungen wurden an die neue Zone geknüpft: Vor allem die Anwohner der Gerauer Straße sollten von der Verkehrsberuhigung profitieren, andere erhofften sich davon eine Verdrängung des Schleichverkehrs von und zur Bürostadt.
"Ich habe keine Beschwerden bekommen, die Bürger scheinen die Zone zu tragen", vermutete Elke Tafel, Ortsbeiratsmitglied der SPD. Ein ähnliches Fazit zog auch Johanna Hoffmann, die ebenfalls für die SPD im Ortsbeirat tätig ist: "Die Leute sind der Meinung, daß langsamer gefahren wird." Auch dem CDU- Fraktionsvorsitzenden Ernst Bräter waren noch keine Klagen über die neue Tempo-30-Zone bekanntgeworden.
Die Verkehrsführung in Niederrad blieb auf Wunsch des Ortsbeirates unverändert. Gerade die Notwendigkeit, die gewohnten Wege verlassen zu müssen, hatte in den anderen Tempo-30-Zonen zu Beginn immer wieder zu erregten Diskussionen geführt.
Dennoch bleiben Wünsche offen: "Ich bin maßlos enttäuscht, denn die ganzen versprochenen Baumaßnahmen wurden noch nicht gemacht", sagte Elke Tafel und wies in diesem Zusammenhang auch auf einen fehlenden Zebrastreifen an der Kreuzung Heinrich-Seliger-Straße / Else- Alken-Straße hin. Die Schüler der Friedrich-Fröbel-Schule müßten auf ihrem Weg hier die Straße überqueren, berichtete sie, "da muß man einfach etwas Sicheres tun".
Ein bis zwei Monate will sie noch abwarten; wenn dann die Autofahrer auf der Heinrich-Seliger-Straße nicht verhaltener fahren würden, müßte der Ortsbeirat aktiv werden und versuchen, eine Lösung zu finden. Auch an der Gerauer Straße südlich der Heinrich-Seliger-Straße fehlt nach Ansicht von Johanna Hoffmann noch ein Zebrastreifen für die Kinder. "Der ist im Plan drin, aber nicht gemacht", kritisierte sie und verwies auch auf den noch nicht begonnenen Umbau des Kreuzungsbereiches Wald-/ Reichsforst-/ Gerauer Straße und erinnerte an die geplanten drei großen Aufpflasterungen in der Gerauer Straße. "So hatten wir uns das nicht gedacht."
Otto-Heinrich Brandau, stellvertretender Leiter des Straßenbauamtes, versicherte auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau: "Wenn da noch Markierungen fehlen, werden die nachgezogen."
Auf die Umbauten der Straßen müssen die Anwohner jedoch noch ein weiteres Jahr warten: Alle Tempo-30-Zonen werden zunächst nur zur Probe eingerichtet. Dort, wo in den Plänen feste Straßeneinbauten vorgesehen sind, werden Markierungen angebracht oder sogenannte "Stellvertreter" aufgestellt.
Wenn sich der angedeutete Umbau der Straßen im Ablauf eines Jahres bewährt hat, werden die Straßen nach und nach dauerhaft umgestaltet.
In Vorbereitung ist bereits die Tempo-30-Zone "Niederrad-Nord" für das Gebiet zwischen dem Niederräder Ufer und der Bruchfeldstraße. Die SPD will zu einer Bürgeranhörung Anfang Oktober einladen, um Vorschläge und Ideen zu sammeln, wie die Anwohner die zweite Niederräder Tempo-30-Zone gestalten wollen. kan
NIEDER-ESCHBACH. Seit genau einem Jahr treibt der "Lila Hexenkessel" sein Unwesen in Nieder-Eschbach - nach langem Hin und Her konnte der private Kindergarten endlich im September 1991 eröffnet werden. 45 Jungen und Mädchen werden im Urseler Weg 27 seither betreut.
Das ist denn auch Grund genug für die Elterninitiative aus dem nördlichen Stadtteil, im "Hexenkessel" jetzt das erste Sommerfest zu feiern: Die turbulente Fete ist angesetzt für diesen Samstag, 29. August, und zwar ab 14 Uhr.
Das Fest im Norden, das gleichzeitig die offizielle Eröffnungsfeier ist, wird bis in die Abendstunden einiges bieten: Auf dem Programm stehen Spiele für Kinder, Theater und Musik; daneben wird es lekkere Pizza und Salate, Kuchen und Gegrilltes geben.
"Der Umwelt zuliebe" bitten die Erzieherinnen alle Gäste, eigene Teller, Tassen, Gläser und eigenes Besteck mitzubringen. ind
FRANKFURT-NORD. Die SPD-Ortsvereine im Frankfurter Norden setzten ihre erfolgreiche Diskussionsreihe "Sonn-Talk" fort: Die nächste Talkshow, die wieder vom Sozialdemokraten und Musikmanager Diether Dehm moderiert wird, ist am Sonntag, 6. September, 10.30 Uhr, in der Bildhauerwerkstatt Rano Raraku in der Harheimer Spitzenstraße.
Auch diesmal ist es den Stadtteilpolitikern gelungen, prominente Gäste in den Frankfurter Norden zu locken: Erwartet werden der Hessische Minister für Landesentwicklung, Jörg Jordan (SPD), der Bildhauer Friedhelm Welge sowie der SPD-Landtagsabgeordnete und Sozialpolitiker Armin Clauss. Dazu gesellen sich der Kulturpolitiker Klaus Sturmfels (SPD) und der Pianist Andreas Sommer.
Sommer wird auch gemeinsam mit Diether Dehm für den Unterhaltungsteil des "Sonn-Talks" verantwortlich zeichnen: Die beiden werden Lieder von Hans Eisler vortragen, dessen Todestag sich am 6. September zum 30. Mal jährt. ind
RÖDELHEIM. Im neuen Gewand und mit zusätzlichen Räumen präsentiert sich das Rödelheimer Vereinsringheim am Feuerwehrplatz in der Assenheimer Straße. Durch Anbauten wurde das Raumangebot erweitert und "besser auf die Bedürfnisse der Vereine zugeschnitten", erläuterte der Vereinsringvorsitzende Hans Heinz bei einem Rundgang durch die neuen Räume.
Nach einer Bauzeit von zwei Jahren entstand unter anderem ein 40 Quadratmeter großer Bühnenraum, so daß der Saal jetzt knapp 200 Besuchern Platz bietet. Durch eine schalldichte Trennwand läßt sich die Bühne vom Saal abtrennen und als Sitzungszimmer nutzen. Im Tiefgeschoß unter der Bühne wurde ebenfalls ein neues Konferenzzimmer gebaut. Dank der leichten Hanglage hat auch dieser Raum Fenster zur Niddawiese.
Zudem entstanden ein acht Quadratmeter großes Vereinsringbüro, das auch als Abstellraum genutzt werden kann. Neu ist das "Vereinszimmer", in dem jeder Verein einen Aktenschrank unterbringen kann. Ferner wurden die Gaststätte erweitert und eine neue Toilettenanlage angebaut. Vom ursprünglichen Gebäude, einem Schulpavillon, ist nach den verschiedenen Um- und Anbauten nur noch eine Trennwand übriggeblieben, "und die stellen wir jetzt unter Denkmalschutz", witzelte Heinz. Insgesamt verfügt das schmucke Haus jetzt über sechs verschieden große Räume, die zwischen zehn und 200 Personen Platz bieten. Gute Voraussetzungen also für Vereins- und Familienfeiern oder für Betriebsfeste. Die Gaststätten-Wirte Hannelore und Bernd Ermster pflegen dort weiterhin die gutbürgerliche deutsche Küche.
Das äußere Gesicht des Vereinsring- Heimes wurde insgesamt freundlicher gestaltet, und so paßt das Gebäude jetzt besser in das Niddatal. Das gesamte Bauvorhaben hat 435 000 Mark verschlungen, 285 000 davon waren Eigenkapital. "Jetzt müssen wir sehen, wie wir den Schuldenberg von 150 000 Mark abtragen", sagte der Vereinsringvorsitzende Heinz. Er hofft auf "zumindest kleinere Spenden, und vielleicht macht die Stadt ja auch noch einen Zuschuß locker". rw
RÖDELHEIM. Indianer und Tiger, Seiltänzerinnen und Clowns bevölkerten die Niddagaustraße: Es waren die Kinder der Kindertagesstätten an der Arndtschule, die "uff de Gaß" herumtobten. Mit dem Straßenfest wollten sie ihrer Forderung nach einer Spielstraße vor der Schule Nachdruck verleihen.
Ein entsprechender Vorschlag wurde bereits dem zuständigen Stadtteilparlament 7 zugeleitet. "Daß das machbar ist, haben wir heute mittag ja bewiesen", sagte die Elternbeiratsvorsitzende der Kindertagesstätten Inge Pauls, während sie gerade eine Mohrenkopfwurfmaschine fütterte.
Für die Kinder jedenfalls war "schwer was los". Die Arbeitsgruppen um die beiden KT-Leiterinnen Roswitha Gnan und Elke Wackermann hatten ein abwechslungsreiches Programm mit Spielen und Unterhaltung zusammengestellt. Das Spielmobil "Der rote Falke" war aus dem Riederwald gekommen und lockte mit ausgefallenen Geräten zum Mitmachen und Ausprobieren. Mit Geschrei ging's in der Kiste über die Rollrutsche, andere fuhren mit dem "Dreiradbus" oder schminkten sich zum Clown.
Auch auf der kleinen Bühne war immer Bewegung: Mal betätigten sich die Kleinen als Bauchtänzerinnen, dann wieder gastierte ein Kinderzirkus. Bei der Modenschau, fachmännisch moderiert von Ralf Fröhlich, zeigte der Nachwuchs auf dem Laufsteg ideenreiche, exotische, aber durchweg auch tragbare Modelle. Umfangreich war das Angebot an Speisen und Getränken in der Straßenwirtschaft rund um die Bühne.
Eine internationale Spezialitätentheke mit italienischen und griechischen Salaten, exotischen Gerichten und jeder Menge Kuchen hatten die kleinen Köche mit Hilfe ihrer Eltern zusammengestellt. Die obligatorische Festbratwurst zu Bier vom Faß oder Ebbelwei gehörte natürlich auch zum kulinarischen Angebot.
"Alles in allem ein gelungenes, gut besuchtes Straßenfest", freute sich Inge Pauls, "und wir haben damit bewiesen, daß man vor der Schule durchaus eine Spielstraße einrichten kann." Ihrer Ansicht nach läßt sich der Verkehr durch die neu entstandenen Straßenverbindungen von der Niddagau- zur Alexanderstraße auch anders lenken.
Für die im nördlichen Teil des Stadtteils Rödelheim wohnenden Kleinen wäre ein Spielplatz direkt vor Schule und Kindergarten eine echte Bereicherung, denn hier in den Straßenzügen ohne Grünflächen gibt es keine Spielmöglichkeiten. rw
PRAUNHEIM. Schottische Hochlandmusik auf der Praunheimer Adlerwiese, das waren ungewohnte Klänge für die Spaziergänger im Niddatal. Für ihr Sommerfest hatten sich die Praunheimer Sozialdemokraten einen besonderen musikalischen Gag ausgedacht und drei Dudelsackpfeier im Schottenrock engagiert. Die spielten auf ihren Instrumenten mit dem eigenartigen Klang alte deutsche Volkslieder. Den Gästen an den Tischen unter den Bäumen im Niddatal jedenfalls gefiel die musikalische Untermalung.
Beinahe allerdings wäre das traditionelle SPD-Fest, die älteste Freiluftfete im Stadtteil, den Folgen der Unwetter zum Opfer gefallen. Das Gartenamt hatte Angst, daß den Gästen Äste auf den Kopf fallen. "Aber wir lassen uns vom Feiern nicht abhalten", meinte SPD-Ortsvereinsvorsitzende Ellen Ernst und übernahm "die volle Verantwortung". So kam schon in den frühen Nachmittagsstunden eine gesellige Runde zusamen, die sich erst mal ausgiebig der Kaffee- und Kuchentafel widmete, ehe es dann zu Grillwürstchen und kühlen Getränken überging.
Im Schatten der Bäume plauderte und diskutierte beispielsweise der urlaubsbraune Bundestagabgeordnete Karsten Voigt, der Landtagsabgeordnete Armin Clauss trank seinen Schoppen bei den Praunheimern und Pfarrer Josef König ließ sich ein Täßchen Kaffee schmecken. Unterdessen vergnügte sich der Nachwuchs bei allerlei lustigen Spielen wie Sackhüpfen, Dackelziehen und anderen Geschicklichkeitsspielen.
Das sonst so beliebte Wassertragen wurde angesichts der Wasserknappheit zu einem Minispiel. Mit einem Suppenlöffel mußten die Kleinen das Wasser aus einem Eimerchen in ein Gläschen tragen. Es war also ein Mini-Maxi-Spaß, meinte Stadtbezirksvorsteher Rudi Gesell. Er wachte mit Argusaugen darüber, daß ja kein Wasser vergeudet wurde, und trank statt Wasser diesmal Bier . . . rw
NIEDER-ERLENBACH. "Es gibt große Gebiete, die keine Veränderung erfahren werden", sagte Albrecht Schaal vom Umweltamt. Dennoch erhitzte der vorläufige Landschaftsplan für Nieder-Erlenbach und die umliegenden Gebiete auf der jüngsten Sitzung des Ortsbeirats 13 (Nieder-Erlenbach) die Gemüter. Denn die einschneidendste Veränderung wird im Herzen des nördlichsten Frankfurter Stadtteils vorgenommen: die Verlagerung des Sportplatzes.
Schaal: "Der Sportplatz ist am falschen Ort gebaut worden." Umweltdezernent Tom Koenigs schlug den versammelten Bürgern deshalb vor, "das Sportgelände in den Westen von Nieder-Erlenbach zu verlegen". Die neue Sportanlage soll etwa 50 Meter neben der Umgehungsstraße L 3008 gebaut werden - auf städtischer Ackerfläche. "Der alte Sportplatz soll renaturiert werden", sagte Koenigs.
Zehn bis 15 Jahre wird es dauern, bis alle Pläne verwirklicht sein werden. Dennoch hat der vorläufige Landschaftsplan aktuellen Wert. SPD-Fraktionsvorsitzender Otfried Reinhardt befürchtet, daß "die Stadt künftig die Instandhaltung unserer Sportanlage verweigern könnte". Tom Koenigs versprach, daß die Stadt derzeit nicht plant, das alte Gebäude abzureißen.
Der Pachtvertrag der Turn- und Sportgemeinde Harheim ist bis 2020 datiert. Wenn "städtisches Geld künftig in die Sportanlage investiert wird, dann an einem anderen Ort". Empört waren die Anwesenden, daß der Freizeitwert bei der Planung nicht im Vordergrund steht. "Ein Sportplatz gehört in eine grüne Umgebung, nicht an die Umgehungsstraße", sagte CDU-Fraktionsvorsitzender Dieter Lorenz.
Mehrere Bürger befürchten eine starke Belastung der Sportler durch erhöhte Schadstoffwerte. Besonders gefährdet seien die Kinder. "Die Schadstoffwerte in der Luft sind an der Umgehungsstraße nur geringfügig höher", sagte Albrecht Schaal.
Das Umweltamt hat noch keine Messungen vorgenommen. Aber anhand von Vergleichswerten könne mit einer Erhöhung von drei bis vier Prozent gerechnet werden, meinte der Mitarbeiter vom Umweltamt. Außerdem liegt der derzeitige Sportplatz "Insel" in einer Senkenlage - "was auch nicht besonders gesund ist".
Für Albrecht Schaal stellt sich ein anderes Problem: "Treten wir nicht massiv für die Erhaltung des Feuchtbiotops am Sportplatz ein, dann ist die ,Insel' in fünf bis zehn Jahren tot." Das Biotop ist ein einmaliges Kleinod für seltene Tiere und Pflanzen. Zu diesem Ergebnis kamen die Studien des Senckenberg-Instituts und des Instituts für "Angewandte Ökologie" in Darmstadt.
"Ein vergleichbares Biotop gibt es nur noch im Frankfurter Stadtwald", sagte Schaal. Im Rahmen der Renaturierung wird auch über eine Verlagerung des Schießstandes nachgedacht. Die Kleingartenanlage am Mühlweg bleibt bestehen. Koenigs: "Neue Gärten werden aber auf einem anderen Gelände ausgewiesen."
Als ein "Zielkonflikt zwischen Landwirten, erholungsuchenden Städtern und der Natur" bezeichnete der Umweltdezernent die Diskussion auf der Ortsbeiratssitzung. Auch weitere Maßnahmen stießen auf Kritik. So sollen die Äcker künftig mit "Ackerrainen" - zwei bis drei Meter breiten und wildbewachsenen Wiesenstreifen - umrandet, an manchen Stellen auch Bäume gepflanzt werden. "Die Bäume dürfen aber nicht unsere landwirtschaftlichen Geräte behindern", forderte ein Landwirt.
Durch eine Alleenbepflanzung soll die L 3008 (Umgehungsstraße nach Ober-Erlenbach) "in die Landschaft eingebunden werden." An der Steinstraße, ein ehemaliger Römerpfad, werden an jeder Wegkreuzung Roßkastanien gepflanzt. Entlang allen Hauptwegen in der Gemarkung werden Eichenbaumzeilen angelegt.
Mit den Worten "auch wir sorgen für Grün in der Landschaft" wehrten sich die Landwirte gegen die Ausweisung von 32,4 Hektar in "sich selbst überlassenen Boden" (Schaal) und die Umwandlung von 17,4 Hektar in Grünland. Brachlegung, waren sich die Bauern einig, "rechnet sich nicht". tin
SCHWANHEIM. Der Andrang war enorm: 10 000 Besucher, so schätzte der "Bürgermeister der Schrimpegasse", Richard Müller, hätten am Wochenende den Weg zum siebten Straßenfest ins Gäßchen gefunden. Mittlerweile hat der Erfolg des Festes dazu geführt, daß dem "Gässi" eine ganze Reihe von Spitznamen zugeordnet wurden: "Rue de la Schrimp", "Miller's Corner" "Shrimpth Avenue" oder auch "Richardski Prospekt" nennen die Anwohner den Ort, an dem seit 1980 alle zwei Jahre eines der beliebtesten und erfolgreichsten Straßenfeste Frankfurts gefeiert wird.
In diesem Jahr hatten sich 21 Schwanheimer Vereine an den Vorbereitungen beteiligt. Ihnen und der Gastfreundlichkeit der Anlieger war es zu verdanken, daß die Besucher in Garagen und Hofeinfahrten Bier, Apfelwein und verschiedene Spezialitäten vom Grill genießen konnten. Mehrere Kapellen sorgten für die musikalische Begleitung der ganzen Veranstaltung.
Den Auftakt des Festes bildete der traditionelle Umzug der Schwanheimer Vereine von der Vogesenstraße zur Schrimpegasse. Dabei wurden die Fußgruppen von Kutschwagen und dem Musikzug Blau / Gold begleitet. Auch der Orchesterverein und die "Seppche Pipers" verliehen dem Festmarsch akustischen Glanz. Für die Kinder hatten die Organisatoren ebenfalls gesorgt: In einer Seitenstraße der Schrimpegasse hatten sie ein historisches Karussell aufstellen lassen, das regen Zuspruch fand.
"Wir freuen uns über jede Initiative, die Schwanheim lebens- und liebenswerter macht", erläuterte der Vorsitzende des Vereinsrings, Reinhold Daub, sein Interesse an dem Spektakel. Neben Frankfurter Spezialitäten gab es auch original Schwanheimer Eßkultur zu genießen, denn die "Bürgermeisterin" Helene Müller hatte wieder einmal quadratmeterweise ihren berühmten "Quetschekuchen" gebacken. Auch ein spanischer Verein hatte sich an den Vorbereitungen beteiligt, einen Hof gestaltet und mehrere Tänze in spanischer Tracht aufgeführt. "Vielleicht liegt in dieser bunten Mischung das Geheimnis des Erfolges", vermutete Daub.
Die politische Prominenz hatte es sich auch diesmal nicht nehmen lassen, sich unter das Volk zu mischen. Der "Stammgast" der vergangenen Jahre, Bundesforschungsminister Heinz Riesenhuber (CDU), konnte wegen eines Japanbesuches nicht teilnehmen, doch der Frankfurter Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) und der außenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Bundestag, Karsten Voigt, waren für mehrere Stunden Gäste in der Schrimpegasse. Petra Roth, Kandidatin der CDU für das Amt des Frankfurter Oberbürgermeisters, war ebenfalls erschienen, um mit den Schwanheimern zu feiern.
Allerdings: "Das Geschäft wird härter", stellte Vereinsring-Chef Daub ernüchtert fest. Neben den Ausschankgenehmigungen drückt die Vereine vor allem die Getränkesteuer, die auch sie bezahlen müssen. Da auch die Musikkapellen bezahlt werden müssen, gehen die Vereine ein erhebliches finanzielles Risiko mit derartig großen Veranstaltungen ein: "Da muß man eine ganze Menge verkaufen, um die Kosten zu erwirtschaften", sagte Daub. Schließlich wollen die Vereine durch solche Feste auch ein bißchen Geld für ihre Vereinsarbeit verdienen.
In Schwanheim kann schon bald weitergefeiert werden: Aus Anlaß des 25jährigen Bestehens des Musikzuges Blau / Gold richtet der Vereinsring vom 25. bis zum 27. September einen "Abend der Vereine" aus, an dem alle Gruppen die Gelegenheit haben, sich zu präsentieren und neue Mitglieder zu werben. Nötig ist das: Insbesondere die Musikgruppen und Gesangsvereine plagen derzeit arge Nachwuchssorgen. kan
GALLUS. Um einen Pokal der Stadt Frankfurt geht es beim Fußballturnier des Vereinsrings Gallus am Samstag, 29. August, auf der Sportanlage der Sportgemeinschaft (SG) Westend in der Sondershausenstraße. Beteiligt sind acht Mannschaften: Aus Frankfurt der FC City, FV Saz-Rock, der FFV 04 Sportfreunde, die "Grashoppers", zwei Mannschaften der SG Westend sowie von außerhalb die Vertretungen des Leipziger Sportvereins Südwest und des BSV Leipzig-Schönau.
Anstoß ist um 10 Uhr, das Endspiel wird voraussichtlich gegen 18 Uhr angepfiffen. Der Zweitplazierte aus diesem Turnier erhält eine von der Saalbau GmbH gestiftete Trophäe. Kulturdezernentin Linda Reisch hat einen Fairneßpokal zur Verfügung gestellt. Außerdem hält der Vereinsring Sachpreise wie Fußbälle, Trikots und Stutzen im Gesamtwert von 3000 Mark bereit. Den gesamten Erlös stellt der Vereinsring einer sozialen Einrichtung im Stadtteil zur Verfügung.
Zur Siegerehrung und zum anschließendem bunten Abend treffen sich alle Beteiligten um 19 Uhr im Festzelt auf dem Sportplatz. Außerdem wird eine neue "Kameruner Apfelweinkönigin" gewählt und die noch amtierende, Sabine Platz, verabschiedet. Die etwa 40 Sportfreunde aus Leipzig treffen am Freitagabend ein und werden in Quartieren untergebracht, die das Büro "Gallus-Kulturwochen" zur Verfügung stellt. Betreut werden die Gäste vom Vereinsring. dixi
GINNHEIM. Der "Klaagärtner"-Dämmerschoppen zum Auftakt des traditionellen Gartenfestes am Fuße des Fernmeldeturms ist beim Kleingärtnerverein "Feldbergblick" nicht mehr wegzudenken. Es war das siebte Stelldichein zu dem die Vereinsvorsitzende Sigrid Kurzidim eine große Zahl Kleingärtner und Freunde begrüßen konnte. Ein Alleinunterhalter sorgte für flotte Musik, für Abwechslung der Zauberkünstler "The Magic Tonga" sowie die Bauchtänzerin Azrou.
Bei erfrischenden Getränken ließ sich die Hitze ertragen, die auch 15 Stunden später beim eigentlichen Fest vorherrschte. Während die Kinder von der "Wilden Hilde" mit ihrem Feuerwehrauto in Atem gehalten wurden, florierte auch schon der Verkauf an der Kuchentheke. Zum größten Teil hatten Vereinsfrauen den Kuchen gebacken und gestiftet. Kaffee war kaum gefragt, die Mehrzahl entschied sich für gespritzten Ebbelwei oder für ein kühles Blondes. Nachmittags gab es eine Tombola, und am Abend füllte sich der Vereinsplatz erneut: Für Unterhaltung sorgte eine Country-Band. dixi
BOCKENHEIM. Seit der Umstellung vom Fanfarencorps auf eine Brassband macht die Marching Band "The Sound of Frankfurt" im In- und Ausland viel von sich reden.
Zum Beispiel in Nizza. Hier gaben Günter Haaks Spielleute ihr Bestes beim traditionellen Blumencorso. Eine anstrengende fünfzehnstündige Busfahrt sahen die Frankfurter belohnt mit Sonne, Strand und Meer.
Tagsüber war Freizeit angesagt, wegen der tropischen Temperaturen feierte man erst in den Abendstunden. "Ein unbeschreibliches Erlebnis", berichtet das Vorstandsmitglied Detlef Becker. "Wir hatten das Gefühl, beim Karneval in Rio zu sein": Blumenwagen, Sambagruppen, Schönheiten der Côte d'Azur - und dazwischen die Marching Band des Frankfurter Fanfarencorps Bockenheim 1967.
Die Wochenendfahrt war ein absoluter Höhepunkt für den amtierenden Hessenmeister und deutschen Vizemeister 1992. "Alles klappte bestens", lobte Becker: Busfahrt, Hotel, Verpflegung, Freizeit und die Musik. dixi
Namen + Notizen
SABINE PLATZ, noch amtierende "Gallus-Ebbelweikönigin", wird zum Ende ihrer Regentschaft am Samstag, 29. August, im Rahmen eines Vereinsringabends im Festzelt der Sportgemeinschaft Westend einem Vertreter der Hans-Rosenthal-Stiftung die von ihr gesammelten Geldspenden überreichen. Sabine Platz, Mitglied des Geflügelzuchtvereins 1912 Rebstock, brachte bei Vereinsveranstaltungen wie Kleintier-Ausstellungen, Sommer- und Gartenfesten oder bunten Abenden einen Betrag von 2500 Mark zusammen. "Wir freuen uns, daß sich viele unserer Vereinsangehörigen und die Besucher der Veranstaltungen so spendenfreudig gezeigt haben", bedankt sich der Vereinsringvorsitzende Josef Häfner bei den Spendern und der Sammlerin. dixi
ECKENHEIM. Eckenheim ist ein Opfer der Pendler. Seit Jahren verstopfen Autos aus dem Taunus und aus der Wetterau die Grundnetzstraßen des Stadtteils, während der "Rush-hour" geht in der Eckenheimer Landstraße, in der Engelthaler- und der Sigmund-Freud-Straße nichts mehr. Das soll sich nun ändern: In der jüngsten Verkehrsausschußsitzung erörterten Bürger und Politiker Maßnahmen für die Eckenheimer Tempo-30-Zonen 3 und 4.
Die Eckenheimer Landstraße, da waren sich die 40 Anwohner einig, muß künftig ihren Charakter als Rennstrecke verlieren. Um das zu ermöglichen, hat das Planungsbüro IMB-Plan diverse Vorschläge erarbeitet, die zunächst als Provisorium verwirklicht werden sollen. So wollen die Planer die Eckenheimer Landstraße zwischen Jean-Monet- und Gummersbergstraße "optisch verengen". Das Straßenteilstück in Verlängerung des Autobahnzubringers lädt zum Rasen ein.
Die Gummersbergstraße soll zudem wieder in beide Richtungen befahren werden können. An der Einmündung in die "Eckenheimer" müßten Autofahrer somit abbremsen und rechts vor links beachten.
Die Vorschläge von IMB-Plan gehen aber noch weiter: Die Karl-von- Drais-Straße - die zwischen Hügel- und Eckenheimer Landstraße derzeit Einbahnstraße ist - soll von der Hügel- bis zur Kirschwaldstraße künftig beidseitig befahrbar werden. Sämtliche Einfahrtsbereiche in die Tempo-30-Zone wollen die Planer optisch kennzeichnen.
In seiner Sitzung machte sich der Verkehrsausschuß auch erstmals Gedanken über die Zone 4 nördlich der Achse Engelthaler-/Ronneburgstraße. Das "Hauptproblem", erläuterte der Vorsitzende Jörg Stelzer (SPD), bildeten auch hier zwei Grundnetzstraßen: die Sigmund-Freud- und die Engelthaler Straße.
Vor allem letztere bereitet dem zuständigen Ortsbeirat 10 seit Jahren Kopfzerbrechen: Im Frankfurter Norden ist die "Engelthaler" nach wie vor eine der wichtigsten Ost-West-Verbindungsstrecken. Ob sich daran viel ändern wird, erscheint fraglich - die Straße wurde vom Magistrat aus dem Tempo-30-Bereich ausgeklammert.
Dennoch glaubt der Verkehrsausschuß, auch die Zone 4 wirksam beruhigen zu können: Vor allem in der Sigmund-Freud-Straße wird sich, geht es nach dem Willen der Stadtteilpolitiker, vieles ändern. Den Schleichverkehr in nördliche Richtung wollen die Planer unterbinden, indem sie die Niederbornstraße als Einbahnstraße umdrehen.
Damit würde die ungehinderte Durchfahrt von der Sigmund-Freud-Straße über Niederbornstraße, Fischerweide und Steinkleestraße künftig unmöglich. Die Sigmund-Freud-Straße wird umgebaut, um für PS-Rowdys unattraktiver zu werden. ind
BOCKENHEIM. Eine erneute Namensänderung des Vereins beschlossen die Mitglieder bei der Jahreshauptversammlung der Sportgemeinschaft (SG) West. Der Verein wird künftig als Sportgemeinschaft Frankfurt-Bockenheim firmieren.
Der 1898 gegründete Verein hieß ursprünglich Freie Turn- und Sportgemeinschaft Bockenheim, änderte seinen Namen nach dem Zweiten Weltkrieg vorübergehend in Sportgemeinschaft Bockenheim und nannte sich SG West nach dem Umzug von der Kuhwaldsiedlung an die Ginnheimer Landstraße. dixi
NORDEND. Sichtlich zufrieden betrachtete Jasmin ihr Spiegelbild. "So gut" hätte sie die schillernden Schmetterlingsflügel nicht malen können, da war sich die Siebenjährige sicher. So stolz sie über ihr neues Aussehen war, das eine Gesichtsmalerin geschaffen hatte, so verwundert war sie auch. Die anderen Kinder beim Sommerfest der SPD und der Jungsozialisten auf dem vor wenigen Wochen neugestalteten Merianplatz (die Stadtteil-Rundschau berichtete) hatten allerdings keine Zeit, Jasmin lange zu bewundern: Sie waren damit beschäftigt, die vielen Angebote und Spiele der Nordend-Sozialdemokraten und des Vereins "Abenteuerspielplatz Riederwald" auszuprobieren.
Unter dem Motto "Mehr Platz für Kinder" konnten mehr als 1200 Besucher im Laufe des Tages nämlich nicht nur Gespräche mit Mitgliedern und Kandidaten für den Ortsbeirat 3 und die Stadtverordnetenversammlung führen - die rund 600 Kinder im Publikum tobten sich vor allem nach Lust und Laune aus.
Großen Andrang gab es bei der Gesichtsmalerin Rosemarie Bolte. Katzengesichter in allen Variationen, eine Clownmaske und das verschmitzte Lächeln der Mickey Mouse waren häufige Wünsche der Drei- bis Zwölfjährigen an die Künstlerin. Dafür reihten die Kinder sich immer wieder in die lange Schlange der Wartenden ein, nachdem zuvor kurzentschlossen die Farbe des alten Gesichtes abgewaschen worden war.
Ein weiterer Anziehungspunkt beim Sommerfest war die 16 Meter lange Rollenrutschbahn des Vereins "Abenteuerspielplatz Riederwald". Begeistert sausten die Kleinen in roten Plastikkisten vom 1,50 Meter hohen Turm aus über die Rollen des ehemaligen Industrieförderbandes zu Boden. Einige Kinder hatten ein bißchen Angst, herunterzufallen, andere wiederum genossen den Nervenkitzel. Die achtjährige Karina schwärmte von ihrer holprigen Fahrt: "Da denkste, du sitzt auf einem Pferd." Auch auf die anderen Spiele rund ums Spielmobil des Riederwälder Abenteuerspielplatzes stürzten sich die Kinder, spielten Soft- Tennis, tippten auf alten Schreibmaschinen und hüpften auf dem sechzehn Quadratmeter großen Luftkissen herum.
Für Erwachsenen und Kinder gleichermaßen war der Flohmarkt gedacht. Die Kinder boten ihre ausrangierten Spielsachen an, während die Eltern für das nötige Kleingeld sorgten. Die meisten jungen Verkäufer machten dabei ein hervorragendes Geschäft. "So ein Flohmarkt müßte öfter sein, ich hab so viele Sachen zu Hause, die ich noch loswerden müßte", meinte die elfjährige Alba und zeigte der gleichaltrigen Freundin die verdienten 50 Mark. Milena nickte zustimmend, denn bei ihrem Kassensturz kamen immerhin auch 20 Mark zusammen. Ursprünglich war es sogar das Doppelte gewesen, aber "dafür hab ich den anderen Kindern Spielzeug abgekauft", sagte Milena.
Das politische Fest-Motto "Mehr Platz für Kinder" blieb im Hintergrund: Wer wollte, konnte mit den Sozialdemokraten über Spielstraßen, mehr und attraktivere Kinderspielplätze, kinderfreundlichen Wohnungsbau und Betreuungsplätze diskutieren, doch der Spaß am Spielen ging eindeutig vor. Richtig gefordert wurden gegen Ende des Festes Kinder und Eltern noch einmal: als das Hüpfballrennen quer über den Platz begann. mec
SACHSENHAUSEN. Bei strahlendem Sonnenschein feierte die evangelisch- lutherische Berggemeinde Sachsenhausen am Samstag ihr Gemeindefest. Vor allem den Kindern wurde viel geboten: Die Konfirmandengruppe und der Pfarrer begeisterten die Kleinen mit Dosenwerfen, Sackhüpfen und "Brezeln schnappen" auf der Wiese des Kindergartens, während sich die Eltern bei Kaffee und Kuchen unterhalten konnten. Später spielte der Posaunenchor der Ostergemeinde, und das Jonglage-Duo "Das fliegende Chaos" begeisterte die Gäste.
"Das Fest ist als ,Dankeschön' an die ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeiter der Gemeinde gedacht", erzählt Manfred Wollmann, Mitglied des Kirchenvorstandes. Doch sollen bei dem Fest, das es nun schon seit vielen Jahren gibt, die Gemeindemitglieder zusammengeführt werden. Manfred Wollmann: "Wir wollen den Leuten die Gelegenheit geben, mal in Ruhe mit den Mitgliedern des Kirchenvorstands zu reden, damit sie das eine oder andere Problem vortragen können."
Einen Flohmarkt hatte die Frauengruppe der Gemeinde zusammen mit der Bastelgruppe organisiert. Hier wurden die selbstgemachten Sachen verkauft. Der Erlös des Flohmarktes kommt dem Basar der Berggemeinde im Dezember zugute. Die Gesamteinnahmen werden gedrittelt und an eine Gemeinde im rumänischen Siebenbürgen, an die Frankfurter Obdachlosenambulanz und an das Christopherushaus - einer Einrichtung, die sich der Intensivpflege von Schwerkranken widmet - gespendet.
Zum Spenden rief auch der Aufbauverein der Berggemeinde auf. Gegründet im Jahr 1956 hatte er zunächst die Aufgabe, Geld für eine eigene Kirche zu sammeln. Heute sind die Einnahmen des Vereins für den Chor, den Kindergarten oder die Rumänienhilfe bestimmt. Da die Mitglieder aber immer älter werden, ist man auf der Suche nach jüngeren, die die Arbeit weiterführen.
"Der Kontakt mit der Gemeinde liegt mir sehr am Herzen", sagt Manfred Wollmann, "denn nur wenn zwischen Kirchenvorstand und den Gemeindemitgliedern Kontakt besteht, kann sinnvolle Arbeit geleistet werden. Und das ist schließlich das Ziel der Gemeinde." jan
HEDDERNHEIM. Unter dem Motto: "Ausländer und Deutsche - miteinander leben und feiern", organisiert die Initiative "Stadtteilfest Heddernheim" am Samstag, 29. August (von 14 bis 22 Uhr), zum vierten Mal ein Sommerfest mit Darbietungen in der unteren Heddernheimer Landstraße.
Es musiziert der Musikzug der Turnerschaft 1860 Heddernheim. Um 15 Uhr ist die erste Darbietung einer peruanischen Gruppe vorgesehen.
Außerdem bestreiten das Unterhaltungsprogramm portugiesische, ecuadorianische und türkisch-kurdische Tanzgruppen, eine spanische Folkloregruppe sowie die Rockgruppe "Little Paris".
Von 16 bis 18 Uhr sind Spiele und Basteleien sowie eine große Kinderrevue mit "Klaus Klamauk" angesagt. dixi
NIEDER-ESCHBACH. Nicht jede Ausstellung bietet ihren Besuchern so viel Volksfeststimmung und gute Laune wie die Junggeflügelschau vom Kleintierzuchtverein Nieder-Eschbach. Zwei Tage lang feierten die Vereinsmitglieder und ihre Freunde mit Faßbier und - etwas makaber für eine Geflügelschau - halben Hühnchen vom Grill die Präsentation ihrer Nachzucht des Jahres 1992.
Am ersten Tag kamen hauptsächlich Interessenten, die sich teilweise recht seltenen Tiere anschauen wollten. Neben gewöhnlichen Groß- und Zwerghühnern waren auch Toulouser Gänse und Goldfasane, junge Tauben und andere Tierbabys zu sehen, die irgendwann bei internationalen Wettbewerben ihren Besitzern Preise sichern sollen. "Etwa 100 Tiere haben wir diesmal hier", sagt Hans Gerhard Rath, der Vorsitzende des Vereins.
In erster Linie seien die aber nur vereinsintern interessant. "Wir sind ein Verein der Züchter, da werden Tiere gekreuzt und andere Züchterinteressen wahrgenommen", erläutert Rath. In der vor vier Jahren übernommenen Anlage haben Mitglieder eigene Parzellen mit Häuschen und genung Platz für die Zucht. "Das ist für die Mitglieder, die keinen Garten oder ähnliches haben" sagt Rath und verweist darauf, daß die Anlage noch ausgebaut wird.
Einmal monatlich treffen sich die Züchter im Vereinsheim hinter der Sportanlage. "Etwa alle drei Monate haben wir einen Tierarzt zu Gast", sagt der Vorsitzende: "Der hält Vorträge über Krankheiten und deren Verhinderung, die vor allem uns Geflügelzüchter betreffen können." Regelmäßige Untersuchungen vom Veterinäramt garantierten, daß keines der Tiere krank sei. "So können sie bei der Zucht ausschließen, das Erbkrankheiten tatsächlich weitergegeben werden." Am zweiten Tag der Ausstellung stand das Gesellige im Vordergrund. Der Alleinunterhalter Günter Schmidt, der sich "Schmidtchen Schleicher" nennt, spielte allseits bekannte Evergreens und Schlager. Das Vereinshaus "Zum Gickelsheim" war so gut besucht, daß man Mühe hatte, einen freien Platz zu ergattern. Und die halben Hühnchen wurden gleich dutzendweise ins heiße Fett gelegt.
Der 1930 gegründete Verein lädt seit 18 Jahren regelmäßig zur Junggeflügelschau ein. "Die größte Ausstellung des Jahres ist allerdings im November", erläutert Rath, "da werden knapp 2000 Tiere zu sehen sein." Seiner Einschätzung nach interessieren sich immer mehr Menschen für die Geflügelzucht. "Viele bedenken aber nicht, daß sie sich mindestens einmal am Tag um die Tiere kümmern müssen, egal, was für ein Wetter ist". Davon abgesehen, freut er sich über jeden Neuzugang: "Im Verein ist die Freizeit sinnvoll genutzt." col
SCHWANHEIM. Dreimal im Jahr wird die Minna-Specht-Schule in der Hans- Pfitzner-Straße zweckentfremdet: An diesen Tagen besetzen Ärzte des Blutspendedienstes und Mitglieder des DRK-Ortsvereins Schwanheim / Goldstein für einige Stunden die Lehrräume, um Blut abzuzapfen. Dringend benötigtes, oft lebensrettendes Blut. Denn was die wenigsten wissen, ist Tatsache: Fünf- bis sechstausend Blutspenden pro Tag benötigen die Frankfurter Krankenhäuser, um ihre Patienten zu versorgen.
"Hierher kommen im Schnitt 70 bis 80 Leute; die meisten sind Stammkunden", erzählt der Erste Vorsitzende des DRK-Ortsvereins, Wilhelm Schmidt, der seit Jahren ehrenamtlich für den Verein arbeitet: genau wie die anderen acht Helfer, die sich von 16 bis 20 Uhr um die Vorbereitung und die Spender kümmern. Betten müssen aufgestellt, ein Ruheraum ausgestattet, die Spender betreut werden; Schmidts Ehefrau Elisabeth, Schatzmeisterin des Ortsvereins, sorgt mit einer Kollegin für Kaffee, Tee und Brötchen.
Die ersten Blutspender stehen schon kurz vor 17 Uhr an der Tür zum Anmelderaum. Dort geben sie ihren Blutspendepaß ab und füllen einen Bogen aus; weiter geht es zur Voruntersuchung, wo der erste "Weißkittel" wartet, ein freundlicher, ruhiger Doktor. Er mißt den Blutdruck, fragt nach möglichen Beschwerden und hat immer einen kessen Spruch auf der Lippe. "Sind Sie verwandt mit dem Tarzan-Darsteller Weissmüller?" fragt er eine junge Frau, die seit Jahren hierherkommt.
Im Blutentnahmeraum gehen die Ärzte vom Blutspendedienst ihrer Arbeit nach. Zuerst pieksen sie in den kleinen Finger, um etwas Blut zu entnehmen; die Proben werden gekennzeichnet und später im Labor untersucht: das ist Vorschrift. Gleichzeitig mißt der Doktor die Körpertemperatur, bevor er sein O. K. zur "richtigen" Entnahme gibt. Einen halben Liter Blut verlieren die Spender während der Prozedur, die zwischen zehn und fünfundzwanzig Minuten dauert.
Es ist nur scheinbar ein Verlust. Denn das Blut erneuert sich, dem Körper werden frische Zellen zugeführt. "Ich fühle mich danach stets wesentlich besser", bekennt eine junge Frau, die sich im Ruheraum erholt. Jederzeit ist ein freiwilliger Helfer des DRK an der Seite der Spender, die Betreuung ist optimal. So erhält jeder direkt nach der Blutentnahme einen Becher mit warmem Zitronentee. "Das ist gut für das Wohlbefinden", erklärt Elisabeth Schmidt.
Erfreuliche Tatsache: Die Bereitschaft zu spenden ist in der Bevölkerung gestiegen. Auch aus anderen Stadtteilen kommen die Leute in die Schwanheimer Schule, um sich Blut entnehmen zu lassen. Mit Inseraten drei Wochen vor dem Termin, Plakaten in fast jedem Geschäft des Stadtteils und zwei großen Transparenten am Bahnhof und an der Schule wirbt das DRK für die Teilnahme.
Natürlich spenden die ehrenamtlichen Helfer auch selbst. "Blutspenden tut dem Menschen gut", meint Wilhelm Schmidt und zeigt stolz seinen Blutspendepaß. Eine nette Geste und Belohnung für das Helfen: Die Spender bekommen ein kleines Päckchen mit Schokolade und Keksen. Nach dem zehnten Mal gibt es eine Urkunde.
Erst das freiwillige Engagement ermöglicht den Blutspendetermin. Der DRK-Ortsverein Schwanheim / Goldstein zählt 34 Aktive und 470 passive Mitglieder; der Aufgabenbereich umfaßt Sanitätsdienste, eine fahrbare Unfallhilfestelle und den Blutspendedienst. Der Verein finanziert durch Beiträge (mindestens zwei Mark), Erlöse aus Weihnachtsmarkt und Festen. Größere Investitionen wie die Neuanschaffung von Fahrzeugen übernimmt der Bezirksverband.
An diesem heißen Sommernachmittag läuft alles nach Plan. "Keine besonderen Zwischenfälle", ist das Fazit des Vorsitzenden. Derweil fließt das Blut als Beweis dafür, wieviel wenig ausrichten kann, in die Beutel. jot
Thüringen Wenn Erfurter Landespolitiker auf den Rennsteig gehen, haben sie Höheres im Sinn. Der legendäre Wanderweg auf den Höhen des Thüringer Waldes erlebte jetzt schon zum zweitenmal eine Politiker-Tour im Vorfeld heikler Personalentscheidungen. War es im Vorjahr der damals noch starke CDU-Landeschef Willibald Böck, der bei einer Rennsteig-Wanderung die damalige Kultusministerin Christine Lieberknecht als Kandidatin zum stellvertretenden Bundesvorsitz und den Erfurter Landtagspräsidenten Gottfried Müller als Chef für die CDU-Grundsatzkommission ausgerufen hatte, so baute in dieser Woche Regierungschef Bernhard Vogel einen Wandertermin in seinen Count-down zur Erfurter Regierungsumbildung ein - eher informell, wie es in Personalfragen seine Art ist.
Vogel brach zum Rennsteig auf - und alle äugten, wen er wohl mitnehmen würde. Denn der Ministerpräsident kannte, nach eigenen Worten, bis zu diesem Zeitpunkt ganz allein seine Wunschkandidaten für die Nachfolge von Innenminister Böck und Sozialminister Hans-Hennig Axthelm, die er höchstselbst zum freiwilligen Rücktritt gedrängt hatte.
Staatskanzlei-Minister Franz Schuster und der Landtagsabgeordnete Frank-Michael Pietzsch waren zum Mitwandern geladen, und in der CDU wurde allgemein damit gerechnet, daß der stilbewußte Vogel sie auf den Höhen des Waldes in seine Pläne eingeweiht hat. Wer vom Rennsteig kommt, ist klüger: Nach der Tour gab es in Erfurt an Vogels Personalvorstellungen kaum noch Zweifel. me Mecklenburg-Vorpommern Es kämpft sich schlecht ohne Hemd und Hose, man fühlt sich so schutzlos. Dies bekommen die "Nassis" (nackte Ossis) im Ringen mit den "Klemmis", den verklemmten Wessis, in diesem Sommer hinlänglich zu spüren. Am Ostsee-Strand oben und/oder unten textilfrei zu flanieren, war eine der wenigen Errungenschaften aus der DDR-Zeit - "unsere vielleicht einzige Freiheit" -, und hart erkämpft: Man hatte schon zu Ulbrichts vergleichsweise prüden Zeiten Bürgermeister kurzerhand ins Wasser geworfen, wenn sie die FKK-Freunde vom streifenfreien Sonnenbaden abhalten wollten. Danach herrschte an den Stränden eine völlig entspannte Kleider-Unordnung der Beliebigkeit, ein ganzes schönes Vierteljahrhundert lang.
Bis die "Prüdis" aus dem Westen kamen, die mit dem dicken Geldbeutel und der Forderung: "Weg mit den Nackschen". Beschwerden körbeweise. In diesem Sommer ist denn auch prompt deutsche Ordnung (West) eingezogen an der östlichen Ostsee, gekennzeichnet durch einen unübersehbaren Schilderwald, der stramm regelt, wer was wann wo tragen oder nicht tragen darf. Neue Strandordnungen gibt es von Warnemünde über Kühlungsborn bis Ahlbeck auf Usedom oder Göhren auf Rügen allenthalben. Eines haben sie gemeinsam: Man geht nicht mehr einfach ohne Hose im vereinigten Deutschland; dafür gibt es Reservate.
Die Ossis, schon auf dem Rückzug, maulen noch ein bißchen: "Erst bringen sie uns die Sex-Shops und dann ihre verklemmte Moral." Tut nichts: Die örtlichen Fremdenverkehrsverbände stehen unter dem Druck der neuen Kolonialherren, die aus dem Westen kommen und die meisten Küsten-Hotels übernommen haben. Ihre Kundschaft, sagen sie, wolle dies so. Der Kurdirektor von Göhren, Paul Bolle, hat das nicht zu überbietende Argument: "Wir brauchen ihr Geld." So wächst zusammen, was plattgemacht wird. ojw. Bremen Herr Kröning ergriff das Wort. Er hatte Wichtiges mitzuteilen. Herr Kröning ist Finanzsenator in Bremen, und er ist ein netter Mensch. In der vergangenen Woche war die Haushaltsdebatte angesagt; im Parlament, der Bürgerschaft, ging es um Geld und um Bremens hohe Schulden. Und weil Volker Kröning weiß, daß das mit den Schulden über kurz oder lang - mehr über kurz - Bremens Selbständigkeit als Bundesland kosten kann, wenn die anderen Länder die Lust verlieren, Bremens Schulden zu bezahlen, sprach er bitterernste Worte.
Geld vom Bund und den Bundesländern bekommt Bremen nämlich nur, wenn der Stadtstaat an der Weser ein eigenes Sanierungsprogramm vorlegt - und verwirklicht. Das heißt sparen, sparen, sparen. Manche Leute finden den Herrn Kröning kleinkariert, wenn er dauernd so redet, darunter sind auch SPD- Genossen. Aber der Herr Kröning redet nicht nur hart, sondern auch schön: Bremen habe sich durchs Sparen ein Stück vom Ruf des Kostgängers gelöst, und so müsse das fortgesetzt werden. "Wenn wir zu diesem Kraftakt nicht bereit sind, wird uns keiner beistehen."
Ein Trostpflaster hatte der Herr Kröning bei seiner Haushaltsrede auch bereit: "Von 1980 bis 1991 haben alle westlichen Länder und Gemeinden ihre Ausgaben um durchschnittlich 59 Prozent erhöht. Bremen nur um 43 Prozent." Gut, daß Herr Kröning das Wort ergriffen hat. lw
SACHSENHAUSEN. Es ist schon etwas betrüblich, aber wahr. Für die älteren und behinderten Bürger des Stadtteils gibt es lediglich eine Begegnungsstätte. Seit sechs Jahren treffen sich im Mittleren Hasenpfad Senioren zum Kaffeetrinken, Basteln, zu Vorträgen und musikalischen Darbietungen.
Zum Sommerfest der Begegnungsstätte kamen bei schönem Wetter immerhin 400 Besucher. Mit viel Mühe hatten Leiterin Anneliese Nitzsche und ihre Helferinnen (eine Festkraft und eine Aushilfe arbeiten in der Einrichtung) ein buntes Programm zusammengestellt: die bekannten "Jakob-Sisters" sorgten mit Schlagermelodien für gute Stimmung, der Zauberer Putelli zeigte kleine Kunststücke, ein Flohmarkt bot Porzellan, Spitzentischdeckchen und andere Artikel an. Kulinarisches gab es natürlich auch. Nachmittags wurde Kaffee und Kuchen serviert, und später saßen die Senioren in lockerer Atmosphäre bei Würstchen vom Grill und kalten Getränken zusammen.
Möglich gemacht hatte das Sommerfest Schornsteinfegermeister Wolfgang Misch. Er hatte die gesamten Kosten übernommen und ließ es sich auch nicht nehmen, mit seiner Ehefrau mitzufeiern. "Ihm sind wir sehr dankbar", sagt Anneliese Nitzsche. "Sein Engagement in der Seniorenarbeit verdient hohe Anerkennung und ist beispielhaft."
Das Sommerfest war ein voller Erfolg und zugleich Werbung für die von der Stadt und dem Frankfurter Verband für Alten- und Behindertenhilfe getragene Einrichtung. 1986 wurde die Begegnungsstätte als Teil einer Altenwohnanlage fertiggestellt. Vermieter der vom Wohnungsamt vergebenen Sozialwohnungen ist die "Gemeinnützige Gesellschaft für Wohnheime und Arbeiterwohnungen mbH".
85 seniorengerechte Appartments - 60 davon für Einzelpersonen - bieten den älteren Menschen ein Zuhause. Anneliese Nitzsche: "Der freie Wohnungsmarkt könnte die Leute doch gar nicht auffangen." Zwei Betreuerinnen sorgen rund um die Uhr für das Wohl der Senioren.
Für die Bewohner des Hauses ist die geräumige Cafeteria der Begegnungsstätte, die jeden Tag von 14.30 bis 17.30 Uhr geöffnet ist, ein willkommener Treffpunkt. Auch zahlreiche Senioren aus dem Stadtteil kommen hierher. Das Angebot ist vielfältig, die Volkshochschule bietet Kurse an: Englisch, Bridge, Tanzen, Gymnastik und Gedächtnistraining gehören zum festen Programm. Ganz groß wird die Kreativität in der Begegnungsstätte geschrieben. Zahlreiche Bilder und andere Kunstwerke an den Wänden belegen dies. Einmal in der Woche leitet Anneliese Nitzsche die Senioren im Bastelraum in der Seidenmalerei an. Die Materialien stiftet der Verband. Ihr Credo: "Die Leute sollen etwas Schönes und Erfreuliches sehen."
Doch damit nicht genug. Gemeinsam mit dem Hausbewohner Otto Leinhus hat sie den "Klub Vital" gegründet. Zweimal im Monat, jeweils dienstags, treffen sich etwa 60 "Barock-Teenager" (Leinhus) für zwei Stunden in der Cafeteria, um Vorträge anzuhören (Thema des letzten: "Mode im Wandel der Zeiten"), Dias anzuschauen, Geburtstage und Feste zu feiern oder gemeinsam singen. Dabei darf natürlich Erwin Ladwig nicht fehlen: der rüstige 80jährige begleitet die Frühlings- oder Seemannslieder am Klavier.
"Ein bißchen schade" findet es Otto Leinhus, der seit drei Jahren in der Altenwohnanlage lebt, daß nur ein Fünftel der Besucher aus der Anlage zu den Klubnachmittagen kommt. Das liegt vielleicht an der Altersstruktur. Die Bewohner sind zwischen 60 und 85 Jahren alt, die Interessen sehr verschieden.
Ein weiterer Grund offenbart sich beim Gang durchs Haus. Die langgestreckten Flure sind in tristem Grau gehalten, Kontakt ist in der Anonymität des elfstöckigen Baus kaum möglich. Krankenhausatmosphäre. Die Wohnungen selbst sind praktisch eingerichtet: Wohnzimmer, ein kleiner Schlafraum, Küche, Bad, Balkon - mit einem schönen Rundblick über die Stadt.
Die Infrastruktur rund um die Altenwohnanlage wird den Bedürfnissen der Senioren gerecht: Lebensmittelmarkt, Apotheke, Metzgerei, Blumenladen, Reinigung und Bank sind nur wenige Schritte entfernt. Ganz in der Nähe hat ein Ärztehaus sein Domizil. "Das ist vor allem für die Behinderten (zehn Prozent) im Haus wichtig", erklärt Frau Nitzsche. Beispiel: eine Rollstuhlfahrerin lebt hier, obwohl das Haus nicht eigens dafür eingerichtet ist. Doch sie hatte ihr Recht beim Wohnungsamt durchgesetzt.
An diesem Nachmittag geht es ruhig zu in der Begegnungsstätte. Bei Kaffee und Kuchen sitzen die Senioren zusammen und unterhalten sich. Auch Erwin Ladwig ist da. Auf besonderen Wunsch spielt der "Hauspianist" ein Stück von Chopin. Bescheiden nimmt er den Applaus entgegen und orakelt: "Ob das dem großen Meister gefallen hätte?" jot
NIEDER-ESCHBACH. Der von Umweltdezernent Tom Koenigs geplante Stadtpark Nieder-Eschbach ist nichts weiter als ein "vergiftetes Bonbon". Das zumindest glaubt die liberale Stadtteilpolitikerin Renate Sterzel. Die Christdemokraten im Nieder-Eschbacher Ortsbeirat 15 werden noch deutlicher: Sie wollen den "Weltstadtpark" um jeden Preis verhindern.
Beide Anträge wird das Gremium am Freitag, 28. August, 19.30 Uhr, in der evangelischen Gemeinde Am Bügel, Ben- Gurion-Ring 39, debattieren.
Der Stadtpark - der sich vom Bad Homburger Kreuz bis zum Harheimer Weg erstrecken soll - sorgt in dem nördlichen Stadtteil seit Monaten für Streit. CDU und FDP sehen darin lediglich eine dürftige Wiedergutmachung für den geplanten Schlachthof, SPD und Grüne glauben dagegen an die Chance, "Flächen dauerhaft zu sichern" (siehe auch Bericht auf Seite 1). In der kommenden Sitzung wird das Thema sicherlich für weiteren Streit sorgen.
Dort werden aber noch weiterer wichtige Themen zur Sprache kommen: Etwa die Umsiedlung der BfG ins Gewerbegebiet Nieder-Eschbach, die verbliebenen Wohnbauflächen im Stadtteil sowie die seit Jahren geforderte Turnhalle für die ortsansässigen Vereine. ind
Serie der Stadtteil-Rundschau: Die fünf Entwürfe für die Drake- und Edwards-Kaserne am Frankfurter Berg
Auf einen Blick
Dortmund
Für Frankfurt gerüstet S. 22
FC Bayern München
Ribbeck bremst Euphorie S. 22
Zweite Liga, SV Darmstadt 98
Weiter spielerische Armut S. 23
Tennis
Barbara Rittner im Finale S. 25
US-Open
Deutsche Tennisspieler kränkeln S. 25
Formel 1
Erster Sieg für Schumacher S. 25
Mehrkampf-Meisterschaften
Viele hörten vorher auf S. 28
Doping
Lewis für stärkere Kontrollen S. 28
Sportfest in Padua
Bubka wieder höher S. 28
FRANKFURT A. M. Noch mehr Gemeinsamkeit für die Zukunft haben die geschäftsführenden Vorstände der Frankfurter Karnevalvereinigung Westend 1895/07 und die Frankfurter Karnevalgesellschaft Rot-Weiss vereinbart.
Bisher hatten die Vereine schon bei karnevalistischen Sitzungen zusammengearbeitet. Jetzt vereinbarten die Vorstände, alle Veranstaltungen und geselligen Feiern gemeinsam mit den Angehörigen beider Vereine zu bestreiten. In einem Rundschreiben der "Westend" an ihre Mitglieder heißt es zur Begründung, daß der Verein mittlerweile zu wenig Mitglieder habe, um große Veranstaltungen allein organisieren zu können: "Unser Partnerverein hat das gleiche Problem."
Ein erstes gemeinsames Mitgliedertreffen beginnt am Freitag, 28. August, um 19.30 Uhr in der Gaststätte "Malepartus", Bornheimer Landwehr 59. dixi
ECKENHEIM. Manfred Schnirpa ist kein Mann der großen Worte. Es ist Montag abend, bald werden seine Gäste vor der Tür stehen, mit Blumen in der Hand und Glückwünschen. Er aber sitzt in der Ecke seines Schankraumes, als sei ihm der Trubel um seine Person fast peinlich. Woher die Beliebtheit kommt? "Vielleicht", sagt er, "liegt's ja daran, weil ich persönlich auf die Leute zugehe."
Da ist was dran. Seit fünf Jahren ist er Chef des "Homburger Hofs" in Eckenheim. Eigentlich kaum der Rede wert, wäre er nicht ein Mann, der mehr unternimmt als Bierzapfen und Geldverdienen. Viermal im Jahr lädt er auf seine Kosten Rentner ein, die sich's nicht leisten können, auszugehen. Er hatte immer ein offenes Ohr für seine Eckenheimer. Jetzt feiert "der Manfred" sein Fünfjähriges - und keiner der 100 Gäste hat abgesagt.
Als er am 17. August 1987 den Schlüssel für den "Homburger Hof" in die Hand gedrückt bekam, da war der Mann aus Obersdorf im Allgäu noch skeptisch. Jahrelang war er Chef im Bürgerhaus Hausen / Obertshausen - und jetzt in Eckenheim? "Ich wußte gar nicht, wo das liegt." Freunde rieten ihm ab. Eckenheim sei nur ein Dorf, für ihn, der 26 Jahre lang nur in größeren Betrieben tätig war, sei der Homburger Hof nicht das richtige. Schnirpa ging trotzdem. "Ich werd's schon schaffen", antwortete er den Pessimisten - und heute, fünf Jahre später, hat er's tatsächlich geschafft.
"99 Prozent meiner Gäste", sagt der 55jährige, "sind Stammgäste." Mit vielen von ihnen ist er inzwischen eng befreundet - "wenn irgendwas ist, sind sie alle für mich da". Umgekehrt verhält es sich genauso: Seine besonnene Art hat ihn zum Ansprechpartner für jede Art von Problemen werden lassen. Und wenn einer mal nicht da ist, "dann meldet er sich ab oder schreibt 'ne Postkarte".
Fast 20mal hat er bis heute Eckenheimer Senioren zu sich eingeladen. "Ich hab' mir gedacht, wenn ich einem Verein 1000 Mark spende, kriegt die einzelne Person vielleicht 50 Pfennig." Da nimmt er die Sache lieber selbst in die Hand, stellt liebevoll Menüs für die jeweils 60 Rentner zusammen und genießt, "wenn ich sehe, wie die Menschen sich freuen".
Fünf Jahre ist er jetzt in Eckenheim und mittlerweile weiß er nicht nur, wo der Stadtteil liegt, sondern auch wer und wieviele hier wohnen. Im Homburger Hof hat er genau das gefunden, was er gesucht hat: ein kleines, beschauliches Lokal, das ihm die Zeit läßt, sich "persönlich" um jeden einzelnen zu kümmern. Daß heute abend so viele seinetwegen gekommen sind, findet er "einfach schön". Eines ist für den Mann mit der sanften Stimme daher klar: "Ich werde mit Sicherheit hier bleiben." ind
Zum Leserbrief des Herrn Dr. Ernst Weitzel (FR/FRA vom 20. 8. 1992 "Perfides Spiel mit den Ausgabensteigerungen") folgendes:
Man kann über die Seehofer-Pläne unterschiedlicher Meinung sein, man kann die höchst einleuchtenden Sparvorschläge von Ellis Huber zurückweisen, man kann ignorieren, daß die schwersten Lasten der geplanten Reform arme und alte Patienten zu tragen haben, man kann streiken, um sein Spitzeneinkommen auch in Zukunft zu sichern; das alles kann man.
Eines aber kann man auf keinen Fall: den möglichen zahnärztlichen Einkommensverlust in einem Atemzug nennen mit den Hungertoten in Afrika. Herr Dr. Weitzel tut dies. Diese Verrottung aller Vergleichsmaßstäbe ekelt mich an.
Michael Serrer, Bonn
INNENSTADT. Kaum war der gutbesuchte Familiengottesdienst beendet, kam der Segen von oben: Heftiger Regen verhinderte, daß die evangelische St.-Pauls-Gemeinde ihr traditionelles Sommerfest im Innenhof der Fried-Lübbecke-Anlage feiern konnte. Notgedrungen wichen die etwa 200 Gäste in den Gemeindesaal aus. Pfarrerin Andrea Braunberger-Myers nahm es gelassen: "Sicher hätten wir den Saal etwas mehr geschmückt, aber das Programm ist durch den Regen nicht beeinträchtigt."
Und das war in der Tat umfangreich: Für Kinder gab es einen Malwettbewerb zum Thema "Sommer und Seifenblasen"; schöne und nützliche Preise winkten den kleinen Künstlern. Nach dem Mittagessen - ein deftiger Gulasch-Eintopf wurde serviert - kam ein Zauberer, um seine Kunststücke vorzuführen. Für die musikalische Unterhaltung sorgte der zur Zeit als Praktikant in der Gemeinde tätige Markus Eisele: er jazzte am Klavier und spielte alte Ragtime-Melodien.
Interessante Klänge kamen am Nachmittag vom Gamelan-Orchester; so exotische Instrumente wie das aus Bambus gebaute Anklung, Trommeln und Gongs in unterschiedichen Größen bildeten den Klangkörper. Kulinarische Spezialitäten aus ihrer Heimat brachten die Mitglieder der indonesischen Gastgemeinde ebenfalls mit. "Sie haben keine eigene Kirche und benutzen, wenn wir nicht da sind, unsere Räume", erklärte die Pfarrerin.
So schön das Programm und die Angebote waren: Etwas enttäuschend war die Besucherbeteiligung doch, hat die St.- Pauls-Gemeinde immerhin mehr als 1800 Mitglieder. Eine Erklärung liegt in der Tatsache, daß unter ihnen viele ältere Bürger sind, die sich aus Angst vor der steigenden Kriminalität in der City zurückgezogen haben und den Weg in die Gemeinde scheuen.
Im Einzugsbereich der St.-Pauls-Gemeinde, der im Norden an die Zeil und im Süden an den Theaterplatz grenzt, leben nur noch wenige Menschen; lediglich 33 Kinder sind zwischen 1980 und 1990 evangelisch getauft worden. Scheinbar paradox: Im Kindergarten in der Großen Fischerstraße werden in zwei Gruppen 45 Kinder von vier Erzieherinnen betreut; die Warteliste ist lang. Grund ist, daß dorthin auch Familien aus anderen Stadtteilen drängen.
So drängten sich nur ein Dutzend Kinder um den runden Maltisch. Andrea Braunberger-Myers, die zusammen mit ihrem Mann und einer weiteren Teilzeitkraft die Pfarrei leitet, war insgesamt dennoch mit dem Fest zufrieden. "Mehr kann man in der schwach besiedelten Innenstadt nicht erwarten." Gemütlich war es, während draußen die Sonne zwischen den Wolken hervorkam. Die Gemeindemitglieder ließen sich jedoch nicht herauslocken. Lieber saßen sie im behaglichen Gemeindesaal und hielten einen ausgedehnten Plausch. jot
GOLDSTEIN. Trubel im Festzelt des Kleingärtnervereins Schwarzbach. Eine lange Schlange steht vor der Bühne: Georg Jovicic, der Erste Vorsitzende, füllt Lose in die Lostrommel und eröffnet schließlich den Verkauf. Doch nicht nur beim Losverkauf, auch sonst war bei den Gärtnern allerhand los, schließlich feierte man nicht nur das traditionelle Sommerfest, sondern auch das 60jährige Vereinsbestehen.
Bereits am Freitag begann das Fest mit einem gemütlichen Abend. Am Samstag folgte ab 15 Uhr der offizielle Teil der Jubiläumsfeier. Jubilare wurden für ihre langjährige Mitgliedschaft geehrt und der Vorstand begrüßte Vereinsmitglieder und Gäste auf dem Gelände Zur Waldau. Doch auch für Unterhaltung war gesorgt. Zwei Tanzgruppen traten auf und am Abend spielte die "Schwarzbachcombo" für die Besucher zum Tanz. Außergewöhnliches wurde durch den Auftritt der Bauchtänzerin Aziza zu später Stunde geboten.
"Wir legen besonderen Wert darauf, das sich die Kinder bei uns wohl fühlen, denn schließlich sind sie unsere Zukunft", erzählt Georg Jovicic. Deshalb freut er sich besonders, wenn junge Familien mit Kindern in den Verein kommen, denn "die wachsen so in den Verein hinein". Der Vorstand hat sich zeitgemäße Vereinsarbeit zum Ziel gesetzt. "Wir wollen nicht zu sehr an Traditionen festhalten, deshalb ermöglichen wir Jugendlichen aus dem Verein im Sommer regelmäßig eine Disco auf dem Gelände zu organisieren", beschreibt der Vorsitzende die Idee.
Der Verein unterstützt seit einiger Zeit auch aktiv körperbehinderte Kinder. Durch Verbindungen zwischen den Kleingärtnern aus Goldstein und einer Schule für Körperbehinderte in Würzburg ist eine Patenschaft entstanden. Einmal im Jahr laden die Frankfurter eine Klasse aus der Schule ein und verwöhnen die Kinder mit Essen und Geschenken. Jovicic: "Für den Abend haben wir einen Lampionumzug durch die Kleingartenanlage organisiert. Die Kinder freuen sich sehr darauf."
Georg Jovicic freut sich besonders darüber, daß so viele verschiedenen Nationalitäten in seinem Verein vertreten sind. "Wir haben Italiener, Japaner, Koreaner, Marokkaner, Portugiesen, Jugoslawen und noch andere Nationalitäten in unserem Verein und es gibt keine Schwierigkeiten im Zusammenleben."
Dafür hat der Verein ein anderes Problem. Seit zwei Jahren ist die Zufahrt zum Vereinsgelände durch Holzpfosten verengt. "Die Maßnahme wurde deshalb ergriffen, um zu verhindern, daß die Autofahrer auf dem Grünstreifen parken", erinnert sich der Vorsitzende. Doch seitdem ist es für die Gärtner unmöglich geworden mit größeren Fahrzeugen zum Vereinsgelände zu fahren. "Bei uns kommen auch mal Lieferanten mit einem Transporter oder wir benötigen einen Müllcontainer. Da ist es immer knapp." 50 Zentimeter mehr Platz würden schon genügen. Doch ist Jovicic im zuständigen Garten- und Friedhofsamt bisher auf taube Ohren gestoßen.
Die Vorbereitungen für das nächste Fest beginnen bereits in den kommenden Wochen. "Dann beraten wir mit dem Festausschuß, was gelungen war und was noch verbessert werden kann." jan
DORNBUSCH. Ein Flohmarkt sollte es werden. Doch trafen sich die Besucher der "Kirche des Nazareners" eher zu einem Straßen- und Kinderfest in der Hügelstraße, bei dem nebenbei auch ein Schnäppchen gemacht werden konnte. An knapp zehn Ständen wurden alte Haushaltsgeräte, Gläser, Tassen, Bilder, Spiele, Schreibmaschinen und Waffeleisen feilgeboten, während auf einem Luftkissen ausgelassen Kinder tobten.
Viele große und kleine Besucher schickten derzeit lieber Luftballon-Grußkarten los und erprobten das eine oder andere Geschicklichkeitsspiel.
Der Erlös des Flohmarktes soll den Bau eines Gemeindezentrums in Kenia unterstützen. Das Projekt, bereits von deutschen und US-amerikanischen Christen begonnen, soll noch in diesem Jahr vollendet werden.
Ein Besucher, der einen Einmach-Topf ergatterte, meinte: "Hier gibt es zu wenig Stände - aber was Kinder betrifft, sollte jeder Flohmarkt so sein". Seine eineinhalbjährige Tochter Anna-Michelle jedenfalls fühle sich wie zu Hause. Jecmenica ist "Flohmarkt-Fetischist" und mit seiner Tochter immer auf Achse. "Aber einen so kinderfreundlichen Flohmarkt habe ich noch nicht gesehen". col
RÖDELHEIM. Erst mußten die Helfer die Sturmschäden auf der großen Wiese des Solmsparks beseitigen. Dann bauten sie mit vereinten Kräften die zahlreichen Spiele für das Kinderfest der CDU Rödelheim, Hausen und Industriehof auf. Und dabei war Eile geboten, da die Gäste schon eine Stunde vor Beginn des Festes aufkreuzten. "Hektisch war es jedoch zu keiner Zeit, eher entspannt und ruhig", sagte Walburga Zizka, Stadtverordnete und Vorsitzende des CDU-Stadtbezirksvorstandes, der das Fest organisierte.
So sahen es auch die rund 200 Gäste, die bei angenehmen Temperaturen den Nachmittag verbrachten. Die Erwachsenen saßen im Schatten und schauten bei Speis und Trank den Kindern zu, wie die sich amüsierten. Eine der ersten Aktionen der Kinder war das Malen eines Schildes mit der Aufschrift "Pferde-Haltestelle". Denn: Die Hauptattraktion beim Nachwuchs waren "Parmina und Max", auf deren Rücken es durch die Grünanlage ging. Gemalt wurden aber auch die Nidda oder der große Regen, der die Veranstalter an diesem Nachmittag allerdings verschonte.
Bei den Geschicklichkeitsspielen gewannen alle kleine Preise, unabhängig von der Anzahl der umgeworfenen Dosen, der mit Magneten gefischten Fische oder der benötigten Schläge beim Nagelschlagen. Und die Kinder freuten sich über die Trillerpfeifen oder aßen mit Appetit die Äpfel.
Süßigkeiten gab es keine; anders als vor rund zehn Jahren, als sich die Kinder noch über Bonbons freuten. So lange gibt es das Fest schon, bei dem die Familie und die Kinder im Mittelpunkt stehen. Durch die Nachfrage aus dem Stadtteil ermutigt, organisierte der Bezirksvorstand das Fest jedes Jahr aufs neue.
Und alle Jahre wieder kommen auch prominentere Christdemokraten als Gäste. In diesem, wie in den vorangegangenen zehn, beispielsweise die Landtagsabgeordnete Heide Degen, die auch dem Bezirk Bockenheim vorsteht. Der Minister für Forschung und Technik, Heinz Riesenhuber, hatte sich diesmal schriftlich entschuldigt. Er weilt derzeit in Japan. Doch die Kinder im Solmspark störte dies kaum - sie spielten, ritten, malten und ließen es sich gutgehen. ara
BOCKENHEIM. Der Andrang war groß beim Bockenheimer Sommerfest der Begegnungsstätte Am Weingarten und der Wohnanlage in der Falkstraße, deren Grundstücke durch einen überdachten Gang verbunden sind. Würstchen und Steaks mußten an diesem Nachmittag zusätzlich gekauft werden. Und wegen der ausgelassenen Stimmung der Hausbewohner und ihrer Gäste verlängerte Edith Marx, Leiterin der Begegnungsstätte, kurzerhand das Fest um eine Stunde.
Dabei gab es nur zwei Programmpunkte. Die "Quietsch-Boys" sorgten mit einem Redevortrag für Unterhaltung und Eddy Humbs spielte mit ihrer Hammond-Orgel zum Tanz auf - und das vier Stunden lang. Die etwa 200 Besucher ließen sich nicht lange bitten und zeigten das ganze Repertoire an Gesellschaftstänzen. Zwischendurch versorgten sich die Durstigen und Hungrigen mit den kühlen oder köstlichen Angeboten der diversen Stände, an denen ehrenamtliche Helfer bedienten.
Tanz und Musik stehen auch im Mittelpunkt des Programms der Begegnungsstätte. "Leider wurden uns zwei Tanzkurse gestrichen", sagte die Leiterin der Einrichtung. Die bisher von der Volkshochschule in den Räumen Am Weingarten angebotenen Kurse werden allerdings auch weiterhin bestehen. Unter der Regie der Einrichtung gibt es im Herbst wieder einen Folklore- und einen Gesellschafts-Tanzkurs.
Auch die unterschiedlichen Konzerte wird es an verschiedenen Tagen der Woche ab Oktober wieder geben. Alle vier Wochen wird das Programm noch durch eine Busfahrt in den Odenwald, Spessart oder Hunsrück abgerundet.
Montags bis freitags und sonntags zwischen 14 und 17.30 Uhr treffen sich viele der älteren Bürger bei Kaffee und Kuchen zum Plaudern. Donnerstags zur gleichen Zeit kommen sie, bei wechselnden Angeboten, beispielsweise zur Modenschau oder zu Diavorträgen.
Die Zusammenarbeit zwischen Altenbetreuung und Begegnungsstätte, die beide im selben Haus untergebracht und ebenso im "Frankfurter Verband für Alten- und Behindertenhilfe" organisiert sind, klappt nach den Worten von Edith Marx hervorragend.
Gemeinsam organisieren die Mitarbeiter der Betreuungs-Einrichtungen Sommer- und Herbstfeste sowie die Weihnachtsfeier. ara
BAHNHOF. Auf dem grauen Hinterhof des "Hauses der Diakonie", einem Wohnheim für wohnungslose Männer in der Weserstraße, ging es einen Nachmittag lang hoch her. Die rund 20 Mitarbeiter hatten gemeinsam mit den Bewohnern des Hauses das erste Sommerfest vorbereitet und die Nachbarn eingeladen. Und die kamen zahlreich. Etwa 100 Gäste machten sich über das kulinarische Angebot her, beteiligten sich an der Musik- Aktion oder zogen es vor, sich einfach zu unterhalten.
Der Auftritt von Peter Koch mit seinen Congas und Bongos war Höhepunkt und Experiment zugleich. Der Studiomusiker und Komponist hat schon viele Workshops geleitet, bei denen Interessierte etwas von ihm lernen wollten - so beispielsweise im Germania-Bunker in Bornheim. Sein Auftrag lautete diesmal: gemeinsam mit den Gästen musizieren. Die anfängliche Zurückhaltung legten einige später ab, um gemeinsam mit dem Musiker den Hof mit fremden Klängen zu füllen.
Zur Musik und zum Sommerfest waren neben den Nachbarn des Bahnhofsviertels auch einige Bewohnerinnen des "Haus Zuflucht", einer Einrichtung für obdachlose Frauen, gekommen. Noch nie hatte das Haus der Diakonie so viele Gäste begrüßen können. Vorbild für das Fest war das Straßenfest in der Weserstraße, das schon einige Jahre nicht mehr organisiert wurde. Im vergangenen Jahr gab es zwar auf dem Schulhof der Karmeliter-Schule ein Stadtteil-Fest, doch das Haus der Diakonie hatte sich daran nicht beteiligt.
Die Idee, gemeinsam zu feiern, sich näher zu kommen und Barrieren abzubauen, sollte aber nach dem Willen der Mitarbeiter nicht verloren gehen, weshalb sie dieses Jahr selbst aktiv wurden. Und Elsbeth Streib, Leiterin des Hauses, faßte zufrieden zusammen: "Unsere Erwartungen wurden erfüllt, und deshalb werden wir im kommenden Jahr wieder feiern."
Bis dahin müssen die "neuen Musiker" jedoch nicht warten, um ihrem neuen Hobby nachzugehen. Ein Kurs für Perkussions-Instrumente soll schon im Herbst angeboten werden. ara
BOCKENHEIM. Wo sonst Autos rollen, spielten diesmal Kinder Nachlaufen, kickten oder bastelten. Gefährlich war das nicht, denn die Hamburger Allee war vor der Bonifatiusschule gesperrt und die Fahrbahn eine einzige Spielfläche. Außergewöhnlich für den Betrachter und angenehm für die Kinder und Jugendlichen, die oft gar keine andere Wahl haben haben, als auf der Straße zu spielen, wie Professor Gerd Stüwe von der Frankfurter Fachhochschule meinte.
Der Sozialpädagoge ist einer der Mitbegründer des "Stadtteil-Arbeitskreises Bockenheim", ein Zusammenschluß Bokkenheimer Kinder- und Jugendeinrichtungen. Der Arbeitskreis wollte mit der Spielaktion in der Hamburger Allee auf die Misere vieler Jugendlicher aufmerksam machen. Ein anderer Grund für die Aktion: Dem Projekt "Junge Jugendliche" des Arbeitskreises droht zum Ende des Jahres das Aus, falls nicht noch Sponsoren gefunden werden können.
Zum Hintergrund: Vor etwa vier Jahren gab es in Bockenheim eine Gruppe Jugendlicher, die durch die Namen "Club 77" und "Bomber-Boys" traurige Berühmtheit erlangten. Sie zogen durch Bockenheim und machten "ihr" Areal unsicher. Die Kinder- und Jugendeinrichtungen sowie Schulen wurden aufmerksam und stellten fest: Die Mehrzahl der Jugendlichen war zwischen elf und 15 Jahren alt. Ein Alter, in dem sie eigentlich in den Hort gehen könnten. Doch dahin zog es sie nicht, da das Angebot in diesen Einrichtungen entweder nicht ihren Bedürfnissen entsprach oder sie erst gar keinen Platz bekommen konnten.
Für Jugendhäuser sind sie noch zu jung - erst mit 16 Jahren werden sie in die meisten hineingelassen. Für diese Jugendlichen wurde das Wort "Lückekids" geprägt. Auf der Straße sind sie aber auch, weil ihre Eltern meist berufstätig sind und sich tagsüber nicht um sie kümmern können.
Die Konsequenz aus dieser Entwicklung in Bockenheim war der Arbeitskreis, der das Projekt "Junge Jugendliche" initiierte. Ziel war und ist es, die Lücke zu schließen und einen Raum zur Entfaltung auch für diese Jugendlichen zu finden. Derzeit gibt es in Bockenheim zwei Orte, wo die "Lückekids" hingehen können. Ins Café Exzess oder zum Bauwagen am Kurfürstenplatz, wo es ein warmes Mittagessen gibt.
Das Phänomen der "Lückekids" ist aber kein spezielles Problem in Bockenheim. Im ganzen Stadtgebiet gibt es solche Gruppen. Nur: In Bockenheim entstand ein Arbeitskreis, der ihnen einen Platz zur Entfaltung geben will. Zwar fanden die meisten der "Bomber Boys" inzwischen im Nachbarschafts-Wohnheim am Rohmerplatz einen Ort für die Nachmittage, doch ist längst eine neue Generation von Lückekids herangewachsen. Und für die setzt sich der Arbeitskreis nach wie vor ein.
Die bisherigen Erfolge können sich sehen lassen. Das Projekt "Junge Jugendliche" bekam die Mittel für eine ABM-Stelle vom Bund und der Stadt Frankfurt. Dies und zusätzliche 40 000 Mark von der "Herrhausen Stiftung" machten bisher die Arbeit möglich. Doch: Die ABM-Stelle läuft im Oktober aus und die finanzielle Unterstützung der Stiftung geht nur bis zum Jahresende. Was danach aus dem Projekt wird, ist noch völlig unklar. ara
RÖDELHEIM. Die vielen Sommerfeste in Rödelheim machten die Auswahl für Vergnügungswillige schwer. Doch kaum eines war so gut besucht wie das "Sonnenschirmfest" des Sozial- und Rehabilitationszentrums West. Leiterin Maria Mayr begrüßte um 15 Uhr jedoch nicht nur jung und alt aus Rödelheim, sondern auch aus anderen Stadtteilen.
Eine Tanzgruppe der Einrichtung brachte die etwa 500 Gäste gleich in Stimmung. Die anschließende Akrobatik der "Worschtathlete" strapazierte die Lachmuskeln. Eine Darbietung der Kinder-Turngruppe der FTG bot etwas fürs Auge und wurde wie alle anderen mit viel Applaus bedacht. Die Bewohner hatten sich noch etwas Besonderes einfallen lassen. Bei der Playback-Show bewiesen einige ihr Talent für darstellerische Fähigkeit. Die Zeit zwischen den Aufführungen überbrückte das Senioren-Orchester des "Frankfurter Verbandes", und mit schottischer Folklore rundete die Dudelsack-Gruppe "Seppche-Piper" aus Schwannheim das bunte Programm ab.
Lina Pietz, Bewohnerin des Hauses und Mutter eines Dudelsack-Spielers, sprach die Schlußworte der Show des Nachmittags. Viele genossen noch den sonnigen Abend im Garten und die Bauchtanz-Nummer, die den ruhigeren Teil des "Sonnenschirmfestes" einleitete. Alle zwei Monate gibt es im Reha-Zenrum-West mit seinen 144 Pflegebetten, davon 26 in der Alten-Psychiatrie, ein großes Fest. Dieses Jahr liefen einige Feste unter dem Motto "Mythologie": der Zauberwald zu Fasching, das Hexenfest als Tanz in den Mai, und im Herbst wird ein Drachenfest steigen.
Das Motto war im Vorjahr entstanden, als ein Bewohner meinte, das Zentrum sei voller Drachen. "Dies bezog er natürlich auf die Mitarbeiter", schmunzelte die Leiterin des Zentrums West, zu dem auch 110 Wohnungen in der Altenwohnanlage gehören. In der Alexanderstraße werden täglich 32 ältere Menschen im Tagespflegeheim von 8 bis 16 Uhr betreut. Je nach Bedarf gibt es für sie Bäder, Massagen oder andere Therapien, die auch von der Öffentlichkeit genutzt werden können.
Nach einem derart großen Fest, das viel Arbeit für das überwiegend weibliche Personal bedeutet, kehrt wieder Ruhe in die Gebäude ein und die Arbeit wird etwas langsamer durchgeführt. "Das ist normal bei dem Einsatz, den solch ein Fest bedeutet", erklärte Mayr. Zwar würden Überstunden berechnet, aber ohne besonderen Einsatz des Personals würde "nur wegen der paar Pfennig mehr" kein Fest organisiert werden. ara
Auto war hinterm Paravent versteckt
NIEDER-ESCHBACH. Einsam stand ein Ford-Escord in der Albert-Schweitzer- Straße - das einzige Fahrzeug. "Die Besitzerin ist im Urlaub", schmunzelte Clemens Schoch-Hällmayer von der Evangelischen Kirchengemeinde Nieder-Eschbach, "deshalb konnte sie ihn nicht wegfahren".
Für das Straßenfest der Gemeinde im Frankfurter Norden wurde er hinter Stellwänden versteckt, ansonsten war die "recht verkehrsreiche Straße" (Schoch-Hällmayer) zumindest für diesen einen Samstag autofrei.
Alle zwei Jahre feiert die Gemeinde ein ungewöhnliches Straßenfest mit Anwohnern: Mit "Ökoburgern" statt Bratwürsten, Bob-Dylan-Songs statt dem vielerorst üblichen Disco- und Schlager-Gestampfe und einem interessanten "Programm zum Selbermachen".
Die "offene Jugendarbeit" der Gemeinde, geleitet von Diplom-Pädagoge Schoch- Hällmayer, war Initiator des Festes: "Und alle, die hier dabei sind, haben oder hatten etwas mit der evangelischen Jugendarbeit zu tun". Die Angebote waren vielseitig und reichten vom Luftballon-Grußkarten-Stand bis zum "Fahrrad-TÜV":
"Kostenlos und unverbindlich", wie ein großes Schild versicherte, konnten die Besucher an ihren Drahteseln Schrauben nachziehen und auch die Reifen überprüfen lassen.
Die bereits erwähnten Öko-Bürger, andererorts auch "Grünkern-Bratlinge" genannt, vegetarische Vollwertspeisen sowie leckeres türkisches Fladenbrot mit Schafskäse, Basilikum, Zwiebeln und Knoblauch wurden ebenfalls von jenen Jugendlichen verkauft, die sonst im "Jugendcafé" der Gemeinde ihre Freizeit verbringen.
Für die Unterhaltung der Besucher sorgte außerdem das Pantomime- und Zauber-Duo "Leo und Schusch", das vor allem die Kleinen unter den Straßenfest-Gästen mit Zaubertricks verblüffte, und die Band "Third Man Lost meatings Peter Schmitt and Arthur Büschel".
Songs von Bob Dylan, Eric Clapton, Neil Young sowie Eigenkompositionen trug die - in dieser Formation - kurzfristig zusammengewürfelte Truppe vor. Zweistimmiger Gesang und dezent eingesetzte Percussions machten die Musik sehr angenehm, so daß jeder - auch Ältere - gut zuhören konnte.
Vor allem der Leadsänger überzeugte durch emotional vorgetragene Gesangsstücke und erhielt dafür spontanen Zwischenapplaus.
Das Straßenfest dauerte bis Einbruch der Dunkelheit. "Morgen fahren dann wieder Autos hier durch", bedauerte Schoch-Hällmayer und meinte dann: "Man sollte solche Feste einfach öfter machen." col
FRANKFURTER BERG. Am Bonameser Stadtweg gab die Stadt Frankfurt 1932 erwerbslosen Bürgern 60 000 Quadratmeter Land als Anbaufläche für Obst und Gemüse. Die Fläche wurde in Parzellen von 400 Quadratmetern geteilt. Mit Darlehen finanzierten die Erwerbslosen ihre Gartenhütten. Gartengeräte und Sträucher stellte die Stadt kostenlos zur Verfügung. Jeder Schreber bekam eine Gießkanne, Hacke, einen Spaten sowie ein Bündel Bohnenstangen.
Die Stadt spendierte außerdem zehn Johannis-, Himbeer- und Stachelbeersträucher und als Zugabe fünf Brombeersträucher für jede Parzelle. In den ersten Monaten dachte noch niemand an einen Verein. Doch schon am am 10. August 1932 wurde "Nardholz" offiziell aus der Taufe gehoben. Zum Vorsitzenden wählten die Mitglieder Karl Kraft. Die Eintragung ins Vereinsregister erfolgte am 24. August 1932 beim Preußischen Amtsgericht Frankfurt.
Weshalb man dem Verein den Namen "Nardholz" gab, darüber gibt es zwei Versionen. Die eine besagt, weil in der Gemarkung das Unkraut "Narde" besonders gedeihte. Eine andere Überlieferung bringt den Namen mit einem Bachlauf "Narde" in Verbindung, den die Gartenfreunde damals zur Wasserversorgung nutzten. Klar ist die Bezeichnung Holz im Vereinsnamen. Eine angrenzende Baumschule stand dazu Pate.
"Nardholz"-Kleingärtner zählten bald 143 Mitgieder. Das Vereinsleben kam im Zweiten Weltkrieg fast völlig zum Erliegen, die Gartenanlage bot bei Kriegsende einen trostlosen Anblick: Bombenkrater, verbrannte und zerstörte Gartenlauben, verkohlte Bäume und Sträucher.
Doch schon bald machten sich die Mitglieder an die Beseitigung der Kriegsschäden. Ende der 50er Jahre entstand unter der Leitung des Vorsitzenden Josef Elsesser ein Vereinsheim in Holzbauweise. Ein Feuer zerstörte es 1968, mitverbrannt sind auch alle Vereinsunterlagen. 1970/71 errichteten die Mitglieder ein neues Haus.
Die Freude über den Neubau wurde durch die Nachricht getrübt, daß der Verein 36 seiner Kleingärten für den Autobahnausbau abgeben muß. 1973 wurden die Gärten geräumt. Nach vierjährigem "Behördenkampf" bekam der Verein, ein Ersatzgelände für 33 Parzellen und einen Kinderspielplatz. Die "Neuanlage II" wurde im September 1977 übergeben.
Seit dieser Zeit verläuft das Vereinsleben bei "Nardholz" wieder in geordneten Bahnen. Zu den Nachbarn vom Kleingärtnerverein "Miquel", zur Sportgemeinschaft Frankfurter Berg und zum Bürgerverein gibt es gute Kontakte. Bis zum Abzug der US-amerikanischen Streitkräfte aus den Kasernen an der Homburger Landstraße hatte die Vereinsführung auch zu den GI's einen guten Draht.
Vorsitzender heute ist Werner Förster. Veranstaltet werden jährliche Erntedankfeste sowie Sommerfeste. Beliebt sind auch die Seniorennachmittage. dixi
FRANKFURT-NORD. Rudolf Horn ist Christdemokrat und ein radikaler Gegner von "Spontangrün". Überall, hat der Stadtteilpolitiker aus dem Ortsbeirat 10 festgestellt, mache sich das unnütze Gewächs derzeit breit: auf Bürgersteigen und Radwegen, in Abflußrinnen und selbst an "Regenwassereinläufen". Das reicht, findet Horn, der das Grünzeug nun beseitigt wissen will, sei es "mit mechanischen Mitteln" oder mit Hilfe von chemischen Entwurzlern, die inzwischen ja "fast rückstandsfrei" wirkten.
Denn das Spontangrün - in dem der Grüne Christoph Zielonka ("Ich bin für Spontangrün") und der Freidemokrat Paul Stein ("In der Natur erfreue ich mich, im Gegensatz zur Politik, an Grün") gar eine Zier erblicken, - ist nicht so harmlos, wie es aussieht, ahnt der Konservative aus Ekkenheim. Der "ungehemmte Wuchs" führe im Abwasserbereich zu "Störungen", wenn nicht gar zur "Zerstörung des Unterbaus von Verbundpflastern oder Schwarzdecken".
Dazu treiben den Christdemokraten "ästhetische Gesichtspunkte" um: Das "Erscheinungsbild der Stadt und des Wohnumfeldes" litten unter dem Unkraut im Beton. Grau in grau scheint den Schwarzen ungleich mehr zu erquicken, der das "ungewollte Grün" nun nicht länger hinnehmen will.
Daß sein Antrag in der jüngsten Sitzung des Ortsbeirats eine Mehrheit fand, verdankt der Christdemokrat dem Ja-Wort einiger Sozialdemokraten. Die freilich wollten dadurch nicht den Koalitionsfrieden gefährdet sehen: "Ich stimme zu", meinte etwa SPD-Fraktionschef Günther Häfner, "das heißt aber nicht, daß ich auch gegen Grüne bin." ind
GUTLEUT. Volles Haus im Sommerhoffpark. Gedrängel auf dem Gelände des Johanna-Kirchner-Altenhilfezentrums. Parkplätze: Fehlanzeige. Etwa 5000 Menschen strömten zum 15. Sommerfest der Arbeiterwohlfahrt, um gemeinsam mit den Senioren und Freunden zu feiern.
Die Organisatoren hatten mit dem Slogan "Ein Fest, das allen Generationen Spaß macht", nicht übertrieben. Wer es zünftig liebte, begab sich in das in den Traditionfarben weiß-blau geschmückte bayrische Zelt und lauschte dem Blasorchester unter der Leitung von Sepp Gussmann; Freunde des Rhythmus kamen beim "Havanna Salsa & Latin Orchestra" oder bei den Tanzdarbietungen einer Aztekengruppe aus Mexiko auf ihre Kosten.
Die Besucher konnten zwischen dem Sommerhoffpark und dem Innenhof des Johanna-Kirchner-Hauses hin- und herpendeln. Überall entlang des Weges gab es eine Menge zu sehen. Mitglieder des griechischen Elternvereins offerierten Spezialitäten aus ihrer Heimat; gegenüber konnte die Gäste interessante Second-hand-Kleider, alte Schmöker, geflochtene Körbe und seidenbemalte Kissen erstehen.
Andere Stände boten Handarbeiten aus Südamerika und Afrika an. Verschiedene politische Organisationen und Bürgerinitiativen informierten an ihren Ständen über Ziele und Inhalte ihrer Arbeit und ein Stand der Sozialdemokraten durfte da nicht fehlen. Schließlich steht die Arbeiterwohlfahrt dieser Partei recht nahe. Um sich zu erfrischen, verweilten die Besucher an den zahlreichen, über das gesamte Gelände verstreuten Ausschänke.
Ausgangsidee des Festes ist nach den Worten von Esther Weitzel-Polzer, Geschäftsführerin des Kreisverbandes der AW und der Johanna-Kirchner-Stiftung - die ist Trägerin des Altenhilfezentrums - der Austausch zwischen den verschiedenen Kulturen. Ziel ist es, international zu kooperieren, um so Berührungsängste und Vorurteile abzubauen.
Stellvertretend dafür präsentierten sich Indianer aus Ecuador im Innenhof des Zentrums, direkt vor dem bayrischen Zelt, mit Tänzen aus ihrer südamerikanischen Heimat. Parallel dazu erklärte eine Moderatorin die Bedeutung der Tänze, Kultur und Geschichte der Sayo Marca. Den Kontakt zu den Indianern hatte die Arbeiterwohlfahrt über internationale Künstler hergestellt. Mit dem Amt für multikulturelle Angelegenheiten der Stadt verbindet den Verein eine enge Zusammenarbeit.
Viel geboten wurde auf dem Sommerfest für die Kinder: eine kleine, eigene Welt: Kasperle-Theater, Karussell, eine richtige Dampflokomotive, der Zirkus "Salomond" und eine Luftkissen-Springburg hielten die Kleinen ganz schön in Atem und bereiteten ihnen viel Freude.
Und die Prominenz war auch da. Oberbürgermeister Andreas von Schoeler ließ es sich nicht nehmen, vorbeizuschauen. Wie er weilten auch Stadtverordnetenvorsteher Hans Busch und Landtagsabgeordnete einige Zeit in Park und Innenhof, um sich indische Folklore anzuschauen oder mit einem kühlenden Getränk über die große Wiese zu flanieren.
Bis in den späten Abend feierten die Besucher; schließlich wollten viele nicht den Auftritt der geheimnisvollen Musikgruppe "Tktsss..." und deren Sängerin Ria Hamilton verpassen, die mit Disco und Pop mit Tuba, Oboe, Keyboard und Drums ihr Publikum begeisterten.
Fazit: Es war wieder einmal ein rauschendes Fest. Und einen besonderen Grund zur Freude hatte die Arbeiterwohlfahrt auf jeden Fall: Der Erlös des Festes kommt dem geplanten BlindenAltenzentrum zugute; es soll auf dem benachbarten Gelände entstehen und ist das erste seiner Art in Hessen. jot
NIEDER-ERLENBACH. Zur Diskussion stellte der Ortsbeirat 13 (Nieder-Erlenbach) neue Vorschläge zur Verkehrsberuhigung im Stadtteil. Der interfraktionelle Antrag, Ergebnis einer Ortsbegehung im Juni, wurde einstimmig angenommen.
So soll das Halteverbot im Erlenbacher Stadtweg wegfallen. Wie Ortsvorsteher Kurt Michel sagte, "hat das Verkehrsamt dieser Änderung bereits zugestimmt." Der Zeitpunkt, wann die Schilder wieder entfernt werden, steht noch nicht fest. "Wer bisher Strafzettel wegen unerlaubtem Parken erhalten hat, muß auch zahlen", antwortete Michel den Bürgern.
Im Rahmen des vorläufigen Landschaftsplans der Stadt Frankfurt für Nieder-Erlenbach "soll der Erlenbacher Stadtweg mit einer Baumallee aufgewertet werden", sagte Umweltdezernent Tom Koenigs auf der jüngsten Ortsbeiratssitzung. Dem Vorhaben standen die Bürger kritisch gegenüber. Die Straße werde dann zur Rennstrecke, hieß es. "Und wir können jeden Tag einen Toten von den Bäumen abkratzen."
Der Antrag fordert weiterhin, daß in der Egerländer Straße wieder versetztes Parken möglich sein soll. Dadurch wird der einseitige Parkstreifen aufgehoben.
Damit auch die Straßen des Gewerbegebiets westlich der Straße Alt-Erlenbach in die Tempo-30-Zone miteinbezogen werden, soll das 50 km/h-Schild hinter dem Reinhardshof (Alt-Erlenbach) wegfallen. Das Ende der Tempo-30-Zone sollte bis in die Höhe des "Minimal-Marktes" verlegt werden, so der Ortsvorsteher. Michel: "Die Anregungen widersprechen nicht den beschlossenen Planungen." tin
"Vielleicht", so feierte die Judoka Yael Arad ihre Silbermedaille, das erste olympische Metall, das Israel je gewonnen hat, "können wir nun sagen, daß wir diese Morde gerächt haben". In Barcelona, erzählt Anouk Spitzer, zeigten sie Filme und Bilder früherer olympischer Spiele: Rom, Tokio, Mexiko, München. "Dabei erwähnten sie nicht einmal, daß in München elf Sportler starben." Immerhin versprach Ober-Olympier Samaranch der hartnäckigen jungen Dame, daß in Atlanta dieser Toten gedacht werden soll.
1972, als elf Mitglieder des israelischen Olympia-Teams, darunter der Fechtcoach Andre Spitzer, in einem Chaos von Terrorismus, bürokratischem Kompetenzgerangel und polizeilicher Unfähigkeit starben, war Anouk gerade fünf Wochen alt. Bis heute fühlen sich die Hinterbliebenen der ermordeten Sportler von den Behörden hintergangen.
Das hätte damals schon mit der deutschen Informationspolitik begonnen, werfen sie den zuständigen Behörden vor - wer immer das sein mag; denn das wissen sie auch nicht genau. "Um neun Uhr morgens hörte ich von einem Nachbarn, daß ,irgendetwas passiert' ist", erinnert sich Ilana, die Frau des Gewichthebers Josef Romano. "Doch als ich das Olympische Komitee anrief, teilte man mir mit: ,Mach dir keine Sorgen'. Stunde um Stunde wartete ich zusammen mit Josefs Eltern am Radio. Abends hieß es dann, drei oder vier Athleten seien schwer verletzt. Keine Namen."
Zur gleichen Zeit saß Ankie Rekhess- Spitzer, die Frau des israelischen Fechttrainers, bei ihren Eltern in Holland. "Um elf Uhr abends hörten wir plötzlich Schüsse im Fernsehen. Danach war es etwa eine halbe Stunde lang ruhig, und dann verkündete ein deutscher Regierungsvertreter, alle Geiseln seien gerettet. Darauf brach ein Riesenjubel aus. Mein Vater brachte Champagner." Doch nur wenig später teilte ihr der israelische Delegationsleiter in München mit, es habe Verwundete gegeben. "Gegen drei Uhr morgens hörten wir von Toten. Und um 3.10 Uhr berichtete das Fernsehen, alle Geiseln seien getötet, ebenso fünf Terroristen, drei seien auf der Flucht."
Während in Israel die Jerusalem Post an jenem 6. September noch über die ganze Seite mit der Überschrift "Münchener Geiseln frei" aufmachte, trat der Sportchef des US-TV-Giganten ABC, Jim McKay, mit steinerner Miene vor sein weltweites Publikum und korrigierte mit belegter Stimme die Falschmeldung: "Sie sind alle tot, alle tot, ermordet."
In Tel Aviv brach Ilana Romano zusammen. Ihre drei Töchter hatten keinen Vater mehr. Doch dann raffte sie sich auf. "Ich schwor herauszufinden, was genau sich zugetragen hat", erzählt sie. "48 Stunden nach den Ereignissen bat ich, mir die Vorgänge genau zu schildern. Aber heute, zwanzig Jahre später, suche ich die Antworten immer noch." Auch Ankie Rekhess-Spitzer, die einzige der sieben Witwen der ermordeten Athleten, die wieder geheiratet hat, sucht noch nach den "Fakten" jenes Dramas. "Die Männer starben in Deutschland ein zweites Mal", sagt sie verbittert, "als ich versuchte, die Wahrheit herauszufinden". Es sei doch "alles Politik", meint Ilana Romano resigniert, "mit der einzigen Ausnahme, daß unsere Kinder ohne ihre Väter aufwuchsen. Dieser Teil ist real."
Mit Avery Brundages berühmten Worten "The games must go on" begann Ankie Spitzers Protest. "Ich wollte tun, was jene schwarzen Athleten in Mexiko getan haben, die Faust recken." Die Wut steigerte sich, als die Bundesregierung, nicht sehr taktvoll, zusammen mit den zehn Särgen (einer ging in die USA) via Deutsches Rotes Kreuz einen Scheck über eine Million Dollar schickte - als "humanitäre Geste". "Ich wollte dieses Geld nicht", sagt Ankie Spitzer. "Das waren Geschenke, und dafür muß man sich bedanken. Ich habe aber nicht das Gefühl, daß ich den Deutschen danken muß."
Sie wollten "Gerechtigkeit", sagt Ankie Spitzer, die als eine Art Sprecherin der Gruppe fungiert. "Ich habe das Recht zu wissen, was meinem Mann widerfuhr." Sie seien "dumm, jung und unerfahren" gewesen, erklärt sie, hätten "genug damit zu tun gehabt, mit ihrem Leben ohne Ehemänner fertigzuwerden". Der Gedanke sei ihnen zunächst "gar nicht gekommen, daß wir einen Rechtsfall haben". Und als sie 1977, fünf Jahre später, einen Anwalt beauftragten, ihre Interessen wahrzunehmen, schien es zu spät zu sein. Sie hätten die gesetzliche "Dreijahresfrist" versäumt, während der sie eine "rechtliche Entschädigung" hätten beantragen können, wurde ihnen aus Deutschland mitgeteilt. Niemand war zuständig.
Im kühlsten Beamtendeutsch ließen die Behörden die israelischen Antragsteller abblitzen. "Das Polizeipräsidium München besaß noch nie eine eigene Rechtspersönlichkeit", teilte etwa ein Oberregierungsrat Dr. Hertel aus München mit und empfahl, "sich an die in Betracht kommenden Rechtsträger (zu) wenden", freilich ohne diese zu nennen. München fühlte sich nicht zuständig, da "eine Haftung der Landeshauptstadt München wegen polizeilicher Maßnahmen im Zusammenhang mit dem Attentat ausscheidet". Bayerns Justizministerium erklärte sich "nur für die Behandlung von Schadensersatzansprüchen gegen den Freistaat Bayern zuständig, wenn Amtspflichtverletzungen von Justizbediensteten geltend gemacht werden." Bayerns Innenminister ließ über die deutsche Botschaft in Tel Aviv mitteilen, daß "ein Rechtsanspruch der Opfer des Überfalls . . . gegen den bayerischen Staat nicht besteht. Mangels substantiierter Behauptungen von Ihrer Seite sieht das Bayerische Staatsministerium des Innern sich außerstande, nähere Ausführungen zu machen." Die verlangten "substantiierten Behauptungen" aber könnten sie nicht vorlegen, weil sie nie Einblick in Untersuchungsergebnisse erhalten hätten, sagen die Betroffenen.
Inzwischen wurden den Israelis zwei Berichte aus München "zugespielt", wie Ankie Rekhess-Spitzer sagt. Der ballistische Report "ist etwa dreißig Seiten lang. Dazu haben wir noch ein weiteres Dokument von rund fünfzig Seiten Umfang, datiert Februar 1973. Dabei handelt es sich um eine interne Polizeiuntersuchung des damaligen Münchener Polizeichefs." "Die Dokumente widerlegen die Behauptung, die Deutschen treffe keine Verantwortung", sagt der israelische Anwalt Zeltzer. So sei es "eine Lüge", wenn Bayerns Justizministerin heute behaupte: "Kein israelischer Staatsbürger wurde durch ein Polizeigeschoß getötet." Genscher habe damals nach Fürstenfeldbruck durchgegeben, es handele sich um acht und nicht um fünf Terroristen, wie irrtümlich angenommen. "Diese Nachricht erreichte den Einsatzleiter Georg Wolf nie", sagt Rekhess-Spitzer, "das geht aus unseren Unterlagen hervor."
Wenn die Deutschen schon so unfähig seien, hätten sie andere den Job verrichten lassen sollen, ist allgemeine Meinung in Israel. Etwa die Ägypter, die Algerier, Tunesier oder Israelis. Schließlich hätten die Terroristen mit den Geiseln ins Ausland gewollt. "Wir hatten nicht vor, in Deutschland etwas zu unternehmen", soll der einzige heute noch lebende jenes Terroristenkommandos in einem bisher nicht ausgestrahlten Interview des französischen Fernsehens in Tunis erklärt haben. "Wir wurden von den Deutschen reingelegt. Genscher hat uns versprochen, ausfliegen zu dürfen. Doch dann begannen die Deutschen zu schießen."
"Erst wenn ich alles weiß", sagt Ankie Rekhess-Spitzer, "kann ich dieses Kapitel vielleicht mal abschließen". Darum wollen sie und andere der Gruppe Außenminister Klaus Kinkel sprechen. Der hat die Aufgabe erst mal an seinen Botschafter in Tel Aviv delegiert. Dies wiederum lehnen die Hinterbliebenen ab. "Wir haben alle deutschen Botschafter der vergangenen zwanzig Jahre getroffen. Sie waren alle sehr nett und boten uns Kaffee an", sagt Rekhess-Spitzer, "aber es kam nie etwas dabei raus. Darum wollen wir Kinkel treffen, den Entscheidungsträger."
ENKHEIM. "Faß Dir ein Herz - komm zur Arbeiterwohlfahrt". Unter diesem Motto stand bei schönstem Sommerwetter das traditionelle Sommerfest des Ortsvereins Enkheim der Arbeiterwohlfahrt (AW) auf dem Vereinsplatz des Kleingärtnervereins Pfingstweide. Auf dem Gelände am Jean-Kempf-Weg begrüßte Vorsitzender Gerhard Schmidt zahlreiche Mitglieder und Freunde des Ortsvereins.
Unter den Gästen fühlten sich wohl unter anderen der Geschäftsführer der SPD-Fraktion im Römer, Franz Frey, Ortsvorsteher Herbert Loos (SPD), SPDOrtsbeiratsmitglied Josef Geis sowie der frühere Bergen-Enkheimer Stadtbrandinspektor Herbert Geisel. Am Grill wendete Uwe Stephan die Bratwürste, an der Kuchentheke und beim Kaffeeausschank hatten Doris Gröber, Herta Thietke, Karin Weil sowie Miggi und Elfriede Geisel alle Hände voll zu tun.
Begehrt war vor allem der frische "Quetschekuche". Am Glücksrad beiLotte Gärtner gab es allerlei zu gewinnen - von Spielzeugautos bis zu Haushaltsschüsseln. Vorsitzender Schmidt unterhielt sich mal da, mal dort mit den Mitgliedern, an allen Tischen wurden anregende Gespräche geführt.
An die Nachkriegszeit, als der Ortsverein wiedergegründet wurde, erinnerte sich dabei Gretel Münch: "Damals fingen wir mit Nähstuben an, und mit Essensausgaben", erzählte sie. Sie gehört zu den Mitgliedern der ersten Stunde. "Leider werden wir immer weniger", bedauert sie den Mitgliederschwund. "Viele sind schon gestorben, an jüngeren Mitgliedern kommt kaum etwas nach".
Das ist die Situation, mit der sich Gerhard Schmidt und seine Vorstandsmitglieder auseinanderzusetzen haben. Damals war der Ortsverein rund 300 Mitglieder stark, heute sind es gerade noch 145 Enkheimer Bürger, die der AW die Treue halten. Und wie sieht das Jahresprogramm der Arbeiterwohlfahrt aus? "Wir machen Ausflüge, feiern ein Sommer- und ein Oktoberfest, unterstützen Bedürftige und treffen uns zu Mitgliederversammlungen", berichtet der Vorsitzende. Früher hatte noch eine Weihnachtsfeier zum Veranstaltungsprogramm gehört. Inzwischen hat der Enkheimer AW-Ortsverein diesen Festtermin allerdings aufgegeben - stattdessen wird nun das Oktoberfest gefeiert. dixi
FRANKFURTER BERG. Plakate, Fahnen und Fähnchen im verlängerten Ginsterweg zeigten den Weg zum des Kleingärtnerverein "Nardholz", der zwei Tage sein Sommerfest und das 60jährige Vereinsbestehen feierte. Viele Mitglieder, Ehrengäste und Jubilare folgten der Einladung zur akademischen Feierstunde. Vorsitzender Werner Förster begrüßte Vertreter von SPD und CDU, der Stadtgruppe Frankfurt der Kleingärtner, des Nachbarvereins "Miquel", des Bürgervereins, der Siedlergemeinschaft, Arbeiterwohlfahrt, des Vereinsrings, der Albert- Schweitzer-Schule und der katholischen Kirche.
Ein besonderer Willkommensgruß galt dem einzig noch lebenden Gründungsmitglied Johannes Imhof und dessen Frau Florentina sowie dem ehemaligen Vereinsvorsitzenden Alwin Gerloff. "Was 1932 geschaffen wurde, blieb bewahrt, wurde ergänzt und wird auch in Zukunft weiterbestehen", erklärte Förster.
In der heutigen Zeit seien Kleingärten etwas besonderes. Die Erläuterung dazu gab die stellvertretende Stadtgruppenvorsitzende Sigrid Kurzidim: "Der Kleingarten ist für jeden von uns weniger ein wirtschaftliches Nutzobjekt als vielmehr eine Oase der Erholung sowie ein Platz der Rückbesinnung auf die Natur".
Im Namen der Stadtgruppe überreichte sie eine Vereinsfahne mit dem Emblem der Dachorganisation. Die Fahne mußte zweimal entrollt werden: Ein Fernsehteam war zum Jubliäum gekommen. Der Kameramann hatte den Moment verpaßt.
Nach der allgemeinen Gratulationscour ehrte Vorsitzender Förster das Gründerehepaar: Johannes und Florentina Imhof wurden zu Ehrenmitgliedern ernannt. Außer der Ernennungsurkunde bekam das Paar einen großen Präsentkorb und einen Jubiläumswimpel. Geehrt wurden weitere 32 Mitglieder für 30 und 40jährige Vereinstreue. Nach den Ehrungen gab der Vorsitzende das kalte Büffet frei, draußen auf dem Vereinsplatz wurde bei hochsommerlichem Wetter im Schatten von Kastanienbäumen weitergefeiert.
Mit zehn Schlägen gelang Förster der Faßanstich; Albert Löw wünschte "Durst, Hunger und viel Vergnügen". Zum Programm leistete das Mitglied Rosi Bittner einen Versbeitrag, für Musik war Discjockey Rüdiger Schories zuständig. dixi
FRANKFURT A. M. Insgesamt sechs Nachwuchsrennen hat die Radsport-Gemeinschaft Frankfurt 1890 (RSG) in diesem Jahr ausgeschrieben. Nach Wettbewerben in Preungesheim und um die Hauptwache war Bergen-Enkheim jetzt Schauplatz der dritten Veranstaltung. Die Jugendlichen der RSG Frankfurt und des Radfahrvereins "Henninger" beherrschten den Renntag.
Die 10jährigen hatten eine Renndistanz von drei Kilometern, die 11- bis 14jährigen eine von fünf Kilometern zu bewältigen. Start und Ziel war in der Leuchte in Enkheim. Im Wettbewerb der jüngsten behauptete sich Gerrit Grunau von "Henninger" gegen seinen Hauptkonkurrenten Marco Weniger von der RSG. Als Drittplazierter fuhr der sechsjährige Patrick Hamann (RSG) durchs Ziel.
Während die Jüngsten noch recht unbeschwert in die Pedale traten, war bei den 11- bis 14jährigen schon mehr Ehrgeiz und taktisches Verhalten zu erkennen. Gleich nach dem Start setzten sich Dominik Klosa (RV "Henninger") und Henning Kröger (RSG) vom Feld ab.
Über die gesamte Distanz bestimmte Klosa mit Kröger im Schlepptau das Rennen. Die von Klosa geleistete Führungsarbeit ermöglichte seinem "Schatten" Kraft zu sparen, um im Endspurt das Rennen für sich zu entscheiden.
Dritter wurde Dirk Wenzel (RSG). Janine Hamann (RSG) stand bei den Mädchen ganz oben auf dem Siegertreppchen. Es gab Blumen und Siegerschleifen sowie Urkunden und verschiedene Sachpreise - fast wie bei den Profis.
Auf der idealen Strecke in Enkheim werden nun noch die restlichen Rennen am 12. und 19. September und am 17. Oktober ausgetragen. Weitere Meldungen (mit Einwilligung der Erziehungsberechtigten) nimmt Ferdi Hamann, Engelsplatz 13, 6000 Frankfurt 60, entgegen. dixi
Jubiläum
mit einigen
OSTEND. Wer am Wochenende dem verführerischen Duft der frischgebackenen Crêpes folgte, landete im Pausenhof der Uhlandschule, der an diesem Tag kaum wiederzuerkennen war. Ein rotes Hüpfkissen in Form eines Schlauchbootes brachte Farbe in den sonst grauen Schulhof. Verkaufsstände mit selbstgezogenen Pflanzen und frischem Obst sorgten für lebendiges Grün, auf der Bühne tanzten Mädchen zu türkischer Musik.
So feierte die Kindertagesstätte 22 im Ostend ihr 20jähriges Bestehen: 1972 waren die beiden Hortgruppen, die vorher in der Uhlandschule untergebracht waren, in eigene Räume in der Hanauer Landstraße 24 gezogen. Erweitert um eine Hort- und drei Kindergartengruppen betreute die KT 22 zeitweise an die 120 Kinder. Wegen Etatkürzungen können jetzt nur noch maximal 100 aufgenommen werden. "Viel zu wenig", wie Renate Herrmann, stellvertretende Leiterin der Tagesstätte, findet. "Wir haben eine sehr lange Warteliste, und es wird immer schlimmer. Wir können leider nur die absoluten Härtefälle übernehmen."
Die 18 Erzieherinnen, Praktikantinnen und Halbtagskräfte mitgerechnet, sind voll ausgelastet. Nach einer Stunde Hausaufgabenbetreuung am Tag beschäftigen sie die Kinder mit Spielen und Gesprächsrunden. Dabei steht immer ein bestimmtes Thema im Vordergrund. "Seit Anfang dieses Jahres behandeln wir Umweltprobleme. Wir haben unter anderem den Recyclinghof besucht, um den Kindern zu zeigen, wie wichtig Müllvermeidung und -trennung ist", schildert Renate Herrmann die Arbeit der vergangenen Monate. Dabei durften die Kinder Fotos machen, die sie auch selbst entwickelten.
Ihre Erfahrungen im Fotografieren können die Schüler nun auch in das Medienprojekt einbringen, das für die Kindertagesstätten 22, 24 und 119 mit einer ABM-Stelle eingerichtet wurde.
Daneben bemühen sich die Betreuerinnen um eine gute Verständigung zwischen den verschiedenen Kulturen, die hier aufeinandertreffen. Mit Bildern aus den Heimatländern der Hortbesucher veranschaulichen die Pädagoginnen unterschiedliche Lebensverhältnisse. Diesem Teil der Erziehungsarbeit räumt Renate Herrmann einen hohen Stellenwert ein: "Wir wollen ihnen zeigen, daß wir ihre Heimat schätzen. Dadurch gibt es bei uns auch keine Probleme zwischen ausländischen und deutschen Kindern." ima
SPORTRUNDSCHAU 11
SPORTRUNDSCHAU 12
NIEDER-ESCHBACH. Der Streit um den geplanten Stadtpark Nieder-Eschbach wird ab sofort mit härteren Bandagen geführt. Nachdem es monatelang auffallend ruhig war um das ehrgeizige Projekt, haben sich nun sämtliche Fraktionen aus dem Ortsbeirat 15 zu Wort gemeldet: Während CDU und FDP das "vergiftete Bonbon" nicht schlucken wollen, hat sich die Koalition ausdrücklich für den Park ausgesprochen. Noch ist die Debatte nicht beendet, soviel aber ist klar: Zum Schlachthof hat sich ein weiteres brisantes Wahlkampfthema gesellt.
Ende April hatte Umweltdezernent Tom Koenigs (Grüne) seine vorläufigen Pläne für den Stadtpark im Ortsbeirat vorgestellt: Zwischen Nieder-Eschbach, Bonames und Harheim - auf einer Fläche, so groß wie der Englische Garten in München - werde ein "Raum für naturnahe Erholung" entstehen.
Ende Oktober, kündigte der Stadtrat an, werde er fünf "alternative Gestaltungsentwürfe" präsentieren - "vielleicht in zehn Jahren" werde der 150 Hektar große Park dann die gewünschte Gestalt annehmen.
So weit aber wollen es die Christ- und Freidemokraten aus dem Stadtteil gar nicht kommen lassen: In der morgigen Ortsbeiratssitzung werden sie alles daran setzen, zwei Anträge zu verabschieden, die dem "fremdartigen Weltstadtpark" einen Riegel vorschieben sollen.
Die Liberale Renate Sterzel sieht in dem Projekt nichts weiter als eine dürftige Wiedergutmachung für den Schlachthof. Die Konservativen glauben gar "eine Politik gegen die Menschen, den Charakter und die Tradition von Nieder-Eschbach" erkannt zu haben.
Auf ihrer Seite wissen die Stadtparkgegner auch die Bügerinitiative (BI) "Ja zum Leben und Wohnen - Nein zum Schlachthof". Solange der Magistrat weiter an der Verlegung des Fleischbetriebs ins Gewerbegebiet Nieder-Eschbach festhält, will die BI von dem Park nichts wissen. Über 1300 Unterschriften hat sie inzwischen gegen das Großprojekt gesammelt (die FR berichtete).
Ganz anders die SPD und die Grünen: Die Stadtteil-Koalition "begrüßt" und "unterstützt" ausdrücklich die Pläne des Magistrats, das Gelände zwischen dem Bad Homburger Kreuz und dem Harheimer Weg "langfristig als Grünfläche und Freiraum für die öffentliche Erholung zu sichern". Damit habe die Debatte um weiteren Wohnungsbau vor ihrer Haustür endlich ein Ende.
Denn in der Vergangenheit kursierten im Stadtteil immer wieder Gerüchte um die ausgedehnten Freiflächen zwischen Nieder-Eschbach, Bonames und Harheim. Manch einer beschwor gar die Vision von der "Regionalstadt Rhein-Main" wieder herauf, mit der die SPD in den 70er Jahren Bürger verprellte. Mit Hilfe des Stadtparks könnte das Areal dagegen "dauerhaft gesichert" werden, glauben SPD und Grüne.
Daß diese Sicherung notwendig ist, dafür sprechen ihrer Ansicht nach viele Indizien: In einer Studie habe etwa die Industrie- und Handelskammer gefordert, Flächen in Nieder-Eschbach und Kalbach als Gewerbegebiet auszuweisen.
Zudem werde in den kommenden Jahren für den Frankfurter Norden ein neuer Flächennutzungsplan erstellt - klare Verhältnisse müßten vorher geschaffen werden.
Die Koalition, schreiben die beiden Fraktionsvorsitzenden Martin Bücher (SPD) und Michael Paul (Grüne), "will den Charakter Nieder-Eschbachs als eigenständige, dörfliche Einheit innerhalb der Großstadt Frankfurt erhalten".
Die Christdemokraten hätten dagegen völlig andere Vorstellungen, wie das Treffen der CDU-Mittelstandsvereinigung kürzlich bewiesen habe.
Dort hatte ihr Sprecher Thomas Rätzke für Wohnungsbau auf landwirtschaftlichen Flächen plädiert. Und damit kann er nichts anderes gemeint haben als das Ackerland im Frankfurter Norden, glauben die SPD und die Grünen. Der Magistrat sollte seine Pläne für den Stadtpark daher weiterverfolgen - "damit das Gebiet auch noch in 50 Jahren als Erholungsraum genutzt werden kann".
Die Fronten sind geklärt - der Stadtpark wird in Nieder-Eschbach weiter für heftige Debatten sorgen. In einem Punkt aber ziehen sämtliche Fraktionen aus dem Ortsbeirat 15 weiter am selben Strang: Das Nein zum Schlachthof bleibt.
Als Wiedergutmachung, das findet auch die Koalition, ist der Stadtpark nicht zu gebrauchen - "die Verlagerung des Schlachthofs nach Nieder-Eschbach lehnen SPD und Grüne aus den bekannten, grundsätzlichen Erwägungen ab". ind
ESCHBORN. In den Kindertagesstätten werden Elternbeiräte gewählt. Der Stadtelternbeirat trifft sich einmal monatlich in der Verwaltungsstelle Niederhöchstadt, mittwochs um 20 Uhr. Der nächste Termin: 9. September. she
OBERRAD. "Ich wollte doch eigentlich nur ein Bier mit Ihnen trinken", sagte Oberbürgermeister Andreas von Schoeler (SPD) ein wenig kokett, als die Bitte auf dem Sommerfest des SPD-Ortsvereins Oberrad an ihn herangetragen wurde, einige Begrüßungsworte zu den Gästen zu sprechen. Der OB ließ sich dann aber doch noch "erweichen" und forderte in seiner kurzen Ansprache die Gäste unter anderem auf, sich an der Unterschriftensammlung für den Erhalt der Straßenbahnlinie 16 jenseits der "Landesgrenze" auf Offenbacher Stadtgebiet einzusetzen.
Weitere SPD-Prominenz war zur Kleintierzüchteranlage am Speckweg gekommen, um mit den Oberräder Genossen zu feiern: Stadtrat Martin Wentz - selbst Oberräder - war ebenso erschienen wie sein Sachsenhäuser Magistratskollege Hanskarl Protzmann. Mehrere Stadtverordnete sowohl vom linken als auch vom rechten Parteiflügel ließen sich ebenfalls sehen: Diether Dehm und Michael Paris, Christian Raabe und der Stadtverordnetenvorsteher Hans Busch. Auch die Genossen aus dem Ortsbeirat 5 (Sachsenhausen, Niederrad, Oberrad) hatten sich gemeinsam mit Ortsvorsteher Edmund Löffler eingefunden.
Mehr noch befriedigten den Ersten Vorsitzenden des SPD-Ortsvereins Oberrad, Karl-Günter Schneider, die 200 Besucher, die den doch recht weiten Weg von Oberrad bis zur Kleintier züchteranlage gefunden hatten, an der die SPD seit zehn Jahren ihr Sommerfest feiert. "Es sind mehr Nichtmitglieder als Mitglieder zusammengekommen", stellte er stolz fest, nachdem er sich einen Überblick über die Gäste verschafft hatte.
Während Alleinunterhalter Oliver Eibl für Stimmung sorgte, trug sich so mancher Gast in eine zweite Unterschriftensammlung ein, mit der die SPD-Oberrad "Baumpaten" suchte. Möglichst für jedes Haus, das in Frankfurt neu errichtet wird, wollen die Sozialdemokraten künftig einen Baum im Oberräder Stadtwald pflanzen. Begonnen wird diese Aktion im Herbst, sobald die Vegetationszeit des Jahres vorüber ist.
Dazu gab es auch ein Öko-Spiel: Mit einem Ball konnten die Kinder Hochhäuser umstoßen. Einem Stehaufmännchen gleich, kam anstelle des Betonhauses ein grüner Baum emporgeschnellt.
Zur Zeit zählt der Ortsverein annähernd 160 Mitglieder, berichtete Schneider: im vergangenen halben Jahr habe es etwa ein halbes Dutzend Neuaufnahmen gegeben. Insgesamt zeigte sich der Vorsitzende mit der politischen Arbeit im Stadtteil recht zufrieden: "Es ist seit dem Regierungswechsel von der CDU zur SPD einiges erreicht worden."
Stolz ist er vor allem auf einen verbesserten Straßenbahnanschluß Oberrads an die Innenstadt und an Niederrad durch die Linie 15. Viele der Verkehrsplanungen gingen auf die Vorschläge der SPD in Oberrad zurück, erklärte Schneider. Doch es gibt auch Sorgen: So fehlt eine richtige Nachwuchsorganisation in Oberrad. "Das finde ich sehr schade", bedauerte Schneider, denn die nächsten Jugendgruppen sind in Sachsenhausen oder im Ostend zu finden. kan
Ausbildung in Ost und West
Über 600 000 Lehrlinge hatten Ende 1991 einen neuen Ausbildungsvertrag in der Tasche, zwölf Prozent davon in den neuen Bundesländern. Damit hat sich die Zahl der Lehrlinge, die eine neue Ausbildung begonnen haben, weiter verringert.
Industrie und Handel in den alten wie in den neuen Bundesländern boten zusammen die meisten Ausbildungsplätze an und wurden entsprechend versorgt. Das Handwerk nahm in Westdeutschland 32 Prozent aller Ausbildungsanfänger an, in Ostdeutschland entfielen auf das Handwerk nahezu 38 Prozent aller neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge.
Quellen: Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft (BMBW), Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH)
SACHSENHAUSEN. Die Christdemokraten lassen nicht locker. Bei einer Begehung des Abenteuerspielplatzes "Wildgarten" an der Stresemannallee suchten die Stadtverordnete Ursula Gauls (CDU) und Renate Schmittmann, Mitglied der CDU-Fraktion im Ortsbeirat 5 (Sachsenhausen, Niederrad, Oberrad), Belege für ihre These, nach der sich das 4000 Quadratmeter große Spielgelände in einem "äußerst vernachlässigten Zustand" befindet und aus Sicherheitsgründen geschlossen werden muß. Die Ausbeute war jedoch mager.
Betreuer Josef "Dscho" Mayer bestritt gegenüber den beiden CDU-Politikerinnen gar nicht erst, daß auf dem Spielplatz einiges getan werden müsse. Größtes Sorgenkind: Die alte Hafenbahnlokomotive, die die Kinder auf den Namen "Omi" getauft haben. "Omi" steht seit 1975 auf dem Gelände - mittlerweile braucht sie dringend ein frisches Make-up. Das Dach ist durchgerostet und so manche scharfe Rostkante birgt für die Kinder ohne Zweifel ein Risiko, sich zu schneiden oder zu klemmen. "Die Lok ist mein Problem", bedauerte Mayer, denn in Eigenarbeit kann er die Lok nicht wieder auf Vordermann bringen.
Der Kostenvoranschlag für eine grundlegende Sanierung von "Omi" beläuft sich auf 25 000 Mark. Dieses Geld kann der Verein "Aktionsgemeinschaft Kinder- und Jugendarbeit Sachsenhausen", der das Abenteuergelände betreibt, jedoch nicht aufbringen und auch städtische Zuschüsse in dieser Höhe stehen nicht in Aussicht. "Wenn es nicht geht, dann muß Omi eben weg", sagte Josef Mayer und es war zu sehen, daß ihm dieser Entschluß sehr schwerfallen würde.
Auch die Seilbahn auf dem Gelände ist dringend sanierungsbedürftig. "Die ist aber nicht mehr in Betrieb, ist also auch kein Sicherheitsrisiko mehr", erläuterte er den beiden CDU-Politikerinnen, die sich teilweise nur mühsam durch die wild bewachsene Anlage kämpften. Für 13 000 Mark aus städtischen Kassen soll demnächst von einer Firma eine funkelnagelneue Seilbahn für die Kinder installiert werden.
Ein anderes Problem ist die Schaukel. Das Gerüst ist aus Weichholz, in wenigen Jahren wird es vermodern. Auch wenn jetzt noch eine ausreichende Stabilität vorhanden ist - selbst einige heftige Fußtritte konnten die Schaukelanlage nicht aus der Ruhe bringen - will Mayer für rund 5000 Mark eine neue Schaukel installieren lassen.
Eine weitere Vermutung der CDU, nach der die Kinder auf dem Platz womöglich gar nicht gegen das Unfallrisiko versichert seien, entkräftete der Betreuer: Nach seinen Angaben bestehen sogar zwei unabhängige Versicherungen, die Personenschäden bis zur Höhe von einer Million Mark deckt.
Von "Vernachlässigungen" des Geländes war bei dem Ortstermin keine Spur zu entdecken. Dieser Ansicht war auch der Magistrat, der am 5. Juni auf eine Anfrage der CDU-Stadtverordnetenfraktion antwortete: "Das zuständige Fachamt hat sich vor Ort über den Zustand des Platzes informiert. Danach ist die Einschätzung, der Platz sei in einem verwahrlosten Zustand, nicht zutreffend."
"Ich will dem Platz nichts, ich will dem Herrn Mayer nichts - ich will nur, daß die Sicherheitsmängel abgestellt werden", betonte Ursula Gauls. Sie forderte ein "akzeptables Verhältnis von Aufwand und Effektivität, von Sicherheit und Risiko". Gerhard Kadelbach, Fraktionsvorsitzender der SPD im Ortsbeirat, sah auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau nur einige "Saubermänner" der CDU bei der Arbeit. "Ich bin mit meinen Kindern dort immer gerne hingegangen", stellte sich Kadelbach hinter die Arbeit von "Dscho".
Die Verletzungsgefahr scheint auf dem Grundstück des Abenteuerspielplatzes in der Tat noch geringer zu sein, als auf gewöhnlichen städtischen Einrichtungen. Mayer konnte sich nur an einen einzigen Unfall in den ganzen 16 Jahren "Wildgarten" erinnern: Ein Kind brach sich vor Jahren einen Arm. kan
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KELSTERBACH. Die katholische Kirchengemeinde erhält nach einem Beschluß der Stadtverordneten einen Zuschuß von 150 000 Mark zu den Gesamtkosten von 570 000 Mark. Mit dem Geld werden Chorraum und Chorwand in der St. Markuskirche gestaltet und eine neue Heizungsanlage eingebaut.
Die endgültige Höhe des städtischen Zuschusses ist von den tatsächlichen Baukosten abhängig gemacht. Die Arbeiten in der Kirche laufen bereits und sollen im Herbst abgeschlossen sein. lis
SINDLINGEN. "Fair play, bitte", hallt es unter der Sindlinger Autobahnbrücke am Mainufer. "Die Brötchen vollständig aufessen!". Günter Boesen, Vorsitzender des Kanu-Klubs "Kapitän Romer" in dem westlichen Stadtteil, schärft den Paddlern noch einmal die Regeln ein. Denn das Herunterwürgen staubtrockener Semmeln gehört eben bei der "Weck- Worscht-und-Woi-Regatta" zu den anstrengenderen Übungen. Und da wird auch gerne mal geschummelt - das weiß Boesen aus seiner zehnjähriger Regatta- Erfahrung.
Aus einem Jux zum 50. Vereinsgeburtstag vor elf Jahren geboren, gehört die Gauditour über den Main mittlerweile zu den ganz großen Sindlinger Ereignissen. "Eigentlich wollten wir nach dem zehnten Mal Schluß machen", erzählt Günter Boesen. "Als ich das dem Vereinsring mitteilen wollte, sind die ausgeflippt."
Und deshalb blieb dem Kanu-Klub gar nichts anderes übrig, als die beiden Kanadier gestern zur elften Weck-Worscht- und-Woi-Regatta zu wassern. Am Start waren wieder etwa 50 Zweier-Teams aus allen Ortsvereinen, um die Prüfung zu Wasser und zu Land möglichst schnell hinter sich zu bringen: rein in den Kanadier, rüber über den Main, wenden und zurück, raus aus dem Boot, ein Sprint über die rutschige Wiese zur Verpflegungsstelle, dort auf nüchternen Magen
"Weck, Worscht, Woi"
Vincenzo Consalvo und Karl-Heinz Holz vom Sindlinger Schwimmclub legen eine gute Zeit vor: Sechs Minuten und neun Sekunden brauchen sie für die Paddel-Tour samt "Fastfood-Triathlon". Im vergangenen Jahr haben die beiden Mittvierziger in ihrer Altersklasse den Pokal geholt.
Doch diesmal ist das Teigstück ein harter Brocken. "Der erste Bissen war der schlimmste", keucht Vincenzo Consalvo. "Mit trockenem Hals kriegst du den kaum runter." Das Glas Ebbelwei, das erst angesetzt werden darf, wenns letzte Stück Brötchen unten ist, bringt Erlösung. Manche stürzen das "Stöffche" hinunter, daß ihnen der Saft an den Mundwinkeln runterläuft. Jede Sekunde zählt.
Einige Teilnehmer sind nicht nur zum Paddeln gekommen, sie gehen auch baden. SPD-Ortsbeirat Eduard Metz beispielsweise Mit seinem Boots-Genossen Roger Podstatny fährt der Sozialdemokrat vom Kelsterbacher Ufer kommend einen geradlinigen Kurs und schießt beim Anlegen beinahe übers Ziel hinaus.
Fast ungebremst knallen die beiden mit ihrem Boot an den Steg, der Kanadier kippt. Podstatny und Metz wollen sich mit einem Sprung von Bord ans Ufer retten - und stürzen dabei in den Main. Politiker können sich zum Glück meist ganz gut über Wasser halten. Die Rettungsschwimmer müssen deshalb nicht eingreifen. Die Zeit, die die Polit-Paddler über die etwa 250 Main-Meter gebraucht haben, ist nicht schlecht. Doch angesichts von Weck, Worscht und Woi kommt auch Metz ins Schlucken. "Da kannste noch so gut rudern", sagt der Ortsbeirat und meint paddeln, "das Essen kostet unheimlich viel Zeit."
Die Stoppuhr bleibt nach dem letzten Tröpfchen aus dem Gerippten bei sechs Minuten und sechs Sekunden stehen. Keine rekordverdächtige Zeit. Aber immerhin haben die Sozialdemokraten Kurs gehalten. Andere kamen von der Strecke ab. "Und jetzt ab nach Hattersheim", johlten die Zuschauer am Ufer. tos
HÖCHST. Das im Rohbau fertiggestellte Hotel an der Ecke Zuckschwerdt-/Bolongarostraße wird nicht als Ruine enden. Der Komplex ist jetzt aus der Konkursmasse der Berliner Firma Amlyn GmbH & Co. KG herausgenommen worden. Die hatte sich - wie bereits mehrfach berichtet - mit dem Hotelprojekt übernommen und Pleite gemacht.
Um das Schicksal des 300-Betten- Baus muß sich nun der vom Amtsgericht eingesetzte Zwangsverwalter, Rechtsanwalt Willi Rudolf, kümmern. Rudolf zufolge wird sich in den nächsten Tagen klären, wann die Münchner "Arbeitsgemeinschaft Hotel Bolongarostraße" weiterbauen kann. Das Problem: Die schwedischen Investoren müssen Geld nachschießen. Rudolf: "Wir verhandeln noch."
Steht der etwa 60 Millionen Mark teure Hotelkomplex, kommt das Objekt "binnen eines Jahres" unter den Hammer und wird zwangsversteigert. Die schwedische Kette "Scandic crown" hat nach den Angaben von Deutschland-Geschäftsführer Hans Windhäuser noch immer Interesse daran, das Hotel zu übernehmen.
Laut Zwangsverwalter Willi Rudolf gibt es außer "Scandic crown" noch weitere Interessenten. tos
FR-Leser Werner T. ist ein vielgereister Mann. Auf zahllosen Flughäfen der Welt ist er schon gewesen, doch das, was er unlängst erlebt hat, "gibt's nur in Hessen". Genauer gesagt: auf dem Frankfurter Flughafen. Das Ärgernis ist ein weißer Sicherheitsaufkleber, mit dem das Gepäck von Werner T. versehen wurde. Wieder zu Hause, wollte er den Aufkleber von seiner neuen Ledertasche abziehen und stellte fest: "Das ging nicht ab."
Mit Mühe "lassen sich lediglich an den Randstellen einige Millimeter abblättern", schrieb der Vielflieger an das hessische Verkehrsministerium, "mehr aber auch nicht". Die Tasche war verklebt und Werner T. sauer. Das Prinzip der Verhältnismäßigkeit, meinte er, sei ganz grob verletzt worden. Anders gesagt: "Die sollen vernünftige Aufkleber verwenden und nicht das Gepäck ruinieren." Die Flugsicherheit liegt ihm zwar am Herzen, aber nach dem Ärger mit dem Aufkleber sieht er schon den "Sicherheits-Overkill" auf die Frankfurter Fluggäste zurollen.
Im Ministerium ist man anderer Meinung. Mit den Aufklebern würden die Gepäckstücke versiegelt, um Manipulationen nach der Kontrolle sofort zu erkennen. Nicht jeder Koffer werde so gekennzeichnet, immer nur ein bestimmtes Kontingent. Damit das Ganze die gewünschte Wirkung hat, müßten die weißen Streifen auch ordentlich kleben. Sollten sie nicht mehr abgehen, gehört das zum "Restrisiko des Passagiers". Schadenersatz? Nein, das Ministerium bedauert.
Auf Rhein-Main versucht man, die Wogen zu glätten. "Es kann nicht Sinn und Zweck von Kontrollen sein, das Reisegepäck der Fluggäste zu verunstalten", meinte ein Flughafensprecher. Auf Anhieb wußte er jedoch nicht, wie Werner T. die Streifen wieder vom Leder ziehen kann. So ein Fall ist ihm noch nicht untergekommen. Die Sicherheitsexperten auf dem Flughafen wußten dagegen Rat. Nicht in die Luft gehen, lautet ihre Empfehlung, sondern einen Haartrockner benutzen. Ärger und Aufkleber lösten sich dann in Wohlgefallen auf. vo
Der Ortsbeirat 10 tagt
Jaspert-Schule klagt
FRANKFURT-NORD. Die August-Jaspert-Schule in Bonames platzt aus allen Nähten. Nachdem sie jahrelang mit fünf ersten Klassen ins neue Schuljahr gestartet war, gibt es seit einigen Wochen nun eine sechste - aber keinen einzigen zusätzlichen Lehrer. So kann es nicht weitergehen, findet nicht nur die Schulgemeinde: Auch der Ortsbeirat 10 (Berkersheim, Bonames, Eckenheim, Frankfurter Berg, Preungesheim) wird sich in seiner Sitzung am Dienstag, 1. September, um 19.30 Uhr in der katholischen Bonifatiusgemeinde, Oberer Kalbacher Weg 7, mit dem Problem befassen.
In zwei Anträgen fordern SPD und CDU die Änderung der Schulbezirksgrenzen zwischen Bonames und Nieder-Eschbach. Denn zur Zeit gehen fast alle Kinder vom Bügel in Bonames zur Schule, obwohl die Siedlung politisch zu zwei Dritteln von Nieder-Eschbach verwaltet wird. Künftig, da sind sich SPD und CDU einig, sollte zumindest ein Teil dieser Kinder die Michael-Grzimek-Schule in Nieder-Eschbach besuchen.
Weitere Themen in der Ortsbeiratssitzung sind die Sanierung der Anlagen im Nordpark Bonames, der Wasserbedarf im geplanten Schlachthof am Ben-Gurion- Ring sowie ein Nachtfahrverbot für Lastwagen auf der Gießener Straße. ind
ESCHERSHEIM. Nach mehrjähriger Pause ist es jetzt wieder soweit: "Alte" und "neue" Bürger des Stadtteils feiern das 7. Eschersheimer Wochenende. Der Organisationsausschuß aus acht Vereinen, der evangelischen Emmausgemeinde und der katholischen St. Josefsgemeinde sowie der Hort für körperlich und geistig behinderte Kinder des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Im Uhrig hat ein umfangreiches Programm für die Gäste zusammengestellt.
Auftakt ist ein bunter Abend im Festzelt hinter der Schule Im Uhrig am Freitag, 28. August, ab 20 Uhr. Am Samstag, 29. August, geht es bereits um 11 Uhr los, Imbißstände bieten Leckeres von der Grillwurst bis zum Spanferkel. Um 12 Uhr gibt es Suppe aus der Gulaschkanone, Getränke aller Art und eine große Kuchentheke.
Zwei Ausstellungen sind am Samstag und Sonntag geöffnet. Die Kleintierzüchter zeigen ihre Nachwuchstiere und "Streicheltiere" für Kinder, die Briefmarkensammler ihre besten Stücke und etwas Besonderes: Im Mittelpunkt ihrer Schau steht eine Sammlung historischer Postkarten mit Eschersheimer Ansichten. Einige dieser Karten sind in der Festschrift abgedruckt, die Werner Jung in bewährter Weise zusammengestellt hat und die kostenlos an die Eschersheimer Haushalte verteilt wurde.
Auf dem Schulhof und Im Uhrig werden Spiel- und Unterhaltungsstände für jung und alt aufgebaut. Daneben gibt es turnerische und tänzerische Darbietungen des Turnvereins Eschersheim, eine Fahrzeugschau der Freiwilligen Feuerwehr, eine Ausstellung des Deutschen Roten Kreuzes und Musik vom Leierkastenmann Karlheinz Lobrecht, der zugunsten des SOS-Kinderdorfes spielt.
Die evangelische Emmausgemeinde und die katholische St. Josefsgemeinde gestalten eine ökumenische Teestube im Hof des Kindergartens. Ein Schießstand, Büchsenwerfen und Verkaufsstände mit handgefertigtem Spielzeug runden das Angebot ab. Abends haben die Gäste die Wahl zwischen Tanz im Zelt und gemütlichem Beisammensitzen mit Wein und Kerzenlicht im Schulhof.
Alle Unterhaltungsangebote wird es auch am Sonntag, 30. August, geben. Dazu kommt noch der ökumenische Gottesdienst um 10 Uhr in der Emmauskirche an der Maybachstraße. Um 11 Uhr erwartet Eschersheim bekannte Gäste mit Schirmherr Andreas von Schoeler an der Spitze zum Prominenten-Frühschoppen. Auch Bundes-, Landes- und Kommunalpolitiker haben die Einladung zum Stadtteilfest angenommen. Zur Unterhaltung der Gäste wird unter anderem der gemischte Chor der Sängervereinigung Eschersheim beitragen. li
DARMSTADT-DIEBURG. Für die Rodung eines rund dreißig Hektar großen Waldstücks am Rande der ehemaligen Ölschiefergrube Messel will der Kreis Darmstadt-Dieburg auf der vierfachen Fläche Wiedergutmachung leisten.
Neue Wälder sollen gepflanzt, Bäche renaturiert und Äcker in Grünland umgewandelt werden. Auf der gerodeten Waldfläche soll die Haldendeponie entstehen.
In einem Zeitraum von 30 Jahren sollen dort rund fünf Millionen Kubikmeter Schlacke aus der Müllverbrennung, getrockneter Klärschlamm und nichtbrennbarer Restmüll abgelagert werden. In sechs Etappen soll die 120 Millionen Mark teure Deponie ausgebaut und verfüllt werden. sch.
FRANKFURT A. M. Es gab weder Gold, Silber noch Bronze beim Turnfest des Turngaues Frankfurt. Alle Sportler bekamen sofort nach dem Wettbewerb zur Erinnerung eine einheitliche Medaille mit der Aufschrift "Für Deine Teilnahme". "Wir züchten ja keine Olympiateilnehmer", erläutert Gauvorsitzender Helmut Lang.
Das Stadtturnfest war nach 25 Jahren erstmals wieder ausgeschrieben worden; es war als reine Breitensportveranstaltung ein runder Erfolg.
Gastgeber Blau-Gelb hatte nicht nur seine herrliche Anlage, sondern auch eine Reihe von Helfern zur Verfügung gestellt. Die Organisation klappte vorzüglich. Wo sportliche Leistungen verlangt waren, erhielten die drei Erstplazierten bei der Siegerehrung durch den stellvertretenden Gauvorsitzenden, Volker Gilbert, Urkunden. Für die Sieger bei den Ballspielen gab's Pokale.
Drei der Pokale gingen an den Turnverein Eschersheim für Turniersiege beim Prellball, einen errang die Jugend des TV Harheim. Die Turngemeinde Bornheim dominierte beim Volleyball.
Bei den Wahlwettkämpfen stellte die Frankfurter Turn- und Sportgemeinschaft 1847 (FTG) fünf Sieger und je vier Zweit- und Drittplazierte. Fünf "Erste" verbuchte auch der Turnverein Eschersheim, außerdem je zwei zweite Plätze. Besonders erfolgreich waren noch die Sportgemeinschaft Enkheim (3-1-2), die Turnerschaft 1860 Heddernheim (2-3-3), der TSV Bonames (2-2-1) sowie der PSV Blau-Gelb (1-1-3).
Bei den Vereinsvorführungen boten 60 Seniorinnen (Leitung Gretel Ciba) Gymnastik ("Komm, wir machen alle mit . . ."). Was man unter meditativer Tai-Chi-Gymnastik versteht, zeigten 20 Mädchen der Turngemeinde Römerstadt unter Leitung von Brigitte Breitenstein.
Eine Schau am Großtrampolin bot die TG Zeilsheim. Toll waren auch die Darbietungen der Gymnastikgruppe der TG Bornheim (Reifen und Bälle) mit Eva- Maria Diefenbach. Ausschnitte aus der Gau-Turnshow, die während der Expo '92 in Sevilla Anfang Mai vorgetragen wurden, präsentierten Mädchen der TGS Bornheim, des TV Seckbach und der Frankfurter Eintracht.
Eine Scherzeinlage steuerten die Eintracht-Bundesligaturner Ulf Schweikhardt, Uwe Hornung und Wolfgang Tittel zum Programm bei. Rund 70 Frauen setzten mit einer Großraumvorführung (Bogentanz mit Halbreifen) den Schlußpunkt der Veranstaltung.
Voll des Lobes über den gesamten Festablauf waren auch der Hessische Landesvorsitzende Werner Mais sowie der Vorsitzende des Partner-Turngaues Thüringen-Mitte, Jupp Müller. Beide waren bei den Wahlwettkämpfen mit von der Partie. Auch Sportdezernentin Silvia Schenk fand das Fest großartig: "Hoffentlich dauert es nicht noch einmal 25 Jahre bis zur nächsten Veranstaltung".
Das Fest klang mit einem Gemeinschaftsabend auf der Terrasse des Vereinshauses von Blau-Gelb aus. Drinnen auf der Tanzfläche übten sich die Sportler mit "Schuhsohlen-Fitneß". Die Älteste bei dem gemütlichen Abend war die 89jähriige Turnlehrerin Erna Jährling von der Eintracht. dixi
FRANKFURT A. M. Die Handschrift des neuen Trainergespanns Volker Ligges und Norbert Gwiozda ist beim Frauen-Handball-Bundesligisten PSV Grünweiß Frankfurt bereits in der Vorbereitung deutlich zu erkennen: Inklusive eines Trainingslagers in der Sporthochschule Köln müssen die Spielerinnen in der Vorbereitungsphase 43 Trainingseinheiten absolvieren.
In der siebenwöchigen Trainingsperiode haben die Spielerinnen insgesamt nur drei bis vier Tage frei, was für manche hinsichtlich Familie und Beruf Probleme aufwirft.
22 Vorbereitungsspiele stehen auf dem Programm. In Köln wurden Königsdorf (34:8), Wuppertal-Beyeröde (32:15) und Pulheim (34:15) besiegt. Zu echten Leistungstests wurden die Spiele gegen Zagreb und Vilnius.
"Wir wollen uns eine solide Grundlage für einen guten Start in der vermutlich stärksten Liga Europas erwerben", sagt Ligges und weist auf den Deutschen Meister TuS Walle Bremen, den Europapokalsieger SC Leipzig oder den Vize-Europokalsieger TV Lützellinden als Konkurrenten hin.
"Nachdem es mit unseren Verpflichtungen nicht ganz wunschgemäß geklappt hat, kalkuliere ich mit dem fünften bis siebten Platz", hofft der Cheftrainer auf einen wichtigen Zugang aus dem Bundesligalager. Bisher haben Liane Voge (DJK Schwarz-Weiß Wiesbaden), Sabine Quednau (SC Leipzig) und die Bulgarin Irena Staneva (zuletzt Hajduk Split/Lok. Zagreb) unterschrieben. Trotzdem umfaßt der Kader (inklusvie der Torfrauen Michaela Geiger und Marion Meyer) nur elf Spielerinnen.
"Professionalismus" sieht Ligges nur in wenigen Vereinen, beim PSV Grünweiß Frankfurt bisher nicht. Dazu fehle das Umfeld und Sponsoren. Der Schuldenberg ist auf über 400 000 Mark gewachsen, dennoch wird weiter Frauen-Handball in Frankfurt gespielt. Möglich wurde es durch die wirtschaftliche Ausgliederung der Bundesliga-Mannschaft aus dem Polizei-Sport-Verein Grünweiß.
Die Sport-Marketing Rhein-Main GmbH trägt die Verantwortung und Haftung für die durch den Bundesligaspielbetrieb entstehenden Kosten. Sie ist dabei auf massive Unterstützung durch die Wirtschaft im Rhein-Main-Gebiet angewiesen. "Bisher sind über 50 Prozent unseres 400 000-Mark-Etats für die neue Runde abgedeckt", sagt Richard Weiß vom Finanzausschuß dieser Gesellschaft. "Aus finanziellen, aber auch steuerlichen Gründen haben wir uns entschlossen, diese Trennung der Bundesligamannschaft zu vollziehen", erläuterte Vereins- und Polizeipräsident Dr. Karl-Heinz Gemmer diese Entscheidung.
Der Hauptverein stellt den sportlichen Rahmen und gilt für den Verband weiterhin als Ansprechpartner. Der PSV Grünweiß muß auch für das Entschuldungsprogramm geradestehen und will mit Banken verhandeln, um die Rückzahlungen zu "strecken". Fördermaßnahmen der Stadt und Beiträge fließen weiterhin in den über 2000 Mitglieder zählenden Großverein, Eintrittsgelder und Hallenbewirtschaftung (neu) sind Sache der Sport- Marketing GmbH. "Unser Ziel ist, 300 Dauerkarten je 100 Mark abzusetzen, bisher liegen 160 Bestellungen vor", freut sich Abteilungsleiter Werner Kretschmann über diesen positiven Trend.
Weniger erfreut ist das Trainergespann über den schlechten körperlichen Zustand der Spielerinnen (im Muskel- und Ausdauerbereich). "Die Selbständigkeit beim Training muß noch wesentlich verbessert werden", betont Ligges, der das technische und taktische Training später als geplant beginnen muß.
Ein weiteres Manko: die Fabriksporthalle steht nur viermal wöchentlich à 90 Minuten zur Verfügung. "Wir benötigen den Mittwoch als Trainingstag und einen Kraftraum", fordert Ligges. Das Trainingslager in Köln, die Turniere in Moringen (vierter Platz), Hannover (29./ 30. August) und Sindelfingen (5./ 6. September) sowie diverse Einzelspiele sollen dennoch zur angestrebten körperlichen Fitneß der Spielerinnen führen.
Mittelmaß ist nicht das Ziel von Volker Ligges und Norbert Gwiozda, die weiterhin im Rheinland wohnen und lange Fahrten nach Frankfurt in Kauf nehmen. "Die Saison 92/93 soll als Basis dienen, im übernächsten Spieljahr wollen wir den großen drei die Stirn bieten", legt Ligges die Meßlatte hoch an. hsp
Alte Fassade überlebt die Neugestaltung Für 50 Millionen Mark entstehen Wohnungen und Büros an der Schloßstraße Von unserem Redaktionsmitglied Siegfried Scholz OFFENBACH. Die Bagger fressen sich seit einigen Tagen durch morsches Mauerwerk. Die gemütliche Weinstube, in der Generationen von HfG-Studenten, Professoren und Kommunalpolitikern den Rebensaft studierten, ist bereits platt. Zwischen Ziegelstraße und Schloßgrabengasse schafft das schwere Räumgerät Platz für 6500 Quadratmeter Bürofläche und für rund 60 Eigentumswohnungen. Zwischen 50 bis 60 Millionen Mark investieren hier die Darmstädter Mengler-Gruppe und die ihr verbundene Dreieicher "Management Parc GmbH" in ein neues Geschäfts- und Wohnzentrum. Offizieller Baubeginn ist am 1. September. Das Konsortium kaufte das Areal, das parallel zur Schloßstraße läuft, unlängst nebst bereits erteilter Baugenehmigung von der schwedischen Investoren-Gruppe "Convector". Die schwedischen Milliardäre, die sich auch bei Porsche engagierten, wollten hier im Herzen der Stadt an der Trasse der S-Bahn ein Kommerzzentrum errichten. Die neuen Besitzer planten zusammen mit der Stadt um: Statt zu 60 Prozent mit Büros soll das Areal nun zu 60 Prozent mit Eigentumswohnungen bebaut werden. In 16 Monaten, also im Frühjahr 1994, ist alles bezugsfertig, gibt Mangement Parc Auskunft. Das Areal gehört zu den geschichtsträchtigsten Plätzen der Stadt. Letzter Zeuge dafür ist das Haus Schloßstraße 27. Es entstand, so schätzt Denkmalspfleger Helmut Reinhardt, Anfang des 19. Jahrhunderts und steht unter Denkmalschutz. Im Bombenhagel der Jahre 1943/44 nahm es schweren Schaden. Es wurde nach dem Kriege lieblos wieder bewohnbar gemacht. Zum Glück hat Reinhardt alte Fotos. Nun bekommt das Haus wieder ein klassizistisches Dach. Die neue Architektur wird um dieses Haus mit der originalen klassizistischen Fassade herumgebaut.
Verbürgt ist, daß bereits 1836 Philipp Casimir Krafft in diesem Hause wohnte und arbeitete. Aus jenem Jahr gibt es in der Bauverwaltung und im Stadtarchiv einen Bauantrag, denn Krafft wollte direkt daneben aus seinem "Röstlokal für die Fermentierung von Tabak" eine moderne Fabrik für die Produktion von Rauch-, Kau-, Schnupftabak und Zigarren machen. Über das Aussehen dieser "modernen" Fabrik vermittelt heute der Bernard-Bau in der Herrnstraße einen Eindruck. Er stammt ebenfalls aus dieser Zeit. Auch die Bernards und die d'Orvilles waren damals erfolgreiche Kau- und Schnupftabak-Fabrikanten und belieferten ganz Europa.
In der Schloßstraße 27 wurde am 10. Juli 1842 Johann Philipp Adolf Krafft geboren, der später Geheimer Kommerzienrat wurde und nach dem die Krafftstraße benannt wurde. Johann wollte eigentlich Landwirt werden, gab dann aber doch dem Drängen seines Vaters Karl Ludwig und seines Großvaters Casimir nach und stieg in das Familienunternehmen ein. Sein kaufmännisches Rüstzeug erwarb er sich in Bremen. Er heiratete standesgemäß Caroline Schramm, die Tochter des schwerreichen Offenbacher Lackfabrikanten. Caroline war eine gute Malerin, weil aber damals die Emanzipation noch nicht so weit fortgeschritten war, signierte sie ihre Bilder mit "Ralph Sanin".
Der bald hochangesehene und hochgeehrte Kommerzienrat, der als "guter Helfer der Bedrängten und Armen" galt, mehrte inzwischen das Familienvermögen. Er investierte in die Unternehmungen von Freunden. In Bad Soden-Saalmünster beteiligte er sich an einer Textil-, Zwirn- und Holzfabrik. Das dortige "Hutter-Schloß", mittlerweile im Familienbesitz, nutzten die Kraffts als Sommerresidenz. Zusammen mit ungarischen Magnaten betrieb er in Wien eine Schulbänke-Fabrik. Im rheinischen Bodenheime besaß die Familie ein großes Weingut.
Zwischen 1850 und 1870 wurde rund um die Schloßstraße 27 viel gebaut, das Haus bald nur noch als Kontor genutzt. Die Kraffts zogen 1888 um in die Frankfurter Straße 131, in ihre neue standesgemäße "Villa Löwenruhe". Dort starb der hochbetagte Kommerzienrat 1924.
Frauen haben nach der Familienphase oft große Probleme, wenn sie wieder in ihren Beruf zurückkehren wollen. Vor allem dann, wenn sie den Anschluß an die Entwicklung im Berufsleben mehr oder minder verloren haben. Viele hoffen, daß Weiterbildung jene Zauberformel ist, die ihnen hilft, wieder auf den Zug aufspringen zu können. Erfolgversprechend sind Maßnahmen, die auf die Bedürfnisse von Familienfrauen und Müttern zugeschnitten sind. Und die Durchführung sollte eingebettet sein in eine persönliche psychologische und pädagogische Unterstützung, die auf die spezielle familiäre Situation der Frauen abstellt. Das sind einige Ergebnisse der Studie "Die Bedeutung von Weiterbildung für Fauen beim zweiten Berufseinstieg". Sie beruht auf einer Befragung von Frauen, die wegen ihrer Kinder ein oder mehrere Jahre pausierten. Die Studie ist in der gleichnamigen Schrift abgedruckt (DIN A5, 108 Seiten). Sie ist interessant und nützlich für Frauen, die vor dem Wiedereintritt ins Berufsleben stehen; ebenso für Frauen, die sich noch mitten in der Familienphase befinden. Die Broschüre ist im K. H. Bock Verlag, Bad Honnef 1, erschienen und kostet 17,50 DM. bäba
BORNHEIM. Freude und Enttäuschung lagen bei der Jahreshauptversammlung der Großen Bornheimer Karneval-Gesellschaft "Stutzer" 1910 dicht beieinander. Freude über ein recht gutes Vereinsjahr 1991/92 mit zahlreichen Veranstaltungen, und eine Bilanz, die jetzt für die ausgefallene Kampagne '91 vorliegt. Fazit: Die Verluste wurden durch eine umsichtige Vereinsführung in Grenzen gehalten.
Stutzer-Vorsitzender Kuno Dostal berichtete, daß unter anderem eine Fahrradtour ein Riesenerfolg war, eine Fußgänger-Rallye sich jedoch als Flop erwies. Enttäuschung machte sich breit, als Dostal berichtete, daß am Montag, 31. August, im Vereinsheim in der Rendeler Straße 49 nun endgültig die Lichter ausgehen werden. Die letzten Veranstaltungen in "eigenen vier Wänden" waren ein Freilicht-Stammtisch zur Bernemer Kerb am Kerwesamstag und der traditionelle "Handkässchmiß" am "Bernemer Mittwoch".
Wie geht es weiter? "Auf jeden Fall werden die im zweiten Halbjahr 1992 geplanten Veranstaltungen stattfinden", berichtete Dostal. Mit Ausnahme der Silvesterparty: Sie ist aus dem Terminkalender mangels geeigneter Räume gestrichen. Für die Kampagne '93 fürchtet der Vorsitzende weitere Abstriche (Kinderfastnacht und Abschlußball). Allgemein überraschte der Rücktritt des Zweiten Vorsitzenden Günter Hessenthaler. Dem "Stutzer"-Vorstand steht jetzt die Aufgabe bevor, das Narrenschiff nach kräftigem Schaukeln wieder in ruhigere Fahrwasser zu steuern. dixi
FRANKFURT A. M. Kurzfristig und spontan beteiligte sich die Hessische Turnerjugend am Jubiläumsfest "der tausend Wunder" der Kinderhilfe Anfang August auf dem Frankfurter Messegelände.
Im Rahmen der sportlichen Mitmachangebote steuerte sie in Zusammenarbeit mit dem Landessportbund und der Sportjugend Hessen den "Mucki-Test" bei, der auf große Resonanz stieg - nicht zuletzt wegen der beliebten Mucki-Mäuse, die es dabei zu "verdienen" galt.
Etwa 2000 Kinder durchliefen die zehn Stationen des Parcours. Die 1000 Mark aus dem Verkauf von Kinder-T-Shirts der Hessischen Turnerjugend gehen an die Frankfurter Kinderhilfe Stiftung. "Wir wollen damit den Ausbau des Zentrums für Kinderheilkunde der Kinderklinik Frankfurt mitfinanzieren", so die Landespressewartin, Dr. Ingrid Fischer. dixi
• 16. und 17. September: Von der Praxis für die Praxis, Internationaler Umweltkongreß in Darmstadt. Veranstalterin: Jürgen-Schneider-Stiftung. Ort: Posttechnisches Zentralamt in Darmstadt. Gebühr: 950 Mark (Studenten: 199 Mark) Anmeldung: Tel. 061 51/425 272
• 19. bis 21. September: AWEC - Alternative World-Energy Conference in Madrid. Parallelkonferenz zur Weltenergiekonferenz vom 20. bis 25. 9. in Madrid. Veranstalter: Aedenat, Asoziation Ecologista de Defensa de la Naturaleza, Spanien. Infos: Tel. 00 34 / 5 41 10 71 oder in Deutschland 0 50 44 / 18 80.
• 11. bis 13. September: Welche Landschaft wollen wir?, Tagung in Schmitten/Taunus. Zukunft der Landschaft - Landschaft der Zukunft. Veranstalterin: Evangelische Akademie Arnoldshain. Beitrag: 140 Mark (Studenten: 75 Mark). Anmeldung: Tel. 0 60 84 / 40 36.
• 21. und 22. September: Ökologische Abfallwirtschaft, Lehrgang in Esslingen. Veranstalterin: Technische Akademie Esslingen (TAE). Gebühr 520 Mark. Anmeldung: TAE, Tel. 07 11 / 3 40 08-23-24.
Terminkalender erstellt in Zusammenarbeit mit den
"Ökologischen Briefen", Frankfurt/Main.
OFFENBACH. Der Stadtteil Waldhof ist um eine Attraktion reicher. So zumindest sieht es das evangelische Dekanat Offenbach. Gemeint ist das neue Jugendcafé 08/15, das in den Räumen des evangelischen Gemeindehauses in der Schutzbaumstraße 35 dienstags von 17 bis 21 und freitags von 17 bis 22 Uhr geöffnet hat. Dort wird laut Auskunft der evangelischen Jugend Bieber reichlich Unterhaltung angeboten, beispielsweise Tischfußball-Turniere oder Gesellschaftsspiele.
Außerdem gibt es immer Musik und Essen und Trinken zu Preisen, die sich jeder/jede leisten kann, sagt das Jugendcafé-Team. pmü
NORDWESTSTADT. Angenehme Temperaturen und ein blauer Himmel bildeten einen angenehmen Rahmen für das Sommerfest der evangelischen Gemeinde Nordweststadt Mitte dieser Tage. "Wir sind verblüfft, daß schon zu Beginn des Festes am Nachmittag so viele Anwohner erschienen sind", sagte Vikarin Claudia Flatters und betrachtete die zahlreichen Besucher im Gemeinde-Garten.
Alt und jung kam dort zusammen und ging verschiedenen "Tätigkeiten" nach: Während sich die Kinder und Jugendlichen beim Figurenkneten, Schminken, Basteln, Tischfußball und Herumtollen vergnügten, schmeckte den Älteren das kühle Pils vom Faß. Wem es im Freien zu heiß war, konnte sich in den kühlen Räumen des Gemeindehauses erholen. Dort wurden Kaffee und Kuchen gereicht, die die Mitglieder des Seniorenkreises aus eigener Produktion zugunsten der Gemeindekasse verkauften.
Ingrid Schneider, Übungsleiterin des Seniorentanzkreises, lud dann zum Gemeinschaftstanz ein. Hand in Hand und zu flotten Rhythmen waren sowohl Kinder als auch Senioren engagiert dabei. "In Zusammenarbeit mit dem Kirchenvorstand und einigen freiwilligen Helfern ist uns hier ein schönes Fest gelungen", freute sich Pfarrerin Jutta Grimm. Neben Tanz und Spiel gab es noch einen "Eine- Welt-Markt" mit aus Holz geschnitzten Figuren, Altpapier-Blöcken, Wein und Honig aus Entwicklungsländern. Außerdem hatten Gemeindemitglieder einen kleinen Flohmarkt organisiert. Der Erlös soll den an Flüchtlinge aus Bosnien gehen.
"Walter, schau mal, ich bin eine Maus", wies die achtjährige Nevin Walter Bossert-Hofmann, Sozialarbeiter und zuständig für die "offene Kinderarbeit" in der evangelischen Gemeinde, auf ihr bunt angemahltes Gesicht hin. Nevin ist eine von zahlreichen ausländischen Jugendlichen, die Bossert-Hofmann nachmittags im Gemeindehaus betreut. Auch sie waren alle auf dem Sommerfest und trugen zur lebhaften Stimmung bei.
Ein Teil des Programms war die Präsentation einer Hochebene für die Kinder zum Klettern und Spielen. Noch bevor der Abenteuerspielplatz offiziell seiner Bestimmung übergeben wurde, hatten ihn die Kinder für sich eröffnet, sprangen, kletterten und rutschten fröhlich umher. "Durch die Hochebene lernen Kinder, sich richtig zu bewegen und verbessern ihre Motorik erheblich. Dadurch wird die Gefahr von Unfällen erheblich gesenkt", erklärte Bossert-Hofmann.
Beim Bau der "Spielwiese" wurden nur Naturhölzer verwendet, auf Lacke und Farben ganz verzichtet. Geplant und immer wieder verbessert hat sie Bossert- Hofmann in Zusammenarbeit mit einem Schreiner. Doch die Hochebene wird schon in einigen anderen Kindergärten und Horten erfolgreich benutzt und ist ursprünglich auf den Entwurf eines Architekten zurückzuführen.
"Einzelkämpfer" Bossert-Hofmann wird ab sofort in der Kinderbetreuung von Michael Fantini, dem neuen "Zivi" der Gemeinde, unterstützt. Auch Fantini nahm das Fest zum Anlaß, sich vorzustellen. Neben den Kindern kümmert er sich um die älteren Menschen der Gemeinde. Außerdem hofft Bossert-Hofmann, bald eine zusätzlich Halbtagskraft einstellen zu können. "Wir brauchen dringend noch eine weibliche Kraft für die Mädchen", so der Leiter der Kinderbetreuung.
Bei Salaten, Würstchen und lateinamerikanischer Musik klang das Fest in den Abendstunden langsam aus und soll im nächsten Jahr wiederholt werden. geb
GLASHÜTTEN. Die Informationsbroschüre "Wasser sparen" und "Nutzung von Regenwasser" ist beim Rechts- und Umweltamt im Bürgerhaus ab sofort wieder erhältlich. Auch Perlatoren können dort wieder kostenlos abgeholt werden.
Beides war aufgrund des starken Besucherandrangs bei der Ausstellung "Wassersparen jetzt", die die Gemeinde am ersten Augustwochenende veranstaltet hatte, schnell vergriffen. Weitere Auskünfte zum Wassersparen erteilen außerdem jederzeit die Mitarbeiter der Glashüttener Verwaltung. cn
Karl Marx und die Agrarpolitik
GROSS-GERAU. Trotz der wegen Einsparungen der öffentlichen Hand schwieriger gewordenen Rahmenbedingungen will die Volkshochschule der Kreisstadt im Herbst-Winter-Programm 1992/93 ihr hohes Niveau halten, erklärte VHS-Leiter Karl-Heinz Schwab. Start des Semesters ist am 14. September. Eine spektakuläre Änderung gibt's im nunmehr 20. VHS-Jahr: Erstmals wird das Programmheft nicht mehr an alle Haushalte verteilt. Interessenten müssen sich das Heft selbst abholen: unter anderem beim VHS-Zentrum im alten Amtsgericht, bei der Stadtverwaltung oder den Sparkassen und Banken.
Ein Schwerpunkt wird laut Schwab auch im neuen Programm der Fachbereich "Geschichte, Gesellschaft, Politik" sein. Die Themen reichen von der EG-Agrarpolitik, wozu unter anderem der SPD-Europaabgeordnete und einstige hessische Umweltminister Willi Görlach erwartet wird, bis zum Philosophieseminar zur Aufarbeitung von Karl Marx' historischem Materialismus. Das lokalhistorisch ausgerichtete Seminar "Geschichte der Arbeiterbewegung" wird mit dem Kapitel "Die neue Zeit und ihre Folgen 1870 bis 1945" abgeschlossen.
Die schon in der Vergangenheit gut nachgefragten Hobby- und Freizeitkurse werden auch im neuen Programm ausführlich berücksichtigt, unter anderem mit Porzellanmalerei, Töpfern und Fotografie. Das Seminar "Die deutschen Weinlande" soll fortgeführt werden mit den Tropfen aus der Ex-DDR an Saale, Unstrut und Elbe.
Breiten Raum nimmt auch der Gesundheitsbereich ein. So kümmert sich Dr. Reinhold Herold um "Rückenschule - Informationen rund um die Wirbelsäule". In Zusammenarbeit mit der Allgemeinen Ortskrankenkasse werden Yoga- sowie Reduktionskurse für Übergewichtige durchgeführt.
Völlig neu nach Auskunft von Karl-Heinz Schwab ist ein Fasten-Wochenendseminar. cas
INNENSTADT. Damit sich Fußgänger und Radfahrer auf der Zeil nicht länger in die Quere kommen, wollen die Grünen im Ortsbeirat 1 (Bahnhof, Gallus, Gutleut, Innenstadt) eine "Zeil-Umfahrung" für Fahrräder schaffen. Diese Route soll nach den Vorschlägen des Frankfurter Radverkehrskonzeptes angelegt werden.
Die nötigen Flächen seien leicht verfügbar, schreiben die Grünen in ihrem Antrag. Im Bereich Roßmarkt und Goetheplatz seien bereits Radfahrspuren angelegt. Nur für die vorhandenen Einbahnstraßen und für eine Verbindung vom Roßmarkt zum Eschenheimer Tor müßten noch Lösungen gefunden werden. Der Antrag wird in der nächsten Sitzung des Ortsbeirates 1 diskutiert: am Dienstag, 1. September, um 19 Uhr im Haus Gallus (Kleiner Saal 1), Frankenallee 111.
Ebenfalls auf der Tagesordnung steht eine Forderung der CDU, in der Innenstadt eine Ringbuslinie einzurichten. Die von den Ortsbeiratsmitgliedern vorgeschlagene Linienführung: Hauptwache, Bleichstraße, Seilerstraße, Lange Straße, Krankenhaus, Frankensteiner Platz, Museumsufer, Theaterplatz und zurück zur Hauptwache. rea
Vereine bekämpfen
die Mukoviszidose
ESCHERSHEIM. Wieder werden drei Vereine, die am Eschersheimer Wochenende beteiligt sind, ihren Erlös der Hilfe für mukoviszidosekranke Kinder spenden: der Turnverein, die Sängerverienigung und die Freiwillige Feuerwehr. Obwohl die Mukoviszidose eine der häufigsten hereditären (angeborenen) Krankheiten in der Bundesrepublik Deutschland ist, kennt sie kaum jemand auch nur dem Namen nach. Seit die Mitglieder der drei Eschersheimer Vereine von dem Schicksal der Erkrankten wissen, möchten sie helfen, ihr Leben zu erleichtern. Die Lebensqualität der Kranken ist sehr eingeschränkt. Zwar wurde die Lebenserwartung durch Fortschritte der Medizin und der Betreuung erheblich verlängert, die Krankheit bleibt aber für den Betroffenen eine besondere Einengung seiner Lebensführung. Nach Jahren der Erkrankung können wichtige innere Organe wie Leber und Bauchspeicheldrüse ihre lebenserhaltenden Funktionen nicht mehr erfüllen. Das zähe Sekret, das bei dieser Krankheit gebildet wird, führt zu starken Atembeschwerden und muß nach krankengymnastischer Anleitung regelmäßig sorgfältig abgehustet werden. Die Erkrankten sind deshalb nie voll körperlich leistungsfähig. Romy Handrow vom Turnverein Eschersheim: "Wir finden den Gedaneken an das Los dieser Kinder sehr bedrückend. Und deshalb wollen wir auch diesmal gerade diesen Kindern helfen." Genauere Informationen über die Krankheit sind beim Eschersheimer Wochenende zu erhalten. li
DORNBUSCH. Geruch von frisch gebackenem Brot, südamerikanische Klänge und lärmende Kinder waren der erste Eindruck vom Kinderfest des Jugendhauses Dornbusch in der Eschersheimer Landstraße 248. Die Jugendbetreuer hatten die Entdeckung Amerikas als Thema eines einwöchigen Workshops gewählt, zu dem das Kinderfest am vergangenen Wochenende der Auftakt war.
"Nicht die Geschichten Karl Mays sollen den Kindern hier ein Bild der Ureinwohner Nord- und Südamerikas vermitteln", sagte Klaus Fischer, Jugendmitarbeiter des "Teams Dornbusch". Die Betreuer wollten im Gegenteil mit dieser Woche groß und klein auf die verschiedenen Kulturen und wirklichen Probleme der Indianer aufmerksam machen.
Fragen wie: "Was machen die Indianer heute, wie und unter welchen Umständen leben sie?", beschäftigten die Kinder, Jugendlichen, Betreuer und Eltern an diesem heißen Samstagnachmittag.
Ein großes Wandplakat gab Auskunft über die verschiedenen Indianervölker. So konnten sich dort die Besucher über Prärieindianer informieren. Sie erfuhren, nicht jeder Stamm zog in Zelten durch den "Wilden Westen", sondern bestimmte Gruppen verbrachten ihr Leben auch in festgebauten Lehmhäusern, sogenannten Pueblos.
Außerdem lernten sie einiges über die von Stamm zu Stamm verschiedene Kleidung und den vielfältigen Schmuck. "Das Fest soll den Kindern und Jugendlichen in erster Linie Spaß machen, aber auch Verständnis und Toleranz für andere Kulturen wecken", so Veronika Stempel, tätig im Kinder- und Jugendbereich des Hauses Dornbusch.
Das Ziel ist auch voll und ganz erreicht worden. An den zahlreichen Tischen im Garten des Jugendhauses knüpften die Kinder mit Hilfe Frankfurter Kunststudenten indianische Armbänder und fertigten kunstvolle Beutel und Gürtel aus Leder. Unter einem großen Ahornbaum schminkten Lydia und Natalie, zwei Mädchen aus der Nachbarschaft, leidenschaftlich ihre "Stammesschwestern und -brüder" mit bunten Farben. In einer anderen Ecke des Gartens bemalte eine weitere Gruppe Kugeln und fädelte sie zu hübschen Ketten.
Doch das emsige Werkeln sorgte auch für großen Durst und Hunger. Darauf waren die Veranstalter wohl vorbereitet. Außer Limonade, Mineralwasser, Kaffee und Kuchen, gab es noch, fast wie im richtigen Indianerleben, gegrillten Mais und über dem Feuer geröstetes Brot.
Möglich war das Fest in diesem Umfang durch die Unterstützung der Stadt geworden. Denn die Feier im Dornbusch ist Bestandtteil eines Programmes, das vom Jugendamt getragen und auch noch in anderen Stadtteilen gefeiert wird.
Außer einem Zuschuß von der städtischen Verwaltung, wurde die Kasse des Jugendhauses Dornbusch durch den Verkauf der Speisen und Getränke zusätzlich aufgefüllt. geb
BERGEN-ENKHEIM. Kaum noch Einbahnstraßen wird es in der Tempo-30-Zone in Enkheim geben. Bis auf den südlich der Einmündung Ostpreußenstraße gelgenen Abschnitt der Stargarder Straße werden künftig alle Straßen der sogenannten Zone 5 in beide Richtungen befahrbar sein. Um die Pläne für die Verkehrsberuhigung im Enkheimer Wohngebiet der Öffentlichkeit vorzustelllen, hatte der Ortsbeirat 16 (Bergen-Enkheim) zur Bürgeranhörung ins Volkshaus Enkheim eingeladen. Vor rund 80 Teilnehmern erläuterte Rüdiger Storost von der "Ingenieurgesellschaft für Verkehr und Stadtplanung", mit welchen Mitteln die Autofahrer gebremst werden sollen.
Grundsätzlich wird der Verkehr in den bisherigen Einbahnstraßen Stargarder und Stettiner Straße sowie in der Ost- und der Westpreußenstraße wieder in beiden Richtungen fließen. Lediglich ein Teil der Stargarder Straße, der Abschnitt zwischen Leuchte und Ostpreußenstraße bleibt weiterhin nur in einer Richtung befahrbar. Auf allen anderen Straßen sollen Gegenverkehr und beidseitiges Parken die Fahrbahn verengen und der Raserei ein Ende machen.
Auch die Barbarossastraße, wichtigste Ost-West-Verbindung durch den Stadtteil soll in die Tempo-30-Zone "voll einbezogen werden", wie Ortvorsteher Herbert Loos (SPD) erklärte. Dort wird künftig wie schon in den Nebenstraßen "rechts vor links" gelten. Zudem wollen die Planer dort die Fahrbahn verengen.
Die Pläne der Ingenieurgesellschaft, die schon für die Tempo-30-Zone in Bergen verantwortlich zeichnete, waren den Enkheimern bereits im vergangenen März präsentiert worden. In dieser ersten Bürgeranhörung wurde allerdings noch heftig um das Vorhaben der Stadtplaner gestritten, die Leuchte für den Verkehr aus der Borsigallee zu öffnen und die Triebstraße an deren Einmündung in die Vilbeler Landstraße aufzupflastern und bis auf eine Einfahrtmöglichkeit aus der Leuchte zu schließen. Die Bewohner der Triebstraße sollten so entlastet werden. Damals wie heute wehren sich einige Anlieger des Fritz-Schubert-Rings vehement gegen diesen Plan, da sie fürchten, daß sich nach einem Umbau der Kreuzung viele Autos in ihr Wohngebiet verirren werden.
Mittlerweile haben die Stadtteilpolitiker in ihrer Juni-Sitzung beschlossen, diese Kreuzung umzugestalten (die Stadtteil-Rundschau berichtete). Solange hierzu keine Entscheidung gefallen war und der Streit in der Bevölkerung anhielt, sahen sich die beauftragten Ingenieure in ihrer Arbeit aufgehalten. Die genannten Veränderungen gehören zwar nicht direkt zur Gestaltung der Tempo-30-Zone, sie werden von den Planern jedoch als "Rahmenbedingungen" bezeichnet.
Einwände gegen die Veränderungen innerhalb der Zone 5 zwischen Riedstraße, Leuchte, Rangenberg- und Triebstraße wurden in der Bürgeranhörung kaum laut. Nur einige Anwohner plädierten dafür, alles beim alten zu lassen und den Verkehrsteilnehmern eine Umgewöhnung zu ersparen. Allerdings könnten die Bewohner des westlichen Abschnitts der Barbarossastraße durch die Verkehrsberuhigung Nachteile haben, befürchtet Ortsvorsteher Herbert Loos. Denn ein Teil der Autofahrer, die bald nicht mehr durch die Triebstraße nach Enkheim gelangen können, werden dann künftig von der Vilbeler Landstraße in die Barbarossatraße einbiegen müssen. gap
BAHNHOF. Die Forderung nach einer Erhaltungssatzung für das Bahnhofsviertel ist zum wiederholten Male Thema im Ortsbeirat 1 (Bahnhof, Gallus, Gutleut, Innenstadt). Zwei Anträge von SPD und Grünen, die beide der drohenden Mietervertreibung durch die verkleinerte Toleranzzone entgenwirken wollen, stehen auf der Tagesordnung der nächsten Sitzung. Der Ortsbeirat trifft sich am Dienstag, 1. September, um 19 Uhr im Haus Gallus (Kleiner Saal 1), Frankenallee 111.
Außerdem wird sich das Gremium auf Antrag der Grünen mit den "unzumutbaren" Wartezeiten in der Sozialstation Gallus beschäftigen. Die Stadtteilpolitiker fordern, daß die personelle Unterversorgung dort schnellstmöglich behoben wird.
Ein umstrittenes Thema bringt die SPD zur Sprache: Sie will in der Hellerhofsiedlung alle Hunde an die Leine legen lassen. Die Freiflächen zwischen den Häusern, auf denen auch Kinder spielen, würden von Hundehaltern als Auslauf für ihre Tiere benutzt.
Fast alle Hunde würden frei herumlaufen, so Antragsteller Günter Zahn. "Die Anwohner fühlen sich belästigt und teilweise durch die Tiere bedroht", schreibt er und fordert deshalb Leinenzwang. rea
RIEDSTADT / BIEBESHEIM. Entschärft ist der Krach um Planungsunterlagen zu beabsichtigten Neuerungen in der Sondermüllverbrennungsanlage (SVA) in Biebesheim, die zur Zeit öffentlich beim Regierungspräsidium Darmstadt und bei der Biebesheimer Gemeindeverwaltung ausliegen. Der Riedstädter Gemeindevorstand hatte bei Hessens Umweltminister Joschka Fischer und Regierungspräsident Horst Daum moniert, daß einem Mitarbeiter der Gemeinde verwehrt worden sei, zum besseren Verständnis wichtige Teile der komplizierten Unterlagen zu kopieren.
Das hatte in Riedstadt alte Wunden aufgerissen, weil dort schon in der Vergangenheit die Informationspolitik über Pläne für die Anlage als ungenügend kritisiert worden war. Daher die Forderung: Unverzüglich müsse ungehinderte und umfassende Beurteilung der Unterlagen ermöglicht werden. Dieses Begehren fiel bei Ministern und Regierungspräsidenten auf fruchtbaren Boden. Nach Weisung aus Wiesbaden und Darmstadt dürfen jetzt doch Kopien angefertigt werden.
Die Betreiberfirma der SVA, die Hessische Industriemüll GbmH (HIM), hat beim Regierungspräsidium Änderungen des früheren Planfeststellungsbeschlusses für ihre Biebesheimer Anlage beantragt. Im einzelnen geht's um Umbau und Bodenabdichtungen der Fahrzeugwaschanlage (Tankwageninnenreinigung), Umbau der Übernahmestation auf heiße und kalte Sonderabfallchargen sowie um die Einrichtung und den Betrieb einer Anlage zur Annahme, Lagerung und Dosierung pastöser Abfallstoffe.
Kritisiert haben das Auslegungsverfahren in einer gemeinsamen Erklärung auch die Aktionsgemeinschaft Umweltschutz (AGU) Biebesheim, die "Crumschter gegen SVA Biebesheim" sowie der BUND Riedstadt / Stockstadt: "Widersprüchliche und unklare Formulierungen" in den Antragsunterlagen trügen nicht zur Vertrauensbildung bei. Die Umweltschutzgruppen fürchten unter anderem, durch den unverfänglich klingenden Antrag auf Umbau der Übernahmestation auf heiße oder kalte Sonderchargen könnte versucht werden, durch die Hintertür PCB-Verbrennung zu erreichen.
Zur Sondermüllverbrennungsanlage hat sich auch die FDP zu Wort gemeldet. Bis zur Inbetriebnahme des dritten Ofens in Biebesheim solle die Landesregierung in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen HIM die Errichtung von Zwischenlagern für Sondermüll - besonders für Kleinmengen - großzügig genehmigen. Dies forderte die Vorsitzende des FDP- Kreisverbandes, Brigitte Schlüter. Sie kritisierte den hessischen Umweltminister wegen "Unterlassung des Baus von Entsorgungskapazitäten im Sondermüllbereich". Joschka Fischer solle die "weitere Verzögerung der Erweiterung der beantragten Betriebsanlage der HIM in Biebesheim unverzüglich" aufheben. cas
Belgrads Friedensbewegung braucht Hilfe
Wenig ist im Westen bekannt, daß es eine starke Friedensbewegung und Opposition in Jugoslawien und besonders Serbien gibt. Bei der Abwägung, ob man gegen die serbische Aggression beziehungsweise die von Serbien unterstützten serbisch-bosnischen Milizen mit militärischer Intervention oder einem konsequenten totalen Embargo vorgehen soll, wird vergessen, daß es unter "den Serben" Tausende gibt, die für den Frieden arbeiten und andere Lösungsvorschläge haben.
Viele der Familien haben Angehörige in den umkämpften Gebieten Bosnien-Herzegowinas und Kroatiens, viele sind umgekommen oder Flüchtlinge. Zorn und Scham über die Kämpfe, Trauer um die leidenden Menschen aller drei Konfliktparteien, Wut gegen das eigene Regime und Trauer um das einstige Jugoslawien und die Beschmutzung ihres Namens herrschen unter Hunderttausenden.
Warum wissen wir im Westen so wenig davon? Die Antwort ist recht einfach: Radio und Fernsehen in Serbien sowie alle Zeitungen, außer der Borba, stehen unter dem Einfluß von Milosevic-Anhängern. Es gibt einen unabhängigen Fernsehsender, Studio B, der vorsichtig kritisch sendet. Die Masse des Volkes erhält jedoch keine freie Information. Es sind vorwiegend die Intellektuellen, die sich durch Telefonate mit dem Ausland oder Abhören englisch-sprachiger Rundfunksendungen auf dem laufenden halten.
Aus ihnen rekrutiert sich die Opposition, die dringend der internationalen Unterstützung bedarf, jetzt jedoch durch die Sanktionen kein Druckpapier hat, finanziell es sich kaum leisten kann, Zigtausende von Flugzetteln zu verschicken, isoliert ist von Zusendungen aus dem Westen und natürlich eine gewisse Vorsicht walten lassen muß, um nicht als "Verräter" gebrandmarkt und verfolgt zu werden.
Dennoch haben vor vier Wochen riesige Demonstrationen von Studenten, Professoren und Menschen aller Schichten vor dem Präsidentenpalast von Milosevic tagelang stattgefunden, die den Rücktritt der serbischen Regierung forderten. Vor mehreren Wochen riefen die "Bewegung für zivilen Widerstand" sowie die "Demokratische Bewegung" zu Straßendemonstrationen gegen die Beschießungen von Sarajewo und anderen bosnischen Städten und für eine Beendigung des Krieges dort auf: 100 000 Menschen kamen, mit schwarzen Pappen in der Hand, aus denen sich ein schwarzes Menschenband von 1,4 Kilometer Länge durch die Straßen Belgrads bildete. Ein anderes Mal riefen Studenten und Professoren dazu auf, mit Glocken auf den Straßen gegen den anhaltenden Krieg zu demonstrieren, und 10 000 folgten dem Ruf.
Die Opposition gegen das Milosevic- Regime setzt sich aus etwa zehn verschiedenen, miteinander arbeitenden Bewegungen zusammen, von ökologischen Gruppierungen über Anti-War Center, Helsinki Citizens Assembly, Democratic Movement, Movement of Civil Resistance, Orthodoxer Kirche, Universitäten, dem größten Teil der Ärzteschaft, den drei Oppositionsparteien im Parlament (eine sozialdemokratische, eine liberaldemokratische und eine monarchistische als wichtigste Parteien) bis zu aktiven Friedensärzten und sogar Ministern im jugoslawischen (also nicht serbischen) Parlament von Ministerpräsident Panic.
Alle fordern die Beendigung der Kampfhandlungen und Vertreibungen sowie die Einrichtung eines Gerichtshofes. Auf der Liste derjenigen, die sich wegen Verbrechen gegen die Menschheit zu verantworten haben werden, stehen u. a. Milosevic sowie der bosnische Serbenführer Karadzic (der von Beruf Arzt und Psychiater ist!). Man fordert vom Westen und der UN einen massiven diplomatischen Druck auf die drei kämpfenden Parteien Bosniens, insbesondere auf Karadzic und Izetbegovic, damit sie gezwungen würden, sich unter Beteiligung der UN an den "runden Tisch" zu setzen und eine friedliche Regelung zu finden. Gleichzeitig müsse massiver diplomatischer Druck auf die serbische Regierung ausgeübt werden, damit sie aufhöre, Nachschub an Benzin und Dieselöl für die bosnisch-serbischen Truppen zu gestatten. (Munition und Waffen sind in größtem Umfang in Bosnien vorhanden, so daß dafür kaum Nachschub nötig ist).
Kann man so etwas ohne militärische Intervention und striktere Sanktionen erreichen? Die Antwort der Opposition lautet, daß militärische Intervention in Form von Flugzeugangriffen auf die bosnisch-serbischen Artilleriestellungen keinen wesentlichen Erfolg haben würden, hingegen die Wut gegen die Moslems noch steigern würde. Die Sanktionen gegen Serbien und Montenegro würden ebenfalls die Kämpfenden nicht schwächen, aber die Bevölkerung stärkstens treffen (fehlende Medikamente schon jetzt in den Krankenhäusern und Apotheken, Hunger und Frieren der armen Bevölkerung) und außerdem nicht zu einem Aufstand des Volkes gegen die Regierung führen. Milosevic versteht es nämlich, den Menschen weiszumachen, "daß alle Welt gegen uns Serben ist und wir uns deswegen zusammenschließen müssen". Not tut daher eine weitflächige Aufklärung der Bevölkerung über Sinn und Zweck der Sanktionen, und dazu ist die Opposition aus den oben geschilderten Gründen nicht in der Lage.
Viele Menschen in Belgrad erhoffen sich Frieden durch die jugoslawische Regierung Panic, die sich aber noch nicht gegen Milosevic durchzusetzen vermag. Daher sei es dringend nötig, daß Panic international aufgewertet, zum Beispiel nach Bonn eingeladen werde, daß er, und nicht Milosevic, zu internationalen Konferenzen geladen werde etc. Man traut allem, was Milosevic oder Karadzic sagen, nicht, man hält sie für Verführer und Schuldige.
Um die Zusammenarbeitung mit der serbischen Friedensbewegung und insbesondere mit den für den Frieden und für Mitmenschlichkeit arbeitenden Ärzten zu stärken, wurde in Belgrad eine Sektion der weltweiten IPPNW gegründet: Medical Association for Peace - Serbian Affiliate of IPPNW ("Medizinische Gesellschaft für Frieden - Serbische Sektion der Internationalen Ärztebewegung zur Verhütung von Atomkrieg - Ärzte in Sozialer Verantwortung"). Mit dieser neuen Ärztesektion wird die weltweite IPPNW von nun an eng zusammenarbeiten. Das gleiche geschieht mit unserer Kroatischen Sektion" Physicians for Peace - Croatian Affiliate of IPPNW" ("Ärzte für den Frieden - Kroatische Sektion der IPPNW"). Wieder, wie zu den Zeiten des "Kalten Krieges" zwischen den USA und der Sowjetunion, vermittelt die IPPNW über Blockgrenzen hinweg, um Frieden zu bewahren und herzustellen und für Mitmenschlichkeit zu werben.
Professor Dr. U. Gottstein ist Europäischer Vizepräsident der "Internationalen Ärzte zur Verhütung eines Atomkriegs - Ärzte in Sozialer Verantwortung" (IPPNW).
Luftbelastungswerte vom 4. September in Milligramm je Kubikmeter
Stoffe und Grenzwerte*
WI-Mitte WI-Süd
SO2 0,01 (0,01) 0,01 (0,01)
NO2 0,03 (0,04) 0,03 (0,02)
Staub 0,01 (0,01) 0,01 (0,01)
O3 0,05 (0,01) 0,06 (0,03)
(in Klammern Wert vom Vortag)
Hier veröffentlichen wir, wie stark die Wiesbadener Luft verschmutzt ist. Die Werte werden an zwei Meßstellen der Hessischen Landesanstalt für Umwelt (HLfU) im gesamten Stadtgebiet gemessen.
SO2 steht für Schwefeldioxid, NO2 für Stickstoffdioxid. Diese beiden Substanzen und Staub werden zwischen 9 und 12 Uhr gemessen und als Drei- Stunden-Mittelwert angegeben.
SO2 und NO2 sind wesentlich am sauren Regen beteiligt, NO2 ist außerdem Vorläufersubstanz für bodennahes Ozon (Sommersmog). Staub ist nicht nur wegen allergischer Reaktionen riskant; an den feinen Partikeln können weitere Schadstoffe, zum Beispiel Dioxine, anhaften.
O3 steht für Ozon. Es wird in der Zeit zwischen 10 und 12 Uhr gemessen und als Zwei-Stunden-Mittelwert angegeben. Der Grenzwert für Staub beträgt nach einer Richtlinie des Verbandes Deutscher Ingenieure (VDI) 0, 45 Milligramm.
(Alle Angaben ohne Gewähr)
OSTEND. Sie haben nach langen theologischen Auseinandersetzungen endlich erkannt, daß Gott "ihnen ihr Zwerchfell nicht zum Draufsetzen gegeben hat, sondern um es zu gebrauchen". Meinen die Künstler von "Nimmzwei". Deshalb stiegen sie aus den Tiefen des Nichtstuns auf, erklommen die Stufen in die heiligen Hallen eines Proberaums und schöpften aus ihrem Inneren eine Klaumauk-Bühnenschau, in guter alter Tradition zum Hessen-Rock, der jetzt bei der "TigaNight" der evangelischen freikirchlichen Gemeinde am Zoo zu hören war.
Mittlerweile sind fast zehn Jahre vergangen, seit es auch im tiefsten hessischen Ried heftig "flatschte". Das allerdings ist für Jakob Friedrichs und Volker Schmidt-Bäumler von "Nimmzwei" kein Grund zu falscher Zurückhaltung: Sie wissen, daß alles schon einmal da gewesen ist. Nur zu gerne ist man "normal", steht zu seinen "Durchschnittsleistungen" und vertraut darauf, "der da oben" werde es schon richten: "Doch was nützt die Kohle in deiner Hochhaussiedlung, wenn deine Show mal nicht mehr zieht? / Denn Liebe kann man nicht kaufen, nicht fressen und nicht saufen, weil echte Liebe grundlos liebt . . . irgendwann ist auch mal Schluß mit dem Überfluß." Lebensweisheiten, die nach "mehr" verlangen: also nimm gleich zwei. Das gestreßte Leben in einer von Luxus, Überfluß und Ersatzbefriedigungen geprägten Welt entfernt den Menschen von sich selbst, sagen die Darmstädter Kabarettisten in ihren Texten.
Aus dem Stuttgarter Raum kommt die Band "One Way Ticket". Ihr musikalisches Repertoire ist vielseitig. Sie spielen Swing, Funk, Rock' n 'Roll. Hessen und Schwaben - eine gemütliche Kombination. Ihr Auftritt in der Gemeinde Am Tiergarten 50 war die Auftaktveranstaltung zur zweiten gemeinsamen Tournee. 300 junge Besucher Die vierzehntägige Konzertreihe wird fortgesetzt in Darmstadt, Stuttgart, Würzburg, Schlüchtern und im Ruhrgebiet.
An die 300 Gäste kamen zur "TigaNight" in die evangelische Freikirche. Für den Jugendpfarrer Frank-Eric Müller war das ein gelungener Start in das "geballte" Sommerprogramm der Kirchengemeinde am Zoo. Unter seiner Federführung veranstaltete die Gemeinde dieser Tage einen Bibelmarkt an der Katharinenkirche (Hauptwache), ein Kindertheater und ein Hoffest. "Wir wollen vor allem für junge Leute Programm machen", sagte der Pfarrer. Den Jugendlichen soll ein Forum geboten werden, in dem sie sich mit aktuellen Themen auseinandersetzen können.
"Du stehst zu mir - ob ich siege oder verlier . . ., Jesus, dafür danke ich dir", sangen die beiden Klaumauk-Brüder. Und Angela Gerhold (Gesang) von "One Way Ticket" konterte mit "Keep my eyes on Jesus". Romantische, ruhige Rock-Balladen, geprägt durch einen starken Glauben an Sicherheit und Zuversichtlichkeit. Liebes- wie Politlieder wurden von dezenten Saxophon- und Trompentensoli von Bernd Weingart und Siggi Gerlach begleitet. Tausendmal gehört und den Originaltext verfälscht: "Ich nehm' Gas, ich hab' Spaß, ich nehm' Gas" und "25 Notarztwagen fuhren an mir vorbei und dann die Polizei". Auch die Deutsche Welle wurde besonders aufs Korn genommen, Interpreten wie "Markus" und "Fehlfarben" karikiert.
Nur beim Herrn - da war es wieder ernst. Ein Augezwinkern konnte man auf der Bühne dennoch entdecken: Nicht so ernst, verehrtes Publikum, dachten sich die Künstler wohl und tobten bei ihrem Potpourri aus Heavy Metal über Funk bis Rap über die Bühne. Immer heftig mit den Köpfen wackelnd, um die Perücken zu entstauben. tin
Wäre Alexandra S. in den vergangenen Jahren öfter zum Arzt gegangen, hätte sie sich vielleicht eine Menge Ärger erspart. Für ein Schulpraktikum benötigte die Lehramtstudentin ein ärztliches Attest. Nach einer kurzen Untersuchung stellte ihre Hausärztin die gewünschte Gesundheits-Bescheinigung aus. Kostenfaktor: 57 Mark. Obwohl etwas verwundert über den hohen Preis, bezahlte die junge Frau den geforderten Betrag. Erst als sie später ihrem Freund Matthias B., ebenfalls Lehramtsstudent, von den Attest-Kosten erzählte, wurde sie stutzig.
Der hatte nämlich vor etwa einem halben Jahr auch eine Schulbescheinigung von derselben Ärztin erhalten - kostenlos. Eine einleuchtende Erklärung habe die Medinzinerin bei seiner Nachfrage allerdings dafür nicht geben können, meint Matthias B.
"Normalerweise zahlt die Krankenkasse so ein Attest nicht", begründet die Ärztin. Nur wenn sie einen Patienten gut kenne, stelle sie die Bescheinigung auch schon mal "so" aus. Alexandra S. sei allerdings zwei Jahre nicht mehr in ihrer Praxis gewesen. Deshalb habe sie ihren Blutdruck messen und Herz und Lunge prüfen müssen. Der "korrekt" berechnete Gebührensatz: 57 Mark.
Das Attest des Freundes Matthias B. sei damals über die Krankenkasse abgerechnet worden. "Im Prinzip hätte er es auch selbst zahlen müssen, aber ich habe ihn noch wegen einer anderen Sache behandelt". Die Bescheinigung habe sie dann "nebenher ausgestellt".
"Früher", so erläutert Albert Lauster vom Didaktischen Zentrum der Universität Frankfurt, "bedurfte es einer Bescheinigung vom Amtsarzt". Das habe zwischen 20 und 30 Mark gekostet. Heute werde das Attest meist vom Hausarzt ausgestellt und könne, wenn die Kasse nicht zahlt, privat abgerechnet werden. Bislang sei ihm jedoch kein Fall bekannt, wo ein derart hoher Betrag für das Attest verlangt worden sei.
Ein Erlaß des Sozialministeriums aus dem Jahre 1990 schreibe zwar vor, daß der Arzt prüfen müsse, ob Studierende frei von ansteckenden Krankheiten seien. "Aber es ist nirgendwo definiert, welche Untersuchungen gemacht werden müssen". ki
RÖDELHEIM. Das geplante Jugendhaus "Auf der Insel" im Stadtteil nimmt allmählich konkrete Formen an. Ein vorläufiges Raumprogramm wurde erarbeitet, eine Träger-GmbH soll in Kürze gegründet werden - der Countdown für den Treffpunkt läuft.
Grund genug für den Stadtteilarbeitskreis Jugendarbeit, mit dem zweiten Rödelheimer Parkfest auf das Projekt aufmerksam zu machen: Die Fete am Samstag, 29. August, 14 Uhr, steht daher unter dem Motto "Reif für die Insel - wir schauen nach".
Einen Nachmittag lang werden auf der Bühne im Solmspark Musikgruppen und Kleinkünstler auftreten; das Programm sieht außerdem ein Theaterstück vor. Für die kleinsten Gäste hat der Arbeitskreis ein Spielmobil organisiert - es gibt jede Menge internationale Spezialitäten.
Mittelpunkt der Fete ist erneut das künftige Jugendhaus im Grüngürtel, das auf ökologische Weise gebaut werden soll. Die Idee der Initiatoren: Das Parkfest soll verhindern, das Projekt in Vergessenheit geraten zu lassen. Denn das, glaubt der Arbeitskreis, wäre "in Zeiten leerer öffentlicher Kassen" nichts Ungewöhnliches. js
FRANKFURT-OST. Am kommenden Samstag, 29. August, ist es wieder einmal soweit: Das VHS-Stadtteilzentrum Ost in der Enkheimer Barbarossastraße 2 wird von 10 bis 14.30 Uhr seine Pforten öffnen. Alle Bürger aus Bergen-Enkheim, Fechenheim, Seckbach und aus dem Riederwald können sich in dieser Zeit wieder für das Herbst-Semester einschreiben.
Das VHS-Programm bietet von September bis Januar zahlreiche unterschiedliche Kurse an: Etwa "Leben ohne körperlichen und seelischen Streß", "Materialbilder, Collagen, Assemblagen" oder auch "Kleiderträume in Seide".
Das Angebot deckt wieder eine breite Palette ab: Von Jazz-Gymnastik bis Gitarre-Spielen, von Töpfern bis Tiffany, von Fremdsprachen bis zum Miniclub ist alles im Angebot.
Interessierte sollten sich rasch entscheiden - denn erfahrungsgemäß sind viele Kurse bereits nach wenigen Tagen voll belegt. js
SCHWALBACH. Fernseher und andere Monitore dürfen ab sofort nicht mehr zum Sperrmüll gestellt werden. Die Stadtverwaltung läßt die Geräte jetzt getrennt einsammeln, weil es eine Möglichkeit gibt, die Bauteile wieder zu verwenden.
Die schadstoffhaltigen Bildröhren könne außerdem gefahrlos entsorgt werden, heißt es in einer Mitteilung der Stadtverwaltung. Sie fordert die Schwalbacher aber auf, beim Kauf auf langlebige Produkte zu achten. Die Bürger sollten sich danach erkundigen, ob es recyclefreundliche Geräte gibt. Wer seinen alten, noch funktionierenden Fernseher ausrangiert, sollte sich außerdem umhören, ob es nicht jemanden gibt, der ihn gebrauchen kann. she
69. Frankfurter Herbstregatta 508 Ruderer kämpfen um Sieger-Lorbeeren
FRANKFURT A. M. Die Frankfurter Herbstregatta am Samstag und Sonntag, 29. und 30. August, verspricht auch diesmal wieder ein riesiges Spektakel zu werden. 508 Ruderer aus dem Rhein-Main-Gebiet, aber auch aus Stuttgart, Cochem oder Ingolstadt werden sich an der 500 Meter langen Regattastrecke zwischen der Gerbermühle und dem Rudererdorf versuchen - insgesamt hat der Frankfurter Regatta-Verein 78 Rennen organisiert. Einige besondere Wettfahrten werden an beiden Tagen gegen 17 Uhr gestartet: Ein Männerachter und Frauen-Doppelvierer aus Budapest und Frankfurt / Oder werden jeweils gegen die beste Frankfurter Vereinsmannschaft antreten. Die wiederum werden am Samstag um 12.55 und 13 Uhr in Ausscheidungsläufen ermittelt. Dazu werden sich an dem Wochenendevorwiegend Achter- und Viererrennen gesellen. Die 69. Frankfurter Herbstregatta beginnt am Samstag um 12.55 Uhr und wird gegen 17 Uhr enden. Am Sonntag werden bereits um 10 Uhr die ersten Boote zu Wasser gelassen. Den besten Vereinen winken Geldpreise - die Sportdezernentin Sylvia Schenk teilweise persönlich überreichen wird. js
SACHSENHAUSEN. Die Stunde X: 21. August 1991, 1 Uhr früh. Dem Kommandeur der Anti-Terror-Truppe Alpha, Karpuchin, wurden weitere Sondertrupps unterstellt. Mit dem Versprechen, zum stellvertretenden KGB-Chef aufzusteigen, sollte dem kampferprobten Alpha-Kommandeur das Unternehmen "Donner" schmackhaft gemacht werden: der Sturm auf das Weiße Haus in Moskau und die Verhaftung von Boris Jelzin. Die Nahkampfspezialisten verweigerten sich und so scheiterte der Putschversuch.
Heute sitzen die Putschisten im Gefängnis und schmieden traurige politische Pamphlete. Von Gorbatschow ist der Eindruck des "verratenen Reformers" übriggeblieben. Ein übergroßes Portrait im ersten Stock der Carl-Schurz-Schule erinnert an den August 1991. Dort hängt ein Kunstobjekt an der Wand, das eng mit den letzten Atemzügen des Stalinismus und den jungen Trieben des Viel-Völker- Staates verwoben ist.
Zuvor in der internationalen Presse als "Strahlemann" dargestellt, präsentierte die Illustrierte "Stern" in ihrer Ausgabe Nummer 35 (August 1991) das zweite Gesicht des wohl damals beliebtesten Staatschefs: Gorbatschow vom Schicksal gebeutelt, von seinen ehemals engsten politischen Freunden betrogen.
Von der Fotografie derart beeindruckt, wollte Gerhardt Bruder die Schüler seines Kunstleistungskurses 12 diese Ikone des Scheiterns zeichnen lassen. 19 Schüler und Schülerinnen übten sich damals in Bleistiftzeichnungen - nicht gerade das umwerfendste Thema für einen Kunstkurs. Bruder gestaltete die Aufgabe spannend: Er verknüpfte Politik und Kunst auf originelle Art miteinander. Absoluter Disziplin und Kollektivdruck unterworfen, mußten die Schüler und Schülerinnen einen 42 auf 56 Zentimeter großen Ausschnitt des Bildes malen. Durch die "Monu-Mentalisierung" der DIN- A 4-Vorlage auf die Größe von 2,1 auf 2,8 Meter wurde die Wirkung des ohnehin eindrucksvollen Portraits um ein Vielfaches gesteigert. Die Schüler und Schülerinnen mußten allerdings in Unkenntnis ihrer Aufgabe ans Werk gehen. Sie erfuhren nicht das Ziel ihrer Hausarbeit. Und so zeichnete jeder im stillen Kämmerchen vor sich hin: so präzise wie möglich, sauber, mit trainierter Technik.
Gorbatschow hochkopiert und in 25 Teile zersplittert: Wiedererkennung war bei der erfolgten Atomisierung des Portraits ausgeschlossen. Parallel zur Herstellung der Bleistiftzeichnung beschrieb jeder Kursteilnehmer seine inneren Konflikte in diesem Experiment. Das Gefühl, einer sinnlosen Beschäftigungstherapie auf den Leim gegangen zu sein, trieb seine Blüten: die Schüler fühlten sich entmündigt, gelangweilt, funktionalisiert und leer. Was von ihnen gefordert wurde, war nicht die glühende Hitze der individuellen Kreativität, sondern das erstarrte Gefühl eines kleinen Rädchens im Getriebe. Mit der monotonen Taktzeit eines Fließbandes vergleichbar, verbrachten sie rund fünf Wochen über ihren Zeichnungen. Trotzdem: Die 25 Bildausschnitte sind von unterschiedlicher Qualität und Technik geprägt. Präzise gearbeitet hatten alle. Bruder: "Nur an zwei Stellen mußten wir nachbessern."
Regelrecht "euphorisch reagierten die Schüler, als das Werk zusammengesetzt wurde", sagte der Kunsterzieher. Nach den fünf Wochen der Atomisierung entdeckten sie ihre gemeinsame Identität - als Gorbatschow-Portraitisten. 25 Teile zusammengesetzt zu einem Ganzen. Ein Ausdruck von Hoffnung, daß der Vielvölkerbund östlich des Urals doch noch eine gemeinsame kulturelle Identität entwikkelt? Oder der Hinweis darauf, daß im Zeitalter der Chaosforschung nichts vor dem Auseinanderbrechen sicher ist?
Seit mehreren Monaten hängt eine Kopie des Originalwerks, auf einer Holzspanplatte aufgezogen, im ersten Stock des Schulgebäudes. Der leise Abgang Gorbatschows aus der Weltpolitik kündigt sich auch auf der Carl-Schurz-Schule an: Zwei Drittel des Portraits sind verschwunden. Vom Winde verweht? tin
FRANKFURT-NORD. Wer "Frankfurt zu Fuß" erleben möchte, kann sich unter diesem Motto einem Spaziergang zu den "Kohlengruben in Kalbach" anschließen. Der Weg führt von der Bonifatiusquelle bis nach Kalbach. Dabei sollen Erinnerungen an den einstigen Kohlebergbau aufgefrischt werden. In "Näher betrachtet: Kalbach" wird so etwa die Geschichte des Stadtteils aufgerollt.
Ein weiterer Kurs im Herbstsemester des VHS-Stadtteilzentrums Nord beschäftigt sich mit der Frage, ob ein Teil des Uferbereichs am Eschbach als Naherholungsgebiet genützt werden könne. Die Antwort soll in "Erlebnisraum Eschbach?" zusammen mit Nieder-Eschbacher Naturschutzverbänden gefunden werden.
In der Reihe "Betrifft: Erziehung" finden sich interessante Themen für Eltern von Vorschulkindern: "Zweisprachige Erziehung in der Familie", "Geschwisterrivalität", "Spiel und Entwicklung" und "Umgang mit Aggressionen".
Neu im Bereich Erziehung und Psychologie ist eine Eltern-Kind-Gruppe in der Siedlung Frankfurter Berg.
Der Kurs "Argentinischer Tango" vermittelt Grundschritte, Körperhaltung, Figuren und charakteristische Bewegungen des lateinamerikanischen Tanzes. Er wird an einem Wochenende im kirchlichen Nachbarschaftszentrum Am Bügel angeboten. In der traditionellen "Weihnachtswerkstatt Am Bügel" bietet die VHS in diesem Semester "Modeschmuck und Geschenkverpackungen", "Seidenmalerei", "Waldorf-Puppen" und "Ikebana".
Ein "Bürolehrgang für Frauen, die wieder im Büro arbeiten wollen" wird vom Arbeitsamt gefördert und soll den Wiedereinstieg in den Beruf erleichtern. Der Lehrgang, der von Oktober bis Juni dauert, beinhaltet folgende Fächer: EDV, Textverarbeitung, Deutsch, kaufmännischen Schriftverkehr, Wirtschaftslehre mit Buchführung, Bürotechnik und -organisation, Maschinenschreiben, Grundlagen des Arbeits- und Sozialrechts.
Daneben bietet die VHS Nord wieder Kurse aus den Bereichen Philosophie, Literatur, Gesundheit, Musik, Hauswirtschaft und Fremdsprachen. Deutschkurse, EDV und Maschinenschreiben sind ebenfalls Bestandteile des Lehrplans.
Speziell für ältere Bürger werden in den nördlichen Stadtteilen zahlreiche Kurse angeboten: von Zeichnen, Malen und Keramik über Schneidern und Singen bis zu Gymnastik, Schwimmen und Gedächtnistraining.
Das Herbstprogramm liegt in Läden und Banken der nördlichen Stadtteile und im Stadtteilbüro Nord, Nieder-Eschbach, Deuil-la-Barre-Straße 26, aus. Anmeldungen für die Herbstkurse werden in der Bonameser August-Jaspert-Schule, Harheimer Weg 16, und in der Nieder-Eschbacher Otto-Hahn-Schule, Urseler Weg 27, entgegengenommen.
Erster Anmeldetag ist Samstag, 29. August, von 14 bis 17 Uhr; weitere Termine: 31. August, 1., 7. und 14. September, jeweils von 18 bis 20 Uhr.
Zum ersten Mal ist auch eine Anmeldung im Stadtteilbüro Nord möglich: Montag bis Donnerstag von 10 bis 12 Uhr und Donnerstag von 15 bis 18 Uhr.
Die Anmeldung für Eckenheim ist nur am Donnerstag, 10. September, von 9 bis 17 Uhr, im Sozialzentrum Marbachweg; für Preungesheim am Mittwoch, 9. September, von 18 bis 20 Uhr, in der Theobald-Ziegler-Schule.
Nähere Auskunft zum neuen Stadtteilprogramm der Volkshochschule gibt es unter Telefon 2 12-3 18 14, -3 18 16 und schließlich -3 83 27. im
Michail Gorbatschow: Portrait eines "verratenen Reformers" / Ungewöhnliches Kunstprojekt der Sachsenhäuser Carl-Schurz-Schule:
Schwerter zu Pflugscharen umzuschmieden, will gelernt sein. Ein Berufsbildungsseminar im Bereich der Rüstungskonversion, also des Umbaus von Rüstungsproduktion für zivile Zwecke und von militärischen Strukturen bietet der Verein für europäische Kultur und Bildungsarbeit (Veb) mit Sitz in Bremen an. Vom 21. September bis zum 20. Dezember 1992 sind in diesem Berufsbildungsseminar, das im italienischen Livorno abgehalten wird, noch Plätze frei. Bewerber, die noch nicht älter als 28 Jahre alt sind, eine abgeschlossene Berufsausbildung oder zweijährige Berufserfahrung haben, können sich melden. "Die Finanzierung ist durch ein Qualifizierungsprogramm der Europäischen Gemeinschaft gewährleistet", schreibt der Veb in einer Pressemitteilung. Weitere Informationen bei Veb, Herrn Sauter, Argonnenstr. 5, 2800 Bremen 1, Tel. 04 21 / 34 99 430. aud
Privatpatienten brauchten zu keiner Zeit zu zittern (FR vom 14. 8. 1992 "Patienten müssen weiter zittern"). Auch bisher ist das gesetzlich vorgesehene außerordentliche Kündigungsrecht des § 41 Versicherungsvertragsgesetz (VVG) in der privaten Krankenversicherung (PKV) bei schuldloser Verletzung der Anzeigepflicht des Versicherungsinteressenten bei Vertragsabschluß nicht angewandt worden.
Es geht also nicht um die Kündigung beim plötzlichen Ausbruch eines Leidens, wie es weiter heißt. Die PKV hat schon immer dafür gesorgt, daß in einschlägigen Fällen der Betroffene nicht ohne Krankenversicherungsschutz bleibt.
Selbst der als Beispiel für die gegenteilige Auffassung angeführte Ausbruch einer HIV-Infektion ist schon deshalb ungeeignet, weil diese Krankheit eine sehr lange Inkubationszeit haben kann, während der keine Symptome sich bemerkbar machen.
Hat also der Versicherte nicht schon vor Vertragsabschluß durch einen Test von dieser Infektion erfahren und diese bewußt zum Schaden der Versichertengemeinschaft verschwiegen, so kommt mangels Beweisbarkeit des Bestehens der Infektion schon vor Vertragsabschluß weder eine außerordentliche Kündigung noch eine Beitragserhöhung in Betracht.
Der beabsichtigte Teil der Empfehlung des Verbandes, selbst bei erheblicher Vorerkrankung den Zuschlag auf 100 Prozent des Beitrags zu begrenzen, den das Bundeskartellamt für kartellrechtlich nicht unbedenklich hält, ist trotzdem keine "windige" Klausel, wie der Verfasser meint.
Schließlich hat sogar der Bundesgerichtshof die Anwendbarkeit von § 41 des VVG auch in der PKV bestätigt - also einschließlich der jetzt ausgeklammerten Kündigungsmöglichkeit in der PKV. Dessen eingegrenzte Anwendung kann daher sicherlich nicht als "Sanktion" bezeichnet werden. Nicht zuletzt wendet diese mögliche Beitragserhöhung auch Schaden von der übrigen Versichertengemeinschaft ab, z. B. im Falle schuldhaften Verschweigens von wesentlichen Vorerkrankungen bei Vertragsabschluß, ohne daß dem Versicherten trotz entsprechender Anhaltspunkte schuldhaftes Handeln nachgewiesen werden kann.
Joseph Hamacher (Verband der pri- vaten Krankenversicherung e.V. / Die Geschäftsführung / Abt. Öffentlich- keitsarbeit), Köln
Wenn man kein Fachmann auf dem Gebiet der Lohn- und Tarifpolitik ist, kann man nur schwerlich darüber diskutieren, was auf diesem Sektor zur Legendenbildung zählt und vor allem darüber, von wem sie jeweils ausgeht (FR vom 20. 8. 1992 "Legendenbildung von oben").
Dennoch, was die Lufthansa betrifft, so erinnert mich die Misere, in der sie z. Z. steckt, an den Niedergang und letztendlichen Zusammenbruch der einst "the world greatest airline" PAN AM.
Dort hatte ein Mißmanagement von enormen Ausmaßen stattgefunden, das zu einem beachtlichen Teil im aufgeblähten Verwaltungsapparat der PAN AM und in einer Unzahl von sogenannten "Vice Presidents" begründet lag. Vielleicht gibt es dazu auch bei der DLH Parallelen? Trotzdem würde ich wirklich gerne von Roland Bunzenthal erfahren, wie viele Arbeitsplätze es seines Wissens nach bei der DLH kosten würde, falls eine Rückkehr zur 40-Stunden-Woche nicht stattfindet. Ansonsten bin ich mit ihm der Ansicht, daß den Arbeitnehmern an künftigen "Aufschwung-Gewinnen" Anteile zugesprochen werden sollten. Erfahrungsgemäß könnte eine solche Maßnahme sicher auch den Leistungswillen der DLH-Arbeitnehmer, trotz momentaner Verschlechterungen für den einzelnen, beachtlich fördern, zum Wohle aller.
Wolfgang Goebel, Neu-Isenburg
Warum diese Aufregung und wieder einmal so tun, als hätte niemand etwas gewußt? Der rot/grünen Landesregierung war doch die zwielichtige Kumpanei ihres Verfassungsschützers Boinowitz, der sich in der Vergangenheit als der Chef der sogenannten "Sieben Samurai" einen unrühmlichen Namen gemacht hat, mit dem Frankfurter Privatdetektiv Klaus-Dieter Matschke seit mindestens zwei Jahren bekannt (FR vom 21. 8. 1992 "FDP-Politiker rügt merkwürdige niedersächsische Seilschaft").
Sie wußte doch, daß Boinowitz 1990 auf den Posten des Leiters Verfassungsschutz in Magdeburg spekuliert hatte und nur nicht zum Zuge kam - trotz der schützenden Hand seines früheren Chefs und jetzigen Staatssekretärs Mahn -, weil aufgeflogen war, daß sein Spezi Matschke sich in Sachsen-Anhalt ohne jede Qualifikation gleich als Kriminaloberrat hatte anstellen lassen.
Die Landesregierung wußte aber auch, daß diese beiden Dunkelmänner u. a. für die rechtswidrige Observatin von Journalisten im Januar 1988 verantwortlich waren.
Trotzdem fanden Ministerpräsident Schröder und sein Innenminister Glogowski nicht den Mut, ihren Verfassungsschützern die rote Karte zu zeigen und die alten und neuen Affären endlich einmal gründlich aufzuklären. Daß dadurch unbescholtene Beamte, die sich damals bemühten, durch Aufklärung den Sumpf trockenzulegen, immer noch als Verräter dastehen, weil man für eine umfassende öffentliche Rehabilitierung nicht den Mut fand, bereitet den Verantwortlichen in Innenministerium und Staatskanzlei keine Kopfschmerzen.
Daß dadurch z. B. auch das sogenannte Pengel-Papier, in dem seinerzeit schon auf den ominösen Detektiv Matschke und seine Verbindungen zu Polizei und Verfassungsschutz in Hannover hingewiesen wurde, in einem neuen Licht erscheint, sollte nicht vergessen werden.
Es reicht eben nicht, vor einer Wahl nur die Skandale anzuprangern, um dann bei Übernahme der Verantwortung die Hände tatenlos in den Schoß zu legen. Bei konsequentem Handeln hätten die Regierenden in Hannover sich diese Peinlichkeit ersparen können.
Für die Zukunft dürfte es schon von Bedeutung sein, um welche "merkwürdige niedersächsische Seilschaft (Zitat Hirsch)" es sich hier handelt. Wir verstehen die Aufregung des innenpolitischen Sprechers der FDP, Herrn Burkhard Hirsch, "daß der Verfassungsschutz immer nur dann etwas zugibt, wenn bereits Dokumente in der Öffentlichkeit vorliegen".
Etwas anderes ist jedoch von Geheimdiensten nicht zu erwarten.
Hier wäre es Zeit, über die Existenz von Geheimdiensten in einem demokratischen Staatsgebilde kritisch nachzudenken. Winfried Holzinger (Bundessprecher der Bundesarbeitsgemeinschaft kritischer Polizistinnen und Polizisten), Hannover
Glaubt Frau Hohmann-Dennhardt wirklich, daß die psychische Verelendung inhaftierter Drogenabhängiger durch die Vergabe von Methadon sehr verbessert werden kann? Sollte die Vorstellung, daß diese Behandlung die "Grundvoraussetzung" zu einer Resozialisierung ist, wirklich vorhanden sein? Dann lade ich die Justizministerin in die Justizvollzugsanstalt (JVA) Dieburg ein, um vor Ort die Problematik drogenabhängiger Inhaftierter zu diskutieren (FR vom 19. 8. 1992 "Methadonvergabe jetzt auch in den Gefängnissen").
Es muß klargestellt werden, daß die Vergabe von Methadon an einige (wenige) Inhaftierte keine drogenfreien Gefängnisse schafft. Es wird weiterhin Abhängige geben, die sich die Droge auf verschiedensten Wegen beschaffen und in den Gefängnissen wird es dann auch den Beikonsum der Substituierten geben. Jede andere Vorstellung wäre naiv.
Die Vergabe von Methadon darf auch nicht als Gesundheitsprophylaxe gesehen werden. Vor HIV- oder auch Hepatitis-Infizierung kann nur - wie auch außerhalb der Mauern - die Vergabe von sterilen Spritzen schützen. Dieses Thema ist im Strafvollzug jedoch tabu.
KlientInnen, die außerhalb der Gefängnisse gelernt haben, saubere Spritzen zu benutzen, müssen dies in den Vollzugsanstalten vergessen. Ich kenne mittlerweile einige Klienten, die sich in der JVA mit Aids infiziert haben - hier hätte auch Methadon kaum etwas geändert, sicher jedoch saubere Spritzbestecke.
Es ist weiterhin zu befürchten, daß "unbequeme" abhängige Gefangene mit Methadon "ruhiggestellt" werden, und daß bei (Aids-)kranken Inhaftierten die Haftfähigkeit durch Subsitution verlängert wird.
Es steht für mich außer Frage, daß KlientInnen, die vor der Inhaftierung substituiert wurden, in der JVA auch weiterhin mit Methadon behandelt werden müssen. Entscheidet sich der/die Abhängige jedoch erst in den JVA für die Substitution, so muß diese an einer Substitutionsambulanz außerhalb der Anstalt vorbereitet und die vorzeitige Entlassung zum frühestmöglichen Zeitpunkt gewährleistet werden. Substitution in der JVA wird die Haftzeiten verlängern, da RichterInnen und StaatsanwältInnen die vorzeitige Entlassung in eine Hilfsmaßnahme, die auch im Gefängnis angeboten wird, nicht so notwendig empfinden.
Abschließend sollte noch bemerkt werden, daß ich nicht die einzige Drogenberaterin war, der bei der Lektüre dieses Artikels das Frühstück im Halse stecken blieb. Die externe Drogenberatung und auch die sozialen Dienste in den JVAen haben in Gesprächen mit Anstaltsärzten und Mitarbeitern des Justiz- und Sozialministeriums mehrmals auf die vorgenannten Probleme hingewiesen. Wie der Artikel zeigt, ohne Erfolg.
Die Fachdienste, die täglich mit dem betroffenen Klientel zusammenarbeiten, erfahren durch die Presse solche eingreifenden Maßnahmen . . ., um dann - zumindest in der JVA Dieburg - bei Arbeitsbeginn erleben zu müssen, daß selbst der medizinische Dienst nicht Bescheid weiß, geschweige denn "alle Vorkehrungen für eine Methadonbehandlung getroffen hat".
Sabine Kunkel-Kleinsorge (Externe Drogenberatung / JVA), Dieburg
Nach dem monatelangen Parteienstreit um die Änderung des Grundgesetzes zwecks Einsatz der Bundeswehr in sogenannten "out-of-Area"-Einsätzen des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen, der inzwischen schon groteske Züge angenommen hat, bringt plötzlich der Parlamentarische Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion den Vorschlag, Einsätze der Bundeswehr künftig nicht von Beschlüssen der UN, sondern allein von einem europäischen Sicherheitssystem der EG abhängig zu machen (FR vom 18. 8. 1992 "Union zieht Europa den UN vor").
Es scheint nun auch bei einigen aus dem Regierungslager die Erkenntnis zu dämmern, daß es mehr als riskant ist, dem von den USA beherrschten UN-Sicherheitsrat deutsche Soldaten zum weltweiten Einsatz zur Verfügung zu stellen.
Ob bei dem Vorschlag des Herrn Rüttgers allerdings bedacht wird, daß es fast unmöglich ist, aus dem NATO-Truppenstatut und besonders aus dem Zusatzabkommen zu diesem Statut auszusteigen, wage ich zu bezweifeln. Pierre Simonitsch hat in dem Zusammenhang in seiner Analyse (FR vom 24. 7. 1992) dankenswerterweise auf das Beharrungsvermögen der US-Truppen in Europa hingewiesen.
Es ist nun mal eine Tatsache, daß Deutschland nicht wirklich souverän ist, solange es die oben genannten Verträge gibt, mit denen den sogenannten Entsendestaaten USA und Großbritannien in Deutschland auf unbestimmte Dauer Besatzungsrechte eingeräumt werden, auch wenn die Kohl-Regierung ständig das Gegenteil behauptet.
Zudem ist auch dem Herrn Rüttgers bekannt, daß diese Verträge nur mit Zustimmung der Parlamente der Entsendestaaten geändert oder ganz außer Kraft gesetzt werden können. Man erinnere sich in dem Zusammenhang daran, daß die USA und Großbritannien der Vereinigung Deutschlands nur unter der Bedingung zugestimmt haben, daß an den NATO-Verträgen nicht gerüttelt wird.
Nichtsdestotrotz ist der Gedanke des Herrn Jürgen Rüttgers, daß bei künftigen Einsätzen der Bundeswehr deutsche und europäische Interessen im Mittelpunkt zu stehen haben, richtig. Die Konsequenz daraus muß dann aber auch bedeuten, daß ein vereintes Europa sich völlig aus der Vormundschaft der USA löst. Desweiteren muß ein vereintes Europa sich mit allem Nachdruck für eine Reform der Vereinten Nationen stark machen, damit eine Instrumentalisierung dieser Organisation für die Interessen der USA in Zukunft unterbleibt.
Ob die derzeitige Bundesregierung unter diesen Umständen allerdings bereit und in der Lage ist, die Vorschläge des Herrn Rüttgers in die Tat umzusetzen, scheint mehr als zweifelhaft.
Karlheinz Seitz, Frankfurt am Main
BERGEN-ENKHEIM. Königin Sandra I. wird sich die Ehre geben, und mit ihr Oberbürgermeister Andreas von Schoeler. Die "Kalbacher Herzbuben" sind dabei, die "Sachsenhäuser Bergspatzen" und die "Bembel-Swingers". Und auch eine Herde schottischer Hochlandrinder wird mit von der Partie sein. Beim "Berger Markt" ist alles möglich: Von Samstag, 29. August, bis Dienstag, 1. September, wird die Ortsmitte des östlichen Stadtteils wieder einmal zum Nabel der Ebbelwei-trinkenden Welt.
Ausdauer und Beharrlichkeit werden all diejenigen gebrauchen können, die bei einem der größten und schönsten Frankfurter Volksfeste keinen Programmpunkt versäumen wollen. Ob nun Wettmelken oder Saukopf-Essen, Tanzen oder Klönen: In Bergen wird am Wochenende vier Tage lang nonstop gefeiert - da kann kommen, was will.
Der Startschuß für die Riesenfete im Osten fällt am Samstag, 29. August, um 14 Uhr: Dann werden die Fahrgeschäfte der Schausteller und das Festzelt "Bavaria" öffnen, und gleichzeitig legen die "Stimmungskanonen" Manfred und Waldemar mit ihrer Nonsens-Show los. Um 15 Uhr beginnt dann bereits der Pokalwettkampf der Bergen-Enkheimer Vereine - mit Freibier versteht sich.
Der offizielle Auftakt freilich läßt noch bis zum Abend auf sich warten. Um 20 Uhr wird Frankfurts Stadtoberhaupt und Markt-Schirmherr Andreas von Schoeler gemeinsam mit Ortsvorsteher Herbert Loos den Markt für eröffnet erklären. Danach beendet die Apfelweinkönigin Karoline I. ihre Regentschaft, an ihre Stelle tritt für die kommenden zwölf Monate Sandra I (die Stadtteil-Rundschau berichtete). Bis spät in die Nacht wird es danach ein buntes Programm mit Moderator Karl Oertl geben.
Am Anfang des Sonntags, 30. August, steht um 11 Uhr ein ökumenischer Gottesdienst im Festzelt an. Gleichzeitig beginnt vor der Verwaltungsstelle in der Marktstraße 30 ein großer Flohmarkt. Von 13 bis 18 Uhr wird das Heimatmuseum seine Pforten öffnen, bevor dann wieder einer der ganz großen Höhepunkte ins Haus steht: der Festumzug. 31 Vereine ziehen von der "Leuchte" über Triebstraße, Vilbeler Landstraße und Landgraben zum Festzelt - wo dann nahtlos weitergefeiert wird. Ab 16 Uhr steht eine Bühnen- und Musikshow auf dem Programm, mit Spielmanns-, Fanfaren- und Musikzügen und mit dem SquaredanceClub "Bembel-Swingers". Den Abschluß des zweiten Tages bildet ab 19 Uhr ein Tanzabend mit "Petra and the Bluebirds".
Der Montag, 31. August, steht dann eher im Zeichen der jungen Festgäste: Von 14 bis 18 Uhr lockt ein FamilienNachmittag ins Festzelt, wo unter anderem das Vogelsberger Kasper- und Zaubertheater auftreten wird. Ab 20 gibt es eine Disco mit "Thunderbird" und einer "Super-Light-Show".
"Tierisch" wird das traditionelle Fest in Bergen schließlich am Dienstag, 1. September: Früh morgens um 7 Uhr beginnt die letzte Etappe mit dem Viehauftrieb, um 9 Uhr wird die 15. Bezirkstierschau - mit Kram-Markt, Schätz- und Melkwettbewerb - eröffnet. Um 10 Uhr gibt's einen musikalischen Frühschoppen, um 11.30 Uhr folgt ein ausgedehntes Marktfrühstück.
Nach der Siegerehrung der Tierschau um 12 Uhr und nach der Preisverleihung des Schätzwettbewerbs um 13.30 Uhr werden die Berger Marktburschen einen historischen Umzug mit Tanzbär starten. Um 22 Uhr wird der Festmarathon schließlich mit einem Brillant-Feuerwerk beendet.
Wem das noch nicht reicht, der kann am Mittwoch, 2. September, noch einmal vors Volkshaus Enkheim kommen: Dort beginnt um 20 Uhr der "Trauermarsch" und die Beerdigung des Marktsymbols 1992 durch die Marktburschen. js
Tips und Termine · Tips und Termine
Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Brennpunkt L.A. - Die Profis sind zurück (15, 17.30, 20.15 Uhr). - Palast: Otto, der Liebesfilm (15, 17.30, 20 Uhr). - Lux: Christopher Columbus - Der Entdecker (15.15, 17.45, 20.15 Uhr). - Rex: Steinzeit Junior (15.15, 17.45, 20 Uhr).
Broadway: Hook (15.15 Uhr); In einem fernen Land (17.30, 20 Uhr).
Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Otto, der Liebesfilm (20.15 Uhr). - Zeitlos: Wayne's World (19.45 Uhr).
Seligenstadt. Turmpalast: Wayne's World (20.15 Uhr). - Turmstudio: Otto, der Liebesfilm (20 Uhr).
Rodgau-Jügesheim. Saalbau: Stop, oder meine Mami schießt (20.15 Uhr). - Kronen-Lichtspiele: Vater der Braut (20.15 Uhr).
Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Keine Vorstellung. Verschiedenes Mühlheim. Pfarrfest der St. Markus- Gemeinde, ab 15 Uhr, in der Altstadt. Ausstellungen Offenbach. Eröffnung: Kunst der Kontinente - Im Mittelpunkt: Afrika, 11 Uhr, Eingangsbereich des Ketteler-Krankenhauses, Lichtenplattenweg 85.
Rodgau. Eröffnung: Ikebana-Ausstellung von Maria Göb, 19 Uhr, Rathaus Jügesheim.Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Psychologische Beratungsstelle Stadt und Kreis, Geleitsstr. 94: 9 bis 17 Uhr, Termine: Tel. 80 65 - 23 47.
Psychologische Beratungsstelle der Caritas, Kaiserstr. 67: 9 bis 17 Uhr, Termine nach Vereinbarung; offene Sprechstunde, 17 bis 18 Uhr; Tel. 80 064 - 230 oder 231.
Frauenzentrum, Kaiserstraße 34: Beratungsstelle für Frauen, 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Telefon: 81 65 57.
Jugend- und Drogenberatung des Wildhof, Herrnstraße 16: 13 bis 19 Uhr, Tel. 0 69 / 81 17 11.
Bella Vista, Kontaktladen und Drogenberatung, 14 bis 19 Uhr, Berliner Str. 118, Tel. 81 84 02.
Mütterberatung, 13.30 bis 15.30 Uhr, Buchhügelallee 25.
Pro Familia, Bahnhofstraße 35: Telefonische Terminvereinbarung 8 bis 12.30 Uhr, Telefon 81 77 62; Notruf für vergewaltigte Frauen und mißbrauchte Mädchen, 10 bis 12 Uhr, Tel. 8 00 13 13.
Sozialhilfeverein, Frankfurter Straße 57, 14 bis 16 Uhr, Tel. 800 12 99.
Beratungsstelle Neusalzer Straße 77: 18 bis 20 Uhr, Telefon 0 69 / 84 71 72.
Aids-Hilfe, Frankfurter Str. 48, 10 bis 12.30 und 13.30 bis 16 Uhr, Tel. 88 36 88.
RKB Solidarität: Fahrradselbsthilfewerkstatt, 14 bis 18 Uhr, Frankfurter Straße 63, HH.
Seniorenbildungstreff: Gruppe Stadtgeschichte, 14 Uhr, im Büsing-Palais.
Anthroposoph. Arbeitsgruppe, Offener Abend, 19.15 Uhr, Frankfurter Str. 57.
Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau, Telefon: 80 65-20 01.
Heusenstamm. Psychologische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Paulstr. 49: 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Telefon 0 61 04 / 20 01.
Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Str. 43: Telefon 0 61 06 / 7 40 99.
Dietzenbach. Guttempler Gemeinschaft Hexenberg: Beratung und Gesprächstreff für Alkoholgefährdete und Angehörige, 20 Uhr, Haus des Lebens, Steinberg, Limesstraße 4, Kontakt-Tel. 0 61 06 / 2 20 84.
Rodgau. Arbeiterwohlfahrt Hainhausen: Beratung für Frauen, 10 bis 12 Uhr, Altes Rathaus Hainhausen, Heinrich-Sahm-Str. 14, 0 61 06 / 6 15 27.
Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 9 bis 12 Uhr, Dockendorffstr. 2, Ober-Roden, Tel. 0 60 74 / 9 40 11.
Flüchtlingshilfe: Beratung für AsylbewerberInnen, 9 bis 12 Uhr, Urberach, Wagnerstr. 35, Tel. 6 16 49.
Verein für Erziehungs- und Familienfragen (VEF), Halle Urberach: Krabbelkreis für Kinder bis 15 Monate, 15 Uhr, Telefon 0 60 74 / 9 67 59.
Seligenstadt. Psychologische Beratungsstelle, Caritasverband Offenbach, Frankfurter Str. 33: Tel. 0 61 82 / 12 11.
Hainburg. Mädchentreff für 11-13jährige, 17.30 bis 19 Uhr, Kinderhaus Hainstadt, Liebfrauenheidestraße 15. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Ostkreis Offenbach, Telefon 0 61 06 / 1 33 60.
Frauenhaus des Kreises DarmstadtDieburg: Telefon 0 60 71 / 3 30 33.
(Ohne Gewähr)
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Theater / Musik / Literatur Dreieich. Burgfestspiele: Romeo und Julia/Verlorene Sohn, 20 Uhr, Burggarten Dreieichenhain. Kinos / Filme Neu-Isenburg-Gravenbruch. Ev. Gemeindezentrum, Dreiherrnsteinplatz: Herr der Gezeiten (19 Uhr).
Dreieich-Sprendlingen. Rex: Basic Instinct (20.30 Uhr). - Viktoria: Aufprall (20.30 Uhr).
Langen. Hollywood: Steinzeit Junior (20 Uhr). - Fantasia: Der Rasermähermann (20 Uhr).
Neues UT-Kino: Betriebsferien.
Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Otto, der Liebesfilm (20 Uhr). - Bambi: Stop, oder meine Mami schießt (20.30 Uhr).
Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Brennpunkt L.A. - Die Profis sind zurück (15, 17.30, 20.15 Uhr). - Rex II: American Shaolin (15, 17.45, 20.30 Uhr). - Cinema: Otto, der Liebesfilm (15.15, 18, 20.45 Uhr).
Nauheim. Ried-Casino: Otto, der Liebesfilm (19.45 Uhr); Die Liebenden von Pont-Neuf (21.45 Uhr). Vorträge / Kurse Egelsbach. Kurs: Leben mit dem Neugeborenen (Baby-Pflege), 18.45 Uhr, Ev. Kirchengemeinde, Ernst-Ludwig-Straße.
Parteien / Parlamente Neu-Isenburg. SPD-Forum: Die neue hessische Schulpolitik, 20 Uhr, Hugenottenhalle. Dreieich. Sitzung des Ortsbeirats Sprendlingen, 19 Uhr, Rathaus Sprendlingen. Sitzung des Ortsbeirats Buchschlag, 20 Uhr, Bürgersaal Buchschlag.
Egelsbach. Stammtisch der Jusos der AG-Egelsbach/Langen, 20 Uhr, Tratoria Toskana, Wolfsgartenstraße.
Kelsterbach. Sitzung des Planungs- und Bauausschusses, 18 Uhr, Rathaus.
Verschiedenes Kelsterbach. Sommerfest des VHS-Altenclubs Nord, 10.30 Uhr, Bürgerhaus.
Beratungen / Offene Treffs Neu-Isenburg. Jugendbüro, Frankfurter Straße 11: Beratung 12 bis 18 Uhr, Telefon 0 61 02 / 1 74 15.
Arbeiterwohlfahrt, Kronengasse: Mobiler Sozialer Hilfsdienst, 8 bis 10 Uhr, Telefon 3 37 77.
Verein Hilfe für ältere Bürger, Ludwigstraße 75 - 79: Sprechstunde, 9 bis 13 Uhr.
Sanitätsverein, Ludwigstraße 75 - 79: Sprechstunde, 10 bis 12 Uhr.
Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", Löwengasse 8: Sprechstunde 11.30 bis 12.30 Uhr, offener Treff 16 bis 18 Uhr.
Verein für Suchtgefährdeten- und Suchtkrankenhilfe, Friedrichstraße 43: Beratung, 19 bis 22 Uhr, Tel. 0 61 02 / 66 55.
Dreieich. Ehe- und Familienberatungsstelle der Caritas und des Diakonischen Werkes, Robert-Bosch-Straße 28: 9 bis 12 Uhr, Anmeldung unter 0 61 03 / 3 63 65.
Psychische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Sprendlingen, Eisenbahnstraße 8: 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Anmeldung unter 0 61 03 / 6 87 33.
Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF): Sprechstunden 9 bis 16 Uhr, Robert-Bosch-Str. 26, Telefon 0 61 03 / 37 11 42, Fahrdienst: 37 11 49.
Paritätischer Wohlfahrtsverband, Sprendlingen: Beratung für Wohnungslose Menschen, 10 bis 13.30 Uhr, Frankfurter Straße 100, Tel. 0 61 03 / 6 93 29.
Suchtberatungsstelle Kreisgesundheitsamt, 14 bis 17 Uhr, Sprendlingen, Frankfurter Str. 42, Tel. 0 61 03 / 6 20 03.
Jugend- und Drogenberatung Wildhof, Sprendlingen, Hauptstraße 32-36 (Hinterhaus): 14 bis 18 Uhr, Tel. 0 61 03 / 6 49 47.
Sprechstunde der Frauenbeauftragten, 10 bis 12 Uhr, Rathaus Sprendlingen, Zimmer 309, Tel. 06103 / 601-242.
Langen. Arbeiterwohlfahrt, Wilhelm- LeuschnerPlatz 5: Sprechzeiten für "Essen auf Rädern" und "Mobiler Sozialer Hilfsdienst", 8 bis 14 Uhr, Telefon 0 61 03 / 2 40 61.
Mütterzentrum, Zimmerstr. 3: Frühstückstreff, 9.30 bis 11.30 Uhr; Café Stiefmütterchen, 15 bis 17 Uhr, Telefon 0 61 03 / 5 33 44.
Kinderschutzbund, Fahrgasse 2: 14 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 12 11.
Mutter-Kind-Gruppe für Kinder unter drei Jahren, 15.30 bis 17.30 Uhr, Ev. Martin-Luther-Gemeinde, Berliner Allee, Oberlinden.
Mörfelden-Walldorf. Sozialarbeiterin Jugendamt, 10 bis 12 Uhr, Rathaus Mörfelden. Jugend- und Drogenberatung, Mörfelden, Hermannstr. 3: Sprechstunde 10 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 05 / 2 46 76.
Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin-Club": Sprechstunde, 15.30 bis 16.30 Uhr, offener Treff 17 bis 20 Uhr, Schillerstraße 16, Telefon 0 61 05 / 7 67 60.
Blaues Kreuz Mörfelden-Walldorf: Telefonkontakt 18.30 bis 20 Uhr, Tel. 0 61 05/2 19 10.
Sport- und Kulturgemeinschaft Walldorf: Lauftreff, 18 Uhr, SKG-Heim.
Kelsterbach. Freundeskreis für Alkohol-, Drogen- und Medikamentengefährdete: Treff um 19.30 Uhr im alten Schloß, 1. Stock, Telefon 0 61 07 / 52 54.
Groß-Gerau. Kinderschutzbund: 9 bis 12 Uhr, 14 bis 16 Uhr, Mainzer Str. 12, Tel. 0 61 52 / 8 24 24, psychologische Beratung unter 0 61 52 / 4 02 89.
Diakonisches Werk: Lebensberatung, 9 bis 12 Uhr, Oppenheimer Straße 4, Telefon 0 61 52 / 78 35.
Sexualberatung beim Kreisjugendamt von 8 bis 12 Uhr im Landratsamt.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche: 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Adolf-Kolping-Str. 38, Tel. 0 61 52 / 78 98.
Verein Frauen helfen Frauen: 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung, Schönekkenstr. 2, Tel. 0 61 52 / 3 99 99.
Kreuzbundgruppe, 19.30 Uhr, Ev. Gemeindehaus, August-Bebel-Straße.
Partnerschaftsverein Masatepe: Treffen, 20 Uhr, im Kulturcafé, 1. Stock.
Rüsselsheim. Beratung für Suchtkranke und Angehörige, Caritasverband, 8 bis 12 Uhr, Freiligrathstr. 10, Tel. 6 82 22.
Pro Familia, 9 bis 12 Uhr, Lahnstr. 30, Tel. 0 61 42 / 1 21 42.
Kreuzbund-Selbsthilfegruppe, 19.30 Uhr, Caritas, Freiligrathstr.10.
Verbraucherberatung, Markstr. 29: Sprechstunden, 9 bis 13 und 14.30 bis 17.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.
Raunheim. Frauentreff, Frankfurter Straße 13: Beratung 10 bis 12 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung, Telefon 0 61 42 / 4 63 11.
Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Westkreis Offenbach, Telefon 0 61 03 / 5 18 84.
Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.
Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.
(Ohne Gewähr)
MÖRFELDEN-WALLDORF. Der Ortsverband der Grünen lädt für Donnerstag, 3. September, 20 Uhr, zur Mitgliederversammlung in den Clubraum 2 der Stadthalle ein.
Dabei geht es auch um Überlegungen zur Kommunalwahl: "Treten wir mit einer offenen Liste an? Welche Erwartungen setzt die Partei in ihre Stadtverordneten? Unter welchem Namen treten wird an: Die Grünen oder Grüne Bürgerliste?." Diese drei Fragen stehen unter Punkt vier der Tagesordnung - nach Berichten des Vorstandes und der Fraktion. Außerdem wird der erste Teil des Programmes für die nächste Legislaturperiode verabschiedet, das sich mit Ökologie und Naturschutz, Müll, Verkehr, Wasser, Luftschadstoffen und Flughafen befaßt. lis
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Kinos / Filme Groß-Gerau. Lichtspielhaus und Bambi: Keine Vorstellungen.
Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Brennpunkt L.A. - Die Profis sind zurück (15, 17.30, 20.15 Uhr).
Rex II: American Shaolin (15, 17.45, 20.30 Uhr).
Nauheim. Ried-Casino: Otto, der Liebesfilm (19.45 Uhr); Die Liebenden von Pont-Neuf (21.45 Uhr).
Vorträge / Kurse Mörfelden-Walldorf. Referat der Deutschen Rheuma-Liga: Die Lymphdrainage, 17 Uhr, Altenhilfezentrum Mörfelden, Schubertstraße 23-27. Parteien / Parlamente Kelsterbach. 40 Jahre Stadt Kelsterbach: Akademische Feier, 19 Uhr, im Bürgerhaus.Vereine / Organisationen Mörfelden-Walldorf. DRK-Blutspendetermin, 16 Uhr, DRK-Walldorf, Waldstraße 62. Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin- Club": Treff, 10 bis 12 Uhr, Schillerstraße 16, Telefon 0 61 05 / 7 67 60.
Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe: Suchtberatung 18 bis 20 Uhr, außerdem Gruppentreffen für Abhängige, 20 bis 22 Uhr, Steinweg 22.
Jugend- und Drogenberatung: Sprechstunde 10 bis 19 Uhr, Hermannstraße 3 in Mörfelden, Tel. 0 61 05 / 2 46 76.
Groß-Gerau. Kinderschutzbund: Beratung, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Mainzer Straße 12 (0 61 52 / 8 24 24); psychologische Beratung, Tel. 0 61 52 / 4 02 89.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche: 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Adolf-Kolping-Str. 38, Tel. 0 61 52 / 78 98.
Diakonisches Werk: Lebensberatung, 9 bis 12 Uhr, Oppenheimer Straße 4, Telefon 0 61 52 / 78 35.
Verein Frauen helfen Frauen: Beratung, 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung, Schöneckenstraße 2, Telefon 0 61 52 / 3 99 99.
Rüsselsheim. Beratungsstelle für Suchtkranke und deren Angehörige, Caritasverband, 8 bis 12 Uhr, Freiligrathstraße 10, Telefon 6 82 22.
Guttempler-Gemeinschaft "Die Chance": Treffen, 19 Uhr, Seniorenheim.
Verbraucherberatung, Markstr. 29: Sprechstunden, 9 bis 13 und 14.30 bis 17.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.
Riedstadt. Anonyme Alkoholiker: Treffen, 20 Uhr, Katholisches Pfarramt Goddelau, Friedrichstr. 11, Telefon 0 61 58 / 57 42.
Raunheim. Frauentreff, Frankfurter Straße 13: Beratung 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung, Telefon 0 61 42 / 4 63 11.
Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Frauenhaus-Initiativen Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.
Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.
(Ohne Gewähr)
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Theater / Musik / Literatur Neu-Isenburg. Spott-Licht-Theater: Hannibal Sternschnuppe, 20 Uhr, Freilichttheater Haus zum Löwen.
Kinos / Filme Dreieich-Sprendlingen. Rex: Basic Instinct (20.30 Uhr). - Viktoria: Aufprall (20.30 Uhr).
Langen. Hollywood: Steinzeit Junior (20 Uhr). - Fantasia: Brennpunkt L.A. - Die Profis sind zurück (20 Uhr).
Neues UT-Kino: Betriebsferien.
Vorträge / Kurse Neu-Isenburg. Vortrag: Kinderkrankheiten, 20 Uhr, Kindertagesstätte Gartenstraße.Parteien / Parlamente Dreieich. Sitzung des Ortsbeirats Dreieichenhain, 19 Uhr, Burghofsaal Dreieichenhain. Sitzung des Ortsbeirats Offenthal, 19 Uhr, Mehrzweckhalle Offenthal.
Vereine / Organisationen Dreieich. Odenwaldklub Sprendlingen: Seniorenwanderung, 14 Uhr, ab Friedhof.
Verschiedenes Neu-Isenburg. Freireligiöse Gemeinde: Seniorentreff, 14.30 Uhr, Landeshaus, Ulmenweg 5.
Musikalischer Seniorennachmittag, 16 Uhr, Haus Dr. Bäck, Hugenottenallee 34.
Dreieich. Geburtstagsnachmittag im Seniorenclub, 14.30 Uhr, Zeppelinstraße 15 a. Beratungen / Offene Treffs Neu-Isenburg. Verein Hilfe für ältere Bürger, 9 bis 13 Uhr, Ludwigstr. 75/79.
Kinderschutzbund, 9 bis 12 Uhr, Stoltzestraße 8, Tel. 25 47 47.
Jugendbüro, Frankfurter Straße 11: Beratung 12 bis 18 Uhr, Telefon 0 61 02 / 1 74 15.
Psychosoziale Kontakt- u. Beratungsstelle "Die Brücke", Sprechstunden 11.30 bis 12.30 Uhr, Offener Treff 16 bis 18 Uhr, Löwengasse 8.
Arbeiterwohlfahrt: Mobiler sozialer Hilfsdienst, 8 bis 10 Uhr, Kronengasse, Telefon 3 37 77.
Sanitätsverein, Sprechstunden 10 bis 12 Uhr, Ludwigstraße 75 - 79.
Familienfürsorgerin Kreis Offenbach: für den Westteil der Stadt ab Frankfurter Straße einschl. Zeppelinheim (14 bis 16 Uhr), Haus der Sozialen Dienste, Ludwigstraße 75-79, Tel. 2 36 47.
Jugendmusikschule: Sprechstunden des Leiters, 10 bis 12 Uhr, Kronengasse 18.
Verbraucherberatung in der Stadtbücherei, 16 bis 19 Uhr, Frankfurter Straße.
Guttempler: Beratung und Gesprächstreff für Alkoholgefährdete und Angehörige, 19.30 Uhr, Hugenottenhalle, Raum II.
Big Band-Probe, 20.15 Uhr, St. Franziskus-Gemeindesaal, Bahnhofstraße 218.
Dreieich. Ehe- und Familienberatungsstelle der Caritas und des Diakonischen Werkes, 9 bis 12 Uhr, Robert-Bosch-Straße 28, Anmeldung 0 61 03 / 3 63 65.
Psychische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Sprendlingen, Eisenbahnstraße 8, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Anmeldung erbeten (0 61 03 / 6 87 33).
Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF): Sprechstunden 9 bis 16 Uhr, Robert-Bosch-Str. 26, Telefon 0 61 03 / 37 11 42, Fahrdienst: 37 11 49.
Paritätischer Wohlfahrtsverband, Sprendlingen: Beratung für wohnungslose Menschen, 10 bis 13.30 Uhr, Frankfurter Straße 100, Tel. 0 61 03 / 6 93 29.
Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, 14 bis 17 Uhr, Hauptstraße 32 - 36 (Hinterhaus), Sprendlingen, Tel. 6 49 47.
Guttempler: Gesprächskreis, 19 Uhr, Zeppelinstraße 15.
Langen. Mütterzentrum, Zimmerstr. 3: Frühstückstreff, 9.30 bis 11.30 Uhr; Café Stiefmütterchen: 15 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 33 44.
Stillgruppe: Offener Treff für Eltern, 15 bis 17 Uhr, Wießgäßchen 27.
Arbeiterwohlfahrt: Sprechzeiten für "Essen auf Rädern" und "Mobiler Sozialer Hilfsdienst", 8 bis 14 Uhr, Wilhelm- Leuschner-Platz 5, Telefon 0 61 03 / 2 40 61.
Kinderschutzbund: Beratung, 9 bis 12 Uhr, Fahrgasse 2, Tel. 5 12 11. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Westkreis Offenbach, Telefon 0 61 03 / 5 18 84.
(Ohne Gewähr)
Tips und Termine · Tips und Termine
Theater / Musik / Literatur Dietzenbach. Kindertheater: Bonbon Joes Mitmachkonzert, 15 Uhr, im Bürgerhaus.Kinos / Filme Seligenstadt. Turmpalast: Wayne's World (20.15 Uhr). - Turmstudio: Otto, der Liebesfilm (20 Uhr).
Rodgau-Jügesheim. Kronen-Lichtspiele: Vater der Braut (20.15 Uhr).
Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Batmans Rückkehr (20.30 Uhr). Beratungen / offene Treffs Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Straße 43, Rufnummer 0 61 06 / 7 40 99.
Dietzenbach. Pro Familia, Friedensstraße 38: Beratung 9 bis 12 Uhr, Termine unter 0 60 74 / 22 65.
Kinderschutzbund, Beratung, 9 bis 12 Uhr, City-Center, Babenhäuser Straße 23-27, Tel. 0 60 74 / 4 37 96.
Rodgau. Selbsthilfegruppe "Seelisches Gleichgewicht", Treffen 17 bis 18.30 Uhr, Haus der Begegnung Jügesheim, Vordergasse 53, Kontakttelefon: 069 / 80 68-593.
Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 9 bis 12 Uhr, Dockendorffstr. 2, Ober-Roden, Tel. 0 60 74 / 9 40 11.
Seligenstadt. Psychologische Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche, Caritasverband Offenbach, Frankfurter Str. 33, Telefon 0 61 82 / 12 11; Treffen der Angehörigengruppe psychisch Kranker, 18 bis 19.30 Uhr. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Ostkreis Offenbach, Telefon 0 61 06 / 1 33 60.
Frauenhaus des Kreises Darmstadt- Dieburg, Rufnummer 0 60 71 / 3 30 33.
- ohne Gewähr -
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Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Brennpunkt L.A. - Die Profis sind zurück (15, 17.30, 20.15 Uhr). - Palast: Otto, der Liebesfilm (15, 17.30, 20 Uhr). - Lux: Christopher Columbus - Der Entdecker (15.15, 17.45, 20.15 Uhr). - Rex: Steinzeit Junior (15.15, 17.45, 20 Uhr).
Broadway: Hook (15.15 Uhr); In einem fernen Land (17.30, 20 Uhr).
Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Otto, der Liebesfilm (20.15 Uhr).- Zeitlos: Wayne's World (19.45 Uhr).
Vorträge / Kurse Offenbach. Vortrag: Zähne - Bedeutung für den Gesamtorganismus, 20 Uhr, Zentrum für Köperarbeit und Kommunikation, Arndtstraße 23.
Parteien / Parlamente Offenbach. CDU-Bürgersprechstunde, 17 bis 18 Uhr, CDU-Zentrum, Luisenstr. 9.
Heusenstamm. Treffen der Juso-AG, 20 Uhr, im Rathaus.
Theater / Musik / Literatur Offenbach. Vorlesestunde, 15 Uhr, Kinder- und Jugendbücherei, Herrnstraße 59. Ausstellungen Offenbach. Eröffnung mit Statements und Musik der Gruppe Escuchita Mia: 500 Jahre Lateinamerika, 20 Uhr, Stadtbücherei, Herrnstraße 84. Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Pro Familia, Bahnhofstraße 35: Telefonische Terminvereinbarung, 15 bis 19 Uhr, Tel. 81 77 62; Notruf für vergewaltigte Frauen und mißbrauchte Mädchen, 16 bis 18 Uhr, Tel. 8 00 13 13.
"Emotions Anonymous", 19.30 Uhr, Zentrum Lauterborngemeinde, Richard-Wagner-Straße 115, Telefon 84 57 14 (Eckhard).
Psychologische Beratungsstelle Stadt und Kreis Offenbach, Geleitsstr. 94: 9 bis 17 Uhr, Termine unter Tel. 80 65 - 23 47 oder 24 90.
Psychologische Beratungsstelle der Caritas, Termine nach Vereinbarung von 9 bis 17 Uhr, Kaiserstr. 69, Tel. 80 064 - 230 oder 231.
Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, 14 bis 20 Uhr, Herrnstraße 16, Telefon 0 69 / 81 17 11.
Sozialhilfeverein, Frankfurter Straße 57, 14 bis 16 Uhr, Tel. 800 12 99.
RKB Solidarität: Fahrradselbsthilfewerkstatt, 16 bis 20 Uhr, Frankfurter Straße 63, HH.
Treffen "PISA" (Privatinitiative für Singles und Alleinerziehende e. V.), 20 Uhr, Ludwigstraße 180 A, Telefon 81 29 23.
Mütterberatung, 14 bis 15.30 Uhr, Ernst-Reuter-Schule, Kurhessenstraße 5.
Seniorenbildungstreff: Musikgruppe, 14 Uhr, im Büsing-Palais.
Blau-Kreuz-Gruppe: Info- und Gesprächsgruppe, 18 Uhr, Waldstraße 36, Stadtmission.
Umweltbündnis Offenbach: Treffen, 20 Uhr, Paul-Gerhardt-Gemeinde, Lortzingstraße 10.
Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau: Telefon 80 65-22 19.
Heusenstamm. Psychologische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Paulstr. 49, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 04 / 20 01.
Beratung für Kriegsdienstverweigerer, ev. Kirchengemeinde, Frankfurter Str. 80, 20 Uhr, Kontaktadresse: Matthias Paul, Telefon: 0 61 04 / 6 13 27.
(Ohne Gewähr)
Im Rahmen der Tel-Aviv-Woche der "coOPERation"-Gastspiele der Frankfurter Oper am Theaterplatz folgen am 1. und 2. September zwei Abende mit dem Israel Chamber Orchestra, das 1964 gegründet wurde und dem international bekannte Solisten wie Mstislav Rostropowich, Vladimir Ashkenazy. Isaak Stern, Luciano Berio oder Itzak Perlman als Gäste hatte. Der renommierte Geiger Shlomo Mintz leitet das Orchester, das Werke von Vivaldi, Haydn, Mendelssohn, Prokofjew und Oedon Partos im Programm führt.
Der dritte Programmpunkt (nach Oper und Konzert) des israelischen Gastspiels wird von der Batsheva Dance Company geboten, die in der Oper am 4. und 5. September, jeweils um 20 Uhr, ihr von Ohad Naharin choreographiertes Stück "Kyr"("Mauer") aufführen wird.
Naharin war früher Tänzer der Batsheva Dance Company, wurde dann Mitglied der Matrtha Graham Company in New York wo er schließlich eine eigene Ballettgruppe gründete. Er hat für führende Ballette in aller Welt choreographiert, unter anderem auch für das Frankfurter Ballett unter William Forsythe. wp
SULZBACH. Gegen den Bau des geplanten Multiplex-Kinos im Main-Taunus-Zentrum hat sich die örtliche Junge Union ausgesprochen. Das Kino bringe nur "geringen Nutzen" für Sulzbach, meinen die JUler. Abgesehen von den "wenigen Steuereinnahmen" und abgesehen von Sulzbachern, die in die Kinosäle gehen könnten, sei "dieses Massenzentrum" hauptsächlich für auswärtige Besucher gedacht. Die Junge Union fürchtet nicht nur mehr Verkehrsbelastung, sondern auch einen Anstieg der Kriminalität.
Die CDU stimmte jedoch im Planungs- und Bauausschuß gegen eine Veränderungssperre, mit der die Opposition im Gemeindeparlament versucht, das Multiplex zu verhindern. Am 3. September wollen die Gemeindevertreter beschließen, ob sie einen Bebauungsplan mit oder ohne Veränderungssperre aufstellen. she
BERGEN-ENKHEIM. Die Ära Robert Gernhardt in Bergen geht zu Ende. Ein Jahr lang versorgte der satirische Stadtschreiber die Bürger im Frankfurter Osten mit Glossen und Zeichnungen. Jetzt gibt er das Amt an Ralf Rothmann weiter: Beim Stadtschreiberfest am Freitag, 28. August, 20 Uhr, im Festzelt auf dem Marktplatz, wird der Schlüssel des Stadtschreiberhäuschens den Besitzer wechseln.
Rothmann - der in Frankfurt sicher weniger bekannt ist als Gernhardt - wurde 1953 in Schleswig geboren und wirkte bisher in Berlin und Paris. Der ehemalige Maurer, Drukker, Krankenpfleger und Koch debütierte 1984 mit dem Gedichtband "Kratzer" und hat seither drei weitere Werke veröffentlicht: "Messers Schneide", "Der Windfisch" und "Stier".
Beim Fest wird sich der neue Bergen-Enkheimer Stadtschreiber in teils prominenter Gesellschaft befinden: Mit dabei sind Ortsvorsteher Herbert Loos, Kulturdezernentin Linda Reisch und Hildegard Hamm-Brücher. Für die musikalische Unterhaltung sorgt ab 18 Uhr die Mike-Melcher-Band. js
HANAU. Die Verbraucherberatung in der Hanauer Wilhelmstraße 11-13 (Öffnungszeiten montags, mittwochs und freitags von 19 bis 13 Uhr; montags und mittwochs von 14 bis 17 Uhr; dienstags von 14 bis 18 Uhr) bietet nicht nur Deutschen Informationen an, sondern auch ausländischen Mitmenschen.
In türkischer Sprache sind allerdings nur zwei Broschüren im Angebot: "Wohnen zur Miete in Deutschland" (Almanya da kiraci olarak oturmak) und "Allgemeines Verbraucherrecht" (Nasie Dogru itiraz Edilir?).
Aussiedler/innen finden in einem anderen Heft Verbrauchertips auf polnisch und russisch. Auch diese Broschüre ist kostenlos.
Die Verbraucherberatung ist telefonisch erreichbar unter der Nummer 06181/16605). him
WETTERAUKREIS. Neun Krankenschwestern und ein Krankenpfleger haben nach dreijähriger Ausbildung jetzt ihre Abschlußprüfung im Friedberger Bürgerhospital abgelegt. Die zehn jungen Leute werden vorerst im Kreiskrankenhaus weiterarbeiten.
Die Erste Kreisbeigeordnete Gila Gertz, die den Krankenschwestern und dem Krankenpfleger zur Prüfung gratulierte, freute sich über die Berufsentscheidung, denn wie fast überall in der Bundesrepublik herrscht auch in der Wetterau ein Mangel an Pflegepersonal. skl
Der Autor schreibt: Er ringt um ein Gedicht. "Dreißig bis vierzig Fassungen" verfertigt beispielsweise Guntram Vesper pro Stück; ein jedes schreibt er "vom ersten Entwurf bis zur endgültigen Fassung mindestens zwanzigmal ab, durch Wochen und Monate".
Auch der Verleger ringt: die Hände. Gewöhnlich ist ein Gedichtband ein Flop. Eva Demski aber, die in diesem Herbst bei der Frankfurter Verlagsanstalt (FVA) den Roman "Afra" herausbringt, wurde von Buchhandlungen schon zum Lesen ersehnt, während sie keinesfalls abkömmlich war: Sie saß noch am letzten Kapitel. Wie wird ein Buch und wie wird es zur Ware: das eine ein ausgesprochen gefühlsseliger, das andere ein gänzlich unpoetischer Kommunikationsprozeß.
In den Verlagen sitzen die Leseratten - mit die letzten, wie vor diesem Herbst wieder die Unken rufen. Von der Leidenschaft der Verlagsleute lebt das Buch - und sei's für den Tod, der jeden Titel laut FVA-Frau Ida Schöffling ereilt, "der es innerhalb eines halben Jahres nicht geschafft hat".
Tod auf Raten. Ganze 1946mal hat der Eichborn-Verlag seit dem Jahr 1985 bis dahin unveröffentlichte Gedichte von Clemens Brentano verkaufen können, 1959 Stück des von Henning Boëtius herausgegebenen und kommmentierten "Anderen Brentano" liegen auf Lager. Gleichwohl hatte Verlagschef Vito von Eichborn den Germanisten Boëtius, der ihm am Tresen im Berger Stadtschreiberzelt vorgestellt worden war, umgehend mit dem nächsten Projekt beauftragt: "Der verlorene Lenz" (über Jakob Michael Reinhold Lenz) verkaufte sich dann noch weniger: 1074mal. 612 Ausgaben sind im Lager gestapelt.
Unverdrossen ("Ich habe den Autor nach wie vor für einen barocken Erzähler gehalten") und wohl wissend, "daß ich bei 2000 Stück immer im Verlust bin", hat Verleger Eichborn dann "dem Boëtius zuliebe seine Gedichte gedruckt". Von dem 18-Mark-Band der "Selbstgedichte" sind, in Leinen mit Umschlag, genau 611 Stück weggegangen, 198 sind noch da.
Leidenschaft fragt eben nicht nach ihrem Preis. Der Außenstehende aber mag sich die Frage nach der Werbung stellen. "Anzeigen", bedeutet ihm der Verleger, "verkaufen immer weniger Bücher, als sie kosten." Einsichtig: "Man kann nicht künstlich einen Bestseller machen."
Doch hat, während er literarisch verstrickt war, Eichborn glücklicherweise eine Million seiner "Quatsch-, Humor-, und Horoskop"-Bücher verkauft. Da durfte Haus-Autor Boëtius weitere Versuche starten - und schaffte (bei 4000 verkauften Exemplaren) "den Durchbruch" mit einem Roman über Johann Christian Günther. Und Ida Schöffling von der "Frankfurter Verlagsanstalt" konnte, im nachhinein betrachtet, mit Fug und Recht wochenlang einem unveröffentlichten Gedicht von Sylvia Plath nachsteigen. Denn es ist ihr und ihrem Mann Klaus Schöffling inzwischen gelungen, das Programm des seit fünf Jahren wiedergegründeten Unternehmens mit Biographien und Anthologien auszupolstern und Autoren wie Guntram Vesper oder Eva Demski vor den Karren zu spannen.
Zugpferde. Um den Preis immer neuer Themen, immer neuer Namen produziert die Branche Jahr um Jahr immer niedrigere Auflagen ("in der Regel vierstellig, das gilt für alle"), aber einen stetig wachsenden Titelberg. Dafür tritt man sich bei den Agenten gelegentlich kräftig auf die Füße: Für 90 000 Mark hat sich "Hoffmann und Campe" den Zuschlag auf die Rechte am neuesten Werk des Wirtschaftstheoretikers John Kenneth Galbraith ersteigert; "Campus" blieb mit den gebotenen 77 000, Eichborn mit 60 000 Mark abgeschlagen. In der Frankfurter Szene könnte es Eva Demski gelingen, bei FVA diesmal fünfstellig, mit um die 10 000 Stück, zu starten.
Genaueres bleibt Verlagsgeheimnnis: "Der Buchhandel bestellt so vorsichtig." Der Leser, eine Spezies, die in den Verlagen keiner kennt ("Wir verkaufen nur an den Händler"), scheint dem Buch nicht mehr grün. Das gefürchtete "Ich nehm' mal zwei" des Händlers parieren die Verlagsvertreter, nur die Schutzumschläge und die dazugehörigen "Buch-Behauptungen" in Händen, mit dem Angebot auf eine "Partie" oder eine "Reizpartie". Bei ersterer wird er mit "zehn Stück plus eins (für ihn)", bei letzterer mit "35 für 30", also fünf kostenlosen Büchern gelockt.
Doch glaubt man den Schilderungen der literarisch Besessenen, so zeigen sich die Männer und Frauen hinter den Ladentheken widerborstig: Die günstigen (Messe-)Rabatte werden schlankweg das ganze Jahr über gefordert: Einkauf zu 60 Prozent vom Ladenpreis. Und wenn der Vertreter, meist ein ehemaliger Buchhändler, im Laden steht, und der Inhaber will ihm 40 Prozent des im letzten Halbjahr Bestellten unverkauft zurückgeben - "was soll er machen?" (Vito von Eichborn). "Man tut das", sagt Ida Schöffling, "damit sie überhaupt was nehmen."
Gott sei Dank: Der Autor, beispielsweise Guntram Vesper, ist weit weg. Er hat sein "Notizbuch immer dabei" und gibt sich Mühe, beim Schreiben "auch nicht einen Tag auszusetzen".
CLAUDIA MICHELS
12 500 Wetterauer haben 40 000 Schußwaffen angemeldet, doch was geschieht mit den illegalen Ballermännern? Ganoven kaufen auf dem Schwarzmarkt Im Kreis dürfen sich nur 50 Waffenträger im Ernstfall schießend verteidigen
WETTERAUKREIS. Gewehre, Pistolen, Revolver - Waffen, deren Gebrauch oft die Schlagzeilen füllt. Ist aber jeder Waffenträger gleich ein "Todesengel"? Und inwieweit ist die Kanone in der Schublade schon alltäglich?
12 500 Waffenträger sind in der Wetterau registriert. In ihrem Besitz befinden sich etwa 40 000 Schußwaffen. Karl-Heinz Haus, Abteilungsleiter im Landratsamt Büdingen und unter anderem auch zuständig für das Waffenwesen im Kreis, schätzt aber, daß etwa ebensoviele illegale Waffenbesitzer und damit eine ähnliche Anzahl von nicht registrierten Schußwaffen existieren. Bei knapp 260 000 Einwohnern im Wetteraukreis eine eindrucksvolle Zahl. "Die Bereitschaft zu scharfen Waffen und deren Benutzung wächst", stellt Kommissariatsleiter Karl-Heinz Leß aus kriminologischer Sicht fest. "Unser Klientel besteht in der Regel aber nicht aus Menschen, die die Waffe als Phallussymbol sehen oder sich mit dem Revolver in der Hand als Django empfinden", meint Karl-Heinz Haus. "Seine" Waffenbesitzer gehören nicht zu denjenigen, die mit wilden Schießereien die Schlagzeilen füllen.
So einfach bekommt in seiner Behörde allerdings auch niemand eine Waffenbesitzkarte oder einen Waffenschein. Diese Differenzierung ist nicht zu unterschätzen: die grüne Waffenbesitzkarte berechtigt den Inhaber nur dazu, Waffen zu kaufen und antragsgerecht zu benutzen. Ein Waffenschein dagegen erlaubt auch, eine Waffe außerhalb des eigenen Besitztums mitzuführen und sich - notfalls - damit zu verteidigen. Nur etwa 50 registrierte Waffenbesitzer im Wetteraukreis verfügen über einen solchen Schein. Fast aussschließlich handelt es sich dabei um Bewachungsunternehmen oder das Personal von Sicherheitstransporten. Diese müssen ein "Bedürfnis" nachweisen, also erheblich mehr gefährdet sein als die Allgemeinheit. "Das heißt aber beispielsweise noch lange nicht, daß jeder Tankstellenpächter schon ein Bedürfnis hat, nur weil hin und wieder mal eine Tankstelle überfallen wird", erläutert Haus. Die Gruppe der meisten Waffenbesitzer gliedert sich in Altbesitzer, Sportschützen, Jäger und Waffensammler. Zahlenmäßg am häufigsten sind Altbesitzer vertreten. Nach Inkrafttreten des Waffengesetzes 1973 hatten Waffenbesitzer für eine Übergangszeit die Möglichkeit, ohne die für Neuantragsteller geltenden Überprüfungen eine Waffenbesitzkarte zu bekommen. Die 5000 bis 6000 Sportschützen im Kreis und die knapp 1000 Jäger machen ebenfalls eine große Zahl der Waffenbesitzer aus. Zu Sammelzwecken sind nur 30 Personen im Besitz des grünen Ausweises. "Sammlungen müssen kulturhistorisch bedeutsam sein und dürfen keine neueren Waffen beinhalten. Es kann also niemand einfach eine ,Waffensammlung des Golfkrieges' aufmachen", erklärt Karl-Heinz Haus die strengen Richtlinien.
Die allgemeinen Voraussetzungen fordern eine Prüfung der Antragsteller auf "Herz und Nieren". Mindestens 18 Jahre muß der Antragsteller sein und sich guter Gesundheit erfreuen. Bei Vorstrafen entfällt die Vergabe einer Waffenbesitzkarte von vornherein. Dreh- und Angelpunkt ist aber die "persönliche Zuverlässigkeit" der Antragsteller. Um die zu bewerten, hat die Waffenstelle unbeschränkten Zugang zu den Datenbänken der Bundesstaatsanwaltschaft in Berlin. In der Regel werden allerdings nur fünf Prozent der Antragsteller wegen Unzuverlässigkeit abgewiesen, "die bei diesem Kriterium rausfliegen, wissen das ja meistens und stellen keinen Antrag", weiß der Abteilungsleiter. Wegen Unzuverlässigkeit können Waffenbesitzkarten jedoch auch wieder eingezogen werden. Da reicht schon das Autofahren im trunkenen Zustand - und weg ist auch der grüne "Lappen". Alle fünf Jahre werden sämtlich Waffenbesitzer außerdem noch strafrechtlich überprüft und damit auch die Zuverlässigkeit erneut kontrolliert.
Selbst die Sportschützen müssen den Nachweis erbringen, daß sie eigene Waffen zur "Leistungssteigerung in ihrer Sportdisziplin" unbedingt benötigen, denn auf den Schießständen stehen vereinseigene Schußwaffen zur Verfügung. In einer Sachkundeprüfung muß vor einem Ausschuß außerdem der Umgang mit der Waffe und die Kenntnis der Gesetze bewiesen werden. Die restriktive Handhabung des Waffenwesens wird auch beim Kauf eingehalten. Der Käufer muß zunächst die Behörde von seinem Wunsch informieren. Diese trägt in die Waffenbesitzkarte die entsprechenden Daten ein - und bekommt die Karte nach dem Kauf zur erneuten Bestätigung wieder vorgelegt.
"Das Waffengesetz wurde damals im Rahmen der Terroristenbekämpfung erlassen. Die Straftäter kümmern sich aber sowieso nicht um unsere strengen Richtlinien, insoweit treffen diese eigentlich den falschen Personenkreis", Karl-Heinz Haus macht den Zwei-Klassen-Charakter der Waffenträger deutlich. Wer sich eine Waffe aus unlauteren Motiven zulegen wolle, bekomme diese nicht in den sieben offiziellen Waffengeschäften im Kreisgebiet, sondern beispielsweise in der Waffenumschlagsmetropole Frankfurt oder aus privaten Quellen. Waffendiebstähle sind Seltenheit. "Bei allen Straftaten, die unter Schußwaffeneinsatz erfolgten, waren die Täter nicht im Besitz eines Waffenscheins und die Waffen selbst stammten aus illegalen Quellen", betont Kommissariatsleiter Leß. Sorge bereitet ihm die sinkende Gewaltschwelle allgemein: "Aus nichtigstem Anlaß und oft nur 'mal so' werden Schußwaffen eingesetzt, wie bei den Morden von Staden." Der Präventiveffekt des deutschen Waffengesetzes verhindert zwar "amerikanische Verhältnisse", aber der eigentliche Mißbrauch von Schußwaffen wird dadurch nicht beeinflußt. "Im Prinzip sind auch Waffen nur Gegenstände. Die Frage ist eben, wer, wie und warum diese dann benutzt werden", stellt Karl-Heinz Haus fest.
ULRIKE BENDER
RÖDELHEIM. Kühlschränke, Küchenherde, Liegestühle, Gasflaschen und vieles mehr ist normalerweise auf dem ungenutzten Grundstück am Holzweg in Rödelheim zu finden - neben kleineren Abfallhaufen aus Papier oder Glasscherben tragen ganze Wohnungseinrichtungen dazu bei, das Gelände immer wieder in eine Müllkippe zu verwandeln.
Um den Mißstand zu beenden, trommelten die christlichen Pfadfinder der Adventjugend ihre Mitglieder zu einer Öko-Aktion zusammen. Vom Morgen bis zum späten Nachmittag sammelten die acht- bis 14jährigen Mädchen und Jungen Abfälle, die sie in Müllsäcke packten. Am Ende der Aktion hatten sie etwa 60 prallgefüllte Beutel und einen großen Berg Sperrmüll zusammengetragen.
"Die Aktion war zwar ein Einfall von uns, wurde aber von der Stadt sehr begrüßt", schildert Betreuer Thomas Lobitz die Vorgeschichte. "Die Stadt hat gar nicht genügend Leute, um solche großen Grundstücke zu räumen." Nachdem das etwa einen Hektar große Gelände gereinigt war, holte die Stadt den Müll ab.
Aktionen dieser Art sind bei den Pfadfindern der Adventjugend keine Seltenheit. Die Gruppe ist vor zwei Jahren aus den "Jungfreunden" hervorgegangen, die sich schon immer an Pfadfinderarbeit orientierten. "Seitdem sind wir viel konsequenter in unserem Programm. Wir gehen öfter in die Natur und unternehmen mehr Fahrten", wie Thomas Lobitz die Arbeit der neuen Gruppe schildert.
Wichtiges Ziel der Pfadfinder ist die Natur zu erleben und schätzen zu lernen. Dazu gehören Orientierungsläufe mit dem Kompaß und Brückenbauen aus Naturmaterial. Am Umwelttag werden sich die Pfadfinder der Adventjugend mit einem Stand an der Hauptwache beteiligen. Hier wollen sie ihre Arbeit vorstellen und ein kleines Quiz organisieren. ima
HATTERSHEIM. "Wie krank ist das Gesundheitswesen?" Dieser Frage geht die Hattersheimer FDP morgen, 1. September, in einer Podiumsdiskussion nach. Um 19.30 Uhr soll im Alten Posthof, Hauptstraße 48, erörtert werden, was es mit der Kostendämpfung auf sich hat.
Der Versuch, die Kosten im Gesundheitswesen in den Griff zu bekommen, habe Ärzte, Apotheker, Zahntechniker und Patienten auf den Plan gerufen. Sie sollen bei der Diskussionsrunde zu Wort kommen. Auf dem Podium sitzen Vertreter von Krankenkassen, Kliniken und Ärzteschaft und der FDP-Landtagsabgeordnete Heiner Kappel. kkü
Begehbares . . .
Fortsetzung von Seite 1
Der Architekt hatte das Gebäude als "begehbares Spielzeug" entworfen. Die dem Erdgeschoß vorgelagerten Spielterrassen sollen daher den Unterschied zwischen dem "Innen" und dem "Außen" fließend gestalten. Niemand wird von dem Blick nach draußen ausgeschlossen - die Höhe der Fenster richtet sich nach der Größe der Kinder.
"Die Kindertagesstätte ist hier außerordentlich nötig", sagte Schuldezernentin Ebeling in ihrer Ansprache, "denn die Situation ist hier alles andere als rosig." Nach ihren Worten finden zwar rund 80 Prozent der Kinder einen Hortplatz in Sachsenhausen, aber in 18 Kindergärten können nur 70 Prozent der Wünsche nach einem Kindergartenplatz erfüllt werden. Ganz schlecht sieht es bei den Kindern bis zum Alter von drei Jahren aus: Sieben Krabbelstuben gibt es, nur jedes zehnte Kind findet hier eine Betreuung.
Die Ursachen für diese mangelhafte Versorgung im Stadtteil liegen zum einen in steigenden Geburtenraten begründet: "Wir haben von 1989 bis 1992 170 Kinder mehr in Sachsenhausen zu verzeichnen", stellte Jutta Ebeling fest. Zugleich sei es sehr schwer, in dem dichtbebauten Stadtteil ein ausreichend großes Grundstück für eine Kindertagesstätte zu finden.
Eine Verbesserung der Situation ist in naher Zukunft nicht zu erwarten. Vor kurzem wurde die Kita in der Siemensstraße eröffnet. Nach der Eröffnung der neuen Kita am Grethenweg ist zunächt einmal Schluß: Erst die geplante Bebauung des Schlachthof-Geländes gibt dem Schulamt die Möglichkeit, drei neue Kindertagesstätten für insgesamt 240 Kinder einzurichten. Bis dahin wird sich an der Versorgungssituation in Sachsenhausen nicht viel ändern.
Verbessern wird sich die Lage dagegen in Sindlingen. Um Planungskosten zu sparen, soll der Entwurf der Kita Sachsenhausen-Süd an der Hermann-Küster-Straße als Erweiterung der Ludwig- Weber-Schule noch einmal realisiert werden. Insofern ist der Blick auf die Kita in Sachsenhausen auch ein Blick in die Zukunft von Sindlingen. kan
FLÖRSHEIM. Vorbei an Rebstöcken führt die erste Wickerer Weinbergwanderung am Sonntag, 6. September. Auf der acht Kilometer langen Route sollen Interessierte alles über Flörsheimer und Wikkerer Lagen erfahren, den Wuchs der Trauben an Ort und Stelle begutachten können.
Treffpunkt ist der Weinprobierstand am Tor zum Rheingau; abmarschiert wird um 11 und um 14 Uhr. Doch nicht nur die Füße, auch der Gaumen wird gefordert: Die 17 Weinbaubetriebe tischen den Wanderern ihre besten Tropfen auf. Die Kosten für Probe und Führung: 15 Mark. kkü
HANAU. Zehn junge Menschen haben bei der Leybold AG ihre Ausbildung als Industriekauffrau, technischer Zeichner, Energieelektroniker und Industriemechaniker begonnen.
Mit ihnen stehen derzeit 62 Lehrlinge bei Leybold in Ausbildung.
Bei einem einwöchigen Einführungsseminar in Bad Kreuznach geht es um fachbezogene Inhalte zum gewählten Beruf und Themen wie Umweltschutz und Arbeitssicherheit. him
FR-Leserin Eva H. geht in ihrer Mittagspause gern mal in einem Restaurant essen. Neulich war's ein italienisches Restaurant, das sie beehren wollte. Sie betrat den Gastraum, erblickte zwei freie Tische und wollte sich an einen setzen. Doch es bieb bei der Absicht; die Aufforderung eines Kellners war eindeutig: Für einzelne Gäste sei kein Platz, hieß es. Eva H. wollte ihren Ohren nicht trauen: "Ich konnte im ersten Augenblick gar nicht reagieren." Wenn er wenigstens gesagt hätte, es sei alles reserviert - das hätte die 59jährige noch verstehen können. "Das auch noch so zu formulieren", findet sie besonders frech. "Was da wohl für eine Betriebspolitik dahinter steckt?" Nach einer unfruchtbaren Diskussion mit dem Geschäftsführer verließ Eva H. das Lokal, um anderswo zu essen. Sie vermutet, daß unlukrative Laufkundschaft auf diese Weise schnell abgefertigt werden soll.
Für Hermann Jäger, den Leiter der Frankfurter Hotel und Gaststättenvereinigung, ist der Fall auch neu: "Das habe ich zum ersten Mal gehört." Rein rechtlich sei die Sache allerdings klar. Der Besitzer des Lokals hat das Hausrecht, fügt er hinzu. Wenn der Kunde in ein Restauramt geht und der Ober bringt die Karte, so wird ein Bewirtungsvertrag geschlossen. Der Gastwirt müsse diesen Vertrag allerdings nicht eingehen.
In der Praxis, sagt Jäger, sollte das Hausrecht aber nicht so ausgeübt werden. Ein solches Vorgehen sei nicht "im Sinne der Vereinigung". Im Umgang mit den Kunden brauche man "das richtige Fingerspitzengefühl". Das Hausrecht solle der Gastwirt nur anwenden, wenn es zu einer offensichtlichen Störung des Betriebes komme.
Verständnis hätte Jäger auch dann, wenn der Kunde zur Essenszeit kommt und nur etwas trinken will. In diesem Fall könne der Lokalbesitzer eine Bewirtung ablehnen. wob
BRUCHKÖBEL. Die Stadt hat damit begonnen, ein Kataster für das gesamte Kanalnetz in Bruchköbel und seinen Stadtteilen zu erstellen. Aufgelistet und aufgezeichnet werden in den nächsten Jahren alle vorhandenen Abwasserstränge, Schächte und sonstige Bauten, um zu einem aktuellen Bestandsplan zu kommen. Außerdem werden die Röhren mit fahrbaren Fernsehkameras auf ihren Zustand begutachtet.
Sind diese Arbeiten erledigt, kann mit der Sanierung der maroden Leitungen begonnen werden. Dazu wird ein Zeitplan erarbeitet, teilt die Verwaltung mit. Die Sanierung wird über Jahre dauern und einige Millionen verschlingen. Begonnen wird mit dem Kastaster im Stadtteil Butterstadt. hein
Das Ende ließ lange auf sich warten: Die halbzerstörten Ballustraden, die rostigen Stützpfeiler, der bröckelnde Putz - alles blieb, wie es der Krieg zurückgelassen hatte. Zehn Jahre lang hielt dennoch der eine oder andere Triebwagen vor der Ruine - der Lokalbahnhof wollte nicht sterben. Am 1. Oktober 1955 war es dann aber doch soweit: Um 23.09 Uhr setzte sich der letzte "Äbbelwoi-Exbress" Richtung Offenbach in Bewegung. Und mit ihm endete ein langes und kurioses Kapitel Eisenbahngeschichte.
Dabei war der Anfang nicht gerade vielversprechend. Ob es überhaupt je zu einer günstigen Schienenverbindung zwischen Frankfurt und Offenbach kommen würde, schien lange Zeit fraglich.
1842 dann gaben sich das Großherzogtum Hessen und die Stadt Frankfurt am Main einen Ruck: Vertraglich wurde der Bau eines Lokalbahnhofs vereinbart.
Im Jahre 1847 stand die Verbindung tatsächlich, die Bürger aus Sachsenhausen und Offenbach aber hatten wenig davon - denn sie durften nicht mitfahren.
Denn die Main-Neckar-Bahn hatte dem unliebsamen Konkurrenten jeglichen Personentransport untersagt. Und auch der pädagogisch ambitionierte Großherzog Ludwig III. gab nur dem Güterverkehr sein Plazet, um die Offenbacher Bevölkerung vor "den ungünstigen Einflüssen in Frankfurt" zu bewahren.
Der Regent aber hatte die Rechnung ohne seine Untertanen gemacht: Die stürmten am 8. März 1848 kurzerhand den Offenbacher Bahnhof und erzwangen den Transport ins Vergnügungsviertel Sachsenhausen. Da blieb dem Herzog nichts anderes übrig als am 9. März "bekanntzumachen", die Bahn werde "bis auf weiteres" auch Menschen zum ungeliebten Nachbarn befördern. Eine - wie sich bald herausstellen sollte - folgenschwere Entscheidung.
Denn der Weg zum "Stöffche" war für die Offenbacher nun erheblich kürzer geworden, Zechtouren konnten fortan per Bahn in Angriff genommen werden. Die Dampflok hatte daher schnell ihren Namen weg: "Offenbacher Abführmittel" oder "Äbbelwoi-Exbress". Letzterer ist - leicht abgewandelt - ja auch heute nicht ganz unbekannt.
Der Expreß und mit ihm der Lokalbahnhof setzten ihren Siegeszug durch die Bahngeschichte fort: In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts fuhr alle 20 Minuten ein vollbesetzter Zug von Offenbach nach Sachsenhausen - die Zahl der Fahrgäste stieg bis auf über eine Million jährlich. Der Andrang ließ den provisorischen Lokalbahnhof schnell zu klein werden, 1864 wurde daher ein neuer Sandsteinbau an seine Stelle gesetzt.
Wenig später aber hatte die Herrlichkeit ein Ende: Die Konkurrenz rüstete zum Großangriff auf das Schienenmonopol. So richtete die "Bebraer Bahn" 1875 eine Verbindung von Offenbach bis zum Südbahnhof ein. Ein Jahrzehnt später machte die elektrische Tram - die erste in Deutschland - dem Lokalbahnhof und seiner Expreß-Lok fast den Garaus.
Die Lokalbahn aber hielt sich, denn sie war nicht nur billiger, sie hatte inzwischen auch eine treue Schar von Anhängern gefunden. Planspiele, den Betrieb stillzulegen, wurden somit 1913 und 1922 wieder vom Tisch gefegt. Erst der Zweite Weltkrieg und seine Folgen bedeuteten für den Traditionsbahnhof im östlichen Sachsenhausen das endgültige Aus.
Oder auch nicht: Denn seit gut zwei Jahren halten dort, wo einst Dampflokomotiven vorbeiratterten, wieder Züge. Die S-Bahn-Station Lokalbahnhof ist zwar ein Stück weiter in den Süden gerutscht. Der symbolträchtige Platz in Sachsenhausen aber ist längst wieder zu dem geworden, was er immer war: ein belebtes Stadtteilzentrum. Vielleicht ein neuer Anfang.
MAIN-KINZIG-KREIS / BIEBERGEMÜND. Auch in diesem Schuljahr werden Eltern von Schülern mit Schwächen im Lesen und Rechtschreiben an einigen Schulen im Main-Kinzig-Kreis wieder weitgehend um die gesetzlich vorgesehene Förderung gebracht. Diesen Vorwurf gegen den hessischen Kultusminister erhebt das Mitglied des Landeselternbeirates, Ralf Fackiner aus Biebergemünd. Fackiner, selbst Pädagoge, appelliert an alle betroffenen Eltern, die ähnliche Probleme an ihren Schulen haben, sich mit ihm direkt unter der Rufnummer 0 60 50 / 26 96 in Verbindung zu setzen.
Er denkt dabei an die Gründung einer Initiative, in der Erfahrungen ausgetauscht, Hilfen und Tips für andere Eltern gesammelt werden und schließlich dafür gesorgt wird, daß "staatliche Versprechen eingehalten werden". Ein erstes Treffen ist für Oktober geplant.
Fackiner beruft sich auf Erfahrungen des Schulleiters Josef Habiger und seines Stellvertreters Thomas Gutermuth von der Grund-, Haupt- und Realschule in Biebergemünd-Kassel, wenn er sagt, daß die vom Kultusministerium schon im Jahre 1985 erlassenen Richtlinien zur Förderung lese- und rechtschreibeschwacher Schüler gewohnheitsmäßig ignoriert, beziehungsweise auf Anweisung von oben gestrichen werde.
So seien etwa bei der ersten Zusammenkunft des neuen Schulelternbeirates der genannten Schule am 20. August die geplanten Förderangebote auf Anweisung des Staatlichen Schulamtes von notwendigen 16 auf zwei gekürzt worden.
Für den Eltern-Funktionär auf Landesebene ist es enttäuschend, daß ausgerechnet diese Schülergruppe mit einem unbestrittenen Förderbedarf unter der Verantwortung von SPD und Grünen so sträflich im Stich gelassen werde. Obwohl in vielen Klassen dieser Schule die absoluten Obergrenzen (1. und 2. Schuljahr je 28 Schüler) ausgeschöpft oder sogar überschritten seien, gebe es nur einen einstündigen Förderunterricht für die beiden 5. Klassen des Realschulzweiges. Vor allem in der 9. Klasse der Hauptschule, die im Abschlußjahr aus zwei Schulen wegen Raumnot seit 18 Jahren zusammengelegt würden, sei dies ein pädagogischer Unsinn.
Fackiner sieht seine Hoffnung auf Besserung nach dem Regierungswechsel hin zu Rot / Grün langsam schwinden, eine Zeit lebendiger Erneuerung, wie von der neuen Regierung versprochen, sei nicht zu erkennen. Der Biebergemünder appelliert schließlich nicht nur an die Verantwortlichkeit der Politiker, Abhilfe zu schaffen, sondern auch an die betroffenen Eltern, gegen diese Mißstände anzugehen, "ohne Ansehen von Partei- oder Personeninteressen". are
GALLUS. Bei Bier, Apfelwein, Würstchen und Musik feierte die SPD im Gallus ihr traditionelles Sommerfest. Im Laufe des Tages fanden sich bis zu 400 Bürger in der Schneidhainer Straße ein, um in ungezwungener Atmosphäre über die Politik im Gallus zu diskutieren.
Auch die Eltern aus dem Stadtteil konnten an diesem Sommernachmittag ungestört mitfeiern. Ihre Kinder wurden von einem erfahrenen Team mit Spielen und Malwettbewerben ausreichend beschäftigt.
Für das leibliche Wohl hatten einige der Gäste gesorgt. Bei strahlendem Sonnenschein, der die Besucher verwöhnte, stellte sich so eine Stimmung ein, die den Bürgern aus dem Gallus die Möglichkeit bot, ihre Probleme mit den zahlreich erschienenen Politikern zu erörtern.
Viele Prominente hatten sich zu diesem Zweck in der Schneidhainer Straße eingefunden: von den Mitgliedern des Ortsbeirats 1 über die SPD-Bundestagsabgeordnete Gudrun Schaich-Walch und den hessischen Kultusminister Hartmut Holzapfel bis zum Vorsitzenden der Frankfurter SPD, Sieghard Pawlik. Auch Oberbürgermeister Andreas von Schoeler stattete den Sozialdemokraten im Gallus einen Besuch ab und setzte damit eine jahrelange Tradition fort. star
Stadtteil-Lesertelefon Direkter Draht in die Redaktion
Auch wenn bei alltagstypischen Widrigkeiten der rasche Erfolg selten blieb (die Dauer-Falschparker lassen sich eben weder durch Strafzettel noch durch Zeitungsartikel beeindrucken) so trägt der direkte Draht in die Redaktion immer wieder dazu bei, daß sich über Gräben eine Eselsbrücke spannen läßt.
Das Lesertelefon der Stadtteil-Rundschau (Rufnummer 21 99 - 3 60) ist besetzt: jeden Donnerstag von 14 bis 17 Uhr, freitags von 10 bis 13 Uhr. star
NIDDERAU. Aus dem Landesprogramm "einfache Stadterneuerung" erhält die Stadt Nidderau 280 000 Mark Zuschuß.
Das Land deckt damit, wie CDU-Lantagsabgeordneter Walter Korn mitteilte, 70 Prozent der 400 000 Mark Gesamtkosten.Wettkampf der Ortsvereine Turngemeinde Kilianstädten richtet am Wochenende Zeltkerb aus
SCHÖNECK. Zu ihrem 90. Geburtstag richtet die Turngemeinde 1902 Kilianstädten vom Samstag, 5., bis Montag, 7. September, die Zeltkerb auf dem Festplatz an der Bleichstraße aus. Am Samstag gegen 15 Uhr wird traditionell der Kerbbaum geholt und aufgestellt. Die musikalische Untermalung besorgt der Spielmanns- und Fanfarenzug der Feuerwehr Niederdorfelden. Anschließend ist ein Wettkampf der Ortsvereine im Zelt vorgesehen.
Das Abendprogramm hebt an mit dem Festkommers, in dem unter anderem auch Turngemeinde-Mitglieder geehrt werden; anschließend spielt die Kapelle "Santiago" zum Kerbtanz.
Die Apfelwein- und Biergemeinde kommt am Sonntag ab 11 Uhr wieder auf ihre Kosten bei einem musikalischen Frühschoppen mit dem Musikzug Lützelshausen. Mittags werden Kinder mit einer "Karaoke- und Mini-Playback-Show" unterhalten, und sie sollen zugleich die Kaffee und Kuchen konsumierenden Erwachsenen bei Laune halten. Sonntag abend ist wieder Tanz mit "Santiago".
Diese Gruppe spielt auch am Morgen darauf ab 10.30 Uhr zum nächsten Frühschoppen auf, abwechselnd mit den "Kilianstädter Musikanten" der Turngemeinde. 15 Uhr ist erneut Kinderprogramm, ab 19 Uhr nochmals Tanz mit "Santiago", und um 23 Uhr soll schließlich die Kerb "beerdigt" werden.
Angeblich um Wasser zu sparen, greift die Turngemeinde auf "recyclingfähiges Geschirrmaterial" und nicht auf das Geschirrmobil zurück. Ul
"Variationen über das Thema der Neuen Weltordnung" nennt der Frankfurter Politikwissenschaftler Ernst-Otto Czempiel seinen Essay über die "Pax Universalis". In der August-Nummer der Zeitschrift Merkur (Nr.521), die im Klett-Cotta Verlag in Stuttgart erscheint, beschreibt er dieses "Gegenbild zur Ordnung des Kalten Krieges". Fünf Problemfelder bestimmen seiner Meinung nach diese neue Weltordnung: die nukleare Gewaltandrohung, die Umweltbeschädigung, Drogenhandel, Terrorismus, die Weltwirtschaft. Wir dokumentieren im folgenden Czempiels Essay mit freundlicher Genehmigung der Zeitschrift leicht gekürzt.
HANAU. In neuer Aufmachung ist jetzt der Statistische Jahresbericht der Stadt Hanau erschienen. "Zahlen - Daten - Fakten 1991/92" heißt das Heft, das auf 155 Seiten Informationen unter anderem über Einwohnerstruktur, Wirtschaft und Verkehr, Müll- und Abwasserentsorgung enthält. Ausführlich wird auch das Kapitel öffentliche Sicherheit und Ordnung dargestellt.
In Zahlen ist aber auch alles über Kultur, Sport, Verwaltung und Finanzen angegeben. Naturliebhaber finden Wissenswertes zu Wäldern, Grünflächen, Naturschutzgebieten und Naturdenkmälern.
Hauptamtsleiter Karlheinz Hoppe, unter dessen Regie seine Mitarbeiter Heinz Pfaffenbach und Bernd Michel die Statistiken zusammenstellten, verweist besonders auf Vergleichswerte. Dadurch sei die Möglichkeit gegeben, zu analysieren. Der Jahresbericht sei deshalb beliebt bei wissenschaftlichen Instituten, Marketingfirmen, Unternehmen und Verbänden.
Das Buch kann beim Hauptamt, Sachgebiet Statistik und Wahlen, Altstraße 24-30, 6450 Hanau 1, bezogen werden. Es kostet zwölf Mark. gf
Kleine FR
Information über Malta NIEDERDORFELDEN. Einen Informationsabend über Malta veranstaltet die Evangelische Kirchengemeinde am Dienstag, 1. September, um 19.30 Uhr im Evangelischen Gemeindezentrum.
Bürgersprechstunde MAINTAL. Eine Bürgersprechstunde bietet Maintals Bürgermeister Dr. Walter Unger am Montag, 31. August, von 17 bis 18 Uhr im Rathaus Bischofsheim an.
HANAU. Mit der Aufschrift "Ohne festen Wohnsitz" auf einem Sozialamts-Gutschein zu einer Ladenkasse gehen zu müssen - das empfindet Peter K. als diskriminierend: "Ich sehe nicht ein, daß meine soziale Stellung durch Gutscheine allen möglichen Verkäuferinnen bekannt wird." Er pocht auf Barleistungen für Hilfen zum Lebensunterhalt und beruft sich aufs Bundessozialhilfegesetz. Danach soll das Sozialamt Geld zahlen, damit der Sozialhilfeempfänger mit der gleichen Freiheit wie jeder andere seine Bedürfnisse befriedigen kann. Ausnahmsweise seien Gutscheine nur bei "begründetem Mißbrauchsverdacht" statthaft.
"Stellvertretend für alle" Nichtseßhaften will der Durchreisende aus Süddeutschland mit seinem Rechtsanwalt einen Musterprozeß gegen die Stadt Hanau führen. Er stellt sich darauf ein, nicht nur vor das Verwaltungsgericht Frankfurt ziehen zu müssen, sondern eine höchstrichterliche Entscheidung durch das Bundesverwaltungsgericht zu erzwingen. Ein Gutschein-Grundsatzurteil fehlt bisher.
K.s Widerspruch gegen die Gutscheinpraxis ist Ende Juli vor dem städtischen Widerspruchsausschuß behandelt worden, der einmal monatlich tagt und dabei zehn Fälle behandelt, bei denen Hilfeempfänger/innen mit Sozialamtsentscheidungen nicht einverstanden sind. Die FR war zu dieser Anhörung nicht zugelassen.
Für Hans Born, stellvertretender Hanauer Rechtsamtsleiter und Ausschußvorsitzender, liegt es im Ermessen des Sozialhilfeträgers, Geld oder Sachleistungen zu gewähren. Wenn andere Sozialhilfeempfänger Barleistungen mißbräuchlich für einen anderen als den angegebenen Zweck ausgäben, werde auch auf Gutscheine umgestellt.
K. hielt Born im Ausschuß entgegen, er solle nicht alle Hilfsbedürftigen über einen Kamm scheren. Durchreisende wie er seien eben nicht generell mit Pennern, Alkoholikern oder Randalierern gleichzusetzen. Er wehre sich gegen die Darstellung, "als wollten wir alle Städte abzokken". Born meinte daraufhin, der Argumente seien genug gewechselt. Die FR hakte bei ihm nach.
Born will dem Widerspruchsausschuß mit zwei Stadtverordneten als Beisitzer erwartungsgemäß vorschlagen, K.s Widerspruch abzulehnen. Denn das Hanauer Sozialamt sei an die Weisung des Main-Kinzig-Kreises als Sozialhilfeträger gebunden, bei einmaligen Hilfen zum Lebensunterhalt Gutscheine an Wohnsitzlose auszugeben. Bei Geldzahlungen bestehe Mißbrauchsgefahr, denn eine Kontrollmöglichkeit gebe es nicht.
Auf die FR-Frage nach Beweisen für den Mißbrauch verwies Born zunächst auf die "generelle Erfahrung mit Wohnsitzlosen". Diese hätten in der Regel Alkoholprobleme und gäben das Geld für Spirituosen aus statt beispielsweise für Kleidung. Auf abermaliges Nachhaken hin berichtete er von mehreren Nichtseßhaften, die sich im Hanauer Raum einmal zusammengetan hätten, um von fünf verschiedenen Kommunen jeweils 48 Mark für drei Wochenendtage abzukassieren, um sich damit einen Gebrauchtwagen zu kaufen.
Durch den Gutschein an der Ladenkasse als Asozialer abgestempelt zu sein, dieses Problem sieht Born für die Betroffenen nicht. Denn Nichtseßhafte seien auch ohne dies schon aufgrund ihres Äußeren als solches erkennbar (ein Besuch in der Ökumenischen Nichtseßhaftenhilfe in Hanau würde ihn wahrscheinlich eines Besseren belehren). Denkbar sei aber, statt der Bemerkung "Ohne festen Wohnsitz" die Adresse der Ökumenischen Nichtseßhaftenhilfe auf dem Gutschein anzugeben.
Mit der Gutschein-Regelung hat K. auch deswegen schlechte Erfahrungen gemacht, weil ein von ihm bevorzugtes Hanauer Einzelhandelsgeschäft die Bons nicht mehr annehmen will. Denn zu oft ist es vorgekommen, daß das Hanauer Sozialamt drei bis vier Monate im Rückstand war, um für die Gutscheine das Geld zu überweisen.
Für K. ist das mißlich, weil er sich nur eine Hose im Wert von 30 Mark kaufen darf und solche Billigpreise rar sind. Born führt den städtischen Zahlungsverzug darauf zurück, daß es im Sozialamt personelle Engpässe gebe. Wegen vieler "Zumutungen" der Hilfeempfänger wolle niemand mehr dort arbeiten. K. nahm er von diesem Vorwurf aus, weil er über ihn noch nichts Nachteiliges aus dem Sozialamts-Alltag gehört habe.
K. dazu: "Born soll seine Personalprobleme nicht auf unserem Rücken austragen." Ein anderes Problem ist für ihn, wie er binnen zwei Jahren mit einer Hose auskommen soll, wie es der Main- Kinzig-Kreis wolle. Das nenne er "vertreibende Hilfe".
Born hält dagegen, eine neue Billighose stehe K. zu, wenn die alte verschlissen sei. "Wie aber definiert sich verschlissen?", fragt sich K. aus vielfältiger negativer Erfahrung mit der Sozialbürokratie.
JOACHIM HAAS-FELDMANN (Siehe auch nebenstehenden Bericht)
MAINTAL. Die Maintaler Kompostieranlage meldet im ersten Halbjahr dieses Jahres bereits Rekordeinnahmen: Mit einer Summe von 115 000 Mark habe man die Gesamteinnahmen von 1991 schon jetzt um 10 000 Mark übertroffen. Die Mehreinnahmen resultierten hauptsächlich aus dem Geschäft mit Großkunden. Wie der Magistrat mitteilt bezieht sich die Halbjahresbilanz bisher nur auf die Beiträge privater Kunden, die Einnahmen aus anderen Kommunen sind dabei noch nicht miteingerechnet.
Seit 1987 betreibt die Stadt Maintal auf dem 1,6 Hektar großen Gelände neben dem Neuen Friedhof die Kompostierung von Grünabfällen. Im Oktober 1990 begann man dort auch Küchen- und Gartenabfälle aus den Stadtteilen Bischofsheim, Hochstadt und Wachenbuchen zu kompostieren. Der Maintaler Stadtteil Dörnigheim wurde 1991 in die "Biomüllverwertung" mitaufgenommen.
Im Vergleich zu 1991 hätten private Gartenbaubetriebe mehr Grünabfälle angeliefert und auch größere Mengen Kompost abgenommen. Zudem sei auch das Interesse der Bürger an der Kompostieranlage gestiegen: 370 Tonnen des wertvollen Abfallprodukts hätten die Maintaler Bürger in sechs Monaten aus der Anlage bezogen, so die zuständige Sachbearbeiterin, Ingrid Hegenbarth-Müller. Im Vorjahr hingegen wären es nur rund 140 Tonnen gewesen.
Auch der enorme Anstieg der in der Maintaler Kompostieranlage verarbeiteten Abfallmengen sei positiv zu bewerten: Man habe in den ersten sechs Monaten diesen Jahres 1107 Tonnen Hausabfall verwertet. Dem stünden 630,5 Tonnen Hausabfall im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres gegenüber. Erheblich gestiegen sei auch die Menge des angelieferten Grünabfalls. So konnte im ersten Halbjahr 1992 mehr Grünabfall angenommen werden als im gesamten Jahr zuvor. Einen Ertrag von 297 Tonnen erbrachte die städtische Grünabfallsammlung, 140 Tonnen Grünabfälle wurden aus den Maintaler Grünanlagen in die Kompostieranlage geliefert.
"Angesichts dieser Bilanz können wir sagen, daß sich die Maintaler Kompostieranlage als Beispiel für die gelungene Verbindung von Ökologie und Ökonomie etabliert", betonte Stadtrat Dr. Karl- Heinz Schreiber. Als Indiz dafür, daß die Flexibilität der Stadt bei Verhandlungen mit Großkunden zu einem Erfolg geführt hätten, wertet Schreiber die gestiegenen Einnahmen des ersten Halbjahres 1992. Deshalb sei auch die Qualität des Maintaler "Bio-Kompostes" bei den Bürgern inzwischen anerkannt, so der Maintaler Stadtrat weiter.
Schreiber wies auch darauf hin, daß das Betriebsergebnis der Anlage der Bürgerschaft zugute komme, denn jede Mark sei bisher in den Abfallhaushalt gewandert und hätte so bewirkt, daß die Abfallgebühren der vergangenen Jahre nicht erhöht werden mußten. Dies sei der Fall, obwohl die Deponie- und Verbrennungskosten beim Umlandverband Frankfurt (UVF) angestiegen seien.
Die Preise für die Anlieferung kompostierfähigen Materials und die Abholung von Kompost seien niedrig: Grünabfall könne in einer Menge von mindestens einem Kubikmeter für den Preis von 65 Pfennig pro zehn Kilogramm angeliefert werden, die Anlieferung von Wurzelstökken koste 10 Mark pro Stück. Für zehn Kilo Pferdemist erhalte man 15 Pfennig. Ungesiebter Kompost werde bis zu einer Menge von 500 Kilogramm kostenlos an private Verbraucher abgegeben. Gesiebter Kompost hingegen koste im 60-Liter- Sack vier Mark.
Weitere Fragen werden unter der Rufnummer 0 61 81 / 4 74 34 beantwortet. Flei
MAIN-KINZIG-KREIS. Darüber, wie die Bodendenkmäler als "Urkunden unserer Geschichte" entziffert werden können, informiert Kreisarchäologe Hans-Otto Schmitt in einer Veranstaltungsreihe der Kreis-Volkshochschule. Der Kurs beginnt am 2. September in der Grimmelshausenschule Gelnhausen. Mit dem Kurs verbundene Exkursionen werden jeweils samstags stattfinden.
Die Exkursionen führen zu aktuellen Grabungen, zu sichtbaren Bodendenkmälern und in Museen. Es soll in dem Kurs nicht nur theoretisch in die vor- und frühgeschichtlichen Menschheitsepochen sowie die Grabungsergebnisse im Kreisgebiet eingeführt werden; die archäologische Arbeitsweise soll vielmehr auch praktisch geübt werden.
Der Kurs findet jeweils mittwochs von 19.30 bis 21 Uhr statt und kostet 62 Mark. Anmeldungen nimmt die Hauptstelle Gelnhausen der Kreis-Volkshochschule, Philipp-Reis-Straße 2, entgegen. Ul
FRANKFURT A. M. Viele wissen nicht, wohin sich ältere, kranke und behinderte Menschen wenden können, wenn sie die mobilen Dienste in Anspruch nehmen wollen. Die Mitarbeiter helfen in der Wohnung und beim Einkaufen, leisten ambulante Pflegehilfe und bringen Essen auf Rädern.
Die Mitarbeiter der Beratungs- und Vermittlungsstellen für mobile Dienste informieren über die Vielzahl der ambulanten Angebote, die Möglichkeiten der einzelnen ambulanten Dienste und helfen, die passende Hilfe zu finden.
Für die Frankfurter Stadtteile sind die folgenden Beratungs- und Vermittlungsstellen für mobile Dienste zuständig:
Obermain (Ostend, Innenstadt, westliches Nordend, Altstadt): August-Stunz-Altenhilfezentrum, Röderbergweg 82-84, Telefon 4 05 04 78;
Eschersheim (Eschersheim, Frankfurter Berg, Preungesheim, Dornbusch, Berkersheim, Eckenheim, Ginnheim): Johanniter-Cronstetten-Altenhilfe, Carl-von- Drais-Straße 20, Telefon 54 90 09;
Gallus (Griesheim, Gutleut, Gallus, Bahnhof): Johanna-Kirchner-Altenhilfezentrum, Gutleutstraße 317 a, Telefonnummer 2 71 06 80 oder 2 71 06 81;
Bockenheim (Rödelheim, Westhausen, Westend, Kuhwald, Hausen, Carl-Schurz- Siedlung): Frankfurter Verband für Alten- und Behindertenhilfe in der Friesengasse 7, Telefon 77 60 18;
Bornheim (Bornheim, östliches Nordend): Caritas Hauspflege, Böttgerstr. 22, Telefon 46 70 31;
Sachsenhausen (Sachsenhausen, Oberrad): Frankfurter Verband für Alten- und Behindertenhilfe, Johanna-Melber-Weg 1, Telefon 62 80 66;
Nordweststadt (Praunheim, Bonames, Römerstadt, Nieder-Eschbach, Harheim, Nieder-Erlenbach, Heddernheim, Kalbach, Niederursel): Deutsches Rotes Kreuz, Mendelssohnstraße 78, Telefonnummer 71 91 91 21;
Bergen-Enkheim (Riederwald, Fechenheim, Seckbach, Bergen-Enkheim): Hilfezentrum im Hufeland-Haus in der Wilhelmshöher Straße 34, über Telefon 4 70 42 29, 4 70 42 81 oder 4 70 43 44;
Goldstein (Goldstein, Schwanheim, Niederrad): Evangelischer Regionalverband, An der Schwarzbachmühle 83 (Goldstein), Telefon 35 60 86.
Höchst (Unterliederbach, Zeilsheim, Sossenheim, Nied): Frankfurter Verband für Alten- und Behindertenhilfe, Windhorststraße 33 I/7, Telefon 30 30 04. jan
16 Vereine nahmen in der Fußball- Kreisliga A Hanau das Punktrundenprogramm auf. Ein Team weniger als geplant, denn Espanol Großauheim zog drei Tage vor dem Auftakt nicht unüberraschend seine Formation zurück. Neue Spielpläne wird es nicht geben, so daß analog zur Punktrunde 1988/89 - damals zog sich Juve Maintal nach fünf Feldverweisen in der Partie gegen Mittelbuchen vorzeitig vom Spielbetrieb zurück - zwei Mannschaften spielfrei sein werden.
Espanol galt schon nach der Wechselfrist als Wackelkandidat. Das bestätigte sich bei den Trainingseinheiten, die so gut wie überhaupt nicht ausgetragen wurden. Auch das Nichtantreten zum Pokalspiel gegen Türk Gücü Hanau - Gegner und Presse wurden von den Spaniern über das kampflose Pokalaus übrigens nicht unterrichtet - deutete nachhaltig auf Probleme hin. Nach dem "Aus" äußerte sich Espanol-"Macherin" Maria Morodo, daß im kommenden Jahr ein Neuanfang geplant sei. Ob die Akteure, die jetzt mit einer schriftlichen Bestätigung sofort für jeden anderen Verein spielberechtigt sind, wieder zurückkehren, bleibt abzuwarten. Juve Maintal konnte den Wiedereinstieg 1989 nicht realisieren. hai
HANAU. Auch 1992 gibt es wieder ein Hanauer Adreßbuch. Auf 442 Seiten sind die Einwohner, Gewerbebetriebe, freie Berufe, Behörden, Vereine und ähnliches aufgelistet. Das Buch ist übersichtlich aufgegliedert, so daß Hanau als Nachschlagewerk in jedes Bücherregal paßt. Das Hanauer Adreßbuch kostet 59 Mark und kann bei der Hanauer Anzeiger GmbH & Co., Hammerstraße 9, 6450 Hanau 1, oder bei den Buchläden bestellt werden.
Gleichzeitig erscheint der Sonderband "gewusst-wo". Er ist ein Auszug aus dem Adreßbuch und umfaßt alle Bereiche, die für den Einkauf von Bedeutung sind. Auch er ist in den Geschäftsstellen des Hanauer Anzeigers erhältlich. gf
HOCHTAUNUSKREIS. Der Fremdenverkehrsverband Main-Taunus kann zufrieden sein: Bei einer repräsentativen Umfrage unter 3 050 hessischen Bürgerinnen und Bürgern haben 38 Prozent der Befragten den Taunus als bevorzugtes Ziel für einen Kurzurlaub angegeben. "Die Nachfrage nach Naherholung steigt und steigt", bestätigt denn auch der stellvertretende Vorsitzende des Fremdenverkehrsverbandes, Peter Barkey.
Daß sich die Verantwortlichen allerdings auf den Lorbeeren ausruhen können, so weit ist es noch lange nicht. "Die Planung für die Saison '93 läuft bereits auf Hochtouren", weiß Rainer Kowald, der Geschäftsführer der Kur-GmbH Königstein. Für ihn, der gleichzeitig der Geschäftsführer des Verbandes hessischer Heilbäder ist, liegt das Hauptkapital des Bereichs Main-Taunus in den Bädern: "Diese Gegend strotzt doch von schönen Badeeinrichtungen." Und diese bieten sich geradezu an für Kurzurlaube und Tagesausflüge. Der Preis spiele bei den Kurzerholern keine allzu große Rolle: "Wenn das Angebot stimmt, ist der Gast auch bereit, zu zahlen", behauptet Rainer Kowald.
Im nächsten Jahr will der Fremdenverkehrsverband vor allem die Hotels stärker einbinden. Hans-Georg Fritze, Leiter des Fremdenverkehrsamtes im Hochtaunuskreis, denkt dabei an die Beteiligung der größeren Hotels und Hotelketten an Tourismusmessen: "Wenn man die Leute mit den Betten dabei hat, können gleich konkrete Absprachen mit den Reiseveranstaltern getroffen werden." Für kleinere Beherbergungsbetriebe sieht Fritze die Chancen eher im Bereich Kongresse und Seminare. Oft sind hier auch Angebote von Hotels mit zwei Sternen gefragt. "Veranstaltet eine karitative Einrichtung ein Seminar, darf es nicht ganz so kostspielig sein," erklärt Rainer Kowald.
Auch an der inneren Struktur des Fremdenverkehrsverbandes soll in den nächsten Monaten einiges getan werden. Geplant sind Seminare und Workshops für die Mitarbeiter, an denen aber auch Interessenten aus den Stadt- und Kreisverwaltungen teilnehmen können.
Der Schwerpunkt soll auch in der Saison 1993 auf der Verbesserung und Ausweitung des Angebots für die Urlaubsgäste und die Erholungssuchenden liegen. Ein wahrer "Renner" ist die Ferienbus-Aktion während der Sommerferien. "Oft war der Andrang so groß, daß nicht alle Interessierten mitgenommen werden konnten." bestätigt Hans-Georg Fritze. Er könnte sich vorstellen, neben den Tagesfahrten durch den Taunus im nächsten Jahr auch Wochenend-Touren anzubieten. Auch Veranstaltungen, bei denen die Urlauber selbst aktiv werden, sollen verstärkt im Programm auftauchen. Fritze denkt dabei an Nähkurse, "Römer- oder Ritter-Kochkurse" oder auch die Teilnahme an der Ernte in einem landwirtschaftlichen Betrieb. isa
OBERURSEL. Wenn die Mitarbeiter der Elternberatung im Alten Hospital die Werbebroschüren der Stadt über Kinderbetreuung und Wohnen sehen, können sie nur vor Neid erblassen. Sie warten immer noch, daß Bürgermeister Thomas Schadow sein Versprechen hält, das er vor einem Jahr bei der Eröffnung der umgestalteten Elternberatung gab. Er hatte zugesagt, einen Prospekt zu drukken, der allen Familien mit Kindern bis zu drei Jahren geschickt wird.
Nur sehr provisorisch haben Inken Seifert-Karb und Marianne Schüller das Informationsbedürfnis von Eltern bisher befriedigen können. In der städtischen Druckerei ließen sie ein Faltblatt mit allen Angeboten herstellen und malten das Deckblatt mit Filzstiften selbst aus.
Ein farbiges Faltblatt, und ein Plakatvordruck, in den die Veranstaltungen eingesetzt werden können, kostet nach Voranschlägen etwa 8000 Mark. Dem Etat der Elternberatung fürs ganze Jahr aber fehlt schon hier eine Null: Ganze 800 Mark stehen der Heilpädagogin und der Hebamme zur Verfügung.
Sozialdezernent Gerd Krämer bedauert, daß das Versprechen bisher nicht gehalten werden konnte. "Die Elternberatung hat ein vernünftiges und gutes Konzept", lobt er. "Wir hatten gehofft, die Kosten im Laufe des Jahres ausschwitzen zu können." Statt dessen aber kam Anfang des Jahres die 20prozentige Haushaltssperre. Jetzt hofft Krämer, daß es finanziell nächstes Jahr besser aussieht.
Die Elternberatung im Alten Hospital ist von Montag bis Donnerstag geöffnet. Montags, dienstags und donnerstags von 10 bis 12 Uhr, mittwochs von 15 bis 17 Uhr ist offene Beratung, zu der man sich vorher nicht anzumelden braucht. Der Gesprächskreis I, der sich mit den Entwicklungsphasen des Säuglings und Kleinkindes und mit den "ganz normalen Krisen" beschäftigt, trifft sich montags von 15 bis 16.30 Uhr. Um richtige Ernährung des Kleinkinds, Säuglingspflege und Gesundheitsvorsorge geht es im Gesprächskreis II. Er kommt jeden ersten und dritten Mittwoch im Monat von 9.30 bis 11 Uhr zusammen. Zu den Gesprächskreisen die über zehn oder acht Wochen laufen, sollten sich Eltern anmelden.
Für Einzelberatungen steht nach Absprache Inken Seifert-Karb montags oder donnerstags zwischen 17 und 18 Uhr zur Verfügung. Babymassage bietet Marianne Schüller jeden zweiten und vierten Mittwoch im Monat von 9 bis 11 Uhr an. Die Stillgruppe trifft sich jeden zweiten und vierten Montag im Monat von 9 bis 10.30 Uhr. Auch in den Stadtteilen ist die Elternberatung präsent: In Oberursel Nord in der Dornbachstraße 29 jeden ersten und dritten Dienstag und jeden zweiten und vierten Mittwoch im Monat jeweils von 9 bis 11 Uhr. In Oberstedten, Hauptstraße 52, jeden zweiten Dienstag und jeden dritten Mittwoch im Monat, jeweils von 9 bis 10.30 Uhr. In Bommersheim in der Mehrzweckhalle jeden ersten Mittwoch und jeden vierten Dienstag im Monat jeweils von 9 bis 10.30 Uhr. In Weißkirchen im ehemaligen Rathaus jeden ersten Donnerstag im Monat von 9 bis 10.30 Uhr und jeden dritten Mittwoch im Monat von 11 bis 12.30 Uhr. In Stierstadt im ehemaligen Rathaus Gartenstraße jeden ersten und dritten Donnerstag im Monat von 14.30 bis 16.30 Uhr und jeden zweiten und vierten Donnerstag im Monat von 9 bis 11 Uhr. AW
Arbeiterwohlfahrt Oberrad: Die Mitglieder der Tanz- und Gymnastikgruppe des Ortsvereins treffen sich zur Übungsstunde jeden Donnerstag von 19 bis 20 Uhr in der Wiener Straße 128. Weitere Auskunft über die Vereinsarbeit gibt Minni Bigall unter Tel. 65 51 51. spt
Athletik-Sport-Vereinigung 1886 Süd: Das Training für die Aktiven ist jeden Donnerstag, 19.30 Uhr (Jugendliche ab 18 Uhr), sowie jeden Montag zu den gleichen Zeiten in der Freiherr-vom- Stein-Schule in Sachsenhausen, Eingang Kaulbachstraße. Weitere Auskunft gibt Manfred Müller (Tel. 61 97 73). spt
Briefmarkensammlerverein in Bergen-Enkheim: Zum Tauschtag treffen sich die Mitglieder und Interessierte aus dem gesamten Stadtgebiet jeden ersten Sonntag im Monat (ab 10 Uhr) sowie jeden dritten Freitag (ab 19 Uhr) im Volkshaus Enkheim, Borsigallee 40. Weiter Auskünfte über alle Vereinstätigkeiten geben Wolfgang Held (Tel. 45 00 / 2 21 90) und Heinz Glöckner (Tel. 45 00 / 3 14 69). spt
Bürgerverein Oberrad: Zum gemütlichen Beisammensein treffen sich die Mitglieder jeden ersten Montag im Monat (ab 19 Uhr) im Cave De-Neuville, De-Neuvillestraße 40. spt
Carneval-Club "Blau-Rot" Niederrad: Die Mitglieder der "Knüller-Girls" proben jeden Mittwoch ab 19 Uhr (ab 20 Uhr die Show-Tanzgruppe) im Vereinsheim in der Schwanheimer Straße 102. spt
DJK Sport-Club Süd: Die Mitglieder der Tanzsportabteilung proben jeden Montag ab 19 Uhr im großen Pfarrsaal der St.-Bonifatius-Kirche in Sachsenhausen, Holbeinstraße 70. Auskunft geben Günter Dillenburger (Tel. 62 36 52) und Roman Rademacher (Tel. 62 94 08). spt
DLRG Frankfurt: Die Mitglieder der Tauchgruppe treffen sich jeden Donnerstag, 19.30 Uhr, zum Training im Hallenbad Sachsenhausen, Textorstraße 42. Auskunft über die Rettungstaucherausbildung gibt Willi Vogt (Tel. 58 66 23). Auskunft kann auch jeden Mittwoch von 15 bis 20 Uhr in der DLRG-Geschäftsstelle eingeholt werden (Tel. 28 05 12). spt
DRK-Ortsvereinigung Niederrad: Die Ortsvereinigung bietet Gymnastikstunden jeden Dienstag von 16 bis 17 Uhr. Auskunft gibts unter Tel. 67 25 37. spt
DRK-Ortsvereinigung in Schwanheim-Goldstein: Zum Bereitschaftsabend treffen sich die Mitglieder jeden Donnerstag ab 20 Uhr im DRK-Haus, in der Straße Alt-Schwanheim 15. Weitere Informationen über den Verein gibt Vorsitzender Willi Schmidt, Tel. 6 66 18 42. spt
Erstes Fanfarencorps Niederrad: Die Spielleute des Vereins treffen sich zur Probe jeden Donnerstag und jeden Montag, 19.30 Uhr (Anfänger ab 18 Uhr), im Vereinsraum, Goldsteinstraße 33. spt
FKV 1911 und Maagard: Das Tanzcorps des Frankfurter Karnevalvereins 1911 trainiert jeden Mittwoch, 19 bis 20.30 Uhr (Minigarde von 18 bis 19 Uhr), im Vereinsheim, Petterweilstraße 69, in Bornheim (Bunker). Es werden noch am Tanzen in der Gemeinschaft interessierte Mädchen aufgenommen. Auskunft gibt Manuela Koch, Tel. 0 61 87 / 34 56. spt
Frankfurter Kanu-Verein 1913: Der Verein lädt zu seinen Treffen ein - jeden Donnerstag, ab 18 Uhr, im "Friedel- Baureis-Haus", dem Bootshaus an der Friedensbrücke. Nähere Informationen gibt Pressewart Eckard Dünnemann unter Tel. 88 98 81 (ab 18 Uhr). spt
Frankfurter Karneval-Gesellschaft Rot-Weiß: Die "Regimentstöchter" des Vereins trainieren jeden Montag, 20 Uhr, im "Bürgertreff Bockenheim" in der Schwälmer Straße 28. spt
Frankfurter Liedertafel 1827: Zur Chorprobe treffen sich die Aktiven jeden Dienstag (19.45 bis 21.45 Uhr) im "Bürgertreff Philanthropin", Hebelstraße 17. In den Chor werden noch am Singen in der Gemeinschaft interessierte Frauen und Männer aufgenommen. Kontakt: Vorsitzender Hans Riebartsch (Tel. 31 34 61). spt
Frankfurter Musikverein: Zur Orchesterprobe treffen sich die Bläser jeden Donnerstag, um 20 Uhr, in der "Josefsklause" in Bornheim, Berger Straße 133. Leiter des Orchesters (Big Band-Sound): Norbert Natho, Tel. 46 12 85; Dirigent: Hans-Joachim Eberhardt, Tel. 42 65 02. spt
Frankfurter Rudergesellschaft Oberrad: Die Mitglieder der Frauenabteilung des Vereins treffen sich zur Gymnastik mittwochs, ab 19 Uhr, im "Bürgertreff Depot", Offenbacher Landstraße 357 a. spt
Frankfurter Schützenkorps Oberforsthaus: Mitgliedertreffen sind jeden Mittwoch, 20 Uhr (Jugend 17 Uhr), und jeden Samstag, ab 19.30 Uhr (Jugend 17 Uhr), im Vereinshaus am Oberforsthaus. spt
Freiwillige Feuerwehr Oberrad: Die Wehr sucht noch Frauen und Männer (ab 17 Jahren) für den ehrenamtlichen Dienst in der Einsatzabteilung. Unterricht und Übungen sind alle 14 Tage donnerstags im Gerätehaus in der Offenbacher Landstraße 339. Die Jugendfeuerwehr nimmt Schülerinnen und Schüler ab zehn Jahren auf. Die Jugend trifft sich im Gerätehaus jeden Samstag, 15 Uhr. spt
Gesangverein Liederkranz Schwanheim: Der gemischte Chor probt jeden Donnerstag, 20 Uhr, in der TuS-Turnhalle, Saarbrücker Straße 4-6. Die Sängerinnen und Sänger bereiten sich unter anderem auf kommende Gastspiele vor. Weiter Auskunft zur Vereinstätigkeit gibt Norbert Müller unter Tel. 35 87 45. spt
Gesangverein Sängerlust Schwanheim: Zur Chorprobe treffen sich die Aktiven dienstags, 19.30 Uhr, in der TuS-Turnhalle, Saarbrücker Straße 4-6. spt
Gesangverein Teutonia 1921 Schwanheim: Chorprobe ist jeden Montag um 18.45 Uhr in der TuS-Turnhalle an der Saarbrücker Straße 4-6. spt
Gesangverein Vielharmonie in Sachsenhausen: Zu ihrer Chorprobe treffen sich die Aktiven jeden Donnerstag, immer 20 Uhr, in der Carl-Schurz-Schule (Eingang Schneckenhofstraße). spt
Goldsteinchor "Freundschaft": Der gemischte Chor probt regelmäßig montags, 20 Uhr, im Bürgerhaus Goldstein. Aufgenommen werden am Gesang in der Gemeinschaft interessierte Frauen und Männer. Weitere Auskunft gibt Manfred Kleiber unter Tel. 38 29 29. spt
Kameradschaft ehemaliger Berufsfeuerwehrleute: Mitgliedertreffen zum gemütlichen Beisammensein sind jeden ersten Dienstag im Monat (ab 15 Uhr) in der Gaststätte "Zur Stalburg", Glauburgstraße 80 (Nordend). spt
Karnevalverein "Die Schnaken" Sachsenhausen: Die Mitglieder der Tanzgarden trainieren jeden Montag (ab 17 Uhr die kleine Garde, ab 19 Uhr große Garde) in der Bergiusschule am Frankensteiner Platz. Weitere Informationen zum Vereinsgeschehen gibt die Geschäftsstelle unter Tel. 58 12 59. spt
Karnevalgesellschaft Wespen Oberrad: Die Tanzgarde des Vereins trainiert jeden Freitag (von 17 bis 21 Uhr) und jeden Dienstag (von 17 bis 20 Uhr) im "Bürgertreff Depot", Offenbacher Landstraße 357 a, am Buchrainplatz. spt
Karnevalgesellschaft Wespen Oberrad: Vereinsabend ist jeden zweiten Dienstag im Monat (20 Uhr) im "Bürgertreff Depot", Offenbacher Landstraße 357 a (Clubraum 2). Am gleichen Ort tagt der gesamte Vorstand jeden ersten Dienstag im Monat, jeweils um 20 Uhr. spt
Karnevalverein "Goldsteiner Schlippcher": Der Vereinstreff ist jeden Dienstag ab 20 Uhr im Bürgerhaus Goldstein, Goldsteinstraße 314. Die Mini-, Midi- und Maxigarde proben dort dienstags und donnerstags ab 17 Uhr. spt
Kleintierzuchtverein Goldstein: Zum Vereinsabend treffen sich die Mitglieder jeden zweiten Freitag im Monat (ab 20 Uhr) im Bürgerhaus Goldstein in der Goldsteinstraße 314. spt
Kneippverein Frankfurt: Der Verein bietet jeden Montag (16 Uhr) und Donnerstag (18 Uhr) Joga-Übungsstunden, außerdem jeden Dienstag (10 Uhr) leichte Gymnastik für Damen und Herren (16 Uhr Gymnastik für Damen und Herren) im Bezirksbad Süd, Textorstraße 42. Weitere Auskunft gibt Hannelore Kehlmann unter Tel. 39 17 78. spt
Laienspielgruppe Oberrad: Die Mitglieder der Laienspielgruppe treffen sich zur Probe jeden Samstag im Jugendkeller der katholischen Herz-Jesu-Gemeinde, Mathildenstraße 30 (ab 14 Uhr die Jüngsten, ab 15 Uhr die größeren Kinder). Jeden Freitag (18 Uhr) sind weitere Proben und Basteln für Kinder und Jugendliche (ab 19.30 Uhr auch für Erwachsene) im "Bürgertreff Depot", Offenbacher Landstraße 357 a (Raum 1). Nähere Auskunft über die Laienspielgruppe gibt Marlies Rosenfelder unter Tel. 65 21 70. spt
Musikzug "Blau-Gold" Schwanheim: Die Spielleute treffen sich zur Probe jeden Montag (20 bis 22 Uhr) im Vereinsheim, Alt-Schwanheim 2 (Bunker). Auskunft: Sigmund Henrich, Tel. 35 98 27. spt
Musikzug "Blau-Gold" Schwanheim: Der Verein nimmt noch Mädchen und Jungen in die Tanzgarden auf (Alter vier bis 20 Jahre). Die Ausbildung im Gardetanzsport erfolgt durch qualifizierte Trainerinnen. Geprobt wird jeden Dienstag (19 bis 22 Uhr) und Mittwoch (16 bis 22 Uhr) im Vereinsheim, Alt-Schwanheim 2a. Informationen gibt die Jugendwartin Margit Machka unter Tel. 30 74 19. spt
Radsportgemeinschaft 1890 Frankfurt: Zum Vereinsabend treffen sich Mitglieder und Freunde jeden Freitag (20 Uhr) im "Haus Ronneburg" in Preungesheim an der Gelnhäuser Straße 2. spt
Rollstuhl-Sport-Club Frankfurter: Der Verein sucht tanzbegeisterte Fußgängerinnen und Fußgänger, die Freude und Spaß daran finden, mit Rollis zu tanzen. Geprobt wird jeden Donnerstag von 20 bis 22 Uhr in der BG-Unfallklinik, Friedberger Landstraße. Auskunft gibt Horst Lozar unter Tel. 76 13 37. spt
Sachsenhäuser Akkordeonorchester: Die Aktiven proben jeden Donnerstag, um 20.15 Uhr (zweites Orchester ab 18.30 Uhr), in der Freiherr-vom Stein-Schule (Eingang Kaulbachstraße). spt
Sachsenhäuser Bergspatzen: Zur Chorprobe treffen sich die Sänger jeden Donnerstag, um 20 Uhr, im Bürgerhaus Südbahnhof am Diesterwegplatz (Klubraum). Am Mitsingen Interessierte können an der Probe teilnehmen. spt
Sängerchor der Lokbediensteten in Frankfurt: Zur ihrer Chorprobe treffen sich die Aktiven jeden Dienstag, 17.30 Uhr, in der Bahnbetriebskantine, Camberger Straße 17. spt
Schützengesellschaft "OberstSchiel" in Niederrad: Die Aktiven treffen sich zum Training und Protokollschießen in den Disziplinen Luftgewehr, Luftpistole und Zimmerstutzen jeden Dienstag und Freitag (jeweils ab 19 Uhr), im Vereinszentrum, Golfstraße 17. Nähere Auskunft über Vereinsangebote gibt Alfred Solz unter Tel. 67 23 85 und Tel. 28 41 90). spt
Singkreis "Frohsinn" Oberrad: Der Chor probt jeden Mittwoch (20 Uhr) im "Bürgertreff Depot", Offenbacher Landstraße 357 a. Nähere Informationen gibt Christa Giar unter Tel. 65 55 59. spt
Sport- und Spaßverein Frankfurt: Der Verein sucht noch Mitspielerinnen und Mitspieler für eine gemischte Volleyballgruppe. Training ist jeden Donnerstag (18 bis 20 Uhr) in der Anne-Frank-Schule, Fritz-Tarnow-Straße 29. Weitere Auskunft über die Angebote des Vereins unter Tel. 0 61 07 / 6 12 69. spt
Tanzsportkreis Goldstein: Die Aktiven treffen sich zur Übungsstunde jeden Montag, 20 Uhr, im Bürgerhaus Goldstein, Goldsteinstraße 314. Geprobt werden Folkore- und lateinamerikanische Tänze sowie Standardtänze. spt
Turngemeinde Schwanheim: Der Verein bietet "Sport für jedermann"; montags von 20 bis 22 Uhr in der Schwanheimer August-Gräser-Schule, Gerolsteiner Straße 2. spt
Turn- und Sportgemeinde Oberrad: Der Verein veranstaltet jeden Montag, Mittwoch und Freitag (jeweils 19 Uhr) "Lauftreffs für jedermann". Gelaufen wird in unterschiedlichen Leistungsgruppen vom Anfänger bis zum "Profi". Die Teilnehmer treffen sich am Parkplatz des Oberräder Waldfriedhofs (Buchrainstraße / Ecke Burgenlandweg). Weitere Auskunft über den Verein gibt Rolf Scondo unter Tel. 65 69 51. spt
Turn- und Sportvereinigung 1857 Sachsenhausen: Der Verein bietet Gymnastik für Frauen und Männer. Weitere Auskunft über den Verein gibt Brigitte Schmidt, Tel. 61 88 61. spt
Verein der Briefmarkenfreunde in Goldstein: Tauschtag des Vereins ist an jedem zweiten Sonntag im Monat (von 9 bis 13 Uhr) im Bürgerhaus Goldstein, Goldsteinstraße 314. spt
Vespa-Clup "Scooterlads" 1985: Die Rollerfahrer treffen sich jeweils mittwochs um 20 Uhr im "Ergo Bibamus" an der Eschersheimer Landstraße 401. Nähere Informationen dazu gibt Wolfgang Frey unter Tel. 51 10 91. spt
Vogelfreunde 1962 Goldstein: Zum Vereinsabend treffen sich die Mitglieder jeden ersten Freitag im Monat, um 20 Uhr, im Bürgerhaus Goldstein in der Goldsteinstraße 314. spt
Folklore-Tanzensemble Slawia: Anfänger und Anfängerinnen treffen sich jeweils montags, 20.30 Uhr, die Jugend trainiert montags ab 16 Uhr, und das Bühnentraining des Ensembles beginnt donnerstags um 19 Uhr im Bürgerhaus Südbahnhof am Diesterwegplatz. Nähere Informationen über die Arbeit der Folklore-Tanzgruppe sind erhältlich unter Tel. 61 25 78. spt
Landesliga Süd Die nächsten Spiele: Spvgg. Dietesheim - Spvgg. Langenselbold, Germania Ober-Roden - SV Mörlenbach (beide Sa., 16.00), SV Bernbach - SGK Bad Homburg, TSV Wolfskehlen - KSV Klein-Karben, Progres Frankfurt - SG Riedrode, FC Erbach - Italia Frankfurt, Spvgg. Neu-Isenburg - Bayern Alzenau, Vikt. Griesheim - SG Klein-Krotzenburg (alle So., 15.00). Landesliga Mitte Die nächsten Spiele: Viktoria Sindlingen - Alem. Niederbrechen, VfR Limburg - TSV Kirchhain, TSV Battenberg - FV Biebrich, SSV Dillenburg - Spfr. Burkhardsfelden, VfR Lich - SG Höchst, FC Herborn - TSV Grünberg (alle Sa., 15.30), FVgg. Kastel - RSV Würges, SV Wehen II - VFB Wetter, VfB Unterliederbach - VfB Gießen (alle So., 15.00). Landesliga Nord Die nächsten Spiele: Germania Fulda - SV Hünfeld, SG Gilsa-Jesberg - SG Dillich-Nass- Tro., ESV Hönebach - RSV Petersberg, Buchonia Flieden - Hermannia Kassel, Bad Hersfeld - KSV Baunatal (alle Sa., 15.30), TSG Wattenbach - SC Willingen, Hessen Kassel II - SG Bad Soden-Ahl (beide So., 15.00).
Die Diesterwegstraße soll anstelle der Holbeinstraße umgestaltet werden. Der Ortsbeirat 5 (Sachsenhausen, Niederrad, Oberrad) hatte dem Magistrat mitgeteilt, daß er es nicht für dringlich hält, die Straße zwischen Gartenstraße und Schaumainkai umzubauen und anderen Wohnstraßen den Vorzug gegeben. Daraufhin hat der Magistrat jetzt die Planungen für die Holbeinstraße zurückgestellt. kan
Vor allem die Kleinen fürchten um ihre Existenz: Rund um die Großmarkthalle stehen die Zeichen auf Sturm
PRAUNHEIM. Eine Fülle von kleinen Problemchen, die sich zu einem großen Problem summieren - das war das Fazit einer Bürgeranhörung des Arbeitskreises Verkehr im Ortsbeirat 7 zur Verkehrsberuhigung in den Praunheimer Siedlungen rechts und links der Ludwig-LandmannStraße. Gut 50 Bürgerinnen und Bürger kamen ins Gemeindezentrum der katholischen Christ-König-Gemeinde im Damaschkeanger, um mit den Ortsbeiräten und den Vertretern des Planungsbüros Peschke + Partner die einzelnen Punkte zu diskutieren.
In einer Fleißarbeit hatte die VIPS (Verkehrsinitiative Praunheim Siedlung) die Gefahrenpunkte in einer Liste zusammengefaßt und dem Ortsbeirat schriftlich vorgelegt. Da ging es um die Schleichspur durch den Fritz-Schumacher- und den Muthesiusweg, wenn die Heerstraße in der Hauptverkehrszeit überlastet ist. Dieser Schleichverkehr "schleicht" keineswegs durch die engen Siedlungsstraßen, sondern die Autos fahren viel zu schnell. Dadurch wird es an jenen Stellen gefährlich, wo die sogenannten Gartenwege unmittelbar in die Straßen münden. Eine Einengung der Fahrbahn könnte hier Abhilfe schaffen, Fußgänger und Radfahrer wären besser geschützt.
Aber auch die Radfahrer sind ein Problem in der Siedlung östlich der Ludwig- Landmann-Straße. Dort fahren die Schulkinder meist auf dem Bürgersteig und gefährden die älteren Leute, so hieß es in der mitunter kontrovers, aber immer sachlichen geführten Diskussion, bei der Versammlungsleiter Kurt Hofmann keine Schwierigkeiten hatte, den Abend ruhig und sachlich über die Bühne zu bringen. Zu überlegen sei, so Christian Bennert von der VIPS, ob man in diesem Bereich nicht einen Radweg anlegen könnte. Die Parkplatzmisere im Damaschkeanger "könnte vielleicht durch Schrägparkplätze auf den jetzigen Grünstreifen" behoben werden, war ein weiterer Vorschlag in der lebhaften Diskussionrunde.
Ebenfalls diskutiert wurden die Staus - "an die wollen wir uns einfach nicht gewöhnen" - auf der Heerstraße während der Rush-hour. Ein jahrzehntealtes Problem, das sich wahrscheinlich nur durch eine Ortsumfahrung lösen läßt. Als "Schnellösung" wurde vorgeschlagen, die sogenannte Pförtnerampel in Alt-Praunheim zu verlegen und vor der Praunheimer Gemarkung in Höhe der Guerickestraße eine zusätzliche Ampel einzurichten. Schließlich sei auch die Kreuzung Heinrich-Lübke-Straße / Kollwitzstraße in der Einfahrt zur Heinrich-Lübke-Straße nicht "gerade übersichtlich und sicher".
Das mit den Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung beauftragte Planungsbüro Peschke + Partner hat sich die Vorschläge notiert. Es wird sie nun überarbeiten und prüfen, "was machbar und was nicht machbar" ist und dem Ortsbeirat die entsprechenden Vorschläge schriftlich vorlegen.
Dann gibt es eine weitere Bürgeranhörung zum Thema "Verkehrsberuhigung in der Praunheimer Siedlung", ehe die Stadtteilpolitiker "Nägeln mit Köpfen" machen und entsprechende Beschlüsse fassen. "Ein Weilchen wird's schon noch dauern", meinte eine Bürgerin. rw
Bis zum Beginn des 21. Langener Reitturniers waren es nicht mal mehr 24 Stunden. Die Organisatoren des Langener Reit- und Fahrvereins hatten mitsamt ihren rund 30 Helfern ganze Arbeit geleistet - was konnte jetzt noch schiefgehen? Diese Frage beantwortete der Wettergott auf seine Weise. Das "Gewitter des Jahres" spielte mit "Oxer" und "Trippelbarre" Bauklötzchen. "Wie Domino-Steine" sah Mitorganisator Dieter Eichhorn die Hindernisse am Kronenhof "durch die Gegend fliegen." Durften sich die Veranstalter soeben noch über ihre Bewässerungs-Sondergenehmigung freuen, hatten sie alsbald redliche Mühe, der unerwarteten Wassermassen Herr zu werden. Mit Pumpen und eilig in den Boden geschaufelten Entwässerungsgräben wurde den 450 erwarteten Reitern der Weg ins Trockene geebnet. So hatte der grollende Himmel vor die 22 geplanten Spring- und Dressur-Prüfungen eine organisatorische Sonderaufgabe gesetzt. Daß diese mit Bravour bewältigt wurde und "trotz dem Unwetter" alles mal wieder wie "am Schnürchen klappte", führt Dieter Eichhorn auf die weitreichende Erfahrung des Planungsstabs zurück. So stand dem dreitägigen Wochenendturnier der Kategorie B also nichts mehr im Wege. Lediglich eine widerspenstige Wasserlache auf dem Springgelände hatte dem Entsorgungsmanöver getrotzt und irritierte fortan so manchen mit seinem Spiegelbild konfrontierten Vierbeiner.
Was unter derart ungünstigen Bedingungen begonnen hatte, endete vor allem für den Veranstalterverein mit einem großen Erfolg. Unter den aus ganz Hessen und den angrenzenden Bundesländern angereisten Sattelsportlern erwiesen sich die rund 20 Teilnehmer vom Langener Reit- und Fahrverein als besonders leistungsstark. So siegte im Dressurwettbewerb der Klasse L Gerhard Pietsch vom Reit- und Fahrverein Langen auf Largino mit 6,70 Punkten. Die für Mainz-Kostheim reitende Siw Heling erreichte auf Fleur d'Amour 6,50 Zähler und wurde gemeinsam mit der wertungsgleichen Kirsten Mueller (ebenfalls Reit- und Fahrverein Langen) auf Bopal Zweite. Im ranghöchsten Springen der Klasse M/A dominierte Jürgen Chirst vom PV Dreieich. Auf seinem Pferd Gucci blieb er als einziger fehlerfrei und galoppierte in 85,30 Sekunden obendrein auch noch als Zeitschnellster über den Parcours. Dahinter plazierte sich Lokalmatador Dietmar Koch (Reit- und Fahrverein Langen) auf Potenzial. Mit vier Fehlern und einer Zeit von 85,50 Sekunden wurde er Zweiter. Für Heiko Schmidt (Wetterauer Reitverein), der auf Lysander ebenfalls vier Fehler hinterließ, blieb bei einer Laufzeit von 89,90 Sekunden nur der undankbare dritte Platz.
Die spannendste Entscheidung kam im Springen der Klasse L zustande. Alle drei Erstplazierten blieben in diesem Wettbewerb fehlerfrei; allein die Laufzeit war hier ausschlaggebend. Die Rodensteinerin Christine Müller war am schnellsten beritten und siegte auf Bijou in 50,70 Sekunden. 51,60 benötigte der Langener Volker Keim mit L-Kapitano für den zweiten Platz. Gerhard Volk (Riedrode) wurde auf Lanzelot in 52,20 Sekunden Dritter. Die Sonderehrungen für den jeweils besten Spring- und Dressur-Reiter gingen in beiden Fällen an Teilnehmer aus Langen. In der Dressur dominierte Gerhard Pietsch, im Springen hatte Dietmar Koch die Nase vorn. Der Zweitplazierte des M/A-Springens war gleichzeitig erfolgreichster Teilnehmer des Veranstaltervereins. reh
Wie kann Herr Willutzki davon ausgehen, daß Ehe als eine Verbindung zwischen Mann und Frau angesehen wird? Ich sehe das nicht so (FR vom 20. August 1992 "Hunderte von homosexuellen Paaren gingen zu den Standesämtern").
Ehe ist ein öffentliches Bekenntnis zwischen zwei Liebenden mit allen Rechten und Pflichten, unabhängig von deren Geschlecht. Es entbehrt jeder Grundlage zu behaupten, daß nur eine Ehe zwischen Mann und Frau das "Wahre" ist.
Ich bin selbst Mutter zweier Töchter und möchte doch, bitte sehr, daß diese entscheiden können, ob sie die Ehe mit einem Mann oder einer Frau eingehen wollen.
Ferner finde ich es unverständlich, weshalb Schwule und Lesben keine Kinder adoptieren sollen. Sind es vielleicht doch Menschen zweiter Klasse?
In einer "normalen" Familie ist es doch so, daß die Kinder überwiegend von der Mutter betreut werden, während der Vater seiner Berufstätigkeit nachgeht.
In den Kindertagesstätten, im Kindergarten und im Hort sind es überwiegend Frauen, die die Kinder betreuen. Wo bleibt in dieser "normalen" Konstellation der Bezug zum anderen Geschlecht? Kinder werden auch hier überwiegend von einem Geschlecht betreut. Vom Schaden der Kinder in dieser Gesellschaftsstruktur habe ich bisher nichts gehört.
Bleibt mir nur zu hoffen, daß sich in den Köpfen der Politiker und anderer Kopflastiger etwas ändert, damit ich für meine Kinder beruhigt in die Zukunft schauen kann. Einer Zukunft, wo jeder Mensch frei und individuell für sein Leben entscheidet.
Anita Rieder-Pauli, Frankfurt am Main
Man traut seinen eigenen Augen und Ohren nicht. Die Arbeitgeberschaft lacht sich ins Fäustchen. Da bietet eine von Arbeitnehmern getragene Organisation (DAG), ohne langwierige Tarifverhandlungen mit der Lufthansa abzuwarten, ohne die Aktionäre durch Streik unter Druck zu setzen, ohne eine Urabstimmung über ein ausgehandeltes Ergebnis abzuwarten, nur aufgrund einer Firmenschieflage, den Ausverkauf langerkämpfter Tarifstrukturen feil (FR vom 18. August 1992 "DAG bietet Lufthansa Lohnsenkung an").
Sollen doch die Mehrheitsaktionäre, die durch den Transfer ihrer hochbezahlten, aber leider unfähigen Manager das Desaster zu verantworten haben, den Karren aus dem Dreck fahren. Nicht schon wieder die Arbeitnehmerschaft.
Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, daß durch den Druck der Pilotenschaft und gleichgestellten, hochbezahlten Managern, die ein Ende ihrer Privilegien vor Augen sehen, der Vorschlag auf Lohnkürzungen, längere Arbeitszeiten etc. öffentlich durch die DAG kundgetan wurde.
Eine Gewerkschaftsführung, die solche Schwäche zeigt, ist verbraucht und kampfunfähig. Sie muß dringend, müßte schon längst ausgewechselt sein.
Rolf Rech, Steinbach/Ts.
KREIS OFFENBACH. Das Land Hessen hat einen mit 5000 Mark dotierten Jugendnaturschutzpreis gestiftet, der erstmals 1993 verliehen wird. Damit sollen Jugendliche und Jugendgruppen ausgezeichnet werden, die sich in besonderer Weise um die Erhaltung der Natur verdient gemacht haben.
"Ich finde das gut, daß jetzt auch das Land mit einem Naturschutzpreis Jugendliche anregen will, sich verstärkt um den Erhalt unserer Umwelt zu kümmern", kommentiert der Erste Kreisbeigeordnete und Umweltdezernent Frank Kaufmann (Die Grünen) die Initiative des Landes. "Aufgrund meiner Kenntnis der hiesigen Aktivitäten auf dem Gebiet des Naturschutzes bin ich überzeugt, daß Bewerber aus dem Kreisgebiet sich mit guten Chancen beteiligen können."
Besonders angesprochen werden die Bereiche praktischer Arten- und Biotopschutz, öffentliche Aktionen zur Aufklärung der Bevölkerung über Naturschutzthemen, Erkundung ökologischer Zusammenhänge auf jugendgemäßem Niveau, Maßnahmen im Zusammenhang mit dem jeweiligen "Biotop des Jahres".
"Dies sind alles Themen", erläutert Kaufmann den Katalog, "wo natürlich auch im Kreis Offenbach noch weitergehende Initiativen notwendig sind. Vielleicht fühlt sich jetzt jemand durch den Wettbewerb herausgefordert, sich auch noch im Naturschutz zu engagieren."
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dürfen nicht älter als 25 Jahre sein. Vorschläge können ans Hessische Ministerium für Landesentwicklung, Wohnen, Landwirtschaft, Forsten und Naturschutz gerichtet werden. Sie sollen Lebenslauf, ausführliche Beschreibung der Verdienste wie auch Angaben über den zu ehrenden Menschen oder die Gruppe enthalten. Alle Vorschläge müssen dem Ministerium bis zum 1. April 1993 vorliegen.
Weitere Information, Teilnahmebedingungen und Stiftungserlaß gibt es beim Kreisjugendamt, Frankfurter Straße 74a, Offenbach, Telefon 069 / 806 88 91. ttt
RODGAU. Es ist längst Bestandteil der Weltgeschichte, daß die Vereinigten Staaten von Amerika und China als das volkreichste Land der Erde vor ein paar Jahren via Ping Pong-Diplomatie ihre jahrelang zerrütteten Beziehungen wieder einigermaßen in Ordnung gebracht haben. Tischtennis als Faktor von großer Politik.
Wenn in Rodgau und namentlich in Jügesheim auf dem Fußballplatz des Sportvereins an der Konrad-Kappler-Straße sonntags ein Tor fällt, dann hört ein halber Stadtteil hin. Die Anhänger sind so zahlreich, daß weder Erfolg noch Schmach am Sonntag den Anwohnern verborgen bleiben.
Anders bei den Tischtennisspielern. In der nur wenige hundert Meter entfernten Sporthalle der Wilhelm-Busch-Schule, vom Feuer Ende Mai weitgehend verschont geblieben, schon kurz danach wieder mit Strom und Wasser versorgt und benutzbar geworden, spielen beispielsweise an jedem zweiten Wochenende, samstags um 19.30 Uhr, sechs Mann der Turngesellschaft Jügesheim in der Hessenliga Süd um Satz und Sieg. Sie wünschten sich einmal so viele Zuschauer wie die Fußballer und Tennisspieler.
Aber da verlieren sich gerade 20 Leute am Rand der Halle, aufgebaut um die zwei Platten, und meistens handelt es sich noch um Angehörige der Spieler.
In Jügesheim gibt es, wenn nicht Weltklasse, so doch international hochwertigen Sport zu sehen. Angeführt wird die Rangliste von Matthias Ruppert, gefolgt von Frank Pinter. Mit Enes Gasic folgt auf Platz drei schon eine Spielerpersönlichkeit, einst jugoslawischer Nationalspieler, der die Handvoll um ihn schmetternder und schneidender ("schnibbelnder") Virtuosen sportlich betreut.
Aber das allein machte noch nicht den Reiz dieser Liga aus, gäbe es da nicht einen Gegner namens Dortelweil, der mit keinem geringeren als Jianquiang Wang anreist, einstiger Weltklassemann aus China mit höchsten Trophäen im Schrank.
Betreut werden die Jügesheimer Spitzenspieler von einem Gerd Zobel, der - und das ist kein Geheimnis - einiges "hineinbuttert" in sein Team. Denn für Gottes Lohn ist so eine Mannschaft heute nicht mehr zu halten, und auch wenn lediglich Enes Gasic auf der Gehaltsliste der Turngesellschaft steht, möchten die übrigen auch mal nach einem gemeinsam errungenen Sieg ein Abendessen spendiert bekommen.
Der Etat, den ein Jügesheimer Sportverein für seine acht Herren-, zwei Damen- und fünf Jugendmannschaften mit 20 000 Mark ausschütten kann, ist nicht üppig. Dafür lassen sich gerade mal 25 Pfennige Kilometergeld bei Auswärtsspielen bezahlen.
Aber die Öffentlichkeit nimmt kaum wahr, daß Tischtennis nach Fußball und "richtigem" Tennis an Nummer drei der Beliebtheitsskala rangiert. Wohlgemerkt bei Aktiven, nicht bei denen, die ihren Sport vom Fernsehsessel aus betreiben.
Im Kreis Offenbach gibt es weit über 120 Mannschaften, in Obertshausen ein Leistungszentrum. Die nicht zu unterschätzende Zahl der Betriebssportler liebt TT über alles.
Sicher: Heusenstamm mit einer Bundesliga-Mannschaft ist vom Bekanntheitsgrad die Nummer eins. Aber die Jügesheimer nehmen schon die nächste Position für sich in Anspruch. Die Hessenliga Süd, sagen sie, spielt auf höchstem Niveau. Da habe die Öffnung des Ostens eine Rolle gespielt. Seit dem Ende der sozialistischen Volksrepubliken versuchen Spitzenspieler von dort ihr Geld hierzulande zu verdienen. Aber auch Neuseeländer beispielsweise mischen beim Spiel mit der kleinen Zelluloidkugel mit.
Der Eintritt in die Sporthalle der Wilhelm-Busch-Schule zu Pokal- und Meisterschaftsspielen ist frei. "Höchstens", sagt Mannschaftsführer Gerd Zobel, "geht mal einer mit dem Hut herum". Und die manchmal angebotenen belegten Brötchen kosten, was sie eben beim Belegen kosten. Ein paar mehr Zuschauer dürften es sein. Gerd Zobel schwärmt vom Tischtennisclub Salmünster: "Da kommen 150 Schlachtenbummler mit Pauken und Trompeten auch mit zu Auswärtsspielen." JOCHEN NOTTROTT
Mit Interesse habe ich Ihren Artikel über die Situation der Kirchen im Osten Deutschlands gelesen (FR vom 19. 8. 1992 "Wenn das Dach nun aber ein Loch hat . . .").
Ich möchte Sie auf einen Aspekt hinweisen, der zur Verschärfung der Lage auch in den nächsten Jahren noch erheblich beitragen wird.
Mit Hilfe des Aufbaugesetzes und anderer "Rechtssetzungen" hat die DDR von 1952 bis 1976 vielen Kirchengemeinden der Kirchenprovinz Sachsen - und ich vermute auch anderen Landeskirchen - Ländereien, darunter auch Friedhöfe, "abgekauft".
Dieser Verkauf war formalrechtlich nach DDR-Gesetzen rechtmäßig, aber viele Pfarrer, die in der damaligen Zeit noch im Amt waren, sagen aus, daß Drohungen, Nötigungen und andere Repressalien diese "Verkäufe" begleiteten.
Jedermann ist bekannt, daß die Kirchengemeinden ihre Ländereien und die daraus erzielten Zinsen seit altersher zur Erhaltung ihrer Kirchengebäude benutzen. Die Mittel werden im Osten Deutschlands in Zukunft fehlen - für die Erhaltung der Kirchen eine bedrohliche Entwicklung.
Die jetzigen Nutznießer diese Ländereien - meist Landkreise und Gemeinden - sind im wesentlichen durch Widerstand der kommunalen Mandatsträger der CDU, FDP und leider teilweise auch der SPD nicht bereit, durch Rückkauf moralische Wiedergutmachung zu leisten. Auch der Tausch von Bodenflächen wird abgelehnt.
Das Vermögensgesetz gibt den Kirchengemeinden keine formale Chance auf Rückübertragung, wenn die Akten aus den 50er und 60er Jahren nicht mehr auffindbar sind oder "geändert" wurden und der Nachweis der Unredlichkeit nicht geführt werden kann. Manchmal kann man dort nämlich aus Randbemerkungen den unredlichen Verkauf nachweisen. Noch lebende Zeugen aus den damaligen Räten sind heute nicht bereit, Zeugenaussagen zu Gunsten der Kirche zu machen, weil sie sich dabei oft selbst belasten. Die Ämter für offene Vermögensfragen lehnen aus formalen Gründen die Rückübertragung ab.
Peter Eckardt (MdB), Clausthal-Zellerfeld
Touristische Tips
Nürnberg feiert Das größte Altstadtfest Deutschlands wird am 17. September auf einem "Dorfplatz" mitten in Nürnberg eröffnet. Bis zum 28. September sind rund 70 Veranstaltungen geplant, fast alle unter freiem Himmel. Herausragende Termine sind das Fischerstechen auf der Pegnitz, der Abend der unentdeckten Talente und ein internationales Seifenkistenrennen. Für Speis' und Trank sorgt der "Markt der Gastlichkeit" mit seinen 43 Fachwerkhäuschen. Wer mitfeiern will, kann eine Pauschale ab 74 Mark buchen. Auskunft: Congress- und Tourismus Zentrale, Postfach 42 48, 8500 Nürnberg, Telefon 09 11-2 33 60. Wochenende im Sauerland In das Naturschutzgebiet Westfeld-Ohlenbach (Sauerland) führt der Wochenend-Ausflug für Gruppen mit mehr als 15 Personen. Hauptprogrammpunkt ist eine geführte Tageswanderung über rund 20 Kilometer (Auskunft: Kur- und Freizeit GmbH, Weststraße 32, 5948 Schmallenberg, Telefon 0 29 72-40 44). Das Angebot gilt vom 11. bis 13. und 25. bis 27. September, vom 9. bis 11. und 23. bis 25. Oktober sowie vom 6. bis 8. November. Es kostet mit Übernachtung im Doppelzimmer, Halbpension, Hüttenabend und Frühschoppen 160 Mark.
"Rhein in Flammen" heißt es am 19. September, wenn die sich gegenüberliegenden Städte St. Goar und St. Goarshausen zum bekannten Feuerwerksspektakel einladen. Der romantische Felsen der sagenhaften Loreley und die beiden Rheinstädte mit ihren Burgen Katz, Maus und Rheinfels bilden die Kulisse für diese weithin bekannte Großveranstaltung. Auskunft über das gesamte Programm: Verkehrsämter in 5401 St. Goar, Telefon: 0 67 41-383 und 5422 St. Goarshausen, Telefon 0 67 71-427.
An den Aufenthalt Goethes vor 200 Jahren in Trier und Umgebung sowie in Luxemburg erinnert vom 28. September bis 28. November eine Ausstellung in der Stadtbibliothek Trier. Begleitend dazu gibt es vom 11. bis 16. Oktober und vom 15. bis 20. November ein Pauschalangebot ab 275 Mark, mit dessen Hilfe die Gäste den Spuren Goethes im Moseltal und in Luxemburg zu Fuß, per Schiff und Bus folgen können. Detaillierte Angaben über das Programm verschickt die Tourist-Information, Postfach 3830, 5500 Trier, Telefon 06 51 - 97 80 80.
Eine "Steillagen-Wanderung" an der Mittelmosel gehört zum Programm des Kurzurlaubs, zu dem Zeltingen-Rachtig einlädt (Auskunft: Verkehrsbüro, Uferallee 13, 5553 Zeltingen-Rachtig, Telefon 0 65 32-24 04). Das Angebot kostet je nach Unterkunft mit zwei Übernachtungen und Halbpension zwischen 189 und 267 Mark; im Preis enthalten ist auch der Schiffsausflug nach Bernkastel-Kues.
Herbstpakete für Urlauber hat Bad Liebenzell im Schwarzwald gepackt. Ab 651 Mark kostet die Erlebniswoche, die vom 24. Oktober bis 14. November mit Bewegungsbädern, Massagen, Trinkkur und Stadtführung gebucht werden kann. Bis 18. Dezember stehen Rückenkurse im Kalender. Sie dienen der Vorbeugung von Wirbelsäulen-Beschwerden und kosten ebenfalls ab 651 Mark. Auskunft und Information, auch über Golf- und Wochenend-Arrangements erteilt die Kurverwaltung, 7263 Bad Liebenzell, Telefon: 0 70 52-40 80.
Die Wälder in weiten Teilen Deutschlands stehen vor der schlimmsten Borkenkäferplage seit Jahren. Im südlichen Bayern sprechen die Forstbesitzer schon von einer Katastrophe. Auch in Rheinland-Pfalz, Hessen und Niedersachsen drehen sich die Motorsägen auf Hochtouren, um befallene Bäume umzulegen, damit sie aus dem noch gesunden Bestand geholt werden können. Die Holzpreise sind bereits deutlich gesunken. Manche Forstbauern sind nach Angaben des bayerischen Waldbesitzerverbandes in ihrer Existenz bedroht.
Fachleute nennen mehrere Gründe dafür, daß der Schädling sich in diesem Jahr so rasend vermehrt und seine Gänge zwischen Holz und Borke frißt. Am wichtigsten sei dabei das Wetter, zu heiß und zu trocken sei es gewesen - und das eben schon für drei Jahre, sagt Konrad Lautenschlager vom bayerischen Waldbesitzerverband. Der Käfer liebt die Wärme. Dazu kommt, daß nach den verheerenden Stürmen von 1990 noch vielerorts Bruchholz herumliegt. Der Borkenkäfer als sogenannter Sekundärschädling greift zunächst nur tote oder geschwächte Bäume an. Vor dort aus befällt das Insekt dann gesunde Bestände. Zwar wurden die Wälder nach dem Sturm durchgeforstet, "aber Zweige und Äste bleiben eben doch liegen, da kann man gar nichts machen", sagt der Geschäftsführer der deutschen Waldbesitzerverbände, Karl Giesen. Nach seiner Ansicht trägt auch die Luftbelastung mit Abgasen von Autos, Industrie und Haushalten zu dem Käferbefall bei. "Der Wald ist nachhaltig geschwächt, der Boden versauert und der Grundwasserspiegel vielerorts gesunken", sagt Giesen.
Hauptwaffe im Kampf gegen den Käfer ist die Motorsäge. "Ein Aufhalten des Käfers mit Gift ist illusorisch", meint Konrad Lautenschlager von den bayerischen Waldbesitzern. "Uns bleibt nur fällen und entrinden, aber auch dabei überholt der Käfer uns links." Die Waldbesitzer hoffen, daß es bald kalt wird, damit die Käfer sich nicht weiter vermehren.
Im Jahre 1991 war im bayerischen Staatswald eine halbe Million Festmeter vom Borkenkäfer geschädigt, das entsprach etwa 15 Prozent des Holzeinschlags. In diesem Jahr, so das Landwirtschaftsministerium, werde es wahrscheinlich mehr sein. Für die giftfreie Borkenkäferbekämpfung können die Waldbesitzer auf Antrag vier Mark pro Festmeter oder Raummeter Holz erhalten. Im Schutzwald, wo eine weitere Ausbreitung der Borkenkäfer besonders kritisch zu sehen ist, werden zwölf Mark pro Festmeter gewährt.
Nach Angaben eines Forstexperten wurden in Rheinland-Pfalz in vergangenen Jahr rund 400 000 Festmeter Holz von den Tieren geschädigt. Dieses Jahr hätten die Käfer bis August bereits einen ähnlichen Schaden angerichtet. "Die Höhe des Verlustes sei aber in Mark und Pfennig nur schwer auszudrücken. Auf dem Holzmarkt herrsche seit der Orkanserie vor zweieinhalb Jahren ein Überangebot. Die Preise liegen entsprechend um 50 bis 80 Mark unter dem Niveau von 1989.
Niedersachsen setzt trotz Massenvermehrung auch in diesem Jahr weiter auf die biologische Bekämpfung der Schädlinge. "Früher wurde Gift gegen die Borkenkäfer eingesetzt. Heute werden sie mit dem synthetisch nachgemachten Duftstoff der Weibchen in Fallen gelockt", berichtet Professor Hans-Jürgen Otto vom Landwirtschaftsministerium in Hannover.
Besonders die "Buchdrucker" und "Kupferstecker" genannten Unterarten seien eine Gefahr für die Fichten, die durch Umweltschäden ohnehin geschwächt seien. Natürliche Feinde hat der drei Millimeter große Käfer nach Angaben des Professors nicht. Ein Überblick zu den Schäden liege noch nicht vor. AP
Eigentlich hatte Margaret Namakula ihre Kinder ins SOS-Kinderdorf begleiten wollen. Doch die 35jährige plagen Schmerzen in den Gliedern, und der Magen drückt auch schon seit geraumer Zeit. Als sie zur beim Bugunda-Stamm üblichen Begrüßung auf die Knie fällt, schafft sie es nur mit schmerzverzerrtem Gesicht, wieder aufzustehen. Seit Monaten weiß Margaret Namakula von sich: Aids-positiv. Den Vater ihrer Kinder hat sie im Juni 1989 beerdigt. Todesursache: Aids. Die vier bis zwölf Jahre alten Kinder sind nicht infiziert. Sie sollen nun in Kakiri, 25 Kilometer von Kampala, eine neue Heimat finden. Dort hat das erste SOS-Kinderdorf im April 1991 seine Arbeit aufgenommen.
Vor ihrer von Bananenbäumen umgebenen Lehmhütte, die 15 Kilometer von der Hauptstadt entfernt in Mukono liegt, hat die Mutter die Kinder im Kreis um sich herum versammelt. Sie ermahnt sie noch einmal, sich gut zu benehmen. Dann verspricht sie: "Ich komme euch so bald wie möglich besuchen." Wie weh ihr der Abschied tut, läßt sich Margaret nicht anmerken. Doch die traurigen Augen sprechen Bände.
Im Juli, drei Monate nach der Eröffnung, hatte die 35jährige zum ersten Mal von dem Kinderdorf gehört. Sie zögerte nicht lange und bat, ihre Kinder dort unterbringen zu können. Damals wußte sie noch nicht, wann die tödliche Krankheit bei ihr ausbrechen würde. Daß es so schnell gehen würde, damit hat sie allerdings nicht gerechnet. Nun drängt die Zeit erst recht. "Ich möchte, daß meine Kinder eine Zukunft haben. Ich kann ihnen keine mehr bieten", hatte die Mutter gesagt.
Das hört Franz Benz oft. Seit der deutsche Projektleiter des Dorfes mit Hilfe eines staatlichen Sozialarbeiters Familien auf dem Lande besucht, weiß er sich vor Anfragen kaum noch zu retten. 30 Kinder leben mittlerweile in Kakiri, jeden Monat werden es mehr. Doch gebe es leider nur Platz für 110 Kinder, bedauert Benz. "Wir erkundigen uns sehr genau, ob die Kinder nur abgeschoben werden sollen oder ob sie wirklich nicht mehr durch Angehörige versorgt werden können. Und ein positiver Aids-Bescheid muß auch vorgelegt werden." Trotzdem ist das Hilfsangebot der SOS-Organisation nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Das weiß auch Benz: "Das Problem wird in den nächsten Jahren immer größer. Es wird immer mehr Aids-Waisen geben. Das Beste wäre, die Kinder in ihrer gewohnten Umgebung zu lassen und dort medizinisch und psychologisch zu betreuen."
Aids in Uganda. Seit dem ersten, 1983 im Süden des Landes bekannt gewordenen Fall hat sich die Zahl der Infizierten auf 1,5 Millionen - mehr als acht Prozent - erhöht. Bei rund 100 000 Erwachsenen und 13 000 Kindern ist die Krankheit inzwischen ausgebrochen. Mit dieser erschreckenden Bilanz gehört Uganda zu den Nationen, die am stärksten von der Seuche heimgesucht werden.
Und die Dunkelziffer ist hoch: Schätzungen sprechen von 4,3 Millionen Infizierten in den nächsten Jahren. 40 Prozent der Bevölkerung (17 Millionen) würden danach von der Immunschwächekrankheit betroffen sein. Die Hochrechnung stellte das Unicef-Büro Kampala auf. Sie erklärt sich unter anderem daraus, daß Aids in Uganda - wie in anderen afrikanischen Ländern - eine Familienkrankheit ist. Doch im Gegensatz zu den Nachbarländern Kenia, Tansania und auch westafrikanischen Ländern hält Uganda mit genauen Zahlen nicht hinter dem Berg, obwohl es der aufstrebenden Tourismus-Branche schaden könnte. Erst jüngst erklärte Präsident Yoweri Museveni: "Meine Strategie ist, offen über das Problem zu reden, weil das Leben unseres Volkes in Gefahr ist und das hat Vorrang, egal was passiert."
Das dramatische Ausbreiten der Krankheit könnte laut Unicef im Lande gestoppt werden, wenn die Ugander ihr sexuelles Verhalten änderten: weniger häufig ihren Sexualpartner wechselten, Kondome benutzten und ihre Geschlechtskrankheiten behandeln ließen. Deshalb werben jetzt die Medien ständig für Kondome. Täglich bringt das ugandische Fernsehen Videos, in denen vor allem der Ende 1990 an Aids verstorbene ugandische Sänger Philly Bongoley Lutaya vor der Seuche warnt. Im Rundfunk laufen stündlich Aufklärungsspots, die Zeitungen berichten fast in jeder Ausgabe über Aids. Die Aufklärungskampagne in der ehemaligen "Perle Afrikas" ist beispiellos.
Seit 1991 gibt es zudem eine von den Aids-Organisationen kostenlos herausgegebene Broschüre mit dem Titel "Leben in der Gemeinschaft mit Aids". Auf 59 Seiten wird dort in einfacher Sprache und vor allem mit anschaulichen Bildern erklärt, was es mit der Immunschwächekrankheit auf sich hat, wie man sich schützen kann und wie man mit ihr in der Gemeinschaft leben kann. Doch mit dem Schutz aus Gummi scheinen sich die Ugander schwer zu tun. Auch Präsident Museveni hatte sich zunächst gegen die Verbreitung von Kondomen ausgesprochen, stellte jedoch seine Meinung hintan, als der Gesundheitsminister mit Kondomen eine der offiziellen Aids-Kampagnen startete.
Nicht so die Kirche. Bischöfe der katholischen Kirche in Uganda - ihr gehören 30 Prozent der Bevölkerung an - hatten auf einer dem Thema Aids gewidmeten Konferenz erklärt, daß Kondome nur von Verheirateten benutzt werden sollten - zur Schwangerschaftsverhütung. Immerhin gestattet die Kirche auch demjenigen, der mit einem Aids-infizierten Partner zusammenlebt, ein Kondom. Bitterböse Kommentare in der ugandischen Presse waren die Antwort, die Kirche sollte doch endlich das Moralisieren lassen . . .
Aber nicht nur die Kirche verhindert wirksamen Schutz. Viele Ugander wissen einfach nicht, wie sie ein Kondom handhaben sollen. Vor allem die Landbevölkerung - rund 90 Prozent der Ugander - braucht Nachhilfestunden. So wundert es nicht, daß die Tageszeitung The New Vision" auch schon mal einen Artikel über ein Seminar zur Anwendung des Gummis bringt. Ob die Männer allerdings so dumm sind, wie es die Frauenrepräsentantin von Kalangala, Noelina Namugenuyi, ihren Ratskollegen glauben machen wollte, sei dahingestellt. Sie behauptete, daß manche Männer Kondome in ihrer Hand befestigten und anschließend überrascht seien, wenn ihre Frauen schwanger würden.
Wie dem auch sei: Aufklärung tut not. Vor allem, weil dem Kondom in Afrika ein schlechtes Image nachhängt. "Viele Leute verbinden es mit Prostitution und verbotenem Sex", erklärte der Vizepräsident und Innenminister, Samson Kisekka, auf einem Seminar zum Thema "Männliche Fruchtbarkeit und die Akzeptanz von Kondomen". Und Männer wollten nun mal nicht der Promiskuität verdächtigt werden. Doch es gibt auch welche, die behaupten, die Einstellung der Ugander gegenüber dem Schutz aus Gummi habe sich geändert. Einer von ihnen ist Warren Muzigirwa. Der stellvertretende Leiter des "Kampala Aids Information Centre" (AIC) will beobachtet haben, daß in der Beratungsstelle immer häufiger nach Kondomen gefragt wird. Sie sind dort kostenlos zu haben.
In der Beratungsstation im Zentrum der Hauptstadt unterziehen sich 2200 Klienten monatlich dem HIV-Test. Um ganz sicher zu gehen, werden die Leute gebeten, sich nach sechs Monaten einem Wiederholungstest zu unterziehen. Da auch dieser immer häufiger negativ ausfällt, glaubt Muzigirwa, daß immer mehr Ugander Kondome benutzen. "Vor allem junge Leute fragen immer mehr danach." So wie ein junger Kellner in einem Kampaler Hotel, der nachts um ein Uhr, bevor er sich auf den Heimweg begab, einen Kollegen um ein Kondom bat. Unauffällig sollte es über die Theke geschoben werden. Doch ein Hotelgast bemerkte die "Übergabe" - und lächelte dem jungen Mann aufmunternd zu. Der Kellner zog frohen Mutes von dannen.
Doch nicht nur die jungen Leute scheinen sich der drohenden Gefahr bewußt zu werden. Auch ugandische Frauen setzen sich langsam zur Wehr. Dies hat jedenfalls der AIC-Mitarbeiter festgestellt: "Sie lassen sich nicht nur testen, sie verlangen auch von ihren Männern, daß sie sich mitsamt ihren Zweit-, Dritt- oder Viertfrauen dem HIV-Test unterziehen. Und wenn diese nicht wollen, reichen die Frauen die Scheidung ein. Denn sie sagen: Es geht um Leben und Tod." Wie im Fall der Margaret Namakula . . .
Die gesamte Anlage kostet voraussichtlich rund 8,5 Millionen Mark und wird 60 Kindergarten- und 40 Hortkindern auf zwei Stockwerken Platz bieten. Zusätzlich kann auf der Dachterrasse gespielt werden, die zum Schutz vor der Witterung mit leichten Wänden versehen wurde. Besonders gut gelungen ist nach Ansicht des Baudezernenten die Küche. Dort kann gekocht und gegessen werden, ohne daß das Spiel der anderen Kindergruppen gestört wird, denn die Küche verfügt über einen eigenen Eingang. Mit Hilfe eines kleinen Aufzuges kann das Fortsetzung auf Seite 7
SULZBACH. Der Nachtragshaushalt steht auf der Tagesordnung für die Gemeindevertretersitzung am Donnerstag, 3. September. Außerdem beantragte die CDU, die Stellplatz- und Garagensatzung zu ändern. Breiten Raum wird die Diskussion über das Multiplex-Kino einnehmen. Die SPD beantragte, einen Bebauungsplan für das Main-Taunus-Zentrum mit Veränderungssperre aufzustellen, um das Kinoprojekt zu verhindern. Wie berichtet, folgte die Mehrheit im Planungs- und Bauausschuß diesem Antrag nicht.
Die Gemeindevertreter werden auch über einen Aufstellungsbeschluß mit Veränderungssperre für den Bereich "Berliner Straße" diskutieren und für den Bereich "Oberschultheißerei". Die Sitzung beginnt um 19.30 Uhr im Bürgerhaus. she
FRIEDBERG. Was hat es mit den Wechseljahren auf sich? Dieser Frage geht das Frauenzentrum mit einer Reihe von Abend-Seminaren nach. Am Mittwoch, 9. September, macht Christa Weschke den Anfang. Ab 20 Uhr spricht sie in der Usagasse 8 über "Frauen in der Lebensmitte - Frauen wechseln woher? - wohin?" Am 23. September informiert eine Friedberger Gynäkologin über die medizinische Seite der Wechseljahre. Am 7. Oktober wird Anne Bach Gymnastik- Übungen und Möglichkeiten der Osteoporose-Vorsorge zeigen. Am 21. Oktober klärt Ute Starck über Ernährungsfragen auf. Probleme im Eßverhalten sollen diskutiert werden, heißt es in der Ankündigung.
Der Eintritt zu den Vorträgen kostet jeweils acht Mark. In jeder Veranstaltung sind Diskussionen zum Thema vorgesehen. Bei Interesse kann eine Selbsthilfegruppe gegründet werden. Die hält Waltraud Merz vom Frauenzentrum durchaus für sinnvoll.
Während die Lebensmitte bei den Männern als die "besten Jahre" gälten, werde das Ende der Fruchtbarkeit bei den Frauen häufig mit dem Verlust von Weiblichkeit und Produktivität überhaupt gleichgesetzt.
Ohne genaue Information halte man die altersbedingen Veränderungen im Körper der Frau fälschlicherweise für problematisch oder gar krankhaft. nes
Die Auslosung im Pokalwettbewerb des Fußball-Bezirkes Frankfurt bescherte dem Büdinger Bezirksligisten SC Viktoria Nidda in Kloppenheim ein Traumlos: Oberliga-Spitzenreiter Kickers Offenbach wurde als Gegner zugelost und könnte Nidda eine vierstellige Kulisse bringen.
Einige Probleme bereiteten Bezirksfußballwart Richard Storck (Offenbach) dagegen die fehlenden Kreispokalsieger Frankfurts und im Hochtaunuskreis. Besonders der Hanauer Kreisvertreter SC Eintracht-Sportfreunde Windecken muß noch einige Zeit auf seinen (Auswärts-)Gegner warten. Die Nidderauer werden am 18. November (Buß- und Bettag) beim Frankfurter Pokalsieger antreten müssen. Für das Finale hat sich dort bisher die Spvgg. 05 Oberrad qualifiziert, der zweite Teilnehmer soll am 23. September im Treffen der letztjährigen Abonnementsieger und Oberliga-Konkurrenten Rot-Weiss Frankfurt gegen FSV Frankfurt ermittelt werden. Vermutlich müssen die Weitzel-Schützlinge zu einem der beiden Oberligisten. Der Vertreter des Oberligisten Rot-Weiss Frankfurt, Alex Caspary, signalisierte jedoch die Bereitschaft, auf dem Platz des Gegners anzutreten. Gleiche Töne sind beim FSV Frankfurt nicht bekannt. Er scheut eher das Risiko, spielt lieber vor leeren Rängen am Bornheimer Hang. Windecken will zu gegebener Zeit einen entsprechenden Vorstoß unternehmen.
Unklar blieb auch die dritte Begegnung, denn auch der Hochtaunus-Pokalsieger 91/92 (Spvgg. 05 Bad Homburg gegen TSV Vatan Spor Bad Homburg) stand bei der Auslosung noch nicht fest. Der Homburger Cupgewinner empfängt am 7. Oktober (19.30 Uhr) den Friedberger Cupgewinner KSV Klein-Karben. Der Gelnhäuser Kreispokalsieger FSV Bad Orb zog ein Freilos. Er muß in der zweiten Runde (im Dezember vorgesehen) zum Sieger aus Frankfurt/Windecken. Im zweiten Semi-Finale spielt der Sieger aus Nidda/OFC Kickers gegen den Sieger aus Bad Homburg/Klein-Karben. Da der Bezirk Frankfurt auf Landesebene (Hessenpokal) dieses Mal nur einen Verein entsenden darf, muß ein Endspiel ausgetragen werden. Es ist für Fastnachtsamstag auf neutralem Terrain geplant. Im Hessenpokal muß der Frankfurter Bezirkssieger zunächst beim Vertreter Gießen/ Marburg I antreten. hdp
HÖCHST. Vom Winter-Märchen-Wochenende über Frauenselbstverteidigung bis zum Buchbinden: das neue Programm der Evangelischen Familienbildungsstätte bietet im nächsten Halbjahr Kurse für Kinder und Erwachsene.
"In Höchster Kinderbetreuungsnot" heißt eine Sonderveranstaltung am Donnerstag, 24. September, bei der Mütter und Väter von 20 Uhr an im Johannes- Busch-Haus, Hospitalstraße 42-48, Erfahrungen austauschen können.
Mit dabei sind die Kinderbeauftragte im Ortsbezirk 6, Christine Schwab, und Michael Burbach von der Gesellschaft für Bildungsplanung und Jugendarbeit. Ziel des Abends ist es darüber hinaus, Ideen zur Selbsthilfe bei der Kinderbetreuung zu entwickeln.
Als "Tropfen auf den heißen Stein" angesichts der Betreuungsmisere versteht die Bildungsstätte ihren Kinderclub am Dienstag vormittag für Dreijährige ohne Kindergartenplatz. Mütter und Väter beteiligen sich abwechselnd an der Programmgestaltung und ermöglichen damit anderen einen freien Vormittag. Nur wenige Plätze sind hier noch frei.
Im Bereich "Eltern und Kinder" sind noch andere Kurse ausgeschrieben: etwa "Erziehen ist kein Kinderspiel", "Der Kindergeburtstag", "Kinder im Konsumrausch", "Geschwisterkinder - Rivalen oder Spielgefährten?" und "Rund um die Sexualität im Kinderzimmer". Der Bestseller "Warum Männer und Frauen aneinander vorbeireden" ist Grundlage eines Seminars; dabei soll es darum gehen, die Verständigungsschwierigkeiten zwischen den Geschlechtern abzubauen. Im Kursus "Selbstfindung durch Zwiegespräche für Paare" kann dann gleich praktisch geübt werden.
Wer lieber kreativ sein will, kann sich bei der Familienbildung im Aquarellieren, Nähen, Buchbinden und in Seidenmalerei unterrichten lassen. Sogar Teddys mit Gelenken und Brummstimmen werden in einem Seminar gebastelt.
Angeboten werden auch wieder Gesundheitstreffs, für die Teilnehmer von den Krankenkassen auf Antrag einen Zuschuß bekommen. Neue Energien freisetzen können Gestreßte in den Kursen "Atem - Bewegung - Enstspannung" und "Yoga mit Tiefenentspannung".
Für Leute, die ihren Arbeitstag im Bürostuhl verbringen, ist "Wirbelsäulengymnastik und Haltungsschulung" gedacht. Ums gesunde und hübsche Aussehen geht's im Kursus Kosmetik und Schönheitspflege.
Das Programm 92 / 93 kann bei der Evangelischen Familienbildung, Hospitalstraße 42-48, Telefon 30 65 09, bestellt werden. Bürozeiten: montags und mittwochs 9 bis 12 Uhr, dienstags 14 bis 17 Uhr, donnerstags 15.30 bis 17.30 Uhr. tos
Lange Gesichter gibt es zur Zeit bei den Benutzern der Deutschen Bibliothek in der Zeppelinallee. An der Auskunft und der Büchertheke müssen die Bibliothekare des öfteren den Kopf schütteln, wenn es um bestimmte Titel geht. "Im Moment nicht ausleihbar", heißt es bedauernd. Unter anderem sind die neuesten Hochschulschriften, ein Teil der Zeitschriften und der zwischen 1984 und 1988 erschienenen Literatur nicht zugänglich. Auch die "Kioskliteratur" genannten Groschenhefte bleiben im Regal.
Die "vorübergehende Notlage" erklärt die Assistentin der Generaldirektion, Erika Ditter, mit der provisorischen Lagerung der Bücher. Rund 60 Prozent der Bestände - etwa drei Millionen Titel - sind in drei Lagerhallen außerhalb der Bibliothek untergebracht. "Die Räume speziell in einem Magazin sind so schlecht zu entlüften, daß wir unseren Mitarbeitern nicht zumuten können, da rein zu gehen", sagt Erika Ditter.
In der Tat: Nur ein einziges Fenster, etwa ein Meter mal ein Meter groß, sorgt unterm Dach der Halle im Gallusviertel für Frischluft. "Wie in einem Backofen" speichere sich die heiße Luft, erklärt der Magaziner. Einer Mitarbeiterin sei in dem stickigen Raum schon schlecht geworden. Seit Beginn der Hitzeperiode im Juli sind die mehr als 500 000 Bände des Lagers nur in Notfällen ausleihbar. Bis mindestens Mitte September wird dies so bleiben. Dann soll die Halle mit Ventilatoren bestückt sein.
Auch mit den beiden anderen Lagern der Deutschen Bibliothek steht es nicht zum besten. In der Mainzer Landstraße sind die Bücher in einer ehemaligen Autowerkstatt untergebracht, wo sich zeitweise, so Erika Ditter, ein "barbarischer Gestank" ausbreitet. Der steigt vermutlich aus den alten Ölabscheidergullys aus - kein angenehmes Arbeitsklima. Das Staatsbauamt hat bereits Untersuchungen angestellt. Im Sachsenhäuser Magazin gibt es vor allem in der kalten Jahreszeit Probleme. Für die Magaziner wurde extra Winterkleidung angeschafft, damit die Mitarbeiter den Weg zwischen Lager und Transportauto unbeschadet überstehen. Als im vergangenen Winter auch noch die Heizung ausfiel, halfen auch Parka und Handschuhe nicht mehr. Die Ausleihe bestimmter Signaturen wurde deshalb für einige Zeit eingestellt.
Geeignete Lagerhallen seien schwer zu finden, erklärt Christa Hoos-Wilhelmi, Referatsleiterin für die Benutzerdienste, die Misere. Sie müssen bestimmte Bedingungen hinsichtlich der Luftfeuchtigkeit und der Temperatur aufweisen und möglichst schnell erreichbar sein. Hitze, Kälte und aufsteigende Dämpfe sind allerdings nicht der einzige Grund für die zuweilen lange Bearbeitungszeit. Die Zahl der Ausleihen steigt pro Jahr um rund 20 Prozent. Die Personalstärke sei jedoch gleich geblieben. Mit acht zusätzlichen Aushilfskräften versuche man über die Runden zu kommen.
Erst Ende 1996 soll sich die Lage spürbar verbessern. Im Neubau der Deutschen Bibliothek wird der gesamte Bestand unter einem Dach untergebracht, was eine Sofortausleihe ermöglicht. Anvisierte Bearbeitungszeit eines Bücherwunsches: 15 bis 20 Minuten. vo
Im Vorfeld des FDP-Bundesparteitages Anfang Oktober ist eine innerparteiliche Diskussion um den künftigen Kurs der Liberalen entbrannt. Der Parteivorsitzende, Otto Graf Lambsdorff, präsentierte seine Thesen mit dem Titel "Mut statt Mißmut". Unmittelbar nach Lambsdorff stellte der sozial-liberal orientierte Elbe-Kreis ein Papier vor. Unter der Überschrift "Chancen des Liberalismus im zusammenwachsenden Deutschland" wird ein "neuer Pakt mit den Gewerkschaften" gefordert. Liberale Politik müsse sozial verträglich und ökologisch orientiert sein. Die Schrift entstand unter der Federführung von Conrad Michael Lehment, Wirtschaftsminister von Mecklenburg-Vorpommern, Carola von Braun, Berliner FDP-Vorsitzende, und dem Bundestagsabgeordneten Wolfgang Kubicki. Wir dokumentieren sie im Wortlaut.
Den Winzern in den Dörfern der Côte d'Or brachte der alten Garain nur allzu gerne Post. Weil der trinkfreudige Briefträger aus Gevrey-Chambertin regelmäßig etwas zu lange in den Weingewölben verweilte, griff die burgundische Postbehörde eines Tages hart durch: Sie beschloß seine Strafversetzung in den höhergelegenen Teil der Côte, wo Rebläuse den Weinbau ruiniert hatten. "Oben angekommen erblickt man große, häßliche Hochebenen. Es sind brachliegende Felder, übersät mit kümmerlichen Büschen und kleinen Eichen", schrieb der burgundische Lokalhistoriker Gaston Roupnel 1913 in seinem Werk über den unglücklichen Postboten. "Die Dörfer sehen erbärmlich aus, am Fuße eines schroffen und mit Gebüsch überzogenen Hangs behaupten sich im Kampf gegen Geröllfelder vor Kälte zitternde Weinberge mit dünnen Rebstöcken, deren Wein wie Schrotkugeln in den Eingeweiden kratzt." An diesem Ort mußte jedem Weinliebhaber das Lachen vergehen.
Acht Jahrzehnte, nachdem diese wenig schmeichehaften Zeilen zu Papier gebracht wurden, soll nun auch im abgelegenen Hinterland der Côte d'Or (Hautes- Côtes) und im Nivernais der Tourismus einziehen. Diese Absicht hegt zumindest das Comité Régional de Tourisme (CRT): Die in Dijon ansässige Behörde will das geschichtsträchtige Burgund mit seinen festverwurzelten Traditionen nicht mehr länger auf weltberühmte Spitzenweine, Kunstschätze und architektonische Meisterleistungen - insgesamt vier Prozent der Gesamtfläche - beschränkt sehen. "Wir haben uns in den letzten Jahren immer stärker zum Transitland entwickelt", resümiert CRT-Mitarbeiterin Hannelore Durix. "Genaugenommen erblicken die Gäste nur die glänzenden Fassaden dieser Region", fügt sie hinzu. Sie möchte die Touristen von den ausgetrampelten Pfaden wegführen, damit sie "das Land und seine Bevölkerung von innen her erleben".
Den Einstieg in die touristische Landeskunde liefert das Musée des Art et Traditions Populaires des Hautes-Côtes im Dorf Reulle-Vergy südlich von Dijon. Das 1974 auf Betreiben des Regionalrates Jean-François Bazin eingerichtete und als Pioniertat gelobte Museum dokumentiert die lokale Geschichte, die Entwicklung der Handwerksbranchen und die für diesen Teil des Burgunds typischen Lebensformen. Leider hat sich die regionalistische Begeisterung der Anfangszeit mittlerweile gelegt, was man der leicht verstaubten Ausstellung zum Thema lokale Identität etwas anmerkt.
Mit ungebrochenem Elan kämpft die 70jährige Marie-Madeleine Garnier für ihre Dorfschule im Nachbardorf Champagny. Als vor 36 Jahren noch vier Kinder zur "Maitresse" in den Unterricht kamen, wurde die Gemeindeschule geschlossen. 1986 besorgte sich die resolute Marie-Madeleine Garnier den Schlüssel für die Eingangstür und richtete den Unterrichtsraum und die Lehrerwohnung originalgetreu ein.
Wer das Klassenzimmer der Ecole de village aus der dritten Republik besucht, fühlt sich in die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg zurückversetzt: An der Wand hängt eine Landkarte des um Elsaß-Lothringen gebrachten Frankreichs, Schulbänke mit eingelegten Schiefertafeln, Tintenfässern und ein massiver Kanonenofen sind erhalten geblieben. Im letzten Jahr verzeichnete der private Freundeskreis 2000 Besucher, was die Verwaltung von Champagny wenig beeindruckte: Nicht einmal Blumen wollte man um das Gebäude anpflanzen, "die sind ja froh, wenn niemand kommt", vermutet Marie-Madeleine Garnier. Gerade noch 26 Einwohner zählt Champagny, und wenn die Abwanderung anhält, wird das ganze Dorf bald ein Museum sein.
Wesentlich erfolgversprechender verläuft die touristische Entwicklung im Morvan, das in den letzten Jahren immer stärker hinter dem wirtschaftlichen Aufschwung der Hauptstadt Dijon zurückgefallen war. In dieser waldreichen Landschaft waren die Bewohner früher gezwungen, sich in anderen Teilen Frankreichs nach Arbeit umzusehen: Während die Frauen als Ammen in den bürgerlichen Haushalten von Paris ihre Dienste anboten, verdingten sich die Männer im Sommer als "galvachers" - Fuhrleute mit Ochsenkarren - im Süden. Heute bietet das "grüne Herz des Burgund" seinen Besuchern ein hervorragend gekennzeichnetes Wanderwegenetz, eine rustikale Küche und einfache Unterkünfte "chez l'habitant" für jene Touristen, die für Familienanschluß schwärmen. Die größte kulturelle Attraktion verdankt das Morvan dem französischen Präsidenten Mitterrand, der das Departement Nièvre 36 Jahre lang im Parlament vertrat und bis zu seiner Wahl zum Staatsoberhaupt als Bürgermeister von Château-Chinon wirkte. Als Dank für überwältigende Wahlergebnisse - das Nivernais heißt im Volksmund nicht ohne Grund "Département du Président" - entstand im restaurierten und umgebauten Kloster der Heiligen Clara von Château-Chinon das Musée du Septennat in Anlehnung an die siebenjährige Amtszeit des Präsidenten. In 17 Sälen befinden sich jene Geschenke, die Mitterrand bei seinen Staatsbesuchen überreicht wurden. Keramik, Vasen, Waffen mit Einlegearbeiten, kostbare Möbel mit Perlmutt- und Goldschmiedearbeiten verleihen dem Museum den Charakter einer orientalischen Schatzkammer, deren Kostbarkeiten nach jedem Staatsbesuch wundersam wachsen. Im Keller des Klosters zeigt "Tonton", wie die Franzosen ihren Präsidenten scherzhaft nennen, den Besuchern seine Zähne: Gigantische Elefantenstoßzähne erheben sich neben ausgestopften Großkatzen, die ausnahmslos auf der roten Liste stehen. Zumindest in diesem Teil des Museums werde ein weiteres Wachstum nicht angestrebt, versichert der für den Tourismus im Departement Nièvre zuständige Philippe Audoin. Septennat-Museum und die ebenfalls von Mitterrand ermöglichte Autorennstrecke bei Magny-Cours wertet Audoin als die zwei Haupttrümpfe seines Departements.
Ebenso ungewöhnlich für eine kleine Provinzstadt ist das Musée du costume, in dem die Konservatorin Annick Michelet die Welt vergangener Jahrhunderte rekonstruiert hat. Angeregt durch die Lektüre von Emile Zolas Roman "Au bonheur des dames" wählte sie eine museumspädagogische Darstellungsweise, die dem Besucher den Eindruck gibt, er bewege sich in der Welt der Belle Epoque. So setzt sie ihre Kostüme vor die Kulisse eines Opernsaals, nachgebaute Schneiderateliers und der Raum eines "grand magasin" vermitteln die Atmosphäre zu Zolas Lebzeiten.
Einblicke in die kaum bekannten Arbeitertraditionen des südlichen Burgund eröffnet das Musée de la Mine (Bergbaumuseum) in La Machine südlich von Dijon; das Gebiet um die weitläufig angelegte Arbeitersiedlung, deren Einwohner bis zur Vestaatlichung der Kohleindustrie fast ausnahmslos in den Betrieben der Familie Schneider arbeiteten, war 400 Jahre lang Pfeiler des Bergbaus im mittleren Frankreich. Um die Erinnerung an die "gueules noires", wie die Franzosen die Bergleute nennen, wachzuhalten, hat ein Freundeskreis pensionierter Kumpels in einem Schacht den unterirdischen Arbeitsbetrieb rekonstruiert. Camille Bonnot und Robert Tchang, dessen Vater nach dem Ersten Weltkrieg aus China nach Frankreich eingewandert war, schildern den Besuchern in dem Mine Image genannten Nachbau, unter welchen Bedingungen die Kumpels Kohle förderten und wie man in der Bergarbeitersiedlung lebte.
Wie die ehemaligen Textilarbeiter, die in der weiter südlich liegenden Stadt Chauffailles (Departement Saône-et- Loire) ein Webereimuseum (Musée de tissage) eröffnet haben, kämpfen diese Bergleute im wesentlichen ohne staatlichen Beistand um die Rettung des Erbes aus jener Zeit, als das Südburgund eine wichtige Stellung auf dem Gebiet der Kohleförderung und der Textilverarbeitung besaß. "Diese Museen sind Teil unserer Identität, sie stärken unser Selbstwertgefühl", erklärt der 63jährige Robert Tchang, der in dem Arbeitermuseum nicht zuletzt ein "Vermächtnis an die Nachwelt" sieht. THOMAS VESER
ADRESSE/ÖFFNUNGSZEITEN: Musée des Arts et Traditions Populaires, 21220 Reulle-Vergy, geöffnet vom 1. Januar bis 30. Juni nur Samstag, Sonntag und an Feiertagen von 14-19 Uhr und auf Anmeldung (Tel.: 0033 80 61 42 93 und 80 61 40 95). Vom 1. Juli bis 15. September täglich geöffnet von 10-19 Uhr.
L'Ecole de village de Champagny, 21440 Champagny, geöffnet sonn- und feiertags von 14-18 Uhr.
Musée du Septennat, 6, rue du Château, 58120 Château-Chinon, geöffnet vom 1. Juni bis zum 30. September von 10-19 Uhr. Vom 1. Oktober bis 31. Mai nur geöffnet Samstag, Sonntag, Feiertage und während der französischen Schulferien.
Musée du costume, 16-18, rue Saint Christophe, 58120 Château-Chinon, täglich geöffnet vom 1. Juni bis 30. September von 10-18 Uhr. Im Juli und August bis 19 Uhr. Vom 1. Oktober bis 31. Mai nur geöffnet Samstag, Sonntag, Feiertage und während der französischen Schulferien. Geschlossen 25. Dezember und im Januar.
Musée de la Mine, 1, avenue de la République, 58260 La Machine, geöffnet vom 15. Juni bis 15. September von 10-12 Uhr und von 15-19 Uhr. Dienstags geschlossen. Vom 15. September bis 31. Oktober und 1. März bis 15. Juni, geöffnet nur Sonntags von 14-18 Uhr. Geschlossen vom 1. November bis zum 28. Februar.
Musée de tissage (Webermuseum), 46 bis, rue du 8 mai, 71170 Chauffailles, Führungen im Juli und August täglich von 10-12 Uhr und von 14.30-18 Uhr. Übrige Zeit nur Mittwoch, Samstag und Sonntag.
HÖCHST. Seit Jahrzehnten beschäftigt er sich mit den Geheimnissen des menschlichen Gehirns. Und doch hat Adolf-Michael Bauer seinen eigenen Kopf stets ausgeschaltet, wenn es galt, wichtige persönliche Entscheidungen zu treffen. "Für jemanden, der etwas erreichen will, darf die Vernunft nicht zählen", sagt der Mediziner und zieht kräftig an seinem Zigarillo. Der Chef der Neurologischen Klinik im Höchster Krankenhaus kann sich zurücklehnen, denn nach 40 Jahren als Arzt wird er im nächsten Frühjahr den weißen Kittel endgültig ausziehen.
"Damals gab es Ärzte im Dutzend billiger", erinnert sich der 64jährige an die Zeit, als er sich zum Studium entschloß. Obwohl im Nachkriegsdeutschland viele Mediziner arbeitslos waren, ließ er sich - "unvernünftig wie ich war" - nicht von seinem Berufsziel abbringen.
Auch nicht von seinem Vater, der es lieber gesehen hätte, wenn der Sohn ins Baugewerbe eingestiegen wäre. Denn die Bauers waren allesamt Leute vom Bau gewesen, seit sie sich im 15. Jahrhundert in Flörsheim niedergelassen hatten. Und Adolf-Michael, der älteste unter vier Geschwistern, entpuppte sich gar als "Sonderling", anders ausgedrückt: "Ich war der erste Akademiker im Clan."
Daß seine Wahl auf die Nervenheilkunde fiel, hat zwei Gründe. Zum einen ist Bauer heute noch fasziniert davon, "über indirekte Hinweise, wie etwa Reflexe, dahinter zu kommen, was im Kopf vor sich geht". Zum anderen schätzt er andere Fachrichtungen als wesentlich weniger aufregend ein: "Wenn ein Oberschenkel absteht, sieht doch jeder, daß das Bein gebrochen ist."
Solche Äußerungen sind typisch für ihn. Adolf-Michael Bauer macht trotz seiner vielen Dienstjahre nicht den Eindruck eines "Gottes in Weiß", der über allem schwebt. "Ich bin eben ein praktischer Mensch - wie alle aus meiner Sippe." Und genau diese Fähigkeit wurde von ihm erwartet, als er 1965 von der Nervenklinik in Niederrad ins Höchster Krankenhaus wechselte. Galt es doch, eine Neurologische Klinik aufzubauen.
Dabei konnte er demonstrieren, nicht nur zu wissen, "wo die Nerven laufen", sondern auch, wie eine "wirtschaftlich orientierte Medizin" aussieht. Das Ergebnis der "Bauer(n)-Schläue": Seit 1985 verfügt das Städtische Krankenhaus über eine gut ausgestattete Neurologische Klinik, die in einem Neubau untergebracht ist und 150 Patienten aufnehmen kann. Daß davon 50 Betten auf die Psychiatrie entfallen, empfindet der Chefarzt als seine größte Leistung. Denn psychisch Kranke seien in unserem sozialen Gefüge ganz unten angesiedelt: "Wer einen Herzinfarkt hat, ist für viele noch immer ein besserer Mensch als einer, der Stimmen hört."
Was in einem Krankenhaus von Höchster Größe nötig ist, um die Patienten zu versorgen, und was es an organisatorischem Aufwand braucht, um "den Laden zu schmeißen", erfuhr er im Jahrzehnt zwischen 1980 und 1990 insgesamt acht Jahre lang - als ärztlicher Leiter des gesamten Hauses. Und für die Ausbildung des Nachwuchses an den Hochschulen findet er kritische Worte: "Dort werden vor allem Fakten und Tabellen auswendig gelernt."
Wie ein Arzt seinen Patienten mehr geben könne als bloße Diagnosen, das wisse kaum jemand: "Nur wenige bringen das Zeug mit, einer Oma auch mal auf die Schulter zu klopfen und zu sagen: Du, das kriegen wir schon wieder hin."
Auch wenn Bauer, wie er betont, stets Wert auf ein angenehmes Arbeitsklima für seine Mitarbeiter gelegt hat, sagt er: "Wer als Arzt was werden will, muß leidensfähig sein. Die knackigsten und tollsten Fälle kommen ohnehin immer erst am Freitag nach 17 Uhr."
Auf einen festen Feierabend will der schlanke Arzt auch in seinem immer näher rückenden Rentnerdasein verzichten. Hatte er bislang Studenten und junge Ärzte unter seinen Fittichen, so werden es künftig angehende Segler mit Adolf- Michael Bauer zu tun bekommen - als staatlich anerkanntem Ausbilder und Prüfer. Nebenbei auch im Vorstand des Landessegelverbandes aktiv, organisierte er im vergangenen Mai die erste hessische Ostsee-Regatta.
"Wenn die merken, da ist einer, der anpackt, hat man plötzlich jede Menge Pöstchen." Diese Erfahrung machten beide - der Mediziner, vier Jahrzehnte lang, und nun auch der Segler. leo
FLÖRSHEIM. "Frankreich - Sprache, Geschichte und Kultur" ist der Titel eines sechsteiligen Seminars der Stadt. Auftakt ist am Mittwoch, 2. September, 19.30 Uhr, im Flörsheimer Keller mit Bernd Blischs Vortrag über die Geschichte des Landes.
Fortgesetzt wird die Reihe eine Woche später, 9. September, an gleicher Stelle mit einem Referat über die Römer in der Provence. Im Wochen-Rhythmus erfahren die Teilnehmer Wissenswertes über die Sprache der Nachbarn, über "Leben wie Gott in Frankreich", über Mittelalter und Neuzeit und letztlich über das politische System. Anmeldungen und Auskunft im städtischen Kulturamt, Telefon 0 61 45 / 5 03 31. kkü
MAIN-TAUNUS-KREIS. Mit 10 000 Mark unterstützte der Kreis dieses Jahr die Arbeit der drei Elternschulen. Das umfangreiche Programm der Elternschule Taunus, der Evangelischen Familienbildung und der Arbeiterwohlfahrt nutzten voriges Jahr 7300 Interessierte. Wegen des großen Interesses will sich Erster Kreisbeigeordneter Gerd Mehler (SPD) auch kommendes Jahr für die Förderung der drei Institutionen einsetzen.
MAIN-TAUNUS-KREIS. 190 000 Mark gibt der Kreis in diesem Jahr aus, um Erziehungsberatungsstellen freier Träger zu unterstützen. Das Geld kommt dem Caritasverband in Hofheim zugute, sowie zwei Beratungsstellen in Wiesbaden, die vor allem Bewohner aus dem Westen des Main-Taunus-Kreises aufsuchen.
Zählt man die Beratungen der vom Kreis selbst eingerichteten Stelle in Bad Soden hinzu, suchten 560 Männer und Frauen Hilfe und kamen im Schnitt zehn- bis 20mal mit den Beratern in Kontakt.
Am häufigsten sprachen die Ratsuchenden Entwicklungs-Auffälligkeiten bei Kindern an, Schul- und Ausbildungsprobleme sowie Beziehungsprobleme.
Auch weil sie sich trennen wollten oder Anzeichen für sexuellen Mißbrauch bei ihren Kindern wahrnahmen, kamen Klienten in die Beratungsstellen. she
HATTERSHEIM. Das hat die Fußgängerzone noch nie erlebt: Mit flotten Sprüchen preisen die Marktschreier Ananas, Aale und Astern an. Vom 4. bis 6. September liefern sich die Schreihälse mit der losen Zunge Wortgefechte auf dem Hattersheimer Marktplatz.
Die Stimmbänder werden bereits am Freitag ab 14 Uhr strapaziert. Dann buhlen die 40 Marktschreier erstmals um die Gunst der Kundschaft. Angepriesen wird alles, was schmeckt: Obst, Wurst, Blumen und Fisch. Außerdem gibt es garantiert ein paar Weltneuheiten zu supergünstigen Preisen.
Fortgesetzt wird der lautstarke Wettstreit am Samstag um 9 Uhr und am Sonntag um 10 Uhr. kkü
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Theater / Musik / Literatur Mörfelden-Walldorf. Begegnungen mit Spanien und Portugal: Eröffnungsabend mit der Grupo de Danzas El Candil, Sa., 20 Uhr, Bürgerhaus Mörfelden; Konzertabend: Spanische Musik, So., 17 Uhr, Alte Waldenserkirche, Langstraße.
Groß-Gerau. Liebeslyrik und Prosa mit Jose F.A. Oliver, So., 20 Uhr, Kulturcafé.
Riedstadt. Musikalischer Frühschoppen mit der MPS-Band, So., 10.30 Uhr, Musisches Zentrum der Gesamtschule.
Nauheim. Theater Chawwerusch: Astoria, Sa., 20 Uhr, Saalbau, Bahnhofstraße 34. Kinos / Filme Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Der Rasenmähermann (Sa., 15, 19.30 Uhr; So., 15, 17, 20 Uhr); Doppelprogramm: Der Rasenmähermann + Otto, der Liebesfilm (Sa., 21.30 Uhr). - Bambi: Otto, der Liebesfilm (Sa., 15.15, 20.30 Uhr; So., 14.30, 16.30, 20.30 Uhr).
Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Brennpunkt L.A. - Die Profis sind zurück (Sa., So., 15, 17.30, 20.15 Uhr; Sa., 22.45 Uhr); Asterix - Sieg über Cäsar (So., 11 Uhr); Ein Hund namens Beethoven (So., 13.30 Uhr). - Rex II: Alien 3 (Sa., So., 15, 17.45, 20.30 Uhr; Sa., 22.45 Uhr); Feivel im Wilden Westen (So., 11, 13.30 Uhr). - Cinema: Otto, der Liebesfilm (Sa., So., 15.15, 18, 20.45 Uhr; Sa., 22.45 Uhr; So., 11, 13.30 Uhr).
Nauheim. Ried-Casino: Karl Valentin Kurzfilme (Sa., So., 17.30 Uhr; So., 21.45 Uhr); Die Hand an der Wiege (Sa., So., 19.30 Uhr); Horror-Doppelnacht: Schlafwandler + Friedhof der Kuscheltiere (Sa., 21.45 Uhr). Vereine / Organisationen Kelsterbach. Kelsterkult-Stammtisch, So., 19.30 Uhr, im Restaurant Split.
Büttelborn. Grillfest des Reit- und Ponyvereins, Sa., 19 Uhr, Reitplatz an der Kompostierungsanlage.
Naturfreunde: Wanderung in den Rheingau, So., 8 Uhr, am Ev. Gemeindehaus.Verschiedenes Mörfelden-Walldorf. Kinderfest: Jux around the JUZ, Sa., ab 15 Uhr, im Juz-Walldorf.
Groß-Gerau. Tag der offenen Tür bei der städtischen Musikschule, Sa., 13 bis 17 Uhr, im Wasserturm.
Rüsselsheim. Flohmarkt der Bücher, Sa., 9.30 bis 12.30 Uhr, Stadtbücherei, Am Treff 5.
Trebur. Treburer Markt: Römisch-Germanisches Handwerk mit der Gruppe Ars Replica, Sa., 9 bis 18 Uhr, am historischen Rathaus.
Kelsterbach. Kerb: Programm Sa. und So., ab 10 Uhr, Festplatz Nord. Ausstellungen Rüsselsheim. Kunst findet Stadt: Ausstellung der Kunstszene, Sa., 8 bis 13 Uhr; Führung 11 Uhr, im Rathaus.
Eröffnung: Figurative und expressive Malerei von Pierre Magnin, Evreux, Sa., 19 Uhr, Kunsthandlung Guthmann, Berliner Straße 33. Tag der Kulturdenkmäler Mörfelden-Walldorf. Sitzung des Denkmalbeirats mit anschließender Führung, So., 9.30 Uhr, Goldenen Apfel, Langasse.
Radtour der Arbeitsgemeinschaft für Walldorfer Geschichte zu historisch bedeutsamen Punkten, Treffen So., 10.30 und 14.30 Uhr, an der alten Waldenserkirche. Rundgang durch die Neutra-Siedlung, So., 16.30 Uhr, ab Hundertmorgenring/Finkenweg. Büttelborn. Rundgang der Gemeinde im und ums historische Rathaus, Sa., 10.30 Uhr.
Raunheim. Führungen in der alten Mönchhofkapelle, So., 11 bis 15 Uhr, auf dem Caltex-Gelände.
Riedstadt. Die ehemalige jüdische Synagogeist geöffnet So., von 11 bis 17 Uhr; Diavorführung: Bauen mit der Natur, 15 Uhr, Ortsteil Erfelden, Neugasse 43.
Trebur. Exkursionen durch den historischen Ortskern, Treffpunkt So., 10.45 und 14.15 Uhr, am alten Rathaus. Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin- Club", Schillerstr. 16, Tel. 0 61 05 / 7 67 60.
Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe, Steinweg 22: Begegnungstreff, So., 14.30 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 05 / 12 95.
Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Ärzte Mörfelden-Walldorf. Sa., 8 bis Mo., 8 Uhr: Notdienstzentrale, Schubertstr. 37 (Ärztehaus Mörfelden), Tel. 0 61 05 / 14 14.
Kelsterbach. Sa., 8 bis Mo., 7 Uhr: Notdienstzentrale Raunheim, Ringstraße 107, Tel. 0 61 42 / 2 33 50. Zahnärzte Kreis Groß-Gerau. Sprechstunden: Sa., 10 bis 12 Uhr und 16 bis 18 Uhr, So., 10 bis 12 Uhr, Rufbereitschaft, Sa., 8, bis So., 24 Uhr.
Nördlicher Bereich: Michael Max, Griesheim, Hofmannstr. 11, Tel. 0 61 55 / 26 93, priv. 0 61 55 / 7 73 09.
Südlicher Bereich: Ekkehard Glees, Bischofsheim, Schulstr. 4, Tel. 0 61 44 / 4 13 09; priv. 0 61 92 / 62 45.
Südliches Ried. Sprechzeiten: 10 bis 12 und 16 bis 18 Uhr. Sa. und So.: Dr. Unsoeld, Seeheim-1, Bergstr. 29, Tel. 0 62 57 / 8 12 71; priv. 0 62 57 / 8 34 57. Apotheken Kelsterbach. Sa., 12.30 bis 21 Uhr; So., 8 bis 21 Uhr: Flughafen-Apotheke, Terminal-Mitte, Abflug B.
Mörfelden-Walldorf. Sa. u. So.: Süd- Apotheke, Walldorf, Hunsrückstr. 7, Tel. 0 61 05 / 4 48 11.
Medikamenten- und Pflegenotdienst für Mörfelden-Walldorf / Kelsterbach / Raun- heim und Flörsheim: Fr., 20, bis Mo., 5 Uhr; Service-Nr. 01 30 / 82 10 10 (zum Ortstarif).
Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66. Frauenhaus-Initiativen Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.
Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.
(Ohne Gewähr)
Katja Lübke hat ihre erste Einzelausstellung. Eine ruhige Künstlerin und auch eine bescheidene. Nein, bislang fand sie ihre Arbeiten noch nicht abgerundet, noch nicht klar genug, zu bruchstückhaft und noch verschwiegen. Sie hat sich noch nicht wichtig genug genommen.
Ihre Gefühle, die schon. Besonders die Angst. Mit ihr setzt sich Katja Lübke, die noch nicht dreißig ist, die zunächst an der Offenbacher Hochschule für Gestaltung studierte und im vergangenen Jahr ein Gaststudium an Peter Weibels Frankfurter Institut für Neue Medien aufnahm, schon lange auseinander. Angst gibt den Anstoß zu vielen Arbeiten. "Das ist nicht nur negativ zu sehen", erklärt die junge Künstlerin, die in der Ausstellung in den Räumen des Berufsverbandes Bildender Künstler nur Zeichnungen zeigt. "Angst kann zu einer Blockade führen. Sie kann aber auch Antrieb sein." Angst ist indes nicht das Thema der Papierarbeiten, die mal in Graphit auf Reinzeichenkarton, mit Ölfarbe auf Transparentpapier oder mit einem Öl-Acryl-Gemisch auf Kupferdruckpapier ausgeführt werden. Angst bereitet nur den Weg.
Die Empfindung hemmender Angst wirkt wie der Wille, ihr produktiv zu begegnen, auf den Adrenalinspiegel, führt dazu, daß Katja Lübke helle Blätter mit dunkler Farbe bedeckt und in sie hineinkratzt und Farbsubstanz wie mit einem Hobel wieder aus der unversehrten Fläche herausschabt. "Schwarz - Weiß" hat sie ihre sehr schön und stimmig gehängte Ausstellung überschrieben, dabei weiß sie sehr wohl um die Farbigkeit des Lebens, um die feinen hellen und die sonoren Töne. "Der Mensch und dessen Gefühle", das ist die Partitur, an der Katja Lübke arbeitet. Vielfach bemalt sie auch die Rückseiten ihrer Papiere, das hintere schimmert ins vordere hinein, ruft eine Grauschattierung hervor, die es sonst nicht gäbe. Ganz wichtig ist für die Zeichnerin die "Spannung zwischen Linie und Fläche". Ihr eigenes Gefühl für den Raum will sie mitteilen, und das gelingt ihr. Ölfarbe wird kräftig verrieben. Katja Lübke kratzt ins Bild und wischt Pigmente wieder weg mit solcher Energie und Maßlosigkeit, daß sie sich vor einer Weile eine üble Verletzung an der Hand zuzog, die operiert werden mußte. Was macht sie jetzt? Weiter. Sie stellt sich selbst vor keine Wahl.
Unterschiedlich die Eindrücke vor ihren Arbeiten. Vereint zu zwei wandfüllenden Tableaus hängen in der BBK-Galerie zwei Dutzend Kupferdruckzeichnungen in einer von der Künstlerin vorgeschriebenen Anordnung. Von weitem wirken sie wie fotografiert: Partikel, Ausschnitte, Querschnitte von Landschaften, Erd- und Himmelszonen, so scheint es.
In Wirklichkeit kein Baum und kein Strauch, aber ungeheuer prägnante Linien, anhand derer Katja Lübke kontinuierlich Raumtiefe und abstrakte Bildgestalten erschließt. Anders die kleinen Graphitzeichnungen, die gegenständlich scheinen, vermeintlich einen Torbogen abbilden oder eine Nonne am Krankenbett, die ein wenig Formverwandtschaft zu einem Fischotter zeigt . . . "Jemand guckt und entdeckt, was er alles sehen kann", formuliert die Künstlerin vorsichtig. Ihre Gestaltungen sind eigentlich immer dies: Gefühlsfiguren. (Bis 7. September, Barckhausstraße 1-3).
DOROTHEE BAER-BOGENSCHÜTZ
KARBEN. 25 Jahre jung ist der Wetterauer Kreisverband des Arbeiter-Samariter-Bundes. Das Jubiläum nimmt der ASB zum Anlaß, sich in seinem Domizil in der Karbener Dieselstraße 9 während eines Tages der offenen Tür am Samstag, 5. September, der Öffentlichkeit zu präsentieren.
Die Besucher/-innen haben Gelegenheit, Räumlichkeiten und Fahrzeuge zu besichtigen und sich über die Arbeit des ASB zu informieren. Für das leibliche Wohl der Gäste wird gesorgt. Auch Kinder sind willkommen. mu
KARBEN. Nachdem die CDU bereits 1990 ein gemeinsames Vorgehen der Parteien zum öffentlichen Personennahverkehr abgelehnt und nun das Gesprächsangebot von Bürgermeister Detlev Engel zur Müllpolitik ausgeschlagen habe, sei deutlich geworden, daß es ihr nicht um ein "ausgewogenes Miteinander", sondern nur um "parteipolitisches Taktieren" im "Rahmen des bevorstehenden Kommunalwahlkampfes" gehe. Zu dieser Einschätzung sind jetzt Parteivorstand und Fraktion der SPD gelangt.
Noch 1991, so SPD-Fraktionsvorsitzender Fritz Amann, habe die CDU den Sozialdemokraten in der Müllfrage Machtgehabe vorgeworfen und eine gemeinsame "Müllrunde" gefordert. Nachdem diese geschaffen worden sei, hätte sich die CDU aus dem Gesprächskreis zurückgezogen. Ein 1991 "vollmundig" angekündigtes, eigenes Müllkonzept hätte die Union bis heute nicht vorlegen können. Offenbar wolle sich die CDU bei der Erarbeitung eines neuen Müllkonzeptes nur aufs "Schimpfen und Zetern" beschränken, vermutet Amann. mu
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 17
Niddas Wasser wird teurer NIDDA. Mit sechs gegen zwei Stimmen beschloß der Haupt- und Finanzausschuß am Dienstag die Anhebung des Trinkwasser-Preises um 20 Pfennig auf 2,15 Mark pro Kubikmeter. Damit wird die neue Grundwasser-Abgabe des Landes Hessen auf die Verbraucher umgelegt. Die durchschnittlichen 20prozentigen Wasserverluste im weitverzweigten Rohrnetz müßten verringert werden, hieß es während der Diskussion im Ausschuß. Besiegelt wird die Preisanhebung am 22. September im Stadtparlament.
SULZBACH. Von Januar an werden die Sulzbacher ihre Marmeladengläser, Weinflaschen und gläsernen Cremedosen nicht mehr in die grüne Wertstofftonne vor der eigenen Haustüre werfen, sondern in Glascontainer. Dies beschloß der Gemeindevorstand, das Parlament muß noch darüber beraten.
Von der FR befragt, ob dies nicht ein Rückschritt sei, sagte Bürgermeister Herbert Uhrig (CDU): "Das ist sehr wahr gesprochen." Das Altglas vor der Haustüre zu sammeln und abzufahren (Holsystem) sei bekanntlich erfolgreicher, als die Bürger damit zum Container zu schicken (Bringsystem). Doch das Duale System Deutschland (Der grüne Punkt) und die glasverarbeitende Industrie hätten vorgegeben, daß von Januar an Altglas nach Farben getrennt gesammelt werden muß. In der Gemeinde wäre dies auch technisch machbar gewesen. Eine Fragebogenaktion ergab aber, daß 65 Prozent der Befragten vorziehen, zum Container zu laufen, als braunes, grünes und weißes Glas in drei Körben getrennt aufzubewahren und darauf zu warten, daß es abgeholt wird.
Bisher steht vor jeder Haustüre in Sulzbach eine große grüne 240-Liter-Tonne, in die Papier, Glas und Metallabfall geworfen werden. Das Papier, das öfter mit zerbrochenem Glas durchsetzt ist, sei sowieso nur noch unter "allergrößten Schwierigkeiten" zu vermarkten, sagte Herbert Uhrig. Die grüne Tonne soll aber erhalten bleiben, auch wenn die 24 Glascontainer stehen. Die Sulzbacher sollen weiterhin Papier und Metallreste hineinwerfen und unter Umständen, wie in Hattersheim, auch Plastikabfälle.
Für die Glascontainer, die im wesentlichen dort stehen sollen, wo sie vor der Einführung der grünen Tonne zu finden waren, sucht die Gemeinde Paten, die sich für 50 Mark im Monat darum kümmern, daß die Standorte sauber sind. Es werden jeweils zwei Behälter aufgestellt. Einer für weißes Glas, der andere mit Trennwand für braunes und grünes. she
Er trifft fast immer ins Schwarze. Auf seine Sicherheit kann man Wetten abschließen: Franz-Josef Sinsel, Rollstuhlsportler aus Biebergemünd-Kassel, ist für den Fachbereich Sportschießen im Deutschen Rollstuhl-Sportverband (DRS) eine sichere Bank, wenn es vom 3. bis 14. September in Barcelona zu zweiten Mal um olympisches Edelmetall geht. Die Paralympics, die Olympischen Spiele der Behindertensportler, vereinen rund 3000 Athleten aus fast 100 Nationen in 16 Sportarten beim Kampf um sportliche Höchstleistungen.
Die Sportschützen sind im Medaillenkalkül der deutschen Equipe eine feste Größe. "Wir wollen in Barcelona mehr Medaillen holen als die Schützen während der Fußgänger-Spiele", verkündet Franz-Josef Sinsel selbstbewußt. Daß das Ziel durchaus realistisch ist, beweist ein Blick auf seine Erfolgsbilanz der letzten Jahre. Katapultartig schoß sich der 43jährige 1990 in die Weltelite, wurde im Vorjahr in Brügge Doppel-Europameister und stellte im Dreistellungskampf mit 1185 Punkten von 1200 möglichen einen Fabelweltrekord auf.
Das große Nervenflattern ob der Favoritenrolle für Barcelona bekommt Franz- Josef Sinsel deshalb noch lange nicht. "Ich sage mit immer: Leck' mich am Ärmel, ich will nur gut schießen, alles andere interessiert mich nicht", lautet die Devise für die Wettkampfvorbereitung. Gerade dort liegt die Stärke des Biebergemünders. Er bewahrt in der Stunde der Entscheidung dieselbe ruhige Hand wie im Training. Eine Fähigkeit, um die ihn so mancher beneidet. Daß er großes Talent für das Schießen hat, bekommt Fanz-Josef Sinsel immer wieder gesagt. In der Tat verlief sein Aufstieg in die Weltelite ohne Rückstoß. 1988 nahm Sinsel, der wegen Muskelschwunds auf den Rollstuhl angewiesen ist, beim "Schoppenschießen" in Wirtheim zum ersten Mal ein Luftgewehr in die Hand und ließ die Skeptiker mit einer tadellosen Serie schnell verstummen. Seitdem ist er Mitglied der Schießsportgemeinschaft Biebergemünd-Wirtheim und verhalf in diesem Jahr seinen Fußgänger-Kollegen zum Aufstieg in die zweithöchste Leistungsklasse in Hessen. Seine Behinderung im Wettkampf wird durch einen Ständer, bei dem der Gewehrlauf auf einer Pendelschnur aufliegt, weitgehend wettgemacht. "Die Benachteiligung bleibt allerdings. Durch die Pendelbewegung der Schnur bekomme ich das Gewehr niemals so ruhig wie die anderen. Deshalb werde ich in Wettkämpfen mit Fußgängern nicht über Mittelklasseniveau hinauskommen", erzählt Franz-Josef Sinzel, dessen Verein die Schießanlage behindertengerecht umgebaut hat.
Ganz anders ist es um Sinsels Chancen bei den Rollstuhlsportlern bestellt. Entsprechend der Schadensklassen wird mit jeweils gleichen Hilfskonstruktionen geschossen. Schon 1989 wurde Franz-Josef Sinsel, der bei den "Rollis" für den RSC Main-Kinzig startet, zweifacher deutscher Vizemeister, ein Jahr später war er international kaum noch zu bezwingen. Ein bis zwei Stunden wird täglich trainiert, bei Wochenlehrgängen der Nationalmannschaft sind es schon mal sechs bis acht Stunden: Konditionstraining, Technik, Konzentrationsübungen und Tausende Schüsse auf die kleinen schwarzen Scheiben. Zu den härtesten Kontrahenten im Kampf um paralympischen Lorbeer zählen die Schützen aus Korea und Österreich sowie etliche starke Einzelstarter. Doch wie gesagt: Franz- Josef Sinsel schert sich darum wenig. Immer mit der Ruhe, und dann ein Schuß ins Schwarze. OLAF DOROW
Sie waren kaum zu übersehen, die ihnen folgenden Streitgespräche nicht zu überhören. Nun werden uns die berüchtigten Werbeplakate der Firma "Benetton" auch noch im Museum vorgehalten. Das Museum für Moderne Kunst (MMK) zeigt noch einmal die Frühjahrs-Kollektion des Modehauses: Katastrophen, Leid, Gewalt und Tote, in groß aufgeblasenen Fotos, stets mit dem grünen "Benetton"-Signet markiert. Für etwa zwei Monate sollen die Reklamebilder im MMK hängen und noch einmal Stoff für Grundsatz-Diskussionen liefern, nunmehr auf musealer Ebene.
Den Tabu-Verletzungen des italienischen Textilherstellers scheint so eine weitere hinzugefügt. Erst verirrt sich die Werbung ins Leben, dann die Kunst in die Werbung.
Was die Skandal-Kampagne museumsreif macht, ist allerdings genau dieses: die Abkehr von der Inszenierung der heilen, künstlichen Werbe-Welt im Fotoatelier. Wo der pastellige, weichgespülte Schleier üblicher Reklamefotos wegfällt, der Blick frei wird auf die weniger lieblichen Ansichten der realen Welt - da muß natürlich von Grenzverletzungen geredet werden.
Genau dieser Punkt interessiert das MMK - genauer: Jean-Christophe Ammann als Direktor. Denn auch hausintern ist die Plakatierung des Museums nicht unumstritten. Ammann lobt den "strategischen Durchbruch" des Unternehmens. Als "scheinheilig und oberflächlich" kritisiert MMK-Mitarbeiterin Eva von Platen "Benettons" Botschaften.
Vielleicht haben sie beide recht: Der Durchbruch ist natürlich wohl kalkuliert, auf langfristige Image- und Umsatz-Steigerung spekulierend. Aber das schmälert die Wirkung der Bilder nicht.
Diese wieder ins Blickfeld zu rücken, nachdem die Debatten vor allem um das Phänomen "Benetton" und Fragen der Ethik kreisten - das ist die Leistung des Museums. Denn die Qualitäten dieser Fotos lassen sich nicht übersehen. Es sind Bilder, die auf exemplarische und emotional bewegende Weise - aber ohne drastische Schock-Effekte - Themen unserer Tage veranschaulichen. Ohne Weichzeichner, auch ohne die aseptische Glätte vormaliger "Benetton"-Plakate. Keine fröhlichen Rotzgören in bunten Pullis, die uns eine pflegeleichte Version der multikulturellen Gesellschaft vorgrinsen. Stattdessen Leid, wohin man blickt, rund um den Globus.
Natürlich bestehen diese Bilder auf keinem Kunst-Anspruch. Werbung hatte ihren Platz im Museum bislang dort, wo Künstler sich subversiv der industriellen Reklame-Strategien bedienten, um diese gegen ihren Sinn zu wenden. In der Pop-Art-Abteilung der Sammlung Ströher hat das MMK diese Masche hinreichend abgehandelt.
Die numehr unverändert übernommene Werbung von "Benetton" gehört hingegen deshalb ins Museum, weil deren Fotos längst zum Gegenstand öffentlicher Kulturdebatten geworden sind. Diese Herausforderung der Werbung anzunehmen, statt sich mit kunstinternen Diskussionen zu bescheiden - dies hat Ammann als wichtige Aufgabe des Museums erkannt.
Für das MMK stellt sich das auch kaum als radikaler Bruch mit dem bisherigen Selbstverständnis dar. Daß auch journalistisch intendierte Bilder im Haus ihren Platz haben, beweist die permanente Ausstellung von Barbara Klemms engagierten Foto-Reportagen. Wichtig scheint für Ammann zunächst das gesellschaftliche Interesse an den Bildern zu sein. Das ist kein Populismus, sondern Mut zur Auseinandersetzung.
Sicher setzt Ammann selbst sich damit stets der Gefahr aus, ohne die Deckung der "sicheren" historischen Distanz zu operieren. Aktuelle, aber kurzlebige Phänomene könnten im Museum als überbewertet erscheinen. Der Vorwurf wird ihm beim Thema "Benetton" nicht erspart bleiben.
Dessen Brisanz kann allerdings kaum zu gering bemessen werden, angesichts der zahlreichen Plakatierungs-Verbote - auch in der Bundesrepublik: Der Anblick eines AIDS-Kranken auf dem Totenbett war der deutschen Öffentlichkeit nicht zuzumuten, ebenso das Bild vom Soldatenfriedhof: es sollte - zufällig - während der Zeit des Golf-Krieges an die Litfaßsäulen geklebt werden.
Dabei bleiben ästhetische Fragen keineswegs ausgeklammert. Die Gegenüberstellung von Kunst und Werbung im Museum läßt beide aus neuer Sicht erscheinen. Wie eine moderne Pietà wirkt das Foto eines sterbenden AIDS-Kranken, der von seiner Familie bis zum Tod umsorgt wird. Und das Bild der verzweifelten Flüchtlings-Massen aus Albanien, die um einen Platz auf dem Dampfer in die vermeintliche Sicherheit ringen - ist es nicht ein zeitgemäßes Historienbild?
Um die Glorifizierung der Werbefotos ist es dem Museum allerdings nicht getan. Die sechs Bilder hängen nicht in einem eigenen Saal, sondern im Leseraum im zweiten Stock, einem Ort, der zur Kommunikation, zum Gedankenstreit geschaffen ist. (Die Fotos hängen voraussichtlich bis Ende Oktober im Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10, Öffnungszeiten: dienstag bis sonntags von 10 bis 17 Uhr, mittwochs bis 20 Uhr, samstags 12 bis 19 Uhr).
THOMAS A. WOLFF
MAIN-KINZIG-KREIS. Nach dem Motto "Der nächste Winter kommt bestimmt" bietet das Schullandheim Bernau des Kreises Wintersportfreunden Gelegenheit zum Skilauf im südlichen Schwarzwald. Ziwschen Mitte Januar und Ende März sind im Schullandheim Plätze frei.
Unter der Telefonnummer 0 60 48 / 1408 oder 230 können Informationen eingeholt und Anmeldungen abgegeben werden.
Bernau im Hochschwarzwald gilt als relativ schneesicher, den Skifreunden stehen sieben Skilifte und 35 Kilometer präparierte Loipen zur Verfügung.
Die Kosten für Übernachtung und Vollpension betragen derzeit 24 Mark. Hinzu kommen die Fahrtkosten. Je Schulklasse/Belegergruppe sind zwei Betreuerplätze gebührenfrei. are
GROSS-GERAU. Noch einige wenige Plätze frei sind für Kurzentschlossene bei der vom 16. bis 20. September geplanten Fahrt des Vereins Kulturcafé in die polnische Partnerschaft Szamotuly. Dort sind unter anderem vier Aufführungen des Ensembles "Junge Bühne GG" mit Max Frischs "Andorra" vorgesehen. Freundschaftliche und kulturelle Kontakte seien besonders wichtig vor dem Hintergrund deutsch-polnischer Vergangenheit, aber auch Gebietsansprüchen Vertriebener oder steinewerfender Rechtsradikaler, ließen die Organisatoren wissen.
Der Teilnehmerbeitrag ist auf 150 Mark festgesetzt worden und schließt Busfahrt, Unterkunft in einem zum Hotel umgebauten Schloß und Ausflüge etwa nach Posen ein. Anmeldungen bei Helmut Lange, Tel. 0 61 52 / 4 06 20. cas
MAIN-KINZIG-KREIS. Die Polizei muß sich zu intensiv Aufgaben widmen, die genauso gut von anderen Diensten erledigt werden könnten. Deswegen käme ihr eigentlicher Auftrag - die Bekämpfung von Straftaten - zu kurz. Auf diesen Nenner sind Forderungen des CDU-Landtagsabgeordneten Aloys Lenz zu bringen, der damit - in einigen Punkten - bei der Polizei auf Zustimmung stößt. Neu sind die Klagen allerdings nicht.
Wolfgang Walther, Sprecher der Polizeidirektion Hanau, nennt einige Beispiele: Um ungültige Fahrzeug-Kennzeichen zu entstempeln, muß die Zulassungsstelle oft auf die Mithilfe der Polizisten zurückgreifen. Rund 1000 solche Fälle sind das jährlich im Main-Kinzig-Kreis, schätzt Walther. Eine andere Aufgabe seien Gefangenen- oder Werttransporte, die allerdings nicht übermäßig viel Personal binden würden. Wenig hält Walther von der Übertragung von bestimmten Aufgaben auf Private. Das sogenannte "Gewaltmonopol" müsse bei der Polizei bleiben.
Lenz schlug darüberhinaus ein "völlig neues System bei der Aufnahme von Bagatellunfällen" vor. Recht verwegen und wenig realistisch klingt seine Idee vom "Einsatz von gesetzlich vorgeschriebenen elektronischen Fahrüberwachungssystemen in Fahrzeugen". Am gesetzlichen Auftrag der Polizei vorbei geht sein Vorschlag, die Haftpflichtversicherer sollen mit einer "neu einzurichtenden Schadensaufnahmeorganisation" Unfälle aufnehmen. Walther dazu: "Die Polizei nimmt keine Schäden auf. Sie prüft bei Kollisionen, ob ein Verstoß gegen Gesetze oder eine Straftat vorliegt." Womit sie auch in Zukunft zu harmlosen Unfällen fahren muß, wenn dies von den Beteiligten verlangt wird. az
MAIN-KINZIG-KREIS. In Maintal-Bischofsheim, -Dörnigheim und Schlüchtern bietet die Kreisvolkshochschule einen Einführungskurs in dem Umgang mit einem PC an.
In Bischofsheim gibt es einen Kurs einmal mittwochs, von 17 bis 19.15 Uhr in der Erich-Kästner-Gesamtschule, beginnend am 2. September und einmal dienstags von 17.30 bis 19.45 Uhr, im Albert- Einsteim-Gymnasium. Beginn ist am 1. September. In Dörnigheim beginnt der Kurs am Montag, 31. August. Unterricht ist montags in der Dietrich-Bonhoeffer- Gesamtschule, von 19 bis 21.15 Uhr.
Dreimal wird der Kurs in Schlüchtern angeboten: montags und dienstags im Ulrich-von-Hutten-Gymnasium, montags von 18 bis 20.15 Uhr Uhr, Beginn am 31. August, und dienstags von 19 bis 21.15 Uhr, Beginn am 1. September. Donnerstags ist der Unterricht in der Berufsschule, jeweils von 19.30 bis 21.45 Uhr. Start ist am 3. September. are
HANAU. Sascha Streb ist gewissermaßen der Dienstälteste in der Hanauer Ökumenischen Nichtseßhaftenhilfe (ÖNH). Am 1. Juli 1991 begann der 20jährige aus Freigericht in der Breslauer Straße seinen Zivildienst. Nun hat ÖNH-Leiterin Karin Dhonau ihn verabschiedet und ihm als Geschenk Erinnerungsfotos auf den Weg mit nach Prag gegeben. Direkt nach seinem Dienstende in Hanau trat Streb die Reise in die tschechische Hauptstadt an, um dort für ein Jahr an einem Gymnasium als Lehrer für deutsche Konversation zu arbeiten.
Zur Nichtseßhaftenhilfe fand Streb, als er zu Schulzeiten einen Artikel für die Schülerzeitung schreiben wollte. Thema war damals die Wärmestube der Caritas, eine von mehreren Vorgängerinnen der ÖNH.
In einem persönlichen Rückblick findet sich auch der Satz: "Nichtseßhaftigkeit hat ganz und gar nichts mit dem Idyll der Freiheit zu tun, oft genausowenig mit dem Klischee vom Rauschebart und alten Mänteln auf der Parkbank und einer Halbliterflasche Export". Er frage sich oft, wie viele der ÖNH-Bewohner und -Besucher in der Stadt als "Berber" erkannt würden, wenn sie ohne Rucksack seien. Viele von ihnen, die draußen "Platte machten", seien ausgesprochene Frühaufsteher, weil sie vermeiden wollten, als "versoffene Penner" abgestempelt zu werden.
In der ÖNH gebe es zwar viel Eintöniges, aber auch "Tage und Leute, die die gehörige Portion Schwung und Phantasie mitbringen". So ist für 17. Oktober ein Fußballturnier geplant.
Viele "Berber" seien anfangs schüchtern gewesen, dann aber "langsam aufgetaut" und heute aus dem Haus nicht mehr wegzudenken. Er sei immer anständig behandelt worden von denen, denen der Ruf nachgeht, ihnen besser aus dem Weg zu gehen.
Den Zivildienst empfindet Streb grundsätzlich als lästige Pflicht, "weil unser Land noch immer nicht auf eine allgemeine Wehrpflicht verzichten kann oder will." Er schätze die gewonnenen persönlichen Erfahrungen, frage sich aber auch, wieso das "aufgrund eines Zwangssystems" geschehen müsse. him
Stell dir vor, es ist Kapitalismus, und keiner hebt sein Geld ab. Das gute Bare bleibt einfach bei Wind und Wetter auf der Bank liegen und verdirbt allmählich. Und dann will es erst recht keiner mehr haben. Das alles kann passieren - wenn es nämlich zu wenig Geld ist. Mit dieser Bemerkung ist die Zahl der möglichen Tatorte unseres Grusel-Szenarios schon sehr eingegrenzt. Es handelt sich um Rußland; das war leicht zu erraten.
Boris Jelzin, der Präsident, hat jedem Russen einen Gutschein über zehntausend Rubel versprochen, zu nutzen für den Aktienerwerb und einzulösen vom 1. Oktober an. Mit dieser zweiten Oktoberrevolution soll das Volkseigentum privatisiert werden, und die ewige Suche nach denen, die an der Nichterfüllung der Pläne schuld sind, hört endlich mal auf. Die Bürokraten, die bisher an Volkes Statt alles verwaltet haben, können sich dann ja als Manager bewerben; es fragt sich, wer sie nimmt.
Unter den Freunden der Konvergenztheorie - Sie erinnern sich: der Theorie, daß USA und UdSSR sich immer ähnlicher werden, bis zur Ununterscheidbarkeit - hat die Nachricht indes nur im ersten Augenblick Begeisterung und bald darauf denn doch Bedenken ausgelöst. Nicht auszudenken, wenn George Bush auf dieselbe Idee käme . . . Daß ihm die nordamerikanische Wirtschaft nicht gehört, ist kein Gegenbeweis. Die russische Wirtschaft gehört ja auch nicht Jelzin. In beiden Fällen verhält sie sich ziemlich genau umgekehrt, womit sich manche Regierungsentscheidungen übrigens recht gut erklären lassen. Hüben wie drüben.
Im übrigen ist die US-Ökonomie ein ganz anderes Paar Stiefel als die - ja, wie nennt man sie? Sowjetische Ex-Wirtschaft? Russische Wirtschaft? Oder vielleicht gussische Ökonomie?
Wie der Zufall so spielt, ist auf dem freien Markt in Moskau ein Paar Stiefel auf die Kopeke genau so viel wert Zwei Paar Stiefel wie ein Jelzin-Coupon. Hundertzwanzig Mark zum amtlichen Devisenkurs.
Wie das? Mehr Volksvermögen haben Iwan Iwanowitsch, sein Vater und sein Großvater in siebzig Jahren Sozialismus nicht erwirtschaftet? Da muß doch eine ganze Menge verschwunden sein . . . Brasilianische Verhältnisse, einfach collorful! Dort hat der staatstragende Präsident nur zehn Millionen Mark genommen, das ist ein Groschen pro Kopf der Bevölkerung; Kapitalismus macht also gar nicht so reich. Man redet in Moskau und St. Petersburg von der Mafia. Die könne man in diesem Zusammenhang von der Nomenklatura übrigens gar nicht mehr unterscheiden.
Was aber Präsident Boris Jelzin betrifft - der zieht sich diesen Stiefel gewiß nicht an. CAROLUS
SCHÖNECK. Eine neue Gelegenheit für alle, die gern schauspielern oder Spaß haben am Kulissenbauen, Soufflieren, Schminken bietet sich ab Mittwoch, 2. September, in Schöneck. Die Kolpingfamilie hat eine Theatergruppe gegründet und sucht noch Mitstreiterinnen und Mitstreiter.
Treffpunkt ist dazu um 20 Uhr im Pfarrsaal der katholischen Kirche in Kilianstädten. Ansprechpartner sind Martin und Sonja Ott, Lessingstraße 22, 5897. Ul
FRIEDBERG. Einen zweistündigen Schnupperkurs im Squaredance bietet der Verein Colorado Ranchers im Rahmen seiner "Open-House"-Abende an. An drei aufeinanderfolgenden Freitagen ab 11. September können Interessierte an den Clubabenden des Vereins teilnehmen und mit Hilfe der Clubmitglieder den Western-Tanz erlernen.
Die Clubabende beginnen um 20 Uhr im Bürgerhaus Dorheim. ub
HANAU. Die Hanauer CDU-Vorsitzende Margret Härtel hat Hanaus Oberbürgermeister Hans Martin (SPD) aufgefordert, "endlich" die Änderung des Asyl- Grundrechtsartikels zu unterstützen, was mittlerweile auch "die besonnenen Kräfte in der Bundes-SPD" wollten.
Die Hanauer Bevölkerung fühle sich offensichtlich von den politisch Verantwortlichen im Rathaus im Stich gelassen, wie der "große Zulauf" zu den Bürgerversammlungen zeige, wo es um Standorte für Unterkünfte in der Stadt ging. him
Sieben Wochen nach Ende der olympischen Leichtathletik-Wettbewerbe folgt für Läufer und Springer aus aller Welt der zweite Saison-Höhepunkt. Schon die Frage, wie der wohl heißen mag, stürzt aber das Publikum in Verlegenheit. Weltcup? Premiere 1977 in Düsseldorf; 1985 im australischen Canberra liefen Frauen aus der DDR, die diese Konkurrenz stets sehr ernst nahm, im Oktober (!) Weltrekorde, die noch Bestand haben: 41,37 Sekunden die Sprintstaffel in der Besetzung Gladisch, Rieger, Auerswald, Göhr und Marita Koch jene 47,60 Sekunden über 400 Meter, deren sauberes Zustandekommen erst jüngst wieder die französische Olympiasiegerin Marie-Josée Perec bezweifelte. Mehr gibt das Gedächtnis ohne größere Nachhilfe über den Weltcup nicht frei.
Ende September also finden sich Auserwählte aller Kontinente wieder zum Weltcup in Havanna ein. Sie sollten Fotoapparate mitnehmen und Bilder machen, denn die kurze Geschichte der Veranstaltung wird wohl in Kuba mit ihrer sechsten Auflage enden.
Der Deutsche Leichtahletik-Verband stellt zwar eine komplette Frauen-Mannschaft und hat auch Kandidaten für die Europa-Auswahl bei den Männern, doch viele Prominente haben schon abgewunken. Die Goldmedaillen-Gewinnerinnen und -Gewinner von Barcelona, Heike Henkel, Silke Renk und Dieter Baumann, gehen in der Karibik nicht an den Start; auf den Mittel- und Langstrekken der Frauen bleiben die Besten zu Hause.
War der Kampf der Erdteile von Beginn an umstritten, so hat der Internationale Verband (IAAF) später sein Kind selbst in die Ecke gestellt, da er erstens Weltmeisterschaften ins Leben rief und sie zweitens im vergangenen Jahr auf Zwei-Jahres- Rhythmus umstellte.
Die Erosion der Mannschaftswettbewerbe in der Leichathletik ist unaufhaltsam. Erfolge im Namen einer Nation oder eines Vereins werden zunehmend irrelevant. Bilaterale Ländervergleiche, vor 30 Jahren noch ein Hit im Sportjahr, haben sich erledigt; der Weltcup haucht seinen Geist aus; der Europacup hat an Bedeutung gegenüber den 60er und 70er Jahren mächtig eingebüßt; der Europacup für Klubmannschaften (doch, das gibt es) kümmert unbeachtet vor sich hin; die deutsche Mannschaftsmeisterschaft ist, zumal nachdem die Spitzenklubs Bayer Leverkusen und TV Wattenscheid ihr entsagt haben, eine Farce.
Anstelle dieser Konkurrenzen sind Sportfeste getreten, die den Kalender bis auf die Leerstellen zwischen Oktober und Dezember und im April bedecken. Der Trend entspricht der Ausbreitung des Profitums in der Leichtathletik und ihrem Charakter als Einzelsportart. Der Berufs-Athlet zieht Leichathletik-Teams verlieren an Bedeutung verständlicherweise bezahlte Arbeit unbezahlter vor und tritt nur dann gern ohne Gage an, wenn es die Plazierungen zu ergattern gilt, die die Basis seiner Vertragsverhandlungen bilden. Und das sind in einer Sportart, in der Athleten aus aller Welt ihr Geld meistenteils in Europa verdienen, Olympische Spiele, Welt- und Europameisterschaften.
Je lockerer die Klammer Nationalmannschaft und Klub wird, um so stärker tritt die neue Autorität auf: der Sponsor. Die Zeiten sind vorbei, in denen Nationale Olympische Komitees oder Fachverbände ihre Stars der Öffentlichkeit via Presekonferenzen präsentierten. Ob Olympische Spiele oder Weltmeisterschaften: heute führen Nike/Puma/Reebok/Asics/adidas/ Mizuno/Diadora ihre berühmten Produktträger vor, und zwar länderübergreifend. Die Sportartikler halten sich nicht an Grenzen auf, ihr Markt ist die Welt, und also suchen sie die Besten unter Vertrag zu nehmen, unabhängig von ihrer Herkunft. So kommt es, daß ein Ausrüster mit einem Algerier (Nourredine Morceli) und einer Mozambikanerin (Maria Mutola) wirbt, obwohl die Heimatländer der beiden für den Schuh-Absatz des Herstellers belanglos sind.
Die Kleiderordnung zeigt am sinnfälligsten den Trend. Selbst viele Athletinnen und Athleten aus den GUS-Republiken gingen auf die Sportfest-Tournee in diesem Jahr nicht mehr in ihren Klub-Leibchen sondern in Trikots von Sportartiklern.
Für die Leichtahleten in den USA, in denen es Leistungssport-Vereine im europäischen Sinne nicht gibt, ist es normal, nach dem College Mitglied zu werden in Vereinigungen, die Mazda TC oder Footlocker TC oder Team adidas heißen. Mehr und mehr Sportler aus anderen Staaten machen es ihnen nach. Unübersehbar auf den europäischen Sportfesten sind die kanariengelben Trikots von Larios, eines spanischen Unternehmens, das Afrikaner und Mittelamerikanerinnen ebenso für sich laufen läßt wie Spanier. Und in den (in diesem Jahr violetten) Hemdchen von Nike International treten Russen und Ukrainerinnen, Kalifornier und Australier an.
In ihren Sportvereinen werden viele dieser Leute als Karteileichen geführt. Sie sind nur noch Mitglied, weil ein Verband nur Vereinsangehörige zu Wettkämpfen zuläßt. Auch Boris Bekker und Stefanie Graf sind in irgendeinem Klub eingeschrieben.
Komischerweise weicht in der Leichtathletik just jener Verein am weitesten von dem Anti-Mannschafts- Trend ab, der dem Unternehmens-Typus am nächsten kommt. Der Santa Monica Track Club heißt schlicht nach einem Ort, führt keinen Sponsor im Titel und bemüht sich um so viele starke Sprinter, daß die Klub-Staffel die zweitschnellste der Welt ist. (Nur mit dem Mazda-Mann Mitchell ist sie unter dem Namen USA noch schneller.) Alle anderen Nationen laufen dem Profi-Quartett hinterher.
CHRISTOPH ALBRECHT-HEIDER
Vom Machtkampf der Eltern zermürbt Hanauer Familienberatung hat zunehmend mit Scheidungskindern zu tun Von Joachim Haas-Feldmann HANAU. Von 525 Familien, die die Hanauer Familien- und Jugendberatung im vergangenen Jahr betreut hat, waren mehr als die Hälfte Trennungs- oder Scheidungsfälle. Für die betroffenen Kinder bleiben die Eltern weiter Eltern, aber ihre Umnwelt hat sich oft nicht auf ihre Sichtweise eingestellt. Ungefähr jedes vierte Kind dieser Trennungsfälle wird daraufhin klinisch auffällig. Das Problem wird neben dem Bereich Gewalt gegen Kinder immer mehr zum Arbeitsschwerpunkt für Beratungsstellenleiter Wolfgang Reis und sein Team. Diese betrüblichen Tatsachen gehen aus dem Tätigkeitsbericht der Beratungsstelle für das Jahr 1991 hervor. Je nach Alter treten bei den am härtesten betroffenen Trennungs- und Scheidungskindern Verlust- und Trauergefühle ein. Sie werden emotional instabil und fallen in ihrer schulischen Leistung ab. Vom Machtkampf der Eltern sind sie überfordert, sie geraten gegenüber Vater und Mutter in Loyalitätskonflikte, psychosomatische Beschwerden häufen sich. Pubertierende finden schwer ihre Geschlechtsidentität. Jugendliche ängstigt, die Fehler ihrer Eltern zu wiederholen.
Die Prognose, die Leiter Wolfgang Reis auf wissenschaftlicher Basis stellt, klingt beunruhigend: Wenn die 1991 Geborenen volljährig sind, wird fast die Hälfte von ihnen nicht bei beiden leiblichen Eltern aufwachsen. Der "gesellschaftliche Wandel in den Familien" lasse solche Probleme in zunehmendem Maße Alltag werden.
Das Kinder- und Jugendhilfegesetz fordere einen Auftrag, die Betroffenen in ihren Entwicklungsbedingungen zu unterstützen. In Hanau sei dieser Auftrag bisher "nicht einmal im Ansatz erfüllt", sagt Wolfgang Reis. - Dazu paßt schlecht, daß der Erziehungsberatungsstelle eine personelle Auszehrung droht, weil ein Teil ihrer Landesmittel für die neue Kreis-Beratungsstelle abgezogen werden sollen (die FR berichtete). Reis erklärt dazu: Die Zahl der Anmeldungen steige ständig und die Krankheitsbilder würden immer problematischer. Doch schon die bestehende Personaldecke sei zu dünn, um den Anforderungen gerecht zu werden.
Die öffentlich geführte Debatte über das Ausmaß von Gewalt in Familien betrachten die Fachleute der Hanauer Erziehungsberatung als "sehr zweischneidig". Einerseits sei die Parteilichkeit für mißhandelte Kinder in der Öffentlichkeit zu begrüßen. Andererseits kursierten nicht fundierte Fallzahlen.
Reis zitiert seriöse Zahlen des Kinderschutzbund-Ehrenpräsidenten Professor Walter Bersch für die Bundesrepublik: mehr als 100 Kinder kommen jährlich durch Prügel zu Tode; weit über 300 000 Pseudoaufklärung Mädchen und Jungen werden in ihrer Kindheit so geschlagen, daß sie körperliche Folgen davontragen. Darüber hinaus sei davon auszugehen, daß viele Totenscheine für Kinder falsch ausgestellt würden, weiß der Ehrenpräsident.
Reis wendet sich gegen skandalisierende und pseudoaufklärerische Medienberichte, um nach BILD-Manier ein gesellschaftliches Problem zu vermarkten und Lesende zu selbstbefriedigenden Zuschauern schamloser Handlungen zu machen. Zu fragen sei, ob die Medien dieses Thema effekthascherisch, heuchlerisch und antiaufklärerisch ausnutzten oder es verantwortlich und sensibel in die Öffentlichkeit trügen. Für die von Gewalt in Familien Betroffenen stelle Skandalisierung und Etikettierung durch Aufdecken noch lange keine Hilfe dar.
Auch mißhandelnde Eltern, so die Erfahrung des Fachmanns, seien aus der Sicht der Kinder nicht zu ersetzen. "Blinde Parteilichkeit" schade den betroffenen Familien mehr, als sie nütze. Diesen fehle es in Hanau an einem kommunalen Handlungskonzept, wobei im Verbund Beratungsstellen, teilstationäre und stationäre Institutionen produktiv zusammenarbeitend Kinderschutz garantierten und Familien Hilfen böten. Der Versuch, die Gewalt nur wenigen Sündenböcken zuzuschreiben, verkenne, "daß wir alle Gewalterfahrungen haben und unter bestimmten Bedingungen in der Lage sind, Gewalt auszuüben".
1991 hatte die Hanauer Beratungsstelle mit 128 Familien zu tun, in denen es um interne Gewalt ging.
Vorbeugend und gemeinwesenorientiert arbeiten zu können, das wünscht sich Reis für die Beratungsstelle. Der Stellenwert der Kinder in Hanau beweise sich nicht nur durch das Ausmaß der geführten Debatten, sondern durch konkretes Handeln. Auch wenn das für einige unbequem sei, sei er "entsprechend meiner fachlichen Verantwortung" loyal der Verwaltungsspitze gegenüber.
HANAU. Die Frage nach der Zukunft des Grundrechts auf Asyl steht im Mittelpunkt der Informationsveranstaltung, die die Hanauer Jusos und der SPD-Ortsverein Nordwest am Sonntag, 13. September, von 10 bis 13 Uhr im Olof-Palme-Haus veranstalten. Der Bundestagsabgeordnete Bernd Reuter wird die Position der Sozialdemokraten vorstellen.
Es soll aber keine Podiumsdiskussion entstehen. Die Besucherinnen und Besucher werden ausreichend Raum zur Meinungsäußerung haben. Aufgelockert wird das ernste Thema durch das Musikkabarett von Tamarlan. gf
NIDDERAU. An den Nidderauer Wertstoff-Sammelstellen wurde in jüngster Zeit beobachtet, daß beachtliche Mengen an Plastik-Blumentöpfen und zugehörigen Sechser- beziehungsweise Zwölferpaletten aus Styropor und Plastik zum Müll gebracht werden.
Die Stadtverwaltung, die stolz behauptet, Nidderau nehme "dank der eifrigen Mitarbeit seiner Bürgerinnen und Bürger mittlerweile eine Spitzenstellung in Sachen Abfallentsorgung" ein, hat recherchiert, wie man am besten mit dieser Müllsorte umgeht.
Bei den in Nidderau ansässigen Gartenbaubetrieben und Fachgeschäften erfuhr sie, daß diese in der Regel Paletten von den eigenen Kunden ohne weiteres zurücknehmen. Entweder würden die von den Geschäftsleuten selbst wiederverwendet oder an die Großmarkthalle zurückgegeben.
Auch die Pflanztöpfe aus Plastik würden von den Freilandgärtnereien - am besten sortiert nach Größen - gern zur Wiederverwendung angenommen: Lediglich für empfindliche Treibhauskulturen, bei denen mit steriler Erde gearbeitet wird, benötigten diese nämlich fabrikneue Töpfe.
Wer umweltbewußt ist, hat also auch hier eine hervorragende Gelegenheit, die Umwelt und auch seine Restmülltonne zu entlasten.
Erster Stadtrat Heinz Appel rät den Blumen- und Gartenfreund(inn)en, sie sollten schon beim Einkauf von Topfpflanzen über die spätere Rücknahme der Paletten und Töpfe sprechen. Natürlich könne man die Plastikgefäße auch für eigene Anzuchtversuche wieder einsetzen.
Übrigens sei der Pflanztopf aus gepreßtem Altpapier, der mit den Jungpflanzen in die Erde gesteckt, von den Wurzeln durchwachsen wird und dann verrottet, schon im Kommen. Ul
HOFHEIM. Mit sieben Themen wird sich der Ortsbeirat Wildsachsen morgen, 1. September, befassen. Ab 20.15 Uhr stehen im Vereinsheim etwa die Änderung des Flächennutzungsplans für den Sportplatz, Schadstoffmessungen im Kindergarten und die Grundwasserabsenkung durch Wasserentnahme auf der Tagesordnung. Die Sitzung ist öffentlich. pms
HANAU. Ganzheitliche Massage hilft, geistig ruhig und klar zu werden. Sie lindert Streß und Angst und läßt den Körper als Ganzes bewußt werden.
Frauen, die die entsprechenden Methoden und Techniken lernen wollen, können das in einem Wochenendseminar des Frauenbildungszentrums am 26./27. September jeweils von 10 bis 17 Uhr. Anmeldungen unter 06181/254428 bei der Arbeiterwohlfahrt. gf
BUTZBACH. Geburtsvorbereitung, Gymnastik nach der Geburt und Traumdeutung sind die Themen dreier Kurse, die von der Arbeiterwohlfahrt ab September für Frauen angeboten werden. Am Mittwoch, 18. September, 19 Uhr beginnt der Kurs zur Schwangerschaftsrückbildung. Jeweils eine Stunde lang wird an zehn Abenden die Becken- und Bauchmuskulatur trainiert, und die Entlastung der Wirbelsäule geübt. Der Kurs kostet 50 Mark, ein Teil der Kosten wird von den Krankenkassen übernommen.
Die Botschaften aus dem Inneren zu verstehen, ist Ziel eines Traumdeutungskurses, der am Samstag, 19. September, von 15 bis 18 Uhr abgehalten wird. Die Kursleiterin will an diesem Samstag die weiteren fünf Treffen mit den Teilnehmerinnen planen. Mit "Ganzheitlicher Geburtsvorbereitung für einzelne und Paare" wird am Freitag, 18. September, um 20 Uhr begonnen. Neben Atmungs- und Entspannungsübungen wird auch über die erste Zeit mit dem Neugeborenen informiert.
Alle Kurse finden in der Begegnungsstätte in der Johann-Sebastian-Bach- Straße 26 statt. Anmeldungen werden montags bis donnerstags von 9.30 Uhr bis 12.30 Uhr sowie dienstags und donnerstags von 15 bis 17 Uhr unter Tel. 0 60 33/61 50 entgegengenommen. ub
UNTERLIEDERBACH. Im Frühjahr 1993 rollen auf dem Silogebiet wohl die ersten Bagger an. Wie die Hoechst AG ankündigte, soll möglichst bald mit dem Bau der "Gartenstadt" begonnen werden. Auf dem 24 Hektar großen Areal sind 1500 Wohnungen für Beschäftigte des Konzerns vorgesehen. Nachdem sich das Projekt jahrelang verzögert hatte, scheint Hoechst den Bau der ersten 50 Wohnungen nun anzugehen. "Grünes Licht" auch aus dem Umweltamt: Boden und Grundwasser seien kaum belastet, einer Bebauung des Geländes stehe nichts im Wege.
"Wir rechnen damit, im Frühjahr nächsten Jahres mit dem ersten Bauabschnitt beginnen zu können. Es ist geplant, in schneller Folge weitere Bauabschnitte zu erstellen." So antwortete Hoechst-Sprecher Ludwig Schönefeld dieser Tage auf die Frage der FR, ob der Konzern mittlerweile Konkretes zum Bau der "Gartenstadt" sagen könne. So lapidar die beiden Sätze klingen mögen, so brisant ist der Hintergrund. Denn die städtischen Planer warteten drei Jahre lang vergeblich darauf, daß Hoechst den ersten Bauantrag stellt.
Seit 1. August 1989 ist ein entsprechender Bebauungsplan rechtsgültig. Und seit diesem Tag hat das Unternehmen die Möglichkeit, mit dem Bau eines der größten Wohnungsprojekte in der Stadt zu beginnen. "Es ist für uns nicht erkennbar, warum Hoechst erst jetzt zu Potte kommt", sagte Michael Kummer, Referent im Planungsdezernat. Die nahezu wöchentlichen Gespräche hätten zu keinem vorzeigbaren Ergebnis geführt: Mal habe der Konzern als Hinderungsgrund den nötigen Schutz vor dem Lärm der nahen Autobahn genannt, mal die Trassenführung der geplanten Westumgehung.
Nach Auffassung von Michael Kummer hat auch ein Hoechst-interner, "wohnungspolitisch begrüßenswerter" Meinungswandel zu den Verzögerungen beigetragen. Waren ursprünglich überwiegend Einfamilien-Eigentums-Häuser geplant, so sollen jetzt vor allem mehrgeschossige Mietshäuser gebaut werden.
Von der jüngsten Meldung aus der Konzernzentrale zeigte sich Kummer zwar überrascht, "aber äußerst angenehm". Kummer betonte, daß die Stadt dem Chemieriesen mehrfach zugesagt habe, "alle baurechtlichen Fragen in seinem Sinne zu beantworten". Und: "Wir haben alle Türen geöffnet. Hoechst mußte nur noch durchgehen."
Das große Interesse der Römer-Verantwortlichen erklärt sich durch den Stellenwert, den die "Gartenstadt" in der städtischen Wohnungspolitik hat. Auf den Frankfurter Westen entfallen rund 40 Prozent aller Bauprojekte. Und von den insgesamt 6800 Wohnungen, die in Höchst und Umgebung bis zur Jahrtausendwende geplant sind, sollen knapp ein Viertel am Westrand Unterliederbachs entstehen - "ein komplett neuer Stadtteil" (O-Ton Kummer). Die Stadt steht unter Druck, denn monatlich lassen sich etwa 1000 Menschen in Frankfurt nieder.
Nicht bestätigt hat sich der Verdacht, daß der Untergrund des Areals mit Schadstoffen aus früheren Zeiten belastet sein könnte. Die Stadt hatte Hoechst aufgefordert, sowohl Boden und Bodenluft als auch Grundwasser zu untersuchen. "Alle Werte, die uns übermittelt wurden, sind unproblematisch", berichtet Umweltamtsleiter Jörg Hennerkes über das Ergebnis der firmeneigenen Messungen. Hoechst benötigte das "grüne Licht" aus der Umweltbehörde zwar nicht für die Bauanträge, darf aber nun zuversichtlich sein, daß das Gartenstadt-Projekt nicht doch noch durch die Diagnose "Altlast" gefährdet und damit letztlich viel Geld in vergifteten Sand gesetzt wird. leo
EPPSTEIN. Auch die Stadtverordneten aus der Burgstadt beenden die Sommerpause: Am kommenden Freitag, 4. September, wird wieder im großen Sitzungssaal des Rathauses I (Hauptstraße 99) debattiert.
Ab 19.30 Uhr geht es unter anderem um den ersten Nachtragshaushalt, die Vorbereitung zur Wahl des Ausländerbeirats, das Jubiläum "675 Jahre Stadtrechte Eppstein" im Jahre 1993. Auch über die Park-and-ride-Plätze am Bahnhof, die Gestaltung der Eppsteiner Straße in Niederjosbach und - beispielsweise - über das Konzept der Kinder- und Jugendhilfe soll gesprochen werden. pms
HÖCHST. "Weltkonzerne im Wandel" ist dieses Mal der Titel der Veranstaltungsreihe "Sozialethische Gespräche in Höchst".
An vier Dienstagen im Monat September referieren Fachleute der Heidelberger Werkstatt Ökonomie zu den Themen "Kollaps der Modernisierung oder Krise des Fordismus" (8. September), "Globalisierung und Vermachtung der Märkte" (15. September), "Vom Roboter zur lean production" (22. September) und "Strukturanalyse bei der Hoechst AG" (29. September).
Die Gesprächsabende beginnen jeweils um 19.30 Uhr im katholischen Pfarrheim in der Schleifergasse 2 - 4. Veranstalter sind das Evangelische Dekanat Höchst, die Evangelische Erwachsenenbildung, das Industrie- und Sozialpfarramt Frankfurt, das Katholische Bildungswerk und die Katholische Betriebsseelsorge. tos
Bürgerkriegsflüchtlinge im Kreis nicht erwünscht Wegen der Kosten Streit um Sozialhilfe und Asyl Von Jürgen Dickhaus HOCHTAUNUSKREIS. Birgitte Lubahn flüchtet sich in Zynismus. "Der Ehrlichkeit halber sollte man den Flüchtlingen eine Pistole spenden, dann können sie sich wenigstens erschießen", sagt die Vorsitzende des Neu-Anspacher Ausländerbeirates. Der Grund ihrer Empörung: eine Verfügung des Hochtaunuskreises an die kommunalen Behörden. Demnach wird Anträgen auf Sozialhilfe von Bürgerkriegsflüchtlingen aus dem ehemaligen Jugoslawien nicht mehr stattgegeben. "Aus humanitären Gründen" wird nur noch Krankenhilfe gezahlt. Zudem werden Flüchtlinge nicht mehr auf die Möglichkeit hingewiesen, Asylanträge stellen zu können. Sozialdezernent Peter Barkey erklärt hierzu: "Wir zahlen keine Sozialhilfe, wenn jemand nur deswegen nach Deutschland kommt. Und das ist bei Flüchtlingen aus Jugoslawien der Fall, denn die könnten genau so gut nach Slowenien gehen. Dort herrscht Ruhe." Die Anordnung, daß Flüchtlinge nicht mehr zu beraten sind, erkläre sich mit der "Sogwirkung", die ansonsten von dem Hochtaunuskreis ausgehe. Wer all das unmenschlich finde, der solle sich beim Gesetzgeber beschweren.
Pfarrer Herbert Leuninger von der Organisation "Pro Asyl" schüttelt angesichts dessen den Kopf. Er verweist darauf, daß Bürgerkriegsflüchtlinge zwar kein Asylrecht genießen. Dafür müsse jemand staatlich verfolgt sein - was nach deutschem Recht auf den nicht zutrifft, der "nur" vor einem Bürgerkrieg flieht. Asylanträge von Flüchtlingen aus dem ehemaligen Jugoslawien würden deshalb in aller Regel abgelehnt. "Trotzdem können Flüchtlinge natürlich Sozialhilfe in der Kommune ihres Aufenthaltsortes beantragen, soweit sie mittellos sind und keine Verwandten für sie aufkommen", sagt Leuninger. Damit ist er im Einklang mit Manfred Schäfer, Referatsleiter für Sozialhilfe im Wiesbadener Ministerium für Sozialordnung. "Jeder bedürftige Flüchtling ohne Verwandte hat Anspruch auf Sozialhilfe, wenn diese nicht sein alleiniges Motiv für das Herkommen war. Das ist bei Bürgerkriegsflüchtlingen natürlich kaum der Fall", sagt Schäfer.
Demnach müßte der Kreis also Sozialhilfe bezahlen. Nur bei Flüchtlingen, die einen Asylantrag stellen oder im Rahmen von offiziellen Kontingenten nach Deutschland kommen (bundesweit bislang zweimal je 5000), ist automatisch das Land zuständig - und genau hier liegt nach Ansicht von Herbert Leuninger der Grund für den Zusatz in der Verfügung. "Das Land Hessen hat schon mehrfach darüber geklagt, daß die Kommunen die Flüchtlinge aus Finanznot deshalb förmlich in den Asylantrag drängen. Wahrscheinlich will sich der Kreis nur pro forma absichern." Die Anordnung aber, Flüchtlingen aus Bosnien generell keine Sozialhilfe zu zahlen, sei "grotesk, denn diese Menschen sind doch nur hier, weil sie vor einem Krieg fliehen", so Herbert Leuninger.
Landrat Jürgen Banzer hingegen spricht vom "defizitären Haushalt" im Hochtaunuskreis; dieser erfordere einen sparsamen Umgang mit der Sozialhilfe. Gegenwärtig hielten sich rund 450 Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien im Hochtaunuskreis mit Ausnahme Oberursels und Bad Homburgs auf. "Für diese Leute können wir nicht Geld und Unterkunft leisten, anderenfalls wären das Kosten in Höhe von drei bis fünf Millionen Mark jährlich. Hier sind Bund, Land oder Verwandte gefordert", erklärt Banzer. Schließlich hätten die Verwandten ja eine "Verpflichtungserklärung" abgegeben, für den Unterhalt der Flüchtlinge aufzukommen - und ohne die jeder Flüchtling sofort an der deutschen Grenze abgewiesen wird.
Birgitte Lubahn nennt eine solche Argumentation "absurd". Es sei nicht einzusehen, warum die im Rahmen der offiziellen Kontingente nach Deutschland gekommenen Jugoslawen versorgt würden, nicht aber alle sonstigen Flüchtlinge. "Die Kraft der privaten Helfer reicht nicht ewig, irgendwann ist man überfordert." Sie kenne einen Familienvater, der seit Jahren in Deutschland lebt und plötzlich für acht Angehörige aufkommen muß. "Der muß doch versorgt werden. Es ist skandalös, daß man hier keine Sozialhilfe gewährt."
OBERURSEL · STEINBACH · KRONBERG · KÖNIGSTEIN V
MÖRFELDEN-WALLDORF. Die Stadt wird in diesem Jahr rund 200 000 Mark weniger Geld für ihren Wald ausgeben müssen als erwartet. Der Zuschuß für das am 30. September zu Ende gehende Forstwirtschaftsjahr reduziert sich dadurch auf 100 000 Mark, sagte Kämmerer Hans-Jürgen Vorndran.
Dr. Wolfram Hammes, Leiter des hessischen Forstamtes Mörfelden-Walldorf, begründete: Bei den neugepflanzten Kulturen - etwa 100 000 Pflanzen - habe es fast keine Ausfälle gegeben. Entsprechend geringer waren die Kosten für Nachbesserungen. Außerdem wurde beim Holzverkauf mehr eingenommen: Weil sich baumschädigende Käfer bei der trockenen Witterung ausbreiteten, mußte mehr Holz geschlagen werden.
Die Käfer sind derzeit das größte Problem. Davon betroffen ist vor allem die Kiefer, die siebzig Prozent des Stadtwaldes ausmacht. Der Rest sind Eichen. Der Anteil von Fichte und Lerche ist wegen Windwürfen und der Käfer von fünf Prozent auf "fast null" zurückgegangen.
Zum Stichwort Waldsterben sagte Hammes: Der gesamte Forstbezirk liege im hessischen Trend, wonach unabhängig von der Alterklasse "jeder zweite Baum geschädigt ist", also aufgrund von Imissionenswirkungen einer der vier Schadstufen angehört. Der Stadtwald von Mörfelden-Walldorf stünde "relativ gut" da, weil die Bäume in diesem Bereich eine gute Wasserversorgung hätten.
1993 muß die Stadt für ihren Wald noch weniger Geld ausgeben, um Wege instandzuhalten und zu pflegen. Im Waldwirtschaftsplan sind 70 000 Mark Zuschuß vorgesehen. Hammes kündigte an: Das Forstamt werde oberhalb der Revierförsterei eine Ausstellung für Schüler und Spaziergänger einrichten, die über Pflanzen und Tiere informiere. Die Kosten sollen 70 000 Mark betragen. lis
Nach beinahe zehnjähriger Unterbrechung ist der Ruppertshainer Reit- und Fahrverein seit letztem Jahr wieder unter die Turnier-Veranstalter gegangen. Ein "ordentliches finanzielles Polster" sowie die gelungene Mobilisierung großzügiger Sponsoren bildete die Grundlage für diesen Wiedereinstieg. So waren am vorletzten Wochenende weit über 100 Reitsportlerinnen und -sportler zum Dressur-Turnier gekommen. Pressewartin Doris Scholze zeigte sich von dem leistungsstarken Teilnehmerfeld angetan; nahezu die gesamte hessische Dressurreiter-Spitze hatte sich in Ruppertshain zusammengefunden. Dem rund 90 Mitglieder starken Verein kam diese positive Resonanz überregional bekannter Sattelsportler gerade recht - legen die Organisatoren doch Wert darauf, dem Turnier auch langfristig einen "exklusiven Anstrich" zu verleihen. Der bislang aus sechs Wettbewerben der Klassen S, MA und MB bestehende Prüfungskanon soll künftig um die noch anspruchsvollere Aufgabe Intermediaire I erweitert werden.
Abgesehen vom "großen Sport" zeigten sich die Veranstalter jedoch auch um die vergnügliche Zerstreuung von Mensch und Kleinvieh besorgt. Frei nach dem Motto "was den Pferden recht ist, kann den Hunden nur billig sein" hechelten am Samstag Nachmittag die sportlichen unter den anwesenden "Bello's" über den eigens installierten Hunde-Parcour. Da hatte das Rahmenprogramm am Sonntag schon einen ernsthafteren Hintergrund. Im Rahmen einer Voltigier-Vorführung durften die allerjüngsten Vereinsmitglieder ebenfalls ihr Können demonstrieren.
Die ausgewachsenen Sportler bemühten sich dann in der S-Dressur um gute Leistungen. Hessenmeister Paul Schmid (Darmstädter Reiterverein) siegte auf Vaquero mit 820 Punkten vor der Büttelbornerin Wibke Lippert, die auf Furiano 812 Punkte erreichte und damit Zweite wurde. Rang drei belegte Anja Ploenzke (RV Naurod) mit Lester Piggot und 806 Punkten. Beste Teilnehmerin des Veranstaltervereins war Christiane Eberwein, die auf den Pferden Kern (795 Pkt.) und Löwenherz (786 Punkte) den fünften und sechsten Platz belegte. In der leistungsmäßig noch anspruchsvolleren St.-Georgs-Spezialprüfung bot Christiane Eberwein auf Löwenherz (805 Pkt.) die beste Vorstellung. Anja Ploenzke konnte sich in dieser Prüfung ebenfalls steigern und wurde auf Lester Piggot (798 Pkt.) Zweite. Dahinter platzierte sich die Ruppertshainerin Petra Lindemann-Schmid auf Marco Deur mit 792 Punkten.
Die Sonderauszeichnung für den erfolgreichsten Reiter der Kategorie A ging an Lokalmatadorin Christiane Eberwein. In der Kategorie B waren Wibke Lippert (Reitergruppe Büttelborn) und der Berliner Malte Klar (RFV-Grunewald) die erfolgreichsten Teilnehmer. reh
BAD HOMBURG. Ruth Bankwitz? - Kneipp-Verein! Kneipp-Verein? - Ruth Bankwitz! Beide Namen stehen füreinander. Die Vorsitzende der Kneippianer Bad Homburgs hat ihr Wohnhaus zur Geschäftsstelle und zum Gesundheitszentrum umgemodelt. Seit über 30 Jahren lebt die agile 80jährige in der Kurstadt und wirkt seit 27 Jahren kräftig in dem 1931 gegründeten Verein. In ihrer aktiven Zeit ist die Anzahl der Mitglieder von 100 auf 800 angewachsen. Die Phase der puren Kur mit Wassergüssen und Kräuterbehandlung im Sinne des Pfarrers Sebastian Kneipp hat sich längst ausgeweitet in ein umfassendes Gesundheitsprogramm.
Ruth Bankwitz fing ihre Laufbahn in der Kurstadt "ganz unten" an: In Zusammenarbeit mit der Leitung des Kreiskrankenhauses baute die Atemtherapeutin die Schwangerschaftsgymnastik auf. FR-Porträt Geburtsvorbereitung gehört auch heute noch zu den Kursen, die die 80jährige selbst leitet. Fotos von Babies und Briefe an der Pinnwand in ihrem Übungsraum sind Erinnerungen dankbarer Eltern.
Ruth Bankwitz scheint unermüdlich. "Ich will viel Arbeit haben, das erhält die Gesundheit", sagt sie. Allerdings muß es sinnvolle Arbeit sein, "im Dienst der Gesundheit". Strikt vertritt sie ihre Philosophie: Nicht Unrast, hektische Erlebnisse und erzwungene Leistung bringen dem Menschen Gesundheit; Lebensfreude ist es, was dem gesamten Menschen Harmonie verschafft. Und ihre Augen sind strahlendes Zeugnis dieser Auffassung. Aus ihrer sorgsamen Beobachtung all dessen, was derzeit auf der vermeintlichen Gesundheitswelle daherschwappt, urteilt sie: Viele wissen gar nichts vom eigenen Körper; sie überfordern sich.
Damit der gesunde Körper wieder mehr in den Mittelpunkt rückt, arbeitet die 80jährige darauf hin, daß Naturheilkunde mehr Bedeutung gewinnt. "Ich vermisse auch an den Schulen das Fach Gesundheit", beklagt Ruth Bankwitz und sucht den Kontakt zu der "technisch hoch begabten Jugend".
Um die zu erreichen, wurde das Kurs-Programm des Kneipp-Vereins in den letzten Jahren erheblich ausgeweitet. Und sie wagt sich - oft zum Erstaunen ihrer insgesamt zehn Kursleiterinnen - immer wieder an neue Methoden heran.
Mit ihrem Entspannungs-, Aktivierungs- und Gesundheitsprogramm hat Ruth Bankwitz inzwischen auch das Interesse der Ärzte und Krankenkassen geweckt. "Vorbeugend tätig sein", ist die Devise der Kneipp-Verein-Vorsitzenden, die seit nunmehr zwölf Jahren auch den hessischen Landesverband führt. Der Mensch muß ihrer Meinung nach angehalten werden, mehr zu tun, "insofern begrüße ich die Gesundheitsreform", argumentiert die Verfechterin von Vitalität und positivem Lebensgefühl.
Mit ihrer Devise, möglichst frühzeitig mit der Gesundheitsschulung zu beginnen, schlägt sie gekonnt zwei Fliegen mit einer Klappe: Schon Kinder und Jugendliche erfahren mehr über ihren Körper und wie sie verantwortungsbewußt damit umgehen. Und der Kneipp-Verein hat eine "gesunde" Alterspyramide.
Die Mehrzahl der Mitglieder ist zwischen 20 und 60 Jahre. Ingrid Wiedemann, eine der ausgebildeten Kursleiterinnen, scheucht in ihren Gymnastikstunden Frauen und Männer durch die Sporthalle, von denen manche schon seit 16 Jahren dabei sind. In ihrem Anspruch stimmt sie mit Ruth Bankwitz überein: Gerade Frauen sollen mit Konditionstraining so fit werden, daß sie "nicht nach dem Mann schreien müssen, wenn ein Kasten Bier zu heben ist". Regen Zuspruch haben inzwischen auch die Kindergruppen, wo eine individuelle Betreuung möglich ist, weil die Gruppen selten größer als zehn bis zwölf Kinder sind.
Bad Homburg ist im Landesverband mit etwa 800 Mitgliedern der größte von 41 Vereinen. In Beitragsangelegenheiten macht der Ortsverband auch von sich reden: vier Mark im Monat für das Einzelmitglied, knapp über 55 Mark für Familien.
Die Kneipp-Bewegung scheint im Moment - abseits von Vorträgen und Kursangeboten - ebenfalls im Auftrieb: Das Interesse an Kuren nach Pfarrer Kneipp steigt wieder.
Die Verbraucherzentrale Hessen mit Sitz in Frankfurt hat eine Grenzwert- und Kennzeichnungspflicht für Mangan in Mineralwasser gefordert. Das Bundesgesundheitsamt hat in einer Untersuchung festgestellt, daß einige Sorten von natürlichem Mineralwasser hohe Mengen Mangan enthalten. Der vom Bundesgesundheitsamt vorgeschlagene Grenzwert liegt bei 0,5 Milligramm Mangan pro Liter Mineralwasser. Von 154 getesteten Wasser-Sorten "hatten 15 Prozent einen Mangangehalt zwischen 0,2 und einem Milligramm", erläutert Regina Heid, Ernährungsberaterin bei der Frankfurter Verbraucherzentrale. Bei vier Sorten habe der Wert bei einem Milligramm und mehr gelegen.
Im Durchschnitt, so belegen Untersuchungen, trinkt der Bundesbürger rund 85 Liter Mineralwasser pro Jahr. Während ein Analyse-Auszug auf dem Flaschenetikett meist Auskunft über den Natrium-, Kalium- oder Kohlensäuregehalt gebe, werde, so die Verbraucherzentrale, die Manganmenge verschwiegen. Zwar sei Mangan ein für den menschlichen Stoffwechsel lebensnotwendiges Spurenelement, doch bei überhöhter Zufuhr könnten gesundheitliche Beeinträchtigungen eintreten. Als Beispiel nennt die Verbraucherzentrale die Schädigung des Nervensystems.
Panik, so versichert Regina Heid, wolle man mit der Grenzwertforderung keineswegs verursachen. "Es ist ja erfreulich, daß immer mehr Mineralwasser getrunken wird." Gefährlich sei das gesunde Getränk nur, wenn mit ihm über Jahre hinweg zu hohe Mengen Mangan aufgenommen würden. ki
FRIEDRICHSDORF. Der Kreisverband Wetterau des Arbeiter-Samariter-Bunds (ASB) feiert sein 25jähriges Bestehen. Aus diesem Anlaß findet am Samstag, 5. September, um 14 Uhr in den ASB-Räumen in Karben, Dieselstraße 9, ein offizieller Empfang statt. Ihm schließen sich ein Tag der offenen Tür und abends ab 19.30 Uhr ein Sommerfest für ASB-Mitglieder an.
Dem überwiegend im Nachbarkreis operierenden Kreisverband gehören auch zahlreiche Mitglieder aus Friedrichsdorf an. che
Freie Aussprache
Autodiebstähle Zum Artikel "Autoindustrie wehrt sich gegen Vorwürfe", FR vom 10. 8.:
Winfried Grzenia, der Sprecher des Verbandes der Automobilindustrie, kann wohl kaum besser die Untät(fäh-)igkeit seines Verbandes dokumentieren, als mit dieser Stellungnahme. Etwas Wesentliches über Diebstahlschutz, geschweige Bemühungen seiner Verbandsfirmen, hat er nicht von sich gegeben, nur auf billigste Weise das BKA beschimpft, mit dem, wie er selbst sagt, er schon seit Jahren wegen diesem Thema an einem Tisch sitzt. Wie viele Jahre will der VdA denn noch reden, bis er sich endlich zum Handeln aufschwingen will?
Uns Pkw-Fahrer können Sie doch nicht verdummen, Herr Grzenia, wir wissen alle, daß das Hauptsortiment an brauchbaren Diebstahlsicherungen nur über den Kfz-Zubehörhandel zu bekommen ist. Aber die Automobilindustrie produziert ja auch in anderen Dingen am Kunden vorbei. Dietrich Puchstein, Maintal
Das harmlose Wort vom "abgespeckten" Herbst-Programm der Frankfurter Volkshochschule (FR vom 15. 8.) läßt vermuten, daß dort vorher Fettlebe herrschte und man gut daran tut, dem allgemeinen "Light"-Trend folgend, bekömmliche Magerkeit anzustreben. Tatsächlich geht ein Abbauprozeß vor sich, der mit 20 Prozent Kürzungen des Honoraretats eine neue Höhe erreicht. Dies läuft dem, was voraussagbar in unserer Gesellschaft immer stärker nachgefragt wird - Weiterbildung auf verbindlichem Niveau - eklatant zuwider.
Mehr als zwölf Millionen Bundesbürger haben sich im Jahr 1990 weitergebildet (Info: Düsseldorfer Messegesellschaft anläßlich der "Didacta" vom 25. 2. bis 1. 3. 1991) - das heißt, zehn Prozent mehr als zu Beginn der achtziger Jahre. Für wie viele bildungswillige Menschen kann die Volkshochschule in Zukunft zuständig sein, wenn sie den dort Unterrichtenden ein festes Beschäftigungsverhältnis verweigert? Die KollegInnen, die jetzt von Kursstreichungen betroffen sind, haben keinen sozialen Schutz.
In einigen Fächern wandern jährlich 50 Prozent der Lehrkräfte ab und müssen durch neue ersetzt werden, weil sie die VHS nur als Interims-Arbeitsplatz ansehen oder anderswo eine Festanstellung gefunden haben. Wie will man da ein solides Angebot nicht nur ins Programm drucken, sondern durch Kurse, die aufeinander aufbauen, kontinuierlich halten?
Wenn es immer wieder gute und interessante Kurse an der VHS gibt, so kommt dies aufgrund des Engagements von einzelnen, nicht aber planvoll und langfristig verantwortet zustande. Auf Dauer ein mageres Konzept. Gisela Decker, Kursleiterin, Frankfurt
Freie Aussprache
"Blumige Moskitos" Bezugnehmend auf den FR-Bericht vom 18. 8. "Nein zu Männern als Moskitos" möchte ich Frau Meulenbergh fragen, wo sie gesessen hat bei der Eröffnungsveranstaltung "Frauen nehmen sich die Stadt"?
Ich auf jeden Fall bin eine "Querschnittsfrau" der weiblichen Bevölkerung, fast 50 Jahre alt, seit 18 Jahren verheiratet, drei Kinder. Nach 16 Jahren Hausfrau nun wieder erwerbstätig. Ich liebe meinen Mann, meinen Sohn (und meine Töchter), und ich führe keine "Feldzüge gegen alles Männliche". Trotzdem macht es mich als "Querschnittsfrau" nicht blind vor den Realitäten - sprich Sumpf und Moskitos.
Nun frage ich mich, habe ich mich jetzt schon verdächtig gemacht, denn ich begrüße einige Frauen mit Handschlag, und geduzt habe ich sie auch? Hat sich Frau Meulenbergh nie überlegt, daß nicht die Frauen die Unruhestifterinnen sind, sondern diejenigen, die eine solche Kampagne nötig machen? Daß durch Versäumnisse von Verantwortlichen in unserer Stadt es nötig ist, daß Mädchen und Frauen, Mütter und Töchter in Selbstverteidigungskurse gehen müssen, um sich einigermaßen ohne Angst bewegen zu können?
Nur durch Aufdecken und Benennen (und sei es durch blumige oder drastische Sprache) von herrschenden Strukturen ist Veränderung möglich.
Renate Hampe, Miriam Hampe, Gertrud Kübler, Frankfurt Schüler-Fernreisen Zum Artikel "Keine Zuschüsse mehr für Schüler-Fernreisen", FR vom 11. 8.:
Wir, Kolleginnen der Georg-Büchner-Schule, sind empört über diese Entscheidung der Schuldezernentin, durch die ein langjähriges Schüleraustauschprogramm an unserer Schule betroffen wäre.
Mit "Schüler-Fernreisen" sind keine touristischen Schülerreisen gemeint, sondern, wie zum Beispiel in unserem Fall, Schüleraustauschprogramme im Fremdsprachenbereich mit Partnerschulen. Unsere Schule veranstaltet alle zwei Jahre mit einer Partnerschule in den USA ein vierwöchiges Schüleraustauschprogramm - übrigens seit 1984. Dabei bekommen unsere Schüler einen städtischen Zuschuß von ca. 200 Mark. Ein Armutszeugnis für die Stadt, in Zukunft diese Gelder und die Schülerempfänge im Kaisersaal zu streichen - zumal wir im Gastland zum Beispiel vom Senator empfangen werden.
Damit nicht wieder die Schwächsten in der Kette, nämlich Schüler (in unserem Fall auch durchaus sozial schwache Schüler) getroffen werden, empfehlen wir Kürzungen im Fernreiseprogramm der Magistratsmitglieder vorzunehmen. Für den Fernreisepreis zweier Magistratsmitglieder (z. B. nach Chicago!) könnten unsere SchülerInnen mindestens noch zweimal zu ihren Austauschpartnern reisen. Ingrid Bruch, Hilde Hess, Frankfurt, Georg-Büchner-Schule Rosemarie Lucas do ó, Frankfurt
Freie Aussprache
Drogenpaß Nun ist es vollzogen: Vor gut drei Jahren nach der Kommunalwahl angekündigt: ein niedrigschwelliges Drogenhilfeprogramm, angeboten auch dem nicht sofort abstinentbereiten Menschen als Hilfe bei seiner Drogenabhängigkeit. Es wurden zu lobende Krisenzentren eingerichtet, Spritzen zur Aidsprophylaxe getauscht, Wasch- und Verpflegungsangebote installiert.
Nach gut drei Jahren: unter der Vorgabe, Frankfurter Abhängigen helfen zu wollen, wird ein Frankfurter Drogenpaß zum ordnungspolitischen Instrument. Ein Popanz, der leeren Aktionismus bedeutet, denn vorerst bekommt man für ihn nichts . . . (was es nicht schon gegeben hätte), außer der Drohung für Nicht-Frankfurter, in Zukunft von allen geplanten Segnungen der angekündigten Hilfsmaßnahmen ausgeschlossen zu werden: drogenpolitischen Hilfen, niedrigschwellig zu vergebendem Methadon, einem Schlafplatz, Beratung, Betreuung, Sicherheit vor Vertreibung.
Aber schon jetzt ist es Warnung und Drohung an alle, die nicht als Frankfurter Abhängige gelten: zurückgekarrt zu werden in ihre Heimatorte, ausgeschlosen zu werden von Hilfe in Frankfurt (das als einzige Stadt massiv vom Land mit allem, was niedrigschwellig nützlich ist, ausgestattet worden ist), ausgeschlossen zu werden von Übernachtungsmöglichkeiten, Vermittlung in Therapieeinrichtungen und, und, und . . .
Welche Assoziationen befallen uns schaudernd bei dieser aktiven Selektion in "Bevorzugt" und "Ausgeschlossen"? Rosemarie Fischer, Frankfurt "Klinisch reiner" Schlachthof Zum Artikel "Wentz: Neue Schlachthofnachbarschaft wertet Gelände nicht ab" (FR vom 14. 8.):
Eine Versachlichung der Diskussion um das Gewerbegebiet, die Wentz jetzt fordert, wird gerade von ihm stets verhindert, schiebt er doch alle Argumente seiner Gegner einfach zur Seite, ohne sie zu widerlegen.
Von "eher klinisch reiner Atmosphäre" um den Schlachthof spricht er heute. Am 22. 2. 1990 hat er vor dem Stadtparlament den gerade neu erbauten modernsten Schlachthof Europas so beschrieben: " . . . muß ein Schlachthof störend wirken, nicht nur durch Geruchsbelästigung, durch sein Verkehrsaufkommen und durch die Vorstellung, daß hier täglich Tiere sterben . . . "
Daß Unternehmen, die Autos gehobener Klasse verkaufen oder Computerlehrgänge veranstalten wollen, diese Nachbarschaft ablehnen, steht außer Zweifel. Hans Christoph Dehe, Frankfurt Post und Fristen Zum Artikel "Ohne rechtzeitige Beschwerde kein Geld" (FR vom 22. 8.):
Es ist unrichtig, wenn - wie von Ihnen
berichtet - das Amtsgericht meint, der
Absender eines Briefes müsse in der
"postreichen Vorweihnachtszeit" schon
von sich aus längere Zustellzeiten einkalkulieren.
Hierzu hat vielmehr das Bundesverfassungsgericht
in Aufhebung
eines zivilgerichtlichen Urteils festgestellt:
"Differenzierungen danach, ob Verzögerungen
bei den Postlaufzeiten auf
einer zeitweise besonders starken Beanspruchung
der Leistungsfähigkeit der
Post etwa vor Feiertagen, beruhen, sind
unzulässig. Von Verfassungs wegen ist es
erforderlich, alle Fälle, in denen sich der
Bürger zur Durchsetzung seiner Rechte
den Diensten der Deutschen Bundespost
anvertraut, gleich zu behandeln."
(BVerfG
NJW
1992, S. 1952)
Demnach dürfen die Gerichte gerade nicht verlangen, der Postkunde müsse wegen des Weihnachtspostverkehrs von vornherein seine fristwahrenden Schreiben früher als sonst auf den Weg bringen. Eine allein aus dem Weihnachtspostverkehr resultierende Verspätung gilt vielmehr ebenso wie die durch einen Poststreik als unverschuldet (für den Reisevertrag gemäß § 651g Abs. 1 Satz 2 BGB).
Das Versäumnis beruhte im von Ihnen berichteten Fall allerdings im wesentlichen auf der falschen Adressierung des Schreibens an den Reiseveranstalter, also auf einem Verschulden des Kunden, so daß an dem Ergebnis der Entscheidung als solchem nichts zu deuteln ist. Stephan E. Boon, Frankfurt Wassernotstand Der Wassernotstand wurde ausgerufen mit Maßnahmen für Wassereinsparungen im Freien, die kontrollierbar sind. Was aber ist mit dem Wasserverbrauch in den Haushalten, den Wohnungen und Häusern? Hier entschwinden Unmengen von Trinkwasser durch die Abflüsse, insbesondere durch die Toiletten. Bereits seit mehreren Jahren praktiziere ich eine Methode, die täglich Wasser einspart und die ich gerne weiterempfehlen möchte.
Insbesondere in Familien mit (kleinen) Kindern wird in der Regel nach dem "kleinen Geschäft" der Kleinen die Toilettenspülung voll durchgedrückt, mehrere Liter Wasser gehen damit durch den Abfluß. Es geht auch anders.
Auch ohne eine Spartaste am Wasserbehälter der Toilette kann man es üben, so leicht auf die Drücktaste zu drücken, daß nur eine geringe Menge Wasser herausläuft. Gerade bei Kindern, die "alle paar Minuten" auf die Toilette laufen, lassen sich so für die Stadt insgesamt viele Hektoliter Wasser einsparen. Macht man sich einmal die Mühe eines Rechenbeispiels, so kommt man auf sinnvolle Wassereinsparungen von vielen Hektolitern pro Tag (bei rund 600 000 Einwohnern nur in Frankfurt), dann kann man bei oben genanntem Verhalten auch ruhig einmal der Wiese oder den Büschen ein paar Tropfen geben. Marianne M. Reuter, Frankfurt
Obwohl es nicht einer gewissen Pikanterie entbehrt, wenn ausgerechnet eine solch lupenreine Männerrunde wie die Ministerpräsidenten der Bundesländer sich darüber beklagt, daß andere die Frauenquote nicht beachten, nimmt der Naturschutzbund Deutschland (NABU) diesen Vorwurf ernst (FR vom 25. 8. 1992 "Aufgrund sachlicher Erfordernisse bitten wir . . . zu akzeptieren").
Daß es dem Verband im ersten Anlauf nicht möglich war, eine Frau in den Fernsehrat des ZDF zu schicken, haben wir offen als "mißliche Situation" bedauert, an deren Besserung wir arbeiten wollen.
Gleichwohl haben wir den Eindruck, daß die jetzige Debatte um die wünschenswerte Erhöhung des Frauenanteils in den Rundfunkräten vom eigentlichen Problem dieser Gremien ablenkt:
der fehlenden eigenständigen demokratischen Legitimation und der mangelnden Unabhängigkeit von Staat und Parteien.
Bekanntlich werden die Rundfunkräte ja nicht gewählt (warum eigentlich nicht?), sondern - wie etwa beim ZDF-Fernsehrat - von den Ministerpräsidenten der Länder "berufen".
Wie verträgt sich dieses neuzeitliche "Gottesgnadentum" mit der Aufgabe des ZDF-Fernsehrats, die Einhaltung der Richtlinien und Grundsätze des Staatsvertrages zu überwachen, den die 16 Regierungschefs der Länder über den Mainzer Sender geschlossen haben?
Werden da nicht die Kontrolleure von denen kontrolliert, die eigentlich kontrolliert werden sollen?
Wie ist es um die Staatsferne und Unabhängigkeit eines Kontrollgremiums bestellt, von dessen 77 Mitgliedern nicht weniger als 31 (= 41 Prozent der Stimmen) Vertreter von Regierungen und Parteien sind?
Was hat es schließlich mit einem "parteifernen" Selbstverständnis des ZDF-Fernsehrats zu tun, wenn seine Mitglieder fest in Fraktionen eingebunden sind - nicht von Fall zu Fall nach Sachfragen, sondern ganz genau nach parteipolitischen Lagern?
Das sind Fragen, denen die "Fernsehgewaltigen" allzu gerne aus dem Wege gehen, die aber mehr denn je auf die Tagesordnung der medienpolitischen Diskussion gehören.
Michael Schroeren (Presse- sprecher des Naturschutzbun- des Deutschland NABU), Bonn
Der Artikel zur Aktion Standesamt legt die Vermutung nahe, daß die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF) die Homo-Ehe ablehnt (FR vom 20. 8. 1992 "Hunderte von homosexuellen Paaren gingen zu den Standesämtern"). Das ist nicht der Fall.
Auf der Bundeskonferenz der AsF im Juni '92 hatten die Berliner SPD-Frauen vorgeschlagen, gleichgeschlechtlichen Paaren die Ehe zu ermöglichen. Da die Diskussion über Homosexualität in der AsF gerade erst begonnen hat und selbst Betroffene uneins sind, ob sie ein Recht auf Eheschließung haben wollen, wurde über den Eheantrag auf der Konferenz zwar diskutiert, nicht aber entschieden. Zunächst soll auf einer Fachtagung und einem Expertinnen-Hearing dieses Thema eingehend erörtert werden.
Auch in der Berliner Gesamtpartei ist die Aufhebung des Eheverbots im Gespräch, und zwar nicht nur durch Thomas Krüger, unseren Jugendsenator. Was Heterosexuellen möglich ist, nämlich zu heiraten, wenn sie es denn wollen, soll auch Homosexuellen möglich sein.
Die SPD-Kreisverbände Schöneberg und Charlottenburg haben Anträge auf den Berliner Landesparteitag am 30./31. 10. '92 geschickt, in denen das uneingeschränkte Eherecht für gleichgeschlechtliche Paare und damit das Ende der Diskriminierung von Lesben und Schwulen gefordert wird.
Lore Hüser, Stellvertretende Landesvorsitzende der AsF-Berlin
Der Vorstoß der Abgeordneten Duve und Vergin, die Bundesregierung möge nicht tatenlos dem Zerfall von Gedenkstätten an NS-Konzentrations- und Vernichtungslagern in Osteuropa zusehen, sondern sich zum Erhalt dieser Anlagen finanziell engagieren, ist sehr zu begrüßen.
Der Vorstoß ist zu begrüßen, obwohl die als vordringlich genannten Beispiele Auschwitz-Birkenau und Theresienstadt belegen, daß der Blickwinkel in der Diskussion verengt zu werden droht auf die großen und weithin bekannten Killing Fields des Dritten Reiches (FR vom 22. 8. 1992 "Gedenkstätten retten").
Auch in anderen Zusammenhängen wird mit Recht vor einem selektiven Gedenken gewarnt, und die Bundesrepublik sollte als Nachfolgerin des Dritten Reiches nicht aus ihrer Generalhaftung für die Vernichtungsgeschichte im Osten Europas entlassen werden.
Ich nenne als Gegenbeispiel zu den bekannten KZ-Namen, für deren Gedenkstätten mit Recht deutsche finanzielle Unterstützung angefordert wird, einen weniger bekannten Ort im Osten:
Belzec, zwischen Lublin und Lemberg, nahe der ukrainischen Grenze, wo 1942-1943 mindestens 600 000 Menschen "ins Gas geschickt" wurden.
Es ist eine bestechend kleine Anlage, da es hier nichts anderes gab als Ankommen, Ausziehen, Vergastwerden.
Weisen die Zahlen die Anlage als einen der größten NS-Vernichtungsbetriebe aus, so sind Unbekanntheitsgrad und Zustand der Gedenkstätte umgekehrt proportional dazu: Das Tor ist verrostet, der Lageplan verwaschen, das Hauptdenkmal restaurierungsbedürftig. Es fehlt eine Informationsstelle.
Hier wäre mit geringen Mitteln viel zu bewirken. Es sollte rasch geschehen.
Dr. Kurt Dockhorn, Studenten- pfarrer, Braunschweig
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 24
Auf meiner Fahrt entlang der Fulda - von der Quelle bis zur Mündung - kam ich vor kurzem auch in die schöne Fachwerkstadt Hannoversch-Münden. Als langjährig engagiertes Mitglied der "Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Fulda e. V." interessiere ich mich besonders für die Zeugnisse jüdischer Kultur.
Durch den detailliert recherchierten Bericht von Eckart Spoo (Hannover) in der "Frankfurter Rundschau" vom 20. Juli 1992 ("Im Blickpunkt: Gedenken an Holocaust - Mahnmal mit Vergangenheit") wußte ich von den Querelen um eine Gedenktafel zur Erinnerung und Mahnung an die letzte Judendeportation aus Münden im Juli 1942 an der Rotunde.
"Sie sanken. Ihr Geist aber lebt, ein ewiger Mahner uns zur Pflicht", prangt in goldenen Frakturlettern über einem dunkel-dumpfen Höhleneingang, darüber das Stadtwappen. Nur mit Mühe sind aus dem Zwielicht der Katakombe zwei Eisenschwerter, ein Eisernes Kreuz und die Jahreszahlen 1870-1871, 1914-1918 sowie 1939-1945 zu erahnen. Ein Kriegerdenkmal? Verschämt klein findet sich im Türknauf des Gittertores die Jahreszahl "1937" eingraviert. Ein "braun" verbrämtes Kriegerdenkmal also?
("Im ersten Jahr des Großdeutschen Reiches, das uns die Heimkehr der Ostmark ins Reich, die Befreiung unserer sudetendeutschen Brüder und Schwestern brachte, gedenken wir in besonders tiefbewegter Dankbarkeit der Toten vom 9. November 1923." Mündensche Nachrichten vom 9. November 1938.)
Doch wie soll ein Nazi-Ruhmestempel je ein "Mahnmal des Friedens" werden, wenn an seiner Rückseite der "Opfer der Gewalt 1933-1945" gedacht wird - vom selben Bildhauer gestaltet?
Knapp einen Meter vom Eingangstor in Augenhöhe klebt ein kümmerliches Bronzetäfelchen: "Wir bitten um Vergebung und Frieden" - wofür und für wen?
Der Stadtverwaltung sei im Interesse der zahlreichen in- und ausländischen Besucher empfohlen, an der Stätte des alten Judenfriedhofes eine Hinweistafel anzubringen.
Heinz-Jürgen Hoppe, Fulda
HESSISCH LICHTENAU. Die Stangenbohnen gedeihen prächtig in Hirschhagen. Geranien ranken leuchtend rot von Balkonbrüstungen herab, Spitzengardinen zieren die Fenster, in einem Garten trocknet Wäsche. Wenige Schritte weiter ist die Einfahrt zu einem Sägewerk: Der Holzhändler und gebürtige Jugoslawe ließ sich in den siebziger Jahren in dem Hessisch Lichtenauer Industriegebiet nieder, wo er sich eine Existenz aufbaute und noch heute wohnt. "Das Land war hier oben billiger als anderswo", so sagt er. "So um die vier Mark habe ich wohl für den Quadratmeter bezahlt". Daß dort Gift im Boden liegt, daran denkt er lieber nicht: "Das ist doch längst mit dem Regen versickert".
Es mag Wunschdenken sein. Denn im heutigen Industriegebiet Hirschhagen (Werra-Meißner-Kreis) rauchten zwischen 1938 und 45 die Schornsteine einer der drei größten Sprengstoff-Fabriken des "Dritten Reiches" - schon seit den 60er Jahren ist bekannt, daß Boden und Grundwasser mit Trinitrotoluol (TNT) und anderen Überresten aus der Giftküche verseucht sind. Sämtliche Brunnen in der Umgebung wurden stillgelegt. Bisher gab das Land schon elf Millionen Mark für die Sanierung des Gebietes aus, 6,1 Millionen Mark wurden allein für dieses Jahr bereitgestellt. In Hessen gibt es Vergleichbares nur in Stadtallendorf (Kreis Marburg-Biedenkopf).
Bald wird der Holzhändler indes wissen, ob er Recht hatte, ob das Gift tatsächlich weggespült ist. Denn erstmals haben Experten jetzt Bodenproben in 40 Hirschhagener Gemüsegärten im Industriegebiet gesammelt: Den Auftrag gab die Hessische Industriemüll GmbH, Bereich Altlastensanierung (HIM - ASG), die das "Projekt Hirschhagen" zu Beginn dieses Jahres übernommen hat.
Nicht nur die Untersuchung der Gartenerde zeigt, daß seitdem ein neuer Wind im Sanierungsgebiet weht: Dort wo "grüne" Kritiker und Vertreter des Umweltministeriums sowie des Kasseler Regierungsspräsidiums noch vor rund einem Jahr heftig stritten, wollen alle Beteiligten nach den Worten von Regierungspräsidentin (RP) Ilse Stiewitt nun "in der Sache an einem Strang ziehen". Und das mag überraschen, hatte die Kreistagsfraktion der Grünen doch im Herbst Anzeige gegen den "alten" RP Ernst Wilke erstattet. "Umweltgefährdende Abfallbeseitigung" lautete der Vorwurf (FR berichtete). Die Staatsanwaltschaft sah keinen Anlaß zu ermitteln, dennoch hatte die Anzeige aus Sicht der Grünen "politisch" Erfolg: Denn einer ihrer wichtigsten Kritikpunkte war, daß das Regierungspräsidium bis dato Betreiber, Genehmigungs- und Aufsichtsbehörde zugleich war. Das ist nun vorbei. Zudem sind die Kritiker, sind Bewohner, Umweltschutzverbände und unabhängige Experten jetzt mehr denn je gefragt: Regelmäßig laden die Leute von der ASG sie ein, um mit ihnen über die nächsten Schritte zu diskutieren.
Dennoch geschehen keine Wunder. Derzeit sind die neuen Projektleiter vor allem damit beschäftigt, weiteren Schaden abzuwenden: "Sicherung und Erkundung" sind die Stichworte. Denn noch ist unklar, wie das Gift am besten aus Boden und Grundwasser herausgeholt werden könnte und wie weit es sich mittlerweile ausgebreitet hat: Zuletzt ist das Gelände der ehemaligen Sprengstoff-Fabrik Mitte der 80er Jahre untersucht worden.
Doch nicht nur deshalb mutet die Atmosphäre in der zum Teil dicht bewaldeten Gegend gespenstisch an: Überall im Dickicht ragen die Ruinen jener bunkerähnlichen Gebäude auf, in denen zumeist Zwangsarbeiter die gefährlichen Sprengstoffe TNT und Pikrinsäure vor 50 Jahren "gekocht", abgefüllt und verladen haben. Überall türmen sich Überreste der einst massiven Betonmauern auf, die bei vier schweren Explosionen auf dem Fabrikgelände (fast 200 Menschen starben damals) oder nach dem Krieg von den Besatzungstruppen zerstört wurden. Der Waldboden bedeckt sie nur teilweise. Und nicht wenige der schmucken Wohnhäuschen lassen noch heute erkennen, daß sie einmal als "Festung" gedacht waren. Auf ihren etliche Zentimeter dicken Betondächern wachsen gar Gras und Birken: Die Bewohner lassen das Grün meist ungehindert wuchern, wohl, um das abweisende Betongrau zu verdecken.
Patentrezepte dafür, wie dieses bisweilen unwegsame Gelände einmal "gesunden" könnte, gibt es bisher nicht. Die Wissenschaftler stehen ganz am Anfang. "Erst in zwei, drei Jahren wird es ein endgültiges Sanierungskonzept geben", so Projektleiter Ulrich Schneider. Hinweise, in welche Richtung das gehen könnte, erhofft sich die ASG von zwei Forschungsprojekten: Geprüft wird, ob und wie die Nitrotoluole biologisch, mit Hilfe kleinster Lebewesen, abgebaut werden können. Und wenn es nach dem Willen der ASG geht, dann wird in Hirschhagen sogar bald ein vom Bundesforschungsministerium gefördertes Projekt anlaufen. Auch die Analyseergebnisse aus den Vorgärten - wie auch immer sie ausfallen - werden die Experten und Bewohner erst einmal vor neue Probleme stellen: Denn niemand weiß, welche Konzentrationen der Nitroverbindungen Menschen und Tiere krank machen. Deshalb sollen Gutachter auch hier weiterhelfen. Was schließlich mit der möglicherweise kontaminierten Gartenerde geschieht, ist nur eine von vielen ungelösten Aufgaben. Bis das Konzept steht, wird der Boden auf dem rund drei Quadratkilometer großen Terrain flächendekkend untersucht.
Dort, wo sich eine verträumte Winterlandschaft zu erheben scheint, wird das vermutlich am schwierigsten sein. Denn hierher karrt das Marmorwerk Reolit seit Jahrzehnten schneeweißen, feuchten Schleifschlamm. Was so idyllisch aussieht, hat fatale Folgen: Das Gift, von dem laut Schneider unter der Schlammhalde wohl mehr liegt als irgendwo sonst, ist durch die Nässe weiter in die Tiefe gedrungen. Der Firma war es deshalb seit Jahren verboten, sich mit ihrem strahlend weißen Abfall weiter auszubreiten. Sie tat es dennoch. Jetzt erst stellte ihnen das Regierungspräsidum ein Ultimatum. Um den extrem belasteten Boden endlich abzutragen, müssen sich die ASG-Leute nun durch dicke Schichten verkrusteten Schleifschlamms wühlen.
Nicht nur deshalb sollen die Arbeiter künftig besser als bisher geschützt werden: Bald schon werden sie morgens und abends durch eine "Schwarz-Weiß"-Anlage geschleust. Hier werden sie sich nach Feierabend aus ihren Schutzanzügen schälen, duschen und in ihre Alltagskleider schlüpfen. Und die möglicherweise giftigen Erdklumpen, die an ihren Fersen kleben, auf dem Gelände zurücklassen. Die Bodenproben, die sie mitbringen, sollen zudem direkt in Hirschhagen analysiert werden: Ein Chemielabor wird noch dieses Jahr im Industriegebiet einziehen.
Das aber, was in Hirschhagen schon aus der Tiefe geborgen wurde - nicht zuletzt sprengfähige TNT-Brocken aus dem maroden Kanalsystem der alten Fabrikanlage - wird solange aufbewahrt, bis ein Entsorgungsrezept gefunden ist. Und zwar seit kurzem so, wie es Grüne und Umweltschützer schon lange forderten: In genehmigten und nach allen Seiten hin abgedichteten Zwischenlagern. Das TNT ruht gar in einem Beton-Tresor, dessen Kombination nur ein Sprengstoffexperte kennt.
Verseuchtes Grundwasser wird inzwischen an elf Stellen zu Tage gefördert. Es wandert durch einen Aktivkohlefilter (rund zehn Mikrogramm Nitrotoluol pro Liter enthält es dann noch) und wird anschließend in den Rohrgraben geleitet. Zehn Kubikmeter pro Stunde schafft die Wasseraufbereitungsanlage.
Doch das ist zuwenig: 30 Kubimeter Wasser pro Stunde müßte die Aufbereitungsanlage "schlucken", um all das zu reinigen, was die Förderbrunnen ausspucken und was sich darüber hinaus im lecken, verseuchten Kanalsystem ansammelt. Die Sache eilt also. Das Regierungspräsidium wollte jedoch zunächst ein Planfeststellungsverfahren für die Erweiterung. "Dann würde es", so schätzt Schneider, "ein bis zwei Jahre dauern, bis die neue Anlage fertig wäre." Und das vergiftete Grundwasser bliebe noch eine ganze Weile in der Erde.
Am meisten zerbrechen sich die ASG- Leute derzeit aber den Kopf darüber, wie sie die TNT-Brocken aus dem kaputten Kanalsystem holen können. Sie wie bislang mit Hochdruck herauszuspülen, ist nach Ansicht von Experten viel zu gefährlich: Der Sprengstoff könnte sich dabei entzünden. In einem Gebiet, in dem Hunderte von Menschen leben und arbeiten.
Gefahren lauern fast überall in Hirschhagen. Nur wenige Meter von dem Sägewerk und den umliegenden Wohnhäusern entfernt erhebt sich abweisend ein Maschenzaun: Dahinter, in dem ehemaligen Feuerlöschteich, steht kontaminierte, dreckige Brühe, die einst ins Kanalsystem gluckste. Es ist kein beschaulicher Ort, den sich die Bewohner Hirschhagens - im Angesicht der Ruinen und glotzender Fensterhöhlen - gesucht haben. Nur die Bäume halten ihre belaubten Zweige barmherzig davor. Und es ist schon gar kein Ort für Kinder. Drohende Schilder prangen hier: "Betreten verboten! Lebensgefahr" warnen sie. Daneben, auf einem der vielen eingezäunten Gelände, steht eine Schaukel. Verwaist. Der Rost hat von ihr Besitz ergriffen.
ELKE BOCKHORST
Die rigide Sparpolitik der Bahn-Tochter Deutsche Service-Gesellschaft (DSG) sorgt für dicke Luft in den Bord-Restaurants der schnellen deutschen Züge. Nach dem neuen Konzept, eingeführt zum Fahrplanwechsel am 1. Juni, sollen aus Kostengründen die Küchenhelfer eingespart werden, Kellner und Köche fallweise, besonders in den verkehrsarmen Zeiten, deren Arbeiten erledigen. Seitdem beschweren sich Reisende zunehmend über den Service im Speisewagen.
Das Besteck-Zeichen im Kursbuch muß nun nicht mehr bedeuten, daß ein Speisewagen im Zug beziehungsweise daß dieser, soweit vorhanden, auch mit Personal besetzt ist. So kann, wer im Früh-Intercity von Frankfurt Richtung Bonn reist, manchmal bis Mainz nichts bestellen. Ordert er dann einen Kaffee, kann es vorkommen, daß er ihn bis Koblenz noch nicht auf dem Tisch hat. Ähnliche Beschwerden äußern Reisende über die Strecken Karlsruhe-Mannheim-Worms oder Passau-Regensburg-Nürnberg. Wer in der Hauptessenszeit im Bord-Restaurant Platz nehmen will, muß ein großes Gericht oder ein Menü nehmen. Die Speisekarte ist stark reduziert. Wer kleine Gerichte wie Würstchen haben will, wird an die Theke des Bord-Treffs verwiesen. DSG-Sprecher Michael Johanns rechtfertigt die neue Politik seines Unternehmens: "Auf den Zügen wird nur soviel Personal eingesetzt, wie aufgrund der Erfahrungswerte benötigt wird. Das fängt mit vier Personen an, kann sich aber reduzieren bis auf einen im konventionellen Speisewagen. Der wird dann auf Selbstbedienung umgestellt."
Die eingeschränkte Speisekarte, die laut DSG von 11.00 bis 14.00 und von 17.30 bis 20.00 Uhr gilt, soll Johanns zufolge eine höhere Fluktuation im Speisewagen ermöglichen. Damit will die Bahn-Tochter der häufig vorgebrachten Beschwerde begegnen, daß manche Gäste sich stundenlang an einem kleinen Gericht festhalten und so anderen Hungrigen den Platz wegnehmen. Außerdem "kann sich der Steward schneller um den Gast kümmern, weil es nicht so viel Auswahl gibt". Er habe dann weniger in der Küche zu tun. Die Qualität sei dennoch "auf den Geschmack des Gastes zugeschnitten".
Pech hatte der Kunde, der eines Tages um 13.00 Uhr im ICE ein Steak mit Beilagen essen wollte: "Die Bedienung erklärte, daß dies erst ab 14.30 Uhr möglich sei", beschwerte er sich. Ähnlich eiskalt abgefertigt wurde derjenige, der auf dem Weg von Hannover nach Frankfurt um 17.19 Uhr den Speisewagen betrat und eine Suppe bestellte: Das "wurde abgelehnt, weil . . . nur noch bedient wird, wer ein Menü oder ein Hauptgericht bestellt. Der Speisewagen war halb besetzt."
Daß auf manchen Tischen ein Schild mit der Aufschrift "Hier wird nicht bedient" steht, begründet Johanns so: "Das ist Teil unseres neuen Servicekonzepts." Wenn ein Zug keinen Speisewagen führt, obwohl das Kursbuch einen solchen ausweist, "dann ist auf jeden Fall eine Minibar drin", behauptet der DSG-Mann ungeachtet gegenteiliger Beobachtungen Reisender.
Hintergrund der Misere ist der Umstand, daß der größte Kunde der DSG die Mutter ist. Die Bahn bestellt die Leistungen der Tochter für die rollenden Restaurants. "Darunter sind auch für die DSG unwirtschaftliche Destinationen", sagt Johanns, also Verbindungen, auf denen das Restaurant erfahrungsgemäß von nur wenigen Gästen besucht wird. Die Differenz zwischen angefallenen Kosten und bereitgestellter Leistung erstattet die Bahn mit einer jährlichen Pauschale, über deren Höhe hart verhandelt wird. 1992 sind es nach DSG-Angaben 65 Millionen. Inoffiziell heißt es, das seien, gemessen am tatsächlichen Aufwand, zehn Millionen zu wenig. Die Bahn ihrerseits muß die gezahlte Summe letztlich vor der Bundesregierung rechtfertigen. AP/FR
Den meisten Eltern in der Bundesrepublik ist das Fernsehverhalten ihrer Kinder offenbar ziemlich gleichgültig. 60 Prozent aller Eltern sei egal, was und wieviel ihre Kinder fernsehen, sagte die bayerische Sozial-Staatssekretärin Barbara Stamm (CSU) in München. Darüber hinaus seien Erwachsene oft die negativen Vorbilder für Jugendliche, die täglich mehr Zeit vor dem Fernseher verbringen als in der Schule. Stamm betonte, daß durch die Privatsender deutlich mehr Gewalt auf dem Bildschirm zu sehen sei. Die tägliche Einschaltdauer der Kinder habe sich dadurch aber nicht verlängert. Das größte, weil nicht zu kontrollierende Problem sei nach wie vor der Videomarkt. Wegen dieser "erschreckenden Bilanz" will die bayerische Regierung Eltern und Kinder mit einem Medienprojekt "Hilfe - Kinder lieben Fernsehen!" unterstützen, mit dem Bildschirm besser fertigzuwerden.
In einem Videofilm geben Medienpädagogen Tips zum Fernsehverhalten von Kindern im Vorschul- und Schulalter sowie von Jugendlichen. Probleme wie Gewalt im Fernsehen, Identifikation mit Serienhelden, "Glotzen" aus Langeweile und Alternativen der Freizeitgestaltung sollen in Diskussionsrunden mit Betroffenen besprochen werden. Drei Fibeln, die die Ratschläge für jede Altersstufe zusammenfassen, runden das Projekt ab. Das in Kooperation mit dem Bayerischen Rundfunk entstandene Medienprojekt soll unter anderem in der Erwachsenen- und Familienbildung sowie in Jugendämtern eingesetzt werden. AFP
MANFRED FLUCK (SPD), Landrat des Kreises Limburg-Weilburg, hat eine vom Regierungspräsidium Gießen geforderte "verdichtete Belegung" der Unterkünfte für Asylbewerber abgelehnt. Es sei menschenunwürdig, die Flüchtlinge noch enger zusammenzupferchen um Platz für noch mehr Flüchtlinge zu schaffen. Die Menschen könnten auch nicht in Zelten oder Containern untergebracht werden, denn die Versorgung in derartigen Notunterkünften sei ebensowenig sichergestellt wie in Turnhallen, leerstehende Fabrik- oder Lagerhallen, sagte Fluck.
Carlos Monsivais, kritischer Vordenker in Mexiko, kann es nicht fassen. "Taco Bell in Mexiko," so schimpfte er auf einer Party in Mexiko-Stadt, "das ist das Allerletzte." Gleichermaßen pikiert kommentierte eine Dame des mexikanischen Mittelstandes die Eröffnung von Taco-Restaurants durch den US-Multi Pepsico ausgerechnet im Land der Tacos: "Das ist das Gleiche, als wollte man Eis nach Alaska tragen."
Der Grund der Aufregung ist weniger die Tatsache, daß eine nordamerikanische Fast-food-Kette mit Zehntausenden von Maisfladen-Händlern zu konkurrieren sucht, sondern vielmehr eine tiefsitzende Angst vor la americanisacion. Die "Amerikanisierung" der mexikanischen Gesellschaft ist nicht neu, aber von nicht wenigen Mexikanern wird sie zunehmend störend empfunden. Sie wird nicht nur über Kabelfernsehen in die Wohnzimmer getragen, sie hält auch eine Botschaft bereit. Denn ob Eltern ihre Sprößlinge zum Gymnasium schicken, ob das Dienstmädchen von "Molly Maid" oder die Frühstücksbrötchen von "New York Bagel" stammen, schick ist, was aus den USA kommt und wer es sich leisten kann, gehört dazu.
So sind die Einkaufszentren, in Mexiko wie in Miami "Malls" genannt, der letzte Schrei. Importierte Massenware wird allein schon deshalb gekauft, weil sie aus dem Ausland kommt. Doch selbst wer die überteuerten Klamotten nicht bezahlen kann, hat dennoch etwas vom "neuen Mexiko", wie ironisch die Schriftstellerin Guadelupe Loaeza feststellt: "Er darf sich als Bürger der Ersten Welt fühlen."
"The american way of life" findet sich auch in neuen Gebräuchen wieder. "Halloween" hielt ebenso Einzug wie Selbsthilfe-Organisationen für Singles oder Abspeckkuren à la Weightwatcher. Kindergeburtstage finden bei McDonalds statt, Abendessen organisieren spezielle "caterer" mit englischen Namen. Dieser Trend, so Beobachter, wird sich noch durch das geplante Freihandelsabkommen mit den USA und Kanada verstärken. Galt lange das Wort des Diktators Porfirio Diaz - Armes Mexiko: so fern von Gott und so nah den USA - als gelungene Beschreibung des mexikanischen Seelenzustandes, so lamentieren heute Kritiker: Armes Mexiko: so fern von Gott und jeden Tag den USA näher.
Doch nicht alle kümmert das. Vielen Einwohnern ist die Amerikanisierung sogar willkommen und sie negieren vehement, daß von dieser eine Gefahr für mexikanische Gepflogenheiten ausgehe.
Verfechter der Modernisierung, wie die Vize-Kulturministerin im Bundesstaat Nuevo Leon, Sonya Larza Rapport, kommen vielmehr zu einem Umkehrschluß: "Weit gravierender ist die Lateinamerikanisierung der USA. Sehen Sie nur, wie wir mit Salsa-Musik, mit Chile-Soßen und Tequila die Vereinigten Staaten erobern." Dem halten Beobachter jedoch entgegen, daß die USA auch nicht verlieren können, was sie nie besaßen: eine kulturelle Identität basierend auf jahrhundertealten Traditionen.
Vor allem bei Mittel- und Oberschicht werden Güter und Gedanken aus nordamerikanischen Quellen gierig aufgesogen, während die Unterschicht, mehr als 70 Prozent der 83 Millionen Einwohner, weder Geld noch Zeit bei ihrem täglichen Überlebenskampf darauf verschwenden kann, ob vielleicht US-Yoghurt gesünder sei als mexikanischer. Sie bekommt, wenn überhaupt, den schlechteren Teil ab: Junk-Food und Billig-Ramsch.
Doch nicht nur bei banalen Alltagsgütern tut sich ein Graben zwischen arm und reich auf. "Während inzwischen für manche Mexikaner ein Cellular-Telefon zum absoluten Muß gehört, haben viele noch nicht einmal von einem Fax gehört", meint die Psychoanalytikerin Marina Castaneda. Sie sieht die Gefahr, daß ein Teil der mexikanischen Gesellschaft geistig glückselig in die Erste Welt aufbricht, der große Rest aber abgehängt, in alten Traditionen verhaftet, zurückbleibt. "Die Auswirkungen sind schwerwiegender als in Europa, da die Modernisierung dort graduell stattfand, hier aber in Lasergeschwindigkeit."
Das führe nicht nur zur Wegwerf- Mentalität und zur Scheckkarten-Kultur, sondern auch zu radikalen Veränderungen der mexikanischen Gesellschaft, die vor allem auf starken Familienbeziehungen basiert. Die Familien brechen auseinander. Die Frauen müßten, um mit den Ausgaben Schritt halten zu können, ebenfalls arbeiten. Es komme zu Scheidungen, da diese ihre unterwürfige Rolle nicht mehr akzeptieren. Doch die Infrastruktur in Form eines sozialen Netzes sei nicht vorhanden, denn das soziale Netz knüpft in Mexiko nicht der Staat, sondern die Familie.
Und gleichzeitig, so Castaneda, führe der schnelle Wechsel zu Neurosen. "Viele Leute sind frustriert, weil sie nun zwar theoretisch Zugang zum ,amerikanischen Traum' haben, aber ihn praktisch mangels Geld nicht verwirklichen können." RITA NEUBAUER
Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden
MAIN-TAUNUS-KREIS
Filmspiegel Bad Soden. Kur-Theater: Vater der Braut (20 Uhr).
Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Indochine (20.15 Uhr).
Hofheim. Capitol-Kino-Center, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Brennpunkt L.A. - die Profis sind zurück (15, 20.15 Uhr) .
Kino 2: Mein böser Freund Fred (15 Uhr); In einem fernen Land (20.15 Uhr).
Kino 3: Otto - der Liebesfilm (15, 20.15 Uhr).
Kelkheim. Kino, Hornauer Straße 2: Wayne's World (17.30, 20 Uhr).
Kronberg. Kronberger Lichtspiele, Friedrich-Ebert-Straße 1: In einem fernen Land (17, 20.15 Uhr). Ausstellungen Eschborn. Museum, Eschenplatz 1: "Treffpunkt Museum: Eschborner malen für Eschborn", Aquarelle der Hobbykünstlerin Margarete Franz (bis 20. 9.).
Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: "Historische Fahrzeuge und Mode", 8 bis 18 Uhr; Führungen nach Absprache, Tel. 0 61 98 / 30 10.
Hattersheim. "Kunst in der Praxis" - Bilder von Vesna Bakic, Okriftel, Taunusstraße 6 a (bei Brigitte Herzog), zu den Sprechstundenzeiten (bis 31. 12.).
Rathaus, Villebon-Platz 9 - 11: "Seidenmalerei", 9 bis 12 Uhr (bis 16. 9.).
Schwalbach. Pfarrzentrum der evangelischen Limesgemeinde, Ostring 15: "Wer ist Maria Magdalena - Frauen in biblischer Zeit", Bilder, Drucke und Landkarten, 9 bis 12 und 16 bis 18 Uhr (bis 6. 9.). Vorträge / Kurse Hofheim. Volksbildungsverein: Diavortrag "Guatemala" von Horst Liebelt, Vortragsraum, Hattersheimer Straße 1 (gegenüber Bahnhof), 20 Uhr.
Vortrag "Kinder und Konsum" von Gabriele Wolff-Strack, evangelischer Kindergarten Langenhain, 20 Uhr.
Schwalbach. Evangelische Limesgemeinde: Vortrag "Jugoslawien: Warum? - Was tun?" von Andreas Buro, Pfarrzentrum, Ostring 15, 20 Uhr (anschließend Diskussion). Parteien / Parlamente Eschborn. CDU: Sprechstunde mit Christian Fischer und Albert Reiner, Tel. 0 61 96 / 4 21 50, Rathauskeller, 18 bis 20 Uhr.
Hattersheim. Jusos: Arbeitsgespräch "Bundeswehreinsätze weltweit?", Alter Posthof, Hauptstraße 48, 20 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Bad Soden. Frauenselbsthilfe nach Krebs: Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 37 46.
Flörsheim. AL-Anon-Familiengruppen: Treffen, Jugendhaus der Josefkirche, Kolpingstraße, 19.30 Uhr.
Hochheim. Kreisgesundheitsamt: Sprachberatung für Sprachbehinderte, Am Kreishaus 1 - 5, 14 bis 16 Uhr.
Hofheim. Freiwillige Suchtkrankenhilfe: Infos, Beratung, Selbsthilfegruppe, evangelisches Gemeindezentrum, Kurhausstraße 24, 19 bis 21 Uhr, Tel. 0 61 96 / 4 20 25, 0 61 73 / 48 70 und 0 60 07 / 28 08.
Diakonisches Werk: "Café Ambet", Martha-Else-Haus, Staufenstraße 27, 17 bis 20 Uhr.
Kreisgesundheitsamt, Am Kreishaus 1-5: Mehrfachschutzimpfung und Mütterberatung, 14 bis 15.30 Uhr, Anmeldung Tel. 0 61 92 / 20 11 50 oder 20 11 51.
Kelkheim. Malteser Soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und Kranke, Tel. 0 61 95 / 6 22 22, 8 bis 16 Uhr.
Liederbach. Guttempler: Gesprächskreis für Alkoholabhängige, Liederbachhalle, Wachenheimer Straße, 19.30 Uhr, Tel. 0 61 96 / 2 37 02 und 0 69 / 3 05 29 96. Vereine / Organisationen Kelkheim. Verein für Bewegungstherapie und Herzsport: Wirbelsäulengymnastik, 17.30 bis 18.15 Uhr; Bewegungstherapie und Herzsport, 18.30 bis 19.45 und 19.45 bis 21 Uhr, Stadthalle, kleiner Saal, Auskunft unter Tel. 0 61 95 / 6 46 49.
Sportgemeinschaft: "Herzsport", Turnhalle der Pestalozzischule, 18.30 Uhr; Auskunft unter Tel. 0 61 96 / 2 54 83.
DRK: Gymnastik, Stadthalle, kleiner Saal, 16 bis 17 Uhr (hintere Eingangstür).
Sulzbach. Elternschule Taunus: Treffen der Stillgruppe, katholisches Gemeindezentrum, Eschborner Straße 2, 10 bis 11.30 Uhr, Anmeldung Tel. 0 61 92 / 2 20 98 und 0 61 72 / 69 45. Offene Treffs Hochheim. Mütterzentrum "Mamma mia", Kolpingstraße 2 (Räume der Bonifatius-Gemeinde): Cafétreff, 15 Uhr; Stillgruppe, 15 Uhr; Englisch-Gesprächskreis, 15.15 Uhr. Senioren Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Arbeiten mit Holz, 10 Uhr; Rommé, Café, 14 Uhr.
Hofheim. Seniorenzentrum, Hattersheimer Straße 5: Skat und Spiele, 13 bis 17 Uhr.
Schwalbach. Städtischer Seniorenclub, Kegeln, Eingang Ratskeller, 17 Uhr. Kinder / Jugendliche Flörsheim. "Güterschuppen", Bahnhofstraße: Jugendcafé, 14 bis 19 Uhr.
Hattersheim. Jugendtreff Okriftel, Mainstraße 48: Café, 16 bis 21 Uhr; Sprechstunde mit Stadtjugendpfleger Thomas Kaiser, 11 Uhr, Tel. 0 61 90 / 48 67. Sonstiges Eschborn. Wiesenfest, Festzelt in den Oberwiesen: Frühschoppen, 10.30 Uhr; Kerbausklang, ab 19 Uhr.
Flörsheim. "Verlobter Tag", Festgottesdienst mit Bischof Franz Kamphaus, anschließend Prozession, 9 Uhr.
Kelkheim. Stadtfest, Frühschoppen mit der Bernd Hasel-Band, 10 Uhr. WESTLICHE STADTTEILE
Ausstellungen Höchst. Café Wunderbar, Antoniterstraße 16, Café "Cappuccino", Hilligengasse 6: "Aerosol-pattern-project", Bilder von Peter Damm, 10 bis 1 Uhr (bis 13. 9.).
Jugendcafé und Bildungstreff Zenit, Adolf-Häuser-Straße 7: Photographien von Souleymane Bombaye, 11 bis 15 und 16.30 bis 19 Uhr (bis 20. 9.).
Senioren-Initiative Höchst, Gebeschusstraße 44: "Das Bild der Frau im Film der vierziger Jahre", 10 bis 17 Uhr (bis Mitte September). Beratung / Selbsthilfe Höchst. Kinder-Jugend-Elternberatungsstelle, Kurmainzer Straße 1: Beratung, 8.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 31 06-54 59.
Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE), Gersthofer Straße 4: Jugend- und Suchtberatung, 9 bis 12 und 13 bis 17 Uhr.
Caritas: Sozialdienste für Spanier und Italiener, 9 bis 12.30 Uhr, Kasinostraße 15.
Pro Familia, Hostatostraße 16: Sexualberatung/Familienplanung, 9 bis 12 Uhr; Männertreff, 18 bis 19.30 Uhr.
Psychosoziale Beratungsstelle, Bolongarostraße 154: Sprechzeit, 9 bis 15 Uhr. Senioren Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: offener Treff, 15 bis 18 Uhr, Altentagesstätte, Hunsrückstraße 11.
WIESBADEN
Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Brennpunkt L.A. - Die Profis sind zurück (14.15, 17, 20, 22.45 Uhr).
Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Otto - Der Liebesfilm (13.45, 16, 18.15, 20.30 Uhr).
Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Steinzeit Junior (13, 15.15, 17.30, 19.45 Uhr).
Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: In einem fernen Land (13.30, 16.30, 19.30, 22.30 Uhr).
Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Christopher Columbus - Der Entdecker (13, 15.30, 18, 20.30 Uhr).
Alpha: Wayne's World (13.15, 15.45, 18.15, 20.45 Uhr).
Beta: Basic Instinct (14, 16.45, 19.30, 22.15 Uhr).
Gamma: Go Trabi go II - Das war der wilde Osten (12.45, 15, 17.15, 19.30, 21.45 Uhr).
Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Die Hand an der Wiege (14, 17, 20 Uhr).
Passage-Programmkino im Westend, Wellritzstraße 49: My private Idaho (15, 17.30, 20, 22.30 Uhr).
Hessische Landesbibliothek, Rheinstraße 55 - 57: "Adolph - Herzog zu Nassau, Großherzog von Luxemburg 1817 - 1905", 9 bis 19 Uhr (bis 31. 10.).
Galerie im Verwaltungsgericht, Mühlgasse 2: "Bilder 1990 bis 1992" von Heide Bechinie, 8 bis 16 Uhr (letzter Tag).
Stadtbibliothek, Neugasse: "Polnische Literatur", 10 bis 19 Uhr (letzter Tag).
Schloßpark Biebrich: "Erfahrungswelt zur Entfaltung der Sinne" von Hugo Kükelhaus, ganztägig (bis 11. 10.).
Deutsche Klinik für Diagnostik, Aukammallee 33, Halle: Bilder von Erika Liefland, Petra von Breitenbach und Erika Schreiter (bis 30. 9.).
PrivART, Scheffelstraße 4: "Grafik und Malerei" von Gerhard Schlich und Hans Plovgaard; 18 bis 20 Uhr (bis 12. 9.). Vorträge / Kurse Evangelische Familienbildungsstätte, Emser Straße 3: Gesprächskreis "Wenn Eltern älter werden", 20 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Gesundheitsamt, Dotzheimer Straße 38-40: Aids-Beratung, 16 bis 18 Uhr.
Aids-Hilfe, Karl-Glässing-Straße 5: Sprechzeiten, 10 bis 14 Uhr, Tel. 30 24 36; Einzelberatung nach Absprache, telefonische Beratung, 20 bis 22 Uhr, Tel. 1 94 11.
"Wildwasser", Verein gegen sexuellen Mißbrauch: Beratungsstelle für Mädchen und Frauen, 14 bis 17 Uhr, Tel. 80 86 19.
Kinderschutzbund, Schwalbacher Straße 72: "Sorgentelefon für Kinder", Tel. 06 11 / 5 11 22, 15 bis 19 Uhr.
Pro Familia, Langgasse 3: offene Sprechstunde, Verhütungsmittelberatung, 16 bis 19 Uhr; Schwangerschaftskonfliktberatung nach Absprache, Tel. 37 65 16.
LVA Hessen, Scharnhorststraße 24: Sprechstunde, 8 bis 12 Uhr.
Blaues Kreuz: Begegnungsgruppe, Räume der Boje-Gemeinde, Dotzheimer Straße 107 (Hinterhaus), 19.30 Uhr.
- ohne Gewähr -
HANAU. Die Sparkasse Hanau wehrt sich gegen die Kritik des eigenen Verwaltungsratsmitglieds Margret Härtel (CDU) am niedrigen Spareckzins. Der Trend zu verringerten gesetzlichen Spareinlagen - der Anteil an Geldvermögensanlagen betrage nur noch 20 Prozent - sei darauf zurückzuführen, daß die Kunden verstärkt ihre Ersparnisse in höherverzinslichen Sondersparformen, Sparkassenbriefen und Wertpapieren anlegten.
Wenn das Durchschnittsguthaben auf Sparkonten mit gesetzlicher Kündigungsfrist im Bundesdurchschnitt 2500 Mark betrage, lasse sich daraus ableiten, daß diese Rücklagen jederzeit wie Sichtguthaben verfügbar sein sollten. Im Rahmen der gesetzlichen Kündigungsfrist können monatlich 2000 Mark abgehoben werden.
Die Durchschnittsverzinsung der Spareinlagen von Privatpersonen in Höhe von einer Milliarde Mark macht nach Darstellung der Sparkasse Hanau über 5,5 Prozent aus und liege damit über Spareckzins und Preissteigerungsrate. him
gb FRANKFURT A. M., 3. September. Strafgefangene, die während ihrer Haftzeit in der Strafanstalt arbeiten, sollten hierfür einen Grundlohn von monatlich 1500 bis 2000 Mark erhalten. Dies schlägt die "Segeberger Initiative", ein Kreis ehrenamtlicher Strafvollzugshelfer, vor. Zudem sollten Inhaftierte in vollem Umfang in die Sozialversicherung einbezogen werden. "Eine leistungsgerechte Entlohnung von Inhaftierten wird langfristig dazu führen, daß die Haushalte von Bund und Ländern entlastet werden", meint der Kieler Sozialpädagoge Uwe Quedens. Auch würde die Resozialisierung des Gefangenen nach der Entlassung gefördert.
Nach Darstellung der "Segeberger Initiative" und der Kieler "Hilfe für Gefährdete" hatte ein ehemaliger Strafgefangener in Schleswig-Holstein nachträglich einen höheren Lohn gefordert, was die Anstalt abgelehnt hat. Falls der beim Justizministerium in Kiel eingereichte Widerspruch zurückgewiesen werde, solle auf dem Rechtsweg eine "gerechte Entlohnung" erstritten werden.
Bisher sind Strafgefangene nur in die Arbeitslosenversicherung einbezogen, nicht aber in Kranken- und Rentenversicherung. Dies führt nach Auffassung der Vollzugshelfer dazu, daß Menschen, die lange im Strafvollzug waren, im Krankheitsfall und im Rentenalter dauerhaft auf Sozialhilfe angewiesen sind.
Für ihre Arbeit erhalten Inhaftierte nach den Vorschriften des Strafvollzugsgesetzes im Schnitt monatlich rund 200 Mark. Die im Gesetz vorgesehene stufenweise Anhebung des Lohns unterblieb bisher - aus Kostengründen. Die Bundesregierung meinte 1989 in ihrer Antwort auf eine Große Anfrage der Grünen zwar, daß eine Erhöhung des Arbeitsentgelts aus kriminalpolitischen Gründen wünschenswert wäre, verwies aber auf die Haushaltslage der für den Strafvollzug verantwortlichen Länder. In Kommentaren zum Strafvollzugsgesetz wird kritisiert, daß zwar von hohen Kosten die Rede sei, eine ressortübergreifende Bilanz, die alle Aufwendungen einbeziehe, bisher aber nicht erstellt worden sei.
Die "Segeberger Initiative" rechnete am Beispiel eines 25jährigen Strafgefangenen, der verheiratet ist und ein Kind hat sowie Schulden von 15 000 Mark abzahlen muß, die Kosten nach. Die Strafvollzugshelfer gehen davon aus, daß gegenwärtig Unterbringung und Entlohnung des Strafgefangenen pro Jahr 9500 Mark kosten: 7200 Mark rechnen sie zunächst für Unterbringung und Verpflegung. Dieser Satz werde als Grundlage genommen, weil er dem Eigenanteil entspreche, den Freigänger, die außerhalb des Gefängnisses arbeiten und mehr verdienen, von ihrem Lohn an die Anstalt abführen müssen, erläutert die "Initiative". Hinzu kommen 2400 Mark Arbeitslohn und 400 Mark für die Heilfürsorge, insgesamt 10 000 Mark, von denen 500 Mark Sozialabgaben abgezogen werden.
Bei einem höheren Arbeitslohn würden sich die Kosten zunächst auf 37 200 Mark belaufen, die sich aus dem Arbeitslohn von 30 000 Mark sowie den 7200 Mark für Unterbringung und Verpflegung ergeben. Hiervon aber könne der Strafgefangene Sozialabgaben (9500 Mark) und Steuern (2300 Mark) zahlen, seine Familie unterstützen, Schaden wiedergutmachen, Schulden tilgen und Gerichtskosten bezahlen. Dies würde den Staat laut "Segeberger Initiative" nochmals um rund 7000 Mark entlasten, so daß dieses Modell mit 11 800 Mark nur geringfügig teurer wäre als die bisherige Entlohnung.
Die Initiative räumt ein, daß nicht in ausreichendem Maße qualifizierte und qualifizierende Arbeitsplätze in Justizvollzugsanstalten eingerichtet werden können. Der Grundlohn solle aber auch für Arbeit in den Versorgungsbetrieben der Anstalten wie Küche, Bibliothek und Wäscherei gezahlt werden.
Bei Berücksichtigung aller Kosten sei eine "gerechte Entlohnung für Strafgefangene" und ihre Einbeziehung in die Sozialversicherung eine finanziell lohnende Aufgabe, glaubt die Initiative. Der jetzige geringe Lohn führe bei vielen Gefangenen zu einem weiteren Anstieg von Schulden, fördere Hoffnungslosigkeit und erneute Straffälligkeit.
Ein angemessener Lohn dagegen vermittle Perspektiven und Motivation für die Zeit nach der Entlassung und fördere die Selbständigkeit.
FLÖRSHEIM. Das Nein zur ICE-Trasse (wir berichteten) wird mager ausfallen: Nachdem auch die letzten juristischen Feinheiten geklärt sind, soll die Stellungnahme der Stadt zu den Plänen der Bundesbahn am Donnerstag, 3. September, vom Parlament verabschiedet werden.
Die Sitzung beginnt um 19 Uhr in der Stadthalle Flörsheim.
Weitere Themen an diesem Abend sind der Kindergartenbedarfsplan, die geforderte Umbenennung der Siedlung Keramag in Falkenberg sowie die Erweiterung des Friedhofes an der Philipp- Schneider-Straße. kkü
MÖRFELDEN-WALLDORF. Sachbücher im Wert von 1500 Mark wollen Eleonore Frank, Leiterin der Bücherei Mörfelden, und Erster Stadtrat Hans- Jürgen Vorndran morgen, 1. September, mit dem Auto nach Walldorf an der Werra transportieren und der dortigen Bücherei überbringen. Den Grundstock für den Kauf der Bücher legte ein Flohmarkt der Mörfelder Bücherei; den Rest spendierte die Stadt.
"Ich will mit dieser Geste honorieren, daß der Kollege in Walldorf trotz seiner finanziellen Sorgen die Bücherei offenhält", sagt Kämmerer Vorndran. "Es ist beachtenswert, eine solche Priorität zu setzen."
Vor allem die Freiwilligen Feuerwehren aus dem 2600 Einwohner zählenden Walldorf in Thüringen und dem hessischen Walldorf (mit dem Mörfelden davor) pflegen die Kontakte. Aber auch zwischen den Verwaltungen beider Gemeinwesen gibt es lockere Verbindungen. lis
MAIN-TAUNUS-KREIS. Einen Musik- und Videoworkshop bietet die Kreisjugendpflege jungen Leuten in den Herbstferien an. Vom 12. bis 16. Oktober können die Teilnehmer ihren eigenen Clip drehen. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Die Kosten für das Seminar betragen 120 Mark. Gedreht wird im Jugendhof Bessungerforst bei Darmstadt. Auskunft und Anmeldung bei der Kreisjugendpflege, Tel. 0 61 92 / 20 16 17. kkü
NIED. Während der Sommer langsam zu Ende geht, ist für die Bauarbeiter an der Oeserstraße (Foto) die Hochsaison längst nicht vorbei. Wo früher Lokomotiven der Bundesbahn repariert wurden, sollen einmal rund 2000 Menschen in 900 Wohnungen leben. Nach Auskunft des Bauunternehmens sind vier Häuser mit 118 Eigentumswohnungen bereits bezogen. Bis zum Frühsommer 1993 sollen weitere drei Häuser mit 96 Wohnungen an die Besitzer übergeben werden.
Einen "Meilenstein" hofft der Leiter des städtischen Umweltamtes, Jörg Hennerkes, bis Ende nächster Woche zu erreichen. Wie er der FR sagte, soll der Bauträger bis dahin ein detailliertes Sanierungskonzept vorlegen. Ein damit beauftragtes Darmstädter Institut werde darüber hinaus realistische Möglichkeiten vorschlagen, wie und wohin der kontaminierte Boden entsorgt werden könne: "Über ein derart umfassendes Konzept verhandeln wir bereits seit zwei Jahren." Nach Angaben von Hennerkes wird die Stadt weitere Bauanträge erst dann bearbeiten, wenn die Sanierung endgültig geklärt ist.
(leo / FR-Bild: Grieshaber)
ROSBACH. Max Slevogt galt als Maler des Lichts, sein Biograph Max Scheffler urteilte über ihn: "Ihm lag an seiner Kunst, in der das Naturalistische romantisch und das Romantische naturalistisch erscheint." Werke des Impressionisten Max Slevogt, der am 20. September 1932 starb, sind ab Sonntag, 6. September, in der Kunstgalerie zu sehen. Die Verkaufsausstellung wird um 15 Uhr eröffnet. Bis einschließlich 4. Oktober können die Aquarelle, Zeichnungen und Graphiken dann täglich außer montags von 15 bis 19 Uhr besichtigt werden. cor
BRUNO NACHTIGALL, CDU-Stadtrat in Langenselbold, ist mit der Verdienstmedaille der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet worden. Landrat Karl Eyerkaufer überreichte die Ehrung im Namen des Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker im Rathaus der Stadt Langenselbold. Christdemokrat Nachtigall erhielt den Verdienstorden für sein Engagement in Politik und Gesellschaft. Der seit Anfang der 50er Jahre in Langenselbold lebende Kommunalpolitiker gründete im Jahre 1967 den CDU-Ortsverband, dessen stellvertretender Vorsitzender er bis 1989 war. Seit 1968 ist Nachtigall bereits ehrenamtlicher Beigeordneter des Gemeindevorstandes und späteren Magistrats. Aktiv war der Christdemokrat außerdem von 1957 bis 1975 als Kirchenvorsteher der evangelischen Kirche, als Schöffe beim Amtsgericht in Hanau und seit 14 Jahren als Mitglied der Briefmarkenfreunde Kinzigtal. Maßgeblich war der Langenselbolder auch an der Gründung der Städtepartnerschaft mit Bad Klosterlausnitz in der ehemeligen DDR beteiligt.Kleine FR · Kleine FR
Umweltausschuß berät Hardtwald BAD HOMBURG. Die Versiegelung im Hardtwald, die Schafhaltung im Kirdorfer Feld und die Biotopkartierung berät der Umweltausschuß am Mittwoch, 2. September, ab 17.30 Uhr im Stadthaus.
Otto von Habsburg kommt BAD HOMBURG. Der Kreisverband des Bundes der Vertriebenen begeht am Samstag, 12. September, mit den Mitgliedern des Verbandes der Marienbader ab 19.30 Uhr im Bürgerhaus Kirdorf den "Tag der Heimat". Festredner ist Otto von Habsburg, Präsident der internationalen Paneuropa-Union.
Herbstbasar für Kinderkleidung BAD HOMBURG. Die Mutter-Kind- Kreise der Waldensergemeinde Dornholzhausen veranstalten am Samstag, 12. September, von 9 bis 12 Uhr im Gemeindehaus, Ricarda-Huch-Straße 14, einen Basar für Kinderkleidung, Spielsachen, Umstandsmode und Zubehör. Zehn Prozent vom Verkaufserlös werden einbehalten. Kontakt: Tel. 3 23 88 (Gemeindebüro). Erste-Hilfe-Kurs BAD HOMBURG. Einen Erste-Hilfe-Kurs veranstaltet der Malteser Hilfsdienst am Samstag, 19. und 26. September. Beide Kurse finden von 9 bis 17 Uhr im Altenpflegeheim Dornholzhausen, Lindenallee, statt. Weitere Informationen und Anmeldung unter Tel. 2 05 09. Digitaltechnik bei der VHS BAD HOMBURG. Wie funktioniert die Kasse im Supermarkt? Aufschluß darüber gibt ein Kurs der Volkshochschule, der am Mittwoch, 9. September, beginnt. Die Themen gehen aber über den Blick ins Innenleben der Kasse hinaus. Weitere Informationen: Tel. 2 30 06. Neues bei der Elternschule BAD HOMBURG. Die Elternschule Taunus bietet folgende Kurse neu an: Yoga für Anfänger und Fortgeschrittene (ab Mittwoch, 2. September, 10.30 bis 12 Uhr).Auf der Suche nach der weiblichen Identität (ab Montag, 14. September, 20 Uhr) und Selbstbewußtsein und Selbstbestimmung (ab Mittwoch, 16. September, 20 Uhr). Informationen und Anmeldungen bei der Elternschule (Tel. 69 09 45). Deutsch für ausländische Frauen BAD HOMBURG. Deutschkurse für ausländische Frauen (Anfängerinnen und Fortgeschrittene) werden am Dienstag, 8. September, im Frauenzentrum, Louisenstraße 38, gestartet. Einen Tag später beginnt die Konversationsrunde in Deutsch für ausländische Frauen. Tel. 2 44 34.
Die Nichtraucherinitiative Frankfurt veranstaltet zwei Radtouren auch für Nichtmitglieder mit anschließender "rauchfreier Einkehr" in Gaststätten.
Am Samstag, 5. September, radeln die Nichtraucher am Main entlang nach Seligenstadt; auf dem Rückweg machen sie in einem rauchfreien vegetarischen Restaurant halt. Abfahrt ist um 14 Uhr am Parkplatz unter der Flößerbrücke auf der Sachsenhäuser Mainseite. Am Samstag, 10. Oktober, geht die Tour nach Ober- Mörlen in Deutschlands einzige rauchfreie Apfelweinwirtschaft. Abfahrt um 14 Uhr am S-Bahnhof Berkersheim. mku
Mit einem Anruf um 5.30 Uhr am 5. September 1972 begann für Walther Tröger der bisher schlimmste Tag in seinem Leben. Der Bürgermeister des Olympischen Dorfes in München wurde von seiner Frau geweckt und ans Telefon geholt. "Da sagte man mir, daß ich dringend zum Appartement der Israelis kommen sollte", erinnert sich der Generalsekretär des Nationalen Olympischen Komitees (NOK). Auch NOK-Präsident Willi Daume, der ganz in der Nähe des Mannschaftsquartiers der Israelis schlief, wurde telefonisch aufgeschreckt: Münchens Polizeipräsident Manfred Schreiber teilte ihm mit, daß eine Gruppe Araber das israelische Team überfallen habe; es habe Tote gegeben, die Terroristen forderten die Freilassung von 200 Gefangenen.
Während hektische Verhandlungen liefen, die politisch Verantwortlichen auf dem Weg ins olympische Dorf waren und Telefondrähte zwischen Tel Aviv und dem Krisenstab heiß liefen, träumten Athleten und Zuschauer, Helfer und Gäste aus aller Welt noch ihren olympischen Traum. Freundlich und heiter sollte dieser elfte Tag der olympischen Spiele werden. Die Vizepräsidentin des Deutschen Sportbundes, Erika Dienstl, damals für den Fechterbund im Einsatz, war gerade auf dem Weg in die Fechthalle, als sie um 6 Uhr die Schreckens-Meldung im Radio hörte. Der Bote der schlechten Nachrichten für den damaligen Mannschaftsleiter der Leichtathleten, Heinz Fallak, war der Pressemann Werner Zimmer. Auch er hatte in den Nachrichten von dem Überfall gehört.
Bilder und Erinnerungen, die zwanzig Jahre nach dem Attentat von München, das mit 17 Toten am Militärflugplatz Fürstenfeldbruck zu Ende ging, wieder wachgerufen werden. Erschüttert wurde damals die heile olympische Welt, die zeitlupenhaft, wie in einem abstrusen Film, angesichts der Katastrophe in Bewegung blieb. Der Schriftsteller Rudolf Hagelstange beschrieb die damalige Situation: "Heiterkeit und Menschlichkeit der Münchner Spiele schien sich wider alle Skeptiker ins Recht setzen zu wollen - da geschah das Furchtbare, das bis dahin noch nie geschehen war: daß der Krieg, der noch immer vor den Toren des modernen Olympia haltgemacht hatte, in das Weltfest einbrach, eine tragische Zäsur setzte." Daume schildert heute, was ihm angesichts des Grauens durch den Kopf ging so: "Mir kam damals der makabre Gedanke, als gehörten solche Geschehnisse einfach in unsere Zeit."
Die Politik hat Olympia schon immer zu schaffen gemacht, Gruppen und Staaten nutzten und nutzen die weltweite sportliche Plattform, um zu protestieren oder (Ohn-)Macht zu demonstrieren. Und bei allem, was passierte, "immer stand am Ende die Erkenntnis: Olympische Spiele sind von Grund auf politisch", so Daume. Doch noch nie war jemand so weit gegangen wie die Mitglieder der Terror-Gruppe "Schwarzer September".
Als 1968 die Black-Power-Bewegung die Spiele in Mexiko nutzte, um gegen Rassismus zu protestieren, glaubte man den schlimmsten politischen Auftritt erlebt zu haben. Olympiasieger Tommie Smith und sein Teamkollege und Bronzegewinner John Carlos, die auf dem Siegerpodest die Faust im schwarzen Handschuh in den Himmel reckten, wurden vom Bannstrahl des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) getroffen, mußten das Edelmetall abgeben, wurden aus dem olympischen Paradies vertrieben und nach Hause geschickt. Auch vor Beginn der Münchner Spiele war Rassismus sportpolitischer Streitpunkt: Schwarzafrikas Länder sorgten für den Ausschluß Rhodesiens, weil die dortige Regierung Apartheidspolitik betrieb. Kaum jemand erinnert sich noch daran.
In München aber kam die olympische Maschinerie für Momente zum Stillstand. Lähmendes Entsetzen wurde zur psychischen und physischen Bremse. Doch als IOC-Präsident Avery Brundage bei der Trauerfeier im Olympiastadion den Satz "The games must go on" sprach, über den in der Nacht des Schreckens in einer Sondersitzung noch heftig diskutiert worden war, wirkte dies wie ein Befreiungsschlag vor allem für die Athleten, die sich in einem sonderbaren, schwerelosen Zustand befanden. Sollten sie starten, sollten sie trauern? Konnte man gar beides gleichzeitig tun? Sollte man Terroristen diesen Triumph gönnen? Und: Waren alle Vorbereitung, alle Entbehrung umsonst?
Den bundesdeutschen Sportlern war die Entscheidung weiterzumachen freigestellt. "Ich habe in keiner Sekunde den Terroristen zugestanden, daß sie die Spiele kaputtmachen, auch für mich, weil ich zu lange, zu stur und konzentriert darauf hingearbeitet habe. Aber in dieser Situation war man einfach angespannt, hat sich treiben lassen, sich den Entscheidungen angepaßt", erinnert sich in einem Gespräch Liesel Westermann.
Als Brundage die Fortsetzung der Spiele verkündete, kam Olympia wieder auf Touren. Lethargie und Apathie wichen, Athleten machten sich während der Trauerfeier davon, um das Training aufzunehmen. Die Diskuswerferin Westermann bekam davon nichts mit. Sie war mit den Nerven am Ende. "Ich habe 24 Stunden geheult. Da konnte ich mir die Trauerfeier nicht auch noch antun." Sie und ihre Leverkusener Mannschaftskollegen waren von dem Geiseldrama besonders berührt: Freunde, die sie im gemeinsamen Trainingslager gefunden hatten, waren nun tot. Einfach weiterzumachen, stieß auf heftige Kritik: Wie konnte man tun, als ob nichts geschehen wäre? Zwanzig Stunden nach der Tragödie auf dem Flughafen in Fürstenfeldbruck bejubelten 70 000 Menschen im Olympiastadion bei einem Fußballspiel wieder Tore, kritisierten Schiedsrichter und spielten sich als die wahren Trainer auf.
Zunächst war, um mit Anstand über die Runden zu kommen, gedämpfte Heiterkeit verordnet, die aber mit zunehmender Distanz zu dem grauenhaften Geschehen in fröhliche Ausgelassenheit ausartete. Fast gebetsmühlenartig wurde betont: Die Israelis wollen, daß wir weitermachen. War München die Bestätigung für die These des Psychoanalytikers Alexander Mitscherlich von der "Unfähigkeit zu trauern"?
In München, das ein anderes Deutschland als das von 1936 repräsentieren wollte, ein Land, in dem nicht mit Säbeln gerasselt wurde, in dem Uniformen nicht das Bild beherrschten, wurde damals über Waffen und Sicherheitsmaßnahmen diskutiert, vor allem aber über Versäumnisse, die das Friedensfest zu einem Schlachtfeld werden ließen. Trauer und Trotz verbanden sich, bei denen, die Verantwortung trugen, und die politisch-rationale Betrachtung setzte sich schließlich durch. Avery Brundage rettete mit dem Weiterführen der Spiele wohl die olympische Bewegung und somit auch die Spiele selbst. Der zähe Amerikaner gab sich wie ein Westernheld: Hart und nicht zurückweichend, keine Schwäche in der Krise zeigend. Politik und Sport waren sich da einig - erpressen wollte man sich nicht lassen.
Olympia ist mittlerweile ein weltweites Tele-Spektakel, ein "gewaltiger Wirtschaftsfaktor mit allen humanitären Nebenwirkungen. Doping eingeschlossen", wie Willi Daume urteilt, das alle Krisen, inklusive der Boykotts von 1980 und 1984,überstanden hat und weiter in neue Dimensionen vorstößt. "Das Attentat selbst war aus meiner Sicht nicht folgenreich", sagt Daume. Nur die ungeheuren Sicherheitsvorkehrungen, die Olympia zu einer militärischen Operation werden lassen, sind sichtbare Spuren des Schwarzen Septembers 1972. Die Tragödie wurde auch vom Sport nie wirklich auf- und verarbeitet. In der schnellebigen olympischen Wegwerfgesellschaft werden böse Träume verdrängt. "Als die Gedenkstätte ein Jahr später in München eingeweiht wurde, da war nicht einmal eine Handvoll Athleten aus dem deutschen Olympia-Team dabei. Die sind zum Eisstockschießen. Da habe ich mich wirklich geschämt." Es scheint, als hätte Liesel Westermann diese Scham noch immer nicht überwunden.
OBERURSEL. In der ganzen Altstadt soll auf Vorschlag der SPD flächendekkend das sogenannte "Anwohner-Parken" eingeführt werden. Ziel ist es, den "Fremdverkehr" zu reduzieren. Die Sozialdemokraten haben sich auch gegen den Bau einer Tiefgarage unterhalb des Marktplatzes ausgesprochen. hko
MAIN-KINZIG-KREIS. Die elektronische Datenverarbeitung nimmt einen immer größer werdenden Raum im Arbeitsleben ein. Doch welche gesellschaftliche Folgen zieht die zunehmende Computerisierung nach sich? Dieser Frage geht der Bildungsurlaub "Computer und Gesellschaft" nach, den die Kreisvolkshochschule anbietet.
Vom 26. bis 30. Oktober können die Teilnehmer sich in Oberursel / Taunus den Chancen und Risiken der neuen Technologien widmen. Persönliche Praxis am Computer ist Voraussetzung für die Teilnahme. In praktischen Übungen wird gelehrt, wie die eigenen Erfahrungen so umgestaltet werden können, daß Risiken weitgehend begrenzt, Chancen genutzt werden können. Die Teilnahmegebühr inklusive Unterkunft und Verpflegung beträgt 460 Mark, Anmeldeschluß (Kreisvolkshochschule, Hanau, Rückertstraße 10) ist der 15. September. are
BAD VILBEL. "Die Aufregungen der Politiker und Bürger waren wohl umsonst", zieht Kai Schlegelmilch für die ÖDP Bilanz der Einführung der Busspur auf der B 3 nach Frankfurt. Die Politiker sollten daher ihre Anträge zurückziehen, rät er. Wie berichtet, hatte das Bad Vibleler Stadtparlament auf Antrag der CDU gefordert, neben der Busspur sollten beide Fahrspuren vollständig hergestellt werden. Der FDP-Landtagsabgeordente Jörg-Uwe Hahn hatte festgestellt, daß dort, wo die B 3 für zwei Fahrspuren und Busspur zu schmal sei, dei Busspur wieder entfernt werden solle. Zugleich hatte er angekündigt, er werde das Thema im Landtag zur Sprache bringen.
In den vergangenen Wochen hat nach Beobachtung Schlegelmilchs jeder Bürger einen "einmaligen Anschauungsunterricht erhalten, wie der in Sonntagsreden von Kommunalpolitikern hochgehaltene Umweltschutz bei der Umsetzung zu einer Farce verkommt. Besser könne man kaum prüfen, welche Bad Vilbeler Parteien sich denn auch ernsthaft um Verbesserungen für den öffentlichen Nahverkehr einsetzen, gerade wenn es mal zu Lasten des Autoverkehrs ginge. Dies sollte man sich geanau merken, rät er, wenn im nächsten Wahlkampf von "einer großen und einer kleineren Partei" der Stadtbus für Bad Vilbel gefordert werde.
Mit der Busspur werde vielmehr endlich das Konzept eines umweltverträglichen Verkehrs wieder ein Schritt weiter verwirklicht, der ja laut Umfragen von der großen Mehrheit der Bevölkerung gewollt sei. Doch wenn dann die richtigen Maßnahmen von verantwortungsvollen Politikern ergriffen und umgesetzt würden, "ist es auf einmal nicht mehr weit her mit dem Wunsch nach einem umweltverträglichen Verkehr", stellt Schlegelmilch fest.
Für die ÖDP gebe es dagegen keinen besseren Schritt, als jetzt auf den Bus umzusteigen. Niemand solle negative Stimmung gegenüber umweltfreundlichen Maßnahmen verbreiten, sondern sich stattdessen über die Verbesserungen freuen und den selbstproduzierten Autostau durch Umsteigen auf den Bus entrinnen. "Die Busspur ist keine Schikane der Autofahrer, sondern eine vernünftige Altenative - das oft bejammerte schlechte Angebot des öffentlichen Nahverkehrs ist spätestens jetzt abgeschafft", stellt Schlegelmilch heraus. Vielmehr sei es früher eine Schikane für die Busbenutzer gewesen, aufgerund des von zahlreichen Autofahrern produzierten Staus nicht pünktlich zur Konstablerwache zu kommen. Mit der Busspur ist nach Ansicht der ÖDP endlich die notwendige Gleichberechtigung hergestellt.
Da ja nach dem Bau der B 3 a der Rückbau der B 3 in Aussicht gestellt wurde, sieht Schhlegelmilch in der Busspur einen ersten gelungenen Rückbau. Angesichts der Kritik fragt er sich aber, ob der angekündigte Rückbau der B 3 in Bad Vilbel "etwa ein weiteres leeres Versprechen" sei. de
FRANKFURT A. M. Drückende Hitze liegt über der Stadt. Ein Stadtteil im Norden Frankfurts. Die Mittagssonne brennt und zwingt einen förmlich zur Bewegungslosig- keit. Die Menschen schauen hoffnungsvoll gen Himmel: Wo bleibt das Gewitter? Doch keine Regenwolke zeichnet sich am Horizont ab. Einer fleht sogar singend den Herrgott da oben um Abkühlung an. "Oh Lord let it rain", schallt es durch den Hinterhof des unscheinbaren Gebäudes.
Der da so inbrünstig um das kühle Naß bittet ist René Czyrka, Sänger der Hardrockformation "The Exotic Blowjob" beim Einspielen eines Gesangsparts. Für zwei Wochen sind die fünf langmähnigen Musiker im Juli ins Studio gegangen, um eine Langspielplatte aufzunehmen.
Seit sich die Band vor eineinhalb Jahren gegründet hat, konnten schon einige Erfolgserlebnisse verbucht werden. (Vorläufiger) Höhepunkt für die Jungs aus Frankfurt und Umgebung ist nun die Produktion der Platte.
Rene Czyrka steht mit nacktem Oberkörper in dem kleinen Studio und singt immer und immer wieder die gleiche Stelle: "Oh Lord let it rain". Dem Mann hinter dem Mischpult ist das aber noch immer nicht gut genug. "Versuch's noch mal ein bißchen höher und zieh die letzte Silbe länger", dirigiert der Tontechniker den Sänger. Nach einer halben Stunde sitzt die Stelle endlich. "Uff, wieder ein Song fertig." Erleichtert stecken sich die Hardrocker Zigaretten an. "Normalerweise sind zwei Wochen im Studio für elf Titel viel zu wenig Zeit", erklärt Gitarrist Oliver Nauck, "aber das ist schließlich auch eine finanzielle Frage."
Michael Jost, zweiter Gitarrist, fügt hinzu: "Wir nehmen uns vor, abends um zehn Feierabend zu machen, und dann kommen wir doch erst morgens um vier hier raus." Bis auf einen Song werden auf der Platte nur Eigenkompositionen zu hören sein, zu denen Oliver Nauck die Texte schrieb. "Meist entstehen die Stükke spontan im Übungsraum. Baßspieler oder Gitarrist kommen mit einem neuen Riff zur Probe und der Rest findet sich von selbst", erzählt Nauck. Auf dem Gebiet des Hardrock ist es sicher nicht leicht, progressive Strömungen zu entwickeln. Die Band gibt offen zu: "Unsere Musik ist nichts weltbewegend Neues. Wir versuchen uns trotzdem vom amerikanischen Einfluß zu distanzieren." Als lose Gruppe besteht "The Exotic Blowjob" zwar schon länger, doch erst nachdem sich im Oktober '90 endlich ein Sänger der Formation anschloß, fand die Combo "so richtig zum eigenen Spiel", so Oliver Nauck. Nach einigen kleineren Auftritten gewann das Quintett vergangenes Jahr den Rockwettbewerb der Stadt Dreieich südlich von Frankfurt. In diesem Frühjahr hatten die "Blowjobs" auch ihre ersten überregionalen Auftritte. Als Vorgruppe der amerikanischen Band "Steelheart" spielten sie in Hamburg und München vor jeweils mehr als tausend Zuhörern. Die produzierte Platte wird maximal in einer Auflage von 5000 Stück erscheinen. Einen Verkaufserfolg versprechen sich die fünf Jungs also nicht. "Die Scheibe dient mehr als Repräsentationsobjekt", meint Michael Jost. "Man kommt dadurch leichter an Auftritte ran", spielt Jost auf den Wunsch an, bundesweit auf die Bühnen zu gehen.
Wie die Hardrocker zu ihrem Namen kommen, mag keiner der Musiker so recht zugeben. Da einige Texte teilweise recht sexistisch sind, liegt die Vermutung nahe, daß die "Zotteligen" Prüderie und Feminismus anprangern wollen. Das weisen die Musiker jedoch zurück. "Die Texte sollte keiner zu ernst nehmen. Wir machen unsere Musik auch immer ein Stück weit zur Selbstbefriedigung", klärt Gitarrist Nauck auf. Wie das in der Realität aussieht, kann sich jeder selbst ausmalen, und zwar am Freitag, 11. September, ab 20 Uhr im "F 63" in der Frankfurter Straße 63 in Offenbach. hen
Großes Vergnügen
Gestern erst meinte mein sechsjähriger Sohn Till mit verklärtem Gesichtsausdruck, am liebsten, ehrlich gesagt, am allerliebsten wäre er jetzt auf der Stelle bei Rieke und Nicki, Jonny und Mark in Frankreich auf dem Campingplatz am Verdon. Dann würde er sich sein Fahrrädchen schnappen, die Kinder ein paar Zelte weiter abholen und mit ihnen zum Swimmingpool düsen. Und danach, erkundigte ich mich, was würdet ihr dann machen? Na ja, zum Beispiel mit dem Schlauchboot auf einem der kleinen Planschseen paddeln. Überhaupt, was für eine dumme Frage, zu tun gab es da ja wohl genug! Sprach's, stand auf, ging in sein Kinderzimmer und ließ mich nachdenklich zurück. Während unsere erste Reise mit Eurocamp unserem Sohn nämlich offenbar rundum gefallen hat, hatte sie bei uns Erwachsenen zum Teil recht zwiespältige Gefühle hinterlassen.
Zunächst waren wir (Kleinfamilie, ein Kind) von der Größe des Campingsplatzes "Camp du Verdon" einfach erschlagen. Im Prospekt war er als eine "Augenweide" angepriesen worden, behaglich und familiengerecht mitten in den Hautes-Alpes der Provence, mit großzügigen Stellplätzen für Zelte und Caravans im Schatten schöner hoher Laubbäume. Wir hatten uns, nach einem mißlungenen Urlaub mit Einzelkind in einem Mietbungalow am Atlantik ein Jahr zuvor, entschieden, den Komfort eines Appartements mit der Geselligkeit eines Campingplatzes zu kombinieren. Eurocamp schien uns da der geeignete Reiseveranstalter: Über die in Krefeld ansässige deutsche Dependance dieses englischen Veranstalters mieteten wir ein Zelt und bekamen dafür per Prospekt die Zusage, hiermit einen "kinderlieben Familienurlaub" gebucht zu haben. Und da Eltern wissen, wie sehr ihr Urlaubsglück vom Wohlergehen des Sprößlings abhängt, und wie anstrengend es ist, in einem alleinstehenden Ferienhaus die Spielkameraden zu ersetzen, schien uns das eine gute Idee.
Um es gleich vorwegzunehmen: sie war es auch. Für Till rundum, für uns Erwachsene mit Einschränkungen. Wie gesagt, zunächst störte uns die Größe des Platzes mit allein rund 1500 Campern und - überall verteilt - 50 Eurocamp- Zelten oder Wohnwagen. Für uns, des Campens ungewohnt, stand da alles dicht an dicht. Später erfuhren wir, daß es sich bei dem Camp du Verdon, nach den Kriterien holländischer Campprofis, um einen der schönsten Plätze Frankreichs handelt.
Tatsächlich hatten die freundlichen Hostessen von Eurocamp an alles gedacht, von der Butterdose über die Leselampe, dem Wäscheständer und Dosenöffner, es fehlte rein gar nicht. Das Zelt war geräumig, stand schattig, etwas abseits vom Getümmel im Eingangsbereich. Später, beim Schlendern über den Platz, sahen wir, wieviel Glück wir mit unserem Stellplatz hatten. Andere Eurocamper lagen direkt an der Straße und mußten ihren Tagesrhythmus den vorbeifahrenden Lastern anpassen. Leider wurde unsere Nachtruhe aber auch von einem Schönheitsfehler getrübt: Ganz genau hatten wir uns den Prospekt vorher offenbar doch nicht durchgelesen. Denn dann wären wir womöglich schon vorab von der Enge des Einmeterzwanzig schmalen Doppelbettes abgeschreckt worden. Nach einer mit Platzkämpfen verbrachten Nacht räumten wir das Feld für Till, der sich fortan dort räkelte, während wir damit beschäftigt waren, auf den beiden 70 Zentimeter schmalen Kinderbetten nicht die Balance zu verlieren. Für den Preis von genau 119,50 Mark, den eine Kleinfamilie unserer Größe pro Nacht für ein solches Zelt zahlen muß, schien uns das ein bißchen zu knapp bemessen.
Auch das so hoch gehängte Kinderspielprogramm durch eigens von Eurocamp gestellte Spielleiter erwies sich zumindest für unseren Sohn als Flopp. "Ich heiße Poppy und bin dein Spielleiter", hieß es auf einem Informationsblatt, das wir gleich bei der Ankunft in unserem Zelt vorfanden. Nichts wie hin, dachten wir am nächsten Morgen. Doch Poppy war Engländerin, sprach kein Wort Deutsch und war offenbar gut ausgelastet mit einer Gruppe bastelnder englischer Kinder. Sie riet gleich ab. Rieke, Nicki, Jonny und Mark aus den Nachbarzelten machten zum Glück Poppy und ihresgleichen kurze Zeit später sowieso gänzlich überflüssig.
So entpuppte sich denn die Reise mit Eurocamp zwar als ein Aufenthalt in einem geräumigen, gut gepflegten Zelt, an einem guten Stellplatz, mit glänzender Vorbereitung und Vorabbroschüren über Platzgepflogenheiten, Landessitten und Gebräuche, ausführlichen Straßenkarten und unfehlbaren Wegbeschreibungen. Ein vergleichbar schönes Zelt ohne all das hätten wir allerdings direkt bei dem Campingplatzbetreiber weitaus preiswerter mieten können.
Ansonsten, das muß man sagen, stellte sich der Camp du Verdon - hatte man sich erst mal an seine Größe gewöhnt - als weitaus reizvoller und erholsamer heraus, als er auf den ersten Blick schien. Für jeden gab es irgend etwas zu tun: Der eine wanderte mit Führer durch die Gorges du Verdon, der andere meldete sich zum Wildwasserpaddeln, morgens wurde die Frühgymnastik am Swimming- pool nicht versäumt. Karl und Karine, die vom Platz gestellten Animateure, boten Fußball- oder Pingpong-Turniere, Wasserball-Matchs, Schwimmkurse und dergleichen mehr an.
Leider beeinträchtigte eine platzübergreifende Darminfektion das Ferienvergnügen. Offenbar war im nächstgelegenen Ort Castellane die Wasserversorgung aus dem Ruder geraten. Jedenfalls sollte ab sofort auch das Baden im Verdon eingestellt werden. Die Campingplatzbetreiber versuchten diese Panne mitten in der Hochsaison durch noch größere Reinlichkeit und wahre Putzorgien an den Badestellen aufzufangen. Dennoch warf die über eine Woche andauernde Infektion vor fast jedem Zelt ein Opfer zwiebackkauend und blaßgesichtig darnieder.
Wir werden - dazu ist die Stimme unseres Sohnes zu gewichtig - womöglich nächstes Jahr wieder ein Zelt mieten. Denn wenn wir abends am Ufer des Verdon mit den Eltern von Rieke und Nicki, Jonny und Mark um unser Holzfeuerchen saßen, wenn später auf dem ruhigen Platz die Abendkühle einen sicheren Schlaf garantierte und der letzte Tropfen Rotwein für die nötige Bettschwere gesorgt hatte, wenn Till kurz vor dem Einschlafen glückselig plante, was er beim morgendlichen Schwimmkurs mit seinem Lehrer Karl alles anstellen würde, dann vergaßen wir darüber glatt schon mal, wie schmal doch die Betten waren.
INGRID MÜLLER-MÜNCH AUSKUNFT: Eurocamp Zelte und Caravans können gemietet werden über Tesh Travels GmbH, Kempener Allee9, 4150 Krefeld, Telefon 0 21 51 - 75 00 94 oder 75 50 41. Zur Zeit kann man mit Eurocamp in folgende Länder reisen: Frankreich, Italien, Spanien, Griechenland, Österreich, Schweiz, Deutschland, England, Irland, Dänemark, Schweden und Norwegen. Eurocamp ist nur auf den besten Campingplätzen vor Ort zu finden, in Frankreich sind es nur solche mit drei oder vier Sternen. Es gibt keine festen Ab- oder Anreisetage. Man kann einen Urlaub vorab auch auf mehreren Plätzen hintereinander buchen. Man kann aber Zelte oder Campingwagen auch direkt buchen beim Camp du Verdon, Domaine de la Salaou, 04120 Castellane (Alpes-de- Haute-Provence), Frankreich.
SACHSENHAUSEN. Die Frankfurter Sparkasse hat eine neue Filiale eröffnet. In den Räumen in der Darmstädter Landstraße 106 erwartet die Kunden auf 450 Quadratmetern ein verbesserter Service und fachliche Beratung. Elf Festangestellte und eine Aushilfskraft werden sich zukünftig um die Belange und Wünsche der Kontoinhaber kümmern, die bisher zu den Geschäftsstellen am Wendelsplatz und im Grethenweg kamen.
Anläßlich der Neueröffnung hatte die Frankfurter Sparkasse ihre Kunden zur Besichtung der Filiale eingeladen. Bei erfrischenden Getränken und Snacks konnten die Besucher die hellen, viel Platz bietenden Räumen besichtigen und sich über Neuerungen im Servicebereich informieren.
So gibt es im Eingangsbereich einen EC-Automaten, Schließfächer und einen Nachttresor. Besonders viel Platz wurde für die Beratungszonen (Girokonten, Kreditwesen, Devisen) eingeplant, damit Gespräche mit Kunden vertraulich geführt werden können.
"Die Akzeptanz seitens der Kunden ist, nach den ersten Eindrücken zu urteilen, hervorragend", sagte Filialleiter Peter Liebig, der vorher in der Geschäftsstelle am Wendelsplatz tätig war. Gleich zu Beginn der neuen bildete sich vor den Kassenschaltern große Schlangen. Befürchtungen, vor allem ältere Menschen würden den Anstieg die Darmstädter Landstraße hinauf als zu anstregend empfinden, bestätigten sich nicht. Sie können das Kreditinstitut über Geleitstraße und Grethenweg bequem erreichen. Wem es dennoch zu mühselig ist, hat die Möglichkeit, die Filiale am Affentorplatz aufzusuchen.
Neuartig ist in der Geschäftsstelle auch das Überwachungssystem. Mit modernster Technik ist die Anlage ausgestattet worden, die perfekte Sicherheit garantiert. "Im elektronisch gesicherten Tresorraum gibt es noch freie Schließfächer", wirbt Fraspa-Pressesprecher Adolf Albus für neue Kunden.
Grund für den Umzug und Zusammenlegung in die Ladenzeile der "Residenz" - über der Sparkasse befindet sich ein Alten- und Pflegeheim - war die Raumnot in den beiden anderen Filialen. "Dort war es nicht mehr möglich, den Anforderungen an das moderne Bankgeschäft gerecht zu werden", erklärt Mitarbeiterin Anja Schneidenbach, zuständig für die Kundenberatung.
Deshalb ist man bei der Frankfurter Sparkasse froh über den geglückten Umzug. Die erweiterte Kapazität ist sowohl für Kunden als auch für die Angestellten ein großer Fortschritt. Stellvertretend erhob dann auch der Filialleiter das Glas und wünschte allen eine fruchtbare Zusammenarbeit. jot
Kurz gemeldet
Gen-Technik im "Mittwochsgottesdienst" In der Reihe der "Mittwochsgottesdienste" im Ökumenischen Zentrum auf dem Beethovenplatz spricht am 2. September Hartmut König von der Verbraucherzentrale Hessen über "Gen-Technik bei Lebensmitteln. Gefahr oder Hilfe?". Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr. IHK-Informationen über Korea Über die wirtschaftliche Lage in Korea informieren Michael Goebert, stellvertretender Geschäftsführer der deutsch-koreanischen Industrie- und Handelskammer in Seoul, und die IHK Frankfurt am 31. August um 11 Uhr. Anmeldungen sind unter 21 97-2 11 möglich. Neue Englischkurse Englischkurse bietet die Lehrerkooperative Frankfurt im September an. Am 1. September startet ein Anfängerkurs, der bis zum 5. November dauert und 330 Mark für 40 Unterichtseinheiten kostet. Informationen über das gesamte Angebot sind unter 77 80 55 zu erhalten. Schülerladen im Nordend Einen neuen Schülerladen eröffnet die Lehrerkooperative im September an der Holzhausenschule. Dort sollen 20 Jungen und Mädchen betreut werden. Information unter Telefon 29 06 30. Kurse für Frauen Das Frauengesundheitszentrum, Kasseler Straße 1 a, veranstaltet je einen Kurs mit dem Thema "Diaphragmaanpassung" sowie "Training der Beckenboden-Muskulatur". Beide Veranstaltungen beginnen am Samstag, 5. September. Der erste Kurs findet von 11 bis 15 Uhr, der zweite von 14 bis 17 Uhr statt. Information und Anmeldung unter Rufnummer 70 12 18. Schrift über Armut in Frankfurt "Die im Dunkeln sieht man nicht" heißt der Titel einer soeben erschienenen Publikation von Karl Koch, Leiter des Ressorts Kirche und Arbeiterschaft des katholischen Bezirksamtes Frankfurt, die sich mit der Armut in der Main-Metropole auseinandersetzt. Die 30 Seiten umfassende Schrift beschreibt Frankfurt als eine in Arm und Reich geteilte Stadt; sie ist kostenlos zu beziehen beim Katholischen Bildungswerk, Eschenheimer Anlage 21, Telefon: 15 01-160. MS-DOS für Einsteiger Zwei EDV-Kurse für Einsteiger bietet das Berufsfortbildungswerk Frankfurt ab 19. September an. Auf dem Lehrplan stehen das Betriebssystem MS-DOS und wahlweise die Textverarbeitungsprogramme Word 5.5 oder WINDOWS. Die Kurse finden jeweils an fünf Samstagen, zwischen 8 und 13 Uhr, statt. Näheres unter Telefon 23 50 93. TÜH: Keine Prüfung am 4. September Die beiden Prüfstellen der Technischen Überwachung Hessen in Frankfurt, Am Römerhof 15 und in der Theodor-Heuss-Allee 108, bleiben am Freitag, 4. September, geschlossen. Offene Tür in der Fachhochschule Mit einem Tag der offenen Tür will sich die Fachhochschule Frankfurt am Samstag, 5. September, von 9.30 bis 12 Uhr vorstellen. Besucher haben an dem Tag Gelegenheit, die Arbeit der zwölf Fachbereiche, die Studienberatung oder die Einrichtungen der FH am Nibelungenplatz kennenzulernen.
OBERURSEL. 358 Kinder sind nach Auskunft von Stadtrat Gerd Krämer zum Schuljahrsbeginn in Oberursler Kindertagesstätten aufgenommen worden. Lediglich in zwei Einrichtungen gebe es "kleine Wartelisten", die durch die normale Fluktuation abgebaut werden könnten. Bis zum Jahresende werden nach seinen Informationen 341 Kinder das dritte Lebensjahr vollenden.
Für 1993 kündigte Krämer im Stadtparlament einen Kindertagesstätten-Entwicklungsplan an. Darin berücksichtigt werden müsse die bevorstehende Gesetzesänderung, die ab 1996 einen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz festschreibt. Er habe bereits Kontakt mit den beiden Städten Frankfurt und Friedrichsdorf aufgenommen, die vergleichbare Entwicklungsplanungen durch Institute erstellen ließen. Auf Anfrage der SPD- Fraktion teilte Stadtrat Krämer mit, daß das Projekt einer mehrgruppigen Kindertagesstätte auf dem städtischen Gelände Zimmersmühlenweg/Wiesenmühle in Stierstadt inzwischen beim Sozialministerium zur Landesförderung angemeldet worden sei.
Die planungsrechtlichen Voraussetzungen müßten noch geprüft werden. Voraussichtlich im September werde ein weiteres Gespräch mit verschiedenen örtlichen Firmen geführt, die der Magistrat an der Finanzierung des Projekts beteiligen möchte. Inzwischen werde auch mit der evangelischen Versöhnungsgemeinde verhandelt, die ein neues Kirchen- und Sozialzentrum plane und an der Trägerschaft der Kindertagesstätte interessiert sei. hko
WETTERAUKREIS. Unter dem Eindruck der Ausschreitungen gegen Ausländer in Rostock wurden im Ausländerbeirat des Wetteraukreises Probleme mit ausländischen Jugendgruppen diskutiert. "Wir wollen auf keinen Fall dazu beitragen, daß die Stimmung in der Bevölkerung auch hier angeheizt wird", erklärte Vorsitzender Dr. Farzin Borzoui. Anlaß waren Vorkommnisse im Usa-Wellenbad in Bad Nauheim, wo eine Gruppe türkischer Jugendlicher Besucher terrorisiert hatte. Der Zweckverband Usa-Wellenbad hatte daraufhin eine Sicherheitstruppe einstellen müssen.
Daß diese Vorkommnisse nur die Spitze eines Eisberges sind, wurde durch die Berichte des stellvertretenden Schulleiters der Philipp-Reis-Schule, Fritz Grimminiger, deutlich. Er berichtete von etwa zehn türkischen Jugendlichen unter seinen Schülern, die auch der Polizei seit etwa drei Jahren durch Straftaten bekannt seien und deren "kriminelle Laufbahn" immer deutlicher vorhersehbar sei. "Ich kann bei diesen Jugendlichen nichts mehr ausrichten. Uns bleiben nur noch restriktive Maßnahmen. Die Ämter, mit denen wir uns in Verbindung gesetzt haben, reagieren nicht", verzweifelte Grimminger. Sein Vorschlag, türkische Vereine und Vertreter des Ausländerbeirates Kontakt mit den Jugendlichen aufnehmen zu lassen, wurde aufgegriffen.
Auch das Konzept der Polizei, die, wie Polizeidirektor Gerhard Anhäuser erklärte, bereits mit den meisten Schulleitern des Kreises in Verbindung getreten sei, sieht als nächsten Schritt die Mitarbeit von ausländischen Bürgern vor. Die Hoffnung aller Beteiligten richtet sich auf eine positive Einflußnahme durch die Landsleute auf jugendliche "potentielle Kriminelle".
Gerhard Anhäuser verwies aber auch auf die allgemein ansteigende Gewaltbereitschaft unter Jugendlichen. Besonders die Morde von Staden hätten gezeigt, zu welchen Taten in diesem Fall deutsche Jugendliche fähig seien. Die Gruppe der polizeibekannten türkischen Jugendlichen entspräche nur dem Anteil der türkischen Bürgerinnen und Bürger an der Gesamtbevölkerung im Wetteraukreis. Insoweit handele es sich nicht um ein ausländerspezifisches Problem, sondern um ein grundsätzliches Problem von Jugendlichen und ihrem Verhältnis zur Gewalt.
Die Vertreter der türkischen Vereine wiesen erneut auf fehlende Räume für ihre Arbeit hin, so daß ein neues Jugendzentrum in Friedberg in den Mittelpunkt der Diskussion rückte. Eine Jugendzentrums-AG wurde neu gebildet, allerdings stehe die Verwirklichung des Projekts noch in den Sternen, berichtete eine Stadtjugendpflegerin.
In einem solchen Jugendzentrum würde es die Möglichkeit geben, für ausländische Jugendliche Räume einzurichten. In ihnen könnten auch die Gespräche stattfinden, die als sinnvoll erachtet werden, eben Gespräche beispielsweise von Türken mit ihren straffällig gewordenen jungen Landsleuten. ub
Notdienste
Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Markt- Apotheke, Bad Homburg, Louisenstr. 19; und Daniel-Apotheke, Köppern, Köpperner Str. 70.
Oberursel/Steinbach. Rosen-Apotheke, Oberursel, Adenauerallee 21.
Usinger-Land. Adler-Apotheke, Usingen, Obergasse 13.
Kronberg/Königstein. Kur-Apotheke, Königstein, City-Arkaden, Kirchstr. 9.
Einen Computerkurs bietet die Kolpingfamilie Heddernheim: "Arbeiten mit dem Betriebssystem MS-DOS" startet am Dienstag, 8. September. Nähere Information gibt das Kolping-Bildungswerk, Lange Straße 26, Tel. 28 19 37. im/35
Die VdK-Ortsgruppe Eckenheim trifft sich am Dienstag, 8. September, 16 Uhr im "Haus Eckenheim", Porthstr. 10. im/35
Zum Tag der offenen Tür lädt der Turnverein Eschersheim 1895 am Sonntag, 6. September, in die Turnhalle in der Maybachstraße 14 ein. im/35
Einen Bingo-Abend veranstaltet die Kolpingfamilie Heddernheim am Montag, 7. September, ab 20.15 Uhr im Pfarrheim, Habelstraße 30. im/35
Zum 7. Bonameser Volkslauf lädt der TSV Bonames am Sonntag, 6. September, ein. An den beiden Laufstrecken über acht und 15 Kilometer können alle ab Jahrgang 1976 teilnehmen. Beginn ist jeweils um 10 Uhr. Die Läufer können sich am Haus Nidda im Harheimer Weg ab 8 Uhr bis eine halbe Stunde vor dem Start anmelden. Die Volkswanderung über eine Distanz von zehn Kilometern beginnt um 9 Uhr am Haus Nidda. im/35
"Aus Angst straffrei" ist der Titel eines Films, den die aufsuchende Jugendarbeit der Werkstatt Frankfurt und das Jugendbüro Eckenheim am heutigen Donnerstag, 3. September, ab 18 Uhr im "Café Skyline", Sigmund-Freud-Straße 95, zeigen. Mit dem Film beginnt eine Informationsreihe zu "Jugendkriminalität". js/35
Turnerschaft 1860 Heddernheim: Letzte Sportabzeichenabnahme des Jahres in der Leichtathletik ist am Montag, 7. September (18 bis 19.30 Uhr), auf der Sportanlage Brühlwiese am U-Bahnhof Heddernheim. Der Abnahmeobmann ist Rudolf Rienecker (Tel. 57 58 81). nd/35
Turn- und Sportgemeinde 98 Nordwest: Sportabzeichenvorbereitung und -abnahme in der Leichtathletik am Montag, 7. September (17 bis 19 Uhr), auf der Sportanlage der Ernst-Reuter-Schule, Praunheimer Weg. Abnahmeobmann ist Karl Terstegen (Tel. 57 19 74). nd/35
Zu Unrecht angegriffen fühlt sich ein Mitinitiator eines Treffens Gelnhäuser Bürger zum Thema Asyl und der Berichterstattung der FR. Er schreibt:
"Wenn es in Gelnhausen um Asylbewerber geht, kommen sicher leicht Emotionen hoch. Das um so mehr, wenn Bürger als ,rechter Mob' diffamiert werden, die sich über Belästigungen beklagen und Maßnahmen gegen den Mißbrauch des Gastrechtes durch viele der sogenannten Asylbewerber in der Coleman- Kaserne fordern.
Daß diese Volksverhetzung Wirkung zeigt, belegt die Überschrift über Ihren Artikel; oder sind ,moderate Töne' nicht mehr selbstverständlich? Auch das von Ihrer Berichterstatterin kolportierte Gerücht über die Gründung einer Bürgerwehr diente der Verunglimpfung von Bürgern, die sich zu einem privaten Meinungsaustausch trafen. Der Beginn der Veranstaltung gestaltete sich nur deshalb ,explosiv', weil einige Nichtanlieger ihr politisches Süppchen kochen wollten.
Als ich diesen Leserbrief schrieb, wurde ein 74jähriger Mann von drei Asylbewerbern in seinem Garten zusammengeschlagen. Das weiß ich genau - und habe es nicht ,von einem Nachbarn' gehört, denn ich habe diesen Mann ins Krankenhaus gebracht. Dr. Hans Peter Hofmann Gelnhausen "Es geht nicht nach St.-Florians-Prinzip" In ganz anderem Licht sieht eine FR- Leserin die Asyproblematik. In ihrem Brief heißt es:
"1000 Asylbewerber, verzweifelte Menschen aus aller Welt, von denen viele gerade mit dem Leben aus Kriegs- und Hungergebieten wie Bosnien-Herzegowina, Kurdistan, Somalia und Eritrea davongekommen sind, werden in zwei Häusern in qualvoller Enge zusammengepfercht, während der Rest leersteht. Ein zu dem Gelände gehörender Spiel- und Sportplatz darf von den Kindern der Fremden ebenfalls nicht genutzt werden, weil das Land Hessen ihn nicht mitgemietet hat. Das erzeugt natürlich Unmut und Ohnmacht. Von diesen Gefühlen bis hin zur Eskalation der Gewalt auf beiden Seiten ist es oft nur ein kleiner Schritt.
Da ich mich vor Rostocker Verhältnissen in Gelnhausen fürchte, möchte ich Bürgermeister Michaelis vorschlagen, das Problem menschenwürdig zu lösen. Anstelle das Problem der Flüchtlingsunterkünfte an die Kommunen abzuwälzen, die dann teure Hotelzimmer für 1200 Mark im Monat für ihre Asylsuchenden mieten müssen, sollten Bund, Länder und Gemeinden in dieser Frage konstruktiv und unbürokratisch zusammenarbeiten. Das geht allerdings nicht mit dem St.-Florians-Prinzip und dem Hinweis auf leer werdende Kasernen in Hanau und Frankfurt.
Die Gelnhäuser Bevölkerung konnte jahrzehntelang mit dunkelhäutigen US- Amerikanern zusammenleben, unter denen es auch einzelne ,schwarze Schafe' gab, die nachts in angetrunkenem Zustand in fremden Vorgärten ihre Notdurft verrichteten und herumgrölten. Warum sollten wir Gelnhäuser Bürger auf einmal so wenig Toleranz besitzen, daß wir dunkelhäutige Afrikaner und Asiaten nicht bei uns akzeptieren?
Des weiteren möchte ich noch an die besondere historische Verpflichtung der Stadt Gelnhausen erinnern, die sich bereits 1938 mit Stolz als judenfrei bezeichnete. Soll den die braune Saat hier ewig keimen können?"
Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)
RÖDERMARK. Was sie fünf Jahre lang für den Kinderschutzbund getan hat, macht Sigrid Schaap jetzt als Honorarkraft für die Stadt: Sie holt Kindertheater nach Rödermark und da bevorzugt in die Halle Urberach. Wie beliebt diese Veranstaltungen sind, läßt sich an den Besucherzahlen ablesen: Rund 120 Mädchen und Jungen kommen in eine Vorstellung, die oft inneralb weniger Stunden im Vorverkauf ausverkauft sind.
Zu mehr als der Hälfte rekrutiert sich das Publikum aus Stammgästen, die beim "Treff im Theater" entweder vom Förderverein der Schule an den Linden, von dem Verein Kindergruppe I im Hallenbad oder auch vom Skiclub Rodgau mit Kuchen und Saft bewirtet werden. Die Vereine sehen das neben dem Vergnügen als willkommene Einnahmequelle für die eigene Kasse an.
Auf ein halbes Dutzend Theaternachmittage und -abende dürfen sich Rödermarks Kinder freuen: Das "pappmobil" Theater aus Herne gastiert am Donnerstag, 1. Oktober, um 15 und um 17 Uhr in der Halle Urberach mit "Die Jagd nach der getupften Gurke vom Nil"; mit "Superpaul" ist das "fabula"-Theater Idstedt am Donnerstag, 29. Oktober, um 15 und um 16.30 Uhr zu Gast in Rödermark; der "Circus Konfetti" macht am Donnerstag, 12. November, um 15 und 16.30 Uhr Station.
Etwas Besonderes verspricht die Kleine Oper Bad Homburg am Sonntag, 29. November, mit "Bravo, bravo Papageno", einer Oper für Kinder ab sechs Jahren. In die Weihnachtszeit fallen die beiden letzten Termine des Jahres: Am Freitag, 4. Dezember, gastiert um 19 Uhr das Offenbacher Figurentheater mit "Die Fiedelgrille und der Maulwurf" und eine Woche später, am Freitag, 11. Dezember, um 15 und um 18 Uhr das Rrrabatzzz- Theater mit "Eine Woche voller Samstage" in der Halle Urberach. Lediglich die Kinder-Oper geht im Rothaha-Saal in der Stadtbücherei Ober-Roden über die Bühne. ttt
BAD VILBEL. Unter dem Motto "Begegnungen" steht das Konzert des Evangelischen Studienwerkes Villigst am kommenden Montag, 7. September, in der Bad Vilbeler Christuskirche. Ab 20 Uhr werden acht junge Musikstudentinnen und -studenten des Studienwerkes mit Werken von Strawinsky, Bartok, Marinu und Goleminov einen Querschnitt durch die osteuropäische Musik dieses Jahrhunderts bieten.
Darüber hinaus wird Mehmet Koyucuogullari einige Stücke aus seinem Repertoire türkischer Musik singen. Abgerundet wird das Programm durch zwei Eigenenkompositionen. "Begegnung" von Marion Lantz verwendet als musikalisches Material statt Tönen Körpergesten und Sprachpartikel, und Malte Rühmann stellt ein Quintett mit außergewöhnlicher Besetzung vor. Im Anschluß besteht Gelegenheit, mit den Künstlerinnen und Künstlern zu sprechen. cor
Bike-and-Ride-Anlage KARBEN. Die Konzeption für die Bike- and-Ride-Anlage an der S-Bahn-Station in Groß-Karben wird am kommenden Mittwoch, 9. September, während der 60. öffentlichen Sitzung des Ausschusses für Bauwesen, Städteplanung und Verkehr vorgestellt. Die Sitzung des Ausschusses beginnt um 19.30 Uhr im Clubraum II des Karbener Bürgerzentrums. cor
HANAU. Das Energiemobil des Main-Kinzig-Kreises macht am Donnerstag, 10. September, in Hanau auf dem Marktplatz Station. Rat und Information erteilen Fachleute an diesem Tag dort zwischen 9.30 Uhr und 16 Uhr.
Der längst beendete Umbau und die Erweiterung der Alten Liebig-Schule in Bockenheim war beinahe fünf Millionen Mark teurer gewesen als vorgesehen. Eigentlich hatten die Stadtverordneten im Jahre 1985 der Stadt lediglich 22,5 Millionen Mark für den Umbau und die Erneuerung des alten Schulgebäudes bewilligt.
Der Löwenanteil der zusätzlichen Kosten ist der Tatsache zuzuschreiben, daß das im Krieg stark beschädigte Gebäude im Frühjahr 1986 unter Denkmalschutz gestellt worden war. Das habe dann neue Planungen und Änderungen erforderlich gemacht, teilt die Stadtregierung jetzt mit. luf
NIDDATAL. Freude und Bewußtsein am eigenen Körper fördern wollen am Wochenende (5./6. September) die Kursleiterinnen Ursula Schubert und Gisela Rosing mit dem Seminar "Orientalischer Bauchtanz und spannungsregulierendes Bewegen" in Wickstadt. Nähere Informationen sind beim Zentrum für ganzheitliche Medizin unter der Rufnummer 0 60 34 / 32 00 erhältlich. cor
LANGENSELBOLD. Mit Beginn des Herbstsemesters bietet die Kreisvolkshochschule (KVHS) einen Kochkursus "Mexikanische Küche" an - denn die bietet wesentlich mehr als Chili con Carne. Der Kursus findet in der Käthe-Kollwitz-Schule in Langenselbold statt, ab 2. September jeweils mittwochs von 19 bis 22 Uhr.
Anmeldungen nimmt die Kreisvolkshochschule in der Rückertstraße 10 in Hanau entgegen. az
ROSBACH. Einmal mehr wird sich am Mittwoch, 9. September, der Bauausschuß mit der Bauleitplanung und dem "Gewerbegebiet Rosbach" beschäftigen. Auf der Tagesordnung seiner Sitzung ab 20 Uhr im Bürgerhaus Rodheim steht "die Beratung und Beschlußempfehlung zu den eingegangenen Anregungen und Bedenken sowie dem Satzungsbeschluß zum Bebauungsplanvorentwurf Nr. OR/15 "Gewerbegebiet Rosbach". cor
HOCHTAUNUSKREIS. "So wahnsinnig viel mit neuen Baugebieten muß gar nicht sein." Landrat Jürgen Banzer (CDU) sieht sich durch die jüngste Statistik des Kreisbauamts in seiner Ablehnung von weiteren Neubaugebieten bestätigt.
Sie spricht von "exorbitanten Steigerungen": So stieg die Bausumme in der ersten Jahreshälfte gegenüber dem Vorjahr um exakt 55,9 Prozent auf knapp 243 Millionen Mark. Die Zahl der Bauanträge wuchs um 13,7 Prozent. Und das alles ohne Neubaugebiete, so Banzer, sondern allein durch Umbauten und Füllen von Baulücken.
Der Baudezernent des Kreises, Peter Barkey (FDP), verweist derweil stolz auf die Leistungen des Kreisbauamts. Es arbeite trotz des Booms immer noch deutlich schneller als andere Bauaufsichtsbehörden. So werden laut Barkey "Bauanträge - vorausgesetzt, sie sind vollständig - innerhalb einer Frist von drei Monaten bearbeitet".
Möglich macht dies auch der Computer. Dieser hat nicht nur alle Formulare gespeichert, sondern auch ein Liegenschaftsverzeichnis. Es nennt auf Knopfdruck Art und Umfang der Bebauung auf einem Grundstück, aber auch eventuelle Auflagen des Natur-, Denkmal- oder Brandschutzes oder Altlasten.
Der Anteil des Wohnungsbaus an den Neubauten sei gegenüber dem ersten Halbjahr 1991 leicht gestiegen, der Anteil von Gewerbebau leicht zurückgegangen, ergänzt Peter Barkey die Statistik.
"Der Bauboom im Hochtaunuskreis ist ungebrochen", lautet das Fazit des Landratsamts - und schränkt angesichts von Wassernot, fehlenden Schulen und Verkehrsproblemen sogleich ein: "Das ist kein Grund zum Jubeln." stk
Für Albert Vetter und seine Kollegen ist der Fall klar. "Wir betrachten dieses Verhalten als eindeutigen Wortbruch", sagt der Betriebsratsvorsitzende der Maxhütte in Sulzbach-Rosenberg. Die leidgeprüften Stahlwerker aus der Oberpfalz fürchten wieder einmal, daß sie im Stich gelassen werden, und dieses Mal könnte es für viele das endgültige Aus sein. Denn die fünf Stahlriesen Mannesmann, Thyssen, Krupp, Klöckner und Saarstahl, die an der Maxhütte zu je elf Prozent beteiligt sind, würden ihr ungeliebtes Findelkind lieber heute als morgen fallen lassen. Der größte Anteilseigner, der Freistaat Bayern, zeigt bislang keine Bereitschaft einzuspringen.
Dabei schien alles doch noch ein gutes Ende genommen zu haben mit dem einzigen bayerischen Stahlwerk. Nach langem Gezerre war aus der in Konkurs gegangenen alten Maxhütte 1990 die "Neue Maxhütte" geschmiedet worden. 45 Prozent der Anteile erwarb der Staat, den Rest teilten sich die großen Konkurrenten. Beim Personal wurde ein drastischer Schnitt gemacht. Statt rund 6000 wie in den Glanzzeiten arbeiten heute nur knapp 2000 Menschen in Sulzbach-Rosenberg, ein zweiter Standort in Haidhof wurde ganz dichtgemacht. Damals, erinnert sich Albert Vetter, habe der Aufsichtsratsvorsitzende Karl-Heinz Rösener, Ex-Vorstandschef der Thyssen Edelstahlwerke, davon gesprochen, die Neue Maxhütte sei ein "Werk für die Zukunft".
Jetzt soll das nicht mehr gelten. Der Boom auf dem Stahlmarkt ist abgeflaut, die Auftragslage ist schwierig, erst recht für einen Bewerber wie die Neue Maxhütte, die von ihren Anteilseignern nur mit einem Eigenkapital von 90 Millionen Mark ausgestattet wurde, statt mit 150 Millionen, wie die Gutachter damals empfohlen hatten. Schuld an der Talfahrt haben in den Augen der Beschäftigten eindeutig die Stahlbarone von Rhein und Ruhr. "Das Verrückte ist, daß die Stahlfirmen aktiv und passiv versuchen, die Maxhütte zu ruinieren", sagt der Betriebsratschef, "die lassen nicht zu, daß ein Konkurrent zu ihnen entsteht".
Daß es mit der Solidarität vorbei sein würde, sobald die Zeiten stürmischer werden, war eigentlich von Anfang an zu befürchten. "Die fünf größten Konkurrenten sollten plötzlich Vater und Mutter der Maxhütte sein", sagt der IG-Metall-Bezirksvorsitzende Sepp Donhauser über den Kompromiß von 1990. Eine Quote von 390 000 Jahrestonnen im reglementierten Stahlmarkt war der Maxhütte zugesagt worden. Es wurden dann nur 350 000 Tonnen, zuwenig, um in die schwarzen Zahlen zu kommen. "Wir wären durchaus konkurrenzfähig, wenn man uns nur lassen würde", beschreibt Vetter die Gefahr, daß der Firma nicht wegen mangelnder Wettbewerbsfähigkeit, sondern wegen fehlender Unterstützung der Eigentümer die Luft ausgehen könnte.
Bis vor wenigen Tagen hatten die Stahlwerker einen konkreten Strohhalm vor Augen: die Fusion mit den ebenfalls angeschlagenen Sächsischen Edelstahlwerken in Freital bei Dresden zum beiderseitigen Nutzen. Vorprodukte aus Sulzbach-Rosenberg wären in Sachsen verarbeitet worden und hätten so für eine höhere Auslastung des Maxhütte-Hochofens gesorgt. "Für uns wäre das ein Segen gewesen", sagt Vetter. Der Hauptgesellschafter Bayern sieht das anders. Finanzminister Georg von Waldenfels (CSU) gab ein Gutachten bei der Unternehmensberatung Roland Berger in Auftrag. Es beurteilt ein Zusammengehen mit den Sachsen skeptisch und prophezeit Fehlbeträge in Höhe von 20 Millionen Mark. Das Angebot der Treuhand an die bayerische Firma, den sächsischen Stahlerzeuger zu übernehmen, "rechnet sich für die Maxhütte nicht", sagt Waldenfels. Es liegen freilich längst nicht alle Zahlen auf dem Tisch, und auch das Berger-Gutachten kommt zu dem Schluß, daß es für das Überleben der Maxhütte wichtig sei, in "zukunftsträchtigen Marktsegmenten" tätig zu sein. "Das Konzept mit den Sächsischen Edelstahlwerken könnte ein Schritt in diese Richtung darstellen", heißt es in der Studie.
Die IG Metall ließ ein eigenes Gutachten beim Münchner Imu-Institut erstellen, das zu ganz anderen Ergebnissen kommt. Die Maxhütte, heißt es dort, habe "alle Chancen, aus eigener Kraft ein positives Betriebsergebnis zu erwirtschaften". Würde hingegen die Maxhütte dichtgemacht, so die Imu-Studie, wäre das "in der Konsolidierungsphase von Markt und Unternehmen ein Unsinn und regional gesehen für die Menschen eine Katastrophe". Für Sulzbach-Rosenberg, so hat das Gerwerkschaftsgutachten hochgerechnet, ergäbe sich ein jährlicher Kaufkraftverlust von 117 Millionen Mark.
Kein Wunder, daß nicht nur die Beschäftigten angesichts der neuen Schrekkensmeldungen mit Besorgnis reagieren. "Für uns", sagt Maria Böhm, Besitzerin eines Schuhgeschäfts in Sulzbach-Rosenberg, "wäre das gravierend, das bedeutet ein Drittel weniger Umsatz." Peter Einziger, Tankstellenpächter und Kompagnon eines Autohauses, kann sich noch gut an die letzte große Krise um die Maxhütte erinnern, als von der Entlassung bedrohte Maxhütte-Arbeiter ihre Kaufverträge annullieren mußten. "Für den Ort wäre das eine Katastrophe." Zu abhängig sind Handel und Gewerbe vom dort größten Arbeitgeber. "Wir leben ja davon", sagt Georg Forster, Inhaber eines kleinen Elektroladens, "die oberen Zehntausend kommen hier nicht rein."
Für die Stahlkocher selber wäre die Schließung ihres Betriebes der Sturz ins Bodenlose. Denn Ersatzarbeitsplätze in der strukturschwachen Region sind nicht in Sicht. "Es gibt in absehbarer Zeit keine Alternative zur Maxhütte", sagt IG-Metall-Chef Donhauser. Zumal der Stahlbetrieb seine eigentliche Roßkur schon hinter sich hat. "Die Maxhütte hat den Beweis schon erbracht, daß sie besser ist als die Konkurrenz", glaubt Albert Vetter. In puncto Produktivität sei man "deutscher Meister". Dafür haben die Arbeitnehmer bittere Opfer bringen müssen. Sie verdienen weniger als anderswo in der Branche, alle Betriebsvereinbarungen, etwa die Anrechnung der Dienstjahre, Sonderauschüttungen bei Arbeitsjubiläen, Fahrt- und Kantinenzuschüsse, wurden mit Gründung der Neuen Maxhütte gestrichen. "Das ist wie ein Pilotprojekt zum Abbau von Sozialleistungen", sagt Vetter, aber man habe nichts dagegen machen können. "Das war ein Ultimatum damals: entweder die Neue Maxhütte oder nichts."
Verständlich, daß die Leute auf das Zögern der verantwortlichen Politiker verbittert reagieren. Der Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, Alfons Zeller, goß durch unbedachte Äußerungen noch Öl ins Feuer. Schon damals, bei den ersten Bemühungen zur Rettung der Maxhütte 1987, habe ja im Raum gestanden, daß das Sanierungskonzept möglicherweise nur fünf Jahre trage, schwadronierte er und fügte, fast schon ein Todesurteil, hinzu: "Diese fünf Jahre sind vergangen." "Wenn das stimmt, war alles eine arglistige Täuschung", regt sich Vetter auf, "das sind Riesenschweinereien, was die Bayern teilweise treiben."
"Es war nie von einer zeitlichen Begrenzung unseres Engagements die Rede", korrigiert Finanzminister Walden- fels seinen Kollegen, der Erhalt der Maxhütte sei vielmehr eine "ganz große Sorge" der bayerischen Regierung. Immerhin, nach mehrmaligen Interventionen des bayerischen DGB-Chefs Fritz Schösser, will sich Waldenfels mit Gewerkschaftern zusammensetzen. Ein Gespräch mit Ministerpräsident Max Streibl, gar einen Besuch des Landesvaters bei den um ihre Existenz kämpfenden Stahlkochern, hat es aber noch nicht gegeben. "Das ist", meint Betriebsrat Vetter mit Bedauern, "scheinbar unter der Würde des Ministerpräsidenten." PETER FAHRENHOLZ
ROSBACH. Mit den Widersprüchen gegen "die Heranziehung zu den Kosten von Abwasser- und Wasseranschlüssen" in den Obergärten beschäftigt sich der Haupt- und Finanzausschuß der Stadt auf seiner 26. öffentlichen Sitzung am Donnerstag, 17. September. Der Ausschuß tagt ab 20 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus in Nieder-Rosbach. cor
ROSBACH. Die Reduzierung von chemischen Mitteln auf städtischen Flächen und die Grundwassersituation werden am Freitag, 11. September, den Agrar- und Umweltausschuß beschäftigen. Die Sitzung beginnt um 20 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus in Nieder-Rosbach. cor
BAD VILBEL. Gleich zweimal lädt der Turnverein Bad Vilbel im September zu attraktiven Veranstaltungen ein. Zum Abschluß der Saison veranstaltet die Leichtathletikabteilung am Sonntag, 13. September, ihr großes Sportfest auf dem Niddasportfeld.
Ab 10.30 Uhr messen Männer, Frauen und Jugendliche ihre Kräfte unter anderem in den Disziplinen Weitsprung, Speerwurf und Kugelstoßen. Für Samstag, 26. September, ist das Kastanienfest im Garten hinter der Vereinsturnhalle geplant. Hier erwarten "die Großen" am Nachmittag ab 15 Uhr Speisen und Getränke, "die Kleinen" eine Schminckecke und viele Spiele. cor
MÖRFELDEN-WALLDORF. Für die im Mai in der Waldstraße eröffnete Sozialstation, die ambulante und mobile Pflegedienste zusammenfaßt und anbietet, liegen die Kostenberechnungen auf dem Tisch. Danach wird die Stadt die Sozialstation in diesem Jahr mit rund 310 000 Mark bezuschussen, die großteils die Personalkosten decken helfen. Der Magistrat hat in einer Vorlage, die von den Stadtverordneten zu verabschieden ist, auch künftige Zuschüsse festgelegt: Für 1993 355 000 Mark und für 1994 382 000 Mark.
In diesen Beträgen enthalten sind je Jahr auch maximal 65 000 Mark, die die Stadt eigentlich nicht vor hatte zu zahlen: Es handelt sich um den Ausgleich eines Defizits, das im Finanzplan des Kreisverbandes des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) auftrat. Das DRK gehört neben den evangelischen Kirchengemeinden und Frauenhilfen Mörfelden und Walldorf zu den Trägern der Sozialstation, die sich ebenfalls an den Kosten beteiligen. Nach Darstellung von Bürgermeister Bernhard Brehl entstand die Finanzlücke beim DRK dadurch, daß es für seine Dienstleistungen zu geringe Gebühren erhob. Das Rote Kreuz gehe davon aus, daß diese Mindereinnahmen Zug um Zug durch Erhebung realistischer Gebühren gesenkt werden.
Der personelle Ausbau der Sozialstation soll 1994 abgeschlossen sein. Dann wären dort 12,25 Stellen besetzt, zwei mehr als gegenwärtig. Sinn der Sozialstation ist es, Angebote zu koordinieren und zu verbessern, die zuvor von verschiedenen Trägern gemacht wurden. Zu den Aufgaben der Sozialstation (Tel. 7 60 74) zählt die Versorgung von Kranken, Behinderten und Pflegebedürftigen: häusliche Krankenpflege, Versorgung von Haushalten bei familiären Notlagen, mobile Dienste, Haus-Notruf-Dienst, Verleih von Pflegemitteln, Essen auf Rädern. lis
MÖRFELDEN-WALLDORF begibt sich ins Landesinnere von Spanien und Portugal. Rund vier Monate dauert die Reise, die am Samstag beginnt - und möglich wird durch rund dreißig Veranstaltungen, mit denen die Stadt zu Begegnungen mit den beiden Ländern einlädt. Abseits von den Erfahrungen des Badetourismus an den bekannten Küsten "wollen wir versuchen, Kenntnisse über die Länder der Iberischen Halbinsel und ihre Menschen, Geschichte und Kultur zu vermitteln", erklärte Erster Stadtrat Hans-Jürgen Vorndran bei der Präsentation des Programms. Im vergangenen Jahr gab es erstmals eine solchen Schwerpunkt im städtischen Kulturangebot. Damals stand der "Nachbar Türkei" im Blickpunkt.
Daß diesmal Spanien an die Reihe kam, erklärt schon ein Blick in die Einwohnerstatistik der Stadt: 674 Spanier/innen stellen hier nach den türkischen Staatsangehörigen (1131) das zweitgrößtes Kontingent an Bürgern ohne deutschen Paß.
Daß die Portugiesen, die unter den Top Ten der ausländischen Nationen vergeblich zu suchen sind, gleich mit dazukamen, lag an der regionalen Nähe beider Länder - aber vor allem daran, daß die portugiesische Kolonie in Mörfelden- Walldorf über sehr rege und interessierte Mitglieder verfügt.
Wunsch, nicht nur von Kulturdezernent Vorndran, ist: Die Veranstaltungsreihe soll "Vorteile und Spannungen abbauen und für Verständnis und Toleranz gegenüber unseren ausländischen Mitbürgern und Mitbürgerinnen werben". Wie wichtig und notwendig dieses Anliegen ist, sieht der Portugiese Manuel Campos durch die traurige Aktualität belegt: die Gewalt gegen das Asylbewerberheim in Rostock.
"Erschreckt über diese Ereignisse", hofft Campos, daß die städtische Programmreihe "Vorurteile in Vorteile für alle umwandelt". Wichtig sei, nicht nur Erfahrungen über den anderen zu sammeln, sondern aufgrund dieser Erfahrungen auch mit dem anderen zu reden.
Die erste Möglichkeit in der Reihe "Begegnungen mit Spanien und Portugal" gibt es am Samstag, 5. September, beim spanisch-portugiesischen Folklore-Abend, der um 20 Uhr im Bürgerhaus Mörfelden beginnt. Dabei ist es gelungen, renommierte Künstler zu verpflichten:
Aus Lissabon kommt die sechsköpfige Instrumentalgruppe Rao Kyao mit Flöten, Keyboard, Percussion, Tabla und der Musik ihrer neuesten Langspielplatte. Dabei haben, so Manuel Campos, Portugiesen und Spanier zum ersten Mal zusammengearbeitet; denn trotz Nachbarschaft gibt (oder gab) es gewisse Vorbehalte aufgrund "alter Geschichten und historischer Gründe".
Vierzig Mitwirkende zählt die Grupo de Danzas "El Candil", die aus Stuttgart anreist. Sie vermischen Vielfalt und Reichtum der spanischen Folklore, Tanz und Musik zu einem Programm, wie es Fremde nur selten zu sehen bekommen, verspricht die Ankündung. "El Candil" ist international bekannt und mehrfach ausgezeichnet worden.
Solche Bekanntheit hat natürlich auch ihren Preis, der über die fünf Mark Ein- Sponsoren helfen mit tritt hinausgeht. So wurde die Auftaktveranstaltung nur möglich, weil sich neben der Stadt auch SEAT Deutschland GmbH, das portugiesische Touristikamt Frankfurt und die Fluggesellschaft Portugalia an den Kosten beteiligten. Insgesamt werde sich die Veranstaltungsreihe im finanziellen Rahmen des Vorjahres bewegen, sagte Vorndran. Das wären knapp 20 000 Mark.
Im Zusammenwirken verschiedener Gruppen und Organisationen sieht der Erste Stadtrat die Voraussetzung für eine erfolgreiche Kulturreihe. Zunächst gab es daher eine große Runde, bei der sich Kindergärten, Büchereien, Volkshochschule (VHS) und der Club Español Walldorf "zur Stoffsammlung" trafen. Daraus entstand eine Vorbereitungsgruppe, die im November erstmals und insgesamt neunmal tagte.
Beim nun vorliegenden und bis Dezember dauernden Programm macht erstmals die katholische Kirche mit. Im Oktober gibt es eine ausführliche Dia-Vortragsreihe über den Jakobspilgerweg.
In der evangelischen Waldenserkirche (Langstraße) findet schon diesen Sonntag, 6. September, eine Veranstaltung statt: Um 17 Uhr werden beim 22. Walldorfer Kirchenkonzert "Höreindrücke alter Musik aus Spanien" vermittelt. Mitwirkende beim Streifzug durch 200 Jahre Musikgeschichte: Lena Lootens (Sopranistin aus Belgien), Mechthild Georg (Altistin aus Köln), Raphaëla Smits (Gitarristin aus Brüssel) und Ansgar Krause (Gitarrist aus Krefeld). Sie spielen Stücke von Ferdinand Sor, Enrique Granados, Manuel de Falla, Joaquin Rodrigo und Gioacchino Rossini, der in seiner Zeit (1792 bis 1868) großen Einfluß auf die Opernhäuser von Madrid und Barcelona ausübte.
Das gesamte Programm, zu dem auch VHS-Spanischlehrgänge, Kurse in spanischer wie portugiesischer Kochkunst, Ausstellungen, Kino, Fotowettbewerb gehören, ist ausführlich in einem Heft (Auflage 6000) nachzulesen. Die Broschüre liegt, ebenso wie das VHS-Programm, in beiden Rathäusern, den Banken und öffentlichen Einrichtungen aus.
Die "Begegungen mit Spanien und Portugal" haben noch nicht begonnen, da denkt der Erste Stadtrat Hans-Jürgen Vorndran bereits ans nächste Jahr: "Wenn die Kraft reicht, wird es wieder eine Kulturreihe geben" - dann geht die Reise nach Griechenland. lis
Kleine FR
Froh über Hilfspolizisten RÖDERMARK. "Die Einsätze der fünf städtischen Hilfspolizeibeamten in den Abendstunden und an Wochenende haben sich bewährt." Diese Bilanz hat der Erste Stadtrat Alfons Maurer nach einer Einführungsphase von sechs Monaten gezogen. Insgesamt waren die Hipos 241 Stunden außerhalb der normalen Dienstzeit im Einsatz. Zu ihren Aufgaben gehörten die Überwachung des ruhenden Verkehrs, Geschwindigkeitsmessungen, verkehrsregelnde Maßnahmen, Kontrollen von Kinderspielplätzen. Kindersprechstunde SELIGENSTADT. Bürgermeister Rolf Wenzel lädt die jungen Bürger der Stadt zur ersten "Kinder- und Jugendsprechstunde" für Donnerstag, 3. September, ein. Von 14 bis 16 Uhr will er im Rathaus, Zimmer 200, Fragen beantworten sowie über Probleme, Wünsche und Anregungen sprechen. Tanz für Senioren SELIGENSTADT. "Das Laub wird gelb, das Laub wird bunt, und trotzdem geht es bei uns rund", heißt das Motto des Altenclubs, der ab 3. September für jeweils donnerstags von 9 bis 10.30 Uhr zum Seniorentanz ins evangelische Gemeindezentrum, Jahnstraße, einlädt. Neun neue Sozialwohnungen BABENHAUSEN. Nach über einjähriger Bauzeit hat die Stadt in der Aschaffenburger Straße ein Haus mit neun Sozialwohnungen fertiggestellt. Die Kosten betragen rund eine Million Mark. Ursprünglich sollte das Haus renoviert werden; es erwies sich jedoch als so baufällig, daß es abgerissen werden mußte.
HATTERSHEIM. Der Holzstapel an der Böschung des Okrifteler Baggersees ist keineswegs der Grundstock für eine neue Deponie - ganz im Gegenteil: Leben soll einkehren in die sogenannte Benjeshecke. Die Jagdgenossenschaft Okriftel türmt derzeit Äste und Zweige auf, will dort einen Raum schaffen für Pflanzen und Tiere.
Einfach aber wirksam, betitelt die Stadt das Verfahren. Der Baumschnitt wird eineinhalb Meter hoch gestapelt, soll im Laufe der Jahre verrotten. Vögel und Nagetiere sollen sich dort ansiedeln, werden die Samen von Büschen und Sträuchern anschleppen - ein Biotop entsteht. Die Benjeshecke am Seeufer soll allerdings noch einen anderen Zweck erfüllen: eine Barriere für all jene, die die Böschung zertrampeln. Spaziergänger sollen so wieder auf die ausgewiesenen Wege gebracht werden, hofft die Stadtverwaltung. kkü
Die Straßenbauarbeiten unter der S- Bahnbrücke über die Stresemannallee werden voraussichtlich noch in diesem Jahr wieder aufgenommen. Dies teilte das Straßenbauamt ergänzend zu einem Magistratsbericht mit, in dem das Baudezernat die Gründe für den inzwischen über ein Jahr dauernden Baustopp mitgeteilt hatte. Die Fahrbahnen sowie die Geh- und Radwege müssen komplett erneuert werden. Zur Zeit sind sie provisorisch angelegt.
Die Römer-CDU hatte im Juni angefragt, warum die Baustelle seit einem Jahr still stehe, während Passanten auf dem Weg zur S-Bahnstation enge und dreckige Wege benutzen müssen, die sich bei Regenwetter in Schlammwege verwandeln". Die CDU nannte die Zustände "skandalös", da mit dem Umbau bereits 1988 begonnen worden sei.
Als Gründe für die Zwangspause nennt der Magistrat das neue hessische Abfallgesetz. Wegen dessen verschärfter Bestimmungen seien zusätzliche Untersuchungen des auszubaggernden Erdreiches notwendig gewesen. Dabei hätten sich bei vier Schadstoffen "geringfügige Überschreitungen" des zulässigen Grenzwertes ergeben. Ein Antrag des Straßenbauamtes, den Erdaushub "noch als unbelastet und somit als Wirtschaftsgut zu behandeln", sei vom Darmstädter Regierungspräsidenten nicht nur abgelehnt worden. Der RP habe sogar "weitere kosten- und zeitintensive Bodenuntersuchungen und Stellungnahmen der Fachbehörden als erforderlich erachtet".
Da für den belasteten Erdaushub keine Entsorgungsmöglichkeit gefunden wurde, hätten die Arbeiten eingestellt werden müssen. Nachdem schließlich seit März die Möglichkeit bestehe, leicht belastete Böden zur Deponie nach Wicker (Main- Taunus-Kreis) zu bringen, habe das Straßenbauamt die entsprechenden Genehmigungen beantragt.
Im Juni habe der RP dann seine Zustimmung geben. Dies sei die Voraussetzung für die erneute Ausschreibung der Arbeiten gewesen. gang
In den besetzten Niederlanden hatten sie im Zweiten Weltkrieg im Versteck leben müssen, um der Ermordung durch die Nazis zu entrinnen. Jetzt, 50 Jahre später, kamen 500 der betroffenen Juden, die damals (untergetauchte) Kinder waren, bei einer dreitägigen Konferenz in Amsterdam in Freiheit zusammen. Sie blieben "unter sich" in einem Gefühl der Zusammengehörigkeit.
Die Kinder waren fremden Menschen gegeben worden. Die Eltern hofften, sie würden sie nach dem Kriege zurückbekommen. Die "untergetauchten Kinder" verloren ihr Heim, sie waren oft jahrelang in der Wohnung eingesperrt, sie durften nur leise sprechen, und sie lebten in Angst. Die meisten Konferenzteilnehmer waren Niederländer. Von den ungefähr 100 Ausländern kam die Mehrheit aus Israel.
Der Oberbürgermeister von Amsterdam, Ed van Thijn - selbst eines der untergetauchten Kinder - eröffnete die Konferenz mit einer persönlichen Rede, die er die schwierigste seines Lebens nannte. Die Amtskette hatte er zu Hause gelassen. Er wollte nicht als Bürgermeister erscheinen, sondern ihm war es viel wichtiger, den Schicksalsgenossen zu sagen: "Ich bin einer von euch." Zum ersten Mal erzählte van Thijn in der Öffentlichkeit Einzelheiten seines persönlichen Lebens in dieser Periode. So berichtete er, wie sein Vater den kleinen Ed während einer Razzia auf Juden in Amsterdam mit einem gestohlenen Krankenwagen aus der Gefahrenzone brachte und ihn dann mitten in der Nacht einer wildfremden Frau übergab. Es war Truus Vermeer, die der Widerstandsbewegung angehörte. Sie brachte den Jungen mit dem nächsten Zug in die Provinz Limburg. Bei 18 verschiedenen Adressen war Ed van Thijn untergetaucht. Manchmal konnte er drei Tage, manchmal zwei Monate bleiben.
Insgesamt waren 5000 bis 6000 jüdische Kinder während des Kriegs in den Niederlanden untergetaucht. 1000 von ihnen wurden ergriffen und sind umgekommen. Viele der Überlebenden sind erst seit einigen Jahren psychisch in der Lage, darüber zu sprechen, wie die damaligen Ereignisse ihr Leben beeinflußt haben. Drei Tage lang hörten die Teilnehmer in Amsterdam Vorträge. Sie sahen Dokumentarfilme, diskutierten miteinander und tauschten Erfahrungen aus. Die Zusammenkünfte waren nicht für Außenstehende zugänglich. Die Stimmung der Teilnehmer schwankte zwischen Angst vor den unvermeidlichen Emotionen und dem guten Gefühl des Erkennens der Gemeinsamkeit.
In der Halle des Konferenzgebäudes sah man am Schwarzen Brett Zettel und Fotos von Menschen, die es noch nicht aufgegeben haben, Angehörige zu suchen. Kurze ergreifende Texte: "Ist jemand hier anwesend, der im August 1943 im Lager Westerbork war, als mein Bruder dort geboren wurde?" Auf einem anderen Zettel stand: "Wer kannte meine Eltern?" Oder: "Wenn Sie sich selbst oder jemand anderen auf diesem Foto erkennen, wollen Sie bitte Ihren Namen auf diesen Zettel schreiben?"
Die überlebende Bloeme Evers-Emden ging in ihrem Vortrag auf bisher wenig behandelte Aspekte des Untertauchens ein. Das eigene Kind von einem Tag auf den anderen weggeben zu müssen, habe Mut erfordert. Es sei das Schlimmste, das man einem Menschen antun könne. Zugleich stellte die Referentin die Frage, was denn in einem Kind vorgehe, das mitgenommen werde von einer fremden Person und plötzlich einsam und allein sei?
Die Auswirkungen des Untertauchens auf kleine Kinder waren nach der Analyse von Evers-Emden unterschiedlich und auch von der Anzahl der Untertauch- Adressen sowie von der Einstellung der Pflegeeltern abhängig. Abgesehen von den für eine normale Entwicklung beschränkten Verhältnissen seien nicht alle Pflegeeltern gleichermaßen gerecht gewesen. Wenn jemand schlechthin erklärt: "Sie haben mir doch das Leben gerettet", dann stimme meistens etwas nicht. Es könne sich dabei um subtile Beleidigungen bis zum Mißbrauch der Zwangslage handeln, um Druckausübung zur Bekehrung oder Sadismus.
Die Ambivalenz der Gefühle habe es auch bei den Eltern gegeben, die zurückgekehrt seien. Sie hatten ihr Kind abgeben müssen. Natürlich seien sie dankbar gewesen. Aber es sei auch schmerzhaft gewesen zu erfahren, daß das eigene Kind von einem fremden Menschen erzogen wurde, der alle die wichtigen und weniger wichtigen Entwicklungen im Leben des Kindes mitgemacht habe. Manche untergetauchten Kinder fühlten sich so sehr mit den Pflegeeltern verbunden, als wären es ihre eigenen Väter und Mütter. Sie wurden, als der Krieg zu Ende war, zum zweiten Mal in ihrem Leben "weggeholt" und entwurzelt.
Andere Schwierigkeiten zeigten sich mit Eltern, die den Holocaust überlebt hatten und aus den Lagern - oft allein - zurückkehrten. Die eigenen Kinder waren böse: "Warum hast Du mich nicht mitgenommen?" Andererseits hätten die Eltern jahrelang das Kind idealisiert, häufig sei allerdings eine Entfremdung entstanden, weil die Eltern unbewußt zuviel Abstand von ihrem Kind genommen hatten und sich so auf die Möglichkeit einstellten, es niemehr wiederzusehen. Daher fühlten Kinder sich manchmal nicht einmal mehr bei ihren eigenen Eltern willkommen. Pflegeeltern meinten dann nicht selten, das Kind sei bei ihnen besser aufgehoben.
Manche der Konferenzteilnehmer sagten mit erstickter Stimme, daß sie jeden Tag mindestens einmal an die Zeit des Untertauchens zurückdächten. Diese geretteten Kinder haben vieles gemeinsam, so zum Beispiel das Schuldgefühl: "Warum haben wir überlebt und die anderen nicht?" Der heutige Geschichtsprofessor in Groningen, Ies Lipschits, ebenfalls ein ehemaliges untergetauchtes Kind, betonte in seinem Vortrag, viele der Kinder hätten nie begriffen, weshalb ihre Eltern sie im Krieg bei unbekannten Menschen zurückgelassen hätten. Lipschits brachte Bewunderung für den Mut seiner eigenen Eltern zum Ausdruck, die ihre jüngsten drei Söhne wildfremden Menschen übergeben hätten. Sie hätten dies aus Liebe getan, um ihre Kinder zu retten. Fast alle ehemals untergetauchten Kinder sprachen auch mit großer Liebe über die Menschen, die ihnen im Krieg Unterschlupf geboten und ihr Leben gerettet hatten. Ihnen wurde Dank bezeugt und Ehre erwiesen.
Die niederländische Kulturministerin Hedy d'Ancona meinte, viele Kinder aus der Kriegszeit seien "untergetaucht geblieben". Sie seien nicht oder kaum in der Lage, darüber zu sprechen, was ihnen widerfahren war. Sie seien immer noch Gefangene ihrer Vergangenheit.
NIDDERAU. Mit vielen Gewinnmöglichkeiten lockt der Gewerbeverein für Handel und Handwerk Nidderau für Samstag, 19., und Sonntag, 20. September, zu seiner "Gewerbeschau von Format" in die Windecker Schloßberghalle. Samstag, 11 Uhr, ist Eröffnung durch Bürgermeister Otfried Betz. Alle Besucher(innen) erhalten ein Los. Gewonnen werden kann zudem am Sonntag bei der um 16 Uhr beginnenden Hauptziehung. Und dabei geht es dann um eine Reise im Wert von 1200 Mark, ein Elektrogerät nach Wahl, einen Radiorekorder sowie eine Ballonfahrt über Nidderau mit Start am Festplatz. Ul
Wenn es gegen Schmitten geht, sind sich sogar die Ober- und Niederreifenberger einig Rettungsring gegen Untergang 20 Jahre Geschichtsverein Von Claudia Nenninger SCHMITTEN. Das 300 Jahre alte Tagebuch des Johann Reichart Fabritius, seines Zeichens Amtmann auf der Burg unter dem letzten Reifenberger Ritter, die noch älteren Arnoldshainer Kirchenbücher oder der Anzeiger für den Altkreis Usingen - aus diesen und anderen Quellen schöpft der Schmittener "Geschichtsverein Hochtaunus" seit nunmehr zwanzig Jahren nicht nur den Stoff für seine "Hochtaunusblätter". Die ausgegrabenen Geschichten über die Vorfahren haben in den zwei Jahrzehnten auch ihr Scherflein dazu beigetragen, daß die ehemals selbständigen Dörfer zwischen Hunoldstal und Niederreifenberg nicht sang- und klanglos in der Großgemeinde Schmitten untergingen. Diese Gefahr ist ohnehin schon buchstäblich gebannt, schallt es doch bis heute bei den traditionellen Sippentreffen voller Inbrunst von der Burg: "Wir sind alle Reifenberger Ritter, und werden niemals Schmitt'er!" Wenn es gegen die "Schmittener" geht, vergessen die Oberreifenberger und Niederreifenberger sogar, daß sie sich ansonsten selbst spinnefeind sind . . .
"Das Ziel, die Identität der Ortsteile zu bewahren, haben wir erreicht", bilanziert heute Béatrice Träger, langjährige Erste Vorsitzende des Vereins. Der Beweis: die mittlerweile dreizehn herausgegebenen "Hochtaunusblätter", die stabile Vereinsstärke von rund 130 Mitgliedern und nicht zuletzt das Interesse der Bevölkerung an den Veranstaltungen - vom monatlichen Stammtisch (jeden zweiten Dienstag) über Vorträge bis zu Ausstellungen und Ausflügen.
Als die Gebietsreform vor zwanzig Jahren die Dörfer ihrer Unabhängigkeit beraubte, hatten die drei Gründungsväter des Vereins - der Arnoldshainer Pfarrer Martin Hoffmann, der Kommunalpolitiker Helmut Landgrebe und der damalige Geschichtsstudent Heinz-Peter Mielke - außer der Vergangenheitsforschung, um die Selbständigkeit zu bewahren, noch zwei weitere Ziele auf ihre Fahnen geschrieben. Ein Heimatmuseum aufzubauen und eine neue Identität für die Großgemeinde Schmitten zu schaffen.
Diese Aufgaben sind noch nicht erledigt. Die Renovierung des alten Rathauses, das die Gemeinde als Heimatmuseum bereitstellte, schleppt sich seit mittlerweile über zehn Jahren dahin. Zur Zeit wird gerade das Äußere saniert. "Wir können nur in unserer Freizeit mithelfen", sagt Träger über den Einsatz der ehrenamtlichen Vereinsmitglieder - der jedenfalls im Gegensatz zum Engagement der Gemeinde nichts zu wünschen übrig läßt.
Neben der Räumlichkeit fehlt es dem Verein auch schon längst nicht mehr an Ausstellungsgegenständen: Inzwischen häufen sich allerlei Dokumente, Fotos, Hausrat, Handwerksgeräte und Scherbenfunde, so daß schon ein zusätzliches Depot gefunden werden mußte. Und so bleibt dem Verein immerhin ein Trost: Bis der Traum einer Dauerausstellung Wirklichkeit wird, ist es den Mitgliedern vielleicht gelungen, ihren Bestand zu inventarisieren. Viel schwieriger gestaltet sich dagegen, alle acht Ortsteile unter einen Hut zu kriegen. Je tiefer es ins Weiltal geht, desto stärker bröckelt die Bindung. Treisberg, das sich noch nie den Schmittenern zugehörig fühlte, hat sogar einen eigenen Heimatverein. "Für eine Großgemeinde sind wir doch noch ein relativ kleiner Verein", stellt die Zweite Vorsitzende Träger fest. Der Verein müßte mehr Mitglieder unter den Neuzugezogenen und den Alteingesessenen gewinnen, "auch um den fehlenden Dialog zwischen beiden Gruppen zu fördern".
Doch Geschichtsvereine hätten immer darum zu kämpfen, volkstümlich zu sein. Im Gegensatz zur Feuerwehr oder einem Fußballverein bedeute das Erfahren von Geschichte Anstrengung: "Man muß sich bemühen." Wäre der Kampf nicht ein leichter, wenn die Heimatforscher die Vergangenheit interessant und anschaulich aufbereiten würden? "Geschichte zum Anfassen", räumt Träger ein, bemühe sich der Verein mit seinen Festen zu bieten. Die nächste Gelegenheit ist bei der Geburtstagsfeier am Sonntag, 13. September (siehe untenstehenden Programm-Kasten).Stadtteil-Fenster Die VdK-Ortsgruppe Frankfurt-Süd lädt ein zum Sprechtag: am Donnerstag, 3. September, von 17 bis 18 Uhr, im kleinen Pfarrsaal der Lukasgemeinde, Gartenstraße 71. js/35
Ab jetzt mach' ich Diät ist der Titel eines Informationsabend, zu dem der Mädchentreff im Jugendclub Niederrad, Goldsteinstraße 33, einlädt. Am Dienstag, 8. September, 18 Uhr, wird eine Vertreterin aus dem Zentrum für Eßstörungen über Mager- und Fettsucht sprechen. js/35
"Unseren Boden" nehmen der WWF- Panda-Club und die Naturschutzbund- Jugend am heutigen Donnerstag, 3. September, zum zweiten Mal unter die Lupe. Der Erlebnis-Nachmittag für Kinder von acht bis zehn Jahren beginnt um 16 Uhr im Lehrgehölz des Panda-Clubs, Welscher Weg, Forstabteilung 87. js/35
Der Frankfurter Katzenschutzverein lädt am Sonntag, 6. September, von 12 bis 16 Uhr zum Tag der offenen Tür in sein Oberräder Tierheim, Speckweg 4, ein. Neben Kaffee, Kuchen und Erfrischungsgetränken gibt es auch einen Basar. jh/35
In den Odenwald fahren die Mitglieder der evangelisch-lutherischen Berggemeinde in Sachsenhausen am Mittwoch, 9. September. Zwischen 9 und 18.30 Uhr stehen eine Schloßbesichtigung und der Besuch im Erbacher Elfenbeinmuseum sowie ein Rundgang durch die Michelstädter Altstadt auf dem Programm. Wer mitfahren will, sollte sich im Gemeindebüro, Sachsenhäuser Landwehrweg 157, Tel. 68 33 24, anmelden. js/35
Ganz offenbar überfordert mit der Erziehung ihres Kindes erwies sich eine 34 Jahre alte Frau, die sich jetzt wegen Verletzung der Fürsorgepflicht vor einem Frankfurter Schöffengericht verantworten mußte. Da sie sich aber noch im Gerichtssaal dazu bereiterklärte, ihr Kind zur Adoption freizugeben, wurde das Verfahren gegen sie vorläufig eingestellt. Innerhalb von sechs Wochen muß die Sozialhilfeempfängerin, deren andere Kinder bereits in Pflegefamilien leben, dieses Einverständnis noch einmal schriftlich dem Gericht vorlegen.
Wie sich im Gerichtssaal herausstellte, hat die 34 Jahre alte Mutter ihren mittlerweile dreijährigen Christian jahrelang vernachlässigt. Als eines Abends die Polizei, über das Schicksal des Jungen informiert, bei der Mutter auftaucht, findet sie das Kind in einer völlig verdreckten Wohnung und in offenkundig unversorgtem Zustand vor.
Was sie sich denn dabei gedacht hatte, das kleine Kind allein und unversorgt zu lassen, wenn sie abends fortgegangen sei, will der Richter von ihr wissen. Sie habe ihn doch gewickelt, bevor sie das Haus verlassen habe, entgegnet die Angeklagte; und dann, ja dann habe sie sich eben manchmal "verquatscht." Warum sie denn keine Zeit gehabt habe, wo sie doch nicht arbeite, das Kind sauber zu halten, oder die Wohnung? Keine Antwort. Später: "Wir waren oft draußen."
Wie die Vertreterin des Jugendamts das Gericht informierte, lebt Christian bereits seit über einem Jahr bei Pflege- Eltern. Seine Entwicklung seither bezeichnete sie als "phantastisch". Von sämtlichen Defiziten, die sich in der Zeit unter der Obhut seiner Mutter gezeigt hätten, sei nichts mehr zu spüren. Außerdem seien die Pflegeeltern bereit, das Kind zu adoptieren.
"Rausziehen aus der Familie will ich ihn nicht, das wär zu kraß", findet auch die angeklagte Mutter. Aber eine Adoption, "das kommt überhaupt nicht in Frage", erwidert sie zunächst auf die entsprechende Frage. Als aber Richter Herbert Strohschnitter eindringlich vom Kindeswohl erzählt, sie auch darüber aufklärt, daß sie als Mutter für den Unterhalt ihres Kindes (900 Mark monatlich) aufkommen muß, läßt sie sich zur Freigabe überreden. An ihren Besuchen bei Christian, beruhigt sie der Richter, müsse sich nichts ändern. Denn die, so die Vertreterin des Jugendamts, "laufen gut". ee
Einen Ehrenplatz im Vereinshaus der Schützengesellschaft "Tell" Dietzenbach erhält eine Unterschriftensammlung aller Olympia-Schützen, die in Barcelona die deutschen Farben vertraten. Gestiftet hat das wertvolle Souvenir Dietzenbachs René Osthold, der bei Olympia im Wettbewerb mit der Olympischen Schnellfeuerpistole den 15. Platz belegte. Der erfolgreiche Schütze wurde von seinem Verein natürlich gebührend empfangen. Viele Präsente und noch mehr Glückwünsche durfte René entgegennehmen, ehe er sich am köstlichen Buffet laben konnte. Kaum ein Verband ließ sich die Gelegenheit entgehen, einen Vertreter zum Empfang zu senden. Natürlich war auch Dietzenbachs Bürgermeister Jürgen Heyer mit von der Partie.
Gelobt wurde auch die hervorragende Arbeit von Thomas Burkard, der bereits seit acht Jahren René Ostholds Trainer ist. Burkard ist ein echter Experte. Er arbeitet auch bereits als Co-Trainer für das deutsche Nationalteam.
Der 15. Rang bei Olympischen Spielen, wo ja die besten 40 Schnellfeuerschützen der Welt an den Start gingen, stellt den bisher größten Erfolg in der Laufbahn des jungen Dietzenbachers dar. Natürlich bedeutet die Olympia-Teilnahme auch für den Verein einen weiteren sportlichen Höhepunkt. Bereits zu den Weltmeisterschaften waren drei "Tell"-Schützen gereist.
Die Dietzenbacher hoffen natürlich, bei den Spielen in Atlanta wieder präsent zu sein und möglicherweise auch einmal Edelmetall in ihrem Vereinsheim plazieren zu können. Eine Medaille würde sicher gut neben die von René mitgebrachte Unterschriftensammlung passen.
Trotz dieser beachtlichen Erfolge auf internationaler Ebene vergessen die Verantwortlichen der Schützengesellschaft nicht, die Verbindung zu den "Hobby- Schützen" zu wahren. Auch in diesem Jahr richtet der "Tell" die Stadtmeisterschaft und das Pokalschießen aus. Neben den Pokalschießen für Vereins-, Damen- und Jugend-Mannschaften sowie der Stadtmeisterschaft aller Schützen steht auch das traditionelle Bürgerschießen auf dem Programm. Alle Dietzenbacher Bürger haben hier nicht nur Gelegenheit, ihre Treffsicherheit zu testen, sondern können auch wertvolle Sachpreise gewinnen. Die Überreichung aller Pokale, Urkunden und Preise wird am 27. September um 18 Uhr im Schützenhaus stattfinden. An fünf Schießtagen werden die Sieger ermittelt.
Am 9. September und 11. September jeweils von 19 bis 22 Uhr, am 13. September von 10 bis 13 Uhr, am 16. September und am 18. September wiederum von 19 bis 22 Uhr hoffen die Verantwortlichen der Schützengesellschaft auf regen Besuch der Hobbyschützen. Mitglieder von Schützenvereinen sind von diesen Wettbewerben ausgeschlossen. Es geht darum, den besten "Laien" zu ermitteln. Erfrischungen und Würstchen "à la Tell" halten die Dietzenbacher für ihre Gäste bereit. jbp
BAD HOMBURG. Auch für das Herbst- und Winterhalbjahr hat die Musikschule Bad Homburg wieder ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt, das sich an Musikliebhaber aller Altersgruppen richtet. Musik für Mutter und Kind gibt es für die Kleinsten ab eindreiviertel Jahre. Auch ein Kurs für Drei- bis Vierjährige wird angeboten. Vier- bis Sechsjährige können eine musikalische Grundausbildung erhalten und am Orff-Instrumentarium üben. Wem das erste Jahr in der Früherziehung Spaß gemacht hat, kann einen Fortsetzungskurs besuchen.
Für Kinder ab sechs Jahren besteht die Möglichkeit zum Gruppenunterricht mit Glockenspiel, Blockflöte und Gitarre. Wer ein anderes Instrument erlernen möchte, kann auch Einzelunterricht besuchen. Freie Plätze gibt es für Cello, Geige, Block- und Querflöte.
Jugendlichen und Erwachsenen stehen Kurse für Gitarre sowie Ensemblearbeit für Blockflöte, Querflöte, Kammermusik, Jazz- und Rockgruppe zur Verfügung. Als besonderer Leckerbissen werden zwei Kurse für Flamenco-Gitarrenspiel angeboten. Schon länger im Programm sind Workshops für die Blues-Harp, die Mundharmonika.
Die Musikschule wendet sich auch an die interessierten Musikhörer. Ganz neu ist der Kurs von Richard Evans "Auftakt um Sieben - Konzertführer live". Verschiedene Konzertangebote Bad Homburgs werden ausgewählt und besprochen. In einem anderen Kurs führt der Kabarettist Jo van Nelsen in deutsche Chansons ein.
Für die Kurse kann man sich von Montag bis Freitag jeweils von 9 bis 12 Uhr und von 15 bis 19.30 Uhr bei der Volkshoch- und Musikschule unter der Telefonnummer 2 30 06 anmelden. isa
DARMSTADT. Die sonore Computerstimme mit dem französisch anmutenden Akzent hilft Frank Schäfer bei der Fehlersuche. Auf Knopfdruck liest das mit dem Bildschirm gekoppelte Gerät dem Inspektor jedes geschriebene Wort, jede Zeile laut vor, samt der beim Tippen eingeschlichenen Fehler - die Korrektur erledigt der künstliche Schlaumeier auf Tastenbefehl. Der blinde Sachbearbeiter im Darmstädter Landratsamt braucht den hinter Kunststoff versteckten Helfer in seinem nüchtern eingerichteten Büro, wenn er Akten über Kriegsopferfürsorge bearbeitet, Fälle von Heimpflege wälzt, Bescheide auf Anträge für Erholungs- und Fahrzeugkosten-Beihilfe erteilt.
Schäfer ist einer von 63 in der Kreisverwaltung beschäftigten Schwerbehinderten. Das sind elf mehr, als das Gesetz festschreibt - danach sind in privaten wie öffentlichen Betrieben und Dienststellen mit über 16 Beschäftigten mindestens sechs Prozent der Arbeitsplätze mit Menschen zu besetzen, die etwa auf Rollstühle angewiesen sind, an Diabetes leiden, psychisch krank sind oder bleibende Hörschäden davongetragen haben.
Das Etikett eines mustergültigen Betriebs - wie es auch die Stadt Darmstadt verdient, die mit 226 besetzten Plätzen die Pflichtquote locker erfüllt - streben aber immer weniger Arbeitgeber an. Die Zahl der arbeitslos gemeldeten Schwerbehinderten hat in Hessen eine Rekordmarke erreicht: 7514 Arbeitssuchende, davon 914 im Arbeitsamtsbezirk Darmstadt, registrierte das Landesarbeitsamt Ende Juli, 1084 mehr als ein Jahr zuvor. Damit kletterte die landesweite Arbeitslosenrate dieses "schwer vermittelbaren" Klientels überdeutlich im Vergleich zur allgemeinen Arbeitslosenzahl.
Weit mehr als jeder achte hessische Arbeitgeber kümmert sich nicht um die Sechs-Prozent-Marke, sondern nutzt das legale Schlupfloch und "kauft sich frei", indem er pro unbesetzter Stelle monatlich 200 Mark "Ausgleichsabgabe" an die Hauptfürsorgestellen (in Hessen beim Landeswohlfahrtsverband) überweist - zum großen Ärger der Behindertenverbände ist diese bislang steuerlich absetzbar. Die ernüchternde Bilanz des Landesarbeitsamtes aufgrund der derzeit aktuellsten Zahlen aus dem Jahr 1990: Von den insgesamt 12 450 beschäftigungspflichtigen Arbeitgebern hielten sich 5270 nur unzureichend, 5540 (vorwiegend kleinere Unternehmen) überhaupt nicht an die Quotenregelung. Ganze 1636 Betriebe und Dienststellen erfüllten das Gesetz.
Das heißt: Von 105 000 Stellen (so die Sechs-Prozent-Rate) waren 70 200 mit Schwerbehinderten besetzt. Zwar erreichten die öffentlichen Arbeitgeber im Land im Vergleich zu den Privaten mit 5,6 zu 3,4 Prozent einen deutlich besseren Wert. Aber Musterknaben sind sie deshalb längst nicht: Bei den Landesbehörden beispielsweise arbeiteten voriges Jahr 7149 Schwerbehinderte, das sind 4,8 Prozent der Beschäftigten, 305 mehr als 1990.
Das Land zahlte vor zwei Jahren entsprechend 3,56 Millionen Mark an Ausgleichsabgaben. In Prozentpunkten ausgedrückt sind derzeit die meisten Schwerbehinderten in Wiesbaden - wichtig für die Glaubwürdigkeit - im Ministerium für Frauen, Arbeit und Sozi- Auch das Land zahlt alordnung angestellt: 12,88 Prozent der Belegschaft, gefolgt von der Staatskanzlei mit 12,29 Prozent.
Mit Geld zu winken scheint auch nicht der entscheidende Anreiz zu sein, um mehr Schwerbehinderte einzustellen: 1990 kamen in Hessen schätzungsweise 65 Millionen Mark an Ausgleichsabgaben zusammen. Ein Betrag, der über eine Art Länderfinanzausgleich an die Hauptfürsorgestellen verteilt und teils an die Bundesanstalt für Arbeit abgeführt wurde, die wiederum einen großen Batzen in Qualifizierungs- und Fortbildungsmaßnahmen für Behinderte steckte. Eigentlich fließen die eingetriebenen Summen in einer Art Kreislauf zurück zu den Arbeitgebern, weil die Beträge (gesetzlich so festgeschrieben) Unternehmen und Ämtern etwa in Form von Lohn- oder Ausbildungsvergütungs-Zuschüssen gewährt werden, wenn sie beispielsweise einen Mann mit schwerem Bandscheibenschaden oder eine spastisch Gelähmte einstellen.
Das 1991 aufgelegte Hessische Sonderprogramm (20-Millionen-Topf) hat die Richtlinien bezüglich des förderungswürdigen Personenkreises noch mehr gelokkert: Bis zu drei Jahre lang profitieren Arbeitgeber vom bis zu hundertprozentigen Lohnkostenzuschuß.
Schließlich gibt es finanzielle Belohnungen bei der ergonomisch angepaßten Gestaltung von Arbeitsplätzen, Veränderungen des Arbeitsablaufs und für die Installation technischer Hilfen - auf die sind Leute wie Frank Schäfer angewiesen: Er sitzt vor der Tastatur seines mit Blindenschriftzeile ausgestatteten Spezialcomputers, in Griffweite die Gegensprechanlage, um die Kollegen nebenan zu erreichen, wenn die Telefonleitungen blockiert sind. Auf dem zweiten Schreibtisch steht der Scanner, der Druckschriften wie Erlasse oder Gesetzestexte quasi abfotografiert und im Computer als Texte speichert.
"Trotz Technik werde ich immer eine Vorleserin brauchen", sagt Frank Schäfer. Handgeschriebene Post etwa muß die Halbtagskraft ihm vortragen, Rentenbescheide müssen überprüft und natürlich die in Schwarzschrift gehaltenen Akten geführt werden - die Schränke und Regale sind im Nebenraum. "Da muß schon ein stimmiges Team und ein Vertrauensverhältnis entstehen", sagt Bertfried Klanitz, Leiter der Personalabteilung in der Darmstädter Kreisverwaltung.
Um das tief eingegrabene Vorurteil zu widerlegen, Schwerbehinderte seien weniger leistungsfähig, bietet das Darmstädter Arbeitsamt seit Jahren interessierten Betrieben "Eignungstests" an: mehrmonatige Praktika von Behinderten am Fließband oder am Schreibtisch, nachdem sie per Qualifikationslehrgang und EDV-Unterricht fit gemacht wurden. Die Kosten trägt die Arbeitsverwaltung. Der Erfolg: Rund die Hälfte der Schwerbehinderten fand hernach einen angemessenen Dauerjob.
Das leidige Thema wird demnächst aufs politische Tableau kommen: Eine vom Land Niedersachsen im Juli vorbereitete Bundesratsinitiative, die Ausgleichsabgabe auf 400 Mark zu verdoppeln, um endlich mehr zu bewegen, fände den Beifall Hessens, heißt es aus dem Arbeitsministerium von Heide Pfarr (SPD) - auch wenn noch kein förmlicher Kabinettsbeschluß gefallen ist. JÖRG FEUCK
Kunst ist manchem lieb und teuer und gut fürs Image. Doch nicht jeder will (oder kann), um mit Kunstverstand zu prunken, immense Summen berappen - oder ist Politiker. Die haben's nämlich leicht: Im Büro von Frankfurts Oberbürgermeister Andreas von Schoeler etwa hängt ein Walter Stöhrer, Leihgeber ist das Museum für Moderne Kunst. Schoelers Amtsvorgänger Walter Wallmann geriet - zwei Jahre ist's her - ob seiner Vorliebe für alte Gemälde gar in die Schlagzeilen, zierte sein trautes Heim mit gleich sieben Gemälden aus der Sammlung des Historischen Museums.
Politikferneren Kunstliebhabern, Geschäftsleuten vor allem, stehen neben dem kommunalen Bilderverleih "Artothek" mittlerweile auch ganz private und legale Wege offen, um mit Gemälden zu glänzen: "Art broking" heißt "die neue Strategie", mit der ein Betriebswirtschaftler und ein Kunsthistoriker von der Frankfurter Schwindstraße aus den Kunstmarkt erobern wollen.
Vor drei Jahren haben sich Ulrich Schanda und Reinhold Brunner, beide 35, zusammengetan und die "ulyssis art broking GmbH" gegründet. Sie betreiben, wie auf dem Wohnungsmarkt schon länger üblich, ein Vermietungsgeschäft.
Kunstwerke aus den Depots der Museen wandern für den Zeitraum eines Jahres in privatwirtschaftliche Unternehmen und zieren dort die Wände der oberen Etagen. Schließlich, so verkündet es der "ulysses"-Prospekt, präge das Kunstwerk den Unternehmer und verleihe ihm ein positives Image. Den Gewinn teilen sich Museum und Art-Broker dann brüderlich.
"Wir waren die ersten, die mit den Art- Brokern Kontakt aufgenommen haben", sagt Reinhold Lange, Leiter der Städtischen Kunstsammlungen in Gelsenkirchen. Für 36 Bilder sucht Lange Mieter, bis jetzt ist aber gerade einmal ein einziges Bild auf Reisen gegangen: Die 110 mal 110 Zentimeter großen "Fliegenden Formen" von Anton Stankowski hängen seit nunmehr einem halben Jahr in einem Büro der Berliner Eternit AG. Wie's weitergehen soll mit dem Bilder- Vermieten, das weiß Lange auch nicht. Ein wenig enttäuscht ist er schon.
Mit elf - meist kleineren - Museen arbeiten die Broker zusammen. Auf diese Weise sind mehr als 150 Kunstwerke auf Zeit zu erwerben, das Spektrum reicht von Niederländischer Malerei des 18. Jahrhunderts bis zu Nolde, Schmidt-Rottluff, Slevogt oder auch Warhol. Daß das Geschäft nicht wie gewünscht läuft, gibt Ulrich Schanda zu: "Die Unternehmen sind sehr zögerlich, wahrscheinlich ist der Gedanke noch zu neu."
An den Museumsdirektoren kann's nicht liegen. Auch Jean-Christophe Ammann, Leiter des MMK, will die Kunst- Vermietung "ohne weiteres ins Auge fassen", hält die zwei Broker nach persönlichem Tête-à-tête für seriös. Schließlich gebe es ja auch keine Probleme mit den Bildern, die in städtischen Amtsstuben hängen: "Wenn ich die Leute kenne", so Ammann, "habe ich keine Probleme damit, die Bilder wegzugeben, wir haben da alles unter Kontrolle."
Kunst für ein Jahr zu vermieten, das sei finanziell wenig interessant, sagt Thomas Hühsam, Besitzer der Frankfurter Galerie "Experiment Kunst". Er vertraut seit einem Monat auf "Leasing als Teil einer neuen Ideologie". Der Kunde könne zeitgenössische Kunst 48 oder 54 Monate lang leasen und dann günstig abschreiben - für "die Kunstfinanzierung überhaupt für Leute mit viel Geld" hat sich aber noch kein Kunde entschieden.
Sollte, was bei Wohnungen, Büchern, Fernsehern und Automobilen schon länger gang und gäbe ist, auf dem prestigefördernden Kunstmarkt nicht verfangen? Kasper König, der Leiter der Städelschule, sind vor allem die Kunst-Broker ein Dorn im Auge. Weder sei das Projekt volkswirtschaftlich besonders interessant, noch sei es sinnvoll, die "öffentliche Hand auf diese Art und Weise zu entlasten". Er hat "Angst, daß gerade das Substantielle an der Kunst über Bord geworfen wird". König: "So eine Schnapsidee, ich würde den Leuten gern mal auf die Bude rücken." THOMAS BERTSCH
Eine Vortragsreihe zum Thema "Denken ohne Geländer", die zum neuen Nachdenken über Fragen demokratischer Kultur und Politik anregen will, findet vom 2. September bis 8. Dezember im Dominikanerkloster, Kurt-Schuhmacher-Straße 23, statt. Vorgestellt werden Denkerinnen und Denker aus West- und Osteuropa.
Den ersten Vortrag am Mittwoch, 2. September, hält Micha Brumlik (Frankfurt) über die Debatte des amerikanischen Kommunitarismus. Es folgen Veranstaltungen über Simone Veil und die "Anti-Politik" Gustav Landauers.
Den Schlußpunkt der Veranstaltungsreihe setzt am 8. Dezember ein Referat von Ewa Kobylinska über Leszek Kolakowski. Beginn ist jeweils um 20 Uhr.
Veranstaltungen am 4. November und am 1. Dezember finden im Palais Jalta, Bockenheimer Landstraße 104, statt. ki
BORNHEIM. Das für den 20. September geplante internationale "BornheimBornheim-Treffen" in Frankfurt muß ausfallen. Die Absage des Treffens beschlossen Ortsvorsteher Franz Stein, der Bürgerverein-Vorsitzende Robert Jordan und Bernhard Ochs, Vorsitzender des Bornheimer Vereinsrings, gemeinsam. "Der Grund dafür ist in erster Linie die zu erwartende geringen Teilnehmerzahl der auswärtigen Vertretungen", sagte Bernhard Ochs und wies auf die zeitgleiche Weinlese in Rheinland-Pfalz und Rheinhessen hin.
Eingestellt hatten sich die "Frankfurt-Bornheimer" auf den Besuch der Vertretungen aus den Bornheims im Rhein- Sieg-Kreis, in Rheinhessen und Rheinland-Pfalz sowie aus dem Ortsteil Bornheim der Gemeinde Burscheid, aus Bornem in Belgien und dem Ort Borna in Sachsen.
Das internationale Bornheim-Treffen sei nur vertagt und werde 1994 - im Rahmen der 800-Jahr-Feier von Bornheim - auf jeden Fall stattfinden, so Ochs. dixi
HOCHTAUNUSKREIS. Manche Schule entdeckte nicht einen einzigen verhaltensauffälligen oder -gestörten Schüler in ihren Klassen, andere stuften bei einer Umfrage des Schulamts ein Viertel ihrer Schüler so ein. Den Mädchen und Jungen soll jetzt geholfen werden, die Bad Homburger Pestalozzischule beherbergt seit Schuljahrsbeginn ein "Zentrum für Erziehungshilfe".
"Die Schülerinnen und Schüler, die mit dem Leben und der Schule nicht so zurechtkommen wie andere, werden in ihrer gewohnten Umgebung in ihrer eigenen Grundschule betreut", nennt das Landratsamt das Besondere dieses Modells. So könnten Gründe für das auffällige Verhalten leichter gefunden und in die Therapie einbezogen werden.
Außerdem bliebe dadurch nicht nur Sonderschulen und Eltern ein belastendes Melde- und Überprüfungsverfahren erspart, sondern vor allen Dingen den Schülern, "die ja schon genug Schwierigkeiten mit sich selbst und ihrer Umgebung haben", ein vorurteilsbeladener Wechsel in die Sonderschule.
Drei Prozent aller Grundschüler haben solch "ambulante sonderpädagogische Förderung" nötig, erwarten Pädagogen nach der Schulamtsumfrage. Zu den Aufgaben des Beratungs- und Förderzentrums gehört jedoch nicht nur die Lern- und Erziehungshilfe, sondern auch die Förderung Sprachbehinderter.
Vier Sprachheillehrer und zwei Fachkräfte für Erziehungshilfe hat die Pestalozzischule, eine Schule für Lernbehinderte, für dieses Projekt zusätzlich zugeteilt bekommen. Sie sollen von Bad Homburg an die Grundschulen ausschwärmen, wo sie gebraucht werden.
Nur vier solcher Beratungs- und Förderzentren sind vom Kultusministerium zur Zeit im ganzen Land geplant. "Der Hochtaunuskreis und sein Schuldezernent Landrat Jürgen Banzer betreten wieder einmal schulpolitisches Neuland", vermerkt das Landratsamt daher stolz.
Die Grünen sehen hier jedoch den Landrat mit fremden Federn geschmückt und reklamieren ihrerseits die Urheberschaft für die Zentrums-Idee. Ausgangspunkt des Schritts auf Neuland war ein Beschluß des Kreistags, angesichts der zunehmenden Zahl von verhaltensgestörten Kindern, an ausgewählten Schulen gesonderte Kleinklassen für diese Kinder einzurichten. Als dieses Modell scheiterte, haben die Kreistags-Grünen ihre Darstellung zufolge ein Zentrum für Erziehungshilfe beantragt. Eine Arbeitsgruppe des Schulamts kam anschließend ebenfalls zu dem Ergebnis, eine flächendekkende Betreuung verhaltens- und lerngestörter Schüler sei nötig. Die Einrichtung von Zentren für Erziehungshilfe ist auch im Schulentwicklungsplan des Kreises festgeschrieben.
Auch die bisher nicht auffälligen Schülerinnen und Schüler sollen von dem Modell profitieren. Kreisausschuß und Pädagogen hoffen, daß die Betreuung ihrer verhaltensauffälligen Mitschüler in der Klasse auf sie vorbeugend wirkt.
Adresse: Am Gravenbruchring (auf dem Gelände des Kleingärtnervereins), 6078 Neu-Isenburg, Telefon: 0 61 02 / 3 90 99.
Öffnungszeiten: Dienstags bis freitags von 16 bis 22 Uhr im Biergarten, bis 24 Uhr im Gastraum. Samstags und sonntags ist von 10 Uhr an geöffnet. Montag ist Ruhetag.
Parken: 60 Abstellplätze stehen zur Verfügung. Wirt Udo Funk sieht es allerdings lieber, wenn seine Gäste mit dem Fahrrad kommen.
Behinderte: Der Biergarten liegt ebenerdig. Behindertentoilette mit extra breitem Eingang und Haltegriffen.
Angebote: Im Biergarten und im Gastraum stehen jeweils 60 Plätze zur Verfügung. Besonders stolz ist Udo Funk auf seine reichhaltige Kaffee-Auswahl. Alkoholfreies gibt es in allen Spielarten von 1,90 Mark an aufwärts. Apfelwein, verschiedene Biere und eine gute Auswahl an Weinen liegen zwischen 1,90 und 6 Mark. Am Wochenende gibt es auch die Möglichkeit, unter freiem Himmel zu frühstücken: Vom bescheidenen kontinentalen für 3,20 bis zum luxuriösen Frühstück für 19,30 Mark.
Die Speisekarte bietet eine Auswahl an vegetarischer Vollwertkost, viele frisch zubereitete Salate, aber auch eine reiche Auswahl an typisch deutscher Kost zu günstigen Preisen. Im Winter lockt der Klausenwirt mit Wochen Internationaler Küche. fra
Nieder Laienschauspieler feilen unter Kevin Oakes' Regie an der Inszenierung der Komödie "Was ihr wollt" Theater aus
purem Spaß
am Spiel
Viel "Körperarbeit"
NIED. Das Licht spielt an diesem Abend im Kellertheater die Hauptrolle. Strahler an, Strahler aus. "Leuchte drei, fünf, sieben und neun, bitte!" Auf der Bühne bewegen sich Matrosen im Proben-Zivil halb stampfend, halb hüpfend, singen ausgelassen "What shall we do with a drunken sailor?" Ein Sturm kommt auf, "auf Deck" werden die Schiffsleute pantomimisch durcheinandergewirbelt, gehen über Bord. Mitten im größten Orkan-Chaos schreit Regisseur Kevin Oakes von hinten entnervt durchs Kellergewölbe: "Stopp, stopp! Könnt ihr nicht hören? Die ganze Szene nochmal von vorne, bitte!", gibt Oakes knapp an.
Die Proben der Theaterwerkstatt Nied sind auch Geduldsproben. Michael, der Mann für die Beleuchtung, ist neu. Er muß erst noch die einzelnen "Bilder" kennenlernen, um die Shakespeare-Szenen in "Was ihr wollt" ins rechte Licht zu rükken. Denn demnächst nimmt das Ensemble die im April uraufgeführte Inszenierung wieder auf, spielt den Shakespeare in Bergen-Enkheim, Höchst, Wildsachsen und einige Male im Kellertheater.
Theater macht der harte Kern des Ensembles seit 1984. Hilde Weller, eine in-
Jede Woche wird geprobt
"Hilde Weller hat die Stücke ausgesucht, inszeniert und alles gemanagt. Wir waren die Mitspieler", erzählt Martin Sonnabend. Seit ihrem Tod arbeitet die ambitionierte Truppe mit "verteilten Rollen". Jeder trägt ein Stück Verantwortung, spricht Gastspiele ab, macht die Werbung, organisiert Requisiten, entwirft das Bühnenbild oder werkelt daran mit. Und Martin Sonnabend hält seit Hilde Wellers Tod das Regie-Heft in der Hand. Mit Erfolg hat sich der promovierte Kunsthistoriker seitdem an Stücken wie "Tartuffe" von Molière oder "Schloß in Schweden" von Françoise Sagan probiert.
"Wir sind keine Profis, haben aber den Anspruch, ernsthaft Theater zu machen", sagt Sonnabend. Das Ensemble, das sich je nach Bedarf Leute für aufwendigere Stücke dazuengagiert, probt wöchentlich im Bürgerhaus Nied. Geht es auf die Premiere zu, die traditionell im Neuen Theater Höchst gegeben wird, treffen sich die Mimen auch schon mal jeden Abend, um an den Szenen zu feilen.
"Aus purer Begeisterung am Spielen" investiert nicht nur die pensionierte Verlags-Redakteurin Bettina Zachmann eine ganze Menge Zeit in die "Werkstatt". "Ich bin eigentlich eine verhinderte Schauspielerin", erklärt die Wiesbadenerin ihren darstellerischen Drang. Die Eignungsprüfung für eine Münchner Theaterschule bestand sie spielend. "Doch dann wollte die Mutter, daß ich einen normalen Beruf erlerne."
Olaf Ruckelshausen kam 1987 "aus der Provinz" in die Mainmetropole, um eine Lehre zu beginnen. Er fand über eine Anzeige zum Team. Im Vogelsberg war der 24jährige bereits in früher Jugend beim Bauerntheater in derbe Rollen geschlüpft. Die Mitspieler von Ruckelshausen und Bettina Zachmann in Nied sind Student(inn)en, eine Sprachlehrerin, Pädagogen, Romanisten, Kunsthistoriker und ein angehender Schauspieler.
Das Ensemble stehe zur Zeit auf dem Höhepunkt seiner schauspielerischen Entwicklung, sagt Martin Sonnabend. Zu verdanken hat die Gruppe das Kevin Oakes. Der Regie-Profi, früher künstlerischer Leiter des Café Theatre in Frankfurt und des Londoner Fragile Theatre, hat sich mit der Nieder Theaterwerkstatt eingelassen und "Was ihr wollt" inszeniert. Der Südafrikaner ist ausgebildeter Tänzer und legt auch in seinen Theaterinszenierungen großen Wert auf "Körperarbeit". Das Ergebnis läßt sich in "Was ihr wollt" sehen.
Auf der Bühne sind kaum Requisiten. Von der gewohnten, naturalistischen Darstellung haben sich die Schauspieler/innen für dieses Stück verabschiedet. Vieles wird ausdrucksstark körperlich, ja tänzerisch umgesetzt. Menschenleiber bauen sich zum Beispiel zu einem Thron für den Herzog von Illyrien auf.
Warum sich der vielbeschäftigte Profi Oakes mit Feierabend-Darstellern abgibt? "Die Frage professionell oder Amateur ist für mich zweitrangig", antwortet er. "Es gibt erfahrene und weniger erfahrene Schauspieler, so wie in dieser Truppe, die Schauspiel aus Leidenschaft macht. Was den professionellen Schauspieler ausmacht, ist seine Einstellung, nicht seine Begabung: Er bekommt jeden Monat seine Gage."
Bei der Theaterwerkstatt Nied gibt es höchstens mal Geld für die Fahrtkosten. Aber auch das muß erst mal eingespielt werden. Jede Inszenierung - Bühnenbild, Kostüme, Requisiten, PR - verschlingt etwa 4000 Mark. Low-budget- Produktionen auf höchstem Niveau also. Was am Ende in der Kasse bleibt, wird komplett ins nächste Projekt gesteckt.
"Was ihr wollt" ist das erste Stück, das die Theaterwerkstatt "richtig ausspielen" will. Zu wichtig und intensiv war die Proben-Zeit mit Kevin Oakes, als daß sich das Ensemble nach einer Handvoll Aufführungen schon wieder dem nächsten Stoff zuwenden möchte.
Die Komödie wird deshalb am 12. September in der Hofheimer Wildsachsen- Halle, am 18., 19., 20., 25., 26. und 27. September im Frankfurter Kellertheater (Mainstraße 2) und am 2. und 9. Oktober in der Stadthalle von Bergen-Enkheim aufgeführt. Am 18. November kehrt die Theaterwerkstatt dann mit ihrer Inszenierung an den Premierenort zurück und gibt das Shakespeare-Stück noch einmal im Neuen Theater Höchst.
Kleine Lokalrundschau
Filmforum läuft wieder BAD SODEN. Die neue Spielzeit des Sodener Filmforums fängt am Mittwoch, 2. September um 20 Uhr im Kurtheater mit dem französischen Film "Madame Bovary" von Claude Chabrol an. Bärige Vorlesestunde HATTERSHEIM. Um den Bären Paddington geht es in der nächsten Vorlesestunde am Mittwoch, 2. September, um 15 Uhr, in der Stadtbücherei am Markt. Meister Petz, ein höflicher und schlauer Kerl, lebt bei einer Familie in London und meistert etliche aufregende Erlebnisse. Stadt holt Gartenabfälle ab HATTERSHEIM. Sommerzeit ist Gartenzeit - und dabei fällt jede Menge grüner Müll an. Damit der auch auf den Kompostplatz kommt, sammelt die Verwaltung Äste, Sträucher und Rasenschnitt ein. Bis 7 Uhr sollen die Säcke samt Inhalt am 3. und 17. September zur Abfuhr vor der Haustür stehen. Landeszuschuß für Feuerwehrfahrzeug KELKHEIM. Der hessische Innenminister Herbert Günther hat der Stadt Kelkheim einen Landeszuschuß von 78 000 Mark für ein neues Feuerwehrfahrzeug zugesagt. Insgesamt wird das neue sogenannte Löschgruppenfahrzeug 247 000 Mark kosten. Kostenloses Kaminholz LIEDERBACH. Durch die Stürme der vergangenen Wochen sind viele Bäume in der Gemeinde beschädigt worden. Das vom Bauhof abtransportierte Holz - vor allem Weide - wird kostenlos abgegeben. Informationen unter der Rufnummer 069 / 3 00 98 57. Kursus in Erster Hilfe HOFHEIM. Einen Kursus in Erster Hilfe bietet das Hofheimer Rote Kreuz an. Unterrichtet wird am 5. und 12. September, jeweils von 8.30 bis 17.30 Uhr in der DRK-Station, Niederhofheimer Straße 38. Turnier der Schoppenmannschaften KELKHEIM. Das Fußballturnier der Schoppenmannschaften findet am Samstag, 12. September , und am Sonntag, 13. September, jeweils ab 9 Uhr statt. Teilnehmen können alle Thekenmannschaften, die mindestens neun Mitspieler haben.DRK lehrt Hilfe bei Unfällen LIEDERBACH. Einen Lehrgang in "lebensrettenden Sofortmaßnahmen" bietet das Deutsche Rote Kreuz am Samstag, 12. September, von 8 bis 16 Uhr in der DRK-Station, Sindlinger Weg 10, an. Die Teilnahme ist Pflicht für Führerscheinbewerber.Schiffstour auf der Mosel FLÖRSHEIM. Die Mosel ist das Ziel einer Schiffstour der Stadt Flörsheim. Am Sonntag, 27. September, geht es nach Bernkastel-Kues und Traben-Trabach. Dort stehen Weinproben auf dem Programm. Anmeldungen beim Kulturamt, Tel. 5 03 31.
Kindergarten feiert Geburtstag BAD SODEN. Mit einem bunten Programm feiert der städtische Kindergarten Altenhain am Samstag, 29. August, seinen 20. Geburtstag.
Um 14 Uhr führt ein Festumzug vom Parkplatz Altenhain zum Kindergarten. Ab 15 Uhr stehen eine Kuchenbar, Imbißstände und das Spielmobil auf dem Festplatz.Unabhängige Liste diskutiert SCHWALBACH. Zu ihrer nächsten Mitgliederversammlung am Montag, 7. September, lädt die Unabhängige Liste (UL) alle interessierten Bürger ein. Sie können mitdiskutieren, Fragen stellen oder einfach zuhören. Schwerpunkte für die Kommunalwahl 1993 zu setzen, steht auf der Tagesordnung.
Turkmenistan, das im Westen an das Kaspische Meer, im Süden an Iran und Afghanistan und im Norden an Usbekistan grenzt, ist einer jener 15 neuen Staaten, die aus dem zerfallenen Sowjetreich hervorgegangen sind. Es war das heißeste und trockenste Gebiet der früheren Sowjetunion, mit knapp einer halben Million Quadratkilometern und nur 3,5 Millionen Einwohnern. Vier Fünftel der Landfläche werden von der Karakum-Wüste eingenommen. Ökologisch ist das Land durch Baumwollanbau, Bewässerung und massiven Pestizideinsatz runiert. Ganze Landstriche sind so vergiftet, daß sie zum Katastrophengebiet erklärt werden mußten, berichten Mitglieder des turkmenischen Parlaments deutschen Besuchern in der turkmenischen Hauptstadt Aschchabad. Es gibt alle Probleme eines klassischen Entwicklungslandes hier - und noch einige besondere Probleme dazu.
Aschchabad war die letzte und schwierigste Station einer zehntägigen Reise des deutschen Entwicklungsministers Carl-Dieter Spranger in die Mongolei, nach Usbekistan und Turkmenistan. Er erhielt einen Vorgeschmack auf die Schwierigkeiten, mit denen sich ausländische Experten, Geschäftsleute und Diplomaten in diesem Teil der Welt auseinandersetzen müssen, wenn sie hier arbeiten wollen. Während es heute in fast jedem Land der Dritten Welt gut funktionierende Hotels mit Telefon, Fax und akzeptablen hygienischen Verhältnissen für zahlungskräftige Besucher gibt, fehlt alles dies in Aschchabad.
Das Erschrecken darüber war die Ouvertüre zu dem, was den Entwicklungsminister bei den Verhandlungen erwartete. Den Anfang machte der Kasi, das geistliche Oberhaupt des Landes, ein knapp 80jähriger, quicklebendiger und liebenswürdiger Herr, der Spranger unverblümt klarmachte, wie er die Politik versteht: "Die Menschen sind wie eine Schafherde, sie brauchen einen Führer. Nijasow ist ein guter Führer."
Den Präsidenten Saparmurat Nijasow lernte die deutsche Delegation als einen ebenso bulligen wie kenntnislosen und unzugänglichen alten KP- Funktionär kennen, der sich zum islamischen Nationalisten gewandelt hat. Ohne diplomatische Einleitung beschimpfte er die Deutschen, weil Hilfslieferungen an die frühere Sowjetunion nie in Turkmenistan angekommen seien. Der Hinweis auf den deutschen Anteil an den EG-Hilfen wurde nicht verstanden. Privatisierung der Wirtschaft sei kein Thema für sein Land, sagte der Präsident - "es gibt hier kein Kapital".
Der von Spranger angebotene Studien- und Expertenfonds, mit dem Beratungsleistungen in Turkmenistan und Studienaufenthalte von Turkmenen in Deutschland finanziert werden könnten, fand keinerlei Interesse. "Betonköpfe", lautet Sprangers abschließendes Urteil. So wird es Entwicklungszusammenarbeit vorerst nicht geben. In Ulan Bator in der Mongolei und im usbekischen Taschkent war der angebotene Studien- und Expertenfonds auf Interesse gestoßen.
Nijasow versteht sich als unumschränkter Herrscher. Was er anordnet, gilt als Gesetz. Ab 1. Januar 1993, so sein Beschluß, sollen die Bürger Wasser, Elektrizität, Gas und Benzin kostenlos erhalten. Nijasow verteilt die Wohltaten im Stil eines orientalischen Potentaten, und jetzt schon läßt sich ausrechnen, daß das Land auf den Bankrott zusteuert. Bei seinen Rohstoffexporten (Baumwolle, Gas) ist Turkmenistan an lanfristige Lieferverträge mit Festpreisen, zehn bis 15 Prozent unter dem Weltmarktpreis, gebunden. Gleichzeitig schnellen die Preise für den Import von Nahrungsmitteln, Medikamenten und Fertigwaren in die Höhe. Westlichen Wirtschaftsfachleuten und Entwicklungsexperten stehen die Haare zu Berge, doch ihre Argumente dringen in Turkmenistan nicht durch.
Wirtschafts- und Finanzminister Bajramow registriert zwar die Schere zwischen Einnahmen und Ausgaben in seinem Haushalt. Allein: Widerspruch und Kritik sind den Politikern des Landes fremd. Mit einem glatten "Nein" antwortet Außenminister Atajew auf die Frage, ob es in seinem Land eine Opposition gibt. "Wir sind in einem asiatischen Land, hier gibt es bestimmte Grundgegebenheiten. Opposition um der Opposition willen ist schädlich." Auch die turkmenischen Parlamentsabgeordneten wissen wenig über das Funktionieren ihres Regierungssystems. Es gibt ein Parlament mit 175 Mitgliedern und außerdem eine Volksversamm- lung. Was der Unterschied sei? "Das verstehn wir auch nicht so recht. Was die Demokratie anbetrifft, so haben wir noch unsere Probleme." Als einzige Partei ist bisher die "Demokratische Partei Turkmenistans" registriert, die Nachfolgerin der Kommunistischen Partei.
Im Konferenzraum der staatlichen Presseagentur Turkmenapress haben sich die Chefredakteure von sechs Zeitungen versammelt. Ihr Selbstverständnis ist verblüffend eindeutig: "Selbstverständlich würden wir unsere Regierung wenn nötig auch kritisieren. Doch wir hatten noch keinen Grund dazu. Die turkmenische Regierung fördert den Wohlstand des Landes, und sie hat noch keine so großen Fehler gemacht, daß wir sie hätten kritisieren müssen."
Journalistenworte, von denen Bonner Politiker manchmal träumen mögen. Die Chefredakteure der turkmenischen Medien werden vom Präsidenten ernannt, sie verstehen sich als "Instrument der Regierung", und mit der Formel von der "vierten Gewalt" können sie nichts anfangen: "Warum brauchen Journalisten so viel Macht?"
WETTERAUKREIS. Kritik an der geplanten GmbH "Flüchtlingshilfe" übt Christian Weiße, Sprecher für Fragen der Sicherheit und Asyl im Kreisvorstand der FWG/UWG, in einer Pressemitteilung. Der Vorschlag von Landrat Rolf Gnadl, Asylbewerber und Flüchtlinge dezentral statt in Sammellagern unterzubringen, widerspräche Sinn und Zweck einer Verkürzung des Asylverfahrens. Weiße stellt die Behauptung auf, bei einer Anerkennungsquote von 10 Prozent könne "es nicht angehen, generell Asylbewerber integrieren zu wollen", da die übrigen 90 Prozent die "deutsche Verfassung mißbrauchen". Flüchtlinge aus Krisengebieten sollten aus humanitären Gründen aufgenommen - anschließend jedoch wieder in ihr Heimatland zurückgeschickt werden. Die Bundesrepublik sei kein Einwanderungsland und solle auch keines werden, betonte Weiße. Durch das von FDP-Kreisvorsitzenden Jörg-Uwe Hahn geforderte Einwanderungsgesetz, würden nur die nicht "anerkennungswürdigen Asylbewerber" eine Möglichkeit zur Einreise bekommen. Aus der Wohnraumknappheit und dem Arbeits- und Finanzmangel in Deutschland schloß Weiße außerdem, daß auch Einwanderer in vergleichbarer Größenordnung nicht ins Land kommen sollten. ub
WETTERAUKREIS. Die Herstellung türkischer Köstlichkeiten üben Interessierte am 11. und 18. September jeweils ab 18.30 Uhr in der Evangelischen Familien-Bildungsstätte an der Frankfurter Straße 34 in Bad Nauheim. Anmeldungen unter Tel. 0 60 31 / 919 76.
"Wir wollen Marmelade ohne Industriezucker herstellen", heißt es in der Ankündigung des Kurses "Alternative Vorratshaltung". "Milchsäuregärung ist eine sehr alte Konservierungsart, die uns ermöglicht, Gemüse ohne Erhitzen und die dadurch entstehenden Vitaminverluste haltbar zu machen." Wer das erlernen möchte, sollte sich unter Tel. 0 60 81 / 76 54 für den 3. und 4. September anmelden.
"Küche aus deutschen Landen" ist das Motto eines Kurses ab dem 7. September, 18.30 Uhr in der Frankfurter Straße 34. Interessierte melden sich unter 0 60 32 / 3 50 06. Einen grundlegenden Hauswirtschaftskurs bietet die Familienbildungsstätte ab dem 11. September an. Er umfaßt 200 Unterrichtsstunden. Das Kontakt-Telefon: 0 60 31 / 9 19 76.
DARMSTADT. Der seit vorigem Jahr auch in Darmstadt als Alternative zum Freiheitsentzug für jugendliche Straftäter erprobte "Täter-Opfer-Ausgleich" trägt nach einer vorläufigen Bilanz der Jugendgerichtshilfe erste Früchte: Bei diesem Modell soll der Konflikt einvernehmlich ausgeräumt werden, indem der Täter dem Geschädigten ein Schmerzensgeld zahlt oder Schadenersatz durch Arbeit leistet. In einem ersten Fall von Betrug und Unterschlagung gelang es den Pädagogen, zu vermitteln und "Wiedergutmachung" zu erreichen.
Die städtische Jugendgerichtshilfe, Teil des Jugendamtes, hilft den "gestrauchelten" jungen Leuten bei der Resozialisierung. Dazu gehören die von den Richtern als Bewährungsauflage oder Ersatz zum Arrest verhängten "sozialen Trainingskurse" für Mehrfachtäter: Bei Ausflügen mit dem Kanu, Wettrennen mit selbstgebauten Go-Carts können sich die Jugendlichen "öffnen und über ihre Probleme eher sprechen", so die Erfahrung der vier festangestellten Pädagogen. Ein in den Gesprächen immer wiederkehrendes Motiv des Diebstahls: Das verlockend präsentierte Warenangebot in den Läden - und zuwenig Taschengeld von den Eltern.
Die Jugendgerichtshilfe organisiert nicht nur die sechs Monate dauernden Kurse, sondern überwacht auch etliche der als Urteil ausgeprochenen Arbeitsanweisungen - den Einsatz beim Roten Kreuz oder gemeinnützige Arbeiten im Vivarium, dem Darmstädter Zoo.
Vier von 100 Jugendlichen sind im vorigen Jahr in Darmstadt straffällig geworden, exakt 465 von 11 565 Jugendlichen wurden von Gerichten verurteilt. Damit ging laut Jahresbericht 1991 der Jugendgerichtshilfe die Kriminalitätsrate gegenüber dem Vorjahr um 0,3 Prozent auf 4,3 Prozent zurück. Bei den schon lange hier lebenden ausländischen Jugendlichen liegt die Kriminalitätsrate im Durchschnitt nur knapp über der der deutschen Jungen und Mädchen. Hingegen gehen nach den Erfahrungen der Jugendgerichtshilfe aber junge Leute aus Osteuropa, ausgestattet mit einem Touristen-Visum, häufig in Kaufhäusern auf "Diebestour". Dem Bericht zufolge müssen sich auch immer mehr arbeitslose Jugendlichen vor Gericht verantworten, werden oft rückfällig und kommen mit Drogen in Berührung. feu
BAD HOMBURG. Über die Schriftstellerin Flora Tristan spricht Susanne Bohm am heutigen Mittwoch, 2. September, um 15.30 Uhr im Forum des Stadthauses. Tristan gilt als Heldin der französischen Arbeiterbewegung des 19. Jahrhunderts. Veranstalter ist der Bad Homburger Frauenring.
Am Mittwoch, 9. September, besichtigt der Frauenring den Windenergiepark Vogelsberg. Anmeldungen nimmt bis 5.September Elisabeth Venzke (Tel. 0 60 07 /24 61) entgegen.
Am Samstag, 19.September, findet von 9 bis 15 Uhr im Kurhaus ein Basar für Babykleidung statt. Nummern für die Stände werden ab sofort unter der Telefonnummer 45 85 02 vergeben.
Am Dienstag, 29. September, besucht der Frauenring Bad Homburg das Jüdische Museum in Frankfurt. Die Führung beginnt um 11 Uhr. Anmeldungen werden bis zum 15. September angenommen. isa
Das selbstverwaltete Jugendzentrum in Fechenheim, Starkenburger Straße 1, feiert am Sonntag, 6. September, sein Sommerfest. Ab 14 Uhr werden "Mike Mars and the Milky Way's" sowie "Crap" spielen, außerdem gibt's einen Zauberkrimi mit Leo und Schusch sowie eine Springburg für die kleinsten Gäste. js/35
Auf einen neuen Miniclub für Mütter und Väter mit Kleinkindern macht das Nachbarschaftszentrum Ostend aufmerksam: Die Gruppe trifft sich erstmals am Mittwoch, 9. September, 10 bis 12 Uhr, im Café des Zentrums, Uhlandstraße 50. js/35
Der Montagstreff im Nachbarschaftszentrum Ostend, Uhlandstraße 50, läßt wieder von sich hören: Am Montag, 7. September, fährt die Gruppe um 14 Uhr ins Offenbacher Ledermuseum. js/35
Der Briefmarkensammlerverein Bergen-Enkheim lädt ein zum Tauschtag: am Sonntag, 6. September, 10 Uhr, im Volkshaus Enkheim, Borsigallee 40. js/35
Das Café Pause im Nordend, Unterweg 14, macht auf verschiedene Kursangebote im September aufmerksam: Der Workshop "Afrikanisches Tanzen" beginnt am Montag, 7. September, 19.30 Uhr. Am selben Tag starten auch die Kurse "Wohin mit meiner Wut - Positiv streiten" (19.30 Uhr) und "Spaß am Lernen - Erfolg in der Schule?" (17.30 Uhr). Genauere Auskünfte gibt's im Café Pause unter Tel. 59 19 16. js/35
Die VdK-Ortsgruppe Günthersburg trifft sich wieder am Montag, 7. September, 17.30 Uhr, im Altenclub, Günthersburgallee 1. js/35
Bilder der Schulkünstlerin Renate Sautermeister sind von Donnerstag, 10. September, bis zum 5. Oktober, in der Galerie am Fachfeld in der Heinrich-KraftSchule, Fachfeldstraße 34, zu sehen. Kulturdezernentin Linda Reisch wird die Ausstellung am Mittwoch, 9. September, 19 Uhr, in der Kraft-Schule eröffnen. Die Exponate können danach montags bis freitags von 9 bis 12.30 Uhr sowie nach Vereinbarung (Tel. 42 20 64 oder 41 53 04) betrachtet werden. js/35
Die evangelische Gethsemanegemeinde im Nordend lädt ein zum offenen Singen von religiösen Volksliedern: am Donnerstag, 3. September, 19 Uhr, in der Gethsemanekirche, Eckenheimer Landstraße / Ecke Neuhofstraße. js/35
Einen großen Flohmarkt baut die evangelische Philippusgemeinde im Riederwald, Raiffeisenstraße 70, am Samstag, 5. September, 11 bis 15 Uhr, auf. js/35
Das Esther-Maria-Sturm-Quartett gastiert am Mittwoch, 9. September, 21 Uhr, in der Jazz-Kneipe "mampf" im Ostend, Sandweg 64. js/35
Die Montags-Mischung der evangelisch-lutherischen Petersgemeinde im Nordend trifft sich wieder am Montag, 7. September. Um 20 Uhr stellt Pfarrer Dorival Ristoff in der Jahnstraße 20 seine Heimat Brasilien musikalisch vor. js/35
Der Miniklub der evangelisch-lutherischen Petersgemeinde im Nordend informiert am Dienstag, 8. September, über "Die Ernährung unserer Kinder". Der Info-Abend beginnt um 20 Uhr in der Kinderetage, Jahnstraße 20. js/35
"Deutsch als Fremdsprache" ist der Titel eines Kurses, den die Nachbarschaftshilfe Bornheim von Oktober bis Januar jeweils samstags von 11 bis 13.30 Uhr anbietet. Ein erstes Vorgespräch beginnt am Samstag, 12. September, 11 Uhr, in der Petterweilstraße 44. js/35
Zu einer Jazz-Session lädt die Romanfabrik im Ostend, Uhlandstraße 21, ein: Am Donnerstag, 3. September, 19 Uhr, darf in der Kellerkneipe mitmachen, wer will. js/35
MARBURG. "Es ist ein unhaltbarer Zustand, daß in allen Bundesländern zig Millionen für Biotopkartierungen ausgegeben werden, ohne daß die Ergebnisse wirklich in die Landschaftsplanung Eingang finden." Trotz der deutlichen Worte, abschrecken will Harald Plachter, Naturschutzprofessor an der Uni Marburg, sein Publikum nun wirklich nicht von der Biotopkartierung. Die sei im Gegenteil ein höchst wichtiges Instrument zur Erfassung schutzwürdiger Flächen und der Landschaft insgesamt. Es fehle aber an zentralen Stellen, die erhobene Daten auswerten und für die Praxis bereitstellen. "Von der Möglichkeit, Biotopkartierungen im Routinebetrieb zu nutzen", etwa bei den lokalen Naturschutzämtern, "sind wir im gesamten Bundesgebiet weit entfernt", skizziert Plachter ein Problem, das in Hessen künftig besser gelöst werden soll.
Das Auditorium war vom Fach: Über 70 Mitarbeiter von Naturschutzbehörden, der Regierungspräsidien, Kreise und Kommunen sowie Vertreter der 17 Ämter für Landwirtschaft und Landentwicklung aus ganz Hessen, aber auch Forstfachleute und Wasserwirtschaftsexperten, waren zur Auftaktveranstaltung einer Naturschutzfortbildungsreihe gekommen, die das Hessische Ministerium mit dem Bandwurmtitel "Landesentwicklung, Wohnen, Landwirtschaft, Forsten und Naturschutz" (HMLWLFN) kreiert hat.
Im Haus von Minister Jörg Jordan (SPD) will man die Mitarbeiter der Behörden vor Ort nach mehrjähriger Pause künftig wieder verstärkt über solche (freiwilligen) Fortbildungen erreichen, statt nur über Erlasse und angeordnete Dienstgespräche. Die Serie soll später zum Beispiel mit Informationen über Satellitenfernerkundung und das Hessische Landschaftspflegeprogramm (HELP) fortgesetzt werden.
Weil die Daten der letzten hessischen Biotopkartierung nach über zehn Jahren hoffnungslos veraltet sind, hat das Land eine neue Inventur der Landschaft gestartet. Sie soll die aktuelle Grundlage für Naturschutzplanungen sein, nicht nur bei der Ausweisung von Schutzgebieten, sondern auch zwecks Pflege und Erhalt der Landschaft insgesamt. Wichtig sind die Ergebnisse aber ebenso für Land- und Forstwirtschaft oder Bauleitplanung und Umweltverträglichkeitsprüfungen.
Den Anfang mit der kreisweise durchgeführten landesweiten Biotopkartierung machten in diesem Jahr bereits die Landkreise Offenbach, Odenwald, Fulda und Marburg-Biedenkopf. Auch Teile der Waldflächen in Waldeck-Frankenberg werden erfaßt und beschrieben. Das Land stellt das standardisierte Instrumentarium (Anleitungen, Kartierbögen) und sichert Schulung und wissenschaftliche Betreuung der Kartierer.
Insgesamt wurden bislang 1900 Biotope und über 50 komplexe Landschaftsausschnitte kartiert. Sieben Fachleute, überwiegend freiberufliche Biologen und Forstwissenschaftler, sind eigens dafür festangestellt worden.
Zum Zwecke des Erfahrungsaustauschs finden alle drei Wochen Treffen an der Uni Marburg statt. Denn dort haben die Mitarbeiter des Studienganges Naturschutz die Koordinierung der hessenweiten Biotopkartierung übernommen und sich vorgenommen, bisher im ganzen Bundesgebiet oft gemachte Fehler zu vermeiden: unzureichende Konzeption, mangelnde Einweisung und Betreuung der Kartierer. Wenig Einfluß werden sie jedoch auf die politische Umsetzung der Arbeitsresultate haben, die in der Vergangenheit bundesweit oft fehlte, was Harald Plachter angesichts der hohen Kosten der Biotopkartierung für "unverantwortlich" hält.
Die Marburger Koordinationsstelle, die eng mit der Hessischen Forsteinrichtungsanstalt in Gießen zusammenarbeitet, wird die gesammelten Ergebnisse übrigens später auch auswerten, so daß sie als Texte, Karten und EDV-Pakete für Land und Kreise zur Verfügung stehen. Ganz anders als bei der ersten Erfassung der hessischen Biotope vor zehn Jahren. Die wurde nach Auskunft von Werner Schütz aus dem HMLWLFN "als Geheimkartierung behandelt", auf Landesebene nicht weiterbearbeitet, nicht an die Unteren Naturschutzbehörden weitergereicht und konnte deshalb in die alltägliche Arbeit erst gar nicht einfließen.
340 000 Mark stehen im hessischen Landesetat dieses Jahr für das Unternehmen zur Verfügung. Wenn das Budget für die Biotopkartierung, wie von Minister Jörg Jordan geplant, nach den Haushaltsberatungen für 1993 auf eineinhalb Millionen aufgestockt wird, sollen nächstes Jahr wesentlich mehr Landkreise einbezogen werden. Über entsprechende Vereinbarungen und die Höhe der Eigenbeteiligung der Kreise wird noch verhandelt. Die Landkreise sind zum Teil hochinteressiert an den Daten - aber skeptisch wegen der Kosten.
"Bei Kreisen mit vielen Biotopen wird die Kartierung sehr teuer", schildert Biologin Nina Bütehorn ein Dilemma, "und das sind meist die Kreise, die ohnehin nicht so finanzkräftig sind, wie Waldeck-Frankenberg oder der Vogelsberg". Die finanziell bessergestellten südhessischen Kreise sind dagegen mit Biotopen weitaus weniger reich gesegnet, weiß die wissenschaftliche Mitarbeiterin der Uni Marburg. Es sei aber wichtig, daß alle Landkreise möglichst schnell mitziehen, denn wenn sich das Prozedere "länger als fünf Jahre hinzieht, sind die Daten nicht mehr brauchbar, weil nicht mehr vergleichbar".
Die Aufforderung, "werben Sie bei den Kreisausschüssen für die Biotopkartierung", legte Wolfgang Ehmke vom Jordan-Ministerium den zur Fortbildung geladenen amtlichen Naturschützern denn auch wärmstens ans Herz.
ANDREA TERSTAPPEN
GUTLEUT. Verängstigt betrachtet Palina Nuoy all die fremden Menschen um sie herum. Sie versteht ihr Sprache nicht, kann ihre Gesten nicht deuten. Den dampfenden Teller, der randvoll vor ihr steht, hat sie nicht angerührt. Ihre Kinder scheinen sich inzwischen an ihre neue Umgebung gewöhnt zu haben. Nur Anterita (13), die älteste Tochter, ist mit ihren Gedanken noch weit weg: in ihrer Heimat, dem Kosovo.
Vor drei Wochen floh die siebenköpfige Familie mit einem Bus über Rumänien und Ungarn nach Deutschland. In der evangelischen Gutleutgemeinde hat sie nun eine Unterkunft gefunden. In der Turnhalle des Kindergartens quartierte Pfarrer Johannes Hermann die Flüchtlinge vorübergehend ein. Eine Lösung auf Dauer sei das jedoch nicht, meint der Geistliche. "Die Stadt darf sich nicht darauf ausruhen, daß die Kirchen ihre Tore öffnen." Jetzt sucht er eine Zwei- bis Drei-Zimmer-Wohnung für die Familie. "Bislang leider erfolglos."
Vater Marian Nuoy lebt und arbeitet schon seit 19 Jahren in Deutschland. Doch in seinem 12 Quadratmeter großen Zimmer in Rödelheim war kein Platz für die große Familie. Ein- bis zweimal im Jahr habe er sie in der Heimat besuchen können, erinnert sich seine Frau Palina (35). Bei seinem letzten Aufenthalt im Kosovo nahm er die Familie kurzerhand mit nach Deutschland.
Die Sorge, etwas "Falsches" zu sagen und dafür bestraft zu werden, sitzt bei Palina Nuoy tief. Die Bedingungen, unter denen die Familie in ihrer Heimat seit Ausbruch des Bürgerkrieges im ehemaligen Jugoslawien leben mußte, lassen sich höchstens erahnen. "Sie hat Angst", weiß die Leiterin des Kindergartens, Gerda Gehrsitz. Genaues erfährt auch der Pfarrer nicht. Nur soviel: Es gab Probleme mit serbischen Polizisten; die albanische Muttersprache war in der Schule verpönt; von der "Kriegsatmosphäre" fühlte sich die Familie bedroht. Zwar habe es im Kosovo noch keine Kämpfe gegeben, sagt Palina Nuoy, aber die Furcht vor Soldaten und Gewehren sei groß.
Den Nationalitäten-Konflikt, den ihre einstigen Landesgenossen derzeit mit Waffengewalt lösen wollen, trägt auch die Familie aus dem Kosovo in sich. Als Gerda Gehrsitz die Mutter eines jugoslawischen Kindergartenkindes um eine Übersetzung bat, reagierte Vater Marian Nuoy wütend: "Wenn Sie schon jemand zum Übersetzen holen, achten Sie darauf, daß es keine Serbin ist!" ki
NIDDERAU. 5000 Jahre alt und dafür erstaunlich gut erhalten soll das Gerippe sein, das auf einer Nidderauer Baustelle im Main-Kinzig-Kreis gefunden wurde. 3200 vor Christi nennt Archäologin Gretel Callesen vorbehaltlich weiterer Prüfungen als Orientierungsdatum.
Den Hinweis zur Datierung lieferte ein Keramikfund, den sie als selten, aber vermutlich kupferzeitlich bezeichnet. Auch der Schädel gibt nach Einschätzung des Grabungsleiters und Paläoanthropologen Erwin Hahn Hilfe beim Eingrenzen der vermutlichen Lebenszeit auf diese Epoche: Dieser Typ Mensch sei mit der Kupferzeit aufgetaucht, gibt Callesen Hahns Ansicht weiter.
Der Mensch, dessen Knochen jetzt die Forscher beschäftigen, ist wohl im Alter von 15 Jahren gestorben. Die Einzelbestattung ist laut Callesen in der Zeit nichts Außergewöhnliches. Man wisse von großen, geschlossenen Grabfeldern der Kupferzeit in Böhmen und Mähren; gleichzeitig datierte Funde in Mittel- und Westeuropa hingegen seien dichter gesät, dafür stets relativ klein.
Der Nidderauer Fund überraschte die Archäolog(inn)en auch in seiner Haltung nicht: Mit angewinkelten Beinen und die Arme vor der Brust, in Ost West-Richtung gelagert, fänden sich viele Beerdigte dieser Zeit. Der Sinn dieser Lage bleibe ein Rätsel und könne jeweils auch unterschiedlich - etwa als embryonenhaft - gedeutet werden. Die erhobenen Hände werden teilweise als "Orantenhaltung", also als anbetende Geste, interpretiert. Daß das Skelett überhaupt und dazu noch so gut erhalten ist, verdankt es dem umliegenden Erdreich. Offenbar ist dies für örtliche Verhältnisse ziemlich kalkhaltig. Die Böden in der Wetterau wechseln ständig. Normalerweise herrscht sehr sandiger, fast kalkfreier Lehm vor. Dieser entzieht dann einem Knochen, der weder gekocht noch poliert ist, den Kalk, so daß von ihm nichts Festes mehr übrigbleibt. Gefahr war der "älteste Nidderauer Mensch" aber auch vom heutigen Akkerbau ausgesetzt; daß die immer tiefer greifenden Pflugscharen ihn noch nicht erwischt hatten, ist fast ein Wunder. Durch die an der Ackeroberfläche eingesetzten schweren Zugmaschinen ist das Gerippe zwar nicht Gerippe ist gequetscht zermalmt worden, gequetscht wurde es gleichwohl: Mit ein Grund dafür, daß noch noch nicht eindeutig das Geschlecht des 15jährigen Kupferzeit- Menschen identifiziert worden ist.
Erwin Hahn zufolge hätten die nahe an der Oberfläche erhaltenen menschlichen Funde wohl die nächsten zehn Jahre nicht mehr überstanden: Untergepflügter Sauerstoff hätte zusammen mit absickernden Düngemineralien und Pestiziden die alten Knochen wohl zersetzt. Wunschtraum der Archäologie wäre es vor diesem Hintergrund, so Callesen, wenn man bei anstehenden Flächenstillegungen bekannte fundträchtige Ackerflächen einbeziehen würde.
Beeindruckt die Öffentlichkeit der Fund des vollständigen Skeletts an sich, so ist der Wissenschaft daran wichtig, daß sie bisherige Erkenntnislücken schließen kann.
Der Verein für Vor- und Frühgeschichte im unteren Niddertal, der seit fünf Jahren im Auftrag der Behörden zahlreiche baubegleitende Bodenuntersuchungen unternimmt, hat mit seiner Arbeit erhärten können, daß das Niddertal, wie auch heute noch, schon über Jahrtausende hinweg Siedlungsschwerpunkt war. Die systematischen Untersuchungen hätten allein in Schöneck mehr als 50 Funde zutage gefördert, in Nidderau verdoppelte sich in dem Zeitraum die Zahl der Funde ebenfalls.
ULRICH GEHRING
Mit der Blutbuche geht mehr kaputt als ein Baum In Bad Nauheim ist Siesmayers Werk in Gefahr Von Bernd Salzmann BAD NAUHEIM. Das Erbe Heinrich Siesmayers, des Schöpfers der Bad Nauheimer Parkanlage, ist bedroht. Ein gefährlicher Pilz schwächt die mächtige Blutbuche vor der Kurhaus-Terrasse, die gut und gerne 150 Jahre alt ist. Der fiese Möb, der die Wurzel des nahezu 25 Meter hohen Solitärs zersetzt, heißt Riesenporling. Selbst ausgewiesene Fachleute sind ratlos: Weder biologische Tricks noch chemische Keulen können den wertvollen Baum retten. Helmut Höhn, Gartenbauingenieur von Beruf und in der Hierachie des Staatsbades für den Kurpark verantwortlich, zerfetzt mit seiner Mannschaft jede noch so kleine Spur eines "Meripilus giganteus", die an der Erdoberfläche sichtbar wird. Doch Höhn weiß, daß der Griff zur Harke am Schicksal der Blutbuche ebenso wenig ändern kann wie die gewissenhafte Zufuhr von Spurenelementen, die die Widerstandskraft des Baumes stärken soll. Höhn und seine Mitstreiter können den Tod des Baumes nur hinauszögern.
Bereits seit 1989, als eine todkranke Blutbuche am Tennisplatz gefällt werden mußte und eine Reihenuntersuchung den schlimmen Zustand des prächtigen Solitärs vor der Kurhaus-Terrasse offenbarte, ist die "Silvatica atropunicea" mit ihren tiefhängenden Ästen totgesagt. Doch Bald Wurzel "wie Watte" die Propheten, die das Ende des Baumes schon für 1992 wähnten, irrten.
Fachleute wie Höhn erkennen freilich bereits, daß das Laub nicht mehr so dicht wächst und die rötlichen Blätter, die der Buche ihren Namen geben, nicht ihre normale Größe erreichen. Irgendwann bleibt nur noch eine Schrumpf-Variante "wie ein Zehn-Pfennig-Stück" (Höhn). Ein Trauerspiel: Die Wurzel, die Nährstoffe ansaugt und so Leben in den Baum pumpt, fühlt sich irgendwann einmal an "wie Watte" (Höhn).
Kurfürst Friedrich Wilhelm I. von Kassel, dem Kurdirektor Eduard Alt "bewundernswerten Weitblick" attestiert, konnte die heutigen Sorgen der Nauheimer freilich nicht einmal ahnen, als er Mitte des 19. Jahrhunderts das Kurparkprojekt genehmigte und den 37jährigen Heinrich Siesmayer, der sich später mit Frankfurts Palmengarten noch ein weiteres Denkmal setzen sollte, mit den Details betraute.
Zuvor hatte der findige Kurfürst für den jungen, aufstrebenden Kurort mit seinen 3000 Sommergästen einen "denkwürdigen Vertrag" (Alt) mit Jacques Renard Viali aus Paris geschlossen, einem Geschäftsmann mit Sinn für lukrative Investitionen: Viali durfte in Nauheim eine Spielbank betreiben, falls er, so die Bedingungen für die Konzession, ein neues Kurhaus bauen, ein Palais für den Landesherren errichten, das Haus am Teich zur Ausflugsgastätte ausbauen - und die vorhandene Gartenanlage, längst zu popelig für ein Solebad mit Visionen, zum Kurpark erweitern würde.
Die Siesmayersche Gärtnerei in Bokkenheim, 1840 vom Brüderpaar Heinrich und Nikolaus gegründet, ging ans Werk. Bereits 1857 waren die Wesenszüge markiert, Ende 1864 hatte der spätere Königlich Preussische Gartenbaudirektor sein Werk vollendet; noch vor dem Palmengarten, der ihm offenbar weit weniger ans Herz gewachsen war als der nach dem Vorbild englischer Landschaftsparks angelegte Nauheimer Kurpark. In seinen Lebenserinnerungen, ursprünglich lediglich als Notizen für den Familienkreis gedacht, nennt er die Anlage sein "Lieblingswerk". Die Nauheimer, stolz auf ihre Kuranlagen, dankten es ihm noch zu Lebzeiten. Im Oktober 1871 verliehen sie ihm als erstem überhaupt die Ehrenbürgerwürde der Stadt.
Einer, der sich Siesmayers Erbe verpflichtet fühlt, ist Kurdirektor Alt. Für ihn gilt es im Park, "den Charakter zu bewahren", den Siesmayer in geradezu unnachahmlicher Manier geprägt hat. So ist die Blutbuche für den Chef des Staatsbades mehr als ein fantastischer Sauerstoffproduzent, der an nur einem Tag den Jahresbedarf von 13 Menschen liefert, und ein gewaltiger Luftfilter, der den Staub von den Lungen fernhält; für ihn ist die "Silvatica atropunicea" mit ihren bezaubernden Blättern ein unverzichtbarer grüner Baustein in der Parkanlage: Sie hinterlasse, trete ihr für die nahe Zukunft vorhergesagter Tod ein, eine "riesige Lücke, die so schnell nicht wieder zu schließen ist".
Alt, der Siesmayer als "sehr optischen Menschen" charakterisiert, der "Farbeffekte geliebt" habe, etwa die der Blutbuchen, sieht das nicht alleine so. Auch das Landschaftsarchitektenbüro Naht-Esser, das derzeit gemäß den Bestimmungen des hessischen Denkmalschutzgesetzes ein Parkpflegewerk für die Nauheimer Anlage erstellt, will das historische Areal bewahren - und zwar originalgetreu.
Damit stoßen die Hüter des Naturdenkmals womöglich auf Schwierigkeiten, die ausnahmsweise einmal nicht finanzieller Art wären.
Die Natur selbst könnte den Siesmayer-Epigonen einen Streich spielen. Was für Getreide auf den Äckern der Wetterau und anderswo gilt, darf gewöhnlich auch der Gärtner nicht ignorieren: Pflanze eine Sorte nie in direkter zeitlicher Folge, wechsle! Das Patentrezept gegen wachstumsmindernde "Bodenmüdigkeit" läßt es Gärtnermeister Höhn ratsamer erscheinen, Siesmayer vorübergehend einmal untreu zu werden - und eine Eiche auf den Platz der "wunderbar frei gewachsenen" Blutbuche zu pflanzen. Sie wäre, sagt ihm seine langjährige Erfahrung, einem geringeren Risiko ausgesetzt, würde sich nicht durch Wurzelabsonderungen ihrer Vorgängerin beeinflussen lassen und notfalls gar der Begierde nicht entdeckter Reste des Riesenporlings trotzen.
Die "Farbeffekte" im Park, von Siesmayer gezielt eingesetzt, verfehlen jedoch bis heute ihre Wirkung nicht. Alt, ganz im Bann des prächtigen Laubes, will es, wenn die Zeit gekommen ist, trotz gärtnerischer Bedenken mit einer neuen Blutbuche versuchen. Um das Risiko für eine neue, zunächst bestenfalls neun Meter hohe Blutbuche gering zu halten, muß die Erde ausgetauscht oder desinfiziert werden.
Das Staatsbad wird voraussichtlich letzteres versuchen: Schließlich müßten bei einem Austausch schätzungsweise 3750 Kubikmeter Erde weggekarrt werden. Freilich: Auch bei Methode zwei dürfte der Schweiß fließen. Ein Spezialgerät, das mit 300 Grad heißem Wasserdampf Krankheitserregern zu Leibe rückt, erzielt nur bis in 30 Zentimeter Tiefe Wirkung. Da die Wurzeln der 150 Jahre alten Blutbuche mittlerweile "zwischen vier und sechs Meter" (Höhn) tief in die Erde gekrochen sind, können die Gärtner nur Schicht um Schicht dem Peiniger zusetzen. Ist der Einsatz des Erddämpfgerätes beendet, können Höhn, Alt und die Landschaftsarchitekten nur noch hoffen.
Eines ist für Höhn sicher: Selbst wenn ein Rückschlag ausbleibt, wird es 50 bis 80 Jahre dauern, bis eine neue Blutbuche auch nur "annähernd" so beeindruckend sein wird wie der unheilbar kranke Baum Siesmayers.
MAIN-KINZIG-KREIS. Entsetzt über die ständig steigende Zahl von Vögeln, die den "gläsernen Tod" sterben, schlagen Naturschützer aus Gelnhausen und Linsengericht im Main-Kinzig-Kreis Alarm. In jüngster Zeit häufen sich in der Altenhaßlauer Tierpflegestation "Eula" verendete oder halbtote Tiere, die allesamt an dem gleichen Übel zugrunde gehen - "dem Vogeltod an der Glasscheibe", wie deren Leiterin Ingeborg Polaschek schildert. In nur vier Tagen zählte sie fast zehn Todesfälle, darunter so seltene Arten wie der Eisvogel.
Auch bei der Natur- und Vogelschutzgruppe Hailer-Meerholz häufen sich immer öfter Anrufe, bei denen es um die Bergung eines schwer angeschlagenen Vogels geht. Dabei sei das nur ein Bruchteil aller Fälle, wissen die Naturschützer aus Erfahrung: "Verendete Tiere werden meistens kommentarlos weggeräumt." Frage man dann, woher die tödliche Verletzung des Federviehs stamme, sei meistens der Aufprall gegen eine größere Glasscheibe die Ursache.
Doch auch für lädierte Tiere, die als Patienten bei Ingeborg Polaschek landen, sieht es nicht gut aus: "80 Prozent sind nicht mehr zu retten, weil sie schwere Knochenbrüche, Rückgrat- und Schädelverletzungen haben", berichtet die diesjährige Umweltpreisträgerin des Main- Kinzig-Kreises. Oft sei auch der Gleichgewichtssinn nicht mehr intakt, so daß die Tiere von einer zur anderen Seite torkeln und kaum noch fliegen können.
Die Gefiederten verenden nach dem Aufprall an spiegelnden Flächen oft grausam. "Mir haben sie ein Rotkehlchen gebracht, dessen Oberschnabel sich durch den Unterschnabel gebohrt hatte", schaudert die Expertin.
Daß diese Fälle zunehmen, schreiben die Naturschützer der "heute üblichen Glassucht" zu. Durch die Verglasung ganzer Frontflächen bei Industriegebäuden oder auch Turnhallen vergrößere sich die Gefahr für Vögel. Doch nicht nur Gewerbe, Vereine und Gemeindeverwaltungen nutzen zunehmend Glas für ihre Bauten. Auch private, komplett verglaste Wintergärten oder riesige Fensterflächen sind in Mode.
"Besonders schlimm sind diese spiegelnd bedampften Energiesparscheiben", ärgert sich Ingeborg Polaschek. Zu schaffen macht ihr die Gedankenlosigkeit der Gebäudebesitzer. Denn die Beseitigung der Gefahr ist wenig aufwendig. Raubvogelsilhouetten zum Aufkleben, die es in Papiergeschäften für ein paar Pfennig gibt, halten kleinere Gefiederte wirksam ab.
"Die Dinger kann man auch leicht selber machen", schlägt die Vogelexpertin vor. Einfach eine Vorlage holen und nachschneiden, am besten aus glitzerndem Weihnachtspapier. "Die schwarzen sind zu wenig wirksam", warnt die Fachfrau, die im übrigen solche Basteleien für den Werkunterricht in Schulen empfiehlt.
Der Möglichkeiten, den Vogeltod an der Scheibe zu bannen, sind viele: "Man müßte die Leute zum Beispiel zwingen, große Glasflächen durch Vorhänge, Bepflanzungen oder eben das Anbringen fluoreszierender Greifvogelsilhouetten zu entschärfen", meinen die Vogelschützer. Sie appellieren an alle Wohnungs- und Wintergartenbesitzer, "sich ihre Glasflächen mal unter diesem Gesichtspunkt anzusehen". tja
BAD HOMBURG. Schon am frühen Morgen schlängeln sich Busse mit Schulklassen die Straße zur Saalburg hinauf. Das rekonstruierte Römerkastell gehört mit 200 000 Besuchern pro Jahr zu den bestbesuchten Kulturdenkmälern in Hessen.
Trotzdem hat auch die stellvertretende Saalburg-Leiterin, Margot Klee, mit dem leeren Staatssäckel zu kämpfen. "Wir verwalten hier nicht nur den Bestand, sondern übernehmen auch Forschungsarbeiten", erklärt sie. "Die Ergebnisse müssen veröffentlicht werden und das alleine ist schon sehr kostenintensiv."
Aber auch beim Museumsbetrieb der Saalburg fehlt es an allen Ecken und Enden: "Wir bräuchten einen Museumspädagogen, der Führungen übernehmen könnte." Zum effektiven Arbeiten würde das Museum dann aber auch einen Raum für Vorträge benötigen.
Klee hat da auch schon eine Idee: "Das ehemalige Kommandantenhaus ist nur halb aufgebaut. Schon der Vollständigkeit halber wäre ein Anbau sinnvoll." Dann wäre Platz, um die Bibliothek zu erweitern und auch eine Cafeteria einzurichten.
Ideen hat Margot Klee genug - nur am Geld fehlt es. In diesem Jahr wurden die baufällig gewordenen Zinnen restauriert und dabei jede zweite weggelassen, um den historischen Zustand wiederherzustellen. Jetzt müßte noch die Querhalle des Hauptgebäudes überdacht werden, um der römischen Bauweise gerecht zu werden - aber die Mittel sind erschöpft.
Vorrangiges Ziel der Saalburg-Leitung ist es, durch den optischen Eindruck des Römerkastells die historischen Zusammenhänge darzustellen. Dagegen hält sie wenig von Schaubildern oder Puppen in Ritterrüstungen, um den Besuchern das Leben der Römer näher zu bringen. "Solch eine Mickey-Maus-Schau würde unserem hohen wissenschaftlichem Anspruch widersprechen."
Auch hat die Forschung noch viele Lücken, daß niemals das vollständig rekonstruierte Bild beispielsweise der Waffenausrüstung gezeigt werden könnte. Vielmehr würden sich dann die Vorstellungen der Wissenschaftler und die der Besucher einschleichen - und diese würden nach Aussagen von Margot Klee in der Regel der historischen Realität nicht entsprechen.
Im Jahr 1997 feiert das Saalburg- Museum seinen 100. Geburtstag. Auch im Jubiläumsjahr macht Margot Klee die Aktivitäten von der finanziellen Lage der Saalburg abhängig.
Geplant ist - in Zusammenarbeit mit einem Sponsor - eine Wanderausstellung über das Leben der Römer auf der Saalburg. Den Sponsor hat Klee selbst aufgetrieben: "Würden wir nicht ein bißchen Eigeninitiative an den Tag legen, würde hier alles im Dornröschenschlaf versinken".
Und dann ist da noch das Problem mit den Bussen . . . Besonders am Wochenende wird jedes freie Plätzchen von Autofahrern zugeparkt, und für die Busse bleibt oft keine Wendemöglichkeit. Eine Lösung wäre der städtische Parkplatz beim Saalburg-Restaurant. Zudem müßte die zugewachsene Wendeschleife an der Saalburg wieder befahrbar werden.
Die FDP-Fraktion im Landtag hat nun zugunsten der Saalburg eine kleine Anfrage an die Landesregierung gerichtet. Ein Erfolg zeichnet sich allerdings noch nicht ab.
Margot Klee geht davon aus, daß ihr die Stelle für einen Museumspädagogen bewilligt wird. Eine Kandidatin hat sie auch schon: die Archäologin Eva-Brigitte Mertzdorff, die schon jetzt auf Anfrage Führungen in der Saalburg leitet und am 19. September interessierte Besucher zum Backen an den römischen Ofen einlädt.
"Für meine Ideen von einem Anbau sehe ich allerdings schwarz", dämpft die Saalburg-Leiterin ihren Optimismus.
LISA SCHMELZER
Chefarzt Adolf-Michael Bauer leitet seit 27 Jahren die Neurologische Klinik in Höchst
Der Wirt macht, was er als Gast vermißte Eichenbühlklause: Salate sind der Renner und Fahrradfahrer stets willkommen Von unserer Mitarbeiterin Frauke Haß NEU-ISENBURG. In die Gastronomie wechselte der Krankenpfleger Udo Funk, heute Betreiber der "Eichenbühlklause" in Neu-Isenburg, "weil ich in Frankfurter Lokalen immer so schlecht bedient wurde - ich wollte es besser machen." Noch ein Motiv für den Wechsel: die Lust am Kochen, die bis heute nicht verlorenging. Als ihm die Arbeit im Großbetrieb Krankenhaus nicht mehr so recht behagte, eröffneten er und seine Frau, Gerlinde Fileki-Funk, zusammen mit einer Freundin 1987 im Kollektiv das "Café Tagtraum" in Sachsenhausen. Das "Tagtraum" wurde jedoch verkauft, als das Ehepaar beschloß, noch einmal ganz groß zu verreisen, bevor die Tochter in die Schule kam. Zurück aus dem Urlaub, war gerade die Klause in der Kleingartenkolonie "Eichenbühl" frei - und das eingearbeitete Dreierkollektiv griff zu. "Wir fanden es spannend, mal einen Biergarten zu machen", erklärt Funk den Sprung von Frankfurt-Sachsenhausen nach Neu-Isenburg.
Im Februar 1991 fing das Trio im neuen Domizil an. Die dritte im Bunde sprang mittlerweile jedoch ab, so daß Funk und Frau jetzt alleine als Wirtsleute fungieren. Gearbeitet wird jedoch zu viert. Und vom Gedanken der Kooperative verabschieden will sich Funk noch immer nicht: "Ich hänge hier nicht den Chef raus."
Sein Hauptanliegen ist es, Fahrradfahrer anzusprechen. Die kommen auch reichlich aus Sachsenhausen herübergeradelt. Über den steilen Hainer Weg, Miquels Weg und die Kesselbruchschneise kommt man ganz schnell zum Gravenbruchring, weiß Funk aus eigener Erfahrung. "Mir ist diese Strecke lieber als der lange Weg über Louisa, auch wenn der Hainer Weg so steil ist - dafür hat man's auf dem Rückweg schön."
Stolz sind die Eichenbühler auch auf ihre Auswahl an vegetarischen Vollwertgerichten. "Ganz verrückt" seien die Gäste jedoch nach den reichhaltigen Salatschüsseln, die an heißen Tagen weggehen wie warme Semmeln. "Kein Wunder", meint der Koch. Schließlich wird in der Klause kein einziger "Glas-Salat" verkauft. "Wir machen alles frisch." Bei 60 Plätzen im Freien kommt die Küche dabei manchmal ganz schön ins Schwitzen, lacht Funk.
Jedenfalls sei in der Klause die These von Ernährungspapst M. O. Brucker ("ich habe fast alle seine Bücher gelesen") widerlegt, der behaupte, in der Gastronomie könne man Salat nicht so frisch zubereiten, daß noch alle Vitamine drinblieben. "So wie die hier weggehen, sind sie superfrisch - im schlimmsten Fall drei Stunden alt."
Funk, als überzeugter Vegetarier, "das wurde ich, weil ich dauernd mit Allergien zu kämpfen habe", kocht jedoch auch eine ganz Reihe Gerichte der deftigen deutschen Hausmannskost: Leberknödel, Schnitzel und Rippchen sind in der Klause genauso zu haben wie Spaghetti mit Schafskäse und Gemüserolle.
Während sich die Gäste im Sommer Am Gravenbruchring die Klinke in die Hand geben, sind die Winter zuweilen schwer zu überstehen. "Da machen wir Minus." Über die Runden kommen die Funks ohnehin nur mit Hilfe der Familienfeste und Betriebsfeiern um die Weihnachtszeit. Da wird dann gekocht, was der Kunde will - solange es machbar ist. Von indischer Küche über spanische und griechische Kost - in der "Eichenbühlklause" ist es zu haben.
Zuweilen kochen sie im Winter dann auch eine Woche lang unter einem bestimmten Motto. Die indische Küche hat das Ehepaar 1981 / 82 kennengelernt, als es ein Jahr lang am Ganges weilte. "Aber hier kochen wir nicht ganz so scharf, wie das in Indien üblich ist", erklärt Funk verschmitzt.
Das Lokal rechnet sich nur, wenn das Wirtspaar im Sommer so viel reinwirtschaftet, daß es im Winter über die Runden kommt. Dabei könnten sie mit mehr Plätzen im Garten im Sommer "locker" mehr verdienen. "Aber dann macht es keinen Spaß mehr", fürchtet Funk die Expansion. Und den ein oder anderen Stammgast lockt schließlich auch im Winter die Lust auf feine indische oder vegetarische Küche hinter dem Ofen vor und hin zur Kleingartenkolonie "Eichenbühl". Richtig gut läuft das Geschäft wieder, wenn viel Schnee liegt, erinnert sich Udo Funk an den ersten Winter in Isenburg: "Da kamen die Leute auf Langlaufskiern hier heraus gelaufen."
BAD HOMBURG. Der Kulturkreis Bad Homburg bietet auch in diesem Jahr wieder musikalische Früherziehung für Kinder an. Auf spielerische Art sollen die Kinder ab vier Jahre mit dem Singen und Sprechen vertraut werden.
Zum Unterricht gehören auch Hörerziehung, Bewegung und Improvisation. Zur Verdeutlichung lernen die Kinder den Umgang mit den Orff-Instrumenten.
Der Kurs beginnt am 9. September. Anmelden und informieren kann man sich in der Geschäftsstelle des Kulturkreises in der Louisenstraße 142 oder unter der Telefonnummer 4 23 94. isa
Kleine FR
SPD bittet zum Stammtisch GRÄVENWIESBACH. Zum Stammtisch mit den Mandatsträgern lädt die SPD für jeden ersten Mittwoch im Monat um 20 Uhr in die Gaststätte "Zur Eisenbahn". Der erste Termin nach den Ferien ist also der morgige Mittwoch, 2. September.Neuwahlen im Heimatverein GRÄVENWIESBACH. Der Heimatverein lädt Mitglieder und Förderer für Montag, 7. September, 20 Uhr zu einer Versammlung ins Dorfgemeinschaftshaus Naunstadt, bei der ein neuer Vorstand gewählt werden soll.
BAD HOMBURG. Das "Forum für Philosophie" in Bad Homburg eröffnet sein Programm für das zweite Halbjahr 1992 am Donnerstag, 3. September, mit einem Kurs über den Philosophen, Mathema- Lesen und Diskutieren tiker und Naturwissenschaftler Gottfried Wilhelm Leibniz. In insgesamt vier Veranstaltungen jeweils donnerstags von 20 bis 22 Uhr soll die Philosophie von Leibniz in ihrem systematischen Zusammenhang vorgestellt werden.
Thema eines zweiten Kurses vom 8. bis 22. Oktober ist Karl Poppers Werk "Die offene Gesellschaft und ihre Feinde." Im Kurs "Erleben und Verstehen", der am 29. Oktober beginnt, geht es um die Frage, wie objektives Verstehen möglich ist. Der letzte Kurs (ab 26. November) beschäftigt sich mit Erich Rothackers Anthropologie. Ab 6. September tritt alle 14 Tage sonntags von 10 bis 12 Uhr der Arbeitskreis zu Hegels "Phänomenologie des Geistes" zusammen. Der schwierige Text soll gelesen und interpretiert werden.
Für die Teilnahme an allen Kursen wird eine Kursgebühr von 200 Mark pro Person und Jahr erhoben (Ehepaare 300 Mark, Schüler und Studenten 100 Mark). Die Teilnahmegebühr für einen Kurs beläuft sich auf 50 Mark. Alle Veranstaltungen finden in den Räumen des "Forums Ab heute neue Kurse für Philosophie" in der Kaiser-Friedrich-Promenade 80 statt. Nähere Informationen gibt es unter der Telefonnummer 2 92 40, Montag bis Freitag von 9 bis 12.30 Uhr. isa
REICHELSHEIM. Der Zuschuß für den Kauf eines neuen Triebwagens für die Eisenbahnlinie Friedberg-Nidda, die zweite Änderung des Flächennutzungsplans, und die Beratung für den neuen Bebauungsplan "Hinterm Hain" im Stadtteil Beienheim sind die wichtigsten Themen der Sitzung des Reichelsheimer Stadtparlamentes am Mittwoch, 2. September. Sie beginnt um 20 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus Blofeld. Auf der Tagesordnung stehen außerdem drei Anfragen und ein Antrag der CDU zur Jahrhunderteiche in Dorn-Assenheim. str
In Deutschland leben heute mehr als fünf Millionen Menschen mit nicht-deutscher Staatsangehörigkeit. Eine Gesprächsreihe der Volkshochschule versucht im Herbstsemester, Fragen, die sich aus der Migration ergeben, zu analysieren.
Die Gesprächsabende unter dem Motto "Zusammenleben zwischen Aggression und Integration" finden vom 9. September bis 27. Januar 14täglich im Volksbildungsheim (Eschersheimer Landstraße 4) statt, jeweils mittwochs von 18 bis 21 Uhr. Dieses VHS-Angebot ist kostenlos, eine Anmeldung ist nicht notwendig. pia
MÖRFELDEN-WALLDORF. Zur städtischen Kulturreihe "Begegnungen mit Spanien und Portugal", die heute, Samstag, mit einem Folklore-Abend um 20 Uhr im Bürgerhaus beginnt, gehören mehrere Ausstellungen. Die erste wird am Montag, 7. September, 15 Uhr, in der Kreissparkasse Walldorf eröffnet und zeigt bis Oktober Gebrauchsgegenstände und spanische Kleider, vor allem Flamencokleider und die dazu gehörenden Fächer. Zur Eröffnung wird die spanische Folkloregruppe aus Walldorf in der Schalterhalle eine Kostprobe ihres Könnens geben.
Ebenfalls von Montag an werden auch in Schaufenstern von örtlichen Ladengeschäften portugiesische und spanische Gebrauchsgegenstände zu sehen sein. Nähstube, Werkzeuge oder Eßgeschirr sollen Auskunft über die Alltagskultur in beiden Ländern geben. Möglich wurde die Form der Präsentation durch die Gewerbegemeinschaften Mörfelden und Walldorf in Zusammenarbeit mit dem Portugiesischen Touristik-Amt und dem Spanischen Fremdenverkehrsbüro.
Auch am Montag wird in der Bertha- von-Suttner-Schule eine Buchausstellung "Kolumbus" eröffnet, die bis zum Freitag, 11. September, läuft. Die Stadtbücherei Mörfelden präsentiert Werke über das Leben von Christoph Kolumbus, seine Reisen, Entdeckungen und deren Wirkungen auf Süd- und Mittelamerika.
Wer sich lieber mit dem "Reiseland Spanien" befassen will, hat dazu ab Mittwoch, 16. September, Gelegenheit. Von da an bis zum 16. Oktober werden in der Walldorfer Stadtbücherei entsprechende Fotos gezeigt. Die mit einem Dia-Vortrag verbundene Ausstellung wird um 18.30 Uhr eröffnet.
Auftakt ist auch für den Foto-Wettbewerb, der sich an alle Bürger/innen der Stadt wendet, die Spaß am Umgang mit der Kamera haben. Gesucht werden Fotografien oder Dias zu zwei Themen:
• "Urlaubsgebiet Iberische Halbinsel" - also eindrucksvolle Urlaubsbilder, Aufnahmen von typischen Landschaften, Land und Leute.
Einsendeschluß: 25. September; es gilt das Datum des Poststempels. Die eingereichten Bilder und Dias werden von einer Jury bewertet und am Sonntag, 25. Oktober, in der Stadthalle Walldorf der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Sieger erhalten Urkunden und Sachpreise. wal / lis
In Preungesheim knallte die Sonne unbarmherzig auf den Autotank. Bei Temparaturen über 30 Grad "kochte" der Inhalt langsam nach oben, ehe der Sprit auf die Straße lief. Autohalter Tom R. hat das Malheur gar nicht bemerkt, dafür aber Nachbarn, die sogleich nach der Feuerwehr riefen. Die streute Bindemittel auf den Benzinfleck und kehrte den Dreck zusammen.
Das war im August letzten Jahres. Jetzt, ein ganzes Jahr später, bekam R. von der Branddirektion eine Rechnung über 125 Mark. Die hat er anstandslos bezahlt, sich dabei aber gefragt, wieso die ansonsten fixe Truppe ihr Inkasso offenbar im Schneckentempo erledigt.
Kein Mensch muß befürchten, daß ihm die Wehr eine Rechnung schreibt, wenn sie den implodierten Fernseher oder das Fleisch im Topf löscht. Dazu ist sie nämlich laut Gesetz verpflichtet. "Das kostet grundsätzlich kein Geld", läßt Pressesprecher Hans-Herrmann Müller keinen Zweifel. Doch die sogenannten technischen Hilfeleistungen sind nach der Satzung der Stadt Frankfurt gebührenpflichtig. Die Einnahmen werden im Etat mit einer Million Mark angesetzt.
Teilweise rechnet die Feuerwehr pauschal ab. Das Absaugen oder Aufnehmen von Treibstoff kostet die bereits erwähnten 125 Mark. Wem die vielseitige Truppe eine Tür öffnet, der muß 60 Mark löhnen. Wer sich beim böswilligen Alarm erwischen läßt - in solchen Fällen gibt es kein Erbarmen - von dem werden 700 Mark verlangt. Als unerläßlicher Helfer erweist sich die Branddirektion, wenn Haustiere in Notlagen geraten. Mal holt sie mit unendlicher Geduld eine verängstigte Katze aus der Baumkrone, mal einen Wollaffen vom Dach. In der Waldschmidtstraße stöberte sie eine vier Meter lange Würgeschlange im Spalt zwischen zwei Garagenwänden auf. "Nur bei Papageien sehen wir schlecht aus", weiß der altgediente Einsatzleiter Walter Richert. "Die fliegen auf den nächsten Baum und rufen ätsch, ätsch." Bei diesen Einsätzen berechnet die Wehr pro Mann und Stunde mindestens 35 Mark. Ein Leiterfahrzeug schlägt mit 175 Mark zu Buche. "Die Katze im Baum kostet den Besitzer mindest 245 Mark", rechnet Müller vor. Doch bis dieser die Rechnung bekommt, hat er den dankenswerten Einsatz womöglich bereits vergessen. Für das Eintreiben der Gebühren stehen der Branddirektion nämlich gerade anderthalb Planstellen zur Verfügung. Bei rund 5000 Hilfeleistungen pro Jahr ein auffälliges Mißverhältnis. So vergehen denn im Schnitt zwölf Monate, ehe die Rechnungen den Empfänger erreichen.
Die Verhältnisse haben sich immerhin schon gebessert. Um die Abrechnung der Krankentransporte kümmern sich immerhin vier Mitarbeiter, weshalb die Kostenträger innerhalb von sechs Wochen angeschrieben werden. Bei rund 40 000 Transporten pro Jahr ist eine zügige Abwicklung gerade wegen der prekären Haushaltslage der Stadt notwendig. Schließlich geht es um Einnahmen von mehr als zehn Millionen Mark im Jahr. habe
MÖRFELDEN-WALLDORF. Auch das Kommunale Kino spielt im städtischen Kulturprogramm "Begegnungen mit Spanien und Portugal" eine Rolle. Im Programmheft ist nachzulesen, daß das privatbetriebene Kino "Löwen-Lichtspiele" unter dem Namen "Lichtblick - Walldorfer Kinotreff" im Oktober in der Mörfelder Straße 20 in Walldorf wiedereröffnet wird und dort drei spanische und portugiesische Filme zu sehen sind; die genauen Daten stehen allerdings noch nicht fest.
Die "Löwen-Lichtspiele" in Walldorf hatten schließen müssen, weil der Besitzer des dortigen Gebäudes den Mietvertrag wegen Eigenbedarf gekündigt hatte.
Der Fortbestand des Kinos, für den sich viele starkmachten, war gefährdet, bis dann die neuen Räume gefunden wurden, die allerdings umgebaut werden müssen. lis
BAD NAUHEIM. Die Verabschiedung des Wahlprogrammes und der Kandidatenliste sind die beiden dominierenden Themen der Jahreshauptversammlung des CDU-Stadtverbandes Bad Nauheim.
Dazu werden alle Parteimitglieder am Freitag, 25. September, ab 20 Uhr in das Bad Nauheimer Kurhaus eingeladen.
Mit einer Einstellungsfeier am morgigen Dienstag heißt die Stadt ihre neuen Auszubildenden willkommen. Personaldezernent Joachim Vandreike wird die 218 Nachwuchskräfte, ihre ebenfalls eingeladenen Eltern sowie die Ausbilderinnen und Ausbilder im Kaisersaal begrüßen. Umrahmt wird die Feier von musikalischen Darbietungen des "Admont-Quartetts" (Studenten der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst). Nach der Einstellungsfeier besteht für die Eltern die Möglichkeit, im Amt für Aus- und Fortbildung Wissenswertes über den Ausbildungsgang ihrer Töchter und Söhne zu erfahren.
Ungeachtet der schwierigen Arbeitsmarktlage (etwa bei Schwimmeisterprüfungen) ist es gelungen, die angebotenen Ausbildungsplätze fast zur Gänze mit qualifizierten Bewerberinnen und Bewerbern zu besetzen. pia
"Die Arbeit wächst, die sozialen Probleme nehmen zu, wir müssen dieses Wachstum verdauen." Neue Ziele und Perspektiven formulierte der Direktor des Frankfurter Caritasverbandes, Hejo Manderscheid, bei der jüngsten Mitgliederversammlung im Domsaal für die Zukunft.
Um ein Vierfaches angewachsen ist die Zahl der hauptamtlichen Kräfte beim Caritasverband in den letzten 20 Jahren. In der Verwaltung, so Manderscheid, habe sich das Personal allerdings in derselben Zeit nur verdoppelt. "Wir hängen im Management auf dem Status von Vorgestern." Die Diskussion um neue Organisations- und Verwaltungsformen stand deshalb auch im Mittelpunkt der Mitgliederversammlung. Eine Vereinfachung der Verwaltung und eine stärkere Rückkopplung mit den Mitarbeitern sei jetzt gefragt, so Manderscheid. "Es darf nicht mehr so sein, daß der Vorstand das beschließt, was die Hauptamtlichen längst tun."
600 Mitarbeiter hat der Frankfurter Caritasverband. Hinzu kommen rund 450 Honorarkräfte und unzählige Ehrenamtliche. Sie leisten zusammen jährlich etwa eine Million Stunden Dienst für rat- und hilfesuchende sowie notleidende Menschen in der Stadt. Neben verschiedenen Beratungsstellen unterhält die Caritas Kinder- und Jugendhäuser, Dienste für ausländische Mitbürger, die sozialpädagogische Familienhilfe sowie ambulante Pflegedienste. Unterstützt werden auch Flughafenseelsorge und Bahnhofsmission.
Die zentralistisch organisierte Verwaltung sei damit zur Zeit überlastet, räumt Manderscheid ein. Die alle drei Jahre stattfindende Mitgliederversammlung votierte zudem für eine stärkere Demokratisierung und für mehr Mitbestimmungsrechte der Mitarbeiter. "Die Caritasarbeit", so der Direktor, "sollte nicht nur von außen, das heißt von den Geldgebern, bestimmt werden." ki
Der "Junge Chor Neu-Anspach" auf dem Weg, aus dem Schatten des Kirchturms zu treten Gospelflut nach Notensturm Mit Fans nach Wetzlar Von Harald Kiesel NEU-ANSPACH. Den "Tea for Two", das Lied aus den 20er Jahren von Irving Cesar (Text) und Vincent Youmans (Musik) über zwei Jungverliebte, die von einem märchenhaften Leben träumen, singen sie voller Rhythmik. "Sie" - das sind nicht nur zwei, sondern mehr als zwei Dutzend Leute: der "Junge Chor Neu-Anspach". Vor etwa sieben Jahren ist der "Junge Chor" nach einer "Notenstürmerei" aus der dem traditionellen Liedgut verpflichteten Chorvereinigung Neu-Anspach hervorgegangen. Eine kleine Gruppe junger Leute wollte Spirituals und Gospels singen. Das bedeutete Aufruhr und die Geburt eines neuen Singkreises, der zunächst namenlos blieb und aus lediglich sechs, sieben Sängern bestand. Der abgesplitterte Rumpfchor fiel organisatorisch ins Leere, eine Struktur war noch nicht vorhanden. Doch die Gospel-Enthusiasten um Andreas G. Kehl (37), dem damaligen Gründer, der den Chor noch heute leitet, blieben sich jedoch treu und mit der Begeisterung für neue Formen wie Gospels, Spirituals und Musicals nicht allein.
Dennoch waren die ersten Jahre kompliziert. Probleme führten zu einer hohen Fluktuation der Sangesfreudigen. Im April 1989 stellte man sich auf eigene Beine und trennte sich freundschaftlich von der Chorvereinigung. Schon ein knappes Jahr später, im März 1990 folgte das erste eigenständige Konzert. Und heute ist man gar ein selbständiger Verein in Gründung.
Kehl, Absolvent der Musikhochschule Mainz, ist hauptberuflich als Musikerzieher und Chorleiter tätig und führt mehrere Chöre aus Bad Homburg und im Hochtaunuskreis. Jeden Abend ist er dafür unterwegs. Der Junge Chor, so sagt er, sei sein liebstes Kind. Spirituals und Gospels bilden wie früher eindeutig den Programmschwerpunkt. Sie werden rhythmisch, spritzig, mit viel Verve interpretiert und lassen den Spaß der Sänger deutlich spüren. Daneben stehen Evergreens und bekannte Songs, wie beispielsweise der Broadway-Klassiker "New York, New York". Auch Musicalmelodien aus der "West Side Story", aus "Hair" oder eine Beatles-Revue gehören inzwischen zum Standardrepertoire.
Zweimal wöchentlich treffen sich die etwa 25 aktiven Sänger im evangelischen Gemeindehaus von Neu-Anspach. Mindestens einmal wird zwei Stunden hart und intensiv geprobt. Das Durchschnittsalter des Chores liegt bei etwa 30 Jahren, die jüngsten Mitglieder sind 17, die ältesten um die 45. Sie wissen um ihre gesanglichen Qualitäten und wollen künftig größere Publikumskreise ansteuern. Bisher hat der Chor nämlich (nur) ein oder zwei größere Konzerte im Jahr gegeben. Jacky Hornstadt, der nicht nur gern das T-Shirt mit dem Aufdruck "I am the boss" trägt, ist heute nicht nur der Mann für die Ansagen im Konzert, sondern er sorgt auch für den Draht zur Öffentlichkeit: "Wir wollen den engen Rahmen von Konzerten für die Diakoniestation bis zu Hochzeitsständchen einfach mal sprengen."
Am Samstag, 5. September, um 20 Uhr, singt der Junge Chor Neu-Anspach erstmals außerhalb der Kreisgrenzen, in der Stadthalle in Wetzlar. Mit Mut zum Risiko wurde diese Entscheidung getroffen, denn die Veranstaltung muß schließlich selbst finanziert werden.
Natürlich ist vor dem "Auswärts-Konzert" gehöriges Lampenfieber nicht zu vermeiden, doch die Vorbereitung auf den Auftritt ist intensiv gewesen. So blieb selbst eine Probe unter freiem Himmel beim Sommerfest vor Freunden - "den kritischen Fans" (Hornstadt) - nicht aus.
Allen Anspacher Freunden und Fans bietet der Junge Chor eine gemeinsame Mitfahrgelegenheit im extra gecharterten Bus. Der Preis hierfür beträgt zehn Mark, gleichzeitig kann eine ebenfalls verbilligte Konzertkarte für zehn Mark erworben werden (Tel. 0 60 81 / 87 42).
Nach dem Konzert soll das aufregende Ereignis im Bürgerhaus Neu-Anspach in fröhlicher Runde ausklingen. Ganz sicher erzählt Jacky Hornstadt dort ja von seinen weiteren Projekten: Zum Beispiel eine CD mit Aufnahmen des Jungen Chores. Und vielleicht finden sich ja auch noch ein paar sangestüchtige Kehlen als Verstärkung für künftige Konzerte.
Tauffest für die Buchfinkenschule
Anläßlich der Namensgebung findet am heutigen Donnerstag ab 11 Uhr eine kleine Feier statt, zu der Schulleitung, Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler und die Eltern eingeladen sind. isa
MÖRFELDEN-WALLDORF. Die Stadtverordnetenversammlung vom 15. September mit 31 Tagesordnungspunkten wirft ihre Schatten voraus: fünf Ausschußsitzungen befassen sich zwischen Montag und Donnerstag, 7. bis 10. September, mit Themen, die großteils auch eine Woche später das Plenum behandelt. Die einzigen, die nicht in einem der beiden Rathäuser tagen: die Mitglieder des Vereins-, Sport- und Kulturausschusses.
Sie treffen sich am Mittwoch, 19 Uhr, am Badesee Walldorf zum Rundgang, ehe die Sitzung im ASV-Heim fortgesetzt wird. Themen unter anderem: Bericht 1992 und Ausblick 1993 zur Badesaison, Zuschußanträge für Anschaffungen und Unterstützung von Vereinen. lis
"Da tragen wir einen Bazillus und einen Virus in unsere Wohnquartiere. Die werden davon noch kränker gemacht." So kommentierte Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) am Donnerstag vor dem Städtebaubeirat die von den Grünen am Dienstag erhobene Forderung, den Bau von Büroraum in Frankfurt "rigide zu beschränken". Die "zwingende Folge" einer solchen Restriktion sei, so Stadtrat Wentz an die Adresse des Koalitionspartners, "daß viele kleine Unternehmen, die sich die dann verbleibenden knappen und teuren Büroflächen nicht mehr leisten können, schlicht und einfach Wohnraum zweckentfremden". Die Büroflächen würden nämlich von Firmen "mit hoher Rendite" gemietet, die sich auch Quadratmeterpreise von 60 bis 70 Mark leisten könnten, oder von mittleren Unternehmen zu Quadratmetermieten von 40 bis 50 Mark mit Beschlag belegt. Den "Schwachen", die nur 15 bis 30 Mark für den Quadratmeter Kanzlei oder Agentur zahlen könnten, bliebe nur die Alternative: "Entweder raus aus Frankfurt oder rein in die Wohnungen." Letzteres könne bei der grassierenden Wohnungsnot in Frankfurt jedoch nicht gewollt sein. peh
Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) hat sich in einem Grundsatzreferat vor dem Städtebaubeirat "entschieden gegen ein Null-Wachstum in Frankfurt" ausgesprochen: "Die Position ,Die Stadt ist fertig gebaut' halte ich für untragbar. Ich setze mich auch davon ab, die Stadt zu ökologisieren." Es gebe weiterhin Bedarf und Begehr, nach Frankfurt zu ziehen, "denn wir haben netto in den letzten beiden Jahren 30 000 Neubürger gewonnen. Denen kann ich doch nicht sagen: Wir bauen hier nichts mehr, ihr müßt die Koffer packen. Die lachen mich doch aus."
Die Menschen, die es nach Frankfurt dränge, seien ja "eben nicht nach Dietzenbach gegangen, sondern in die Kernstadt, um hier ihre Chance zu finden". Stadt sei immer noch, so Wentz' Credo, ein attraktiver Ort, "die Lebenssituation von Menschen zu verbessern". Mit dem Wohnungs- und Arbeitsstättenbau ins Umland auszuweichen, werde schon von daher "kaum funktionieren".
Und: "Man soll sich da nichts in die Tasche lügen", solange im Großraum Rhein-Main zwei Dinge nicht hoheitlich zentralisiert seien, könne man das "Stadtwachstum nicht in das weitere Umland verlagern". Zum einen müßten "Steuererhebung und Finanzmittelverteilung" in der Region "in eine Hand". Gleiches gelte für die Bauleitplanung. Es müßten Instrumente her, "gegen den örtlichen Egoismus" von Städten und Gemeinden Neuplanungen durchzusetzen. Wentz: "Änderungen bei Finanzen und Planungsrecht sind die Eckpfeiler. Sonst wird man die Wurzeln nicht packen können."
Nicht zentralisiert würden im Wentz- Modell die kommunale Kultur- und Sozialpolitik. Da sollten die lokalen Zuständigkeiten "vor Ort" schon erhalten bleiben. Ein Mitglied des Städtebaubeirats wähnte solche Verwaltungsreform "doch für diese Generation gelaufen. Das kommt 2010 oder 2020". Wentz nickte: Deshalb müsse man sich hier und heute "mit dem Frankfurter Wachstum in die Stadtgrenzen zurückziehen".
Wobei nicht nur Umbauten im Bestand (Beispiel: Schlachthof) in Frage kämen. Man müsse auch "neue Flächen in Anspruch nehmen". Wentz hält jedoch nichts davon, "an alte dörfliche Ortskerne neue Siedlungsflächen ranzubauen". Es sei "viel klüger", in die Freifläche zwischen mehreren alten Ortskernen "einen neuen Stadtteil reinzusetzen", der sich "in diesen Zwischenraum reinentwickelt und auf die bestehenden Ortskerne zuwächst". So beispielsweise sei zwischen Bockenheim und Kernstadt weiland das Westend gebaut worden.
Doch solche hoch verdichteten und in gutem Sinne urbanen Wohnviertel wie Sachsenhausen und Westend könnten heute "in ihrer heutigen Form niemals wiedergebaut werden, selbst wenn das da jetzt alles freier Acker wäre". Klimaschutz-Paragraphen, Bestimmungen über Verkehrserschließung und die Baunutzungsverordnung stünden dagegen. "Da kann was nicht stimmen" mit dem neueren Umwelt- und Planungsrecht, meint Wentz: "Wir müssen uns fragen, ob unsere Rahmenbedingungen, die wir gesetzt haben, nicht über das Ziel hinausgeschossen sind." peh
Wie frisch geschrubbt sieht es aus, das älteste Fachwerkhaus Frankfurts, die Schellgasse 8, von Geschichte und Geschichten umrankt, aber streng und knapp im Umriß und so, als hätte es was mitzuteilen. Die "Freunde Frankfurts" sind als Mieter eingezogen. Sie haben in der Aufbau AG einen toleranten Vermieter gefunden, der ihre kulturelle Arbeit unterstützt. Johann Philipp von Bethmann als Vorsitzender des Vereins zur Pflege der Frankfurter Tradition, stellte das neue Heim der Freunde als geglückte Mischung von alter Handwerkskunst und moderner Technik vor. Das Haus steht Besuchern bis zum 18. Oktober dienstags, freitags und sonntags von 14 bis 17 Uhr dem Publikum offen.
701 Jahre ist das Haus alt, das zunächst als Scheune und Magazin genutzt wurde, und erst später als Wohnhaus. Die erste hier stattfindende Ausstellung wurde vom geschäftsführenden Vorstandsmitglied Hans-Otto Schembs konzipiert. Sie gilt dem am 12. April 1922 gegründeten "Bund tätiger Altstadtfreunde", als deren legitime Nachfolger sich die "Freunde Frankfurts" betrachten.
Die Fotos an den Wänden sind kurz vor der Zerstörung der Altstadt im Jahr 1943 aufgenommen. Sie werden zwar nur bei wenigen Besuchern noch Erinnerungen wecken, aber einen Begriff von jenem Frankfurt geben, das im Innern reich, nach außen eher bescheiden war. Der Blick vom Domturm auf den Garküchenplatz, der Hof im Haus hinter dem Lämmchen, das Wannebachhöfchen, das Fünffingerplätzchen mit dem Pesthaus, das Belvederche der Goldenen Waage, was für ein kostbarer Stadtkern, wenn auch kaum Anforderungen der Hygiene gerecht werdend.
Für die Altstadtkinder wurde auf Sachsenhäuser Seite eine Bleibe errichtet, daß sie Sonne und frische Luft nicht gänzlich zu entbehren brauchten. In Zukunft sollen in der Schellgasse 8 Lesungen, auch musikalische Abende, Ausstellungen und Vorträge stattfinden. 70 Personen können im oberen Raum sitzen. Eine Wand wurde entfernt, Fenster freigelegt, und ganz bewußt wurde Sachsenhausen, "Dribb de Bach" ins Konzept der "Freunde Frankfurts" einbezogen. "Wir haben den Schwerpunkt nach Süden verlagert", sagt der Herr von Bethmann vergnügt, obwohl er als geborener Frankfurter noch lange kein Sachsenhäuser ist. E - S
Kurz gemeldet
Deutsch für Ausländer Das Zentrum für deutsche Sprache und Kultur bietet neue Deutschkurse für ausländische Mitbürger an, die bereits über gute Sprachkenntnisse verfügen. Fehler und Unsicherheiten in der Rechtschreibung sollen in den einwöchigen Lehrgängen abgebaut werden. Die Deutschkurse finden statt vom 5. bis 8. und vom 12. bis 16. Oktober. Nähere Informationen zum Kursangebot gibt es unter der Telefonnummer 77 60 39.
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FRANKFURT A. M. Das Frankfurter Feldbahnmuseum am Rebstockpark (Am Römerhof 15 a) öffnet am Sonntag, 6. September (von 10 bis 17 Uhr), seine Pforten für Besucher.
Zu besichtigen sind interessante Oldtimer von Feldbahnen, Dampflokomotiven der Baujahre 1900 bis 1952, Diesellokomotiven und Sondertriebfahrzeuge. Außerdem zeigt der Verein viele Kipploren, dazu andere Wagen sowie einen Schienenkran.
Im Fahrbetrieb werden mindestens eine Dampflokomotive sowie mehrere Diesellokomotiven sowie eine Akkulok eingesetzt. Sie fahren vor Personen- und Güterzügen in reizvoller Parklandschaft. Erwachsene zahlen zwei Mark, Kinder eine Mark Eintritt. Fahrpreise werden in gleicher Höhe gesondert erhoben. dixi
GOLDSTEIN. Die jetzt 60 Jahre alte Siedlung Goldstein steht vom Samstag, 5. September, bis einschließlich Montag, 7. September, ganz im Zeichen ihrer traditionellen Kerb, die vom örtlichen Vereinsring ausgerichtet wird. Zentrum des Volksfestes ist das Bürgerhaus in der Goldsteinstraße 314 und das Gelände rundum. Auf dem Platz vor dem Bürgerhaus gastieren während der Festtage die Schausteller mit einem kleinen Vergnügungspark (täglich ab 14 Uhr geöffnet).
Ein Brauch wurde schon vor Jahren aus dem Festprogramm gestrichen: das Einholen des Kerwebaumes. Aus Gründen des Umweltschutzes muß der Vereinsring nach wie vor darauf verzichten. Als Symbol der Kerb dient in Goldstein seitdem eine Kerwekrone, die während der Festtage am Bürgerhaus den Vereinsbaum ziert. Statt "Baum hoch!" heißt es am Samstag (15 Uhr) "Krone hoch!" Diesem "Zeremoniell" geht ein Kerwefestzug voraus, in dem die Teilnehmer die von Gisela und Gerhard Roßkopf mit frischem Grünschmuck ausgestattete Kerwekrone mitführen. Begleitet vom Musikzug "Blau-Rot" Niederrad bewegt sich der Zug ab 14 Uhr von der Straße Zum Eiskeller durch den Tannenkopfweg, Schüttenhelmweg, An der Schwarzbachmühle, Ruhestein, Sonnenweg, Morgenzeile, Libellen- und Tränkweg, die Goldsteinstraße und über den Wiesenhof, Zur Waldau und Goldsteinstraße zum Kerweplatz.
Die offizielle Eröffnung der Kerb bleibt dem Vereinsringvorsitzenden Fritz Leonhard vorbehalten. Am Samstag trifft man sich ab 20 Uhr im großen Bürgerhaussaal zum "Abend der Vereine" mit Darbietungen, dem Empfang der Rosenkönigin Michaela I., Tombola und Tanz. Unter anderem sind die beliebten "Goldsteiner Schnutehowweler" mit von der Partie. Moderiert wird der Abend von Peter Meister.
Hauptattraktion beim obligatorischen Kerwefrühschoppen am Sonntag ab 11 Uhr ist - wie in den Vorjahren - ein "Hasenrennen". Ab 15 Uhr rückt ein Kinderfest im Goldsteinpark in den Mittelpunkt des Kerwegeschehens. Die älteren Bürger des Stadtteils sind am Montag um 15 Uhr zum Seniorennachmittag in das Bürgerhaus eingeladen. Diesen Nachmittag gestaltet der Ortsverein der Arbeiterwohlfahrt in Zusammenarbeit mit den örtlichen Seniorenklubs. Zum Ausklang des Stadtteil-Volksfestes treffen sich die Goldsteiner um 20 Uhr abermals im Bürgerhaussaal zum Kerwetanz; an allen Tagen spielt die "Goldenfive Combo" (Eintritt frei). Bei Anbruch der Dunkelheit wird am Montag das "Goldstein-Feuerwerk" gezündet. dixi
FRANKFURT A. M. "Lauf dich gesund im Sportpark der Natur" heißt es beim wöchentlichen "Lauftreff für jedermann", den der Verein Spiridon Frankfurt veranstaltet. Der nächste Treff ist am Samstag, 5. September, 15 Uhr, auf der Sportanlage Babenhäuser Landstraße.
Seit nunmehr 17 Jahren wird dieses Angebot von Männern, Frauen, Jugendlichen (auch von älteren Menschen) gerne angenommen. Der "Lauftreff" ist ein Wechselspiel zwischen Laufen und Gehen. Wichtig ist dabei, daß es nicht auf schnelles Laufen ankommt. Vielmehr wird locker und entspannt gelaufen.
1979 haben das Forstamt und der Verein "Spiridon Frankfurt" zwei Laufstrekken im Stadtwald (fünf und zehn Kilometer) angelegt und markiert. Kontakt: Gerhard Schroeder, Tel. 61 86 76. dixi
Turn- und Sportgemeinschaft Nieder- Eschbach: Der Verein bietet die Möglichkeit zur Sportabzeichenabnahme im Turnen. Eine Absprache mit Helga Bickel (Tel. 5 07 62 39) ist erforderlich. nd/35
Freiwillige Feuerwehr Kalbach: Für 60jährige Mitgliedschaft in der freiwilligen Wehr erhielten Jakob und Philipp Buhlmann die Ehrenmedaille des Stadtkreisfeuerwehrverbandes. nd/35
Freiwillige Feuerwehr Nieder-Eschbach: Für über 25jährige aktive Mitgliedschaft in der Wehr wurde Heinz Noss mit der Ehrenmedaille des Stadtkreisfeuerwehrverbandes ausgezeichnet. nd/35
Turnverein Harheim: Letzte Sportabzeichenabnahme dieses Jahres im Schwimmen am Freitag, 4. September (18 bis 20 Uhr), im Bezirksbad Nieder-Eschbach, Heinrich-Becker-Straße. Zuständig für die Abnahme ist Irmgard Salis, für Terminabsprachen telefonisch zu erreichen unter Tel. 0 61 01 /4 14 28. nd/35
Turnverein Harheim: Der Verein bietet am Dienstag, 8. September (18 bis 20 Uhr), die Möglichkeit zur Sportabzeichenvorbereitung und -abnahme in der Leichtathletik auf der Sportanlage Harheimer Weg. Zuständig für diese Abnahme ist Irmgard Salis, die für Terminabsprachen telefonisch zu erreichen ist unter Tel. 45 09 / 4 14 28. nd/35
Turn- und Sportverein 1894 Nieder- Eschbach: Der Verein bietet Interessierten am Mittwoch, 9. September (17.30 bis 20 Uhr), auf der Bezirkssportanlage Nieder-Eschbach (Heinrich-Becker-Straße) die Möglichkeit zur Sportabzeichenvorbereitung und -abnahme (Leichtathletik). Abnahme: Lore Haak (Tel. 5 07 39 64). nd/35
Der Verein für Polizei- und Schutzhunde bietet Hundehaltern auf seinem Übungsgelände in der Oberwiesenstraße in Preungesheim sportliche Betätigung mit dem Hund, Beratung in Ausbildungs- und Zuchtfragen sowie Geselligkeit mit Gleichgesinnten. Übungsstunden sind: Samstag, 5., ab 16.30 Uhr, Sonntag, 6., ab 10 Uhr, und am kommenden Dienstag, 8. September, ab 17.30 Uhr. nd/35
DLRG Bergen-Enkheim: Die Ortsgruppe der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft bildet Kinder und Erwachsene im Schwimmen und Rettungsschwimmen aus. Der nächste Lehrgang beginnt am Montag, 7. September (Kinder ab 19, Erwachsene ab 20 Uhr), im Hallenbad Bergen-Enkheim (Fritz-Schubert-Ring). od/35
Sportkreis Frankfurt: Sportabzeichenvorbereitung und -abnahme im Schwimmen am Freitag, 4. September (17 bis 19 Uhr), im Bezirksbad Bergen-Enkheim (Fritz-Schubert-Ring 4). Für die Abnahme zuständig ist Brigitte Kramer, erreichbar unter Tel. 45 00 / 2 32 92. od/35
Internationaler Rasse-, Jagd- und Gebrauchshundeverband: Die Mitglieder der Gruppe Frankfurt treffen sich am Freitag, 4. September, 19 Uhr, in der Stadthalle Bergen-Enkheim, Marktstraße 15 (Clubraum 5). Auf dem Programm steht das Thema "Ernährung". Kontakt: Heinz Weinrich (Tel. 45 00 / 2 10 51). od/35
Trachtenverein "Almrausch" Bornheim: Zur Plattlerprobe treffen sich die Mitglieder des Gebirgstrachten-Erhaltungsvereins am Samstag, 5. September (19.30 Uhr), im Clubhaus in Seckbach (Nähe Leonhardsgasse). od/35
Frankfurter Ensemble: Die Theatergruppe des Vereins gastiert am Samstag, 5. September, 15.30 Uhr, mit dem Stück "Herzspezialist" im Gemeindesaal der Heilandsgemeinde in Bornheim, Andreaestraße. od/35
Saalbau Frankfurt: Tanzball "Frankfurt tanzt im Saalbau" mit Showeinlagen und viel Unterhaltung am Samstag, 5. September, 20 Uhr, in der Stadthalle Bergen, Marktstraße 15. od/35
Turnverein 1874 Bergen-Enkheim: Der Verein veranstaltet am Sonntag, 6. September, 9 Uhr, ein Faustballturnier im Riedstadion, Leuchte. od/35
Sportkreis Frankfurt: Sportabzeichenvorbereitung und -abnahme in der Leichtathletik am Dienstag, 8. September (17 bis 19 Uhr), im Riedstadion Bergen- Enkheim (Leuchte 150). Platzobmann ist Wilhelm Höbel, Tel. 0 61 09 / 2 33 97. od/35
Karnevalgesellschaft "Stutzer" 1910: Elferratssitzung nach Aufgabe des Vereinsheimes jetzt am Dienstag, 8. September, 20 Uhr, im "Bürgertreff Bornheim", Saalburgstraße 17 (Clubraum 6). Am selben Ort sind auch die nächsten Arbeitssitzungen zur Vorbereitung der Vereinsveranstaltungen in der Kampagne 1992/93: am 22. September sowie am 6. und 13. Oktober. od/35
Immer Ärger mit den Alten heißt die Komödie von Michael Brett, die der Theaterkreis St. Mauritius einstudiert hat. Premiere ist am Freitag, 18. September, um 20 Uhr im Pfarrsaal der katholischen St. Mauritiusgemeinde Schwanheim, Mauritiusstraße 14. Weitere Aufführungstermine im September: Samstag, 19., 20 Uhr; Sonntag, 20., 15.30 Uhr; Freitag / Samstag, 25. / 26., jeweils 20 Uhr; Sonntag, 27., 15.30 Uhr. Karten zum Preis von acht Mark (ermäßigt vier Mark) gibt es im Vorverkauf bei Toto-Lotto Ziegler, in der Schwanheimer Bücherstube, bei Bücher Waide und im Pfarrbüro. jh/35
Niederräder Carneval-Verein: Der Vorstand des NCV gratulierte dem langjährigen Mitglied Theo Bär zum 85. Geburtstag. sd/35
Carneval-Club "Blau-Rot" Niederrad: Mitgliedertreffen am Samstag, 5. September (ab 20 Uhr), im Clubhaus, Schwanheimer Straße 102. Am Sonntag, 6. September, beteiligt sich die "Mainflotte" des Clubs an Veranstaltungen in Okriftel und Kelsterbach. sd/35
Das neue Stammtischlokal des Bürgervereins Oberrad heißt "Café de Neufville", De-Neufville-Straße 40. Dort treffen sich die Mitglieder ab sofort jeden ersten Montag im Monat um 19 Uhr. vs
Saalbau Frankfurt: Caféhausmusik zum Tanzen und Träumen mit Tanzkapellen und Schellackplatten bietet die Saalbau am Dienstag, 8. September, um 15 Uhr im Bürgerhaus Südbahnhof am Diesterwegplatz unter dem Motto "Geschichten aus Frankfurt - gestern bis heute". sd/35
Sport-Club 1951 Goldstein: Der Verein bietet Jazz-Gymnastik für Frauen und weibliche Jugendliche am Mittwoch, 9. September (17 bis 18 Uhr), im Bürgerhaus Goldstein (Saal)in der Goldsteinstraße 314. sd/35
Frankfurter Unterhaltungs- und Wander-Club 1904: Der Vorstand des Vereins gratulierte dem langjährigen Mitglied Hilde Müssig (Schloßborner Straße) zum 75. Geburtstag. wd/35
Kleingärtnerverein "Erbbaublock": Sprechzeit des Vorstandes ist am Samstag, 5. September (15 bis 17 Uhr), im Vereinshaus der Anlage Oeserstraße. wd/35
FTG 47 Frankfurt: Sportabzeichenvorbereitung und -abnahme in der Leichtathletik am Montag, 7. September (18 bis 20 Uhr), auf der Anlage der Frankfurter Turn- und Sportgemeinschaft in Rödelheim, Rebstöcker Weg 25. wd/35
Der Kleingärtnerverein Westend feiert am Samstag, 5. September, sein Sommerfest. Den ganzen Tag über locken zahlreiche Attraktionen auf dem Festplatz "Zur Frankenfurt" in Goldstein (Haltestellen Tannenkopfweg oder Tränkweg der Buslinie 70): ab 10 Uhr gibt es einen großen Flohmarkt, ab 16 spielt das Sachsenhäuser Fanfarencorps und ab 18 Uhr folgt die "Schwarzbach-Combo". js/35
FRANKFURT A. M. Das Versprechen eines Gegenbesuchs in Treffurt / Thüringen lösen die Aktiven des Winkelmann'schen Männerchores am zweiten Septemberwochenende ein. Die Frankfurter Sänger beteiligen sich am Jubiläumsfest des Männerchors "Liedertafel" Treffurt (12./ 13. September), der in diesem Jahr sein 150jähriges Bestehen feiert.
In Frankfurt gastierten die Sänger aus dem neuen Bundesland Thüringen bereits im Mai des Jahres 1991. Mittlerweile haben beide Vereine Freundschaft geschlossen, die jetzt noch weiter vertieft werden soll. Mit dem Ersten Vorsitzenden Gerhard Koepcke an der Spitze wollen die "Winkelmänner" künftig neue Wege beschreiten. Angestrebt wird zur Verstärkung des Klangkörpers bei Auftritten und Konzerten eine Kooperation mit anderen Vereinen. Die beiden Vereine denken da beispielsweise an gemeinsame Chorproben. In jedem Fall soll aber dabei die Eigenständigkeit der Vereine gewahrt bleiben.
Zur nächsten Chorprobe treffen sich die Aktiven am Dienstag, 8. September, 20 Uhr, im Bürgerhaus Dornbusch, Eschersheimer Landstraße 248 (Clubraum 1). Der Verein nimmt jederzeit am Gesang in der Gemeinschaft interessierte Männer auf. dixi
LOS ANGELES, 31. August (dpa). Der neue Prozeß gegen vier weiße Polizisten, deren Freispruch im April in Los Angeles die schwersten Rassenunruhen dieses Jahrhunderts mit mehr als 50 Toten ausgelöst hatte, findet erst im Februar nächsten Jahres statt. Nach einem Bericht der Los Angeles Times hat Richter John G. Davies einem entsprechenden Antrag der Verteidigung stattgegeben. Vorher war der Verfahrensbeginn für den 29. September festgelegt worden.
Timothy E. Wind, Theodore J. Briseno, Stacey C. Koon und Laurence M. Powell hatten den Schwarzen Rodney King, den sie wegen Geschwindigkeitsüberschreitung gestoppt hatten, mit Knüppeln und Fußtritten brutal zusammengeschlagen. Sie waren dabei von einem Video-Amateur gefilmt worden. Dies führte zur Anklage.FDP-Politiker Otto will Privatisierung des ZDF
Der FDP-Politiker Hans-Joachim Otto hat die Privatisierung des ZDF gefordert. Es gebe "konkrete Vorüberlegungen", auch im Mainzer Sender selbst, "das ZDF in eine Aktiengesellschaft umzuwandeln", sagte das FDP-Bundesvorstandsmitglied. Die Aktien könnten nach dem Modell von Volkswagen breit gestreut werden. Der Erlös sollte einer noch zu gründenden Stiftung für Kulturförderung zugute kommen. Obwohl sich das ZDF öffentlich einer Privatisierung widersetze, gebe es in Mainz die Einsicht, "daß langfristig keine zwei Systeme aus dem Topf der Rundfunkgebühren finanziert werden können".
Trotz aller Belastungen sei das ZDF ein "attraktiver Privatisierungskandidat", da es mittelfristig einen erheblichen Gewinn erwirtschaften könnte. Gegenwärtig gebe es zwar vor allem bei den Christdemokraten Widerstand gegen eine Privatisierung, "weil die CDU mit dem ZDF eng verquickt ist". Über kurz oder lang werde jedoch eine Strukturreform der öffentlich-rechtlichen Anstalten notwendig. AFP
WIESBADEN. Hessische Landwirte haben 1,936 Millionen Tonnen Getreide von mehr als 321 000 Hektar Anbaufläche geerntet. Wie das Landwirtschaftsministerium jetzt in Wiesbaden mitteilte, ist dies etwa ein Prozent weniger als im vergangenen Jahr, als mit 1,941 Millionen Tonnen in Hessen die bislang zweitgrößte Ernte eingefahren wurde.
Trockenheit und lange Hitzephasen hätten die 92er Ernte kaum beeinträchtigt, die Qualität "kann sich sehen lassen", so das Fazit des Ministeriums. Der durchschnittliche Flächenertrag habe mit 6,03 Tonnen pro Hektar etwas höher als im Vorjahr gelegen. "Hervorragend" sei die Ernte des Wintergetreides ausgefallen, "besonders gut" die Erträge bei Roggen und Weizen.
Durch die Trockenheit habe es leichte Einbußen beim Sommergetreide gegeben und Einbrüche beim Raps, der durch den Hagel in Nordhessen zusätzlich in Mitleidenschaft gezogen worden sei. lhe
GIESSEN. In Hessen fehlen nach Angaben des Hessischen Mieterbunds rund 270 000 Wohnungen. Die Wohnungsnot werde immer erdrückender, erklärte Mieterbundvorsitzender Wolfgang Hessenauer bei einer Konferenz seiner Organisation auf Burg Staufenberg bei Gießen.
Der Wohnungsmangel in Hessen hat sich laut Hessenauer in der Zeit von 1989 bis 1991 um rund 100 000 Wohneinheiten vergrößert. Zwar seien im vergangenen Jahr 24 000 neue Wohnungen entstanden, in diesem Zeitraum sei aber auch die Zahl der Haushalte um 41 000 auf rund 2 566 100 angewachsen und das Wohnungsdefizit weiter gestiegen.
Der Hessische Mieterbund, in dem rund 90 000 Mieter organisiert sind, begrüße zwar die Absicht der Landesregierung, in dieser Wahlperiode 40 000 Sozialwohnungen zu fördern. Dies reiche aber nicht, um der steigenden Wohnungsnot Einhalt zu gebieten, zumal im gleichen Zeitraum rund 50 000 Sozialwohnungen aus den Mietpreis- und Belegungsbindungen herausfielen, sagte der Verbandsvorsitzende. Er forderte eine weitere Aufstockung der Landesmittel für den sozialen Wohnungsbau in der kommenden Legislaturperiode.
Die Bundesregierung habe im übrigen die Wohnungsmisere zu verantworten. Sie müßte die Mittel für den sozialen Wohnungsbau auf mindestens 10 Milliarden Mark jährlich aufstocken.
Nicht zuletzt habe die herrschende Wohnungsnot vorhandene Fremdenfeindlichkeit verstärkt; eine verbesserte Wohnraumversorgung diene auch der Erhaltung des inneren Friedens, sagte Hessenauer. gds
Der Westdeutsche Rundfunk (WDR) in Köln hat seine Beteiligung an der Radio NRW GmbH nach Angaben des Bundeskartellamtes auf unter 25 von bisher 30 Prozent reduziert. Mit der Senkung der Anteile unter die fusionsrechtlich relevante Schwelle sei der vor dem Bundesgerichtshof anhängige Rechtsstreit über die vom Kartellamt 1989 verlangte Anteilsreduzierung erledigt, hieß es in der Mitteilung des Bundeskartellamtes in Berlin. Die entsprechende Untersagungsverfügung des Amtes sei bereits im Juli 1991 vom Kammergericht in Berlin bestätigt worden. REUTER
LONDON (rtr). Die Mitglieder von Lloyd's of London haben dem Rat des weltweit größten Versicherungsmarktes das Vertrauen ausgesprochen. Dafür habe die briefliche Abstimmung nach der außerordentlichen Hauptversammlung vom 27. Juli eine Mehrheit von rund 80 Prozent ergeben, teilt die Organisation mit. Von den fünf vorliegenden Anträgen sei lediglich der angenommen worden, dessen Befürworter der Leitung "vollständiges Vertrauen" aussprachen und den Rat aufforderten, die Arbeit des Marktes unverzüglich zu reformieren.
Die vier anderen Anträge sind damit weiteren Angaben zufolge gescheitert. Ihre Verfasser hatten darin verschiedene Schritte zur finanziellen Entlastung der Mitglieder verlangt. Diese sogenannten Names haften mit ihrem Privatvermögen für Verluste des Marktes, die zuletzt beträchtlich waren.
Die Leitung der Londoner Institution war unter Druck geraten, nachdem Lloyd's im Sommer einen Verlust in der Rekordhöhe von rund zwei Milliarden Pfund für 1989 ausgewiesen hatte (die FR berichtete). Ein Expertenteam rechnet für 1990 nach einer inzwischen vorgelegten Prognose mit einem Minus von rund 1,5 Milliarden Pfund. Im vergangenen soll der Fehlbetrag nach ersten Schätzungen der Chatset-Analysten zwischen 500 Millionen und 750 Millionen Pfund gelegen haben und damit nochmals niedriger ausgefallen sein.
TENNIS
GRAND-PRIX-TURNIER der Männer in Commack/USA (265 000 Dollar), Einzel, Finale: Korda (CSFR) - Lendl (USA) 6:2, 6:2. - Halbfinale: Korda - Edberg (Schweden) 7:5, 7:5. - Viertelfinale: Lendl - Becker (Leimen), Becker nicht angetreten, Edberg - Arriens (München) 6:4, 6:0, Korda - Pescosolido (Italien) 7:6 (7:4), 6:2.
GRAND-PRIX-TURNIER der Männer in Umag/Kroatien (260 000 Dollar), Einzel, Finale: Muster (Österreich) - Davin (Argentinien) 6:1, 4:6, 6:4. - Halbfinale: Muster - Arrese (Spanien) 6:4, 6:4, Davin - Skoff (Österreich) 2:0 - Aufgabe Skoff. - Viertelfinale: Muster - Perez-Roldan (Argentinien) 7:5, 6:0, Arrese - Altur (Spanien) 6:4, 6:2, Davin - Medwedew (GUS) 2:0-Aufgabe Medwedew, Skoff - Mezzadri (Schweiz) 6:4, 6:4.
GRAND-PRIX-TURNIER in Schenctady/USA (255 000 Dollar), Männer, Einzel, Halbfinale: Morgan (Australien) - Sanchez (Spanien) 6:4, 7:6 (7:5), Ferreira (Südafrika) - Tschesnokow (GUS) 6:4, 6:2. - Viertelfinale: Tschesnokow - Olchowski (GUS) 6:1, 7:6 (7:3), Ferreira - Fromberg (Australien) 6:7 (4:7), 6:3, 6:3.
Frauen, Finale: Rittner (Leverkusen) - Schultz (Niederlande) 7:6, 6:3. - Halbfinale: Rittner - Werdel (USA) 6:1, Aufgabe Werdel, Schultz - Labat (Argentinien) 6:1, 6:4. - Viertelfinale: Rittner - Dechaume (Frankreich) 6:2, 6:2, Schultz - Kelesi (Kanada) 6:2, 6:3, Werdel (USA) - Rottier (Niederlande) 6:4, 6:4, Labat - Zrubakova (CSFR) 6:4, 4:6, 6:2.
GRAND-PRIX-TURNIER der Frauen in San Diego (225 000 Dollar), Einzel, Halbfinale: Capriati (USA) - Huber (Heidelberg) 7:6 (8:6), 3:6, 6:1, Martinez (Spanien) - Meschki (Georgien) 3:6, 7:6 (7:5), 6:2.
DEUTSCHE MEISTERSCHAFT in Dresden (160 000 Mark), Frauen, Einzel, Finale: Martinek (Heidelberg) - Singer (Stuttgart) 7:5, 6:0. - Halbfinale: Martinek - Schürhoff (Leverkusen) 6:3, 6:2, Singer - Kochta (München) 1:6, 6:4, 6:2.
Doppel, Finale: Martinek/Kochta (Heidelberg/München) - Oeljeklaus/Schürhoff (Bielefeld/Leverkusen) 6:3, 4:6, 7:5.
Männer, Einzel, Finale: Buljevic (Düsseldorf) - Windisch (München) 6:3, 6:2.
Doppel, Finale: Gollwitzer/Parringer (Nürnberg) - Buljevic/Peter (Düsseldorf/Langenhagen) 6:3, 7:6 (7:4).
RADSPORT
"TOUR DU POITOU-CHARENTES" in Frankreich, vierte Etappe über 187 km von Soyaux nach La Rochelle: 1. Lupeikis (Litauen) 4:49:33 Stunden, 2. Moncassin, 3. Simon (beide Frankreich), 4. Deleeuw (Niederlande), 5. Wüst (Köln) alle gleiche Zeit. - Gesamtklassement: 1. Lance (Frankreich) 15:29:26 Stunden, 2. Moncassin 1:13 Minuten zurück, 3. Sapronow (GUS), 4. Piziks (Lettland), 5. Culek (CSFR) alle gleiche Zeit.
LEICHTATHLETIK
GRAND-PRIX-MEETING in Brüssel, Männer, 100 m (0,2 m Rückenwind): 1. Adeniken (Nigeria) 10,12 Sekunden, 2. Christie (Großbritannien) 10,15, 3. Surin (Kanada) 10,22, 4. Mitchell (USA) 10,22, 5. Imoh (Nigeria) 10,28.
200 m: 1. Bates 20,13, 2. Drummond (beide USA) 20,43, 3. da Silva (Brasilien) 20,53.
800 m: 1. Tanui 1:45,05 Minuten, 2. Kiprotich (beide Kenia) 1:45,25, 3. Sharpe (Großbritannien) 1:45,32, 4. Benvenuti (Italien) 1:45,98, 5. Kibet (Kenia) 1:46,10, 6. McKean (Großbritannien) 1:46,57, 7. Gray (USA) 1:46,72.
1.500 m: 1. Kirochi (Kenia) 3:32,49 Minuten, 2. Cacho (Spanien) 3:32,98, 3. Spivey (USA) 3:33,04, 4. Kemei 3:33,18, 5. Birir 3:33,36, 6. Kibet (alle Kenia) 3:35,90, ... 11. Baumann (Leverkusen) 3:40,13.
5 000 m: 1. Kiptanui 13:00,93 Minuten (Jahres- Weltbestzeit/Landesrekord), 2. Ondieki 13:09,72, 3. Kiriu 13:21,17, 4. Bitok (alle Kenia) 13:23,61.
10.000 m: 1. Chelimo (Kenia) 27:31,73 Minuten, 2. Panetta (Italien) 27:45,46, 3. Machuka (Kenia) 27:57,68, 4. Silio (Argentinien) 27:59,11.
400 m Hürden: 1. Young (USA) 47,70 Sekunden, 2. Matete (Sambia) 48,09, 3. Graham (Jamaika) 48,18, 4. Diagana 48,76, 5. Caristan (beide Frankreich) 49,70.
3 000 m Hindernis: 1. Barkutwo 8:12,70 Minuten, 2. Sang 8:16,40, 3. Birir (alle Kenia) 8:16,48, 4. van Dijck (Belgien) 8:17,18.
Stabhochsprung: 1. Bubka 5,85 m, 2. Trandenkow , 3. Gataullin (alle GUS), 4. Volz (USA) alle 5,60.
Weitsprung: 1. Powell 8,57 m, 2. Laine 8,01 m, 3. Green 7,94 m, 4. Conley (alle USA) 7,87 m.
Kugelstoßen: 1. Günthör (Schweiz) 20,86 m, 2. Tafralis (USA) 20,61 m, 3. Klimenko (GUS) 19,97 m.
Hammerwerfen: 1. Nikulin 80,24 m, 2. Astapkowitsch (beide GUS) 79,52 m, 3. Deal (USA) 79,34 m, 4. Sedych (GUS) 77,60 m, 5. Tamm (Estland) 77,20 m, ... 8. Abduwaljew (GUS) 74,78 m.
Frauen, 100 m: 1. Ottey (Jamaika) 10,89, 2. Priwalowa (GUS) 10,95, 3. Devers 11,15, 4. Ashford (beide USA) 11,25, 5. Maltschugina (GUS) 11,31.
200 m: 1. Ottey (Jamaika) 22,00 Sekunden, 2. Priwalowa (GUS) 22,07, 3. Perec (Frankreich) 22,33, 4. Maltschugina (GUS) 22,48, 5. Jackson (Jamaika) 23,01, 6. Knoll (Dortmund) 23,06.
400 m: 1. Torrence (USA) 50,06 Sekunden, 2. Richards (Jamaika) 51,04, 3. Richardsen (Kanada) 51,05.
800 m: 1. Mutola (Mozambique) 2:00,46 Minuten, 2. van Langen (Niederlande) 2:00,52, 3. Gurina (GUS) 2:00,97, ... 5. Nurutdinowa (GUS) 2:0,19, ... 7. Boulmerka (Algerien) 2:01,85.
3 000 m: 1. O'Sullivan (Irland) 8:41,86 Minuten, 2. Meagher (Kanada) 8:43,71, 3. Murray (Großbritannien) 8:44,18, 4. Kiplagat (Kenia) 8:44,45, ... 14. Borgschulze (Dortmund) 8:59,80.
100 m Hürden (0,2 m Rückenwind): 1. Devers (USA) 12,64 Sekunden, 2. Freeman (Jamaika) 12,75, 3. Tolbert (USA) 12,84, 4. Baumann (Schweiz) 12,97.
400 m Hürden: 1. Ponomarjowa (GUS) 54,01, 2. Farmer-Patrick 54,73, 3. Vickers (beide USA) 54,65, 4. Ordina (GUS) 54,73, 5. Batten (USA) 55,83.
Hochsprung: 1. Kostadinowa (Bulgarien) 1,98 m, 2. Babakowa (GUS) 1,98 m, 3. Astafei (Rumänien) 1,92 m.
Weitsprung: 1. Drechsler (Jena) 7,16 m, 2. Joyner-Kersee (USA) 7,00 m, 3. Krawets (GUS) 6,83 m, 4. Ninowa (Österreich) 6,59 m.
Speer: 1. Schikolenko (GUS) 64,60 m, 2. Hattestad (Norwegen) 64,52 m, 3. Kostjutschenkowa (GUS) 62,62 m, 4. Renk (Halle) 62,28 m.
In Deutschland brennen wieder Feuer, Steine werden geworfen, lauthals tönt es: "Ausländer raus . . .!" Die Bilder aus Rostock, die uns und alle Welt in diesen Tagen erreichen, erzeugen Abscheu und Ekel (FR vom 25. 8. 1992 "Wieder Krawalle in Rostock"). Die Demokratie erleidet böse Verletzungen, und die Staatsgewalt zeigt sich geradezu machtlos gegenüber diesem Ausmaß an Gewalt, gegenüber Minderheiten. Viel mehr noch als die Taten der rechtsradikalen Gruppierungen ist das Verhalten der Zuschauenden zu verurteilen, die durch ihr Applaudieren zu Beteiligten wurden. Diese Pogromstimmung von Rostock ruft Erinnerungen an längst vergangene Zeiten wach, Angst geht um, nicht nur bei Ausländern und Asylbewerbern.
Ist Zeinap Saado schon vergessen, die vor nicht ganz einem Jahr in ihrem Kinderbett in Hünxe dem Brandanschlag jugendlicher Skinheads zum Opfer fiel? - Ihr Lächeln hat sie seitdem verloren. Der Körper des nun neunjährigen Mädchens, von Brandwunden und aufgequollenen Narben teilweise bis zur Unendlichkeit geschunden. Ob sie jemals von einem Mann geliebt wird?
Sind die Bilder von Hoyerswerda schon vergessen? Aufgerissene Straßenbeläge, die gegen das Asylbewerberheim flogen, deren Insassen zu lebenden Zielscheiben wurden? Oder haben die Regierenden hier falsch reagiert?
Die Urteile von Hünxe hätten im Sinne eines "Musterprozesses" sicher härter ausfallen müssen und bedürfen dringend einer Revision, die der Vater Zeinap ja bereits gefordert hat. Die Entscheidung, Hoyerswerda ausländer-frei zu halten, war sicher falsch, da ganz im Sinne der rechtsradikalen Gewalttäter. In Rostock dürfen all diese Fehler kein weiteres Mal gemacht werden.
Die ständige Diskussion um die Änderung des Grundgesetzes Art. 16, bis hin zur Ausnutzung dieses Themas als Politbarometer im Wahlkampf, hat die Situation sicher auch nicht entschärft. Doch angesichts der vielen Brennpunkte in der Welt bleibt Millionen von Menschen keine andere Überlebenschance, als zu flüchten. Hier gilt es, die Fluchtursachen zu bekämpfen und die Flüchtlinge zu schützen.
Gewalt kann uns weder hier noch an den anderen Brennpunkten der Welt helfen.Jürgen Wilp, Emsdetten
Deutschland im Sommer 1992: Flüchtlinge in Rostock werden über mehrere Tage hinweg von militanten Rechtsradikalen bedroht und angegriffen, müssen dabei um ihr Leben fürchten und fliehen schließlich aus ihrer Wohnstätte (FR vom 26. 8.1992 "Es hätte ein Kinderfest sein können. Es wurde ein Pogrom").
Hunderte sind es, die mit Pflastersteinen und anderen Wurfgeschossen das Wohnheim für Flüchtlinge in Rostock angreifen und es schließlich mit Brandsätzen anzünden.
Scheiben zerbersten, Wohnungseinrichtungen gehen in Flammen auf, vietnamesische Familien und einige Deutsche befinden sich in akuter Lebensgefahr - begleitet von rassistischen Parolen der Täter und der Mitläufer. Erinnerungen an die Reichskristallnacht und die Pogrome der Nazis drängen sich auf.
Schaulustige, es sind Tausende, wohnen dem Terror passiv und teilweise zustimmend bei. Politiker bekunden in zahlreichen Presseerklärungen ihr Entsetzen und Bedauern über die entfachte Gewalt, versprechen, bzw. fordern, daß die "Asylfrage" nun schnellstens gelöst werden müsse.
Manche von ihnen bringen Verständnis für jene rassistischen Angriffe auf.
Über die Ursachen von Haß und Gewalt, den bereits seit langer Zeit sichtbaren und anhaltenden sozialen Problemen in Deutschland, der hohen Arbeitslosigkeit (insbesondere in den neuen Bundesländern), den Versprechen und Erwartungen, die durch die Wiedervereinigung geweckt, jedoch nicht eingelöst wurden, spricht kein Politiker. Einzig kommt es zu gegenseitigen Schuldzuweisungen der verschiedenen politischen Lager und der einhelligen Auffassung, daß jenes "Asylproblem" nun umgehend gelöst werden müsse . . .
Deutschland im Sommer 1992 - wieder ein Anlaß, mich dafür zu schämen, daß ich Deutscher bin.
Hermann Theisen, Bad Münster am Stein
Das einzige, was wir aus der Geschichte gelernt haben ist, daß wir noch nie aus der Geschichte gelernt haben. Ein arabischer Historiker des Mittelalters hat das gesagt - und er hatte recht damit.
Wiederum glauben Politiker, sie könnten Radikale für ihre Ziele einsetzen und diese dann - gerade noch rechtzeitig - wieder abstoppen. Wiederum schauen viele Menschen zur Seite und trösten sich mit Erklärungen und Entschuldigungen und mit der Einschätzung, so schlimm sei es doch nun auch wieder nicht (FR vom 26. 8. 1992 "Es hätte ein Kinderfest sein können. Es wurde ein Pogrom").
Wiederum haben die Menschen, die schon viel früher vor der Eskalation der Gewalt warnten, Kassandras Schicksal zu tragen: keiner glaubte ihnen oder sah einen Handlungsbedarf.
Und wieder werden viele sagen, sie hätten doch am Anfang nicht wissen können, was alles noch daraus würde und überhaupt hätten sie das alles nicht gewußt. Wiederum sehen nur wenige die tödliche Bedrohung durch organisierte Gewalt: woher haben denn arbeitslose Jugendliche die zwei Camcorder, mit denen sie den Überfall auf eine Vietnamesin filmen. Wer bezahlte die Funksprechgeräte, wer organisierte die Anreise der Randalierer nach Rostock aus anderen Bundesländern, wer bezahlt die Mailbox- Gebühren?
Und wieso verändert die Existenz von RAF-Terroristen sogar die Rechtsprechung eines demokratischen Staates, die von Skins nur das Abendprogramm im Fernsehen? Vielleicht weil die Opfer keine prominenten Vertreter von Staat und Wirtschaft, sondern nur Flüchtlinge sind.
Wollen wir wieder "hineinschliddern", nichts sehen und nichts unternehmen und es der nächsten Generation überlassen, Reichskristallnacht und Rostock-Lichtenhagen nur durch ein Komma zu trennen?
Eva Verma, Frankfurt am Main
Ob unsere Politiker nun endlich handeln oder wie so oft nur Schuldzuweisungen zustande bringen, man darf gespannt sein (FR vom 25. 8. 1992 "Wieder Krawalle in Rostock"). Opfer wie immer die Schwachen der Gesellschaft, weil die dafür Verantwortlichen für den "frustrierten Bürger" leider nicht greifbar sind.
B. Wichmann, Schmitten/Ts.
Nicht genug damit, in einem Land zu leben, in dem vor 60 Jahren die Schwächen der Politiker die Ausschreitungen der Nazis begünstigten. Nicht genug damit, daß man sich des Bildes, das die Welt auch heute von den Deutschen noch hat, oftmals schämen muß. Diese Torheiten werden nur 60 Jahre später nochmals begangen. Minister und Ministerpräsidenten lächeln dazu in die Kamera, Vertreter einer Regierung, die von der "multikulturellen Gesellschaft" schwärmt - in der Hoffnung, am anderen Ende der Röhre auf das Lächeln eines Republikanerwählers aus der Provinz zu stoßen?
Man schämt sich, in einem Land zu leben, dessen Politiker offenbar eine Handvoll Wählerstimmen brüllender Gehirnamputierter höher schätzen als das Leben von hundertfünfzig Menschen. Wo waren diese machiavellistischen Schwächlinge in Rostock? Saßen sie zuhause vor ihren Fernsehern und staunten über das Feuerwerk?
Man schämt sich, in einem Land zu leben, dessen "innere Sicherheit" von offenbar verantwortungslosen Polizisten gewahrt werden soll (FR vom 25. 8. 1992 "Die Scherben werden weggekehrt, der Ruf ist nicht zu kitten"). Wo waren die Tausende von Polizisten, die bei Demonstrationen gegen AKWs, Startbahnen, Ausländerfeindlichkeit etc. mit einer Armee auffahren?
Man schämt sich, seine Staatsbürgerschaft mit kranken Menschen gemein zu haben, die aus Spaß Menschen anzünden. Als ob einer von Asylanten in seiner Existenz bedroht würde, als ob ein arbeitender Tamile weniger für unsere so wunderbare Volkswirtschaft täte als ein aufgrund seiner Unlust und seines Hasses arbeitsloser Rechtsradikaler.
Da entsetzt sich das ganze Land über die Grausamkeiten in Jugoslawien, über das Elend in Somalia und anderswo. Fünf Mark für das Spendenkonto und alles ist in Ordnung. Aber der Skinhead von gegenüber, der gestern ein Asylantenheim angezündet hat, ist ein braver Junge. Ist er besser als ein Waisenkinder erschießender Heckenschütze?
Auch die Medien belassen es bei resignativem Kopfschütteln oder insgeheimer Zustimmung zum Rechtsradikalismus. Ausländerfreundliche Worte gefährden wohl den Arbeitsplatz? Da fällt sowohl Regierung als auch Opposition nichts weiter ein, als beruhigend in die Glut zu pusten und sich dann über die auflodernden Flammen zu wundern.
Ich schäme mich meiner deutschen Ohnmacht.
Markus Bothe, Bensheim
Der Journalistenpreis des deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz ist den Filmautorinnen Marlene Apmann und Martina Zöllner für den "et zetera"-Beitrag "Denkmals Dämmerung", der in den dritten Programmen der ARD lief, verliehen worden. Der Film beschäftigt sich mit der Demontage der Lenins und Stalins in den neuen Bundesländern und mit dem gleichzeitigen Boom nationaler Weihestätten wie dem Hermannsdenkmal oder dem Kaiser Wilhelm auf dem Deutschen Eck in Koblenz. Einen weiteren Denkmalschutz-Preis erhielt Gisela Graichen für die ZDF-Kulturreihe "C 14 - Vorstoß in die Vergangenheit". FR
Peter Borchert ist ab 1. September neuer Leiter der WDR-Hauptabteilung Planung und Herstellung. Zu seinem neuen Aufgabengebiet gehören die Abteilungen Eigenproduktion, Ausstattung, Zentraldisposition und Produktionsplanung sowie die Bereiche Investitionsplanung Fernsehen und die Zentrale Dispostelle ARD/ZDF. FR
Die Ufa Film- und Fernseh GmbH hat vom Deutschen Tennis-Bund (DTB) die Fernseh-Übertragungsrechte für die Heim- und Auswärtsspiele der deutschen Mannschaften im Davis- und dem Federationscup ab 1995 bis ins Jahr 2000 erworben. Gleiches gilt auch für die German Open der Herren in Hamburg sowie der Damen in Berlin. Parallel dazu wird auch der Internationale Tennis-Verband (ITF) einen Vertrag mit der Ufa abschließen. dpa
Jeweils neun Prozent der Fernsehhaushalte haben ARD, ZDF und Sat 1 am 22. August mit ihren Sportsendungen erreicht. Nach den aktualisierten GfK-Zahlen sahen am vergangenen Samstag 3,3 Millionen Zuschauer die Sat 1-Fußballshow "ran". Die "Sportschau", die neuerdings in den Regionalprogrammen der ARD von 19.20 bis 19.55 Uhr gesendet wird, verzeichnete insgesamt 3,01 Millionen Zuschauer. Das "Sportstudio" des ZDF lockte 2,91 Millionen Personen vor den Bildschirm.
Schon einmal hat William Gibson Furore gemacht. Das war 1984, als sein Science-Fiction-Roman "Neuromancer" erschien. "Neuromancer" spielt in nicht allzuferner Zukunft in Städten, unbewohnbar wie der Mond, und unter Menschen, denen alle Regungen vergangen sind. Ihre Droge heißt Cyberspace. Sie setzen eine Bildschirmbrille auf, ziehen einen Datenhandschuh an und befinden sich in einer Art dreidimensionalem Video. Nur, daß sie sich im sogenannten virtuellen Raum dieses Videos frei bewegen und ihn sogar verändern können - wie in einer zweiten, nur eben computererzeugten Wirklichkeit.
Literarisch brachte diese Erfindung von Cyberspace wenig Neues - auf dem Papier hat es den übergangslosen Wechsel von einer Welt und Fiktionsstufe zur anderen immer schon gegeben; der "Kick" einer Wirklichkeitserfahrung der ganz anderen Art mochte sich beim Lesen nicht so recht einstellen.
Wohl aber im richtigen Leben. Das Buch eines technischen Laien gab hochspezialisierten Programmierern und Hardware-Produzenten einen Denkanstoß, der die Entwicklung der computergesteuerten Simulation rasant beschleunigte. Mittlerweile kann man in Japans Einkaufszentren virtuelle Küchen ausprobieren oder auf der Art Frankfurt von futuristischen Sesseln aus durch computergenerierte Welten schweifen - ganz zu schweigen von den wissenschaftlichen Folgen des Cyberspace-Konzepts z. B. in der Darstellung medizinischer Eingriffe.
Auch die neueste Idee von William Gibson hat etwas Genialisches, das sich nicht vorrangig in der literarischen Qualität dieses Autors manifestiert. Vor kurzem erschien in den USA sein Roman "Agrippa - A book of the Dead". Dieses "Toten"-Buch ist nur auf Computerdiskette erhältlich - und wäre so weit nicht der Rede wert. Raffinierterweise aber wird die autobiographisch gefärbte Erzählung nach einmaligem Lesen unwiderruflich von eben jenen Computerviren gelöscht, die der Grafiker Dennis Ashbaugh der Geschichte zur Illustration beigegeben hat. Sie mutieren und lassen das ganze Werk, Bit für Byte, in den virtuellen Un-Tiefen des Geräts abstürzen. Natürlich haben sich schon Scharen von Hackern gefunden, die das potentielle Kult-Programm retten wollen. Nicht ganz uneigennützig: die 500 Exemplare von "Agrippa" dürften mit ihrem Einzelpreis von 13 000 DM zu den teuersten Neuerscheinungen der Welt zählen. Künstliche Verknappung reizt eben die Neugier und heizt das Geschäft an. Gibson ist sich dieses Aspekts durchaus bewußt: er bezeichnet - nicht unironisch - die gesamte Aktion als "Untersuchung zum Thema Besitz von Informationen". Seinen Besitz wird sie fraglos mehren.
Geradezu rührend altmodisch mutet hingegen ein Nebengedanke an, den Gibson im Interview preisgab: Gerade die Flüchtigkeit dieses "Toten"-Buches werde beim Leser gespanntere Aufmerksamkeit erzeugen und es so herausheben aus der Masse der vielzuvielen. Bis vor kurzem haben Autoren noch gehofft, sich entweder durch Qualität oder hohe Auflagen Einmaligkeit zu sichern - ab heute entsteht die Aura des Exklusiven schon dadurch, daß ein Werk, nach dessen Kunstcharakter keiner fragt, nicht einfach nur technisch unreproduzierbar gemacht wird, sondern abstürzt in ein Nichts, wo nur noch die Legenden überleben.
RUTH FÜHNER
Was der Elbe-Kreis Graf Lambsdorff antwortet Sieben Thesen zur künftigen Politik der FDP im zusammenwachsenden Deutschland und im vereinten Europa
Der Kampf um die Freiheit ist die tragende Idee des Liberalismus. Die friedlichen Revolutionen in Mittel- und Osteuropa haben gezeigt, daß die Menschen nach einer politischen und wirtschaftlichen Ordnung streben, die frei ist von sozialistischer Verplanung und autoritärer Bevormundung. In dieer Entwicklung liegt eine historische Herausforderung für den Liberalismus als einer politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und humanen Werteordnung, zu der es keine brauchbare Alternative gibt. Die Zukunft des Liberalismus hängt davon ab, ob wir die Fragen der Menschen nach dem weiteren Weg beantworten können. In der Hauptsache ist dies die Frage nach der Gestaltung einer menschenwürdigen Gesellschaft.
Den Deutschen hat die neugewonnene Freiheit im Osten die staatliche Wiedervereinigung gebracht. Sie macht es notwendig, zwei Teile unseres Volkes zusammenzuführen, die sich in ihren gesellschaftlichen Erfahrungen Jahrzehnte auseinandergelebt haben. Das bietet zugleich die Chance zu einem neuen gemeinsamen Aufbruch. Diese Chance ist bisher noch nicht genutzt worden: Politische Entscheidungen laufen weiter in den Strukturen und Ritualen ab, die sich in der alten Bundesrepublik herausgebildet und verfestigt haben. Eine politische Bestandsaufnahme und Neubestimmung der Prioritäten in und für Deutschland ist bis heute nicht erfolgt. Die gerechte Verteilung der Lasten steht aus. Dabei geht es nicht um die "Kosten der Einheit", sondern um die Bewältigung der Folgelasten des 2. Weltkrieges und der kommunistischen Herrschaft.
In der alten Bundesrepublik verband sich Ideal und Erlebnis von Freiheit und Demokratie und der Erfahrung zunehmenden Wohlstandes. Soziale Konflikte wurden durch Umverteilung aus gesichertem Zuwachs gemindert. Was sich bereits vor der staatlichen Wiedervereinigung abzeichnete, wird mit dem Zusammenwachsen der Deutschen zu einem Staatsvolk offenkundig: Wachstum reicht nicht aus, um Besitzstände zu erweitern, den Aufbau in den neuen Bundesländern und sozialen Ausgleich in der gewohnten Weise zu finanzieren. Die Verpflichtung, den osteuropäischen Reformprozeß zu unterstützen und der sog. Dritten Welt Entwicklungshilfe zu geben, verschärft die Situation.
Verantwortungsbewußte liberale Politik stellt die Menschen in den alten Bundesländern darauf ein, daß die Probleme im Osten deutsche Probleme sind, sie unmittelbar betreffen und nur dann lösbar sein werden, wenn in Besitzstände eingegriffen wird. Die unvermeidlichen Schnitte sind sozial verträglich zu gestalten. Verantwortungsbewußte liberale Politik macht den Menschen in den neuen Bundesländern begreiflich, daß es hier zunächst darum geht, der sozialen Marktwirtschaft ein sicheres Fundament zu geben. Das wird viele Jahre brauchen. Die Herstellung der Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse wird Resultat eines historischen Prozesses sein.
Wir Liberalen haben die Pflicht, für den Aufbruch in das gemeinsame Deutschland Lösungen zu finden. Hierzu bedarf das Wechselverhältnis von Freiheit, Demokratie und sozialer Marktwirtschaft einer Überprüfung und politischer Neugestaltung. Dem dienen die nachfolgenden Thesen.
Wettbewerb und Leistungsbereitschaft bleiben die Grundvoraussetzungen für funktionierende Marktwirtschaft, die ihrerseits die Mittel für sozialen Ausgleich hervorbringt. Effektivität und Rentabilität des Wirtschaftens messen sich nicht allein an der Maximierung von Gewinn. Ungehemmter Egoismus schränkt die Freiheit aller zugunsten der Freiheit von Minderheiten ein. Freiheit von Not ist ein unverzichtbarer Bestandteil demokratischer Grundrechte. Andauernde Armut demütigt und zerstört den Menschen und gefährdet den Bestand der Demokratie. Die Zukunft der sozialen Marktwirtschaft hängt entscheidend davon ab, daß Freiheit und Gerechtigkeit ausnahmslos und überall realisiert werden können.
Unser politisches System muß stark und handlungsfähig sein, ordnungspolitische Abweichungen jederzeit korrigieren und Mißbrauch der Freiheit, gestützt auf wirtschaftliche Macht, verhindern. Staatliche Rahmenbedingungen sind auf ihre Wirksamkeit hin ständig zu überprüfen.
Es ist ein neuer Pakt mit den Gewerkschaften anzustreben, ohne den der Aufbau der alten Bundesrepublik nicht möglich gewesen wäre. Die akute Gefährdung der Umwelt zwingt liberale Politik zum Handeln. Umstellung auf ökologisch verträgliche Produkte und Verfahren, Reduzierung des Energieverbrauchs, neues Bauen und dergleichen mehr sind Aufgaben, die die soziale Markwirtschaft, gefördert von liberaler Politik, zu bewältigen hat. Wir Liberalen gehen davon aus, daß die soziale Marktwirtschaft auch ihre ökologische Leistungsfähigkeit beweisen wird.
Liberale Politik, die Wettbewerb sichert und Chancengleichheit anstrebt, die sozial verträglich und ökologisch orientiert ist, macht Front gegen Konzentration, Zentralisierung und techno-bürokratische Verwerfungen. Ein Gemeinwesen, das westlichen Wertvorstellungen verpflichtet ist, mißt sich daran, inwieweit es Sicherheit in Not, Alter und Krankheit gewährt. In einer Zeit, in der immer wenige Produzenten immer mehr und immer schneller produzieren, hat ein solches Gemeinwesen jedermann die Möglichkeit einer Erwerbstätigkeit zu bieten, auch wenn sie nicht in jedem Falle Kriterien klassischer Rentabilität erfüllen. Wo immer es geht, sind entsprechende Maßnahmen in den unternehmerischen Wettbewerb einzubeziehen. Das könnte durch degressiv verlaufende Lohnkostenzuschüsse gewährleistet werden.
Der Aufbau leistungsfähiger Wirtschaftsstrukturen in den neuen Bundesländern dauert länger und ist kostenaufwendiger als bisher angenommen. Um die Bürger in Deutschland in der Phase des Umbruchs und des Neuaufbaus zu motivieren und ihre Leistungsbereitschaft zu fördern, müssen ihre Lebensverhältnisse Schritt für Schritt denen im Westen spürbar angepaßt werden.
Das Programm "Aufschwung Ost" ist bis zur Jahrhundertwende beizubehalten und entsprechend neuen Erfordernissen zu modifizieren. Notwendige Transfers werden die westdeutsche Gesellschaft auf allen Ebenen belasten. Hierbei gilt das Prinzip: Je höher das Wohlstandsniveau, desto größer der Beitrag zum sozialen und wirtschaftlichen Ausgleich, ob im staatlichen, kommunalen oder individuellen Bereich.
Die Neuordnung des Länderfinanzausgleichs und die Einbeziehung der ostdeutschen Bundesländer ist unverzüglich in Angriff zu nehmen. Der Aufbau wettbewerbsfähiger Strukturen setzt die Menschen in den neuen Bundesländern einem nie dagewesenen Anpassungsdruck aus. Eine Vielzahl von leistungsfähigen und leistungswilligen Bürgern sieht sich aus den wirtschaftlichen Prozessen ausgegrenzt. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, ist der Aufbau wettbewerbsfähiger Strukturen in einer Übergangszeit durch arbeitsplatzerhaltende Subventionen zu begleiten.
Die Liberalen nehmen nicht hin, daß große Teile der mittleren und älteren Generationen im Osten nur noch die Perspektive dauernder Arbeitslosigkeit und drohender Altersarmut haben. Die Arbeitsmarktprogramme sind daher weiter zu führen. Die Arbeitsmarktpolitik hat Modelle zu entwickeln uudn umzusetzen, die - ohne den Strukturwandel zu verzögern - noch nicht rentablen Unternehmen Anschubfinanzierung ermöglichen, statt wie bisher Massenarbeitslosigkeit zu bezahlen. Investitionen, insbesondere Infratrukturmaßnahmen und Wohnungsbau, haben finanziell und im Verwaltungsvollzug Vorrang. Tarife und Lohnstrukturen sollten flexibel gestaltet und Anreize zur Mobilität der Arbeitnehmer gegeben werden.
Ohne Steuererhöhungen, z. B. der Mehrwertsteuer, werden die finanziellen Aufgabenstellungen, die sich aus der deutschen Einheit ergeben, nicht zu bewältigen sein, es sei denn, der Zusammenbruch öffentlicher Haushalte wird in Kauf genommen. Solidarische Beiträge aller Bürger können aber nur dann eingefordert werden, wenn im westlichen Teil Deutschlands Subventionen auf ein Minimum reduziert und Ausgaben der öffentlichen Haushalte zur weiteren Ausgestaltung der Kommunen jedenfalls vorübergehend erheblich eingeschränkt werden. Wir fordern die Förderung von Investitionen durch steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten in den neuen Bundesländern.These 3 - Wohnungen schaffen Lebensqualität
Auch die Probleme des Wohnungsmarktes können nur durch die Kräfte der Marktwirtschaft gelöst werden. Wo rein marktwirtschaftliche Instrumente nachweislich nicht ausgereicht haben, um soziale Verzerrungen - insbesondere in den städtischen Ballungsräumen zu vermeiden, werden die Liberalen neuen Ansätzen in der Wohnungspolitik Geltung verschaffen. Um die Baulandlücke zu füllen, sind die Gemeinden zu verpflichten, in angemessenem Verhältnis nach festem Richtwertschlüssel neben Gewerbeflächen auch Grundstücke für die Wohnungsnutzung auszuweisen. Unbebaute Grundstücke, die als Bauland ausgewiesen sind, werden nach angemessener Frist einer Bodenwertzuwachssteuer unterworfen.
Der Erwerb von Wohneigentum sollte nicht mehr durch steuerliche Freibeträge, sondern durch Festbeträge gefördert werden. Für Neubauwohnungen kann zusätzlich ein zeitlich begrenzter Schuldzinsenabzug vorgesehen werden. Weder ein Verbot, noch der Versuch faktischer Behinderung einer Umwandlung von Mietwohnungen in Eigentumswohnungen ist mit liberalen Prinzipien vereinbar. Zum Schutz der Mieter vor Spekulation ist ein dreijähriges ausschließliches Erwerbsrecht, gefolgt von einem zweijährigen Vorkaufsrecht vorzusehen. Die gesetzlichen Kündigungsfristen sind innerhalb dieses Zeitraumes zu beachten.
Neben Eigentumsförderung und Wohngeld als Subjektförderung ist auf absehbare Zeit der soziale Wohnungsbau als "dritte Säule" staatlicher Wohnungspolitik fortzuführen. Das dringend notwendige private Kapital ist weder in ausreichender Größenordnung, noch schnell genug angesichts des riesigen Wohnraumbedarfes zu mobilisieren. Die Fehlbelegungsabgaben im sozialen Wohnungsbau sind drastisch zu erhöhen, so daß mit linearer Steigung bis zu einer 100prozentigen Überschreitung der Einkommensgrenzen die Marktmiete erreicht wird.
Die Gleichberechtigung der Frau und ihre Gleichstellung im gesellschaftlichen Leben ist erst erreicht, wenn Frauen zu gleichen Bedingungen wie ihre männlichen Kollegen erwerbstätig sein können. Hierzu gehört ein Renten- und Steuersystem, das die Erwerbsfähigkeit fördert und nicht bestraft. Hierzu gehören familienentlastende Dienstleistungsangebote, wie z. B. Betreuungsplätze für Kinder in Kindergärten, ein ausreichendes schulisches Angebot, Bevorrechtigung bei der Wohnungsvergabe für junge Familien mit Kindern oder Alleinerziehende sowie ausreichende Angebote zur Bildung und Weiterbildung.
Liberale können nicht hinnehmen, daß die Strukturanpassung in den neuen Bundesländern und die Arbeitsmarktentwicklung insgesamt Frauen in das traditionelle Rollenbild zurückdrängen, in dem sie am Erwerbsleben nicht teilhaben. Die verheerenden Langzeitwirkungen für die Unabhängigkeit und das Selbstbewußtsein vieler Frauen erschweren nicht nur das Zusammenwachsen Deutschlands, sondern demontieren das Vertrauen in die Verwirklichung des liberalen Grundwertes auf Chancengleichheit.These 5 - Inländer in einer gemeinsamen Welt
In einer gemeinsamen Welt gibt es keine Ausländer, sondern nur Bewohner unterschiedlicher Regionen. Die Entwicklung mit weltumspannenden Umweltkatastrophen, wirtschaftlichen Abhängigkeiten und riesigen Wanderungsbewegungen zeigt, daß der Versuch der Abgrenzung durch Ausgrenzung zum Scheitern verurteilt ist.
Deshalb ist sozialer Ausgleich bei ständigem Wirtschaftswachstum nicht nur eine Aufgabe in nationalem Rahmen oder innerhalb der EG. Vielmehr sind Transferleistungen für Wirtschaftswachstum für politische und soziale Stabilität im Osten und im Südosten Europas und in den zurückgebliebenen Ländern der Dritten und Vierten Welt Ausdruck liberaler Vorstellung von Menschenwürde. Es sind zugleich Sicherheitsinvestitionen in eine gmeinsame Zukunft. Internationale Solidarität ist Teil unserer Verantwortung für die Freiheit und für den Frieden. Sie sichert unsere Zukunft. Sie vermeidet Zuzug, weil das Leben in der jeweiligen Heimat lebenswert bleibt.
Die Praxis ausufernden Asylbegehrens bedroht das Recht auf Zuflucht vor politischer Verfolgung. Geregelte Zuwanderung nach Deutschland und Europa schafft soziale Sicherheit und rechtliches Vertrauen auch auf seiten der Auswanderer und Aufnehmenden - Hand in Hand mit einer raschen Integration der Einwanderer bis hin zum Erwerb der Staatsbürgerschaft im Aufnahmeland. Deshalb setzen die Liberalen sich dafür ein, daß der Zuzug von Ausländern geregelt und kontingentiert wird, damit jenen, die sich rechtens aufhalten, ein menschenwürdiges Leben ermöglicht wird. Vorrangig bleibt jedoch, den Menschen zu einem Leben ohne Hunger und Unterdrückung in der angestammten Heimat zu verhelfen. Dies gilt auch für Deutschstämmige, die in die Bundesrepublik wollen.
Liberale haben den Rechtsstaat erkämpft. Für uns ist ein Staat unannehmbar, der willkürlich handelt, sind gerichtliche Entscheidungen inakzeptabel, die nicht nach Recht, sondern nach politischer Opportunität getroffen werden. In den vergangenen Jahren ist viel Vertrauen in den Staat und seine Organe sowie die in ihn handelnden Politiker verlorengegangen. Es besteht deshalb die Verpflichtung, für den "durchsichtigen" Staat zu sorgen, in dem der Gesetzesdschungel gelichtet ist, in dem der Bürger nicht der "Gnade" der Bürokratie und der Hilfe teurer Berater bedarf, um seine Rechte uneingeschränkt wahrnehmen zu können.
Die Anzahl von Genehmigungstatbeständen ist zu vermindern, die Dauer von Planungs- und Genehmigungsverfahren erheblich zu verkürzen. Lange Wartezeiten auch bei gerichtlichen Entscheidungen untergraben die Rechtssicherheit. Im Rechtsstaat muß jeder Bürger darauf vertrauen können, daß ihm Raum bleibt, in den der Staat nicht eindringt. Deshalb wird es den "großen Lauschangriff" mit Liberalen nicht geben.
Der Rechtsstaat der freiheitlichen Demokratie hat nicht über den Willkürstaat kommunistischer Herrschaft triumphiert, um im blinden Glauben an die Richtigkeit von Stasi-Akten unterzugehen. Die Unschuldsvermutung - als Kern auch der euroüäischen Menschenrechtskonvention - hat in diesem Zusammenhang im Zuge der Herstellung der Einheit ihre größte Bewährungsprobe. Damit nicht altes Unrecht durch neues Unrecht ersetzt wird, wollen wir Liberale in keinem Falle auf den Nachweis von Schuld verzichten.
Die Demokratie ist diejenige Staatsform, in der jeder seine Interessen - sowohl individuell als auch organisiert - artikulieren kann. Sie schließt niemanden aus. Jeder Bürger hat das Recht und die Chance zur demokratischen Mitarbeit. Maßstab ist allein die persönliche Achtung von Recht und Gesetz, keinesfalls "kollektive Verantwortung", die rechtlich nicht definiert ist.
Die Zukunft Deutschlands ist Teil der Zukunft Europas. Die Europäische Gemeinschaft der Zwölf ist zum Vorbild wirtschaftlicher und politischer Zusammenarbeit in ganz Europa geworden. Die Schaffung einer Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion ist folgerichtig der nächste Schritt nach Beginn des Europäischen Binnenmarktes 1993. Die Beschlüsse von Maastricht, mit denen die Europäische Zentralbank einen Status erhält, der dem der Deutschen Bundesbank entspricht, garantieren die Sicherheit und die Stabilität der gemeinsamen Währung.
Staatsverträge schaffen Grundlagen, aber nicht das demokratische Europa der Bürger. Dazu bedarf es einer europäischen Verfassung, eines wirklichen europäischen Parlaments und einer handlungsfähigen europäischen Exekutive. Sie sind Voraussetzungen für eine gemeinsame Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik, die der Verantwortung und den Aufgaben Europas angemessen ist.
Europa reicht weiter als EG und Europäischer Wirtschaftsraum. Gegenüber den Staaten in Ost- und Südosteuropa ist eine differenzierte Politik zu verwirklichen, die - ohne neue Barrieren zu errichten - den politischen und wirtschaftlichen Reformkurs solidarisch unterstützt und nationalen Konflikten entgegenwirkt, die die Erweiterung der Europäischen Gemeinschaft um diejenigen Staaten ermöglicht, die die erforderlichen Beitrittsvoraussetzungen erfüllen. Dies muß begleitet werden durch eine entschlossene Stärkung des KSZE-Instrumentariums, um Sicherheit, Stabilität und Wohlstand in einem großen europäischen Kooperationsraum der Zukunft zu schaffen.
Als folkloristischen Beitrag zu ihrem Touristikangebot wollen die Kanadier die Kochkünste ihrer Ureinwohner - Indianer, Inuit (Eskimos) und Metis - nutzen. Deren lange Zeit nicht opportune naturnahe Lebensweise erregt in der von Umweltproblemen geschüttelten Welt mehr und mehr Aufmerksamkeit. Neuestes Projekt ist die von zwei Nahrungsmittelfirmen ins Leben gerufene und vom Bundesamt für Fremdenverkehr und dem Bundesministerium für Arbeitsmarkt und Einwanderung unterstützte "Küche der Eingeborenen", mit der Kanada in diesem Jahr auch auf der Olympiade der Köche in Frankfurt vertreten sein wird.
Damit will man die kulinarischen Spezialitäten wie Lachs, wildwachsende Beeren, Elch- und Büffelfleisch, wilder Reis und ein "Bannock" genanntes Fladenbrot und die besonderen (chemiefreien) Zubereitungsmethoden bekanntmachen und den Ureinwohnern somit den Einstieg ins Gaststättengewerbe ermöglichen.
Zum Erfolg des Projekts sollen nicht nur die Teilnahme an der Olympiade, sondern auch ein Videoband und ein in nächster Zeit erscheinendes Kochbuch beitragen. Die kanadischen Touristiker erhoffen sich durch die Förderung von Kultur und Kochkunst der Ureinwohner, daß ihr Land bevorzugtes Reiseziel für umweltbewußte und naturliebende Urlauber wird. FR
RÖDERMARK. Die Untere Wasserbehörde des Kreises Offenbach hat dem Umlandverband Frankfurt (UVF) die wasserrechtliche Genehmigung für Grundwasserbohrungen auf dem Gelände der Rathwiesenschneise erteilt. Hiergegen hat die Stadt Widerspruch eingelegt. Dabei hat sie auf das anstehende Klageverfahren gegen die abfallrechtliche Anordnung des Regierungspräsidenten zugunsten des UVF verwiesen. Erster Stadtrat Alfons Maurer: "Rödermark wird weiterhin alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen, um den Bau einer Mülldeponie in der Rathwiesenschneise zu verhindern, da es den Standort als ungeeignet für ein solches Vorhaben einstuft." ttt
Kommunikation in Frankfurt (II): Verkaufte Seelen und der Reiz von Worten und Bildern Die Alt-68er
und das
Kapital
Auf der Frankfurter Kommunikationsszene kann man auch seine Seele verkaufen, und da kommen wahre Geschichten aus dem Leben heraus. Die vom Alt-68er, der weiland im Adorno-Oberseminar über die Verblendungszusammenhänge in der Kulturindustrie reflektierte und der heute seine Brötchen damit verdient, sich flotte Werbesprüche für Weißbier auszudenken. Oder von dem Sponti und Startbahnveteranen, der einst "Ami go home"-Parolen skandierte und nun über Marketingkonzepten für Jeans und Coca-Cola grübelt.
Doch war da nicht schon immer was? Gab's da nicht in den 70ern schon diese mitternächtlichen Bekenntnisse am Tresen im "Elfer", "Treffer" oder "Weinkontor", so etwa: "Du, die Werbung, die hat mich schon immer geschärft"?
Mike Krebs, 40 und in jungen Jahren "so etwas wie ein kulturorientierter Sponti", hat sich damals damit das Geld - "sehr schnell und viel" - für seine "elektronischen Spielzeuge" verdient. Er hat Video-Casting gemacht, "eine Art Fleischbeschau: Mögliche Darsteller für Werbespots wurden getestet, wie sie denn im Film rüberkamen"; er ging auf "Location"-Suche, hat in Westfalen Gutshöfe und -herren für Kornbrand-Reklame ausgedeutet. Und er drehte Musikclips mit den Schlagermädels Nena und Sandra. Mit der schnellen Mark kaufte Krebs "die Produktionsmittel, um professionell sendefähiges Material fertigen zu können".
Wenn man ihm damals aber prophezeit hätte - "Mike, das ist der Anfang einer großen Karriere: Du kriegst 1990 den Auftrag für den Imagefilm zum Konzernjubiläum ,100 Jahre Daimler-Benz'" - den hätte er ausgelacht.
Denn Mike Krebs hat nichtkommerzielle Sachen gemacht, und nur für die kaufte er sich Kameras, Schnittmaschinen und Monitore: Performances, Kunstvideos, ambitionierte Musikspots, Agitprop. Krebs wollte "verstören", "auf Teufel komm raus provozieren", "Spannung aufbauen", gegen "den ganzen Muff der bildenden Kunst" anwirbeln. Das New Yorker Museum of Modern Art hat Produktionen von ihm gekauft, er hat einen Kunstpreis in Locarno gewonnen und wurde 1983 für das "beste deutsche Musikvideo" ausgezeichnet.
"Richtig Kunst habe ich aber seit 1981 nicht mehr gemacht", sagt er und "weiß gar nicht, warum das so plötzlich gekommen ist." Seitdem dreht er nur noch Reklame: für Renault, Shell, Marlboro, Kaufhof und andere. Für einen Benzin- Spot hat er in Cannes 1989 einen "bronzenen Löwen" bekommen.
Mike Krebs ist einer von fünf Eigentümern des Firmenverbunds TVT/Cineteam in der Hamburger Allee 45, der auch fürs Fernsehen arbeitet. Hier wird neun Millionen Mark Jahresumsatz gemacht, und man hat einen computerisierten Gerätepark mit Tricktischen, Schnitt- und Effekt-Suiten gerade mal wieder für drei Millionen Mark modernisiert und nachgerüstet.
"Das ist schon eine Art von Prostitution. Ich habe meine Seele verkauft", bilanziert Krebs, tröstet sich aber damit, daß auch bei seinen Commercials "immer noch der Adrenalinstoß und das Herzblut dabei ist, das Optimum rauszuholen".
Was Neues anfangen? Wieder aussteigen und "Sachen nach Gusto machen"? Das hieße "wohl wieder Armut", und auch ansonsten glaubt Krebs nicht, daß das geht: "Ich bin mit der Branche verheiratet. Du haftest ja auch mit dem letzten Schnürsenkel fürs Geschäft."
Victor Steinbrück ist ausgestiegen. Sechs Jahre war der 40jährige Texter bei Top-Agenturen wie McCann-Erickson, Ogilvy & Mather, Saatchi & Saatchi. Er hat Sprüche für Puma und Bundesbahn gemacht und den Yoghurt-Slogan erfunden: "Irgendwann kriegen wir Sie!" Jetzt hat er einen Fahrradladen in Langen und versichert: "Das war der beste Entschluß meines Lebens." Leute aus der Werberzunft schütteln den Kopf.
Wie die Verlassenen auf Aussteiger reagieren, das kannte Steinbrück schon. Als er Jahre zuvor dem Journalismus ade sagte und auch kein Stadtmagazin mehr machen wollte (Steinbrück war erster Chefredakteur des "Auftritt"), verstanden ihn viele aus der Scene nicht. Daß Victor - ausgerechnet der! - als Juniortexter bei Ogilvy & Mather anfing, galt als Verrat: "Der hat sich ans Kapital verkauft."
Der so Geschmähte hatte indes deprimierende Erfahrungen und persönliche Enttäuschungen hinter sich. Er glaubt nicht mehr daran, "daß man als ehrlicher Journalist, der für die Wahrheit kämpft und vom Herzen her bei den Geknechteten und Entrechteten ist, durchs Leben kommen kann". Als Werbetexter - "ich bin durch Zufall dran geraten und habe mir gedacht: Probier' ich mal!" - kam er flott zu Kohle: "Wenn du schnell und solide arbeitest, kannst du ruckzuck ein paar Braune verdienen - und das auch noch mit spleenigen Ideen."
Lustgewinn kam dazu: "Hat mir höllisch Spaß gemacht - vor allem die sportive Herausforderung, hochgradig diszipliniert schreiben zu müssen. Du mußt ja in totaler Kürze bei vielen Vorgaben - Zielgruppe und so - einen Text hinkriegen, der Bewußtseinsinhalte anregen soll."
Der Spaß währte sechs Jahre, "dann war das nicht mehr meine Welt". Er fand es "ekelhaft, diese Mißgunst in der Branche, und die Neigung, sich fremde Federn an den Hut zu stecken". Besonders genervt hat ihn zuletzt auch das Gerede von Branchenkollegen ("einige kannte ich noch von früher von den Demos her"), die sich und ihm einzureden versuchten, daß das ja eine Form von zeitgenössischer Kunst mit eigenen ästhetisch-literarischen Qualitäten sei, was man da treibe. "Alles Quatsch! Du nutzt doch nur dein Talent, mit der deutschen Sprache umzugehen, um den Verkaufswert eines Produkts zu steigern." PETER HOLLE
Die nächste Folge der FR-Serie "Kommunikation in Frankfurt" ist einem Gebäudekomplex gewidmet, der Kommunikationswandel in den vergangenen zehn Jahren widerspiegelt. Die frühere Bauersche Gießerei an der Hamburger Allee 45 war in den 70er Jahren ein alternatives Zentrum geworden, das neben anderen Betrieben auch die Redaktion des "Pflasterstrand" beherbergte. Inzwischen ist das Areal von Firmen der Werbebranche beherrscht.
RODGAU. Zur Besichtigung der Alten Oper fährt die Rodgauer Frauengruppe "Frau aktuell" in Fahrgemeinschaften am Mittwoch, 9. September, um 13.45 Uhr vom Jügesheimer "Haus der Begegnung" aus nach Frankfurt. Dort ist ein anschließender Bummel zum Römer geplant. Anmeldungen bei Ulrike Schmitz, Telefon 31 10, sind bis Montag, 7. September, unbedingt erforderlich. ttt
Am vergangenen Freitag stieg fast zwölf Stunden lang ein "rauschendes Fest" bei SG-Manager Bodo Ströhmann, der sein 25jähriges Firmenjubiläum in Anwesenheit eines Großteils der bundesdeutschen Handball-Elite und der Geschäftswelt aus dem Rhein-Main-Gebiet feierte. Die ausgelassene Stimmung wurde nur durch zwei Meldungen aus dem Lager des deutschen Meisters und IHF- Europacupsiegers etwas gestört. Die Verletzung des finnischen Kapitäns Mikael Kaellman stellte sich nun als tiefer Muskelfaserriß heraus. "Hoffentlich reichen acht Tage Ruhigstellung wirklich aus. Solche Dinge sind oft hartnäckig", meinte Ströhmann.
Auf jeden Fall fehlte Kaellman im Freitagspiel beim Oberligisten Weilstätten und beim Schlecker-Cup in Ehingen (Donau). "Schade, denn das Turnier mit den ehemaligen Europacupsiegern und bundesdeutschen Spitzenvereinen wie dem letztjährigen Finalpartner Leutershausen hatte ich mir als Vorbereitungshöhepunkt angekreuzt. Ausgerechnet jetzt fehlt der zentrale Mann im Rückraum. Aber besser jetzt als zum Bundesligastart in Düsseldorf in drei Wochen", seufzte Trainer Heiner Brand.
Der Ex-Gumnmersbacher muß mit einem weiteren "Handikap" fertig werden. Sein Team muß als einziger Bundesligist neben Bayer Dormagen (im IHF- Cup gegen den israelischen Vertreter Hapoel Tivka) in der Europacup-Qualifikation antreten. "Wir sind noch bei den Landesmeistern als erstmaliger deutscher Meister ein unbeschriebenes Blatt. Deswegen wurden wir leider nicht gesetzt", ärgerte sich Ströhmann über die zusätzliche Belastung. Zwischen dem 21. und 27. September muß die SG zunächst beim österreichischen Meister UHK Vogel Pumpen Wien antreten. Das Rückspiel findet zwischen dem 28. September und dem 4. Oktober voraussichtlich in der Rüsselsheimer Walter-Köbel-Halle statt. "Die Teams aus unserem Nachbarland sind nicht nur bei den Frauen stärker geworden", zeigt Brand Respekt vor den Wiener Handballkünstlern, die auch beim starken Geschlecht in die Fußstapfen des erfolgreichen Frauen-Teams (mehrfacher Europacupsieger) treten wollen. "Wer weit kommen will, muß weit fliegen", nahm es Ströhmann mit Humor.
Wegen der Europacupspiele müssen die Treffen in Milbertshofen (ursprünglich 27. September, jetzt wahrscheinlich 30. September) und das erste Heimspiel in Rüsselsheim gegen Lemgo (vorgesehen 3. Oktober, jetzt voraussichtlich 7. Oktober) jeweils auf Mittwoch verschoben werden. Das bedeutet, daß auf Wallau vier englische Wochen zukommen. jo
Namen + Notizen
WERNER KRETSCHMANN - eines der dienstältesten Vorstandsmitglieder des Frankfurter Turnvereins 1860 - konnte dieser Tage seinen 60. Geburtstag feiern. Vor genau 25 Jahren verschlug es den gebürtigen Danziger nach Hessen, und dort widmet er sich seither unermüdlich seinem Lieblingssport: dem Tischtennis. Beim Frankfurter Turnverein übernahm er 1968 bereits das Amt des Oberturn- und Sportwarts. Heute ist er Pressewart und seit mittlerweile sieben Jahren Sprecher des Festauschusses. So ganz nebenbei leitete er zehn Jahre lang die Tischtennis- und acht Jahre lang die Tennisabteilung. Und an der grünen Platte lehrt Kretschmann noch heute viele Gegner das Fürchten. js
Tips · Termine · Ausstellungen
Kinos / Filme Seligenstadt. Turmpalast: Wayne's World (20.15 Uhr). - Turmstudio: Otto, der Liebesfilm (20 Uhr).
Rodgau-Jügesheim. Saalbau: AsF- Frauenfilmtag: Das Wunderkind Tate (20.15 Uhr). - Kronen-Lichtspiele: Vater der Braut (20.15 Uhr).
Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Keine Vorstellung.
Parteien / Parlamente Dietzenbach. CDU-Diskussion zur Landespolitik, 20 Uhr, Restaurant Pfeffermühle, Hexenberg.
Rödermark. SPD-Mitgliederversammlung, 20 Uhr, Halle Urberach.
Hainburg. Sitzung der Gemeindevertretung, 19.30 Uhr, Radsporthalle Klein- Krotzenburg.
Vereine / Organisationen Rodgau. Gemeinschaft der Ortsvereine Weiskirchen: Vollversammlung, 20 Uhr, im Feuerwehrheim Weiskirchen.
Verschiedenes Seligenstadt. Tanzabend für Senioren, ab 18 Uhr, im Riesen.
Ausstellungen Dietzenbach. Heimatmuseum, Darmstädter Straße 11: Geöffnet sonntags 10 bis 12 Uhr.
Galerie Wagner, Schäfergasse 16. Dauerausstellung: Malerei und Grafik - Sammlung zeitgenössischer Kunst, Montag bis Samstag (außer Mittwoch) von 10 bis 12 und 14 bis 18 Uhr.
Feuerwehrmuseum, Rathenaustraße 16: Feuerwehrgeschichte ab 1876, sonntags 10 bis 12 Uhr.
Rodgau. Rathaus Jügesheim, Hintergasse 15: Ikebana-Ausstellung von Maria Göb, zu den Rathaus-Öffnungszeiten.
Rödermark. Urberacher Töpfermuseum, Bachgasse 28: Traditionelles örtliches Kunsthandwerk, sonntags 10 bis 12 Uhr.
Sammelteller-Museum, Johann-Friedrich-Böttger-Straße 1: Ständige Ausstellung der Prozellan-Sammlung, sonntags bis freitags 10 bis 15 Uhr.
Stadtbücherei, Trinkbrunnenstraße 8: Bilder in Öl-Aquarellmischtechnik von Ingeborg Görmar, zu den Bücherei-Öffnungszeiten, bis 11. September.
Seligenstadt. Rathaus, Am Marktplatz: Kleinplastiken und Zeichnungen von Gotthelf Schlotter, zu den Rathaus-Öffnungszeiten, bis 6. September.
Kreismuseum der Heimatvertriebenen, Frankfurter Straße 13: Geöffnet samstags und sonntags 14 bis 18 Uhr.
Sparkasse, Frankfurter Str. 18: Dokumentation über die Freundschaft mit den Partnerstädten Triel und Wessem, Eröffnung heute 16.15 Uhr und während der Öffnungszeiten der Sparkasse.
Mühlgarten der Klosteranlage: Freiluftausstellung - Skulpturen von Gotthelf Schlotter, täglich 8 bis 19 Uhr, bis 6. September. Führungen in der früheren Benedektiner-Abtei, 10 bis 17 Uhr, zu jeder vollen Stunde (außer 12 Uhr).
Galerie im Keller, Uhlandstraße 14: Aquarelle, Ölbilder und Holzschnitte von Klaus Dittrich, zu den üblichen Öffnungszeiten. Dieburg. Kreis- und Stadtmuseum, Schloß Fechenbach, Eulengasse 7: geöffnet freitags und samstags 14 bis 17 Uhr, sonntags 10 bis 17 Uhr.
Schloß Lichtenberg im Fischbachtal: Alte Hüte - neuer Hut (bis 27. September); Sommergalerie: Bilder von Ekkehard R. Schlesinger, mittwochs und freitags 14 bis 17 Uhr, samstags, sonn- und feiertags 10 bis 17 Uhr, bis 30. Oktober.
Groß-Umstadt. Pfälzer Schloß geöffnet: Mittwoch 16 bis 18 Uhr, Samstag und Sonntag 11 bis 19 Uhr.
Museum Gruberhof; Regional- und Weinbaumuseum, Raibacher Tal 22: Göffnet sonntags 10 bis 18 Uhr.
Otzberg. Museum Otzberg, Spielzeugmuseum und Veste Otzberg: Holzspielzeug aus Jugoslawien und Sammlung zur Volkskunde in Hessen, mittwochs und samstags 14 und 17 Uhr, sonntags 10 bis 17 Uhr.
Odenwälder Kunstkabinett, Hanauer Gasse 3: Geöffnet mittwochs und samstags 15 bis 18 Uhr, sonntags 11 bis 18 Uhr. Beratungen / Offene Treffs Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Str. 43, Rufnummer 0 61 06 / 7 40 99.
Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 9 bis 12 Uhr, Treffen der Angehörigengruppe, 19 bis 21 Uhr, Dockendorffstraße 2, Ober- Roden, Tel. 0 60 74 / 9 40 11.
Verein für Erziehungs- und Familienfragen (VEF): Beratung, 13 bis 19 Uhr, Ober-Roden, Trinkbrunnenstr. 20, Rufnummer 0 60 74 / 9 67 59.
VEF-Kinder- und Jugendtelefon, Dirrektkontakt mit Frau Krüger-Degenhardt, 13 bis 14 Uhr, Tel. 0 60 74 / 91 12 67.
Kinderschutzbund: Beratungsstunden,16 bis 18 Uhr, Altes Rathaus Weiskirchen, Schillerstr. 27, Tel. 0 61 06 / 6 21 86.
Urberacher Frauentreff: Frauencafé, 10 Uhr; offener Treff, 20.30 Uhr, Borngasse 29.
Kleinkinderspielkreis (Krabbelalter bis drei Jahre) des Vereins für Erziehungs- und Familienfragen, ab 15 Uhr in der Halle Urberach, Telefon 0 60 74 / 9 67 59.
Dietzenbach. Pro Familia, Friedensstraße 38: Sprechstunde, 16 bis 19 Uhr, Termine unter 0 60 74 / 22 65.
Kinderschutzbund, Beratungen, 9 bis 12 und 15 bis 17 Uhr, City Center, Babenhäuser Str. 23-27, Tel. 0 60 74 / 4 37 96.
Seligenstadt. Psychologische Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche, Caritasverband Offenbach, Frankfurter Str. 33, Tel. 0 61 82 / 12 11.
Diabetiker-Selbsthilfe: Treffen, 20 Uhr, Alte Brauerei, Frankfurter Straße.
Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Ostkreis Offenbach, Telefon 0 61 06 / 1 33 60.
Frauenhaus des Kreises Darmstadt-Dieburg, Telefon 0 60 71 / 3 30 33.
(Ohne Gewähr)
Tips · Termine · Ausstellungen · Tips · Termine · Ausstellungen
Theater / Musik / Literatur Mörfelden-Walldorf. Erotische Texte von Frauen, vorgetragen von Gudrun Greb, 20 Uhr, Frauentreff im Goldenen Apfel. Kinos / Filme Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Otto, der Liebesfilm (20 Uhr). - Bambi: Stop, oder meine Mami schießt (20.30 Uhr).
Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Brennpunkt L.A. - Die Profis sind zurück (15, 17.30, 20.15 Uhr).
Rex II: American Shaolin (15, 17.45, 20.30 Uhr).
Cinema: Otto, der Liebesfilm (15.15, 18, 20.45 Uhr).
Nauheim. Ried-Casino: Otto, der Liebesfilm (19.45 Uhr); Die Liebenden von Pont-Neuf (21.45 Uhr). Vorträge / Kurse Rüsselsheim. Information und Diskussion: § 218 - Neue gesetzliche Regelung und die Auswirkung für Frauen, 20 Uhr, Pro Familia-Zentrum, Lahnstraße 30. Ausstellungen Mörfelden-Walldorf. Heimatmuseum Mörfelden, Langgasse 45: Geöffnet dienstags 15 bis 19 Uhr, sonntags 11 bis 16 Uhr.
Heimatmuseum Walldorf, Langstraße 96: Geöffnet dienstags 9 bis 12 Uhr und donnerstags 15 bis 18 Uhr, sowie jeden dritten Sonntag im Monat von 15 bis 18 Uhr.
Rüsselsheim. Stadtbücherei, Am Treff 5: Wanderausstellung der Naturfreunde: Erst stirbt der Seehund, dann der Mensch, zu den Bücherei-Öffnungszeiten, bis 4. September.
Museum in der Festung, Hauptmann- Scheuermann-Weg 4: Unser aller Dreck; Industrie, Sozial- und Kulturgeschichte, geöffnet dienstags bis freitags 9 bis 12.30 und 14.30 bis 17 Uhr, samstags und sonntags 10 bis 13 und 14 bis 17 Uhr.
Riedstadt. Hospitalkirche des Philippshospitals: Euthanasie in Hadamar - Die nationalsozialitische Vernichtungspolitik in hessischen Anstalten, Eröffnung heute 18.30 Uhr, geöffnet mittwochs 15 bis 16 Uhr, donnerstags 15 bis 20 Uhr, freitags und sonntags 15 bis 17 Uhr, samstags 13 bis 15 Uhr, bis 13. September.
Biebesheim. Heimatmuseum, Rheinstraße 44: Geöffnet sonntags von 10 bis 12 Uhr.
Nauheim. Heimatmuseum, Schulstraße 6: Geöffnet jeweils sonntags von 10 bis 12 und 14 bis 16 Uhr. Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Kamin-Club: Treffen der Frauengruppe "Allerlei Frau", 15.30 bis 18 Uhr; Sprechstunde, 18.30 bis 19.30 Uhr, Schillerstraße 16, Walldorf.
Verein der Kinder wegen: Treffen, 20 Uhr, im Frauentreff, Goldener Apfel.
Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe: Gruppentreffen 20 bis 22 Uhr, Steinweg 22 in Mörfelden.
Jugend- und Drogenberatung, 10 bis 19 Uhr, Hermannstr. 3, Mörfelden, Tel. 0 61 05 / 2 46 76.
Rentnergemeinschaft "Sonnenschein": Treffen, 15 bis 18 Uhr, SKG-Heim Walldorf.
Groß-Gerau. Kinderschutzbund: Beratung von 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Mainzer Str. 12, Tel. 0 61 52 / 8 24 24, psychologische Beratung: Tel. 0 61 52 / 4 02 89.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche: 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Adolf-Kolping-Str. 38, telefonisch erreichbar unter der Rufnummer 0 61 52 / 78 98.
Amtsärztlicher Dienst: Besuchszeit 7.30 bis 11.30 Uhr, im Kreisgesundheitsamt, Tel. 0 61 52 / 12-206.
Diakonisches Werk: Lebensberatung, von 9 bis 12 Uhr, Oppenheimer Straße 4, Telefon 0 61 52 / 78 35.
Kreisjugendamt: Sexualberatung, 8 bis 12 Uhr, Landratsamt.
Mütterberatung des Kreisgesundheitsamts, 13.30 bis 15.30 Uhr, Grundschule auf Esch.
Rüsselsheim. Caritas: Beratung für Suchtkranke, 8 bis 12 Uhr, Freiligrathstraße 10; Sprechstunden des Caritas-Verbandes in der Waldstr. 34, 9 bis 12 u. 15 bis 16.30 Uhr, und nach telefonischer Anmeldung (Tel. 0 61 42 / 6 21 09).
Pro Familia: Beratung 9 bis 15 Uhr, Lahnstraße 30, Telefon 0 61 42 / 1 21 42.
Verbraucherberatung, Marktstr. 29, 9 bis 13 und 14.30 bis 17.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.
Kreuzbund-Selbsthilfegruppe, 19.30 Uhr, Caritas, Freiligrathstraße 10 und in der Altentagesstätte St. Christophorus, Waldweg.
Raunheim. Wildwasser-Beratungsstelle: 10 bis 12 Uhr, im Frauentreff, Frankfurter Straße 13, Tel. 0 61 42 / 4 63 11.
Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Frauenhaus-Initiativen Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.
Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.
(Ohne Gewähr)
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Theater / Musik / Literatur Dreieich. Burgfestspiele: Carmina Burana/Fräulein Julie, 20 Uhr, Burggarten Dreieichenhain. Kinos / Filme Dreieich-Sprendlingen. Rex: Basic Instinct (20.30 Uhr). - Viktoria: Aufprall (20.30 Uhr).
Langen. Hollywood: Steinzeit Junior (20 Uhr). - Fantasia: Brennpunkt L.A. - Die Profis sind zurück (20 Uhr).
Neues UT-Kino: Sneak Preview (22.30 Uhr). Vorträge / Kurse Dreieich. Vortrag zum Hessischen Denkmaltag: Reparaturen am Fachwerkhaus, 20 Uhr, Burghofsaal Dreieichenhain.Parteien / Parlamente Dreieich. Sitzung des Ortsbeirats Götzenhain, 20 Uhr, Bürgertreff Götzenhain.
Egelsbach. Forum: Die Kreise Offenbach und Sömmerda - Partner im Gespräch, 19 Uhr, im Eigenheim-Saalbau. Vereine / Organisationen Dreieich. Deutsch-Amerikanische Begegnung: Clubabend, 19 Uhr, Falltorhaus Buschlag.
Langen. Turnverein 1862: Seniorenwanderung, 14.15 Uhr, ab Georg-Sehring-Halle. Veranstaltung der Friedensinitiative: Ungerechte Weltwirtschaftsordnung am Beispiel Tansania/BRD, 20 Uhr, im Grünen Gump. Verschiedenes Neu-Isenburg. Musikalischer Seniorennachmittag, 16 Uhr, Bansamühle. Ausstellungen Neu-Isenburg. Galerie Sinntrotz, Mainstraße 54: Bilderausstellung verschiedener Künstler, dienstags bis freitags 15 bis 19 Uhr, samstags 11 bis 15 Uhr, bis 11. September.
Stadtbücherei, Frankfurter Straße: Aktuelle Kinder- und Jugendbuch-Ausstellung zum Thema: Daheim in der Fremde, zu den Bücherei-Öffnungszeiten, bis 19. September.
Quartier IV, Luisenstraße 18: Bilder von Hannelore Jung und Elsa von Blanc, montags und mittwochs bis freitags, 14 bis 18 Uhr, bis 4. September.
Galerie im Hotel Kempinski, Gravenbruch: Monotypien und Ölbilder von Zdenêk Kindl, zu den üblichen Öffnungszeiten, bis 31. Oktober.
Zeppelinmuseum in Zeppelinheim, Kapitän-Lehmann-Straße 2: Öffnungszeiten: Freitag, Samstag und Sonntag, jeweils 9 bis 17 Uhr.
Dreieich. Dreieich-Museum, Dreieichenhain, Fahrgasse 52: Hexen ? Hexen ! sowie: Alte Musikinstrumente und Kupferstiche der Comedia dell' Arte, dienstags bis freitags 9 bis 12.30 und 14 bis 18 Uhr, samstags 14 bis 18 Uhr, sonntags 10.30 bis 12.30 und 14 bis 18 Uhr, beide Ausstellungen bis 20. September.
Langen. Altes Rathaus, Wilhelm- Leuschner-Platz: Geöffnet dienstags und mittwochs 17 bis 20 Uhr, sonntags 10 bis 12 und 15 bis 18 Uhr; Öffungszeiten gelten auch für das Museum für Zeitnössische Glasmalerei im Alten Rathaus.
Junge Rathaus-Galerie, Südliche Ringstraße 80: Kinder machen Kunst, werktags 8 bis 16 Uhr, bis 12. September.
Restaurant Merzenmühle im Langener Mühltal: Dauerausstellung mit Arbeiten des Langener Malers und Graphikers Eginhard Schick, zu den Restaurant-Öffnungszeiten. Egelsbach. Fahrzeug-Veteranen- Museum im Bahnhof: Deutsche Fahrräder und Motorräder der 50er und 60er Jahre, sonntags 10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr. Beratungen / Offene Treffs Neu-Isenburg. Jugendbüro, Frankfurter Straße 11: Beratung 12 bis 18 Uhr, Telefon 0 61 02 / 1 74 15.
Verein für ältere Bürger, Sprechstunde, 9 bis 13 Uhr, Ludwigstraße 75 - 79.
Arbeiterwohlfahrt: Mobiler sozialer Hilfsdienst, 8 bis 10 Uhr, Kronengasse, Telefon 3 37 77.
Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke": Beratung, 11.30 bis 12.30 Uhr; Gymnastik und Frühstück, 10 bis 12 Uhr, Löwengasse 8.
Mutter und Kind-Café, Bahnhofstr.143: Offener Treff für alle, 10 bis 11.30 Uhr, Telefon 88 40.
Sprechstunde von Pro Familia, 14.30 bis 16.30 Uhr, Ludwigstraße 75, Telefon 2 65 25.
Familienfürsorgerin Kreis Offenbach: Sprechstunden 14 bis 16 Uhr, für den Ostteil der Stadt ab Frankfurter Straße einschl. Gravenbruch, Haus der Sozialen Dienste, Ludwigstr. 75-79, Tel. 2 36 47.
Verein für Suchtgefährdeten- und Suchtkrankenhilfe, Beratung, 19 bis 22 Uhr, Friedrichstr. 43, Tel. 0 61 02 / 66 55.
Guttempler: Beratung und Gesprächstreff für Alkoholgefährdete und deren Angehörige, 19.30 Uhr, Hugenottenhalle, Raum II.
Diabetiker-Selbsthilfegruppe: Treffen, 19.30 Uhr, Quartier IV, Luisenstr.18.
Dreieich. Ehe- und Familienberatungsstelle der Caritas und des Diakonischen Werkes, 9 bis 12 Uhr, Robert-Bosch-Straße 28, Anmeldung 0 61 03 / 3 63 65.
Psychische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Sprendlingen, Eisenbahnstrasse 8, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Anmeldung erbeten (0 61 03 / 6 87 33).
Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF): Sprechtunden 9 bis 17 Uhr; Beratung von Zivildienstleistenden, 17 bis 19 Uhr, Robert-Bosch-Str. 26, Telefon 0 61 03 / 37 11 42, Fahrdienst: 37 11 49.
Jugend- und Drogenberatung des Wildhof, 10 bis 18 Uhr, Hauptstraße 32 - 36 (Hinterhaus), Sprendlingen, Tel. 6 49 47.
Paritätischer Wohlfahrtsverband, Sprendlingen: Beratung für Wohnungslose Menschen, 10 bis 13.30 Uhr, Frankfurter Straße 100, Tel. 0 61 03 / 6 93 29.
Baby-Treff für Babys ab vier Monaten und deren Eltern, 15 bis 16.30 Uhr, Christuskirchengemeinde in Sprendlingen, Fichtestraße 31.
Sprechstunde der Frauenbeauftragten, 16 bis 18 Uhr, Rathaus Sprendlingen, Zimmer 309, Tel. 601-242.
Langen. Arbeiterwohlfahrt: Sprechzeiten für "Essen auf Rädern" und "Mobiler Sozialer Hilfsdienst", 8 bis 14 Uhr; Beratungsstunden des Vorstands, 10 bis 12 Uhr, Wilhelm-Leuschner-Platz 5, Telefon 0 61 03 / 2 40 61.
Mütterzentrum, Zimmerstraße 3: Babystammtisch und Frühstückstreff, 9.30 bis 11.30 Uhr; Café Stiefmütterchen, 15 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 33 44.
Sprechstunde für Senioren, Arbeiterwohlfahrt, 10 bis 12 Uhr, altes Feuerwehrhaus. Kinderschutzbund, Fahrgasse 2, Beratung 14 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 12 11.
Laienhilfe: Gespräche mit Menschen mit seelischen Problemen von 15 bis 17.30 Uhr, Südliche Ringstraße 107.
Egelsbach. Mütterberatung, 14 bis 15 Uhr, Bürgerhaus. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Westkreis Offenbach: Telefon 0 61 03 / 5 18 84.
(Ohne Gewähr)
NORDWESTSTADT. Die katholische Familienbildungsstätte in der Nordweststadt bietet im September wieder eine Reihe neuer Kurse an. In dem Workshop "Selbstverteidigung für Frauen" sind noch einige Plätze frei. Ab dem 3. September können Frauen jeder Altersstufe donnerstags von 20 bis 21.30 Uhr in der Ginnheimer Gemeinde Sancta Familia, Am Hochwehr 11, Kampftechniken wie Ju-Jutsu, Aikido oder Karate erlernen.
"Mit 50 neue Impulse suchen, finden und leben!" heißt ein Gesprächskreis für Frauen. Seit drei Jahren treffen sich hier Frauen "in den Fünfzigern". Die Themenauswahl für die Diskussionen richtet sich nach dem Interesse der Gruppe. Die Frauen treffen sich ab 3. September donnerstags jeweils von 19 bis 21 Uhr im Gemeindehaus, Hammarskjöldring 75. Die Kursgebühr beträgt 44 Mark.
Daneben hat die Familienbildungsstätte mehrere Kurse für Kinder im Angebot: "Natur entdecken, erleben und schützen" können Kinder von acht bis zwölf Jahren in der Umweltgruppe der Familienbildungsstätte. Hier sollen gemeinsam die Geheimnisse der Natur entdeckt werden. Der Kurs beginnt am 1. September und umfaßt neun Nachmittage: jeweils dienstags von 16 bis 17.30 Uhr. Die Gebühr beträgt 18 Mark, zuzüglich fünf Mark Materialgeld.
Für Kinder ab vier Jahren bietet die Familienbildungsstätte ab 2. September "Rhythmisch-musische Erziehung" in der Heinrich-Kromer-Schule. Die Gebühr beläuft sich auf 30 Mark. Bei diesen drei Kursen sind noch Plätze frei.
"Träumen in der Mondschaukel" ist der Titel des autogenen Trainings mit Märchen für Kinder ab dem Vorschulalter (ab 21. September). Eine "Märchenstunde" für Jungen und Mädchen ab fünf Jahren beginnt am 23. September. Dazu gibt es noch einen Fotokurs sowie einige Malkurse für den Nachwuchs.
Auskunft gibt die Bildungsstätte in der Nordweststadt, Tituscorso 1, unter der Telefonnummer 57 09 19. ima / js
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Theater / Musik / Literatur Offenbach. Konzert und Gedenken am 53. Jahrestag des Kriegsausbruches, Breslauer Hochschulchor, 20 Uhr, Ev. Kirchengemeinde Lauterborn, Richard- Wagner-Straße 115. Kinos / Filme
Offenbach. Kino-Center: Gloria: Brennpunkt L.A. - Die Profis sind zurück (15, 17.30, 20.15 Uhr). - Palast: Otto, der Liebesfilm (15, 17.30, 20 Uhr). - Lux: Christopher Columbus - Der Entdecker (15.15, 17.45, 20.15 Uhr). - Rex: Steinzeit Junior (15.15, 17.45, 20 Uhr).
Broadway: Hook (15.15 Uhr); In einem fernen Land (17.30, 20 Uhr).
Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Otto, der Liebesfilm (20.15 Uhr). - Zeitlos: Wayne's World (19.45 Uhr). Parteien / Parlamente Mühlheim. SPD-Referat: Bedeutung von Flächennutzungsplänen und Bebauungsplänen für eine Stadt, 19.30 Uhr, Kolleg der Turngemeinde Lämmerspiel, Fritz-Erler-Straße.
Heusenstamm. SPD-Stammtisch, 20 Uhr, im Höfchen, Franz-Rau-Straße.
Obertshausen. Treffen der Jusos, 19.30 Uhr, im Rathaus. Vereine / Organisationen Offenbach. Deutsch-Französischer Stammtisch: Schulpartnerschaften in unserer Stadt, 20.15 Uhr, Seniorentreff Nordend, Pirazzi-/Ecke Bernardstraße.
Ausstellungen Offenbach. Klingspor-Museum, Herrnstraße 80: Ständige Ausstellung - Schriftgießerei Karl Klingspor und Sammlung Guggenheim, montags bis freitags 10 bis 17 Uhr, samstags und sonntags 10 bis 13 und 14 bis 17 Uhr.
Stadtmuseum, Parkstraße 60: Sonderausstellung: Skelette erzählen - Anthropologische Forschungen (bis 25. Oktober); Spielzeug-Ausstellung (bis auf weiteres); Dauerausstellungen: Offenbacher Fayencen sowie Alois Senefelder und die Notenfabrique André, geöffnet dienstags, donnerstags bis sonntags, 10 bis 17 Uhr, mittwochs 14 bis 20 Uhr.
Ledermuseum/Schuhmuseum, Frankfurter Straße 86: Geöffnet täglich 10 bis 17 Uhr.
Artothek, Kaiserstraße 99: Dauerausstellung regionaler Künstler; Bilderausleihe dienstags bis freitags 15 bis 19 Uhr, samstags 10 bis 14 Uhr.
Atelier unterm Dach, Kaiserstraße 40: Bilder des kurdischen Künstlers Nehroo Schauki, Dienstag und Donnerstag 15 bis 19 Uhr, Samstag 11 bis 14 Uhr, bis 15. September.
Galerie Rosenberg, Ludwigstraße 134: Heinrich Fischer - Retrospektive III, dienstags und mittwochs 13 bis 18.30 Uhr, donnerstags 13 bis 19.30 Uhr, freitags 13 bis 16 Uhr, bis 13. September.
Eingangsbereich des Ketteler-Krankenhauses, Lichtenplattenweg 85: Kunst der Kontinente - Im Mittelpunkt: Afrika, täglich 11 bis 17 Uhr, bis 3. September.
Mühlheim. Stadtmuseum, Marktstraße 2: Ansichten von Mühlheim von Michael Frankenthal und Marcus Graf, geöffnet mittwochs 14 bis 19 Uhr, sonntags 10 bis 16 Uhr, bis 11. September.
Heusenstamm. Galerie Rekus, Ludwigstraße 7: Aquarelle und Ölbilder von Astrid Mertin, montags und donnerstags 17 bis 20 Uhr, samstags 11 bis 15 Uhr, bis 5. September.
Atelier Seidel, Rembrücken, Friedhofstraße 1: Arbeiten auf und mit Papier von Kirsten Hammerström, Mittwoch 11 bis 19 Uhr, Freitag 14 bis 18 Uhr, bis 23. September. Heimatmuseum im historischen Torbau, Schloßstraße: Neuanordnung der Sammlungen und Vorstellung neuer Exponate, jeweils sonntags von 10 bis 12 Uhr. Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, 9 bis 16 Uhr, Herrnstraße 16, Telefon 0 69 / 81 17 11.
Bellavista, Kontaktladen und Drogenberatung, Berliner Straße 118: 14 bis 19 Uhr, Telefon 81 84 02.
Aids-Hilfe-Offenbach: Beratung, 16 bis 20 Uhr, Frankfurter Straße 48, Tel. 88 36 88.
Psychologische Beratungsstelle Stadt und Kreis Offenbach für Eltern, Kinder und Jugendliche, Geleitsstr. 94: 9 bis 17 Uhr, Termine nach Vereinbarung, Tel. 80 65 - 23 47 oder 24 90.
Psychologische Beratungsstelle der Caritas für Eltern, Kinder und Jugendliche, Termine nach Vereinbarung von 9 bis 17 Uhr, Kaiserstraße 69, Tel. 80 064 - 230 oder 231.
Pro Familia, Bahnhofstraße 35: Telefonische Terminvereinbarung, 13 bis 19 Uhr, Tel. 81 77 62; Notruf für vergewaltigte Frauen und mißbrauchte Mädchen, 16 bis 18 Uhr, Tel. 8 00 13 13.
Diakonisches Werk: Allgemeine Lebensberatung, 14 bis 18 Uhr, Wilhelmstraße 13, Tel. 22 81 500.
Sozialhilfeverein, Frankfurter Straße 57: Beratung und Information, 14 bis 16 Uhr, Tel. 800 12 99.
Mütterberatung in der Anne-Frank- Schule, 13.30 bis 15.30 Uhr, Eberhard-von- Rochow-Straße.
Selbsthilfegruppe für Alkohol- und Medikamentenabhängige, 19 bis 20.30 Uhr, Städtische Kliniken, Haus F, (Beschäftigungstherapie). RKB Solidarität: Fahrradselbsthilfewerkstatt, 14 bis 18 Uhr, Frankfurter Straße 63, HH.
PARA-Nicaragua-Verein: Treffen, 20 Uhr, Goethestraße 20.
DFG-VK: Kriegsdienstverweigerungs- und Zivildienst-Beratung, 18 Uhr, Zentrum III, Frankfurter Straße 63 (HH).
Rheuma-Liga, Beratung, Friedrichsring 2 (AOK-Haus), 10 bis 12 Uhr.
Beratung "Energieeinsparungsmöglichkeiten an Haus und Heizung", Rathaus, Berliner Straße 100, 15 bis 18 Uhr.
Beratung und Treff für Alkoholgefährdete, Guttempler-Orden, 20 Uhr, Paul-Gerhardt-Gemeinde, Lortzingstraße 10.
Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau, Telefon 80 65 -22 19.
Aktionsbündnis gegen Rassismus: Treffen, 19 Uhr, Frankfurter Str. 63 (Hinterhaus). Mühlheim. Beratung der Stadtwerke zum Energie- und Wassersparen, 13.30 bis 18 Uhr, im Rathaus, Tel. 0 61 08 / 60 19 53.
Heusenstamm. Psychologische Beratungsstelle für Familien, Erzieher und Jugendliche des Kreises Offenbach, Paulstr. 49, 9 bis 12 Uhr, 14 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 04 / 20 01.
(Ohne Gewähr)
WETTERAUKREIS/NIDDATAL. Mit einem Konzept zum Schutz der Brachvögel in der Wetterau beschäftigt sich die Arbeitsgemeinschaft "Naturschutz in der Wetterau" am Donnerstag, 3. September, ab 20 Uhr in der Umweltwerkstatt Wetterau in Assenheim. Nächster Punkt im Septemberprogramm der Umweltwerkstadt ist das Treffen der Kindergruppe am Dienstag, 8. September, um 15 Uhr. Geplant ist ein Ausflug in die heimischen Streuobstwiesen, bei dem Äpfel gelesen und bestimmt werden sollen.
Vom 11. bis 14. September besucht das Umweltmobil der Naturschutzeinrichtung verschiedene Schulen in Friedberg und Bad Nauheim und informiert über die "müllfreie Schule" und was sich im Klassenzimmer für die Natur tun läßt.
Was am Waldrand und auf der Waldwiese wächst und blüht, ist vom 14. bis 30. September in der Synagoge in Assenheim zu sehen. Wer die Ausstellung besichtigen möchte, sollte vorher mit der Umweltwerkstatt einen Termin vereinbaren.
Dienstag, 22. September, ist wieder dem Nachwuchs vorbehalten. Ab 15 Uhr wollen die jungen Umweltschützer ihren Stand für das Kelterfest im Oktober vorbereiten. Wie es um den Radwegeplan Niddatal und einen Pflegeplan für die Streuobstwiesen der Gemeinde bestellt ist, will die Naturschutzgruppe am Donnerstag, 24. September, wissen. Sie trifft sich um 20 Uhr.
Gemeinsam mit Greenpeace Gießen ist für Freitag, 25. September, um 20 Uhr im Literaturcafé Friedberg ein Vortrag zum Team "Neues vom Treibhaus und Ozonloch" geplant.
Den Abschluß des Septemberprogramms macht das Monatstreffen der Naturschutzjugend Wetterau am Samstag, 26. September, um 14 Uhr. Interessierte Jugendliche sind herzlich willkommen. Weitere Informationen gibt es unter der Rufnummer 0 60 34/61 19. cor
BERKERSHEIM. Dressurprüfungen und Sprintwettbewerbe, Jugendwettkämpfe und Paarvorführungen mit ausgefallenen Kostümen: Das Reitturnier des Reit- und Fahrvereins "Niddertal" in Berkersheim verspricht wieder ein buntes Spektakel zu werden.
Von Freitag, 4. September, bis Sonntag, 6. September, wird das Reitgelände an der Nidda zum Wallfahrtsort für Pferdefreunde werden.
In 21 Prüfungen werden 400 Pferde an den Start gehen. Bewertet werden in der Halle die Dressurklassen A, E und M, auf dem Springplatz stehen dagegen Materialprüfungen, Stilspringen, die Springpferdeprüfung der Klasse A sowie verschiedene Springwettbewerbe auf dem Programm. Der Eintritt zu dem Turnier ist wie immer kostenlos.
Telefonische Meldungen für die Prüfungen 4 und 2 a sind nur am heutigen Donnerstag, 3. September, zwischen 19 und 21 Uhr, bei Claudia Kasprzyk, Telefon 5 48 69 36, möglich. js
BAD NAUHEIM. Praktische Ernährungstips bietet jetzt ein Kursus des Bad Nauheimer Naturheilvereins solchen Menschen, die wegen Allergien, Rheuma, Gelenkerkrankungen oder aus Überzeugung keine tierische Eiweiße essen dürfen oder wollen.
Der Kursus beginnt am Donnerstag, 3. September, in der Küche der Stadtschule an der Wilhelmsschule.
Dort treffen sich die Teilnehmer auch an den darauffolgenden vier Donnerstagen.
Anmelden kann man sich bei der Kursusleiterin Gabriele Huesmann, Telefonnummer 0 60 31 / 6 22 76). str
BAD VILBEL. Die Dortelweiler Zeltkerb bietet vom 12. bis 14. September den Besuchern besonders viel Musik und Tanz. Das Programm beginnt am Samstag um 15 Uhr auf dem Festplatz am Sportgelände mit dem Einholen und Aufstellen des Kerbebaums unter Mitwirkung des Spielmanns- und Fanfarenzuges der Freiwilligen Feuerwehr Dortelweil. Ab 19 Uhr werden 16 original Maintal Musikanten aus Bayern zum Tanz aufspielen. Am Sonntag bietet sich den Besuchern um 10.30 Uhr ein einstündiger Zeltgottesdienst, gefolgt von einem Frühschoppen mit der Kolping-Kapelle. Die fünfte US-Corps Army Band wird ab 15 Uhr ein Konzert geben.
"Chorus" spielt dann ab 18 Uhr zum Kerbetanz auf, und ab 20.30 Uhr werden die Kerbeburschen und die Tanzgruppen des KSG und SC Dortelweil ein buntes Programm zum besten geben. Der Montag startet erneut mit einem Frühschoppen um 11 Uhr, musikalisch begleitet von Karl Schnepf. Unter Anleitung werden die Seniorinnen ab 13 Uhr tanzen. Ein Kinderfest beginnt um 14.30 Uhr, und vor der großen Abschlußtombola um 21.30 Uhr wird "Chorus" erneut spielen. ub
WIESBADEN. Wenn die ersten Herbstnebel übers Land kriechen, ist es wieder Zeit für einen Museumsbesuch. Das Museum in der Friedrich-Ebert-Allee 2 hat jetzt sein Herbstprogramm vorgestellt, das interessante Ausstellungen verspricht. Den Anfang machen vom 27. September bis zum 29. November Fotoarbeiten von Margherita Krischanitz, Balthasar Burckhardt, Hannah Villiger und Thomas Ruff. Die vier Künstler richten ihren Blick durch das Objektiv auf Bauten des Schweizer Architektenteams Jacques Herzog und Pierre de Meuron.
70 Werke der erst 1988 wieder aus Dresden zurückgekehrten Bilder der "Wiesbadener Gemäldegalerie" sind zwischen dem 11. Oktober und dem 7. Februar 1993 zu sehen. Sie wurden 1944 "zu ihrem Schutz" ausgelagert und befanden sich seitdem in der ehemaligen DDR.
Die Partnerstadt Görlitz können Besucher vom 18. Oktober an in Fotografien von Jörg Schöner kennenlernen. Schöner lebt in Dresden und hat Anfang der 80er Jahre eine präzise fotografische Bestandsaufnahme des historischen Stadtkerns in Görlitz begonnen.
Die vierte Ausstellung zeigt vom 13. Dezember bis zum 7. Februar die abstrakt erscheinenden Werke der Kölner Malerin Mechtild Frisch, die zwischen Malerei und Plastik angesiedelt sind.
Parallel zu den Ausstellungen sind in den Räumen der Kunstsammlung Gemälde von Alexej von Jawlensky und aus der Sammlung Hanna Bekker vom Rath zu sehen. kug
REBSTOCK. Wer immer schon mal auf einem richtigen Elefanten reiten wollte und stets die Gelegenheit versäumt hat, kann es nun endlich nachholen: Denn das "tierische Vergnügen" bietet das Autohaus Thomae, Am Römerhof 21, am kommenden Wochenende, Samstag und Sonntag, 5., und 6. September, an
Zwei Tage lang serviert der Fahrzeughändler am Rebstock seinen großen und kleinen Gästen ein sapnnendes und kurioses Programm:
Ein kleiner Zoo wird auf das Gelände im Frankfurter Westen aufgebaut. Auch Clowns wollen kommen. Und eine Torwand wird aufgestellt.
Aber auch das Geschäftliche wird selbstverständlich nicht zu kurz kommen: Für Gäste mit Führerschein besteht die Möglichkeit, verschiedene Toyota-Modelle probezufahren. js
GOLDSTEIN. Am Samstag, 5. September, ist es wieder soweit: Der Kleingärtnerverein "Westend" öffnet seine Anlage in Goldstein für die Öffentlichkeit, um sein traditionelles Sommerfest zu feiern. Einen Tag lang wird es auf dem Festplatz "Zur Frankenfurt" (erreichbar über die Haltestellen Tannenweg und Tränkweg der Buslinie 70) rundgehen. Und vermutlich werden, wie gehabt, nicht nur Gäste aus Goldstein zu den Westendlern pilgern - denn die Fete hat sich inzwischen über die Siedlungsgrenzen hinaus herumgesprochen.
Den Anfang des Sommerfestes macht bereits um 10 Uhr ein großer Flohmarkt: An zahlreichen Ständen werden Trödel und Handwerkskunst, Bücher, Briefmarken und Münzen locken. Gleichzeitig bauen die Kleingärtner einige mobile Tresen auf, um dort Eintopf, Gegrilltes, Kaffee und Bier vom Faß feilzubieten.
Um 16 Uhr geht's dann weiter mit dem Sachsenhäuser Fanfarencorps, das um 18 Uhr von der "Schwarzbach-Combo" abgelöst werden wird. Gefeiert wird auch bei Regen - denn in Goldstein sind genügend überdachte Sitzplätze vorhanden. js
EGELSBACH. 1994 wird das Empfangsgebäude des Bahnhofs in Egelsbach abgerissen. Da führt kein Weg dran vorbei. Dann nämlich beginnt die Deutsche Bundesbahn mit dem S-Bahn-Bau auf der Strecke Frankfurt-Darmstadt. Ob die Egelsbacher sich dann für immer von ihrem eigentlich denkmalgeschützten Bahnhof verabschieden oder nur auf seine Existenz in unmittelbarer Nähe verzichten müssen, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Unter anderem davon, ob Dr. Uwe Breitmeier, der Leiter des Eisenbahnmuseums in Darmstadt-Kranichstein, genug Geld zusammenkriegt. Breitmeier möchte nämlich das alte Haus in Kranichstein auf dem Gelände des Eisenbahnmuseums originalgetreu wiederaufbauen.
Am Wohlwollen aller beteiligten Institutionen jedenfalls soll das ehrgeizige Projekt nicht scheitern. Schon während der Anhörungs- und Erörterungsphase zum Planfeststellungsbeschluß für den S-Bahn-Bau wurde diese Überlegung diskutiert, ist aus dem Regierungspräsidium in Darmstadt zu hören. Die Deutsche Landrat zeigt Wohlwollen Bundesbahn erklärte sich damals einverstanden, die für den Abriß bereitgestellten Mittel für eine Versetzung des denkmalgeschützten Gebäudes zur Verfügung zu stellen. Egelsbachs Bürgermeister Heinz Eyßen ist "ganz begeistert" von Breitmeiers Vorhaben. Auch Landrat Josef Lach sieht dem Projekt wohlwollend entgegen. Das ist einem Schreiben des Landrats an Breitmeier vom Juni dieses Jahres zu entnehmen. Die Integration und Rettung des Gebäudes begrüßt der Landrat darin. Außerdem hofft er, daß mit einer solchen Maßnahme das Bewußtsein für Landes-, Bau- und Technikgeschichte bei den Bürgern/innen gefördert wird. Eine mögliche finanzielle Beteiligung des Kreises weist Lach wegen der schwierigen Haushaltslage im Kreis allerdings weit von sich. Allerdings will er sich bei Land und Bundesbahn für Breitmeiers Vorhaben einsetzen. Ob ein Umzug wohl auch bei den Egelsbachern/innen gut ankäme? Dort hatte nicht nur der Geschichtsverein aufgeschrien, als er vom bevorstehenden Abriß des schönen alten Gebäudes hörte, in dem schon Zar und Kaiser logierten. Und schließlich hatten Mitglieder des Vereins im März vergangenen Jahres eine Umsetzung des Hauses für "nicht erstrebenswert" gehalten.
Das große Wohlwollen, das Breitmeier von den meisten Seiten jedoch entgegenschlägt, ist auch auf das gelungene Konzept des Eisenbahnmuseums zurückzuführen, das seinen Besuchern die "Erfahrung" des Eisenbahnfahrens im 19. Jahrhundert ermöglicht. Damit hat das vor 20 Jahren eröffnete Museum die in den 80er Jahren allerorten so schick gewordenen Erlebnis-Ausstellungen vorweggenommen.
Das Museum in der Steinstraße 7 in Darmstadt-Kranichstein ist ein "lebendiges" Museum, sagt Breitmeier, das nicht das Aufbewahren und Zurschaustellen toter Gegenstände zum Ziel hat, sondern die Eisenbahntechnik der Vergangenheit "im Betrieb!" präsentiert und so anschaulich vermittelt.
Um das zu ermöglichen, wurde das 1898 erbaute Bahnbetriebswerk Kranichstein der preußisch-hessischen Staatsbahn als komplette Anlage wieder in Betrieb genommen. Eine Fahrzeugsammlung, die einen Querschnitt der Eisenbahntechnik bis in die Gegenwart vermittelt, ist dort zu bewundern. Sogar eine Dampfbahnfahrt im historischen Zug können die Besucher/innen in Kranichstein mitmachen. Dazu wurde die stillgelegte Eisenbahnstrecke zum Bessunger Forsthaus wieder reaktiviert und im alten Stil wiederbelebt. Bahnübergänge mit Handkurbelschranken und Läutwerken sind dort ebenso zu sehen wie mechanische Signale und historische Bahnsteigsperren.
Schon bevor der bevorstehende Abriß des Bahnhofs Egelsbach bekanntwurde, plante Breitmeier für Kranichstein einen Bahnhof-Neubau im Stil des 19. Jahrhunderts. Die "Translozierung" genannte Umsetzung des originalen Egelsbacher Bahnhofs ziehen die Kranichsteiner allerdings einem Neubau bei weitem vor. Zumal man so das denkmalgeschützte Gebäude retten kann. Ob's wahr wird, hängt, wie es aussieht, vor allem von den Finanzen und vom architektonisch Machbaren ab.
Breitmeier wartet derzeit noch auf die Originalpläne des Gebäudes. Wenn diese vorliegen, kann der Architekt entscheiden, ob es möglich ist, den Bau zu versetzen.Steak oder Salat vor dem Wettkampf?
FRIEDBERG. Haben Sportlerinnen und Sportler andere Ernährungsbedürfnisse als "Nicht-Sportler"? Unter dieser Fragestellung bietet die Kreisvolkshochschule einen Wochenendkurs von Samstag, 26. September, bis Sonntag, 27. September, jeweils ab 10 Uhr an. In der Gesamtschule in Friedberg soll über spezielle Nahrungsbedürfnisse bei verschiedenen Sportarten gesprochen werden. Der Kurs kostet 35 Mark. Interessierte sollen sich bis zum 14. September bei der Kreisvolkshochschule, Tel. 0 60 42/8 85 19 21 99 melden. ub
HANAU. Er versteht sich nicht als Zensurgremium, sondern als Institution, die Empfehlungen ausspricht. Daß diese berücksichtigt werden, kann der Stadtgestaltungsbeirat nicht erzwingen.
In der vergangenen Woche gab sich der seit zwei Jahren existierende Kreis von Vertretern verschiedener Interessengruppen eine Satzung.
Um seinen "Handlungsrahmen zu formulieren", wie es Baudezernent Jürgen Dressler in einem Gespräch mit der Presse formulierte.
Nach wie vor führt er die Geschäfte des Beirats.
Den Vorsitz gab er ab. Diese Aufgabe übernimmt nun der Architekt Rainer Krebs.
Einmal monatlich trifft sich der 13köpfige Beirat, der sich aus renommierten Hanauer Architekten, Vertretern des Naturschutzes, des Denkmalschutzes, der Heimatpflege, der Kultur sowie Verkehrsplanung zusammensetzt.
Mitspracherecht besitzen darin Mitglieder der im Stadtparlament vertretenden Fraktionen. Dies macht die Entscheidungsfindung durchsichtig, die Politiker könnten sich in die Thematik früh einarbeiten, bevor sie darüber zu entscheiden haben, erläutert Dressler.
Außerdem versteht er die Parlamentarier als Kontrollorgane wie auch die Interessenvertreter der verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen.
Möglichst früh an der Beratung über für das Stadtbild relevante Bauvorhaben teilzunehmen, lautet das erklärte Ziel des Gremiums. Es will keine Lösungen anbieten, sondern "Anregungen", erläutert Krebs. Bereits im Anfangsstadium der Planungen für das Nicolaygelände sprach der Beirat beispielweise eine Grundsatzempfehlung aus.
Auch bei den Detailplanungen will er ein Wörtchen mitreden.
Großvorhaben wie die Ansiedlung von Ikea werden in der Zukunft auf der Tagesordnung stehen.
Aktuell arbeitet die Gruppe derzeit an "grundsätzlichen Eckpunkten", so Krebs, für die Ideenwettbewerbe Kanaltorplatz und Hauptbahnhofplatz.
Vor den Beratungen über die konkrete Auslobung wird sie sich jedoch zurückziehen. Weil dies bei den Architekten zu Interessenkollisionen führen könnte.
Auch beruflich profitieren er und seine Kollegen von der ehrenamtlichen Tätigkeit, sagte der neue Vorsitzende: "Wenn wir mit Leuten vom Geschichtsverein, aus dem Kulturleben oder mit Landschaftplanern diskutieren, schauen wir ja über den Tellerrand hinaus." jur
BAHNHOF. Seit mehr als sieben Jahren residiert die August-Henze-Schule inzwischen im Bahnhofsviertel. Sprachbehinderte Schüler aus ganz Frankfurt pendeln jeden Morgen in die Lehranstalt an der Gutleutstraße - im Stadtteil selbst aber haben bisher die wenigsten von der Schule Notiz genommen. Das soll sich nun endlich ändern: Mit einem großen Fest will die Henze-Schule am Samstag, 5. September, einen Schritt aus ihrer "splendid isolation" heraus unternehmen.
Ab 14 Uhr werden zahlreiche kulturelle und gesellige Programmpunkte in die Gutleutstraße 28 locken: So können die jungen Gäste bei einem Hindernislauf mitmachen, Buttons herstellen oder Stofftaschen bedrucken. Dazu gibt es Wurfbuden, einen "Friesendreikampf", Simultanschach und einiges mehr.
Einzelne Klassen der Henze-Schule präsentieren Theater- und Tanzvorführungen, eine "Mini-Playback-Show" wirdes geben sowie eine Disco und eine große Tombola. Hauptpreis: Eine Flugreise für zwei Personen nach London. js
Auch der Westen braucht seine Perestroika Vom Gewaltverzicht zum Prozeß der Demokratisierung / Variationen zur Neuen Weltordnung von Ernst-Otto Czempiel
Mangelndes "Fingerspitzengefühl" sieht die CDU, die Grünen meinen, ein Stadtrat sollte seine Wohnung generell auf dem "freien Markt" suchen. Aber für die SPD hat sich Sozialdezernent Martin Berg "wie jeder normale Mieter verhalten": Die Unterstellungen sollten einen integeren und lauteren Mann diskreditieren. Der Umzug des Stadtrats beschäftigte jetzt die Römerparteien.
Der für das Wohnungswesen zuständige Sozialdezernent Berg wird in wenigen Tagen in ein preiswertes Reihenhaus der städtischen Aktienbaugesellschaft für kleine Wohnungen (ABG) in der Römerstadt ziehen. Das Haus hatte sein Sohn nach fünf Jahren auf der Warteliste der ABG zugeteilt bekommen und mit seinem Vater getauscht.
Mit Hinweis auf die "vergleichsweise lange Wartezeit" des Sohnes weist das Sozialdezernat alle Vorhaltungen zurück, "Martin Berg habe sich aufgrund seiner Verbindung zur ABG an anderen Wohnungssuchenden vorbei ein preiswertes Haus verschafft." Der Wohnungsdezernent sitzt kraft Amtes auch im Aufsichtsrat der städtischen Wohnungsgesellschaft. Martin Berg ist seit 23 Jahren Mieter eines jener Reihenhäuschen vom Reißbrett Ernst Mays in der Römerstadt. Der damalige Stadtverordnete der SPD war zu der Zeit bei der Staatlichen Gewerbeaufsicht beschäftigt. Weil er Familie mit zwei Kindern hatte, kam er als Mieter für eins der damals "frei vergebenen" preiswerten Reihenhäuser in Frage.
Sein Sohn ist seit fünf Jahren auf der Warteliste der Wohnungsgesellschaft registriert, mit seinem Einkommen hat er auch einen Anspruch auf eine Sozialwohnung. 1987 war er, ohne eine eigene Bleibe, mit Frau und den beiden Kindern in Martin Bergs Reihenhäuschen gezogen. Das nicht einmal 90 Qudratmeter große Haus mit viereinhalb Zimmern galt bei der AGB seitdem mit sechs Personen als "überbelegt". Dies sei einer der "wenigen Ausnahmefälle", bei dem die ABG selbst freiwerdende Wohnungen vermietet, sagt Ernst Körner vom Vorstand der Wohnungsgesellschaft. Seit 1974 hat die ABG einen Vertrag mit der Stadt, nachdem sie ihre Wohnungen über das Wohnungsamt vergeben läßt. Nach fünf Jahren Wartezeit war dem Sohn jetzt ein Reihenhaus zwei Straßen weiter zugeteilt worden, ohne daß er damit besser als andere auf der Warteliste behandelt worden sei, versichert die Wohnungsgesellschaft. Nach einem "Wohnungstausch" zieht aber nicht der Sohn, sondern Stadtrat Martin Berg in das neu angemietete Reihenhaus mit der günstigen Quadratmetermiete von 10 Mark. Die Enkel hätten sich an die liebgewonnene Umgebung gewöhnt, heißt es aus dem Sozialdezernat. Beide Häuser fallen nicht mehr unter die Sozialbindung.
Der Sohn und seine Familie hatten das Reihenhaus in der Vergangenheit wohl auch intensiver genutzt als Hauptmieter Martin Berg. Der hatte kein Geheimnis daraus gemacht, daß ihn jede Gelegenheit gefreut habe, bei seinen Bienen im großzügigen Feriendomizil im Vogelsberg zu weilen. Die Gelegenheiten wurden rarer, als der frühere Sozialdezernent Jürgen Egert schwer erkrankt und Routinier Martin Berg im Mai als Sozialdezernent wieder sehr aktiv auf die politische Bühne zurückkehrte. luf (Siehe Kommentar "Schaler Beigeschmack")
BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT- OST: SG Bruchköbel - Spvgg. 12 Seligenstadt (Mittwoch, 18.15 Uhr).
BEZIRKSLIGA HANAU: FC Sportfreunde Ostheim - FC Türk Gücü Hanau, FC Eintracht Oberissigheim - Spvgg. Roßdorf, TSV Kewa Wachenbuchen - Dörnigheimer SV, FC Eintracht Oberrodenbach - KSV 45 Eichen, TSV 1860 Hanau - TSV Niederissigheim, 1.FC 06 Langendiebach - SV Victoria Heldenbergen (alle am heutigen Dienstag, 18.30 Uhr), FC Germania Dörnigheim - TSG Niederdorfelden (heute, 18.45 Uhr).
BEZIRKSLIGA FULDA-SÜD: TSV Grebenhain - SG Blau-Weiß Rommerz (Donnerstag, 19.30 Uhr), FC Kressenbach - SG Hattenhof, SG Marborn - FC Britannia Eichenzell, SV Mittelkalbach - SG Hohenzell, SV Germania Herolz - SV Neuhof, SG Alemannia Weiperz - SG Freiensteinau, SV Nieder-Moos - TSV Heubach, DJK- Sportgem. Helvetia Kerzell - FC Hermannia Mottgers (alle Freitag, 18.30 Uhr).
KREISLIGA A HANAU: SV 1930 Langenselbold - FC Germania Großkrotzenburg, VfR Kesselstadt - FC 66 Büdesheim, SV Wolfgang - Spvgg. Hüttengesäß, Safak Spor Hanau - VfB 06 Großauheim, FC Rot- Weiß Großauheim - 1.FC Mittelbuchen, FC Ararat Hanau - FC Germania Rückingen (alle am heutigen Dienstag, 18.30 Uhr), FC Hellas Maintal : SKG Rüdigheim (heute, 19.15 Uhr).
KREISLIGA A SCHLÜCHTERN: SG 1910 Schlüchtern - TSV Weichersbach, SV Alania Sannerz - SG Germania Sterbfritz, SG Germania Ulmbach - TSV Oberzell, TSG Züntersbach - ESV Viktoria Elm, FSV Gundhelm - SG Rotweiß Veitsteinbach, TSV Frisch Auf Uttrichshausen - SV Teutonia Wallroth, SG Jossa - SG Huttengrund, FV 19 Steinau - SG Alemannia Hutten (alle Freitag, 18.30 Uhr).
KREISPOKAL BÜDINGEN, 1.Runde: SV Burgbracht/Bösgesäß - VfR Ulfa, SG Unterschmitten - Sportfreunde Oberau, KSG Usenborn - Viktoria Ober-Widdersheim, SV Rainrod - SG Selters/Wippenbach, KTSV Borsdorf/Harb - SC Rotweiß Gelnhaar, KSV Effolderbach - SV Eintracht Altwiedermus, BV Rinderbügen - FC Alemannia Gedern, SG Wolferborn/Michelau - SV Orleshausen, SG Eintracht Ober- Mockstadt - SV Merkenfritz, VfB Ober- Schmitten - VfB Höchst, SKG Eintracht Fauerbach - 1.FC Viktoria Eckartshausen, SG Himbach - FSV Heegheim/Rodenbach, TSG Bleichenbach - SC Germania Nieder- Mockstadt, FC Wallernhausen - 1.FC Lorbach, SV Calbach - SG Steinberg/Glashütten, SV Ranstadt - VfR Hirzenhain, SV Ober-Lais - SV Blau-Weiß Schotten, FSV Waldsiedlung Altenstadt - 1.FC Rommelhausen, FSV Dauernheim - VfR Wenings (alle Mittwoch, 18.15 Uhr), TSV 1888 Stockheim - KSV Eschenrod, FC Germania Ortenberg - VfR Hainchen, SG Wolf/AAulendiebach - SC Viktoria Nidda, SV Olympia Bergheim - KSG Ober-Seemen, SSG Viktoria Eckartsborn - SV Mittel-/Nieder-Seemen (alle Mittwoch, 19 Uhr), SV Eichelsdorf - SV Büches, FSG Altenstadt - Rohrbacher SV, TSV Geiß-Nidda- SSV Lindheim (alle Mittwoch, 19.30 Uhr), SC Teutonia Kohden - SV Phönix Düdelsheim (Donnerstag, 18.15 Uhr), FSV Glauberg - SG Bindsachsen (8.9., 18.15 Uhr), KSV Bobenhausen - TV Kefenrod (9.9., 18.30 Uhr).
hdp
BEZIRKSLIGA FRIEDBERG: FC Ober- Rosbach - SV Echzell (Di., 18.30 Uhr); FSV Kloppenheim - FC Kaichen (Di., 20.15 Uhr).
KREISLIAG A FRIEDBERG: SG Wekkenheim/Dorn-Assenheim - FC Nieder- Wöllstadt (Do., 20.15 Uhr).
KREISLIGA B FRIEDBERG, GRUPPE 1: TuS Rockenberg Reserve - TSV Ostheim (Mi., 18.30 Uhr).KREISLIGA B FRIEDBERG, GRUPPE 2: FV Okarben - SV Rosbacg (Di., 19 Uhr). bo
Frauen BEZIRKSLIGA HANAU/GELNHAUSEN: KSG Wittgenborn - Dörnigheimer SV (Mittwoch, 19.30 Uhr). hdp
FÜRSTENPILSPOKAL: Viktoria Lieblos - Germ. Rothenbergen (Di., 19 Uhr).
HESSENPOKAL VIERTELFINALE: TSV Höchst - TSV Haingründau, VfB Oberndorf - FSV Geislitz, FSV Mernes - Mel. Roth, SV Pfaffenhausen - FC Gelnhausen (alle Di., 18.30 Uhr) wh
BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT-OST: SG Bruchköbel - Spvgg. 12 Seligenstadt (Mittwoch, 18.15 Uhr).
BEZIRKSLIGA OFFENBACH: SG Götzenhain - SSG Langen (Mittwoch, 18.30 Uhr). hdp
BEZIRKSLIGA DARMSTADT-OST: Vikt. Kleestadt - Spvgg. Groß-Umstadt (Do., 18.30 Uhr).
B-LIGA DIEBURG: FC Niedernhausen - TSV Ober-Klingen (Mi., 18.30 Uhr).
A-LIGA DIEBURG: PSV Groß-Umstadt - TV Semd, SV Sickenhofen - TSV Altheim, FC Raibach - Germ. Ober-Roden II (alle Do., 18.30 Uhr).
A-LIGA GROSS-GERAU: SC Astheim - SG Dornheim (Do., 18.30 Uhr).
B-LIGA GROSS-GERAU: TV Crumstadt - Mainhaie Rüsselsheim (Do., 18.30 Uhr). ka. Frauen BEZIRKSLIGA DARMSTADT: SV Geinsheim - SV Winterkasten (Mittwoch, 20 Uhr). hdp
Betreuung in der
MÜHLHEIM. Auf einhellige Zustimmung ist im Stadtparlament die Einrichtung einer "betreuten Grundschule" an der Goetheschule gestoßen. Es hat jetzt die dafür notwendigen Mittel in Höhe von 14 000 Mark - das ist ein Viertel der laufenden Kosten - für dieses Jahr bewilligt. Im Schuljahr 1992/93 wird die Betreuung von 7.30 bis 13.30 Uhr ermöglicht. Vom Schuljahr 1993/94 an wird diese Zeit nachmittags bis auf 15 Uhr ausgedehnt, was dann eine Mittagsversorgung einschließt. Deshalb wird die Betreuung dann auch teurer und kostet die Stadt 1994 vermutlich knapp 34 000 Mark.
Das Förderprogramm "Betreute Grundschule" des Landes Hessen sieht eine 50prozentige Finanzierung durch das Land vor. 25 Prozent sollen die Kommunen tragen; nach einem Beschluß des Kreistages die Eltern den Rest.
Dies dürfe nicht hingenommen werden, meinte die CDU-Stadtverordnete Irmgard Sondergeld. Es gehe nicht an, daß sich der Kreis als Schulträger an der Finanzierung der Betreuten Grundschulen nur indirekt beteilige, indem er nur Räume zur Verfügung stelle. Deshalb forderte die CDU-Fraktion, der Magistrat solle Verhandlungen mit dem Kreis aufnehmen, damit er doch noch etwas bezahlt. Die SPD-Fraktion machte einerseits deutlich, daß die Eltern auch einen Teil der Kosten tragen sollten. Sie erklärte sich andererseits damit einverstanden, daß Verhandlungen über Investitionszuschüsse mit dem Kreis geführt werden, um die Schule für das Betreuungsangebot herzurichten. Ingeborg Fischer (SPD): "Die Stadt verhandelt bereits." pmü
BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT- WEST: TSV Vatan Spor Bad Homburg - 1. FC Hochstadt (Mittwoch, 19 Uhr).
BEZRIKSLIGA HOCHTAUNUS: Spvgg. 05 Bad Homburg II - SC Eintracht Oberursel (Donnerstag, 19 Uhr).
KREISLIGA A HOCHTAUNUS: SV 12 Bommersheim - FC Reifenberg (Donnerstag, 19.30 Uhr).
KREISLIGA B WIESBADEN: FC Maroc Wiesbaden - PSV Grün-Weiß Wiesbaden (Mittwoch, 19 Uhr).
KREISPOKAL MAIN-TAUNUS, zweite Runde: SG 01 Höchst - SV 09 Flörsheim, FC 31 Eddersheim - FC Viktoria Sindlingen, TuRa Niederhöchstadt - FC Germania Schwanheim (alle am heutigen Dienstag, 18.30 Uhr), 1. FC Lorsbach - SG Wildsachsen, 1. FC Marxheim - 1.FC 1910 Mammolshain, FC Sportfreunde Schwalbach - TuS Niederjosbach, 1.FC 1930 Sulzbach - FC Germania Okriftel (alle heute abend, 19 Uhr), FC Italia Hattersheim - DJK-Sportclub Hochheim, Sportfreunde Schwanheim - SG Kelkheim (beide Mittwoch, 18.30 Uhr), BSC Schwalbach - SG Nassau Diedenbergen (Mittwoch, 19 Uhr), Spvgg. 07 Hochheim - Club Recreativo Espanol Höchst, DJK Schwarz-Weiß Flörsheim - VfB Unterliederbach (beide Donnerstag, 18.30 Uhr). hdp
Die DFB-Pokalteilnahme ist für Oberliga-Spitzenreiter Kickers Offenbach ein Schritt nähergerückt. Der Kreispokalsieger muß in der ersten Runde des Frankfurter Bezirkspokal-Wettbewerbs zum krassen Außenseiter SC Viktoria Nidda (Bezirksliga Büdingen) und gilt am Tor zum Vogelsberg als turmhoher Favorit. Die Begegnung zwischen den beiden höchst unterschiedlich strukturierten Cupsiegern auf Kreisebene wurde noch nicht terminiert.
Spätester Zeitpunkt wäre der 18. November (Buß- und Bettag). Als (erwarteter) Sieger genießt die Buchmann-Elf in der zweiten Runde (im Dezember geplant) gegen den Sieger des interessanten Spiels Spvgg. 05 Bad Homburg gegen KSV Klein-Karben Heimrecht. Da jedoch im Wettbewerb 92/93 ausschließlich der Bezirkspokalsieger (nicht wie zuletzt die beiden Finalpartner) in die Endrunde (Viertelfinale) des Hessenpokals einziehen, bedarf es im Bezirk insgesamt dreier Siege. Dann müßte die Frankfurter Nummer eins im Pokal beim Sieger des Bezirks Gießen/Marburg antreten. Von diesen acht Hessenklubs qualifizieren sich letztendlich drei für die erste DFB- Hauptrunde.
Im Klartext: Drei Siegen im Bezirkspokal müssen zwei im Hessenpokal folgen, um mit Sicherheit auf DFB-Ebene dabei zu sein. Der Frankfurter Sieger müßte nach einem Erfolg beim Vertreter Gießen/Marburg I in der zweiten Hessenpokalrunde wieder auswärts antreten, dieses Mal beim Gewinner aus Kassel II/ Gießen/Marburg II. Die beiden Semifinal-Verlierer haben in einem Entscheidungsspiel die letzte Chance, noch in den lukrativen DFB-Wettbewerb einzuziehen.
Zunächst steht jedoch die Tretmühle im Bezirk bevor. Dort wurde in diesen Tagen der Hochtaunus-Cupgewinner ermittelt: Die Spvgg. 05 Bad Homburg bezwang den Bezirksoberligisten TSV Vatan Spor Bad Homburg glatt mit 7:1.
Offen ist der Frankfurter Teilnehmer. Über dem Main gehen die Uhren im Pokal wieder einmal langsamer, ist noch nicht einmal das zweite Halbfinale aus dem Wettbewerb 91/92 - sollte bis Juni abgeschlossen sein - ausgetragen: Die beiden Oberligisten FSV und Rotweiß Frankfurt stehen sich erst am 23. September gegenüber, der Sieger bestreitet das Endspiel gegen die Spvgg. 05 Oberrad (Termin steht noch aus).
FUSSBALL-BEZIRKSPOKAL FRANKFURT, erste Runde: SC Viktoria Nidda - Kickers Offenbach (bisher ohne Termin), Sieger Kreis Frankfurt - Eintracht-Sportfreunde Windecken (18. November, 14 Uhr), Spvgg. 05 Bad Homburg - KSV Klein-Karben (6. Oktober, 19.30 Uhr). - Freilos: FSV Bad Orb.
Zweite Runde: Sieger Frankfurt/Eintracht Windecken - FSV Bad Orb, Sieger Nidda/OFC Kickers - Sieger Bad Homburg/Klein-Karben.
Das Bezirkspokal-Endspiel ist für Fastnachtssamstag auf neutralem Platz geplant. HANS-DIETER PUTH
Nach dem letzten Spiel der zweiten Runde zwischen der SG Marköbel und der SKG Rüdigheim (5:2) loste der Pokalleiter des Fußballkreises Hanau, Otto Berg (Niederdorfelden), gleich vor Ort die Zwischenrunde aus. SG Bruchköbel - TSG Niederdorfelden, FC 66 Büdesheim - 1.FC Hochstadt und KSV Eichen - KSV Langenbergheim ermitteln die restlichen Viertelfinalteilnehmer. Mittels Freilos sind die SG Marköbel, Eintracht Oberissigheim, Germania Niederrodenbach, Eintracht-Sportfreunde Windecken und FSV 08 Ravolzhausen bereits unter die letzten acht vorgestoßen. Da die Runde mit dem 18. November (Buß-und Bettag) einen unverrückbaren Fixtermin hat, müssen die drei Zwischenrundenspiele während der Woche ausgetragen werden. Berg schwebt ein Termin Mitte September (8. bis 10. beziehungsweise 15. bis 17.) vor. Bezirksligist SG Marköbel mußte gegen den klassentieferen Nachbarn SKG Rüdigheim bis zur 86. Minute um eine Verlängerung zittern. Erst Erbes Tor zum 4:2 befreite die Hammersbacher vor Überstunden. Bei rund 55 zahlenden Zuschauern gab es eine Bruttoeinnahme von 256 Mark. Abzüglich der Schiedsrichterkosten - der aus Sachsen kommende und für Germania Horbach pfeifende Schiedsrichter Heinebrodt bot eine gute Leistung - verblieb beiden Klubs jeweils ein "runder Hunderter".
SG Marköbel - SKG Rüdigheim 5:2 (2:1). Tore: 1:0 Erbe (8.), 2:0 Scheffler (11.), 2:1 Wilhelm (40.), 2:2 Thomas Sinsel (69.), 3:2 Erbe (79.), 4:2 Lenard (86.), 5:2 Redmann (90.). - Schiedsrichter: Heinebrodt (Horbach) - Zuschauer: 55 "Zahlende". dip
ECHZELL. Der Elternbeirat des Kindergartens Bingenheim rätselt: Sind die Weißstörche aus dem Bingenheimer Ried für das Fehlen einer Erzieherin für die "Regenbogengruppe" verantwortlich? Fest steht jedenfalls, daß der Kindergarten zum vierten Mal in diesem Jahr eine Erzieherin für die Gruppe sucht. Dreimal machte Meister Adebar einen Strich durch die Rechnung der 25 Kinder, dauerhaft eine neue Gruppenleiterin zu bekommen, so schätzt der Elternbeirat. Denn als im Frühjahr die bisherige Gruppenleiterin wechselte, kündigte sich bei der ersten Ersatzkraft schnell Nachwuchs an. Die Kandidatin für eine Schwangerschaftsvertretung war bald gefunden - doch vor den Sommerferien mußte auch sie absagen: Zwillinge seien unterwegs. Auch die Suche nach einer neuen Vertretung war erfolgreich, bis vor einigen Tagen der Arzt feststellte, daß . . .
Die Bingenheimer fürchten jetzt, mögliche Bewerberinnen könnten durch die viermalige Ausschreibung der Stelle in einem Jahr abgeschreckt werden. Der Elternbeirat weist aber darauf hin, daß der zweigruppige Kindergarten erst im letzten Jahr neue Räume bezogen habe und sich durch eine offene, familiäre Atmosphäre auszeichne. Auch die "Regenbogenkinder" wären sehr froh, ab September eine neue Bezugsperson zu haben. ub
Der Haftrichter hat am Freitag den 27jährigen Marokkaner aus der Alten Gasse in Haft genommen, der am Mittwoch eine 24 Jahre alte Frau in ihrer Wohnung in der Schäfergasse sexuell mißhandelt und mit Messerstichen schwer verletzt haben soll. Der Mann, der in einem Wohnheim in der Innenstadt festgenommen worden war, verweigert die Aussage.
Der Marokkaner hat bei der Frankfurter Ausländerbehörde im vergangenen November Asylantrag gestellt. Seine Begründung: Er werde in seinem Heimatland als Christ verfolgt. Bislang ist er vom Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge in Zirndorf noch nicht angehört worden.
Der 27jährige gehört zu dem Personenkreis möglicher schwerkrimineller Asylbewerber, deren Fälle bundesdeutsche Stadtverwaltungen nach dem Willen von Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU) möglichst umgehend nach Zirndorf melden sollten. In einem Erlaß an die Zirndorfer Behörde hatte er schon vor Monaten darauf gedrungen, daß Asylverfahren wie das des 27jährigen Marokkaners aus Frankfurt vorrangig abgewikkelt werden.
Das Ziel: Abschiebungen schwerkrimineller Asylbewerber in ihre Heimatländer sollten auf diese Weise beschleunigt werden. Aufgrund der häufig jahrelangen Asylverfahren passiert es immer wieder, daß ausländische Straftäter aus der Strafhaft entlassen und erneut kriminell werden. Die Asylverfahren sind häufig noch nicht abgeschlossen.
Auch der 27jährige wäre um ein Haar - wie Hunderte Kriminelle vor ihm - nicht weitergemeldet worden. Seit Mitte der 70er Jahre informiert unter anderem auch die Frankfurter Ausländerbehörde das Bundesamt nicht mehr. Erst eine Nachfrage der FR bei der Behörde führte zu einer Kehrtwende. Von Freitag ab gibt es eine neue Verfügung mit Meldepflicht.
Wie der stellvertretende Pressesprecher des Zirndorfer Amtes, Klaus Blumentritt, sagte, hat Seiters seine Anweisung an das Bundesamt bereits vor einigen Monaten gegeben. Die Zirndorfer Behörde kann dieser Weisung allerdings nicht nachkommen. Fast alle bundesdeutschen Ausländerbehörden - auch die Frankfurter - melden bereits seit Jahren die Fälle mutmaßlicher Schwerkriminalität von Asylbewerbern nicht an Zirndorf weiter. Blumentritt: "Erst im letzten halben Jahr haben wir da eine leichte Verbesserung bemerkt."
Einen Datenverbund zwischen den deutschen Ausländerbehörden und dem Bundesamt in Zirndorf gibt es nicht. Der Sprecher der Anerkennungsbehörde: "Eine Verquickung der Dateien zwischen den Bundesbehörden und den Bundesländern, um solche Fälle herauszufiltern, kann man für die nächsten Jahre vergessen. Da sind der Föderalismus und die jeweiligen Datenschützer davor."
Würde das Bundesamt von der Frankfurter Ausländerbehörde im konkreten Fall des 27jährigen in Kürze wenigstens schriftlich die Mitteilung über dessen mögliche Vergehen mitgeteilt bekommen, könnte laut Blumentritt zumindest im Zirndorfer Anerkennungsverfahren schneller gehandelt werden. "Die vom Gesetz vorgeschriebene Anhörung des 27 Jahre alten Marokkaners könnte etwa im September erfolgen. Der Bescheid läge dann im Dezember vor. Niemand kann jetzt natürlich sagen, ob er gegen diesen Bescheid dann Rechtsmittel einlegt."
Nach den Worten des Leiters der Ausländerbehörde sind aus dem Ordnungsamt in der Mainzer Landstraße 323 letztmals Mitte der 70er Jahre entsprechende Mitteilungen über mutmaßlich schwerkriminelle Asylbewerber an das Bundesamt in Zirndorf gegangen. Damals lag die Zahl der hier registrierten Asylbewerber noch wesentlich niedriger als heute.
"Seit 1980 haben wir im Asylbereich keine personelle Verstärkung bekommen", sagte Schäfer. "Eine Gruppenleiterin und fünf Sachbearbeiterinnen müssen sich um rund 4800 Asylbewerber, etwa 5500 Asylberechtigte und auch noch um die zahlreichen jüdischen Aussiedler aus den GUS-Staaten kümmern." Oberbürgermeister Andreas von Schoeler hatte erst am Dienstag im Zusammenhang mit der Diskussion um die Änderung des Asylartikel 16 des Grundgesetzes erklärt, Frankfurt sei vor allem an einer schnellen Abschiebung von ausländischen Straftätern interessiert. Das Bundesamt in Zirndorf benötige aber viele Jahre für die Abwicklung der Asylverfahren.
Im Büro des Oberbürgermeisters war am Freitagnachmittag keine Stellungnahme zu bekommen. Auch der persönliche Referent von Ordnungsamts-Dezernent Achim Vandreike, Lothar Schäfer, wollte sich nicht zur Sache äußern. Am kommenden Montag werde man sich mit der Leitung des Ordnungsamtes in dieser Angelegenheit beraten.
Der Sprecher von Hessens Innenminister Herbert Günther, Gert-Uwe Mende, erklärte auf Anfrage, die Fachabteilung des Hauses habe mit den Leitern der hessischen Großkommunen bereits vor einiger Zeit mündlich abgesprochen, solche Fälle von Schwerkriminalität unter Asylbewerbern an die Zirndorfer Behörde weiterzumelden. enk (Siehe Kommentar "Schlimmes Versäumnis")
FECHENHEIM. Die "Büromöbel-Top GmbH" in Fechenheim wird drei Jahre alt. Grund genug für die Firmenleitung, den Geburtstag mit einem "Tag der offenen Tür" zu feiern: Am Samstag, 5. September, hat das Geschäft in der Dieburger Straße 38 in Fechenheim den ganzen Tag über seine Pforten geöffnet.
Und dort werden nicht nur die neuesten Büromöbel ausgestellt werden. Der Organisator hat auch für Live-Musik, Pantomime und einen Schnäppchenmarkt gesorgt. Für die kleinen Gäste wird es eine Reihe von Spielen geben und im Lauf des Tages wird sich auch die Gebietsweinkönigin die Ehre geben. js
ORTENBERG. Die Lehrerschaft an der Gesamtschule Konradsdorf hat sich von einer von der Schulelternbeirats-Vorsitzenden Dr. Eva Pietsch-Berger in einem Brief an den Kreisausschuß gemachten Aussage distanziert. Pietsch-Berger hatte als Argument für die Einrichtung einer gymnasialen Oberstufe an der Gesamtschule unter anderem geschrieben: "Schüler/innen, Schulleitung, Lehrerschaft und Eltern sind gerne bereit und in der Lage, zusätzliche Belastungen auf sich zu nehmen." Zwar sei bei einer Gesamtkonferenz von einer Veränderung des schulischen Alltags und einer Zunahme der Arbeitsbelastungen ausgegangen worden, der in dem Brief gebrauchten Formulierung könne die Lehrerschaft aber nicht zustimmen.
Die Lehrerschaft bittet darum, aus diesem Satz gestrichen zu werden. Die Begründung im Wortlaut: "Abgesehen davon, daß wohl kein Arbeitnehmer seinem Arbeitgeber einen solchen Freibrief zur Verschlechterung der Arbeitsbedingungen ausstellen wird, bitten wir Sie zu berücksichtigen, daß sich schon unsere ganz ,normalen' Arbeitsbedingungen verschlechtern. Steigende Schülerzahlen bei etwa gleicher Lehrerausstattung und weiter gekürzte Mittel für Lehr- und Lernmaterial in den nächsten Jahren sind schon heute absehbar; die Unterrichtssituation wird also auch ohne Aufforderung an unseren ,Dienstherrn' und ohne Oberstufe belastet." Außerdem habe keines der Gremien die von der Schulelternbeiratsvorsitzenden gemachte Aussage so getroffen. ub
BAD NAUHEIM. Zur Verschwisterung mit der französischen Stadt Chaumont lädt die Stadt Bad Nauheim zu einem großen Festwochenende vom 4. bis 6. September ein. Das Programm startet bereits am Freitagabend um 19.30 Uhr mit einer Tanztheateraufführung der Gruppe Créa'Danse Chaumont im Kurtheater. Karten für diese Veranstaltung sind an der Abendkasse erhältlich. Am Samstag plant die Stadt ein Fußgängerfest mit zahlreichen Ständen, Musik und Straßentheater. Es soll von 10 bis 18 Uhr dauern.
Die feierliche Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde wird am Samstag um 11.30 Uhr im Konzertsaal der Trinkanlage stattfinden. Um 15 Uhr werden Judokämpfer aus Chaumont und Bad Nauheim in der Sporthalle der Kaufmännischen Berufsschule am Solgraben ihre Kräfte messen. Die französischen Besucherinnen und Besucher können sich auf zwei Spaziergängen am Nachmittag über die Stadtgeschichte und über Bad Nauheimer Jugendstilbauten informieren. Am Samstagabend steht ein Euro-Ball mit Tanz, Tombola und Imbiß im Rosensaal in Steinfurth auf dem Programm.
Der Sonntag beginnt um 9.30 Uhr mit einem Besuch im Hessenpark. Um 11 Uhr eröffnet die Ausstellung des künstlers Claude Abba aus Chaumont im "Alten Rathaus". Ebenfalls um 11 beginnt ein Konzert mit dem Kammerorchester "Archi da Camera" im Kurtheater. Am Nachmittag, um 15.30 Uhr, soll der Chaumont-Platz am Hochwaldkrankenhaus eingeweiht werden. skl
MÜHLHEIM. Auf dem noch nicht in Angriff genommenen Kickers-Viktoria- Gelände sollen noch einmal 70 Wohnungen in vier Häusern mit bis zu vier Geschossen entstehen.
Außerdem soll im Zentrum des Geländes auf 2400 Quadratmetern eine Kindertagesstätte mit Raum für bis zu fünf Kindergruppen, das sind etwa 125 Kinder, gebaut werden. Dafür sprachen sich die Stadtverordneten in ihrer Sitzung einstimmig aus.
Zustimmung fand auch ein Antrag der Grünen, die Gemeinnützige Baugenossenschaft möge für die Sozialwohnungen für 1993 eine öffentliche Förderung anstreben.
CDU-Fraktionschef Jens Niklaus erklärte dazu: "Das ist eine Selbstverständlichkeit, die Baugesellschaft wäre bescheuert, wenn sie dies nicht täte." pmü
WETTERRAUKREIS. Die Berufsberatung des Arbeitsamtes bietet an zwei aufeinander folgenden Tagen ein "Bewerber- Seminar" in der Dienststelle Lauterbach an. Damit soll künftigen Schulabgängern ermöglicht werden, sich auf das Bewerbungsverfahren vorzubereiten. Die Veranstaltungen finden jeweils von 15 bis 17 Uhr in der Vogelsbergstraße 32 statt. Am Dienstag, 22. September, geht es um Tips und Übungsmöglichkeiten zu Auswahltests, am Mittwoch dann um Vorstellungsgespräche. Um telefonische Anmeldung unter Tel. 0 66 41/70 28 wird gebeten. ub
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FUSSBALL-BUNDESLIGA 13
gol BRÜSSEL. Vier Monate vor dem Stichtag, dem 1. Januar 1993, sind 90 Prozent der Hindernisse für den freien Verkehr von Personen, Waren, Dienstleistungen und Kapital zwischen den Staaten der Europäischen Gemeinschaft aus dem Weg geräumt. Dennoch zeigt sich die Kommission in Brüssel in ihrem Entwurf für die letzte Binnenmarkt-Zwischenbilanz nicht zufrieden: Die noch verbleibenden Hürden haben es nämlich in sich.
So stellen die Eurokraten besorgniserregende Rückstände etwa bei der Harmonisierung der indirekten Steuern, der Beseitigung der Doppelbesteuerung grenzüberschreitend tätiger Unternehmen, der Einführung eines europäischen Unternehmensrechts, beim Markenrecht sowie bei der Abschaffung der Kontrollen an den Binnengrenzen fest. Dem Verschwinden der Schlagbäume mißt Brüssel dabei "höchste Priorität" zu, wie der für den Binnenmarkt zuständige Kommissar Martin Bangemann schon seit Monaten betont: "Nur so kann der Mann oder die Frau von der Straße sehen, daß der Binnenmarkt Wirklichkeit geworden ist."
Der Abschaffung von Personenkontrollen an den Binnengrenzen steht aber nach wie vor entgegen, daß sich die Mitgliedstaaten bisher nicht auf gemeinsame Kontrollstandards an den Außengrenzen der EG einigen konnten, und sie sich noch streiten, ob denn Freizügigkeit im Binnenmarkt nur für Gemeinschaftsbürger oder für alle in der EG niedergelassenen Personen gelten soll.
Um angesichts des nahenden Stichtages öffentlichen Druck zu schaffen, scheut sich die Kommission nicht, in ihrem Berichtsentwurf die Hauptverantwortlichen für die Rückstände zu nennen: Bei der Abschaffung der Personenkontrollen sind es insbesondere Großbritannien und Spanien, bei den indirekten Steuern Frankreich, beim europäischen Unernehmensrecht Deutschland und wiederum Großbritannien, beim europäischen Markenrecht nochmals Spanien.
Die Alarmglocke läutet auch die europäische Verbraucherorganisation BEUC. Ihrer Ansicht nach "wird es am 1. Januar 1993 und sehr lange danach noch keinen Binnenmarkt geben". Denn viele Dienstleistungen, etwa ärztliche oder solche im Rahmen öffentlicher Vorsorgeeinrichtungen, würden auch in Zukunft innerhalb der Länder und nicht grenzüberschreitend erbracht. Die Verbraucherschützer bemängeln in einer Studie zudem, was auch Touristen immer wieder ärgert: "Nicht einmal einen einheitlichen Stekker, der in alle Steckdosen paßt, wird es in Zukunft geben." Das Europäische Komitee für Elektrotechnische Normung untersucht derzeit erst Möglichkeiten der Vereinheitlichung. Anderswo, etwa auf dem Gebiet des Verbraucherkredits, im Versicherungswesen oder bei der Produkthaftpflicht, verhinderten Ausnahmebestimmungen für einzelne Mitgliedstaaten oder Wahlmöglichkeiten bei der Harmonisierung die Entstehung eines wirklichen Binnenmarktes.
Als "offenkundigstes" Problem bezeichnet die Organisation "die Nichtumsetzung der Binnenmarktmaßnahmen in nationales Recht und die Nichtdurchsetzung von Maßnahmen, die theoretisch umgesetzt wurden". Sie folgert: "Die Glaubwürdigkeit des Gemeinschaftsrechts . . . wird durch die Unzulänglichkeiten der Durchführung auf nationaler Ebene auf direkte und gefährliche Weise ausgehöhlt." Besonders große Sünder sind auf diesem Gebiet der EG-Kommission zufolge Belgien und Spanien mit Umsetzungsquoten von 70 Prozent (Stand Ende Juni). Die meisten Mitgliedstaaten haben Quoten um die 75 Prozent, Dänemark kommt sogar auf 92 Prozent.
Doch wenigstens hier sieht die Konsumentenlobby Anlaß zur Hoffnung: "Der EG-Gerichtshof hat entschieden, daß Privatpersonen in bestimmten Fällen Grund zur Klage gegen Mitgliedstaaten wegen Nichterfüllung ihrer Gemeinschaftsverpflichtungen haben können, und der Vertrag von Maastricht sieht die Möglichkeit vor, Mitgliedstaaten, die solche Maßnahmen nicht durchführen, mit einer Geldstrafe zu belegen."
SPORTRUNDSCHAU 16
NEU-ANSPACH. Am Samstag, 5. September, ab 14 Uhr und am Sonntag, 6. September, ab 12 Uhr veranstaltet der Tanzsportclub Grün-Gelb Neu-Anspach ein Tanzsportwochenende im Bürgerhaus. Auf dem Programm des Turniers stehen lateinamerikanische und Standardtänze.
Die Siegerpaare werden mit dem Hessenpark-Pokal belohnt, der zum ersten Mal vergeben wird. Vom TSC Grün-Gelb gehen 17 Turnierpaare an den Start; darunter kommen allein 14 Paare aus dem Jugendbereich. isa
GROSSKROTZENBURG. Die induktionsgesteuerte Fußgängerampel am Oberwaldstadion zeigt nunmehr Dauergrün. Dennoch müssen sich Raser vorsehen. Dies teilte Bürgermeister Klaus Reuter mit. Oft sei das rote Lichtzeichen nicht beachtet worden. Die Kontaktschwelle habe somit einen "gefährlichen Eingriff" in den Straßenverkehr dargestellt. Außerdem habe sie den Verkehrsfluß behindert, das Abbremsen und Gasgeben die Luftverschmutzung gefördert.
Dehalb habe er kürzlich Hinweisschilder mit der Aufschrift "Radarmessungen" an den Ortseingängen aufstellen lassen. Viele Autofahrer hätten diese Warnung nicht ernst genommen. Die Rechnung wird nun präsentiert: "In zwei Tagen haben wir 12 000 bis 14 000 Mark Bußgelder erwirtschaftet", so Reuter. "Wir werden so lange dort messen, bis jeder die 50 km / h einhält." jur
Im 135. Jahr ihres Daseins hat sich 1972 an der Hamburger Allee 45 die Bauersche Schriftgießerei aus dem Gemeinwesen verabschiedet: Kein Bedarf mehr für die Buchstaben aus Blei, mit denen Kommunikationsgeschichte geschrieben wurde. Dann, in den Achtzigern, erblühten im Flair der aufgelassenen Fabrik 25 miteinander heftig kommunizierende Betriebe: Mitsprache und Selbstverwaltung, Öffentlichkeit und Stadtteilkultur standen auf ihren Fahnen.
Heute, noch ein Jahrzehnt weiter, ist die Hamburger Allee 45 weitgehend von Unternehmen der Kommunikationsindustrie belegt: Nicht mehr beim Schulterschluß auf dem Hof, sondern hinter verschlossenen Türen werden die Botschaften formuliert und weltweit gehört - hochtechnisiert, schneller und teurer denn je.
In Frankfurt wurde die Scene "Sien" ausgesprochen, denn so stand es allmonatlich im "Pflasterstrand". Der Pflasterstrand kam in der Hamburger Allee 45 heraus, und dort wurde er auch am unbedingtesten geliebt und zerrissen.
Denn die Linken, erst Spontis, dann Alternative, verstanden was von Kommunikation. Alles kam auf den Markt: Politik und Lebensgefühl, Standpunkte und Beziehungskisten. Zwischen Tür und Angel, beim Fest im Hof - oder links oben geheftet, wie der "Informationsdienst zur Verbreitung unterbliebener Nachrichten (ID)", der die Adresse der Hamburger Allee 45 bundesweit zu den untergründigen Kämpfern trug.
Heute, brummt Franz Zlunka, Wirt im "Orfeo", habe man es auf dem 5000-Quadratmeter-Grundstück überwiegend "mit ganz normalen Büroangestellten" zu tun; "die holen sich ihr Brötchen, setzen sich wieder hin, und nach Dienstschluß verschwinden sie ungesehen". Heute, wo der offene Markt verlaufen ist, will Christel Brunn von der Fensehproduktionsgesellschaft TVT die Szenerie von damals mit "Chapter Two", "Kunstschule Westend", "Druckladen", "Frauenschule", "Frauengesundheitszentrum", "Tanzetage" (und, und, und) "nicht romantisieren".
Aber tatsächlich sitzt die Hamburger Allee als Kloß im Hals der Linken. Nostalgisch befrachtet, da unverarbeitet. Denn nachdem die 7000 Quadratmeter Fabrik-Nutzfläche 1983 für drei Millionen Mark zum Verkauf standen, haben, wie Daniel Cohn-Bendit sich an seine Pflasterstrand-Zeiten erinnert, "alle Alternativen den Fehler ihres Lebens gemacht". Man scheute sich damals, wiewohl die Zeichen günstig standen, für drei Millionen Mark selbst zuzugreifen.
Statt dessen hat eine, wie berichtet wird, im Jahr 1983 "den Lürzer angeschleppt". Walter Lürzer, einen Werbe- Profi, der sich gerade von seiner Agentur hatte auszahlen lassen: "Er war dieser Aussteiger-Typ." Was er aber nicht blieb. Vielmehr stieg der renommierte Werber, dessen Versprechen "Ich kauf' Euch das, und alle werden froh sein" Cohn-Bendit noch deutlich im Ohr ist, wieder ein.
1988 gründete er auf 2000 Quadratmetern unter anderem die Agentur "Lowe Lürzer", womit "Frauenschule", "Tanzetage", "Café-Theater", "Kunstschule Westend" und einige Fotoateliers ihre Räume loswaren.
Als also das Wetter umschlug in der Hamburger Allee 45, als vom Eigentümer der Satz gefallen sein soll: "Ich will solche Projekte hier nicht mehr haben", als der "plötzlich anfing, in der Ecke zu putzen" (Cohn-Bendit) - da fiel der Schnitt ungeahnt tief aus.
Wie ein Mikrokosmos spiegelte die alte Fabrik fortan stadt-, wenn nicht weltweite Veränderungen, die sich, einen Steinwurf entfernt vom emporwachsenden Messeturm, am deutlichsten in sagenhaften Mietsprüngen zeigten. Und hinter den Türen des Jugendstilgemäuers, das seine Funktion als öffentlicher Ort mit dem Auszug vieler publikumsträchtiger Betriebe mehr und mehr verlor, koppelte man sich an "High Tech" an: An die ungekannte Hochtechnisierung und Professionalisierung im Kommunikationsbereich, zu der das Hantieren mit Unsummen Geldes gehört.
"Hier wird Geld verdient", sagt Ralf Schipper bei "Tempomedia" (Film-Fernseh-Video-Produktion), dem Mieter mit dem jüngsten Mietvertrag im Haus. Vor vier Jahren noch sei man mit einem Budget von 200 000 Mark für eine 60-Minuten-Fernsehspiel-Produktion ausgestattet gewesen "und irgendwie hat man das so hingekriegt". Heute dürfen es 450 000 Mark sein - für einen 60-Sekunden-Werbespot. Und kommuniziert wird dabei mit "Harry", einem fast eine Million Mark teuren digitalen Bearbeitungsgerät, an dem man den Film nicht nur schneiden, sondern, beispielsweise in den Farben, nach Belieben verändern kann.
"Es ist alles nicht mehr, wie es früher war", urteilt Schipper. Ein Mann wie Walter Lürzer ist, auch wenn sich viele auf ihn eingeschossen haben, weniger Ursache als Ausdruck davon. Der "professionelle drive" (Schipper) hat mehr oder weniger alle in der Hamburger Allee 45 erfaßt und den Werkstatt-Charakter abgelöst: "Gucken Sie sich allein mal die Autos im Hof an, auch bei ,Pandora' und ,Orfeo' stehen keine alten Autos mehr vor der Tür." So hat das "Simulieren von Kommunikation" (Cohn-Bendit) der entsprechenden Branche den offenen Austausch ersetzt. Lediglich die "Tanzetage", 1988 vom Vorderhaus hinten in den Hof umgesetzt, ist, laut, bunt und lebendig, als ein Relikt des Alten geblieben. Mit Ängsten: Die Miete ist schon einmal verdoppelt worden. CLAUDIA MICHELS
In der Schlußfolge der FR-Serie lesen Sie über das "dickste Brett" im Kommunikationsbereich: über Bücher und wie sie auf den Markt kommen.
SELIGENSTADT. In einem persönlichen Gespräch mit ihrem Parteifreund und hessischen Verkehrsminister Ernst Welteke (SPD) in Wiesbaden haben die Rodgauer Landtagsabgeordnete Judith Pauly-Bender und Seligenstadts Bürgermeister Rolf Wenzel erfahren, daß die Frage eines S-Bahn-Anschlusses für Seligenstadt geprüft werden soll. Gedacht ist dabei an eine Fortführung der S-Bahn von Hanau über Seligenstadt nach Aschaffenburg.
Pauly-Bender und Wenzel haben in der Unterredung ausdrücklich darauf bestanden, daß die Verwirklichung der Gesamtumgehung der Einhardstadt auch weiterhin Priorität genießen müsse. Eine entsprechende Straßentrasse diene auch einem verbesserten Schienenangebot: Damit würden potentielle Pendler zum Bahnhof Seligenstadt aus der Innenstadt herausgehalten. Mit einem verbesserten Zugangebot in die Großstädte des Rhein-Main-Ballungsgebietes aber könnte Seligenstadt seine Infrastruktur und damit den Wohnwert erheblich steigern.
Das in den nächsten Jahren noch wachsende Straßenverkehrsaufkommen sei jetzt schon kalkulierbar. Es werde in dem dicht besiedelten Raum zwangsläufig zu einem Verkehrsinfarkt kommen, wenn keine Lösung gefunden werde.
Bürgermeister Wenzel ist der Auffassung, daß es zum öffentlichen Personennahverkehr keine Alternative gibt. Die Verbesserung dieses Verkehrsangebotes mit einem schienengebundenen Schnellbahnverkehr müsse bei den verantwortlichen Politikern Vorrang genießen.
Der Bürgermeister will alles daran setzen, daß die Überprüfung der S-Bahn- Linie Hanau-Seligenstadt-Aschaffenburg von seiten des Rathauses mit positiven Argumenten begleitet und unterstützt wird. ttt
KARBEN. "Kinder, heute wird es bunt", verspricht ein Kurs der Evangelischen Familienbildungsstätte im Pestalozzi-Kindergarten in Karben Jungen und Mädchen ab sechs Jahren.
Wer Lust hat, verschiedene Maltechniken kennenzulernen und mit Farben zu experimentieren, sollte am Mittwoch, 2. September, um 15 Uhr in den Kindergarten kommen. Anmeldungen nimmt die Kursleiterin unter der Rufnummer 0 60 34 / 49 79 entgegen. cor
Im Juni hatten Henrik und Mogens zur Hochzeit geladen, und das ist in Dänemark immer ein großes Fest. Alle waren gekommen, die Freunde, die Familie, die Nachbarn, selbst der Bürgermeister, der zuvor im Rathaus die Zeremonie vollzogen hatte: "Willst du, Henrik Larsen, den hier stehenden Mogens Andersen zum Partner nehmen?" Dann wurde gegessen, getrunken, getanzt, wurden Lieder gesungen, und als die Neuvermählten in die Flitterwochen fahren wollten, hatten die Freunde ihr Auto mit Rasierschaum beschmiert, mit Toilettenpapier umwickelt und mit aufgepusteten Kondomen verziert, ganz so, wie gute Freunde in Dänemark junge Paare zu necken pflegen.
Ein rauschendes Fest also, ein ganz normales. Nur daß es keine Braut gab, sondern zwei Bräutigame, war etwas ungewöhnlich. Aber auch nicht allzusehr: "Rosa Ehen" sind in Dänemark mehr als tausend geschlossen worden, seit das Parlament vor knapp drei Jahren die "registrierte Partnerschaft Gleichgeschlechtlicher" gestattete, und längst sind die Zeiten vorbei, in denen das Aufgebot mit den Namen von zwei Frauen oder zwei Männern Aufsehen erregt hätte.
Noch stehen zwei verschiedene Familiennamen an Henriks und Mogens Haustür. Daraus läßt sich zwar nichts ablesen: Die liberale dänische Gesetzgebung läßt Paaren freie Wahl, welchen Namen sie haben wollen, und auch viele Verheiratete behalten jenen, mit dem sie geboren wurden. Henrik und Mogens aber wollen demonstrieren, daß sie ein Paar sind und daß hinter ihrer Tür nicht einfach zwei Männer wohnen, und deshalb soll dort bald ein gemeinsames Namensschild prangen.
Henrik hält nichts vom Versteckspiel. "Wir sind eine Beziehung eingegangen, von der wir wollen, daß sie respektiert wird", sagt der 35jährige Layouter, der mit seinem acht Jahre älteren Partner, einem auf die Betreuung Aidskranker spezialisierten Sozialarbeiter, sieben Jahre lang zusammenlebte, als es das Partnerschaftsgesetz noch nicht gab, sich dann von ihm trennte und nach der Rückkehr sich nun trauen ließ, als die Gesetzgebung dafür die Möglichkeit schuf. In dem kleinen Dorf, in dem er wohnt, kennen ihn alle und wissen, daß er schwul ist. Doch weil sie ihn kennen, wissen sie auch, daß er einer der ihren ist: der arbeiten geht, seinen Rasen mäht, über die Steuern ächzt und abends fernsieht, ganz wie sie. "In das Privatleben des Nachbarn mischt man sich nicht ein, solange er dieses hinter seiner Hecke behält", sagt Henrik Larsen.
Doch er weiß, daß viele Schwule und Lesben auch in Dänemark ihre Neigungen verborgen halten, weil sie nicht fühlen, daß die anderen sie akzeptieren würden. So leben, schätzt er, in Kopenhagen etwa 30 000 schwule Paare, aber nur 1 065 haben sich bisher registrieren lassen. Nicht allein die Scheu vor der Öffentlichkeit läßt sie den Gang aufs Standesamt scheuen. Viele halten ihn einfach für überflüssig; auch heterosexuelle Paare leben in Dänemark häufig ohne Papiere zusammen. Andere, Frauen vor allem, wollen den staatlich gesegneten Bund nicht eingehen, solange dieser sie in einem entscheidenden Punkt benachteiligt: bei der Adoption von Kindern.
Mogens ist Vormund seines Neffen, dessen Mutter krebskrank im Sterben liegt. Nach ihrem Tod wird der neunjährige Benjamin zu Mogens und Henrik ziehen, das hat die Familie längst bestimmt. Doch adoptieren dürfen sie ihn nicht, und das heißt, daß Henrik das Kind nicht behalten könnte, wenn Mogens etwas zustieße. "Das Adoptionsverbot zeigt, daß man uns eben doch nicht für ganz richtig hält", sagt Henrik Larsen. "Man traut uns nicht zu, Kinder großzuziehen."
Viele lesbische Frauen haben Kinder aus früheren Beziehungen oder durch künstliche Befruchtung, und auch zahlreiche Schwule haben Elternrechte für Kinder aus früheren Ehen. "Die Politiker haben nur an künftige Kinder gedacht", sagt Henrik Larsen, "und nicht berücksichtigt, wie viele Kinder es heute schon in rosa Ehen gibt". Deshalb ist er überzeugt, daß "in spätestens zwei Jahren" das Adoptionsverbot zumindest für Stiefkinder aus dem dänischen Gesetz gestrichen sein wird.
Im übrigen hat das Gesetz sich bewährt. Es stellt Schwule und Lesben bei Renten, Erbschaft, Vermögensteilung und beim Anspruch auf Wohnungen Verheirateten gleich. Zwar weigerte sich die Pensionskasse der Ingenieure vorerst, Hinterbliebene aus rosa Ehen als pensionsberechtigt anzuerkennen, weil man, wie man offen zugab, den Pensionskuchen so wenigen wie möglich vorbehalten wollte. Doch als das Parlament mit einem Eingriff drohte, beugten sich auch die Ingenieure. Bei Scheidungen - 34 der 1065 Partnerschaften gingen inzwischen wieder in die Brüche - ist der finanziell schwächere Partner jetzt nicht mehr rechtlos, sondern hat die gleichen Ansprüche wie geschiedene Ehepartner.
Vor allem aber habe das Gesetz über "registrierte Partnerschaft" die allgemeine Akzeptanz der Homosexualität verbessert, meint Bent Hansen, der Geschäftsführer des Schwulenverbandes. "Wenn der Gesetzgeber auf unserer Seite ist, macht das Eindruck bei Leuten, die nicht wußten, was sie denken sollten." Dafür hatte der Verband vierzig Jahre lang gekämpft. Ende der sechziger Jahre hatten Schwule und Lesben bei der Reform des Ehegesetzes auf ihre Anerkennung gepocht. 1989 war es dann so weit.
Die Immunschwächekrankheit Aids habe dabei geholfen, ist Henrik Larsen überzeugt: "Durch Aids sind wir Schwule als Gruppe im Bewußtsein der Leute sichtbar geworden. Plötzlich wußte jeder, daß es uns gab." Durch Überzeugungsarbeit unter Politikern quer durch die Parteien kam schließlich das Gesetz zustande, das unter Aufhebung des Fraktionszwanges im Folketing mit großer Mehrheit verabschiedet wurde. Schweden und Holland haben ihre Gesetzgebung inzwischen dem dänischen Beispiel angepaßt.
Daß Schwule und Lesben ein Recht darauf haben, "unsere Liebe genauso wie die anderen mit einem Stück Papier besiegeln zu können", wie die frühere Verbandsvorsitzende Else Slange es ausdrückte, haben die meisten Dänen inzwischen akzeptiert.
Umfragen belegen, daß eine große Mehrheit die gesetzliche Regelung für richtig hält, und Zweifler lassen sich von dem Argument überzeugen, daß gerade in Aids-Zeiten feste Partnerschaften förderungswürdig seien. Im Gesetzestext werden gefühlsbetonte Worte wie "Ehe" und "Trauung" vermieden und die wirtschaftlichen und rechtlichen Aspekte betont. Das half wohl, die Erregung über das Gesetz zu dämpfen.
Für Mogens Andersen und Henrik Larsen ist sein Text jedoch ein bißchen gar nüchtern. Und um zu demonstrieren, daß ihre Partnerschaft mehr ist als ein "juristisch-ökonomischer Vertrag", haben sie ihren künftigen Familiennamen liebevoll aus ihren Initialen zusammengewoben. Mahl werden sie heißen, sobald ihr Antrag auf Namensänderung erledigt ist.
Die in diesem Sommer als erste Stufe zur "Urbanen Innenstadt" realisierten Maßnahmen wie die Fußgängerfurten beidseits der Freßgass', die Drehung der Einbahnstraßenregelung in der Katharinenpforte sowie die Sperrung des Oeder Wegs haben nach Darstellung der Industrie- und Handelskammer (IHK) "in der Frankfurter Wirtschaft beträchtliche Unruhe und Besorgnis" ausgelöst. Im Nordend, wo Anwohner über neuen Schleichverkehr klagten, sowie rings um das Parkhaus Hauptwache habe sich "einmal mehr die Erfahrung bewahrheitet, daß durch derartige Veränderungen Verkehr nicht vermindert, sondern nur verdrängt" werde.
"In der Summe", heißt es in einem Brief der Kammer an Planungsdezernent Martin Wentz, "erscheint dann vieles als Schikane gegenüber dem Autofahrer, erst recht, wenn der konkrete Nutzen für Stadtgestaltung und ,Innenstadt-Ambiente' nur schwer erkennbar ist."
Eine "qualitative Verschlechterung der Erreichbarkeit und damit der Standortqualität der City" fürchtet die IHK insbesondere, wenn die von Wentz angekündigte Sperrung der Hauptwache für den Autoverkehr verwirklicht werde. Durch die dann zwangsläufige Kanalisierung des Verkehrs auf wenige Hauptverkehrsstraßen - so soll im Bereich Goetheplatz / Rathenauplatz / Börsenstraße künftig Gegenverkehr möglich sein -, werde es zu Stauungen in der City und damit zu höheren Schadstoffbelastungen kommen.
Derlei Entwicklung macht der IHK allerdings größte Sorge. Schließlich wird im Bundesumweltministerium derzeit an einer Verordnung gearbeitet, die den Kommunen die Möglichkeit einräumt, bei der Überschreitung bestimmter Schadstoffgrenzwerte verkehrsbeschränkende Maßnahmen durchzusetzen. Herbert Ferger, Leiter der Verkehrsabteilung der IHK, beschreibt die Befürchtungen der Kammer: "Erst macht der Planungsdezernent die Innenstadt autofrei und bündelt den Verkehr auf wenige Straße, und dann läßt Umweltdezernent Koenigs diese Straßen sperren, weil der Schadstoffausstoß zu hoch ist."
Begrüßt hat die Industrie- und Handelskammer dagegen die bei dem Münchner Professor Bernhard Winkler in Auftrag gegebene Analyse des Verkehrs und seiner Verteilung in Frankfurt. Um so unverständlicher sei es aber, daß Wentz bereits jetzt die autofreie Hauptwache ankündigt, ohne daß das Gutachten vorliege. gang
NEU-ANSPACH. Wegen der nach wie vor großen Nachfrage im Bereich Gesellschaftstanz für erwachsene Paare richtet der Tanzsportclub Grün-Gelb Neu-Anspach zusätzlich eine Gruppe ein, die dienstags trainieren soll. Eingeladen sind auch Paare ohne Tanzerfahrung. Für interessierte Tänzer und solche, die es werden wollen, findet am 8. September ab 21 Uhr im Kleinen Saal des Bürgerhauses ein Informationsabend statt.
Auch bei den Tanzgruppen der Jugendlichen sind noch Plätze frei. Die Formationsgruppe trainiert donnerstags von 18 bis 19 Uhr im Großen Saal des Bürgerhauses. Zur gleichen Zeit trifft sich die Rock'n Roll-Gruppe im Kleinen Saal. Neu im Programm ist ein Anfängerkurs für lateinamerikanische und Standardtänze, der donnerstags von 17 bis 18 Uhr im Kleinen Saal stattfindet. Nähere Informationen können unter der Telefonnummer 0 60 81 / 89 28 erfragt werden. cn
Else Fenz, Haus Emmaus, Oberursel, zum 90. Geburtstag.
Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine
Theater / Musik / Literatur Nauheim. Serenadenkonzert des Musikvereins 1950 Nauheim, 20 Uhr, vor dem Alten Rathaus, Heinrich-Kaul-Platz.
Kinos / Filme Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Der Rasenmähermann (20 Uhr). - Bambi: Otto, der Liebesfilm (20.30 Uhr).
Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Brennpunkt L.A. - Die Profis sind zurück (15, 17.30, 20.15 Uhr). - Rex II: Alien 3 (15, 17.45, 20.30 Uhr). - Cinema: Otto, der Liebesfilm (15.15, 18, 20.45 Uhr).
Nauheim. Ried-Casino: Die Hand an der Wiege (19.30 Uhr); Karl Valentin Kurzfilme (21.45 Uhr).
Parteien / Parlamente Mörfelden-Walldorf. Mitgliederversammlung der Grünen, 20 Uhr, Stadthalle Walldorf.
Groß-Gerau. SPD-Fachkonferenz: Umwelt-Verkehr-Energie, 19 Uhr, Bürgerhaus Wolfskehlen.
Vereine / Organisationen Mörfelden-Walldorf. BUND-Mitgliederversammlung, 20 Uhr, Ev. Gemeindezentrum, Ludwigstraße.
Kelsterbach. VHS-Altenclub-Nord: Großes Sommerfest, 10.30 Uhr, Bürgerhaus.
VdK-Sprechstunden, 16 bis 18 Uhr, Bürgermeister-Hardt-Schule, Schulstraße 16.
Skatclub Falsch gedrückt: Clubabend, 20 Uhr, Gaststätte Treffpunkt. Ausstellungen Rüsselsheim. Eröffnung der Ausstellung der Kunstszene Rüsselsheim mit Live-Musik, 15.30 Uhr, im Rathaus. Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin-Club": Sprechstunde 15 bis 17 Uhr, Schillerstraße 16, Tel. 0 61 05 / 7 67 60.
Jugend- und Drogenberatung, 10 bis 12 und 17 bis 19 Uhr, Hermannstr. 3, Mörfelden, Tel. 0 61 05 / 2 46 76.
Mütter- und Baby-Café, 15 bis 17 Uhr, Katholisches Gemeindezentrum Walldorf.
Bürgersprechstunde der Stadt, 17 bis 18 Uhr, Kirchgasse 18, Mörfelden.
Blaues Kreuz Mörfelden Walldorf: Gruppentreffen, 19.30 Uhr, Daimlerstr.5.
Groß-Gerau. Kinderschutzbund, 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Mainzer Str. 12, Tel. 0 61 52 / 8 24 24, psychologische Beratung: Tel. 0 61 52 / 4 02 89.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche: 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Adolf-Kolping-Str. 38, Tel. 0 61 52 / 78 98.
Wildwasser-Beratungsstelle: 13 bis 15 Uhr, in der Beratungsstelle des Vereins Frauen helfen Frauen, Schöneckenstraße 2, nach Absprache: Tel. 0 61 52 / 3 99 99.
Caritas: Sprechstunden für Suchtkranke, 13.30 bis 16.30 Uhr, Raum 4 im Kreiskrankenhaus (0 61 52 / 1 32 29), Sprechstunden des Caritasverbandes in der Waldstraße 34: 9 bis 12 Uhr und nach telef. Vereinbarung, 0 61 42 / 6 21 09.
Diakonisches Werk: Lebensberatung, 9 bis 12 Uhr, Oppenheimer Straße 4, Tel. 0 61 52 / 78 35.
Rüsselsheim. Beratungsstelle für Suchtkranke und deren Angehörige, Caritasverband, 8 bis 12 Uhr, Freiligrathstraße 10, Telefon 6 82 22.
Pro Familia: Beratung, 8.30 bis 19 Uhr, Lahnstraße 30, Telefon 0 61 42 / 1 21 42.
Guttempler-Gemeinschaft: Gesprächskreis, 19 Uhr, Seniorentreff in der Frankfurter Straße 12.
Verbraucherberatung, Markstr. 29: Sprechstunden, 14.30 bis 17.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.
Kelsterbach. Turnertreff, 20 Uhr, im TuS-Heim Hinkelstein.
Riedstadt. Pro Familia, 9 bis 12 Uhr, Freiherr-v.-Stein-Str. 9, Tel. 0 61 58 / 16 39.
Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Frauenhaus-Initiativen Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.
Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.
(Ohne Gewähr)
Kleine FR
Kiosk wird umgebaut MÖRFELDEN-WALLDORF. Der Magistrat hat Aufträge zum An- und Umbau des Kiosks im Waldschwimmbad vergeben. Die Rohbauarbeiten sind mit 47 500 Mark veranschlagt, die Zimmerarbeiten mit 35 000, die Dachdecker- und Spenglerarbeiten mit 20 000 Mark. Heizung in der Trauerhalle MÖRFELDEN-WALLDORF. Die Trauerhalle im Waldfriedhof Mörfelden wird eine Gas-Zentralheizung erhalten. Der Magistrat hat für 30 000 Mark den Auftrag zur Lieferung und Montage erteilt. Pläne zur Umgestaltung MÖRFELDEN-WALLDORF. Die Pläne, wie die Hintergasse einschließlich Spielplatz umgestaltet wird, werden erstellt. Der Magistrat hat dazu den Auftrag vergeben. Dasselbe gilt für die Umgestaltung der Schafgasse im Bereich des geplanten Kinderspielplatzes und die Langgasse im Bereich der Einmündung Mittelgasse / Hintergasse. Planungskosten für die drei Projekte: 27 000 Mark. TTT sucht Helfer TREBUR. Der Verein "Treburer Theater Tage" (TTT), der vom 11. bis 13. September das gleichnamige Kulturspektakel ausrichtet, sucht noch Freiwillige, die beim Zeltaufbau oder Getränkeausschank helfen. Ein Koordinationstreffen ist am Mittwoch, 2. September, 19 Uhr, im Jugendhaus Trebur (gegenüber Rathaus). Wie wirken ätherische Öle? RÜSSELSHEIM. Gudrun Greb führt am Dienstag, 8. September, 20 Uhr, im Frauenzentrum in die Wirkungs- und Anwendungsmöglichkeiten von ätherischen Ölen ein. Eine Anmeldung ist erforderlich: Tel. 0 61 42 / 5 71 71.
Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine
Theater / Musik / Literatur Dreieich. Aufführung des Theaters Gera: Offene Zweierbeziehung, 20 Uhr, Bürgerhaus Sprendlingen.
Langen. Vorlesestunde: Neue Punkte für das Sams, 15 Uhr, Stadtbücherei, Südliche Ringstraße. Kinos / Filme Neu-Isenburg. Kommunales Kino, Musikraum der Hugenottenhalle: Arachnophobia (20 Uhr).
Dreieich-Sprendlingen. Rex: Brennpunkt L.A. - Die Profis sind zurück (20.30 Uhr). - Viktoria: Der Rasenmähermann (20.30 Uhr).
Langen. Hollywood: Brennpunkt L.A. - Die Profis sind zurück (20 Uhr). - Fantasia: Steinzeit Junior (20 Uhr).
Neues UT-Kino: Betriebsferien. Vorträge / Kurse Neu-Isenburg. Herstellung von Trokkenblumengestecken, 15 Uhr, Quartier IV, Luisenstraße 18.
Dreieich. Infoabend der Frauenbeauftragten: Frauen und Rente, 20 Uhr, Stadtbücherei Sprendlingen.
VHS-Vortrag: China - Im Reich der Mitte, 20 Uhr, Burghofsaal Dreieichenhain.
Parteien / Parlamente Dreieich. SPD-Stadtverband: Delegiertenversammlung, 19.30 Uhr, Mehrzweckhalle Offenthal.
Langen. Stadtverordnetenversammlung, 20 Uhr, Rathaus.
Egelsbach. Sitzung der Gemeindevertretung, 20 Uhr, Rathaus. Vereine / Organisationen Langen. Odenwaldklub: Seniorenwanderung, Treffen 14 Uhr, am Vierröhrenbrunnen.Verschiedenes Dreieich. Treffpunkt Winkelsmühle: Nachmittag zum Thema Hexen-Aberglaube, 15 Uhr; Salonorchester, 17 Uhr. Beratungen / Offene Treffs Neu-Isenburg. Jugendbüro, Frankfurter Straße 11: Beratung 12 bis 18 Uhr, Telefon 0 61 02 / 1 74 15.
Verein Hilfe für ältere Bürger, Sprechstunden 9 bis 13 Uhr, Ludwigstraße 75-79.
Arbeiterwohlfahrt: Mobiler sozialer Hilfsdienst, 8 bis 19 Uhr, Kronengasse, Telefon 3 37 77.
Mutter und Kind-Café, Bahnhofstr.143: Informationen für EinsteigerInnen, 10 bis 11.30 Uhr, Telefon 88 40.
Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 11.30 bis 12.30 Uhr, Löwengasse 8.
Familienfürsorge des Kreises, 12 bis 14 Uhr, Ludwigstraße 75-79.
Kinderschutzbund, 14 bis 16 Uhr, Stoltzestraße 8, Tel. 25 47 47.
Verein für Suchtgefährdeten- und Suchtkrankenhilfe, 19 bis 22 Uhr, Friedrichstraße 43, Tel. 0 61 02 / 66 55.
Bürgersprechstunde der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V., 18 Uhr, Rheinstr.2-
Flüchtlingshilfe: Treffen mit Flüchtlingen, die in Neu-Isenburg leben, 19 Uhr, Buchenbusch-Gemeinde.
Dreieich. Ehe- und Familienberatungsstelle der Caritas und des Diakonischen Werkes, 9 bis 12 Uhr, Robert-Bosch-Straße 28, Anmeldung 0 61 03 / 3 63 65.
Psychische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Sprendlingen, Eisenbahnstraße 8, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Anmeldung erbeten (0 61 03 / 6 87 33).
Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF): Sprechstunden 9 bis 17 Uhr, auch Beratung von Zivildienstleistenden, Robert-Bosch-Straße 26, Telefon 0 61 03 /37 11 42, Fahrdienst 37 11 49.
Paritätischer Wohlfahrtsverband, Sprendlingen: Beratung für Wohnungslose Menschen, 10 bis 13.30 Uhr, Frankfurter Straße 100, Tel. 0 61 03 / 6 93 29.
Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, 13 bis 19 Uhr, Hauptstraße 32-36 (Hinterhaus), Sprendlingen, Tel. 6 49 47.
Guttempler-Gemeinschaft: Treffen, 19.30 Uhr, in der guten Stubb', Dreieichenhain. Langen. Arbeiterwohlfahrt: Sprechzeiten für "Essen auf Rädern" und "Mobiler Sozialer Hilfsdienst", 8 bis 14 Uhr; Senioren-Cafe, ab 14.30 Uhr, Wilhelm-Leuschner-Platz 5, Rufnummer 0 61 03 / 2 40 61.
Mütterzentrum, Zimmerstraße 3: Frühstückstreff, 9.30 bis 11.30 Uhr; Café Stiefmütterchen: 15 bis 17 Uhr, Telefon 0 61 03 / 5 33 44.
Kinderschutzbund: 14 bis 17 Uhr, Fahrgasse 2, Telefon 0 61 03 / 5 12 11.
Guttempler-Gesprächskreis, 19 Uhr, Bürgerhaus.
Laienhilfe Langen: Stammtisch, 19.30 Uhr, Langener Stubb' in der Stadthalle.
Egelsbach. Beratungsbüro für ausländische Mitbürger/innen, 17 bis 18.30 Uhr, im Rathaus, Zimmer 28. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Westkreis Offenbach, Telefon 0 61 03 / 5 18 84.
(Ohne Gewähr)
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Kinos / Filme Seligenstadt. Turmpalast: Brennpunkt L.A. - Die Profis sind zurück (20.15 Uhr). - Turmstudio: Stop, oder meine Mami schießt (20 Uhr).
Rodgau-Jügesheim. Saalbau: Brennpunkt L.A. - Die Profis sind zurück (20.15 Uhr). - Kronen-Lichtspiele: Das war der wilde Osten (20.15 Uhr).
Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Keine Vorstellung. Vorträge / Kurse Rodgau. VHS-Vortragsabend über Finnland, 20 Uhr, Bürgerhaus Nieder-Roden.Parteien / Parlamente Seligenstadt. Kinder- und Jugendsprechstunde des Bürgermeisters, 14 bis 16 Uhr, Rathaus, Zimmer 200. Verschiedenes Seligenstadt. Seniorentanz, 9 bis 10.30 Uhr, Ev. Gemeindezentrum, Jahnstraße. Beratungen / Offene Treffs Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Str. 43, Rufnummer 0 61 06 / 7 40 99.
Dietzenbach. Beratung des Sozialdienstes für Türken, 9 bis 12 Uhr, Hausaufgabenhilfe, Robert-Koch-Straße 11.
Pro Familia, Friedensstraße 38: Jugendberatung, 16 bis 18 Uhr, Termine unter 0 60 74 / 22 65.
IAF-Verband bi-nationaler Familien und Partnerschaften: Gesprächskreis, 19 Uhr, Ev. Gemeindezentrum, Rodgaustraße 40, Kontakttelefon: 0 60 74 / 2 41 58.
Rodgau. Kinderschutzbund im Alten Rathaus Weiskirchen: Beratungsstunden, 14 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 06 / 6 21 86.
Selbsthilfegruppe: Frauen nach Krebs, Treffen 17 Uhr, Alte Schule Jügesheim.
Frauentreff Rodgau: Offener Treff, ab 20 Uhr, Gartenstraße 20-24, Jügesheim.
Beratung im Jugendhaus Dudenhofen von 10 bis 12.30 Uhr und 18 bis 19.30 Uhr.
Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 9 bis 12 Uhr, Dockendorffstr. 2, Ober-Roden, Tel. 0 60 74 / 9 40 11.
Urberacher Frauentreff: Umwelt-Infos, 10 Uhr, Borngasse 29.
Kinderschutzbund: Beratungsstunden, 9 bis 11 Uhr, Altes Rathaus Weiskirchen, Schillerstr. 27, Tel. 0 61 06 / 6 21 86.
Seligenstadt. Psychologische Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche, Caritasverband Offenbach, Frankfurter Str. 33, Tel. 0 61 82 / 12 11.
Jugendberatung und Suchtberatung, Aschaffenburger Straße 1, Tel. 2 91 92: Sprechstunde 14 bis 17 Uhr, telefonische Anmeldung unter 0 61 06 / 7 40 99.
Selbsthilfegruppe "Kopf Hoch": Treffen 18.30 bis 20 Uhr, Dudenhöfer Straße 10, Kontakttelefon: 069 / 80 68-593. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Ostkreis Offenbach, Telefon 0 61 06 / 1 33 60.
Frauenhaus des Kreises Darmstadt-Dieburg, Telefon 0 60 71 / 3 30 33.
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Theater / Musik / Literatur Offenbach. Offenbacher Figurentheater: Die Fiedelgrille und der Maulwurf, 11 Uhr; Freunde, 15 Uhr, Studiobühne im Theater an der Goethestraße.
Kindertheater: Tom Teuer - Aber bitte mit Soße, 15 Uhr, Isenburger Schloß, Schloßstraße 66.
Schülerkonzert der Musikschule, 19 Uhr, Erich-Kästner-Schule, Geleitsstr.18. Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Brennpunkt L. A. - Die Profis sind zurück (15, 17.30, 20.15 Uhr). - Palast: Otto, der Liebes- film (15.15, 17.45 Uhr); Kleine Haie (20.15 Uhr). - Lux: Steinzeit Junior (15, 17.30, 20 Uhr). - Rex: Alien 3 (15.15, 17.45, 20 Uhr).
Broadway: Muppets erobern Manhattan (15.30 Uhr); Grüne Tomaten (17.30, 20 Uhr); Silent Movie (22.45 Uhr).
Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Das war der wilde Osten (15.45 Uhr); Brennpunkt L. A. - Die Profis sind zurück (20.15 Uhr). - Zeitlos: Stop, oder meine Mami schießt (15.45 Uhr); Das war der wilde Osten (19.45 Uhr); Die Liebenden von Pont Neuf (22 Uhr). Vorträge / Kurse Obertshausen. Kurs: Porzellanpuppen nach alten Originalmodellen, 19.30 Uhr, Arbeiterwohlfahrt, Otto-Wels-Straße 13. Parteien / Parlamente Offenbach. Sitzung des Ausländerbeirates, 19 Uhr, im Rathaus.
CDU-Veranstaltung: M M - Meine Meinung, 20 Uhr, Pizzeria San Marino, Krimmerstraße.
CDU-Bürgel: 1. Bürgeler Gespräch, 20 Uhr, im Castell-Kolleg, Lammertstraße. Verschiedenes Offenbach. Eröffnung des 16. Weinmarktes, 17 Uhr, auf dem Stadthof. Ausstellungen Mühlheim. Architekten-Entwürfe "Augenwald", bis 11. September täglich 8 bis 17 Uhr, im Rathaus.
Beratungen / offene Treffs Offenbach. Pro Familia, Bahnhofstraße 35: Telefonische Terminvereinbarung, 8 bis 12.30 Uhr; Tel. 81 77 62; Notruf für vergewaltigte Frauen und mißbrauchte Mädchen, 10 bis 12 Uhr, Tel. 8 00 13 13.
Frauenzentrum, Kaiserstraße 34: Beratungsstelle für Frauen, 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Telefon 81 65 57.
Mütterberatung, 13.30 bis 15.30 Uhr, Buchhügelallee 25.
Psychologische Beratungsstelle Stadt und Kreis Offenbach für Eltern, Kinder und Jugendliche, Geleitsstr. 94: 9 bis 17 Uhr, Termine nach Vereinbarung, Tel. 80 65 - 23 47 oder 24 90.
Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, Herrnstraße 16: 12 bis 16 Uhr; Selbsthilfegruppe für junge Alkoholiker, 19 bis 21 Uhr, Telefon 0 69 / 81 17 11.
BellaVista, Kontaktladen und Drogenberatung: geöffnet 14 bis 19 Uhr, Berliner Straße 118, Telefon 81 84 02.
Sozialhilfeverein, Frankfurter Straße 57: Beratung und Information, 14 bis 16 Uhr, Tel. 800 12 99.
Aids-Beratungsstelle im Stadtgesundheitsamt, Dreieichring 24: 13.30 bis 15.30 Uhr, auch Beratungen nach Absprache, Telefon 0 69 / 80 65-24 31.
Aids-Hilfe Offenbach: Beratung 10 bis 12.30 und 13.30 bis 16 Uhr, Frankfurter Straße 48, Tel. 88 36 88.
Diakonisches Werk: Allgemeine Lebensberatung, 13 bis 16 Uhr, Wilhelmstraße 13, Tel. 22 81 500.
Psychologische Beratungsstelle der Caritas für Eltern, Kinder und Jugendliche, Kaiserstraße 67: Termine nach Vereinbarung von 9 bis 17 Uhr, Tel. 80 064 - 230 oder 231.
Mieter helfen Mietern: Sprechstunde, 16.30 bis 18 Uhr, Tucholsky-Buchladen, Mittelseestr. 14, Tel. 82 46 40.
Bürgerinitiative gegen Atomanlagen, Frankfurter Str. 63 (Hinterhaus), 20 Uhr.
Guttempler-Orden, Paul-Gerhardt-Gemeinde, Lortzingstraße 10: Beratungen und Gesprächstreff, 20 Uhr.
Schiedsmann, Sprechstunden, 16.30 bis 17.30 Uhr, Rathaus Saal 5.
Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau, Telefon 80 65-22 19.
Heusenstamm. Psychologische Beratungsstelle des Kreises Offenbach für Familien, Erzieher und Jugendliche, Paulstraße 49: 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Telefon 0 61 04 / 20 01.
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Theater / Musik / Literatur Groß-Gerau. Konzert des Instrumentalensembles La Banda Palatina, 20 Uhr, im Stadtmuseum. Kinos / Filme Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Der Rasenmähermann (19.30 Uhr); Doppelprogramm: Der Rasenmähermann + Otto, der Liebesfilm (21.30 Uhr). - Bambi: Otto, der Liebesfilm (20.30 Uhr).
Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Brennpunkt L.A. - Die Profis sind zurück (15, 17.30, 20.15, 22.45 Uhr).
Rex II: Alien 3 (15, 17.45, 20.30, 22.45 Uhr).
Cinema: Otto, der Liebesfilm (15.15, 18, 20.45, 22.45 Uhr).
Nauheim. Ried-Casino: Karl Valentin Kurzfilme (17.30 Uhr); Die Hand an der Wiege (19.30 Uhr); Horror-Doppelnacht: Schlafwandler + Friedhof der Kuscheltiere (21.45 Uhr). Vereine / Organisationen Mörfelden-Walldorf. Bund für Vogelschutz Mörfelden: Monatsversammlung, 20 Uhr, Vereinsheim an der Kläranlage. Verschiedenes Kelsterbach. Bunter Abend vor Eröffnung der Kerb, 20 Uhr, Festzelt Schloßplatz.Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Jugend- und Drogenberatungsstelle: Sprechstunde 10 bis 15 Uhr, Hermannstraße 3 in Mörfelden, telefonisch erreichbar unter der Rufnummer 0 61 05 / 2 46 76.
Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin-Club", Kochgruppe: 11 bis 13.30 Uhr, Schillerstraße 16, telefonisch erreichbar unter der Rufnummer0 61 05 / 7 67 70.
Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe: Treffen der Abhängigen (rauchfrei), 20 bis 22 Uhr im Steinweg 22.
Frauentreff: offener Treff, 20 Uhr, Mörfelden, Langgasse 45.
Groß-Gerau. Kinderschutzbund: Psychologische Beratung für Erzieher/innen, Kindergartenkinder und deren Eltern, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Mainzer Straße 12, Telefonnummer 0 61 52 / 4 02 89.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche: 9 bis 12 Uhr, Adolf-Kolping- Str. 38, telefonisch erreichbar unter der Rufnummer 0 61 52 / 78 98.
Verein Frauen helfen Frauen: Beratung, 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung, Schöneckenstraße 2, Telefon 0 61 52 / 3 99 99.
Diakonisches Werk: Lebensberatung, 9 bis 12 Uhr, Oppenheimer Straße 4, Telefon 0 61 52 / 78 35.
Rüsselsheim. "Notruf für vergewaltigte Frauen im Kreis Groß-Gerau": Beratung 10 bis 12 Uhr, Frauenzentrum, Haßlocher Straße 150, Tel. 0 61 42 / 5 20 20.
Verbraucherberatung, Markstr. 29: Sprechstunden, 9 bis 12.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.
Pro Familia: Beratung, 8.30 bis 18 Uhr, Lahnstraße 30, Telefon 0 61 42 / 1 21 42.
Caritas: Beratung für Suchtkranke, von 8 bis 12 Uhr, Freiligrathstraße 10.
Raunheim. Frauentreff, Frankfurter Straße 13: Beratung 10 bis 12 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung, Telefon 0 61 42 / 4 63 11.
Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Frauenhaus-Initiativen Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.
Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.
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Theater / Musik / Literatur Neu-Isenburg. Vorlese- und Bastelstunde: Die Hexe Lakritze, 16 Uhr, Stadtbücherei Westend, Bahnhofstraße 212.
Spott-Licht-Theater: Hannibal Sternschnuppe, 20 Uhr, Freilichttheater, Haus zum Löwen.
Dreieich. Burgfestspiele: Die Dreigroschenoper, 20 Uhr, Burg Dreieichenhain (bei Regen im Bürgerhaus). Kinos / Filme Dreieich-Sprendlingen. Rex: Brennpunkt L.A. - Die Profis sind zurück (20.30 Uhr). - Viktoria: Der Rasenmähermann (20.30 Uhr).
Langen. Hollywood: Brennpunkt L.A. - Die Profis sind zurück (20 Uhr). - Fantasia: Steinzeit Junior (20 Uhr).
Neues UT-Kino: Betriebsferien. Vorträge / Kurse Neu-Isenburg. Diavortrag: Guatemala, 19.30 Uhr, Hugenottenhalle, Frankfurter Straße.
Parteien / Parlamente Egelsbach. SPD-Polittreff, 20 Uhr, im Eigenheim-Restaurant. Vereine / Organisationen Neu-Isenburg. Abendspaziergang der Kolpingfamilie, Treffen 20.15 Uhr, an der St.-Josef-Kirche. Verschiedenes Neu-Isenburg. Basar für Kinderkleidung und Spielzeug, 11 bis 14 Uhr, St. Josef, Kirchstraße 20. Ausstellungen Langen. Eröffnung: Herbert Aulich - Arbeiten auf Papier und Objekte, 20 Uhr, Museum für Zeitgenössische Glasmalerei, Wilhelm-Leuschner-Platz 3. Beratungen / Offene Treffs Neu-Isenburg. Verein Hilfe für ältere Bürger, 9 bis 13 Uhr, Ludwigstr. 75 - 79.
Kinderschutzbund, 9 bis 12 Uhr, Stoltzestraße 8, Tel. 25 47 47.
Arbeiterwohlfahrt: Mobiler sozialer Hilfsdienst, 8 bis 10 Uhr, Kronengasse, Telefon 3 37 77.
Sanitätsverein, Sprechstunde, 10 bis 12 Uhr, Ludwigstraße 75 - 79.
Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 11.30 bis 12.30 Uhr, Löwengasse 8.
Verein für Suchtgefährdeten- und Suchtkrankenhilfe, 19 bis 22 Uhr, Friedrichstraße 43, Tel. 0 61 02 / 66 55.
Internationaler Frauentreff: 20 Uhr, Spiel- und Lernstube der Arbeiterwohlfahrt, Frankfurter Straße 42, Telefon 3 41 92.
Dreieich. Ehe- und Familienberatungsstelle der Caritas und des Diakonischen Werkes, 9 bis 12 Uhr, Robert-Bosch-Straße 28, Anmeldung 0 61 03 / 3 63 65.
Psychische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Sprendlingen, Eisenbahnstraße 8, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Anmeldung erbeten (0 61 03 / 6 87 33).
Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF): Sprechstunden 9 bis 16 Uhr, Robert-Bosch-Str. 26, Telefon 0 61 03 / 37 11 42; Fahrdienst: 37 11 49.
Paritätischer Wohlfahrtsverband, Sprendlingen: Beratung für wohnungslose Menschen, 10 bis 13.30 Uhr, Frankfurter Straße 100.
Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, 10 bis 14 Uhr, Hauptstr. 32 - 36 (Hinterhaus), Sprendlingen, Tel. 6 49 47.
Langen. Arbeiterwohlfahrt: Sprechzeiten für "Essen auf Rädern" und "Mobiler Sozialer Hilfsdienst", 8 bis 14 Uhr, Wilhelm-Leuschner-Platz 5, Telefon 0 61 03 /2 40 61.
Kinderschutzbund, 9 bis 12 Uhr, Fahrgasse 2, Telefon 0 61 03 / 5 12 11.
Mütterzentrum, Zimmerstraße 3: Frühstückstreff, 9.30 bis 11.30 Uhr, Telefon 0 61 03 / 5 33 44.
Mädchencafé, 15 bis 20 Uhr; Frauencafé "Donna Wetter", 20 bis 22 Uhr, Altes Rathaus, Haus C, Fahrgasse 10.
Guttempler-Gesprächskreis, 19 bis 22 Uhr, Südliche Ringstraße 107.
Egelsbach. Pro Familia, Kirchstraße 2: Beratung 15 bis 17 Uhr, Termine unter 0 60 74 / 22 65. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Westkreis Offenbach, Telefon 0 61 03 / 5 18 84.
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Theater / Musik / Literatur Seligenstadt. Reggae- und Cocktail-Party, 20 Uhr, Jugendbegegnungsstätte, Steinheimer Straße 47.
Konzert: London Duo, 20 Uhr, Sitzungssaal im Rathaus.
Rödermark. BUND-Rockkonzert mit der Gruppe Foin, 19 Uhr, auf der Bulau.
Comedy Bajohr & Ottemeier: Das Klappbett, 20.30 Uhr, Kleinkunstbühne, Halle Urberach.
Kinos / Filme Seligenstadt. Turmpalast: Brennpunkt L.A. - Die Profis sind zurück (20.15 Uhr). - Turmstudio: Stop, oder meine Mami schießt (20 Uhr).
Rodgau-Jügesheim. Saalbau: Brennpunkt L.A. - Die Profis sind zurück (20.15 Uhr). - Kronen-Lichtspiele: Das war der wilde Osten (20.15 Uhr).
Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Der Rasenmähermann (20.30 Uhr). Vereine / Organisationen Rodgau. Turngemeinde Weiskirchen: Senioren-Kaffeenachmittag, 15 Uhr, Jahnhalle Weiskirchen. Beratungen / Offene Treffs Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Str. 43, Rufnummer 0 61 06 / 7 40 99.
Rodgau. Kinderschutzbund im Alten Rathaus Weiskirchen: Beratungsstunden, 9 bis 11 Uhr, Tel. 0 61 06 / 6 21 86.
Beratung im Jugendhaus Dudenhofen von 10 bis 12.30 Uhr.
Schutzgemeinschaft Abhängiger: Gesprächsgruppe, 20 bis 22 Uhr, Katholisches Gemeindehaus Rollwald.
Seligenstadt. Psychologische Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche, Caritasverband Offenbach, Frankfurter Str. 33, Tel. 0 61 82 / 12 11.
Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 9 bis 12 Uhr, Dockendorffstr. 2, Ober-Roden, Tel. 0 60 74 / 9 40 11.
VEF-Kleinkinderspielkreis (15 Monate bis drei Jahre), 15.30 bis 17.30 Uhr, Halle Urberach, Telefon 0 60 74 / 9 67 59. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Ostkreis Offenbach, Telefon 0 61 06 / 1 33 60.
Frauenhaus des Kreises Darmstadt- Dieburg, Telefon 0 60 71 / 3 30 33.
(Ohne Gewähr)
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Theater / Musik / Literatur Offenbach. Theater- und Liederprogramm für Kinder: O Papa, sagt die Lene, 15 Uhr, Studiobühne, Theater an der Goethestraße.Kinos / Filme
Offenbach. Kino-Center: Gloria: Brennpunkt L.A. - Die Profis sind zurück (15, 17.30, 20.15, 22.30 Uhr). - Palast: Otto, der Liebesfilm (15.15, 17.45 Uhr); Kleine Haie (20.15, 22.30 Uhr). - Lux: Steinzeit Junior (15, 17.30, 20, 22.15 Uhr). - Rex: Alien 3 (15.15, 17.45, 20, 22.15 Uhr).
Broadway: Muppets erobern Manhattan (15.30 Uhr); Grüne Tomaten (17.30, 20 Uhr); Doppelnacht: Silent Movie + Das Ende (22.45 Uhr).
Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Das war der wilde Osten (15.45 Uhr); Brennpunkt L.A. - Die Profis sind zurück (20.15, 22.30 Uhr). - Zeitlos: Stop, oder meine Mami schießt (15.45 Uhr); Das war der wilde Osten (19.45 Uhr); Die Liebenden von Pont Neuf (22 Uhr).
Heusenstamm. Schulfest zur 25- Jahr-Feier des Adolf-Reichwein-Gymnasiums, ab 14 Uhr, Leibnizstraße.
Offenbach. Eröffnung: Malerei von Gülseren Aydin, 20 Uhr, Städtische Galerie, Kaiserstraße 99.
Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Psychologische Beratungsstelle Stadt und Kreis Offenbach, Geleitsstr. 94: 9 bis 17 Uhr, Termine nach Vereinbarung, Tel. 80 65 - 23 47 oder 24 90.
Psychologische Beratungsstelle der Caritas, Termine nach Vereinbarung von 9 bis 17 Uhr, Kaiserstraße 67, Tel. 80 064 - 230 oder 231.
Jugend- und Drogenberatungsstelle Wildhof, 12 bis 14 Uhr, Herrnstraße 16, Telefon 0 69 / 81 17 11.
Diakonisches Werk: Allgemeine Lebensberatung, 9 bis 12 Uhr, Wilhelmstraße 13, Tel. 22 81 500.
Beratung für arbeitslose Jugendliche, 9 bis 12 Uhr, Gelbes Haus, Marienstraße 36, Telefon 0 69 / 84 58 00.
Sozialhilfeverein, Frankfurter Straße 57: Beratung und Information, 14 bis 16 Uhr, Tel. 800 12 99.
Seniorenbildungstreff: Gesellschaftsspiele, 14 Uhr, im Büsing-Palais.
Treffen der Tanzgruppe des Freundschaftsvereins Türkei, 20.15 Uhr, Luisenstraße 61, Hinterhaus, Tel. 82 13 36.
"PISA" (Privatinitiative für Singles und Alleinerziehende), 20h, Ludwigstr.180 A.
Selbsthilfegruppe für Alkohol- und Medikamentenabhängige, Städtische Kliniken Offenbach, Altbau, erster Stock, Cafeteria, 17 bis 18.30 Uhr.
Selbsthilfegruppe Atemwegserkrankungen, 19 bis 21 Uhr, Stadtgesundheitsamt, Dreieichring 24.
Guttempler-Orden, Beratung und Treff für Alkoholkranke, 20 Uhr, Paul-Gerhardt-Gemeinde, Lortzingstraße 10.
Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau, Tel. 80 65 -22 19.
Heusenstamm. Psychologische Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Paulstraße 49, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Telefon 0 61 04 / 20 01. (Ohne Gewähr)
Selbstverteidigungskurs für Mädchen und Frauen
Im Training werden Techniken erlernt, die Frauen und Mädchen die Möglichkeit geben sollen, sich bei körperlichen Angriffen effektiv zu verteidigen. Zum Kurs gehört aber auch die Auseinandersetzung mit den psychischen Voraussetzungen für wirkungsvolle Selbstverteidigung und Selbstbehauptung.
Anmeldungen nimmt ab sofort die VHS-Außenstelle Wehrheim im Schießgraben 7 (Tel. 0 60 81 / 54 23) entgegen. Dort gibt es ausführliche Informationen.
Luftverschmutzung
Luftbelastungswerte vom 4. September, gemessen in Milligramm je Kubikmeter.
Stoffe und Grenzwerte*
Hanau Maintal
SO2 (1,00) 0,01 (0,01) 0,01 (0,01) NO2 (0,20) 0,05 (0,04) 0,04 (0,03) Staub (0,45) 0,01 (0,01) 0,02 (0,01) Ozon (0,18) 0,04 (0,03) 0,03 (0,02)
- = kein Meßwert bekannt (Vortags-Werte in Klammern)
SO2 = Schwefeldioxid
NO2 = Stickstoffdioxid
bei Ozon- (O3) Konzentration:
"empfohlener Richtwert"
Alle Werte stammen aus Messungen der Hessischen Landesanstalt für Umwelt.
Im Sommerhalbjahr finden keine Messungen der Kohlenmonoxid-Werte (CO) statt.
Die Parteinahme des CDU-Wirtschaftsrats für Siemens und die Atomenergie (FR vom 26. August) mißfällt dem folgenden Leserbriefschreiber:
"Mandatsträger und Funktionäre der CDU Hessen lassen trotz der am 7. März 1993 bevorstehenden Kommunalwahl keine Gelegenheit aus, mit ihrer Liebedienerei vor dem Siemens-Atom- und Plutoniummonopol in der Öffentlichkeit zu provozieren. Nach klassischer Agitpropmanier werden die bekannten Halbwahrheiten aufgewärmt.
Aber die Christenmenschen der Union verlieren kein Wort über die Gefahren der Atomindustrie für Leben und Gesundheit, für Hab und Gut der heute Lebenden und aller folgenden Generationen. Nach der alten CDU-Litanei kommt es nur darauf an, daß alles nach Recht und Gesetz geht. Wie auch immer CDU und Siemens die Rechtslage interpretieren. Sei's drum. Dann müßten eben ein paar Gesetze und sonstige Rechtsnormen geändert werden. Und wenn ein paar CDU-Obere partout nicht wollen, dann eben ohne sie. Nach den nächsten Wahlen.
Eine Vereinigung von CDU/CSU-Mitgliedern für Überwindung der Kernenergie, die "Christlichen Demokraten gegen Atomkraft (CDAK)", gibt es schon. Nach Auskunft aus dem Konrad-Adenauer-Haus in Bonn ist diese CDAK zwar "keine offizielle Gliederung" der Partei. Noch nicht! Doch das kann sich schnell ändern. Zumal die beiden Mächtigsten unter den deutschen Atomkonzernen - Siemens und RWE - den allen Risiken der Atomindustrie wehrlos ausgelieferten Menschen und Steuerzahlern jetzt auch noch über Schadenersatzklagen gegen den Staat in die Tasche langen wollen. Mal sehen, wie lange eine große Volkspartei das durchhält." Hans Grossmann Maintal
"Die Hölle am Himmel über Erlensee" Zum Verhalten des CDU-Landtagsabgeordneten Alyos Lenz in bezug auf die Probleme des Fliegerhorstes in Erlensee- Langendiebach nimmt der folgende Leserbriefschreiber kritisch Stellung:
"Der Landtagsabgeordnete Aloys Lenz (CDU) erklärte kürzlich quasi seinen Beitritt zum Kreise der Erlenseer Fluglärmgegner. Sehr lobenswert ist die Absicht von Lenz, endlich einmal den für den Fluglärm mitverantwortlichen Staatssekretär Wilz aus Bonn nach Erlensee einzuladen und den Bürgern die Chance zu geben, den Verantwortlichen in Bonn ihre Betroffenheit über den Fluglärm weiterzugeben. Gleichzeitig jedoch beschimpft Lenz die Erlenseer, Neuberger und Bruchköbeler Fluglärmopfer mit ihrem "populistischen" Protest antiamerikanisch zu sein und die Stimmung gegen die Anwesenheit der amerikanischen Streitkräfte anzuheizen. Diese Bürger haben kürzlich mit mehr als 1800 Protestbriefen das inzwischen eingetretene Mißverhältnis zwischen militärischem Flugbetrieb und dem Recht auf körperliche und psychische Unversehrtheit zum Ausdruck gebracht. Daß dieses Recht nicht gewahrt ist, wurde kürzlich durch ein medizinisch-psychologisches Gutachten nachgewiesen. Ob deutsche, amerikanische, holländische oder englische Militärs den Himmel über Erlensee zur Hölle machen (Einheiten aus diesen Ländern trainieren nämlich auf dem Fliegerhorst), ist den betroffenen Bürgern absolut egal. Der von Lenz als angeblich sinnols bezeichnete Protest wurde nicht, wie Lenz in seiner Presseerklärung behauptet, von irgendwelchen Landtagsabgeordneten, sondern von Bürgern der kommunalen Anti-Fluglärmbewegung organisiert. Auch wurden die Bürger, nicht wie Lenz behauptet, mit einem Bus nach Wiesbaden gekarrt, sondern nahmen sich teilweise Urlaub, um mit ihren Privat-Pkws und einem VW- Bus beim Hessischen Ministerpräsidenten vorstellig zu werden. Übrigens machte das Militär in bezug auf Flugzeiten der Protestbewegung inzwischen Zugeständnisse. Während Lenz noch kürzlich im Einklang mit allen anderen CDU-Landtagsabgeordneten in Wiesbaden durch einen Freigabeantrag verlangte, daß die Amerikaner das US-Panzerübungsgelände "Viernheimer Wald" räumen sollen, will er den vom Fluglärm betroffenen Bürgern in seinem eigenen Wahlkreis ausreden, die Schließung der Militäreinrichtung Fliegerhorst Erlensee zu fordern, obwohl immer wieder deutlich wurde, daß dies der "einzige Weg ist, die betroffenen Bürger vom Fluglärm zu entlasten".Peter Seikel 6455 Erlensee
Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)
FRANKFURT A. M., 30. August (FR/AP). Zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität ist nach Überzeugung des SPD-Vorsitzenden Björn Engholm und des Präsidenten des Bundeskriminalamtes (BKA) in Wiesbaden, Hans- Ludwig Zachert, das Abhören von Wohnungen Tatverdächtiger notwendig, wie es auch die CDU will. Engholm ist bereit, "mehr staatliche Härte walten zu lassen, als das anderen - auch in meiner Partei - lieb ist", wie er der Illustrierten Bunte sagte. Er plädierte für den Einbau versteckter Abhöranlagen, versteckte Kameras und den Einsatz verdeckter Ermittler. Dazu sagte er weiter: "Es geht nicht mehr anders. Wenn ich sehe, wie vor allem Drogendealer sich unter jungen Menschen ihre Opfer geradezu heranzüchten, stelle ich manche Bedenken zurück."
BKA-Chef Zachert verwies in einem Beitrag für die Frankfurter Rundschau auf die Ermittlungserfolge in den USA und Italien. Nur mit offensiver Erkenntnisgewinnung sei die "Abschottung und der Verschwiegenheitskodex krimineller Organisationen" zu durchbrechen, schreibt Zachert, der seine Thesen am Wochenende bei einem sicherheitspolitischen Kongreß der CDU Hessen in Frankfurt vertrat.
Der Gesetzgeber habe den Begriff der Wohnung, die einem besonderen Schutz unterliegt, viel zu eng gefaßt, sagte Zachert dort. Es könne nicht angehen, daß zu diesem Tabu-Bereich auch "Garagen, Hotelzimmer und sogar die Hinterzimmer von Bordellen" zählen."Wir sind kein Nachtwächterstaat, der Rechtsstaat muß Zähne zeigen", sagte Zachert.
Zachert nennt als Beispiele für organisierte Kriminalität neben dem Drogenhandel, der Autoverschiebung und dem "Menschenhandel" mit Frauen und Mädchen, die hier zur Prostitution gezwungen werden, ausdrücklich auch die "Abfallverschiebung" insbesondere nach Osteuropa, die "hohen Profit" verspreche.
"Regionale Brennpunkte" organisierter Kriminalität sind Zachert zufolge Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg. Zudem seien Bayern, Hessen und Niedersachen "in starkem Maße" betroffen.
Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) hatte dagegen erst am Freitag im Gegensatz auch zur CDU-Spitze "die größten Vorbehalte" gegen den Lauschangriff geäußert.
(Siehe Zachert-Wortlaut Seite 4 und Bericht im Lokalteil)
USINGEN. Der Kulturkreis Usingen eröffnet sein Veranstaltungsprogramm 92 / 93 am Freitag, 4. September, um 20 Uhr in der Aula der Christian- Wirth-Schule am Schloßplatz mit dem Vortrag "Islam und Politik" von Gabriele Berrer-Wallbrecht. Bereits im November '89 hatte sie einen Vortrag zum Thema Orient / Okzident gehalten und über die Entstehungen und Eigenarten des Islams gesprochen. Mit "Islam und Politik" möchte sie nun an diese Problematik anschließen.
Gabriele Berrer-Wallbrecht ist seit 1974 wissenschaftliche Mitarbeiterin an Forschungsprojekten des Seminars für orientalische Kunstgeschichte in Bonn, erstellt regelmäßig Gutachten und Analysen und veröffentlicht wissenschaftliche Arbeiten zu diesem Themenkomplex.
Bei "Islam und Politik" möchte sie vor allem auf die Stellung der Frau in der islamischen Welt und das Menschenbild im Islam eingehen. Weitere Schwerpunkte sind die islamische Mystik und die Literatur des Islam in ihrer Aussage zur Liebes- und Todesbereitschaft. Der Eintritt beträgt 12 DM, für Schüler, Studenten und Rentner 8 DM.
ERLENSEE. Für einen Gesamtbetrag von zwölf Millionen Mark wird die Erlenseer Kläranlage in den kommenden drei Jahren erweitert. Das beschloß das Gemeindeparlament in seiner jüngsten Sitzung mit den Stimmen aller Fraktionen. Wie üblich bei derlei Debatten - um Hundertmarkbeträge wird, weil greifbarer, lange gerungen, während Millionen in Minuten abgehakt sind - war das Thema außerordentlich schnell vom Tisch. Herbert Horst (SPD) mußte vorher lediglich die Vorlage erläutern.
Demnach wird die Erweiterung vor allem deshalb notwendig, weil das im Abwasser enthaltene Nitrat zukünftig um 90 Prozent, das ebenso schädliche Phosphat um die Hälfte ausgeschieden werden soll. Beide Stoffe beschleunigen die sogenannte Eutrophierung von Gewässern. Sie fördern das Algenwachstum, was dem Lebensraum gleichzeitig den notwendigen Sauerstoff entzieht.
Neben Reparaturen an den alten Anlageteilen ist außerdem geplant, den Faulturm zu sanieren und das beim Gären entstehende Methangas zukünftig besser auszunutzen. So könnte ein Motor angeschlossen oder aber die Heizung des Klärwärterhauses damit betrieben werden, um Energie einzusparen.
Das Projekt wird in drei Bauabschnitte aufgeteilt. Das Land hat eine Bezuschussung von etwa 50 Prozent der Kosten zugesagt. Herbert Horst bezeichnete den Beschluß schon deshalb als dringlich, da die Förderung künftig in dieser Höhe nicht mehr gewährleistet sei.
Neu gebaut werden ein vierteiliges Nitrifikationsbecken, ein Verteilerbauwerk, Zwischenhebewerk, Nachklärbecken, Phosphatausfällung und Verbindungskanäle. Alle vorhandenen Bauteile werden weiterhin genutzt. hein
NIDDA. Das Zusammenleben mit Pflegekindern ist selten frei von Problemen. Deshalb bietet die evangelische Familien-Bildungsstätte einen Gesprächskreis für Familien mit Pflegekindern an, in dem es zu einem regelmäßigen Erfahrungsaustausch der Betroffenen kommen soll. Das erste Treffen ist für Donnerstag, 17. September, im evangelischen Gemeindehaus in Nidda geplant. Die Geschäftsstelle nimmt Anmeldungen montags, dienstags, und donnerstags von 9 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr entgegen, Tel. 0 60 31/9 19 76. ub
Kleine FR
Konzertpodium BAD HOMBURG. Für die Reihe "Konzertpodium Gotisches Haus" sind noch Abonnementskarten zu bekommen. Sie sind zu erhalten über das städtische Kulturamt (Schöne Aussicht 22) oder am ersten Konzertabend am Mittwoch, 16. September, ab 18 Uhr. Ein Abo (neun Konzerte) für Erwachsene kostet 80 Mark, Jugendliche zahlen 60 Mark. Grundlagen der Wirtschaft BAD HOMBURG. Was passiert in einem Unternehmen, wie funktioniert die Wirtschaft? Die Volkshochschule bietet einen Kurs dazu an, der am 7. September beginnt. - Einen Vorbereitungskurs auf die IHK-Prüfung für Bürokaufleute veranstaltet die Volkshochschule an vier Wochenenden. Um Wirtschafts-Englisch geht es in einem weiteren Kurs. Informationen über das "Wirtschaftsangebot" der VHS: Tel. 2 30 06.
WETTERAUKREIS. Bei einem kreativen Wochenende für junge Familien sollen Väter, Mütter und Kinder gemeinsam Theater spielen, basteln, singen, kochen und tanzen. Die evangelische Familien- Bildungsstätte wird mit den Familien vom 2. bis 4. Oktober in das Kreisjugendheim Hubertus fahren. Am Montag, 7. September, ist um 20 Uhr ein Vorgespräch in Friedberg, Kaiserstraße 167, geplant. Interessierte Familien sollen sich bei der Geschäftstelle anmelden: montags, dienstags und donnerstags von 9 bis 12 und von 14 bis 17 Uhr unter Telefon 0 60 31/9 19 76. ub
FRIEDRICHSDORF. In jedem Jahr veranstaltet der Arbeitskreis direktvermarktender Landwirte im Hochtaunuskreis einen "Hoftag" auf einem der landwirtschaftlichen Betriebe, um den Kontakt zwischen Verbrauchern und Landwirten zu intensivieren. In diesem Jahr wurde der Betrieb der Familie Heinz Reinhardt in der Ober-Erlenbacher Straße 100 in Burgholzhausen ausgewählt. Dort findet die Aktion am Samstag, 12. September, statt.
Die Verbraucher können sich den Bauernhof mit all seinen Attraktionen aus nächster Nähe anschauen und erhalten die Möglichkeit, sich über das "Einkaufen auf dem Bauernhof" zu informieren.
Im Mittelpunkt des Hoftages auf dem Gelände der Familie Reinhardt steht ein Bauernmarkt, auf dem die Mitgliedsbetriebe des Arbeitskreises ihre Erzeugnisse anbieten. Kartoffeln, Obst, Gemüse, Eier, Käse, Wurst und Honig werden angeboten. isa
FRANKFURT-WEST. Die drei Schadstoffmobile der Stadt Frankfurt sind wieder in allen Stadtteilen unterwegs. Umweltschädliche Abfälle wie säurehaltige Flüssigkeiten und Alt-Batterien, Chemikalienreste oder Lösungsmittel sollten daher nicht in den normalen Hausmüll wandern - sie können bequem vor Ort abgegeben werden.
Im Frankfurter Westen machen die mobilen Müllschlucker am heutigen Donnerstag, 3. September, zweimal Station: von 11 bis 12 Uhr an der Kreuzung Bokkenheimer Landstraße / Freiherr- vom-Stein-Straße im südlichen Westend, von 18 bis 19 Uhr an der Kreuzung Am Gemeindegarten / Am Bunker im Stadtteil Griesheim.
Am morgigen Freitag, 4. September, hält ein Fahrzeug von 11 bis 12 Uhr auf dem Parkplatz unter der Rosa-Luxemburg-Brücke in der Ginnheimer Landstraße. Dreimal macht ein Schadstoffmobil wieder am Dienstag, 8. September, Station: um 11 Uhr vor der Hersfelder Straße 21-23 in Bockenheim, auf dem Bahnhofsparkplatz im Rödelheimer Bahnweg und um 18 Uhr vor der Mannheimer Straße 119 im Bahnhofsviertel /Gutleut.
Am Mittwoch, 9. September, können die Bewohner des Gallus ihre umweltbelastenden Abfälle um 16 Uhr an der Kreuzung Frankenallee / Rebstöcker Straße loswerden. Und das gleiche können die Bürger aus dem östlichen Rödelheim ab 18 Uhr vor dem Rödelheimer Parkweg 32 tun.
Vier Stadtteile steuern die städtischen Schadstoffsammler am Donnerstag, 10. September, an: um 9 Uhr Griesheim (Am Gemeindegarten / Am Bunker), um 11 Uhr Rödelheim-Ost (Rödelheimer Parkweg 32), um 14 Uhr das südliche Westend (Bockenheimer Landstraße / Freiherr- vom-Stein-Straße) und um 16 Uhr Bokkenheim (Hersfelder Straße 21-23).
Am Mittwoch, 16. September, steht ein Fahrzeug ab 11 Uhr auf dem Walter-Möller-Platz im Nordwestzentrum. Dreimal halten die Müllschlucker dann wieder am Donnerstag, 17. September: um 14 Uhr in Ginnheim (Ginnheimer Landstraße, auf dem Parkplatz unter der Rosa-Luxemburg-Brücke), um 16 Uhr in Alt-Praunheim (Wendehammer Graebestraße) und um 18 Uhr im nördlichen Westend (Eschersheimer Landstraße 247).
Am Freitag, 18. September, hält ein Fahrzeug um 9 Uhr erneut in Ginnheim (Ginnheimer Landstraße, Parkplatz unter der Rosa-Luxemburg-Brücke) sowie im südlichen Westend (Bockenheimer Landstraße / Freiherr-vom-Stein-Straße).
Vier Stadtteile steuern die Schadstoffmobile am Dienstag, 22. September, an: um 9 Uhr Hausen-Nord (Am Ellerfeld) und Rödelheim-West (Rödelheimer Bahnweg, Bahnhofs-Parkplatz), um 11 Uhr den Kuhwald (Braunfelsstraße / Scherbiusstraße) und nochmal das Gallus (Frankenallee / Rebstöcker Straße).
Im Bahnhofsviertel / Gutleut steht ein Müllschlucker am Mittwoch, 23. September, von 9 bis 10 Uhr. Am Donnerstag, 24. September, hält ein Fahrzeug um 11 Uhr in Griesheim (Am Gemeindegarten / Am Bunker).
Viermal machen die Müllschlucker dann wieder am Dienstag, 29. September, im Westen Station: um 9 Uhr im Gallus (Frankenallee / Rebstöcker Straße) und in Bockenheim (Hersfelder Straße 21-23), um 11 Uhr im westlichen Rödelheim (Rödelheimer Bahnweg, Bahnhofsparkplatz) und um 14 Uhr im Bahnhofsviertel / Gutleut (Mannheimer Straße 119).
Schließlich hält das Schadstoffmobil am Mittwoch, 30. September, dreimal: um 14 Uhr im westlichen Rödelheim (Rödelheimer Bahnweg, auf dem Bahnhofsparkplatz), um 16 Uhr im nördlichen Hausen (Am Ellerfeld) und um 18 Uhr im Gallus (Frankenallee / Rebstöcker Straße). ind
KRONBERG. Ein Benefizabend mit Schlemmereien vom Holzkohlegrill, Salatbuffet, Bier vom Faß, trockenen Weinen und Klaviermusik fand im Altenwohnheim Rosenhof zugunsten der Hilfe für krebskranke Kinder, Frankfurt e.V. statt. 2 020 Mark kamen zusammen, dazu die Spende eines Auswärtigen über 1 900 Mark, so daß der Kinderkrebshilfe jetzt 3 920 Mark überwiesen werden konnten. w
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Kinos Hanau. Arabella: Hook (15 Uhr), Die Hand an der Wiege (17.30, 20 Uhr).
Central: Perfekte Frauen haben's schwer (15.15, 17.45, 20.15 Uhr).
Palette: Waynes World (15.30, 18, 20.30 Uhr).
Schöneck. Sternpalast: Die Hand an der Wiege (19.45 Uhr), König der Fischer (22 Uhr).
Mühlheim. Augenblick: Otto - Der Liebesfilm (20.15 Uhr).
Zeitlos: Waynes World (19.45 Uhr).
Gelnhausen. Pali: Brennpunkt L.A. - Die Profis sind zurück (20.30 Uhr).
Casino: Waynes World (15.30 und 20.15). Kulturmix Hanau. Ausstellung "Auen-Blicke" von Eugen W. Krammig, 15 bis 19 Uhr im Marstall, Schloß Steinheim.
"Diesseits und jenseits der Grenzen bedeuten Worte dasselbe...", Literarische und musikalische Miniaturen, Begegnungen von Autorinnen und Autoren aus fünf Jahrhunderten mit der Laienspielgruppe Ratatouille, Benefizveranstaltung zugunsten von amnesty international, 20 Uhr, Comoedienhaus Wilhelmsbad.
Ronneburg. 1. Ronneburg Symposium bildender Künstler: Konzert mit dem High Fly Jazz Quartett, 21 Uhr. Kurse Hanau. Familienbildungsstätte der Arbeiterwohlfahrt, Mittelstraße 21, Telefon 25 44 28, 9, 15 und 19 Uhr Nähkurse, 9 und 10.35 Uhr Spiel- und Lerngruppe für Kinder, 9.15 und 10.45 Uhr Bewegung und Spiel für Babys ab der 3. Woche, 14 Uhr Hausaufgabenhilfen für Geibel-Schule, 14.30 Uhr Bewegung, Musik und Sprache für Kinder, 17 und 19.15 Uhr Gymnastik nach der Geburt, 18.30 Uhr Rhetorik für Schülerinnen, 18.30 und 20.15 Uhr Vorbereitung auf die Geburt.
Katholische Familienbildungsstätte, Im Bangert 4, 9 und 10 Uhr Gymnastik für Frauen, 9.30 Uhr Spielkreis, 15.30 Uhr Mütter lernen Spiele und Lieder mit ihren Kleinkindern, 15 Uhr Turnen für Kinder im Vorschulalter, 15.30 Uhr Miniclub, 16 und 17 Uhr Turnen für Eltern und Kinder, 19 Uhr Geburtsvorbereitung für Paare, 20 Uhr Stillgruppe, 20.15 Uhr Gymnastik nach der Geburt. Vereine/Organisationen Hanau. Treffen des Aktionsbündnisses gegen Rassismus, 20 Uhr im türkischen Arbeiterverein, Alfred-Delp-Straße 10.
Treffen der Robin Wood Regionalgruppe, 20 Uhr Auwanneweg 72, Großauheim.
Nidderau. Außerordentliche Mitgliederversammlung des Obst- und Gartenbauvereins Eichen, 20 Uhr Gaststätte "Fünf Hasen".
Neuberg. Versammlung des Hessischen Bauernverbands zum Thema "Die EG-Agrarreform 1992 und ihre Folgen für die Landwirtschaft", 20 Uhr Gaststätte Emmel, Ravolzhausen.
Großkrotzenburg. Sprechstunde der VdK-Ortsgruppe, 16 Uhr Theodor-Pörtner-Haus. Rodenbach. Hanauer Single-Treff, 20 Uhr, Hanauer Landstraße 31, (Gaststätte Da Raffaele). Parteien/Parlamente Hanau. Treffen der Falken in der sozialistischen Jugend Deutschlands, 16 Uhr, Nachbarschaftshaus Tümpelgarten.
Öffentliche Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses, 16 Uhr, Rathaus-Altbau, Raum 299.
Maintal. Öffentl. Mitgliederversammlung der SPD zum Thema "Asylrecht und die Folgen", 19.30 Uhr, Maintalhalle.
Erlensee. Öffentl. Sitzung des Bau- und Umweltausschusses, 19.30 Uhr, Rathaus.
Schöneck. Öffentliche Sitzung des Ausschusses für Bauwesen und Strukturplanung, 20 Uhr, Rathaus Kilianstädten.
Großkrotzenburg. Treffen der Juso AG, 20 Uhr, Jugendzentrum. Beratung/Selbsthilfe Hanau. Treffen der Gruppe "verwaiste Eltern", 19 Uhr im Albert-Schweitzer-Kinderhort, Lamboystraße 33a.
Pro Familia, 9 bis 12 Uhr und 16 bis 18 Uhr Vor dem Kanaltor 3, Telefon 2 18 54.
Offener Treff und Beratung für Jugendliche in der Teestube der Familien- und Jugendberatungsstelle, 17 bis 19 Uhr, Sandeldamm 21, Telefon 1 40 51.
"Senioren betreuen Senioren", 10 bis 12 Uhr in der Rathaus-Infothek.
Anonyme Beratung für straffällig gewordene Jugendliche und deren Eltern durch den Verein zur Förderung der Jugendgerichtshilfe, 15 bis 17 Uhr.
Sprechstunde der "Lawine", Beratungsstelle für Betroffene von sexuellem Mißbrauch, 14 bis 16 Uhr, Nürnberger Straße 11, Telefon 25 66 02.
Treff für Jugendliche in Berufsnot, 17 bis 19 Uhr offener Treff, Bruchköbeler Landstraße 39a, Tel. 8 48 00. Öffnungszeiten des Franziskus-Hauses (ökumenische Nichtseßhaftenhilfe), 7 bis 19 Uhr; ambulante Fachberatung 10 bis 15 Uhr, Breslauer Straße 23, Tel. 18 11 99.
Information und Beratung für Alkoholgefährdete und Angehörige durch den Guttempler-Orden, 19.30 Uhr, Pavillon im Schulhof der alten Hola, Julius-Leber- Straße 2, Kontakt-Telefon 0 61 09 / 6 62 39 oder 0 61 81 / 1 39 21.
Beratung für Jugendliche und junge Erwachsene durch die Familien- und Jugendberatung, 9 bis 17 Uhr, Sandeldamm 21, Telefon 1 40 51.
Erlensee. Treffen der Selbsthilfe Körperbehinderter, 19 Uhr, Erlenhalle Langendiebach. Gelnhausen. Beratung für Selbsthilfe in der SEKOS, 9 bis 12 Uhr, Altenhaßlauer Straße 21, Telefon 7 45 77.
Schlüchtern. "Rosengarten", Kontakt- und Beratungsstelle für Menschen mit seelischen Problemen, 9 bis 12 Uhr und 15 bis 20 Uhr, Weitzelstraße 11, Telefon 0 66 61 / 7 14 14. Verschiedenes Hanau. Bürgerkeller Großauheim, 10 Uhr, Mütter-Väter-Kinder-Treff, 20 Uhr, Theatergruppe für Erwachsene, altes Bürgerhaus.
Evangelische Kirchengemeinde am Limes Großauheim, 9 und 10 Uhr Frauengymnastik im Gemeindezentrum Waldsiedlung, 14.30 Uhr Kinder-Hobbythek im Gemeindezentrum Großkrotzenburg, 15 Uhr FAN 70 Schülercafé im Teehaus Marienstraße. Maintal. Seniorengymnastik, 9.15 und 10.30 Uhr, Bürgerhaus Bischofsheim.
Evangelische Kirchengemeinde Hochstadt, Ringstraße 13, 10 Uhr Mutter-Kind- Spielgruppe, 15 Uhr Seniorentreff, 18 Uhr Tanzgruppe im Jugendkeller.
Evangelische Kirchengemeinde Bischofsheim, Gemeindehaus Rhönstraße 2, 8 bis 12 Uhr Kindergarten, 14 Uhr Frühmusikalische Erziehung für Kinder ab 4 Jahren, 15 Uhr Mutter-Kind-Gruppe.
Evangelische Kirchengemeinde Dörnigheim, Berliner Straße 58, 15 Uhr Seniorennachmittag; Hobbythek: 19.30 Uhr Aquarell und Zeichnen.
Jugendzentrum Hermann-Löns-Straße 2, 16 Uhr offenes Haus mit Disco.
Bruchköbel. Evangelische Kirchengemeinde, 9 Uhr Spiel-Bewegungsgruppe, 10 Uhr Krabbelgruppe, 16 Uhr Kindergruppe, 19.30 Uhr Frauenkreis.
Hammersbach. Diskussionsveranstaltung der evangelischen Kirchengemeinde Marköbel zum Thema "Die neuen Aufgaben des Mannes in der Familie", 20 Uhr Martin-Luther-Haus Marköbel.
Großkrotzenburg. Öffnungszeiten des Jugendzentrums, 15 bis 22 Uhr, Schulstraße. Langenselbold. Seniorentreff, 14.30 Uhr Seniorennachmittag, 14 Uhr offener Betrieb, Sozialstation Uferstraße.
Evang. Kirchengemeinde, 15 Uhr Spielkiste für Kinder im Gemeindezentrum.
Rodenbach. Evangelische Kirchengemeinde, Buchbergstraße 6, 16.30 Uhr Kindergruppe Kaktus.
Gelnhausen. Wissens- und Hobbybörse, 14 bis 18 Uhr in der SEKOS, Altenhaßlauer Straße 21, Telefon 0 60 51 / 7 53 00.
Frauenzentrum, Kuhgasse 8, 14.30 bis 17 Uhr Treff ausländischer Frauen mit Kinderbetreuung.
Bad Soden-Salmünster. 19 Uhr Diavortrag über Mexiko, kleiner Konzertsaal.
Erlensee prüft den Bau eines Altenwohnheimes Antrag der CDU / Zuschuß für Körperbehinderte Von Wolfgang Heininger ERLENSEE. Grundsätzlich zugestimmt haben die Erlenseer Parlamentarier einem Antrag der CDU, den Bau eines Seniorenwohnheims ins Auge zu fassen. Der Gemeindevorstand wurde beauftragt, den Bedarf für eine solche Einrichtung zu prüfen. Für die Senioren werde in Erlensee zuwenig getan, hatte Heinz-Dieter Winter (CDU) in seiner Begründung des Unions- Vorstoßes moniert. Während die Gemeinde einem Sportverein Hunderttausende von Mark zuschustere - Winter spielte dabei auf den Deal mit der TSG an, die eine neue Halle bauen, die alte an die Gemeinde verkaufen und für die neue auch noch erhebliche Zuschüsse haben will -, müsse sie sich auch um andere soziale Bedürfnisse kümmern.
Die SPD wies den Vorwurf der Untätigkeit zurück, wie ihr Sprecher Roland Rossa an mehreren Beispielen belegte. Die Grünen sagten, die alten Menschen sollten möglichst lange in ihrer vertrauten Umgebung, also zu Hause bleiben können. Deshalb müsse, so Monika Kühn, die ambulante Pflege verbessert werden. Außerdem solle kein isoliertes Altengetto entstehen, sondern eine möglichst heterogene Bevölkerung einer solchen Anlage. In ihr sollten nicht mehr als 50 Prozent Senioren untergebracht werden. Einstimmig gebilligt wurde ein zinsloses Darlehen in Höhe von 380 000 Mark für die Selbsthilfe Körperbehinderter Hanau / Gelnhausen, die eine behindertengerechte Wohnanlage errichten will. In dem Haus soll die Sozialstation der Gemeinde integriert werden.
Pächterwechsel sorgt für Ärger in Ober-Eschbach
Stadt kündigt Sporthallen-Wirtin nach neun Jahren
Von Constanze Angermann BAD HOMBURG. "Bad Homburger Klüngel! - Das können die mit der Frau nicht machen." Die Empörung ist nicht zu überhören. Im Restaurant der Albin-Göhring-Sporthalle in Ober-Eschbach sitzen an diesem Abend die Kegeldamen der "Fröhlichen Neun" und Vereinsmitglieder. Wie an jedem Abend. Doch die Ruhe ist seit einiger Zeit empfindlich gestört. Seit einige Besucher des Restaurants wissen, daß der Pächterin des Restaurants, Erika Reuter, gekündigt wurde, wird Unmut laut. Was die Sportler und Gäste befürchten, ist zunächst einmal den Weggang der Pächterin: Laut Karl Merle, Abteilungsleiter bei der TSG Ober-Eschbach hat sich Erika Reuter immer für den Sport und besonders für die Jugendmannschaften eingesetzt. Und auch sonst, "im großen und ganzen" sei man mit ihr zufrieden. Deshalb habe sich die TSG in einem Brief an den zuständigen Dezernenten und Stadtkämmerer, Karl Lohwasser, dafür eingesetzt, daß Erika Reuter Pächterin bleibe. Wenn die Stadt das anders entscheide, müsse man das akzeptieren.
Die Stadt hat anders entschieden: Erika Reuter, die seit neun Jahren das Restaurant führte, muß sich eine neue Gaststätte suchen. Denn die Stadt, die nur noch Pachtverträge direkt mit dem Pächter abschließen will, hat sich für Stefan Winter entschieden, dessen Familie bereits ein anderes Restaurant führt.
Für Karl Lohwasser war, wie er betont, einzig und allein die "Eignung" ausschlaggebend. Und der Eindruck, den er von den Bewerbern habe. Erika Reuter, bisher Unterpächterin der Firma August Wehrheim, mit der die Stadt den Pachtvertrag aufkündigte, habe, wie alle anderen die Chance gehabt, sich zu bewerben.
Doch genau das bezweifeln viele. "Das war von Anfang an ein abgekartetes Spiel. Seit Wochen war das Kneipengespräch, daß der Winter das macht", empören sich Hans und Ida Salz, die ebenfalls der TSG angehören. Daß sich Erika Reuter nach neun Jahren noch einmal neu bewerben müsse, sei ein "Treppenwitz". Tatsächlich hat Erika Reuter erst am 10. August erfahren, daß die Stadt sich gegen sie entschieden hat. Wenige Tage zuvor sei ihr in einem kurzen Bewerbungsgespräch noch von Karl Lohwasser zugesichert worden, daß sie gute Chancen habe. Bis zu diesem Gespräch waren allerdings schon Monate vergangen. Bereits am 24. Februar hatte sich Erika Reuter bei der Stadt um die Fortsetzung des Pachtvertrages beworben. Mit Unterschriftensammlungen und Briefen wurde ihr Anliegen von Besuchern der Sporthalle unterstützt.
Diese fürchten nämlich noch etwas anderes: der neue Pächter könne versuchen, aus dem Sportlerlokal ein Nobelrestaurant zu machen. "Dann sind wir hier weg", meinen die Kegeldamen. Auch Ewald Schudlich, der jeden Abend am Stammtisch sitzt, mag dann nicht mehr kommen. Doch darin, daß aus dem Sportlertreff keine "Schicki-Micki-Kneipe" werden soll, sind sich Karl Merle und Karl Lohwasser einig. Auch der Dezernent meint, daß Ober-Eschbach eine "bürgerliche Kneipe" behalten solle. "Schließlich ist es eine der Hauptaufgaben, die Turnhalle zu bewirtschaften." Auch Rainer Winter, dessen Sohn die Gaststätte übernehmen wird, versichert, daß "es für den großen und kleinen Geldbeutel, für jeden etwas, geben wird". Doch zunächst einmal will er alles "total umbauen". So daß die Ober-Eschbacher für rund zwei Monate ohnehin schon mal auf "ihre" Kneipe verzichten müssen. Und auf Erika Reuter, die sich zur Sache nicht äußern will und inzwischen auf der Suche nach einer anderen Gaststätte ist.
BAD NAUHEIM. Im Bastelkurs, den die Stadt Bad Nauheim für Kinder ab acht Jahren anbietet, sind noch einige Plätze frei.
Unter dem Motto "Abfallprodukt oder noch zu gebrauchen?" können die Kinder aus Altem Neues herstellen, aus einfachen Materialien kleine Geschenke, Spiele und vieles mehr basteln.
Weitere Informationen zum Kursangebot sind unter der Telefonnummer 0 60 32/34 32 95 zu erhalten. skl
Immer wieder stehen in diesen Tagen Touristengruppen aus Israel vor dem unscheinbaren Haus in der Münchner Connollystraße 31. Vor einer großen Steintafel liegen Blumengebinde. Die meisten der Besucher schweigen, wirken beklommen. Auf der Steintafel stehen elf Namen - Namen von Toten. Vor 20 Jahren sind hier während der Olympischen Spiele arabische Terroristen in die Unterkunft der Sportler aus Israel eingedrungen und haben elf Israelis als Geiseln genommen, die später beim mißglückten Rettungsversuch der Polizei ums Leben kamen.
Zwei Techniker von der Post haben damals beobachtet, wie die Terroristen über den Zaun des Olympischen Dorfes kletterten. Sie dachten sich nichts dabei. Vermutlich Spätheimkehrer, die den Zapfenstreich verpaßt hatten und jetzt mit einem Sprung über den Zaun in ihr Quartier kommen mußten . Daß es ein Trupp des "Schwarzen September" war, bewaffnet mit Maschinenpistolen und Handgranaten, wer hätte daran zu denken gewagt. Die ganze Welt war in jenen Septembertagen des Jahres 1972 verzaubert von den "heiteren Spielen" in München. Das Wetter war strahlend, die Atmosphäre beschwingt, München pulsierte wie nie zuvor - ein Bild völliger Friedfertigkeit.
Als die Terroristen ins Mannschaftsquartier der Israelis eindrangen, zwei Mann erschossen und mit ihren elf Geiseln 200 arabische Gesinnungsgenossen in israelischen Gefängnissen freipressen wollten, fand die Idylle ihr jähes Ende. Mit der Parole "The games must go on", die Spiele müssen weitergehen, des greisen IOC-Präsidenten Avery Brundage wurde die Olympiade zwar zu Ende geführt, aber ihr Zauber war gebrochen.
Die israelische Regierung unter Golda Meir wollte sich auf keinerlei Verhandlungen mit den Geiselnehmern einlassen. Den Deutschen blieb bei ihren Gesprächen mit den Terroristen, die sich in der Connollystraße verschanzt hatten, wenig mehr übrig, als Zeit zu schinden, um Situationen zu schaffen, in denen die Polizei hätte eingreifen können. Der Versuch, als Küchenpersonal verkleidete Polizisten ins Haus zu schmuggeln, scheiterte am Mißtrauen der Terroristen; sie holten das Essen selber herein. Ein Plan, Gas ins Haus zu werfen, wurde verworfen - zu unsicher und riskant auch für die Geiseln. Einmal stand der damalige Münchner Polizeipräsident Manfred Schreiber dem Chefunterhändler der Araber Auge in Auge gegenüber. Einen kurzen Moment überlegte Schreiber, den körperlich weit unterlegenen Terroristen in seine Gewalt zu bringen. Doch der, als ob er es geahnt hätte, zeigte dem Polizeichef nur kurz die Handgranate in seiner Faust. Nach langen, nervenzerfetzenden Verhandlungen stand schließlich fest: die Terroristen mit ihren Geiseln wollten ausgeflogen werden, die Deutschen sagten zu, sie mit Bussen zum Militärflughafen Fürstenfeldbruck zu transportieren. Dort würde sich schon eine Gelegenheit zum Eingreifen bieten - dachte man.
Hat die Polizei damals die notwendigen Sicherheitsvorkehrungen vernachlässigt? Wer das heute leichten Herzens mit Ja beantworten möchte, verkennt die Situation von 1972, auch die politische. "Es war schwierig, weil es war damals alles ineinander verwoben", sagt Bayerns Innenminister Edmund Stoiber. Deutschland, das war die politische Vorgabe, wollte die Olympischen Spiele von 1972 nutzen, um der Welt sein neues Gesicht zu zeigen. Nichts sollte mehr an die Spiele von 1936, die Schau von Hitlers Nazi-Deutschland erinnern. Daran waren auch die Sicherheitsvorkehrungen ausgerichtet. Stacheldraht und Maschinenpistolen seien nicht geeignet gewesen, so hieß es in einer Verlautbarung von Bundes- und bayerischer Landesregierung, "der Weltöffentlichkeit ein wahres Bild vom heutigen Deutschland zu vermitteln, das sich gerade in dieser Beziehung von jenem der Spiele von 1936 deutlich unterscheidet".
Zu dieser politischen Zielvorgabe kam freilich ein besonderes Fiasko der Polizei hinzu. Die Geiselbefreiung von Fürstenfeldbruck geriet vor den Augen der Weltöffentlichkeit zu einem einzigen Desaster - mit gravierenden Folgen für die Sicherheitspolitik und Polizeitaktik der Zukunft. Der Versuch, die Geiseln zu befreien, endete mit deren Tod, die Polizei hatte ihr Ziel auf ganzern Linie verfehlt und mußte sich hinterher unangenehme Fragen gefallen lassen. Waren zu wenige Scharfschützen mitgenommen worden? (Tatsächlich hatte man nur fünf Mann postiert, weil irrtümlich angenommen wurde, es seien auch nur fünf Terroristen; in Wirklichkeit waren dies acht.) War der Flugplatz zu schlecht ausgeleuchtet? Warum hatte es so lange gedauert, bis nach dem ersten Schußwechsel gepanzerte Fahrzeuge zur Unterstützung herangeführt wurden?
Der israelische Geheimdienstchef Zwi Zamir, der aus Tel Aviv als Beobachter entsandt worden war, versuchte vergeblich, die deutsche Einsatzleitung zu entschlossenerem Eingreifen zu drängen. "Ich konnte es nicht glauben. Wir diskutierten über das elementare ABC einer militärischen Operation", sagte er später. Gerüchte, die Geiseln seien gar nicht durch Kugeln oder Granaten der Terroristen getroffen worden, sondern durch Fehlschüsse der Polizei, haben vor einigen Wochen in Israel zu aufgeregten Schlagzeilen geführt. Beweise dafür gibt es allerdings bis heute nicht.
Für die Polizei war das Olympia-Attentat mit seinem fürchterlichen Ausgang eine "gewisse Zäsur", wie Stoiber betont. Seither hat sich viel geändert, nicht nur in der bayerischen Polizei, aber dort besonders. Es wurden Unterstützungs- und Sondereinsatzkommandos geschaffen, Scharfschützen trainiert, die, so Stoiber, "in der Lage sind, den finalen Rettungsschuß psychisch und physisch durchzustehen". Damals hingegen herrschte polizeitechnisch gesehen sozusagen noch die Steinzeit. Als sich 1971 in der Münchner Prinzregentenstraße der erste spektakuläre Bankraub mit Geiselnahme ereignete, mußten die erstmals eingesetzten Scharfschützen in aller Eile nachts in einer Kiesgrube üben: Sie hatten nie zuvor im Dunkeln auf ein Ziel geschossen.
"Darauf sind wir heute anders vorbereitet als vor zwanzig Jahren", sagt Stoiber. Aber nicht nur Ausrüstung und Taktik haben sich durch das polizeiliche Desaster vor zwanzig Jahren verändert, vor allem in Bayern hat eine andere Sicherheitsphilosophie Platz gegriffen, die sich auf den Nenner bringen läßt: Im Zweifel lieber etwas zu viel Polizei als zu wenig. Wie sehr das Trauma des Olympia-Attentates sicherheitspolitisch in München nachwirkt, konnte man vor wenigen Wochen auf dem Wirtschaftsgipfel in der bayerischen Landeshauptstadt erleben. Der Gipfel, so Stoiber in einem Vergleich mit der Olympiade von 1972, sei "eine Herausforderung ähnlicher Art gewesen". Von polizeilicher Zurückhaltung wie 1972 war dort nichts zu spüren: Rund 10 000 Polizisten schirmten die Stadt ab, kleinste Vorkommnisse sorgten für hartes Durchgreifen. Eine Gruppe pfeifender Demonstranten wurde von der Polizei eingekesselt und zum Teil brutal niedergeknüppelt, Bayerns Ministerpräsident Max Streibl erntete verheerende Schlagzeilen mit der saloppen Bemerkung, auch das sei eben "bayerische Art".
Edmund Stoiber, der bei den Sicherheitsvorkehrungen des Gipfels von "Ausflüssen des damaligen Ereignisses" spricht, ist die Kritik an überzogener Polizeipräsenz allemal lieber, als womöglich noch einmal ein Trauma wie in Fürstenfeldbruck erleben zu müssen. Die Deutschen, so Stoiber, seien in der Frage von Polizeieinsätzen "etwas übersensibel". In Paris seien beim Wirtschaftsgipfel sogar 30 000 Polizisten aufgeboten worden. "Da sagen die Kritiker nichts, wenn das Ausländer machen", meint Stoiber.
FRIEDBERG. Bei der Mitgliederversammlung des SPD-Ortsbezirks der Friedberger Kernstadt wurden die Kandidaten für die Kommunalwahl 1993 nominiert. Für die vorderen Plätze der Stadtverordnetenliste des Ortsvereins wurden Heinrich Binding, Hubertus Ellerhusen, Marion Götz, Erika Kreuder, Alfred Kerber, Heinrich Weitzel, Brigitte Seuss, Hans Jürgen Schomber, Hans Guthier und Inge Schwalm vorgeschlagen.
Einmütig wurde der SPD-Vorschlag für den erstmals zu wählenden Ortsbeirat beschlossen. Die Liste führt Hans Guthier an, gefolgt von Hannelore Fingernagel, Wolfgang Keil, Karl Heinz Weber, Therese Jaglarz, Inge Schwalm, Inge Jungen, Manfred Witt, Heinrich Weitzel, Brigitte Seuss, Erika Kreuder, Günther Vogt und Heinrich Binding.
Heinrich Binding führte in einer Pressemitteilung die Kritik der Bevölkerung an der Arbeit des Magistrat und der SPD-UWG-Kooperation nicht zuletzt darauf zurück, daß viele Beschlüsse und deren Umsetzung den Bürgern gar nicht oder zu spät bekannt werde.
Ortsvereinsvorsitzender Hubertus Ellerhusen betonte, das Wahlprogramm werde realistische Ziele vorlegen, die auch bei wachsender Finanznot in den nächsten vier Jahren in die Tat umgesetzt werden könnten. ub
"Ich war schlimmer wie 30 Bube zusamme". Nur wer Grete Preiss nicht kennt, mag das für eine Übertreibung halten. Denn bis heute hat die alte Dame nichts von ihrer burschikosen Art verloren. Das "Pferde-Gretchen" - unter diesem Namen kennt sie in ihrem Heimatort Niederrad fast jeder. "Mit meinem richtigen Namen kann hier niemand was anfangen", weiß Grete Preiss, die am Sonntag in der Altenwohnanlage am Niederräder Poloplatz ihren 80. Geburtstag feiert.
Pferde betreuen - das war seit dem dritten Lebensjahr ihr Lebensinhalt. Damals, 1915, nahm ihr Vater sie zum ersten Mal mit zum Gestüt Waldfrieden, das im Besitz der Familie Weinberg war. "Von da an bin ich jeden Tag bei den Pferden gewesen", erinnert sich Grete Preiss. Stall ausmisten, die Pferde auf die Koppel bringen, Fohlen betreuen, das seien ihre Aufgaben gewesen. Als ihr Vater, Koppelwächter auf dem Gestüt, 1937 starb, übernahm die Pferdenärrin auch seine Aufgaben.
"Im Zweiten Weltkrieg habe ich die meiste Arbeit geleistet." Noch sehr gut erinnert sich die alte Frau an das Jahr 1944. Damals mußte Grete Preiss drei Pferde mit dem Zug von Frankfurt nach Berlin zum Rennen bringen. "Ich hatte mir im Waggon neben den Pferden ein Bett aus Stroh gemacht." In Berlin stellte man ihren Waggon auf einen toten Gleis. Erst am nächsten Morgen entdeckten die Bahnbeamten Grete mit ihren Pferden: "Ich hab' mich allein nicht rausgetraut. Es war doch dauernd Alarm", meint sie rückblickend.
Obwohl das "Pferde-Gretchen" viele Jahrzehnte auf dem Niederräder Gestüt aus und ein ging, hat sie nur ein einziges Mal auf dem Rücken eines ihrer Lieblinge gesessen. "Da war ich noch ein Kind", sagt sie und erzählt von ihrem Sturz vom Polopferd. "Ich hatte mich im Steigbügel verheddert, und plötzlich ging das Pferd hoch." Daß sie dabei ihre rechte Hand brach, hat sie ihren Eltern wohlweislich nie erzählt: "Dann hätte ich ja nie wieder zu den Pferden gedurft."
1972 verließ das "Pferde-Gretchen" ihr geliebtes Gestüt. Nach dem Tod ihres ersten Mannes, Ludwig Wellinger, fühlte sie sich sehr einsam. Als sie 1988 in die Altenwohnanlage am Poloplatz einzog, traf sie einen Gleichgesinnten: Im vergangenen Jahr heiratete sie den sieben Jahre älteren Karl Preiss. "Ich bin froh, daß wir uns gefunden haben", sagt der Senior, dessen erste Frau nach 52jähriger Ehe starb. "Es ist schlimm, wenn einer nach so einer langen Zeit geht." Zum 80. schenkt Karl Preiss "seinem Pferde-Gretchen" etwas ganz Besonderes: Beim Juwelier hat er ein goldenes Hufeisen mit kleinen Diamanten darauf anfertigen lassen. ki
HARALD SCHMITT, neuer Landesvorsitzender der Jungen Union, will durch "Milieuschutz-Satzungen" die Tante-Emma-Läden retten. Was es bislang schon für Zwecke des Denkmalschutzes gebe, müsse auch für den "gewerblichen Milieuschutz" möglich sein, meinte Schmitt in einer Presseerklärung. Die Kommunen sollten "für bestimmte Stadtteile und Geschäftszeiten Mietpreisbindungen und Veränderungssperren erlassen, damit der kleine Lebensmittelladen "nicht der Rechtsanwaltskanzlei oder der Videothek weichen" muß.
JUDITH PAULY-BENDER, jüngste SPD- Landtagsabgeordnete mit Engagement für Kinder, hat an die Probleme des Nachwuchses von Langzeitarbeitslosen erinnert. Bei Programmen gegen die Langzeitarbeitslosigkeit müsse der Staat künftig mehr als bisher auch an die Kinder der betroffenen Familien denken, für die es nach "einschlägigen Untersuchungen" irgendwann nicht mehr möglich sei, "eigene Zukunftsplöäne und Wünsche zu entwickeln". Kinder erwerbsloser Eltern hätten nach Statistiken ein deutlich erhöhtes Risiko, später einmal selbst arbeitslos zu werden.
Der Unfalltod eines 74 Jahre alten Radfahrers hat für den beteiligten Lkw-Fahrer keine Verurteilung zur Folge. Das Verfahren gegen den 24 Jahre alten Mann wurde vorläufig eingestellt, lediglich eine Geldbuße von 2000 Mark muß er nun innerhalb von vier Monaten an die Frankfurter Verkehrswacht zahlen. Das Frankfurter Schöffengericht gelangte zu der Überzeugung, daß den Lkw-Fahrer nur eine geringe Schuld an dem tödlichen Unfall trifft.
Das Unglück ereignete sich am 24. August 1990. Gegen 15 Uhr war der Angeklagte in Schwanheim mit seinem Transporter unterwegs, als er an die Einmündung an der Mauritiusstraße gelangte, wo sich eine Fußgängerfurt befindet. Als Ortskundiger wußte er, daß dort mit Fahrradfahrern zu rechnen ist, die gemäß der Richtung der Einbahnstraße von links kommen. Mit geringer Geschwindigkeit fuhr er an die Stelle heran, erblickte niemanden und setzte das Fahrzeug wieder in Bewegung. Für den Radfahrer, der entgegen der Fahrtrichtung in diesem Moment von rechts kam, war dies fatal: Er wurde von dem jungen Mann, der ihn übersehen hatte, mit seinem Lkw überrollt.
"Wenn er nach rechts geguckt hätte, dann hätte er den Radfahrer auch sehen müssen", hatte ein sachverständiger Techniker gemeint. Diese Sicht wurde zwar von den übrigen Prozeßbeteiligten geteilt, doch gingen alle, auch die Nebenklagevertretung, davon aus, daß das Verschulden des Angeklagten zu gering war, um eine Verurteilung zu rechtfertigen: Zum einen sei der Angeklagte langsam gefahren und in seiner Fahrtüchtigkeit auch nicht beeinträchtigt gewesen; zum anderen träfe aber auch den Radfahrer eine "Schuld", da er in entgegengesetzter Fahrtrichtung unterwegs gewesen sei. Da aber ein "Rest Schuld" beim Angeklagten blieb, kam denn auch kein Freispruch heraus. ee
ERLENSEE. Die Hoffnungen auf den Umzug der Hanauer Polizeistation nach Erlensee sind aufgrund jüngster Informationen aus der Hessischen Staatskanzlei um ein erhebliches Stück gesunken. Wiesbaden teilte Bürgermeister Manfred Heller nämlich dieser Tage mit, daß es die finanzielle Lage des Landes verbiete, ein derartiges Projekt vor der Jahrtausendwende zu verwirklichen.
Wenn überhaupt, dann könne die Polizei nur fertige Räumlichkeiten anmieten, wurde Bürgermeister Heller berichtet. Außerdem müßten dafür schnellstens, nämlich schon im nächsten Jahr, die Voraussetzungen geschaffen werden. Der Rathauschef spricht sich dafür aus, mit allen Mitteln darauf hinzuarbeiten, daß beide Seiten bis dahin zu einem Verhandlungsergebnis kommen. Das bekräftigte er in der jüngsten Gemeindevertretersitzung. hein
WEHRHEIM. In der zweiten Septemberwoche beginnen in der Volkshochschule Wehrheim die Kurse, die Anmeldung ist bereits angelaufen. Immer noch sind zahlreiche Plätze in den verschiedenen Kursen frei, unter anderen in einigen Sprachkursen (Englisch und Französisch), in Handarbeits- und Kochkursen sowie im Angebot "Einführung in die Ökologie".
Nähere Informationen erhalten Interessierte unter der Telefonnummer 0 60 81 / 54 23. isa
WETTERAUKREIS. Die Wetterauer Jusos weisen in einer Pressemitteilung die Vorwürfe der CDU an die rot-grüne Kreisregierung, Verhandlungen mit dem Dualen System Deutschland zu verzögern, energisch zurück. Das Problem der Entsorgung und Wiederverwertung von Verbund- und Kunststoffverpackungen sei noch nicht ansatzweise gelöst.
Durch die Einführung des Dualen Systems habe die Bundesregierung massiv in die Gestaltungsmöglichkeiten der Gemeinden und Kreise eingegriffen. Gleichzeitig müßten die Kreise aber die Verträge schließen - eine "umweltpolitische Zwickmühle". Denn so müßten die Kreise sich an dem "abfallpolitischen Schwachsinn" beteiligen, oder der Bevölkerung doppelte Gebührenbelastung zumuten.
Um dies zu vermeiden, habe der Wetteraukreis beschlossen, die Verträge abzuschließen. Die bisherigen bewährten kommunalen Sammelsysteme müßten aber in den Verhandlungen durchgesetzt werden und so etwas "fällt jedoch nicht vom Himmel", so daß ein schnellstmöglicher Vertragsabschluß der falsche Weg sei. ub
In der Gallusanlage und im Gallusviertel sind am Wochenende ein 24jähriger aus Hanau und eine 21jährige Frankfurterin an den Folgen von Heroininjektionen gestorben. Damit erhöhte sich die Zahl der Drogentoten im Bezirk der Frankfurter Polizei in diesem Jahr auf 94.
Der Mann hatte sich in der Freitagnacht, gegen 3.30 Uhr, auf einer Bank im Anlagenring eine Heroinlösung in die Halsvene gespritzt. Danach brach er zusammen - und konnte auch vom Notarzt, den Passanten alarmiert hatten, nicht wiederbelebt werden. Der Tote hatte einen Beutel mit Heroin in der Tasche. Neben der Leiche lagen mehrere Einwegspritzen.
Die 21jährige Frau hatte sich in ihrer Wohnung die Spritze verabreicht. Danach hörte ihre Freundin einen Schrei und sah, wie die Bekannte zu Boden sackte. Auch in diesem Fall konnte der Notarzt nicht mehr helfen.
Während der 24jährige Mann bei der Frankfurter Polizei nicht registriert war, stand die junge Frau seit sechs Jahren in der Süchtigenkartei des Fachkommissariats. habe
USINGEN. Die Volkshochschule Usingen bietet auch für das Herbstsemester wieder ein abwechslungsreiches Programm an.
Neben verschiedenen Seminaren zu Themen der beruflichen Weiterbildung werden Sprachkurse (Englisch, Französisch, Spanisch), natürlich Koch- und Nähkurse sowie Unterricht in Block- und Altflöte angeboten. Wer Interesse hat kann sich unter der Telefonnummer 0 60 81 / 26 78 ab 15 Uhr bei Karin Born anmelden. isa
MÜHLHEIM. In einem Raum im Keller der Goetheschule könnten Mühlheimer Rock-Bands üben, beantwortete Bürgermeister Karl-Christian Schelzke (SPD) eine parlamentarische Anfrage der CDU-Stadtverordneten Irmgard Sondergeld. Der Raum verfüge gar über eine Schallisolierung, weil dort einmal eine Lehrer-Schüler-Band geprobt habe. Wie Schelzke weiter mitteilte bedürfe es jetzt noch einer Absprache mit den Rockbands, wie und wann der Raum genutzt werden soll. Die Verwaltung sei außerdem mit dem Friedrich-Ebert-Gymnasium wegen eines Proberaumes im Gespräch. pmü
Die TV-Horrorserie: Rostock, Somalia usw.
Nie war gute Information so wichtig wie heute, die Weltlage erfordert "Weltinformiertheit". Und gerade jetzt versagen die elektronischen Massenmedien total. Wer widerspricht? Information als Ware, um den Slogan zu benutzen, erzeugt in den Massenmedien nicht bloß "Infotainement", immer hemmungsloseres, sondern führt unverkennbar zu struktureller Desinformation. Es gilt, permanent Reklame zu treiben, Werbung für das Medium selber wie für seine Interessenten und Gönner. Auch in den öffentlich-rechtlichen, wo es nach Lehrmeinung und Schulweisheit doch gar nicht sein kann, weil nicht sein darf. Da sogar am tückischsten, weil am wenigsten offen-kundig: der Empfänger ist nicht darauf gefaßt. Bei ARD und ZDF ist der Zuschauer weniger auf der Hut davor als bei den unverhüllt kommerziell auftretenden, denn für diese neutrale, viele sagen irrig gar "objektive" Information, zahlt er doch Gebühren, darüber wachen doch gesellschaftlich pluralistische Aufsichtsgremien. Die jüngsten turbulenten Tage lieferten unfreiwillig gleich mehrere Proben aufs Exempel: mit der Berichterstattung über die schon bürgerkriegsähnlichen "Krawalle" in Rostock wie den Berichten und Kommentaren zur Katastrophe in Somalia. In Jugoslawien haben wir uns mittlerweile schon ohnehin daran gewöhnt, daß die Fernseh-, weitgehend auch Rundfunkberichte zur Nachrichten- Fortsetzungsserie verkommen: "In Sarajewo tobten heute nacht die schwersten Kämpfe seit Ausbruch der Feindseligkeiten" - an welchem Tag haben wir in der ersten Reihe diese Feststellung im gemeinsamen Morgen- und Mittagsmagazin von ARD und ZDF nicht gehört? Und kaum etwas zum Hintergrund, den politischen Konstellationen im Völker-Flickenteppich Jugoslawien selbst. Und natürlich wieder in den Vorabend-, Hauptabend- und Spätnachrichten. Dann unverdrossen mit dem Zusatz, daß wieder irgendein Treffen, eine Partei, eine internationale, eine Weltkonferenz gar, die Hoffnung aufkommen ließe, rechtfertige, daß es heute nacht, morgen ganz anders laufe. Und dann geht es am nächsten Morgen wieder von vorne los. Unverdrossen, unbeirrt. Weil man gutgläubig geworden ist in den elektronischen Medien? Weil die Informationsmöglichkeiten in Kriegswirren nachgelassen hatten, Beweglichkeit wie Kommunikationschancen äußerst eingeschränkt sind? Aber wie war das denn in Vietnam und in all den anderen schmutzigen Kriegen in zurückliegenden Jahren, Jahrzehnten? Als die Rücksichtnahmen auf Sprachregelungen und Bündnisse noch gebotener waren? Gerade in der Vereinigungsberichterstattung von "nebenan" war dieselbe Erscheinung zu beobachten. Um die Frage, ob heute das Brandenburger Tor endlich geöffnet würde, zur Durchfahrt freigegeben, die Quadriga abgetragen, renoviert, wieder aufgesetzt würde, und wie herum? - darum und um ähnliches ging es wochen-, monateland in den Massenbildmedien. Kaum um die lebenswichtigen Details des Vereinigungsvertrags, der sozio-ökonomischen und sozialpsychologischen Lage und Wiederaufbauchancen, der schwierigen Rechtsregelungen, gar die heikle Frage der Schuldaufrechnung. Das war ja nicht emotionsfähig, nicht bildträchtig. Das bringt doch keine Einschaltquoten.
Ich fürchte, es liegt gar nicht an den Informationsbeschaffungsmöglichkeiten vor Ort, sondern am veränderten Selbstverständnis des Rundfunks, des Fernsehens vor allem. Alle beklagen, fürchten Politikverdrossenheit, fast jede Fernsehsendung verstärkt sie: Nicht nur in der Politik, auch und gerade in der Unterhaltung dürfen Politiker sich spreizen, als Menschen wie du und ich enfalten. Soviel pseudopolitisches, pseudokritisches, pseudomenschlisches Geschwafel zu so schweren erklärungsbedürftigen realen Katastrophen. Die realen Ereignisse belegen den Bankrott der Politik; die politischen und publizistischen Kommentare liefern die Bankrotterklärung dazu. HENRICH VON NUSSBAUM
Rostock, Deutschland, im August 1992; selbst wer vergessen wollte, muß sich erinnern: Erinnern an Naziterror und Judenpogrome, an die Verfolgung von Sinti, Roma, Andersdenkenden.
"Lyrik gegen das Vergessen": Das ist eine Sammlung von etwa 100 Gedichten, die die Opfer des Naziregimes geschrieben haben - in Konzentrationslagern und Gestapokellern, im Ghetto, im Zuchthaus. Als das Institut für Stadtgeschichte plante, dieses Buch in Frankfurt vorzustellen, da konnte niemand ahnen, wie grausam aktuell diese Veranstaltung werden würde.
Gesammelt hat die "lyrischen Dokumente", wie sie Alfred Kittner, einer der überlebenden Autoren, nannte, der Germanist Michael Moll. Bei einem Besuch in Polen war er in Gesprächen mit ehemaligen Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen auf die Texte aufmerksam geworden. 350 Gedichte fand Moll bis 1984. Doch bis endlich ein Verlag gefunden war, der die Auswahl von 100 Texten drucken wollte, dauerte es sieben Jahre. Daß der Band erst im ver- gangenen Jahr im kleinen Schüren Verlag erschien: Auch das ist, findet die SPD-Bundestagsabgeordnete und Mitherausgeberin Barbara Weiler, bezeichnend. Die Bestialität der Tötungsmaschinerie, die Solidarität der Opfer, Angst, Mut, Verzweiflung, Hoffnung, die klare Sicht auf die Zustände und die Flucht in Gegenwelten: All das findet sich in den Gedichten wieder. Ihr literarischer Ort sind die Vernichtungs- lager der Nazis, ihr Material das Leiden. Die wenigsten Menschen hatten auch vorher geschrieben. Zu Schriftstellern machten sie erst die Umstände. Die Lyrik war eine - zugegeben unzureichende - Möglichkeit, die Selbstachtung zu wahren, der Hoffnungslosigkeit zu begegnen: Noch in den Zeilen, die sie deutlich formulieren.
Die erstaunlichsten Texte haben die verfaßt, denen man Leben und Freiheit und Würde raubte, noch ehe sie recht zu leben begonnen hatten. Die Gedichte der Jugendlichen, viele davon Mädchen, schildern die Situation ganz klar und unverstellt: wer sie liest, kann über Leute wie den, der von der Gnade der späten Geburt faselte, nicht einmal mehr lachen.
Die Schauspielerin Ursula Illert hat einige der Gedichte zusammengestellt und rezitiert sie bei der Vorstellung des Buches. Ihre leise, eindringliche Stimme präsentiert im Sinne des Wortes: Sie schafft Gegenwart.
Eine Gegenwart, die leider beweist, daß die Lyrik gegen das Vergessen nötiger denn je ist. Wilhelm von Sternburg, der Chefredakteur Fernsehen des hessischen Rundfunks, hat es in seiner Einleitung des Abends auf den Punkt gebracht. "Wehret den Anfängen reicht leider nicht mehr", sagt er, "Asylant wird zum Schimpfwort und der Ausländer zum Feind." Und er benennt diejenigen, die dafür mitverantwortlich sind: Jene Politiker in Bonn, die mit ihrem unsäglichen Disput um den Artikel 16 des Grundgesetzes das "Klima der Ausländerfeindlichkeit, Intoleranz und Gewalt" unterstützen. "Es gibt heute wieder Menschen, die Gedichte schreiben gegen die Angst vor den Deutschen": Es ist, könnte man hinzufügen, als funktioniere das Erinnern nur im negativen Sinne.
Gestern Hoyerswerda und Hünxe, heute Rostock: Und morgen? Deutschland Anfang der dreißiger Jahre - Deutschland im August 1992: Das Vergessen ist der Tod des Erinnerns.
JÖRG RHEINLÄNDER
Frau Katharina Bauer aus Maintal- Hochstadt zum 80. Geburtstag am Montag, 31. August.
Herrn Josef Gerspitzer aus Nidderau- Heldenbergen zum 80. Geburtstag am Montag, 31. August.
Herrn Wilhelm Schmidt aus Erlensee-Langendiebach zum 80. Geburtstag am Montag, 31. August.
Frau Luise Schrepfer aus Großkrotzenburg zum 90. Geburtstag am Montag, 31. August.
SACHSENHAUSEN. Mit dem Lächeln des Siegers betritt Diedrich Umbreit die Arena - sprich: die Geschäftsräume. Zu seinem Empfang haben sich die komplette Belegschaft von Elektro-Fischer und ein Vertreter der Firma Loewe eingefunden. Schließlich handelt es sich um einen wichtigen Gast: einer der Gewinner des Loewe-Preisausschreibens, das anläßlich der Fußball-Europameisterschaft bundesweit veranstaltet wurde.
Diedrich Umbreit hat dabei den zweiten Preis gewonnen: eine Videokamera. "Eigentlich wollte ich den Fernseher haben", gesteht der Gewinner ehrlich. Doch für den ersten Preis hat es diesmal nicht gereicht. Geradezu ein Mißerfolg für den professionellen Preisauschreiben-Teilnehmer. Außer fünf Fahrrädern und einer Kanada-Reise hat Diedrich Umbreit in seiner jahrelangen "Karriere" bereits eine Reihe von ansehnlichen Gewinnen "eingesackt".
"An die 3000 Mark gebe ich im Jahr für Preisauschreiben aus. Ich sitze manchmal bis ein Uhr nachts an meiner Schreibmaschine, um meine zwanzig Antwortkarten zu tippen, die ich täglich losschicke", lautet das Erfolgsrezept des routinierten Gewinners. Und daß seine Rechnung aufgeht, zeigte sich nun beim Loewe-Preisausschreiben, wenn auch diesmal "nur" der zweite Preis dabei heraussprang.
Trotzdem freute sich Diedrich Umbreit über seine neue Videokamera, die ihm Elektro-Fischer Junior Harald überreichte: "So etwas kann man immer brauchen." ima
Selten genug sind sich die Frankfurter CDU und die Grünen im Römer einmal einig. Diesmal fällt es den beiden Parteien offenbar nicht schwer, unisono "Haltet ein!" zu rufen. Das hat mit seinem Eigensinn Herr Hermann Josef Abs erreicht, der, wie berichtet, den Städel-Direktor Klaus Gallwitz aus dem Amte drängte. Denn nun verlangen die Kommunalpolitiker nach einer Neuordnung der Verhältnisse zwischen Städel-Administration und Stadt. Und an diesem Punkt eben glauben Grüne wie Christdemokraten, das Übel am Städel mit dem gleichen Mittel kurieren zu können: einer "Findungskommission", und zwar gemeinsam von Städeladministration und Stadt besetzt.
So jedenfalls stellt sich Hans-Jürgen Hellwig, der kulturpolitische Sprecher der CDU im Römer, das Verfahren zur Neubesetzung der Direktorenstelle vor; und die Grünen weisen darauf hin, daß ihnen seit jeher - etwa beim Gründungsbeirat der Akademie der Wissenschaften - an einer "größeren Demokratisierung und Transparenz" bei Entscheidungen wie dieser gelegen sei. Die kleinere Regierungspartei versichert zugleich, daß sich der Magistrat eine Entscheidung "von solcher Tragweite" natürlich vorbehalten müsse; aber eine öffentliche Vorstellung der in die engere Diskussion gekommenen Kandidaten könne auch der Städel-Administration "eine bessere Begründung ihrer Kandidatenwahl" ermöglichen.
Hermann Josef Abs wird die Ironie verstehen. Hat er sich doch um eine Begründung seiner Wahl bisher nicht geschert, in diesem Falle auch noch gar keinen Namen genannt. Und vermutlich wird der greise Banker es als Zumutung verstehen, überhaupt etwas begründen zu sollen. Schließlich trifft er die Entscheidung fast alleine: Seit Juni nämlich besteht die Städel-Administration, jenes Gremium, das zwar kaum zahlt, dafür aber um so mehr bestimmt, nur noch aus drei älteren Herren: Neben Abs sind das Werner Wirthle, 80, ehedem Verleger der Frankfurter Neuen Presse, und Bankier Walter Hesselbach, 77.
Die beiden anderen Administratoren, Karl-Gustav Rathjen und Oskar König, haben im Juni dem Gremium den Rükken gekehrt - wie es heißt, im Zorn darüber, daß Abs Gallwitz aus dem Amte drängen wollte. Tatsächlich haben also drei doch recht betagte Herren darüber zu befinden, wer in den nächsten Jahren, Jahrzehnten (die Direktoren des Städel waren zuletzt relativ lange im Amt) die Geschicke eines der wichtigsten deutschen Museen leiten soll.
Hans-Jürgen Hellwig erinnert im übrigen auf den Vertrag zwischen Stadt und Städel aus dem Jahre 1975, der die Administration verpflichte, bei allen das Städel berührenden Angelegenheiten "im Einvernehmen mit dem, Kulturdezernenten" zu handeln. Gallwitz ist zudem, darauf weist auch Hellwig noch einmal (siehe FR vom 26. August) hin, städtischer Beamter und nicht Angestellter des Städel oder der Administration.Deshalb fordert der CDU-Stadtverordnete die Stadt auf, bei der "Bestellung eines Nachfolgers auf den vertraglichen Rechten" zu bestehen. Es wird somit eine weitere Nagelprobe für Kulturdezernentin Linda Reisch sein, ob sie bei den Verhandlungen um die Nachfolge imstande ist, den Vertrag zeitgemäß neu zu fassen. seg
Nach ihrer Rückkehr in die Türkei hat die in Frankfurt eineinhalb Jahre lang inhaftierte Sara Gül Turan jetzt schwere Vorwürfe gegen Hessens Justizbehörden erhoben. "Freiwild" lautet der Titel ihres in der nächsten Woche erscheinenden Buches - "eine", wie Günter Wallraff im Vorwort schreibt, "schonungslose Anklage gegen die unmenschlichen Zustände in einem deutschen Vorzeige-Gefängnis".
Besorgt darum, daß die Herausgabe des Buches "von interessierter Seite" unterbunden werden könnte, hat der Düsseldorfer Zebulon-Verlag sein Projekt erst Ende vergangener Woche öffentlich bekannt gemacht. "Um für alle Fälle gerüstet zu sein", so ein Sprecher des Verlages, ist von dem Frankfurter Rechtsanwalt Heinz Düx unterdessen bei Gericht eine Schutzschrift vorgelegt worden. Sie soll verhindern, daß das Buch womöglich schon am ersten Verkaufstag beschlagnahmt wird. Wenige Tage bevor Sara Gül Turan und Wallraff die 176 Seiten umfassende Geschichte mit dem Untertitel "Meine Zeit in einem deutschen Gefängnis" vorstellen wollen, zeigten sich Vertreter der Justizbehörden zwar gespannt, doch zugleich bemüht, Überreaktionen zu vermeiden. "Ich persönlich halte nichts davon, ein Buch zu verbieten", erklärte Hessens Generalstaatsanwalt Hans-Christoph Schaefer.
Was die damals 32 Jahre alte Sara Gül Turan 1985/86 im Frankfurter Frauengefängnis erlebte, ist nach Angaben ihres Verlages "nicht nur erschütternd und schockierend", sondern lasse erahnen, was andere Ausländer in deutschen Haftanstalten erleiden müßten, die sich nicht so wie die Autorin sprachlich ausdrücken könnten. "Sexuelle Nötigung von ausländischen Gefangenen scheint genau so zum Gefängnisalltag dazuzugehören wie das sadistische Verhalten vieler Justizbeamter, die auch einen Selbstmordversuch . . . nicht sonderlich ernst nahmen". Konkrete Vorwürfe erhebt Sara Gül Turan unter anderem gegen einen Richter, der inzwischen pensioniert ist und dessen Name in dem Buch verschlüsselt wurde. Angeblich um ihr in dem laufenden Prozeß zu helfen, soll er 1985 sexuell zudringlich geworden sein.
1953 in Cannakkale geboren, war Sara Gül Turan 1970 in die Bundesrepublik gekommen, um zu studieren. Doch bald heiratete sie, arbeitete zunächst als Stewardess und ließ sich Anfang der 80er Jahre als Geschäftsfrau nieder. 1985 gerät sie mit ihrer Boutique im City-Basar (Elbestraße) ins Fadenkreuz polizeilicher Ermittlungen. Nachdem am 13. Januar ein Brand ausbricht und ein Großteil des Ladens vernichtet wird, verhaftet man sie als Versicherungsbetrügerin. Hatte die Angeklagte zunächst erklärt, das Feuer sei die Rache von Männern aus dem Umfeld der neofaschistischen "Grauen Wölfe" gewesen, die vergeblich von ihr Schutzgelder erpressen wollten, gab ihr inzwischen verstorbener Verteidiger im Prozeß eine Darstellung ab, nach der die Anklage im wesentlichen bestätigt wurde. Folgt man Sara Gül Turan, hat sie ihre Schuld jedoch nur eingestanden, um nach 18 Monaten U-Haft nicht länger im Knast bleiben zu müssen. Sie ließ sich auf eine Art "Deal" ein: Mit dem Geständnisrabatt bekam sie 15 Monate Freiheitsstrafe und konnte in die Türkei zurückkehren.
Nach Auskunft von Generalstaatsanwalt Schaefer soll, soweit die Vorwürfe in "Freiwild" präzise sind und Anhaltspunkte für strafrechtlich relevantes Verhalten von Justizangehörigen geben, "schnell reagiert werden". Da Sara Gül Turan mit dem Buch etwas erreichen wolle, geht er davon aus, "daß sie auch bereit ist, sich von uns vernehmen zu lassen". Lepp
HANAU. Zu ihrem vierten literarisch- musikalischen Abend lädt die Laienspielgruppe "Ratatouille" für Mittwoch, 2. September, ins Comoedienhaus nach Hanau- Wilhelmsbad ein.
"Diesseits und jenseits der Grenzen bedeuten Worte dasselbe . . ." lautet der Titel der Benefizveranstaltung zugunsten von "amnesty international", die um 20 Uhr beginnt.
Die Truppe kündigt "literarische und musikalische Miniaturen - Begegnungen von Autorinnen und Autoren aus fünf Jahrhunderten" an.
Für die musikalische Begleitung zeichnen Cordula Hacke am Klavier, Cornelia Thorspecken (Flöte) sowie Gehard Blume (Gitarre) verantwortlich.
Der Eintritt ist frei. Statt dessen bittet "Ratatouille" um Spenden für "amnesty international". jur
NIDDA. Ein Disco-Abend mit "Thunderbird" steht Freitag (4. September) am Beginn der Niddaer Kirchweih. Der Vergnügungspark vor dem Bürgerhaus wird am Samstag um 14 Uhr geöffnet. Zugleich präsentiert die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald im Bürgerhaus eine Foto-Dokumentation über Waldwiesen und Waldränder. Die Evangelische Stadtmission wird während des Herbstmarktes eine Bücherausstellung vorweisen.
Chancen auf ein Freibier haben die Besucher am Samstag um 20.30 Uhr: Bürgermeister Helmut Jung wird dann zur Musik der "Amigos" ein Faß anstechen. Am Sonntag geht die Kirchweih mit einer Schiffsmodell-Regatta auf dem Paddelteich weiter. Nachmittags und abends spielt die Tanzmusik im Zelt. Am Marktmontag um 9.30 Uhr werden zwei Ferkel verlost. Anschließend gibt's ein Frühstück mit den "Großwallstädter Musikanten". Das glanzvolle Ende des Herbstmarktes besteht aus einem Feuerwerk am Montag ab 21.30 Uhr. nes
SPD ärgert sich über Parlamentschef Ermold Anträge der Fraktion einfach "gekippt" Von Wolfgang Heininger BRUCHKÖBEL. Verärgert ist die Bruchköbeler SPD über den Parlamentschef Klaus-Dieter Ermold (CDU), weil der die Anträge der Fraktion zur nächsten Stadtverordnetenversammlung am 8. September gekippt, beziehungsweise ohne Absprache direkt in die zuständigen Ausschüsse weitergeleitet hat. Die Sozialdemokraten sehen in dieser Aktion eine Mißachtung des Parlaments. Offensichtlich sollten die Forderungen ihrerseits im "stillen Kämmerlein" behandelt werden, um eine offene Diskussion zu verhindern. Außerdem vermutet die SPD, die Union wolle sich bei ihrer angestrebten Wiederwahl von Bürgermeister Helmut Irmen nicht durch "lästige" Oppositionsanträge stören lassen. Um dem erklärten Wassernotstand in Südhessen entgegenzuwirken, hatte die Fraktion Vorschläge zur verstärkten Nutzung von Regenwasser und zur "Entsiegelung" von geteerten oder gepflasterten Flächen eingebracht. Damit könne der Dramatik eines ständig sinkenden Grundwasserspiegels entgegengewirkt werden.
Außerdem verlangte die Partei, bei den anstehenden Verhandlungen mit der Hanauer Straßenbahn AG um die finanzielle Beteiligung der Stadt an der Buslinie eine zusätzliche Komponente einzubringen. Wenn die Kommune schon zahlen solle, müsse nämlich auch das Angebot verbessert und müßten die Stadtteile Ober- und Niederissigheim mitbedient werden.
Der Stadtverordnetenvorsteher Klaus- Dieter Ermold hat die ersten beiden Anträge an den Haupt- und Finanzausschuß weitergeleitet. Er begründet sein Vorgehen damit, daß es sich um kostenträchtige Forderung handele, die nur im Zusammenhang mit dem anstehenden Nachtragsetat behandelt werden könnten. Das Thema Buslinie dagegen stehe zur Zeit überhaupt nicht zur Debatte. Ein Gespräch mit der Hanauer Straßenbahn AG werde in absehbarer Zeit überhaupt nicht geführt.
SPD-Fraktionssprecherin Ursula Neeb- Horn hält die Absetzung vor allem des letzten Punktes für ein ärgerliches Versäumnis: "Jede Möglichkeit, die katastrophale Situation des öffentlichen Personennahverkehrs in beiden Stadtteilen positiv zu verändern, sollte genutzt werden. Je länger man wartet, um so schwieriger und kostenträchtiger können die Verhandlungen werden."
An der Verweisung der beiden anderen Anträge kritisiert Neeb-Horn, daß sie praktisch nichtöffentlich behandelt werden sollen, weil die Ausschußsitzungen kaum von Zuschauern besucht werden. Außerdem: "Der Wassernotstand in unserer Region macht deutlich, daß schnelles Handeln erforderlich ist. In Bruchköbel aber wird kostbare Zeit verschenkt."
Drei martialisch aussehende Skins stehen auf dem Neuen Markt in Stralsund. Stralsund liegt knapp 70 Kilometer von Rostock entfernt. Demonstrativ hat das jugendliche Trio die Mitte des Platze okkupiert, schaut nach allen Seiten, als warte es, daß etwas passiert. Aber die Passanten schauen ebenso demonstrativ an ihnen vorbei, machen einen Bogen um die Gruppe, auch wenn es den Weg quer über den Platz verlängert. Angst? Gleichgültigkeit? Abscheu? Hilflosigkeit? Jedenfalls: Nichts passiert. Nach zwanzig Minuten ziehen die drei Gestalten ab.
Ganz so reglos, wie es aussieht, nehmen die Menschen hier die Krawalle in der benachbarten Hansestadt freilich denn doch nicht hin. Fragt man die herumschlendernden Stralsunder Kids - die fast immer noch aussehen wie vor der Wende -, erntet man fast ausnahmslos nur Kopfschütteln oder gar nichts. "Geht mich nichts an, dich auch nicht." Auch die Älteren schieben die Gewaltexplosion eher achselzuckend beiseite: "Unsere Kinder können das nicht sein; die Krawallbrüder kommen aus dem Westen, klar doch." Denn: "Früher hat es das schließlich auch nicht gegeben."
Ach wirklich? Gesprächspartner (Ost), die der Kunst der Vergangenheitsverdrängung noch nicht vollends erlegen sind, stellen Erinnerungsübungen an: Haben sich nicht schon Anfang der 80er Jahre die ersten DDR-Jugendlichen die Köpfe kahlgeschoren? Hat es nicht vor zehn Jahren schon "Schwulenklatschen" und danach immer weiter zunehmende Gewalttätigkeiten gegeben? Kramt man im eigenen Gedächtnis, findet man beispielsweise jene fünf Jugendlichen aus Ost-Berlin wieder, die 1987 weit über hundert Grabsteine eines jüdischen Friedhofs schändeten, hinterher vor Gericht erklärten, sie hätten sich dabei einfach "als Deutsche" gefühlt, voller Haß auf Juden, Ausländer, Homosexuelle. "Auf allet."
Aber es muß einiges dazu gekommen sein seither. Die Zahl der gewaltbereiten Jugendlichen in den neuen Ländern hat sich seither verfünffacht, vielleicht verzehnfacht. Motivsuche ist angesagt. Fragt Von Otto Jörg Weis (Stralsund) man die jungen Menschen selbst, so ist vielfach von "Langeweile" die Rede; eine Langeweile, die womöglich auch etwas damit zu tun hat, daß aus dem einst von der FDJ durchorganisierten Jugendleben nun unausgefüllte Freizeit geworden ist. In Rostock sei "endlich was los gewesen", ist eine typische Reaktion.
Gewiß, jeder Sozialarbeiter weiß zu berichten, daß fehlende Beschäftigung leicht in Aggression mündet. Doch diese These wirft eher Fragen auf, als daß sie Antworten gibt. Zwar hat es in der ehemaligen DDR insgesamt 11 000 Jugendclubs gegeben. Besonders in den dünnbesiedelten Regionen des Nordostens sind sie oft der einzige Knotenpunkt lebendigen Lebens gewesen. Den 10 000 Jugendlichen des Kreise Rathenow beispielsweise stand als Begegnungsstätte praktisch nur ein einziges Kulturhaus zur Verfügung, in dem "die Jugend" einmal pro Woche tanzen durfte, unter Aufsicht, versteht sich. Auch dieses wurde nach der Wende dichtgemacht. Es seien nur allzu viele Jugendclubs geschlossen worden, ohne Ersatz zu schaffen, klagte dieser Tage ein Potsdamer SPD-Abgeordneter und nannte dies "Versäumnisse der Politik". Übrigens: Auch in Rostock sind die beiden Jugendclubs geschlossen.
Aber waren diese Jugendclubs - von wenigen Ausnahmen abgesehen - denn nicht unerträglich fade und nervig damals, akzeptiert allenfalls, weil sie billig und oft alternativlos waren? Und was sollte man denn sonst machen, außer in die Westglotze schauen? Haben nicht die heißersehnten Discos und Videotheken, Automaten-Center und Computerspiele die Vor-Mauerträume endlich erfüllt? In manchen Städten ja; Halle beispielsweise hat schon fast westlichen Standard. Aber im vorpommerschen Hinterland, dort wo man gut zu Fuß sein muß, um von Mensch zu Mensch zu kommen, dort rechnen sich solche Einrichtungen marktwirtschaftlich nicht. Tote Hose, so weit die Füße tragen. Vergleicht man die von den Verfassungsschutzämtern vermuteten Zentren rechtsextremer Gewalttäter mit einer Landkarte unterversorgter Regionen, lassen sich Zusammenhänge vermuten. Jugendgewalt ist in den neuen Ländern jedenfalls kein reines Großstadtphänomen. Dennoch muß es wohl ein ganzes Bündel weiterer Ursachen geben, und seien es nur Mosaiksteinchen. Viele Jugendliche, so eine Potsdamer interministerielle Arbeitsgruppe, fühlten sich als "Verlierer der Einheit". Es wächst nicht nur die Zahl der Gewalttaten. Es wächst auch die Zahl der Selbstmordversuche. Sekten wie die Scientology Church keilen "Gläubige" bis hinauf an die Ostsee. Die realsozialistische "Betreuung" ist zusammengebrochen und hat ein Vakuum hinterlassen. "Die Eltern", sagt Berlins aus dem Osten stammender Jugendsenator Thomas Krüger, "sind mit sich selbst beschäftigt. Der größte Teil der Jugend ist im Stich gelassen worden mit seinen Problemen und seinem biographischen Bruch."
Der zu DDR-Zeiten bereits latent vorhandene Jugendalkoholismus springt inzwischen geradezu ins Auge. In der Höhle eines der vielen zusammengefallenen Häuser in Stralsunds Altstadt liegt ein halbes Dutzend betrunkener Kinder und Halbwüchsiger. Mag sein, sie sind obendrein noch bekifft. Harte Drogen, sagen die Fachleute, kämen zwar kaum vor, um so mehr Haschen und das Schnüffeln von Lösungsmitteln. Weit überproportional verweigert sich die Ost-Jugend den Wahlen; nur ein Bruchteil ist laut Umfragen bereit, über ein aktives Engagement in der Politik nachzudenken. Die anderen: Nicht mit "denen da oben".
Vom alten System verraten, vom neuen verkauft? Die Jugendlichen fühlten sich vielfach ausgegrenzt, meint der allgegenwärtige Hallenser Psychotherapeut Hans-Joachim Maas; dies sei ein Produkt der "verunglückten Vereinigungspolitik". Schon tauchen nostalgische Untertöne auf. "Früher", sagt ein etwa 20jähriger in Stralsund, "haste nach der Lehre 'nen Job auf Lebenszeit gekriegt, mußtest ,bloß' die Schnauze halten". Im Vorjahr hat es in den fünf neuen Ländern 170 000 Arbeitslose gegeben. Für Berlin und Brandenburg zusammen verzeichnet die Berliner Jugendverwaltung im Juli 41 000 jugendliche Arbeitslose.
Eine Zahl, die die Wirklichkeit übertüncht. Es fehlen jene, die über Staatsprogramme zwischen Schule und Beruf "geparkt" werden, wie es im Amtsdeutsch heißt. Es fehlen die über ABM-Maßnahmen nur vorübergehend Beschäftigten. Auch für diese beiden Gruppen gilt im Zweifelsfall das "no future". Es sind auch die täglich neu zu erfassenden "Konkurslehrlinge" aus den fortwährenden Betriebsschließungen nicht sichtbar. Niemand hat versucht, ein Auffangnetz zu knüpfen. Die Kommunen hatten kein Geld. Jetzt vielleicht? "Es ist eine Schande für die Gesellschaft", sagt Krüger, "daß sie die Jugend erst dann wahrnimmt, wenn sie Gewalt anwendet". Ende des Selbstwertgefühls: "Resignation, Apathie auf seiten der Jugendlichen", so die Berliner Jugendverwaltung, "und auch ,neue Armut'" seien die Folge. Die Desorientierung der Jugend hat aber noch weitere Konsequenzen. In einer Feldstudie der brandenburgischen Regierung heißt es: "Es sind nur selten festumrissene rechtsextremistische Überzeugungen, die junge Menschen dazu bewegen, sich in den entsprechenden Gruppen zusammenzuschließen." Doch herrsche "eine unübersehbare Affinität zwischen den Minderwertigkeitsgefühlen orientierungsloser Jugendlicher und dem Überheblichkeitswahn, den nationalistische und rassistische Ideologien erzeugen".
Rational ist dem wohl schwer zu begegnet. Das 20-Millionen-Programm aus Bonn wird kaum etwas bewirken. Der Problemdruck wächst. Das Potsdamer Innenministerium schätzt die Zahl der jugendlichen Gewalttäter in diesem Bundesland auf etwa 500. Der Feldstudie nach haben Erhebungen ergeben, daß darüber hinaus "eine große Zahl der Jugendlichen die Angst hat, von Ausländern überschwemmt zu werden". Diese Befürchtungen könnten jedoch "nicht auf realen Erfahrungen beruhen", da es zum Zeitpunkt der Befragung nicht mal 10 000 Ausländer in Brandenburg gegeben habe.
Inzwischen sind es zweieinhalb mal so viele. Derzeit kommen täglich (besser: nächtlich) bis zu 300 zusätzlich über die polnische Grenze, von der östlichen Seite offenbar unbehindert. Pro Jahr macht das 100 000. Das Land Brandenburg wird demnächst Zelte aufstellen müssen. Es gibt keine Hütten mehr, nur Plätze.
Christa Blanke aus Glauberg bezieht sich in ihrem Leserbrief als betroffene Mutter auf unseren Artikel vom 26. August ("Konradsdorfer drohen mit dem Stimmzettel"). Darin wurde von den fortgesetzten Bemühungen der Elternschaft und der Schulelternbeiratsvorsitzenden um die Einrichtung einer gymnasialen Oberstufe an der Gesamtschule Konradsdorf berichtet. Das Projekt wurde von der SPD vor einigen Wochen fallengelassen.
"Die SPD im Wetteraukreis ist mit ihrem Widerstand gegen die geplante Einführung einer gymnasialen Oberstufe in der Gesamtschule Konradsdorf tatsächlich schlecht beraten. Als Mutter von zwei, demnächst drei Schulkindern in Konradsdorf möchte ich dazu folgendes feststellen:
1. Weltweit steigen in allen Wohlstandsländern die Zahlen der Kinder, die eine Hochschulausbildung wollen. Diese Tendenz ist auch in Deutschland zu beobachten, so daß in Zukunft mit immer mehr Schülern an den Gymnasien zu rechnen sein wird.
2. Die Raumsituation in den Gymnasien Nidda und Büdingen ist jetzt schon eine Katastrophe, obwohl in Büdingen für mehrere Millionen DM umgebaut wurde. Steigende Schülerzahlen können dort nicht ohne zusätzliche Maßnahmen, die Geld kosten werden, verkraftet werden.
3. Die Schulleitung, das Kollegium, die Elternschaft und die Schüler der GSK haben angeboten, eine gymnasiale Oberstufe durch eigenes Engagement und vorerst ohne zusätzliche Kosten für den Wetteraukreis einzurichten. Sicherlich werden die Unterrichtsbedingungen in dieser Oberstufe auch nicht ideal sein, aber mit Sicherheit besser als die in einem Friedberger Gymnasium, wo Kinder im Fahrradkeller Unterricht haben.
4. Ein bankrotter Schulträger kann es sich m.E. einfach nicht leisten, ein solches Engagement von Lehrern, Eltern und Schülern auszuschlagen, aus innerparteipolitischen Erwägungen heraus. Wenn die SPD im Wetteraukreis hier nicht noch einlenkt, wird sie das mit Sicherheit bei der nächsten Wahl merken. Zumal ja auch sonst Eltern höchst aufgebracht über die Schulsituation ihrer Kinder sind. Ich erwähne nur meine jüngste Tochter, die wegen des Asbestpavillons in Stockheim nun unter äußerst problematischen Bedingungen Unterricht im Dorfgemeinschaftshaus hat. Auch hier haben Lehrer zusätzlich Arbeit und Mühe aufgebracht, um die Situation zu entschärfen, und die Eltern zeigen bisher Geduld und Einsicht. Wenn aber der Wetteraukreis weiterhin das Wohlergehen der Schulkinder hinter Parteiquerelen stellt, wie das in Konradsdorf ja jetzt offensichtlich geschieht, werden wir Eltern uns das nicht länger bieten lassen. Denn wieder einmal sind es die Kinder und ihr Wohlergehen und ihre Ausbildung, die zuerst anderen Interessen geopfert werden.
5. Am Telefon sagte mir SPD-Fraktionsvorsitzender Bardo Bayer, die Fraktion habe Schuldezernent Pollmar mit einer Untersuchung der räumlichen Möglichkeiten in Konradsdorf beauftragt. Im gleichen Gespräch sagte Herr Bayer aber auch, daß mit einer Oberstufe in Konradsdorf 1993 auf keinen Fall zu rechnen sei.
Für mich und die anderen betroffenen Eltern heißt das: Das Ergebnis von Herrn Pollmars Untersuchung steht schon im vorhinein fest. Diese Form von Demokratie, die sich einfach über den Willen von Lehrern, Schülern, Eltern und den Ortsvereinen der Betroffenen Gemeinden hinwegsetzt, werden wir Eltern von Schulkindern in Konradsdorf und anderswo keinesfalls hinnehmen.
Christa Blanke
Friedhofsgasse 2
6475 Glauberg
Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)
MAINTAL. Das antifaschistische Bündnis trifft sich am Dienstag, 1. September, im großen Kolleg des Bürgerhauses Hochstadt. Im Mittelpunkt der Diskussion steht die Situation der zu erwartenden Flüchtlinge in Maintal.
Das Bündnis aus Parteien, Gewerkschaften, Initiativen und Einzelpersonen fordert außerdem alle Bürgerinnen und Bürger auf, ausländerfeindlichen und rassistischen politischen Äußerungen die Stirn zu bieten. gf
GELNHAUSEN. "Es ist der Menschen liebster Gefährte. Besonders junge Exemplare werden gerne von ihnen nach Hause geholt und meist rührend versorgt: Sie bekommen spezielle Aufbaukost, werden poliert, bis ihr Panzer glänzt. Viele von ihnen dürfen sogar in einem eigenen Haus schlafen und bekommen jeden Winter neue Schuhe. Aufmerksame Menschen bringen ihre Schützlinge mindestens einmal im Monat zur Pflege in den Salon. Manche lassen ihren Liebling operieren, damit sie sich noch schneller fortbewegen. Viele Menschen sagen, daß sie sich ein Leben ohne ihn gar nicht mehr vorstellen können." (Donné Norbert Beyer).
Es ist, wie könnte es auch anders sein, die Rede von des Deutschen angeblich liebstem Kind. Mit dem "ach so segensreichen" Auto und seinen Folgen setzt sich eine Ausstellung auseinander, mit der Gelnhausens BUND-Ortsverband zum Nachdenken über "die unangenehmen Begleiterscheinungen der 100jährigen Erfindung" anregen will.
Gleichzeitig mit dem "Alptraum Auto", der von 5. bis 19. September im Romanischen Haus am Untermarkt zu sehen ist, stellen die Umweltschützer ihre Vorschläge für alternative Verkehrslösungen in Gelnhausen und einen Fahrradwegeplan vor.
Die Ausstellung, die am Samstag, 5. September, um 11 Uhr offiziell in Gelnhausen eröffnet wird, wurde von der Münchner Gesellschaft für ökologische Forschung zusammengestellt. Sie zeigt nach Angaben des örtlichen BUND die "andere Seite der Medaille".
Durch das stark gewachsene Verkehrsvolumen seien Probleme entstanden, die den Menschen und die Natur direkt beträfen. Immerhin klingen trotz der überall grassierenden Autosucht "Luftverschmutzung durch Abgase und der dadurch entstehende Treibhauseffekt hier und da in Diskussionen schon mal an". Doch leider ließen sich die Belastungen nicht nur auf das Abgasproblem reduzieren.
Weitere Problemfelder, über die der Mensch bisher kaum nachdenke, seien der Landschafts- und Ressourcenverbrauch für Straßen und Autobahnen sowie der Müll, der alljährlich anfalle. "Wer denkt schon beim Befahren einer Autobahn daran, welche Fläche intakter Natur dem Bau der Straße zum Opfer fiel, wer macht sich Gedanken darüber, was mit seinem Auto geschieht, wenn es ausgedient hat?" fragen die Naturschützer. Eine repräsentative Umfrage habe zwar schon 1986 ergeben, daß sich 65 Prozent aller Bundesbürger durch den Verkehrslärm belästigt fühlten. "Auch dadurch hat sich die Lebensqualität spürbar verschlechtert."
Hinzu kommen nach Ansicht des BUND die Auswirkungen einer Verkehrspolitik, die jahrzehntelang nur auf das Auto gesetzt habe: tägliche Staus auf Autobahnen, Bundesstraßen und in den Städten. Neue Verkehrswege brächten meist keine Abhilfe, "sondern nur neue Stauräume". Es sei höchste Zeit, sich auch in Gelnhausen Gedanken über Alternativen und neue Verkehrskonzepte zu machen.
Eine Hilfestellung in dieser Hinsicht bietet die Ausstellung, die ab nächster Woche im Romanischen Haus zu sehen ist. Sie ist montags bis donnerstags von 8 bis 18 Uhr, freitags von 9 bis 17 Uhr, samstags von 9 bis 17 Uhr und sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. tja
"Keenen Sechser in der Tasche, nur den Stempelschein; durch die Löcher der Kleedasche kuckt die Sonne rein." Das "Stempellied", von Ernst Busch gesungen. "Hell, scharf, von jener unbeirrbaren innern Heiterkeit", wie der Kritiker Alfred Polgar den "Tauber des Proletariats" in den 20er Jahren charakterisiert hat. Danach das Lied vom "Roten Wedding". Im Arbeitszimmer des 1980 verstorbenen Künstlers, in den tiefhängenden Ledersesseln, wo Busch seine Gäste immer plaziert habe, um ihnen die neueste Aufnahme vorzuspielen, erzählt Erwin Burkert, langjähriger Freund des Künstlers und Leiter der Ernst-Busch-Gedenkstätte im früheren Wohnhaus in Berlin-Pankow, von der guten alten Zeit. Und noch ein Lied von dem alten Tonband, und noch eine Anekdote - es ist, als ob Erwin Burkert sich noch einmal mit der Musik, den Erinnerungen hier vollsaugen möchte für die Zeit nach dem 31. August, ohne Ernst- Busch-Haus.
Für die Villa, in der der Sänger und Schauspieler seine letzten Lebensjahre verbracht hat im Prominentenviertel der sozialistischen Hauptstadt (in der Nachbarschaft wohnten gleichermaßen verdiente Künstler, wie Arnold Zweig, Johannes R. Becher und Politiker wie Otto Grotewohl und Walter Ulbricht), sind Restitutionsansprüche geltend gemacht worden. Berechtigte, wie die Behörden entschieden haben. Die Ernst-Busch-Gedenkstätte wird abgewickelt. Seit gestern darf ausgeräumt werden: die kleine Ausstellung im Parterre, die Kostüme und alten Schellack-Platten, die Möbel, das Tonband, Bücher und Bilder aus dem ersten Stock.
Ein Bauunternehmer, Erbe des vormaligen Besitzers - ein Gummifabrikant, der Mitte der 30er Jahre die Villa bauen ließ -, hat die Rückgabe beantragt. Gelder, Haus und Grundstück zu erwerben, sind in den Berliner Kassen nicht vorhanden. DDR-Kultur wird "plattgemacht", wieder einmal, protestieren nicht nur die PDS und ihre Sympathisanten und verweisen auf die Kontinuität der Unbeliebtheit des Künsters: "einmal unbequem, immer unbequem". Dem westlichen "Kulturimperialismus" gelinge nun, was die DDR-Fürsten vergeblich versucht hätten, heißt es: den eigenwilligen Barrikadensänger und Schauspieler mundtot zu machen.
Den FDJ-Chef Erich Honecker soll er geohrfeigt haben, wird kolportiert, der "Partei" galt Busch, der sein Mitgliedsbuch einmal verbrannte, als überheblich, geltungssüchtig und wenig selbstkritisch. Das Politbüro könne ihn "am Arsch lekken", habe er gesagt. Das ist bewiesen, im Protokoll einer parteiinternen Überprüfungskommission im Jahre 1952 notiert. Doch was sollte man machen, der Kommunist aus der Weimarer Republik - "Jungsiegfried in der KPD" (Alfred Polgar) -, Kämpfer im spanischen Bürgerkrieg, Häftling der Nazis, hatte nicht nur eine schneeweiße antifaschistische Weste, war Schauspieler bei Brecht und Ehrenmitglied des Deutschen Theaters, sondern auch international populär. Ein (fast) perfekter Vorzeigekünstler für die DDR, dem sogar der Westler Friedrich Luft schrieb: "Ich bin Ihnen hörig."
Busch mußte geehrt werden, unter anderem mit dem Leninpreis und der Villa in Pankow; nach dem Krieg von den Alliierten requiriert, später Domizil von Oberbürgermeister Friedrich Ebert, dann bis Ende 1966 von Wolfgang Langhoff, dem damaligen Intendanten des Deutschen Theaters. Der Gummifabrikant, längst in die Flucht geschlagen, starb Ende der 60er Jahre; Erben meldeten sich, das Haus wurde verstaatlicht. Nach dem Tod Ernst Buschs übernahm die Akademie der Künste seinen Nachlaß, die Villa in Pankow ging in deren Rechtsträgerschaft über. Der immer etwas unbequeme Künstler mutierte zum artigen Ausstellungsstück sozialistischer Kulturleistung.
Für das Ende der Ernst-Busch-Gedenkstätte hatten sich die Akademien der Künste Ost und West schon entschieden, bevor der Restitutionsanspruch überhaupt geltend gemacht worden war. Der Aufwand für das Haus habe in keinem Verhältnis zu den Besucherzahlen gestanden, erläutert Rainer Klemke von der Senatsverwaltung für kulturelle Angelegenheiten die Entscheidung. Etwa 15 Leute pro Monat habe man nach dem 9. November 1989 gezählt, ähnlich wie bei anderen Projekten dieser Art. In der Akademie am Robert-Koch-Platz, die schon den wissenschaftlichen und künstlerischen Nachlaß verwaltet, werde man eine Dauerausstellung für Busch installieren, dessen Verdienste unbestritten seien. Der Vorwurf, man wolle das Gedenken an Ernst Busch "plattmachen", sei unberechtigt, so Klemke, nicht zuletzt gegenüber einem wie dem Kultursenator Ulrich Roloff-Momin, "der den kompletten Busch in seinem Plattenschrank hat".
Die berechtigte Furcht, daß vieles, was in der DDR-Kultur entstanden sei, nicht gehalten werde könne, teile man auch in der Senatsverwaltung. Finanzielle Probleme spielen da eine Rolle, ebenso wie die Regelung Rückgabe vor Entschädigung, die auch vor kulturellem Terrain nicht halt mache. Bislang habe man allerdings nur acht Prozent aller Einrichtungen aufgeben müssen. Bei derartigen Entscheidungen hätten Orte den Vorrang, an denen eine lebendige kulturelle Auseinandersetzung stattfinde, wie etwa im Brecht-Haus, das man ebenso wie das Anna Seghers gesichert habe. Die Zweig- und Becher-Gedenkstätte in Pankow dagegen werden ihr Schicksal wohl mit der Ernst Buschs teilen müssen: eine Tafel statt Museum - und ab in die Archive.
Die Berichterstattung über die Ablehnung von Kinderbetreuung über den Regelkindergarten hinaus in Nieder-Rosbach hat FR-Leserin Christine Seim zu folgendem Leserbrief angeregt:
"Der Beschluß der Rosbacher Stadtverordneten gegen ein nach pädagogischen Gesichtspunkten geplantes Kinderhaus mit Hort ist offensichtlich gegen berufstätige Mütter gerichtet. Es ist allerdings an der Realität vorbeigedacht. Auch die "alten Herren" von Rosbach (von den Damen hörte man nichts), können die Entwicklung der Sozialstruktur nicht umkehren. Aber darum ging es wohl auch gar nicht. Daß etliche Grundschüler nun einige Stunden auf sich allein gestellt sind, stand nicht zur Debatte. Es ging einzig und allein um eine politische Machtdemonstration. Es stellt sich allerdings die Frage, ob mit dem erzielten Kompromiß (fünf Kinder weniger als ursprünglich geplant) Wählerstimmen zu beschaffen sind.
Nun können berufstätige Mütter weiterhin ihre ohnehin knappe Zeit von den Kindern abziehen, um in Privatinitiative eine Schülerbetreuung zu organisieren.
Ist es der FWG und CDU lieber, wenn alleinerziehende Mütter zuhause bleiben und dann von Sozialhilfe leben, anstatt ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen, während sie ihre Kinder gut betreut wissen?
Wenn es um das Recht ungeborenen Lebens geht, wird laut aufgeschrien; wenn es aber um unsere Kinder geht, wird verdrängt und geschwiegen!"
Christine Seim,
Brunnenstraße 28b,
Rosbach
Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)
HOCHHEIM. Autoren über die Schulter blicken, aus ihrem Mund hören, was sie zu Papier brachten - das haben Stadtbücherei und Buchhandlung Eulenspiegel auch für die kommenden Wochen zum Programm gemacht. Erster Gast bei den Lesungen im Keller des Hochheimer Hofes ist Uwe Müller. Der Schriftsteller wird am Montag, 14. September, 20 Uhr, aus seinem ersten Roman lesen. Darin schildert er, wie zwei querschnittsgelähmte Rollstuhlfahrer nachts 119 Stufen eines alten Burgturmes erklimmen.
Nächster im Bunde der Autoren ist am 15. Oktober Frederik Vahle. Er präsentiert um 15 Uhr eine nachdenklich-ironische Revue mit eigenen Liedern und Texten. Für den 23. November ist Eva Demski angekündigt. Sie wird aus ihrem Roman "Afra" erzählen, der Geschichte eines Mischlingsmädchens, das neun Monate nach Kriegsende in einem niederbayerischen Dorf geboren wird. kkü
Den Brunnen in der Stadt ist nun endgültig das Wasser abgedreht worden. Nachdem die mit Trinkwasser versorgten Laufbrunnen schon seit knapp zwei Wochen nicht mehr sprudeln, sind auch die Umwälzbrunnen stillgelegt worden. In ihnen fließt das Wasser zwar in einem geschlossenen System, durch Verdunstung geht aber einiges verloren. Das Regierungspräsidium habe jetzt verfügt, daß wegen des Wasser-Notstands alle Brunnen abgestellt werden müssen, erklärte Walter Hippmann vom Hochbauamt.
Wie lange dies so bleiben wird, ist noch nicht abzusehen. Bis auf weiteres fällt die Brunnen-Kühlung auf Straßen und Plätzen jedenfalls aus. vo
Turnverein Langen, Basketball-Regionalliga
"Kleine Giraffen" mit einem neuen Trainer
Mit einem neuen Trainer geht das Regionalliga-Basketball-Team TV Langen II in die kommende Saison. Tomasz Kumaszynski übernahm das Amt von Jörg Hofmann. Der 30jährige kommt ursprünglich aus der Leichtathletik und war zuletzt als Assistenztrainer beim Basketball-Erstligisten SG Braunschweig tätig. Empfohlen wurde er den Verantwortlichen des TVL als "harter Hund".
Als Basketballer hätte er durchaus noch Regionalliga-Niveau vorzuweisen. Doch das Hauptanliegen des motivierten Trainers ist zunächst, die Spieler des Langener Regionalliga-Teams in "Schuß" zu bringen.
Den dritten Rang des Vorjahres zu verteidigen dürfte den Langenern in der kommenden Saison wohl nicht gelingen, denn sie müssen auf einige Leistungsträger verzichten. Mit Götz Graichen, Rainer Greunke sowie Bernd und Jürgen Neumann müssen die "kleinen Giraffen" vier Stammkräfte an das Bundesliga-Team abgeben. Damit fehlen dem Regionalliga-Team die vier erfolgreichsten Angreifer des Vorjahres.
Neben der Frage, wer in Zukunft die Punkte des TVL erzielen soll, stellt sich auch ein Problem für das Spiel unter dem eigenen Korb. Dirk Raßloff, stark beim Rebound in der Abwehr, verabschiedete sich in Richtung USA, wo er Anschauungsunterricht beim "Dream-Team" nehmen kann.
Für ihn soll in Zukunft Udo Breithaupt für die Lufthoheit der Langener unter dem eigenen Brett sorgen, wobei ihm seine Körpergröße von 207 Zentimetern zugute kommt. Der 22jährige kam von Falke Nürnberg nach Langen und stellt den einzigen Neuzugang des Regionalliga-Kaders dar. Insgesamt wird Trainer Kumaszynski mit einem Zwölfer-Kader in die Punktrunde starten. Für Erfolge am Korb sollen besonders Ulf Graichen (198 cm) und Boris Beck (217 cm) sorgen. Trotz der beachtlichen Größe von Beck ist das TV-Team mit durchschnittlich 191 Zentimetern eine eher kleingewachsene Mannschaft.
Auch das Durchsschnittsalter liegt mit 20 Jahren sehr niedrig. Im Team stehen einige Akteure jener Mannschaft, welche in diesem Jahr die deutsche Vizemeisterschaft der A-Jugend erreichte. Für den Aufbau plant Kumaszynski mit Damian Rinke, Walther von Koch, Günther Mahler, Cvijan Tomasevic und Niki Kühl. Für schnelles Flügelspiel sollen Axel Hottinger, Markus Hartmann, Lars Dittmann und Harald Sapper sorgen. Sapper stieß von der dritten Männermannschaft zum Kader.
Der Trainer bevorzugt mit seiner unerfahrenen und körperlich relativ kleinen Mannschaft das schnelle und aggressive Spiel. Daher ist sein Vorbereitungsprogramm verstärkt auf den läuferischen Bereich ausgerichtet. In der Vorbereitungsphase betrieben die Langener Basketballer viel Leichtathletik. Bis zum Saisonstart am 20. September gegen den MTV Kronberg sollen die Spieler in Bestverfassung sein. Ihr Saisonziel lautet in der kommenden Runde "Mittelplatz". Die Ansprüche an das zweite Team müssen zurückgeschraubt werden.
Als Favorit in der Regionalliga wird das Team von Eintracht Frankfurt gehandelt. Neu in der dritthöchsten Klasse sind die Aufsteiger BC Bernkastel, TV Saarlouis und TSV Krofdorf. Vor der Premiere steht für Kumaszynski und sein Team noch das Hessenpokalspiel gegen die TGS Ober-Ramstadt auf dem Plan (13. September).
Das Pokal-Duell mit dem Liga-Konkurrenten kann sicher erste Aufschlüsse darüber geben, was von den "kleinen Giraffen" in der kommenden Regionalliga- Saison zu erwarten sein darf. jbp
BAD HOMBURG. Für das Gebiet des ehemaligen Lokschuppens in Bad Homburg wird ein neuer Bebauungsplan aufgestellt. Zugleich erließ das Stadtparlament eine neue Veränderungssperre. Der ehemalige Lokschuppen soll nach dem Willen aller Fraktionen für eine Jugendeinrichtung genutzt werden.
Umstritten sind noch die Details. So lehnte der Sozialausschuß, wie berichtet, einstimmig eine Studie ab, die ein stark kommerzielles Angebot von Piano-Bar bis Sauna vorsieht. Grüne und SPD versuchten vergeblich, diese Ablehnung der Studie festschreiben zu lassen.
KRONBERG. Am kommenden Wochenende steht ganz Kronberg im Zeichen des Jubiläums 20 Jahre Jumelage zwischen Le Lavandou und Kronberg. Als erste kommen schon am Donnerstag nachmittag die Mitglieder des Seniorenclubs Fougaou. Ihnen folgen am Freitagvormittag rund 200 weitere Gäste und Samstagmorgen als Höhepunkt eine Läuferstaffette aus der Partnerstadt an der Côte d'Azur. Alle Franzosen wollen am Wochenende gemeinsam mit ihren Kronberger Freunden das 20jährige Bestehen der Städtepartnerschaft feiern.
Turner, Leichtathleten, Boxer, Gewichtheber, eine Gymnastikgruppe, Schützen, Tennis- und Boulespieler und die Musikschule aus der südfranzösischen Stadt kommen gemeinsam mit Bürgermeister Louis Faedda und dem Partnerschaftskomitee in den Taunus.
Untergebracht sind die meisten bei Kronberger Gastgebern. "Ihnen mein besonderer Dank", sagte Partnerschaftspräsident Karlheinz Duwe, hat der Luftkurort Kronberg doch anders, als der Fremdenverkehrsort Le Lavandou, bei weitem nicht genügend Hotelzimmer für so viele Besucher. Die Musikschule mit ihrem Leiter Jean-Paul Raviolo ist im Fritz-Emmel-Haus untergebracht.
Freitag essen Gäste und Gastgeber gemeinsam bei der Braun AG zu Mittag und sehen sich das Werk an. Abends ist vom Roten Kreuz, das an allen Tagen die Verköstigung übernimmt, ein gemeinsames Essen in der Taunushalle Schönberg vorbereitet. Für die musikalische Unterhaltung sorgen Kronberger Vereine.
Samstag morgen soll die Läuferstaffette in Kronberg eintreffen. Sie wird von den Aktiven des MTV-Lauftreffs, die bereits 1983 vom Taunus an die Côte d'Azur gesprintet waren, in Empfang genommen. Die letzten Kilometer zum Berliner Platz joggen Kronberger und Lavandourainer gemeinsam. Dort verkürzen derweil die Musikschule Le Lavandou und der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Oberhöchstadt mit einem Platzkonzert ab etwa 10 Uhr den Wartenden die Zeit.
Mittags essen Kronberger und Lavandourainer in der Stadthalle, ehe um 14 Uhr auf dem dafür hergerichteten Platz hinter der Schule Heinrich-Winter-Straße ein Boule-Turnier beginnt. Zur selben Zeit finden auch die anderen sportlichen Begegnungen statt auf dem MTV-Sportplatz Schülerwiesen, in der Sporthalle der Altkönigschule Le-Lavandou-Straße, auf der Anlage der Cronberger Schützengesellschaft in der Lindenstruth und auf der Tennisanlage im Stadtpark.
Ab 18 Uhr sind die Schülerwiesen Schauplatz eines Open-Air-Konzerts, das der Jugendring organisiert hat. Es spielen die Gruppen Spilling the Juice, Root 66 und Abyss. Wer sich für diese Musik zu alt fühlt, kann den bunten Abend in der Stadthalle besuchen. Aus Le Lavandou präsentieren sich Boxe Francaise und eine Gymnastikgruppe, aus Kronberg treten die MTV Tanzgruppe auf, das TSG Ballett und die Big Band der Altkönigschule.
Sonntag um 11.30 Uhr findet im Rathaus ein Empfang für geladene Gäste statt. Dabei tragen sich die Honoratioren ins Goldene Buch der Stadt ein und enthüllen eine Gedenktafel. Nach gemeinsamem Mittagessen in der Stadthalle sind am Albanusbrunnen in Schönberg die offiziellen Jubiläumsfeierlichkeiten, war es doch Schönberg, das noch kurz vor der Gebietsreform und der Fusion mit Kronberg die Partnerschaft auf den Weg gebracht hatte. Dort wird eine weitere Gedenktafel enthüllt und es gibt Ansprachen der Bürgermeister und Partnerschaftspräsidenten der beiden Städte. Dazu spielen der Fanfarenzug Kronberg und der Musikverein Kronberg.
Um 17.30 Uhr schließt sich ein Jubiläumsgottesdienst in der Kirche St. Alban in Schönberg an, um 18.30 Uhr ein Abendessen in der Stadthalle und ab 20.30 Uhr ein Abend mit klassischem Programm, bestritten von der Musikschule Le Lavandou, Chor und Orchester der Altkönigschule und der Gymnastikgruppe Le Lavandou. Montag fahren die Franzosen wieder ab. AW
Im Rahmen eines von der EG geförderten Austauschprogrammes hält sich eine Gruppe französischer Fremdsprachensekretärinnen in Frankfurt auf. Die jungen Frauen, die von der Zentralstelle für Arbeitsvermittlung (ZAV) betreut werden, erhalten zunächst einen vierwöchigen Intensiv-Sprachkurs am Zentrum für Weiterbildung. Ab Oktober sollen sie dann in Deutschland arbeiten. Während des Kurses werden die Französinnen bei deutschen Familien untergebracht.
Die ZAV nimmt bereits jetzt Stellenangebote entgegen. Außerdem werden noch Unterkünfte für die Teilnehmehmerinnen gesucht. Interessenten können sich unter 71 11-527 näher informieren. rar
Vor allem die Ratsmitglieder der Kölner CDU, so hat es das Protokoll festgehalten, amüsierten sich köstlich an jenem 29. September 1981, als es auf Antrag der FDP-Fraktion über die Einrichtung einer Gleichstellungsstelle zu befinden galt. Immer wieder wurden die Reden durch "allgemeine große Heiterkeit", durch "Lachen bei der CDU" oder "Oh! bei der CDU" unterbrochen, wie die Parlamentsstenographen notierten.
Derart ausgelassen gebärdeten sich die Kölner Christdemokraten bei dem für sie ungeheuerlichen Gedanken, eine Gleichstellungsbeauftragte könnte überflüssigerweise in Zukunft dafür sorgen, daß Männer und Frauen in der Stadtverwaltung gleich behandelt würden. Einige verfielen gar per Zwischenruf in Stammtischjargon: "Der Oberstadtdirektor muß eine Frau werden", amüsierte sich ein Unionspolitiker, und zwar durch "Geschlechtsumwandlung", fügte ein Fraktionskollege hinzu.
Elf Jahre sind seither ins Land gegangen. Mit den Stimmen von SPD und FDP, gegen den Willen der CDU, wurde damals die Errichtung der ersten Gleichstellungsstelle in einer westdeutschen Kommune beschlossen. Köln war damals - nach Stadtstaaten wie Hamburg und Bremen - Vorreiterin auf dem Felde der Emanzipation. Und die Frau, die am 16. August 1982 in einem spärlich möblierten Zimmer unter düsteren Prognosen ihren Job antrat, ist heute noch auf dem Posten. Lie Selter, 41 Jahre alt, alleinerziehende Mutter einer 12jährigen Tochter, hat nicht aufgegeben, obwohl sie im ersten Amtsjahr "fast jeden Abend heulend ins Bett ging". Es war die Blütezeit der Frauenbewegung. In vielen Großstädten waren Frauenhäuser entstanden. Eine Enquetekommission des Bundestages hatte die Einrichtung von Gleichstellungsstellen gefordert. In Köln, dem aktiven Mittelpunkt feministischer Diskussionen, fühlte man sich angesprochen.
"Damals gab es mindestens zehn Jahre Frauenbewegung. Doch als ich meinen Job antrat, war es so, als wenn um die Kölner Stadtverwaltung eine riesige Mauer gestanden hätte, durch die von all dem nichts durchgedrungen ist", erinnert sich Lie Selter. Von allen Seiten wurde sie belauert. Ihre Weggefährtinnen aus der autonomen Frauenbewegung, "meiner Heimat", wie sie sagt, fühlten sich von ihr verraten: "Mit dir will die Stadt uns bespitzeln." Von seiten der Verwaltung hörte sie stets, diese Stelle sei völlig unnötig und müsse so bald wie möglich wieder eingespart werden. "Alle waren gegen mich", erinnert sie sich und kann es im nachhinein kaum begreifen, wie sie die Zeit durchgestanden hat.
Heute ist sie härter geworden, würde nicht mehr so verzweifelt auf Anfeindungen reagieren. Inzwischen hat sie auch zehn Jahre Erfahrungen in einer Institution hinter sich, über die sie einmal sagte: "Unter den 20 000 städtischen Bediensteten herrschen rigidere Strukturen als in der katholischen Kirche." Es war für sie eine "absolut frauenfremde Welt", in der sie sich plötzlich zurechtfinden mußte. Bis dahin war sie gewohnt, als Familienberaterin bei der Arbeiterwohlfahrt auf sich gestellt zu arbeiten. Aufgewachsen war sie in einer Dortmunder Arbeitersiedlung. Dort stammt auch das kämpferische Rüstzeug und die gehörige Portion Wut her, die sie für ihren Kölner Vorreiterposten braucht. "Hab als Kind erlebt, wie andere Kinder auf die Straße gelaufen sind und gerufen haben, mein Vater schlägt meine Mutter."
Das hat sie geprägt und nicht losgelassen. Mal, vor dem Studium der Sozialpädagogik, wurde sie mit 20 Jahren die jüngste Kindergartenleiterin von Köln; mal, während des Studiums, engagierte sie sich im Kölner Frauenhaus für geschlagene Frauen. Als sie dann die erste kommunale Gleichstellungsbeauftragte wurde, scheiterte sie fast an den verkrusteten Strukturen der Stadtverwaltung.
Zu Beginn ihrer Amtszeit jagte ein Eklat den anderen. Fassungslos reagierte man in der Verwaltung, als sie sich direkt beim Personaldezernenten darüber beschwerte, daß die Reinigungsfrauen entlassen und Putzkolonnen eingestellt werden sollten. Dabei hätte sie doch den Amtsweg einhalten müssen. Als sie ziemlich bald die weiblichen Mitglieder des Rates zum Kaffee einlud, sahen die gekränkten Ratsherren schon in Köln das "Matriarchat" aufziehen. Süffisant sprach man in der CDU stets von ihr als von "dieser Gleichstellungsdame".
Es lag an ihr, mit Daten und Fakten ihre Existenz auf diesem Posten zu rechtfertigen. Zwar hatte die Kölner Stadtverwaltung zu der Zeit mehr als 50 Prozent weibliche Mitarbeiter. Aber in den Führungspositionen fanden sich herzlich wenige, alle Dezernenten und Amtsleiter waren Männer. Erst als sie dies mit Zahlen belegte, hörte es nach und nach mit der Häme auf. Mit den Jahren konnte sie gelassener auf Anwürfe und Spott reagieren, auch, als eine Frau einmal zu ihr sagte: "Eine Sekretärin, die nicht bereit ist, sich an die Brust fassen zu lassen, hat ihren Beruf verfehlt."
Zwei Jahre lang blieb sie die erste und einzige kommunale Gleichstellungsbeauftragte. Dann zeigte ihre Hebammenfunktion, die sie in anderen Städten mithelfen ließ, ähnliche Stellen zu schaffen, Wirkung. Sie beriet und regte an, reiste durch die westdeutschen Großstädte und kann nun mit einigem Stolz Bilanz ziehen. Statt der knapp dreißig Gleichstellungsbeauftragten Mitte der 80er Jahre gibt es inzwischen über tausend derartiger kommunaler Stellen bundesweit.
Zwar ist es in der Kölner Stadtverwaltung nicht zur feministischen Revolution gekommen. Doch wurde aus der Gleichstellungsstelle ein Frauenamt, das auf zwei freundlich eingerichteten Büroetagen sitzt. Die acht festangestellten Mitarbeiterinnen samt einigen Auszubildenden können die Probleme der Frauen, die tagtäglich zu ihnen aus der Verwaltung kommen, kaum bewältigen. Da geht es um Benachteiligung am Arbeitsplatz, Schikanen, sexuelle Belästigung. "Doch die Männer sind vorsichtiger geworden. Sie wissen, daß eine Beschwerde über sie bei uns nicht ohne Folgen bleibt."
Nach dem im Besucherraum hängenden Leitsatz: "Alles was Frauen machen, müssen sie doppelt so gut machen wie Männer. Zum Glück ist das nicht schwer", umgeht Lie Selter noch heute den schwerfälligen Amtsweg wo sie kann, versucht sich ihre Spontaneität zu erhalten. Noch immer kann von einer paritätischen Besetzung städtischer Leitungsfunktionen nicht die Rede sein, auch wenn dies bis spätestens zur Jahrhundertwende in dem Kölner Frauenförderplan angepeilt ist. Aber vieles hat sich getan: Köln hat wenigstens eine Dezernentin und drei Amtsleiterinnen sowie eine Generaldirektorin der Museen vorzuweisen. Den mittleren und gehobenen Dienst erobern die Frauen allmählich. Zumindest, so sagt sie, gibt es ein Problembewußtsein. "Die haben einfach vieles verstanden." Doch wenn nicht immer wieder junge kämpferische Frauen in ihr Büro kämen, würde sie manchmal nicht wissen, wo sie "den Pep hernehmen soll".
FLÖRSHEIM. Der Sommer geht zu Ende, die Jazzer treten letztmals im Freien auf: Am Sonntag, 6. September, beendet um 11 Uhr das "Jazz Band Ball Orchestra" die Konzertreihe in der Gustav- Stresemann-Anlage. Die polnische Gruppe steht seit 30 Jahren auf Bühnen, hat sich dem swingenden Jazz der 40er Jahre verschrieben, läßt aber auch Dixie und Boogie nicht zu kurz kommen. kkü
MAINTAL. Für eine Befragung innerhalb Maintals sucht das Deutsche Jugendinstitut im Auftrag der Stadt Maintal für den Monat September Interviewer ab 18 Jahren.
Ein Interview dauert rund zehn Minuten und wird mit sechs Mark bezahlt. Vorkenntnisse sind nicht erforder- lich.
Wer Interesse hat, meldet sich bei Claudia Carl, Breslauer Straße 27, 6457 Maintal 1, Tel.: 06181/494001. gf
FRANKFURTER BERG. "Ein neuer Stadtteil" soll zwischen Preungesheim und Bonames entstehen, wenn die letzten US-Soldaten die "Drake"- und die "Edwards"-Kaserne am Frankfurter Berg geräumt haben. Derzeit verhandelt der rot- grüne Magistrat mit dem Bundesvermögensamt über den Kauf des 25 Hektar großen Areals an der Homburger Landstraße. Schon jetzt aber gibt es Pläne für den Frankfurter Berg: Die fünf Entwürfe aus dem städtebaulichen Ideenwettbewerb stellt die Stadtteil-Rundschau vor.
Das auffallend klar gegliederte Konzept des Frankfurter Architektenbüros Scheffler und Warschauer, das mit dem Karlsruher Garten- und Landschaftsarchitekten Karl Bauer erarbeitet worden war, belegte den zweiten Platz in dem Wettbewerb - gleichberechtigt mit dem Entwurf des Darmstädter Architekten Uwe Laske (wir berichteten).
Zahlreiche schmale, parallel zueinander angeordnete Wohnhäuser sollten ihrer Ansicht nach auf dem heutigen Gelände der Drake-Kaserne dominieren. Mit Hilfe von breiten grünen Zwischenräumen konnten die Planer jedoch eine abstoßende Blockbildung vermeiden. Zumal eine der beiden vorgesehenen Kindertagesstätten die streng symmetrische Wohnsiedlung auflockern könnte. Im Nordwesten, im Anschluß an die katholische Dreifaltigkeitsgemeinde, sollte sich ein großer Park mit Spielplatz und Teich anschließen.
Auf dieser Seite der Homburger Landstraße wollen Scheffler, Warschauer und Bauer auch sämtliche Einrichtungen des Bundesgrenzschutzes unterbringen: Im äußersten Südwesten könnten die Wohnheime, Kantinen, Parkplätze und eine Schießanlage entstehen.
Ein Großteil der Infrastruktur könnte nach Ansicht der Planer östlich der Homburger Landstraße, auf dem Gelände der ehemaligen Edwards-Kaserne, Platz finden. Dort planen die Frankfurter und dem Karlsruher Architekten einen großen "Spielhain" mit Kinderhaus und südlich angrenzender Altenwohnanlage.
Ein kleines bescheidenes Siedlungszentrum könnte ihrer Ansicht schräg gegenüber der Dreifaltigkeitsgemeinde entstehen. Eingerahmt von langgestreckten, schmalen Gebäuden an der Homburger Landstraße würde es sich zu einem ovalen Bürgertreff hin öffnen.
Ein Ladenzentrum mit Büros, Praxen, einem Supermarkt und mit begrüntem Innenhof wollen Scheffler, Warschauer und Bauer im südöstlichen Bereich des Gebiets errichten. Dahinter könnte sich der kleinere Teil der insgesamt 1500 geplanten Wohnungen anschließen. ind
WEILROD. Die Ensterwiesen als Gewerbegebiet bleiben ein parlamentarischer Dauerbrenner. In der jüngsten Gemeindevertretersitzung stand schon wieder auf der Tagesordnung, einen Bebauungsplan für das im Flächennutzungsplan des Umlandverbandes vorgesehene Gewerbegebiet Ensterwiesen aufzustellen. Diesmal hatte die Freie Wählergemeinschaft (FWG) den Antrag gestellt. Erst Anfang des Jahres war die Angelegenheit vom Gemeindeparlament abgelehnt worden, womit das umstrittene Thema nach fünf Jahren erledigt zu sein schien.
Doch die Entscheidung im März war durch ein Patt denkbar knapp ausgefallen, was die FWG nicht zuletzt zum Anlaß nahm, einen neuen Versuch zu wagen. Ihr Fraktionsvorsitzender Bertold Menningen hielt ein leidenschaftliches Plädoyer für die Gewerbesteuer, in der er das "beste" Mittel sah, die Einnahmen für die Gemeinde "zum Wohl der Gemeinde" zu erhöhen.
Die SPD beschränkte sich - angesichts der bevorstehenden Beratung des Antrages in den Ausschüssen - auf den Hinweis, daß eine Gewerbeansiedlung auf den Ensterwiesen "nicht nur ausschließlich Vorteile hat", wie Herbert Schmidt erklärte.
Die Grünen forderten, die "Akzeptanz der Bevölkerung" bei der Beratung zu berücksichtigen. Der Antrag wurde einstimmig in die Ausschüsse überwiesen - mit dem Vermerk, die Beratungen bis zur nächsten Parlamentssitzung abgeschlossen zu haben. Womit schon wieder ein Punkt für die nächste Tagesordnung feststeht: Aussprache über die Ensterwiesen als Gewerbegebiet. cn
OFFENBACH. Eine Serie von kritischen Veranstaltungen zur 500-Jahr-Feier der "Entdeckung" Lateinamerikas organisieren die evangelischen und katholischen Gemeinden Offenbachs in Zusammenarbeit mit der Stadtbücherei und nennen sie "500 Jahre ,Verdeckung' Lateinamerikas".
Am Mittwoch, 2. September, wird im Bücherturm in der Herrnstraße eine Ausstellung gezeigt, die das Leben der Indios auf dem Lande und in den Elendsvierteln der Metropolen veranschaulicht. Die Indios, so schreibt Lothar Jung-Hankel, Beauftragter für Mission und Ökumene im evangelischen Dekanat Offenbach, hätten keinen Grund zu feiern, sie seien nicht entdeckt, sondern überfallen und niedergemacht worden. Am 12. Oktober 1492 setzte Christoph Columbus als erster Europäer den Fuß auf den Boden Amerikas.
Eröffnet wird die Bilder-Ausstellung mit Ana Loser aus Costa Rica und Francisco Cabral aus Portugal, es spielt die Gruppe Escuchita Mia.
Am Mittwoch, 9. September, 20 Uhr, berichtet Schwester Maria unter der Überschrift "Lateinamerika heute" aus den Slums von Lima in Peru. Am Mittwoch, 16. September, werden von 20 Uhr an Texte, Bilder und Musik zum Thema "Schrei nach Gerechtigkeit" geboten. Vom Leben der Drogenkuriere erzählt Christiane Bastian am 23. September. Die Brigade, die im Sommer in Rivas/Nicaragua war, berichtet am 30. September von der Partnerschaft mit Lateinamerika, insder zwischen Offenbach und Rivas.
Während der Ausstellungsdauer können jeden Mittwoch von 14 Uhr an in der Stadtbücherei Waren aus der "Dritten Welt" gekauft werden.
Nicht in der Stadtbücherei, sondern auf der Studiobühne, Kaiserstraße 106, präsentiert die "Grupo Sal" am Freitag, 18. September, 20 Uhr, eine Collage aus Erzählungen, Gedichten, Kommentaren und Musik, in denen die Eroberungsgeschichte Amerikas beleuchtet wird. pmü
NEUBERG. Eine gemeinsame Kommission mit der Gemeinde Ronneburg zur "Abwehr" einer Mülldeponie im Fallbachtal will die SPD in Neuberg gründen. Mit diesem Thema wird sich das Ortsparlament bei seiner nächsten Sitzung am Mittwoch, 2. September, um 20 Uhr im Rüdigheimer Bürgerhaus befassen. Beobachter gehen davon aus, daß sich alle dort vertretenen Parteien für ein solches gemeinsames Vorgehen aussprechen werden.
Debattiert werden in der Sitzung außerdem folgende Themen: Resolution zu den Belastungen für die Bevölkerung durch den Erlenseer Fliegerhorst, Rückerstattung der Kindergartengebühren aus der Zeit des Streiks im öffentlichen Dienst, Gefahrengutüberwachung und Verbesserung der Kläranlage. Eingebracht und in den zuständigen Ausschuß verwiesen wird der Nachtragshaushalt für das laufende Jahr. Schließlich steht eine Anfrage von Elmar Stracke (SPD) auf dem Programm. Er will wissen, wie weit die Pläne für die Sanierung der ehemaligen Kreismülldeponie "Auf der Stein" gediehen sind. hein
Die nächsten Spiele: VfB Oldenburg - SV Darmstadt 98 (Di., 18.00), Spvgg. Unterhaching - Fortuna Köln (Di., 19.30 Uhr), VfL Osnabrück - Eintr. Braunschweig, Hannover 96 - Waldhof Mannheim (beide Di., 20 Uhr), Stuttgarter Kickers - Hertha BSC Berlin, RC Remscheid - MSV Duisburg, Chemnitzer FC - SV Meppen, VfL Wolfsburg - FC Homburg, SC Freiburg - FC St. Pauli (alle Mi., 18 Uhr), FC Carl Zeiss Jena - FSV Mainz 05 (Mi., 18.30 Uhr), Fortuna Düsseldorf - VfB Leipzig, FC Hansa Rostock - Wuppertaler SV (beide Mi., 20 Uhr).
BUENOS AIRES, 30. August. Drei Abgesandte der Wolgadeutschen aus der ehemaligen Sowjetunion haben in den letzten Tagen in Argentinien ihre Fühler ausgestreckt. Die Behörden der Provinzen Buenos Aires, Entre Rios und La Pampa, wo seit der Jahrhundertwende eine große Zahl von Einwanderern dieser Herkunft leben, sind nach offiziellem Bekunden bereit, Immigranten aus Osteuropa auch in Zukunft mit offenen Armen zu empfangen. Doch die argentinische Regierung beharrt auf ihrer Forderung, daß entweder Deutschland, die Europäische Gemeinschaft oder eine multinationale Bank den Einwanderern ein "Startkapital" von 20 000 Dollar pro Familie auszahlen soll. Das erfuhr die von Heinrich Groth, dem Vorsitzenden der rußlanddeutschen Bewegung "Wiedergeburt", angeführte Delegation bei ihrem Besuch in Buenos Aires.
Bereits um 1870 hatte eine erste Auswanderungswelle der unter der Zarin Katharina II. nach Rußland eingewanderten Deutschen begonnen. Sie steigerte sich während des Ersten Weltkriegs und nach der Oktoberrevolution von 1917. Die Rußlanddeutschen ließen sich in den USA, in Kanada, Australien, Brasilien, Chile und Argentinien nieder. "Die hiesige Gemeinde, mit fast einer Million Nachfahren die zahlenmäßig wichtigste, ist nahtlos in die argentinische Gesellschaft hineingewachsen", schilderte Groth seine Eindrücke. "Sie tragen das Deutschtum stärker als anderswo", meinte er.
Mit Beginn der Perestroika hatten die Wolgadeutschen begonnen, Hoffnung auf eine mögliche Veränderung ihrer Lage zu schöpfen. Seit Stalin nach dem Einmarsch der Deutschen in die Sowjetunion ihre Wolgarepublik aufgelöst hatte, unzählige Menschen verschleppt wurden und in Lagern ums Leben kamen, waren die Rußlanddeutschen in der Sowjetunion starken Diskriminierungen ausgesetzt. Unter Gorbatschow wurde es mit der Lockerung der Ausreisebestimmungen leichter, die UdSSR zu verlassen.
In den vergangenen fünf Jahren sei die "Wiedergeburt"-Bewegung nicht müde geworden, bei allen möglichen Behörden um eine Restaurierung der Sonderrechte zu ersuchen, wie sie zu Zeiten der Wolgarepublik bestanden hätten, berichtete Groth. "Aber Gorbatschow hat das Problem bewußt abgeschoben, und Jelzin bemüht sich ebensowenig um eine Lösung." Die "Illusion" einer eigenen Republik sei inzwischen zerschlagen. 80 bis 90 Prozent der Wolgadeutschen, so behaupten die Delegationsmitglieder, seien heute bereit, auszuwandern.
Da die deutschen Behörden eine strenge Kontingentierung für Aussiedler verfügt haben, richte sich das Interesse der Wolgadeutschen jetzt vor allem auch auf Argentinien, sagte Groth. Um die Jahrhundertwende hatte das südamerikanische Land sechs Millionen Immigranten aus der Alten Welt aufgenommen. Weitere 500 000 folgten vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg. Nach Angaben des Außenministeriums in Buenos Aires wäre man jetzt dazu bereit, kurzfristig 300 000 Einwanderer aus Rußland, Polen, dem Baltikum, der Ukraine, Armenien, Kroatien und anderen Teilen Osteuropas in Argentinien anzusiedeln. Dieses Kontingent, das auch Männer und Frauen berücksichtigen würde, die keinen qualifizierten Beruf erlernt haben, könne auf eine Million Menschen erweitert werden. Das südamerikanische Land ist fast drei Millionen Quadratkilometer groß.
"Argentinien gefällt uns", sagte Groth. Auch wenn man bestimmte Probleme wie beispielsweise "die fremde Sprache und andersartige Kultur", aber auch "die Korruption" nicht übersehen dürfe, gäbe es in Argentinien günstige Startbedingungen. Die argentinische Gesellschaft sei multinational. Außerdem hätten sowohl die Regierung Menem wie auch die lokale wolgadeutsche Minderheit ihre Kooperationsbereitschaft bekundet.
"Das größte Hindernis ist unsere Armut", sagte Groth. Vielen, die auswandern wollten, reichten die Ersparnisse nicht einmal für den Flug nach Buenos Aires aus. Auch für die Schmiergelder an russische Behörden, deren Zustimmung zur Emigration gebraucht werde, seien teuer. "Wir sind auswegslos auf fremde Hilfe angewiesen", stellte die Delegation fest. Das von Argentiniens Regierung verlangte Startkapital von 20 000 Dollar müßte entweder von Bonn, Brüssel, der Weltbank, der Interamerikanischen Entwicklungsbank oder der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung zur Verfügung gestellt werden.
Die Gäste schlugen vor, ein erstes "Probekontingent von 50 bis 200 Familien" solle von Buenos Aires finanziert werden. "Argentinien muß ein Beispiel geben und zeigen, daß man hier eine neue Existenz aufbauen kann." Doch die Regierung scheint hierbei unnachgiebig zu bleiben.
Eine Selbsthilfegruppe für Betroffene, die an einer Milchzucker- und Milchweiweiß-Allergie leiden, hat sich jetzt gegründet. Nähere Informationen über die Selbsthilfegruppe gibt Wolfgang Grienitz unter Tel. 31 96 06. fh
HATTERSHEIM. Heimische Töne schlägt die Hattersheimer CDU bei ihrem Hessenabend am Samstag, 19. September, an. Im Haus der Vereine in Okriftel beginnt die Fete um 20 Uhr. Mit von der Partie: die aus Kofferradio und Schwarzweißfernsehen bekannte Kapelle "Adam und die Mickies". Karten-Bestellung unter Tel. 0 61 90 / 7 29 34. kkü
Wie weit Anspruch und Wirklichkeit hierzulande auseinanderklaffen, wenn es um Kinderfreundlichkeit im täglichen Leben geht, das wird vielen Eltern bereits beim Betreten des Hausflures bewußt: Schwarz auf weiß und gut sichtbar werden Mütter und Väter vielfach auch heute noch unmißverständlich darauf aufmerksam gemacht, daß nach der Hausordnung "das Abstellen von Kinderwagen auf Vorplätzen, Gängen, Treppenabsätzen und Trockenböden strengstens untersagt ist".
Mieter mit Kleinkindern sollten sich von solch antiquierten Verboten jedoch nicht gleich ins Bockshorn jagen lassen: Wie neuere Mieturteile belegen, ziehen Vermieter und Hausverwaltungen mit solchen Auflagen vor Gericht des öfteren den kürzeren.
Nach Auffassung der meisten Mietrechtsexperten umfaßt der Zweck des Mietvertrages, die Zurverfügungstellung der Wohnung, grundsätzlich auch das Abstellen von Kinderwagen auf Gemeinschaftsflächen. Sofern dem Mieter nicht zugemutet werden könne, den Kinderwagen oder Buggy mit in die eigenen vier Wände zu nehmen, so die Meinung der Fachleute, dürfe das Gefährt an nicht störender Stelle der Gemeinschaftsflächen "geparkt" werden. Eine Unzumutbarkeit, die Karre mit in die Wohnung zu schleppen, nehmen die Mietrechtler etwa dann an, wenn in der Bleibe selbst nicht genug Platz für den Kinderwagen ist und/oder ein Fahrstuhl fehlt, um den fahrbaren Untersatz nach oben zu befördern. Das Amtsgericht Hanau hat hierzu entschieden, daß für die Mutter von zwei kleinen Kindern bereits der Transport um ein Zwischenstockwerk, also eine halbe Etage, ohne Aufzug nicht zumutbar ist (Az.: 34 C 1155/88).
Nach einem Urteil des Landgerichts Hamburg müssen Mieter mit Kindern sich auch nicht durch anderslautende Klauseln in Mietverträgen oder Hausordnungen schrecken lassen. Der generelle Ausschluß von Abstellmöglichkeiten auf Gemeinschaftsflächen, so argumentieren die hanseatischen Richter, benachteilige die Mieter unangemessen und ist deshalb wegen Verstoßes gegen das Gesetz über die Allgemeinen Geschäftsbedingungen nichtig. Allerdings enthält das Hamburger Urteil eine Einschränkung: Die Wagen fremder Kinder, die eine Mieterin etwa als Tagesmutter betreut, dürfen ohne vorherige Zustimmung des Vermieters nicht im Hausflur aufgereiht werden (Az.: 316 S 110/91). uw
Kleine FR
Beratung über Kleingärten ERLENSEE. Die nächste Sitzung des Bau- und Umweltausschusses in Erlensee findet am Mittwoch, 2. September, um 19.30 Uhr im Rathaus statt. Diskutiert werden zwei Bebauungspläne für Klein- und Freizeitgärten.
Sprechstunde beim VdK GROSSKROTZENBURG. Die Ortgruppe des Vereins der Kriegsopfer und Hinterbliebenen (VdK) hält am Mittwoch, 2. September, ab 16 Uhr seine Sprechstunde im Theodor-Pörtner-Haus ab.
Ausschüsse tagen RODENBACH. Der Haupt-, Finanz- und Sozialausschuß tagt am Donnerstag, 3. September, im Rathaus. Beginn ist um 20 Uhr. Sperrmüll-Abfuhr GROSSKROTZENBURG. Sperrmüll fährt die Gemeinde am Dienstag, 8. September, ab. Wie sie weiter mitteilt, entfällt dafür der für November angekündigte Termin. Krabbelgruppe in Oberissigheim BRUCHKÖBEL. Initiiert vom Verein Eltern-Kind-Sozial findet am Montag, 7. September, um 16 Uhr das erste Treffen der neuen Krabbelgruppe mit Eltern und Kindern bis 15 Monate in der Fritz-Erler-Straße 8 statt. Mehr Informationen bei Nina Walter, Telefon 0 61 83 / 7 29 94.
Wegen der Flüchtlinge, die seit November des vergangenen Jahres im Studentenhaus Asyl gefunden haben, bahnt sich ein Konflikt zwischen dem Allgemeinen Studentenausschuß (AStA) der Frankfurter Universität und dem Studentenwerk an.
Das Studentenwerk hat mit einem Aushang vom Donnerstag der zuletzt verbliebenen Handvoll Ausländer im Souterrain des Studentenhauses "Hausverbot" erteilt. Falls sie nicht bis zum heutigen Montag, 6 Uhr, ihre Sachen gepackt haben sollten, "werden Sie mit Hilfe der Polizei aus dem Haus geholt", heißt es in dem Schreiben.
Der AStA hatte die Flüchtlinge im vergangenen Jahr im Studentenhaus aufgenommen, nachdem sie aus Angst vor gewalttätigen Übergriffen aus einer Asylbewerberunterkunft in den neuen Bundesländern geflüchtet waren. Damals habe der AStA die Asylbewerber "auf eigene Faust einquartiert" und die Verantwortung übernommen, sagte der Geschäftsführer des Studentenwerks, Christian Francke-Weltmann.
Inzwischen habe die Geschäftsführerin des AStA aber erklärt, die Studentenvertreung habe mit den dort logierenden Ausländern nichts mehr zu tun. "Unbefugte Personen, die unberechtigt im Studentenhaus wohnen, müssen da raus", erklärt Francke-Weltmann. Offensichtlich fühle sich niemand mehr für sie verantwortlich.
Der AStA selbst sieht das ganz anders. Die Geschäftsführerin sei gar "nicht befugt" für die Studentenvertretung zu sprechen, der AStA stehe weiter hinter den im Studentenhaus lebenden Menschen und werde sich energisch gegen das Hausverbot wehren, sagte Bernd Seib, der für die Linke Liste im AStA sitzt.
Die Studenten wittern hinter dem Hausverbot eine "autoritäre" Geste. Hier werde das Studentenwerk plötzlich aktiv, während es ansonsten das Studentenhaus verwahrlosen lasse und nichts gegen den bröckelnden Putz und die heruntergekommene Einrichtungen unternehme. luf
HANAU. Malerei und Keramik stellt die Lukasgilde von Samstag, 5., bis Sonntag, 13. September, in der Alten Schule Großauheim, Eingang Haggasse, aus. Die offizielle Eröffnung am Samstag beginnt um 15 Uhr.
Zu sehen ist die Schau werktags zwischen 15 und 18 Uhr sowie sonntags von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 18 Uhr. jur
Tips und Termine
Beratung / Selbsthilfe Friedberg. Lebenshilfe: Beratung für Eltern von Risikokindern und entwicklungsverzögerten Kindern, 10-12 Uhr, Hauptstr. 27-29, Fauerbach.
Deutsche Friedensgesellschaft, Vereinigte Kriegsdienstgegner: Beratung für Kriegsdienstverweigerer und Zivildienstleistende, 20 Uhr, Literatur-Café.
LVA: Sprechstunde, 8-12 Uhr, Beratungsstelle Hanauer Str. 30.
Frauenamt des Wetteraukreises: offene Sprechstunde 8.30-14 Uhr, Leonhardstr.
Aids-Beratung des Gesundheitsamtes, 14-15.30 Uhr, Tel. 0 6031 / 8 32 96.
Pro Familia: ärztliche Sprechstunde, Beratung, 14-17 Uhr, Kleine Klostergasse 16, Tel. 0 60 31 / 23 36.
Amt f. Landwirtschaft u. Landentwicklung: Obst- u. Gartenbauberatung, ab 10 Uhr, Homburger Str. 17, Tel. 0 60 31 / 6 00 80.
Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus 0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses, Sprechstunden: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 /47 74.
Haus der Gesundheit: 9.30-11 Uhr Diätberatung; 10 Uhr Mitmachen - fit bleiben; 15.30 Uhr Vortrag der Ernährungsberaterin: Brot contra Zucker; 16.10 Uhr Kurseelsorge, Gesprächsrunde: Brauchen Menschen Religion?
Interessengemeinschaft der Verbraucher: Verbraucherberatung, 15-18 Uhr, Rechtsberatung 16-18 Uhr, Frankfurter Straße 34.
Bad Vilbel. Kinderschutzbund: Sprechstunde, 9-12 Uhr, Frankfurter Str. 85, Tel. 0 61 01 / 8 82 19.
Bürgeraktive: Treffen der Selbsthilfe-Gruppe der "Dicken", 19 Uhr, Frankfurter Str. 15.
Karben. Kinderbeauftragte der Stadt: Sprechstunde, 10-12 Uhr, Seniorenclub Bürgerzentrum, Tel. 0 60 39 / 48 139.
Allgemeiner Sozialer Dienst: Sprechstunde, 10-12 Uhr, Bauhof, Robert- Bosch-Straße.
Caritas-Verband Gießen: Mobile Beratungsstelle, 18-19 Uhr, Wernher-von- Braun-Str. 41, Groß-Karben.
Büdingen. Caritas: allgemeine Lebensberatung, 14.30-16.30 Uhr, Berliner Str. 18, Tel. 0 60 42 / 39 22. Kulturmix Nidda. Astrid Brack + Ensemble: Unvergessene Melodien aus der goldenen Tonfilmzeit, 19.30 Uhr, Parksaal Bad Salzhausen.Gruppen / Vereine
Bad Nauheim. DRK: Bereitschaftsabend, 20 Uhr, DRK-Heim.
FFW: Übung / Unterricht, 19.45 Uhr, Stützpunkt.
Gesangverein Frohsinn: Chorprobe, 20 Uhr, Stadtschule Wilhelmskirche.
Jagdclub: Jägerstammtisch 20 Uhr, Schützenhaus.
Johanniter Unfallhilfe: Treffen d. Jugendlichen, 17.30-18.30 Uhr, Stadtschule Wilhelmskirche.
Tag der Begegnung des Seniorenclubs, 14 Uhr, Tagungsstätte Blücher Str.
Verein für Briefmarkenfreunde: Tauschabend, 20 Uhr, Altes Rathaus.
Bad Vilbel. Bürgeraktive: offener Frauentreff, Thema: "Emanzipation - ein Fremdwort? - ein Schlagwort?", 19.30 Uhr, Frankfurter Str. 15.
AWO-Seniorenclub Dortelweil: gemütliches Beisammensein, 15 Uhr, Vereinshaus Th.-Heuß-Str. 1.
Ev. Kirchengemeinde Massenheim: Folkloretanzkreis, 17 Uhr, Hainstr. 23.
Jugendclub Massenheim: Spiel- und Basteltreff f. Kinder v. 6-12 J., 14.30-17.30 Uhr; Treff f. Schüler ab 12 J., 15.30-18.30 Uhr; f. Jugendliche ab 16 J. 19-22 Uhr, Kirchstr. Massenheim.
Butzbach. Schützengesellschaft 1410: Geselliges Montagabendschießen, 19.30 Uhr, Schützenhalle.
Wöllstadt. FFW Ober-Wöllstadt: 100jähriges Jubiläum, Frühschoppen zum Festausklang, ab 10 Uhr.
Karben. Mütterzentrum: Babytreff, 14-17.30 Uhr, Selzerbrunnen. Vorträge / Kurse
Bad Nauheim. Ev. Kirchengemeinde Nieder-Mörlen: Informationsabend zur Aktion "Streuobstwiese", 20 Uhr, Pfarrheim der Kath. Kirche Nieder-Mörlen.
Bad Vilbel. Ev. Frauenhilfe in Hessen und Nassau: Gymnastik nach der Geburt und mit dem Baby leben", Kursbeginn, 11.30 Uhr; Nähkurs, Beginn, 19 Uhr, beide Kurse Grüner Weg 4-6.
Altenstadt. Yoga in der Schwangerschaft, Kursbeginn, 16-17.30 Uhr, Römerbrunnen 4.
Butzbach. Kath. Kirchengemeinde: Atem- u. Konzentrationsübungen in indisch-christlicher Spiritualität, 20 Uhr, Kath. Kindergarten (bis 4. September).
Karben. Foto Club: Programmieren einer Überblendschau, Klein-Karbener-Str. 25 Rendel. Parteien / Parlamente Rockenberg. Sitzung der Gemeindevertretung, 20 Uhr, Burg Rockenberg. Blutspendetermin Karben. DRK: Blutspendetermin, 18-21 Uhr, Grundschule Klein-Karben. Verschiedenes Friedberg. Mobile Spielplatzbetreuung MOBS: Spielplatz Ockstadt (bis 4. September). Bad Nauheim. Sing mit - Kurgastsingen mit K. Ennulat, 16 Uhr, Trinkkuranlage. Munk Cup, Internationales Bäderturnier, Tennisplatz Kurpark (bis 6. Sept.).
Bad Vilbel. Kerb in Gronau.
Butzbach. Kirchweih in Nieder-Weisel.
Karben. Kerb in Kloppenheim.
Büdingen. Düdelsheimer Markt: Marktfrühstück, ab 9.30 Uhr, Tanz ab 15 Uhr.
Hirzenhain. Zeltkirmes, Frühschoppen ab 10.30 Uhr, Tanz ab 20 Uhr.
Hungen. Hessisches Schäferfest: Frühschoppen mit Hungener Kirmes, ab 11 Uhr. Ausstellungen Friedberg. Kunstverein: Johannes Schönert - Raumfiguren, Öffnungszeiten: Di.-So. 10-12 u. 15-17 Uhr, Wetterau-Museum Haagstr. 16 (bis 20. September). Marie-Schlei-Verein - "Uns kriegen sie nicht unter, Hilfe für Frauen in Afrika, Asien und Lateinamerika", Foto-Ausstellung, Öffnungszeiten: zu den Öffnungszeiten der Sparkasse Wetterau, (bis 4. September).
Bad Nauheim. Lee Kang-Hwa - Kunstmalerei, Eröffnung 19 Uhr, Öffnungszeiten täglich 10-12 u. 14-18 Uhr, Trinkkuranlage.
Jon Peter Pahlow - Farbige Netzwerke - Plastiken & Objekte, Öffnungszeiten: Di.-Do., Sa. u. So. 15-18 Uhr (u. nach tel. Vereinbarung unter 0 60 32 / 3 15 33), Galerie Remise, Mittelstr. 23 (bis 6. September).
Ev. Kirchengemeinde: Martin Niemöller (1892-1984), Ausstellung zu den Öffnungszeiten der Dankeskirche (bis 31. 8.).
Büdingen. Büdinger Geschichtsverein: "Der Herrnhaag, die Herrnhuter und Büdingen", Öffnungszeiten: Di.-Fr., 10-12 Uhr, Mi. u. Sa., 15-17 Uhr, So. u. Feiertage 10-12 u. 15-17 Uhr, Heuson- Museum im Rathaus (bis 29. Nov.). Filmspiegel Friedberg. Roxy: Brennpunkt L.A. III (15, 20.15 Uhr) - Blende: Steinzeit Junior (15, 20.15 Uhr) - Studio: Mein böser Freund Fred (15 Uhr); In einem fernen Land (20 Uhr) - Keller: Otto - der Liebesfilm (15, 20.15 Uhr).
Bad Nauheim. Terminus: Schtonk (19 Uhr).
Butzbach. Capitol: Wayne's World (20 Uhr) - Bambi: Die Hand an der Wiege (20 Uhr).
Altenstadt. Apollo Lichtspiele: Tim und Struppi am Haifischmeer (16 Uhr); Reihe altersstark: Der Brocken (20.30 Uhr).
Büdingen. Royal: Stop! Oder meine Mami schießt (20 Uhr) - Princess: Brennpunkt L.A. III (20 Uhr).
Schöneck. Sternpalast: Die Hand an der Wiege (19.45 Uhr); König der Fischer (22 Uhr).
Lich. Traumstern: Die zwei Leben der Veronika (19.30 Uhr); Die Rache des Wolfes (21.45 Uhr). (ohne Gewähr)
Bruchköbeler Genossen ließen sich bekehren Jetzt "Ja" zur Kompostierungsanlage / Geld winkt Von Wolfgang Heininger BRUCHKÖBEL. Die SPD in Bruchköbel hat sich jetzt doch für eine Kompostierungsanlage im Süden der Gemarkung ausgesprochen. In einer früheren Stadtverordnetenversammlung hatten die Genossen das avisierte Areal zwischen Mittelbuchen und Bruchköbel noch zusammen mit der CDU abgelehnt und für einen Standort in Richtung Erlensee plädiert. Der Meinungsumschwung kam nach einer Inforamtionsversanstaltung von Ortsverein und Fraktion zusammen mit dem Hanauer Stadtbaurat Jürgen Dressler und der Abfallberaterin des Kreises, Bettina Laub, zustande. Demnach ziehen die Sozialdemokraten nunmehr ein Gelände im Umgriff des Kinzigheimer Hofes vor, das noch zur Bruchköbeler Gemarkung gehört.
Dieser Punkt ist deshalb von Bedeutung, weil die Kommune in diesem Fall mit Ausgleichszahlungen seitens des Kreises als Betreiber der Anlage in Millionenhöhe, außerdem mit Vergünstigungen für private Anlieferer rechnen kann.
Ursprünglich hatten die SPD-Vertreter Bedenken wegen einer möglichen Geruchsbelästigung der Anwohner sowie anderer negativer Auswirkungen auf die Umwelt geltend gemacht. Die konnten von der Abfallberaterin Bettina Laub, so die SPD-Sprecherin Ursula Neeb-Horn, aber zerstreut werden. Frau Laub habe darauf hingeweisen, daß der Rotteprozeß für den organischen Müll in einer geschlossenen Zelle ablaufe und eine Abluftreinigung den Mief zurückhalte. Die Vermehrung des Autoverkehrs nach Inbetriebnahme sei minimal, versicherte die Abfallberaterin.
Damit die Kreisknete nicht in Richtung Hanau flöten geht, sollte das Parlament jetzt schnell den früheren Standpunkt der Stadt korrigieren, fordern die Sozis. Daß eine Kompostierungsanalage eine sinnvolle und notwendige Einrichtung sei, hätten sie sowieso noch nie in Zweifel gezogen.
TREYSA. Wenn die modernen Interregio-Züge in ihrem strahlenden Blau auf dem Bahnhof in Treysa (Schwalm- Eder-Kreis) stehen, fällt sie besonders auf: Die alte Dampflok in ihrem verrußten Schwarz. Wie aus einer anderen Zeit steht sie da auf den Schienen, so als hätte man sie dort vergessen. Dabei ist sie der Stolz des Vereins "Eisenbahnfreunde Schwalm-Knüll", der neben verschiedenen Dieselloks noch eine zweite Dampflok (die wird derzeit in Halberstadt restauriert) sein eigen nennt. Klar, daß dieser Verein hin und wieder Fahrten mit der Schwälmer Dampfeisenbahn organisiert.
Wenn die historische Lokomotive losfährt, ist das immer wieder ein besonderes Schauspiel: Sie pfeift ohrenbetäubend, läßt zischend ihren Dampf ab und vernebelt die Umgebung bisweilen mit schwarzen Wolken aus dem Schornstein. Dann setzt sie sich mit lautem Schnaufen langsam in Bewegung und rattert in Richtung Oberaula.
1943 wurde sie unter der Betriebsnummer 52 6159 gebaut - und damals sicher nicht, um Ausflügler zu transportieren. Nach dem Krieg hat sie dann in der anderen Hälfte Deutschlands Güterwaggons und auch Reisewagen gezogen. 1961 wurde die Lok von der Reichsbahn "aufgebaut", also restauriert, und dampfte noch bis 1988 rund um Ost- Berlin. Erst dann wurde sie ausrangiert, auf das Abstellgleis geschoben. Jedoch nur für kurze Zeit, denn schon im März 1989 kauften die Eisenbahnfreunde das gute Stück für 85 000 Mark.
Seit August 1991 läßt der Eisenbahnverein seine Lok durch die hessische Landschaft rattern. Zuvor hatten die Vereinsmitglieder drei Jahre lang mit den Kasseler Behörden um eine Betriebsgenehmigung ringen müssen, die sie dann im Juli 1991 für zwei Streckenabschnitte erhielten: für ein Teilstück der alten "Kanonenbahn" von Treysa nach Homberg und die Strecke von Treysa nach Oberaula. Die sogenannte Kanonenbahn hat ihren Namen übrigens noch aus kaiserlicher Zeit, weil über die damals neuen Schienen nicht nur Reisende, sondern auch Truppen und Kanonen in den Osten des Reiches gebracht wurden.
Heute zieht die alte Lok "Silberlinge": von der Bundesbahn ausgeliehene, normale Personenwaggons aus den 60er Jahren. Darin haben schon Familien, Schulklassen, Hobby-Eisenbahner und manchmal sogar stilecht angezogene Fahrgäste mit "Knickerbockern" und langen Kleidern Platz genommen.
In absehbarer Zeit wird die alte Kleidung sogar richtig wirken: Wenn die Fahrgäste in die sogenannten "Donnerbüchsen" einsteigen können. Das sind alte Waggons aus der Jugendzeit der betagten Lok. Sie sollen - originalgetreu restauriert - angekoppelt werden, damit der nostalgische Zug komplett ist.
Dann endlich können die Ausflügler auch das ursprüngliche Fahrgefühl erleben - auf bloßen Holzbänken und mit offenen Übergängen zwischen den Wagen. - Auch dieses Jahr wird das rußige Vehikel noch häufiger über die Schwellen rattern, beispielsweise am 19. und 20. September, wenn in Treysa das Dampflokfest gefeiert wird.
MIRIAM SCHAEFER
Auf dem Parkplatz an der Isenburger Schneise ist eine 25jährige von einem Räuber mit einer Sprühdose angegriffen worden. Der Mann riß seinem Opfer die Handtasche von der Schulter.
Die Frau erlitt bei dem Angriff so schwere Verletzungen, daß sie stationär in der Augenklinik bleiben mußte. Der etwa 20 Jahre alte Täter trug einen grauen Pullover mit Kapuze. Er ist etwa 1,90 Meter groß. habe
MAINTAL. Nach der SPD verurteilen auch die Grünen die Haltung der CDU zur Wiederwahl der Grünen-Stadträtin Priska Hinz. "Die CDU vergleicht die Situation von 1988 vor der Kommunalwahl mit der heutigen Lage, die durch den von einer FDP-Stadträtin begangenen Formfehler bei der Wahl entstanden ist, und damit Äpfel mit Birnen", erklärten die Grünen. Um die erfolgreiche Politikerin herabzusetzen, scheue sich die CDU nicht davor, die Emotionen gegen Asylbewerber zu benutzen. Die Grünen erinnern daran, daß "mit Priska Hinz eine erfolgreiche junge Politikerin den Landtag verlassen hat, um in Maintal dieses Amt zu übernehmen". Sie haben Anspruch auf Schutz durch die Parlamentsmehrheit. gf
KRONBERG. Die Buslinie 72 zwischen den Haltestellen Roter Hang und Berliner Platz ist vom FVV nicht in die Tarifgruppe der günstigen Kurzstrecken aufgenommen worden, obwohl die Voraussetzungen dafür erfüllt sind. Darauf hat ein Benutzer der neuen Buslinie die Stadtverwaltung Kronberg aufmerksam gemacht.
Nach den Regeln des FVV gelten Fahrten bis zu zwei Kilometer als Kurzstrekken, wobei bei unterschiedlichem Hin- und Rückweg die kürzere Strecke von beiden maßgebend ist. Die Fahrtstrecke zwischen Roter Hang und Berliner Platz beträgt nun genau 1,9 Kilometer, wodurch die Bedingungen für den Kurzstreckentarif erfüllt sind. Daß die Fahrt in anderer Richtung 3,3 Kilometer lang ist, spielt keine Rolle.
Nach Angaben aus dem Kronberger Rathaus wird der Fehler zum Winterfahrplan 1992/93 korrigiert, und die Tickets dadurch biliger. Das gleiche gilt auch für die Strecken zwischen Fuchstanzweg und Berliner Platz sowie zwischen Viktoriastraße und Berliner Platz. jom
ECHZELL. Müll und Wasser werden in Echzell ab dem 1. Januar teurer. Gegen die Stimmen der sechs CDU-Gemeindevertreter erhöhte das Parlament die jährliche Grundgebühr pro Einwohner um zehn auf 166 Mark. Für einen Kubikmeter (tausend Liter) Wasser zahlt die Bevölkerung mit 2,30 Mark demnächst 55 Pfennig mehr. Dies beschloß das Parlament ohne Gegenstimmen.
Als Ursache der Teuerung nannte Bürgermeister Karl Heinz Müller die ab 1. Juli erhobene Grundwasser-Abgabe des Landes in Höhe von 20 Pfennig pro Kubikmeter.
Außerdem werde mehr Wasser als früher verbraucht. Das liegt offenbar an Lecks im unterirdischen Leitungsnetz: Im vorigen Jahr sind laut Müller 90 000 Kubikmeter versickert.
Die Gemeinde will mit Hilfe einer Spezialfirma versuchen, die Löcher zu stopfen. nes
Der Radartrupp der Polizei macht auch am Wochenende keine Pause. Letzten Sonntag stand der Meßwagen in der Gießener Straße und erwischte einen Autofahrer, der anstatt der vorgeschriebenen 50 mit 90 Stundenkilometern unterwegs war. Der Verstoß wird teuer. Der Mann muß mit 150 Mark Bußgeld und einem Drei-Punkte-Vermerk in der Flensburger Sünderkartei rechnen.
Bei der Kontrolle wurden 223 Fahrzeuge gemessen, von denen knapp 30 Prozent zu schnell fuhren. Als die Polizei am gleichen Tag auch noch in der Eckenheimer Landstraße auf Meßstation ging, wurden weitere 75 Schnellfahrer geblitzt; Spitze 88. habe
HATTERSHEIM. Wer Interesse an Yoga, Keramik und Wirbelsäulengymnastik hat, der kommt zu spät. Die Renner waren sofort ausgebucht, berichtet der Verein für Volksbildung vom Ansturm auf das neue Kursprogramm. Der fiel bei einigen anderen Kursen allerdings verhalten aus. Freie Plätze gibt es beispielsweise noch fürs Marionetten-Basteln, das am Montag, 14. September, beginnt.
Ebenfalls noch unterkommen kann, wer sich für Videos interessiert. Vom 14. September an wird an elf Abenden das elektronische Filmen gelehrt. Ikebana, Vollwerternährung, naturnahe Gärten und Weinkolleg sind die Titel weiterer Seminare, die Ende Oktober beginnen. Auskunft und Anmeldung beim Verein für Volksbildung, Tel. 0 61 90 / 80 81 32. kkü
Kleine FR
Wieder mehr Paßtermine OFFENBACH. Seit 1. September werden Personalausweise und Reisepässe im Einwohnermeldeamt wieder an vier und nicht mehr nur noch an zwei Tagen pro Woche ausgegeben. Die Öffnungszeiten: montags, dienstags und freitags von 8 bis 12 sowie donnerstags von 10 bis 12 Uhr. Abgeholt werden können jetzt die bis zum 30. Juni beantragten Ausweise.
Der junge Goethe OFFENBACH. Ein Beitrag von Walter Weisbecker mit dem Thema "Ein Briefwechsel des (ganz) jungen Goethe" ist noch bis zum 5. September, am Literatur- Telefon (1 15 10) zu hören. Vom 6. bis 19. September werden mundartliche Verse von Kurt Bambach vorgetragen und vom 20. September bis 2. Oktober wird Ludo Kaiser sich mit Heinrich Heine und Klezmer befassen. Spielgruppe OFFENBACH. Die katholische Familienbildungsstätte "Regenbogen" hat in einer Spielgruppe für Kinder, die schon drei Jahre alt sind, aber keinen Kindergartenplatz bekommen haben, noch Plätze frei. Beginn ist am Montag, 7. September. Anmeldung unter Telefon 81 53 35.
OBERURSEL. Spezielle Angebote für sogenannte "ältere Semester" bietet die Volkshochschule in Oberursel.
An Frauen zwischen 45 und 60 Jahren wendet sich ein wegen der großen Nachfrage zusätzlich eingerichteter Gymnastikkurs, der am 3. September um 9.30 in der Alten Post beginnt. Unter dem Motto "leichter lernen - besser behalten" steht das Gedächtnistraining, das ebenfalls am 3. September in der Alten Post zum ersten Mal stattfindet, allerdings um 19 Uhr. Warum zunehmend Frauen literarische Bestseller schreiben, soll bei "Literatur am Nachmittag" geklärt werden. Die Teilnehmer treffen sich erstmals am 1. September um 15 Uhr in der Alten Post.
Im Alten Rathaus in Stierstadt beginnt am 15. September um 15 Uhr der Volkshochschulkreis für ältere Bürger mit der Betrachtung der großen Weltreligionen. In Oberstedten werden sich die älteren Bürger mit Hilfe der Volkshochschule einzelne Bereiche der Kulturwelt erarbeiten. Themen sind unter anderem die Entstehung von Tanz und Ballett sowie der Sprache. Konzert- und Theaterbesuche runden das Programm ab.
Anmeldung für alle Kurse in der Geschäftsstelle der Volkshochschule in der Oberhöchstadter Straße 7 in Oberursel, Telefon 5 20 78. jom
MAINTAL. Der SPD-Ortsverein Dörnigheim veranstaltet am Mittwoch, 2. September, um 19.30 Uhr im großen Kolleg der Maintalhalle eine öffentliche Mitgliederversammlung zum Thema "Asylrecht und die Folgen".
Referieren wird der Bundestagsabgeordnete Bernd Reuter. gf
NIDDERAU. Wegen eines Seniorenzentrums im Gebiet "Allee-Süd" steht die Stadt Nidderau immer noch mit verschiedenen Partnern im Gespräch. Am interessiertesten zeige sich dabei die Caritas, sagt Baustadtrat Heinz Appel. Bei der jüngsten Besprechung habe dieser katholische Wohlfahrtsverband einen Architekten dabei gehabt, der nun detaillierte Pläne ausarbeiten soll.
Eine Rolle spielt der Umstand, daß die katholische Kirche im Alleengebiet über etwa acht Hektar Land verfügt, von dem (nach Flächentausch) Teile mit herangezogen werden könnten.
Wenn im September voraussichtlich der Bebauungsplan für den zweiten Bauabschnitt aufgestellt wird, soll Gelände für ein Seniorenzentrum vorgesehen werden.
Das Seniorenzentrum könnte ein Pflegeheim mit 60 bis 90 Plätzen, eine noch nicht feststehende Anzahl von Kurzzeit- Pflegeplätzen, Tagespflegeplätzen sowie betreuten Seniorenwohnungen, aber auch gewerbliche Einrichtungen, etwa Arztpraxen, umfassen. Ul
ECHZELL. Die Finanzlage der 5400- Seelen-Gemeinde Echzell sei "günstig", verkündete Bürgermeister Karl-Heinz Müller jüngst den Gemeindevertretern. Er habe gerade eine Million Mark als hochverzinsliches Festgeld angelegt. Im frisch vorgelegten Entwurf seines Nachtragshaushaltes sind keine Kreditaufnahmen vorgesehen. Im Gegenteil: Einen 1,5-Millionen-Kredit der Sparkasse Wetterau will Müller vorzeitig zurückzahlen. Damit würden 122 000 Mark Zinsausgaben gespart. Der gesamte Echzeller Etat soll laut Müller um rund 1,6 Millionen auf 14,5 Millionen Mark wachsen.
Diverse Beitrags-Mehreinnahmen lassen das Gemeindesäckel um 160 000 Mark dicker werden als zu Jahresbeginn vorgesehen. 620 000 Mark kassierte der Bürgermeister kurzfristig aus dem Verkauf von naßgelagerten Baumstämmen, die "Wiebke" aus dem Gemeindewald herausgerissen hatte. Aus der Einkommensteuer der Echzeller erwartet Müller 80 000 Mark mehr als zu Jahresbeginn. Aus Schlüsselzuweisungen kämen 200 000 Mark extra herein. 194 000 Mark fließen aus Erschließungsbeiträgen für das Neubaugebiet "Rotkopf" in die Gemeindekasse. 950 000 Mark könnten aus Grundstücksverkäufen in den Baugebieten "Rotkopf" und "Am Bahnhof" hereinkommen. 35 000 Mark bringt laut Müller die neue Spielapparatesteuer, 16 000 Mark Zinsen erwartet er aus den Geld- Anlagen der Gemeinde.
Andere Dinge schlagen ins Geld. 211 000 Mark zusätzlich beantragt der Rathauschef für den nun 800 000 Mark teuren Erweiterungsbau des Bisseser Feuerwehrhauses. 225 000 Mark beantragt Müller für das Planer-Honorar zum Umbau der alten Molkerei in ein "Haus der Vereine".
Zwei neue Tragkraftspritzen für die Feuerwehren von Bingenheim kosten weitere 34 000 Mark, wenn die Gemeindevertreter den Nachtragshaushalt demnächst billigen. nes
Der stellvertretende Leiter des Ordnungsamtes, Günter Wassermann, wird wahrscheinlich in die Partnerstadt Leipzig abwandern. Der 42jährige Oberamtsrat hat sich in der sächsischen 500 000- Einwohner-Kommune als Chef im dortigen Ordnungsamt beworben. Ihm werden gute Chancen eingeräumt. Der Kandidat selbst will sich zu dem schwebenden Verfahren ebensowenig äußern, wie sein Dezernent Achim Vandreike.
Wassermann steht derzeit an der Spitze der wichtigen Abteilung für Ordnungsangelegenheiten. Er gilt als fähiger Verwaltungsmann, der in der jüngeren Vergangenheit zahlreiche Aktionen geleitet hat, die öffentliche Aufmerksamkeit fanden. So organisierte er die effektiven Einsätze gegen die Hütchenspieler und die Straßendirnen im Bahnhofsviertel.
Wassermann wird sich am kommenden Mittwoch in Leipzig dem Hauptausschuß vorstellen. Seine schriftlichen Unterlagen hat er bereits vor einigen Wochen in die Universitätsstadt geschickt. Der Frankfurter braucht seinen einzigen Mitbewerber nicht zu fürchten: Bei ihm handelt es sich um einen frühren Militärrichter der Nationalen Volksarmee. Die Bewerbung des politisch belasteten Juristen wird in der Leipziger Verwaltung und im Parlament "als Frechheit empfunden". habe
MAINTAL. Das Programmheft für September des Kinderclubs in der Dietrich- Bonhoeffer-Schule in Dörnigheim ist da. Es ist einiges geboten. Am Mittwoch, 2. September, trifft sich die Zeitungsgruppe um 16.30 Uhr. Sie wird sich danach regelmäßig mittwochs in den Räumen des Kinderclubs treffen. Gleich einen Tag später läuft im Kinderkino in der Maintalhalle der Film "Bernhard und Bianca im Känguruhland". Die Vorstellung beginnt um 15 Uhr und kostet 2,50 Mark.
Am Freitag, 4. September, ist es dann endlich soweit: Der Mädchentag findet von 14 bis 18 Uhr statt. Geplant ist ein Ausflug ins Schwimmbad und danach gemeinsames Kochen. Für Montag, 7. September, steht ein Ausflug zur Dinosaurierausstellung im Museum in Wiesbaden auf dem Programm. Abfahrt ist um 14.30 Uhr am Kinderclub. Gegen 18.30 Uhr werden die Kinder von ihrer Reise in die Urzeit zurück sein.
Sportlich wird es dann am Donnerstag, 10. September. Um 14.15 Uhr treten die Fußballer des Kinderclubs Dörnigheim gegen die Spieler des Kinderclubs Bischofsheim an. Das Lokalderby findet entweder in der Maintalhalle oder an der Dicken Buche statt. Ein weiteres Fußballturnier ist für Mittwoch, 23. September, um 15 Uhr geplant. Am gleichen Ort treffen dann die Kicker des Kinderclubs Dörnigheim auf das Kinder- und Jugendhaus Gallus.
Am Freitag, 11. September, zeigt das Kinderkino Flimmerik um 15 Uhr den Film "Wolfsblut". Eine Discoparty ist für Freitag, 18. September, von 18.30 Uhr bis 21.30 Uhr geplant. Es findet ein Tanzwettbewerb statt, bei dem tolle Preise zu gewinnen sind.
Die letzte Veranstaltung im September (voraussichtlich am Sonntag, 27.) ist ein Ausflug zum WDR nach Köln. Geplant sind Besichtigungen der Lindenstraße inklusive einer Autogrammstunde mit Lindenstraßenstars, einer Stuntshow, die Teilnahme an einer Livesendung, Studiospiele und die Besichtigung von Maske und Fundus. Kinder, die mitfahren wollen, können sich beim Kinderclub anmelden. Der Ausflug kostet 15 Mark.
Der Kinderclub der Stadt Maintal in den Räumen der Dietrich-Bonhoeffer- Schule in Dörnigheim ist montags und donnerstags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Telefonisch sind die beiden Betreuer Klaus Carl und Daniel Gärtner unter der Nummer 0 61 81 / 49 43 55 zu erreichen. gf
OFFENBACH. "Die Fiedelgrille und der Maulwurf", ein Stück nach einem Bilderbuch von Janosch, führt das Offenbacher Figurentheater am Donnerstag, 3. September, 11 Uhr, auf der Studiobühne auf. Nachmittags um 15 Uhr sind die Puppenspieler noch einmal am Werk. Dann steht "Freunde" auf dem Programm, nach einem Bilderbuch von Helme Heine.
"Aber bitte mit Soße" ist das Kindertheater betitelt, das am Donnerstag, 3. September, 15 Uhr, im Isenburger Schloß zu sehen ist. Geeignet ist das Stück für Kinder von fünf Jahren an.
Ebenfalls am Donnerstag lädt die Musikschule zu einem Schülerkonzert mit Teilnehmern aus verschiedenen Klassen ein. Es beginnt um 19 Uhr im Saal der Musikschule, Erich- Kästner-Schule, 2. Stock, in der Geleitstraße 18.
"Oh Papa, sagt die Lene" - so ist das Theater- und Liederprogramm für Kinder mit Bernd Kohlhepp und Jürgen Treyz überschrieben, das am Freitag, 4. September, 15 Uhr, auf der Studiobühne beginnt.
Jazz mit den "Red Hot Beans" präsentiert der Verein Offenbacher Jazz am Samstag, 5. September, von 17.30 Uhr an auf der Terrasse der "Undine"
Zum Promenadenkonzert bitten der Musikverein "Eintracht" und der Sängerchor des TV Bieber für Sonntag, 6. September, von 10.30 bis 11.30 Uhr in den Dreieichpark.
Eine literarische Reise durch die Türkei mit Gedichten von Nazim Hikmet stellen Gabriele und Fahri Erfiliz sowie Yildirin Dagyeli am Dienstag, 8. September, 20 Uhr, im Bücherturm, Herrnstraße 82 vor. pmü
Anläßlich des 53. Jahrestages des Kriegsbeginns ruft der Ausländerbeirat der Stadt Kassel zur Teilnahme an einer Gedenkveranstaltung auf dem Kasseler Königsplatz auf: Sie beginnt am 1. September, dem Tag, an dem die deutsche Wehrmacht Polen überfiel, um 14 Uhr. Der Ausländerbeirat will damit zugleich ein Zeichen gegen rechtsradikale Übergriffe auf Asylbewerberunterkünfte setzen.
Herrn Karl Klingwart, Burg-Gräfenrode, zum 73. Geburtstag.
Frau Marie Schwarz, Assenheim, zum 80. Geburtstag.
"Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der Schnellste im ganzen Land?" - Der Intercity-Expreß (ICE). Seit Freitag ist es amtlich, der ICE der Bundesbahn hat seine Konkurrenz von der Straße und in der Luft hinter sich gelassen und darf sich nun als Sieger feiern lassen.
Ein nicht ganz ernstzunehmender Sieg, wie auch alle Veranstalter vor dem Rennen von Frankfurt nach Stuttgart einmütig zugegeben hatten; ein Freitagnachmittag eignet sich nun mal nicht zu einer Rekordfahrt auf deutschen Straßen. Das wußten auch die Fahrer des Autoclubs Europa (ACE), die mit Motorrad und Auto unterwegs waren. Ein Privatflugzeug flog um die Wette mit.
Die Bundesbahn war immerhin dadurch gehandicapt, daß man sich um einen Ersatz-ICE bemühen mußte, da der planmäßige Zug durch Betriebsstörungen verhindert war. Allerdings hielt sich die Verspätung mit vier Minuten im Rahmen, eine nicht ganz alltägliche Leistung der Bahner. Trotz Stau und zähem Stadtverkehr, Nachteil für die fahrende Konkurrenz, hatte der ICE kein allzu leichtes Spiel mit seinen Konkurrenten.
Mit einem Rückstand von 25 Minuten auf den ICE erreichte der Pilot des Privatflugzeugs Stuttgart; er hatte zu lange auf seine Startgenehmigung in Egelsbach warten müssen. Das Auto, das als dritter ins Ziel kam, lag nur fünf Minuten hinter dem Flieger: Ein Unfall bei Heilbronn hatte dem zügigen Durchkommen ein jähes Ende gesetzt. Besonders bitter verlief das Rennen für den Motorradfahrer vom ACE, Rudi Reutter. Weil ihm kurz vor dem Start das Funktelefon gestohlen wurde, mußte er einige Male an Raststätten halten, damit der Journalist vom Süddeutschen Runfunk für seinen Radiosender berichten konnte. Er wurde letzter, auch die halbe Stunde, die ihm nachträglich von seiner Zeit abgezogen wurde, konnte daran nichts mehr ändern. rar
Gegen eine 15jährige aus Frankfurt ist am Freitag ein Haftbefehl wegen Raubes vollstreckt worden. Damit sitzt eine Heranwachsende hinter Gittern, die von der Polizei bereits in die Kategorie der Intensivtäter eingeordnet wird. Ihre Akte enthält 42 Ermittlungsverfahren.
Die 15jährige fiel der Polizei am Freitag, gegen 2.20 Uhr in der Münchener Straße im Bahnhofsviertel auf. Die Beamten kontrollierten die Personalien und stellten dabei fest, daß die Jugendliche bereits seit drei Wochen mit Haftbefehl gesucht wird.
Damals soll sie gemeinsam mit zwei Begleiterinnen eine Frau an der Konstablerwache mit einem Taschenmesser bedroht haben. Das Trio setzte dem Opfer die Spitze auf die Brust und drückte ihm gleichzeitig eine brennende Zigarette auf den Oberschenkel. Dann hatten die Mädchen leichtes Spiel, der Frau die Geldbörse mit 400 Mark abzunehmen. habe
Das IB-Berufsbildungszentrum hat zusammen mit dem Deutschen Volkshochschulverband und dem Arbeitsamt ein Sonderprogramm für arbeitslose Ausländer entwickelt. Angeboten werden unter anderem Sprachlehrgänge, Kurse in Allgemeinbildung sowie ein Einstieg in das technische Zeichnen.
Bis zum 30. September werden jeweils montags und mittwochs von 16 bis 18.30 Uhr Informationen über das Sonderprogramm in verschiedenen Sprachen unter der Rufnummer 75 80-06 34 gegeben. ki
HAMMERSBACH. "Wirtschaftsethik aus ökonomischer und christlicher Sicht" ist Thema eines Vortrags von Professor A. Jäger (Bielefeld) am heutigen Montag, 31. August, 20 Uhr, im Martin-Luther- Haus Marköbel.
Die evangelische Kirchengemeinde als Veranstalterin, so heißt es in der Ankündigung, ist überzeugt, daß Wirtschaft ohne Ethik heute weniger denn je möglich ist. Der Referent hat sich in seinen Arbeiten mit Unternehmensethik befaßt. Ul
Die CDU-Fraktion im Römer setzt bei ihrer Drogenpolitik auf eine drastische Vermehrung der Therapieplätze für Heroinsüchtige. Unter dem Stichwort "Therapie sofort" fordert sie in einem gestern vorgestellten parlamentarischen Antrag, die Zahl der Behandlungsplätze für ein solches Programm um 400 zu erweitern. Ihr gesundheitspolitischer Sprecher Günther Weißenseel: "Das ist ein besserer Weg als die Drogenfreigabe."
Die Christdemokraten im Römer orientieren sich an einem Projekt, das in Dortmund seit einem halben Jahr existiert. Dort arbeiten in einer Clearingstelle Ärzte, Sozialarbeiter und Drogenberater zusammen. Ihr Ziel ist es, therapiewilligen Drogensüchtigen innerhalb von nur 72 Stunden einen Platz zu vermitteln. Dieses Modell will die CDU auf Hessen übertragen. Für die Anlaufphase sollten umgehend 40 weitere Therapieplätze eingerichtet werden. Innerhalb von drei Jahren, so Fraktionsvorstand Wolfgang Stammler, müsse das derzeitige Angebot von 573 Plätzen verdoppelt sein. Von der Stadt erwartet die Union ein finanzielles Engagement von zehn Millionen Mark.
Die Arbeit der Clearingstelle müsse von einem Gremium beim Umlandverband unterstützt werden, das die Maßnahmen koordinieren soll. Die Stadtverordnete Walburga Ziska: "Wir wollen Druck machen, damit mehr Therapieplätze zur Verfügung gestellt werden." Damit ist auch Werner Schneider, Leiter des Drogenreferates der Stadt, einverstanden. Der Fachmann kennt die Dortmunder Situation. Schneider weiß deshalb, daß "Therapie sofort" zumeist von Personen kontaktiert wird, die nicht länger als drei oder vier Jahre süchtig sind und noch in keiner Therapie waren. Schneider betont, eine vergleichbare Stelle arbeite in Frankfurt seit zehn Jahren.
In der Frankfurter Taunusanlage halten sich nach Aussage Schneiders Süchtige auf, die im Durchschnitt bereits seit zwölf Jahren abhängig sind und bereits elfmal eine Therapie begonnen haben. "Für die brauchen wir ein zusätzliches Angebot", sagt der Referatsleiter und setzt sich erneut für ein erweitertes Substitutionsprogramm mit Methadon und Heroin ein. Die Palette der Hilfsangebote will der OB im nächsten Monat bekanntgeben. Dazu wird die Erweiterung des Methadonprogramms von derzeit 250 auf mindestens 1000 Personen gehören.
Die CDU bestand am Freitag darauf, die Rahmenbedingungen für die Methadonvergabe nicht zu ändern. Das hält Wolfgang Stammler aus "moralischen Gründen" für nicht vertretbar.
Die CDU halte im übrigen eine Auflösung der offenen Drogenszene in der Taunusanlage für geboten. Der Sprecher hielt es jedoch für sinnvoll, die Repression durch die Polizei erst dann auszuweiten, wenn die Clearingstelle eingerichtet und das Sofortprogramm mit 40 neuen Therapieplätzen realisiert sei. habe
Langsam wirst Du mir lästig, Freundchen. Nicht nur, daß Du mir im Frühjahr meinen Wagen lahmgelegt hast; das wollen wir mal vergessen, vorausgesetzt, es kommt nicht wieder vor. Daß Du Dich um 3 Uhr nachts unter schrillem Kreischen mit der Nachbarskatze anlegst, ist schon sehr nervig.
Daß Du aber auf diesem Grundstück im Hintertaunus Flurbereinigung dergestalt betreibst, daß von der Handvoll munterer Eichhörnchen keines mehr übrig ist, find ich ätzend. Ich habe nämlich Eichhörchen gern. Du aber leider auch; zum Fressen gern.
So sind sie eben, diese Steinmarder. Ihr Bastian
"Als ökologischen Unsinn im Schwanheimer Unterfeld" hat die Schwanheimer CDU die vom Magistrat vorgelegte Planung für den Anschluß der Höchster Leunabrücke an die Südumgehung B 40 a bezeichnet. Gegen die geplante Trasse entlang des Werksgeländes von Hoechst spricht nach Meinung von Bernhard Mertens, der auch CDU-Fraktionsvorsitzender im Ortsbeirat 6 ist, der notwendige Eingriff in die Natur.
Für die Union ist es unerklärlich, daß diese Eingriffe ökologisch weniger gravierend sein sollen als jene, die bei der ursprünglich beabsichtigten Verbindung der Leunabrücke mit der Schwanheimer Mainbrücke quer durch die Feldgemarkung entstanden wären.
Als "geradezu verrückt" wertete Mertens den Finanzbedarf, der vom Magistrat mit 37,35 Millionen Mark angegeben wurde. Darin enthalten seien nicht einmal die Kosten für die notwendige Sanierung von Altlasten. Nach Angaben des CDU-Politikers hätte die direkte Verbindung beider Brücken, für die es Baurecht gebe, lediglich zwölf Millionen Mark gekostet. gang
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Frauen und Computer KRONBERG. Um den Bereich der neuen Technologien und das Thema "Computer und seine Auswirkungen auf die Lebens- und Arbeitszusammenhänge von Frauen" geht es im offenen Frauentreff am Dienstag, 1. September, 20 Uhr im Gasthaus Zum Grünen Wald, Friedrich-Ebert-Straße 19. Auf Einladung der Gleichstellungsbeauftragten Rita Kellotat kommt als Fachfrau eine Referentin des Softwarehauses Frankfurt, das vor allem Mädchen und Frauen Beratung, Schulung und Information anbietet. Vogelzug weltweit OBERURSEL. Wie Zugvögel sich orientieren und navigieren, darüber berichtet Hans Grünewald im ersten Teil seiner Vortragsreihe "Vogelzug weltweit" am Dienstag, 1. September, 19.30 Uhr im Raum Stierstadt der Stadthalle bei der Monatsversammlung des Bundes für Vogelschutz.Elternabend OBERURSEL. Bei einem Elternabend am Dienstag, 1. September, 20.15 Uhr im Pfarrheim Bischof-Brand-Straße will die St. Crutzen-Gemeinde mit Eltern sprechen, deren Kinder im kommenden Jahr Erstkommunion haben. VauO Stomps Buch fertig OBERURSEL. Das Buch über VauO Stomps, den Gründer der Eremitenpresse, mit dem Titel "Das Ungeheuer von Stierstadt" oder "Ein Schloß am Taunus" ist fertig. Am Mittwoch, 2. September, um 10.30 Uhr wird es in der ehemaligen Eremitenpresse "Schloß Sanssouris" in der Akazienstraße 4 in Stierstadt vorgestellt.
Mobiles Rathaus im Hessenring STEINBACH. Das "mobile Rathaus vor Ort" mit Bürgermeister Edgar Parnet und zuständigen Mitarbeitern der Verwaltung kommt am Mittwoch, 2. September, von 18 bis 19.30 Uhr in den Hessenring Ecke Gartenstraße/Untergasse. Eines der Gesprächsthemen mit den Bürgern wird die örtliche Verkehrssituation Krebsoperation - und danach? STEINBACH. Über die Problematik nach einer Krebsoperation sprechen Betroffene und Angehörige wieder beim Gruppentreffen am Dienstag, 1. September, 17 bis 19 Uhr im evangelischen Gemeindehaus. Informationen unter Telefon 7 16 06. Gemeinde feiert Richtfest OBERURSEL. Richtfest ihres Gemeindezentrums im Hasengarten 9 feiert die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Oberstedten am Mittwoch, 2. September, ab 16.30 Uhr bei Kaffee, Kuchen, Bier und Apfelwein. Faszination Tauchen KRONBERG. "Faszination Tauchen" nennen Heidemarie und Klaus Rode ihre Dia-Schau in Überblendtechnik von Flora und Fauna unter Wasser und am Meeresboden, die sie am Dienstag, 1. September, 19 Uhr im Rosenhof zeigen.
Die Apfelernte ist hervorragend, die Menge drückt den Preis um bis zu 30 Prozent, aber billiger wird das "Stöffche" deswegen in der kommenden Saison nicht. Die Vereinigung der Äpfelweinwirte beklagt, daß die bevorstehende Erhöhung der Mehrwertsteuer, die "erheblich gestiegenen Kosten sowohl bei der Herstellung als auch beim Ausschank", die Tariferhöhungen und Umweltabgaben die Ersparnis wieder aufgefressen hätten.
Aber immerhin, so kündigen die Ebbelwei-Funktionäre an, werde der Preis stabil bleiben. Der Nachschub für das kommende Jahr sei gesichert, und ab dem 5. September werde der erste frisch gekelterte "Süße" in die Gläser rinnen. abi
Die organisierte Kriminalität in Deutschland erfaßt immer weitere Bereiche der profitträchtigen Straftaten. Der Drogenhandel und Drogenschmuggel haben hier bereits festen Fuß gefaßt. Der Diebstahl von hochwertigen Kraftfahrzeugen, von Schecks, Scheckkarten und Kreditkarten sind weitere lukrative Betätigungsfelder.
Doch schon längst beschränkt sich das Aktionsspektrum der organisierten Straftäter nicht mehr nur auf Eigentums-, Vermögens- und Rauschgiftkriminalität. Auch die Abfallverschiebung, insbesondere nach Osteuropa, bringt dem organisierten Verbrechen hohen Profit. Erst werden die hohen Entgelte für eine fachgerechte Entsorgung kassiert, dann landen die hochbelasteten Abfälle auf Hausmülldeponien oder werden als Füllmaterial oder Brennstoff weiterverkauft.
Selbst die Ware "Mensch" verspricht reiche Erträge. Schlepperorganisationen schleusen Menschen aus den ärmsten Regionen der Welt in Containern in die wohlhabenden Staaten. Frauen und Mädchen aus Osteuropa und Fernost werden mit verlockenden Verdienstmöglichkeiten angeworben und hier dann mit brutalster Gewalt zur Prostitution gezwungen. Wie Ware werden diese hilflosen Opfer unter Zuhältern gehandelt. Moderne Sklaverei ist noch ein euphemistischer Begriff für diese Formen totaler Entrechtung und Ausbeutung von Menschen.
Vor diesen menschenverachtenden Aktivitäten der organisierten Kriminalität müssen wir uns endlich wirksam schützen können. Die polizeilichen Erkenntnisse zeigen deutlich die Schwachstellen unserer bisherigen Strafverfolgungspraxis auf - Schwachstellen, die sich das organisierte Verbrechen täglich zunutze macht, um Einfluß, Macht und Profite weiter zu steigern.
Einige Defizite sind bereits durch das im Juli verabschiedete "Gesetz zur Bekämpfung des illegalen Rauschgifthandels und anderer Erscheinungsformen der organisierten Kriminalität" beseitigt worden.
Doch im Kampf gegen die organisierte Kriminalität können wir nur bestehen, wenn es gelingt, an die Verantwortlichen im Hintergrund heranzukommen, an diejenigen, die die Aktivitäten planen und steuern. Sie halten sich fernab des kriminellen Geschehens auf. Ihre Anweisungen erfolgen meist aus seriöser Umgebung, aus Wohnungen und anderen rechtlich besonders geschützten Räumlichkeiten. Dort finden die wichtigen Absprachen mit den Partnern und den Bandenmitgliedern statt.
Hier müssen wir ansetzen. Dieser Freiraum darf nicht tabu sein. Es muß daher der Polizei erlaubt werden, auch das nichtöffentlich gesprochene Wort mit technischen Mitteln in der Wohnung abzuhören. Es ist bekannt, daß diese Forderung auf ebenso große Zustimmung wie Ablehnung gestoßen ist. Mit den Mitteln elektronischer Überwachungsmaßnahmen konnten in den USA in bedeutenden Fällen der organisierten Kriminalität die Tatverdächtigen damit überführt werden. Ähnliches gilt für die Erfolge in Italien. Um die Abschottung und den Verschwiegenheitskodex krimineller Organisationen zu durchbrechen, ist der Einsatz technischer Überwachungsmittel daher unerläßlich. Nur so lassen sich belastende Aussagen und Beweismittel für eine erfolgversprechende Strafverfolgung gewinnen. Die Gegner dieser Maßnahmen haben die Diskussion unter das Schlagwort "Lauschangriff" gestellt. Die Verwendung eines emotional derart aufgeladenen Begriffes schadet der Sache nur. Im Ausland spricht man richtigerweise schon lange von "elektronischer Aufklärung" bzw. "elektronischer Überwachung". Derartige Abhörmaßnahmen dienen der Erhebung von Informationen in Wohnungen. Sie sind natürlich ein Eingriff in die Persönlichkeitsrechte. Daher sind gesetzliche Regelungen erforderlich.Erneute Chance für Fahrerflüchtigen
"Sie sollten langsam die Kurve kriegen, sonst sehe ich für Sie pechschwarz" lautete der Rat eines Schöffenrichters, der über einen unfallflüchtigen Autofahrer zu beraten hatte. Damit der Angeklagte, ein 24 Jahre alter Lagerarbeiter, dem guten Rat Taten folgen lassen kann, verkündete das Gericht eine einjährige Freiheitsstrafe wegen Fahrerflucht und Körperverletzung zur Bewährung - trotz des langen Vorstrafenregisters und des Rückfalls während einer Bewährungsfrist.
Der Angeklagte war am 13. September letzten Jahres gegen 21 Uhr mit dem Auto eines Bekannten auf dem Weg nach Frankfurt, "140 im Schnitt", wie er vor Gericht angab. Zu spät bemerkte er eine rote Ampel und raste in zwei wartende Autos, die an der Ampel warteten. Der alkoholisierte Unfallfahrer (1,4 Promille) stieg aus und fragte: "Ist was passiert?" Als der Fahrer vor ihm verneinte, begab sich der Angeklagte an sein Auto, holte seinen Hund heraus und verschwand mit dem Hinweis, die Polizei informieren zu wollen. Nichts dergleichen geschah, allerdings kam zufällig die Feuerwehr am Unfallort vorbei, die die Polizei alarmierte.
Anstatt sich der Sache zu stellen, war der Angeklagte eine Weile umhergeirrt, bevor er seine Lebensgefährtin informierte und mit ihr morgens gegen 3 Uhr in einer Polizeistation landete. Dort gestand er sofort. Am ersten Auto entstand durch die Wucht des Aufpralls ein Totalschaden (33 000 Mark), der Fahrer erlitt ein Schleudertrauma. Am zweiten Auto entstand ein Schaden von 8000 Mark. ee
Im Blickpunkt: Israel und der Irak-Konflikt Neue Grenzen in Mittelost?
Die von den USA und ihren Verbündeten eingerichtete Schutzzone für Schiiten südlich des 32. Breitengrades in Irak könnte eine Spaltung des Landes und ganz neue Einflußzonen in der Region zur Folge haben. Israel sieht dies mit gemischten Gefühlen. Vor einem Jahr habe Saddam Hussein auf Israel geschossen, warnte der israelische Ex-Verteidigungsminister Mosche Arens im Rundfunk. Saddam verfüge immer noch über rund 200 Scud-Raketen: "Es ist nicht ausgeschlossen, daß er es wieder tut", ergänzte Arens. Dann jedoch, so versicherte Ministerpräsident Yitzhak Rabin, "sollten die Israelis wissen, daß wir über eine Reihe von Möglichkeiten verfügen, adäquat zu antworten."
Zwar empfahl die Tageszeitung Yediot Ahronot, wieder Gasmasken an die Bevölkerung zu verteilen, doch tatsächlich fürchten die Israelis derzeit weniger die "sehr entfernte Möglichkeit" eines irakischen Angriffs, als vielmehr die Folgen dieser "Wahlkampf-Masche" George Bushs, wie die konservative Al Hamischmar die Aufklärungsflüge über Südirak nannte.
"In der Vergangenheit kritisierten die USA mehrmals israelische Operationen", berichtete Haaretz, weil sie angeblich "amerikanische Interessen gefährdeten. Heute ist die Situation umgekehrt: Die amerikanische Aktion gegen Irak könnte sehr leicht Israel gefährden." Einst gewährten die Franzosen dem iranischen Ayatollah Khomeiny Asyl und britische Rundfunkübertragungen seiner Predigten trugen zu seiner Popularität in Iran bei, was schließlich zum Sturz des Schahs führte. Genauso "bereiten die Vereinigten Staaten die Gründung einer schiitisch-islamischen Republik in Südirak vor", meint das Blatt.
Diese neuerliche Teilung Iraks könne sogar mit der Unterstützung der iranischen Glaubensbrüder, die die jüngsten schiitischen Rebellionen ja kräftig schürten, weit schneller vonstatten gehen, als jene im Norden des Landes. Dort verwandelte sich die sogenannte "no-fly zone" innerhalb nur weniger Monate in ein weitgehend autonomes kurdisches Staatsgebilde mit Parlament und Regierung, deren Führer (Jalal Talabani und Massud Barzani) in Washington und Paris bereits als Staatsoberhäupter anerkannt sind.
Bagdad daran zu hindern, Kontrolle in allen Teilen seines Landes auszuüben, bedeute die Teilung einer der wichtigsten arabischen Mächte in der Golfregion. Ein so geschwächter Irak stellte aber kein Gegengewicht mehr zum Iran dar, der als einzige Grossmacht am Golf übrigbliebe, argumentieren israelische Blätter. "Heute können die Araber annehmen, daß die USA zu dem Schluß gekommen sind, daß Iran ihr zukünftiger Alliierter im Golf sein wird - anstelle der Araber", schrieb die Jerusalem Post.
Die Öl-Emirate unterstützen Washington in dieser Politik. Gleich nach dem Golfkrieg versprachen sie Ägypten und Syrien zwar eine Beteiligung an den Sicherheits-Arrangements im Golf. Bisher jedoch lösten die reichen Ölscheichs dieses Versprechen nicht ein. Im Gegenteil, sie verbesserten ihre Beziehungen zu den Mullahs in Iran erheblich - auf Kosten ihrer arabischen Brüder. Arbeiter aus den arabischen Bruderstaaten werden derzeit in den Scheichtümern ersetzt durch billige Philippinos, Malayen oder Indonesier.
Schon warnen Kairo und Damaskus, der von den Emiren gewünschte schiitische Pufferstaat zwischen der arabischen Halbinsel und Bagdad könnte die islamisch-fundamentalistischen Gruppierungen, die in Iran und Sudan bereits regieren und ihren Einflußbereich von dort nach Algerien, Ägypten, Somalia, Äthiopien und bis Kenia und Uganda auszudehnen suchen, weiter stärken. Ein Gedanke, der auch den Israelis wenig behagt.
Gleichzeitig fürchtet Damaskus, das Beispiel Irak könnte ähnliche Unabhängigkeits- Bestrebungen unter den Minderheiten seines Landes wecken. Ähnlich wie Irak setzt sich auch Syrien aus einem Mosaik verschiedenster ethnischer und religiöser Gruppen zusammen: Sunniten, Drusen, Alawiten, Tscherkessen, Kurden und Christen der verschiedensten Richtungen. Die Drei-Teilung Iraks, und das fürchtet Israel am meisten, könnte Bagdad - nunmehr völlig ohne Zugang zur See - dazu zwingen, sein Interesse vom Golf ans Mittelmeer zu verlagern. "Die Sunni-Elite in Bagdad wird versuchen, den Verlust der Kurden und Schiiten durch eine stärkere Verbindung zu Jordaniens Sunniten und den befreundeten Palästinensern zu kompensieren", schrieb die Jerusalem Post: "Und das könnte schließlich zu einer Konföderation Iraks mit seinen besten Freunden führen."
Die Teilung Iraks führe zwangsläufig auch zu einer Spaltung der arabischen Staaten. Dies wiederum könnte den Einfluß der USA etwa in Ägypten oder Syrien beeinträchtigen, zwei der wichtigsten derzeit am nahöstlichen Friedensprozeß beteiligten Staaten, dessen Erfolg somit erheblich in Frage gestellt wäre.
ARMIN WERTZ (Jerusalem)
Im Augenblick gibt es wenig zu lachen, aber vor einigen Monaten hat der Regisseur Dietmar Klein einen Stoff verfilmt, der den Folgen der deutsch-deutschen Staatenzusammenlegung bitterkomische Züge abgewinnt. Der ohnehin nicht vom Glück verwöhnte Schnellplakatierer Eddy (Achim Grubel) wird von einer Berliner Werbefirma entdeckt, weil er mit einem unnachahmlichen Gesichtsausdruck eine Dose mit gerösteten Erdnüssen schütteln kann. Als "Shaky - der Erdnußmann" macht er Karriere auf den Plakatwänden, die er zuvor mit Kleister beschmiert hat - bis die coolen und gewieften Werbefritzen einen noch besseren (und billigeren) "Shaky" finden: einen Schimpansen. Für Eddy ist der Traum vom schnellen Reichtum zu Ende.
"Der Erdnußmann" heißt die deutsche Komödie, die in der nächsten Woche in die Kinos kommt. Barbarella Entertainment und das Berger Kino haben für FR-Leser und -Leserinnen insgesamt 20 Gratis-Karten zur Verfügung gestellt. Sie gelten für die Preview am Mittwoch, 2. September um 23 Uhr im Berger Kino.
Interessierte können sich heute und morgen zwischen 15 und 16 Uhr an die FR-Lokalredaktion wenden, Telefon 21 99-577. abi
Kleine FR
Schwimmkurse. OBERURSEL. Der Schwimm-Club Oberursel bietet im Winterhalbjahr 1992/93 wieder zahlreiche Schwimmkurse für Kinder und Erwachsene. Neben den üblichen Kursen gehört zum Angebot auch ein Wassergewöhnungskurs für die Kleinsten und ein Stilkurs für Erwachsene. Anmeldung ist von Montag, 31. August, bis Mittwoch, 2. September, im Clubhaus am Borkenberg täglich zwischen 18 und 19 Uhr.
Es ist kaum zu glauben. Da diskutieren und streiten Politiker aller demokratischen Parteien nun schon seit Jahren über den sicherlich zum Teil vorhandenen Mißbrauch des Asylrechts und wie man ihm begegnet. Die bis vor kurzem noch heiß umkämpfte Änderung des Asyl-Artikels 16 des Grundgesetzes, die Forderung nach einem Einwanderungsgesetz mit Quotenregelungen sind in den Schlagzeilen. Ein großes Paragraphenwerk, das Gesetz zur Beschleunigung der Asylverfahren, trat nach ermüdenden Debatten am 1. Juli dieses Jahres in Kraft. Praktiker des Asylrechts und selbst einige Bundestagsabgeordnete sowie der im Sommer
Schlimmes Versäumnis
Derweil dienen an so manchen deutschen Stammtischen die wenigen, die sich strafbar machen, als willkommener Grund, alle Asylsuchenden als kriminell oder als Scheinasylanten zu brandmarken.
Vor diesem Hintergrund ist es grotesk, daß auch der Frankfurter Magistrat bisher die über 15 Jahre währende Funkstille zwischen seiner eigenen Ausländerbehörde und dem Bundesamt in Zirndorf nicht zur Kenntnis genommen hat und nun überrascht reagiert. Mit einer simplen verwaltungstechnischen Verfügung an die Ausländerbehörde wäre es ein Leichtes gewesen, dem Bundesamt schnell die Asylbewerber in Frankfurt zu benennen, gegen die wegen schwerer Straftaten ermittelt wird. Bereits dadurch hätten Asylverfahren beschleunigt und wirklich Kriminelle schneller ausgewiesen und abgeschoben werden können. Großer Gesetzeswerke hätte es nicht bedurft.
Die Folgen dieses Versäumnisses bekommen Zehntausende von Ausländern und Asylbewerber zu spüren, die hier wie die Frankfurter leben und arbeiten oder schlicht Zuflucht vor Verfolgung suchen.
Sie werden bereits - wie jetzt auch die Rostocker Ausschreitungen zeigen - von Rechtsradikalen, aber auch von "normalen Bürgern" mit Kriminellen in einen Topf geworfen. Hier durch qualifiziertes Verwaltungshandeln einen klaren Schnitt zu machen, hätte sowohl vom Magistrat als auch vom Wiesbadener Innenministerium als Aufsichtsbehörde erwartet werden müssen.
JÜRGEN SCHENK
Natürlich ist alles ganz korrekt zugegangen bei der Vermietung jenes schmucken Ernst-May-Häuschens an den Sohn des Wohnungsdezernenten Martin Berg (SPD). Das will nicht einmal die CDU bezweifeln. Berg gehört unstreitig zu den ganz Lauteren in der Politik. Der nicht üppig verdienende Junior hatte fünf Jahre auf eine der preiswerten Wohnungen der Aktienbaugesellschaft für kleine Wohnungen gewartet. Nur weil der Vater Politiker ist, darf der Sohn nicht weniger gleich als andere behandelt werden.
Es ist auch nicht zu beanstanden, wenn ein Politiker in seinem langjährigen Heim bleiben will, obwohl er zu Geld und Einfluß gekommen und die Miete immer noch überaus billig ist.
Aber wenn gerade jetzt, wenige Monate nachdem Berg wieder Stadtrat für Soziales und Wohnungswesen geworden ist, kurz nachdem er kraft Amtes auch in den Aufsichtsrat der Wohnungsgesellschaft rückte und just zu dem Zeitpunkt, wo von einem Umzug in den geliebten Vogelsberg nicht mehr die Rede sein kann und er sein Frankfurter Domizil wieder dringender benötigt - wenn gerade jetzt der neue Mietvertrag unterschrieben wird, bleibt ein schaler Beigeschmack. Zu vieles fügt sich zu gut.
Martin Berg ist ein integrer Mann. Er wird nicht mit Macht auf den eigenen Vorteil und die neue Wohnung gedrängt haben. Aber selbst eine Erinnerung, so ganz nebenbei, der zarteste Hinweis, daß die Suche wieder dringlicher sei, nachdem der Vogelsberg in weite Ferne gerückt ist - das kann Wunder wirken, wenn sie vom WohnungsdezernentenSchaler Beigeschmack und Aufsichtsrat kommen. Bewiesen ist das alles nicht, aber Berg hätte solch naheliegende Vermutungen ausräumen und sich selbst eine Wohnung auf dem freien Markt suchen sollen - statt den so vielfach begründeten Verdacht gegen sich saturierende Politiker zu nähren.
Denn eines wird Martin Berg auch wissen: Viele der mehr als 12 000 registrierten Wohnungssuchenden stehen auch schon seit vielen Jahren sehr berechtigt auf der Liste. Sie haben keinen, der mal gelegentlich und ganz so nebenbei an die Dringlichkeit ihres Anliegens erinnert. LUTZ FISCHER
Fliegen soll ein alter Menschheitstraum sein? Tatsache ist, nur wenige können das Abheben so genießen wie Hans- Dietrich Genscher. Für annähernd die Hälfte aller Fluggäste ist es ein Alptraum. Ganz zu schweigen von jenen, die zwar noch nie geflogen sind, aber genau zu wissen glauben, was ihnen über den Wolken blüht: grenzenlose Panik.
Ich gehöre zwar nicht zu diesem einen Fünftel aller Nichtflieger, die unten bleiben, weil sie sich nicht nach oben trauen. Aber ein Flug macht mir ungefähr so viel Spaß wie ein Besuch beim Zahnarzt. Beides muß aber gelegentlich sein.
So füge ich mich meinem Schicksal, und das ist gnadenlos. Schon beim Kauf des Tickets fühle ich, daß mein Leben bald verwirkt ist. Und sobald das Flugzeug auf die Startbahn rollt, würde ich am liebsten wieder aussteigen. Statt dessen sitze ich verkrampft auf meinem Platz, angeschnallt vom Start bis zur Landung und warte auf mein sicheres Ende. Schließlich sind die Signale nicht zu überhören: Erst rumpelt es, als brächen die Tragflächen ab, dann folgt ein lautes Röhren, plötzlich herrscht Totenstille und ich frage mich, ob der Pilot vielleicht gerade einem Herzinfarkt erlegen ist.
Die Statistik erklärt das Fliegen zwar zur sichersten Art der Fortbewegung, und wohlmeinende Mitmenschen werden nicht müde, einem immer wieder zu erklären, daß auf einen toten Luftpassagier 24 überfahrene Fußgänger kommen. Das Gefährlichste beim Fliegen, so heißt es, ist die Taxifahrt zum Flughafen. Tatsächlich aber kann jedes Flugzeug abstürzen. Immerhin hat es schon Prominente wie Buddy Holly getroffen. Warum also nicht mich? Eine Frage die neben Woody Allen und Ex-Box-Champion Muhammed Ali auch Peter zum erklärten Flugängstler macht. Der Ingenieur ist zwar erst zweimal geflogen, aber das war "grauenhaft stürmisch". Eigentlich wollte er nie wieder ein Flugzeug besteigen. Aber jetzt hat er seinen Traumjob angeboten bekommen. Einziger Haken: "Ich müßte mindestens zweimal im Monat fliegen."
Susanne steckt in einer ähnlichen Zwangslage. Sie ist zwar aus beruflichen Gründen Vielfliegerin, schafft es aber nur mit mehreren Kognaks, ihre Angst zu bewältigen. Tendenz steigend. "Aber bevor ich zur Alkoholikerin werde, will ich lieber etwas gegen die Angst tun."
Bei Jörg liegt der Fall noch etwas komplizierter. Er war früher Flugbegleiter, hat sogar seinen Segelflugschein gemacht und stellt trotzdem in letzter Zeit fest, "daß ich beim Fliegen immer unruhiger werde".
Uta ist zwar noch nie geflogen, "aber ich habe schon Panik, wenn ich ein Flugzeug am Himmel sehe". Auch Angelika, Heidi und Karina würden vermutlich lieber einen Löwen dressieren, als nach Übersee zu fliegen. Alle haben nicht nur die Angst gemeinsam, sondern auch die Hoffnung, beim Fliegen auf Nummer Sicher gehen zu können.
Eine Hoffnung, die mich und sieben Leidensgenossen im Frankfurter Airport- Hotel zu einem zweitägigen "Seminar für entspanntes Fliegen" zusammengeführt hat. Zum Preis von 800 Mark haben wir nun Gelegenheit, uns für den Jet-Set zu qualifizieren. Geboten wird eine Mixtur aus angewandter Psychologie, körperlichen Entspannungsübungen und flugtechnischer Aufklärung. Enthalten ist auch die einzige, wirkliche Erfolgsbestätigung, ein innerdeutscher Probeflug" "zum Einüben aller gelernten Verfahren in der Realität". Aber soweit sind wir noch lange nicht. Vorläufig gehören wir noch zu den bekennenden Aviaphobikern, Menschen, die meilenweit gehen, nur, um nicht fliegen zu müssen.
"Heute ist heute", mit dieser schlichten Feststellung hält uns die Seminarleiterin, Diplompsychologin Barbara Föse, davon ab, uns schon am Samstag vor dem Flug am Sonntag zu fürchten. Womit wir auch gleich beim Thema sind: das Fliegen und seine für Flugängstler schier grenzenlosen Risiken. Barbara Föse sammelt alles, was uns bislang das Fürchten lehrte. Susanne erzählt von ihrer Platzangst. Karina kann sich nicht erklären, warum ein Flugzeug überhaupt oben bleibt. Ute traut dem Piloten nicht. Die Schreckensvisionen reichen vom Erstickungstod bis zu meiner Lieblingssorge, daß sich das Flugzeug bei der Landung überschlagen könnte.
Während die Frauen sich mehr in dunklen Ahnungen ergehen, sind die Männer darum bemüht, ihre Angst mit dem Verweis auf die Mängel der Technik möglichst objektiv zu gestalten. Ihnen macht aber vor allem auch die Passivität zu schaffen, die sie als Bedrohung empfinden. Würden sie selbst das Flugzeug steuern, wäre ihnen wohler. So aber fühlen sie die Urangst des Ausgeliefertseins, ohne ihr jedoch nachgeben zu können. Laut Statistik gönnen sich deshalb auch dreimal mehr Frauen als Männer den emotionalen Luxus, angstauslösende Situationen wie das Fliegen zu vermeiden.
Eines aber ist allen Flugängstlern gemeinsam: Sie haben eine lebhafte Phantasie, so Barbara Föse. Und sie halten sich für den Nabel der Welt. "Warum", fragt sie, "soll ausgerechnet Ihnen etwas passieren?" Warum nicht, möchte man fragen, angesichts der langen Liste guter Gründe, auf dem Boden zu bleiben, die wir nun mit vereinten Kräften zusammengestellt haben.
Als vertrauensbildende Maßnahme wird Flugkapitän Betz hinzugezogen. Er soll durch technische Informationen die Zuversicht stärken. Und er macht seine Sache gut. Er erklärt, warum die Tragflächen so besorgniserregend schwanken "wegen der Stabilität" und daß die Motoren dann leise werden, wenn der Luftwiderstand sich verringert, "dann werden die Geräusche draußen leiser".
Selbst die Mutter aller Flugängstler- Fragen "warum fliegt ein Flugzeug eigentlich?" beantwortet Kapitän Betz anschaulich einfach. So könne ein dicker Jumbo mit ausgeschalteten Triebwerken von 10 000 Metern meist noch sanft bis zum nächsten Flughafen gleiten. Beruhigend wirkt auch der anschließende Besuch einer Flugzeughalle, wo wir den ersten direkten "Feind-Kontakt" haben. Wir nutzen das Trockentraining und sitzen im 1.-Klasse-Abteil ganz souverän zur Probe. Morgen ist schließlich morgen. Darauf bereitet Barbara Föse jetzt schon mit Entspannungsübungen vor. "Flugangst und Entspannung können nicht gemeinsam existieren", also spannen wir die Muskeln an, bis wir so erledigt sind, daß wir gar nicht mehr anders können, als zu relaxen.
Am Tag danach folgt die Probe aufs Exempel. Alle sind nervös und rekapitulieren das Muskelspiel. Beinahe wichtiger aber ist das Gefühl, nicht alleine zu sein. Keiner kneift. Gemeinsam fahren wir zum Flughafen. Auf dem endlos langen Weg zum Gate fließen dann doch die ersten Tränen. Barbara Föse kümmert sich rührend um diesen Ausbruch der Hilfslosigkeit. Vor allem Peter kämpft schwer mit sich. Für ihn mit seinem Traumjob, ist der Druck besonders stark. Aber er steigt mit ins Flugzeug nach München, spannt vorschriftsmäßig wie wir alle die Muskeln an und macht seine Atemübungen.
Der Start ist noch eine schwere Prüfung. Dann steigt das Flugzeug durch die Wolkendecke in einen perfekt blauen Himmel. Ich schaue aus dem Fenster. Diesmal nicht, weil ich mich über den Zustand der Tragflächen sorge, sondern, um die Aussicht zu genießen. Zum ersten Mal habe ich eine Ahnung, daß Fliegen wenigstens gelegentlich schön sein kann.
Und die anderen? Spätestens beim Rückflug sind die meisten aufgetaut. Susanne flirtet mit dem Steward. Karina und Jörg unterhalten sich. Uta behauptet, ihren ersten Flug zu genießen. Heidi und Angelika besichtigen das Cockpit. Nur Peter hat sich noch nicht von seiner Angst verabschiedet. Trotzdem hat er nach der zweiten glatten Landung in Frankfurt allen Grund, mit uns und Frau Föse anzustoßen. Wir haben gelernt, uns mit unserer Angst auseinanderzusetzen: als Flugängstler so mutig zu sein, einen Flug zu planen und gleichzeitig so vernünftig zu bleiben, sich gut darauf vorzubereiten. Kurz: Mit dem Kopf in den Wolken, mit beiden Beinen auf dem Boden zu bleiben. KONSTANZE KLEIS
AUSKUNFT: Zum Lufthansa-Seminar für entspanntes Fliegen über Agentur Silvia Texter-Milott, Habsburgerplatz 2, 8000 München 40, Telefon 0 89 / 39 17 39.
Die meisten Schnarcher halten ihr "Sägen" für gesundheitlich harmlos. In Wahrheit sind jedoch diese Geräusche ein Alarmsignal. Schnarcher erleiden nämlich bis zu zehnmal pro Nacht einen Atemstillstand, der jeweils Sekunden andauern kann. Der Patient erhält deshalb nicht genug Sauerstoff und ist besonders unruhig. Morgens wacht er wie gerädert auf und neigt tagsüber dazu, gelegentlich einzunicken. Mundtrockenheit und Kopfschmerzen beim Aufwachen und manchmal auch Potenzstörungen sind nicht selten die Folge mangelhafter Sauerstoffversorgung.
Schlaf-Forscher haben herausgefunden, daß vornehmlich ältere Menschen von der sogenannten Schlafapnoe betroffen sind. Etwa 25 Prozent leiden an derartigen Atmungsstörungen, wobei die Schnarcher offenbar zu mehrfachem Atemstillstand neigen. Starkes Übergewicht und/oder ein zu hoher Blutdruck (Hypertonie) sind ebenfalls Risikofaktoren. Bei der wissenschaftlichen Erforschung der Schlafapnoe stellte sich unlängst heraus, daß möglicherweise noch mehr Störungen mit nächtlichem Atemstillstand zusammenhängen:
• Unregelmäßiger Herzrhythmus wie zum Beispiel Herzrasen (Tachykardie) oder ein zu langsamer Herzschlag (Bradykardie);
• ein auffallend hoher Blutdruck während der Nacht und in den Morgenstunden;
• unerklärliche Erregbarkeit und innere Unruhe, auch wenn keine seelischen Belastungen vorliegen. Stockt dem Schläfer mehrmals für längere Zeit der Atem, so erstickt er zwar nicht - der fehlende Sauerstoff verändert aber die Zusammensetzung aller Blutgase und den gesamten Stoffwechsel. Nächtliche Kreislaufstörungen mit zu hohem Blutdruck können sogar zum Herzinfarkt oder einem Schlaganfall in den frühen Morgenstunden führen. Auch die Hormonproduktion gerät in Unordnung, wenn Atmungsstörungen dieses Funktionssystem beeinträchtigen. So wird bei Schläfern, die nachts mehrmals einen Atemstillstand haben, das Streßhormon Adrenalin besonders stark ausgeschüttet, was wiederum den Herzrhythmus aus dem Takt bringt.
In derartigen Fällen muß sich der Arzt unbedingt auch nach Schlafproblemen erkundigen. Ist der Patient im mittleren bis höheren Lebensalter, hat er Übergewicht und schnarcht, so ist zu prüfen, ob nächtliche Atmungsstörungen vielleicht die Wurzel aller Beschwerden sind.
Zur Stellung einer Diagnose sieht der Arzt zunächst nach, ob Verengungen im Nasen-Rachenraum vorliegen und ob die Nasennebenhöhlen entzündet sind. Auch die Funktion der Lunge muß er überprüfen. Eine Röntgenaufnahme des Brustraums (Thorax) ist ebenfalls notwendig. Ferner sind elektrokardiographische Langzeit-Untersuchungen (EKG) über Nacht ebenso wichtig wie eine Kontrolle der Blutwerte und der Blutgase. Arzt und Patient sollten dann noch einen Diagnoseschritt weitergehen und in einem Schlaflabor eine sogenannte Polysomnographie aufzeichnen lassen. Dabei werden die Tiefe des Schlafs, seine Dauer, der Atemfluß und die Anstrengung beim Atmen, der Sauerstoffgehalt des Bluts während der Nacht, das Herzstrombild sowie jede Körperbewegung registriert.
Ergeben sich daraus - auch bei jüngeren Menschen - Hinweise auf eine Schlafapnoe, so wird der Arzt jüngeren Patienten zunächst weitere halbjährliche Kontrollen anraten. Außerdem darf der Betroffene nicht rauchen und vor dem Schlafengehen keinen Alkohol trinken. Er muß Übergewicht abbauen und Bluthochdruck senken. Auch eine allgemein gesunde Lebensweise mit geregelten Schlaf- und Wachzeiten (möglichst kein Schichtdienst) kann dazu beitragen, nächtliche Atmungsstörungen zu vermeiden. Schlaf- oder Beruhigungsmittel sind jedoch nicht zu empfehlen, da sie den natürlichen Schlaf beeinträchtigen. Spezielle Medikamente etwa gegen Asthma helfen hier wenig oder gar nicht. Bei schweren Atmungsstörungen ist aber eine Sauerstoff-Therapie nützlich. Am besten bewährt sich die Überdruckbeatmung während der Nacht, wobei der Sauerstoff über die Nase zugeführt wird, so daß der Mund geschlossen bleibt und der Schläfer nicht schnarcht. Sauerstoffgeräte für den Hausgebrauch gibt es ab 5000 DM. Wenn alle Untersuchungen die Notwendigkeit einer solchen Anschaffung ergeben und der behandelnde Arzt das Gerät verordnet, sind nach Angaben des AOK-Landesverbands Bayern die öffentlichen Krankenversicherungsträger zur Kostenübernahme bereit. Dr. med. HANNS H. WENK
Stellt euch das einmal vor: Muscheln als Geld. Kann das funktionieren? Das hört sich doch so an, als könnte man einfach an einen Strand gehen. Aber dann ist eigentlich nicht einzusehen, warum der Händler sich nicht auch einfach die Muscheln vom Strand holt, anstatt mir im Austausch dafür etwas zu verkaufen. Ich denke, hier bei uns würde man das gar nicht erst versuchen. Da, wo tatsächlich Muscheln als Geld verwendet werden - oder wurden - ging das aber auch nicht so einfach.
Nehmen wir als Beispiel das Muschelgeld von Neubritannien in der Südsee. Dort werden sogenannte Nassa-Schnekken als Geld verwendet, die es aber da selbst gar nicht gibt. Sie müssen 350 Kilometer weit weg über See eingehandelt werden. Für diesen Weg gibt es keine Motorboote oder gar Flugzeuge, sondern nur kleine Holzboote, mit denen die Fahrt über das offene Meer - 350 Kilometer ist ungefähr so weit wie von hier nach München - recht gefährlich ist. Man fährt also dort hin und tauscht die Schnecken gegen allerlei landwirtschaftliche Produkte, gegen Schweine, Hunde und Tabak ein. Wenn man mit den Schnecken wieder zurückgekommen ist, schlägt man ihnen den Rücken ab, so daß man sie auf Rotangschnüre - die sehen ein wenig aus wie Schilfrohre - auffädeln kann.
So aufgefädelt ist der Transport der Schnecken leichter, die Länge der Schnüre ist ganz unterschiedlich: Kurze, mit zehn oder 20 Muscheln, reichen für kleinere Einkäufe auf dem Markt, größere braucht man für teurere Dinge. Besitzt eine Familie große Mengen des Muschelgeldes, werden die langen Schnüre zu Reifen gebunden, die einen Durchmesser von bis zu einem Meter haben können und mehrere tausend Muscheln umfassen. Diese Muschelgeldreifen werden nicht zu Hause, sondern in einem gesonderten Bankhaus aufbewahrt, in dem auch die Reifen der anderen Dorfbewohner hängen. Dieses Haus wird von einem Wächter bewacht, der dafür extra bezahlt wird; wichtig für die Bewohner von Neubritannien ist, daß jeder andere sehen kann, wer wieviel besitzt.
Zu zeigen, was man hat, ist auch in anderen Teilen der Welt der wichtigste Aspekt des Reichtums. Ein wenig ist das bei uns ja auch so: Das große Auto, das große Haus, der Pelzmantel, das hat ja nicht immer was mit Notwendigkeit oder Bequemlichkeit zu tun. Aber niemand würde bei uns auf die Idee kommen, beispielsweise das Sparkonto öffentlich auszuhängen. So sehr läßt man sich ja nun doch nicht in die Karten sehen - aber das wäre die Parallele zu dem, was die Bewohner von Neubritannien mit ihren Muschelgeldreifen machen.
GRIESHEIM. "Der nächste soziale Brennpunkt ist schon vorprogrammiert. Und wenn nicht sofort gehandelt wird, dann haben wir hier bald die gleichen Probleme wie in der Ahornstraße." So dramatisch formulierte Stadtbezirksvorsteherin Christel Götz die Zukunft des nördlichen Griesheim.
Nach ihrer Auffassung, die sie mit Jugend-und Sozialarbeitern teilt, entwikkelt sich im Viertel zwischen Mainzer Landstraße, Waldschulstraße und Oeserstraße eine neue "Problemzone". In einem Gespräch mit der Stadtteil-Rundschau erläuterte Christel Götz ihre Erfahrungen im Viertel, die bis zu Jugendkriminalität und offener Gewalt auf den Straßen gehen.
"Eigentlich ist Griesheim ein toleranter Stadtteil, der ein gutes Miteinander hat. Wenn jedoch weiterhin immer weniger Geld in Jugendarbeit und soziale Einrichtungen gesteckt wird, sehe ich schwarz", sagt die besorgte Stadtbezirksvorsteherin. Scharfe Kritik übt Frau Götz an den Fehlplanungen der vergangenen zehn Jahre.
Noch unter CDU-Mehrheit seien 240 Wohneinheiten in Nord-Griesheim gebaut worden. Die Infrastruktur sei jedoch vergessen worden. Weder an Einkaufsmöglichkeiten, eine Kindertagesstätte noch an einen Jugendtreff sei gedacht worden. Meßbar wird das Problem anhand von Zahlen: Im nördlichen Griesheim wohnen knapp 1400 Menschen, mehr als 400 von ihnen sind Kinder. "Die Kinder die damals hierher zogen, sind jetzt um die 15 Jahre alt. Die hängen den ganzen Tag auf der Straße rum, weil sie nirgends hingehen können," sagt Christel Götz. Die mieserable Versorgung Griesheims mit sozialen Einrichtungen wird schon daran deutlich, daß es keine Sozialstation gibt. Betroffene müssen das Haus im Gallusviertel aufsuchen.
Auch Jugendarbeiter Volker Rapp vom Jugendbüro Griesheim sieht großen Nachholbedarf bei der Betreuung von Heranwachsenden. "Es gibt keinen einzige Treffpunkt, wo Jugendliche täglich hingehen können," bemängelt er. Dabei zeigt eine städtische Statistik: Der Anteil der bis 18jährigen im nördlichen Griesheim liegt bei 28 Prozent, im übrigen Stadtgebiet sind es 14 Prozent. "Das verstärkt eindeutig den Handlungbedarf," meint der Jugendarbeiter.
Volker Rapp geht mit "Streetwork" auf die 12- bis 20jährigen zu und gewinnt so Stück für Stück ihr Vertrauen. Auffällig ist für ihn die Isolation von Jugendcliquen selbst innerhalb Griesheims. Nach seinen Erfahrungen schotten sich die Gruppen gegeneinander ab und gehen kaum aus dem Stadtteil heraus. "Da existiert ein regelrechtes Quartierdenken", so Rapp. Nach seiner Ansicht muß sofort eine ganztägig geöffnete Einrichtung her, in der eine Betreuung und Beratung möglich ist. "Selbst wenn die häßlichen Alibispielplätze der Wohnblocks neu gestaltet würden, wäre das Problem keineswegs gelöst. Die Kinder brauchen Ansprechpartner, die mit Rat und Hilfe zur Seite stehen."
Der Mitarbeiter des Jugendbüros Griesheim sieht vor allem in der hohen Jugendarbeitslosigkeit, die teilweise über 20 Prozent liegt, eine Gefahr. Der klassische Teufelskreis Arbeitslosigkeit, keine Wohnung, Alkohol, Kriminalität sei in Griesheim auch bei Jüngeren immer stärker zu beobachten. "Es ist schon schwer genug, jemanden zum Hauptschulabschluß zu überreden. Die wenigsten finden den Anschluß in die Berufswelt, weil sie nie gelernt haben zu arbeiten," so Volker Rapp.
Teresa Monteforte, seit 18 Jahren Griesheimer Bürgerin, ist überzeugt, daß die Gewalt auf den Straßen immer weiter zunehmen wird, wenn nicht bald etwas geschieht. "Ich kann meine elfjährige Tochter nur in bestimmte Ecken zum Spielen schicken. Die Gefahr, daß ihr etwas passiert ist einfach zu groß." Teresa Monteforte berichtet von Zwölfjährigen, die Autos aufbrechen und mit Messern bewaffnet sind.
Christel Götz, die das Amt der Stadtbezirksvorsteherin vor zwei Monaten übernahm, will nun Druck auf Magistrat und Stadtverordnete ausüben, damit Griesheim nicht länger stiefmütterlich behandelt wird. "Es kann sich nur etwas ändern, wenn wir immer wieder auf uns aufmerksam machen," fordert sie. hen
Die Bürgerinitiative Alt-Sachsenhausen sucht Mitstreiter, die sich für die Interessen der Einwohner des "Ebbelweiviertels" einsetzen wollen. Zur nächsten Versammlung treffen sich die Mitglieder am Mittwoch, 9. September, 20 Uhr, im Hotel Kutsch, Kleine Rittergasse 5. kan
Der Kleingärtnerverein Westend feiert am Samstag, 5. September, sein traditionelles Sommerfest. Den ganzen Tag über locken zahlreiche Attraktionen auf dem Festplatz "Zur Frankenfurt" in Goldstein (Haltestellen Tannenkopfweg oder Tränkweg der Buslinie 70): ab 10 Uhr gibt es einen großen Flohmarkt, ab 16 spielt das Sachsenhäuser Fanfarencorps und ab 18 Uhr die "Schwarzbach-Combo". js/35
SACHSENHAUSEN. Die Elterninitiative Sachsenhausen (EIS) kann auch in der zweiten Jahreshälfte ihre Arbeit fortsetzen: "Es gibt eine mündliche Zusage des Jugendamtes hinsichtlich der Finanzierung. Darauf verlassen wir uns", erklärte Doris Schumann, Mitarbeiterin des Projektes in der Brückenstraße, erleichtert. Mittlerweile wurde auch das sehnsüchtig erwartete Geld für das erste Halbjahr 1992 ausgezahlt und die EIS kann damit ihre Spielangebote für Kinder fortführen. Eine Woche vor Ferienbeginn sah es noch ganz düster aus: Rund 40 000 Mark fehlten in der Kasse, die Arbeit mußte kurzzeitig eingestellt werden.
Der Grund: Bereits bestehende Finanzierungszusagen der Stadt konnten nicht eingehalten werden, da sich die Verabschiedung des Haushaltes immer weiter verzögerte. Die Verzögerung überbrückte die EIS zunächst mit "Bordmitteln": Die angestellten Honorarkräfte wurden mit Mitgliedsbeiträgen und Spenden bezahlt. Das ging eine ganze Weile lang gut, doch eine Woche vor Ferienbeginn war Schluß: "Da war überhaupt kein Geld mehr in unserer Kasse", erklärte Brigitte Unterhinninghofen, Pressesprecherin des Vereins.
Den in der Elterninitiative zusammengeschlossenen Vätern und Müttern erschien das schwer verständlich, denn erst kürzlich war das Spielhaus in der Brükkenstraße für rund 400 000 Mark renoviert und umgebaut worden. Brigitte Unterhinnighofen: "Dann mußten wir die Tür zumachen, weil wir das Honorar von 11 Mark die Stunde nicht mehr bezahlen konnten."
Während der Urlaubszeit veranstaltete die EIS ihre Sommerferienspiele. Glücklicherweise konnten die Betreuer der Elterninitiative dabei mit den Mitteln aus einem anderen kommunalen "Topf" bezahlt werden. So mußten die Kinder nicht auf ihr Vergnügen verzichten. Im Gegenteil!
An drei Tagen der Woche wurde dem Nachwuchs die Gelegenheit geboten, kostenlos das Textorbad zu besuchen. Das Angebot sprach sich schnell herum. Zu Beginn der Ferienaktion nahmen rund 20 Kinder am gemeinsamen Badespaß teil, nach sechs Wochen war die Zahl auf etwa 30 Kinder im Alter zwischen vier und 14 Jahren angewachsen, die von drei bis vier Betreuern begleitet wurden. "Alle Kinder waren mit Spaß und Eifer bei der Sache. Wer mit uns schwimmen geht wird nicht getrimmt, sondern tut, wozu er gerade Lust hat. Aber die meisten Kinder wollen schwimmen lernen und die es schon können, wollen etwas dazulernen", zog Doris Schumann, die als geprüfte Schwimmlehrerin das Projekt der EIS betreute, eine "feucht-fröhliche" Bilanz.
Auch die Kinder ließen sich prüfen: Elf machten eine Art Grundschein, das "Seepferdchen", zwölf absolvierten die Freischwimmerprüfung in Bronze und zwei Kinder schafften sogar den Jugendschwimmschein in Gold. Zwei Jungen begannen mit den Prüfungen zum Fahrtenschwimmer in Silber, obwohl sie erst während der Ferienspiele das Schwimmen erlernt hatten.
Zum Abschluß der Ferien gab es noch eine Schwimm-Olympiade, bei der es zwar keine Medaillen aus Edelmetall zu gewinnen gab, dafür aber kleine attraktive Preise an die Sieger verteilt wurden. Damit niemand leer ausging, gab es zusätzlich Eis mit Sahne für alle.
Doch der Spaß ist noch nicht zu Ende: Die Elterninitiative wird künftig jeden Donnerstag um 15 Uhr das Textorbad besuchen. Und wer lieber auf dem Trockenen bleibt, für den gibt es außerdem die Spielstunden: montags bis freitags zwischen 15 und 17 Uhr im Spielhaus in der Brückenstraße. kan
SACHSENHAUSEN. In zwei Wochen soll alles fertig sein: Während der Sommerferien wurden im Chemiesaal der Carl-Schurz-Schule, Holbeinstraße 21, Renovierungsarbeiten begonnen, die jetzt dem Ende entgegengehen. Und auch im Keller des Sachsenhäuser Gymnasiums waren Spezialisten an der Arbeit. Das Heizungssystem wurde verbessert und statt der einfachen Heizkessel wurden von einem Ingenieurbüro zwei hochmoderne Blockheizkraftwerke aufgestellt. Sie sollen die Schule künftig mit Wärme und das Leitungsnetz der Stadtwerke mit elektrischer Energie beliefern.
Im Chemiesaal waren die Erneuerungsarbeiten besonders dringend. Rund 220 000 Mark mußte die Stadt Frankfurt investieren, um die Chemikaliensammlung der Schule wieder auf Vordermann zu bringen. Sie war in langen Dienstjahren heruntergekommen, der Kühlschrank fiel von Zeit zu Zeit aus, in den Laugenschränken war der Boden durchgerostet und gängige Sicherheitsbestimmungen konnten nicht eingehalten werden. Kein Versäumnis der letzten Jahre: Die Ausstattung des Chemiesaales war seit der Eröffnung der Schule im Jahr 1957 nicht überholt worden.
Zwischenzeitlich waren die Mängel derartig gravierend geworden, daß die Schulleitung die "Notbremse" zog und die Chemiekaliensammlung schließen ließ. Keine einfache Entscheidung, denn schließlich gab es auch Abiturienten in Leistungskursen, die nicht auf eine neue Ausstattung für den Chemiesaal warten konnten. "Wir haben einiges mit Kreide und Computer ausgeglichen, zum Glück hat uns die chemische Industrie dabei großzügig unterstützt", erzählte Dr. Werner Kexel, Fachbereichsleiter Naturwissenschaften der Carl-Schurz-Schule. Die Experimentalstunden der Leistungskurse wurden jedoch ausgelagert: Die Farbwerke Hoechst AG stellten ihre Räume zur Verfügung. "So schön wie da, wird es hier nicht", stellte Dr. Kexel bedauernd fest.
Fachbereichsleiter Kexel bedauert auch den Zustand der Physiksammlung: Sie ist ebenfalls 35 Jahre alt, doch bestehen hier zum Glück noch keine Sicherheitsrisiken. Aber auf dem neusten Stand der Forschung ist die Sammlung der physikalischen Geräte auch nicht mehr.
Dafür beheimatet der Schulkeller nun den jüngsten Stand der Technik. Hier werden in wenigen Wochen zwei sechszylindrige Gasmotoren als sogenannte "Blockheizkraftwerke" leise brummend ihren Dienst versehen. Sie sollen nicht nur das Schulgebäude heizen, sondern auch das 120 000 Liter Wasser enthaltende Lehrschwimmbecken des Gymnasiums aufwärmen. Die Carl-Schurz-Schule ist die erste Frankfurter Schule, in die die Technologie der Blockheizkraftwerke Einzug hält - drei weitere Schulen sollen folgen.
Blockheizkraftwerke sind fest eingebaute Fahrzeugmotoren, deren Kühlwasser dazu verwendet wird, die umliegenden Gebäude zu heizen. Die Kraft des Motors dient gleichzeitig dazu, elektrischen Strom zu erzeugen. Die eingesetzte Energie wird optimal ausgenutzt. Blockheizkraftwerke gelten daher auch als besonders umweltfreundlich, zumal zusätzlich moderne Katalysatorentechnik zum Einsatz kommt.
"Mit den Katalysatoren haben wir eine saubere Luft, zumindest was unsere Schule angeht", stellte Schulverwalter Klaus-Peter Ickstadt fest. Er hatte selbst mitgeholfen, als ein Kran den 22 Meter langen "Auspuff" in den Schornstein hievte. Auch der Lärm sei kein Problem, versicherte er, die neue Motorentechnik sei leiser als das Fauchen der alten Brenner an den Kesseln. "Ich persönlich als Energiesparer bin ganz happy", zeigte sich Ickstadt von der neuen Technik begeistert. Wenn Reperaturen notwendig werden, kann er jedoch nicht mehr helfen. Dann heißt es für ihn, den Motor abzustellen, den alten Heizungskessel anzuwerfen und die Wartungsfirma zu benachrichtigen.
Klaus-Peter Ickstadt wünscht sich jedoch noch weitere Verbesserungen, um noch mehr Heizenergie an der Carl- Schurz-Schule einsparen zu können: "Wir bräuchten neue Schaltanlagen für die Heizung, dann könnten wir noch mehr sparen." kan
Aber nun zu den Indianern an der amerikanischen Nordwestküste. Geld brauchten sie dort eigentlich seltener zum Einkaufen: Lebensmittel baute man selbst an, Fische fing man selber und auch das Wild konnte man selbst jagen. Für die alltäglichen Sachen brauchte man also kein Geld - wie übrigens in vielen Gegenden auf der Erde, in Amerika, Afrika oder Asien, wo die meisten Menschen von der Landwirtschaft leben und sich selbst ihre Lebensmittel selbst anbauen. Wenn man aber etwas verkauft hatte und dadurch in den Besitz von Geld gekommen war, wurde meistens ein großer Teil davon gespart.
Auch bei diesen Indianern sah das Geld nicht so aus wie bei uns, es bestand vielmehr aus Decken und aus Kupferplatten. Wenn man dann sehr viel gespart hatte - das konnte viele Jahre dauern -, lud man alle Verwandten und Bewohner des Dorfes zu einem riesengroßen Fest ein. Von einem Teil des gesparten Geldes kaufte man Lebensmittel und Getränke zum Bewirten der Gäste. Der Rest der Decken und Kupferplatten wurde zum Teil an die Gäste verschenkt und das, was dann noch übrig blieb, wurde verbrannt. Am Ende eines solchen Tages war der Gastgeber zwar bettelarm, aber sein Ansehen war ungeheuer stark gestiegen - und allein darauf kam es an.
Materiell rechnete sich ein solches "Potlatsch"-Fest höchstens langfristig: Alle, die eingeladen waren, standen natürlich in der moralischen Verpflichtung, auch einmal ein solches Fest auszurichten und dann ihrerseits die Gäste zu beschenken. (Auch bei uns gilt es ja als höchst unfein, wenn man sich immer nur einladen läßt.) Und jeder war auch bestrebt, sein Fest noch größer und prachtvoller ausfallen zu lassen als das vorhergehende. Diese Verpflichtung vererbte sich auch auf die Kinder und Enkel.
Jetzt habe ich euch also zwei Beispiele von insgesamt über zwanzig erzählt, die im Augenblick in der Ausstellung "Fremdes Geld" im Frankfurter Völkerkundemuseum am Museumsufer zu sehen sind. Wenn ihr neugierig geworden seid, habt ihr noch bis Mitte Oktober Zeit, einmal reinzuschauen. ANDREA REIKAT
Vom einfachen karibischen Alltag in Santo Domingo, einer Stadt ohne Hochhäuser und Verkehrschaos, war im Begrüßungsfilm der Fluggesellschaft die Rede gewesen - blanker Zynismus angesichts der Realität: Am Straßenrand sind die Gehsteige aufgebrochen. Man hat die Wasserleitungen freigelegt und die Anschlüsse geöffnet. Frauen und Kinder schöpfen mit Blechdosen das Wasser aus den Lachen und füllen es in die üblichen Drei-Liter-Plastikflaschen, in denen in den Läden Trinkwasser verkauft wird, für etwa dreißig Pfennig. Das ist für die meisten schon ein kleines Vermögen. Die offizielle Arbeitslosenquote liegt bei 30 Prozent. Wer weder einen festen Arbeitsplatz besitzt und auch nicht an den rund 600 Millionen US-Dollar partizipieren kann, die die in den Vereinigten Staaten lebenden Dominikaner jährlich nach Hause schicken, dem bleibt in der Regel nur die Prostitution, der kleine Betrug und das schnelle Geschäft mit der immer größer werdenden Schar der Touristen. "You wanna change money? Dollar-change?"
Dennoch, wer im dominikanischen Teil der Insel Hispaniola lebt, kann sich, zumindest statistisch betrachtet, glücklich schätzen. Die westliche Inselhälfte heißt Haiti, dort erreicht das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen nur ein Viertel der knappen 1000 US-Dollar, die der vollbeschäftigte Dominikaner im Jahr nach Hause trägt. Die Folge: die Haitianer sind hier Gastarbeiter und preisdrückende Konkurrenten der dominikanischen Landarbeiter. Für nur fünfzig Pfennig pro Tag schlagen sie Zuckerrohr in den großen Plantagen der Rumfabriken.
Am Beginn meiner Reise hatte ich sie gesehen, im Norden der Insel. Sie wanderten in kleinen Gruppen am Straßenrand, müde, die langen Hackmesser wie bedrohliche Waffen in den Händen, zerlumpt und zu arm, sich für ein paar Pesos den Weg durch ein Kleinbustaxi, einem Guagua, erleichtern zu können. Mein Wissen um die Probleme der Insel, deren kontinuierliche Plünderung im Grunde mit der Entdeckung durch Kolumbus am 6. Dezember des Jahres 1492 begonnen hatte und dessen Endstadium mit der seit dem Ende der achtziger Jahre boomenden touristischen Ausbeutung erreicht sein könnte, weil die Einkünfte aus dem Urlaubsgeschäft offensichtlich nicht auf die Insel zurückfließen, dieses Wissen verschwindet rasch unter den überwältigenden Eindrücken der Landschaft. Die Regenzeit hat gerade begonnen, bis dicht an die Straßenränder wuchert das unendliche Grün in hundert Schattierungen, dicke bunte Blütenpunkte dazwischen, Hibiskus, Olenader, Orchideen. So gesehen ein Idyll. Und auch die erste Stadt, Sosua, die ich vom Flughafen Puerto Plata aus erreiche, läßt jenes Karibik-Feeling aufkommen, auf das man angesichts der Bilder und Prospekte schon im Reisebüro gehofft hatte.
Genau genommen besteht Sosua aus zwei Städten, dem ärmeren Los Charamicos und dem touristischen El Batey. Dazwischen erstreckt sich eine Strandpromenade, die ihren karibischen Charme noch nicht verloren hat. Türkisblaues Meer, heller, fast weißer Sand, darüber ein dichtes grünes Blätterdach und ein liebenswerter langer Reigen der unterschiedlichsten Souvenirläden und Bars im karibischen Farbenspiel, das auf erstaunlich anmutige Weise die krassesten Gegensätze harmonisiert. Bevorzugt werden Grün, Blau, Rot und Orange. Selbstverständlich wird der Neuankömmling an seiner blassen Gesichtsfarbe sofort erkannt und freundlich bis nachdrücklich in die Verkaufsstände gezerrt. Das setzt sich fort auf der Hauptstraße, wo sich, ebenfalls unter dichtem Baumwerk, die fliegenden Händler gleich zu mehreren an mich hängen. Ich gebe nach, kaufe einen Strohhut und habe vorerst Ruhe. An einer Ecke sammeln sich die "motoconchos"; wer ein Motorrad hat, nutzt es als billiges Taxi. Ansonsten sind hier nur noch die kleinen Obststände im Besitz der Einheimischen. Die lukrativsten Bars, Restaurants, Schmuck- und Bekleidungsgeschäfte sind bereits fest in deutscher Hand, wie auch die größeren Hotels am Strand. Ich wähle ein kleineres im Ortskern und stelle fest, daß es in amerikanischem Besitz ist.
Seit etwa Ende der 70er Jahre sind die Amerikaner hier gern gesehene, zahlungskräftige Gäste. Das war nicht immer so. In früheren Jahren waren sie verhaßt. Denn von 1916-1924 hatten amerikanische Marines die bedrohlich verschuldete Insel besetzt und sich zur Schutzmacht erklärt. In diese Zeit der amerikanischen Bevormundung fällt der Aufstieg des Rafael Leónideas Trujillo. Er begann als Polizist, wurde Polizeichef von Santiago, der zweitgrößten Stadt der Republik, und schließlich Kommandeur der Nationalpolizei. Nach einem verheerenden Wirbelsturm sicherte sich Trujillo die Gunst des Volkes, indem er rasch und unbürokratisch den Wiederaufbau und die Versorgung organisierte. Seine Macht wuchs schnell. 1930, sechs Jahre nach dem Ende der amerikanischen Besatzung, übernahm General Trujillo die Macht. In den drei Jahrzehnten seiner blutigen Diktatur brachte Trujillo große Teile des Landes in seinen Besitz. Großgrundbesitzer verschwanden in Gefängnissen, ihre Güter und fast alle Wirtschaftszweige wurden unter den Mitgliedern der Trujillo-Sippe verteilt. Es heißt, daß der amerikanische CIA beteiligt gewesen sein soll, als der Diktator am 31. Mai 1961 in Santo Domingo, damals "Ciudad Trujillo" genannt, einem Attentat zum Opfer fiel.
Die Macht übernahm vorübergehend der Kanzler des Trujillo-Kabinetts, Joaquin Balaguer. Er konnte sich aber nur bis zu den ersten freien Wahlen am 20. Dezember 1962 halten. Neuer Staatspräsident wurde Juan Bosch, der Führer der im kubanischen Exil gegründeten Revolutionspartei. Aber auch er blieb nicht lange an der Macht, seinen liberalen Verfassungsreformen machte ein Militärputsch ein Ende, Bosch ging erneut ins Exil, diesmal nach Puerto Rico. Nach wechselvollen politischen Mehrheitsverhältnissen gab es die gleiche Konstellation im Wahlkampf des Jahres 1990. Es siegte die konservative Reformistenpartei des Dr. Balaguer.
Einer Fernsehansprache des Präsidenten entnehme ich, daß er um Sympathie für die Polizei wirbt. Auch sie hätten unter den allgemeinen Problemen zu leiden. Auf der Fahrt im Guagua, eng zusammengepfercht mit siebzehn anderen Fahrgästen, erfahre ich, was das heißt. Auf einer Strecke von dreißig Kilometern passieren wir zwei Polizeisperren. Bei der freundlichen Begrüßung wechseln ein paar Geldscheine den Besitzer. Es gibt keinen erkennbaren Grund für eine Kontrolle, die Geschwindigkeit ist normal und das Überladen der kleinen Minibusse entspricht gängiger Praxis. Aber es gibt viele Gründe für die alltägliche Korruption.
Die eingezäunten, bewachten Hotelghettos zwischen den Städten interessieren mich. Sosua und das benachbarte Cabarete, etwa 15 Kilometer östlich, sind kleine touristische Dörfer mit der dazugehörigen Infrastruktur. Wie aber mag ein Urlaub aussehen, wenn man außer der Hotelanlage, dem Strand und ein wenig Animation weit und breit nichts vorfindet? Ich quartiere mich in einem "Beach Resort" ein und finde alle meine Vorurteile bestätigt. Auch dieser Hotelkomplex, eine für sich genommen durchaus attraktive Anlage mit einzelnen Häusern in einem gepflegten Park, ist fest in deutscher Hand. Vier leidgeprüfte Reiseleiter führender deutscher Touristikunternehmen wechseln sich ab im endlosen Diskutieren und Beschwerdeannehmen: defekte Klimaanlagen, Ausfälle in der Wasserversorgung, ungeschulter Service. Ein Hohn angesichts der wirklichen Probleme des emsig bemühten, aber schon mitunter resignierenden Hotelpersonals. Der Empfangschef geht hier mit 100 Dollar Monatslohn nach Hause, ohne zu wissen, ob er in der nächsten Saison wieder dabei ist.
Ich besteige den Überlandbus in Richtung Süden und erreiche nach fünf Stunden Santo Domingo - begleitet von Arnold Schwarzenegger, denn trotz des niedrigen Fahrpreises und der zerlumpten Sitze hat jeder Bus ein Videogerät. Mein Hotel der mittleren Preisklasse (30 Dollar) muß gerechterweise eine Absteige genannt werden. Immerhin, man leistet sich den Luxus eines Empfangschefs und eines Liftboys. Nach der ersten Nacht ziehe ich allerdings die Treppe vor: Es hat nicht weniger als acht Stromausfälle gegeben. Am Morgen sehe ich, daß sich die Geschäftsleute an der Haupteinkaufsstraße bereits vom öffentlichen Stromversorgungsnetz unabhängig gemacht haben. Vor jedem Laden knattert ein kleiner Generator und verpestet die Luft.
Nein, eine Hauptstadt, wie man sie sich gemeinhin vorstellt, ist Santo Domingo nicht. Überall sind die Spuren der Naturkatastrophen noch deutlich zu erkennen, als habe man den Mut verloren, noch einmal mit dem Wiederaufbau anzufangen. Und woher soll man das Material und das Geld nehmen, denn auch wirtschaftlich haben Erdbeben und Wirbelstürme verheerend gewirkt. Der letzte fegte im Jahre 1979 über die Insel, entriß 3000 Menschen das Leben und 70 000 das Dach über dem Kopf. Zwar gibt es am Malecon, der einst prächtigen Strandpromenade, große Hotelneubauten, darunter auch das Sheraton, ansonsten wird geflickschustert und übertüncht. Das Baden am städtischen Strand ist unmöglich, er gleicht einer Mülldeponie.
Bei einem Spaziergang gen Osten in Richtung des Ethnologischen Museums, des Museo del Hombre Dominicano, lerne ich die besseren Stadtviertel kennen: kleinere Villen, von Gärten und Parkanlagen umgeben, hier und da an amerikanische Vorstädte erinnernd. Plötzlich fahren MG-Schützen auf offenen Jeeps an mir vorbei. Die Gegend gehört zum Universitätsgelände und ist, wenn ich die Bilder der Fernsehnachrichten recht verstanden habe, potentieller Unruheherd. Seit 1988 waren immer wieder Protestaktionen gegen Energieknappheit und Preiserhöhungen bei den Grundnahrungsmitteln in gewaltsame Auseinandersetzungen umgeschlagen. 1990 kam es zu einem Generalstreik. Man spürt, das Jubiläumsjahr wäre ein willkommener Anlaß für einen Bürgeraufstand.
Alberto, Ignacio und Ramon, die auf der Plaza de Colon die Touristen beschwatzen, sie wären gewiß dabei. Wie hatte Ramon bei seiner hastigen Führung das älteste Gotteshaus der Neuen Welt, die Catedrale de Santa Mari la Menor aus dem Jahre 1541 bezeichnet: die denkwürdige Grabstätte des Christoph Kolumbus. Denkwürdig allemal, wie das ganze koloniale Altstadtviertel. Die Denkwürdigkeiten beginnen mit der noch immer nicht geklärten Frage, ob es wirklich die Gebeine des Seefahrers waren, die hier gefunden wurden. Vermutlich wurde hier sein Enkel begraben. Die Familie des Entdeckers richtete sich feudal ein auf der Kolonie Hispaniola. Bruder Bartholomé und Sohn Diego regierten als Gouvenuer und Vizekönig vom Alcazar de Colon aus. Seit drei Jahren wird hier mit den feinsten Materialien restauriert und umgebaut. Die Elendsquartiere am Rande der historischen Altstadt müssen weichen, ebenso wie die Notbehausungen am Ufer des Rio Ozama und im östlichen Teil der Stadt, wo im Park Mirador del Este für mehrere Millionen US-Dollar die riesige, mehrere hundert Meter große kreuzförmige Pyramide des Faro a Colon gebaut wird. Jene historisch fragwürdigen Kolumbus-Gebeine wurden hier bereits vor zwei Jahren einbetonniert. Eine Art Leuchtturm, ein Lichthaus, soll dieses Kolumbus-Denkmal werden, mit sechs verschiedenen Museen und einer weithin sichtbaren Laserlicht-Installation.
Noch ist wenig mehr zu erkennen als nackter Beton, und wie die Energieversorgung für das zukünftige Denkmal sichergestellt werden soll, ist angesichts der chaotischen Versorgungslage fraglich. Ebenso wird es kaum gelingen, durch Abreißen und Umsiedeln der Elendsviertel, den Jubiläumsfrieden wahren zu können. Das Elend ist allgegenwärtig, und wer von der fein restaurierten Stadtmauer am Rio Ozama nach hinten schaut, dorthin wo auch Vizekönig und Gouverneur ihren Blick richteteten, dem schallt manch unfeiner Fluch entgegen aus den mit Wellblech notdürftig geflickten Ruinen, deren Grundsubstanz gewiß so alt ist wie der Palast und die Festungsanlage. Man sollte sie in ihrem jetzigen Zustand erhalten, samt den Parolen an den Wänden - um der historischen Wahrheit willen. Wer das wirkliche Mahnmal sehen will, der stelle sich auf die obere Terrasse im zweiten Geschoß des Gouverneurspalastes, dort wo sich die Conquistadoren Hernan Cortez, Ponce de Leon und Nunez de Balboa trafen. Wer hier dem neuen Betonkoloß zu Ehren des Entdeckers Cristobal Colon den Rücken kehrt und über den fein restaurierten Spanischen Platz in die Notquartiere der Armen schaut, der sieht wenigstens einen kleinen Teil dieses wenig ruhmreichen, 500jährigen Erbes.
GEORG BÜHREN
Unterzieht man das touristische Potential Ghanas einer Bewertung, so tragen eine Reihe bedeutender Faktoren zu der ausnehmend günstigen Konkurrenzposition des Landes bei. Dazu zählen schöne Strände, Wildparks und historische Sehenswürdigkeiten, touristisch attraktive Landschaften, Feste, eine reiche Kultur und eine gastfreundliche Bevölkerung. Jedoch ist keiner dieser Faktoren bisher in größerem Umfang zugunsten des Tourismus genutzt worden. Dies soll sich nun ändern! Seit 1989 entwickelte sich die bis dahin relativ unbeachtete Tourismusindustrie zum viertgrößten Devisenbringer, und dies ohne jegliche ernsthafte Marketing-Aktivitäten seitens des Ghana Tourist Boards (GTB). Nach Aussage des Direktors des GTB, Ofosu Yeboah, sei der Tourismus im Lande bisher nicht sonderlich gefördert worden, da Ghana über andere Ressourcen verfüge. Insbesondere der Export von Kakao, Gold, Tropenholz und Kautschuk trage zum Ausgleich der Handelsbilanz bei. Die Trendwende in Richtung eines stärkeren Ausbaus des Tourismus ist angesichts der neuesten Entwicklungen jedoch abzusehen.
Das größte Hindernis stellte bisher die unzureichende Infrastruktur und der Mangel an touristischen Unterkünften dar. Die anläßlich der Blockfreien-Konferenz im vorigen Jahr erbauten und aufgewerteten Hotels der Drei- bis Fünf- Sterne-Kategorie sollen in Zukunft nicht ausschließlich dem Kongreßtourismus dienen. Bis 1994 wird eine Verdreifachung der Touristenzahlen und ein entsprechender Anstieg der Deviseneinnahmen erwartet. Sollte dieses Ziel erreicht werden, ergeben sich daraus jedoch zweifellos nicht nur die von der Regierung angestrebten wirtschaftlichen Vorteile. Auch mit negativen wirtschaftlichen, ökologischen und vor allem sozialen Auswirkungen auf die Bevölkerung muß gerechnet werden.
Vergleicht man die Situation Ghanas mit einer Reihe anderer (vor allem asiatischer) Zielgebiete, so kann erwartet werden, daß die dem Tourismus direkt zurechenbaren massiven negativen Veränderungen sich nicht ganz so kraß darstellen werden. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, daß Ghana durch seine koloniale Vergangenheit und durch die neoimperialistischen Strukturen der Gegenwart stark beeinflußt wurde und wird. Gerade die Küstenregionen, die neben der Ashanti-Region als bedeutendem kulturellem Zentrum Schwerpunkte der Tourismusentwicklung sein werden, blikken auf eine lange Geschichte europäischen Einflusses zurück. Nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die Denkweise eines großen Teils der dortigen Bevölkerung orientiert sich an den reichen Industrieländern. Der internationale Tourismus wird in seinen Zielgebieten deshalb auf eine Bevölkerung stoßen, die mit den Herkunftsländern der Weißen in vielfältiger Weise vertraut ist.
Ghana hat mit einem Mangel an Arbeitsplätzen, niedrigen Löhnen und hohen Preisen zu kämpfen. Letzteres gilt vor allem für den größten Teil der erhältlichen Konsumgüter, die im Austausch gegen unverarbeitete Rohstoffe importiert werden. Dies weist auch auf einen der Hauptkritikpunkte am internationalen Tourismus hin: die Devisenabflüsse. Ein großer Teil der durch Tourismus eingenommenen Devisen verbleibt oft nicht im Land, sondern fließt für tourismusbezogene Importe wieder ab. Da in Ghana jedoch schon ein bedeutender Teil der einheimischen Bedürfnisse durch Importe gedeckt wird, könnten sich zumindest in dem Maße positive Ergebnisse realisieren lassen, in dem ausländische Touristen bereit wären, einheimische Produkte anstelle von Importwaren zu konsumieren.
Bei den tourismusverantwortlichen Stellen wie dem Handels- und Tourismusministerium werden die negativen Erfahrungen, die mit dem Tourismus in anderen Ländern speziell der sogenannten "Dritten Welt" gemacht wurden, erst in Ansätzen berücksichtigt. Der Schwerpunkt liegt dabei nach Angaben einer Mitarbeiterin des GTB in Accra auf der Vermeidung der saisonalen Schwankungen im touristischen Kalender. Es ist daher vorgesehen, die Struktur des Tourismus in Ghana so diversifiziert wie möglich zu gestalten, indem möglichst viele Zielgruppen angesprochen werden. Diese beinhalten neben den erwähnten Geschäftsreisenden vor allem Abenteuerurlauber, Erholungssuchende sowie an Kultur und Geschichte interessierte Gäste. Als besonders attraktive Zielgruppe werden Afro-Amerikaner angesehen, die daran interessiert sind, ihre historischen Wurzeln kennenzulernen.
Ghanas Interesse an der Förderung des internationalen Tourismus ist damit zwar weitgehend, aber doch nicht ausschließlich in wirtschaftlichen Überlegungen begründet. Die Absicht, vor allem Bildungsreisende und kulturell interessierte Besucher anzulocken, dient nicht zuletzt dazu, Ghana auf der Bühne des Weltgeschehens verstärkt mit ins Rampenlicht zu rücken. Dies erscheint angesichts der im Land gegenwärtig stattfindenden und noch zu erwartenden politischen Prozesse in Richtung einer Demokratisierung notwendig. CHRISTINA KAMP
Mit seinem neuen Programm legt Seetours International erstmals einen Ganzjahresprospekt vor, der bis ins Frühjahr 1994 reicht. Auf 340 Seiten enthält der Katalog das bislang größte Schiffsreisen-Angebot des deutschen Marktführers, der seine Flotte um 13 auf nunmehr 93 Schiffe aufgestockt hat.
Nach der Flaute durch den Golfkrieg segelt Seetours wieder gut im Wind. Bis zum 15. August konnte die TUI-Tochter 24 Prozent mehr Umsatz verbuchen als im Vorjahr. Die Passagierzahlen gingen um etwa zehn Prozent nach oben. Wichtigste Einnahmequelle und Seetours-Flaggschiff ist die "Arkona", die im September zu ihrer ersten Weltreise startet. Diese führt von Europa über Nordamerika, die Südsee, Neuseeland, Australien und Asien nach Afrika. Wer sich die 190-Tage-Reise (ab 43 500 Mark) zeitlich und/oder finanziell nicht in voller Länge leisten kann, hat an zahlreichen Punkten Gelegenheit, zu- oder auszusteigen.
Im Vollcharter fährt für Seetours auch die "Vistamar", die zu Weihnachten von Manaus (Brasilien) aus quer durch den Dschungel Kurs auf Rio de Janeiro nimmt (16 Tage ab 4650 Mark). Im Februar geht's dann nach Süden in die Antarktis und später zurück ins östliche Mittelmeer.
Erheblich erweitert hat Seetours sein Angebot an Fährschiffreisen in Europa, bei denen das Unternehmen mit heuer 260 000 Passagieren die höchste Teilnehmerzahl verbuchte (Kreuzfahrten und Flußreisen 23 500 Teilnehmer). Trotz der Einbrüche auf der Donau durch den Jugoslawien-Krieg hat Seetours auch das Flußreisen-Programm weiter ausgebaut und setzt auf der Donau mit der "Dnepr" und "Wolga" sogar zwei neue Schiffe ein. In 18 Tagen führt die 2000 Kilometer lange Strecke von Passau bis Izmail und schließlich nach Istanbul.
Der Durchschnittspreis einer Seetours- Schiffsreise liegt derzeit bei 5550 Mark. "Schnupper-Kreuzfahrten" sind bereits um die 1000 Mark zu haben. Die teuerste Reise - rund um die Welt - kann mit der Queen Elizabeth II gebucht werden. Sie dauert 111 Tage und kostet pro Nase 250 000 Mark. FR
Im Garten von Fritz Kirchler reifen die Feigen. Die Rebstöcke versprechen in diesem Herbst eine gute Ernte. Der Tiroler Konditor mit dänischem Paß und Wohnsitz im Süden Bornholms ist zufrieden. Vor allem auch, weil er berechtigte Aussichten hat, daß er die süßen Früchte im September und Oktober mit einigen Urlaubsgästen teilen kann.
Den Innsbrucker, der seit 1975 auf Bornholm lebt und arbeitet, hat es immer gewurmt, daß die Insulaner in den milden Herbstwochen, die sogar Wein und Feigen hoch im Norden reifen lassen, nahezu unter sich sind, daß die Saison auf der Ostsee-Insel Ende August abrupt endet. Also ist er aktiv geworden und hat mit Erfolg um Gäste für sein abseits in Boderne gelegenes Hotel geworben. Nun hofft er auf Nachahmer unter den Hotelier-Kollegen, damit mehr Urlauber die stillen Schönheiten der dänischen Insel kennenlernen.
Rummel ist zwar auf Bornholm auch in der Hochsaison ein Fremdwort. Nach 19 Uhr sind die schmucken Städtchen wie ausgestorben. Die meisten Geschäfte schließen um 17.30 Uhr und wer nach 21 Uhr noch Abendessen möchte, kann dies nur in einigen wenigen Restaurants der Inselhauptstadt Rönne bekommen. Die Diskotheken in Rönne und Nexö kämpfen schon seit Jahren ums Überleben.
Noch stiller ist naturgemäß der Herbst. Die begleiteten Busfahrten zu den vielen Kunsthandwerkern und Glasbläsern werden Ende August eingestellt. Die donnerstägliche Tour zu den Umweltschutz-Projekten findet nur in den wenigen Hochsaison-Wochen statt. Selbst das Kinder- und Wasser-Paradies Brändesgaardshaven bei Svaneke schließt Ende September.
Eigen-Initiative ist also gefragt. Aber sie wird belohnt. Denn im Herbst haben die vielen Künstler, die sich auf Bornholm niedergelassen haben, eher Zeit, mit dem Besucher ein Gespräch zu führen. Es ergibt sich vielleicht sogar die Chance, die liebenswert freundlichen, aber verschlossenen Einheimischen ein wenig näher kennenzulernen. Die beste Gelegenheit dazu bietet sich auf der Trabrennbahn in Almindingen. Bis Mitte November verbringen dort viele Bornholmer Familien mit Kind, Kegel und Picknick-Korb den gesamten Sonntag.
Herbsturlaub in Hasle, Sandvig, Aakirkeby oder anderswo ist eine Zeit, zu sich selber zu finden. Bei Wanderungen durch den wochenlang herbstlich gefärbten Wald von Almindingen im Herzen Bornholms mit der eindrucksvollen Burganlage Lilleborg oder Touren auf den über 200 Kilometern meist autofrei angelegten Radwegen, über die jeder Ort erreichbar ist, wird selten ein anderer Radler oder Spaziergänger entgegenkommen.
Völlig allein wird der Wanderer bleiben, der auf dem 150 Kilometer langen Küstenweg in Etappen die Insel komplett zu Fuß umrundet und dabei die abwechslungsreichen Küstenformationen wie die Helligsdom-Klippen sowie die Schären im Nordosten, die Dünenlandschaft von Dueodde im Süden mit ihrem mehlfeinen Sand oder auch die malerischen Fischer-Häfen erlebt. Die mittelalterliche Festung Hammershus im Norden wird nicht von einem Schwarm von Besuchern heimgesucht. Die eindrucksvolle mittelalterliche Ruine wirkt dann noch mächtiger als sie es ohnehin ist. Selbst das im Sommer tagsüber arg überlaufene Gudhjem an der Nordostküste findet zur Beschaulichkeit zurück und offenbart dann, warum es in der Hochsaison so viele Besucher fasziniert: Das Fischerdorf hat noch stärker als die anderen Orte den Charakter einer Puppenstube.
Bornholm ist zu jeder Jahreszeit eine Insel für Aktive. Beispiel Golf. Vor nicht einmal zehn Jahren haben sich die Bornholmer darauf eingestellt, daß das Spiel mit dem kleinen Ball in Skandinavien Volkssport wurde. Drei gepflegte, unterschiedlich schwere 18-Loch-Plätze sind inzwischen entstanden, ein vierter geplant. Im Sommer sind sie nicht selten überlaufen. Durch die milde Witterung auf Bornholm sind sie das gesamte Jahr bespielbar und im Herbst und Winter dazu noch leer (Greenfee zwischen 30 und 40 Mark, kein Handicap erforderlich). Für Windsurfer ist Bornholm ebenfalls ein herbstlicher Geheimtip. Egal aus welcher Richtung der konstante Wind weht, auf der kleinen Insel ist nur eine maximale Fahrstrecke von 35 kilometern zu bewältigen, um Wunschbedingungen vorzufinden.
Auch wer nicht radelt, wandert, golft oder surft, wird keine Langeweile haben: Es gibt soviel anzuschauen, daß eine Woche intensiven Sightseeings nicht ausreicht, um alle interessanten Punkte der Insel gesehen zu haben. Da sind die Rundkirchen von Olsker, Nyker, Österlars und Nylars, die einen Besuch lohnen. Die liebevoll erhaltenen Windmühlen zum Beispiel in Listed, Gudhjem oder Aarsdale können besichtigt werden. Der Besuch einer Heringsräucherei ist ein Muß, um zu sehen, wie das "Bornholmer Gold" entsteht und - natürlich - um es zu probieren. Bei dem ebenso "obligatorischen" Besuch einer der Glasbläsereien wird es schwer fallen, das Portemonnaie nicht zu zücken. Zu schön sind die farbigen Trinkgläser, Vasen oder Windlichter. Schließlich gilt es, eine Fülle von Museen zu besichtigen: Zum Beispiel die "arbeitende Ausstellung" Moselökken nahe Hammershus, in der die Geschichte der Steinmetz-Industrie gezeigt wird und der Besucher sich selber im Bearbeiten von Steinen versuchen kann. Nexö führt in die Geschichte der Fischerei und des Seerettungsdienstes ein. Auf dem Bauernhof Melstegard nahe Gudhjems werden alte landwirtschaftliche Arbeitsmethoden erläutert. Es gibt ein Automuseum, ein Festungsmuseum, ein Kunstmuseum. Über insgesamt 14 Sammlungen und Ausstellungen verfügt die kleine Insel. Nicht zu vergessen der Besuch bei einem Uhrmacher, um zu sehen, wie eine echte Bornholmer Standuhr hergestellt wird.
Zu jeder Jahreszeit lohnt ein Besuch Bornholms wegen kulinarischer Genüsse. Vor allem Frisches aus dem Meer, Reh aus den Wäldern, Lamm von den Weiden werden köstlich zubereitet. Drei Tips: Das Restaurant Skovly, versteckt im Wald zwischen Rönne und Hasle, das "Martin Andersen Nexö Stauan" in Holms Hotel in Nexö oder "Di 5 Stauerne" im Hotel Fredensborg sind zwar alles andere als "billig", aber verglichen mit der oft schwachen Leistung in einfacheren Häusern ihren Preis wert.
Bornholm hat auch Probleme. Nicht nur die Giftgas-Granaten, die seit Ende des Zweiten Weltkriegs immer wieder an den Strand gespült werden (und angeblich fachgerecht entsorgt werden), sondern vor allem das Wegbleiben vieler Berliner, die nun auf Rügen, Usedom oder Fischland urlauben, bereitet den Einheimischen Kopfzerbrechen. Zuviele Gäste wollten die Bornholmer nie (maximal 35 000 Urlauber gleichzeitig bei 45 000 Einwohnern), aber zuwenige paßten auch nicht ins Insel-Konzept, da die traditionellen Erwerbszweige Fischerei und Landwirtschaft EG-geschädigt sind und die Bornholmer nicht mehr ernähren. Eine Verlängerung der Saison kann diesen Ausfall ausgleichen. Aber es wird sicher Jahre dauern, bis die Feigen und Trauben von Fritz Kirchler nicht mehr für seine Herbst-Gäste reichen. JACKO A. HASSENMEIER
Dann, nach zwei Weltkriegen, die den Luxemburgern Neutralitätsbruch und neue Leiden beschert hatten, suchte Europa nach einer unverfänglichen Mitte. Eben noch im Kreuzfeuer rivalisierender Mächte sollte das Großherzogtum nun zum Symbol der Völkerverständigung aufsteigen, eine Geste der Versöhnung? Aber nein! Die Wahl für den Sitz der Montanunion fiel auf Luxemburg, weil man sich weder auf Straßburg noch Saarbrücken als Standort einigen konnte. Die Luxemburger nahmen das Provisorium an und machten Erstaunliches daraus. Dem Pont Charlotte folgend, einem feuerroten Monstrum, das sich 355 Meter wie im Sprung erstarrt über das Alzette-Tal spannt, gerät man auf dem Kirchbergplateau in eine andere Welt. Wo Anfang der sechziger Jahre noch Kühe grasten, ragen jetzt größenwahnsinnige Gebäude von autistischer Ästhetik auf, die nichts von sich preisgeben als das halbblinde Spielgelbild ihrer Nachbargebäude. Auf den Fahnenmasten blühen das ganze Jahr über die bunten Farben der Länder Europas.
Vom europäischen Kriegsschauplatz zur Finanzhochburg und Sitz von Institutionen einer Europäischen Union, die einzigartige Karriere dieser Stadt nahm von der "Lützel"-Burg auf dem Bockfelsen ihren Anfang. Aber so als dürfte es keinen Haltepunkt geben und keinen ruhenden Pol in der Geschichte Luxemburgs und seiner Anlage, ist der Bockfelsen eine einzige Baustelle. Selbst die Besichtung der Kasematten kann die Preßlufthammer geschüttelte Seele kaum besänftigen, auch hier ist ein Teil der tief in den Fels eingehauenen Gewölbe abgesperrt. Doch von einer der Schießscharten aus sieht man hinab auf den Grund. Und als wir endlich aus dem Lärmgetümmel über viele Treppen und Schrägen in die Unterstadt abgetaucht sind und an der träge fließenden Alzette stehen, erkennen wir wie von selbst, was diese 77 000 Einwohner zählende Metropole von internationalem Flair immer noch am Überschnappen hindert. Die zeitzerreißende Schnellebigkeit des Banken- und Europazentrums verliert hier unten ihre Eigendynamik: Die Ruhe liegt geborgen auf dem Grund. Eingekeilt zwischen Bockfelsen und Rhamplateau lehnen die schmalen Häuser, ein jedes in unterschiedlicher Höhe und Breite, aneinander und bieten sich gegenseitig Schutz. Vor sechzig Jahren gab es noch kleine Familienbetriebe, Werkstätten, drei Bierbrauereien, eine Mühle. Dort, wo jetzt die Chase-Manhattan-Bank ihr Dach in die Höhe reckt, stanken früher Gerbereien zum Himmel, in der ehemaligen Lederhandschuhfabrik daneben kann man heute beim Brunch auf dem Balkon seines luxussanierten Appartements auf eine der lauschigsten Ecken der Stadt blicken. Das Viertel ist dabei, seine Bewohner auszuwechseln: Diejenigen, die sowieso das Idyll nicht zu schätzen wußten, weil sie nur ans tägliche Brot dachten, machen denen Platz, die nicht auf den Pfennig schauen müssen und sich lieber ans Genießen machen.
Zwielichtige Gestalten beherbergte früher der Grund, sein überaus schlechter Ruf hatte aber triftige Gründe: Bis vor acht Jahren befanden sich hier das Frauen- und Männergefängnis der Stadt. Der "Krimineller" genannte Bautrakt war seit 1867 nicht Lazarett, wie ursprünglich geplant, sondern Bewahranstalt für Schwerverbrecher, weil die Mauern als feuer-, beschuß- und also ausbruchsicher galten. Das Stadtarchiv und das Nationalmuseum für Naturgeschichte sollen in den ehemaligen Zellen Einzug halten. Dort, wo bisher Diebe und Mörder ihre Tüten kleben mußten, herrscht jetzt schon Kunstbeflissenheit. Seit 1989 dient der "Tute-Sall" als Ausstellungs- und Konzertsaal. Kunstbewegt gibt sich Luxemburg, steht doch der Titel europäische Kulturhauptstadt 1995 ins Haus. Da gibt's noch einiges zu tun, ein einziges Großreinemachen ist ausgebrochen, von Grund auf.
Der Trend zu künstlichen Urlaubswelten ist offenbar auch in England nicht aufzuhalten. Die Gesellschaft Center Parcs plant in Wiltshire/Longleat Estate ihren dritten Bungalowpark mit zusammen 600 Häusern, einem überdachten subtropischen Schwimmparadies und mehreren Restaurants und Sportanlagen, teilte das Unternehmen mit. Das Projekt kostet rund 225 Millionen DM. Die beiden schon bestehenden Parks in Sherwood Forest und Elveden Forest seien durchschnittlich zu 98 Prozent ausgelastet. dpa
Naturschützer, die auf der griechischen Insel Zakynthos darüber wachen, daß die Meeresschildkröten bei der Eiablage nicht gestört werden, sind in diesem Sommer mehrfach von lokalen Gegnern der Schutzmaßnahmen tätlich angegriffen worden. Das berichten die Stiftung Europäisches Naturerbe (SEN) und die Sea Turtle Protection Society (STPS). Freiwillige Helfer aus Deutschland, Großbritannien, Griechenland, Italien und den Niederlanden seien wiederholt bedroht, getreten und ins Meer geworfen worden, teilen die Naturschutzorganisationen mit. Statt die Chancen für einen naturorientierten Tourismus zu nutzen, würden die letzten bedeutenden Eiablageplätze der Unechten Karettschildkröte im Mittelmeer durch einzelne Personen systematisch gestört, beklagt sich SEN-Stiftungspräsident Claus-Peter Hutter in einem Schreiben an die Presse und prangert die Untätigkeit des örtlichen Präfekten an. Obwohl des öfteren an diesen appelliert worden sei, den Naturschützern selbst Schutz zu gewähren, sei nichts geschehen, dauerten die Angriffe im Gegenteil sogar an.
Zakynthos ist nach Angaben der Artenschützer der wichtigste Brutplatz der Caretta-Caretta-Schildkröte im Mittelmeer. Das Gebiet der Eiablage ist zwar seit dem vergangenen Jahr gesetzlich geschützt, wird aber ständig von Urlaubern und Bewohnern der Insel heimgesucht. Die tätlichen Übergriffe, so die Betroffenen, erfolgten durch aggressive Einheimische, die weiterhin an der touristischen Nutzung der Schildkrötenstrände interessiert sind. Hintergrund sei unter anderem, daß die griechische Regierung den Landbesitzern keine Entschädigung für finanzielle Einbußen zahle. Unabhängig davon müsse der Inselpräfekt jedoch Angriffe auf die Naturschutz-Helfer unterbinden. FR
Auch in der Oberstadt wird in Kultur gemacht: Die Kunst auf den Plätzen liegt den restaurierten Fassaden zu Füßen. Das herzogliche Palais, eingerüstet seit dem letzten Herbst, mußte keineswegs auf die Zurschaustellung seiner schönen Renaissancefassade mit spanisch-maurischer Bandornamentik verzichten. Für acht Millionen Flux (400 000 Mark) hat das Team der Catherine Feff, das schon in Paris Madeleine und Triumphbogen originalgetreu verhüllte, Jeans Domizil ein verschämtes Überkleidchen angezogen. Um die Restaurierung anderer Bauten wird noch gerungen, viel Zeit bleibt nicht mehr. Fest steht, daß das Pei- Museum, gedacht als Zentrum für moderne Kunst und ein Geschenk der Regierung zu Jeans Thronjubiläum 1984, nicht mehr rechtzeitig fertig werden wird, sollte es je nach den jetzigen Plänen gebaut werden. "Die drei Eicheln", einzige noch erhaltene Wehrturmanlage auf dem Kirchberg, müßten erst vollständig abgetragen werden, um dann in das neue Museum reintegriert zu werden.
Modernes Mäzenatentum hat endgültig das Gemetzel früherer Zeiten ersetzt; Kunstgenüsse statt Kriegsgelüste, in einer unvermindert prosperierenden Stadt. Derzeit 184 Banken haben ihren Sitz in Luxemburg, 63 Prozent aller Beschäftigten arbeiten im Dienstleistungssektor, die fast 9000 Eurobeamten nicht mitgerechnet. Die Arbeitslosenrate von einem Prozent ist eine technische Größe, und die bei weitem höchste Ausländerquote Europas, 48 Prozent in der Stadt, davon allein über 12 000 Portugiesen, wird von den Einheimischen ohne den zu erwartenden Chauvinismus mit einem in Jahrhunderten der Fremdherrschaft eingeübten, gelassenen Gleichmut hingenommen, wie das nur Leute können, an deren Türen vor dem Eintreten noch niemals geklopft wurde. Schließlich steigt die Zahl der Beschäftigten, das Bruttosozialprodukt und der Lebensstandard, der ja gerne mit Lebensqualität verwechselt wird. Bloß weniger werden die Luxemburger, die sich schon immer klein machen mußten: Sie sind das seit 30 Jahren zeugungsunlustigste Volk der Welt. Die Ausländer aber, auch wenn die Nationalitäten inzwischen ein wenig wechselten, haben immer noch das Sagen, ob auf dem französischen Formular, im deutschen Fernsehen oder der portugiesischen Kneipe. Schüchtern schiebt sich ein moselfränkischer Dialekt dazwischen; er ist seit 1984 zur zweiten Amtssprache nach Französisch erhoben worden. An den letzeburgeschen Schulgrammatiken wird noch geschrieben.
Aber Jean hat Geburtstag, er ist ihr Großherzog, und er versagt seinen Untertanen nicht die identitätsstiftende Rolle. Ohne Unmut stehen die Menschen dicht an dicht auf den angestrahlten Brücken, Plätzen und am Ufer der Petrusse; die ganze Stadt scheint auf den Beinen zu sein. Das Luxemburger Volk, wer immer das auch sein mag, wartet auf sein Feuerwerk, das erst mit halbstündiger Verspätung statt des drohenden Gewitters in die schwülwarme Nacht hereinbricht. Musik ertönt im Takt mit dem Glitzerregen und verbreitet ein Gefühl wohliger Geborgenheit. Dann rauscht Applaus auf, man meint, die Ovationen pflanzten sich fort von Brücke zu Brücke, von Platz zu Platz durch die Täler hindurch ins ganze Großherzogtum hinein. Identitätsgefühle, einmal im Jahr, das muß wohl reichen.
BIRGIT SCHOMMER
An den fast leeren Abteilen des Zuges Hamburg-Basel signalisieren orangefarbene Zettel mit Datum und Ortsangabe: "Reserviert von . . . bis . . ." Ich habe vergessen, mir eine Platzkarte zu besorgen, doch soll meine Reise schon weit vor der Schweizer Grenze enden.
"Hier ist besetzt", beeilt sich eine Dame am Fenster, als ich - nach genauem Lesen der Reservierungen - die Abteiltür aufschiebe. Daß die reservierten Plätze erst benötigt würden, wenn ich längst ausgestiegen sei, stimmt sie nicht fröhlicher. Seufzend nimmt sie die Füße vom gegenüberliegenden Sitz, während der zweite Mitreisende - ein älterer Herr - argwöhnisch in den Gang guckt, ob ich etwa reichlich Gepäck oder Schlimmeres im Schlepp habe.
Ich habe nicht, was die Atmosphäre entspannt. Die Frau bietet mir ein saures Bonbon, drapiert ihren Mantel ausladend über die freien Mittelsitze: "Muß doch nicht jeder sehen, daß hier noch was frei . . ." Sie blinzelt mich komplizenhaft an. Eine Studentin hat - pfiffig wie ich - erkannt, daß man drei Plätze unseres Abteils noch kilometerweit "besitzen" kann, breitet sich aus mit Beuteln und Büchern. So zeigt sie an, was die anderen im stillen denken: Vier sind genug!
Auf die suchenden Mienen der Reisenden, die an jeder Bahnstation an unserem Abteil vorbeiziehen, reagiert unser Grüppchen unterschiedlich. Die Fenster-Dame fixiert jeden mit einschüchternd-strengem Blick, während die Studentin scheinbar gelangweilt Blickkontakte meidet. Der Zeitungsleser entfaltet sein Blatt noch breiter, raumfüllend und sichtversperrend. Geballte Abwehr, die Wirkung zeigt. Niemand, der zu fragen wagt, keiner, der das Reservierungstäfelchen gründlich anschaut.
Soll ich aufstehen und dem jungen Mann mit dem gewaltigen Rucksack den mittleren Platz anbieten? Oder der Mutter, die eine verschwitzte Dreijährige hinter sich herzieht, mit Teddy im Arm und trotzig vorgeschobener Unterlippe? "Die hätte uns gerade noch gefehlt", sagt der Mann plötzlich hinter seiner Zeitung, als habe er meine Gedanken erraten. Die Fenster-Frau nickt emsig, die Studentin räkelt sich gemütlich in ihrem Eckchen, steckt die Stöpsel des Walkmans in die Ohren.
Ein bißchen schäme ich mich. Aber ehrlich: Ein Sechser-Abteil ist für sechs Leute einfach nicht gebaut!
HANNELORE SCHULTE
Wenn die Sonne scheint, steckt Litomisl voller Musik. Fenster stehen offen, und schon oben, gegenüber vom Schloß, tönt aus der Pädagogischen Anstalt ein Klavier. Unten am großen Platz flirren Gitarrenakkorde übers Trottoir, stocken, wiederholen sich. Beim nächsten Fenster Klaviergeklimper, den Gitarrentönen ganz und gar fremd, genauso der Geige, auf der ums Eck gelaubsägt wird, Tonleiter um Tonleiter, und dann übt da noch jemand auf einem Blasinstrument. Vielleicht wird es ein Saxophon.
Auf großen Schildern unter Fahnenstangen steht, wer die Stadt musikalisch gemacht hat: "Smetana - Litomisl". Hier ist er geboren, fern der Moldau, Bedrich Smetana, in einem Nebengebäude des Schlosses aus dem 16. Jahrhundert. Dort ist heute das Museum der tschechischen Musik untergebracht. Smetanas Denkmal steht auf dem großen Platz unten im Zentrum der Altstadt, rings herum alte Bürgerhäuser, Häuser aus Mittelalter, Renaissance und Barock mit rundbogigen Arkaden. In diesen Laubengängen lebt die Stadt.
Nicht anders in Moravská Trebová: großer Marktplatz mitten drin, Rathaus und Mariensäule, ringsherum die alten Häuser. Leichte italienische Gefühle. Aber Geschichte wird jetzt nicht mehr nur im Süden geatmet. Die Fassaden in den böhmischen und mährischen Städten sind zu alt, um von den vergangenen fünfzig Jahren wirklich beeindruckt zu sein.
Markt. Auf den Tischen der Gemüsestände unter den Arkaden ist viel Platz; ein paar Köpfe Salat, Schalotten krumm und mit Erde dran. Früchte der Saison sind knapp. Nichts quillt über, da lassen Zwiebeln an Sozialismus denken. Ein Töpfer verkauft seine Töpfe, daneben gibt es Ariel und Persil mit original deutschen Werbesprüchen (und Gebrauchsanleitung auf tschechisch), dann ein paar Asiaten, die Uhren, Batterien und Kassettenrecorder verkaufen. Zwischendurch immer wieder Marlboro-Stangen, die Preise sämtlich peinlich. "Nachgeschmissen" würde man zu Hause sagen.
In dem Geschäft, in dem es vor einem Jahr noch die "Pilsener Urquell"-Gläser gab, werden jetzt Lebensmittel verkauft. Den Metzger daneben gibt's noch, im Laden drängen sich die Menschen, obwohl die Reihen der Hartwürste zeigen, daß keine Knappheit herrscht.
Ein paar Meter weiter führt ein großer Torbogen aus dem Platz hinaus direkt zur Marienkirche hin, die laut Reiseführer keine wirklich große kunstgeschichtliche Bedeutung hat. An der Außenwand der Kirche befindet sich ein riesiges Marien-Fresko, farbig, traditionsschwer und verrottet, und davor steht gewöhnlich ein Geländewagen, dessen Kühlerhaube dem Bild nicht seine Wirkung nehmen kann. Auch das Fresko gilt nicht als wichtig. Aber wer auf dem großen Platz war, sollte unbedingt die paar Schritte durch das Tor schreiten und einen Blick auf das große Marienbild mit seinem Geländewagen werfen. Es ist wunderbar.
Zum Wandeln auf historischen Pfaden lädt die Schweiz ein. Am südlichen Arm des Vierwaldstätter Sees hat sie den "Weg der Schweiz" angelegt. Auf 35 Kilometern Länge durchwandert der Besucher quasi alle 26 Kantone der Eidgenossenschaft. Jeder Kanton hat ein Teilstück gestaltet; der Weg lehrt sozusagen im "Sauseschritt" die Chrakteristika eines jeden Kantons. Das jeweilige Teilstück bemißt sich nach der Zahl der Kantonseinwohner - fünf Millimeter pro Eidgenosse. dpa
Indien will auf zwei unberührten Tropeninseln - Middle Andaman und Havelock Island - Urlaubszentren bauen. In einer Ausschreibung sucht die Regierung des Subkontinents derzeit nach Investoren. Die Inseln, die 1225 Kilometer von Kalkutta entfernt liegen und zur Gruppe der Andaman- und Nicobar-Inseln gehören, sind zu 86 Prozent bewaldet und verfügen nach Angaben der indischen Behörden neben palmengesäumten Sandstränden und Korallenriffen über "natürliche landschaftliche Schönheiten und eine unzerstörte Natur". dpa
Damit der 8848 Meter hohe Mount Everest nicht auch der höchste Müllberg der Welt wird, verlangt Nepal von allen Everest-Besteigern seit dem 1. September eine Reinigungsgebühr. Jede Seilschaft muß umgerechnet etwa 6000 Mark zahlen; im Schnitt 500 Mark pro Teilnehmer. Dieses Geld soll dann für die Beseitigung des Abfalls verwendet werden, der die Kletterpfade zum Gipfel säumt.
Wer hoch hinaus will, muß tief in die Tasche greifen. Nepal verlangt bisher von Bergsteiger-Expeditionen für jeden Teilnehmer eine Gipfelgebühr von 1500 Mark. Entsprechend teuer sind die Pauschalreisen. Bei dem Münchener Spezialveranstalter Hauser-Exkursionen kostet beispielsweise ein achtwöchiger Trip inklusive Flug, Übernachtung und Verpflegung mehr als 20 000 Mark. faf
Es ist ein großes Glück bei dieser Reise, mit Sonnenschein gesegnet zu sein. Die nahezu vollständigen Altstadt-Ensembles verzaubern die Besucher. Regen läßt den romantischen Anblick schnell zur Trostlosigkeit zerfließen. Dann bleiben fast nur noch herabbröckelnde Fassaden, fausttief zerfressene Sockel. Die tschechoslowakische Regierung hat schon vor Jahren - vor der Wende - viele Altstädte komplett unter Denkmalschutz gestellt, und unübersehbar sind allenthalben die Bauhandwerker zugange. Aber der Reichtum, der erforderlich ist, um den Verfall zu bremsen, scheint genauso weit weg wie jener, der diese Städtchen einst hat entstehen lassen.
Moravská Trebová und Svitavy sind die schönsten Städte im Hrebec, einer Gegend, die früher Schönhengstgau genannt wurde, und sie hießen damals Mährisch Trübau und Zwittau. Hier verläuft die (nicht sehr wichtige) Grenze zwischen Böhmen und Mähren. Die Mittelgebirgslandschaft mit ihren weichen grünen Hügeln, zu der auch die Städtchen Landskron (Lanskroun) und Müglitz (Mohelnice) gehörten, war bis 1945 die größte deutsche Sprachinsel in der Tschechoslowakei. Rund 126 000 Deutsche und 6000 Tschechen lebten dort (zitiert nach dem DuMont Kunst-Reiseführer).
Svitavi liegt an der großen Straße nach Brno (Brünn), an der alten Handelsstraße nach Olomouc (Olmütz). Ein einziges, fast verstecktes Schild weist auf das "Centrum" hin. Wie in fast allen Städten der Tschechoslowakei ist der Verkehr so gesteuert, daß man mit dem Auto entweder am Rande einer Fußgängerzone landet oder nur auf einer einzigen Straße die alte Stadtmitte erreichen kann. Nur allzuleicht durchfährt man das graue Industriestädtchen, gerät auf der Suche nach dem Kern zwischen Fabrikanlagen oder tiefgestaffelte Wohnblocks, gegen die westdeutsche Satellitenstädte wie gediegene Bürgerviertel wirken. Doch wer sucht, findet auch in Zwittau das Nadelöhr, das den Platz zugänglich macht, der - vor allem bei schönem Wetter - Entzücken auslöst.
Wieder der große, langgestreckte Marktplatz, umsäumt von Häusern mit Laubengängen, die größtenteils aus dem 16. Jahrhundert stammen, die gotische St.-Ägidius-Kirche aus dem dreizehnten. Schmuckstück des großen Platzes ist das Renaissance-Rathaus aus dem 16. Jahrhundert.
Ankommende freunden sich schnell mit einem Barockbau an, der ein Hotel-Schild vorzeigt, schmuck und hinfällig. Doch der Charme ist trügerisch, das Haus hat dicht. Gegenüber das "Slavia", zweifellos nicht neu, aber frei aller geschichtlicher Patina, Restaurace/Kavárna (Café) unten drin. Korrekte Zimmer mit Waschbecken und Aschenbecher, Flaschenöffner auf dem hellhölzernen Nachtkästchen, Dusche und Klo auf dem Flur. Das Restaurant ist getäfelt in der Gediegenheit westlicher 50er Jahre, am Kücheneingang frische Coca-Cola-Schilder. Die Kellner sind zahlreich und höflich, und sie sprechen Deutsch, was die Gastronomie betrifft. Essen und Trinken ist ganz billig, und man bekommt unweigerlich ein schlechtes Gewissen bei diesen korrekten schwarzgebügelten Gestalten, die eilfertigen Schritts Touristen und hier untergebrachte Roma bedienen, ohne je durch Bevorzugung oder flunkernden Übereifer hier oder dort Zuneigung erhaschen zu wollen.
Während der ersten Wochen des Zweiten Weltkriegs reiste die sechsundvierzigjährige Freya Stark im Auftrag des britischen Informationsministeriums mit dem Orientexpreß von Paris nach Ankara und weiter nach Aden. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Krankenschwester und Autodidaktin bereits einen Namen als Reisende und Schriftstellerin gemacht, die weite Teile des Nahen und Mittleren Ostens bereist hatte. In Aden sollte Stark, ebenso wie später in Ägypten und in Irak, die britische Kriegspropaganda organisieren helfen.
Starks Tätigkeit im Nahen Osten bildet den losen Rahmen ihres Berichts. Sein Ziel ist es, dem Publikum eine "Lehnsessel-Reise" durch die zeitgenössische arabische Welt zu ermöglichen und dem Bild von unzivilisierten Wüstenbewohnern entgegenzutreten. Dennoch erhält die Darstellung niemals belehrenden Charakter. Im Gegenteil: Mit viel Humor berichtet die Autorin über ihre Aufenthalte und Reisen, über Begegnungen mit Menschen wie mit Landschaften. Sie gibt ihrem Publikum dabei am Rande noch eine Skizze der damals noch fest in der Tradition des Empire verwurzelten britischen Verwaltung in Übersee.
Stark bewegte sich im Harem und auf öffentlichen Veranstaltungen, sprach mit Bauern und Königen, mit Intellektuellen und Religionsgelehrten. Am wohlsten fühlte sie sich jedoch im Kreise der "Effendis", jener Mittelschicht, die den Aufbau moderner arabischer Staaten nach europäischem Vorbild anstrebte. Die kurzen, prägnaten Porträts ihrer Gegenüber verleihen Starks Bericht einen Großteil seines Charmes.
Ihr Urteil über die unterschiedlichen Menschen und Regionen, die sie besucht, fällt sehr differenziert aus und ist von Sympathie und Toleranz geprägt - sofern die von ihr prinzipiell begrüßte arabische Freiheitsliebe sich nicht gegen die britischen Interessen richtet. Im Gegensatz zu vielen Berichten ihrer Zeitgenossen wirkt Stark nie plump überheblich, vor allem deshalb, weil ihre spitze Feder auch vor Angehörigen des britischen Imperiums nicht halt macht. So charakterisiert sie etwa einen jungen Engländer aufgrund seiner Umgangsformen als "kleine internationale Katastrophe". Es ist der vorzüglichen Arbeit von Marianne Rubach zu verdanken, daß die sprachliche Nuancierung, die erheblich zum Lesevergnügen beiträgt, in der Übersetzung erhalten blieb.
Ein Teil der Faszination von Starks Buch besteht darin, daß sie sich als Frau alleine in einer von Männern (britischen wie arabischen) dominierten Welt bewegte. Es ist verdienstvoll vom eFeF-Verlag, dieses Buch nahezu ein halbes Jahrhundert nach seinem Erscheinen einem deutschen Publikum zugänglich gemacht zu haben. Mit dem Vorwort von Laurence Deonna allerdings erweist er Buch und Autorin einen Bärendienst: Wo Freya Stark 1945 die modernen Aspekte des "Orients" betont, "East is West" (so der - zweifelhaft übersetzte - Originaltitel des Buches), trauert Deonna 1991 der Bilderbuchwelt des biblischen Jemens und der unberührten Wüste nach. Man kann nur hoffen, daß eine derartige Vorrede potentielle Leserinnen und Leser nicht abschreckt, dieses anregende und hübsche, mit Originalfotos versehene Buch zu genießen. uf
Der Osten und der Westen. Ansichten über Arabien. Aus dem Englischen von Marianne Rubach, mit einem Vorwort von Laurence Deonna. Zürich, Dortmund: eFeF-Verlag 1992. 274 S., ISBN 3-905493-26-8, 38,- Mark.
Winterurlaub auf Kuba wird bis zu 25 Prozent billiger, die Preise für die Sonnenziele Mallorca, Marokko und Kenia bleiben stabil. Reisen in die Karibik, nach Sri Lanka und Thailand hingegen sind im Schnitt zwischen zwei und vier Prozent teurer als im Vorjahr; etwas angezogen haben die Preise auch auf den Kanaren. Diese Trends meldet der Mönchengladbacher Veranstalter Tjaereborg, der erstmals für die Wintersaison einen eigenen Spanien-Katalog aufgelegt hat und somit sein Programm in insgesamt drei Katalogen präsentiert. Schwerpunkt des Angebots ist Urlaub an den sonnigen Küsten rund ums Mittelmeer sowie in der Karibik und Südostasien.
Im Langstreckenbereich erstmals offeriert werden die Destinationen Barbados, die malaysische Insel Langkawi, die Malediven-Inseln Mayfushi und Meerufenfushi sowie das südafrikanische Durban, das auch Ausgangspunkt für zwei Rundreisen ist. Neu ist ein 14tägiges Fly & Drive-Arrangement auf Kuba mit Hotelreservierung, Rundreiseroute und Benzingutscheinen sowie Badeurlaub an der Festlandsküste Venezuelas. An der Ostküste des Persischen Golfs, Zielort Abu Dhabi, offeriert der Veranstalter Familien- und Sporturlaub sowie achttägige Rundreisen durch fünf Scheichtümer. Erheblich erweitert wurde das Ägypten-Programm: Neben Hurghada ist nun auch Badeurlaub in Sharm el Sheik möglich. Attraktion der Kreuzfahrten auf dem Nil sind achttägige Touren mit dem restaurierten Raddampfer "Sudan", der 1977 unter dem Namen "Karnak" als Kulisse für den Film "Tod auf dem Nil" diente.
Reiselustige Senioren will Tjaereborg mit den "Golden Clubs" gewinnen, die im Winter erstmals in zwei Hotels auf Mallorca eingeführt werden und Gästen kostenlose Teilnahme an sportlichen Aktivitäten, Museumsbesuchen, Sprach- und Kochkursen sowie gesellschaftlichen Veranstaltungen bieten.
Neben der sogenannten "Preiswert-Garantie", die Tjaereborg-Kunden eine kostenlose Stornierung der gebuchten Reise bis zum 30. 9. 1992 ermöglicht, wenn sie feststellen, daß sie für die gleiche Leistung bei einem anderen Veranstalter weniger bezahlt hätten, setzt der Mönchengladbacher noch eins drauf, um Frühbucher zu gewinnen: einen Gratis-Service der Duisburger Markt Control. Sollte der Computer-Preisvergleich zeigen, daß die Konkurrenz adäquate Angebote billiger anbieten, kann die Buchung ebenfalls bis zum 30. 9. gebührenfrei annulliert werden. akt
Der Stadt auf die Spur zu kommen, ist nicht leicht, wenn man auf die ehemals staatliche Reiseagentur Cedok angewiesen ist. Das Büro, das vor allem für Einheimische Reisen ins eigene Land und in die Ferne anbietet, hält in Svitavi nur einen dürftigen Prospekt in deutscher Sprache bereit, der anderen Zeiten entstammt. Da werden die touristischen Attraktionen gern gekoppelt an den Kampf des Volkes und die Errungenschaften der kommunistischen Partei. "Der Mai 1945", so steht dort, "eröffnete eine Epoche der Ruhe und Entwicklung der Stadt". Und: "Im Kreismuseum wurde eine ständige Exposition der Arbeiter- und kommunistischen Bewegung eingerichtet." Die Ausstellung wird wohl abgebaut, denn das Museum ist geschlossen. Doch das Café im Museum hat geöffnet, sagt freundlich die Cedok-Sachbearbeiterin. Mehr ist nicht zu reden.
Sicher, über den Abschied vom Kommunismus, von der Hoffnung auf Aufschwung läßt sich sprechen. Das Hotel Slavia wird am Ende der Saison umgebaut: jedes Zimmer mit Dusche. Die Zuversicht hält sich in Grenzen, aber was zählt, ist die Zukunft. Die Vergangenheit ist tot, die Nachfragen der Nachkriegskinder sind vergeblich. Die Deutschen sind weg, die bösen Deutschen schon lange, und die Tschechen, die hier leben, waren nicht hier, als es die Deutschen noch gab.
Die Zeit vor 1918, als Deutsche und Tschechen noch gleichermaßen Österreicher waren, ist für die einen gute alte Zeit, für die anderen eine Epoche ohne eigenen Staat. Als Thomás G. Masaryk, der heute noch - wie jetzt auch Václav Havel - von vielen "unser Präsident" genannt wird, nach dem Ersten Weltkrieg die Tschechoslowakei gründete, emanzipierten sich die Tschechen als Nation, was aber nichts an der wirtschaftlichen Macht der deutschen Minderheit änderte, die sich erst relativ spät zu tschechischer Staatsbürgerschaft deutscher Nationalität bekennen mochte. Da war freilich schon der unselige Edvard Benes am Ruder, Nachfolger Masaryks, Ministerpräsident später im Londoner Exil und auch noch nach dem Krieg wieder in der Heimat. An ihm scheiterte 1937, einer Zeit großer wirtschaftlicher Not, eine Initiative der deutschen "Jungaktivisten" - demokratischen Politikern, die nach dem Krieg in der Bundesrepublik eine Rolle spielten: Wenzel Jaksch, der Sozialdemokrat; Gustav Hacker vom Landbund, der später in Hessen Minister war, und Hans Schütz, Christlichsozialer und nach dem Krieg Minister in Bayern. Man weiß, daß die Nazis von Konrad Henlein das Rennen machten, und was herauskam in der internationalen Politik: die Übergabe des Sudetenlandes, die Annexion der "Rest-Tschechei", Protektorat Böhmen und Mähren, Heydrich, Lidice. Wie Benes den Vielvölkerstaat auf Tschechen und Slowaken reduzierte, weiß man auch. Schmerzlich, daß die Vertreibung im Westen des Kalten Krieges weitgehend Eigentum von aufrechnenden Vertriebenen-Funktionären blieb. Gebeugte Häupter haben überall gefehlt.
"Der Eindruck täuscht", sagt Patricia Keller, "in Wirklichkeit ist das knochenharte Arbeit". Die Tochter von Hans Richter, einem der letzten Köhler auf der Schwäbischen Alb, muß dies wissen. Oft genug hat sie selbst mit angepackt, wenn ein Kohlenmeiler ausgeschwelt war und die fertige Holzkohle eingesackt werden mußte. Beneidet wird der Köhler heute vor allem, sagt sie, weil er ständig in der freien Natur ist und im Wald arbeitet. Sei es beim Holzeinschlagen, beim Aufschichten des Meilers, bei der Überwachung des Schwelens, auch beim Abpacken der Holzkohle zum Versand schließlich.
Hans Richters Kohlplatte, auf der seine Familie schon seit erdenklichen Zeiten Kohle aus Holz macht, liegt in Großkuchen bei Heidenheim an der Straße von Nietheim nach Rotensohl. Gleich nebenan "kohlt" - wie es heißt - die Familie der 83jährigen Elisabeth Wengert, ebenfalls seit Generationen diesem Handwerkerberuf verbunden. Drei bis vier Meiler schichten beide monatlich auf. Das sind jeweils um 25 bis 30 Festmeter Buchenholz, die für einen einzigen Meiler gesetzt werden müssen. Die einzelnen Scheite, gut einen Meter lange Holzprügel, werden kunstvoll und nach jahrhundertealter Regel im Kreis herum und aufeinander geschichtet. Die Hölzer haben ein erhebliches Gewicht und fordern den ganzen Mann, bei Wengerts auch die ganze Frau. Der fertig gestapelte Meiler wird mit zwei Deckschichten luftdicht verpackt. Erst kommen Laub, Gras, Moos, Zweige oben drauf, darüber dann noch ein dichtes Dach aus Erde.
Wenn der Meiler an der Spitze angezündet wird, passiert Seltsames. Das Feuer arbeitet sich von oben nach unten in dem Holzstoß vor. Weil alles luftdicht verschlossen ist, kommt ein ordentlicher Brand nicht in Gang. Soll er auch nicht. Das Holz darf nur schwelen, nie brennen. Darum kann so ein Meiler, erstmal angezündet, auch nicht mehr sich selbst überlassen bleiben. Anfangs muß der Köhler ihn regelmäßig alle drei bis vier Stunden kontrollieren - auch nachts.
Nach drei Tagen geht es etwas gemächlicher zu, dürfen die Abstände größer werden, muß der Köhler vor allem nachts nicht mehr raus. Fünf bis sechs Tage schwelt so ein Holzstoß vor sich hin. Das hängt stark vom Wetter ab, sagt Patricia Keller. Ist es trocken, geht es langsamer voran als bei Regenwetter. Schneien darf es nicht. Schnee erstickt den Meiler. Darum wird im Winter nicht gekohlt. Da wird Holz eingeschlagen und vorbereitet. Von März bis November aber ist Betrieb auf den Kohlplatten von Großkuchen.
Das kann man sich anschauen. Vielleicht trifft man dabei Elisabeth Wengert, die 83jährige, oder ihre Tochter, die den Meiler betreut. Viele Geschichten erzählen sie dem, der zuhören kann, aus der Vergangenheit der Köhlerei. In der fünften Generation sind Wengerts Köhler. Hans Richter wird man jetzt seltener auf seiner Kohlplatte finden. Seit 1952 hat er dort gekohlt. Im Alter von 67 Jahren hat er sie jetzt in jüngere Hände gegeben. Richter weiß von keinem Tag Urlaub, den er im Leben gehabt hätte.
Staubig wird's, hat so ein Meiler erst mal ausgeschwelt. Mit Störhacken wird der noch heiße Holzstoß auseinandergerissen. Die Holzkohle muß abkühlen, ehe man sie einsacken kann. Kohlenstaub wirbelt durch die Luft. Der Köhler wird zum schwarzen Mann. Viel Wasser zischt in den Meiler. Immer wieder züngeln kleine blaue Flämmchen auf, die gleich gelöscht werden. Die Holzkohle soll ja nicht hier brennen sondern erst daheim auf einer Terrasse beim Grillabend zum Beispiel. Auch in der Stahlveredelung wird noch heute Holzkohle verwendet. Und die Kohletabletten gegen Durchfall und Erbrechen sind auch nichts anderes als reine Holzkohle. Die aber sind in der Regel nicht aus Buchen- sondern aus Birkenholz, klärt Patricia Kellner auf.
Holzkohle hat einige Vorteile gegenüber einfachem Holz. Sie besitzt die doppelte Heizkraft und brennt ohne Rauch und ohne Geruch. Ihr Volumen ist etwa halb so groß wie das unverkohlten Holzes, hat aber nur ein Viertel von dessen Gewicht - im wesentlichen eine Folge des Wasserverlustes beim Schwelen.
Besucher der Kohlplatten von Großkuchen sollten sich vorher erkundigen, ob es auch was zu sehen gibt und nicht gerade große Pause ist. Auskunft erhält man bei Hans Richter, Mettenleiterweg 18, 7920 Heidenheim-Großkuchen, Tel. 0 73 67 / 25 81, und bei Elisabeth Wengert, 7920 Heidenheim-Großkuchen, Ortsteil Rotensol, Tel. 0 73 67 / 77 30. GERRIT-RICHARD RANFT
Zur Person:
WERNER LANGEN, Vorsitzender des CDU-Landesverbandes Rheinland Pfalz, hat sich für die Abschaffung seines Bundeslandes ausgesprochen. Der Mainzer Allgemeinen Zeitung sagte Langen, die Zahl der Bundesländer solle von 16 auf sieben gesenkt werden. Lediglich Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen sollten in ihrer jetzigen Form bestehen bleiben. Rheinland-Pfalz, Hessen und das Saarland könnten zu einem "Südweststaat", Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen und Niedersachsen zu einem "Nordstaat", Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern zu einem "Nordoststaat" sowie Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zu einem "Mittelstaat" zusammengelegt werden. Dies sei notwendig, um "vergleichbare Größenordnungen" zu erhalten und gleichzeitig Kosten zu senken. Eine Reduzierung der Länder sei "dem Wesen des Föderalismus nicht abträglich". (AP)
Auf dem Gelände der Energiewerke Schwarze Pumpe, des früher größten Braunkohle-Veredelungsbetriebs der DDR, haben jetzt die Bauarbeiten für das erste Bodensanierungszentrum in Ostdeutschland begonnen. Bundesumweltminister Klaus Töpfer bezeichnete das Vorhaben bei der Grundsteinlegung als Modell für die Altlastensanierung in vielen chemieverseuchten Regionen der neuen Bundesländer.
Das VEB Gaskombinat Schwarze Pumpe im Lausitzer Braunkohlerevier entstand in den 50er Jahren. Hier wurden Braunkohlebriketts, -koks und Stadtgas produziert. Die Beseitigung der Teerrückstände fördert die Bundesregierung nun mit zwölf Millionen Mark, Brandenburg und Sachsen sind mit je vier Millionen dabei.
Als erste Stufe entsteht eine Mischbrennstoffanlage, in der die Schlammablagerungen aus den Teer-Seen Terpe und Zerre aufbereitet und, mit Braunkohle vermengt, als Brennstoff im Kraftwerk Schwarze Pumpe verwendet werden. Zur Reinigung der verseuchten Böden soll später eine thermische Behandlungsanlage entstehen, zu der in einer dritten Stufe noch chemisch-physikalische und biologische Verfahren hinzukommen. AP
BONN, 30. August (AP). Für eine mobile Eingreiftruppe gegen Randalierer haben sich Sicherheitsexperten von Koalition und Opposition einen Tag vor der Sondersitzung des Bundestagsinnenausschusses zu den Rostocker Krawallen ausgesprochen. Sein Vorsitzender, der Sozialdemokrat Hans Gottfried Bernrath, sprach von gut 1000 Mann, psychologisch geschult, speziell ausgebildet und ausgerüstet. "Sie können dann schon in wenigen Wochen auf Anforderung der Länder zum Schutz von Personen und Häusern gegen rechts- und linksradikale Krawall-Touristen eingesetzt werden", sagte er weiter der Bild am Sonntag. Die Länder sollten Staatsanwälte vor Ort einsetzen, "um bei Festnahmen für Rechts- und Entscheidungssicherheit zu sorgen".
Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Hermann Lutz, forderte eine Polizeitruppe teils in Zivil und in Uniform nach dem Vorbild der Sondereinsatzkommandos (SEK). Diese "Sondertruppe gegen Straßenterror" könne schon in wenigen Tagen zusammengestellt werden. Bedingung müsse Ausbildung in Kampfsportarten sowie Ausrüstung mit Reizstoffsprühgeräten sein. Für den schnellen Einsatz müssten auch nachtflugtaugliche Hubschrauber bereitstehen.
Der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion, Johannes Gerster, schlug vor, bei "Gefahr im Verzug" sollte die Bannmeilen-Regelung auch für gefährdete Gebäude Anwendung finden, damit die Polizei auf sicherer Rechtsgrundlage das Gebäude abriegeln könne.
Das FDP-Mitglied im Innenausschuß, Hans-Joachim Otto, sagte: "Die Grenzschutztruppe (GSG) 9 war eine Antwort des Rechtsstaates auf den Linksterrorismus. Inzwischen wird der Straßenterror insbesondere von Neonazis zu einer neuen Bedrohung, die neue Methoden verlangt."
Für Schnellgerichte von Einzelrichtern und Staatsanwälten, die gewalttätige Randalierer noch am Ort des Geschehens verurteilen, sprachensich der CDU-Bundestagsaabgeordnete Peter-Kurt Würzbach und der Innenminister von Sachsen-Anhalt, HartmutPerschau (CDU) in der Bild-Zeitung aus.
GRINDELWALD, 30. August (AP). Eine dreiköpfige Familie aus Berlin ist bei einem Unglück auf einem Gletscher im Berner Oberland vermutlich ums Leben gekommen. Die Berner Kantonspolizei bestätigte am Samstag Presseberichte, nach denen die drei Menschen von einem Eisabbruch in eine Gletscherspalte gerissen wurden. Der Unfall ereignete sich am 11. August, wurde aber erst jetzt bekannt.
Der 46jährige Mann, die 44jährige Frau und ihr 14jähriger Sohn wurden auf dem sogenannten Challifirn in eine Gletscherspalte gerissen. Eine Bergung der Verschütteten erwies sich wegen der ständigen Eisabbruchgefahr als unmöglich.
Eine 23jährige Frau und ein 35jähriger Mann aus Deutschland starben am Sonntag an Erschöpfung und Unterkühlung, nachdem sie zusammen mit acht Landsleuten im Schweizer Kanton Uri in Bergnot geraten waren. Die anderen acht Mitglieder der Touristengruppe mußten ins Krankenhaus eingeliefert werden, wie die Rettungsflugwacht mitteilte.
NIKOSIA, 30. August (AP). Bei einer Bombenexplosion auf dem Behescht-i- Sahra-Friedhof südlich der iranischen Hauptstadt Teheran, wo sich unter anderem das Grab des iranischen Revolutionsführers Ayatollah Ruhollah Khomeiny befindet, sind einem iranischen Zeitungsbericht zufolge mehrere Menschen getötet und verletzt worden. Wie die fundamentalistische Dschomhuri Islami am Wochenende meldete, ereignete sich der Anschlag bereits am Donnerstag zu einem Zeitpunkt, als sich Tausende von Trauernden auf dem Friedhof aufhielten.
Unter den Toten, deren Zahl nicht näher angegeben wurde, sollen sich auch Kinder befunden haben. Die iranische Nachrichtenagentur IRNA sowie die staatliche Rundfunk- und Fernsehanstalt haben den Anschlag bislang nicht gemeldet. Auch Präsident Haschemi Rafsandschani soll bei einem Besuch am Grab Khomeinys am Samstag den Vorfall mit keiner Silbe erwähnt haben.
MOSKAU, 30. August (AP). Mit dem tagtäglichen Fang einer Taube für den Kochtopf hilft eine Katze in der südrussischen Stadt Labinsk ihrem greisen Herrchen zu überleben. Die Moskauer Nachrichtenagentur NEGA berichtete am Samstag, die Katze liefere die Beute täglich bei dem verarmten Rentner ab, der damit seine Nudelsuppe anreichere. So groß die Freude über die Hilfe seiner Katze auch sei, lebe der 80jährige doch in der ständigen Furcht, daß dem Tier und Miternährer etwas bei der täglichen Taubenjagd passieren könnte.
Rentner gehören zu den Hauptbetroffenen der marktwirtschaftlichen Reformen der Regierung Jelzin. Die Freigabe der Preise haben bei manchen Produkten eine Erhöhung um das 25fache seit vergangenem Jahr bewirkt.
MANAMA/BAHREIN, 30. August (AP/AFP). Die Schiiten im Süden Iraks befürchten nach eigenen Angaben einen Großangriff irakischer Truppen als Vergeltung für das von den westlichen Golfkriegssiegern verhängte Flugverbot. Irak habe das Sumpfgebiet an der Grenze zu Iran seit Freitag unablässig mit Artillerie angegriffen, hieß es in einer Erklärung der Obersten Versammlung für die Islamische Revolution. Nahe Al Amara habe die irakische Armee 1000 Geschütze und Panzer zusammengezogen. Zusammen mit in der Region bereitgestellter Verstärkung habe Bagdad 50 000 bis 60 000 Soldaten in dem Gebiet konzentriert.
Irakische Behörden haben nach Angaben von kurdischen Augenzeugen mehrere tausend Schiiten in der nordirakischen Stadt Kirkuk zusammengetrieben und in das Dorf Tob Sawa, zehn Kilometer nördlich von Kirkuk, gebracht. Die Augenzeugen gaben die Zahl der Deportierten mit zwischen 2000 und 16 000 an.
Die irakische Luftwaffe hält sich weiter an das von den Siegermächten des Golfkriegs verhängte Flugverbot im Süden ihres Landes. In der Washington Post hieß es, die Sperrung des Luftraums in Südirak sei nur der erste Schritt einer Kampagne gegen Iraks Staatschef Saddam Hussein. Sollte Irak weiter die Schiiten angreifen, wollten die USA Luftangriffe auf militärische Einrichtungen nicht nur in der Sperrzone fliegen.
Saddam ließ im Fernsehen mitteilen, daß "das Komplott zur Teilung des Iraks zum Scheitern verurteilt sei". Gleichzeitig verkündete er, die irakische Führung treffe Vorbereitungen, um "dieses Vorhaben mit allen Mitteln und im geigneten Moment zum Scheitern zu bringen". Bombe an UN-Fahrzeug entdeckt
BAGDAD (Reuter). An einem Kontrollpunkt der irakischen Armee im Norden Iraks ist nach UN-Angaben eine Bombe an einem Fahrzeug der Vereinten Nationen (UN) angebracht worden. Die UN- Mitarbeiter hätten den Sprengsatz entdeckt und entschärft, teilte der Koordinator der UN-Aktivität in Irak, Gualtiero Fulcheri, am Sonntag der Nachrichtenagentur Reuter in Bagdad mit. Die UN- Abgesandten hätten beim irakischen UN- Vertreter scharf protestiert.
BELGRAD/GENF (AP/AFP). Serbische Behörden im Südosten von Bosnien-Herzegowina haben am Samstag in Mißachtung der Beschlüsse der Londoner Jugoslawien-Konferenz den vertriebenen Moslems und Kroaten die Rückkehr in ihre Heimat verweigert. In einer von der Nachrichtenagentur Tanjug verbreiteten Verordnung hieß es: "Die Versammlung der autonomen Region Herzegowina hat beschlossen, allen Individuen, die während des Kriegs aus der Region geflohen sind, die Rückkehr zu verbieten, weil sie damit gegen die Interessen der Serbischen Republik gehandelt haben."
Tausende Moslems und Hunderte Kroaten hatten ihre Dörfer verlassen müssen, nachdem serbische Einheiten unter der Führung von Bozidar Vucurevic die Region erobert hatten.
Die Behörden der bosnischen Stadt Celinac haben eine Verordnung mit dem Titel "Statut für die nichtserbische Bevölkerung" erlassen, die an die Einschränkungen für Juden während des Nationalsozialismus in Deutschland erinnert. Das berichtete das UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) am Wochenende in Genf. Der UNHCR-Beauftragte für Kroatien, Peter Kessler, präsentierte das Dokument. Unter anderem wird darin über die Nichtserben in Celinac eine Ausgangssperre verhängt. Ihnen wird das Schwimmen in den Flüssen Vrbanja und Josevica sowie das Angeln und Jagen verboten.
Kroaten und Moslems in der Stadt, die zu der selbstproklamierten "Serbischen Republik von Bosnien-Herzegowina" gehört, dürfen nach dem Statut nicht mehr öffentliche Plätze aufsuchen. Es ist ihnen verboten, ohne Erlaubnis in andere Städte zu fahren. Besuch müssen sie den Behörden anzeigen. Sie dürfen nicht mehr in Gruppen mit mehr als drei Personen zusammenstehen. Auch das Autofahren und der Besitz eines eigenen Telefons ist den "Nichtserben" untersagt. Kessler ging davon aus, daß derartige Reglementierungen auch in anderen Gemeinden Bosnien-Herzegowinas existieren. Der französische Jurist Louis Joinet, der mit dem Beauftragten der UN-Menschenrechtskommission, Tadeusz Mazowiecki, im ehemaligen Jugoslawien war, hatte berichtet, in manchen bosnischen Zeitungen würden Listen mit Nachnamen veröffentlicht, anhand derer jeder erkennen könne, zu welcher ethnischen Gruppe die jeweiligen Namensträger gehörten.
DUBLIN, 30. August (AP). Der seit 1989 amtierende EG-Kommissar für Landwirtschaft, der Ire Ray MacSharry, hat seinen Rücktritt zum 1. Januar 1993 angekündigt. Er wolle sich aus dem politischen Leben zurückziehen und neue private Aufgaben übernehmen, sagte er.
Die Demonstration in Rostock gegen Ausländerhaß stand unter dem Motto "Stoppt die Pogrome". Das aus dem Russischen stammende Wort Pogrom (Vernichtung, Verwüstung) bezeichnet die Verfolgung einer Gruppe hilfloser Opfer, meist einer ethnischen oder religiösen Minderheit, durch einen aufgehetzten Mob. Von Pogromen, oft vom Staat toleriert oder initiiert, waren zumeist Juden betroffen. In Deutschland ist der Begriff untrennbar mit dem Judenpogrom der Nazis vom 9. November 1938 verbunden. Als Vergeltung auf das Attentat eines jungen polnischen Juden auf den deutschen Diplomaten Ernst von Rath töteten SA- und SS-Trupps in einer einzigen Nacht 91 Juden, nahmen 30 000 in Haft,zerstörten 267 Synagogen und plünderten 7500 jüdische Geschäfte. Glasscherben, die die Straßen übersäten, trugen dem Pogrom die verharmlosende Bezeichnung "Reichskristallnacht" ein. (dpa)
Der erste Zug zum "Schachtreffen des Jahrhunderts" steht offenbar unmittelbar bevor. Die Neuauflage des Weltmeisterschafts-Kampfes von 1972 zwischen den beiden Schachlegenden Robert "Bobby" Fisher aus den USA und dem Russen Boris Spassky um ein Preisgeld von umgerechnet rund 7,8 Millionen Mark soll am Mittwoch im jugoslawischen Adriabadeort Sveti Stefan trotz aller Hindernisse beginnen.
Punkt 15.15 Uhr soll der exzentrische Fischer mit den weißen Figuren den ersten Zug machen, hieß es am Samstag in den Belgrader Zeitungen. Hauptschiedsrichter wird wie vor 20 Jahren in Reykjavik der deutsche Großmeister Lothar Schmitt sein.
Damit der US-Amerikaner Fischer durch seinen Auftritt im von UN-Sanktionen betroffenen Rest-Jugoslawien nicht gegen bestehende US-Gesetze verstößt, soll das Treffen nach Informationen der Belgrader Zeitung "Vecernje novosti" auf einer nicht-jugoslawischen Luxusjacht, die in den internationalen Gewässern der Adria kreuzt, ausgetragen werden.
Der Bankier Jezdimir Vasiljevic, der das Treffen organisiert, hat zur Eröffnung der Partie unter anderem die Staatschefs der USA, Frankreichs, Rußlands und Argentiniens nach Montenegro eingeladen. Überraschend haben die Botschafter Rußlands, Argentiniens, Chiles und Uruguays ihre Reisen nach Sveti Stefan bereits bestätigt, berichtet die Belgrader Zeitung "Politika". dpa
ROM, 30. August (dpa). Nach Inkrafttreten eines neuen Gesetzes über die Zulassung einer doppelten Staatsbürgerschaft befürchtet Italien jetzt den Zustrom von Millionen Südamerikanern italienischer Herkunft. Wie die römische Zeitung La Repubblica berichtete, werden in italienischen Konsulaten in Südamerika täglich Hunderte von Anträgen auf einen italienischen Paß gestellt.
"Ein Gesetz genügt und Italien verdoppelt sich", schreibt die Zeitung, die schätzt, daß bis zu 80 Millionen Menschen nach dem im Januar verabschiedeten Gesetz Anspruch auf die italienische Staatsbürgerschaft hätten. Die neue Regelung läßt im Prinzip eine doppelte Staatsbürgerschaft für alle diejenigen zu, die im Ausland gezwungen waren, auf den italienischen Paß zu verzichten. Unklar ist jedoch, ob dies auch für die Nachfahren aller Italiener gilt, die etwa im 19. Jahrhundert nach Südamerika ausgewandert sind. Das Gesetz sei "in großer Eile" verabschiedet worden.
PEKING, 30. August (dpa). China hat die Öffnung von Yadong an der Südgrenze Tibets angekündigt. Die Stadt, zwischen Bhutan und Sikkim gelegen, war bis zum Ausbruch des chinesisch-indischen Grenzkrieges in den 60er Jahren Umschlagplatz für den Handel zwischen Tibet, Sikkim, Bhutan und Indien.
KIEL (dpa/VWD). Die am Wochenende in Kiel aufgenommenen Verhandlungen über eine Beteiligung der Westdeutschen Landesbank an ihrem schleswig-holsteinischen Pendant werden überschattet von einem Streit über eine angebliche Honorierung des früheren Bankiers Heinz Sippel. Dieser berät den regionalen Sparkassen- und Giroverband sowie die Landesregierung, die jeweils 50 Prozent an der Kieler Landesbank halten. Der Streit hatte sich an einem Zeitungsbericht entzündet, wonach Sippel für seine Tätigkeit 600 000 Mark erhalten soll. Als Ministerpräsident Björn Engholm (SPD) Sippel im Juni vorgestellt hatte, war von einem Honorar keine Rede gewesen. Regierungssprecher Andreas Rink betonte: "Herr Sippel hat keinen Vertrag mit der Landesregierung. Er ist auch nicht persönlicher Berater von Engholm."
Der CDU-Oppositionsführer im schleswig-holsteinischen Landtag, Ottfried Hennig, meinte, es deute sich "offenbar eine neuer Beraterskandal der SPD-Landesregierung und ihres Ministerpräsidenten" an. Sippel sei in seinem beruflichen Lebensweg von der WestLB über die Hessische Landesbank bis zur Neuen Heimat überwiegend für Unternehmen tätig gewesen, "die von der SPD maßgeblich beeinflußt wurden und werden".
Die Träger des Kieler Instituts wollen vom 25. September an auch mit der Norddeutschen Landesbank in Hannover über eine Beteiligung sprechen.
TIRANA, 31. August (dpa). Albaniens Präsident Sali Berisha hat staatliche Gelder zur Fortführung der mit Verlusten arbeitenden Waffenfabrik in Polican in Aussicht gestellt, nachdem deren geplante Schließung schwere Unruhen ausgelöst hatte. 3000 Arbeitern droht die Arbeitslosigkeit. Gleichzeitig drohte Berisha, wie die amtliche Nachrichtenagentur ATA am Samstag berichtete, strenge Strafen gegen jene "Terroristen" an, die die Unruhen dazu nutzen wollten, die demokratischen Institutionen zu zerstören.
Die südostalbanische Stadt mit ihren 25 000 Einwohnern gilt als Hochburg der Sozialistischen Partei, der ehemaligen Kommunisten. Die in Albanien regierenden Demokraten hatten die Sozialisten für die Unruhen verantwortlich gemacht.
MÜNCHEN, 30. August (dpa). Mit einer mächtigen Alkoholfahne wollte ein österreichischer Busfahrer mit 50 Passagieren von Niederösterreich nach Oberbayern einreisen. Den kontrollierenden Beamten der Grenzpolizei sagte er, er fühle sich "absolut nüchtern" - der Alkoholtest ergab jedoch 2,22 Promille. Bis ein Ersatzfahrer eintraf, vertrieben sich die Teilnehmer der Reisegruppe in einer nahen Grenzwirtschaft die Zeit beim Bier . .
Die Feiern der vergangenen Wochen haben bei einigen Olympia-Stars Wirkung hinterlassen. Während die Essener Weltmeisterin Katrin Borchert nach der verpaßten Olympia-Chance im Kajak- Einer bei den 71. deutschen Kanu-Meisterschaften auf ihrem Heimrevier bereits drei Titel erkämpfte, mußten einige der umjubelten Sieger von Castelldefels am ersten Finaltag unerwartete Niederlagen einstecken.
Die beiden Vierer-Olympiasieger Thomas Reineck (Essen) und Andre Wohllebe (Berlin) fanden sich im Kajak- Einer über 500 m überraschend nur auf den Plätzen vier und fünf wieder. Deutscher Meister wurde der international noch unbekannte Essener Gabor Ördög.
Jubeln durfte auch der Berliner Oliver Kegel: Im Kajak-Zweier mit Frank Guse gelang dem Vierer-Champion von Barcelona der Titelgewinn.
"Was soll es. Es fehlt nach den vielen Empfängen einfach die Motivation und die Zeit zum Training. Fünf Einheiten in vierzehn Tagen, das war nicht doll", nahm Thomas Reineck die Niederlage gelassen. "Der Dampf ist raus. Das ist doch nicht verwunderlich", sagte Andre Wohllebe.
Auch die Olympiasieger im Canadier-Zweier, Ulrich Papke und Ingo Spelly (beide aus Magdeburg), mußten sich über 500 m mit dem zweiten Platz hinter den Neubrandenburgern Andreas Dittmer/Frank-Wieland Heuser zufriedengeben. Den zweiten Titel für die Mecklenburger erkämpfte Thomas Zereske im Einer, wobei er den 1000-m-Olympia-Vierten Mattias Röder aus Wolfsburg in Schach halten konnte.
Zum Saison-Halali auf dem Baldeneysee ging durch Katrin Borchert auch die Einer-Entscheidung der Frauen an die Gastgeber. Hinter ihr imponierte die Wolfsburgerin Anke Brückner mit einem zweiten Platz vor Zweier-Olympiasiegerin Ramona Portwich.
"Auf die Anke sollten wir im kommenden Jahr unbedingt achten", meinte Frauen-Bundestrainer Kersten Neumann. "Sie ist zweifellos ein großes Talent." Im Zweier verbuchte Katrin Borchert mit Liane Geist bereits den dritten Sieg der Titelkämpfe, nachdem sie zwei Tage zuvor bereits die 6000-m-Langstrecke gewonnen hatte. dpa
KANU
DEUTSCHE MEISTERSCHAFT in Essen, 500 m, Männer, Kajak-Einer: 1. Ördög (Essen) 1:44,90 Minuten, 2. Eberhardt (Potsdam) 1:45,98, 3. Schulz (Mannheim) 1:47,13, 4. Reineck (Essen) 1:47,28, 5. Wohllebe (Berlin) 1:47,40.
Kajak-Zweier: 1. Guse/Kegel (Berlin) 1:36,74 Minuten, 2. Lucht/Liwowski (Essen) 1:37,52, 3. Peter/Schult (Hannover) 1:37,65, 4. von Appen/ Ulaszewski (Essen) 1:37,77.
Kajak-Vierer: 1. KG Essen (Reineck/von Appen/Ördög/Liwowski) 1:27,12 Minuten, 2. WMS Mannheim-Sandhofen (Schulz/Skibbe/Musmann/Malcher) 1:28,27, 3. SC Berlin-Grünau (Wohllebe/Stegemann/Rudeloff/Walloßek) 1:28,73.
Canadier-Einer: 1. Zereske (Neubrandenburg) 2:01,77 Minuten, 2. Röder (Wolfsburg) 2:03,48, 3. Schulze (Magdeburg) 2:04,15, 4. Kirchbach (Potsdam) 2:05,48.
Canadier-Zweier: 1. Dittmer/Heuser (Neubrandenburg) 1:49,62 Minuten, 2. Papke/Spelly (Magdeburg) 1:49,78, 3. Paul/Kirchbach (Potsdam) 1:52,38.
Canadier-Vierer: 1. SC Neubrandenburg (Dittmer/Heuser/Zereske/Uteß) 1:40,88 Minuten, 2. KG Neckarau Stuttgart (Klimek/Kubicek/Starke/Pauli) 1:42,36, 3. SC Magdeburg (Heukrodt/ Spelly/Papke/Schulze) 1:42,57.
Frauen, Kajak-Einer: 1. Borchert (Essen) 1:56,84 Minuten, 2. Brückner (Potsdam) 1:57,77, 3. Portwich (Hannover) 1:58,90, 4. Geist (Essen) 2:01,31.
Kajak-Zweier: 1. Geist/Borchert (Essen) 1:49,27, 2. Mucke/Mitach (Berlin) 1:50,44, 3. Portwich/Holle (Hannover) 1:50,59.
MALENTE, 30. August (dpa). Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser- Schnarrenberger (FDP) hat sich dafür ausgesprochen, auch gegen diejenigen gesetzlich vorzugehen, die Randalierer lautstark unterstützt haben. Diese Menschen sollten als "Mitläufer" zur Verantwortung gezogen werden, sagte sie beim Landesparteitag der schleswig-holsteinischen Liberalen in Malente.
Auch die CDU-Bundestagsfraktion will Schaulustigen bei Krawallen mit Strafe drohen. Der Parlamentarische Geschäftsführer von CDU und CSU, Jürgen Rüttgers, sagte der Welt am Sonntag, wer als Zuschauer gewalttätigen Demonstranten Schutz und Rückendeckung gebe, solle strafbar gemacht werden, wenn er einer Räumungsaufforderung der Polizei nicht nachkomme.
BONN, 30. August (dpa/Reuter). Die CDU/CSU-Fraktionsführung hat die Suche nach Finanzierungsquellen für den Aufbau in den neuen Bundesländern um eine Variante bereichert. Sie schlägt eine zinslose Investitionsabgabe vor, die diejenigen "Besserverdienenden" aufbringen sollen, die in Ostdeutschland nicht investieren. Das bestätigte Fraktionschef Wolfgang Schäuble am Wochenende. Der Vorsitzende der CDU-Sozialausschüsse, Ulf Fink, präzisierte in der Bild-Zeitung: Die Investitionsanleihe sollten von 1993 an alle Gewerbebetriebe im Westen mit mehr als 20 Beschäftigten sowie Besserverdienende mit einem Brutto-Einkommen über 5000 Mark monatlich zahlen, wenn sie nicht im Osten investieren.
Da das Bundesverfassungsgericht 1984 eine Zwangsanleihe abgelehnt hat, müßte nach Schäubles Worten der Bundestag mit Zweidrittelmehrheit diese Abweichung vom Grundgesetz unter Hinweis auf die Erfordernisse der deutschen Einheit beschließen. Weitere Elemente des Solidarpakts sollen neben größerer Zurückhaltung bei der Lohnentwicklung auch mehr Flexiblität in den Arbeitsbedingungen und ein Investivlohn sein.
Von entsprechenden Plänen der Bundesregierung kann einem Sprecher zufolge keine Rede sein. Allenfalls gehe es um Absichten der CDU. Bei SPD und FDP stießen die Pläne auf Widerstand.
(Kommentar Seite 3, weiterer Bericht Seite 8)
BRASILIA, 30. August (AP/dpa). Der brasilianische Präsident Fernando Collor de Mello lehnt weiter einen Rücktritt ab und will gegen ein Amtsenthebungsverfahren mit allen Mitteln kämpfen. Wie die angesehene Zeitung Jornal do Brasil berichtete, wies Collor auch einen Vorstoß aus den Reihen seiner Minister zurück, er solle zurücktreten.
Am Samstag wurde Collors Ehefrau, Rosane Malta, zur Rückzahlung von rund 15 000 US-Dollar verurteilt, die sie aus öffentlichen Kassen für eine private Feier ausgegeben hatte. Brasiliens First Lady droht auch eine Anklage wegen der Veruntreuung von elf Millionen Dollar. Das Geld soll sie als Präsidentin eines Wohlfahrtverbandes abgezweigt haben.
Die brasilianische Anwaltsvereinigung will am Dienstag ihre Forderung nach einem Amtsenthebungsverfahren Parlamentspräsident Ibsen Pinheiro übergeben. Dem Staatschef des größten lateinamerikanischen Staates wird passive Bestechlichkeit vorgeworfen.
SKI NORDISCH
INT. SOMMER-SKISPRINGEN in Hinterzarten: 1. Jean-Prost (Frankreich) 223,3 Punkte (92 + 86 m). 2. Ottessen (Norwegen) 217,l (88 + 85,5), 3. Bajard (Frankreich) 214,8 (90 + 85,5), 4. Johansen (Norwegen) 214,4 (90,5 + 81), 5. Scherer (Rohrhardsberg) 214,1 (91 + 82,5), 6. Gay (Frankreich) 210,6 (87,5 + 83,5), 7. Hunger (Klingenthal) 210,5 (85 + 86), 8. Nolke (Neuenrade) 210,5 (92 + 80,5).
Formel 3000
Bartels Dritter in
Michael Bartels (Plettenberg) belegte beim 7. Lauf zur Formel 3000-Europameisterschaft im belgischen Spa-Francorchamps am Samstag den dritten Platz. Damit rückte der Reynard-Ford-Pilot mit 25 Punkten dicht an seinen die Gesamtwertung anführenden Teamkollegen Luca Badoer (Italien/31) heran.
Bei drei noch ausstehenden Rennen hat der Sauerländer gute Chancen, Europameister zu werden.
Sieger des unter widrigen Witterungsbedingungen in den Ardennen stehenden Laufes wurde der Italiener Andrea Montermini in einem Reynard-Judd vor dem Spanier Jordi Gene. Nach einem schweren Unfall Badoers in der Anfangsphase mußte der Lauf nach 25minütiger Unterbrechung ein zweites Mal gestartet werden. Bartels verlor seinen zweiten Rang aus dem Training an Gene. Havelock Speedway-Weltmeister
Mit Siegen in vier der insgesamt fünf Wertungsrennen hat sich der Engländer Gary Havelock beim Finale der Speedway-Einzelweltmeisterschaft in Breslau den Titel gesichert. Der 23jährige, der damit erstmals nach zwölf Jahren den WM- Titel wieder auf die Insel holte, setzte sich mit 14 Punkten gegen den Schweden Per Jonsson (11) und Gert Handberg (10) aus Dänemark durch.
SACRAMENTO, 30. August (dpa). Todeskandidaten in Kalifornien können jetzt zwischen der Gaskammer und einer Injektion wählen. Gouverneur Pete Wilson unterzeichnete in Sacramento ein entsprechendes Gesetz, berichtete am Wochenende die Los Angeles Times. Der Politiker äußerte die Erwartung, daß die Wahl der Exekutionsmethode "dabei helfen wird, die Art von legalem Zirkus in letzter Minute zu verhindern, die wir unglücklicherweise bei der Hinrichtung von Robert Alton Harris erlebt haben". In Kalifornien sitzen 335 Männer und drei Frauen in der Todeszelle.
Der wegen Mordes verurteilte Harris hatte das Oberste Gericht der USA in Washington angerufen, die Exekution zu verhindern, weil eine Hinrichtung mit Gas grausam sei. Er wurde aus der Gaskammer geholt, aber zwei Stunden später doch dort hingerichtet.
Die Berlinerin Heike Kemmer bestimmt beim "Turnier der Sieger in Münster" das Geschehen im Dressur-Viereck. Mit ihrem 13jährigen Fuchswallach Golo entschied die 30jährige Diplomkauffrau den Grand Prix zu ihren Gunsten. Dabei verwies sie Olympiasieger Nicole Uphoff (Duisburg) und den Barcelona-Dritten Klaus Balkenhol (Düsseldorf) auf die nächsten Plätze. Nicole Uphoff hatte allerdings ihr Nachwuchspferd Grand Gilbert gesattelt, während Polizeireiter Balkenhol mit seinem Olympia-Pferd Goldstern mit dem dritten Platz zufrieden sein mußte.
Daß Münster für sie ein ausgesprochen gutes Pflaster ist, unterstrich Heike Kemmer zusätzlich mit dem fünften Platz auf ihrem zehnjährigen Wallach Solitaer. Dazu rundete sie ihre Erfolgsserie durch einen Sieg in der Intermediaire I ab, wobei sie Nicholas gesattelt hatte, mit dem sie bereits am Vortag den St.- Georg-Preis für sich entschieden hatte.
In den Springprüfungen bewiesen die Reiter aus dem Stall des dreifachen Europameisters Paul Schockemöhle, daß im südoldenburgischen Mühlen nach wie vor im deutschen Springsport der Ton angegeben wird. Franke Sloothaak gewann mit Dexter das Hauptereignis des Samstag, den Siegerpreis der Nationen- Preis-Reiter. Die ebenfalls in Mühlen trainierende US-Amerikanerin Meredith Michaels belegte mit ihrem Quick Star im Stechen den zweiten Platz vor Markus Beerbaum (Buchloe) auf Poker. Zuvor hatte Sloothaak bereits mit Aldatus den Youngsters-Cup für sich entschieden. dpa
BASEBALL
EUROPAMEISTERSCHAFT, Klasse B, Halbfinale: Deutschland - Litauen 12:5, CSFR - Großbritannien 11:9.
Nach sieben Disziplinen führte Thorsten Dauth bei den Deutschen Mehrkampf-Meisterschaften der Leichtathleten im westfälischen Ahlen. Mit 5708 Punkten lag der Zwei-Meter-Mann aus Groß-Karben nach dem Diskuswurf auch vor dem Olympiasechsten Paul Meier aus Leverkusen (5665), der als Spitzenreiter der Junioren am ersten Tag mehr Punkte gesammelt hatte.
Dauth lief die Hürden bei 2,2 m Gegenwind zwar nur in 15,03 Sekunden und war auch mit dem Diskus (39,08 m) nicht sonderlich erfolgreich, profitierte aber von ebenfalls enttäuschenden Leistungen durch Meier (15,25 und 37,08 m) und Frank Müller. Der Nordener, ebenfalls bei Olympia vertreten, trat bereits zum Stabhochsprung nicht mehr an. Er klagte über zu starke Schmerzen im hinteren Oberschenkel. Seine bis dahin erreichten 5543 Zähler übertraf als dritter Rivale Stefan Schmid (Karlsdorf/5642).
Alle drei Staffeltitel gingen in Ahlen an den SCC Berlin. Mit Europameister Jens-Peter Herold als Schlußmann dominierte das Favoriten-Quartett bei den Männern über 4x 1500 m in 15:19,27 Minuten vor dem TV Wattenscheid (15:27,12) und mit Steffen Brand, dem Olympiafünften über 3000 m Hindernis. Ähnlich deutlich siegte der SCC über 4x 800 m der Frauen in 7:21,41 Minuten vor dem MTV Ingolstadt (7:28,81).
Vor etwa 1000 Zuschauern wurden die Wettbewerbe am Samstag vom naßkühlen Wetter stark beeinträchtigt. Das war auch der Hauptgrund, daß im Zehnkampf kein einziger Athlet im 100-m-Sprint unter elf Sekunden blieb. Der Olympia-Sechste Meier war deshalb auch nur mit seinen Resultaten im Kugelstoßen (15,10 m) und im Hochsprung (2,09 m) zufrieden. Gleiches galt für Thorsten Dauth, der in diesen Disziplinen 15,25 und 2,03 m erreichte.
Birgit Clarius, die als einzige des erfolgreichen deutschen Frauen-Trios von Barcelona im westfälischen Ahlen an den Start ging, holte sich den Siebenkampf- Titel der Frauen mit 6147 Punkten und verwies Beatrice Mau (Hannover) mit 6022 Punkten auf Rang zwei. Die guten Leistungen der Titelträgerin zeigten sich bereits im Hochsprung mit ihrer persönlichen Bestleistung von 1,84 m (bisher 1,82).
Getrübt war der Samstag von den Ausfällen der zum Comeback angetretenen Christian Schenk (Mainz) und Michael Kohnle (Göppingen). Titelverteidiger Schenk wurde bereits nach dem 100-Meter-Sprint, in dem er nur 11,61 Sekunden erzielte, von einer Achillessehnenverletzung am rechten Fuß aus dem Rennen geworfen. Den früheren Junioren-Weltmeister Kohnle erwischte es im Kugelstoßen, wo sich bei ihm eine alte Kapselverletzung an der Stoßhand zurückmeldete. Bis zu seinem Ausscheiden in der dritten Übung war Kohnle als bester Weitspringer (7,44 m) aufgefallen.
Für Christian Schenk, den Olympoiasieger von Seoul, endete damit die Saison wie sie begonnen hatte. Denn bei seinem ersten Zehnkampfversuch am 30./31. Mai 1992 in Götzis (Österreich) mußte er nach einer sehr starken Vorstellung bis zum Stabhochsprung beim anschließenden Speerwerfen mit einer Verletzung am Wurfarm den Kampf beenden. Am 19. und 20. Juni, der Olympiaqualifikation von Bernhausen erzielte der WM-Dritte von Tokio noch unter dem Eindruck seiner Armverletzung von Götzis lediglich 7 925 Punkte und verpaßte damit das Tikket für Barcelona.
Wie sich schon wärend des Kampfes von Bernhausen herausgestellt hatte, stand Schenk dort bereits unter dem Einfluß einer neuen Verletzung, die er sich am linken Sprunggelenk zugezogen hatte. Außerdem war die alte Armverletzung wieder aufgebrochen. Sein Fazit danach für dieses Jahr lautet kurz und bündig: "Es ist alles schiefgegangen". dpa/lhe
Zur Person:
JUTTA KAMINSKI, Zweite Vorsitzende der Gewerkschaft Nahrung-Genuß-Gaststätten (NGG), soll neue Vorsitzende werden. Der Hauptvorstand werde sie vorschlagen, teilte die NGG nach einer Sitzung des NGG-Beirates mit. Der Beirat, das höchste Gremium zwischen den Gewerkschaftstagen, berief einen außerordentlichen Wahlkongreß für den 6. und 7. November ein. Die Wahl ist erforderlich, weil der bisherige Vorsitzende Heinz- Günter Niebrügge (57) aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten war. (dpa)
BONN, 30. August (AFP). FDP-Chef Otto Graf Lambsdorff hat vor den wirtschaftlichen Auswirkungen der ausländerfeindlichen Krawalle gewarnt. "Kahlköpfen, die nur die Sprache der Gewalt verstehen, wird es egal sein, wie das Ausland über uns denkt", schrieb Lambsdorff in der Leipziger Volkszeitung. Die Mitläufer, Sympathisanten und Klatscher in Rostock müßten aber wissen, daß kein Investor, dessen Geld für den Aufschwung Ost dringend gebraucht werde, sein Kapital dorthin lenke, "wo bürgerkriegsähnliche Zustände herrschen".
Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) appelierte an die Jugend, nicht Extremisten nachzulaufen. Die jungen Leute sollten vielmehr "ihre guten Zukunftschancen sehen", schrieb Kohl in Bild am Sonntag.
COLOMBO, 30. August (AFP). Die Rebellen der "Befreiungstiger von Tamil Eelam" (LTTE) haben am Samstag im Norden Sri Lankas ein Patrouillenboot der Marine aufgebracht. Wie Marinesprecher mitteilten, wurde das Boot von einem Stützpunkt auf der Insel Mandativu als vermißt gemeldet. Es sei unklar, ob Rebellen die Insel angegriffen hätten oder ob die Vertäuung des Bootes zerrissen und das Schiff auf die nahegelegene Halbinsel Jaffna zugetrieben sei, die zum Kerngebiet der tamilischen Rebellen gehört. Auch ob Besatzung an Bord war, konnte der Marinesprecher nicht sagen.
Das Londoner Büro der Befreiungstiger meldete, sie hätten bei Angriffen auf neun Armeeposten in Jaffna mehr als zehn Regierungssoldaten getötet. Dabei seien vier eigene Kämpfer getötet worden. Die Regierungsarmee dagegen sprach von fünf toten Soldaten.
MOSKAU, 30. August (AFP). Die russische Abendzeitung Iswestija ist per Regierungsbeschluß vorläufig in Staatseigentum übergegangen und hat gleichzeitig einen unabhängigen Status erhalten. Das verlautete aus der Redaktion am Wochenende. Die Regierung will damit Bestrebungen des Parlaments entgegentreten, die Zeitung finanziell und politisch unter seine Kontrolle zu bringen.
Die Iswestija war früher das Organ des Obersten Sowjets der UdSSR. Nach dem Scheitern des Staatsstreiches im August vergangenen Jahres war sie unabhängig geworden. Vor kurzem hatte das russische Parlament beschlossen, sie wieder zu seinem eigenen Organ zu machen.
MOSKAU, 30. August (AFP). Der russische Verteidigungsminister Pawel Gratschew hat sich nach Presseberichten an Geheimtreffen beteiligt, in denen der Putsch vom August vergangenen Jahres in der Sowjetunion vorbereitet wurde. Das berichtete die russische Zeitung Komsomolskaja Prawda am Wochenende. Das Blatt veröffentlichte Auszüge aus der Untersuchungsakte, in der KGB-Agenten bezeugen, daß Gratschew als Kommandant der Fallschirmjäger bei mehreren Schlüsseltreffen anwesend gewesen sei.
Als Gratschew am 3. April zum Verteidigungsminister ernannt wurde, hatten Abgeordnete gefordert, er müsse seine Nichtteilnahme am Putsch beweisen. Gratschew hatte damals gesagt, er habe die Anweisungen seiner Vorgesetzten nicht ausgeführt.
Dem Zeitungsbericht zufolge wurde Gratschew zu mehreren Geheimtreffen im August hinzugezogen. Er soll auch das "Memorandum Nr. 1" mitverfaßt haben, in dem festgelegt wurde, daß der Notstand verhängt und alle Macht einem Notstandskomitee übertragen wird.
JOHANNESBURG, 30. August (AFP). Die unabhängige Goldstone-Kommission, die die politisch motivierten Gewalttaten in Südafrika untersucht, will Verstärkung. Das kündigte der Vorsitzende Richter Richard Goldstone am Wochenende an. Er wünscht sich, daß zusätzliche Polizeioffiziere und Regierungsbeamte seiner Kommission zugeteilt werden.
Goldstone sagte, er werde außerdem eine Anzahl unabhängiger Juristen zu Vollzeit-Mitgliedern seiner Kommission ernennen. Die internationalen Beobachter, die im Rahmen der jüngsten Südafrika-Resolution des UN-Sicherheitsrats ernannt worden waren, könnten dann mit der Überwachung und der Bewertung der Polizeiermittlungen betraut werden. Untersuchungsbefugnisse der Kommission sollten auch auf die "selbständigen" schwarzen Homelands Transkei, Venda, Boputhatswana und Ciskei sowie auf "selbstverwaltete" Schwarzengebiete wie KwaZulu ausgeweitet werden.
WASHINGTON, 30. August (AFP). Die Zahl der von Jugendlichen verübten Gewaltverbrechen in den USA hat in den vergangenen zehn Jahren drastisch zugenommen. Dies geht aus dem am Samstag veröffentlichten jährlichen Bericht der US-Bundespolizei FBI hervor. Die Untersuchung, die sich auf Angaben aus 16 000 Polizeistellen im ganzen Land stützt, ergab, daß 1990 insgesamt 430 Gewaltverbrechen zehn- bis 17jähriger Täter pro 100 000 Jugendlicher verübt wurden. Das entspreche einer Steigerung von 27 Prozent gegenüber 1980. Die absolute Rate der Gewaltverbrechen pro 100 000 Einwohner sei ebenfalls gestiegen, und zwar auf 758 pro 100 000 Einwohner im vergangenen Jahr. Das sei eine Steigerung von 33 Prozent gegenüber 1982.
Bei den von Jugendlichen verübten Gewaltverbrechen stellte das FBI fest, daß der Anstieg quer durch alle Rassen und sozialen Schichten gleich hoch ist. Die Zahl der Festnahmen bei Schwarzen habe allerdings fünf Mal höher gelegen als bei Weißen. In Mordfällen klaffe die Zahl der Festnahmen ebenfalls weit auseinander. Sie sei bei den schwarzen Jugendlichen um 145 Prozent gestiegen, bei weißen Jugendliche um 48 Prozent.
Die mit Waffen verübten Morde hätten in den vergangenen zehn Jahren ebenfalls stark zugenommen, und zwar um 79 Prozent bei jugendlichen Tätern. 1990 seien fast zwei Drittel dieser Morde mit Feuerwaffen verübt worden.
ALGIER, 30. August (AFP). Die Welle der Gewalt in Algerien reißt nicht ab. Polizisten erschossen in der westalgerischen Stadt Ain Defla am Wochenende zwei bewaffnete Männer. Wie der algerische Rundfunk berichtete, wurden bei dem Feuergefecht im Anschluß an eine Personenkontrolle drei Polizisten verletzt. Der Rundfunk berichtete auch von Brandstiftungen gegen Fahrzeuge und Fernmeldeeinrichtungen.
Laut staatlicher Agentur APS wurden am Wochenende 46 islamische Fundamentalisten aus den Lagern Tsabit und Tiberghamine im Bezirk Adrar, 1600 Kilometer südlich von Algier, entlassen. Die Beobachtungsstelle für Menschenrechte hatte mitgeteilt, in den Lagern in der Sahara würden noch immer 4000 islamische Fundamentalisten festgehalten.
Mit einem Umschulungsprogramm hat der in Marburg ansässige Deutsche Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf 20 blinde Diplomjuristen aus der ehemaligen DDR vor der Arbeitslosigkeit bewahrt. Wie der Verein mitteilte, war es mit Unterstützung der Bundesanstalt für Arbeit und einer privaten Stiftung in Berlin möglich, die Juristen in fünf Wochenendkursen mit den wichtigsten Rechtsgebieten der Bundesrepublik vertraut zu machen und ihnen ein Arbeiten an anderen Stellen in der Bundesrepublik zu ermöglichen. Die Umschulungsmaßnahmen sollen fortgesetzt werden, teilte der Verein mit.
Bei einem aufgrund eines Blitzschlags entstandenen Brand in einer Scheune in Dipperz (Kreis Fulda) sind am Wochenende mehrere Schweine, Kühe und landwirtschaftliche Geräte verbrannt. Das neben der Scheune stehende Haus wurde beschädigt.
Etwa 250 Demonstranten haben am Samstag in der Universitätsstadt Marburg gegen Ausländerhaß demonstriert. Außerdem sprachen sie sich gegen eine Änderung der Asylrechtsbestimmungen im Grundgesetz aus.
FRANKFURT A. M. Zu Kundgebungen für den inneren Frieden hat der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Hessen die Bevölkerung für den 1. September aufgerufen.
Wer glaube, daß mit dem Wegfall des Ost-West-Gegensatzes die Gefahren für den äußeren Frieden beseitigt wurden und deshalb keine Aktionen mehr nötig seien, sollte nicht die Augen vor Bedrohungen schließen, wie sie von den ausländerfeindlichen Ausbrüchen der vergangenen Tage ausgingen, heißt es in dem Aufruf des DGB.
Arbeitnehmer und Arbeitgeber sollten gemeinsam gegen Ausländerfeindlichkeit und Rassenhaß demonstrieren, um nicht noch einmal in Deutschland den Keim für eine Bewegung gedeihen zu lassen, wie sie vor 60 Jahren zum Zusammenbruch der ersten deutschen Republik und der Machtergreifung der Rechtsradikalen geführt habe, meint der DGB. lhe
TRIATHLON
VIERNHEIMER TRIATHLON-DEUTSCHLAND CUP, (1,5 km Schwimmen, 46 km Radfahren, 10 km Laufen), Männer: 1. Lorenz (TV Bretten) 2:10,30 Std., 2. Schomburg (Langenhagen) 2:14,10, 3. Zäck (Viernheim) 2:14,20, 4. Clauß (Leipzig) 2:15,10, 5. Krieg (SG Eschwege) 2:15,25, 6. Amrhein (Hanau) 2:15,39.
Frauen: 1. Krolik (Reydt) 2:27,03 Std., 2. Schäfer (Riederau) 2:28,36, Mortier (Hanau) 2:31,18, 4. Lilienfein (Kulmbach) 2:40,01. - Deutschland-Cup Endstand, Männer: 1. Müller (Hanau), 2. Lorenz, 3. Amrhein.
Frauen: 1. Lilienfein, 2. Mortier, 3. Schäfer.
BONN (rtr). Eine raffinierte, aber möglicherweise strafbare Methode soll eine bayerische Software-Firma eingesetzt haben, um Raubkopierern ihrer Computerprogramme auf die Schliche zu kommen. Wie das Nachrichtenmagazin Der Spiegel berichtet, verschickte das Softwarehaus an Hochschulen, Firmen und Behörden rund 10 000 Exemplare eines als Reklame getarnten Programms, das insgeheim in den Speichern der Benutzer nach illegalen Kopien suchte. Wurde das Suchprogramm fündig, gab es einen Gratisgutschein für ein Computerbuch aus, auf dem der Fund verschlüsselt vermerkt war. Schickte ein Anwender dann den Gutschein ab, so enttarnte er sich ungewollt selbst.
Das EDV-Unternehmen habe gut 400 Rückmeldungen erhalten, darunter "Gratisgutscheine" von Beschäftigten des Bundesinnenministeriums, des Kölner Bundesamts für Verfassungsschutz und des Kieler Arsenals des Bundesamtes für Wehrtechnik und Beschaffung, berichtet das Magazin weiter. Das Unternehmen habe seine Aktion als "Notwehr gegen Raubkopierer" gerechtfertigt. Die Hamburger Datenschutz-Behörde werte dies aber als "unmögliches Vorgehen". Der Würzburger Computer-Fachjurist Ulrich Sieber sagte der Zeitschrift, die strafrechtlichen Folgen seien weitgehend unklar. Möglicherweise seien aber Straftatbestände wie Daten-Ausspähung und Geheimnisverrat erfüllt.
HAMBURG, 30. August (Reuter). Der frühere Chef des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), Erich Mielke, hat nach eigenem Bekunden schon lange vor dem Ende der DDR das Gespräch mit der vom Staat unterdrückten Opposition gesucht. "Ich bin nie der Meinung gewesen, daß sich oppositionelle Bewegungen durch Repression bewältigen lassen", sagte er in einem Gespräch mit dem Hamburger Nachrichtenmagazin Der Spiegel. Seine Initiative zu Gesprächen mit den führenden Personen der Bürgerrechtsbewegung sei aber vom SED-Apparat abgeblockt worden. Er hätte im Herbst 1989 für Ruhe gesorgt, wenn man ihn beauftragt hätten - "darauf können Sie sich verlassen."
Er hätte aber "auf keinen Fall" auf Demonstranten schießen lassen. Er habe sich zum 40. Jahrestag der DDR-Gründung am 7. Oktober 1989 sogar unter die Demonstranten gemischt, um herauszufinden "was die Menschen da wollen". Die Wahlfälschungen 1989habe er verurteilt: "65 Prozent wären völlig genug gewesen, dann hätten wir doch auch die Mehrheit gehabt."
Den Zusammenbruch der DDR begründet Mielke damit, daß die Staatsführung kein richtiges Konzept gehabt habe, um die dramatische Lage der Wirtschaft zu meistern. Außerdem habe Erich Honekker "den Einfluß der Partei auf die Menschen im Lande" überschätzt. Honeckers Ablösung im Okober 1989 sei notwendig geworden, weil er nicht mehr in der Lage gewesen sei, seine Entscheidungen im Kollektiv zu treffen. Bereits Anfang der 80er Jahre habe man im Politbüro heftige Kritik an Honecker geübt. Für einen "Putsch" habe es damals aber keine Mehrheit gegeben. Mielke bestätigte, er habe Material gegen Honecker unter Verschluß gehalten.
Sein Ministerium sei kein "Staat im Staat" gewesen, sagte Mielke. Mitglieder des Politbüros seien "über Methode und Umfang der Arbeit des MfS informiert" gewesen. Es habe bis zum Schluß unter Kontrolle der Partei gestanden und deren Kurs bedingungslos befolgt.
Seine eigene Rolle bewertete der frühere Stasi-Chef, der noch im Herbst 1989 in der DDR-Volkskammer mit dem Ausruf "Ich liebe Euch doch alle" Furore gemacht hatte, ungebrochen positiv. Er habe sein ganzes Leben dafür eingesetzt, daß die Menschen besser leben könnten. Er sei auch nicht der am meisten gefürchtete Mann der DDR gewesen: "Ich konnte meinen Kopf in den Schoß meiner Untertanen legen."
Firmen-Telegramm
Gewinnbeteiligung bei Opel steht Opel hat sich nach Angaben aus Unternehmenskreisen mit dem Betriebsrat auf ein neues Abkommen geeinigt, daß die Gewinnbeteiligung für die Beschäftigten und das Weihnachtsgeld erstmals auf Dauer festlegt. Vorgesehen sei, daß 2,6 Prozent vom Gewinn vor Steuern nach Abzug außerordentlicher Posten an die Belegschaft ausgeschüttet werden. Die Sonderzahlung zu Weihnachten mache jeweils ein volles Monatsgehalt aus. Ford fährt Gewinn langsam hoch Von den Bändern der Ford-Werke sind im ersten Semester rund 539 000 Autos gerollt, gut zwei Prozent mehr als in der Vorjahreszeit. Den Umsatz fuhren die Kölner um knapp acht Prozent auf 12,9 Milliarden Mark hoch, den Gewinn vor Steuern deutlich langsamer um 1,5 Prozent auf 525 Millionen. AEG geht nach Magdeburg Die AEG hat von der Treuhand Teile der Starkstrom-Anlagenbau Magdeburg übernommen. Die Frankfurter beschäftigten dort 180 Leute. Gillette will Chinesen rasieren Die US-Gruppe Gillette plant ein Gemeinschaftsunternehmen mit der größten chinesischen Rasierklingenfabrik. Die Firma soll in Schanghai 1000 Menschen beschäftigen und den Markt der Volksrepublik mit Doppelklingen versorgen.
Unter neuer redaktioneller Führung und in kleinerem Format will die der PDS nahestehenden Berliner Tageszeitung "Neues Deutschland" ihre Berichterstattung ausweiten. Nach der Abberufung von Verlagsleiter Bernd Elias werde sich der bisherige Chefredakteur Wolfgang Spickermann künftig ausschließlich verlegerischen Aufgaben widmen, teilte das Blatt seinen Lesern in der Samstagausgabe mit. Sein Amt übernehmen sein bisheriger Stellvertreter Reiner Oschmann und die frühere Chefredakteurin der "Wochenpost", Brigitte Zimmermann.
Das "ND", zu DDR-Zeiten das Zentralorgan der SED, wolle vor allem seine Berlin-Berichterstattung ausweiten und den Vertrieb der 20 Seiten umfassenden Berlin-Ausgabe auch auf das weitere Umland ausdehnen, hieß es. Mit der Umstellung auf das "Rheinische Format" wolle man auch den Lesern mehr Platz für Meinungsäußerungen einräumen.
REUTER
PARIS/MOSKAU (rtr/ap). Die Sie- benergruppe der führenden Industriestaaten (G-7) hat bei ihren Beratungen nach Angaben eines Teilnehmers keine Beschlüsse zum Umgang mit den Verbindlichkeiten der Staaten der ehemaligen Sowjetunion gefaßt. Bei dem Treffen der Finanzstaatssekretäre in Paris hatte der russische Ministerpräsident Jegor Gaidar erklärt, sein Land könne es sich nicht leisten, mehr als zwei Milliarden Dollar Schulden pro anno zurückzuzahlen.
Der Pariser Club der Gläubigerländer will die Forderung nach einer Umschuldung am 14. September erörtern. Angesichts der Devisenprobleme reicht Moskau der zuletzt gewährte Tilgungsaufschub von drei Monaten nicht aus. Dem stellvertretenden Ministerpräsidenten Alexander Schochin zufolge hat Rußland Zahlungsrückstände von vier Milliarden Dollar angesammelt.
Die Schuldenkrise gilt als einer der Gründe für die Abwertung des Rubels. Der auf der Währungsauktion in Moskau zuletzt ermittelte Kurs bedeutet eine Abwertung um rund ein Fünftel. Nach Mitteilung der Devisenbörse wurde der Kurs mit 205 Rubel für den Dollar festgesetzt. Bei der vorangegangenen Auktion hatten für den Kauf eines Greenback noch 168 Rubel gereicht. Die Nachrichtenagentur Itar-Tass zitierte Wirtschaftsexperten mit der Einschätzung, daß bis zum Ultimo ein Verhältnis von 250 bis 300 Rubel zum Dollar erreicht werden könnte.
ROSTOCK, 30. August (Reuter). Amerikanische und französische Fernsehteams sollen nach Polizeiangaben am Rande der Rostocker Demonstration gegen Ausländerfeindlichkeit Kindern und Jugendlichen Geld gegegen haben, damit sie mit dem zum "Hitler-Gruß" erhobenen rechten Arm vor den Kameras posierten. Anwohner, Journalisten und der Leiter eines Kinderheims hätten übereinstimmend entsprechende Angaben gemacht, sagte ein Polizeisprecher in Rostock. Die Polizei werde den Berichten nachgehen, auch wenn zweifelhaft sei, ob der Vorfall strafrechtlich verfolgt werden könne.
MOSKAU, 30. August (Reuter). Rußland hat seine Gaslieferungen an Litauen einem Bericht der russischen Nachrichtenagentur Itar-Tass zufolge am Wochenende um 55 Prozent gekürzt, weil Litauen größere Summen für Gaslieferungen schuldig geblieben sei und sich überdies weigere, die erst kürzlich festgesetzten Preise nach dem Weltmarktniveau zu bezahlen. Litauen, unabhängig seit einem Jahr, beziehe normalerweise bis zu sieben Millionen Kubikmeter Gas pro Tag aus Rußland, hieß es in der Meldung.
Aus Kreisen der litauischen Gasindustrie verlautete, von den Kürzungen würden die privaten Verbraucher nicht betroffen, müßten aber mit höheren Preisen rechnen. Kürzungen würden den Unternehmen zu schaffen machen, die ihre Schulden hätten auflaufen lassen.
Kaum zwingende Torchancen Immer wieder das Falsche gemacht
Betretene Gesichter beim "Club" - verhaltener Jubel bei Bayer Leverkusen nach dem 1:0 (1:0)-Sieg in Nürnberg. "Wir haben zum falschen Zeitpunkt immer das Falsche gemacht", analysierte ein sichtlich deprimierter Spielmacher Hans Dorfner. "Stuttgart war nicht stark und Leverkusen auch nicht, aber wir waren jedes Mal noch schlechter. Das ärgert mich."
Bedenklich stimmte die Zuschauer, daß der 1. FC Nürnberg sich trotz optischer Überlegenheit kaum zwingende Torchancen erspielte. Nach dem schnellen Gegentor - Ulf Kirsten traf schon nach 70 Sekunden - mußten die Franken gegen eine gut organisierte und mit Übersicht agierende Bayer-Abwehr anrennen.
An alte Zeiten erinnerte Nürnbergs Torhüter Andreas Köpke, allerdings zur Aufrichtung seiner Kollegen: "Wir haben schon in der Vergangenheit bewiesen, daß wir wieder aufstehen, wenn wir einmal unten sind. Das wird auch dieses Mal wieder so sein." sid
Nürnberg: Köpke - Zietsch - Brunner, Kurz - Dittwar, Oechler (65. Eckstein), Dorfner, Fengler, Olivares - Rösler, Wück (72. Weissenberger).
Leverkusen: Vollborn - Foda - Wörns, Kree - Fischer, Scholz, Lupescu, Hapal (68. Nehl), von Ahlen - Kirsten, Thom.
Schiedsrichter: Ziller (Laußnitz).
Tor: 0:1 Kirsten (2.).
Zuschauer: 33 000.
Gelbe Karten: Oechler, Kurz - Kree, Wörns, Foda.
Grashoff nahm kein Blatt vor den Mund Offenbarungseid am Bökelberg
Dem Schlußstrich unter die Führungskrise folgte der sportliche Offenbarungseid: Keine 24 Stunden nach der Inthronisierung des neuen Vorstandes um Präsident Drygalsky kassierte Mönchengladbach nach einer desolaten Vorstellung eine 0:4 (0:3)-Heimschlappe gegen Uerdingen. "Ich werde mich nicht auf ein Gebiet begeben, das unserem Trainer Jürgen Gelsdorf zusteht. Es muß dafür sorgen, daß beim nächsten Spiel am Dienstag in Kaiserslautern alles ins Lot kommt", hielt sich Drygalsky, der auf Betreiben von Gelsdorf nach Ende der vergangenen Saison als Konditionstrainer entlassen worden war, mit seiner Kritik nach der höchsten Heimpleite seit dem 17. Juni 1989 (0:4 gegen den HSV) zurück.
Kein Blatt vor den Mund nahm dagegen der frühere Vizepräsident und Manager Helmut Grashoff: "Weder die Qualität unserer Spieler noch der Einsatzwille sind in Ordnung."
Früh waren die Gastgeber durch einen Treffer von Dirk Bremser unter Druck geraten. Danach glich die Borussen-Abwehr einem Torso. Heiko Peschke erhöhte auf 2:0, ehe Bremser den Vorsprung weiter ausbaute. Auch nach der Pause blieb Gladbach den Beweis der Erstliga-Tauglichkeit schuldig. Sassen traf zwei Minuten vor Schluß zum 4:0. sid
Mönchengladbach: Kamps - Fach - Klinkert, Stadler - Hoersen, Wynhoff, Schulz, Mölby, Nielsen (46. Dahlin) - Salou, Criens (68. Ertl).
Uerdingen: Dreher - Peschke - Paßlack, Posch - Gorlukowitsch, Bremser (70. Krümpelmann), Jüptner, Kutschera, Kranz, Sassen - Adler (82. Hartenberger).
Schiedsrichter: Merk (Kaiserslautern).
Tore: 0:1 Bremser (5.), 0:2 Peschke (10.), 0:3 Bremser (42.), 0:4 Sassen (88.).
Zuschauer: 20 000.
Gelb-Rote Karte: Schulz wegen wiederholten Foulspiels (63.).
Gelbe Karten: - Kranz, Adler.
Der Aachener Profi-Boxer Mario Guedes bleibt Internationaler Deutscher Meister im Schwergewicht. Vor 3457 Zuschauern in der ausverkauften Eissporthalle bezwang der 34jährige Lokalmatador den ebenfalls aus Aachen stammenden Fleischermeister Klaus Gallwe (41) durch technischen K.o. in der siebten Runde.
Gallwe hatte sich zuvor beim Sparring eine Rippenverletzung zugezogen. Wegen großer Schmerzen mußte er in der Pause zur siebten Runde aufgeben. Der erfolgreiche Titelverteidiger Guedes (104 kg), ein Brasilianer, erhielt als Börse und Beteiligung an den Zuschauereinnahmen 30 000 Mark. Gallwe (97,3 kg), 1983 deutscher Schwergewichtsmeister bei den Amateuren, bekam 20 000 Mark. Beide Athleten sind in der sogenannten "Nacht- Gastronomie" tätig.
Der ehemalige Europameister René Weller (Pforzheim) kam im Leichtgewicht gegen den Rumänen Stefan Illies über ein Unentschieden nicht hinaus.
Weller, der seit einem halben Jahr mit österreichischer Lizenz boxt, zeigte nur selten Reflexe, um gegnerische Aktionen abwehren zu können.
"René Weller betreibt Selbstdemontage", erklärte Ringrichter Kurt Ströer (Rüsselsheim): "Er sollte nicht mehr boxen." sid
BOXEN
INT. BERUFSBOX-ABEND in Aachen, Int. Deutsche Meisterschaft im Schwergewicht (angesetzt auf 10 Runden): Guedes technischer K.o.-Sieger 7. Runde über Gallwe (beide Aachen).
Leichtgewicht (8): Weller (Pforzheim) - Illies (Rumänien) unentschieden.
Halbschwergewicht (8): Michalczewski (Monheim) K.o.-Sieger 5. Runde über White (USA).
Cruisergewicht (8): Bott (Pforzheim) K.o.-Sieger 4. Runde über Knight (USA).
Mittelgewicht (6): Ahmedi (Hamburg) 3:0- Punktsieger über Gvazoski (Mazedonien), van Elteren technischer K.o.-Sieger 3. Runde über van der Hoek (beide Niederlande).
Der achtfache Leichtathletik-Olympiasieger Carl Lewis (USA) hat eine stärkere Doping-Bekämpfung im Spitzensport gefordert. In einem Beitrag für die in Zürich erscheinende Fachzeitung "Sport" sprach sich der 31 Jahre alte Superstar für die Einführung von Blutkontrollen sowie unangekündigte Trainingskontrollen aus. Zudem schlug Lewis gezielte Kontrollen gegen "speziell verdächtige Athleten" vor. Die Sportler sollten nach seiner Ansicht sogar auf Teile ihres Einkommens verzichten, "wenn dieses in bessere und überraschendere Kontrollen investiert würde".
Lewis, der bei den Olympischen Spielen in Barcelona Gold im Weitsprung und in der 4x100-m-Staffel gewonnen hatte, plädierte für die Schaffung einer "vom Sport unabhängigen, außenstehenden Instanz, die den ganzen Dopingkampf mit strengen Kontrollen entschlossen anpackt". Dies sei notwendig, um das weltweit immer stärker werdende Mißtrauen gegenüber dem Sport wirkungsvoll abzubauen.
Zusätzlich sollten die Spitzensportler dazu bereit sein, Eingriffe in ihre Privatsphäre hinzunehmen. Lewis: "Wir Weltklasse-Athleten müssen bereit sein, einen Teil unseres Persönlichkeitsbereiches zum Wohle des gesamten Sports hinzugeben."
Der Weltrekordler über 100 m (9,86 Sekunden) fand auch harte Worte zum Fall der wegen der Einnahme verbotener Substanzen suspendierten Sprintweltmeisterin Katrin Krabbe: "Es ist bedenklich, daß jemand mit verbotenen chemischen Mitteln betrügt. Wenn jemand diesen Weg wählt, ist es gut, daß das System ihn oder sie in der Öffentlichkeit brutal entlarvt. Der Fall von Krabbe ist um so schlimmer, als sie bereits früher des Betrugs verdächtigt und angeklagt war." sid
Siebter Sieg mit Mühe und Not Schuhmachers Schuß hob niedriges Niveau
Der FSV Mainz 05 kam mit Mühe und Not zum siebten Erfolg. 1:0 (0:0) bezwangen die Gastgeber die auswärtsschwache Elf des FC Remscheid. Den Siegtreffer erzielte Mittelfeldakteur Schuhmacher durch einem fulminanten 20-Meter-Schuß in den rechten Winkel.
In der ersten Halbzeit boten beide Teams eine niveaulose Vorstellung. Nur selten gelangen Spielzüge. Die Mainzer kamen zwar mit mehr Druck aus der Kabine, doch bis zur Schlußphase blieben die dezimierten Remscheider gefährlich. Bridaitis (75.) vergab den Ausgleich, als er dem auf der Linie stehenden Herzberger den Ball gegen die Hacke schoß.
Beste Spieler bei Mainz, die ihren vierten Heimsieg feierten, waren die Mittelfeldspieler Schäfer und Zampach. Bei den Gästen gefiel neben Bridaitis der umsichtige Manndecker Schmidt. sid
Mainz: Kuhnert - Kasalo - Weiß, Herzberger - Schuhmacher, Schäfer, Müller, Zampach, Hayer - Wagner (61. Becker), Klopp (69. Ruof).
Remscheid: Stocki - Tilner - Schmidt, Kosanovic, Sturm - Callea, Bridaitis, Pröpper, Kröning (67. Jakubauskas) - Gemein (52. Hausen), Putz.
Schiedsrichter: Lange (Kassel).
Zuschauer: 3800.
Tor: 1:0 Schuhmacher (50.).
Gelb-Rote Karten: Callea wegen wiederholten Foulspiels (22.).
Gelbe Karten: Kasalo, Hayer - Bridaitis
Wer schoß die Tore - wer waren die Besten?
Mannheim - Carl Zeiss Jena 3:1 (1:0) Mannheim: Laukkanen - Fellhauer - Dickgießer, Wohlert - Schanda, Hecker, Lasser (46. Nachtweih), Schnalke, Hofmann - Freiler (50. Naawu), Kirsten.
Jena: Bräutigam - Szangolies - Röser, Gerlach - Celic (80. Klee), Molata (68. Löhnert), Holetschek, Wittke, Fankhänel - Bliss, Schreiber.
Schiedsrichter: Schmidhuber (Ottobrunn).
Tore: 1:0 Kirsten (43.), 2:0 Hecker (53.), 2:1 Szangolies (77.), 3:1 Nachtweih (88., Foulelfmeter). Zuschauer: 3000.
Beste Spieler: Fellhauer, Hecker - Bräutigam, Fankhänel.
Gelbe Karten: Naawu, Schnalke - Celic, Holetschek, Bliss, Wittke. Hertha Berlin - VfB Oldenburg 4:2 (2:2) Berlin: Sejna - Bayerschmidt - Scheinhardt, Zimmermann - Winkhold, Feinbier, Kovac, Gries (90. Klews), Gowitzke - Schmöller (75. Basler), Lünsmann.
Oldenburg: Nofz - Malchow - Zajac, Jack (70. Jimenez) - Gerstner, Linke, Brand (57. Steinbach), Machala, Schnell - Drulak, Wuckel.
Schiedsrichter: Schmidt (Bad Hersfeld).
Tore: 1:0 Zimmermann (14.), 1:1 Linke (23.), 1:2 Gerstner (30., Foulelfmeter), 2:2 Feinbier (40.), 3:2 Gries (47.), 4:2 Winkhold (90.).
Zuschauer: 5061.
Beste Spieler: Schmöller, Gowitzke - Schnell, Linke.
Gelbe Karten: Kovac, Lünsmann, Schmöller, Feinbier - Brand. Fortuna Köln - Hannover 96 5:0 (2:0) Köln: Zimmermann - Niggemann - Hupe, Schneider - Seufert, Brandts, Köhler, Pasulko (67. Römer), Lottner - Präger (74. Röhrich), Deffke.
Hannover: Sievers - Wojcicki - Klütz, Heemsoth (62. Mathy) - Sirocks, Sundermann, Groth, Schönberg (35. Daschner), Kretzschmar - Koch, Djelmas.
Schiedsrichter: Amerell (München).
Tore: 1:0 Lottner (25), 2:0 Brandts (42.), 3:0 Deffke (53.), 4:0 Röhrich (81.), 5:0 Hupe (90.).
Zuschauer: 2500.
Beste Spieler: Lottner, Präger - Sievers, Wojcicki. Gelbe Karten: - Heemsoth, Koch. Braunschweig - Düsseldorf 2:0 (1:0) Braunschweig: Lerch - Buchheister - Scheil, Wiehle - Probst, Mahjoubi, Metschies, Lux (83. Köritzer), Loechelt - Aden, Butrej (71. Kretschmer). Düsseldorf: Schmadtke - Loose - Huschbeck, Drazic - Aigner, Schütz, Hutwelker (54. Homberg), Buncol, Strerath - Backhaus (57. Schuberth), Breitzke.
Schiedsrichter: Weise (Könitz).
Tore: 1:0 Butrej (3.), 2:0 Aden (89.).
Zuschauer: 5000.
Beste Spieler: Buchheister, Butrej - Drazic, Buncol.
Gelb-Rote Karten: Huschbeck wegen wiederholten Foulspiels (31.).
Gelbe Karten: Buchheister, Butrej, Loechelt - Schütz, Breitzke, Buncol. MSV Duisburg - Chemnitz 1:0 (0:0) Duisburg: Rollmann - Westerbeek - Böger, Nijhuis - Azzouzi (60. Sailer), Steininger, Gielchen, Harforth (46. Minkwitz), Tarnat - Schmidt, Preetz.
Chemnitz: Schmidt - Laudeley - Mehlhorn, Barsikow - Renn, Veit, Bittermann, Heidrich (84. Zweigler), Keller, Neuhäuser (81. Lucic) - Schweizer.
Schiedsrichter: Zerr (Ottersweier).
Tor: 1:0 Schmidt (83.).
Zuschauer: 9000.
Beste Spieler: Nijhuis, Gielchen - Schmidt, Barsikow. Wuppertal - Unterhaching 0:0 Wuppertal: Albracht - Pusch - Voigt, Straka - Ksienzyk, Zilles (58. Hartwig), Küttner (70. Bieber), Müller, Pröpper - Kindgen, Klein.
Unterhaching: Häfele - Pfluger - Vladimir, Beck - Bogdan, Bergen, Emig, Niklaus (70. Bucher), Urosevic (70. Lemberger) - Leitl, Garcia.
Schiedsrichter: Wippermann (Bonn).
Zuschauer: 7000.
Beste Spieler: Müller, Straka - Häfele, Pfluger. Gelb-Rote Karten: Vladimir wegen wiederholten Foulspiels (67.).
Gelbe Karten: Voigt, Pröpper, Ksienzyk - Urosevic. VfB Leipzig - Rostock 1:2 (1:1) Leipzig: Kischko - Lindner - Edmond, Kracht - Heidenreich, Hecking, Bredow (60. Engelmann), Trommer, Däbritz (72. Turowski) - Rische, Hobsch.
Rostock: Hoffmann - Sänger - März, Werner - Persigehl (75. Zallmann), Dowe, Wahl, Schlünz (87. Weilandt), Lange - Schmidt, Chalaskiewicz.
Schiedsrichter: Strampe (Handorf).
Tore: 1:0 Hecking (17.), 1:1 Wahl (38.), 1:2 Lange (53.).
Zuschauer: 1800.
Beste Spieler: Hecking - Schmidt, Wahl, Schlünz.
Rote Karten: Hecking (Leipzig) wegen gefährlichen Spiels (90.).
Gelbe Karten: Lindner, Kracht - Werner, Persigehl, Hoffmann.
Bes. Vorkommnis: Hoffmann (Rostock) hält Foulelfmeter von Hecking (90.). Meppen - Oldenburg 1:0 (1:0) Meppen: Kubik - Böttche - Vorholt, Faltin - Zimmer, Menke, Gartmann, Marell, Deters - Bujan (64. Thoben), Dlugajczyk (73. Schulte).
Wolfsburg: Kick - Ballwanz (58. Holze) - Okkert, Trautmann - Kleeschätzky, Frackiewicz, Akrapovic, Brunner, Kohn (58. Schwerinski) - Reich, Fiebich.
Schiedsrichter: Haupt (Berlin).
Tor: 1:0 Zimmer (29.).
Zuschauer: 5000.
Beste Spieler: Vorholt, Dlugajczyk - Akrapovic, Frackiewicz.
Gelbe Karten: Zimmer - Kleeschätzky, Ballwanz, Frackiewicz. Homburg - Freiburg 1:5 (1:1) Homburg: Eich - Wruck - Kluge, Finke (76. Schmidt) - Gallego, Dudek, Landgraf, Cardoso, Jurgeleit - Hubner, Maciel (66. Lahn).
Freiburg: Eisenmenger - Schmidt - Seeliger, Vogel - Zeyer, Fincke, Freund, Braun, Todt, Heidenreich (75. Rraklly) - Spies (83. Buric).
Schiedsrichter: Leimert ( Ludwigshafen).
Tore: 0:1 Fincke (9.), 1:1 Jurgeleit (21.), 1:2 Todt (75.), 1:3 Rraklly (77.), 1:4 Rraklly (88.), 1:5 Todt (90.).
Zuschauer: 3000.
Beste Spieler: Eich, Landgraf - Freund, Finkke. Gelbe Karten: Gallego - Seeliger. St. Pauli - Stuttgarter Kickers 2:2 (2:2) St. Pauli: Thomforde - Kocian (27. Aerdken) - Dammann, Schwinkendorf - Olck, Surmann, Gronau, Sievers, Hollerbach - Driller (70. Manzi), Sievers.
Stuttgart: Reitmaier - Kuhn - Keim (56. Wörsdörfer), Schwartz - Neitzel, Tattermusch, Gora (56. Palumbo), Imhof, Fischer - Shala, Jovanovic.
Schiedsrichter: Willems (Mönchengladbach).
Tore: 0:1 Imhof (21.), 1:1 Schwinkendorf (33.), 1:2 Shala (38., Foulelfmeter), 2:2 Driller (43.).
Zuschauer: 12 284.
Beste Spieler: Schwinkendorf, Sievers - Reitmaier, Shala.
Rote Karten: - Schwartz wegen groben Foulspiels (81.).
Gelbe Karten: Knäbel, Aerdken, Driller - Neitzel.
Weiterhin nur drei Schläge trennen den Hamburger Golf-Profi Sven Strüver vor der Abschlußrunde bei den zur Europa-Challenge-Tour zählenden Turnier vom Sieg. Nach 67- und 71er-Runden zum Auftakt trumpfte der 25jährige Hanseate am Samstag mit einer 69er-Runde auf dem Par-72-Kurs in Wendlohe auf und verbesserte sich damit im Kampf um die 21 000-Mark-Siegprämie mit 207 Schlägen wieder auf den zweiten Platz.
Klarer Favorit bei dem mit 160 000 Mark dotierten Turnier ist allerdings weiterhin der Engländer Paul Afflek, der einem glatten Start-Ziel-Sieg entgegen steuert. Der 24jährige Brite erzielte wie am Vortag 69 Schläge und hat nun insgesamt 204 Schläge auf dem Konto. Härteste Verfolger des Spitzenduos sind Brian Nelson (USA), Phil Golding (England) und Retief Goosen (Südafrika) mit jeweils 209 Schlägen.
Überaus positiv ist auch die Bilanz der übrigen fünf deutschen Profis, die den Cut der besten 55 von ursprünglich 146 gestarteten Spielern aus 17 Ländern geschafft hatten. Als Sechster mit 210 Schlägen rechnet sich der Mönchengladbacher Reiner Mund ebenso noch Außenseiterchancen aus wie Ralf Berhorst aus Lage als Elfter in der Rangfolge mit 212 Schlägen. sid
MOTORSPORT
FORMEL-3000-EUROPAMEISTERSCHAFT, 7. von 10 Läufen in Spa-Francorchamps/Belgien: 1. Montermini (Italien) Reynard-Judd 53:48,61 Minuten (194,406 km/h), 2. Gene (Spanien) Reynard-Mugen 54:06,21, 3. Bartels (Plettenberg) Reynard-Ford 54:18,66, 4. Coulthard (Großbritannien) Reynard-Judd 54:29,35, 5. Barichello (Brasilien) Reynard-Judd 54:29,75, 6. Aiello (Frankreich) Reynard-Mugen 54:30,26. - Gesamtstand: 1. Badoer (Italien) Reynard-Ford 31 Punkte, 2. Bartels 25, 3. Barichello 23, 4. Montermini 22, 5. Gene 21.
GOLF
"AUDI OPEN" der Profis in Hamburg-Wendlohe (160.000 Mark), Stand nach der dritten Runde: 1. Afflek (England) 204 (66+69+69) Schläge, 2. Strüver (Hamburg) 207 (67+71+69), 3. Nelson (USA) 209 (71+69+69), Golding (England) 209 (70+70+69) und Goosen (Südafrika) 209 (68+68+73), 6. Mund (Mönchengladbach) 210 (69+73+68), ... 11. Berhorst (Lage) 212 (73+68+71), ... 14. Eales (England/TV) 213 (70+73+70), ... 18. Cejka (Offenbach) 214 (72+74+68) und Giedeon (Hamburg) 214 (73+68+73), ... 29. ver Eckstein (Hamburg) 217 (70+72+75).
Nachdem seine Mannschaft eine Wachablösung verpaßt hatte, wäre Winfried Schäfer am liebsten mit sich und seinem Frust alleine gewesen. In der Pressekonferenz beschränkte sich der Trainer des Karlsruher SC auf zwei wenig aussagekräftige Sätze, und auch noch eine Stunde nach dem Spiel stand Schäfer nur widerwillig Rede und Antwort. Die überflüssige 1:2 (0:0)-Niederlage im baden-württembergischen Derby beim Deutschen Meister Stuttgart war dem KSC-Coach sichtlich auf den Magen geschlagen.
Schäfers Kritik galt seiner Elf, die an der Vormachtstellung des VfB im "Ländle" nichts ändern konnte - aber noch mehr dem Unparteiischen Edgar Steinborn aus Sinzig. "Ich weiß nicht, warum der Schiedsrichter gegen uns gepfiffen hat. Das heißt, ich weiß es schon, aber ich darf es nicht sagen", erregte sich Schäfer.
Die entscheidende Szene in der 90. Minute konnte der Trainer damit freilich nicht gemeint haben. Da erkannte Steinborn nach einer Attacke von KSC-Schlußmann Kahn an Sverrisson berechtigterweise auf Foulelfmeter, den Strunz verwandelte. "So ist das Geschäft. Jetzt bin ich der Dumme", erkannte Oliver Kahn, der zuvor glänzend gehalten und sogar gegen Torschützenkönig Fritz Walter (25.) einen Strafstoß abgewehrt hatte.
In der zerfahrenen und teilweise überharten Auseinandersetzung machte Walter sein Mißgeschick wett, indem er den VfB nach Vorarbeit von Kögl in Führung brachte (69.). Den vorübergehenden Karlsruher Ausgleich markierte vor 26 000 Zuschauern der Russe Sergej Kirjakow mit seinem vierten Treffer (80.).
Während Schäfer entsetzt darüber war, daß sein Team in den letzten fünf Minuten vergeblich versucht hatte, auf Abseits zu spielen ("Ich werde herausfinden, wer dieses Kommando gab"), beklagte VfB-Manager Dieter Hoeneß die rüde Gangart der Badener: "Das hatte mit Fußball nichts mehr zu tun und war eine reine Knüppelei."
Schon früh mußten die Stuttgarter Günther Schäfer (Muskelfaserriß, fällt vier Wochen aus) und Michael Frontzeck, dessen Verletzung leichterer Natur ist, den harten Attacken Tribut zollen. "Solche Siege sind die wichtigsten, die es gibt", lobte Manager Hoeneß die Moral seiner Elf: "Dieser Erfolg kann für uns in der Endabrechnung noch Gold wert sein."
So weit wollte Christoph Daum freilich noch nicht gehen. "Dieses Spiel sollte eine Herausforderung für uns sein, uns in vielen Bereichen zu verbessern", sagte der VfB-Trainer, der Karlsruhes Härte sogar eine positive Seite abgewann: "Jetzt wissen wir schon, was im Europapokal gegen Leeds United auf uns zukommt."
Guido Buchwald befürchtet, daß solche Spiele für den Meister zu einem Dauerzustand werden könnten. "Wir sind die Gejagten", meinte der Kapitän des VfB Stuttgart. Denn: "Gegen uns sind alle Gegner bis unter die Haarspitzen motiviert." sid
Stuttgart: Immel - Dubajic - Schäfer (3. Schneider), Buchwald - Buck, Golke, Strunz, Kögl, Frontzeck (13. Sverrisson) - Walter, Knup.
Karlsruhe: Kahn - Nowotny - Metz, Reich - Schütterle, Neustädter, Rolff, Schmidt (68. Krieg), Bender - Kirjakow, Carl (75. Klinge).
Schiedsrichter: Steinborn (Sinzig).
Tore: 1:0 Walter (69.), 1:1 Kirjakow (80.), 2:1 Strunz (90., Foulelfmeter).
Zuschauer: 26 000.
Gelbe Karten: Sverrisson, Dubajic - Schmidt, Carl, Novotny, Schütterle.
Bes. Vorkommnis: Kahn hält Foulelfmeter von Walter (25.).
Wie eine Altherren-Mannschaft gespielt Latteks Kabinengebrüll und ein Tribünenbesuch
Es hatte ein ganz großer Tag für Peter Neururer werden sollen. Doch am Ende stand Saarbrückens Trainer mit leeren Händen da. "Diese Niederlage tut mir persönlich sehr weh", sagte der 37jährige nach der 1:3 (1:0)-Schlappe gegen seinen Ex-Klub Schalke 04. "Meine Gratulation an die Gäste kommt aber aus vollem Herzen", meinte Neururer weiter. Der jüngste Coach der Bundesliga macht aus seiner Liebe zu Schalke kein Hehl.
Dabei hatte für den Aufsteiger alles so gut angefangen: US-Boy Eric Wynalda (26.) war nach einem Paß von Wuttke durch die Schalker Abwehr spaziert und hatte mit seinem Saisontreffer Nummer drei zum 1:0 eingeschossen. Fortan spielten die Gastgeber wie aus einem Guß, eine desolate Schalker Elf hatte das Nachsehen. "Wir hatten sie da, wo wir sie hinhaben wollten", sagte Neururer.
"Ich habe noch nie in meinem Leben in der Kabine so gebrüllt. Wir haben in der ersten Halbzeit wie eine Altherren-Mannschaft gespielt", meinte Schalkes Trainer Udo Lattek. Der Wutanfall zeigte Wirkung: Wie verwandelt kamen die "Königsblauen" aus der Kabine und erzielten bereits zwei Minuten später durch Anderbrügge den Ausgleich. Das war die Wende: Müller (58.) und Mihajlovic (90.) sorgten nach zwei Heimniederlagen für Schalkes zweiten Auswärtssieg.
Eine spezielle Erklärung für den zweiten Schalker Auswärtssieg hatte Lattek, der in der 60. Minute von Schiedsrichter Klaus-Dieter Stenzel (Forst) auf die Tribüne verbannt worden war: "Ich möchte alle warnen, mich auf die Tribüne zu schicken. Als Bayern Münchens Trainer ist mir das in Uerdingen auch passiert - wir haben 3:1 gewonnen." sid
Saarbrücken: Brasas - Kostner - Eichmann, Fuhl (46. Beckenbauer) - Zechel, Stratos, Wuttke, Lange, Bürger (63. Krätzer) - Sawitschew, Wynalda.
Schalke: Lehmann - Güttler - Eigenrauch, Freund - Scherr (46. Hey), Luginger (79. Spanring), Müller, Anderbrügge, Büskens - Mihajlovic, Christensen.
Schiedsrichter: Stenzel (Forst).
Tore: 1:0 Wynalda (26.), 1:1 Anderbrügge (47.), 1:2 Müller (58.), 1:3 Mihajlovic (90.).
Zuschauer: 27 000.
Gelbe Karten: Stratos, Lange - Christensen, Mihajlovic, Büskens.
Mönchengladbach: Kamps - Fach - Klinkert, Stadler - Hoersen, Wynhoff, Schulz, Mölby, Nielsen (46. Dahlin) - Salou, Criens (68. Ertl).
Uerdingen: Dreher - Peschke - Paßlack, Posch - Gorlukowitsch, Bremser (70. Krümpelmann), Jüptner, Kutschera, Kranz, Sassen - Adler (82. Hartenberger).
Schiedsrichter: Merk (Kaiserslautern).
Tore: 0:1 Bremser (5.), 0:2 Peschke (10.), 0:3 Bremser (42.), 0:4 Sassen (88.).
Zuschauer: 20 000.
Gelb-Rote Karte: Schulz wegen wiederholten Foulspiels (63.).
Gelbe Karten: - Kranz, Adler. Nürnberg - Leverkusen 0:1 (0:1) Nürnberg: Köpke - Zietsch - Brunner, Kurz - Dittwar, Oechler (65. Eckstein), Dorfner, Fengler, Olivares - Rösler, Wück (72. Weissenberger).
Leverkusen: Vollbron - Foda - Wörns, Kree - Fischer, Scholz, Lupescu, Hapal (68. Nehl), von Ahlen - Kirsten, Thom.
Schiedsrichter: Ziller (Laußnitz).
Tor: 0:1 Kirsten (2.).
Zuschauer: 33 000.
Gelbe Karten: Oechler, Kurz - Kree, Wörns, Foda. VfB Stuttgart - Karlsruher SC 2:1 (0:0) Stuttgart: Immel - Dubajic - Schäfer (3. Schneider), Buchwald - Buck, Golke, Strunz, Kögl, Frontzeck (13. Sverrisson) - Walter, Knup.
Karlsruhe: Kahn - Nowotny - Metz, Reich - Schütterle, Neustädter, Rolff, Schmidt (68. Krieg), Bender - Kirjakow, Carl (75. Klinge).
Schiedsrichter: Steinborn (Sinzig).
Tore: 1:0 Walter (69.), 1:1 Kirjakow (80.), 2:1 Strunz (90., Foulelfmeter).
Zuschauer: 26 000.
Gelbe Karten: Sverrisson, Dubajic - Schmidt, Carl, Novotny, Schütterle.
Bes. Vorkommnis: Kahn hält Foulelfmeter von Walter (25.). Saarbrücken - FC Schalke 04 1:3 (1:0) Saarbrücken: Brasas - Kostner - Eichmann, Fuhl (46. Beckenbauer) - Zechel, Stratos, Wuttke, Lange, Bürger (63. Krätzer) - Sawitschew, Wynalda.
Schalke: Lehmann - Güttler - Eigenrauch, Freund - Scherr (46. Hey), Luginger (79. Spanring), Müller, Anderbrügge, Büskens - Mihajlovic, Christensen.
Schiedsrichter: Stenzel (Forst).
Tore: 1:0 Wynalda (26.), 1:1 Anderbrügge (47.), 1:2 Müller (58.), 1:3 Mihajlovic (90.).
Zuschauer: 27 000.
Gelbe Karten: Stratos, Lange - Christensen, Mihajlovic, Büskens. Dortmund - Kaiserslautern 1:0 (0:0) Dortmund: Klos - Reuter - Kutowski, Schmidt - Lusch, Zelic (83. Karl), Zorc, Rummenigge (46. Poschner), Reinhardt - Chapuisat, Povlsen.
Kaiserslautern: Ehrmann - Kadlec - Schäfer, Funkel - Roos, Goldbaek, Wagner, Eriksson (52. Hotic), Witeczek - Vogel (46. Marin), Kuntz.
Schiedsrichter: Albrecht (Kaufbeuren).
Tor: 1:0 Povlsen (58.).
Zuschauer: 36 800.
Gelbe Karten: Reuter, Rummenigge, Kutowski, Zorc, Povlsen, Chapuisat - Vogel, Wagner. Wattenscheid 09 - Frankfurt 1:2 (1:0) Wattenscheid: Eilenberger - Neuhaus - Emmerling, Bach - Moser, Prinzen, Fink, Kula, Sobiech - Lesniak, Tschiskale (55. Ibrahim).
Frankfurt: Stein - Binz - Bindewald, Klein - Bommer (71. Penksa), Studer, Falkenmayer (86. Roth), Weber, Wolf - Kruse, Bein.
Schiedsrichter: Theobald (Wiebelskirchen). Tore: 1:0 Lesniak (28.), 1:1 Bein (56.), 1:2 Kruse (78.).
Zuschauer: 6 000.
Gelbe Karten: Emmerling - Kruse. Bay. München - Dyn. Dresden 3:1 (0:0) München: Aumann - Thon - Kreuzer, Ziege - Jorginho, Wouters, Schupp, Scholl, Helmer - Labbadia, Mazinho.
Dresden: Müller - Mauksch - Kern, Wagenhaus - Pilz, Stevic (73. Gütschow), Kmetsch, Hauptmann, Schößler - Jähnig, Rath.
Schiedsrichter: Witke (Meckesheim).
Tore: 1:0 Jorginho (49.), 2:0 Labbadia (76.), 3:0 Labbadia (78.), 3:1 Gütschow (87., Foulelfmeter).
Zuschauer: 30 000.
Gelbe Karten: Mazinho - Wagenhaus. 1. FC Köln - Hamburger SV 2:2 (1:0) Köln: Illgner - Christofte - Higl, Baumann - Greiner (62. Henri Fuchs), Janßen, Littbarski, Flick, Weiser (46. Heldt) - Steinmann, Ordenewitz.
Hamburg: Golz - Rohde - Kober, Babbel - Hartmann, Matysik, Eck (46. von Heesen), Bode (75. Bester), Spörl - Weichert, Letschkow.
Schiedsrichter: Kiefer (Vellmar).
Tore: 1:0 Ordenewitz (25.), 1:1 Rohde (54.), 2:1 Steinmann (71.), 2:2 Weichert (82.).
Zuschauer: 16 000.
Gelbe Karten: - Hartmann, Weichert, Spörl. Werder Bremen - VfL Bochum 3:1 (3:1) Bremen: Reck - Bratseth - Votava, Beiersdorfer - Wolter, Harttgen, Herzog (70. Borowka), Eilts, Legat - Rufer, Neubarth (73. Kohn).
Bochum: Wessels - Herrmann - Dressel, Reekers - Christians, Schwanke, Bonan, Heinemann, Wegmann - Moutas (75. Milde), Wosz (73. Peschel).
Schiedsrichter: Fröhlich (Berlin).
Tore: 1:0 Harttgen (16.), 2:0 Votava (19.), 3:0 Bratseth (39.), 3:1 Herrmann (44.).
Zuschauer: 12 100
Gelbe Karten: Votava, Beiersdorfer, Wolter - Heinemann, Wessels, Dressel.
Bayern München ist wieder obenauf, nur einem ist die allgemeine Euphorie nicht recht. "Wir haben jetzt dreimal gewonnen, aber trotzdem keinen nennenswerten Vorsprung", stapelte Trainer Erich Ribbeck nach dem 3:1 (0:0)-Erfolg über Dynamo Dresden tief und setzte gleich noch einen drauf: "Frankfurt steht doch besser da als wir. Wir haben zwei Heim-, die haben zwei Auswärtssiege."
Ribbeck mag rechnen, so viel er will, die Zahlen sprechen gegen ihn. 6:0 Punkte, 7:1 Tore, als einzige Mannschaft ohne Punktverlust - im Jahr eins nach der größten Krise stehen die Münchner trotz eines Nachholspiels (27. Oktober in Frankfurt) wieder da, wo sie dem Selbstverständnis nach hingehören: vorne.
Zwar präsentierte sich der Tabellenführer gegen Dresden eine Halbzeit lang wie im Tiefschlaf, dann aber kamen die Zuschauer im Olympiastadion aus dem Staunen nicht mehr heraus. Der glänzend aufgelegte Brasilianer Jorginho erzielte mit strammem Rechtsschuß (49.) die Führung. Danach erhöhte der überragende Labbadia (76. und 78.) auf 3:0.
Nur einer Fehlentscheidung von Schiedsrichter Kurt Witke aus Meckesheim war es zu verdanken, daß Bayern-Torhüter Raimond Aumann erstmals in dieser Saison hinter sich greifen mußte. Neu-Bayer Schupp und der Dresdner Pilz gingen im Strafraum gemeinsam zu Boden, der eingewechselte Gütschow schoß den Strafstoß zum 3:1 (87.) ein.
"Vorne stehen ist wie Doping", schilderte Labbadia hinterher die Gründe für seine Leistungssteigerung und für die plötzliche Wiederkehr des Rekordmeisters, der in der vergangenen Saison gegen Dresden zu Hause noch 1:2 verloren hatte. Was die Bayern 92 von den Bayern 91 unterscheide? "Wir fallen nicht gleich in Hektik, wenn das Tor nicht fällt", antwortete Labbadia: "Wir können warten, das ist unsere Stärke."
Ribbeck sah die Sache ähnlich: "Manchmal muß man eben Geduld haben und dann im richtigen Moment zuschlagen." Vor allem die Abwehr um den souveränen Libero Thon und die starken Manndecker Kreuzer und Helmer stimmte den Trainer "sehr zufrieden", weshalb er dem Spiel am Mittwoch zuversichtlich entgegensieht: "Wir sind gerüstet."
Große Töne freilich waren beim FC Bayern nicht zu hören. Nur Schatzmeister Kurt Hegerich durchbrach in Abwesenheit der kompletten Führungsriege (Scherer, Beckenbauer, Rummenigge, Hopfner in Urlaub, Manager Hoeneß im Krankenhaus) die neu entdeckte Bescheidenheit. "Wir haben Matthäus gekauft, weil wir Meister werden wollen", verkündete Hegerich keck. Geld sei keines mehr da, deshalb sei es nun am Trainer und der Mannschaft, den Titel zu holen.
Ribbeck fiel dazu nur eines ein: "So ein Blödsinn." Auch Tribünengast Lothar Matthäus hielt sich vornehm zurück. Wann er das erste Mal spielen wird und wo er seine Rolle sieht? "Ich werde nichts überstürzen", antwortete er nonchalant, "aber in diesem Jahr soll es schon noch sein. Ich kann im offensiven und im defensiven Mittelfeld spielen." sid
München: Aumann - Thon - Kreuzer, Ziege - Jorginho, Wouters, Schupp, Scholl, Helmer - Labbadia, Mazinho.
Dresden: Müller - Mauksch - Kern, Wagenhaus - Pilz, Stevic (73. Gütschow), Kmetsch, Hauptmann, Schößler - Jähnig, Rath.
Schiedsrichter: Witke (Meckesheim).
Tore: 1:0 Jorginho (49.), 2:0 Labbadia (76.), 3:0 Labbadia (78.), 3:1 Gütschow (87., Foulelfmeter).
Zuschauer: 30 000.
Gelbe Karten: Mazinho - Wagenhaus.
Abgelegter Glanz Werder zog VfL wieder den grauen Anzug an
Abgelegt der Bochumer Glanz der ersten Tage - in Bremen war die Mannschaft wieder grau. "Ich hatte das Gefühl, daß unsere Truppe sich in die Hose macht." Trainer Holger Osieck vom VfL Bochum verdeutlichte drastisch den Eindruck, den seine Mannschaft in der ersten Hälfte bei Bremen vermittelte. Nach 45 Minuten war die Partie bereits gelaufen: 3:1 stand es da, das spätere Endergebnis.
"Die zwei Punkte waren sehr wichtig für uns", meinte Werder-Trainer Otto Rehhagel nach der insgesamt höchstens durchschnittlichen Partie. Endlich war der erste Sieg in der neuen Saison unter Dach und Fach, gegen eine Mannschaft, die zuvor noch nicht verloren hatte. Auf Rehhagel aber wartet noch viel Arbeit. "Wir haben trotz einer klaren Führung, wie zuletzt in Karlsruhe, den Gegner wieder aufkommen lassen - das ist mir unverständlich", zürnte der Coach. sid
Bremen: Reck - Bratseth - Votava, Beiersdorfer - Wolter, Harttgen, Herzog (70. Borowka), Eilts, Legat - Rufer, Neubarth (73. Kohn).
Bochum: Wessels - Herrmann - Dressel, Reekers - Christians, Schwanke, Bonan, Heinemann, Wegmann - Moutas (75. Milde), Wosz (73. Peschel).
Schiedsrichter: Fröhlich (Berlin).
Tore: 1:0 Harttgen (16.), 2:0 Votava (19.), 3:0 Bratseth (39.), 3:1 Herrmann (44.).
Zuschauer: 12 100
Gelbe Karten: Votava, Beiersdorfer, Wolter - Heinemann, Wessels, Dressel.
TÜRKEI (1. Spieltag): Ankaragücü- Aydinspor 4:0, Karsiyaka Izmir - Genclerbirligi Ankara 3:0, Kayserispor - Besiktas Istanbul 2:3, Bakirköyspor - Kocaelispor 3:4, Gaziantepspor - Fenerbahce Istanbul 2:3, Sariyer Istanbul - Bursaspor 1:3, Konyaspor - Trabzonspor 0:0, Galatasaray Istanbul - Altay Izmir 1:2. - Die Tabellenspitze: 1. Kocaelispor 11:5 Tore/6 Punkte, 2. Bursaspor 7:1/6, 3. Fenerbahce Istanbul 7:2/6, 4. Altay Izmir 3:1/6.
FRANKREICH (4. Spieltag): AC Le Havre - AS Monaco 0:0, Olympique Nimes - FC Nantes 1:1, Racing Club Lens - AS St. Etienne 1:1, FC Auxerre - Girondins Bordeaux 1:0, FC Toulon - SC Montpellier 1:0, Olympique Lyon - Olympique Marseille 2:2, FC Metz - FC Sochaux 5:1, FC Toulouse - Racing Straßburg 1:1, FC Paris St. Germain - SM Caen 2:0, US Valenciennes - Olympique Lille 0:1. - Tabellenspitze: 1. FC Paris St. Germain 8:0 Punkte/10:1 Tore, 2. FC Auxerre 6:2/9:3, 3. SC Montpellier 6:2/8:2, 4. FC Nantes 6:2/5:2.
NIEDERLANDE (3. Spieltag): PSV Eindhoven - Cambuur Leeuwarden verlegt auf 2. September, Go Ahead Eagles Deventer - BVV Den Bosch 2:0, SVV/Dordrecht - MVV Maastricht 2:2, Fortuna Sittard - Willem II Tilburg 0:1, FC Volendam - RKC Waalwijk 0:2, Sparta Rotterdam - Ajax Amsterdam 0:0, FC Utrecht - Feyenoord Rotterdam 0:0, FC Twente Enschede - FC Groningen 5:0, Roda JC Kerkrade - Vitesse Arnheim 0:2. - Die Tabellenspitze: 1. Feyenoord Rotterdam 9:1 Tore/5:1 Punkte, 2. Ajax Amsterdam 6:1/5:1, 3. FC Utrecht 4:1/4:2, 4. Vitesse Arnheim 3:1/4:2.
ENGLAND, Premier League (5. Spieltag): FC Arsenal - Sheffield Wednesday 2:1 , FC Chelsea - Queens Park Rangers 1:0, Coventry City - Blackburn Rovers 0:2, Crystal Palace - Norwich City 1:2, FC Everton - FC Wimbledon 0:0, Leeds United - FC Liverpool 2:2, Manchester City - Oldham Athletics 3:3, Nottingham Forest - Manchester United 0:2, Sheffield United - Aston Villa 0:2, FC Southampton - FC Middlesbrough 2:1, Ipswich Town - Tottenham Hotspur am Sonntag. - Die Tabellenspitze: 1. Blackburn Rovers 7:3 Tore/11 Punkte, 2. Queens Park Rangers 8:5/10, 3. Norwich City 10:8/10, 4. FC Everton 6:2/9.
First Division (4. Spieltag): FC Barnsley - FC Millwall 0:0, FC Brentford - Southend United 2:1, Bristol City - FC Sunderland 0:0, Charlton Athletic - Luton Town 0:0, Leicester City - FC Portsmouth 1:0, Newcastle United - West Ham United 2:0, Oxford United - Wolverhampton Wanderers 0:0, Peterborough United - Notts County 1:3, Swindon Town - Cambridge United 4:1, FC Watford - Derby County 0:0. - Die Tabellenspitze: 1. Charlton Athletic 9:2 Tore/13 Tore, 2. Swindon Town 11:6/10, 3. Leicester City 7:7/10, 4. Newcastle United 7:3/9.
Hoffnungsschimmer in Köln sichtbar "Schon ganz andere aus dem Keller geholt"
Ein erster Hoffnungsschimmer ist am Ende des Tunnels für den 1. FC Köln sichtbar. Trainer Jörg Berger jedenfalls zeigte nach den ersten Saisontoren und dem ersten Punkt durch das 2:2 (1:0) gegen den HSV SV Kampfeswillen: "Ich habe schon ganz andere Mannschaften aus dem Tabellenkeller geholt."
Noch aber ist Köln weiterhin Schlußlicht, hat immer noch zwei Punkte Rückstand auf den Vorletzten. Zwar beendeten Ordenewitz (25.) und "Notnagel" Steinmann (71.) die torlose Zeit. Doch der HSV schaffte durch Rohde (54.) und Weichert (82.) jeweils den Ausgleich. Immerhin beruhigte das 2:2 die Kölner Szene.
Der Hamburger SV hätte erneut das Schicksal des Jörg Berger bestimmen können, nachdem er ihn mit einem 6:0 in Frankfurt schon im April 1991 vom Sessel bei der Eintracht katapultiert hatte.
Dabei ist eigentlich nichts völlig Außergewöhnliches passiert, denn ein Fehlstart - nun mit 1:7 Punkten - gehört beinahe nach Köln wie der Geißbock hinters Tor. In der vorigen Saison etwa wurde das lange Warten auf den ersten Sieg erst im 14. Spiel beendet.
"Wir müssen kleinere Brötchen bakken", sagt Pierre Littbarski und hofft natürlich auch auf bessere Zeiten. Nun müsse von Spiel zu Spiel gedacht werden, verkündeten Berger und seiner verlängerter Arm auf dem Spielfeld. sid
Köln: Illgner - Christofte - Higl, Baumann - Greiner (62. Henri Fuchs), Janßen, Littbarski, Flick, Weiser (46. Heldt) - Steinmann, Ordenewitz.
Hamburg: Golz - Rohde - Kober, Babbel - Hartmann, Matysik, Eck (46. von Heesen), Bode (75. Bester), Spörl - Weichert, Letschkow.
Schiedsrichter: Kiefer (Vellmar).
Tore: 1:0 Ordenewitz (25.), 1:1 Rohde (54.), 2:1 Steinmann (71.), 2:2 Weichert (82.).
Zuschauer: 16 000.
Gelbe Karten: - Hartmann, Weichert, Spörl.
Schon im Viertelfinale des ersten Ranglistenturniers der Badminton-Saison 1992/93 ist die Deutsche Meisterin Kerstin Ubben in Schwetzingen gescheitert. Sie unterlag mit 4:11, 11:2, 10:12 gegen Heike Franke aus Mainz-Zahlbach, die nun auf Nicole Gretha trifft.
Die Hellinghausenerinn siegte 12:10, 11:6 gegen die Brauweilerin Sylvia Reyss. Das zweite Halbfinale bestreiten die Berlinerinnen Beate Kuhn und Heidi Krickhaus. Beate Kuhn schlug die favorisierte Langenfelderin Andrea Findhammer 11:1, 11:8, und Heidi Krickhaus bezwang die Uerdingerin Christine Skropke 15:9, 15:7.
Im Semifinale der Männer dominieren die "Legionäre". Die Mainzer Dharma Gunawi und Bram Fernandin haben dabei Thomas Berger bzw. Yoseph Phoa (beide Heiligenhaus) zum Gegner. Jeweils mit Zweisatzsiegen qualifizierten sich Gunawi über Oliver Ponkratz, Berger über Michael Helber und Fernandin über Franz-Josef Müller für die Vorschlußrunde.RINGEN
BUNDESLIGA, Gruppe Nord: ASV Mainz 88 - Hansa Frankfurt/O. 4:22 Punkte, AC Goldbach - SC Luckenwalde 19,5:6, KSV Witten 07 - RWG Mömbris/Königshofen 6,5:27,5, KSV Elgershausen - VfK Schifferstadt 4:24,5.
BUNDESLIGA, Gruppe Süd: AV Reilingen - KSV Aalen 8:25, KSC Graben-Neudorf - SC Leipzig 16,5:10,5, ASV Lampertheim - KSV Wiesental 4:23,5, AC Bad Reichenhall - SV Hallbergmoos 14:16.
ZWEITE BUNDESLIGA, Gruppe Mitte: SC Langenlonsheim - ASV Hüttigweiler 13,4:14,5, RWG Bretzenheim/Worms - FSV Münster 6,5:23,5, KSG Ludwigshafen - KSV Waldaschaff 15,5:16, AV Schaafheim - ASV Pirmasens 24:8,5, KSV Köllerbach - KG Schwalbach/Schwarzenholz 17,5:10.
OBERLIGA HESSEN: Elgershausen II - Mömbris/Königshofen II 8:23,5, Großostheim - Fahrenbach 8,5:18, Goldbach II - Gailbach 6:32, Rimbach - Kahl 30,5:2, Haibach - Obernburg 16:15.
MAIN-KINZIG-KREIS VI
MEXIKO-STADT, 30. August (AP). Mehrere zehntausend Menschen haben am Samstag in Mexiko-Stadt gegen die Einführung der Nordamerikanischen Freihandelszone (Nafta) mit den USA und Kanada demonstriert. Die Gegner der Wirtschaftspolitik von Präsident Carlos Salinas de Gortari zogen in einem Sternmarsch zum Platz der Verfassung im Zentrum. Die Proteste richteten sich auch gegen eine Entscheidung der Regierung, den Text des kürzlich erzielten Nafta-Abkommens zunächst nicht zu veröffentlichen. Die Teilnehmer des Sternmarsches demonstrierten darüber hinaus gegen Massenentlassungen in der Ölindustrie und gegen die umstrittene Stimmenauszählung bei der Gouverneurswahl in Michoacan. Dort hatte die oppositionelle Revolutionäre Demokratische Partei (PRD) der Regierungspartei PRI Wahlbetrug vorgeworfen.
Habiba Sheikh hatte nur 14 Jahre zu leben. An ihrem Sterbetag sah sie gerade noch halb so alt aus. Jetzt liegt die Leiche des Mädchens im Schatten eines Baumes auf dem Hof einer Nothilfestation in der somalischen Stadt Baidoa. Nur die kleinen Fußzehen schauen unter dem Laken hervor. Nach einer Weile kommt ein Mann mit einer hellblauen Schubkarre, die mit UNICEF gekennzeichnet ist.
Habiba ist eines von mehr als 300 000 Kindern, die nach Schätzungen französischer Ärzte den Wettlauf zwischen Hunger und internationaler Hilfe bislang verloren haben. Vier bis fünf Wochen dauert die entscheidende Phase im Todeskampf eines verhungernden Erwachsenen. Bei Kindern geht es oft noch schneller. Baidoa trennen nur drei Autostunden von der Hauptstadt Mogadischu, wo der Großteil der Nahrungsmittelhilfe aus dem Ausland eintrifft. Doch immer noch wird etwa die Hälfte der Lieferungen auf dieser Straße von versprengten Milizionären der Bürgerkriegsparteien geplündert.
Verhungern ist so ähnlich wie das Verlöschen einer Kerze. Ohne die Zufuhr von Nahrung greift der Körper seine eigenen Reserven an. Zuerst werden die Fettzellen zur Aufrechterhaltung des Stoffwechsels verbraucht, danach die Muskelzellen, auch die des Herzes. Wie der für das Internationale Komitee vom Roten Kreuz tätige Mediziner Willy Ensen weiter beschreibt, ist das Hungergefühl einige Tage lang so quälend, daß die Schmerzem kaum auszuhalten sind. Dann schwinden mit der Zeit das Sehvermögen und die Fähigkeit, sich zu konzentrieren. Hungernde scheinen deshalb oft völlig teilnahmslos zu sein. Schließlich fallen die Haare wegen Eiweißmangels aus, die Nägel werden dünn und brüchig.
Da auch das Immunsystem von einer ausreichenden Versorgung mit Eiweiß abhängig ist, bricht die Abwehr von Infektionen der Atemwege und des Magen-Darm-Systems zusammen. Die Folgen sind vor allem angesichts des Trinkwassermangels in den Katastrophengebieten fatal. Kinder in Somalia haben oft so schwere Diarrhöe-Erkrankungen, daß ein Mastdarmvorfall eintritt: Ein mehr oder weniger großer Teil des Darms tritt wie ein umgedrehter Strumpf aus dem After heraus, was entsetzliche Schmerzen verursacht. Unmittelbare Todesursachen bei Hungernden sind außerdem häufig Austrocknung oder Tuberkulose. Bleibt der Hungernde von Infektionen unberührt, stirbt er schließlich an Marasmus, dem völligen Kräfteschwund, bei dem der Kreislauf und das Nervensystem zusammenbricht.
"Er könnte der Nächste sein", sagt die Krankenschwester Amina Sheikh Mohamed mit einem neunmonatigen Jungen im Arm, der die Gesichtszüge eines Greises hat. An einem Baum hängen drei leere Infusionsbeutel mit einer Nährlösung. "Das war das letzte, was wir für ihn haben."
DIDRIKKE SCHANCHE (AP)
NEW YORK/MOGADISCHU, 30. August (AP/KNA). Zum Schutz der Hungerhilfe für Somalia hat der Weltsicherheitsrat der Vereinten Nationen (UN) am Wochenende eine Aufstockung der Friedenstruppe in dem ostafrikanischen Land auf 3500 Blauhelme beschlossen. Eine rasche Entsendung der Soldaten ist jedoch nicht vorgesehen, da die UN zuvor die bislang fehlende Zustimmung der Bürgerkriegsparteien gewinnen wollen.
Bisher überwachen nur 50 unbewaffnete UN-Soldaten die Ankunft und Verteilung der internationalen Lebensmittelhilfe. Im September sollen 500 pakistanische Blauhelm-Soldaten in Mogadischu eintreffen und den Hafen bewachen. Aufgrund der Angriffe auf Hilfstransporte und Plünderungen - erst am Freitag raubten Bewaffnete im Hafen von Mogadischu 50 Lastwagen mit Lebensmitteln und 200 Fässer Benzin - verständigten sich die Mitglieder des Sicherheitsrats jetzt auf den Einsatz einer insgesamt 3500 Mann umfassenden Friedenstruppe. Dafür sowie für die Einrichtung von vier UN-Regionalbüros für zunächst sechs Monate stellen die UN fast 200 Millionen Mark zur Verfügung.
Der Generalsekretär des Vereinigten Somalischen Kongresses (USC), Abdulkarem Ali Ahmed, kritisierte den UN-Beschluß und sagte, die zunächst vorgesehene Friedenstruppe von 500 Mann wäre "schon genug" gewesen. Vor der Entscheidung über eine weitere Aufstockung hätte man erst abwarten sollen, wie sich die Lage nach der Ankunft der ersten Blauhelme entwickeln werde. Der USC untersteht General Mohamed Farrah Aidid, dessen Truppen den Süden und Südwesten Somalias kontrollieren. Ihr wichtigster Rivale ist Ali Mahdi Mohammed, der formell noch als Übergangspräsident fungiert, aber nur noch ein schmales Gebiet im Norden Mogadischus beherrscht.
Der UN-Sondergesandte für Somalia, Mohamed Sahnoun, kündigte an, der neue Friedensplan solle behutsam umgesetzt werden. Voraussetzung für die Entsendung von Blauhelmen sei die Zustimmung der Bürgerkriegsparteien. Dem ersten UN-Beschluß zur Aufstellung der 500 Mann starken Friedenstruppe waren monatelange Verhandlungen mit den Bürgerkriegsparteien vorausgegangen.
Obwohl seit Jahresbeginn bereits 100 000 Tonnen Nahrungsmittel nach Somalia gebracht wurden, sind bisher Hunderttausende Menschen der Hungerkatastrophe zum Opfer gefallen. Von der Entwicklung der weiteren Auslandshilfe hängt ab, wie viele der zwei Millionen noch vom Hungertod bedrohten Menschen gerettet werden können.
Papst Johannes Paul II. hat umgerechnet über 140 000 Mark für die Hungernden in Somalia gespendet. Das Geld wurde an die italienische Caritas überwiesen, die Mitglied einer ökumenischen Organisation für die Hilfe in Somalia ist.
(Siehe auch Seite 2 "An Hunger sterben ist wie das Verlöschen einer Kerze")
SEOUL, 30. August (AP). Südkorea hat Zeitungsberichten vom Sonntag zufolge das Verbot für Geschäftsreisen nach Nordkorea wieder aufgehoben. Die Regierung in Seoul hatte die Kontakte im Februar unterbunden, nachdem in der Frage der Inspektion nordkoreanischer Atomanlagen keine Fortschritte erzielt werden konnten.
MIAMI, 30. August (AP/dpa). Nach Klagen über unnötige Verzögerungen sind die Hilfsmaßnahmen der US-Bundesregierung für die Opfer des Hurrikans "Andrew" in Florida in großem Maßstab angelaufen. Tage, nachdem der Wirbelsturm schwere Verwüstungen angerichtet hat, landen auf dem Flugplatz der Stadt Opa-Locka und auf dem Luftwaffenstützpunkt Homestead militärische Transportmaschinen mit Feldküchen, Nahrungsmitteln, Wasser, Zelten, Wolldecken und Medikamenten.
2000 der von US-Präsident George Bush in Marsch gesetzten 7000 Soldaten waren bis Samstag in Florida eingetroffen. Sie begannen damit, Zeltlager für einen Teil der 250 000 Obdachlosen zu bauen.
Hurrikan-Opfer hatten über die zäh anlaufende Aktion geklagt. Manche beschwerten sich, daß die USA in aller Welt Hilfe leisteten und daß für sie nun die Unterstützung ausbleibe.
An Nachschub von Hilfsgütern mangelte es am Samstag dann nicht mehr, doch kämpften die Behörden mit der Mammutaufgabe, die Hilfsgüter an die wirklich Bedürftigen zu verteilen. "Im Moment verschwenden wir mehr, als wir verbrauchen können. Kleiderspenden liegen draußen im Regen und werden klatschnaß. Wir haben so viele Lebensmittel, daß sie verfaulen und die Stadt vollstinken", sagte Bill Hale von den Hilfsdiensten in Florida City, einen der schwerstbetroffenen Orte Südfloridas.
Die Autobahn nach Florida war mit Autos und Lastwagen verstopft, die Spenden in das Katastrophengebiet bringen sollten. Versicherungsvertreter konnten in dem Chaos ihre Kunden nicht finden. Viele Truppen zur Betreuung der Opfer blieben weit von ihren Einsatzorten entfernt hängen.
"Kein Güterverkehr, keine Gebäude, Unterkünfte, Wasser, Strom. Alles das ist im Umkreis von hundert Quadratmeilen hinüber. So etwas haben wir in diesem Land noch nicht erlebt", sagte Oberstleutnant William Dice.
JERUSALEM/NABATIJE, 30. August (AP). Vier israelische Kampfflugzeuge haben nach Angaben libanesischer Sicherheitskräfte am Sonntag Stützpunkte der fundamentalistischen schiitischen Organisation Hisbollah in drei Dörfern in Südlibanon angegriffen. Die israelische Militärführung bestätigte den Angriff und teilte mit, alle Flugzeuge seien unversehrt zurückgekehrt. Aus libanesischen Militärkreisen verlautete, hohe Rauchwolken seien über dem Angriffsgebiet aufgestiegen. Über Opfer gab es keine Angaben.
Unterdessen kam es in der von Israel proklamierten Sicherheitszone in Südlibanon zu einer Auseinandersetzung zwischen der von Israel unterstützten Miliz Südlibanesische Armee (SLA) und arabischen Guerillas. Nach Angaben der Polizei wurden dabei zwei Milizionäre verletzt.Kurz gemeldet: Inder töten zwölf Moslemrebellen
SRINAGAR, 31. August (AP). Indische Soldaten haben nach Angaben der Polizei am Sonntag im Unionsstaat Jammu- Kaschmir zwölf Moslemrebellen getötet.
HAVANNA, 30. August (dpa). Zwei Jahre nach Beginn eines drastischen Anpassungsprogramms zur Überwindung der schwersten Krise seit der Revolution von 1959 stehe Kuba noch immer vor "riesigen wirtschaftlichen Schwierigkeiten", sagte der Vizepräsident des kubanischen Staats- und Ministerrates, Osmany Cienfuegos der Deutschen Presse-Agentur am Wochenende. "Wir haben viele Probleme, aber wir sind zuversichtlich, daß wir vorankommen werden", betonte Cienfuegos, Mitglied des Politbüros der Kommunistischen Partei Kubas, in Havanna. Nach seiner Ansicht wird die Umgestaltung der maroden Wirtschaft, die durch den Zusammenbruch der Sowjetunion und des Sozialismus in Osteuropa schwer betroffen sei, einige Jahre dauern. Die jahrelangen engen Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zu den ehemaligen sozialistischen Staaten Europas hätten eine selbständige Entwicklung der Karibikinsel verhindert.
ANKARA, 30. August (dpa/AFP/FR). Türkische Streitkräfte haben laut Presseberichten vom Sonntag wieder Lager der Kurden im Norden des benachbarten Irak angegriffen, die als Basen der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) gelten. Das türkische Massenblatt Sabah meldete, Kampfflugzeuge des Typs F-16, die von der Luftwaffenbasis Diyarbakir aus gestartet seien, würden seit vergangenem Freitag Ziele auf der irakischen Seite der Berge Dschudi und Gabar bombardieren. Auch Ziele auf der türkischen Seite der Berge seien attackiert worden.
Die nationalistisch orientierte Zeitung Türkiye berichtete über Kämpfe am Boden. 5000 Fallschirmjäger seien über irakischem Gebiet abgesprungen und würden nun "mit dem Feind kämpfen". Ministerpräsident Süleyman Demirel bestritt den Einsatz von Bodentruppen.
Bei einem Brandanschlag auf eine Fähre im Hafen von Istanbul wurde eine größere Katastrophe knapp vermieden. Laut Polizei wurden drei Menschen leicht verletzt. Nach offiziellen Angaben waren bei dem Anschlag vom Freitag abend wie durch ein Wunder rund 60 Tonnen Treibstoff in den Schiffstanks nicht explodiert. Die Staatsanwaltschaft geht von einem Sabotageakt aus. In anonymen Anrufen bei Zeitungen übernahm eine bewaffnete städtische PKK-Untergruppe die Verantwortung. Schwere Schäden verursachte die manövrierunfähige Fähre an der neuen Galatabrücke, die im vergangenen Juni nach der Zerstörung der alten, historischen Galatabrücke über das Goldene Horn vorzeitig eröffnet worden war.
Bei einem Gefecht türkischer Soldaten mit kurdischen Freischärlern wurden nach Angaben der Ober-Präfektur in Diyarbakir am Sonntag im Südosten der Türkei mindestens zehn Soldaten und mehr als 50 Kurden-Rebellen getötet. Die Nachrichtenagentur Anatolien zitierte das Gouverneursbüro von Diyarbakir mit der Aussage, die PKK-Rebellen seien von Iran aus in die Türkei gekommen und hätten einen Grenzposten bei der Ortschaft Semdinli in der Provinz Hakkari am frühen Morgen attackiert. Auf seiten des Militärs habe es mindestens zwölf Verwundete gegeben.
SACRAMENTO, 30. August (dpa). Mit 60 Tagen Verspätung haben sich die beiden Häuser des Parlaments im US Bundesstaat Kalifornien auf einen Kompromiß für einen neuen Haushalt geeinigt, der nun Gouverneur Pete Wilson vorliegt. Kalifornien war zahlungsunfähig und hatte seinen Angestellten, beauftragten Firmen sowie den Empfängern von Sozial- und Gesundheitsbeihilfen nur Coupons ausstellen können, die immer seltener von den Banken akzeptiert wurden.
Paul Schockemöhle fühlt sich als Chef seines Turnierstalls in der Pflicht. "Franke Sloothaak braucht ein Spitzenpferd", hatte er sich immer wieder für seinen erfolgreichsten Stallangehörigen stark gemacht. So zögerte der dreifache Springreiter-Europameister nicht lange, als ihm die Stute Ratina, mit der der Niederländer Piet Raymakers zum Olympia-Silber ritt, angeboten wurde.
Mit der Neuerwerbung soll Franke Sloothaak beim höchstdotierten Turnier der Welt in Calgary/Kanada zum ersten Mal an den Start gehen. Der Reiter selbst beurteilt seine Erfolgsaussichten mit der zehnjährigen Stute zurückhaltend. "Das Pferd hat alle Möglichkeiten. Mal abwarten, wie es klappt. Schließlich waren Raymakers und Ratina ein gewachsenes Paar."
Unmißverständlich stellt der Stall-Chef, der in den letzten Jahren das Geschehen auf den deutschen Turnierplätzen bestimmte, fest: "Ich fühle mich dafür verantwortlich, daß meine Reiter gute Pferde haben. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß ich mich noch einmal so für die gesamte deutsche Reiterei engagiere wie 1988. Pferde für eine starke deutsche Mannschaft sind nicht mein Problem." Er kann es nicht vergessen, daß "der Verband sich mir gegenüber unkorrekt verhalten hat".
Ungewiß ist für Schockemöhle auch, welche Reiter künftig seinem Stall angehören werden. "Von Otto Becker erwarte ich in den nächsten Wochen eine klare Aussage. Wenn er nach seiner Hochzeit mit Nicole Uphoff etwas Eigenes aufbauen will, dann muß er es mir sagen", sagte Schockemöhle. dpa
ENGEN, 30. August (dpa). Bei einem Zusammenstoß zwischen einem Auto und einem Reisebus sind in der Nacht zum Sonntag auf der Bundesstraße 33 nahe Engen bei Konstanz eine Person getötet und 33 zum Teil schwer verletzt worden. Laut Polizei war ein 27 Jahre alter Mann mit seinem Pkw aus bisher ungeklärter Ursache auf die linke Fahrbahnseite geraten und dort frontal mit dem Reisebus zusammengestoßen. Der Busfahrer konnte trotz eines Ausweichmanövers die Kollision nicht vermeiden. Der Bus kippte um und rutschte eine etwa zwei Meter hohe Böschung hinunter.
Der Pkw-Fahrer starb noch an der Unfallstelle. In dem Bus zogen sich 33 Personen Verletzungen zu.
KAIRO, 30. August (dpa). Beim Einsturz eines sechsstöckigen Hauses in Kairo sind mindestens acht Menschen, darunter drei Kinder, getötet und 13 weitere verletzt worden. Mehr als 20 Menschen wurden laut einem Bericht der Kairoer Tageszeitung Al Ahram in der Nacht zum Sonntag noch unter den Trümmern vermißt. Das baufällige Haus in einem dichtbesiedelten Kairoer Viertel stürzte am Vortag bei Sanierungsarbeiten zusammen. Die Behörden hätten den Abriß der drei obersten Stockwerke bereits angeordnet, hieß es. Die Bewohner, die das ablehnten, hatten daraufhin Geld gesammelt, um den Bau einer hölzernen Stützkonstruktion zu finanzieren.
MOSKAU, 30. August (dpa). Nach vier Jahren erbitterter Kämpfe um das zwischen Armenien und Aserbaidschan umstrittene Berg-Karabach wächst die Hoffnung auf den Beginn eines Friedensprozesses. Am Dienstag soll eine auf 60 Tage befristete Feuerpause in Kraft treten.
Dafür sprachen sich am Wochenende der armenische Präsident Levon Ter- Petrosjan und der Parlamentschef von Berg-Karabach, Georgi Petrosjan, in Briefen an den Karabach-Unterhändler der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE), Mario Rafelli, aus. Dieser hatte eine Waffenruhe als Bedingung für die in Minsk geplante Karabach-Friedenskonferenz genannt.
Ungeachtet der Friedensbemühungen setzte Aserbaidschan seine Angriffe in der Berg-Karabach-Region am Wochenende fort. Nach Angaben aus Stepanakert, der Hauptstadt von Karabach, mußten die Armenier im Gebiet von Mardakert sieben Dörfer räumen. Es soll zahlreiche Opfer gegeben haben.
Auch im Konflikt zwischen Georgien und Abchasien sollen vom heutigen Montag an die Waffen schweigen. Darauf haben sich beide Seiten unter Vermittlung Rußlands am Wochenende im russischen Schwarzmeerkurort Sotschi verständigt. Unter dem Eindruck der innenpolitischen Spannungen einigte sich das georgische Parlament auch auf eine Änderung für die Parlamentswahlen am 11. Oktober: Der Parlamentspräsident soll direkt von der Bevölkerung gewählt werden.
Als erster Anwärter auf den Posten des Parlamentschefs gilt der gegenwärtige Staatsratsvorsitzende Eduard Schewardnadse. Sollte sich der frühere sowjetische Außenminister zur Kandidatur entschließen, muß er sich von seinem Wahlbündnis "Frieden" trennen. Der künftige Parlamentschef darf keiner politischen Partei mehr angehören.
Ungeachtet des eingeläuteten Friedensprozesses kam es am Wochenende noch einmal zu Gefechten in Abchasien, wie aus Tiflis verlautete. Insgesamt seien in der Küstenstadt Gagra zehn Menschen ums Leben gekommen.
In der Judo-Bundesliga erweisen sich die beiden Oststarter JC 90 Frankfurt/Oder und 1. SC Berlin in der Gruppe Nord sowie die Südgruppen-Vertreter MTV Ingolstadt und TSV Abensberg als unbezwingbar. Nach der Sommerpause gewannen die Frankfurter am fünften Kampftag im Spitzenkampf gegen den VfL Wolfsburg klar mit 5:2 Kämpfen (50:10 Punkte).
Beste Aussichten auf die drei Finalplätze im Süden haben MTV Ingolstadt, TSV Abensberg und der SC Leipzig. Die Ingolstädter kamen beim JC Rüsselsheim zu einem unerwartet klaren 6:0-Auswärtserfolg (55:0). Seit Bestehen der Bundesliga die schmerzlichste Heimniederlage für die Rüsselsheimer, das in eigener Halle noch nie ohne Punktgewinn geblieben waren.
Für die "Wachablösung" in der Judo- Bundesliga steht auch der 5:2-Erfolg (40:15) des TSV Abensberg gegen den ehemaligen Topverein TSV Großhadern. Der SC Leipzig hatte bereits im vorgezogenen Kampf im Mai 7:0 gegen den 1. SC Groebenzell gewonnen. dpa
DUISBURG, 30. August (dpa). Beim Zusammenstoß zweier Lokomotiven im Duisburger Hauptbahnhof sind in der Nacht zum Samstag ein 31jähriger Lokführer und ein 35 Jahre alter Rangierleiter zu Tode gequetscht worden. Laut Bundesbahndirektion Essen erfaßte die E-Lok die wesentlich kleinere Rangierlok mit den beiden Männern im Bereich des Postverladebahnsteigs. Mit großer Wucht wurde die Rangierlok in mehrere stehende Güterwaggons mit Postgut gepreßt, unter einem Waggon begraben und regelrecht plattgedrückt. Für die zwei Eisenbahner kam jede Hilfe zu spät. Die Leichen der beiden Junggesellen konnten erst rund 24 Stunden nach dem Unglück aus dem "Blechhaufen" - so ein Bundesbahnsprecher - geborgen werden. Der 47jährige Fahrer der E-Lok erlitt einen Schock.
Der Lokführer der E-Lok habe zum Unglückshergang noch keine Angaben gemacht, berichtete Staatsanwalt Martin Hein. Hein schloß menschliches Versagen als Unglücksursache nicht aus. Eine Auswertung der Fahrtenschreiber der E- Lok, die sich auf einer Reparaturfahrt von Emmerich nach Köln befand, und der Rangierlok soll in den nächsten Tagen Klarheit über den Hergang bringen.
Bei der Kollision wurden zwei Waggons von den Schienen geschleudert und die Oberleitung abgerissen. Ein Waggon beschädigte ein angrenzendes Stellwerk so schwer, daß vorübergehend Einsturzgefahr drohte und das Gebäude geräumt werden mußte. Der Güterverkehr in Richtung Norden war weitgehend lahmgelegt. Der Personennah- und Fernverkehr war nicht beeinträchtigt.
Die Rad-Weltmeisterschaften in den nicht-olympischen Disziplinen und der Profis in Valencia und Benidorm haben für den Bund Deutscher Radfahrer (BDR) mit einem Fehlstart begonnen. Der Sturz des Tandems Eyk Pokorny/ Emanuel Raasch im Training mit erheblichen Hautabschürfungen und Verletzungen am Knie und an der Schulter brachte die BDR-Hochrechnung von mindestens vier Medaillen ins Wanken. "Aber die beiden gehen auf jeden Fall am Montag zur Qualifikation an den Start. Sie müssen ja nur weiterkommen und hätten dann wieder Zeit bis zum nächsten Einsatz", erklärte der Bundestrainer.
Beim verhängnisvollen Trainingslauf konnten die Titelverteidiger die hohe Geschwindigkeit in der Kurve nicht halten und rutschten auf einem geklebten Markierungsstrich aus. Beide Fahrer wurden nach ihrem Sturz an Armen und Beinen bandagiert. Krünägel: "Die Schürfwunden am ganzen Körper tun höllisch weh. Beide haben in der Nacht kein Auge zugemacht. Auch wenn sie starten können, ist die Möglichkeit einer erfolgreichen Titelverteidigung erheblich gesunken." dpa
Die Motorrad-Geländefahrer aus Italien gewannen am Sonntag im australischen Cessnock die Trophy-Wertung und damit die Mannschafts-Weltmeisterschaft bei den 67. Six Days. Für die deutschen Teams blieben bei der Sechstagefahrt über insgesamt 1450 Kilometer im Weinbaugebiet Hunter Valley (Neusüdwales) nur hintere Plätze. Die Trophy-Mannschaft landete im Feld der 15 Mannschaften auf Rang 13, die Silbervasen-Equipe - in dem Wettbewerb ging es um die Junioren-Weltmeisterschaft - auf dem zehnten und letzten Platz.
Erfolgreichste deutsche Einzelfahrer waren Routinier Bert von Zitzewitz vom nordschleswigschen Karlshof (KTM über 500 ccm) als Dritter und Neuling Kai-Armin Pfefferle (Münstertal/Suzuki 500) als Zehnter ihrer Klassen. Die deutsche Senioren-Mannschaft hatte bereits am ersten Tag alle Chancen auf eine Wiederholung des zweiten Platzes vom Vorjahr eingebüßt, als Stefan Bernhard (Biebertal) seine Husaberg nach nur 30 Kilometern mit Ventilschaden abstellen mußte.
Die Silbervasen-Vertretung war ebenfalls am ersten Tag nach der Kollision von Jörg Eblinghaus (Pulheim) mit einem italienischen Betreuer ausgefallen, der im Linksverkehr auf der falschen Straßenseite fuhr. sid
VENEDIG, 30. August (dpa). Nach der Frühgeburt einer im sechsten Monat schwangeren Frau auf der Zugtoilette im Bahnhof von Mestre bei Venedig rutschte das Neugeborene durch den WC-Abfluß und fiel auf die Gleise. Reisende auf dem Bahnsteig hätten den Säugling noch rechtzeitig vor der Abfahrt des Zuges bemerkt, berichtete der Corriere della Sera am Sonntag. Das Kind sei in ein Krankenhaus gebracht worden. Die 19 Jahre alte Mutter hatte sich auf der Reise nach Venedig plötzlich unwohl gefühlt und die Toilette aufgesucht, als die Wehen einsetzten.Französiche Liga Rudi Völler und Marseille im Glück
Mit Fortuna im Bunde waren Rudi Völler und Olympique Marseille am vierten Spieltag der französischen Fußball-Meisterschaft. Durch einen Treffer von Nationalspieler Boli in der 96. Minute vermied der Titelverteidiger am Samstag abend beim 2:2 in Lyon seine erste Saisonniederlage.
Während sich Tabellenführer Paris St. Germain nach dem vierten Erfolg in Serie (2:0 gegen Caen) von der Konkurrenz absetzte, fiel Marseille (6:2 Punkte) auf den fünften Platz zurück.
Auch Jürgen Klinsmann erreichte mit dem AS Monaco nur ein Unentschieden. Beim 0:0 in Le Havre unterstrichen die Monegassen wieder einmal, daß mit ihnen außerhalb des Fürstentums nicht viel Staat zu machen ist. Der Ex-Düsseldorfer Anthony Baffoe feierte mit dem FC Metz einen mühelosen 5:1-Erfolg über Sochaux.
Reine Nervensache war für Völlers Klub die Begegnung in Lyon. Dabei hatte Sauzee den Meister schon nach fünf Minuten in Führung gebracht. Doch dann erwachten die Hausherren und kamen durch Debah zu ihrem ersten Saisontor. Rudi Völler wurde von dem Liga-Debütanten Flachez hautnah abgeschirmt und kam nur ganz selten zu seinen gefürchteten Kopfbällen. Zwar erzielte der ehemalige Römer ein Tor, doch hatte er dabei die Hand zu Hilfe genommen und sah gelb.
Die knüppelharte Partie, in der Marseilles Eydelie von FIFA-Schiedsrichter Quiniou die rote Karte erhielt, hatte ihre Höhepunkte in der Schlußphase. Nach Debahs 2:1 in der 91. Minute feierten die Fans auf den Rängen bereits Lyons ersten Sieg, doch Quiniou ließ weiter nachspielen, was Boli nutzte.
Die aufgeheizte Atmosphäre entlud sich anschließend in Handgreiflichkeiten zwischen Spielern und Funktionären beider Teams. dpa
DRESDEN. Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden haben im Kupferstich-Kabinett eine Sonderausstellung über den Dresdner Fotografen August Kotzsch (1836-1910) eröffnet. Bis zum 1. November werden unter dem Titel "Ein Meister der Photographie in Dresden" gemeinsam mit der graphischen Sammlung der Staatsgalerie Stuttgart etwa achtzig Fotografien des Loschwitzers gezeigt. dpa
NEU DELHI, 30. August (dpa). Mindestens 40, möglicherweise sogar 68 Menschen hat ein Busunglück in Zentralindien das Leben gekostet. Das Fahrzeug war am Samstag in den Hochwasserfluten versunken, als der Busfahrer trotz ausdrücklicher Warnung eine betonierte Furt benutzte. Die Strömung riß den Bus fort. Unklar war, wieviele Fahrgäste sich retten konnten. Die indische Nachrichtenagentur UNI meldete am Sonntag, von den 80 Insassen des Busses hätten sich nur zwölf in Sicherheit bringen können. Die Polizei sprach dagegen von 21 Geretteten.Mitten im Altstadtfest detonierte eine Bombe Anschlag neben einem Bierstand in Hannover / 16 Menschen verletzt / Einem Opfer Fuß abgerissen
HANNOVER, 30. August (dpa/AP). Bei einem heimtückischen Bombenattentat sind am Samstag abend auf dem Altstadtfest in Hannover 16 Menschen zum Teil schwer verletzt worden. Einer 23jährigen Frau riß die Explosion den Fuß ab. Der Sprengsatz explodierte laut Polizeiangaben gegen 19.14 Uhr in einem Metallpapierkorb neben einem Bierstand. Hinweise auf den Bombenleger oder sein Motiv gebe es nicht, sagte ein Polizeisprecher am Sonntag. Auch sei zuvor keine Bombendrohung eingegangen. Um eine Panik unter den mehr als 150 000 Besuchern zu vermeiden, ließen die Behörden das bis Sonntag geplante Fest erst einige Stunden nach dem Anschlag vorzeitig ausklingen. Die Polizei hat eine Sonderkommission gebildet.
Der Sprengsatz war in einer engen Gasse plaziert, in der sich die Menschenmassen an zwei Bierbuden vorbeidrängelten. Metall- und Glassplitter flogen bis zu 40 Meter weit.
Rund 80 Polizisten und Ordner suchten das sofort weiträumig abgesperrte Gelände nach weiteren Sprengsätzen ab, fanden jedoch nichts Verdächtiges. Unterdessen begannen Experten des Landeskriminalamtes mit den Untersuchungen der Bombenreste. Wie der Polizeisprecher sagte, war der Sprengsatz aus einer Bierdose selbst gebaut worden. Welche Art von Sprengstoff und welcher Zünder gewählt wurde, stand noch nicht fest. In der Nähe des Explosionsortes wurden Batteriereste gefunden, die zu dem Sprengsatz gehören könnten.
Politische Motive seien ebenso denkbar wie ein "Dummer-Jungen-Streich", sagte ein Polizeisprecher. Die Polizei in Hannover habe eine Sonderkommission gebildet, die unter den Telefonnummern 0511/109-5144, 109-5145 und 109-5146 um Hinweise aus der Bevölkerung bitte.
Das Attentat von Hannover erinnert an den bisher schwersten terroristischen Anschlag in der Geschichte der Bundesrepublik, als am 26. September 1980 eine Bombe auf dem Münchner Oktoberfest 13 Menschen tötete. Unter den teils grausam verstümmelten Leichen waren auch drei Kinder im Alter von sechs, acht und zehn Jahren. 215 Menschen wurden verletzt, viele von ihnen schwer. Die Bombe hatte der Neonazi Gundolf Köhler in einem Papierkorb an einem Haupteingang zum Oktoberfest versteckt. Der Rechtsradikale kam bei dem Anschlag selbst ums Leben.
HAMBURG, 30. August (dpa/epd). Die weltweit erste evangelisch-lutherische Bischöfin, Maria Jepsen, hat in ihrer Antrittspredigt fehlende Solidarität und Mangel an Demut als Ursachen für Mißstände in der Gesellschaft genannt. Im Festgottesdienst in der Hamburger St.- Michaelis-Kirche forderte die neue Bischöfin der Elbmetropole am Sonntag eine menschliche "Gemeinschaft in Offenheit und Vielfalt, eine Solidarität von unten, wo in besonderer Weise die Kleinen, die an den Rand Gedrängten, zum Maßstab des Handelns werden".
Zur Amtseinführung der 47jährigen Theologin waren kirchliche Würdenträger aus aller Welt geladen, darunter jüdische, orthodoxe und katholische Repräsentanten. Maria Jepsen ist Nachfolgerin von Peter Krusche. Als Bischöfin ist sie für den Sprengel Hamburg der nordelbischen Kirche verantwortlich.
Die Bischöfin beklagte, daß "Kolonialgeschichte und Judenverfolgungen und Rassismus" noch nicht Vergangenheit seien. "Sie schreiten noch heute wie schwarze Giganten über den Erdball, wie wir es in diesen Tagen in erschreckender Weise wahrnehmen müssen, in Rostock, im ehemaligen Jugoslawien, in Somalia." Von einträchtigem Miteinander sei man noch weit entfernt, "solange Fremde bei uns abgelehnt und bedroht werden, Armut, Arbeitslosigkeit und Obdachlosigkeit hingenommen werden".
Die Menschen müßten Gott als Handlungsmaßstab wählen, zurückfinden zu Demut und richtig verstandenem Dienen. Die Bischöfin sprach sich gegen Überheblichkeit und Unterdrückung, gegen Bevormundung durch patriarchal geprägte Menschen und Strukturen aus.
Bei dem anschließenden Senatsempfang für die Theologin sagte Hamburgs Erster Bürgermeister Henning Voscherau, eine Frau im höchsten kirchlichen Amt erweitere und verwandele die Männerkirche. Die Männer müßten aber nicht erschrecken.
Von einem epochemachenden Augenblick der Lutherischen Kirchen weltweit sprach der Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes (Genf), Gunnar Staalsett. "Wenn viele immer noch Frauen in ihrem Amt als Pastorin oder Bischöfin als hinderlich im ökumenischen Prozeß zur Einheit sehen, möchte ich ihnen im Namen des Weltbundes sagen, daß die positive lutherische Erfahrung mit Frauen im Pfarramt ein Geschenk ist, daß wir an andere christliche Gemeinschaften weiterreichen möchten."
POTSDAM. Wertvolle Handschriften Theodor Fontanes (1819-1898) bleiben bis 1998 - dem 100. Todestag des Autors - im Potsdamer Fontane-Archiv. Dies wurde zwischen dem Eigentümer der Autographen, der Stiftung "Preußischer Kulturbesitz", und dem brandenburgischen Kultusministerium vereinbart, hieß es in einer in Potsdam verteilten Pressemitteilung der Behörde. Weitere Berliner Leihgeber würden ihre Autographen in Potsdam als Dauerleihgaben belassen. Die Handschriften würden für Forschungs- und Editionsarbeiten benötigt. dpa
Messiaen-Produktion nach Paris SALZBURG. Die Peter-Sellars-Produktion von Olivier Messiaens "Saint François d'Assise" wird nach dem Erfolg bei den Salzburger Festspielen nach Paris übersiedeln. Wie die Festspielleitung mitteilte, sind sechs Aufführungen des Werkes in der Bastille-Oper vorgesehen. Ausstattung und Besetzung sind gleich wie in Salzburg. Dirigent ist der künftige Frankfurter Opernchef Sylvain Cambreling, es singen und spielen Chor und Orchester der Pariser Oper. Auf vielfachen Wunsch werde die Oper 1995 "nach einer intensiven Neueinstudierung" wieder in Salzburg zu sehen sein, hieß es. dpa
BOGENSCHIESSEN
DEUTSCHE MEISTERSCHAFT in München-Hochbrück, Frauen: 1. Gronmaier (Villingen) 319 Ringe, 2. Garnreiter (Tacherting) 313 nach Stechen, 3. Wagner (Fellb.-Schmiden) 313, 4. Mittermaier (Tacherting) 311, 5. Mensing (Gelsenkirchen) 310 n. St., 6. Hänschen (Hamburg) 310, 7. Jaskolla (Querum) 300, 8. Holste (Norderstedt) 299.
Männer: 1. Bötcher (Helmstedt) 327, 2. Lippoldt (Sindelfingen) 326, 3. Griem (Berlin) 323, 4. Baumberger (Köln) 322, 5. Pieper (Helmstedt) 321, 6. Preißer (Prien) 319 n. St., 7. Frank Marzoch (Gelsenkirchen) 319, 8. Koop (Delmenhorst) 315.
Doppelsiegerin Veronika Martinek (Heidelberg) drückte den 79. Nationalen Tennis-Meisterschaften von Deutschland in Dresden ihren Stempel auf. Die 20jährige Martinek gewann das Einzelfinale 7:5, 6:0 gegen Christina Singer (Stuttgart) und zusammen mit ihrer Münchner Partnerin Renata Kochta das Doppelfinale gegen Katja Oeljeklaus/Eva-Maria Schürhoff (Münster/Leverkusen) 6:3, 4:6, 7:5. Bei den Männern beendete der für Düsseldorf spielende Kroate Damir Buljevic mit einem glanzvollen 6:3, 6:2-Finalsieg die Erfolgsserie des Münchners Alexander Windisch, der im Laufe des Turniers unter anderem den an Nummer zwei gesetzten Karsten Braasch ausgeschaltet hatte.
Veronika Martinek, im Vorjahr nach einem Sieg über Olympiasiegerin Jennifer Capriati (USA) erstmals in die internationalen Schlagzeilen gerückt, zeigte vom ersten bis zum letzten Match hervorragende Leistungen. "Besser konnte ich nicht spielen. Es klappte alles, was ich wollte", sagte die aus Aussig in der CSFR stammende 53. der Weltrangliste nach ihrem Finalsieg.
Damir Buljevic war nach seinem Endspiel-Erfolg glücklich. "Für mich ist es eine Ehre, Deutscher Meister zu sein. Nachdem ich im Vorjahr im Finale gegen Patrick Kühnen knapp unterlegen war, wollte ich es heute wissen", sagte der in Kroatien geborene Düsseldorfer. dpa
Michael Schumacher hat seine Bilderbuchkarriere in der Formel 1 am Sonntag beim Reifen-Roulette in Spa-Francorchamps mit dem ersten Grand Prix-Sieg gekrönt. Der 23jährige Kerpener, der als dritter Deutscher nach Wolfgang Graf Berghe von Trips (1961) und Jochen Mass (1975) einen Grand Prix gewann, setzte sich beim Großen Preis von Belgien vor den Williams-Renault-Piloten Nigel Mansell und Riccardo Patrese durch.
Schumacher feierte mit seinem Benetton-Ford auf der 6,94 Kilometer langen Strecke in den Ardennen, auf der er vor einem Jahr sein Debüt gegeben hatte, seinen bisher größten Erfolg. Mit seinem Erfolg verbesserte er sich (43 Punkte) in der Fahrer-WM hinter Weltmeister Nigel Mansell (Großbritannien/98) und dem Italiener Riccardo Patrese (44) auf den dritten Platz.
Für Schumacher endete die Rückkehr an die Stätte seines Formel 1-Debüts triumphal. Der Kerpener, der das Rennen in den Ardennen vor einem Jahr wegen eines Kupplungsschadens an seinem Jordan bereits nach 800 Metern aufgeben mußte, wurde nach seinem Sieg, mit dem er die Erfolgsserie des in Spa zuletzt viermal triumphierenden Ayrton Senna durchbrach, von 76 000 Zuschauern gefeiert.
"Es ist schon etwas Besonderes, in zwölf Monaten so weit gekommen zu sein", sagte der 23jährige Benetton- Ford-Pilot zu seiner Blitzkarriere in der "Königsklasse" des Automobilsports. Dabei hatte Schumacher in der 30. Runde eine Schrecksekunde zu überstehen gehabt, als er bei einem Überholmanöver kurz von der Strecke abkam.
Auch für Seriensieger Mansell wäre das Rennen um ein Haar vorzeitig beendet gewesen. Der Champion kollidierte in der siebten Runde mit Jean Alesi. Doch während der französische Ferrari-Pilot anschließend mit einem Schaden an der Aufhängung seines Wagens aussteigen mußte, setzte Mansell das Rennen fort.
Verwirrung, Diskussionen und Ratlosigkeit gab es vor dem Start, als am Himmel dunkle Wolken aufzogen und Regen einsetzte. Dennoch entschied man sich, den Grand Prix nicht als Regenrennen zu starten. Obwohl die Strecke schon zu diesem Zeitpunkt naß und rutschig war, ließen die Fahrer Slicks aufziehen.
Den besten Start hatte Senna, der den neuen Champion Nigel Mansell überholte. Michael Schumacher fiel zunächst vom dritten Startplatz hinter den Franzosen Jean Alesi (Ferrari) auf Rang fünf zurück. Noch in der ersten Runde zog Schumacher problemlos an Alesi vorbei. An der Spitze rückten Mansell und Patrese nach drei Runden die Machtverhältnisse zurecht und verdrängten Senna auf den dritten Platz.
Danach ging es drunter und drüber. Mansell und Alesi kamen als erste in die Box, um Regenreifen aufzuziehen. Kurz darauf legten Schumacher und sein britischer Teamkollege Martin Brundle einen Boxenstop zum Reifenwechsel ein. Von den Top-Piloten vertraute nur Senna weiter auf seine Slicks, hoffte jedoch vergeblich auf eine Wetterbesserung. Erst als er seinen Boliden kaum noch auf der nassen Strecke halten konnte und auf den sechsten Platz abgerutscht war, entschied sich der dreimalige Weltmeister in der 14. Runde zum Wechsel. Hinter den führenden Williams-Wagen fuhr Michael Schumacher ein bravouröses Rennen und lieferte sich ein spannendes Duell mit Brundle, in dessen Verlauf er sich bis auf den zweiten Platz nach vorne schob. Als auch der erfahrene Mansell auf der nassen Strecke rutschte, nutzte Schumacher eiskalt seine Chance, übernahm die Führung und gab sie bis ins Ziel nicht mehr ab. dpa/sid
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"GROSSER PREIS VON BELGIEN", 12. Lauf zur Formel 1-WM über 44 Runden (306,812 km) in Spa-Francorchamps: 1. Schumacher (Kerpen) Benetton-Ford 1:36:10,721 Stunden (191,429 km/Std.), 2. Mansell (Großbritannien) Williams- Renault 36,595 Sekunden zurück, 3. Patrese (Italien) Williams-Renault 43,897, 4. Brundle (Großbritannien) Benetton-Ford 46,059, 5. Senna (Brasilien) McLaren-Honda 1:08,369 Minuten zurück, 6. Häkkinen (Finnland) Lotus-Ford 1:10,030, 7. Järvilehto (Finnland) Dallara-Ferrari 1:38,237, 8. De Cesaris (Italien) Tyrrell-Ilmor, 9. Suzuki (Japan) Footwork-Mugen, 10. van de Poele (Belgien) Fondmetal-Ford, 11. Wendlinger (Österreich) March-Ilmor, 12. Naspetti (Italien) March-Ilmor je eine Runde zurück, 13. Herbert (Großbritannien) Lotus-Ford, 14. Gugelmin (Brasilien) Jordan-Yamaha, 15. Modena (Italien) Jordan-Yamaha, 16. Morbidelli (Italien) Minardi-Lamborghini, 17. Katayama (Japan) Venturi-Lamborghini je zwei Runden zurück, 18. Gachot (Frankreich) Venturi-Lamborghini vier Runden zurück. - WM-Stand nach zwölf von 16 Rennen: 1. Mansell 98 Punkte, 2. Patrese 44, 3. Schumacher 43, 4. Senna 36, 5. Berger (Österreich) 24, 6. Brundle 21, 7. Alesi (Frankreich) 13, 8. Häckinen 9. - Konstrukteurs-WM: 1. Williams-Renault 142 Punkte (Weltmeister), 2. Benetton-Ford 64, 3. McLaren-Honda 60, 4. Ferrari 16, 5. Lotus-Ford 11, 6. Footwork-Mugen 5, 7. Tyrrell-Ilmor und Ligier-Renault je 4, 9. March-Ilmor 3, 10. Dallara-Ferrari 2, 11. Venturi-Lamborghini 1.
Einer von zehn Dresdner Fan-Bussen ist in der Nacht zum Sonntag auf der Rückfahrt vom Bundesliga-Spiel FC Bayern gegen Dynamo Dresden nahe der Autobahn-Ausfahrt Chemnitz-Ost verunglückt. Dabei ist ein Fan aus Dresden ums Leben gekommen, einer wurde schwer, elf weitere leicht verletzt. Während der Bergungsarbeiten mußte die Autobahn für vier Stunden gesperrt werden.
Der Brite Paul Afflek feierte beim zur European-Challenge-Tour der Profis zählenden Golfturnier auf der Wendlohe in Hamburg einen Start-Ziel-Sieg. Der 26jährige behauptete seine schon am ersten Tag erspielte Führung auch auf den letzten 18 Löchern. Allerdings erst nach einem spannenden Duell mit dem Hamburger Sven Strüver. Für seine 276 Schläge nach Runden von 66 + 69 + 69 + 72 bei Par 72 kassierte Afflek den Siegerscheck über 21 000 der insgesamt 160 000 Mark Preisgelder.
Damit übernahm der Brite auch die Führung mit bisher gewonnenen rund 100 000 Mark in der Rangliste der European-Challenge-Tour. Die besten zehn dieser Rangliste erhalten zum Saisonende automatisch die begehrte Spielerkarte für die große Europa-Tour der Profis.
Sven Strüvers 278 (67 + 71 + 69 + 71) Schläge wurden mit 14 800 Mark honoriert. "Ich hätte heute hier gewinnen müssen, denn ich habe ein halbes Dutzend Birdie-Chancen ausgelassen und den durchaus möglichen Sieg auf den Grüns verspielt", sagte der enttäuschte Hamburger. Eine Woche zuvor war der 25jährige bei der German Open in Düsseldorf-Hubbelrath als 28. ebenfalls bester Deutscher. dpa
SKI NORDISCH
INT. SOMMER-SKISPRINGEN in Hinterzarten: 1. Nieminen (Finnland) 240,4 Punkte (90,5 + 93,5 m), 2. Goldberger (Österreich) 236,2 (91,5 + 90,5), 3. Höllwarth (Österreich) 230,4 (86,5 + 90,0), 4. Horngacher (Österreich) 227,2 (89,0 + 88,0), 5. Johansen (Norwegen) 225,2 (91,0 + 86,0), 6. Zünd (Schweiz) 223,8 (85,0 + 90,5), . . . 19. Hunger (Klingenthal) 209,5 (85,0 + 85,0), 21. Weißflog (Oberwiesenthal) 208,2 (91,5 + 90,5), 23. Hannawald (Hinterzarten) 204,0 (86,0 + 81,5), 24. Scherer (Rohrhardsberg) 201,1 (85,0 + 83,5), . . . 30. Duffner (Schönwald) 190,8 (84,5 + 81,0), 31. Nölke (Neuenrade) 189,1 (82,0 + 79,0), 32. Meinel (Klingenthal) 188,9 (84,5 + 77,0).
ERFURT, 31. August (dpa). Eine außerordentliche Mitgliederversammlung des Bundes der Zwangsausgesiedelten (BdZ) hat am Sonntag in Erfurt den erst im Februar gewählten Vorstand abgesetzt und ein neues Führungsgremium gewählt. Der Neuwahl waren schwere Vorwürfe von Teilen der Basis gegen den alten Vorstand vorausgegangen. Ihm wurde mangelndes Engagement für die Interessen der Zwangsausgesiedelten angelastet, die in den 50er und 60er Jahren aus Grenzgebieten der DDR zur Bundesrepublik deportiert worden waren.
Die rund 340 Delegierten wählten die erste Vorsitzende und jetzige Ehrenpräsidentin, die Erfurterin Ilona Rothe, zur amtierenden Vorstandsvorsitzenden. Die außerordentliche Mitgliederversammlung forderte den bisherigen Bundesvorstand auf, innerhalb von zehn Tagen alle Verbandsunterlagen und die Vereinskasse an den amtierenden Vorstand zu übergeben.Quebecs Regierungspartei stimmt für Einheit Kanadas
QUEBEC, 30. August (AFP). Die regierende Liberale Partei in der französischsprachigen Provinz Quebec hat am Samstag mit großer Mehrheit die kanadische Verfassungsreform gebilligt, mit der die Einheit des Landes bewahrt werden soll. Gegen den Widerstand von meist jungen Nationalisten sprachen sich die rund 4000 Delegierten auf einem Sonderparteitag in Quebec-Stadt für die vergangene Woche von der politischen Führung Kanadas ausgehandelte Reform aus. Die darin vereinbarte Umverteilung der Macht von Bundes- auf Provinzebene soll dem separatistischen Quebec einen Verbleib im Bundesstaat ermöglichen. Die Zugeständnisse bleiben nach Einschätzung von Beobachtern aber weit hinter den ursprünglichen Forderungen Quebecs zurück.
Am 26. Oktober soll die Bevölkerung Quebecs in einem Referendum über die Verfassungsreform entscheiden. Auch die englischsprachigen Provinzen müssen den geplanten Änderungen zustimmen.
MOSKAU, 30. August (AFP). In dem russischen Automobilwerk Moskwitsch stehen seit Tagen die Fließbänder still, weil die Einzelteile fehlen. Das Motorenwerk habe seine Lieferungen eingestellt, berichtete am Wochenende das zentrale Fernsehen der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS), da sich die Zulieferfirmen mangels Bezahlung weigerten, die nötigen Waren bereitzustellen. Den Angaben zufolge entsteht Moskwitsch täglich ein Schaden in Höhe von umgerechnet 450 000 Mark.
Wie das Fernsehen weiter berichtete, stellte Ministerpräsident Jegor Gaidar inzwischen eine Soforthilfe von umgerechnet über zehn Millionen Mark bereit, damit das Motorenwerk seine Schulden bezahlen und die Produktion wieder anlaufen kann.
KINSHASA, 30. August (AFP). Eine neue Regierung unter Ministerpräsident Etienne Tshisekedi ist am Wochenende in Zaire gebildet worden. Sie besteht mehrheitlich aus Ministern, die der vereinigten Opposition gegen Staatspräsident Mobutu angehören, meldeten Fernsehen und Rundfunk. Dazu gehören der neue Außenminister Pierre Lumbi, seinerzeit Gesundheitsminister, sowie Verteidigungsminister Paul Bandoma, Mitglied von Tshisekedis Partei Union für Demokratie und sozialen Fortschritt (UDPS).
Einige Minister waren bereits Mitglieder der Regierung, die Tshisekedi während seines kurzen Mandats als Regierungschef im Oktober 1991 gebildet hatte. Nach Einschätzung von Beobachtern handelt es sich durchweg um Politiker aus der zweiten Reihe.
PARIS, 30. August (AFP). Der Europa- Vertrag von Maastricht hat nach den Worten des ehemaligen sozialistischen Premierministers und möglichen Präsidentschaftsanwärters Michel Rocard auch die Aufgabe, Deutschland "vor seinen alten Dämonen" zu schützen und Frankreichs "Größe" zu bewahren. Ein negatives Ergebnis der Volksabstimmung würde "das rasche Ende der deutsch- französischen Freundschaft" bedeuten, warnte er am Wochenende bei einer Versammlung im bretonischen Quimper.
Wenn man den noch kleinen europäischen Baum fälle, "findet sich Deutschland in einem Augenblick mit sich allein wieder, in dem eine strategische Lücke inmitten des Kontinents ihm die Möglichkeit zur Neuerweckung der Dämonen gibt, denen es einst anhing", sagte Rocard. Zugleich bekundete er seine "enorme Bewunderung" für die Generation, die nach dem Krieg das demokratische Deutschland aufgebaut habe.
Auch Ministerpräsident Pierre Bérégovoy warnte vor einem Bruch in den deutsch-französischen Beziehungen, falls der Vertrag abgelehnt würde. Gerade die Vereinigung mache eine feste Bindung Deutschlands an Europa noch dringender, betonte er im Fernsehen.
Nach einer am Wochenende von der Zeitung Le Parisien veröffentlichten Umfrage des CSA-Instituts wollen am 20. September 53 Prozent mit Nein stimmen, während es Anfang Juni erst 30 Prozent waren. Allerdings seien 40 Prozent noch unentschlossen. Immer deutlicher zeige sich, daß die Unzufriedenheit mit der Politik der sozialistischen Regierung und weniger der Maastricht-Vertrag selbst der Hauptgrund für das Nein sei.
MOSKAU, 30. August (AFP). Der ukrainische Präsident Leonid Krawtschuk hat sich für die Unabhängigkeit der orthodoxen Kirche seines Landes von Moskau ausgesprochen. Das berichtete die Agentur Itar-Tass am Sonntag. Krawtschuk unterstütze die Idee einer unabhängigen Kirche, "die von keinem anderen Land kontrolliert wird". Der Präsident bezog damit zum ersten Mal Stellung in dem seit Monaten dauernden Konflikt zwischen der Moskauer Kirche und den ukrainischen Sezessionisten.
Der Metropolit der ukrainisch-orthodoxen Kirche, Philaret, war Ende Mai nach 26 Jahren Amtszeit von der Moskauer Kirchenleitung entlassen worden. Er führt nun eine sezessionistische Bewegung an, die im Juni die Unabhängigkeit der Kirche von Moskau erklärt hat.
ISLAMABAD, 30. August (AFP/AP). Die rivalisierenden afghanischen Mudschaheddin-Fraktionen wollen eine gemeinsame Truppe aufstellen, die die Einhaltung der Waffenruhe in Kabul überwachen soll. Das sagte am Sonntag der Staatssekretär im pakistanischen Außenministerium, Siddique Kanju, der von einer Friedensmission aus Afghanistan zurückkam. Mit dem Aufbau der Truppe, die 5000 bis 7000 Mann umfassen soll, soll in einer Woche begonnen werden.
Kanju erläuterte, die Truppe in Kabul solle von Milizen aus drei Provinzen des Landes zusammengesetzt werden. Eine dieser Provinzen sei die Hauptstadt selbst. Die Truppe könnte "eventuell" später Teil der nationalen Armee werden, fügte er hinzu. Den Oberbefehl werde Verteidigungsminister Ahmad Schah Massud ausüben. Kanju hatte in Kabul mit Interimspräsident Burhanuddin Rabbani gesprochen sowie mit dem radikal- fundamentalistischen Rebellenführer Gulbuddin Hekmatyar.
Einige Stunden nach Inkrafttreten des Waffenstillstands in Afghanistan haben die radikal-fundamentalistischen Rebellen der Hesb-i-Islami am Samstag die regierungstreuen Milizen angeklagt, die Waffenruhe in Einzelfällen gebrochen zu haben. Die Verletzungen seien nicht so gravierend, daß der Waffenstillstand aufgekündigt werden müßte, meldete die Nachrichtenagentur "Afghan Islamic Press" (AIP) am Sonntag. Am Samstag mittag war nach drei Wochen blutiger Kämpfe um Kabul ein unbefristeter Waffenstillstand in Kraft getreten, den Mudschaheddin-Gruppen vermittelt hatten.
Kernpunkt des Waffenstillstandsabkommens ist nach den Angaben eines Sprechers des Verteidigungsministeriums die Vereinbarung, daß die usbekische Miliz unter General Raschid Dostam aus Kabul abziehen muß. Ein Sprecher Hekmatyars wertete die Vereinbarung als Sieg. "Ohne die Hisb-e-Islami kann es keine afghanische Regierung mehr geben." Die fundamentalistischen Guerillas haben stets den Abzug Dostams aus Kabul gefordert, da dieser auf der Seite des gestürzten Staatschefs Nadschibullah gestanden hatte.
LONDON, 30. August (AFP). Führende britische Firmen haben das Waffenembargo gegen Iran mißachtet, schreibt die britische Wochenzeitung The Independent on Sunday am Wochenende. So hätten etwa die Firmen ICI, Royal Ordnance und British Steel Waffenteile an ein internationales Geheimnetz verkauft, das ungeachtet internationaler Embargos weiterhin Waffen nach Iran lieferte. Hohe Verantwortliche des Verteidigungsministeriums seien auf dem laufenden gewesen und das Ministerium für Handel und Industrie habe die notwendigen Exportlizenzen ausgestellt.
Zwischen 1983 und 1988 seien mindestens 1,5 Millionen Artilleriegeschosse und eine "enorme Menge" Mörserbomben nach Iran geschickt worden, schreibt die Zeitung. Mittler sei ein komplexes Firmennetz in mehr als zehn Ländern mit der britischen Firma Allivane Zentrum gewesen. Insgesamt seien mindestens 27 britische Rüstungsfirmen und Zulieferer aus der Elektronikindustrie beteiligt gewesen. Das Gesamtvolumen der Ausfuhren habe 1,6 Milliarden Pfund (4,5 Milliarden Mark) betragen.
PARIS, 30. August (AFP). Der Ministerpräsident von Niger, Amadou Cheffou, hat wegen der Unruhen im Norden des westafrikanischen Landes seine Asienreise unterbrochen. Bei einer Zwischenlandung in Paris vor dem Weiterflug nach Niamey wollte sich Cheffou am Sonntag nicht zu der Festnahme von etwa 30 führenden Tuareg durch die nigrischen Sicherheitsbehörden äußern. Diesen wird vorgeworfen, Komplizen der Rebellen in Nordniger zu sein.
Cheffou befürwortet im Gegensatz zu Vertretern einer harten Linie innerhalb seiner Regierung eine Verhandlungslösung mit den Tuareg-Rebellen. Diese fordern mehr Verfügungsgewalt über die Ressourcen im Norden des Landes, der unter anderem über Uranvorkommen verfügt. Seit Beginn der Kämpfe zwischen Regierungstruppen und den Tuareg-Rebellen vor zehn Monaten sind etwa 35 Menschen getötet worden.
CHAUMONT, 30. August (AFP). Die mit den Ermittlungen über illegale Krankenhausmüllimporte aus Deutschland betraute französische Justiz hat mangelnde Kooperationsbereitschaft der deutschen Stellen gerügt. Die zuständige Staatsanwältin Beatrice Dupuis im ostfranzösischen Chaumont zeigte sich am Samstag "enttäuscht" über die zögernde deutsche Antwort auf ein internationales Rechtshilfeersuchen, das den französischen Ermittlern ermöglichen soll, Nachforschungen auf deutschem Boden anzustellen. Das im Eilverfahren gestellte Gesuch sei der deutschen Interpol-Zentrale in Wiesbaden am 21. August zugegangen. Seither habe die Staatsanwaltschaft in Chaumont keine Erklärungen über den Stand der Ermittlungen von deutscher Seite erhalten. Die französischen Stellen wollen in mehreren deutschen Städten Nachforschungen vornehmen, um herauszufinden, auf welche Weise die illegal nach Frankreich geschafften Krankenhausabfälle mit legal einführbarem Haushaltsmüll vermischt wurden. Die Erfolgsaussichten dieser Ermittlungen würden mit verstreichender Wartefrist jedoch immer geringer, erklärte Dupuis.
PITTSBURGH, 30. August (AFP). Der weltweit erste Empfänger einer Pavianleber befindet sich infolge einer Blutvergiftung in kritischem Gesundheitszustand. Dies teilte eine Sprecherin der Universitätsklinik von Pittsburgh am Samstag mit. Bis Freitag sei der Zustand des Patienten noch stabil gewesen. Beim Röntgen des Gallengangs sei es dann allerdings zu einer Blutvergiftung gekommen, die mit Antibiotika behandelt werde. Zeichen einer Abstoßung des Organs gebe es nicht.
Dem 35jährigen Mann war die Pavianleber am 28. Juni eingepflanzt worden, nachdem sein eigenes Organ infolge einer Hepatitis B unrettbar erkrankt war. Zur Transplantation des tierischen Organs hatten die Ärzte sich entschlossen, weil es im Gegensatz zu einer menschlichen Leber nicht von der Hepatitis befallen werden kann.
KINSHASA, 30. August (AFP/dpa). In Zaire ist am Wochenende die neue Regierung unter Ministerpräsident Etienne Tshisekedi gebildet worden. Nach Angaben des zairischen Rundfunks besteht das neue Kabinett mehrheitlich aus Ministern, die der Opposition gegen Staatspräsident Mobutu Sese Seko angehören. Nur Landwirtschaftsminister Nkanga Boongo gilt als Mitarbeiter Mobutus.
Die wichtigsten Ressorts sind mit Oppositionspolitikern besetzt, die jedoch nicht zu den prominenten Oppositionsvertretern gehören. Kein Führer des Oppositionsbündnisses "Union Sacree" (Heilige Union) wurde ins Kabinett berufen. Der Regierungsmannschaft gehören auch keine Mitglieder der ehemaligen Einheitspartei Volksbewegung für die Revolution (MPR) an.
JAKARTA, 30. August (AFP/dpa). Die 46 Mitgliedstaaten der Organisation der Islamischen Konferenz haben sich auf dem Außenministertreffen der Blockfreien-Bewegung in Jakarta am Wochenende nicht mit ihrem Antrag durchsetzen können, die Föderative Republik Jugoslawien (FRJ) aus der Bewegung auszuschließen. Die Außenminister einigten sich am Wochenende darauf, die Entscheidung bis zur UN-Vollversammlung im September zu vertagen, bei der über den Status des neuen Jugoslawien innerhalb der Vereinten Nationen beraten werden soll.
Nachdem sich das Treffen der aus 105 Staaten und der Palästinensischen Befreiungsorganisation bestehenden Blockfreien-Allianz in stundenlangen Debatten über Rest-Jugoslawien zu verlieren drohte, hatte sich unter den Delegationen zahlreicher afrikanischer und südamerikanischer Staaten Unmut breitgemacht. Sie betonten, daß es wichtigere Fragen gebe, etwa die Hungersnot in Afrika, die internationalen Wirtschaftsbeziehungen, der Erlaß eines Teils der Auslandsschulden für die ärmsten Länder, eine stärkere Berücksichtigung der Dritten Welt bei den UN oder den Nord-Süd-Dialog.
Trotz ursprünglichen Widerstands von Indien und anderen Ländern nahm die Blockfreien-Bewegung nach Angaben des indonesischen Außenministers Ali Alatas wieder Birma als Mitglied auf. Das Land wird von einer Militärjunta beherrscht und für den Flüchtlingsstrom zehntausender Moslems nach Bangladesch verantwortlich gemacht.
GEORGETOWN, 31. August (AFP). Der Präsident des südamerikanischen Staates Guyana, Desmond Hoyte, hat am Wochenende das Parlament aufgelöst und für den 5. Oktober Parlaments- und Präsidentschaftswahlen angekündigt. Die Neuwahlen waren im Dezember 1990 wegen angeblicher Fälschungen in den Wählerlisten ausgesetzt worden.
ADDIS ABEBA, 1. September (AFP). Sechs Ministerposten in der äthiopischen Regierung sind am Wochenende neu besetzt worden. Wie der äthiopische Rundfunk berichtete, stimmte das Parlament in Addis Abeba auf einer Sondersitzung der Regierungsumbildung zu, von der die Schlüsselressorts des Außen-, Verteidigungs- und Innenministeriums nicht betroffen waren. Vier der Neubenennungen waren erforderlich geworden, nachdem die Minister der Befreiungsfront von Oromo - zuständig für Erziehung, Handel, Landwirtschaft und Information - ihren Rücktritt eingereicht hatten. Außerdem waren auch die Minister für Justiz und Finanzen zurückgetreten. Durch die Kabinettsumbildung übernahm die regierende Demokratisch-Revolutionäre Front des Äthiopischen Volkes auch das Informationsministerium.
DARMSTADT. Mit Waren und Dienstleistungen aus den Bereichen Wohnen, Bauen, Freizeit, Mode und Ernährung präsentieren sich 431 Aussteller seit Samstag auf der größten Verbraucherausstellung Südhessens, der 13. Hessenschau in Darmstadt (täglich geöffnet von 9.30 bis 18.30 Uhr).
Die bis zum 6. September dauernde Schau wurde von Wirtschaftsminister Ernst Welteke (SPD) eröffnet. Insgesamt rund 25 000 Interessenten wurden bereits am Samstag und Sonntag gezählt.
Darmstadts Oberbürgermeister Günther Metzger (SPD) forderte die Landesregierung bei der Eröffnung auf, die wirtschaftlichen Chancen Südhessens nicht "kurzsichtigen ideologischen" Erwägungen zu opfern. Ohne neue Gewerbeflächen gebe es keine Entwicklung.
Welteke bezeichnete die Umweltqualität und die unbesiedelten Räume als Standortvorteile des Rhein-Main-Gebiets. Neue Gewerbeflächen könne es nur geben, wenn in deren Nähe auch Wohnraum geschaffen werde. lhe
GROSS-BIEBERAU. Unbekannte Täter haben in der Nacht zum Sonntag einen Anschlag auf ein Asylbewerberheim in Groß-Bieberau (Landkreis Darmstadt- Dieburg) verübt. Von den etwa 40 Flüchtlingen, die sich zur Tatzeit in dem Gebäude befanden, wurde niemand verletzt. Eine Fahndung der Polizei verlief bisher erfolglos.
Nach Polizeiangaben hatten Unbekannte kurz vor Mitternacht etwa 15 Schüsse auf das Wohnheim abgegeben. Ersten Ermittlungen zufolge durchdrang ein Projektil einen geschlossenen Rollladen und die Isolierverglasung eines Fensterflügels. Es schlug in die Seitenwand des Aufenthaltsraumes ein.
Es könne davon ausgegangen werden, daß sich der oder die Schützen in einem Feld westlich des Wohnheims befanden, so die Polizei am Sonntag. lhe
FRANKFURT A. M. Bei Verkehrsunfällen auf hessischen Straßen sind am Wochenende mindestens zwei Menschen ums Leben gekommen und sechs andere verletzt worden. Die wohl folgenreichste Karambolage ereignete sich auf der Autobahn Frankfurt-Mannheim im Kreis Groß-Gerau: Bei drei Unfällen innerhalb kurzer Zeit wurden am Samstag morgen insgesamt 22 Autos beschädigt. Allein dabei entstand ein Sachschaden von etwa 170 000 Mark.
In der Nähe von Gernsheim waren auf der rechten Spur der Autobahn zwei Fahrzeuge auf einen Wagen mit Anhänger aufgefahren; dieser hatte sich auf der linken Fahrbahnseite quergestellt, wo drei weitere Autos mit ihm zusammenstießen. Dabei wurden drei Fahrzeuginsassen leicht verletzt. Nach einer Strekkensperrung bildete sich an der Unfallstelle ein Stau, an dessen Ende elf Autos miteinander kollidierten. Dabei wurden zwei Menschen leicht und eine Person schwer verletzt. Aus dem Auffahrunfall resultierte ein neuer Stau, an dessem Ende wiederum ein Personenwagen und ein Lastwagen zusammenstießen.
In der Nacht zum Sonntag kam ein 31 Jahre alter Pkw-Fahrer aus dem Wetteraukreis auf einer Bundesstraße bei Friedberg ums Leben. Er war nach einem Überholversuch mit seinem Fahrzeug ins Schleudern geraten, von der Fahrbahn abgekommen und gegen die Böschung geprallt. Dabei wurde der 31jährige aus seinem Fahrzeug geschleudert und so schwer verletzt, daß er kurz nach seiner Einlieferung in ein Krankenhaus starb.
Bereits in der Nacht zum Samstag war ein Pkw-Fahrer aus Bensheim nach einem Unfall auf der Bundesstraße 3 bei Bensheim in seinem Fahrzeug verbrannt. Nach Polizeiangaben geriet der 21jährige aus noch ungeklärter Ursache auf der nassen Fahrbahn ins Schleudern und prallte mit einem entgegenkommenden Fahrzeug zusammen. Die 27jährige Fahrerin des Wagens wurde aus ihrem Auto geschleudert und schwer verletzt. Bei dem Zusammenstoß waren beide Fahrzeuge in Brand geraten, für den 21jährigen kam jede Hilfe zu spät. lhe
HEPPENHEIM. Für ein Ende der Asyldebatte und gegen eine Änderung des Asylrechts haben sich am Wochenende die hessischen Ausländerbeiräte ausgesprochen. Die Diskussion darüber schüre den Rassismus und fordere Ausschreitungen wie in Rostock geradezu heraus, sagte Murat Cakir, Vorsitzender der 35 Mitglieder zählenden Arbeitsgemeinschaft der Ausländerbeiräte Hessens (AGAH).
Während einer Tagung in Heppenheim (Kreis Bergstraße) forderten die Delegierten am Samstag, die sich stauenden Asylanträge zügig abzuarbeiten und die Ursachen der Flucht zu bekämpfen. Das "Umschwenken" von Teilen der SPD in der Asylfrage stieß bei den Delegierten auf Kritik.
Die Maastrichter Verträge schafften ein "Dreiklassenwahlrecht", heißt es in einer einstimmig verabschiedeten Erklärung der AGAH. Da sie das kommunale Wahlrecht auf EG-Bürger beschränkten, bliebe zwei Dritteln der in Hessen lebenden Ausländer die politische Mitwirkung versagt. Alle Menschen, die in Deutschland ihren Lebensmittelpunkt hätten, müßten auch volles Wahlrecht genießen.
In ihren jeweiligen Kommunen beanspruchen die Ausländerbeiräte das Recht, den Organen der Gemeinde anzugehören, Anträge zu stellen und mindestens einmal im Jahr einen Bericht abzugeben. Dies sieht eine in Heppenheim beschlossene Mustersatzung vor. Nach AGAH-Angaben leben in Hessen etwa 650 000 Ausländer, die einen Anteil von knapp elf Prozent der Bevölkerung stellen. Laut Landesgesetz soll im nächsten Jahr jede Gemeinde mit mehr als 1000 Einwohnern einen Ausländerbeirat bilden. lhe
Der Hochsommer hat am Wochenende seinen Rückzug aus Hessen angetreten. Von Tiefausläufern aus Westen getrieben zog die schwülwarme Luft nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes in Richtung Osten ab.
Eingeleitet wurde die Abkühlung in der Nacht zum Samstag von Gewittern und heftigen Regenschauern. Bei Höchsttemperaturen von 21 bis 24 Grad blieb der Samstag bis in die Nachmittagsstunden feucht. In der Nacht zum Sonntag setzte sich nach den Beobachtungen des Wetterdienstes ein Zwischenhoch zwischen die Tiefausläufer und sorgte auch tagsüber im ganzen Land für überwiegend freundliches Wetter mit Temperaturen von 20 bis 23 Grad.
Für die nächsten Tage prophezeiten die Meteorologen wechselhafte und recht kühle Witterung. Montag und Dienstag sollen die Temperaturen nicht mehr über 20 Grad steigen. lhe (Wetterbericht auf Seite 14)
FRITZLAR. Den hessischen Landeswettbewerb in Erster Hilfe und im Sanitätsdienst des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) hat am Wochenende in Fritzlar (Schwalm-Eder-Kreis) der DRK-Kreisverband Bad Wildungen gewonnen.
Als Auszeichnung überreichte der Präsident des Landesverbandes, Rudi Schmitt, der Siegergruppe den "Richard- Rosenkranz-Gedächtnispreis". Das sechsköpfige Team aus Bad Wildungen wird den Landesverband im Oktober beim DRK-Bundeswettbewerb in Cloppenburg zu vertreten.
Der mehrstündige Wettstreit der Kreisverbände war einer der Höhepunkte des Hessischen Rot-Kreuz-Tages, der am Wochenende erstmals nach 23 Jahren wieder stattfand. An der zweitägigen Veranstaltung nahmen mehr als 400 Mitglieder der Hilfsorganisation teil. Das Programm lockte mehrere tausend Besucher in das nordhessische Fritzlar.
Dem hessischen Roten Kreuz gehören mehr als 360 000 Mitglieder - davon 16 000 Aktive - an. lhe
WIESBADEN. Rund tausend Menschen haben am Sonntag mit einer Mahnwache vor dem Rathaus der Landeshauptstadt der mehr als 1300 Juden gedacht, die den Holocaust des NS-Regimes vor 50 Jahren nicht überlebt haben. Anschließend zogen sie mit Namenstäfelchen der Opfer zur Synagoge und zum Bahnhof.
In dem jüdischen Gotteshaus waren Ende August 1942 die letzten 450 Wiesbadener Juden, vor allem ältere und gebrechliche Menschen sowie Frauen und Kinder, zusammengetrieben worden. Am 30. August 1942 traten sie von einer Viehverladerampe des Bahnhofs in Waggons der Eisenbahn den Weg nach Theresienstadt und von dort in die Vernichtungslager von Auschwitz und Birkenau an.
Im Wiesbadener Rathaus trugen sich am Sonntag zahlreiche Bürger in eine von einer überkonfessionellen "Aktion für inneren Frieden" ausgelegte Trauerliste ein. In der Eingangshalle des Rathauses zeigen Photos Szenen von der letzten der fünf Deportationen jüdischer Wiesbadener Bürger vor 50 Jahren. lhe
USCHI I. herrscht bundesweit über die Freunde des hessischen Nationalgetränks. Beim 40. Bundesäppelwoifest im Hanauer Stadtteil Steinheim wurde die 44jährige Verwaltungsangestellte Uschi Nietsch am Samstag abend gekrönt. Mehr als 20 000 Besucher zieht das viertägige "Stöffche"-Spektakel jedes Jahr in den Steinheimer Schloßhof. Das einst familiäre Traditionsfest, 1952 aus einer Gaudi geboren, hat sich zum überregionalen Volksfest gemausert. Zum Jubiläumsfest versammelten sich am Sonntag rund 40 ehemalige Königinnen und Könige, um die Huldigungen der äppelwoiseligen Untertanen entgegenzunehmen. Der Bundesäppelwoikönig wurde erst 1955 der Regentin zur Seite gestellt. Heute wird der diesjährige Monarch gekürt.
Mit der neuen Jahres-Weltbestleistung von 341,27 Punkten gewann am Samstagabend in Orscholz der mehrfache Weltmeister Dieter Maute (Tailfingen) den "Preis der Saarschleife" im Einer-Kunstfahren der Herren. Maute lag allerdings nur knapp vor dem ebenfalls zur Weltklasse zählenden Dietmar Ingelfinger (Heilbronn), der auf 340,53 Punkte kam. Dritter wurde Harry Bodmer (Herrenzimmern) mit 334,17 Punkten.
Bei den Frauen war Monika Latz (Offenbach) mit 320,17 Punkten eine Klasse für sich. Sie verwies Sabine Hasenkopf (Bonlanden) mit 316,20 Punkten und Iris Kurz (Heilbronn) mit 315,40 Punkten sicher auf die nächsten Plätze. Ghirotto gewann Giro del Veneto Der italienische Radprofi Massimo Ghirotto gewann den 65. Giro del Veneto über 205 km mit Start und Ziel in Farra di Soligo vor seinem Landsmann Alberto Elli. Für ihn war es der 14. Erfolg seiner Karriere.
KANU
SÜDDEUTSCHE MEISTERSCHAFT im Slalom, Männer, Kanu-Einer: 1. Peiler (Erfurt) 113,17 Punkte, 2. Hofbauer (Augsburg) 114,00, 3. Klob (Augsburg) 114,44, 4. Göbel (Rheinsheim) 114,72, 5. Stefan Senft (Bad Kreuznach) 115,57, 6. Michael Senft (Bad Kreuznach) 116,81. - Mannschaftswertung: 1. TSV Schwaben-Augsburg (Fux, Hofbauer, Klob) 128,62, 2. RKV Bad Kreuznach (Stefan Senft, Keim, Michael Senft) 134,61, 3. VfL Bad Kreuznach (Demmer, Zajiceck, Häffner) 143,30.
Einer-Canadier: 1. Husek (Augsburg) 125,82, 2. Holm (Zwickau) 126,85, 3. Weidert (Hanau) 128,52, 4. Ehrenberg (Bad Kreuznach) 128,54, 5. Weber (Wismar) 131,77, 6. Ritter (Zweibrücken) 133,50. - Mannschaftswertung: 1. TSV Schwaben-Augsburg (Husek, Seidel, Gebhard) 154,94, 2. PC Wismar (Weber, Krutsch, Friedl) 162,82, 3. SC Leipzig (Drescher, Hönicke, Keller) 168,74 .
Zweier-Canadier: 1. Günther/Spöhnmann (Zwickau) 137,83, 2. Ehrenberg/Senft (Bad Kreuznach) 138,27, 3. Gebhard/Seidl (Augsburg) 142,04, 4. Ritter/Danner (Zweibrücken) 145,11, 5. Fichtner/Strehlein (Bayreuth) 161,00, 6. Weber/ Krutsch (Wismar) 166,61.
Frauen, Kanu-Einer: 1. Faßbender (Merzig- Hilbringen) 149,06, 2. Ehnes (Hanau) 151,83, 3. Spitz (Höchst) 153,42, 4. Kress (Hanau) 154,92, 5. Cerny (Augsburg) 155,60, 6. Miska-Ross (Hanau) 156,05.
Mixed, Canadier-Zweier: 1. Pargent/Strehlein (Bayreuth) 188,65, 2. Schäfer/Mihm (Fulda) 204,09.
"Jazz im Hof" erspielte 12 000 Mark Die 1989 gestartete Veranstaltungsreihe "Jazz im Hof", Sonntagmorgenkonzerte von Dixieland-, New Orleans- und Swing-Gruppen im Hof des Wiesbadener Ministeriums für Kunst und Wissenschaft, hat in diesem Jahr mehr als 12 000 Mark an Spenden erspielt. Sie kommen krebskranken Kindern zugute, die in den Universitätskliniken Frankfurt, Gießen und Marburg behandelt werden. Ministerin Evelies Mayer (SPD) als Hausherrin von "Jazz im Hof" überreichte die Schecks jetzt an die Vertreter von Elterninitiativen aus den drei Städten. Dabei dankte sie den etwa 4000 Besuchern der in diesem Jahr insgesamt 13 Konzerte, die mit jeweils drei Mark zusätzlich zum Eintritt zum Gelingen der Spendenaktion beitrugen. "Zu niedrige Schlachtzahlen" Das Fleischer-Handwerk in Hessen klagt über niedrige Schlachtzahlen. Immer weniger in Hessen verzehrtes Fleisch stamme aus hessischen Schlachtungen, berichtete Landesinnungsmeister Rudolf Münch vom hessischen Fleischerverband in Frankenberg (Kreis Waldeck-Frankenberg). 1991 wurden Münchs Angaben zufolge in Hessen allein 77 500 Schweine weniger (minus fünf Prozent) als im Vorjahr geschlachtet. Die Gründe für die negative Entwicklung lägen in der Stillegung zahlreicher Schlachtstätten in Hessen sowie in dem sinkenden Schlachttierangebot der hessischen Landwirtschaft. Für die Handwerksbetriebe verringere sich die Möglichkeit, vor Ort frisch geschlachtetes Fleisch und qualitativ hochwertige Wurstwaren aus Warmfleischverarbeitung anzubieten. Bürgerfest in Hanau Rund um das Schloß Philippsruhe in Hanau wird vom 5. bis 7. September das Bürgerfest gefeiert. Auf dem Programm stehen eine Vielzahl musikalischer Darbietungen, Theateraufführungen und Aktionen für Kinder. Eine Ausstellung wird sich mit "Dienstleistungen Tag und Nacht" beschäftigen. Einer der Höhepunkte ist am Samstag der Start eines Heißluftballons. Am Sonntag findet ein Cricket-Derby zwischen Hanau und der englischen Partnerstadt Dartford statt. Das Hanauer Bürgerfest wird am Montag mit einem Feuerwerk beendet.
Mit einem bemerkenswerten 4:1(2:1)-Sieg gegen die Nationalmannschaft von Estland schloß die hessische Fußball-Amateurauswahl ihre Reise ins Baltikum erfolgreich ab. Die Tore erzielten Hartmann (Kickers Offenbach), Dahl (Rot-Weiss Frankfurt), Becker und Balzer (beide Eintracht Frankfurt).
WASHINGTON, 30. August (Reuter). Rund zwei Monate vor den US-Präsidentschaftswahlen hat Amtsinhaber George Bush laut einer am Wochenende veröffentlichten Studie in der Wählergunst zugelegt. Bei der Umfrage im Auftrag des Magazins Time und des Fernsehsenders CNN sprachen sich 40 Prozent der Beteiligten für den Republikaner Bush aus, 46 Prozent für dessen demokratischen Gegenkandidaten Bill Clinton. Andere Studien der letzten Zeit hatten Clinton einen Vorsprung von acht bis 15 Prozent gegeben.
ROM, 30. August (Reuter). Die Entführung eines äthiopischen Verkehrsflugzeugs ist am Sonntag in Rom unblutig beendet worden. Die fünf mit Handgranaten bewaffneten Entführer verließen nach Angaben der Polizei gemeinsam mit sieben Besatzungsmitgliedern die Maschine. Nach mehreren Stationen im Nahen Osten war das am Samstag entführte Flugzeug in der Nacht in Rom gelandet. Bereits bei einem Zwischenstopp in Dschibuti waren die 66 Passagiere freigekommen. Es war bereits die dritte Entführung einer äthiopischen Maschine innerhalb von zehn Monaten.
In Rom hatten Polizei- und Regierungsvertreter sowie der äthiopische Botschafter in Italien, Adis Alem Baalema, mehrere Stunden mit den Entführern verhandelt. Der Präfekt von Rom, Carmelo Caruso, sagte, die Entführer würden nicht nach Äthiopien zurückgeschickt. Sie sollten wegen ihrer Tat aber vor Gericht gestellt werden. Kurz vor Ende der Entführung hatte der Chef der Sicherheitsdienste des Flughafens, Mario Esposito, erklärt, die Täter, die sich als Gegner der äthiopischen Regierung bezeichneten, hätten um politisches Asyl in Italien gebeten. Dies sei akzeptiert worden.
ANGELES, 30. August (Reuter/AP). Am Fuß des philippinischen Vulkanberges Pinatubo sind am Wochenende über 40 000 Menschen vor meterhohen Schlammlawinen geflohen. Die Provinzgouverneurin von Tarlac, Margarita Cojuangco, sagte, die Stadt Bamban sei zu 95 Prozent zerstört. In der Provinz Pampanga wurden laut Angaben der Behörden vom Sonntag drei Dörfer überflutet und etwa 500 Häuser durch die bis zu drei Meter hohen Schlammfluten zerstört. Mindestens fünf Menschen waren am Samstag getötet worden. Aus dem Ort Mabalacat berichtete ein Radiojournalist, es seien nur noch die Dächer der Häuser zu sehen.
Der Schlamm riß zwei Brücken mit sich und überflutete ein drei Kilometer langes Teilstück einer wichtigen Schnellstraße. An Aussichtspunkten wurden Soldaten postiert, die die Dorfbewohner mit Schüssen vor Schlammlawinen warnen sollten.
Wie das regionale Hilfszentrum mitteilte, verließen mehr als 8000 Familien - insgesamt über 40 000 Menschen - ihre Häuser in den Provinzen Pampanga, Tarlac und Zambales. Die Lawinen waren durch den Tropensturm "Polly" ausgelöst worden, der heftige Regenfälle mit sich gebracht hatte.
Mindestens sechs Tote und weit über hundert Verletzte - so lautet die erste Opferbilanz der Pazifik-Taifune "Polly" und "Omar", die beide Kurs auf Taiwan nahmen. "Polly", der zuvor auf den Philippinen gewütet hatte, erreichte am Sonntag die Hauptstadt Taipeh, wo laut Polizei eine 66jährige Frau in einem von den starken Regenfällen ausgelösten Erdrutsch umkam.
Laut Angaben des Zentralen Wetterbüros in Taipeh wütete "Polly" am Sonntag mit Windstärken um 110 Stundenkilometer so gut wie unbeweglich über dem Osten der Insel, wo zahlreiche Erdrutsche ausgelöst wurden, die den Verkehr blockierten und Strommasten umstürzten. Rund 17 000 Häuser waren ohne Strom. Die meisten Inlandsflüge mußten storniert werden.
Taifun "Omar" befand sich am Sonntag etwa auf halben Wege zwischen Taiwan und Guam, wo der in Spitzenböen bis zu 300 Stundenkilometer starke Sturm schwere Verwüstungen hinterließ. Seit Freitag wurden dort nach offiziellen Angaben 132 Menschen verletzt, Bäume entwurzelt, Strommasten gefällt, Wohnhäuser, Hotels und Militäranlagen beschädigt oder zerstört. Im Marinehafen rissen sich zwei Kriegsschiffe, die "White Plains" und die "Niagara Falls", von ihren Ankern los und liefen auf Grund. US-Präsident George Bush erklärte die unter US-amerikanischer Hoheit stehende Insel zur Notstandsregion. Der Schaden wurde von den Behörden auf rund 135 Millionen Mark geschätzt.
NEW YORK, 30. August (Reuter). Das US-Verteidigungsministerium stellt sich nach Informationen der New York Times auf eine deutliche Kürzung der Militärausgaben ein. Unter Berufung auf vertrauliche Dokumente hieß es in der Zeitung am Wochenende, nach den Planungen könnten bis zu 80 Milliarden Dollar (rund 112 Milliarden Mark) in den kommenden fünf Jahren eingespart werden. Damit würden die Ausgaben unter das von der US-Regierung bislang für unverzichtbar erklärte Niveau fallen.
BRÜSSEL (rtr/dpa/VWD). Die Teilnehmer am Europäischen Währungssystem (EWS) sind den Spekulationen über eine Neufestsetzung der Leitkurse mit einer abgestimmten Erklärung entgegengetreten. "Die Regierungen der Mitgliedsstaaten sind sich einig, daß eine Änderung im gegenwärtigen Gefüge der Leitkurse nicht die angemessene Antwort auf die derzeitigen Spannungen im EWS wäre", heißt es in einem am späten Freitag veröffentlichten Papier des EG-Währungsausschusses, in dem die Zentralbanken und Vertreter der Finanzministerien vertreten sind.
Nach Einschätzung von Devisenexperten bleiben den EWS-Teilnehmern nun vorläufig nur zwei Mittel, um die zuletzt 1987 grundlegend geänderten Paritäten zu halten: Drehen an der Zinsschraube und Intervenieren am Devisenmarkt. Mit letzterem versuchte am Freitag die Bank von Italien den Fall der Lira gegenüber der Mark aufzuhalten. Eine leichte Zinsanhebung kündigte die niederländische Zentralbank zur Stützung des Gulden an.
Auf Interventionen und Zinsen verweist auch die Brüsseler Erklärung. Sie begrüßt nämlich die "Aktivierung des Abkommens von Basel und Nyborg", das die Möglichkeiten für Interventionen durch kurzfristige Finanzierungen zwischen den Zentralbanken erweiterte und auch Zinssätze als Mittel zur Vermeidung eines Realignment nennt. Deutschland, Großbritannien und Frankreich begrüßten die in Brüssel vorgelegte Position umgehend. Für Bundesfinanzminister Theo Waigel zeigt sie, daß "das EWS wichtig ist und funktioniert". Die Erklärung sei auch ein "Signal an die Märkte". Der britische Schatzkanzler Norman Lamont sah darin den Willen demonstriert, intensiv zusammenzuarbeiten, um die Stabilität der Finanzmärkte zu sichern. Sein französischer Kollege Michel Sapin fand die tiefgehende Solidarität zwischen den EG-Staaten wieder.
Der Devisenhandel honorierte die Erklärung noch am Freitag abend in den Vereinigten Staaten mit Kursgewinnen für die europäischen Währungen. Händler in New York sagten, die Mark sei gegen die italienische Lira, den französischen Franc, die spanische Peseta und andere EG-Währungen verkauft worden.
Nach Ansicht von Experten werden Italien und Großbritannien wohl dennoch nicht an Zinsanhebungen vorbeikommen, um ihre Währungen innerhalb der vereinbarten Bandbreiten im EWS zu halten. Beide Länder laufen damit Gefahr, ihre Konjunktur zu bremsen. Eine Änderung der Leitkurse im EWS sei nun zumindest bis zum französischen Referendum über den EG-Vertrag von Maastricht am 20. September verschoben, hieß es im Devisenhandel weiter. Wenn die Franzosen die geplante Wirtschafts- und Währungsunion ablehnen sollten, was sich in einigen Umfragen andeute, wären "die Chancen auf ein Realignment sehr gut", sah eine Händlerin die Neuordnung der Leitkurse aufgeschoben, aber nicht unbedingt aufgehoben.
Ursache für die aktuellen Spannungen in dem 1979 aus der Taufe gehobenen europäischen Währungsverbund ist vor allem der Kurssturz des Dollar zur Mark. Aufgrund der hohen Zinsen in Deutschland und der niedrigen Sätze in den USA leiten internationale Anleger ihr Geld in die Mark, was die US-Währung in der vergangenen Woche auf neue Rekordtiefs drückte. Die Mark gewann im Gegenzug nicht nur zum Dollar, sondern auch gegenüber europäischen Währungen deutlich an Wert.
Daß die Bundesbank an ihren hohen Zinsen festhalten will, bekräftigte Direktoriumsmitglied Otmar Issing am Wochenende. Zu einer konsequenten Politik der Inflationsbekämpfung gibt es nach seiner Ansicht auch aus konjunkturellen Gründen keine Alternative. Wirtschaftswachstum lasse sich auf Dauer keinesfalls durch hohe Staatsverschuldung und mit einer passiven, auf niedrige Zinsen zielenden Notenbankpolitik erreichen, verteidigt Issing vor amerikanischen Währungsexperten den geldpolitischen Kurs des Hauses Schlesinger.
SARAJEWO/ZAGREB, 30. August (Reuter/AFP/dpa). In Bosnien-Herzegowina und Teilen Kroatiens ist trotz der Londoner Friedensvereinbarungen am Wochenende wieder heftig gekämpft worden. In der bosnischen Hauptstadt Sarajewo kamen am Sonntag beim Einschlag einer Granate auf einem belebten Marktplatz nach Angaben des bosnischen Fernsehens 15 Menschen, zumeist Frauen, ums Leben; Dutzende weitere wurden verletzt. Das Stadtzentrum lag seit Samstag abend unter heftigem Artilleriefeuer.
In einem von Serben kontrollierten Teil Sarajewos wurden am Samstag drei französische UN-Soldaten verletzt. Wie ein UN-Sprecher mitteilte, wurde ihr gepanzertes Fahrzeug augenscheinlich mit einer Panzerabwehrwaffe angegriffen.
Die Belagerung der seit fast fünf Monaten von Serben eingeschlossenen Stadt Gorazde ist nach Angaben beider Seiten am Sonntag beendet worden. Der Anführer der bosnischen Serben, Radovan Karadzic, hatte mitgeteilt, er habe die Aufhebung der Belagerung gemäß den Londoner Vereinbarungen angeordnet. Dagegen meldete Radio Sarajewo, die 35 000-Einwohner-Stadt sei von bosnischen Einheiten freigekämpft worden.
Bei Artillerieangriffen der jugoslawischen Bundesarmee auf die kroatischen Städte Slawonski Brod und Nova Gradiska östlich von Zagreb wurden seit Samstag abend zwei Menschen getötet und elf zum Teil schwer verletzt. Das kroatische Fernsehen meldete, die Armee habe von Nordbosnien aus gefeuert.
Laut britischen und türkischen Zeitungen strömen Moslems aus arabischen Ländern nach Bosnien, um ihre Glaubensbrüder im Kampf zu unterstützen. Sie kämen unter anderem aus der Türkei, Algerien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Sudan. Die Istanbuler Milliyet gab ihre Zahl mit 1300 an.
BONN (dpa/rtr/FR). Der Plan der CDU/CSU-Fraktionsführung, eine zinslose, rückzahlbare Investitionsabgabe für den Aufbau der ostdeutschen Wirtschaft einzuführen, stößt sowohl in der Bonner Regierungskoalition als auch bei der SPD auf Widerstand. FDP-Chef Otto Graf Lambsdorff sprach sich gegen eine Zwangsanleihe aus. Als er angeregt habe, Spitzenverdiener, die nicht investieren können, zur Finanzierung der deutschen Einheit stärker heranzuziehen, sei ihm das Wort "Zwangsanleihe", das er nie benutzt habe, von CDU und CSU "um die Ohren gehauen" worden, meinte er im ZDF. Eine solche Anleihe sei verfassungsrechtlich nicht möglich.
Auch die SPD-Finanzexpertin Ingrid Matthäus-Maier lehnte eine Zwangsanleihe für Besserverdienende als verfassungswidrig ab. Im Süddeutschen Rundfunk sagte sie außerdem, es gehe nicht an, daß bei kleinen und mittleren Einkommen durch Abgabenerhöhungen kräftig kassiert werde, während höhere Einkünfte nur beliehen würden. Die Bundesregierung würde mit diesem Vorschlag eingestehen, daß der Aufbau Ost nicht ohne weitere Steuererhöhungen zu finanzieren sei. Matthäus-Maier regte an, den Solidaritätszuschlag für Einkommen über 60 000/120 000 Mark (Ledige/Verheiratete) wieder einzuführen.
Die Pläne der Union, Unternehmen und Besserverdienende zu einer Zwangsanleihe heranzuziehen, hatten der Fraktionsvorsitzende Wolfgang Schäuble und Verkehrsminister Günther Krause bekanntgegeben. Nach ihren Vorstellungen sollen die Betroffenen nur von der Aufbau-Anleihe befreit werden, wenn sie direkt in ein Ost-Unternehmen investieren. Absehbare Widerstände des Bundesverfassungsgerichts, das eine ähnliche Zwangsanleihe 1984 verworfen hatte, wollen die beiden CDU-Politiker gegebenenfalls mit Hilfe der SPD brechen. "Wenn es nicht anders geht, wird das Grundgesetz geändert", sagte Schäuble.
Im Kanzleramt stießen die Pläne auf Wohlwollen. Auch Helmut Kohl, mit dem die Initiative offenbar abgestimmt wurde, meine, daß man für den Aufbau im Osten zu unkonventionellen Mitteln greifen müsse, hieß es. Das Bundespresseamt sprach hingegen von einer "privaten Idee" Schäubles und Krauses. Im Bonner Finanzministerium wurde auf Verfassungsprobleme hingewiesen, die mit einer Zwangsanleihe verbunden seien.
Das Bundesverfassungsgericht hatte, als es sich 1984 mit einer Zwangsanleihe befaßte, unmißverständlich erklärt, eine solche Sonderabgabe sei nur "unter engen Voraussetzungen" zulässig. Mit dieser Begründung hielten die Karlsruher Richter das kurz nach der Bonner Wende von der CDU/CSU/FDP-Koalition durchgesetzte Investitionshilfegesetz für verfassungswidrig und nichtig. Damals sollte die Zwangsabgabe der Förderung des Wohnungsbaus dienen, der unter der Rezession litt. Eine fünfprozentige Abgabe auf die Einkommensteuer wurde seit 1983 von Bürgern verlangt, die im Jahr über 50 000/100 000 Mark (Ledige/Verheiratete) verdienten. Sie sollte drei Jahre erhoben und 1990 bis 1993 zinslos zurückgezahlt werden. Das Aufkommen wurde auf 2,5 Milliarden Mark veranschlagt.
Nach der damaligen Entscheidung ist es dem Gesetzgeber untersagt, "Sonderabgaben zur Erzielung von Einnahmen für den allgemeinen Finanzbedarf eines öffentlichen Gemeinwesens zu erheben und das Aufkommen aus derartigen Abgaben zur Finanzierung allgemeiner Staatsaufgaben zu verwenden". Prinzipiell sei der Staat darauf angewiesen, seine Einnahmen über Steuern sicherzustellen; für die Einführung von Sonderabgaben fehle dem Gesetzgeber grundsätzlich die Kompetenz. Möglich sei dies nur, wenn eine "spezifische Beziehung" zwischen den Belasteten und dem mit der Abgabe verfolgten Zweck bestehe. Im übrigen müßten die dadurch erzielten Einnahmen im "Interesse der Gruppe der Abgabepflichtigen" verwendet werden.
Bliebe das Gericht im Falle einer verfassungsrechtlichen Auseinandersetzung über die nun geplante Zwangsanleihe bei dieser Auffassung, müßte Bonn nachweisen, daß die Besserverdienenden in einer "spezifischen Beziehung" zur Finanzierung der Einheit stehen und ihnen die Anleihe später besonders zugute käme.
DORTMUND (rtr). Hoesch rechnet in der zweiten Jahreshälfte mit weiteren Einbußen in der Beschäftigung. Der Stahlkonzern begründet dies mit der nachlassenden Konjunktur und einem gleichzeitig stark wachsenden Importdruck, insbesondere aus Osteuropa. Bis Ende Juni sei die Belegschaftszahl im Vorjahresvergleich bereits um 600, ohne die neu erworbene O & K Anlagen & Systeme gerechnet sogar um 2700 gesunken. Hoesch beschäftigt nach dem Zwischenbericht zur Zeit 45 400 Menschen.
Im ersten Semester steigerten die Dortmunder den Gewinn vor Steuern um vier auf 128 Millionen Mark. Zum Umsatzplus von rund drei Prozent auf 5,3 Milliarden Mark habe unter anderem die Einbeziehung der genannten O & K-Gesellschaft beigetragen. Der Auftragseingang habe stärker um fast 14 Prozent auf 5,8 Milliarden Mark zugenommen.
Während der Konzern mit den Sparten Verarbeitung und Industrietechnik insgesamt zufrieden ist, klagt er über die Ertragslage bei Stahl und Stahlveredelung sowie Handel und Dienstleistungen. Sie sei durch den anhaltenden Erlösverfall bei Walzstahlerzeugnissen beeinträchtigt worden. Das Stahlpreisniveau sei "äußerst unbefriedigend". Der Durchschnittspreis je Tonne Walzstahl bewege sich inzwischen wieder auf einem ähnlich niedrigen Niveau wie Mitte der achtziger Jahre. Die Marktentwicklung bereite zunehmend Sorge.
TUNIS, 31. August (Reuter). Ein Militärgericht in Tunesien hat jetzt elf islamische Fundamentalisten zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt. Die Urteile ergingen in einem Massenprozeß gegen 108 Angehörige von Moslemgruppen, von denen die meisten zu Gefängnisstrafen zwischen fünf und 20 Jahren verurteilt wurden. Ihnen war Verschwörung zur Ermordung von Präsident Zine el Abidine Ben Ali und zum Sturz der Regierung vorgeworfen worden.
Bereits am Freitag hatte ein anderes Militärgericht die Urteile gegen 171 Fundamentalisten gesprochen. Von ihnen wurden 35 zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt.
BEIRUT, 30. August (Reuter/AP). In Libanon haben am Sonntag die meisten Christen auch die zweite Phase der heftig kritisierten Parlamentswahlen boykottiert. Zu der auf drei Sonntage verteilten Wahl waren diesmal die Einwohner Beiruts und des Bezirks Berg-Libanon aufgerufen. In den moslemischen und drusischen Wohnbezirken strömten die Menschen in die Wahllokale. Die Christen fordern von der Regierung eine Verschiebung der Wahl bis zum Abzug der 40 000 syrischen Soldaten aus Beirut.
Der christliche Parlamentsabgeordnete Boutros Harb prangerte an, es habe Wahlbetrug gegeben. Auf der Wählerliste in seinem Heimatdorf Tannuren hätten die Namen von Personen gestanden, die schon seit Jahren tot seien. Rund 35 Prozent der zwei Millionen Wahlberechtigten sind Christen. Libanons Parlamentspräsident Hussein Husseni nahm seinen angekündigten Rücktritt wegen Unregelmäßigkeiten beim ersten Wahlabschnitt wieder zurück.
SEEHEIM, 30. August (AFP/Reuter/ FR). Die seit fünf Tagen andauernden Tarifverhandlungen für die rund 50 000 Beschäftigten der Deutschen Lufthansa waren am Sonntag abend im hessischen Seeheim festgefahren. Ein Sprecher der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) sagte, die Verhandlungen hingen an einem seidenen Faden. Für die ÖTV sei eine Grenze der Zumutbarkeit erreicht. Die Gewerkschaft werde bei der Neugestaltung der Gehaltsstrukturen "keinen sozialen Kahlschlag zulassen". Lufthansa-Vorstand, ÖTV und DAG versicherten jedoch auch, sie wollten rasch zu einer Einigung kommen.
Der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft (DAG), Hubert Gartz, sagte, das von der Lufthansa vorgegebene 500-Millionen- Sparpaket im Personalkostenbereich sei zu groß, um sich über die dafür notwendigen strukturellen Maßnahmen in wenigen Tagen einigen zu können. Die DAG dringt auf eine Einigung mit der Lufthansa noch vor der Sitzung des Aufsichtsrats des Konzerns am heutigen Montag, der Sparmaßnahmen zur Sanierung des Unternehmens beschließen will.
Das den Aufsichtsräten am Wochenende zugestellte "Programm 93" sieht vor, durch Personalabbau, Flugzeugverkäufe und Einsparungen bei den Sachkosten die Erträge bis 1994 um 1,5 Milliarden Mark zu steigern. Der Lufthansa-Konzern hatte allein im ersten Halbjahr 1992 einen Verlust von 542 Millionen Mark eingeflogen.
Die ÖTV will den Abbau von fast 8000 Arbeitsplätzen dann mittragen, "wenn Entlassungen vermieden werden und die vertraglich vereinbarte Unkündbarkeit nach 15 Jahren Betriebszugehörigkeit bestehen bleibt". Ein ÖTV-Sprecher sagte, die Lufthansa wolle noch in diesem Jahr gut 1800 und in den beiden folgenden Jahren jeweils 3000 Arbeitsplätze streichen. "Wir halten das für denkbar, wenn der Personalabbau über die natürliche Fluktuation, Frühpensionierungen und freiwillige Aufhebungsverträge mit Abfindungen geschieht."
Die Interessenvertretung der Stewardessen und Stewards der Lufthansa startete eine Unterschriftenaktion, um einen neuen Status für die Fluggesellschaft durchzusetzen. Sie solle grundsätzlich mit allen anderen Verkehrsträgern in Deutschland gleichgesetzt werden, forderte das Bordpersonal. Dazu müsse "eine Kapitalerhöhung unter Beteiligung der öffentlichen Hand" gehören.
WASHINGTON, 31. August (Reuter). Die schweren, vom Wirbelsturm "Andrew" hinterlassenen Schäden in den USA werden die Staatskasse laut Verkehrsminister Andrew Card voraussichtlich mit Milliarden Dollar belasten. Card sagte am Sonntag im ABC-Fernsehen, vermutlich werde der Kongreß Sonderfonds billigen müssen, um den Opfern der Wirbelsturmkatastrophe in den US-Bundesstaaten Florida und Louisiana zu helfen. Das ganze Ausmaß des Schadens sei noch nicht absehbar, sagte Card. Die geschätzte Summe von 30 Milliarden Dollar (fast 45 Milliarden Mark) sei aber noch nicht das letzte Wort.
Sie nickt energisch mit dem Kopf, stößt ein leises "Ja" hervor und ballt die Faust. Das Planziel Deutsche Meisterschaft ist erfüllt. Veronika Martinek, 20 Jahre alt, hat den Titelkämpfen in Dresden bei ihrem 7:5, 6:0-Finalsieg über die Stuttgarterin Christina Singer ein kleines Stück jenen Glanzes verliehen, der diesem Turnier seit jeher fehlt.
"In drei Wochen beginnt Paris. Da rechne ich mir schon etwas aus." 20 Minuten nach der Siegerehrung hat die gebürtige Tschechoslowakin unter den Bäumen des Blasewitzer Waldparks 12 000 Mark mehr in der Tasche als zu Beginn der Woche und längst andere Gedanken im Kopf. "Es war sportlich und wirtschaftlich besser, auf die US Open zu verzichten und weiter auf Sand zu spielen."
Ihrem Lieblingsbelag, auf dem sie in Hilton Head Island ein Sieg über die damalige Weltranglistensechste Jennifer Capriati (USA) den ersten großen Meilenstein in bisher drei Profijahren setzte.
Kraftvolles Grundlinienspiel und die trotz ihres kompakten Körpers beachtliche Schnelligkeit sind die Stärken der nur 1,60 Meter großen Profispielerin. Ein Platz unter den ersten 30 der Welt ist das Ziel. Vor Wochen erst ist ihr das wieder so richtig bewußt geworden. Jennifer Capriati beherrschte Steffi Graf in Barcelona und gewann Olympisches Gold. "Da denkst du, die hast du schon mal geschlagen. Das ist ein irres Gefühl." sid
Barbara Rittner sorgte bei den Vorbereitungs-Turnieren der Tennisprofis für die am Montag beginnenden US Open für die positiven Schlagzeilen aus deutscher Sicht. Die 19 Jahre alte Leverkusenerin steht in Schenectady nach einem Abbruchsieg über die US-Amerikanerin Marianne Werdel im Finale und trifft dort auf die Niederländerin Brenda Schultz. Für die Karlsdorferin Anke Huber war dagegen in San Diego das Halbfinale bereits Endstation. Die Nummer vier der Setzliste verlor gegen Olympiasiegerin Jennifer Capriati (USA/Nr. 2) nach hartem Kampf 6:7 (6:8), 6:3, 1:6.
Rittner hatte den ersten Satz deutlich 6:1 gewonnen, als die 24 Jahre alte Amerikanerin das Match verletzungsbedingt aufgeben mußte. Finalgegnerin Schultz, in Schenctady an Nummer vier gesetzt, besiegte im Halbfinale die Argentinierin Florencia Labat 6:1, 6:4.
Die Weltranglistensechste Capriati trifft im Endspiel auf die an Nummer drei gesetzte Spanierin Conchita Martinez, die Sabatini-Bezwingerin Leila Meskhi aus Georgien 3:6, 7:6 (7:5), 6:2 besiegte. Die Heidelbergerin Anke Huber stand beim 225 000-Dollar-Turnier in San Diego kurz vor einem Erfolg über Jennifer Capriati. Doch mit Schiedsrichters Hilfe und aufgrund der Nervenschwäche der Deutschen kam die Amerikanerin doch noch zum Erfolg. Die Weltranglistenelfte Huber hatte nach einer 4:0-Führung den ersten Satz offenbar schon abgehakt, verlor ihn jedoch noch nach einer unglücklichen Schiedsrichterentscheidung im Tiebreak. Im dritten Satz lag sie schnell 0:3 zurück. "Jenny hat im dritten Satz unglaublich gespielt. Dabei habe ich insgesamt gar nicht schlecht ausgesehen", meinte Huber.
Beim Grand-Prix-Turnier in Commack bestreiten der an Nummer drei gesetzte US-Amerikaner Ivan Lendl und der Tschechoslowake Petr Korda das Endspiel. Der Weltranglistenneunte Lendl besiegte im Halbfinale seinen Landsmann Michael Chang (Nr. 2) 6:2, 6:3. Korda schlug überraschend den topgesetzten Schweden Stefan Edberg 7:5, 7:5.
In der Männer-Konkurrenz von Schenectady stehen der an Nummer drei gesetzte Südafrikaner Wayne Ferreira und der australische Favoritenschreck Jamie Morgan im Finale. Ferreira mußte dabei am Samstag zweimal ran: Zunächst beendete er die am Freitag wegen Dunkelheit abgebrochene Viertelfinalbegegnung gegen den Australier Richard Fromberg mit 6:7 (4:7), 6:3, 6:3. Dann bezwang er mühelos den an Nummer acht gesetzten Andrej Tschesnokow aus der GUS 6:4, 6:2. Morgan besiegte im Halbfinale überraschend den an Nummer fünf gesetzten Spanier Emilio Sanchez 6:4, 7:6 (7:5).
Beim Turnier in Umag in Kroatien wurde ein österreichisches Finale durch die Aufgabe von Horst Skoff gegen den Argentinier Franco Davin verhindert. Dafür erreichte Thomas Muster mit 6:4, 6:4 über den Olympia-Zweiten Jordi Arrese (Spanien) das Endspiel der mit 260 000 Dollar dotierten Veranstaltung.
Steffi Graf und Michael Stich bestreiten bei den mit 8 556 600 Dollar dotierten US Open in Flushing Meadow ihr Erstrundenspiel bereits am Montag. Nach dem am Samstag veröffentlichten Zeitplan tritt der Elmshorner Olympiasieger im Doppel um 11.00 Uhr Ortszeit (17.00 MESZ) gegen den Franzosen Olivier Delaitre an. Die Wimbledonsiegerin aus Brühl spielt um 19.30 Uhr Ortszeit (Dienstag 01.30 Uhr MESZ) gegen die US- Amerikanerin Halle Cioffi. Das Auftaktspiel von Boris Becker (Leimen) gegen den US-Amerikaner Kevin Curren ist für Dienstag eingeplant. dpa/sid
Der MSV Duisburg kam glanzlos seinem eigenen Aufstiegs-Anspruch näher. Der selbsternannte und von der Konkurrenz erklärte Topfavorit der Zweiten Fußball-Bundesliga erklomm nach seinem ebenso mühevollen wie glücklichen 1:0-Erfolg über den Chemnitzer FC am zwölften Spieltag erstmals die Tabellenspitze. Den Duisburger Trainer Uwe Reinders störte es wenig, daß sein Team noch nie in dieser Saison überzeugt hat und nur der Pfosten nach einem Kopfball Schweizers in der Schlußminute sein Team vor einem Punktverlust im Wedau- Stadion bewahrte. "Wer solche Spiele gewinnt, ist am Ende auch vorn", meinte er ganz lapidar.
"Dranbleiben" an der Spitze war die Devise für Fortuna Köln und Hansa Rostock. Das Überraschungsteam aus Köln, nur dank des Zwangsabstiegs von Blau-Weiß Berlin noch im Profi-Lager, fegte Pokalsieger Hannover 96 regelrecht vom Feld. Erich Rutemöller, mit seinen Rostockern am kommenden Samstag zu Gast im Südstadion, meinte beeindruckt: "Ich weiß gar nicht, ob wir überhaupt kommen sollen. In dieser Form sind die Kölner gegen uns absoluter Favorit."
Kölns Trainer Gerd Roggensack bremste die Euphorie: "Von Ambitionen nach oben will ich nichts wissen. Die Chemie im Team stimmt allerdings." Sechs Siege hintereinander haben die Kölner mittlerweile erreicht.
Nach einer Serie von sieben Spielen ohne Niederlage und 11:3 Punkten lauern die Rostocker einen Zähler hinter den Kölnern und punktgleich mit dem FSV Mainz, der gegen Aufsteiger Remscheid beim 1:0 einen recht glücklichen Erfolg schaffte. Die "Hansa-Kogge" segelte beim 2:1-Sieg in Leipzig durch ruhige Gewässer, während die "Wundermänner" von Trainer Jürgen Sundermann durch die vierte Niederlage hintereinander nach dem anfänglichen Höhenflug hart gelandet sind.
Trainer Aleksandar Ristic verlor nach seiner Rückkehr zu Fortuna Düsseldorf und bisher erreichten 5:1 Punkten beim 0:2 ausgerechnet an seiner früheren Wirkungsstätte Braunschweig erstmals. Doch "König Aleks" blickte danach wohlwollend auf seine Untertanen hinab: "Es waren zwei lächerliche Gegentore. Wenn wir in fünf bis sechs Wochen im Mittelfeld stehen, wird alles viel leichter."
Richtiggehend schwer wird es Darmstadt 98 demnächst haben, denn das 1:1 daheim gegen den VfL Osnabrück genügte gerade eben, die "Rote Laterne" wenigstens für einen Tag abzugeben. Doch auch nach dem unnötigen Punktverlust vor eigenem Publikum bleiben den "Lilien" latente Unruhe und spielerische Defizite erhalten. Unterhaching hingegen durfte nach dem ersten Auswärtspunkt beim torlosen Remis in Wuppertal neue Hoffnung schöpfen. sid
MOTORSPORT
1000-SEEN-RALLYE in Finnland, 9. von 14 Läufen zur Weltmeisterschaft mit Start und Ziel in Jyväskylä, Endstand nach vier Etappen (1562,10 km/37 Wertungsprüfungen): 1. Auriol/ Occelli (Frankreich) Lancia Delta Integrale 4:32:45 Stunden, 2. Kankkunen/Piironen (Finnland) Lancia Delta Integrale 0:40 Minuten zurück, 3. Alen/Kivimäki (Finnland) Toyota Celica 1:59, 4. Vatanen/Berglund (Finnland/Schweden) Subaru Legacy 2:32, 5. Biasion/Siviero (Italien) Ford Sierra Cosworth 9:01, 6. Lampi/Kuukkala (Finnland) Mitsubishi Galant 9:56, . . . 20. (7. der Gruppe N für seriennahe Fahrzeuge) Holderied/Wicha (Bayensoiel/Bad Karlshafen) Mitsubishi Galant 56:54. - WM-Stand Fahrer (nach neun von 14 Läufen): 1. Auriol 100 Punkte, 2. Sainz (Spanien) 92, 3. Kankkunen 77, 4. Biasion 42, 5. Alen 40, 6. Delecour (Frankreich) 33, 7. McRae (Großbritannien) 28, 8. Bugalski (Frankreich) 22, 9. Jonsson (Schweden) 20, 10. Recalde (Argentinien) und Liatti (Italien) je 18. - WM-Stand Marken (nach sieben von zehn Läufen): 1. Lancia 137 Punkte (Weltmeister), 2. Toyota 98, 3. Ford 70, 4. Subaru 35, 5. Nissan 33, 6. Mitsubishi 28, 7. Audi 10.
Lancia bleibt in der internationalen Rallye-Szene das Maß aller Dinge. Der erste Finnland-Sieg und der fünfte Saisonerfolg des Franzosen Didier Auriol machten die vorzeitige erfolgreiche Titelverteidigung der Turiner Meisterschmiede bei der finnischen 1000-Seen-Rallye möglich. Es war der insgesamt zehnte WM-Titel für Lancia, der sechste in Folge auf dem gleichen Modell, dem HF Integrale.
Isolde Holderied aus Bayersoien und ihr Copilot Klaus Wicha aus Bad Karlshafen belegten auf ihrem Mitsubishi Galant den beachtenswerten 20. Platz. In der separat gewerteten Gruppe N für seriennahe Fahrzeuge bedeutete das den siebten Rang.
Auriol, der als zweiter Nicht-Skandinavier nach dem Spanier Carlos Sainz 1990 in der Hochburg des Rallyesports mit einem 40-Sekunden-Vorsprung auf seinen einheimischen Teamkollegen Juha Kankkunen gewann, löste den Spanier Sainz nach dessen Startverzicht an der WM-Spitze ab. Mit 100 WM-Punkten und einem Vorsprung von acht Zählern auf Sainz befindet sich Auriol auf Kurs zu seinem ersten WM-Titel. Vorjahressieger und Titelverteidiger Kankkunen blieb mit 77 Punkten auf dem dritten WM-Rang. sid
Die Sportwagen-Weltmeisterschaft 1992 ist bereits nach fünf Rennen entschieden. Mit einem Sieg bei den 1000 km von Suzuka/Japan, dem vorletzten WM-Lauf, bescherten der Brite Derek Warwick und der Franzose Yannick Dalmas ihrem Arbeitgeber Peugeot erstmals den Marken- und sich selbst den Fahrer-Titel.
Warwick/Dalmas siegten nach 5:30:62 Stunden vor Geoff Lees (Großbritannien), David Brabham (Australien) und Jan Lammers (Niederlande) auf Toyota sowie Mauro Baldi/Philippe Alliot (Italien/ Frankreich) im zweiten Peugeot.
Vor dem Saisonfinale am 18. Oktober im französischen Magny-Cours führen die beiden diesjährigen Le-Mans-Sieger Warwick und Dalmas mit jeweils 95 Punkten das WM-Klassement uneinholbar vor Lees (47) sowie Alliot und Baldi (jeweils 44) an.
Der Internationale Automobilsport-Verband (FISA) hatte am Donnerstag den für den 4. Oktober vorgesehenen WM- Lauf in Jarama/Spanien abgesagt. Als Begründung gab die FISA an, daß die Veranstalter nicht die als dringend notwendig geforderten Verbesserungen im Sicherheitsbereich vorgenommen hätten. Das Rennen in Mexiko war bereits im Juli abgesagt worden, deshalb der frühzeitige Titelgewinn. sid
Der letztjährige Vizemeister RWG Mömbris-Königshofen deklassierte zum Auftakt der Ringer-Bundesliga Mitfavorit KSV Witten mit 27,5:6,5 Punkten. Witten kam nur zu zwei Siegen. Mömbris- Königshofen hat in dieser Verfassung durchaus die Chance, Titelverteidiger AC Goldbach und Vizemeister VfK Schifferstadt den Gruppensieg im Norden streitig zu machen.
Goldbach rang den SC Luckenwalde mit 19:6 nieder. Im ungewohnten Schwergewicht besiegte im griechisch-römischen Stil Olympiasieger Maik Bullmann den Olympiazweiten im Freistil, Heiko Balz. Schifferstadt gewann beim Bundesliga- Neuling KSV Elgershausen ebenso klar 24,5:4 wie Hansa Frankfurt/Oder 22:4 beim ASV Mainz.
Im Süden sorgte Favorit KSV Aalen durch ein 25:8 in Reilingen gleich für klare Verhältnisse. Neuling Hallbergmoos schaffte durch ein 16:14 in Bad Reichenhall den ersten Sieg. Ausschlaggebend war das Übergewicht des Reichenhallers Reiner Argstatter, der Hallbergmoos einen 4:0-Punktesieg einbrachte.
Graben-Neudorf besiegte die starken Leipziger beim 16,5:10,5 erwartungsgemäß, während die hohe 4:23,5-Schlappe Lampertheims gegen Wiesental überraschend kam. sid
Bei Boris Becker ist es der Magen, bei Michael Stich der Aufschlag und bei Steffi Graf gesellte sich zu den Schulterproblemen noch eine Virusinfektion. Am Montag beginnen die US Open in Flushing Meadow, und die Hoffnungen der deutschen Tennis-Cracks erhielten durch die Ereignisse der letzten Woche einen empfindlichen Dämpfer.
Am Donnerstag mußte der dreimalige Wimbledonsieger Boris Becker in Commack sein Viertelfinalspiel gegen den Amerikaner Ivan Lendl wegen Magenproblemen absagen. Dabei hatte sich Becker bis zu diesem Zeitpunkt im Turnierverlauf in guter Hartplatz-Form präsentiert. Der US-Open-Sieger von 1989 meinte denn auch optimistisch: "Ich denke, daß ich in Flushing Meadow spielen kann. Seit Wimbledon habe ich mich stetig verbessert." Außerdem kann die Absage ein gutes Omen sein: 1989 war Becker ebenfalls in Commack ausgestiegen, um zwei Wochen später die Trophäe bei den US Open in Empfang zu nehmen.
Ganz anders sieht es da bei seinem olympischen Doppelpartner Michael Stich aus. Der Elmshorner rutschte in diesem Jahr vom dritten Platz der Weltrangliste stetig aus den "Top Ten" heraus und stoppte den freien Fall vorläufig auf dem elften Rang.
"Ich habe armselig aufgeschlagen, in den wichtigen Phasen haufenweise Doppelfehler gemacht, mein Timing stimmte überhaupt nicht. Es ist enttäuschend, aber man darf sich nicht beklagen, wenn der andere einfach besser spielt", haderte der gestürzte Titelverteidiger von Schenectady, nachdem er in der zweite Runde gegen den 133. der Weltrangliste, Andrej Olchowski (Rußland), 2:6, 6:7 (5:7) den kürzeren gezogen hatte. Nach Wimbledon und Stuttgart verlor Stich in Schenectady seinen dritten 1991 gewonnenen Titel.
Im Gegensatz zu Becker und Stich ist es bei Wimbledonsiegerin Steffi Graf äußerst fraglich, ob sie am Dienstag ihr Auftaktspiel gegen die US-Amerikanerin Halle Cioffi bestreiten kann. Die Weltranglistenzweite, 1988 und 1989 US-Open- Siegerin, laboriert an einer offenbar hartnäckigen Schulterverletzung. "Ich hatte schon beim Federation Cup in Frankfurt Schwierigkeiten", meinte die Olympiazweite von Barcelona.
In Spanien war die erstmals 1991 aufgetretene Verletzung endgültig wieder aufgebrochen. "Es behindert mich immer noch, und jetzt ist auch eine Virusinfektion dazugekommen." Dennoch glaubt die viermalige Wimbledonsiegerin an ihren Start in New York. "Die letzten Tage war es besser, aber es ist eine Entzündung, die kommt und geht. Ich versuche, mich mit Gewichten und Übungen für die Muskulatur im Schulterbereich fit zu halten", erklärte Graf, die sich seit einer Woche in New York auf das vierte Grand- Slam-Turnier des Jahres vorbereitet.
Gesund und in Form scheint hingegen Anke Huber trotz der Halbfinalniederlage in San Diego gegen Olympiasiegerin Jennifer Capriati (USA) zu sein. Das Problem der Heidelbergerin dürfte im mentalen Bereich und dem fehlenden Glauben an die eigene Stärke liegen. Im ersten Satz führte die Federationcup-Siegerin bereits 4:0 und mußte den Durchgang dennoch mit 6:7 im Tiebreak abgeben.
Schießlich sind da ja auch noch die Leverkusenerin Barbara Rittner, die sich in Schenectady klammheimlich ins Finale spielte, und der Stuttgarter Carl-Uwe Steeb, der sich trotz seiner Niederlage gegen seinen Freund Becker in Commack in guter Verfassung präsentierte. Ob ihnen allerdings der große Wurf in Flushing Meadow zugetraut werden darf, bleibt fraglich. sid
Vier Wochen nach Olympia geriet die Deutsche Mehrkampf-Meisterschaft der Leichtatheten zur Farce. Sechs Asse fehlten wie Weltmeisterin Sabine Braun (Wattenscheid) oder stiegen aus wie Seoul-Olympiasieger Christian Schenk. 6147 Punkte reichten Birgit Clarius (Ingolstadt) zum zweiten Siebenkampf-Titel, 7992 Zähler Stefan Schmid (Karlstadt) zur ersten Zehnkampf-Krone und dem 20 000-Mark-Scheck zum Gewinn der Saisonwertung. Eine bessere Leistung verdarb sich der Leverkusener Olympiasechste Paul Meier als Sieger der Juniorenwertung (7761) durch einen schwachen 1500-m-Lauf.
"So geht es nicht weiter. Es muß ein anderer Termin her, der zugleich Qualifikation für das internationale Großereignis der Saison ist. Und außerdem muß die Veranstaltung anders präsentiert werden", forderte Werner von Moltke, früherer Europameister im Zehnkampf und heutiger Vize-Präsident des Deutschen Leichtatheltik-Verbandes (DLV) endlich Reformen.
Richtig "baden" ging die teilweise verregnete Veranstaltung durch die Serie der Ausstiege. Erst scheiterte Seoul- Olympiasieger Schenk am Ende seiner verkorksten Saison mit starken Achillessehnen-Schmerzen im Weitsprung. Dann brach beim früheren Junioren-Weltmeister Kohnle im Kugelstoßen eine Handverletzung auf, weil ihm die Benutzung einer stabilisierenden Manschette vom Oberkampfrichter nicht gestattet wurde. Am Sonntag mußte Müller, der mit 8220 Punkten das beste deutsche Saisonresultat schaffte, mit starken Schmerzen im linken hinteren Oberschenkel aufgeben. Und als alle an den Sieg von Thorsten Dauth (Groß-Karben) glaubten, gab auch dieser vor dem Speerwurf auf.
Dauth, der nach dem ersten Tag an der Spitze gelegen hatte, sagte nach dem Stabhochsprung: "Ich bin total müde, ich kann nicht mehr."
Als Meister der Männer und Zweiter der Jahreswertung kam der 1992 auf 8012 Punkte verbesserte deutsche Ranglisten- Fünfte Stefan Schmid zum Erfolg. Ihm gelangen vier persönliche Bestleistungen, im Kugelstoßen (14,02 m), im Hochsprung (1,97 m), im Stabhochsprung (4,80 m) und im Speerwerfen (66,90 m). "Vize" wurde der Magdeburger Norbert Lampe (7587), der dieses Jahr ebenfalls die 8000er- Grenze geknackt hatte. Etwas daneben ging der Saisonabschluß für Paul Meier, der als Fünfter der Hallen-EM und Sechster bei Olympia zum großen Aufsteiger geworden war. Immerhin verbesserte Meier seine persönliche Bestleistung im Stabhochsprung auf 4,90 m.
Birgit Clarius war als Favoritin angereist, nachdem Weltmeisterin Sabine Braun (Wattenscheid) und die Olympiasechste Peggy Beer (Berlin) auf den DM-Start verzichtet hatten. Wie die beiden will auch die neue Meisterin am kommenden Wochenende im südfranzösischen Talence den letzten Siebenkampf vor der WM-Saison 1993 bestreiten. "Ich bin gespannt, wie ich zwei Siebenkämpfe binnen einer Woche wegstecke", meinte die Studenten-Weltmeisterin, hinter der 6022 Punkte Beatrice Mau (Hannover) zur Vize-Meisterschaften reichten.
In Ahlen standen die Siebenkämpferinnen erneut im Schatten der Zehnkämpfer. "Dabei waren wir in den letzten Jahren erfolgreicher. Nicht nur bei Olympia und der WM gab es Medaillen, wir holten auch den Europacup", sagt Birgit Clarius. Sie ärgert sich darüber, daß das Interesse im Stadion und in den Medien dennoch den Zehnkämpfern gilt und fordert: "Da muß sich jetzt etwas ändern. Auch wir brauchen wie die Männer ein Team oder einen Förderverein."
Der große Titelhamsterer in Ahlen war allerdings der SCC Berlin, denn zugleich wurden dort drei deutsche Staffel-Titel vergeben. Der Traditionsverein dominierte bei den Frauen über 3x800 m und den Männern über 4x800 m und 4x1500 m mit Europameister Jens-Peter Herold. sid/dpa
23 Tage nach dem "Absturz von Barcelona" schwebt Sergej Bubka wieder im siebenten Himmel: Mit 6,12 m erzielte der 28jährige am Sonntag im italienischen Padua den 31. Weltrekord seiner einzigartigen Stabhochsprung-Karriere. "Die Goldmedaille wäre mir lieber gewesen. Aber ich fühle nun etwas Genugtuung", meinte der dreimalige Weltmeister.
Bubka übertraf seine 6,11 m vom 13. Juni in Dijon im ersten Versuch, nachdem er wegen böigen Windes zehn Minuten auf den Sprung gewartet hatte. Der Ukrainer, der schon den vierten Weltrekord auf italienischem Boden erzielte, könnte bei seiner nächsten Freiluftbestmarke mit dem Hallenweltrekord gleichziehen, den er am 21. Februar in Berlin mit 6,13 m erzielt hatte. "Ich habe noch drei Sportfeste geplant. Am Freitag in Turin, zwei Tage später in Rieti und Mitte September in Tokio. Ich versuche immer, Weltrekord zu springen, aber ich bin ein Mensch und keine Maschine", sagte er.
Ganz sorgfältig hatte Bubka seinen 31. Weltrekord in Padua vorbereitet. Schon Stunden vor Wettkampfbeginn war er im Stadion, wärmte sich auf. Da der Anlauf zu kurz war, ließ er einen Läufer heranschaffen. Dann testete er die Anlage zusammen mit seinem Bruder Wassili, der 1986 bei der Europameisterschaft in Stuttgart hinter ihm Silber gewonnen hatte.
Bei 5,60 m stieg Sergej in den Wettkampf ein und ließ nach 5,85 m Weltrekord auflegen. Jubelnd riß er schon auf der Matte die Arme hoch. "Es war hilfreich, daß ich diese Anlage kannte", meinte Bubka, der seinen ersten Weltrekord am 26. Mai 1984 in Preßburg erzielt hatte.
Auf dem Sportfest von Padua gehörte auch Heike Drechsler wieder zu den Siegerinnen. Den 7,16 m von der Veranstaltung in Brüssel am vergangenen Freitag ließ die Olympiasiegerin aus Jena 7,02 m beim Sieg über Jelena Klopotnowa (GUS/ 6,69 m) folgen.
Dagegen unterlag Florian Schwarthoff (Heppenheim) bei starkem Gegenwind in 13,84 Sekunden über 110 m Hürden Kanadas Olympiasieger Mark McKoy (13,44). Dritter über 400 m in schwachen 46,84 wurde Thomas Schönlebe (Chemnitz). Mit 81,52 m bezwang Igor Astapkowitsch im Hammerwerfen erneut Olympiasieger Andrej Abduwaljew (beide GUS/81,10 m). sid
LEICHTATHLETIK
DEUTSCHE MEHRKAMPF- UND STAFFEL-MEISTERSCHAFTEN , Zehnkampf, Männer: 1. Schmid (Karlstadt) 7.992 Punkte (100 m 11,13 Sekunden/Weit 7,37 m/Kugel 14,02 m/ Hoch 1,97 m/400 m 49,56 /110 m Hürden 14,80/Diskus 41,34 m/Stab 4,80 m/Speer 66,90 m/1.500 m 4:43,36 Minuten), 2. Lampe (Magdeburg) 7.587 (11,07/7,26/13,02/1,94/50, 34/15,79/ 42,84/4,50/58,40/4:37,39), 3. Pajonk (Leverkusen) 7.496, 4. Deick (Mainz) 7.345, 5. Neumaier (Mainz) 7.341.
Siebenkampf, Frauen: 1. Clarius (Ingolstadt) 6.147 Punkte (100 m Hürden 14,22 Sekunden/ Hochsprung 1,84 m/Kugelstoßen 14,56 m/200 m 25,36 Sekunden/Weitsprung 6,11 m/Speerwurf 44,96 m/800 m 2:18,78), 2. Mau (Hannover) 6.022 (14,20/1,72 m/13,37/24,92/6,07/49,22/2:19,44), 3. Steigauf (Mainz) 5.809, 4. Braag (Gevelsberg) 5.711, 5. Tornow (Berlin) 5.669, 6. Gautzsch (Schwerin) 5.638.
Staffeln, Männer, 4x800 m: 1. SCC Berlin (Schneider, May, Kemsies, Eplinius) 7:21,41 Minuten, 2. MTV Ingolstadt (Hummel, Stamm, Gabriel, Braun) 7:28,81, 3. LC Rehlingen 7:29,70
4x1.500 m: 1. SCC Berlin (Wagner, Neumann, Sudau, Herold) 15:19,27 Minuten, 2. TV Wattenscheid (Plätzer, Jahnich, Brand, Stenzel) 15:27,12, 3. Hamburger SV 15:37,28.
Frauen, 3x800 m: 1. SCC Berlin (Wilhelm, Wüstenhagen, Kovacs) 6:26,27 Minuten, 2. Eintracht Frankfurt (Huber, Kallensee, Lesch) 6:38,87, 3. VfL Sindelfingen 6:39,89.
Michael Hübner aus Chemnitz steuert bei den Rad-Weltmeisterschaften im spanischen Valencia wieder auf Goldkurs. Er erreichte problemlos das Viertelfinale der Sprinter und fuhr dabei Bestzeit in der Qualifikation. Hübner, schon Amateur- Weltmeister 1986 im Sprint, hatte vor zwei Jahren den Titel der Berufsfahrer in japanischen Maebashi gewonnen, belegte im vorigen Jahr in Stuttgart allerdings nur den enttäuschenden achten Platz.
"Mit meiner Zeit bin ich noch nicht zufrieden. Ich bin im Training hier schon 10,028 Sekunden gefahren", sagte Hübner nach dem Achtelfinale. In der Qualifikation fuhr er in 10,625 Sekunden für die letzten 200 m Bestzeit.
Vor einem Jahr in Stuttgart war Hübner als großer Favorit im Viertelfinale gegen den Australier Carey Hall ausgeschieden. Hall gewann den Titel, der ihm aber kurz darauf wegen Dopings wieder aberkannt wurde. In Valencia schied der mittlerweile um zwölf Kilogramm Muskelmasse "erleichterte" Hall im Hoffnungslauf aus. "Die anderen lachen ja schon über seine peinliche Vorstellung", meinte Hübner. sid
Im vierten Testspiel landete Eishockey- Zweitligist EC Bad Nauheim endlich den ersten Sieg. Der fiel mit 11:3 (3:0-3:2-5:1) gegen den klassentieferen Oberligisten Herner EV gleich zweistellig aus. Allerdings standen die Gäste aus dem Ruhrgebiet erst drei Tage auf dem Eis, während die Sindelar-Schützlinge bereits seit vier Wochen trainieren. "Der Sieg war für die junge Mannschaft psychologisch sehr wichtig. Das Erfolgserlebnis löst hoffentlich einige Verkrampfungen", sinnierte EC-Trainer Rudolf Sindelar nach dem munteren Toreschießen im Schlußdrittel.
Die 800 Zuschauer erkannten noch einige Schwächen beim Sieger-Team. Insbesondere die Abwehr läßt noch Abstimmungsprobleme erkennen. Allerdings kein Wunder, stehen aus der letztjährigen Truppe mit dem neuen Kapitän Steffen Michel und Thorsten Wolf nur noch zwei Verteidiger zur Verfügung. Ob Michel das Kapitänsamt behält, hängt von dem weiteren "Schicksal" des letztjährigen Kapitäns Ralph Pöpel ab. Pöpel trainiert mit, spielt aber (noch) nicht. "Wir hatten die Zusage eines Sponors in Höhe von 25 000 Mark. Da warte ich noch auf den definitiven Geldeingang. Danach lege ich Pöpel den Vertrag vor", schwebt Rechtsanwalt Dauernheim vom Konkursverwalter-Büro Reuß noch zwischen Hoffen und Bangen. Der in Kürze 38 Jahre alt werdende Pöpel stände mit seiner Routine dem EC sehr gut zu Gesicht.
Am Dienstag stößt der neue kanadische Star Walt Poddubny endgültig zum Team, am Freitag gastiert der EC beim EC Hannover und empfängt am Sonntag (19 Uhr) den Oberligisten Berliner SC mit den beiden "Abwanderern" Rickie Jarokki und Gordon Whitaker. Für den Treffersegen gegen Herne sorgten der blendend aufgelegte kanadische Neuzugang Tim Schnobrich (2) - ein würdiger Nachfolger von Greg Evtushevski (jetzt Ratingen) - Pacek, Lang (je 2), Jung, Michel, Barczikowski, der Ex-Herner Prada und Sindelar. EC-Verteidiger Greg Pruden spielt ab sofort für eine Leihgebühr von 10 000 Mark für den Oberligisten ESC Wolfsburg.
Vorstand und Konkursverwalter sind nach wie vor auf der Suche nach einem Hauptsponsor für die Brustwerbung, nachdem eine japanische Autofirma sich zurückzog. "Wir haben mehrere Interessenten, aber unter Preis wird sich der EC in der eingleisigen Zweiten Liga nicht verkaufen", schwebt Vorstandsmitglied Heinz Rosenbecker eine knapp sechsstellige Summe vor. Noch bleiben knapp drei Wochen Zeit bis zum Meisterschaftsstart in Augsburg und zu Hause gegen Bayreuth (20. September) . . . jo
DIETZENBACH. Zu ihrem Schulfest lädt die Musikschule Dietzenbach für Samstag, 5. September, um 15 Uhr in die Alte Schule in der Darmstädter Straße ein. Nach der Eröffnung durch das Kammerorchester Dietzenbach werden Pamela Rathje und Christina Ohly-Brandt die Oboe als seltenes Instrument in der Musikschularbeit vorstellen. Als Gäste werden die Angehörigen der Chorschule des TGS-Chores erwartet, außerdem hat sich ein Querflötenduo der Musikschule Rodgau angesagt. Den Abschluß bildet ein Streifzug durch die Geschichte der Querflöte, bei dem Christine Ziegler das Instrument vorstellen wird.
In einer Cafeteria, die in der Alten Schule eingerichtet wird, können sich interessierte Eltern über die Möglichkeiten einer Elternarbeit in der Musikschule informieren.
Die Musikschule sucht noch Gastfamilien, die Mitglieder eines bulgarischen Jugendorchesters am Wochenende, 26./27. September, aufnehmen möchten. Die jungen Musiker geben am 27. September um 17 Uhr im Göpfert-Haus ein Konzert. ttt
RÖDERMARK. Auf Wunsch von Eltern der Schulkinder ist die erste Haltestelle für den Schulbus im Stadtteil Waldacker verlegt worden. Sie ist nicht mehr Ecke Goethestraße/Am Lerchenberg, sondern Am Buchrain in Höhe Haus Nr. 5. ttt
RODGAU. Innerhalb von zwei Wochen haben die Rodgauer Grünen ihre Basis - Mitglieder plus Sympathisanten - verdoppelt. Zur dritten Versammlung innerhalb dieser kurzen Zeitspanne kamen jedenfalls schon wesentlich mehr potentielle Kandidaten für die Kommunalwahl im März '93, um den drohenden Rückzug der Ökopartei aus der Rodgauer Kommunalpolitik abzuwenden. Dennoch: "Vor acht Jahren waren wir noch dreimal so viele", dachte der einstige Stadtverordnete Eckhard von der Lühe an die "gute alte Zeit".
Er, der einst von der CDU zu den Grünen konvertiert war und sein Mandat nur seines Umzugs nach Rödermark wegen hatte niederlegen müssen, sprach auch vom "Charme der Grünen" und meinte damit die beispiellose Offenheit, die diese Partei kennzeichnet und in ihren Versammlungen untereinander und gegenüber Gästen an den Tag legt. Da werden untereinander provozierende Fragen gestellt, da wird denen, die man "keilen" will, kein X für ein U vorgemacht.
Jeder auf Mitgliederwerbung erpichte Parteistratege hätte sich die Haare gerauft, wenn er sich angehört hätte, wie ein Dietmar Albrecht, Mitglied im Ortsbeirat Nieder-Roden, mit seinem Bericht über die Arbeit in Stadt- und Stadtteilparlamenten unbedarfte Politneulinge geradezu verschrecken mußte. Allein die Flut von Einladungen zu Ortsbeirats-, Ausschuß- und Plenarsitzungen, die daraus resultierenden Protokolle, die Umwelt- oder auch Kinder- und Jugendberichte, schließlich der Wälzer von Haushaltsplan, die er herumreichen ließ, konnte ahnungslose Kandidaten in spe schier erdrücken.
Dann seine Summierung von öffentlichen Sitzungen, von parteiinternen Arbeitskreisen, von gegenseitiger Zuarbeit - die an einer Mitarbeit interessierten Rodgauer ertrugen den Report anscheinend mit Fassung.
Auch als Dieter Ruckriegel, Fraktionssprecher in der Stadtverordnetenversammlung und Vorsitzender des Umweltausschusses, seinen Themenkatalog vortrug, konnten die zu den Grünen in ein Boot kletternden Mandats-Aspiranten an einen Full-Time-Job glauben. Müllgebühren, Duales System, Kompostierungsanlage, Grundwasserbelastungen durch zwei immer wieder in den Schlagzeilen auftauchende Rodgauer Unternehmen, der Kiessee Nieder-Roden mit seiner am Badestrand drohenden Bauschutt-Recyclinganlage, das Tropenholz-Embargo für öffentliche Gebäude, die Zisternen für Sportplätze, die Renaturierung der Rodau, der Wallersee mit seinen auf dem Grund schlummernden, unerforschten Altlasten: Eine Liste, die sich bei den großen Parteien drei Leute teilen, Wunden, auf die angesichts nur einer Handvoll Grüner ein einziger Stadtverordneter alle seine zehn Finger allein legen muß. - Oder Christian Groß, der Freitag abend in der SG-Gaststätte in Nieder-Roden plötzlich zum Sozialpolitiker avancierte, weil die zuständige Expertin Barb Draeger-Husmann sich krank gemeldet hatte.
Wie gesagt, keines der "neuen Gesichter" in der Runde verfinsterte sich bei dieser Fülle von Aufgaben.
Und Günther Rohr, vor kurzem Mitglied im Bauausschuß geworden, durfte obendrein auch noch anmerken, daß er drei Wochen gebraucht habe, um sich in die Materie einzulesen. Von ihm stammte aber auch die im Vorfeld der Zusammenkunft gewonnene Erkenntnis, daß "wir Grünen weitermachen müssen - schon, um den ,Republikanern' nicht das Feld zu überlassen". JOCHEN NOTTROTT
An der Nidda blüht neues Leben auf Angler erhielten viel Lob für Renaturierung eines 600 Meter langen Teilstückes Von Corinna Willführ BAD VILBEL. Aufmerksamen Spaziergängern sind die Arbeiten nicht entgangen, die seit Mitte Juni den Flußlauf der Nidda zwischen den Brücken an der Alten Mühle und am Festplatz verändert haben: Bagger hatten Buhnen aufgeschüttet, Mitglieder des Angelsportvereins Bad Vilbel Schilfpflanzen gesetzt. Am Samstag nun wurde die Fertigstellung der "Renaturierungsmaßnahmen" in und an dem rund 600 Meter langen Teilstück des in den 60er Jahren kanalisierten Flußbettes gebührend gewürdigt. Der Angelsportverein Bad Vilbel, seit 1985 "Bachpate" der Nidda, nahm die "gelungene Maßnahme und anerkennenswerte Leistung" zum Anlaß, in Anwesenheit zahlreicher Vertreter aus Politik und Wirtschaft Rückschau auf die bisherigen Aktionen zum ökologischen Umbau des Fließgewässers zu halten.
Mit der naturnahen Umgestaltung von 500 Metern Flußufer im Stadtgebiet Bad Vilbels hatte die Firma Hassia & Luisen 1989 anläßlich ihres 125jährigen Firmenjubiläums den Anfang gemacht. An dieses Pilotprojekt schlossen sich weitere Maßnahmen an, um aus dem in den 80er Jahren als ökologisch fast toten Gewässer wieder ein Lebensraum für Flora und Fauna werden zu lassen.
Seit zwei Jahren nun machen sich die Städte Bad Vilbel, Frankfurt und der Wetteraukreis gemeinsam für die Rettung des Flüßchens stark. In einer Gemeinschaftsaktion mit dem Frankfurter Senckenberg-Institut untersuchten die Bad Vilbeler Angler in einem sogenannten Telemetrie-Projekt die Wanderbewegungen der Barben. Projekte an der Mündung des Erlenbachs folgten: Zentnerweise wurden an dem Niddazufluß neben den Barben Nasen ausgesetzt, die dort schnell wieder heimisch wurden.
Einen schweren Rückschlag erhielten die Bemühungen der Angler und Naturschützer durch das Fischsterben in der Nidda im August vergangenen Jahres. Natronlauge aus einem Tank der Venus- Quelle hatte ihr Wasser verseucht und zum Tod mehrerer tausend Fische geführt. Doch wer um die Nidda bemüht ist, so Erster Stadtrat Klaus Minkel, könne sicher sein, von der Bevölkerung unterstützt zu werden. So konnten 55 000 Mark der Kosten von rund 70 000 Mark für den nun umgestalteten Flußabschnitt aus Spenden und Mitteln des Angelsportvereins gedeckt werden. Und mit Optimismus blickte Dr. Herbert Spitz, der für den Angelsportverein die Festansprache hielt, in die Zukunft der "Flußlandschaft voller Liebreiz und natürlichem Charme": "Da sich ein weiterer Sponsor auftut, ist auch ein weiterer Abschnitt der Nidda in Dortelweil, eben in jener einmaligen Landschaft des großen Niddabogens, zur Renaturierung vorgeschlagen worden." Ein erster Entwurf dieser Maßnahmen war bereits auf Stellwänden skizziert.
Darüber hinaus, so Herbert Spitz, sollen auch etwa vier Hektar Auen naturnah umgestaltet werden. "Damit würde sich unsere Landschaft unter Einschluß der beiden Golfplätze in Dortelweil und Massenheim, insgesamt von einer ,Kultursteppe' in eine echte Auenlandschaft von ausgesprochen hoher Naturqualität verwandeln." Rund 3000 Stunden ehrenamtlicher Arbeit wenden die Mitglieder des Angelsportvereins jährlich für die Pflege ihrer Gewässer auf. Ein Engagement, das Landwirtschaftsdirektor Günther Mau vom Hessischen Ministerium für Landesentwicklung, Wohnen, Landwirtschaft, Forsten und Naturschutz ebenso würdigte wie Günther Vogler, Präsident der Hessischen Sportfischer.
Besonders gelobt wurde am Samstag auch die Arbeit des Bad Vilbeler Gewässerökologen Gottfried Lehr.
Bereits mit dem Umweltschutzpreis des Wetteraukreises für sein Engagement an der Nidda geehrt, erhielt er von Günther Vogler die höchste Auszeichnung der Sportfischer: die goldene Ehrennadel.SPD will auf die jungen Verkehrsplaner hören
RÖDERMARK. Kinder und Jugendliche als Verkehrsplaner: 600 junge Rödermärker, Schülerinnen und Schüler der Rodgauschule, hatten die Chance, nur sechs nutzten sie. Ingo Lehmann, Marco Krümmelbein, Stefan Mathijsen, Timo Diekmann sowie Florian und Jasmin Ohlenschläger reichten beim Wettbewerb der SPD "Für ein radfahrfreundliches Rödermark" zehn Verbesserungsvorschläge ein und gewannen Fahrradzubehör wie Helm, Fanfare, Luftpumpe.
Sechs von 600 - das ist ein einziges, enttäuschendes Prozent. Alle sechs kommen aus dem Breidert oder aus Waldakker; von Schülern aus Ober-Roden- und Urberach-"City" kam keinerlei Anregung, obwohl sie die Verkehrsprobleme vor der Haustür haben.
Das halbe Dutzend aktiver Teilnehmer befaßte sich denn auch mehrfach mit Frankfurter- und Dieburger Straße, der Hauptverkehrsachse durch Ober-Roden. Sie plädierten für ein generelles Parkverbot, sähen als Radler diese Hauptstraße am liebsten für den Durchgangsverkehr gesperrt und schlugen vor, gegenüber vom Rathaus den Bürgersteig zu verbreitern, damit sie ihn auch mit dem Drahtesel benutzen können.
Geklagt wurde über schülerunfreundliche Ampeln. Sogar die nahe dem Rathaus, die direkt zur Trinkbornschule führt, signalisiere nur ein paar Sekunden Grün für Fußgänger und lasse sie danach wieder minutenlang aufs nächste Freizeichen warten. Ähnliches gelte für die Anlage an der Einmündung der Kapellenstraße in den Rödermarkring, an der sich täglich Schülerinnen und Schüler von und nach Waldacker "grün ärgerten".
Die jungen Leute könnten sich auch eine bessere Pflege der Radwege vorstellen. Namentlich genannt wurde die Strecke zwischen Eichenhof und BSC-Gelände, und daß sie sportlich sind, bewies ihre Forderung nach einem ausgewiesenen Radweg vom Industriegebiet Ober- Roden, beim BSC vorbei, über die B 486 zum MTV-Sportgelände mit gleichzeitiger Geschwindigkeitsbegrenzung für Autofahrer am Übergang über die Bundesstraße. Schließlich wünschen sich die etwas älteren Junioren durchgehende "Tretpfade" nach Frankfurt und nach Darmstadt. Aber breit genug sollen sie sein und separat vom Autoverkehr verlaufen.
Auch wenn es nur wenige Verbesserungsvorschläge sind - die Sozialdemokraten wollen sie ernst nehmen und prüfen, inwieweit sie als Anträge ins Parlament eingebracht werden können. ttt
Die Aufgaben werden zusehends schwerer: Am Wochenende Hajduk Split (25:21) und am heutigen Dienstagabend RTV Basel. Die Schweizer sind kein Aufbaugegner, sondern ihres Zeichens IHF- Pokalsieger, vergleichbar mit dem UEFA- Cup im Fußball. Ein Gegner der Qualitätsstufe I, vom Leistungsniveau fast mit dem deutschen Meister SG Wallau/Massenheim vergleichbar. Zwölf Tage vor dem Rundenbeginn (12. September bei der TSG Oßweil) erhofft sich Trainer Rainer Dotzauer entscheidende Hinweise auf das wahre Leistungsvermögen, zumal bereits ab Donnerstag das stark besetzte Turnier in Lützellinden (mit der SG Wallau/Massenheim, TV Grosswallstadt etc. als Gegnern) folgen wird. "Die Woche der Wahrheit" beim einzigen Zweit-Bundesligisten aus dem Main-Kinzig-Kreis, der nach dem Weggang von Marek Kordowiecki und Christoph Klotz auf der Suche nach einer neuen Identität ist. Ein letzter Test folgt am 9. September (20 Uhr) gegen den TSV Bad Neustadt, dann wird's sofort ernst: 12. September: Punktspiel in Ludwigsburg-Oßweil, 16. September: DHB-Pokalspiel in Kandel und 19. September: Heimpremiere gegen den Ex- Bundesligisten VfL Günzburg. Offiziell müßte die Stammformation spätestens nach Lützellinden feststehen, inoffiziell hat sie sich bereits jetzt herauskristallisiert: Helge Bretschneider, Martin Malik (Tor) sowie Stefan Seidel, Dariusz Maslanka (Ralph Gyöngyösi), Gabriel Marian (Rückraum); Martin Coors, Karsten Krüger, Knut Schaeffter (Thomas Grimm) im Angriff. Des weiteren stehen Stefan Scholz, Axel Mayer und Michael Rink zur Verfügung.
Das Spiel gegen Hajduk Split bestätigte die Eindrücke der letzten Vorbereitungswochen: Helge Bretschneider, der ständig mit den Spielern redet (auch einmal schimpft), ist die neue Nummer eins, der schweigsame Martin Malik derzeit zweite Wahl. Die rechte Seite kann mit Seidel und Coors sowie den Nachwuchskräften Rink und Mayer besonders variabel besetzt werden, am Kreis stehen mit Krüger und Schaeffter zwei gestandene Akteure zur Verfügung und Grimm muß sich vermutlich links mit Schaeffter abwechseln. "Wir werden teilweise mit zwei Kreisläufern spielen. Zudem hege ich den Gedanken, Knut Schaeffter auf Linksaußen einzusetzen", gewährte Dotzauer einen Einblick hinter die Kulissen. Gegen Split mußte Schaeffter aufgrund des Fehlens von Seidel teilweise Rechtsaußen spielen.
Der positiven Leistung von Bretschneider sowie des Abwehrblocks (bis auf die Endphase) stand eine schwache Angriffsleistung von Maslanka und wenig Berauschendes von den Außenpositionen gegenüber. Coors (7) und Marian (5) überragten im Rückraum, Gyöngyösi (3) zeigte erneut, daß er eine Verstärkung werden kann. Auch Krüger (4) verriet am Kreis hohes Durchsetzungsvermögen. Der Sieg gegen Split wurde keineswegs überbewertet: "Diese Mannschaft hatte kein Erstliga-Format", resümierte der TVG-Coach. Basel wird jetzt ein härterer Prüfstein. Die Gelnhäuser hoffen, ihren Fans (300 werden erwartet) in Bestbesetzung Bestleistung bieten zu können. HANS-DIETER PUTH
Eschbacher Bomber, Fußball E-Jugend wieder
Die Eschbacher Bomber wagen mit ihrer E-Jugend am Wochenende zum zweiten Mal einen Bundesliga-Trip: Am Freitag wollen die Kicker aus dem Hochtaunuskreis gegen die E-Jugend von Fortuna Düsseldorf und tags darauf gegen den Nachwuchs von Borussia Mönchengladbach antreten und danach die Eintracht am Bökelberg kräftig anfeuern. Bereits im Vorjahr hatten die Eschbacher die Riederwälder nach Leverkusen begleitet. Auch jetzt wurde der gute Draht zur Eintracht zu weiteren Kontakten genutzt.
In einem Vergleich mit dem Eintracht- Nachwuchs zogen die "Bomber" kürzlich noch mit 0:12 den Kürzeren, beim Turnierspiel in Pfaffenwiesbach (1:4) gelang diesem Team jedoch der einzige Treffer gegen die Frankfurter. Beim 4:1-Sieg der Mannschaft von Dragoslav Stepanovic in Leverkusen hatten sich die Buben aus Eschbach als ideale Maskottchen erwiesen. Das soll sich am Samstag in Mönchengladbach wiederholen. In Düsseldorf wollen Trainer, Betreuer und Eltern die Fahrt an den Rhein zum Besuch der Altstadt nutzen, während die Spieler bei ihren Düsseldorfer Kontrahenten übernachten können. Am Samstag folgt die Weiterfahrt nach Mönchengladbach, wo es um 13.30 Uhr auf dem Sportplatz "Haus Lütz" im Stadtteil Neuwerk zum Kräftemessen mit dem Nachwuchs des Borussia VfL 1900 kommen wird. Anschließend können 15 Spieler und vier Begleiter kostenlos das Bundesligaspiel Borussia Mönchengladbach gegen Eintracht Frankfurt besuchen. hdp
Handball-Zweitligist TV Gelnhausen entschied den Vergleich mit dem kroatischen Erstligisten Hajduk Split in Schlüchtern mit 25:21 (11:9) für sich. Helge Bretschneider überragte vor der Pause im Tor und stellte seinen Kollegen Martin Malik erneut in den Schatten. Kapitän Martin Coors (7), Gabriel Maslanka (5/1), Karsten Krüger (4) und Ralph Gyöngyösi (3) waren die besten Werfer beim Sieger. In einem weiteren Spiel siegte Gelnhausen beim Oberliga-Verein TSG Bürgel mit 25:18 (14:9). hdp
BAD VILBEL. "Es sieht recht gut aus", diese erste Zwischenbilanz zieht der Usinger Gartenbau-Ingenieur und Sachverständige Matthias Zorn, den der Wetteraukreis mit der Untersuchung der durch Bauarbeiten beschädigten Dortelweiler Linde beauftragt hat.
Peilbohrungen hätten ergeben, daß der Baum nicht nur bis zu vier Meter breit, sondern gleichzeitig auch herzförmig bis in eine Tiefe von drei bis vier Metern hinab gewurzelt habe. Das Wurzelwerk sei zwar bis zu einer Tiefe von 70 Zentimetern, glücklicherweise aber nicht rundum beschädigt worden, was die Linde sonst womöglich zum Kippen gebracht hätte. Sicherheitshalber werde aber noch eine Standfestigkeitsprüfung vorgenommen, erklärte Zorn auf Anfrage der FR.
Welche Zukunfstperspektive der Baum auf dem neuen Dortelweiler "Dorfplatz" habe, werde allerdings von seiner künftigen Pflege durch die Stadt Bad Vilbel abhängen. Auch wenn die Linde weiterhin standfest sei, so seien ihr doch "empfindliche Wunden" zugefügt worden, die sie anfällig für Krankheitserreger machten. Diese Schäden dürften keinesfalls bagatellisiert werden.
Der Sachverständige widersprach in diesem Zusammenhang Äußerungen des Bad Vilbeler Tiefbauamtsleiters Walter Görtler, der im Haupt- und Finanzausschuß erklärt hatte, das Schadensausmaß liege bei lediglich 20 Prozent. Matthias Zorn zur FR: "Mindestens 30 Prozent der Wurzeln wurden beschädigt. Das ist so gut wie sicher."
Zorn kündigte an, das endgültige Ergebnis seiner Untersuchungen werde noch im September vorliegen. mu
BAD VILBEL. Die Pläne für die Renaturierung der Nidda, erste konkrete Maßnahmen zur naturnahen Umgestaltung des Flüßchens und den Gewässerlehrpfad stellt Gewässerökologe Gottfried Lehr am Dienstag, 8. September, bei einem Spaziergang längs der Nidda interessierten Bad Vilbeler Seniorinnen und Senioren vor.
Die Führung beginnt um 13 Uhr an der Steinbrücke der Erlenbachmündung in die Nidda und endet an der Alten Mühle. Anmeldungen werden im Rathaus unter der Rufnummer 602-309 oder 602-305 entgegengenommen. cor
Der Müll im Freibad war für die Bad Vilbeler Stadtverwaltung bislang kein Thema Die Pizza gibt's auf Pappe Pfandsystem käme teurer Von Jörg Muthorst BAD VILBEL. Wo viele Menschen sind, da ist meist auch viel Müll. Viele Menschen sind während des Sommers im Freibad. Dort planschen sie nicht nur im kühlen Naß, sondern essen und trinken auch - und hinterlassen bergeweise Plastikbecher und Pappteller. Die Badesaison in Bad Vilbel neigt sich ihrem Ende zu. Die heißen Temperaturen haben der städtischen Einrichtung hohe Besucherzahlen beschert. Doch wie sieht es mit der Abfallbilanz aus? Bereits im vergangenen Jahr hatte eine beim BUND engagierte FR-Leserin öffentlich auf das Problem hingewiesen (FR vom 7. 9. 91: "Man könnte wirklich viel Müll einsparen"). Bürgermeister Günther Biwer hatte damals erklärt, er werde sich "der Angelegenheit annehmen". "Getan hat sich aber bis heute nichts", bemängelt der Bad Vilbeler Bund für Umwelt- und Naturschutz. Als Abfallproduzent macht sich nun auch noch das benachbarte Sportstadion verstärkt bemerkbar. An die Fans des in die Oberliga aufgestiegenen FV Bad Vilbel dürfen keine Getränke mehr in Flaschen verkauft werden. Tausende von Plastikbechern erhöhen damit regelmäßig den Müllberg des Bad Vilbeler Sport- und Freizeitzentrums. Der Freibadmüll war für die Stadtverwaltung bislang kein Thema. Wie überhaupt die Abfallentsorgung in der Brunnenstadt erheblich weniger im Mittelpunkt öffentlicher Auseinandersetzung steht als in anderen Wetterau-Kommunen, die sich - motiviert auch durch die immense Kostensteigerung durch den Kreis - mit Konzepten zur Mülleinsparung förmlich überschlagen. Bad Vilbel, dessen Restmüll vom Umlandverband Frankfurt entsorgt wird, sah sich bislang keinem so großen Kostendruck ausgesetzt. Das mag erklären, warum in manchen Bereichen nicht mit letzter Konsequenz auf eine größtmögliche Abfalleinsparung hingearbeitet wird.
Ein solcher Bereich ist zum Beispiel der Bad Vilbeler Markt, der soeben wieder seine Tore geschlossen und abermals haufenweise Müll hinterlassen hat. Das Abfallvolumen konnte auf Drängen der Kommune in den vergangenen Jahren zwar verringert werden. Doch noch immer wird zugelassen, daß sich unter die zahlreichen Imbißstände, die vermehrt mit Mehrweg- oder biologisch abbaubarem Geschirr hantieren, immer noch Unternehmen mischen, die ihren Kunden Plastik in die Hand drücken.
Auch wenn die Müllmengen nicht so gewaltig sind wie auf dem Rummelplatz, wie Bürgermeister Biwer einwendet, so ist doch auch das Freibad nach Auffassung des BUND ein Bereich, der mehr Aufmerksamkeit verdiente. Zumal der Kiosk, der dem Restaurationsbetrieb von Moretto Catello angegliedert ist, nicht nur die Freibadbesucher, sondern auch die Zuschauer des angrenzenden Fußballstadions mit Speisen und Getränken versorgt. In beiden Fällen soll die Bedienung der durstigen oder hungrigen Kunden schnell gehen: am heißen Sommerwochenende im überfüllten Freibad ebenso wie beim Fußballspiel, das von vielen hundert Besuchern verfolgt wird, die meist kurz vor Anpfiff oder gar in der viertelstündigen Pause an den Kiosk- Thresen drängen.
Der Griff zum Plastikbecher, zur Plastiktasse (für Kaffee) oder zum Pappteller (für Pommes und Pizza) liegt da nahe. Bei der Bewirtung der Fußballfans ist der Verzicht auf Glas und Porzellan neuerdings sogar gesetzlich vorgeschrieben. Der FV Bad Vilbel kickt seit dieser Saison in der Oberliga. Da ab dieser Spielklasse Flaschen oder Teller aus Sicherheitsgründen vom Spielfeldrand ferngehalten werden müssen, gehen an solchen Wochenenden laut Moretto Catello bis zu 1400 Plastikbecher mit Getränken über den Tresen.
Der Einsatz von Mehrweggeschirr sei zwar im Grunde genommen rentabler, räumt der Gastwirt ein, aber nicht in den Stoßzeiten, wenn es schnell gehen solle, und fürs Bierabfüllen, fürs Spülen und die Pfandannahme zusätzliches Personal erforderlich wäre. Schwierigkeiten, die man auch im ungleich größeren Frankfurter Waldstadion kennt. Hier ist die mit der Bewirtung der Eintracht-Fans betraute "Akzente Gastronomie Service GmbH" zu wiederverwertbarem Plastikgeschirr übergegangen. Pro Becher werden 50 Pfennig Pfand erhoben. Die Becher sind per Aufdruck gekennzeichnet, um fremde Plastikabfälle fernzuhalten. Allein 30 Arbeitskräfte benötigt das Unternehmen laut Betriebsleiterin Rössing, um die Behälter wieder zurückzunehmen und den Pfand auszuzahlen:. "Eine kostspielige Sache." Und für jeden mit benutzten Bechern gefülltem Sack gebe es vom Recycling-Unternehmen nur 20 Mark zurück. Frau Rössing zum Thema Abfallvermeidung im Fußballstadion: "Kein Problem - wenn der Pächter tiefer in die Tasche greift."
Würde er ein solches Pfandsystem - egal ob für Einweg- oder für Mehrweggeschirr - einführen, hält der Bad Vilbeler Gastwirt entgegen, müsse er die Preise so hoch anlegen, daß dies vor allem für die jüngeren Badegäste kaum zumutbar wäre. Dem jedoch widerspricht der BUND. Wie beim Geschirrmobil, das jetzt vielfach in Bad Vilbel bei Vereinsfesten eingesetzt werde, sei das pfandbedingt höhere Preisniveau lediglich eine Gewöhnungssache. Schwierigkeiten könne es da allenfalls in der Übergangszeit (von Einweg- auf Mehrweggeschirr) geben.
Ähnlich dem Fußballplatz ist die Art der Bewirtung auf dem Freibadgelände allerdings nicht nur eine Frage der Rentabilität, sondern auch der Sicherheit. Bürgermeister Biwer: "Es muß unbedingt vermieden werden, daß Glas in den Bekkenbereich kommt." Die Stadt habe für die körperliche Unversehrtheit der Badegäste zu sorgen. Der Einsatz von Mehrweggeschirr sei bedenklich, weil die Gefahr bestehe, daß Scherben ins Becken oder auf die Liegewiese gelangten.
Diese Gefahr besteht allerdings schon seit geraumer Zeit. Nichtalkoholische Getränke werden vom Kiosk in Einwegflaschen an die Badegäste ausgegeben. Für Dr. Johannes Fertig, Leiter des Amtes für Abfallwirtschaft des Wetteraukreises, ist das Thema Sicherheit denn auch eher eine Frage der Organisation. Stadt und Pächter sollten am besten dafür Sorge tragen, daß Speisen und Getränke nicht mit auf die Liegewiese genommen, sondern im abgetrennten Terrassenbereich des Kiosks verzehrt würden. Diese Auflage, befürchtet Moretto Catello, werde allenfalls von den Erwachsenen, kaum aber von den Kindern eingehalten.
Stadtverwaltung und Pächter haben laut Günther Biwer bereits erste Gespräche über das Thema geführt. Man sei allerdings noch zu keinem Ergebnis gelangt. Moretto Catello, der Ristorante und Kiosk am Sportfeld im vierten Jahr führt, will im nächsten Jahr biologisch abbaubares, kompostierfähiges Geschirr einsetzen. Doch der Umstellung auf die "eßbaren Teller" aus Stärkeprodukten sind Grenzen gesetzt. Catello: "Bei heißen Pommes frites zum Beispiel schmilzt die Schale durch."
BAD VILBEL. Für die Sanierung der Kanalisation und die Kläranlage möchte Bad Vilbels Erster Stadtrat Klaus Minkel bereits im 92er Nachtragshaushalt 3,9 Millionen Mark bereitstellen.
Minkel kündigte auf der Pressekonferenz des Angelsportvereins anläßlich der Vorstellung der Renaturierungsmaßnahmen am Samstag an der Nidda an, dies dem Magistrat auf seiner Sitzung am Montag vorzuschlagen. cor
Tips und Termine · Tips und Termine
Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Mein Vetter Winnie (15 Uhr); Brennpunkt L.A. - Die Profis sind zurück (17 und 20 Uhr).
Panda-Kino: Mrs. Brisby und das Geheimnis von Nimh (15 Uhr); In einem fernen Land (17 und 20 Uhr).
Kino im Schwedenpfad (KiS): Christopher Columbus - Der Entdecker (17.30 und 20 Uhr).
Friedrichsdorf. Lichtspiele Köppern: Die Hand an der Wiege (20 Uhr).
Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Otto - Der Liebesfilm (20.15 Uhr).
Oberursel. Stadthallen-Kino I: Otto - Der Liebesfilm (15.30, 18 und 20.30 Uhr).
Stadthallen-Kino II: Wayne's World (15.30, 18 und 20.30 Uhr).
Kronberg. Kronberger Lichtspiele: In einem fernen Land (20.15 Uhr). Vorträge/Kurse Friedrichsdorf. Elternschule Taunus: Ganzheitliche Geburtsvorbereitung für Paare, Altentagesstätte Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 29 a, 19 Uhr. Parteien/Parlamente Königstein. Ortsbeirat Schneidhain, Dorfgemeinschaftshaus, 20 Uhr.
Vereine/Organisationen Bad Homburg. Monatstreffen des Gartenclubs und Dia-Vortrag "Der andine Bergwald in Kolumbien", Hardtwald-Hotel, 15 Uhr.
Kronberg. Treffen des Kontaktkreises Körperbehinderter, Ev. Gemeindehaus Schönberg, 18 Uhr.
Seniorentreffs Bad Homburg. Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Treffpunkt zum Mittagessen im DRK-Zelt gegenüber dem Kurhaus, 12 Uhr.
Königstein. Altenbegegnungstätte Kugelherrnstr. 6: Kaffeerunde, 14 bis 17 Uhr.
Kinder/Jugendliche Bad Homburg. Standort des Spielmobils: Friedrich-Ebert-Schule Gonzenheim, 14 bis 18 Uhr.
Jugendclub am Wingertsportpark: Hausaufgabenbetreuung ab 16 Uhr.
Friedrichsdorf. Jugendzentrum Köppern, Dreieichstr. 20 a, 17 bis 22 Uhr.
Steinbach. Jugendhaus: Kindertreff und Bastelnachmittag, 15 bis 18 Uhr.
Sonstiges Bad Homburg. Treffpunkt zur Taunuswanderung: Bushaltestelle Kurhausrückseite, 13.15 Uhr, Wanderstrecke ca. 11 km.
Laternenfest in der Innenstadt, ab 10 Uhr; Feuerwerk im Jubiläumspark, 21 Uhr.
Kleine FR
Motorradfahrer verunglückt SCHMITTEN. Ein Motorradfahrer aus Schmitten ist am Sonntagnachmittag ist Dorfweil verunglückt. Er wurde beim Einbiegen aus einer Seitenstraße auf die Hauptstraße Richtung Schmitten von einem Auto erfaßt. Er wurde auf die Intensivstation des Usinger Krankenhauses gebracht. Es waren die Grünen, nicht die SPD FRIEDRICHSDORF. Nicht die SPD (wie am Samstag irrtümlich berichtet), sondern die Grünen hatten Anfang des Jahres den Kauf von Gaststätte und Saal des "Taunus" in Seulberg durch die Stadt beantragt. Sie waren damals an der Mehrheit im Stadtparlament gescheitert. Pflanzendoktor kommt BAD HOMBURG. Der Pflanzendoktor des Gartenclubs hält am Dienstag, 1. September, von 10 - 12 Uhr im Hotel Johannisberg, Thomasstraße 5, Sprechstunde. Die Anden im Dia BAD HOMBURG. Der andine Bergwald in Kolumbien ist das Thema eines Dia-Vortrags, den Marie-Luise Schnetter (Heuchelheim) am Montag, 31. August, 15 Uhr, in der Monatsversammlung des Gartenclubs im Hardtwald-Hotel hält.
KÖNIGSTEIN. Das Prager Jugendkammerorchester wird am Freitag, 4. September, 20 Uhr im großen Saal des Hauses der Begegnung gastieren: Die jungen Frauen und Männer besuchen in Prag ein Musik-Gymnasium, das vornehmlich Jugendliche ausbildet, die später Profis werden wollen.
Der Dirigent dieses Ensembles, Jiri Smutny, lernte in Prag den Leiter des Königsteiner Jugendorchesters, Bernhard Schappert, kennen - auf diese Weise kam der Kontakt zustande, der in Zukunft durch einen Musiker-Austausch intensiviert werden soll. Damit werden die musikalischen Kontakte zwischen der CSFR und Königstein weiter ausgebaut. Schon seit vielen Jahren kommen Solisten und Ensembles aus Prag in den Taunus und spielen bei hochqualifizierten Konzerten, unter anderem auch im Luxemburger Schloß.
Höhepunkt des Konzertes am Freitag soll die Aufführung von Vivaldis "Vier Jahreszeiten" sein. Solistin ist Jitka Novakova, Violine. Im zweiten Programmteil wird das Kammerorchester die "Partita für Streichorchester" von Gideon Klein und "Danze ed Arie antiche" von Ottorino Respighi spielen.
Veranstalter des Konzertes ist die Königsteiner Kulturgesellschaft, Karten gibt es im Vorverkauf bei der Kurverwaltung (Kurhauspassage), Tel. 06174 / 202251.
OBERURSEL. Die Musikschule Oberursel konzertiert am Sonntag, 6. September, 11 Uhr im Hof des Vortaunusmuseums. Ein Lehrerensemble wird Bläsermusik aus drei Jahrhunderten spielen, unter anderem von Francois Devienne, Pierre Boulteau, Francis Poulenc und Ignaz Pleyel.
Zu einem "Gesprächskonzert" lädt die Chopingesellschaft am Freitag, 11. September, 20 Uhr in die Stadthalle ein. Der österreichische Pianist Jörg Demus wird Musik aus Wien von Haydn, Mozart, Beethoven, Schubert, Bruckner und Demus spielen und erläutern. Der Künstler genießt internationales Renommee, hat viele Wettbewerbe gewonnen und Konzerttourneen in die ganze Welt unternommen. Karten für das Konzert gibt es bei der Vorverkaufsstelle Kumeliusstraße 8, Tel. 06171 / 630548.
BAD HOMBURG. Präludium und Fuge in Es-Dur von Johann Sebastian Bach stehen auf dem Programm des Konzertes, mit dem die Saison in der Bad Homburger Schloßkirche am Sonntag, 13. September, eröffnet wird.
Bachs Präludium und Fuge, häufig auch Orgelmesse genannt, rahmt die "Messe pour les paroisses" von François Couperin ein. Dieses Werk für Orgel und Chor entstand nach den strengen Regeln der Kirchenzeremonie, die vom Pariser Erzbischof im 17. Jahrhundert festgelegt wurde. Sie schrieb dem Komponisten die Länge der Orgelstücke, sogar die Registrierung vor.
Nach einem Vorspiel der Orgel mußte immer der Chor folgen, der den einstimmigen gregorianischen Choral singt.
Das Konzert in der Schloßkirche werden Lionel Rogg an der Orgel und die Mitglieder der Choralschola Essen unter der Leitung von Christoph Erkens bestreiten. - Lionel Rogg, der am Genfer Konservatorium studierte, hat das gesamte Orgelwerk Bachs bereits dreimal auf Schallplatte eingespielt. Er wurde für seine Aufnahmen mit verschiedenen Preisen geehrt. Lionel Rogg unterrichtet heute am Konservatorium in Genf.
Karten für das Konzert, das um 20 Uhr beginnt, sind ab sofort im Homburger Verkehrsamt erhältlich.
Barockmusik aus verschiedenen Ländern erklingt in einer Abendmusik in der evangelischen Kirche Gonzenheim am Sonntag, 6. September, um 20 Uhr. Katharina Hess (Musikhochschule Köln) spielt Alt- und Sopranblockflöte, Stefan Laasch (Organist der evangelischen Gemeinde Gonzenheim) musiziert auf Cembalo und Orgel. ca/nau/che
FRIEDBERG. Rund 250 Menschen demonstrierten Samstagmorgen gegen fremdenfeindliche Krawalle. Sie gingen im Namen von 21 meist gewerkschafts- und kirchennahen Organisationen auf die Straße - und wurden dort triefend naß. Just als der Marsch gegen 10.30 Uhr begonnen hatte, öffnete der Himmel seine Schleusen.
Ernste Zwischenfälle gab es während der Demonstration nicht. Der Autoverkehr auf der Kaiserstraße staute sich wegen des Einkaufs-Getümmels ohnehin. Ein junger Mann versuchte an der Mainzer-Tor-Anlage, mit seinem Opel Kadett zwischen den Demonstranten hindurchzufahren, wurde jedoch gestoppt. Ein Polizist sorgte dafür, daß sich der junge Mann anschnallte und wartete. Schweigend beobachteten die Passanten den Protestzug. "Wenn's nur was nützen tät!" seufzte die alte Frau Kniss in ihrer Haustür an der Engelsgasse. Das Herz habe ihr geblutet, als sie vom Terror in Rostock erfuhr.
Die Kundgebung fand nach dem Marsch auf der Großen Freiheit vor der Burg statt. Selbstkritisch meldeten sich dort auch 25 Vikarinnen und Vikare mit einem Transparent an der Fassade des theologischen Seminars zu Wort: "Ein Asylantenheim in Rostock brennt. Die Angreifer schreien, sind laut. Ich schweige. Es fehlen die Worte, es mangelt an Mut. Schweigen heißt Ja zu Haß, zu Gewalt, zu Vertreibung . . . "
Durchs Megaphon rief Pfarrer Horst Gerstenberg aus Ortenberg-Selters alle Christen auf, die Rostocker Ereignisse nicht schweigend hinzunehmen: "Packt die Telefonlisten aus, wenn die Häuser der Fremden bedroht sind!" Die Einheimischen müßten sie unterstützen. Gerstenberg forderte, "daß wir als Kirche unsere Stimme lauter heben müssen. Weil wir lau geworden sind, staatlich geschützt und mit den Mächtigen paktierend." Für diese Selbstkritik erntete er Beifall.
"Was sind wir für ein Volk", rief der DGB-Vorsitzende Harald Fiedler, "das Fremden, die an die Tür klopfen, einen Tritt gibt!" Die Politiker schürten die Krawalle, indem sie mit ihren Sündenbock-Theorien die Wahlen zu gewinnen suchten. Sie orientierten ihre Politik an Stammtisch-Parolen, um ihre verfehlte Wirtschaftspolitik in den neuen Bundesländern zu verschleiern, sagte Fiedler. Mit der Änderung des Asyl-Artikels böten sie Scheinlösungen an und leisteten zugleich dem Neonazismus Vorschub.
Man müsse sich in die Lage der attakkierten Flüchtlinge versetzen, sagte Ali Bulut vom Wetterauer Ausländerbeirat. Aus gewalttätigen Diktaturen und Armuts-Zonen kämen sie zu uns, säßen dann zusammengepfercht in den Sammelunterkünften und warteten auf das Ende ihrer unerträglich lange dauernden Asylverfahren. Dann würden sie von Deutschen mit Baseballschlägern und Molotow-Cocktails angegriffen - "und die Polizisten schauen zu!" Schuld an diesem Unrecht sind die Politiker, meinte auch Ali Bulut. Ihre Diskussionsweise führe dazu, daß viele Deutsche alle Ausländer als Kriminelle ansehen - "ohne daß sie auch nur einen einzigen Ausländer persönlich kennen".
Die zunehmende Gewaltbereitschaft in der normalen Bevölkerung sei ihre größte Sorge, bekannte die Erste Kreisbeigeordnete Gila Gertz durchs Megaphon: "Wir müssen deutlich machen, daß wir das nicht hinnehmen." Wie Demokratie und Menschlichkeit zu schützen seien, will das Antifaschistische Bündnis Wetterau am 2. September ab 20 Uhr im Friedberger Literaturcafé öffentlich beraten. KLAUS NISSEN
BUTZBACH. "Wir sind entsetzt über die Geschehnisse in Rostock. Dieses Mal fragen die Politiker nach dem Warum für das Handeln der Menschen dort, was oft vergeblich gewünscht wird, aber dafür vergessen sie die Solidarität mit den Opfern. Die Ereignisse geben erschreckenderweise zuerst den Anlaß für ordnungspolitische Maßnahmen und Diskussionen über den Abbau des Asylrechts - und dann werden knappe Entschuldigungen an die Betroffenen gemurmelt", erklärte Gudrun Petasch voller Empörung für den Hessischen Flüchtlingsrat.
Der Ende 1991 gegründete Zusammenschluß von Personen aus etwa 45 Initiativen, Gruppen und Verbänden Hessens versteht sich als Bindeglied zwischen politischen Entscheidungsträgern und denen, die vor Ort Flüchtlingsarbeit leisten, aber besonders als "Anwalt der Flüchtlinge". Bei einer Tagung in der Butzbacher Schloßkaserne standen am Samstag natürlich die Ausschreitungen in Rostock, die Situation in der Hessischen Gemeinschaftsunterkunft und das neue Asylverfahrensgesetz im Mittelpunkt.
"Vor vier Wochen ist das neue Gesetz in Kraft getreten und schon jetzt ist deutlich, daß das Ziel, die Verfahren zu beschleunigen, gescheitert ist. Es wurden neue Kompetenzen an das Bundesamt übertragen, aber dort keine neuen Stellen geschaffen. Alles verschleppt sich nur noch mehr", stellte eine neu gewählte Sprecherin des Rates, Daniela Engelhardt, fest.
Wie sehr es an einem funktionierenden Konzept zur Registrierung und Verteilung der Asylbewerber fehle, machte auch Pfarrer Thomas Plessing deutlich. In der HGU Schwalbach seien zur Zeit 8000 Menschen als Asylbewerber registriert, dazu kämen 2100 Menschen in der Notaufnahme, "das heißt sie sind da, aber eben noch nicht mal registriert." Außerdem würden von dort noch 2000 Menschen verwaltet, die einen Urlaubsschein hätten und somit keinen Schlafplatz in Schwalbach in Anspruch nähmen. Bis Ende des Jahres stehe die HGU nach Hochrechnungen vor der Aufgabe, 10 000 neue Plätze für Asylbewerber zu schaffen. 300 Asylbewerber müßten sich schon jetzt auf einen Winter in Zelten gefaßt machen. Die "Spirale der Desorganisation" bestimme die Asylverfahren in Hessen. Plessing führte das besonders auf die Weigerung von Kommunen und Kreisen zurück, die ihnen zugewiesenen Flüchtlinge aufzunehmen.
Soziale Betreuung fehle in den hessischen Unterkünften eigentlich völlig, stellte der Flüchtlingsrat bei einer Pressekonferenz fest. Auf 7000 Asylbewerber kämen momentan vier Sozialarbeiter - was in keinem Vergleich zu dem von der hessischen Landesregierung vorgeschlagenen Betreuungsverhältnisses von einem Sozialarbeiter auf 150 Asylbewerber stehe. Die Flüchtlinge würden durch fehlende Betreuung und verschleppte Verfahren auch oft in die Kriminalität gedrängt. Bis sie registriert seien, bekämen sie keinen Pfennig Taschengeld, könnten nur rumgammeln - und das dauert laut Plessing bis zu acht Wochen".
Die einzige Lösung für die katastrophale Situation sei es, die Asylbewerber zentral in der HGU zu registrieren und dann direkt auf die Kommunen zu verteilen. Außerdem müßte das Personal in den zuständigen Behörden und vor Ort aufgestockt werden. Die Finanzierung der Flüchtlinge sollte dagegen auf Bundesebene erfolgen. Die Sprecher des Flüchtlingsrates forderten auch, endlich Bürgerkriegsflüchtlinge aus dem Asylverfahren herauszunehmen. "Beispielsweise werden momentan knapp 35 Prozent der bundesweiten Asylanträge von Jugoslawen gestellt. Insgesamt ist für 40 Prozent der Antragsteller von vornherein klar, daß diese kein Asyl bekommen werden, aber auf Grund anderer Konventionen de-facto-Flüchtlinge sind und also nicht des Landes verwiesen werden dürfen. Aber trotzdem wird das ganze Asylverfahren mit diesen Menschen von vorne bis hinten durchgezogen", so Engelhardt.
Gerade die Auswirkungen des anlaufenden Kommunalwahlkampfes in Hessen sorgen nach Aussagen der Sprecherinnen und Sprecher des Flüchtlingsrates für eine völlig falsche Darstellung der Situation. "Daß die Wanderungsbewegungen der Bewerber, die den größten Teil der Verfahren ausmachen, über eine Änderung des Art. 16 oder über Einwanderungsgesetze kanalisiert werden können, ist Augenwischerei", erklärte Gudrun Petasch.
Die Asylverfahren würden sowieso äußerst streng gehandhabt, so daß eine weitere Einengung des Rechtsraumes der Flüchtlinge kaum noch möglich sei. Diejenigen, die wirklich nur auf wirtschaftlichen Profit in Deutschland aus seien, würden dagegen kein Asyl beantragen, da die Auflagen und die Unsicherheit des Verfahrens viel zu einschränkend seien.
In Gelnhausen werde deutlich, wie sehr Kommunalpolitiker gesellschaftliche Konflikte ausnützten, um "ihr Süppchen auf dem Asylproblem zu kochen", hieß es weiter. Nach Darstellung des dortigen "Aktionsbündnisses für ein ausländerfreundliches Gelnhausen" nehme die Frontenbildung zwischen dem Bündnis und der rechten Bürgerwehrgruppe immer mehr zu. ULRIKE BENDER
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Nähen lernen BAD HOMBURG. Nähkurse für Anfänger und Fortgeschrittene und Lehrgänge im Zuschneiden und Ändern veranstaltet die Volkshochschule Bad Homburg in der Kurstadt und in den Außenstellen. Auskunft: Tel. 2 30 06.
Fördern, fordern, überfordern BAD HOMBURG. Um Probleme der Kinder im Schulalltag geht es in einem VHS-Kurs mit dem Titel "Fördern, fordern, überfordern". Er beginnt am Montag, 7. September, und wird von einer Psychologin des schulpsychologischen Diensts geleitet. "Polen heute" BAD HOMBURG. Einen filmischen Reisebericht mit dem Titel "Polen heute - Meine Heimat, ihre Heimat" zeigen Elfriede und Hans-Joachim Urban am Montag, 7. September, um 20 Uhr im Stadthaus. Veranstalter ist der Filmclub Taunus.Elternrechte an Schulen BAD HOMBURG. Über "Elternrecht an hessischen Schulen" informiert die Geschäftsführerin des hessischen Elternbeirats am Samstag, 26. September, von 9 bis 13 Uhr in der Volkshochschule. Auskunft: Tel. 2 30 06.
BAD HOMBURG. Paradegerichte und traumhafte Desserts der österreichischen Küche - sie zu kochen und anzurichten vermittelt ein Kurs der Volkshochschule, der am Montag, 7. September, in der Friedrich-Ebert-Schule beginnt. Er findet an diesem und den drei folgenden Montagen jeweils von 18.30 bis 21.30 Uhr statt. Auskunft und nähere Information unter Telefon 2 30 06.
FRIEDRICHSDORF. Die Generalüberholung der im Jahr 1836 errichteten Dreymann-Orgel in der katholischen Heilig-Kreuz-Kirche Burgholzhausen ist abgeschlossen. Außerdem wurden die bisher fehlenden Register Krummhorn und Posaune hinzugefügt, so daß nach 156 Jahren die von Orgelbauer Dreymann vorgesehene Besetzung erreicht ist.
Am Wochenende, 4. bis 6. September, wird die Restaurierung und Vollendung der Orgel in der Burgholzhäuser Kirche gefeiert. Am Freitag um 20 Uhr stellt Achim Seip (Darmstadt) die Objekts des Jubels in Wort und Ton vor. Im Festgottesdienst am Sonntag um 10.30 Uhr weiht Dompräbendat Nikolaus Becker (Mainz) die neue, alte Orgel.
Das erste Konzert an der neuen Dreymann-Orgel ist am Sonntag um 17 Uhr zu hören. Julian Larkin aus Chesham (England) spielt Werke von Buxtehude, Bach und anderen. Der Ober-Erlenbacher Jugendchor "Cantate Jubilate" singt. che
FRIEDRICHSDORF. Das erste Konzert an der restaurierten und vollendeten Dreymann-Orgel in der Heilig-Kreuz-Kirche in Burgholzhausen ist am Sonntag, 6. September, um 17 Uhr zu hören. Julian Larkin aus der Partnerstadt Chesham (England) spielt Kompositionen von Sweelinck, Frescobaldi, Pachelbel, Couperin, Buxtehude, Bach und Stanley. Der Ober-Erlenbacher Jugendchor "Cantate Jubilate" singt Werke von Berthier, Dowland und Bach. che
FRIEDRICHSDORF. Sein 20jähriges Bestehen feiert der Friedrichsdorfer Städtepartnerschaftsverein am 11. und 12. September.
Bei einer offiziellen Feierstunde am Freitag, 11. September, um 17.30 Uhr im Rathaus wird eine Ausstellung über die Geschichte des damals noch als "Gesellschaft zur Pflege internationaler Beziehungen" gegründeten Vereins eröffnet. Außerdem werden die eingereichten Arbeiten eines Malwettbewerbs "Europa 92" vorgestellt, der in den drei Partnerstädten Houilles (Frankreich), Chesham (England) und Friedrichsdorf durchgeführt wurde.
Den musikalischen Beitrag zur Ausstellungseröffnung liefert der Chansonnier Robert-Frank Jacobi. Er tritt anschließend um 20.30 Uhr in Garnier's Keller mit Liedern von Brel, Brassens und Ferrat auf. Jacobi gilt als musikalischer Botschafter Frankreichs in Deutschland und wurde bereits mit dem "Europäischen Preis der Freundschaft" ausgezeichnet.
Am Samstag, 12. September, treffen sich Mitglieder und Freunde des Vereins am Eisernen Steg in Frankfurt zu einer Riverboat-Shuffle auf dem Main mit den Ocktown City Stompers. che
FRIEDRICHSDORF. Der Arbeitskreis Asyl hat Bürgermeister Gerd Schmidt aufgefordert, die in Kürze zu erwartenden neuen Asylbewerber nicht in Holzzelten am Petterweiler Holzweg, sondern dezentral - also verteilt über die Stadt - unterzubringen. Dies könne beispielsweise auf mehreren unbebauten Grundstücken in Schäferborn und Römerhof geschehen.
Der Arbeitskreis begrüße es ausdrücklich, wenn die Stadt Friedrichsdorf weitere Flüchtlinge aufnehmen, heißt es in dem Brief der ehrenamtlichen Flüchtlingshelfer an den Bürgermeister.
"Humanitäre Flüchtlingspolitik auf lange Sicht" bedeute aber, die Menschen "in ordentlichen Wohnhäusern unterzubringen". Der Bau weiterer Nur-Dach-Häuser werde deswegen abgelehnt.
Beim Betreiber künftiger Unterkünfte müsse die Stadt im übrigen sicherstellen, daß jedem Flüchtling mindestens sechs Quadratmeter Wohnraum und eigene Kochmöglichkeiten, außerdem Gemeinschaftsräume und Telefongelegenheiten zur Verfügung stehen.
Diese Grundvoraussetzungen seien derzeit nicht in allen Friedrichsdorfer Flüchtlingsunterkünften erfüllt. che
FRIEDRICHSDORF. Wegen der Herbstferien in den Schule eine Woche vor dem offiziellen Termin feiert die evangelische Kirche Friedrichsdorf am Sonntag, 27. September, Erntedankfest.
Den Gottesdiensten in Dillingen (9 Uhr) und Friedrichsdorf (Taunusstraße, 11 Uhr) folgt ein gemeinsames Mittagessen (das DRK Seulberg kocht Kartoffelsuppe) um 12 Uhr. Danach zeigt Pfarrer Horst Gerstenberg (Ortenberg-Selters) einen Dia-Vortrag mit dem Titel "Von der Christianisierung zur Befreiungstheologie: 500 Jahre Kolonisation Lateinamerikas" um 13.30 Uhr.
NEU-ANSPACH. Ihre eigene Radio-Show mit Reportagen, Hörspiel und Musik können Neu-Anspacher Kinder im Alter zwischen elf und 13 Jahren in den Herbstferien produzieren.
Sie müssen sich nur anmelden zu einem "Radio-Seminar", das Jugendpflegerin Regine Haring vom 12. bis 16. Oktober (mit Übernachtung) im Fritz-Emmel- Haus in Kronberg veranstaltet.
Von dort aus soll auch der Hessische Rundfunk besucht werden, damit die Kinder einmal den Profis bei der Arbeit zuschauen können.
Anmeldung und Information: Telefon 0 60 81 / 10 25 65. che
FRANKFURT A. M. Vier Betriebsräte bei Daimler-Benz in Kassel, die auf einer Liste "Alternative Metaller" neben der Liste der Industriegewerkschaft Metall kandidiert hatten, sind zu unrecht aus der Gewerkschaft ausgeschlossen worden, hat das Landgericht Frankfurt jetzt geurteilt. Außerdem wurde das gegen fünf weitere Gewerkschaftsmitglieder verhängte Verbot, gewerkschaftliche Funktionen auszuüben, für unwirksam erklärt.
Der Tenor des Urteils, das am Wochenende von den Klägern bekannt gemacht wurde, lautet, eine Gewerkschaft habe grundsätzlich die Kandidatur von Mitgliedern auf einer gewerkschaftsfremden Liste hinzunehmen, wenn diese keine gewerkschaftsfeindlichen Tendenzen aufweise. Aus der schlichten Behauptung der Gewerkschaft, Mitglieder hätten sich gewerkschaftsschädigend verhalten, "folgt nicht die Richtigkeit dieser Behauptung". Die IG Metall hat Berufung eingelegt. Das Verfahren ist inzwischen beim Oberlandesgericht Frankfurt anhängig.
Begonnen hatte der Konflikt vor über zwei Jahren mit einer Auseinandersetzung über Forderungen des Arbeitgebers nach Überstunden, Kostensenkungen und Einsparungen. Die Kläger, von denen sechs dem Betriebsrat angehörten, hatten dabei eine andere Haltung bekundet als die Betriebsratsmehrheit. Die sechs Betriebsräte wurden deshalb von der IG Metall nicht wieder für die Wahl 1990 aufgestellt. Die neun Kläger schlossen sich zur Liste "Alternative Metaller" zusammen. Diese bekam 25 Prozent der Stimmen, die IG Metall fiel auf 60 Prozent zurück. Die IG Metall wertete die Kandidatur als "gewerkschaftsschädigendes Verhalten". Im Oktober 1990 schloß sie vier dieser Mitglieder aus und belegte fünf mit Funktionsverboten.
Das Landgericht Frankfurt urteilte, die IG Metall habe damit gegen das im Betriebsverfassungsgesetz verankerte Verbot verstoßen, Betriebsratswahlen durch Androhung von Nachteilen oder tatsächliche Benachteiligung zu beeinflussen. Dieses Verbot richte sich nicht nur gegen den Arbeitgeber, sondern auch gegen die im Betrieb vertretenen Gewerkschaften. Die Gewerkschaft müsse die Kandidatur von Mitgliedern auf einer anderen Liste hinnehmen, wenn sich die andere Liste weder durch ihr Programm noch durch ihre personelle Besetzung gegen die Gewerkschaft richte.
Gewerkschaftsfeindliche Tendenzen seien in diesem Fall nicht ersichtlich, befand das Gericht. Vielmehr lasse sich gerade aus den innerbetrieblichen Veröffentlichungen der Kläger deren "grundsätzliche Loyalität" mit der IG Metall entnehmen. Hauptmotiv für die unabhängige Kandidatur sei gewesen, daß die IG Metall "sich nicht an die von ihr in der Theorie propagierten Forderungen halte, sondern dem natürlichen Gegner Arbeitgeber in der Praxis zu sehr entgegenkomme". Weiter heißt es in der Urteilsbegründung: "Ziel der gewerkschaftsunabhängigen Liste ist gerade die Verteidigung der Position der Gewerkschaft."
WOLF GUNTER BRÜGMANN
Am heutigen Dienstagabend wollen die Regionalliga-Handballerinnen der SG Bruchköbel ein Schmankerl bieten: verstärkt durch drei Bundesliga-Spielerinnen vom PSV Grünweiß Frankfurt (die Ex-Nationalspielerinnen Hanne Koch und Heike Goslar sowie die ehemalige Bruchköbeler Regionalliga-Torjägerin Ursula Unverricht) wollen sich die Schützlinge von Trainerin Ottrun Weber dem amtierenden kroatischen Meister Lokomotive Zagreb (19.15 Uhr, Großsporthalle der Heinrich-Böll-Gesamtschule- Nord) stellen.
Und noch ein Schmankerl ist der Abteilungsleitung respektive Trainerin Ottrun Weber gelungen: Als Aushilfe für die in den ersten drei Punktspielen aus Urlaubsgründen fehlende Torfrau Elke Müller konnte kurzfristig die ehemalige Nationalspielerin Julia Voggenberger (Torwart-Trainerin beim Bundesligisten PSV Grünweiß Frankfurt) verpflichtet werden. Am Montagabend spielten die Zagreberinnen bereits in der Frankfurter Fabriksporthalle gegen die Grünweiß-Bundesligamannschaft. Die guten Verbindungen zwischen den beiden Klubs aus dieser Region resultieren nicht nur durch Ottrun Weber, die 1981 mit dem PSV Grünweiß deutscher Meister wurde, sondern auch durch Ursula Unverricht.
Was hat die SG Bruchköbel noch zu bieten? Mit Felicitas Döring (gehörte unter ihrem Mädchennamen Haustein zum festen Bundesliga-Stamm von Grünweiß Frankfurt) fand eine weitere Akteurin mit längerer Bundesligapraxis den Weg in den Handballkreis Hanau. Zudem schloß sich Martina Lindenthal vom Regionalliga-Absteiger Hünfelder SV der SGB an. Dieser muß andererseits 92/93 auf bewährte Kräfte wie Torfrau Petra Glahn, Silke Fees (beide TV Niedermittlau) sowie Brigitte Bruzdziak und Ulla Bernath (beide TSG Neu-Isenburg) verzichten. Neben einer veränderten Formation (eine Torfrau und zehn Feldspielerinnen bilden einen engen Kader) verzeichnete die Handball-Abteilung des etwa 2000 Mitglieder zählenden Großvereins eine neue Organisationsstruktur. Als neuer Frauenwart fungiert Gerd Schmidt, als Pressewart Christian Schüller. Seit knapp vier Wochen wird hart trainiert, um am 20. September (17 Uhr, Großsporthalle Nord) gegen Ex-Meister SG Kirchhof topfit in die 13.(!) Regionalliga-Saison starten zu können.
Der kleine Kader könnte zum Problem werden, aber mit Ulla Bernath und Brigitte Bruzdziak sind zwei Akteurinnen zusammen mit dem bisherigen Co-Trainer (und Pressewart) Thomas Matischak zur TSG Neu-Isenburg abgewandert. Nach dem Härte-Test gegen Zagreb steht am 13. September (15 Uhr) gegen DJK Würzburg (Zweite Bundesliga) die Generalprobe ins Haus. Der letztjährige Pokalschreck, der von den Fans meistens im Stich gelassen wird, hoffte auf ein günstiges Los im DHB-Pokal.
Er genießt auch Heimrecht, aber der Gegner HBV 90 Jena ist nicht der große Knüller. "Ausgerechnet eine Mannschaft aus der gleichen Klasse", hadert Schüller. Allerdings geben Klubs wie Jena und Eisenach (Landesverband Thüringen) ihr Debüt in der Regionalliga Südwest, Gruppe Nord und gehören nicht seit zwölf Spielzeiten zu den bekannten SGB-Kontrahenten .
Bruchköbel rechnet mit einem grundsoliden Mittelplatz im Zwölfer-Klassement und hebt den Erzrivalen TSG Ober- Eschbach in den Favoritensattel. Julia Voggenberger wird sich nach ihrer Aushilfstätigkeit wieder abmelden und ganz den Grünweißen zur Verfügung stehen. Allerdings ist sie dann acht Wochen lang gesperrt und kann ihrem Klub nicht im Tor aushelfen . . . dip
RÖDERMARK. Die Stadt will einen neuen Versuch starten, großkronige Bäume als grüne Schattenspender auf dem Festplatz auf der Bulau anzupflanzen. Die bisherigen Anläufe waren gescheitert. Ungeachtetdessen haben sich ein einheimischer Getränkemarkt und eine Frankfurter Brauerei bereit erklärt, kostenlos Sonnenschirme zur Verfügung zu stellen. Nicht anfreunden mochte sich die Stadtverordnetenversammlung in ihrer jüngsten Sitzung mit dem Gedanken, entlang dem Weg zum Festplatzgelände bei Großveranstaltungen das Parken zu verbieten. Obwohl es keinem gefällt, wird befürchtet, daß dann die nahe gelegenen Wohngebiete von einer Autoflut überschwemmt werden. ttt
KREIS OFFENBACH / RODGAU. Bei allem humanitären Engagement - wenn Ivan Cveljo von den Hilfstransporten nach Kroatien spricht, die er und seine Landsleute seit über einem Jahr organisieren, überkommt ihn immer wieder heiliger Zorn. Der gläubige Katholik, Mitglied im Ausländerbeirat des Pfarrgemeinderates von St. Nikolaus in Rodgau- Jügesheim, kann für die Serben keine christliche Nächstenliebe empfinden, die seinem Volk in den zurückliegenden anderthalb Jahren so viel Leid angetan haben. Seit 27 Jahren lebt Ivan Cveljo in Deutschland, arbeitet seit 24 Jahren als Schlosser bei ein und demselben großen Unternehmen in Obertshausen, hat aber die Verbindung zur Heimat nie abreißen lassen. Und so war ihm denn auch schon Wochen vor den ersten Kampfhandlungen zwischen Serben und Kroaten klar, daß die Anfang '91 erhobenen Gebietsansprüche, verbunden mit der weitgehenden Entwaffnung seiner Landsleute, nicht friedlich auszuhandeln waren.
Als Vukovar dann im Granatenhagel unterging, dem Erdboden gleichgemacht wurde, hatten Cveljo und ein paar Gleichgesinnte längst gehandelt. Unter Landsleuten hatten sie zunächst nur die Hand nach Bargeld aufgehalten und die ersten Beträge nach Stuttgart überwiesen, wo sich unter Zdenka Babic die sogenannte Kroatische Demokratische Gemeinschaft etabliert hatte, die engen Kontakt zum Parlament in Zagreb hält.
Aus praktisch allen Gemeinden im Kreis Offenbach flossen Spenden, aber Ivan Cveljo wird es sein Leben lang auch nicht jener Dietesheimerin vergessen, die von Tür zu Tür deutscher Nachbarn gegangen ist und das Morden angeprangert hat.
Ein großer Kaufhauskonzern ließ derweil Pakete packen mit dem vom DRK empfohlenen Notwendigsten: Babynahrung, Hygieneartikel, Lebensmittel. Und das alles zum Einkaufspreis. Es gab Leute, die zahlten 30 Mark und konnten sich darauf verlassen, daß ihr Paket zum Offenbacher Schlachthof gebracht wurde, wo ein Lager eingerichtet worden war. Und immer wenn ein Transporter voll war, ging die Post ab nach Süden.
"Wenn die Deutschen und Österreicher nicht wären, ginge es vielen in Zagreb, wohin sie geflüchtet sind, in Osijek, Djurdjevac oder Rijeka noch dreckiger." Auf Amerikaner, Engländer, Franzosen und Russen ist Cveljo dagegen gar nicht gut zu sprechen: "Die halten zu den Serben, genau wie die Italiener."
Es kam die Zeit, da war genügend Geld zusammen, um einen gebrauchten Krankenwagen im Wert von noch 15 000 Mark nach Vinkovci zu überführen. Und als sich der Offenbacher Landrat Josef Lach unlängst zu einem Informationsbesuch in Karlovac aufhielt, wurde er Zeuge, wie wieder einmal ein Hilfstransport Rodgauer Kroaten an gleicher Stelle eintraf.
"Einer von uns ist inzwischen achtmal mit Hilfsgütern dort gewesen", zählt der Organisator nach, der zusammen mit 14 Landsleuten sozusagen das Management bildet. Inzwischen durften sie in deutschen Kliniken ausgediente Krankenbetten nach Hause schaffen, Arzneien und medizinische Geräte gehören zur üblichen Ladung.
Und Waffen? "Ich schwöre, das nicht", erwidert der Gefragte und kann nicht verheimlichen, wie es in seinen Fingern juckt und in seinem kroatischen Herzen pocht.
Knapp eine Million Mark haben die 7000 im Kreis Offenbach lebenden Menschen vom Balkan bisher geopfert, und ihr Kampf geht weiter. Gewürdigt wurde diese Spendenbereitschaft mit dem Besuch von Stjepan Sulumanec, einem hohen Repräsentanten des Parlaments in Zagreb und Bürgermeister Ivan Hodalic aus Djurdjevac.
Da hat im Gesellschaftshaus der Firma Karl Mayer in Obertshausen eine Zwölf- Mann-Kapelle auch zum Tanz aufgespielt. "Man kann nicht nur trauern, man muß auch mal wieder feiern", hat Ivan Cveljo da gesagt.
JOCHEN NOTTROTT
Aus der Musikwelt
Kammerkonzert auf Schloß Biebrich Das Warschauer Kammerorchester "Archi da Camera" gibt am 6. September um 16 Uhr im Wiesbadener Schloß Biebrich unter der Leitung von Kazimierz Kryza ein Konzert. Auf dem Programm stehen Mozarts Sinfonie G-Dur K. V. 129 und das Klavierkonzert A-Dur K. V. 488 sowie Franz Schuberts Fünfte Sinfonie B-Dur. Barockmusik in der Villa Clementine Kompositionen meist wenig bekannter italienischer Barockmusiker sind am 8. September in der Wiesbadener Villa Clementine, Frankfurter Straße / Ecke Wilhelmstraße, zu hören. Beginn 20 Uhr. Bach und Vivaldi in Eberbach Bachs Konzerte für drei und vier Cembali sowie Vivaldis "Die vier Jahreszeiten" stehen auf dem Programm eines Konzerts des Mainzer Kammerorchesters am 6. September, 16.30 Uhr, in der Basilika des Klosters Eberbach. Chor aus Breslau in Nieder-Moos Der Akademische Chor Breslau gibt am 6. September in der barocken Kirche der Vogelsberggemeinde Nieder- Moos. Außerdem spielt der Kölner Christoph Lorenz Orgelmusik. Beginn 17 Uhr. Romantische Musik in Lichtenberg Im Lichtenberger Schloß gibt ein internationales Solistenensemble unter der Leitung von Rita de la Chevallerie am 6. September um 15.30 Uhr ein Sonderkonzert unter dem Motto "Romantische Musik für Oboe, Harfe und B. C." (Telefon 0 61 66-87 87). Orgelfestwochen in Rheinland-Pfalz Die ersten internationalen Orgelfestwochen Rheinland-Pfalz bringen bis zum 3. Oktober von der kleinen Laurentiuskirche in Wörrstadt mit ihrer berühmten Orgel der Gebrüder Stumm über viele andere musikalisch und kirchen- und kunsthistorisch bedeutsamen Plätze in Stadt und Land bis zu den großen Domen von Worms, Speyer, Mainz eine Fülle von Konzerten in- und ausländischer Organisten. Ein besonderes Ereignis verspricht die "Konzertwanderung zu den Orgeln der Mittelmosel" am Samstag, 26. September, mit Christoph Spering, Köln, zu werden. Treffpunkt zur Abfahrt mit dem Bus ist um 8.30 Uhr in Bernkastel beim Weinmuseum Cusanusstift. Anmeldungen zu dieser Veranstaltung: Moselfestwochen 1992, Bernkastel-Kues, Telefon 0 65 31-40 66. Anfragen zum Gesamtprogramm: Organisationsbüro Kultursommer Rheinland- Pfalz, Mittlere Bleiche 61, 6500 Mainz, Telefon 0 61 31-16 40 18. er
KARBEN. Die "Außerirdischen" hatten eingeladen, und viele große und kleine "Irdische" waren gekommen, um am Samstag das 20jährige Bestehen des Kindergartens in Petterweil zu feiern. Motto des Tages: Im Kindergarten wird die Zukunft heraufbeschworen, genauer, das Jahr 2000. Und so hatten sich die Jungen und Mädchen in Roboter verwandelt, begrüßten die Erwachsenen in einer außerirdischen Sprache und ließen sie musikalisch wissen: "Wer an den Mann im Mond glaubt, irrt."
Kein Blick zurück also, sondern nach vorne. Aus gutem Grund. Mit dem Fest nahmen Kinder, Eltern und Betreuungsteam auch Abschied von der bisherigen Form der Einrichtung, denn ab morgen, 1. September, ist der Kindergarten Kindertagesstätte. Dann können Eltern für 125 Mark monatlich ihren Nachwuchs ab drei Jahren ganztägig betreuen lassen, Mittagessen eingeschlossen. Anette Wagner, seit drei Jahren Leiterin des Petterweiler Kindergartens, beurteilt die Erweiterung des Angebotes positiv. Sie ermögliche es Müttern, zumindest für drei Jahre eine Berufstätigkeit aufzunehmen, während sie ihr Kind gut versorgt wissen. Um die 88 Jungen und Mädchen kümmern sich von 7 Uhr bis 17 Uhr in der Kita acht Erzieherinnen (zwei mehr als bisher) und eine neu eingestellte Hauswirtschaftskraft. Auch die Räumlichkeiten wurden dem veränderten Bedarf angepaßt: Im ersten Stock wurde ein Schlafraum eingerichtet, die Innenräume sind renoviert und im Freien wurde neues Spielgerät aufgestellt.
Noch sei die Nachfrage an einer Betreuung für vormittags größer als für ganztags, berichtet Anette Wagner: "Beim Mittagessen haben wir noch Kapazitäten frei." Die Alternative, sein Kind nur bis zur Mittagszeit in der Kita zu lassen, wird bestehen bleiben. Die bisherige Nachmittagsgruppe indes wird es nicht mehr geben. Anette Wagner: "Das würde nicht mehr in unser Konzept passen." Dieses sieht vor, daß die Jungen und Mädchen, die den ganzen Tag gemeinsam in der Kita verbringen, nachmittags an verschiedenen "Arbeitsgruppen" wie Kochen teilnehmen können, Ausflüge zu den Spielplätzen machen oder kurze Wanderungen unternehmen. cor
Nein, wirklich nicht: Den Vorwurf, er habe Angst vor der eigenen Courage, sei vielleicht zu furchtsam und im Zweifelsfalle eher für die einfachen Lösungen zu haben, läßt der Mann nicht auf sich sitzen. Dabei, und das räumte Dragoslav Stepanovic, der Trainer der Frankfurter Eintracht, eine Viertelstunde nach dem 2:1 (0:1)-Erfolg bei der SG Wattenscheid beim Nachkarten freimütig ein, hatte er doch ein wenig Manschetten vor dem Bochumer Stadtteil-Klub gehabt. Wattenscheid, hub der launige Serbe vor der Presse an, verfüge bekanntermaßen über ein starkes Mittelfeld, von dem er sich zuletzt bei der 1:4-Niederlage auf dem Betzenberg habe überzeugen dürfen. Deswegen müsse die eigene kreative Abteilung um einen Mann verstärkt werden. Alle Welt und folglich auch Wattenscheids Coach Hannes Bongartz hatte nach dem auslandsbedingten Engagement des Anthony Yeboah somit mit dem Einsatz eines zweiten Stürmers - Jörn Andersen oder Edgar Schmitt - gerechnet, allein Stepanovic hielt sich mal wieder nicht an gängige Verhaltensmuster. Neben Axel Kruse stürmte - zumindest nominell - niemand. Mal Studer, der wieder Gnade gefunden hat, mal Wolf, der wieder frech und unbekümmert spielte, und vor allem Uwe Bein, der im ungewohnten gelb-blauen Eintracht-Dreß brasilianisch das Bällchen verteilte, sollten die vakante Lücke in der vordersten Reihe mit Sturm und Drang füllen, was ihnen - das Ergebnis besagt es - auch gelang. Bein (56.) und Kruse (78.), beide weit vorne postiert, sorgten mit ihren beiden Toren zu dem "ganz wichtigen Sieg, weil wir das Spiel noch umgebogen" haben (Stepanovic) und ließen die hessischen Perspektiven der näheren Zukunft rosarot erscheinen. Eitel Sonnenschein also bei Eintracht Frankfurt?
Nur Gemach. Die allenfalls mittelmäßige Partie im Wattenscheider Lohrheide- Stadion hätte leicht, sehr leicht auch kippen können. Es war ein Spiel, das wieder einmal alte Frankfurter Mängel offenbarte. Technisch den eher biederen Platzherren haushoch überlegen, gab die Eintracht ein eindrucksvolles Beispiel davon, was sie unter Fußballspielen versteht. Ungehindert rollte die Kugel über viele Stationen, ein jeder wurde in die Vielzahl filigraner Kombinationen integriert, selbst Torhüter Uli Stein durfte mittun - warum den Ball treten, wenn er auch gestreichelt werden kann? Nur sonderlich viel Gefahr brachte das zunächst nicht. "Es war komisch. Mal waren wir da, mal waren wir nicht da", erklärte der Mann mit dem Zigarillo die oft phlegmatisch anzuschauende Arbeit der Frankfurter. Die Wattenscheider, nach der deftigen Niederlage von Kaiserslautern verängstigt, verunsichert, ohne Selbstbewußtsein, staunten da ob der verschnörkelten Kunst nicht schlecht - und staunten noch mehr, als sie völlig überraschend, dem starken Lesniak sei Dank, mit 1:0 in Führung gingen. Wer hätte das gedacht?
Die Wattenscheider offenbar nicht. Die mußten hernach von ihrem Trainer hören, daß er "unheimlich enttäuscht" gewesen sei von "den immer gleichen Fehlern", die die Mannschaft gemacht hätte. "In dieser Truppe", krönte der als "Spargeltarzan" einst bekannte Mann seine Kritik, "sind zu viele leblose Menschen." Was er damit meinte, wollte er so genau nicht verraten: allein sein Team verpaßte es, nach dem 1:0 den Sack, wie die Fußballer zu sagen pflegen, zuzumachen. Roger Prinzen, erstmals von Anfang an dabei, hatte zweimal (38. und 50.) die Gelegenheit, zum "König von der Lohrheide" zu werden und patzte zweimal. Das war es wohl auch, was Stepanovic hinterher meinte, als er davon sprach, "nicht mehr damit gerechnet zu haben, mit zwei Punkten nach Hause" zu fahren. Doch Bein verlängerte einen Freistoß Bommers per Kopf ins lange Eck, und Kruse lupfte zwölf Minuten vor dem Ende auf Vorarbeit Beins den Ball ins Tor. 2:1 - der Job war gemacht, glanzvoll war es nicht, dafür ausgesprochen effektiv, und nach dem Wie fragt ohnehin keiner.
Die Eintracht, das verhehlte niemand, hatte zu diesem zweiten Auswärtserfolg eine gehörige Portion Glück benötigt. Verdient, aber schmeichelhaft war der Sieg. Oft rächt es sich nämlich bitter, wenn solch hochkarätige Chancen ausgelassen werden, wie es sich der neben Bein beste Spieler, Axel Kruse, zu erlauben beliebte. Dreimal (34., 36. und 45.) verstolperte er leichtfertig, dann avancierte er mit seinem "meisterhaften Tor" doch noch zum Matchwinner. Selbst nach dem 2:1 ließen sich die Frankfurter noch von den hektischen Bemühungen der Platzherren verunsichern. Neuhaus (77. und 89.), Fink (82.) und Emmerling (90.) hätten durchaus noch den Ausgleich markieren können. Kein Wunder also, daß Stepanovic über seine Abwehr ins Grübeln geriet. "Mit denen war ich nicht zufrieden." Eine Spitzenmannschaft "schießt uns in den letzten 15 Minuten noch ab". Auf 30 Prozent bezifferte er den Leistungszuwachs, den seine Mannen noch zu bringen hätten, um weiterhin vorne in der Spitze mitzuspielen.
Das Experiment mit nur einem Stürmer und vielen nachrückenden Mittelfeldspielern war also geglückt, wenngleich sicher nicht der Weisheit letzter Schluß. Denn es hätte doch so leicht daneben gehen können. Eintracht Frankfurt 1992 - es fehlt der große Glanz, kommt jetzt der Erfolg?
Wattenscheid: Eilenberger - Neuhaus - Emmerling, Bach - Moser, Prinzen, Fink, Kula, Sobiech - Lesniak, Tschiskale (55. Ibrahim).
Frankfurt: Stein - Binz - Bindewald, Klein - Bommer (71. Penksa), Studer, Falkenmayer (86. Roth), Weber, Wolf - Kruse, Bein.
Schiedsrichter: Theobald (Wiebelskirchen).
Tore: 1:0 Lesniak (28.), 1:1 Bein (56.), 1:2 Kruse (78.).
Zuschauer: 6000.
Gelbe Karten: Emmerling - Kruse.
Sogar ein Sprechchor feierte Sabine Zehntausende sahen einen der schönsten Laternenfest-Züge der letzten 20 Jahre Von Günther Scherf BAD HOMBURG. "Sa-bi-ne, Sa-bi-ne, Sa-bi-ne": Als sich die "Roten Husaren" aus Ober-Mörlen schon ebenso vorzeitig wie unhöflich verabschiedeten, kletterte das Stimmungsbarometer beim Laternenfestzug '92 noch einmal auf den Höhepunkt: Sprechchöre schallten Bad Homburgs Festkönigin für vier Tage entgegen. Die Kinder aus dem Hort in der Rathausgasse waren gekommen. Und Sabine Wagner, die schon fast zwei Stunden lang unermüdlich aus den Augenwinkeln abwechselnd nach rechts und nach links gestrahlt und mit den Händen gewinkt hatte, waren die Spuren der Rührung am Mienenspiel anzusehen. Schon hinter dem Kurhaus, wo Peter Höfler und Alfred Podzemny die 22 Motivwagen, elf Musikzüge und zwei (Braurei-)Pferdegespanne des Bad Homburger Laternenfestzugs kommentierten, war Sabine II. umjubelt worden. Und am Europa-Kreisel, der Endstation des Lindwurms, mußte sie sich, kaum aus ihrem nelken- und gladiolenumkränzten Thron gehoben, von so manchem Zuschauer ("mir sinn aale Homborjer") fürs Familienalbum ablichten lassen.
Mehrere 10 000 Menschen applaudierten am Samstag abend von Kirdorf bis Gonzenheim dem einen Kilometer langen Lichterfestzug, dessen Motto "Alles nur Theater" sich als Volltreffer erwies. Ließ es doch Wilfried Boese, dem Zeichner der Entwürfe, ebenso wie den Vereinen, die die Wagen bauten, und deren Aktiven auf den Fahrzeugen Platz für Kreativität wie selten zuvor. Die "Cats" vom Elektrizitätswerk und den Freunden des Carnevals beispielsweise fauchten, tanzten und räkelten sich wie auf einer Musicalbühne. Und die historischen Kostüme des "Wandertheaters" der SGK lieferten ein nicht minder prächtiges Bild.
"Der Broadway würde vor Neid erblassen", meinte Kommentar Peter Höfler zum "American Way of Show", wie ihn die Feuerwehr Dornholzhausen in Pappmaché umgesetzt hatte. Was zwar satirisch übertrieben war, aber doch einem der schönsten Festzüge in der 20jährigen Geschichte des Laternenfestvereins galt. Der selbst steuerte mit seinem "Vogelhändler" ebenso einen besonders strom- und spannungsgeladenen Wagen bei wie die Kur-GmbH mit ihrem "Rosenkavalier" oder auch der "Freizeitclub Wüste" mit seinem flackernden "Feuervogel", den etwa 20 junge Leute aus dem "Freizeitclub Wüste" entzündet hatten.
Eine andere Freizeitgemeinschaft steuerte orientalische Klänge und einen Bauchtanz auf dem Wagen mit dem Titel "Bad Homburger Volksbühne" bei. Die Footballer der "Falken" schließlich folgten dem Festzug unangemeldet, aber erwartungsgemäß als Zugabe: Rauhbeine mit breiten Kunstschultern, stereotyp jubelnde Cheerleader-Mädchen und hämmernder Rap aus dem Lautsprecher.
SULZBACH. "Und das läuft alles in die Zisterne?" Gerd Pritz nickt. Der Platzregen am Samstag morgen füllt den Speicher unterm Bauhof. 100 Kubikmeter gehen da rein, sagt der Leiter des Steueramtes der Gemeinde. Jeder Tropfen, der auf die Dächer von Garagen und Werkstätten prasselt, wird verwendet - zum Gießen von Parks und Blumenbeeten, zum Waschen der Autos des Fuhrparks. Ein nachahmenswertes Beispiel, denn Trinkwasser ist knapp geworden. "Nicht bis zum letzten Tropfen" sind denn auch Titel und Botschaft des Sulzbacher Umwelttages. Gemeinde, Versorgungsbetriebe und örtliche Firmen informieren im Bauhof, wie sich Wasser sparen läßt.
Die Gemeinde macht's vor, klopfen Gerd Pritz und Gregor Beck, Leiter des Amtes für Finanzverwaltung, sich gegenseitig auf die Schultern. Als Politiker im Kreis die Rufe von Natur- und Umweltschützern noch überhörten, begannen die Sulzbacher schon zu handeln. Für das Baugebiet Haindell wurden Anfang der 80er Jahre Zisternen vorgeschrieben; die Gemeinde spielte im Bauhof und auf dem Sportplatz den Vorreiter, versenkte an beiden Stellen 100-Kubikmeter-Tanks im Erdreich. "Wir brauchten dieses Jahr nicht einen Tropfen Trinkwasser zur Berieselung der Sportplätze", schildert Gerd Pritz den Nutzen der Zisterne.
Zum Nachmachen sind nun die Bürger aufgerufen: Wer nachträglich an seinem Haus eine Zisterne installiert, bekommt einen Zuschuß aus der Gemeindekasse. 15 Mark pro Quadratmeter Dachfläche, maximal 2500 Mark, nennt Beck die Dimension. Flinke können bereits beim Tag der Umwelt zuschlagen: An einem Stand verteilt die Gemeinde Antragsformulare.
Wie sich noch mehr sparen läßt, zeigen die Stadtwerke Frankfurt. Das meiste Wasser rauscht durch die Toilettenspülung - 47 Liter pro Tag und Mensch. "Das muß doch nicht sein", sagt Energieberaterin Ilona Zapatka. Ihr Tip: Den Spülkasten mit einer Spartaste ausrüsten. Metallgewichte, die den Schwimmer senken, so den Fluß der Spülung stoppen, sind problematisch, sagt sie. Das belastet die Dichtung. Und sitzt die nicht mehr richtig, entsteht ein Rinnsal - Liter für Liter Trinkwasser fließt in den Abfluß. "Überhaupt sollte jeder regelmäßig die Gummidichtung kontrollieren."
Sein Wissen über Umweltfragen kann testen, wer es mit dem Computer der Stadtwerke aufnimmt. 1000 Fragen sind im Speicher, und die Kandidaten müssen acht Aufgaben lösen, die der Rechner auswählt. Wer alle beantwortet, ist ein Profi. Den anderen (letztlich den meisten), empfiehlt Ilona Zapatka einen Besuch im Beratungszentrum der Stadtwerke oder bei ihren Kollegen vom Energieberatungszentrum des Main-Taunus- Kreises in Hattersheim - zwecks Nachhilfe. Durchfallen wird beim Computerspiel allerdings niemand. "Da kann doch jeder nur dazulernen. Schließlich gibt's auf jede falsch beantwortete Frage die richtige Antwort."
Antworten gab auch die Pyramide der Wasserflaschen: 500 Liter waren da gestapelt - ein riesige Menge. In drei Tagen nur läßt der statistische Mensch einen halben Kubikmeter durch die Leitungen rauschen. Als Lebensmittel Nummer eins, als Trinkwasser eben, würde der Vorrat 250 Tage reichen. Und mit einer Stopptaste in der Toilette ließe sich jene Menge in nur vier Wochen sparen.
Daß Sparsamkeit not tut, wußte Gregor Beck auch vor dem offiziellen Wassernotstand. "Wir hatten das Thema für unseren Umwelttag schon lange zuvor ausgewählt. Die Aktualität bestätigte uns im nachhinein." Immerhin, im laufenden Jahr wird Sulzbach mehr Wasser verbrauchen als jemals zuvor: 550 000 Kubikmeter, schätzt Beck. Im Vorjahr waren es 512 000 Kubikmeter. Der Grund: neue Industriebetriebe und mehr Einwohner.
Mitmachen beim Wassersparen, das ist die Devise eines Wettbewerbs der Gemeinde. "Wir sammeln Ideen", sagt Beck. Die Besucher des Umwelttages sollen Vorschläge machen - bis 11. September. Die drei besten Tips werden prämiert; zu gewinnen gibt es Fahrten mit dem Überwachungsboot "Argus" der Hessischen Landesanstalt für Umwelt. Und womit hat man dabei gute Chancen? "Bestimmt nicht mit der Idee, daß die ganze Familie gemeinsam in die Badewanne steigen soll", sagt Gregor Beck. kkü
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Radler überschlug sich FRIEDRICHSDORF. Kopfverletzungen hat sich ein Radfahrer zugezogen, der sich am Samstag gegen 17.30 Uhr auf einer Gefällstrecke An den 30 Morgen in Friedrichsdorf mit seinem Rad überschlug. Die Polizei berichtet, er sei zu schnell gefahren und dann gestürzt. Mehrfach überschlagen: Totalschaden
USINGEN/WEILROD. Die Insassen kamen mit leichten Verletzungen davon, ihr 28 000 Mark teures Auto ist zerstört. So lautet die Bilanz eines Unfalls auf der B 275 zwischen Usingen und Riedelbach in der Nacht zum Samstag. Das Auto ist in einer langen Linkskurve außer Kontrolle geraten, so die Usinger Polizei. Es fuhr die Böschung hinunter, überschlug sich samt Insassen mehrmals und blieb schließlich total beschädigt unterhalb der Straße liegen. 15 000 Mark Schaden FRIEDRICHSDORF. Mangelnde Fahrpraxis vermutet die Bad Homburger Polizei als Ursache für einen Unfall auf der B 455 in Höhe der Tettauer Glasfabrik in Friedrichsdorf am Freitag gegen 22.45 Uhr, bei dem 15 000 Mark Schaden entstand. Ein von Köppern kommender Autofahrer habe nach links in die Hugenottenstraße abbiegen wollen und dabei die Entfernung eines entgegenkommenden VW Scirocco nicht richtig eingeschätzt. Dessen Fahrerin verletzte sich beim folgenden Zusammenstoß leicht. Doppelt gerammt hält besser BAD HOMBURG. "Gleich zweimal Pech" attestiert die Bad Homburger Polizei einem geparkten Auto in der Castillostraße: Es wurde innerhalb weniger Minuten zweimal gerammt. Zunächst wurde es am Freitag abend von einem Wohnwagengespann beschädigt. Während dessen Fahrer noch zur Unfallaufnahme auf die Polizei wartete, fuhr ein zweites Gespann in gleicher Manier an den geparkten Wagen. Den Schaden schätzt die Polizei auf 6100 Mark.
BAD NAUHEIM. Mit dem Traktor ihres Erziehungsberechtigten war eine elfjährige Schülerin am Samstagabend unterwegs. Sie legte allerdings nur wenige Meter auf der Kreisstraße 174 zwischen Schwalheim und Rödgen zurück - dann kam sie von der Straße ab und setzte den Traktor gegen das Geländer der Wetterbrücke.
Den Schaden beziffert die Polizei auf 2200 Mark. "Aufgrund ihres Alters konnte die Elfjährige noch nicht im Besitz einer gültigen Fahrerlaubnis sein", heißt es in der Pressemeldung. nes
Nachrichten-Börse
USA handeln mit höherem Defizit Die Handelsbilanz der Vereinigten Staaten ist im zweiten Quartal tief ins Defizit gerutscht. Deutlich höhere Einfuhren sorgten bei wenig veränderten Ausfuhren für einen Anstieg des Fehlbetrages von 17,2 Milliarden im ersten Vierteljahr auf zuletzt 24,4 Milliarden Dollar. Ruhe an der Wall Street Das Geschäft an der New Yorker Aktienbörse verlief am Freitag nach Angaben von Händlern ausgesprochen ruhig. Der Dow-Jones-Index 30 führender Industriewerte stieg um 12,97 Zähler auf einen Schlußstand von 3267,61 Punkte. EG-Kommissar MacSharry hört auf EG-Agrarkommissar Ray MacSharry will sein Amt in Brüssel im Januar kommenden Jahres aufgeben. Der Ire erklärte, er wolle neue Aufgaben in der Privatwirtschaft übernehmen. Stahlbranche will Stellen streichen Die deutsche Stahlindustrie wird in den nächsten 24 Monaten rund 15 000 der etwa noch 150 000 Stellen in der Branche abbauen. Dies kündigte der Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl, Ruprecht Vondran, an. "Wenn die Politik nicht richtig reagiert, kann es darüber zu einer neuen Stahlkrise kommen, und dann bleibt es nicht beim Abbau der 15 000 Arbeitsplätze", sagte Vondran der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung weiter.
MÖRFELDEN-WALLDORF. Das nunmehr 14. Mörfelder Altstadtfest "Rund um die Kersch" war auch in diesem Jahr wieder ein Renner. Ganz Mörfelden schien vom Freitag abend bis Sonntag nachmittag unterwegs, um im Hof des evangelischen Gemeindezentrums (rechts) in der Kirchgasse ein paar vergnügte Stunden zu erleben. Da konnte man sich bei kühlen Getränken und Gegrilltem, Kochkäse oder Schmalzbroten laben oder am gutsortierten Kuchenbüffet der Frauenhilfe naschen. Und gestern mittag sorgten (links) Dekan Karl Heinz Geil und fleißige Helferinnen nach dem Motto "Es ist noch Suppe da" fürs gemeinsame Mittagessen.
Übers Vergnügen hinaus konnten die Besucher und Besucherinnen das Gefühl haben, auch noch etwas für einen guten Zweck zu tun - fließt doch der Reinerlös der Renovierung des Gemeindehauses zu.
Für musikalische Unterhaltungs sorgten Gesangsabteilung, Akkordeon- und Blasorchester der SKV. cas (FR-Bilder: Keber)
RÜSSELSHEIM. In die Gaststätte des Opelbahnhofes sind Einbrecher am Samstag früh eingedrungen. Sie hebelten zwei Geldspielautomaten auf und klauten daraus Münzen in unbekannter Höhe. Allein der beim Einstieg verursachte Schaden beläuft sich aber schon auf 1000 Mark. cas
Das Porträt: David Owen Mylord, übernehmen Sie!
Vorige Woche, auf der Internationalen Jugoslawien-Konferenz in London, hat Lord Carrington seinen Rücktritt vom Amt des EG-Beauftragten für die Jugoslawien-Verhandlungen bekanntgegeben: Er kapitulierte vor einem Konflikt, in dem er sich selbst zunehmend isoliert fand. An seiner Stelle soll nun ein anderes Mitglied des britischen Oberhauses, Lord Owen, die Verhandlungsleitung für die EG übernehmen. Nach dem früheren Tory-Außenminister erhält jetzt ein früherer Labour-Außenminister seine Chance. David Owen wird von dieser Woche an, an der Seite des UN-Beauftragten und früheren US-Außenministers Cyrus Vance, die in Genf angesetzten Gespräche der UN und EG mit den kriegführenden Parteien Rest-Jugoslawiens leiten und koordinieren. Mit Vance steht Owen auf gutem Fuße, beide kennen sich seit Jahren. Daß die zuvor separaten EG-Verhandlungen mit denen der UN zusammengelegt werden sollten, ist ein Vorschlag Owens, den er schon vor längerer Zeit zu Papier gebracht hatte.
Darüber, ob der 54jährige Brite prinzipiell der bestqualifizierte Kandidat für eine derart profilierte Mittlerrolle ist, gehen die Meinungen allerdings auseinander. Premierminister John Major, der ihn für das Amt vorgeschlagen hatte, stellte ihn den EG- Kollegen als "herausragende Persönlichkeit" für den Job vor. Doch in Britannien selbst wurden Vermutungen laut, Major habe sich mit seinem Einsatz für Owen nur für dessen Unterstützung im letzten Wahlkampf revanchiert. Vor den britischen Unterhauswahlen im April dieses Jahres hatte der frühere Labour-Minister, spätere Mitbegründer der britischen Sozialdemokraten und zuletzt einsame Führer der SDP nämlich zur Wahl des Tory- Premiers aufgerufen - was den Konservativen einige Stimmen zusätzlich eingebracht haben dürfte.
Die Bedenken gegen David Owen sind von zweierlei Art. Zum einen hat sich der neue EG-Beauftragte erst vor knapp vier Wochen in einem Brief an Major für eine "harte" Linie gegen die Serben in Bosnien ausgesprochen - mit Luftangriffen der NATO auf serbische Stellungen in Bosnien und militärischen Strafaktionen bei Bedarf. UN-Soldaten, schlug Owen zugleich vor, sollten per Fallschirm auf die belagerten bosnischen Städte niederregnen. Keiner dieser Vorschläge hat Owen den Serben sympathisch gemacht. Radovan Karadzic, der Führer der bosnischen Serben, meinte bereits, Owen sei als Mittler, als unparteiischer Diplomat völlig untauglich.
Die anderen Bedenken richten sich gegen Owens Temperament generell, gegen seine Ungeduld, sein Bedürfnis nach Konfrontation und "klaren Lösungen". Ihm geht ein "Ruf als Raufbold und einsamer Wolf, eher denn als Heiler und Mittler" voraus (Financial Times). Auch sein sprichwörtlicher Ehrgeiz, der schon für ein schmähliches Ende seiner politischen Karriere in Großbritannien gesorgt hat, könnte ihm bei diesem neuen Auftrag wieder im Weg stehen, argwöhnen Kritiker.
Lord Owen selbst - im Juni dieses Jahres in den Adelsstand erhoben - hält diese Einwände für unberechtigt. Von nun an, versprach der neue EG-Beauftragte am Wochenende, agiere er eh nicht mehr als Privatperson, sondern ganz "im Dienste der Gemeinschaft" und in deren Geiste.
Die EG-Regierungschefs, die sich auf Owen einigten, scheinen jedenfalls die ablehnende Haltung der Serben gegen ihren neuen Mann an der Front einkalkuliert zu haben. Mit Owens Ernennung, hieß es in London, habe man ein Signal setzen wollen, daß es nun nicht mehr so höflich und rücksichtsvoll wie zu Zeiten Lord Carringtons weitergehen werde.
Spötter in London erinnerten derweil an Owens "Erfolge" in der britischen Innenpolitik der 80er Jahre. Nach seiner Abspaltung der SDP von der Labour Party und der späteren, hauptsächlich von ihm zu verantwortenden Spaltung des sozial-liberalen Bündnisses in zwei Parteien, die SDP und die LDP, könne man nicht sicher sein, daß Ex-Jugoslawien sich am Ende der Owen'schen Friedensbemühungen nicht mit zwölf statt mit sechs Republiken wiederfinde . . .
PETER NONNENMACHER
KREIS GROSS-GERAU. Mindestens um eine Million Kubikmeter jährlich soll im Ried die Grundwasserförderung in den Anlagen des Wasserverbandes "Gruppenwasserwerk Gerauer Land" gedrosselt werden. Dies forderte am Wochenende für den Kreisverband des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Peter Zeisler. Der Kreisvorsitzende verlangte diese deutliche Rücknahme vor dem Hintergrund zunehmender Zerstörung von Feuchtbiotopen durch Austrocknung, Versiegen der Bäche und Bedrohung der vom Grundwasser abhängigen Wälder.
Gleichzeitig hat der BUND Erklärungen widersprochen, daß die gerügten Grundwasserentnahmen ohne Folge auf den Naturhaushalt seien. Angesichts des um manche Wassergewinnungsanlage entstandenen und sich vergrößernden Absenkungstrichters sei diese Aussage nicht haltbar und daher unverantwortlich. Der BUND hält es laut Zeisler für angemessen, daß sich der Wasserverband Gerauer Land auf die Belieferung seines engeren Versorgungsbereiches beschränkt. Dann sei eine Förderung von allenfalls drei Millionen Kubikmeter jährlich gerechtfertigt, eine darüber hinaus gehende Förderung von mehr als einer weiteren Million Kubikmeter zum Wasserverkauf außerhalb des Verbandsgebietes aber entschieden abzulehnen.
Sonst werde die Umwelt in unerträglicher Weise belastet und mit dem Naturgut Wasser ein Geschäft gemacht. Widersprüchlich sei zudem, wenn Wiesbadens Oberbürgermeister Achim Exner erkläre, seine Stadt könne auf die monatliche Lieferung von 100 000 Kubikmeter aus dem hessischen Ried verzichten. Wenn dem so sei, wäre nach Meinung des BUND eine Beschränkung der Wasserförderung im Ried um so leichter möglich.
Überprüft sehen will der BUND-Kreisverband die rechtliche Basis für die Förderung des Wasserverbandes Gerauer Land. Dazu sei der Regierungspräsident gefordert. cas
FRIEDBERG. Ein 31 Jahre alter Italiener aus Florstadt starb am Samstagabend nach einem mißlungenen Überholmanöver auf der Bundesstraße 455.
Nach Angaben der Friedberger Polizei hatte er versucht, nach einer Rechtskurve von Friedberg in Richtung Rosbach einen anderen Wagen zu überholen. Dabei geriet sein Auto ins Schleudern; etwa 300 Meter vor der Abzweigung nach Ockstadt prallte es gegen die rechte Böschung. Der 31jährige wurde aus dem Auto geschleudert, er starb eine Stunde später im Friedberger Krankenhaus. nes
Königin werden ist
HANAU. Sie schaut ein wenig verbissen. Mit zittrigen Händen rollt sie ihre Redevorlage auf und wieder zusammen. Als die scheidenden Bundesäppelwoikönigin Melitta I. ihr die Krone auf das penibel frisierte Haar setzt, fühlt sich Uschi I., neue Bundesäppelwoikönigin, um 20 Jahre zurückversetzt. Zu dieser Zeit flanierte sie bereits als Prinzessin durch die Lande.
Ihre Stimme zittert ein wenig, als sie ihre Antrittsrede an das Äppelwoi-Volk im vollbesetzten Festzelt hält. Sie hat Schwierigkeiten mit dem Mikrophon. Die ersten Zeilen des Gedichtes, das sie extra zu diesem Anlaß geschrieben hat, gehen unter. Letzter Satz, Applaus. Uschi I. reiht sich erleichtert in den Prominenten-Halbkreis hinter dem Rednerpult ein. "Na, so schlimm war es doch gar nicht." Die Stimme des Vorsitzenden der Steinheimer Karnevalsgesellschaft, Horst Noczinski, dringt bis in den hintersten Winkel des Zeltes. Und mit väterlichem Tonfall: "Schau Uschi, meine Hände haben auch gezittert."
Es ist immer wieder ein Ereignis, wenn die Bundesäppelwoikönigin gekrönt wird. Um die Steinheimer Altstadt ist kein Parkplatz zu finden. Die Polizei bewacht die Straßensperrungen zum Stadtkern. Dialekte aus dem gesamten Bundesgebiet schwirren im Festzelt herum. Kein Wunder, daß sich Uschi I. nicht in vollster Souveränität dem Volk präsentiert hat. Doch wahrscheinlich ist es niemandem so richtig aufgefallen. Denn zu Beginn der Zeremonie waren einige Bembel zum widerholten Male aufgefüllt worden. Willig fügte sich das Festpublikum den Klängen der Musik. Sei schunkelten beim Zillertaler Hochzeitsmarsch und klatschten zu den Rhythmen der Fanfarenbläser der Steinheimer Karnevalsgesellschaft. Begeistert waren auch die Kinder von den altertümlich gekleideten Bläsern. Sie hingen sich an die Bühne oder sprangen umher wie Hampelmänner.
Die 40. Bundesäppelwoikönigin hatte schon am Abend ihrer Krönung den ersten Termin: Gemeinsam mit dem scheidenden Königspaar, ihrem König (dessen Name noch nicht verraten werden darf) und Horst Noczinski besuchte sie den Hanauer Oberbürgermeister Hans Martin, um ihm den Ehrenbembel zu überreichen.
In Vertretung von OB Martin hatte Stadtbaurat Jürgen Dressler die Ehre, die Königin vorzustellen und das von ihr gespendete Faß anzustecken. Nachdem Uschi I. und das scheidende Königspaar Melitta I. und Rudi II. gefolgt von der Prominentenriege von dannen gezogen waren, zeigte das Steinheimer Äppelwoifest seinen wahren Bundescharakter. Die Original Obernburger setzten wieder zum Spielen an: "In München steht ein Hofbräuhaus . . . "
(Siehe auch "Wie es sich . . . ")
HEUSENSTAMM. Mit einem Paukenschlag begann die Mitgliederversammlung der Sozialdemokraten am Freitag abend. Roswita Röttger, AsF-Unterbezirksvorsitzende und stellvertretende Fraktionssprecherin in der Heusenstammer Stadtverordnetenversammlung, hat der Partei den Rücken gekehrt und ihren Austritt erklärt.
In einem Brief, den die Parteivorsitzende Elvira Lukowski erst kurz vor der Sitzung zu lesen bekam, begründete Roswita Röttger ihren Schritt mit der Wende des Parteivorsitzenden Björn Engholm in der Asylpolitik.
Die Heusenstammer Sozialdemokraten, die am Freitag ihre Kandidatenliste für die Kommunalwahlen Anfang 1993 aufstellten, hatten die AsF-Vorsitzende auf Platz sechs gesetzt, das war dann nur noch Makulatur.
Eine Aussprache über den überraschenden Rücktritt Roswita Röttgers, die auch im Heusenstammer Arbeitskreis Pro Asyl mitarbeitet, unterließen die Genossen. Sie nahmen ihn lediglich zur Kenntnis. "Wir müssen erst Rücksprache halten mit Roswita", sagte die Vorsitzende.
Die Heusenstammer Jusos verteilten am gleichen Abend eine Stellungnahme, in der sie sich für die unveränderte Beibehaltung des Artikels 16 im Grundgesetz aussprechen und eine Diskussion darüber nach den Ausschreitungen in Rostock verurteilen. Im Grundsatzprogramm der SPD stehe deutlich: "Das Asylrecht für politisch Verfolgte muß uneingeschränktes Grundrecht bleiben", zitieren die Jusos. Deshalb lehnen sie eine jetzt von Engholm in die Diskussion gebrachte Aufstellung von Staaten ab, in denen es "angeblich" keine politische Verfolgung gibt. Dadurch sei das individuelle Recht auf Asyl nicht mehr gewährleiste, meinen die Jusos.
In die Kommunalwahlen gehen die Heusenstammer Sozialdemokraten mit ihrem Fraktionsvorsitzenden Gerhard Winter als Spitzenkandidat. Dem kaufmännischen Angestellten folgt auf Platz zwei der Ingenieur Klaus Burger, der derzeit für die SPD im Heusenstammer Magistrat sitzt.
Ihm folgen Marianne Hertrich, Buchhalterin bei der AWO Offenbach, Wilhelm Rose, der ehemalige Schulleiter der Offenbacher Goetheschule, der derzeit auch im Präsidium der Stadtverordnetenversammlung sitzt, und Hans Müller. Er ist selbständig und arbeitet auf dem Gebiet des Elektro- und Messebaus.
Für Roswita Röttger wählte die von 42 Mitgliedern besuchte Versammlung Sonja Weigl auf Platz sechs der Liste. Sie hat vor kanpp einem Jahr eine neue Juso-Arbeitsgemeinschaft in Heusenstamm begründet, deren Vorstand sie auch angehört.
Auf den nächsten Plätzen folgen bis zur Nummer 11 Dieter Schmidt, Werner Schäbler, Thomas Prüter, Carsten Müller und Rolf Lang. Derzeit haben die Sozialdemokraten in der Heusenstammer Stadtverordnetenversammlung zehn Sitze. Dr. Haidi Streletz, die Heusenstammer Landtagsabgeordnete, nimmt mit einem 42. Rang auf der Liste den letzten und den Ehrenplatz ein.
Neue Gesichter unter den ersten elf Kandidaten sind Sonja Weigl, Carsten Müller und der stellvertretende Ortsvereinsvorsitzende Rolf Lang.
Für den Kreistag haben die Sozialdemokraten an erster und zweiter Stelle wieder Gerd Hibbeler und Wilhelm Rose benannt, beide sind derzeit Mitglieder des Kreistages. Hibbeler schlagen die Genossen außerdem für der Umlandverband vor, gefolgt von Horst Neumann.
Über ihr Wahlprogramm wollen die örtlichen Sozialdemokraten in einer Mitgliederversammlung in der ersten Novemberhälfte diskutieren und das Wahlprogramm dann auch verabschieden.
Am Dienstag, 1. September, treffen sich die Sozialdemokraten zum Stammtisch im Weinlokal "Höfchen", Franz-Rau-Straße. Beginn ist um 20 Uhr. pmü
St. Petersburg, schrieb Fjodor Dostojewski, sei für ihn "eine Mischung aus etwas ganz Fantastischem und absolut Idealem und gleichzeitig langweilig, prosaisch und gewöhnlich". Zwei Seelen, ach, in einer Stadt? Der einen begegnet man gleich bei der Ankunft am Flughafen. Hunderte von Reisenden drängen sich um ein winziges Gepäckband. Am Zoll braucht es mehr als eine Stunde, bevor der Reisende endlich abgefertigt wird. Draußen auf dem staubigen Vorplatz spielt ein Drei-Mann-Orchester die deutsche Nationalhymne. Wenn Peter der Große bei der Gründung der Stadt 1703 noch von der kulturellen, politischen und sozialen Öffnung zum Westen geträumt hat, so träumen die Musiker hier vor allem von der Öffnung der West-Portemonnaies. Auch Visionen unterliegen dem Preis-Leistungs-Verhältnis. In St. Petersburg haben sie sich den Lebensumständen und dem wachsenden Touristenstrom angepaßt und sind gerade so dimensioniert, daß es zum Überleben reicht.
"Wo wart ihr schon überall?", fragt Sergej beim Mittagessen im Hotel Pribaltiskaja. Wir zählen auf: England, Thailand, Spanien, Italien, Holland . . . Er ist auch schon weit herumgekommen, war in China, in Polen. In der Mandschurei habe er Daunen- und Lederjacken gekauft. 25 Dollar das Stück. Hier in Petersburg hätten sie ihm dafür 10 000 Rubel, umgerechnet etwa 100 Mark bezahlt. Jetzt spart Sergej für einen weiteren Einkaufstrip.
Früher, erzählt der 26jährige, sei er Leichtathletik-Trainer gewesen, habe aber zu wenig verdient. 2000 Rubel (20 Mark) beträgt das offizielle Durchschnittseinkommen. 50 Dollar aber müsse er allein an Miete für die Zwei-Zimmer-Wohnung in der City zahlen, die er sich mit seiner Großmutter teilt. Natürlich hat er wie jeder St. Petersburger offiziell einen Arbeitsplatz in einem städtischen Betrieb nachzuweisen. Inoffiziell arbeitet er während unseres Aufenthaltes als unser Chauffeur, Bodyguard und Reiseführer. Kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit für den Touristen, der mit dem eigenen Auto anreist. Sergej weiß jene Straßen zu umfahren, deren Zustand nur mit einem Raupenfahrzeug zu bewältigen ist. Und er bewahrt den Wagen vor dem Schicksal der zahlreichen West- Autos, denen Scheibenwischer, Nummernschild und Fensterscheiben fehlen. Schließlich sorgt der Kampf der St. Petersburger um das tägliche Brot nicht nur für ein erhöhtes Aufkommen an bettelnden Kindern und alten Frauen. Auch die Kriminalitätsrate ist gestiegen.
Die Übergänge zwischen gesetzgeberischer Theorie und lebenserhaltender Praxis sind durchlässig geworden. Wo Arbeit allein nicht reicht, muß sich jeder seine Nische suchen. Auf dem Newski-Prospekt, der berühmten Petersburger Promeniermeile, sind die Nischen Legion. Früher hieß die viereinhalb Kilometer lange Straße "Große Perspektive", heute sind es eher die kleinen, die hier besichtigt werden können.
Auf Schritt und Tritt verfolgen uns die Vertreter der Petersburger Schattenwirtschaft. Anstecknadeln, Uniformen, Tücher, Lackschachteln für die Touristen; ein paar Schuhe, junge Katzen und Hunde, eine Bluse oder eine Schachtel Zigaretten für die Einheimischen - es wird verkauft oder getauscht, was auch nur irgendwie entbehrlich ist. Täglich hetzen Hunderttausende durch die Prachtstraße, ausgerüstet mit dem wichtigsten Utensil der Petersburger, der Einkaufstasche. Man weiß ja nie, in welchem Hauseingang sich plötzlich eine günstige Einkaufsgelegenheit ergibt. Spaghetti zum Beispiel oder Bettdecken. Dann muß man bereit sein. Nichts spricht sich so schnell herum, wie die Öffnung einer offiziell als versiegt erklärten Warenquelle.
OFFENBACH. Seit nunmehr sechs Jahren besteht die Partnerschaft zwischen dem Leibniz-Gymnasium und der Fröbelschule, einer Schule für mehrfach behinderte Kinder, und sie ist zu einem Stück Normalität geworden. Als am Samstag die von beiden Schulen veranstaltete Jazz-Matinee im Hof des Büsing- Palais begann, da war es Schuldezernentin Ursula Beul dennoch ein Bedürfnis, dieses normale Verhältnis herauszustreichen - angesichts des Hasses, der Roheit und Gewalt, die sich in der vergangenen Woche in Rostock gegen Fremde richtete. Vom Fremdenhaß sei der Weg nicht mehr weit zur Vernichtung sogenannten "unwerten Lebens", mahnte und erinnerte die Schuldezernentin.
Jürgen Scheuermann, Lehrer an der Leibnizschule und Initiator der Partnerschaft, erklärte, es sei wichtig, daß die Stadt und die Industrie das Projekt als eine feste Institution betrachteten, die weitergeführt werden müsse.
Seit Jahren sponsern ortsansässige Betriebe jeweils ein Jahr lang die Partnerschaft, Scheuermann geht alle Jahre wieder Klinken putzen, um einen neuen Sponsor zu gewinnen. In diesem Jahr ist es die Wiener Feinbäckerei Heberer; zuvor waren es die Kaiser Friedrich Quelle und MAN Roland. Sponsor Georg Heberer über seine Beweggründe: Ein solches Projekt, das das Ziel hat, Behinderte und Nichtbehinderte zusammenzuführen, sei äußerst wichtig.
Die Partnerschaft der beiden Schulen beinhaltet eine ganze Reihe von Aktivitäten, angefangen bei gemeinsamen Radtouren, einer alljährlichen Wochenendfreizeit bis hin zur gemeinsamen Weihnachtsfeier. Alle paar Wochen wird etwas zusammen unternommen, sagt Scheuermann.
So nimmt es nicht wunder, daß Leibnizschüler nach dem Abitur auch schon mal eine Zivi-Stelle in der Fröbelschule angetreten haben. Zur Zeit sieht es damit allerdings düster aus. Wie Reinhard Brand, Schulleiter der Fröbelschule, erklärte, sind von den fünf Zivistellen an der Schule derzeit nur zwei besetzt. Einer der beiden Zivis beendet seinen 15monatigen Dienst im November und der andere im Januar. Ersatz sei bislang nicht in Sicht. Der Elternbeirat der Fröbelschule, Heinz Schüle, ließ deshalb bei der Jazz- Matinee auch Handzettel verteilen, die Schule suche mehrere Zivildienstleistende, die sich bei der Schulleitung unter Telefon 069/8065-2755 melden könnten.
Deren Arbeit ist kein Zuckerschlecken. Sie müssen die Kinder füttern, windeln, herumheben, auf dem Schulweg begleiten. "Die Kinder fordern einen, aber man nimmt viel Lebenserfahrung mit", sagt Matthias Klemm, einer der beiden Zivis. Leider werde ihre Arbeit oft nicht genug gewürdigt, meint er, wobei er an dem Verhältnis zwischen Zivildienstleistenden und Lehrerkollegium absolut nichts zu bemängeln hat. Schulleiter Brand wäre es am liebsten, wenn die Zivistellen in Erzieherstellen umgewandelt würden - eine Sache des Ministeriums - auch damit die Bezugspersonen nicht so oft wechseln. Oft freunden sich die Kinder mit den Zivis an, was dann nach 15 Monaten plötzlich beendet ist. Dann müssen sie sich wieder an einen Neuen gewöhnen. Bekommt Brand keinen Zivi-Nachschub, wird er den Unterricht von derzeit 36 Stunden auf 33 kürzen müssen.
Ein zweites Problem drückt die Fröbelschule. Weil die Stadt nur einen Bus zur Verfügung stellt, können die behinderten Kinder nur etappenweise zum Unterricht abgeholt und wieder nach Hause gebracht werden. Nur an zwei Tagen in der Woche hilft die Arbeiterwohlfahrt mit ihrem Bus aus. "Wir sind wohl die einzige Schule in Hessen, die deshalb ihren Unterricht versetzt beginnt, weil nicht alle Kinder gleichzeitig da sein können", sagt Brand. Lehrer und Eltern sind deshalb schon bei der Stadt vorstellig geworden.
Zurück zur Jazz-Matinee. Der Jazz fiel ins Wasser, weil es eine Stunde nach Beginn wie aus Gießkannen zu regnen begann. Die Leute blieben dennoch, gegen Mittag kamen sogar immer mehr. Es mag an dem verführerischen Duft der Paella gelegen haben, auf deren Zubereitung sich ein Französischlehrer der Leibnizschule wohl ebensogut versteht wie auf sein "bon appetit", sprich seine Sprachkenntnisse. pmü
BAD HOMBURG. Siebenmal ließen Schlägereien und Randalierer die Bad Homburger Polizei an den beiden ersten Laternenfesttagen und vor allem -nächten anrücken. Zudem warfen zwei Männer in der Nacht zum Samstag Knallkörper auf Autos und in eine Telefonzelle, zerbrachen betrunkene Festbesucher am Samstag gegen 19.30 Uhr in der Altstadt Gläser und pöbelten Passanten an.
Zu den Begleitumständen des Festes gehörte auch ein Verkehrschaos durch den starken Andrang, beispielsweise am Samstagabend rund um Thomas- und Dorotheenstraße.
Einbrecher nutzten die Zeit des Festumzugs am Samstagabend, um über die Balkone in zwei Wohnungen in Alt-Gonzenheim einzusteigen. Sie stahlen Geld und Schmuck. Gleichzeitig brachen Autoknacker in der Innenstadt mehrere Autos auf. stk
OFFENBACH. Oben in der Luft fliegen die Düsen-Jets im Landeanflug vorbei, unten werden bunte Luftballons mit Gas gefüllt und in den Himmel entlassen, versehen jeweils mit der Adresse eines Kindes aus dem Lauterborngebiet. Die evangelische und die katholische Kirchengemeinde haben zum fünften Lauterborner Stadtteilfest geladen, die Tische und Bänke, die am Einkaufszentrum aufgebaut waren, geben lange nicht jedem einen Sitzplatz.
Laut, lauter, Lauterborn steigert Robert Studt mit Blick auf die Jets am Himmel. Was ihn und seine Nachbarn am Einkaufszentrum noch mehr stört, ist der Treffpunkt vorm "Göttertrunk" - ein Ort, an dem junge Leute zu oft, wie Studt meint, abends die Lautsprecheranlagen ihrer "Schlitten" aufdrehen und dabei reichlich bechern.
Diese Leute im Lauterborn zu integrieren, obwohl es in der Regel selbst Lauterborner sind, sei schon vor fünf Jahren ein Ziel des Stadtteilfestes gewesen, erklärt Pfarrer Rainer Müller und setzt sich zu dem guten Dutzend "Jungs", die zum Fest gekommen sind. "Daß die hier sitzen und mitmachen, ist schon ein Erfolg", meint der Pfarrer.
Stadtkämmerer Gerhard Grandke, seit einem Jahr selbst ein Lauterborner, fühlt sich wohl im Viertel. "Das Lauterborn ist besser als sein Ruf", sagt er. Der Stadtteil sei sehr grün, der Fluglärm ertragbar, und wenn das Schwimmbad auf der Rosenhöhe um- und ausgebaut sei, dann seien auch die Freizeitmöglichkeiten bestens. Sehr gebessert habe sich auch die Verkehrssituation, nachdem die "Straße ohne Namen" für den Durchgangsverkehr gesperrt, und das Wohngebiet zur Tempo 30 Zone erklärt worden ist. Dies ist ein Verdienst Robert Studts, der mit seiner Bürgerinitiative Druck gemacht hatte. "70 Prozent der Autofahrer halten sich an Tempo 30", sagt Studt und wünscht sich für die restlichen 30 Prozent mehr Geschwindigkeitskontrollen.
Bei dem Fest an diesem Samstag geht es aber weniger um die Probleme des Lauterborns, da wird gefeiert, gesungen und geschunkelt. Unter der Überschrift "Vorfahrt für Kinder" können diese auf Stadtplänen ihre Wünsche einzeichnen oder an der Erbsenmaschine versuchen, mit dem Hammer einen Treffer zu landen.
Schließlich ist die Preisverleihung für den Wettbewerb "Lauterborner Ansichten", den die Organisatoren des Festes ausgeschrieben hatten. Den ersten Preis in der Altersgruppe bis 14 Jahren teilen sich die beiden Mädchen Valeska Morgenstern und Sonja Grabarzik, sie bekommen jede ein Sparbuch im Wert eines halben Mountain-Bikes. Eine Flugreise für zwei Personen gewinnt in der Erwachsenen-Gruppe Katja Reder.
PETER MÜLLER
In zwei Wochen - die Zustimmung des Abgeordnetenhauses vorausgesetzt - wird Berlin mit dem derzeitigen Leiter der Sicherungsgruppe Bonn, Hagen Saberschinsky, einen neuen Polizeipräsidenten haben, den dritten binnen fünf Jahren. Die Führungsprobleme in der Polizeiführung aber werden die alten haben. Seit dem Wochenende ist eines zusätzlich wieder auferstanden, das man nach monatelangen Querelen im Vorjahr schon losgeworden zu sein glaubte: Der in die Leitung der Zentralen Ermittlungsgruppe für Regierungs- und Vereinigungskriminalität (Zerv) versetzte B5-Beamte Manfred Kittlaus kehrt kraft eines Urteils des hiesigen Verwaltungsgerichts wieder auf seinen angestammten Posten zurück.
In weiten Teilen der Polizeispitze am Tempelhofer Damm herrscht das helle Entsetzen. Vor anderthalb Jahren hatte das gesamte Establishment des Präsidiums geschlossen den sogenannten "Aufstand der Generale" gegen den ungeliebten Polizeidirektor gestartet. Der vor wenigen Wochen in den Rücktritt gedrängte Polizeipräsident Georg Schertz hatte sich seinerzeit in ihrem Namen an die Spitze der Bewegung gesetzt und im Gespräch mit Innensenator Dieter Heckelmann (CDU) die "immer unübersehbarer werdende Führungsschwäche und die mangelnde Entscheidungskraft" von Kittlaus beklagt, der auf der gesamten Führungsebene einen "rasanten Autoritätsverlust" erlitten habe.
Schon unter dem rot-grünen Senat hatte Schertz den Landespolizeidirektor als "schwankendes Rohr" bezeichnet. Der Polizeipräsident konnte sich bei seinem damaligen Vorstoß auf schriftliche Bekundungen sämtlicher höherer Polizeiführer stützen, die diese in einer Anhörung bei Heckelmann im einzelnen bekräftigten. Sie warfen Kittlaus obendrein auch Illoyalität vor, weil der Landespolizeidirektor mehrfach an seinem Vorgesetzten vorbei dem Innensenator persönliche Konzepte zu Polizeifragen hatte zukommen lassen. Die Versetzung zur Zerv schien schließlich den letzten Ausweg zu bieten, obwohl man sich der beamtenrechtlichen Problematik durchaus im klaren war.
Kittlaus klagte denn auch prompt, das Verwaltungsgericht gab ihm recht. Der Posten eines Landespolizeidirektors sei ein "funktionsgebundenes Statusamt". Das Beamtenrecht lasse nur die Versetzung auf eine gleichrangige Position zu. Dies sei die wesentlich niedriger dotierte Leitung der Zerv aber keineswegs, und in der Polizeiführung gebe es als weitere B5-Stelle lediglich noch das Amt eines Vizepräsidenten.
Die 5. Kammer des Verwaltungsgerichts entschied rein nach Beamtenrecht, auf die Querelen in der Polizeiführung ging es nicht ein. Ein gewisses Verständnis mochte man aus der mündlichen Urteilsbegründung des Vorsitzenden Richters Willi-G. Bäthge heraushören, der meinte, es sei halt so "eine Crux mit Spitzenämtern". Um es "salopp zu sagen: Je höher das Amt ist, um so schwieriger ist es, jemanden dort wieder rauszukriegen". Es könne "sehr schief gehen", wenn man sich nicht zu arrangieren vermöge.
Ein Arrangement ist nicht in Sicht. Der designierte Polizeipräsident Hagen Saberschinsky wird wohl ein Kuckucksei mehr als ohnehin schon vorhanden vorfinden. Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Burghart von Walsleben befürchtet nicht ohne Grund: "Die Führungskrise wird neu entflammen." Es sei denn, die vom Kittlaus-"Comeback" geschockten Polizeiführer folgen dem Vorschlag eines ihrer "Generale", sich "unter diesen Umständen nach Brandenburg zu bewerben".
OTTO JÖRG WEIS (Berlin)
FRIEDBERG. "Der Wetteraukreis will uns durch Geldentzug strafen", behauptete Johannes Steinhofer vom Bund der Vertriebenen am Samstagabend. Seit 45 Jahren bekämen die Vertriebenen vom Kreis Geld für ihre Kulturarbeit, sagte ihr Kreisobmann vor rund 300 älteren Leuten beim "Tag der Heimat" in der Friedberger Stadthalle. Dieses Jahr sei ihnen der Zuschuß versagt worden. Der Kreisbeigeordnete Aloys Wagner (CDU) gab sich überrascht: Er wisse davon nichts. Die FR fand im Haushaltsplan des Kreises nach wie vor die Kostenstelle 7002: Darin sind 2500 Mark für Zuschüsse zur Kulturpflege von Flüchtlingen ausgewiesen. Er werde versuchen, das Geld freizubekommen, versprach Wagner und erhielt dafür Applaus.
Schweigend, ohne Beifall wurde Wagners Plädoyer für die Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien aufgenommen. Die deutschen Heimatvertriebenen haben nach seinen Worten "die historische Aufgabe, für Solidarität und Toleranz gegenüber den Flüchtlingen zu werben". Man müsse diesen Menschen hier wenigstens vorübergehend ein Zuhause bieten. Die späteren Redner der Sudetendeutschen Landsmannschaft gingen darauf nicht ein. Ihr Motto hieß "Für Gerechtigkeit und geschichtliche Wahrheit". Der sudetendeutsche Landesobmann Alfons Herold bat die Vertriebenen, die alte Heimat öfter zu besuchen: "Fahrt hinüber, zeigt Euren Enkeln und Kindern, wo die Steine heute noch deutsch reden auf den Friedhöfen." Im Osten müßten die Vertriebenen aufklärend und versöhnend aktiv werden. nes
WIESBADEN. Zu einem großen Fest, das allen Sinnen Nahrung im Überfluß bot, trafen sich Wiesbadener und Menschen aus dem ganzen Rhein-Main-Gebiet am Wochenende im Schloßpark Freudenberg. Dabei war die "Folklore im Garten" zwar Anlaß für das Festival des Jugendamtes, doch die "Kultur vor Ort" entfaltete sich frei an all den bunten Ständen, die zum Stöbern, Naschen, Fragen und Ausprobieren einluden.
"Und wann soll ich den tragen?" Die Frau mustert kritisch ihr Spiegelbild. Sie hat einen samtigen Schlapphut aufgesetzt, grün, mit bunter Spitze. Nein, für den Alltag ist der nicht gemacht. Aber auf den Freudenberg paßt er gut. Genau wie die vielen bunten Batiksachen, die bestickten Stofftaschen, die Ketten und silbrigen Ohrstecker, die an einem Stand zu einem großen Haufen aufgeschichtet sind.
"Selbsthilfe durch Numerologie" preist ein vereinzelter Bücherstand an. "Amethyst, das könnte sogar mein Stein sein", sagt eine junge Frau zu ihrem Begleiter, geht aber dann doch weiter. Da locken selbstgenähte Kreationen aus Nickistoff für 110 Mark oder doch besser eine Samtjacke, keß als Wams geschneidert mit Brokatstoff? Die Verführung, was auszuprobieren, Neues zu wagen, ist groß. Wie wäre es zum Beispiel mit einer feschen Lederkappe? Eine echte Alternative zu den viel zu großen Samtkappen, die überall herumhängen.
Doch jetzt erst mal ein Päuschen. Für die Flasche Sekt ist es noch zu früh, obwohl die 20 Mark auch noch zu bezahlen wären. Lieber einen Kaffee und einen Platz gesucht auf den Bänken vor der Bühne. Dort spielt "Lailo" Rhythmen und Melodien, die an die "Gipsy Kings" erinnern. "Wo kann ich mich denn schminken?", fragt das kleine Mädchen und zieht ihre Mutter von der Bank. Die steht seufzend auf, läßt die Steaks von der Männergruppe Gräselberg links liegen, probiert auch nicht die Krabbenchips des Vereins für politische Flüchtlinge aus Vietnam, verzichtet auf Öko-Wein und Vollkorn-Nudeln mit Tacosauce, um gleich zum Spielmobil Rolli vorzustoßen.
Sandra nimmt glücklich am Schminktisch Platz, während ihre Mutter dem Klang des großen Gongs aus Bali lauscht, der am Stand mit den Klanginstrumenten tönt. "Das wäre meine Traumtrommel", sagt ein Mann mit langen Haaren und klopft locker auf das Instrument.
Vor dem Kabarettzelt hat sich eine Schlange gebildet. "Herrchens Frauchen" checkt drinnen den Sound. Davor sammeln Frauen Unterschriften für einen ganzen Hallenbadtag, an dem Frauen und Mädchen sich ohne Männerblicke ins Wasser stürzen wollen. Der BUND informiert über das Aukammtal, die Freie Schule hat noch freie Plätze in der Kindergruppe, und die SchülerInnen für Umwelt, Menschenrechte und Frieden fragen "Wie lange wollt ihr die Sturmwarnungen noch in den Wind schlagen?".
Sandino-Dröhnung und "Waffeln statt Waffen" gibt es schräg gegenüber, und die Tagesklinik für Menschen mit seelischen Problemen fragt nach den "Nöten der Menschen in deiner Umgebung".
Am Stand der Bauwagenbewohner im Freudenberger Schloßpark erzählt ein junger Mann, wie "sie mit drei Bullenwagen und zwei Wasserwerfern kamen". Eine Frau läßt sich in eine Hängematte sinken, schaukelt unter hohen Kiefernbäumen und weiß: "Jetzt habe ich meinen Platz gefunden." SUSANNE HOERTTRICH
"Brezel, frische Brezel !" Der monotone Versuch des Verkäufers, auf der Tribüne seine Teigwaren an den Kunden zu bringen, war mitunter unterhaltsamer als das Geschehen auf dem Rasen. Doch viele waren es nicht, die ihr Entsetzen über die spielerische Armut dieser Partie artikulieren und sich über fahrlässiges Auslassen bester Torchancen ärgern konnten. "Wir müssen uns bis November eben mit der Eichhörnchen-Methode begnügen und uns wieder an das Feld herankämpfen", zog Darmstadts Schatzmeister Wiesinger nach dem unnötigen Punktverlust seine Schlüsse und wartet auf die Verstärkung von Eintracht Frankfurt, die den "Lilien" aufgrund ihres Kooperationsvertrages mit dem Bundesligisten für September fest zugesagt wurde.
Hocherfreut dürfte dagegen Trainer Scholz gewesen sein. Egal, wo er sich auch an der Außenlinie aufhielt - sein Blick auf die gegenüberliegenden Stehränge der Fans wurde diesmal nicht durch Transparente getrübt, die seinen Rauswurf forderten. Der Mann dürfte erleichtert gewesen sein, daß er, ohne Schmährufe zu hören, an seinen Arbeitsplatz gelangte und die Aussprache zwischen Präsidium und Fans mehr Ruhe ins Umfeld der "Lilien" gebracht hat.
"Man hat gesehen, daß die Mannschaft mit diesem Trainer will", verteidigte Wiesinger nochmals die konsequente Haltung des Vorstands. Der Wille war den Platzherren in der Tat nicht abzusprechen. Doch in Zeiten sportlicher Unzulänglichkeiten mißriet der Versuch, Effizienz zu demonstrieren. Nur unmittelbar nach Spielbeginn war überhaupt Aktion zu beobachten. Weiß' Kopfball bugsierte Osnabrücks Torhüter Dreszer über die Latte. Beide Mannschaften quälten sich danach zwischen beiden Strafräumen. Zahllose Fehlpässe und viele Fouls ließen nie Spielfluß aufkommen. Das zusammenhanglose Gekicke wurde nur besser, wenn Havutcu und Malz ihre Füße im Spiel hatten.
Ihre technischen Fähigkeiten hoben sich angenehm aus der ansonsten darniederliegenden Kreativität ab. Nur nach ihren Initiativen kam Gefahr auf. Havutcus Schuß und Täubers Kopfball nach einem präzisen Freistoß von Malz bedeuteten jedoch kein Problem für Dreszer - die Chancen, die die beiden Quedraogo und Hoffmann eröffneten, wurden kläglich vergeben. Osnabrück verweigerte dagegen hartnäckig jeglichen Spielwitz. Doch daß die Zuschauer aufgrund des müden Kicks ihr Geld zurückbekommen sollten, soweit wollte Darmstadts Trainer Scholz nicht gehen. "Wer legt denn die Grenze fest, wann Geld zurückbezahlt und wann ein Zuschlag erhoben werden soll", murmelte er in der Pressekonferenz. In die Verlegenheit, einen Top-Zuschlag erheben zu müssen, kommen die "Lilien" aber derzeit ganz gewiß nicht. Was aber nicht immer das Verschulden der Darmstädter ist. Vielmehr demonstrierten auch die Kontrahenten zuletzt wenig Sehenswertes, was wiederum gegen das Niveau der Liga spricht. Um so erstaunlicher, daß die 98er am Ende des Tableaus stehen.
Doch auch dafür hatte die Partie gegen Osnabrück eine Erklärung. Individuelle Lethargie beschert einem noch schwächeren Gegner Erfolge, ohne daß der dafür eigene Akzente setzten mußte. Der Gast nutzte nach Golombeks Vorarbeit und da Palmas Kopfball die erste Chance zur Führung. Quedraogo sorgte dafür, daß der Verdruß bei den Platzherren ausblieb. Eine Flanke von Heß köpfte er aus elf Metern ein.
Und in der zweiten Hälfte veranschaulichten die Platzherren eindrucksvoll, warum am Ende eines Fußballspiels mit Darmstädter Beteiligung meist ernüchterte und frustrierte "Lilien" stehen. Weil der Gegner auch bei besten Chancen verschont wird, wird die Ohnmacht des Trainers an der Seitenlinie überdeutlich. Quedraogos Kopfball lenkte der VfL-Schlußmann gegen den Pfosten und Weiß verschenkte gleich zweimal die Führung, als er nach Vorarbeit von Simon und Havutcu jeweils allein vor Torhüter Dreszer stand, aber beide Male eher unvermögend scheiterte. Also schüttelte Wiesinger kräftig den Kopf, denn auch ihn muß es enttäuschen, mit welch geringem kämpferischen und spielerischen Einsatz die Kontrahenten in Darmstadt Punktgewinne feiern können. Und als der Brezelverkäufer am Ende die "letzten frischen Brezeln" an den Kunden gebracht hatte, stand fest, daß alleine er einen fetten Gewinn verbuchen konnte.
Darmstadt: Eilers - Kleppinger - Kowalewski, Heß - Hoffmann (83. Trautmann), Simon, Täuber, Havutcu, Malz (67. Sanchez) - Weiß, Quedraogo. Osnabrück: Dreszer - Wijas - Baschetti, Sievers - de Jong, Hetmanski, Golombek, Grether, da Palma (64. Greve) - Wollitz, Klaus (55. Meinke). Tore: 0:1 da Palma (41.), 1:1 Quedraogo (44.).
Schiedsrichter: Gläser (Breitungen).
Zuschauer: 2264.
Gelbe Karten: Hoffmann, Quedraogo, Täuber - Wijas, Wollitz.
Wir sind zum Tee geladen und verspäten uns. In St. Petersburg ist das jedoch keine Schande. Hier wird damit gerechnet. Vielleicht hat der Gast unterwegs ja ein Sonderangebot entdeckt oder sich in eine der politischen Debatten verwickeln lassen, die jetzt wieder ganz öffentlich auf der Straße ausgetragen werden. Valery und Diana sind jedenfalls nicht verärgert, als sie uns die Stahltür zu ihrer Wohnung öffnen. Obwohl der Hochschulprofessor und seine Frau nach westlichem Standard kaum mehr besitzen als ein durchschnittlicher Angestellter, sorgen sie sich um ihre Reichtümer. Drei Alarmanlagen und ein privater Sicherheitsdienst schützen das Hab und Gut der Familie. Banken haben in St. Petersburg schon längst keinen Vertrauensbonus mehr und überhaupt: Wer würde seine Ersparnisse schon in Rubeln anlegen, die morgen nur noch die Hälfte wert sein können. Krisenfeste Devisen werden ebenso zu Hause gehortet wie Wertgegenstände.
Was nach außen Wohlstand demonstrieren könnte, wird tunlichst unterlassen. So haben Valery und Diana kein Auto, tragen keinen Schmuck und vermeiden es, besser gekleidet zu sein als die Nachbarn. "Mafia" wird das Risiko ängstlich umschrieben. Die Würdenträger der expandierenden Petersburger Kriminalitätsrate sorgen für einen erhöhten Umsatz an Stahltüren, Alarmsystemen und für strenge Sicherheitskontrollen vor den großen Hotels.
Sogar die Wahl des Restaurants wird von der Frage bestimmt, wo sich die Mafia aufhält. Aber beim Essen gilt es nicht nur, schlechte Gesellschaft zu vermeiden, sondern wegen des günstigen Kurses auch einen Tisch in einem der Rubel-Restaurants zu ergattern. Mit Beziehungen, versteht sich. Ohne die geht nichts in St. Petersburg.
Unsere Beziehungen sorgen dafür, daß wir abends an einem reich gedeckten Tisch sitzen: Es gibt Kaviar, Lachs, rote Bete und Schweinebraten. Nur der Alkohol fehlt. Eine einzige Flasche Sekt darf der Wirt an uns ausschenken. Für den Rest haben wir selber zu sorgen. Keiner sagt etwas, als wir die drei mitgebrachten Flaschen auf den Tisch stellen. Strenge waltet lediglich beim Rauchverbot. In vielen Rubel-Restaurants und in allen öffentlichen Gebäuden ist das Rauchen untersagt.
Man gibt sich, trotz der schlechten Versorgung mit frischen Lebensmitteln, gesundheitsbewußt. Schon aus Tradition. Bereits im 18. Jahrhundert fand in St. Petersburg die erste Segelregatta Rußlands statt. Heute verfügt die Stadt über mehr als 2200 Sporteinrichtungen, davon 51 Stadien, drei Sportpaläste, 22 Schwimmhallen sowie Hunderte von Turnhallen, Sportplätzen und Fußballfeldern. Spitze des sportlichen Eisberges ist der "Klub der Walrosse", deren Mitglieder sich winters im Eiswasser der Newa freischwimmen, getreu dem russischen Sprichwort: Wenn du gesund sein willst, härte dich ab.
Natürlich gibt es in St. Petersburg seit neuestem auch Fitness-Center. Aber die beliebteste Sportart ist, was die Amerikaner mit ihrem unvergleichlichen Sinn fürs Zweckmäßige "Walking" betitelt haben. In St. Petersburg heißt es immer noch Flanieren. Erstens ist es das billigste Freizeitvergnügen und zweitens das mit dem meisten Unterhaltungswert. Nicht nur wegen der herrlichen Parkanlagen. Nirgendwo sonst sieht man so viele Liebespaare auf der Straße wie im "Venedig des Nordens". Und nirgendwo sonst ist man geneigt, dieses Phänomen der Atmosphäre der Stadt zuzuschreiben. Auch wenn Sergej erklärt, die öffentliche Romantik sei nichts als eine Folge der beengten Wohnverhältnisse. In St. Petersburg gehören Illusion und Realität, Schönheit und Tristesse, bitterste Armut und der hemmungslose Vormarsch privatwirtschaftlichen Durchsetzungsvermögens zusammen. Es ist, wie Pasternak schreibt: "Beide Aspekte des Lebens treten hervor, einerseits ist die Verarmung zu sehen, andererseits die Größe - im Licht der schon hervortretenden Niederlage."Mit einer wahrhaft gelungenen Aktion kassierten die Platzherren zwei Punkte Zorcs weiter Paß, Reuters präzise Flanke, Povlsens Kopfstoß FCK-Trainer Rainer Zobel erfreute sich am Wörtchen "Wenn" / Borussia Dortmund - 1. FC Kaiserslautern 1:0 (0:0) Aus dem Westfalenstadion berichtet unser Redaktionsmitglied Arnd Festerling
Fußball ist, abgesehen von den neunzig Minuten, in denen der Ball rollt, ein Spiel der vielen "Wenns". Naturgemäß erfreut sich dieses kurze Wort besonders bei den Verlierern einer Partie ungemeiner Beliebtheit, wenn es gilt, im nachhinein erklärende Sätze mit einer halbwegs griffigen Formulierung einzuleiten. Nach der 0:1 (0:0)-Niederlage im Dortmunder Westfalenstadion war es denn auch an Kaiserslauterns Trainer Rainer Zobel, das wohlfeile Wort recht häufig in Gebrauch zu nehmen: "Wenn ich Vogel nicht zur Halbzeit wegen einer drohenden Roten Karte hätte vom Feld nehmen müssen, wenn Eriksson sich nicht wenig später am Meniskus verletzt hätte und wenn Haber und Dooley gesund gewesen wären, dann wäre das Spiel anders ausgegangen." Ex-Kapitän Stefan Kuntz wollte seinem Trainer da nicht nachstehen: "Wenn das Spiel anders gelaufen wäre, hätten wir gewinnen können."
Nun gibt es natürlich ein probates Mittel, die Möglichkeitsform aus den eigenen Stellungnahmen weitgehend zu verbannen, das da heißt: Mehr Tore als der Gegner zu schießen. Daß dies den Dortmundern an diesem Tag gelang, verdankten sie einem herrlichen Angriff, den Kapitän Michael Zorc nach 58 Minute recht planlosen Gekickes beider Mannschaften mit einem weiten Paß auf den quer über das Feld sprintenden Libero Stefan Reuter einleitete. Der überlief an der rechten Seitenlinie die aufgerückte Gäste-Verteidigung und schlug eine präzise Flanke auf den mitgeeilten Fleming Povlsen. Gegen dessen gekonnten Kopfstoß war der einige Male unsichere Torhüter Gerry Ehrmann machtlos.
Dieser Spielzug dokumentierte gleichzeitig den Unterschied zwischen zwei recht verschiedenen Halbzeiten einer insgesamt mäßigen und sehr kampfbetonten Partie. In der ersten machten die Gäste mit einem gekonnten Pressing den Dortmundern das Leben schwer, ohne daß sich allerdings aus der optischen Überlegenheit nennenswerte Torchancen ergeben hätten. Die Borussen scheiterten ein ums andere Mal bei dem Versuch, das Spiel ruhig aufzubauen. Dies lag zum einen an den frühen Attacken der Gäste, aber auch an einem völlig indisponierten Michael Rummenigge. Der hatte einen Tag erwischt, an dem ihm schlichtweg nichts gelang; kein Paß, kein Eckstoß, kein Freistoß landete auch nur in der Nähe eines Mitspielers.
Daß die Borussen selbst in dieser Phase vielleicht nicht gefährlicher, aber doch häufiger in die Nähe des gegnerischen Tores kamen, lag vor allem an dem Australier Ned Zelic, der bei seinem Bundesligadebüt im Mittelfeld der Dortmunder mit klugen Pässen und halbwegs gefährlichen Schüssen zu überzeugen wußte. Zudem erfreuten sich die Borussenfans unter den 36 843 Zuschauern an der guten Technik und einer ausgeprägten Kampfkraft des 22jährigen.
Den Umschwung zugunsten der mit Pfiffen in die Kabine verabschiedeten Gastgeber brachten drei konzeptionelle Änderungen, die Trainer Ottmar Hitzfeld in der Pause vornahm. Rummenigges Auswechselung gegen Poschner bescherte den Dortmundern einen echten zehnten Feldspieler, das Quergespiele in der eigenen Hälfte wurde weitgehend zugunsten langer Pässe gegen die aufgerückte Verteidigung der Lauterer aufgegeben und Reuter schaltete sich auf dem Flügel öfter in den Angriff ein. Dies sei, so sagte der sicher aufspielende Libero später, nicht besonders abgesprochen, sondern "allgemeines Konzept" innerhalb der Borussentaktik, kam aber erst nach der Pause zum Tragen und bescherte den Gastgebern neben dem entscheidenden Tor auch noch Gelegenheit zu zwei weiteren Treffern.
Zwar bemühten sich die Lauterer um den Ausgleich, aber abgesehen von einem Kopfball Funkels, der Torhüter Stefan Klos zu einer der beiden ihm abgeforderten Paraden zwang, sprangen kaum Möglichkeiten zum Torschuß dabei heraus. Deren einige hatten dagegen die konternden Dortmunder, vergaben sie aber teils unglücklich, teils kläglich. So stand am Ende einer wenig berauschenden Partie ein wenngleich verdienter, so doch mühsamer Erfolg der Gastgeber. Und Hitzfeld sah sich der Mühe enthoben, seine erläuternden Sätze in der Pressekonferenz mit einem "Wenn" einzuleiten. Obwohl einige sich geradezu aufdrängten.
Wenn, hätte der Schweizer sagen können, Frank Mill nicht wegen einer Darmgrippe gefehlt hätte; wenn der ebenfalls grippegeschwächte Stephane Chapuisat nicht gegen einen eminent starken Oliver Schäfer hätte spielen müssen, oder Chapuisat doch wenigstens seine hervorragende Torchance in der 80. Minute genutzt hätte; wenn eine Viertelstunde zuvor nach einem Schuß Zelics die artistische Rettungstat Funkels danebengegangen wäre - Ottmar Hitzfeld konnte sich all diese Worte sparen. "Es war eine schwere Geburt", sagte er, und "wir haben hochverdient gewonnen". Die gleichfalls wohlfeile Wortwahl des Siegers.
Dortmund: Klos - Reuter - Kutowski, Schmidt - Lusch, Zelic (83. Karl), Zorc, Rummenigge (46. Poschner), Reinhardt - Chapuisat, Povlsen.
Kaiserslautern: Ehrmann - Kadlec - Schäfer, Funkel - Roos, Goldbaek, Wagner, Eriksson (52. Hotic), Witeczek - Vogel (46. Marin), Kuntz.
Schiedsrichter: Albrecht (Kaufbeuren).
Tor: 1:0 Povlsen (58.).
Zuschauer: 36.843.
Gelbe Karten: Reuter, Rummenigge, Kutowski, Zorc, Povlsen, Chapuisat - Vogel, Wagner.
Besitzer von Funktelefonen sowie Polizei, Feuerwehr und andere Organisationen müssen verstärkt mit Abhörgefahr rechnen, wie der Bundesbeauftragte für den Datenschutz, Alfred Einweg, sagte. In der Augsburger Allgemeinen machte der Datenschützer dafür eine neue Zulassungsregelung der Post für Rundfunkempfänger verantwortlich. Danach sind jetzt Empfänger zugelassen, auf denen die entsprechenden Funkfrequenzen mitgehört werden können. Einwag wies darauf hin, daß vom Bundespostministerium am 12. August eine Verfügung aufgehoben wurde, wonach bisher bestimmte Frequenzen nicht zur Bandbreite des Radioempfangs gehören durften. Die nach Einwags Worten auf Forderung der EG abgeschaffte Regelung stellte bisher sicher, daß Polizei, Feuerwehr, Grenzschutz, Taxis und andere Organisationen ihre Funkgeräte benutzen konnten, ohne daß Radiohörer mitlauschen konnten. Das habe auch für schnurlose Telefone gegolten, sowie für Funktelefone des B- und C- Netzes. Nun sei es auch gestattet, Empfänger zu benutzen, mit denen diese Frequenzen abgehört werden können. Das sei etwa mit sogenannten Scannern oder Breitbandempfängern möglich, die jetzt praktisch zugelassen seien, weil mit ihnen ja auch Radiosender gehört werden könnten, erklärte Einwag in der Zeitung.
Der Datenschützer bedauerte, daß jetzt Risiken für das Fernmeldegeheimnis entstanden seien, sowie für das Persönlichkeitsrecht von Personen, deren Daten über Funk genannt würden. Auch die Arbeit der Polizei werde erschwert. Einwag nannte die Neuregelung "ärgerlich". Er forderte die betroffenen Organisationen auf, ihre Funktechnik auf verschlüsselte Verfahren umzustellen. (AP)
Mit dem einsamen Waldsee ist das so eine Sache. Zuerst verbringen wir ein paar Tage auf der Suche nach einer geeigneten Wanderkarte: Mal ist der Laden zu, dann werden wir auf die Lieferung von morgen oder übermorgen vertröstet. Endlich sind alle Hindernisse überwunden. Aus dem Bündel Papiergeld in der Hosentasche werden die richtigen Tausender und Zehntausender herausgefischt: der Kauf ist getätigt, wir machen uns auf den Weg. Im Maßstab 1:100 000 zieren das Grün der Wanderkarte viele blaue Flecken. Mit dem Fahrrad durch den polnischen Wald in der Region Pomorze, nördlich von Tuchola (Tuchel), südlich von Kartuzy (Karthaus) grob gesagt. Es zeigt sich sehr bald, daß auf die Karte kein Verlaß ist. Aber der Wald ist wunderbar. So still, so grün, daß man laut singen möchte. "Geschiebemergel, Sand, flimmerndes Moor, Kuschelgebüsch, fliehende Kieferngruppen, Teiche, Handgranaten, Karauschen, Wolken über Birken, Partisanen hinter Gitter, Wacholder, Wacholder" - so beschreibt Günter Grass die Gegend, und dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Nur von Partisanen und Handgranaten findet man heute glücklicherweise allenfalls Spuren: zugewachsene Löcher, die nicht die Natur grub, Mahnmale im Wald. Die Tucheler Heide war im zweiten Weltkrieg Schauplatz erbitterten Kriegsgeschehens.
Nun der Waldsee. Auf einmal liegt er am Wege, weitab jeglichen Verkehrs, liegt einfach so da, ein Geschenk der Natur. Ein Stückchen Paradies, von dem ein Städter das Jahr über träumt: gespiegelter Himmel, sommerlich blau, kleine Sandbuchten, sonst Schilf an den Ufern, Birken, Kiefernwald, Seerosen natürlich. Ein Kranichpaar erhebt sich mit schweren Flügeln, kreist in der Luft, und das Echo wirft ihren Schrei von Ufer zu Ufer. Überm Walddunkel krächzen Raben (nicht etwa Krähen, das würde ich nicht besonders vermerken), und dann erscheint auch noch ein Reh zum Äsen am Waldessaum.
Ein einfaches Fahrrad kostet in Polen mehr als einen halben Monatslohn, geht man von einem Durchschnittslohn von 300 Mark aus. Nicht zuletzt deswegen trifft man selten einheimische Radwanderer. Autofahrer bleiben meist da, wo Straße, Wald und Wasser zusammenkommen. Von deutschen Touristen ist Polen als Urlaubsland - Bildungs- und "Heimweh"-Touristik ausgenommen - bisher kaum entdeckt. Darum findet man solche einsamen, unberührten Seen.
Die Kunst, über den Tag zu kommen, hat auch die Künstler auf den Plan gerufen. Vor der Eremitage, an der Peter-und- Paul-Kirche, in den Metro-Stationen - überall werden uns neben folkloristischen Devotionalien auch Bilder zu äußerst günstigen Preisen angeboten. Es sind lohnende Mitbringsel. Allerdings ohne die für den Zoll notwendigen Quittungen als Nachweis für den Umsatz der eingeführten Devisen. Deshalb empfiehlt sich für größere Anschaffungen der künstlerischen Art ein Besuch der Galerien am Newski-Prospekt. Hier sind die Kassen noch auf Prä-Glasnost-Zeiten eingestellt. 90 Rubel ist die höchste Summe, die eingegeben werden kann. Aber fast alles ist teurer geworden.
So klingen die Kassen wie bei uns nur an Weihnachten. Vortäuschung falscher Tatsachen. Potemkin, der berühmteste Blender der Weltgeschichte und Geliebte der Zarin Katharina, hätte seine Freude daran. Trotzdem: es ist auch vieles zumindest Blattgold, was glänzt. Und was mit den Jahren blaß geworden ist, wird wieder auf Hochglanz gebracht. Das Puschkin-Denkmal auf dem Platz der Künste beispielsweise. Oder die farbenprächtigte Wiederauferstehungskirche. Auch das Russische Museum mit seinen mehr als 350 000 Kunstwerken und die Eremitage, eines der größten Kunstmuseen der Welt, halten einen Teil ihrer mehrere hundert Ausstellungssäle wegen Renovierung geschlossen. Selbst der Panzerkreuzer "Aurora", von dem am 25. Oktober 1917 der Startschuß zum Sturm auf den Winterpalast gegeben wurde, wird gerade runderneuert.
Es gibt viel zu tun in dieser Stadt, auch wenn sie es mit ihren Prachtbauten und ihrer einmaligen Silhouette trotz ihrer relativ jungen Jahre mit jeder alten europäischen Hauptstadt aufnehmen kann. Vom Wasser aus gesehen hat St. Petersburg sogar mehr Trümpfe zu bieten als Venedig oder Amsterdam. Auf 44 Inseln gebaut und von 86 Kanälen durchzogen, erschließt sie sich dem Besucher am besten vom Wasser oder von einer der 311 Brücken aus. Daß man mitten in St. Petersburg, am Strand der Neva, auch baden kann, ist für uns vom Main ein beinahe exotisches Vergnügen.
Ein billiges ist die Nachtfahrt mit einem gecharterten Boot. 25 Dollar kostet das einmalige Erlebnis und zwei Stunden Wartezeit. Es ist zwei Uhr nachts und die Brücken der Newa sind bereits gesperrt, als wir von Bord gehen. So sehen wir, wie sich die Brücken öffnen, um den großen Schiffen den Zugang zum Meer zu ermöglichen. An beiden Ufern sammeln sich Trauben von Menschen. Ein Saxophon-Spieler verschnörkelt "Yesterday". Natürlich gibt es auch andernorts ein Nachtleben. In den Devisen-Bars der großen Hotels Europa, Pribaltiskaja und Astoria zum Beispiel oder in Diskotheken, deren Standort sich so schnell ändert wie der Wechelkurs, weshalb man auch dort dazu übergegangen ist, die Eintrittspreise in inflationssicheren Devisen auszuhandeln. Aber am schönsten sind die Petersburger Nächte vom Ufer der Newa aus gesehen.
Am nächsten Tag stehen wir nicht über dem Wasser, sondern fahren mit der Metro drunter durch. Das wichtigste Verkehrsmittel der Stadt wurde schon Anfang des Jahrhunderts geplant, aber wegen des sumpfigen Untergrunds erst ab 1940 gebaut. Als die Würdenträger der orthodoxen Kirche 1901 von dem geplanten Bau erfuhren, protestierten sie mit der Begründung, das sei "zu nah an der Hölle". Und wirklich beschleicht einen bei der rasanten Rolltreppen-Fahrt in die endlose Tiefe ein mulmiges Gefühl. Auch Stahltüren auf den Bahnsteigen, die sich nur zum Einstieg in die Metro am Newski Prospekt öffnen, sind nicht gerade vertrauenerweckend. Gemessen jedoch am Zustand der Straßenbahnen, ist die Metro noch ein Luxusgefährt. Die Stationen sind sauber und mangels Straßencafés auch ein beliebter Treffpunkt.
SCHLUSSWORT
"Die Innenverteidigung mit Libero Müller, Herzberger und Kasalo, die zusammen 5,54 Meter groß sind, steht sicher." Das Fachmagazin Kicker über die Abwehrstärke des Fußball- Zweitligisten FSV Mainz 05.
BAD VILBEL. "Nahezu null", so Peter Paul vom Bad Vilbeler BUND war der Absatz von Informationsbroschüren der Umweltschützer am Samstag nachmittag auf dem Fest der Vilbeler Grünen in der Wasserburg. Am ADFC-Stand sah es nicht viel besser aus, und auch die Mitglieder der Antifa-Gruppe Bad Vilbel konnten ihre schriftlichen Botschaften nicht an Mann und Frau bringen.
Das schlechte Wetter sei dran schuld, meinte Astrid Ahrens von den Grünen gegen 16.30 Uhr mit Blick auf die regenschweren Wolken, daß nur etwa zwei Dutzend Menschen gekommen waren. Vielleicht habe man auch zu spät plakatiert, räumte Jörg Dinkelmann ein, außerdem sei eine allgemeine Festmüdigkeit durch Überangebot festzustellen.
Daß die geringe Besucherzahl mit der Sympathie der Bürgerinnen und Bürger in der Kurstadt für die Grünen in Zusammenhang stünde, mochten Ahrens und Dinkelmann nicht sehen. Schließlich sei ja auch keine politische Veranstaltung geplant gewesen, sondern ein Fest. Aber warum wollte denn kaum einer mitfeiern, das Gyros probieren oder den Apfelwein, mit der Rikscha fahren, wo war die Basis? Etwa auf einem anderen Fest? Ahrens und Dinkelmann setzten auf den Abend, auf Vilbels Jugend, denn für sie rockte ab 18 Uhr die Band "Turned around Turtles".
Es mag wohl sein, daß der Regenschauer am morgen "Unbeteiligte" abgehalten hat, sich in der Wasserburg über den Freundeskreis Asyl zu informieren, nach Radfahrangeboten in der Wetterau oder Alternativen zur Chemie im Garten zu fragen oder einfach nur zu plaudern. Doch daß selbst die Mitglieder der verschiedenen Gruppen nicht den Weg ins historische Gemäuer fanden, sollte den Organisatoren zu denken geben. cor
Unter der Müll-Lawine
Die seherischen Qualitäten des Bonner Umweltministeriums sind bemerkenswert. Im nachhinein zumindest sieht es so aus, als hätte Klaus Töpfer schon vor dem deutsch-französischen Müllskandal geahnt, was sich da düster zusammenbraute. Der Notstand, der über Nacht im Süden der Republik ausgerufen werden mußte, weil die bequemen Müllschlucker im Nachbarland verstopft sind, stellt ja wirklich nur die Spitze des Abfallbergs dar. Er zwingt Bürger und Industrie anzuerkennen, was der Bonner Umweltminister Tage vor der Eskalation bei einer Anhörung zum geplanten neuen Abfallgesetz formulierte: Unser Land könne "in Zukunft nur als Industriestandort bestehen und wettbewerbsfähig bleiben, wenn mehr Abfälle als bisher vermieden oder stofflich verwertet" würden.
Die Zeiten, da der wachsende Wohlstand der Bürger mit dem Aufstellen immer größerer Mülltonnen einherging, sind, folgt man der von schwarz bis grün salonfähigen Theorie, vorbei - doch die Umsetzung in die Praxis ist mehr als schwierig. Die Recycling-Anstrengungen des vergangenen Jahrzehnts sind zwar unübersehbar. Überall stehen die Altglas- und Altpapier-Container, vielerorts gibt es Kompostieranlagen, auch Plastikmüll wird in wachsenden Mengen getrennt eingesammelt. Aber all dies hat trotz hoher Motivation der Hausfrauen und -männer nicht dazu geführt, daß die Menge des "Restmülls" sinkt, die deponiert oder verbrannt werden muß. Dank der Recyclingmode sind nur die vielen Tonnen Müll-Zuwachs aufgefangen worden, die das Entsorgungssystem sonst noch früher zum Zusammenbruch bringen würden. Volumenmäßig müssen die Müllmänner trotzdem mehr Wohlstands-Überreste als ehemals wegschleppen - der gegenüber den Nachkriegs-Jahrzehnten viel größer gewordene Anteil der Verpackungen ist schuld daran.
Man muß noch einmal darauf hinweisen, denn das schafft Bewußtsein: Für fast eine halbe Tonne Müll pro Jahr muß sich jeder Bundesbürger, vom Säugling bis zum Greis, direkt verantwortlich fühlen; insgesamt weist die Statistik fast 40 Millionen Tonnen Haus- und Sperrmüll aus. Hinzu kommt die doppelte Menge an Industrieabfall, die man, um ein klares Bild zu bekommen, auch noch pro Kopf umlegen müßte - schließlich wird ja produziert, um die Bedürfnisse der Menschen zu befriedigen. All das macht deutlich, wie weit die moderne Produktionsweise sich von den geschlossenen Stoffkreisläufen der Natur entfernt hat. Die nämlich sind (fast) immer abfallfrei.
Kein Wunder also, daß viele Müllexperten die Utopie des "Lebens ohne Abfall" langfristig als Rettung für die Industriegesellschaft anvisieren. Politiker springen angesichts der Müll-Notstände und des zähen Bürger-Widerstands gegen neue Verbrennungsanlagen und Deponien gern ins gleiche Boot. Über Müllvermeidung und Recycling hört man sie schlau fabulieren, weil dann kaum Widerspruch zu erwarten ist. Daß die hehren Ansprüche der Realität oft nicht standhalten und das Heil in der Müllverbrennung gesucht wird, macht stutzig, auch wenn diese nicht automatisch Teufelswerk ist. Eklatantestes Beispiel sind die neuen Bundesländer; denn dort wurde die historische Chance zur dauerhaften Müllwende trotz günstiger Voraussetzungen (der DDR-Bürger produzierte weniger als halb so viel Abfall wie der Westler) glatt vergeigt. Einwegverpackungen überschwemmen Abfalleimer und Deponien, die alten Mehrweg- und Recycling- Systeme sind abgewickelt. Hier funktioniert die deutsche Vereinigung, auf höchstem Niveau. Doch ausgerechnet hier hätte man sie nicht gebraucht.
Angesichts der entfesselten Dynamik der Müllmacher droht sich auf verlorenen Posten zu begeben, wer sie in die Schranken weisen will. Auf dem Verpackungssektor, den Töpfer in seinem Kampf zuerst beackerte, führten die ungleichen Machtverhältnisse dazu, daß nicht die Vermeidung von Müll, sondern das Recycling von Einwegverpackungen im Mittelpunkt steht. Das jetzt durch die Plastikmüll-Affäre in Mißkredit geratene private Duale System ist ja hauptsächlich dazu da, die Abfallflut möglichst effektiv - da gibt es in der Tat hohe Recycling- Anforderungen - um die überlasteten öffentlichen Entsorgungsanlagen herumzuleiten. An den Grundfesten der Verpackungsindustrie wird nicht gerüttelt, mögen hier und da auch technologische Verbesserungen und Verpackungs-Reduzierungen als Nebeneffekt herausspringen.
Nach diesen Erfahrungen läßt sich erahnen, mit welchen Widerständen Töpfer zu rechnen hat, wenn er nun den revolutionären Schritt zum "Stoff-Kreislauf-Gesetz" für die gesamte Industrieproduktion tun will. Die Idee, die Herstellung gleich so zu steuern, daß gar keine nicht verwertbaren Stoffe übrigbleiben, ist zwar verlockend, doch wie sie umgesetzt werden soll, liegt noch sehr im Dunkeln. Schon jetzt ist allerdings klar: Die Industrie wehrt sich gegen die neuen Bonner Absichten, sie wirft Bonn "Öko-Planwirtschaft" und "dirigistische Eingriffe" vor. Ob Töpfers Atem diesmal ausreicht?
BAD HOMBURG. Sie haben wieder mal Glück gehabt, die Bad Homburger. Die angekündigten Unwetter blieben aus, der Festzug am Samstagabend trocken. Wohl über 100 000 Menschen drängten sich an den ersten beiden Abenden wieder in der Louisenstraße, beim Jazz im Schloßhof und auf dem Festplatz am Heuchelbach. Nicht viel weniger strömten am Sonntagnachmittag in die "Freßmeile" Louisenstraße. Zum Finale heute heißt es indessen wieder zittern: Die Meteorologen prophezeien Regen. Kurz nach 21 Uhr soll das Feuerwerk aus dem Jubiläumspark gen Himmel zischen.
Premiere beim Kinderfest am Sonntag: Zum ersten Mal wurden die Spiele der rund 500 Kinder von einem zweistündigen Musikprogramm begleitet: Die Höchster Schloßgarde kam mit Kids, Kadetts und Color-Guard. Jazz-Tanz, Percussions, Fahnenschwinger und traditionelle Musik begleiteten den Abflug von 530 Karten mit noch viel mehr Luftballons.
"Haben Sie schon mal zum Test gesessen?" Hochnotpeinlichen Gewissensfragen stand Stadtbaurat Wolfgang Weber beim Laternenfest gegenüber. Doch er brauchte nicht wieder einmal seine Unschuld zu beteuern, sondern mußte nur eindeutig Zweideutigem ausweichen: Die Fragestellerin wollte mitnichten in puncto Bestechungsskandal insistieren, ihr ging es nur um die engen Seifenkisten beim Prominentenrennen.
"Ich bin nicht käuflich", versicherte auch SPD-Vorfrau Beate Fleige. FDP-Fraktionschef Wolfgang Hof vergaß seine Parlamentssticheleien und lockte mit Nettigkeit und Spenden, nur um nicht in die Kiste steigen zu müssen: "Beate, fahr' du für mich." Es half nichts, Hof mußte an den Seifenkistenstart - und wurde Letzter.
"Da kommt er nicht mehr raus", spotteten Zuschauer teils hoffnungsvoll, teils ängstlich über Wolfgang Assmanns Zwängen in die Seifenkiste. Doch ansonsten war die Welt für den Oberbürgermeister in Ordnung. Erst fand er vor der Auslosung ein schwarzes As für sich höchst passend und wünschenswert, dann zog Stadtrat Wolfgang Weber tatsächlich eines, später schließlich stand Assmann mit Lorbeerkranz auf dem Siegertreppchen ganz oben. Dazwischen zeigte er im Rennen Weber buchstäblich eine lange Nase. Zitat aus dem Rennkommentar: ". . . der Herr Assmann hat die Nase vorn . . . , der Gegner liegt etwa ein Meter fünfzig zurück."
Glänzende Zeiten fuhr allerdings keiner der Prominenten. Die weit erfolgreicheren Kinder zeigten dafür großzügig Verständnis. So auch ein junger Seifenkisten-Pilot vom Bad Homburger Technischen Hilfswerk: "Es ist schon 'was andres, ob man im Amtssessel sitzt oder in so 'ner Kiste."
"Mutter Maria", wie Bad Homburgs Stadtverordnetenvorsteherin Maria Scholz im eigenen Lager gerne genannt wird, ließ sich vor dem Festzug hinter dem Kurhaus von Kommentator Peter Höfler interviewen. Sie wußte denn auch prompt zu erzählen, wiesie eben erst für das Laternenfest, für die Völkerfreundschaft und den Aufbau der Demokratie in der ehemaligen Sowjetunion geworben habe, habe sie doch besondere Gäste begrüßt: "Eine volle russische Familie".
Mit dem heutigen Montag ist das Fest längst nicht zu Ende. Laternenkönigin Sabine II. und ihr Hofstaat müssen am Freitag noch einmal ran. Doch das Drehbuch für den 10-Uhr- Nachtermin im Bauhof hat der Laternenfestverein bereits bis ins Detail erstellt: "Es müssen: die Königin die Leute loben, der Vorsitzende die Leute und die Königin loben, der Vertreter der Stadt - alle loben." che/stk
Musik lockt Zuschauer vom Balkon herunter Begegnungsfest: Ältere Aussiedler waren anfangs scheu Von unserem Redaktionsmitglied Karin Dalka LANGEN. Die Straße der deutschen Einheit im Langener Norden am Samstag nachmittag: Die Fahrbahn ist für Autos gesperrt und gehört allen, die Lust zum Feiern haben. Vereine laden zum Gespräch an kleinen Holzbuden ein, im Festzelt wird musiziert, gegessen und gelacht. Zum "Begegnungsfest" treffen sich Aussiedler, ihre deutschen und ausländischen Nachbarn, ehemalige Bewohner des hessischen Übergangsheims, viele Kinder und Jugendliche. Sind sie sich "begegnet"? Haben sie sich kennengelernt? "So viel war noch nie los", stellen die Veranstalter am Abend fest. Sie sehen ihr Ziel, die "neuen" mit den "alten" Langenern Bürgern zusammenzubringen, erreicht. Aber sie warnen auch vor überzogenen Erwartungen: "Integration ist ein langer Prozeß."
Am Nachmittag tummeln sich auf dem Straßenfest vor allem Kinder und Jugendliche. Sie stellen fast die Hälfte der Bewohner des Übergangswohnheims (etwa 320 von 700 Personen), die aus Polen, der ehemaligen Sowjetunion und Rumänien nach Langen gekommen sind.
Während sich die Jungen mit ihren Spielkameraden aus der Nachbarschaft auf der Straße vergnügen und Musikvereine die Gäste im Festzelt unterhalten, blicken einige ältere Heimbewohner erst einmal skeptisch oder scheu vom Balkon auf das Treiben herunter. "Die Kinder tun sich vermutlich am leichtesten, wenn es darum geht, Kontakte zu knüpfen", meint Astrid Fischer vom Internationalen Bund - Jugendsozialwerk (IB). Dieses, Caritas, Diakonisches Werk und Sportjugend Hessen, die vier im Wohnheim engagierten Verbände, haben zusammen mit der Stadt das Fest organisiert. Gut ist die Stimmung auch bei den Frauen vom Seniorenkreis, den die Caritas im Übergangswohnheim ins Leben gerufen hat. Sie beteiligen sich als einzige Bewohner-Gruppe mit einem eigenen Stand, wo sie Kaffee verkaufen. Der Umsatz ist groß, und sie freuen sich, daß sich auch die Pfarrer blicken lassen und sie viele "Ehemalige" wiedersehen. Die haben inzwischen eine Wohnung gefunden und statten nun dem Heim einen Erinnerungsbesuch ab.
Eine Premiere bei diesem dritten Begegnungsfest ist der "Markt der Möglichkeiten", auf dem sich etliche Vereine vorstellen. Aquarienfreunde, Kinderschutzbund, Freunde und Förderer der Schule für Körperbehinderte, Tierschutzverein, Laienhilfe und Bund der Vertriebenen stellen sich vor. Die Resonanz ist allerdings nicht so stark wie erhofft.
"Bei uns war das Interesse an den Äpfeln, die wir verschenkt haben, am größten", heißt es bei der Laienhilfe. Die Mitglieder vom Tierschutzbund müssen feststellen, "daß unsere Broschüren und unsere Themen wie Massentierhaltung nur vereinzelt Interesse wecken".
Roman Kotyga von der Caritas erklärt das sich so: "Die Aussiedler kennen solche Verbände von ihrer Heimat her nicht." Deshalb glaubt er, daß erst mit der Zeit bessere Kontakte entstehen, und ist froh, daß ein Anfang gemacht ist.
Die Sportjugend Hessen versucht mit dem Projekt "Sport für alle", Aussiedler in die Sportvereine am Ort zu integrieren. "50 Heimbewohner gehen in Langener Sportvereine", sagt Beate Edelmann und fügt hinzu: "Das hört sich wenig an, ist aber viel." Immerhin komme es nicht nur darauf an, daß sie einmal hingehen, sondern auch im Verein bleiben.
Wieder sind es vor allem Kinder und Jugendliche, die bei dem Projekt mitmachen. "Die Erwachsenen sind damit beschäftigt, ihr Leben aufzubauen", sagt Edelmann. Außerdem werden manche durch ihre Sprachprobleme scheu.
Musik und Tanz braucht keine Sprache: Viele ältere Aussiedler finden gegen Abend den Weg hinunter vom Balkon und mischen sich ins Publikum. "Unsere Beharrlichkeit hat sich bewährt", zieht Astrid Fischer Bilanz. Und hofft, daß im nächsten Jahr die Begegnung wieder ein Stück besser gelingt.
Wie Briefmarken kleben die Felder aneinander: Weizen, Roggen, Kartoffeln, ein Stück Grün mit schwarzbunter Kuh, ein Stück Grün mit Gänsen, einem Teich und einem Hütejungen mit Gerte. Noch wird - malerisch anzusehen für den, der die Arbeit nicht hat - das Korn in Hocken aufgestellt. Noch fahren Pferdefuhrwerke auf den Linden- und Eichenalleen. Hockte am Rande eines Ackers Oskar Materaths, des Blechtrommlers kaschubische Großmutter mit ihren vier kartoffelfarbenen Röcken, es würde mich nicht wundern.
Nicht darüber, daß sie sich Luxusgüter nicht leisten können, klagen hier die Menschen. Sie sind entsetzt über plötzliche Preissteigerungen bei den Grundnahrungsmitteln. "Gestern kostete das Brot noch 3000, über Nacht ist der Preis auf 4500 Zloty gestiegen", jammert die alte Frau, die im Heimatmuseum von Chojnice (Konitz) für die Besucher das Licht ein- und ausschaltet. "Früher, als wir hier deutsch waren, war es gut", sagt sie, "aber heute" - ein Kopfschütteln, ein Achselzucken. Ich weiß nicht, ob sie das nur so sagt, weil wir Gäste aus Deutschland sind. Und Hitler, der Krieg, Vernichtung, Vertreibung? erinnere ich sie. Wieder ein Achselzucken. "Nu ja, haben wir schon vergessen."
Der pausbäckige Kirchendiener, der die Touristen durch die Klosterkirche von Kartuzy führt, steckt das Trinkgeld in die Hosentasche. "Das reicht nicht mal für'n Brot", meint er und läßt die Hosenträger auf seinen wohlgenährten Bauch klatschen. Natürlich weiß er, was die Mark wert ist, natürlich kennt er Deutschland. Angst vor den Deutschen? Nein, sie sollen nur kommen, als Besucher sollen sie kommen, und nachdem er uns all die barocken Altäre und Gemälde, die wunderbare Ledertapete und den Todesengel mit der schwingenden Sense gezeigt hat, führt er uns zu einem Nebenaltar, auf dem Andenken zum Verkauf ausliegen.
Wir haben zu zweit ein Haus gemietet, in dem sonst eine polnische Familie zu siebt Ferien macht. Sieben Betten hat Teresa bezogen, fünf bleiben leer. Zwar bekommt Teresa nur einen Bruchteil dessen, was wir "Orbis", dem vermittelnden polnischen Reiseunternehmen als Mietpreis für das Sommerhaus am See in Charzykowy (Mustendorf) bei Chojnice zahlen. Trotzdem ist es für sie ein guter Nebenverdienst.
Und für uns ist alles, im Vergleich mit westlichen Urlaubsländern, ausgesprochen preiswert. Da man für eine Mark 8700 Zloty bekommt (und das bei regulärem Tausch auf der Bank) ist Polen ein billiges Reiseland.
KELSTERBACH. Überführt werden konnte nach Auskunft eines Kriposprechers ein 23jähriger Kelsterbacher, der sich am Freitag in der Bergstraße zwei Mädchen in schamverletzender Weise gezeigt hatte. Der Mann gab die Tat zu. cas
Monotone Disco-Rhythmen erschüttern das Städel, zwei verunstaltete Kleinwagen bremsen vor dem großen Portal. Ein Polizist mit Trillerpfeife, ein schlecht kostümierter Mafioso und ein schwarzgekleideter Anarchist werfen Knallkörper in die Menge, spritzen alle und alles mit riesigen Wasserspistolen naß.
Nur selten wurden die Frankfurter Museen so ins Geschehen des Museumsuferfestes mit einbezogen wie bei dieser Gewalt-Performance am Samstag nachmittag - wenige Schritte entfernt vom "Weltsegel", mit dem Harry Owens "positiv auf die negativen Kräfte der Gewalt" einwirken wollte. So richtig auf die Museen abgestimmt war das Programm ohnehin nie. Neu ist nun die Gleichgültigkeit, mit der viele Museums-Mitarbeiter dem "Fest der Phantasie" begegnen.
Beklagten sie sich vor einigen Jahren noch über den "aufgepeppten Mainfestrummel", so standen diesmal viele von ihnen ein wenig lustlos daneben und schauten achselzuckend zu. Kein einziges Museum nahm das Spektakel etwa zum Anlaß, eine Ausstellung zu eröffnen. Das Architekturmuseum präsentierte sich mit einem Holzgestell auf acht Ölfässern. Es sollte als Info-Turm fungieren, aber die Mitarbeiterin, die das eigens für das Fest entworfene kahle Gestänge bewachte, wußte selber "auch nichts damit anzufangen". Besondere Informationen gab's keine. Aber verbilligte Kataloge.
Das Postmuseum präsentierte, nach den vielen Aktionen im Vorjahr, lediglich das Museum, "so wie es ist". Den bescheidenen Etat von 13 500 Mark, den jedes Museum zur Verfügung hatte, investierte das Filmmuseum in ein kleines schwarzes Zelt. Dort konnten sich Kinder mit den neuen Bastelbögen des Museums ihre eigene Laterna magica bauen. Ludwig Vogl zauberte mit alten Original-Geräten immer wieder bewegte Bilder auf eine kleine Leinwand, brachte einen bärtigen Schläfer zum Schnarchen und ließ ihn eine braune Maus verschlucken. Problem: Auf einer Bühne nebenan wurden derart infernalische Klänge produziert, daß die Laterna-magica-Vorführungen nur in den Lärmpausen stattfinden konnten.
Im Wegekreuz des Museums für Kunsthandwerk präsentierte "Kultur im Dritten" ein Open-air-Konzertprogramm mit Musikern aus den Partnerstädten Frankfurts. Die flott moderierte Mischung aus Rai, Flamenco, Funk, Ethno- Pop und Rock-Jazz mag mitgeholfen haben, Besucher in den aus Kuben gebildeten Museumskomplex zu locken. Tausende strömten durch die offenen Räume und suchten das Bild eines Musikus, der auf einem alten böhmischen Glashumpen Baßgeige spielt.
Vom Museum für Kunsthandwerk bummelten viele hinüber zur Musikbühne hinter dem Völkerkundemuseum, um sich an folkloristisch angehauchtem "Afroton Weltbeat" zu weiden oder mit dem Folklore-Tanzensemble "Slawia" über einen rechteckigen Sandparcours zu hüpfen - die Aktivitäten im alten Park zwischen den beiden Museen waren ein eher gelungenes Beispiel der Verknüpfung von Fest- und Museumswelt. Auch die vielleicht 1000 Kinder, die am Städelzaun unter Anleitung der Museumspädagogen "das größte Stilleben der Welt" malen sollten, könnten einen Weg vom Massenspektakel Museumsuferfest zum kreativen Fest der Museen weisen.
THOMAS BERTSCH
RÜSSELSHEIM. Vor Ort verstärkt präsent waren Beamte der Polizeidirektion Groß-Gerau bei einem bis gestern in Rüsselsheim laufenden zweiwöchigen Sicherheits- und Überwachungsprogramm. Bei der Aktion in der größten Stadt des Kreises ging es um Vorbeugung ebenso wie gezielte Fahndung, wobei die Aufgaben von Rauschgiftdelikten bis zu Diebstählen reichte. Bei Kontrollen von rund 200 Personen wurden drei dingfest gemacht, gegen die ein Haftbefehl vorlag.
Durchgeführt wurde die Maßnahme nach Auskunft eines Polizeisprechers im Rahmen der "Sicherheitsoffensive '92" , wozu die Polizeidirektion durch zwölf Beamtinnen und Beamten der Bereitschaftspolizei Mainz-Kastel verstärkt wurde. So war es nach Auskunft der Polizei möglich, durch häufigere Fußstreifen Bürgern und Bürgerinnen ein verstärktes Sicherheitsgefühl zu vermitteln und im Innenstadtbereich vermehrte Personenkontrollen durchzuführen.
Dabei konzentrierte sich die Polizei auf Gaststätten, Unterhaltungsbranche, Kaufhäuser, Läden und Bahnhöfe. Geschnappt wurde unter anderem ein drogenabhängiger Fahrraddieb, als er mit einem geklauten Rad und Bolzenschneider für weitere Aktionen unterwegs war. Oder: Ein Duo, das nach einem Ladendiebstahl das Weite gesucht hatte, wurden wenig später in der Fußgängerzone festgenommen. Eine Folge der verstärkten Kontrollen sei auch starke Verunsicherung auf der Dealerszene der örtlichen Rauschgiftkriminalität gewesen. cas
RODGAU/RÖDERMARK. An zwei nicht weit voneinander entfernten Schauplätzen ist am Samstag noch einmal die Post so abgegangen, daß die Besucher der einen von der jeweils anderen Veranstaltung hören konnten. Beim bewährten "Rock im Busch" auf der Bulau in Urberach traf sich Stammpublikum, während die Beach-Party am Nieder-Röder Badesee Neuland war. ttt
Wenn ihr Mann nicht in Deutschland schwarz gearbeitet hätte, erzählt Teresa, hätten sie das Sommerhaus nicht bauen können. Vier Jahre haben sie daran gearbeitet, Stein auf Stein, in den Ferien, an den Wochenenden. Es wird viel gebaut in den Ferienorten, in Charzykowy und in Swornegacie am See Charzykowskie, Ferienhütte neben Edelvilla, Improvisation neben Westimport. Wunderschöne Häuser mit Hinblick auf Vermietung an Feriengäste entstehen überall, ein neuer Fleischerladen mit Imbiß, Caféteria im Bayernstil - wo der Kaffee aus der Maschine kommt und nach nichts schmeckt -, Boutiquen im modernen Strandpavillon. Die alten Ferieneinrichtungen der Betriebe haben, obwohl immer noch genutzt, längst den Schmelz des sozialistischen Verfalls. Doch die Zeltplätze sind nicht mehr überfüllt (was der Wasserqualität zugute kommt), im schlechtbeleuchteten Laden steht keine Schlange mehr, beim Bootsverleih muß niemand warten.
Auf dem Markt von Chojnice herrscht reges Treiben. In diesem Sommer bestimmen Gegenstände aus rotem Plastik das Bild; alles nur denkbare für Haus, Küche, Garten. Johannisbeeren und Himbeeren aus den Gärten der Bauern liegen neben grünen EG-Einheitsäpfeln. Ein Pfund Himbeeren kostet etwa eine Mark; aber viele Polen ziehen Bananen und grüne Äpfel den heimischem Früchten vor.
Auf dem Boden breiten auf schmutzigen Planen Russen ihren Krempel aus: billige Ersatzteile, Blechspielzeuge, Büstenhalter, Zahnbürsten, Angelgerät, Klebstoff . . . Auf diesem "Polenmarkt" sind die Russen die Armen. Der junge Mann aus Mogilev in Weißrußland war lange unterwegs. Während er die Ware verkauft, schläft sein Freund im Auto. Für die Zloty, die sie einnehmen, kaufen sie billige polnische Gebrauchsgüter, die sie zu Hause wieder verkaufen - für Dollar. Die werden dann umgerubelt, und darin liegt der Verdienst, der den weiten und mühsamen Weg lohnt. Die Polen, das sieht man, haben Spaß am Handeln und Feilschen. "Für die Russen sind wir Polen die Reichen", sagt die Museumsfrau in ihrem altmodischen Deutsch und rückt nahe an mich heran. "Für die sind wir ja schon fast Deutsche."
In den letzten zwei Jahren sind die Polen tatsächlich ein gehöriges Stück nach Westen gerückt. Wohlwollen und nicht Mißtrauen begegnet dem deutschen Besucher - vorausgesetzt, er benimmt sich wie ein Gast. Die tragische deutsch-polnische Vergangenheit scheint vergessen; erinnert man daran, wird nur abgewinkt. Es gab ja immerhin auch Zeiten fruchtbarer Nachbarschaft. ELISABETH GÖBEL
AUSKUNFT: Museum Kaszubskie, ul. Koscierska 1, P 83-300 Kartuzy; Orbis, Stary Rynek 3, P 89-600 Chojnice; Polorbis, Warschauer Str. 5, O-1034 Berlin, Tel. 0 30 / 5 89 45 30; Hohenzollernring 99-101, 5000 Köln 1, Tel. 02 21 / 52 00 25; Polorbis organisiert auch Radwanderungen in der Gruppe (mit eigenem Fahrrad). Eine gute Auswahl von Ferienhäusern bietet der Katalog der Novasol-Ferienhausvermittlung (im Reisebüro erhältlich).
Fast schämt man sich ein bißchen das Paradies zu betreten. Bleibt der Tourismus "sanft" wie bisher, werden an den pommerschen und kaschubischen Seen keine Hotelkomplexe entstehen, keine gut beschilderten geteerten Wege jeden Winkel in Wald und Heide bequem erschließen. Dort, wo sich Ferieneinrichtungen in größerem Umfang befinden, läßt die Reinheit des Wassers jetzt schon sehr zu wünschen übrig. Traut man den Angaben des polnischen Touristikverbandes PTTK und der eigenen Wahrnehmung, gibt es aber noch genügend Seen und Wasserwege mit guter und sehr guter Wasserqualität.
Das Land, das man die Kaschubische Schweiz nannte, als es noch Hinterpommern und Westpreußen gab, heißt heute Pojezierze Kaszubskie. Es ist ein liebliches Hügelland, ähnlich dem Mecklenburgischen aus eiszeitlichem Geschiebe entstanden. Von den zahllosen Seen gleicht keiner dem anderen, denn jeder hat seine Rinne zwischen sanft ansteigenden Wiesen, Feldern und Waldstücken gefunden, mal krumm und buchtenreich, mal langgestreckt mit schwer zugänglichem Ufer. Einen besonders zu empfehlen, fällt mir schwer. Hat man sich für einen begeistert, findet man den nächsten noch schöner, noch malerischer.
Südlich von Kartuzy, das von den schweigsamen und enthaltsamen Karthäusermönchen gegründet wurde, ist das Herz der Kaschubei. Gott hat hier, so erzählt eine Legende, auf die ansonsten magere, sandige Landschaft gnädig eine Handvoll fruchtbarer Erde fallenlassen. Nicht nur in ethnographischen Sammlungen (Wiele) und im Museumsdorf (Wdzydze Kiszewskie) findet der Besucher Reste kaschubischer Kultur. Da, wo Holzbauten ins Auge fallen, hat Kaschubenfleiß gewirkt. Die alten, noch mit Stroh oder Schindeln gedeckten Holzhäuser, die so malerisch heruntergekommen auf kleinen Gehöften neben dem Misthaufen stehen, sind tatsächlich noch bewohnt. Schaut man hinein, blickt man in ein einfaches, ärmliches Leben. Die Kirche von Lesno sieht aus wie aus Frühstücksbrettchen gemacht. Innen tragen gewaltige, blank polierte Baumstämme als Säulen das Dach. Die farbenfrohe Dekoration ist schön katholisch-kitschig.
Die alten Holzschnitzarbeiten, die in Kirchen und mehr noch in Museen zu finden sind, und die neueren in den Verkaufsausstellungen haben eines gemeinsam: Die Figuren wirken alle irgendwie grimmig entschlossen - Maria und das Jesuskind ebenso wie der kaschubische Fischer -, es fehlt das Feine, Polierte. Solche Gesichter sahen wir oft auf der Straße: Der alte Mann, der an seinem Holzzaun flickt, die Bäuerin, die vorm Haus Erbsen auspalt. Mit hellwachem Blick schauten sie uns und den chromblitzenden Fahrrädern hinterher. Der Volksstamm der Kaschuben - Bauern und Fischer - ist slawischer Herkunft mit eigener Sprache und Kultur. Er hat sich in preußischen Zeiten nicht vereinnahmen lassen. Heute wird die Kultur der nach offizieller Zählung 200 000 Kaschuben staatlich gefördert, was natürlich nicht ohne Seitenblick auf den Tourismus geschieht.
Kurz vor der Hälfte der 80-km-Distanz bildete sich beim Preis der Stadt Offenbach im Landgrafenring eine dreiköpfige Spitzengruppe, die in den verbleibenden Wertungen die Punkte kassierte. Für den Oberhessen Jürgen Koberschinsky (im Vorjahr noch beim VC Frankfurt, jetzt bei Opel Schüler Berlin) sprangen dabei 33 Zähler heraus, für Dressler aus Fulda, der für Olympia Dortmund startet, 32 und für den Sossenheimer Thilo Hild 30. Eine Verfolgergruppe mit Roland Nestler, Lamade (beide MRW Frankfurt) und Hahner (Fulda) wurde auf Distanz gehalten.
Im Punkteklassement wurde schließlich der Hanauer F. Schmidt Vierter mit sieben Punkten vor Lamade (MRW) mit sechs, M. Mackeldey (Schöneck) mit fünf, A. Schmidt (MRW) mit vier, Nestler (MRW) mit drei, P. Mackeldey (Schöneck) mit drei und Rivas-May aus Sossenheim mit zwei.
Das Rennen der C-Klasse gewann Karsten Gottschalk aus Bad Hersfeld vor Gebert (Magstadt) und Klünder (Dudenhofen). Bester Frankfurter war Fuhrmann (MRW) auf Platz sechs.
Im Juniorenrennen siegte Sandro Krayer (RSG Wiesbaden) vor seinem Vereinskameraden Rivas-May. Boe
Gespräch mit Feierabendrunde
MÖRFELDEN-WALLDORF.
TREBUR. Stände und Waren des heimischen Gewerbes gehören zum "Treburer Markt" am Samstag, 5. September, zudem die Gesellschaft für Heimat und Geschichte e. V. Trebur von 9 bis 18 Uhr rund ums historische Rathaus einlädt. Dort soll das Marktgeschehen mit der Gruppe "Ars Replica" bereichert werden, die sich auf die Darstellung römisch-germanischen Handwerks aus dem ersten Jahrhundert nach Christus spezialisiert hat. Gold- und Silberschmiede, Lederverarbeitung, Töpfer, Feuer-, Zunder- und Pfeilemacher werden stilecht zu sehen sein. cas
BAD HOMBURG. "Ab die Post! . . . Mist, er liegt hinten. . . . Jaha, er holt auf - wenn die Strecke nur länger wäre!" Hoffnung und Enttäuschung liegen eng beieinander, nur Hundertstel- und Zehntelsekunden trennen sie am Samstag beim ersten Bad Homburger Seifenkistenrennen. Der Vater im bunten Regencape hat zum Glück noch eine zweite Kandidatin im Rennen. Doch - "Der Opel liegt vorn" - seine Tochter scheint das Verliererschicksal seines Sohns zu teilen. "Nein, sie ist vorbei. Super, suuuper!"
Der Regen und Absagen fast der halben Teilnehmerschar machten dem Motorsport-Club Bad Homburg als Veranstalter bei der Premiere zwar einen dikken Strich durch die Pläne. Die Familien, Freunde und Fans der Pilotinnen und Piloten am Pistenrand im Schwedenpfad mit Strohballen und VIP-Lounge bescheren dennoch echte Rennatmosphäre.
Für die beste Anfeuerung sorgen mit rhythmischen Rufen, Transparent und buntem Büschelwedeln eindeutig die Mädchen und Jungen vom Kinderhort in der Rathausstraße - und hinterlassen bei der Konkurrenz gehörig Eindruck. "Ein bißchen hat's mich schon genervt", gesteht der neunjährige Philipp aus Bad Homburg, der bei seinem ersten Renneinsatz allein auf die Tempo-Rufe seines Vaters bauen konnte. Seinen gleichaltrigen Freund Nicola dagegen qualifizieren mehrere vordere Plätze bei Seifenkistenrennen hinreichend zu Kritik an der Homburger Strecke. Kurven fehlen, zu flach und zu kurz ist sie, "man bekommt nicht genug Schwung". So entscheidet die Technik. Simon Foos aus Minfeld läßt mit seinem hochgezüchteten schwarzen Flitzer die Mitfahrerinnen und -fahrer Sekunden hinter sich. Pokale für die absolute Tagesbestzeit und den Sieg in der Senioren-Gästeklasse vor Antonia Stock aus Oberursel sind sein Lohn. Wobei die "Senioren" zehn bis 15 Jahre alt sind. Ihr Stadtmeister wird Fabian Herberg.Bei den acht- bis zwölfjährigen Junioren sichert sich Sebastian Horn die Bad Homburger Stadtmeisterehren. Bei den Gästen siegt hier der Osthofener Ruben Läpple.
Nicht für alle Piloten und Kistenbauer ist das Rennen bloßer Spaß. "Es gibt so Seifenkisten-Rennen viele Möglichkeiten, auf legale Art das Bodenbrett zu optimieren", fachsimpeln etwa einige angereiste Kisten-Cracks, "schnelle Räder sind nicht alles". Und in der Welt der großen Rennen geht es auch nicht mehr sauber zu, glaubt man den Insidern. Von schmutzigen Tricks, die Konkurrenz mit Haarspray und Öl lahmzulegen, wissen sie zu berichten, und von erfolgreichem Schmieren, "wenn vorher schon gemunkelt wird, wer Sieger ist".
Da ist die Seifenkistenwelt in Homburg noch heil. "Die blaue ist ja schön", freuen sich Zuschauer über ein knuddeliges Gefährt des Technischen Hilfswerks. Andere sind zwar windschnittiger und schneller, doch "dafür ist sie selbstgemacht". stk
Alle Kinder haben zeitweilig Unarten - die einen mehr, die anderen weniger. Das ist ganz normal. Da läuft der dreijährige Felix immer noch mit dem Schnuller herum, seine Freundin Silvia trägt ihre roten Fingernägel nicht (nur) der Schönheit wegen, sondern hauptsächlich als Schutz vor dem Nägelkauen, und von Andreas sagen die Kinder im Kindergarten, der macht ab und zu noch ins "Bett".
Das alles stört die Kinder überhaupt nicht, die Eltern dafür um so mehr. Sie sind hin- und hergerissen zwischen dem Vorsatz, die Unart ihres Kindes gelassen hinzunehmen oder "hart durchzugreifen". Die Meinungen innerhalb der Familien gehen, wie die Vorsorgeexperten der Aktion Sorgenkind wissen, oft gewaltig auseinander, was dem Familienleben nicht gerade gut bekommt.
Soll man? Soll man nicht? Es ist keinesfalls eine hilflose Ausrede, wenn man sagt, der beste Weg liege in der Mitte. Wir Erwachsenen haben unseren Streß, leiden mehr oder weniger darunter und versuchen auf die verschiedensten Weisen, damit fertig zu werden. Das Glas Alkohol, die Tasse Kaffee oder die Zigaretten sollen uns bei seiner Bewältigung helfen.
Mancher Erwachsene merkt schon gar nicht mehr, daß er total gestreßt ständig mit den Augenlidern zuckt, mit den Füßen wippt oder mit den Fingern trommelt und damit seiner Umwelt auf die Nerven geht.
Nur die Kinder sollen immer schön artig sein, zufrieden und möglichst pflegeleicht. Aber die Kleinen haben auch schon ihre Belastungen, ihre Kümmernisse - das Leben ist für sie ja auch nicht immer schön. Und irgendwie müssen auch sie sich abreagieren, Dampf ablassen. Das einfachste Ventil ist für die meisten Kinder das Nuckeln. Es ist der erste Tröster, es lenkt ab, macht das Leben angenehmer und in schwierigen Situationen leichter. Ein übermüdetes Kind beruhigt sich mit dem Nuckeln am Schnuller oder am Daumen meist sehr schnell, und vielen Kindern, die abends schwer in den Schlaf finden, hilft es, die Angst vor der unheimlichen Nacht zu überwinden.
Gegen einen solchen Tröster ist nichts einzuwenden, und er schadet auch nicht. Natürlich fragen sich Eltern, ob es Zähnen und Kiefer schadet. In den meisten Fällen ist die Sorge unbegründet. Im Zweifelsfall kann der Zahnarzt das schnell klären.
Auch wenn ein Kind bei einer Umstellung in seinem Leben die neue Belastung eine Weile durch Nägelkauen abreagiert, muß man als Mutter oder Vater nicht gleich in Panik geraten. Erst wenn ein Kind über längere Zeit andauernd nukkelt oder Nägel kaut, muß man das als Signal, als Symptom dafür sehen, daß sein seelisches Gleichgewicht nicht mehr ausgewogen ist.
Man muß also vorsichtig herauszufinden versuchen, was das Kind bedrückt, warum es ständig Trost am Daumen oder am Schnuller sucht. Hat es genug Zuwendung und Beachtung? Kam ein Geschwisterchen an, auf das es eifersüchtig ist? Langweilt es sich, weil es alles, was es interessiert, nicht machen darf? Oder ist es vielleicht zu früh und unter Druck zur Sauberkeit erzogen worden? Viel Streit in der Familie macht Kinder oft ängstlich und unsicher. Aber was das eine Kind gelassen hinnimmt, kann für ein anderes, sensibles Kind äußerst belastend sein.
Es hilft nichts, mit Strafen gegen die Unart eines Kindes anzugehen, auch Erklärungen oder Belohnungen bringen gewöhnlich nichts. Es gilt, die Wurzel zu finden, denn sonst steigt das Kind nur auf eine andere Methode um, seine Ängste abzubauen. Überreaktionen, alles Dramatisieren und ständiges Reden verstärken nur die Angewohnheit, gleichgültig, ob es um Schnullern, Nägelkauen oder Daumenlutschen geht. Diese Erfahrung machen Eltern immer wieder.
Und das Bettnässen? Ist das auch ein "Trost" für die Kinder? Die Psychologen sind sich nicht ganz einig. Klar ist jedoch: Es ist ein Signal, ein Hilferuf. Und klar ist auch: Es ist für die Eltern sehr schwer, gelassen darauf zu reagieren. Sie leiden mehr als Eltern von Schnullerkindern und Daumenlutschern.
Aber auch hier gilt es, wie die Vor- sorgeexperten der Aktion Sorgenkind raten, das Symptom, die Belastung, die das Kind drückt, vorsichtig herauszufinden. Abendliches Trinkverbot, nächtliches Wecken und auf die Toilette schleppen ist eher zermürbend und quälend als erfolgversprechend.
Ganz wichtig ist es, Selbstvertrauen und Selbstsicherheit des Kindes zu stärken, ihm Mut zumachen: "Du schaffst das schon!" Ein Kind dagegen, das jeden Morgen die große Enttäuschung der Eltern spürt, wenn das Bett wieder naß ist, wird mutlos. Es fehlt ihm ja nicht an gutem Willen. Das Kind braucht Hilfe, um mit seiner Belastung fertig zu werden. SIGRUN HAIBACH
"Warum darf ich die ,Simpsons' denn nicht sehen? Alle im Kindergarten dürfen das! Und überhaupt: Wenn ich das hier nicht anschalten kann, gehe ich eben zu Oma, da darf ich das!" Die siebenjährige Annika weiß, warum sie "alle anderen" und die alles erlaubende Oma ins Spiel bringt: in der Hoffnung, mit dieser Drohung ihren Fernsehwunsch durchsetzen zu können. Daß Großeltern wirklich mehr erlauben, als den um den Fernsehkonsum ihrer Kinder besorgten Eltern lieb ist, kommt in jeder Familie mit mehreren Generationen vor. Und ebenso kommt es vor, daß die genervten Eltern der versuchten Erpressung gleich nachgeben.
So sitzen die Kinder manchmal stundenlang und allein vor dem Fernseher und sehen sich Sendungen an, die für sie nicht gemacht sind. Das beunruhigt die Eltern, aber oft ist die nötige Zeit, um sich mit Muße um die Fernsehvorlieben der Kinder zu kümmern, beim besten Willen nicht da, insbesondere Alleinerziehende können das bestätigen: Die "elektronische Großmutter" hat schon manches Kind ruhiggestellt.
Ein Konflikt zwischen den Eltern und deren vermeintlich zu nachsichtigen Eltern muß allerdings mit der eingangs zitierten Drohung nicht vorprogrammiert sein. Es gibt dafür jetzt einen kleinen Ratgeber zum Umgang mit dem Fernsehen für Kinder. Er wendet sich zwar direkt an die Großeltern, ist aber auch für Eltern gedacht. Alles, was in bezug auf "Enkel" empfohlen wird, gilt deswegen genauso für Mütter und Väter bzw. andere Erwachsene, die mit Kindern leben.
Der Ratgeber gibt Antworten auf gängige Unsicherheiten, wie die Dauer von "angemessenen" Fernsehzeiten in den verschiedenen Altersgruppen oder die Auswahl von passenden Sendungen. Wie umgehen mit dem unterschiedlich ausgeprägten Wunsch nach Teilnahme an Fernsehen, dem Medium, das die "Erwachsenenwelt" repräsentiert? Wie umgehen mit den Werbesendungen im Fernsehen? Wie reagieren, wenn deutlich wird, daß Kinder Ängste entwickeln? Was tun, wenn Fabian unbedingt den teuren Stoff-Alf haben möchte?
Wie umgehen mit einem Videorecorder? Die Möglichkeit, unabhängig vom Fernsehprogramm zusätzliche Filmangebote zu nutzen, ist in immer mehr Haushalten vorhanden. Manchmal werden die Recorder von den Großeltern auch auf Drängen der Jüngeren angeschafft, die ihnen dann erst einmal zeigen, wie so ein Gerät überhaupt funktioniert. Bei der Auswahl der Programme ist aber wieder die Kompetenz und die Verantwortung der Älteren gefragt.
In acht "Faustregeln" wird am Schluß des kleinen Buches das Angebot an Hilfestellung für Großeltern, die mit ihren Enkeln fernsehen, zusammengefaßt, eine Möglichkeit, sich schnell und im Überblick zu orientieren.
Der Autor - ursprünglich Lehrer und Medienpädagoge - lehrt heute als Professor für Medien- und Kommunikationswissenschaften an der Fachhochschule Hamburg. Er vertritt einen unbefangenen Umgang mit dem Fernsehapparat, weder eine Verteufelung noch einen unkontrollierten Zugang für Kinder aller Altersgruppen - aus der Einstellung heraus, daß diese Art der Unterhaltung heute noch selbstverständlicher als früher zur Wirklichkeit der nachfolgenden Generationen gehört. Er setzt sich dafür ein, altersgemäße Hilfestellung im Umgang mit dem immer präsenten Medium zu geben. Er möchte, daß man sich Zeit für die Kinder nimmt, um den Umgang mit dem Fernsehen zu üben, genauso, wie ihnen auch Hilfen beim Erwerb anderer "Kulturtechniken" zugebilligt werden.
Wenn die BfG-Bank nach Nieder-Eschbach umzieht, kommt auch mehr Verkehr in den Stadtteil, fürchten die Politiker des Ortsbeirats 15. In einer Anfrage, die das Gremium einstimmig verabschiedete, will es vom Magistrat wissen, welche Auswirkungen der Umzug für die Verkehrsbelastung von Nieder-Eschbach hat. Sie befürchten: "Durch die zu erwartende zusätzlich Verkehrsbelastung verschärft sich die Situation im Frankfurter Norden."
Darum wünschen sich die Abgeordneten, daß etwas getan wird, damit der Öffentliche Nahverkehr "stärker genutzt" wird. Eine Möglichkeit sei etwa ein Jobticket für die Mitarbeiter der BfG-Bank, die bis Ende 1993 mit einem großen Teil ihrer Belegschaft dorthin zieht. sen
Die Ergebnisse eines Volkshochschulkurses über "Kindgerechte Wohnumfeldgestaltung am Beispiel Nieder-Eschbach" haben abend den Ortsbeirat beschäftigt. Ein Semester lang hatten die acht Kursteilnehmerinnen diskutiert und Pläne entworfen, haben Exkursionen unternommen und Fragebögen ausgearbeitet. Das Resultat stellte Kursleiterin Ursula Dietz im Ortsbeirat 15 (Nieder-Eschbach) vor.
Einige Probleme machen den Nieder- Eschbacher Kindern danach das Leben besonders schwer: Der Eschbach - das stellten auch andere Bewohner des Stadtteils fest - sei für Kinder nur schwer zugänglich, denn am Ufer werde alles zugeparkt. Außerdem sei im Ufergebiet schon Rattengift gefunden worden. "Der Bach könnte für Kinder ein sehr schöner Erlebnisraum sein, der derzeit allerdings in dieser Form kaum genutzt werden kann", sagte Frau Dietz.
Auch der Verkehr ist nach Ansicht der Kursteilnehmerinnen ein Problem. Vor der Michael-Grzimek-Schule in der Straße An der Walkmühle sei zwar Tempo 30 vorgeschrieben, "doch da hält sich keiner dran". Auch im Neubaugebiet an der Gladiolenstraße sei der Verkehr für die Kinder gefährlich. Dort nämlich gebe es keine Bürgersteige.
Doch die Resultate der Kurs-Arbeit stießen nicht nur auf Wohlwollen. Schlicht überflüssig sei es, sich um Verkehrsprobleme im Stadtteil zu kümmern, motzte die Christdemokratin Ingeborg Iwanowsky. "Wir haben schon eine Arbeitsgruppe, da brauchen wir nicht noch einen Kurs." Nichts als Makulatur hätten die Kursteilnehmerinnen produziert: "Sie konstruieren ein Problem, wo es kein Problem gibt. Am Eschbach wird gespielt und er ist auch zugänglich."
Auch Renate Sterzel (FDP) fand: "Die Kinder kommen feucht nach Hause. Sie finden also offenbar eine Möglichkeit, am Bach zu spielen!" Ein Anwohner will am Eschbach lieber gar keine Kinder sehen. Aus dem Bach dürfe schließlich kein Spielplatz werden: "Kinder werfen nur Steine und Unrat ins Wasser, holen Fische raus und zerschlagen den Enten ihre Flügel!" sen
DIETZENBACH. Kindertheater im Bürgerhaus: Ferry kommt am Mittwoch, 2. September, um 15 Uhr mit "Bonbon Joes Mitmachkonzert".
Mit einer Mischung aus Hardrock, viel Melodie und einem gehörigen Schuß Party-Feeling wollen "Wild Heart" - das sind die beiden Dietzenbacher Mathias Horn und Roland Schwengebecher - am Samstag, 5. September, um 20 Uhr im Bürgerhaus zeigen, "daß es auch im Zeitalter von Techno und Rap noch aufregend sein kann, Musik live zu präsentieren". Als Special Guest tritt an diesem Abend die Dietzenbacher Band "5150" auf.
RÖDERMARK. Satirisch freche Bettgeschichten verspricht das karnevalerprobte Kölner Comedy-Duo Martina Bajohr & Günter Ottemeier in sei- nem "Klappbett" am Freitag, 4. Septem- ber, um 20.30 Uhr in einer Veranstaltung des alternativen Zentrums in der Kleinkunstbühne der Halle Urberach.
RODGAU. Der Texas Wagon Club aus Offenbach-Bieber bittet zu einer "Country- & Western-Night" am Samstag, 5. September, um 20 Uhr ins Bürgerhaus Weiskirchen.
Zu einer Autorenlesung, gemeinsam arrangiert von der Stadt und der Buchhandlung "Buch & Presse", kommt Eva Demski am Montag, 7. September, um 20 Uhr ins alte Weiskircher Spritzenhaus in der Bahnhofstraße und liest aus ihrem neuen Roman "Afra".
SELIGENSTADT. Mit "Jamaica Sound" geht am Freitag, 4. September, um 20 Uhr eine Reggae- und Cocktail- Party der Jugendpflege in der Jugendbegegnungsstätte Steinheimer Straße über die Bühne.
Das "London Duo" wird am Freitag, 4. September, um 20 Uhr im großen Sitzungssaal des Rathauses ein Konzert geben. Krzysztof Smietana (Violine) und John Blakely (Klavier) sind zum ersten Mal in der Stadt zu Gast.
MÜNSTER. Das Frankfurter Kabarett "plus C" gastiert mit seinem Programm "Scherzblatt" am Samstag, 5. September, um 20 Uhr in der Gersprenzhalle. Veranstalter ist der Arbeitskreis Kultur & Politik des SPD-Ortsvereins. ttt
HANAU. Es war nicht schwer, sich in das Jahr 1900 hineinzuversetzen. Der Steinheimer Karnevalsverein mußte sich nicht einmal um geeignete Kulissen kümmern. Der Platz des Friedens in Steinheim tat das Seine: alte Fachwerkhäuser, Kopfsteinplaster, enge Straßen. Die Darsteller, die in ihren Kostümen an der Bühne vor der Stadtwirtschaft - im Stück "Hugenotten in Steinheim" das Hotelrestaurant Mainterrasse - standen, hätten auch Publikum sein können.
In 60 Minuten wurde den Steinheimern als Auftakt zum Bundesäppelwoifest ein Einblick in das Leben und das politische Umfeld der Steinheimer um die Jahrhundertwende gegeben. Im Mittelpunkt stand die im Steinheimer Gemeindeleben sehr engagierte Familie Rousselle. In der Gaststube der Mainterrasse trifft einiges zusammen.
Wilhelm Rousselle, der sich mit Ahnenforschung beschäftigt, erzählt der kleinen Johanna Kuschke, wie die Hugenotten überhaupt nach Steinheim gekommen sind. Wenig später schwingt der sozialdemokratische Stadtrat Konstantin Kaiser, vom Äppelwoi benebelt, flammende Reden zur Befreiung der Arbeiterklasse. Am nächsten Tag kommt derselbe Stadtrat und "läßt sich nicht vom Dienergesindel des Wilhelm Rousselle anpöbeln". Es scheint schon damals so gewesen zu sein, daß Reden und Handeln zwei verschiedene Paar Schuhe sind.
Auch die technische Entwicklung durfte natürlich nicht fehlen. Laut hupend und gefolgt von zwei Buben fuhr ein schwarzes, blank poliertes Automobil vor. Der Unternehmer Wilhelm Rousselle war der erste Steinheimer, der ein Auto sein eigen nennen durfte. Auch die Sorgen des Kutschers Valentin, der um seinen Arbeitsplatz bangte, waren wie weggewischt: Er saß am Steuer. "Und wenn das Gerät einmal nicht funktioniert, dann holen wir eben die Pferde wieder aus dem Stall", meinte Valentin. Das Vertrauen in die "gute alte Zeit" war halt schon damals nicht so schnell zu erschüttern. gf
Der Saal tobte. Die Menschen zeterten, schimpften, jammerten. Der Stadtpark, mit dem Umweltdezernent Tom Koenigs den Grüngürtel zwischen Harheim, Bonames und Nieder- Eschbach sichern will, stieß auf lautstarken Protest. Etwa 80 Anwohner, die in die Bürgerfragestunde des zuständigen Ortsbeirats 15 gekommen waren, lehnten die Pläne rundherum ab.
Das ehrgeizige Projekt sei der "plumpe Versuch einer Regierung, Wählerstimmen wiederzugewinnen": Der Schlachthof "kurz nach und der Stadtpark kurz vor der Wahl", rief einer. "Das nehmen wir euch einfach nicht ab!" Ein "Schmankerl" sei der Park, ein "vergiftetes Bonbon". Die Natur solle an dieser Stelle samt Akkerland erhalten bleiben; mehr als 2000 Unterschriften haben die Nieder-Eschbacher gegen das Park-Projekt gesammelt. "Was brauchen wir überall Wege und Grillplätze?", fragte ein Zuhörer. "Wir haben unsere Felder, unsere Wiesen!"
Die Bauern fürchten um ihre Existenz: "Was wird aus uns?", wollte der Vorsitzende des Ortsbauernverbandes Nieder-Eschbach wissen. "Machen wir dann die Parkwächter oder was machen wir?" Koenigs' Vorschlag, landwirtschaftliche Flächen in den Erholungsraum zu integrieren, lehnten alle ab: "Dort wächst das Gemüse und nebendran sonnen sich die Nackten wie im Englischen Garten", erboste sich ein Gemüsebauer. "Das läuft doch nicht!"
Der "Weltstadtpark für die gesamte Region" locke außerdem Verkehr an, befürchtete ein Bürger mit unverhohlenem Sarkasmus. Und für die Nieder-Eschbacher sei der Park sowieso kein Erholungsgebiet: "Penner und Gesocks" wolle die Stadt hier unterbringen, "wie in den Parks in der Innenstadt."
Einen schweren Stand hatte Klaus Wichert, Abteilungsleiter für Umweltvorsorge, der Koenigs an diesem Abend vertrat. Immer wieder versuchte er zu erklären, daß es weniger um die Gestaltung der Fläche gehe als darum, Natur zu sichern und sie davor zu schützen, daß aus ihr einmal Bauland oder Gewerbegebiet werde. "Es soll kein Park der Zukunft werden, es geht nicht um Wege, Grillplätze und Weltstadtpark." Für Vorschläge der Bürger wolle man offen sein. Ein Bürgerwettbewerb läuft.
"Sie sind doch auch dafür, Natur und Freiflächen zu sichern", machte Wichert einen Widerspruch aus. "Dann verstehe ich nicht, warum sie gegen diesen Park sind."
Auf diesen Standpunkt stellten sich auch SPD und Grüne. Ihr gemeinsamer Antrag, in dem sie sich für das Projekt aussprachen, wurde gegen die Stimmen von CDU und FDP angenommen. "Wir sind verpflichtet, für unsere Kindeskinder zu sorgen", rechtfertigte Ortsvorsteher Karl Herrmann (SPD) die Entscheidung gegen die erhitzten Bürger. "Wir wollen die Landschaft erhalten, als Bauernlandschaft, als Park." Traurig sei es, daß die "berechtigten Proteste gegen den Schlachthof die Argumente für den Park überdekken!" sen
"Ich weiß, daß ich nichts weiß." Aber das scheinen in der Bundesliga wirklich alle zu wissen oder zumindest für sich in Anspruch zu nehmen. Die Weisheit des griechischen Philosophen Sokrates hat bei den Trainern in Deutschlands Eliteliga Hochkonjunktur. Die immer wieder bohrende Frage der Medienvertreter auch: "Sind Sie mit dem Start zufrieden?" Eine Frage, die meist genervte Menschen zurückläßt. "Weiß nett", urteilte Frankfurts Trainer Dragoslav Stepanovic in bestem Serbo-Hessisch, "warde mir ma die erste zehn Spiele ab, dann weiß ich." Eine typische, wenngleich nicht ganz dialektfreie Antwort, die stellvertretend für alle Kollegen steht. Dabei ist es gleichgültig, ob die eigenen Mannen die Sonnenseite der Tabelle zieren oder nach mißratenem Spiel ganz unten für Aufruhr sorgen.
Erich Ribbeck, unter Erfolgsdruck stehender Chefcoach der Bayern aus München, erfreut sich zweifellos am souveränen Saisonstart des ambitionierten Rekordmeisters, ohne jedoch abzuheben. Im Gegenteil: Mahnende Worte sind ihm eigen. Eben nur nicht abheben. Gleiches gilt denn auch für minder erfolgreiche Kollegen wie Jörg Berger in Köln. Von besseren Zeiten ist da die Rede und daß es nur noch nach oben gehen könne.
Die Logik der "verängstigten" Trainer scheint einleuchtend. Nur nicht über Gebühr für Euphorie oder Unruhe sorgen. Denn schließlich weiß man ja nicht, wo man wirklich steht nach nur vier Spieltagen. Das Tabellenbild besitzt gerade einmal die Aussagekraft eines Kassenzettels: viele Zahlen, doch abgerechnet wird bekanntlich erst zum Schluß.
Belanglose und inhaltslose Phrasen werden allenthalben zum besten gegeben. Die hochdotierten Fußball-Pädagogen flüchten sich vielerorts in nichtssagendes "Blabla". Vereinzelte "Sprücheklopfer" preschen auch einmal nach vorne. Peter Neururer vom Aufsteiger Saarbrücken beispielsweise. Der Rheinländer hat schon manch kernige Weisheit zum besten gegeben, die neueste Blüte seiner verbalen Kapriolen demonstriert eindrucksvoll das Wissen um derzeit nichts. "Wir sind auf dem richtigen Weg, den Klassenerhalt zu schaffen." Interessant. Hatte der Neuling nicht die beiden letzten Spiele in Bochum und zu Hause gegen Schalke locker in den Sand gesetzt?
Und wenn's um flotte Sprüche geht, darf einer natürlich nicht fehlen. Christoph Daum, dem schwäbischen Dampf- Plauderer, ist es zu verdanken, daß wir endlich wissen, um was es eigentlich geht in dieser Liga. "Es hat sich wieder einmal gezeigt, daß Tore für den Spielverlauf von großer Bedeutung sind." Danke, Christoph, du weißt es. JÖRG HANAU
Straßenfeste gibt es eigentlich schon genug, sagt Pfarrer Ulrich Schaffert. Dennoch organisieren die Heddernheimer ein Fest mehr und Schaffert, der an der evangelische St.-Thomas-Gemeinde arbeitet, ist einer der Verantwortlichen.
Denn hier hat das Fest Programm. "Wir wollen Akzente setzten", erklärt der Pfarrer. Das Motto ist wie in den vergangenen drei Jahren auch: "Ausländer und Deutsche in Heddernheim - miteinander leben, miteinander feiern."
Schließlich: Die Sprüche von der Ausländer-Überschwemmung hört der Pfarrer immer wieder; nicht die konkrete, aber die unterschwellige Fremdenfeindlichkeit sei keine Ausnahme mehr. "Wir wollen ein klares Zeichen setzen", sagt Schaffert, und fügt hinzu: "Damit wir es gar nicht so weit kommen lassen wie in Rostock!"
Und es klappt in dem Stadtteil - auch wenn es viele Ansprüche sind an das Fest in der Heddernheimer Landstraße, an dem die Musik spielt, es ein Rahmenprogramm gibt und für Essen und Trinken gesorgt ist. Spanier, Portugiesen, Afghanen, Türken, Kurden und Griechen sind mit einem Stand dabei, auf der Bühne ist Platz für die verschiedenen Folklore-Gruppen, die eine Ahnung von ihren Kulturen vermitteln.
Auch die Mitarbeiter aus der Spiel- und Lerngruppe der Caritas feiern mit, die mit dem Straßenfest den 20. Geburtstag ihrer Einrichtung begehen. Und auch das paßt zum Motto: Denn in der Spielstube in der Dillenburger Straße 1, dem Übergangswohnheim für Aussiedler, werden auch russische, polnische, marokkanische, türkische Kinder betreut. sen
Scheußlich sah er aus, der "Schniedelwutzwärmer". Etwas überdimensioniert, aus getigertem Fell und mit einer baumelnden Affenfigur am Ende. Das Ding hat mal Rosa von Praunheim gehört, und getragen soll er es auch haben. So eine richtige Prominenten-Reliquie mit Echtheits-Zertifikat hat natürlich ihren Preis. Den verstand Holger Weinert ("Holger's Waschsalon") geschickt nach oben zu treiben. Am Stand einer Zeitung auf dem Museumsuferfest versteigerte er die Promi-Präsente an Souvenirjäger mit genügend Scheinen in der Tasche.
Kleine Auswahl: eine Zigarettenspitze, auf die Andreas von Schoeler herumgeknabbert hat, die Schürze, mit der Heinz Schenk im "Blauen Bock" servierte, ein Dessous, mit dem Beate Uhse ihren Körper bedeckte, die Torwart-Handschuhe von Uli Stein, ein roter Schal von Walter Momper.
Auf den war Frauen-Dezernentin Margarethe Nimsch besonders erpicht. Zwei männliche Konkurrenten wollten das Halstextil des Berliners allerdings auch gern ihrer Garderobe einverleiben. Für 745 Mark ging der Schal an den jungen Mann in der Lederjacke. Fünf Mark mußte er sich noch bei der Frauen-Dezernentin pumpen, die schon vorher die Segel gestrichen hatte.
Der Mann mit dem längsten Atem ("Ein Riesen-Spaß, Spitze!") hat nun etwas für die kalte Jahreszeit, und die Aids-Stiftung kann sich über ein hübsches Sümmchen freuen. Denn ihr kommt der Gesamterlös des Versteigerungsabend zugute. 115 Mark brachte zum Beispiel der "Schniedelwutzwärmer" ein, mehr als doppelt so viel wie die Zigarettenspitze des Oberbürgermeisters. Für 50 Mark ging das OB-Erkennungszeichen an einen Nichtraucher, der das gute Stück in die heimische Vitrine stellen kann. Für die gleiche Summe durfte sich ein Bieter die Sonnenbrille von Eintracht- Trainer Stepanovic aufsetzen.
Für einen Souvenirjäger sieht die Welt damit ganz anders aus. vo
Das Gelände des Frankfurter Regattavereins an der Gerbermühle ist in Wettkampfzeiten ein gefährliches Areal. Bevor die zahlreich versammelten Ruderer ihre langen Boote zu Wasser lassen, müssen sie den komplizierten Marsch vomBootshaus zum Main antreten. Dabei "schlängeln" sie sich durch Menschentrauben, was zum Beispiel mit dem unbiegsamen "Achter" besonders schwerfällt. Aufgrund des regen Bootsverkehrs zu Land glaubt der sich ums Ausweichen bemühende Zuschauer immer wieder, das nächste nähergetragene Boot nun endgültig am Kopf oder im Rücken zu verspüren.
Auf Frankfurts Wasserstraße, dem Main, geht es dann richtig schweißtreibend zur Sache. Schlag auf Schlag, auf einer Länge von 500 Metern in verschiedenen Bootsklassen, durchpflügen die Ruderer das Binnengewässer. Etwa 500 Teilnehmer, allesamt Jugendliche und Veteranen (ab 27.Jahre), nehmen an der jährlich stattfindenden Herbstregatta teil.
Dabei begeben sich keine nationalen Größen, sondern "nur" Breitensportler aufs Wasser. Maximal vier Boote können nebeneinander starten. Bojen, die die eigene Fahrbahn und die zurückgelegte Wegesstrecke markieren, sind nicht ins Wasser gelassen. Stattdessen fährt hinter den Skullern ein Motorboot her, in dem sich ein Schiedsrichter befindet, der hektisch eine weiße Flagge schwingt. Immer wieder weichen die Ruderboote vom geraden Kurs ab und drohen dem Nebenmann in die Quere zu kommen. Ein kuroises Schauspiel.
Ins Ziel jedoch kamen sie alle, manche allerdings um Längen hinter den späteren Siegern. Die Frankfurter Rudervereine verbuchten insgesamt 27 Rennerfolge für sich. Erfolgreichster Club war die RG Germania, die zehnmal als erste die Ziellinie überquerte. Auf den zweiten Platz in der lokalen Wertung steuerte sich der Ruderverein Frei-Weg (sieben Siege), gefolgt von der RG Fechenheim mit sechs Titeln.
Bei den erstmals ausgetragenen Städtemeisterschaften standen jeweils die Frankfurter ganz oben auf dem Podest. Der hiesige Männer-Achter gewann vorFrankfurt/Oder und Budapest. Beim Doppelvierer der Frauen belegten Budapest und Frankfurt/ Oder die Plätze zwei und drei. Jens Wegbach von der RG Flörsheim erruderte sich den Main-Pokal. dan
Ein "Arbeitskreis pro Enzyme" (APE) ist gegründet worden (Kanalstraße 17, 8000 München 22, Tel. 0 89 / 29 16 01 15). Hier haben sich Mediziner zusammengeschlossen, die Therapeuten und Laien kostenlos aufklären wollen über das Thema Enzyme (Eiweißmoleküle).
"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit", seufzte Karl Valentin, der wußte wie schwer es ist, das Publikum zum Lachen zu bringen. Merkte es etwas von der Mühe, die es gekostet hatte, komisch zu sein, war der Effekt hin. Auch die Familie Heimbs, in einer dreiteiligen Folge im Mousonturm angetreten, das dröge Genre "Familienserie" mit einer Mischung aus Nonsens und schwarzem Humor zu parodieren, kann ein Lied davon singen, von der Anstrengung sowohl wie vom Scheitern.
Von den Produzenten Rene Pollesch (der auch Regie führt) und Wolfgang Hofmann dazu verpflichtet, auf Biegen und Brechen witzig zu sein, sind die Heimbs von Mal zu Mal mehr in eine Art Blödelstarrkrampf verfallen. Schon dem ersten Teil, der noch Züge von Aberwitz und absurder Komik hatte, war eine gewisse Anspannung anzumerken. Allzuoft klebte an der Heimbsschen Humorrezeptur das Etikett "Made in Germany", auf das Schwerindustrielle so stolz sind, während es bei der leichten Muse meistens kein Gütezeichen darstellt.
Doch nicht nur der Witz leidet in "Daheimbs II und III" an progressiver Auszehrung, die Serie insgesamt, produziert übrigens nach dem Vorbild von Off- Off-Broadway Theatersendungen, erweist sich als Fehlkonstruktion. Die Idee etwa, die Parodie des seriellen Schwachsinns, der über die Bildschirme flimmert, auch auf die Dramaturgie auszudehnen, also vermittels scharfer Schnitte von Szenerie zu Szenerie, von Episode zu Epidsode zu springen, zwingt die Heimbs in eine unsinnige Konkurrenz zu den Technikern. Während diese mit beeindruckender und hochprofessioneller Rasanz die Küche in ein Schlafzimmer, in ein Büro oder die Ausstellungshalle eines Museums verwandeln, wirken die Hauptdarsteller in ihren auf Spots reduzierten Auftritten stets ein wenig gehetzt.
Bei 45 Minuten pro Folge (die erste Sequenz hatte immerhin noch eine volle Stunde gedauert) und unterbrochen von permanenten Umräumaktionen müssen sie ihre Gags in der Tat im Stakkato von sich schleudern.
Was Wunder also, daß es bei einem derartigen Rhythmus kaum eine Handlung gibt, noch es gelingt, schauspielerisch Akzente zu setzen. Die Akteure, darunter die so versierte Darstellerin Regine Vergeen, bleiben entweder unter ihrem Niveau oder schwingen sich umgekehrt gar nicht erst zu einem auf.
Allenfalls ahnt man, daß da möglicherweise ein komisches Talent zu entdecken wäre, wie etwa Stefan Meier-Kohlhoff, der mit sparsam-spröder Mimik seine hypochondrische Hysterie wunderbar zur Geltung bringt. Aber entfalten lassen sich solche Ansätze in den hektischen Spielphasen nicht.
Kurzum, die Heimbs kommen auf keinen grünen Zweig. Möglicher theatralischer Brillanz kommt der idiotische Zeittakt in die Quere, und noch weniger Chancen hat das Melodrama, das üblicherweise für alle Serien-Defizite aufkommt. In der ersten Folge waren zwar einige Knoten geschürzt worden, in der zweiten und dritten werden sie aber kaum aufgegriffen. An der Grundkonstellation ändert sich nichts, auch wenn das Au pair-Mädchen (Katja Teichmann) mal aus Schweden, mal aus Chemnitz kommt und Patricias (Kirsten Weihe) Telefonliebhaber zuerst Antonio, dann Erik heißt.
Nein, bei den Heimbs ist nicht Sentiment gefragt, sondern Witz und nochmals Witz. Schade, daß er im Theater nicht einmal über drei Folgen hinweg trägt und das Fazit lauten muß: Zurück mit den Heimbs ins Fernsehen, wo sie herkommen, wo sie hingehören.
JUTTA BAIER
Aufgespießt
"Die für Montag, den 31. August, angesetzte Pressekonferenz zur Gesundheitsreform fällt leider wegen Krankheit aus." Pressemitteilung der Bundestagsgruppe Bündnis 90/Die Grünen.
"Ich schau Dir in die Augen, Bärchen." Dann schnürt der Bursche den Trench zu und entschwindet. Ganz wie das große Vorbild Humphrey. Der Bär Boogey natürlich. Wahrscheinlich greift er an der nächsten Theke lässig zum "Bärenfang".
Die nordamerikanische Firma "Bear Co." hat einen liebenswerten Bogart-Verschnitt als Teddybär herausgebracht. Warum auch nicht - Bären mit Fliegerbrillen und Teddy mit Schulranzen hatten wir ja schon. Und die Schmuseviecher, die mit einer simplen Halsschleife auskommen, die kann man ja bald an einer Hand herzählen.
Nackte Bären? Nein danke! Zumindest muß es schon eine ganze Ordensspange sein wie der Bär "Flash", der 1980 in Canterbury zur Welt kam. Selbstverständlich handelt es sich bei einem englischen Bären auch um britische Verdienstorden aus den beiden Weltkriegen. "Paddington" dagegen, 1958 in der Welt der Kinder und junggebliebenen Erwachsenen aufgetaucht, sieht bedauerlicherweise ein bißchen besoffen aus. Das macht vielleicht das schiefe Mützchen. Oder der ungewohnte englische Whisky. Denn Paddington ist eigentlich in Peru geboren worden. Er ist erst später nach England gekommen.
Nachlesen kann man das alles in dem "Großen Buch der Teddybären", das Pauline Cockrill zusammengestellt hat. Präsentiert werden in diesem mit wundervollen Beispielen ausstaffierten Band mehr als 60 Teddybären aus der Zeit von 1903 bis heute. Die Burschen sind alle zum Verlieben schön - der etwas struppige "Chilly Pepper" aus den vierziger Jahren ebenso wie der "Kerl", der so aussieht, als habe er etwas zu lange ein Matrosen-Bordell in Hongkong besucht. Bärenstark! -mik-
Pauline Cockrill: "Das große Buch der Teddybären", fotografiert von Roland Kemp. Mosaik-Verlag, Neumarkter Straße 18, 8000 München 80. Preis: 49,80 DM.
HATTERSHEIM. "Knall Dall" grinst zufrieden. Da hockt sie, die Hattersheimer Kerbepuppe, hoch überm Marktplatz in ihrem Sessel am Kerbebaum. Unten ist das Fußvolk am Rätseln. "Wer war's denn nun, der ,Knall Dall' geklaut hat?" Die Frage kursiert zwischen den Ständen, die Antwort kennt nur der Wind - und eben "Knall Dall". Fünf Tage war die Kerbepuppe verschwunden, seit Freitag hat sie wieder ihren angestammten Platz hoch überm Posthof- und Kirchweihfest. Und das hatte am Wochenende natürlich nur ein Thema.
"Die Fahndung ist eingestellt", sagt Wolfgang Hütten, zweiter Vorsitzender des Hattersheimer Vereinsrings. Am Freitag in aller Früh war die Kerbepuppe zurückgebracht worden. "Vermutlich eine weibliche Person", spricht aus Hütten der Kriminalpolizist, legte "Knall Dall" vor der Haustür ab und verschwand in der Nacht.
Zur Entführung der mit echtem Hattersheimer Stroh gefüllten Symbolfigur der Kerb hatten sich tags zuvor "Die anonymen Bobbemopser" bekannt. Und gefordert: Ein 50-Liter-Faß solle der Vereinsring spendieren, am Freitag abend das Bier anzapfen und die Krüge für zwei Mark verkaufen. Der Erlös solle in voller Höhe dem örtlichen Tierschutzverein übergeben werden. Hütten ging auf die Forderungen ein. Und Bürgermeister Alfred Schubert, als Vermittler eingeschaltet, signalisierte den "Bobbemopsern" Donnerstag abend im Parlament: Alles läuft wunschgemäß.
Doch offenbar plagte die Kerbebobb- Entführer das schlechte Gewissen. Kaum hatten sich die Parlamentarier nach politischem Disput zum gemeinsamen Bier im Stadthallen-Restaurant eingefunden, tauchte "Knall Dall" zwischen den Fraktionären auf. "Auf einmal saß sie neben mir, und ein Hut ging rum", so Ulrich Löffelholz, Pressesprecher in städtischen Diensten. Im Hut klimperten Münzen, raschelten Scheine, und an der Brust der Kerbepuppe steckte ein französisches Fähnchen. Doch sofort war "Knall Dall" wieder weg, auf dem Weg zu Wolfgang Hütten.
Am Freitag abend, zum Auftakt der Kerb, gab es gleich drei Fässer anzuzapfen: die Auslöse für "Knall Dall", das offizielle Fäßchen der Stadt und eines, das klammheimlich ans Podium gerollt worden war. Gestiftet hatten es die "Bobbemopser" - der Erlös davon ist der Schlocker-Stiftung zugedacht.
Und wer hat nun "Knall Dall" entführt? Wolfgang Hütten weiß von nichts. Ulrich Löffelholz zuckt mit den Schultern. Bürgermeister Schubert hält sich diplomatisch zurück. Und "Knall Dall" hockt in zehn Meter Höhe am Kerbebaum und schweigt.
Dort soll die Kerbepuppe auch nächstes Jahr wieder ihren Platz haben, sagt Wolfgang Hütten. Im vergangenen Jahr begann der Vereinsring, diese Tradition wieder aufleben zu lassen. Für 1993 gibt es auch noch andere Pläne: Der Gickelschlag soll eine Renaissance erfahren. Doch dazu, sagt Hütten, "brauchen wir junge Leute". Und vielleicht sind dann auch "Die anonymen Bobbemopser" wieder mit von der Partie. Bis zur nächsten Kerb allerdings werden sie kaum eine Chance haben, "Knall Dall" habhaft zu werden. Sie wird laut Wolfgang Hütten "an einem ganz geheimen Ort versteckt gehalten". kkü
Das "Fenster zur Welt" steht heute in jeder Wohnung, manchmal gibt es sogar mehrere davon. Davon auszugehen, daß Kinder puristisch davon ferngehalten werden können, ist illusorisch. Es kommt also darauf an, sie altersangemessen damit vertraut zu machen und auf ihre Wünsche nicht mit Verboten oder zu großem Laisser-faire zu reagieren, vor allem, sie damit nicht alleinzulassen. Oma und Opa sind da die idealen PartnerInnen, sie haben meistens mehr Zeit, sich mit den Enkeln zu beschäftigen. Die ungeteilte Zuwendung ist es ja, die den großen Vorzug eines Besuches bei den Großeltern ausmacht. Hier gibt es ein starkes Interesse an den Kindern und deren Entwicklungen, Großeltern können deshalb als Vermittler zwischen den Generationen fungieren und eine wichtige Rolle in der Familie spielen.
Der Ratgeber "Fernsehen ist bei Oma und Opa am schönsten" bietet komplizierte Sachverhalte in verständlicher Form und nennt die einschlägigen Forschungsergebnisse der Entwicklungspsychologie genauso wie die Unsicherheiten der Wissenschaft: Denn noch ist eben nicht endgültig geklärt, wie Kinder nun wirklich sehen. Einig kann man sich nur sein: Sie sehen anders als die Erwachsenen, und natürlich ist nicht jedes Kind wie alle anderen. Zudem ist auch nicht geklärt, ob tatsächlich die Brutalität in den Fernsehsendungen direkt zu einer entsprechenden Umsetzung bei Kindern führt. Am Rande bemerkt: auch die Märchen enthalten oft noch viel mehr an Gnadenlosigkeit als auf den Bildschirmen gezeigt wird.
Obwohl die Fernsehsender eine Verpflichtung haben, den unterschiedlichen Zuschauergruppen, verschiedene und adäquate Programme anzubieten, werden einzelne Gruppen doch immer mehr vernachlässigt. Der harte Fernsehkonkurrenzkampf gewinnt an Raum. Die aus der Sicht der Macher eher als Minderheit angesehenen Gruppen der Kinder, aber auch Frauen und Ältere sind angeblich nicht so gewinn- bzw. einschaltquotenträchtig.
Die heiß erwartete Kindersendung muß dementsprechend oft dem Tennis weichen! Nur selten traut sich ein vierjähriger Knirps, beim Fernsehen anzurufen und über diese "Gemeinheit" zu schimpfen. Aber Oma tut es vielleicht mit ihm. Das ist ein Grund mehr, daß sich Ältere und Kinder zusammentun könnten, um sich gegen solch ein Diktat zu verbünden. Der Autor des Ratgebers für Großeltern ermutigt seine LeserInnen also, im Interesse der Kinder sich verantwortlich zu fühlen, Partei zu ergreifen, sich Zeit zu nehmen, sich gemeinsam vor den Apparat zu setzen und die Welt (bzw. das Abbild der Welt, das das Medium Fernsehen liefert) zu entdecken. Genau so, wie es vor vielen Jahren Oma war, die die Märchen wußte oder Opa, der Pfeifen aus Weidenholz schnitzen konnte. ANGELA GRAF Hans-Dieter Kübler: Fernsehen ist bei Oma und Opa am schönsten. Kleiner Fernsehratgeber für Großeltern. Livonia- Verlag GmbH Jan Lieven, Zum Bärental 12, 5164 Nörvenich, Preis 10 DM.
OBERURSEL. Rund 70 Oberurseler waren am Samstag zum Bürgerkongreß "Culture Crash" der SPD in die Stadthalle gekommen. Diskutiert wurden die lokalen Probleme in den Bereichen Jugend, Kultur und Sport sowie Vorschläge zur Verbesserung der Situation. Etwa die Hälfte der Teilnehmer waren keine SPD- Mitglieder. Als größte Schwierigkeit für Initiativen, Vereine und jedes Engagement wurde das Fehlen von geeigneten Räume in der Stadt genannt.
Gefolgt waren der Einladung der Sozialdemokraten unter anderem Vertreter der Sportvereine, der evangelischen und katholischen Kirche, des Jugendrings und Kulturschaffende. Die Arbeitsgruppe Jugend sprach sich für eine stadtteilorientierte Jugendarbeit aus. Eine Jugenddisco sei notwendig. Das Jugendhaus und ein Jugendclub reichten für die gesamte Kommune nicht aus. Das Rathaus solle auch mehr Sozialarbeiter einstellen. Um negative Entwicklungen zu verhindern, müsse das Rathaus in vorbeugende Jugendarbeit investieren. Die wichtigste Forderung: geeignete Räume.
Der Arbeitskreis zum Thema Kultur schlug die Einrichtung eines künstlerischen Beirats für die Stadt vor, außerdem sollten die Bürger an der künstlerischen Ausgestaltung der Stadt, beispielsweise was die Brunnen betrifft, mehr beteiligt werden. Die Möglichkeiten eines Programmkinos und einer städtischen Galerie wurden besprochen. Das Entscheidende, was auch bei kulturellem Engagement fehlt: geeignete Räume.
Nach Ansicht der sportinteressierten Teilnehmer des Kongresses wächst die Stadt Oberursel, die Sportanlagen wachsen jedoch nicht mit. Die meisten Sportstätten seien ausgebucht. Es müßte eine bessere Kooperation der Vereine untereinander und mit der Stadt und den Schulen erzielt werden. Eine Großsporthalle sei nötig. Für Freizeitsportler, die keinem Verein angehörten, sollten mehr Möglichkeiten geschaffen werden. Auch für die Sportler das größte Problem: geeignete Plätze und Räume.
Heinz Köhler, Vorsitzender der SPD, zeigte sich mit dem Ergebnis des Kongresses sehr zufrieden: "Anregungen von außen sind für eine offene Partei sehr wichtig." Es gehe der SPD nicht um billige Parteiarbeit, sondern um einen Kommunikationsfluß zu allen Bürgern. Die Sozialdemokraten wollen die verschiedenen Anregungen in ihr Programm für die Kommunalwahlen im März nächsten Jahres aufnehmen. jom
vs DÜSSELDORF, 30. August. "Wir sind wütend und beschämt über eine Polizeiführung, die Polizeibeamte abzieht, damit ausländerfeindliche Horden ungehindert Brandbomben schmeißen und Menschenleben bedrohen können", hieß der Satz, den Willi Dörr, Pressesprecher der Gewerkschaft Textil-Bekleidung, gemeinsam mit einem Freund als Anzeige in der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung veröffentlichen wollte. Verbunden war diese Kritik an der Polizei mit der Mahnung zu einer Koalition der Menschlichkeit und der Bitte, daß solche Zustände wie in Rostock sich in Dörrs Heimatstadt Kettwig nicht wiederholen mögen, wo ebenfalls ein Heim für Asylbewerber geplant ist. Die Anzeigenleitung der Zeitung weigerte sich, diese Anzeige zu veröffentlichen, weil sie nach Auffassung der WAZ eine "Verunglimpfung" der Polizei darstellte.
Insgesamt 45 839 Menschen starben 1990 in den Mitgliedstaaten der Europäischen Gemeinschaft bei Straßenverkehrsunfällen. Dies stellt laut Statistischem Bundesamt gegenüber 1980 einen Rückgang um 16 Prozent dar. Die stärkste Abnahme gab es dabei in Deutschland im bisherigen Bundesgebiet (-39 Prozent). In Griechenland (+42 Prozent), Spanien (+38 Prozent) und Portugal (+6,1 Prozent) stieg dagegen die Zahl der Getöteten in diesem Zeitraum an. Die Zahl der bei Verkehrsunfällen in der EG verletzten Personen betrug 1990 fast 1,65 Millionen und nahm damit gegenüber 1980 um 4,5 Prozent ab. mid
"Schau'n wir mal bei Willy rein?" Die Frage ist unter Fernfahrern auf der Bundesautobahn 1 zwischen Hamburg und dem Ruhrgebiet zum geflügelten Wort geworden. Gemeint ist die Raststätte an der Autobahnausfahrt Vechta im Oldenburger Münsterland, die Willy Schürmann (57) seit über 15 Jahren betreibt. "Viele Trucker auf der Hansalinie kenne ich mit Namen", sagt der gelernte Bürokaufmann und Vater von vier Kindern. Die Fernfahrer sind ihm ans Herz gewachsen: "Ich habe immer versucht, mich persönlich um sie zu kümmern." Und das mit Erfolg: Heute gehört Schürmanns Raststätte zu den größten Trucker-Stops in Norddeutschland.
Schürmann stand schon zehn Jahre im Gastronomiegeschäft, als er 1975 in der kleinen Gemeinde Bakum ein fünf Hektar großes Gelände entdeckte, auf dem sich ein alter Gasthof befand. Der Fachwerkbau, nur etwa 200 Meter von der Autobahnausfahrt in Richtung Vechta entfernt, brachte Schürmann auf den Gedanken: "Der ideale Ort für eine Lkw-Raststätte. Ich wußte sofort, was ich wollte." Mit unternehmerischem Weitblick kaufte er damals Grundstück samt Gasthof.
"Zu der damaligen Zeit waren Autohöfe an den Schnellstraßen eher eine Seltenheit. Niemand gab ihnen eine große Zukunft", erinnert sich Schürmann. Er aber glaubte an seine Chance. Bei der Gemeinde holte er sich die Erlaubnis zum 24- Stunden-Betrieb seiner Raststätte, in die er bis heute etwa 15 Millionen Mark investiert hat. Schürmann richtete Waschräume für die Fernfahrer ein, vergrößerte Restaurant und Küche, baute Tankstelle und Parkplatz dazu. Zehn Benzin- und Dieselsäulen, gespeist von unterirdischen 150 000-Liter-Tanks, setzen heute bis zu 1,5 Millionen Liter Kraftstoff im Monat um. Täglich fahren etwa 1000 Lkw die Raststätte an. Der Parkplatz bietet 300 Stellplätze.
Das Restaurant mit anfangs 50 Sitzplätzen und vier Beschäftigten ist inzwischen auf 200 Plätze und 80 Mitarbeiter angewachsen. 1500 Essen täglich gibt Schürmann dort an seine Gäste aus. Dafür werden monatlich 30 000 Eier in die Pfanne geschlagen und 40 000 Tassen Kaffee aufgebrüht. "Deftige Kost und große Portionen", so umschreibt Schürmann das kulinarische Spezialrezept für die Kapitäne der Landstraße. Um deren Wohl bemühen sich in der Raststätte insgesamt rund 100 Mitarbeiter.
Mit neun Duschen, darunter einer Damendusche, mit einem Baby-Wickelraum, vier Telefonzellen, einem Briefkasten und einem Geldautomaten ist der Lkw- Hafen auf die Bedürfnisse seiner fernfahrenden Gäste rundum eingestellt. Ein Selbstbedienungsrestaurant für Bus-Touristen soll nach den Plänen Schürmanns bis 1993 noch hinzukommen.
Der größte Wunsch des Autobahn- Gastronomen steht indes noch aus: "Die Raststätte soll den Namen der Region tragen, in der sie liegt." Schürmanns Bekenntnis zur heimatlichen Umgebung stößt bei den Landkreisverwaltern in Vechta auf offene Ohren. So wird sich dieser Wunsch denn auch erfüllen lassen: Spätestens 1994 darf sich die Raststätte Vechta dann "Rasthof Oldenburger Münsterland" nennen. MARCUS REIBER
Volkswagen hat vor kurzem ein neues und viertes Instrument zur Kundenbetreuung eingeführt: den "Direkten Draht zum Service". Der Kunde kann von montags bis sonntags zwischen 8 Uhr und 22 Uhr die Nummer (01 30) 31 02 gebührenfrei wählen und sich offen zu Leistungen der Service- und Partnerbetriebe von VW und Audi äußern. Ob Lob, Tadel, Anregungen, Kritik oder Fragen - alles ist in dieser erleichterten, einfachen Kontaktaufnahme möglich. In den neuen Bundesländern gilt die Rufnummer 5 60 04 26 mit Vorwahl Chemnitz als Service-Durchwahl.
Der "Direkte Draht" führt in die Vertriebszentren der Volkswagen AG. Dort nehmen speziell geschulte Betreuer die Anrufe der Kunden unkompliziert entgegen. Bei Bedarf kontaktiert der Betreuer den Kundendienstleiter oder Inhaber des für den Kunden zuständigen Partnerbetriebes. Gemeinsam werden Vorschläge entwickelt, um das Problem des Kunden kurzfristig zu lösen. WM
HOFHEIM. Bei den Kindern ist am meisten los. Sie stehen Schlange vor der großen Hüpfburg, die am Rand des Kellereiplatzes aufgebaut ist, und toben jauchzend in der wippenden Gummimasse. Der Mann hinter dem Stand mit den Lavendelbeutelchen ist "enttäuscht", daß die Festbesucherin noch nicht einmal Halt macht vor seinem Angebot. Am frühen Samstag abend auf dem Abschlußfest des KreisStadtSommers: Die Atmosphäre lädt nicht gerade zum Bleiben ein. Es sind einfach zu wenig Leute da. Mag sein, daß es noch zu früh ist. Doch Museumsuferfest in Frankfurt, Folklore-Festival in Wiesbaden, jede Menge Jahrmärkte im Kreis und eine gewisse Müdigkeit, am Ende des Sommers noch mehr Bratwürste zu essen, mögen Gründe dafür sein, daß nicht so viele gekommen sind.
"Da steckt man halt nicht drin", sagt eine Töpferin. Den ganzen Tag über sei nicht so viel los gewesen. Auf der Bühne streckt derweil Claudia Hasselbach die Beine in die Luft. Der Moderator hat das kleine Tanzmariechen als "von irgend so einem KG, aus welchem Jahrhundert weiß ich nicht, eine Karnevalsgesellschaft eben", vorgestellt. Zwei Jungens schauen sich die Claudia skeptisch an, "mal sehen, was sie kann". Doch dann staunen sie über die Beweglichkeit der jungen Tänzerin.
Im Alten Wasserschloß ist die Atmosphäre dichter. Zwar ist es auch hier kein Problem, einen Platz zu finden. Aber die "Flying Dutchmen" verstehen es, die Zuschauer in ihren Bann zu ziehen. Die beiden Jongleure in den knallbunten Kostümen werfen ihre Keulen nur wenige Zentimeter vor der Nase einer Frau aus dem Publikum herum, die als Freiwillige auf die Bühne gekommen ist und tapfer mitmacht. Als sie mal die Augen vor den surrenden Fluggeräten schließt, sagt einer der beiden: "Nicht die Augen schließen. Schließt Du Deine, schließen wir unsere." Für die zwei Komiker gab's viel Applaus.
Im Hof und in der Scheune vom Haus der Jugend sind die Teenies unter sich. Sie warten auf "Emergency Exit" und "Giga-Götter", zwei Hofheimer Bands.
Insgesamt stellte die Stadt zum Abschluß des KreisStadtSommers ein vielfältiges Programm zusammen, in dem für jeden Geschmack etwas dabei war. In der lauen Freitag nacht ließ es sich zur Musik der "Beatles-Revival-Band" trefflich schwoofen, die Turner führten Trampolinspringen vor, und das "Eisberg-Duo" erzählte flache Witze. Die Gruppe "Mangrana" sang sephardische Lieder, "Magica" entführte mit einer Musikshow in die Karibik, Jazz und Countrymusik waren vertreten, und die Kinder freuten sich außer über die Hüpfburgen und Spielstraßen an einem eigens für sie zusammengestellten Programm. Vielleicht sollten die Organisatoren darüber nachdenken, ob sie dieses Fest künftig wieder zum Auftakt des KreisStadtSommers veranstalten . . . she
20 Jahre Partnerschaft von Königstein und Le Cannet-Rocheville Geredet, getanzt, gepflanzt 200 Gäste kamen Von Joachim Mohr KÖNIGSTEIN. "Vive la France, vive l'Allemagne et vive l'Europe! - Es lebe Frankreich, es lebe Deutschland und es lebe Europa!" Der Ausruf war am Samstag und Sonntag in Königstein immer wieder zu hören. Die Königsteiner feierten gemeinsam mit rund 200 Gästen aus Südfrankreich das 20jährige Bestehen der Städtepartnerschaft mit Le Cannet-Rocheville. Ein Freundschaftsbaum wurde gepflanzt, viele Reden gehalten und zwei Tage lang in der ganzen Stadt gespielt, getanzt und gesungen. Beim Festakt vor dem Luxemburger Schloß erinnerte Pierre Bachelet, Bürgermeister von Le Cannet und Abgeordneter in der Französischen Nationalversammlung, an den "historisch bedeutungsvollen Handschlag, mit dem Bundeskanzler Ade- nauer und General de Gaulle den deutschfranzösischen Freundschaftspakt besiegelten". "Die Begegnungen der Menschen sind wichtig, nicht nur die Zusammenarbeit der Verwaltungen", sagte Königsteins Bürgermeister Bertram Huke, "an dem vor 20 Jahren gelegten Fundament der Freundschaft muß weitergebaut werden." Stadtverordnetenvorsteher Wolfgang Kramer betonte, je verflochtener die Beziehungen zwischen den Völkern seien, "um so weniger kann es in Europa zu so tragischen Situationen kommen, wie wir sie zur Zeit auf dem Balkan und in Osteuropa mitansehen müssen". Reinhard Siepenkort, Vorsitzender des Fördervereins der Städtepartnerschaft, erklärte: "Die Weiterentwicklung der europäischen Idee ist eine wichtige Aufgabe, um die Toleranz und eine friedliche Entwicklung unter den Völkern zu fördern."
Am Samstag nachmittag kämpften Franzosen und Deutsche um Punkte bei den Wettspielen auf der Burg, abends beim Sommerball um die besten Plätze am kalten und warmen Buffet. Sonntags zog ein mittelalterlicher Markt in der Kurparkpassage Gäste und Einheimische an. Zum Abschluß hieß es "Romantik im Kurpark": Ballett, Musik und Lichterspiele begeisterten die Besucher.
Der Förderkreis in Königstein plant bereits den nächsten Besuch bei den Freunden in Südfrankreich. Vom 9. bis 11. Oktober werden die Königsteiner zum Oktoberfest des französichen Freundschaftskomitees reisen.
Eltern machen sich für die Jugend stark Pfarrgemeinderat kündigte Jugendbistro Räumung an Von unserem Redaktionsmitglied Peter Müller HEUSENSTAMM. Unmut und Wut über die Jugendpolitik der Stadt und über den Pfarrgemeinderat artikulierte sich beim Informationsabend im Jugendbistro in den Räumen von St. Cäcilia. "Die Stadt muß doch in der Lage sein, Jugendlichen einen Raum zur Verfügung zu stellen, für Senioren und Kinder wird ja auch etwas getan", empörte sich eine Mutter. Ein Vater wetterte: "Es gibt hier eine konservative Clique, die hält jeden Jugendlichen für einen Verbrecher." Und noch eine Elternstimme vom Freitag abend: "Die meisten Heusenstammer sind katholisch, auch ich bezahle Kirchensteuer, wir haben ein Recht, die Räume hier zu nutzen. Wenn das der Pfarrgemeinderat nicht einsieht, müssen wir einen offenen Brief an das bischöfliche Ordinariat schreiben." Der Vater fügte hinzu: "Ich habe ein Interesse daran, wo meine Söhne herumfliegen, und das soll hier sein und nicht woanders."
Was ist passiert? Vor etwa einem Jahr hatten Schüler der Reichwein-Schule ein Jugendcafé gefordert, das sie in eigener Regie führen wollten. Dafür sammelten sie Unterschriften, starteten eine Fragebogenaktion, entwickelten ein Konzept. Bürgermeister Josef Eckstein (CDU) nahm die Idee auf, alle Parteien äußerten sich positiv. Man setzte sich mit den Jugendlichen an einen Tisch.
Doch schon um die Jahreswende war klar, daß sich die jungen Leute und die Kommunalpolitiker etwas Unterschiedliches unter einem Jugendbistro vorstellten. Eckstein sprach sich für ein Kulturcafé aus, "wo nicht nur konsumiert wird", CDU-Parteivorsitzender Peter Jakoby meinte, die Selbstverwaltung komme nicht in Frage.
Da bot Pfarrer Dieter Ludwig von St. Cäcilia den Jugendlichen überraschend die Räume im Pfarrheim an und hatte auch nichts dagegen, daß die Selbstverwaltung getestet wurde. Die jungen Leute griffen zu, bildeten ein Organisationsgremium, gaben sich eine Hausordnung. Ein Team von "gestandenen" Müttern sollte abends die Küche besorgen und notfalls nach dem Rechten sehen. Im April wurde das Jugendbistro eröffnet.
Die Sache funktionierte. "Es gab hier noch nie große Krawalle, hierher kommen Hauptschüler, Leute von der Realschule und vom Gymnasium und Asylbewerber", erzählte Katya Christ am Freitag den mehr als 30 Müttern und Vätern.
Doch seit Pfarrer Ludwig im Sommer nach Seligenstadt versetzt wurde, gebe es Probleme mit dem Pfarrgemeinderat. Der will Petting-Spiele beobachtet und Präservative gefunden haben, hat ein Alkoholverbot für das Jugendzentrum ausgesprochen und die Öffnungszeiten von ehemals fünf auf drei Tage beschränkt. Er läßt Parties nur noch freitags und nach Genehmigung zu, verlangt jetzt eine Miete von 50 Mark, die die Stadt übernommen hat, und hat schließlich die Räume für Ende 1992 gekündigt. "Ein reiner Willkürakt", empörte sich eine Mutter.
Was die Jugendlichen tiefer trifft: "Mit diesen Gerüchten von Pettingspielen und so sind wir in Verruf geraten", sagte Katya Christ. Marita Wolf, eine der Mütter vom Küchenteam, erklärte, durch das Alkoholverbot habe man den Konsum nicht mehr im Griff, weil die Jugendlichen jetzt woanders trinken, bevor sie kommen. Im Jugendbistro gab es von Anfang an pro Nase und Abend nur zwei Flaschen Bier - bei Vorlage des Personalausweises.
Nach Lage der Dinge wird es mit dem Pfarrgemeinderat wohl kaum mehr zu einer einvernehmlichen Regelung kommen. Deshalb haben die Jugendlichen und Eltern inzwischen eine Halle im Niederröder Weg ausgeguckt; eine Halle in der Industriestraße, auf die sie erst ein Auge geworfen hatten, war Anfang August abgebrannt.
1300 Mark würden die Räume im Niederröder Weg kosten. Diese Summe können die Jugendlichen nicht aufbringen. Bürgermeister Eckstein und der Magistrat wollen nicht. "Der Besitzer will das Gelände für eine Wohnbebauung nutzen, was der Bebauungsplan nicht zuläßt", sagte Eckstein. Deshalb würde die Halle vielleicht schon bald wieder verkauft. Der Besitzer sei aus diesem Grunde nicht bereit, einen Mietvertrag über wenigstens ein Jahr abzuschließen. Unter diesen Umständen könne es passieren, daß die Jugendlichen die Räume nach zwei Monaten wieder räumen müßten.
Eckstein hat als Alternative angeboten, die Jugendlichen könnten das Jugendzentrum in der Rembrücker Straße über Suche nach Sponsoren gangsweise als Bistro an drei Tagen in der Woche benutzen. Dann hätte man Zeit, in Ruhe etwas Geeignetes zu finden, möglicherweise in der Nachbarschaft und ebenfalls im Niederröder Weg.
"Ins Kotz (Kommunikationszentrum) wollen wir nicht, das hat einen miserablen Ruf, außerdem hätte dann die Stadt die Hand drauf", sagte ein Jugendlicher am Freitag abend zu diesem Vorschlag und ließ durchblicken, daß dem städtischen Jugendpfleger von den Bistro-Gästen (50 bis 150 pro Abend) keine großen Sympathien entgegengebracht werden.
Die Eltern kamen überein, jetzt selbst nach Geldgebern zu suchen, die das Jugendbistro sponsern, sprich für die Miete aufkommen. "Selbst wenn die nur ein halbes Jahr da drin wären, wäre es für die Jugendlichen wichtig gewesen", sagte Marita Wolf.
Verheißungsvolle Saison-Premiere für Volleyball-Erstligist TuS Kriftel. Der Bundesliga-Aufsteiger bezog ein sechstägiges Trainingslager im holländischen Kampen. Neben täglich zweistündigem Ball-Training und anschließendem Aufenthalt im Kraftraum standen abends ingesamt vier Testspiele gegen holländische Erst- und Zweitliga-Verteter auf dem strapaziösen Programm. Vier Siege und das stolze Satzverhältnis von 12:2 ließen Trainer Louis Ferradas ein zufriedenes Fazit ziehen. "Die Truppe hat inner- und außerhalb des Spielfeldes gut harmoniert. Die Ergebnisse sind für mich allerdings sekundär. Erst das Erstliga-Eröffnungsspiel am 19. September zuhause gegen den TV Düren zählt für mich wirklich".
Mit nur acht Spielern - es fehlte der in Amerika weilende Hans-Jürgen Klein - mußten die langen Kerls aus dem Taunus im Nachbarland antreten. Zunächst wurde der Viertplazierte der Ersten Liga, Zwolle, nach spannendem und fast zweistündigen Match mit 3:1-Sätzen bezwungen. Einen Tag darauf gab es das gleiche Ergebnis gegen den Erstliga-Aufsteiger Assen. Im berühmten Ort großer Motorrad-Rennen imponierte vor allem die Abwehrarbeit der hessischen Gäste. Während der glatte 3:0-Erfolg im dritten Gastspiel beim Fünften der zweiten niederländischen Liga, Reflex Kampen, noch eingeplant war, überraschte der 3:0-Erfolg gegen Orion Appeldorn. Immerhin stellte Appeldorn siebenmal den niederländischen Meister.
"Appeldorn hat einige hochkarätige Spieler verloren, ist nicht mehr so stark wie in den Vorjahren", resümierte Ferradas, der seinen beiden neuverpflichteten Landsleuten Jorge Elgueta und Alejandro Romano sowie dem ehemaligen Paderborner Junioren-Nationalspieler Arnd Ludwig einen guten Einstand attestierte.
In dieser Woche können sich die Krifteler Volleyball-Fans erstmals einen Eindruck von der neuen TuS-Mannschaft vermitteln lassen. Am Mittwoch (20 Uhr) testet Kriftel in der heimischen Weingartenschule gegen Zweitligist USC Gießen. Wahrscheinlich weiterhin ohne Michael Suckow und Hauke Braack, die aufgrund ihrer beruflichen Belastungen für die zweite Mannschaft vorgesehen sind. Braack steht möglicherweise gar nicht mehr zur Verfügung. "Wenn Braack wieder regelmäßig trainieren kann, nehme ich ihn wieder in den Kader. Aber Extra- Brötchen will und kann ich auch einem Klassespieler wie ihm nicht backen. Das bin ich schon den übrigen Spielern bei derzeit neunmaligem wöchentlichen Training schuldig", will Ferradas keine "Lex Braack" schaffen.
Am Wochenende nimmt TuS Kriftel an einem Turnier in Mendiog teil, mißt sich dabei mit dem Meisterschafts-Mitfavoriten VfB Friedrichshafen. jo
Die französischen Automobilproduzenten Renault und Peugeot/Citroën wollen bei der Wiederverwertung von Autos zusammenarbeiten. In Athis Mons, südlich von Paris, soll ein Metallpreßwerk der Compagnie Française des Ferrailles zur größten französischen Wiederverwertungsanlage für Autos ausgebaut werden. Die Anlage soll pro Tag 200 Pkw zerlegen können. Die dort gewonnenen Kunststoff- und Gummigranulate sollen dann in der Bauindustrie wiederverwendet werden.
Die beiden Automobilhersteller haben in Pilotanlagen bereits Erfahrungen mit dem Recycling von Autos gewonnen. Nach Angaben von Peugeot gelingt es im Werk bei Lyon, in dem pro Tag 16 Pkw wiederverwertet werden, 95 Prozent des Materials wieder nutzbar zu machen. mid
Safira, Jupp und die Kinder
BRUCHKÖBEL. Sie waren gezeichnet. Man erkannte sie sofort. Ob bei anderen Veranstaltungen des Hof- und Gassenfestes in Bruchköbel oder beim Stadtfest in Langenselbold. Die grünen und pinkfarbenen Punkte auf den Nasen ließen nur einen Schluß zu: Die Kinder waren bei Jupp und Safira. Sie haben den beiden geholfen, von Bruchköbel nach Andersland zu starten.
Schwierig genug war es ja. Der fliegende Teppich wollte einfach nicht aufsteigen. Die Kleinen konnten auf den Boden stampfen oder mit den Händen auf die Oberschenkel schlagen. Es half nichts. Auch das laute Schreien brachte den Teppich nicht in die Höhe. Es führte eher dazu, daß die ganz kleinen weinend vor Angst zu ihrer Mama rannten. Und auch der Wind brachte nichts, der Teppich rührte sich nicht vom Fleck.
Die Böen ärgerten aber nicht nur Jupp, Safira und die Kinder des Mitmachtheaters. Auch die Flohmarkt- und Kunstverkäufer hatten ihre liebe Not. Ständig mußten sie davongeflogenen Verkaufsgegenständen nacheilen. Die Kauffreude der Besucher wurde vom Wind aber gottlob nicht beeinträchtigt.
Eine Besucherin konnte sich vom Stand der Roßdorfer Grundschule einfach nicht losreißen. Die Kinder hatten beim Schwerpunkttag Lateinamerika am vergangenen Freitag in der Hanauer Stadthalle gebastelt und zusätzlich noch ihre Kinderzimmer ausgeräumt. Der Erlös des Verkaufs soll einem Kinderhaus in Peru zugutekommen. Die Frau war von dieser Idee sichtlich begeistert. "Du mußt doch nicht den ganzen Stand finanzieren", maulte ihr Mann, der lieber in einem der Höfe einen Kaffee getrunken hätte.
Mit neuen Direktflügen und Kinderermäßigungen zwischen 40 und 70 Prozent versucht der Münchener Veranstalter Jahn Reisen im kommenden Winter Familien für einen Badeurlaub an weitentfernten Stränden zu erwärmen: Auf tropischen Inseln, an Thailands Küsten, am Persischen Golf, in Florida oder in der Karibik - der Nachwuchs reist zum Sparpreis mit. Attraktion unter den Sonnenzielen in Fernost, die ab November mit der LTU via Bangkok direkt angeflogen werden, ist die Insel Langkawi vor der Westküste Malaysias, kombinierbar mit wöchentlichen Aufenthalten auf Penang, Pangkor, Pangkor Laut und Tioman. Durch das neue Ferienflug-Doppeldrehkreuz Thailand/Malaysia sind die malaiischen Inseln und Kuala Lumpur sowie die Ostküsten-Resorts auf der Malakka-Halbinsel auch in Kombination mit Thailand buchbar. Neu unter den Anschlußreisen ab Bangkok sind eine Kambodscha-Woche mit Besuch der Tempel von Angkor Wat, im Indonesien-Programm außerdem die Insel-Kombination Bali und Lombok. Die Malediven sind mit acht Inseln vertreten, neu darunter Kurumathi Village im Ari Atoll und Olhuveli im Male Atoll. Während auf Sri Lanka die Preise in der Hauptsaison um vier Prozent erhöht wurden, sind sie für Thailand im Schnitt um acht, auf den Malediven sogar bis zu 15 Prozent gefallen.
Kräftig aufgestockt hat Jahn das Angebot an Nil-Kreuzfahrten: Zwei neue Schiffe fahren auf der Pharaonen-Route; Preis für eine Woche von München aus ab 1561 Mark. Die Nil-Törns sind erstmalig kombinierbar mit einem Aufenthalt in Assuan. Ausgebaut wurden auch die Drei-Länder-Kreuzfahrten mit MTS "Odysseus": Vom israelischen Eilat werden die ägyptischen Häfen Safaga und Suez sowie das jordanische Agaba angelaufen. Novität im Israel-Programm: eine Woche Kibbuz-Aufenthalt in Galiläa, kombinierbar mit Badeurlaub am Toten Meer oder siebentägiger Rundreise. Preis für das 14-Tage-Arrangement Kibbuz/ Rundreise mit Flug und Halbpension ab 2080 Mark.
Sehr unterschiedlich gestaltet sich die Preisentwicklung für Winterurlaub unter südlicher Sonne im Flugnahbereich: Israel und Marokko sind durchschnittlich drei Prozent günstiger als im Vorjahr, Ägypten-Rundreisen durch die Anhebung der Inlandsflugtarife dagegen zwischen sieben und zehn Prozent teurer. Auch für Zypern und Madeira wurden die Preise bis zu zehn Prozent angehoben. Bis knapp 20 Prozent billiger ist dagegen Malta im Winter bei Jahn zu buchen. akt
SPD will mit Erich Pipa in den Wahlkampf ziehen Delegierte unterstützen Verzicht auf Wiederwahl Von Katja Schoßer BRUCHKÖBEL. Wer zu spät auf die Bremse tritt, kann anschließend nicht auf Beifall hoffen. Das scheint auch der SPD-Wahlkampfbezirk Hanau-Land zu wissen. Die Kommunalwahl im März nächsten Jahres im Visier, versuchten die sichtlich angeschlagenen Genossen am Abend nach der ins Wasser gefallenen Wiederwahl ihres Vize-Landrats Erich Pipa (die FR berichtete) denn auch zu retten, was noch zu retten ist: Um den "wertvollen Mitstreiter nicht im Regen stehen zu lassen", wie es der Stadtverbandsvorsitzende Wolfram Heyn formulierte, verpflichtete sich die Delegiertenkonferenz im Bruchköbeler Bürgerhaus, gemeinsam mit Pipa "in einen engagierten Wahlkampf" zu ziehen. "Der Wahlkampfbezirk Hanau-Land der SPD unterstützt die Entscheidung der SPD-Kreistagsfraktion, den Wiederwahl-Antrag für den Ersten Kreisbeigeordneten Erich Pipa zurückzuziehen, nachdem zu erkennen war, daß eine Mehrheit aus den demokratischen Parteien des Kreistages nicht gewährleistet war", heißt es zu Beginn des Beschlusses.
Die Sozialdemokraten im Wahlkreis 40 stehen demnach bei fünf Enthaltungen fast geschlossen hinter der Kreistagsfraktion, die das riskante Spiel auf Vornahme von Pipas Wiederwahl jedoch erst auf Intervention des Kreistagsvorsitzenden Lothar Klemm beendete. Er hatte ultimativ gedroht, andernfalls das Handtuch zu werfen.
Der rot-braune Ruch, der Pipas Wiederwahl wegen des unsicheren Abstimmungsverhaltens der Rechtsextremen hätte anhaften können, hat die waghalsigen Genossen laut ihrer Resolution zum Einlenken bewegt: "Für die SPD ist es untragbar, einen Kandidaten zu nominieren, bei dessen Wahl rechtsradikale NPD- Stimmen ausschlaggebend sein könnten oder das Ergebnis der geheimen Wahl so interpretierbar wäre." Gleichzeitig stehe der Wahlkampfbezirk "solidarisch zu Erich Pipa", dem im übrigen eine "hervorragende Arbeit" bescheinigt wird. Es folgt die Bitte an alle Bürgerinnen und Bürger im Kreis, ihn und die Kandidatinnen und Kandidaten der SPD in der kommenden Wahl zu unterstützen.
Nun werde man "erst recht mit Kraft in den Wahlkampf gehen, auf daß Erich Pipa auch nach dem 7. März Erster Kreisbeigeordneter bleibt", hatte zuvor Karl Eyerkaufer bekräftigt, dem die Anspannung noch deutlich anzusehen war. Als "Landrat und Genosse" würdigte auch er die "herausragenden" Leistungen von und die gute Zusammenarbeit mit seinem Stellvertreter.
Den in den vergangenen Wochen immer wieder laut gewordenen Vorwurf, sie hätten durch ihr wochenlanges Stimmengeschacher jenen Aufmerksamkeit verschafft, die es eigentlich zu ächten gelte, geben die Genossen indes munter weiter: "Die Wahlkampfkonferenz der SPD bedauert, daß die CDU-Kreistagsfraktion anscheinend noch nicht erkannt hat, daß sie mit ihrer aktuellen Politik der Verweigerung die rechtsradikalen Kräfte im Kreis stärkt", heißt es in der Resolution.
Ganz so geschlossen, wie die Sozialdemokraten vorgeben, wirken die Reihen allerdings nicht. "Wir sollten vor lauter Betrieb in der Partei nicht vergessen, draußen einig für den Wahlsieg zu kämpfen", unterbrach Sepp Sigulla die flammende Schlußrede des Unterbezirksvorsitzenden Bernd Reuter, und bei aller Diskussion über die allgemein grassierende Politikverdrossenheit "an die zu denken, die auf lokaler Ebene die Kastanien aus dem Feuer holen".
Moderne Diesel-Personenwagen sind nicht nur sparsam, sondern ermöglichen auch ein Fahren mit reinem Gewissen. Ganz wörtlich: Sie sind amtlich als "besonders schadstoffarm" ausgezeichnet. Der feine Mann, genauer, der umweltbewußte, fährt sein Benzinmodell schon seit Jahren mit geregeltem Katalysator. Die Frau natürlich nicht weniger. Der "Kat" ist, salopp ausgedrückt, der beste Weißmacher für den Autoauspuff. Er wandelt nahezu alle hier vorkommenden Schadstoffe in harmlose Substanzen um. Kat- Modelle haben sich denn auch auf breitester Front durchgesetzt. In Deutschland wird seit zwei Jahren so gut wie kein Benzinauto mehr ohne Katalysator verkauft, in der gesamten Europäischen Gemeinschaft wird er mit Beginn des nächsten Jahres endlich zur Vorschrift.
Doch jetzt erobert der Katalysator sogar die Dieselmodelle. Auf den ersten Blick verwundert dies: Bisher wurde immer erklärt, der Kat mache beim Diesel mit seiner ganz anderen Verbrennung keinen Sinn. Hermann Oetting, Leiter der Aggregate-Entwicklung bei Volkswagen, klärt denn auch auf: "Kat beim Benzinmotor und Kat beim Diesel - das sind in der Tat zwei Paar Stiefel!" Der Katalysator beim Benzinmotor wandelt Kohlenmonoxid (CO), unverbrannte Kohlenwasserstoffe (HC) und Stickoxide (NOx) in Kohlendioxid und Wasser um, also in ungiftige Substanzen. Der Diesel ist, was CO und HC angeht, schon ohne jede Abgasnachbehandlung so sauber wie der Benzinmotor mit geregeltem Katalysator. Die modernen strengen Abgasvorschriften greifen hier bei den Stickoxiden und bei den sogenannten Partikeln - sie sind in erster Linie Ruß.
Stickoxide entstehen immer dann, wenn Luft sehr hoch erhitzt wird: Stickstoff und Sauerstoff verbinden sich zu Stickstoffoxiden, abgekürzt zu Stickoxiden. Der "Dreiwege"-Katalysator des Benzinmotors "reduziert", spaltet sie wieder auf in die Ausgangsstoffe Stickstoff und Sauerstoff. Der "Zweiwege"- oder "Oxidations"-Katalysator beim Diesel kann das nicht. Dennoch gibt es eine probate Methode, auch hier Stickoxide zu verringern: Man läßt den Motor einen Teil seiner Abgase wieder ansaugen. Sie enthalten keinen Sauerstoff mehr, sie nehmen an der Verbrennung nicht aktiv teil, sie verdünnen sozusagen nur die Verbrennungsluft. Damit senkt Abgasrückführung die Temperaturen und mit ihnen den Stickoxidausstoß.
Gewissermaßen die Achillesferse herkömmlicher Dieselmotoren indes sind die Partikel: Ruß. Er entsteht immer dann, wenn die Luft nicht ausreicht, den gesamten eingespritzten Kraftstoff vollständig zu verbrennen - in erster Linie also bei Vollgas. Volkswagen ließ sich gegen diesen Luftmangel einen ebenso einfachen wie überzeugenden Trick einfallen - schon 1990 übrigens, als erster Hersteller. Heute ist dieser Trick weitverbreitet: die sogenannte Leichtaufladung. Für sie gibt es einen Turbolader. Er drückt zusätzliche Luft in die Verbrennungsräume. Normalerweise wird in dieses Mehr an Luft auch mehr Kraftstoff eingespritzt - das ist der übliche Turbodiesel mit entsprechend mehr Leistung und mehr Drehmoment. Bei der Leichtaufladung wird das Potential nur teilweise ausgenutzt. Es wird nicht so viel Kraftstoff eingespritzt wie eigentlich möglich wäre. Mehr Luft, aber weniger Kraftstoff - das ergibt vor allem eines: einen hohen sogenannten Luftüberschuß. Es ist immer mehr Luft im Brennraum vorhanden als theoretisch benötigt würde. Die Folge: Der Dieselkraftstoff verbrennt besonders vollständig, und nur ganz wenige Partikel bleiben übrig.
Und der Katalysator? "Der hat", so Hermann Oetting aus Wolfsburg, "tatsächlich eine ganz andere Aufgabe als im Benzinmotor. Er oxidiert, also verbrennt, Kohlenmonoxid und unverbrannte Kohlenwasserstoffreste, die beim Diesel ohnehin nur in verschwindenden Mengen vorkommen. Er verbrennt die Kohlenwasserstoffe, die sich am Ruß anlagern. Dazu zählen auch die sogenannten Polizyklischen Kohlenwasserstoffe - das sind unter anderem jene, die den spezifischen Geruch von Dieselabgas ergeben." Er lächelt verschmitzt: "Ein Diesel mit Katalysator riecht auch nicht unbedingt nach Parfüm. Aber er ist auch für die Nase sehr viel sauberer!"
Der Katalysator für den Dieselmotor ist ganz ähnlich aufgebaut wie beim Benzinmotor: Ein Keramikkörper, der sogenannte Monolith, wird von sehr vielen feinen Kanälen durchzogen. Auf ihre große Oberfläche ist eine hauchdünne Schicht aus dem Edelmetall Platin aufgebracht. Sie ist die eigentlich wirksame Substanz. Der Kat beim Diesel erfordert - wie auch der Otto-Kat - keine Wartung. Er beeinträchtigt den hohen Wirkungsgrad nicht. Kat-Diesel behalten die sprichwörtliche Sparsamkeit ihrer Rasse. Auch dies ist ein wichtiger Beitrag zum Umweltschutz: Treibstoff, der nicht verbrannt wird, hinterläßt auch keine Abgase, auch kein Kohlendioxid (CO2), das, wiewohl ungiftig, im Verdacht steht, im Übermaß Klimaveränderungen zu begünstigen.
Moderne Diesel sind sichtbar sauber: Auch bei Vollgas gibt es nicht die leiseste Andeutung einer Rauchfahne. Um in Deutschland in die niedrigere Steuerklasse für schadstoffarme Diesel-Personenwagen eingestuft zu werden, muß die sogenannte "US-Norm '87" erfüllt werden. Sie verlangt, daß der Wagen in seinen gasförmigen Abgasbestandteilen so sauber ist wie ein Benziner mit geregeltem Katalysator (sogenannte Anlage 23 zur StVZO). Zusätzlich dürfen maximal 0,124 Gramm Partikel pro Kilometer ausgestoßen werden, weniger als ein halber Fingerhut voll.
Zur Anerkennung als "Besonders schadstoffarm" muß der Ruß aber noch weiter gebremst werden: maximal 0,08 Gramm pro Kilometer. Wobei der Hersteller dafür garantieren muß, daß dieser Wert auch nach 80 000 Kilometer noch eingehalten wird. Diese sogenannte Töpfer-Norm (benannt nach ihrem Schöpfer, dem Umweltminister) gilt als die derzeit strengste Dieselnorm der Welt. ARTHUR WESTRUP
Auf dem Zwittauer Friedhof liegt das Grab der Schindlers, einer Fabrikantenfamilie, deren letzter Sproß in Jerusalem begraben liegt. Oskar Schindler, Rennfahrer, Bonvivant, zog aus, um als selbständiger Fabrikant reich zu werden. 1939 ergatterte er eine "arisierte" Emailfabrik in Krakau, in der viele Juden beschäftigt waren. Schindler erlebte die blutige Auflösung des Krakauer Gettos und trickste nun mit beträchtlicher Kumpanei und hohem persönlichem Risiko die SS-Größen aus, um jüdische Häftlinge als Arbeitskräfte für seine Fabrik zu bekommen. Mit dem Anmarsch der Roten Armee mußte die Produktion nach Mähren verlegt werden, und Schindler stellte eine Liste auf von rund 1300 Juden, die er als unabdingliche Fachkräfte ausgab. Das Werk in Brünnlitz (Brnenec), wenige Kilometer südlich von Zwittau, stellte am Schluß überhaupt nichts mehr her, aber die "Schindler-Juden" überlebten.
Es ist ein Merkmal deutscher und tschechischer Historie, daß es der Australier Thomas Keneally war, der mit dem Buch "Schindlers Liste" die Geschichte der Leute aufgeschrieben hat, die sich, sofern sie noch leben, heute noch die Schindler-Juden nennen. Autor Keneally hatte in Beverely Hills, California, einen von ihnen kennengelernt.
Von Stadt zu Städtchen zu gondeln, ist eine schöne Reise in Böhmen und Mähren. Hier ein Schloß, dort eine Kirche, alte Stadtmauer in Policka, Wenzelsdom in Olomouc, das alte Schloß in Brúntal, zu deutsch Freudental, wo einstmals der Hochmeister des Deutschritterordens residierte. Ein wenig versteckt, keine halbe Tagestour westlich von Svitavy, steht Hrad Bousov, vormals Burg Busau, die sich die Deutschritter um die Jahrhundertwende auf den Fundamenten einer geschleiften Festung aus dem Mittelalter als Repräsentationsbau herrichten ließen. Den Orden enteigneten die Nazis, Himmler war vorübergehend Hausherr, ohne sich allzuoft blicken zu lassen. Heute hält die tschechische Republik ihre denkmalschützende Hand über das imposante Gebäude, Besichtigung von Mai bis Oktober.
Geschichte breitet sich reichlich und unübersehbar aus. Geschichte, die wir sicherlich irgendwann auch mal gelernt haben, aber wer in der Bundesrepublik zur Schule gegangen ist, hat steinerne Zeugen, historische Orte woanders gesehen. Vollständige Altstädte, mit Blick fast ins Mittelalter, das war Urlaub in Italien oder Frankreich. Nun ja, auch Österreich, aber mehr Gebirg' und Campingplatz. So blieb für uns Nachkriegskinder Europas Mitte zwischen Deutschland (West) und Frankreich, so ungefähr bei Bonn am Rhein.
Die Habsburger blieben in den Büchern, bestenfalls in den Köpfen; zu schweigen von den Böhmen und Mähren, die in der mitteleuropäischen Geschichte immer tüchtig mitgemischt haben. Hier wurde geschafft und verdient, und Wien holte sich den größten Teil seiner Steuern aus diesem Land.
Wenn man durch die CSFR reist, verschiebt sich die europäische Mitte im Bauch. Das Gefühl von "drüben", das trotz aller Erkenntnisse und Gedanken zu den Veränderungen der vergangenen zwei Jahre geblieben ist, wird schwächer. Auch hier haben die Frauen das Beinkleid namens Leggins entdeckt, während die Männer noch sehr stark Jeans-blue bevorzugen. Die Menschen in diesen alten Städten sind freundlich, eher sachlich als überschwenglich, sprechen oft ein wenig Deutsch, im übrigen funktioniert Zeichensprache. Die Kommunikation ist in der Gegenwart. Über Vergangenheit läßt sich nicht radebrechen.
Zurückhaltend, wie es sich für eine Ostflämin geziemt, empfängt Gent seine Besucher. Artig wird dem Ortsunkundigen der Weg erklärt, höflich reiht man sich in die Schlange zum Fischstand auf dem Vrijdagsmarkt ein, sittsam geht es an den Tischen der Cafés zu. Etwas zu laut und zu auffällig gekleidet sind allenfalls einige Reisegruppenteilnehmer aus südlichen Gefilden, deren verzückte Ausrufe die baulichen Schönheiten Gents kommentieren. Wer den Einheimischen zu vergleichbaren Gefühlsausbrüchen verleiten will, muß sich schon etwas Besonderes einfallen lassen. Denn Gents museales Stadtbild ist schließlich sein Alltagskleid, das den Einheimischen wie die eigene Haut paßt, dessen Schönheit aber ihm auch nicht weiter auffällt.
Am Yves-Klein-Haus in der Drabstraat etwa scheiden sich die Geister. Viel Zeit zum Staunen bleibt nicht. Ungefragt wird dem Besucher auf dem Bürgersteig zugesteckt, daß sich der südafrikanische Besitzer mit dem leuchtend blauen Anstrich des Guten zuviel geleistet habe. Der setzte noch eins drauf, als er im historischen Gemäuer ein Restaurant eröffnete, dessen mobiliares Sammelsurium sowohl den unkonventionellen Geist des Zugereisten als auch die Leidenschaft des Sammlers verrät, der schlug dem Faß schließlich den Boden aus, als er auf Gardinen verzichtete und das Hausinnerste nach außen kehrte. So knüppeldick muß es schon kommen, soll der Genter Stellung beziehen. Nicht, daß man der Farbe Blau nichts abzugewinnen wüßte. Immerhin bestimmte einst blaugrauer Haustein aus der Gegend von Tournai das Bild der Stadt am Zusammenfluß von Schelde und Leie. Der Gravensteen, dustre Zwingburg des elsässischen Grafen Philipp, das romanische Patrizierhaus "Die Kleine Sikkel" oder etwa das Speicherhaus am Graslei sind nur einige bläulich schimmernde Gebäude aus der mittelalterlichen Blüte Gents, die dank des unverwüstlichen Steins allen Stürmen der Zeit trotzten.
In der Mäßigung (und damit im richtigen Blauton), so scheint's, aber liegt in Gent das Maß aller Dinge. Derjenige verkennt die lokale Mentalität, der da glaubt, daß man hier nicht seine ganz eigene Sicht hegte. Diskretion gilt unter Ostflamen als Ehrensache. Ihre unberedte Zurückhaltung täuscht dabei über den kritischen Geist hinweg. Denn der Genter berherzigt das alte Sprichwort: Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.
Beide Edelmetalle flossen über die Jahrhunderte reichlich in seine Kassen und bescherte der im späten Mittelalter neben Paris zweitgrößten Stadt nördlich der Alpen Prachtgebäude von Romanik bis Jugendstil. Karl V., zu Gent geboren, prägte den Ausspruch "Mon Gandt, Paris danserait dedans", je nach Interpretation mit "In meinen Handschuh" oder "In mein Gent könnte Paris tanzen" zu übersetzen. Das kaiserliche Bonmot traf im vierzehnten und fünfzehnten Jahrhundert zu. Dann wurde es stiller um Gent. Wen wundert's da, daß in Erinnerung an glanzvollere Zeiten noch im Barock die Bürgerhäuser mit gotischen Fensterkreuzen und Stufengiebeln ausgestattet wurden?
Das Mittelalter holt den Besucher zu nächtlicher Stunde auf der Michelsbrükke ein. Eine Drehung um die eigene Achse genügt. Schon beginnt die Entführung in die Vergangenheit. Wenn die letzten Straßenbahnen über die Brücken zwischen Gras- und Korenlei gerumpelt sind, gleicht das Panorama den Stadtlandschaften eines Hans Memling. Unter der Brücke schiebt sich die Leie hindurch. Gent ist eine amphibische Stadt, in der Grachten, Kanäle, und Hafenbecken pulsierende Schlagadern waren. Heute bremsen die Wasserwege eher den Lebensrhythmus, zwingen den Autoverkehr auf dem holprigen Kopfsteinpflaster zur Mäßigung. Legt sich in den frühen Morgenstunden noch ein Nebelschleier über die Wasserarme von Schelde, Leie und Coupure, entfalten die düsteren Zinnen der Hausteingiebel vollends ihr mittelalterliches Flair.
Der FSV hat nach einem Freilos in der ersten Runde und dem 2:0-Erfolg beim sächsischen Amateuroberligisten Dresdener SV die dritte Runde im DFB-Pokalwettbewerb erreicht. 27:0-Ecken für den deutschen Pokalsieger und eine einzige Ballberührung der FSV-Torsteherin Katja Kraus in der ganzen Partie manifestierten die deutliche Überlegenheit der Gäste, die auf ihre Nationalspielerin Daniela Stumpf, die an einer Knieverletzung laboriert, verzichten mußten. Einzig in der Chancenauswertung stellte sich der FSV selbst ein Bein.
Vor lauter Entzückung über den willfährigen Spielball Dresdener SV glaubte er, den Gastgeber schwindelig spielen zu müssen. Schließlich galt es, sich die vermeintlich leichte Aufgabe künstlich beziehungsweise künstlerisch ein wenig schwerer zu machen. Nach kurzer Überlegung entschloß sich der FSV, das Kombinationsspiel bis direkt ins gegnerische Gehäuse hinein zu betreiben.
Mit dem Ergebnis, daß man selbst die Orientierung und das Toreschießen aus den Augen verlor und der mehr Erfolg versprechenden Schnörkellosigkeit abdankte. Alles, was dem Gastgeber an Kräften zur Verfügung stand, hielt sich im eigenen Abwehrbereich auf und bildete eine scheinbar undurchdringbare Mauer der Körper.
Lediglich Sonja Schlösser, die aus fünf Metern abstaubte und Sandra Minnert mit einem Gewaltschuß aus 25-Metern durchdrangen das Abwehrbollwerk. dan
FSV: Kraus; Heinrich; Zeeck, K.Pohlmann, Milke, Minnert, Schlösser, Mantel (60. Metz), D.Pohlmann, Bornschein, Trostel (60. Ziegler).
Tore: 0:1 Schlösser (36.), 0:2 Minnert (66.).
Schlagerspiel der Landesliga Süd Nicht berauschend
Berauschend war das nicht, was sich da bei der zum Bornheimer Hang verlegten Partie zwischen dem FC Italia und Neu- Isenburg abspielte. Es begann zwar rasant, als Zaza bereits in der zweiten Minute seinen Bewacher Biehrer stehen ließ und nur der aufmerksame Correa-Perez im Gästetor einen frühen Rückstand verhinderte und Hoffmann im Gegenzug per Kopfball das Frankfurter Tor nur knapp verfehlte. Doch dann wurden die Torszenen immer spärlicher, Eckstöße wurden schlecht getreten, Abspielfehler häuften sich auf beiden Seiten, der Ball wurde zu lange geführt und ging dann doch verloren (vor allem Frankfurts Mittelfeldrenner Esposito hatte hier einen schwarzen Tag und wurde ausgewechselt).
Auch Milosis in seinem hundertsten Spiel für Italia konnte seinen Kontrahenten Haffner, Schaltstelle der Gäste, kaum bremsen. Die Sturmspitzen Zaza nach Anfangserfolgen und Stapf (Neu-Isenburg) verloren zunehmend an Druck, denn die Abwehrreihen waren zu stark. Distanzschüsse von Stah (50.) oder Hoffmann (87.) scheiterten an Italia-Schlußmann Radmacher, als die Isenburger gefährlich konterten.
Der FC Italia war diesmal weit von der Form der letzten Spiele entfernt, der eine Punkt für Neu-Isenburg redlich verdient. Fünf Gelbe Karten und zwei Zeitstrafen konnten dem Spiel auch nicht mehr Farbe geben. HEINZ BERZ
Schiedsrichter: Kraft (Oberohmen).
Zuschauer: 320.
Unmäßig waren die stolzen Bürger der Tuchmachermetropole in ihrem Zorn gegen die wechselnden Potentaten aus Frankreich, England oder Österreich. Gent fiel in seiner Blüte vielen Herren zur fetten Beute. Die aber hatten kein leichtes Spiel mit den ewig Aufsässigen. Am Vrijdagmarkt probten die Gentenaar den Aufstand gegen die Obrigkeit, die sich zum Schutz vor den unberechenbaren Untertanen mächtige Fluchtburgen errichteten. Im Komödiantensaal des spätgotischen Rathauses aber lächelt die Jungfrau mit dem Löwen vom Kaminsims, Symbolfigur der Stadt. Der Löwe im Arm der Holden, mehr Kuscheltier denn Bestie, zeigt seine Zähne nicht.
Anmaßend überragen die Türme von Sankt-Bavo, Sankt-Jakob, Sankt-Nikolaus und Sankt-Michael die Altstadt. Böse Zungen sprechen vom katholischen Mief über Flandern, der sich besonders im Dunstkreis des nahen westflandrischen Brügge zu Nebel verdichte. In Gent dagegen herrscht bei aller Empörung über eine knallblaue Fassade doch die klare Luft der Liberalität. Freidenker und Katholiken - in diese traditionellen Lager spaltet sich die Stadt.
Mehr Eindruck als die sakralen Türme macht allemal der blattvergoldete Drachen auf der Spitze des Belfrieds, den die stolze Bürgerschaft um das Jahr 1300 als Gemeindeturm errichtete. Das steinerne Unabhängigkeitssymbol stellt sowohl die Burgzinnen der weltlichen als auch die Kirchturmspitzen der geistlichen Obrigkeit in den Schatten. An bürgerlichen Rokokopalais deuten Giebelhemisphären als Symbole des Welthandels auf Gents eigenartige, weil gediegene Weltoffenheit. Daß das in nachbarlicher Nähe gelegene Brügge nur allzu oft die Nase vorn hatte im Wettlauf um die Weltmärkte, ficht in Gent keinen an. Spöttisch schaut man auf die putzige Konkurrenz herab, deren Stadtfläche in der von Gent mehrere Male Platz fände. Daß nicht wenige Kaufleute aus Brügge sich in Gent niederließen, und bis heute das Wirtschaftsleben bestimmen, schmerzt indes die Bürger der von Albrecht Dürer sogenannten "großen und wunderbaren Stadt".
Beginen prägten das Stadtbild Gents wie in fast allen flämischen Städten. Ihr Ursprung gibt ebenso viele Rätsel auf, wie ihr Name. Ob sich die dem Armutsideal verschriebenen Beginen vom englischen Verb "to beg" erklären, oder auf das französische Adjektiv "beige), der Farbe ihrer Gewänder, verweisen, ist ungewiß.
In Gent lassen sich drei Beginenhöfe besichtigen, die die "frommen Frauen" als ummauerte Städte in der Stadt errichtet haben. Seinen dörflichen Charakter erhalten hat der "St.-Elisabeth-Beginenhof" am Begijnhofdries trotz des Abbruchs seiner Außenmauern. Typisch sind die Bleichwiese um die Kirche und die einheitliche Häusergestaltung. Im "Kleinen Beginenhof" in der Lange Violettenstraat leben noch sechs betagte Beginen. Wo keine Rentner oder sozial Bedürftige die übrigen Häuser aus dem siebzehnten Jahrhundert bezogen haben, macht sich der Zerfall breit.
Erst 1872 wurde der "Große Beginenhof" in der Engelbert-van-ArensbergStraat eingeweiht. Das Leben der Beginnen dokumentiert hier ein kleines Museum im Haus 64. Auf der Kirchwiese daneben grasen Kühe: die Beginen sind auf jeden Franc Pacht und Miete angewiesen. Wie im "Kleinen Beginenhof" werden nach alter Regel um 23 Uhr die Außentore zur Stadt verriegelt. Im Rheinland und anderswo als Ketzerinnen verfolgt, fanden die Beginen in den historischen Niederlanden stets Schutz - ein Indiz mehr für die stille Toleranz der Einwohner von Gent.
Schönredner haben es bei der Verschwiegenheit der Genter schwer. Schönfärber ebenso. Bürgermeister Jodocus Vijd, Stifter des weltberühmten "Genter Altars" - des bedeutendsten und somit meistbesuchten Kunstschatzes der Stadt - ließ sich auf einem Altarflügel 1432 von den Gebrüdern van Eyck in all seiner Häßlichkeit samt Warze über dem Auge und kahlem Haupt porträtieren.
Durch die Blume sagt's der Genter dennoch gern, dies um so mehr, wenn es sich um Azaleen und Knollenbegonien handelt, deren Anbauflächen die Stadt als eines der floristischen Zentren Europas ausweisen. Das wichtigste gesellschaftliche Stelldichein findet folgerichtig an jedem Sonntag in einem Blütenmeer statt.
JUDO
BUNDESLIGA, Gruppe Nord: JC Grieth - JV Berlin 6:0, TSV Stellingen - PSV Braunschweig 5:2, JC 90 Frankfurt/Oder - VfL Wolfsburg 5:2, SU Witten-Annen - TV Falkenberg 6:0, Braunschweiger JC - 1. SC Berlin 1:6.
BUNDESLIGA, Gruppe Süd: VfL Sindelfingen - JC Zweibrücken 5:2, JC Randori Heilbronn - JC Wiesbaden 1:4, JC Wiesbaden - BC Karlsruhe 4:0, BC Karlsruhe - JC Randori Heilbronn 5:1, SC Leipzig - 1. SC Groebenzell 7:0, TSV Abensberg - TSV Großhadern 5:2, JC Rüsselsheim - MTV Ingolstadt 0:6.
ehe WARSCHAU, 30. August. Keine Aussicht auf ein baldiges Ende der seit fünf Tagen tobenden Feuerbrunst in Oberschlesien sah am Sonntag ein Sprecher der polnischen Feuerwehr. Bei Temperaturen von 37 Grad im Schatten verbreitet sich der Waldbrand im Gebiet zwischen Kuznia Raciborska (Ratiborhammer), Kedzierzyn (Kandrzin/Heydebreck) und Rudy (Ruda/Rudweiler) trotz des Einsatzes von rund 4000 Feuerwehrleuten, 22 Flugzeugen und drei Hubschraubern wie ein Lauffeuer. Bisher wurden über 10 000 Hektar Wald ein Opfer der Flammen - der verbleibenden Waldbestand von 5000 Hektar ist gefährdet.
Die Feuerwehrhauptkommandatur in Warschau spricht von einem der größten Brände in Europa in den letzten Jahren. Das Feuer setzt sich über die Baumkronen fort und ist daher vom Boden aus schwer zu bekämpfen. Die Löschaktion wird zusätzlich durch Dutzende von explodierenden Blindgängern aus dem Zweiten Weltkrieg erschwert.
Ursache des Feuers ist möglicherweise der Funken einer blockierten Bremse in einem Zugwaggon. Brandstiftung wird aber nicht ausgeschlossen.
Bei dem Brandgebiet handelt es sich um den größten zusammenhängenden Waldkomplex in Oberschlesien, der die Luftverschmutzung aus der Tschechoslowakei neutralisierte. Die Folgen des Waldbrands wird eine erheblich schlechtere Luftqualität für die Bewohner des sowieso schon stark belasteten Gebiets zwischen Raciborz (Ratibor) und Gleiwitz sein. Nach Aussagen eines Spezialisten des Forstwissenschaftlichen Instituts wird das Gebiet um Ratiborhammer zu einer trockenen Steppe werden. Die Aufforstung wird 50 bis 70 Jahre dauern.
sir ROM, 30. August. Nach mehr als 24 Stunden hat eine Flugzeugentführung durch fünf äthiopische Luftpiraten auf dem römischen Flughafen Ciampino ihr Ende gefunden. Die Gegner des Regimes in Addis Abeba ergaben sich am Sonntag morgen, nachdem die italienischen Behörden ihrer Forderung nach politischem Asyl nachgekommen waren. Sie gaben an, keiner oppositionellen Gruppe anzugehören. Sie sollen nach Behördenangaben in Italien vor Gericht gestellt werden. Zwei Handgranaten ließen sie in der Maschine zurück.
Die Odyssee der Boeing 727 der "Ethiopean Airlines" hatte schon am frühen Samstagmorgen begonnen, als die Rebellen die Maschine kurz nach dem Start von Addis in ihren Besitz brachten. Nach einer Zwischenlandung in der jemenitischen Hafenstadt Aden gaben die Entführer in Dschibuti alle Passagiere bis auf einen frei. In Kairo tankte die Maschine nochmals auf. Es war bereits die dritte Entführung einer äthiopischen Maschine innerhalb von zehn Monaten.
TISCHTENNIS
BUNDESLIGA, Männer: Post SV Mülheim - TTC Grenzau 4:6, TTC Jülich - TTC Esslingen 6:1, VfB Lübeck - TTC Altena 6:1, TTC Helga Hannover - Borussia Düsseldorf 1:6, TSV Heilbronn-Sontheim - Spvg Steinhagen 2:6.
BUNDESLIGA, Frauen: VfB Lübeck - TuS Jahn Soest 8:2, DSC Kaiserberg - Spvg Steinhagen 2:8, TSG Dülmen - TSV Betzingen 8:1, TuS Glane - RW Klettham-Erding 8:4, FC Bayer Uerdingen - FC Langweid 6:8.
HESSENLIGA, Männer: TSV Besse II - Blaugelb Darmstadt 5:1, TSV Ockershausen - TSG Sandershausen II 5:3, TTC Mörfelden - TV Schlüchtern 5:3, SG Sossenheim - SG Quembach 5:1, TTV Weiterode - TTC Dorheim 0:5, TGS Jügesheim - KSG Dortelweil 2:5.
VERBANDSLIGA, Männer: RW Walldorf - SV Maberzell 1:5, TS Oberroden - VfL Marburg 5:0, FSK Vollmarshausen - TV Burgholzhausen II 1:5, TSK Rimbach - TTC Burghasungen 5:1, NSC Watzenb. Steinberg - TTC Sebbeterode 3:5, TSV Höchst - TSG Eschenstruth 5:1, SG Weiterstadt - TuS Naunheim 5:0, TSG Wieseck II - TV Weisskirchen 5:4, TG Niederroden - BC Nauborn 5:1, TV Offheim - TTC Korbach 5:0, BSC Einhausen - SV REichsachsen 5:0, TTC Dornbusch - TG Unterliederbach 0:5, TV Heringen - SG Wildsachsen 1:5, TTC Mardorf - SG Dillenburg 5:2.
VERBANDSLIGA, Frauen: TTC Rödgen - RW Rückers 5:2, BG Groß-Gerau - TTC Ginsheim 1:5, TV Niederrad - KSV Niesig 3:5.
Der Blumenmarkt am Kouter ist freilich nur der Ausgangspunkt einer Markttournee, die die Einheimischen gehörig auf Trab bringt. Vom Kouter führt sie zum Vogel- und Kleintiermarkt am Oudebeestenmarkt, macht mit dem Fahrrad- und Trödelmarkt im Schatten der Jakobskirche Station, um auf dem Kunstmarkt vor der mittelalterlichen Fleischhalle ihr Ziel zu erreichen. Der sonntägliche Rundgang, in Gent ein gesellschaftliches Muß, ist auch für Touristen ein Vergnügen.
Mit einem Heer verarmter Proletarier erwarb sich die flandrische Schöne im vergangenen Jahrhundert den Titel "Manchester des Kontinents". Was im Mittelalter an sozialen Barrieren durch Zunftmeister geschaffen wurde, untermauerten später Industriebarone durch ihre Hungerlohnpolitik. Das proletarische Erbe mit der aktuellen Bürde Arbeitslosigkeit haben inzwischen türkische Arbeiter angetreten, die Norden der Stadt ärmliche Quartiere bezogen haben.
In die nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem Niedergang der Textilindustrie verfallenen südwestlichen Viertel "Patershol" und "Hoet Gewad" zieht derweil neues Leben ein. Die Viertel sind "en vogue", wie die französischsprachige Oberschicht sagen würde, der das Flämische nach wie vor schwer von der Zunge geht. Vorbei sind hier die Zeiten unablässig klappernder Webstühle. Ihre Geräuschkulisse soll zur Entstehung der gedehnten Laute im Lokaldialekt beigetragen haben, mit denen die Arbeiter sich in den Werkhallen verständlich machten. Zum Schutz vor fremden Ohren und zur Demonstration der Herkunft wird das spröde, schwer zugängliche Idiom derweil weitergepflegt.
Die Besteuerung auf Leerstand förderte das Wiedererwachen hinter den heruntergekommenen Arme-Leute-Fassaden im "Patershol". Bunt-psychodelische Häuser ausgeflippter Künstler schrecken nur noch vereinzelt das neubürgerliche Publikum. Noch stehen einige Fabrikgelände aus industriellen Pioniertagen leer. Hier schlägt auch der kulinarische Puls von Gent zunehmend kräftiger. Touristen tröpfeln erst zögerlich in die skurrile Weinstube "Tap und Tepel", das theatralische "Caffé Wolff" oder das Jugendstilbadehaus "Aquaazul". Zu sehr nehmen die architektonischen Glanzleistungen des Zentrums den Besucher in Beschlag. Und aufdringliches Werben liegt dem Genter nicht.
Gents einladende Zurückhaltung erfordert Geduld. Das Hoteliersehepaar nach den typischen Eigenschaften des Genters befragt, zeigt erstaunte Mienen. Ein vielsagender gegenseitiger Blick der beiden, auf den keine Erklärung folgt. Man verspricht, darüber nachzudenken. Am Vorabend der Abreise wird handschriftlich vorgelegt, was in wohlgefaßten Worten zum Thema zu sagen ist: Bodenständig sei der Genter, seine Heimat verlasse er nur ungern. In sich gekehrt sei sein Wesen, konservativ zudem. Das Risiko scheue er und frage sich stets, was der andere von ihm halte. Aber kritisch, das sei er bei alledem. KLAUS SIMON
GINNHEIM. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren: Am Freitag, 18. September, wird in Ginnheim das erste Stadtteilfest gefeiert. Seit mehreren Monaten schon planen die Mitarbeiter der Kindertagesstätte 23, der Elternbeirat und die Schüler der Diesterwegschule, die "Private Elterninitiative Ginnheim" (PEIG), Vertreter der katholischen Gemeinde St. Familia und der evangelischen Bethlehemgemeinde den Rummel auf dem Gelände der Diesterwegschule und der Kindertagesstätte 23 (Ginnheimer Hohl 15). Die Organisatoren haben sich beim Programm viel Mühe gemacht; anläßlich des "Deutschen Umwelttages" wird die Umwelt im Mittelpunkt stehen.
In Theaterstücken und Sketchen beschäftigen sich die Kinder der Kindertagesstätte 23 mit Wasserverschmutzung und Fast-Food-Ernährung. Auch eine Müllmodenschau wird einstudiert. Die Mitarbeiter des Kindergartens der evangelischen Bethlehemgemeinde planen eine Umweltstaffel, die Diesterwegschule organisiert ein Umweltquiz. Eine Jugendgruppe der katholischen Gemeinde arrangiert Spiele auf dem Schulhof.
Andere Organisationen im Stadtteil - wie etwa das Frauengesundheitszentrum oder der Verein für ambulante Krankenpflege - arbeiten an einer Stadtteilzeitung oder sind mit einem Informationsstand dabei.
Wer Lust hat, bei den letzten Vorbereitungen zu helfen, kann am heutigen Donnerstag, 3. September, in den Kindergarten der Bethlehemgemeinde, Karl-Kotzenberg-Straße 10, kommen. Das Treffen beginnt um 15 Uhr. Auch Spenden nehmen die Verantwortlichen entgegen. Nähere Informationen erteilt die Leiterin der Kindertagesstätte 23, Sylvia Gräf, Telefon 52 37 40. sen
FRANKFURT A. M. Es ist kein gewöhnliches Veranstaltungsheft: "Jubiläumsprogramm" haben es die Mitarbeiter des "Hauses der Begegnung" genannt: Der Treffpunkt, der von der katholischen Kirche getragen wird, besteht seit zehn Jahren. 250 000 Menschen haben mittlerweile das Haus am Gärtnerweg 62 besucht, in dem sich die Mitarbeiter vor allem eines zur Aufgabe gemacht haben: Sie wollen Menschen mit Ängsten und Problemen im Alltag helfen, beraten, Möglichkeiten zur Begegnung schaffen.
Dies kann in individueller Beratung und einer Therapie geschehen. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt jedoch in dem umfangreichen Programm, das für alle offen ist. Eine Gesprächsreihe wird sich mit "Formen der Psychoanalyse" beschäftigen. Die Reihe mit insgesamt fünf Gesprächen beginnt am Mittwoch, 9. September, um 19 Uhr. Der Frankfurter Psychologieprofessor Peter Kutter wird diesen ersten Abend gestalten, an dem es um die moderne Psychoanalyse geht. Der Eintritt kostet 10 Mark, ermäßigt 5 Mark.
Gleich mehrere Kurse werden im Kapitel "Gesundheit und Wohlbefinden" angeboten. Ein Yoga-Kurs beginnt am Donnerstag, 10. September, um 18 Uhr. Die zehn wöchentlichen Treffen enden jeweils um 19.30 Uhr. Der Kurs kostet 85 Mark, ermäßigt 55 Mark. Autogenes Training kann ab Dienstag, 15. September, 17 Uhr, im "Haus der Begegnung" gelernt werden. Die zehn Treffen dauern jeweilszwei Stunden. Wer teilnehmen möchte, zahlt 90, ermäßigt 60 Mark.
"Qigong" heißen die Energieübungen aus China, durch die Gelenke und Muskeln entspannt werden. "Das Lebensgefühl wird leichter und freudiger", heißt es im Programm. Wer das überprüfen möchte, kann das ab Donnerstag, 10. September, von 17 bis 18. 30 Uhr tun. Der Preis für die zehn Treffen beträgt 85 beziehungsweise 55 Mark.
Strenge Rhythmen gibt es ab Mittwoch, 16. September: Jeweils um 17.30 Uhr kann argentinischer Tango gelernt werden. Wer andere lateinamerikanische Tänze bevorzugt, kommt auch auf seine Kosten. Ein Anfängerkurs beginnt ebenfalls am Mittwoch, 16. September, um 19.15 Uhr. Der Kurs für Anfänger mit Vorkenntnissen startet eineinhalb Stunden später. Alle Tanzkurse (zehn Abende) kosten 85 oder 55 Mark.
Die Kunst der "Freien Rede" wird der Pädagoge Hans-Peter Jungblut bei einem Wochenendseminar im November vermitteln. Der dreitägige Kurs startet am Freitag, 13. November, um 18 Uhr. Das Wochenendseminar kostet 160 oder 90 Mark.
Wer neu in Frankfurt ist, kann am Montag, 14. September, andere Hinzugezogene kennenlernen. Dafür sorgen der "Treffpunkt für Frauen" (Beginn: 19 Uhr) und der "Treffpunkt für Männer" (ab 20 Uhr) Die Abende, an denen die Stadt erkundet wird, sind kostenlos. Heimfahrgelegenheiten werden organisiert.
Wer sich für das gesamte Programm interessiert, das hier nur punktuell vorgestellt werden kann, wendet sich an das "Haus der Begegnung", Gärtnerweg 62. Geöffnet ist montags bis donnerstags von 11 Uhr bis 17.30 Uhr. Telefonisch sind die Mitarbeiter unter der Nummer 72 88 39 zu erreichen. sen
NIEDER-ESCHBACH. Eigentlich sind sie sich einig. Nieder-Eschbach braucht eine neue Turnhalle: Die beiden Hallen der Schulen - der Michael-Grzimek- und Otto-Hahn-Schule - sind einfach zu klein für Schüler und Turnverein, findet der zuständige Ortsbeirat 15. Umstritten: Der Standort für die neue Halle. Das Gelände der Michael-Grzimek-Schule bevorzugt die CDU-Fraktion. Die Halle, die der Grundschule derzeit zur Verfügung steht, sei zu klein für die Schüler - und außerdem in "schlechtem Zustand", wie CDU- Ortsbeirat Hermann Clemm betonte.
Eine neue Halle auf dem Gelände könnte auch von den Schüler der Otto- Hahn-Schule genutzt werden. Schwierig sei es umgekehrt, wenn die Halle auf dem Gelände der Otto-Hahn- Schule gebaut werde. Dann müßten die Grundschüler den Weg in die Otto-Hahn-Schule in Kauf nehmen. "Zu gefährlich", findet die CDU.
Jedoch: Den Standort Michael-Grzimek-Schule hat der Regierungspräsident bereits abgelehnt, denn bei einem Bau an dieser Stelle müßte die alte, aber noch intakte Halle abgerissen werden. Außerdem: Während die Halle gebaut werde, müsse zwei Jahre lang der Sportunterricht ausfallen. Der Turnhallen-Engpaß im Stadtteil Nieder-Eschbach wäre in dieser Zeit noch größer. SPD und Grüne machten sich deshalb für eine Halle auf dem Gelände der Otto-Hahn-Schule stark. In einer Anfrage wollen sie wissen, ob und bis wann auf dem Schul-Sportplatz solch ein Gebäude entstehen kann. Gegen die Stimmen von CDU und FDP wurde die Anfrage verabschiedet. sen
Halte- und Parkverbote sollen nach Willen des Ortsbeirats 15 (Nieder-Eschbach) an der Kreuzung zwischen der Deuil-La-Barre-Straße und der Straße Am Hollerbusch markiert werden. Den Autofahrern, die aus der Straße Am Hollerbusch in die Deuil-La-Barre-Straße einbiegen wollen, wird die Sicht derzeit durch parkende Autos genommen. Dazu komme es zu einem "unvertretbarem Sicherheitsrisiko", heißt es im CDU-Antrag, der einstimmig angenommen wurde. sen
Am U-Bahn-Übergang an der Deuil- La-Barre-Straße sollen die Haltelinien unterhalb der Georg-Büchner-Straße und der Prager Straße wieder angebracht werden, fordert der Ortsbeirat 15 in einem Antrag der CDU-Fraktion. Bei der Sanierung der Deuil-La-Barre-Straße, habe das Straßenbauamt versäumt, die Linien, die vorher auf der Straße aufgezeichnet waren, neu zu markieren. sen
HEDDERNHEIM. Es sollte kein "gewöhnliches" Straßenfest sein. Zum vierten Mal stellten es die Organisatoren unter das Motto: "Ausländer und Deutsche in Heddernheim - Miteinander leben, miteinander feiern." Damit will die "Initiative Stadtteilfest Heddernheim" Akzente setzen - gegen Fremdenfeindlichkeit, gegen Ängste vor einer vermeinlichen Ausländerschwemme. Davon höre man auch hier immer öfter, sagt Ulrich Schaffert, einer der Organisatoren und Pfarrer an der ev. St.-Thomas-Gemeinde.
Bunt und international sollte das Fest in der unteren Heddernheimer Landstraße deshalb sein. Die Initiative, in der dieses Jahr außer Vertretern der evangelischen St.-Thomas-Gemeinde auch Mitglieder des Wandervereins und der Friedensinitiative aktiv waren, hat viele Kontakte. Schließlich: Schon seit vier Jahren arbeiten die Organisationen zusammen, um einmal im Jahr das Sommerfest auf die Beine zu stellen. Seit dem vergangenen Jahr ist aus dem internationalen Vorbereitungskreis sogar eine Gesprächsgruppe geworden: "Wir haben uns regelmäßig als ,Internationales Sonntagscafé' getroffen", erzählt Schaffert.
Es reiche nicht aus, einmal jährlich zu feiern: "Unsere Arbeit soll kontinuierlich sein." Im "Internationalen Sonntagscafé" der Initiative werden darum Fragen diskutiert, die Ausländer und Deutsche betreffen. "Wir wollen ein Gegengewicht setzen, uns gegen die Propaganda wehren, die die Emotionen hochtreibt."
Das ist nicht nur Theorie. Am Festnachmittag in Heddernheim waren portugiesische und türkische, spanische und afghanische, griechische und ecuadorianische Gruppen dabei. Es wurden nicht nur kulinarische Spezialitäten verkauft - auch Kultur wurde geboten. Folkloregruppen aus Spanien und Portugal, türkisch-kurdische und griechische Tänzer sowie eine ecuadorianische Musikgruppe traten auf. Ein eigenes Programm gab es für die Kinder, die im Garten des Übergangsheims für Aussiedler in der Dillenburger Straße umhertollten. Dort hatten die Mitarbeiter der Lern- und Spielstube des Caritas-Verbandes Anlaß zum Feiern: Den 20. Geburtstag ihrer Einrichtung.
"Purer Zufall sei es zuerst gewesen", erzählte Ludger Engelhardt-Zühlsdorff, Mitarbeiter der Einrichtung, daß die Initiative und die Mitarbeiter der Spielstube gemeinsam feierten. Doch: "Das Konzept unserer Einrichtung ist schließlich auch, sie mehr zum Stadtteil zu öffnen", sagt Engelhardt-Zühlsdorff.
Eigentlich ist die Lern- und Spielstube zwar zunächst den Kindern aus dem Übergangsheim vorbehalten. Während die Familien früher dort nur für eine kurze Zeit untergebracht waren, bleiben sie heute durchschnittlich fast zwei Jahre lang, weil sie keine Wohnung finden. "Darum ist einfach nötig, daß die Menschen hier in den Stadtteil integriert werden und Kontakte bekommen", meinte Engelhardt-Zühlsdorff. Vor allem aus Polen und den verschiedenen Republiken der ehemaligen Sowjetunion kommen die etwa 50 Kinder, die heute in den Schülergruppen und in dem Kindergarten der Spielstube betreut werden. sen
Die Fußball-Frauen des Oberligisten SV 09 Flörsheim haben den größten Erfolg in ihrer Vereinsgeschichte erreicht. Am Sonntag siegte das Team des neuen Trainers Holger Winkler in der zweiten Runde des Deutschen Fußball-Bundes im Pokal mit 1:0 (0:0) beim schwäbischen Verbandsligisten SV Faurndau. Damit erreichte der Sportverein 09 Flörsheim, der in der ersten Runde auf Bundesebene ein Freilos hatte, bereits das Achtelfinale. "Mein Einstand im ersten Pflichtspiel hätte gar nicht besser ausfallen können. Nun hoffen wir bei der Auslosung in der DFB-Zentrale im Frankfurter Stadtwald auf ein Heimlos gegen einen Bundesligisten", strahlte der zuvor als Co-Trainer mit dem FSV Frankfurt DFB-Pokalsieger gewordene Winkler nach dem Schlußpfiff in Faurndau wie das berühmte Honigkuchenpferd.
Der Sportverein 09 Flörsheim bestimmte mit seinem selbstbewußten Forechekking eindeutig das Geschehen. Bemerkenswert, da Kerstin Höhl (Kreuzbandriß, noch mindestens zwei Monate Zwangspause) fehlte und die Stammspielerinnen Birgit Hense, Sandra Bellof, Jasmin Wiesmar und Barbara Vogler angeschlagen ins Pokalspiel gehen mußten. "Unser Masseur mußte Überstunden vor und während des Spiels machen. Es hat sich gelohnt", freute sich auch Flörsheims "Mister Fußball" Karlheinz Hochgesand über das goldene Tor in der 65. Minute.
Nach einem unwiderstehlichen Dribbling setzte sich Mittelstürmerin Heike Höntsch gegen die kompakte Faurndauer Abwehr endlich einmal entscheidend durch, schob ins lange Eck ein. Ständig hatten die hessischen Gäste das Tempo und das Match mit ihrer spieltechnischen und taktischen Überlegenheit bestimmt.
Nur zweimal brannte es vor dem Gehäuse von Flörsheims fast arbeitsloser Keeperin Elke Ringel, dagegen häuften sich die Chancen auf der Gegenseite. Die hochkarätigste vergab nach 54 Minuten Libera Birgit Hense. Nach einem Foul im Strafraum an Sabine Gangolf entschied der sichere Schiedsrichter auf Elfmeter. Zum Entsetzen der mitgereisten Fans schob Birgit Hense das Leder am linken Pfosten vorbei.
Zehn Minuten später dann doch noch die Erlösung für Flörsheim, daß wegen des Pokalspiels den Meisterschaftsauftakt gegen Münchhausen verschieben mußte.
Am Samstag dieser Woche (16.30 Uhr) steht nun das Heimspiel gegen den Ex- Meister Münchhausen auf dem neuen Kunstrasenplatz in Flörsheim auf dem Programm. Zwei Aspiranten für die Bundesliga treffen da wohl aufeinander . . . jo
Die Urlauberwelle dieses Sommers brachte es wieder an den Tag: Die Kapazität der Alpentransversalen ist erschöpft. Ausgehend von Berge und Täler überspannenden Brückenbauwerken haben sich Staub, Schmutz und Abgase von Millionen von Fahrzeugen, darunter Hunderttausende von Lastwagen und Sattelzügen wie ein Fluch über das Gebirge gelegt. Und eine Entspannung ist nicht in Sicht, ganz im Gegenteil. Wirtschaftsfachleute haben errechnet, daß sich das Transportvolumen bis ins Jahr 2010 noch verdoppeln, der Personenverkehr um weitere 50 Prozent zunehmen wird.
Jetzt sollen mehrere Tunnelprojekte, davon eines mit mehr als fünfzig Kilometern Länge unter dem Brenner, und ein anderes mit 48 Kilometern unter dem bis zu dreitausend Meter hohen Gotthard-Massiv Anfang des kommenden Jahrtausends die großen Alpenpässe entlasten. Als Teil des neuen europäischen Hochleistungsnetzes der Bahnen, das in Form der Neubautrassen für den deutschen ICE und der Hauptstrecken des französischen TGV zu gut einem Drittel bereits realisiert ist, sollen die Röhren auf Geschwindigkeiten von 200 bis 250 Stundenkilometer für Reise- und 160 Stundenkilometer für Güterzüge ausgelegt werden. Damit würden sich die Fahrtzeiten zwischen Basel und Mailand, München und Verona entscheidend verkürzen.
Im Brenner-Konsortium, dem auf deutscher Seite unter anderem die Philipp Holzmann AG, Dyckerhoff und Heitkamp, bei den Österreichern die Stuag und bei den Italienern - ebenfalls neben anderen - die Italstrade angehören, arbeiten bereits 520 Fachleute an der Klärung der technischen Voraussetzungen für das Projekt. Rund zehn Jahre Bauzeit sind veranschlagt, um die zwölf Milliarden Mark müssen nach Schätzungen des Münchener Professors Helmut Maak, Geschäftsführer der Brenner-Tunnel-Projektgesellschaft, aufgebracht werden.
Noch aber - und das hängt nicht nur mit der Frage der Finanzierung zusammen - steht das Projekt auf tönernen Füßen. Unklarheit besteht zum Beispiel über die Zu- und Abfahrtsrouten zu dem Jahrhundertbauwerk. Ein heißes Eisen, denn die Tiroler sind nach wie vor der Ansicht, daß ihr Inntal zur Genüge asphaltiert, verstromt und verschient sei, und die Deutschen jetzt doch mal ihren Karwendel anbohren sollten. Großzügig wurde ein weiterer Tunnel unter dem Achenpaß vorgeschlagen, der auf der Seite von Bad Wiessee haarscharf am Tegernsee vorbeiführen und die dortigen Kommunalpolitiker, so sie davon wüßten, unweigerlich auf die Barrikaden treiben würde. Nicht umsonst fürchtet die Bundesbahn auch den Widerstand von Naturschützern.
(Bild: Frischauf/Zoller)
DARMSTADT. Eine "kritische Prüfung" des zur Genehmigung beim Darmstädter Regierungspräsidium vorliegenden Projekts eines Hochregallagers der Firma Merck für 9000 Tonnen zum Teil hochgiftiger Chemikalien haben Darmstädter Baufachleute und Architekten in einem Schreiben an Wohnungsbauminister Jörg Jordan (SPD) verlangt. Bei einer "Planung dieser Größenordnung" bestehe ein "landesplanerischer Regelungsbedarf".
Das offiziell "Eurolager N 90" genannte Depot soll bisher dezentral auf dem Werksgelände des Chemiekonzerns aufbewahrte Stoffe, darunter 3000 Tonnen sehr giftige und giftige Chemikalien und 4000 Tonnen leicht entzündliche Flüssigkeiten aufnehmen.
Während Merck den "Chemie-Safe", ein 105 Meter langes, 44 Meter breites und 30 Meter hohes Gebäude mit mehreren durch Stahlbeton getrennten Gassen für eines der modernsten und sichersten Lager in Europa hält, das rund um die Uhr von der Feuerwehr bewacht werden soll, gehen Bürgerinitiativen und die Grünen- Fraktion im Stadtparlament von einem unverantwortbar hohen Sicherheitsrisiko durch die Anlage aus.
Die Architekten weisen in ihrem Brief an Jordan auf die dichte Wohnbebauung rund um das Unternehmen im Stadtgebiet hin. Im Umkreis von zwei Kilometern lebten 40 000 Menschen, gebe es Sport- und Schulzentren. In dem Schreiben an Jordan prophezeien die Lager- Gegner, daß die Anlage weitere Investitionen und noch größere Betriebsdichte nach sich ziehen werde, während sich das Unternehmen gleichzeitig aus anderen Niederlassungen zurückziehe.
Da für das gesamte Betriebsgelände von Merck (100 Hektar) kein Bebauungsplan existiere, der Flächennutzungsplan der Stadt Darmstadt nicht rechtskräftig und das geplante "Eurolager" nicht gegen Störfälle wie Flugzeugabstürze (in der Nähe liegen die Flughäfen Frankfurt und Egelsbach) gesichert sei, müsse Minister Jordan bei der Genehmigung des als "hochgefährlich" eingestuften Baus ein Wörtchen mitreden. Die Architekten halten ein förmliches Raumordnungsverfahren mit Umweltverträglichkeitsprüfung und das Sondieren von Standortalternativen für "unabdingbar". feu
Der FSV Germania Fulda (2:2 bei der SG Bad Soden/Ahl) büßte in der Landesliga Nord seinen ersten Punkt ein, verteidigte aber mit 7:1 Zählern seine Führungsposition gegenüber dem SV Buchonia Flieden (2:0 gegen Lohfelden - das Spiel wurde wegen eines Heimatfestes kurzfristig gedreht), Eintracht Baunatal (1:1 in Petersberg) und Aufsteiger VfL Eiterfeld, der bei Hermannia Kassel mit 1:6 unter die Räder kam. Bad Soden/Ahl rangiert mit ausgeglichenem Konto weiterhin auf Rang 10.
SG Bad Soden/Ahl - FSV Germania Fulda 2:2 (1:2). Im Bezirksderby mußten die Platzherren auf der Bornwiese alle kämpferischen Elemente in die Waagschale werfen, um dem spielerischen stärkeren Spitzenreiter Paroli zu bieten. Zumal die Bad Sodener ab der 55. Minute mit zehn Akteuren (Platzverweis gegen Erdal Güdener wegen Nachtretens) auskommen mußten. Trotz dieser Dezimierung glich der überragende Mile Milijasevic (64.) vor 350 Besuchern noch zum 2:2 aus. Er hatte eine Ellenbrand- Flanke unerreichbar eingeköpft. Auf diese Weise war Fulda durch Heil (23.) in Führung gegangen, Gollin (37.) markierte das 0:2, Cerhau (41.) gelang der wichtige Anschlußtreffer vor der Pause. Die beiden Torschützen imponierten beim Gastgeber, der auf den gesperrten Andic verzichten mußte. Der Ex-Sodener Yildiz sowie Schenkel (Lattenkopfball/4.) überzeugten bei Fulda. hdp
Überraschender Auftakt in der Frauen-Oberliga Hessen: Die TSG 51 Frankfurt zog gegen Aufsteiger TSV Hungen mit 0:4 den Kürzeren, die Spvgg. 1910 Langenselbold verlor mit 1:2 beim Neuling TSG Wölfersheim und der FSV 08 Schierstein büßte gegen DJK FSV Schwarzbach (1:2) ebenfalls beide Zähler ein. Das Spiel SV 09 Flörsheim gegen TSV Münchhausen wurde wegen der Flörsheimer DFB-Pokalteilnahme auf 5. September (16.30 Uhr) verlegt. Jutta Roth (53./68.) stellte nach dem 0:1 durch Sabine Hof (10.) den Wölfersheimer Sieg sicher, während Rosi Ding (17./Eigentor) und Astrid Rehm (65.) Schwarzbachs Erfolg in Schierstein (Gegentor: Elke Demski/62., FE) garantierten. Elke Demski verschoß einen Handelfmeter.
Die TSG 51 Frankfurt hatte ohne die aus persönlichen Gründen pausierende Torfrau Steffi von der Au (wurde durch Astrid Sterlepper unzureichend ersetzt) sowie ohne Brigitte Schuchert (Laufbahn beendet) gegen Hungen keine Gewinnchance. Zumal Anette Unsleber nach kurzer Episode respektive Einsatz beim FSV Frankfurt bis 1. November gesperrt ist. Trainer Jürgen Strödter attestierte lediglich Libera Claudia Peil sowie Heide Günther und Jutta Camus Oberligatauglichkeit. Andrea Niehoff (20./70./75.) traf dreimal für Hungen, Brigitte Ostheim (38.) hatte den Pausenstand erzielt. hdp
Fußball - kurz gemeldet
Anhörung im "Fall Huxhorn" Am morgigen Dienstag treffen sich Wilhelm Huxhorn und sein Arbeitgeber, Zweitligist SV Darmstadt 98, zur Anhörung vor dem Arbeitsgericht in Darmstadt. Der Torhüter, der bis zum 6. September von Trainings- und Spielbetrieb suspendiert wurde, will per einstweiliger Verfügung die sofortige Aufhebung seiner Sperre erreichen. ARD-"Sportschau" vor SAT.1-"ran" Die ARD-"Sportschau" hatte am Samstag im Wettbewerb um die TV-Quoten in der Berichterstattung von der Fußball- Bundesliga vor Erstverwerter SAT.1- "ran" die Nase vorn. Die ARD kam mit der Sendung ab 19.15 Uhr in den Regionalprogrammen auf zusammen 3,7 Millionen Zuschauer in elf Prozent der Haushalte und lag damit vor "ran" von SAT.1 ab 18.00 Uhr mit durchschnittlich 3,54 Millionen TV-Konsumenten. Galatasaray verlor zu Hause Trainer Karl-Heinz Feldkamp hat mit dem türkischen Traditionsklub Galatasaray Istanbul beim 1:2 gegen Aufsteiger Altay Izmir das erset Spiel vor eigenem Publikum verloren. Für Galatasaray schoß der Ex-Kölner Falko Götz das einzige Tor. Zum Saisonauftakt hatte Galatasaray bei Geclerbirligi 3:0 gewonnen. Zweiter Hessen-Sieg im Baltikum
Mit einem bemerkenswerten 4:1(2:1)- Sieg gegen die Nationalmannschaft von Estland schloß die hessische Fußball- Amateurauswahl ihre Reise ins Baltikum erfolgreich ab. Die Tore erzielten Hartmann (Kickers Offenbach), Dahl (Rot-Weiss Frankfurt), Becker und Balzer (beide Eintracht Frankfurt). Dresdner Fan-Bus schwer verunglückt
Einer von zehn Dresdner Fan-Bussen ist in der Nacht zum Sonntag auf der Rückfahrt vom Bundesliga-Spiel FC Bayern gegen Dynamo Dresden nahe der Autobahn-Ausfahrt Chemnitz-Ost verunglückt. Dabei ist ein Fan aus Dresden ums Leben gekommen, einer wurde schwer, elf weitere leicht verletzt. Während der Bergungsarbeiten mußte die Autobahn für vier Stunden gesperrt werden.
DARMSTADT. Die bei den jährlich 600 regionalen und überregionalen Messen in der Bundesrepublik produzierten Müllberge - nach der CEBIT '92 in Hannover mußten 750 Container mit 2500 Tonnen Abfall weggeschafft werden - und die Diskussion der Messegesellschaften um einen "Müllaufschlag" auf die Standgebühren haben die Hessische Elektrizitäts AG (HEAG) nachdenklich werden lassen.
Der Darmstädter Stromlieferant (320 000 Privatkunden in Südhessen) und Anbieter von Dienstleistungen im öffentlichen Nahverkehr setzt jetzt bei seinen Messeständen auf Müll-Vermeidung und Wiederverwendung. "Wenn wir wieder abziehen, bleibt kein Krümel zurück", verspricht HEAG-Sprecher FrankMethlow.
Statt eines Teppichbodens (nach jeder regionalen "Hessenschau" in Darmstadt werden erfahrungsgemäß 240 Quadratmeter Teppichware weggeworfen, weil die Reinigung teurer ist als die Neuanschaffung) benutzt die HEAG einen Bodenbelag aus Verpackungsmüll, aus zerkleinerten Milch- und Safttüten, die durch Druck und Hitze zu Platten gepreßt wurden.
Doppelseitig verwendbar sollen sie drei Jahre lang den Publikumsverkehr während sämtlicher HEAG-Ausstellungen zu Themen wie Energiesparen und Tarifstruktur sowie bei allen Info-Ständen zum "Studenten-Ticket" und "Job-Ticket" für die Straßenbahn- und Buslinien der HEAG aushalten. Wenn der Boden endgültig ausgedient hat, kann er, weil "sortenrein", wieder recycelt werden.
Die als Stellwände benutzten Spanplatten sind laut Methlow formaldehydarm und enthalten "nur geringste Mengen von Chlor, Pentachlorphenol und Lindan". Weitere Komponenten des "sanften" Messestandes: Die Strahler sind Energiesparlampen, Infomaterial wird nicht weit gestreut, sondern nur noch auf Anfrage verteilt, das Werbematerial (unter anderem Papierkugelschreiber) auch in Papiertüten überreicht. Kaffee in Plastikgeschirr zu reichen ist tabu.
Selbst der Kleber, mit dem Bild- und Textmaterial an den Stellwänden angepappt werden, wird als umweltfreundlich gepriesen. Und letztendlich verschwinde der Stand fein säuberlich zerlegt in langelebigen Holzcontainern. feu
Die interessante Sportnotiz
DJK Wiesbaden verlor gegen Mainzlar Im Vergleich der beiden Frauen-Handball-Bundesligisten zwischen TV Mainzlar und Aufsteiger DJK Schwarz-Weiß Wiesbaden siegte Mainzlar mit 25:20 (11:11). Christine Herrmann (6/3), Katrin Mietzner (5/2) waren die besten Werferinnen beim Verlierer-Team. Omwoyo gewann Magdeburger Citylauf Charles Omwoyo aus Kenia siegte am Samstag beim zweiten Magdeburger Citylauf über 10 000 Meter. Der 30jährige Polizist benötigte 28:56 Minuten und verwies seinen Landsmann Kipkenboi Kimeli (29:00) und den Ungarn Peter Jager (29:42) auf die Plätze zwei und drei. Böttcher und Gronmaier sind Meister Doppelte Premiere bei den Deutschen Meisterschaften der Bogenschützen in München-Hochbrück. Jeweils zum erstenmal gewannen Udo Böttcher (Helmstedt) mit 327 Ringen und Christina Gronmaier (Villingen) mit 319 Ringen die Einzeltitel mit Pfeil und Bogen. Krupanek lief am schnellsten Romuald Krupanek aus Wroclaw (Polen) und die für den SC Charlottenburg Berlin startende Larissa Timkina aus der Ukraine gewannen am Sonntag den 20- km-Straßenlauf von Berlin. Krupanek benötigte 1:04:28 Stunden und verwies Burkhard Frisch (1:04:55) und Burkhard Schikora (beide SCC/1:05:19) auf die Plätze zwei und drei. Larissa Timkina siegte in 1:15:12 Stunden vor Silvia Wilhelm (SCC/1:17:32) und Barbara Thiel (LT Dormagen/1:19:24).6000. Trabrennsieg für Horst Bandemer Der Mönchengladbacher Trabrennfahrer Horst Bandemer erzielte am Sonntag in Gelsenkirchen mit dem sechsjährigen Wallach Saut Logelo den 6000. Sieg seiner Laufbahn. Der Berliner, der zu den erfolgreichsten deutschen Trabrennfahrern zählt, gewann das Jojo-Rennen für 3- bis 14jährige inländische Pferde und sicherte sich eine Prämie von 3700 Mark. Wallaus Ruhmestafel gestohlen Unbekannte Diebe haben in der Nacht zum Samstag am Ortseingang der Gemeinde und Handball-Hochburg Wallau eine mehrere Quadratmeter große Hinweistafel demontiert und mitgehen lassen, die den Ortsteil der Kreisstadt Hofheim als Heimat des deutschen Handballmeisters und Gewinners des europäischen IHF-Pokals 1992 SG Wallau-Massenheim ausweist. Die Stadtverwaltung hatte die Ruhmestafeln mit dem Vereinswappen erst vor Wochen nach dem doppelten sportlichen Erfolg der SG Wallau- Massenheim aufstellen lassen. René Flade tödlich verunglückt Der Berliner Eisschnelläufer René Flade ist am Freitag nachmittag bei einer Bergwanderung in der Nähe des Bundesleistungszentrums in Inzell tödlich verunglückt. Der 21jährige galt als eine der größten deutschen Nachwuchshoffnungen im Vierkampf. Flade war nach dem Training zur Wanderung auf den 950 m hohen Falkenstein aufgebrochen. Dabei muß er den ausgewiesenen Weg verlassen haben und in eine rund 50 m tiefe Schlucht gestürzt sein. Hubert Jänsch gewann vierten Titel Zum vierten Mal gewann Hubert Jänsch aus Dormagen die Deutsche Segelkunstflug-Meisterschaft. Bei dem Titelkampf in Anspach/Taunus siegte er mit 8481,0 Punkten vor dem Braunschweiger Ulf Kramer (7497,4 Punkte). Dritter wurde Manfred Echter aus Meerssen mit 7487,7 Punkten. In der internationalen Wertung belegten hinter Hubert Jänsch die Polen Jerzy Makula, Adam Michalowski und Marian Bednorz die Plätze zwei bis vier. Toney gewann erneut umstritten James Toney aus den USA, Mittelgewichts-Weltmeister der Profiboxer, verteidigte das Championat der International Boxing Federation (IBF) durch einen umstrittenen Punktsieg gegen Exweltmeister Mike McCallum aus Jamaika. Toney, den das Magazin "The Ring" zum "Boxer des Jahres 1991" nominiert hatte, landete in dem Zwölfrundenkampf in Reno/Nevada 232 Treffer, McCallum hatte 332 korrekte Schläge plaziert. Wresch hob dreimal Gold Danilo Wresch aus Meißen hat bei den Jugend-Europameisterschaften der Gewichtheber im französischen Reims drei Goldmedaillen in der Klasse bis 44 kg gewonnen. Mit einer Zweikampfleistung von 135 kg sicherte er sich die Titel im Zweikampf, Reißen und Stoßen. Eine weitere Goldmedaille im Stoßen gewann bei den Wettbewerben mit einer Altersbeschränkung bis zu 16 Jahren sein Vereinskollege Nikolai Winkler in der Klasse bis 90 kg. Dirk Hafemeister in Uni-Klinik Wegen eines Jochbeinbruchs muß Dirk Hafemeister (Fürstenau) acht Tage lang in der Uni-Klinik in Münster bleiben. Während des "Turniers der Sieger" in Münster war der Mannschafts-Olympiasieger von Seoul auf dem Abreiteplatz mit einem jungen Pferd gestürzt, dabei hatte ihn der Huf des Tieres im Gesicht getroffen. Military-Reiter tödlich verunglückt Während der österreichischen Military- Meisterschaften verunglückte am Sonntag der Reiter Horst Jarnig tödlich. Jarnig, der nach Dressur und Springreiten an vierter Stelle gelegen hatte, wurde nach einem Sturz am letzten Hindernis des Geländeritts von seinem Pferd regelrecht erdrückt. Muster siegte in Kroatien Der topgesetzte österreichische Tennis- Profi Thomas Muster hat die mit 260 000 Dollar dotierten "Kroatien Open" in Umag gewonnen. Der 17. der Weltrangliste bezwang im Finale den an fünf gesetzten Argentinier Franco Davin in drei Sätzen mit 6:1, 4:6 und 6:4.
Frauen-Handball-Bundesligist Grünweiß Frankfurt spielt am heutigen Montag (18.30 Uhr, Fabriksporthallean der Wächtersbacher Strasse) gegen den mehrfachen jugoslawischen Meister Lokomotive Zagreb. Da sich Torfrau Marion Meyer einen Bänderanriß zugezogen und die bulgarische Nationalspielerin Irena Staneva noch keine Freigabe seitens des bulgarischen und kroatischen Verbandes (dort war sie zuletzt aktiv) hat, wollen die Grünweißen mit drei Gastspielerinnen (Torfrau Julia Voggenberger, Renate Spiegel, Frederique Seminara) von der SG Bruchköbel antreten. hdp
Oberligist Kickers Offenbach nutzte das spielfreie Wochenende zu einem Vergleich mit dem Bezirksoberligisten SKV Mörfelden und siegte im dortigen Waldstadion sicher mit 7:0 (4:0). Vor 250 Zuschauern erzielten Belhil (7./42.), Figas (50./77.) sowie Gramminger (22.), Aydin (38.) und Rainer Kriegsch (83.) die Treffer. Trainer Lothar Buchmann gab einigen Akteuren aus dem zweiten Glied eine Chance und setzte insgesamt 14 Spieler ein. Gramminger, Figas und Belhil ragten heraus, Ersatz-Libero Krakowiak spielte einen soliden Part, Aydin und Kriegsch empfahlen sich mit ihren Toren.
Im zweiten Test am Wochenende siegte Kickers Offenbach beim Bezirksligisten SSG Langen vor 300 Zuschauern mit 12:0 (6:0). Figas, überragender Akteur auf dem Platz, erzielte allein fünf Tore. Belhil traf viermal (mit einem lupenreinen Hattrick), die weiteren Treffer schossen Rüppel, Aydin und Krakowiak. hdp
SACHSENHAUSEN. Es soll Leute geben, die pilgern wegen einem einzigen Bild in den Louvre nach Paris. Verglichen mit diesem Aufwand, lohnt sich ein Abstecher in die Galerie "der Laden" auf jeden Fall. "Mehr Venedig" heißt das Bild, Wolfgang Schlick der Künstler. Und wer einmal dort ist, kann sich auch gleich alle übrigen Werke der Ausstellung betrachten: Es sind gerade einmal zehn Bilder von Wolfgang Schlick, die in der kleinen Galerie von Bigi Jacobs hängen.
Das 1991 gemalte Bild "Mehr Venedig" läßt eine Karnevalszene erahnen. Figuren sind - wie in den meisten Werken Schlicks - zwar nur angedeutet, identifizieren lassen sie sich jedoch meist eindeutig. Das Geschehen spielt sich in der rechten Bildhälfte ab, die linke scheint im Nebel zu versinken. Kein wildes Karnevalstreiben, sondern ein eher statisches Verharren einer Personengruppe bietet sich dem Betrachter in dieser, mit Acrylfarben und Buntstiften gestalteten Maskenballszene. Die Figur am rechten Bildrand ist nur schemenhaft zu erkennen, deutlich dagegen die weiße Maske in ihrem Gesicht. Zentrales Element des Werks ist eine hoch aufragende Gestalt mit üppigem Hutschmuck - oder ist es etwa ein überdimensional langer Hals? Im Gegensatz zu den übrigen Personen tritt sie mit einer deutlichen, mit Buntstift gezeichneten Umrißlinie aus dem nebelhaft verhangenen Bild hervor. Außer einem Streifen kräftigen Rots am rechten Gemälderand dominieren ruhige gelb-braune Erdfarben.
Der geborene Frankfurter Wolfgang Schlick stellt seit seinem Debut 1961 im Landesmuseum Wiesbaden regelmäßig in ganz Deutschland aus. Seit 1964 arbeitet er als freier Künstler, war in den siebziger Jahren Mitarbeiter beim Hessischen Rundfunk und lehrte zwischen 1984 und 1986 an der Fachhochschule für Gestaltung in Wiesbaden. 1987 zog sich der in Büdingen-Rohrbach wohnende Künstler aus dem Ausstellungsbetrieb zurück. Nun präsentiert er erstmals nach seiner "schöpferischen Pause" wieder Werke in der Öffentlichkeit. Neun der zehn Bilder stammen aus den Jahren 1990 / 91, eines - "Einmal gucken" - datiert aus dem Jahr 1984.
Auch an Wolfgang Schlick sind die turbulenten Jahre der deutsch-deutschen Vereinigung nicht spurlos vorübergegangen. Sein provokativstes Werk heißt "Machtmißbrauch". Grundlage ist Leonardo da Vincis berühmtes "Abendmahl", auf dem in Collagentechnik Zeitungsausschnitte und -schnipsel aus der Bild-Zeitung vom 19. März 1990 geklebt sind. "Ihr Völker der Welt, freut euch mit uns" - so jubelte damals das Springer-Blatt über die ersten freien Wahlen in der DDR, und dieser Satz prangt in dicken Lettern über der Abendmahlsszene. Die Wahl endete mit einem überwältigenden Sieg der CDU und so ist es auch nicht Jesus, auf den die Jünger in Wolfgang Schlicks Bild fasziniert blicken, sondern das Antlitz Helmut Kohls. Die einen finden die Montage wohl geschmacklos, die anderen witzig. Provokativ ist sie in jedem Fall und um anzuregen und zu provozieren, soll Kunst ja bekanntlich auch da sein.
Noch bis zum 18. September ist die Ausstellung mit Werken von Wolfgang Schlick in der Sachsenhäuser Galerie "Der Laden", Brückenstraße 76, zu sehen, und zwar montags bis freitags von 11 bis 17 Uhr. ECKART BAIER
Hunderttausende flanierten am Main Exotisches auf Bühnen und aus Töpfen lockte zur Festmeile am Museumsufer Von Michael Kuhli, Volker Mazassek und Luigi Ungarisch (Fotos)
ie Gastronomen auf der Mu- seumsmeile blickten am Sams- tag nachmittag mißmutig gen Him-
Hunderttausende strömten an den drei Festtagen an den Main. Ob die Grenze von einer Million Besuchern erreicht wurde, ließ sich bis Sonntag abend noch nicht sagen. Große Menschentrauben bildeten sich bei den Highlights. Vom schwankenden Boden des Holbeinstegs beobachten Hunderte die Bungee-Jumper, die bei ihrem Sprung am Gummiseil von dem 50 Meter hohen Kran noch mehr als sonst vom Wind hin und her geschleudert wurden. "Springt er oder springt er nicht?" lautete die vielgestellte Frage. Aber die meist jungen Männer sprangen alle, hatten sie doch 150 Mark für die zwei Sekunden zwischen Himmel und Hölle bezahlt. "Wir können sie mit dem Kopf oder auch mit dem ganzen Körper in den Main eintauchen lassen", pries der Ansager unter dem Kran das neuseeländische Freizeitvergnügen an, "ganz wie sie es wünschen." "In das Dreckwasser - nee!", lachte ein alter Mann und ging weiter. Doch unerbittlich zog der Kran den zappelnden, gleichwohl von Applaus begleiteten Bungee-Jumper Guido durch den Fluß. Peter und Frank sind schon versierte Springer. Aber sie gestehen freimütig, oben am Kran die "pure Existenzangst" zu verspüren. Wegen der möglichen Folgen haben sie immer eine zweite Unterhose dabei.
Gegen sechs Uhr brach dann auch die Sonne den Bann der dunklen Wolken und versprach einen richtig schönen Spätsommerabend. Was tun? Kindermeile, Drachenbootrennen oder Gondelfahrt auf der Alt-Frankfurter Seite oder Museen, Bildhauer und Kleinkünstler auf der Sachsenhäuser Mainseite? Vielleicht den "Koffer, der es in sich hat" bestaunen? Rust Hedwig und Jörg Baesecke führten am südlichen Mainufer auf der "kleinsten Bühne der Welt", einem 24 mal 36 Zentimeter großen Koffer ihre zwischen 4 und 20 Minuten langen Mini-Dramen auf. In drei Aufzügen rasten sie durch den "Fliegenden Holländer".
Oder sollte der Besucher zum anderen Extrem greifen? Am Zaun des Städelschen Kunstmuseums malten Dutzende Kinder das mehr als hundert Meter lange "größte Stilleben der Welt". Zwei umgebaute Fiat 500 schlugen Breschen in den Besucherstrom. Wer nicht rechzeitig zur Seite wich, bekam es mit der Kühlerfigur zu tun: einem pinkelnden Gartenzwerg.
Gegen die dröhnenden Fiat-Motoren hatte es Thomas Koschwitz im HR-Zelt schwer. "Du bist doch sicher ein großer Fan, so um die 65 Zentimeter", sprach er gewohnt schnoddrig einen Knirps an. "Na, dann spielen wir doch mal was für dich." Ein paar Meter weiter dröhnte "Tätärä": Blasmusik und Trommelschlag.
Die Grenze zur akustischen Umweltverschmutzung war bei dieser Fest-Kakophonie mancherorts erreicht. Wer Kunst, Kommerz, "Happenings" und "Events" resigniert links liegen ließ, konnte sich leiblichen Genüssen widmen. Doch da stand er vor dem nächsten Problem: Sollte er sich vom "flotten Chinesen" Chop Suey servieren lassen oder mit der "Hessenknolle", worunter eine Speisekartoffel zu verstehen ist, die heimische Landwirtschaft unterstützen.
"Keine Puffbrause, wir gehen zum Bierstand", entschied der Mann mit Halbglatze angesichts der Sektstände. Ältere Damen saßen bei einer Terrine Hummercremesuppe und einem Gläschen Rüdes- (Fortsetzung auf Seite 12)
Rostocks Ausländerbeauftragter Wolfgang Richter traut sich noch nicht so recht, tief durchzuatmen. "Unheimlich wichtig" sei es, läßt der bärtige Mann der demonstrierenden Menge mit gepreßter Stimme über Lautsprecherwagen verkünden, "diesem Land zu zeigen, daß es Menschen gibt, die vernünftig zusammenleben". Über den großen, freien Platz im Stadtteil Lichtenhagen, dort, wo fünf Tage lang die schwersten Ausschreitungen seit der Ausländervertreibung von Hoyerswerda stattgefunden hatten, legt sich langsam die Dunkelheit. Die Demonstration gegen Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit, vor der die Hansestadt so gezittert hat ("Rostock in Angst"), ist an ihrem Ende angelangt. Es ist der kritischste Moment, jene Minuten, die über Friedfertigkeit und Ausbruch von Krawallen entscheiden. "Im Anschluß an die Demonstration kam es zu . . .", heißt es dann in der Formelsprache der Nachrichtenagenturen.
Doch im Anschluß an die Demonstration kommt es diesmal zu - gar nichts. Die von der Polizei auf 14 000 geschätzte Menge, darunter viele aus Berlin und dem Westen Deutschlands angereiste "zur Gewalt bereite Autonome", wie es zuvor hieß, zerstreut sich friedlich, trottet zu den abfahrbereiten Bussen oder zum eigenen Auto und fährt nach Hause. "Zeigen wir doch, daß wir besser sind als die anderen", hatte Wolfgang Richter zuvor die Demonstranten beschworen.
Man kann es so formulieren. Daß diese Werteskala freilich den Anwohnern von Lichtenhagen gefällt, steht kaum zu vermuten. Ein bißchen schwer fällt es den zurückbleibenden Rostockern an diesem Samstag schon zu begreifen, daß ein "besserer Mensch" auch mal grüne Haare trägt, einen Ring in der Nase oder einen Aufnäher mit kackendem Bundesadler am Ärmel; Aufschrift: "Ich scheiß auf Deutschland". Daß er Transparente mit sich herumschleppt: "Nur ein toter Arier ist ein guter Arier" oder "Beifall klatschen, denunzieren, munter mordend mitmarschieren". Daß er Sprechchöre skandiert, die in den Straßenschluchten mit Von Axel Vornbäumen (Rostock) den Plattenbaugebirgen rechts und links donnernd widerhallen: "Ob Ost, ob West, nieder mit der Nazi-Pest", "Nie, nie, nie wieder Deutschland" oder "Schämt euch, Schämt euch" - und dabei den ausgestreckten Mittelfinger in die Luft hält. Eigentlich tut man so etwas ja auch nicht - und so ist anzunehmen, daß die Sprechchöre an den in den Fenstern liegenden Lichtenhagenern genauso abprallen wie an dem sie ummantelnden Beton. Zumal es andere Richtwerte zur Bestätigung der eigenen Vorurteile gibt: 90 Festnahmen vermeldet die Polizei am Sonntagmorgen, wegen Waffenbesitzes oder Widerstand gegen die Staatsgewalt. Zum Vergleich: Das ist mehr als in den ersten beiden Krawallnächten zusammen, als aus einer Menge von Tausenden heraus die Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber in Mecklenburg-Vorpommern unter "Ausländer raus"- und "Sieg Heil"- Rufen angegriffen wurde. Doch in diesen beiden Nächten hatte das Polizeiaufgebot auch nur einen Bruchteil jener 3400 Beamten betragen, die am Samstag einen Sicherheitsring um Rostock legten.
Der "Schutzpanzer" aus Argumenten und abwehrenden Gesten, den sich die Lichtenhagener nach den Krawallnächten zugelegt haben, hält ganz gut. Er sorgt dafür, daß ein Dialog mit den angereisten Demonstranten, die in etwa so fremd aussehen wie die Asylbewerber, die vertrieben wurden, wenn überhaupt, nur zäh und widerwillig in Gang kommt. Das Gespräch endet jeweils mit dem Bekunden gegenseitigen Unverständnisses.
Manchmal ist es auch der blanke Haß. Auf der S-Bahn-Brücke nach Groß Klein, jenem für die ersten Krawallnächte so strategisch wichtigen Übergang, auf dem an diesem Samstag ganz vereinzelt die Anwohner stehen, um sich den Beginn der Demonstration anzuschauen, präsentiert einer sein Rezept für den Umgang mit den "angereisten Chaoten": "Einmauern, ein Netz drüber, und dann den Betonkäfig langsam fluten." Der Mittvierziger hatte sich von einigen West-Berliner Autonomen sagen lassen müssen, er sei ein "Rassist". "Sind wir nicht", hatte eine Frau pikiert entgegnet, "wir Rostocker sind nicht ausländerfeindlich." Doch warum sie dann "wie alle hier" für die Räumung des Asylbewerberheimes war, dies konnte sie ihren schwarzgekleideten Gegenübern so recht nicht begreiflich machen. Wenig später hören sich die Lichtenhagener auf der Brücke kopfschüttelnd die Bewertung der "Rostocker Antifaschisten" an: "Brandschatzende und mordlüsterne Faschisten", tönt es aus dem Lautsprecherwagen, "stürzten einen ganzen Stadtteil in einen Bürgerkrieg".
Das Gefühl, unverstanden zu sein, von den Politikern, von den Medien, vor allem aber von den Demonstranten, beschleicht viele, die sich an diesem Nachmittag nicht auf die Straße trauen. Weitgehend regungslos verfolgt das Gros der Lichtenhagener den Demonstrationszug - die meisten bei geöffneten Fenstern, einige versteckt hinter den Gardinen. Nur einer traut sich. Aus dem neunten Stock eines Hochhauses im benachbarten Stadtteil Lütten Klein, so berichtet später ein Hamburger Autonomer, habe einer den Demonstrationszug mit Hitlergruß bedacht. Das Haus wird zwei-, dreimal mit Leuchtraketen beschossen. Die kleine Episode gibt einem Pazifisten die Gelegenheit, sich verbal mit einem Grüppchen Autonomer anzulegen: "Ihr seid linke Faschos, wenn ihr auf Menschen schießt." Die Jungs mit ihren Kapuzenpullis sehen das ein wenig anders.
Der Zwischenfall bleibt ohne Folgen, der Demonstrationstroß zieht weiter. Minuten vorher hat es für einen kurzen Moment so ausgesehen, als ob der friedliche Protest doch in die erwarteten Krawalle umschlagen würde. In der Schleswiger Straße hat sich ein Mann in Bermuda- Shorts dem Demonstrationszug genähert und demonstrativ mit einer Pistole hantiert. Sofort löst sich ein Grüppchen aus dem Zug, um den Mann zu jagen. Einige Polizisten stürzen hinterher. Leuchtraketen werden abgeschossen, in der Annahme, die Polizisten würden ihrerseits die Demonstranten jagen. Doch die Beamten haben es auf den Mann mit der Pistole abgesehen. Die Situation beruhigt sich unerwartet schnell. Die Suche nach dem Provokateur bleibt allerdings erfolglos.
Die Kette der Gewalt ist vorerst unterbrochen, in Rostock. Eigentlich seit Donnerstag schon, als in einigen Kirchen der Hansestadt mit Friedensgebeten ein erstes Gegengewicht gesetzt worden war. An diesem Abend war es erstmals in Lichtenhagen ruhig geblieben, obwohl sich wieder zahlreiche Jugendliche vor dem ausgebrannten Asylbewerberheim versammelt hatten. So ganz traut man dem "Frieden" im nördlichen Vorort dennoch nicht. Auf Lichtenhagen wartet noch ein Datum von doppelter symbolischer Bedeutung: der 1. September.
An diesem Tag sollte ursprünglich die Aufnahmestelle für Asylbewerber verlegt werden. Die rechtsradikalen Kreise, denen mit der Räumung des Heimes eigentlich die Grundlage für die Krawalle entzogen worden ist, hatten schnell einen anderen Grund gefunden. Ein Lichtenhagener "Fascho" macht nicht viel Aufheben, was ihm zu diesem Datum sonst noch einfällt: "Zurückgeschossen".
OSTEND. Die Trillerpfeife stand beim Kindergarten- und Gemeindefest der evangelischen St. Nicolaigemeinde hoch im Kurs. Zu kriegen war sie für die Kinder ganz leicht, das hatte sich schnell herumgesprochen: Bei der "Gepäckstaffel" mußte nur ein Koffer hin- und hergetragen werden, und schon gab's als Preis eines dieser bunten Plastikdinger, mit denen man so herrlich Lärm machen kann.
Mühelos übertönt wurden die Kinder im Garten am Röderbergweg aber vom Posaunenchor der St. Nicolaigemeinde. Daß Kaffee und Kuchen mit musikalischer Unterstützung besser rutschen, ist eine bewährte Erfahrung aus dem Caféhaus, doch das Ganze mit Trompeten und Posaunen war mal was Neues. Am Kuchenbüfett herrschte drangvolle Enge: Das prächtige Wetter am Samstag nachmittag lockte die Ostendler in Scharen, und die Idee der St. Nicolaigemeinde, das Kindergartenfest mit einem Gemeindenachmittag zu verbinden, erwies sich an diesem Tag als Volltreffer. Das Gelände rund um den Kindergarten war zu einem großen Spielpark umfunktioniert worden: Dosenwerfen, Zielschießen mit einer Wasserpistole, Erbsen zerschlagen und eine Zugwettfahrt waren die eher konventionellen Vergnügungen. Ungewöhnlicher dagegen die "UFO-Schleuder", bei der es galt, eine kleine Zielscheibe mit einem Tennisball zu treffen. Keine allzu schwierige Aufgabe. Und so warteten die kleinen Kunstschützen in einer langen Schlange auf ihren Versuch, denn als Preis gab es eine Tüte Popcorn, die die Maschine bei jedem Treffer verschleuderte. Und wer nicht traf, für den gab es einen Trostpreis.
Auch beim "Groschengrab" war Geschicklichkeit gefragt: Auf einer etwa zwei mal zwei Meter großen Holzkiste war ein Netz gespannt, auf dem bierdekkelgroße Inseln den jeweiligen Preis verkündeten - Bilderbuch, Kamm, Anstekker oder Jo-Jo. Wem es gelang, seinen Groschen auf eine dieser Flächen zu werfen, der hatte seinen Preis sicher. "Fahrkarten" verschwanden dagegen unwiederbringlich in der Kiste, deren Boden bald mit Münzen übersät war wie der glücksspendende Trevi-Brunnen in Rom. Nieten waren aber nicht wertlos, sondern dienen einem guten Zweck: Vom gesammelten Geld sollen neue Spielsachen für den Kindergarten angeschafft werden.
Auch die älteren Besucher kamen beim Fest der St. Nicolaigemeinde auf ihre Kosten. Bei ein paar Stückchen Kuchen, einem Kaffee oder einem kühlenden Bier ließ es sich in der warmen Sonne gut aushalten. Zur Unterhaltung gab es Musik - und die herumtobende Kinderschar. Wem dies alles zu turbulent erschien, der konnte sich im Gebäude des Kindergartens auf winzigen Stühlchen einen ruhigeren Platz suchen oder sich an einem Stand über die Partnergemeinde im afrikanischen Ghana informieren.
So gelungen das Kindergarten- und Gemeindefest am Röderbergweg war, eines störte dennoch: Kaffee gab es aus Plastiktassen, die Cola aus Plastikbechern, und die Kuchenteller wurden nach Gebrauch auch weggeworfen. Nur der Apfelwein wurde im "Gerippten" serviert. bai
Montag, 31. August
Theater Theater in Bornheim, Studiobühne, Bornheimer Landwehr 35, Tel. 493 05 03: 17 Uhr, Eröffnung des TIB-English-Pocket-Theaters mit Moll Flanders.
Schillerpassage, Rahmhofstr. 2-4: 21 Uhr, Hessisches Kabarett: Müller, Müller, Kunz. Musik Jazz Life Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, Swingstars.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Tom Wilson.
Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Jo! Piano Solo.
Cooky's, Am Salzhaus 4: 22 Uhr, D.B.A.
Alte Nicolaikirche: 20 Uhr, "Anarchic Harmony - John Cage 80" und "Number Pieces II - Ensemble Modern".
Ka Eins, Kasseler Str. 1 a: 21 Uhr, Tango-Café.Kino / Filme Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel im Anzeigenteil.
Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo".
Haus der Begegnung, Gärtnerweg 62: 19 Uhr, "Judentum, Gnosis und Psychotherapie, Selbsterlösung oder Selbstveränderung?".
Berger Markt: 14.30 Uhr, Vogelsberger Kasper- und Zaubertheater; 15.30 Uhr, Manfred und Waldemar; 20 Uhr, Disco, Disco, Disco.
Sonstiges City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.
Ev. Familienbildung, Nesenstr. 4: 09.30 Uhr, Offener Treff für Frauen mit Krabbelkindern.
Single-Treff: 20 Uhr, "Nanu", Falltorstr./Ecke Berger Straße, Info Tel. 06102 / 3 85 43.
Frauenzentrum, Falkstr. 28: 19.30 Uhr, Informationsveranstaltung zur Kampagne "Frauen nehmen sich die Stadt". Blutspendetermine Blutspendedienst Hessen des DRK: Di., 1.9., 9 bis 19 Uhr, Blutspendezentrale, Niederrad, Sandhofstr. 1; Sa. u. So., 5. u. 6.9., 9 bis 12 und 13 bis 18 Uhr, Römerberg, Untermainkai, am Hist. Museum, Blutentnahmewagen. Apotheken Folgende Apotheken sind von Montag, 8.30 Uhr, bis Dienstag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Apotheke am Atzelberg, Seckbach, Atzelbergplatz 3, Tel. 47 37 47; Apotheke am Lindenbaum, Eschersheim, Eschersheimer Landstraße 448, Tel. 52 46 86; Feuerbach-Apotheke, Westendstraße 42, Tel. 72 10 32; Goethe-Apotheke, Oeder Weg 51, Tel. 55 66 21; Goldstein-Apotheke, Goldstein, An der Schwarzbachmühle 16, Tel. 66 44 57; Martinus-Apotheke, Frankenallee 152, Tel. 73 80 186; Pelikan-Apotheke, Zeilsheim, Neu-Zeilsheim 42 b, Tel. 36 45 16; Rathaus-Apotheke, Fechenheim, Alt-Fechenheim 101, Tel. 41 18 13; Sandweg-Apotheke, Schellingstraße 1, Tel. 43 48 81; Stadt-Apotheke, Rödelheim, Lorscher Straße 5, Tel. 78 31 27; Taunus-Apotheke, Kasinostraße 26, Höchst, Tel. 31 81 68; Theater-Apotheke, Theaterplatz 2, BfG-Haus, Tel. 23 38 07. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265, und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Tel. 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst 19 bis 23 Uhr Dr. Eckehard Schütz, Frankfurter Str. 69, Offenbach, Tel. 81 14 06; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)
Tel. 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 1 92 16 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.18 000 Mark Schaden
HOCHHEIM. Die Vorfahrt eines anderen Autofahrers übersehen hat laut Polizei eine 55 Jahre alte Frau am Samstag abend. Die Mainzerin fuhr mit ihrem Wagen auf der Edelstraße in Richtung Wilhelmstraße. An der Kreuzung hielt sie nicht an und stieß mit dem Auto des 33jährigen zusammen. Der Hochheimer wurde bei dem Unfall leicht verletzt. Schaden: rund 18 000 Mark. kkü
Jetzt wird eine Ökobilanz erstellt, um bereits im Vorfeld nachzuweisen, daß der Gesamtnutzen größer als die Summe der Belastungen wäre. Die Ergebnisse zusätzlicher, insgesamt 23 Millionen Mark teurer Studien einschließlich einer Sicherheitsanalyse und eines EDV-gestützten Simulationsmodells des Tunnelbetriebs sollen bis Ende des Jahres vorliegen. Die Österreicher ihrerseits haben zwischenzeitlich eine 15 Kilometer lange Südumfahrung von Innsbruck für den Güterverkehr in Angriff genommen, die zur Hauptsache aus einem dritten, 12,7 Kilometer langen Tunnel im Inntal besteht, und bis Herbst 1993 fertig sein soll.
Zu den sogenannten "vorbereitenden Maßnahmen" gehören auch ein neuer Container-Terminal der Bundesbahn in München-Riem, drei weitere Tunnelbauwerke auf der Brenner-Südrampe, die Modernisierung der Signaltechnik im gesamten Streckenbereich sowie der Ausbau der Güterabfertigungskapazitäten in Verona ("Quadrante Europa") und Bolo- gna. Immerhin sollen hier einmal 400 Züge pro Tag durchgeschleust werden.
Während die Brenner-Studie wegen der bei einem solchen trinationalen Projekt naturgemäß schwierigen Verhandlungen noch weitgehend unter dem Deckel gehalten wird, rühren die Schweizer für ihren Gotthard-Basistunnel, Kernstück einer neuen Alpentransversale (NEAT), bereits kräftig die Werbetrommel. Auch dort wird mit einer Bauzeit von zehn bis 15 Jahren und einer Summe von rund zehn Milliarden gerechnet, eine fünfte und sechste Spur auf der Autobahn Basel-Gotthard-Chiasso rundweg abgelehnt. Probebohrungen in Rueras bei Andermatt haben Aufschluß über die Art des Untergrunds gegeben, der auf der Strecke zwischen Amsteg bis wenige Kilometer vor Bellinzona zu durchstoßen sein wird. Für die Ingenieure kein Problem. Lediglich Zonen zuckerkörnigen Dolomits, der in der Hand wie Sand zerbröckelt, wird man beim Vortrieb im Berg zu "umfahren" suchen.
Doch auch die Schweizer haben längst nicht alle Hürden genommen. Denn für September steht eine Volksabstimmung bevor, in der die Eidgenossen entscheiden, ob sie die neue Strecke wollen, oder den zunehmenden Verkehr der Europäischen Gemeinschaft nicht doch lieber über Frankreich und den Brenner ablaufen lassen. Bei wechselnden Mehrheiten und geringer Wahlbeteiligung lassen sich Prognosen über den Ausgang schwerlich abgeben.
Bekommen die Tunnelbauer grünes Licht, sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt, wenn es um den Komfort der Fahrgäste nach der Jahrtausendwende geht. Gute Dienste könnten auf den Schienenkorridoren etwa Hotelzüge leisten, wie sie für das Hochgeschwindigkeitsnetz kommender Generationen längst entworfen wurden. Großraumwagen in Doppelstockausführung transportieren auf der unteren Ebene die Autos, während die Reisenden in der oberen Etage in bequemen Sitzen Platz finden. Sogar kleine, abgeschlossene Appartements und Schlafkojen sind vorhanden. Kein Streß mehr im Stau, keine Hitze, und das Urlaubsziel ist bereits am nächsten Morgen erreicht. Wer ungefähr weiß, was der Autoreisezug zwischen Hamburg und München kostet, dürfte allerdings auch hier erstmal nach dem Preis fragen. KLAUS KOCH
Montag, 31. August
Theater Theater in Bornheim, Studiobühne, Bornheimer Landwehr 35, Tel. 493 05 03: 17 Uhr, Eröffnung des TIB-English-Pokket-Theaters mit Moll Flanders.
Schillerpassage, Rahmhofstr. 2-4: 21 Uhr, Kabarett: Müller, Müller, Kunz. Musik Jazz Life Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, Swingstars.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Tom Wilson.
Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Jo! Piano Solo.
Cooky's, Am Salzhaus 4: 22 Uhr, D.B.A.
Alte Nicolaikirche: 20 Uhr, "Anarchic Harmony - John Cage 80" und "Number Pieces II - Ensemble Modern".
Ka Eins, Kasseler Str. 1 a: 21 Uhr, Tango-Café.Heike Höntsch traf entscheidend Größter Erfolg in der Vereinsgeschichte
Der hessische Frauen-Oberligist SV 09 Flörsheim hat den größten Erfolg in seiner Vereinsgeschichte errungen. Durch einen 1:0-Sieg beim schwäbischen Verbandsoberligisten SV Faurndan sind die Untermainstädterinnen in das Achtelfinale des DFB-Pokals eingezogen.
Das entscheidende Tor für die spieltechnisch überlegenen Flörsheimer markierte Mittelstürmerin Heike Höntsch eine Viertelstunde vor Schluß. Daneben vergab Libera Birgit Hense zehn Minuten zuvor sogar noch einen Foulelfmeter für die Gäste. Der Gastgeber wußte nur kämpferisch zu überzeugen.
Der neue Trainer Holger Winkler verzeichnete damit einen Einstand nach Maß. Am heutigen Montag ist die Auslosung für die nächste Runde angesetzt. Die Flörsheimerinnen wollen auf dem neuen Kunstrasenplatz nach Möglichkeit einen Bundesligisten empfangen. jo
hll BONN, 30. August. Seit die SPD- Führung die Neigung erkennen ließ, einer Änderung des Grundgesetzartikels über Recht auf Asyl zuzustimmen, treibt die CDU/CSU zur Eile. In Wochenend-Interviews wurden allerdings auch Vorbehalte innerhalb der Bonner Regierungskoalition deutlich.
Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) forderte in einem Gastkommentar für eine Sonntagszeitung, die Gespräche über eine Ergänzung des Grundgesetzes, die ein wichtiger Schritt zur Lösung des Asylproblems sei, schnell zu einem Ergebnis zu bringen. Der Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Wolfgang Schäuble, sagte, er sei zu "jeder Tages- und Nachtzeit" bereit, mit der SPD über die Asylpolitik zu sprechen, aber er könne den Sozialdemokraten nicht "hinterherhecheln". Falls sich die Diskussionen der SPD längere Zeit hinziehen sollten, wäre sie für einen weiteren Zustrom Asylsuchender verantwortlich. "Dann kriegen wir in der Zeit weitere hunderttausend zusätzliche Asylbewerber."
Der CSU-Vorsitzende Theo Waigel warf der SPD vor, sie sei mitverantwortlich für die Rostocker Krawalle: "Wäre die SPD bereit gewesen, der Linie der CSU zuzustimmen und eine Änderung des Grundgesetzes herbeizuführen, wäre es nicht zu solchen bürgerkriegsähnlichen Zuständen gekommen."
CDU-Generalsekretär Peter Hintze mahnte: "Die CDU wird sich jeder Verschleppung dieser Frage mit Entschiedenheit widersetzen." Damit meinte er nicht nur die SPD, sondern auch Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser- Schnarrenberger (FDP), die sich ebenso wie der innenpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion Burkhard Hirsch nicht allzu viel von einer Verfassungsänderung verspricht.
Die Ministerin hatte vor der Annahme gewarnt, "daß man mit einer Änderung des Asylrechts diesen Vorgängen begegnen kann". Der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion, Heiner Geißler, sagte: "Wir müssen dem Volk die Wahrheit sagen, daß wir angesichts der Wanderungsbewegungen, die andere Ursachen haben, auch in ein, zwei Jahren mit Flüchtlingen leben werden."
(Weiterer Bericht auf Seite 4)
Das Ding in den weißen Socken Michael Jackson Gigastar oder: Der Rock('n'Roll) im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit Von Michael Rieth und Wolfgang Spindler
I.
och stärker als der Auf- ist der Ab tritt: Während im abschließenden Song "Man In The Mirror" die
Von Düsen getrieben, fliegt er über die Köpfe der Zuschauer in einer Kurve um die Bühne und verschwindet Richtung Marathontor. Als eine Stimme sonor-pathetisch verkündet "ladies and gentlemen, Michael Jackson has left the stadium", lügt sie noch nicht einmal, denn während der Ikarus mit seinem Raketenranzen entschwindet, ist die Kiste Nummer 3, in der Jackson noch steckt, bereits entsorgt worden.
Der Daniel Düsentrieb, der Jackson doubelt, heißt Bill Sooter und führte den stupenden Trick erstmals bei der hollywoodgeprägten Eröffnungsfeier der olympischen Spiele in Los Angeles einer breiten Öffentlichkeit vor. Michael Jackson, der Star mit der kieksenden Stimme und den weißen Socken, muß davon so fasziniert gewesen sein, daß er sich vornahm, auch einmal auf diese Art seinen Abflug zu machen.
Der Entdecker des Stuntmans Sooter heißt David Wolper. Wolper? Der Mann erlangte Weltruhm als Ausrichter der Olympiade-Feiern 1984, als Produzent von "Roots", jener umstrittenen 13teiligen Fernseh-Saga über Schwarze in Amerika, und erntete Meriten mit dem Dokumentarfilm "This Is Elvis".
"Roots": Was sang noch Michael Jackson vor ein paar Minuten? "It doesn't matter if you're black or white".
II.
"Lebte Richard Wagner noch" (1813 - 1883), plaudert Impresario Fritz Rau am Telefon, "wäre ich gern Ludwig II." - als Promoter, Sponsor, Financier, Mäzen. Rau kann allein wegen Wagner an der Gigantomanie eines Michael Jackson nichts, "aber auch gar nichts" schlecht finden. Schon das Wort nervt ihn: "Gigantomanie" , am liebsten möchte er es ausspucken. Beim ersten großen deutschen Open- Air-Festival, 1970 auf Fehmarn, wurde Jimi Hendrix' gesamte Tonanlage mit einem Klein-LKW transportiert, den man noch mit PKW-Führerschein fahren durfte, er selbst reiste per Linienflug nach Hamburg, von da an mit dem normalen D-Zug und vom Bahnhof mit dem Taxi.
III.
Hintereinander fahrend, ergäben die 57 Sattelschlepper und 19 Mannschaftsbusse des Michael Jackson eine Kolonne bzw. einen Stau von etwa anderthalb Kilometern. Das wäre verkehrsfunkreif.
Das Zickzack-Muster, mit dem Michael Jackson ein Quartal lang durch Europa eilt, macht den Kontinent zum Reißbrett: Glasgow hier, Athen, Istanbul dort, Stockholm, Moskau oben, Barcelona, Lissabon und Teneriffa unten. Die Ausrüstung wiegt über 1000 Tonnen, der feste Stab hat 235 Mitarbeiter, an jedem Ort packen zusätzlich über 200 Helfer an. Der Troß mietet komplette Hotels, der Aufbau der Bühne dauert fast eine Woche, der Abbau drei Tage.
Zur Vermeidung großer Pausen zwischen den Konzerten wurde die 77 x 27 Meter große Bühnen-Spezialanfertigung von der englischen Rock 'n' Roll-Spedition Edwin Shirlyn zwei Mal hergestellt und auf Reise geschickt.
Ähnlich sensationeller Aufwand wurde zuletzt 1981 vermeldet, als Pink Floyd mit der Rockoper "The Wall" weltweit Zeichen setzte. Damals genügten für den Superlativ noch 22 Sattelschlepper. Die besten Plätze kosteten 40 Mark. Ein Platz bei Jackson kostet heuer, 11 Jahre später, 63 Mark.
Derweil hat der örtliche Veranstalter Udo Schaar von "Frankfurt Events" so seine Sorgen: Wo kriegt er genügend Eismaschinen her, um die vertraglich zugesicherten 1500 Kilo "Mundeis" für den Troß bereitzustellen? Wie bewirtet man einen Stab von über 300 Leuten, die eine Woche lang in Tag- und Nachtschichten das Waldstadion von einem Fußballplatz in ein vor Technik berstendes Freilufttheater und anschließend wieder in einen Fußballplatz verwandeln? Welche Auflagen machen der TÜV, die Gewerkschaften, die Feuerwehr, die Berufsgenossenschaft, die Frankfurter Stadionleitung? Auf einen Etappenerfolg ist Udo Schaar richtig stolz: "Das erste Mal in der Geschichte hat der DFB für ein Rock- Konzert ein Fußballspiel verlegt." Er findet, das war an der Zeit. Schließlich zahlt er pro Open-Air eine Miete von etwa einer Viertelmillion Mark für das "nackte Stadion" (zehn Prozent seiner Einnahmen), während das nächste Eintracht- Heimspiel auf dem von ihm nun wieder hergericheten Rasen schon für knapp über 50 000 Mark zu haben ist (der Verein zahlt für die 17 Heimspiele der Bundesliga-Saison nur 900 000 Mark).
Die Klagen des Kaufmanns wecken schwache Erinnerungen an Zeiten, in denen die Rockmusik es mit der gesellschaftlichen Durchsetzung noch schwer hatte. Aber jeden Tag ein kleiner Sieg im Kampf für diese Großveranstaltung, das ist doch was . . .
IV.
Am Anfang war der Urknall. Mit gewaltigen 120db-Böllerschüssen, die hinter der Bühne abgefeuert werden, steht - quasi aus dem Nichts Michael Jackson auf den Brettern, die ihm die Welt bedeuten, und verharrt 60 Sekunden als umräuchertes Stilleben einer Filmpose.
Michael Jacksons plötzliche Erstehung basiert auf einem artistischen Trick, der vor Journalisten wie das "Geheimnis von Fort Knox" gehütet wird: Ein kleiner, etwa 2,50 Meter hoher Bühnenvorbau, der erst ganz zum Schluß montiert wird, enthält in einem Plexiglasgehäuse einen Katapultfahrstuhl. Jackson, der, abgeschirmt wie ein Politiker beim Weltwirtschaftsgipfel, unterhalb der Bühne zu seinem Auftritt kriecht, nutzt die kinetische Energie zu einem gewaltigen Sprung und fällt mit der Sicherheit eines olympischen Reckturners aus etwa 1,50 Meter Höhe auf dem glatten Tanzboden in den Stand - ohne Wackeln, ohne Rudern, einfach Wummmm!
Weil er aus hundert Metern Entfernung kaum mehr zu sehen ist, übertragen zwei riesige Videowände "live" Ausschnitte eines Körpers, seiner Gestik, seiner Beinarbeit, eingefangen von zwölf Kameras und vor Ort abgemischt zu einem überdimensionalen Videoclip.
Was man sieht, ist perfekte Körperbeherrschung, ausgefeilte Bewegung, traumwandlerische Übereinstimmung von Zuckungen der Glieder und dem Stakkato des Rhythmus. Bei einem Highlight des Abends ist Jackson gar nicht auf der Bühne: In einer eingespielten Filmsequenz, in der er zunächst durch Pfützen tanzt (a la "Singing in the Rain"), läßt er sich später, als ihm das Wasser zu tief wird, durch den Hund von Baskerville doubeln, und wie - da tobt das Publikum, denn dazu ist es gekommen.
Jedesmal, wenn er leibhaftig zu einer seiner "typischen" Schrittfolgen ansetzt - das tut er häufig, und er scheut sich nicht, es bis zur Redundanz zu wiederholen -, reagierten die Zuschauer. Wenn er sich x-beinig, die Hacken nach außen gedreht, auf die Fußspitzen stellt, ist der Wiedererkennungseffekt besonders hoch - nicht nur bei der Jugend, die dies neben seinem mimisch gut gearbeiteten Rückwärtsgang namens "Moonwalk" für Jacksons ureigene Erfindung hält.
Michael Jackson, der seinen Beruf offensichtlich sehr ernst nimmt, hat vermutlich sämtliche erreichbaren Musik- und Tanzfilme gesehen. In seiner Autobiographie beschreibt er, wie er damals, als Komet am Kinderstarhimmel, bei den ersten Engagements in New York stets in der Seitengasse der Bühne stand und sich die Tanzschritte der Stars so lange eingeprägte, bis er sie nachahmen konnte.
Die Grundmuster seiner Schritte sind in der Tat nachgeäfft. Die frühen Fernseh- und Filmaufnahmen von Elvis Presley aus dem Jahre 1956 - jenem Jahr, in dem er vom Nobody zum Weltstar aufstieg - zeigen nicht nur die x-förmig nach innen gewendeten Knie und nach außen gestellten Hacken, über denen die weißen Socken so leuchten wie heute bei Jackson, sondern auch die Hebung auf die Fußspitzen oder den verschleppten Gang - doch damals, als noch nicht einmal der erste Sputnik geflogen war, konnte man kaum von "Moonwalk" sprechen.
V.
Ein Stern verblaßt. Nicht nur, daß der ehemalige Kinderstar der Jackson Five sich seit einigen Jahren mit allerlei Chemie und Chirurgie krampfhaft darum bemüht, ein puppenhaftes Bleichgesicht zu werden, auch bei der Presse hat der 34jährige Star Kredit verspielt. Selbst die Publikumsgunst scheint abzuflauen; das Konzert in Hamburg lockte nur 38 000 statt der möglichen 50 000 Zuschauer an, in Berlin wurde es gar in ein kleineres Stadion verlegt.
Michael Jackson ist kein Star. Schon vor Jahren wurde er zum Superstar befördert, inzwischen bezeichnen ihn die Medien als Megastar. Die Steigerung des Superlativs stammt aus der Sportberichterstattung. Bei der Kommentierung der letzten Olympischen Spiele (das ist jene Show, die von der Limonadenkonkurrenz des Jackson-Sponsors so stark gefördert wird, daß die nächste Veranstaltung an deren Firmensitz ausgerichtet wird) pflegten die Sportredakteure (das sind jene Leute, deren Höher-Schneller-Weiter- Denken sich auf Quantität beschränkt) den Super-Superlativ wie nie zuvor: Da gab es bei kaum einem Lauf-,, Ruder- oder Radfahrwettbewerb einen Schnellsten - es war stets der oder die Allerschnellste. Und da die Jackson'schen Umsatzdimensionen alles bisher Dagewesene schlagen, dürfen wir getrost den Megalativ einführen: Michael Jackson ist ein Gigastar.
VI.
Seine Bewegungen sind nur scheinbar obszön - honni soit qui mal y pense -, das ganze roboterhafte Kunstgeschöpf wirkt so aseptisch, daß man den permanenten Griff an die Eier nur darauf zurückführt, daß er offensichtlich schlechtsitzende Unterhosen trägt und sich dauernd etwas zurechtrücken muß - was immer das sein mag.
Diese Geste wirkt um so aufgesetzter, weil seine Bewegungen ansonsten bis ins letzte ausgefeilt sind. Von kleinster Jugend an hat er kopiert, immitiert und persifliert, und jetzt ist er soweit, daß er das hat, was andere einen eigenen Stil nennen - ist er das wirklich?
Jackson kann seine Glieder unabhängig voneinander bewegen, und doch wirkt der Körper so homogen wie ein polyphones Musikstück; mag sein Stil auch noch so eklektisch sein, alles was er an bereits Dagewesenem verarbeitet zu diesem Surrogat der Tanz- und Bewegungsgeschichte, ist perfekt.
Das Phänomen ist, daß er genau in dieser Perfektheit von jedem genauso perfekten Tänzer nachgemacht werden kann, denn gerade in diesem hohen handwerklichen Standard liegt die Möglichkeit des Imitats.
Bei Presley konnte man nur die Frisur oder die Kleidung bis hinunter zu den weißen Socken kopieren, nichts weiter. Seine Bewegungen kamen aus dem Bauch (oder - nach anderer Lehrmeinung - einen halben Stock tiefer), er hatte nie gelernt, sich zu bewegen, er hatte nichts als ein Gefühl beim Singen, das sich in Bewegungen ausdrückte.
Jacksons Show - die sich bei genauerer Betrachtung als der gigantischste Video-Clip der bisherigen Geschichte erweist und in ihrer Monstrosität nicht nur Fans von den Socken hauen, sondern auch distanzierte Kritiker faszinieren kann, - ist eine Absage an den Rock 'n' Roll: Die Individualität (und somit auch das Aufbegehren gegen normierte Gesellschaftsstrukturen) ist ausgetilgt, an ihre Stelle ist die Quantität meßbarer handwerklicher Präzision getreten.
Jackson ist nicht einmal zu persiflieren; er ist nicht mehr er selbst, sondern nur noch Bestandteil dieser Show, dieser Gesamtinszenierung, und die steht am Himmel des ausgehenden Jahrtausends für den Rock ('n' Roll) im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit.
VII.
Kein Film: Frankfurt am Main, Mittwoch, den 26. August 1992, das Waldstadion füllt sich mit Sattelschleppern. In Reih' und Glied um die Arena geparkt, lesen die Trucker britische Heimatzeitungen und warten darauf, vorgewunken zu werden. Die monumentale Bühnenkonstruktion steht bereits. Sie besteht aus schweren Stahlrohren, die mit simplen Splinten verbolzt sind. Kein High Tech, kein Aluminium, keine Nuten, keine Schnellspanner, alles nach alter Väter Sitte; das schwere Rohr zu montieren, kostet viel Schweiß.
Nicht nur die Engländer freuen sich auf die Essenspause. Das Bewirtungszelt kam als erstes, denn wer schwer arbeitet, muß tüchtig essen. Die Mahlzeiten sind weisungsgemäß kalorienreich, die Portionen mächtig, aber so liebevoll zusammengestellt und zubereitet, daß man Tage später, vor Konzertbeginn, beim Lesen der üblichen Abspeisekarte mit den Resteverwertungswürstchen und dem anderen Junk Food sehnsüchtig an die Schwarzwurzeln, den Rosenkohl und sogar die Pommes Frites zurückdenkt, die von einer Qualität waren, wie sie die englischen Malocher auf der Heimatinsel wohl kaum bekommen.
Die Kids, die bereits vier Stunden vor Konzertbeginn in rammelvollen Straßenbahnen anreisen und sich zu Hunderten am Eingang drängen, denken nicht ans Essen, und besorgte Eltern, die, um einer möglichen Ohnmacht vorzubeugen, ihren Kindern noch den Magen füllen wollen, müssen tief in die Tasche greifen: Die einheitlichen Preise nicht nur auf dem Stadiongelände, sondern auch auf dem Anmarschweg schreien geradezu nach dem Kartellamt: Fischbrötchen, Rinds- oder Bratwurst je 4,50 oder zwei Kartoffelpuffer zu 5 Mark sind noch billig im Vergleich zu einem Sandwich für 7 Mark. Gegen den Durst kann man 0,3 Liter Bier für 4,50 erstehen, und selbst der offizielle Sponsor Pepsi scheut sich nicht, für die gleiche Menge brauner Limonade vier Mark zu verlangen. Bei Kartenpreisen von über 60 Mark addiert sich der Konzertbesuch für eine vierköpfige Familie leicht auf über 300 Mark.
VIII.
Wenn es denn stimmt, was die Plattenfirma Sony (Ex-CBS) gelegentlich verkündet, hat Michael Jackson von seiner LP "Thriller" seit 1982 weltweit über 40 Millionen Stück verkaufen können. Damit hat er ein Prozent der gesamten Erdbevölkerung und einen Eintrag im "Guinness-Buch der Rekorde" erreicht. "Sgt. Pepper" der Beatles hat er schon überholt (25 Millionen Mal verkauft), auch Pink Floyds "The Wall" (über 30 Millionen). Nur Elvis nicht: Dessen Show "Aloha from Hawaii" sollen am 14. Januar 1973 eine Milliarde Menschen gesehen haben.
Aber es ist schwer, aus der Lederjacke des Rockkritikers in das Sakko des Wirtschaftsjournalisten zu schlüpfen. Die Musikbranche setzt gemeinhin mehr Enten in die Welt, als im Pazifischen Ozean Platz haben, und so läßt sich seriös nur eines behaupten: Der Mann ist gut bei Kasse - so gut jedenfalls, daß er dem Pop-Milliardär Paul McCartney 1985 die Rechte für 260 Beatles-Songs vor der Nase wegkaufen konnte. Allein die Tantiemen für "Yesterday" sollen Jackson seither um jährlich mehr als 100 000 Dollar bereichern.
Beatles-Songs laufen auch im Vorprogramm des Konzertes. Eine Hommage? Ein Investitionsnutzen? Die Antwort muß ausbleiben, Jackson redet seit Jahren nicht mehr mit der Presse. Entsprechend wüst schießen Spekulationen ins Kraut, und man darf getrost die Hälfte der Veröffentlichungen über ihn dem Genre der Fabel zurechnen - was ihm möglicherweise nicht unrecht ist: Legendenbildung gehört seit jeher zu den Elixieren des Ruhms. Und überhaupt, welchen Popkünstler juckt schon das gedruckte Wort? Am Anfang der Karriere, bei unsicheren Kandidaten, mag es noch etwas auslösen, hat sich der Erfolg einmal eingestellt, interessieren sich nur noch Pressestellen und Grauwertvermesser für die "press coverage". Einzig das Fernsehen bildet eine Ausnahme - weil es mit Vorabberichten helfen kann, die Kassen zu füllen.
Doch die TV-Leute werden geknebelt: Eigene Kameras einzusetzen, ist ihnen verboten, sie dürfen - strengstens überwacht und in wohldosierten Schnipseln - nur das Videospektakel anzapfen, das die Jackson-Regie vor Ort produziert.
Ab und an schwenkt eine Kamera des Managements ins Publikum und fängt die Reaktion der Fans für die Videowände ein. Als Jackson nach "Billie Jean" seinen Hut in die Menge wirft, wird die Balgerei um das obskure Objekt der Souvenirbegierde (bei der es dem Vernehmen nach keine Verletzten gab) auch den letzten Stehplatzreihen zur Television freigegeben. Die zahlenden Fans stehen bis zu 150 Meter von der Bühne entfernt und pressen sich ab und zu Feldstecher in die Augenhöhlen, um von dem gummibärchen-großen Interpreten auf der 77 Meter breiten Bühne noch etwas mehr als Videobilder zu erhaschen.
Wir sind ganz weit weg - und doch ganz nah dran. Oder umgekehrt. Wir erleben TV live. Soll man's dem Fritz Rau verzeihen oder soll man's ihm verübeln, was er mit dem späten Woodstock-Import (damals in den USA kamen 300 000 Leute) hier angerichtet hat?
Erst einmal muß das angerichtet werden.IX.
Eines hat sich im Vergleich zu Wagners Zeiten gründlich geändert: die Ökonomie. Die Popmusik hat - bei allem Kunstgehalt, den man ihr gelegentlich unterstellen darf - nie Mäzene bemüht. Michael Jackson wird am 2. September auch in Bayreuth auftreten, dem Ort von Richard Wagners grandiosem finanziellen Fiasko: Dessen Aufführungen des "Ring" im August 1876 rissen ein Loch von 147 851 Mark in die Kasse - in Gold-Unzen umgerecht heute ein Wert von knapp einer Million Mark, in Kaufkraft damals wohl ein Vielfaches.
Jackson erhält mit seinem wagnerschen Bombast auch in Bayreuth eine Produktionsgage von knapp einskommafünf Millionen Mark. Sein Frankfurter Konzert kostete den Veranstalter zusätzlich eine Million Mark Durchführung. Macht rund gerechnet einen Geldumlauf von 2,5 Millionen, an dem der örtliche Veranstalter Udo Schaar bei ausverkauftem Stadion nach eigener Auskunft "bestenfalls" 150 000 Mark verdienen kann.
X.
Michael Jackson frönt einem professionell-religiösen Hobby: der Errettung der Welt. Zwar kennt er als Mitglied der Doomsday-Ideologen Zeugen Jehovas keinen moralischen Imperativ für weltliches Engagement, aber als ebenso kinderloser wie keuscher Zeitgenosse ist er seit Jahren in einer Mission unterwegs: Nur die Kinder, so glaubt und singt und summt er, können die Welt zu einem "besseren Ort" machen. Er verteilt formidable Spendenschecks nicht nur an seine Sekte, sondern auch an alle möglichen Kinderhilfswerke. Mit Lyonel Ritchie komponierte er den Hit "We are the World" für die größte All-Stars-Band der Popgeschichte, und mit "Heal the World" - dem dazugehörigen Eigenplagiat von der aktuellen LP - will er nun endgültig sein blutjunges Publikum von sich überzeugen.
Einer dieser Fans aus dem Frankfurter Waldstadion, zumindest aber dessen Notarzt wird dem Herrn Jackson nicht mehr glauben: Der hypertrophe Kult rund um die Bühne und seine Person versperrte einem Rettungswagen die Durchfahrt, weil das amerikanische Management in Besatzermanier den Rückbühnenbereich (ganz offiziell "Hochsicherheitstrakt" genannt) vor und nach des Meisters Anreise abriegeln ließ. Es dauerte trotz Blaulicht fünf Minuten, bis er zu seinem Patienten gelassen wurde. Heal the world? Oder: I'm starting with the man in the mirror? Und wer ist das? Ich? Du? Oder das Ding in den weißen Socken?
Rückblende im Film "Moonwalker" aus dem Jahr 1989: Eine Szene - inszeniert als Fernsehen im Fernsehen - zeigt den damals etwa Zwölfjährigen mit seinen vier Geschwistern. Die Jackson Five bringen den Miracles-Hit "Who's Lovin You?" Das kleine Frontmännchen Michael beweist balladeske Phrasierungskunst. Auch wenn er die Intensität des Bill "Smokey" Robinson nicht annähernd erreicht, wird eines klar: Michael Jackson konnte singen. Robinsons rauher Tenor klang so hoch wie ein Counter-Tenor, Jacksons Stimme hatte die Unschuld eines für Domsingknaben oder Kastraten typischen Soprans. Noch heute bemüht er sich - auf der Suche nach ewiger Jugend? -, falsetthaft wenigstens die Höhe und den Klang des Alt beizubehalten. Vergleiche mit seinen heutigen eher eruptiven als phrasierten Songs zeigen, daß er nicht mehr ganz so gut singen kann wie früher.
Sänge Jackson heute noch, wäre seine Stimme wohl verwechselbar. Was ihm den Schein der Eigentlichkeit verleiht, ist die Technik des Stakkatierens, die konsequente Art, sein Organ perkussiv einzusetzen. Auf vielen Einspielungen und auf der Bühne transportiert Jacksons Sprechgesang die synkopischen Akzente stärker als jedes Schlaginstrument: mal artikuliert er Worte kürzer als im Alltagssprachgebrauch, mal schleudert er eruptive Vokalriffs heraus, und immer wieder imitiert er den "Shouter" James Brown, allerdings nicht in dessen geni(t)alen Phrasierungen, sondern entschärft pubertär. Sein Kieksen und Glucksen klingt wie das eines Backfisches und sein Hoohoo wie das Gegreine eines Kleinkindes - von Elvis the Pelvis ist er soweit entfernt wie ein Einzeller von der geschlechtlichen Fortpflanzung.
Dieser Sehnsucht nach der ewigen Jugend - um nicht zu sagen, der ewigen Kindheit - entspricht die Geschichte seiner zahlreichen kosmetischen Operationen. Keine Falte ziert sein gebleichtes, mädchenhaftes Androgynengesicht; wohl aus Angst, die Narben seiner begradigten und verkleinerten Nase könnten zu sehen sein, scheut er das Licht der Öffentlichkeit und verbot beim Kölner Konzert Teleobjektive mit über 300 mm Brennweite; und so lebt er isoliert, zurückgezogen, zurückgeworfen auf sich selbst, dieser "man in the mirror", und erblickt im Spiegel das Bildnis des Dorian Gray.
In der Renaissance gaben - im wahrsten Sinne des Wortes - die flandrischen Musikmeister den Ton an: ein Ton, der schließlich so gewaltig erscholl, daß er noch in Italien gehört wurde und dortselbst bald eine wesensverwandte Musikkultur begründete (welche dann, zur Erinnerung sei's gesagt, in Palestrinas Werk gipfeln sollte).
Mein flandrisch' Meister Orlando di Lasso: weniger als "Antipoden" Palestrinas (wie's im Beiheft steht) möchte man dich bezeichnen, lieber als kongenialen Weggefährten im gemeinsamen Bestreben, jenen polyphonen Stil Flanderns einem frühen Höhepunkt zuzuführen.
Daß dabei Divergenzen oder zugestandenermaßen gar Differenzen in der jeweiligen persönlichen Aufbereitung existieren, ändert nichts an eben diesem gemeinsamen Credo. So sagt man di Lasso beispielsweise knappere, konturiertere Motivik nach, einen emphatischeren Gestus, der dem stets auf peinlichste Balance bedachten Palestrina eher fremd war. Davon möge sich jeder (mehr oder weniger Palestrina-vertraute) Hörer der vorliegenden, von so berufener Seite wie dem hannoverschen Orlando-di-Lasso- Ensemble gestalteten CD selbst überzeugen: Wenn Lasso Assoziationen an eine alte Fraktur-Bibel weckt, dann Palestrina an eine solche in Antiqua . . .
Notabene entschied man sich hier, da die Renaissance keine verbindlichen Besetzungsvorschriften kannte, für sozialistische a-cappella-Reproduktionen, die überdies noch von einer exakt bemessenen akustischen Portion "Kirchenraumweihe" profitieren. Der Endverbraucher sollte angesichts eines so lupenreinen Klangideals nur bedenken, daß Derartiges zu Lassos Zeiten sicher nicht die Regel war, daß vielmehr je nach Anlaß und Gelegenheiten viele aufführungspraktische Variationen und Kompromisse im Schwange waren und auch Chöre wie (Blas-)Instrumente, etwa der helle Zink, das Geschehen belebten - und vielleicht im besten Sinne auch ein bißchen mehr "verweltlichten". pfp.
Orlando di Lasso: Mariengesänge/Hoheliedmotetten; Orlando-di-Lasso-Ensemble Hannover, Ltg.: Detlef Bratschke, Thorofon CTH 2130 (CD; DDD).
hll BONN, 30. August. Wahrscheinlich wird die SPD noch in diesem Herbst einen Sonderparteitag einberufen. Nachdem der Parteibezirk Hessen-Süd als erster einen solchen Antrag gestellt hatte, schloß sich jetzt der Bezirksvorstand Hessen-Nord dieser Forderung an und sprach sich am Wochenende zugleich gegen "jede Änderung des Grundgesetzes" aus, wenn damit eine Abschaffung des Individualrechts und der Rechtsweggarantie beabsichtigt würde.
Auch die SPD-Bezirke Westliches Westfalen, Hannover und der Landesverband Baden-Württemberg neigen, wie in Bonn bekannt wurde, zu einem Sonderparteitag, während aus Rheinland-Pfalz und dem Bezirk Weser-Ems eher Bedenken kamen. Der SPD-Vorsitzende Björn Engholm, der vor einer Woche die neue Asyl-Debatte in seiner Partei ausgelöst hatte, hat gegen einen Sonderparteitag nichts einzuwenden. Er will nicht einmal darauf bestehen, daß das satzungsgemäße Quorum (zwei Fünftel der Bezirke und Landesverbände) für eine Einberufung zustande kommt.
Er rechne mit "emotionsgeladenen Auseinandersetzungen" in der SPD, werde aber letztlich für seine Linie eine Mehrheit bekommen, meinte der Parteichef in einem Interview. "Wenn es nach uns geht", dann könnten eine Verfassungsänderung und die dazugehörigen Gesetze im Herbst parlamentarisch beraten und bis Weihnachten verabschiedet werden.
Öffentlich unterstützt wurde Engholms Linie in Sonntags-Interviews von den SPD-Bundestagsabgeordneten Hermann Rappe und Horst Niggemeier. Auf der anderen Seite berufen sich Abgeordnete und Landespolitiker auf die stellvertretende Parteivorsitzende Herta Däubler-Gmelin, die im Kreise der SPD-Projektgruppe 2000 geäußert habe, sie halte für die in der jetzt vorliegenden schriftlichen Fassung des "Sofortprogramms" enthaltene Asyl-Passage eine Grundgesetzänderung nicht für erforderlich.
Die Grünen, die der SPD vorwarfen, Neonazis zu ermuntern, ihre Überfälle fortzusetzen, forderten humane und tolerante Einwanderungskonzepte.
Mit einer Überraschung endete die erste deutsche Beachvolleyball-Meisterschaft im Ostseebad Damp. Die als Außenseiter angetretenen Christian Tiemann (Darmstadt) und Lars-Björn Freier (Kriftel) gewannen am Sonntag den mit 20 000 Mark dotierten Titelkampf. Im Finale besiegten sie vor 700 Zuschauern Christian Voß/Andreas Boltze (Hamburg) mit 7:12, 12:4, 15:13 und sicherten sich die Prämie von 4500 Mark.
Den Frauentitel holten Martina Schwarz und Beate Paetow von VG Alstertal-Harksheide mit einem 10:12-12:10-15:7-Finalsieg über Cordula Borger und Tina Klappenbach (Darmstadt). dpa
Kriftel gewinnt Testspiele Volleyball-Bundesligist TuS Kriftel gewann vier Freundschaftsspiele während eines Trainingslagers in den Niederlanden. Insbesondere der 3:0-Erfolg über den siebenmaligen niederländischen Meister Orion Appeldorn überraschte. Nicht mehr im Kader steht der 88fache Nationalspieler Hauke Braak, der wegen beruflicher Belastung voraussichtlich nur noch in der zweiten Krifteler Mannschaft spielen wird. jo
Auch für Ballett zündete die russische Revolution ein kurzes Hoffnungsfeuer. Um 1920 wagten junge Choreographen spannende Experimente. Doch zwei Jahre später erstickte ZK-Generalsekretär Josef Stalin solche Neuerungen im Keim. Tanz zog sich auf eine Insel heiler Klassik und Folklore mit deftigem Sowjetpathos zurück.
Selbst Glasnost brachte nur eine halbherzige Wende. Gastspiele von Kompanien wie "Choreographische Miniaturen" oder Boris Eifman erwiesen sich wie des Kaisers neue Kleider als Etikettenschwindel mit nur scheinbarem Fortschritt.
Jetzt stellt sich bei den "Frankfurt Festen '92" mit dem Ballett "Modern" aus St. Petersburg ein junges Ensemble vor, das sich zwar aus Eifmantänzern rekrutiert, aber als echt avantgardistisch gilt. Es zeigt sogar eine Uraufführung "Das Leben der Farben", Komponist Dimitrij Pawlow hat sich mit Thesen des Malers Wassily Kandinsky auseinandergesetzt, der Farben als Klangprinzipien begriff.
Pawlows Musik ordnet den Spektralfarben einzelne Töne zu. Sie bilden die Grundlage für spielerische Themen. In Vogelgezwitscher braust Klangwucht vom Soundcomputer.
Die naturnahe Ruhe der Farbe Grün symbolisieren sanfte Rhythmen von Klavier und Cello. Bei Orange trompetet es rockig-fetzig. Zum Schluß vereinigen sich alle Farben zu synthetischem Lila in melancholischer Melodik. Das Dekor von Pawel Parchomenko bebildert die Szene mit technischen Utensilien wie in einer Marslandschaft. Analog zum Tanz sind skurrile Pflanzen oder geometrische Bauten der mystisch heiligen Zahl 3 zugeordnet.
Jeweils drei Frauen in Netzkleidern und Männer mit Astronautenköpfen wie Nußschalen wiegen sich raschen Schrittes durch fremdartiges Gewirr. Flügel deuten die Überwindung von Raum und Zeit an.
Auf solch futuristischer Bühne versucht die Choreographie von Vladimir Timinski engagiert mitzuhalten. Die Gruppe turnt vehement in Schläppchen umher. Davon ist ein exotischer gelber Vogel (Viktoria Galdikas) mit klassischer Spitzentechnik deutlich abgesetzt.
Ein roter, computergesteuerter Mann agiert roboterartig. In seinen abgehackten Tanz fließen sanfte Elemente ein und symbolisieren die Sehnsucht einer Maschine, belebt zu werden. Jury Demakow gibt der Ambivalenzfigur sensibel Ausdruck. Plötzlich taucht majestätisch der Orangeteufel (Arkadij Iwanenkow) auf und markiert herrisch sein Reich. Doch die pralle Mutter Erde (Jekaterina Ball, rubensnackt unter losem Gewand) bringt Befreiung mit rührend menschlichen Zügen ins Ballett.
Der mitreißenden Uraufführung folgen noch drei kurze Stücke von Vladimir Karelin, Direktor der 1991 gegründeten Modern-Kompanie. Er müht sich um Lösung von traditioneller Starre, ist aber noch stark in sehr expressiver Gestik sowie klassischer Bravour mit Sprungsalven, rasanten Drehungen oder zisilierter Spitzentechnik verhaftet.
In der Schlüsselszene seiner "Kameliendame" buhlen Armand Duval (Dimitrij Schjachtenkow) und der Vater (Karelin) bei ödipaler Konfliktstellung um Marguerite (Viktoria Galdikas). Sie pendelt zerrissen zwischen den Polen echter Liebe und rein sexueller Lustbefriedigung.
Primaballerina Galdikas beeindruckt auch im großartigen Solo "Phaidra" zu progressiver Musik von Juri Simakin. Auf Bügel gehängte Kleider symbolisieren Gatten und Stiefsohn. Dazwischen changiert Phaidra, die sich weder für Pflicht noch für Neigung entscheiden kann und an ihrer Unentschlossenheit zugrunde geht.
In den klassischen Tanzteppich sind mimische Elemente und ein Phaidra-Gedicht von Marina Zwetjewa eingewoben. Schließlich adoriert ein kurzes pathetisches Duett die "Russische Erde".
Das Ensemble "Modern" aus St. Petersburg erlangt zwar noch nicht westlichen Standard zeitgenössischen Balletts, befindet sich aber auf der Suche dorthin. Es kann sich nur langsam vom Klassikerbe lösen und möchte mit erlernter Technik brillieren.
ROLAND LANGER
Weitsprung-Weltrekordler Mike Powell sprang noch einmal 8,57 m weit und warf danach seine Spikes ins Publikum. Der 5000-m-Weltmeister Yobes Ondieki sah sich in seiner Hoffnung bestätigt, daß auch sein kenianischer Landsmann Patrick Sang, der Olympiazweite im Hindernislauf, müde genug für die Heimreise nach Nairobi sei. Dieter Baumann, der Schwabe im Olympiagold, trabte den Schlußpart des 1500-m-Rennens nach einer vorausgegangenen zu kühnen Offensive nur noch herunter, so daß er erst als Elfter in der Zeit von 3:40,13 Minuten im Ziel eintraf. Danach sprach er vom "Absturz" seiner Emotionen nach der Erfüllung seines Sportlertraumes in Barcelona.
Beim 19. und letzten Grand-Prix-Meeting im Brüsseler Heysel-Stadion waren fast alle Helden müde. Nur einer war es noch nicht ganz, Moses Kiptanui aus Kenia, der Olympia aus Verletzungsgründen hatte ausfallen lassen müsse. In Köln und in Zürich besorgte er am 16. und 19. August die einzigen Weltrekorde der Tournee durch zwölf Länder, als er 7:28,96 Minuten über 3000 m und 8:02,08 über 3000 m Hindernis lief. Jetzt sollte er die Sehnsucht der Belgier stillen, die seit 1982 vergeblich auf solch einen Höhepunkt warten. Dieses Mal verzichteten die Organisatoren sogar darauf, sich gegen einen Weltrekord zu versichern, nicht aus Resignation, sondern aus reinem Aberglauben.
Der 21 Jahre alte Ostafrikaner ist auch nur ein Mensch, und das bleibt er, selbst wenn nach seinen 13:00,93 Minuten über 5000 m ein komischer Kauz mit einem Notizblock in der Hand nachfragte: "Warum sind Sie nicht Weltrekord gelaufen?" Die Antwort war von ausgesuchter Höflichkeit. "Ich glaube, auch Aouita brauchte mehrere Versuche dafür." Nämlich für die inzwischen fünf Jahre alten 12:58,39. Tatsächlich begab sich der Jüngling zum ersten Mal überhaupt auf diese lange Distanz. Schließlich schaffte der Marakwet einen weiteren Landesrekord - die 4:52,53 Minuten über 2000 m zwischendurch von Berlin einbezogen, war es der vierte innerhalb von zwölf Tagen.
Nachdem der Schrittmacher bei 3000 m (7:49,71) ausgestiegen war, sein früherer Schulkamerad William Mutwol, rannte Kiptanui mit Ondieki im Schlepp ins Neuland vor; übrigens nur nach Gehör. Er sehe, erzählte er, unterwegs nie auf irgendeine mitlaufende Uhr im Stadion. "Wenn du gut rennst, ist eine Menge Lärm." Der flaute zwischendurch wohl ein bißchen ab. Aber die Schlußrunde von rund 56 Sekunden brachte ihm dann doch noch die verdienten Ovationen ein.
Die 35 000 Zuschauer goutierten schließlich die "Stunde der Cousins". Dann bald nach dem 5000er folgte der 10 000er mit dem - ebenfalls gescheiterten - Weltrekordversuch von Kipatnuis gleichaltrigem Vetter Richard Chelimo (27:31,73). Der zweite Kandidat, der fünffache Cross-Weltmeister John Ngugi, ahnte das Schlimme schon voraus, seinen Zusammenbruch nach 6500 Metern. Seit Monaten leide er unter Malariaanfällen, die resitente Moskito-Art ist bis nach Nairobi vorgedrungen, wo Ngugi in der Langate-Kaserne seinen Laufdienst versieht.
Sein Schicksal ist bloß eine Facette im internationalen Tingeltangel, kaum, daß sie wahrgenommen wird. Zu viele Kenianer sind bestens unterwegs, die sich ins Scheinwerferlicht drängen. In Brüssel zeigten sie sich in fünf Rennen, und sie gewannen alle fünf. Nicht mehr die Amerikaner stabilisieren und stützen den Grand-Prix-Wettbewerb, nein, es sind sie, die Jahr für Jahr vorher völlig unbekannte Talente auf dem Markt einführen. Daß über 100 m der englische Olympiasieger Linford Christie (10,15 Sekunden) von dem Nigerianer Olapade Adeniken (10,12) niedergerungen wurde, bestätigte nur den starken Trend zum neuen Schwerpunkt Afrika. ROBERT HARTMANN
Die Bauchtänzerin hat ihren schwarzen Schleier längst abgelegt, ihre mittlere Partie schlägt Wellen, die glitzernde Perle im Nabel kreist, das Publikum klatscht begeistert den Takt dazu, immer schneller und schneller. So vehement spielen Geiger, Lautenist, Trommler und der Mann mit dem Tambourin zum ägyptischen Bauchtanz auf. Von der Laute, der orientalischen Ud, ist dabei freilich nichts zu hören.
Ansonsten aber standen sie und ihre Verwandten aus aller Welt im Mittelpunkt der dritten internationalen Lautentage, die jetzt zum ersten Mal in der Alten Oper stattfanden. Der Frankfurter Lautenist Lutz Kirchhof, schon lange verdienter Lobbyist für Lautenmusikbegeisterte, lud Instrumentalisten aus aller Welt ein. Sie boten den Zuhörern eine Expedition durch Zeiten und Länder, zeigten dabei, wie sich in verschiedenen Kontinenten über Jahrhunderte Lautenmusik entwickelte.
"Tanz und Meditation" lautete das Motto, wobei das Kapitel Tänze im Kontrast zur Meditation besonders wild ausfiel. Der andalusische Flamenco stand darin dem ägyptischen Bauchtanz in nichts nach. Beide erwiesen sich als Augenweiden, während bei der Eröffnungsversanstaltung die von Friedegart Hürter vorgelesenen Erklärungen zu den unterschiedlichen Lautenformen eher einer, wenn auch unterhaltsamen akademischen Veranstaltung glichen. Daß es auch anders geht, bewies Lutz Kirchhof schon so manches Mal, als er bei seinen Ausführungen über die Geschichte der Laute Anekdötchen aus dem Nähkästchen plauderte.
So grau die Theorie, desto bunter erschienen die diversen Musikformen. Als den "Gesang einer Nachtigall" bezeichneten die Araber den Klang der "Ur-Mutter" der europäischen Laute, der Ud, was übersetzt schlichtweg "Holz" heißt.
Das gleiche ließe sich auch über den Klang der Pipa behaupten. Für das als "Königin der chinesischen Instrumente" genannte viersaitige Zupfinstrument ist kein Holz zu wertvoll; die Lautenbauer wählen Mahagoni, obwohl "das Holz wächst" und deshalb das daraus gebaute Instrument nur wenige Jahre hält. Aber welch zarte, flirrende Laute daraus hervorzuzaubern sind, verdeutlichte Ya Dong eindrucksvoll. Sie spielte vertonte Poetik als Teil der "zivilen" chinesischen Musik im Gegensatz zur "militärischen": eine "Frühlingsnacht", samtig und zart gesponnen. Noch mehr ins Reich der Sinne und der Meditation führt die indische Sorud-Musik.
Entdeckerfreude sollte für die afghanische Musik geweckt werden, auf dem Robab gespielt von Daud Sadozai. Er stieß auf Altes, Traditionelles, aber für hierzulande Neues. Bei den "klassischen" Stükken wechseln sich Laute und Trommel als Rhythmus- und Melodieinstrumente ab, was durch mannigfache Griff- und Anschlagtechniken vor allem des Trommlers tatsächlich möglich ist. Zu hören gab es Musik, die aus Stille komponiert zu sein schien; die fortlaufenden Tonleiter- Melodien vermitteln etwas Losgelöstes, Freies.
Durften Lautenisten schon seit frühesten Zeiten allerorten bei keiner Feier fehlen, so gab es doch in der europäischen Lautenmusik vor allem eine Hochzeit, das 16. Jahrhundert und das beginnende 17. Daraus stellten Lutz Kirchner und sein ebenso versiertes wie passioniertes Ensemble eine Reihe von Glanzstücken vor. Ob derb, ob kultiviert, diese Musik ist auch heute eine Wiederentdekkung wert. Auch wenn bei den Lautentagen deutlich wurde, daß bei der Fülle des Repertoires das Studium der Lautenmusik ein Lebenswerk bedeutete. SIGRID OLSCHEWSKI
Höhepunkt des gut einstündigen Programms in der Praunheimer Auferstehungsgemeinde, das eine Reihe von Genrestücken in Arrangements für Bläser präsentierte, war zweifelsohne die Darstellung von Antonio Vivaldis "Jahreszeiten" in Alfred Rosenstengels Bearbeitung für Blockflötenensemble.
Die Gruppierung, die der Kirchenmusiker der Gemeinde, Bernd Lechla, betreut, spielte die Stücke in klarer Klangdisposition und einhellig durchgeprägten Rhythmen. Das Gelingen dieser recht ausgefallenen Einstudierung war um so erstaunlicher, als es die Spielenden erreichten, Schwächen ihrer Blasinstrumente sowohl in Intonation wie auch in ausgefeilter Beweglichkeit (im motorischen Sinn) zu einem musikalisch logischen Rahmen zu verdichten.
Blockflöütenmusik, insbesondere in Laienensembles, klingt doch stets eher zurückhaltend in Ton, Dynamik und einer Diktion, die novemberlich anmutet: Der "Tag der Hausmusik" läßt da mitunter grüßen.
Nicht so in der Auferstehungsgemeinde. Da wurde, auch im vergleichbaren Satz Rosenstengels, in der "Kleinen Nachtmusik" Mozarts, nämlich, gradlinig und mit wachen Sinnen voran- (linear zwingend) musiziert.
So ging man, auch in Blechbläsersätzen des Abends, etwa Johann Pezelius "Turmsonate" (ein diffiziles Stück aus frühem Barock), mutig, bestimmend an. Nicht immer sensibel, doch mit spürbarer Vitalität. A. U.
HOCHHEIM. Auf bewährte Kräfte setzt die Hochheimer SPD für die Kommunalwahl im März nächsten Jahres. Als Spitzenkandidat nominierten knapp 40 der 150 Mitglieder jetzt Harald Schindler. Der Bürgermeister strebt mit "der eingespielten Mannschaft" ein gutes Ergebnis an. Von einer absoluten Mehrheit indes mag Schindler noch nicht einmal träumen.
Mit vertrauten Gesichtern das Vertrauen der Wähler gewinnen - auf diesen Slogan läßt sich Kandidatenliste reduzieren. Dem Bürgermeister auf dem Spitzenplatz folgen Liane Schellheimer (Stadtverordnetenvorsteherin), Helmut Haacke (Fraktionschef), Horst Köder (ehrenamtlicher Stadtrat), Karlheinz Zaus (Ortsvorsteher in Massenheim), Karl Lauer (Stadtrat) und Dr. Walter Haider (stellvertretender Fraktionschef) sowie die drei Stadtverordneten Paula Lauer, Helga Haacke und Christa Leiber.
So wenig spektakulär wie die Liste, wird auch das Programm für den Wahlkampf ausfallen, an dem die SPD in den nächsten Wochen arbeiten will. "Das umsetzen, was bisher angestoßen wurde", nennt Schindler die Maxime und die Malzfabrik samt Altenwohnheim, das Baugebiet Schänzchen II, den Ausbau der Kläranlage, die Kulturhalle und den Ortsmittelpunkt Massenheim als Meilensteine. Einen sozialdemokratischen Alleingang, rechnerisch derzeit ohnehin nicht möglich, will das Spitzenteam vermeiden. "Diese Themen sollten unstrittig sein, möglichst auf breiten Füßen stehen", setzt Schindler auf das Miteinander aller Fraktionen.
Und mit wem will die SPD eine regierungsfähige Mehrheit bilden? Die Frage bleibt offen. Mit den Freien Wählern habe man gute Erfahrungen gemacht. Zum Spekulieren, sagt Schindler, gebe es keinen Anlaß - auch nicht zum Schielen auf einen zweiten Hauptamtlichen. Die Amtszeit von Erstem Stadtrat Wilfried Simon (CDU) läuft in einem halben Jahr aus. Im Mai steht die Wiederwahl ins Haus. Schindler: "Die SPD strebt dieses Amt nicht an", wolle nicht beide Positionen besetzen. Getreu dem Streben nach Konsens sei "jeder eingeladen, da mitzumachen".
Einen Schritt auf ein Wahlziel zugehen will Schindler bereits vor dem März nächsten Jahres. "Kinderfreundliche Stadt" lautet das Stichwort. Für den Nachtragshaushalt kündigte der Bürgermeister an, eine weitere Stelle für die Jugendpflege beantragen zu wollen. Dabei gehe es weniger um eine Ausweitung des Personals, als vielmehr darum, ein Dilemma zu lösen: Einer der Hauptamtlichen in der Sparte Jugendarbeit ist seit Monaten dienstunfähig, seine Stelle seitdem verwaist. kkü
Tips für Luxemburg
ANREISE: Wer die zugegebenermaßen etwas umständliche Anreise mit der Bahn über Koblenz/Saarbrücken und Trier scheut und mit dem Auto anreist, sollte dieses außerhalb der Stadt abstellen (viele Parkplätze nur mit Anwohnerplakette, saftige Strafgebühren und häufiges Abschleppen für Falschparker): Die Stadt ist leicht ergehbar.
UNTERKUNFT: ist gut und teuer. Adressenliste beim ONT.
ESSEN UND TRINKEN: Eine so internationale Stadt wie Luxemburg kann mit einem reichhaltigen Angebot an internationaler Küche aufwarten. Zu den typisch luxemburgischen Spezialitäten wie Traipen (Blutwurst), Judd mat Gaardebounen (geräuchertes Schweinefleisch mit Saubohnen) u. v. m. hat sich seit der Unabhängigkeitsfeier 1989 eine neue Apfelkuchensorte, "de Onofhängegkeetstaart" hinzugesellt. Bierliebhaber können in der traditionsreichsten Brauerei in Clausen den Gerstensaft naturtrüb genießen, Weinkenner kommen in zahllosen Weinlokalen und Kneipen bei Elbling und Pinot auf den Geschmack.
SEHENSWÜRDIGKEITEN: Bockkasematten (geöffnet von März bis Oktober, 10-17 Uhr), Kathedrale Notre-Dame, Pescatore-Museum und Villa Vauban (Gemäldesammlungen), Staatsmuseum ("Kleiner Louvre"), montags geschlossen; das grüne Tal der Petrusse und die malerisch an der Alzette gelegenen Unterstädte.LITERATUR: Reiseführer Großherzogtum Luxemburg, Editions Guy Binsfeld; "Richtig reisen: Belgien und Luxemburg", von U. Anhäuser, DuMont, 1991; Baedekers Reiseführer Luxemburg, 1990 (erstaunlicherweise sehr empfehlenswert).
AUSKUNFT: Office National du Tourisme (ONT), 77, rue d'Anvers, L-1130 Luxembourg, Tel.: (0 03 52) 40 08 08; Deutsche Vertretung: ONT, Bismarckstraße 23-27, 4050 Mönchengladbach 1, Tel.: (0 21 61) 20 88 88.
Die komplizierte Anlage der Stadt ist Resultat ihrer komplizierten, um nicht zu sagen schweren Geschichte. Zur besseren Orientierung in Zeit und Raum bietet sich ein Spaziergang über die Vorzeigepromenade der Corniche bis zum Bockfelsen im Osten der Oberstadt an. Hier ließ der Ardenner Graf Sigfrid 963 seine "Lucilin"-Burg erbauen, was althochdeutsch zu "lützel" und englisch zu "little" wurde, womit der tausendjährige Name der Stadt hinreichend erklärt ist. Auf dem westlichen Plateau, dem Fischmarkt, ließen sich Händler nieder, in den drei Unterstädten Grund, Clausen und Pfaffenthal, am Fuße des 60 Meter fast senkrecht aufragenden Felsens, lebten Handwerker und Bauern. Bis ins 15. Jahrhundert hinein galt die langsam zur Festung ausgebaute Burg als uneinnehmbar und blühte durch die glückliche Expansionspolitik ihrer Grafen wirtschaftlich auf. Die heute noch Ende August/Anfang September veranstaltete Schobermesse stammt aus dieser Zeit. Das Wechsel- und Zusammenspiel von Handel und Machtstreben bestimmte fortan Luxemburgs Geschicke, auch wenn Land und Leute zum Spielball europäischer Großmachtpolitik wurden, eine alte Geschichte, Luxemburgs unendliche Geschiche.
Denn nachdem aus den Grafen Herzöge geworden waren und das Ländchen dem Deutschen Reich en passant vier Kaiser gestiftet hatte, wurde es mit vier Jahrhunderte währender Fremdherrschaft belohnt. Burgunder, Österreicher, Spanier, Franzosen gaben sich die Klinke in die Hand, da wurde erstürmt, ausgehungert, geplündert, gebrandschatzt und . . . weiterbefestigt. Die Österreicher werkelten 100 Jahre an den 23 Kilometer langen Kasemattenbauten; des Sonnenkönigs genialer Baumeister Vauban suchte sich im "Gibraltar des Nordens" zu verewigen; die französischen Revolutionäre hausten dafür um so schrecklicher; Napoleon nächtigte ein einziges Mal im Rathaus, das auf diese Weise über Nacht zum kaiserlichen Palais wurde, ganz so als diene Geschichte einzig dem Zweck, der Nachwelt Histörchen zu überliefern; und als sein Namensvetter ernstlich wegen des Ankaufs Luxemburgs beim König der Niederlande vorsprach, in dessen Privatbesitz es sich seit dem Wiener Kongreß befand, da riefen alle, die in Europa etwas zu sagen hatten, ein empörtes "Nein!", und Luxemburg erhielt - mir nichts, dir nichts - 1867 die Neutralität.
Das Gebiet des heutigen Fischmarktes ist ein Gewirr aus verwinkelten Gassen, Gemäuern, Gewölben und Stilen: Kriegsarchitektur. Das mittelalterliche Stadtbild wurde fast völlig zerstört; Großfeuer, eine Pulverexplosion oder einfach Baufälligkeit erledigten den Rest. Es wurde weiter drauflosgebaut, lieblos in die Enge hinein. Erst Ende des 19. Jahrhunderts nach der Schleifung der Militäranlagen, die 180 Hektar des 300 Hektar großen Stadtgebietes eingenommen hatten, atmete die Stadt auf und konnte sich über ihre drei Ringmauern hinaus ausdehnen. Die Oberstadt rechts der Petrusse wurde über die um 1900 erbaute Adolphbrücke erschlossen, die Staatssparkasse mit ihrem markanten Turm und das Bahnhofsgebäude entstanden wenig später. Der Bau einer Eisenbahnlinie war schon 1859 notwendig geworden, als bedeutende Eisenerzvorkommen im Südwesten des Landes entdeckt wurden. Dennoch blutete das geplünderte Land in drei Auswanderungswellen weiter aus. Insgesamt 72 000 Luxemburger schifften sich Richtung Brasilien und die USA ein.
Den ganzen Nachmittag lang schon liegt Musik über der Stadt. Müßig, wie nur Touristen ohne Lust auf Absolvierung ihres Pflichtprogramms sein können, folgen wir den Wellen, die bis zum Boulevard Royal und der Grand-Rue, dem heutigen Geschäftszentrum, herüberschwappen, von Kreissägen und Automotoren zerrissen, doch immer wieder in neuen Fetzen herübergeweht wie ein guter Duft. Nein, von der Place d'Armes, dem ehemaligen Paradeplatz und von der Gastronomie auserkorenem touristischen Mittelpunkt der Stadt, erklingt keines der häufigen Konzerte aus dem Musikpavillon. An den Tischen vor den Cafés verfolgt man gespannt, wie Bauarbeiter hoch droben von der Gondel aus den letzten Fahnenmast setzen. Luxemburg macht sich fein am Vortag von Großherzogs Jeans (letzeburgesch sprich: Djang) Geburtstagsfeier. Zwar ist "Seine Königliche Hoheit" schon Anfang Januar 71 Jahre alt geworden, aber welcher Landesvater wäre so hartherzig, sein Volk zum Feiern mitten im Winter auf die Plätze zu jagen. Schon seine Mutter, Großherzogin Charlotte, ließ ihren Geburtstag auf die warme Jahreszeit verlegen. Ein Nationalfeiertag wurde daraus, an dem nun eben alle Großherzöge geboren sind. Abends um zehn wird vor dem Rathaus auf dem Wilhelmsplatz ein Fakkelzug beginnen, eine Tribüne für die Rockband nach dem Feuerwerk um elf ist schon im Aufbau. Doch die sphärenhafte Musik hat nichts vom üblichen Soundcheckgeplärre, sie zieht uns weiter südlich bis an den Rand der Oberstadt. Am Konstitutionsplatz endlich sehen wir die riesigen Lautsprecherboxen auf der Adolphbrücke, die sich als mächtiger Sandsteinbogen in 46 Meter Höhe über das Tal der Petrusse spannt. Die Töne werden hochgewirbelt, stürzen tief in den grünen Dschungel der Flußufer hinab und steigen harmonisch gesetzt wieder auf. Wo in früheren Jahrhunderten die eigens zu Feuerwerken komponierte Musik sang- und klanglos im Zischen und Krachen der Raketen, in den Aaahs und Ooohs des staunenden Volkes unterging, hält die heutige High-Technologie mehr Durchsetzungsvermögen bereit. Hier also wird über die illuminierte Stadt ein musikalisch wattiertes Feuerwerk losbrechen, das das pittoreske Luxemburg mit den Wahrzeichen der Oberstadt und dem Gewimmel aus Viadukten und Wegen, Eisenbahnlinien und Straßen, Auf- und Abgängen, Tunneln und Brücken in den Tälern der Petrusse und Alzette ins beste Licht rücken und in Szene setzen soll.
Ein Schuhkarton! Schneeweiß, mit angeschrägten Seiten und einem riesigen Schornstein auf dem gläsernen Deckel - das soll ein Schiff sein? Die größte Passagierfähre der Welt gibt sich nur wenige attraktiv, wie sie, im grauen finnischen Schmuddelwetter, am Kai von Helsinki liegt: groß ist sie, massig, unförmig. Allenfalls der Blick durch ein extremes Weitwinkelobjektiv läßt den weißen Liner schnittig erscheinen. Immerhin: Imposant ist er, der Stahlkoloß, und ein Spaziergang entlang der glatten stählernen Außenhaut beeindruckt: 200 Meter vom stumpfen Heck bis hin zum Bug. Seefahrerromantik wird hier nicht wach.
Seit rund einem Jahr befährt die "Silja Symphony" die Strecke zwischen Helsinki und Stockholm, das Schwesterschiff "Serenade" ist schon eine Jahr länger unterwegs. 450 Pkw finden im Bauch der Fähre Platz, es gibt 950 Kabinen und 2500 Betten - die gefüllt werden wollen. Und das ist in dieser Größenordnung, insbesondere in der Nebensaison, nicht immer einfach. Um die leeren Betten zu füllen, hat die Reederei des Schiffes gemeinsam mit der Fluggesellschaft "Finnair" ein Kurzreise-Paket ausgearbeitet: eine Kombination aus Linienflug und Kurz- Kreuzfahrt.
Ein strahlendes Lächeln leitet unsere Reise auf dem Ostseeriesen ein. "Wel- come", sagt die dunkelhäutige Spanierin am Schiffseingang, drückt den mit Koffern und Taschen bepackten Passagieren die Bordzeitung in die Hand und entläßt sie in das Innere des weißen Kolosses. Der Anblick überrascht, der Ortswechsel kommt plötzlich - unvermutet hat der Reisende ein modernes Einkaufszentrum betreten; eine überdachte Straße mit kleinen Läden und Cafés, Restaurants und Bars. Überall ist Musik, Licht spiegelt sich über mehrere Stockwerke in den großen Fenstern der Kabinen. Halbrunde gläserne Fahrstühle gleiten an der Innenwand empor, ermöglichen den mitgleitenden Passagieren einen Blick über die Flaniermeile der "Silja Symphony".
Für die Crew der "Silja Symphony" ist die Reise von Helsinki nach Stockholm nicht mehr als eine Fahrt mit einem Linienbus, wenn auch mit einem besonders großen. Gemeinsam mit dem Schwesterschiff "Serenade" verbindet die "Symphony" die Hauptstädte Finnlands und Schwedens eine Nacht hin, eine Nacht zurück, alle zwei Tage dieselbe Route, von Computern überwacht. Platz für Überraschungen, so hoffen die Schiffsbauer, bleibt da nicht.
Spezialempfehlung ist die Bergabwanderung "hinten herum": Landschaftlich wunderschön, aber nur für Trittsichere und Schwindelfreie! Vom Gipfel auf gesichertem Steig durch die "Himmelspforte" und weiter durch Latschen- und Alpenrosenfelder zum einsamen Kessel des Suissen-Sees. Der folgende Münichsee ist wie geschaffen für eine Baderast. An freundlichen Almen vorbei steigt man weiter ab bis zum Ufer des Wolfgangsees. Gehzeit vier bis fünf Stunden.
Die Schafbergbahn fährt bei guten Wetterverhältnissen bis Mitte Oktober. Die "Schafberg-Pauschale" bietet eine Berg- und Talfahrt, dazu eine Übernachtung mit Frühstück im Berghotel Schafbergspitze (350 Schilling).
Als man die Bergbahnen von Seefeld in die Randregion des Karwendelgebirges projektierte, hatte man vor allem an die Skifahrer mit ihrem unersättlichen Pistenhunger gedacht. Aber im Sommer kann der noble Kurort Seefeld mit seinen vielen Attraktionen so voll sein wie er will - die Bergwelt ringsum bleibt einer Minderheit vorbehalten, weil die meisten sich nicht vorstellen können, wie schön es da oben ist.
Die Talstation der Standseilbahn steht ein Stück außerhalb des Ortes. Für Fußfaule ist die Mittelstation mit der stark frequentierten Roßhütte ein beliebtes Ausflugsziel. Wer sich nach Tiroler G'röstl und Tortenschlacht wenigstens noch etwas bewegen will, bummelt gemächlich in einer Stunde zur Talstation zurück. Der richtige Bergbahnwanderer fährt natürlich zum Seefelder Joch (2064 m) weiter und steigt auf dem Panoramaweg zur Seefelder Spitze auf, um spätestens hier zu entdecken, daß es nun erst richtig losgehen könnte. Zum Beispiel auf dem Höhenrundweg hinüber zur Reither Spitze (2374 m), einem vorgeschobenen Eckpfeiler hoch über dem Inntal und also einem erstklassigen Aussichtsberg. Von hier aus Abstieg zum Härmelekopf und mit der Bergbahn zurück nach Seefeld (drei bis vier Stunden Gehzeit).
Damit nicht genug: Von der Reither Spitze schaut man hinunter zur Nördlinger Hütte, die zum Greifen nahe scheint. Wer bereit ist, mit schlichtestem Hüttenkomfort vorliebzunehmen, könnte dort übernachten und am nächsten Morgen weiterlaufen - entweder über die Eppzirler Alm zurück nach Seefeld oder über den klettersteigartigen Höhenweg des Freyung-Kammes zum Solsteinhaus. Beide Wege erfordern Trittsicherheit, der zweite auch ein bißchen Klettergefühl; doch der überschreitet auch schon die Grenzen einer harmlosen Bergwanderung.
Die Seefelder Bergbahnen sind bis Mitte Oktober in Betrieb. Kinder bis zehn Jahre in Begleitung der Eltern fahren frei.
Obwohl nur 1800 m hoch, bietet die Rigi unvergleichliche Ausblicke, wie bei prominenten Rigi-Bezwingern - Goethe, Victor Hugo, Mark Twain und andere - nachzulesen ist. Wer ihn durchwandert, denn er ist eigentlich ein kleines Gebirge, findet alles, was die Schweiz an Idylle und Dramatik zu bieten hat. "Wie ein Finger Gottes" erhebt er sich über den drei ihn umschließenden Seen (Vierwaldstätter, Zuger, Lauerzer See). An klaren Tagen kann man bis zum Feldberg und den Vogesen blicken. Am Rigi ist, 1869-73, die erste Zahnradbahn gebaut worden, haben die Lokomotiven das Klettern gelernt. In jüngerer Vergangenheit sind noch einige Luftseilbahnen hinzugekommen, so daß sich viele kombinierte Wanderungen anbieten.
Die traditionelle Rigi-Besteigung beginnt in Vitznau und führt auf komfortablen Wegen über First und Staffel zum Rigi-Kulm, in drei bis vier Stunden. Abwechslungsreicher ist der Weg von Weggis über Kaltbad zum Gipfel. Auch Gersau und Goldau sind geeignete Ausgangsorte für Wanderungen im Rigi-Revier. Am interessantesten ist aber die Durchquerung des ganzen Massivs der Länge nach - entweder von Immensee über Staffel, First und Scheidegg nach Brunnen, oder von Küßnacht über Kaltbad nach Brunnen. Beide Durchquerungen dauern zehn bis 12 Stunden, weshalb es üblich ist, Teilstrecken mit einer der Bergbahnen zurückzulegen.
Die Rigi-Zahnradbahnen verkehren während des ganzen Jahres. Erste Abfahrt in Vitznau um 6.30 Uhr, letzte Abfahrt ab Rigi-Kulm 21.15 Uhr. Fahrtzeit jeweils 35 Minuten. Die einfache Fahrt kostet 28 Franken, Kinder bis 16 Jahre fahren mit der Familienkarte umsonst. HANS ECKART RÜBESAMEN
wo es langgeht im Gebirge, mag der Weg noch so steil, der Abgrund noch so tief sein.
Die erste Zahnradbahn wurde am Schweizer Rigi gebaut. Heute kann man den Aussichtsberg von Vitznau und Arth-Goldau bequem erreichen. (Bilder: ONST)
Zwar verdienen die Mietwagen-Firmen immer noch den größten Batzen an den Geschäftsreisenden, doch die immer mobiler werdenden Urlauber gelten als attraktive und schnell wachsende Zielgruppe. Hauptargument im Konkurrenzkampf um die Business-Kunden, die auf Firmenkosten unterwegs sind, ist der schnelle und perfekte Service, Hauptköder für die Urlauber ist der niedrige Preis. Alle Mietwagen-Firmen bieten deshalb mittlerweile spezielle Ferien-Tarife an (siehe Tabelle), die oft 30 Prozent, manchmal 50 Prozent unter den Normalpreisen liegen.
Tatsächlich sind so sie attraktiv, daß die Ferientarife zum Ärger der Mietwagen-Unternehmen auch verstärkt von Firmen genutzt werden, die am Reisebudget der Mitarbeiter sparen wollen. Um diese Abwanderung der Vollzahler möglichst zu verhindern, bauen die Vermiet-Unternehmen Hindernisse in die Buchungsbedingungen ein, die Business- Reisende stören, Touristen aber nicht vergrällen. Beispiel Mindestmietdauer: Alle Verleihfirmen verlangen für ihre Ferientarife, daß der Wagen für mindestens drei Tage gemietet wird, damit fällt der Niedrigtarif für Geschäftsleute flach, die sich meist nur 24 Stunden im Zielgebiet aufhalten. Auch die Vorbuchungsfristen (bis zu 21 Tage für die preisattraktivsten Tarife) sind von Business-Kunden meist nicht einzuhalten.
Nachfolgend veröffentlicht die FR die Mietbedingungen der verschiedensten Firmen für die speziellen Ferientarife. Wer diese in der Tabelle aufgeführten Preise nochmal bis zu 15 Prozent unterbieten will, kauft im Reisebüro die Mietwagen-Gutscheine der Reiseveranstalter (z. B. für USA: im DER-Amerika-Katalog oder für europäische Ziele bei airtours). Daß die Veranstalter (über Reisebüros) den Kunden die Mietwagen nochmals preisgünstiger anbieten können, als es die Vermietfirmen tun, hat zwei Gründe. Zum einen schafft das große Einkaufsvolumen der Veranstalter bessere Einkaufspreise, zum anderen nehmen die Veranstalter den Mietwagenfirmen den Vertrieb ab, auch das spart ein paar Prozente. Wichtigste Regel in allen Fällen: Der Mietwagen muß noch vor Reisebeginn hierzulande gebucht werden; im Urlaubsland sind die Preisknüller nicht mehr zu haben. Außerdem: Alle Mietwagenfirmen versenden (über die angegebene Reservierungsnummer) kostenlose Broschüren mit detaillierten Urlaubsangeboten.
Autohansa: EuroDrive Leisure nennt sich der Autohansa-Urlaubstarif, die Preise gelten bis einschließlich 31. 3. 1993. Wer einen Wagen zu den genannten Preisen reservieren will, muß das mindestens drei Tage vor Mietbeginn hierzulande machen (EuroDrive Leisure-Tarif ausdrücklich verlangen). Die Preise gelten inklusive aller gefahrenen Kilometer, Haftpflichtversicherung, Ausschluß der Selbstbeteiligung und Mehrwertsteuer. Reservierung ist über alle Reisebüros möglich oder telefonisch direkt im zentralen Reservierungsbüro Telefon 069/75 61 00 75.
Avis: Der Avis SuperValue Tarif ist für 17 ausgewählte europäische Länder sowie für USA/Kanada und Australien/ Neuseeland zu haben, er gilt bis März 1993. Die genannten Preise schließen alle gefahrenen Kilometer ein, lokale Steuern und die Haftungsbefreiung bei selbstverschuldeten Unfällen. Die Haftpflichtversicherung liegt pauschal bei zwei Millionen Mark, in etlichen Ländern ist sie unbegrenzt. Der Wagen muß zu diesem Tarif mindestens (je nach Region) zwei bis drei Tage gemietet werden. Die Avis-Ferienautos können bis zwei Tage vor der Abreise gebucht werden; entweder über alle Reisebüros oder direkt über das Reservierungsbüro, Telefon 0130 / 77 33.
Ein Wochenende lang feierten die Eschersheimer und ihre Freunde auf dem traditionellen Stadtteilfest in und um die Straße Im Uhrig. Im Festzelt und an Tischen und Bänken im Freien genossen sie das reichhaltige kulinarische Angebot, das die Organisatoren vorbereitet hatten. Acht Vereine, die Behindertentagesstätte, die evangelische Emmaus- sowie die katholische Josefs-Gemeinde boten dazu ein vielfältiges Programm an Ausstellungen, Tänzen und turnerischen Darbietungen, Feuerwehrübungen, Chorgesang, Kinderspielen und viele andere Attraktionen.
Schirmherr Oberbürgermeister Andreas von Schoeler ging von Stand zu Stand und mischte sich unter das Publikum. Das Eschersheimer Wochenende erhielt Besuch von weiteren Prominenten wie dem stellvertretenden Ministerpräsidenten, Joschka Fischer, Hessens Kultusminister Hartmut Holzapfel sowie Bundes- und Landtagsabgeordneten verschiedener Parteien.
Einige Vereine werden ihren Erlös der Hilfe für Mukuviszidose-Kranke zur Verfügung stellen. li
Anders die Passagiere: Wer auf dem größten Fährschiff der Welt eine Überfahrt bucht, der möchte fort von der Routine, der möchte mehr, als nur transportiert werden. Denn am Geld gespart hat der Reisende nicht, betritt er eines der zwei weißen Schwesterschiffe - immerhin hätte er die Fährpassage billiger haben können, die Konkurrenz liegt gleich am Kai gegenüber. Mit Eleganz und Luxus versucht man sich abzusetzen von jenen konkurrierenden roten Fährschiffen, die Abend für Abend in Sichtweite dieselbe Strecke befahren. Man setzt beim täglichen Kampf um die Passagiere auf schicke Kabinen und gehobene Restaurants, eben auf ein durchgestyltes Ambiente, ob in der Weinbar oder der Sauna, im Pub oder dem Badeparadies. Die Fährpassage als Erlebnisurlaub.
Für viele der Passagiere scheint das wichtigste Erlebnis in dieser Nacht die Jagd nach dem großen Glück zu sein. Noch während die "Symphony" am Kai liegt, stehen die ersten vor den aufgestellten Geldspielautomaten, werfen Münze für Münze in die Einwurfschlitze der fiependen Kästen. Später, das Abendessen ist vorüber, wird das Terrain der Glücksjäger größer und eleganter: Das Automatencasino wird geöffnet, der Roulettetisch abgedeckt. Bei aller Eleganz: Einen Smoking trägt nur die Dame mit dem Chip-Schieber. Doch das scheint keinen zu stören, es wird gesetzt, nichts geht mehr, die Kugel rollt. Die einarmigen Banditen ächzen, Münzengeklapper, selten freudiger Jubel, man schaut angestrengt auf rollende Kugeln und routierende Scheiben, Glücksspiel ist eine sehr ernste Angelegenheit.
Freundlicher Beifall derweil im großen Nachtclub, der Kapitän stellt sich und seine Mitarbeiter vor. Musik, Show, Lichtergeflimmer, eine Band spielt, in den Pausen sorgt eine Flamencogruppe für Stimmung. Man sitzt und schaut, es darf getanzt werden, die Nacht ist lang. Videokameras fangen das Geschehen ein, schicken die Show per Direktschaltung auf die Kabinenfernseher, bloß nichts verpassen. Und wem es zu laut oder zu einsam wird, der geht noch auf einen Drink in die Topbar, wo ein junger Frackträger gekonnt das Piano bedient. Das Licht ist gedämpft, an der Decke blitzen künstliche Sterne, nur leicht ist das Vibrieren der Motoren zu spüren. Motoren? Ach ja, ein Schiff.
Am nächsten Morgen zeigt die "Symphony" eine ganz andere Seite ihres Gesichtes. Irgendwann zwischen Morgengrauen und Sonnenaufgang sind die Spuren der Nacht verschwunden, ein üppiges Frühstück steht für die Reisenden bereit. Während die meisten Passagiere im großen Frühstücksrestaurant die Buffets umkreisen, können die Passagiere der gehobenen Klasse ihren Morgenkaffee in der Topbar mit mehr Ruhe und einem herrlichen Ausblick auf die Schären vor dem schwedischen Festland genießen. Die Gäste der Luxuskabinen sucht man auch hier vergebens. Für jene Reisenden mit dem nötigen Kleingeld gibt es einen eleganten Frühstücksraum an exponierter Stelle gleich unter der Brücke.
Um 8.30 Uhr ist dann alles vorbei. Ein Tor in der Ladenpassage öffnet sich, die "Symphony" entläßt ihre Gäste. Obwohl erwartet, verblüfft das fremde Bild den Reisenden. War vor dieser Tür nicht eben noch Helsinki gewesen? Ein Blick zurück: Ist das dort wirklich ein Schiff? Der gestrige Abend, die Nacht . . . Nein, man muß sich getäuscht haben: Die "Symphony" ist überhaupt kein Schiff, sie ist ein getarntes Hotel mit wechselndem Städteprogramm. MARKUS STROMIEDEL
AUSKUNFT UND BUCHUNG: Unter dem Signet "AirSea" bieten Finnair und Silja Linie gemeinsam ein Kurzreisepaket an, bestehend aus einem Linienflug nach Helsinki und zurück sowie der Fährpassage Helsinki-Stockholm-Helsinki (jeweils inklusive Frühstück). Die Kurzreise dauert ohne zusätzliche Übernachtungen drei Tage, ein Aufenthalt in Helsinki oder Stockholm kann mitgebucht werden. Jeweils in der günstigsten Kabinenkategorie kostet das Angebot ab Hamburg 790 Mark, ab Frankfurt, Berlin und Düsseldorf 980 Mark, ab Stuttgart und München 1010 bzw. 1040 Mark. Für Kabinen der gehobenen Klasse werden pro Person Zuschläge zwischen 190 und 290 Mark verlangt. Finjet-Silja Line, Zeißstraße 6, 2400 Lübeck, Telefon 04 51 / 5 89 92 22.
Mit wochenlangen Schönwetterperioden, milden Temperaturen und transparentem Licht kündigt sich in den Alpen der Herbst an. Dann zieht es Bergwanderer und Bergsteiger mit Macht hinaus und in die Höhe, trittfest und schwindelfrei nehmen sie markierte Pfade und drahtseilgesicherte Kletterstege unter die Profilsohlen ihrer Bergschuhe. Und wenn auch die Mode der karierten Flanellhemden, der roten Kniestrümpfe, der verwegenen Trenkerhüte längst passé ist, man erkennt sie doch - als Leute, die wissen, wo es langgeht im Gebirge, mag der Weg noch so steil, der Abgrund noch so tief sein.
Andere wissen es nicht, wüßten's aber gern. Für sie haben wir ein paar Bergbahn-Wanderungen zusammengestellt, kombinierte Fahr- und Geh-Unternehmungen also, die den Vorzug haben, daß man nicht allzu weit laufen muß und trotzdem ganz schön herumkommt. Puristen unter den Naturschützern, die in jeder Bergbahn Teufelszeug sehen, sei zur Beruhigung gesagt: Diese Zahnrad-, Standseil- und Gondelbahnen sind durchweg mehrere Jahrzehnte alt. Die von ihnen erschlossenen Gebiete aber wären längst nicht nur von den Touristen, sondern auch von den Einheimischen verlassen, wenn es sie nicht gäbe. In den Südalpen kann man studieren, wie traurig verödet Kulturlandschaften aussehen! Die Alpen als Erholungsraum zuzusperren und nur noch Ökologen den Zutritt zu erlauben, ist eine weltfremde Vorstellung, und nicht einmal eine schöne . . .
Die deutschen Alpenmetropole Garmisch-Partenkirchen ist von vielen Bergbahnen und Aufstiegshilfen umsäumt. Die diversen Zugspitzbahnen sind allerdings vor allem für Liebhaber technisierten Massenrummels von Interesse. Wir schweben also mit der guten alten Kreuzeckbahn auf 1650 Meter Höhe ins Zentrum eines weitverzweigten, zusätzlich von der Osterfelderbahn erschlossenen Bergwandergebietes zu Füßen der Alpspitze. Von hier aus führt, zum Beispiel, eine sanfte und aussichtsreiche Wanderroute über den Bergnadelnweg, durch das Reintal und die wieder zugängliche Partnachklamm hinaus nach Partenkirchen (dreieinhalb Stunden).
Wenn es etwas Aufregenderes sein darf: über die Hochalm steigt man ins Felsrevier der Schöngänge auf, die von einem ziemlich harmlosen, mit Drahtseilen gesicherten Kraxelsteig durchquert werden, und findet am idyllischen Stuibensee ein herrliches Badewasser (für Abgehärtete). Dann geht's nur noch bergab, wiederum ins Reintal. Hochdramatisch, aber nur für Schwindelfreie, der Weg vom Kreuzeck über das Hupfleitenjoch ins finstere Höllental! Ein steiler, immerhin gesicherter Pfad führt in die Tiefe, bis er bei den Knappenhäusern - wo früher ein Bleibergwerk war - harmloser wird. Auf dem Talboden bietet die Höllentalhütte Erholung von Strapazen und möglichen Ängsten sowie einen eindrucksvollen Blick auf die Zugspitze. Der zweite Teil der Wanderung führt durch die wilde, jedoch ungefährliche Höllentalklamm und mündet bei Hammersbach wieder in die Zivilisation ein (etwa fünf Stunden Gehzeit insgesamt). Notabene: Die gewaltigen Felsklötze, die überall sozusagen am Wegesrand stehen, Hochblassen, Hochwannen, Waxensteine, Höllentorköpfe, sind Kletterberge! An ihnen sollten Bergwanderer sich bitte wirklich nicht versuchen! Kreuzeck- und Osterfel- derbahnen verkehren bis Ende Oktober, morgens ab 8 Uhr 15.
Der Schafberg oberhalb von St. Wolfgang bietet auch eine fulminante Aussicht: Dachstein- und Tauernmassiv, Gosaukamm und Tennengebirge, sowie die Berchtesgadener Alpen, die liebliche Landschaft des Salzkammergutes zu seinen Füßen nicht zu vergessen. Als Kaiser Franz Joseph seine Sommerferien noch im nahen Bad Ischl verbrachte, war die Besteigung des 1783 Meter hohen Schafberges eine Leistung, deren sich Angehörige der k. u. k.-Hofgesellschaft rühmen durften. (Damen ließen sich vorzugsweise in einer Art Sänfte den Berg hinauftragen.) Seit 1894 schon fährt die Zahnradbahn von St. Wolfgang zum Gipfel. Heute wie vor 90 Jahren versehen Dampflokomotiven zuverlässig ihren Dienst, unterstützt von zwei Dieseltriebwerken. Unter Dampf dauert die Bewältigung der 1200 Meter Höhenunterschied 59, mit Diesel 39 Minuten.
Der Schafberg ist ein ideales Revier für kombinierte Bergbahn-Bergwander- Unternehmungen, mit übersichtlichen Alternativen auch für Entschlußschwache. Man kann einfach ab St. Wolfgang den Gipfel besteigen und mit der Bahn wieder hinunterfahren. Umgekehrt - mit der Bahn hinauf, per pedes hinunter - braucht man etwa zweieinhalb Stunden Gehzeit.
Die erste Zahnradbahn wurde am Schweizer Rigi gebaut. Heute kann man den Aussichtsberg von Vitznau und Arth-Goldau bequem erreichen. (Bilder: ONST)
VORAUSSETZUNG: Was macht eigentlich einen Bundesliga-Trainer aus, und welche Voraussetzung muß er mitbringen? Der ehemalige Oberliga-Kikker Peter Neururer, Trainer in Diensten des 1. FC Saarbrücken, weiß zumindest was einer nicht braucht: "Es reicht nicht, einmal den Bundesadler getragen, oder den Ball 430 000 Mal hochgehalten zu haben. Die Herkunft fußballerischer Art ist nicht entscheidend."
UNTERSUCHUNG: Bundestrainer Berti Vogts hat sich für Dopingkontrollen im Fußball ausgesprochen. Nicht nur nach dem Spiel, sondern auch in der Vorbereitung und im alltäglichen Training. Zum vermeintlichen Einsatz von Doping-Mitteln zur Gesundung der Spieler, meinte Vogts: "Wenn ein Arzt meint, daß es dem Patienten helfe, dann setzt er die Präparate ein. Ich betone: Patient, nicht Sportler." Nach Ansicht von Vogts sind derartige Präparate schon deshalb nicht erforderlich, weil es Spezialisten gebe, ganz gezielt jeden einzelnen Muskel mit isometrischem Training aufbauen können.
HINAUSSTELLUNG: Für Schalkes Trainer Udo Lattek war wieder der Schiedsrichter an allem schuld. Diesmal aber am Sieg seiner "Knappen". Denn Schiedsrichter Stenzel aus Forst hatte den engagiert mitgehenden Lattek kurzerhand der Trainerbank verwiesen. Lattek gestikulierte fortan von der Tribüne aus und führte seine Schalker zum doppelten Punktgewinn. "Von da oben sieht man viel besser", frotzelte er hernach. Und überhaupt: "Ich wurde schon einmal auf die Tribüne geschickt, damals gewann ich mit den Bayern in Uerdingen - ebenfalls 3:1."
VERFOLGUNG. Auf den Spuren seines Sohnes Stefan wandelte am Samstag nachmittag Bayern Münchens Vizepräsident Franz Beckenbauer. Eigens mit einem Helikopter schwebte der "Kaiser" im Saarbrückener Ludwigspark ein. Was er zu sehen bekam, stellte ihn allerdings nicht zufrieden. Der eingewechselte Sohn Stefan patzte, Saarbrücken verlor und Vater Franz hob bereits zehn Minuten vor dem Ende wieder ab.
FORDERUNG: Andreas Köpke, Torwart des 1. FC Nürnberg und Nationaltorhüter auf Abruf, hat sein Reservistendasein in der DFB-Auswahl satt. "Ich habe lange genug auf der Bank gesessen. Mein Ziel ist es, die Nummer eins zu sein", meinte Köpke und entbrannte somit wieder die Diskussion um die Frage: Wer ist der beste Torwart in Deutschland? Der Kölner Bodo Illgner oder er. Oder gibt es vielleicht noch jemanden, der Ansprüche erhebt? Schließlich gilt Uli Stein von der Frankfurter Eintracht schon lange als der Beste - nur eben nicht beim DFB.
EHRUNG: Die Zahl 100 geriet am vierten Spieltag gleich viermal zur Ehre. Zum einen gelang Eintracht Frankfurt mit dem 2:1-Erfolg in Wattenscheid der 100. Auswärtssieg seit dem Bestehen der Bundesliga, zum anderen gelang dem Schalker Radmilo Mihajlovic mit seinem 3:1 Siegtreffer gegen Saarbrücken das 100. Tor der laufenden Saison. Außerdem bestritten der Neuseeländer in Diensten von Werder Bremen, Wynton Rufer, und Frank Greiner vom 1. FC Köln ihr 100. Bundesliga-Spiel.
VERHÄRTUNG: Bruno Labbadia, Torjäger - mit wiedergewonnenem Selbstvertrauen, nutzt nach seinem zweifachen Torerfolg gegen Dresden die Gunst der Stunde, um einmal auf die unsittlichen Übergriffe seiner Gegenspieler aufmerkam zu machen. "Ich habe nichts gegen Härte. Aber wenn der Gegenspieler unter die Gürtellinie geht, und das im wörtlichen Sinne, sehe ich das nicht mehr ein", meinte der Münchner zu den oft rüden Attacken seines Gegenspielers Detlef Schößler.
VERWIRRUNG. Dresdens Trainer Klaus Sammer hatte es nach der Niederlage in München sehr eilig. Nach zwei hastig geführten Interviews wollte er rasch zum Mannschaftsbus. Doch es war wie verhext. Sammer fand den Weg nicht. Die Verwirrung war groß in den Katakomben des Olympiastadions. Dreimal mußte er nach dem Weg fragen, unterwegs hielten ihn noch vier Dynamo-Fans auf. Als Sammer dann völlig entvervt den Bus erreichte, saßen die Spieler bereits däumchendrehend in ihm. FR
Europcar: Super-Drive nennt sich der Europcar-Sondertarif, der für die europäischen Ziele spätestens 24 Stunden vorab reserviert werden muß (Kanada und USA: 48 Stunden, Japan: 72 Stunden). Als Mindest-Mietdauer zu diesem Tarif werden drei Tage verlangt; werden den Wagen zwischen drei und sechs Tagen mieten will, muß bereits sieben Tage vorab buchen, oder aber die Mietdauer muß eine Samstagnacht einschließen. In den genannten Preisen eingeschlossen sind unbegrenzte Kilometer (ausgenommen Island, Indien, Sri Lanka, Kanada) und vollständiger Versicherungsschutz. Ab drei Tagen Mietdauer ist außerdem beim Super-Drive-Tarif in den meisten Ländern eine kostenlose Einweg-Rückgabe möglich (an einem Ort anmieten, an einem anderen abgeben). Ab sieben Miet- Tagen kann der Wagen oft auch in einem anderen Land zurückgegeben werden. Details in den Reisebüros oder direkt bei der Zentral-Reservierung Tel.: 01 30 / 22 11.
Hertz: Europe On Wheels, Europa auf Rädern, nennt sich das Mietwagen-Programm bei Hertz, das bis Ende März 1993 gilt und unbegrenzte Meilen sowie Haftungsausschluß für Unfallschäden und Steuern beinhaltet. Auch hier müssen Reservierungen aus Deutschland vorgenommen werden, und zwar mindestens sieben Tage vor Anmietung, wenn die Mietdauer unter sieben Tagen liegt. Wer den Wagen länger als sieben Tage mietet, kann auch noch bis zu 24 Stunden vorab reservieren. Die Mindestmietdauer beträgt in den meisten Fällen drei, ausnahmsweise aber auch sieben Tage. Noch günstiger werden die Preise für jene, die bereits 21 Tage im voraus buchen und bezahlen: Für sie gibt es das Hertz Holiday Saver Programm (Unterlagen dazu bei Hertz). Affordable USA bzw. Affordable Canada nennen sich die in der Tabelle aufgeführten Tarife für Nordamerika; auch dieses Preisprogramm gilt bis Ende März 1993, die Vorbuchungsfrist liegt bei 24 Stunden vor der Wagenübernahme (wer es noch preisgünstiger mag, muß 21 Tage vorab reservieren und bezahlen und kommt dann in den Genuß der niedrigeren USA and Canaca-On-Wheels-Tarife). Reservierungen für alle Tarife im Reisebüro oder direkt im Hertz-Reservierungsbüro, Tel. 069 / 73 04 0.
Sixt/Budget: Super DM Tarif nennt sich das preisgünstige Angebot von Sixt/ Budget, das spätestens sieben Tage vor Mietbeginn beim Reisebüro oder der Reservierungszentrale gebucht und bezahlt werden muß. Die Mindest-Mietdauer bei diesem Tarif liegt bei sieben Tagen. Im Preis eingeschlossen sind unbegrenzte Kilometer, Versicherungsschutz und Pesoneninsassen-Versicherung nach dem Recht des Anmietlandes sowie die örtlichen Steuern. Reservierungen im Reisebüro oder direkt in der Sixt/Budget-Reservierungszentrale, Tel. 089 / 6 14 14 - 4 80. HANNAH GLASER
Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 93); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); Lücke TPT - Gemeinschaftsbilder (bis 23. 9.); Oskar Kokoschka & Alma Mahler - "Die Puppe: Epilog einer Passion" (bis 18. 10.).
Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10, Tel. 21 23 04 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Szenenwechsel "7 neue Räume - Balkenhol, Flinzer, Slominiski, Artschwager/ Nauman/Ruscha/Trockel, Bayrle, Cahn, Klemm" (bis Okt./Dez.); Sonderausstellung "United Colors of Benetton" (bis 22. 9.).
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr, Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellungen "Urpferdchen und Krokodile - Messel vor 50 Millionen Jahren"; "Fossilien aus Libanon"; "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten".
Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z. geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, Sa., 14 Uhr, So., 11 Uhr, sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 33 71; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellung "Anne in Frankfurt" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Außereuropäische Lauten - Werkzeug und Kunstwerk" (bis 4. 10.); Sonderausstellung "Werkstätten der Humanität - 250 Jahre Freimaurer in Frankfurt" (bis 6. 9.); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.
Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.
Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.
Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Schmuckausstellung "Antike" (bis Ende 92); Sonderausstellung "Goertz Design New York" (bis 20. 9.).
Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 2 12 - 3 88 30: Bibliothek Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr, Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I u. II; Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.
Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 2 12 - 3 84 71: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; Dauerausstellung "Von der Urhütte zum Wolkenkratzer"; "Moderne Architektur in Deutschland 1900-1950. Reform und Tradition" (bis 29. 11.).
Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.
Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 2 12 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer- sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950).
Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/ Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 21 23 58 96: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Dauerausstellung; 28. / 29. 8., Neuerwerbungen "Antiken aus dem Mittelmeerraum & Funde aus dem Sassanidenreich". Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So. 10--17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellungen - "Fremdes Geld" & "Gold aus Mali" (bis 11. 10.).
Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Die Künstlerpostkarte - "Von den Anfängen bis zur Gegenwart" (bis 13. 9.).
Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Tel. 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Christoph Heinrich Kniep - "Zeichner an Goethes Seite (bis 27. 9.); Autographen der Goethezeit (bis 31. 8.).
Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 9.30 bis 20 Uhr; Dauerausstellung "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts"; Sonderausstellung "Über Schnaken, Käwwern und immergrüne Blätter zum Gelbärgern - der Zeitungsmann Adolf Stoltze" (bis 30. 10.).
Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".
Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstr., Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U-Bahn".
Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr, bei Fahrbetrieb 10 bis 17 Uhr, Fahrtag am 6. & 27. September. Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".
Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr; Ausstellung "Kinder aus Rußland zeichnen ,Struwwelpeter' neu" (bis 31. 10.).
Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche; Jörg Stein - "Calf - Installation" (bis 6. 9.).
Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.
Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr, Stefan Kiess - Frankfurter Architekturen (bis 1. 9.).
Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.
Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).
Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.
Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr.
Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.
Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann- Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.
Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do., 19 Uhr.
Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.
Thanka, Eckenheimer Landstr. 126, Tel. 55 72 61: Mo. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Kelimarbeiten (bis 31. 8.).
Galerie Huber-Nising, Saalgasse 6, Tel. 2 02 13: Di., 14 bis 18.30 Uhr, Mi. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Albers, Bill, Hockney, Kokoschka, Marini, Poliakoff - Graphiken der 70er Jahre .
Galerie Hilger, Beethovenstr. 71, Tel. 74 79 07: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Die Radierung - Beispiele aus der Werkstatt Zein in Wien
Kunsthandlung Karl Vonderbank, Goethestr. 11, Tel. 28 24 90: Sa., 10 bis 13 Uhr, Gerhard Messemer (bis Ende Aug.).
Galerie Gottschalk-Betz, Oeder Weg 29, Tel. 59 11 45: Di. bis Fr. 10 bis 14 Uhr, 15 bis 18 Uhr, Sa. 10 bis 14 Uhr; Franz Xaver Höller - Glasobjekte und Zeichnungen.
Galerie Paul Sties, Braubachstr. 12, Tel. 29 39 03: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Andreas Exner (bis 4. 9.).
Galerie Heussenstamm-Stiftung, Barckhausstr. 1-3, Tel. 72 46 67: Di. bis Fr., 16 bis 19 Uhr, Sa./So., 11 bis 13 Uhr, Raimon Ruhleder - Linolschnitte (bis 4. 9.).
Frankfurter Westend Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Leonardo Fretta, Romano Furlani, Albano Morandi (bis 5. 9.).
Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 7 41 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Künstler der Galerie (bis 5. 9.).
Galerie der Künstler, Barckhausstr. 1-3, Tel. 72 55 26: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Katja Lübke - "Zeichnungen" (bis 7. 9.).
Galerie Schwind, Braubachstr. 24, Tel. 28 70 72: Di. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Steffen Fischer (bis 12. 9.).
Galerie Woeller Paquet, Schneckenhofstr. 10, Tel. 62 38 19: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Kevin Coyne - "Big Fish and Silly Sausages" (bis 15. 9.).
Galerie Aurum, Oppenheimer Landstr. 42, Tel. 62 77 26: Di. bis Fr., 10 bis 12 Uhr und 14 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Künstler der Galerie - "Von Eins bis Zehn" (bis 19. 9.).
Fotografie Forum, Leinwandhaus, Weckmarkt 17, Tel. 29 17 26: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr, Sa./So., 11 bis 17 Uhr, "Bilderlust" (bis 20. 9.).
Galerie Baby K., Hanauer Landstr. 139-145, Tel. 49 52 90: Mo. bis Fr., 15 bis 20 Uhr, István Geller, Zoltán Pal, Sándor Pinczehelyi & László Valko - Künstler aus Ungarn (bis 25. 9.).
Frankfurter Kunstkabinett, Börsenplatz 13-15, Tel. 28 10 85: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Stefan Plenkers - Gemälde und farbige Tuschen (bis 25. 9.).
Galerie Frank Hänel, Braubachstr. 26, Tel. 29 58 73: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, TERK (bis 26. 9.).
Kommunale Galerie im Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., bis 20 Uhr, Wolfgang Habel - "Bild Tafel - Tafel Bild" (bis 27. 9.).
Galerie Schneider, Gutleutstr. 94, Tel. 23 95 83: Di. bis Fr., 10 bis 12.30 Uhr & 14 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, 10 Jahre Galerie Schneider (bis 2. 10.).
Galerie Ulrich Gering, Textorstr. 91, Tel. 62 51 16: Di. bis Fr., 14 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Reinhard Behrens - "Bilder, Zeichnungen, Installation" (bis 2. 10.).
Galerie Timm Gierig, Weckmarkt 17, Tel. 28 71 11: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 14 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 17 Uhr, So., 12 bis 17 Uhr, Baschang, Hartlieb, Hitzler, Rink, Sartorius, Schultze, Wassermann - Zeichnung I.
Galerie Raphael, Grüneburgweg 86, Tel. 72 90 37: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Bilderzeugnisse der abstrakten Kunst (bis 24. 10.).
Galerie Art to Use, Eschersheimer Landstr. 5-7: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, "Style forms Function" (bis Ende Okt.).
Galerie Urlass, Fahrgasse 19, Tel. 29 57 27: Di. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 13 Uhr, Darmstädter Künstlerkolonie, Wiener Werkstätte, Nürnberger Handwerkskunst, Bauhauskünstler u. a. - "Dialog der Formen - Metallkunst des 20. Jahrhunderts" (bis 31. 10.). Ausstellungen Stadt- und Universitätsbibliothek, Bokkenheimer Landstr. 134: 10 bis 18 Uhr, Ausstellung wertvoller Musikhandschriften (nur am 31. 1.).
Frankfurter Kunstverein, Deutsche Bank, Große Gallusstr. 10--14: Schalteröffnungszeiten, Jahresgaben des Frankfurter Kunstvereins - eine Auswahl aus den Jahren 1981 - 1992 (bis 4. 9.).
Forum der FRASPA, Töngesgasse 40, Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Brigitte Binzer - Malerei (bis 4. 9.).
Künstlerinitiative U4 frAnkfuRT, Berger Str. 329: Mi. & Fr., 19 bis 22 Uhr, Gudrun Jork / Klaus Bittner / Volker Staegmann - "U4 - Sommer / Installationen" (bis 4. 9.).
Zentralbibliothek, Zeil 17-23: Di. bis Fr., 10 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, "V.O. N. Nah und Fern - Verena, Oliver, Nurettin" (bis 5. 9.).
Argentinisches Generalkonsulat, Wiesenhüttenplatz 26: 9 bis 13 Uhr, "Argentinien - Photographische Impressionen" (bis 10. 9.).
Karmeliterkloster, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., bis 20 Uhr, "Frankfurter Designer: Wilhelm Zimmermann" - Titel - Bilder - Plakate (bis 13. 9.); Ausstellung II "Barcelona Bars" - "Die Spitze des Eiswürfels" (bis 13. 9.).
Berger Bücherstube, Marktstr. 15: Robert Gernhardt - "Zeichnungen" (bis 15. 9.).
Café Cult, Schillerpassage: tägl. 8 bis 1 Uhr, Gerd Kehrer - "Collagen" (bis 15. 9.).
Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo., bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., bis 18 Uhr, Sa., bis 17 Uhr, "Biographie und Lebenswerk Walter Fabian" (bis 17. 9.).
Café Gegenwart, Berger Str. 6: Jafeth Mariani - "Neue Bilder - Avanspectiva" (bis 19. 9.).
Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4, Tel. 29 06 58 59: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr, W. Schmidt - "Plakate, typografische Gedichte, Schmidtbilder usw." (bis 20. 9.).
Stadtbücherei Gallus, Idsteiner Str. 65: Di. & Do., 13 bis 19 Uhr, Mi. & Fr., 13 bis 17 Uhr, Fotodokumentation "Frauen und Stadt konkret" (bis 20. 9.).
Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage, Tel. 28 17 94: täglich 11 bis 17 Uhr; Jutta Heilmann - Aquarelle und Radierungen (bis 20. 9.).
Café Läuft, Rohrbachstr.: So. bis Fr., 10 bis 24 Uhr, Sa., 10 bis 18 Uhr, Rainer Ruß - "Phantastische Gemälde - Kohle / Pastell / Kreide" (bis Ende Sept.).
Treffpunkt Rothschildpark, Oberlindau 20: 9 bis 12 Uhr, Mi., 15 bis 17 Uhr; Bilder behinderter Mitarbeiter der Praunheimer Werkstätten (bis Ende Sept.).
Romanfabrik, Uhlandstr. 21: Margot Lang - "Bilder in Pastellkreide & Acryl". Sozial- und Reha-Zentrum West, Alexanderstr. 92, Tel. 78 99 30: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, So., 14 bis 18 Uhr; Gick Isac Levy (bis Ende Oktober).
Buchladen "Land in Sicht", Rotteckstr. 13: Ladenöffnungszeiten, "Ein Fenster für John Cage" - Partituren, Bücher & Photos von Manfred Leve (bis 31. 10.).
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie West am Palmenhaus: "Pflanzenwelt Chiles - Flora silvestre de Chile" (bis 1. 11.).
Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".
Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).
Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30, Tel. 7 98 35 64: Mo. bis Do. 10 bis 16 Uhr, Fr. 10 bis 12 Uhr; Treppenhaus- Ausstellung - "Von Mars(x)-Menschen und Superbirnen".
LANGEN. Die Langener SPD hat auf ihrer Mitgliederversammlung am Freitag abend die Liste ihrer Kandidaten für die Kommunalwahl 1993 verabschiedet. Dabei können sie mit einer "Überraschung" aufwarten, wie ihr Vorsitzender Eberhard Heun herausstellte: Auf dem sicheren Platz 8 kandidiert der Pfarrer der Petrusgemeinde, Tharwat Kades (parteilos).
"Wir sind damit einer Bonner Empfehlung an die Ortsvereine gefolgt, sich zu öffnen und auch Nicht-Mitglieder auf die Liste zu nehmen", sagte Heun. Die SPD erhoffe sich von Pfarrer Kades wichtige Impulse. Kades, gebürtiger Ägypter mit deutschem Paß, engagiert sich seit Jahren für die Integration ausländischer Mitbürger und in der Jugendarbeit. "Das hat für uns eine große Rolle gespielt", so Heun. Er legt Wert auf die Feststellung: "Wir haben ihn nicht nur gewählt, weil er so beliebt ist und Stimmen bringt."
Die Liste wird angeführt von Fraktionschef Jochen Uhl, gefolgt von Helga Roßberg, stellvertretende Fraktionsvorsitzende, Karl Weber, Stadtverordnetenvorsteher, Eberhard Heun, Parteivorsitzender, und Lilo Strathus, Mitglied des Magistrats.
Bei einer derzeitigen Fraktionsstärke von 16 Abgeordneten finden sich auf den nächsten, sicheren Rängen weitere altgediente Parlamentarier: Walter Mayer, Kerstin Podeyn-Bambach, Rainer Bicknase, Dieter Stroh, Horst Weber, Tim Ruder, Frank Gottschling und Manfred Goransch. Engagierte Frauen dürften sich vor allem über ein neues Gesicht freuen: Margrit Jansen, Sprecherin des Mütterbüros, kandidiert auf Platz 12.
Aus privaten Gründen haben Jürgen Eilers, Kurt Michalzik und Frieder Gebhardt nicht wieder kandidiert. Die Plätze 17 bis 20 belegen Claudia Schweig-Eyrich, Ansgar Dittmar, Klaus Meßmer und Hermann Strathus.
Mit welchen Themen die SPD in den Wahlkampf ziehen wird, wird im Oktober entschieden. Bis dahin sollen auch die "Neuen" Gelegenheit haben, das Grundsatzpapier mitzugestalten. dac
BÜDINGEN. Gute Männerstimmen sucht der Büdinger Kulturkreis für seinen neuen Männerchor "Ensemble Cantabile". Die ersten Proben beginnen bereits am Mittwoch, 16. September, um 20 Uhr im Oberhof, teilt die Organisatorin Ingrid Schwann mit. Zunächst wird ein Musical-Medley aus der West-Side-Story geprobt. Den ersten öffentlichen Auftritt soll der neue Chor unter der Leitung von Maria Tedeschi im Juni bei einem Beethoven-Abend erleben.
Besonderen Wert legt die Dirigentin auf den Musikgeschmack der jüngeren und mittleren Generation. Ein weiteres Ziel sei, mit eigenen Solisten aufzutreten. Wer mitsingen will, habe durchaus noch Zeit für Engagements in einem zweiten Chor übrig. nes
Ihre erste Brahms-Soloplatte legen Vladimir Ashkenazy und Dezsö Ránki vor. Und es handelt sich wohl auch bei den Damen - Cristina Ortiz und Imogen Cooper - um Premieren, sofern da nicht schon einmal etwas "gelaufen" ist, was sich dem Rezensenten-Zugriff entzogen hat. Aber man sollte in diesen Dingen nicht allzu statistisch vorgehen, denn nicht selten sind es die Interpreten, die Genugtuung empfinden, wenn die eine oder andere frühe Platten-"Untat" nicht allzu bekannt geworden ist. Die Fülle an Brahms-Veröffentlichungen auf dem Klaviersektor entspricht der Tendenz, sich - über die Sonaten, Balladen und Variations-Reihen hinaus - etwas stärker auf die lyrisch-dramatischen Werk-Kombinationen von op. 116 bis op. 119 zu konzentrieren. Und dies ungeachtet oder in genauer Kenntnis der räumlich-akustischen Probleme, die vor allem die verletzlichen "Intermezzi"-Gebilde bei weiter Übermittlungsdistanz aufwerfen. Dies gilt nicht nur für die leisen Vibrationen nahe der Wahrnehmungsgrenze, sondern auch für die intime Themenstellung und die damit verbundene, in Wahrheit auf den einzelnen Hörer zielende Botschaft.
Die Schallplatte scheint hier ersatzweise für ein probates Klima zu bürgen. Erkenntnisse und emotionale Anteilnahme lassen sich vor den Lautsprechern (und meinetwegen bei Kerzenlicht und Mondenschein) mit guten Ergebnissen miteinander verknüpfen. Aber die Ausführenden müssen dem gewillten Musikfreund schon ein wenig zu Hilfe kommen. Es genügt einfach nicht, wenn ein Mann wie André de Groote die sieben Fantasien op. 116 herunterklopft und im e-Moll-Intermezzo (Nr. 5) die "con grazia ed intimissimo sentimento"-Anweisung gleichsam mit Händen tritt. Der Beginn dieser Subtilitäts-Studie klingt, nein: kleckert in dieser unglücklichen Plattenvorführung wie mißlaunig auf dem Stallboden aufschlagende Kuhfladen. Nimmt man die Grootes technisch bemühte, allenfalls sittsame Inbetriebnahme der f-Moll-Sonate und bringt ihr kraß eingeebnetes Spannungsprofil mit Ashkenazys geordnetem, aber im rechten Moment doch steigerungsfähigen Pathos in Verbindung, dann wird wieder einmal deutlich, daß musikalisches Erleben tatsächlich eine Doppelfrage des Wollens und des Könnens ist.
Vladimir Ashkenazy gelingt es, den Themen ihre charakterliche Eigenwertigkeit innerhalb eines dichten Beziehungsnetzes und unter dem großen Bogen zitatreicher Fünfsätzigkeit zu sichern. Dabei kommen die weiträumigen Oktavsprünge im Kopfsatz ebenso agil und couragiert wie die hochgerissenen Quasi- Glissandi im Scherzo. Das wirkt alles sehr bedacht und dennoch "live" und mit jenem Schuß Übermut zu Ende gebracht, der in so vielen Einspielungen dieser Sonate gerade auf der "Zielgerade" zu vermissen ist. Zwar treibt es Ashkenazy im Finale nicht so toll wie Julius Katchen in seiner Decca-Version, aber die rollenden und aufspritzenden Erscheinungen erhalten in dieser Neueinspielung genügend Fahrt und Impulsschärfe, so daß die Gefahren lärmenden Pathos auf ein Minimum begrenzt bleiben.
Nimmt man Ashkenazys Darstellung der Händel-Variationen, dann kann der Eindruck entstehen, als benötige der Pianist größere Entwicklungen, flächigeres Terrain, um seine Modulationsfähigkeiten sinngebend und vor allem mit der nötigen Überzeugungskraft einzusetzen. Dem etwas kleinlich laubgesägten Initialthema folgen viele halbherzig intonierten Miniaturen, die mir im Anschlag und auch stilistisch zu wenig definiert erscheinen - ein Defizit, das man (vermutend, versteht sich) auf eine Distanz des Interpreten zu tänzerisch-illustrativen barocken Form- und Ausdrucksmodellen zurückführen könnte. Erst in der Fuge herrschen wieder zweifelsfreie Verhältnisse, aber selbst in dieser pianistisch markanten Passage verbreitet die neue Aufnahme mit Seta Tanyel ein Mehrfaches an strukturierter Lebendigkeit. In dieser darstellerischen Hinsicht bleibt Cristina Ortiz weit hinter ihrer (Firmen-) Kollegin Seta Tanyel zurück. Aber auch zu Ashkenazy (im Opus 5) und zu Deszö Ránki in seiner Quintana-Auswahl klafft ein beträchtlicher Rückstand. Mit ihrer kompletten Zusammenstellung der Werkgruppen 116 bis 119 bewegt sie sich in einer Aufführungszone des Ausgleichs und pianistisch gewertet: in einer Sphäre modulatorischer Verlegenheit. Frau Ortiz ist bei Brahms nicht in der Lage, für eine spezielle Aufgabenstellung eine unwiderlegbare klangliche Definition zu finden. Ihr fehlt es an Glut, an Wärme, an Mischungen, auch wenn sie den Intermezzo-Beginn op. 117,1 im Pedal ertrinken läßt. Aber selbst in diesem schon fast volksmusikalischen Stück mangelt es ebenso an Akzenten und an "Sprache" wie in der fünften Fantasie aus op. 116. Leider wurde diese so ambivalente Kunst- und Wirklichkeitsstudie von Deszö Ránki in seiner Zusammenstellung nicht berücksichtigt. Aber der ungarische Pianist hat sich rechtens die Freiheit genommen, die Serien op. 116, 118 und 119 nicht als "Zyklen", sondern als reichen Wertevorrat für eine eigene Dramaturgie zu nutzen. Eingeleitet durch das - drängend-beherrscht und prickelnd im Detail gespielte - Scherzo op. 4 und mit der pompösen Rhapsodie op. 119 als Zwischenfinale werden auf diese Weise die unterschiedlichsten Zustände abgetastet, bzw. neu gruppiert. Die vier Balladen folgen dann als Block - nicht minder klar in ihren gefühlsmäßigen und quasi-literarischen Schichtungen verständlich gehalten als die vorangehenden "Kleinigkeiten".
Eine Spur noch wärmer, wenn man will: femininer erfährt Imogen Cooper die "Fantasien" op. 116. Das heißt jedoch nicht, daß sie die energischen Capricci an den Außenpunkten der Werkfolge nicht mit Brio in die Wege leiten würde. Ihr ist in reichem Maß gegeben, was ich bei Cristina Ortiz Takt für Takt vemißt habe. So kann es dann kaum überraschen, wenn die beiden Schumann-Kapitel (op. 1 und op. 6) mit aller geforderten Eleganz, Lebhaftigkeit und mit gutem Humor vorüberglitzern und auch des Zarten und des Singenden genug geboten wird. PETER COSSÉ
Brahms, Händel-Variationen, Sonate Nr. 3; Vladimir Ashkenazy; Decca 430 771-2 (1 CD). Brahms, Balladen op. 10, Fantasien op. 116,3 u. 6, Klavierstücke op. 118 Nr. 1-4 u. 6, Klavierstücke op. 119,3 u. 4; Deszö Ránki; Quintana/Helikon 903082 (1 CD). Brahms, Fantasien op. 116, Intermezzi op. 117, Klavierstücke op. 118 und op. 119; Cristina Ortiz; Collins/Trubach digital 12362 (1 CD). Brahms, Sonate Nr. 3, Fantasien op. 116; André de Groote; GHA 126.017 (1 CD). Brahms, Händel-Variationen; Beethoven, Eroica-Variationen; Seta Tanyel; Collins/ Trubach digital 10212 (1 CD).
Brahms, Fantasien op. 116; Schumann, Abegg-Variationen, Davidsbündlertänze, Imogen Cooper; Ottavio OTR C 39027 (1 CD).
Bravo, Herr Stoiber! Stellvertretend für alle Politiker (vor allem aus den Unionsparteien), die sich in den letzten Monaten mit dem Thema Asylpolitik profiliert haben, möchte ich Ihnen zum grandiosen Erfolg Ihrer Politik gratulieren. Mit Ihrer Agitation gegen das individuelle Grundrecht auf Asyl und mit Ihren Appellen an die latente Ablehnung der Deutschen gegen alles Fremde ist es Ihnen gelungen, unsere Gesellschaft ein Stück unmenschlicher zu machen.
In Hoyerswerda und Rostock (FR vom 25. 8. 1992 "Wieder Krawalle in Rostock") aber (von den Medien weniger beachtet) vor allem auch im Westen der Republik, erscheinen jetzt die Geister, sie Sie und Ihre Kollegen gerufen haben.
Dies sind nicht nur die jungen deutschen Nazis und Faschisten, die versuchen ausländische Menschen zu ermorden, sondern vor allem die inzwischen nicht mehr schweigende Mehrheit, die zu den Mordanschlägen Beifall klatscht. Dies alles ist sicherlich auch ein gelungener Beitrag zur Abschreckung weiterer Flüchtlinge.
Verfolgte werden in Deutschland zwar eventuell aufgenommen, aber hier im Lande weiter verfolgt. In diesem Sinne ist es nur konsequent, daß die Polizei sich nicht allzu sehr dabei anstrengt, die Opfer zu beschützen. Können würde sie ja schon, wenn sie es nur wollte, wie kürzlich im umbarmherzigen Einsatz gegen pfeifende (!) Störer in München einmal mehr bewiesen wurde.
Nochmals bravo, meine Herren, zum gelungenen Abbau von Mitmenschlichkeit, Toleranz und demokratischer Konfliktbewältigung.
Ihre "christlichen" Parteien können stolz auf Sie sein.
Christof Timpe, Erlangen
"Kritiker wird es immer geben", sagt Stefan Reuter zu den Vorwürfen wegen seiner bestenfalls mittelmäßigen Leistungen in den beiden ersten Saisonspielen der Dortmunder. "Die beste Antwort sind Erfolge", sagt er nach dem Sieg der Borussen gegen Kaiserslautern. In Uerdingen und nun im Westfalenstadion "zu Null" gespielt, Poulsens Tor gekonnt vorbereitet, in der Abwehr sicher gestanden und bei jedem der - seltenen - Vorstöße große Gefahr vor das Tor des Gegners gebracht, Reuter hat allen Grund, "total froh" zu sein.
Aber der Franke verfällt deswegen nicht in Maßlosigkeit, ein Charakterzug, der seinem Wesen wohl ohnehin fremd sein dürfte. Artig lobt er seine Mannschaftskollegen: die Manndekker Schmidt und Kutowski, die eng bei ihren Gegenspielern geblieben wären, das Mittelfeld, das seine Dekkungsaufgaben hervorragend erfüllt habe.
Freundlich reagiert er auch auf die an diesem Tage - nach dem zweiten Saisonsieg und einer überzeugenden Vorstellung als Libero - eher überflüssige Frage, wie er denn in Dortmund zurechtkomme. Einer, der weder im harten Konkurrenzkampf bei den Bayern noch bei Juventus Turin seine aufgeschlossene Art verloren hat, fühlt sich natürlich auch in Dortmund, im Kreise dieser "lockeren, unkomplizierten Mannschaft", wohl. Und denkt nach seiner guten Leistung auch an höhere Ziele.
Zwar hat Bundestrainer Berti Vogts noch nicht angerufen, aber Reuter "geht davon aus", daß er beim Länderspiel am 9. September gegen Dänemark dabei ist. Noch nicht als Libero, denn den habe er erst jetzt in Dortmund gespielt, "aber wenn ich richtig gut bin, wird's ein Thema".
Eine andere Sache ist dagegen zunächst einmal kein Thema mehr für den Bundesliga-Rückkehrer Stefan Reuter. "Es war ein gutes Jahr, mir hat es da gut gefallen", sagt er, "aber Italien spielt im Kopf gar keine Rolle." Wirklich gar keine? Reuter lächelt: "Vielleicht irgendwann in der Zukunft wieder, wer weiß." fes
...und dabei haben wir gerade das Glücksrad-Gewinnspiel der Stadtwerke absolviert. Aber es hilft ja nichts: Schon klingelt uns die nächste Attraktion herbei. Vom "Chaos-Tisch" läuten die Glöckchen herüber, rappeln und schnarren die Mitmach-Maschinen. Also hin; jeder darf mal, jung und alt und klein und groß stimmen ein in die fröhlich-lärmende Kakofonie. So klingt die "Kunst am Fluß" auf dem Museumsuferfest, und jeder will dran drehen. Beim alljährlichen "Fest der Phantasie" geht es dem Harry Owens, Chef-Träumer aus dem Hause "Salome" und Vor-"Denker" des Ufervergnügens, schließlich um das "Wir-Gefühl". So steht's geschrieben, in der Fest-Broschüre, die auf jeder Seite das Logo der Sponsoren vom "Come-Together"-Club trägt: "Wünsche, Träume, Phantasien, Peter Stuyvesant".
Auch und gerade an jenen Buden, die die "Bildende Kunst"-Sektion des Festes repräsentieren, ist das Together-Kommen natürlich unheimlich wichtig. Kunst zum Mitmachen, Künstler zum Anfassen. Wünsch' Dir Deinen Sound am Chaos- Tisch. Oder guck' Dir mal die tollen Holzfiguren am Nachbarstand an. Wie der stämmige Künstler, mit selbstgeschnitzten Holzschuhen und einem Vogelnest auf dem Haupt, seine drolligen Trolle und Gnome in die Rinde ritzt - kreativ, irgendwie.
Zum Mit-Träumen lädt uns der Bildhauer aus "Frankfurts Pampa" (Eigenwerbung), dem schönen Harheim, in sein Zelt ein. In seine riesigen Tuffstein-Figuren dürfen wir uns richtig einbringen: Wer den Kopf in die Bauchhöhle der "Alma-Mater"-Figur steckt und dann inbrünstig brummt, der "erzeugt ein nie erlebtes Körpergefühl". Jedenfalls: wahnsinnig mystisch, oder so.
Was das mit der Kunst der Museen, die dem Fest ihren Namen gaben, eigentlich zu tun hat, ist bei soviel good vibrations doch wohl egal. Schließlich sind Owens "Künstler" allein gehalten, "für Abwechselung und aufsehenerregende Augenblicke zu sorgen". Und das bringen sie voll 'rüber.
So dürfen wir staunen, uns wundern und was wünschen. Die Aktion des phantastischen Sponsors ist natürlich die traumhafteste von allen und bringt die Künstler-Phantasien auf den Punkt: Wer von dem Tabak-Konzern mit menschlichem Antlitz ein buntes Tuch bekommt und es vom Eisernen Steg flattern läßt, für den werden Wünsche wahr. Zum Beispiel dieser: "Ein besseres Verständnis zwischen den Menschen dieser Erde ist unser Wunsch an die Völker der Welt!" Also: Come together zum großen Daumendrücken für den Frieden - mach' mit, sei kreativ, und häng' Dein Fähnchen in den Wind. two
Angesichts der Pogrome in Rostock (FR vom 26. 8. 1992 "Polizei wegen Rostock beschuldigt") frage ich mich, wo ist die Polizei, die wie jüngst in Bayern hart eingreift? Wo sind die Richter, die gegen diese Terroristen Urteile fällen, wie gegen die RAF? Wo sind die Politiker, die härtere Strafen einführen für rassistische Straftaten?
Statt dessen auf allen Seiten Verständnis, Erklärungen und immer wieder der Ruf nach der Änderung des Grundgesetzes. Wer so die Opfer zu Tätern macht, der ist mitschuldig an derartigen Ausschreitungen und am möglichen Tod unschuldiger Menschen. So haben doch die Terroristen genau erreicht, was sie wollten. Angebracht wäre ein sofortiges Aussetzen der Asyldebatte, bis jegliche Ausschreitungen gegen Ausländer unterbleiben. Angebracht wäre auch eine Überprüfung der Ordnungskräfte, kann ich mich doch des Eindrucks nicht erwehren, daß ein beträchtlicher Teil latente Sympathien hegt mit den Gewalttätern. Wie sonst ist ständiges Nichteingreifen bei rechten Straftaten zu erklären?
Christian Klöckner, Geldern-Veert
Schöner als die eigentlichen Konsumgüter sind nur noch ihre Fotografien. Das gilt für die Mehrzahl der Waren, die uns in appetitlichen Werbebildern zum Kauf geboten werden. Nicht so bei den gläsernen Objekten von Boris Sipek. Die fotografischen Abbilder und die schmucken Stücke treten hier zueinander in Wechselwirkung, dank einer ungewöhnlichen Präsentation.
Designer Sipek, gebürtiger Prager, ließ seine Produkte vor der pittoresken Kulisse seiner Heimatlandschaft ablichten; nun stellt er beides, Original und Abbild, in einer kleinen Ausstellung gegenüber, als gleichberechtigte, aber voneinander abhängige Kunststücke.
Das stellt sich zunächst einmal als Kontrastprogramm dar. Sipeks Glasobjekte sind vom Feinsten: böhmisches Glas in glühenden Farben, oft mit flammenförmigem Zierrat verschmolzen, zweckfrei, schön und teuer. Sipeks Motto: "style forms function" - eine provokante Paraphrase auf den Leitsatz der Funktionalisten, "form follows function". Diese kostspieligen Prachtexemplare in karger, ärmlicher Umgebung zu fotografieren, ist natürlich ein Affront gegen den guten Geschmack.
Entsprechend werden die Waren hier nicht von glücklichen Hausfrauen präsentiert, sondern von den Männern und Frauen einer Roma-Sippe. Grobe, von harter Arbeit gezeichnete Hände halten das fragile Glas in die Kamera des Fotografen Erwin Olaf. Das ist schick und nicht eben neu - Luxuswaren mit dem Ruch des Ehrlich-Handwerklichen zu umgeben, das verkauft sich eben gut.
Aber für Sipek ist die Landschaft nicht nur Kulisse, sind die Nomaden nicht nur Statisten. Ihre Kleidung, ihre Einrichtung, ihre Kultur dienen ihm als reichhaltige Inspirationsquelle. Sipek versteht sich als "Wanderer zwischen den Kulturen und Welten". Längst lebt er in den Niederlanden, als anerkannter Designer und Architekt. Doch die Ausdrucksformen seiner Heimat spiegeln sich tatsächlich noch in vielen seiner Glasobjekte wider.
Sipeks Liebe zu ausschweifender Ornamentik läßt sich so bis in die Tapetenmuster im Hintergrund der Fotos zurückverfolgen. Mehr noch: In den Händen seiner Landsleute erscheinen die Glaskörper plötzlich als kultische Objekte, auf die Religiosität des Designers verweisend. Reich verzierte Kannen wirken hier wie Bestandteile einer Prozession. Und Sipeks Salz- und Pfefferstreuer, an ungewöhnlich langen Holzstielen befestigt, muten fast wie Weihrauch-Gefäße an. Für sie haben Sipek und Olaf die drastischste Inszenierung gefunden: Als Bestandteile eines Schlacht-Rituals drapiert, ragen die eleganten Gewürzspender unter dem mächtigen Kopf eines gerade getöteten Schweines hervor (bis Ende Oktober bei Art to Use, Eschersheimer Landstraße 5-7). THOMAS A. WOLFF
RUGBY
BUNDESLIGA, Gruppe Nord: Berliner RC - Ricklingen 38:6, DSV 1878 Hannover - DRC Hannover 14:26, TSV Victoria Linden - VfR Döhren 69:0.
BUNDESLIGA, Gruppe Süd: RG Heidelberg - TSV Handschuhsheim 77:3, Heidelberger RK - Post SG Stuttgart 13:11, Heidelberger TV - SC Neuenheim 16:20.
Serie der Stadtteil-Rundschau: Die fünf Entwürfe für die Drake- und Edwards-Kaserne am Frankfurter Berg
LIEDERBACH. Seit Samstag sind sie ein Paar: Die Gemeinde Liederbach und die englische Stadt Verwood haben sich an diesem Wochenende offiziell verschwistert. Verwood ist damit der dritte im Kreise der Liederbacher Partner: 1985/86 wurden die Bande zum französischen Villebon sur Yvette aktenkundig, seit Juni 1990 sind das thüringische Frauenwald am Rennsteig und Liederbach Partner.
Die Briten zu gewinnen war nicht so einfach. Bereits 1988 suchte die Gemeinde in England nach Interessenten. Doch über offizielle Kanäle wie die britische Botschaft oder den Rat der Gemeinden Europas war nichts zu machen. Da halfen private Kontakte der Liederbacherin Paula Völker weiter. Die Leute aus Verwood reagierten zunächst allerdings skeptisch auf die Liederbacher Wünsche. Man solle sich doch erst mal kennenlernen, um zu schauen, ob eine Verbindung sinnvoll ist. Doch nachdem die Herren Palthorpe und Higley von der Twinning Association im Sommer 1989 Liederbach besucht hatten und zu Hause berichteten, fingen die Menschen aus Verwood Feuer.
Sie leben in einer Kommune mit rund 11 000 Einwohnern, circa 30 Kilometer nördlich von Bournemouth. Im Westen begrenzt der malerische New Forest, der neue Wald, die Kommune. Früher gab es in Verwood Ziegeleien, die auch im Stadtwappen symbolisiert sind. Heute besteht der Ort aus zwei Zentren, die jeweils ein Gewerbegebiet ausweisen.
Im Mai 1993 werden die Liederbacher nach Verwood reisen, um in England die Verschwisterungszeremonie zu feiern. Die Briten, die am Freitag abend auf dem Rhein-Main-Flughafen landeten, schauten sich nicht nur Liederbach während eines historischen Rundgangs an. Sie feierten auch eine Partnerschaftsparty, fuhren in den Hessenpark und besichtigten das Kloster Eberbach. Am Sonntag beobachteten sie das Abschlußspektakel des Frankfurter Museumsuferfestes vom bestmöglichen Platz aus: von einem Schiff auf dem Main. she
Im Zusammenhang mit den rechtsradikalen Übergriffen gegen Asylbewerber und den Sympathiekundgebungen seitens der Bevölkerung in Rostock entging anscheinend auch der Frankfurter Rundschau der volle Wortlaut des Interviews mit dem mecklenburg-vorpommerschen Innenminister Kupfer, als dieser zu den Ausschreitungen Stellung nahm.
Sie schreibt zwar in ihrer Ausgabe vom 25. 8. 1992 "CDU drängt auf neues Asylrecht", daß Kupfer "ein gewisses Verständnis für die Demonstranten geäußert habe. Kupfer selbst sagte jedoch in diesem Interview, er empfinde es als Schande, daß deutsche Polizisten gegen deutsche Demonstranten eingesetzt würden, um Ausländer zu schützen. Damit hat er dem Skandal die Krone aufgesetzt und sich zum Handlanger der Rechtsradikalen gemacht.
Es ist unverständlich, daß ein Politiker - offensichtlich unbemerkt von Presse und Parteien - eine solch empörende Äußerung kundtun kann, ohne daß sie eine zweifelsfrei gerechtfertigte Rücktrittsforderung zur Folge hat.
Offenbar ist Herr Kupfer nicht nur seiner Aufgabe als Innenminister nicht gewachsen, sondern hat auch Probleme, sich auf dem Boden einer (noch bestehenden) parlamentarischen Demokratie zu bewegen. Herr Kupfer muß daraus die Konsequenzen ziehen und sein Amt zur Verfügung stellen.
Priska Palacios, Berlin
Auch wenn die Polizei am 5. Tag der Angriffe (FR vom 25. 8. 1992 "Wieder Krawalle in Rostock") nun endlich härter gegen die Randalierer durchgegriffen hat, bleibt doch der schale Geschmack des Verdachtes, daß diese ausländerfeindlichen Angriffe wenn nicht gewollt, so doch wenigstens politisch als nützlich hingenommen werden. Die Aussagen des Herrn Schäuble weisen, wenn auch unter dem Mantel der moralischen Entrüstung, ganz deutlich darauf hin, wie das Thema Asyl von den Regierungsparteien in den vergangenen zwölf Monaten immer wieder unter der Überschrift "Das Boot ist voll" als Mittel in der parteipolitischen Auseinandersetzung instrumentalisiert worden ist.
Die Frage der moralischen Verantwortung einer derartigen Politik muß laut gestellt werden, wenn zum Zweck des Machterhaltes der teilweise brutalen Verfolgung einer Menschengruppe und dem Schüren von Haß aktiv Vorschub geleistet wird.
Und wo ist die politische Opposition, die diese Frage einmal laut stellt? Sie denkt wohl auch an die Wahlen . . .
Peter Ehmke, Frankfurt am Main
Ob man in 50 Jahren von der Brandstiftung und Gewalt (FR vom 25. 8. 1992 "Wieder Krawalle in Rostock") durch Rechtsradikale, unterstützt durch die Passivität der Politiker und die "Hilflosigkeit" der Polizei spricht oder ob man zusammenfassend diese Tage im August 1992 als "Reichskristalltage" bezeichnet, bleibt abzuwarten.
Der unterstützende Beifall der Bevölkerung jedenfalls ist bezeichnend für die gefährliche Stimmung eines Volkes, das seit dem 3. Reich einen Stempel trägt und zur Zeit alles daransetzt, ihn nicht verblassen zu lassen.
Dank unserer Politiker ist das Wort Asyl mittlerweile zu einem Schimpfwort geworden, und die ghettoartigen Quartiere der Ausländer ein konzentrierter Angriffspunkt für ein wütendes Volk, das in der letzten Zeit wieder mal so richtig "Gas gibt".
Irreale Versprechungen beim Fall der Mauer waren der Beginn grundlegender politischer Fehler und einer Problematik, die mit der Änderung eines einzigen Artikels des Grundrechtes auf Asyl nicht zu lösen ist.
Inge Mahr, Asslar
FRANKFURT A. M., 30. August (FR). Wechselnde Bewölkung und zeitweise zum Teil schauerartiger Regen sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 15 und 20 Grad, die Tiefstwerte um 10 Grad. Weitere Aussichten: wechselhaft und kühl. (Siehe auch Lokalteil)
Die Stadt- und Universitätsbibliothek in der Bockenheimer Landstraße 134 stellt für wenige Stunden wertvolle Musikhandschriften aus. Am heutigen Montag sind von 10 bis 18 Uhr wenig bekannte Conductus-Fragmente aus dem 13. Jahrhundert und eine Frankfurter Dirigierrolle aus dem 14. Jahrhundert ebenso zu sehen wie Musikautographe berühmter Komponisten. &blt; Chorkonzert in der Heiliggeistkirche
Heute abend um 20 Uhr findet in der Heiliggeistkirche (Dominikanerkloster) ein Chorkonzert mit dem Chor der Technischen Universität Breslau statt. Unter der Leitung von Piotr Ferensowicz soll Polnische Geistliche und Europäische Geistliche Musik ebenso erklingen wie Orthodoxe Musik und Negro Spiritual Musik.
Angriffswelle auf Flüchtlinge Weitere Gewalt / Rostock erlebt Massenprotest gegen Fremdenhaß Von unserem Berliner Büro geg/Vbn BERLIN, 30. August. Im Anschluß an die fünftägigen Krawalle in Rostock hat es am Wochenende eine Serie von weit über einem Dutzend Angriffe gegen Flüchtlingsheime vor allem in Ostdeutschland gegeben. In Leipzig wurde ein Zeltlager vollständig niedergebrannt. Die Polizei stellte eine große Menge Waffen sicher. Viele Verdächtige wurden vorübergehend festgenommen. In Rostock selbst verlief eine Demonstration von etwa 14 000 Menschen gegen Rechtsradikalismus und Ausländerhaß weitgehend friedlich. In Leipzig brannte nach einem Anschlag in der Nacht zum Sonntag ein Zeltlager für Asylbewerber ab. Niemand wurde verletzt. Im brandenburgischen Cottbus versuchten an die 200 teils erheblich alkoholisierte Rechtsradikale in zwei aufeinanderfolgenden Nächten, das dortige Aufnahmeheim mit Steinen und Molotow-Cocktails anzugreifen. Sie wurden aber nach Angaben eines Polizeisprechers von Bereitschaftspolizei abgedrängt. Die Beamten beschlagnahmten dabei Gasdruckpistolen, Baseballschläger, Messer und Eisenstangen.
In Oschersleben in Sachsen-Anhalt randalierten über 100 Personen die ganze Nacht von Freitag auf Samstag vor dem dortigen Asylaufnahmeheim. Nach Auskunft des Lagezentrums im Innenministerium der Landeshauptstadt wurden 23 Verdächtige festgenommen sowie Funkgeräte sichergestellt. In der gleichen Nacht gab es auch einen Angriff in Stendal, der dank eines Hubschraubereinsatzes eines Sonderkommandos habe beendet werden können, so der Polizeisprecher. In der darauffolgenden Nacht ging eine Gruppe mit "Sieg Heil"-Rufen und Steinen gegen ein Heim in Henningen (Landkreis Salzwedel) vor. Sie warf dabei Fensterscheiben ein.
Auch in einigen westdeutschen Städten, so in Saarlouis und Bad Lauterberg, kam es zu rassistischen Übergriffen.
Ohne die befürchteten Ausschreitungen endete am Wochenende im Rostocker Stadtteil Lichtenhagen eine Großdemonstration gegen Ausländerfeindlichkeit. Dort war es zu Wochenanfang zu den bislang schwersten ausländerfeindlichen Krawallen seit Hoyerswerda gekommen.
An der Demonstration beteiligten sich nur wenige Einheimische. Die Polizei, die mit 3400 Beamten im Einsatz war, hatte die Hansestadt weiträumig abgeriegelt. Wegen der umfangreichen Kontrollen, bei denen 90 Personen wegen Waffenbesitzes und Widerstandes gegen die Staatsgewalt festgenommen wurden, hatte die Demonstration erst mit dreistündiger Verspätung begonnen. Die Demonstranten, unter ihnen zahlreiche sogenannte Autonome, riefen den Anwohnern in ihren Häusern immer wieder "Schämt Euch, schämt Euch!" zu.
(Kommentar und weitere Berichte auf den Seiten 3 und 4)
Organisiertes Verbrechen in "nie gekanntem Ausmaß" BKA-Chef Zachert sieht die Wurzeln in Osteuropa Von unserem Redaktionsmitglied Wolfgang Schubert Nach der Wiedervereinigung und dem Zusammenbruch der kommunistischen Regime in Osteuropa stellt sich in der Bundesrepublik das Problem der organisierten Kriminalität in einem noch nie gekannten Ausmaß. Dies betonte der Präsident des Bundeskriminalamtes, Hans-Ludwig Zachert, am Samstag während des Fachkongresses der hessischen CDU zum Thema "Offensive gegen das Verbrechen" im Dominikanerkloster. So hätten kriminelle Banden in den vergangenen beiden Jahren aus Osteuropa rund 10 000 Frauen nach Deutschland geschleust und sie zur Prostitution gezwungen. Fünf Prozent der Opfer seien minderjährig gewesen. Immer interessanter werde der Osten Europas auch für Autoschieber. Von den 90 000 im Jahre 1991 gestohlenen Pkw sei ein Großteil nach Polen und mit zunehmendem Trend in die ehemalige Sowjetunion und nach Rumänien verkauft worden. Nach Darstellung des BKA-Chefs haben sich die Gewichte auch bei den politisch motivierten Straftaten verlagert. Während die 70er und 80er Jahre von der Auseinandersetzung mit dem linken Extremismus und Terrorismus geprägt gewesen seien, bereite nun das Kriminalitätsgeschehen im "äußersten rechten Spektrum ernste Sorgen". Der "aufflammende Rechtsextremismus", die "brutale Aggressivität von Skinheads" sowie die "menschenverachtenden Exzesse fremdenfeindlicher Gewalttätigkeit" seien eine neue Herausforderung für den Staat.
Die "zweite große Herausforderung", die organisierte Kriminalität, spiele sich weitgehend im verborgenen ab. Ihr Wegbereiter sei Drogenhandel und -schmuggel. Nach italienischen Mafiagruppen, fernöstlichen und südamerikanischen Banden drängten aus dem Osten Europas neue Tätergruppen nach Deutschland. Im vergangenen Jahr sei in fast 400 Verfahren gegen 5200 Tatverdächtige ermittelt worden. In der Hälfte seien internationale Bezüge erkennbar. Der Anteil ausländischer Verdächtiger - zumeist Türken, Jugoslawen, Italiener und Polen - erreiche ebenfalls 50 Prozent. Die ermittelten Schäden beliefen sich auf rund vier Milliarden Mark. Zachert bezeichnete angesichts der Dunkelziffer einen Schaden von 40 Milliarden Mark als "realistisch".
Eine "besondere Kriminalitätsbedrohung", so der BKA-Chef, ist der unbare Zahlungsverkehr. So wurden 1991 rund 200 000 manipulierte Euroschecks eingelöst und den Geldinstituten dabei ein Schaden von rund 65 Millionen Mark zugefügt. Im Kreditkartengeschäft mußten nach den Erkenntnissen des Bundeskriminalamts die vier größten Kartenanbieter in Deutschland rund 100 Millionen abschreiben, weil Karten gefälscht, gestohlen oder mißbraucht worden waren.
Drastische Zuwachsraten sagte Zachert für die Autoverschiebung voraus. Von den 90 000 Wagen, die 1991 als gestohlen gemeldet worden waren, seien 58 Prozent im Ausland verkauft worden. Auch für 1992 müsse mit einer zweistelligen Zuwachsrate gerechnet werden.
(Weitere Berichte auf Seite 13)
Kleine FR
Heute Blutspende LIEDERBACH. Das Deutsche Rote Kreuz braucht wieder dringend Blutkonserven. Jeder gesunde Bürger im Alter zwischen 18 und 65 Jahren kann spenden. Der nächste Spendetermin ist am heutigen Montag, 31. August, von 18 bis 20.30 Uhr in der Liederbach-Schule, Wachenheimer Straße. Wieder Filmforum BAD SODEN. Die neue Spielzeit des Bad Sodener Filmforums beginnt am Mittwoch, 2. September, um 20 Uhr im Kurtheater. Gezeigt wird der französische Film "Madame Bovary" von Claude Chabrol. Bärige Vorlesestunde HATTERSHEIM. Um den Bären Paddington geht es in der nächsten Vorlesestunde an diesem Mittwoch, 2. September, von 15 Uhr an in der Stadtbücherei am Markt. Meister Petz, ein höflicher und schlauer Kerl, lebt bei einer Familie in London und meistert etliche aufregende Erlebnisse.
HANNOVER, 30. August (AP). Bei einem Bombenanschlag auf dem Altstadtfest in Hannover sind am Samstag abend 16 Menschen verletzt worden. Wie die Polizei mitteilte, war ein 24jähriger erst am Sonntag abend außer Lebensgefahr. Einer 23jährigen Frau riß die Explosion den Fuß ab. Der Sprengsatz war neben einem Bierstand in einem Papierkorb aus Metall versteckt und explodierte um 19.14 Uhr. Die umherfliegenden Splitter verletzten 16 umstehende Festbesucher. Es gebe noch keinen Hinweis auf Täter oder Motiv, hieß es am Sonntagnachmittag.(Bericht auf "Aus aller Welt")
Der Jubel entsprach seinem Naturell. Ohne zunächst die Gratulation seiner Mitspieler auf dem Feld abzuwarten, sprintete Kruse in die Eintracht-Kurve, sprang behende aufs Gitter, ließ sich - mit nach oben gereckter Faust - von der Handvoll Fans feiern, ließ sich herzen und umarmen. Axel Kruse - ein Mann aus dem Volk für das Volk. Daß er, von Schiedsrichter Gerhard Theobald - natürlich - wegens Meckerns bereits verwarnt, aufgrund seines Ausflugs in die entfernte Ecke des Lohrheide-Stadions zu Wattenscheid durchaus auch die Gelb-Rote Karte hätte sehen können, kommentierte der 23jährige auf seine ihm eigene, rotzfreche Art. "Darüber hätte ich mich kaputtgelacht."
So durfte er auch zum Schluß lachen. Axel Kruse, einzige nominelle Spitze im komplizierten System Eintracht Frankfurt, avancierte nicht nur wegen seines "meisterhaften Tores", wie selbst sein Trainer Dragoslav Stepanovic lobte, neben Uwe Bein zum herausragenden Spieler an diesem Nachmittag. Der Grat freilich zwischen Held und Versager war bei ihm ausgesprochen schmal. Oder, um es mit seinen Worten zu sagen: "Entweder bist du der Größte oder das Arschloch." Und Axel Kruse, der Mann mit kurzem Haar und dem losen Mundwerk, hat sich für ersteres entschieden.
Überlegt, abgezockt, ausgebufft lupfte er aus vollem Lauf die Kugel über den herausstürzenden Wattenscheider Torhüter ins Netz. "Ich habe mich geärgert, weil ich drei Riesenchancen vergeben habe. Bei der letzten war ich kein bißchen aufgeregt und mir sicher, daß der Ball reingeht. Ich dachte mir, wenn ich ihn wieder verschieße, bin ich der Depp, also kann ich ihn auch drüberlupfen", sprudelte es aus dem nicht gerade pflegeleichten Ex-Rostocker nur so heraus. Wer wagt, gewinnt. Auf kaum einen aus dem Eintracht-Team trifft dies so zu wie auf den Stürmer, der derzeit neben Anthony Yeboah eine feste Größe ist. "Der Axel hat nach einem Jahr begriffen, um was es geht", sagt denn auch Trainer Stepanovic, mit dem der Blonde, seit kurzem verheiratet, in der Vergangenheit so manchen Strauß ausgefochten hat. Läuferisch stark, die weiten Wege suchend, tummelte sich Kruse ("Ich bin Stürmer und will Tore schießen") dort, wo es wehtat, legte sich mit seinem Gegenspieler Jörg Bach an und war der mit Abstand gefährlichste Spieler.
Und ihm hat es, streng genommen, auch Trainer Stepanovic, der am Sonntag seinen 44. Geburtstag feierte, zu verdanken, daß das Experiment, mit nur einer nominellen Spitze zu spielen, von Erfolg gekrönt war. "Wenn vom Mittelfeld ausreichend Unterstützung kommt, läuft das reibungslos." Und die kam. Stefan Studer, überraschenderweise mit der Nummer neun im Team, hielt dieses Konzept "für richtig", und Uwe Bein, Vorbereiter und Vollstrecker in einer Person, meinte schlicht, daß endlich "die Mischung im Mittelfeld stimmt".
Die etatmäßigen Stürmer, Jörn Andersen und Edgar Schmitt, schauten mal wieder in die Röhre. Nicht einmal eingewechselt wurde einer der Angreifer, auch als die Wattenscheider noch in Führung lagen. Selbst die sechs Tore, die "der Schwede" am vergangenen Dienstag gegen Kirdorf erzielt hatte, änderten nichts an "Stepis" Einschätzung. Möglicherweise wird Edgar Schmitt, der bislang trotz großem Eifer über Kurzeinsätze nicht hinausgekommen war, in nächster Zeit für einen anderen Verein spielen. Waldhof Mannheim und der FSV Mainz haben schon die Fühler nach dem Ex-Trierer ausgestreckt. Am Dienstag gegen Dortmund wird einer der beiden Ersatz-Stürmer wieder auf der Tribüne Platz nehmen müssen: Anthony Yeboah kommt heute abend von Africa-Cup zurück. kil
Das muß man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: daß die Plastik-Mehrwegflasche einen Beigeschmack hat, der das Abfüllen von reinen Mineralwassern verbietet (FR vom 25. 8. 1992 "Wasserindustrie mag Plastik").
Ich möchte nicht wissen, was uns da mit der PET-Flasche alles eingeflößt wird. Warum, um alles in der Welt, bleibt man da nicht bei den geschmacks- und gesundheitsneutralen Glas-Pfandflaschen?Jürgen Mosler, Frankfurt am Main
Ich bin jetzt schon ca. 20 Jahre Abonnent der FR und habe nach meiner Erinnerung noch keinen Leserbrief geschrieben. Warum ich es heute spontan zu zwei Kommentaren von gestern und heute tue (FR vom 25. 8. 1992 "Begleitmusik aus Rostock" und vom 26. 8. 1992 "Kapitulation der Staatsgewalt"), liegt daran, daß mich die "schändlichen Vorgänge", wie es Kohl in seiner unnachahmlichen Art ausgedrückt hat, in Rostock tief beunruhigen. Mir scheint wirklich, es droht große Gefahr für unser doch einigermaßen demokratisches Gemeinwesen.
In solchen Zeiten braucht es Entschiedenheit, Glaubwürdigkeit und Klugheit. Genau dies finde ich in den besagten Kommentaren. Es ist gut zu wissen, daß gerade jetzt von Euch solches erwartet werden kann und Ihr nicht auch "umzukippen" droht, wie es bei der SPD ja gerade der Fall ist.
Es ist wohltuend, solches lesen zu können, wo doch soviel Ignoranz und Dummheit herrscht, zumal unter den verantwortungslosen Politikern.
Insofern haben diese Kommentare auch eine "seelsorgerliche" Wirkung - schaffen sie doch Hoffnung, daß man nicht alleine und doch nicht alles zu spät ist.
Harald Sommer (Pfarrer), Berlin
Der 33jährige Wirtschaftsingenieur und Wissenschaftler Thomas Bausch wird neuer Geschäftsführer des Studienkreises für Tourismus in Starnberg. Wie dessen kommissarische Geschäftsführer, Vielhaber und Wegele, jetzt mitteilten, hat sich der StfT-Vorstand unter 85 Bewerbern für Bausch entschieden, der derzeit an der Universität Augsburg mathematische Methoden der Wirtschaftswissenschaften lehrt. Bausch entspreche voll den Vorstellungen des Geschäftsführenden Vorstands, künftig im Studienkreis noch stärker praxisbezogene Forschung, unter anderem durch die Reiseanalyse zu betreiben, teilten die beiden kommissarischen Leiter mit. Seine Doktorarbeit habe sich mit "Stichprobenverfahren in der Marktforschung" beschäftigt und sei von der Industrie- und Handelskammer Schwaben als beste praxisorientierte Dissertation des Jahres 1989 ausgezeichnet worden. Thomas Bausch übernimmt die StfT-Geschäftsführung Anfang kommenden Jahres. FR
Da brauchen Asylanten in Rostock und anderswo mehr denn je die Hilfe einer demokratisch gesonnenen Öffentlichkeit und ihrer Volksvertreter, und der Präsidentin des Deutschen Bundestages fällt auch nichts Besseres ein als die "unverzügliche" Initiative zur Änderung des deutschen Asylrechts (FR vom 25. 8. 1992 "CDU drängt auf neues Asylrecht").
Ist dies so einfach mit einem christlich geprägten Demokratieverständnis in Einklang zu bringen, wie es doch wohl das "C" im Parteinamen von Frau Süssmuths politischer Heimat signalisieren soll? Den obligaten Bekundungen ihres Bedauerns über Vorfälle wie die in Rostock lassen bundesdeutsche Spitzenpolitiker mit beharrlicher Boshaftigkeit und schon im gleichen Atemzug ihre stereotyp sich wiederholenden Auslassungen über Grundgesetzänderungen folgen, und auch von den - nicht weniger christlichen - Sozialdemokraten darf hier nicht mehr viel Widerspruch erwartet werden.
Wann werden wir einmal Politiker erleben, die mit den Betroffenen trauern, sich vor diese stellen und nicht nur für ein bis zwei publikums- und auslandswirksame Fototermine die Hände von Asylanten schütteln?
Wer die Ereignisse von Rostock nicht in allererster Linie zum Anlaß nimmt, darüber nachzudenken, wie Asylanten besser geschützt und menschenwürdiger behandelt werden können, sollte als Politiker schleunigst zurücktreten oder "zurückgetreten" werden.
Hans-Friedrich Böttcher, Herne
Moderne Passagierflugzeuge benötigen heute nur noch halb so viel Treibstoff wie ihre Vorgänger-Modelle aus dem Jahr 1976. Grund: Seit Mitte der 70er Jahre - so hebt die Luftfahrtorganisation International Air Transport Association (IATA) in ihrer jetzt erschienenen Broschüre "Flugverkehr und Umwelt" weiter hervor - hat sich die Energieausnutzung der Flugzeuge um Jjhrlich drei bis vier Prozent verbessert.
Das in Washington ansässige Worldwatch-Institut macht indes eine andere Rechnung auf: Trotz verbesserter Treibstoffausnutzung schlucken die modernen Flugzeuge - berechnet auf den Transportaufwand pro Person - immer noch 40 Prozent mehr Energie als das Auto, zweimal mehr als die Bahn und fünfmal mehr als ein Überlandbus. Besonders besorgniserregend für die Umwelt: durch das enorm gestiegene Passagieraufkommen habe sich, so das Institut, der weltweite Verbrauch an Flugbenzin seit 1970 um 65 Prozent erhöht. tdt
FRANKFURT A. M. Mehr als 500 Sportler machten bei 136 Wettfahrten der 70. Frankfurter Herbstregatta auf dem Main vor dem Rudererdorf in Oberrad mit. Elmar Wolfart, stellvertretender Vorsitzender des Frankfurter Regatta-Vereins von 1888 und Organisator, war zufrieden: "Das Meldeergebnis liegt wesentlich über dem der Vorjahre."
Für den erfolgreichsten Verein gab's eine besondere Prämie zu gewinnen: 2000 Mark Preisgeld waren von dem Frankfurter Regatta-Verein, Dachverband der 14 Frankfurter Rudervereine, ausgelobt worden. Die Geld spornte die Vereine offenbar an, denn im letzten Jahr hatten sich nur 250 Sportler angemeldet.
Mehr noch: Diesmal hatte die Herbstregatta eine internationale Komponente. Sportler aus Budapest beteiligten sich an einem Städtewettkampf, der im prestigeträchtigen Achter bei den Männern und dem Doppel-Vierer bei den Frauen ausgetragen wurde. Bei der Wettfahrt war auch eine Crew aus Frankfurt/Oder dabei.
Beide Rennen konnten Frankfurter Vereine für sich entscheiden: Das Boot des Frauenrudervereins Freiweg gewann souverän vor den Konkurrentinnen aus Budapest und Frankfurt an der Oder, und bei den Männern siegten die Athleten des Frankfurter Rudervereins Germania.
Die Wettrennen der großen Boote sind zu einer Rarität geworden. "Es ist bedauerlich, daß diese großen Mannschaftsboote seltener gemeldet werden", stellte Wolfart fest, die Tendenz zum Individualsport setze sich auch beim Rudern durch. Auch falle es vielen aus beruflichen Gründen immer schwerer, acht Ruderer zu einem Trainings-Termin unter einen Hut zu bekommen.
Es gab noch andere Schwierigkeiten: So mußten sich die Ruderer immer wieder den "Schiffahrtspausen" anpassen, die das Museumsuferfest diktierte. Die Wettkämpfe mußten mehrmals unterbrochen werden, um den Binnenschiffern eine Möglichkeit zu geben, die Offenbacher Schleuse zu erreichen.
Eine Zusammenarbeit der Ruderer mit den Organisatoren des Museumsuferfestes war zum Verdruß des Regatta-Vereins nicht möglich. Die Vereinsfunktionäre hatten angeregt, während des Museumsuferfestes ein "Rennen der Mainstädte" zu veranstalten. Doch Harry Owens, Organisator des Museumsuferfestes, habe (so Wolfart) die Konkurrenz zu seinem Drachenbootrennen nicht gewollt.
Doch auch in der Publikumsgunst stand das Ruderereignis im Wettbewerb mit dem Museumsuferfest: "Wir sind schon häufiger darauf angesprochen worden, warum wir das Rennen ausgerechnet jetzt veranstalten. Doch wir müssen unsere Termine schon ein Jahr im voraus beim Ruderverband bekanntgeben", erläuterte Martha Gumbrecht, seit 40 Jahren Erste Vorsitzende von Freiweg. So hielt es am Sonntag nur rund 50 engagierte Freunde des Sportes, bei "dem man sich rückwärts vorwärts bewegt", am Mainwasenweg bei Oberrad. kan
Über den Sträuchern und Hecken liegt in der Hitze des Spätsommertags das leichte Summen der Insekten, aus den Bäumen heraus ist hin und wieder das Zwitschern von Vögeln zu hören. Ausgesprochen still und friedlich ist es hier im Rheinwald unweit der südbadischen Gemeinde Hartheim im Dorf Lanouville, dem wohl bizarresten Ort in der Dreiländerecke am Oberrhein. Auf der Fahrt über holprige Feldwege weist nur noch ein kleines Schild, das halb verdeckt aus dem Unterholz ragt, auf die Bedeutung dieser Häuseransammlung hin: "Terrain militaire, defense d'entrer". Lanouville, das war jahrzehntelang ein "Manöverdorf", eigens geschaffen für die französischen Truppen auf südbadischem Territorium, um den Häuserkampf trainieren zu können - sehr zum Verdruß der Hartheimer, die unter dem Schießlärm in dem ökologisch sensiblen Rheinwald und auch lange Zeit unter den Panzerkolonnen zu leiden hatten, die durch die Gemeinde nach Lanouville rollten.
Jetzt ist es still und friedlich in Lanouville, das einst mit einer "Mairie", einer "Boucherie", einer "Boulangerie" und sogar einer Kirche "St. Michel" den Soldaten eine möglichst echte Dorfatmosphäre nahebringen sollte. Hartheims Bürgermeister Erich Dilger staunt beim Rundgang: "Die haben ja sogar schon all die Autowracks weggeräumt, die hier jahrelang im Gelände rumlagen." Mit dem Rückzug der französischen Truppen aus Südbaden (Ende August wird der letzte Soldat der französischen Garnison in Freiburg seinen Ranzen gepackt haben) soll auch in Lanouville endgültig Ruhe einkehren. Bürgermeister Dilger kann sich vorstellen, den ehemaligen Manöverort als eine Art Ferienlager zu nutzen - ganz gewiß ein idealer Platz zum Spielen, zum Toben, zum Räuber- und Gendarmspielen, zumal die französischen Soldaten auch noch eine künstlerische Ader entdeckt und die Häuserwände mit überaus farbenprächtigen, schrägen Graffiti verziert haben.
So könnte es vielleicht kommen. Oder vielleicht doch nicht? Denn Bürgermeister Dilger hat immer noch nichts Schriftlich-Definitives über Lanouville in der Hand. Zwar hat er vom französischen Regiment im benachbarten Breisach, das im Rheinwald lange Zeit fleißig Krieg spielte, vernommen, daß man 1993/94 bis auf eine kleine Nachhut über den Rhein in die Heimat abziehen werde. Auch hörte Dilger von Offizieren der demnächst in der Markgräfler Kleinstadt Müllheim einrückenden Deutsch-Französischen Brigade, daß man auf Lanouville als Übungsgelände kein Augenmerk geworfen habe. Doch das Bundesvermögensamt, letztlich zuständig für den Platz im Rheinwald, weiß, wie diese Behörde jetzt Dilger in einem Brief mitteilte, nicht einmal etwas von einem Rückzug der französischen Truppen aus Breisach - geschweige denn, daß die Rückgabe Lanouvilles an die Gemeinde Hartheim anstünde.
Solche Unklarheiten wie in Hartheim sind es, die den Freiburger SPD-Bundestagsabgeordneten Gernot Erler stutzig machen. Erler, der dem Verteidigungsausschuß des Bundestags angehört, bringt seine Befürchtung mit drastischen Worten auf den Punkt: "Es besteht die Gefahr, daß die südwestdeutsch-elsässische Grenzregion in einigen Jahren zu einem Rekrutierungs- und Aufmarschgebiet für eine europäische Eingreiftruppe wird - und diese Gefahr ist der Öffentlichkeit bislang überhaupt nicht bewußt". Erlers Stich- und Reizwort ist das von François Mitterrand und Helmut Kohl aus der Taufe gehobene deutsch-französische Armee-Korps, das mit einer Stärke von rund 50 000 Mann im Jahr 1995 einsatzbereit sein soll. Zum Auftrag dieses binationalen Verbands, der auch anderen Ländern offenstehen soll, gehört nicht zuletzt die "Aufrechterhaltung und Wiederherstellung des Friedens", eine Formulierung, die den Interventionseinsatz in Krisengebieten umschreibt - was die deutsche Verfassung derzeit außerhalb des NATO-Rahmens nicht gestattet, weshalb die Bundesregierung das Grundgesetz ändern möchte. Erler: "Der Sinn des Euro-Korps ist es, den Kern für eine eigene militärische Eingreiftruppe Europas zu schaffen."
Noch ist es nicht so weit, daß Baden-Württemberg, das Elsaß und Rheinland-Pfalz im Umfeld der Europastadt Straßburg als "Rekrutierungs- und Aufmarschgebiet" einer solchen Truppe gelten können. Doch entsprechende Perspektiven leiten sich aus einer Reihe von Indizien ab. Die beiden wichtigsten Indizien sind bereits handfeste Fakten. So nahm jetzt im Juli in Straßburg der Stab des Euro-Korps seine Arbeit auf, der den neuen Verband aufbauen soll. Fest steht laut Bonner Verteidigungsministerium zudem, daß die Deutsch-Französische Brigade zum 1. Oktober nächsten Jahres formell dem neuen Korps unterstellt wird. Diese binationale Truppe, die bislang eher ein militärisch-symbolisches Schattendasein fristete, wird nach und nach von bislang sechs Standorten in Baden-Württemberg auf drei Plätze in der deutschen Südwestecke konzentriert, nämlich auf Immendingen, Donaueschingen und Müllheim; in diese Stadt unweit des Rheins rücken - von einer lokalen Friedensinitiative und den Sozialdemokraten abgelehnt, von Gemeinderat und Bürgermeister Hans-Peter Sänger ausdrücklich begrüßt - demnächst rund 1200 Soldaten der insgesamt 4200 Mann starken Deutsch-Französischen Brigade ein.
Der Stab in Straßburg, die binationale Brigade als erster Kern des Euro-Korps auf deutscher Seite in Grenznähe: Um diese Fakten fügen sich weitere Mosaiksteine zu einem Puzzle zusammen. So sollen laut Verteidigungsministerium auf deutscher Seite keine neuen Verbände aufgestellt werden, man will vielmehr auf "bereits bestehende Truppenteile" zurückgreifen. Und da diese Einheiten nicht umstationiert werden sollen, liegt es für Erler auf der Hand, daß es sich wahrscheinlich um Verbände handeln wird, die im südwestdeutschen Raum unweit von Straßburg ihre Standorte haben.
Paris will bis Ende dieses Jahres entscheiden, welche französischen Einheiten dem neuen Korps zugeordnet werden sollen. Da diese Truppen "auch in Deutschland" stationiert werden sollen, so das Bonner Verteidigungsministerium, spricht nach Erler viel dafür, daß Paris doch nicht alle jetzt noch in Deutschland (das heißt, von Berlin abgesehen, in Baden-Württemberg und Rheinland-Pflaz) beheimateten Einheiten abziehen wird, sondern einige Verbände in Deutschland beläßt und dem Euro-Korps zuordnet. Erler verweist darauf, daß es bislang auch noch keine definitive Ankündigung Frankreichs über einen vollständigen Truppenrückzug aus Deutschland gibt. In der Tat war nach dem Startschuß Kohls und Mitterrands für das Euro-Korps im Frühjahr davon die Rede, daß die erste französische Panzerdivision, bisher in Trier stationiert, ihr Hauptquartier nach Landau in der Südpfalz verlegt. Und erscheint es nicht naheliegend, die im Elsaß nach der gegenwärtig laufenden Ausdünnung verbleibenden Einheiten dem Euro-Korps anzugliedern oder andere Verbände zu diesem Zweck in die linksrheinische Provinz zu verlegen - zumal viele elsässische Bürgermeister und Regionalpolitiker lautstark Klage geführt haben über den Teilabzug mancher Regimenter?
Schließlich: Eine Truppe, die einsatzbereit sein will, muß auch irgendwo üben. Da ist die Überlegung gewiß nicht fern, daß die im näheren und weiteren Umfeld Straßburgs diesseits und jenseits der Grenze stationierten Einheiten des Euro-Korps bereits vorhandenes Manövergelände nutzen - in Rheinland-Pfalz, in Baden, im Elsaß.
Vielleicht auch in Lanouville im Hartheimer Rheinwald, wo ja noch nichts definitiv geklärt ist? Immerhin soll der in Müllheim von den französischen Truppen mit dem Abzug aufgegebene Standortübungsplatz künftig den Soldaten der Deutsch-Französischen Brigade schon mal überlassen werden. Für Erler zeichnen sich jedenfalls als Konsequenz der Aufstellung des deutsch-französischen Armee-Korps auch für Südbaden und das benachbarte Elsaß neue militärische Perspektiven ab: "Im Moment aber sieht die Öffentlichkeit noch eine Entmilitarisierung im Gefolge des Abzugs der französischen Truppen."
uferfest . . .Museumsuferfest . . .Museumsuferfest . . .Museumsuferfest . . .Museumsuferfest . . .Museumsuferfest . . .Museumsuferfest . . .Museumsuferfest . . .Museums . . .
Einen Führungswechsel gab es am ersten Rückrundenspieltag in der Gruppe West der süddeutschen Hockey-Regionalliga der Männer. Eintracht Frankfurt leistete sich auf ihrem neuen Kunstrasenplatz am Riederwald ein 0:1 gegen den Höchster THC und mußte damit mit 11:5 Punkten den Höchstern (13:3) die Tabellenspitze überlassen. Die von Trainer Brösdorff gut eingestellten Höchster gefielen vor der Pause bei gefährlichen Vorstößen vor allem von Henkel und Krause. Cayens nutzte einen dieser Konter nach 20 Minuten zum einzigen und entscheidenden Tor für die Gäste.
Der TEC Darmstadt (10:6) hielt durch einen 1:0-Erfolg (das Tor erzielte Creter in der 32. Minute nach einer Strafecke) gegen den Wiesbadener THC Anschluß an die Spitze. ws
HATTERSHEIM. "Fehlt nur noch die Internationale." Der Zwischenruf aus der hinteren Reihe ging unter in Fanfarenklängen. Nach Eurovisions-Hymne und Marseillaise stimmte der Spielmannszug das Deutschland-Lied an. Ort des internationalen Platzkonzertes: der Parkplatz an der Erbsengasse.
Dort scharte sich am Samstag eine Menge Mensch - mittendrin Bürgermeister Alfred Schubert und sein französischer Kollege Raymond Lamontagne. Beide enthüllten gemeinsam ein Straßenschild, das nach fünf Jahren der Verschwisterung zweier Städte ein Symbol echter Freundschaft sein soll: Das Stück der Hauptstraße zwischen Erbsengasse und Mainzer Straße heißt fortan Sarceller Straße.
"Nicht wenige fragten nach einem Symbol, als wir vor fünf Jahren die Partnerschaft eingegangen sind", erinnerte Schubert. "Doch vorsichtig, wie wir nun einmal sind, haben wir abgewartet." Die Zeit indes habe viele Begegnungen, viele gemeinsame Stunden gebracht. Und darauf komme es an bei einer lebendigen Freundschaft.
Diese zu dokumentieren, solle eben jenes Stück der Hauptstraße künftig den Namen der Partnerstadt tragen. Doch beim Suchen nach dem richtigen Titel taten sich die Hattersheimer schwer. Sarcelleser Straße hätte sie heißen müssen, sagte Schubert. Doch das war hessischen Zungen kaum zuzumuten. Also einigten sich kluge Köpfe auf Sarceller Straße - und landeten damit einen Volltreffer: Die Gäste aus Frankreich wissen es zu schätzen, daß die Straße nach ihnen benannt ist, eben nach den Menschen der Stadt.
Wenig stolz indes ist Schubert auf jene Hattersheimer, die in der Nacht zum Samstag versuchten, ein Geschenk aus Sarcelles zu zertrümmern. Die Franzosen hatten einen Grenzstein geschickt, der an der Mainzer Landstraße einen Platz gefunden hat. Ein paar Kratzer hat er abbekommen, ansonsten aber standgehalten.
Schubert: Mögen beide Städte den Fährnissen der Zeit trotzen, wie der Stein widerstand. Doch klar ist für ihn, daß "sich diese Idioten damit keine Freunde gemacht haben". kkü
HOCKEY
REGIONALLIGA SÜD, Männer, Gruppe West: Eintracht Frankfurt - Höchster THC 0:1 (0:1), TEC Darmstadt - Wiesbadener THC 1:0 (1:0). - Tabelle: 1. Höchster THC 16:4 Tore, 13:3 Punkte, 2. Eintracht Frankfurt 22:3, 11:5, 3. TEC Darmstadt 12:7, 10:6, 4. TSV Schott Mainz 27:26, 9:7, 5. TFC Ludwigshafen 32:32, 8:8, 6. Wiesbadener THC 10:10, 7:9, 7. VfL Bad Kreuznach 27:41, 3:13, 8. 1.HC Kaiserslautern 25:48, 3:13.
OBERLIGA HESSEN, Männer: Rüsselsheimer RK Ib - SKG Frankfurt 0:1 (0:0), Offenbacher RV - SC 1880 Frankfurt Ib 1:4 (0:2), THC Hanau Ib - TSV 1857 Sachsenhausen 2:0 (1:0), HC Fechenheim - HC Bad Homburg 0:2 (0:1). - Tabelle: 1. SC 1880 Frankfurt Ib 28:10 Tore, 15:3 Punkte, 2. THC Hanau Ib 18:10, 11:7, 3. HC Bad Homburg 13:8, 11:7, 4. Rüsselsheimer RK Ib 14:16, 10:8, 5. TSV 1857 Sachsenhausen 12:11, 8:8, 6. SKG Frankfurt 8:18, 8:10, 7. Offenbacher RV 12:20, 5:11, 8. HC Fechenheim 3:15, 2:16.
OBERLIGA HESSEN, Frauen: VfL Marburg - SKG Frankfurt 0:1 (0:0), Offenbacher RV - SC 1880 Frankfurt Ib 1:0 (0:0), Wiesbadener THC - Eintracht Frankfurt Ib 1:1 (0:1), HC Fechenheim - FSV Frankfurt 0:0 (0:0). - Tabelle: 1. SKG Frankfurt 22:6 Tore, 16:2 Punkte, 2. Wiesbadener THC 16:4, 13:5, 3. FSV Frankfurt 15:5, 13:5, 4. Offenbacher RV 8:12, 7:11, 5. Eintracht Frankfurt Ib 3:8, 7:11, 6. SC 1880 Frankfurt Ib 9:17, 6:12, 7. HC Fechenheim 3:10, 5:13, 8. VfL Marburg 4:18, 5:13.
VERBANDSLIGA HESSEN, Männer: KSV Hessen Kassel - TG Hanau 0:2 (0:1), Limburger HC Ib - TGS Vorwärts Frankfurt 5:0 (1:0), TSG 1846 Darmstadt - FSV Frankfurt 1:1 (1:0). - Tabelle: 1. Limburger HC Ib 19:9 Tore, 13:3 Punkte, 2. TG Hanau 14:7, 12:4, 3. FSV Frankfurt 15:7, 11:5, 4. TSG 1846 Darmstadt 12:12, 7:7, 5. KSV Hessen Kassel 16:13, 7:9, 6. Eintracht Frankfurt Ib 6:13, 3:11, 7. TGS Vorwärts Frankfurt 2:23, 1:15.
VERBANDSLIGA HESSEN, Frauen: Höchster THC - SC SAFO Frankfurt 0:2 (0:1). - Tabelle: 1. TSG 1846 Darmstadt 9:1 Tore, 9:1 Punkte, 2. THC Hanau Ib 11:1, 8:2, 3. Rüsselsheimer RK Ib 11:5, 7:5, 4. DHC Wiesbaden 5:7, 6:6, 5. SC SAFO Frankfurt 5:10, 4:8, 6. Höchster THC 1:18, 0:12.
DREIEICH. Bei der "Aktion kindgerechte Stadt" sind nun die ersten Ortsbeiräte an der Reihe - und zwar in Götzenhain und Dreieichenhain, wo das Projekt entsprechend dem Zeitplan am weitesten gediehen ist. Die Kritik und die Wünsche der Kinder für die beiden Stadtteile liegen auf dem Tisch, jetzt sollen die Gremien beraten, was sie für mehr Kinderfreundlichkeit tun können. Dienstag und Mittwoch können sie Farbe bekennen.
Der Stufenplan des Projekts, das die Stadt mit Hilfe des Pädagogen Bernhard Meyer über einen Zeitraum von zwei Jahren unternimmt, baut auf Stadterkundungen auf, bei denen Kinder ihre Stadtteile unter die Lupe nehmen. Was ihnen gefällt und was sie bemängeln, wird bei Kinderanhörungen vorgetragen. Nächster Schritt sind die Auswertung dieser Ergebnisse durch Erzieherinnen und Eltern, die entsprechende Anträge und Anregungen an die Ortsbeiräte weiterleiten.
Die wiederum - und das ist nun die Aufgabe des Götzenhainer und des Dreieichenhainer Ortsbeirats - sollen die Vorschläge aufgreifen und sich beim Magistrat für die Kinder stark machen.
Die Wunschliste der Kinder wird von einer Aufzählung all' der Plätze angeführt, die ihnen wichtig sind und die sie nicht als Spielorte verlieren wollen. Dann gibt es eine Reihe sehr konkreter Hinweise, wo ein Sandkasten zu klein oder eine Tischtennisplatte kaputt ist.
Die Ortsbeiräte können sich ferner kundig machen, welche Straßen die Kinder für sehr gefährlich halten und wovon sie sich mehr Sicherheit versprechen. Letzter Punkt: Die Kinder erhoffen sich Unterstützung bei der Verwirklichung ihrer Träume von einer Rollschuhbahn, einem Kinderspielhaus, einem Schlittschuhverleih oder einer Kegelbahn.
Die Ortsbeiräte Götzenhain tagen am Dienstag, 1. September, 20 Uhr, im Bürgertreff. Ihre Kollegen von Dreieichenhain kommen am Mittwoch, 2. September, 19 Uhr, im Burghofsaal zusammen. Beide Sitzungen sind öffentlich. dac
MAIN-TAUNUS-KREIS. Der Vorsitzende der FDP-Kreistagsfraktion, Hans Kolb, steht für die Kommunalwahl im nächsten März nicht mehr auf der Kandidatenliste. Bereits im Vorfeld der Kreismitgliederversammlung der Liberalen am Freitag abend in Schwalbach hatte Kolb deutlich gemacht, er werde lediglich für einen der vorderen Listenplätze zur Verfügung stehen. Als sich dann während der Versammlung überraschend der Hattersheimer FDP-Fraktionsvorsitzende Dietrich Muth als Gegenkandidat für Platz drei auf der Liste meldete, unterlag Hans Kolb in der Kampfabstimmung. Auf Platz vier wollte er sich nicht aufstellen lassen.
Nach Auskunft von Detlef Reckhard - der Vorsitzende des Kelkheimer FDP- Ortsvereins leitete die Versammlung - erhielt Kolb 38 Stimmen, für Dietrich Muth hingegen votierten 50 der anwesenden 92 Mitglieder. Muth hatte seine Unzufriedenheit über die Arbeit der gesamten Kreistagsfraktion geäußert und gefordert, die Fraktion müsse geschlossener auftreten.
Die Kandidatenliste wird von dem Landtagsabgeordneten Heiner Kappel angeführt. Die Plätze zwei, drei und vier nehmen Kreistagsneulinge ein, neben Muth die Kelkheimerin Dorothee Schollmeyer und Berndt Baumgart (Hofheim). Fritz Krüger, kein Neuer im Kreishaus, kandidiert auf Platz fünf. Auf Platz sechs der Liste steht die Kriftelerin Bettina Jansen; auch sie ist neu. Die FDP hat derzeit sechs Sitze im Kreistag. she
Kommunikation in Frankfurt (I): Media-Agenturen vermitteln die besten Werbeplätze Werber, Sender und die Quoten Radio FFH gegen HR 3 Von unserem Redaktionsmitglied Peter Holle Frankfurt ist nicht nur die Stadt der Banken; sie ist auch, so war zu lesen, eine "Metropole der Kommunikation". Mehrere TV- und Radiosender, vier Tageszeitungen, Zeitschriften- und Buchverlage sind hier zu Hause, daneben neun der 25 größten Werbefirmen der Republik. 40 Prozent der deutschen Werbeetats werden in Frankfurt umgesetzt. Die Branche wird sich zusammen mit der städtischen Wirtschaftsförderung in der kommenden Woche auf einem "Kommunikationsmarkt" präsentieren. Die erste Folge der FR- Serie "Kommunikation in Frankfurt" beschäftigt sich mit Werbung in den Medien: der Kampf um die Einschaltquoten. Albert Eichelberger, den sie in der Branche ob seines Haupthaars "Silberlocke" uzen, ist ein einflußreicher Mann. 750 Millionen Mark hat er 1991 ausgegeben. Dafür hat er für Coca-Cola, Opel und andere Firmen Sendezeiten bei Radio und Fernsehen eingekauft, Anzeigen in Zeitungen und Zeitschriften geschaltet, Kinowerbungs-Blöcke geordert und Plakate kleben lassen.
Eichelberger ist Chef der größten Frankfurter Media-Agentur (Universalcommunication Media Intensiv GmbH), die bundesweit als "Nummer drei" gilt. Media-Agenturen sind keine "richtigen" Werbeagenturen: Zu ihnen geht man, wenn die Kampagne für das Produkt steht. Eichelbergers Team besorgt den Rest, "placiert die Werbemittel in den richtigen Kommunikationskanälen", dort nämlich, wo "die Werbebotschaft möglichst effektiv / effizient an Zielgruppenmann oder -frau gebracht wird".
"Silberlockes" 42 Frankfurter Mitarbeiter im 17. Stock eines Westend-Hochhauses und die 40 in den Filialen Nürnberg, Düsseldorf, Hamburg haben dazu Daten- Batterien im Arsenal. Wichtigstes Instrument: die aktuellen Einschaltquoten der TV- und Radiosendungen - alle on-line abrufbar von der Nürnberger Gesellschaft für Konsum-, Absatz- und Marktforschung (GfK). Aus den GfK-Werten soll man ablesen können, wer welcher Sendung zuhörte / zuguckte und wie viele das waren. Eichelberger: "Wir wissen dann, wo die Zielgruppe steckt. Da positionieren wir die Spots."
"Positionieren" - seit es die "Privaten" gibt, die sich um Einschaltquoten balgen, ist das ein stressiger Tagesjob geworden. Früher mußte man bei ARD und ZDF Monate zuvor angewiesene Sendeplätze blind buchen. Heute sind vier "Optimierer" in der Agentur nur damit beschäftigt, Spots kurzfristig umzusetzen (auf aktuelle Sportübertragungen zum Beispiel) oder zu verschieben, weil eine attraktive Sendung auf einem anderen Kanal die Einschaltquote zu vermasseln droht.
Ein anderes Team, die "Researcher", beobachtet, wie sich Sendungen entwikkeln: Wandern nach der dritten Folge Zuschauer ab? Und sie analysieren, was bei avisierten neuen Programmen von den meist euphorischen Prognosen der Sender zu halten ist.
Zuhörer: bei Radio FFH in Rödelheim sind es rund 390 000 Hessen pro Sendestunde. Damit liegt man knapp vor dem öffentlich-rechtlichen Direktkonkurrenten HR 3. "Wir haben dem Hessischen Rundfunk tüchtig in die Werbekasse gegriffen", sagt FFH-Marketingchef Axel Meisen.
Ende 1989 machten die drei HR-Radiowerbeprogramme als Monopolisten einen Brutto-Umsatz von 118,2 Millionen Mark. Im ersten FFH-Jahr 1990 holte sich der neue Sender 17,3 Millionen, der HR kassierte 112,2 Millionen. Für 1992 indes kalkuliert Meisen schon den Gleichstand: 58 Millionen für FFH, "unter 60 Mios für HR". Daran wird auch von HR-Pressesprecherin Verena Metze-Mangold nicht wirklich gezweifelt.
Werbung zielt auf die kaufkräftige jüngere Bevölkerung, die das meiste verfügbare Einkommen hat. Und die hat FFH im Visier: "Kernzielgruppe sind die 20- bis 39Jährigen, und die hören uns auch", so FFH-Sprecherin Jutta Lamy. Damit "die nicht abspringen", sondern als für die Werbewirtschaft interessantes, da kaufkräftiges und konsumfreudiges Dauerpublikum "dranbleiben" - dafür macht man Programm.
FFH definiert sich als "reines Unterhaltungsmedium" und "durchhörbares Radio mit Musikteppich", in den Wortbeiträge von maximal 2.20 Minuten eingewirkt sind. "Man muß das Radio nebenbei laufen lassen können, ohne daß es durch extreme Höhen und Tiefen stört."
Musik muß dabeisein: "Wir wissen, daß wir unsere Zielgruppe über die Pop-Rock- Mischung kriegen" (Meisen). Kon-
(Fortsetzung auf Seite 20)
Mit himmlischen Klängen eröffnete der Posaunenchor der evangelischen Markusgemeinde das elfte Falkstraßenfest, zu dem am Samstag wieder unzählige Gäste gekommen waren. Zwischen der Juliusstraße und Am Weingarten amüsierte sich jung und alt multikulturell bei kulinarischen und musikalischen Spezialitäten. Das Menü hatte die Gemeinde, einige Anwohner der Falkstraße, das Internationale Familienzentrum, der armenische Kulturverein, das Frauenzentrum und die Bürgerinitiative "verkehrsberuhigte Falkstraße" zusammengestellt.
Es gab New Orleans Jazz von den "Red Hot Beans" zur palästinischen Falafel, Afro Latin Funk von "Kick La Luna" zum koreanischen Gemüsepfannkuchen oder Cajun Blues Folk von der "Chicken Combo" zu Kaffee und Kuchen. Ein Genuß fürs Auge war die "größte Überwasser- Delphin-Show Europas", dargeboten von den "Gauklern", einer Akrobatik-Gruppe aus Frankfurt.
Wem all dies noch nicht genügte, der konnte noch bis spät in die Nacht tanzen. Zuerst zu rockigen Klängen von "Jay's Palace" im Saal der Markusgemeinde, anschließend am selben Ort bei der Disco. ara
HARHEIM. Eine steife Brise wehte über die Bezirkssportanlage Harheim, die Fähnchen rund um den Rasenplatz flatterten heftig im Wind. Doch das hielt die rund hundert Aktiven des TSV Berkersheim nicht davon ab, ihr Sport- und Spielfest zu starten. 40 freiwillige Helfer hatten dafür gesorgt, daß die unterschiedlichen Wettbewerbe - Langlauf, Dreikampf, Sportabzeichenabnahme und Fitneß-Parcours - reibungslos abliefen.
Nach einer Wanderung durch das Niddatal am frühen Morgen, bei der jeder Teilnehmer eine Medaille erhielt, absolvierten die Kinder von fünf bis acht Jahren ab zehn Uhr den 400-Meter-Lauf. Wettkämpfe der Schüler, Jugendlichen und Erwachsenen über Kurz- und Langstrecken schlossen sich an. Überragende Ergebnisse waren die 18:40 Minuten über 5000 Meter des Marathonspezialisten Dieter Hoffmann und die Siegeszeit über 3000 Meter (14 Minuten), die sein Sohn erzielte.
Beim anschließenden Dreikampf (Sprint, Weitsprung, Wurf) war der jüngste Teilnehmer gerade mal vier Jahre alt. Maik Wagner erwies sich als großes Talent: 14,58 Sekunden über 50 Meter und 1,65 im Weitsprung bedeuteten neuen Rekord.
Für jeden Teilnehmer an Langlauf und Dreikampf gab es am Nachmittag eine Urkunde. Auch sonst hatten die Organisatoren eine Menge für die Sportler auf die Beine gestellt: In Berkersheim wartete insbesondere auf die älteren Gäste des Sportfestes ein geschmückter Trecker mit Anhänger, der sie über den für Autos verbotenen Weg zur Anlage brachte.
In den Pausen konnten sich die Aktiven bei Suppe, Bratwürstchen und Getränken stärken. Die Senioren saßen auf bereitgestellten Bänken vor dem Zelt bei Kaffee und Kuchen zusammen und sahen ihren Kleinen beim Wettkampf zu. Eine Besonderheit war diesmal: Um die Umwelt nicht zu belasten, hatte der Verein eigens spülmaschinenfestes Geschirr gekauft.
"Das ist bei den Leuten durchweg positiv aufgenommen worden", freute sich der Erste Vorsitzende Volker Gilbert. Mit der Beteiligung war er allerdings weniger zufrieden. Das übergroße Freizeitangebot - am gleichen Tag war in der Nähe ein Sommerfest - hindere vor allem die Jüngeren am Kommen. "Das hält uns nicht davon ab", meinte Gilbert, "dieses Sportfest auch weiterhin auszurichten."
Großes Gewicht hatten die Verantwortlichen diesmal auf die Fitneß von Eltern und Kindern gelegt. Bei einer Kombinationsübung mit Dreisprung, Medizinballweitwurf, einer Turnübung, Seilspringen und Korbwerfen konnten sie Kondition und Technik testen. Wer nicht genügend Punkte gesammelt hatte, wurde zum nächsten TSV-Training eingeladen. Für die Kleinen anscheinend kein Problem. Freudestrahlend erfuhren sie, daß sie fast die Höchstpunktzahl erreicht hatten und zur nächsten Olympiade angemeldet werden.
Doch der Spaß der Teilnemer konnte das schwerwiegende Problem des TSV Berkersheim nicht verdecken. Der Verein hat keine eigene Sporthalle und muß auf angrenzende Schulsportstätten ausweichen. Vorsitzender Gilbert hofft: "Wir haben eine alte Scheune erworben und wollen diese in eine gedeckte Sportfläche umwandeln."
Notwendig sei dies auf jeden Fall, hätten sich doch in der letzten Zeit viele Leute für Kurse in Selbstverteidigung, Tanzen und präventiver Rückengymnastik angemeldet. jot
FRANKFURT A. M. Es ist der ganz normale Wahnsinn, der sich auf der Bühne des Gallus Theaters abspielt. "Mr. Pilks Irrenhaus", eine Satire des britischen Autors Ken Campbell, ist die erste Premiere in der neuen Spielzeit des Theaters in der Krifteler Straße 55. Die verwirrten Alltags-Phantasien des Mr. Pilk werden vom Tra Theater unter Regie von Stefan Maurer inszeniert. Auf die Vorstellung am heutigen Donnerstag, 3. September, folgen weitere Aufführungen ab Mittwoch, 9. September, jeweils um 20.30 Uhr.
Als Wiederaufnahme aus der vergangenen Saison zeigen die Frankfurter Spielfrauen ihre aktuelle Eigenproduktion "Das Drama des betagten Kindes - der Charme ist vorbei". Zwei Termine gibt es im September-Programm: am Freitag, 4., und Samstag, 5. September, ebenfalls um 20.30 Uhr. two
FRANKFURT A. M. "Geschichten aus dem Rucksack" bringt der Ein-Mann-Theaterbetrieb von Billy Bernhard mit zum Auftakt des Kinderprogramms der neuen Saison im Gallus-Theater (Krifteler Straße 55).
Am kommenden Samstag, 5. September, tritt der Puppenspieler mit zwei neuen Kurzgeschichten vor sein junges Publikum - gedacht ist das für Kinder ab vier Jahren. Beginn der Vorstellung ist um 15 Uhr.
Am gleichen Tag stellt sich das renommierte Klappmaul-Theater - für alle, die es tatsächlich noch nicht kennen - im Freien Theaterhaus vor (Schützenstraße 12).
Ab 11 Uhr wird zum Tag der offenen Tür eingeladen, gegen 15 Uhr gibt es das Stück "Die Nähmaschine" zu sehen (für Kinder ab vier Jahren), und ab 20 Uhr wird die "Nacht der offenen Tür" eingeläutet.
Und dann wird auch dort eine weitere Ausgabe des "Spätlese"-Programms der großen Klappmäuler angekündigt.
Gleiches Programm am kommenden Sonntag, 6. September: Offene Türen in der Schützenstraße ab 11 Uhr, um 15 Uhr spielt die fröhlich klappernde "Nähmaschine". two
FRANKFURT-SÜD. Der Anschluß an die Autobahn A 5 an der Grenze zwischen Niederrad und Goldstein soll vervollständigt werden. Lange ist über den Autobahnzubringer diskutiert worden, jetzt liegt der Bebauungsplan für eine Auffahrt in Fahrtrichtung Norden (Niederräder Seite der A 5) aus. Noch bis Montag, 14. September, können interessierte Bürger den Bebauungsplan 554 montags bis freitags in der Zeit von 8 bis 12 Uhr und von 13 bis 15 Uhr im Technischen Rathaus, Braubachstraße 15, Raum 19, einsehen. Dort können auch Einwendungen gegen den Plan zu Protokoll gegeben werden. Der Magistrat hat dem Gesetz zufolge die Bedenken und Anregungen zu prüfen und das Ergebnis mitzuteilen.
Im einzelnen plant der Magistrat, die auf der Niederräder Seite der A 5 bereits bestehende Rampe für Fahrzeuge, die die Autobahn verlassen möchten, zu einem Vollanschluß umzubauen. Dann können sich dort Fahrzeuge mit dem Fahrtziel Norden in den Verkehr einfädeln und müssen nicht mehr einen rund fünf Kilometer langen Umweg über das stark belastete Frankfurter Kreuz in Kauf nehmen.
In der Mitte des entstehenden "Ohres" des Autobahnzubringers will die Stadt Frankfurt 200 Parkplätze einrichten, die jedoch den Angestellten der nahegelegenen Firma AEG vorbehalten bleiben. Die Stadt benötigte für den Zubringer Grundstücke aus dem Besitz der AEG, so daß die Firma Bedingungen an den Verkauf des Geländes stellen konnte.
Hinsichtlich des Umweltschutzes sieht der Magistrat keinen Handlungsbedarf - die Situation entlang der A 5 ist ohnehin sehr schlecht. So schreibt der Magistrat in der Begründung zum Bebauungsplan: "Der enorm hohe Lärm- und Abgaspegel der bestehenden A 5 wird durch die zusätzliche neue Auffahrt nicht feststellbar erhöht."
Die Umbaukosten der Rampe werden etwa drei Millionen Mark betragen. Wann diese neue Auffahrt tatsächlich fertiggestellt wird, weiß noch niemand genau zu sagen - Schätzungen gehen vom Jahr 1995 aus.
Für den Ausbau des Zubringer hat sich insbesondere die Interessengemeinschaft der Firmen in der Bürostadt eingesetzt. Ihr Argument: Die Bürostadt sei in den sechziger Jahren für eine Erschließung mit dem Auto geplant worden, der Bau sei jetzt immer noch erforderlich. Auch die Anwohner Niederrads sollen von der geplanten Auffahrt profitieren: Bislang muß jeder, der zum Westkreuz will oder von dort kommt, entweder den Umweg über das Frankfurter Kreuz in Kauf nehmen oder die Autobahn ganz meiden. Entscheidet sich der Fahrer für den Umweg durch die Stadt, dann wälzt sich der Verkehr zuallererst durch Niederrad - sei es auf der Niederräder Uferstraße oder auf Schleichwegen durch die Goldsteinstraße, die Bruchfeldstraße oder die Adolf-Miersch-Straße. Daher wird von den Anwohnern auch keine Proteste gegen den Ausbau der Anschlußstelle Niederrad erwartet.
Ganz anders sieht die Situation auf der Goldsteiner Seite der A 5 aus. Auch hier gibt es Überlegungen, die bislang bestehende Autobahnauffahrt Richtung Süden zu einem Vollanschluß auszubauen.
Im Unterschied zur Niederräder Seite - im Gewerbegebiet war noch "Luft" für den Anschluß - gibt es in Goldstein erhebliche Platzprobleme. Da ist die Wohnbevölkerung, vor allem entlang der "Morgenzeile", die sich gegen den Autobahnanschluß in ihrem Garten wehrt. Überlegungen, die Abfahrt weiter Richtung Süden zu verschieben, stoßen auf die Proteste von Kleingärtnern und Sportvereinen, die hier ihre Anlagen haben. Südlich der Straßburger Straße beginnt der Stadtwald und es dürfte politisch kaum durchsetzbar sein, dort Bäume für eine Autobahnabfahrt zu fällen. kan
FRANKFURT A. M. "Ich darf mit dieser Karte beinahe überall hin", sagt Pfarrer Keith Chamberlain noch ein wenig erstaunt über den Mitarbeiterausweis an seinem Hosenbund, der ihm auf dem Frankfurter Flughafen Tür und Tor öffnet. Auch an den "Buchstabensalat", der von Insidern benutzt wird, um die einzelnen Abteilungen auseinanderzuhalten, hat er sich noch nicht gewöhnt.
Seit Mitte Juli arbeitet der ehemalige Pfarrer der Kirchengemeinde Am Bügel in der Flughafenseelsorge auf der "Empore Mitte, Abflughalle B Inland". Dennoch ist der Andachtsraum, der den Angehörigen aller Religionen zur Verfügung steht, in dem Durcheinander des Flughafens leicht zu finden: Überall weisen Leuchtschilder den Weg zu der Flughafenkirche, die zwischen der "Delta Bussiness Class Lounge" und einem bislang namenlosen Raum liegt.
Was ist für den 60jährigen Theologen der größte Unterschied zur Arbeit Am Bügel? "Die Gemeinde war klein und übersichtlich und wir hatten eine weniger formelle Atmosphäre", sagt Chamberlain, und es ist ihm anzumerken, daß er sich an das "Siezen" der Mitarbeiterinnen in den kleinen Büros neben der Kapelle noch nicht gewöhnt hat.
Er steht auf und zeigt auf ein Schema: "Die Flughafen AG hat 12 000 Mitarbeiter, am Flughafen selbst arbeiten insgesamt 54 000 Menschen und täglich haben wir hier 90 000 Passagiere." Wie will er all diese Menschen betreuen? Chamberlain hat seine Aufgaben in vier Punkte eingeteilt: Erstens wird er einen evangelischen Gottesdienst an Sonn- und Feiertagen anbieten. Zweitens will er Reisende seelsorgerisch betreuen. "Viele, die hier vorbeikommen, haben Probleme." Drittens will er für vier Tage bei den "Partnern" vom Flughafen-Sozialdienst hospitieren, die etwa 100 Meter weiter ihre Büros haben.
Dabei wird eine seiner Stärken voll zur Geltung kommen: Chamberlain fällt es leicht, einen persönlichen "Draht" zu Menschen aufzubauen. Diese Fähigkeit braucht er, wenn er morgens einen "psychisch erschöpften und desorientierten Menschen" auf dem Sofa in seinem Arbeitszimmer vorfindet, der dort über Nacht einquartiert wurde. Die Grenze des Machbaren ist aber erreicht, wenn etwa ein chinesischer Flüchtling um Asyl bittet, kein Deutsch spricht und mit Peking telefonieren will. Dann ist wieder der Flughafen-Sozialdienst gefragt.
Ein wesentlicher Punkt des Programms von Keith Chamberlain: die Arbeit mit den Beschäftigten des Flughafens. Bis Ende des Jahres will er sich Zeit lassen, "die Arbeitsabläufe kennenzulernen". Dann wird er Bildungsurlaubseminare für bestimmte Zielgruppen anbieten. Dabei denkt er vor allem an die Vorruheständler, die sich "vorkommen wie auf dem Abstellgleis", und die Alleinerziehenden, denn "die haben immer Schwierigkeiten, ihr Leben zusammenzuhalten". Es juckt ihn auch, die Lufthansa-Mitarbeiter zu unterstützen, denn hier stehen Entlassungen bevor. Aber er sieht ein, daß er auf dem riesigen Flughafen nicht überall zugleich eingreifen kann: "Ich kann hier nur exemplarisch arbeiten."
Die Kapelle arbeitet unter dem Symbol der fünf Weltreligionen, doch katholischer Einfluß ist unübersehbar: Marienbilder und Weihrauch. 20 Jahre arbeitete der katholische Pater Walter Maader auf dem Flughafen, seine "Präsenz ist unglaublich, er ist eine Institution", lobt Chamberlain. Keine Konkurrenz zwischen den beiden Geistlichen? Er lacht: "Ich will nicht versuchen, der evangelische Flughafenpfarrer zu sein. Meine Arbeitsschwerpunkte liegen woanders." kan
WEHRHEIM/NEU-ANSPACH. Hunderte von Frauen und Männern verfolgen dasselbe Ziel. Den Kopf im Nacken ist aller Blick erwartungsvoll gen Himmel gerichtet, vielfach durch Ferngläser verstärkt. Eine Stimme schwebt über ihnen und kündet von Wendepunkten: "Ein Turn, Trudeln, und danach kommt ein Looping." Der Augen Ziel ist ein kleines Segelflugzeug. Im Licht glänzend dreht es lautlos seine Kreise und Rollen. Kunstflugvorführung auf dem Obernhainer Flugplatz.
Gut 500 Autos stehen auf den nahen Stoppelfeldern, abfahrende werden sofort durch neue ersetzt. Fußgänger und Radfahrer strömen in langen Reihen gen Flugfeld. Tausende von Zuschauern haben am Sonntag das Flugplatzfest des Bad Homburger Luftsportclubs zum Abschluß der Deutschen Segelkunstflug- Meisterschaft besucht.
"Guck' mal, wie der hier angewinkelt ist für die Landung." Fachmännisch klopft der Mann gegen die Plastikhaut des "Streichelflugzeugs". Kinder drängen sich um das Cockpit, Väter fachsimpeln mit dem Piloten über "generelle Sprechfunkfrequenzen", "Sollbruchstellen" und "Steuerung der Längsachse". Der Junge, der nach langem Schlangestehen endlich im Pilotensitz Platz nehmen durfte, zieht den Steuerknüppel zum Körper. "Ja, so einfach geht Fliegen", versichert ihm der Pilot, zumindest solange das Flugzeug fest auf dem Boden liegt.
Die Rundflüge mit Heißluftballon, Motor- und Segelflieger sind derweil nämlich eingestellt worden, zur Schonung der Passagiere. "Es ist ziemlich bockig geworden", erklärt der Kommentator. Die startenden und landenden Vorführmaschinen flattern heftiger im Wind.
Auf dem Platz herrscht die lockere Stimmung eines Familienfests. Gruppen sitzen bei Bier, Bratwurst und Quetschekuchen plaudernd im Gras, Kinder nekken Eltern mit Blumengekitzel. Dazwischen spielen junge Hunde, beschwingter Jazz erfüllt die Luft.
"Es sieht spielerisch leicht aus, wie Falk das macht", lobt der Kommentator derweil die Vorführung von Falk Weinreich am Himmel. Auch bei der Meisterschaft flog das Trio des Homburger Luftsportclubs überraschend kunstvoll vorn mit. Mit einem neunten Platz verfehlte Reiner Biba gar nur knapp die Teilnahme an der nächsten Weltmeisterschaft. Jetzt schwebt Weinreich zur Landung heran. Applaus brandet auf. Die Augen richten sich wieder zu Boden. stk
Wenn das Sprichwort "nomen est omen" zutrifft, dann müßte er wüst, verlassen und langweilig sein - der Oeder Weg. Denn das verstehen wir im heutigen Sprachgebrauch unter dem Eigenschaftswort "öde". Nun wissen aber nicht nur Kenner dieser Straße, keine dieser Eigenschaften paßt auf die beliebte Einkaufsmeile im Frankfurter Nordend - im Gegenteil. Wie also kommt das Pflaster, auf dem es heutzutage so quirlig und belebt zugeht, zu seinem öden Namen?
Naheliegende Lösung: der Oeder Weg war, als er 1846 offiziell so benannt wurde, tatsächlich eine eher unwichtige Ausfallstraße. Und der üppige Baumbestand, der die Straße in Richtung Norden flankiert, hat ihr womöglich einen ländlich- provinziellen Charakter verliehen - "öde" für den Frankfurter Großstadtyuppie von anno dazumal . . . Alles falsch.
Der Name hat einen ganz anderen Ursprung: Die Straße führte zum Holzhaus'schen Gut, das "die Oed" genannt wurde. Der Oeder Weg verband die Stadt mit dem schmucken Wasserschlößchen, dem Sitz des alten Frankfurter Patrizier- Geschlechtes. 1398 ist die "große Oede" zum ersten Mal urkundlich erwähnt, im Jahre 1503 hat sich die Sippe derer von Holzhausen eben dort niedergelassen.
Die Familie hat die Stadt Frankfurt nachhaltig geprägt: 67 Bürgermeister trugen den Namen Holzhausen, viele machten sich als Förderer von Wissenschaft und Kunst verdient, oder taten sich als großzügige Stifter hervor - der bekannteste unter ihnen sicherlich Adolph von Holzhausen (1866 bis 1923), der die "Holzhausen Oede" der Stadt vermachte.
Überlieferungen zeugen allerdings davon, daß das Leben im Schloß keineswegs "öde" war: " . . . steht dies gastlich Haus, ringsum das Wasser der Quelle und in friedlicher Ruh Wiesen und Waldungen umher, alles zumal den Musen geweiht und dem fröhlichen Bacchus . . .", beschrieb der Dichter Jakob Micyllus, der um 1550 hier zu Gast war, das gesellige Treiben auf dem Herrensitz.
Bei des Rätsels Lösung, woher nun der Name "Oede" kommt, scheiden sich die Geister. Historiker bieten drei mögliche Varianten an: Eine will den Namen mit der Entfernung der Stadt zum Wasserschlößchen begründen. Auch heute noch bezeichne man einen einsam gelegenen Hof als "Einödhof". Eine andere Erklärung lautet, im Mittelalter nannte man ein von Wassergräben umgebenes Herrschaftshaus "Oede". Die dritte Variante schließlich behauptet, das Wort "Oede" habe seinen Ursprung in dem germanischen Wort "Odal", die Bezeichnung für ein vererbbares Stammgut. Wie auch immer: "Öde" ist es jedenfalls im Oeder Weg zu keiner Zeit zugegangen - daran hat sich bis heute nichts geändert.
GALLUS. Mit einem Mittagessen begann und endete das gemeinsame Wochenende in Frankfurt, das die Betriebssportgruppe der Eckenheimer Straßenbahner mit ihren 54 Kollegen aus Dortmund verbrachten.
Freitag nachmittag waren die Westdeutschen mit zwei Bussen in Frankfurt angekommen. Die Gastgeber hatten ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt.
Am Abend kurvten sie mit dem Ebbelwei-Express drei Stunden lang kreuz und quer durch Frankfurt - und nicht nur das Stöffche kam bei der Reisegruppe aus dem Westfälischen an.
Samstag vormittag war eine Stadtbesichtigung angesagt. Allein oder in Gruppen durchstreiften die Straßenbahner des Betriebshofes Dorstfeld die fremde Stadt.
Um 14 Uhr begann das Fußball-Turnier auf den Plätzen der Sportgemeinschaft 28. Der Verein war 1954 von Straßenbahnern gegründet worden. Von den etwa 700 Mitgliedern der SG 28 sind heute noch gut 550 Straßenbahner.
Sieger des Turniers wurde die erste Mannschaft der Eckenheimer. Sie gewannen das Endspiel mit 4:1 gegen die Dortmunder. Ihren Erfolg feierten die Frankfurter Kicker gemeinsam mit den Dortmundern im Saal der Stadtwerke am Börneplatz.
Die Musikkapelle "Allegros",der Sänger Ossi Troger und eine Playback-Show sorgten für einen abwechslungsreichen Abend. Zum Abschluß gab's am Sonntag noch einen Frühschoppen und ein gemeinsames Mittagessen.
Reinhard Arlt, Vorstandsmitglied und zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit der Dorstfelder, war zufrieden: "Es wird uns schwer fallen solche tollen Tage in Dortmund zu wiederholen."
Das wird die Zukunft zeigen: Am letzten August-Wochenende im nächsten Jahr ist ein Gegenbesuch der Frankfurter in Dorstfeld geplant. ara
BOCKENHEIM. Am Anfang des elften Falkstraßenfests spielte der Posaunenchor der evangelischen Markuskirche, am Ende dröhnte es in der Disco und zwischendrin gab es alles was zu einem guten Straßenfest gehört: Essen, Musik, Akrobatik, Information und viele, viele Gäste.
Zwischen der Juliusstraße und der Straße Am Weingarten hatten Anwohner der Falkstraße, das Internationale Familienzentrum, der armenische Kulturverein, das Frauenzentrum, die Markusgemeinde und die Bürgerinitiative "verkehrsberuhigte Falkstraße" ein multikulturelles Menü vorbereitet.
Es gab: Frühlingsrolle mit New Orleans Jazz von den "Red Hot Beans", koreanische Gemüsepfannkuchen mit Afro-Latin-Funk von "Kick la Luna", einer reinen Frauengruppe, und palästinensische Falafel mit Cajun-Blues-Folk von der "Chikken Combo". Etwas fürs Auge bot die Frankfurter Akrobatikgruppe "Die Gaukler". An der "größten Überwasser- Delphin-Show Europas" erfreuten sie nicht nur die zahlreichen Kinder. Wer eher wegen geistiger Nahrung gekommen war, wurde ebenfalls nicht enttäuscht. Verschiedene Initiativen hatten Info-Stände aufgebaut. Eine Integrierte Gesamtschule (IGS) für Bockenheim forderte die Initiative Bockenheim / Kuhwald / Westend. Begründung: Wenn die City-West entsteht, und das Gelände des Battelle Instituts bebaut ist, wird noch eine Schule benötigt - eine IGS nach Ansicht der Gruppierung.
Die "Freundschaftsinitiative Nahost", informierte auf Schautafeln über die Konflikte zwischen Israelis und Palästinensern. Der Erlös aus dem Verkauf von vegetarischen Falafeln kommt zwei Friedensprojekten zugute - eins in Haifa, das andere in Ost-Jerusalem.
Auch der rote Boxhandschuh der Aktion "Frauen nehmen sich die Stadt" war auf Plakaten präsent. Doch es blieb natürlich friedlich rund um den Stand.
Wenige Meter weiter wurden Bärte von Mitarbeitern eines Friseursalons abrasiert, und es gab haarscharfe Typen- oder Farbberatung. Gegenüber lief das Spülmobil auf vollen Touren. Schließlich wurden die Speisen auf Porzellan und die Getränke im Glas gereicht.
Am Sektstand sagte Ingrid Kaiser, eine der Organisatorinnen: "Die Stimmung ist hervorragend und das Programm geht reibungslos über die Bühne." Die Gewinne des Fests erhalten die Markusgemeinde und das Internationale Familienzentrum. Für dieses Jahr beendete "Jay's Palace" mit Rock im Gemeindesaal das Spektakel. Für das Falkstraßenfest '93 beginnen demnächst die Planungen. ara
Hunderttausende . . .
Exotisches war angesagt bei diesem Museumsuferfest, von den chinesischen Löwentänzern bis zu den bulgarischen Volkmusikanten. Beim "Tigerpalast" jonglierte Ernesto Montego, Cyntia sang "Georgia, my sweet Georgia", und Jeff Sheridan zeigte magische Tricks. Exotik - das galt sogar für ein klassisch deutsches "Unternehmen": die Polizei. "Hier, Philipp", rief eine Mutter ihren Sprößling und zeigte auf die patrouillierenden englischen Bobbies und französischen Flics, "schau Dir die Kostüme mal an!" Doch die vielbestaunten Polizisten aus Lyon oder Birmingham, Mailand oder Oslo waren echt und halfen ihren deutschen Kollegen bei der Kontrolle.
Mohammed Mounir machte Ethno-Pop auf der Bühne im Museumspark. Musik wie starker Tee mit fünf Stück Zucker. Ein gemischtes Publikum: Der Mann aus Italien tanzte seinem Sohn im Kinderwagen etwas vor, zwei Rentner tippelten am Gehstock über den Rasen, die Japanerin und die Afrikanerin verband die schwarze Sonnenbrille. Schon "wegen Rostock" fand der Moderator das gut.
Die Stadtstreicher unter der Brücke erlebten drei Tage lang, wie Zehntausende durch ihr Matratzen- und Barrackenlager stiefelten. Sie werden wohl erst am Sonntag um Mitternacht, wenn das Fest ausgeklungen ist, wieder zur Ruhe gekommen sein. Was soll's. Für Kulturamtsleiter Frank Mußmann ist der "Imagefaktor" Frankfurts wieder um ein paar Punkte gestiegen.
Mit Verspätung setzte sich am Krautgartenweg ein Mini-Kerwezug durch den Ortskern von Niederursel in Bewegung, diesmal nicht von der Polizei geleitet - auch die kam zu spät. Auch ohne Uniformierte bewahrten Autofahrer hinter dem Zug im Schrittempo Geduld. So erreichten die 17 Spielleute des Bonameser Fanfarencorps mit "Lady Beach", eine Zweispänner-Kutsche mit Prominenten, die Kerweburschen mit ihrem Baumschlepper und neun Aktive des Reitervereins - hoch zu Roß - problemlos das Festzeltgelände der Freiwilligen Feuerwehr im Dorfwiesenweg. In 108 Sekunden wuchteten zehn Kerweburschen mit Traktorenunterstützung (Werner Wentzel) den 15,2 Meter langen Kerwebaum in die Senkrechte. Etwa 300 Schaulustige klatschten verdienten Beifall. "Der Rekord liegt bei 81 Sekunden", klärte Stadtbezirksvorsteher Erwin Emge auf.
Bürgervereinsvorsitzender Dieter Himmelreich eröffnete mit Schirmherr Andreas Stein Frankfurts kleinste Kerb. Tüchtig gefeiert wurde im Festzelt der Brandschützer, wo die "Zabelsteiner Buam" und die "City Music" zum Tanz aufspielten. Bereits am Freitag herrschte bei der Disco-Night beste Stimmung.
Im idyllischen Ortskern drehte sich fast pausenlos ein modernes Kinderkarussell, erlebte man buntes Kerwetreiben auch bei den Fußballern, den Kleintierzüchtern, bei Gerhard Gebhart und anderswo. Zum traditionellen Kerwe-Volksradfahren der TSG 98 Nordwest kamen rund 300 "Drahteselreiter". Sportdezernentin Sylvia Schenk spielte Glücksfee bei der Verlosung eines von der BfG- Bank gestifteten Fahrrads. dixi
Bei den Leichtathletik-Meisterschaften der hessischen und thüringischen Juniorinnen und Junioren im Steigerwald-Stadion in Erfurt gab es für eine Reihe Frankfurter Athletinnen und Athleten Titel. Bei den Junioren ragte Klaus- Peter Hainbach (Eintracht Frankfurt) heraus, der sich im Kugelstoßen auf 17,17 m steigerte und damit ebenso unangefochten Meister wurde, wie im Diskuswerfen mit 49,46 m. Kristofer Lamos von der LG Frankfurt übersprang im Hochsprung 2,19 Meter und errang damit den Titel wie auch Klubkollege Charles Friedek, der 15,49 im Dreisprung erreichte. Schließlich ging der Titel im Speerwerfen mit 65,82 m an Frank Lösl von der LG Frankfurt. ch
BONN. 30. August (KNA). Zu gemeinsamen Gottesdiensten und anderen Veranstaltungen mit Ausländern, Aussiedlern und Flüchtlingen haben die katholische, die evangelische und die griechisch-orthodoxe Kirche in Deutschland aufgerufen. Gewalt an Ausländern "in einem solchen Ausmaß haben wir nicht für möglich gehalten", heißt es in einem Gemeinsamen Wort des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Karl Lehmann, des Vorsitzenden des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Klaus Engelhardt, und des Griechisch-Orthodoxen Metropoliten in Deutschland, Augoustinos, zur Woche der ausländischen Mitbürger.
Unter dem Motto "Viele Kulturen - eine Zukunft" ist sie vom 27. September bis 3. Oktober bundesweit geplant. Christen seien dazu aufgerufen, den Fremden zur Seite zu stehen, aber auch Ängste von Einheimischen überwinden zu helfen, heißt es in der Erklärung.
Eine vollbepackte Einkaufstüte in der rechten, ein kleines Mädchen an der linken Hand geht eine Frau zielstrebig den unteren Oeder Weg entlang. Plötzlich hält sie inne: "Mensch, da fällt mir ein, ich brauch' ja noch eine Geburtstagskarte", murmelt sie halb zu sich selbst, halb zu ihrer Tochter gewandt. Ihr Blick schweift kurz suchend umher, wird fündig: "Ah, da drüben ist ja ein Schreibwarenladen." Kurzentschlossen ändern die beiden ihre Laufrichtung, schauen einmal nach rechts und überqueren dann zügig, aber ohne Hast, die Straße.
Eine Szene, die noch vor wenigen Wochen undenkbar gewesen wäre. Da wälzten sich noch die Blechlawinen durch den Oeder Weg, rollten zu den Spitzenzeiten bis zu 1300 Autos pro Stunde durch den Stadtteil. Seit die Zufahrt zum Oeder Weg aus Richtung Innenstadt gesperrt ist, hat sich der früher erdrückende Verkehr in der Straße erheblich vermindert.
Das wissen nicht nur die verkehrsgebeutelten Anwohner zu schätzen. Auch für viele Kunden hat die beliebte Einkaufsmeile dazugewonnen. Früher, erzählt eine ältere Dame, früher habe sie sich immer einen genauen Plan machen müssen, wann sie auf welcher Seite was einkaufen wollte. "Ei, bei den viele Autos mußt' mer ja sprinte könne, wie en junger Bursch, wenn mer über die Gass' wollt." Und wenn es auch übertrieben wäre, den Oeder Weg nun als Fußgängerzone zu bezeichnen, so ist es inzwischen doch möglich, sich die Einkaufsstraße des Nordends im Zickzack zu erobern.
Wer sich auf die "Seitensprünge" einläßt, dem wird bald klar, was den eigentümlichen Reiz dieser Straße ausmacht: Der Oeder Weg ist "echt frankforterisch", er vereint all die typischen Merkmale der widersprüchlichen Stadt am Main in einer einzigen Straße.
Hier harmoniert die moderne Architektur des 20. Jahrhunderts mit romantischen Vorkriegsbauten, Großstadtflair und provinzielle Enge gehen Hand in Hand, ungeniert vermischen sich Kultur und Kommerz, Verkehr und Verzehr, Business und Beauty. Es ist, als ob die Gasse um ihre charmante Atmosphäre weiß: Wer den Oeder Weg betritt, dem scheint eine augenzwinkernde Einladung entgegenzuflüstern: Komm', schau doch mal.
Und zu schauen gibt es jede Menge: Fast 100 Geschäfte bieten Waren, Dienstleistungen und Genüsse aller Art feil. Von Süden aus betrachtet, vorbei am Volksbildungsheim, drängen sich die Geschäfte dicht an dicht: Computerfreaks können sich hier mit Hard- und Software eindecken, die Urlaubsfotos werden hier entwickelt, in einem Schaufenster glitzern verführerisch Broschen und Halsketten, Briefmarkensammler finden hier Kostbarkeiten, ebenso die Ratlosen, die auf der Suche nach einem passenden Geschenk sind: vielleicht eine Uhr?.
"Zeitlos" muß kein Passant über den Oeder Weg flanieren: Eine weithin sichtbare Uhr signalisiert, ob die Geschäfte gleich schließen oder ob doch noch Zeit zum Bummeln bleibt. Zeitlos schick hingegen sind viele Kostüme und Anzüge, die an den Schaufensterpuppen zu bewundern sind.
Zahlreiche Boutiquen halten eine Auswahl bereit, die auch den ausgefallenen Geschmack befriedigt: Ob Klamotten aus "zweiter Hand" oder Designer-Jeans, ob eleganter Pelzmantel oder kecker Kinderoverall, ob das ewig-schicke "kleine Schwarze" oder eine schrill bedruckte Krawatte - im Oeder Weg werden jung und alt fündig, kommt die Dame von Welt ebenso zum Zug wie der modebewußte Trendsetter. Wer will, kann sich seine Lebenseinstellung sogar demonstrativ aufs T-Shirt drucken lassen - Sprüche wie "Arbeit ist süß; ich bin Diabetiker" und andere Bekenntnisse kann man so sichtbar zur Schau tragen.
Fehlt zum Cocktailkleid das passende Schuhwerk? Kein Problem: Hochhackige Pumps mit Pfennigabsätzen gehören zum Angebot, die Herren können sich in italienischen Slippern in die kommende Ballsaison stürzen.
Wer sein Äußeres komplett, sozusagen von Kopf bis Fuß verändern will, ist hier genau richtig. Zwar ist der alte hessische "Frisör" augenscheinlich ausgestorben, doch dafür kann man im Oeder Weg zwischen "Hair-Designer", "Coiffeur", "Haarstudio", "Hairstylist" oder "Frisiersalon" wählen. Verschiedene Kosmetikinstitute, Drogerien und Parfümerien halten dann noch das i-Tüpfelchen für die "Schönheitskur" bereit.
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FRANKFURT A. M. Die kleine Fatima übte schon mal fleißig am Schlagzeug, während Gemeindepädagogin Elli Kleinitz und die beiden Referentinnen des evangelischen Stadtjugendpfarramtes noch Instrumente aus dem Keller holten, Schrauben festdrehten und die Bespannung der Kongas überprüften. Doch bald danach konnte es losgehen. Jede der zwölf Teilnehmerinnen am Percussion- und Schlagzeugworkshop für Mädchen in der Niederräder Paul-Gerhardt-Gemeinde bekam ein Schlägel in die Hand.
In Zusammenarbeit des Stadtjugendpfarramtes - das auch den Großteil der Instrumente zur Verfügung gestellt hatte - mit den Gemeinden war der vierstündige Kurs organisiert worden. Eingeladen waren Mädchen und Frauen aus dem gesamten Stadtgebiet. "Bei früheren Percussion-Workshops haben sich die Jungen immer vorgedrängelt, die Mädchen kamen kaum an die Instrumente", berichtet Elli Kleinitz. Deswegen habe man sich entschlossen, den Kurs diesmal nur für Mädchen anzubieten. Erklärtes Ziel des Nachmittags: ein Samba. Bis das funktionierte, übten die beiden Musikerinnen erstmal einen einfachen Grundrhythmus und Schlagtechnik mit den Mädchen. Anfangs holprig, entwickelte sich immer mehr ein homogener Klang.
Es war schön zu sehen, wie die Teilnehmerinnen bald ihre Schüchternheit ablegten und sich mit dem Schlagzeug, den Trommeln, Becken und Kongas vertraut machten. Nach und nach wurden weitere Rhythmusinstrumente wie Rassel, Kuhglocke und Maracas hinzugefügt. Der Klang verdichtete sich, wurde flexibler. Um Abwechslung zu gewährleisten, durfte jedes Mädchen einmal auf allen Instrumenten spielen. Manch eine ging dabei so konzentriert zu Werke, daß sie gar nicht bemerkte, was um sie herum passierte, beispielsweise wenn der Rhythmus variiert wurde.
Aber das war nicht schlimm, stand doch der vermittelnde Aspekt im Vordergrund. Insgesamt war es ein Riesenspaß für die jungen Mädchen. Leider, das bemerkte auch Elli Kleinitz, die in der Paul- Gerhardt-Gemeinde für die Kinder- und Jugendarbeit zuständig ist, sei die Beteiligung am Workshop etwas enttäuschend. "Einige haben sich noch kurzfristig abgemeldet, und bei diesem Wetter gehen viele lieber ins Freibad."
Die aber verpaßten einen recht flotten Samba. Mit Begeisterung und Freude musizierten die Mädchen diesen Tanz und bewiesen, wie schön und eigentlich leicht erlernbar Musik sein kann. Eine Fortsetzung solcher Aktivitäten ist sicherlich wünschenswert. jot
BORNHEIM. Titel machen neugierig. Wenn eine Malerin ihre neuesten Bilder der Öffentlichkeit zeigt und als Überschrift "Anmerkungen zum Stellenwert subjektiver Wahrnehmung" wählt, stellt sich eine Verbindung zur bildenden Kunst nicht von alleine her. Deswegen hat die Frankfurter Künstlerin Herta Altmann eine Schrift verfaßt, die dem Besucher der Ausstellung als Hilfestellung dient und ihre Ideen erläutert.
"Schon eine kleine Änderung der Perspektive verändert die Welt", schreibt die studierte Germanistin - Thema der Magisterarbeit: Tannhäuser - in ihrer Anleitung. Ganz im Sinne dieses Satzes können die Werke verstanden werden, die zur Zeit in der Kulturwerkstatt im Germaniabunker zu sehen sind. Exponate, deren Farbgewalt den Betrachter bisweilen "erschlägt" und in ihren Bann zieht; die deutlich zeigen, wie verschiebbar und subjektiv Realität ist.
Herta Altmann arbeitet mit lediglich drei Grundfarben: Rot, Gelb, Ultramarin. Die Mischtechnik - die Künstlerin verwendet Tempera- und Aquarellfarben auf Papier - ermöglicht es ihr, sowohl auf bereits Gemaltes etwas draufzusetzen, als auch Farbtöne miteinander zu vermengen. Was entsteht, ist eine Art scheinbar wahllos ineinanderfließender Strukturen, die wie im Bild "Indiskretion" (eine Figur, umgeben von diabolisch flammenden Zungen), "Einladung zum Tanz" oder in "Changing the mood" die Gegenständlichkeit streifen.
Genau das meint der Titel der Ausstellung: Nichts ist, trotz des konventionellen Bildaufbaus, eindeutig wahrnehmbar und erkennbar. Realität ist aufgelöst zugunsten einer Vielwertigkeit. Denn, so Herta Altmanns Botschaft: "Alles ist anfechtbar." Sie meint das nicht ideologisch, eher lebensphilosophisch. Malen dient ihr als ganz subjektive Wahrheitsfindung, ist Prozeß des Abschaltens vom inneren Monolog.
Dazu paßt, daß sie ihren in den letzten zwei Jahren entstandenen Gouachen erst nachträglich Titel verliehen hat, deren Bedeutung nicht für jedermann zu erfassen ist (und auch nicht sein soll). Eher rühren solche Deskriptionen wie "In den Schatten liegt eine Bedeutung der Dinge" (eines der stärksten Werke der Ausstellung), oder "Reise nach Fantasia oder Stepping out of Babylon" an die Subjektivität der Empfindung.
So eindringlich die größeren Exponate sind, die Miniaturen (ohne Titel) fallen etwas ab, geben nur schwache Konturen, vermitteln keinen wirklichen Eindruck und gleichen eher Vorübungen zu den kraftvollen Großformaten. Ein Werk fällt formal ganz aus dem Zyklus heraus, ist zugleich vielleicht das gelungenste und verständlichste: "Der Stein des Weisen fällt manchmal nach oben". Eine umfunktionierte Küchenuhr, die im Sekundentakt, kaum wahrnehmbar, sich bewegt und die gemalten Linien und Formen verschiebt: So "klettert" der angedeutete Stein nach oben.
Da schließt sich der Kreis; es sei wichtig, Gegebenheiten nie als selbstverständlich hinzunehmen, meint Herta Altmann. "Alles geht auch anders." Ganz in diesem Sinne ist auch ihre neueste Idee zu verstehen. "Ich will etwas schreiben, ohne wahnsinnigen künstlerischen Anspruch." Man darf auch darauf gespannt sein.
Die Ausstellung "Anmerkungen zum Stellenwert subjektiver Wahrnehmung" ist in der Kulturwerkstatt, Germaniastraße 89, noch bis Donnerstag, 17. September, montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr, geöffnet. jot
"Afrika" ist nicht nur ein geographischer Begriff. In diesem Jahr, in dem jener schicksalhaften Reise gedacht wird, auf der Kolumbus vor fünfhundert Jahren den Grundstein dafür legte, was der britische Geschichtswissenschaftler Lord Acton euphemistisch die "Vereinigung der Welt" nannte, ist es angebracht, daran zu erinnern, daß Afrika vor allem eines der vielen Nebenprodukte der imperialistischen Eroberung durch den Kolonialismus und einer weltweiten kapitalistischen Ausbeutung großen Stils ist. Afrika ist, genau gesagt, in erster Linie das Ergebnis des Widerstandes der Völker des Kontinents gegen den unmenschlichen Prozeß der "Expansion Europas". Die Entstehung des gemeinsamen Bewußtseins, Afrikaner zu sein, ist auf den Sklavenhandel über den Atlantik zurückzuführen, den ein anderer britischer Historiker, Reginald Coupland, zutreffend als "das größte Verbrechen in der Geschichte" bezeichnet, sowie auf die Tatsache, daß die Völker Afrikas und der afrikanischen Diaspora die Hauptopfer des Rassismus in der Welt waren und sind.
Heute dehnen die Weitsichtigsten unter uns den Begriff "afrikanisch" mit der geistigen Großherzigkeit, die so oft das Ergebnis extremen Leidens ist, auf all jene aus, die - ungeachtet ihrer geographischen Zugehörigkeit - eine echte Verpflichtung gegenüber dem afrikanischen Kontinent empfinden und sich voll und ganz mit dem Leid und dem Kampf der Menschen identifizieren. Wie Okelo in dem jüngsten Film von Mira Nair, "Mississippi Masala", so vertreten auch wir nach wie vor den Standpunkt, daß Afrika den Afrikanern gehört, aber im Gegensatz zu ihm beschränken wir diese Forderung nicht auf die "schwarzen Afrikaner". Das Anliegen dieses Vortrags ist es, deutlich zu machen, daß aufgrund des großen Leids, das Afrika zu erdulden hat, eine neue Weltordnung aus Afrika heraus entstehen wird - so wenig wahrscheinlich dies zum gegenwärtigen Zeitpunkt auch klingen mag.
Einer der Gründe für diese prophetische Aussage ist, daß die vielzitierte neue Weltordnung von Präsident Bush - ähnlich der "Neuen Welt" des Christoph Kolumbus - gar nicht so neu ist. Sie ist nichts weiter als die alte Weltordnung in neuem Gewand - nichts als die Umstrukturierung der internationalen Arbeitsteilung, mit dem Ziel, sie den wirtschaftlichen und politischen Interessen der drei mächtigsten Handelsblöcke unserer Welt noch besser anzupassen. Natürlich muß hinzugefügt werden, daß die materielle Basis für eine neue Weltordnung durch die neuen (mikroelektronischen und biochemischen) Technologien geschaffen worden ist, die die Produktions-, Verteilungs- und Kommunikationsprozesse in der Welt nach den beiden Kriegen grundlegend verändert haben.
Nach dem schmachvollen Zusammenbruch des bürokratisch-zentralistischen Systems der sogenannten sozialistischen Staaten Osteuropas und der Sowjetunion selbst hat sich das Kaleidoskop des Weltwirtschaftsystems stabilisiert, und es zeigt sich, daß drei Handelsblöcke, nämlich der amerikanische, der europäische und der asiatische, in den letzten rund dreißig Jahrem die Welt unter sich aufgeteilt haben. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt scheint es, daß das Kräftegleichgewicht zwischen diesen dreien von der einzigen verbliebenen Supermacht, den Vereinigten Staaten von Amerika, überwacht und aufrechterhalten werden soll. Der Krieg am Persischen Golf hat uns eine Vorstellung davon vermittelt, was auf uns zukommt. Dazu Noam Chomsky: "Die USA besitzen ein echtes Machtmonopol. In wirtschaftlicher Hinsicht ist unsere Welt tripolar, militärisch jedoch unipolar."
Bei einem großen Teil der gemeinsamen oder einzelnen Programme dieser Handelsblöcke werden internationale Organisationen wie die Vereinten Nationen (UN), die Weltbank (WB) und der Internationale Währungsfond (IWF) als Mittler auftreten. Sie alle dürften daher in Zukunft von bestimmten politischen Gruppierungen weit weniger abhängig sein als bisher. In Wirklichkeit jedoch sind die grundlegenden Dilemmas des neugeordneten Weltwirtschaftssystems nach wie vor nicht gelöst. "Wie die vorangegangenen Weltreiche, so lassen sich die regionalen Handelsblöcke der neuen Weltwirtschaftsordnung in eine Handvoll protektionistischer Superstaaten aufteilen. Wenn wir unter neuer politischer Weltordnung verstärkte amerikanische Hegemonie unter dem Deckmantel internationaler Zusammenarbeit verstehen, so werden wir die neue Weltwirtschaftsordnung vielleicht als regionale Hegemonie unter dem Deckmantel des freien Handels erleben" (J. Brand, 1991).
Zbigniew Brzczinski spricht es offen aus: Der Begriff "neue Weltordnung" ist ein "Schlagwort auf der Suche nach einer realen Bedeutung". Seiner Ansicht nach wird die Antwort auf diese Frage von "der Lösung der vier großen strukturellen Dilemmas" abhängen, nämlich 1) Wie wird sich Europa selbst definieren? 2) Wie wird sich die Neugestaltung der Sowjetunion vollziehen? 3) Wie wird sich der pazifische Raum organisieren? 4) Wie erfolgt die Befriedung des Nahen Ostens?
Zum Zeitpunkt der Entstehung dieses Manuskripts sind die Antworten auf diese vier Fragen nach wie vor in der Schwebe, trotz der Tatsache, daß die Sowjetunion formal von der Weltkarte verschwunden ist. Sowohl auf wirtschaftlicher als auch auf politischer Ebene stellen sich diese Fragen den Strategen und Politikern unverändert als Dilemmas dar. Auf ideologischer Ebene dagegen besteht unter den Intellektuellen der Ersten Welt weitgehend Einigkeit darüber, daß "der philosophische Tenor unserer Zeit . . . von den westlichen Vorstellungen von Demokratie und freier Marktwirtschaft geprägt wird. Sie sind das beherrschende Wissen unserer Zeit. Die konkurrierenden Ideen des Marxismus, ganz zu schweigen von seinen leninistisch-stalinistischen Ablegern, einst intellektuell so dominierend, sind allgemein in Mißkredit geraten".
In Afrika ist der Übergang zur Demokratie in der Tat zu einem so konzentrierten und konsequent ablaufenden Prozeß geworden, daß Theoretiker und Praktiker von einer "zweiten Welle der Befreiung" sprechen. Es ist eine Tatsache, daß mehr als die Hälfte aller afrikanischen Staaten einen "fundamentalen Übergang vom autoritären - militärischen wie auch zivilen - Regime zu demokratischeren Systemen vollzogen haben". Hinsichtlich des Themenkomplexes "Übergang zur Demokratie" oder "Bedingungen der Demokratie" ist unter den Wissenschaftlern und speziell den Afrikanisten weltweit eine regelrechte Bewegung entstanden. Diese Debatte ist nicht spezifisch afrikanisch - sie wird insbesondere im Zusammenhang mit den sich in Osteuropa vollziehenden dramatischen Veränderungen geführt.
Natürlich müssen wir Afrikaner die Grundtheorien der Demokratie im Zusammenhang mit unserer Geschichte und den in den einzelnen Ländern unseres Kontinents herrschenden politischen und wirtschaftlichen Beziehungen neu prüfen. Dazu bedarf es detaillierter Recherchen sowie politischer Maßnahmen zur Förderung der Einheit an der Basis. Eine panafrikanische Einheit der Völker, nicht nur der Staaten - so sollte das mittelfristige Ziel derer lauten, die sich auf dieser zweiten Welle der Befreiung in eine demokratische Zukunft tragen lassen wollen. Demokratie bedeutet Macht für das Volk. Unsere Aufgabe ist es, dieses Konzept auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene zu konkretisieren und auf "organische" Weise - d. h. in Konsultation mit denen, die die auf diesen Ebenen getroffenen Entscheidungen auszuführen haben werden - festzustellen, wie dieses Konzept sich praktisch verwirklichen läßt. Wir müssen herausfinden, welche Kombination von repräsentativer und unmittelbarer Demokratie geeignet ist, der mittellosen Bevölkerung in den Städten und auf dem Lande zu mehr Macht zu verhelfen. Der Ausgrenzung der Armen - insbesondere der ländlichen Bevölkerung - muß Einhalt geboten werden, und das "Demokratisierungsdilemma der städtischen Mittelklassen" in Afrika, wie Kühne es nennt, muß gelöst werden. Dieses Dilemma beschreibt er wie folgt:
Einerseits bilden ihre wirtschaftlichen Frustrationen den harten Kern der "zweiten Welle der Befreiung". Nicht gezahlte Gehälter und Stipendien, existenzbedrohende Versorgungsschwierigkeiten etc. treiben sie massenweise in den Widerstand und auf die Straße gegen das bestehende Regime. Nach einer kurzen Phase der Euphorie über die glücklich erreichten ersten Ansätze einer Demokratisierung tritt jedoch genau das ein, was gemäß der Literatur über den Ablauf von Demokratisierungsprozessen zu erwarten ist: Dieselbe Mittelklasse geht - selbst bei beträchtlichen Zugeständnissen des neuen Regimes - wieder auf die Straße, weil ihre Ansprüche auf wirtschaftliche Besserstellung nicht oder nur unvollkommen befriedigt werden.
Zu den von Kühne genannten "städtischen Mittelklassen" zählen u. a. Lehrer, Beamte, gewerkschaftlich organisierte Arbeiter, freie Berufe, Studenten, Handwerker und Gewerbetreibende. Ich teile Kühnes Einschätzung, daß die Art, in der dieses Dilemma gelöst wird, entscheidenden Einfluß haben wird auf die Richtung des derzeitigen Strebens nach mehr Macht für das Volk. Im afrikanischen Kontext müssen wir unser Verständnis von panafrikanischer Einheit auf kontinentaler Ebene neu überdenken. In einem kürzlich erschienenen, äußerst anregenden Artikel von Horace Campbell werden die damit zusammenhängenden Fragen behandelt. Campbell kommt u. a. zu dem Ergebnis, daß " . . . politische Unabhängigkeit und Einheit der Staaten, wie sie sich die Organisation für die Einheit Afrikas (OAU) zum Ziel gesetzt hat, nicht Grundlage für die Befreiung Afrikas sein kann. Eine afrikanische Föderation auf der Basis der kulturellen Vielfalt des Kontinents und die Nutzbarmachung von im Laufe von Jahrhunderten entwikkeltem Wissen und Können sind einige der Herausforderungen, vor die das afrikanische Volk im nächsten Jahrhundert gestellt werden wird".
In der Frage der Staatsform ist es von existentieller Bedeutung, daß wir die Mythen, die um die angeblich bestehenden Verbindungen zwischen Ein-Parteien-Staat und sogenannter "traditioneller afrikanischer Demokratie" entstanden sind, sorgfältig analysieren. Wissenschaftler wie Peter Anyang' Nyong'o haben bereits begonnen, einen Teil der Spinnweben wegzufegen. Wie wichtig dies ist, macht Nyong'o deutlich, indem er die Problematik entwirrt, auf die sich diese phantastischen Thesen bisher stützten, und z. B. darauf hinweist, daß es aufgrund der Tatsache, daß moderne politische Parteien in den meisten vorkolonialen afrikanischen Gesellschaften gar nicht existierten, ein reiner Anachronismus ist, diesen Begriff sowie davon abgeleitete Begriffe wie "Ein-Parteien-Staat" zu verwenden, wenn man diese Gesellschaften analysieren und verstehen will. Entwicklungshilfe und Souveränität
Die Afrikaner, wie die Völker anderer Kontinente auch, haben die historische Chance, an der Gestaltung der sich entwickelnden neuen Weltordnung mitzuwirken. Dies ist eine sehr exzentrische Ansicht, wenn man die Welt von der Warte der gegenwärtigen Zentren wirtschaftlicher, politischer und militärischer Macht betrachtet. Nicht umsonst wird der afrikanische Kontinent von den bedeutenden Analytikern - mit ein paar ehrenvollen Ausnahmen - niemals erwähnt. Und wenn Afrika erwähnt wird, so wird es meistens als Anhang Europas dargestellt, dessen Repräsentanten die Volkswirtschaften Südafrikas und Nigerias sind. In einer seiner Szenarien der neuen Weltordnung läßt Brand keinen Zweifel daran, daß " . . . die afrikanischen Nationen, insbesondere wenn sie sich in dem Afrikanischen Gemeinsamen Markt (AMC) zusammenschließen würden, für die EG ein Problem oder eine Chance darstellen könnten. EG plus AMC käme dem Zusammenschluß zweier Kontinente zu einem Handelsblock gleich. Eine Verbindung zu Afrika existiert schon: Marokko hat sich bereits um die EG-Mitgliedschaft beworben." Im übrigen präsentiert er die übliche niederschmetternde Liste der Probleme Afrikas wie Wassermangel, Gesundheitsprobleme, insbesondere Aids, Ein-Parteien-Staat, sinkendes Bruttoinlandsprodukt usw. und kommt zu dem Ergebnis, daß "ein (afrikanischer) Gemeinsamer Markt die größten Chancen unter der Führung der beiden stärksten Wirtschaften Afrikas, nämlich Nigerias und des Post-Apartheid-Südafrika, hätte".
Damit kommen wir zwangsläufig zu den sog. "Bretton-Woods-Sisters", der Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds. Insider sind sich im allgemeinen darin einig, daß Wirtschaftswachstum zwar keine essentielle Voraussetzung für das Ingangsetzen des Demokratisierungsprozesses ist, daß es jedoch durchaus eine Voraussetzung für dessen Fortbestand und Stabilisierung ist. Der beklagenswerte Zustand der meisten afrikanischen Volkswirtschaften ist daher ein schlechtes Omen für die Zukunft dessen, was bisher an geringem Fortschritt in Richtung einer demokratischen Befreiung auf dem Kontinent erreicht worden ist. Als Stützpunkt der sog. Dritten Welt sind die Völker Afrikas das Hauptopfer der Nachkriegswirtschaftsordnung, deren zwei Eckpfeiler die Weltbank und der Internationale Währungsfonds sind. Das Permanent Peoples' Tribunal (PPT) kam im September 1988 zu folgendem Schluß: "Es besteht kein Zweifel darüber, daß der IWF und die Weltbank als internationale Institutionen für finanzielle und wirtschaftliche Regulation und Krisenmanagement versagt haben und daß sie daher verantwortlich sind für die dramatische Verschlechterung der Lebensbedingungen der Völker in vielen Teilen der Welt. Sie dienen den Interessen der Gläubiger, nicht dem Wohl der Völker der Welt, insbesondere der Dritten Welt."
Diese Einschätzung wird von im allgemeinen unbestrittenen Statistiken belegt. Nach Schätzungen der Bank selbst erfolgte zwischen 1984 und 1987 im Rahmen der Schuldentilgung ein Nettotransfer von rund 87,8 Mrd. Dollar von Süd nach Nord. Nach Angaben der OECD beliefen sich die Zahlungen in dem Zeitraum zwischen 1982 und 1987 auf 287 Mrd. Dollar. Gut vier Jahrzehnte des Eingriffs von IWF und Weltbank in Entwicklungsprogramme in Afrika und ein Jahrzehnt struktureller Anpassungsprogramme (SAP) haben den Kontinent an den Rand des Ruins gebracht. Nach dem Bericht des UN-Aktionsprogramms für wirtschaftliche Erholung und Entwicklung in Afrika hatte sich die Schuldenlast Afrikas 1990 gegenüber 1980 fast verdoppelt. Zur Zeit liegt die Verschuldung bei 280 Mrd. Dollar und steigt rasch an. Die Verschuldung der Länder südlich der Sahara beträgt 150 Mrd. Dollar - das sind 112 % des Bruttoinlandsprodukts. "Die Hauptlast, die der Kontinent zu tragen hat, ist die Abtragung der ständig steigenden Schulden. Jedes Jahr zahlen die Länder südlich der Sahara 12 Mrd. Dollar. Dies ist nur ein Drittel der Zinsschuld und rund 30 % der Exporteinnahmen. Die Verschuldung kostet Afrika mehr, als der Kontinent für die Wohlfahrt seiner Bevölkerung aufwendet, einschl. der Aufwendungen für das Gesundheits- und Bildungswesen" (Chamley 1992).
Wir wollen hier nicht die vielen Gründe untersuchen, die gern zur Erklärung der Verschiebungen herangezogen werden, die sich bei den ursprünglichen Entwicklungs- und Stabilisierungsfunktionen der Weltbank und des IWF vollzogen haben. Immer mehr objektive Wissenschaftler stimmen mit dem PPT darin überein, daß heute "der Weltwährungsfonds den Interessen privater Kreditinstitutionen dient. Er ist nach Kräften bemüht, Schuldner der Dritten Welt zu Schuldendienstzahlungen heranzuziehen, um Schwierigkeiten bei der Begleichung von Verbindlichkeiten bei privaten Banken und die damit verbundenen Auswirkungen auf die Volkswirtschaften der kapitalistischen Industrieländer zu vermeiden".
Die Art und Weise, in der die Unterhändler der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds Bedingungen stellen - wirtschaftlicher, aber auch anderer Art -, bevor sie bedürftigen Ländern neue Kredite einräumen, rückt die Frage der Souveränität in den Vordergrund. Dazu The Economist: "Wenn die angesehenen Besucher aus Washington DC mit einer Stimme sprechen, so werden sie oft zu einer Lobby mit großem innenpolitischen Einfluß. Für die Regierung wird es immer schwerer, den Anschein aufrechtzuerhalten, sie hätte die Ereignisse im Griff."
Dieser kurze Hinweis auf die wirtschaftliche Dimension der neuen Weltordnung, soweit sie den afrikanischen Kontinent betrifft, muß genügen, um deutlich zu machen, wie notwendig eine Überprüfung des postkolonialen Paradigmas ist, das um Begriffe wie "Modernisierung", "Entwicklung", "ausgewogenes Wachstum" usw. aufgebaut worden ist. Einen Lösungsansatz sehen sowohl afrikanische als auch nicht-afrikanische Liberale in einer differenzierteren Anwendung des Instruments der "Konditionalität", beispielsweise indem die Gewährung von Entwicklungshilfe gekoppelt wird an die Verwirklichung der Menschenrechte und daran, ob und welche Fortschritte auf dem Weg zur Mehr-Parteien-Demokratie erzielt worden sind. Auf wirtschaftlicher Ebene empfiehlt der US Council of Economic Advisers (CEA) die Gewährung humanitärer, finanzieller und technischer Hilfe als Ergänzung zu aktiven politischen Reformen, insbesondere in der ersten Phase des "Anpassungsprozesses", um einen "katastrophalen Konsumrückgang zu vermeiden und die Unterstützung von Reformen fortzusetzen". Das längerfristige Programm wird wie folgt gesehen: "Finanzielle Hilfe sollte als Übergangsmechanismus betrachtet werden. Auf längere Sicht hängt stetiges Wachstum von der stärkeren Integration in das internationale Handelssystem und von verstärktem Zugang zu privatem Kapital ab. Beides ist abhängig von umfangreichen Reformen" (CEA 1991).
Im Gegensatz zu diesem Rezept, das eindeutig davon ausgeht, daß die Rolle der internationalen Institutionen, auch der Weltbank und des IWF, weiter ausgebaut werden soll, gehen die radikalen Programme genau in die entgegengesetzte Richtung. Auch nach der relativ gemäßigten Ansicht des Permanent People's Tribunal kann die Abhängigkeit der Länder der Dritten Welt "nur durch eine Befreiung von den Zwängen des internationalen Kapitalmarktes überwunden werden" - eine Ansicht, die die Bedeutung und die Möglichkeit der Autarkie für die meisten Regionen nachdrücklich verneint, dagegen jedoch betont, daß "es eine neue Form politischer Kontrolle der Kapitalströme - national wie auch international - geben muß". Empfohlen wird eine neue Wirtschaftskonferenz nach dem Muster der Bretton-Woods-Konferenz, um "die bestehenden internationalen Institutionen umzuorganisieren".
OBERRAD. Seit etwa einem halben Jahr hat die Stadt Frankfurt einen Beauftragten für Behinderte. Volker Langguth-Wasem, der selbst zu den Betroffenen zählt, ist von Sozialdezernent Martin Berg (SPD) in dieses Amt berufen worden. Auf Initiative der katholischen Herz- Jesu Gemeinde war er jetzt zu Gast in der Altenwohnanlage, um Körperbehinderte über ihre Möglichkeiten und Rechte zu informieren.
"Wir hoffen stark, daß auch andere Gemeinden diese Idee verfolgen, um den Behinderten in der Stadt zu helfen", erklärte Andrea Naumann, Sozialausschußvorsitzende in Herz-Jesu. Denn viele Körperbehinderte wüßten nicht, was ihnen zusteht. Und das ist nicht wenig. Als Beispiele nannte Volker Langguth-Wasem in seinen Ausführungen unter anderem den Taxifahrtschein (ein Behinderter hat 18 Fahrten pro Monat frei), die Eingliederungshilfe bei der Arbeitsplatzsuche und finanzielle Unterstützung bei erforderlichen Umbaumaßnahmen in der Wohnung.
Der Beauftragte der Stadt empfahl den Zuhörern - leider waren nur zehn Behinderte der Einladung gefolgt -, sich bei den zuständigen Stellen wie Sanitätshäusern, Sozialstationen und ambulanten Diensten beraten zu lassen: "Stellen Sie lieber drei Anträge zuviel als einen zu wenig." Sozialamt und Krankenkassen kämen nach den Worten Langguth-Wasems in den meisten Fällen für die Kosten auf; es sei denn, das Eigenvermögen des Behinderten übersteige eine gewisse Grenze.
Es gebe genügend Pfleger, ambulante Dienste mit gut ausgebildeten Fachkräften und Nachbarschaftshilfen, führte Langguth-Wasem weiter aus. Diese ersetzten die Hilfe, die früher innerhalb des Familienverbandes geleistet worden sei. Aber es sei nur eine Frage der Kosten. "Wir leben in einer Gesellschaft, in der nichts mehr umsonst ist. Und soziale Dienste sind immer noch bedeutend billiger als eine Autoreparatur."
Große Fortschritte gebe es im Wohnungsbau, erläuterte der Behindertenbeauftragte. Inzwischen sind alle Erdgeschoßwohnungen im sozialen Wohnungsbau behindertenfreundlich. Das bedeutet: sie haben eine Auffahrtrampe und besondere Inneneinrichtung. Der Weg zu einer solchen Wohnung allerdings führt über das Sozial- und Wohnungsamt: ohne Wohnberechtigungsschein geht nichts. Eine Dame meinte: "Viele haben eine große Hemmschwelle, das Sozialamt aufzusuchen, weil es mit Makel behaftet ist."
Daß dies nicht das einzige Problem für Körperbehinderte ist, machte Jean-Marc Clement klar. Der junge Mann sitzt aufgrund einer Krankheit seit drei Jahren im Rollstuhl. Vor kurzem hat er die Bewilligung für einen Aufzug in seinem Haus bekommen. "Die Behinderten werden immer noch stark ausgegrenzt." Beispiel: Einmal saß er mit seiner Frau in einer Gaststätte, um etwas zu trinken. Der Kellner habe erklärt, daß man Behinderte in diesem Lokal nicht bedient.
"Das tut weh", meinte Clement, der halbtags in einer Bank arbeitet (dorthin kommt er selbständig mit seinem umgebauten Auto) und sich in der Herz-Jesu- Gemeinde - er ist Mitglied des Pfarrgemeinderates - für die Belange der Behinderten stark macht. So gibt es seit kurzem an der Kirche eine Zufahrtsrampe für Rollstuhlfahrer.
Gemeinsam mit Andrea Naumann hatte er den Nachmittag organisiert. Ein Brief an Sozialdezernent Martin Berg (SPD) ging dem voran. Sofort schickte der Stadtrat zwanzig Stadtführer für Behinderte und Stadtteilkarten, anhand derer sich die Behinderten orientieren können.
Die Informationspolitik aus dem Römer sei bislang unzureichend gewesen, erst in jüngster Zeit habe sich das etwas verbessert, meinte der Rollstuhlfahrer und hat noch eine bezeichnende Geschichte parat. Für seine Schwester, die zu Besuch war, wollte er Material aus dem Infoladen im Römer holen. Doch sei dieser unerreichbar für ihn. Daraufhin habe er sich im Rathaus beschwert. Antwort: eine Rampe würde den Platz verschandeln. "Auch das tut weh." Selbst die neugebaute Stadtmensa sei nicht für Rollstuhlfahrer eingerichtet.
Behinderte brauchen eine Lobby. So stand es auf der Einladung. Mit dem Informationsnachmittag ist ein Anfang gemacht, um sie aus der Isolation herauszuführen. Andrea Naumann betonte es nochmals: "Andere Gemeinde sollten unserem Beispiel folgen." Mit einem solch kämpferischen Menschen wie Jean-Marc Clement in ihren Reihen werden sie große Chancen haben. jot
Im Winter hatte er soviel trainiert wie noch nie, doch als es dann zu Saisonbeginn bei dem Triathleten Holger Lorenz vom TV Bretten bei Karlsruhe nicht so lief wie erhofft, da sagte er für eine Teilnahme an den Weltmeisterschaften im September in Kanada ab und für ein Abenteuer in Australien zu. 5000 Kilometer, von der Küste im Osten bis zu jener im Westen, wird er in diesem Herbst mit dem Mountainbike vier Wochen lang unterwegs sein. Fast hatte man am Samstag nach dem Deutschland-Cup-Finale in Viernheim den Eindruck, Holger Lorenz hätte diese (allzu) frühe Festlegung gerne wieder rückgängig gemacht. Denn er präsentierte sich beim Schwimmen über 1,5 Kilometer im Wiesensee Hemsbach, auf den 46 Rad-Kilometern durch den vorderen Odenwald und auf der 10-km-Laufstrecke im Viernheimer Wald in hervorragender Verfassung. Mit dem Einzelsieg von Lorenz vor Arnd Schomburg (SV Hannover-Langenhagen) und Jürgen Zäck (Viernheim) mußte auch Gerd Amrhein (Panasonic-Team Hanau) sein Vorhaben in den Wind schreiben, Lorenz noch vom zweiten Rang in der Gesamtwertung des Cups zu verdrängen. Rainer Müller (Hanau) hatte nach seinen Siegen von Leipzig und Nürnberg schon vor Viernheim als Cupsieger festgestanden. Sein Start in Südhessen scheiterte an einer Magen-und-Darm-Erkrankung.
Der Deutschland-Cup mit dem Hauptsponsor Quelle war in diesem Jahr nochmals - auf stolze 130 000 Mark Gesamtprämie - aufgestockt worden. Davon kassierte Gesamtsieger Rainer Müller 24 000 Mark. Für den Erfolg bei einer der vier Veranstaltungen dieser Serie gab es noch mal zusätzlich 1300 Mark. Der Unterschied zwischen Rang 2 und 3 in der Endabrechnung beträgt beachtliche 6000 Mark (15 000 zu 9000 Mark), für die sich ein Gerd Amrhein (Hanau) zwar mächtig ins Zeug legte, für seine Verhältnisse hervorragend schwamm, hinter Lorenz und Zäck die beste Zeit lief, aber insgesamt 32 Sekunden zu langsam war.
Bei den Frauen gewann Sonja Krolik (Rheydt) zwar in Viernheim, ging aber insgesamt auf Rang vier völlig leer aus. Der Europameisterin fehlten ganze vier Sekunden zu Rang 3, der ihr immerhin 4000 Mark gebracht hätte. Noch drastischer war die Situation auf den Rängen zwei und drei. Hier lag die deutsche Meisterin des Vorjahres, Ute Schäfer (Riederau), um neun Sekunden vor Simone Mortier und kassierte dafür 9000 Mark mehr als die für Hanau startende Ex-Europameisterin. Die Reihenfolge in Viernheim hinter Sonja Krolik war damit die gleiche: Ute Schäfer als Zweite vor Simone Mortier. Dahinter klaffte eine Riesenlücke, denn Franziska Lilienfein aus Kulmbach, vor zwei Wochen in Köln Meisterin, kam als Vierte erst neun Minuten hinter Simone Mortier ins Ziel.
Kritik gab es in Viernheim aus den Reihen der Triathlon-Frauen. Zwar erhält Gesamtsiegerin Franziska Lilienfein - wie der beste Mann - 24 000 Mark, doch bei den Frauen ist mit den Prämien bei der Dritten Schluß, während bei den Männern der Fünftplazierte immerhin noch 4000 Mark bekommt. Angeprangert wurde auch die ungleiche Bezahlung. So gibt es für den dritten Rang bei den Männern 9000, bei den Frauen dagegen nur 4000 Mark. Verbandspräsident Martin Engelhardt: "Das wird mit Sicherheit für die nächste Saison geändert und resultiert noch aus den Anfängen des Triathlon, wo wir noch nicht fünf Frauen in der europäischen Spitze hatten."
(HANS-GÜNTER SCHMIDT
Am äußersten Ende dieses Spektrums steht die Ansicht, die mit dem Namen Samir Amin verbunden ist und als "Abkoppelungs-Theorie" bekannt geworden ist. Amin behauptet, kurz gesagt, daß Demokratie unter einem kapitalistischen System an der Peripherie des Weltsystems unmöglich ist. Dies erkläre auch, warum die kapitalistische Expansion nicht die von Marx u. a. erwartete sozialistische Revolution in den hochentwickelten kapitalistischen Ländern ausgelöst hat, sondern vielmehr "antikapitalistische" Revolutionen, "ausgelöst durch die der weltweiten kapitalistischen Expansion innewohnende Polarisation mit ihren für die an der Peripherie und Semi- Peripherie des Systems lebenden Völker untragbaren Folgen. Die strategischen Ziele dieser Revolutionen ziehen die Abkoppelung von der Logik der weltweiten kapitalistischen Expansion nach sich. Der Prozeß der Verwirklichung dieser Ziele zieht wiederum die allmähliche, kontinuierlich fortschreitende Demokratisierung der Gesellschaft durch praktische Beteiligung an der politischen und wirtschaftlichen Macht nach sich" (Amin 1991:6).
Panafrikanische Einheit Dieser wichtige Gedankengang bedarf einer eingehenden Untersuchung. Insbesondere die Verbindung zwischen radikaler Demokratie und "Abkoppelung" muß sowohl in der Theorie als auch in der Praxis nachgewiesen werden. Völlig klar ist, daß die Nationen Afrikas ihre großen Probleme nur auf der Basis des gesamten Kontinents lösen können. Von einem völlig anderen Ausgangspunkt gelangt z. B. Martin Bangemann, Vizepräsident der Europäischen Gemeinschaften, zu der Schlußfolgerung, daß Afrika sich stärker auf seine eigene Kraft verlassen muß. Entwicklungshilfe im klassischen Sinne kann niemals mehr sein als der sprichwörtliche "Tropfen auf den heißen Stein", und mit privatem Kapital ist nicht zu rechnen, weil "die nationalen Inlandsmärkte in Afrika zu klein sind, um für Investoren attraktiv zu sein". Er empfiehlt daher, wie nicht anders zu erwarten, starke regionale Blöcke, um die Attraktivität dieser Bereiche für potentielle Kapitalanleger zu erhöhen.
Ob es dazu kommt oder nicht: Langfristig muß unser Ziel - auch im Hinblick auf das Problem der "Konditionalität" - eine echte panafrikanische Einheit der Völker des Kontinents sein. Ein wichtiger Ausgangspunkt wäre es für alle afrikanischen Staaten, Einigkeit darüber zu erzielen, daß der gesamte Kontinent atomwaffenfrei sein muß und daß alle offensiven Waffen auf dem Kontinent vernichtet werden müssen. Neben dem zu erwartenden wirtschaftlichen Gewinn und Zuwachs an Sicherheit hätte dies in den USA und anderen Teilen der Welt einen außerordentlich hohen Demonstrationseffekt. Auf diese Weise wird aus Schwäche Stärke. Durch Ächtung des Krieges und Beilegung von Streitigkeiten zwischen afrikanischen Nationen oder Staaten auf diplomatischem Wege oder durch Verhandlungen würden wir eine der Grundfragen unserer Epoche unter den günstigsten Bedingungen lösen. Da es in Afrika, mit Ausnahme von Südafrika, keine Rüstungsindustrie von Bedeutung gibt, würden wir ein durchaus lösbares Problem auf die praktischste Weise anpacken - wir würden die Einheit des afrikanischen Volkes fördern, das das Opfer sinnloser und vermeidbarer Kriege ist; und wir würden der unsinnigen Vergeudung wertvoller Devisen für Waffen und Kriegsgerät Einhalt gebieten.
Wenn eine solche gesellschaftliche Friedensbewegung unter den Afrikanern erst einmal im Gange ist, wird es auch möglich, ja sogar zwingend erforderlich, andere grundlegende Probleme des Kontinents in Angriff zu nehmen. Ich meine solche Fragen wie Umweltschutz, insbesondere der Kampf gegen das weitere Vordringen der Wüste, Gesundheitsfürsorge, vor allem der Kampf gegen Aids und andere Seuchen, und wir würden schließlich die politischen Systeme entlarven, die nichts anderes sind als eine afrikanische Maske, hinter der sich die Herrschaft gefährlicher fremder Interessen verbirgt.
Die Grundlage des Strebens nach panafrikanischer Einheit im Zuge dieser zweiten Welle der Befreiung muß der Kampf gegen jene materiellen Bedingungen sein, die das afrikanische Volk in Unfreiheit halten. Auf diese Weise werden die Menschen selbst - die Mittellosen in den Städten und insbesondere den ländlichen Regionen - unmittelbar an ihrer eigenen Befreiung mitwirken. Einheit kann man nicht einfach in den Salons der Konferenzgebäude oder, allgemeiner gesagt, in den Korridoren der Macht herstellen. Sie muß von unten her aufgebaut werden. Und Einheit des afrikanischen Volkes ist die Voraussetzung für die Befreiung des Kontinents von den Strategien des Prinzips "teile und herrsche!", mit denen unser Volk seit 1415 unterjocht wird, als das erste Stückchen afrikanischen Territoriums von einer europäischen Armee erobert wurde.
Wenn es dieser Generation gelingt, das realistische Aktionsprogramm, das ich hier dargelegt habe, voranzutreiben, so wird tatsächlich aus Afrika heraus eine neue Weltordnung entstehen. Die scheinbar unzerreißbare Kette des weltweiten Systems von Ausbeutung und Unterdrükkung, die durchaus wörtlich mit den Sklavenketten begann, die vielen Millionen Afrikanern angelegt wurden und sie in die Diaspora zwangen, wird an ihrer schwächsten Stelle reißen.
Ich habe in meinem Vortrag wiederholt den Begriff "Dilemma" verwendet oder Bezug darauf genommen. Wir können uns jetzt und in den kommenden Jahren aus diesem Dilemma befreien. Denn vieles von dem, was gestern als gesichert und richtig galt, wird von den stürmischen Ereignissen des letzten Jahrzehnts des 20. Jahrhunderts hinweggefegt. Wir erkunden neue Wege, das Rätsel um die Schaffung einer gerechten Gesellschaft zu lösen. Auf dieser Entdeckungsreise ist Afrika nicht länger das Sklavenhaus der Welt, nicht länger das Herz der Dunkelheit. So wie unser Kontinent die Wiege der Menschheit und eine der Hauptquellen der Zivilisation dieser Welt war, so kann und wird er eine Quelle der Erneuerung werden - eine Brücke zur Wiederentdeckung des Einsseins der Menschheit.Mofafahrer wurde von U-Bahnzug schwer verletzt
Auf dem Bahnübergang in der Heddernheimer Hessestraße ist ein Mofafahrer von der U 1 erfaßt und schwer verletzt worden.
Der Unfall ereignete sich, als der 55jährige die Gleise aus Richtung Dillenburger Straße überqueren wollte. Die Polizei ermittelt noch, wer zum Unfallzeitpunkt freie Fahrt hatte. habe
Schön bunt ist sie, die Stadtillu, die einem da derzeit in die Briefkästen gelegt wird. Und so informativ. In einem Artikel etwa über die Geschichte des Goldenen Buches der Stadt wird aufgelistet, daß sich dort schon Kaiser Wilhelm II. eingetragen hat und viele andere bis zu Reichspräsident Paul von Hindenburg - und nach 1945 sind wir dann gleich bei Max Planck.
Haben sich dazwischen nicht vielleicht ein paar Herrschaften eingetragen, derentwegen man einige Seiten des Goldenen Buches peinlich berührt im Stadtarchiv verschwinden ließ . . .? Ihr Bastian
SCHWALBACH. Ein total demolierter Lastwagen und schwere Schäden an der Schwalbacher Limes-Unterführung sind die Bilanz eines Unfalls, der sich bereits am Freitag nachmittag ereignete. Wie die Polizei erst gestern berichtete, befuhr ein 38jähriger aus Königstein mit seinem Lastwagen gegen 14.10 Uhr die Landesstraße 3014 aus Richtung Bad Soden. Aus bisher unbekannten Gründen hob sich ein Ladekran, der auf der Ladefläche montiert war, ausgerechnet in dem Moment, als das schwere Gefährt die Limes- Unterführung passierte.
Der Kran beschädigte nach Angaben der Polizei einen Doppel-T-Träger und weitere Betonträger; den Schaden an der Unterführung schätzen die Beamten auf 100 000 Mark. Am Lastwagen entstand Schaden von 45 000 Mark. acw
Quo vadis, SG Germania Klein-Krotzenburg? Dem Aufsteiger in die Fußball- Landesliga Süd droht ein Fehlstart größeren Ausmaßes. Nach vier Spieltagen ist das Konto immer noch leer. Vier Niederlagen und 3:13-Tore verheißen wenig Gutes. Und am Sonntag droht beim Titelanwärter SC Viktoria Griesheim (15 Uhr, Stadion am Hegelsberg) neues Ungemach. Danach kann sich das Team um den augenblicklich gesperrten Spielertrainer Walter Krause eine Woche von diesen Nackenschlägen erholen, bevor das Heimspiel am 19. September (16 Uhr, Triebweg) gegen die SGK 1890 Bad Homburg bereits zu einer Art Schicksalsspiel hochstilisiert werden dürfte.
Die Vorstellung gegen den SV Bernbach (1:4) läßt nur teilweise Hoffnungen auf ein erfolgreiches Abschneiden in Griesheim aufkommen, wenngleich die Hainburger sicherlich noch einiges zulegen können. Ihr größtes Defizit: Fehlende Cleverneß, zu schwach ausgeprägtes Zweikampfverhalten, mangelnde Chancenauswertung. Der Beweis fehlender Routine: Nach vier Spieltagen schlagen bereits vier rote Karten zu Buche. Miguel Moreiras avancierte gegen Bernbach bereits zum Doppelsünder. Er war am ersten Spieltag in Erbach wegen einer Notbremse vom Platz gestellt worden, gegen Bernbach führte sein überhartes Einsteigen gegen Albert Repp - ohne vorherige Verwarnung - direkt zur roten Karte. Das Foul passierte übrigens in der Spielfeldmitte an der Außenlinie. Damit fehlen in Griesheim Spielertrainer Walter Krause (rote Karte in Wolfskehlen) sowie Moreiras und weiterhin Urlauber Helmut Bellon. Ein Fragezeichen steht ferner hinter Harald Spahn, der mit einer Muskelverhärtung ausschied.
Damit pfeifen die Germania-Fußballer personell aus dem letzten Loch. Radomir Dubovina (Spvgg. 1910 Langenselbold), Holger Klyszcz (SV Bernbach) und Oliver Jung (OFC Kickers II) haben die Abgänge von Orhan Yildiz (VfB Großauheim), Jürgen Heindel (Rotweiß Walldorf) und Michael Leisegang (Sportfreunde Ostheim) bisher nicht kompensiert. Zudem sind die Gegner von einem anderen Kaliber als in der spielerisch eher schwachen Bezirksoberliga Frankfurt-Ost. Ohne adäquate Verstärkungen sind zuletzt die dortigen Vertreter SG Bruchköbel und FSV Bischofsheim gescheitert. Klein- Krotzenburg droht ein ähnliches Schicksal. Positiv ist bisher die Resonanz. Knapp 1000 wurden bei den Heimspielen gegen Progres Frankfurt und Bernbach registriert. Vermutlich schlägt in Griesheim die Stunde von Ralf Walter - der Terrier-Typ à la Berti Vogts will es allen Kritikern zeigen - sowie von Martin Heindel im Defensivbereich. Ralph Padberg muß seine Trainingsintensität steigern, um Ansprüche stellen zu können, wie der Spielausschuß-Vorsitzende Bernd Krebs bestätigte. Der Fußballchef trägt inzwischen einen Bart und will sich erst nach dem ersten Sieg wieder rasieren. Kritiker meinen: Dann kann er bis Dezember warten und gleich als Weihnachtsmann auftreten. "Ich bin beim wichtigen Heimspiel gegen Bad Homburg in Urlaub, nehme aber mein Rasierzeug mit und hoffe, abends meinen Bart abrasieren zu können", zeigt sich Krebs optimistisch. HANS-DIETER PUTH
Spvgg. Seligenstadt, Fußball-Bezirksoberliga Frankfurt-Ost Auf die Tribüne verbannt Trainer Zajbers "Privat-Fehde" mit Schiedsrichter Englert
Hektik auf dem Sportplatz an der Zellhäuser Straße: Aufsteiger Sportvereinigung 1912 Seligenstadt (Fußball-Bezirksoberliga Frankfurt-Ost) fühlte sich im Derby gegen den TSV Lämmerspiel (1:4) nach allen Regeln der Kunst "verpfiffen". Etwa 500 Zuschauer, davon 400 Seligenstädter, erlebten das Spiel. Viele davon sahen die Situationen anders als Schiedsrichter Hans-Joachim Englert (Bad Nauheim-Schwalheim), ein erfahrener Landesliga-Referee. Die Platzherren fühlten sich bei drei Gegentreffern vom Schiedsrichter übervorteilt. "Ich habe mich erstmals nach über sechs Jahren wieder mit dem Schiedsrichter angelegt", ereiferte sich Trainer Helmmuth Zajber. "In der 82. Minute platzte mir endgültig die Hutschnur und ich sagte nach einer weiteren Entscheidung gegen meine Mannschaft zum Schiedsrichter, er soll nicht immer nur für den Gegner pfeifen", äußerte er bezüglich seines Verweises von der Trainerbank. Der 51 Jahre alte Coach, der seit 26 Jahren als Trainer arbeitet, mußte hinter die Barriere zurücktreten, was einem Tribünen-Verweis in der Bundesliga gleichzusetzen ist. "Ich mußte die Bank verlassen, da Herr Englert mit einem Abbruch drohte", kam er dieser massiven Aufforderung nach. Zajber vermutet, daß die ganze Angelegenheit eine Retourkutsche aus einem früheren Ereignis war, als er noch aktiv spielte und Englert als junger Referee Probleme mit ihm hatte und angeblich durch einen schlechten Beobachtungsbogen den Aufstieg in die Oberliga verpaßte. "Das war die schlechteste Schiedsrichterleistung seit über zwei Jahren", blies Pressewart Michael Beike ins gleiche Horn. Was war passiert? Dem ersten Treffer durch Kaminski soll eine Abseitsstellung vorausgegangen sein. Beim 0:2 durch Dacic ging ein indirekter Freistoß aus fünf Metern wegen der neuen Rückpaßregel voraus. Torwart Andreas Krawczyk, ein erfahrener Keeper, hatte das Leder aufgenommen, der Referee ein Rückspiel von Alexander Sticher gesehen. "Unser Spieler ist höchstens vom Gegner angeschossen worden, spielte aber niemals wissentlich das Leder zum Torwart zurück", spricht der Coach von einer krassen Fehlentscheidung. Krawczyk rief noch zu seinem Mitspieler: "Bleib weg, der Ball ist mir" und hob das Leder auf. Ebenso umstritten war der Penalty zum 1:4, den Manni Purkott an Edgar Beheim verursacht haben soll. Die Stimmung war auf dem Siedepunkt. Der Schiedsrichter verweigerte nach dem Spiel das angebotene Essen etc., nahm seine Spesen und verließ die Sportanlage.
Bereits am morgigen Mittwoch können die Seligenstädter im Nachholspiel bei der SG Bruchköbel (18.15 Uhr, Sportplatz am Wald) Wiedergutmachung für ihre klare Niederlage betreiben. An der Berechtigung des Lämmerspieler Sieges hatte (fairerweise) dennoch kein Seligenstädter gezweifelt. Umso mehr an der Objektivität eines anerkannten Schiedsrichters, der im Gegensatz zu manchen Kollegen selten einen Heimbonus gewährt. Ferner tat die erste Saison-Niederlage besonders weh. Zumal vor großer Kulisse auf heimischem Terrain passiert. HANS-DIETER PUTH
Eine unerfreuliche Begegnung mit einem Einbrecher hatte eine 33jährige am Samstag abend in ihrer Erdgeschoßwohnung in der Eckenheimer Dörpfeldstraße. Während sich die Frau im Badezimmer aufhielt, war der Mann gegen 20.30 Uhr durch das Wohnzimmerfenster eingestiegen. Kurz danach traf er in diesem Raum mit der Mieterin zusammen.
Der Einbrecher bedrohte die Frau mit einem Messer, drängte sie zur Seite und sprang durch das offene Fenster nach draußen. Bei dem Gerangel erlitt die 33jährige eine leichte Schnittverletzung am Unterarm. Zur Beschreibung des Eindringlings war sie nicht in der Lage, weil sie den Mann im diffusen Licht nur schemenhaft wahrnehmen konnte. habe
Auf dem sicherheitspolitischen Kongreß der Hessen-CDU hat die Landtagsabgeordnete und Frankfurter OB-Kandidatin Petra Roth dem rot-grünen Magistrat in Fragen der Inneren Sicherheit eine "Politik des Zauderns", der "Halbherzigkeit" und "wechselnder Konzepte" vorgehalten. Die Römer-Politik zeichne sich nicht durch "Handeln", sondern allein durch "Worte" aus. Diese "schweren Mängel in der Bekämpfung der Kriminalität" seien eine "wichtige Ursache für die Politik- und Parteienverdrossenheit der Bürger und das Anwachsen der Rechtsradikalität", betonte Frau Roth im Dominikanerkloster. Die Bürger hielten ihre persönliche Sicherheit für die "erste, vornehmste Aufgabe des Staates".
Wie "töricht, schädlich und letzlich menschenverachtend" das "dauernde Wechseln von Konzepten und Modellen" sein kann, zeigt sich nach Ansicht Roths am Thema "Jugend und Gewalt". Während in den siebziger Jahren die SPD der offenen Jugendarbeit das Wort geredet habe, seien in einem SPD-internen Papier nun als Ziele aktiver Jugendarbeit "Hausaufgabenhilfe, Musikgruppen, Grillen, Zeltlager oder die Zusammenarbeit mit Vereinen" genannt. Dies sei das Eingeständnis, 20 Jahre lang die "falsche Politik und die falsche Theorie" verfolgt und "Hunderte von Millionen Mark für das falsche Programm" ausgegeben zu haben.
Nun drohe mit dem Vorschlag der hessischen Justizministerin Christine Hohmann-Dennhardt für die Freigabe von Haschisch eine ähnliche Fehlentwicklung. Wenn die Justizministerin sage, Sucht sei "ein gesundheitliches und kein strafrechtliches Problem", halte sie entgegen: "Sucht ist natürlich ein gesundheitliches u n d ein strafrechtliches Problem." Die Forderung zur Freigabe der sogenannten weichen Drogen verharmlose die Gefahren des Rauschgiftkonsums.
Lösen will die Union das Drogenproblem in erster Linie durch eine Verstärkung von Polizei und Staatsanwaltschaft sowie bereits im Kindergarten ansetzende Präventionsmaßnahmen und einen Ausbau der Therapieangebote. Keinen Zweifel ließen die Christdemokraten - im Gegensatz zu einigen als Gästen geladenen Experten - daran aufkommen, daß der Staat seine "Repressionsmöglichkeiten voll ausschöpfen" müsse.
"Der Gedanke an den Abschreckungscharakter von Strafe oder anderer Zwangsmaßnahmen des Staates muß verstärkt werden", hatte der hessische CDU- Vorsitzende Manfred Kanther in seiner Begrüßungsrede gesagt. In seinem Schlußwort, nachdem viel von zusätzlichen Therapie-Angeboten für Drogenabhängige die Rede war, ließ Kanther angesichts der prekären Haushaltslagen bei Kommunen, Ländern und Bund aber auch keinen Zweifel aufkommen, wohin die Union tendiert: "Wir müssen Prioritäten setzen. Wichtiger als die Anhebung des sozialen Levels ist dabei die Innere Sicherheit." gang (Siehe auch "law-and-order . . .")
"Herr Stepanovic, hatten Sie Angst vor den Wattenscheidern oder warum spielte nur eine Spitze?"
"Die Wattenscheider haben ein starkes Mittelfeld, da mußten wir einen Mann mehr haben. Außerdem hatten wir ja genügend Chancen, um die Dinger reinzumachen. Wenn der Kruse besser getroffen hätten, hätte jeder von Zauber-Fußball gesprochen."
"Hätte man nicht durch einen zweiten Stürmer, etwa Andersen, mehr Druck ausüben können?"
"Ich will ja Pressing spielen, ich will ja nach vorne spielen. Wie oft hat Andersen beim Spiel nach vorne den Ball verloren? Uwe Bein, der vorne spielte, hat noch keinen einzigen Ball verloren. Wenn die Mittelfeldspieler nachrücken, klappt das auch. Was heute gefehlt hat ist: Keiner hat um sein Leben gekämpft. Dabei war der Sieg heute so wichtig."
"Wieso war der Sieg so wichtig?"
"Er war deswegen so wichtig, weil die Mannschaft das Spiel noch umgedreht hat. Wir haben 0:1 zurückgelegen und noch den Sieg geholt. Das zeugt von Selbstbewußtsein. Letztes Jahr hat das oft nicht geklappt, solche Spiele noch umzubiegen. Gerade vor der Begegnung gegen Dortmund war das sehr wichtig. Durch unsere 5:1 Punkte stehen wir nicht unter Druck. Wenn wir verloren hätten und nur 3:3 Punkte hätten, müßten wir am Dienstag unbedingt gewinnen."
"Es gab doch einige Unstimmigkeiten in der Abwehr?"
"Ja, mit der Abwehr bin ich nicht zufrieden. Wir wußten, daß wir bei hohe Bällen Probleme kriegen werden. Aber Binz hat noch Schwierigkeiten mit seinem Fuß, und Weber hatte Schmerzen an der Hüfte."
"Ist das der neue Stil der Eintracht: Nicht mehr so schön, aber effektiver zu spielen?"
"In der ersten Halbzeit haben wir doch so gute Aktionen gehabt. War genauso wie letztes Jahr. Da waren doch wunderschöne Pässe dabei, schöne Spielzüge. Natürlich fehlte ein Andy Möller, der über den ganzen Platz sprintet, von keinem gehalten wird, und das ganze Stadion jubelt." kil
NEU-ISENBURG. Die Junge Union hat ein 15-Punkte-Programm für die Kommunalwahl 1993 vorgelegt, mit dem sie den Interessen der Jugend mehr Geltung verschaffen will. Weitere Schwerpunkte sind der Umweltschutz, das Erscheinungsbild der Stadt und das Drogenproblem. Nach den Vorstellungen der JU soll eine Nachfolgeinstitution für das geschlossene Jugendzentrum geschaffen werden. Außerdem wünscht sie sich Übungsräume für Musikgruppen, ein kommerzielles Kino und mehr Förderung für die Vereine.
Um das Erscheinungsbild der Stadt zu verbessern, drängt die JU, beim Projekt "Altes Rathaus" endlich Nägel mit Köpfen zu machen. Unter dem Stichwort "Umweltschutz" fordert die CDU-Nachwuchsorganisation: "Die Stadt muß dem Bürger beim Sondermüll mehr entgegenkommen." Dabei denkt sie an die Einrichtung ständiger Sammelstellen.
Zugunsten einer besseren Suchtvorbeugung schlägt die JU vor: Jede Schule sollte einen Lehrer mit entsprechender Qualifikation zum Drogenberater ernennen. dac
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SCHIESSEN
WELTCUP-FINALE in München-Hochbrück, Männer, Trap: 1. Pellielo (Italien) 224 Scheiben, 2. Asanow (GUS) 222, 3. Palminha (Portugal) 218, 4. Thompson (USA) 218, 5. Waldron (USA) 216, 6. Axpe (Spanien) 213.
Skeet: 1. Timokhin (GUS) 221, 2. Falco (Italien) 220, 3. Jensen (Norwegen) 220, 4. de Rasmussen (Dänemark) 218, 5. Scribani-Rossi (Italien) 218, 6. Cuy y Mola (Frankreich) 217.
Freie Pistole: 1. Koprinkow (Bulgarien) 655 Ringe, 2. Pytschianow (GUS), 654, 3. Kiriakow (Bulgarien) 654, 4. Kokorew (GUS) 652. 5. Skanaker (Schweden) 649, 6. Tu (Taiwan) 647, 7. Babii (Rumänien) 645.
Luftgewehr: 1. Badiou (Frankreich) 693,7 Ringe (Vorkampf 591 + Finale 102,7), 2. Hirschvogel (Polling) 692,6 (592+100,6), 3. Debevec (Slowenien) 691,5 (591+100,5), 4. Stenvaag (Norwegen) 691,5, 5. Fedkin (GUS) 689,0, 6. Dobler (Offenbach) 688,8, 7. Kraskowski (Polen) 688,6, 8. van Beckhoven (Niederlande) 685,5.
FECHENHEIM. Martin W. Davies, Abteilungsleiter der Eintracht-Handballer, hielt nach einem roten Sportcoupé Ausschau. Fast die gesamte Jugend wartete in der Fabrik-Sporthalle in der Wächtersbacherstraße und vertrieb sich die Zeit mit einem kleinen Handballspiel. Doch Uli Stein kam nicht.
Davies hatte, als "Bonbon" für seine Schützlinge, einen Termin mit dem Torhüter der Frankfurter Eintracht vereinbart. Jeder der etwa 40 Nachwuchs-Handballer hätte mal auf das Tor werfen dürfen, in dem der älteste Bundesligaspieler gestanden hätte. Die Verbindung des Eintracht-Profis zum Handball geht Jahrzehnte zurück: Er hatte bis zum B- Jugend-Alter beide Tore gehütet - als Handballer und Fußballer.
Die Enttäuschung über den geplatzten Termin stand allen ins Gesicht geschrieben. "Auch in der ehrenamtlichen Arbeit zählt nur der Erfolg", sagte der betrübte Abteilungsleiter. Dabei blickt er und der Jugendwart auf zwei erfolgreiche Jahre zurück - so kurz erst gibt es eine Jugendabteilung Handball bei den Riederwäldern. Mit einem C-Jugend-Team fing alles an - damals acht Spieler. Heute sind es fünf Mannschaften, verteilt auf A- bis D- Jugend. Insgesamt etwa 40 Jugendliche werden nun schon trainiert und betreut. "Wir wollten mit dem Sport Jugendliche von der Straße holen und guten Nachwuchs an den Verein binden", erinnert sich Klaus Peter Bauer, Jugendwart und ehemaliger Spieler der Ersten Mannschaft. Zwei seiner Spieler hatten schon an einem Training der Kreis-Auswahl teilgenommen, und drei A-Jugend-Spieler trainieren bereits mit der Ersten Mannschaft. Und schon bald sollen sie dort für den Verein Tore werfen.
Mit der Torwart-Aktion wäre die Jugend-Handball-Abteilung um eine Attraktion reicher gewesen. Für die Jugendlichen sprang dann trotzdem noch etwas heraus: Die A-Jugend erhielt einen Satz Sporttaschen, die anderen bekamen je ein T-Shirt.
Die Blumen für die Frau des Fußballstars verwelkten derweil, und der Jugendhandball für das große Vorbild mit den Unterschriften der Jugendlichen wird nun zum Spielen benutzt werden müssen. Wenigstens etwas, was als Erinnerung an diesen Sonntagnachmittag bleiben wird. ara
geg BERLIN, 30. August. Die sich steigernde rassistisch motivierte Gewalt, zu der sich teils große Gruppen von über 100 Rechtsextremisten verabredet hatten, war am Wochenende vor allem gegen Asylbewerberheime in Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern zu beobachten. Die Polizei war darauf weitgehend vorbereitet. Sie rechnete für Sonntagnacht mit neuen Angriffen, beispielsweise im brandenburgischen Cottbus, wie ein Polizeisprecher der FR mitteilte. Dort hatten in den beiden Nächten zuvor an die 200 Rechtsradikale jeweils ab 21.30 Uhr versucht, ein Flüchtlingsheim zu attackieren. Nachdem ein starkes Polizeiaufgebot sie hatte abdrängen können, zogen die großenteils jugendlichen Randalierer durch den Ortsteil Sachsendorf-Madlow und warfen Flaschen, Steine oder Brandsätze auf Polizisten und Journalisten. Ein Polizist sowie ein dpa-Fotoreporter wurden verletzt. Mehrere Autos wurden in Brand gesetzt. Die Polizei nahm 24 Personen fest.
Auch in Eisenhüttenstadt nahe der deutsch-polnischen Grenze, wo die Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber in Brandenburg ist, randalierte eine zahlenmäßig starke Gruppe Skinheads, schlug auf einen Streifenwagen ein und verletzte zwei Polizisten. Die Polizei registrierte zudem Übergriffe in Spremberg und Lübbenau, wo ein pakistanischer Flüchtling verprügelt worden sein soll.
Ziele der rechtsgerichteten Randalierer in Sachsen-Anhalt waren am Wochenende vor allem Oschersleben, Stendal, Hennigen (Salzwedel) und Zielitz (Kreis Wolmirstedt). Während der zehnstündigen Auseinandersetzungen vor der Flüchtlingsunterkunft in Oschersleben mit über 100 Jugendlichen setzte die Polizei Verstärkung aus Magdeburg und Halberstadt ein und nahm insgesamt 23 Personen fest. Sie kassierte den polizeilichen Angaben zufolge dabei Luftdruckwaffen, Schlagstöcke und Funkgeräte.
In Zielitz traf in der Nacht zum Sonntag ein Molotow-Cocktail das dortige Asylbewerberheim und explodierte. Die Flüchtlinge hätten jedoch den Brand selbst löschen können, hieß es im Innenministerium in Magdeburg, zwei hätten sich bei den Löscharbeiten aber verletzt.
Auch im mecklenburgischen Greifswald und Umgebung gab es Angriffe. In Greifswald-Ladebow wurden mehrere Autos, die Ausländern gehörten, angesteckt. Vier mutmaßliche Täter konnten festgenommen werden. Auch wurden in einem nahegelegenen Flüchtlingsheim die Scheiben eingeworfen.
In Leipzig steckten Jugendliche in der Nacht zum Sonntag ein Zeltlager für Asylbewerber in Brand. Die Flüchtlinge wurden in ein anderes Lager gebracht. Die Polizei habe mehrere Täter auf frischer Tat gefaßt, hieß es. Im benachbarten Markkleeberg wurden am Sonntag drei Brandflaschen vor eine Unterkunft von Roma und Sinti geworfen. Den Angaben zufolge wurde dabei niemand verletzt, die Täter entkamen. "Kleinere" Gruppen versuchten auch, in Thüringen und mehreren anderen ostdeutschen Städten Ausländer, insbesondere Asylbewerber, anzugreifen.
gra/pid FRANKFURT A. M. In Pöttmes bei Augsburg soll aus einem fahren- den Auto heraus auf ein Asylbewerberheim bei Augsburg geschossen worden sein. Laut dem bayerischen Landeskriminalamt wurde niemand verletzt, nur eine Fensterscheibe sei zertrümmert worden.
Ein weiterer Anschlag richtete sich gegen das Flüchtlingswohnheim in Saarlouis. Dem Landeskriminalamt zufolge setzte dabei einer von zwei Brandsätzen die Küche im Erdgeschoß in Flammen. Die Feuerwehr habe den Brand schnell löschen können, hieß es.
Mit fünf Molotow-Cocktails griffen Unbekannte eine Asylbewerber-Unterkunft in Bad Lauterberg (Landkreis Osterode) an. Die Kriminalpolizei teilte mit, einer der Brandsätze sei durch das geschlossene Fenster in das Schlafzimmer einer afrikanischen Familie geflogen, ein zweiter sei im Bad gelandet. Die Flüchtlinge hätten das Feuer selbst löschen können.
Termin hat ,programmatischen Charakter' Dreikönigsgemeinde feierte parallel zum Museumsuferfest / Ruhepol mit "Tiefgang"
SACHSENHAUSEN. "Kunst und Kirche im Gespräch" war das Motto des Gemeindesfestes der evangelisch-lutherischen Dreikönigskirche, die ganz in der Nähe des "Malerviertels" am Sachsenhäuser Mainufer ihren Standort hat. Mit einer sogenannten "Bilderpredigt", die das Kunstwerk "Das Lamm" von Paul Klee zum Ausgangspunkt für die theologischen Ausführungen nahm, suchte Pfarrer Gunnar Berndsen die Gemeinde auf die folgende Veranstaltung einzustimmen. Bereits kurz nach der Predigt diskutierten auf einem Podium ein Maler und ein Kunsthistoriker sowie ein theologisch geschultes Gemeindemitglied das Thema: "Bild und Bilderverbot - Kunst in der Kirche". "Wir wollten damit die Diskussion ,Was machen wir eigentlich mit den Bildern' verdeutlichen. Denn das Bild ist ja nicht nur Ornament", erläuterte Berndsen den Anspruch der Podiumsdiskussion. Doch auch weniger Kunstbeflissene wußte die Kirchengemeinde zu unterhalten: Vor allem den Kindern wurde nach dem Mittagessen einiges geboten: Wasserspiele, Buttonmaschine, Basteltisch und ein Negerkuß-Wettessen fanden regen Zuspruch. Die Eltern konnten mit ihrem Nachwuchs in der Kleinkinderecke ein wenig spielen und bei Malaktionen und Bauklötzen unterhielten sich die ein wenig selbstständigeren Kinder. Auch an die Erwachsenen war gedacht worden. Für sie gab es beispielsweise Führungen durch die Dreikönigskirche, die vor rund 110 Jahren die Stadt Frankfurt den Sachsenhäusern schenkte. Ab 14 Uhr kam dann die Musik zu ihrem Recht: Das Duo Camillo präsentierte auf der Bühne vor dem Eingangsportal der Kirche ein Musikkabarett.
Wer sich über das Leben der Gemeinde informieren wollte, konnte dies an verschiedenen Info-Ständen tun, die der Bastelkreis oder die "Dritte Welt"-Gruppe der Gemeinde aufgebaut hatten und selbstverständlich gab es ausreichend Getränke und Würstchen vom Grill.
"Seit dem letzten Jahr legen wir unser Gemeindefest immer auf den Termin des Museumsuferfestes", erklärte Pfarrer Berndsen, "das hat programmatischen Charakter." Die mit rund 2500 Mitgliedern relativ kleine Dreikönigsgemeinde will die Herausforderung ihrer Lage in der Nähe der großen Museen annehmen und gemeinsam mit diesen Museen Veranstaltungen organisieren. So wird es beispielsweise im November aus Anlaß der "Reichspogromnacht" in Kooperation mit dem jüdischen Museum eine Reihe von Veranstaltungen geben, die sich mit dem Zusammenleben von Juden und Christen beschäftigen. Mit Gottesdiensten, aber auch mit Gemeindegesprächsabenden und Filmvorführungen soll das immer noch problematische Verhältnis der beiden Religionen zueinander aufgearbeitet werden. Ein Teil der Veranstaltungen wird dabei in den Räumen der Dreikönigskirche abgehalten, ein anderer in den Räumen des jüdischen Museums.
Diese Art der Zusammenarbeit wurde bereits im letzten Jahr mit dem Städel ausprobiert. Mit vier Bildpredigten wurde ein Bezug zu dem großen Frankfurter Museum hergestellt: "Da wurde ein Bild, das im Städel hängt, mit Hilfe eines Dia- Apparates an die Wand der Kirche projeziert und dann besprochen. Damit es auch kunsthistorisch verstanden werden konnte, gab es zuvor im Städel vor dem Original einige Erklärungen", verdeutlichte Pfarrer Berndsen das Prinizip der Bildpredigt.
Wer nach dem anstregenden Spaziergang über die Festmeile am Museumsuferfest ein wenig Ruhe und Entspannung suchte, der war bei der Dreikönigskirche genau richtig: Unter dem Blätterdach der Bäume im Schatten zu sitzen, gefiel schon am frühen Sonntagnachmittag rund 150 Besuchern ganz ausgezeichnet. "Wir wollen bewußt einen Ruhepol zum Museumsuferfest bilden, denn hier kann man bei familiengerechten Preisen essen und trinken und bekommt auch ein bißchen Tiefgang geboten", erklärte Pfarrer Berndsen zufrieden. kan
Aus Anlaß des Konzerts im Frankfurter Waldstadion haben unsere Mitarbeiter Michael Rieth und Wolfgang Spindler den Riesen-Troß des Stars tagelang begleitet, Mitarbeiter und Zaungäste befragt. Ihre Beobachtung wirft auch ein Schlaglicht auf zeitgenössische Massenunterhaltung: Der Star ist nichts, die Maschinerie ist alles. fr
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Leitartikel Unter der Müll-Lawine Seite 3
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SCHIESSEN
Schnellfeuerpistole: 1. Schumann (Dudweiler) 883 Ringe, 2. Osthold (Dietzenbach) 877, 3. Wokhmianin (GUS) 875, 4. Kucharczyk (Polen) 874, 5. Kaczko (Ungarn) 776, 6. Palinkas (Ungarn) 770, 7. Frazer (USA) 769, 8. Raicea (Rumänien) 766.
Dreistellungskampf: 1. Debevec (Slowenien) 1287,9 Ringen, 2. Foth (USA) 1267,0, 3. Amat (Frankreich) 1265,9, 4. Young Cha (Südkorea) 1263,7, 5. Gonzales (Spanien) 1262,9, 6. Hirvi (Finnland) 1259,9, 7. Zsolt (Ungarn) 1257,5, 8. Bury (Frankreich) 1253,8.
Frauen, Luftpistole: 1. Logwinenko 486,2 Ringe, 2. Smirnowa (beide GUS) 481,8, 3. Suppo (Italien) 475,8, 4. Park (Südkorea) 475,2, 5. Fernandez (Spanien) 474,8, 6. Skoko (Kroatien) 474,6, 7. Rose (Estland) 473,2, 8. Kubala (Österreich) 470,0.
Luftgewehr: 1. Forian (Ungarn) 498,5 Ringen (Vorkampf 397/Finale 101,5), 2. Matowa (Bulgarien) 496,6 (396/100,6), 3. Weiskopf (Winkelhaid) 495,5 (392/103,5), 4. Letschewa (Bulgarien) 395,3 (393/102,3), 5. Pfeilschifter (Pemfling) 492,9 (392/100,9), 6. Joo (Ungarn) 491,4 (389/102,4), 7. Sinclair (USA) 488,5 (386/102,5), 8 Ksiazkiewicz (Polen) 487,4 (386/101,4).
Zivilbeamte des Sonderkommandos West der Schutzpolizei haben in der Nacht zum Samstag im Gallusviertel zwei Autodiebe festgenommen. Der Zugriff erfolgte gegen 2 Uhr in der Kleyerstraße. Dort waren den Fahndern zwei Personen aufgefallen, die in einem geparkten Opel Kadett saßen und an dem eingerasteten Lenkrad drehten. Die Polizisten näherten sich unauffällig und rissen dann gleichzeitig die vorderen beiden Türen auf. Die völlig überraschten Insassen ließen sich widerstandslos abführen.
Bei ihrer Vernehmung waren sie geständig und begründeten den Autodiebstahl mit ihrer Müdigkeit. "Uns taten die Füße weh. Wir wollten nicht mehr laufen", sagte einer der beiden.
Bei den Festgenommenen handelt es sich um Personen im Alter von 19 und 15 Jahren. Der ältere ist den Ordnungshütern schon einmal wegen des gleichen Deliktes aufgefallen. Die Polizei sperrte den Wohnsitzlosen in eine Haftzelle. Sein Komplize, aus dem Gallusviertel, wurde von Beamten noch in der Nacht nach Hause zu seinen Eltern gebracht. habe
SECKBACH. Puppenspiele, Ponyreiten, Malen, Basteln und andere kleine Attraktionen gab's beim Sommerfest der evangelischen Mariengemeinde am Wochenende. Bei schönem Wetter genossen die Besucher den Sonntag auf der Wiese des Gemeindekindergartens in der Zentgrafenstraße. Der Tag begann mit einem Gottesdienst, bei dem der Gemeinde die neue Kirchenbeleuchtung vorgeführt werden konnte. Anschließend wurde das Sommerfest mit einem Frühschoppen eröffnet. Mittags wurden die Gäste von der "Männerkochgruppe Seckbach" mit Kartoffelsuppe und Würstchen versorgt. Am Nachmittag brachte die Theatergruppe der Kirche "Marimotz" die Besucher mit einem Sketch zum Lachen, und der Posaunenchor brachte ein Ständchen.
"Die Sommerfeste der Mariengemeinde gibt es schon seit 1951", erinnert sich Horst Koch, Mitglied im Kirchenvorstand der Gemeinde, "denn das ist das Jahr, in dem die im Krieg zerstörte Kirche wieder aufgebaut wurde". Das Fest stand ganz im Zeichen der Hilfe für Ghana. "Mit unseren Einnahmen unterstützen wir die Arbeit der Presbyterianischen Kirche in Ghana", erzählt Horst Koch, "damit meine ich den Erlös aus dem Verkauf von gespendetem Kaffee und Kuchen genauso wie die Einnahmen aus dem Verkauf von Waren aus Entwicklungsländern, wie Handtücher, Stofftaschen oder Tee und Kaffee." Getränkesteuer müsse die Gemeinde aber trotzdem zahlen, weil Bier ausgeschenkt wurde. Die Jugendlichen des "Café Caribu", ein Jugendclub der Gemeinde, hatten eine Cocktailbar aufgebaut, und so konnte man sich interessante alkoholische und nichtalkoholische Drinks mixen lassen.
Horst Koch, der selbst im Festausschuß der Mariengemeinde tätig ist, ist auf freiwillige Helfer in der Gemeinde angewiesen. "Wir fangen etwa drei Monate vor dem Fest mit den Vorbereitungen an. Man muß die Leute motivieren, damit sie helfen. Glücklicherweise finden sich aber immer genügend hilfsbereite Hände, die uns bei den Vorbereitungen unterstützen. jan
Mißlungener Start für den FSV 08 Schierstein: Der Frauen-Oberligist, der erst wieder am 12. September (16 Uhr) beim Ex-Meister TSV Münchhausen antreten muß, verschenkte beim 1:2 gegen die DJK-Sportvereinigung/FSV Schwarzbach beide Punkte. Es war nicht nur Pech, sondern auch ein Großteil Unvermögen, was zur Heimpleite führte.
FSV 08 Schierstein - DJK/FSV Schwarzbach 1:2 (0:1). Der Wiesbadener Stadtteil-Verein schickte zum Rundenauftakt seine derzeit bestmögliche Aufstellung auf den Kunstrasen "Am Zehntenhof". Dort war es bereits eine kleine Kunst, den keineswegs starken Gegner aus Osthessen (Hofbieber) nicht zu bezwingen. Chancen für zwei Spiele blieben ungenutzt. Zu allem Überfluß resultierte das Führungstor aus einem Eigentor von Rosi Ding (17.). Den eigentlichen Fehler hatte jedoch die Regionalliga-Handballerin Kristina van Loyen - sie spielt beim TV 1860 Hofheim zusätzlich Handball - begangen, denn sie griff bei einer Flanke vorbei und von Rosi Dings Knie prallte das Leder direkt ins Tor. Simone Schulz (15.) prüfte mit einem Freistoß die Schwarzbacher Torfrau, Brigitte Jurek (31.) zielte aus zehn Metern Entfernung vorbei, und ein 16-m-Schuß von Gabi Birlenbach - bis zum Sommer beim jetzigen Handball-Bundesligisten DJK Schwarz-Weiß Wiesbaden aktiv - strich vorbei.
Die Handballerinnen im Schiersteiner Oberliga-Fußballteam waren an diesem Tag nicht vom Glück verfolgt. Es dauerte über eine Stunde, bevor Elke Demski mit einem Foulelfmeter (an Brigitte Jurek verursacht) egalisieren konnte. 180 Sekunden später war Astrid Rehm im Laufduell schneller als fast die komplette FSV-Abwehr und schoß zum Siegestreffer ein. Den möglichen Ausgleich vergab Elke Demski (70.), die einen Handelfmeter über das Gehäuse jagte. Brigitte Jurek (72.) vergab freistehend, Simone Schulz fand in der Torsteherin ihren Meister und Libera Gerlinde Richter (76.) visierte den Pfosten an. Gerlinde Richter und Michaela Fröhlich (schaltete Oberliga-Schützenkönigin Anita Miehm aus) ragten trotz der Niederlage hervor.
FSV 08 SCHIERSTEIN: Kristina van Loyen - Gerlinde Richter - Katja Seibel, Inta Graß, Rosi Ding - Elke Demski, Michaela Fröhlich, Cordula Tron, Simone Schulz - Birgitte Jurek, Gabi Birlenbach.
TORE: 0:1 Rosi Ding (17./Eigentor), 1:1 Elke Demski (62./Foulelfmeter), 1:2 Astrid Rehm (65.). - SCHIEDSRICHTER: Dieter Birlenbach (Hattenheim). - ZUSCHAUER: 50. dip
Das Büro des CDU-Stadtbezirkes Nordend ist in der Nacht zum Samstag beschädigt worden. Zeugen beobachteten gegen 2 Uhr zwei Männer, die mit einer Axt den Rolladen der Geschäftsstelle in der Friedberger Landstraße 112 und die dahinter liegende Fensterscheibe zerschlugen. Danach flüchteten die beiden in Richtung Egenolffstraße. Eine über den Notruf alarmierte Funkstreife schätzte den Schaden auf 500 Mark.
Der CDU-Landtagsabgeordnete Rudolf Friedrich, dessen Wahlkreisbüro der Geschäftsstelle angegliedert ist, nannte dagegen in einer Erklärung eine Schadenshöhe von "mehreren tausend Mark". Er meinte, der "Anschlag" zeige, daß die radikalen Kräfte von rechts und links nicht verharmlost werden dürften. habe
Der Wind trug das Grollen der Böllerschüsse von Enkheim hinauf nach Bergen, wo man bereits ungeduldig auf das Eintreffen des Zuges wartete. Kinder zupften an ihren Müttern, Hälse reckten sich und die alltags verkehrsgeplagten Bewohner der Marktstraße genossen wenigstens einmal im Jahr ihren Logenplatz am offenen Fenster. Dann waren die wirbelnden Trommeln und die Fanfaren zu hören.
Der Umzug der Marktburschen war wieder fester Bestandteil und einer der Höhepunkte des traditionellen Berger Marktes. Wie ein riesiger Magnet zog der Bergen-Enkheimer liebstes und größtes Volksfest ganze Besucherscharen aus der nahen und fernen Umgebung an.
Die Straßen des Stadtteils hatten wieder einige tausend Menschen bevölkert, als die Spitze des Zuges mit der Stadtkapelle Bergen-Enkheim und den Marktburschen auftauchte, gefolgt von den Wagen der Vereine. Unter großem Jubel der Zuschauer rollten die buntgeschmückten Vehikel Richtung Marktplatz davon. Ein besonderer Blickfang war dabei das "fahrende Blumenbeet" des Obst- und Gartenbauvereins.
Doch so schnell wie die Menschen zusammengelaufen kamen, zerstreuten sie sich auch wieder, ließen sich an einem der zahlreichen Stände entlang der Marktstraße nieder oder schlenderten im Gefolge der letzten Wagen zum Festzelt auf dem Marktplatz.
Der Berger Markt ist ein Fest mit Eigenheiten. Eigentlich sind es gleich mehrere Feste, denn das Spektakel begann mit dem Stadtschreiberfest, einem wichtigen kulturellen Ereignis in Frankfurt.
Am darauffolgenden Abend eröffneten dann Oberbürgermeister Andreas von Schoeler und Ortsvorsteher Herbert Loos den Markt. Unter reger Beteiligung des regionalen Apfelwein- und Rosenadels wurde die neue Apfelweinkönigin Sandra I. gekrönt.
Am heutigen Dienstag findet das Fest - der frühere Berger Viehmarkt - dann zu seinem Ursprung zurück: Früh um 7 Uhr beginnt der Viehauftrieb. Danach ist auf der 15. Bezirkstierschau alles zu sehen, was Hufe, Federn oder lange Ohren hat. Erst am Abend, wenn die Marktburschen nach ihrem Trauermarsch vom Volkshaus zum Marktplatz ihr Marktsymbol beerdigt haben, kehrt im Stadtteil wieder Ruhe ein. gap
Am vierten Spieltag der Bezirksoberliga Frankfurt-West zeigten sich die Heimmannschaften in desolater Form: Lediglich Fechenheim (4:1 gegen Bischofsheim) und Germania 94 (3:2 gegen OFC Kickers II) gewannen ihre Begegnungen. Ansonsten wurden alle Punkte aus den heimischen Stadien entführt. Spitzenreiter bleibt weiterhin Vilbel vor den Verfolgern Ockstadt und Nieder-Weisel. Am Tabellenende stehen ohne Punktgewinn Ober-Erlenbach und Tempelsee.
SG Rotweiß Frankfurt II - Germania Ockstadt 2:3 (1:0). Die Schlüsselszene des Spiels in der 60. Minute: Cabuja vergab eine der zahlreichen Chancen zur 2:0-Führung für die "Roten". Im Gegenzug traf Glasner zum 1:1-Ausgleich. Ganzen (43.) hatte zuvor per Eigentor für den 0:1-Rückstand der Germania gesorgt. Eckl (70.) sowie erneut Glasner (83.) nutzten Kontermöglichkeiten zum 1:3. De Angelis verkürzte mit dem Schlußpfiff zum 2:3.
SV Steinfurth - FV Bad Vilbel II 2:3 (0:1). Vilbel glänzte durch spielerische Stärke. Bechthold (40.) und zweimal Pfaff (65./80.) zeigten sich zielsicher. Kunert (55.) hatte zwischenzeitlich ausgeglichen. Steinfurth kämpfte und kam durch Grimm (88.) erneut zum Anschlußtreffer. Erpl ließ in der Schlußminute eine gute Ausgleichsmöglichkeit ungenutzt.
SG Ober-Erlenbach - 1. FC Rödelheim 0:4 (0:2). Die Ober-Erlenbacher zeigten sich von ihrer schlechtesten Seite: Keine Torchance, kein Kampfeinsatz und keine spielerischen Qualitäten. Rödelheim hatte leichtes Spiel, die Treffer von Stöckl (13.), Picot (45.), Kühn (85.) und Braun (88.) fielen fast ohne Gegenwehr. Die SG muß weiter auf den ersten Punkt warten.
Gemaa Tempelsee - Vatan Spor Bad Homburg 1:4 (0:3). Der Aufsteiger spielte in der ersten Halbzeit überlegen. Keskin (10./23.) und Guewen per Foullelfmeter (35.) münzten diese Überlegenheit in Tore um. Zivojenovic (62.) traf für die Gastgeber, ehe Sen (82.) zum Endstand einschoß. Schiedsrichter Korn aus Oberndorf leitete die Begegnung souverän.
1. FC Hochstadt - Spvgg. Oberrad 2:4 (0:2). Mit Glück und Geschick gewann die Spielvereinigung bei Aufsteiger Hochstadt. Nachdem Messinger (15./40.) und Breitwieser per Elfmeter (58.) eine 3:0-Führung herausgeschossen hatten, drohte das Spiel nach den Treffern von Kraft (61.) und Rothmeier (68.) noch zu kippen. Messinger überwand jedoch den aufgerückten FC-Torwart Schwäbig mit einem Heber und sorgte durch sein drittes Tor für den Sieg.
Spvgg Fechenheim - FSV Bischofsheim 4:1 (1:0). Der Aufsteiger bezwang im Derby den Landesliga-Absteiger überraschend deutlich. Bereits nach fünf Spielminuten schloß Fröhlich eine Kombination von Plaum und De Paz sicher ab. Fischer (50.) erhöhte auf 2:0. Nachdem Kirschner gefoult wurde, verwandelte Kossmann den fälligen Strafstoß zum 3:0. Hantusch (85.) erhöhte nach einem Solo auf 4:1, zuvor hatte Weisser (81.) auf 1:3 verkürzt.
Germania 94 Frankfurt - OFC Kickers Offenbach II 3:2 (1:0). Nach einem 0:1-Rückstand zur Pause erzielten Nagel (49.) und Jakob (51.) einen 2:1-Vorsprung für den OFC. Schmitt (15.) traf in der ersten Hälfte. Milinovic (63.) glich für die Gastgeber aus, ehe Bernert nach Vorarbeit von Zitnik den Siegtreffer der "94er" einköpfte. Germania bot eine starke kämpferische Leistung.
SV Reichelsheim - SV Nieder-Weisel 0:4 (0:1). Der Aufsteiger aus der Bezirksliga Friedberg siegte auch in Reichelsheim und steht mit 7:1 Punkten an Position drei der Tabelle. Otto (41.), Brod (47.) und Zinngrebe (70.) trafen, bevor Werner einen an Haub verursachten Foulelfmeter (89.) zum 0:4-Endstand nutzte.
SG Rodheim - FC Dietzenbach 1:3 (0:1). Mit einer konzentrierten Leistung bezwang bereits am Freitag der FCD den Mitfavoriten Rodheim. Mit einem Sonntagsschuß aus 22 Metern brachte Xanthopoulous (25.) die Dietzenbacher auf die Siegerstraße. Knecht (60.) mit einem Abstaubertor und der eingewechselte Aruci (70.) nutzten danach die gelockerte Abwehr der SG. Schmidt (80.) verkürzte noch auf 1:3. jpm
BERGEN-ENKHEIM. Mehr Sicherheit vor Rückstaus in den Enkheimer Abwasserkanälen und einen besseren Schutz des Mains vor eingeschwemmtem Dreck sollen die neuen, 11 Millionen Mark teuren Regenrückhalte- und Überlaufbecken neben dem Volkshaus Enkheim garantieren. Wie Bürger und Behörden hoffen, wird die Anlage künftig verhindern, daß sich nach starken Regenfällen das Wasser in den Kanälen anstaut und diese schließlich überlaufen. Zumindest sollen die Zeiten, in denen heftige Unwetter mit reichlich Niederschlag die Kanaldeckel anhoben und regelmäßig die Keller des Stadtteils überfluteten, nun endgültig vorbei sein.
In der vergangenen Woche hat das Stadtentwässerungsamt die drei unterirdischen Becken nach knapp zweijähriger Bauzeit offiziell in Betrieb genommen - weitere Bauwerke sollen noch folgen. Im Rahmen eines Informationsabends im Enkheimer Volkshaus mit anschließender Besichtigung der Pumpstation erklärten Umweltdezernent Tom Koenigs (Grüne) und Mitarbeiter der Behörde Vorzüge und Arbeitsweise des 44 Meter langen und rund 35 Meter breiten Betonbauwerks. Die Anlage garantiere "jetzt mehr Sicherheit", erklärte der Stadtrat.
Denn selbst bei starken Regenfällen könnten die Becken eine große Wassermenge auffangen. Noch bei einem Niederschlag von 130 Litern, die 15 Minuten lang jede Sekunde auf eine Fläche von 100 x 100 Metern (ein Hektar) prasseln, sollen sie ein Überlaufen der Kanalisation verhindern können. Wie Koenigs hervorhob, würden dadurch nicht nur die Keller der Enkheimer Anwohner geschützt; auch in den Main werde nun erheblich weniger Dreck von den Straßen und aus den überquellenden Kanälen gespült. Eine neuartige Technik ermöglicht es zudem, das Wasser dort bereits "grob vorzureinigen", bevor es in der Kläranlage noch einmal aufbereitet wird.
Rund elf Millionen Mark sind der Preis für diese Errungenschaft. Obwohl Frankfurt "eines der modernsten Kanalsysteme Südhessens" besitze, so der Umweltdezernent, müsse dessen "Modernhaltung dringend beibehalten werden", denn ein gut funktionierendes Kanalnetz sei für die Infrastruktur der Stadt sehr wichtig. In Bergen-Enkheim ist eine "Kanalnetzberechnung", die im Zuge des Grenzänderungsvertrages von 1977 erstellt wurde, Grundlage für ein großangelegtes Sanierungskonzept. Etwa 45 Millionen Mark sind dabei für den Gewässerschutz vorgesehen.
Wie Norbert Schneider, Gruppenleiter der Entwässerungsplanung, berichtete, sollen außerdem auch im Bereich der Rangenbergstraße östlich des Sportplatzes Regenrückhalte- und Überlaufbecken gebaut werden. Die geplante Anlage, die zwischen 1994 und 1996 entstehen soll, wird voraussichtlich 15 bis 18 Millionen Mark kosten. Weitere Projekte sind ein Regenrückhaltekanal im "Sperber" und eine Kanalvergrößerung im Florianweg und in der Triebstraße. Wann das Stadtentwässerungsamt diese Pläne verwirklichen wird, konnte Schneider noch nicht sagen.
Doch obgleich sich durch den Ausbau der Kanalisation einiges verbessert, wird man auch in Zukunft nicht ganz ausschließen können, daß bei extremen Regenfällen Straßen und Keller überflutet werden. Die neuen Becken am Volkshaus seien jedoch erst nach einem Wolkenbruch überlastet, wie er vor etwa zwei Wochen auf Frankfurt niederging, erklärte Tom Koenigs - und das geschehe "alle zehn Jahre".
Allerdings könne sich dann der Bürger "dagegen nur selbst schützen". Bei dem Unwetter wurde ein Niederschlag von 266 Litern pro Sekunde und Hektar gemessen. "Eine absolute Sicherheit gibt es nicht", resümierte der Stadtrat. Denn dazu wären aufwendige Baumaßnahmen erforderlich, "die kein Mensch bezahlen kann". gap
FECHENHEIM. "Rechts vor links" an allen Einmündungen und Kreuzungen, in die Fahrbahn vorgezogene Bordsteine, Rampen, Aufpflasterungen und "Baumtore" - so stellen sich die Mitarbeiter des Planungsbüros "Frauen Stadt Verkehr" (FSV) die geplante Tempo-30-Zone in Fechenheim-Nord vor. In einer Informationsveranstaltung, zu der die Arbeitsgruppe Verkehr des zuständigen Ortsbeirates 11 eingeladen hatte, demonstrierten die FSV-Planer Gisela Stete und Norbert Stoll, wie die Siedlung zwischen Birsteiner und Wächtersbacher Straße beruhigt werden könnte. Rund hundert Leute hatten sich in der Gaststätte am Sportplatz eingefunden, um zu erfahren, wie die Experten den Schleichverkehr durch die schmalen Wohnstraßen blockieren wollen.
Wie Norbert Stoll erläuterte, hätten er und seine Kollegen die Gestaltung der Tempo-30-Zone in zwei Schritte aufgeteilt. Danach soll zunächst mit einfachen und kostengünstigen Maßnahmen wie Fahrbahnmarkierungen ein "Provisiorium" geschaffen werden. Dies soll schon in den nächsten Monaten geschehen, versprach Stoll. Dann wird an allen Einmündungen die Vorfahrtsregel "rechts vor links" gelten. An den Kreuzungen auf der Birsteiner Straße werden helle Zacken auf der Fahrbahn, "Haifischzähne" genannt, auf die geänderte Vorfahrt aufmerksam machen.
Erklärtes Ziel der Planer ist es, in die Zufahrt von der Bebraer Straße in die Birsteiner Straße "einen Korken zu setzen". An dieser Stelle, so hätten sie ermittelt, ströme der meiste Schleichverkehr in die Siedlung. Auch die anderen sogenannten Gebietseinfahrten in die dann verkehrsberuhigte Zone sollen mit entsprechenden Markierungen gekennzeichnet werden. Zudem sollen beidseitig geparkte Wagen die Fahrbahnen verengen und so die Autofahrer bremsen. Nur in der Meerholzer Straße sei dies nicht möglich, erklärte Stoll, da diese zu schmal ist. Dort wolle man den Verkehr deshalb durch versetzte Parkstreifen auf beiden Straßenseiten regulieren.
In etwa zwei Jahren wollen die FSV- Mitarbeiter dann einschneidende Maßnahmen verwirklichen. Dazu gehört, daß die Bordsteine weiter in die Fahrbahn gesetzt werden, die vor allem im Bereich der Kreuzungen aufgepflastert werden soll. Baumtore und "Kölner Teller", 30 Zentimeter große Metallkappen, die unter schnell rollenden Autos laute Geräusche erzeugen, könnten dem Autofahrer anzeigen, wann er in die Tempo-30- Zone einfährt.
In der Birsteiner Straße könnte man nach Ansicht der Planer Bäume versetzt pflanzen und so zusätzlich eine "optische Barriere" schaffen, die den Verkehrsteilnehmer zu umsichtigerer Fahrweise zwingen. Grundsätzlich müsse dort die Fahrbahn nicht breiter als 4,25 Meter sein. An der Einmündung der Langenselbolder in die Birsteiner Straße soll die große Fläche vor dem Eckgebäude, die derzeit als Parkplatz genutzt wird, einen "Platzcharakter" erhalten und Fußgängern vorbehalten werden.
Den Vorschlägen des Planungsbüros standen einige Fechenheimer kritisch gegenüber. Sie wollten sich nicht so recht von der Wirksamkeit der vorgetragenen Pläne überzeugen lassen. Vor allem für die Langenselbolder und die Salmünsterer Straße, die einige Teilnehmer als "Rennbahnen" bezeichneten, forderten sie drastischere Maßnahmen. Sie regten an, dort in Abständen von jeweils zehn Metern Blumenkübel aufzustellen. Eine junge Frau kritisierte, daß in den FSV- Plänen nicht vorgesehen sei, die Fahrbahnen in der Nähe der Kindergärten mit Rampen und Schwellen zu versehen. Dem entgegnete Norbert Stoll, daß bei allen Tempo-30-Maßnahmen Kosten und Nutzen gründlich abgewogen worden seien. Dabei sei man zu dem Schluß gekommen, daß es "unverhältnismäßig und unnötig sei", eine ganze Straße durchgehend aufzupflastern, erklärte der FSV- Mitarbeiter. gap
"Melissa jetzt komm endlich!" rief der entnervte Vater. Doch das Töchterchen hatte an Fred Feuersteins Steinzeitmobil einen Narren gefressen. Melissa ließ sich nicht mehr vom Lenkrad des "urzeitlichen" Gefährts wegbringen. Hin und her rollte der Wagen mit den riesigen Rädern auf der Kindermeile zwischen Holbeinsteg und Rollschuhbahn, kein Fleckchen grün unversehrt lassend.
Was der Kinder Freud', ist nicht unbedingt auch der Eltern Entzücken. Der beste Beweis war das Schlagzeugset des Musikmobils, an dessen Percussion, Trommeln, Bongos und anderen "Höllenmaschinen" sich Dutzende Kinder und auch ältere Jugendliche erprobten. Langsam steigerten sich die vielen Schlagwerker, fanden zu einem gemeinsamen Takt, dann drängten die gestreßten Eltern zum Aufbruch und die Trommelgruppe geriet aus dem Rhythmus. "So ein Lärm", konnte ein älterer Herr nur stammeln. Mario ließ sich nicht beirren, zog die Schildkappe in den Nacken und schlug einige verzerrte "Heavy Metal"-Akkorde auf der kleinen E-Gitarre für Kinder.
Die kleine Franziska mit den blonden Zöpfen und dem Riesenkochlöffel dagegen backte mit dem Clown des "Mini-Circus" unbeirrt ihren Kuchen, auch wenn der für Erwachsenenköpfe nur aus einigen Papierschnitzeln im Topf bestand. Andere Kinder beackerten bis zur Erschöpfung die haushohe Riesenspinne aus Gummi oder sie trieb es zur "Trick 7 Show", wo die Zeichentrickfiguren Fred Feuerstein und Bugs Bunny den Kleinsten beim "Riesenpuzzle-um-die-Wette- Legen" halfen.
Auf hohen Stelzen und mit venezianischen Karnevalsmasken marschierte das holländische Kindertheater "Belief" durch die Kinderschar, wobei sie fast mit dem Jongleur kollidierten, der auf einem Leiterwagen am Mainufer seine Späße trieb. Immer wieder rollte der Wagen zum Fluß hinab "Sollen wir ihn reinfallen lassen?" fragte der Partner des Jongleurs. "Neeein!" rief die Kinderschar. mku
Law and order hilft nicht weiter
"Gehen Sie diesen Weg weiter und laden sie auch künftig Fachleute ein, auch wenn sie nicht ihrer Partei angehören." Christoph Schaefer, parteiloser hessischer Generalstaatsanwalt und zuvor fünf Jahre Chef der Anklagebehörde in Frankfurt, appellierte zum Schluß des CDU-Parteitages im Dominikanerkloster zum Thema "Innere Sicherheit" an die liberale Einstellung der Christdemokraten. Der Aufruf kam nicht von ungefähr. Gut eine Stunde zuvor, in der Arbeitsgruppe "Drogenbekämpfung - aber wie?", hatte Schaefer sich der ständigen Sticheleien aus dem (CDU)-Publikum zu erwehren: "Ich bin nicht eingeladen worden, um nach ihrem Gefallen zu reden." In den hinteren Reihen war der Unmut über Schaefers Thesen schon lange spürbar gewesen. Dabei hatte CDU-Sprecher Dirk Metz Schaefers Einladung noch als Beleg für die Offenheit der Union gesehen: "Der Mann soll ja Gegenpositionen vertreten."
Die kamen bei den braven Christdemokraten aber nicht an. Alfons Gerling, Frankfurter aus Zeilsheim und suchtpolitischer Sprecher der Landes-CDU, blieb dabei: Die Staatsgewalt muß zuschlagen, law and order und dazu noch ein bißchen Therapie.
Der Staatsanwalt Schaefer hatte zuvor - nicht als hessischer Generalstaatsanwalt, sondern als Mitarbeiter des liberalen "Frankfurter Arbeitskreises Strafrecht" - klar Position bezogen. Das Drogenproblem könne nicht mit dem Instrumentarium des Strafrechts gelöst werden. Seit Jahrzehnten verschärfe der Staat die Strafbestimmungen, die Justiz ziehe die Schraube ständig an, doch die Zahl der Drogentoten steige ebenso wie die der Abhängigen und die Milliardengewinne der Drogenkartelle. Nur an der "Verelendung der Drogenabhängigen" ändere sich nichts. Deshalb sei "langfristig eine Entkriminalisierung der Drogenabhängigen der richtige Weg" und solle sich das Strafrecht "Schritt für Schritt zurückziehen". Als Schaefer gar andeutete, auch eine Freigabe von Drogen sollte kein Tabu sein, war für manche aus der Unions-Riege das Faß voll.
Alfons Gerling verzog säuerlich das Gesicht und sprach von der "Hilfe für Abhängige, die ausgebaut werden muß". Er schielte dabei auf den Gießener Kriminologen Professor Arthur Kreuzer und mußte doch auf einen vermeintlichen Kronzeugen verzichten. Kreuzer mochte nicht bestätigen, daß die Freigabe von Haschisch tatsächlich zu einer Suchtwelle führt. Er sagte aber auch, daß die Hoffnungen, das Drogenproblem durch Methadon in den Griff zu bekommen, wohl eine Wunschvorstellung bleibe. gang
Das Trio ist komplett. Die SG Praunheim hat sich durch einen 2:1-Sieg beim baden-württembergischen Oberligisten Bad Neuenahr als dritter hessischer Fußballverein für das DFB-Pokal-Achtelfinale qualifiziert und damit erfolgreich Revanche für die 3:4-Niederlage aus dem Vorjahr geübt. Die Schmach des vergangenen Jahres steckte jedoch noch tief in den Köpfen der SG-Spielerinnen. Die Praunheimerinnen starteten in das Spiel wie ein Rasenmäher in ein Formel-1-Rennen. Bedächtig und ohne Mut zum geringsten Risiko sollte sich der Torerfolg von alleine einstellen.
Erst nach einer ausgiebigen Beschnupperungsphase legte die SG ihre Angst ab. Martina Walter und Anastazia Kubiak wurden allerdings Opfer ihrer Nervosität und vergaben klare Einschußmöglichkeiten. Ein Abstaubertreffer von Steffi Jones und ein erfolgreich abgeschlossener Konter durch Martina Walter verschafften der SG kurzeitig ein Gefühl der Sicherheit. Das Gefühl trog. Michaela Steinhauser verkürzte nach einem undurchsichtigen Gedränge im SG-Strafraum zum 1:2-Anschlußtreffer. Das große Nervenflattern bei der SG begann. Ausgleichstreffer und damit eine Verlängerung lagen in der Luft. Erinnerungen an das letzte Jahr wurden wach, doch die SGP kam mit dem Schrecken davon. dan
Praunheim: Becker; Häusler; Bräscher, Hasche, Heck, Apholte, Schnabel (68. A. Walter), Jones, Kubiak, Bianco (62. Otto), M. Walter.
Schiedsrichter: Werner.
Tore: 0:1 Jones (32.), 0:2 Walter (54.), 1:2 Steinhauser (70.).
Zuschauer: 200.
Das Fest am Museumsufer war noch in vollem Gange, da gab Oberbürgermeister Andreas von Schoeler schon Details für ein weiteres Großereignis bekannt. 1994 wird Frankfurt 1200 Jahre alt. Und für das Jubiläumsfest braucht es - logo - ein spezielles "Logo", ein griffiges Symbol wie die Erkennungsmelodie der Tagesschau. Rückblick und Vorausschau soll die Grafik vereinen, die demnächst auf Plakaten, T-Shirts, Taschen und Anstekkern zu sehen sein wird.
Über einem blau anschwellenden Halbbogen, der den Main darstellen soll, geht es in einer Tour de force durch die Stadtgeschichte. Von der mittelalterlichen Stadtsilhouette über Karl den Großen, den Römer, Goethe und Struwwelpeter, Paulskirche und Eisernen Steg, Fernseh- und Messeturm bis hin zu den Menschen der Stadt reicht der Blick. "Frankfurt erleben" heißt der Text dazu, was aber auch wie "Frankfurter Leben" gelesen werden kann.
Oberbürgermeister von Schoeler ist "überzeugt", daß das Werbesymbol "Geschichtsbewußtsein und Lebensfreude auf den Punkt bringt". Und das seien schließlich die beiden Kernideen des Festkonzepts. Das "Logo" haben die Frankfurt Projekte GmbH und eine Werbeagentur gemeinsam entworfen. Nichts Abstraktes, sondern etwas Typisches sollte es sein. "So real wie nötig, so reduziert wie möglich." Wohldosiert soll die Jubiläumsgrafik in den kommenden zwei Jahren eingesetzt werden. Nicht jede Plakatwand wird gepflastert, "damit wir unser Pulver nicht bis 1994 verschossen haben", wie Frankfurt-Projekte-Geschäftsführer Dieter Rexroth erklärte. Der Öffentlichkeit wurde das Emblem gestern abend im Rahmen des Festfinales erstmals vorgestellt.
Keine Feier ohne Musik. Für ein "Frankfurt-Lied" gibt es "Überlegungen" und bereits einen Textentwurf. "Zwölfhundert Jahr" reimt sich da auf "wunderbar", "mit Hand und mit Fuß" auf "Plus". Es ist, wie gesagt, nur ein Entwurf. vo
RÖDELHEIM. Alles andere als "Bierzeltatmosphäre" kam auf beim zweiten "Parkfest" im Solmspark, zu dem der Stadtteilarbeitskreis Jugendarbeit Rödelheim eingeladen hatte. Motto: "Reif für die Insel - wir schauen nach". Gemeint ist das geplante Jugendhaus "Auf der Insel 14", das seit über drei Jahren in Planung ist. Passiert ist bislang nichts.
Die im Stadtteilarbeitskreis vertretenen Jugendeinrichtungen - Gemeinden, Feuerwehr, Rotes Kreuz, Mitarbeiter des Aktivspielplatzes Zentmarkweg und andere -, die Friedensinitiative Rödelheim, das Dritte-Welt-Haus und der Rödelheimer Kunstverein organisierten das Parkfest. Auch die Hausbesetzer aus der "Au" waren mit dabei und stellten für das Musik- und Theaterprogramm ihre "PA"-Anlage zur Verfügung.
An Infoständen konnten sich Interessierte über das geplante Projekt informieren. Seit im März 1991 Grün-Dezernent Tom Koenigs seine Bedenken wegen der Lage des Jugendhauses im Prestigeobjekt Grüngürtel zurückzog, ziehen alle an einem Strang: Ortsbeirat, Magistrat und Jugendhaus veranstalteten einen Ideen-Wettbewerb über die Ausstattung des Hauses. Damit das Projekt nicht in Vergessenheit gerät, will der Jugendarbeitskreis einmal im Jahr eine Fete feiern: das Parkfest.
Die Umstände, die zur Entstehung des Parkfestes führten, schlugen sich auch auf das Fest selber nieder. Zumeist Jugendliche tummelten sich zwischen Antifaschismus-Info-Ständen, Stellwänden zum Thema Rechtsradikalismus und preisgünstigen Tequila- und Biertheken. "We are here, because you were here" stand auf einem großen Poster, und darunter: "Viele Flüchtlinge kommen aus Ländern, deren mörderische Verhältnisse die BRD durch Militärhilfe mitgestaltet". Zwischen Plakaten mit Losungen wie "Stoppt die Pogrome" oder "Wir warten nicht, bis ihr Flüchtlinge angreift" war Zeit für kurze Analysen des Eintracht- Spieles in Wattenscheid und Diskussionen mit Mitgliedern der Initiativen.
Das Bühnenprogramm begann mit etwas Verspätung. Wieder keine Oktoberfeststimmung, keine Schlagermusik - die Fete im Solmspark war kein "normales" Fest. Der Start mit den Kabarettisten "Senkrechtstarter" mißglückte allerdings. Kleinkunst vor großem, im weiten Rund verteiltem Publikum hat's immer schwer. Doch mit der Zeit merkten das auch die Gäste und setzten sich direkt vor die Bühne. Das weitere Programm war mit der Rap-Hip-Hop-Formation "Bony Prince featering Cold and Loco", den "Percicuted Farisears", Leo Musti und einer türkischen Saz-Band musikalisch bunt gemischt. Darüber hinaus faszinierten "Studio Wahnsinn" mit einer experimentellen Video-Show und Bewohner des "Bauwagendorfes" mit einer Fernseh-Nummer.
Die große Wiese im Solmspark machte das Fest vor allem für jüngere Besucher attraktiv. Für die war auch das "Spielmobil" der Stadt im Einsatz. Einer der Apfelwein-Verkäufer resümierte dann auch zufrieden: "Von wegen, Straßen- und Parkfeste sind nur was für Rentner und Spießer. Wie du siehst, geht es auch ganz anders." Er nannte das "Antifa statt Rum-ta-ta". col
Die Spielvereinigung Griesheim verteidigte am dritten Spieltag souverän ihre Tabellenführung. Nach dem glatten 2:0-Sieg gegen TSG Niederrad behalten die Griesheimer ihre weiße Weste. Verfolger bleiben FC Tempo, der sich klar gegen Tabellennachbarn SG Riederwald durchsetzte und die Reserve des FSV Frankfurt, die gegen die TSG Frankfurter Berg einen 6:2-Kantersieg erreichte. Am Tabellenende bleibt der FC Maroc, der auch sein Heimspiel gegen FC Dubrovnic verlor. Keine Tore gab es im Mittelfeldduell zwischen der SKG Frankfurt und FG Seckbach. Auch Union Niederrad kam vor eigenem Publikum gegen Goldstein nicht über ein 1:1 hinaus.
SKG Frankfurt - FG Seckbach 0:0. Beide Mannschaften verharren nach dem torlosen Unentschieden auf ihren ausgeglichenen Punktekonten. Das Spiel wurde von den beiden starken Abwehrreihen geprägt, die fast keine Höhepunkten vor beiden Toren zuließen. Wenn sich der Gastgeber dann doch einmal effektiv in Szene setzen konnte, dann durften sich die Gäste auf die exzellenten Dienste ihres Schlußmannes Sorge verlassen. Aufgrund der wenigen echten Torchancen ging die Punkteteilung in einer kampfbetonten Partie in Ordnung.
Union Niederrad - SC Goldstein 1:1 (0:0). Die beste Chance seine Überlegenheit in der ersten Hälfte zur Führung zu nutzen, verpaßte der SC Goldstein in der 40. Minute, als Klein einen Elfmeter nicht verwerten konnte. Nach der Pause präsentierte sich die Union Niederrad als dominierendes Team und ging durch Scharkopf nach einer Stunde in Führung. Wollmann, zusammen mit Strobl bester Akteur der Gäste, konnte aber 15 Minuten vor dem Ende ausgleichen.
Spvgg. Griesheim 02 - TSG Niederrad 2:0 (0:0). Der Tabellenführer setzte sich auch gegen den Viertplazierten souverän durch. Zunächst vermochten es die Gastgeber zwar nicht ihre klare Feldüberlegenheit in Treffer umzusetzen, doch nach der Pause hatten die 200 Zuschauer allen Grund zum Jubel. Filbrich legte mit seinem Treffer nach 65. Minuten die Basis zum hochverdienten Sieg, den Malesevic nur fünf Minuten später ausbaute. Bester Akteur beim chancenlosen Gast war Torhüter Silvester, der eine weitaus höhere Niederlage der TSG verhinderte. "Wir haben gegen den Meister gespielt", war es nach Spielschluß aus Niederräder Munde zu vernehmen. Und demnach schmerzte auch die Niederlage nur wenig.
FSV II - TSG Frankfurter Berg 6:2 (4:1). Acht Treffer, vier Zeitstrafen und zwei Rote Karten - die Partie hatte wahrlich Brisanz und Gesprächsstoff zu bieten. Vor 100 Besuchern avancierte Lauf zum Mann des Tages und erzielte gleich drei Treffer für den klar überlegenen FSV. Bereits nach zehn Minuten markierte er die Führung, der Etemadalsoltani nach zwanzig Minuten das 2:0 folgen ließ. Zwar verkürzte Zechmeister vier Minuten vor der Pause, doch Härtlein und Gühr gelang binnen 120 Sekunden der 4:1 Pausenstand. Der Gegner präsentierte sich kantig und gab nie auf. Was freilich auch gesteigerten Einsatz nach sich zog und bisweilen Härte ins Geschehen brachte. Als der Schiedsrichter die nötige Konsequenz offenbarte, mußten drei TSG-Spieler, Perkins, Elsner und Hickel gehen, der FSV mußte auf Zeit auf Hakimi verzichten. Benner konnte nach 67. Minuten zwar noch einmal verkürzen, doch Lauf besorgte mit seinen Treffern zwei und drei (72./81.) für den Endstand. Trauriger Höhepunkt waren zwei rote Karten in der letzten Minute. Nach einem Zweikampf mußte Köster (FSV) wegen Spuckens und Hickel wegen eines Faustschlags vom Feld.
FC Maroc - FC Dubrovnic 0:2 (0:1). Bereits nach 23 Minuten mußte der Gastgeber einem Rückstand hinterherlaufen. Tomo hatte die Führung für Dubrovnic erzielt. Doch der FC Maroc tat dies ohne spielerische Klasse und agierte schwach. So durfte es auch nicht verwundern, daß Damianovic in der 72. Minute die Entscheidung für den Gast herbeiführte.
FC Tempo - SG Riederwald 4:1 (2:0). Der FC Tempo bleibt weiter in der Verfolgerrolle, während Gegner Riederwald diese erst einmal los ist. Bereits nach zehn Minuten führten die Platzherren 2:0, nachdem Mandic und Kovacic trafen. Der FC Tempo vertraute in dieser Partie auf Trainer Kresovic, der für den verletzten Stammkeeper im Tor stand. Die beruhigende Führung ließ die Gastgeber auch in der Folgezeit das Geschehen klar beherrschen - Mandic sorgte mit zwei weiteren Treffern in der 60. und 72. Minute für die endgültige Entscheidung. Eine Nachlässigkeit in der Abwehr verhalf dem Gast in der Schlußminute noch zum einzigen Treffer, den Müller markierte. fro
Nach dem deutlichen 5:1-Sieg am vergangenen Dienstag über den SSV Hailer und dem 6:1-Erfolg über die SG Hesseldorf/Weilers/Neudorf ist Absteiger Viktoria Lieblos bereits am zweiten Spieltag in der Bezirksliga Gelnhausen der einzige Verein, der noch ohne jeglichen Punktverlust ist. Horbach leistete sich beim 0:0 in Neuses ebenso einen Ausrutscher wie Germania Wächtersbach beim 2:2 in Haingründau.
Lieblos - Hailer 5:1 (2:0). Tore: 1:0 Weidmann, 2:0 Reising, 2:1 Schicketanz (Handelfmeter), 3:1 Weidmann, 4:1 Reising, 5:1 Farley. - Beste Spieler: Weidmann, Farley, Kljucanin (L), Torhüter Kaufmann (H).
Gelnhausen - Eidengesäß 3:1 (1:1). Tore: 1:0 Bakonja, 1:1 Herzig, 2:1 Caspar, 3:1 Weitzel. - Kraft, Weitzel (G), Torhüter Schelling, Herzig (E).
Neuses - Kassel 1:1 (0:0). Tore: 1:0 Börner, 1:1 Thomas Kling. - Beste Spieler: Fel, Limani (N), Torhüter Kunkel, Reber (K).
Haingründau - Wächtersbach 2:2 (1:1). Tore: 0:1 Basara, 1:1 Lerch (Handelfmeter), 2:1 Lerch (Foulelfmeter), 2:2 Magnon. - Besonderes Vorkommnis: Rote Karte für Reiter (W) in der 59. wegen Foulspiels. - Beste Spieler: Torhüter Bechthold (H), Gillich, Magnon, Beyram (W).
Wertheim - Horbach 0:0. Beste Spieler: Zöller, Michael Müller (W), Schreiber (H).
Neuenhaßlau - Hailer 4:1 (2:0). Tore: 1:0 Röder, 2:0 Frettlöhr, 2:1 Pfannmüller, 3:1, 4:1 Röder. - Beste Spieler: Röder (N). Pfannmüller, Ulrich (W).
Lieblos - Hesseldorf 6:1 (4:0). Tore: 1:0, 2:0 Hiek, 3:0 Reising, 4:0 Kljucanin, 5:0 Heil, 6:0 Hiek, 6:1 Krüger. - Beste Spieler: Hiek, Farley (L), Guiard, Torhüter Heim (H).
Pfaffenhausen - Meerholz 2:0 (1:0). Tore: 1:0 Thomas Sinsel, 2:0 Torhüter Wilhelm (Foulelfmeter). - Beste Spieler: Bernd Christ, Thomas Sinsel (P), Kominis, Loder (M). be
Es war einmal ein Staat, in dem wurden neben allem anderen auch Investitionen und Kredite geplant. Besagter Staat ist untergegangen.
Es gibt einen anderen Staat, dem sich ersterer angeschlossen hat. Hier waren und sind sich fast alle Politiker verbal einig, über das bessere System zu verfügen: eines, in dem der Markt bestimmt, was produziert, investiert oder finanziert wird. Das führt zweifellos auch zu sozialen Ungerechtigkeiten, aber im großen und ganzen funktioniert dieses System.
Nun gibt es in diesem besseren Staat offenbar eine kleine radikale Minderheit von Politikern, die bei ihrem Marsch durch die Institutionen schon in sehr hohe Partei- und Regierungsämter vorgedrungen sind. Sie standen bisher nicht im Verdacht, einen Umsturz zu planen. Doch da scheinen die Herren mit den Schlapphüten wieder einmal geschlafen zu haben. Tatsächlich ist Gefahr im Verzuge. Diese Schäubles, Krauses und andere möchten die Unternehmen am liebsten zum Investieren zwingen. Damit der Umsturzversuch nicht auffällt, nennt man diese Zwangsanleihe "Solidarpakt" und spricht sich zugleich lautstark gegen Steuererhöhungen aus (es wird schon keiner merken, daß eine zinslose Zwangsabgabe bei vier Prozent Inflation eine verkappte Steuererhöhung ist). Ach, da gibt es ein Grundgesetz? Das wird man doch auch in diesem Fall hinbiegen können, um das Aushebeln des Systems zu legalisieren und die eigene Bankrotterklärung für die Finanzierung der Einheit zu vertuschen.
Wir vermuten: Honecker und Co. haben diesen Sieg über die verhaßte Marktwirtschaft von Anfang an so geplant und lachen sich jetzt eins ins Fäustchen. Verfassungsschutz, übernehmen Sie! ski
"Leute, die den Lärm net mögen, sollen entweder mitfeiern, oder vielleicht in Urlaub fahrn", schlug Anna Graßl mit der ihr eigenen bajuwarischen Direktheit vor. Klar, daß es nicht ganz so gemeint ist: "Wir möchten uns jedenfalls vorab schon für das Verständnis der Anwohner bedanken", betonte die Sprecherin der Interessengemeinschaft der Geschäftsleute Oeder Weg.
Das "Verständnis" der Anwohner ist am Samstag, 5. September, gefragt, wenn zwischen 10 und 22 Uhr wieder das Straßenfest auf dem Oeder Weg steigt. Zwischen Eschenheimer Anlage und Keplerstraße erwartet die Gäste eine große Open-air-Party: Für Stimmung sorgen unter anderem vier Musikkapellen, ein "singender Apotheker" wird durch die Straße ziehen, es gibt Spiele, Turnvorführungen, mehrere Modenschauen und natürlich eine reichhaltige Auswahl an kulinarischen Genüssen.
Die Gelegenheit, auf dem Oeder Weg mitzufeiern, läßt sich auch die Prominenz nicht entgehen: Oberbürgermeister Andreas von Schoeler wird um 17 Uhr zum Einkaufsmekka des Nordends pilgern, unter den illustren Gästen wird man wahrscheinlich auch Bürgermeister Hans-Jürgen Moog und Stadtverordnete aller Couleur finden. Mitglieder des Nordend-Ortsbeirates sind auf jeden Fall vertreten: Die Stadtteilpolitiker bauen in Höhe der Hausnummer 12 einen Informationsstand zur aktuellen Verkehrsberuhigung auf, bei dem die Vertreter der Fraktionen für Fragen, Anregungen und Kritik zur Verfügung stehen werden.
Neu im "Jahre 6" des Straßenfestes: Aufgebaut wird nicht erst am Samstagmorgen, sondern bereits am Abend vorher. Für die Autofahrer heißt das: Ab Freitag, 4. September, 19 Uhr, ist der Oeder Weg zwischen Eschenheimer Anlage und dem Adlerflychtplatz "dicht"; bis am Samstag um 22 Uhr der Schlußackord erklingt, können Fußgänger das Asphaltband zum Flanieren und Bummeln "zweckentfremden".
Auch wenn der Verkehrslärm wegfällt - ruhig wird es im Oeder Weg dennoch nicht werden. Dafür sorgen beispielsweise die "Steps" mit Schlagern aus den fünfziger Jahren oder Larry Summers mit seiner Rock 'n' Roll-Show. Die bekannte Frankfurter Band von "Benny Quick" und der progressive Sound von "Ernies Last Order" sind weitere musikalische Highlights.
Wer das Straßenfest erst nach dem Mittagessen aufsucht, ist selbst schuld: Der Oeder Weg ist ein einziges Freiluft-Restaurant. So werden am Volksbildungsheim, je nach Wetterlage kalte oder warme hessische Spezialitäten serviert - der "Schoppe" ist natürlich wetterunabhängig.
Apropos Schoppe: Mutige können im oberen Oeder Weg eine interessante Variante des Frankfurter "Stöffche" probieren - der Apfelwein wird mit einem Bitter gemixt und dann mit Wasser und Sekt aufgefüllt. "Höllisch gut" schmeckt auch der Caipirinha, ein brasilianisches Nationalgetränk, das in Höhe der Hausnummer 44 aus Schnaps, Zuckerrohr und Limone zusammengebraut wird.
Eine solide Grundlage für solch "Teufelszeug" kann man an verschiedenen Ständen schaffen, die mit italienischen, jugoslawischen, pakistanischen, französischen und anderen internationalen Spzialitäten aufwarten.
Wer sich den Magen so vollgeschlagen hat, muß allerdings absolut schwindelfrei sein, wenn er eine Fahrt in dem AeroTrimm-Gerät wagen will, das ein Reiseausstatter aufgebaut hat. Dann doch lieber zugucken: beispielsweise den Kindern der Eintracht-Turnabteilung, die Sprünge auf dem Trampolin und rhythmische Sportgymnastik vorführen; eine gekonnte Mischung aus Akrobatik und Tanz zeigt die Rock 'n' Roll-Formation der Turner. Weniger sportlich, dafür aber um so eleganter präsentieren sich die Hobby-Models, die auf dem Laufsteg vor der Hausnummer 12 wieder Pelze, Kostüme und das Neueste aus der aktuellen Herbstkollektion zur Schau tragen.
In der Bezirksliga Friedberg geben nach dem dritten Spieltag drei Teams den Ton an: neben Nieder-Florstadt, das gegen Rockenberg beim glatten 3:0 nichts anbrennen ließ, verfügen auch Ilbenstadt und Aufsteiger Nieder-Wöllstadt noch über ein makelloses Punktekonto. Der vor Rundenstart hoch gehandelte SKV Beienheim mußte eine herbe 1:5-Heimschlappe gegen Bingenheim quittieren.
SV Echzell - SV Hoch-Weisel 1:3 (1:1). Tore: 0:1 Klopsch, 1:1 Schild, 1:2 Hesse, 1:3 Ludwig. Beste Spieler: Mogk, Mosler (E), Eiskirch, Frank(HW)
VfR Ilbenstadt - FC Ober-Rosbach 2:1 (2:0). Tore: 1:0 Meusel, 2:0 Reichardt, 2:1 Schütz. Beste Spieler: Steppan, Humpel (I), Jochum, Romeike (OR)
KSV Klein-Karben Reserve - SV Nieder- Wöllstadt 1:2 (0:1). Tore: 0:1 Klein, 1:1 Penk, 1:2 Guijarro. Beste Spieler: Penk, Kobinger (KK), Köbel, Klein (NW)
SKV Beienheim - KSV Bingenheim 1:5 (1:1). Tore: 1:0 Pfeifer, 1:1 Gunderloch, 1:2 Stoll, 1:3 Perez, 1:4 Stoll, 1:5 Müller. Beste Spieler: Raab, Wuttke (B), Stete, Klein (Bingenheim). Besonderes Vorkommnis: rote Karte für Vey (Beienheim)
VfR Butzbach - VfB Friedberg 1:1 (1:1). Tore: 1:0 Mader, 1:1 Krug. Beste Spieler: Bingel, Glaum (B), Maier, Böcher (F)
SC Dortelweil - SV Ober-Mörlen 3:3 (1:2). Tore: 0:1 Dietel, 1:1 Steul, 1:2 Kress, 2:2 Steul, 2:3 Dietel, 3:3 Lutz. Beste Spieler: Kinkel, Brück (D), Micelotta, Geck (OM)
FC Nieder-Florstadt - TuS Rockenberg 3:0 (1:0). Tore: 1:0 Eigentor Baier, 2:0 Ciotta, 3:0 Reuss. Beste Spieler: Ciotta, Alp (NF), Bingel, Landvogt (R). bo
Führungswechsel in der Bezirksliga Hanau. Mit Oberissigheim, Oberrodenbach und Dörnigheim stehen jetzt die drei Aufstiegsfavoriten punktgleich an der Spitze. Rodenbach gewann das Spitzenspiel gegen Niederissigheim mit 3:2. Den höchsten Tagessieg erzielte Wachenbuchen mit 8:0 beim Schlußlicht Kilianstädten.
TSV Niederissigheim - Eintracht Oberrodenbach 2:3 (1:2). Tore: 0:1 Ruhnau, 0:2 Kraus, 1:2 Appel, 1:3 Schilling (FE), 2:3 M. Wiesmeier (FE). Beste Spieler: Wiesmeier, Lauf (N), Aul, Niepold (O).
SV Kilianstädten - Kewa Wachenbuchen 0:8 (0:2). Tore: M. Kirschner (2), Reich, Eibelshäuser, Arendt (2) Gerlach, Romeiser. Beste Spieler: Schäfer (K), Kirschner (W).
KSV Eichen - Eintracht Oberissigheim 0:3 (0:3). Tore: Parnow (2), Drefs. Beste Spieler: Wilbert, Nazarenus (E), Flasar, Ludvicek (O).
Dörnigheim - Sportfreunde Ostheim 2:2 (1:2). Tore: 1:0 Wörner, 1:1 Robledo, 1:2 Schäfer, 2:2 Wörner. Beste Spieler: Winter, Flaysman (D), Wirth, Cordero (O).
KSV Langen-Bergheim - FC Türk Gücü Hanau 4:1 (2:0). Tore: 1:0 Quanz, 2:0 A. Schneider, 3:0 Rehberg, 3:1 Güven, 4:1 Quanz. Beste Spieler: Kraft, A. Schneider (L), Güven, Hasrot (H).
Spvgg Roßdorf - FC Langendiebach 2:3 (1:1). Tore: 0:1 Hyna, 1:1 Zimmerling (F), 1:2 Ruth, 1:3 Ruth, 2:3 Traband (H). Beste Spieler: A. Schneider (R), S. Zimpel, Janson (L).
Victoria Heldenbergen - Germania Dörnigheim 1:2 (1:2). Tore: 0:1 Del Rivero, 0:2 Vucenovic, 1:2 J. Bezemer. Beste Spieler: J., V. Bezemer, Wingenfeld (H), Vucenovic, Jüriens (D).
TSV 1860 Hanau - SG Marköbel 3:1 (0:0). Tore: 1:0 Kordowitzki, 1:1 Redmann, 2:1 Naranja, 3:1 Savade. Beste Spieler: Naranja, Amann (H), Goldschmidt, Wesenberg (M). gö
PRAUNHEIM. Auf ihre prominentesten Besucher mußte die Praunheimer CDU beim Sommerfest verzichten: Bundesminister Heinz Riesenhuber, Kandidat im Wahlkreis 138, der sonst immer dabei war, ist derzeit in Japan - "und das ist schon ein bißchen weit zum mal kurz vorbeigucken", lacht Wolfgang Oberstein, Vorsitzender der örtlichen Christdemokraten. Das war allerdings kein Grund für die Kommunalpolitiker, auf das traditionelle Fest zu verzichten - zumal es bereits im vergangenen Jahr wegen Krankheit ausgefallen war.
"Es ist aber kein Parteibuch-Fest, die Politik steht im Hintergrund", versicherte Oberstein, es könnten sich auch Gewerkschafter und Sozialdemokraten auf die "Adlerwiese" trauen. "Wenn jemand etwas von uns Politikern wissen möchte oder seine Meinung sagen will, kann er das selbstverständlich tun."
Und das geschah auch. "Eine Sauerei", beschwerte sich ein Mann, "ist die Vertreibung der Drogenabhängigen aus dem Bahnhofsviertel. Die sind jetzt sogar in Praunheim und lassen ihre Spritzen in den Sandkästen liegen." Bei diesem Thema mußte Oberstein passen. Er vertröstete den Mann auf die nächste Ortsbeirats-Sitzung. "Da ist dann die Gesundheitsdezernentin zu Gast, an die können sie sich wenden." Beim CDU-Fest ging's aber nicht nur um Politik. Während sich die älteren über das Buga-Gelände und den - fast - vergangenen Sommer unterhielten, zapfte der Nachwuchs von der Jungen Union Nord gut gekühltes Bier, und die jüngeren durften Ponyreiten. Umsonst, versteht sich.
Für die Unterhaltung sorgte Andrea Dumas an der Hammond-Orgel. Eigentlich hätte ihr Bruder, André Dumas, auftreten sollen. Der aber hatte einen schweren Motorrad-Unfall. "Glück im Unglück", so einer der Gäste, "daß die Dumas eine musikalische Familie sind." Schlagerlieder der letzten 20 Jahre standen auf dem Programm der Praunheimer Alleinunterhalterin.
Zum zweiten Mal feierte die CDU sonntags, früher war immer der Samstag dran. Oberstein: "Die Anwohner nehmen das Fest am Sonntag mehr an." Gemeinsam wurde über die Gründe diskutiert: Andere Straßenfeste und eine nicht unbekannte Frankfurter Bundesliga-Fußballmannschaft hielten als Begründungen her. Sei's drum. Die Praunheimer jedenfalls hatten ein gemütliches Parkfest vor ihrer Haustür. col
Die Einsatzleitung beim 9. Polizeirevier in Sachsenhausen hat sich sehr zufrieden über den Verlauf des Museumsuferfestes am vergangenen Wochen geäußert. Sie sprach von einem beispielhaft "ruhigen Fest" ohne Schlägereien. Bis zum Sonntag abend waren lediglich zwei Taschendiebstähle angezeigt worden.
Hochkonjunktur herrschte in der Sammelstelle am Nizza. Hier wurden pro Tag rund 25 Kinder abgegeben, die ihren Eltern im Gedränge zwischen den Buden und Bühnen verlorengegangen waren.
Weniger zufrieden war die Polizei dagegen mit der Verkehrsdisziplin der Festbesucher. Viele davon suchten nach einem Parkplatz in unmittelbarer Nähe der Festmeile, weshalb es vor allem in den Sachsenhäuser Straßen, die auf das Mainufer stoßen, zu erheblichen Problemen kam. Allein am Samstag wurden 53 "Wildparker" an den Abschlepphaken genommen. habe
Mit dem torlosen Unentschieden gegen Neu- Isenburg (siehe Schlagerspiel) hat Italia Frankfurt die Tabellenführung verteidigt, aber nur knapp. Punktgleich folgen Klein- Karben und Bayern Alzenau auf den Rängen zwei und drei. Mörlenbach hat nach dem 8:0- Sieg gegen Jügesheim das beste Torverhältnis und ebenfalls nur einen Minuspunkt. Langenselbold und Ober-Roden trennten sich 2:2 und holten damit beide ihren ersten Saisonpunkt. Weiterhin ohne Punktgewinn ist Klein- Krotzenburg, das gegen Bernbach mit 1:4 unterlag.
SGK Bad Homburg - TSV Wolfskehlen 1:1 (0:1). Den größten Teil des Spiels war Bad Homburg den Gästen spielerisch überlegen. Das 0:1 durch Clemens Hamann nach einem Fehler von Torhüter Sedlatschek brachte die Bad Homburger etwas aus dem Rhythmus und hemmte die Angriffsbemühungen der Gastgeber. Nach dem Seitenwechsel gewann Bad Homburg die Initiative zurück und erspielte sich eine Reihe guter Torchancen. Wolfskehlen zog sich in die Defensive zurück und konnte sich nur durch Befreiungsschläge Entlastung verschaffen. In einer umstrittenen Entscheidung eine Viertelstunde vor Schluß verweigerte der Schiedsrichter den Gastgebern den geforderten Elfmeter. Erst zwei Minuten vor Spielende gelang der Ausgleich durch Marco Rudolph, so daß Bad Homburg wenigstens einen Punkt daheimbehielt.
SG Klein-Krotzenburg - SV Bernbach 1:4 (0:2). Man merkt es den Spielern des SV Bernbach an, daß sie nach der Niederlage von vergangener Woche gegen Griesheim unbedingt gewinnen wollten. Die Gäste waren feldüberlegen, aber auch Klein-Krotzenburg war nicht wiederzuerkennen. Die Gastgeber machten eines ihrer besten Spiele und hatten einige sehr gute Tormöglichkeiten. Dem Aufsteiger fehlt etwas ein Vollstrecker, der die Chancen dann auch in Tore ummünzt. Repp und Algieri sorgten für die Pausenführung Bernbachs, die drei Tore der zweiten Halbzeit fielen ausnahmslos durch Foulelfmeter. Zunächst erzielte Klyszcz den Anschlußtreffer nach einem Foul an Dubovina. Anschließend traf Repp noch zweimal für Bernbach, jeweils nach Fouls an Algieri. Die beste Phase der Bernbacher war zu Ende der ersten und Beginn der zweiten Hälfte. Klein-Krotzenburg war vielleicht etwas übereifrig und zuwenig abwartend.
FC Bayern Alzenau - Spvgg. Dietesheim 1:0 (0:0). Nach einer schwachen ersten Halbzeit von beiden Mannschaften, in der es nur wenig Höhepunkte gab, steigerten sich die Gastgeber in der zweiten Hälfte. Sie erspielten sich eine Reihe von Tormöglichkeiten, von denen Müller eine zum entscheidenden Tor nutzte. Weitere Chancen, die das Spiel endgültig entschieden hätten, blieben allesamt ungenutzt.
SV Mörlenbach - SV Jügesheim 8:0 (2:0). Die Jügesheimer Abwehr stand in der ersten Hälfte sehr kompakt und gestattete den Mörlenbachern nur wenige Torchancen. Diese wurden allerdings von Boysen und Meier zur 2:0 Pausenführung genutzt. Das dritte Tor durch Ak kurz nach Wiederanpfiff fiel zu einem für die Gastgeber psychologisch günstigem Zeitpunkt. Jügesheim zeigte im zweiten Spielabschnitt deutliche Konditionsschwächen, zudem hatte Torhüter Stürz nicht seinen besten Tag erwischt. Mörlenbach bekam die Partie sicher in den Griff und weitere Tore durch Heer (58.), Hofmann (70. und 86.), Ak (78.) und Schell (84.) sorgten für den ungefährdeten und auch in der Höhe nicht unverdienten Sieg.
SG Riedrode - FC Erbach 1:0 (0:0). Riedrode begann sehr stark und setzte Erbach von Beginn an unter Druck. Ab Mitte der ersten Halbzeit konnte sich Erbach etwas lösen und beide Mannschaften waren nun praktisch gleichwertig. Torszenen waren allerdings auf beiden Seiten Mangelware. Nach dem Wechsel bestimmte Riedrode das Spielgeschehen, Erbach war nur noch durch Konter gefährlich. Die Gastgeber verpaßten einige gute Chancen, bevor Gutschalk acht Minuten vor Schluß den entscheidenden Treffer erzielte. Der Sieg war zwar knapp, aber aufgrund der zweiten Halbzeit verdient.
KSV Klein-Karben - Progres Frankfurt 1:0 (0:0). Progress war der von Klein-Karben erwartete spielstarke Gegner. Klein-Karben hatte die klareren Torchancen. Beide Mannschaften zeigten in der Begegnung, die immer auf Messers Schneide stand, ein spielerisch hohes Niveau und boten den zahlreichen Zuschauern auch etwas fürs Auge. Zwanzig Minuten vor Spielschluß schoß Vetter das goldene Tor für die Gastgeber.
Spvgg. Langenselbold - 1. FC Germ. Ober- Roden 2:2 (1:0). Beide Mannschaften suchten ihr Heil in einer sehr offensiven Spielweise. Dabei hatten die Gastgeber die besseren Torchancen auf ihrer Seite. Allerdings wurde versäumt aus den vielen Gelegenheiten zählbares zu machen. Schoteschowski brachte Langenselbold nach neun Minuten in Führung, Koch erhöhte nach dem Wechsel auf 2:0. Nun ließ die Konzentration bei den Gastgebern etwas nach, manche Spieler hatten das Spiel innerlich wohl schon abgehakt. Nach dem Anschlußtreffer durch Korndorfer steigerte sich Ober-Roden noch einmal, die Langenselbolder Abwehr kam unter schweren Druck, der durch gelegentliche gefährliche Konter etwas gemindert wurde. In der letzten Minute gelang Groh mit einem Glücksschuß der Ausgleich. -oli-
Was verschlägt bayerische Eisstockschützen zur Sommerzeit nach Frankfurt? So paradox dies für Außenstehende klingen mag: Sie suchen ihr sportliches Glück auf dem Asphalt. Beim 9. Internationalen Pokalturnier der Frankfurter Eintracht trafen sich am Wochenende über hundert Wintersportler aus Deutschland und Österreich zum geselligen Zielschießen. Obwohl das Stimmengewirr von süddeutscher Mundart beherrscht war, zeigte sich, daß der alpenländische Volkssport auch nördlich der Donau-Linie zahlreiche Anhänger findet.
Über den Werdegang eines nicht-bayerischen Stockschützen macht sich Turnierleiter Günter Demuth jedoch keine Illusionen. "Ohne einschlägige Schlüsselerlebnisse am Urlaubsort" fände kaum einer den Zugang; viele potentielle Interessenten wüßten gar nicht, daß die zünftige Wintersportart seit vielen Jahren auch in "preußischen Gefilden" beheimatet ist. Das weit verbreitete Unwissen sei um so bedauerlicher, als das frostige Vergnügen keine Altersschranken kenne.
Auch ist die kraftvolle Variante des französischen Boule-Spiels heutzutage nicht mehr auf die kalte Jahreszeit beschränkt. Wenn sich der Winter verabschiedet, wechseln die Stockschützen vom Glatteis auf standfesten Asphalt. Die häufig mit "Bommerln" und anderem Wollwerk liebevoll umgarnten Schußkörper bekommen dann eine härtere Gleitfläche. Macht eisiger Untergrund die Beschichtung der verschiedenen Einlegegewichte mit Gummibelägen erforderlich, wird auf Asphalt ausschließlich Hart-PVC verwendet.
Wenn das bis zu fünf Kilo schwere Tellergeschoß zum Einsatz kommt, ist abgesehen von technischem Know-how ein erheblicher Kraftaufwand vonnöten. Da ist es kein Wunder, daß kernige Naturburschen die Szene beherrschen und Frauen in der Minderheit bleiben. Von dieser auffälligen Dominanz lassen sich couragierte Stockschützinnen jedoch nicht beeindrucken. Die Frankfurter Freizeitsportlerin Angelika Matthäus fühlt sich "rund herum akzeptiert" und schätzt "die Notwendigkeit einer optimalen Harmonie im Team" an ihrem Sport ganz besonders. Den bei fast allen Teilnehmern am Frankfurter Pokalturnier vorherrschenden Hobby-Aspekt hält Günter Demuth für ein charakteristisches Merkmal seiner Sportart überhaupt.
MARGIT REHN
Der olympische Geist Barcelonas hatte nun drei Wochen Zeit zur Erholung, ab dem 3. September wird er zum zweiten Mal für zwölf Tage voll gefordert. "Sport without limits" - unter diesem Motto beginnen am Donnerstag die Neunten Paralympics, die demnach "grenzenlosen" Spiele der Behindertensportler in der nordspanischen Metropole. Durch das sportliche Großereignis auf höchstem Leistungsniveau soll die Überwindung der Barrieren auf dem Gebiet der sozialen Integration vorangetrieben werden, aber ganz schlicht und einfach wie bei den Nichtbehinderten auch Grenzen bei der Völkerverständigung ausgeräumt werden. 3054 Behindertensportler aus 93 Ländern - 31 mehr als in Seoul - gehen bei insgesamt 621 Entscheidungen in 15 Sportarten an den Start.
32 Jahre alt ist die Geschichte der Paralympics bereits, 1960 in Rom nahmen die Spiele der Behindertensportler mit 400 Teilnehmern ihren Anfang. Doch nicht nur die Zahlen der Beteiligten sind seitdem rasant in die Höhe gegangen, auch das Leistungsniveau hat eine beachtliche Entwicklung genommen. In vielen Ländern ist der Behindertensport in seinem Aufwand vom Nichtbehindertensport kaum oder gar nicht zu unterscheiden. Längst ist auch er zu einer harten Leistungsangelegenheit geworden. In den USA sind gut verdienende Profis in diesem Metier sowie die Kommerzialisierung gar nichts Besonderes. Warum also nicht gleich gemeinsame Spiele mit den Nichtbehinderten?
"Wir würden in den Olympischen Spielen untergehen und hätten auch nicht den gewünschten Medienschub, den uns die Paralympics bringen", nimmt der Präsident des Deutschen Behindertensport- Verbands (DBS), Rainer Krippner, Stellung. Der Chef de mission spricht da ganz klar den Athleten aus dem Munde. "Es ist sinnvoller, den Gedanken des Leistungssport der Behinderten in einer eigenen Veranstaltung darzustellen", sagt auch Aktivensprecher Manfred Kohl, Volleyball-Nationalspieler aus Biebesheim. "Wir werden so weitermachen wie bisher und die Professionalisierung des Behindertensports vorantreiben. So ist die Integration viel größer", erklärte der 31jährige. Er will sich persönlich für die durch Eigenständigkeit an Prestige gewonnenen Paralympics und deren internationale Anerkennung einsetzen, indem er in Barcelona für das Athletenkomitee kandidiert, das mit Sitz und Stimme in der Vollversammlung des Internationalene Paralympischen Komitees (IPC) vertreten ist. So hofft er den IPC-Machern ein wenig auf die Finger schauen zu können. Während in Barcelona nämlich noch die Weltverbände der verschiedenen Behindertensportarten an der Organisation mitmischten, obliegt diese ab 1996 in Atlanta dem IPC. Und die Funktionäre hegen bereits Pläne, die den Athleten ganz und gar nicht in den "Kram" passen. Die Integration vier paralympischer Disziplinen in das Programm des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) schwebt dem IPC vor und kommt somit vom eigenständigen Paralympics-Weg ab.
Leistungsmäßig hofft die deutsche Mannschaft auch diesmal wieder ganz vorne mitzumischen. In Seoul belegte der DBS mit 88 Goldmedaillen den zweiten Platz hinter den USA, "diesmal können es getreu der Jahreszahl 92 werden", rechnet Präsident Krippner in Barcelona auf jeden Fall mit der Wiederholung des Mannschaftserfolgs, "vielleicht können wir uns sogar verbessern". Eine optimale Vorbereitung und den Start der 237köpfigen deutschen Mannschaft, die 67 Welt- und 74 Europameister aufweist, unterstützte das Bundesinnenministerium mit einem Zuschuß für Winter- und Sommerspiele von 1,2 Millionen Mark. Zwei Aktive des DBS qualifizierten sich sogar für beide Paralympics. Der sehbehinderte Frank Höfle aus Insy (Radsport) und die Ravensburger Rollstuhlsportlerin Barbara Maier (Leichtathletik) sorgten beim Wintersport für Gold und Silber.
"Ohne optimales Material ist heute gar keine Medaille mehr möglich", erklärte Bundessportwart Hans Knöller. Natürlich hat sich auch in Deutschland seit den großen Erfolgen in Seoul einiges getan. "Wir haben einen erheblichen Zuwachs an Trainingsleistungen, gleichzeitig seit diesem Jahr allerdings auch Dopingkontrollen eingeführt", erklärte Athanasios Papageorgiou, Vorsitzender der Trainerkommission. Auch bei den Paralympics werden Dopingkontrollen durchgeführt. IRIS HILBERTH
FRANKFURT-WEST. Schon lange besuchen Bockenheimer Kinder die Tagesstätte in der Werrastraße, doch ein Garten zum Spielen fehlt noch immer. Die SPD-Fraktion im Ortsbeirat 2 (Bockenheim, Westend und Kuhwald) wird auf der nächsten Beiratssitzung fordern, daß die Außenanlage vollendet wird.
Das Gremium diskutiert über den Antrag am Montag, 7. September, um 19 Uhr im Bürgertreff Bockenheim (Schwälmer Straße 28). Nicht nur für die Kinder, auch für die heimatlosen Westend-Jugendlichen setzen sich die Sozialdemokraten ein: Die Stadt soll prüfen, ob der Bund Gelände für ein Jugendhaus abgibt von jenen Flächen, die die US-Armee in der kommenden Zeit aufgeben wird.
Die CDU setzt sich ebenfalls für den Nachwuchs ein: Sie fordert einen Baubeginn für das Jugendhaus in Bockenheim. Nach zehnjähriger Planung werde es Zeit, begründete Anton Winter (CDU) die Initiative, daß die Jugendlichen ein eigenes Haus bekommen.
Die Grünen wollen den Magistrat auffordern, daß er das Wohnen nahe der Messe besser schützt. Insbesondere solle er verhindern, daß Wohnhäuser in Hotels umgewandelt werden.
Weitere Themen: Fahrverbot bei hohen Ozonwerten, mobile Toilette am Westendplatz, Job-Tickets unter anderem für Beschäftigte der Bundesbank, der Deutschen Bibliothek und der Messe. mic
Vom Geheimtip zum Titelfavoriten? Der TSV Lämmerspiel übersprang im Kreisderby der Bezirksoberliga Frankfurt-Ost die Hürde Spvgg. 1912 Seligenstadt glatt mit 4:1 und avanciert in immer deutlicheren Konturen zum Meisterschaftskandidat Nummer eins. Die Lämmerspieler profitierten auch vom 1:4-Ausrutscher des bisherigen Tabellenführers Melitia Roth in Birstein.
Spvgg. 12 Seligenstadt - TSV Lämmerspiel 1:4 (0:2). Der Aufsteiger haderte mit Schiedsrichter Englert (Schwalheim), der durch umstrittene Entscheidungen gegen die Platzherren, die zu drei Treffern führten, erheblichen Einfluß auf das Ergebnis nahm. Am verdienten Sieg des TSV, der vor allem in der ersten Halbzeit überzeugte und durch Kaminski (31.) sowie Dacic (38.) führte, gab es jedoch keinen Zweifel. Rubins Anschluß (46.) beantwortete Beheim (65./72.), wobei Letztgenanntes aus einem umstrittenen Elfmeter resultierte. Abseits soll dem ersten Treffer und eine Fehlentscheidung (Rückpaßregel) dem 0:2 vorausgeeilt sein.
FC Teutonia Hausen - Eintracht Windekken 3:3 (2:1). Vor über 400 Zuschauern bestimmte der FCT bis zum 3:1 durch Thomas Jung (42./51.) sowie Damir Bognar (22.) sowie dem Gegentreffer durch Ex-Profi Schäfer (39.) klar das Geschehen. Dann legten sich die Nidderauer quer, der Ex-Uerdinger Pokalheld Schäfer (72.) sowie der gerade eingewechselte Hall (82.) sorgten für das verdiente Remis.
FSV Höchst - FSV Ravolzhausen 1:1 (0:0). Der Kredit nach Schecks 1:0 (48.) reichte beim TSV nicht aus, Elverfeld (54.) sorgte mit einem fulminanten Schuß aus 30 Metern in den Winkel für ein ausgeglichenes Konto. Bei einem Abseitstreffer von Wutzler (80.) haderten die Platzherren mit Schiedsrichter Audan (Bad Homburg).
Spvgg. Weiskirchen - SG Nieder-Roden 1:2 (1:2). Im Rodgauer Derby siegte die SGN glücklich, denn nach dem frühen 1:0 durch Agnetelli (3./FE) zog er Nutzen aus einer Zeitstrafe des Torschützen (35.) und kam durch zwei "Sonntagsschüsse" von Glasenhardt (37.) und Wind (41.), der denselben gut berechnete, zu seinen Treffern. Quell (43.) und Agnetelli (62.) trafen beim Gastgeber ferner Latte und Pfosten.
FC Hanau 93 - FSV Bad Orb 0:6 (0:1). Die einfache Regel: Hanau stürmte, Orb konterte und zimmerte aus acht Möglichkeiten ein halbes Dutzend Tore durch Torjäger Reinhold Jessl (3), Bruder Michael Jessl sowie Hirchenhain (2) zusammen.
SV Birstein - Melitia Roth 4:1 (2:0). Torjäger Guhlke agierte als Vorbereiter, wowon Walther (17.) und Lohrey (53.) profitierten. Simon (23.) hatte den Pausenstand markiert. Wiederum Lohrey (56.) nutzte den zweiten Fehler von Torwart Hufnagel zum 4:0, Fuchs (89.) schränkte im fairen Kreisderby ein.
VfB Oberndorf - KSG Ober-Seemen 6:3 (3:1). Das Treffen der Habenichtse interessierte über 300 Fans. Glassen (3) schenkte der überforderten KSG kräftig ein, zweimal traf Lingenfelder. Ferner verwandelte F. Kleespies zum Abschluß einen Elfmeter. Die KSG durfte nach dem 4:3 durch Kipper (76.) neun Minuten lang hoffen. Kuvvet (2) schoß die übrigen Treffer der Gederner. Die Platzverweise durch Schiedsrichter Stoos wurden als zu hart empfunden.
Germania Bieber - SG Bruchköbel 2:1 (1:0). Die Offenbacher dominierten 70 Minuten lang das Geschehen, führten zu Recht durch Mailänder (38.) und Mesquita (55.) mit 2:0. Im Endspurt verkürzte Kosch (89.), Drefs (90.) hatte mit einem Pfostenschuß noch den Ausgleich vor Augen. Simmer scheiterte im Gegenzug ebenfalls freistehend am Torwart (Alraum).
Germania Niederrodenbach - Sportfreunde Seligenstadt 4:1 (0:0). Ein krasser Regiefehler der Gäste (Frey-Bewacher Kittler wurde nach 66 Minuten gegen Hippel ausgetauscht) nutzten die Platzherren respektive Torjäger Carsten Frey zu einem lupenreinen Hattrick zwischen der 75. und 88. Minute aus. Neidhardt (61./FE) hatte die Führung erzielt, Huth (70.) ausgelichen. Pompe, Strutt und Frey gefielen beim Sieger, Krapp, Lindenau bei Seligenstadt. hdp
Mit dem 4:0 gegen die Reserve des VfB Unterliederbach bleibt Viktoria Kelsterbach Spitzenreiter der Bezirksliga Main-Taunus. Im Verfolgerduell behauptete sich der SV Flörsheim mit 2:1 gegen Lorsbach. Der SV Fischbach bleibt ebenso dran wie die SG Kelkheim. Zum ersten Sieg kam der FC Eddersheim mit 4:1 bei Alem. Nied.
Vikt. Kelsterbach - VfB Unterliederbach 4:0 (2:0). Tore: 1:0 Gutschakowski, 2:0 Wenzel, 3:0 Rodler, 4:0 Thamm. Beste Spieler: Wenzel, Gutschakowski (K), Eyrich (U).
Germ. Okriftel - DJK Zeilsheim 3:2 (2:1). Tore: 1:0 Volker Haas, 1:1 Aanouz, 2:1 Volker Haas, 2:2 Tugay, 3:2 Volker Haas. Beste Spieler: V. Haas, Grund, Marrwitz (O), Richter, Deissenroth (Z).
SV Flörsheim - FC Lorsbach 2:1 (1:0). Tore: 1:0 Höntsch, 2:0 Schäfer, 2:1 Pörtner. Beste Spieler: Finger (F), Besse (L).
SV Hofheim - TuS Hornau 2:2 1:0). Tore: 1:0 Haupt, 1:1 Germann, 1:2 Kerber, 2:2 Kaufmann. Beste Spieler: Haupt, Kosuch (H), TW Haase, Schulz (Hor).
SG Kelkheim - Germ. Weilbach 4:1 (1:0). Tore: 1:0 Hanschmann, 2:0 Güttler, 2:1 Dörrhöfer, 3:1 und 4:1 Kilb. Beste Spieler: Piddiu (K), Klepzig (W).
SV Fischbach - SG Hattersheim 3:1 (0:1). Tore: 0:1 Kaus, 1:1 Beez, 2:1 Messinger (HE), 3:1 Schmitt. Beste Spieler: Georg, Landau (F), Schwartz (H).
SV Zeilsheim - FC Sulzbach 0:3 (0:2). Tore: 0:1 und 0:2 Schade, 0:3 Schmid. Beste Spieler: TW Klenner (Z), Schönherr (S).
Alem. Nied - FC Eddersheim 1:4 (1:3). Tore: 0:1 Borrueco, 0:2 Kövari, 1:2 Fischer, 1:3 und 1:4 Zobec. Beste Spieler: Zobec, Herrmann (E). Wie
Ein klassischer Fehlstart nagelt die Spvgg. Hochheim zunächst am Tabellenende fest. 1:4 unterlag sie am Wasserturm gegen die SG Hausen/Fussingen. Auch die Bäume des Neulings FC Eschborn wachsen nach dem 1:2 gegen die SG Hünstetten nicht in den Himmel. Aber auch zwei Sieger gab es mit der SG 01 Höchst II (1:0 beim FSV Winkel) und der SV 07 Kriftel, der mit 5:1 bei Germ. Wiesbaden das sicherlich erstaunlichste Resultat erreichte.
Germ. Wiesbaden - SV 07 Kriftel 1:5 (0:2). Schonungslos nutzte die Elf vom Krifteler Schwarzbach die Abwehrschwächen der SG Germania aus, die bereits ab der dritten Minute dem 0:1 nachlaufen mußte. Mohtsdi, einer der stärksten im Gäste-Team, hatte es per Freistoß erzielt. Ein Eckball war Ausgangspunkt zum 2:0, das Stefan Wedler erzielte. Eine Minute nach Wiederantritt köpfte Ralph Schmidt zum 3:0 und wiederum drei Minuten danach war erneut Stefan Wedler erfolgreich. Nach dem 1:4 von Völker sorgte der eingewechselte Uwe Lehmann zum 1:5.
FSV Winkel - SG 01 Höchst II 0:1 (0:1). Giuseppe Piccinonna, der Nachwuchsspieler aus dem eigenen Hause, führte in Winkel die knappe Entscheidung herbei. In einem Spiel, in dem beide Mannschaften nie so recht in Schwung kamen und da vom kämpferischen Einsatz lebte. Manndecker Markus Stumpf, Peter Fritzel und der junge Torschütze ragten beim Siegerteam heraus.
FC Eschborn - SG Hünstetten 1:2 (0:1). Das 1:2 gegen den Hünstettener Meisterschafts-Mitfavoriten kam nicht überraschend. Es löste beim Eschborner Neuling keine Panik aus, der noch immer ein ausgeglichenes Punktekonto aufweisen kann und gegen die Söldner-Truppe von Trainer Horst Hülß recht gut mithalten konnte. Das Fehlen des gesperrten Libero Jürgen Barysch löste zwar einige Abwehrprobleme aus, zunehmend verfestigte sich das Spiel des FCE, der vor allem durch Pietruschka zweimal die Möglichkeit hatte, das 0:1 von Meinhardt (23.) auszugleichen. Dem vorentscheidenden 0:2 (75.) ging ein mißlungener Querpaß von Schnorbrich voraus, den Flertz eiskalt nutzte. Schrangs 1:2 acht Minuten vor Schluß war nur noch Kosmetik.
SpVgg. Hochheim - SG Hausen/Fussingen 1:4 (0:1). Von jeher galten für die Platzherren die Westerwälder als Angstgegner. Auch diesmal zogen diese ihren Gastgebern das Fell über die Ohren. Damit leistete sich die eigentlich so optimistisch in die Runde gestartete Spielvereinigung einen klassischen Fehlstart. Kopflos stand dabei die Mannschaft den selbstbewußten Gästen gegenüber, die zwei Minuten vor der Pause durch einen Freistoß von Jörg Gukkelsberger in Führung gingen. Das 0:2 und 0:3 ging auf das Konto des überragenden Schmiedl. Als sich Müller und Schreiber nicht einig waren, nutzte Feger das Mißverständnis zum 0:4. Erst sechs Minuten vor Schluß gelang Krämer der Ehrentreffer.
SV Erbenheim - FC Schwalbach 0:0. Mitfavorit FC Schwalbach enttäuschte auf dem Hartplatz in Erbenheim erneut. Zwar erlangte die Gäste-Elf spielerische Vorteile, Torgefährlichkeit aber produzierte sie nicht. Da hatten die gastgebenden Neulinge einiges mehr drauf und hätte FC-Keeper Uwe Strieck nicht so prächtig gehalten und Heike Altmann seine Libero-Position so tüchtig ausgefüllt, die Punkte wären wahrscheinlich in Erbenheim geblieben.
SV Hattersheim - SpVgg. Eltville 1:1 (1:1). Der Eltviller Tabellenführer konnte am Mühlbach nicht überzeugen. Da spielten die mit vierfachem Ersatz antretenden Hattersheimer schon eher passabel. Malina konnte schließlich auch einen Konter mit dem 0:1 abschließen. Noch vor der Pause dann die Möglichkeit für Klärner, mit einem Elfmeter auszugleichen, doch Tilo Winterstein hielt. Schließlich fiel in der 54. Minute doch noch das 1:1. Klärner erzielte es. -ll-
Die Überraschung des sechsten Spieltags der Bezirksliga Hochtaunus lieferte der bislang sieglose SV Seulberg, der bei der Spielvereinigung Hattstein mit 4:0-Toren erfolgreich war. Ebenfalls mit 4:0 besiegte der FV Stierstadt den FC Inter Oberursel und war der SSV Steinbach gegen SCCP Bad Homburg erfolgreich. Der FC Weißkirchen, der unter der Woche noch den FC Oberursel besiegen konnte, kam gegen die SG Oberhöchstadt nur zu einem 2:2.
Spielvereinigung Hattstein - SV Seulberg 0:4 (0:1). Tore: 0:1 Richter, 0:2 Korda, 0:3 Spahn, 0:4 Jürgen Pflüger. Besondere Vorkommnisse: Melcher (Hattstein) sieht die Rote Karte wegen Foulspiels. Beste Spieler: Allen (H), geschlossene Mannschaftsleistung (S).
FSV Steinbach - SCCP Bad Homburg 4:0 (1:0). Tore: 1:0 Westenberger, 2:0 Kutscher, 3:0 Böhme, 4:0 Westenberger. Beste Spieler: Westenberger (St).
Usinger TSG - DJK Bad Homburg 4:2 (0:2). Tore: 0:1 Geis, 0:2 Bora Oral, 1:2 Horst MÜller, 2:2 Pippinger, 3:2 Horst Müller, 4:2 Aiello. Beste Spieler: Müller, Aiello (U).
FC Oberursel - FC Königstein 5:0 (1:0). Tore: 1:0 Mohr, 2:0 Homm, 3:0, 4:0 Hohmann, 5:0 Mohr. Besondere Vorkommnisse: Auth, Mertner und Petri, alle drei vom FC Königstein, sehen Rot wegen Schiedsrichterbeleidigung. Beste Spieler: Mohr, Hohmann (OU).
FV Stierstadt - FC Inter Oberursel 4:0 (0:0). Tore: 1:0 Giese, 2:0 Stefan Wapenhensch, 3:0, 4:0 Zerfass. Beste Spieler: Zerfass (St), Jacobi (OU).
SG Schneidhain Falkenstein - FSV Friedrichsdorf 2:2 (0:1). Tore: 0:1 Möller, 0:2 Lachmann, 1:2 Pfaff, 2:2 Kehrer. Beste Spieler: geschlossene Mannschaftsleistung (Schn), Lachmann (Fr).
TuS Weilnau - SG Hausen 0:0. Beste Spieler: Duhm (W), Peretzki (H).
FC Weißkirchen - SG Oberhöchstadt 2:2 (2:1). Tore: 1:0 Itter, 1:1 Stefan Zweifel, 2:1 Krämer, 2:2 Jacob. Beste Spieler: Itter (W), Wloch (OH). mar
Am zweiten Spieltag der Bezirksliga Offenbach waren alle Aufsteiger erfolgreich. Die SG Rosenhöhe bezwang KV Mühlheim mit 2:1, der SC Offenthal holte sich mit einem 2:1 beim TSV Neu-Isenburg beide Punkte und auch die Spvg. Hainstadt nahm dem BSC 99 Offenbach beide Zähler ab. Im Ostkreisderby gewann Alemannia Klein-Auheim mit 2:1 in Zellhausen. Mit dem gleichen Ergebnis setzte sich Susgo Offenthal gegen Kickers Obertshausen durch. Dietesheim II gewann mit 1:0 gegen den SV 06 Sprendlingen, und der SV Dreieichenhain siegte an der Alten Linde in Heusenstamm gegen den TSV mit 2:0. Götzenhain - SSG Langen findet am kommenden Mittwoch um 18.30 Uhr statt.
Dietesheim II - SV 06 Sprendlingen 1:0 (1:0). Tor: 1:0 Mahlau. - Beste Spieler: Knecht, Kleinhens (D), Bubenheim (S).
BSC 99 Offenbach - Spvg. Hainstadt 0:3 (0:2). Tore: 0:1 Böhm, 0:2 Sommer, 0:3 Mahler. Beste Spieler: Heinrich (O), Mahler (H).
SV Zellhausen - Alemannia Klein-Auheim 1:2 (0:1). Tore: 0:1 Kellert, 0:2 Kellert, 1:2 Herr. - Beste Spieler: Kaiser, Herr (Z), Flasche, Barske (KA).
TSV Heusenstamm - SV Dreieichenhain 0:2 (0:0). Tore: Hammerl beide Tore. - Beste Spieler: Hammerl (D).
Susgo Offenthal - Kickers Obertshausen 2:1 (0:0). Tore: 1:0 Jung, 2:0 Pagano, 2:1 Ries. - Beste Spieler: Ströbel (O), Fleckenstein (Obertshausen).
SG Rosenhöhe Offenbach - Kickers Viktoria Mühlheim 2:1 (0:0). Tore: 1:0 Ribicic, 2:0 Macziek, 2:1 Schwanke von Bargen. - Beste Spieler: Schwanke von Bargen, Plank (M), Arnold, Schmeykal.
Türk SV Neu-Isenburg - FC Offenthal 1:2 (0:0). Tore: 0:1 Völker, 0:2 Ankone, 1:2 Oktay. - Beste Spieler: Völker (O). app.
In der Bezirksoberliga Darmstadt trennten sich im Spitzenspiel die bislang verlustpunktfreien Vereine VfR Groß-Gerau und FCA Darmstadt 2:2, beide büßten damit ihre "weißen Westen" ein. Die SKV Mörfelden, diesmal spielfrei, bleibt in Lauerstellung.
TSV Trebur - FSV Riedrode 1:0 (0:0). Trebur, diesmal von Spielertrainer Kraus auf Offensive ausgerichtet, trug nur schwerfällige Angriffe vor. Kraus (66.) war es selbst, der die schmeichelhafte Entscheidung herbeiführte.
FCA Darmstadt - VfR Groß-Gerau 2:2 (2:1). In der ersten Halbzeit fand sich der FCA klar besser zurecht, legte durch Dietrich (15.) und Schnepper (37.) das verdiente 2:0 vor, mußte nach der Pause aber durch Geisenhof (46.) und Martini (53.) mit Foulelfmeter noch den Ausgleich hinnehmen.
TS Ober-Roden - SG Arheilgen 0:1 (0:1). Arheilgen spielte aus der Defensive, erarbeitete sich dabei nennenswerte Möglichkeiten. Nachdem in den ersten 30 Minuten Ober-Roden seine Chancen nicht verwertet hatte, wurde das Arheilger Spiel kombinationssicherer und Correia glückte in der 32. Minute der entscheidende Treffer. Als De Bernardo (TS) in der 73. Minute die rote Karte gesehen hatte, setzten die Gastgeber erfolglos alles auf eine Karte.
TSV Neustadt - SV Bischofsheim 6:1 (3:0). Bischofsheim versuchte mit einer Spitze zum Erfolg zu kommen, mußte diese Taktik aber nach dem frühen Rückstand von Karaman, der auch das 5:1 und 6:1 erzielte (87. und 88.), aufgeben. Der TSV kam durch weitere Treffer von Amendt (23.), Simon (40. mit Foulelfmeter), Weber (47.) zum höchsten Tagessieg. Wolf verwandelte einen Foulelfmeter zum 4:1 (82.).
SG Überau - SV Raunheim 4:4 (1:1). Nur 15 Minuten überzeugte Raunheim in der ersten Hälfte, dann beherrschte Überau das Geschehen. Erst ein Schlußspurt brachte die Gastgeber, die zwischenzeitlich mit 1:3 zurückgelegen hatten, noch zum Punktgewinn, Möglichkeiten auf einen Sieg wurden vergeben. Die Tore erzielten Schick (30.), Büdinger (83.), Igit (86.) und Schumann (58. Foulelfmeter) für Überau sowie Endres mit Eigentor in der 32. Minute, Triantafillidis (52.) sowie zweimal Behrendt (82. und 56.) waren die Raunheimer Torschützen. ka
Mit einem 8:0-Kantersieg über den FV 06 Kastel stürmte Oberliga-Absteiger SG Höchst an die Spitze der Landesliga Mitte, allerdings bedrängt vom punktgleichen FV 02 Biebrich, der knapp mit 2:1 den SSV Dillenburg bezwingen konnte. Einen Rückschlag erlitt der FC Vikt. Sindlingen, der beim VfB 1900 Gießen mit 0:3 unterlag.
SG 01 Höchst - FV 06 Kastel 8:0 (3:0). Beim 0:8 im Stadtpark gegen die SG 01 Höchst kam der stark ersatzgeschwächte FV 06 Kastel über die Rolle eines Sparringspartners nie hinaus. SG 01-Hüter Thomas Winkler hätte getrost zu Hause bleiben und seinen Part auch einem Feldspieler übergeben können. So harmlos agierten die Gäste, die ihr Heil allein in der Defensive suchten. Bisweilen standen alle Mann im oder um den eignen Strafraum. Mit zunächst sogar einigem Erfolg. Die Einseitigkeit der Begegnung aber war nie in Frage gestellt. Aber auch nie wieder werden die Höchster Mittelfeld-Akteure Christan Peukert und Stefan Sebastian solche Freiheiten erhalten. In der 17. Minute jedoch begann die Widerstandskraft der Kasteler zu bröckeln, als nach Ludwig- Flanke Andreas Grabitsch das 1:0 erzielt. Der erst 18jährige Cem Crolly erzielte in der 33. Minute mit seinem dritten Saisontor das 2:0 und fast mit dem Pausenpfiff hämmerte Ulli Ludwig noch das 3:0 ein. Nach Wiederantritt ging es munter weiter. Bereits in der 50. Minute fiel das 4:0, als Grabitsch einen Fehler von Torwart Schmidt nutzte. Beim 5:0 durch den eingewechselten Michael Göbel jubelte selbst Coach Matthias Schroda nicht mehr. Grabitsch erhöht auf 6:0 (60.), das 7:0 resultierte aus einem Eigentor von Rüdiger Rath und den 8:0-Schlußpunkt setzte in Abstaubermanier der ebenfalls eingewechselte Norbert Reichert.
TSV Grünberg - VfB Unterliederbach 0:2 (0:1). Mit einem allerdings glanzlosen Sieg bleibt der VfB Unterliederbach in der Spitzengruppe. Die Hausherren waren erneut sehr schwach. So hätte der VfB eigentlich deutlicher gewinnen müssen. Aber viele Akteure konnten läuferisch und einsatzmäßig nicht gefallen. Deshalb gab es meist nur Standfußball zu sehen. Der für den verletzten Chakir Charaf eingesetzte David Jenkins schoß die Unterliederbacher in der 38. Minute nach einem Alleingang in Führung und lieferte dann die Vorarbeit zum 0:2 von Michael Fischer.
VfB Gießen - Vikt. Sindlingen 3:0 (1:0). In der ersten Viertelstunde hätten die Gäste in Führung gehen müssen. Thomas Pehlke, Thomas Schaidt und Jürgen Laub hatten die Gießener Abseitsfalle ausgetrickst, scheiterten aber an Torwart Kempf. Die Führung der Hausherren in der 44. Minute resultierte aus einem Sonntagsschuß von Libero Schäfer, in der 59. Minute traf Vollmer zum 2:0 und den Schlußpunkt setzte Krick. Sindlingen hatte bei mehreren Möglichkeiten das Pech, daß Kempf zwei Freistöße von Claus Plattek aus dem Winkel holte und auch gegen Reinhard Kroner gut parierte. Ansonsten trug das gute Mittelfeldspiel auch keine Früchte, denn die Angreifer Laub und Beirit waren meist abgemeldet. -ll-
Nieder-Erlenbach ist der erste Tabellenführer der Kreisklasse A-Frankfurt Nord. Auch Kalbach und Viktoria Preußen gewannen ihre Begegnungen. Mit einem torlosen Unentschieden trennten sich sowohl Italia Frankfurt II und Harheim, als auch Berkersheim und Birligi. Saz-Rock und Makkabi greifen erst am Mittwoch in das Geschehen ein.
SV Bonames - TSG Niedererlenbach 0:3 (0:1). Tore: Omais und Dirk Becker (zweimal). Beste Spieler: Omais, Schnepf, Köhler und Jusovic.
Italia Frankfurt II - SG Harheim 0:0. Italia war technisch überlegen, Harheim bot eine geschlossene kämpferische Leistung.
TuS Niedereschbach - FC Kalbach 1:3 (0:2). Tore: 0:1 Seufert, 0:2 Seufert, 1:2 Englisch, 1:3 Hauert. Beste Spieler: Tomczyk, Kaydin.
FV Berkersheim - Gencler Birligi 0:0. Libero Janke von Berkersheim hielt seine Abwehr in dieser nicht überragenden Partie gut zusammen. Die Gastgeber hatten einige gute Chancen.
Viktoria Preußen - Germania Ginnheim 2:1 (2:0). Tore: Bagus, Prem für Preußen und Magliaresi für Ginnheim. Beste Spieler: Köhler, Stadler und Torhüter Fischkopf von Ginnheim.
Fünf Heimsiege, zwei Unentschieden und einen Auswärtssieg gab es in der A-Klasse Frankfurt Ost. An der Tabellenspitze stehen Taras und Heilsberg. Der SSV Heilsberg feiert sein 40-jähriges Bestehen und veranstaltet aus diesem Anlaß am Mittwoch ein Freundschaftsspiel mit der Lizenzspielermannschaft des Bundesligisten Eintracht Frankfurt. Weitere Siege feierten Mladost, Ostend und Italia Enkheim. Bornheim Grünweißwar bei Olympia 07 erfolgreich.
TSV Taras - DJK Schwarz-Blau 3:0 (0:0). Tore: Hahn, Gauda und Schulze. Beste Spieler bei Taras waren Gauda und Balluf.
Olympia 07 - SG Bornheim Grünweiß 0:1 (0:0). Tor: Haas nach einem indirekten Freistoß. Beste Spieler: Reinel, Nekfar.
Italia Enkheim - FSV Bergen 3:1 (3:0). Tore: 1:0 Eigentor, 2:0 Sanchez, 3:0 De Francesco, 3:1 Knössl. Besondere Vorkommnisse: Rote Karten für Gartschulo und De Genovavon Enkheim.
Kickers 16 - SV Croatia 1:1 (1:0). Tore: 1:0 Biermann, 1:1 Marinovic. Bester Spieler: Torhüter Vogt (Kickers).
Ostend 07 - SV Sachsenhausen 2:0 (1:0). Tore: Dezeen, Faulhaber. Beste Spieler: Betken, Osmann.
SSV Heilsberg - JUZ Fechenheim 3:0 (1:0). Tore: Klier, Feuchter, Melchert. Beste Spieler: geschlossene Leistung von Heilsberg.
BSC 19 Schwarz-Weiß - GSU/Pansereikos 1:1 (1:1). Es war ein recht schwaches Auftaktspiel, vor allem die Zuschauer sorgten für eine gewisse Unruhe auf dem Platz. Schiedsrichter Major entschied in einigen Situationen etwas zu großzügig. Stefan Lang brachte den BSC in Führung, der Neuzugang der Griechen glich per Foulelfmeter wieder aus. Torwart Müller sicherte den Punktgewinn für den BSC.
Mit einem deutlichen 8:0-Sieg übernahm Praunheim die Tabellenführung der Westgruppe. Zweiter ist SW Griesheim, das Progres Frankfurt II mit 4:0 schlug, vor Barisspor, daß die SG Griesheim mit 4:2 besiegte. Die Begegnung FC City - FSV Hellas wurde verlegt.
SG Bockenheim - FC 66 1:0 (0:0). Den entscheidenden Treffer für Bockenheim erzielte Roland Baumann.
Barisspor - SG Griesheim 4:2 (3:1). Tore: Dohan (2 Fouelelfmeter), Furt, Artur für Barisspor. Matthias Holler (2) für Griesheim. Beste Spieler: Achmed, Fuat und Murat Levent von Barisspor, Fayong von Griesheim.
PSV Grün-Weiß - SG Westend 1:3 (0:1). Tore: Hausdörfer für Grün-Weiß, Zänker, Weber und Afkir für Westend. Beste Spieler: Senger, Sat und Torwart Luckhaus (hielt Foulelfmeter) für Grün-Weiß, Westend bot eine geschlossene Mannschaftsleistung.
Schwarz-Weiß Griesheim - Progres Frankfurt II 4:0 (2:0). Tore: Müller, Schuchmann, Gebhart, Novosell. Bester Spieler: Martino.
SG Praunheim - ESV Blau-Gold 8:0 (4:0). Tore: Born, Schmidt (2), Eller, Metz (3). Aus einer geschlossen starken Leistung der neuformierten Praunheimer ragte Metz heraus.
FV Hausen - SC Weiß-Blau 2:2 (1:1). Tore: 1:0 Würzold, 1:1 Wies, 1:2 Kassing, 2:2 Kremer. -oli-
Wenn das nicht geplant war: Am Wochenende des traditionellen Düdelsheimer Marktes, dem größten Volksfest der Region, gelang Bezirksoberliga-Absteiger SV Phönix Düdelsheim vor 300 begeisterten Besuchern der erste Saisonerfolg. Mit 4:3 setzten sich die Düdelsheimer gegen Viktoria Nidda durch. Vornweg marschiert weiterhin der SV Mittel-/Nieder-Seemen, der auch in Rohrbach nicht in die "Röhre" schaute und mit 3:1 gewann.
SV Phönix Düdelsheim - SC Viktoria Nidda 4:3 (2:2). Tore: 0:1 Eckhardt (Foulelfmeter), 1:1 Dittmann, 1:2 Müller, 2:2 Witter, 2:3 Jandl, 3:3 Sommer, 4:3 Sommer. - Beste Spieler: Müller, M. Matthäus und Sommer (D) sowie Jandl und Müller (N). - Besondere Vorkommnisse: Düdelsheims Witter scheiterte mit einem Foulelfmeter an Torwart Steinau (5.) und Dittmann (D) sah wegen Schiedsrichterbeleidigung die rote Karte (88.).
SV Calbach - VfR Hainchen 2:2 (0:2). Tore: 0:1 Meub, 0:2 Eckhardt, 1:2 Berg, 2:2 Thomas Schamma (Foulelfmeter). - Beste Spieler: Thorsten Schamma (C) und Hausner (H).
SV Rohrbach - SV Mittel-/Nieder-Seemen 1:3 (0:2). Tore: 0:1 und 0:2 Deckenbach, 1:2 Schäfer, 1:3 Hof. - Beste Spieler: Bokatius und Nagel (R) sowie Silberling und Deckenbach (M).
Blau-Weiß Schotten - Sportfreunde Oberau 0:3 (0:0). Tore: 0:1 und 0:2 Scholl, 0:3 Köhler (Foulelfmeter). - Beste Spieler: Eberheim und Hau (Sch) sowie Kautz und Scholl (O).
SG Steinberg/Glashütten - VfB Höchst 1:1 (1:0). Tore: 1:0 Unger, 1:1 Eichenauer. - Beste Spieler: Torwart Schmitt und Wagner (St) sowie Filges (H).
FC Rommelhausen - TV Kefenrod 1:0 (0:0). Tor: 1:0 Mohr. - Beste Spieler: Schmitt, Adelsbach, Mohr und Handschke (R) sowie Torwart Paczarkowski, Mulfinger und Sinner (K). - Besondere Vorkommnisse: Mohr (R) traf die Latte (81.), Adelsbach (66.) und Handschke (71.) klärten für Rommelhausen auf der Linie.
VfR Ulfa - SG Bindsachsen 2:2 (1:1). Tore: 0:1 Gans, 1:1 und 2:1 Hohmeier, 2:2 Brucher. - Beste Spieler: Hohmeier, Fritzius und Steuernagel (U) sowie Gans, Brucher und Torwart Grzybeck (B).
FCA Gedern - SV Orleshausen 1:0 (0:0). Tor: 1:0 Jost - Beste Spieler: Jost (G) und Spitzhorn (O). - Besonderes Vorkommnis: Das Tor des Tages fiel zehn Sekunden vor dem Abpfiff. jbp
"Viele Köche verderben den Main", witzelt der Reporter über den Lautsprecher. Um mehr als zehn Bootslängen liegt das Drachenboot mit den 20 Köchen des Frankfurter Hof auf der kurzen Strecke zwischen Untermainbrücke und Holbeinsteg zurück. Die "Profis" von der Paddlergilde Nieder- Eschbach schlagen bei dieser Vorausscheidung als erste das Glöckchen am Steg an. Den Köchen aber droht der heftige Wind die weißen Mützen vom Kopf zu blasen.
Triefnaß steigen die Küchenmeister aus dem Drachenboot. "Nicht schlecht gemacht", tröstet eine Kellnerin. Dem Lehrling hilft das wenig. "Nur zu langsam", meint der Nachwuchs-Koch und verzieht sich ins Zelt, um seine nasse Kleidung abzulegen.
Bereits zum zweiten Mal findet beim Museumsuferfest das Rennen von 36 Frankfurter Stadtteilen um den mit 10 000 Mark dotierten Salome- Preis statt.
Die Mannschaften, die in den elf Meter langen und mit einem Drachenkopf geschmückten Booten aus Singapur um die Wette eifern, sind bunt gemischt: Kleingärtner, Sportvereine - und für das Bahnhofsviertel trat gar stilecht der Verein "Rote Laterne - Huren wehren sich gemeinsam" an, "mit einem Pfarrer, der ihnen den Takt schlägt", erklärt Organisator Peter Eberhard.
Sonntag um 16 Uhr 30 schließlich das Finale: Für Niederrad tritt der Ruderverein Rheno-Franconia an, für Nieder-Eschbach die bunt zusammengewürfelte Paddlergilde, das nahe Sachsenhausen vertreten die kernigen Jungs von der Germania und für Höchst tritt eine Mannschaft an, die laut Peter Eberhard vor allem "aus Spielerfrauen eines Fußballclubs besteht, deren Männer gestern ein Spiel hatten".
Das Ergebnis: den mit 10 000 Mark dotierten Preis gewannen die Freizeitkanuten aus Nieder-Eschbach, Platz zwei ging an Niederrad und der dritte Platz an das Team aus Sachsenhausen. Ein Ruderer aus Niederrad: "Paddeln und Rudern sind halt zwei verschiedene Sachen. mku
In der Bezirksliga Darmstadt, Gruppe Ost, behauptet Hassia Dieburg ungeschlagen die Tabellenführung, denn die Verfolger TG Ober- Roden und FV Eppertshausen verloren.
Hassia Dieburg - TSV Höchst 5:1 (1:1). 1:O Motz, 1:1 Trautmann, 2:1 Oppermann, 3:1 Furländer, 4:1 und 5:1 Allmann.
KSV Urberach - FV Eppertshausen 5:1 (1:1). 1:0 Kubik, 1:1 Weiß, 2:1 U. Kuhl, 3:1 Schulmeyer, 4:1 Kubik, 5:1 Kubik.
TG Ober-Roden - Viktoria Urberach 2:4 (2:1). 0:1 Dutine, 1:1 und 2:1, Baltrusch, 2:2 Weißbrodt, 2:3 U. Speck, 2:4 Weißbrodt.
In der Gruppe West besteht die Spitzengruppe nunmehr aus fünf Mannschaften, die allesamt über 5:1- Punkte verfügen. Darunter auch die Überraschungself SV Klein-Gerau und der SV Darmstadt 98 II, der gegen die SG Egelsbach II den ersten Punkt einbüßte.
SV Klein-Gerau - SKG Ober-Ramstadt 4:0 (2:0). 1:0, 2:0 und 4:0 Bergsträßer, 3:0 Lantermann.
Opel Rüsselsheim - 1. FC Langen 2:2 (1:1). 1:0 Muth, 1:1 Seipel (Foulelfmeter), 1:3 Bartel, 2:2 Muth.
SV Darmstadt 98 II - SG Egelsbach II 2:2 (1:0). 1:0 und 2:1 Old, 1:1 Kurz, 2:2 Löwel. ka.
BASKETBALL
DBB-POKAL der Männer, 1. Runde: BC Johanneum Hamburg - TuS Lichterfelde Berlin 71:84 (45:44), SpVgg Rattelsdorf - TV Langen 70:82 (31:44).
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Wegen technischer Schwierigkeiten im Druckhaus der Frankfurter Rundschau mußten in der heutigen Ausgabe die Seiten "Weltrundschau" und "Dokumentation" entfallen. Wir bitten unsere Leser um Nachsicht.
Zum dritten Mal hintereinander holte sich die Juniorenmannschaft des TC Bad Homburg die Hessische Meisterschaft. Das Team besiegte im Finale die Vertretung aus Neu-Isenburg mit 5:1. Nachdem Alexander Radulescu, Michael Eisfeld, Thomas Kilbert, Christian Wegner und Frederick Leuschner die fünf zum Sieg notwendigen Punkte gemacht hatten, wurde auf die Doppel-Partien verzichtet. rüb
Bei einem Tanzturnier der Senioren-II Sonderklasseim Haus Riederwald siegte das Ehepaar Franz und Dietlinde Desch (Schwarz-Silber Frankfurt) in allen fünf Standardtänzen und gewann somit souverän. Zweite wurden Gunter und Irmtraud Neumann (Kassel) vor Gregor und Petra Meierponstein vom veranstaltenden Verein. -oli-
Bei dem in Walldorf ausgetragen Qualifikationsturnier für den Europacup der Bahnengolfer in Odense (Dänemark) besiegte bei den Herren der BGS Hardenberg-Pötter (deutscher Meister im Miniaturgolf) mit deutlichem Vorsprung die Mannschaft des CGC Bad Wörishofen (Meister im Cobigolf, einer schwierigeren Variante in dieser Sportart).
Hardenberg startete mit einer 120er Mannschaftsrunde (19-20-23-19-19-20) und setzte sich damit deutlich von den Konkurrenten ab. Diese Führung baute es während des Turniers weiter aus. Kein Hardenberger Spieler benötigte in den sechs Runden mehr als 24 Schläge für die 18 Bahnen, so daß Hardenberg im Endeffekt mit 763:926 Schlägen ungefährdet siegte. Vize-Europameister Harald Erlbruch, der an diesem Tag seinen Geburtstag feierte, stellte mit 125 Schlägen einen Platzrekord für Jugendspieler auf.
Bei den Frauen ging es wesentlich knapper zu. Nach zwei schlechten Startrunden lagen die favorisierten Spielerinnen des 1.MGC Mainz (Meister Miniaturgolf)mit vier Schlägen hinter Rot-Weiß Syburg (Vizemeister Minigolf). In den folgenden vier Runden fingen sich die Mainzerinnen jedoch wieder und hatten schließlich mit 420:436 Punkten 16 Schläge Vorsprung vor Syburg. -oli-
Die Bundesliga-Handballer der SG Wallau/Massenheim mußten beim international hervorragend besetzten Turnier in Ehlingen die ersten Saisonniederlagen hinnehmen. Nach zehn zuvor siegreichen Testspielen konnte die SG ohne den noch einige Zeit ausfallenden Spielregisseur Mikael Källman (tiefer Muskelfaserriß) nicht wie gewohnt glänzen, belegte zum Abschluß nur den sechsten und letzten Platz.
Damit sich die schwachen Leistungen beim nächsten Turnier am kommenden Wochenende in Hagen nicht wiederholen, bezieht das Team ab heute ein viertägiges Trainingslager im badischen Steinbach. Die SG mußte bereits in der Vorrunde eine 17:21-Niederlage gegen den fränzösischen Meister Venisseux hinnehmen. Zwar gelang Wallau anschließend ein überraschendes 22:21 gegen den ungarischen Europacupsieger Brance Vesprem, doch es reichte aufgrund des schlechten Toreverhältnisses nur zum dritten Gruppenplatz.
Im abschließenden Spiel um Rang fünf gab es erneut lange Gesichter bei Trainer Brand und der Bank, denn trotz guter Leistungen des noch treffsichersten Wallauer Schützen, Martin Schwalb, sprang nur der sechste Platz nach einem 20:26 gegen Chromos Zagreb heraus. Turniersieger wurde der Deutsche Vizemeister SG Leutershausen durch ein Tor von Holger Löhr fünf Sekunden vor Schluß im Finale gegen Vesprem. jo.
Am Wölfersheimer Singberg wurde nach der Oberliga-Partie des Frauenfußballteams der gastgebenden TSG gegen die Spvgg. 1910 Langenselbold aus vollen Kehlen gesungen, denn die Oberliga-Neulinge feierten mit dem 2:1 im Nachbarschaftsduell einen gelungen Einstand im hessischen Oberhaus. Klagelieder stimmte dagegen eher Gäste-Trainerin Jutta Bittner an, deren Mannschaft nicht in der Lage war, ihre Vorgaben umzusetzen. Dabei erwischten die Langenselbolderinnen den besseren Start und gingen bereits nach zehn Minuten in Führung. Sabine Hof verwandelte aus kurzer Distanz eine Hereingabe der offensiven Verteidigerin Alexandra Fuchs. Die Langenselbolderinnen versäumten jedoch in der Folge, den Druck auf das TSG-Tor zu verstärken. Die Wölfersheimerinnen kamen immer besser ins Spiel und waren dem Ausgleich näher als die Gäste einem zweiten Treffer.
Nach dem Wechsel hatten erneut zunächst die Langenselbolderinnen mehr vom Spiel und schienen die TSG in den Griff zu bekommen. Sabine Hof verpaßte aus kurzer Distanz die Entscheidung (42.). Statt dessen kamen die nie aufgebenden TSG-Frauen wieder in die "Gänge". Zunächst traf Carmen Bilkenroth noch die Latte (50.), ehe die sträflich ungedeckte Jutta Roth per Kopf eine Bilkenroth-Flanke verwertete (57.). Dieser Treffer brach die Moral der Gäste. Die sehr agile Carmen Bilkenroth visierte erneut das Aluminium an (62.) und wiederum war es ein Kopfball von Jutta Roth, der nach 68 Minuten im Netz zappelte. Die abschließende Drangperiode der Langenselbolderinnen brachte nur noch einen strammen Schuß von Pia Meyer (75.), den Mandy Goodyear parierte. Auf der Gegenseite vereitelte Carmen Wicklein gegen Ilka Sämann das 1:3.
Die Gastgeberinnen verdienten sich den Sieg mit einer kämpferisch und läuferisch guten Leistung und traten als homogenes Team auf. Sie gestalteten die Mehrzahl der Zweikämpfe erfolgreich, spielten agressiver und bissiger als die Langenselbolderinnen. Deren Manko lag in eben jenem Zweikampfverhalten. Hinzu kamen ungewohnte Abspielfehler in der Offensive. Während Wölfersheims Coach Michael Sauer seinem Team ein Gesamtlob aussprach, haderte B-Lizenz-Trainerin Jutta Bittner mit ihren Spielerinnen, die sich zu schnell den Schneid abkaufen lassen. Weiterhin wird in Langenselbold der Kampf "Frau gegen Frau" im Mittelpunkt der Trainingsstunden stehen.
TSG WÖLFERSHEIM: Mandy Goodyear - Monika Magin - Heike Eberhardt, Claudia Löfflath (65. Tania Metzger), Bettina Metzger - Martina Sauer, Kirsten Mattern, Carmen Bilkenroth, Michelle Marks - Jutta Roth, Bianca Feuerbach (40. Ilka Sämann).
SPVGG. 1910 LANGENSELBOLD: Carmen Wicklein - Ina Schneider - Wenkke Häuser, Alexandra Fuchs - Corinna Reichert, Sabine Hof, Pia Meyer, Ute Schneider, Gabi Prasse (69. Doris Schäfer) - Kirsten Bellof, Toni Wagner.
Tore: 0:1 (10.) Sabine Hof, 1:1 (57.) u. 2:1 (68.) Jutta Roth - Schiedsrichter: Repp (Volpertshausen) - Zuschauer: 100. jbp
Im Viertelfinale des Bezirkspokals setzte sich Fußball-Oberligist Rot-Weiß Walldorf erwartungsgemäß beim SV Beerfelden durch. Der Bezirksligist hatte beim 0:5 nicht den Hauch einer Chance und 250 Besucher warteten vergeblich auf eine Pokalsensation. Die Favoriten beeindruckten durch eine gute Teamleistung und nahmen von Beginn an das Heft in die Hand. Die Treffer von Mihalic und Richter blieben jedoch bis zum Wechsel die einzige Ausbeute der überlegenen Walldorfer. Wenn es überhaupt etwas zu bemängeln gab am Spiel der Rot-Weißen, dann die Verwertung der Torchancen. Bei etwas mehr Konzentration im Abschluß wäre ein zweistelliger Sieg möglich gewesen. Die Gastgeber kamen lediglich einmal vor das Tor von Gemeri, der einen ruhigen Ausflug in den Odenwald genießen durfte.
Nach der Pause schraubten Holtkamp, Richter und der eingewechselte Zwilling das Resultat in standesgemäße Höhe. Die Walldorfer - bis auf den leicht angeschlagenen Heindel in Bestbesetzung - nutzten die Partie zur Vorbereitung auf den Oberliga-Schlager gegen die Offenbacher Kickers. Ohne einen Schwachpunkt präsentierte sich das Team in durchweg guter Verfassung. Besonders auffällig agierten Trageser im defensiven Mittelfeld und der zweifache Torschütze Richter. Im Halbfinale erwarten die Rot-Weißen am Buß- und Bettag (18. November) nun Landesligist KSV Klein-Karben.
ROT-WEISS WALLDORF: Gemeri - Meixner - Plagentz, Zimmer - Trageser (55. Zwilling), Kotarac (55. Kapetanovic), Ferreiro, H oltkamp, Richter - Hormel, Mihalic.
Tore: 0:1 (18.) Mihalic, 0:2 (38.) Richter, 0:3 (47.) Holtkamp, 0:4 (56.) Richter, 0:5 (84.) Zwilling. - Schiedsrichter: Röder (Hainstadt). - Zuschauer: 250.
Bezirksoberligist SKV Mörfelden hatte zu einem Spiel in Freundschaft den Oberliga-Spitzenreiter Offenbacher Kickers zu Gast. Vor der enttäuschenden Kulisse von 220 Fans setzte sich der Oberligist mit 7:0 durch. Die Gastgeber mußten auf ihre Stammkräfte Roosen, Brka (verletzt) und Hofmann (beruflich verhindert) verzichten und hatten nur wenig auszurichten. Bei den Kickers traten Gramminger, Figas und Belhil in den Vordergrund. Lothar Buchmann nutzte die Gelegenheit zum Testen von 15 Akteuren. Die Gastgeber hatten ihre beste Phase ab der 50. Minute, als Schrimpf (52.), Salm (55.) und Hirschl (58.) einen Treffer auf dem Fuß hatten. Der Anschluß blieb den Mörfeldern jedoch vergönnt, zumal die Kickers auch ohne Libero Kutzop eine gute und konzentrierte Leistung boten. Laufstärke, Kondition und Routine gaben den Ausschlag für den deutlichen Favoritensieg.
SKV MÖRFELDEN: Pundmann (46. Balkmann) - Müller (42. Elmas) - Peitsch, Habl, Habermann - Salm, Sanchez, Hirschl, Lutz - Döll (46. Creter), Schrimpf.
OFFENBACHER KICKERS: Keffel - Krakowiak - Fink, Babicic (60. Schummer), Gramminger - Aydin, Schneider (64. Wolf), Sempruch, Figas - Rüppel (46. Rainer Kriegsch), Belhil.
Tore: 0:1 Belhil, 0:2 Gramminger, 0:3 Aydin, 0:4 Belhil, 0:5 und 0:6 Figas, 0:7 Kriegsch. - Schiedsrichter: Weber (Walldorf). - Zuschauer: 220. jbp
Kurz gemeldet
"Gedenkstätte Auschwitz" Über "Die Zukunft der Gedenkstätte Auschwitz", die vom Verfall gezeichnet ist, wird am Samstag, 5. September, 16.30 Uhr, im Dominikanerkloster auf Einladung der Initiative "Zeichen der Hoffnung" diskutiert. Referenten sind Tadeusz Szymanski aus Auschwitz, Jochen Spielmann und Christoph Heubner aus Berlin. Moderation: Christoph Scheffer vom Hessischen Rundfunk. Ortsbeirat 1 tagt Der Ortsbeirat 1 tagt: Eine Erhaltungssatzung für das Bahnhofsviertel ist erneut Thema. Das Gremium tritt am heutigen Dienstag, 1. September, um 19 Uhr im Haus Gallus, Kleiner Saal 1, Frankenallee 111, zusammen. Die Stadtteilpolitiker beschäftigen sich außerdem mit den "unzumutbaren" Wartezeiten in der Sozialstation Gallus, mit der Lärmbelästigung in der Anspacher Straße und mit verschiedenen Themen aus dem Bereich Verkehr. Finanzämter geschlossen Auch Finanzamtsmitarbeiter kommen in den Genuß eines Betriebsausfluges. Zwecks Pflege der Geselligkeit bleiben am Donnerstag, 3. September, die Finanzämter Taunustor und Börse geschlossen. Neues Kursprogramm Die Schule für Mode, Grafik und Design, Grempstraße 26, beginnt im Oktober mit ihrem neuen Kursprogramm: Am 5. Oktober läuft ein Mode-Grafik-Design-Lehrgang für Fortgeschrittene an. Nähere Information und Anmeldung unter Rufnummer 77 85 92. Kurs für werdende Eltern Das Frauengesundheitszentrum in der Neuhofstraße veranstaltet einen Geburtsvorbereitungskurs für Paare, die im November ihr Baby erwarten. Er beginnt am 7. September. Für die Geburtsmonate Dezember und Januar nimmt das Gesundheitszentrum ab sofort Anmeldungen unter der Rufnummer 59 17 00 entgegen.Costa Rica zu Gast in der IHK Ein Treffen mit 20 Unternehmern aus Costa Rica veranstaltet die Industrie- und Handelskammer Frankfurt am 4. September um 9 Uhr. Informationen bei der Außenwirtschaftsabteilung der Kammer unter 21 97-212, dort werden auch Anmeldungen entgegengenommen.
Montag, 31. August
Vorträge Haus der Begegnung, Gärtnerweg 62: 19 Uhr, "Judentum, Gnosis und Psychotherapie, Selbsterlösung oder Selbstveränderung?". Märkte/Feste Berger Markt: 14.30 Uhr, Vogelsberger Kasper- und Zaubertheater; 15.30 Uhr, Manfred und Waldemar; 20 Uhr, Disco, Disco, Disco. Sonstiges City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.
Ev. Familienbildung, Nesenstr. 4: 09.30 Uhr, Offener Treff für Frauen mit Krabbelkindern.
Single-Treff: 20 Uhr, "Nanu", Falltorstr./Ecke Berger Straße, Info Tel. 06102 / 3 85 43.
Frauenzentrum, Falkstr. 28: 19.30 Uhr, Informationsveranstaltung zur Kampagne "Frauen nehmen sich die Stadt".
Blutspendedienst Hessen des DRK: Di., 1.9., 9 bis 19 Uhr, Blutspendezentrale, Niederrad, Sandhofstr. 1; Sa. u. So., 5. u. 6.9., 9 bis 12 und 13 bis 18 Uhr, Römerberg, Untermainkai, am Hist. Museum, Blutentnahmewagen.
Apotheken
Folgende Apotheken sind von Montag, 8.30 Uhr, bis Dienstag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Apotheke am Atzelberg, Seckbach, Atzelbergplatz 3, Tel. 47 37 47; Apotheke am Lindenbaum, Eschersheim, Eschersheimer Landstraße 448, Tel. 52 46 86; Feuerbach-Apotheke, Westendstraße 42, Tel. 72 10 32; Goethe-Apotheke, Oeder Weg 51, Tel. 55 66 21; Goldstein-Apotheke, Goldstein, An der Schwarzbachmühle 16, Tel. 66 44 57; Martinus-Apotheke, Frankenallee 152, Tel. 73 80 186; Pelikan-Apotheke, Zeilsheim, Neu-Zeilsheim 42 b, Tel. 36 45 16; Rathaus-Apotheke, Fechenheim, Alt-Fechenheim 101, Tel. 41 18 13; Sandweg-Apotheke, Schellingstraße 1, Tel. 43 48 81; Stadt-Apotheke, Rödelheim, Lorscher Straße 5, Tel. 78 31 27; Taunus-Apotheke, Kasinostraße 26, Höchst, Tel. 31 81 68; Theater-Apotheke, Theaterplatz 2, BfG-Haus, Tel. 23 38 07. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265, und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Tel. 66 07 / 2 71, zu erfragen.
Tierärztlicher Notdienst 19 bis 23 Uhr Dr. Eckehard Schütz, Frankfurter Str. 69, Offenbach, Tel. 81 14 06; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)
Tel. 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 1 92 16 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.UNTERHALTUNGSeite 10 · Frankfurter Rundschau V · Montag, 31. August 1992, Nr. 202
SARAJEWO, 31. August (AP/Reuter/ dpa). Auch nach dem Ende der fünfmonatigen Belagerung müssen die rund 100 000 Menschen in der bosnischen Stadt Gorazde weiter auf dringend benötigte Hilfsgüter warten.
Wie der Sprecher der UN-Friedenstruppe in Sarajewo, Fred Eckhard, mitteilte, muß die für den heutigen Montag geplante Fahrt in die rund 70 Kilometer entfernte Stadt wegen schwerer Kämpfe in diesem Gebiet vermutlich abgesagt werden. Die aus 14 Lastwagen bestehende Hilfskolonne könne voraussichtlich nicht vor Mittwoch losfahren. Der Konvoi sollte Sarajewo ursprünglich am frühen Montag morgen verlassen.
Gorazde wurde seit dem 29. Februar von serbischen Freischärlern belagert. Die Kleinstadt ist mit moslemischen Flüchtlinge überfüllt. Unklar blieb bis Sonntag abend, was zur Aufhebung der Belagerung führte. Der bosnische Serbenführer Radovan Karadzic sagte, seine Truppen hätten sich am Wochenende zurückgezogen; der bosnische Rundfunk sprach von einer "Befreiung" Gorazdes. Karadzic sagte, bosnische Truppen nutzten den Rückzug seiner Einheiten aus und griffen nun serbische Dörfer an.
In Sarajewo schlug am Sonntag eine Artilleriegranate auf einem belebten Marktplatz ein und tötete mindestens 15 Menschen, 100 weitere wurden zum Teil schwer verwundet. Eckhard sprach von einem gezielten Beschuß, der, da es sich um ein Haubitzengeschoß des Kalibers 10,5 Zentimeter handelte, mit großer Wahrscheinlichkeit von serbischen Stellungen gekommen sein müsse. Die bosnischen Serben bestritten, für den Angriff verantwortlich zu sein.
Am Montag morgen war es in Sarajewo relativ ruhig. Journalisten berichteten, die Kämpfe seien nach Mitternacht abgeflaut. Das Kampfgeschehen verlagerte sich in der Nacht in die Tiefebene der Save im Norden Bosniens. Serbische Truppen versuchten dort offenbar, einen von ihnen besetzten Landkorridor auszuweiten. Dieser dient als Nachschubweg für die von Serben besetzten Teile West-Bosniens.
Die Außenminister der blockfreien Staaten beschlossen auf ihrer Konferenz in Jakarta, die Erörterung über den Status Jugoslawiens innerhalb der Bewegung zu vertagen. Der gastgebende indonesische Außenminister Ali Alatas sagte, man habe damit vermeiden wollen, daß die Aussprache über andere Fragen blokkiert werde. Das Thema Jugoslawien solle auf der am 15. September beginnenden UN-Vollversammlung neu aufgegriffen werden. Die Gruppe der blockfreien Staaten, die jetzt 108 Mitglieder zählt, war 1961 in Belgrad ins Leben gerufen worden. Islamische Länder fordern den Ausschluß Restjugoslawiens aus der Bewegung der Blockfreien.
RIO DE JANEIRO, 31. August (AP). Der brasilianische Präsident Fernando Collor de Mello hat mit einer Rede an die Nation um Unterstützung gegen das ihm drohende parlamentarische Absetzungsverfahren appelliert.
Einen Rücktritt wegen der gegen ihn erhobenen Korruptionsvorwürfe schloß er in der 20minütigen Fernsehansprache am Sonntag aus. Eine parlamentarische Untersuchungskommission hatte in der vergangenen Woche in ihrem Abschlußbericht mitgeteilt, der Präsident sei in ein von seinem früheren Wahlkampfleiter Paulo Cesar Farias organisierten Netzwerk von Bestechung und Betrug verwikkelt. So habe Farias 6,5 Millionen Dollar auf ein Konto von Collors persönlicher Sekretärin überwiesen.
Am Dienstag wird die Einleitung des Amtsenthebungsverfahrens durch einen Antrag der brasilianischen Anwaltsvereinigung im Abgeordnetenhaus erwartet. Wenn zwei Drittel der 503 Abgeordneten dem Antrag zustimmen, wird der Präsident für 180 Tage vom Amt suspendiert. Der Senat würde dann über seine endgültige Absetzung entscheiden.
Collor, der 1989 als erster demokratisch gewählter Präsident nach 29 Jahren Militärdiktatur sein Amt antrat, dementierte in seiner gefühlsbetonten Rede nicht, daß es auf höchster Regierungsebene Korruption gebe. Er habe den Fehler gemacht, "Leuten vertraut zu haben, die sich später meines Vertrauens nicht würdig erwiesen". Politische Gegner gingen mit "Lügen, Diffamierungen und Ungerechtigkeiten" gegen ihn vor.
In den vergangenen zwei Wochen haben Millionen von Brasilianern in den Großstädten des Landes gegen Collor demonstriert, der in seinem Wahlkampf vor drei Jahren der Korruption den Kampf angesagt hatte.
Auf breiter Front verlor Collor auch die Unterstützung von Industrie, Gewerkschaften und Kirchen. Selbst aus seinen eigenen Reihen wurden Vorschläge laut, der Präsident sollte mit einem Rücktritt einem Amtsenthebungsverfahren zuvorkommen.Tornado verwüstete Kleinstadt in den USA
WAUTOMA, 31. August (AP). Ein Wirbelsturm hat im US-Staat Wisconsin zwei Menschen das Leben gekostet, 30 weitere wurden verletzt. Wie die Behörden in Wautoma am Sonntag mitteilten, richtete der Tornado fünf Millionen Dollar Schaden an. Zweimal sei der Wirbelsturm auf die 1600 Einwohner zählende Stadt niedergestoßen, habe Häuser zerschmettert und Tausende Bäume entwurzelt. Eine 66jährige Frau sei in ihrem Mobilheim umgekommen, das von dem Tornado mehrere hundert Meter durch die Luft gewirbelt worden sei. In einem anderen Mobilheim sei ein älterer Mann während des Unwetters offenbar einem Herzschlag erlegen.
MEISSEN, 31. August (AP). Die "Wiege Sachsens" ist wurmstichig geworden. Die Stadt Meißen, 30 Kilometer nordwestlich von Dresden an der Elbe gelegen und vor über 1000 Jahren Geburtsstätte sächsischer Geschichte, ist in 40 Jahren DDR heruntergekommen.
Bund, Land und Stadt wollen nun die "Perle" Sachsens wieder auf Hochglanz bringen. Gotik, Renaissance und Barock begegnen noch heute dem Besucher auf Schritt und Tritt in der Meißner Altstadt. Wohlhabende Handwerker und Händler verzierten ihre Wohnhäuser mit holzgeschnitzten Erkern, stellten Ansehen und Macht mit reichem Stuckwerk an Portalen und Giebeln zur Schau. Doch von den ehrwürdigen Fassaden blättert der Putz.
Über dem Elbufer thronen Dom und Albrechtsburg, die weithin sichtbaren Wahrzeichen Meißens. Vom Markt zur Burg führen enge Gassen und viele Treppen, verschlungen und steil. Winzige Grundstücke stoßen sich auf vielstufigen Terrassen. Umfriedungsmauern verbergen kleine Gärtchen, in denen Wein wächst. Viele Dächer sind neu gedeckt.
Noch vor zwei Jahren krankte die Stadt an hundertfachem Dachschaden. Frisches Birkengrün sproß zwischen rotem Ziegel und aus Regenrinnen. In den Dächern gähnten Löcher. "Unserer Stadt ist es zu DDR-Zeiten ergangen, wie vielen anderen auch", sagt Bürgermeister Gerhard Bartosch. "Erst fielen ein paar Ziegel runter - noch kein Grund zur Panik. Allmählich wurden Dachstühle von Schwamm befallen. Dann weichte das Untergemäuer durch, und schließlich war kaum noch was zu retten." "Glücklicherweise ist in Meißen, von einer Handvoll Häuser abgesehen, noch das meiste zu retten", sagt Altstadt-Chefplaner Wolfgang Pieper. Vor zwei Jahren bekam der Schwabe, der zu Hause ein Dutzend historische Stadtkerne mitsaniert hatte, vom Bund den Auftrag für Meißen. Im deutschen Wiedervereinigungsjahr hatte das Bonner Bauministerium die Altstädte von Meißen, Stralsund, Quedlinburg, Halberstadt und Brandenburg zu "Modellprojekten für die Rettung denkmalgeschützter Städte in Ostdeutschland" erklärt.
34,5 Millionen Mark flossen im ersten Jahr nach Meißen. "Wir haben damit zumindest die Dächer repariert und die nötigsten Sicherungsarbeiten bezahlt", sagt Pieper. "Bei drei Gebäuden blieb nur noch der Abrißbagger." Inzwischen fließen die Fördermittel nicht mehr ganz so üppig; immerhin neun Millionen 1992.
Der Bund trage damit vorerst 80 Prozent des Fonds für die Sanierung der Altstadt. Die übrigen 20 Prozent teilten sich je zur Hälfte das Land Sachsen und die Stadt. Damit möglichst viel instand gesetzt wird, vergibt die Stadt den Löwenanteil der Mittel als Zuschuß an private Hausbesitzer.
Private Eigentümer, staatlich bezuschußt, werden den größten Anteil erbringen müssen. Wo die Besitzverhältnisse geklärt sind, werde auch schon kräftig renoviert, sagt Batosch. Bis zur Wende waren zwei Drittel der Häuser volkseigen, nur ein Drittel in privater Hand. Heute erheben Alteigentümer und Erben Anspruch auf 70 Prozent der von der Kommune verwalteten Gebäude.
Zwar sei damit der Kreis potentieller Investoren erfreulich angewachsen, doch die Mehrzahl warte noch auf den Übereignungsbescheid. "Und so lange investieren die keine müde Mark." Die Stadt ihrerseits dürfe an diesen Häusern nur das Allernötigste tun, könne sie allenfalls baulich sichern.
Insgesamt aber ist der Bürgermeister optimistisch. "Meißen wird wieder eine der attraktivsten Touristenstädte Deutschlands", lautet seine Vision. Derzeit könne die Stadt zwar gerade mal 40 Hotelbetten bereitstellen. In ein Paar Jahren werde es 2000 Hotelbetten geben.
Nahost-Friedensgespräche Israel läßt Häftlinge frei
JERUSALEM / WASHINGTON, 31. August (AP/AFP). Als vertrauensbildende Begleitmaßnahme zu den am heutigen Montag weitergehenden Washingtoner Nahost- Friedensgesprächen wird Israel 600 palästinensische Häftlinge freilassen. Wie die israelische Armee am Sonntag bekanntgab, wird mit der Freigabe der aus Sicherheitsgründen internierten Häftlinge am Montag im Gazastreifen begonnen. Die mehrtägige Aktion soll, wie es ausdrücklich hieß, die Lage in dem besetzten Gebiet entspannen.
In dem Armeekommuniqué hieß es, die Palästinenser würden aus dem Lager Ansar III (Ketziot) in der Negev-Wüste mit Bussen an die Grenze zum Gazastreifen gebracht. Dem Vernehmen nach hatte Israel vorige Woche bei den Washingtoner Gesprächen die Freilassung von bis zu 800 palästinensischen Häftlingen als vertrauensbildende Maßnahme zugesagt. Die palästinensische Delegation hatte von einer deutlich verbesserten Gesprächsatmosphäre in der ersten Nahostrunde seit dem Amtsantritt der Mitte- Links-Regierung von Ministerpräsident Yitzhak Rabin gesprochen. Zugleich hieß es aber, den Worten seien noch keine Taten gefolgt.
Der Sprecher der israelischen Delegation bei den bilateralen Nahost-Friedensverhandlungen, Jossi Gal, hat am Sonntag erneut betont, die Israeli verhandelten ausschließlich mit den Palästinensern aus den besetzten Gebieten, nicht jedoch mit der Palästinensischen Befreiungsfront (PLO). Drei Vertreter der Palästinenser hatten sich zuvor mit PLO-Chef Yassir Arafat abgestimmt. Unterdessen kritisierte der israelische Ministerpräsident Rabin in Jerusalem zwei Parlamentsabgeordnete aus den Regierungsparteien, die sich in Den Haag mit Arafats Berater Nabil Schaath getroffen hatten.
(Siehe auch Seite 5)
Zur Person:
ULRICH WEISSER, Flottillenadmiral, wurde von Verteidigungsminister Volker Rühe zum neuen Leiter des Planungsstabes im Bundesverteidigungsministerium ernannt und gleichzeitig zum Vizeadmiral befördert. Der 53jährige Weisser, der seit 1958 der Bundeswehr angehört und Nachfolger von Generalleutnant Rolf Hüttel ist, tritt sein Amt am heutigen Dienstag an. Nach dem Einsatz auf Minensuchbooten und der Admiralstabsausbildung war Weisser mit Planungsaufgaben im Ministerium betraut. Danach folgten Verwendungen im NATO-Hauptquartier, im Kanzleramt sowie an der Führungsakademie der Bundeswehr. Seit 1. April 1992 war er Stellvertreter und Chef des Stabes beim deutschen militärischen Vertreter im NATO-Militärausschuß. (AP)
BERLIN, 31. August (AP). Die führende Vertreterin des linken Flügels der Berliner SPD, Monika Buttgereit, will neue Landesvorsitzende der Partei in der Hauptstadt werden. Die derzeitige stellvertretende Landesvorsitzende erklärte am Sonntag abend nach einem Treffen mit Parteifreunden in Berlin ihre Bereitschaft, auf dem Landesparteitag am 31. Oktober für die Nachfolge des zurückgetretenen Vorsitzenden Walter Momper zu kandidieren.
SYDNEY, 31. August (AP). In der australischen Millionenstadt Sydney ist am Montag ein vierspuriger Straßentunnel eröffnet worden, der vor allem die 60 Jahre alte Hafenbrücke entlasten soll. Der für 560 Millionen australische Dollar (etwa ebensoviel Mark) gebaute, gut zwei Kilometer lange Autotunnel verläuft 27 Meter unter dem Meeresboden und verbindet zwei Wahrzeichen Australiens: das weiße muschelförmige Opernhaus Sydneys und die graue Stahlbogenbrücke im Norden der Stadt.
Während der nächsten 30 Jahre müssen die Autofahrer eine Mautgebühr an den privaten Betreiber bezahlen, dann geht der Tunnel in Staatsbesitz über.
HAMBURG, 31. August (AP). Im Gegensatz zu Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) tritt Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU) für eine Verlängerung der zum Jahresende auslaufenden Kronzeugenregelung ein. Im Gespräch mit der Bild-Zeitung sagte Seiters, die Erfahrungen hätten gezeigt, daß die Kronzeugenregelung "als wirksames Mittel zum Kampf gegen Terroristen beitragen" könne. Er sei deshalb für eine zeitlich befristete Verlängerung der Kronzeugenregelung. "Wir sollten vor einer endgültigen Entscheidung weitere Erfahrungen sammeln", fügte Seiters wörtlich hinzu.
Die Justizministerin hatte dagegen gefordert, die Kronzeugenregelung zum Jahresende auslaufen zu lassen, weil sie die Erwartungen nicht erfüllt habe.
BEIRUT, 31. August (AP). Nach der zweiten Phase der Parlamentswahl in Libanon, bei der am Sonntag in Beirut und Umgebung abgestimmt wurde, zeichnet sich ein neuerlicher Erfolg der moslemischen Fundamentalisten ab. Laut inoffiziellen Ergebnissen vom Montag gewannen Kandidaten der schiitischen Organisation Hisbollah weitere zwei Mandate.
Die Wahlbeteiligung war nach dem Boykottaufruf der maronitischen Christen gering. In den von Christen bewohnten Gebieten lag sie nach offiziellen Angaben nur bei zwei Prozent, während bei den schiitischen Moslems 30 Prozent der Wahlberechtigten zur Stimmabgabe erschienen. Anhänger der Hisbollah hatten bereits bei der ersten Wahlrunde in Nord- und Ostlibanon vor einer Woche Mandate hinzugewonnen. Die letzte auf Südlibanon begrenzte Wahlrunde soll am kommenden Sonntag stattfinden. Insgesamt sind 128 Parlamentssitze zu vergeben. Jeweils 64 Sitze stehen christlichen und moslemischen Kandidaten zu.
(Siehe nebenstehenden Blickpunkt)
HEIDELBERG, 31. August (AP). Ein Manöver der NATO-Luftwaffen hat am Montag in Süddeutschland begonnen. Unter dem Namen "Cold Fire" beteiligen sich bis zu 200 Flugzeuge aus den USA, Kanada und der Bundesrepublik an dem Einsatz, teilte das Hauptquartier der 4. Alliierten Taktischen Luftflotte in Heidelberg mit. Die Übung erstrecke sich auf das mittlere und nördliche Bayern, den Osten von Baden-Württemberg und Südhessen. Tiefflüge sollen nicht stattfinden, die Jets müßten sich an Flughöhen von über 300 Meter halten.
Ein Sprecher der Luftflotte wies darauf hin, daß es keine besonderen Flugkorridore gebe, um die Belastung für die Bevölkerung zu verteilen. Das angenommene Szenario sei ein Nord-Süd-Konflikt.
Der Innenminister von Rheinland-Pfalz, Walter Zuber, warnte davor, daß es wegen des Fluglärms zu einem Stimmungsumschwung gegen die Alliierten kommen könnte und der Nährboden für rechtsextremistische Stimmungsmache bereitet werde. Durch Truppenabbau verlören Arbeitnehmer ihren Arbeitsplatz, ohne daß die negativen Begleiterscheinungen militärischer Präsenz abnähmen.
SARAJEWO, 31. August (AP/Reuter/AFP). Der Granatenangriff auf den Marktplatz von Sarajewo, bei dem am Wochenende 15 Menschen getötet wurden, hat den brüchigen Friedensprozeß für das ehemalige Jugoslawien weiter belastet. Der bosnische Präsident Alija Izetbegovic teilte am Montag mit, er werde am Donnerstag nur dann zur Fortsetzung der Friedensgespräche nach Genf fliegen, wenn zuvor die Angriffe auf die Zivilbevölkerung eingestellt würden.
Der Sprecher der UN-Friedenstruppe in Kroatien und Bosnien, Fred Eckhard, sagte, der Angriff auf dem Marktplatz sei offenbar ein gezielter Beschuß gewesen. Das Haubitzengeschoß des Kalibers 10,5 Zentimeter sei mit hoher Wahrscheinlichkeit von serbischen Stellungen gekommen. "Jede Seite hat versprochen, die Kämpfe einzustellen. Aber es hört einfach nicht auf", fügte er hinzu. Die bosnischen Serben bestritten, für den Angriff verantwortlich zu sein. Bei der Jugoslawienkonferenz in London hatten sich alle Kriegsparteien für Gewaltverzicht ausgesprochen. Bei Kämpfen in den Außenbezirken Sarajewos wurden in der Nacht zum Montag nach Angaben von Krankenhäusern mindestens sechs Menschen getötet und 71 verletzt. Izetbegovic sagte, der Granatenangriff vom Wochenende sei "vorsätzlicher Mord" gewesen. Er fügte hinzu: "Wie kann man mit solchen Leuten noch verhandeln? Das sind Mörder. Sie wollen keinen Frieden, sie wollen Blut." Den westlichen Staaten warf er vor, ihre eigenen Prinzipien verraten zu haben. Wenn sie zu Beginn des Zweiten Weltkrieges ebenso gezögert hätten wie jetzt, würde die Welt heute von Nazis regiert, sagte er dem US-Magazin Newsweek. Der neue EG-Vermittler Lord Owen sagte in London, man dürfe keine Wunder erwarten und müsse Geduld haben. Owen begann am Montag eine Reise durch mehrere europäische Hauptstädte, um die weiteren Friedensgespräche vorzubereiten. Nach dem Ende der fünfmonatigen Belagerung der ostbosnischen Stadt Gorazde durch Serben verschoben die UN eine für Montag geplante Lieferung dringend benötigter Hilfsgüter. UN-Sprecher Eckhard teilte mit, die Fahrt in die 70 Kilometer entfernte Stadt sei wegen schwerer Kämpfe in der Umgebung zu gefährlich. Der Konvoi könne voraussichtlich frühestens am Mittwoch losfahren.
Die Bewegung der Blockfreien verschob ihre Entscheidung über die weitere Mitgliedschaft Jugoslawiens. Indonesiens Außenminister Ali Alatas sagte in Jakarta, daß darüber Mitte September am Rande der UN-Vollversammlung erneut beraten werde. Islamische Mitglieder der Organisation streben einen Ausschluß Jugoslawiens an. Der Präsident Jugoslawiens, Dobrica Cosic, sagte seine Teilnahme am Gipfeltreffen der Blockfreien ab, das am heutigen Dienstag beginnen soll. Mudschaheddin auf Seite Bosniens? SARAJEWO/ZAGREB (dpa). Das Schicksal der Moslems in Bosnien läßt ihre Glaubensbrüder in der islamischen Welt zu den Waffen greifen. Tausende von ihnen sollen als Freiwillige an der Seite der Moslems in der Bürgerkriegsregion kämpfen, meldeten Zeitungen in mehreren Ländern. 8000 afghanische Mudschaheddin sollen in Kürze in Sarajewo eintreffen, um die "vom serbischen Feind belagerte moslemische Hauptstadt" zu verteidigen, berichtete die in Kairo erscheinende Wochenzeitung Al Noor. In Iran und in Sudan sollen mehrere tausend Moslems bei ihren Regierungen angefragt haben, wie sie als Kämpfer an die bosnische Front gelangen können.
Die Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug beschuldigte Bosniens Präsidenten Izetbegovic, in Bosnien einen "Heiligen Krieg" (Dschihad) führen zu wollen. Mißtrauensantrag gegen Panic BELGRAD (Reuter). Jugoslawiens Ministerpräsident Milan Panic soll wegen seiner Verhandlungsführung bei der Londoner Jugoslawienkonferenz gestürzt werden. 68 Mitglieder der regierenden Sozialistischen Partei und der mit ihr verbündeten Radikalen Partei beantragten am Montag ein Mißtrauensvotum im Parlament Jugoslawiens, das nur noch aus Serbien und Montenegro besteht. Die Antragsteller warfen Panic vor, bei dem Treffen in London in der vergangenen Woche eigenmächtig gehandelt zu haben.
Panic, ein in Jugoslawien geborener Geschäftsmann, der es in den USA zum Millionär brachte, ist seit Juli im Amt.
JERUSALEM, 31. August (AP/Reuter). Zum Auftakt der zweiten Woche der Washingtoner Nahostverhandlungen hat Israel am Montag mit der Freilassung von rund 600 palästinensischen Gefangenen begonnen. Die ersten waren 81 Häftlinge aus dem Gazastreifen, die nach ihrer Entlassung aus einem Internierungslager in der Negevwüste von Verwandten und Freunden begrüßt wurden. Später meldete der Armeerundfunk auch die Freilassung von über 100 Palästinensern aus einem Gefängnis bei Hebron. Die Aktion gilt als vertrauensbildende Maßnahme zur Förderung des in Madrid begonnenen Friedensprozesses.
Die bislang zumeist "aus Sicherheitsgründen" internierten Palästinenser wurden mit Bussen aus dem in der Negevwüste gelegenen Ketziotgefängnis an die Grenze zum Gazastreifen gebracht. Dort sangen die wartenden Menschen ihre Hymne "Biladi!" (Mein Heimatland) und riefen: "Wir sterben für Palästina."
"Wir hoffen, daß dies der Beginn einer neuen Ära ist", sagte Mayasar Muhammed, der auf seine beiden Söhne im Alter von 17 und 22 Jahren wartete. Der freigelassene Hussein Fudscha sagte: "Ich bin glücklich, aber ich wäre noch glücklicher, wenn auch alle anderen Palästinenser in israelischen Gefängnissen freigelassen würden." Der 28jährige wurde zwei Monate vor Verbüßung einer 14monatigen Haftstrafe entlassen, zu der er wegen seiner Mitgliedschaft in einem Intifada-Komitee des Flüchtlingslagers Dschabalija verurteilt worden war.
Nach Angaben der israelischen Armee befinden sich etwa 7400 Palästinenser in militärischen Internierungslagern. Von ihnen sind 4660 zumeist wegen der Teilnahme an der Aufstandsbewegung der Intifada verurteilt worden, die übrigen warten auf ihren Prozeß oder sind gemäß dem in den besetzten Gebieten geltenden Ausnahmerecht ohne Anklageerhebung in sogenannter Administrativhaft.
Die erste Woche der sechsten Konferenzrunde hatte nach Darstellung aller Beteiligten in Washington deutliche Verbesserungen der Gesprächsatmosphäre, aber kaum eine nennenswerte Annäherung der gegensätzlichen Standpunkte gebracht. Der israelische Ministerpräsident Yitzhak Rabin, dessen Amtsantritt im Juli die Hoffnung auf einen Durchbruch bei den Verhandlungen geweckt hatte, bekräftigte den Standpunkt seiner Regierung, daß die Bildung eines palästinensischen Staates in den besetzten Gebieten nicht in Frage komme. Bei den Verhandlungen über eine Autonomieregelung für das Westjordanland und den Gazastreifen lehnt Israel bislang auch die Forderung der Palästinenser nach der Wahl eines eigenen Parlaments mit vollen Gesetzgebungskompetenzen ab. Im Hinblick auf die Verhandlungen mit Syrien schloß Rabin die Möglichkeit einer völligen Räumung der nach dem Sechstagekrieg von 1967 annektierten Golanhöhen erneut aus.
Der ägyptische Außenminister Amre Mussa sprach am Montag hinsichtlich der Verhandlungen von einem gewissen Optimismus, doch könne man schnelle Fortschritte nicht erwarten.
Israelische Kampfflugzeuge hatten am Sonntag Stellungen der proiranischen Hisbollahmiliz im Süden Libanons angegriffen.(Kommentar auf Seite 3)
BONN, 31. August (AP). Der ZDF-Kameramann Herrmann Wohlberg wird am Mittwoch in Serbien wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt und Filmens ohne Genehmigung vor Gericht gestellt. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes sagte am Montag in Bonn, das Gericht im serbischen Zajecar habe Wohlberg mitgeteilt, daß gegen ihn ein Verfahren eröffnet wird. Der Richter habe "verbindlich zugesagt", noch am Mittwoch das Urteil zu sprechen.
Wohlberg müsse bis dahin weiter in seinem Hotel bleiben, habe den Paß abgenommen bekommen und dürfe Zajecar nicht verlassen, sagte der Sprecher. Als Beistand habe er neben seinem Anwalt auch einen Konsul der deutschen Botschaft in Belgrad. Wohlberg und sein Teamkollege Christoph Maria Fröhder waren an der serbischen Grenze zu Bulgarien festgenommen worden, nachdem sie gefilmt hatten, wie das Handelsembargo gegen Serbien umgangen wird.
BONN, 31. August (AP). Ein Rauchverbot auf allen Inlandsflügen hat der CDU- Bundestagsabgeordnete Egon Jüttner am Montag in Bonn gefordert. Die tabakbedingte Schadstoffkonzentration in der Nichtraucherzone sei ähnlich hoch wie in einem typischen Raucherhaushalt. Dies gehe aus einer jetzt veröffentlichten Expertise des Bundesgesundheitsministeriums vor, erklärte Jüttner. Nichtraucherzonen stellten somit keinen wirksamen Schutz gegen das mit erheblichen gesundheitlichen Risiken behaftete Passivrauchen dar.
HAMBURG, 31. August (AP). Mit einem Boykott des Unterrichts haben sich am Montag Hamburger Eltern gegen die geplante Aufstellung von Wohncontainern für Aylsuchende auf dem Pausenhof einer Grundschule gewehrt. Von den 160 Kindern waren nur neun zum Unterricht gekommen. Der Elternratsvorsitzende Holger Neumeyer nannte es für die Kinder unzumutbar, mit Menschen hinter Zäunen auf dem Pausenhof konfrontiert zu werden. Zum anderen könnten die Schüler nach den Rostocker Nächten auch durch Übergriffe Rechtsradikaler gefährdet werden.
Die Lehrer an der kleinen Grundschule im Norden Hamburgs bezeichneten den Boykott als illegal. Nach Angaben der Schulbehörde haben die Eltern aber keine juristischen Folgen ihres eintägigen Schulboykotts zu befürchten. Die Wohncontainer für 100 Asylbewerber auf dem 4500 Quadratmeter großen Schulhof am Waldrand sind Teil eines Notprogramms, mit dem die Hamburger Sozialbehörden 1000 Asylsuchende vorübergehend bis zum Wintereinbruch unterbringen will. Der Aufbau der Container auf dem Schulgelände wurde zunächst auf Mittwoch verschoben, weil alle Beteiligten am Montag abend noch einmal über das Vorhaben diskutieren wollten.
FRANKFURT A. M, 31. August (AP/pid). Der anhaltende Krawall rechtsradikaler Randalierer hat zu einem politischen Streit über neue Sondertruppen der Polizei geführt. Während sich der Vorsitzende des Bundestagsinnenausschusses, Hans Gottfried Bernrath (SPD), sowie FDP-Fraktionschef Hermann Otto Solms für die Bildung solcher Einheiten aussprachen, kritisierten der FDP-Rechtsexperte Burkhard Hirsch und der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Schnoor (SPD) diesen Vorschlag. Auch Niedersachsen sowie das Bundesjustizministerium lehnten ihn ab.
Solms schloß sich am Montag Bernrath an, der die Bildung einer 1000 Mann starken, besonders ausgebildeten und ausgerüsteten Polizeitruppe vorgeschlagen hatte, die auf Anforderung der jeweiligen Länder bundesweit gegen rechts- und linksradikale Gewalttäter eingesetzt werden könnte. Die FDP-Bundestagsabgeordneten seien sich einig, daß alle rechtsstaatlichen Mittel voll ausgeschöpft werden müßten, um jetzt dem Terror rechts- und linksradikaler Gewalttäter entschlossen zu begegnen, hieß es in Bonn.
Hirsch widersprach: Dem Mitteldeutschen Express sagte der FDP-Rechtsexperte: "In der Bundesrepublik gibt es ausreichend speziell geschulte Einsatztruppen, neue wären unnötig." Schnoor sagte im Südwestfunk: "Es ist viel wichtiger, die Polizei vor Ort zu verbessern. Was erwarten wir eigentlich von einer Polizei, die noch mangelhaft ausgerüstet und mangelhaft ausgebildet ist?"
Die Polizeigewerkschaft im Deutschen Beamtenbund verlangte die "Einführung von wirksamen Distanzwaffen" für die Polizei und nannte die Forderung nach einer Spezialeinheit "Augenwischerei".
Die Bundesarbeitsgemeinschaft kritischer Polizistinnen und Polizisten rügte den Chef der Gewerkschaft der Polizei im DGB, Hermann Lutz, der Bernraths Idee zugestimmt hatte: "Die Erosion der Grundrechte hat bereits jetzt ein unerträgliches Maß erreicht", schrieben die Kritischen Polizisten. Letztlich handle sich der Staat einen "Pyrrhussieg" ein, "wenn er den Marktschreiern einer Law-and-order-Politik folgt. Er besiegelt damit, daß er zur gestaltenden Politik nicht mehr in der Lage ist."
"Wir halten nichts von einer paramilitärischen Polizeieinheit", sagte der Sprecher des niedersächsischen Innenministers Gerhard Glogowski (SPD), Volker Benke. Niedersachsen verfüge mit den bestehenden Sonder-Einsatzkommandos und der Bereitschaftspolizei über geeignete Einheiten gegen politisch motivierte Randalierer. Außerdem könnten alle Bundesländer jederzeit Einheiten des Bundesgrenzschutzes anfordern.
Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger sprach sich gegen eine Sondereinheit zum jetzigen Zeitpunkt aus. In Potsdam sagte sie, es gebe bereits spezielle Polizei-Einheiten. Wichtig sei aber auch die Unterstützung der noch im Aufbau befindlichen ostdeutschen Polizei durch die Gesellschaft. Gegen Gewalttäter müsse mit allen Mitteln des Gesetzes durchgegriffen werden. Die Ursachen dürften nicht auf den Nenner "Ausländerpolitik" reduziert werden, sonder seien ein Problem der Gesellschaft. Hierbei müsse besonders der Perspektivlosigkeit unter Jugendlichen entgegengewirkt werden. "Cottbusser Krawalle gesteuert"
COTTBUS (dpa). Ausländerfeindliche Krawalle vor Asylbewerberheimen haben in den neuen Bundesländern auch in der Nacht zum Montag angehalten. In Cottbus versuchten etwa 150 Anhänger der rechtsradikalen Szene wieder ein Heim zu überfallen. Sie warfen Steine und Brandflaschen gegen die Polizei und setzten ein Auto in Brand. Einer Journalistin wurde mit einer Schreckschußpistole ins Gesicht geschossen. Die Einsatzkräfte konnten die Randalierer abdrängen. 28 Personen wurden festgenommen.
Nach Ansicht des brandenburgischen Innenministers Ziel waren die Krawalle in Cottbus strategisch von der rechtsradikalen Organisation "Deutsche Alternative" (DA) organisiert worden. "Wir hatten den Eindruck, daß die rechtsradikalen Jugendlichen geführt wurden", sagte Ziel dem privaten TV-Sender SAT 1. Die Täter hätten unter anderem Funkgeräte gehabt. Für eine Beteiligung der DA, die ihr Hauptquartier in Cottbus hat, sprächen außerdem Hinweise aus der Bevölkerung.
Angesichts eines Anschlags auf ein Berliner Mahnmal für Opfer der nationalsozialistischen Konzentrationslager forderte die Jüdische Gemeinde in Berlin, die neuerwachte "Bewegung des Hasses und der Zerstörung" müsse mit allen rechtsstaatlichen Mitteln bekämpft werden. Wer mit Gleichgültigkeit wegsehe, solle sich an die Folgen erinnern, die derartige Taten in diesem Land vor 50 und mehr Jahren einbrachten.
In Eisenhüttenstadt formierten sich 50 bis 60 Jugendliche vor der Zentralen Anlaufstelle für Asylbewerber des Landes Brandenburg (ZAST). Der Polizei gelang es, durch Gespräche und den Einsatz von Beamten Ausschreitungen zu verhindern. (Weitere Berichte auf Seite 4)
Mutmaßlicher Mörder ist Erbe
HANNOVER, 31. August (AP). Das handschriftliche Testament des getöteten Millionenerben Carl-Christian Wilkening, in dem er seinen mutmaßlichen Mörder Hans Sch. als Erben einsetzt, ist echt. Wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Montag in Hannover mitteilte, erwies ein Gutachten des Landeskriminalamtes die Echtheit des Schriftstückes "mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit". Nach diesem Testament erbt der 30jährige Bestatter Hans Sch., der Sohn von Wilkenings früherem Vormund, die Maschinenbaufirma und das Vermögen des getöteten Millionenerben. Im Falle seines Todes solle Sch.s vierjährige Tochter erben. Falls der Bestatter wegen der Tötung Wilkenings verurteilt wird, würde er als erbunwürdig gelten und laut Gesetz ebenfalls seine Tochter als Ersatzerbin eingesetzt.
Der 18jährige Millionenerbe Carl-Christian Wilkening war seit Anfang Mai dieses Jahres spurlos verschwunden. Hans Sch. wurde bereits Mitte Mai wegen Totschlagsverdacht in Untersuchungshaft genommen. Die Leiche Wilkenings wurde am 15. August einbetoniert unter einer Kellertreppe im Haus des Bestatters entdeckt.Auslandsmärkte
FRANKFURT A. M. (FR). Der New Yorker Aktienmarkt eröffnete am Montag uneinheitlich. Der Dow-Jones-Index für 30 Industriewerte fiel in der ersten Börsenstunde um 4,32 Punkte auf 3.263,29.
An der Tokioter Wertpapierbörse legte der Nikkei-Index 90,33 auf 18 061,12 Punkte zu. Damit erreichte das Börsenbarometer erstmals seit dem 3. Juni wieder die 18 000er-Marke.
BRAZZAVILLE, 2. September (AP). Der erste demokratisch gewählte Staatschef der 1960 unabhängig gewordenen Republik Kongo, Pascal Lissouba, ist am Montag in der Hauptstadt Brazzaville auf sein Amt vereidigt worden. Als erste Amtshandlung verkündete Lissouba eine Generalamnestie. In deren Genuß wird auch der bisherige Staatspräsident Denis Sassou-Nguesso kommen, der seit 1979 regiert hatte und politisch links stand.
Auf einer Nationalkonferenz Kongos war Sassou-Nguesso im vorigen Jahr der Verstrickung in Mord- und Korruptionsaffären bezichtigt worden. Der neue Staatspräsident war ursprünglich ebenfalls überzeugter Marxist, wandelte sich jedoch später zum demokratischen Politiker.GUS-Oberkommando einsatzfähig
MOSKAU, 1. September (AP). Militärs der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) haben ihre Arbeit zur Bildung eines gemeinsamen Oberkommandos abgeschlossen, so daß dieses voll einsatzfähig ist.
PHNOM PENH, 2. September (AP). Eine Gruppe von rund 400 vietnamesischen Widerstandskämpfern hat die Friedenstruppe der Vereinten Nationen (UN) in Kambodscha um Schutz ersucht, nachdem sie sich jahrzehntelang im kambodschanischen Dschungel versteckt gehalten hatte. Wie UN-Sprecher Eric Falt mitteilte, haben die Mitglieder der Front für die Befreiung der Bergvölker des Hochlandes (FULRO) zu Zeiten des Vietnamkrieges mit US-Spezialeinheiten im Nordosten Kambodschas gegen die kommunistische Regierung in Hanoi gekämpft.
Falt sagte, FULRO kämpfe für den Erhalt des vom Aussterben bedrohten Bergvolkes und seine Tradition auf einem autonomen Gebiet. Die Widerstandskämpfer wollten als Flüchtlinge anerkannt werden und keinesfalls nach Vietnam zurückkehren. Falt erklärte, die UN habe zu spät von der Existenz des Bergvolkes erfahren, um es in den Friedensplan für Kambodscha einzubeziehen.
HAMBURG, 31. August (dpa). Müll ist bares Geld - zumindest für Müllhändler. In Deutschland gibt es keine ausreichenden Entsorgungsmöglichkeiten. Da die vorhandenen sehr viel teurer als im Ausland sind, werden Abfälle exportiert.
Jüngstes Beispiel: Kunststoff- und Krankenhausabfall auf wilde Müllkippen nach Frankreich. Besonders beim Giftmüll herrscht Goldgräberstimmung unter einigen Entsorgern, die es mit dem Gesetz nicht so genau nehmen. Und Experten befürchten, daß die Müllexporte - legale wie illegale - noch zunehmen werden, wenn zur Jahreswende 1992/93 der EG-Binnenmarkt die Grenzen öffnet.
Wie der Streit in der EG um die ausstehende Verordnung zum Müllexport ausgeht, ist offen. Die EG-Kommission ist der Auffassung, daß alle Abfälle auch Waren sind. Damit wäre Müll frei handelbar. Dagegen setzt sich das Europäische Parlament dafür ein, Abfallexporte nur noch innerhalb der OECD-Staaten zuzulassen.
Möglichst bald soll die für alle EG-Mitglieder bindende "Verordnung zur Überwachung und Kontrolle der Verbringung von Abfällen" verabschiedet werden. Der Vorschlag der EG-Kommission enthält nach Ansicht von Kritikern zahlreiche Schlupflöcher für den Müllhandel: Gefährliche Abfälle dürften weiterhin in Nicht-EG-Staaten wie Dritte-Welt-Länder und Osteuropa ausgeführt werden; der Export unter dem Vorwand der Wiederaufarbeitung sei möglich; die Möglichkeit eines Importverbots durch einzelne Länder sei nicht vorgesehen, und es gebe keine wirksame Überwachung des Müllhandels nach dem Fortfall der Grenzen.
Wie bisher soll sich die Überwachung von Abfalltransporten auf die Kontrolle der Begleitscheine beschränken. "Die Fälle von illegalem Mülltourismus haben sich 1991 im Vergleich zum Vorjahr um 20 Prozent erhöht", klagt Kriminaldirektor Karl-Ludwig Mohr vom Bundeskriminalamt (BKA). In 90 Prozent der Fälle war der Müll für die Dritte Welt oder Osteuropa bestimmt. Zu den spektakulärsten Giftexporten zählten in diesem Jahr Transporte nach Rumänien, Albanien, Estland und Ägypten.
Mit einem weiteren Anstieg des illegalen Mülltourismus rechnet auch Bernhard Ferchland vom BKA-Umweltreferat: Maximal 50 Prozent der in der EG anfallenden gefährlichen Abfälle könnten hier beseitigt werden. "Infolge der Liberalisierung des grenzüberschreitenden Verkehrs ergeben sich für die Straftäter bessere Möglichkeiten, international tätig zu werden und so das drastische Preisgefälle für eine optimale Entsorgung auszunutzen", schreibt er in der Fachzeitschrift "Kriminalistik". Und BKA-Präsident Hans-Ludwig Zachert bezeichnete die Bekämpfung illegaler Müllexporte als zukünftigen Schwerpunkt.
Nach Angaben der Umweltorganisation GLOBE (Brüssel) produzieren die 19 Staaten der EG und der Freihandelszone EFTA weit über zwei Milliarden Tonnen Müll im Jahr - Tendenz steigend. Rund 250 Millionen Tonnen Abfall und zehn Millionen Tonnen hochgiftigen Sondermülls fallen jährlich allein in den alten Bundesländern an. Rund 1,1 Millionen Tonnen, davon fast 50 Prozent Sondermüll, werden laut Bundesumweltministerium legal aus Deutschland exportiert.
Die Verbrennung einer Tonne Lackschlamm oder Lösemittel kostet in Deutschland bis 2000 Mark, PCB-haltige Abfälle (Polychlorbiphenyle) bis 7500 pro Tonne und Pestizide und Laborchemikalien sogar bis zu 12 000 Mark. Im Ausland sind die Preise, aber auch die technischen Standards, niedriger. Um hohen Kosten und abfallrechtlichen Kontrollen zu entgehen, werden Sonderabfälle zu Wirtschaftsgut umdeklariert. "Sonderabfälle durch Falschdeklarierung ins Ausland zu verschieben, ist so einfach, daß schon sehr viel moralische Widerstandskraft dazugehört, dieser Versuchung zu widerstehen", sagen Werner Schenkel und Jochen Reiche vom Umweltbundesamt Berlin. Experten von Umweltschutzorganisationen kritisieren vor allem den dualen Abfallbegriff in der EG-Verordnung. Ähnlich wie im deutschen Abfallrecht, wo aus hochgiftigen Abfällen relativ einfach ein Wirtschaftsgut werden kann, soll zukünftig auch in der EG zwischen zur Beseitigung oder zur Verwertung bestimmten Abfällen unterschieden werden. Für Müll, der angeblich oder tatsächlich verwertet werden soll, würden dann Ausnahmeregelungen gelten.
Ein totales Exportverbot für Abfälle ist nach Ansicht von Greenpeace-Experte Andreas Bernstorff (Hamburg) die einzige Möglichkeit, den Mülltourismus - vor allem in die Entwicklungsländer und nach Osteuropa - einzudämmen. Ein kompliziertes Regelwerk wie die geplante EG-Verordnung sei schwer zu durchschauen und enthalte zahlreiche Schlupflöcher. "Auch mit einer aufgeblähten Abfallbürokratie bleibt der Müllhandel unkontrollierbar."
Der deutsch-französische Umweltrat tagt am heutigen Montag in Straßburg unter dem Vorsitz der französischen Umweltministerin Segolene Royal und ihres deutschen Amtskollegen Klaus Töpfer (CDU). Nach den jüngsten Müllschiebereien aus Deutschland nach Frankreich und dem von Paris verhängten Importverbot für Hausmüll dürften die zu ziehenden Konsequenzen eines der Hauptthemen sein.
Im Vorfeld zeichnete sich allerdings ab, daß es vorerst zu keiner Aufhebung der Einfuhrsperre kommen wird. Auch sollen keine Sondergenehmigungen erteilt werden, bis ein endgültiges Konzept entwikkelt worden ist. Weitere Themen sind neben EG-Richtlinien zur Müllentsorgung und zur Verwertung von Verpackungen die Vereinbarungen der UN-Umweltkonferenz von Rio de Janeiro.
Schon heute ist Auto fahren in den Niederlanden eine wenig erfreuliche Angelegenheit: Die Anschaffungskosten sind hoch, der Spritpreis enorm, die Strafen für falsches Parken oder zu schnelles Fahren drakonisch. Doch in Zukunft soll der niederländische Automobilist noch mehr zur Kasse gebeten werden.
Von 1996 an will das Haager Verkehrsministerium auf vielbefahrenen Straßen eine Sondernutzungsgebühr einführen. Darüber hinaus gibt es Pläne, Fahrspuren auf bestimmten Autobahnen für Fahrzeuge zu sperren, in denen nur der Fahrer sitzt. Schließlich sollen die Benzinpreise noch einmal angehoben werden. In diesem Punkt wartet das Haager Finanzministerium nur auf eine Erhöhung der deutschen Benzinsteuer, da bereits heute der Preisunterschied so groß ist, daß Hunderttausende von Autofahrern auch längere Anfahrten zu deutschen Tankstellen nicht scheuen.
Fahren wird teurer, Parken schwieriger. In Amsterdam, wo sich die Bevölkerung kürzlich in einem Referendum für eine autofreie Innenstadt aussprach, ist kaum noch ein Parkplatz zu bekommen. Der Verstoß gegen ein Parkverbot kann leicht ein paar Hunderter kosten. Die Radklemme ist dabei in der niederländischen Hauptstadt ein immer beliebter werdendes Mittel, um Parksünder am Wegfahren zu hindern, bis sie bezahlt haben. Auch die Regierungsstadt Den Haag will derartige Radklemmen jetzt einführen.
Drakonische Strafen drohen auch Rasern. Wer mehr als 50 Stundenkilometer zu schnell fährt, muß damit rechnen, daß die Polizei das Auto beschlagnahmt und versteigert, und zwar unabhängig davon, welchen Wert es hat, ob es dem Fahrer gehört, einem Verwandten oder einem Verleih. Allerdings ist diese Maßnahme in der Vergangenheit von den Gerichten oft rückgängig gemacht worden: Sechs von sieben beschlagnahmten Autos werden wieder zurückgegeben.
Nach einem Plan des Verkehrsministeriums sollen die Niederländer noch häufiger als bisher aufs Rad steigen. Schon heute gibt es in den Niederlanden mehr Räder als Bürger, der Verkauf neuer Fahrräder boomt ebenso ungebrochen wie der Fahrradklau, und pro Rad werden immer mehr Kilometer zurückgelegt. Die Fahrradlobby weiß, wie noch mehr Holländern aufs Rad geholfen werden könnte: mit überdachten Radwegen und vierspurigen kreuzungsfreien Fahrrad-Schnellstraßen.(MICHAEL SEGBERS (dpa)
HAMBURG, 31. August (dpa). Der SPD-Bundestagsabgeordnete Wilfried Penner rechnet in absehbarer Zeit mit einer großen Koalition. Der Augsburger Allgemeinen vom Montag sagte er, die großen Parteien, die CDU/CSU und die SPD, rückten seiner Einschätzung nach in den nächsten Jahren noch enger zusammen, weil die sich zuspitzenden Probleme nur noch von einer großen politischen Kombination gelöst werden könnten. Schon jetzt sei zu sehen, wie sich Union und SPD in wichtigen Punkten aufeinander zubewegten.
LÜNEBURG, 31. August (dpa). Auf die ersehnte Freiheit werden drei Gefangene der Justizvollzugsanstalt (JVA) Lüneburg entgegen eigenen Plänen noch weiter warten müssen. Die 24, 25 und 31 Jahre alten Männer wurden in der Nacht zum Montag dabei erwischt, wie sie mit einem abmontierten Tischbein versuchten, die Decke eines Toilettenraumes zu durchstoßen, teilte die Polizei mit. Das Loch hatte bereits einen Durchmesser von 20 Zentimetern und eine Tiefe von 10 Zentimetern. Die Ausbrecher waren während eines Kontrollganges von JVA-Bediensteten entdeckt worden.
ARENDSEE, 31. August (dpa). Ein 51 Jahre alter Mann hat am späten Sonntag abend in Arendsee (Sachsen-Anhalt) einen 45jährigen erschossen und eine 68 Jahre alte Frau mit mehreren Schüssen lebensgefährlich verletzt. Danach fuhr er ins niedersächsische Wustrow (Kreis Lüchow-Dannenberg) offenbar zu Bekannten und schoß dort einen 41 Jahre alten Mann nieder, der ebenfalls lebensgefährliche Verletzungen erlitt. Das teilte die Stendaler Polizei am Montag morgen mit. Der Täter, dessen Motive für das Gewaltverbrechen noch unklar sind, wurde noch in Wustrow von der Polizei gestellt.
PEKING, 31. August (dpa). Für ein "Aus" des obligatorischen Polit-Unterrichts in chinesischen Betrieben und Institutionen hat sich die Zeitung Jingji Cankao (Wirtschaftsinformation) ausgesprochen. Die jahrzehntelang geübte Praxis, sich einmal wöchentlich zu politischen Schulungen zu versammeln, werde von immer mehr Betriebsleitern und Direktoren als "reiner Formalismus" abgelehnt und müsse als "linke Abweichung" bekämpft werden, schreibt das Blatt am Montag. Mit dem Lesen von Zeitungen und Dokumenten werde eine Unmenge Zeit verschwendet, die der Produktion verloren gehe. Dies verstoße gegen die Linie der Partei vom Vorrang der Wirtschaft.Schwere Kämpfe in Abchasien
TIFLIS, 31. August (dpa). Der zwischen Abchasien und Georgien vereinbarte Waffenstillstand ist am Montag nicht eingehalten worden. Nach Angaben des georgischen Militärkommandanten in der abchasischen Haupstadt Suchumi haben abchasische Milizen in der Nacht mit Angriffen auf der Frontlinie zwischen Suchumi und den nördlich gelegenen Städten Gudaut und Gagra begonnen. Der georgische Verteidigungsminister Tengis Kitowani warf der abchasischen Seite vor, die am Samstag getroffene Vereinbarung über eine Feuerpause, die an diesem Montag beginnen sollte, gebrochen zu haben.
NAIROBI, 31. August (dpa). Im Saharastaat Niger hat sich der Konflikt zwischen der Militärführung und den Tuareg-Nomaden zugespitzt. Wie der französische Auslandssender RFI am Montag aus Niamey berichtete, verhafteten die Militärs in der Hauptstadt mehrere prominente Tuareg-Führer. Die Soldaten hatten zuvor in der Oasenstadt Agadez und einem anderen Wüstenort das Kriegsrecht verhängt und zeitweise bis zu 40 Repräsentanten der Nomadenbevölkerung festgenommen. Das Militär habe auf eigene Faust und ohne Rückendekkung der Regierung gehandelt, meldete der Sender. Unter den Festgenommenen in Niamey waren der Verkehrsminister Amadou Moussa, ein hoher Armeeoffizier und ein führender Parteipolitiker.
Im Nachbarland Mali hatte die Regierung im Frühjahr ein Friedensabkommen mit den Tuareg-Nomaden geschlossen. Die Armee in Niger setzt dagegen weiter auf eine militärische Lösung.
COTTBUS, 31. August (dpa). Ausländerfeindliche Krawalle vor Asylbewerberheimen haben in den neuen Bundesländern auch in der Nacht zum Montag angehalten. Auf ein jüdisches Mahnmal in Berlin wurde am Sonntag abend ein Sprengstoffanschlag verübt. Nach dem Attentat beim Altstadtfest in Hannover hat die Polizei noch keine heiße Spur.
In Cottbus versuchten etwa 150 Anhänger der rechtsradikalen Szene das Heim zu überfallen. Sie warfen Steine und Brandflaschen gegen die Polizei und setzten ein Auto in Brand. Einer Journalistin wurde mit einer Schreckschußpistole ins Gesicht geschossen. Die Einsatzkräfte konnten die Randalierer abdrängen, 28 von ihnen wurden festgenommen.
In Hanau war eine Asylbewerber-Unterkunft das Ziel eines Brandanschlages, den ein Unbekannter in der Nacht zum Sonntag verübt hat. Wie ein Hanauer Polizeisprecher am Montag mitteilte, warf der Täter einen Brandsatz über einen Zaun an die Außenwand des Gebäudes. Die Bewohner konnten das Feuer im Garten selbst löschen. In dem Haus sind rund 200 Menschen verschiedener Nationalitäten untergebracht.
In Eisenhüttenstadt formierten sich rund 50 bis 60 Jugendliche vor der Zentralen Anlaufstelle für Asylbewerber des Landes Brandenburg (ZAST). Der Polizei gelang es aber durch Gespräche mit der Gruppe über Asylproblematik und Polizeieinsatz, Ausschreitungen zu verhindern. Von den sieben Festgenommenen der Unruhen in der Nacht zum Sonntag, wobei die ZAST mit Molotow-Cocktails und Steinen beschädigt wurde, befinden sich noch vier in Untersuchungshaft. Bislang sind rund 30 Hinweise auf den Sprengstoffanschlag auf dem hannoverschen Altstadtfest eingegangen. Ob sich darunter eine erste heiße Spur befindet, konnte die Polizei am Montag morgen noch nicht sagen. Über die Hintergründe des Attentats gebe es noch keine Erkenntnisse. Bei der Explosion waren am Samstag 16 Menschen zum Teil schwer verletzt worden.
Unbekannte Täter haben in Berlin am Sonntag abend einen Anschlag auf ein Mahnmal zum Gedenken an die Verschleppung jüdischer Menschen in Konzentrationslager verübt. Der genaue Schaden an der Gedenkstätte auf der Putlitz-Brücke im Bezirk Tiergarten sei noch nicht bekannt, sagte ein Sprecher der Polizei am Montag. Hinweise auf die Täter oder ein Bekennerbrief lägen bislang nicht vor. Der Staatsschutz habe die Ermittlungen aufgenommen. Das Mahnmal erinnert an den Abtransport von mehreren tausend Berliner Juden von dem nahegelegenen Güterbahnhof in Konzentrationslager.
Die Rostocker Polizei blieb auch nach einem friedlichen Wochenende in Alarmbereitschaft. Mehrere Hundertschaften standen für alle Fälle bereit. Der brandenburgische Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) befürchtete durch die Gewalt gegen Ausländer schweren wirtschaftlichen Schaden. Er forderte dazu auf, parteienübergreifend an der Lösung der tieferen Ursachen der erneuten Gewaltwelle wie der grassierenden Arbeitslosigkeit zu arbeiten. Innenausschuß berät über Krawalle BONN (dpa). Der Innenausschuß des Bundestages befaßt sich am heutigen Montag mit einer Analyse und den Konsequenzen der jüngsten Krawalle von Rechtsextremisten gegen Asylheime insbesondere in Rostock. Innenminister Rudolf Seiters sowie sein Amtskollege aus Mecklenburg-Vorpommern, Lothar Kupfer (beide CDU), werden Berichte geben. Der Ausschußvorsitzende, Hans-Gottfried Bernrath (SPD), kündigte an, er werde die Bildung einer Sondertruppe gegen Straßenterror mit rund 1000 Angehörigen empfehlen. Sie solle auf Anforderung der Länder gegen rechts- und linksradikale Krawall-Touristen eingesetzt werden. Hirsch gegen Spezialeinheit HALLE (AP). Der FDP-Innenpolitiker Burkhard Hirsch hat sich gegen die Bildung einer neuen Spezialeinheit zum Kampf gegen rechtsradikale Ausschreitungen ausgesprochen. Dem Mitteldeutschen Express in Halle sagte Hirsch: "In der Bundesrepublik gibt es ausreichend speziell geschulte Einsatztruppen, neue wären unnötig." In Nordrhein-Westfalen existierten beispielsweise fünf Sondereinsatzkommandos, die auch mit Ereignissen wie die von Rostock fertig würden. Schmalz-Jacobsen: Gewalt begegnen BONN (AP/Reuter). Die Ausländerbeauftragte der Bundesregierung, Cornelia Schmalz-Jacobsen, hat dazu aufgerufen, ausländerfeindlichen Gewalttaten mit aller Entschiedenheit entgegenzutreten. Wenn von verschiedenen Seiten der Eindruck erweckt werde, daß allein eine Grundgesetzergänzung beim Asylrecht das Zuwanderungsproblem lösen könne, so sei dies unverantwortlich, erklärte die FDP-Politikerin am Montag in Bonn. Die Ausschreitungen von Rostock seien weder ein Zeichen für noch ein Argument gegen eine Änderung des Asylrechts, sondern Angriffe auf den demokratischen Rechtsstaat.
Dagegen hieß es in einer am Montag in Berlin am Rande der FDP-Bundesvorstandssitzung verbreiteten Erklärung: Wenn im Vorgriff auf die europäische Regelung eine Grundgesetzänderung nötig sei, werde man sich daran beteiligen. Der Bundesparteitag Anfang Oktober werde sich mit dem Thema befassen.
(Weitere Berichte auf Seite 3 und "Aus aller Welt")
Die Berliner Olympia-Planer haben es nach wie vor schwer, die Bewerbung der Hauptstadt zum Anliegen vieler Menschen in Deutschland zu machen. Noch immer befürwortet nur knapp die Hälfte aller Deutschen (46 Prozent), aber nicht einmal jeder zweite Berliner (44 Prozent) eine Austragung der Olympischen Sommerspiele 2000 in der Stadt. Hauptargument sind zu hohe Kosten. Das ergab eine Umfrage der Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analyse (Forsa) für die Berliner Morgenpost.
Im West-Teil Deutschlands und Berlins steigt der Anteil der Befürworter langsam, in den neuen Bundesländern und in den östlichen Bezirken Berlins nimmt er dagegen ab. Von Juli auf August nahm die Zahl der positiv zu Olympia eingestellten Menschen im Westen um drei Prozentpunkte auf 48 Prozent zu, gleichzeitig stieg im Osten die Anzahl der Kritiker um fünf Prozent von 46 auf 51.
Ähnlich spiegelt sich das auch in Berlin wider: Während im Westteil die Zahl der Befürworter um drei auf 46 Prozent stieg, nahm sie im östlichen um zwei auf 41 Prozent ab. 38 Prozent meinen, es gebe in der Stadt wichtigere Probleme zu lösen. dpa
NIZZA, 31. August (dpa). Bei Sturm und meterhohen Wellen sind am Wochenende an der französischen Mittelmeer- und Atlantikküste fünf Menschen ertrunken, darunter ein 22jähriger Deutscher. Wie eine Übersicht der Behörden am Montag ergab, kamen am Sonntag allein an der Côte d'Azur drei Menschen ums Leben. Dort peitschte der Wind das Meer zu vier bis fünf Meter hohen Wellen auf. In Saint-Jean- Cap-Ferrat an der Côte d'Azur wurde ein 17jähriger, der auf einer Landspitze auf Felsen saß, von einer Welle fortgespült. Sein Vater, der ihn vor dem Ertrinken retten wollte, wurde abgetrieben und ertrank ebenfalls.
KAIRO, 31. August (dpa). Mit einem Kaiserschnitt entfernten Ärzte des Kairoer Hussein-Krankenhauses einem einjährigen Mädchen einen 1,6 Kilogramm schweren Fötus aus der Bauchhöhle. Das berichtete am Montag die ägyptische Tageszeitung Al Akhbar. Das Mädchen aus der ägyptischen Oase el Fajium sei nach der Operation wohlauf, hieß es. Der aus ihrem Bauch entfernte Fötus war allerdings nicht lebensfähig, sein Herz schlug nach dem Eingriff nicht. Die Ärzte vermuten, daß der Fötus und Mona Zwillinge waren, dieser sich im Bauch ihrer gemeinsamen Mutter aber falsch entwickelt hatte. Mehrere Ärzte hatten zunächst eine Krebswucherung diagnostiziert, bevor Mona ins Hussein-Krankenhaus kam.
MADRID, 31. August (dpa). Die Westsahara-Befreiungsbewegung Polisario hat gegen die Absicht Marokkos protestiert, die Bewohner der von ihm annektierten Wüstenregion an Wahlen teilnehmen zu lassen. In einem am Montag in Madrid veröffentlichten Kommuniqué heißt es, das bedeute eine "flagrante Verletzung des Friedensplans der UN". Die Polisario appellierte an die Vereinten Nationen, dafür zu sorgen, daß Marokko die Entscheidungen des UN-Sicherheitsrates respektiert.
Marokko hat ein Verfassungsreferendum sowie Kommunal- und Parlamentswahlen angesetzt, bei denen auch die Bewohner der von ihm besetzten Westsahara abstimmen sollen. Bei einer Volksabstimmung unter Aufsicht der UN, die wegen Uneinigkeit zwischen der von Algerien unterstützten Polisario und Rabat über die Zahl der Wahlberechtigten bislang noch nicht abgehalten werden konnte, sollen die Saharauis über einen eigenen Staat oder Zugehörigkeit zu Marokko entscheiden.
Zur Person:
EBERHARD DIEPGEN, Berlins Regierender Bürgermeister (CDU), hat Spekulationen über eine Senatsumbildung entschieden zurückgewiesen. Personalspekulationen seien "derzeit groß in Mode", es werde aber keine Änderung bei der Regierungsmannschaft geben, sagte Diepgen nach Angaben eines Sprechers der Senatskanzlei. Der Berliner Kurier hatte unter Berufung auf einen CDU-Parlamentarier berichtet, der letzte DDR-Ministerpräsident Lothar de Maizière (CDU) solle Senator für den Aufbau im Osten Berlins werden. (dpa)
LONDON, 31. August (dpa). Der Saurier Barosaurus, der vor 150 bis 200 Millionen Jahre lebte, hatte mindestens fünf Herzen. Anders hätte der Pflanzenfresser mit dem 15 Meter langen Hals unmöglich genügend Blut in den Kopf pumpen können, schreibt ein US-Herzspezialist vom St. Luke's Roosevelt Hospital Center in New York in der britischen Medizinerzeitschrift The Lancet. Die "Supergiraffe" wäre sonst jedes Mal, wenn sie zur Nahrungssuche den Hals in 15 Meter Höhe gereckt hätte, ohnmächtig geworden.
Eine solche kurze Ohnmacht wäre dem Experten zufolge zwar ungefährlich gewesen - vorausgesetzt, daß es beim Sturz zu keiner Verletzung kam. Nach wenigen Minuten wäre der Dinosaurier wegen der Tieflage des Kopfes wieder erwacht. Trotzdem hält der Forscher es nach Untersuchung des Skelettes für wahrscheinlicher, daß der Blutdruckabfall im Kopf durch vier zusätzliche Herzen vermieden wurde.
STOCKHOLM, 31. August (dpa). Mit großformatigen Fotos von Gesichtern verstümmelter Unfallopfer, darunter auch von Kindern, will Schweden Gurtmuffel überzeugen. Wie die Behörde für Verkehrssicherheit am Montag in Stockholm ankündigte, sollen Plakate sowie Zeitungsanzeigen mit den Fotos und der Aufschrift "Autogurte helfen!" eine Woche lang vor allem Männer zwischen 18 und 30 Jahren aufrütteln, die am wenigsten auf das Anschnallen achten.
Ein Sprecher der Behörde sagte zu der Kampagne: "Wir wollten sowas schon lange machen, aber die Zeit war noch nicht reif. Heutzutage werden die Menschen aber vor allem durch das Fernsehen öfter mit derartigen Dingen konfrontiert."Schutz für Rheinauen
STRASSBURG, 31. August (dpa). Ein grenzüberschreitendes Programm zum Schutz des Rheines hat der deutsch-französische Umweltrat am Montag beschlossen. Dies verlautete in Straßburg, wo der Umweltrat unter Vorsitz der Pariser Umweltministerin Ségolène Royal und ihres Bonner Kollegen, Klaus Töpfer, tagte.
Das Programm sieht mittelfristig die Schaffung eines Netzwerks von Beobachtungsstationen entlang des Rheines vor sowie die Ausweisung eines besonderen Naturschutzgebiets am südlichen Oberrhein, dessen genaue Ausdehnung von Experten erarbeitet werden soll. Damit sollen insbesondere die ökologisch wertvollen Rheinauen erhalten werden.
ESSEN (dpa/VWD). Nach einer Vielzahl von Rekorden bei der Zulassung neuer Caravans und Wohnmobile in den vergangenen Jahren müssen sich die deutschen Fabrikanten von Freizeitfahrzeugen nun auf ein Ende des Booms einrichten. Nach Angaben von German Mensch, Präsident des Verbandes der deutschen Wohnwagen- und Wohnmobilhersteller (VDWH), erwartet die Branche für 1992 einen Umsatz in Vorjahreshöhe von etwas mehr als 2,5 Milliarden Mark. Aber auch damit und geringeren Zuwächsen bei den Zulassungen könnten die Firmen sehr gut leben, meint Mensch.
In den ersten sieben Monaten dieses Jahres ist die Zahl der Erstanmeldungen bei den Caravans um 1,4 Prozent auf 26 396 und bei den Wohnmobilen um 3,6 Prozent auf 17 014 zurückgegangen. Insgesamt sind damit in Deutschland über eine Million Freizeitfahrzeuge unterwegs. Mit einem steigenden Interesse an dieser "Urlaubsform" rechnen die Hersteller derzeit vor allem in der Ex-DDR.
Zu der wichtigsten Neuheiten-Schau der Branche, dem Caravan-Salon Ende September in Essen, werden diesmal etwa 400 Aussteller aus 15 Ländern erwartet. Der Trend bei den 1200 Fahrzeugen, die bei der Veranstaltung präsentiert werden, geht hin zu noch luxuriöser ausgestatteten "Urlaubsdomizilen". Die hohen Ansprüche der Kunden machen die rollenden Heime immer schwerer.
WIEN, 31. August (dpa). Die DDSG-Cargo, ein staatliches österreichisches Transportunternehmen, hat am Montag den Vorwurf zurückgewiesen, das UN-Embargo gegen Serbien gebrochen zu haben. Nach einem entsprechenden Bericht des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF) habe die Firma am Montag dem Verkehrsministerium in Wien alle Unterlagen und Frachtpapiere zur Prüfung übergeben, berichtete die österreichische Nachrichtenagentur APA. "Die ZDF-Berichterstattung ist falsch oder schlecht recherchiert", sagte der DDSG-Direktor Herwig Gurtner.
WILTZ, 31. August (dpa). Mit Gedenkfeiern haben die Luxemburger an den Generalstreik gegen die Zwangsrekrutierung für die deutsche Wehrmacht vor 50 Jahren erinnert. "Die Opfer verpflichten auch die jüngere Generation, die die Chance hatte, in Frieden und Freiheit aufzuwachsen, ihre Stimme zu erheben und überall dort zu protestieren, wo die Menschenrechte mit den Füßen getreten werden", sagte Luxemburgs Staatsminister Jacques Santer am Montag in Wiltz. "Das sind wir auch heute unseren Märtyrern von vor 50 Jahren schuldig, damit ihre Opfer nicht umsonst waren."
Am 31. August 1942 waren Tausende von Menschen in Luxemburg als Reaktion auf die deutsche "Verordnung für die Wehrpflicht in Luxemburg" vom 30. August in den Streik getreten. Die Nationalsozialisten verhängten daraufhin den Ausnahmezustand, setzten ein Standgericht ein und verurteilten innerhalb weniger Tage 21 Menschen zum Tode. Tausende wurden deportiert.
LUANDA, 31. August (dpa). Vor den für Ende September vorgesehen Wahlen ist es in Angola zu schweren Zwischenfällen gekommen. Laut Rundfunkberichten wurden bei einem Überfall auf einen Konvoi mit dem Wahlkampfchef der bislang regierenden MPLA in der Provinz Huambo ein Mensch getötet und sechs weitere verletzt.
Für den Überfall werden Kämpfer der Rebellenorganisation UNITA verantwortlich gemacht. In der benachbarten Provinz Bie hätten UNITA-Angehörige zwei Soldaten der Regierungstruppen am Wochenende getötet und sechs Personen verletzt, hieß es. Die bisherige Einheitspartei MPLA und die sie jahrelange bekämpfende UNITA treten bei den Wahlen unter UN-Aufsicht an. Der Bürgerkrieg in dem afrikanischen Land wurde 1991 mit einem Waffenstillstand für beendet erklärt.Feuer in Polen eingedämmt
WARSCHAU, 31. August (dpa). Der katastrophale Waldbrand nördlich von Kuznia Raciborska (Ratiborhammer) in Polen konnte in der Nacht zum Montag eingedämmt werden. Allerdings standen noch immer rund 9000 Hektar Wald in Flammen. Ein Sprecher der Feuerwehr warnte davor, auf ein baldiges Ende des Feuers zu hoffen. Dies wäre nur möglich, wenn es in Kürze ausgiebig regnen würde. Falls sich der Wind drehe, könne sich das Feuer auch erneut ausbreiten. Das Feuer gilt als einer der größten Waldbrände der letzten Jahre in Europa.
Das Feuer war an einer Eisenbahnlinie ausgebrochen. Wahrscheinlich entzündete sich Gras an überhitzten Schienen.
DJAKARTA, 31. August (epd/dpa). Vor Beginn des zehnten Gipfeltreffens der Blockfreien-Bewegung in Jakarta hat ein Sprecher der Oppositionsbewegung in Ost-Timor Indonesien vorgeworfen, die Menschenrechte im 1957 besetzten Ost- Timor zu verletzen. Erst kürzlich habe die UN-Menschenrechtskommission Indonesien deshalb verurteilt, sagte Jose Ramos-Horta am Sonntag in Lissabon. Indonesien hat den Vorsitz beim Blockfreien-Gipfel, der am heutigen Dienstag in der Hauptstadt Jakarta beginnt. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisationen "amnesty international" und "Asia Watch" sind seit der Besetzung Ost-Timors durch indonesische Truppen 210 000 der insgesamt 650 000 Einwohner getötet worden.
Der Blockfreien-Gipfel ist das erste Treffen der Staatsoberhäupter und Regierungschefs der Blockfreien nach dem Kalten Krieg. Auf der sechstägigen Konferenz geht es um eine Neuorientierung der Bewegung angesichts der Auflösung der alten Machtblöcke und eine Stärkung der Dritten Welt. Die von ursprünglich neun auf 50 Einzelthemen angewachsene Tagesordnung befaßt sich mit dem Nahen Ostens ebenso wie mit der Lage in Südafrika oder der Hungersnot in Somalia.
Zugesagt haben bisher 60 Staats- oder Regierungschefs. 95 der inzwischen 108 ungebundenen Staaten sind mit Delegationen vertreten. Mehrere radikale Führer aus dem Lager der Blockfreien wie der irakische Präsident Saddam Hussein, Kubas Staatspräsident Fidel Castro und der libysche Revolutionsführer Muammar el-Gaddafi kommen nicht.
JOHANNESBURG, 31. August (dpa). Eine 26 Jahre alte schwarze Südafrikanerin hat in einer Polizeistation in Pretoria angeblich Selbstmord verübt. Die Polizei sagte am Montag, die unter dem Verdacht des Ladendiebstahls festgenommene Hausangestellte habe sich mit ihrer Bettdecke erhängt.
Allein in diesem Jahr sind in Südafrikas Polizeistationen mindestens 84 Menschen ums Leben gekommen, wobei regelmäßig Unfall oder Selbstmord als Todesursache angegeben wird. Der Pathologe Jonathan Gluckman sorgte vor einem Monat für eine Sensation, als er öffentlich erklärte, die meisten der 200 von ihm untersuchten Todesfälle im Polizeigewahrsam seien auf Gewaltanwendung zurückzuführen.Türkei setzt Kurden in Iran nach Weitere Kämpfe mit PKK / Angeblich 200 Soldaten getötet
ISTANBUL, 31. August (dpa/FR). Bei der Verfolgung der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) hat die türkische Armee offenbar erstmals die Grenze nach Iran überschritten. Wie die türkische Zeitung Hürriyet am Montag berichtete, kam es am Sonntag nahe der Grenze mit Iran zu einem zehnstündigen Gefecht zwischen Soldaten und rund 500 PKK-Kämpfern, die den Grenzposten Alan nahe Semdinli in der Provinz Hakkari (Südostanatolien) mit Raketenwerfern, Mörsern und Maschinengewehren überfallen haben sollen.
Soldaten hätten die Rebellen unter Einsatz von drei Kobra-Kampfhubschraubern - wie sie zur NATO-Ausrüstung gehören - über die Grenze hinweg verfolgt. Rund 100 PKK-Rebellen seien bei den Kämpfen am Sonntag getötet worden, teilten die Militärbehörden am Montag mit. Das PKK-Kommando habe viele Tote und Verletzte über die Grenze geschleppt, wo Lastwagen gewartet hätten.
Laut Hürriyet verfolgten Ministerpräsident Süleyman Demirel, Generalstabschef Dogan Güres und Verteidigungsminister Nevzat Ayaz die Operation "Schritt für Schritt" von Ankara aus. Der Nationale Sicherheitsrat der Türkei hatte angekündigt, "die PKK in allen Ländern zu verfolgen, von denen sie ihren Guerillakrieg gegen die Türkei führt". Bislang hatte die Armee PKK-Kämpfer wiederholt nach Irak verfolgt.
Am Montag gab es der halbamtlichen Agentur Anatolien zufolge Kämpfe in der Provinz Bingol unweit der iranischen Grenze. Bei einem PKK-Angriff seien sieben Soldaten ums Leben gekommen.
Die Türkei erinnerte Iran an Zusagen, der "bilateralen Grenzsicherheit" besondere Bedeutung beizumessen, keine "Quelle für terroristische Gruppen gegen die Türkei" darzustellen und dementsprechend kooperationsbereit zu sein.
Am Sonntag kamen 200 Soldaten ums Leben, als die Rebellen ein Munitionslager der Armee in die Luft sprengten, wie sie selbst angaben. Regierungsvertreter bestätigten den Vorfall, sprachen aber nur von zehn Toten.
SUHL (dpa/VWD). Im Tauziehen um die Firma Jagd- und Sportwaffen im thüringischen Suhl hat eine internationale Investorengruppe den Zuschlag der Treuhand erhalten. Der nach einem Personalabbau von 2000 auf 450 Beschäftigte noch immer größte Jagdwaffen-Hersteller Europas ging an ein Konsortium, dem die niederländische Janivo Holding, die französische Groupe Suez, der jetzige Geschäftsführer und zwei deutsche Manager angehören. Für das Suhler Unternehmen gab es zwölf Bewerber.
Nach Angaben von Treuhand-Direktor Detlef Scheunert ist mit der Privatisierung der Erhalt der Jagdwaffen-Firma gesichert, wo seit über 450 Jahren Waffen hergestellt werden. Die Finanzkraft der Investoren, fundierte Branchenkenntnis der Geschäftsführung und die Aussicht auf neue Märkte in Übersee hätten die Entscheidung bestimmt. Die Erwerbergruppe sagte Investitionen von 27 Millionen Mark und den Erhalt von 400 Arbeits- und 40 Ausbildungsplätzen zu.
LONDON, 31. August (dpa). Ein Düsenflugzeug der argentinischen Luftwaffe ist am Montag beim Kunstflug-Training in der Nähe des südenglischen Seebades Bournemouth abgestürzt. Beide Insassen kamen nach Polizeiangaben ums Leben.
SCHWERIN, 31. August (dpa). Der politische Streit um die Verantwortung für die Rostocker Krawalle hat sich am Montag in Mecklenburg-Vorpommern zugespitzt. Der Pressesprecher der SPD-Landtagsfraktion, Knut Degner, warf Schweriner und Rostocker Politikern vor, sie hätten mit "Verantwortungslosigkeit, Ignoranz, Dummheit und menschenverachtendem Zynismus" die Randale provoziert. Nach einem Gespräch mit dem zuständigen Rostocker Innensenator Peter Magdanz (SPD) habe er die "Gewißheit", daß die Zustände um die Rostocker Aufnahmestelle für Asylbewerber bewußt geduldet wurden, "um weitere Asylbewerber vom Kommen abzuhalten", schrieb Degner in einem offenen Brief.
Degner, der unterdessen seine Beurlaubung beantragte, erklärte weiter, Politiker wie Innenminister Lothar Kupfer (CDU), der Rostocker Oberbürgermeister Klaus Kilimann (SPD), sein Stellvertreter Wolfgang Zöllick (CDU) und Innensenator Peter Magdanz (SPD) dürften "keine Stunde länger im Amt bleiben".
Magdanz wies die Vorwürfe als "ungeheuerlich" zurück. Er habe seit Mitte Juni "wirklich immer wieder nach Wegen gesucht", um die komplizierte Situation des Heims zu "entkrampfen".
ROM, 31. August (dpa). Die Benzingutscheine, mit denen deutsche Italienurlauber bisher billiger tanken konnten, werden am heutigen Dienstag ungültig. "Das Geld ist nicht da, um die Regelung zu verlängern", erklärte am Montag das Ministerium für Tourismus in Rom. Die Regierung könne, um ihr Sparprogramm glaubwürdig zu vertreten, keine Ausnahmen machen. Allerdings sei zu befürchten, daß Einbußen durch ein Fernbleiben der Touristen größer sind als die Einsparungen.Bericht über Geständnis Irans
KÖLN, 31. August (dpa/FR). Iran hat nach Angaben der oppositionellen Volksmudschahedin erstmals zugegeben, Regimegegner auch über die Grenzen des islamischen Landes hinaus zu verfolgen. Der für den Geheimdienst und Sicherheit zuständige iranische Minister Ali Fallahijan habe die "Schläge gegen Oppositionsgruppen" in einem Fernsehinterview bestätigt, berichteten die Volksmudschahedin in einer am Montag in Köln veröffentlichten Erklärung.
Dabei habe Fallahijan auf viele Morde und Anschläge auf iranische Regimegegner in Deutschland, Frankreich, Österreich, Skandinavien, der Schweiz und der Türkei hingewiesen. Der Geheimdienst- Minister habe auch die Ermordung oppositioneller iranischer Kurden zugegeben. So seien in Nordirak und in der Türkei mehrere Kurden-Führer Anschlägen des iranischen Geheimdienstes zum Opfer gefallen, berichteten die Volksmudschahedin weiter. Zu ähnlichen Erkenntnissen sei ein Schweizer Untersuchungsrichter im Fall eines dort ermordeten iranischen Oppositionellen gekommen.
SEEHEIM, 31. August (dpa/VWD/ AFP/AP). Die Lufthansa hat sich mit der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) auf einen Tarifabschluß für die rund 50 000 Beschäftigten geeinigt. Dies teilte ÖTV-Sprecher Rainer Hillgärtner nach sechstägigen Verhandlungen am Montag in Seeheim (Hessen) mit. Demnach soll für die in finanziellen Schwierigkeiten steckende Fluggesellschaft ein Sparprogramm aufgelegt werden. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres hatte die Lufthansa 542 Millionen Mark Verlust gemacht.
Die ÖTV habe durchgesetzt, daß die geplante Inlandsfluglinie "Lufthansa-Express" nicht als eigenständige GmbH gegründet werde, sondern im Tarifvertrag der Lufthansa verbleibe, sagte Hillgärtner. Nur wenn der Lufthansa-Aufsichtsrat dem zustimme, werde die ÖTV das Gesamtpaket akzeptieren und einen Sanierungsvertrag unterschreiben.
Bis zuletzt hatten sich Lufthansa und ÖTV vor allem darum bemüht, offene Fragen der Arbeitnehmer-Kontrolle des Sanierungspakets zu klären.
Zuvor hatte schon die Deutsche Angestellten-Gewerkschaft (DAG) angekündigt, daß sie zu einem Abschluß bereit sei. Die DAG-Tarifkommission hatte ein Tarifpaket gebilligt, mit dem sich nach Angaben eines Sprechers knapp 500 Millionen Mark einsparen lassen. Anstelle eines von ihr ursprünglich vorgeschlagenen Verzichts auf ein 13. Monatsgehalt schlug die DAG eine Nullrunde vor.
Der Lufthansa-Aufsichtsrat beschloß am Montag abend in Frankfurt/Main das "Programm 93" zur Sanierung. Es sieht Einsparungen in Höhe von 1,2 Milliarden Mark und den Abbau von 6000 Stellen innerhalb der nächsten drei Jahre vor.
Die Lufthansa schafft als eine der letzten europäischen Fluglinien vom heutigen Dienstag an ihre 1. Klasse auf dem deutschen und innereuropäischen Markt ab. Statt dessen böten 165 Maschinen einen Business- und Economy-Service an, hieß es. (Kommentar auf Seite 3)
WASHINGTON, 31. August (dpa). Der Westen hat Zweifel an der zugesagten Einstellung des russischen Programms zur Herstellung biologischer Waffen. Wie die Washington Post am Montag berichtete, fürchten US-Beamte, daß Präsident Boris Jelzin nicht die vollständige Kontrolle darüber hat und daß Militärs Teile des Programms zu verbergen suchen. Moskau habe auf Aufforderungen aus Washington und London, den genauen Umfang des Waffenprogramms zu enthüllen, nicht reagiert. Statt dessen habe es nur unvollständige Berichte vorgelegt.
Ein Sprecher der mit ABC-Waffen befaßten Abteilung des russischen Verteidigungsministeriums nannte die Vorwürfe in der amerikanischen Zeitung "eine offene Lüge". Die Produktion von B-Waffen sei in Rußland durch einen Erlaß Jelzins verboten. (Siehe Kasten auf dieser Seite)
MÜNCHEN, 1. September (dpa). Nach der beschlossenen Auflösung der Tschechoslowakei in zwei unabhängige Teilstaaten ist der in diesem Jahr ratifizierte deutsch-tschechoslowakische Vertrag nach Meinung des Sprecher der Sudetendeutschen Landsmannschaft, Franz Neubauer, gegenstandslos geworden. Es sei derzeit nicht abzusehen, ob es zu Verhandlungen mit der Tschechischen oder Slowakischen Republik kommen werde, um das Vertragswerk weiter verbindlich zu regeln, sagte Neubauer jetzt in München. Die offene sudetendeutsche Frage bleibe auf jeden Fall bestehen.
LONDON, 31. August (dpa). Ärzte können in Großbritannien "Rauchen" seit Montag offiziell als Todesursache angeben. Bislang war eine amtliche Untersuchung vorgeschrieben gewesen, wenn der Arzt den Totenschein entsprechend ausgefüllt hatte. Diese Untersuchung ist jetzt durch eine Vereinbarung zwischen der Gesundheitsverwaltung und den Ärzten überflüssig geworden. In der Vergangenheit hatten Mediziner auf dem Totenschein wegen der zusätzlichen Belastung durch die Untersuchung oft andere Angaben gemacht. Jetzt erwarte man realistischere Informationen über die tödlichen Folgen des Rauchens, sagte ein Sprecher der Gesundheitsverwaltung.
Blutbad aus Eifersucht
ARENDSEE, 31. August (dpa). Aus Eifersucht hat ein 51 Jahre alter Klempner aus dem niedersächsischen Wustrow einen Menschen getötet und zwei lebensgefährlich verletzt. Der Mann, der seit kurzem in Arendsee in Sachsen-Anhalt wohnt, wurde am Montag unmittelbar nach seinem Amoklauf in Wustrow von der Polizei festgenommen. Opfer der tödlichen Schüsse wurde ein offenbar unbeteiligter 45 Jahre alter Mann aus Arendsee. In Lebensgefahr schweben weiterhin der mutmaßliche Nebenbuhler, ein 40jähriger aus Wustrow, und eine 68 Jahre alte Rentnerin aus Arendsee, die Zeugin der tödlichen Schüsse wurde, sagte ein Sprecher der Kriminalpolizei in Lüchow.
Das verhängnisvolle Geschehen hatte seinen Anfang genommen, als der 51jährige am Sonntag abend seine Frau in der Wohnung einer Mitmieterin in Arendsee aufsuchte, um sie zur Rede zu stellen. Zwischen beiden war es in der Vergangenheit öfter zu Streitereien aus Eifersucht gekommen, sagte der Kripo-Sprecher. In der Wohnung hatten sich zu dem Zeitpunkt auch die 68 Jahre alte Wohnungsinhaberin, eine Verwandte und der später getötete 45 Jahre alte Bekannte aufgehalten. Als der Klempner plötzlich eine Faustfeuerwaffe zog, hat die 48 Jahre alte Ehefrau fluchtartig das Haus verlassen können. Der Bekannte habe dann versucht, den Schützen zu beruhigen, sei aber von ihm tödlich getroffen worden. Anschließend habe der Klempner die 68 Jahre alte Frau schwer verletzt und sei Richtung Wustrow geflohen. Als die Polizei eintraf, seien mehrere Schüsse gefallen. Die Beamten konnten den Klempner mit der Waffe in der Hand festnehmen und fanden in einem Hauseingang seinen mutmaßlichen Rivalen in lebensbedrohlichem Zustand.
STRASSBURG, 31. August (dpa/AFP). Deutscher Hausmüll darf auch künftig nur mit besonderer Genehmigung der französischen Behörden in das Nachbarland exportiert werden. Künftig soll jedes Land im wesentlichen für die eigene Müllentsorgung aufkommen, sagte Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) am Montag im Anschluß an eine Sitzung des deutsch-französischen Umweltrates in Straßburg. Neben der Einrichtung eines gegenseitigen Informationsnetzes zum Aufspüren illegaler Müllexporte soll eine Arbeitsgruppe die grenzüberschreitende Zusammenarbeit bei der Abfallbeseitigung verbessern.
Töpfer bezeichnete diese Beschlüsse im Anschluß an die Ratssitzung mit seiner Pariser Kollegin Ségolène Royal als "gute Lösung" auch im gesamteuropäischen Interesse. Es gebe weitere Fragen bei der Abfallverbrennung, räumte er ein.
Der saarländische Umweltminister Jo Leinen (SPD) erklärte, der "Mülltourismus" solle beendet und ein neues Kapitel mit der grenzüberschreitenden Müllentsorgungsplanung eröffnet werden. Baden-Württembergs Umweltminister Harald B. Schäfer (SPD) betonte, der Müllexport zum Zweck der Verbrennung gehöre der Vergangenheit an. Der Südwesten müsse noch mehr zur eigenen Verwertung und Vermeidung, insbesondere für eigene Entsorgungsanlagen tun.
Paris und Bonn vereinbarten ferner eine enge Zusammenarbeit für das Recycling von Verpackungen und Altautos. Für Verpackungen soll ein gemeinsames Logo für wiederverwertbare Stoffe geschaffen werden. Für die Entsorgung von Altwagen soll künftig gelten, daß der jeweils letzte Besitzer eines Wagens diesen an den Hersteller zum Entsorgen zurückgeben kann. Die Automobilhersteller sollen dazu in den beiden Ländern ein Recycling-Netz einrichten.
Außerdem beschlossen die Teilnehmer des Umweltgipfels die Schaffung einer 200 Kilometer langen und zwischen fünf und 15 Kilometer breiten Schutzzone entlang des Rheins. Dadurch sollen die letzten Rheinauen, Biotope für zahlreiche vom Aussterben bedrohten Tiere und Pflanzen, geschützt werden.
Der USC Münster, Deutscher Meister und Europapokalsieger im Volleyball der Frauen, hat sich durch die niederländische Nationalspielerin und Olympia-Teilnehmerin Erna Brinkman von Olympus Sneek verstärkt.
NÜRNBERG, 31. August (dpa). Eine frühere deutsche Angestellte der US- Armee, die bei der Vergabe von Bauaufträgen über 1,2 Millionen Mark an Schmiergeldern kassiert hat, ist am Montag vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth zu einem Jahr und neun Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden. Verurteilt wurde die Frau allerdings nur dafür, daß sie die illegalen Schmiergelder nicht in der Steuererklärung angegeben hatte. Die eigentliche Anklage wegen Bestechlichkeit zog die Staatsanwaltschaft in der Verhandlung aus prozeßtaktischen Gründen zurück.
In der Verhandlung gestand die heute 63jährige Frau ein, daß sie von Firmen über eine Million Mark an Bargeld und 200 000 Mark an Sachleistungen - darunter Teppiche, Porzellan, eine Wagenladung Sekt, eine Waschmaschine und weitere Haushaltsgeräte - bekommen hat.
HAMBURG, 31. August (dpa). Wegen gemeinschaftlicher schwerer Körperverletzung sind drei Skinheads von einer Hamburger Jugendkammer zu Bewährungs- und Freiheitsstrafen zwischen zwei und drei Jahren verurteilt worden. Die Kammer sah es durch Geständnisse der Angeklagten und Zeugenaussagen am Montag als erwiesen an, daß die Skinheads aus der rechtsradikalen Szene im Juli 1991 unter starkem Alkoholeinfluß einen 26jährigen Türken schwer mißhandelt hatten. Dabei hätten sie wiederholt mit genagelten Springerstiefeln auf den Kopf ihres bewußtlosen Opfers eingetreten. Der 26jährige wurde mehrfach operiert und ist inzwischen völlig genesen.
Für den 22jährigen Haupttäter sah das Gericht wegen der "Brutalität der Mißhandlung" eine dreijährige Haftstrafe als angemessen an. Die jeweils zwei Jahre Jugendstrafe der beiden heute 19- und 21jährigen geständigen Mittäter setzten die Richter unter Auflagen zur Bewährung aus. So müssen sie 80 Stunden in einem Krankenhaus arbeiten.
WÜRZBURG, 1. September (dpa). Abgelehnte Asylbewerber aus Vietnam müssen im Fall ihrer Abschiebung aus Deutschland in ihrem Heimatland grundsätzlich mit strafrechtlichen Sanktionen vom Umerziehungslager bis hin zu hohen Freiheitsstrafen rechnen. Darauf hat das Verwaltungsgericht Würzburg am Montag in einer Entscheidung gegen das Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge hingewiesen. Damit wurde einem 32 Jahre alten Vietnamesen eine "aufenthaltsrechtliche Rechtsposition mit Abschiebungsschutz" zugesprochen (Az.: 6 K 92.30048/446.11).
BERLIN, 4. September (dpa). Japanische Geschäftsleuten haben Angst, in Ostdeutschland mit Asylbewerbern aus Asien verwechselt zu werden. Mitarbeiter von Berliner Vertretungen werden laut Informationen aus Kreisen japanischer Wertpapierhäuser belehrt, wie sie sich kleiden und wo sie sich aufhalten sollten.
Bundesliga-Aufsteiger 1. FC Saarbrükken hat am Montag mit dem ehemaligen Nürnberger Mittelfeldspieler Thomas Kristl einen Ein-Jahres-Vertrag bis zum 30. Juni 1993 abgeschlossen. Kristl war bereits vor zwei Jahren zu den Saarländern gewechselt, hatte aber wegen drohender Sportinvalidität seinen Kontrakt bisher nicht verlängern können.
BIELEFELD, 1. September (dpa). Bei Hausdurchsuchungen im rechtsradikalen Milieu haben Polizeibeamte am Montag in Bielefeld ein Schnellfeuergewehr mit 60 Schuß Munition und Propagandamaterial sichergestellt. Zwei 18- und 20jährige Männer, die der Neonazi-Szene angehören, seien vorläufig festgenommen worden, berichtete ein Polizeisprecher.
Ein Michael Stich auf Freiersfüßen hat bei den US Open in New York sein Auftaktspiel gegen Olivier Delaitre gewonnen. Obwohl der zweifache Wimbledon- Gewinner am Montag kein Tennis-Feuerwerk abbrannte, feierte er einen sicheren 6:4-6:3-6:4-Erfolg über den Franzosen. Der Elmshorner verscheuchte in dem 98 Minuten dauernden Match im Louis-Armstrong-Stadion alle Zweifel und dürfte bei dem letzten Grand-Slam-Turnier der Saison durchaus noch Reserven besitzen. "Alles muß noch besser werden: Beweglichkeit und Schnelligkeit", meinte er und gab zu bedenken, "doch es war erst das dritte Match auf dem Hartplatz." Dafür war es nicht schlecht.
Nach dem Erfolg ließ der sonst so introvertierte Tennisstar auch eine Frage nach seinem Privatleben und der in einem Boulevardblatt angekündigten Hochzeit mit Jessica Stockmann zu. "Ja, es stimmt", antwortete Stich. "Ende dieses Jahres wahrscheinlich" sollen die Glocken läuten. Ein genauer Termin ist noch nicht gefunden.
Im Spiel gegen Delaitre tat sich Stich, der in der neuen Weltrangliste nach dem nicht verteidigten Titel beim Turnier in Schenectady nur noch als Zwölfter geführt wird, schwer. Der 25jährige Franzose, die Nummer 43 der Welt, schaffte im ersten Spiel ein Break und dominierte über weite Strecken des ersten Satzes. "Da war ich nervös", meinte Stich nach dem erfolgreichen Auftritt bei seiner vierten Teilnahme bei den US Open.
Im vergangenen Jahr war er vor dem Turnier in New York noch Weltranglisten-Dritter. "Darüber denkt man schon nach, aber man muß akzeptieren, wie es ist", verriet der 23jährige.
In New York will er "von Match zu Match" weitersehen. Beim Auftakt war es das ominöse siebte Spiel, in dem der Deutsche auf 3:4 verkürzen konnte und in dem der Knoten platzte. Von da an dominierte Stich, ging immer wieder ans Netz und sorgte für Druck. Delaitre war in der Mittagshitze ohne Chance.
In der zweiten Runde trifft Michael Stich auf einen US-Amerikaner: entweder auf Brad Gilbert oder den Wildcard-Inhaber Steve Bryan.
Für Meike Babel (Neu-Isenburg) war der Auftritt bei dem mit 8 556 600 Dollar dotierten Grand-Slam-Turnier schon in der ersten Runde beendet. Die 17jährige Deutsche verlor gegen die Japanerin Kimiko Date mit 1:6, 0:6. dpa
"Ich hoffe am 11. September auf Freispruch. Die Mädchen sind absolut unschuldig." Das erklärte Thomas Springstein, entlassener Trainer der wegen Doping suspendierten Neubrandenburger Sprinterinnen Katrin Krabbe, Grit Breuer und Manuela Derr am Montag in Penzlin, wo er mit seiner Frau Cornelia ein Fitneßstudio eröffnete. "Seine Mädchen" und die Rostockerin Silke Möller waren zur Eröffnung gekommen.
Am 11. September will das DLV-Präsidium endgültig über eine Sperre für die drei Sprinterinnen entscheiden. Was derzeit um die Athletinnen inszeniert werde, seien Intrigen, äußerte Springstein. Er vermutet, daß sogar bei der Olympiade "Leute gesperrt wurden, nur um uns sperren zu können". Er habe nach dem Bekanntwerden der Ergebnisse der Doping-Überprüfungen zwar geäußert, daß er sich schuldig fühle, jedoch nur, weil er sich vielleicht nicht sachkundig genug gemacht habe.
Springstein habe Bücher und Medikamentenlisten gewälzt, "doch da stand nichts drin". Weiter sagte er: "Jetzt will man uns ein Medikament unterjubeln und führt Kontrollen durch, die vorher noch nie durchgeführt wurden. Da steckt doch eine Absicht dahinter."
Die Sportlerinnen waren am Montag zu keinen Äußerungen bereit. dpa
ALGIER, 1. September (dpa). Die algerischen Behörden haben am Montag 142 Gefangene der Internierungslager in der Sahara freigelassen. Weitere 100 muslimische Fundamentalisten seien am Sonntag freigekommen, meldet die algerische Nachrichtenagentur APS.
Ein Mann mit der Bodybuilding-Figur hat am Montag bei den Rad-Weltmeisterschaften in den nichtolympischen Diziplinen in Valencia das erste Gold für den Bund Deutscher Radfahrer (BDR) "gestemmt": Michael Hübner aus Chemnitz holte sich den Titel im Sprint der Profis durch einen Sieg in zwei Läufen über den Franzosen Frederic Magne. Damit wetzte der 33jährige Hübner die Scharte der letzten WM in Stuttgart aus, als der 100- kg-Mann in derselben Diziplin gegen den später des Dopings überführten australischen Weltmeister Carey Hall schon im Viertelfinale ausgeschieden war.
"Ich habe die ganze Saison speziell für dieses Rennen hart trainiert. Alles andere als Gold hätte mich entäuscht", erklärte der selbstbewußte Hübner, der 1990 im Sprint und Keirin Weltmeister bei den Profis geworden war, in Stuttgart aber nur den Keirin-Titel verteidigen konnte. Seinen ersten WM-Titel im Sprint hatte der Restaurant- und Diskotheken-Besitzer aus Chemnitz 1986 als Amateur in Colorado Springs/USA gewonnen.
Hübner beherrschte seine Gegner nach Belieben. Im Viertelfinale fegte er den Japaner Kazuhiro Kaida von der Bahn, im Halbfinale mußte Vize-Weltmeister Fabrice Colas (Frankreich) ebenfalls nach zwei Niederlagen ausscheiden. dpa
LIMA, 1. September (dpa). Ein Anführer der maoistischen Guerilla-Organisation Sendero Luminoso (Leuchtender Pfad) hat sich gestellt. Wie die peruanische Presse berichtete, meldete sich der Chef der berüchtigten "Vernichtungskommandos", der 44jährige Gilberto Iparraguire, bereits Mitte August bei der Justizverwaltung in Lima. Offenbar wollte er in den Genuß der von Präsidenten Alberto Fujimori verkündeten Strafminderung für reuige Terroristen kommen.
Iparraguire soll in der Hauptstadt Lima für zahlreiche Attentate und Morde verantwortlich gewesen sein.
Am 12. Mai hatte Fujimori als Teil einer neuen Strategie im Kampf gegen den Leuchtenden Pfad neben einer Strafverschärfung für verurteilte Terroristen geständigen Freischärlern einen Teilerlaß ihrer Haftstrafen in Aussicht gestellt.
Das Tandem Emanuel Raasch / Eyk Pokorny (Berlin), das am Samstag im Training schwer gestürzt war, erreichte am Montag bei den Rad-Weltmeisterschaften in den nichtolympischen Diziplinen in Valencia das Halbfinale. Zuvor setzten sich die Titelverteidiger gegen die Briten Garry Hibbert/Peter Austin Boyd durch.
Die Berliner hatten Glück, daß sie nicht entsprechend ihrer Zeit aus dem Achtelfinale gegen die französischen WM-Dritten von Stuttgart, Frederic Lancien / Denis Lemyre, fahren mußten. Die Franzosen und Amerikaner waren wegen eines Regelverstoßes nach dem Achtelfinale auf die Ränge 7 und 8 zurückversetzt worden, das deutsche Tandem auf Platz 5 vorgerutscht.
"Das hat den beiden noch ein bißchen Moral gegeben. Gegen die Franzosen wäre es sicher viel schwerer geworden weiterzukommen", erklärte Trainer Jörg- Uwe Krünägel. Raasch / Pokorny hatten sich bei ihrem Sturz auf der Betonpiste des Velodroms schwere Hautabschürfungen am ganzen Körper zugezogen. Pokorny verletzte sich dazu am linken Schultergelenk und mußte mit einer Spezialmannschette antreten. dpa
BONN, 31. August (dpa). Deutsche "Grünhelme" sollen unter Einschluß von unbewaffneten Bundeswehrsoldaten nach den Vorstellungen der SPD zur internationalen Umwelt- und Katastrophenhilfe bereitstehen. Das haben die Fraktionsarbeitsgruppen für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Außen- und Sicherheitspolitik vorgeschlagen. Der SPD-Abgeordnete Hans Wallow sagte am Montag in Bonn, 1991 habe es in aller Welt 300 Katastrophen mit 74 000 Toten gegeben. Bei jeder Katastrophe aber werde "die Hilfe erst neu erfunden".
Als Beispiel für zu komplizierte Organisation nannte Wallow, daß im Verteidigungsministerium allein 16 Referate am Hilfseinsatz der beiden Transall-Transportmaschinen in Somalia beteiligt seien. Das SPD-Konzept will das 5000 Personen starke Hilfskorps als Anstalt des öffentlichen Rechts, die auf Ruf des Bundeskabinetts oder eines Ministers sofort tätig sein soll. Ein Katastrophenbeauftragter mit einer Kernmannschaft von 50 bis 60 Spezialisten solle die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Bundeswehr und traditionellen Hilfsorganisationen mit einem Minimalaufwand an Personal organisieren, erläuterte Wallow.
BONN, 31. August (dpa). Die Ärzteorganisation Hartmannbund lehnt die Pläne von Gesundheitsminister Horst Seehofer (CSU) für ein Gesundheitsstrukturgesetz "kategorisch und bedingungslos" ab. Der Gesamtvorstand der Organisation forderte die Kassenärzte und die Bundesärztekammer nach einer Mitteilung vom Montag auf, bei ihren in der nächsten Woche geplanten Sonderveranstaltungen "sich dieser Ablehnung des Gesetzes ohne Wenn und Aber anzuschließen".
Die deutsche Ärzteschaft dürfe sich "nicht ganz oder auch nur teilweise in die Verantwortung für ein Gesetz und eine gesundheitspolitische Entwicklung einbinden lassen, die unser freiheitliches Gesundheitswesen und die bestehenden Versorgungsmöglichkeiten unserer Patienten zerstört", heißt es im Beschluß des Hartmannbund-Vorstandes. Seehofer will die Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen ab 1993 jährlich um 11,4 Milliarden Mark senken.
Golf-Konflikt Irak vor Militärschlag?
WASHINGTON, 31. August (AFP/dpa). Die USA glauben, Anzeichen dafür entdeckt zu haben, daß Saddam Hussein die irakische Armee im Süden Iraks eine Bodenoffensive vorbereiten läßt. Das berichtete der Sicherheitsberater des US-Präsidenten George Bush, Brent Scowcroft, am Sonntag in Washington. Mehrere Divisionen seien aus ihren Garnisonen ausgerückt, und es gebe seit mehreren Wochen Anzeichen dafür, daß eine weitere Bodenoffensive vorbereitet werde, sagte Scowcroft in einem Interview mit dem Nachrichtensender NBC.
Seit Donnerstag nachmittag haben die Vereinigten Staaten, Großbritannien und Frankreich im Süden Iraks zum Schutz der dort lebenden schiitischen Bevölkerung den Luftraum für irakische Flugzeuge gesperrt. Mehrere arabische Golfstaaten beteiligen sich an der Logistik der Operation "Wacht des Südens".
Der irakische Präsident Saddam Hussein hatte am Sonntag in seiner ersten Reaktion auf die Einrichtung des alliierten Flugverbots von einem "Komplott zur Teilung des Irak" gesprochen, das "zum Scheitern verurteilt" sei. In einer Ansprache verkündete er gleichzeitig, die irakische Führung treffe Vorbereitungen, um "dieses Vorhaben mit allen Mitteln und im geeigneten Moment zum Scheitern zu bringen".
Auf drei UN-Wachmänner ist im Norden Iraks ein Bombenanschlag versucht worden, der aber noch rechtzeitig vereitelt werden konnte. Das berichtete am Montag die New Yorker Zeitung Newsday in einem Bericht aus Bagdad. Bei dem Zwischenfall am vergangenen Donnerstag habe ein Mann am Rande des von der irakischen Regierung kontrollierten Gebietes von Kirkuk eine Zeitzünderbombe an ihrem Fahrzeug befestigt.
(Siehe auch Seite 5)
WASHINGTON, 31. August (AFP). Der Top-Geheimagent des KGB, Peter Sergejewitsch Deriabin, der 1954 zum US-Geheimdienst CIA übergelaufen war, ist am 20. August im Alter von 71 Jahre in Washington an Herzversagen gestorben, teilte die CIA mit.
PEKING, 31. August (AFP). In der chinesischen Hauptstadt Peking wird es von Dienstag an erstmals ein Sorgentelefon für Frauen geben. Unter der Nummer 403 33 83 könnten künftig Frauen um Rat fragen, die sich nervös, verfolgt, schlecht behandelt oder deprimiert fühlten, berichtete die Pekinger Volkszeitung" am Montag. Die Aktion solle den Frauen jedoch nicht nur bei der Bewältigung ihrer Probleme helfen, sondern auch Studienzwecken dienen, erklärte Wang Xinjuan, der Vizedirektor des Frauenforschungszentrums, das das Sorgentelefon betreibt. Den Angaben zufolge werden 32 Freiwillige die Anrufe entgegennehmen.
Die rund 600 Millionen Chinesinnen sind laut Verfassung den Männern in China gleichberechtigt. Jedoch werden sie in vielen Lebensbereichen noch benachteiligt. Mehr als zwei Drittel der 180 Millionen Analphabeten in der Volksrepublik seien Frauen, berichtete die Zeitschrift China heute in ihrer jüngsten Ausgabe. In den Städten stellten Frauen 70 Prozent der arbeitslosen Bevölkerung.
BRASILIA, 31. August (AFP). Der brasilianische Präsident Fernando Collor de Mello hat die gegen ihn erhobenen Korruptionsvorwürfe als "zutiefst ungerecht" zurückgewiesen und einen Rücktritt abgelehnt. Er werde bis zuletzt kämpfen, sagte Collor in einer Rundfunk- und Fernsehansprache. Der Staatschef nahm erstmals öffentlich Stellung, seit ihn der Parlamentsauschuß am Mittwoch der passiven Bestechlichkeit und der Verletzung seiner Amtspflicht für schuldig befunden hatte. Bei zahlreichen Großdemonstrationen war danach sein Rücktritt gefordert worden. Auch Vertreter politischer Parteien und der Wirtschaft waren von ihm abgerückt.
Die Anschuldigungen der Untersuchungskommission bezeichnete der Präsident als Machenschaften seiner Gegner, die eine Kampagne gegen ihn inszenierten hätten. Die Medien hätten falschen Anschuldigungen bedauerlicherweise mehr Raum gegeben als der Wahrheit. Er vertraue auf seine Verbündeten, die sich durch "organisierte Demonstrationen" nicht einschüchtern ließen. Den Kampf um seine Amtsenthebung werde er mit Sicherheit gewinnen, sagte Collor.
Claude Barma, einer der bekanntesten französischen Fernsehregisseure, ist im Alter von 73 Jahren in der Nähe von Paris gestorben. Dies teilten die Hinterbliebenen jetzt mit. Barma arbeitete seit 1946 für das Fernsehen und inszenierte insbesondere Shakespeare-Dramen für den Bildschirm. Seine Filme, die neben Klassiker-Bearbeitungen auch Maigret-Krimis und TV-Serien umfaßten, waren beim Publikum sehr beliebt. Barma, der 1942 als Tontechniker-Assistent beim Film debütiert hatte, wurde 1975 mit dem Film- und Fernsehkritikerpreis ausgezeichnet.
LIMA, 31. August (AFP/epd). Die Menschenrechtsorganisation "Americas Watch" hat in einem am Sonntag in Lima veröffentlichten Bericht von "alarmierenden" Verletzungen der Menschenrechte durch Polizei und Militär in Peru gesprochen. Der Ersatz der Gewaltenteilung durch "Despotismus" sei besorgniserregend, auch wenn dahinter ein demokratisch gewählter Präsident stehe wie der peruanische Staatspräsident Alberto Fujimori. Dieser hatte am 5. April die peruanische Verfassung außer Kraft gesetzt, das Parlament aufgelöst und die meisten der hohen Justizbeamten ausgetauscht.
Die Verletzung der Menschenrechte in Peru ist laut "Americas Watch" "doppelt bedeutsam", weil dort seit zwölf Jahren die bewaffnete Untergrundbewegung "Leuchtender Pfad" tätig sei, "deren Methoden gegen alle Regeln des Kriegsrechts verstoßen". Die Angriffe auf die demokratischen Einrichtungen in Peru und der daraus resultierende Verlust des Vertrauens der Bevölkerung in den Rechtsstaat nützten vor allem dem "Leuchtenden Pfad". Dessen Ziel sei nicht allein die Eroberung der Macht mit gewaltsamen Mitteln, sondern die Zerstörung des Staates.
In dem 26 Seiten umfassenden Bericht mit dem Titel "Das Peru von Fujimori: Schlag gegen die Demokratie und die Menschenrechte" heißt es: von der derzeitigen Regierung sei nicht zu erwarten, daß sie die Sicherheitskräfte ernsthaft kontrolliere oder zivile Stellen einschalte, um von ihnen verübte Verbrechen untersuchen oder ahnden zu lassen.
Der Präsident des aufgelösten peruanischen Senats, Alberto Borea, hat die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) davor gewarnt, auf Fujimori "hereinzufallen". Mit der am 22. November geplanten Wahl zu einer Verfassunggebenden Versammlung wolle Fujimori seine Diktatur fortsetzen und lediglich eine "Demokratie-Farce" schaffen.
BELFORT, 31. August (AFP). Der ehemalige französische Verteidigungsminister Jean-Pierre Chevênement hat am Sonntag abend im ostfranzösischen Belfort eine neue Linksbewegung gegründet. Im Rahmen der "Bewegung der Bürger" will der Sozialist vor allem seinen Feldzug gegen den Maastrichter EG-Vertrag fortsetzen. Damit hat sich der als Unruhestifter innerhalb der Sozialistischen Partei Frankreichs (PS) bekannte Bürgermeister von Belfort einen weiteren Schritt von der offiziellen Parteilinie entfernt.
Parteichef Laurent Fabius richtete eine ernste Warnung an den abtrünnigen Ex- Minister. Wer bei der Parlamentswahl im kommenden Jahr im Namen der Sozialisten antreten wolle, müsse die Linie der Partei voll und ganz vertreten, sagte Fabius bei einer Parteiveranstaltung. Zugleich rief der PS-Chef die Franzosen erneut auf, bei dem Referendum mit einem "klaren, begründeten und leidenschaftlichen" "Ja" zu stimmen. Die PS hatte ihre Kampagne zugunsten des EG-Vertrages erheblich verstärkt, seit vor einigen Tagen Umfragen veröffentlicht wurden, die einen Sieg des "Nein" immer wahrscheinlicher erscheinen lassen.
Zur Person:
GÜNTER KRATSCH, letzter Leiter der Hauptabteilung Spionageabwehr des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), ist unter dem Verdacht des Landesverrates und der Unterschlagung verhaftet worden. Wie die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe mitteilte, soll der 61jährige unter anderem dafür verantwortlich gewesen sein, daß die Abteilung "Briefkontrolle" des MfS aus Westbriefen Geld und Wertgegenstände in einer Gesamthöhe von rund 30 Millionen Mark "entnommen und dem Staatshaushalt der DDR zugeführt" hat. Dies sei jedoch ohne "nachrichtendienstlichen Anlaß" und außerhalb eines "zoll- und devisenrechtlichen Verfahrens" geschehen. Haftbefehl erging auch gegen einen Generalmajor und zwei Oberstleutnants des MfS sowie eine Mitarbeiterin des militärischen Abwehrdienstes (MAD) der Bundeswehr. Sie habe eine streng geheime Auflistung über den Standort von Atomwaffen verraten. Außer Kratsch befinden sich alle Beschuldigten auf freiem Fuß. (AFP/dpa)
SEOUL, 31. August (AFP). Wahlbetrug durch den Kauf von Stimmen hat ein ehemaliger hoher Provinzbeamter der südkoreanischen Regierung vorgeworfen. Vor der Presse erklärte der frühere Distrikts-Chef der Provinz Süd-Chungchong, Han Jun-Su, die Regierung und die regierende Demokratisch-Liberale Partei hätten ihn und andere Beamte bei den Parlamentswahlen im März dazu benutzt, Stimmen von Wählern zu kaufen.
Die Pressekonferenz war von der größten Oppositionspartei, der Demokratischen Partei (DP), organisiert worden. Die DP boykottiert die Nationalversammlung, um die demokratische Wahl von Provinzgouverneuren und Bürgermeistern durchzusetzen.
Han sagter, er habe umgerechnet 150 500 Mark vom Gouverneur und vom Kandidaten der Regierungspartei erhalten, das er unter mehreren tausend Wählern verteilt habe. Zum Beweis legte er Dokumente und 90 Schecks über 16 000 Mark vor. Han erklärte, er sei abgelöst worden, weil in seinem Bezirk dennoch der Oppositionskandidat gesiegt habe.
BONN, 31. August (AFP). Der Krieg im ehemaligen Jugoslawien steht am heutigen Dienstag ganz im Mittelpunkt des diesjährigen Anti-Kriegstags: 53 Jahre nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs am 1. September 1939 haben viele Initiativen wie das Netzwerk Friedenskooperative, aber auch die Gewerkschaften bundesweit zu Demonstrationen aufgerufen. Dabei soll es nach Angaben des Netzwerks - der Koordinierungsstelle der Friedensbewegung - aber auch um die nicht-militärische Lösung von Konflikten und um die Planungen für eine Bundeswehrbeteiligung an UN-Einsätzen gehen.
Der Antikriegstag werde zudem unter dem Eindruck der jüngsten ausländerfeindlichen Ausschreitungen in Ostdeutschland stehen. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) rief alle Mitglieder auf, die Flüchtlinge aus den jugoslawischen Bürgerkriegsgebieten zu unterstützen.NATO hilft GUS-Kindern
BRÜSSEL, 31. April (AFP). Mit einem US-amerikanischen Transportflugzeug hat die NATO eine Hilfsaktion zugunsten von Kindern aus der Region von Tschernobyl in der GUS unterstützt, teilte das westliche Bündnis am Montag in Brüssel mit. Die rund 80 Kinder, die als Folge der Reaktorkatastrophe von 1986 erkrankt sind, sollen zu einem einmonatigen Ferienaufenthalt nach Brüssel kommen. Die Kinder sind Gäste in belgischen Familien. Die Ferien sollten den Kindern die Möglichkeit geben, sich "abseits von dem stark verstrahlten und verseuchten Umfeld, in dem sie sonst leben, gesundheitlich zu erholen", teilte die NATO mit.
Seit dem Ende des Kalten Krieges bemüht sich die NATO um verstärkte Nutzung ihrer Kapazitäten auch im Bereich der humanitären Zusammenarbeit mit den ehemaligen Gegnern in Osteuropa.
BAGDAD, 31. August (AFP/Reuter/dpa). Die irakische Führung hat nachhaltig gegen die Sperrung des Luftraumes über Südirak durch die West-Allierten protestiert, die sie nicht hinnehmen will. In einem Schreiben an UN-Generalsekretär Butros Ghali, das die Nachrichtenagentur INA am Montag veröffentlichte, zählte Bagdad 140 "Verletzungen des irakischen Luftraumes" durch die US- Luftwaffe auf. Bei einem extremen Tiefflug habe ein US-Flugzeug sogar eine irakische Radarantenne zerbrochen.
Irak bestritt Vorwürfe der USA, Irak bereite im Süden eine Bodenoffensive vor. Brent Scowcroft, Sicherheitsberater von US-Präsident George Bush, hatte im US-Fernsehen berichtet, mehrere irakische Armee-Divisionen seien ausgerückt.
Der irakische Staatschef Saddam Hussein hatte am Abend zuvor in Funk und Fernsehen verkünden lassen, er treffe Vorbereitungen, um die alliierten Pläne zur "Zerstückelung" des Irak "mit allen Mitteln und im geeigneten Moment zum Scheitern zu bringen". Er brandmarkte Iran als "Verräter". Es sei nur ein Vorwand, wenn die Golf-Alliierten behaupteten, die Schiiten im Süden Iraks schützen zu wollen. Eigentlich hätten sie es auf die südirakischen Ölfelder abgesehen. Die regierende Baath-Partei warnte die "Völker des Iran" am Montag, sie würden nächstes Opfer der Zerstückelungspolitik sein.
Saddam warnte "jeden Staat der Region", der den Aggressoren helfe. Saudi-Arabien, Kuwait, Bahrain, Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate beteiligen sich laut West-Diplomaten an der Logistik der Operation "Wacht des Südens".
Die staatliche Presse Iraks rief die Schiiten am Montag auf, sich geschlossen hinter Saddam Hussein zu stellen. Dabei lobten die Blätter die schiitische Bevölkerung wie selten zuvor. In Bagdad trafen 15 UN-Atomexperten ein, die ungeachtet der Luftraum-Sperre die Vernichtung von Atomanlagen überwachen.
Frankreich kündigte an, am heutigen Dienstag werde es vier Jagdflugzeuge nach Saudi-Arabien verlegen. Am Donnerstag würden weitere folgen.
ROSTOCK, 31. August (AFP). Die Rostocker Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen gegen mehrere ausländische Fernsehteams wegen Anstiftung zur öffentlichen Verwendung von Kennzeichen einer verfassungswidrigen Organisation eingeleitet. Wie ein Polizeisprecher am Montag in Rostock mitteilte, sollen die Teams Rostocker Jugendlichen im Alter von 13 bis 18 Jahren Geld dafür geboten haben, den Hitlergruß zu zeigen. Zwei kleine Mädchen sollen außerdem überredet worden sein, Prügel zu schwenken und "Ausländer raus" zu rufen. Dies hätten Anwohner und Eltern am Rande der Demonstration gegen Ausländerfeindlichkeit am Samstag in Rostock-Lichtenhagen beobachtet.
Nationalität und Sender der verdächtigten Teams wollte Polizeisprecher Bernd Teichmann nicht nennen. Es werde nicht ausgeschlossen, daß auch ein deutsches Team darunter sei, sagte er. Die Ermittlungen sollen bis Ende der Woche abgeschlossen sein.
WARSCHAU, 31. August (AFP). Die Firmenleitung des Fiat-Zweigwerkes FSM im südpolnischen Tychy bereitet die Entlassung der seit Ende Juli streikenden Arbeiter vor. Die ersten 400 Kündigungsschreiben sollten den Arbeitern am heutigen Dienstag zugestellt werden, sagte ein Mitarbeiter des Werkdirektors am Montag der Nachrichtenagentur AFP. Insgesamt werde die FSM-Leitung 2400 Disziplinarkündigungen aussprechen, um alle streikenden Arbeiter zu entlassen. Die Gewerkschaften seien über die Kündigungen informiert worden. Nur eine von ihnen, die "Solidarität 80", eine radikale Abspaltung der Gewerkschaft "Solidarität", habe bisher gegen die Entlassungen protestiert.
Die FSM, die seit Mai zu 90 Prozent der Fiat-Gruppe gehört, zählt 7000 Beschäftigte. Nach Gewerkschaftsangaben habe rund die Hälfte von ihnen die Arbeit niedergelegt, um Lohnerhöhungen durchzusetzen. Die Firmenleitung betrachtet den Streik als illegal.
BERLIN, 31. August (AFP). Die angestrebte Reform der FDP-Parteistrukturen wird nach Ansicht ihres Vorsitzenden Otto Graf Lambsdorff erst nach der Bundestagswahl 1994 wirksam werden. Die Diskussion über die "sehr weitgehenden Veränderungen" werde ein bis zwei Jahre brauchen, sagte Lambsdorff am Montag nach einer Sitzung des Parteivorstands in Berlin. Es sei weder möglich noch wünschenswert, vor der Wahl zu einer endgültigen Entscheidung zu kommen. Der Bundesvorstand beschloß, die interne Struktur zu reformieren und die Partei für Nicht-Mitglieder zu öffnen.
Lambsdorff räumte ein, daß die bisher noch wenig konkreten Vorschläge im Führungsgremium der Liberalen auf "erhebliche Kritik" bis hin zu völliger Ablehnung gestoßen seien. Allgemein zugestimmt worden sei einer Abschaffung des Bundeshauptausschusses der Partei. Unklar sei dagegen, ob der Bundesvorstand verkleinert oder vergrößert werden soll.
GENF, 31. August (AFP/AP/Reuter). Die "gewaltsamsten Formen" der völkerrechtswidrigen Praktiken der sogenannten "ethnischen Säuberung" drohen sich auf die jugoslawischen Gebiete Kosovo sowie Sandzak und Vojvodina auszuweiten. Diese Ansicht vertritt der Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen (UN) und frühere polnische Ministerpräsident Tadeusz Mazowiecki in seinem Bericht über die Mißachtung der Menschenrechte im früheren Jugoslawien, der am Montag in Genf veröffentlicht wurde.
In dem 18seitigen Bericht spricht Mazowiecki von Hinweisen auf zunehmende Folterungen von Albanern in der serbischen Provinz Kosovo und empfiehlt, Beobachter in diese Region zu entsenden.
Mazowiecki beschuldigt alle Kriegsparteien in Bosnien-Herzegowina schwerer Menschenrechtsverletzungen. Die Serben seien jedoch für die schlimmsten Greueltaten verantwortlich. In Nordbosnien würden Gefangene systematisch hingerichtet, bei Banja Luka seien Priester und Nonnen mißhandelt worden.
Mazowiecki sprach sich dafür aus, das Einsatzgebiet der UN-Schutztruppen auf die gesamte Republik Bosnien-Herzegowina auszuweiten. UN-Blauhelme sollten das Recht erhalten, "unmittelbar auf Menschenrechtsverletzungen zu reagieren". Das Informationsnetz müsse ausgebaut werden, um das Schicksal auseinandergerissener Familien aufzuklären. Eine Kommission solle aufklären, was aus den Tausenden Personen geworden sei, die seit der Einnahme Vukovars durch Serben im November 1991 vermißt würden.
Albaniens Präsident Sali Berisha appellierte an Belgrad, die 1989 abgeschaffte Autonomie im Kosovo wiederherzustellen. Dies sei eine Basis für eine politische Lösung. Berisha betonte, sein Land erhebe keinen Gebietsanspruch auf die Unruheregion. (Weiterer Bericht Seite 2)
PEKING, 31. August (AFP). Eine Autofabrik in der nordöstlichen chinesischen Provinz Liaoning soll in Wirklichkeit ein riesiges Internierungslager sein. Dies teilte die New Yorker Menschenrechtsorganisation "Asia Watch" jetzt in Peking mit. Hinter der Fassade der "Lingyuan"- Werke finde ein gigantisches Umerziehungsprogramm durch Arbeit statt, berichtete "Asia Watch" weiter. Unter den Zwangsarbeitern seien auch insgesamt 23 politische Gefangene, darunter die drei Studentenführer der chinesischen Demokratiebewegung von 1989, Liu Gang, Zhang Ming und Kong Xianfeng.
Die Darstellung der Menschenrechtsorganisation basiert auf den Berichten politischer Gefangener aus Lingyuan und dem Artikel einer offiziellen chinesischen Zeitschrift, in dem die "Erfolge" des Arbeitslagers beschrieben werden. Die Gefangenen erzählten von Schlägen und schlechter Verpflegung. Schon zweimal hätten sie mit Hungerstreiks gegen die unmenschliche Behandlung protestiert.
Zur Person:
MAXIMILIAN SCHÖBERL, Journalist beim Zweiten Deutschen Fernsehen, wird neuer Pressesprecher der CSU. Der 29jährige löst PETER HAUSMANN ab, der nach vier Jahren in der Münchner Parteizentrale als Leiter des Wirtschaftsressorts zum Bayerischen Rundfunk zurückkehrt. Dies gab die bayerische Unionspartei in München bekannt. Schöberl stammt aus Regensburg und arbeitet derzeit als fester freier Mitarbeiter beim ZDF in Mainz für die Sendung Studio 1. Der Betriebswirtschaftler soll sein neues Amt noch im September antreten.
ERIWAN, 31. August (AFP). Die Kämpfe zwischen Armeniern und Aserbaidschanern um die mehrheitlich von Armeniern bewohnte Enklave Berg-Karabach sind am Montag, dem Tag vor Inkrafttreten des Waffenstillstandes, nicht abgeflaut. In Stepanakert, der Hauptstadt Berg-Karabachs, kamen bei Angriffen aserbaidschanischer Flugzeuge mindestens zehn Menschen ums Leben. Armeniens Nachrichtenagentur Snark meldete zudem zwischen 40 und 60 Verletzte.
Wie die russische Nachrichtenagentur Itar-Tass berichtete, besetzten aserbaidschanische Truppen das Dorf Mechmana im Norden der Region. Dabei hätten die Angreifer 50 Tote zu beklagen gehabt.
ANKARA, 1. September (AFP/dpa). Die irakischen Kurdenführer wollen die irakisch-türkische Grenze vor militärischen Aktivitäten der kurdischen Arbeiterpartei (PKK) gegen die Türkei sichern. Das "gewählte Parlament" in Nordirak werde alle "notwendigen Maßnahmen treffen", um die Sicherheit an der 331 Kilometer langen Grenze zu garantieren, sagten der Anführer der Kurdischen Demokratischen Partei (KDP), Masud Barsani, und der Chef der Kurdischen Patriotischen Union (PUK), Dschalal Talabani, jetzt in Ankara. Barsani und Talabani hatten sich mit dem türkischen Außenminister Hikmet Cetin getroffen. Das Gespräch mit Cetin sei "erfolgreich, verständnisvoll und konstruktiv" gewesen.
Eine Zusammenarbeit mit dem türkischen Militär gegen Einheiten der für Unabhängigkeit kämpfenden PKK im Nordirak lehnten die beiden Kurdenführer in Ankara allerdings ab. Sie hätten genug Macht, um die PKK-Angriffe gegen die Türkei zu stoppen. "Wir werden innerhalb unserer Grenzen keine anderen bewaffneten Einheiten als unsere eigenen Sicherheitskräfte agieren lassen", betonte Talabani. Die PKK, die einen unabhängigen Kurdenstaat von der Türkei, Irak, Iran und Syrien fordert, hatte in Nordirak entlang der türkischen Grenze Militärbasen eingerichtet. Nach Angaben eines türkischen Diplomaten will die Türkei die technische Hilfe für die irakischen Kurden verstärken.
Iran hat türkische Berichte über angebliche kurdische Guerillastützpunkte auf iranischem Territorium zurückgewiesen. Wie die amtliche iranische Nachrichtenagentur IRNA am Dienstag meldete, wurde Ankaras Botschafter in Iran, Korkmaz Haktanir, ins Teheraner Außenministerium einbestellt. Dabei protestierte der stellvertretende iranische Außenminister Alaeddin Borujerdi dagegen, daß türkische Truppen PKK-Rebellen über die Grenze nach Iran verfolgt hatten, wie die türkische Zeitung Hürriyet gemeldet hatte. Der türkische Botschafter stellte laut IRNA klar, daß das Militär die Grenze nicht überschritten habe.
SANTA ANA, 1. September (AFP). Über 50 Jugendgangs aus Orange County bei Los Angeles haben am Wochenende ein Friedensabkommen geschlossen, mit dem die Gewalttaten beendet werden sollen. Der Text des Abkommens wurde am Montag veröffentlicht. Die Bandenmitglieder, von denen die meisten Hispano-Amerikaner sind, erklärten sich bereit, die Bandenkriege einzustellen, da häufig auch Unbeteiligte betroffen seien.
Als einen "historischen Moment" bezeichnete Pete Ojeda, einer der Gründer des "Einigungsrates der Gangs", das Abkommen, das mehr als 1000 Jugendliche unterschrieben hatten. Der Rat, ein Zusammenschluß ehemaliger Bandenmitglieder, hatte bereits mehrfach zwischen verfeindeten Gangs vermittelt. Nach den heftigen Rassenunruhen im April hatten bereits die "Crips" und die "Bloods" - die zwei größten Jugendbanden in Los Angeles - im Frühjahr ein Friedensabkommen unterzeichnet.
MARTINSTHAL. Freunde von Wein, Weib und Gesang müssen in Martinsthal derzeit auf einen Ton aus dem Akkord verzichten: Eine der letzten Frauendomänen, das Ehrenamt der Weinkönigin, hat Clemens Weißenberger in dem Rheingauer Dorf gestürmt. Der 27jährige Theologiestudent "macht" nämlich in diesem Jahr den Bacchus, wie der Gott der Fruchtbarkeit und des Weines bei den Römern hieß.
Daß Deutschlands Weinköniginnen nun nicht mehr unter sich sind, war zuerst einmal eine "witzige Idee", wie Weißenberger sagt. Weil sich in dem 1200-Seelen-Ort keine junge Frau für den oft anstrengenden und die Wochenenden zerstörenden Job der Weinkönigin fand, wurde in einer weinseligen Runde des Verkehrsvereins die Idee vom "Weinkönig" geboren. Mittlerweile hat sich das als kostenloser Werbegag für die Gemeinde, die an ihren Riesling-Trauben hängt, herausgestellt.
Aber Bacchus Weißenberger betont, er wolle nicht "in die Phalanx der Weinköniginnen einbrechen". Vielmehr gelte es, die Insignien der Weinkönigin aufzubewahren und Weinrömer und Weinkrone im nächsten Jahr wieder einer Dame in die Hand und aufs Haupt zu drücken.
Vorerst hat der Weinkönig, wie Bacchus mit Weinlaub und Reben behängt, nur einen Auftritt auf dem heimatlichen Weinfest gehabt. Allerdings kann er sich über Mangel an Einladungen von Weinköniginnen andernorts nicht beklagen: Seine "Kolleginnen" sind offenbar begeistert von Bacchus Weißenberger.
In Martinsthal habe der Weingott durchaus ein Zuhause, meint Weißenberger. In den fünfziger Jahren sei bei den Umzügen zum Weinfest stets ein Motivwagen mit einem sich gemütlich rekelnden Bacchus mitgerollt.
Obwohl Weißenberger nicht aus einer Winzerfamilie stammt, hat er sich bereits als Schüler bei der Weinlese Geld verdient. Und seine erste Erfahrung mit den Reben kann er auch datieren: Bereits als Dreijähriger sei er mit in den Weinberg gestapft, wo seine Mutter bei der Lese half.
ANNE-KATHRIN EINFELDT (dpa)
DARMSTADT. Ein Zuckerwürfel im 50- Meter-Becken eines Freibads - das wäre nach Friedrich Böhms Reinheitsmaßstäben schon zu viel. Beim Darmstädter Chemie- und Pharmaunternehmen Merck AG ist er dafür zuständig, daß seine Kunden aus der Elektronikbranche Säuren, Laugen und Lösungsmittel erhalten, die pro Kilo nicht einmal ein Millionstel Gramm eines fremden Stoffes aufweisen.
Ohne solche hochreinen Chemikalien würde den Herstellern von Elektronikchips buchstäblich der "Saft" wegbleiben, denn nur mit ihnen lassen sich die mikroskopischen Leiterbahnen und Schaltelemente in die daumennagelgroßen Plättchen ätzen. In Europa und Südostasien wird inzwischen jeder zweite Chip mit Chemikalien produziert, die aus dem Darmstädter Stammwerk kommen.
Dort steht das Herzstück des Vertriebs, ein in Europa einzigartiges Abfüllzentrum. Denn das Problem besteht weniger in der Herstellung der Substanzen; meist handelt es sich um Allerweltschemikalien wie Salzsäure, Flußsäure und Wasserstoffperoxid.
Auch die Verfahren, sie auf die erforderliche Reinheit zu bringen, sind nicht nur Merck bekannt. Die Schwierigkeit liegt darin, die Stoffe auf dem langen Weg zum Empfänger sauber zu halten.
"Kein anderer Hersteller - außer unserem japanischen Partnerunternehmen - gebe eine "point-of-use"-Garantie, die gewährleiste, daß die Chemikalien in der bestellten Reinheit bis an den Produktionspunkt gelange, erklärt Böhm.
Abgefüllt werden die Fässer in einem "Reinraum", dessen Luft weniger als zehn Staubteilchen pro Kubikmeter enthält. Staub ist einer der beiden Hauptfeinde der Chips.
Ein einziges Körnchen würde in das Geflecht der nur tausendstel Millimeter auseinanderliegenden Leiterbahnen einschlagen wie eine Bombe in einen Eisenbahnknotenpunkt und zahllose Verbindungen blockieren.
Genau entgegengesetzt wirkt es, wenn mit den Ätzflüssigkeiten Metallionen auf den Chip gelangen: Sie legen unerwünschte Wege in den ausgetüftelten Schaltplan eines Chips. Daher tolerieren die Hersteller allenfalls ein Metallion in einer Milliarde Moleküle der Lauge oder Säure. Damit die Chemikalien in dieser Reinheit am Chip ankommen, installiert Merck bei seinen Abnehmern Versorgungssysteme aus eigens entwickelten Pumpen und Rohrleitungen, die unter geradezu klinischen Bedingungen verschraubt werden. Rund 100 dieser Anlagen hat das Unternehmen bislang verkauft.
Etwa 5000 Tonnen Prozeßchemikalien werden jedes Jahr in Darmstadt abgefüllt. "Der Umsatz dieser Sparte verdoppelt sich alle fünf Jahre", sagt Merck-Sprecher Hans-Joachim Schmitt, schweigt sich jedoch über die genaue Höhe aus. Derzeit hält das Darmstädter Unternehmen nach eigenen Angaben zusammen mit seinem japanischen Partner Kanto etwa die Hälfte des auf 500 Millionen Dollar geschätzten Umsatzes am Weltmarkt.
Es ist jedoch nicht allein wegen des florierenden Geschäfts, daß Merck den Prozeßchemikalien nach Friedrich Böhms Worten "höchste Priorität" einräumt. Für ihre Herstellung und ihren Vertrieb müssen die Firmenlabors immer bessere Verfahren und Analysemethoden ersinnen. Davon profitieren auch andere Produktionszweige. Alle drei Jahre kommt eine neue Chip-Generation mit vierfach höherer Speicherkapazität auf den Markt.
"Vor zwei Jahren erlaubten die Kunden noch zehn Fremdteilchen auf eine Milliarde Moleküle. Heute darf es nur noch eins sein", stöhnt Friedrich Böhm. "Und ein Ende der Schraube ist nicht abzusehen." WOLFGANG HARMS (dpa)
HANAU. Einen Brandanschlag auf eine Unterkunft von Asylbewerbern in Hanau hat in der Nacht zum Sonntag ein Unbekannter verübt. Wie ein Hanauer Polizeisprecher am Montag mitteilte, warf der Täter gegen 3.30 Uhr einen Brandsatz über einen Zaun an die Außenwand des Gebäudes. Die Bewohner konnten das Feuer im Garten selbst löschen.
In dem Haus sind rund 200 Menschen verschiedener Nationalitäten untergebracht. Am Tatort wurde Scherben einer Weinflasche gefunden. Außerdem hörten Anwohner, wie ein Auto mit quietschenden Reifen davonfuhr. lhe/are
FULDA. In Fulda wurde in der Nacht zum Montag ein 26jähriger Asylbewerber in einem Wohnheim in Fulda von fünf "kurzhaarigen Männern" verletzt.
Nach Mitteilung der Polizei waren die Männer kurz nach Mitternacht in das Haus eingedrungen und hatten mehrere Feuerlöscher von den Wänden gerissen und sie im Flur des Gebäudes entleert. Als der 26jährige dazu kam, sprühte ihm einer der jungen Männer mit einem Löschgerät ins Gesicht. Die Täter flüchteten unerkannt. ew
FULDA. In Fulda wurde in der Nacht zum Montag ein 26jähriger Asylbewerber in einem Wohnheim in Fulda von fünf "kurzhaarigen Männern" verletzt.
Nach Mitteilung der Polizei waren die Männer kurz nach Mitternacht in das Haus eingedrungen und hatten mehrere Feuerlöscher von den Wänden gerissen und sie im Flur des Gebäudes entleert. Als der 26jährige dazu kam, sprühte ihm einer der jungen Männer mit einem Löschgerät ins Gesicht. Die Täter flüchteten unerkannt. ew
WIESBADEN. Die soziale Absicherung solcher Arbeitnehmer, die als sogenannte geringfügig Beschäftigte entlohnt werden, hat Hessens Sozialministerin Heide Pfarr (SPD) gefordert.
Die Ministerin bezeichnete es am Montag in Wiesbaden als gesellschaftspolitischen Skandal, daß viele Arbeitgeber eine unter der Versicherungspflichtgrenze bezahlte Teilzeitbeschäftigung nur deshalb anböten, um unternehmerische Risiken und Beiträge zur Sozialversicherung zu vermeiden.
Damit seien Millionen Arbeitnehmer insbesondere im Einzelhandel sowie im Reinigungs-, Hotel- und Gaststättengewerbe ohne eigene wirtschaftliche und soziale Absicherung, kritisierte Pfarr in einer Diskussionsveranstaltung.
Betroffen seien insbesondere Frauen, die bis zu 87 Prozent der "geringfügig Beschäftigten" stellten, weil dies oft die einzige Form der Teilzeitarbeit sei, die ihnen am Arbeitsmarkt offen stehe. Eine gesetzliche soziale Absicherung sei schon deshalb notwendig, um einer späteren Altersarmut von Frauen vorzubeugen. lhe
Hitze reichlich, Sonnenschein durchschnittlich und dennoch ziemlich verregnet - so ziehen die Klimatologen beim Offenbacher Wetteramt Bilanz für das Sommerwetter in Hessen. Viele Gewitter, viele feucht-schwüle Tage und Niederschlagswerte, "die nicht zu verachten sind", waren typisch für die Monate Juni, Juli und August. Das berichtete Klimaexperte Wolfgang Terpitz am meteorologisch letzten Sommertag.
Während in Südhessen der Wassernotstand ausgerufen wurde, prasselten allein in Frankfurt in allen drei Monaten übermäßige Regenfälle nieder. 240 Liter je Quadratmeter, nach Darstellung von Terpitz fast 20 Prozent mehr als normal, zwangen die Frankfurter an 42 Regentagen, den Schirm aufzuspannen.
Auch bei der Temperatur boten nach der Auswertung der Klimatologen alle drei Monate zu viel. Der Temperatur-Mittelwert für Juni, Juli und August liegt für die Stadt Franfurt bei 20,4 Grad, das sind fast zwei Grad über dem Soll. In diesem Jahrhundert waren nur die Sommer 1947 und 1976 in Frankfurt noch wärmer. Heißester Tag 1992 war der 9. August mit 36,6 Grad, den Rekord hält immer noch ein Junitag des Jahres 1947 mit 38,2 Grad. Vom meteorologischen Mittelmaß weichen auch die Sommertage mit mehr als 25 Grad ab. 49 Tage (gegenüber durchschnittlich 35) lagen diesmal über dieser Marke, an 17 Tagen (Mittelwert: acht) stöhnten die Frankfurter sogar über mehr als 30 Grad.
Der Sonnenschein hielt sich dafür an die Durchschnittswerte der meteorologischen Aufzeichnungen seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts. Nach Darstellung des Klimatologen strahlte die Sonne in Frankfurt von Juni bis August 642 Stunden lang und erreichte damit 98 Prozent ihres Solls.
Die Serie zu warmer Sommer hält bereits seit 1988 an. Das sei zwar "auffällig", meinte Terpitz, aber noch kein Beweis für eine globale Klimaerwärmung. Trotzdem dürfe der Zusammenhang zwischen dem Kohlendioxid-Ausstoß und dem Treibhauseffekt "nicht verniedlicht" werden. lhe
Mit der Kompostierung von Siedlungsabfällen wird sich das erste "Umwelt Forum Offenbach" vom 16. bis 18. September in der Offenbacher Messe befassen. Auch Altlasten und Deponietechnik gehören zu den Diskussionsthemen der Abfallexperten. Wie Lutz Schimmelpfeng vom Umwelt-Institut Offenbach mitteilte, erwarten die Veranstalter zu den Fachvorträgen rund 650 Teilnehmer, davon ein Drittel aus den neuen Bundesländern. Die begleitende Fachausstellung kann auch von interessierten Laien besucht werden. Das Forum soll künftig jährlich stattfinden. 1993 stehen die Themen Luft, Energie, Verkehr auf dem Programm.
GIESSEN. Wegen des Verdachts, ein dreijähriges Zwillingspaar in Gießen sexuell mißbraucht zu haben, hat die Polizei am Montag einen 59 Jahre alten Mann aus Gießen festgenommen. Der wegen eines ähnlichen Delikts bereits 1991 zu einer Bewährungsstrafe verurteilte Verdächtige werde auf Antrag der Staatsanwaltschaft dem Haftrichter vorgeführt, teilte ein Polizeisprecher mit.
Der 59jährige soll sich nach Auskunft der Polizei bereits Anfang August an die beiden in einer ruhigen Wohnstraße Gießens spielenden dreijährigen Kinder herangemacht und sexuelle Handlungen an ihnen vorgenommen haben. Beim Eintreffen der Mutter sei er damals geflüchtet und erst jetzt anhand von Zeugenbeschreibungen ermittelt worden. gds
HOFHEIM. Der Main-Taunus-Kreis hat nach eigenen Angaben keinen Platz mehr, um bis zum Jahresende die 900 Asylbewerber aufzunehmen, die seiner Quote entsprechen.
In einem jetzt veröffentlichten Schreiben an Innenminister Herbert Günther betonte Landrat Jochen Riebel, der Main- Taunus-Kreis verfüge als flächenkleinster Kreis Hessens kaum noch über geeignete Unterkünfte, die zu vertretbaren Preisen angemietet werden könnten. Die Errichtung neuer Unterkünfte stoße auf enge rechtliche und baurechtliche Grenzen.
Nach den Worten von Riebel beherbergt der Kreis bereits 1500 Asylbewerber in 55 Unterkünften. Außerdem befänden sich fast 2000 Asylbewerber in der Hessischen Gemeinschaftsunterkunft (HGU) in Schwalbach und im benachbarten Camp Eschborn und 300 Flüchtlinge in drei HGU-Dependancen im Kreis. Damit liege die Zahl der Flüchtlinge im Kreis bei über 3500. lhe
Bei den Beschäftigten der Deutschen Bundesbank geht die Angst vor einem massiven Stellenabbau um. Anlaß dafür ist ein Flugblatt der Gewerkschaft ÖTV, in dem über eine Reduktion "von 30, 40 oder 50 Prozent" spekuliert wird. Der vermutete Kahlschlag wird mit einer Untersuchung in Verbindung gebracht, den die Bundesbankspitze der Unternehmensberatungsfirma Mc Kinsey in Auftrag gab, um Schwachstellen in Arbeitsabläufen und Organisation aufzudecken. Nach Meinung der ÖTV soll damit ein Zeichen gesetzt werden nach dem Motto: "Wer die Politiker zum Sparen auffordert, muß selbst mit gutem Beispiel vorangehen."
Ein Bundesbanksprecher betonte am Montag, die genannten Zahlen seien "völlig aus der Luft gegriffen". Beschwichtigend meinte er, niemand beabsichtige einen Personalabbau, der "auch nur annähernd diese Größenordnungen" erreiche. Den Personalberatern seien für ihr Gutachten "keinerlei Vorgaben" gemacht worden; im übrigen liege es in "abschließender Form" noch nicht vor. Die Landeszentralbanken und die anderen Niederlassungen der Bundesbank sind von der Untersuchung nicht betroffen.
Die Bundesbank beschäftigt in ihrer Frankfurter Zentrale - dem sogenannten Direktorium - etwa 3000 Mitarbeiter, neben Arbeitern und Angestellten die Mehrzahl davon als Beamte. Insgesamt stehen bundesweit mehr als 18 000 Menschen auf den Lohn- und Gehaltslisten der Währungshüter. Nach Zeitungsberichten ist von "Anzeichen" die Rede, in den nächsten Jahren "einige tausend Arbeitsplätze" zu streichen. lhe
Der Frankfurter Flughafen testet seit Montag ein neues Landesystem. Nach Auskunft der Bundesanstalt für Flugsicherung in Offenbach soll das Mikrowellen-Landesystem (MLS) im nächsten Jahrtausend das bisherige Instrumenten- Landesystem ablösen.
Die Entwickung des MLS begründete die Bundesanstalt mit einer möglichen Gefährdung der bisher genutzten Landehilfe durch die geplante Ausdehnung von Rundfunkfrequenzen. MLS wird auch von den Flughäfen in Paris, Amsterdam, Rom und London erprobt. lhe
Die Frankfurter Staatsanwaltschaft hat nach eigenen Angaben ein Ermittlungsverfahren gegen Polizei- und Justizbedienstete eingeleitet. Sie reagierte damit auf Vorwürfe der türkischen Autorin Sara Gül Turan, die in ihrem am Donnerstag erscheinenden Buch "Freiwild" (Zebulon Verlag, Düsseldorf) Beamten des Strafvollzugsdienstes und der Polizei Ausländerfeindlichkeit und strafbare Handlungen wie etwa sexuelle Nötigung von Häftlingen vorwirft.
Sara Gül Turan schildert nach Auskunft des Verlages die Verhältnisse im Frankfurter Frauengefängnis Preungesheim. Mitte der 80er Jahre saß die 39 Jahre alte Autorin dort eine Haftstrafe ab. Sexuelle Nötigung von ausländischen Gefangenen scheine genauso zum Gefängnisalltag zu gehören wie das sadistische Verhalten vieler Justizbeamter, heißt es in einer Verlagsmitteilung zur Buchvorstellung. Der "erschütternde und schockierende" Alltag in Preungesheim "lasse erahnen, was andere Ausländer in deutschen Haftanstalten erleiden müssen".
Die Staatsanwaltschaft werde "mit großer Sorgfalt den Strafvorwürfen nachgehen", sagte Leitender Oberstaatsanwalt Udo Scheu am Montag. Die inzwischen in der Türkei lebende Schriftstellerin solle ihre Anschuldigungen demnächst bei den Ermittlungsbehörden präzisieren.
Sara Gül Turan will ihr Buch am Donnerstag zusammen mit dem Schriftsteller Günter Wallraff in Frankfurt vorstellen.
lhe
WASHINGTON, 31. August (Reuter). Die USA befürchten einem Bericht der Zeitung Washington Post zufolge, daß der russische Präsident Boris Jelzin ein geheimes Programm der früheren Sowjetunion zur Produktion biologischer Waffen noch nicht unter Kontrolle hat. In der Montagsausgabe der Zeitung hieß es, Rußland habe seine Zusage, das Programm zu beenden, bislang nicht erfüllt. Nach Angaben aus Regierungskreisen habe sich der amtierende US-Außenminister Lawrence Eagleburger hierüber vergangene Woche in London bei seinem russischen Kollegen Andrej Kosyrew beschwert.
BONN / KÖLN / HAMBURG, 31. August (Reuter/AP/AFP). Die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ursula Engelen-Kefer hat Zustimmung der Gewerkschaften für eine Investitionsanleihe zur Finanzierung des Aufbaus in Ostdeutschland signalisiert. Zu den Plänen des CDU/CSU- Fraktionsvorsitzenden Wolfgang Schäuble sagte Engelen-Kefer am heutigen Montag im Deutschlandfunk, es sei "erfreulich, daß sich in der Union endlich etwas zu bewegen scheint". Zusätzliche Einnahmen müßten geschaffen werden, um Ausgaben zum Aufbau der Infrastruktur und einer eigenständigen Wirtschaftsentwicklung in den neuen Bundesländern finanzieren zu können. Engelen- Kefer zufolge haben die Arbeitnehmer ihren Beitrag zur deutschen Einheit bereits "doppelt und dreifach geleistet". Es seien Maßnahmen erforderlich, um zu erreichen, daß sich auch die Wirtschaft beteilige. Ein Teil des vorhandenen Kapitals müsse in den neuen Ländern verfügbar gemacht werden. "Wenn eine solche Anleihe dazu beitragen könnte, wäre dies hilfreich", erklärte sie.
Über die von Schäuble vorgeschlagene Investitionsanleihe herrschen auch innerhalb der Union unterschiedliche Vorstellungen. Der finanzpolitische Sprecher der CSU, Klaus Rose, regte in der Hamburger Morgenpost an, auch diejenigen, die im Westen investieren, von der Zwangsanleihe auszunehmen.
Nach den Plänen Schäubles und des Sprechers der CDU-Ostabgeordneten, Verkehrsminister Günther Krause, sollen dagegen Besserverdienende gezwungen werden, eine zinslose oder gering verzinste Aufbau-Anleihe für die neuen Länder zu zeichnen, die der Staat zu einem festgelegten Zeitpunkt zurückzahlt. Nur wer direkt in ein Ost-Unternehmen investiert, soll davon befreit werden.
Nach den Überlegungen des Vorsitzenden der CDU-Sozialausschüsse, Ulf Fink, sollte die vorgeschlagene Investitionsanleihe auf Bruttoeinkommen von mehr als 5000 Mark erhoben werden. Der Hamburger Bild-Zeitung sagte Fink außerdem, daß die Gelder von 1993 auch von allen Gewerbebetrieben im Westen mit mehr als 20 Beschäftigten bezahlt werden sollten, falls sie nicht im Osten investierten. Die Anleihe soll "fünf Prozent der Nettogewinnsumme der Unternehmen, beziehungsweise der Einkommensteuer betragen und über drei Jahre hinweg erhoben werden".
Allein durch die Investitionsanleihe bei den Unternehmen sollen nach Angaben Finks rund 23,5 Milliarden Mark für den Bund zusammenkommen.
FDP-Chef Otto Graf Lambsdorff bekräftigte im Deutschlandfunk seine ablehnende Haltung zu den Unionsplänen. Dies sei kein Anreiz für zusätzliche Investitionen in den fünf neuen Ländern. Vielmehr sei es jetzt notwendig, in Ostdeutschland bestehende Verwaltungshemmnisse schnellstens zu beseitigen.
Rücktritt
Präsident
der deutschen
B O N N / K Ö L N , 31. August (Reuter/AFP). Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Heinrich Weiss (dpa- Bild), ist am heutigen Montag zurückgetreten.
Weiss begründete seinen überra-
schenden Schritt damit, daß die Führung eines Verbandes von der politischen und wirtschaftlichen Bedeutung des BDI nicht nur von der ehrenamtlichen Verbandsspitze besorgt werden könne. Ein modernes Management sei notwendig. Diese Voraussetzung sei nicht "in dem unabdingbar erforderlichen Maße gegeben". So sehe er sich außerstande, sein Amt fortzuführen. Weiss, dem oft Führungsschwäche vorgeworfen wurde, stand seit Anfang 1991 an der Spitze des Bundesverbandes, der 34 Einzelverbände mit etwa 80 000 Unternehmen vertritt.
WELLINGTON, 31. August (Reuter). Bei den schwersten Schneestürmen seit 30 Jahren sind auf der Südinsel von Neuseeland mehr als eine Million neugeborener Lämmer getötet worden. Eine weitere halbe Million Jungschafe werde voraussichtlich nicht überleben, da die Muttertiere keine Milch mehr produzierten, teilten die Behörden heute mit. Vier Tage lang waren Schneestürme über die Region Canterbury hinweggefegt. Der Strom fiel aus, Straßen waren unpassierbar, und die Schulen mußten geschlossenbleiben.
MAJURO, 31. August (Reuter/FR). Die zum früheren Atomtestgelände Bikini- Atoll gehörende Insel Eneu soll nach Angaben von US-Wissenschaftlern wieder bewohnbar sein. Der Sprecher der Inselbewohner, Jack Neidenthal, sagte am Montag, die Wissenschaftler hätten versichert, daß die Rückkehr auf die zweitgrößte Insel des Atolls ungefährlich sei. Die Menschen könnten sich sogar von dort erzeugten Lebensmitteln ernähren. Die Hauptinsel Bikini sei aber noch stark radioaktiv verseucht. Auf dem Pazifikatoll haben insgesamt 23 Atomtests stattgefunden. Seit dem ersten Test 1946 leben die meisten der früheren Bewohner auf Kili, das zu den Marschall-Inseln gehört.
Frühere Versuche der Rücksiedelung waren abgebrochen worden, weil die Menschen höhere radioaktive Dosen zu sich genommen hatten, als vorgesehen.
Der US-Kongreß hat 90 Millionen Dollar (rund 126 Millionen Mark) zur Verfügung gestellt, um die Schäden auf den Inseln zu beheben.
BONN, 31. August (Reuter). Bahnchef Heinz Dürr will von den Kunden der Bundes- und der Reichsbahn zu Hauptverkehrszeiten höhere Fahrpreise nehmen als in Zeiten geringeren Andrangs. Sein Ziel seien "Relationspreise", sagte Dürr der Zeitung Die Welt vom Montag. Eine Fahrkarte für die gleiche Strecke würde dann für Freitag nachmittag, wenn großer Andrang herrsche, mehr kosten als beispielsweise für Mittwoch morgen. Dürr begründete seinen Plan damit, daß die Züge heute mit stark unterschiedlicher Auslastung führen, was hohe Kosten verursache. Er verspreche sich "eine gewisse Steuerung" des Kundenandrangs über den Preis.
BONN, 31. August (Reuter). In der Bonner Koalition bahnt sich ein Streit um die Verlängerung der Kronzeugenregelung für geständige Terroristen an. Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU) sprach sich am Montag in der Bild-Zeitung dafür aus, die zum Jahresende auslaufende Regelung noch einmal befristet zu verlängern. "Wir sollten vor einer endgültigen Entscheidung weitere Erfahrungen sammeln", sagte Seiters. Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) will das Kronzeugen-Recht hingegen wieder abschaffen. Im Bereich der terroristischen Roten Armee Fraktion (RAF) habe die Regelung keine großen Erfolge gebracht, sagte sie.
PHNOM PENH, 31. August (Reuter). Eine bisher unbekannte bewaffnete Oppositionsgruppe gegen die vietnamesische Regierung ist nach Informationen aus Kreisen der Vereinten Nationen (UN) in Kambodscha aufgetaucht. Eine uruguayische Einheit der UN-Friedenstruppen habe mit der aus etwa 200 Kämpfern bestehenden Gruppe, die überwiegend dem Stamm der Montagnard angehörten, in der Provinz Mondulkiri im Nordosten Kambodschas Kontakt gehabt. Den Angaben vom Montag zufolge gehören sie zur Vereinigten Front für den Kampf Unterdrückter Rassen (FULRO), die von den kambodschanischen Roten Khmer unterstützt worden sein soll.
KABUL, 31. August (Reuter). In der afghanischen Hauptstadt Kabul sind an strategisch wichtigen Punkten neutrale Beobachter stationiert worden, um die Waffenruhe zu überwachen. Auch am Montag herrschte relative Ruhe. Kabuls Flughafen wurde einer Meldung der Mudschaheddin-Nachrichtenagentur AIP zufolge am Montag wieder für zivile Flüge geöffnet. Die nach dreiwöchigen Kämpfen zwischen der Regierung und der fundamentalistischen Hesb-i-Islami von Gulbuddin Hekmatyar vereinbarte Feuerpause gilt seit Samstag.
Ein Ingenieur der Waffenstillstandsdelegation sagte der in Pakistan ansässigen AIP, er sei überzeugt, daß der Waffenstillstand halten werde. Er hoffe, daß Hekmatyars Truppen die Waffenruhe nicht nutzten, ihre Stellungen auszubauen. Nach seinen Angaben wurden die Beobachter, die aus den drei vom Konflikt nicht betroffenen östlichen Provinzen stammen, unter anderem auch an den Hauptstraßen stationiert, die im Norden zu den Lagern der Regierungsmilizen und im Süden zu den Verbänden der Hesb führen.
Bei den Kämpfen in Kabul waren in den vergangenen Wochen rund 1800 Menschen getötet worden. Die Stadt gleicht einem Trümmerfeld. Rund ein Drittel der 1,5 Millionen Einwohner ist geflohen. Nach Schließung der Grenzübergänge in Pakistan für Flüchtlinge ohne Papiere strömten UN-Angaben zufolge Tausende zurück in die Hauptstadt. Nach Angaben des Hochkommissariats für Flüchtlinge bei den UN kampieren derzeit rund 100 000 Flüchtlinge an der Straße Kabul-pakistanische Grenze.
BERLIN, 31. August (Reuter). Um die Nachfolge des zurückgetretenen Berliner SPD-Landesvorsitzenden Walter Momper bewirbt sich neben SPD-Fraktionschef Ditmar Staffelt auch die amtierende Parteichefin Monika Buttgereit. Die dem linken Parteiflügel zugerechnete stellvertretende SPD-Vorsitzende begründete ihre Kandidatur am Montag unter anderem damit, daß die Funktionen von Landes- und Fraktionsvorsitz weiter getrennt bleiben müßten. Staffelt mache seine Arbeit in der Großen Koalition mit der CDU gut, die Partei müsse sich aber auch auf die Zeit nach der Koalition vorbereiten.
BERLIN (rtr). Der wirtschaftlich angeschlagene Drucksystemehersteller Berthold scheint bei der Suche nach einem neuen Mehrheitsaktionär voranzukommen. Dieser soll die finanzielle Basis des Berliner Unternehmens stärken. Laut Berthold-Vorstand Heribert Morgott steht die Firma "mit Investoren in sehr vielversprechenden Verhandlungen". Namen will er noch nicht nennen. Es handele sich aber um keinen industriellen Partner. Von der eingeleiteten Restrukturierung und den Auswirkungen des Vergleichsverfahrens vom Mai erwarte positive Effekte in der zweiten Hälfte dieses Jahres.
Das Berthold-Stammhaus, die AG, schloß das erste Halbjahr 1992 mit einem negativen Ergebnis aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit in Höhe von 29,1 Millionen Mark ab. Dank außerordentlicher Erträge aus dem Vergleichsverfahren konnte ein Überschuß von 7,8 Millionen Mark ausgewiesen werden. Im Konzern betrug der Gewinn nach Steuern 4,8 Millionen.Truppenabzug aus Baltikum
MOSKAU, 31. August (Reuter). Rußland ist nach den Worten eines hohen Mitarbeiters des Außenministeriums in Moskau bereit, seine Truppen im nächsten Jahr aus den drei baltischen Staaten abzuziehen. Der Mitarbeiter teilte der Nachrichtenagentur Reuter am Montag mit, ihm lägen "inoffizielle Informationen" vor, daß der russische Präsident Boris Jelzin dies seinem litauischen Kollegen Vytautas Landsbergis bei ihrem Treffen am 8. September vorschlagen werde. Die Vereinbarung, die für dieses Gespräch vorbereit werde, enthalte den Termin 1993.
Rußland hat bisher erklärt, es könne mit dem Abzug seiner etwa 130 000 Soldaten aus dem Baltikum nicht vor 1994 beginnen. Die Anwesenheit russischer Truppen belastet die Beziehungen zwischen den seit einem Jahr unabhängigen Baltenstaaten und Moskau.
BONN, 1. September (Reuter). Die Behörden des Bundes erfüllen nach Angaben des Reichsbunds nicht die gesetzlich vorgeschriebene Quote zur Einstellung schwerbehinderter Mitarbeiter. Der Vorsitzende der Sozialorganisation Reichsbund, Walter Franke, sprach in Bonn von einem "bedrückenden Vorgang". Erstmals seit Jahren bleibe der Bund unter der Pflichtquote. Obwohl allein in Westdeutschland rund 120 000 Schwerbehinderte arbeitslos seien, seien beim Bund 8000 Schwerbehinderte zu wenig angestellt. Dies koste den Staat mehr als elf Millionen Mark Ausgleichsabgabe.
"Hier läßt sich wirklich Geld sparen", rügte Franke. "Bittere Ironie" sei es, daß ausgerechnet Finanzminister Theo Waigel (CSU) und seine nachgeordneten Behörden die Gesetzespflicht verletzten. Hingegen habe das Verteidigungsministerium seine Quote sogar übererfüllt.
TIFLIS, 31. August (Reuter/AP). Trotz eines seit Mitternacht geltenden Waffenstillstands sind die Kämpfe in Abchasien auch am Montag weitergegangen. Georgische Regierungstruppen und Separatisten lieferten sich wie schon am Sonntag bei der Küstenstadt Gagra heftige Kämpfe. Auch mehrere Angriffe auf Suchumi wurden gemeldet. Der georgische Staatsratsvorsitzende Eduard Schewardnadse appellierte an die abchasische Führung, sich an den Waffenstillstand zu halten.
Das russische Fernsehen berichtete unter Berufung auf das abchasische Parlament über mindestens 35 Tote und 150 Verwundete auf georgischer Seite. Das Innenministerium in Tiflis gab bekannt, in den vergangenen zwei Tagen seien 25 Regierungssoldaten getötet und 50 verwundet werden. Beide Seiten beschuldigten sich gegenseitig, eine neue Offensive eingeleitet zu haben.
Schewardnadse rief Milizionäre aus Nachbarländern zum Verlassen des georgischen Territoriums auf. Er bezog sich damit auf die Milizionäre aus der Föderation Kaukasischer Völker, die den Abchasiern zu Hilfe geeilt waren. Diesem Bündnis gehören neben Abchasien das in Rußland gelegene Adygische Autonome Gebiet sowie die drei russischen Autonomen Republiken Kabardino-Balkarien, Tschetscheno-Inguschien und Dagestan an. Schewardnadse betonte, daß die georgischen Truppen auch nach einem Ende der Kämpfe nicht aus Abchasien abgezogen würden. Sie stünden auf georgischem Boden, sagte er.
Schewardnadse gab seine Kandidatur um das Amt des Parlamentspräsidenten bekannt. Bei den Parlamentswahlen am 11. Oktober soll der Parlamentspräsident nach einem in der vergangenen Woche vom Staatsrat gebilligten Verfassungszusatz in allgemeiner, geheimer und direkter Wahl bestimmt werden. Tadschiken nahmen Geiseln
MOSKAU (AP). Hunderte tadschikische Oppositionelle haben am Montag den Präsidentenpalast in Duschanbe umringt und Regierungsmitarbeiter als Geiseln genommen. Sie wollen den Rücktritt von Präsident Nabijew erzwingen.
FRANKFURT A. M. (FR). Die deutschen Aktienmärkte sind mit kräftigen Kursgewinnen auf breiter Front in die neue Woche gestartet. Vor allem die Spitzenwerte hätten deutlich Boden gutgemacht, erklärten Händler. Dies spiegelte sich im Deutschen Aktienindex (Dax) wider, der nach einem Tageshoch von knapp 1545 Zählern mit 1541,63 Punkten zum Schluß ein Plus von gut 1,6 Prozent anzeigte.
Der Aufschwung sei in dem Ausmaß überraschend ausgefallen, hieß es auf dem Parkett weiter. Der Markt habe nach den positiven Vorgaben aus New York und Tokio offenbar etwas Hoffnung geschöpft. Dagegen spielten Pläne für eine Zwangsanleihe zur Finanzierung des Aufbaus in Ostdeutschland, die im frühen Geschäft zunächst für leicht nachgebende Kurse gesorgt hätten, zuletzt keine Rolle. Börsianer warnten dennoch vor zu großer Euphorie. Werde die Dax-Marke von 1550 Punkte nicht erreicht, sei die Erholung zunächst beendet. "Der aktuelle Kursanstieg steht auf tönernen Füßen".
Unter den großen Standardwerten taten sich besonders Daimler mit einem Plus von 14 Mark, Deutsche Bank mit einem Aufschlag von neun Mark und Siemens mit einem Anstieg von 8,30 Mark hervor. Auch Versicherungsaktien und Kaufhaustitel zogen kräftig an. Lufthansa stiegen um acht Mark.
Auch am Rentenmarkt ging es mit den Kursen aufwärts. Bei öffentlichen Anleihen reichten die Gewinne bis zu 20 Pfennig. Die Umlaufrendite fiel von 8,34 auf 8,33 Prozent. Die Bundesbank gab Titel im Nennwert von 159 Millionen Mark ab.
MIAMI, 31. August (Reuter). Der vom Wirbelsturm "Andrew" verwüstete Süden des US-Bundesstaates Florida muß sich für eine weitere Plage wappnen. Forscher warnten jetzt, es stehe eine Invasion von Ratten und Schlangen bevor. Der Sturm habe die Felder verwüstet und Mäusen und Ratten damit die Nahrungsquelle genommen. Die Trümmer in den verheerten Ortschaften stellten zugleich einen idealen Brutplatz für sie dar. Da die Nager die wichtigsten Beutetiere von Schlangen sind, folgen diese ihnen nach. In den Städten ist damit begonnen worden, gratis Rattengift auszugeben.
OSLO (rtr). Die norwegische Investmentgesellschaft A/S Investa kann ihre kurzfristigen Schulden nicht mehr bedienen und will Verhandlungen mit den Gläubigern aufnehmen. Eine entsprechende Genehmigung sei bei einem Gericht am Firmensitz Bergen beantragt worden, teilt das Unternehmen mit. Hintergrund dieser Entscheidung sei eine Krise am norwegischen Geldmarkt, die teilweise durch die Zahlungsunfähigkeit der Versicherung Uni Storebrand verursacht worden sei. Die Summe der betroffenen Schuldtitel bezifferte Investa auf 2,8 Milliarden Kronen (rund 700 Millionen Mark). Uni Storebrand hatte sich gemeinsam mit der dänischen Assekuranz Hafnia vergeblich um die Mehrheitsübernahme bei der schwedischen Gesellschaft Skandia bemüht. Beide Firmen mußten sich für zahlungsunfähig erklären (die FR berichtete).
Die norwegische Nachrichtenagentur NTB zitiert Investa-Direktor Per Kjetil Lilleskare mit den Worten, nach den Vorgängen bei Storebrand hätten viele Gläubiger ihre Gelder zurückverlangt. Investa habe Nettovermögenswerte von 600 Millionen Kronen, die für den weiteren Betrieb reichen dürften, sagt Lilleskare. Für die Gesellschaften im Investa-Besitz hätten die geplanten Schuldenverhandlungen keine unmittelbaren Folgen. Das Gericht in Bergen hat nun drei Tage Zeit, um über die Genehmigung zu entscheiden.Industrie-Chef Weiss geht
BONN, 31. August (Reuter). Vier Monate vor Ablauf seiner zweijährigen Amtszeit ist der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Heinrich Weiss, am Montag zurückgetreten. Weiss begründete den Schritt mit internen Widerständen gegen die von ihm angestrebte Reform des Verbandes. Der Weiss-Vorgänger und Vizepräsident Tyll Necker werde bis zur Wahl eines Nachfolgers bis Ende des Jahres die Aufgaben des Präsidenten übernehmen.
In der Rücktritts-Erklärung meinte Weiss, ein Verband wie der BDI könne nicht allein ehrenamtlich geführt werden. Er habe versucht, einen moderneren Stil in den BDI hereinzubringen. "Dies ist mir nicht ganz gelungen", sagte Weiss im Kölner Deutschlandfunk.
(Bericht im Wirtschaftsteil)
DARMSTADT. Rauschgiftfahndern ist im Rhein-Main-Gebiet ein Schlag gegen einen weitverzweigten Drogenring gelungen. Die Polizei teilte am Montag in Darmstadt mit, nach monatelangen Ermittlungen seien über 134 Verdächtige identifiziert worden, gegen die jetzt eine Vielzahl von Ermittlungsverfahren wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz und anderer Straftaten eingeleitet worden sei. Elf Personen säßen in Untersuchungshaft. Die Betroffenen sollen mit synthetischen und anderen Drogen gehandelt haben.
Als besonderen Erfolg bezeichnete es die Polizei, daß von den Endkonsumenten über mehrere Zwischenhändler bis in die obere Hierarchie der Verteilerorganisation ermittelt und damit auch die gesamten Handelswege offengelegt werden konnten. Es sei möglich gewesen, nahezu alle Beteiligten festzustellen und die ihnen zur Last gelegten Straftaten gerichtsverwertbar nachzuweisen.
Im Zusammenhang mit diesem Ermittlungskomplex seien seit November vergangenen Jahres 117 Verfahren wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz eingeleitet worden. Die beschlagnahmten Rauschgiftmengen bezeichnete die Polizei als vergleichsweise gering.
Eine anfängliche Vermutung, wonach ein Großteil der Drogen aus einem Labor im Rhein-Main-Gebiet stammten, sei durch die Ermittlungen widerlegt worden. Es gelte als sicher, daß die Rauschmittel überwiegend aus den Niederlanden gekommen seien.
Die Ermittlungen hätten auch neue Erkenntnisse über die in Deutschland inzwischen etablierte "Techno"-Szene gebracht, die sich neben den bekannten Haschisch-, Heroin- und Kokainszenen gebildet habe. Dieser Szene gehörten fast ausschließlich Deutsche im Alter zwischen 18 und 25 Jahren an, die sich bei überlauter elektronischer Musik durch Einnahme von Amphetaminen und LSD in Rauschzustände versetzten. Dieser Personenkreis sei im gesamten Rhein- Main-, Rhein-Neckar- und Ruhrgebiet unterwegs, um sogenannte "Techno-Partys" zu besuchen.
Bei den Drogenkonsumenten handele es sich um Jugendliche aller Gesellschaftsschichten, wobei offensichtlich die Kinder "besserer Leute" stärker als andere vertreten seien. reuter)
JERUSALEM, 31. August (Reuter). Im ersten Halbjahr 1992 sind mehr jüdische Emigranten aus der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland und die USA übergesiedelt als nach Israel. Dies teilte der Vorsitzende der regierungsnahen Jewish Agency, Simcha Dinitz, am Montag im israelischen Rundfunk mit. 37 000 Juden seien aus der ehemaligen UdSSR in die Vereinigten Staaten und nach Deutschland, 30 000 nach Israel gekommen. Im August wanderten etwa 5000 Juden in Israel ein. Im Jahre 1991 waren durchschnittlich etwa 12 000 pro Monat gekommen.
WIEN, 31. August (Reuter). Experten der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) sind am Montag zum dritten Mal in Nordkorea eingetroffen, um die Atomanlagen des Landes zu inspizieren. Nach Angaben von IAEA-Sprecher David Kyd soll die Atomanlage in Yongbyon untersucht werden, wo neben einem vorhandenen Fünf-Megawatt-Reaktor ein nuklearchemisches Labor erbaut wird.
ESSEN/DORTMUND (rtr). Die Vorstände von Krupp und Hoesch haben sich von Anfechtungsklagen gegen die geplante Fusion nicht beirren lassen und den Zusammenschluß zur Eintragung in die Handelsregister angemeldet. Das teilen die Unternehmen in einer gemeinsamen Erklärung mit. Die drei Klagen seien "zweifelsfrei ohne Erfolgsaussichten", heißt es darin. Noch keine Stellungnahmen gaben die zuständigen Registergerichte in Dortmund und Essen zu den Klagen ab. Die IG Metall kritisiert die Widerstände gegen die Fusion.
Gestern lief die Frist ab, innerhalb der die Eintragung in die Handelsregister über die Bühne gehen mußte. Zuvor waren den Vorständen die Ende der vergangenen Woche eingegangenen drei Anfechtungen zur Prüfung vorgelegt worden. Halten auch die Registerrichter die Klagen für unbegründet, können sie die Fusion eintragen. Andernfalls haben sie die Möglichkeit, diesen Schritt bis zu einer rechtskräftigen Entscheidung zurückzustellen. Das Dortmunder Landgericht hat den ersten Verhandlungstag für die Klagen auf den 18. Dezember angesetzt. Der Streitwert wurde mit einer Million Mark angenommen. Die Belegschaften seien verunsichert, erklärt die IG Metall. "Wenn diese Klagen das durch politischen Druck der IG Metall, der Belegschaft und der nordrhein-westfälischen Landesregierung erreichte Modell verzögern, besteht die Gefahr, daß notwendige Synergie-Effekte nicht erreicht und Investitionen zurückgestellt werden."
ATHEN, 1. September (Reuter). Der größte griechische Gewerkschaftsbund, der Allgemeine Verband Griechischer Arbeiter, hat für Donnerstag zu einem 24stündigen Generalstreik aufgerufen. Der am Montag verkündete Ausstand der über eine Million Mitglieder zählenden Organisation richtet sich gegen Sparmaßnahmen der Regierung des Ministerpräsidenten Konstantin Mitsotakis. Chinas KP will Reformen beraten
PEKING, 1. September (AFP). Die Kommunistische Partei Chinas will noch in diesem Jahr einen Parteitag einberufen, auf dem nach Einschätzung von Beobachtern der Weg für eine "sozialistische Marktwirtschaft" freigemacht werden soll. Arbeitsminister Ruan Chongwu kündigte am Montag an, der Kongreß werde sich mit Reformen beschäftigen.
Bahn-Rad-Weltmeisterschaft in Valencia
Drei Deutsche Steher
Alle drei deutschen Teilnehmer haben bei den Bahn-Rad-Weltmeisterschaften in Valencia das Steher-Finale der Amateure erreicht. Carsten Podlesch, der Bronzemedaillengewinner des Vorjahres, gewann am Montag den zweiten Vorlauf mit seinem Schrittmacher Dieter Durst (Nürnberg) souverän vor dem Italiener David Solari, dem WM-Zweiten von 1991. Schon einen Tag zuvor erkämpften sich Ralf Keller (Leipzig) und Sven Harter (Cloppenburg) ihren Platz im Endlauf, der heute ausgetragen wird.
Die Tandem-Weltmeister von Stuttgart, Emanuel Raasch/Eyk Pokorny (beide Berlin), die im Training schwer gestürzt waren, belegten am Montag in der Qualifikation nur den siebten Rang. Die Titelverteidiger - beide durch Hautabschürfungen am ganzen Körper gekennzeichnet, Pokorny fuhr dazu noch mit einer Spezialmanschette um das verletzte Schultergelenk - fuhren auf den letzten 250 Metern nur eine Zeit von 13,578 Sekunden. Damit erreichten sie aber das Viertelfinale am gestrigen Montag abend, wo sie auf Frederic Lancien/Denis Lemyre (Frankreich) trafen.
Die Niederländerin Ingrid Haringa sicherte sich zum zweiten Mal nach 1991 den Weltmeistertitel im Punktefahren der Frauen mit 36 Punkten vor der Schweizerin Barbara Erdin-Ganz. sid/dpa
Der Ausverkauf im CSFR-Eishockey hält unvermindert an. Kein Spieler aus dem Bronzeteam bei der Weltmeisterschaft in Prag im Frühjahr dieses Jahres verdient sein Geld in der Tschechoslowakei, alle stehen im Ausland in Lohn und Brot. Bevorzugte Ziele sind die nordamerikanische Profiliga NHL, die deutsche Bundesliga sowie Schweden und Finnland.
Als einen "Aderlaß, der kaum zu verkraften sein wird", bezeichnet Auswahltrainer Stanislav Nevesely die Auswandererwelle. Und dem CSFR-Eishockey droht noch größeres Unheil, denn da die beste Senioren-Spieler bereits abgewandert sind, sind nun mehr die Nachwuchs-Spieler das Objekt der Begierde westlicher Klubs. Und mit ihnen gehen die Trainer.
Der Transfer von Spitzenkräften bringt zwar kurzfristig Geld in die leeren Klubkassen, doch ein Sinken des Niveaus bleibt nicht aus. Nun will man wenigstens für Großereignisse wie Weltmeisterschaften oder Olympische Spiele Spitzenleute zeitlich begrenzt zusammenziehen. Denn es droht ja noch eine Gefahr ganz anderer Art: Die bevorstehende Teilung des Landes könnte auch die CSFR-Oberliga zerreißen. Der Verband hat erklärt, daß die beginnende Saison noch gemeinsam gespielt werden soll. Was danach kommt, weiß keiner. sid
Einer gegen alle, alle gegen einen: Für die am kommenden Sonntag beginnende italienische Fußballmeisterschaft 1992/93 ist der AC Mailand der Superfavorit. Der Millionenklubs aus der lombardischen Geschäftsmetropole ist nicht nur Titelverteidiger, sondern hat sich noch derart verstärkt, daß selbst Fiat-Chef Gianni Agnelli, Boß von Rekordmeister Juventus Turin, respektvoll von einem "Dream Team" sprach.
Umgerechnet 107 Millionen Mark investrierte Milan-Präsident Silvio Berlusconi in neue Spieler. Der Kader des mehrfachen Europapokalsiegers umfaßt 13 Nationalspieler, von denen etwa die Hälfte auf der Ersatzbank oder gar auf der Tribüne wird Platz nehmen müssen.
Milan hat sechs Ausländer, aber nur drei können pro Spiel zum Einsatz kommen. Die beiden Holländer Frank Rijkaard und Marco van Basten, Italiens Torschützenkönig, sind nicht zu ersetzen. Dazu will Trainer Fabio Capello nicht auf Jean-Pierre Papin, Frankreichs bester Torjäger und "Europas Fußballer des Jahres 1991", verzichten. Damit dürften der Holländer Ruud Gullit, der Jugoslawe Dejan Savicevic und der Kroate Zvonimir Boban nur vereinzelt zum Zuge kommen. "Ich bin gespannt, ob die Stars dulden werden, auf der Tribüne zu sitzen", befand Ottavio Bianchi, früher Trainer von Neapel und AS Rom.
Der gleichen Meinung ist Trainer Vujadin Boskov, der von Sampdoria Genua zum AS Rom wechselte: "Der AC Mailand hat die Meisterschaft noch nicht gewonnen. Wenn Savicevic auf der Tribüne bleiben muß, wird es Ärger geben."
Milan-Präsident Berlusconi möchte alles gewinnen, was es zu gewinnen gibt, wenngleich er sich in einem Interview bescheidener gab: "Ich wäre zufrieden, wenn wir auf allen Ebenen eine führende Rolle spielen könnten: in der Meisterschaft, im Landespokal und im Europapokal."
Indes waren auch die Herausforderer auf dem Transfermarkt nicht untätig. Der italienische Nationalspieler Gianluca Vialli von Sampdoria Genua war Juventus rund 40 Millionen Mark wert. Außerdem verpflichtete Juventus den Engländer David Platt (Bari) und den Deutschen Andreas Möller (Frankfurt).
Erste Wahl bei Trainer Giovanni Trapattoni sind Platt und der Deutsche Jürgen Kohler. Um den dritten Ausländerplatz kämpfen Möller und der Brasilianer Julio Cesar, der aber als Kohlers eingespielter Abwehrpartner gilt.
Ein weiterer Herausforderer ist Inter Mailand, das erstmals nach 18 Jahren nicht an einem europäischen Wettbewerb teilnimmt und vor einem Neubeginn steht.
Das deutsche Weltmeistertrio mit Lothar Matthäus (München), Jürgen Klinsmann (Monaco) und Andreas Brehme (Saragossa) ist nicht mehr da.
Die neuen Hoffnungsträger heißen Darko Pancev, Igor Schalimow, Ruben Sosa, Toto Schillaci und Matthias Sammer. Der frühere Stuttgarter dürfte aber nur spielen, wenn Trainer Osvaldo Bagnoli im Sturm nicht gleichzeitig zwei Ausländer (Pancev und Sosa) aufbietet. Denn auf Schalimow, den "neuen Matthäus", mag er nicht verzichten.
Chancen auf einen UEFA-Cup-Platz dürfen sich Neapel (auch ohne Maradona), AS Rom, Lazio Rom, Sampdoria Genua und Pokalsieger Parma ausrechnen. Roma verfügt mit Thomas Häßler über einen herausragenden Spielmacher, der aber zum Start verletzt ist. Trainer Boskov: "Häßler ist das größte und vielleicht letzte Talent des Fußballs."
Bei Lazio hat sich unter den Zugängen der Holländer Aron Winter behauptet, so daß Thomas Doll bei einem erfolgreichen Comeback des Engländers Paul Gascoigne mit der Tribüne rechnen muß. Karlheinz Riedle ist im Angriff ungefährdet.
Zur Überraschungsmannschaft könnte Florenz werden, das sich mit den Münchnern Stefan Effenberg und Brian Laudrup verstärkt hat.
Ungewiß erscheint die Zukunft des UEFA-Cup-Finalisten AC Turin. Finanzielle Probleme haben Präsident Gianmauro Borsano genötigt, die halbe Mannschaft zu verkaufen. sid
Gelungene Generalprobe für Flushing Meadow
Rittners erster Grand-Prix-Sieg
Erster Grand-Prix-Sieg für den deutschen Tennisprofi Barbara Rittner und zugleich gelungene Generalprobe für ihr Auftaktspiel bei den US Open in Flushing Meadow gegen die Tschechoslowakin Andrea Strnadova: Die 19 Jahre alte, an Nummer drei gesetzte Leverkusenerin gewann das mit 100 000 Dollar dotierte Damen-Tennis-Turnier in Schenectady mit 7:6 (7:3), 6:3 gegen die Niederländerin Brenda Schultz (Nummer 4). "Ich kann es nicht erklären, aber genau das habe ich jetzt gebraucht", erklärte die 27. der Weltrangliste nach dem Spiel.
Mit dem Sieg gewann die Rheinländerin neues Selbstvertrauen: "Manchmal dachte ich, es ist wie verhext, du siehst, wie du da mitspielen kannst, aber es fehlt was, das sich nur im Kopf abspielen kann." Der Knoten bei Barbara Rittner, die der Damen-Bundestrainer Klaus Hofsäß eine der komplettesten deutschen Spielerinnen nennt, ist geplatzt.
Damit sorgte Rittner für das herausragende Ergebnis der deutschen Tennis-Asse bei den Generalproben auf Flushing Meadow. Zuvor scheiterten Anke Huber im Halbfinale von San Diego, Boris Bekker, Christian Arriens (beide Viertelfinale) und Carl-Uwe Steeb (Achtelfinale) in Commack, sowie Michael Stich in Schenectady (Achtelfinale).
Den zweiten Grand-Prix-Erfolg nach Queens in diesem Jahr feierte der an Nummer drei gesetzte Südafrikaner Wayne Ferreira bei der gleichzeitig stattfindenden Herrenkonkurrenz (155 000 Dollar). Der Weltranglistenzwölfte stoppte mit 6:2, 6:7 (5:7), 6:2 den Vormarsch des australischen Favoritenschrecks Jamie Morgan. Morgan hatte unter anderem im Halbfinale den an Nummer fünf gesetzten Spanier Emilio Sanchez besiegt.
Ivan Lendl (USA) wartet weiter auf seinen ersten Grand-Prix-Sieg 1992: Der gebürtige Tschechoslowake und mittlerweile in den USA eingebürgerte Weltranglistensiebte unterlag im Finale des mit 265 000 Dollar dotierten Grand-Prix-Turniers im amerikanischen Commack dem an Nummer vier gesetzten Petr Korda (CSFR) deutlich 2:6, 2:6. Für den 32 Jahre alten Lendl, in Commack an Nummer drei gesetzt, war es die dritte Final-Niederlage bei einem Turnier in Folge.
Erwartungsgemäß hat die Weltranglistensechste Jennifer Capriati (USA) das Finale des mit 225 000 Dollar dotierten Damen-Tennis-Turniers in San Diego gewonnen. Die Olympiasiegerin besiegte die Spanierin Conchita Martinez klar mit 6:3 und 6:2. Am Samstag hatte Capriati die Karlsdorferin Anke Huber mit 7:6 (8:6), 3:6 und 6:1 bezwungen. sid
Ergebnis-Telegramm
Frauen: 100 m: 1. Priwalowa 11,36 Sekunden, 2. Trandenkowa (beide GUS) 11,48. - 400 m: 1. Brysgina (GUS) 50,61. - 100 m Hürden: 1. Baumann (Schweiz) 13,19. - Weit: 1. Drechsler (Jena) 7,02 m, 2. Klopotnowa 6,69 m, 3. Bereschnaja (beide GUS) 6,61 m. - Kugel: 1. Neimke (Magdeburg) 18,60 m, 2. Lissowskaja (GUS) 17,65 m.
DEUTSCHE MEHRKAMPF- UND STAFFEL-MEISTERSCHAFTEN , Zehnkampf, Männer: 1. Schmid (Karlstadt) 7.992 Punkte (100 m 11,13 Sekunden/Weit 7,37 m/Kugel 14,02 m/Hoch 1,97 m/400 m 49,56 /110 m Hürden 14,80/Diskus 41,34 m/Stab 4,80 m/Speer 66,90 m/1.500 m 4:43,36 Minuten), 2. Lampe (Magdeburg) 7.587 (11,07/7,26/13,02/1,94/50, 34/15,79/ 42,84/4,50/58,40/4:37,39), 3. Pajonk (Leverkusen) 7.496, 4. Deick (Mainz) 7.345, 5. Neumaier (Mainz) 7.341. RADSPORT WELTMEISTERSCHAFT in Valencia, Punktefahren 30 km, Frauen, Finale: 1. Haringa (Niederlande) 38 Punkte; 2. Erdin-Ganz (Schweiz) 29; 3. Eickoff (USA) 29; 4. Roßner (Köln-Worringen) 22; 5. Longo-Ciprelli (Frankreich) 22; 6. Galbiati (Italien) 19; ...9. Holfeld (Erfurt). TENNIS ATP-Turnier der Herren in Commack/Long Island, Einzel, Finale: Korda (CSFR) - Lendl (USA) 6:2, 6:2.
TURNIER in Schenectady, Männer-Einzel, Finale: Ferreira (Südafrika) - Morgan (Australien) 6:2, 6:7 (5:7), 6:2, Frauen-Einzel, Finale: Rittner (Leverkusen) - Schultz (Niederlande) 7:6 (7:3), 6:3.
FRAUEN-TURNIER in San Diego, Einzel, Finale: Capriati (USA) - Martinez (Spanien) 6:3, 6:2. VOLLEYBALL EUROPAMEISTERSCHAFT der Junioren in Polen, zweiter Spieltag, Gruppe 1: GUS - Frankreich 3:0 (15:12, 15:7, 15:10), CSFR - Polen 3:2 (15:6, 10:15, 11:15, 17:15, 15:11), Niederlande - Israel 3:0 (15:1, 15:13, 15:9).
Gruppe 2: Deutschland - Ungarn 3:1 (15:13, 15:13, 14:16, 15:8), Italien - Türkei 3:0 (15:5, 15:9, 15:8), Spanien - Griechenland 3:0 (15:12, 15:8, 17:15).
Kletter-Pionier Wolfgang Güllich (31) ist tot. Der Nürnberger, der im September 1991 als erster und bisher einziger Sportkletterer der Welt eine Tour des elften Schwierigkeitsgrades schaffte, starb am Montag an den Folgen eines Verkehrsunfalles, in den er am Samstag auf der Autobahn München - Nürnberg verwickelt war.
TENNIS
US OPEN in Flushing Meadow (8,55 Millionen Dollar), erste Runde: Männer-Einzel: Stich (Elmshorn/Nr. 11) - Delaitre (Frankreich) 6:4, 6:3, 6:4, Palmer (USA) - Carbonell (Spanien) 6:3, 6:2, 6:2, Pioline (Frankreich) - Strelba (CSFR) 7:5, 2:1, Aufgabe Strelba, Larsson (Schweden) - Furlan (Italien) 6:2, 7:5, 6:3
Frauen-Einzel: Seles (Jugoslawien/Nr. 1) - Keller (USA) 6:1, 6:0, Date (Japan) - Babel (Neu-Isenburg) 6:1, 6:0, Raymond (USA) - Ritter (Österreich) 6:3, 6:4, Hy (Kanada) - Sviglerova (CSFR) 6:1, 6:1, Zardo (Schweiz) - Demongeot (Frankreich) 6:3, 6:4, Wood (England) - Durie (England) 6:1, 0:6, 6:3, Gildemeister (Peru) - Ruano-Pascual (Spanien) 7:5, 6:2, Ferrando (Italien) - Thoren (Finnland) 5:7, 6:1, 6:0, Rehe (USA) - Javer (England) 6:4, 6:4.
GOLF
ENGLISH OPEN in Sutton Coldfield (1,55 Millionen Mark), Schlußstand nach vier Runden (Par 72): 1. Fernandez (Argentinien) 283 (69+72+73+69) Schläge, 2. Lindgren (Schweden) 284 (69+68+74+73) und Johansson (Schweden) 284 (71+68+72+73), 4. Lane (England) 285 (70+69+78+68), 5. Ogle (Australien) 286 (72+67+75+72) und Roe (England) 286 (69+69+75+73).
Michael Hübner stürmt im Velodromo "Luis Puig" von Valencia wieder auf den Sprinter-Thron. Nach seinem Weltmeistertitel 1990 und dem enttäuschenden achten Rang des Vorjahres hat der 33 Jahre alte Radprofi aus Chemnitz bei den Weltmeisterschaften das Finale erreicht. Dort traf der 101 Kilogramm schwere und 1,87 m lange Hüne Montag nacht auf den Franzosen Frederic Magne.
"Das Glück war auch einmal auf der Seite der Pechvögel", sagte Sprint-Trainer Jörg-Uwe Krünnägel, nachdem das Weltmeister-Tandem Eyk Pokorny/Emanuel Raasch (beide Berlin) in der Qualifikation erst nur den siebten Platz, dann aber wegen Regelverstößen des englischen und französischen Duos auf den fünften Rang hochgestuft wurde.
Im Viertelfinale gewann Hübner gegen den Japaner Kazuhiro Kaida, im Halbfinale setzte er sich gegen den französischen Vorjahres-Zweiten Fabrice Colas durch. Magne siegte in zwei Durchgängen gegen den Belgier Eric Schoefs
Das Aus kam dagegen erwartungsgemäß im Viertelfinale der 5000-m-Einzelverfolgung für den Münchener Profi Thomas Dürst, der Titelverteidiger Francis Moreau (Frankreich) unterlag. Moreau benötigte 5:48:904 Minuten, Dürst war über sieben Sekunden langsamer. sid
HANDBALL
TESTSPIEL: TB Rotenfels - SG Wallau- Massenheim 16:32 (9:15).
NIEDERURSEL. Zwei Dutzend Enten nehmen schnatternd vor dem Bonameser Fanfarencorps Reißaus in den Urselbach, Bewohner im Ortskern zeigen sich in den Fenstern oder kommen aus den Häusern: Kerb ist in Niederursel. Der Kerwefestzug - klein, aber oho - zeigt Wirkung. Aus der Prominentenkutsche winken Erwin Emge, Gunter Matthei und Erich Lange, andere Persönlichkeiten sind im Festzelt der Feuerwehr: Umlandverbandsvorsitzender Rembert Behrendt, die Stadtverordnete Elisabeth Kraus, Wehrführer Wolfgang Kost, Theo Dechert (FDP-Fraktionsvorsitzender im Ortsbeirat) oder Walter Müller, seit 21 Jahren Pfarrer in der Gustav-Adolf-Gemeinde.
Immer wieder ein spannender Augenblick ist das Aufstellen des Kerwebaums. Peter Barz gibt das Kommando: "Hebt an!" Geschafft, der Baum steht. Beifall. Jetzt lenkt Bürgervereinsvorsitzender Dieter Himmelreich mit der "Flüstertüte" die Aufmerksamkeit auf sich und den Schirmherrn Andreas Stein (Zweigstellenleiter der Frankfurter Volksbank). "Wir feiern die kleinste Kerb in Frankfurt, aber um so fröhlicher", erklärt Himmelreich das Stadtteil-Volksfest für eröffnet und dankt den vielen Helfern.
Vier Tage lang wurde gefeiert bei vorwiegend schönem Wetter. Zehn Aktive der Freiwilligen Feuerwehr tauschten zum Baumeinholen (im Gemeindewald bei der Hohemark) den Overall mit der Kerwekluft. Niederursels Feuerwehrchef Kost erzählte, daß die Fichte nicht gefällt werden mußte: "Beim Unwetter vor Tagen hatte sie der Sturm umgeworfen". Auf einem sogenannten Nachläufer, vom Traktor gezogen, transportierten die Kerweburschen den 15 Meter langen Baum nach Niederursel. Unter der geschmückten Baumkrone hatten sie einen "Kerwefritzen" (eine Strohpuppe) befestigt. Während die Kerweburschen Knochenarbeit leisteten, machten sich andere Feuerwehrleute im Zelt am Grill, am Ausschank oder anderen Arbeiten nützlich. Die Jugendfeuerwehr nahm die Gelegenheit zur Selbstdarstellung wahr.
Einen Tag vor der offiziellen Eröffnung der Kerb kam die Disco-Nacht gut an. Auch die Kerwe-Tanzabende bei der Feuerwehr und im "Teescheunenhof" (mit den "Barberinos"), der "Bunte Abend" im Festzelt mit den "Zabelsteiner Buam" fanden gute Resonanz. Anziehungspunkte waren auch die Kerwefrühschoppen und andere gemütliche Treffs bei den Kleintierzüchtern, den Fußballern oder im Hof bei Gerhard Gebhart. Die Kleintierzüchter hatten ihren Bereich im Hof neben der Kirche mit Käfigen umstellt und zeigten Großhühner, Zwerghühner, Kaninchen, Enten sowie Rassetauben.
Vor allem Kinder waren begeistert von der kleinen Tierschau. Aber viel Spaß hatten sie auch an einem Karussell, an den Buden der Schausteller, beim Kasperle im Speiseraum "der hof" und bei Spielen auf dem Kerweplatz. dixi
Der "Tiger" auf dem Sprung in das deutsche Mediengeschäft Mexikos Mediengigant Televisa hat Expansionsgelüste
In Rußland, so eine Redensart, beschäftigt die Menschen drei Dinge: die hohen Preise, der kommende Winter und die Zukunft von "Mariana" (Veronica Castro) - Protagonistin der mexikanischen Seifenoper "Auch die Reichen weinen", die seit Wochen ein Riesenpublikum vor den Bildschirm bannt. Die Schnulzenstory von Liebe und Intrige könnte auch schon bald deutsche Wohnzimmer heimsuchen - produziert wurde sie von Mexikos Mediengigant Televisa.
"Wäre es nicht schön, wenn in der ganzen Welt mexikanische Sendungen zu sehen seien", träumt ein Televisa-Mitarbeiter, der seinen Namen allerdings nicht genannt sehen möchte. Die ganze Welt mag übertrieben sein, aber nach der Dominanz in Mexiko und großem Einfluß auf dem lateinamerikanischen Kontinent streckt die "Krake", wie Kritiker sie verunglimpfen, nun auch ihre Tentakeln gen Europa aus.
So beglückt das Televisa-Produkt "Cadena de las Americas" bereits die Zuschauer in der Schweiz, Spanien, Frankreich und Portugal. An dieser Propaganda-Sendung, die geflissentlich Lateinamerikas Elend mit touristischen Schönheiten kaschiert, sind bis auf Brasilien alle lateinamerikanischen Länder beteiligt. Sie wurde anläßlich des 500. Jahrestages der Landung von Christopher Kolumbus kreiert, um "der Alten Welt die Neue Welt näherzubringen".
Auch wenn diese im Oktober ausläuft, so denkt Televisa nicht daran, den Fuß wieder aus der europäischen Tür zu nehmen. Der Konzern von Emilio Azcarraga, auch der "Tiger" genannt, hat Expansionsgelüste in Europa und dafür Deutschland als Sprungbrett ausgeguckt. Schon sei Televisa mit Privatsendern im Gespräch, heißt es. Namen aber werden tunlichst verschwiegen, ebenso wie Zeitplan oder Budget. Nur soviel will ein Insider verraten: "Das Projekt ist kurzfristiger Natur, in den nächsten ein bis zwei Jahren, und an Geld soll es nicht fehlen."
Das allerdings wurde bei Televisa in den vergangenen Jahren etwas knapp. So setzte Azcarraga, der zu den reichsten Männern Lateinamerikas zählt, 100 Millionen Dollar mit einer Sportzeitung in den USA in den Sand, und mußte dieses Jahr gar an die Börse gehen, um neue Finanzressourcen zu erschließen. Insgesamt soll Televisa mit über 700 Millionen Dollar in der Kreide stehen.
Das hindert den Medien-Tycoon jedoch nicht, sein mexikanisches Imperium von vier TV-Kanälen, einem Kabelfernsehen, 181 lokalen Radiosendern, dem größten Video-Verleih, zwei Fußball-Clubs samt Stadion und Stierkampfarenas zu erweitern. So kaufte er drei Fernsehstationen in Chile, Peru und Argentinien, schlug bei einem Buchverlag zu und hat sich nun auch noch den spanischsprachigen Sender in den USA, Univision, zusammen mit zwei anderen Gesellschaftern für 550 Millionen Dollar einverleibt. Gegen letzteren Deal kann allerdings noch die nordamerikanische Kommunikationskommission ihr Veto einlegen, sollte, wie Kritiker vermuten, Azcarraga eine Beteiligung von mehr als 25 Prozent nachgewiesen werden.
Der Kauf durch Televisa löste bei Mitarbeitern von Univision Panik aus, da sie fürchten, daß zukünftig mexikanischer Stil die Programminhalte bestimmen wird. Und der ist in Mexiko für einseitige Berichterstattung zugunsten der seit über 60 Jahren regierenden PRI (Partei der Institutionalisierten Revolution) berüchtigt. Azcarraga, dessen Vater das Imperium mit einem Rundfunksender startete und vom jahrzehntelangen Protektionismus profitierte, soll einmal erklärt haben: "Mein einziger Chef ist der Präsident."
So sieht auch das Programm aus. Unkritischer Verlautbarungsjournalismus, der höchstens die Opposition in die Zange nimmt, und an dem in Mexiko keiner vorbeikommt. So vereinnahmt Televisa 90 Prozent des Werbeaufkommens, produziert jährlich immerhin 21 700 Stunden Fernsehen, und kann sich die besten Stars leisten.
Selbst das Freihandelsabkommen zwischen den USA, Kanada und Mexiko wird an diesen Verhältnissen - sehr zum Ärger der mexikanischen Fernsehzuschauer - nichts ändern. Der Medienmarkt wird nicht angetastet, und die Vormachtstellung des "Tigers" ist gesichert.
RITA NEUBAUER
Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden
MAIN-TAUNUS-KREIS
Filmspiegel Bad Soden. Kur-Theater: Vater der Braut (20 Uhr).
Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Indochine (20.15 Uhr).
Hofheim. Capitol-Kino-Center, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Brennpunkt L.A. - die Profis sind zurück (15, 20.15 Uhr).
Kino 2: Mein böser Freund Fred (15 Uhr); In einem fernen Land (20.15 Uhr).
Kino 3: Otto - der Liebesfilm (15, 20.15 Uhr).
Kelkheim. Kino, Hornauer Straße 2: The Doors (17, 20 Uhr).
Kronberg. Kronberger Lichtspiele, Friedrich-Ebert-Straße 1: In einem fernen Land (20.15 Uhr). Ausstellungen Eschborn. Museum, Eschenplatz 1: "Treffpunkt Museum: Eschborner malen für Eschborn", Aquarelle der Hobbykünstlerin Margarete Franz (bis 20. 9.).
Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: "Historische Fahrzeuge und Mode", 8 bis 18 Uhr; Führungen nach Absprache, Tel. 0 61 98 / 30 10.
Hattersheim. "Kunst in der Praxis": Bilder von Vesna Bakic, Okriftel, Taunusstraße 6 a (bei Brigitte Herzog), zu den Sprechstundenzeiten (bis 31. 12.).
Rathaus, Villebon-Platz 9 - 11: "Seidenmalerei", 9 bis 12 Uhr (bis 16. 9.).
Schwalbach. Pfarrzentrum der evangelischen Limesgemeinde, Ostring 15: "Wer ist Maria Magdalena - Frauen in biblischer Zeit", Bilder, Drucke und Landkarten, 9 bis 12 und 16 bis 18 Uhr (bis 6. 9.). Parteien / Parlamente Bad Soden. Grüne: Stammtisch, Sportklause Kluge, Brunnenstraße, 20 Uhr.
Hattersheim. FDP: Podiumsdiskussion zum Thema "Kostendämpfung im Gesundheitswesen", Alter Posthof, Hauptstraße 48, 19.30 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Bad Soden. Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren, Königsteiner Straße 105: Beratungsstelle für Suchtkranke, 14 bis 21 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 2 30 59.
Eschborn. Guttempler-Gemeinschaft "Zukunft": Hilfe für Suchtkranke, Treffen und Beratung, Bürgerzentrum, Niederhöchstadt, In den Weingärten 17, 19 Uhr; telefonische Beratung, 19 bis 22 Uhr, Tel. 0 61 73 / 6 69 99; Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 4 21 84 (Rudolf Mudra).
Hofheim. Frauen helfen Frauen, Zeilsheimer Straße 27 a: Beratung und Hilfe, 15 bis 18 Uhr, Tel. 0 61 92 / 2 42 12.
Jugend- und Drogenberatung, Hattersheimer Straße 5: Sprechstunde 14 bis 17 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 70 62.
Eltern - und Jugendberatung, Vincenzstraße 29 a: 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.
Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 0 61 92 /1 11 03, 15 bis 19 Uhr.
Verbraucherberatung, Hattersheimer Straße 1: Tel. 0 61 92 / 2 24 95, 10 bis 12 Uhr.
Kelkheim. Malteser Soziale Dienste: Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und Kranke, Tel. 0 61 95 / 6 22 22, 8 bis 16 Uhr.
DRK, Alte Schulstraße 8: Psychosoziale Gesprächs-, Kontakt- und Beratungsstelle, Sprechzeit, 8 bis 12 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 59.
Anonyme Alkoholiker: Treffen, Gemeindezentrum der evangelischen Paulusgemeinde, Gustav-Adolf-Straße 19, Infos Tel. 0 69 / 5 97 42 74, 18 bis 20 Uhr. Offene Treffs Hochheim. Mütterzentrum "Mamma mia", Kolpingstraße 2 (Räume der Bonifatius-Gemeinde): Frühstückstreff, 9.30 bis 11.30 Uhr.
Senioren Bad Soden. Wohnstift Augustinum, Sodener Waldweg 2: Lichtbildervortrag "Mexiko - Land der Mayas und Azteken", Stiftstheater, 18.30 Uhr.
Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Treffen, Café, 10 Uhr; Bastel- und Handarbeitsrunde, Volksbildungsraum, 14 Uhr; Senioren-Singkreis, Tanzraum, 14.30 Uhr; Skatabend, Gewölberaum, 19 Uhr.
Hochheim. Arbeitsgemeinschaft Hessischer Seniorenvertretungen: Sprechstunde, Altenwohnheim, Schwedenstraße 2, 9 bis 12 Uhr.
Hofheim. Seniorenzentrum, Hattersheimer Straße 5: Kaffee-Nachmittag, 14.30 Uhr.
Kelkheim. Haus Sindlinger Wiesen, Görlitzer Straße 2: "Café der offenen Tür", 15 Uhr. Kinder / Jugendliche Hattersheim. "Der Räuber Hotzenplotz", Aufführung des "Theater auf Tour" für Kinder ab fünf Jahren, Stadthalle, Karl-Eckel-Weg, 15 Uhr.
Jugendtreff Eddersheim, Kreuzstraße: Treffen des Videoteams, Keller des Begegnungshauses, 15.30 bis 17.30 Uhr,
Jugendtreff Okriftel, Mainstraße 48: Café und Hausaufgabenhilfe, 16 bis 19 Uhr; Sprechstunde mit Thomas Kaiser, 11 Uhr, Tel. 0 61 90 / 48 67.
Kelkheim. Kindertheater "Der Froschkuß" oder "Die eisige Henriette", Rathaus, Gagernring 6-8, Plenarssal, 15 Uhr.
Jugendtreff Mitte an der Stadthalle: Mädchentag, 15 bis 18 Uhr. WESTLICHE STADTTEILE
Filmspiegel Höchst. Filmforum im Neuen Theater, Emmerich-Josef-Straße 46 a: Die große Liebe - Das Bild der Frau im NS-Film (17.30 Uhr); Naked Lunch (20.30 Uhr).
Ausstellungen Höchst. Café Wunderbar, Antoniterstraße 16; Café "Cappuccino", Hilligengasse 6: "Aerosol-pattern-project", Bilder von Peter Damm, 10 bis 1 Uhr (bis 13. 9.).
Jugendcafé und Bildungstreff Zenit, Adolf-Häuser-Straße 7: Photographien von Souleymane Bombaye, 11 bis 15 und 16.30 bis 19 Uhr (bis 20. 9.).
Senioren-Initiative Höchst, Gebeschusstraße 44: "Das Bild der Frau im Film der vierziger Jahre", 10 bis 17 Uhr (bis Mitte September). Beratung / Selbsthilfe Höchst. Kinder-Jugend-Elternberatungsstelle, Kurmainzer Straße 1: Beratung für die westlichen Stadtteile, 8.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 31 06 54 59.
Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE), Gersthofer Straße 4: Jugend- und Suchtberatung, 13 bis 17 Uhr.
Evangelisches Beratungszentrum, Hospitalstraße 48: Psychologische Beratungsstelle, Anmeldung unter Tel. 0 69 / 31 56 01, 8.30 bis 12 Uhr.
Pro Familia, Hostatostraße 16: Sexualberatung/Familienplanung, 9 bis 12 Uhr.
Psychosoziale Beratungsstelle, Bolongarostraße 154: Sprechzeiten, 9 bis 15 Uhr, Tel. 30 32 14.
Arbeiterwohlfahrt, Königsteiner Straße 49 H: Sozialberatung, 16.30 bis 18.30 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 69 / 31 87 77.
Anonyme Alkoholiker: Treffen, 20 Uhr, Pfarrheim, Schleifergasse 2.
DRK, Hostatostraße 35: Beratung für hilfesuchende Menschen, 9 bis 11 Uhr.
Höchster Bildungsschuppen, Königsteiner Straße 49: Beratung, 14 bis 17 Uhr, Informationen unter Tel. 31 19 92.
Sossenheim. Arbeiterwohlfahrt: Ehe-, Familien- und Lebensberatung, 15 bis 17 Uhr, Robert-Dißmann-Straße 6, Tel. 34 77 86. Sonstiges Frauenreferat der Stadt Frankfurt: Kampagne "Frauen nehmen sich die Stadt", Vorbereitungstreffen, Räume der Senioren-Initiative Höchst, Gebeschusstraße 44, 19 bis 21 Uhr. WIESBADEN
Filmspiegel Archivkino Caligari, Herrnmühlgasse/ Am Markt: Die Lok (15.30 Uhr); Kommunales Filmprogramm Dakapo: Die Partisanen von Wilna (19.30 Uhr); Prosperos Bücher (22 Uhr).
Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Brennpunkt L.A. - Die Profis sind zurück (14.15, 17, 20, 22.45 Uhr).
Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Otto - Der Liebesfilm (13.45, 16, 18.15, 20.30 Uhr).
Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Steinzeit Junior (13, 15.15, 17.30, 19.45 Uhr).
Apollo-Cinema, Moritzstr. 6: In einem fernen Land (13.30, 16.30, 19.30, 22.30 Uhr).
Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Christopher Columbus - Der Entdecker (13, 15.30, 18, 20.30 Uhr).
Alpha: Wayne's World (13.15, 15.45, 18.15, 20.45 Uhr).
Beta: Basic Instinct (14, 16.45, 19.30, 22.15 Uhr).
Gamma: Go Trabi go II - Das war der wilde Osten (12.45, 15, 17.15, 19.30, 21.45 Uhr).
Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Die Hand an der Wiege (14, 17, 20 Uhr).
Passage-Programmkino im Westend, Wellritzstraße 49: Rain Man (14.30, 17, 19.45, 22.30 Uhr). Ausstellungen Stadtbibliothek, Neugasse: "Literarische Portraits - Texte und Grafik", 10 bis 19 Uhr (bis 30. 9.).
Hessische Landesbibliothek, Rheinstraße 55 - 57: "Adolph - Herzog zu Nassau, Großherzog von Luxemburg 1817 - 1905", 9 bis 19 Uhr (bis 31. 10.).
Schloßpark Biebrich: "Erfahrungswelt zur Entfaltung der Sinne" von Hugo Kükelhaus, ganztägig (bis 11. 10.).
Deutsche Klinik für Diagnostik, Aukammallee 33, Halle: Bilder von Erika Liefland, Petra von Breitenbach und Erika Schreiter (bis 30. 9.).
PrivART, Scheffelstraße 4: "Grafik und Malerei" von Gerhard Schlich und Hans Plovgaard; 18 bis 20 Uhr (bis 12. 9.). Beratung / Selbsthilfe Gesundheitsamt, Dotzheimer Straße 38 - 40: Aids-Beratung/-Test, 14 bis 18 Uhr.
Aids-Hilfe, Karl-Glässing-Straße 5: Sprechzeiten, 10 bis 14 Uhr, persönliche Beratung nach Absprache, Tel. 30 24 36.
Verein Soziale Hilfe, Bismackring 3: Beratungsstelle, 10.30 bis 12.30 und 14 bis 15.30 Uhr, Tel. 06 11 / 30 09 91.
"Wildwasser" Verein gegen sexuellen Mißbrauch: Beratungsstelle für Mädchen und Frauen, 10 bis 13 Uhr, Tel. 80 86 19.
Kinderschutzbund, Schwalbacher Straße 72: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 06 11 / 5 11 22, 15 bis 19 Uhr.
Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.
Jugend- und Drogenberatung "Oase", Stiftstraße 12: Sprechzeiten, 9 bis 17 Uhr; persönliche Beratung nach Vereinbarung, Tel. 52 40 18.
Mädchentreff, Römerberg 24: Beratungsstelle für Mädchen und junge Frauen mit Problemen, 15 bis 18 Uhr, telefonische Beratung unter Tel. 51 51 8.
Elternverein Restrisiko: Sprechstunde der parteiunabhängigen Elterninitiative gegen eine strahlende Zukunft; Kastellstraße 11, Käthe-Kollwitz-Schule (Kellereingang, 10 bis 13 Uhr; Kontakt und Termine für Probenabgaben: Tel. 5 19 12.
Pro Familia, Langgasse 3: Offene Jugendsprechstunde zu Fragen der Verhütung, Aids, Freundschaft und Sexualität, 14 bis 17 Uhr.
HUjA-Beratungsstelle, Rheinstraße 109: Hilfe und Unterstützung junger Arbeitsloser, 15 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 30 95 71. Vereine /Organisationen Autonomes Frauen-Archiv: Forschungs- und Bildungsinstitut, Langgasse 20, Hinterhaus, 11-17 Uhr. (- ohne Gewähr -)
Kulturspiegel · Kulturspiegel
RÜSSELSHEIM. Wer schon immer wissen wollte, was es mit dem Stadtverband der kulturellen Vereine auf sich hat, sollte sich am Samstag, 5. September, an den Treff begeben. Dort wird von 14 Uhr an das Brunnenfest gefeiert, in dessen Organisation und Durchführung sich die ausländischen Vereine und der Zusammenschluß der kulturtreibenden Rüsselsheimer Vereine jährlich abwechseln. Wie beim Solidaritätsfest der ausländischen Vereine legt auch der Stadtverband Wert auf ein multikulturelles Programm, an dem sich deutsche und ausländische Gruppen mit Musik, Tanz und Gesang beteiligen und ihre diversen Aktivitäten näher erläutern. Gefeiert wird auch am Sonntag, 6. September. Der Tag beginnt um 10 Uhr mit einem von Unterhaltungsmusik begleiteten Frühschoppen und leitet dann über zu einem bunten Programm mit Folkloretanz und Chorgesang, das bis in den Nachmittag hinein für Stimmung sorgen soll.
GROSS-GERAU. Musik von Godfrey Finger, Samuel Scheidt, Antonio Vivaldi, William Corbett und einer Reihe weiterer Komponisten erklingt am Freitag, 4. September, um 20 Uhr im Stadtmuseum. Das Konzert mit dem Instrumentalensemble "La Banda Palatina" steht in Verbindung mit dem landesweiten Denkmalschutztag am 6. September, mit dem erstmals in 29 hessischen Städten und Gemeinden ein Konzertfestival in signifikanten Kulturdenkmälern einhergeht. Eintrittskarten gibt's für zwölf Mark am Informationsschalter des Stadthauses oder an der Abendkasse.
Literarisches steht am Sonntag, 6. September, im Kulturcafé auf dem Programm. Im Mittelpunkt der Lesung steht José F. A. Oliver, ein im Schwarzwald geborener Spanier, der Kostproben seiner in Deutsch verfaßten Texte mitbringt. Oliver selbst sieht sich zwar nicht als politischer Schriftsteller, will aber "die Menschen zur Wahrheit verführen". Die Lesung beginnt um 20 Uhr, der Eintritt beträgt acht Mark.
NAUEIM. Zum Serenadenkonzert unter freiem Himmel lädt am Donnerstag, 3. September, der Musikverein vor das Alte Rathaus am Heinrich- Kaul-Platz ein. Unter Leitung von Karlheinz Kühnl verwöhnt das große Blasorchester sein Publikum mit einem bunten musikalischen Potpourri. Das Konzert beginnt um 20 Uhr, der Eintritt ist frei.
Wer Lust auf Kleinkunst hat, ist am Samstag, 5. September, im Saalbau Ruhland beim Chawwerusch-Theater gut aufgehoben. Angekündigt ist die Truppe mit Jura Soyfers vor etwa 60 Jahren entstandenem Stück "Astoria", einer Groteske mit Musik. Beißende Satire, Sprachwitz und zündende Songs verbinden sich mit zarten Traumszenen und sozialer Lyrik zu einer Posse im Stil des Wiener Volkstheaters eines Johann Nestroy. Der Vorhang hebt sich um 20 Uhr. Karten gibt's im Vorverkauf für acht Mark, an der Abendkasse kostet das Billett zehn Mark. wal
Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden
MAIN-TAUNUS-KREIS
Bad Soden. Kurverwaltung: Großes Abendkonzert des Hessischen Polizeiorchesters, Kurcafé, Zum Quellenpark, oder Konzertmuschel, 19.30 Uhr.
Bad Soden. Kur-Theater, Zum Quellenpark: Filmforum: Madame Bovary (20 Uhr).
Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Indochine (20.15 Uhr).
Hofheim. Capitol-Kino-Center, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Brennpunkt L.A. - die Profis sind zurück (15, 20.15 Uhr).
Kino 2: Mein böser Freund Fred (15 Uhr); In einem fernen Land (20.15 Uhr).
Kino 3: Otto - der Liebesfilm (15, 20.15 Uhr).
Kelkheim. Kino, Hornauer Straße 2: Keine Vorstellung.
Kronberg. Kronberger Lichtspiele, Friedrich-Ebert-Straße 1: In einem fernen Land (20.15 Uhr).
Ausstellungen Eschborn. Museum, Eschenplatz 1: "Treffpunkt Museum: Eschborner malen für Eschborn", Aquarelle der Hobbykünstlerin Margarete Franz, 15 bis 20 Uhr (bis 20. 9.).
Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: "Historische Fahrzeuge und Mode", 8 bis 18 Uhr; Führungen nach Absprache, Tel. 0 61 98 / 30 10.
Hattersheim. "Kunst in der Praxis": Bilder von Vesna Bakic, Okriftel, Taunusstraße 6 a (bei Brigitte Herzog), zu den Sprechstundenzeiten (bis 31. 12.).
Hochheim. Galerie Rosi Jaeger, Wintergasse 13: Zeichnungen und Grafiken von Claude Wolff, 17 bis 19 Uhr (bis 6. 9.).
Liederbach. Liederbachschule, Wachenheimer Straße 67: "Vom Tintenfaß zum Taschenrechner", Ausstellung von alten Schulsachen, Pausenhalle (bis 30. 9.).
Rathaus, Villebon-Platz 9-11: Seidenmalerei, 9 bis 12 und 15 bis 19 Uhr (bis 16. 9.).
Schwalbach. Pfarrzentrum der evangelischen Limesgemeinde, Ostring 15: "Wer ist Maria Magdalena - Frauen in biblischer Zeit", Bilder, Drucke und Landkarten, 9 bis 12 und 16 bis 18 Uhr (bis 6. 9.).
Parteien / Parlamente Hattersheim. FDP: Bürgertelefon mit August Muth, Tel. 0 61 90 / 32 00, 18 bis 19 Uhr. Vorträge / Kurse Eschborn. Evangelische Familienbildung: Nähkursus für Anfänger und Fortgeschrittene, Niederhöchstadt, Langer Weg 2, 8.30 bis 11 Uhr, 14.30 bis 17 Uhr oder 19 bis 21.30 Uhr, Anmeldung unter Tel.0 61 73 / 6 28 74 oder Tel. 061 73 / 6 35 34.
Flörsheim. Kulturamt: Beginn des sechsteiligen Kompakt-Seminars "Frankreich - Sprache, Geschichte, Kultur", "Französische Geschichte im Überblick", Vortrag von Bernd Blisch, Flörsheimer Keller, Hauptstraße 43, 19.30 Uhr.
Hochheim. Kolpingfamilie: "Die Gattungen des Neuen Testamentes (Teil I)", Vortrag von Professor Hainz, Gemeindezentrum St. Bonifatius, 20 Uhr.
Kelkheim. Club Kelkheim International: "Romantisches Bamberg", Vortrag von H. Schmitt, Rathaus, Plenarsaal, Gagernring 6 - 8, 20 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Bad Soden. Frauenselbsthilfe nach Krebs, Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 37 46.
Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren, Königsteiner Straße 105: Beratungsstelle für Suchtkranke, 8.30 bis 17 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 2 30 59.
Eppstein. Jugendamt MTK, Sozialer Dienst: Sprechstunde für Kinder, Jugendliche und Eltern, Rathaus II, Rossertstraße 21, 16 bis 18 Uhr.
Eschborn. Freiwillige Suchtkrankenhilfe: Information, Beratung, Selbsthilfegruppe, Niederhöchstadt, Hauptstraße 297, 19 bis 21 Uhr, Tel. 0 61 96 / 4 20 25, 0 61 73 / 48 70 und 0 60 07 / 28 08.
Hofheim. Anonyme Alkoholiker: Offenes Meeting, Krankenhaus, Schwesternwohnheim, Friedensstraße 10, 19.30 bis 21.30 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 34 77.
AL-Anon-Familiengruppen: Drogenberatung, Hattersheimer Straße 5, 19.30 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 69 / 5 97 54 48.
Jugend- und Drogenberatung, Hattersheimer Straße 5: Sprechstunde, 14 bis 17 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 70 62.
Caritasverband, Pfarrgasse 4: Allgemeine Lebensberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung, Altenberatung; Kuren und Erholung für Mütter, Kinder und Senioren; Sprechstunden, 8 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 73 33.
Eltern- und Jugendberatung, Vincenzstraße 29 a: 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.
Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 0 61 92 / 1 11 03, 15 bis 19 Uhr.
Kelkheim. Malteser soziale Dienste: Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und Kranke, Tel. 0 61 95 / 6 22 22, 8 bis 16 Uhr; Sprechstunde, Bürgerhaus Fischbach, 18 Uhr.
DRK-Sozialstation, Alte Schulstraße 8: Ambulante Alten-, Kranken-, Haus- und Familienpflege, Betreuungs-, Einkaufs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen; Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 57, 8 bis 12 und 14 bis 17 Uhr.
Guttempler-Gemeinschaft: Hilfe bei Alkoholproblemen, katholisches Gemeindehaus Fischbach, Kirchgasse 12, 19.30 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 95 / 6 24 10. Vereine / Organisationen Hattersheim. Mittwochscafé mit Kinderbetreuung, Grünes Haus am Weiher, Untergärtenweg, 15 Uhr.
Kelkheim. Sportgemeinschaft: Sportliches Gehen der Wandergruppe, Treffpunkt Sportplatz Taunusblick, 18 Uhr.
Kriftel. Tier- und Naturschutz (TUN): Stammtisch, Strawberry Hill, Frankfurter Straße 61, 21.30 Uhr. Senioren Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Puppen- und Hexenbastelei, Volksbildungsraum, 10 Uhr; Musikgruppe mit der "Altmünster-Senioren-Band", Tanzraum, 14 Uhr.
Kelkheim. St. Dreifaltigkeitsgemeinde Fischbach: Fahrt zum Wiesensee/Westerwald, Treffpunkt: Bürgerhaus, 13 Uhr.
Haus Sindlinger Wiesen, Görlitzer Straße 2: Kreis der Begegnung, Meditatives Tanzen, 15 Uhr. Sonstiges Flörsheim. Gemütlichkeit Weilbach: Freizeitnachmittag, Weilbachhalle, 15 Uhr. WESTLICHE STADTTEILE
Filmspiegel Höchst. Filmforum im Neuen Theater, Emmerich-Josef-Straße 46 a: Naked Lunch (20 Uhr).
Ausstellungen Höchst. Café Wunderbar, Antoniterstraße 16, Café "Cappuccino", Hilligengasse 6: "Aerosol-pattern-project", Bilder von Peter Damm, 10 bis 1 Uhr (bis 13. 9.).
Jugendcafé und Bildungstreff Zenit, Adolf-Häuser-Straße 7: Photographien von Souleymane Bombaye, 11 bis 15 und 16.30 bis 19 Uhr (bis 20. 9.).
Beratung / Selbsthilfe Höchst. Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste, Windthorststraße 33: Sprechstunden, 14 bis 16.30 Uhr, Tel. 0 69 / 30 30 04.
Kinder-Jugend-Elternberatungsstelle, Kurmainzer Straße 1: Beratung für die westlichen Stadtteile, 8.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 31 06 54 59.
Evangelisches Beratungszentrum, Hospitalstraße 48: Psychologische Beratungsstelle, Anmeldung unter Tel. 0 69 / 31 56 01, 8.30 bis 12 Uhr.
Pro Familia: Männerberatungstelefon, 17 bis 20 Uhr, Tel. 44 50 89.
Psychosoziale Beratungsstelle, Bolongarostraße 154: Sprechzeiten, 9 bis 15 Uhr, Tel. 30 32 14.
Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE), Gersthofer Straße 4: Jugend- und Suchtberatung, 9 bis 12 und 13 bis 17 Uhr.
Guttempler: Gesprächsgruppe für Alkoholgefährdete und Angehörige, 19.30 Uhr, AW-Zentrum, Königsteiner Straße 49 H.
Caritas: Sozialdienst für Italiener, 9 bis 12.30 und 14 bis 17 Uhr; für Spanier, 9 bis 12.30 Uhr, Kasinostraße 15.
Caritas: "Sonnenblume", Treff für Alleinerziehende, 17 Uhr, Pfarrheim St. Josef, Schleifergasse 2 - 4.
Verein zur Unterstützung der Arbeitnehmerjugend: Hilfe für arbeitslose Jugendliche, 9 bis 12 und 16 bis 18 Uhr, Kasinostraße 15.
Institut für Legastheniker-Therapie: Telefonische Beratung bei Lese- und Rechtschreibproblemen, 11 bis 12 Uhr, Tel. 0 69 / 31 32 00.
Zeilsheim. Evangelische Kirchengemeinde Friedenau, Kellerskopfweg 28: Krabbelgruppe, 10 Uhr, Info unter Tel. 0 69 / 36 51 53 (Herr Schenck).
Vereine / Organisationen Höchst. Bürgervereinigung Höchster Altstadt: Treff für Bürger mit Infos über Altbausanierung, 16 bis 18 Uhr, Wed 13.
Senioren Unterliederbach. Evangelische Kirchengemeinde: Offener Treff, 15 bis 18 Uhr, Altentagesstätte, Hunsrückstraße. Kinder / Jugendliche Sossenheim. Deutscher Panda-Club: Treffen, Albrecht-Dürer-Schule, Riedstraße, 16 Uhr, Tel. 0 69 / 34 32 58 (Kissling). WIESBADEN
Filmspiegel Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Brennpunkt L.A. - Die Profis sind zurück (14.15, 17, 20, 22.45 Uhr).
Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Otto - Der Liebesfilm (13.45, 16, 18.15, 20.30 Uhr).
Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Steinzeit Junior (13, 15.15, 17.30, 19.45 Uhr).
Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: In einem fernen Land (13.30, 16.30, 19.30, 22.30 Uhr).
Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Christopher Columbus - Der Entdecker (13, 15.30, 18, 20.30 Uhr).
Alpha: Wayne's World (13.15, 15.45, 18.15, 20.45 Uhr).
Beta: Basic Instinct (14, 16.45, 19.30, 22.15 Uhr).
Gamma: Go Trabi go II - Das war der wilde Osten (12.45, 15, 17.15, 19.30, 21.45 Uhr).
Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Jenseits von Afrika (14, 17, 20 Uhr).
Passage-Programmkino im Westend, Wellritzstraße 49: Spiel mir das Lied vom Tod (17, 20.30 Uhr). Ausstellungen Hessische Landesbibliothek, Rheinstraße 55 - 57: "Adolph - Herzog zu Nassau, Großherzog von Luxemburg 1817 - 1905", 9 bis 16.30 Uhr (bis 31. 10.).
Schloßpark Biebrich: "Erfahrungswelt zur Entfaltung der Sinne" von Hugo Kükelhaus, 9 bis 18 Uhr (bis 11. 10.).
Deutsche Klinik für Diagnostik, Aukammallee 33, Halle: Bilder von Erika Liefland, Petra von Breitenbach und Erika Schreiter (bis 30. 9.).
PrivART, Scheffelstraße 4: "Grafik und Malerei" von Gerhard Schlich und Hans Plovgaard, 18 bis 20 Uhr (bis 12. 9.).
Heimatmuseum Dotzheim, Römergasse 13: Sonderschau "Studenten sammeln" (bis 15. 11.); ständige Ausstellung mit Gegenständen, Fotos und Dokumenten zur Geschichte Dotzheims, 17 bis 19 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Gesundheitsamt, Dotzheimer Straße 38 - 40: Aids-Beratung/-Test, 16 bis 18 Uhr.
Aids-Hilfe, Karl-Glässing-Straße 5: Telefon-Beratung, 20 bis 22 Uhr, Tel. 1 94 11.
Verein Soziale Hilfe, Bismarckring 3: Beratungsstelle, 10.30 bis 12.30 und 14 bis 15.30 Uhr, Tel. 06 11 / 30 09 91.
Verein Frauen helfen Frauen: Beratung, 10 bis 13 Uhr, Tel. 06 11 / 5 12 12.
"Wildwasser", Verein gegen sexuellen Mißbrauch: Beratungsstelle für Mädchen und Frauen, 10 bis 13 Uhr, Tel. 80 86 19.
Kinderschutzbund, Schwalbacher Straße 72: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 06 11 / 5 11 22, 15 bis 19 Uhr.
Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.
Altenhilfeprojekt St. Elisabeth, Zietenring 18: Vermittlung von Haushaltshilfen, 10 bis 12 Uhr, Tel. 40 10 81.
Jugend- und Drogenberatung "Oase", Stiftstraße 12: Sprechzeiten, 13 bis 17 Uhr; persönliche Beratung nach Vereinbarung, Tel. 52 40 18.
Arbeitsamt, Klarenthaler Straße 34: Sprechstunde der Berufsberatung, dritter Stock, Zimmer 333; Kurzinformation, 8 bis 12.30 und 14 bis 16 Uhr; ausführliche Beratung nach Absprache, Tel. 44 53 56.
Internationaler Bund für Sozialarbeit, Blücherstraße 20: Beratungsstelle für Aussiedler, 9 bis 12 Uhr, Tel. 06 11 / 4 70 29.
Mädchentreff, Römerberg 24: Beratungsstelle für Mädchen und junge Frauen mit Problemen, 10 bis 12 Uhr, telefonische Beratung unter Tel. 51 51 8.
Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: "Sorgentelefon Scheidung" (keine Rechtsberatung), Tel. 06 11 / 54 30 69. Vereine / Organisationen Autonomes Frauen-Archiv: Forschungs- und Bildungsinstitut, Langgasse 20, Hinterhaus, 11 bis 17 Uhr. Sonstiges Jugendzentrum Galatea, Biebrich, Bunsenstraße 6: "Der maßgeschneiderte Körper - Das Bildnis des Michael Jackson", Vortrag von Ebba Dorlshagen mit Video- Clips, Rahmenprogramm zur Kükelhaus- Ausstellung "Erfahrungsfeld zur Entfaltung der Sinne", 20 Uhr.
Von der Freiheit des Ermessens Wer darf wessen Auto abschleppen (lassen) - und wer nicht?
BAD HOMBURG. "13 Stunden hat der Wagen alles blockiert", empört sich FR-Leserin Barbara D. 13 Stunden, von abends um 18.30 Uhr bis zum nächsten Morgen gegen acht Uhr war es den Bewohnern des Hauses in der Homburger Louisenstraße nicht möglich, mit dem Auto in die Hofeinfahrt oder herauszufahren. Ein Auto mit Klever Kennzeichen stand vor der Hofeinfahrt in der Fußgängerzone und konnte nicht abgeschleppt werden. Nicht aber, daß das technische Ursachen gehabt hätte: Die Homburger Polizei, dreimal von den Bewohnern gerufen, befand, daß der Wagen nicht abgeschleppt werden solle.
Nicht etwa, weil der Wagen mit gutem Recht im Parkverbot und vor der Hofeinfahrt gestanden hätte. Sondern weil, wie Barbara D. von der Beamtin beschieden wurde, die Entscheidung, ob abgeschleppt werde oder nicht, im Ermessen der Polizei liege.
Und die hält sich, wie Horst Wenderoth, Leiter der Verkehrspolizei, erläutert, an den "Grundsatz der Verhältnismäßigkeit". "Wenn die Bewohner ein Taxi nehmen, um zum Einkaufen oder ins Büro zu fahren, ist das billiger, als wenn der Wagen abgeschleppt wird." Diese Ermessensfreiheit gebe es aber nur dann, wenn niemand durch das falsch geparkte Auto gefährdet werde.
In allen anderen Fällen kann der Beamte entscheiden, wie er mit dem Falschparker verfährt. Das kann durchaus auch zur Uneinigkeit bei der Polizei führen. "Ein anderer Polizist, den wir dann später angerufen haben, meinte, er sei auch für das Abschleppen, könne nun aber auch nicht mehr anders entscheiden, weil die Kollegin es bereits abgelehnt habe", berichtet Barbara D.
Das Ermessen der Polizei, das bestätigt auch Horst Wenderoth, läuft auch nicht nach einer gewissen Zeit ab. So half es den Bewohnern bei ihrem Anliegen auch nicht, daß der Wagen beim dritten Anruf dann schon die ganze Nacht die Hofeinfahrt blockiert hatte. Er ließ sich nicht abschleppen - auch nicht, als die Hausgemeinschaft auf die Idee kam, die Kosten für das Abschleppen selbst zu übernehmen. Von der Polizei wurde ihnen mitgeteilt, daß den Abschleppunternehmen der Auftrag nicht gegeben werden könne. Schließlich habe sich die Polizei dagegen ausgesprochen, den Wagen entfernen zu lassen. Die Bewohner müßten dann vielmehr mit einer Anzeige wegen Diebstahls rechnen.
Da allerdings irrte der Beamte: Auch Privatleute, das bestätigt auch Horst Wenderoth, können ein Abschleppunternehmen beauftragen, ein falsch geparktes Auto zu entfernen. Nur müssen sie die Kosten für das Abschleppen aus eigener Tasche bezahlen. Und sich, wenn möglich, vom Falschparker wieder holen. Da aber in dieser Nacht und am nächsten Morgen verschiedene Taxirechnungen von den Bewohnern - zunächst - aus eigener Tasche zu bezahlen waren, fragt sich Barbara D., was nun billiger ist: das Auto abzuschleppen oder alle Leute mit dem Taxi fahren zu lassen. Das, so scheint es, liegt nun im Ermessen der Hausbewohner. ca
BORNHEIM. Filme aus der Volksrepublik China waren lange Zeit Raritäten in unseren Kinos. Das "Berger"-Kino (Berger Straße 177) bemüht sich allerdings seit Jahren, im Verbund mit der deutschchinesischen Kulturgesellschaft, wenigstens kleine Einblicke in die Filmproduktion des Landes zu geben. So lief bereits vor zwei Jahren ein Programm mit engagierten Filmen, die zum Teil in China selbst nicht gezeigt werden durften. Darunter "Das rote Kornfeld" von Zhang Yimou - inzwischen haben der Film und sein Regisseur internationale Bekanntheit erreicht. Sein neuer Film, "Rote Laterne", ist gerade mit einigen Filmpreisen bedacht worden; Agentur-Mitteilungen zufolge soll er nun auch dem chinesischen Publikum zugänglich sein. Das "Berger" zeigt in seinem September-Programm "Die Rote Laterne" und einen weiteren Zhang-Yimou-Film, "Judou".
In "Rote Laterne" hat sich Zhang Yimou erneut des historischen Hintergrunds seines Landes bedient. Die Geschichte vom mächtigen Klan-Führer Chen und seinen vier Frauen trägt natürlich wieder die Züge einer gesellschaftskritischen Parabel. Das "Berger" zeigt das Epos derzeit in seinem Atelier-Kino; um 17.45 Uhr im Original mit deutschen Untertiteln sowie um 20.15 Uhr in der synchronisierten Fassung. Am 11. und 12. September läuft um 23 Uhr das Zhang-Yimou-Doppelprogramm "Rote Laterne" und "Judou".
Ebenfalls epische Züge, zumindest der Filmlänge nach, trägt der Thriller "Betty Blue" von Jean-Jaques Beineix. Die abgedrehte Geschichte um die amour fou zwischen einem Schriftsteller und seiner wahnsinnigen Geliebten mußte, wie nicht wenige Autorenfilme, bei der Erstaufführung drastisch gekürzt werden - die Produktionsfirma wollte es so, dem Kommerz zuliebe. Das war 1985. Jetzt konnte Beineix die Veröffentlichung seiner ursprünglich geplanten Fassung durchsetzen. Drei Stunden "Betty Blue" sind nun im Großen Kino zu erleben, am 17. September um 23 Uhr sowie in der "Langen Nacht der erotischen Geschichten" am 18. und 19. September, wenn "Betty Blue" zusammen mit dem 1980er-Remake von "Wenn der Postmann zweimal klingelt" gezeigt wird.
Die jüngere deutsche Vergangenheit bietet Filmemachern anscheinend vornehmlich Stoff für Komödien. Nach den Peinlichkeiten der "Trabi"-Klamotten kommt nun eine Komödie, die sich in einer in deutschen Landen eher unüblichen Kunst übt: Galgenhumor. Dietmar Kleins "Der Erdnußmann" ist die Geschichte vom "Wiedervereinigungs-Loser" Eddy, der in die Mühlen der absurden westlichen Werbewelt gerät. Ausgezeichnet mit dem diesjährigen Max- Ophüls-Preis, wird "Der Erdnußmann" voraussichtlich ab Anfang Oktober im "Berger"-Atelier gezeigt.
Außerdem im Programm: "Hear My Song" von Peter Chelsom, "Zombie and the Ghost Train" von Mika Kaurismäki (ab 10. September) sowie eine neue Hollywood-Komödie mit "Berger"-Darling Steve Martin: "Housesitter", inszeniert von Frank Oz (ab 17. September). Da läßt die "Lange Steve-Martin-Nacht" nicht auf sich warten: Am 25. und 26. September gibt es Martins schrägen Humor im Paket, mit "Tote tragen keine Karos", "Housesitter" und Frank Oz' Remake von "Der kleine Horrorladen". two
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Beratung / Selbsthilfe Friedberg. Diakonisches Werk: Gemeindeclub Knospe, 15-21 Uhr, Seewiese. Bürgeraktive: SH-Gruppe zur Bewältigung von Eßstörungen, Treffen, 20 Uhr, Schützenrain 9.
Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus, Tel.0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 / 47 74.
Haus der Gesundheit: 9.30-12 Uhr Diätberatung; 10 Uhr Atemgymnastik am Gradierbau; 15.30 Uhr Vortrag der Ernährungsberaterin: Ernährung bei hohem Cholesterin.
Interessengemeinschaft der Verbraucher: Versicherungsberatung, 15-17 Uhr, Frankfurter Str. 34.
Bad Vilbel. Ev. Krankenpflegeverein: Gesprächskreis Pflegende Angehörige, Treffen, 19.30 Uhr, Grüner Weg 2.
Beratungsstelle für Aus- und Übersiedler: Sprechzeiten 8-12 Uhr, Pestalozzistr. 8, Tel. 0 61 01 / 8 30 45.
Karben. Diakonisches Werk, Außenstelle Karben: allgemeine Lebensberatung und Beratung für psychisch kranke Menschen, 11-12 Uhr, Rathausstr. 25, Tel. 0 60 39 / 4 36 86.
Mütterzentrum: Stillberatung, 10-11.30 Uhr, Ev. Gemeindehaus Klein-Karben.
Nidda. Frauen-Notruf: Beratung, 19-20 Uhr, Weiherstr. 12 Borsdorf, Tel. 06043/4471.
Altenstadt. Freundeskreis Florstadt-Altenstadt: Gesprächskreis für Suchtkranke, Gefährdete und deren Angehörige, 20 Uhr, Gemeindehaus Stammheimer Str.
Caritas: Außensprechstunde der Allgemeinen Lebensberatung, 10-11 Uhr, Fritz-Kress-Str. 7.
Büdingen. Caritas: allgemeine Lebensberatung und Suchtberatung, 9-12 Uhr, Berliner Str. 18, Tel. 0 60 42 / 39 22. Kulturmix Bad Nauheim. Kurkonzert, 15.30 u. 19.30 Uhr, Trinkkuranlage.
Bad Vilbel. Alte Mühle: Theater Blinklichter - "Die verliebte Wolke", Märchen f. Kinder ab 5 J., 15 Uhr, Lohstr. 13.
Nidda. Kurkonzert, 15.30-17 Uhr; 19.30-21 Uhr Sonderkonzert: Melodien aus aller Welt, Trinkkurhalle Bad Salzhausen.Gruppen / Vereine Bad Nauheim. Mütter- u. Familienzentrum: Offener Kaffeetreff (mit Kinderbetreuung), 10-12 Uhr, Alte Feuerwache.
Jagdclub: Zusammenkunft, 20 Uhr, Schützenhaus.
Turn- und Gymnastikverein: Kinder von 5-10 J. 15-16.30 Uhr, Turnhalle; Kinder von 10-12 J. 16.30-17.30 Uhr, Mittelschule; Kinder von 13-15 J. 17.30-18.30 Uhr; Erwachsene, 20 Uhr, Eingang Stadtschule Wilhelmskirche.
VdK: Tagesfahrt nach Andernach, Abfahrt 9 Uhr, Bleiche.
Bad Vilbel. Spielhaus: Spiele und Basteln, 14-17.30 Uhr, Berkersheimer Weg.
Ev. Kirchengemeinde Massenheim: Frauenkreis, 20 Uhr, Hainstr. 23.
Butzbach. Hausfrauenverband: Handarbeit, 14.30 Uhr, Bürgerhaus.
Kleintierzuchtverein Kirch-Göns/Pohl- Göns: Monatsversammlung, Vereinslokal "Maiwald".
Karben. Mütterzentrum: Café Mü(t)Ze, Kaffeetreff, ab 15 Uhr Selzerbrunnenhof.
BUND OV: Treffen, 20 Uhr, Gaststätte Zur Linde, Rendeler Str. 37 Kl.-Karben.
Kirchengemeinde St. Bonifatius: Seniorenclub, 13.30-17 Uhr; Krabbel- u. Kleinkindergruppe 15-17 Uhr.
Turngemeinde Groß-Karben 1891: Fitneß- u. Konditionstraining, 20-22 Uhr, Kurt-Schumacher-Schule, Groß-Karben.
Büdingen. Mädchen-Café, 15-18 Uhr, Marktplatz 3, Tel. 0 60 42 / 27 16.
Gedern. Oberh. Philatelisten-Vereinigung: Tauschabend, Gaststätte Holzkist'l.
Vereine Kerngemeinde: Stammtisch, 20 Uhr, Gaststätte Stöhrbalser. Vorträge / Kurse Bad Nauheim. Johanniter Unfallhilfe: Erste Hilfe am Kind, Teil V, 20 Uhr, Rettungswache. Hilfe bei Bewältigung von Angst im Wasser, 16.30-17.30 Uhr Parkhotel am Kurhaus.
Ev. Frauenhilfe Hessen u. Nassau: Nähen für Anfänger/innen, Kursbeginn, 8.30 Uhr; Mode und Kleidung, Kursbeginn, 19 Uhr, beide Kurse Frankfurter Str. 34.
Bad Vilbel. Deutsche Ges. f. Erbrechtskunde + Fa. Päutz & Partner: "Rückübertragung von in der ehem. DDR enteignetem Eigentum", Seminar, 19-22 Uhr, Kurhaus.
Butzbach. Kath. Kirchengemeinde: Atem- u. Konzentrationsübungen in indisch-christlicher Spiritualität, 20 Uhr, Kath. KiGa (bis 4. September).
AWO-Begegnungsstätte: Vollwertküche für und mit Kindern ab 4 J., Kursbeginn, 15.30-18.15 Uhr, Stadtschule.
Nidda. Seniorenclub Ulfa: Vortrag "Gesunde Ernährung im Alter" v. Fr. Siefert, 14 Uhr, Bürgerhaus Ulfa. Parteien / Parlamente Bad Nauheim. Junge Liberale: Stammtisch, 20.30 Uhr, Willi's Pub.
Die Grünen: Treffen, 20 Uhr, Mörler Grund 3, Steinfurth.
Nidda. Sitzung des Haupt- u. Finanzausschusses, 19.30 Uhr, Gaststätte Bürgerhaus. Büdingen. Die Grünen: Treffen, 20 Uhr, Café Hell.
Verschiedenes Friedberg. Mobile Spielplatzbetreuung MOBS: Spielplatz Ockstadt (bis 4. September). Karben. Inbetriebnahme der neuen Kindergartentagesstätte Okarben, 14.30 Uhr, Untergasse 56.
Altenstadt. Seniorenausflug nach Würzburg (für Senioren aus Altenstadt und Waldsiedlung).
Nidda. Stadtführung, Treffpunkt: 14.30 Uhr, Rathaus.
Büdingen. Gymnasium: Schulsportfest, Sportplatz.
Ausstellungen Friedberg. Kunstverein: Johannes Schönert - Raumfiguren, Öffnungszeiten: Di.-So. 10-12 u. 15-17 Uhr, Wetterau-Museum Haagstr. 16 (bis 20. September).
Marie-Schlei-Verein - "Uns kriegen sie nicht unter, Hilfe für Frauen in Afrika, Asien und Lateinamerika", Foto-Ausstellung, Öffnungszeiten: zu den Öffnungszeiten der Sparkasse Wetterau, (bis 4. September).
Bad Nauheim. Lee Kang-Hwa - Kunstmalerei, Öffnungszeiten: tägl. 10-12 u. 14-18 Uhr, Trinkkuranlage (bis 20. September).
Jon Peter Pahlow - Farbige Netzwerke - Plastiken & Objekte, Öffnungszeiten: Di.-Do., Sa. u. So. 15-18 Uhr (u. nach tel. Vereinbarung unter 0 60 32 / 3 15 33), Galerie Remise, Mittelstr. 23 (bis 6. September).
Büdingen. Büdinger Geschichtsverein: "Der Herrnhaag, die Herrnhuter und Büdingen", Öffnungszeiten: Di.-Fr., 10-12 Uhr, Mi. u. Sa., 15-17 Uhr, So. u. Feiertage 10-12 u. 15-17 Uhr, Heuson- Museum im Rathaus (bis 29. Nov.). Filmspiegel Friedberg. Roxy: Brennpunkt L.A. III (15, 20.15 Uhr) - Blende: Steinzeit Junior (15, 20.15 Uhr) - Studio: Mein böser Freund Fred (15 Uhr); In einem fernen Land (20 Uhr) - Keller: Otto - der Liebesfilm (15, 20.15 Uhr).
Bad Nauheim. Terminus: Schtonk (19 Uhr).
Butzbach. Capitol + Bambi: Keine Vorstellungen. Altenstadt. Apollo Lichtspiele: Tim und Struppi am Haifischmeer (16 Uhr); Reihe altersstark: Der Brocken (20.30 Uhr).
Büdingen. Royal + Princess: Ruhetag, keine Vorstellungen.
Schöneck. Sternpalast: Die Hand an der Wiege (19.45 Uhr); König der Fischer (22 Uhr).
Lich. Traumstern: Die zwei Leben der Veronika (19.30 Uhr); Die Rache des Wolfes (21.45 Uhr).
Es gab Zeiten, da wurde "ordnungsgemäß" zum 25. oder zum 50. Jahrestag ein Jubiläum gefeiert. Doch heute? Zwanzig Jahre Gesamtschule - ein Grund zum Feiern. Vierzig Jahre Stadtrechte oder vierzig Jahre Vereinsheim - natürlich auch ein Grund zum Feiern. Längst schon wird mit viel Aufwand und Freude alles zelebriert, was irgendwie eine "fünf" oder "null" in der Jahreszahl aufweisen kann. Der reinste Fest-Streß.
Geht's uns zu gut, haben wir zu viel Zeit und Geld? Brauchen wir einen Vorwand, um bierselig zusammen zu kommen, weil die nachbarschaftliche Kommunikation verkümmert? Macht das überhaupt allen Spaß? Den Kelsterbachern gebührt jedenfalls in ihrem 40. Jahr der Stadtwerdung ein feierlicher Spitzenplatz. Sie befinden sich in bester Gesellschaft: Auch andernorts wird keine Gelegenheit ausgelassen, das Geschirrmobil zum Einsatz zu bringen.
Die Flut hat alle Lebensbereiche erfaßt. Was Städten, Vereinen und Organisationen lieb, ist den Firmen und Betrieben teuer. Sie teilen mit: Für 15 Jahre Zugehörigkeit wurden Frau Sowieso und Herr Sowieso in einer kleinen Feierstunde geehrt.
Ein PR-Gag? Oder sind Tugenden wie Treue und Stabilität so selten geworden, daß sie durch Feten und Feiern aus dem Alltag hervorgehoben werden müssen?
Fragen über Fragen. Ist doch jede Feier ein Spiegelbild der Gesellschaft. Oder lieber nicht? Die Inflation der Feste und Feierlichkeiten, mehr noch Heute schon gefeiert? Ursachen und Wirkungen, können den zeitgeistbedachten Menschen nicht unberührt lassen: Wo soll das hinführen? Es gibt ja auch noch Schnaps- oder Primzahlen, die Vereine oder Städte zelebrieren könnten. Oder: Der neu eingestellte Herr Sowieso hat die Probezeit erfolgreich bestanden, die Fertigungsmaschine lief fünf Jahre reparaturfrei, dies wurde in einer kleinen Feierstunde... lis
DIETZENBACH. Wer einen Englischkurs der Vokshochschule Dietzenbach besuchen möchte, kann heute, 1. September, um 19 Uhr seine Vorkenntnisse prüfen lassen. Die Teilnehmer füllen einen Testbogen aus und können sich anhand des Ergebnisses noch am gleichen Abend in den richtigen Kurs einstufen lassen. Die Testbogen werden bis 19.30 Uhr ausgegeben in der Alten Schule, Darmstädter Straße 33. fuh
MÖRFELDEN-WALLDORF. Grund zur Freude hatte der Walldorfer Kamin-Club: Die Mörfelder Vereinigung "Die Bahndammer" übergab eine Spende von 5000 Mark - der Reinerlös des 9. Bahndammerfestes. Für den Club nahm Christine Scherer-Baldt aus den Händen von Bahndammer-Präsident Reinhold Schulmeyer den Scheck entgegen und übergab im Gegenzug eine spezielle Spendenurkunde.
Davon haben die Bahndammer inzwischen eine stattliche Sammlung, lassen sie doch alljährlich den Gewinn des beliebten Volksfestes im Norden Mörfeldens sozialen und caritativen Zwecken und Organisationen zugehen. Rund 62 000 Mark kamen bislang zusammen.
Der Kamin-Club, eine psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle, will die Spende zum Ausbau seines Programmangebots durch Videogeräte verwenden. Der Club zählt zum kreisweiten Engagement des Sozialpsychiatrischen Vereins für chronisch psychisch kranke Frauen, Männer und deren Angehörige. Das Angebot des Clubs reicht von Freizeitgestaltung über Hilfen im Alltag und bei Problemen in der Arbeitswelt bis zur Betreuung in Krisen. Hinzu kommen Angebote des betreuten Wohnens. cas
RIEDSTADT. Mindestens 600, möglicherweise sogar 1300 von den Nazis ermordete Patienten des Psychiatrischen Krankenhauses "Philippshospital" mahnen am heutigen Tag: Am 1. September jährt sich außer dem deutschen Überfall auf Polen und somit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges auch der vom 1. September 1939 datierte, berüchtigte Euthanasie-Erlaß der Nazis - formelles Ermächtnis zur "Vernichtung lebensunwerten Lebens".
Unter dem Titel "Was geschah in Riedstadt?" erinnern aus diesem Anlaß gemeinsam der Sozialpsychiatrische Verein Riedstadt und die Betriebsgruppe Philippshospital der Deutschen Gesellschaft für soziale Psychiatrie (DGSP). Auch nach neueren Untersuchungen sei die genaue Zahl der ermordeten Patienten des "Philippshospitals" nicht mehr festzustellen. Insgesamt aber seien wohl 600 bis 1300 Patienten vom heutigen Riedstädter Stadtteil Goddelau aus in Tötungsanstalten geschickt worden.
• So stehe fest, daß bereits 1939 108 Kinder und Jugendliche in den Kalmenhof nach Idstein und 53 nach Scheuern gebracht worden seien - zwei sogenannte Kinderfachabteilungen. Ziel dieser Verlegung sei aber die Tötung der jungen Menschen gewesen.
• 1941 wurden nach weiteren Recherchen bei der sogenannten T 4-Aktion 596 Patienten des "Philippshospitals" über verschiedene Zwischenstationen in die Vergasungsanstalt Hadamar verlegt. Davon seien - nach gesicherter Kenntnis - 550 ermordet worden.
"Wir wissen nicht, wie groß das Leid von Patienten, Angehörigen und Mitarbeitern in dieser Zeit war" und "wir wissen nicht, wie viele Menschen versucht haben, einzelne zu schützen", erklären zum heutigen Jahrestag die beiden Organisationen. Als ein Zeichen wider die Abstumpfung und Hoffnungslosigkeit in jenen Jahren werten sie folgenden Zwischenfall: Bei den Abtransporten 1941 habe das Pflegepersonal des "Philippshospitals" einen Patienten - trotz großer Gefahr - versteckt. So konnte dieser Mann die Nazi-Zeit überleben.
Die Ereignisse von damals dürften nicht vergessen werden, betonen die beiden Vereinigungen. "Durch das Vergangene sind wir verpflichtet, uns mit der Ausgrenzung von Mitmenschen und mit dem Sinn und Wert von Leben auseinanderzusetzen." Dazu schreiben DGSP-Betriebsgruppe und Sozialpsychiatrischer Verein Nachdenkliches und Nachdenkenswertes zum Gedenktag 1. September: "Denken wir an die Ermordeten, wenn wir uns fragen,
- ob wir mit Patienten und anderen Menschen wirklich menschenwürdig umgehen;- wenn wir kranke Menschen aus unserer Gesellschaft ausgrenzen, statt ihnen zu ermöglichen, an unserem Gesellschaftsleben teilzunehmen;
- wenn wir heute über Zwangssterilisation von psychisch kranken und geistig behinderten Menschen sprechen;
- wenn wir einem kranken Menschen den Tod wünschen, weil wir glauben, daß sein Leben nicht mehr lebenswert sei, und nicht sehen, wie gern er lebt, wenn er nicht allein gelassen wird." cas
Kleine FR
Jahrgangstreffen BAD VILBEL. Die Mitglieder des Jahrganges 1910/1911 Bad Vilbel treffen sich heute um 16 Uhr im Hotel "Zum Prinz Karl" Ausflüge für Senioren KARBEN. Im September bietet die Stadt Karben Seniorenausflüge an: Am 9. September ab Bürgerhaus Petterweil und Grundschule Kloppenheim; am 10. September ab Pfarrzentrum Klein-Karben; am 17. September ab Sparkasse Wetterau Groß-Karben und Burg-Gräfenrode, am 24. September ab altem Rathaus Rendel und Bürgerhaus Okarben. Der Bus fährt um 12.15 Uhr ab. Radtour zum Hessenpark BAD VILBEL. Zu einer Radtour von Bad Vilbel in den Hessenpark lädt der VCD Wetterau ein. Treffpunkt ist am Sonntag, 6. September, um 8 Uhr am Kurhaus. Die 60 Kilometer lange Strecke ist nicht für Kinder geeignet. skl
Die Freiwillige Feuerwehr Ober-Wöllstadt feierte drei Tage lang ihr 100jähriges Bestehen / Zahlreiche Besucher beim Festzug In blauer Uniform durch buntgeschmückte Straßen Schauübung simulierte Unfall und Lagerhallenbrand Von Corinna Willführ WÖLLSTADT. Rot-weiß das Fähnchen, daneben eins in Schwarz-Rot-Gold, Birkengrün am Bürgersteig, Girlanden am Gartenzaun, die Ober-Wöllstädter hatten die Häuser längs der Hanauer Straße fein herausgeputzt: ihrer Wehr zur Ehr. Denn diese feierte am Wochenende ihr 100jähriges Bestehen. Im Gleichschritt zu Fanfarenklängen, die Standarten hoch gereckt, zogen am Sonntag befreundete Wehren aus dem gesamten Wetteraukreis gen Festplatz auf der Bleiche. Hintan schritten, tanzund rollten Gruppen der Wöllstädter Vereine von den Keglern, über den Turnverein bis zum Country Club ebenfalls zum Festzelt.
Dort war man bestens für den Ansturm gerüstet: Die Bratwürste schmorten bereits auf dem Grill, die Plätze für die Gruppen waren reserviert. Schließlich sollten die eifrigen Mitstreiter nach überstandenem Fußmarsch mit Musik der Zugkapellen unterhalten werden. Wer es bis zum Abend aushielt, konnte das Tanzbein zur Musik der "Fidelen Dorfmusikanten" schwingen.
Doch zurück zum Zug: Der Landrat winkte dem Lindwurm freundlich zu, die Karnevalisten grüßten das Publikum mit Helau. Mit Applaus begleiteten die Ehrengäste in der Untergasse, zu denen auch Kreisbrandinspektor Günter Vogt gehörte, die Vorbeiziehenden. Dort, wo die Festdamen im blauen Cocktailkleidchen Spalier standen, kam mancher stramme Wehrmann aus dem Tritt und folgte gerne gehorsam dem Kommando: "Augen links."
Entsetzt hingegen hatten mehrere Autofahrer aus ihren Wagen die Szene am Samstag vor der Halle von Frucht-Fischbach in der Hanauer Straße verfolgt. Ein Opel lag da umgestürzt, Sirenen heulten. Feuerwehrwagen brausten mit Blaulicht an, in Minuten war die Straße mit Schläuchen bedeckt. Erst auf den zweiten Blick wurde dem Mann wie vielen Schaulustigen klar, daß der Unfall gestellt war und zu einer Schauübung der Feuerwehr gehörte. Mit neun Einsatzwagen und 72 Wehrleuten demonstrierten die Wehren aus Nieder- und Ober-Wöllstadt sowie aus Rosbach unter der Einsatzleitung von Gunter Bernhardt, stellvertretender Wehrführer in Ober-Wöllstadt, und Wolfgang Hickel, Ortsbrandmeister, was im Ernstfall zu tun ist. Der vermeintliche Ernstfall: Im dichten Nebel hatte sich ein Fahrzeug in der Ortsmitte überschlagen, sein Fahrer mußte geborgen werden.
Beispiel zwei: Aus der brennenden Halle mußte zunächst Lagergut entfernt werde, das giftige Dämpfe zu entwickeln drohte, bevor wahre Wassermassen auf das Gebäude gespritzt wurden.
Über die wirklichen Brände wie über die Geschichte des Jubiläumsvereins gibt die Festschrift der Ober-Wöllstädter Freiwilligen Feuerwehr zu ihrem 100jährigen Bestehen Auskunft. Sie dokumentiert das Feuer in der Hofreite Kaiser in der Mittelgasse vom Juni 1952 ebenso wie die Gasexplosion bei Lehrer Nierbauer. Auch von der Renovierung der Standarte weiß die Chronik zu berichten. Das vergangene Jahr konnten die Wehrleute "fast" ungestört den Festvorbereitungen widmen: "1991 war ein ruhiges Jahr", sagte Wehrführer Limberg. Nur einmal mußte die Wehr zu einem Autobrand ausziehen, einmal eine Ölspur beseitigen und ein weiteres Mal Schnee wegräumen.
Detailliert sind die Schwierigkeiten, aber auch die Aktivitäten der Wehr aufgeführt: Wie die Motorspritze der Friedberger Feuerwehr 1931 vorgeführt und nur wenige Wochen später eingesetzt werden mußte, wie die Wehr 1936 "militärisch" wurde und vom Neuanfang nach Kriegsende. Daneben ist viel Wissenswertes über all diejenigen zu lesen, die sich um den Brandschutz verdient gemacht haben und zum Teil heute zu den Ehrenmitgliedern der Wehr gehören. Sie hatten auch einen besonderen Platz im Festzug: hoch auf geschmücktem Wagen.
36 Männer waren es einst, die 1892 die Freiwillige Feuerwehr Ober-Wöllstadt gründeten. Heute führt Hermann Limberg, gleichzeitig Festpräsident der Jubiläumsfeier unter Schirmherrschaft von Pfarrer Norbert Sittel, die 150 Mitglieder der Ober-Wöllstädter Wehr an, zu deren Ritualen es gehört, auf jeder Sitzung das "Feuerwehrlied" anzustimmen. Reichlich von Musik begleitet war das gesamte Jubiläumsfest. So ertönte am Freitag abend Disco-Musik, sang zum bunten Abend Christina Bach am Samstag live im Festzelt. Einen vorläufig letzten Toast auf ihre Feuerwehr brachten die Ober-Wöllstädter gestern morgen aus: Mit einem Frühschoppen klangen die "drei tollen Tage" aus.
ESCHBORN. Frau stelle sich vor, das Grundgesetz wird geändert, und niemand bemerkt etwas davon! Dies zu verhindern war der Ziel einer Diskussionsveranstaltung mit der hessischen Justizministerin Christine Hohmann-Dennhardt (SPD) und Birgit Laubach, Justitiarin des Bündnisses '90, zum Thema "Frauenrechte in die neue Verfassung". Organisiert hatten die Veranstaltung die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen im Main-Taunus-Kreis, die Grünen Frauen im MTK und das Eschborner Frauenforum, um von den beiden Politikerinnen etwas über die Gefahren und Chancen für die Rechte der Frauen zu erfahren.
Mit der deutschen Vereinigung ist auch eine Überarbeitung des Grundgesetzes notwendig geworden, die bereits seit längerer Zeit, aber eher im verborgenen vonstatten geht. Eine Verfassungskommission, bestehend aus 52 Männern und nur 12 Frauen, erarbeitet nun die Vorlagen für die Beschlußfassung im Bundestag.
1949, bei der Verabschiedung des ersten Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland, war es der einzigen Frau in der damaligen Kommission, Elisabeth Selbert, erst mit Unterstützung vieler Frauen gelungen, daß der Satz über die Gleichberechtigung in Artikel 3 des Grundgesetzes überhaupt aufgenommen wurde. Wie Birgit Laubach bemerkte, ist jedoch nicht zuletzt in den vergangenen zwei Jahren besonders in Ostdeutschland "das Klima für Frauen enger geworden", so daß es nun um so wichtiger für die Frauen ist, auch in der neuen Verfassung "sichtbar zu sein". Sie machte deutlich, wie dringend aus ihrer Sicht gerade heute eine eindeutige Gesetzesregelung und aktives Eingreifen des Staates notwendig seien, um die Gleichstellung der Frauen auch zu realisieren.
Wie Christine Hohmann-Dennhardt bitter anmerkte, stehe zwar die Gleichberechtigung in der Verfassung, aber "die Interpretationsmacht liegt noch immer in Männerhänden". Im gutbesuchten kleinen Sitzungssaal des Eschborner Rathauses machte sich dann auch Entrüstung breit, als die Ministerin, hessisches Mitglied in der Verfassungskommission, den gegenwärtigen Stand der "Zugeständnisse" an die Frauen mitteilte. In den Vorberatungen fanden lediglich zwei Punkte Entrüstung über die Zugständnisse die erforderliche Zweidrittelmehrheit: die Umkehrung der Reihenfolge im Artikel 3,2 von "Männer und Frauen . . ." in "Frauen und Männer sind gleichberechtigt" und die Zusage, den gesamten Verfassungstext auf geschlechtsneutrale Formulierungen zu durchforsten.
Für die mehr als 40 Frauen und immerhin zwei Männer beim Diskussionsabend waren diese Änderungen nicht ausreichend. Hohmann-Dennhardt betonte dann auch, wie wichtig es sei, sich auf die Durchsetzung der beiden wichtigsten Punkte zu konzentrieren. Der erste: die Festlegung des Staates in Art. 3, aktiv auf die Gleichberechtigung hinzuwirken, was besondere Frauenfördermaßnahmen ausdrücklich erlaube. Und zweitens: staatliche Unterstützung bei der Koordinierung von Erwerbstätigkeit und Kinderbetreuung, also garantierte Kindergartenplätze und ähnliches in Artikel 6.
Am 8. Oktober 1992 findet in Bonn die öffentliche Anhörung zu dem Frauenthema statt. Je stärker der öffentliche Druck ist, desto größer die Chance für die Frauen, machte Hohmann-Dennhardt deutlich. Die Gleichstellungsstellen des Kreises werden eine Busfahrt nach Bonn organisieren, um mit starker Präsenz bei der Anhörung den Forderungen der Frauen auch entsprechenden Nachdruck zu verleihen. Darüber hinaus gibt es bei den Gleichstellungsstellen Postkarten, die "waschkörbeweise" auf den Weg nach Bonn gebracht werden sollen. MONIKA KUNZ
Ulf Fink, der gewiefte Christdemokrat mit hohen Ämtern in Bonn (CDU-Arbeitnehmerausschüsse), Düsseldorf (Stellvertretender DGB-Vorsitzender) und Potsdam (CDU-Vorsitzender von Brandenburg), sieht schon die Schlagzeile: "Christliche Hospizrunde fordert die Verstaatlichung der Banken". Bärbel Bohley, unentwegte Bürgerrechtlerin des Neuen Forums, hat nichts dagegen, daß "wir" als
"Wenn ,wir' von ,wir' reden", erläutert Bärbel Bohley, "dann meinen wir diese Runde, die am Gespräch interessiert ist und die wissen will, wie es im Osten weitergeht." Es die Mischung, die neugierig macht und Spannung erzeugt. Was bewegt einen so umtriebigen Ulf Fink, sich einen Tag lang Zeit zu nehmen für diese "Hospizrunde"? Wie kommt die sozialdemokratische Bundestagsabgeordnete Angelika Barbe dazu, mit Fink, Bohley, dem Schriftsteller Jürgen Fuchs und Reinhard Schult (Neues Forum) zu diesem "Arbeitstreffen" einzuladen und ein Papier mitzutragen, das vollmundig "Perspektiven für Deutschland" heißt, sich aber eigentlich nur mit neuen Politikmodellen für den Osten beschäftigt?
Jürgen Fuchs hat sich als einziger des Vorbereitungskreises entschuldigt. Er liest Akten: Nur zweimal in der Woche ist das Stasi-Archiv geöffnet, dienstags und donnerstags. "Das muß sein", sagt Bärbel Bohley. Dennoch, beim nächsten Mal will Fuchs dabei sein, wenn denn diese "Hospizrunde" weitermacht.
Die Runde kommt nur stockend ins Gespräch. "Es findet", sagt Günter Nooke, "eine Entpolitisierung der DDR-Bürger statt." Wider den (alten wie neuen) "korruptionsanfälligen Staat" müsse man den "Menschen Politik zumuten", meint er und zitiert aus Büchern, die er im Urlaub gelesen hat. Nicht nur bei ihm bleiben Erwartungen und Motive für diese Runde verdeckt hinter der Formel, "wir wollen über Parteigrenzen hinaus über Utopien, Visionen und praktikable Lösungsmöglichkeiten nachdenken" (Vorbereitungskreis). Irgend etwas muß anders werden im Osten Deutschlands, da sind sie alle einig, die aus Erfurt, Cottbus, Bonn oder Potsdam angereist sind. Bärbel Bohley gibt die Ratlosigkeit zu, die sie zwei Jahre nach der Vereinigung befallen hat. Doch sie will aus der Erstarrung, ihren eigenen Blockaden heraus und sucht nach neuen und alten Bündnispartnern.
"Es gibt überall Menschen, mit denen man reden kann", sagt sie und lacht Ulf Fink an, "auch bei der CDU, die bisher eine Partei war, mit der ich nichts zu tun haben wollte." Die Bürgerrechtler von einst, die im Osten eine andere, freiere Republik, nicht das "einig Vaterland" wollten, und die christdemokratischen Reformer, für die die jetzige "brutale Marktwirtschaft" (so Warnfried Dettling, Finks geistig-politischer Wegbegleiter seit den siebziger Jahren) korrigiert werden muß, tasten sich seit einigen Monaten auf mehreren Ebenen aneinander heran. Es sind die Bürgerrechtler, von denen Bärbel Bohley sagt: "Wir kennen uns, egal, wo wir in den beiden letzten Jahren gelandet sind, und wir sollten wieder zusammenkommen." Gemeint sind nicht nur Angelika Barbe oder das SPD-Gründungsmitglied im Osten, Martin Gutzeit, sondern auch der FDP-Parlamentarier in Berlin, Werner Wiehmann, Katja Havemann oder eben Günter Nooke. Zusammenkommen mit Ulf Fink?
Der Multifunktionär, der Offenheit zum politischen Konzept gemacht hat, ist bei aller Verbindlichkeit Profi und politisch ehrgeizig. Der CDU-Chef von Brandenburg erinnert die Runde an die gemeinsamen Thesen zur Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, die eigentlich auf "den Fall Stolpe" zielen. Er setzt auf das Unbehagen der Bürgerrechtler über die allzu große Nähe des Ministerpräsidenten zur Staatssicherheit und die vielen Kontakte, von denen sie damals nichts wußten. Der Vertrauensbruch, den viele von ihnen auch außerhalb der "Hospizrunde" empfinden, sitzt tief. Die neuen Papiere, die der Spiegel zur Zusammenarbeit zwischen der SPD und der SED "fand", verunsichern die Bürgerrechtler, die bei den Sozialdemokraten gelandet sind, und verstärken die zunehmende Fremdheit in dieser Partei. "Das habe ich doch alles nicht gewußt", sagt Angelika Barbe der Runde.
So ist das Nachdenken im "Hospiz" ein Nachdenken über sich selbst, über die Erwartungen an das neue Deutschland und die Chancen einer anderen Politik, auch einer persönlichen Karriere. "Ohne politische Kurskorrektur werden wir die Trennung der deutschen Bevölkerung in westdeutsche Kapitalisten und ostdeutsche Arbeiter nicht überwinden", heißt es in dem Papier "Perspektiven für Deutschland", das Dettling entwarf und an dem Bärbel Bohley feilte. Wenn alles so weiterlaufe wie bisher, werde sich die Verbitterung der Deutschen verschärfen - "die einen fühlen sich verraten, die anderen angebeutet". Die Suche nach neuen Wegen endet in dem Papier für die "Hospizrunde" in dem "Solidarpakt aller Deutschen", der den Verteilungskampf "zwischen Westen und Osten endlich beendet".
Dettling, der inzwischen als Frühpensionär kaltgestellte Christdemokrat aus dem "linken Flügel" um Heiner Geißler und Ulf Fink, will eine gesamtdeutsche Reformdebatte anstoßen. "Welche Gesellschaft wollen wir eigentlich?" Die "Nur- Marktwirtschaft" könne es doch wohl nicht sein. Doch Gesamtdeutschland ist den ratlosen Bürgerrechtlern von einst, die sich rückbesinnen und nach alten wie neuen Gemeinsamkeiten fragen, noch immer fern. Eingestanden und uneingestanden taucht die Suche nach dem anderen, "zweiten" deutschen Modell auf.
Gilt es, die politische Kraft des Ostens zu formieren, den "Begriff der inneren Einheit als einen zutiefst ideologischen Begriff" fallenzulassen, wie es der Journalist Klaus Hartung (früher taz, jetzt Zeit) zuspitzte? Auch für Bärbel Bohley und den überparteilichen Kreis, den sie um sich scharte, ist "der Osten ein ganz besonderer Raum". Vom Begriff der "inneren Einheit" will sie sich zwar noch nicht völlig verabschieden, wohl aber von der "Angleichung der Lebensverhältnisse", der "Aufholjagd", wie es der sächsische Ministerpräsident Kurt Biedenkopf genannt hat. "Lieber freier, aber weniger reich", ist Bärbel Bohleys östliche Formel.
Daran finden die Ostdeutschen Gefallen und nehmen in Kauf, daß sie die jetzigen Gräben zwischen den Deutschen politisch vertiefen. "Es geht nicht, die ost- westliche Spaltung als politische Kraft zu nützen", mahnt die Wissenschaftlerin Ingrid Kurz-Scherf, "es gibt schließlich viele Spaltungslinien." Die Großprobleme im Westen seien identisch mit den Großproblemen im Osten. Doch die meisten im Frühstücksraum des "Hospiz" wollen solche Sätze nicht hören, schließlich fanden sie Vergnügen an Bärbel Bohleys Satz: "Laßt die im Westen doch so weiter leben wie bisher."
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NEU-ISENBURG. Die Abenteuer des unmöglichen Weihnachtsmanns Hannibal Sternschnuppe bringen die Spott-Lichter nur noch wenige Abende auf die Bühne. Im Open-air-Theater in der Löwengasse 24 ist die Musical-Revue noch viermal zu sehen: Am Mittwoch, 2. September, und von Freitag, 4., bis Sonntag, 6. September. Beginn ist jeweils um 20 Uhr.
Jazz aus New Orleans und Hot Jazz präsentiert am Sonntag, 6. September, die Powerhouse Jazzband im Hotel Gravenbruch Kempinski Frankfurt. Die Jazz-Matinée ist eine Veranstaltung in der Reihe "Jazz im Schoppenhof", die jeden Sonntag von 11 bis 14 Uhr zu sehen und hören ist.
DREIEICH. Offene Zweierbeziehung: Über die Unbillen in der Liebe - die bekanntlich auftreten, sobald man sich bindet - geht es im Stück des norditalienischen Autorenpaars Franca Rame und Dario Fo, das am Donnerstag, 3. September, im Bürgerhaus Sprendlingen noch einmal präsentiert wird. Die Komödie ist inszeniert vom Theater Gera unter der Regie von Annette Klare. In den Hauptrollen: Sabine Kühn und Egbert Soutschek. Beginn: 20 Uhr.
Mit Mackie Messer und seinen Kumpels wird am Freitag, 4. September, die letzte Premiere der Burgfestspiele Dreieichenhain in diesem Sommer auf die Bühne gebracht. Im Dreieichenhainer Burggarten, Am Weiher, ist dann Bertolt Brechts Dreigroschenoper zu sehen. Beginn ist um 20 Uhr.
Weitere Aufführungen des Dramas aus der Unterwelt werden am Samstag und Sonntag, 5. und 6. September, am selben Ort dargeboten: Inszeniert von den Bühnen der Stadt Gera unter der Regie von Reinhart Ottmar Schuchart. Beginn ist jeweils um 15.15 und 20 Uhr.
LANGEN. Freunde des deutsch-sprachigen Country-Sounds können am Samstag, 5. September, die in Deutschland, der Schweiz, Österreich und den USA recht erfolgreiche Country- Pop-Band Western Union bewundern. Um 20 Uhr rocken die Berliner, im Rahmen der Langener Kerb, im Festzelt auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz los.
Die Gruppe Teatro Vivo aus Guatemala zeigt am Sonntag, 6. September, in der Stadthalle, was sie kann. Die Theatergruppe, deren Name übersetzt "Lebendiges Theater" bedeutet, wurde 1977 gegründet und lebt seit 1980 im mexikanischen, seit 1983 im französischen Exil. Mit ihrer Spielform ist das Ensemble auch auf der Suche nach einer Theatersprache, die über Worte hinaus geht und mittels Bildern, Klängen und Gesten kommuniziert. Tierra heißt das neue Stück der Truppe, in dem es unter anderem um 500 Jahre Ausbeutung, Diskriminierung, Erniedrigung und Vernichtung der Indios, seit der Entdekkung Amerikas, geht. Für Regie, Konzeption und musikalische Einrichtung ist Edgar Flores verantwortlich, der neben Abel Solares und Ricardo de la Roca auch spielen wird. Beginn ist um 19 Uhr.
Ein Puppenspiel für Kinder von drei Jahren an, ist am Dienstag, 8. September in zwei Aufführungen in der Stadthalle zu sehen: Rumpelstilzchen, nach dem Märchen der Brüder Grimm, wird aufgeführt von Matthias Kuchta und seinem Lille Kartofler Figurentheater. Die Vorstellungen beginnen um 14 und um 15.30 Uhr.
Karten für die Langener Veranstaltungen gibt es in der städtischen Kartenvorverkaufsstelle, Südliche Ringstraße 80, Telefon 203-145. fra
OBERURSEL. So einfach, wie es sich der Stadtverordnete Eggert Winter vorstellt, scheint es nicht zu sein: Der SPD- Vertreter hatte sich beim Magistrat erkundigt, ob es nicht doch möglich sei, dem Tennisclub Oberstedten vor Abschluß des Umlegungsverfahrens den Bau von drei oder vier Tennisplätzen im Bereich des rechtskräftigen Bebauungsplanes "Sportstätten Oberstedten/Am Urseler Weg" zu ermöglichen. "Das muß doch gehen, zwei Plätze liegen schließlich auf städtischem Boden", meinte Winter.
Der Erste Stadtrat Häfner bezeichnete jetzt eine Abkürzung des Verfahrens als "weitgehend unmöglich", bei optimalem Verlauf sei damit kaum vor Ende 1993 zu rechnen. Eine Teilbaugenehmigung würde "Tatsachen schaffen, die das Verfahren wesentlich erschweren würden"; der Magistrat sei an zahlreiche Formvorschriften gebunden. Häfner in seiner Antwort an die SPD-Fraktion: "Die Fläche befindet sich im Eigentum mehrerer Personen, so daß die künftigen Eigentumsverhältnisse sowie Lage und Zuschnitt der neuen Grundstücke erst im Rahmen des Umlegungsverfahrens endgültig geklärt werden können." hko
KARBEN. Ein "zorniger Bürger" wandte sich Freitag verärgert über die Verkehrssituation an die FR-Redaktion: Als er im Berufsverkehr gegen 7.20 Uhr auf der Homburger-/Bahnhofstraße aus Karben in Richtung B 3 a strebte, habe der Rückstau von der Ampel an der Einmündung der Bahnhofstraße (L 3205) auf die B 3 in Kloppenheim bis nach Karben hinein zur Esso-Tankstelle an der Gehspitze gereicht. Bis zur Kreuzung an der B 3 habe er 20 Minuten gebraucht.
Das sei zwar fast jeden Tag so. Doch am Donnerstag seien die Ampeln an jener Kreuzung ausgefallen. Polizeibeamte hätten den Verkehr geregelt. Auf der B 3 habe er kaum ein Auto gesehen, während der Stau auf der L 3205 immer länger geworden sei. "Da kann doch etwas mit der Ampelschaltung nicht stimmen", vermutet der "zornige Bürger". Sein Gedankengang: Wenn sich auch ohne Ampel ein großer Rückstau nach Karben bilde, gleichzeitig kaum Verkehr auf der B 3 zu sehen sei, müsse die Ampelphase für den Verkehr aus Karben verlängert werden. "Wenn hier nicht ein anderes Instrument der Phasenregelung eingesetzt wird, ist mit Produktionsbeginn der VDO ein Chaos zu erwarten, daß ich ernsthaft überlege, von Karben wegzuziehen."
Auf Anfrage der FR zu dem bekannten Thema berichtet Susanne Schubert, Öffentlichkeitsreferentin des Karbener Magistrates, das just am Freitag ein Gespräch von Fachbehörden zu Verkehrsfragen angesetzt gewesen sei. Dabei sei auch die Ampelschaltung entlang der L 3205 thematisiert worden.
Die Verkehrsexperten des Straßenbauamtes und der Wetterauer Verkersbehörde hätten dem subjektiven Eindruck widersprochen, daß die Autokolonne von Karben über die L 3205 (Bahnhofstraße) zur B 3 bei Kloppenheim größer sei, als das Aufkommen auf der B 3. Durch mehrere Hubschrauberfotos und Zählungen sei belegt, daß das Aufkommen auf beiden Straßenzügen etwa gleich sei. Hinzu komme als Besonderheit, daß es keineswegs regelmäßig zu bestimmten Zeiten Staus gebe. Vielmehr ist die Situation nach den Worten von Frau Schubert an diesem Kreuz durch unregelmäßige Schwankungen des Autoandranges gekennzeichnet. Es sei nicht feststellbar, wodurch diese Schwankungen verursacht werden. "Die Möglichkeiten der Ampelschaltung an diesem Knoten sind bis zum letzten ausgereizt", haben die Fachbehörden der Karbener Stadtverwaltung gesagt. Bekanntlich liegt die Verantwortung für die Landstraße bei der Landesbehörde.
"Das Problem grundsätzlich auf diesem Straßenzug zur B 3 besteht ja darin, daß wir eine grüne Welle durch Karben geschaltet haben", faßt Frau Schubert zusammen. Da könne nicht einfach mal hier mal da etwas an der Schaltung "gedreht" werden, ohne den Verkehrsfluß erst recht zu stören.
Die FR fragte auch bei der Straßenbaubehörde in Gießen nach. Deren Leiter Hans Zutt hat nicht an dem Fachgespräch in Karben teilgenommen. Er schildert jedoch, daß eine verkehrsabhängige Ampelschaltung, wie sie der erzürnte Bürger für den Knoten in Kloppenheim vorschlägt, nur dort möglich ist, wo einem regelmäßig starken Verkehrsstrom auf einer Seite untergeordnetes Autoaufkommen auf den anderen Ästen der Kreuzung gegenüberstehen. Da aber auf jener Kreuzung der L 3205 mit der B 3 (nahe der Eisenbahnbrücke) drei starke Verkehrsströme aufeinanderträfen, sei eine kontaktgesteuerte Schaltung nicht möglich. Die hohen Belastungen seien durch verschiedene Verkehrszählungen erhärtet worden. "Wir sind ständig dabei, mit der beauftragten Firma SAG die Schaltungen zu optimieren", erläuterte Zutt. Doch das Aufkommen an dieser Kreuzung sei einfach sehr hoch.
Entlastung erhofft er sich von dem geplanten Weiterbau der B 3 a. Die endet heute an der L 3205. Es ist jedoch geplant, die Schnellstraße am Berufsbildungswerk vorbei und womöglich nördlich von Okarben auf die B 3 zu führen. Allerdings ist der Weiterbau nach den Worten von Zutt erst in der Kategorie "Planung" eingestuft. Das würde bedeuten, Verwirklichung "deutlich nach dem Jahr 2000". Zumal der Bund viele Straßenbauaufgaben im Osten sehe. Zutt wartet jedoch nach eigenen Worten den endgültigen Beschluß des Bundestages zum Bundesfernstraßenprogramm Anfang nächsten Jahres ab.
Die Expertenrunde habe außerdem über weitere Probleme auf der Ost- West-Verbindung durch Karben auf der L 3205 gesprochen, berichtet Frau Schubert. So hatten sich viele Karbener bei der Verwaltung beklagt, daß Fußgänger am Wochenende kaum noch die Bahnhofstraße überqueren könnten, da die Ampeln ausgeschaltet sind. So fehle mit der Rotphase auf der L 3205 eine Unterbrechung an der Gehspitze oder auch am Bürgerzentrum, um die Straße zu überqueren.
Um Fußgängern eine Chance vor rasenden Autofahrern zu geben, will die Verkehrsbehörde nun die Ampeln auch samstags von 6 bis 14 Uhr wieder anschalten. Zugleich sollen die Lichtzeichen mit einer verkehrsabhängigen Schaltung verbunden werden.
Auch ein anderer Konfliktpunkt sei an die Stadt herangetragen worden. Die Ampel am Fußüberweg über die B 3 in Okarben in der Nähe des Bahnüberganges werde um 20 Uhr abgeschaltet. Wer abends die Straße überqueren wolle, setze sich bei den häufig rasch fahrenden Autos großer Gefahr aus. Die will die Behörde nun dadurch ausschließen, daß mit der Umstellung der Ampelschaltungen bei Wiedereinführung der Winterzeit Ende September das Verkehrslicht für die Fußgänger von 5 bis 23 Uhr leuchtet. de
Erstmals überstanden die Regionalliga- Handballerinnen der TSG Ober-Eschbach ihr Trainingslager in Dettelbach (bei Würzburg) ohne ernsthafte Blessuren. Insgesamt standen Trainerin Sigrid Zernikow zwölf Akteurinnen zur Verfügung. Die Torfrauen Petra Schaab (USA-Aufenthalt) und die nach der Geburt ihrer Tochter Pia erst im Oktober wieder "einsteigende" Christa Welter waren nicht dabei. Wie bereits in den letzten Monaten machte Kerstin Reviol das bißchen zwischen den Pfosten ganz alleine. Die Zuverlässigkeit in Person sorgte auch in Dettelbach dafür, daß "hinten nichts anbrannte". Selbst der ranghöhere Zweit- Bundesligist DJK Würzburg (14;14) kam erst in der Schlußsekunde zum Ausgleich. Gegen den Regionalliga- Vertreter SV Bergtheim (Spielzeit 3 x 25 Minuten) gewannen die Ober-Eschbacherinnen 27:20, gegen die Bezirksliga-Vereine TV Volkach (31:2) und TG Kitzingen (26:8) warfen die Zernikow-Schützlinge jeglichen Trainingslager-Frust von ihrer Seele. " Die Verbesserung im Tempogegenstoß war auffällig", freute sich Betreuer Norbert Blöser. Von den Neuzugängen erwies sich die Oberurselerin Katrin Nüchter-Schmidt erneut als wertvolle Verstärkung. Jetzt muß sogar eine ebenfalls wurfstarke Spielerin wie Petra Sattler um ihre Position im Rückraum bangen. Mit Birgit Specht, Carola Schröder, Katrin Nüchter-Schmidt und Petra Sattler verfügt die TSGO über ein Rückraum- Quartett, welches in der dritthöchsten Klasse allererste Sahne bedeuten dürfte. Angela Jordan (rechts) und die wiedererstarkte Sybille Arras (links) bilden wie in erfolgreichen Tagen eine Flügelzange, die manches Abwehrkorsett "sprengen" dürfte. Und am Kreis stehen mit Monika Engel und Nasaria Makey zwei höchst unterschiedliche Spielertypen (nicht nur von der Konstitution her) zur Verfügung. Des weiteren wollen Susanne Meuer, Petra Kuch und Sabine Zernikow ihre Chance wahrnehmen.
Als wesentlicher Fingerzeig in der nahezu professionell geführten Vorbereitung gilt der Bad Homburger Frauen-Handball-Cup, der am 5. September zum fünften Mal in der Albin-Göhring-Großsporthalle am Massenheimer Weg ausgetragen wird. Bundesliga-Flair wird dabei "nur" durch die Zweitligisten TuS Alstertal und BSG Halloren Halle verbreitet, ein Team (SG Ost-Mosheim) gehört (noch) der Oberliga Hessen, Gruppe Nord an. 50 Prozent der acht Teilnehmer sind im Regionalliga-Bereich angesiedelt: SC Lerchenberg, SG Leutershausen, FSV Mainz 05 und Ausrichter TSG Ober-Eschbach. Der Anwurf soll um 12 Uhr erfolgen, das große Bad Homburger Handballfest etwa gegen 20.10 Uhr beendet sein. Bedauert werden die Absagen von Grünweiß Frankfurt, Cupverteidiger DJK Würzburg und dem BVB Dortmund. Gespielt wird um 600 Mark Preisgelder, der Sieger erhält allein 300 Mark. Mit dem Turnier beim Turnerbund Oppau (13. September) muß die Testphase abgeschlossen sein, am 19. September folgt der Saisonstart 92/93 in Eisenach. "Platz 1 bis 5" lautet die Parole im Bad Homburger Stadtteil, wo der dritte Ansturm Richtung Zweite Bundesliga erfolgen soll. Zweimal sind die TSGO-Handballerinnen in der Relegation an dem jeweiligen Südgruppen-Vertreter gescheitert, nach dem dritten Rang im Vorjahr soll im dritten Versuch das Sprichwort "aller guten Dinge sind drei" auf die Mannschaft von "Dauerbrenner" Sigrid Zernikow (10. Jahr am Regiepult) greifen. Der Test gegen den SC Lerchenberg (16:12) verheißt weiterhin viel. Die Fans können übrigens mit fünf Mark pro Spiel dabei sein, denn der Regionalligist bietet seine Dauerkarte für 55 Mark (elf Heimspiele) an. Rentner, Schüler und Studenten sind sogar bereits mit 35 Mark eine Runde lang in der 800 Zuschauer fassenden Halle dabei.
5. BAD HOMBURGER HANDBALL- CUP DER FRAUEN AM SAMSTAG, Gruppe 1: TV Eschersheim, SC Lerchenberg, TuS Alstertal, SG Leutershausen; Gruppe 2: SG Ost-Mosheim, FSV Mainz 05, BSG Halloren Halle, TSG Ober-Eschbach. - Terminplan: 11 Uhr Hallenöffnung, 11.50 Uhr Begrüßung, 12 Uhr Eröffnungsspiel TV Eschersheim - SC Lerchenberg . . ., letztes Gruppenspiel: 18.03 Uhr Halloren Halle - Ost-Mosheim; Spiel um Platz drei: 19 Uhr, Finale: 19.40 Uhr. HANS-DIETER PUTH
Am Donnerstag (18 Uhr) soll mit dem Spiel 1. FC 08 Naurod gegen SC Gräselberg die erste Pokalrunde im Fußballkreis Wiesbaden abgeschlossen werden. Die bisherigen zehn Begegnungen verliefen ausgesprochen torreich. Der Türkische SV Wiesbaden schoß bei der Spvgg. Amöneburg (10:4) den Vogel ab. Noch deutlicher siegte Bezirksoberligist SG Germania Wiesbaden, der beim FSV 08 Schierstein glatt mit 7:0 gewann.
FUSSBALL-KREISPOKAL WIESBADEN, erste Runde: Spvgg. Amöneburg - Türkischer SV Wiesbaden 4:10, PSV Grün-Weiß Wiesbaden - TSG 46 Kastel 2:1, PSV Blau-Gelb Wiesbaden - SV 13 Schierstein 0:2, FSV 08 Schierstein - SG Germania Wiesbaden 0:7, SKG Karadeniz Wiesbaden - SV Biebrich 19 2:0, FC Rhein-Main Kostheim - FV 08 Delkenheim 3:5, Portugiesischer SV Wiesbaden - DJK-Sportclub Klarenthal 4:1, 1. SC Kohlheck - Hellas Schierstein 3:1, TuS Kostheim 05 - TuS Nordenstadt 0:4, Spvgg. Igstadt - Spvgg. Nassau Wiesbaden 0:4, 1.FC 08 Naurod - SC Gräselberg (Donnerstag, 18 Uhr).
Die zweite Pokalrunde, die prinzipiell in der nächsten Woche absolviert werden soll, wird bereits am heutigen Dienstagabend mit der Partie Spvgg. Nassau Wiesbaden gegen VfR Wiesbaden (19.30 Uhr) eingeläutet.
KREISPOKAL WIESBADEN, zweite Runde: Spvgg. Nassau Wiesbaden - VfR Wiesbaden (heute, 19.30 Uhr), Fvgg. 06 Kastel - SV 13 Schierstein (Mittwoch, 19 Uhr), SV Niedernhausen - FC 34 Bierstadt, 1. SC Kohlheck - FC Freudenberg, FV 08 Delkenheim - SC Gräselberg, FV 02 Biebrich - FC Nord Wiesbaden (alle 8. September, 19 Uhr), DJK Schwarz-Weiß Wiesbaden - SV Italia Wiesbaden (8. September, 19.30 Uhr), SG Germania Wiesbaden - Espanol Wiesbaden, Portugiesischer SV Wiesbaden - 1.FC 08 Naurod oder FSV Gräselberg - Portugiesischer SV, SV Erbenheim - TV 1890 Breckenheim, Türkischer SV Wiesbaden - PSV Grün-Weiß Wiesbaden, SKG Karadeniz Wiesbaden - Spvgg. Sonnenberg, SV Wiesbaden - VfB Westend Wiesbaden, FC Biebrich 76 - TuS Medenbach (alle 9. September, 19 Uhr), TV Kloppenheim - Tennis-Borussia Rambach (10. September, 19 Uhr), Blau-Weiß Schönberg - TuS Nordenstadt (11. September,19.30 Uhr).
Im Wiesbadener Kreispokalendspiel der Frauen setzte sich die Oberliga- Mannschaft vom FSV 08 Schierstein standesgemäß mit 3:0 (0:0) gegen den FC 34 Bierstadt durch und vertritt damit den Kreis im Bezirkspokal-Wettbewerb. hdp
Die Elite derer von Kleff und zu Bell jagte im Jubiläumspark nach dem falschen Hasen Geadelte Häupter aus dem Windkanal Scharren und Jaulen vor dem Start / 125 Windhunde rannten um den Silberpokal
er ist der schnellste Hund im ganzen Land? Das war die ent- scheidende Frage jüngst im
Die wettstreitenden Hunde gehörten selbstverständlich nicht in die Kategorie Promenadenmischung, Straßenköter oder gar Kandelmischung. Angesagt war tierisch blaues Blut: Vertreten war die Upper Class der Vierbeiner, die von und zu Kleff und Bell, die hündischen Oberen Zehntausend sozusagen. Die Hunde hörten - mehr oder weniger - auf traditionsreiche Namen und Titel wie Eszek vom Ursenbach, Duke vom Sonnenhügel, Ibas Harris al Sahra, Malik Schuru- esch-Schams oder Falco vom Zerberus. Einige der Herrchen und Frauchen gehörten ebenfalls zu den "besseren Kreisen", einige andere taten so als ob.
Windhunde sind ursprünglich für die Hetzjagd gezüchtete Haushunde. Sie sind zum Rennen geboren. Im Unterschied zu anderen Jagdhunden verfolgen sie das Wild, bei Rennen eine mechanisch gezogene Hasenattrappe, nicht mit der Nase, sondern mit den Augen. Die Tiere erreichen dabei Geschwindigkeiten über 60
Wie aus dem Windkanal
Die meisten "Athleten" können vor dem Start ihre Nervosität nicht verbergen. Es wird gebellt, gejault, geheult und gescharrt, was das Zeug hält. Manche Besitzer massieren noch schnell die Muskeln der hinteren Läufe, andere raunen ihren Schützlingen die letzten taktischen Anweisungen ins Ohr. Knurren soll die Gegner verunsichern. In den metallenen Startboxen stehen die meisten nur ungern. Dann geht es blitzartig los: Das Gitter fällt und die Meute schießt los. Wer hat den schnellsten Start erwischt, wer besetzt in der Kurve die Innenposition, wer zeigt auf der Zielgeraden die bessere Kondition? Um jeden Meter wird auf dem 480 Meter langen Oval-Parcours gefightet.
Was zählt, ist allein der Sieg. "Unnnnnd rot hat gewonnen!", dröhnt es aus den Lautsprecherboxen. Paßt die Rennleitung nicht auf, rast der wilde Haufen mit farbigen Trikots nach der Ziellinie einfach weiter. Manche lassen sich gerne bei einer Ehrenrunde von den Besuchern auf der Tribüne feiern.
Das Aufstellen auf dem Siegertreppchen ist den meisten Teilnehmern dagegen eher verhaßt. Hundebesitzer und Besucher nippten zwischen den Rennen an einem Glas Sekt oder Limo, ließen sich schottischen Räucherlachs oder Kuchen schmecken. Der Zubehörhandel bot die neuesten Halsbänder, Plastikknochen und Antiflohpulver feil, die Vollwertnahrung garantiert ohne chemische Zusätze für die geliebten Vierbeiner durfte natürlich auch nicht fehlen.
Die Laternenkönigin und Oberbürgermeister Wolfgang Assmann präsentierten sich den Zuschauern. Der Rennleiter erzählte über die Lautsprecheranlage, daß im Orient Hunde wertvoller seien als Frauen, weil man Frauen kaufen könne, Hunde jedoch züchten müsse.
Die Hunde interessierte das alles wenig, manche Rüden schienen beim Anblick einer Hündin gar auf ganz andere Gedanken zu kommen, als möglichst schnell zu laufen. JOACHIM MOHR
Nitratwerte verdoppelten sich binnen eines Jahres BISS schlägt Alarm / Stadt kann kaum etwas tun Von Katja Schoßer SCHLÜCHTERN. Eine "Zeitbombe" tickt aus Sicht des Stadtverordneten Karl-Heinz Schmidt (BISS) im Schlüchterner Trinkwasser. Der Biologe hat die Nitratwerte von 19 Brunnen im Stadtgebiet von 1974 bis 1991 genauer unter die Lupe genommen, in Sechs-Jahres-Blöcke eingeteilt und dabei festgestellt, daß sie im Durchschnitt "alarmierend gestiegen" sind. Besondere Sorge bereitet Schmidt, "daß sich der Nitratgehalt bei etlichen der als nicht so gefährdet geltenden Tiefbrunnen dramatisch erhöht, sprich in nur einem Jahr verdoppelt haben". Sollte der Wasserschutz in nächster Zukunft nicht einschneidend verstärkt werden, fürchtet er, "daß wir schon 2005 keine Tiefbrunnen und keine Quelle mehr haben, deren Wasser sich für die Zubereitung von Babynahrung eignet".
Die Wasserwirtschaftler im Rathaus teilen Schmidts Bedenken. "Alarmierend ist diesen Entwicklung auf jeden Fall, vor allem, weil kein Ende in Sicht ist." Und: "Wir habe momentan kaum Möglichkeiten, etwas dagegen zu tun." Die Ursachen der stetig steigenden Nitratwerte - verstärkter Düngereinsatz in der Landwirtschaft, Umwandlung von immer mehr Grünland in Ackerflächen und stetig steigender Stickoxidausstoß aus Kraftfahrzeugen - sind ebenso bekannt wie der EG-weite Streit über die Grenzwerte.
Den erst seit 1985 auch in der Bundesrepublik geltenden Grenzwert von 50 Milligramm Nitrat pro Liter halten viele Experten nach wie vor für zu hoch angesetzt, zumal die EG als erstrebenswerten Richtwert einen Gehalt von lediglich 25 Milligramm nennt.
Nach der Untersuchung von Karl-Heinz Schmidt klettert der durchschnittliche Nitratwert der Schlüchterner Trinkwassergewinnungs-Anlagen Jahr für Jahr: "War von 1974 bis 1986 vielerorts nur ein geringer Anstieg zu verzeichnen, erhöhen sich die Werte von 1987 an zum Teil dramatisch." Als besonders drastisches Beispiel nennt er die beiden Tiefbrunnen in Hof Reith und Wallroth, "deren Wasser schon so belastet ist, daß man es für Babynahrung nicht mehr verwenden sollte". Lag der Wert in Wallroth 1987 noch bei 9,7 Milligramm, hatte er sich innerhalb eines Jahres fast verdoppelt und kletterte 1989 sogar auf 28,1 Milligramm.
Derzeit sind laut Schmidt schon zwölf der 19 Tiefbrunnen und Quellen Schlüchterns mit mehr als zehn Milligramm Nitrat pro Liter belastet. Weitere sieben weisen bereits über 20 Milligramm auf. Bereits im Jahr 2000, hat er hochgerechnet, werden 14 Anlagen über zehn Milligramm aufweisen, fünf Jahre später gebe es dann keine mehr unter diesem Wert. Und das nur, falls sich die Belastung nicht weiter sprunghaft erhöhe. Ab dann funktioniere auch die heute übliche Verschneidung von belastetem und unbelastetem Wasser nichts mehr, weil es nicht mehr genügend saubere Brunnen gebe.
Auf drei Anlagen, die Elmer Schaftränke, der Hohenzeller Schloßborn und die Gomfritzer Quelle, muß Schlüchtern bereits heute verzichten, da ihre Nitratwerte über 50 Milligramm liegen. Um die noch in Betrieb stehenden Brunnen und Quellen, deren Nitratgehalt auf Betreiben des BISS-Fraktion vierteljährlich untersucht werden soll, dauerhaft zu schützen, sind aus Sicht von Schmidt einschneidende Maßnahmen vonnöten.
Dazu gehört unter anderem "die sofortige starke Reduzierung des Mineraldünger-Einsatzes". Ebenso die Ausweitung von Trinkwasserschutz-Zonen, eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit und ein bindender Erlaß, der das Ausbringen von Gülle nur während der Vegetationsperioden erlaubt. Bisher existiere nur eine Soll-Vorschrift, erläutert Schmidt. Reaktion aus dem Rathaus: "Wie wollen Sie das denn kontrollieren?"
Kleine FR
Häusliche Krankenpflege MÖRFELDEN-WALLDORF. In der Sozialstation in der Walldorfer Waldstraße 16 1/10 beginnt am Montag, 14. September, ein zehn Abende umfassender Kurs zur "häuslichen Krankenpflege". Dabei sollen Informationen und praktische Hilfen vermittelt werden. Veranstalter ist die evangelische Familien-Bildung. Die Teilnahme kostet 35 Mark. Anmeldung in der Sozialstation: Tel. 0 61 05 / 7 60 74. Vogelschützer treffen sich MÖRFELDEN-WALLDORF. Die Mörfelder Gruppe im Deutschen Bund für Vogelschutz macht auf ihre nächste Monatsversammlung aufmerksam. Treffpunkt ist am Freitag, 4. September, um 20 Uhr im Vereinsheim an der Kläranlage. Interessierte Gäste sind willkommen. Sperrzeiten aufgehoben GROSS-GERAU. Aufgehoben sind laut Verwaltung wegen der Kerb im Stadtteil Berkach die Sperrzeiten in den Nächten zu Sonntag und Montag, 6. und 7. September, und anläßlich der Nachkerb auf Sonntag, 13. September. Flohmarkt der Bücherei RÜSSELSHEIM. Zum großen "Flohmarkt der Bücher" lädt für Samstag, 5. September, 9.30 bis 12.30 Uhr, die Stadtbücherei im Treff-Gebäude ein. Abfall und Hegbach GROSS-GERAU. Abfallsatzung und Renaturierung des Hegbaches sind Themen, die am Donnerstag, 10. September, ab 19 Uhr, den Landwirtschafts- und Umweltausschuß der Stadtverordnetenversammlung im historischen Rathaus beschäftigen werden. Musikalischer Frühschoppen RIEDSTADT. Zum musikalischen Frühschoppen lädt für Sonntag, 6. September, 10.30 Uhr, die Martin-Niemöller-Gesamtschule ins musische Zentrum ein. Zur Unterhaltung spielt die MPS- Band auf. Für die jüngsten Besucher wird in Zusammenarbeit mit Jugendpflege und Kinderschutzbund ein buntes Programm mit dem Spielmobil angeboten.
SELIGENSTADT. Der "Kinderclub" wird ein Jahr alt und feiert deshalb ein Fest. Heute, 1. September, sind von 13.30 Uhr an alle Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren in die Jahnstraße 24 eingeladen. Es wird gesungen, getanzt und gezaubert. Ab 15.30 Uhr dürfen auch die Eltern kommen. fuh
KRIFTEL. CDU-Fraktionschef Ferdinand Dillmann und Parteivorsitzender Oliver Schwebel werfen der Freien Wählergemeinschaft vor, eine "skrupellose und infame Rufmordkampagne" gegen Ersten Beigeordneten Paul Dünte (CDU) zu betreiben. Ziel sei es, dem Kämmerer eine Mitschuld am Unterschlagungsfall Peter M. in die Schuhe zu schieben, die keinesfalls mit dem Ergebnis der Prüfungsberichte gedeckt sei.
FWG-Fraktionsmitglied Wolfgang Gerecht versuche jedoch, die Aussagen der Prüfungsberichte zu manipulieren, indem er einzelne Passagen aus dem Zusammenhang herausreiße und so in der Öffentlichkeit einen falschen Eindruck erwecke.
Als Beispiel nennt die CDU die Diskussion um einen Bericht der Rechnungsprüfer aus dem Jahr 1985. Gerecht erkläre, daß die Rechnungsprüfer in diesem Jahr Unregelmäßigkeiten entdeckt hätten, dies jedoch keine Konsequenzen gehabt habe. Was der FWG-Mann aber nicht erwähne: Laut Prüfungsbericht wurden diese Unregelmäßigkeiten mit dem inzwischen der Unterschlagung verdächtigten Amtsleiter Peter M. besprochen, "der natürlich", wie Dillmann betont, "eine einleuchtende Erklärung parat hatte". Dies sei jedoch später im Prüfungsbericht nicht mehr erwähnt worden. Tatsache sei jedoch, daß weder der Erste Beigeordnete Paul Dünte noch der Aufsichtsrat über die entdeckten Vorfälle informiert worden seien. Statt dessen hätten die Prüfer bescheinigt, daß alles in bester Ordnung sei.
Die CDU ist nach der Lektüre der Berichte im Akteneinsichtsausschuß der Überzeugung: "Peter M. war ein Einzeltäger. Alle drei Prüfungsberichte kommen übereinstimmend zu der Auffassung, daß er keine Komplizen innerhalb der Gemeindeverwaltung hatte."
Den Vorwurf, im Rathaus-Unterschlagungsfall mit falschen Anschuldigungen und Halbwahrheiten zu operieren, nimmt Wolfgang Gerecht gelassen hin: "Wir fordern die CDU Kriftel und insbesondere den GeWobau-SteG-Geschäftführer und Kämmerer Dünte hiermit öffentlich auf, gegen uns und unsere verantwortlichen Vorstandsmitglieder zivilrechtliche und - soweit die CDU uns falsche Anschuldigungen vorwirft - strafrechtliche Schritte einzuleiten." Gerecht wiederholt seine grundsätzliche Kritik, daß sowohl der Gemeindevorstand als auch die Aufsichtsratsmitglieder der gemeindeeigenen Wohnungsbaugesellschaft und der Städtebaulichen Entwicklungsgesellschaft im Unterschlagungsfall befangen seien, weil sie mit Haftungsansprüchen rechnen müßten. Der Befangenheitsantrag der Freien Wähler im Akteneinsichtsausschuß sei jedoch mehrheitlich abgelehnt worden. ubk
BAD VILBEL. Schmucke Einfamilien- und nicht minder gepflegte Reihenhäuschen bestimmen das Erscheinungsbild östlich des Gronauer Weges. Eine ruhige Gegend, fernab des Durchgangsverkehrs, sollte man meinen. Doch der Schein trügt. Denn ganau dort, wo die Matthias- Claudius-Straße, über die das Wohngebiet erschlossen wird, abzweigt, beginnt für viele motorisierte Anlieger eine "Rennpiste", auf der sie bis hinauf zur jeweiligen Stichstraße brausen.
Kurt Glaser, einer der ersten Häuslebauer, die sich hier oben vor 17 Jahren niederließen, hat diese unfallträchtige und mit zunehmender Lärmbelästigung verbundene Entwicklung verfolgt - und schon frühzeitig den damals noch hier wohnenden Bürgermeister auf die Problematik aufmerksam gemacht.
Vor zehn Jahren(!) schrieb er an Günther Biwer: "Es gibt da ,Verrückte', die mit quietschenden Reifen in die Ecke Gronauer Weg/Matthias-Claudius-Straße einbiegen und mit gleicher Vehemenz entweder in der Tucholskystraße oder Erich-Kästner-Straße ihre Rallye fortsetzen. Noch ist nichts passiert, aber es fehlte nicht viel und ein Kind wäre von solch einem Amokfahrer erfaßt worden!"
Biwer antwortete prompt: Da er selbst hier wohne, sei ihm das Problem bekannt. Aufgrund von Gesprächen mit vielen Anliegern hoffe er jedoch, daß das Problem auch ohne eine erfahrungsgemäß nutzlose Aufstellung von Schildern in den Griff zu bekommen sei. Zur Zeit (1982) werde in der Verkehrskommission überlegt, wo in der Stadt verkehrsberuhigte Zonen geschaffen werden können. Da dies aber ein "beträchtliches Unterfangen" sei, werde bis zur Umsetzung aber wohl "noch eine Weile" vergehen.
Eine "Weile" ist relativ, und so ließ Kurt Glaser erst einmal über ein Jahr verstreichen, in dem, wie er glaubte, sich womöglich verkehrspolitisch etwas getan haben müsse. Aber: "Es tat sich nichts". 16 Monate nach seinem ersten Schreiben wandte er sich erneut an den Magistrat. "Muß erst ein Kind überfahren werden?" beklagte er die Zustände in seinem Wohngebiet. Gleichzeitig wies er auf einen Fahrradunfall seiner Tochter hin. Mangels Radweg war sie entlang der B 3 in Richtung Dortelweil auf dem Fußweg unterwegs gewesen und an einer Ausfahrt von einem Kraftfahrer erfaßt, glücklicherweise aber nicht verletzt worden. "Ich möchte Sie bitten, auch dieses Problem zu entschärfen", schrieb Glaser 1983 an Biwer.
Antwort erhielt der Bad Vilbeler daraufhin telefonisch von der Straßenverkehrsbehörde. Kurt Glaser wurde über den Stand der Dinge unterrichtet: Die Verkehrskommission unter Leitung von Günther Biwer habe wegen dessen "Überlastung" noch nicht tagen können. Und der Bitte von Glaser, den Fußweg entlang der Bundesstraße gleichzeitig als Radweg auszuweisen, könne nicht entsprochen werden, weil zunächst der Weg entlang des Kurparks Priorität genieße.
Seither hat Kurt Glaser von der Stadtverwaltung über Jahre hinweg nichts mehr gehört. Den Bürgermeister zog es in der Zwischenzeit in einen anderen Stadtteil. "Da glaubt er wohl, er brauche sich nicht mehr um die Probleme in der Claudiusstraße zu kümmern", argwöhnt Glaser, der ein Haus in der Erich-Kästner-Straße bewohnt. Nachdem sich die Verkehrssituation seiner Beobachtung nach weiter verschlechtert hatte, und Biwers Anliegergespräche offenbar fruchtlos geblieben waren, unternahm Kurt Glaser 1991 einen neuen Anlauf und schrieb an den Bürgermeister: "Ich bin nun sehr gespannt, wann sich Ihre Verwaltung endlich um die Raserei in der Matthias-Claudius-Straße kümmert."
Doch ein weiteres Jahr verstrich, ehe der Bad Vilbeler schließlich Anfang 1992 Post aus dem Rathaus erhielt. Frohe Kunde, wie Günther Biwer wähnte. Er teilte mit, daß die Stadt "sofort nach Änderung der Straßenverkehrsordnung im Januar 1990 ein Ingenieurbüro beauftragt" habe, "das Stadtgebiet mit Hinsicht auf die Einrichtung von Tempo-30-Zonen zu untersuchen". Die Voruntersuchungen seien abgeschlossen, auch das "gesamte Wohngebiet", Gronauer Weg und Lehmkaute, solle in die Regelung einbezogen werden. "Ich bin sicher, daß damit Ihrem langjährigen Wunsch entsprochen ist", schrieb Biwer.
Nach zehn Jahren also wenigstens eine Aussicht auf Besserung? Kurt Glaser wollte es genau wissen und fragte nach, wann denn nun mit einer Verkehrsberuhigung seines Wohngebietes zu rechnen sei. Die Antwort der Straßenverkehrsbehörde war ernüchternd. Auf Anfrage der FR bestätigte Bürgermeister Biwer: Ein Zeitpunkt für die Ausweisung einer Tempo-30-Zone im Bereich Gronauer Weg sei noch nicht absehbar. Eine Prioritätenliste für diese Verkehrsberuhigungsmaßnahmen liege noch nicht vor. Sicher sei aber wohl, daß dem Wohnbereich von Kurt Glaser kein Vorrang eingeräumt werde. Die Anlieger, empfahl der mittlerweile auf dem Heilsberg wohnende Rathauschef, sollten sich untereinander auf eine ungefährlichere Fahrweise verständigen, anstatt an die Kommune zu appellieren, die Raserei mit Schwellen zu bremsen. Diese Maßnahmen seien teuer und führten erfahrungsgemäß zu weiteren Problemen, etwa, wenn die Autos über die Hindernisse rumpelten und Lärm verursachten. JÖRG MUTHORST
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Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Mein Vetter Winnie (15 Uhr); Brennpunkt L.A. - Die Profis sind zurück (17 und 20 Uhr).
Panda-Kino: Mrs. Brisby und das Geheimnis von Nimh (15 Uhr); In einem fernen Land (17.15 und 20 Uhr).
Kino im Schwedenpfad (KiS): Die Mitläufer (20 Uhr).
Friedrichsdorf. Lichtspiele Köppern: Die Hand an der Wiege (20 Uhr).
Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Otto - Der Liebesfilm (20.15 Uhr).
Oberursel. Stadthallen-Kino I: Otto - Der Liebesfilm (15.30, 18 und 20.30 Uhr).
Stadthallen-Kino II: Wayne's World (15.30, 18 und 20.30 Uhr).
Kronberg. Kronberger Lichtspiele: In einem fernen Land (17.30 und 20.15 Uhr). Ausstellungen Bad Homburg. Museum im Gotischen Haus, Tannenwaldweg 102: "Wasserlust - Mineralquellen und Heilbäder im Rheinland", 14 bis 17 Uhr.
VHS, Elisabethenstr. 4-8: Geologisches Zentrum Taunus-Wetterau, 9 bis 11 Uhr und 16 bis 18 Uhr.
Orangerie im Landgrafenschloß: "Der Schloßpark und die Gartenlandschaft entlang der Tannenwaldallee", 10 bis 15.30 Uhr.
Oberursel. "Künstlerinnen - Leben und Arbeiten im Taunus", Braas Hauptverwaltung, Frankfurter Landstr. 2-4, 9 bis 17 Uhr.
Stadtbücherei am Markt: "Bilder zum Entdecken" von Annette Bierwirth, 10 bis 12 und 15 bis 18 Uhr.
"20 Jahre Werkstatt Inge Laeuen", Ausstellung von Keramik und Tonarbeiten in der Usastr. 55, 15 bis 20 Uhr.
Kronberg. Galerie Satyra, Steinstr. 1: "Les Chants de Maldoror", Gemälde von Bruno Griesel, 15.30 bis 19 Uhr. Vorträge/Kurse Bad Homburg. "Richtige Ernährung bei Diabetes mellitus", Kurs der AOK, Basler Str. 2, 18 Uhr, Tel. 27 22 31.
Gemeindehaus St. Marien, Dorotheenstr. 13: "Die zentralen Glaubenslehren des Islam", Vortrag von Prof. Dr. Gertrude Denninger-Polzer, 19.30 Uhr.
Oberursel. Stadthalle, Raum Stierstadt: "Vogelzug weltweit - Orientierung und Navigation", Vortrag des Bundes für Vogelschutz, 19.30 Uhr.
Kronberg. Rosenhof, Am weißen Berg 7: "Faszination Tauchen", Dia-Schau von Heidemarie und Klaus Rode, 19 Uhr.
Parteien/Parlamente Bad Homburg. Stammtisch des CDU-Ortsverbandes Ober-Eschbach, Gaststätte "Zum Taunus", Ober-Eschbacher Straße, 20 Uhr. Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstr. 47, 8 bis 12 Uhr und 13.30 bis 17 Uhr, Tel. 2 91 09.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Tel. 17 83 92 / 3.
Sprechstunde für Aus- und Übersiedler, Hindenburgring 44, 9 bis 12 Uhr, Tel. 30 28 86.
Schuldnerberatung des Hochtaunuskreises, Landratsamt, Louisenstraße, 8 bis 12 Uhr, Tel. 17 82 15.
Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung, Promenade 103, 9 bis 17 Uhr, Tel. 2 20 41.
Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Promenade 103, 19 bis 22 Uhr, Tel. 0 60 07 / 28 28.
Friedrichsdorf. Sprechstunde der Frauenbeauftragten, Rathaus, Zimmer 410, 8 bis 12 Uhr, Tel. 73 13 03.
Pro Familia, Dr.-Fuchs-Str. 5: Sprechstunde, 10 bis 13 Uhr; Rückbildungsgymnastik, 10.30 Uhr, und ärztliche Sprechstunde, 16 bis 18 Uhr.
Umweltberatung im Rathaus, Hugenottenstr. 55, Tel. 0 61 72 / 73 13 00.
Usingen. Gesundheitsamt, Obergasse 23: Mütterberatung, 11 bis 12 Uhr, sowie Sprachheilberatung nach Vereinbarung, 14 bis 16 Uhr, Tel. 6 69 66.
Neu-Anspach. Beratung im Frauentreff, Schubertstr. 32, 16 bis 18 Uhr.
Oberursel. Elternberatung im Alten Hospital, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 16.30 Uhr, Tel. 50 24 58, sowie in der Dornbachstraße, 9 bis 11 Uhr, Tel. 2 52 41.
Mieterschutzverein Hochtaunus, Nassauer Str. 60, Sprechstunde 16 bis 19 Uhr.
Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 0 61 73 / 7 81 17.
Königstein. Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Ev. Gemeindezentrum, Wolfsweg (am Kreisel), Kontakt-Telefon: 0 61 73 / 48 70 .
Steinbach. Beratung der Barmer Ersatzkasse, Bürgerhaus, Kolleg, 15 bis 16.30 Uhr.
Gruppentreffen der DRK-Kontaktstelle für Krebsnachsorge, Ev. Gemeindehaus, 17 bis 19 Uhr. Vereine/Organisationen Bad Homburg. Gartenclub: Beratung des Pflanzendoktors, Hotel Johannisberg, Thomasstraße, 10 bis 12 Uhr.
Friedrichsdorf. Familientreff in der Sozialstation Köppern, Dreieichstraße 22 a, 10 bis 12 Uhr.
Neu-Anspach. Offener Frauentreff, Schubertstr. 32, 9.30 bis 11.30 Uhr.
Spielabend des Skatclubs, Bürgerhaus, 19.30 Uhr. Seniorentreffs Bad Homburg. Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Spiele, 14.30 bis 15.30 Uhr.
Friedrichsdorf. Seniorenwerkstatt, Wilhelmstr. 7: Keramikarbeiten, 10 bis 13 Uhr und 15 bis 18 Uhr.
Seniorengymnastik: Feuerwehrgerätehaus, Taunusstr. 13, 9 bis 10 Uhr.
Singkreis, Altentagesstätte, In den Dorngärten 22 a, 15 bis 17 Uhr.
Schach, Skat, Rommé und Canasta, Alte Schule Burgholzhausen, 15 bis 17 Uhr.
Oberursel. Seniorentagesstätte Altes Hospital: Schach, Skat, Rommé und Canasta, 14 bis 18 Uhr.
Königstein. Altenbegegnungsstätte Kugelherrnstr. 6: Handarbeitsnachmittag, 14 bis 17 Uhr.
Steinbach. Seniorentreff: Gymnastik ab 10 Uhr; Beratung für pflegende Anghörige, 10 Uhr. Kinder/Jugendliche Bad Homburg. Standort des Spielmobils: Friedrich-Ebert-Schule, Gonzenheim, 14 bis 18 Uhr.
Friedrichsdorf. Ev. Gemeindezentrum: Treffen der BUND-Jugend, 20 Uhr. Sonstiges Bad Homburg. Treffpunkt zur botanischen Führung durch den Kurpark: Kurhausgarten, 15 Uhr.
Treffpunkt für Lauffreunde: Thai-Sala im Kurpark, 15.30 Uhr.
Oberursel. Gedenkstunde zum Antikriegstag an den Gräbern der ausländischen Zwangsarbeiter, Treffpunkt: Friedhofseingang Geschwister-Scholl-Platz, 14 Uhr, Veranstaltung des DGB Hochtaunus und des SPD-Unterbezirks Hochtaunus.
BAD VILBEL. Das Berkemer-Nadim-Klavierduo tritt am Sonntag, 6. September, um 11 Uhr in der Alten Mühle in einer Benefizveranstaltung des Fördervereins "Pfeifenorgel für St. Nikolaus" auf. Die Eintrittskarten kosten 14 und 10 Mark. Der Erlös kommt der neuen Pfeifenorgel für die katholische Kirche St. Nikolaus zugute.Die beiden Klaviervirtuosen, der 1960 in Kairo geborene Hatem Nadim und sein zwei Jahre jüngerer Kollege Uwe Berkemer sind als Lehrbeauftragte an der Johannes-Gutenberg- Universität Mainz tätig und haben an mehreren internationalen Musikwettbewerben teilgenommen.
In der Alten Mühle spielen sie Werke von Wolfang Amadeus Mozart, Johannes Brahms, Claude Debussy, Martin und Bolcom. Als Duo arbeiten die beiden Künstler seit 1986 zusammen. hm
HOCHTAUNUSKREIS. Die rechtsextremen "Republikaner" wollen im Frühjahr bei der Kreistagswahl antreten. Ihre Kandidatenliste führt der "Republikaner"-Kreisvorsitzende Peter Münch an, ihm folgt Jochen Klings.
Damit zieht die Partei mit dem gleichen Führungsduo in die Wahl, das sie auch für Bad Homburger Stadtverordnetenwahl nominiert hat.
Von den weiteren 13 Kandidaten der Liste nennt Münch nur noch Harald Kanthack aus Grävenwiesbach-Laubach auf Platz drei.
Der frühpensionierte Lehrer soll laut Pressemitteilung den Hintertaunus auf der Liste repräsentieren. Er führt zugleich die fünfköpfige Kandidatenliste für den Umlandverband an.
Listenführer Peter Münch, nicht identisch mit dem Bad Homburger CDU- Stadtverordneten gleichen Namens, erklärt ein zweistelliges Ergebnis für die rechtsextreme Partei zum Wahlkampfziel. Dies solle ermöglichen, "Landrat Banzer, der bis jetzt erfolgreich seinen Kopf aus der Schlinge des Bestechungsskandals ziehen konnte, zu stürzen".
Die "Republikaner" setzen auf Parteiverdrossenheit durch den Bestechungsskandal. Sie kündigen an, in weiteren Orten Listen für Stadtverordnetenmandate aufzustellen. stk
Auch Regenwasser fließt im Rohr durchs Haus Dietzenbach will Bau von Zisternen vorschreiben Von unserem Mitarbeiter Dirk Fuhrig DIETZENBACH. Auf den ersten Blick ist nur die ein mal ein Meter große Metallplatte im Hof zu sehen. Als Lothar Niemann sie hochhebt, blicken wir in ein Loch, dessen Tiefe nicht zu erkennen ist. Unten schimmert Wasser, die Wände sind mit Beton verschalt. Das ist die ganz private Wasserversorgung des Dietzenbacher Ersten Stadtrats (Grüne), die er den Bürgern vorstellte. Von hier aus führen Leitungen in den Garten zum Rasensprenger, in den Keller zur Waschmaschine und hoch ins Haus in die Klo-Spülkästen. Die Zisterne hilft Lothar Niemann, kostbares Trinkwasser zu sparen, und das nicht erst, seit die Notverordnung für Südhessen in Kraft ist. In dem Reservoir unter dem gepflasterten Hof sammelt sich das gefilterte Regenwasser, das auf das Hausdach fällt und normalerweise über die Regenrinne in die städtische Kanalisation und weiter in die Kläranlage geleitet würde. Völlig unnützerweise - schließlich ist es kein Abwasser. Wird damit der Garten gesprengt, hilft es mit, den Grundwasserspiegel aufrechtzuerhalten. Das in der Zisterne gesammelte Wasser wird mit Hilfe einer Pumpe in die Leitungsrohre befördert. Dazu ist ein zweites Rohrsystem im Haus nötig, denn nicht alle Bereiche können aus dem Speicher abgedeckt werden. Für Kochen und Spülen etwa sowie für die Noteinspeisung nach längerer Trockenheit ist weiterhin Trinkwasser aus dem öffentlichen Versorgungsnetz nötig. Doch der Einbau zusätzlicher Rohre verursacht weniger Aufwand, als man denkt, meint Niemann. In Neubauten sei das sowieso kein Problem; in Altbauten lägen die Toiletten in den verschiedenen Etagen meist direkt übereinander, so daß keine allzu umfangreichen Arbeiten nötig seien. Allerdings müssen die zwei Rohrsysteme gekennzeichnet sein, damit nicht versehentlich ein Trinkwasserhahn an eine Brauchwasserleitung angeschlossen wird.
Die Stadt Dietzenbach will den Bau von Zisternen zwingend vorschreiben. Wer ein Grundstück von der Stadt kauft, wird bereits seit einiger Zeit dazu verpflichtet, eine entsprechende Anlage in seinen Bauplänen vorzusehen. Eigentümern von Altbauten will der Magistrat die Zisternen durch Zuschüsse schmackhaft machen. Bisher sind im Stadtgebiet schon 43 Anlagen in Betrieb, weitere 74 sind beantragt. Geld für Zisternen gibt es momentan vom "Zweckverband Wasserversorgung Stadt und Kreis Offenbach" (ZVO). Etwa 76 Prozent der Zuschußanträge kommen aus Dietzenbach. Damit nimmt die Stadt, so Lothar Niemann, die Rolle eines Spitzenreiters beim Wassersparen in ganz Hessen ein.
Demnächst soll es noch mehr Fördermittel geben. Die Grundwasserabgabe von 20 Pfennig, die die Städte und Gemeinden pro entnommenem Liter an das Land Hessen abführen müssen, wird wieder in die Kommunen zurückgeführt. Für 1993 sind für Dietzenbach 200 000 Mark vorgesehen, über die der Magistrat zweckgebunden verfügen kann; das Geld wird als Zuschuß für den Zisternenbau verwendet werden, so Niemann.
Während das Parlament in Wiesbaden noch über Richtlinien zum Zisternenbau berät, will Dietzenbach auch hier einen weiteren Vorstoß unternehmen. Die Fraktion der Grünen hat einen Entwurf für eine Zisternensatzung erarbeitet, die vorschreibt, wie eine solche Anlage auszusehen hat. Der Magistrat hat diesen Entwurf mit der Bitte ans Land weitergeleitet, im Baurecht eine entsprechende gesetzliche Grundlage zu schaffen.
Niemann hat auch berechnet, was eine Zisterne kostet und was sich dadurch einsparen läßt. Für seine Anlage mit einem Fassungsvermögen von 12 000 Litern, die für einen Acht-Personen-Haushalt vorgesehen ist, hat er mit Erdaushub, zweitem Leitungssystem und dem betonierten Auffangbecken fast 18 000 Mark ausgegeben. Pro Jahr sind das etwa 2000 Mark, die für Abschreibung, Zinsen und Wartung aufgewendet werden müssen. Dem stehen Einsparungen von 1200 Mark gegenüber, die sich zusammensetzen aus geringerer Niederschlagswasser-, Trinkwasser- und Schmutzwassergebühr. Zusammen mit den Zuschüssen von der Stadt und dem ZVO hätte sich der Bau für ihn auch finanziell rentiert.
Anträge für Zuschüsse zum Zisternenbau nimmt die Stadt Dietzenbach entgegen. Sie informiert auch über die technischen Möglichkeiten.
Der Heimatclub Goldstein lädt anläßlich des Kerbeumzugs am Samstag, 5. September, zum Fahrradschmücken für jung und alt ein. Genauere Auskünfte unter Tel. 6 66 58 24 oder 6 66 58 76. js/35
Die freikirchliche evangelische Gemeinde Ichthys lädt ein zu einem Gospelkonzert: Am Samstag, 5. September, werden Richard Probasco und seine "New Song Vocal Band" ab 19.30 Uhr in der Hedderichstraße 51 in Sachsenhausen gastieren. Eintritt: zehn Mark. js/35
SELIGENSTADT. Wie Dietzenbach gibt auch Seligenstadt Zuschüsse für den Zisternenbau. 300 Mark pro Kubikmeter zahlt die Stadt für Anlagen mit einem Fassungsvermögen zwischen drei und zehn Kubikmetern. Anträge und Informationsmaterial liegen beim Umweltamt.
Dem "Förderkreis historisches Seligenstadt" hat die Stadt bereits 3 000 Mark für die neugebaute Zisterne auf dem Klostergelände gewährt, weitere 5 000 Mark hat der "Zweckverband Wasserversorgung Stadt und Kreis Offenbach" bewilligt. Die gesamte Anlage, mit der Wasser für die Gartensprengung und die Speisung des Mühlrads aufgefangen wird, hat 20 000 Mark gekostet. fuh
has FRANKFURT A. M. Der co op- Strafprozeß vor dem Frankfurter Landgericht ist gestern mit der Verlesung weiterer Urkunden fortgesetzt worden. Ursprünglich war vorgesehen, daß die Staatsanwaltschaft den geständigen Angeklagten Hans Gitter befragen sollte. Nachdem Richter Gernot Bokelmann aber mitteilte, dem Gericht seien neue Akten vom Bundeskriminalamt zugegangen, deren Inhalt der Verteidigung Gitters seit Freitag bekannt sei, intervenierten die Rechtsanwälte der anderen sechs Beschuldigten. Sie verlangten Einsichtnahme in die Unterlagen vor der weiteren Vernehmung Gitters.
Bokelmann betonte zwar, in den Akten stünden keine wesentlich neuen Erkenntnisse, lediglich ein Vorgang sei ihm "neu". Ansonsten handele es sich um eine "Zusammenstellung buchhalterischer Art". Doch stellte dies die Rechtsbeistände nicht zufrieden. Sie pochten auf ausreichend Zeit, um das Material unter die Lupe nehmen zu können.
Die Befragung Gitters durch die Staatsanwaltschaft wurde deshalb verschoben. Richter Bokelmann gab daraufhin als Fahrplan für die Sitzung bekannt: "Dann werden wir heute ein paar Lesestunden abarbeiten." In der Folge wurden zahlreiche Dokumente verlesen und somit in das Verfahren eingeführt. Unter anderem ging es dabei um Vermerke des einstigen co op-Managements zur Gründung von Stiftungen.
Martha Marzian, Mammolshainer Str. 7, Bad Homburg, zum 90. Geburtstag.
ski FRANKFURT A. M. Mit einer deutlichen personellen Verstärkung des beim Wiesbadener Wirtschaftsministerium angesiedelten Staatskommissariats wollen das Land Hessen, die Frankfurter Börse und die Deutsche Terminbörse (DTB) unsauberen Machenschaften im Wertpapierhandel vorbeugen. Damit sollen der Anlegerschutz verbessert und die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Finanzplatzes gesteigert werden. Eine entsprechende Vereinbarung unterzeichneten gestern Wirtschaftsminister Ernst Welteke (SPD) und die Repräsentanten der Börsen. Nach den Worten Weltekes spielt die Mainmetropole als mit rund 70 Prozent Umsatzanteil führendes deutsches Börsenzentrum damit die von ihr zu erwartende Vorreiterrolle auch bei der Kontrolle des Marktes.
Nachdem die Börsenaufsicht des Landes bisher im wesentlichen von einem Ersten und einem Zweiten Staatskommissar ausgeübt wurde, wird nun ein "hochqualifiziertes" Team von acht Leuten aufgebaut, das vor Ort "Schwachstellen" aufdecken, "Auffälligkeiten" nachgehen und für größere Transparenz sorgen soll. Wertpapierbörse und DTB stellen das zusätzliche Personal und finanzieren diese unter der Fachaufsicht des Wirtschaftsministeriums stattfindende Überwachung des Handels mit zwei Millionen Mark pro Jahr.
Die Vereinbarung mit dem Land gilt für zwei Jahre. In dieser Zeit dürfte in Bonn die Novelle des Börsengesetzes mit neuen Bestimmungen zur Marktaufsicht verabschiedet werden, worauf man in Hessen aber nicht warten wollte. Eine Aufgabe der Gruppe wird es sein, mit Blick auf die Neufassung des Gesetzes ein Konzept für die Staatsaufsicht zu erarbeiten, um bei dessen Inkrafttreten vorbereitet zu sein. Ein weiterer Punkt der Übereinkunft sieht vor, die Kontrolle der Makler, für die bisher teilweise Wirtschaftsprüfer zuständig sind, ins Staatskommissariat zu integrieren.
Für die DTB hob der Vorstandsvorsitzende Rolf-Ernst Breuer anläßlich der Unterzeichnung den mit der verstärkten Aufsicht verbundenen Wettbewerbsvorteil hervor. Die hiesige Terminbörse habe bisher darunter gelitten, daß die Kontrolle im Ausland als mangelhaft angesehen wurde. "Aufsicht muß man merken", meinte der Deutsch-Banker und betonte, der Ausbau der Überwachung verbessere das Image der Börsen. Einen Vorteil der DTB sieht er diesbezüglich darin, daß sich Geschäfte in deren vollelektronischem Handel jederzeit nachvollziehen ließen. So sei es gelungen, "schwarze Schafe" schnell zu entdecken und anfängliche Mißstände im Keim zu ersticken. Breuer kritisierte die nach seiner Ansicht viel zu langsame Gangart des Bonner Gesetzgebers bei der Börsenreform.
Der Frankfurter Börsenpräsident Friedrich von Metzler begrüßte die verstärkte staatliche Marktaufsicht, vertrat aber zugleich die Ansicht, die Selbstverwaltung müsse als "gleichwertiges Pendant" weiterentwickelt werden. Für Moral hätten die Börsen nämlich selbst zu sorgen.
Im hessischen Wirtschaftsministerium wurde inzwischen ein Entwurf zur Börsengesetznovelle vorbereitet, den Welteke in die öffentliche Diskussion einbringen will. Der Minister sprach sich erneut gegen eine zentrale Bundesaufsicht aus. Die Rechts- und Marktkontrolle müsse vor Ort stattfinden, nur wenige Aufgaben könnten zentral wahrgenommen werden, sagte der Politiker.
Dienstag, 1. September
Theater Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 Uhr, Internationale Herbst-Revue (Premiere). Musik Oper Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 23 60 61: 20 Uhr, Israel Chamber Orchestra.
Alte Oper, Opernplatz, Tel. 1 34 00: Grosser Saal: 20 Uhr, Staatsphilharmonie Rheinland- Pfalz; Mozart Saal: 20 Uhr, Orchester und Vokalensemble "La Stagione"; Hindemith-Saal: 22 Uhr, Offenbarungen - Alexander Knaifel; Altes Foyer: 18.30 Uhr, Einführung zum Konzert im Mozart Saal.
Alte Nicolaikirche: 20 Uhr, "Anarchic Harmony - John Page 80" und "Number Pieces II - Ives Ensemble".
Batschkapp, Maybachstr. 24: 20 Uhr, Luna Chicks.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Bill Burns.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Biber Hermann.
Jazz Kneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Jazz Trio.
Negativ, Walter-Kolb-Str. 1: 20 Uhr, Die Krupps.
Haus Dornbusch: 15 Uhr, "Caféhaus unterwegs" mit Caféhausmusik, Schellackplatten und Gästen. Literatur Romanfabrik, Uhlandstr. 21: 20 Uhr, Comicmachertreff.Vorträge Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde, Institut f. Int. Pädag. Forschung, Schloßstr. 29: 15 Uhr, "Polnische und Deutsche Pädagogik zwischen den beiden Weltkriegen".
Haus der Begegnung, Gärtnerweg 62: 19 Uhr, "Tiefentheologie. Die Verbindung von Christentum und Tiefenpsychologie". Museen/Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 15.15 Uhr, Führung zu "Das Museum als Labyrinth". Stadtbücherei, Zeil 17-23: 17 Uhr, Führung durch die Zentralbibliothek, Musikbibliothek und Mediothek.
Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo".
Kino/Filme Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 13 im Anzeigenteil. Sonstiges Frauenreferat / Frauengruppen: "Frauen nehmen sich die Stadt": 19 Uhr, Treffen für interessierte Frauen, Senioreninitiative Höchst, Gebeschusstr. 44; 19 Uhr, Frauengottesdienst in der Heiliggeistkirche.
Club Voltaire, Kl. Hochstr.: 20 Uhr, Info-Veranstaltung über die neugegründete Juso-Projektkgruppe "Christentum und Sozialismus".
City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.
PINS Singlestammtisch: 20 Uhr, Gaststätte zum Goldenen Garten, Marbachweg 357; Infos: Christel, Tel. 0 61 01 / 8 66 74.
KOZ, Uni Campus: 21 Uhr, Kneipenabend.
Stadtteilladen Dezentral, Sandweg 131a: 20 Uhr, Offener Abend.
English Speaking Club: 19.30 Uhr, Chit-Chat social evening; Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248.
Ev. Familienbildung, Darmstädter Landstr. 81: 9.30 Uhr, offener Treff für Frauen mit Krabbelkindern. Frauen-Verband: 16 Uhr, Nachmittagstreff, "Historix" im Historischen Museum. Märkte/Feste Dornbusch: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Carl-Goerdeler-Straße.
Berger Markt: 7 Uhr, Viehauftrieb; 9 Uhr, Bezirkstierschau; 10 Uhr, Musik. Frühschoppen; 11.30 Uhr, Marktfrühstück; 12 Uhr, Siegerehrung Bezirkstierschau; 13.30 Uhr, Gewinner Schätzwettbewerb und Hist. Umzug der Marktburschen mit Tanzbär; 22 Uhr, Feuerwerk. Blutspendetermine Blutspendedienst Hessen des Deutschen Roten Kreuzes: Di., 9 bis 19 Uhr, Blutspendezentrale Niederrad, Sandhofstr. 1. Apotheken Folgende Apotheken sind von Dienstag, 8.30 Uhr, bis Mittwoch, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Apotheke am Bahnhof Rödelheim, Westerbachstraße 3, Tel. 7 89 16 11; Apotheke am Bürgerhaus, Griesheim, Waldschulstraße 5; Apotheke im Prüfling, Bornheim, Im Prüfling 30, Tel. 45 12 06; Germania-Apotheke, Friedberger Landstraße 72, Tel. 43 35 36; Hohenzollern-Apotheke, Düsseldorfer Straße 15, Tel. 23 63 37; Holbein-Apotheke, Sachsenhausen, Schweizer Straße 88, Tel. 61 67 97; Kurhessen-Apotheke, Eschersheim, Eschersheimer Landstraße 553, Tel. 52 52 28; Liederbach-Apotheke, Unterliederbach, Königsteiner Straße 98, Tel. 31 69 15; Markgrafen-Apotheke, Markgrafenstraße 6, Tel. 70 92 02; Ostend-Apotheke, Hanauer Landstraße 4, Tel. 44 68 01; Viktoria-Apotheke, Große Bockenheimer Straße 10, Tel. 28 84 24 und 29 37 35.
Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Straße 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 4 33; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst 19 bis 23 Uhr Dr. Eckhard Schütz, Frankfurter Str. 69, Offenbach, Tel. 81 14 06; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich) Tel. 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01 - 4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 1 92 16 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21 / 8 27 73 66 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51 Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Seite aufzuheben. - ohne Gewähr -
NORDEND. "Homosexuelle Perspektiven" will das Werkstattkino "mal seh'n" (Adlerflychtstraße 6, Hinterhof) in seiner nächsten thematischen Filmreihe aufzeigen. Unter diesem Titel laufen zwischen dem 3. und 16. September internationale Filme über das Leben von Lesben und Schwulen, von gewagten, experimentellen Streifen bis zu einfühlsamen Porträts. "Polnische Filmtage" schließen sich in der Monatsmitte an. Das Programm verbindet Filme von bekannten Regisseuren wie Andrzej Wajda und Kristof Kieslowski mit neueren Arbeiten (zum Teil Kurzfilme), die hierzulande noch nicht gezeigt wurden.
Pedro Aldomovars sarkastische Geschichten über die Liebe im allgemeinen und die Begierde im besonderen sind ja auch deutschen Kinogängern etwas bekannter geworden. Das "mal seh'n" zeigt ab dem heutigen Donnerstag, 3. September, sein 1986 entstandenes "Gesetz der Begierde". Die in Aldomovars "brunstvoller Dreiecks-Affäre" Verstrickten sind hier sämtlich männlichen Geschlechts. Zu erleben täglich bis 9. September, jeweils um 17.45 Uhr.
Während die US-amerikanische Schwulen- und Lesbenszene sich in einer ganzen Reihe reichlich greller Filme darzustellen vermochte, ist entsprechendes Material aus der GUS Mangelware. Als Premiere zeigt das Werkstattkino nun "Außenseiter", einen Film der russischen Regisseurin Olga Zhuk. Auf Videoband dokumentierte sie die Schicksale Homosexueller in der ehemaligen Sowjetunion. Zu sehen bis zum 6. September, jeweils um 19.45 Uhr.
Den westlichen Beitrag zum Thema repräsentiert in diesem Programm "Kamikaze Hearts" von Juliet Bashore. In ihrem halbdokumentarischen Underground-Film spielen die Hauptdarstellerinnen, die Porno-Aktricen Tigre Menett und Sharon Mitchell, quasi ihre eigene, heftige Beziehung. Zu sehen ist "Kamikaze Hearts" vom 7. bis 9. September, um 19.45 und 22 Uhr.
Der deutsche Filmemacher Peter Kern wird anschließend mit einer ganzen Reihe von Filmen vorgestellt. Vom 10. September an laufen, teilweise parallel, "Das Gossenkind", "Solange ich fliehen kann noch, da schütze ich mich" und "Crazy Boys".
Außerdem im September-Programm: Filme über die Kunst der Avantgarde, unter dem Titel "Dada und andere Experimente". Helmut Herbst und Friedrich Heubach stellen ihre Dokumentation "Happening: Kunst und Protest 1968" vor. Zu sehen am 5., 6., 12. und 13. September jeweils um 13.45 Uhr. Den Merz-Künstler Kurt Schwitters porträtiert der Film "Man kann ja nie wissen", 1986 von Gerhard Heftermann produziert. Motto: "Der Weg ist humorvoll, das Ziel ist ernst." Der Dokumentarfilm läuft am 19., 20., 26. und 27. September, ebenfals um 13.45 Uhr.
Seine Musikfilm-Reihe setzt das "mal seh'n" zu mitternächtlicher Stunde fort. "Money Talks, Bullshit Walks" schildert die Rockszene von Los Angeles in der Mitte der 80er Jahre (am 4. und 5. September); Ken Russells grelle Rockoper und -orgie "Tommy" wird noch einmal vorgeführt (am 11., 12., 18. und 19. September); ebenfalls von Russell stammt "Lisztomania", in dem die Rockgrößen der 70er Jahre eine abgefahrene Version der Liszt-Biografie geben (am 25. und 26. September) - sämtlich um 24 Uhr. (two)
Tip-Vorschau
1. VfB Stuttgart - Schalke 04 1 2. 1. FC Saarbrücken - 1. FC Kaiserslautern 0 3. Wattenscheid 09 - 1. FC Köln 2 4. Bayern München - Hamburger SV 1 5. Bayer Leverkusen - Karlsruher SC 1 6. 1. FC Nürnberg - VfL Bochum 1 7. Werder Bremen - Bayer Uerdingen 1 8. Fortuna Köln - Hansa Rostock 2 9. VfB Leipzig - VfL Osnabrück 0 10. MSV Duisburg - Carl Zeiss Jena 1 11. Hertha BSC Berlin - SC Freiburg 0
6 aus 45 2 - 9 - 18 - 19 - 29 - 39
USINGEN. Eine Informationsbörse von, mit und für Frauen ist für den 8. November in der Stadthalle geplant. Ihr Ziel ist es, aktiven Frauen ein Podium zum Kennenlernen und Erfahrungsaustausch zu bieten.
26 Frauengruppen, -organisationen, -vereine und -verbände aus Usingen, Neu-Anspach und Bad Homburg haben sich inzwischen in einer ersten Runde getroffen, um das Veranstaltungsprogramm festzulegen. Veranstalter sind die Frauenbeauftragte des Hochtaunuskreises, Irmhild Taesler, der Frauentreff Usingen und das Usinger Zentrum für Weiterbildung.
Frauengruppen im Usinger Land, die ebenfalls teilnehmen möchten, bislang aber noch nicht angeschrieben wurden, werden gebeten, sich an den Frauentreff Usingen unter den Telefonnummern 0 60 81 / 34 84 (Elisabeth Empt) oder 0 60 84 / 34 03 (Uschi Döring) zu wenden. cn
Überfall auf Tankstelle: Gericht fehlen Beweise 23 Jahre alter Angeklagter wurde freigesprochen Von Rüdiger Arendt HANAU. Der 23jährige in Hanau geborene türkische Staatsangehörige, der wegen eines Überfalles auf die Tankstelle beim Opel-Schäfer in Hanau angeklagt war, ist - für Prozeßbeobachter nicht unerwartet - vor der Ersten Großen Strafkammer am Hanauer Landgericht freigesprochen worden. Der Staatsanwalt hatte zuvor sechs Jahre Freiheitsentzug, der Verteidiger Freispruch gefordert. Auf eine Haftentschädigung muß der junge Mann allerdings verzichten. Weil er sich in seinen früheren Aussagen selbst in Widersprüche verwickelt hatte, verweigerte ihm das Gericht die Haftentschädigung. Nach dem Strafrechtentschädigungsrecht ist dies möglich. Die Verweigerung der Entschädigung wird vor allem des öfteren bei eingezogenen Führerscheinen angewandt.
Wie berichtet, hatte ein Unbekannter in den frühen Morgenstunden des 30. November vergangenen Jahres mit erheblicher Brutalität die Tankstelle in der Eugen-Kaiser-Straße überfallen. Er hielt einem 26 Jahre alten Angestellten ein Messer an den Hals und erpreßte auf diese Weise rund 13 000 Mark. Wenige Tage nach der Tat wurde der 23jährige festgenommen. Eine - inzwischen verstorbene - weitere Angestellte hatte geglaubt, in ihm den Täter zu erkennen. In dem Auto des Angeklagten waren dann auch 5000 Mark gefunden worden.
Die Angestellte sowie ein Bekannter, der sich zur Tatzeit ebenfalls im Laden aufhielt, hatten den Angeklagten als Täter identifiziert, obwohl dieser mit einer Kapuze maskiert war. Auch ein bei ihm gefundenes Messer sprach nach Ansicht der Staatsanwaltschaft für dessen Täterschaft. Doch seine Familie "paukte" ihn schließlich heraus. Sowohl seine Schwester als auch Vater und Mutter sagten vor Gericht, am Tattag sei der 23jährige zu Hause gewesen.
Unstimmigkeiten gab es auch in den Personenbeschreibungen weiterer Zeugen. Daß der Angegeklagte zur Tatzeit schwer drogenabhängig war, fiel nicht negativ ins Gewicht.
Obwohl Staatsanwalt Wachter nach wie vor von der Schuld des 23jährigen überzeugt ist, "kann er mit dem Freispruch leben". Die Beweise hätten einfach nicht ausgereicht, räumte er ein. Die Staatsanwaltschaft verzichtete demzufolge auch auf ein Revisionsbegehren.
JOSSGRUND. Schwere Kopfverletzungen hat sich ein 16jähriger aus dem Jossgrund bei einem Unfall mit einem Moped am Sonntagabend in Oberndorf zugezogen. Der Jugendliche, der ohne Helm gefahren war, wurde mit dem Rettungshubschrauber in die Klinik nach Fulda geflogen.
Wie die Polizei mitteilte, war der 16jährige auf einem abschüssigen Feldweg in einer Linkskurve nach rechts abgekommen, in den Graben gerutscht und einige Meter weiter gegen den Wasserdurchlaß geprallt.
Der Jugendliche war nicht im Besitz einer gültigen Fahrerlaubnis. jan
TV Wicker, Handball
Beim Rüsselsheimer Turnier
Ohne den Hauch einer Chance blieb der klassentiefere TV Glattbach im Freundschaftsspiel beim Handball- Oberligisten TV Wicker. Die Hausherren gewannen standesgemäß mit 33:20 (15:10). Erfolgreichste Torschützen beim spieltechnisch überlegenen Sieger waren der aus Heppenheim zurückgekehrte Kreisläufer Alexander Fritsch und Markus Möschl (je 8 Tore).
Die Wickerer nehmen in dieser Woche am Turnier des Nachbarn und Oberliga-Aufsteigers TG Rüsselsheim teil, treffen dabei am Donnerstag (20 Uhr) zunächst in der Heinemann-Schule auf den Gastgeber. Am Freitag (21 Uhr) wird die Vorrunde mit dem Spiel gegen Bezirksligisten Gustavsburg beendet. Ab Samstag (16 Uhr) stehen dann die Endspiele für die Schützlinge von Trainer Norbert Anthes auf dem Programm.
Am Wochenende dominierte in der Goldbornhalle der Nachwuchs beim groß angelegten Jubiläumsturnier zum 50jährigen Bestehen des TV Wikker. "Das Turnier ist organisatorisch und sportlich sehr gut verlaufen. Jedes Sieger-Team bekam einen schmucken Pokal überreicht", resümierte Wickers Pressesprecher Edmund Volk bei Kaffee und Kuchen nach dem Mammut-Turnier. Bei der A-Jugend siegte erwartungsgemäß der TV Wicker überlegen mit 6:0-Punkten vor der ebenfalls starken Turngemeinde Sprendlingen.
Die B-Jugend des TV Wicker II konnte ganz überraschend die erste TVW-Vertretung schlagen, siegte mit 5:1-Punkten knapp vor dem TV Trebur. Eine Altersstufe tiefer gewann die C-Jugend des Nachbarn TV Brekkenheim. Für die Spielgemeinschaft Wicker/Flörsheim blieb nur der letzte Platz übrig. Qualitativ am stärksten besetzt war das D-Jugend-Teilnehmerfeld mit sechs Teams. Hier siegte im Endspiel der beiden Gruppensieger die TG Schwalbach mit 6:3 gegen den TV Wicker. Den meisten Spaß fanden die zahlreichen Fans bei den Spielen der Minis. Die Knirpse der TSG Sulzbach siegten vor Wicker und Eddersheim. jo
GEORG NEUMANN und WOLF- GÜNTER KIRSTEN, Professoren an der Fachhochschule der Deutschen Bundespost in Dieburg, sind in den Ruhestand verabschiedet worden. Georg Neumann, Jahrgang 1929, stammt aus Westpreußen. Er studierte in Braunschweig und kam 1968 zur damaligen Ingenieurakademie nach Dieburg, wo er Mathematik und Physik unterrichtete. Wolf-Günter Kirsten, Jahrgang 1930, hat in Berlin studiert und war Oberstudienrat am Wirtschaftsgymnasium in Bensheim, ehe er 1971 an die Fachhochschule Dieburg kam. sch.
PAUL SICKERT, Vorstandsmitglied beim SKV Hainhausen und dort vornehmlich für die Fußballabteilung aktiv, hat aus der Hand von Landrat Josef Lach den ihm vom hessischen Ministerpräsidenten verliehenen Landesehrenbrief entgegengenommen. ttt
Notdienste
Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Apotheke 20, Bad Homburg, Haingasse 20; und Burg-Apotheke, Friedrichsdorf-Burgholzhausen, Königsteiner Str. 22 a.
Oberursel/Steinbach. Rosengärtchen- Apotheke, Oberursel, Rosengärtchen 39; und Franziskus-Apotheke, Steinbach, Berliner Str. 39.
Usinger Land. Adler-Apotheke, Usingen, Obergasse 13.
Kronberg/Königstein. Schloß-Apotheke, Kronberg-Schönberg, Schillerstr. 28.
Die "Zwölfte Republik" umzingelt Rußlands zivile Gewalt
Hat er, oder hat er nicht? Rußlands Verteidigungsminister Pawel Gratschow, im Amt seit dem 18. Mai dieses Jahres, ist in einen gewissen Verdacht geraten: Bis fast zuletzt habe er im vorigen Jahr zu den Putschisten gehört, und ganz zuletzt erst, als die Aussichtslosigkeit des Umsturzversuchs klar war, habe er die Fronten gewechselt. Damals schien der kraftvolle Auftritt des Präsidenten die Von Karl Grobe Machtverhältnisse zu symbolisieren: Boris Jelzin, auf einem Panzer stehend, rief zum Widerstand; die Armee schien dem Präsidenten und dem Volk zu Füßen zu liegen. Der Mann, dem Jelzin indes im Mai die Streitkräfte anvertraut hat, sei ein nicht nur heimlicher, sondern geradezu ein unheimlicher Gegner seiner Reformpolitik, argwöhnte man alsbald.
Der erste Eindruck schien das zu bestätigen. Kaum war Gratschow vier Tage im Amt, da widersprach er öffentlich der militärpolitischen Linie seines Präsidenten: Die ganze Schwarzmeerflotte gehöre unter das einheitliche Kommando der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS). Jelzin aber war drauf und dran, mit seinem ukrainischen Kollegen Leonid Krawtschuk eine Teilung dieser "Eskadra" zu vereinbaren. Gratschow schnarrte auch: "Auf dem Gebiet keines einzigen Staates dürfen Ehre und Würde von Russen beleidigt werden" - im Zusammenhang mit den nationalistischen Ausschreitungen der 14. Armee in Moldawien war das starker Tobak, und von Kasachstan bis Estland schraken die reformbewegten Politiker in den neuen Staaten auf. Übrigens hatte der kurz vorher ernannte Chef der 14. Armee, Alexander Lebed, ein alter Weggenosse Gratschows, nur Tage vorher die moldawische Regierung als "faschistische Bande" bezeichnet und behauptet, er müsse gegen den unabhängigen Staat vorgehen, weil dieser einen Völkermord an Russen plane. Es folgte eine "ethnische Säuberung" in der Gegend von Bendery.
Dann klagte der Jung-Minister noch, leider sei der jungen Generation der "Kampfgeist" verlorengegangen. Es kommentierten die Reform-Medien: "Da spricht der Chef der zwölften GUS-Republik!" Das war eine Anspielung auf die Vergangenheit, als es noch fünfzehn Sowjetrepubliken gab und manche Beobachter frühzeitig dem damaligen Verteidigungsminister Dmitri Jasow nachsagten, er führe sich auf, als vertrete er nicht nur einen "Staat im Staate", sondern gar die sechzehnte Republik. Jasow gehörte im vergangenen August zu den Putsch-Führern. Und nun auch Gratschow?
Der knapp 45jährige Offizier wurde als Außenseiter zum politischen Chef des größten Stücks aus dem Erbe der Sowjetarmee, deren Bezeichnung früher nie ohne die ergänzende Formel "ruhmreich" in der Presse des Landes erschien. Er hat seinen Anteil daran: Im Afghanistan- Krieg diente er als Pilot und wurde zweimal abgeschossen, zuletzt 1988; einige Monate verbrachte er in einem pakistanischen Kriegsgefangenenlager. Das Angebot, in den Westen überzulaufen, wies er entrüstet zurück. So wurde er offiziell zum Helden der Sowjetunion. Den gleichnamigen Orden bekam er 1988. Ein molodez, ein Prachtkerl, ist er in den Augen seiner Kameraden schon.
Diese Kameraden sind eine besondere Kategorie unter den Afghanzy, den Veteranen des Krieges am Hindukusch. Sie haben - nach der ruhmlosen Niederlage im kleinen südlichen Nachbarstaat - einen weiteren Schock zu verkraften: den Untergang der Sowjetunion, als deren Elite sie sich gefühlt haben. Sie sehen sich gedemütigt durch die Folgen: Obdachlos werden die Offiziere und Mannschaften sein, die aus den baltischen Staaten bis Ende 1993 zurückkehren sollen, wie es geplant ist und von den Präsidenten Jelzin und Vytautas Landsbergis wohl am 8. September besiegelt wird.
Es gibt noch eine andere Kategorie von Afghanzy. Das sind die Heimgekehrten niederer Dienstränge oder ganz ohne Rangabzeichen. Sie sind in einen Krieg geschickt worden, den sie nicht verstanden haben, der sie gezeichnet und verformt hat; um ihr kollektives traumatisches Erlebnis zu verarbeiten, bedurfte es der ganzen sprachlichen Kraft der Journalistin Swetlana Alexijewitsch ("Zinkjungen"). Sie sind nicht wieder in die heimatliche Gesellschaft eingegliedert worden - sie haben sie gar nicht mehr vorgefunden. Invalidenrenten für Kriegsversehrte sind infolge der Inflation wertlos. Wer körperlich unversehrt zurückkam, bekommt kaum je einen Arbeitsplatz. Mit der psychischen Erschütterung muß er allein fertigwerden. Daß sie alle vom Versagen der Politiker reden, ihre Interessen aber mit dem Instrumentarium zu verteidigen beginnen, das sie "dort" gelernt haben, ist die Folge.
Die Dekorierten und Ranghohen haben vor allem Mißtrauen gegen die Politiker gelernt, zumal gegen die jetzt Regierenden. Beispiel Gratschow: Unmittelbar nach seiner Ernennung hatte er nur mehr Spott übrig für die Überlegung, einen Zivilisten zum Verteidigungsminister zu machen. Sein faktischer Amtsvorgänger aber war Zivilist: Er hieß Boris Jelzin. Der hatte im März den Aufbau einer eigenen russischen Armee dekretiert, und kommissarisch hatte er das zuständige Ministerium selbst übernommen. Einer seiner beiden Stellvertreter war Gratschow, der andere, Andrej Kokoschin, war ein ziviler Spezialist für Militärfragen. In nur acht Wochen geriet er ins Abseits und wurde abgeschoben: Er ist nun für die Verbindung zwischen Militär und Rüstungsindustrie zuständig.
Gratschow aber stieg rasch auf. Vor dem August-Putsch kommandierte er die sowjetische Luftwaffe, und zwar seit Dezember 1990; seine Karriere beschleunigte sich also zu einer Zeit, als Michail Gorbatschow noch Präsident war, aber Dmitrij Jasow über alle Bewaffneten gebot. Es war übrigens exakt die Zeit, in der Gorbatschow sich mit den Konservativen verbündete, die später gegen ihn putschten. Im Dezember 1990 verließen eminente Reformer wie Eduard Schewardnadse, Wadim Bakatin und Alexander Jakowlew den Führungskreis, Jasow und andere Hardliner stiegen noch weiter auf, die von Innenminister Boris Pugo kommandierten Omon-Sondereinheiten stürmten den Fernsehsender in Wilna. In dieser Periode befördert worden zu sein ist nicht unbedingt ein Ausweis dafür, daß einer zum Reformflügel gehört. Aber immerhin: Gratschows Vorgänger im Luftwaffen-Kommando, Wladislaw Atschalow, hatte unmittelbar mit dem Angriff auf Wilna zu tun und war unmittelbar in den August-Putsch verwickelt.
Während der Putsch-Tage aber weigerte Gratschow sich, das "Weiße Haus" und andere Schaltstellen der Macht bombardieren zu lassen, und ging auf Boris Jelzins Seite über. Einerseits rührt aus seiner Rolle als Chef einer bedeutenden Teilstreitkraft das Gerücht, er hätte von den Putsch-Plänen wenigstens gewußt. Andererseits konnte Jelzin nicht umhin, ihm politische Dankbarkeit zu zeigen.
Fünf weitere Generale, die hohe Kommandoposten in Afghanistan innehatten, sind unterdessen in die Führungsetage des russischen Verteidigungsministeriums aufgestiegen, wie der Research Report, das wohlunterrichtete Analyse- Magazin aus dem Haus der Münchner Rundfunksender Radio Liberty und Radio Free Europe, kürzlich berichtete.
An General Viktor Dubynin, ehedem Kommandant der in Polen stationierten Sowjettruppen, erinnert man sich in Warschau nur deswegen mit besonderer Freude, weil er das Land mittlerweile verlassen hat; er verhielt sich bis zur letzten Minute seines Aufenthalts nach Gutsherrenart. In Moskau wurde er Chef des Generalstabs. Valerij Mironow hat als Oberhaupt der Sowjettruppen in den drei Baltenstaaten durchaus vergleichbare Erinnerungen hinterlassen und war dort Vertrauensmann der russisch-chauvinistischen Offiziersbünde. Boris Gromow, der letzte Sowjet-Kommandierende in Afghanistan, ist ebenso einschlägig bekannt, nur hat sein Ansehen seit dem Putsch arg gelitten, weil er nicht deutlich und rechtzeitig genug die Seiten wechselte. Und Georgij Kondratjew ist jedenfalls nicht als Kritiker dieser drei oder des Ministers Gratschow bekannt geworden.
Nur der erwähnte Kokoschin, den Gratschow überholt hat, gilt im Siebener- Kreis der Höchstdekorierten als Demokrat. Von Jelzins beiden militärpolitischen Beratern haben sie in Sachen Machtpolitik nichts zu befürchten. Dmitrij Wolkogonow hat sich als Militärhistoriker und Biograph Stalins und Trotzkis hervorgetan, in einer Weise, die den Post-Stalinisten gewiß auf den Magen schlägt.
Die "Zwölfte Republik", die Armee, zeigt also eine eindrucksvolle Geschlossenheit; von der Führung der "Ersten Republik", der russischen, läßt sich dies keineswegs behaupten. Nicht einmal von dem Fünfer-Gremium, das in letzter Instanz über alles entscheiden kann, was im "vitalen Interesse" Rußlands liegt, dem Russischen Sicherheitsrat.
Dessen Vorsitzender ist Jelzin. In Sachen Demokratie und Reformen aber kann er sich wohl nur auf seinen wichtigsten Repräsentanten in der Regierung verlassen, Jewgenij Gaidar. Die anderen drei sind kaum weniger konservativ als die Afghanzy. Vizepräsident Alexander Ruzkoi hat sich geradezu in Gaidar verbissen und gibt sich ein großrussisches Image. Sergej Filatow, Vizepräsident des Obersten Sowjets, profiliert sich zwar gegen Parlamentspräsident Ruslan Chasbulatow, aber er tut dies eher mit Nationalismen als mit Reformideen. Sekretär des Sicherheitsrates ist Jurij Skokow.
Dieser Mann bestimmt, wann Notstand ist und wann der Sicherheitsrat die Macht an sich zieht. Die Exekutoren in jedem einzelnen Kreis und in jeder einzelnen Stadt hat er selber eingesetzt. Er wird als Verbündeter des militärisch-industriellen Komplexes eingeschätzt. Und der hat die zivile Gewalt längst eingekesselt. Er braucht keinen Putsch mehr.
Skokow, 54 Jahre alt und nach außen entschiedener Anhänger Jelzins, bekundet indes Präsidententreue. Von dem Vergleich, der dem Sicherheitsrat dieselbe Machtvollkommenheit zumißt wie einst dem Politbüro, will er nichts wissen. "Es ist so, daß das Politbüro kein gesetzliches Organ war, sondern ein reines Parteiinstrument. Der Sicherheitsrat", analysierte er Ende Juli im Russischen Fernsehen, "ist ein verfassungsmäßiges Organ."
LANGENSELBOLD. Mit seinem roten Stockschirm deutet der ältere Herr auf das hölzerne Dreirad. "So eines habe ich früher auch gehabt", sagt er zu seiner Frau. Sie nickt. Ihre Mutter bleibt fasziniert vor dem gußeisernen Schürofen stehen. Wehmütig blickt sie das alte Stück an. Dann schüttelt sie den Kopf: "Und wir haben das einfach weggeschmissen."
Der Verein für Geschichte und Heimatkunde Langenselbold hatte zum Stadtfest eine Sonderausstellung im Museum aufgebaut: "Gebrauchsgegenstände im Wandel der Zeiten". Bei den älteren Besuchern wurden Erinnerungen wach, die Jüngeren waren zum Teil verwundert, wie die Menschen früher gelebt haben. Der Mann mit dem roten Stockschirm deutet auf den Weidenkorb, der mit Blechtassen und einer Milchkanne gefüllt ist: "Die habe ich früher beim Kartoffelauflesen immer gehaßt. Aber ich mußte meistens noch größere Kannen schleppen." Seine Frau interessiert sich mehr für das Butterfaß: "Das ist mir mal auf den Kopf gefallen." Anekdoten werden aufgefrischt beim Spaziergang durch die Ausstellung.
Im Schloßpark kommt währenddessen langsam Volksfeststimmung auf. Der anfangs schleppend laufende Verkauf beim Flohmarkt beginnt zu florieren. Die Festzelte füllen sich. Die Helfer der Langenselbolder Vereinsgemeinschaft hatten die Woche zuvor alles in Bewegung gesetzt, um die Sturmschäden zu beseitigen. Stolz betonen sie immer wieder, daß sie "das scheinbar Unmögliche möglich gemacht haben". Die Mühe war nicht vergeblich. Zahlreiche Besucher bewunderten die Arbeiten des Kreativ-Treffs im Stucksaal des Schlosses, beobachteten die Eleven der Ballettschule im Schloß beim Training und ließen sich von den kulinarischen Angeboten der Vereine verwöhnen. Besonders gefragt waren Waffeln mit Puderzucker. "Das ist jetzt schon die fünfte Schüssel Teig", ruft eine Frau in weißer Kittelschürze und mit Schweißperlen auf der Stirn. Hektisch eilt sie davon, um Nachschub zu holen. gf
Kleine FR
Treffen der Pensionäre KARBEN. Die Rentner- und Pensionärsgemeinschaft Karben trifft sich heute um 15 Uhr im Rendeler Hof. Otto Ziegenhain spielt bis 20 Uhr zum Tanz. Es wird eine Tombola ausgespielt. Hauptpreis ist eine einwöchige Urlaubsreise für zwei Personen mit Vollpension. Radtour in den Taunus BAD VILBEL. Eine Radtour in den Taunus veranstaltet der ADFC am Sonntag, 6. September. Treffpunkt ist am Kurhaus um 8 Uhr. Die Strecke, die wahlweise zur Saalburg oder zum Hessenpark führt, ist für Kinder unter zwölf Jahren nicht geeignet, denn auf den insgesamt 60 Kilometern gibt es erhebliche Steigungen.Altpapiersammlung FLORSTADT. Eine Altpapiersammlung findet am Samstag, 5. September in Nieder- und Ober-Florstadt ab 8 Uhr statt. Es sammeln das DGB-Ortskartell und das DRK. Familiengottesdienst BAD VILBEL. Zum zweiten Mal bietet die Evangelische Christuskirche einen Gemeindegottesdienst für Familien mit Kindern im Krabbelalter an. 20 Minuten lang wird am Sonntag, 6. September, nach dem Gottesdienst, gemeinsam gesungen und gebetet werden. Gedacht ist der "Krabbelgottesdienst" für Kinder zwischen einem und vier Jahren. Informationen bei Pfarrer Neumeier, Tel. 8 53 55. Historische Wanderung KARBEN. Eine historische Wanderung durch die Gemarkung bietet das Festkomitee der 1200-Jahrfeier Kloppenheim am Samstag, 5. September, für Alt- undNeubürger/-innen an. Treffpunkt ist um 10 Uhr an der katholischen Kirche. Die Mittagspause um 12 Uhr ist an den "Zwa Beum" am Schäferköppel geplant. Für Speisen und Getränke ist dort gesorgt.
Der Verkehrsausschuß des Ortsbeirates 3 (Nordend) berät gemeinsam mit den betroffenen Anwohnern über die ersten Erfahrungen mit der Verkehrsberuhigung im Gebiet zwischen Eschenheimer Anlage, Oeder Weg, Glauburgstraße und Friedberger Landstraße. Die Sitzung beginnt am Donnerstag, 10. September, um 19.30 Uhr im Clubraum 1 des Bürgerhauses Philanthropin, Hebelstraße 17. rea
Für den Tanzabend zum 20jährigen Bestehen der Bergen-Enkheimer Schule am Ried hat der Vorverkauf begonnen. Am Samstag, 12. September, erwartet die Besucher ab 19 Uhr ein buntes Programm mit Gästen aus der Partnerschule in England, Turniertanzpaaren und einer Sportgruppe aus der Leipziger Partnerschule. Eine Modenschau wird von ehemaligen Riedschülern gestaltet, für LiveMusik sorgt die Band "Countdown". Die Karten kosten für Erwachsene zwölf Mark, für Schüler sieben Mark und können im Sekretariat unter Tel. 45 00 / 3 10 58 oder Tel. 45 00 / 3 10 59 zwischen 8 und 15.30 Uhr bestellt werden. ck/35
Touristen- und Mandolinenclub "Wanderfalke" 1918 Bornheim: Mitgliederversammlung (anschließend Überraschungsabend) am Samstag, 5. September, um 18 Uhr, im "Bürgertreff Bornheim", Saalburgstraße 17. od/35
DIEBURG. Die Dieburger Sozialdemokraten haben ihre Kandidaten für die am 7. März '93 stattfindende Kommunalwahl präsentiert. Angeführt wird die 33 Namen umfassende Liste von der derzeitigen Fraktionschefin Gertrud Meyer-Sauerwein, Oberstudienrätin an der Dieburger Alfred-Delp-Schule. Auf Platz zwo rangiert Dietmar Schöbel, seines Zeichens hauptamtlicher Krreisbeigeordneter und Schuldezernent des Kreises Darmstadt- Dieburg.
Die SPD in Dieburg hatte bei der Kommunalwahl 1989 knapp 33 Prozent der Stimmen auf sich vereinen können und damit zwölf Sitze im Stadtparlament errungen. Für November wurde ein Wahlprogramm mit sozialen und ökologischen Akzenten angekündigt. sch.
FREIGERICHT. Zwei Bands aus Großbritannien sind am heutigen Dienstag, 1. September, zu Gast im autonomen Jugend- und Kulturzentrum Café Wojtyla. Aus Rücksicht auf die Nachbarschaft bitten die Veranstalter um rechtzeitiges Erscheinen ihrer Gäste, das Konzert beginnt pünktlich um 20.30 Uhr. Für Leute, die erst nach 20 Uhr Einlaß begehren, wird's teurer: Ab dann steigt der Eintrittspreis von drei auf fünf Mark.
Die Gruppe "One by One", in der sich Mitglieder anderer britischer Bands zusammengeschlossen haben, tritt als erste auf. Es folgen "Sedition", die "stark von ihrer Heimat, den schottischen Highlands, beeinflußt" sind. Die Gruppe bezeichnet ihre Musik als "Celt-Core" und tritt normalerweise im Kilt auf. tja
RONNEBURG. Auch ohne Hamburger sind die Menschen im Mittelalter satt geworden. Im authentischen Rahmen - der Küche auf Burg Ronneburg - will die Kreisvolkshochschule in einem Kursus zeigen, was damals auf den Tisch kam.
Beginn des Kursus ist am 10. September, anschließend findet er 14täglich donnerstags von 19.30 bis 21.30 Uhr statt. Anmeldungen nimmt die Kreis-VHS Hanau, Rückertstraße 10, entgegen. az
Herrn Willi Stein, Bad Vilbel, zum 85. Geburtstag.
Frau Katharina Zindorf, Okarben, zum 86. Geburtstag.
Herrn Carl Bauer, Assenheim, zum 83. Geburtstag.
Frau Frieda Hojer, Assenheim, zum 78. Geburtstag.
Herrn Gerhard Wondrak, Kaichen, zum 70. Geburtstag.
(Aus: "Geld", Cartoonfabrik Köpenick, erschienen im Lappan Verlag)
NIEDERURSEL / NORDWESTSTADT. Für "kurze und gezielte Worte, Frau Stadträtin" bedankte sich TSG-Vorsitzender Rembert Behrendt bei Sportdezernentin Sylvia Schenk, die Ausrichter und Teilnehmer des "11. Volksradfahrens zur Niederurseler Kerb" lobte. Frau Schenk spielte auch Glücksfee bei der Verlosung eines Mountainbike. Um es vorwegzunehmen: Das von der BfG-Bank gestiftete Fahrrad gewann Christine Repp aus Heddernheim.
Das Volksradfahren bei schönem, aber windigem Wetter war mit 298 Teilnehmern ein Erfolg für die gastgebende Turn- und Sportgemeinde 98 Nordwest (TSG). Mit nur wenigen Helfern hatten Emmi und Karl Terstegen (Sportleiter) die Veranstaltung organisiert. Der 20-Kilometer-Rundkurs über Praunheim, Eschborn, Steinbach und Weißkirchen auf Straßen und befestigten Feldwegen war von Manfred Sauerbrey ausgewählt worden. "Eine sehr schöne Strecke", lobte die Hausfrau Ulla Morczinietz aus Bonames. Umstehende nickten zustimmend, auch der Bürgervereinsvorsitzende Dieter Himmelreich.
Start und Ziel war unter der Autobahnbrücke im verlängerten Dorfwiesenweg. Für fünf Mark Teilnahmegebühr pro Person (15 Mark pro Familie) wurde einiges geboten: Jeder erhielt einen Trimmtaler, eine Urkunde und die Chance auf einen der vielen gestifteten Preise, die Emmi Terstegen und Rembert Behrendt verlosten: Gläser, T-Shirts, Fahrradschlösser, Taschen, Kochbücher, Autoöl, Uhren und anderes mehr. Der Vorsitzende zeigte bei der Preisvergabe mit flotten Sprüchen viel Talent zum Moderator.
Doch zunächst gab es einen Pokal an die stärkste Gruppe, den Bürgerverein Niederursel mit 27 "Pedalrittern". Den zweiten Platz belegte der TSG-Familienkreis (20), Dritter wurden die Judokas (17 Teilnehmer). dixi
LANGEN. Der erste Hinweis, daß man es mit einem "Traditionsverein" zu tun hat, ist der Name "Frohsinn" - typisch für einen Gesangverein aus dem 19. Jahrhundert. Der Langener Männerchor wurde exakt im Jahr 1862 gegründet, hat also schon 130 Jahre auf dem Bukkel. An seiner Spitze standen im Lauf der Zeit 18 Vorsitzende; ältestes Mitglied ist der 85jährige Karl Krumm, der seit sage und schreibe 68 Jahren die Reihe der zweiten Tenöre verstärkt. Soviel Tradition könnte eine Kehrseite haben, nämlich den Verein erstarren zu lassen und Nachwuchs abzuschrecken. Nicht so bei "Frohsinn": Neue Gesichter lassen den Altersdurchschnitt sinken. Anerkennung für ihr Engagement und ihren Erfolg beim Werben neuer Mitglieder bekommen die Sänger nun von der Stadt: Mit dem Maler Johannes Georg Görg teilen sie sich den Kulturpreis 1992.
Die einzige Frau bei "Frohsinn" ist Solveig Schlapp. Sie ist die Dirigentin und Ehefrau des Ersten Vorsitzenden Robert Schlapp. Daß die Leitung somit in einer Familie liegt, ist Zufall. Als vor zwei Jahren der damalige Chorleiter überraschend kündigte, sprang die Musikerin, die schon als Solistin zusammen mit dem Chor aufgetreten war, kurzfristig ein - und wurde gebeten zu bleiben.
Damit hatte der Männergesangverein mit einer Tradition gebrochen. Solveig Schlapp ist die erste Dirigentin in der Geschichte des Vereins. "Manche hatten Bedenken, doch mittlerweile bin ich akzeptiert", sagt sie und steht dabei für "mehr Gefühl und mehr Ausdruck" an Stelle von zackigen Märschen.
An ihrer Kompetenz gab es keinen Zweifel: Die gebürtige Dänin wurde am Konservatorium in Kopenhagen zur Musik- und Gesangspädagogin ausgebildet und war einige Zeit als Opersängerin am Königlichen Theater engagiert. Mit Musikunterricht und Chören hat sie viel Erfahrung.
Was Solveig Schlapp die Herzen der Sänger öffnete, ist ihre Einstellung: "Ein Männergesangverein ist kein Menschenmaterial", sagt sie, "mit dem ein Dirigent ein x-beliebiges Programm durchziehen kann, das er mit all' seinen Chören macht." Sie sieht dagegen eine Ansammlung unterschiedlicher Fähigkeiten und Wünsche vor sich, die sie integrieren möchte.
Deshalb probt sie mit den Männern eine Mischung aus altem Liedgut und modernen Stücken, "bei denen die Zuhörer innerlich mitsingen und die Sänger Spaß haben." Mit leichter Hand werden sogar Schlager einstudiert wie "Amazing Grace" und "Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt". Auf keinen Fall will Solveig Schlapp einen "Leistungschor".
Diese Einstellung der Dirigentin zur Musik stimmt offenbar gut mit den Vorstellungen der 45 Sänger zusammen. Vergessen ist der "absolute Tiefstand des Chors" (Robert Schlapp) vor vier Jahren, als sich nur 32 Männer im Proberaum einfanden. "Heute machen die jungen Leute in ihren Kreisen viel Werbung", freut sich der Vorsitzende. "Sie schließen sogar Wetten ab, daß wir am Ende des Jahres 60 Sänger sein werden."
Wer beim Gesangverein "Frohsinn" mitmachen möchte, kann einfach dazukommen. Jeden Dienstag wird im kleinen Saal der TV-Turnhalle am Jahnplatz von 20 Uhr an geprobt.
Das Schnellballsystem - jedes neue Mitglied zieht häufig weitere mit - funktioniert so gut, daß der Altersdurchschnitt bei "Frohsinn" mittlerweile auf 51 Jahre gesunken ist. Vor acht Jahren betrug er noch 64 Jahre. Für Solveig Schlapp ist das ein Beweis, daß ein entsprechendes Angebot nicht nur bei Frauen, sondern auch bei Männern die Lust am Singen weckt: "Eigentlich möchten auch die Männer Gefühl zeigen."
Was die Gruppe zusammenhält, sind auch die vielen Reisen quer durch Europa. Seit 1984 pflegen die Sänger Kontakte mit anderen Chören. Gemeinsame Konzerte gab es in Österreich, Italien, Dänemark und Jugoslawien. Deshalb lobt sie die Kultur-Jury als "musikalischen Botschafter der Stadt Langen". Zur Kulturpreisverleihung im Oktober bereitet der Chor ein internationales Konzert vor.
"Der Preis hat uns einen Ruck gegeben", sagt Robert Schlapp. Damit wird in seinen Augen die viele Arbeit honoriert, die der Chor darin investiert, jung zu bleiben. Das "Tüpfelchen auf dem i" wäre für ihn ein eigenes Vereinsheim, um den Zusammenhalt zwischen den alten und jungen Mitgliedern noch mehr zu stärken. Mangels Grundstück ist das jedoch nicht in Sicht.
Die Sänger freut's im übrigen, daß sie sich den Preis ausgerechnet mit Johannes Georg Görg teilen: Der Maler ist Mitglied im Gesangverein, allerdings nur fördernd, nicht aktiv. KARIN DALKA
Die FR wird Johannes Georg Görg in einer ihrer nächsten Ausgaben vorstellen.
STEINBACH. Mit einem ohrenbetäubenden Knall zersprang Sonntag kurz nach 19 Uhr die Schaufensterscheibe eines Computergeschäftes in der Bahnstraße. Die Splitter des dicken Glases flogen meterweit durch die Luft und verwandelten die Straße in ein Scherbenmeer.
Gegen 19.15 Uhr wurde die Freiwillige Feuerwehr alarmiert, die mit zwei Fahrzeugen und neun Mann anrückte. Zunächst griffen die St.-Florians-Jünger zu Besen und Schaufel, um die Splitter zu beseitigen. Dann mußten sie die Bahnstraße für einige Minuten sperren, um das noch im Rahmen steckende Glas zu entfernen.
Eine Firma im Industriegebiet stellte den Feuerwehrleuten trotz des Sonntagabends noch Kanthölzer und Spanplatten zur Verfügung, damit das Schaufenster gesichert werden konnte. Eineinhalb Stunden dauerte der Einsatz, der Schaden wird auf rund 8000 Mark geschätzt. Die Ursache des Unglücks ist nach Angaben der Steinbacher Feuerwehr noch unbekannt. w
MÜNCHEN (rtr/dpa/VWD/FR). Auf der heute beginnenden und bis zum 4. September dauernden Sportartikelmesse Ispo scheinen die Fronten zwischen Handel und Industrie verhärtet zu sein. Die Verkäufer haben vor dem Auftakt der Veranstaltung in München jedenfalls eine gelbe Karte gezückt und den Fabrikanten unter die Nase gehalten.
Vertreter des Fachhandels beklagen "Erpressungen" mit frühen Orderterminen, die besonders große Sportartikelhersteller ausübten. Einige Firmen würden ihre Marktstellung "frech und unverschämt" ausnützen, weiß Hugo Laumann, Geschäftsführer des Verbandes Deutscher Sportfachhandel.
Auch was die Geschäfte angeht, ist die Stimmung vor der Herbst-Ispo eher trübe. Denn die lange Hitzeperiode in diesem Sommer lähmte die Kauflust der Verbraucher. Nur ein Drittel der Ladeninhaber gibt an, mit den Umsätzen im bisherigen Jahresverlauf zufrieden zu sein.
In einzelnen Segmenten sprangen sogar zweistellige Erlösrückgänge heraus. Da ferner keine Preisaufschläge am Markt durchsetzbar seien, würden die Gewinnspannen geringer, wird beklagt.
Obwohl bis dato Umsatzstagnation angesagt war, rechnet der Fachhandel noch mit einem Wachstum von fünf bis sechs Prozent im gesamten Jahr. Um dieses Ziel zu erreichen, bedarf es jedoch einer Portion Glück. Für klingelnde Kassen könnte etwa ein früher Wintereinbruch sorgen, worauf die Händler nun natürlich hoffen. Des weiteren setzen sie auf "Nachwirkungen" der Olympischen Spiele in Barcelona, ein Anspringen des Sportartikelmarktes in Ostdeutschland und auf einen neuen "Schub" bei Basketball-Artikeln. Der Fachhandel beziffert das Marktvolumen in der Bundesrepublik im übrigen auf rund neun Milliarden Mark.
Im Gegensatz zu den Händlern zeigt sich die Mehrzahl der Hersteller vor der weltweit größten Sportartikelmesse positiv gestimmt. Zwei Drittel der Unternehmen beurteilen angeblich ihre aktuelle Geschäftslage als gut bis sehr gut. Fast jede zweite Firma meldet steigende Umsätze in diesem Jahr.
Für 1991 berichtet die Industrie von einer um 7,5 Prozent auf 5,8 Milliarden Mark ausgeweiteten Produktion. Während die Exporte um 6,6 Prozent zulegten, kletterten die Importe um 19 Prozent auf 4,4 Milliarden Mark. Die wichtigsten Lieferländer für Sportartikel und Freizeitbekleidung waren Italien (589 Millionen Mark), China (309 Millionen) und Taiwan mit 229 Millionen Mark.
Auf der Herbst-Ispo werden diesmal 1586 Aussteller, davon 1014 aus dem Ausland, erwartet. Wie in der Vergangenheit ist die Messe erneut nur Fachbesuchern vorbehalten, wobei die Münchener Messegesellschaft hofft, die Vorjahreszahl von 37 000 Gästen übertreffen zu können.
Pwe 6
In drei Wochen steht wieder einmal das heikelste aller politischen Themen auf der internationalen Tagesordnung: Geld. Auf der Jahrestagung der Weltbank in Washington geht es darum, einige der Beschlüsse der Umwelt-Konferenz von Rio mit "finanziellem Leben" zu erfüllen. Unter dem Dach der Bank sollen Institutionen wie IDA (International Development Agency) oder GEF (Global Environmental Facility) künftig die Umweltpolitik in den Entwicklungsländern puschen. Man muß kein Prophet sein, um voraussagen zu können, daß alle ausgabewirksamen Entscheidungen wohl bis nach der Präsidentenwahl in den USA vertagt werden dürften. Das muß man nicht unbedingt bedauern, denn bevor die Steuerzahler zur Kasse gebeten werden, sollte zunächst die gesamte Öko-Strategie des entwicklungspolitischen Trendsetters Weltbank von den nationalen Parlamenten und Umweltorganisationen kritisch unter die Lupe genommen werden.
Seit der Debatte in den sechziger Jahren um die anfälligen Hochleistungsgetreidesorten der "Grünen Revolution" hat sich immer wieder punktuell Kritik an von der Bank finanzierten Projekten entzündet. Seit 1987 hat das Institut den Schutz der natürlichen Ressourcen zum gleichrangigen Ziel neben Wirtschaftswachstum und Um-Weltbank? Armutsbekämpfung erklärt, eine eigene Abteilung dafür eingerichtet und obligatorische Umweltverträglichkeitsprüfungen eingeführt.
Der aktuelle Streit über das indische Sardar Sarovar Staudammprojekt, über das die Exekutivdirektoren der Bank in der kommenden Woche entscheiden, macht jedoch deutlich, daß Anspruch und Wirklichkeit oft noch weit auseinanderklaffen.
Die Weltbank-Praxis unterscheidet sich darin zweifellos kaum von anderen, nationalen Politikfeldern. Allerdings liegt es nicht zuletzt an der Struktur und den internen Widersprüchen der Bank selbst, daß diese Kluft immer wieder aufreißt. So treffen in der Washingtoner Mammutbehörde engagierte Ökologen mit weltmarktgläubigen Ökonomen der neoliberalen Schule zusammen, wobei erstere nachträglich den Naturschaden allzu forcierter Exportprogramme beheben sollen. Im obersten Aufsichtsgremium der Bank, dem Exekutivdirektorium, sitzen demokratisch unkontrollierte Vertreter der Eliteninteressen in Nord und Süd. Die Regierungen der Empfängerländer von Weltbank-Krediten können selbst die damit verknüpften weichen Umweltauflagen unterlaufen - wie zum Beispiel im Falle Sardar Sarovar häufig geschehen -, weil die Direktoren (nicht zuletzt auch die aus anderen Entwicklungsländern) echte Sanktionen verhindern.
Ernsthafte Umweltpolitik stößt zwangsläufig an die Wirtschaftsinteressen der Mächtigen. Die von Teilen der Weltbank durchaus gutgemeinten Öko-Konzepte lassen sich nur dann dauerhaft umsetzen, wenn der Entwicklungsriese und seine Politik insgesamt transparenter und demokratischer werden.
ROLAND BUNZENTHAL
OBERURSEL. Vermutlich mit einem Traktor flüchtete ein Unbekannter, nachdem er in der Bommersheimer Feldgemarkung ("Am Hainborn") eine Parkbank, einen Rübenacker und einen Abflußgraben beschädigt hatte.
Unklar ist, weshalb sich in der Königsberger Straße ein Lkw selbständig machte. Er rollte rückwärts und rammte einen geparkten Pkw; Sachschaden: 5000 Mark.
10 000 Mark beträgt nach Angaben der Polizei der Schaden, den ein Pkw-Fahrer in der Gablonzer Straße anrichtete. Er fuhr in Richtung Zimmersmühlenweg, kam in Höhe der Avis-Autovermietung von der Straße ab und zerstörte 20 Meter Grünanlage und einen Laternenmast. hko
WETTERAUKREIS. Die Kulturdenkmäler der Wetterau öffnen am Sonntag, 6. September, zum Tag der offenen Tür ihre Pforten für das interessierte Publikum. An diesem Tag haben die Besucherinnen und Besucher Gelegenheit, auch die Denkmäler zu besichtigen, die normalerweise für Publikum geschlossen sind. Folgende Denkmäler sind am kommenden Sonntag für die Wetterauer Bürgerinnen und Bürger geöffnet.
Bad Nauheim. Die jüdische Gemeinde in Bad Nauheim bietet eine Führung durch den Alten Jüdischen Friedhof und die Synagoge in der Karlstraße an. Auch das Buber-Rosenzweig-Haus in der Otto-Weiß-Straße wird im Rahmen der Führung zu besichtigen sein. Interessierte treffen sich um 10 Uhr am Alten Jüdischen Friedhof in der Homburger Straße. Die Führung wird voraussichtlich bis 12 Uhr dauern. Anschließend ist eine jüdische Mahlzeit geplant, die rund 25 Mark kosten wird. Deshalb sollten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf jeden Fall vorher anmelden. Tel.: 06031/83414.
Büdingen. Die mittelalterliche Stadt verfügt über zahlreiche Kulturdenkmäler. Der Oberhof öffnet sich der Bevölkerung zu Führungen jeweils um 14 und um 16 Uhr, die fast tausend Jahre alte Remigiuskirche kann ebenfalls zwischen 14 und 16 Uhr besichtigt werden. Von 11.30 Uhr bis 17 Uhr wird die Evangelische Stadtkirche aus dem 15. Jahrhundert geöffnet sein. Büdingens Altes Rathaus stammt ebenfalls aus dem 15. Jahrhundert. Das Trauzimmer und die Bürgerstube gehören zu seinen besonderen Attraktionen. Das Alte Rathaus öffnet von 10 bis 12 und von 14 bis 17 Uhr seine Pforten. Zu den gleichen Zeiten steht auch das historische Rathaus den Besucherinnen und Besuchern offen.
Das Büdinger Schloß gehört zu den schönsten Baudenkmälern der alten Stadt. Es ist am Sonntag zu den normalen Besuchszeiten um 11.30 Uhr, 14 Uhr, 15 Uhr und 16 Uhr zu besichtigen. Die Schloßbauhütte kann man aber nur am Sonntag, dem Tag der offenen Tür, anschauen. Unter dem Motto "Denkmalpflegerische Probleme und Vorhaben am Schloß Büdingen" beginnt hier um 11 Uhr eine Führung durch den Kapellenbereich und den Marstall. Das Große Bollwerk und der Hexenturm, beides Bauwerke aus dem Spätmittelalter, können von 10 bis 12 und von 14 bis 17 Uhr besichtigt werden. Wer sich von der gesamten Stadt ein Bild machen will, kann an den Stadtführungen teilnehmen. Sie beginnen jeweils um 10.30 Uhr und um 14 Uhr auf dem Büdinger Marktplatz.
In Büdingen-Lorbach steht der Herrnhaag, ein Gebäudekomplex aus dem 18. Jahrhundert. Heute sind von der Anlage noch die sogenannte "Lichtenburg" und das Schwesternhaus erhalten. Um 11.30 Uhr, 15 Uhr und um 17 Uhr können sich interessierten Bürgerinnen und Bürger in einer Führung über die Gebäude informieren.
Friedberg. Das alte Hallenbad in Friedberg wird am Sonntag ausnahmsweise für Besucher zugänglich sein. Das Jugendstilbad wurde am Anfang des Jahrhunderts gebaut und von Spenden Friedberger Bürger finanziert. 1980 wurde es geschlossen, nachdem das Usa-Wellenbad zwischen Friedberg und Bad Nauheim gebaut worden war. Führungen durch das alte Hallenbad in der Haagstraße 29 finden jeweils um 14 Uhr, 15 Uhr und 16 Uhr statt. Treffpunkt ist das Eingangsportal des Bades. Auch die Friedberger Stadtkirche öffnet am Sonntagnachmittag um 14 Uhr ihrer Portale. Die Besucher werden im Rahmen der Führung Gelegenheit haben, auf die Ballustrade der Kirche zu steigen.
Florstadt. Frisch saniert präsentiert sich das Schloß in Nieder-Florstadt dem Publikum. Die Restaurierungsarbeiten an dem 1716 erbauten Schloß sind in diesem Jahr abgeschlossen worden. Während der beiden Führungen um 10 Uhr und um 14.30 Uhr soll auch über die Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden für Denkmalpflege informiert werden. Die Teilnehmerzahl bei den Führungen ist auf jeweils 20 Personen beschränkt.
Gedern. Eine Schloßführung besonderer Art wird in Gedern angeboten. Das Gederner Schloß wird zur Zeit umfassend saniert. Auf der Baustelle informieren Mitarbeiter des Büros für historische Bauforschung über ihre Arbeit und über die Methoden moderner Denkmalpflege. Die Führungen beginnen jeweils um 13.30 Uhr und um 16.30 Uhr. Aufgrund der besonderen Umstände ist die Teilnehmerzahl auf zehn Personen pro Führung beschränkt. Interessenten sollten sich vorher bei der Unteren Denkmalschutzbehörde des Wetteraukreises anmelden. Tel. 06031 / 83414.
Glauburg: Auf dem Glauberg stand in grauer Vorzeit eine Befestigungsanlage. Sie wurde bereits 1255 zerstört. Aufwendige Grabungen ermöglichen aber eine Rekonstruktion der Anlage. Wer sich für die ehemalige Festung interessiert, sollte sich in wetterfester Kleidung um 14.30 Uhr auf dem Parkplatz am Berg einfinden. Die Führung wird etwa zwei Stunden dauern. Anschließend ist eine Besichtigung des Museums in der alten Schule geplant.
Rosbach: Im Wehrturm in Ober-Rosbach werden von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr Mitglieder des Heimatgeschichtsvereins Interessantes über die Geschichte des Turms zu berichten wissen. Im Turm ist außerdem eine Miniatur zu sehen, die Ober-Rosbach im 17. Jahrhundert zeigt.
Auch ein Besuch der Evangelischen Kirche in Nieder-Rosbach lohnt sich. Das 1989 renovierte Gotteshaus mit seiner Deckenstukkatur und der gedrechselten Kanzel aus Eichenholz ist für Besucherinnen und Besucher von 13 bis 17 Uhr zur Besichtigung geöffnet.
Hoch hinauf in den Glockenturm können Interessierte in der Evangelischen Kirche Rodheim steigen und die Fragmente des mechanischen Uhrwerks ansehen. Die Räumlichkeiten im Erdgeschoß des Rodheimer Kirchturms sind für das Publikum ab 14 Uhr geöffnet. skl
MAINTAl. Einen Kursus in Shiatsu- Akupressur - eine traditionelle japanische Heilpraktik - bietet die Kreisvolkshochschule am Wochenende, 12./13. September, im Bürgerhaus Wachenbuchen an. Anmeldungen nimmt die Kreis-VHS Hanau, Rückertstraße 10, entgegen.
Die Jagd ist offen, das Gerüchtekarussell dreht sich, und jeder darf aufspringen: Der vor einigen Tagen in dieser Zeitung veröffentlichte Artikel über die nun seit Jahren andauernden Querelen zwischen Städel-Administrator Josef Hermann Abs und Städel-Direktor Klaus Gallwitz hat inzwischen Fronten aufgeworfen - hie Welf, hie Weibling - (und auch bestätigt, daß es im Bereich der Kunst nicht anders zugeht als in Wirtschaft oder Politik): mit Intrigen, Ausfällen und Absicherungen nach allen Seiten, Halbwahrheiten und Getuschel hinter vorgehaltener Hand über Machtkämpfe und um einen Mann, der 1973, als er berufen wurde, noch die Billigung fast aller Beteiligten fand.
Als sich die Kulturlandschaft Frankfurts veränderte, die Kunst zum Politikum und die Sammlung der Moderne zwingend wurde, war die Auseinandersetzung plötzlich aktuell geworden. Ein Museum der Modernen Kunst wurde mit OB Wallmans Hilfe initiiert, und Klaus Gallwitz, der im Städel weder Platz noch Geld für ein solches Museum hatte, kam in Bedrängnis. Plötzlich wurde ihm, der sich jahrelang mit der Kunst und den Künstlern der Moderne auseinandergesetzt hatte, der Künstler wie Beuys für die Biennalen vorschlug, der sich um die Wiederentdeckung Beckmanns für Frankfurt ebenso verdient gemacht hat wie um den Erwerb wichtiger Werke, sei es von Richter, Kirchner, Penck oder Serra, die Befähigung dazu abgesprochen und überhaupt das Städel als Ort, die Moderne zu präsentieren, in Frage gestellt.
Als jetzt der greise alte Mann aus seinem Elfenbeinturm der Städel-Administration persönliche Abneigungen und hausinterne Spannungen zum Anlaß nahm, Gallwitz zu kündigen, entzündeten sich die Reibereien. Nun haben wir den Brandschaden.
Daß Gallwitz in den nächsten Jahren in Pension gehen würde, wußten alle Interessenten schon seit Jahren, sie sprachen über das Thema auch schon seit Monaten: Herbert Beck mit Linda Reisch und Hermann J. Abs, Christoph Vitali mit Linda Reisch und mit Städel-Mitarbeitern. Und jetzt wird das alles auf öffentlicher Flamme gekocht und mit Vermutungen der obskursten Art gewürzt.
Inzwischen ist die Geschichte endgültig verdorben und ungenießbar geworden. Das Kesseltreiben um Gallwitz ist nur noch peinlich und nichtswürdig. Da lob' ich mir die Kulturdezernentin, die sich weitgehend abschottet und jeglichen Kommentar verweigert.
Ich glaube, es wäre an der Zeit, sich zu besinnen und abzuwarten, wie die Dinge weiterlaufen. Über die ungute Rolle des früher allmächtigen "lieben Gottes der Frankfurter Kunstszene" ist man sich schließlich ja einig. Das ist aber auch das einzige Positive an der ganzen Geschichte. Lassen wird's dabei. WERNER PETERMANN
Steht Datenschutzbericht auch unter Datenschutz?
KRIFTEL. Ein Datenschutzbericht, der nicht veröffentlicht werden darf, weil er unter Datenschutz steht? Das ist der neueste Zankapfel zwischen der oppositionellen Freien Wählergemeinschaft (FWG) und Kriftels Bürgermeister Hans-Werner Börs (CDU). Nachdem das Gemeindeparlament im Juni auf Antrag der FWG beschlossen hatte, der Verwaltungschef solle den Datenschutzbericht vorlegen, mahnte Wolfgang Gerecht von den Freien Wählern dies jetzt nachdrücklich an. Falls Bürgermeister Börs den Bericht nicht bald vorlege, sehe er sich gezwungen, die Kommunalaufsicht beim Kreis einzuschalten. Nicht ohne Grund ist Gerecht so scharf auf den Bericht: Er vermutet, daß darin auch einiges Interessantes im Zusammenhang mit dem Unterschlagungsfall Peter M. stehen könnte. Dem verstorbenen Kämmereileiter und EDV-Experten wird vorgeworfen, durch geschickte Manipulationen 1,5 Millionen Mark in die eigene Tasche gewirtschaftet zu haben.
Doch Verwaltungschef Börs macht rechtliche Bedenken geltend, die ihn bisher daran gehindert hätten, den Bericht des Datenschutzbeauftragten der Gemeinde herauszugeben. Denn der Bericht "unterliegt seinerseits den Schutzbestimmungen des Datenschutzgesetzes. Es bedarf der sorgfältigen rechtlichen Überprüfung, ob er ganz oder teilweise der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden kann." Börs fügt hinzu: "Nach dem derzeitigen Erkenntnisstand werden diese Berichte in keiner Gemeinde zum Gegenstand von Verhandlungen in den Vertretungskörperschaften gemacht. Ein Abweichen von dieser Praxis wird möglicherweise Modellcharakter für den gesamten hessischen Rechtsbereich haben."
Doch da irrt der Bürgermeister nach Darstellung von Ulrike Müller, Referentin des hessischen Datenschutzbeauftragten in Wiesbaden. Es gebe in Hessen sehr wohl Kommunen - beispielsweise Gießen - in denen die Datenschutzberichte veröffentlicht, teilweise sogar als Broschüren publiziert werden. Voraussetzung sei aber, daß die Berichte anonymisiert sind. Ein Beispiel: "Da steht dann vielleicht, daß im Amt für Wohnungswesen ein Verstoß gegen Bestimmungen des Datenschutzes festgestellt wurde. Aber auf die Nennung von Personen wird verzichtet." Um feststellen zu können, ob der Krifteler Datenschutz publikationsfähig sei, müsse sie ihn selbst erst einmal lesen, betont Ulrike Müller. Doch dazu hatte sie bisher noch keine Gelegenheit: "Ich habe den Bericht bereits zweimal bei Herrn Börs angefordert, ihn bis heute aber immer noch nicht bekommen." Woran das liegen könnte, war gestern bei Bürgermeister Hans Werner Börs nicht in Erfahrung zu bringen. Er war den ganzen Tag nach Mitteilung seines Sekretariats außer Haus.
Grundsätzlich sind die Kommunen nach Darstellung von Ulrike Müller rechtlich aber gar nicht verpflichtet, einen solchen Datenschutzbericht erstellen zu lassen. Datenverarbeitende Stellen seien laut hessischem Datenschutzgesetz lediglich verpflichtet, einen Datenschutzbeauftragen zu stellen. Es gebe aber keinen gesetzlichen Auftrag, daß diese auch einen Datenschutzbericht verfassen müßten, wenngleich das in vielen Orten auch so gehandhabt werde. ubk
Manch einer wäre sogar bereit, es mit den Kannibalen auf Robinson Crusoes einsamer Insel aufzunehmen, um ihnen zu entkommen: den Telefon- Werbern. Doch weder die Flucht auf das Eiland noch das Kappen der Fernsprechleitung sind erforderlich - bietet doch der Deutsche Direktmarketing Verband (DDV) auch aus Sorge um das Branchenimage eine Tele- Stop-Liste an. Unter der neuen Rufnummer 0611/72 33 78 können Ruhebedürftige einen Aufnahmeantrag bestellen. Der DDV, so erklärt eine Stimme auf dem Anrufbeantworter, macht Name und Anschrift der Werbe-Muffel dann "möglichst vielen Firmen zugänglich, damit Sie künftig gar nicht mehr oder zumindest deutlich weniger angerufen werden".
Um die "lieben Anrufer" vielleicht noch umzustimmen, weist der DDV darauf hin, daß man grundsätzlich zu Hause nur von Firmen angerufen werden darf, "wenn Sie diesen dafür ihr Einverständnis gegeben haben". Ein "Einverständnis" besteht für die Telefon-Werber aber bereits, wenn man einen Versandhauskatalog oder ein Probe-Abonnement einer Zeitung bestellt. Bis zu vier Monate kann es laut DDV dauern, bis der Eintrag in die Tele-Stop-Liste die unerwünschten Anrufe beendet. mag
SINNTAL. Ein 27jähriger aus Oberzell ist am Sonntag kurz vor Mitternacht auf dem Heimweg mit seinem Auto tödlich verunglückt.
Nach Angaben eines Polizeisprechers kam der Wagen auf der Kreisstraße zwischen Weichersbach und Oberzell - vermutlich wegen überhöhter Geschwindigkeit - in einer Rechtskurve nach links von der Fahrbahn ab. Der Wagen geriet über die Leitplanke und prallte frontal gegen einen Baum. Dabei wurde der Fahrer aus dem Wagen geschleudert. Er erlag noch an der Unfallstelle seinen Verletzungen.
Am Auto entstand Totalschaden, den die Polizei auf 15 000 Mark beziffert. jan
Der heiße Sommer und der Wassernotstand haben gezeigt: Mit dem kostbaren Naß muß künftig viel bewußter umgegangen werden
Drainage-Wasser muß jetzt arbeiten
Als erstes kamen die Leute von der Stadtentwässerung dran. 5000 Liter faßten sie am Montag morgen mit ihrem gelben Druckspülwagen. Das Wasser aus der Drainage-Leitung der Altstadt soll nun die städtischen Kanäle reinigen, statt nutzlos in den Main zu laufen. Gut beschirmt gab Umweltdezernent Tom Koenigs am Montag morgen eine neue Brauchwasserzapfstelle in der Altstadt frei. Die Wagen der Stadtentwässerung und des Gartenamtes können sich nun an der neuen Pumpstelle am Untermainkai bedienen. Für ihre Zwecke ist das Wasser allemal besser geeignet als wertvolles Trinkwasser.
Das Wasser stammt aus einer Drainage-Leitung längs des Mains, erläuterte Volkmar Holzhausen, der Leiter des Stadtentwässerungsamtes. Die Drainage hatten schon die alten Frankfurter vor mehr als einem Jahrhundert gelegt, damit in den tiefliegenden Häusern der Altstadt nicht immer wieder der Keller vollläuft und das stete Wasser nicht am Grundstein höhlt. Je nach dem Stand des Flusses "drückt es hier in die Altstadt", sagte Holzhausen.
Aber wo das Wasser genau herstammt, kann der Experte auch nicht sagen. "Jedenfalls aus dem Main." Weil es aber durch Erde, Sand und Gestein gesickert ist, weist es an der Pumpstation schon bessere Qualität auf als das Mainwasser selbst. Gut genug jedenfalls, um die Blumen, Büsche und Bäume in der Innenstadt zu gießen. Darum können sich jetzt sechs Wagen des Gartenamtes an der Stadtion bedienen, um bis zu 2000 Litern nachzufassen.
"Wir wollen alle Quellen in dieser Stadt erschließen, um wertvolles Trinkwasser zu sparen", sagte Koenigs am Montag morgen. Die Idee, hier auch so eine Quelle anzuzapfen, hatte Pumpenmeister Willi Button. Mit seinen Leuten hatte er Leitungen verlegt und den Wasserstand gemessen, damit die städtischen Wagen hier nun bis zu 17 Kubikmetern in der Stunde tanken können. "Mit solchen Anregungen aus den städtischen Ämtern kommen wir gut weiter", lobte der Stadtrat. luf
Zwei Wochen vor dem Meisterschaftsstart befinden sich die Handball-Frauen des Regionalligisten des TV Flörsheim bereits in glänzender Form, während die Männer des Oberliga-Aufsteigers beim Turnier in Sulzbach ihrer Form noch hinterherlaufen.
Anläßlich eines dreitägigen Trainingslagers im oberhessischen Nidda absolvierte die Truppe von Trainer Stefan Hartmann neben mehreren schweißtreibenden Trainingseinheiten drei Testspiele.
Bereits auf der Anfahrt wurde beim Bezirksligisten SG Büdingen Station gemacht. Am Ende verdeutlichte eine 22:11 (12:9) insbesondere in der zweiten Halbzeit den Klassenunterschied. Effektivste Werferinnen beim Sieger waren Corrina Fehler (5/1) und Karin Sehring (4/3). Ohne die verletzten Spielerinnen Andrea Kretzschmar und Judith Urban sowie die in die zweite Mannschaft zurückgekehrten Claudia Tilly und Edith Hinze siegte der auf Normalmaß geschrumpfte TVF-Kader gegen den Oberligisten Klein-Linden mit 17:13. Jutta Kaufmann traf viermal ins Schwarze.
Beim dritten und letzten Spiel im Vogelsberg mußten sich die vom Training müden TVF-Spielerinnen mit einem Unentschieden gegen den TV Ortenberg begnügen. Darüber hinaus zog sich Karin Sehring noch eine Bänderdehnung im Fuß zu. Erfolgreichste Werferin im Abschlußspiel war Corrina Fehler (5).
Nicht ganz so erfolgreich waren die Männer unter Trainer Norbert Schleith, die zwei Wochen vor dem Meiterschaftsstart in Breckenheim ihre Grenzen beim Turnier der TSG Sulzbach in der Eichwaldhalle deutlich aufgezeigt bekamen. Gegen den klassenhöheren Regionalligisten TSV Heuchelheim unterlag der Oberliga-Neuling glatt mit 15:22. Im Tor stand mit Hugo Slowik ein fast 40jähriger Routinier. Der Ex-Wiesbadener Bundesliga-Spieler vertrat den immer noch verletzten Kapitän Thomas Brauße zwischen den Pfosten. Bester Werfer beim Verlierer waren noch Jung (6) und Kohl (5). jo.
DIETZENBACH. An Umweltpolitik interessierten Jugendlichen bietet der Stadtverband Dietzenbach der Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP) am Samstag, 5. September, eine Mitfahrgelegenheit zur Gründungsversammlung der ÖDP-Jugendorganisation "Junge Ökologen" in Backnang bei Stuttgart.
Die Veranstaltung beginnt um 15 Uhr mit einer Ansprache des nach seinem Austritt aus der CDU jetzt der ÖDP nahestehenden Fernsehjournalisten Franz Alt.
In Dietzenbach denkt die ÖDP laut ihrem Stadtverbandsvorsitzenden Wolfgang Wrzesniok derzeit nicht an die Gründung einer JÖ-Gruppe. Wenn allerdings Jugendliche die Initiative ergriffen, dürften sie sich der Unterstützung durch die Partei sicher sein.
Wer an der Fahrt teilnehmen möchte oder weitere Informationen wünscht, wendet sich an Bodo Teufel, Telefon 2 58 07, oder an Wolfgang Wrzesniok, Rufnummer 4 41 32. ttt
FLÖRSHEIM. Keuchend wetzt Christopher Wissenbach über den Hof der Goldbornschule, läßt das Wasser unter seinen schweren Stiefeln spritzen. "Rettungstrupp meldet: eine Person geborgen", stößt er Wort für Wort nach Atem ringend hervor. "Gut", sagt Wehrführer Bernhard Predikant und erteilt den Auftrag, die Verletzte zu versorgen. Christopher dreht um, rennt zurück zur Trage. Kurz darauf gibt Predikant den letzten Befehl für diesen Vormittag: aufräumen und abrücken. Knapp 20 Minuten dauert die Übung für den Ernstfall, dann rollen die Autos der Freiwilligen Feuerwehr Wicker vom Schulhof - nur eines bleibt stehen: Die Crew des Wagens drückt noch die Schulbank, berichtet den 115 Kindern der Goldbornschule von den Aufgaben der Feuerwehr, erklärt, was zu tun ist, wenn es wirklich mal brennt.
"In zweieinhalb Minuten war alles 'raus", sagt Stefan Ebert. Der Hausmeister hat die Sekunden gestoppt - eine gute Zeit. Bei schönem Wetter wär's noch schneller gegangen, ist er sicher. Doch so, bei strömendem Regen, da mußten die Kinder erstmal in ihre Capes schlüpfen. Und das dauert halt.
Pünktlich um zehn Uhr hat Ebert den Alarm ausgelöst. "So war das abgesprochen", sagt er. Ausgemacht war auch, daß er zuvor die Leitstelle Main-Taunus anruft. "Die müssen ja wissen, daß es wirklich nur ein Probealarm ist."
Die Helme in der Hand stehen die 22 Mitglieder der Wickerer Wehr, 14 davon aus der Jugendabteilung, am Gerätehaus, warten auf den Alarm. Per Funk kommt die Meldung: Brandmelder angelaufen. Die Feuerwehrautos fahren ein paar Ecken weiter und bremsen auf dem Hof der Goldbornschule. Was nun folgt, ist hundertfach geübt.
Markus Günther und Holger Nilius schnallen sich die Preßluftflaschen auf den Rücken, stülpen die Atemmasken übern Kopf und suchen in den leeren Klassenzimmern nach Verletzten. Im ersten Stock werden sie fündig: Jugendfeuerwehrfrau Nadine Capprano mimt eine Verletzte. Der Rauch hat ihr arg zugesetzt. Sie droht bewußtlos zu werden. Ihre beiden Retter packen eine Fluchtmaske aus, stülpen sie ihr übers Haupt. Nadine kann wieder durchschnaufen. Über eine Leiter bringen sie Nilius und Günther in Sicherheit.
Im Parterre hat sich Jana Schäfer in eine Ecke verkrümelt. "Mein Bein", stöhnt sie. Vier Jungs vom Rettungstrupp haben sie schnell gefunden, pakken an und hieven sie vorsichtig auf die Trage. Christopher Wissenbach erstattet Meldung. Die Übung ist beendet - aber nicht für Jugendwart Erik Niedermeier, Markus Kaschel und andere Helfer: Sie müssen in den Unterricht.
"Das ist eine Art Premiere", sagt Kaschel. Zog die Wehr in den Vorjahren ab, nachdem die Schläuche aufgerollt waren, steht sie nun den Jungen und Mädchen Rede und Antwort. "Warum hat das so lange gedauert?" will Matthias wissen. "Ging doch schnell", kontert Erik Niedermeier. "Ihr wart doch noch nicht alle draußen, da waren wir schon hier." Aber normalerweise, gesteht der Jugendwart der Klasse 4 a, geht es nicht so schnell. Schließlich ist die Wickerer Wehr eine freiwillige. Und das heißt: alle Feuerwehrleute müssen arbeiten gehen, Geld verdienen. "Da kann es schon mal fünf Minuten dauern, bis wir da sind."
Nadja drängt eine brennende Frage: "Wie ist das denn bei einem echten Feuer? Das ist doch ganz anders?" Gewiß, sagt Niedermeier. Erstmal gilt es, Ruhe zu bewahren; und dann, den Fluchtweg zu erkunden. "Wenn ihr die Tür aufmacht, und draußen ist alles voller Qualm, dann macht schnell wieder zu und bleibt im Zimmer." "Dann hängen wir uns nasse Tücher vor den Mund", ruft Matthias. Und Andreas weiß noch besseren Rat: "Handtücher feucht machen und in die Ritzen der Tür stopfen."
"Und wie kommen wir raus?" Die Frage der Klasse ist flugs beantwortet. Leiter und Sprungkissen, zählt der Feuerwehrmann auf. "Im Notfall geht's auch mit einem Seil." Das will die Klasse 4 a natürlich sehen. Die Rasselbande wetzt in den Hof und jubelt begeistert, als Niedermeier sich in Bergsteiger-Manier aus dem ersten Stock herabhangelt. kkü
SCHLÜCHTERN. Beim Brand einer Scheune in Herolz am Freitagabend ist ein Schaden von rund 150 000 Mark entstanden. Das Feuer war gegen 17.20 Uhr von der Tochter des Landwirts bemerkt worden. Beim Eintreffen der Feuerwehrleute aus Herolz und Schlüchtern stand das Gebäude bereits in hellen Flammen, berichtet die Polizei. Da die Scheune durch ein Flachdach mit dem Wohnhaus verbunden ist, konzentrierten sich die Brandschützer vor allem darauf, ein Übergreifen des Feuers zu verhindern.
Anwohnern war es zuvor noch gelungen, das in den Stallungen befindliche Vieh sowie einen Schlepper mit Anhänger aus dem Anwesen zu retten. Eine Melkmaschine, eine Schrotmühle sowie Heuvorräte wurde von den Flammen zerstört. Die Brandursache ist noch nicht genau geklärt. jan
SACHSENHAUSEN. Eine echte Alternative zum Museumsuferfest: Die Jugendlichen der evangelisch-lutherischen Lukasgemeinde, Gartenstraße 65-71, feierten parallel zum Massenereignis am Mainufer ihr großes "Sommerfestival" im Gemeindehaus, bei dem es viel Musik, zehn verschiedene Workshops und leckere Angebote für Leib und Magen gab. Natürlich waren auch die Erwachsenen zu dem Festival eingeladen, das sich in erster Linie aber an ein jüngeres Publikum richtete. Schon der Jugendgottesdienst begann musikalisch, die "Lukas-Band" spielte einige Songs, bevor der Liedermacher und Priester Clemens Bittlinger zum Thema "Alles muß klein beginnen" predigte. Mit pantomimischen Vorführungen wurde im Gottesdienst ein weiterer ungewöhnlicher Akzent gesetzt. Viel Arbeit für die Jugendgruppen der Gemeinde, die die Vorbereitungen für das Festival getroffen hatten.
Vor allem der Jugendausschuß und der Vorbereitungskreis für den Jugendgottesdienst hatten sich in die Arbeit gestürzt und neben Clemens Bittlinger, das Irish-Folk Duo Rodney Cordner und Jean-Pierre Rudolph eingeladen. Ein Höhepunkt des Tages war der Auftritt des Spitzengitarristen Werner Hucks, der die Musikhochschule in Köln besucht hatte und dort im Fach Jazz ausgezeichnet worden war.
Ausgezeichnet auch die Resonanz des Publikums: "Wir sind positiv überrascht von der Teilnehmerzahl, die dem Fest auch während der Mittagszeit die Treue gehalten hat", äußerte sich Pierre Brandenstein, der die Koordination der Veranstaltung übernommen hatte, zufrieden mit dem Zustrom der Jugendlichen. Allein im Jugendgottesdienst zählte er rund 150 Besucher. Damit nicht der Hunger die jungen Gäste wieder vertrieb, gab es ein reichhaltiges Mittagessen vom Grill, bevor die Workshops begannen.
Dabei gab es in den Gruppenräumen für die jüngeren Gemeindemitglieder Gelegenheit, Gipsmasken anzufertigen oder einen Workshop zu besuchen, der unter dem Titel "Wir machen Musik" stand. Mehr für die jungen Erwachsenen war der Arbeitskreis "Bibel aktuell" gedacht, in dem es wie im "Lesecafé" ein wenig besinnlicher zuging. Aber auch weltliche Themen wurden behandelt: So diskutierte eine Reihe von Jugendlichen die aktuelle Umweltsituation.
Natürlich konnten die Jugendlichen die große Veranstaltung nur mit der Hilfe der Pfarrer und der Gemeindepädagogin Ingeborg Hauptmeier auf die Beine stellen. "Alle drei Pfarrer hier in der Gemeinde sind in der Jugendarbeit engagiert. Auf die Dauer gibt das eine sehr ordentliche Arbeit", lobte Pierre Brandenstein. So treffen sich mittlerweile fünf Jugendgruppen in der Gemeinde. Dabei stehen Bibelarbeit, Singen und gemeinsame Gespräche im Vordergrund. Die ungewöhnlich hohe Zahl der Jugendgruppen erklärt sich auch aus dem großen Einzugsbereich der Gemeinde, der etwa 4000 Gemeindemitglieder umfaßt. Schon am Sonntag, 13. September, steht mit dem Gemeindefest die nächste Veranstaltung an. Mit Familiengottesdienst und Posaunenchor, Kinderspielen auf dem Kirchplatz und einer Flamencotanzgruppe sollen alle Angehörigen der Lukasgemeinde gleichermaßen angesprochen werden. kan
HANAU. Im vergangenen Jahr wollte Rabea am städtischen Fabulierwettbewerb teilnehmen. Als die Geschichte endlich fertiggeschrieben war, war der Einsendeschluß verstrichen. Die Siebtklässlerin schreibt "viel", wie sie erzählt. Und ihre Klassenkameradinnen führen ebenfalls regelmäßig Tagebuch. In den vergangenen Wochen griffen aber auch viele Jungen zur Feder, ließen ihre Phantasien, Gedanken aufs Papier fließen. Rund 95 Schüler der Hohen Landesschule (Hola) nahmen an dem schulinternen Literaturwettbewerb teilt. Anläßlich des zehnjährigen Bestehens der Mittelstufenmediothek hatte Studienrätin Barbara Bingel die Aktion ins Leben gerufen.
Daß Rabea und ihre Mitschüler aus der 7 f alle daran teilgenommen hatten, würdigte die Jury mit einem Sonderpreis: Der Hanauer Jugendbuchautor Gerd Lobin las den 28 Mädchen und Jungen aus seinem Buch "Mit Kolumbus nach Amerika" vor. Und er beantwortete ihre Fragen: Wie er Schriftsteller wurde oder ob er gerne selbst die Abenteuer erlebt hätte, von denen er in seinen Werken erzählt.
Auch ein solcher Wettbewerb könnte der Anfang einer literischen Karriere sein. Freilich müßte manch einer der Schüler noch ein wenig Rechtschreibung pauken, wie Lehrerin Bingel zu ihrem eigenen Entsetzen feststellte. Derlei "schulische" Maßstäbe standen bei dem Wettbewerb aber nicht im Vordergrund: Eigenständigkeit und Kreativität waren gefragt. Und die zeichnen auch die Geschichten aus, die die Hola jetzt in Form einer Wandzeitung präsentierte.
Da schlüpft ein Fünftklässler in die Rolle zweier Forellen, die traurig die Wasserverschmutzung registrieren. Sozialkritik klingt bei den Älteren an. Aber auch Urlaubserlebnisse, phantastische Geschichten, die Auseinandersetzung mit der technisierten Welt zählen zu den Themen. Besonders unter die Haut geht das sehr persönliche Essay einer Schülerin der 10 d. In der Ich-Form beschreibt sie die Flucht vor familiären Problemen, die in die Drogenkarriere führt. jur
Nächtliche Anschläge gegen Asylheime
HANAU. Das Programm wurde abgespeckt, aber die Struktur des Festes bleibt erhalten. "In diesem Jahr", so verkündet Stadtrat Klaus Remer, "ist alles eben etwas kleiner, alles ein bißchen anders". Die Besucher des Bürgerfestes, das vom 5. bis 7. September die Hanauer Festsaison im Park von Schloß Philippsruhe beendet, werden davon jedoch kaum etwas merken. Wie in den Jahren zuvor erwartet sie auch am kommenden Wochenende wieder drei Tage lang ein Veranstaltungsmarathon.
Zwar wurde der Etat des Bürgerspektakels um die Hälfte gekürzt, doch auf traditionelle Festbestandteile muß laut Kulturdezernent Remer nicht verzichtet werden.
Eingesprungen sind etwa für das Kinderspielfest auf den Mainwiesen fünf Sponsoren, darunter vier Kreditinstitute. Ansonsten, so der Stadtrat, hätte es nicht veranstaltet werden können. Ihre praktische Hilfe haben außerdem Hanauer Vereine und Organsiationen für das Kinderfest angeboten.
Verzichtet haben die städtischen Veranstalter dagegen in diesem Jahr aus Kostengründen auf große Namen aus dem Umland beim "Rock auf den Mainwiesen". Dort kommen ganz allein Hanauer Bands zum Zuge wie die Gruppe "Alien" oder auch "Life is not a Party".
Um die Hanauer selbst zur Unterstützung "ihres" Bürgerfestes zu animieren, will die Stadt mit dem Verkauf einer Festplakette Bares in der Kasse sammeln, nachdem für die Veranstaltungen nach wie vor kein Eintritt erhoben wird.
Trotz des engeren finanziellen Rahmens wollte die Stadt auf "Altbewährtes", nicht verzichten. Beibehalten wird deshalb die Fahrradwache im Vorhof des Schlosses und auch die Hanauer Straßenbahn AG wird wieder ihren Sonderfahrten von und nach Schloß Philippsruhe anbieten.
Mit dem Sparen, allerdings dem Energiesparen, befaßt sich thematisch auch die Bürgerfest-Ausstellung im Weißen Saal des Schlosses. Hier stellen Hanauer Stadtwerke und die Straßenbahn-AG ihre Arbeit unter dem Titel "Dienstleistungen Tag und Nacht" vor. Die Ausstellung informiert nicht nur über Erdgas und Fernwärme sowie die Erzeugung von Strom in Blockheizkraftwerken und demnächst auch im Flußkraftwerk in Hanau. Sie gibt auch Verbrauchtertips zum Energiesparen beispielsweise bei Haushaltsgeräten. Die HSB wird an diesen Tagen außerdem ihre neue Omnibus-Generation vorstellen.
Oberbürgermeister Hans Martin wird die Ausstellung am Samstag, 15.30 Uhr, eröffnen. Zu sehen ist sie an allen drei Tagen bis 20 Uhr, am Sonntag ab 10 Uhr und am Montag ab 13 Uhr. Mit der Vernisage wird der Fest-Marathon insgesamt eröffnet.
Eine Programmübersicht bietet der nebenstehende Kasten. alu
HAINBURG / SELIGENSTADT. Drei historisch wertvolle Kleinode wird die Gemeinde Hainburg am Sonntag, 6. September, der Öffentlichkeit aus Anlaß des Tages der offenen Tür für Kulturdenkmäler vorstellen. In Seligenstadt werden Basilika, Romanisches Haus und Palatium geöffnet: Ziel dieser vom Landesamt für Denkmalpflege initiierten Aktion ist es, möglichst viele, sonst dem breiten Publikum unzugängliche Kostbarkeiten wenigstens an diesem einen Tag von fachkundigen Führern erklären zu lassen und sie somit mehr ins Bewußtsein zu rücken. Hainburg lädt ein ins Klein-Krotzenburger Pfarrhaus aus der Barockzeit, dem 280 Jahre alten ehemaligen Sommersitz der Benediktiner-Äbte von Seligenstadt. Abt Blechinger hatte den unter Denkmalschutz stehenden Bau errichten lassen, der fast bis zur Auflösung des Klosters 1806 als Sommerwohnung diente und dann Pfarrhaus wurde. Ursprünglich ergänzten großzügig angelegte Wirtschaftsgebäude den gesamten Pfarrhof zu einem harmonischen Ensemble, das alle Voraussetzungen bot für die materielle Versorgung der Hausbewohner. Die Kirchengemeinde hat das Pfarrhaus 1980 renovieren lassen. Sowohl das Gebäude selbst, als auch die Anlagen, die es umgeben, sind ein Schmuckstück, wie es heute nur noch selten zu finden ist.
Gegenüber dem Eingang des Pfarrhauses steht heute noch der alte Ziehbrunnen aus dem Jahre 1578. Er besteht aus Sandsteinquadern und versorgte die Hausbewohner noch mit frischem Trinkwasser, bis 1936 in Klein-Krotzenburg die Wasserleitung installiert wurde. Zwei rechteckige Säulen, auf denen eine prächtig verzierte Sandsteinkonsole ruht, verhelfen diesem Gebilde zu einmaliger Schönheit. Der älteste Teil der Pfarrkirche St. Nikolaus ist das sogenannte "Gotische Chörchen", Teil einer gotischen Kirche aus dem 15. Jahrhundert. Hiervon zeugen nicht nur die gotischen Spitzbogenfenster. Der fünfseitige kleine Raum mit seinem Kreuz- gewölbe enthält in seiner Nordwand ein Sakramentshäuschen, das bereits am Palmsonntag 1437 eingeweiht wurde. An den Tagen, an denen keine Wallfahrt ist, wird hier das Gnadenbild von der Liebfrauenheide aufbewahrt.
• In Hainburg können das Klein- Krotzenburger Pfarrhaus, der Brunnen davor und die Pfarrkirche St. Nikolaus am 6. September von 11 bis 13 Uhr und von 14 bis 18 Uhr unter kundiger Führung besichtigt werden.
• In Seligenstadt werden für den Denkmal-Tag die Basilika, das Romanische Haus und das Palatium empfohlen. Führungen zu den und durch die Gebäude beginnen um 11, 13, 15 und 16 Uhr am Marktplatz. Im Klosterhof und im "Alten Haus von 1327" stehen von 11 bis 16 Uhr Führer bereit.
ttt/fuh
GRÜNDAU. 775 geradezu "märchenhafte" Jahre feierten die Niedergründauer am vergangenen Wochenende. Dieses Eindrucks konnte sich zumindest der Betrachter des gleichnamigen bunten Lindwurms nicht erwehren, der sich am Sonntag langsam durch die festlich geschmückten Straßen des Dorfes wälzte. Zur Freude der vielen Zuschauer, die dicht an dicht die Gassen säumten, stand der Festzug ganz im Zeichen von Märchen und Sagen.
Ob der Rattenfänger von Hameln, das tapfere Schneiderlein oder der Froschkönig - sie alle fanden sich in den rund 60 Wagen der örtlichen Vereine wieder, gefolgt von Clubmitgliedern im heutigen Look.
Sogar die Politprominenz präsentierte sich zu diesem Anlaß in historischen Gewändern, wenn sie auch ansonsten eher die Nebenrolle im Festgeschehen spielte. Bewußt hatten die Niedergründauer auf den sonst üblichen "offiziellen Teil" solcher Jubiläen verzichtet. Die Dorfgeschichte wurde in Sketchen, Zugnummern und natürlich in der als "Nachschlagewerk" gerühmten Festschrift berücksichtigt, die der zuständige Ausschuß unter Geschichtsvereinschef Erwin Rückriegel in mühevoller Kleinarbeit zusammengestellt hat (die FR berichtete).
So entwickelte sich eine rauschende viertägige Feier, die in Eigenregie von Bürgern und Vereinen gestaltet wurde. Ein Beweis, wie fleißig die von Bürgermeister Georg Meyer (CDU) gelobten "Keimzellen des öffentlichen Lebens" in Niedergründau austreiben. Verständlich, daß so mancher Einheimische mit stolzgeschwellter Brust auf das bunte Treiben blickte: "Das soll uns erst mal einer nachmachen", war denn auch des öfteren im Festzelt zu hören.
Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes geht auf das Jahr 1217 zurück, zu verdanken ist sie einem Zwist: "Wegen der Unvollkommenheit unserer Zeit und infolge der Bosheit der Menschen gerät das, was geschieht, nicht allein in Vergessenheit, es kehrt sich sogar in sein Gegenteil, gleichsam, als seien Dinge nicht geschehen, wenn sie nicht in schriftlicher Form erhalten sind", heißt es in der Übersetzung der Urkunde, die mit "Friedrich von Gottes Gnaden römischer Kaiser, allzeit Mehrer des Reichs und König von Sizilien" beginnt. "Wir glauben deshalb, sowohl den Menschen der Gegenwart als auch der Zukunft durch die vorliegende Urkunde nachdrücklich mitteilen zu müssen, was uns Propst Werner von Selbold durch Beschwerden dargelegt hat."
Anschließend legt das Schriftstück dar, daß die verstorbene Gräfin Gisela das Eigentumsrecht für die Pfarrkirche zu Gründau der Selbolder Klosterkirche übertragen habe, in derem "ruhigen und ungestörten Besitz" sie bereits lange gewesen sei. Dennoch hätten Erben der genannten Edelfrau die Pfarrei "zum Schaden der vielleicht hintergangenen Klosterkirche" Weltgeistlichen anvertraut. "Die Gerechtigkeit vollendend", stellt Friedrich 1217 "das Recht der Klosterkirche, dessen sie zu Unrecht beraubt war, wieder her". Zumindest der Name "Gründau", der sich aus "grind" (Zerriebenes, Sand, Kies) und "aha" (Wasser, Bach) zusammensetzt, wird jedoch bereits früher erwähnt: "A fluvio Grindaha ad Kenziam" findet sich in einer Urkunde vom September 1173, in der die Grenze von Besitzungen der Klöster Selbold und Meerholz beschrieben wird.
Daß die Vergangenheit nicht immer so "märchenhaft" aussah, wie sie im Festzug dargestellt wird, beweist ein Blick in das Jubiläumsbuch.
So suchte am 29. Mai 1911 eine "Hochwasserkatastrope" das Örtchen heim, die so schlimm war, daß sich Margarethe Häfner daran machte, das Unglück für die Nachwelt festzuhalten: " . . . das Wasser ist aus den Höfen geflossen, als wenn es Flüsse wären . . . ", schildert die Frau. "Den Tag muß man sich merken", fand August Köhler vom Schieferberg und vermerkte es in der Familienbibel.
Weitere Schlaglichter auf das harte täglich Brot der Dorfbevölkerung, die vorwiegend aus Bauern bestand, werfen Artikel über bäuerliche Feldarbeit, Arbeitsverträge aus dem Mittelalter oder das ebenso beschwerliche wie abenteuerliche Reisen vor 200 Jahren. Schön auch die Berichte von Schulmeistern und Lehrerinnen über die ersten Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg - aus einer Zeit, in der sich die staubigen Niedergründauer Straßen noch bei Regen zu Schlamm verwandelten, deren Querung nur mit Gummischuhen möglich war. tja
Die Reaktion des Ersten Stadtrates Klaus Minkel (CDU) in der FR auf Kritik aus den Reihen von Bürgern findet FR- Leserin Ute Schneider unmöglich:
Nicht nur, daß er Wörter wie "schlechtschwätzen" und "meckern", die meiner Meinung nach nicht in das Vokabular eines Ersten Stadtrates gehören, verwendet; sein Verhalten gegenüber Anregungen und Kritik ist unmöglich.
Blinde Aggressivität verhindert eine sachliche Auseinandersetzung, die für eine positive Entwicklung jeden Gemeinwesens unerläßlich ist. Wenn sich kritische, engagierte Mitbürger äußern, was eigentlich Aufgabe der parlamentarischen Opposition wäre, sollten diese anständigerweise ernstgenommen werden."
Ute Schneider Über dem Weiher 4 6368 Bad Vilbel
Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)
Ein Grillfest feiert die Frankfurter Rudergesellschaft Germania 1869 am Samstag, 5. September. Genauere Auskünfte in der Geschäftsstelle unter Tel. 61 23 29. js/35
Sportkreis Frankfurt: Sportabzeichenvorbereitung und -abnahme (Leichtathletik) am Montag, 7. September, von 17 bis 19.30 Uhr auf der Sportanlage Niederrad, Hahnstraße. Zuständig für die Abnahme ist Elfi Junker (Tel. 67 45 38). sd/35
Versehrten-Sportgruppe Niederrad: Sportabzeichenvorbereitung und -abnahme in der Leichtathletik für Behinderte und Nichtbehinderte heute Donnerstag, 3. September (17 bis 19 Uhr), auf der Bezirkssportanlage Hahnstraße in Niederrad. Platz- und Abnahmeobmann ist Jakob Penner (Tel. 6 66 86 40). sd/35
Turn- und Sportgemeinde 1872 Oberrad: Der Verein veranstaltet am Freitag, 4. September, sowie am Montag, 7. September, und Mittwoch, 9. September (jeweils 19 Uhr), "Lauftreffs für jedermann". Die Teilnehmer treffen sich am Parkplatz des Oberräder Waldfriedhofs (Buchrainstraße/Ecke Burgenlandweg). Eingeladen sind auch Lauf-Anfänger. Weitere Auskunft gibt Rolf Scondo (Tel. 65 69 51). sd/35
Schützengesellschaft "Oberst Schiel" Niederrad: Die Aktiven treffen sich zum Training und Protokollschießen in den Disziplinen Luftgewehr, Luftpistole und Zimmerstutzen am Freitag, 4. September, 19 Uhr, sowie am Dienstag, 8. September (jeweils ab 19 Uhr), im Vereinszentrum, Golfstraße 17. Kontakt: Alfred Solz (Tel. 67 23 85 und 28 41 90). sd/35
OBERURSEL. Frauen ab 55 will eine Veranstaltungsreihe ansprechen, die das städtische Frauenbüro gemeinsam mit der Seniorentagesstätte, der Stadtbücherei und der Volkshochschule vorbereitet. Perspektiven für diese Gruppe, zu der in Oberursel 28 Prozent der Bevölkerung gehören, sollen aufgezeigt werden; der Anteil der Frauen an den mehr als 55jährigen liegt bei 59 Prozent. Frauenbeauftragte Erika Krumbein: "In der öffentlichen Meinung wird Alter nach wie vor undifferenziert mit dem Verlust an Kraft, Leistung und Kompetenz gleichgesetzt. Isolation und Orientierungsverlust sind häufig die Konsequenz".
Den Auftakt der Reihe mit dem Titel "ALTER-nativen" bildet am 23. September, 10 bis 16 Uhr, im Rathaus ein Tagesseminar "Ältere Frauen, Arbeit und Identität". Referentin ist Frau Keller-Kuhlmann, Mitglied des Bundesausschusses des Deutschen Frauenrings für Gesundheit, Soziales und Altersfragen, Bad Homburg. Das Seminar beschäftigt sich mit dem Verhältnis älter werdender Menschen zur Arbeit.
Am 24. September hält Beate Schott von der Universität Gießen einen Vortrag mit Film über "Wohnen und Leben im Alter"; 15 Uhr im Foyer der Stadthalle. Am 25. September präsentiert ab 20 Uhr die Frauentheatergruppe "Diewas" in der Stadthalle "Rückblicke". In diesem Kabarettstück werden, ausgehend von der Feier eines 80. Geburtstags, Erinnerungen aus der Lebensgeschichte wach.
Die Seniorentagesstätte im Alten Hospital veranstaltet am Montag, 28. September, einen Tag der offenen Tür. Besucherinnen können einen Einblick in das alltägliche Geschehen des Treffs bekommen. Am 29. September stehen gleich zwei Veranstaltungen auf dem Programm. Um 15 Uhr ein "Erzählcafé" mit Hanna Lambrette im Rathaus-Sitzungssaal, um 18 Uhr in der Stadtbücherei eine Lesung mit Frau Grisebach aus ihrem Buch "Eine Frau Jahrgang 13".
Techniken der Selbstverteidigung können Seniorinnen in einem Kurs im Rathaus bei Monika Baumgartl erlernen. Der Kurs beginnt am 22. Oktober und ist immer donnerstags von 14 bis 15.30 Uhr. Anmeldungen nimmt das Frauenbüro entgegen, Tel. 0 61 71 / 502-369. hko
MAINTAL. "Bernard und Bianca im Känguruhland" heißt das neueste Walt- Disney Zeichentrick-Abenteuer, das die Stadt Maintal und das Maintaler Filmforum in ihrem Kinderkino zeigen. Die Abenteuer der beiden unternehmungslustigen "Mäuse-Helden" beginnen am Donnerstag, 3. September, um 15 Uhr im Filmkeller der Maintalhalle in Dörnigheim.
Die beiden "Mäuse-Detektive" scheuen auch diesmal wieder vor nichts zurück, wenn es gilt einen kleinen Jungen aus den Händen eines gemeinen Wilderers zu befreien. Begleitet werden die beiden von einer pfiffigen Springmaus, die - sehr zum Ärger von Mäuserich Bernard - seiner Bianca schöne Augen macht.
Die Vorführung ist ohne Altersbegrenzung, der Eintritt kostet 2,50 Mark. Flei
"Schade, so eine Bronzemedaille hätte mir gutgetan. Sie fehlt mir noch in meiner Sammlung", sagte Petra Roßner, nachdem die Wunden eingesalbt und die Wut verraucht war. Gold hatte sie ja gerade im olympischen Verfolgungsrennen in Barcelona und vor einem Jahr bei der WM in Stuttgart gewonnen, Silber 1989 in Lyon, geschlagen von Jeannie Longo, der exzentrischen Grande Dame des Frauenradsports. Nun war Petra Roßner wie schon 1990 in Japan vierte geworden im Punktefahren der Frauen, der ersten von zehn Entscheidungen bei diesen Rumpf-Weltmeisterschaften der Radfahrer in Valencia und Benidorm. Eingangs der letzten Runde war sie gestürzt, als sie sich gerade anschickte, noch einmal auf Punktejagd zu gehen.
"Die hat mich doch glatt umgefahren", schimpfte sie auf die Amerikanerin Jane Eickhoff, die den Sturz verschuldet hatte, in den noch zwei weitere Fahrerinnen verstrickt wurden. Wenn der Masseur sie nach seiner ersten Hilfte nicht in einen festen Polizeigriff genommen hätte, dann hätte Petra Roßner wohl der am Boden liegenden Amerikanerin nicht nur ein paar unfreundliche Worte gesagt. "Ich hab' ihr gesagt, daß das nicht fair gewesen sei", behauptete sie hinterher auf Fragen ihrer Reaktion. "Aber in der Sprache der Radfahrer", ergänzte Bundestrainer Wolfgang Oehme aus Frankfurt lächelnd.
Als erste kam Jeannie Longo zu Petra Roßner, die punktgleich mit ihr fünfte geworden und dem Sturz knapp entgangen war. Petra Roßner fuhr bei ihr am Hinterrad und hätte sie ganz gewiß auch überspurtet, weil sie eine schnellere Endgeschwindigkeit hat. Das hätte ihr sechs Punkte eingebracht. Die zehn für den Spurtsieg waren schon an die Australierin Sally Hodge vergeben, die sich vom Pulk abgesetzt hatte.
Doch hat sich Petra Roßner verrechnet. Auch sechs Punkte hätten ihr nicht mehr zu der begehrten Bronzemedaille gereicht. Sie hätte mit 28 Zählern genau so auf Platz vier gestanden wie mit 22.
Punktefahren und Petra Roßner, das ist sowieso eine Story. Im Vorjahr in Stuttgart stürzte sie im Vorlauf durch die Schuld einer unbedarften Taiwanerin, brach das Schlüsselbein und konnte dadurch nicht mehr in den Straßenrennen starten. Im Vorjahr war sie dritte im Punktefahren. Petra Roßner und Jane Eickhoff aber haben eine tiefe Rivalität. 1991 standen sie zusammen im Finale des Verfolgungsfahrens und die internationalen Kommissare zogen den Start des Endlaufes plötzlich um zehn Minuten vor. Jane Eickhoff mußte von der Trainingsstrecke geholt und eilig in die Schleyer-Halle gebracht werden, und sie fand keine Zeit mehr, sich sorgsam auf den Endlauf vorzubereiten. Sie führte lange wie in Barcelona die Australierin Kathy Watt, aber mit unwiderstehlichem Finish über den letzten der drei Kilometer gewann in Stuttgart Petra Roßner ebenso wie sie in Barcelona gewann. Jane Eickhoff aber lastete ihre Niederlage den deutschen Organisatoren an, die gar nichts dafür konnten, und so zeigte sie nun auch in Valencia keine Reue wegen ihres verhängnisvollen Schlenkers. "Ich bin ja von den Deutschen schlecht behandelt worden." Und Petra Roßner: "Entschuldigt hat sie sich bei mir nicht."
Jedenfalls ist die Verletzung nicht so schwer, daß die Olympiasiegerin nicht am Samstag im Straßenvierer der Frauen zu ihrem vierten wichtigen internationalen Auftritt 1992 antreten könnte. "Ich habe mich gleich gut abgerollt, gebrochen ist diesmal nichts, nur die Tapete ist ab." HELMAR BOELSEN
WÄCHTERSBACH. In Höhe des Schwimmbades in Wächtersbach sind am Montag morgen mehrere Pferde über die Bundesstraße 276 gelaufen. Eines der Tiere wurde dabei von einem Auto erfaßt und so schwer verletzt, daß es noch an der Unfallstelle getötet werden mußte, berichtet die Polizei.
Der Pferde stammten von einer benachbarten Koppel, deren Weidezaun nach Angaben der Besitzers von einem Unbekannten geöffnet worden sei.
Der Autofahrer aus Brachttal wurde bei dem Zusammenstoß leicht verletzt. Sein Wagen wurde total beschädigt, der Schaden beträgt 14 000 Mark. jan
Um jeden Meter kämpften beim Bad Homburger Windhundrennen die flinken Vierbeiner auf dem 480 Meter langen Parcours. Für die Zuschauer war es nicht nur ein sportlicher, sondern auch ein ästhetischer Genuß. (FR-Bild: Renate Hoyer)
Nächtliche Anschläge gegen Asylheime
NEU-ISENBURG. Friedhelm und Margarete Humbert aus der Beethovenstraße hatten die zündende Idee: "Kuni", wie Kundenberatung, soll künftig das bisher namenlose Maskottchen der Stadtwerke heißen. Die Stadtwerke hatten einen Wettbewerb ausgeschrieben, um einen Namen für ihr Maskottchen zu finden.
Über den ersten Preis, ein Fahrrad, freute sich nun die Isenburger Familie. 19 Energiesparlampen, als Trostpreise, erhielten die nächstbesten Wettbewerbsteilnehmer.
Unter sechzig Einsendungen entschied sich die Jury aus Mitarbeiter/innen der Kundenberatung der Stadtwerke mit großer Mehrheit für "Kuni". Er soll künftig alle Drucksachen und Bekanntgaben der Kundenberatung schmücken. fra
Die "Nordendler" sind los
Im Nordend beginnt die Fastnacht dieses Jahr bereits im September: Der Karnevalclub "Die Nordendler" sorgt auf dem Straßenfest im Oeder Weg für Stimmung. Verständlich: Bis zur offiziellen Eröffnung der Kampagne ist es noch ein Weilchen hin, und was ein echter Vollblut-Karnevalist ist, der wird nun doch allmählich "hibbelig".
Kurzentschlossen packten deshalb die "Nordendler" die Gelegenheit beim Schopf und nehmen in diesem Jahr zum ersten Mal an der traditionellen Open-air-Fete teil. Musikzug und Tanzgarde werden am Samstag durch den Oeder Weg marschieren: Zu bekannten Potpourris und Stimungsliedern können die Mädchen der Tanzgarde bei etwas milderen Temperaturen als gewöhnlich die Beine in die Luft schwingen. Die Herrschaften aus dem Ministerium der "Nordendler" sind in voller Uniform am Stand in Höhe der Querstraße vertreten. Dort heißt es von 11 bis 13 Uhr "Auf zum Frühschoppen", für Kinder sind verschiedene Spiele aufgebaut.
Zum Oeder-Weg-Fest hat sich der Karnevalclub noch etwas Besonderes einfallen lassen: Einen Fotowettbewerb zum Thema "Leben und feiern mit den Nordendlern im Nordend". Teilnahmezettel liegen am Stand aus, die Sieger des Wettbewerbs werden am Elften Elften zur Eröffnung der närrischen Saison bekanntgegeben.
MAIN-KINZIG-KREIS. Der erst durch Druck des Kreistagsvorsitzenden Lothar Klemm zustandegekommene Verzicht der SPD-Fraktion auf die Wiederwahl von Vizelandrat Erich Pipa hat der jüngsten Sitzung des Main-Kinzig-Parlaments in Nidderau-Windecken zwar seinen Stempel aufgedrückt. Aber gleich drei Dringlichkeitsanträge von SPD, CDU und Grünen zum Thema Asyl verdeutlichten, daß dieser Problemkreis den Abgeordneten schwer auf dem Magen liegt. Da spielten die Krawalle von Rechtsradikalen in Rostock ebenso eine Rolle wie die Weigerung des Main-Kinzig-Kreises, wegen der Belegung in der Gelnhäuser Coleman-Kaserne weitere Asylbewerber aufzunehmen.
Unabhängig voneinander hatten SPD und CDU an eigenen Resolutionen gebastelt. Trotz unverkennbarer Annäherung gab es wegen Meinungsverschiedenheiten in Einzelfragen aber keinen Konsens, keine gemeinsame Resolution. Die Grünen wollten wiederum einen Mißbillingungsantrag gegen Landrat Eyerkaufer durchsetzen - die Landes-Grünen hatten den Main-Kinzig-Landrat wegen seiner Äußerungen im Fall Gelnhausen bereits öffentlich in die Reihe von "Brandstiftern" gerückt. Aus formalen Gründen wurde der Antrag aber erst gar nicht zur Abstimmung zugelassen.
Ein weiteres Novum in dem an Kuriositäten reichen Kreistag: Während sich die CDU bei der Abstimmung über den SPD-Antrag mehrheitlich enthielt, verhielt sich die SPD beim Votum zur CDU- Initiative ebenso. Das Parlament verabschiedete also gleich zwei Resolutionen.
In dem SPD-Papier heißt es unter anderem: "Der Kreistag des Main-Kinzig-Kreises erklärt seine Betroffenheit und tiefe Abscheu über die ausländerfeindlichen Ausschreitungen in Rostock und anderswo. Es geht nun mehr denn je darum, das friedliche Zusammenleben der Menschen in Deutschland zu bewahren und unseren demokratischen Rechtsstaat gegen die Zerstörung durch rechtsextremen Ungeist zu schützen."
Gleichzeitig fordert die SPD aber auch, daß die Bundesregierung "sofort den Ländern die Nutzung aller freiwerdenden Kasernen unbürokratisch ermöglichen" müsse. So könne die Situation in der Gemeinschaftsunterkunft Gelnhausen entschärft werden, wenn dem Land weitere Unterkunftsmöglichkeiten auch in anderen Kreisen zur Verfügung gestellt würden. In ihren gewünschten "Sofortmaßnahmen" spannt die SPD den Bogen vom "sofortigen Abbau der 360 000 Altfälle im zuständigen Bundesamt in Zirndorf" bis zum Abschieben krimineller Elemente und der schnellstmöglichen Regelung für eine "allgemeine Einwanderung nach Quoten".
Die CDU streicht in ihrer Resolution wiederum heraus, daß Deutschland "kein Einwanderungsland" sei. Der Kreistag soll sich jedoch "gegen jedes Zeichen von Ausländerfeindlichkeit" wenden - "ganz besonders gegen die Verübung von Gewalt gegen Asylbewerber und ihre Unterkünfte". Nach christdemokratischer Meinung muß der "Mißbrauch des Asylrechts" allerdings durch eine "wirksame Grundgesetzänderung abgestellt" werden. Der "ungehinderte Zustrom von Wirtschaftsflüchtlingen" führe auch zu "sozialen Spannungen". Die Main-Kinzig-CDU: "Die sich hieraus bildende Unzufriedenheit der Bevölkerung über die Untätigkeit der politisch Verantwortlichen verhilft nur den radikalen politischen Gruppierungen zur Stärke."
Bevor diese Resolutionen die Parlamentsbühne passierten, gaben die einzelnen Fraktionen eine Reihe von Statements ab. Auch mit Blick auf Gelnhausen beschwor dabei der Grüne Günther Hantel, den Weg in das "rechte Niemandsland" zu versperren. Hantel warf Landrat Eyerkaufer vor, sich mit Äußerungen wie "potentielle Seuchenträger" wohl mit der Absicht zu tragen, die "Gebietshoheit über Stammtische zu erobern".
Der so angegriffene Eyerkaufer wies die Vorwürfe zurück und erklärte vor dem Plenum: "Ich habe mir nichts vorzuwerfen. Ich habe immer meine Linie gehalten." Ob in Sannerz, Mernes oder Mottgers - stets habe sich der Kreis um Akzeptanz in der Bevölkerung für die Aufnahme von Asylbwerbern bemüht und diese auch bekommen. Seine jüngste Weigerungshaltung, weitere Asylbewerber im Kreis aufzunehmen, wollte Eyerkaufer demgegenüber als "Signal", als "Hilferuf" an Land und Bund verstanden wissen. Mit dem Kreistagsvorsitzenden Klemm, dem Chef der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag, hat Eyerkaufer nach eigenem Bekunden ein "ausführliches Gespräch" geführt. Die Bevölkerung - darin sind sich offenbar Klemm und Eyerkaufer einig - dürfe man "nicht überfordern". Lobend erwähnte der Landrat das Beispiel Maintal, wo sich spontan 80 Menschen dazu bereit erklärt hätten, die Betreuung von Flüchtlingen zu übernehmen. hok
RÜSSELSHEIM. Die ungarische Schwesterstadt Kecskemet ist Ziel einer sportlichen Aktion besonderer Art. Vor dem Rathaus startet am Samstag, 5. September, 10.30 Uhr, ein Lauf mit Sportlerinnen und Sportlern aus Rüsselsheim und den anderen Partnerstädten Evreux (Frankreich) und Rugby (Großbritannien) nach Kecskemet.
Einen Abschiedsempfang veranstaltet aus diesem Anlaß Oberbürgermeister Norbert Winterstein. Die Schirmherrschaft über den Lauf hat der Sportbund Rüsselsheim übernommen. cas
DORNBUSCH. Den zweiten Teil ihres Gemeindefestes hatte sich die evangelische Dornbuschgemeinde ein wenig anders vorgestellt: Nach einem gelungenen Festtag mit Gottesdienst und Gemeindekaffee vor wenigen Wochen sollte nun ein Orchesterkonzert mit anschließendem Fest folgen. Das Serenadenkonzert mit dem Arco-Ensemble unter Lothar Lämmer war noch eine runde Sache, aus dem abendlichen Fest im Garten wurde aber nichts.
Unter freiem Himmel wollten die Gäste die laue Spätsommerluft genießen wollen, statt dessen setzte es einige kräftige Regengüsse, und herbstlich kühle Winde pfiffen ums Haus. Da blieb nichts anderes übrig, als die Biertische im Gemeindehaus an der Carl-Goerdeler-Straße aufzustellen. Dort war es natürlich nur halb so gemütlich wie im Grünen.
"Weitere Musik gibt es im Foyer", hatte Pfarrer Joachim Grein dem Publikum nach dem Konzert mit dem Arco-Ensemble versprochen. Die Musik, die er meinte war um einiges würziger und hatte ganz andere Qualitäten als die eben gehörte "Kleine Nachtmusik" von Mozart: Die Musik ist elementarer Bestandteil eines Frankfurter Nationalgerichts, das gern zum Ebbelwei gereicht wird. Und tatsächlich umschmeichelte, das von Mozart beschwingte Konzertpublikum im Foyer des Gemeindehauses ein aparter Duft nach reifem Handkäse und Zwiebeln.
Wem der Handkäse zu streng und der Apfelwein zu sauer war, griff zum Schnittlauchquark und trank ein Bier - für alle war in der Dornbuschgemeinde gesorgt. Auch wenn das geplante Sommerfest nur ein "gemütliches Beisammensein" nach einem Konzert war, verdarb das offensichtlich keinem der Gäste die gute Laune - es wurde beinahe richtig gemütlich im kahlen Foyer des Gemeindehauses.
Ein Höhepunkt jagt in der evangelischen Dornbuschgemeinde den anderen: Nächste Woche ist Teil drei geplant und dann darf endlich die Jugend ran: Das Discofest am Samstag, 5. September, im Gemeindezentrum soll krönender Abschluß der vielen Feiern im Dornbusch werden. bai
Im Wortlaut: Das Feuer von Sarajewo Antikriegs-Erklärung von DGB und Bildungswerk
MAIN-TAUNUS-KREIS. Am heutigen Dienstag, 1. September, ist Antikriegstag. Das katholische Bildungswerk Main-Taunus und der Deutsche Gewerkschaftsbund Hoch- und Main-Taunus haben eine Erklärung zum Antikriegstag formuliert, die wir im Wortlaut abdrucken. Sarajewo wird zum Symbol des Jahrhunderts. In Sarajewo fiel der Startschuß zum 1. Weltkrieg, der als Todesmaschine offensichtlich nicht schrecklich genug war, um die Idee eines Krieges ein für allemal auszulöschen. Ein nächster, noch schrecklicherer Krieg konnte offensichtlich nicht verhindert werden. Deutschland war an beiden Kriegen als Aggressor beteiligt. Nun, zum Ende des Jahrhunderts, wird in Sarajewo Krieg geführt, so als ob aus beiden großen Kriegen nichts gelernt worden ist, es sei denn eine noch perfektere Mordtechnik.
Die Väter des Grundgesetzes haben aber angesichts der Todesspur gelernt und darin hineingeschrieben, daß unser Land verpflichtet ist, sich aus fremden Kriegen herauszuhalten. Doch die politischen Nachfahren spielen wieder mit dem Gedanken, militärisch dabei zu sein. Das Feuer von Sarajewo könnte sehr schnell nach Europa und Deutschland überspringen. Wir rufen den Bundestag auf, auch die Gedankenspiele um eine Änderung des Grundgesetzes aufzugeben.
Der deutsche Beitrag zum Weltfrieden kann konsequenterweise nur in der Friedens- und Konfliktforschung liegen. Deshalb geht es auch darum, vorrangig Steuergelder den Friedens- und Konfliktforschungsinstituten zur Verfügung zu stellen, statt sie dem Know-how und dem Ausbau der industriellen Wehrtechnik zu gewähren. Wir rufen die Verantwortlichen auf, sich gründlicher um die Waffen- und Waffentechnikexporte unserer Industrie zu kümmern, um so die Ausrüstung der Brandherde zu verweigern.
Wir wissen sehr wohl, daß ein Teil unseres Wohlstandes zustande kommt, weil sich andere umbringen. Soziales Elend ist in vielen Teilen der Welt Ursache von Kriegen. Die Hoffnung, mit neuer Machtverteilung den Hunger zu vertreiben, ist trügerisch. Es geht deshalb auch darum, Kriege durch weltweite Beseitigung des Hungers und sozialer Ungleichheit zu verhindern.
Wir fordern unsere Verbände, die Gewerkschaften und die Kirchen auf, ihre Kräfte auf die Friedenserziehung zu konzentrieren und für ökonomische und soziale Gerechtigkeit in Deutschland, Europa und anderswo zu kämpfen, denn Konflikte zwischen den Völkern und Nationen lassen sich zunehmend weniger militärisch lösen. Wir wollen unseren Beitrag dazu leisten, daß die Politik über kurzschlüssige militärische Ambitionen siegt, auch indem wir immer wieder mahnend unsere Stimme erheben.
HANAU / SCHÖNECK. "Stoppt den Krieg in Jugoslawien - Die neue Rolle der Bundeswehr" - unter diesem Thema steht eine Podiumsdiskussion anläßlich des Antikriegstages am heutigen Dienstag, 1. September, in Hanau, veranstaltet vom DGB-Kreis Main-Kinzig. Im Schloßgartensaal der Stadthalle werden ab 18 Uhr die SPD-Bundestagsabgeordnete Uta Zapf, Hans-Joachim Schmidt von der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung und FR-Redakteur und Militärexperte Anton-Andreas Guha unter der Leitung von DGB-Kreisvorsitzendem Joseph Sigulla diskutieren. Auch die Bundeswehr war eingeladen, lehnte aber ab.
In der Martin-Luther-Anlage wird um 17 Uhr ein Kranz am Mahnmal für die Opfer von Krieg und Faschismus niedergelegt.
Für den DGB, so Sigulla, gilt auch für den Krieg im ehemaligen Jugoslawien der Grundsatz: Frieden schaffen ohne Waffen. Nur durch Boykott und wirtschaftliche Isolation seien Konflikte zu lösen. Gleichzeitig müßten die Rüstungsexporte gestoppt werden. Die Aufnahme von Flüchtlingen sei eine humanitäre Verpflichtung.
Vom gleichen Ansatz geht die Friedensinitiative Nidderau/Schöneck aus, die ebenfalls für den heutigen Dienstag zu einer Podiumsdiskussion einlädt (19.30 Uhr, Stiftskirche Windecken). Erwartet werden die Bürgermeister der beiden Kommunen, außerdem Vertreter der örtlichen politischen Parteien und der Kirchen.
Darüber hinaus sollen Angehörige der Bosnier und der Serben die Möglichkeit erhalten, den Krieg in ihrer Heimat aus ihrer Sicht zu schildern, und Fragen aus dem Publikum beantworten. az
Der Magistrat hat ein Konzept zur "rationellen Wassernutzung" verabschiedet, das den Verbrauch in Frankfurt langfristig um bis zu 15 Millionen Kubikmeter - und damit um ein Viertel - verringern soll. Damit sei weiteres Wachstum in der Stadt möglich, ohne daß zusätzliche Wasservorkommen im Vogelsberg oder Hessischen Ried erschlossen werden müßten, sagte Umweltdezernent Tom Koenigs am Montag. Um dieses Ziel zu erreichen, setzt die Stadt vor allem auf Spareffekte durch bewußteren Umgang mit dem kostbaren Trinkwasser und weitgehenden Einsatz von Brauchwasser.
Obwohl die Zahl der Frankfurter und der Arbeitsplätze in Frankfurt in den vergangenen Jahren beständig zugenommen hat, zapften die Stadtwerke 1989 zehn Millionen Kubikmeter weniger Wasser als Ende der 70er Jahre, sagte Bürgermeister Hans-Jürgen Moog. Das sei vor allem auf Umrüstungen der Industrie zurückzuführen. Weitere Einsparungen seien "nur durch Bewußtseinsänderung der Verbraucher zu erreichen". Dabei baut die Stadt vorrangig auf "Information und Marketing", um fürs Sparen zu werben.
Wegen des "relativ niedrigen Preises" sieht der Magistrat dagegen keine ökonomischen Anreize zum Wassersparen. Die Stadt erwägt derzeit auch keine gestaffelte Wassergebühr, die Verschwender besonders stark zur Kasse bitten könnte. "Dieser Hebel bringt nichts, solange Wasseruhren nicht in den meisten Wohnungen den individuellen Verbrauch erfassen", sagte Koenigs. In den meisten Wohnhäusern gibt es nur einen Wasserzähler und die Mieter zahlen den Wasserpreis nach Größe der Wohnung oder Anzahl der Personen, aber nicht danach, was aus ihren Hähnen rauscht.
Um die Frankfurter besser am eigenen Geldbeutel fassen zu können und eine "gesteigerte Aufmerksamkeit" für ihren Verbrauch zu erreichen, sieht das Magistratskonzept eine "Strategie zur Unterstützung des Einbaus von Wohnungswasserzählern" vor. Schwierigkeiten räumen die Stadtwerke vor allem bei Altbauten ein, wo die Kosten schon einmal 1000 Mark pro Wohnung überschreiten können. Stadtwerkechef Jürgen Wann sieht deshalb den Gesetzgeber gefordert, ähnlich wie bei der individuellen Abrechnung der Heizkosten den Wasserzähler für jede Wohnung zur Pflicht zu machen.
Die Stadt selbst und viele Unternehmen sollen durch einen umfassenden Einsatz von Brauchwasser einen erheblichen Anteil des wertvollen Trinkwassrs ersetzen. Stadtrat Koenigs sieht viele Möglichkeiten, Brauchwasser zu nutzen. Wasser aus Flüssen und nicht zum Trinken geeignetes Grundwasser, Regen- und sogenanntes Grauwasser. Die Stadt will das Brauchwasser über verstreute Inseln im Stadtgebiet an städtische Ämter und industrielle Großverbraucher abgeben.
So soll künftig bei Genehmigungen für größere Bauprojekte auch darauf geachtet werden, daß das Baustellenwasser nicht einfach in den Kanal gepumpt, sondern sinnvoll genutzt wird, sagte Koenigs. Bei der Erweiterung des Flughafens soll die nötige Infrastruktur installiert werden, um in erheblichem Umfang Brauchwasser zu verwenden. luf
BRUCHKÖBEL. Seit Anfang August werden im Stadtteil Oberissigheim erstmals in einer städtischen Einrichtung Kindergartenkinder betreut - und zwar in einem von der Stadt gemieteten Bungalow in der Fritz-Erler-Straße 8 - mitten in einem Wohngebiet. Die gesamte erste Etage steht künftig für gegenwärtig 25 Kinder und zwei Betreuerinnen zur Verfügung. Die Einrichtung einer Kindergarten-Dependance in Oberissigheim war nötig geworden, nachdem in den letzten Jahren immer mehr Kinder in diesem Stadtteil angemeldet worden waren. Die Drei- bis Sechsjährigen waren bis zum Sommer dieses Jahres im Unterissigheimer Kindergarten untergebracht und mußten mit dem Bus dorthin gebracht werden. Der Bungalow verfügt über einen großen Gruppenraum, einen Turnraum, Sanitätsräume und einen großen Garten. Rund 100 000 Mark hat sich die Stadt Bruchköbel den Umbau des Hauses kosten lassen.
Außerdem mußten für die neue Kindergarten-Gruppe eine Ganztags- sowie eine Halbtagskraft neu eingestellt werden. Die Initiative für die neue Einrichtung hatte die Oberissigheimer Gruppe "Eltern - Kind - Sozial" ergriffen. Auf deren Drängen hin wurde nach einem geeigneten Objekt gesucht. Auch die Elterninitiative wird künftig in dem Bungalow vertreten sein. Zweimal in der Woche an den Nachmittagen findet dort eine Krabbelstube für die kleinsten Oberissigheimer statt. In diesen Tagen wurden die Räume in einer kleinen Feier offiziell der Öffentlichkeit vorgestellt. are
MAIN-KINZIG-KREIS. Die evangelischen Kirchengemeinden bitten während der derzeitigen Opferwochensammlung, die noch bis zum 3. September andauert, um Spenden für die Diakonie in Kurhessen-Waldeck. Der Erlös soll diakonischen Einrichtungen zugute kommen. Flei
WEILROD. "Mehr war nicht drin. So ist das Leben", kommentierte der Wehrheimer Musikproduzent Michael "Shelley" Wagner das Abschneiden seines Schützlings Jessica Zander beim diesjährigen Marburger Schlagerwettbewerb "Ein Lied für Europa". Das Mädchen aus Hasselbach mit der Stimme, die "wie ein Hammer" (Wagner) einschlägt, landete am Sonntag mit ihrem Song "Europa, Deine Kinder" unter 14 Interpreten "nur" auf Platz fünf. Sieger wurden - welch Ironie des Schicksals - Kinder Europas. Der Kinderchor "Die Knallfrösche", die mit ihrem Beitrag "Ja in Europa" als letzte auf die Bühne traten, rissen das Publikum, das gleichzeitig Jury spielte, auch zu einem Ja für die 30 lustigen Jungs und Mädels hin.
"Man kann einen oder zwei Künstler verlieren lassen, aber nicht 30 Kinder" - dieses Urteil aus fachlichem Munde, das in Marburg laut wurde, spricht auch dem Wehrheimer Branchenhasen Wagner aus der Seele. Jessica hat dennoch "sehr geweint". Immerhin: Auf einer CD sind alle Teilnehmer verewigt. Und Jessicas Stern strahlt weiter. Am 20. September wird sie im "Frühschoppen" des Hessischen Rundfunks ihr Fernsehdebut geben. cn
Nach den Hilfen der Stadt für die Kinder aus den Krisengebieten des ehemaligen Jugoslawien erkundigt sich die CDU-Fraktion im Römer in einer dringlichen Anfrage. Unter Hinweis auf einen vor sieben Monaten beschlossenen CDU- Antrag, nach Frankfurt geflohenen Kindern kostenlose Ferienaufenthalte anzubieten, fragt die Fraktion nach den Vorschlägen des Magistrat. luf
JOSSGRUND. Vier Leichtverletzte und 25 000 Mark Schaden hat ein Unfall auf der Landesstraße 3199 zwischen Burgjoß und der Wegscheide am Sonntagnachmittag gefordert.
Eine Autofahrerin in Richtung Bad Orb, der, so der Polizeibericht, am Steuer schlecht geworden war, hatte nach einer Anhaltemöglichkeit gesucht. Als sie nach links in einen Waldweg abbiegen wollte, übersah sie ein entgegenkommendes Fahrzeug und stieß mit diesem zusammen. jan
Schon einen Kilometer vor dem Start säumten Fahrzeuge nicht nur aus der näheren Umgebung die enge Straße durch das Feld in Richtung Koberstädter Forst. Der Wald gab dem einzigen Marathon Südhessens seinen Namen. Zum 14. Mal richteten die Leichtathleten der SG Egelsbach und der SV Erzhausen den "Koberstädter Waldmarathon" aus. Fast 650 Läufer gingen bei idealen Bedingungen an den Start. Angenehme Temperaturen unter 20 Grad, eine erträgliche Luftfeuchtigkeit und die ausgezeichneten schattigen Waldwege sorgten dafür, daß die zahlreichen Helfer des Roten Kreuzes und der Arzt kaum Arbeit hatten.
Bereits um 8.30 Uhr gingen die Marathonläufer zur ersten Runde auf die 21,1 Kilometer lange Strecke. Eine Stunde später starteten die Teilnehmer des Halbmarathons.
Start und Ziel mitten im Wald bedeuten für die Veranstalter eine Menge Arbeit. Denn Duschen und Umkleideräume müssen improvisiert werden. Ein großes Zelt diente zum Umziehen, mit Hilfe eines Tankwagens und einer Kunststoffplane entstand eine Dusche im Gebüsch. Ein Marathonlauf mit einem Hauch von Zeltlager-Romantik.
Nahezu professionell hatten die Sportler aus Egelsbach und Erzhausen das Großereignis vorbereitet. Thermometer, Hygrometer und Streckenprofil informierten die Athleten über das, was ihnen bevorstand. Alle fünf Kilometer waren Erfrischungsstände aufgebaut. Allein im Ziel wurden 25 Kisten Mineralwasser, über 200 Liter Tee und Mineralgetränke und reichlich Bananen ausgegeben. Mehr als 100 Helferinnen und Helfer der beiden Vereine und des Lauftreffs sorgten für einen reibungslosen Ablauf. "Ohne die Leute vom Lauftreff wäre das gar nicht möglich", befand Horst Bernau, stellvertretender Abteilungsleiter der Egelsbacher Leichtathleten. Viele aktive Sportler hatten auf den Start verzichtet, um bei der Durchführung mitzuhelfen.
Die schnellste Zeit auf der Marathon-Strecke lief Ulrich Amborn von der LG Offenbach, der für die knapp 42,2 Kilometer 2:38,08 Stunden benötigte. Zweiter wurde Thomas Herrmann aus Frankenthal vor Volkmar Prinz. Alle drei starteten in der Altersklasse der Jahrgänge 1953 bis 1962. Bei den Frauen kam die Schweinfurterin Annie Seufert nach 3:31,52 Stunden als erste ins Ziel. Den Halbmarathon gewann John Reynolds vom SSC Hanau-Rodenbach in 1:12,28 Stunden. Die beiden Frankfurter Rainer Süßmann (1:13,44) und Andreas Wolf (1:14,19) kamen auf die Plätze zwei und drei. Schnellste Frau war Ulrike Pietzsch vom LSC Bad Nauheim, die nach 1:23,46 das Ziel erreichte. Die Griesheimerin Katja Frickel und Christine Weidmann von der SKG Roßdorf folgten auf den Plätzen.
Die Mannschaftswertungen im Marathon und Halbmarathon gewannen die Männer der LG Frankfurt. Das Frauen-Team von TuS Griesheim war auf der kurzen Strecke am schnellsten. Im Marathon gab es wegen der wenigen Teilnehmerinnen keine Mannschaftswertung. Nur eine brenzlige Situation hatten die Sportler zu überstehen. Ein aufgeschreckter Wespenschwarm sorgte bei Kilometer 17,5 für untypische Verletzungen. Ernsthaft geschädigt wurde aber niemand. klk Ergebnisse: Männer, Hauptklasse (1963 - 1972): 1. Isigkeit (LG Frankfurt) 2:55,49; 2. Kabuß (VS Ludwigslust) 2:57,41; 3. Klink (TSV Goddelau) 2:59,20. Altersklasse A (1953 - 1962): 1. Amborn (LG Offenbach) 2:38,08; 2. Herrmann (TG Frankenthal) 2:45,51; 3. Prinz (Rödermark) 2:47,29. Altersklasse B (1943 - 1952): 1. Münch (TV Bürgstadt) 2:56,15; 2. Groß (LTF Marpingen) 2:56,15; 3. Trosch (TV Neu-Isenburg) 3:04,29. Altersklasse C (1933 - 1942): 1. Hammer (TV Mannheim-Rheinau) 3:00,49; 2. Köhler (TV Miltenberg) 3:01,51; 3. Wimmer (LG Nürnberg) 3:06,38. Altersklasse D (1932 und älter): 1. Konschak (Eintracht Wiesbaden) 3:55,52.
Frauen, Altersklasse A (1953 - 1962): 1. Seufert (TG 48 Schweinfurt) 3:31,52. Altersklasse B (1943 - 1952): 1. Lüttgen (SSC Hanau-Rodenbach) 3:55,14. Altersklasse C (1942 und älter): 1. Linn (ESV Blau-Gold Frankfurt) 4:22,11; 2. Gurres (LC Bad-Dürkheim) 4:23,31.
Mannschaft, Männer: 1. LG Frankfurt 9:14,03; 2. TV Bürgstadt 9:27,04; 3. TV Miltenberg 9:45,31.
Halbmarathon, Männer, Hauptklasse: 1. Reynolds (SSC Hanau-Rodenbach) 1:12,28; 2. Wolf (LG Frankfurt) 1:14,19; 3. Maith (SC Offenbach) 1:14,25. Altersklasse A: 1. Süßmann (LG Frankfurt) 1:13,44; 2. Janoske (Spiridon Frankfurt) 1:14,43; 3. Starck (TV 03 Crumstadt) 1:15,30. Altersklasse B: 1. Schött (LG Vogelsberg) 1:15,43; 2. Kauer (LG Langen) 1:18,02; 3. Fuchs (TGS Niederrodenbach) 1:18,35. Altersklasse C: 1. Kupczok (BSG Offenbach) 1:22,06; 2. Hallmann (Spiridon Frankfurt) 1:22,54; 3. Keller (SC Steinberg) 1:23,59. Altersklasse D: 1. Wührer (TuS Griesheim) 1:31,42; 2. Schäffler (GT Worms) 1:35,35; 3. Pinnow (Rodgau Lauftreff) 1:40,11.
Frauen, Hauptklasse: 1. Pietzsch (LSC Bad Nauheim) 1:23,46; 2. Schrickel (TuS Griesheim) 1:25,29; 3. Weidmann (SKG Roßdorf) 1:29,56. Altersklasse A: 1. Korte (TuS Griesheim) 1:28,18; 2. Schwenk (TuS Niederneisen) 1:28,24; 3. Reuter (TVDÄ Hanau) 1:29,59. Altersklasse B: 1. Müller (Spiridon Frankfurt) 1:33,34; 2. Bedel (LG Seligenstadt) 1:37,35; 3. Risch (TuS Griesheim) 1:39,17. Altersklasse C: 1. Kroboth (TuS Griesheim) 1:40,52; 2. Meyer (TV Dreieichenhain) 1:41,39; 3. Erhazar (Spiridon Frankfurt) 1:46,47.
Mannschaft, Männer: 1. LG Frankfurt 6:34,23; 2. Usinger TSG 6:45,43; 3. SG Egelsbach 7:10,01.
Mannschaft, Frauen: 1. TuS Griesheim I 4:28,06; 2. Spiridon Frankfurt 4:50,50; 3. TuS Griesheim II 5:17,31.
Ein Leben lang gegen Krieg und Unterdrückung Alt-Bürgermeister Fritz Engel wird zu seinem 90. Geburtstag Ehrenbürger der Stadt Ortenberg
ORTENBERG. An seinem 90. Geburtstag wird Fritz Engel heute Ehrenbürger der Stadt Ortenberg. Der Magistrat gibt zu Ehren des noch rüstigen Demokraten und Alt-Bürgermeisters um 14 Uhr einen Sektempfang im Bürgerhaus. Gegen 15 Uhr werden seine vielen Freunde und Verwandten zur Kaffeetafel erwartet. Der Pensionär lebt mit seiner Ehefrau Marie seit langem in einem alten Fachwerkhaus in der Untergasse neben dem Stadtbrunnen. Ortenberg ist sein Pflaster, hier wurde er schon zu Beginn des Jahrhunderts politisch aktiv. Er ist am Antikriegstag geboren und lebte stets danach. Anfang der zwanziger Jahre trat der Maurer Fritz Engel in die SPD ein. Im März 1933 klebte er Plakate: "Wer Hitler wählt", stand darauf, "wählt den Krieg." Im selben Jahr verfeuerte Fritz Engel Mitgliederlisten und alle Dokumente in seinem Wohnzimmer-Ofen, die den verfolgten Sozialdemokraten zum Verhängnis werden könnten. Fritz Engel blieb in der Stadt. Er half den noch stärker drangsalierten Juden Ortenbergs so gut er konnte. Anstatt mit den Nazis zu kollaborieren, verteilte Fritz Engel aus dem Ausland hereingeschmuggelte Oppositions-Schriften. Er verlor seinen Arbeitsplatz und mußte sich täglich bei der Polizei melden. Das Geld für seine fünfköpfige Familie erschuftete er im Ortenberger Basaltsteinbruch. Der, so Engel später, war für ihn der Vorhof zur Hölle. Im Zweiten Weltkrieg steckte man ihn in Uniform und schickte ihn nach Rußland. Er habe dort Glück gehabt, findet der Jubilar. "Ich mußte nicht auf andere Menschen schießen." Am Kriegsende geriet Fritz Engel in Italien in US-Gefangenschaft. "Er hatte mit den Jahren 1933 bis 1945 überhaupt nichts zu tun", befand später der Niddaer Alt-Bürgermeister Wilhelm Eckhardt. "Er war nicht schuldig." Das meinte auch die amerikanische Militärverwaltung in Büdingen. Sie bestimmte Fritz Engel im September 1945 zum ehrenamtlichen Bürgermeister von Ortenberg. Bis zum Januar 1970 blieb er auf diesem Posten, in den letzten zehn Jahren als hauptamtlicher Verwaltungschef. Fritz Engel galt als Pragmatiker, der zügig die Ortenberger Infrastruktur verbesserte und sich besonders um die Integration der in Ortenberg gelandeten Heimatvertriebenen kümmerte. nes
LANGEN. Wie die Heinrich-Heine- Schule in Dreieich macht auch die Albert-Einstein-Schule (AES) in Langen seit diesem Schuljahr ein Ganztagsangebot. "Das Interesse der Eltern und Kinder hat unsere Erwartungen bei weitem übertroffen", teilte Iris Welker-Sturm mit. Sie ist Vorsitzende des Trägervereins der "Freunde und Freundinnen der AES", der sich um die Finanzierung der Angebote kümmert. Mit der Umwandlung in eine integrierte Gesamtschule hält die AES auch nachmittags die Schultore offen.
Nach dem Unterricht gibt es zuerst eine warme Mahlzeit, für die laut Welker-Sturm vor allem viele Fünftkläßler dableiben. Anschließend werden geboten: Hausaufgabenbetreuung, offener Treff in der Cafeteria, Entspannungsübungen, Tischtennis und eine Bibliotheksgruppe.
Zu diesen offenen Angeboten, die für die Kinder kostenlos sind, kommen 26 Kurse, für die die Eltern einen kleinen Monatsbeitrag zahlen müssen. Mehr als 170 Schülerinnen und Schüler haben sich verbindlich für einen oder mehrere Kurse entschieden, berichtete Welker-Sturm. Ein halbes Jahr lang werden sie nun Musik machen, malen, Theater spielen und Sport treiben.
An der Finanzierung des Ganztagsangebots sind auch der Kreis Offenbach als Schulträger und die Stadt Langen beteiligt. Sie schlossen darüber kürzlich einen Vertrag ab, teilte Langens Magistrat mit. Danach übernimmt die Kommune ein Drittel der Kosten, jedoch maximal 50 000 Mark. Nach Abzug der Elternbeiträge kommt der Kreis für die übrige Finanzierung auf.
Der Trägerverein ist mit dieser Regelung "nicht glücklich". Er vermutet, daß Kinder und Jugendliche, die er auch erreichen wollte, nicht kommen. Außerdem fresse der Verwaltungsaufwand den Betrag fast auf. Spenden seien zurückgegangen. Für das zweite Halbjahr wirbt der Verein noch um Helfer und finanzielle Unterstützung. dac
Um die Bereitschaft der ehrenamtlichen Jugendhelfer sorgt sich die CDU- Fraktion im Römer, nachdem das Bundesverfassungsgericht den gesetzlich verbürgten Anspruch der Helfer auf bezahlten Sonderurlaub abgelehnt hat. Bisher konnten sich die Jugendhelfer den Sonderurlaub für bestimmte Tätigkeiten von ihrem Arbeitgeber vergüten lassen.
Nachdem dies nun nicht mehr möglich sei, bestehe die Gefahr, daß die Bereitschaft zu ehrenamtlicher Tätigkeit weiter zurückgehe. In einer Anfrage will die Union wissen, welche Möglichkeiten die Stadt sieht, Lohnausfall der Helfer während des Sonderurlaubs zu erstatten. luf
KLAUS FRIETSCH, Ex-Landrat des Rheingau-Taunus-Kreises, hat seinen Schreibtisch im Kreishaus von Bad Schwalbach geräumt, nach dem das Bundesverwaltungsgericht in Berlin am vergangenen Freitag überraschend seine Wahl vom September 1989 annulliert hatte. Während sein bisheriger Stellvertreter, der Erste Kreisbeigeordnete NORBERT WOLTER von den Grünen, die Amtsgeschäfte des Sozialdemokraten übernahm, wird nun der Unterbezirksbeirat am heutigen Dienstagabend das weitere Vorgehen beraten. Dabei dürfte es auch um die Frage gehen, ob die Partei mit dem früheren Bürgermeister von Oestrich-Winkel als Spitzenkandidaten in die Kommunalwahl geht, der dann bei einer Direktwahl im Frühsommer wieder zum Landrat gewählt werden könnte. Bis dahin stehen mit Wolter und dem Kreisbeigeordtnen WOLFGANG MUNO ein Grüner und ein Christdemokrat an der Spitze des Kreises, während im Kreistag weiter eine rot-grüne Koalition arbeitet - der freilich eine Stimme zur Mehrheit fehlt.
HARALD SCHMITT, neuer Landesvorsitzender der Jungen Union, will durch "Milieuschutz-Satzungen" die Tante-Emma-Läden retten. Was es bislang schon für Zwecke des Denkmalschutzes gebe, müsse auch für den "gewerblichen Milieuschutz" möglich sein, meinte Schmitt in einer Presseerklärung. Die Kommunen sollten "für bestimmte Stadtteile und Geschäftszeiten Mietpreisbindungen und Veränderungssperren erlassen, damit der kleine Lebensmittelladen "nicht der Rechtsanwaltskanzlei oder der Videothek weichen" muß.
JUDITH PAULY-BENDER, jüngste SPD- Landtagsabgeordnete mit Engagement für Kinder, hat an die Probleme des Nachwuchses von Langzeitarbeitslosen erinnert. Bei Programmen gegen die Langzeitarbeitslosigkeit müsse der Staat künftig mehr als bisher auch an die Kinder der betroffenen Familien denken, für die es nach "einschlägigen Untersuchungen" irgendwann nicht mehr möglich sei, "eigene Zukunftsplöäne und Wünsche zu entwickeln". Kinder erwerbsloser Eltern hätten nach Statistiken ein deutlich erhöhtes Risiko, später einmal selbst arbeitslos zu werden.
Die 400 Meter Hürden bleiben die Traditionsstrecke des TV Gelnhausen. Und wieder ist Harald Schmid, der erfolgreichste Europäer auf dieser Distanz, maßgeblich beteiligt. Der Hasselrother ist der Trainer von Edgar Itt (Bild) und Amona Schneeweis, die während der Süddeutschen Meisterschaften in Schweinfurt die Erfolgsbilanz des TV auf der Stadionrunde mit Hindernissen um ein weiteres Kapitel bereicherten. In überzeugender Manier sicherten sich die beiden Harald-Schmid-Erben die Titel. Doch nicht nur das. Edgar Itt durchbrach erstmals seit 1990 wieder die 50-Sekunden-Grenze. 49,85 Sekunden lassen den Ortenberger, der nach einer Sprunggelenkoperation lange pausieren mußte, wieder optimistisch in die Zukunft schauen. "Jetzt ist der Knoten geplatzt", freute sich der Olympiadritte 1988 mit der 4 x 400-Meter-Staffel, "ich kam endlich wieder ohne größere Rhythmusprobleme durch. Eine halbe Sekunde schneller, das ist wahrscheinlich mein derzeitiges Maximum." Ein Fünftel der besagten halben Sekunde schaffte der 25jähirge Betriebswirtschaftsstudent schon drei Tage später während des Koblenzer Grand-Prix- Sportfests. Zwar reichten die 1991er Referenzen (noch) nicht wieder zur Teilnahme am A-Lauf gegen die Cracks aus Übersee, doch als Zweiter des B-Laufs hinter dem Briten Ridgeon verbesserte sich Edgar Itt auf 49,74 Sekunden. Im geschlagenen Feld befand sich auch der Dritte der Deutschen Meisterschaften Michael Kaul, dem der Ortenberger vor zwei Monaten noch deutlich unterlegen war. "Die Stimmung im Koblenzer Oberwerth-Stadtion war riesig, das stimuliert schon ungemein. Ich hoffe, daß ich jetzt noch das eine oder andere Meeting im Ausland bekomme. Ich muß mich jetzt müde rennen, damit der Urlaub seine Wirkung zeigt und ich mit dem harten Wintertraining beginnen kann", erzählt Edgar Itt.
Daß es ein harter Winter werden soll, trainingsmäßig, hat ihm sein Trainer Harald Schmid schon angedeutet. Die "angezogene Handbremse" während der vergangenen Winterperiode mit Rücksicht auf die Verletzung muß wieder gelöst werden. Das große Ziel heißt nun Stuttgart und da will Edgar Itt wieder mitmischen im Konzert der Großen. Auch wenn mit dem US-Amerikaner Kevin Young die erste Geige monentan wohl fest besetzt ist. "Der hat ein Potential für 46,50 Sekunden, aber danach ist eigentlich alles beim alten geblieben." Edgar Itt sieht seine Felle noch lange nicht davonschwimmen.
Wenig Zeit für Training und Wettkampf hat im Moment Edgar Itts Trainingsgefährtin Amona Schneeweis. Die Fünfte der Deutschen Meisterschaften über 400 Meter Hürden steht im Physikum ihres Zahnmedizinstudiums. Um an den hohen beruflichen Hürden nicht zu scheitern, geht sie den sportlichen momentan weitgehend aus dem Weg. Umso erstaunlicher ihr Auftritt bei den Süddeutschen Meisterschaften in Schweinfurt. Die 22jährige Maintalerin überraschte mit schnellen Sprints über 100 und 400 Meter Hürden. Auf der kurzen Distanz verfehlte Amona Schneeweis mit 13,40 Sekunden hinter den beiden Barcelona-Starterinnen Gabi Roth (13,14) und Caren Jung (13,16) nur knapp den eigenen "Hausrekord". Fast wäre ihr letzter Wettkampfstart in dieser Saison schon an der Anreise nach Schweinfurt gescheitert. Nach einem Stau auf der Autobahn war die mehrfache Hessische Meisterin erst 40 Minuten vor dem Start zu ihrem Vorlauf am Ort des Geschehens eingetroffen. Einmal "Lunte" gerochen, versuchte sich Amona Schneeweis auch gleich noch an den 400 Meter Hürden, die sie aufgrund des Physikums in diesem Jahr eigentlich gar nicht mehr laufen wollte. Nach 57,96 Sekunden im Vorlauf holte sich Amona Schneeweis in 58,17 Sekunden die Meisterschaft. Eine bessere Zeit verhinderte ein Wolkenbruch unmittelbar vor dem Finale.
Zufrieden sein durften in Schweinfurt auch die beiden Langstreckenläufer des SSC Hanau-Rodenbach Carsten Arndt und Dirk Lösel. Der 22jährige Carsten Arndt blieb über 10 000 Meter erstmals seit drei Jahren wieder unter der 30-Minuten-Marke. Zwei Kilometer vor dem Ziel hatte er mit einer Tempoverschärfung seinen ärgsten Rivalen Alfred Knikkenberger aus Saarbrücken absgeschüttelt und lief mit 29:53,25 Minuten einem Sieg entgegen, der ihm nach den vielen verletzungsbedingten Unterbrechungen der letzten Wochen und Monate wieder Mut machen sollte.
Vereinskamerad Dirk Lösel schaffte mit 8:53,56 Minuten als Vizemeister über 3000 Meter Hindernis sein bislang bestes Saisonresultat. Erst auf den letzten Metern hatte er den Favoriten Michael Heist aus Darmstadt ziehen lassen müssen. odo
KRONBERG. "Äktschen" heißt die Unterhaltungsreihe der Kinder- und Jugendbücherei Oberhöchstadt, die jeweils am ersten Freitag eines Monats stattfindet. Die Bücherei möchte damit auch als Ort der Begegnung bekannt werden. Los geht es morgen um 15 Uhr mit Ernst-Otto Martin vom Märchen-Puppen-Theater Reifenberg. Die Veranstaltung ist in der Verwaltungsstelle am Dalles. hko
MAIN-KINZIG-KREIS. Die katholische Regionalstelle bietet vom 10. bis 18. September für Jugendliche ab 17 Jahren und junge Erwachsene eine Fahrt in das französische Taizé an. Anmeldungen unter Rufnummer 0 61 81 / 3 33 89.
Wie von einer Klammer wird das Straßenfest von den Kirchengemeinden des Oeder Wegs zusammengehalten: Ganz unten liegt die Freie evangelische Gemeinde, das obere Ende der Feiermeile wird durch die evangelische Epiphaniasgemeinde begrenzt. Die Kirche an der Eschenheimer Anlage ist schon ein "alter Hase" in Sachen Straßenfest. Sie beschränkt sich dieses Jahr auf ein Straßencafé vor dem Gemeindezentrum und einigen Spielen für die kleinen Gäste. Die "Konkurrenz" hat Premiere: Die Epiphaniasgemeinde nimmt zum ersten Mal teil.
Sie stürzt sich noch mit dem ungebrochenen Elan des Neulings in das festliche Getümmel. Mit der tatkräftigen Unterstützung der Gemeinden St. Peter und Gethsemane wird in Höhe der Hermannstraße ein Zelt errichtet, eine "Oase". Pflanzen und bunte Teppiche sorgen für die richtige Atmosphäre, "damit inmitten dieser Geschäftigkeit des Oeder Wegs ein Platz der Ruhe entsteht", betonte Pfarrer Gerhard Wendland. Die "Oase" bietet Wein, Brot und Kaffee an, ebenso eine Gelegenheit, sich die Hände zu waschen.
Kinder können sich im hinteren Teil des Zeltes verkleiden oder mit Besenstielen ein "Riesen-Mikado" spielen. Die Petersgemeinde bietet Dritte-Welt-Produkte an. Außerdem dabei: die Frankfurter Blindenanstalt, die in der "Oase" Schmuck und kleine Skulpturen aus Speckstein zum Verkauf anbietet, die von blinden Künstlern angefertigt wurden.
SCHÖNECK. Der Ausschuß für Bauwesen und Strukturplanung tagt am Mittwoch, 2. September, im Rathaus Kilianstädten. Beginn ist um 20 Uhr.
BAD ORB. Auf einem Hanggrundstück oberhalb des Kasselbergweges haben Polizisten am Samstag mehrere tote und kranke Schafe entdeckt.
Ein Anwohner, der bereits am Freitagabend auf der Dienststelle telefonisch über eine "übelriechende Belästigung" berichtet hatte, war am Samstag mit den Beamten auf die Weide gefahren. Dort bot sich ihnen ein erschreckendes Bild. Neben sechs kranken Schafen, die augenfällig aufgedunsene Leiber und entzündete Vorderläufe hatten, lagen auf dem ein Hektar großen Grundstück acht Tierkadaver, einige davon vermutlich seit bereits mehreren Tagen. Sie waren bereits verwest. Die Kadaver wurden zur Tierkörperbeseitigungsanstalt gebracht.
Die Polizei hat ein Ermittlungsverfahren gegen den Tierhalter aus Bad Orb eingeleitet, der mit einer Strafanzeige wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz rechnen muß.
Wie ein Kreisveterinär sagte, ist "die Herde in grob fahrlässiger Weise vernachlässigt worden." Angaben über mögliche Krankheiten der Tiere konnte er noch nicht machen. Für die restliche Schafe der Herde ist eine tierärztliche Untersuchung angeordnet worden. jan
NIDDERAU. Die Vogelschutzgruppe Eichen trifft sich am Samstag, 5. September, zu einer "Umweltsäuberungsaktion". Wer mitmachen will, kann sich um 9.30 Uhr am Spielplatz in Eichen einfinden. Anschließend wird gegrillt.
Sonnenkollektoren auf allen Dächern zugelassen Zuschüsse von Land und Stadt / Vortrag eines Experten Von Helmut Pomplun MAINTAL. Die Nutzung von Sonnenenergie zur Erwärmung von Brauchwasser wird vom Land Hessen und von der Stadt Maintal finanziell gefördert. Die städtische Förderung setzt indes die Bewilligung von Landesmitteln voraus. Der städtische Beitrag zum Bau von solarthermischen Anlagen beträgt 30 Prozent des bewilligten Landeszuschusses, höchstens jedoch 700 Mark bei Einfamilienhäusern und Schwimmbädern, und 1000 Mark bei allen übrigen Gebäuden und Einrichtungen. Das teilt das Amt für Stadtentwicklung und Umwelt mit. Für Interessierte Haus- und Grundbesitzer veranstaltet das Amt am 22. September um 19 Uhr im Colleg der Maintal-Halle einen Lichtbildervortrag eines Experten unter dem Titel "Zur solaren Brauchwassererwärmung im Haushalt". Referent ist Dr. Falk Auer von der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie. "Der Vortrag soll in erster Linie praxisorientiert sein und den Bürgerinnen und Bürgern einen Einblick in die Nutzung und die Technik der solaren Brauchwassererwärmung geben", kommentiert Angelika Theurich, zuständige Sachbearbeiterin im Amt für Stadtentwicklung und Umwelt. Möglichkeiten der Installation und die entstehenden Kosten sollen erläutert werden. Dr. Auers Vortrag wird etwa eine Stunde dauern. Anschließend steht der Experte zur Diskussion und zur Beantwortung von Fragen zur Verfügung.
Solarthermische Anlagen sind technisch wesentlich einfacher als Photovoltaik-Anlagen, mit denen elektrische Energie gewonnen wird, erläutert Theurich: "Die Funktion solarthermischer Anlagen ist lediglich die Erwärmung von Brauchwasser durch Sonnenlicht." Dazu bedarf es indes eines separaten Leitungssystems, das die Energiesammler (Kollektoren) auf dem Dach und den Speicherkessel im Haus verbindet.
Alles zusammen kostet rund 10 000 bis 12 000 Mark für ein Einfamilienhaus, schätzt Baudezernent Dr. Karl-Heinz Schreiber. Bereits seit Anfang dieses Jahres gewähre die Stadt Zuschüsse zu einem hessischen Förderprogramm, erinnerte der Politiker. Schreiber wörtlich: "Mit dem städtischen Förderprogramm werden die Fördermittel aus dem solarthermischen Förderprogramm des Landes Hessen aufgestockt. Antragsberechtigt sind Eigentümer von Gebäuden und Grundstücken, auf denen eine Solaranlage errichtet werden soll und denen Fördermittel aus dem Landesprogramm bewilligt wurden."
Mit anderen Worten: Erst wenn ein entsprechender Antrag beim Land bereits positiv entschieden ist, kann auch bei der Stadt die Hand aufgehalten werden. Und außerdem soll mit dem Einbau der Anlage erst dann begonnen werden, wenn auch bei der Stadt ein Antrag auf Förderung gestellt worden ist und eine entsprechende Beratung bereits stattgefunden hat.
Der Maintaler Werner Robanus beispielsweise, der seit sechs Wochen eine 18 Quadratmeter große Fläche von Sonnen-Kollektoren auf dem Dach seines Hauses im Fechenheimer Weg in Bischofsheim in Betrieb hat (siehe untenstehendes FR-Bild), kam nicht in den Genuß der Förderungen. "Ich habe vor zwei Jahren meine Heizung auf Gasfeuerung umgestellt und damals auch schon die Rohrleitungen für das Brauchwassersystem mitverlegt. Damit war der Bau schon begonnen", sagte Robanus auf Anfrage der FR.
Gefördert werden laut Karl-Heinz Schreiber solarthermische Anlagen für Brauch- und Beckenwassererwärmung in Wohngebäuden, Verwaltungsbauten, gewerblich genutzten Bauten und sonstigen Gebäuden des Nicht-Wohnungsbaus, landwirtschaftlich genutzten Gebäuden sowie sonstigen Einrichtungen, zum Beispiel Schwimmbädern.
Anträge auf Gewährung von Zuschüssen sind an den Magistrat der Stadt Maintal, Amt für Stadtentwicklung und Umwelt, Klosterhofstraße 6, 6457 Maintal 3, zu richten. Dem formlosen Antragsschreiben soll eine Kopie des Bewilligungsbescheides nach dem Landesförderungsprogramm beigefügt werden. Unter der Telefonnummer 0 61 81 / 40 04 01 ist Angela Theurich für Fragen, die im Zusammenhang mit dem städtischen Förderprogramm entstehen, die richtige Ansprechpartnerin. Und wie verträgt sich das mit den Gestaltungssatzungen für die historischen Ortskerne der Stadtteile? Zur Frage der Ästhetik erklärte Baudezernent Schreiber auf Anfrage der FR. "Wir haben uns entschieden, Sonnenkollektoren grundsätzlich auf allen Dächern zuzulassen. Dabei sind wir stets bemüht, einen Kompromiß zu suchen zwischen optimalem Standort und angemessener Gestaltung."
BUTZBACH. Die Modernisierung der Butzbacher und Griedeler Kläranlage rückt näher. Die Ausschüsse für Umwelt und Verkehr, Bau und Planung und der Haupt- und Finanzausschuß haben den Planungsauftrag für die mindestens 18,6 Millionen Mark teure Modernisierung vergeben.
Am teuersten kommt die Erneuerung der über 30 Jahre alten Butzbacher Kläranlage, die nach Schätzungen aus dem vergangenen Jahr mindestens 17 Millionen Mark kosten wird. Die überalterte Kläranlage reinigt bereits seit längerem die Abwässer so schlecht, daß bereits der Regierungspräsident mehrfach der Stadt Odnungswidrigkeitsanzeigen wegen Überschreitung der Richtwerte angedroht hat.
Da auch die Griedeler Kläranlage nicht mehr die Richtwerte einhalten kann, wurden Pläne erarbeitet, mit denen die Griedeler Abwässer die Anhöhe hinauf in die naheliegenden Kläranlage der Kernstadt gepumpt werden sollen. Die Investitionskosten würden zwar über denen der Modernisierung der Griedeler Anlage liegen, die Betriebskosten jedoch darunter. Dennoch: Die Parlamentarier entschieden sich für die Modernisierung der Griedeler Anlage, um im Falle eines weiteren Wachstums des Butzbacher Stadtteiles genügend Wasser vor Ort klären zu können.
Da derzeit noch nicht absehbar ist, wann überhaupt mit der Sanierung begonnen wird und mit welchen Zuschüssen die Butzbacher rechnen können, vergaben zunächst die beiden Ausschüsse die rund 870 000 Mark teuren Planungskosten für die beiden Kläranlagen. Fest steht eines: Zunächst werden Kläranlagen in Bodenrod und Maibach gebaut und dann wird die Kläranlage in der Butzbacher Kernstadt erneuert.
Danach soll die Griedeler Anlage saniert werden. str
Den Eheleuten Ana und Norayr Barseghian aus Hanau/Klein-Auheim zur goldenen Hochzeit am Dienstag, 1. September.
Frau Erna Pohling aus Nidderau-Heldenbergen zum 92. Geburtstag am Dienstag, 1. September.
Herrn Ferdinand Burgenger aus Nidderau-Erbstadt zum 80. Geburtstag am Dienstag, 1. September.
Schwappt der Kaffee über - schnell ein Papierwischtuch und die Pfütze ist weg. In den deutschen Haushalten boomt der Verbrauch von Produkten aus Altpapier. Toilettenpapier, Papiertaschentücher, Haushaltswischtücher und Einmalhandtücher - einfach zu benutzen und leicht zu entsorgen.
Das Recycling der gewaltigen Massen an Altpapier verringert die Müllmengen enorm. Bei der Herstellung von Altpapierprodukten werden 80 Prozent weniger Abwasser erzeugt als bei den weißen Erzeugnissen gleicher Art. Zusätzlich werden 60 Prozent Energie gespart.
Trotz der Vorteile von Recyclingpapier sollte nicht vergessen werden, daß Aufnehmer und Putzlappen jahrzehntelang alle möglichen Putzarbeiten zu unserer vollsten Zufriedenheit geleistet haben. Weil man sie viele Male nutzt, sind sie darüber hinaus wesentlich ergiebiger. Stoffhandtücher sind im Gegensatz zu solchen aus Papier nicht nur weicher und flauschiger, sie helfen auch Abfall zu vermeiden und sind durch ihre Wiederbenutzung billiger. Deshalb ist auch der allzu selbstverständliche Griff zu Altpapierprodukten zu überdenken. Auch hier gilt: Müll vermeiden, wo es möglich ist! FR
BAD HOMBURG. Trinkwasser kostet die Bad Homburger ab sofort 23 Pfennig je Kubikmeter mehr. Die entsprechende Satzungsänderung hat das Stadtparlament jetzt erlassen. Sie gilt rückwirkend ab 1. Juli. 1000 Liter Trinkwasser kosten in Bad Homburg jetzt 2,93 Mark.
Der höhere Wasserpreis soll die Grundwasserabgabe ausgleichen, die das Land seit Juli erhebt. Das Geld soll für den Grundwasserschutz ausgegeben werden.
Eine weitere Erhöhung ist spätestens am 1. Januar 1994 fällig. Dann steigt die Grundwasserabgabe des Landes auf 40 Pfennig je Kubikmeter. stk
Das Festprogramm: Eine Stadt
HANAU. Die Organisationen des Bürgerfestes haben folgendes Programm zusammengestellt:
Samstag, 5. September Weißer Saal im Schloß Philippsruhe, 15.30 Uhr Eröffnung des Bürgerfestes mit der Ausstellung "Dienstleistungen Tag und Nacht".
Festwiese, 15.30 Uhr Präsentation einer Photovoltaik-Anlage, 16 Uhr Platzkonzert mit der Stadtkapelle Hanau, 18 Uhr Start des Heißluftballons der Brandkasse.
Freileichtbühne, 19.45 Uhr Eröffnungssingen mit dem Männerquartett Frohsinn, anschließend Festansprache von Oberbürgermeister Hans Martin; 20 Uhr Feuermärchen, Hofmagier, Akrobat, Narr, Tempo-Jongleur und Feuertänzerin, Theaterspektakel der Brandkasse; 21.30 Uhr Tanz- und Unterhaltungsmusik mit der Kapelle "Beat Expreß".
Sonntag, 6. September Festwiese, 9 Uhr Frühschoppen, 11 Uhr Cricket Demonstration der Mannschaften Hanau/Dartford; 20 Uhr Beginn des Lampionszuges der Kinder durch den Park.
Freilichtbühne, 14 bis 16 Uhr Unterhaltungsmusik mit der Orchestervereinigung Großauheim; 20.30 Uhr Rollschuh-Kunstlauf-Schau des 1. Hanauer Roll- und Eissport Clubs 1924.
Baumgarten, 11 Uhr Frühschoppen mit den Dominocats; 20 Uhr Rock und Oldies aus den 50er und 60er Jahren mit den "Candles".
Mainwiesen, 14 bis 18 Uhr Spielfest, Marionetten, Theater, Kinderkino, Klangstraße, Ponyreiten, Riesenspielaktionen, Spielmobil Augustin; 18 Uhr Rock auf den Mainwiesen mit "Pizza Nr. 6", "Alien", "Life it not a Party".
Montag, 7. September Festwiese, 10 Uhr Seniorenfrühschoppen mit Unterhaltungsmusik; 13.30 Uhr Turnier der Hanauer Handball- und Fußball-Jugend um den Pokal der Binding-Brauerei; 18.15 Uhr Siegerehrung; 22.15 Uhr Brillant Feuerwerk.
Freilichtsbühne, 15 Uhr "Der Nachwuchs auf Rollen", 19 Uhr Folklore mit "Las Rocieras", "Türkische Folkloretanzgruppe der VHS, "Volkstanzgruppe Langen", "S'amigu sardu"; 21 Uhr Musik aus der Karibik mit der "Sunshine Steel Band".
Baumgarten, 20 Uhr "Skiffle Train".
Mainwiesen, 14 bis 18 Uhr Spielfest, Marionetten-Theater, Kinderkino, Klangstraße, Ponyreiten, Riesenspielaktionen, Spielmobil Augustin; 18 Uhr Rock auf den Mainwiesen mit "Hansa- Main-Band"; 20 Uhr "Rocky Horror Show".
sch FRANKFURT A. M. Die westdeutsche Stromwirtschaft feiert sich als Europa-Meister im Umweltschutz. Und mehr noch, nach Erwartung der Vereinigung Deutscher Elektrizitätswerke (VDEW) werden in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre auch in Ostdeutschland ebenso umweltschonende Kraftwerke arbeiten wie in den alten Ländern. "Die Bundesrepublik wird dann weltweit über den modernsten und saubersten fossil-befeuerten Kraftwerkspark verfügen", kündigt Roland Farnung aus dem Vorstand der Strom-Lobby an. Das von Bundesumweltminister Klaus Töpfer vorgegebene Ziel, bis zum Jahr 2005 die Emissionen des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) im alten Bundesgebiet um mindestens ein Viertel zu senken, glaubt die Branche für sich aber nicht erreichen zu können. Immerhin wagt sie eine Prognose. Danach ist eine Minderung um zwölf Prozent unter bestimmten Annahmen möglich.
Als die wichtigsten Bedingungen nennt Farnung, daß der Stromverbrauch im Jahre 2005 nicht höher als 1988 ausfällt und die bestehenden Atomkraftwerke weiter betrieben werden. Eine Reduzierung um etwa 25 Prozent wäre erst nach 2015 möglich, wenn die heutigen Kraftwerke durch neue ersetzt werden könnten. Da dem Verband in den neuen Ländern eine wesentlich höhere CO2-Minderung von bis zu 40 Prozent möglich erscheint, ergibt sich laut Farnung für die Stromwirtschaft gesamtdeutsch ein Senkungspotential, "das im Bereich der Zielvorstellungen der Bundesregierung liegt". Die Investitionen für die Erneuerung der Stromversorgung in der Ex-DDR schätzt die Strom-Lobby im nächsten Jahrzehnt auf mindestens 40 Milliarden Mark.
Die in Brüssel und Bonn diskutierte Steuer zur Verringerung der Kohlendioxid-Emissionen hätte kaum eine Steuerungsfunktion, sondern "nur fiskalischen Charakter", meint Farnung, im Hauptberuf Chef der Hamburgischen Electricitäts Werke (HEW). Erneut beklagt er, daß das kommerzielle Risiko für den Bau neuer Atommeiler wegen des fehlenden politischen Konsenses derzeit zu groß sei.
Durch Kernenergie und Wasserkraft konnten nach seinen Worten in Westdeutschland seit Mitte der achtziger Jahre etwa 150 bis 160 Millionen Tonnen CO2 pro anno vermieden werden. Im Mittel des Jahrzehnts seien dort gut 700 Millionen Tonnen jährlich emittiert worden, davon bis zu 30 Prozent aus Anlagen der Stromversorger. In der DDR wurden jährlich etwa 350 Millionen Tonnen des Treibgases ausgestoßen, mit einem Anteil der Kraftwerke von etwa 45 Prozent.
Ein starkes Gefälle zwischen Ost und West zeigt die "Luftreinhaltebilanz" des VDEW, in die erstmals die ostdeutsche Branche einbezogen wurde, auch bei anderen Stoffen. So waren die Schwefeldioxid-Emissionen der ostdeutschen Kraftwerke 1990 mit 1,84 Millionen Tonnen fast zehnmal höher als im Westen - bei einer Stromerzeugung von nur etwa einem Sechstel der Leistung zwischen Sylt und Alpen. Bei Staub übertrafen die Ost-Werke mit 245 000 Tonnen den Westwert um das 25fache. Die Stickoxid-Emissionen waren dagegen wegen des hohen Braunkohleanteils nur halb so hoch wie die der westdeutschen Stromversorger.
Aber auch diese haben laut VDEW ihren Ausstoß zwischen 1982 und 1991 um rund 72 Prozent auf 210 000 Tonnen jährlich verringert. Der Anteil der E-Werke an den gesamten Stickoxid-Emissionen sank von 26 auf neun Prozent, wie es weiter heißt. Der Schwefeldioxid-Ausstoß der West-Kraftwerke sei 1991 um fast 90 Prozent kleiner als 1982 gewesen. Sie hätten den stärksten Beitrag zur insgesamt erzielten Minderung geleistet. Ihr Anteil an allen Schwefel-Emissionen sei von 54 auf gut 20 Prozent gesunken. Auch die Staubbelastung sei stark verringert worden.
Zwischen 1982 und 1991 investierte die westdeutsche Branche laut VDEW rund 22 Milliarden Mark in den Umweltschutz, vor allem in Entschwefelungs- und Entstickungsanlagen.Luftsportclub Bad Homburg: Favoritensieg bei der deutschen Meisterschaft im Segelkunstflug Jänschs "alte Kiste" hat schon 37 Jahre auf dem Buckel Der Pilot aus Dormagen holte seinen vierten Titel / Guter sechster Platz im Nachwuchs-Wettbewerb für Falk Weinreich
Während der vielzitierte Wettergott insgesamt nur vier Wertungsflüge pro Teilnehmer zuließ (und damit gerade die unbedingt erforderliche Anzahl zur Anerkennung der Wettbewerbe erreicht wurde), herrschte am Sonntag vormittag bei der feierlichen Siegerehrung der zehnten deutschen Meisterschaften im Segelkunstflug herrlicher Sonnenschein auf der Anlage des LSC Bad Homburg zwischen Wehrheim und Neu-Anspach.
Im Taunus sicherte sich der favorisierte 40jährige Hubert Jänsch aus Dormagen auf einer 37 Jahre (!) alten "Lo 100" bereits seinen vierten Titel nach 1991, 1987 und 1990.
Der amtierende Vize-Weltmeister mit der Mannschaft, von Beruf Angestellter bei einer Luftfahrtbehörde in Düsseldorf, gewann mit 8481 Punkten nach vier Wertungen und wies damit den gewaltigen Vorsprung von fast 1000 Punkten vor Vizemeister Ulf Kramer aus Braunschweig auf (7497,4 Punkte), der zugleich Referent für Segelkunstflug im Deutschen Aero-Club ist. Mit Jänsch noch mithalten konnten lediglich die Gäste aus Polen, die in der inoffiziellen internationalen Wertung die Plätze zwei bis fünf belegten. Malgorzata Marganska, Tochter des Erbauers des bekannten Segelflugzeuges "Swift", kam als beste Teilnehmerin auf Rang drei.
Erfreulich: mit Rang vier bei den nationalen Meisterschaften im Taunus qualifizierte sich Martina Wiedorn-Roy aus Gelnhausen als einzige hessische Teilnehmerin für die deutsche Nationalmannschaft der Segelkunstflieger, die im kommenden Jahr im holländischen Venlo den Vizetitel zu verteidigen hat.
Denkbar knapp verpaßt hat dieses Ziel Lokalmatador Reiner Biba: der 36jährige Schreinermeister aus Oberursel, der zwischenzeitlich auf Rang vier gelegen hatte, wurde mit seiner Cirrus K undankbarer Neunter und verpaßte das WM-Ticket damit nur um einen Platz. Der zweite Teilnehmer vom LSC Bad Homburg, Wolfgang Seitz aus Wehrheim, kam in der selben Maschine (Kennzeichen D-4747) auf den 13. Platz im Feld der 20 Piloten.
Beim parallel ausgetragenen achten Nachwuchs-Wettbewerb im Segelkunstfliegen siegte mit Jörg Federlin aus Gedern ein hessischer Teilnehmer. Falk Weinreich aus Niederhöchstadt, mit 19 Jahren jüngster im Feld der 54 Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie Sohn der mehrfachen Europameisterin Gisela Weinreich, belegte einen beachtlichen sechsten Platz bei seinem ersten großen Wettbewerb.
Grund genug für Vater Wolfgang, den Organisations-Chef vom Deutschen Aero-Club, auf seinen Filius stolz zu sein. Aber auch der Flugkapitän der Lufthansa selbst durfte sich auf die Schultern klopfen lassen: trotz widriger Wetterverhältnisse an drei von acht Tagen brachte er sämtliche 250 Wertungs- Flüge sicher über die Bühne.
Gelungen war das Abschlußfest mit dem Schaufliegen einer DM-Teilnehmer, Moderation durch Werner Reinke ("The voice of Galaxy"), Rundflügen über den Taunus und Live-Musik mit der Sieben-Mann-Band "Hot Moustache". Bei der Siegerehrung am Sonntag vormittag erhielt der 65jährige Reinhard Göst aus Hirzenhain - zugleich ältester Teilnehmer der zehnten Meisterschaften, der auf Platz 18 landete - eine Verdienstplakette vom hessischen Verband, die ihm Kommissions-Vorsitzender Ernst Schwarz und Kunstflug- As Urban Kirchberg überreichten.
Einige der polnischen Teilnehmer flogen übrigens in ihrer "Swift" im Schlepp nach Hause - sieben Stunden gen Osten . . . gst
Eine Stunde vor Feierabend wollen die Monteure einer Aufzugsbaufirma auf der Baustelle am Opelkreisel am Mittwoch ihre Werkzeuge fallen lassen. Mit dem Warnstreik, zu dem die IG Metall bundesweit Monteure aufgerufen hat, sollen die Arbeitgeber zu besseren Angeboten bewogen werden.
Gestritten wird seit Mitte 1991 über den "Bundesmontagetarifvertrag".Dabei geht es um Kilometergeld, Erschwerniszulage und um die Höhe der sogenannten "Auslöse".
Monteure, die für ihre Firma viel und weit herumkommen, erhalten einen Tagessatz für Unterkunft und Verpflegung. Der höchste Satz für Entfernungen von mehr als 150 Kilometer vom Heimatort liegt derzeit bei 67,40 Mark. Für drei Mahlzeiten hätten die Monteure dann nicht einmal 48 Mark am Tag übrig, sagt IG-Metall-Sekretär Jürgen Leydecker. Das sei nicht mehr ausreichend, man fordert sechs bis neun Mark mehr am Tag.
Als "Knackpunkt" der Verhandlungen gilt aber der Geltungsbereich des Tarifvertrages. Da es letztlich gleich sei, ob ein Frankfurter in Dresden oder ein Dresdener in Frankfurt auf Montage ist, soll der Tarifvertrag nach Ansicht der IG Metall für das gesamte Bundesgebiet gelten. luf
MAINTAL. Die Evangelische Kirchengemeinde Dörnigheim bietet vom 2. September bis 28.Oktober in ihrer HOBBYTHEK einen "Waldorfpuppenkurs" an. Vorkenntnisse sind für den Kurs nicht erforderlich. Anmeldungen nimmt die HOBBYTHEK unter der Rufnummer 0 61 81 / 49 41 16 oder 49 33 06 entgegen. Flei
Preis für Augenwald in Form eines Bügeleisens
MÜHLHEIM. In einer auf zwei Tage verteilten Marathon-Sitzung von zusammen fast 24 Stunden haben Fach- und Sachpreisjury am Wochenende 39 Entwürfe abschließend gesichtet und bewertet, die zum städtebaulichen Ideenwettbewerb Augenwald im Rathaus bis zum 16. Juni eingegangen waren. Fünf Architektenentwürfe haben die Preisrichter mit hoher Übereinstimmung mit einer Gesamtsumme von 155 000 Mark prämiiert, weitere fünf städtebauliche Ideenskizzen werden für je 8000 Mark angekauft, womit die Stadt für den Wettbewerb insgesamt 195 000 Mark ausgibt.
Was letztlich im Augenwald gebaut wird, bleibt der Entscheidung der Stadtverordnetenversammlung vorbehalten, eine endgültige Abstimmung, ob dort jemals ein Haus hingestellt wird, steht noch aus. In den Fraktionen von SPD und CDU gibt es allerdings keinen Widerstand. In der jüngsten Stadtverordnetenversammlung haben sich beide Fraktionen auf Vorschlag der CDU sogar darauf geeinigt, das Augenwaldgebiet, wenn es denn Realität wird, nach dem seit Mai 1990 möglichen beschleunigten Verfahren nach Baugesetzbuch zu verwirklichen.
Dem Magistrat hat das Preisgericht vorgeschlagen, auf der Grundlage des ersten Preises den Auftrag für eine städtebauliche Entwicklung des 64 Hektar großen Geländes zu vergeben. Da könnten die guten Ideen aus den anderen preisgekrönten oder angekauften Entwürfen mit einfließen, erklärte Bürgermeister Karl-Christian Schelzke, man sei nicht an die jetzt eingereichten Arbeiten gebunden, in die die Architekten selbst jeweils 30 000 bis 40 000 Mark investiert hätten. Die zehn Entwürfe seien mit der Preisverleihung und dem Ankauf sozusagen in den geistigen Besitz der Stadt übergegangen.
Der mit 50 000 Mark dotierte erste Preis von Roland Effegen und Hans- Peter Kissler aus Wiesbaden sieht eine Bebauung vor, die 4300 bis 5000 Menschen Wohnungen gibt. Das Bestechende an dem Entwurf ist nach Ansicht Schelzkes seine Öffnung hin zum Rathaus, hin zur Stadtmitte. Denn das Augenwaldgebiet solle sich nicht vom Rest Mühlheims separieren, nicht von querstehenden Gebäuden abgeriegelt werden.
Deshalb sieht der preisgekrönte Entwurf im nordöstlichen Zipfel an der Ecke Anton-Dey-Straße/Lämmerspieler Straße einen freien Platz vor, der in südwestlicher Richtung über eine etwa ein Kilometer lange Mittelachse mit einem zweiten runden Platz, möglicherweise einem Festplatz, verbunden ist. Entlang der Mittelachse reihen sich öffentliche Einrichtungen, Geschäfte, Kneipen. Der neue Stadtteil hat nach dem Entwurf der Wiesbadener die Form eines Bügeleisens. Gewerbebetriebe sind an der nördlichen Tangente, die parallel zum Bahndamm verläuft, vorgesehen.
Laut Schelzke soll der Augenwald kein reines Wohn-, sondern ein Mischgebiet sein, in dem auch alle sozialen Einrichtungen wie Schule, Kindergarten und Altenwohnheim unterkommen werden. Die soziale Struktur soll der des restlichen Mühlheims entsprechen, eine Nobel-Siedlung werde es nicht geben, sozialer Wohnungsbau ist angestrebt.
Eine fast konträre Lösung zum ersten Preis bietet Martin Hinz aus Frankfurt an, dessen Entwurf auf den zweiten Platz kam (Preisgeld 40 000 Mark). Hinz hat einen konsequent ökologischen Entwurf vorgelegt, der beinhaltet, das Gebiet nur zu zwei Dritteln zu bebauen. Große Teile der Landschaft werden erhalten und in einen internen Grünzug integriert.
Ende dieser oder Anfang nächster Woche sollen alle 39 eingereichten Entwürfe im Rathaus ausgestellt werden. Dann kann sich jeder Bürger selbst ein Bild machen. Die preisgekrönten Arbeiten sind dann noch einmal vom 14. September an für drei, vier Wochen im Rathaus zu sehen.
Zur Zukunft: Bürgermeister Schelzke hofft auf einen ersten Spatenstich noch in diesem Jahrhundert mit anschließender abschnittsweiser Bebauung. Die Stadt verfügt im Augenwald über 25 Prozent des Geländes, womit man "steuern" könne, so Schelzke. Unter den Wiesen und Äckern werden noch Altlasten vermutet, was erst noch genau untersucht werden soll. Erster Stadtrat Horst Lehr schätzt, daß sie vielleicht zehn Prozent des Geländes betreffen. pmü
HANAU. Bei einem Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim in der Möhnestraße in Hanau haben bislang Unbekannte in der Nacht zum Sonntag einen Schaden in Höhe von rund 2000 Mark angerichtet. Verletzt wurde laut Auskunft der Polizei niemand.
Gegen 3.30 Uhr hatte der Hausmeister der Unterkunft einen Knall gehört. Wenig später brannte eine mit Benzin gefüllte Flasche, die an die Außenwand des Gebäudes geschleudert worden war. Bewohner des Heimes konnten das Feuer sofort löschen. Am Tatort wurden Reste einer Weinflasche gefunden.
In dem Heim sind gegenwärtig etwa 200 Asylbewerber untergebracht, meist Afrikaner. Zeugen haben in jener Nacht ein Fahrzeug mit quietschenden Reifen davonfahren hören.
Die Polizei bittet um weitere Zeugenhinweise auf die Geschehnisse in der Nacht zum Sonntag. are
WEHRHEIM. "Trink lieber ein Bier und verzähl nicht so'n Scheiß." Ein Besucher reicht "Onkel Jim" eine Pulle - und dreht das Mikro weg. Ein andrer schiebt's wieder hin. Die Heiterkeitsausbrüche im Publikum setzen sich fort. Eine junge Frau fragt den Autor aber auch "Kannst du das eigentlich verantworten vor den Kindern?"
Amüsement und Provokation - von Literaten vielfach angestrengt verfolgte Ziele hat die Wehrheimer Autorengruppe bei der Lesung am Samstag abend im Freibad locker erreicht. Und rund 100 Zuhörerinnen und Zuhörer. Fragen nach literarischer Qualität waren dabei zweitrangig.
Das Publikum weiß, was es erwartet. Und so folgt auf die Einleitung von Organisator Olaf Velte "Erst mal möcht' ich die Hiobsbotschaften loswerden, dann die Reihenfolge der Lesung", prompt der Zwischenruf "Das ist doch dasselbe!". Man kennt sich, man foppt sich. Doch weh' dem Autor, der im kleinen Kreis kurz sinniert, ohne Lesung heimzugehen: "Ich hol' dich."
Zwei Autoren haben abgesagt, von der angekündigten Band blieb nur der Gitarrist als "Sniffs Psychodelic Jungle" übrig. Das hebt die Stimmung. Vorfreude kommt auf, denn dessen Akkorde ("Walk On The Wild Side") sind der erwartungsvollen Zuhörerschar von einer Lesung vor vier Jahren noch ebenso unvergessen wie die Schriftsteller. Alte Bekannte treffen sich wieder, inzwischen alle rund 30jährig, einige mit Kindern, die im Kies spielen.
Die vier Wehrheimer Autoren, die sich dem Publikum stellen, brauchen eine gehörige Portion Gleichmut. Nicht nur daß die Zuhörer ihre Kommentare sofort dazwischenrufen - "recht dubios!" - vielfach wirken die Texte auch anders als angestrebt.
Matthias Monys angekündigter "zündender essayistischer Vortrag" nähert sich mit übersteigertem Ernst hehr und hochgestochen der Parodie - und das Publikum juchzt angesichts von "Namen, die von Lippen tropfen", "Kühen, die in der Ewigkeit grasten" und "Ungetümen der Rotationspresse, die unsichtbar ihre Räder schwangen". Handfester wird's bei den folgenden drei Gedichten von "Fischgott". "Der Bürgermeister redet von Verantwortung und Gesetz und macht gemeinsame Sache mit der Mafia", klagt er etwa an - und trägt zum Abschluß ein aus "Ton-Steine-Scherben"-Protestsongs und Brecht-Zeilen montiertes politisches Gedicht vor, das er in einer Gefängniszelle gefunden hat.
"Wasser, Bach, Sumpf". Olaf Velte erinnert schon in seinem ersten Gedicht an die Herkunft des Namens "Wehrheim". Durchaus programmatisch für den ambitioniertesten Autor der Gruppe und seine rauh und ungeschönt die Wirklichkeit beschreibenden Texte: "Mein Thema ist die Landschaft, in der wir uns hier befinden, Wehrheim, Ländlichkeit, die Menschen, die hier arbeiten."
Mit einem in Verkleidung zelebrierten Auftritt und ins Abstruse übersteigerten Schilderungen von zerfetzten Leibern, spritzendem Hirn und Sperma beendet "Onkel Jim" den Abend. Erntet mit seiner bizarren Blut- und Gewaltorgie und Lakonie ("ja, damals gab's noch herzlichen Spaß") Gelächter - und Widerspruch.
"Laß dich nicht verletzen", hatte Gaststar Hadayatullah Hübsch zuvor schon Autoren und Zuhörern auf den Weg gegeben. "Ich freu' mich, daß er da ist, ein Profi", pries Velte ihn an. Und Hübsch sprach, sang und brüllte seine Lyrikmixtur unter anderem aus Agitprop, Kinderreim, Werbesprüchen und Sprachspielen ("die Sau, die Sau, die sauren Regen schau") ins Mikrofon. Erfolgreich für Literatur werbend ("den muß ich mir mal länger anhören", so ein Zuhörer) - und für eigene Urteile: "Denk deine Gedanken, nicht die von Bild, Spiegel und Stern."
cas RÜSSELSHEIM. Auf ein als beispielhaft geltendes Modell zur Gewinnbeteiligung der Belegschaft haben sich Geschäftsleitung und Betriebsrat des Autoherstellers Opel geeinigt. Nach einer festen Formel zur dauerhaften Teilhabe am Ertrag werden von sofort an alle Opelaner pro Jahr automatisch mit 2,6 Prozent am vom Unternehmen erwirtschafteten Gewinn vor Steuern als Grundlage - bereinigt um außerordentliche Positionen - beteiligt. Dies macht für die Rechnungsperiode 1991 etwa 60,3 Millionen Mark aus. Jeder Werksangehörige, der vor dem 1. Januar 1990 bei Opel mit der Arbeit begann, kann somit Ende September 1040 Mark kassieren. Auszubildende erhalten 220 Mark.
Die übrigen Beträge sind nach Werkszugehörigkeit gestaffelt: 520 Mark (Eintritt vor 31. Dezember 1990, Azubis 160 Mark), 390 Mark (Eintritt vor 30. Juni 1991) und 260 Mark (Eintritt vor 31. Dezember 1991). Auszubildende, die zwischen dem 1. Januar 1991 und 31. Dezember 1991 begannen, erhalten 100 Mark.
"Das ist Neuland", freut sich Opel-Betriebsratsvorsitzender Richard Heller. Damit gehöre der "jährliche Poker" um Sonderzahlungen für das Personal der Vergangenheit an.
Heller betont, daß die Gewinnbeteiligung bewußt nicht nur an die Dividende des Unternehmens gekoppelt wurde. Auch sei in der Betriebsvereinbarung ausdrücklich festgeschrieben worden, daß die Belegschaft nur an Profiten, nicht aber an Verlusten beteiligt werde. Wichtig sei für den Betriebsrat gewesen, daß die auch als Einstieg in ein 14. Monatsgehalt anzusehenden Beträge der Gewinn-Teilhabe einheitlich für alle und nicht an die individuellen Einkommen gekoppelt seien.
"Wir haben uns dazu entschlossen, um die Mitarbeiter langfristig an der Leistungsfähigkeit ihres Unternehmens zu interessieren", kommentiert Opel-Vorstandschef David Herman die Betriebsvereinbarung. Zufrieden äußert sich auch das fürs Personalwesen zuständige Vorstandsmitglied Walter Schlotfeldt. Er wertet die Einigung als Basis, auf der andere "Fragen in partnerschaftlicher Zusammenarbeit" mit dem Betriebsrat gelöst werden könnten.
Darüber hinaus verständigten sich bei der Rüsselsheimer General-Motors-Tochter Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter im Rahmen eines 290 Millionen- Mark-Pakets auf die Auszahlung einer Weihnachtsgratifikation am 27. November. Danach erhalten alle vor dem 1. Januar 1991 bei Opel angetretenen Beschäftigten, einschließlich Auszubildende ein 13. Monatsgehalt. Volle Gewinnbeteiligung und Weihnachtsgratifikation winken auch den Opelanern, die 1992 in Rente oder Vorruhestand gehen.
BAD VILBEL. Nicht weit her ist es nach Ansicht des Vilbeler Ortsverbandes des Allgemeinen Deutschen Fahrrad- Clubs (ADFC) mit den Radwegen in der Brunnenstadt. Der ADFC beruft sich dabei auf eine Untersuchung des Wetteraukreises, der in seinem Radwegekonzept übereinstimmend mit dem Verkehrsclub Deutschland (VCD) und dem Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) festgestellt hat, daß es in Bad Vilbel trotz guter Voraussetzungen an ausgeschilderten Radwegen an klassifizierten Straßen sowie an einer innerörtlichen Führung des Radverkehrs mangele.
Will heißen: Innerorts besteht keine Vernetzung bestehender oder potentieller Radwege, außerorts lassen die Verbindungen zu den Stadtteilen oder Nachbargemeinden zu wünschen übrig (was freilich mit in die Verantwortlichkeit des Kreises fällt). Unterm Strich ist laut Kreiskonzept vor allem das Wegweisungssystem lückenhaft.
Vom Fahrrad-Club wird das bestätigt. ADFC-Sprecher Wulfhard Bäumlein: "Eine vernünftige Wegweisung fehlt an vielen Stellen." Unabhängig von den ausstehenden Aktivitäten des Wetteraukreises könnte sich die Stadt die Konzepte von VCD und BUND zunutze machen, und vor allem gefährliche Stellen schon mal durch eine Beschilderung entschärfen. Solche Stellen gebe es viele. Zum Beispiel im Bereich Heilsberg/Heiligenstock, dem Wohnumfeld des Bürgermeisters.
Gemeinsam mit Wulfhard Bäumlein unternahm die FR per "Drahtesel" den Versuch, den Schöllberg hinauf in Richtung Frankfurt zu erklimmen. Eine ebenso schweißtreibende wie gefahrvolle Angelegenheit. Mangels Radweg auf die Fahrbahn gezwungen, strampelt der Radler inmitten der Auspuffabgase, Seite an Seite mit den ungleich stärkeren und stinkenderen Verkehrsmitteln, bergauf. In Höhe der Heilsberg-Anbindung droht die erste Gefahr. Fahrradfahrer müssen den Beschleunigungsstreifen passieren, drohen, von den hier auf die B 3 fahrenden Autos erfaßt zu werden. Wenige hundert Meter weiter die gleiche Situation. Ein zweiter Beschleunigungsstreifen von der Ausfahrt Heilsberg/Heiligenstock liegt auf der Fahrtroute. "Beste Voraussetzungen, in die ewigen Radwege einzugehen", meint der ADFC-Sprecher.
Dabei, so Bäumlein, wäre es recht einfach, diese Situation zu entschärfen. Die Radfahrer könnten an der Heilsberg-Anbindung per Hinweisschild auf den Radweg der Alten Frankfurter Straße gelotst und hinter dem Friedhof auf den Radweg hinunter zur Friedberger Warte geführt werden.
Ein weiteres Beispiel nennt der Bad Vilbeler für die Radwegeführung in Richtung Seckbacher Busch/Bergen-Enkheim. Radfahrer könnten, anstelle die gefährliche Abbiegung zur B 521 zu benutzen, in Höhe der Ampel an der Heilsberg-Zufahrt absteigen, die B 3 überqueren und dann auf der Alten Berger Straße, einem Fußweg, der für Radler freigegeben werden müßte, in Richtung Fertighaussiedlung gelangen. Auch dies, so Bäumlein, ließe sich mit entsprechender Beschilderung verwirklichen.
Um eine verbesserte Verkehrsführung der Fahrradfahrer, nach der laut Wulfhard Bäumlein die Grünen 1988 im Parlament gefragt hätten, sollte sich die städtische Verkehrskommission bemühen. 1990 sei in der Kommission eine "Arbeitsgruppe Radwege" gebildet worden. Die aber habe bis heute noch nicht getagt. Bürgermeister Günther Biwer, bisheriger Leiter der Verkehrskommission, vermochte auf Anfrage der FR keine Gründe dafür zu nennen. Auch die Grünen haben inzwischen eine Anfrage nach dem Verbleib und der Arbeit dieser AG gestellt. Eine Antwort werde es in der nächsten Parlamentssitzung geben, kündigte Biwer an. mu
USINGEN. Mit einem Fest hat der "Kultur- und Solidaritätsverein der türkischen Arbeiter in Usingen und Umgebung" am Wochenende den ersten Spatenstich seines Kulturzentrums gefeiert. Im Gewerbegebiet "Am gebackenen Stein" ist das Kellergeschoß schon fast fertig. Insgesamt soll auf zwei Etagen eine Nutzfläche von über 600 Quadratmetern entstehen. Die Kosten hofft der Verein durch Eigenleistungen der Mitglieder auf eine halbe Million Mark zu begrenzen. Ohne diese Unterstützung müßten 1,1 Millionen Mark aufgebracht werden.
In der neuen Heimat des Vereins wollen die Türken künftig auch Vorträge, Sprachschulungen oder Computerkurse anbieten. Außerdem sind ein Gebetsraum, eine Aufenthaltsmöglichkeit nur für Frauen und eine Kantine geplant. "Wir wollen hier keine Moschee bauen, sondern multifunktionale Räume", erklärte der Vorsitzende. cn
HANAU. Ein kurz zuvor wegen eines Einbruchs festgenommener 26jähriger jugoslawischer Staatsangehöriger ist der Hanauer Polizei am Samstag im Eingangsbereich des Polizeigebäudes vor der Wache entwischt und spurlos verschwunden. Nach Angaben eines Polizeisprechers sollte der Mann gegen 12 Uhr von der Vernehmung zurück in die Arrestzellen im Keller gebracht werden. In Höhe der Wache lief er seinem Bewacher davon.
Der 26jährige stand im Verdacht, in der Nacht zuvor einen Baucontainer in der Philippsruher Straße aufgebrochen zu haben. Sichergestellt wurde ein BMW, der voll beladen, vermutlich mit Diebesgut, war. Gegen den wohnsitzlosen Mann lag bereits ein Haftbefehl vor. are
MÜHLHEIM. Innerhalb von 45 Minuten hat die Feuerwehr am Sonntag zwischen 23 und 24 Uhr einen Brand von Industrie- und Autoreifen in der Carl-Zeiss-Straße gelöscht. Weil sich in der Nähe des Brandherdes ein großer Gastank befand, mußte der Fahrbetrieb der Bundesbahn vorübergehend eingestellt werden. Die Anwohner der umliegenden Straßenzüge wurden über Lautsprecher gewarnt. Kurz vor Mitternacht war die Gefahr gebannt.
Die Kriminalpolizei prüft derzeit, ob es sich um Brandstiftung handelt. Hinweise: 069 / 80 90-259. pmü
Im Blickpunkt: Wahl in Libanon "Tote Seelen" stimmten ab
Statt das Land nach anderthalb Bürgerkriegsjahrzehnten zu einen, haben die ersten Parlamentswahlen seit 1972 Libanon "psychisch" so tief gespalten, daß selbst die Themen "Teilung" und "Kantonallösung" nicht mehr tabu sind. Noch bevor am Sonntag nahezu eine Million Stimmberechtigte in Beirut und dem angrenzenden Bergland aufgerufen waren, im zweiten Durchgang der dreiteiligen Wahlfarce 49 Abgeordnete in die neue Nationalversammlung zu entsenden, lamentierte die im Londoner Exil hergestellte libanesische Tageszeitung al Hayat jedenfalls: "Die Teilung wird wieder als Ausweg diskutiert". Grund: "Die ausländische (d. h. syrische) Hegemonie hat in einem Segment der Bevölkerung den Wunsch genährt, in einer ,Zufluchtszone' mit einem gewissen Grad an Autonomie, Freiheit und Souveränität leben zu können - in ,Zufluchtszonen', wie sie im Irak schon existieren und wie sie für andere Länder und Gebiete vorgeschlagen worden sind."
Gewiß trägt das Blatt die Verantwortung für diese Parallelen selbst; unbestreitbar jedoch wähnt sich das Gros der libanesischen Christen nicht mehr von einer Staatsführung und einer Regierung vertreten, die ihre Politik rein an den Interessen der syrischen "Ordnungsmacht" ausrichtet. "Warum war es nicht möglich, diese Wahlen auf einen Zeitpunkt zu verschieben, an dem sich die syrischen Truppen auf die Bekaa zurückgezogen haben", fragt stellvertretend für viele Libanesen aller Konfessionen der christliche Abgeordenete Butros Harb. "Warum werden die Früchte des Versöhnungsabkommens von Taif (1989) einfach weggeworfen?"
Die Antwort liegt in Damaskus, wo sich das Assad-Regime eine manipulierbare libanesische Kammer wünscht und wo nach Überzeugung der meisten Nahost-Beobachter auch nicht die geringste Bereitschaft herrscht, die 40 000 Mann starken "brüderlichen" Ordnungstruppen im September aus den Kerngebieten der Zedernrepublik in die östliche Bekaa- Hochebene zu verlegen.
Noch liegen keine abschließenden Daten über die Wahlbeteiligung und die ohnehin an den Konfessionsproporz gebundene Sitzverteilung vor. In den christlichen Bevölkerungzentren einschließlich Ost-Beiruts war der Aufruf führender Christenpolitiker und des hohen maronitisch-katholischen Klerus zum Wahlboykott jedoch so geschlossen befolgt worden, daß in manchen Stimmkreisen die Urnen völlig leer blieben. Im Kesruan mußte das Votum um zwei Monate verschoben werden, weil außer einem alle Kandidaten ihre Bewerbung um die fünf zu vergebenden Sitze zurückgezogen hatten. Allerdings führte der Abstimmungsboykott auch zu der absurden Situation, daß 18 pro-syrische Christen in die neue Nationalversammlung einziehen werden, ohne mit einem Gegenkandidaten konfrontiert worden zu sein.
Erste Zwischenergebnisse scheinen zu bestätigen, daß die pro-iranischen Fundamentalisten der "Hisbollah" (Partei Gottes) in den südlichen, hauptsächlich von Schiiten bewohnten Vorort-Slums von Beirut ihren Erfolg vom vergangenen Sonntag in Baalbek-Harmel wiederholen konnten, wo sie die Liste des traditionellen schiitischen Polit-Establishments triumphal aus dem Felde schlugen.
Wenn am kommenden Sonntag in Süd-Libanon die dritte Phase dieser Wahl in Etappen über die Bühne gegangen sein wird, wird Libanon zwar ein Parlament haben, in dem zum ersten Mal Christen und Moslems gleich stark vertreten sind. Gleichzeitig wird es jedoch eine Kammer sein, die selbst des Anstrichs der Legitimität entbehrt - "ungesetzlich" ist, wie der Patriarch der maronitischen Christen, Nasrallah Butros Sfeir, wetterte. Kein Versprechen der Regierung wird jedenfalls erfüllt, keine Erwartung realisiert worden sein. Statt einer Verjüngung den Weg geebnet zu haben, wird auch die neue Kammer von den alten abgestandenen korrupten Traditionspolitikern beherrscht werden; statt das Vertrauen des Auslandes in die libanesische Demokratie gestärkt zu haben, wird das Ausland angesichts dieser Parodie mit dringend benötigter Wirtschaftshilfe noch knausriger sein als dies bisher schon der Fall ist; und statt die nationale Aussöhnung vorangetrieben und vertieft zu haben, werden sich Christen und Moslems einander noch weiter entfremdet sein. Wie Israel reagiert, wenn "Hisbollah" auch im Süden dominiert, läßt sich noch nicht absehen.
Wählern aus dem Slums von Beirut versprachen "Hisbollah"-Kandidaten am Sonntag einen "Platz im Paradies", falls sie ihnen ihre Stimmen gäben. Wie schon in der Vorwoche, scheinen manche Wähler auch am zweiten Wahlsonntag ihren Stimmzettel aus dem "Paradies", zumindest aber aus dem Jenseits in die Urnen gesteckt zu haben. Auf den Wählerlisten seines Heimatdorfes Tannurin waren dem Abgeordneten Harb zufolge jedenfalls Stimmberechtigte mit Geburtsscheinen aus dem vergangenen Jahrhundert eingetragen. Auch "tote Seelen" zählen und wählen in Libanon. PETER GERNER (Amman)
150 Roma kamen von weit her nach Klein-Auheim, um dort ausgelassen Hochzeit zu feiern - drei Tage lang, denn so ist das Gesetz So einfach darf die Tochter nicht gehen Unter anderem muß die Familie des Bräutigams zuvor tief in die Tasche greifen Von Jutta Rippegather HANAU. Für die Klein-Auheimer ist dies ein Nachmittag wie jeder andere: Ein Mann buddelt fleißig in seinem Vorgarten. Der ältere strohbehütete Radler mit Zigarrenstummel im Mund fährt seinen Pinscher in einem Drahtkorb spazieren. Drüben, jenseits des Damms auf dem Festplatz, existiert jedoch eine andere Welt. Eine internationale, fröhlich und ausgelassen, bunt und - zugegeben - vielleicht auch ein wenig laut und rauh: Rund 150 Roma sind es, die dort drei Tage lang exzessiv eine große Familienhochzeit feiern. Aus Frankreich und den Niederlanden sind sie angereist, aus Belgien, Italien und Deutschland. An den Rändern des Festplatzes haben sie mit ihren cremefarbenen Wohnwagen und dicken Autos Quartier bezogen. In der Mitte steht das weiße Festzelt. Und dort geht mächtig die Post ab.
Erschöpft sinkt die hübsche junge Braut in dem langen weißen Kleid auf eine Holzbank. Umringt von mit bunten Tüchern geschmückten Frauen gönnt sie sich eine kurze Ruhepause. Aus dem Verstärker tönen spanische Klänge. Jetzt, wo es noch hell ist, arbeitet die Lightshow noch nicht.
An den Romas sind Modeströmungen nicht vorübergegangen. Tradition halten sie zwar hoch. Doch die Zeit der von romantischer Geigenmusik begleiteten Lagerfeuer scheint der Vergangenheit anzugehören. Der Discjockey legt eine Discoscheibe auf.
Jetzt, am letzten Tag der Zusammenkunft, beginnt der Endspurt. Drei Tage muß eine Hochzeitsfest dauern. "Das ist bei uns Gesetz", sagt Carlos André, Vater der 19jährigen Virgini, die mit dem 20 Jahre alten Saie den Bund des Lebens geschlossen hat.
Deshalb sind die Onkels und Tanten, Cousinen und Cousins über hunderte von Kilometern nach Klein-Auheim gereist: "Wir geben unsere Tochter nicht so einfach weg", sagt André, der sieben Kinder sein Eigen nennt. "Wir haben sie ja geboren. Das geht nicht so einfach."
Obgleich er dies draußen vor dem Zelt sagt, muß er fast brüllen, um die laute Musik zu übertönen. Neugierig scharrt sich ein Grüppchen Kinder um ihn, will zuhören, was der 53jährige Patriarch der Fremden erzählt. Scheu kennen auch die Kleine mit dem weißgepunkteten roten langen Kleid nicht. Neugierig befaßt das Mädchen mit den grünen Augen und langen rotgefärbten Haaren die unbekannten Frau.
Die muß jetzt erstmals mit einigen der Männer tanzen. "Oh je - das geht heute so weiter bis ein Uhr", stöhnt danach André, der die Gesprächspause ebenfalls für ein weiteres Tänzchen genutzt hat. Zieht ein Taschentuch aus der Tasche des dunklen Anzugs, wischt sich den Schweiß von der Stirn und setzt seine Ausführungen fort.
Bis ein junger Mann sich seiner Angebetenen nähern darf, muß er bis zur Hochzeit warten. Davor ist nur "Liebe mit den Augen" angesagt. Und warten. "Bei uns muß das Mädchen eine Jungfrau sein. Sonst ist das eine große Schande für die ganze Familie", sagt der Patriarch.
Wenn beide Väter ihr Einverständnis erklärt haben, muß der Bewerber den Grundstock für die Familie anschaffen: den Wohnwagen sowie das dazugehörige PS-starke Automobil. Auch die Kosten für die Hochzeitsfeier trägt die Familie des Bräutigams: 30 000 bis 40 000 Mark kostet der Spaß.
Geld verdient seine Familie durch "Geschäfte", wie es André ausdrückt: Durch Teppichhandel, Scheren- und Messerschleifen und "dem Verkaufen von anderen Sachen". Klauen, betont der 53jährige, sei verpönt. "Wir sind Mitglieder der freien christlichen Gemeinde. Wer stiehlt, kommt in die Hölle." Nicht alle Roma glauben an die Bibel, pflegen die gleichen Traditionen. "Die Roma in Jugoslawien oder Rumänien sprechen die selbe Sprach wie wir, haben aber andere Gesetze." So kennen diese vermutlich auch nicht den alten Brauch, der nun im Zelt vorbereitet wird. Auf dem Knie der Braut liegt Brot und Salz ein Stück Brot mit Salz. Dieses nimmt der Bräutigam mit dem Mund auf und ißt es. Danach wechseln die beiden die Rollen: Wenn wir nicht mehr Brot und Salz zusammen essen, dann leben wir nicht mehr zusammen. Das soll diese Zeremonie symbolisieren. Danach erhält das frischgebackene Paar seine Geschenke: Gold und Geld für den Start in das Leben als Erwachsene.
Auch wenn seine Tochter nun in den Wohnwagen ihres Mannes umzieht - aus den Augen verlieren wird Vater Carlos sie nicht: "Wir fahren oft zusammen", sagt der 53jährige. "Manchmal sind wir mit 20 bis 24 Wohnwagen unterwegs." Er hält sich überwiegend in Frankreich auf. In Entheim, nahe Straßburg, befindet sich seine Postfachadresse.
Einige seiner Verwanden besitzen auch Häuser, etwa der junge Mann, der gerade einen vollen Bierkrug an die Lippen setzt. "Wir haben ein Haus in Frank- Heimat Frankreich reich", sagt er in gebrochenem Deutsch, "und fahren morgen nach Hamburg." Die richtige Sprache zu wählen, ist nicht so einfach. Selbst die Kinder sprechen zwar ein paar Brocken Deutsch, doch das Gros spricht außer seiner Muttersprache am besten Französisch.
"Va dancer avec les hommes", geh' mit den Männern tanzen, sagt der kleine Freche mit den grünen Augen zu der fremden Frau. Er könne ja für sie Notizen machen: "Ich kann schreiben. Ich war in der Schule." Währenddessen verteilen Frauen in langen bunten Röcken große Teller mit Fleisch auf dem Buffet. Der Pastor schneidet die Riesenbrocken klein, während ein Paar sich auf der Tanzfläche neckt. Teller existieren keine. Wer Hunger hat, bedient sich formlos im Stehen mit der Hand.
Die Braut hat sich umgezogen, trägt nun ein überknielanges eierschalenes Kleid. Nur der Brautschleier haftet nach wie vor auf ihrem langen dunklen Haar. Vom Essen angelockt mischen sich nun auch kleine Hunde in die Versammlung aus Klein und Groß. Ein paar Kinder haben die Zapfanlage erobert, tragen Tabletts mit Bier durch die ausgelassene Menge.
Ein anderes Grüppchen hat sich verstohlen zurückgezogen. Vor Vergnügen laut quietschend brauen die Kleinen in sicherer Entfernung ein gar teuflisches Süppchen. Essig und Öl, Gurken und Pepperoni, schwarze Pfefferkörner und was sich sonst findet schütten sie in eine Schüssel. "Das servieren wir den anderen nachher", sagt ein Mädchen mit verschmitztem Blick auf die Tanzenden im Zelt.
MAINTAL. Am 8., 15. und 22. September, jeweils von 18 bis 21 Uhr, bietet die Evangelische Kirchengemeinde in Maintal-Dörnigheim in ihrer Hobbythek einen "Vollwertkochkurs" an.
Anmeldungen nimmt die Hobbythek nach eigenen Angaben unter der Rufnummer 0 61 81 / 49 41 16 oder 49 33 06 entgegen. Flei
NORDEND. Eine knappe Tagesordnung im Ortsbeirat 3 (Nordend): Neben zwei zurückgestellten Anträgen gibt es nur fünf neue Vorlagen für die kommende Sitzung. Um diese Anträge zu beraten, tagt das Gremium am heutigen Donnerstag, 3. September, um 19 Uhr im Gehörlosenzentrum, Rothschildallee 16 a.
Von sieben Anträgen drehen sich vier um die Verkehrsberuhigung: Zum einen wollen SPD und Grüne ein gemeinsames Papier zur Umgestaltung der Friedberger Landstraße verabschieden. Flankierende Umbauten zu den Tempo-30-Zonen fordert die CDU vom Magistrat. Bisher bestimmten überwiegend Verkehrsschilder das Bild. Dies produziere eine "gefährliche Scheinsicherheit".
Außerdem fordert die CDU, die abendlichen Reservierungszeiten in den Parkplaketten-Gebieten zu verlängern. Weitere Themen: Die Grünen wollen ein zweites Jugendforum einberufen, ein Antrag beschäftigt sich mit dem Merianplatz, ein anderer mit dem Hessendenkmal. rea
ROSBACH. Gemeinsam möchte die Rosbacher Arbeitsgruppe "Streuobstwiesen" Probleme lösen helfen, die für die Eigentümer nach der Sicherstellung der Obstbaumbestände entstehen können. Darauf weist jetzt der Magistrat hin. Veränderungen an dem Bestand dürfen nur nach vorheriger Genehmigung vorgenommen werden. Anträge können bei der Stadt oder bei den Vorsitzenden der Obst- und Gartenbauvereine abgeholt werden. In der Arbeitsgruppe sind die ortsansässigen Obst- und Gartenbauvereine, die Ortslandwirte, Vertreter der Natur- und Vogelschutzgruppe, des BUND, des Magistrates sowie der Unteren Naturschutzbehörde vertreten.
Durch die einstweilige Sicherstellung der Streuobstbestände als geschützter Landschaftsbestandteil trat eine Reihe von weiteren Verboten in Kraft. So dürfen zum Beispiel Teile der geschützten Landschaftsbestandteile nicht mehr abgeschlagen oder in anderer Weise beschädigt werden. Das bedeutet für die Betroffenen, daß Bäume nur nach vorheriger Genehmigung der Unteren Naturschutzbehörde gefällt werden dürfen.
Gleiches gelte auch für Veränderungen im Wurzelbereich, das Einbringen von Stoffen jeder Art, die die Entwicklung der geschützten Landschaftsbestandteile beeinträchtigen können und das Abbrennen von offenem Feuer im Abstand von weniger als 20 Metern. Außerdem ist es verboten, Plakate an den Obstbäumen anzubringen. Die Verordnung sieht vor, daß die Untere Naturschutzbehörde auf Antrag von diesen Verboten befreien kann.
Diese Reglementierung hatte, wie berichtet, zu Protesten der betroffenen Grundstücksbesitzer geführt. Auf Anregung von Bürgermeister Reinhold Medebach wurde daraufhin die Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, um die Probleme zu diskutieren und zu einer für alle Seiten befriedigenden Lösung zu bringen.
Weitere Informationen zu den Anträgen sind beim Umweltberater der Stadt, Bernhard Hertel, Telefon 8 22 51, erhältlich. de
Montag, 11.50 Uhr, tat Planungsdezernent Martin Wentz den ersten Spatenstich für den "Wohnpark Sandelmühle". "Das hat mehr mit Umgraben zu tun", sagte der Stadtrat, der mit seinen kniehohen gelben Gummistiefeln in dem vom strömenden Regen aufgeweichten Morast fast versank. 228 nach dem "Frankfurter Programm für familiengerechtes Wohnen" geförderte Wohnungen sollen dort im Heddernheimer Ödland entstehen.
Zunächst wird an den 81 Wohnungen des ersten Bauabschnitts - westlich der Hessestraße und südlich der U-Bahn-Station Sandelmühle - gearbeitet. Von den 83 Millionen Mark Gesamtkosten trägt die Stadt aus Mitteln ihres Programms "Familiengerechtes Wohnen" 60 Millionen Mark. 12 Mark soll die Quadratmetermiete für die im Schnitt 75 Quadratmeter großen Wohnungen betragen; "Bedürftige" zahlen sieben Mark pro Quadratmeter.
Auf dem 16 000 Quadratmeter großen Areal werden drei- und viergeschossige Wohnhäuser entstehen, darin 36 Behindertenwohnungen. Lediglich ein Drittel der Fläche soll bebaut werden.
Auch "Ökologisches" ist vorgesehen: Man will Fassaden begrünen, Solaranlagen und Regenwasser-Rückgewinnung installieren. Projektleiter Henry Faktor: "Außerdem überlegen wir, eine Leitung ins Haus zu legen, und das Regenwasser als Brauchwasser zu nutzen."
Planungsdezernent Martin Wentz würdigte die "familiengerechte Größe" der Wohnungen: "Darüber freue ich mich besonders, weil viele Bauherren in Frankfurt nur noch Ein- und Zweizimmerappartements bauen." Wentz hofft, mit solchen Projekten "Familien in Frankfurt zu halten" - wegen der "gesunden Bevölkerungsmischung". mku
Wie Geld aussieht und was man mit Geld macht, ist etwas so Selbstverständliches, daß ihr vielleicht noch niemals darüber nachgedacht habt. Unsere Münzen und Scheine sind uns sehr vertraut, auch an die neuen Geldscheine, die jetzt eingeführt werden, haben wir uns nach einer gewissen Zeit ganz gut gewöhnt. Umstellen muß man sich nur manchmal, wenn man ins Ausland in Urlaub fährt. Dort sieht Geld anders aus, und es hat auch eine andere Wertigkeit: Zahlt man bei uns für ein Eis beispielsweise zwei Mark, so würde es in Italien 1400 Lire kosten. Aber wenn man gelernt hat, wie man von der einen Währung in die andere umrechnen muß, ist das eigentlich auch recht schnell kein Problem mehr. Das System ist überall das gleiche: Münzen als Kleingeld und Scheine für die größeren Summen, parallel dazu eventuell noch Schecks und neuerdings auch immer wieder Kreditkarten.
Wenn das alles so selbstverständlich ist, müßte man eigentlich keinen Artikel übers Geld schreiben. Der Anlaß, warum wir dies trotzdem tun, ist eine Ausstellung, die noch bis zum 11. Oktober im Frankfurter Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29, gezeigt wird: "Fremdes Geld" heißt sie, und sie zeigt zwanzig verschiedene Beispiele von Geld aus aller Welt, die alle nur eins gemeinsam haben: es sind weder Münzen noch Scheine zu sehen. Statt dessen ganz andere Dinge: Muscheln, Federn, Steine, Perlen, Salz, Tücher, Messer und andere Waffen sind ausgestellt und gleichzeitig ist erklärt, wozu es verwendet wird.
Wenn Ihr Lust habt hinzugehen: Die Ausstellung ist Dienstag bis Sonntag von zehn bis 17 Uhr geöffnet, mittwochs noch zusätzlich bis 20 Uhr. Der Eintritt ist frei. Öffentliche Führungen sind sonntags um elf Uhr und mittwochs um 18 Uhr. Die Redaktion (Das sind Ulla, Ingrid, Anne und noch ein paar Leute)
MAIN-KINZIG-KREIS / FRANKFURT. Mit der neuen U-Bahnlinie U 7 gelangt man jetzt besser nach Frankfurt. Nach Mitteilung des Frankfurter Verkehrs- und Tarifverbunds (FVV) bringt einen die neue Linie mitten in das Festgetümmel der vom 12. bis 21. September am Ratsweg stattfindenden Dippemeß'.
Drei Jahre marschierte Hamburg Arm in Arm mit Berlin bei der deutschen Konjunktur-Entwicklung vorneweg - nun droht den Hanseaten die Puste auszugehen: Wirtschaftssenator Hans-Jürgen Krupp nennt die jüngste Diskonterhöhung einen "Tiefschlag", er spricht vom "Würgegriff der Zinspolitik" der Frankfurter Bundesbank. Dennoch bleibe die "Stadt für die Wirtschaft Europas die erste Adresse", erwarte "1992 zwei bis 2,5 Prozent Wachstum", während die Bonner Hoffnungen immer bescheidener werden. Hamburgs Ökonomiepropheten meinen, die Elbmetropole werde jetzt das ernten, was sie in knapp 15 Jahren Strukturpolitik gesät habe.
"Der Wandel", betont Krupps Sprecher Heiko Tornow, "ist vom damaligen Bürgermeister Hans-Ulrich Klose eingeleitet worden - Förderung der Bereiche Medien, Dienstleistungen und High-Tech." Die Kosten dafür gingen insgesamt sicherlich in die Milliarden, schätzt Tornow und macht die Strukturveränderungen an einem Beispiel deutlich: "Mit Musik wird heute in dieser Stadt mehr Geld umgesetzt als mit dem Schiffbau. Früher war Hamburg ein Hafen, heute hat es auch einen Hafen."
Das alte Hansezentrum gilt vor Paris und Frankfurt als reichste Stadtregion Europas, größter Außenhandels- und Versicherungsplatz Deutschlands und spielt auch bei den Finanzen auf den vorderen Rängen mit. Hamburg rührt auch mächtig die Werbetrommel: Zwar ist die Landkarte seiner Anzeigenkampagne - "unsere Stadt ist die in der Mitte Europas" - ein bißchen geschummelt (im Westen auffallend viel Atlantik, während der Kontinent im Osten gleich hinter Moskau aufhört). Aber sei's drum, Hamburg baut seine Brückenfunktion nach Norden und Osten kräftig aus. Ein Stichwort für neue Büro- und Handelshäuser heißt EG-Binnenmarkt.
Im Zuge dieser Entwicklung sank die Zahl der Arbeitslosen seit Juli 1988 von 97 000 auf 59 000, die Quote von 13,1 auf 8,1 Prozent; die alten Bundesländer kommen im Durchschnitt aber auf sechs Prozent. Was ist an der Elbe schiefgelaufen?
"Betriebe fördern die Qualifizierung An- und Ungelernter zu wenig", bemängelt Hamburgs DGB-Chef Erhard Pumm. "Die Unternehmen müßten sich mehr an gemeinsamen Projekten mit der Stadt und mit dem Arbeitsamt beteiligen, um das Arbeitslosenpotential von morgen zu verringern. Heute sind 30 000 bis 40 000 Erwerbslose schwervermittelbar, eine weitere Steigerung der Arbeitslosigkeit ist durch die skandalöse Bonner Sparpolitik und die unverantwortliche Diskonterhöhung programmiert."
Immerhin weist die Stadt jetzt rund 792 000 Jobs auf - etwa 100 000 mehr als vor sieben Jahren. 220 000 Pendler aus dem Umland finden hier Beschäftigung, darunter 30 000 aus Mecklenburg-Vorpommern. Doch die optimistische Prognose des Arbeitsamts von 810 000 Stellen zum Jahresende wird sich kaum bewahrheiten.
"Die Erwartungen gehen zurück", schildert Rolf Jenkel, Geschäftsführer der Handelskammer Hamburg, die Stimmung in der örtlichen Wirtschaft. "Das 92er Ergebnis wird niedriger ausfallen als das des Vorjahres, vor allem in exportorientierten Branchen, wie dem Maschinenbau, aber über dem westdeutschen Durchschnitt liegen." Zwar hat die Stadt ein Programm zur Ausweitung und Erschließung neuer Gewerbeflächen aufgelegt, doch die Kammer drängt auf mehr Tempo. Gerade Kleinbetriebe haben es oft schwer: 71 Handwerksfirmen zogen 1991 aus Hamburg auf die grüne Wiese, kapitulierten vor finanzkräftigen Unternehmen. Ein Alarmsignal, wie die Handwerkskammer warnt.
Mit Entrüstung quittiert die hanseatische Wirtschaft die Absicht des Senats, am 1. Januar 1993 die Gewerbesteuer von 415 auf 450 Punkte heraufzusetzen (das ist das Niveau von Köln und Düsseldorf, Frankfurt und München kassieren 480, Hannover 460). Die Handelskammer sieht in der Erhöhung eine Abschreckung der Investoren - aber es geht nur um insgesamt 100 Millionen Mark pro Jahr.
Investoren sollen mit dem Mikroelektronik-Anwendungszentrum (MAZ) im Ortsteil Harburg angelockt werden. 100 Millionen wollen Bund und Land bis 1994 dort reinstecken - auch zur Förderung des Mittelstands, wie Krupp unterstreicht. Neben dem MAZ und zusätzlichen Gewerbeflächen sind Hilfen für den Mittelstand und die Werften sowie der weitere Ausbau des Hafens 1993 Schwerpunkte in seinem Ressort.
Intensiv bereitet sich die Hansestadt auf die grenzenlose Freiheit in der EG vor. Dazu gehören die Binnenmarkt-Woche der Handelskammer vom 14. bis 18. September und die Erste Nordeuropäische Handwerksmesse vom 14. bis 18. Oktober. Mit Brüssel liegt Krupp allerdings im Clinch: Deutschland, die führende "Bananen-Republik" des Kontinents, und der Hamburger Hafen hätten gemeinsam zu leiden, wenn die Zwölfergemeinschaft die Jahreseinfuhr dieser billigen Südfrüchte aus Lateinamerika ("Dollar-Bananen") nach dem letzten Stand der Überlegungen von 2,3 auf zwei Millionen Tonnen drosseln würde. Die Deutschen verspeisen rund 1,4 Millionen Tonnen pro Jahr, 43 Prozent davon werden via Hamburg importiert.
HANS JÜRGEN NORDHOFF
Auf einen Blick
Seite II Der Champagner kommt aus Chaumont, Bad Nauheims neuer Partnerstadt - ein Bericht aus tiefen Kellern. Seite III Mit einem Festzug feierte die Freiwillige Feuerwehr Ober-Wöllstadt am Wochenende ihr 100jähriges Bestehen. Seite IV Lokalsport: Der Ortenberger 400-m- Hürden-Läufer Edgar Itt vom TV Gelnhausen ist der Welt-Elite wieder auf den Fersen.
Firmen-Telegramm
Ytong greift sich Ungarns Porenbeton Die zur Readymix-Gruppe gehörende Firma Ytong hat die beiden Werke der ungarischen Porenbetonindustrie übernommen. Damit gingen entsprechende Verhandlungen zu Ende, die seit Anfang 1990 geführt wurden. Ytong setzte zuletzt mit 2260 Beschäftigten 653 Millionen Mark um. Nissan bremst 4000 Stellen aus Der japanische Autohersteller Nissan will bis März 1995 rund 4000 Arbeitsplätze abbauen. Erreichen will die Nippon- Firma dies durch Ausnutzung der natürlichen Fluktuation. Nissan beschäftigt momentan noch rund 56 000 Leute. SNI rechnet mit Thailand Die Siemens Nixdorf Informationssysteme (SNI) hat in Thailand eine Software-Tochter gegründet. Die Mehrheit an dem Joint-venture hält allerdings die TN Group, Thailands größter Elektrokonzern.
Salamander marschiert voran Der Schuhhersteller Salamander ist gut unterwegs. Der Konzernumsatz stieg in den ersten sechs Monaten dieses Jahres um 4,9 Prozent auf 638,7 Millionen Mark. Der Gewinn vor Steuern legte um 2,2 Prozent auf 9,5 Millionen zu. PKI-Ertrag auf absteigendem Ast Die Philips Kommunikations Industrie (PKI) wird in diesem Jahr einen deutlich geringeren Gewinn erzielen als 1991. Niedrigere Verkaufspreise, gestiegene Personalkosten und höhere Forschungsaufwendungen führt die Firma als Gründe an. PKI erwartet des weiteren einen Rückgang des Umsatzes um etwa zehn Prozent, weil die Einbußen durch den für das zweite Semester geplanten Verkauf der Kabelaktivitäten und die 1991 über die Bühne gegangene Abgabe des Computergeschäfts nicht ausgeglichen werden könnten. Ende Juni 1992 führte PKI 7240 Männer und Frauen auf den Lohn- und Gehaltslisten.
KARBEN/BAD VILBEL. Mit einem Empfang (14 Uhr), einem "Tag der offenen Tür" (15 Uhr) und schließlich mit einem Sommerfest (19.30 Uhr) feiert der Kreisverband Wetterau des Arbeitersamariter-Bundes (ASB) am kommenden Samstag, 5. September, den 25. Jahrestag der Gründung eines ASB-Stützpunktes in Bad Vilbel. Bereits am Freitag, 4. September, sind von 15 bis 18 Uhr alle, die der ASB betreut, in den Stützpunkt Dieselstraße 9 in Karben eingeladen.
Arbeitersamariter gibt es allerdings im Süden der Wetterau nicht erst seit 25 Jahren. Vielmehr wurde schon vor 71 Jahren, im März 1921 in Vilbel eine Arbeitersamariter-Kolonne gegründet. Daniel Völler, Dr. Szametz und Philipp Seibold hatten damals den Sanitätsdienst übernommen, den bis dahin die 1913 gegründete Ortsvereinigung des Deutschen Roten Kreuzes betreut hatte. Als der ASB 1933 von den Nationalsozialisten verboten wurde, hatte Sanitätsrat Dr. Kullmann wieder einen Sanitätsdienst des DRK aufgestellt, wie Willi Giegerich in seinem Heimatbuch über Bad Vilbel berichtet.
Die aktuelle Jubiläumsfeier des ASB geht auf die Gründung eines eigenen Stützpunktes im Jahr 1967 in Bad Vilbel zurück. Schon 1970 wurden 600 Krankentransporte registriert. Im gleichen Jahr wurde ein eigenständiger Ortsverband gegründet. Die Ausdehnung nach Karben mit einer Unfallwache im Gerätehauses der Feuerwehr Kloppenheim erfolgte 1972.
Die Namensgebung "Kreisverband Wetterau" datiert vom Jahr 1987. Zwei Jahre später wurde die neue Unfallwache im Karbener Gewerbegebiet bezogen, ohne daß die Büro- und Schulungsräumlichkeiten in der Frankfurter Straße von Bad Vilbel völlig aufgegeben wurden.
Die aktuelle Statistik des ASB berichtet von 22 Fahrzeugen mit einer Jahresleistung von 350 000 Kilometern. Der ASB-Kreisverband unterhält unter anderem zwei Rettungswagen, vier Fahrzeuge für den Behindertentransport und vier Autos für das Essen auf Rädern, das seit 1976 angeboten wird. 14 Hauptamtliche Rettungsassistenten und Verwaltungskräfte sowie 42 Zivildienstleistende bilden den Stamm der Mitarbeiter/-innen im Sanitätsdienst.
Nicht weniger als 3100 Rettungs- und Krankentransportfahrten hat der ASB im Jahr 1991 bewältigt. 58 000 Essen wurden ausgefahren. Die Statistik berichtet außerdem von 3000 Behindertenfahrten, 1250 Pflegestunden, von 29 Ausbildungskursen mit 331 Teilnehmern und 4250 Betreuungsstunden im Mobilen Sozialen Hilfsdienst. Aus diesen Zahlen geht zugleich die Bandbreite des Hilfsangebotes hervor, das der ASB inzwischen im Süden der Wetterau bewältigt. Eine Rolle spielen zusätzlich die Arbeitersamariterjugend mit 30 Mitgliedern sowie die Sprachreisen, die für Jugendliche in England und Frankreich regelmäßig seit 1981 organisiert werden. 25 Jahre nach der Gründung des Vilbeler Stützpunktes und einer eindrucksvollen Ausweitung des Angebotes sieht der ASB mit Skepsis in die Zukunft. In einem Beitrag der kleinen Festschrift wird auf die Schwierigkeit hingewiesen, auch künftig ausreichend Zivildienstleistende für das Essen auf Rädern, den Behindertentransport und den mobilen Hilfsdienst zur Verfügung zu haben. Ehrenamtliche Vereinsmitglieder ließen sich für solche Aufgaben kaum einsetzen, da die Dienste werktags anfallen und kontinuierlich durchgeführt werden müssen. Es seien also mehr hauptamtliche Mitarbeiter nötig. Doch die Pflegeberufen seien bekannterweise nicht interessant. Die Einstellung hauptamtlicher Hilfskräfte bedeute auf jeden Fall gegenüber heute einen steigenden Kostenaufwand.
Diese Kosten müßten entweder über die Gebühren weitergegeben werden, oder es beteilige sich der Staat. Der Staat müsse neue Gesetze schaffen, und es sei erforderlich, die sozialen Berufe attraktiver zu machen, fordert der ASB Wetterau am Ende seiner Festschrift. hm
SECKBACH. Mit einem zünftigen Grillfest eröffneten Seckbachs "Meckerer" ihre Saisonarbeit für die kommende närrische Kampagne. Will heißen, daß sich die Aktiven der Karnevalabteilung des Turnvereins 1875 von nun an wieder regelmäßig jeden Dienstag (ab 20 Uhr) in der Turnhalle des TV Seckbach, Am Schießrain 2, treffen. "Wir schmieden an diesen Abenden Pläne für unsere Sitzungen, diskutieren Vorschläge und pflegen ansonsten die Gemeinsamkeit", erläutert Abteilungsleiter Hans-Jürgen Nies und lädt ein: "Natürlich sind uns auch am Karneval interessierte Gäste jederzeit willkommen."
Kurz vor Beginn des Grillfestes, zu dem der Verein ursprünglich in den Turnhallenhof eingeladen hatte, verloren die "Meckerer" das Vertrauen ins Wetter. Angesichts dunkler Wolken zogen sie kurzerhand in die Turnhalle um, wo die Aktiven dann mit Freunden und Gästen feierten.
Es war für alles bestens gesorgt: Am Grill hatten Elsbeth und Heinz Halbwachs guten Zuspruch, andere zog es zu jugoslawischen Spezialitäten, von Ivan und Maria Zizek zubereitet. Kenner edler Tropfen verweilten am Weinstand bei Hella Seibert, Freunde des Ebbelwei und eines "kühlen Blonden" zeigten Stehvermögen am Ausschank bei Miran Pal und Josef Tivadar.
Zu allem Flüssigen lieferte der Aktive Dieter Seibert frischgebackene Brezeln vom eigenen Ofen. Aus den Reihen der "Meckerer" kamen noch die Musikanten Fred Rümmelein und Michael Munk, die zur gemütlichen und gut gelungenen Veranstaltung ihren Beitrag nach Noten leisteten. dixi
"h6-h5" lautet der letzte zweifelsfrei dokumentierte Zug von Robert James Fischer; er machte ihn am Abend des 31. August 1972 in der Laugardallshoel zu Reykjavik. Andernstags teilte Boris Spasskij mit, er habe in dieser "verlorenen Position" keine Antwort mehr, woraufhin die Krone des Schach-Weltmeisters an jenen Robert James Fischer ging, den alle Welt nur unter dem Vornamen Bobby kennt - kennt?
Bis zu seinem Abtauchen galt Fischer als geniale Offensivkraft auf dem karierten Feld und außerhalb desselben als mehr oder weniger meschugge. Da aber ein Spleen jeder Schach-Größe zur Zierde gereicht, durfte sich Fischer so lange dem Irrsinn hingeben, wie er das Fach-Publikum verzückte.
In Ermangelung kommentierbarer Partien bekam das Medien-Interesse in den vergangenen zwei Jahrzehnten freilich Schlagseite. Fischer, der die Außenwelt pauschal zum Feind erklärt hatte, wurde zum Objekt von Recherchen, die zwangsläufig unvollständig blieben, weil der US-Amerikaner deutsch-schweizerischer Abstammung Reporter nicht an sich heranließ. Sie schöpften aus den immerselben Quellen, denen zufolge der Mann ein paranoider, antikommunistischer, antisemitischer Faschist ist. Eine der kolportierten Geschichten über den Schach-Wahnsinnigen lautet, Fischer habe sich alle Plomben rausbohren lassen, da er glaubte, die Russen würden mit Mikrosendern in den Füllungen sein Gehirn manipulieren. Ohnehin lebte Fischer in dem Wahn, eine der vornehmsten Aufgaben des KGB sei es, ihn, der der russischen Schach- Herrschaft ein Ende gemacht hatte, zu beschatten, zu verfolgen, verrückt zu machen.
In dieser Woche soll die Welt Fischers angesichtig werden dürfen, denn ein serbischer Unternehmer soll umgerechnet 7,8 Millionen Mark ausgelobt haben fürs neuerliche Gegenübersitzen am Schachbrett von Fischer und Spasskij, sozusagen eine Wiederholung des Weltmeisterschafts-Kampfes von 1972 in Reykjavik. Mit dem mittlerweile in Frankreich lebenden Spasskij soll Bobby sich gar 1990 in einem Brüsseler Café getroffen haben.
1978 hieß es, der Amerikaner trete für fünf Millionen Dollar gegen den Weltmeister Anatoli Karpow an. 1987 war Garri Kasparow als Gegner die Rede, Gage: fünf Millionen Dollar. Und jetzt, auf einer Yacht im Adriatischen Meer, den Bürgerkrieg im ehemaligen Jugoslawien nicht achtend, Spasskij gegen Fischer? Der Mann ist zum Phantom geworden; nur seine Anwesenheit kann beweisen, daß es ihn gibt.
CHRISTOPH ALBRECHT-HEIDER
KARBEN. Karbener Bürger können Styropor-Verpackungen schon seit einiger Zeit im städtischen Wertstoffhof abgeben. Das Amt für Umwelt und Naturschutz bei der Stadtverwaltung gibt jedoch zu bedenken, daß Styropor-Chips und Formteile getrennt gesammelt werden.
Ganz wichtig ist auch, daß nur rein weißes Styropor angenommen wird. Beklebtes, beschriftetes oder verschmutztes Styropor kann von der beauftragten Recyclingfirma nicht verwertet werden. Sehr hilfreich wäre nach Angaben der Stadt auch, wenn sperrige Styroporteile grob zerkleinert in die aufgestellten Behälter gegeben würden.
Da es sich bei den meisten Styroporteilen um Transportverpackungen handelt, kann das Styropor auch beim Kauf oder bei Lieferung des Produkts an den Händler zurückgegeben werden. de
Dem Kranich der Lufthansa sollen die Flügel gestutzt werden, und dabei müssen auch die Gewerkschaften Federn lassen. Bei den Tarifverhandlungen für den angeschlagenen Luftfahrtkonzern stehen die Gewerkschaften ÖTV und DAG einem Dilemma gegenüber, wie sie es bislang nur aus Ostdeutschland kannten. Keine Rede mehr von offensiver Tarifpolitik, noch nicht einmal ein Wort davon, das bislang Erreichte zu bewahren: Es geht um tarifpolitische Verzichtserklärungen. Zwischen den Gewerkschaften und der Wand, an der sie stehen, ist kein Zwischenraum mehr.
Daß Tariferrungenschaften verbal zur Disposition gestellt werden, Arbeitgeber die Hand an Tabus legen, ist so neu nicht im Tarifgeschäft. Den Gewerkschaften gelang es jedoch bisher selbst im immer schärfer werdenden deutschen Verteilungskampf, die Interessen ihres Arbeitnehmer-Klientels zu schützen. Sie setzten im Osten Angleichungsklauseln durch, wehrten im Westen Attacken gegen die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall ebenso ab wie die Appelle zur Mäßigung im Tarifkonflikt des öffentlichen Dienstes - zuletzt mit Streik.
Tritt bei der Lufthansa die tarifpolitische Wende ein, die Gewerkschaften bislang mit Macht verhindern wollten? Die DAG hat sie - im Vorfeld ohne Not - vollzogen, als sie den Verzicht auf Tariferrungenschaften von sich aus anbot. Die ÖTV konnte dem Druck der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht standhalten. Sie war zu Zugeständnissen gezwungen. Den Arbeitgebern wird das Mut machen zum "Aufschwung West". ulf
FRANKFURT-SÜD. Zu Beginn der nächsten Sitzung des Ortsbeirats 5 (Sachsenhausen, Niederad, Oberrad) wird Frauen- und Gesundheitsdezernentin Margarethe Nimsch (Grüne) die Ergebnisse einer Untersuchung vorstellen, bei der die speziellen Anforderungen untersucht wurden, die Frauen an die Gestaltung des Mainufers stellen. Immer wieder hatte in den vergangenen Monaten das Frauenreferat versucht, durch Untersuchungen über die besonderen Bedürfnisse von Frauen Einfluß auf die Stadtplanung zu nehmen.
Weiterhin wird sich der Ortsbeirat am Freitag, 4. September, um 19 Uhr im Saal der Altentagesstätte Riedhof, Mörfelder Landstraße 212, mit den Rasern in der Mörfelder Landstraße beschäftigen. Nach Ansicht der SPD-Fraktion werden durch den "überdurchschnittlich schnellen" Verkehr sogar die Fußgänger gefährdet.
Einen weiteren Diskussionspunkt ist das Gesamtverkehrskonzept für die Bürostadt Niederrad. Der Antrag der CDU-Stadtverordnetenfraktion liegt nun dem Ortsbeirat zur Beratung vor. kan
BAD NAUHEIM. Begleitend zum Tag der offenen Tür für hessische Kulturdenkmäler findet im Kurtheater in Bad Nauheim am Sonntag ab 11 Uhr ein Konzert statt mit Werken von Wolfgang Amadeus Mozart Franz Schubert. Es dirigiert Kazimierz Kryza. Solistin am Klavier ist die japanische Pianistin Miwa Yuguchi. Das Konzert kostet 15 Mark Eintritt. skl
BAD HOMBURG. "Igel" und "Teddy" steht an den beiden Gruppenräumen, und heute kommen die ersten von 50 Kindern: Die Stadt Bad Homburg eröffnet heute in der Engelsgasse eine neue Kindertagesstätte.
Daß die beiden Gruppen einen stachligen und einen kuschligen Namen erhalten, habe keine tiefere Bedeutung, versichert Leiterin Barbara Attendorn. Es sei ein spontaner Einfall des Betreuungsteams gewesen und bedeute nicht, daß die Gruppen zwei Lager bilden. Im Gegenteil: Die Erzieherinnen wollen sich um offene Gruppenarbeit bemühen, "Igel" und "Teddies" sollen soviel Kontakt wie möglich haben: "Das fördert Miteinander und Toleranz".
Der Kindergarten hat eine Fläche von 310 Quadratmetern. Der Bau kostete 1,25 Millionen Mark einschließlich Ausstattung und Gestaltung der Außenanlagen. Die Raumaufteilung trägt dem Konzept der "offenen Gruppenarbeit" Rechnung. Es gibt viele Möglichkeiten, die Räume zu unterteilen und Nischen zu konstruieren.
Mit der neuen Kindertagesstätte sei ein "Versorgungsgrad von 98 Prozent bei den Kindergartenplätzen erreicht", hat Sozialdezernent Heinrich Gerhold (FDP) ausgerechnet: "Derzeit 1243 Kindern im Kindergartenalter stehen jetzt 1228 Plätze zur Verfügung. Damit ist der gesetzliche Betreuungsauftrag, für jedes Kind einen Platz zur Verfügung zu stellen, bereits jetzt fast erfüllt".
Die Tagesstätte ist von 7.30 bis 16.30 Uhr geöffnet. Die Kinder können für ganze oder halbe Tage angemeldet werden. Noch sind nicht alle Plätze besetzt.
Bis zum heutigen Eröffnungstag sind erst zehn Kinder angemeldet. Zum Ende des Jahres, schätzt Barbara Attendorn, werde die Tagesstätte voll belegt sein. nau
Den "Auto-Jäger-Cup" der SG Anspach gewann erwartungsgemäß das Team von Hajduk Split, die kroatischen Gäste der SG-Handballer. Allerdings dominierte die neu formierte Spliter Mannschaft nicht völlig die Konkurrenz. In der Qualität etwa mit heimischen Zweit-Bundesligisten zu vergleichen sind die Kroaten, die sogar eine Turnier-Niederlage hinnehmen mußten. Der Sieg gegen die prominenten Gäste gelang dem HC Friedrichsdorf. Aufgrund der besten Trefferquote sicherte sich die Mannschaft aus Split dennoch den Turniersieg inklusive Wanderpokal und 400 Mark Siegprämie. Punktgleich schlossen die Teams des HC Friedrichsdorf, der 250 Mark für Platz zwei erhielt und die Gastgeber auf Rang drei (100 Mark) ab. Hier gab das Torverhältnis den Ausschlag zugunsten der Friedrichsdorfer. Die TuS Nieder-Eschbach ging überraschender Weise bis auf 50 Mark völlig leer aus: Ohne einen Punktgewinn landete der Zweit-Bezirksligist auf dem vierten und letzten Rang.
Die Überraschungsmannschaft des diesjährigen Turniers war zweifelsohne der HC Friedrichsdorf, die lediglich den Anspachern mit 20:23 unterlagen. Das gastgebende Oberligateam durfte mit seinem Abschneiden auch zufrieden sein. Zumal die Anspacher kurzfristig auf die erkrankten Peter Wünsch und im Spiel gegen Split auch auf Gert Eifert verzichten mußten. Dennoch gelang ein sicherer 24:21-Erfolg über Nieder-Eschbach. Gegen Split mußten die Anspacher eine 21:25-Niederlage hinnehmen, doch Friedrichsdorf schlugen sie mit 23:20.
Besondere Spannung lag im abschließenden Spiel von Hajduk Split gegen den HC Friedrichsdorf, denn hier ging es um den Turniersieg. Die Partie wurde von beiden Seiten entsprechend engagiert geführt. Die Friedrichsdorfer gingen früh in Führung und hielten diesen knappen Vorsprung über die gesamte Distanz. Acht Minuten vor Spielende setzten sie sich entscheidend ab und sicherten den verdienten Sieg. Überragender Werfer des HC war Jakic mit neun erfolgreichen Würfen, darunter fünf Siebenmeter. Krinke (5), Nowak (4/2), Wehner (3) und Dinu (2) steuerten die übrigen Treffer bei. Zum Turniersieg reichte es jedoch für die Friedrichsdorfer nicht ganz. Hierfür hätte ihr Sieg noch höher ausfallen müssen. Dennoch können die Friedrichsdorfer auf ihre Leistung stolz sein. Der Besuch der kroatischen Gäste, die im Gästehaus Freund in Schmitten und der Gaststätte "Stadt Berlin" bestens versorgt wurden, war für alle beteiligten Teams eine willkommene Gelegenheit zum internationalen Vergleich. Daß die einheimischen Teams hier so gut mithalten konnten, das hatte allerdings wahrscheinlich niemand erwartet.
TURNIER UM DEN "AUTO-JÄGER-CUP": 1. Hajduk Split 4:2 Punkte/74:62-Tore, 2. HC Friedrichsdorf 4:2/66:61, 3. SG Anspach 4:2/68:66, 4. TuS Nieder-Eschbach 0:6/57:76. jbp
Die "Bieber Open", veranstaltet von der Turngesellschaft Bieber, hatten wirklich alles zu bieten, was einem Tennisfreund Freude macht. Hochklassig besetzt war das Turnier, denn es ging um hessische und deutsche Ranglistenpunkte und stattliche Siegprämien. Insgesamt 3000 Besucher auf der Bieberer Anlage sorgten für einen angemessenen Rahmen. Am Finaltag fanden sich 500 Besucher an den Plätzen ein. Sie sollten ihr Kommen nicht bereuen. Das Finale der Frauen wurde zu einem vereinsinternen Duell zwischen Favoritin Hana Guy (Bild, Nummer 25 DTB C-Rangliste) und Simone Herrmann (52 DTB), die beide die Farben des Offenbacher Tennisclubs vertreten.
Die Favoritin Hana Guy setzte sich mit 6:2 und 6:3 gegen ihre Vereinskollegin durch. Hana Guy wurde ihrer Favoritenrolle vollauf gerecht und verlor während des Turniers nicht einen Satz. Der Lohn waren 1600 Mark Siegprämie, für Simone Herrmann blieben noch 800 Mark. Jeweils 400 Mark gingen an die beiden Drittplazierten. Die Tschechin Simona Petru (52 DTB-C), vom Boris- Becker-Club Blau-Weiß Leimen, war im Halbfinale mit 1:6 und 0:6 gegen Hana Guy chancenlos. Jitca Dubcova (RW Kaiserslautern, 34 DTB-C) mußte gegen Simone Herrmann vorzeitig aufgeben.
Während sich also Hana Guy als Favoritin durchsetzte, endete der Wettbewerb der Männer mit einer großen Überraschung. An Nummer eins gesetzt war hier Markus Neuhausen, die Nummer 100 der deutschen Rangliste. Doch bereits in der zweiten Runde wurde er von Rainer Gunther, der über die Qualifikation ins Hauptfeld gelangt war, mit 6:7, 6:1 und 7:5 aus dem Rennen geworfen. Qualifikant Rainer Gunther vom TSV Wendelstein beließ es jedoch nicht bei dieser einen Sensation: Er schaltete auch im Halbfinale Marco Ockernahl (TC Wolfsberg, DTB 137) und im Endspiel Daniel de Boer (TC Ravensburg, DTB 103) aus. Gegen De Boer gab er den ersten Satz mit 5:7 ab, sicherte sich die beiden folgenden Durchgänge jedoch glatt mit 6:3 und 6:1. 2000 Mark wurden dem Überraschungssieger zuteil, mit der Hälfte mußte sich De Boer begnügen. Für Ockernahl und Frank Stettner (Fürth), der im Halbfinale an De Boer gescheitert war, lagen jeweils 500 Mark bereit.
Die Veranstalter durften hernach mit ihrem rundum gelungenen Tennis- Spektakel sehr zufrieden sein. Auch Petrus meinte es gut mit den Bieberern und wartete mit dem Öffnen der Schleusen bis nach dem Matchball von Rainer Gunther. Die tolle Resonanz erfreute die Turnierorganisatoren und macht Mut für die Zukunft.
Großen Anklang fand auch die Tombola am Samstagabend. Die Offenbacher Tennisfreunde nutzten die Gelegenheit, für "zivile" Eintrittspreise von fünf Mark hochklassiges Tennis zu sehen. Spätestens wer die Bieber Open gesehen hat, der weiß, daß in Deutschland nicht nur Steffi und Boris erstklassige Partien bieten können.
Neben einigen internationalen Assen waren in Bieber natürlich auch lokale Größen am Start. Besonders in den Qualifikationsturnieren kam es zu einigen "Nachbarschaftsduellen". Der seit Jahren bei den Bieber Open erfolgreiche Joachim Schmidt von der TSG Bürgel schaffte allerdings in diesem Jahr nicht den Sprung ins 32er-Hauptfeld. Patrick Gottesleben (Rot-Weiß Neu-Isenburg) und Julien Link (Offenbacher TC) schieden jeweils in der ersten Runde aus. Thomas Schaeck (TC Bad Vilbel) mußte im Viertelfinale aufgeben. In der Damen-Konkurrenz war der Offenbacher TC nicht nur auf Rang eins und zwei vertreten. Christina Wolf und Sabine Kremmling scheiterten jedoch bereits in der ersten Runde. Auch die Neu-Isenburgerinnen Sandra Groschwitz und Asli Kocaömer ereilte dieses Schicksal. Stefanie Meyer, ebenfalls aus Neu-Isenburg, schied im Achtelfinale gegen die spätere Dritte, Jitka Dubcova, aus. Dennoch sahen die Besucher bereits in den Qualifikationsturnieren spannende und auf gutem Niveau stehende Spiele. Zu den Vorrundenspielen durften die Offenbacher Tennis-Fans sogar kostenlos kommen. Tennisherz - was willst Du mehr? jbp
ORTENBERG/NIDDA. "Unsere Kinder werden in der Niddaer Oberstufe diskriminiert, nur weil sie aus Konradsdorf kommen. Die Schüler haben Angst, auch die zukünftigen Abgänger, vor dem, was sie dort erwartet", sagt eine Mutter. Sie will ihren Namen nicht genannt wissen, weil sie eine Benachteiligung ihrer Tochter im Unterricht befürchtet. Immer wieder bekämen die aus der Gesamtschule zum Gymnasium wechselnden Schüler vorgehalten, ihr Wissen und Können sei dem der Gymnasiasten unterlegen. "Ihr kleinen Analphabeten" und "So was kann man von Konradsdorfern natürlich nicht erwarten" lauteten beispielsweise die Sprüche einiger Lehrkräfte.
"Viele Vorfälle sind schwer nachweisbar. Die Aussagen der Lehrer sind oft nur zwischen den Zeilen lesbar. Dinge geschehen in einer grauen, nebulösen Zone", versucht Ingeborg Salatzkat, Mutter einer Schülerin in Nidda und Lehrerin in Konradsdorf, die Situation zu beschreiben. "Mir sind die Vorfälle nur gerüchteweise bekannt, da ist es schwer, etwas zu unternehmen. Die Eltern müßten mit konkreten Vorfällen auf mich zukommen", meint die Konradsdorfer Schulelternbeiratsvorsitzende Dr. Eva Pietsch- Berger.
Helmuth Schimanowski aus Ortenberg, Vater einer Schülerin in Nidda, hat sich an die Schulleitung des Gymnasiums gewandt. Anlaß war die Aufforderung eines Geschichtslehrers an die Jugendlichen, eine sechsseitige Chronologie seit der Vor- und Frühgeschichte bis zum heutigen Tag innerhalb einer Woche auswendig zu lernen. Der Grundkurs Geschichte besteht fast ausschließlich aus Schülerinnen und Schülern von Gesamtschulen. Da bei diesen Schülern aus der Mittelstufe keine Kenntnisse vorausgesetzt werden könnten, sollte die "Geschichte in Zahlen" einen Grundstock bilden, argumentierte der Lehrer laut Schimanowski. "Das ist kein Einzelfall. Wer von den Kindern nicht psychisch sehr stabil ist, streicht die Segel. Da sitzen 16jährige und heulen Rotz und Wasser, weil sie mit der Situation in Nidda nicht fertig werden", empört sich Schimanowski. "Nicht zuletzt deswegen, erscheint mir die Einrichtung einer gymnasialen Oberstufe in Konradsdorf als logische Konsequenz."
Schulleiter Dr. Heinz Frech aus Nidda sind die Vorwürfe unbekannt: "Das kann nur ein absurdes Gerücht sein, an dem nichts dran ist. Weder Eltern noch Schüler sind bisher an mich herangetreten. Solange mir keine konkreten Vorwürfe vorliegen, kann ich natürlich den Dingen auch nicht nachgehen." Auch der Vorfall im Geschichtsunterricht in seiner Schule habe mit einer unterschiedlichen Behandlung von ehemaligen Konradsdorfern und Niddaer Gymnasiasten nichts zu tun, sondern sei die Kritik eines Vaters am Unterrichtskonzept eines Lehrers.
"Wir sind eingeschüchtert und haben viel zu große Angst, daß unsere Namen irgendwo auftauchen und wir die Konsequenzen zu spüren bekommen. Wir fühlen uns nun mal einfach in Nidda nicht wohl, aber das geht den ehemaligen Gesamtschülern aus Gedern und Schotten sicher nicht anders. Benachteiligt werden wir ja nicht nur von den Lehrern. Auch unter den Schülern sind die Konradsdorfer die "Dummen vom Berg", erklärt eine Schülerin. Viele "ehemalige" Konradsdorfer verbrächten ihre Freistunden lieber in ihrer alten Schule als im Niddaer Gymnasium.
Werden einstige Gesamtschüler am Gymnasium tatsächlich herablassend behandelt? Ein Indiz dafür liefert eine Presseerklärung des Philologenverbandes. Der Titel: "Überlegenheit des traditionellen Gymnasiums wissenschaftlich untermauert." Ein Studienrat Manfred Fritsch aus Hüttenberg behauptet darin, daß eine "überproportional hohe Zahl der Schüler aus Konradsdorf (. . .) nach dem Übergang in Oberstufen der bestehenden Gymnasien erheblichen Nachholbedarf zeigten oder ganz scheiterten". In dem Bericht über eine Philologenversammlung heißt es weiter: "Am Rande der Sitzung merkte ein Teilnehmer genüßlich an, daß die von Befürwortern der zusätzlichen Oberstufe in diesem Zusammenhang immer wieder genannte Jahrgangsbreite von 60 Schülern etwa 50 Prozent der Gesamtjahrgangsbreite entspreche, so daß Konradsdorf damit den bundesweit höchsten Abiturientenanteil anstrebe. Natürlich nur aufgrund der außerordentlichen Intelligenzbündelung dieser Region?" ub / nes)
OSTEND. Ein "Umweltskandal" im Osthafen hat den Ortsbeirat 4 (Bornheim / Ostend) alarmiert. In einer Anfrage verlangen SPD und Grüne Auskunft über angebliche "Giftmischereien". Das Thema wird in der nächsten Sitzung des Ortsbeirates am Dienstag, 8. September, um 19.30 Uhr im Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Straße 24, behandelt.
Der Beirat will unter anderem wissen, ob dem Magistrat bekannt ist, daß eine Firma "Giftschrott und Erdaushub" mischen und verladen konnte. In dem Papier behauptet der Beirat auch, in der Schmickstraße stünden "Giftcontainer" mit zerrissener Abdeckung. Bei Regen sickere vergiftetes Wasser in den Boden.
Weitere Themen: Der Ortsbeirat schlägt vor, Zelte für Obdachlose im nächsten Winter auf dem Gelände der Weseler Werft aufzuschlagen. Die Grünen regen an, den Spielplatz in der Dörnigheimer Straße zu erweitern, sobald das dortige Baulager für den Rohbau des UBahn-Tunnels aufgelöst werden kann. rea
DARMSTADT. Zum Buch des Monats September wählte die Darmstädter Jury - Peter Benz, Walter Helmut Fritz, Peter Härtling, Georg Hensel, Hanne F. Juritz, Karl Krolow, Rolf Michaelis, Wilfried F. Schoeller und Gerhard Stadelmaier - Dagmar Leupolds Roman "Edmond - Geschichte einer Sehnsucht" (Collection S. Fischer). fr
Gisela Trowe wird 70 HAMBURG. Die in Dortmund geborene, jetzt in Hamburg lebende Schauspielerin Gisela Trowe wird am kommenden Sonnabend siebzig Jahre alt. Sie bekann ihre Bühnenkarriere 1942 in Gera, spielte dann zunächst in Berlin, wo sie unter anderem die Eva in der deutschen Erstaufführung von Brechts "Puntila" im Deutschen Theater war. Sie wirkte dann in vielen Filmen mit, arbeitete als Synchronsprecherin für prominente Darstellerinnen und trat dann auch im Fernsehen auf. fr
Erik Satie im Mittelpunkt KASSEL. Bei den diesjährigen Kasseler Musiktagen, die vom 2. bis 6. September stattfinden, stehen Werke des französischen Komponisten Erik Satie im Mittelpunkt. fr
Schroths Cottbusser Pläne COTTBUS. Der neue Intendant des Staatstheaters Cottbus, Christoph Schroth, plant für die erste Hälfte der Spielzeit Neuinszenierungen der Schauspiele "Der Kirschgarten" (Tschechow), "Die wundersame Schustersfrau" (Garcìa Lorca) und "Iphigenie in Freiheit" (Volker Braun) sowie der Opern "Jenufa" (Janacek) und "Hänsel und Gretel" (Humperdinck). Ein Tanztheaterprojekt "The Prisoners" von Jo Fabian ergänzt das Programm. fr
DREIEICH. In dieser Woche hält sich eine Delegation von Ärzten und Studenten aus dem rumänischen Sighetu in Dreieich auf. Sie wurde von der Stadt offiziell empfangen.
Die Delegation will nun psychiatrische und soziale Einrichtungen in der Region besichtigen. So stehen unter anderem betreute Wohngruppen und die Kliniken in Heppenheim und Riedstadt auf dem Programm. Die Gäste erhoffen sich davon Anstöße für eine bessere Psychiatrie in Rumänien.
Der Besuch kam auf Initiative von Mitgliedern des Sprendlinger Ortsbeirats zustande. Sie haben die "Aktion Rumänienhilfe" gegründet und schon zweimal Lebensmittel und Medikamente nach Sighetu gebracht. dac
ERIKA SCHÄFER (Foto), seit Januar Bürgermeisterin von Ober- Mörlen, feiert heute mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Jubiläum: Seit 25 Jahren ist die Sozialdemokratin im öffentlichen Dienst beschäftigt. Nach der Kaufmännischen Berufsschule hat Erika Schäfer bei der hessischen Justizverwaltung eine Ausbildung im mittleren Dienst absolviert und mit der Prüfung zur Justizsekretärin abgeschlossen. Von 1972 bis 1974 wechselte sie zur Kreisverwaltung Oberlahn, die nach der Gebietsreform 1974 zum Landkreis Limburg-Weilburg wurde. Nach mehreren Fortbildungslehrgängen wurde sie am 1. April 1974 zur Inspektorin ernannt. Am 1. Oktober 1977 avancierte sie zur Oberinspektorin und wurde in die Außenstelle Gießen des Regierungspräsidium Kassel versetzt. Am 1. März 1986 wurde sie zur Rechnungsrätin ernannt, am 1. März 1987 zur Oberrechnungsrätin und am 2. September 1987 erfolgte die Nachdiplomierung zur Diplomverwaltungswirtin. Ihr Aufgabengebiet als eine der ersten Prüferinnen des gehobenen Dienstes beim Bundesrechnungshof umfaßte das Bundesministerium für Jugend und Familie, Frauen und Jugend sowie das Bundesministerium für Familie und Senioren. Am 22. Januar dieses Jahres trat sie ihr Amt als Bürgermeisterin von Ober-Mörlen an.
WAUTOMA, 31. August (AP). Ein Wirbelsturm hat im US-Staat Wisconsin zwei Menschen das Leben gekostet, 30 weitere wurden verletzt. Wie die Behörden in Wautoma am Sonntag mitteilten, richtete der Tornado Sachschäden in Höhe von fünf Millionen Dollar an. Zweimal sei der Wirbelsturm auf die 1600 Einwohner zählende Stadt niedergestoßen, habe Häuser zerschmettert oder beschädigt und Tausende von Bäumen entwurzelt. Eine 66jährige Frau sei in ihrem Mobilheim umgekommen, das von dem Tornado mehrere hundert Meter durch die Luft gewirbelt worden sei. In einem anderen Mobilheim sei ein älterer Mann während des Unwetters offenbar einem Herzschlag erlegen. Gouverneur Tommy Thompson berichtete, 316 Häuser Wautomas seien beschädigt worden. Die Behörden ordneten ein Ausgehverbot für die Nächte an.
Vom18. bis 22. September findet in Frankfurt/Main der Deutsche Umwelttag statt. 100 000 Teilnehmer werden zu diesem "Öko-Kirchentag" erwartet, der die Perspektiven der nun schon 20 Jahre alten Ökologiebewegung erweitern soll. Eingeladen ist deshalb ein breites gesellschaftliches Spektrum: Umweltverbände, Unternehmen, Parteien, Initiativen - und der Bürger. Die FR stellt Themen-Schwerpunkte der Großveranstaltung in einer Serie auf der Umweltseite jeweils in der Dienstagsausgabe und am 18. September in einer sechsseitigen Beilage vor. Im heutigen Beitrag geht es um "Demokratie und Umweltschutz".
Die Frankfurter Theaterszene wird um einen neuen Spielort für englischsprachige Stücke reicher. Am Montag, 7. September, eröffnet das "Theater in Bornheim" (TiB) sein "English Pocket Theatre" mit einer Aufführung von Daniel Defoes "Moll Flanders". Das Einpersonenstück hat die Schauspielerin Dorothy Stuart einstudiert, die bereits im Frühjahr einen Monolog über das Leben von Virginia Woolf in der Bornheimer Landwehr 35 auf die Bühne gebracht hatte.
Von der neuen Spielzeit an will das TiB regelmäßig einmal im Monat Inszenierungen in englischer Sprache zeigen. Zielgruppe ist ein junges Publikum, das über das Theater mit englischer und amerikanischer Literatur in Kontakt kommen soll. Auch Schüleraufführungen an Nachmittagen sind geplant.
Der Schwerpunkt liege durchaus bei der Sprachvermittlung, so Dorothy Stuart, die zusammen mit Esmé Bromhead die künstlerische Leitung des "Pocket Theatre" übernommen hat. Das Interesse an Theater in englischer Sprache sei so groß, daß die neue Reihe keine Konkurrenz, sondern eine Ergänzung zum großen "English Theater" in der Kaiserstraße darstelle.
Neben Eigeninszenierungen Dorothy Stuarts wird es Stücke von verschiedenen Gruppen zu sehen geben. Nach der Eröffnung mit "Moll Flanders" vom 7. bis 9. September, jeweils 20.30 Uhr, zeigt das "Pocket Theatre" vom 19. bis 21. September "The Pickwickians at Manor Farm" nach Charles Dickens, vom 2. bis 4. November "Memoirs", ein Stück über Sarah Bernhardt, und vom 7. bis 9. Dezember "A Picture of Oscar Wilde". Alle Aufführungen in der Bornheimer Landwehr 35. fuh
Zur Person:
NICOLAS GEUVARA und FLORIPE GARCIA vom "Komitee zur Verteidigung der Menschenrechte in den Armenvierteln von Santo Domingo" sowie KERSTIN und THOMAS EINHARDT von der "Projektgruppe Rüstungsexport" in Idstein erhalten am heutigen Dienstag für ihre Organisationen den Aachener Friedenspreis 1992. Dieser "nur" mit Ehre dotierte Preis war 1988 von verschiedenen Aachener Friedensgruppen aus Protest gegen die Verleihung des Internationalen Karlspreises der Stadt Aachen an überwiegend konservative Politiker gestiftet worden. Mit dem Friedenspreis werden seitdem Persönlichkeiten oder Organisationen ausgezeichnet, die sich ohne Lobby und Machtapparate um Frieden und Völkerverständigung "von unten" bemühen. Das "Komitee zur Verteidigung der Menschenrechte in den Armenvierteln" von Santo Domingo kämpft seit Jahren gegen eine Bulldozer-Sanierung der Armenviertel in Santo Domingo zugunsten eines monströsen Leuchtturmes, mit dessen Einweihung am 12. Oktober der Landung von Christoph Kolumbus gedacht werden soll. Dafür mußten bisher rund 20 000 Familien ihre Notbehausungen verlassen. Die Idsteiner Projektgruppe Rüstungsexport kämpft seit 1980 gegen den Waffenexport in die Dritte Welt. Die Preisträger werden von Oberbürgermeister Jürgen Linde im Rathaus empfangen, ehe sie in der Aula Carolina den Ehrenpreis erhalten. (vs)
FRIEDBERG. Ein Schaden von 13 000 Mark entstand bei einem Unfall am Sonntagabend im Haingraben. Wie die Polizei mitteilt, kam ein Niddataler mit seinem Auto in einer Rechtskurve ins Rutschen. Sein Wagen prallte daraufhin mit dem entgegenkommenden Auto eines Friedbergers zusammen. Die Beifahrerin des Friedbergers erlitt bei dem Unfall leichte Verletzungen. skl
OBERURSEL. Mit dem Versuch, sein Image mit Hilfe bunt bebilderter Flugblätter auf Hochglanz zu bringen, hat der Magistrat eher Tadel als Lob geerntet. "Verschwendung auf Kosten der Steuerzahler", schimpfte die SPD, "Werbung im Hinblick auf die Kommunalwahl" die FDP. Und auch Bürgermeister Thomas Schadow (CDU), der die beiden Postwurfsendungen für 25 000 Mark - Themen: Wohnen in Oberursel und Kindergärten - zu verantworten hat, ist persönlich in die Kritik geraten. Wie die FR berichtete, bewohnt er eine Dienstwohnung und besitzt zugleich eine Eigentumswohnung am Hans-Rother-Steg. "Die Wohnung ist langfristig an eine Familie vermietet", hatte er in der vergangenen Woche erklärt. Doch ganz korrekt ist das offenbar nicht.
Nachbarn meldeten sich nach der Veröffentlichung bei der FR und machten verärgert darauf aufmerksam, daß der Bürgermeister bereits seit Mai seine Eigentumswohnung per Zeitungsinserat zum Verkauf anbiete. Häufig schauten sich Interessenten die Immobilie an, haben sie beobachtet. Den Mietern, einem Ehepaar, sei im Mai gekündigt worden, der Mietvertrag laufe im November aus.
Schadow, auf diese Informationen und den Widerspruch zu seiner Darstellung in der FR angesprochen, reagierte unwirsch: "Das ist meine Privatangelegenheit. Was meine Unterwäsche kostet, steht ja auch nicht zur öffentlichen Diskussion." Zur Sache räumte er ein, daß die Eigentumswohnung zum Zeitpunkt seiner Amtsübernahme (vor zweieinhalb Jahren) auf die Dauer von drei Jahren vermietet gewesen sei.
"Wohnen in Oberursel" ist so unproblematisch nicht, wie die städtische PR-Broschüre glauben läßt. Davon zeugen etwa 600 amtlich bekannte Wohnungssuchende in der Stadt, und das hat auch Stadtrat Gerd Krämer, Oberurseler Neubürger, erfahren müssen. Er wohnt (ebenfalls am Hans-Rother-Steg) zur Miete und zahlt 23 Mark für den Quadratmeter. "Ein Stadtrat verdient ja nicht schlecht, aber wenn meine Frau nicht mitverdienen würde, könnten wir uns das nicht leisten", erzählt er.
Auf die Schwierigkeiten sozial Schwächerer, in Oberursel eine Wohnung zu finden, hat gestern die Stadtverordnete Ellen Stephan-Gleich von den Grünen hingewiesen. 800 Sozialwohnungen würden dringend benötigt, und da fielen die 18 Wohnungen in Bommersheim, die 1993 bezugsfertig werden, nur gering ins Gewicht. Im Bebauungsplan "Kalbacher Straße" sieht sie ein Beispiel dafür, "wie wenig vordringlich der Stadt die Lösung des Wohnraumproblems erscheint".
Am Rande zur Feldgemarkung würden zahlreiche Einfamilienhäuser gebaut, während Mehrfamilienhäuser neben bereits bebauten Flächen vorgesehen seien. Die Grüne Stadtverordnete erklärte wörtlich: "Obwohl die Wohnungsnot der Verwaltung bekannt ist, verhält man sich, als säße man gemütlich in Kleinkleckersdorf und plant Stückchen um Stückchen anstatt den dringend anstehenden Bebauungsplan für das gesamte Areal Bommersheim Süd endlich als Ideenwettbewerb auszuschreiben - und am besten für das Camp King gleich dasselbe zu tun."
Viereinhalb Millionen veruntreut und verspielt Bewährungsstrafe für 50 Jahre alte Buchhalterin Von unserem Redaktionsmitglied Norbert Leppert So exzessiv war nach Auffassung des Frankfurter Landgerichts die Spielsucht einer 50 Jahre alten Buchhalterin, daß sie nicht mehr widerstehen konnte und in ihrer Firma mindestens viereinhalb, möglicherweile sogar sieben Millionen Mark veruntreute, die sie 1987/88 beim Roulette verlor. Sie wurde zu zwei Jahren Haft mit Bewährung verurteilt. Nach einer Geschäftspleite mit 70 000 Mark verschuldet, hatte die Angeklagte zunächst versucht, ihre finanziellen Nöte mit Lottogewinnen zu mildern. Doch selbst Einsätze von 1000 Mark pro Woche brachten ihr kein Glück. Um so hellhöriger wurde sie, als sie von einem gut betuchten und spendablen Bekannten erfuhr, wie der sein Geld machte: durch regelmäßigen Besuch der Spielbank in Wiesbaden.
Unterdessen wieder in fester Anstellung mit monatlich 5500 Mark brutto, schaffte es die Buchhalterin, sich mit der Einrichtung fiktiver Konten sowie mit Scheinbuchungen in ihrer Firma die zum Spieleinsatz nötigen Barmittel zu beschaffen. Erst ging es zu den Spielbanken nach Wiesbaden und Bad Homburg, später nach Baden-Baden und zuletzt nach Monte Carlo, wo die inzwischen spielsüchtige Frau Opfer einer Schlepperorganisation wurde.
Nahte im Büro der Feierabend, war die Frau schon völlig aufgelöst und konnte nicht schnell genug an den Roulettetisch kommen. Drei- bis viermal in der Woche tauchte sie dort auf, und tageweise waren es bis zu 100 000 Mark, die sie verlor. Da man sie für die Mitinhaberin des Unternehmens hielt, konnte sie in den Spielbanken auch Kredit bekommen.
Obwohl in der Firma zwei Wirtschaftsprüfer und ein Innenrevisor tätig waren, merkte man von den Veruntreuungen 20 Monate lang nichts. Als die Sache im November 1988 aufflog, legte die Buchhalterin ein Geständnis ab und unterschrieb ein Schuldanerkenntnis. Offensichtlich mit Rücksicht darauf, daß sie nicht in der Lage sein würde, den veruntreuten Betrag jemals in voller Höhe zurückzuzahlen, lautete das Schuldanerkenntnis lediglich auf zwei Millionen Mark.
Wie Professor Reinhard Redhardt als psychiatrischer Sachverständiger deutlich machte, war die Spielsucht der Frau so ausgeprägt, daß sie zum Aufhören nicht mehr imstande gewesen sei. Das Spielen sei zum Surrogat für das eigentliche Leben geworden, das mit etlichen Enttäuschungen einherging: Scheidung, Arbeitslosigkeit, des zweiten Mannes Geschäftspleite, Krankheiten.
Während die Vertreterin der Staatsanwaltschaft auf vier Jahre Freiheitsentzug plädierte, erkannte die 15. Großen Strafkammer - Vorsitz: Richter Ulrich Fidora - unter Berücksichtigung der eingeschränkten Schuldfähigkeit lediglich auf einen minder schweren Fall von Untreue, der mit zwei Jahren Freiheitsstrafe geahndet wurde. Übereinstimmend mit dem Antrag der Verteidigung wurde die Freiheitsstrafe zur Bewährung ausgesetzt.
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Kinderstunden im Puppenmuseum HANAU. Seine Kinderstunden nimmt das Hessische Puppenmusum wieder auf. "Wir ziehen Papierpuppen an" lautet das Motto am heutigen Dienstag, 1. September. Jeden ersten Dienstag zwischen 15 und 16.30 Uhr können Kinder im Alter von fünf bis zwölf Jahren unter einem anderen Thema basteln. Das Material stellt das Musuem. Nur der Eintritt von 0,50 Mark für Kinder und 2,50 Mark für Erwachsene muß bezahlt werden. ADFC erörtert die Lage HANAU. Die Nachbesprechung der Radwegebefahrung mit städtischen Vertretern am 15. August steht im Mittelpunkt des Treffens vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) am heutigen Dienstag, 1. September. Die Veranstaltung der Ortsgruppe im alten Café Zeitlos im Martin-Luther-Stift beginnt um 20 Uhr.
Rat in Rentenfragen HANAU. Ein Mitarbeiter der Landesversicherungsanstalt berät am Mittwoch, 2. September, bei der AOK, Mühlstraße 2 a, von 8.30 bis 12 Uhr kostenlos in Fragen zur Rente. "Geistesatem" bei "Neunauge" HANAU. Die westliche und östliche Hemisphäre zu einer komplexen Einheit bringen. Diesen Anspruch möchte die Galerie "Neunauge" mit einem Ausstellungsprojekt verwirklichen, das bis zum 4. Oktober zu sehen ist. "Geistesatem" lautet der Titel der Schau mit Werken internationaler Künstler. Die Öffnungszeiten der Galerie in Großauheim, Taunusstraße 9: Dienstag bis Sonntag von 13 bis 17 Uhr sowie nach Vereinbarung unter der Rufnummer 5 37 62. Vortrag über EG-Agrarreform MAIN-KINZIG-KREIS. Die EG-Agrarreform 1992 und ihre Folgen für die Landwirtschaft sind Themen einer Versammlung des Kreisbauernverbandes Main-Kinzig, die am Mittwoch, 2. September, 20 Uhr in der Gastwirtschaft Emmel in Neuberg-Ravolzhausen beginnt. Als Re- ferent tritt dabei ein Vertreter der Raiffeisen-Warenzentrale Hessenland auf. Neuer Brunnen in der Rosenstraße HANAU. Wasser aus dem Tankwagen sprudelt am morgigen Mittwoch, wenn um 15 Uhr der neue Brunnen in der Rosenstraße in der Hanauer Fußgängerzone vorgestellt wird. Oberbürgermeister Hans Martin und Stadtrat Klaus Remer werden das Kunstwerk Hagen Häusers übergeben.Abendgebet für Asylbewerber HANAU. In der Reihe der ökumenischen Friedensgebete lädt Pfarrer Martin Happel für Mittwoch, 2. September, um 19.30 Uhr zum Abendgebet in die neue Johanneskirche in der Frankfurter Landstraße ein. Anlaß sind die Feindseligkeiten gegenüber den Asylbewerbern in Gelnhausen und Hanau. Mit dem Abendgebet will die Kirchengemeinde für die Opfer des Ausländerhasses eintreten. TÜH ganztägig geschlossen HANAU. Die Technische Überwachung (TÜH) in der Bruchköbeler Landstraße hat am Freitag, 4. September, ganztägig geschlossen. Kochkurse bei der Familienbildung HANAU. Die Katholische Familienbildungsstätte im Hanauer Bangert bietet im September folgende Kochkurse an: Vollwertküche ab 9. September, 19 Uhr; Gemüse-Mahlzeiten ab 17. September, 19 Uhr; cholesterinarme Kost ab 21. September, 19 Uhr; Aufläufe und Überbackenes ab 22. September, 19 Uhr. Anmeldungen telefonisch unter der Nummer 06181/22312. Rhetorik für Frauen HANAU. Ihre Rhetorik können Frauen in zwei Kursen der Katholischen Familienbindungsstätte im Hanauer Bangert schulen: der Vormittagskurs beginnt am Montag, 7. September, um 9.15 Uhr, der Abendkurs tags darauf um 19.30 Uhr. Die Kurse umfassen sechs Termine. Anmeldungen telefonisch unter 06181/22312.
Dienstag, 1. September
Theater Keine Vorstellungen. Musik Oper Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 23 60 61: 20 Uhr, Israel Chamber Orchestra. Alte Oper, Opernplatz, Tel. 1 34 00: Großer Saal: 20 Uhr, Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz; Mozart Saal: 20 Uhr, Orchester und Vokalensemble "La Stagione"; Hindemith-Saal: 22 Uhr, Offenbarungen - Alexander Knaifel; Altes Foyer: 18.30 Uhr, Einführung zum Konzert im Mozart Saal.
Alte Nicolaikirche: 20 Uhr, "Anarchic Harmony - John Page 80" und "Number Pieces II - Ives Ensemble".
Batschkapp, Maybachstr. 24: 20 Uhr, Luna Chicks.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Bill Burns.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Biber Hermann.
Jazz Kneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Jazz Trio.
Negativ, Walter-Kolb-Str. 1: 20 Uhr, Die Krupps.
Haus Dornbusch: 15 Uhr, "Caféhaus unterwegs" mit Caféhausmusik, Schellackplatten und Gästen.
BRUCHKÖBEL. Zu einer Abendveranstaltung mit dem Thema "Die neuen Aufgaben des Mannes in der Familie" lädt die evangelische Kirchengemeinde Marköbel ein.
Der Vortrag findet am heutigen Mittwoch, 2. September, um 20 Uhr im Martin-Luther-Haus statt. Flei
Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Telefon 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 93); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); Lücke TPT - Gemeinschaftsbilder (bis 23. 9.); Oskar Kokoschka & Alma Mahler - "Die Puppe: Epilog einer Passion" (bis 18. 10.).
Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Szenenwechsel "7 neue Räume - Balkenhol, Flinzer, Slominiski, Artschwager/Nauman/Ruscha/Trockel, Bayrle, Cahn, Klemm" (bis Okt./Dez.); Sonderausstellung "United Colors of Benetton" (bis 22. 9.).
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr, Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellungen "Urpferdchen und Krokodile - Messel vor 50 Millionen Jahren"; "Fossilien aus Libanon"; "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten".
Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, Sa., 14 Uhr, So., 11 Uhr, sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 33 71; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellung "Anne in Frankfurt" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Außereuropäische Lauten - Werkzeug und Kunstwerk" (bis 4. 10.); Sonderausstellung "Werkstätten der Humanität - 250 Jahre Freimaurer in Frankfurt" (bis 6. 9.); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.
Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.
Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen, So., 11 Uhr.
Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Schmuckausstellung "Antike" (bis Ende 92); Sonderausstellung "Goertz Design New York" (bis 20. 9.).
Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 2 12 - 3 88 30: Bibliothek Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr, Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I u. II; Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.
Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212 - 3 84 71: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; Dauerausstellung "Von der Urhütte zum Wolkenkratzer"; "Moderne Architektur in Deutschland 1900-1950. Reform und Tradition" (bis 29. 11.); "Hans Scharoun".
Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.
Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr, in der Dauer- sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950).
Museum für Vor- und Frühgeschichte im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/ Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 - 3 58 96: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr, Dauerausstellung.
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So., 10-17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellungen - "Fremdes Geld" & "Gold aus Mali" (bis 11. 10.).
Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr, Die Künstlerpostkarte - "Von den Anfängen bis zur Gegenwart" (bis 13. 9.).
Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Tel. 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Christoph Heinrich Kniep - "Zeichner an Goethes Seite" (bis 27. 9.); Autographen der Goethezeit (bis 31. 8.).
Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellungen "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts" und "Leben und Werk des Mundartautors und Satirikers Friedrich Stoltze; Sonderausstellung "Über Schnaken, Käwwern und immergrüne Blätter zum Gelbärgern - der Zeitungsmann Adolf Stoltze" (bis 30. 10.).
Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".
Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und Feiertag, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U- Bahn".
Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr, bei Fahrbetrieb 10 bis 17 Uhr, Fahrtag am 6. und 27. September.
Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".
Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr; Ausstellung "Kinder aus Rußland zeichnen ,Struwwelpeter' neu" (bis 31. 10.).
Dommuseum, Am Domplatz, Telefon 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche; Jörg Stein - "Calf - Installation" (bis 6. 9.).
Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.
Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr, Stefan Kiess - Frankfurter Architekturen (bis 1. 9.).
Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.
Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm- Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).
Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.
Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr.
Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.
Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann- Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und Feiertag, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.
GEDERN. Leichte Verletzungen erlitt ein Autofahrer aus Mörfelden am Samstagmittag auf der Straße zwischen Gedern und Hartmannshain.
Nach Angaben der Polizei war der Mann zu schnell gefahren und deshalb in einer Rechtskurve mit seinem Wagen von der Fahrbahn abgekommen und gegen eine Böschung geprallt.
An seinem Auto entstand ein Schaden von 10 000 Mark. skl
Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do., 19 Uhr.
Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.
Galerie Paul Sties, Braubachstr. 12, Tel. 29 39 03: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Andreas Exner (bis 4. 9.).
Galerie Heussenstamm-Stiftung, Barckhausstr. 1-3, Tel. 72 46 67: Di. bis Fr., 16 bis 19 Uhr, Sa./So., 11 bis 13 Uhr, Raimon Ruhleder - Linolschnitte (bis 4. 9.).
Frankfurter Westend Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Leonardo Fretta, Romano Furlani, Albano Morandi (bis 5. 9.).
Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 741 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Künstler der Galerie (bis 5. 9.).
Galerie der Künstler, Barckhausstr. 1-3, Tel. 72 55 26: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Katja Lübke - "Zeichnungen" (bis 7. 9.).
Galerie Bernd Slutzky, Friedrichstr. 8, Tel., 72 39 40: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Walter Stöhrer - "Neue Radierungen" (bis 9. 9.).
Galerie Schwind, Braubachstr. 24, Tel. 28 70 72: Di. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Steffen Fischer (bis 12. 9.).
Galerie Woeller Paquet, Schneckenhofstr. 10, Tel. 62 38 19: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Kevin Coyne - "Big Fish and Silly Sausages" (bis 15. 9.).
Galerie Aurum, Oppenheimer Landstr. 42, Tel. 62 77 26: Di. bis Fr., 10 bis 12 Uhr und 14 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Künstler der Galerie - "Von Eins bis Zehn" (bis 19. 9.).
Galerie an der Galluswarte, Mainzer Landstr. 269, Tel. 730 60 00: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Gyjho Frank - Bilder; Armin Gehret - Farbige Zeichnungen; Karin Rahts-Dannemann - Malerei (bis 19. 9.).
Fotografie Forum, Leinwandhaus, Weckmarkt 17, Tel. 29 17 26: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr, Sa./So., 11 bis 17 Uhr, "Bilderlust" (bis 20. 9.).
Galerie Baby K., Hanauer Landstr. 139-145, Tel. 49 52 90: Mo. bis Fr., 15 bis 20 Uhr, István Geller, Zoltán Pal, Sándor Pinczehelyi & László Valko - Künstler aus Ungarn (bis 25. 9.).
Frankfurter Kunstkabinett, Börsenplatz 13-15, Tel. 28 10 85: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Stefan Plenkers - Gemälde und farbige Tuschen (bis 25. 9.).
Galerie Frank Hänel, Braubachstr. 26, Tel. 29 58 73: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, TERK (bis 26. 9.).
Kommunale Galerie im Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., bis 20 Uhr, Wolfgang Habel - "Bild Tafel - Tafel Bild" (bis 27. 9.).
Galerie Schneider, Gutleutstr. 94, Tel. 23 95 83: Di. bis Fr., 10 bis 12.30 Uhr & 14 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, 10 Jahre Galerie Schneider (bis 2. 10.).
Galerie Ulrich Gering, Textorstr. 91, Tel. 62 51 16: Di. bis Fr., 14 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Reinhard Behrens - "Bilder, Zeichnungen, Installation" (bis 2. 10.).
Galerie Timm Gierig, Weckmarkt 17, Tel. 28 71 11: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 14 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 17 Uhr, So., 12 bis 17 Uhr, Baschang, Hartlieb, Hitzler, Rink, Sartorius, Schultze, Wassermann - Zeichnung I.
Galerie Raphael, Grüneburgweg 86, Tel. 72 90 37: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Bilderzeugnisse der abstrakten Kunst (bis 24. 10.).
Galerie Art to Use, Eschersheimer Landstr. 5-7: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, "Style forms Function" (bis Ende Okt.).
Galerie Urlass, Fahrgasse 19, Tel. 29 57 27: Di. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 13 Uhr, Darmstädter Künstlerkolonie, Wiener Werkstätte, Nürnberger Handwerkskunst, Bauhauskünstler u. a. - "Dialog der Formen - Metallkunst des 20. Jahrhunderts" (bis 31. 10.).
Ausstellungen Frankfurter Kunstverein, Deutsche Bank, Große Gallusstr. 10-14: Schalteröffnungszeiten, Jahresgaben des Frankfurter Kunstvereins - eine Auswahl aus den Jahren 1981-1992 (bis 4. 9.).
Forum der FRASPA, Töngesgasse 40, Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Brigitte Binzer - Malerei (bis 4. 9.).
Künstlerinitiative U4 frAnkfuRT, Berger Str. 329: Mi. & Fr., 19 bis 22 Uhr, Gudrun Jork / Klaus Bittner / Volker Staegmann - "U4 - Sommer / Installationen" (bis 4. 9.).
Zentralbibliothek, Zeil 17-23: Di. bis Fr., 10 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, "V.O.N. Nah und Fern - Verena, Oliver, Nurettin" (bis 5. 9.).
Karmeliterkloster, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., bis 20 Uhr, "Frankfurter Designer: Wilhelm Zimmermann" - Titel-Bilder-Plakate (bis 13. 9.); Ausstellung II "Barcelona Bars" - "Die Spitze des Eiswürfels" (bis 13. 9.).
Argentinisches Generalkonsulat, Wiesenhüttenplatz 26: 9 bis 13 Uhr, "Argentinien - Photographische Impressionen" (bis 10. 9.).
Berger Bücherstube, Marktstr. 15: Robert Gernhardt - "Zeichnungen" (bis 15. 9.).
Café Cult, Schillerpassage: tägl. 8 bis 1 Uhr, Gerd Kehrer - "Collagen" (bis 15. 9.).
Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo., bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., bis 18 Uhr, Sa., bis 17 Uhr, "Biographie und Lebenswerk Walter Fabian" (bis 17. 9.).
Café Gegenwart, Berger Str. 6: Jafeth Mariani - "Neue Bilder - Avanspectiva" (bis 19. 9.).
Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4, Tel. 29 06 58 59: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr, Wolfgang Schmidt - "Plakate, typografische Gedichte, Schmidtbilder usw." (bis 20. 9.).
Stadtbücherei Gallus, Idsteiner Str. 65: Di. & Do., 13 bis 19 Uhr, Mi. & Fr., 13 bis 17 Uhr, Fotodokumentation "Frauen und Stadt konkret" (bis 20. 9.).
Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage, Tel. 28 17 94: täglich, 11 bis 17 Uhr; Jutta Heilmann - Aquarelle und Radierungen (bis 20. 9.).
Stadtteilbücherei Bornheim, Arnsburger Str. 24: Islamische Schriftbilder von Hasan Temitztürk (bis 26. 9.).
Café Läuft, Rohrbachstr.: So. bis Fr., 10 bis 24 Uhr, Sa., 10 bis 18 Uhr, Rainer Ruß - "Phantastische Gemälde - Kohle / Pastell / Kreide" (bis Ende Sept.).
Treffpunkt Rothschildpark, Oberlindau 20: 9 bis 12 Uhr, Mi., 15 bis 17 Uhr; Bilder behinderter Mitarbeiter der Praunheimer Werkstätten (bis Ende Sept.).
Romanfabrik, Uhlandstr. 21: Margot Lang - "Bilder in Pastellkreide & Acryl" (bis Ende Sept.).
Frankfurter Malakademie, Affentorhaus, Affentorplatz 1, Tel. 45 47 11: täglich, 17.30 bis 19.30 Uhr; Anne Engelbrecht und Mona Riehmers - Ölmalerei (bis 26. 10.).
Sozial- und Reha-Zentrum West, Alexanderstr. 92, Tel. 78 99 30: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, So., 14 bis 18 Uhr; Gick Isac Levy (bis Ende Oktober).
Buchladen "Land in Sicht", Rotteckstr. 13: Ladenöffnungszeiten, "Ein Fenster für John Cage" - Partituren, Bücher & Photos von Manfred Leve (bis 31. 10.).
Buchladen "Land in Sicht", Rotteckstr. 13, Tel. 44 30 95: Ausstellung "Ein Fenster für John Cage" mit Partituren, Büchern und Photos von Manfred Leve (bis 31. 10.).
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie West am Palmenhaus: "Pflanzenwelt Chiles - Flora silvestre de Chile" (bis 1. 11.).
Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".
Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).
Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30, Tel. 7 98 35 64: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, Fr. 10 bis 12 Uhr; Treppenhaus-Ausstellung - "Von Mars(x)-Menschen und Superbirnen".
&blt; Radierungen von Walter Ströher
Die Ausstellung mit Farb- und Schwarzweißradierungen von Walter Ströher in der Galerie Slutzky, Friedrichstraße 8, wurde bis zum 9. September verlängert. Geöffnet ist die Galerie montags bis freitags von 11 bis 18 Uhr und samstags von 11 bis 14 Uhr. &blt; Limburger Kunstwochen In den Räumen der Kunstsammlung des Historischen Rathauses in Limburg finden bis zum 27. September die Limburger Kunstwochen statt. Die Initiative Limburger Künstler, Kunsthandwerker, der Förderkreis der Freunde der Bildenden Kunst und das Kulturamt bieten ein umfangreiches Ausstellungs- und Kunstmarktprogramm mit Malereien, Materialbildern, Fotoarbeiten, Grafiken und Glasbildern. Geöffnet täglich von 10 bis 18 Uhr. &blt; Zusatzvorstellung "Carmina Burana" Im Rahmen der Burgfestspiele in Dreieichenhain findet am Mittwoch, 2. September, um 20 Uhr eine zusätzliche Aufführung des Estnischen Staatsballetts von "Carmina Burana" & "Fräulein Julie" statt. Telefonische Kartenvorbestellungen unter der Rufnummer 0 61 03 / 3 78 00. &blt; Islamische Schriftbilder Arbeiten des Malers, Grafikers und Kalligraphen Hasan Temitztürk sind vom 1. bis zum 26. September in der Stadtteilbücherei Bornheim, Arnsburger Straße 24, zu sehen. Der Künstler zeigt islamische Schriftbilder, verwendet aber auch Elemente europäischer und ostasiatischer Kalligraphie. Die Ausstellung ist zu den Öffnungszeiten der Stadtteilbücherei zugängig. &blt; Schwarze Papiercollagen Im Gallustheater, Kriftler Straße 55, wird am Dienstag, 1. September, um 20.30 Uhr eine Ausstellung mit Arbeiten des Wiesbadener Künstlers Eckard Burk eröffnet. Geöffnet ist die Schau bis zum 10. Oktober dienstags bis samstags von 15 bis 18 Uhr und zu den Veranstaltungen. &blt; "Filme wider das Vergessen" Das Wiesbadener Archivkino Caligari, Marktplatz 9, startet am 1. September, eine Filmreihe, die an die Deportationen von Juden in Konzentrationslager erinnern soll. Eröffnet wird die Reihe am Dienstag um 19.30 Uhr mit dem amerikanischen Dokumentarfilm aus dem Jahre 1985 "Die Partisanin von Wilna". &blt; Klaviermusik und Rezitationen Zugunsten der Vereinigung Freischaffender Blinder Künstler findet am heutigen Dienstag, 1. September, um 20 Uhr in der Wiesbadener Villa Clementing, Frankfurter Straße 1, ein Klavierkonzert statt. Auf dem Programm stehen Werke von Chopin, Debussy und Brahms. &blt; Arbeiten auf Papier In der Galerie Meyer-Ellinger, Brönnerstraße 22, wird am heutigen Dienstag um 19 Uhr eine Ausstellung mit Bildern des Künstlers John Chamberlain eröffnet. Geöffnet ist die Galerie dienstags bis freitags von 10 bis 18.30 Uhr sowie samstags von 10 bis 13 Uhr. &blt; Malerei, Grafik & Skulptur In der Hanauer Galerie Neunauge in Großauheim, Taunusstraße 9, sind derzeit Arbeiten von türkischen, indischen und deutschen Künstlern zu sehen: Monotypien von Sujata Bajaj, Malerei von Hasan Ciftci, Litographien von Surindra Chadha, Thangkas von Lobsang Tenzin und Bilder von Jochen Schwarz. Geöffnet ist die Galerie dienstags bis sonntags von 13 bis 17 Uhr. &blt; Accrochage bei Sander Die Galerie Sander in Darmstadt, Goethestraße 1 a, zeigt derzeit internationale Kunst nach 1945. Gezeigt werden Arbeiten aus dem deutschen und österreichischen Informel, Arbeiten der "Ecole de Paris", der Gruppe Spur und anderer. Besichtigen kann man die Schau bis zum 31. Oktober dienstags bis freitags von 10 bis 18.30 Uhr sowie samstags von 10 bis 13 Uhr.
"Weltkonzerne im Wandel" - so lautet das Thema der sozialethischen Gespräche in Höchst, die jedes Jahr von der evangelischen und katholischen Erwachsenenbildung veranstaltet werden. Sie beginnen am 8. September, 19.30 Uhr, im Pfarrheim in der Schleifergasse 2-4. Thema des ersten Abends ist der "Kollaps der Modernisierung oder Krise des Fordismus - neue Rahmenbedingungen für die Strategie der Unternehmen".
Alle weiteren Veranstaltungen finden jeweils dienstags, am 15., 22. und 29. September, ebenfalls um 19.30 Uhr im Pfarrheim statt. ki
BAD HOMBURG. Die Musik der Sefarden, der Juden, die im 15. Jahrhundert aus Spanien ausgewiesen wurden, ist eine Mischung aus mitteleuropäischer, jüdischer und arabischer Musik und Tradition. "Mangrana", eine Gruppe aus Heidelberg, hat sich dieser Musik angenommen. Sie sind mit ihren sefardischen Liedern am Donnerstag, 10. September, in Bad Homburg zu Gast.
Im Kulturzentrum Englische Kirche singen und spielen Marcela Niel, Spanierin und Sängerin der Gruppe, Rainer Wagenmann (Gitarre) und Harald Forkel (Flöten) um 20 Uhr die Lieder der Juden aus Spanien, die ihre Musik und ihre Sprache nach ihrer Vertreibung mit in andere Länder nahmen. Noch heute werden die Lieder in Judeo-Spanisch, einer Mischung aus Altspanisch und einigen hebräischen Wörtern, gesungen. Der Eintritt zu dem Liederabend kostet zwölf und acht Mark. ca
LANGENSELBOLD. Zu einem Vormittag mit Jazz, Spirituals und "Gebabbel" lädt die Buchhandlung Schell gemeinsam mit der Stadt für Sonntag, 6. September, 11.15 Uhr, in die Klosterberghalle ein. Die Tower Jazz Band aus Berlin spielt traditionellen Jazz und der Jugendchor des Volkschores bietet unter der Leitung von Ralf Emge Spirituals und Gospels.
Elka Bruchhaus wird für die literarische Gestaltung des Vormittags sorgen und einige Stücke in hessischer Mundart vortragen. alu
ski FRANKFURT A. M. Das deutsche Geldgewerbe will an der Spareinlage, wie sie im Kreditwesengesetz (KWG) geregelt ist, festhalten. Wie berichtet, beabsichtigt die Bundesregierung, mit der vierten KWG-Novelle die einschlägigen Vorschriften über den Sparverkehr zu streichen. Dies lehnen die im Zentralen Kreditausschuß (ZKA) zusammengeschlossenen Verbände der Banken und Sparkassen in einer gestern vorgelegten umfangreichen Stellungnahme zu dem Bonner Gesetzentwurf ab. Sie weisen darauf hin, daß der Wegfall dieser Passagen in den betreffenden EG-Richtlinien - diese sind wichtigster Anlaß für die Novellierung - nicht gefordert werde.
In dem Papier heißt es, das Institut der Spareinlage mit den KWG-Vorschriften habe sich bewährt. Diese Sparform habe "als Liquiditätsvorhaltung und für die Vermögensbildung der privaten Haushalte ihren festen Platz". Die besonderen gesetzlichen Bestimmungen - zum Beispiel dreimonatige Kündigungsfrist für Beträge über 2000 Mark oder Vorschußzinspflicht bei vorzeitiger Abhebung - seien wegen der großen volkswirtschaftlichen Bedeutung dieser Einlagen, aber auch im Interesse des Sparerschutzes getroffen worden. Eine Streichung würde laut ZKA "zu einer weiteren Beunruhigung der Sparer führen, was letzten Endes negative Auswirkungen auf die langfristige Geldkapitalbildung haben wird".
In der an die zuständigen Ausschüsse des Bundesrates gerichteten Stellungnahme bittet die Kreditwirtschaft "nachdrücklich" darum, dem Vorhaben der Regierung zu widersprechen. "Allenfalls" könnten der ohne Kündigung abhebbare Betrag von 2000 auf 3000 Mark erhöht und die Klauseln über die Vorschußzinsberechnung gestrichen werden.
Bedenken meldet die Geldbranche noch gegen eine ganze Reihe weiterer Änderungen des KWG an, die der Bonner Entwurf vorsieht. Beispielsweise sehen die Verbände in der geplanten, im internationalen Vergleich restriktiven Definition des Eigenkapitals eine "schwerwiegende" Benachteiligung der deutschen Institute gegenüber ausländischen Wettbewerbern. Die hiesigen Banken müßten nämlich "erheblich mehr teures Eigenkapital vorhalten". Es geht hier nicht zuletzt um die Anerkennung sogenannter Neubewertungsreserven in Immobilien und Wertpapieren, vereinfacht ausgedrückt: um die im Ausland großzügig gewährte Möglichkeit, durch das bilanzielle Hochschreiben von Vermögenswerten zusätzliches Kapital herbeizuzaubern. Die Bundesregierung will dies nur in sehr begrenztem Rahmen zulassen, während eine solche Einschränkung in der Brüsseler Direktive nicht vorgesehen ist und nach Darstellung des ZKA auch in keinem anderen Land der Zwölfergemeinschaft gilt.
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Diskussion über Schlachthof Im Anschluß an den "Sonn-Talk", den die SPD am 6. September, um 10.30 Uhr in der Bildhauerwerkstatt Rano Raraku, Spitzstraße, Harheim, veranstaltet, findet ein Gespräch zwischen dem hessischen Landwirtschaftsminister Jörg Jordan und Schlachthofgegnerinnen statt. Die Frauen gehören der Bürgerinitiative "Ja zum Wohnen und Leben in Nieder-Eschbach - Nein zum Schlachthof" an. Offener Treff für Frauen "Du bist nicht allein" - unter diesem Motto treffen sich Frauen, die sich in einer neuen Lebenssituation befinden, im Offenen Treff der Evangelischen Familienbildung, Darmstädter Landstraße 81. Das erste Treffen findet statt am Montag, 14. September, 20 Uhr. Kur-Urlaub für Frauen Die Frauenarbeit der Evangelischen Landeskirche in Baden veranstaltet vom 23. September bis 7. Oktober im Katharina-Staritz-Haus in Bad Salzhausen einen Kur-Urlaub für Frauen, die Erholung suchen und an Bibelarbeit interessiert sind. Informationen erteilt der Regionalverband Frankfurt unter der Rufnummer 21 65-232. Kurse für Alleinstehende Die Arbeitsstelle "Alleinstehende" hat ein neues Veranstaltungsprogramm erstellt, das ab sofort beim Evangelischen Regionalverband, Eschersheimer Landstraße 565, erhältlich ist. Es werden unter anderem Kurse angeboten wie "Nähe und Distanz", "Ich möchte mein Alleinsein verändern und weiß noch nicht wie" oder "Kontakt- und Kommunikationstraining". Teilnehmen können Männer und Frauen im Alter bis zu 50 Jahren. Anmeldung unter Rufnummer 53 02-236, von 9 bis 12 Uhr. Frauen und Leistung Der Verein zur beruflichen Förderung von Frauen bietet am 2. und 3. Oktober zwei Veranstaltungen für berufstätige Frauen an. Mit Hilfe praktischer Übungen (zum Beispiel Rollenspielen) sollen die Teilnehmerinnen sich unter anderem mit der Frage "Was bedeutet Leistung für mich?" auseinandersetzen. Die Seminare dauern von 17 bis 20 Uhr beziehungsweise von 10 bis 16.30 Uhr. Ort der Veranstaltung: Bockenheim, Kasseler Straße 1 a, Telefon 70 62 85 oder 70 55 55. "Christlicher Sozialismus" Ist "Christlicher Sozialismus" ein notwendiger Protest gegen die kapitalistische Marktwirtschaft? Ein Thema, daß bei den nächsten Mittwochsgottesdiensten im Ökumenischen Zentrum Christuskirche am Beethovenplatz im Mittelpunkt stehen wird. Pfarrerin Christiane Dannemann wird am 9. September von 19 Uhr an über Leben und Theorie des religiösen Sozialisten Leonhard Ragaz sprechen. "Jesus - der Sozialist des Reiches Gottes" heißt das Thema am Mittwoch darauf und am 23. September folgt Ludwig Metzger mit der Frage "Die Krise des Sozialismus - eine Krise der Kirche?"
MAINTAL. Der Ortsverband der Maintaler Grünen unterstützt "nachdrücklich" die Politik des Magistrats, die Flüchtlinge in Wohngebieten anzusiedeln und möglichst enge Kontakte zur Bevölkerung herzustellen. "Nur so sind eine gefährliche Gettobildung und Kriminalisierung zu vermeiden", teilt der Ortsverband mit und weist zugleich alle Versuche zurück, das Flüchtlingsproblem auf das im Grundgesetz verankerte Menschenrecht auf Asylgewährung zurückzuführen.
Eine Änderung von Artikel 16 Grundgesetz werde an dem Zuwanderungsdruck nach Europa nichts ändern. Die Rufe aus den Reihen von CDU/CSU und FDP nach Grundgesetzänderung ist nach Ansicht der Grünen "eine unlautere und gefährliche Ablenkung von unangenehmen Tatsachen".
Dies zeige bereits das Beispiel der anderen europäischen Länder mit anderer Rechtslage, die unter dem selben Druck stünden. Bei den sogenannten Wirtschaftsflüchtlingen handle es sich zum Großteil eben um "Elendsflüchtlinge, die aus Gebieten flüchten, in denen Hungersnöte, allgemeine Unterdrückung und Bürgerkrieg herrschen".
Obwohl das Bundesverfassungsgericht das Asylrecht streng eingegrenzt habe auf individuelle Verfolgung aus politischen und religiösen Gründen, könnten diese Menschen nicht ohne Prüfung in ihre Herkunftsländer zurückverfrachtet werden.
Die Politiker, die gegen das Asylrecht polemisierten, wüßten ganz genau, "daß die Durchführung des Asylverfahrens das Problem ist, und nicht das Grundgesetz". Das Asylverfahrensrecht könne theoretisch die Überprüfung stark beschleunigen, stellen die Grünen fest, aber praktisch gelinge dies den Bundesbehörden nicht, wie gerade demonstriert werde.
Der Vorstand des CDU-Ortsverbandes Maintal-Dörnigheim hat "den Richtungswechsel der Bundes-SPD in der Asylpolitik und für künftige Blauhelmeinsätze der Bundeswehr" begrüßt. Schließlich hätten die Führungsspitzen der Partei nach einjähriger Verweigerungshaltung "endlich eingesehen, daß nur über eine Grundgesetzänderung dem massenhaften und vielfältigen Mißbrauch des Asylrechts begegnet und damit die Voraussetzung für eine einheitliche europäische Regelung geschaffen werden" könne, kommentieren die Christdemokraten den Gesinnungswandel der Sozialdemokraten.
Der Maintaler SPD wirft die CDU vor, sie habe "nichts, aber auch gar nichts" zu dieser Änderung beigetragen. Weder habe sie ihren Bundestagsabgeordneten noch ihren Landtagsabgeordneten aufgefordert, bei der Bundespartei auf eine Änderung der Asylpolitik zu drängen. Und auch an den Bundesvorstand hätten sie nicht geschrieben. Noch im Juli hätten der SPD-Fraktionsvorsitzende Mario Arendt und der Stadtverordnetenvorsteher Josef Sigulla unmißverständlich artikuliert, mit der SPD gebe es keine Ergänzung des Grundgesetzartikels 16, erinnert die CDU und schlußfolgert, wie falsch diese Einschätzung gewesen sei, werde jetzt offensichtlich.
Währenddessen sei die "Unterstützergruppe für ausländische Flüchtlinge" auf die Ankunft der neuen 162 Asylsuchenden in Maintal am morgigen Mittwoch gut vorbereitet, teilt die Arbeiterwohlfahrt (AW), Ortsverein Maintal, mit.
Bisher hätten sich bereits fast 200 freiwillige Helferinnen und Helfer bereit erklärt, etwas für die ausländischen Flüchtlinge zu tun, und viele Rückmeldungen würden noch erwartet.
Der "Unterstützergruppe" gehören laut AW die Kirchengemeinden, die SPD- Frauen, das DGB-Ortskartell, der Ausländerbeirat, die Friedensinitiative, das Antifaschistische Bündnis Maintal und viele weitere Helfer an.
AW-Geschäftsführer Lothar Volk äußert Freude über "die Flut von Sympathie, die viele Maintaler den Asylsuchenden jetzt entgegenbringen.
"Wenn alle weiter so aktiv bleiben und sich noch weitere Helfer melden, dann haben wir für jeden Asylsuchenden in Maintal einen eigenen Betreuer", freut sich Volk und nennt konkrete Arbeitsergebnisse: Für alle Unterkünfte sind Deutschkurse vorbereitet, und aufgrund einer Spende der evangelischen Kirchengemeinde Bischofsheim konnten auch schon je 100 Lehr- und Übungsbücher beschafft werden. Gesichert ist laut Volk auch die Hausaufgabenhilfe für die Kinder in Dörnigheim. Für die Flüchtlingskinder in Bischofsheim werden noch weitere Helferinnen und Helfer gesucht.
Geplant ist schließlich eine "Stellenbörse" für die Flüchtlinge. Bei der Vermittlung von Arbeitsstellen will die "Unterstützergruppe" mit dem Maintaler Arbeitsamt zusammenarbeiten. pom
rb FRANKFURT A. M. In Ostdeutschland ist der Kampf um den Pharma-Markt hart entbrannt. Auch der Frankfurter Arznei-Großhändler Andreae-Noris Zahn (Anzag) bekam dies im ersten Halbjahr zu spüren. Der Marktanteil im Osten sei abgebröckelt, heißt es im Zwischenbericht, "weil der gestiegene Leistungsanspruch der Kunden in bezug auf Lieferfähigkeit und Sortimentsbreite von den zum Teil oberhalb der Kapazitätsgrenze operierenden Niederlassungen nicht immer erfüllt werden konnte". Konsequenz der Selbstkritik: Mit Investitionen von 60 Millionen Mark im laufenden Jahr werden die Kapazitäten erweitert.
Der verschärfte Wettbewerb in der Ex-DDR führte auch dazu, daß die Anzag ihren Kunden dort größere Rabatte einräumen mußte. Dennoch sei der operative Gewinn gestiegen. Nur aufgrund der Sonderabschreibungen für Ost-Investitionen sei das Ergebnis vor Steuern um zehn Prozent auf 31,5 Millionen Mark gesunken. Der Umsatz wuchs im ersten Semester um 13 Prozent auf 1,9 Milliarden.
LANGENSELBOLD. Der Langenselbolder Stadtverband der CDU feiert in diesem Monat sein 25jähriges Bestehen. Eine akademische Feier im Langenselbolder Schloss, zu der auch Bundespostminister Schwarz-Schilling erwartet wird, ist am Samstag, 5. September, um 11 Uhr, Auftaktveranstaltung der Feierlichkeiten. Das Jubiläums-Sommerfest schließt sich am Sonntagab 11 Uhr an. Der Musikverein Langenselbold wird um 11 Uhr den Frühschoppen eröffnen. Nach Mittagessen und einer Kuchentafel wird um 15 Uhr Richters Marionettenbühne ein Programm für Kinder anbieten. alu
Was passiert, wenn sich der "Ghostwriter" ausnahmsweise irrt? Landrat Rolf Gnadl dementierte seine eigene Meinung / Verlautbarungen der Politiker kommen häufig aus fremder Feder Von Klaus Nissen WETTERAUKREIS. Das Malheur passierte in Pressemitteilung Nummer 336. Er befürworte die Änderung des Asyl-Artikels im Grundgesetz, teilte Landrat Rolf Gnadl darin mit. Mehrere wörtliche Zitate standen im abdruckfertigen Text. Sie stimmten aber nicht. Drei Tage und zwei Pressemitteilungen später ließ der Landrat dementieren. Er sei nach wie vor gegen die Grundgesetz-Änderung. Die verkehrte Meldung beruhe auf einer "Fehleinschätzung der Pressestelle". Deren Leiter, Michael Elsaß: "Ich weiß ja meistens, was der Landrat will, aber hier habe ich danebengelegen." In der Berichtigung hieß es: "Zweifellos ist die Sache mit der in meinem Namen abgegebenen Pressemitteilung sehr peinlich. Da es sich aber um eine so wichtige politische Grundsatzfrage handelt, sehe ich mich zu diesem Widerruf veranlaßt." Woraus zu schließen ist, daß die falschen Zitate bei einem "unwichtigen" Thema nicht dementiert worden wären. Wie "echt" sind Politiker-Worte überhaupt, fragte sich die FR-Redaktion nach diesem Vorkommnis. Bis zu 600 Meinungsäußerungen geben die drei hauptamtlichen Kreis-Dezernten pro Jahr von sich. Auch der CDU-Mann Norbert Kartmann und sein FDP-Kollege Jörg Uwe Hahn faxen den Redaktionen fast täglich Ansichtssachen, oft sogar mit Konjunktiv und Überschrifts-Vorschlag präpariert. Wie kommt dieser gewaltige Meinungs- Ausstoß zustande? Setzen die Politiker nur ihre Namen hinter vorformulierte Texte? - die sie oftmals gar nicht kennen? Sind Ghostwriter die eigentlichen Meinungsmacher? Die FR fragte nach.
Michael Elsaß, Pressesprecher im Kreishaus: "Ich weiß ja meistens, was der Landrat will." Drei- bis viermal pro Woche sehe er seinen Chef und erfahre dabei dessen Ansichten. Gnadl brauche dann nur noch das Thema für eine Pressemitteilung nennen. Manchmal formuliere er, Elsaß, auch aus eigenem Antrieb eine Presseerklärung.
"Das ist ein ganz normaler Prozeß", sagt der CDU-Kreisgeschäftsführer Wolfgang Zenkert verständnisvoll. Gnadl "kann ja nicht von morgens bis abends Pressemitteilungen schreiben". Er, Zenkert, formuliere für den CDU-Landratskandidaten Rainer Schwarz und manchmal für die ehemalige Landwirtschaftsministerin Irmgard Reichhardt. Auch die hessische CDU gebe Muster-Pressemitteilungen heraus, sogenannte Info-Faxe. Der jeweilige Politiker muß dann nur noch seinen Namen in die vorformulierte Meinungsäußerung setzen. "Das ist im Bundespresseamt nicht anders", so Zenkert. Auch in anderen gesellschaftlichen Institutionen sei es üblich, daß anonym bleibende Angestellte die Worte der Spitzen-Repräsentanten formulieren. Doch es komme auch vor, daß ein Politiker seine Reden selbst schreibt. Norbert Kartmann benutzt laut Zenkert manchmal den eigenen Textcomputer.
Der FDP-Landtagsabgeordnete Jörg-Uwe Hahn gibt besonders viele Pressemitteilungen heraus. Sie werden meist vom Jung-Liberalen Volker Gundel geschrieben, verriet Hahn der FR. Weil der zur Zeit sein Examen mache, müsse er jetzt "leider" selbst formulieren: "Das Diktiergerät zur Hand - und ab die Post!" Gelegentlich nimmt Hahn auch gelungene Pressemitteilungen eines FDP-Landtagskollegen und baut sie für die Wetterauer Medien um. Grundsätzlich brauche jede Partei eine Pressestelle zur "Bündelung" der zu veröffentlichenden Meinungen. Damit nicht mehrere oder gar widersprüchliche Texte der Spitzenleute zum selben Thema herausgehen. Die industrielle Meinungsproduktion mit Hilfe von Ghostwritern und synthetischen Zitaten ist also in vollem Gange. Zeitungsredakteure und erst recht die Leser können nur bei seltenen "Pannen" wie jüngst im Landratsamt durchschauen, daß der Grundsatz "Ein Mann - ein Wort" in der Politik nicht immer wörtlich zu nehmen ist.
WEHRHEIM. Die SPD-Gemeindevertreterin Elvira Strate ist aus der SPD ausgetreten - aus persönlichen Gründen, wie sie in einem Schreiben an Parlamentsvorsteher Paul-Josef Sommer erklärt. Bis zum Ende der Legislaturperiode will sie als unabhängige Abgeordnete weiter im Parlament tätig sein.
Als "Einzelkämpferin" sah sich die Kommunalpolitikerin schon beim Baugebiet Rothwiese, bei dem es auch um Flüchtlingsunterkünfte ging. Strate konnte damals dem Konsens aller Parteien im Gemeindeparlament nicht zustimmen. "Sie bewegte sich neben der Fraktionslinie", sagt die SPD-Vorsitzende Heidrun Mony heute.
Zu einem Eklat kam es, als der Parlamentsvorsitzende Paul-Josef Sommer die Erklärung des ehemaligen SPD-Mitglieds in der Gemeindevertretersitzung verlas und dabei den Brief Elvira Strates als "Schrieb" bezeichnete. Während die Gemeindevertreter den Parteiaustritt kommentarlos zur Kenntnis nahmen, rügte die Fraktionsvorsitzende der GOP, Magdalena Kutzmann-Longard, die Wortwahl des Parlamentsvorstehers. Die Formulierung "Schrieb" statt "Schreiben" sei "abwertend". cn
Kleine FR
Ortsbeirat Leisenwald tagt WÄCHTERSBACH. Der Marktplatz sowie das Gemeinschaftshaus sind zwei der Themen, mit denen sich der Ortsbeirat in Leisenwald am heutigen Dienstag, 1. September, beschäftigen wird. Die Sitzung beginnt um 20 Uhr im Feuerwehrheim. Volksmusik-Abend BAD ORB. Volksmusik "Vom Alpenland zur Waterkant" lautet am heutigen Dienstag, 1. September, das Motto in der Orber Konzerthalle, wo sich ab 19.30 Uhr Volkssänger ein Stelldichein geben. Karten zum Preis von 17 bis 24 Mark gibt es im Verkehrsbüro und an der Abendkasse. TÜH am Freitag geschlossen GELNHAUSEN / SCHLÜCHTERN. Die Technische Überwachung (TÜH) in Gelnhausen (Rudolf-Diesel-Straße) und in Schlüchtern (Am Elmacker) hat am Freitag, 4. September, geschlossen.
ECKENHEIM. Die Jungen und Mädchen mit den Trommeln hatten keine Chance - ihre begeisterten Zuhörer ließen sie einfach nicht vom Platz gehen. "Zu-ga-be, Zu-ga-be": Bei so einem Applaus ließen sich die Nachwuchs-Künstler nicht lange bitten: Sie ließen ein zweites Mal ihre Hände in einem unglaublichen Tempo über die afrikanischen Bongos wirbeln und trommelten zu dem rhythmischen Klatschen ihrer "Fangemeinde".
Die Vorstellung, an denen Kinder unterschiedlichster Nationen und Hautfarbe teilnahmen, war der Höhepunkt des Sommerfestes, das der Arbeitskreis Eckenheim auf dem Spielplatz in der Sigmund-Freud-Straße feierte. Daß gerade diese Nummer einen so umwerfenden Erfolg hatte, machte Hartmut Streichert vom Arbeitskreis Eckenheim besonders stolz. In Tagen, in denen in Rostock die Gewalt gegen Ausländer eskaliere, sei das ein deutliches Zeichen gegen Ausländerfeindlichkeit, fand er.
Daran werde auch deutlich, daß das Konzept des Arbeitskreises aufgehe. Die Initiative setzt sich aus verschiedenen sozialen und pädagogischen Institutionen in Eckenheim und Umgebung zusammen - darunter beide Kirchengemeinden, Jugendeinrichtungen, Sozialstation, Beratungsstelle, Grundschule samt internationalem Hort, die Spielstube und der Verein für aufsuchende Jugendarbeit. Ziel ist, die Infrastruktur in Eckenheim zu verbessern, Probleme rechtzeitig zu erkennen und gemeinsam zu beheben. Fester Bestandteil des Programms ist auch das Kinderfest, das der Arbeitskreis bereits zum sechsten Mal ausgerichtet hat. Durch die Feier sollen die Bewohner des Stadtteils zusammengebracht werden, in dem zum einen Menschen aus den unterschiedlichsten Nationen leben, zum anderen - vor allem in den Hochhäusern - eine hohe Mieterfluktuation herrscht. "Die Leute haben nur wenig Gelegenheit, sich kennenzulernen", erläuterte Streichert.
Umso mehr nutzten sie dafür die Möglichkeit, die das Kinderfest offerierte. Dabei täuscht das Wort "Kinderfest": außer den "Kleinen" - annähernd 100 Jungen und Mädchen wuselten über den Spielplatz - kamen auch Jugendliche und Eltern in die Sigmund-Freud-Straße. Während sich die Eltern bei Waffeln, Kuchen und Kaffee zu einem nachbarschaftlichen Plausch zusammensetzten, amüsierten sich die Kleinen bei Spielen, die angeboten wurden: Buttons nach eigener Vorstellung kreieren, eine Runde auf dem Kinderkarussell drehen, mit einem Hammer Erbsen treffen, die aus einer Röhre herauskullern.
Ihr Lieblingsspiel hatten die Kinder auch schnell gefunden: Einen Tennisball in den weitaufgesperrten Mund eines Pappclowns zu werfen. Wer traf, löste einen Mechanismus aus, der einen Mohrenkopf in Richtung Werfer schleuderte - selbst geschickte Fänger hatten meist nur "Mohrenmatsch" in den Händen. "Trotzdem lecker", versicherte ein kleiner Junge, während er begeistert seine Finger abschleckte. rea
HANAU. Einen Erste-Hilfe-Kursus fürs Kind bietet die Barmer Ersatzkasse jeweils viermal im Monat September an. Eltern von Säuglingen und Kleinkindern soll die Gelegenheit gegeben werden ihre Kenntnisse in erster Hilfe aufzufrischen und bietet diese Kurse daher in Zusammenarbeit mit der Johanniter Unfall-Hilfe an.
Termine sind der 9. September, der 16., 23. und 30. September jeweils um 19.30 Uhr in den Räumen der Barmer in der Nürnberger Straße 2-4. Für Barmer-Versicherte ist der Kurs kostenlos, ansonsten kostet er 48 Mark.
Anmeldungen nimmt die Krankenkasse unter der Rufnummer 06181/250039 mittwochs bis freitags entgegen. alu
Wenn früher Fernsehsendungen von Kindern bestritten wurden, konnte man sicher sein: Hier handelt es sich ums Kinderprogramm. Heute ist das anders. Nach der Werbebranche haben die konkurrierenden Fernsehsysteme die Kleinen als preiswerte Sympathieträger entdeckt. Mittlerweile buhlen mindestens drei Kinder-Shows zur abendlichen Hauptsendezeit um die Gunst der Erwachsenen. Die Kinder selber werden dabei zunehmend instrumentalisiert. Ihr Kind-Sein wird zur Ressource, die es möglichst effizient auszuschlachten gilt.
Angefangen hat alles mit "Dingsda". Das Grundprinzip der Sendung, die seit 1988 in der ARD läuft, ist ebenso einfach wie erfolgreich: Auf vorproduzierten Videos erklären Kinder im Vorschulalter Begriffe aus der Welt der Erwachsenen, die dann von Prominenten im Studio erraten werden müssen. Dabei stoßen zwei Sprachhorizonte aufeinander. Daß unsere lexikalisch gestanzte Semantik durch die putzigen Erklärungsversuche der Kinder auf den Holzweg geführt wird, macht den Reiz von "Dingsda" aus. Fritz Egner, selber mit einem publikumswirksamen Lausbubenimage gesegnet, leitet unter unablässigem Frohlocken durch die Sendung. Gerade so, als wäre er der ältere Bruder all der niedlichen Zwerge auf der Leinwand, führt er uns Kindheit als ein Reservat der Unbedarften vor. Frei von den normativen Vorgaben erwachsener Sprachdisziplin sollen die Kleinen hier ihre Naivität ausleben. Die vermeintliche Unschuld der Kindergartenstars verschafft den Zuschauern ein Gefühl wohliger Rührung; jeder und jede darf sich als entzückter Vater beziehungsweise entzückte Mutter fühlen.
Die Sendung "Pommfritz und Edelweiß", die es seit Frühjahr 1992 gibt, rührt dagegen nur noch eine begrenzte Klientel an: Im Mainzer Privatsender der Sat 1 intonieren für ein knappes Zwei- Millionen-Publikum deutsche Kinder ebensolches Liedgut. Dazu klatschen und schunkeln herangekarrte Schulklassen im rustikal ausstaffierten Studio. Wilde Herzbübchen und fesche Maderln schmettern alle Walzer und Märsche, die je das deutsche Gemüt erwärmten. Das Repertoire reicht vom "Herzilein" über die "Anneliese" bis zur Fußball-Schmonzette "Olé, olé - wir sind die Champions". Angeleitet wird die präpuberale Sangesfreude von der original-bayrischen Volksmusi-Dragonerin Ramona Leiß, die den kleinen Musikantenstadl mit verlogener Kumpelhaftigkeit auf Linie bringt: "Seid ihr gut drauf?"
An die Stelle des phantasievollen Überschwangs und der wohlgelittenen Pannen der "Dingsda"-Kids treten bei "Pommfritz und Edelweiß" das Joch des Playback, der Trachtenzwang und das Diktat des Frohsinns. Singen ist hier gleichbedeutend mit der Einübung in ein nationalistisches Gemeinschaftsgefühl. So macht SAT 1 jedem kindlichen Eigensinn den Garaus. Und "weil wir alle für eine Umwelt sind, in der es sich lohnt zu leben", so die Verabschiedung durch Ramona Leiß, "sehen wir uns das nächste Mal wieder". Reihe schließen. Rechts um. Abmarsch in die Öko-Schlacht. Ein Lied: zwo, drei, vier . . .
Die endgültige Austreibung besorgt aber erst der Kölner Privatsender RTL plus. In dessen "Mini-Playback-Show" - die nach einem niederländischen Vorbild produziert wird - werden die vermeintlich Gernegroßen nicht allein zur Staffage für ein augenzwinkerndes Erwachsenenpublikum mißbraucht - tatsächlich führt man die süßen Kleinen hier zum letzten Opfergang. Nach Karaoke-Manier müssen die minderjährigen Delinquenten im Outfit und mit der jeweils aus Konserven geliehenen Stimme internationaler Pop-Größen auftreten. Durch Make-up, Perücke und perfekt imitierte Glamour- Fummel bis zur Unkenntlichkeit entstellt, gerieren sich die Mini-Stars mit geborgten Gesten, angedrillter Mimik und lasziver Körpersprache als Abziehbilder ihrer Musikidole. Ein Liliput-Sinatra krallt sich zu "New York, York" verängstigt am toten Mikrophon fest, eine Mago-Doublette bleckt ergeben die Milchzähne. Anschließend werden sie durch eine Jury abgehalfterter Scheinriesen des deutschen Show-Geschäfts gepunktet. Denen gelten überzeugend vorgeführte "Zuckbewegungen" ebenso wie die "kesse" Performance der halbzarten Girls als Kriterien. Und Lippensynchronität ist allemal Trumpf.
So lockt die kleine Nathalie aus Worms ("Du bist eine ganz süße Zaubermaus") als Betty Boo aufreizend mit ihrem Babyspeck - eine heiße Nummer, wie offenbar auch die Domina der Sendung, Marijke Amado, meint. Als Animateuse peitscht sie den Möchtegern-Nachwuchs durch die "Mini-Playback-Show". Dabei mutiert die Bühne zum Baby-Strich. Denn die vorweg aufgezwungene Sexualisierung der Jungen und Mädchen denunziert Kindlichkeit als permanenten Willen zur Verführung. Hinter der vorgeschobenen Freude am Treiben der kleinen Stars verbirgt sich reine Misopädie. Und wenn Marijke dann zum Schluß ihr Wiegenlied sind, eigentlich seien doch alle Sieger, wird sie von starr grinsenden Verlierern umringt: gefallene Kinder.
Obwohl schon die erste Staffel der "Mini-Playback-Show" im Sommer vergangenen Jahres auf massive Proteste von Politikern und Kinderschutzbund gestoßen war, gibt es das RTL plus-Machwerk bis heute unverändert. Aus der Distanz betrachtet ist zwar allen Kinder- Shows gemeinsam, daß die Kleinen dort nicht als Subjekte auftreten. Doch je charakteristisch für die einzelnen Programme - und darin sind sich die Sender treu - bleibt der Grad der parasitären Heimtücke. Während das Kind bei "dingsda" in seiner Souveränität weitgehend unangetastet erscheint, vollzieht "Pommfritz und Edelweiß" völkische Primärschulung. RTL plus schießlich konditioniert die Wehrlosen auf eine für sie noch nicht reflektierbare Weise.
ACHIM BAUM / MARTIN MUSER (FK)
NIDDERAU. Zu den 7. Waldlaufmeisterschaften laden der Turnverein und der Ski- und Wanderclub Windecken am 5. September ein.
Um 16.15 Uhr starten die Schüler bis einschließlich Jahrgang 1978 über die 1000-Meter-Distanz. Um 16.30 Uhr starten die Damen, Herren und Jugendlichen bis einschließlich Jahrgang 1973 über die 5000 Meter und um 17.10 Uhr die Teilnehmer über die 10- und 21- Kilometer- Distanz. Weitere Auskünfte erteilen Rainer Häuser unter der Rufnummer 0 61 87 / 2 36 61 und Ralf Pagels unter 2 33 60. Flei
MAIN-KINZIG-KREIS. Die AOK Main- Kinzig startet ab heute, 1. September, wieder Schlankheitskurse, in denen Teilnehmer ihr Gewicht schrittweise verringern können und gesunde Ernährungsgewohnheiten und Verhaltensweisen im Zusammenhang mit dem Essen lernen.
Um 10 Uhr beginnt ein Kursus in Hasselroth-Niedermittlau und um 15 Uhr in Sinntal-Sterbfritz. In Steinau startet das Schlankheitsprogramm am morgigen Mittwoch um 10 Uhr, in Gelnhausen am Freitag, 18. September.
Anmeldungen und Auskünfte bei der AOK-Geschäftsstelle in Hanau (Telefon 0 61 81 / 10 23 36). jan
WELLINGTON, 31. August (Reuter). Bei den schwersten Schneestürmen seit 30 Jahren sind auf der Südinsel von Neuseeland über eine Million neugeborener Lämmer getötet worden. Eine weitere halbe Million Jungschafe werde voraussichtlich nicht überleben, da die Muttertiere keine Milch mehr produzierten, teilten die Behörden am Montag mit. Vier Tage lang waren Schneestürme über die Region Canterbury hinweggefegt. Der Strom fiel aus, Straßen waren unpassierbar und die Schulen mußten geschlossen bleiben.
Die katholische Gemeinde St. Albert im Dornbusch feiert am Sonntag, 6. September, ihr Pfarrfest in der Bertramstraße 45. Dem Gottesdienst um 10.30 Uhr schließt sich ein Frühschoppen an, nachmittags werden ein Bücherbasar und ein "Eine-Welt-Stand" aufgebaut. Kinder können basteln und spielen. map/35
Der SPD-Ortsverein Bonames lädt zum Sommerfest am Wendelsgarten ein: von 10.30 bis 13 Uhr spielt eine Country- und Western-Band, für kleine Besucher steht das Spielmobil der "Falken" bereit. Zur Diskussion stehen zur Verfügung: Sybille Helmke (Ortsbeiratsmitglied), Stadtverordneter Peter Feldmann, Landtagsabgeordnete Rita Streb-Hesse und Dr. Diether Dehm vom Unterbezirksvorstand. map/35
NIDDERAU. Die Stadt Nidderau hat in diesem Haushaltsjahr etwa 870 000 Mark mehr ausgegeben als ursprünglich vorgesehen. Von den Mehrkosten entfallen allein 480 000 Mark auf die Personalkosten, im wesentlichen hervorgerufen durch die Tarifabschlüsse im Frühjahr. Gleichzeitig nahm die Stadt in diesem Jahr bislang 470 000 Mark mehr Steuern ein als veranschlagt. Zieht man den Anteil an den Kreis ab, bleiben Nidderau etwa 300 000 Mark in der eigene Kasse. Insgesamt mußte die Stadt beim Vermögenshaushalt neben den 480 000 Mark Personalkosten weitere rund 220 000 Mark dazubuttern, um die Buchführung ausgleichen zu können. Bürgermeister Otfried Betz zeigte sich bei Vorlage des Nachtrags-Etats am Wochenende auf der Stadtverordnetensitzung gleichwohl nicht unzufrieden über die finanzielle Entwicklung der größten Zuwachs-Kommune im Kreis.
Viel Geld hat die Stadt durch die Grundstücksverkäufe der Allee-Süd und der Hanauer Hohl verdient. 4,4 Millionen Mark konnten dadurch erstmal auf die hohe Kante gelegt werden. Gleichzeitig kosten solche riesigen Neubaugebiete natürlich Geld. Allein für die neue Kindertagesstätte Allee-Süd mußten laut Betz drei neuen Stellen geschaffen werden. Außerdem wird die wöchentliche Arbeitszeit bei Teilzeiterzieherinnen auf 24 Stunden angehoben. Auch dies kostet wieder erheblich mehr Geld. Die Hälfte aller Stellen der Stadt entfallen laut dem Bürgermeister auf soziale Einrichtungen, insbesondere auf Kindergärten. In Nidderau könne aber jedes Kind eine soziale Einrichtung besuchen, dies schaffe kaum eine andere Kommune im Umkreis. Betz wies weiter auf die neue Hortgruppe in der Bertha-von-Suttner-Schule hin, die gegenwärtig jedoch noch nicht ausgelastet sei. Eine Erhöhung um 2,4 Millionen Mark kennzeichnet den Vermögenshaushalt, der mehr den bauerhaltenden und investiven Bereich zum Inhalt hat. So schlagen nach Angaben von Betz die Kosten für die Einrichtung des Kindergartens Allee-Süd schon im Nachtrag mit 150 000 Mark zu Buche. Das städtische Museum im Hospital soll für insgesamt 192 000 Mark ausgebaut werden. Mit der Stadtbücherei hat man das gleiche vor. Erhebliche Kosten hat die Beseitigung des Ölschadens beim Bau des Bürgerhauses Ostheim verursacht, nämlich 157 000 Mark. Die Verursacher müssen laut Betz einen Teil des Schadens übernehmen. Erhebliche Mittel sind für die Kanalauswechslung in der Hanauer Straße vorgesehen. Die Aufträge dafür sind zwar wegen der angespannten Auftragslage im Tiefbaugewerbe noch nicht vergeben. Die Stadt hofft jedoch auf fallende Preise im Herbst und will die Millionen-Summe dafür im Haushalt bereithalten. are
HÖCHST. Norbert Wildhirt ist die Erleichterung deutlich anzumerken. "Viel Neues gibt's nicht, aber die dicke Luft ist jetzt wenigstens etwas raus", sagt der SPD-Chef im Frankfurter Westen und zieht damit eine Bilanz über das erste, "erstaunlich emotionslose" Gespräch zwischen seiner Partei und der neu gegründeten Bürgerinitiative "Bolongarostraße".
Wie die FR berichtete, hatten sich Anwohner der Altstadt vehement gegen das städtische Konzept zur Verkehrsberuhigung ausgesprochen. Die Kritik konzentrierte sich auf den Plan, die Bolongarostraße noch in diesem Jahr mit einer Schranke für den Individualverkehr zu sperren und lediglich Linienbussen und Radlern die Durchfahrt zu erlauben. Personenwagen sollen künftig den Umweg über Mainberg, Seilerbahn, Kranengasse in Kauf nehmen - oder die Höchster Stadtmitte meiden.
Die aufbegehrenden Bürger befürchten lange Staus, wenn nicht zuvor die Leunabrücke mit dem Straßennetz verbunden werde. Sie bewerten die vorgezogenen Maßnahmen als "Aktionismus" von Rot-Grün in Römer und Bolongaropalast, um bei den nächsten Kommunalwahlen etwas vorweisen zu können.
Das wichtigste Ergebnis des Gesprächs zwischen BI und SPD: Die umstrittene Schranke soll erst dann kommen, wenn sich die Zahl der durchfahrenden Autos weder durch Schwellen und Schikanen noch durch Aufpflasterungen deutlich verringert. Ein Stufenplan, der in Planungs- und Baudezernat ohnehin diskutiert wurde. "Vielleicht greifen wir auch den Vorschlag der Anwohner auf und drehen die Einbahnrichtung in der Bolongarostraße um", nennt Wildhirt eine Alternative. Auf alle Fälle sollen die Autofahrer dazu gebracht werden, statt des geraden Wegs durch Höchst die Südumgehung auf der gegenüberliegenden Mainseite zu benutzen.
Die SPD habe außerdem versprochen, so Wildhirt, das in der Bolongarostraße vorgeschriebene Tempo 30 künftig häufiger als bislang durch Radarmessungen kontrollieren zu lassen. Der Fraktionsboß hofft, die kritischen Bürgerinitiativler in Zukunft als "Verbündete" gewinnen zu können, "um gemeinsam Druck auf den Magistrat auszuüben".
Eine erste Kooperation deutet sich an: Nach den Worten von BI-Sprecher Bernd Schmude wollen die Anwohner in den nächsten Tagen mit der Höchster und der Schwanheimer Gruppe des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) sprechen und sie auffordern, auf die angekündigte Klage gegen die Süd-Anbindung der Leunabrücke zu verzichten - damit der Durchgangsverkehr in Höchst möglichst bald über das derzeitige Brücken-Torso abfließen kann. leo
NIZZA, 31. August (dpa). Bei Sturm und meterhohen Wellen sind am Wochenende an der französischen Mittelmeer- und Atlantikküste fünf Menschen ertrunken, darunter ein 22jähriger Deutscher. Wie eine Übersicht der Behörden am Montag ergab, kamen am Sonntag allein an der Cote d'Azur drei Menschen ums Leben. Dort peitschte der Wind das Meer zu vier bis fünf Meter hohen Wellen auf.
In Saint-Jean-Cap-Ferrat an der Cote d'Azur wurde ein 17jähriger, der auf einer Landspitze auf einem Felsen saß, von einer Welle fortgespült. Sein Vater, der ihn vor dem Ertrinken retten wollte, wurde abgetrieben und ertrank ebenfalls. In Nizza wurde ein etwa 60 Jahre alter Mann von einer Brandungswelle erfaßt und fortgetragen.
An der südfranzösischen Atlantikküste blieb am Sonntag abend die Suche nach einem 22jährigen Deutschen ergebnislos. Der Mann hatte bei stürmischer See am Strand von Souston in einem nicht überwachten Bereich gebadet.
Bereits am Samstag nachmittag war an der Mittelmeerküste bei Toulon ein Rugbyspieler ertrunken, als er einen 13jährigen aus dem Wasser retten wollte. Der Junge gelangte schließlich aus eigenen Kräften ans Ufer.
Im zweiten Konzert des Zyklus "Offenbarungen" mit Werken des kürzlich an dieser Stelle mit einem Interview vorgestellten, 1943 in Taschkent geborenen, Alexander Knaifel wurde dem staunenden Publikum im Hindemith-Saal der Liederzyklus "Das dumme Pferd" vorgestellt.
"Offenbarungen der Kindheit" - Kindertexte wurden hier für eine Sängerin und einen Pinaisten vertont. Begebenheiten von Tieren und Menschen: ein Hund, der die Straße entlangtrottet und sich kalte Füße holt, ein Pferd, das seine Gummistiefel nur bei Sonnenschein trägt, ein Kalb, das lächelt und muht, der Ausflug einer Familie mit grünem Pullover, grünen Mützen, grünen Gamaschen . . ., eine hausbauende Maus, ein schurrender Kater, Herr Schreihals und Herr Heiser im Sumpf, ein ertrinkender Professor, ein bücherlesender Mann, eine dösende Winterabendgesellschaft, ein Streit zwischen Truthahn und Kuh . . . Was auch immer teils in schlichter Ergriffenheit, teils mit grausamer Naivität erzählt wird, bekommt durch die singuläre Art der Komposition Dimensionen des Surrealen, Abgründigen. Zumeist ins Extreme reduziert sind Tonmaterial und Dynamik. Nur in wenigen Passagen einzelner Stücke werden Akkorde gespielt, meistens hat der Pianist seinem Instrument mit äußerster Behutsamkeit wenige Einzeltöne, sehr oft in sehr hohen Lagen, und in Wiederholungen festgehaltene Figurationen abzuringen.
Auch der Gesangspart schwebt vielmals in einer Art fortschreitenden Stillstandes. Der Sängerin wird enorme Konzentration auf Pianissimo-Nuancen und changierende Repetitionen abverlangt, Balanceakte bei Intervallsprüngen sind freischwebend unbegleitet auszuführen.
Starke Spannung entsteht, unheimlich kommt die Stille, an deren Rand die Musik sich entlangtastet, ins Spiel. Lautstärke ist schon gar nicht geheuer: die in einer agitiert wiederholten, auf einem labilen Langton endenden Phrase gezeichnete Momentaufnahme eines einsamen Teetrinkers und Bücherlesers endet in katastrophischer Atmosphäre.
Schauerlich auch "Eine Unterhaltung, die sich zutrug zwischen den Professoren John Dill und Clause Gilly": umspielt von höhnischen Tönen, hohlem Klopfen und grimmiger Stimme (Pianist und Sängerin agieren gelegentlich auch nur geräuschhaft), ertrinkt der eine, der andere sieht behaglich zu. Mit stark spürbarer, tiefer Vertrautheit, aber auch mit Enthusiasmus und Empfindsamkeit für die besonderen klangspirituellen Valeurs des 1981 entstandenen Werkes interpretierten Tatjana Melentjewa und Oleg Malow Musik und Texte in einer Weise, die man wohl als vollkommen authentisch bewundern kann. V. L.
HATTERSHEIM. Sich gegenüber Angreifern zur Wehr zu setzen, lernen Frauen bei einem Selbstverteidigungskursus. Das Training erstreckt sich über zwei Wochenenden, 19. / 20. und 26. / 27. September, samstags jeweils von 13 bis 17 Uhr und sonntags von 10 bis 16 Uhr.
Geleitet wird der Kursus vom Büro für Frauenfragen, Schulstraße 13. Das nimmt unter der Rufnummer 0 61 90 / 80 81 37 auch Anmeldungen entgegen. kkü
EICHENZELL-LÜTTER. Fünfeinhalb Monate nach seinem spurlosen Verschwinden (die FR berichtete) ist der katholische Pfarrer von Eichenzell-Lütter (Kreis Fulda), Wilfried Umlauf, wieder in den kirchlichen Dienst zurückgekehrt.
Am vergangenen Wochenende feierte der 49jährige Geistliche gemeinsam mit dem Weihbischof und Personaldezernenten des Bistums Fulda, Johannes Kapp, sowie mehreren hundert Gläubigen in der überfüllten Pfarrkirche von Lütter einen Dankgottesdienst.
Mit "bewegten und ergreifenden Worten" - so empfanden es viele Besucher - stellte sich der trotz therapeutischer Behandlung sichtlich angeschlagene Pfarrer am Altar vor seine Kirchengemeinde.
Er entschuldigte sich und bat um Verzeihung dafür, daß er mit seiner überstürzten Abreise und wochenlangen Abwesenheit "Wunden aufgerissen" habe.
Weihbischof Kapp ergänzte und sprach von einer "Kurzschlußreaktion", die es gegeben habe. Kapp, der wie auch Pfarrer Umlauf jede Extra- Stellungnahme zu dem Fall ablehnte, verwies in seiner Ansprache auf das Bibel-Gleichnis vom verlorenen Sohn, der nach der Reue von seinem "Vater" - der Kirche - wieder aufgenommen wurde. Kapp warb um Verständnis für Pfarrer Umlauf, denn jeder Mensch könne einmal in eine persönliche Notlage kommen und habe deshalb auch das "Recht auf einen neuen Anfang".
Nach dem Gottesdienst und der Predigt von Pfarrer Umlauf gab es in der Kirche spontanen Applaus. Von Mitte März bis zum 21. April 1992 hatte es keinerlei Lebenszeichen über den Verbleib des katholischen Pfarrers gegeben. Auch die Kriminalpolizei hatte sich mit einer öffentlichen Vermißtensuche eingeschaltet.
In einer Unterschriftenaktion hatten mehr als 500 Bürger seiner Pfarrei dem katholischen Geistlichen sogar ihr Vertrauen ausgesprochen und ihn öffentlich zur Rückkehr aufgefordert. Später war Umlauf an der deutsch-österreichischen Grenze bei Kiefersfelden von Urlaubern aus Osthessen erkannt und angesprochen worden.
Das Bischöfliche Generalvikariat in Fulda erklärte damals, der 49jährige sei "offensichtlich erholungsbedürftig", bleibe für einige Zeit in einem bayrischen Kloster und werde seinen Kirchendienst bald wieder antreten. ma
Lothar Sippel hat es in Dortmund noch nicht zu einem Platz in der Stammelf gebracht Ein erfolgreicher Torschütze kämpft gegen sein Image Einsatz gegen seine ehemaligen Mitspieler von der Frankfurter Eintracht noch ungewiß / Studer muß Yeboah weichen
Am heutigen Dienstag, 20 Uhr, kehrt Lothar Sippel mit den Dortmunder Borussen zurück ins Frankfurter Waldstadion, und es ist sehr fraglich, ob er den Rasen, auf dem er zwei Jahre lang Fußball spielte, an diesem Abend wieder betreten wird. Frank Mill ist gesund, und so wird der Spieler, der beim KSV Hessen Kassel seine Karriere begann, wohl wieder ins vierte Stürmerglied rücken. Und das, obwohl er in der vergangenen Saison 14 Tore für den Meisterschaftsdritten vom Main erzielt hat.
Kein Wunder, daß der blonde Stürmer nicht besonders glücklich mit seiner Rolle in Dortmund ist, auch wenn er natürlich hofft, sich in "nächster Zeit" über seine Trainingsleistungen für einen Einsatz zu empfehlen. Zu Beginn der Dortmunder Saisonvorbereitung, als der nebenberufliche Inhaber einer Werbeagentur noch in einem Hotel logierte, war er selbst mit seiner Leistung unzufrieden. "Aber die eigenen vier Wände geben Rückhalt", glaubt er weiter an eine Berücksichtigung durch Trainer Ottmar Hitzfeld.
Der allerdings konnte - vielleicht auch um Sippel zu motivieren - seinem Stürmer da keine allzu großen Hoffnungen machen: "Er hat den Sprung noch nicht ganz geschafft, trainiert aber sehr gut." Ob das für einen Einsatz ausreicht? Denn im selben Atemzug nannte Hitzfeld Sippels entscheidendes Problem: "Er hat hier sehr große Konkurrenz." Die offensive Abteilung ist mit Chapuisat und Flemming Povlsen, wie Libero Stefan Reuter sagte, so hervorragend besetzt "wie ein italienischer Sturm".
Auch wenn Sippel das insgeheim vielleicht ähnlich sehen mag, er demonstrierte Selbstbewußtsein. "Habe ich vielleicht keinen Namen?", erboste er sich auf die Frage, ob ihn ein Wechsel ausgerechnet zu Dortmund bei den drei "großen Namen" Chapuisat, Povlsen und Mill voran- gebracht habe. Zudem verwies er auf seine vielfältigen Einsatzmöglichkeiten im offensiven Bereich. In Frankfurt sei er schließlich auch Stammspieler gewesen - eine nicht ganz zutreffende Selbsteinschätzung - und habe nur das Pech gehabt, als Schütze ebenso später wie wichtiger Tore als "Joker", als Einwechselspieler abgestempelt zu werden. Ein Torjäger also, der sich über seine Erfolge ärgert? Oder doch eher ein Fußballspieler, der traurig und verbittert ist, weil er nicht kicken darf? Wohl eher letzteres, denn genau an diesem Punkt schließt sich der Kreis für Lothar Sippel bei seiner Rückkehr ins Waldstadion. Auch im Trikot der Eintracht erlebte er bei der Mehrzahl der Spiele den Anpfiff von der Bank aus, litt darunter, nicht von Anfang an spielen zu dürfen.
Dies mag bei seinem Wechsel eine Rolle gespielt haben, auch wenn Sippel die Finanzen als einzigen Grund nannte, die Frankfurter Eintracht zu verlassen. Ob Sippel das Spiel gegen seine alten Mannschaftskollegen nun vom Feld, der Bank oder gar der Tribüne beobachten wird, die Spieler in den schwarz-roten Trikots wird er bis auf Rudi Bommer noch kennen. Gegenüber der erfolgreichen Mannschaft aus Wattenscheid soll einzig Stefan Studer dem von einem Länderspiel Ghanas zurückerwarteten Anthony Yeboah weichen. Und vielleicht hat Lothar Sippel ja Glück gegen seine einstige Mannschaft, wird doch eingewechselt, schießt ein Tor - und festigt damit gleichzeitig seinen von ihm so wenig geliebten Ruf als "Joker".
ARND FESTERLING
BAD HOMBURG. Die deutsche Vereinigung war vor allem die Sache des Kanzlers. Und auch bei der europäischen haben die Männer die Sache bereits wieder unter sich aufgeteilt. Höchste Zeit also für die Frauen, sich zu Wort zu melden, sonst haben sie in der Zeit nach der Vereinigung nichts mehr zu sagen. Meint Peter (!) Ensikat und legt den Frauen, genauer gesagt, vieren von ihnen, auch gleich die richtigen Worte in den Mund.
Peter Ensikat, Autor des Kabarettprogramms "Frauenhaus Europa - Die Lähmung der Widerspenstigen" wird allerdings durch weibliche Übermacht in Schach gehalten. Marjam Azemoun, Andrea Bögel, Irene Schekina und Katja Brauneis wehren sich in einer Produktion des Renitenztheaters Stuttgart gegen die "klassische" Aufgabenteilung, die, so haben sie beobachtet, auch bei der Vereinigung gilt: Arbeit und Repräsentation sind Männersache. Den Frauen bleiben Küche und Kinderzimmer.
Die vier Schauspielerinnen mit Musicalerfahrung treten mit ihrem satirischen Vereinigungsprogramm am heutigen Donnerstag, 3. September, im Kulturzentrum Englische Kirche auf und gegen die Männer an. Ihre freche Revue, zu der Bernd Wefelmayer die Musik komponierte und Franc Pöllath die Kostüme entwarf, beginnt dort um 20 Uhr. Der Eintritt kostet 20 und 14 Mark.
Wer am heutigen Donnerstag den Weg in die Englische Kirche nicht schafft, kann sich schon einen Ausweichtermin merken: Am Dienstag, 22. September, treten die satirischen Damen in der Kronberger Stadthalle (20 Uhr) auf. ca
Engholm oder die Partei
Björn Engholm ist endgültig gestartet. Nachdem der Kanzlerkandidat der Sozialdemokraten anfangs zu zögern schien, ob er überhaupt antreten wolle, und auch danach eher pomadig wirkte, hat er jetzt alle diejenigen, die ihm mangelnden Führungswillen und fehlenden Regierungsdrang vorhielten, mit einem schnellen Antritt und einem kurzen Sturmlauf überrascht. Hopplahopp hat der SPD-Vorsitzende im Alleingang drei Positionen überholt, neue Standpunkte bezogen und seiner Partei Kurskorrekturen aufgezwungen.
Wer auf strenge Muster politischer Entscheidungsabläufe vertraut, muß sich daran gewöhnen, daß Björn Engholm nur bedingt bereit ist, die von seinem Vorgänger strapazierte "Kleiderordnung" einzuhalten. Er verläßt sich oft auf Intuitionen und handelt dann spontan, wobei er gern improvisiert. Die Spiegelstrich-Akrobaten in den Beschlußgremien von den Arbeitsgemeinschaften bis zum Parteirat sind entsetzt. Die Jungsozialisten, die zunächst flotte Provokationen von Engholm erwarteten, sind jetzt verdrossen über die "Autoritätsgläubigkeit" derer, die dem Chef folgen. Andere sehen gar eine "Führungskrise", weil die Spielregeln der innerparteilichen Willensbildung schleichend außer Kraft gesetzt würden.
In der SPD gibt es jedoch eine schweigende Mehrheit, die auf ein solches Vorpreschen ihres Vorsitzenden geradezu gewartet hat, die aufatmet und applaudiert. Diese Mehrheit der Parteimitglieder dürfte etwa deckungsgleich mit jenen sein, die auf den drei von Engholm ruckartig aufgebrochenen Feldern auch inhaltlich seine Meinungen teilen. Die drei Reizthemen heißen: Asylrecht, Bundeswehreinsätze, Verbrechensbekämpfung.
Aus heiterem Himmel hat Engholm, wie es so seine Art ist, ohne langwierige Abstimmung mit dem Präsidium und zu einem unerwarteten Zeitpunkt, Korrekturen eingeleitet, die es in sich haben. Nachdem er vielfach gemahnt worden ist, die SPD dürfe kein "verschwommener Fleck" sein und er selbst müsse "Mut zum Risiko" beweisen, wagte er kurzentschlossen den Weg vom Wankelmut zur Standhaftigkeit und ließ sich bewußt auf einen Konflikt mit Teilen seiner Partei ein. Das Ende der inneren Beben, die sich mit Murren und Unmut ankündigen, ist für ihn kalkulierbar.
Denn letztlich wird die Devise die Oberhand behalten: "Entweder Engholm gewinnt oder die Partei verliert." Nicht noch einmal kann und wird sich die SPD den Luxus erlauben, mit einem Spitzenmann in den Bundestags-Wahlkampf zu gehen, dessen nahtlose Übereinstimmung mit der Parteilinie in Frage steht. Dabei werden allerdings wohl, wie viele befürchten, so manche Kernpunkte sozialdemokratischer Identität angetastet.
"Das Grundrecht auf Asyl wird nicht geändert", hatte der SPD-Parteitag in Bremen, auf dem Engholm gewählt worden war, beschlossen. Gerade hier sind in der SPD Emotionen tief verankert: Solidarität und Schutz für Unterdrückte und Verfolgte. Andererseits kennt Ministerpräsident Engholm die umschlagende Stimmung. Und er denkt, daß eine Volkspartei von Positionen abrücken muß, wenn sie nicht mehr breit mehrheitsfähig sind.
Zur künftigen Rolle der Bundeswehr steht der Bremer Beschluß: "Eine deutsche Beteiligung an militärischen Kampfeinsätzen unter UN-Kommando oder durch Ermächtigung der UN lehnen wir ab." Auch dies möchte Engholm revidieren - gegen die starke pazifistisch angehauchte Strömung in seiner Partei, die sich gegen die Vorstellung sträubt, deutsche Soldaten sollten überall in der Welt herumballern. Vorerst sind Engholms Ideen allerdings noch Theorie. Denn die Vereinten Nationen, deren Reform die SPD für ihr Ja zu Kampfeinsätzen voraussetzt, gibt es noch lange nicht.
Neuerdings fordert Engholm "mehr staatliche Härte" beim Kampf gegen organisierte Kriminelle. Er möchte den Weg zum Einbau von Abhöranlagen und zum Einsatz von Überwachungskameras freigeben, was ebenfalls eine Grundgesetzänderung (Unverletzlichkeit der Wohnung) erforderlich macht. Auch hier folgt Engholm dem Trend der öffentlichen Meinungsbildung, legt sich aber mit Fachleuten an, die nicht bereit sind, bei Zweifeln am Erfolg solcher einschneidenden Eingriffe ihre liberal- rechtsstaatliche Grundhaltung zu opfern.
Über die Kernpunkte des von Engholm erarbeiteten "Sofortprogramms" für den Fall einer Regierungsübernahme, also die Vorschläge für den Fortgang des deutschen Einigungsprozesses, gibt es in der SPD weniger Streit. Auf einem Sonderparteitag, den Engholm sich nur wünschen kann, um öffentlich als die zentrale Figur seiner Partei erkannt zu werden, Profil zu bilden und seine Resonanz zu stärken, wird er seine Linie durchsetzen. Eines Tages wird er freilich erklären müssen, warum sich die SPD dazu hergab, die Illusion zu nähren, mit Verfassungsänderungen allein ließen sich die heute heiß diskutierten Probleme lösen.
HATTERSHEIM. Über die Reformpläne des Grundgesetzes will die Hattersheimer Frauenbeauftragte Marion Uhle-Fassing am Freitag, 4. September, ab 14 Uhr an einem Stand auf dem Wochenmarkt informieren. Derzeit berät die Verfassungskommission von Bundestag und Bundesländern eine Gesetzesänderung. Dabei geht es auch um die Gleichstellung der Frau, um die sich der Staat künftig aktiv kümmern soll. kkü
"Guten Abend, ich begrüße Sie in der Romanfabrik." Oft schon hat Peter Zingler ihn gesagt, diesen Satz, doch wohl kaum vor so vielen Besuchern und ganz sicher nie zuvor im Literaturhaus.
Die Romanfabrik im Literaturhaus und der FC Italia beim FSV. Zwei meiner Favoriten aus dem Unterhaltungssektor, beide schwer auszurechnen, beide mit Aufführungsorten, die gefürchtet und geschätzt sind der besonderen Atmosphäre wegen, treten zu Heimspielen auf fremden Plätzen an.
Die "Italiener" aus dem Gallus mit elf Fußballern um Punkte am Bornheimer Hang, das "Kellerkind unter den Literaturveranstaltern" aus dem Ostend mit sieben Schriftstellern in der Bockenheimer: Benefiz ums Überleben.
Sie tun sich schwerer als zu Hause, die Fußballer, müssen zufrieden sein, nicht verloren zu haben, und die Romanfabrik? Hat im Literaturhaus leichteres Spiel mit einer Ostend-erfahrenen Mannschaft: 19.33 Robert Gernhardt, 19.48 Birgit Vanderbeke, 20.03 Peter Kurzeck, 20.18 Claudia Keller, 20.30 Bernhard Dill (Musik), 20.42 Eva Demski, 20.58 Jussuf Naoum, 21.12 Mario Adorf.
Ein Aufgebot, das sich sehen, das sich hören lassen kann, das, es geht ja nicht um Punkte, Schmankerln serviert, ausgemachte Leckerbissen, und das Publikum, in dieser Küche bewandert, verzehrt sie artig mit Genuß. "Sie haben", empört sich eine Besucherin, "mehr Karten verkauft, als Plätze vorhanden sind." Im Literaturhaus wird mit Messer und Gabel gegessen.
Davon kann man zu Hause, in der Kellerkneipe in der Uhlandstraße, so ohne weiteres nicht ausgehen. Der Ort hat seine Ecken und Kanten, doch gerade das macht ihn zu einem besonderen Platz, und jetzt, jetzt wäre es, nach sieben Jahren Romanfabrik, wirklich an der Zeit, daß sich das herumspricht.
RAINER ZUFALL
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
aufgrund technischer Schwierigkeiten konnte die Ausgabe der FR vom Montag, 31. August, gebietsweise nicht oder nur mit Verzögerung ausgeliefert werden. Ein Teil der Abonnenten, die normalerweise durch Boten beliefert werden, erhalten die Ausgabe vom Montag ausnahmsweise durch die Post. Aus dem gleichen Grund mußte außerdem in einem Teil der Auflage auf die Seiten Weltrundschau und Dokumentation verzichtet werden.
Wir bitten um Ihr Verständnis.
FRANKFURTER RUNDSCHAU Verlag und Redaktion
Bei der Ausländerbehörde wird eine zentrale Informationsstelle eingerichtet. Aus diesem Grund kann es bis Ende 1992 zu Beeinträchtigungen bei der Abwicklung von Anträgen kommen.
Um Wartezeiten zu vermeiden, bittet das Ordnungsamt die ausländischen Bürger, Anträge in Sachen Aufenthaltsgenehmigungen bei den zuständigen Meldestellen einzureichen und die Genehmigungen auch dort abzuholen. Dies gelte insbesonders für Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien. enk
Max Slevogt liebte Tiere, insbesondere Katzen und Raubkatzen, die er übrigens im Frankfurter Zoo studierte. Er liebte die Landschaft, die Vegetation und sicher auch die Weine der Pfalz, wo er den größten Teil seines Lebens verbrachte. Er verliebte sich in Ägypten, wo das Licht so ganz anders war als zu Hause.
Der Maler liebte auch das Musiktheater, er schuf Bühnenbilder und Kostümentwürfe. Mit Mozart kam er in Berührung durch die Randzeichnungen zur "Zauberflöte" und durch seine Begeisterung für den Bariton Francisco D'Andrade, den er den Don Giovannni schmettern hörte. Liebte Max Slevogt aber auch seine Frau?
In der sich auf drei Stockwerken entwickelnden Ausstellung im Mainzer Landesmuseum - inzwischen ist hier der vorher in Saarbrücken gezeigte erste Part der großen Ehrenschau angelangt - sind neben zahlreichen Selbstbildnissen wieder viele Porträts von Nini versammelt. Was ist mit ihr? Niemals lacht sie, immer schaut sie bedrückt. Ob sie die Katze im Arm hat oder an der Gartenmauer lehnt, in ihren Zügen liegt Melancholie. Den d'Andrade gibt Slevogt forsch, die Gattin ganz in sich gekehrt. Psychologische Studien mit dem Pinsel, oder hat Slevogt selbst die Schwermut in sein Modell projiziert? (Große Bleiche 49-51, bis 20. September.) bab
BUTZBACH. Zum elften Mal wird am Samstag und Sonntag, 5. und 6. September, das Butzbacher Altstadtfest gefeiert.
Zum Auftakt wird der neue Brunnen in der Wetzlarer Straße eingeweiht. Für ein abwechslungsreiches Marktangebot wollen Vereine, Verbände, gewerbliche Aussteller und viele Privatpersonen sorgen. Ein Besuch dürfte sich auch wegen des Handwerkermarktes in der Wetzlarer Straße lohnen, wo Holzschnitzer, Stuhlflechter, Glasbläser, Töpfer und eine Klöpplerin arbeiten.
Live-Musik wird an beiden Tagen auf der Bühne am Marktplatz geboten. Auf den Nachwuchs wartet ein Kinderkarussell, eine Hüpfburg und ein Spielmobil.
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NIDDERAU. Mit einer Jugenddisco im Festzelt beginnt am Freitag, 4. September, um 20 Uhr die bis zum 7. September dauernde "Ostheimer Zeltkerb". Die eigentliche Kerb startet am Samstag um 19 Uhr mit einem Fackelzug vom Zimmerplatz zum Kerbzelt, wo Bürgermeister Otfried Betz nach dem Aufstellen des Kerbbaumes das erste Faß Bier anstechen wird.
Veranstaltet wird die Zeltkerb in diesem Jahr vom Gesangverein "Liederlust", der zugleich ein Jubiläum feiern kann: der Frauenchor besteht seit 15 Jahren. Am Sonntag spielt ab 14 Uhr der Ostheimer Posaunenchor zum Tanz. Flei
WIESBADEN. Bei Einführung des neuen Pflichtfachs "Arbeitslehre" ab dem kommenden Schuljahr 1993/94 wird es zumindest an den Gymnasien noch kaum dafür ausgebildete Lehrer geben. Das geht aus Äußerungen von Kultusminister Hartmut Holzapfel (SPD) hervor, der am Montag einen Ausblick auf den Start für das neue Schulfach gab.
Für die Gymnasien, an denen Arbeitslehre (abgesehen von Wahlangeboten) neu ist, konnte der Minister zum jetzigen Zeitpunkt auch noch keine Angaben über den zu erwartenden Lehrerbedarf machen, weil zunächst die vorhandenen Lehrer erklären müßten, wer sich für Weiterbildung in "Arbeitslehre" interessiere. Die fundierteren Weiterbildungsangebote (ein dreisemestriges Zusatzstudium auf dem Niveau der Haupt- und Realschullehrerausbildung oder ein zweijähriges Fernstudium) wird bis zum "Start" im September 1993 jedoch keiner der jetzt Interessierten absolviert haben. Und bisher gibt es an den Gymnasien laut Holzapfel nur "sehr wenige" Lehrer mit Fachkenntnissen in Arbeitslehre.
In Schulen, die es bisher nicht kannten, wird das neue Fach schrittweise eingeführt. Gymnasien können zunächst mit einem einzigen Jahrgang (etwa: Klasse 7) beginnen und müssen dann erst binnen vier Jahren die gesamte Mittelstufe (Klassen 7 bis 10) umgestellt haben. Das Fach, das es bisher vor allem an Haupt- und Realschulen gab, ist nach dem schon verabschiedeten neuen Schulgesetz demnächst für alle Kinder vorgesehen und soll nach den Stundentafel-Entwürfen des Ministers künftig in den Jahrgangsstufen 7 bis 10 mit durchschnittlich anderthalb Wochenstunden pro Klasse unterrichtet werden.
Holzapfel verteidigte die "Arbeitslehre" erneut mit dem Argument, die mangelnde Vorbereitung auf die Arbeits- und Berufswelt sei das "eigentliche Defizit" der heutigen Schulen. Die CDU-Opposition sprach dagegen von einem "Wischiwaschi-Fach", mit dem praktische Tätigkeiten (wie "Werken") ganz aus den Schulen verdrängt würden und dessen Vorbereitung "völlig unausgegoren" sei.
Der Minister meinte, die Schulen könnten sich nun ausreichend auf "Arbeitslehre" vorbereiten, die laut einer Informationsbroschüre des Kultusressorts auch Themen wie "Kritisch konsumieren", "Mittagspause im Betrieb", "Orientierung im Arbeitsmarkt" neue Kommunikationstechniken und Betriebspraktika umfaßt.
Die normalen Ausstattungsetats der Schulen seien ausreichend, um für Räume und Unterrichtsmaterialien zu sorgen. Ein eigenes Gymnasial-Studienfach Arbeitslehre sei nicht geplant, solange "Arbeitslehre" nicht auf die Oberstufe ausgeweitet werde. me
HOCHHEIM. Das Gespräch mit Kindern und Jugendlichen sucht die SPD. Am Freitag, 4. September, geht das "Forum Massenheim" um 17 Uhr im Kinder- und Jugendbüro, Alte Dorfgasse 22, in seiner zweite Runde.
Die Sozialdemokraten wollen sich Wünsche und Kritik der jungen Bürger anhören. Außerdem wollen sie aufzeigen, wie Jugendliche ihre Interessen selbst vertreten können. kkü
MAIN-KINZIG-KREIS. Die Ronneburger Sozialdemokraten sind wieder einmal abgeblitzt: Schon im jetzigen Kreistag nicht präsent, werden die Genossen im Nordwest-Zipfel des Main-Kinzig-Kreises wohl auch nach den Kommunalwahlen im März 1993 in die Röhre gucken.
Der jüngste SPD-Delegiertentag in Bruchköbel für den Wahlkampfbezirk 40 (Hanau-Land) konnte sich nicht dazu aufraffen, den Ronneburger Kandidaten Karl Netscher nicht erst auf auf Platz 45, sondern weiter vorne zu plazieren. Da nützte auch das Argument nichts, gerade wegen der geplanten Mülldeponie in Ronneburger Gemarkung müsse ein Repräsentant des Ortsvereins im Kreistag vertreten sein. Netscher auf der Liste abzusichern, scheiterte schließlich bei der Wahl denkbar knapp an einer Stimme. Auf der SPD-Liste des Wahlkreises 40 - sie muß noch vom Unterbezirk auf einem eigenen Parteitag für den gesamten Main-Kinzig-Kreis bestätigt werden - steht Landrat Karl Eyerkaufer aus Maintal-Hochstadt auf Platz eins. Ihm folgen auf den Plätzen: fünf - Lothar Klemm (Neuberg); acht - Wolfram Heyn (Bruchköbel); elf - Albert Hof (Freigericht); 14 - Helmut Hotz (Nidderau); 16 - Elisabeth Simon (Maintal-Bischofsheim); 19 - Hans Paetzold (Hammersbach); 22 - Rita Hoffmann (Bruchköbel); 24 - Falk Reinke (Hasselroth); 27 - Fritz Schüssler (Langenselbold); 29 - Franz Elpelt (Bruchköbel-Roßdorf); 32 - Heinz Appel (Nidderau); 35 - Manfred Wallesch (Maintal-Dörnigheim); 38 Bettina Pfeifer (Schöneck). hok
Der 10. internationale Sammlermarkt für Briefmarken, Münzen und alte Postkarten findet am Samstag, 5. September, von 10 bis 16 Uhr in der Jahrhunderthalle Höchst statt.
Mehrere hunderttausend alte Postkarten stehen zur Auswahl. Telefonkarten werden auch angeboten. Wer etwas zu verkaufen hat oder nur einfach wissen möchte, was seine "Schätze" wert sind, dem wird die Möglichkeit einer kostenlosen Schätzung durch Fachleute geboten.
Der Eintritt kostet für Erwachsene fünf Mark, für Kinder ist der Einlaß frei. jb
Er sei schon überrascht gewesen, als er erfuhr, daß er der 19. Stadtschreiber von Bergen werden soll. "Für mich hat das Amt eine noble Tradition", sagt Ralf Rothmann, der jüngste der Preisträger, und denkt dabei an Amtsinhaber wie Nicolas Born, Wolfgang Koeppen oder Ludwig Fels. Und plötzlich in diese Tradition gerückt zu werden, das freue ihn schon sehr.
Dem neuen Stadtschreiber gefällt der Gedanke, ein Jahr sorgenfrei arbeiten zu können: "Ich werde das in Paris begonnene Buch hier fertig schreiben".
"Noch habe ich den Schlüssel, noch darf ich reden", wird sein Vorgänger, Robert Gernhardt, später sagen. Er hinterläßt den Berger Bürgern, die ihn, so Ortsvorsteher Herbert Loos, nur ungern ziehen lassen, die "Ballade vom Berger Fratzenstein und seinen fatalen Folgen" - Heimatgeschichtliches umgemünzt auf die Stadtschreiberzunft - und seine "Berger Suite", ein Zyklus von Kohlezeichnungen der jetzt im Häuschen an der Oberpforte hängt.
Die Einführung von Ralf Rothmann in das symbolische Amt im Festzelt auf dem Marktplatz in Bergen-Enkheim, traditionell am Vorabend des Berger Marktes, stand dann ganz im Zeichen der Politik. Kulturdezernentin Linda Reisch fand deutliche Worte für ihre Abscheu vor den Ausschreitungen in Rostock: "Für einen menschenjagenden braunen Mob und eine grölende Masse gibt es kein Verständnis." Die Errungenschaften der Demokratie seien gefährdet, warnte sie und rief alle Anwesenden, darunter auch die ehemaligen Stadtschreiber Peter Bichsel, Eva Demski und Dieter Kühn auf, wachsam zu bleiben.
Auch für die Festrednerin Hildegard Hamm-Brücher war es nicht möglich, "die dunklen Schatten zu ignorieren". Drei Punkte erfüllten sie mit besonderer Sorge: die Verwilderung der politischen Kultur, das Auseinanderdriften von Verfassungsauftrag und -wirklichkeit sowie die Ausbeutung und Zerstörung der Lebensgrundlagen künftiger Generationen.
Hamm-Brüchers Motto für das Fest war ein Ausspruch des italienischen Schriftstellers Ignazio Silone: "Man soll die Welt so nehmen, wie sie ist, aber nicht so lassen." Zur Besinnung (auf demokratische Spielregeln) könnten, so Hamm-Brücher, auch die geistigen Beweger in unserem Land, also auch die Stadtschreiber, beitragen.
Ralf Rothmann nahm den Faden auf. Er erzählte von einer Bahnfahrt, die nahezu alptraumhaft endete. Denn das "Flipper-Lied", das eine Gruppe Jugendlicher singt, wird mit ihrer zunehmenden Trunkenheit zu einem nazistischen Haßgegröle und untermalt den Terror den Mitreisenden gegenüber. Er selbst, allein lesend in einem Abteil, entgeht diesem Terror.
Der Sohn eines Kohlenhauers kann (deshalb) den Erinnerungen an seine Kindheit nachhängen, die das "Flipper-Lied" ausgelöst hat. Vor allem der Erinnerung an die ausländischen Kollegen seines Vaters - "man nannte sie damals noch Gastarbeiter" - die oft bei ihnen zu Hause waren und ihnen zeigten, "wie man ein Festmahl macht, das fast nichts kostete".
Rothmanns Appell: das Fremde nicht als Bedrohung, sondern als Bereicherung betrachten. Er ließ es aber nicht bei (schönen) Worten bewenden. Er stiftete die Hälfte seines Preisgeldes von insgesamt 30 000 Mark dem Berliner Arbeitskreis "Jugend gegen Gewalt". Und er tat dies mit einer Selbstverständlichkeit, als sei es das Natürlichste von der Welt.
SUSANNE BROOS
Die traditionelle Kerb am ersten Septemberwochenende auf dem Kelsterbacher Schloßplatz mit Festzelt und Vergnügungspark erhält in diesem Jahr eine besondere Note durch die Feiern zum kleinen Jubiläum "40 Jahre Stadtwerdung von Kelsterbach". Das schwingt auch beim bunten Abend am Freitag, 4. September, 20 Uhr, mit, wozu Schlagerstar Costa Cordalis erwartet wird.
Am Samstag, 5. September, stellen um 11 Uhr die Alt-Kerweborsche einen kleinen Kerbbaum an der "Friedrichshöhe" auf, bevor es dann um 16 Uhr mit dem großen Kerbbaum am Schloßplatz offiziell wird. Beim abendlichen Unterhaltungsprogramm (ab 20 Uhr im Festzelt) ist unter anderem Jan Willem als "Singender Doppelzentner und Ostfrieslands Antwort auf Meikel Jäcksen" angesagt.
Am Sonntag, 6. September, läuft ein Festzug ab 14 Uhr durch die Stadt. cas
Mit einem Folkloreabend startet am Samstag, 5. September, 20 Uhr, im Bürgerhaus Mörfelden die Stadt ihre neue Kulturreihe "Iberische Halbinsel - Begegnungen mit Spanien und Portugal". Zu hören sind am Samstagabend die portugiesische Instrumentalgruppe "Rao Kyao" aus Lissabon sowie die spanische Tanz- und Folkloregruppe "El Candil" aus Stuttgart.
Zum Konzert "Spanische Musik" wird am Sonntag, 6. September, 17 Uhr, in die "Waldenserkirche", Stadtteil Walldorf, eingeladen, wo unter anderem fünf Seguidillas Boleras von Salvador Castro de Gisteau und Lieder von Ferdinand Sor geboten werden mit Lena Lootens (Sopranistin), Mechthild Georg (Altistin) sowie den beiden Gitarristen Raphaella Smits und Ansgar Krause. cas
LANGEN. Weniger Unfälle im Stresemannring, mehr Zusammenstöße mit Radfahrern am Lutherplatz: So stellt sich nach Informationen der Sozialdemokraten die Situation in der Innenstadt dar. Die SPD hatte sich bei der Polizei nach den Folgen der Verkehrsberuhigung und der geänderten Straßen- und Radwegeführung erkundigt. Fraktionschef Jochen Uhl regte an, die Beschilderung am Rondell des Lutherplatzes zu überprüfen.
Der Besuch in der Polizeistation diente dem Meinungsaustausch mit den Ordnungshütern. Dabei erfuhr die SPD, daß die Polizei nicht viel davon hält, Einbahnstraßen in Gegenrichtung für die Radfahrer freizugeben. Sie befürchtet mehr Unfälle, weil Autofahrer nicht mit Radfahrern rechneten. dac
Die Polizei fahndet seit einigen Wochen nach Tätern, die bei Einbrüchen zwischen 3. Juli und 13. August aus dem Zentrallager einer Computerfirma im Gallus Laptops und PC's im Wert von 850 000 Mark erbeutet haben.
Das Raubkommissariat bittet mögliche Zeugen der Einbrüche, sich zu melden. Die gleiche Aufforderung geht auch an Personen, denen Olivetti-Computer in größerer Stückzahl zu günstigen Preisen angeboten wurden. Für die Wiederbeschaffung hat die Versicherung der Firma zehn Prozent des jeweiligen Wertes (maximal 10 000 Mark) ausgesetzt.
Eine Belohnung in gleicher Höhe hat die Versicherung eines Optik-Fachgeschäftes in der Goethestraße 26 ausgesetzt. Dort hatten Einbrecher etwa 600 Brillen im Einkaufswert von insgesamt 117 000 Mark mitgehen lassen. enk
Rund ums historische Rathaus Trebur läuft am Samstag, 5. September, 9 bis 18 Uhr, der "Treburer Markt" der lokalen "Gesellschaft Heimat und Geschichte". Besondere Attraktion soll in diesem Jahr die Gruppe "Ars Replica" sein, die römisch-germanisches Handwerk aus dem ersten Jahrhundert nach Christus zeigen wird.
Dazu zählen unter anderem Gold- und Silberschmiede, Lederverarbeitung, Brettchen-Weber, Töpfer, Feuer-, Zunder- und Pfeilemacher. cas
NEU-ANSPACH. Ein Ziel der Jahresfahrt des "Vereins zur Förderung internationaler Beziehungen" Neu-Anspach. Doch die Reisegruppe von 25 Vereinsmitgliedern besuchte nicht etwa die eigene Heimatgemeinde im Taunus, sondern einen ehemals namensgleichen Ort in Polen: Niegolsaw in der pommerschen Seenplatte hieß bis 1945 Neuanspach.
1988 hatte ein Neubürger die Gemeinde auf die frühere Namensgleichheit aufmerksam gemacht. Und so beschloß der Verein, seine traditionelle Jahresfahrt nach Polen zu veranstalten. Die Neu-Anspacher aus dem Taunus verbrachten einen Sonntag in Niegoslaw. Das Programm begann mit einem ökumenischen Gottesdienst in der katholischen Kirche. Der Neu-Anspacher evangelische Pfarrer Joachim Hoffmann war beeindruckt: "Es klingt fast wie ein Wunder, daß im katholischen Polen ein Priester mit seinem evangelischen Amtskollegen während der Messe die Hostie teilt, und sie gemeinsam aus einem Kelch trinken."
Auf dem alten deutschen Friedhof begaben sich einige Mitglieder auf Spurensuche. Sie stießen dabei auf Grabsteine mit den Namen Vogel, Michaelis und Henke. Insbesondere "Buhlmann" oder "Christian Ernst" erlauben den Rückschluß, daß möglicherweise Auswanderer aus dem Taunus das Dorf Neuanspach im ehemaligen Pommern gründeten.
Für den Aufbau der Alten- und Sozialstation in Niegoslaw versprachen der Geschäftsführer der Diakoniestation Usinger Land, Reinhold Schuler, und Vorsitzender Rudi Rübsamen Hilfe. Ausrangierte Betten, Rollstühle und weitere medizinische Geräte sollen im Oktober nach Niegoslaw gebracht werden. cn
Das neue ökologische Informationszentrum Fasanerie im Stadtwald soll den Frankfurtern "helfen, den Wald zu begreifen", sagt Rainer Berg, Pressesprecher beim Frankfurter Forstamt. Und dies im wörtlichen Sinne: Das Informationszentrum, dessen Richtfest am Montag gefeiert wurde, soll, wenn fertig, neben "passiver Berieselung" auch die Möglichkeit zu "aktiver Mitarbeit" bieten. Gedacht ist da an "Erfühlen von Holz und Hören von Waldsituationen".
Das 5 Millionen Mark teure Zentrum - der Rohbau kostete 1,2 Millionen - habe man, so Umweltdezernent Tom Koenigs, nach Vorbildern in US-Nationalparks konzipiert. Das Ziel sei, "durch Informationen sachlich zu begeistern". Es gelte, den Wald in seiner Vielfältigkeit zu begreifen: als Ort der Erholung, der reinen Luft, aber auch der Holzproduktion. Die Stadt müsse deshalb "alles tun, um diesen Wald zu erhalten". Im Zentrum sind auf bislang 600 Quadratmeter Fläche unter anderem vorgesehen: ein Medienraum, die Dauerausstellung "Lebensgemeinschaft Wald" und ein Erlebnisraum mit Naturexponaten "zum Anfassen".
Rainer Berg rühmt die Vorteile des neuen Zentrums gegenüber der alten Blockhütte, in der sich seit 1976 die Besucher informieren konnten. "Die ständig wachsende Nachfrage" nach Informationen zum Wald und die steigenden Besucherzahlen im Stadtwald (1991 waren es sechs Millionen) hätten den Anstoß für das neue Projekt gegeben. Während früher hauptsächlich Schulklassen angesprochen wurden, soll nun auch beim "Laufpublikum" Interesse geweckt werden. So können beispielsweise am Computer die Entscheidungen eines Waldpächters nachvollzogen werden, wenn er vor der Frage steht, ob der Wildbestand dezimiert werden müßte oder nicht. Aber auch das Informationszentrums selber - der Bau wurde drei Meter in die Erde eingelassen und das Dach reicht schräg bis fast zum Boden - soll als Anschauungsobjekt dienen, wenn es im Sommer 1993 fertigestellt ist.
Es werde dann, so Architekt Ot Hoffmann, ein "erdangeschüttetes Dach" besitzen, das von der Natur "erobert" werden soll. So werden dann wohl auf der nördlichen Seite des Daches andere Pflanzen wachsen als auf der südlichen. Auch bei der Heizung ließ man sich etwas Neues einfallen. Sie ist nur auf eine Tiefsttemperatur von minus sieben Grad ausgelegt, die Besucher müssen in einem Zusatzofen Holz verfeuern. Der Lerneffekt? Proben vom Holzrauch könnten anschließend untersucht werden, um zu zeigen, daß der nicht besonders "ökologisch ist", sagt Hoffmann. wob
BAD HOMBURG. Zwei Festzüge brachten sie Samstag und Sonntag nahezu trockenen Fußes über die Straßen der Kurstadt, doch am Montag öffnete der Himmel alle Schleusen über die Veranstalter des Laternenfests und verdarb so manchen Frühschoppen. Mehr als zwölf Liter fielen bis zum späten Nachmittag - ein Viertel des gesamten September-Solls. Entsprechend leer blieben Festplatz und Budenstraßen.
Mit Betrunkenen zuhauf - pöbelnd, randalierend oder auch zusammenbrechend - hatten es Polizisten und in einem Fall der Notarzt während des Laternenfests zu tun. Wobei sich einer am Sonntag als besonders hartnäckig erwies, wie der Polizeibericht beweist: "Nach Öffnung der Festplätze mußte bereits um 12.40 Uhr der erste betrunkene Randalierer von einem Bierstand entfernt werden." Gut vier Stunden später: "Der Betrunkene von 12.40 Uhr randalierte schon wieder auf der Bachstraße in Kirdorf. Er wurde nochmals zur Ruhe ermahnt. Die Ermahnung hielt bis gegen 21.00 Uhr an. Als er zusammen mit einem weiteren Betrunkenen im Festzelt auf der Bachstraße randalierte, wurde er bis zum anderen Morgen zusammen mit seinem Freund zur Ausnüchterung in die Zellen gesteckt." Endgültiger ließ sich das Problem mit Falschparkern lösen, die im gesamten Innenstadtbereich laut Polizei für "erhebliche Verkehrsbehinderungen" sorgten. Acht Autos wurden abgeschleppt.
Der Humor verging den Polizeibeamten dennoch nicht. Heißt es doch an einer anderen Stelle ihres Berichts: "23.47 Uhr: Eine anonyme Anruferin der Weed beschwert sich über den Festlärm. Ihr wurde geraten mitzufeiern."
Man nehme einen Beutel mit kleinen Püppchen, packe seine Sorgen dazu, lege das Ganze unters Kopfkissen und schlafe sich aus. Am anderen Morgen, keiner wird's bezweifeln, stecken nur noch die kleinen Puppen im Beutel, die großen Sorgen hingegen sind verflogen. So stand es zu lesen an einem Laternenfest-Stand in der Bad Homburger Louisenstraße. Der Sorgenbeutel entstamme einem alten Brauch der Indios im Hochland von Guatemala, hieß es da. Wie auch immer: Der Beutel, kaum größer als eine Zigarettenschachtel und allemal gesünder, konnte gekauft werden.
"Kinderträume" sind aus Plastik. Zumindest, glaubt man dem gleichnamigen Stand auf dem Kurhausvorplatz. Und Kinder träumen diesem Angebot zufolge offensichtlich viel von Schwertern, Messern und Maschinenpistolen. Allerdings nicht alle, wie ein Mädchen vor dem Stand bewies: "Guck', dort gibt es Pizza", zog es seine Mutter weiter.
195 000 Mark kostete das Laternenfest. Der Festzug verschlang 54 000 Mark, der Ball der Laternenkönigin 17 000 Mark. Doch alles wird durch Standgebühren, Spenden und Werbung gedeckt, vermeldet der Laternenfest- Verein stolz: Steuermittel sind nicht nötig. Dabei gäbe manch Bad Homburger dafür sogar gern seine Steuern. . . .
Daß in Rüsselsheim nicht nur Autos gebaut werden, sondern "Detroit am Main" auch sonst noch etwas zu bieten hat, soll bei einer am Donnerstag, 3. September, beginnenden Kulturreihe bewiesen werden. Unter dem Titel "Kunst findet Stadt" laden Kulturamt, am Ort arbeitende Künstler, Galeristen und Kunsthändler ein. Eine Ausstellung der "Kunstszene Rüsselsheim" wird am Donnerstag, 3. September, 15.30 Uhr, im Rathaus eröffnet, und dazu gibt es Live-Musik mit der "Leather Town Jazz Band".
Am Samstag, 5. September, 19 Uhr, steht eine Vernissage mit Pierre Magnin, Evreux, in der Kunsthandlung Guthmann, Berliner Straße 33, an.
Am Sonntag, 6. September, wird um 13 Uhr zu "Schnupperstunden" und Malkurs sowie "Tag der offenen Tür" in die Merian-Kunstschule, Albrecht-Dürer-Schule, eingeladen. Ab 18 Uhr ist Aktionsbemalung auf einer großen Wand an der Galerie "La Movida", Kürbisstraße 26, angesagt. cas
Am Sonntag wurde die erste evangelisch-lutherische Bischöfin der Welt, Maria Jepsen, im Hamburger "Michel" feierlich in ihr Amt eingeführt. Wie wenig selbstverständlich ihre Wahl war, zeigt die Unruhe in der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD), die immerhin die "Kammer für Theologie" veranlaßte, eine Stellungnahme abzugeben. "Frauenordination und Bischofsamt" heißt das Gutachten, das jetzt vom Kirchenamt der EKD in Hannover in der Reihe "EKD- Texte" (Nr. 44) herausgegeben worden ist. Wir veröffentlichen den Text der Kammer für Theologie im Wortlaut.
Bernd N., 19, ist zuckerkrank. Er war erst zwölf, als sein Hausarzt die Diagnose stellte: Diabetes. "Damals war das ein Schock für mich", erinnert sich Bernd. Heute kann er mit seiner Krankheit umgehen. Viermal täglich spritzt er sich Insulin und mißt den Blutzucker. Die notwendige ärztliche Betreuung kommt jedoch seit einigen Wochen zu kurz: Das vierköpfige Diabetes-Team für Kinder und Jugendliche am Universitätsklinikum ist merklich zusammengeschrumpft. Der "Arzt im Praktikum", ein Mediziner vor der Approbation, kann von der Klinik nicht länger bezahlt werden, und die Diabetes-Beraterin hat nur einen befristeten Arbeitsvertrag.
"Meine Blutzuckerwerte sind völlig außer Kontrolle", erzählt Bernd, "aber da ist nie ein Termin frei." Zu einem anderen Arzt möchte er nicht gehen: "Mein Hausarzt könnte mich nicht richtig behandeln."
Ebenso wie Bernd ergeht es vielen anderen jungen Diabetikern im Rhein- Main-Gebiet. 160 Patienten betreut der Diabetesspezialist Jürgen Herwig ambulant in der Uni-Kinderklinik. Hinzu kommen rund 100 Patienten mit Stoffwechselerkrankungen, um die er sich unabhängig von den Zuckerkranken kümmern muß. Seit der Praktikumsarzt fort ist, kann Herwig das tägliche Arbeitspensum kaum bewältigen. Darunter leiden vor allem die zuckerkranken Kinder: "So wie ich mir das vorstelle, kann ich sie nun nicht mehr betreuen." Spontane Termine gebe es keine mehr. Denn eine Stunde brauche er mindestens für einen Patienten. "Wenn man's ganz genau nimmt, müßte ich ja jeden einzelnen Tag durchkämmen: Was hast du gegessen, was getrunken, was hast du gemacht etc." Nur so sei eine neue Insulineinstellung möglich.
"Ich habe die Mittel für einen neuen Praktikumsarzt nicht zur Verfügung", begründet der Chefarzt und Leiter der Pädiatrie I, Professor Hans-Josef Böhles den Stellenabbau. Der Arzt im Praktikum koste im Jahr rund 25 000 Mark. Während Oberarzt Herwig und die Diät-Assistentin aus dem Etat der Klinik, also vom Land Hessen, bezahlt werden, werden Praktikumsarzt und Diabetes-Beraterin aus sogenannten "Drittmitteln" finanziert - Zuschüsse aus Forschungsgemeinschaften und der Industrie. "Die investieren aber meist nur in Funktionierendes", meint Böhles und verweist auf die zum Teil schlechte Ausstattung der Uni-Klinik.
Neue Stellen im Diabetes-Team über den Landes-Etat finanzieren zu können, hält er für utopisch. Der "Verteilungskampf" sei hart, sagt der Arzt. "Innerhalb der Kinderheilkunde wird manchen Abteilungen das Geld nachgetragen." Als Beispiel nennt er die krebskranken Kinder. "Auch diese Krankheit ist natürlich schlimm", weiß Böhlers. Aber dort lägen die Heilungschancen bei etwa 70 Prozent. Auch von Spendengeldern profitierten Diabetiker-Kinder weit weniger. "Meine Oma hat auch Zucker - Zucker ist süß", so würden viele die Krankheit einfach abtun.
Geld lockermachen will Böhles nun über die Krankenkassen. Seine Argumentation: Wenn Diabetiker-Kinder keine ausreichende ärztliche Betreuung erfahren, kann es Spätfolgen wie Nierenerkrankungen oder Sehschwächen geben. "Die Krankenkassen haben nämlich auch noch nicht begriffen, wie die Kosten eigentlich entstehen." ki
RÜSSELSHEIM. Auf ein Sozialpaket über 350 Millionen Mark verständigten sich bei Opel Geschäftsleitung und Betriebsrat. Anstelle der in Vorjahren oft mühsam ausgehandelten Sonderzahlungen gibt's ab sofort jährlich und automatisch Gewinnbeteiligung. Danach erhält jeder, der vor dem 1. Januar 1990 bei Opel anfing, Ende September 1040 Mark. Die Weihnachtsgratifikation - insgesamt 290 Millionen - wird am 27. November ausgezahlt. cas (Ausführlich im Wirtschaftsteil)
Viele der Sorgenkinder von Schlappekicker können aus verschiedensten Gründen nicht in Urlaub fahren. Nicht nur finanzielle Probleme hindern, oft verbieten es auch körperliche Schwierigkeiten und manches mehr. Doch alle von der Aktion Betreuten dürfen sich auf den zweiten Ausflug 1992 freuen, der wieder einmal per Schiff gestartet wird. So treffen wir uns am 14. September zur Dampferfahrt mit der "Nautilus" um 8.15 Uhr am Eisernen Steg zur Fahrt nach Rüdesheim. Die Einladungen erfolgen noch in dieser Woche.
Inzwischen gab es noch einen erfreulichen Nachtrag zur Sammelliste 2. Im Juni wurden bei einer Veranstaltung in Bad Nauheim im "Evergreen" beachtliche Spenden entgegengenommen. Zusammen mit dem, was Meisterfechterin Heidi Schönberger noch im privaten Kreis sammelte, kamen rund 1150 Mark und ein weiterer Betrag hinzu, so daß für die Weihnachtssammlung 1992 schon ein Startkapital von mehr als fünftausend Mark zu Buch steht.
Stadt kann sich Schloß nicht leisten
BUTZBACH. Den komplette Kauf der Schloßkaserne kann sich die Stadt Butzbach wohl nicht leisten. 24,6 Millionen Mark ist das etwa 14 Hektar große Gelände einschließlich der Gebäude wert. Zu diesem Ergebnis kommt das Wertermittlungsgutachten des Bundesvermögensamtes. Ob sich damit auch das Bundesfinanzministerium zufrieden gibt, das für den Verkauf verantwortlich, steht noch nicht fest.
Bliebe es dabei, müßten die Butzbacher im Falles eines Kaufes in den nächsten sechs Jahren 13,7 Millionen Mark Zinsen bezahlen, ohne auch nur eine Mark zu tilgen. Nach Berechnungen der Stadtverwaltung würde die Stadt nicht viel besser dastehen, wenn die Kaserne durch eine Finanzierungsgesellschaft erworben würde. Denn nach Angaben aus dem Rathaus hängen mögliche Steuerersparnisse einer solchen Gesellschaft ganz von der Verwendung des Areals ab.
Aus diesem Grund teilte im wesentlichen jetzt der Haupt- und Finanzausschuß die Empfehlung des Magistrates, sich auf das "mittelfristig Finanzierbare", wie den Kauf der Sporthalle, des ehemaligen Sportplatzes, des sogenannten Verwaltungshauses und des Ballhauses (für die Vereine) zu konzentrieren. str
Das Berliner Verwaltungsgericht hat eine Klage von RTL Radio gegen die Lizenzerteilung zur privaten Fortführung des einstigen Alliiertensenders RIAS 2 abgewiesen. Dies teilten Prozeßbeteiligte mit. Die Begründung will die 1. Verwaltungsgerichtskammer den Beteiligten zustellen. RTL-Radio hatte die Medienanstalt Berlin-Brandenburg verklagt und einen Widerruf der Lizenzerteilung verlangt. Hilfsweise beantragte RTL-Radio striktere Werbebeschränkungen sowie eine Reduzierung der Sendeleistung des reichweitenstarken R.S. 2-Senders. Der Privatsender Radio Energy hatte während der fünfstündigen Anhörung am Vortag seine Klage zurückgezogen, nachdem der RIAS-2-Nachfolger, R.S. 2, einer Beteiligung Radio Energys an der Werbeakquirierung durch die Agentur Radio Marketing Service (RMS) zugestimmt hatte. Die Klägerin, RTL Radio, muß die Kosten des Verfahrens tragen.
Der Geschäftsführer von RTL-Radio, Bernt von zur Mühlen, hatte die Klage unter anderem damit begründet, daß die Lizenzvergabe zur Fortführung des ehemals durch öffentliche Haushaltsmittel finanzierten Programms durch das damals gültige Berliner Kabelpilotprojektgesetz nicht gedeckt gewesen sei. Außerdem kritisierte er, daß die private, werbefinanzierte Fortführung des Erfolgsprogramms zu einer Wettbewerbsverzerrung führe, da den R.S. 2-Betreibern ein erheblicher Wettbewerbsvorteil gewährt worden sei. Im übrigen hätten die vom Kabelrat festgelegten Werbegrenzen keinen Sinn, da sie nach von zur Mühlens Worten unterhalb der derzeit üblichen Werbeauslastung bei Privatsendern lägen. Die Berliner Aufsichtsbehörde über den Privatfunk hatte der von Peter Schiwy geführten Radio-Informations "Audio- Service Zwei"-Gesellschaft für zunächst drei Monate jegliche Werbung untersagt und für die Folgezeit bis zur Verlängerung die Lizenz eine Werbegrenze von fünf Minuten pro Stunde auferlegt.
Offenbar folgte das Gericht den Ausführungen des Direktors der Medienanstalt, Hans Hege, der wiederholt darauf verwiesen hatte, daß sich der Wettbewerbsvorteil der R.S. 2-Gesellschaft durch die Übernahme eines eingeführten Programms gegenüber anderen Privatsendern nicht exakt habe ermitteln lassen. Die Werbebeschränkungen könnten aber im Zuge der Verlängerungen der Sendeerlaubnis Ende 1993 enger gefaßt werden, wenn sich herausstelle, daß die Auflagen nicht ausgereicht hätten, um den Startvorteil auszugleichen. epd
FRIEDBERG. Die Friedberger CDU lehnt eine Beteiligung der Stadt an den Kosten für zwei neuen Triebwagen auf der Bundesbahnstrecke Friedberg-Nidda ab. Die beiden modernen Wagen sollen zusammen rund acht Millionen Mark kosten, die von der Bundesbahn, dem Land Hessen, dem Wetteraukreis und den Anliegergemeinden Friedberg, Reichelsheim, Echzell und Nidda übernommen werden sollen. Auf die Stadt Friedberg sollen 90 000 Mark entfallen. Die Christdemokraten lehnen das ab. Das Land Hessen wolle seinen Anteil aus dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz bezahlen und habe deshalb die Mittel aus diesem Topf für die kleine Friedberger Südumgehung (Ostanbindung des Industriegebietes Süd) gestrichen, kritisiert die Union. Die Christdemokraten halten die Anschaffung der neuen Triebwagen aber auch für ein "recht zweifelhaftes Unternehmen", weil die Verteilung der Folgekosten nicht geklärt sei. Gebe Friedberg einen Zuschuß, könne eine Kostenlawine auf die Stadt zukommen, weil der Zeitpunkt komme werde, von dem an die Bundesbahn auch die Betriebs- und Folgekosten nicht mehr tragen wolle, befürchtet der Friedberger CDU-Vorsitzende Ulrich Kiefer. Für die Christdemokraten ist die Zuschußfrage zudem von prinzipieller Bedeutung, da weitere Strecken anstünden, bei denen die Bundesbahn Entlastung begehre: Friedberg- Hungen, Friedberg-Hanau, Friedberg- Friedrichsdorf und die Schaffung eines dritten S-Bahn-Gleises nach Frankfurt.
Für die Strecke Nidda-Friedberg, auf der die neuen Triebwagen verkehren sollen, liege noch nicht einmal der betriebswirtschaftliche Gutachten vor, von dem der Weiterbetrieb abhängig gemacht werden solle, bemängelt die Friedberger CDU. Die Christdemokraten sehen sich vom Land Hessen und vom Wetteraukreis unter Druck gesetzt, weil der Termin, an dem Landrat Gnadl die neuen Triebwagen vorstellen will, bereits feststehe: der 12. und 13. September. ieb
BOCHUM, 31. August. Der Prozeß gegen drei Thyssen-Manager wegen des Verkaufs von möglicherweise im Raketenbau einsetzbaren Pumpen an Irak wird - anders als nach dem ersten Verhandlungstag erwartet - vor dem Bochumer Landgericht zunächst fortgesetzt. Ob die im Frühjahr 1990 von der Wittener Thyssen-Maschinenbau GmbH an Irak gelieferten 35 Turbopumpen ausschließlich zur Bestückung von Scud-Raketen bestimmt waren oder ob man sie möglicherweise zu Feuerlöscharbeiten oder sonstiger ziviler Nutzung hätte verwenden können, konnte am Dienstag, dem zweiten Verhandlungstag, im Streit der Gutachter nicht geklärt werden. Nach den 1990, zum Zeitpunkt der Lieferung, geltenden Außenhandelsbestimmungen wären die Angeklagten drei Manager nämlich dann freizusprechen, wenn die gelieferten Teile nicht ausschließlich militärisch zu nutzen gewesen wären. In diesem Fall - hatte der Vorsitzende Richter der Bochumer Wirtschaftsstrafkammer gleich zu Prozeßbeginn angekündigt - würde das Verfahren ein schnelles Ende finden. Bei einer Verurteilung drohen den Angeklagten bis zu drei Jahren Haft.
Das Bundesamt für Wirtschaft (BAW) hatte seinerzeit die Ausfuhrgenehmigung erteilt, da es aufgrund der von Thyssen vorgelegten Angaben davon ausging, es handele sich um Pumpen für petrochemische Versuchsanlagen. In seinem am Dienstag vorgetragenen Gutachten erklärte der Leitende Regierungsdirektor des BAW, Dieter Müller-Lindemann, "inzwischen wissen wir objektiv, daß diese Pumpen für einen Scud-Nachbau gedacht waren". Die Summe aller Eigenschaften der gelieferten Teile lassen nur diesen einen Schluß zu. Es gab seinen Erkenntnissen nach zwar noch keine komplett nachgebaute Scud-Rakete, in der diese Teile eingebaut worden seien. Aber anhand der Unterlagen, die dem BAW seit der deutschen Einigung aus den Archiven der NVA über diese sowjetischen Raketentypen zur Verfügung stehen, ist klar, daß diese Pumpen die Scud-Raketen antreiben sollten.
Ein von der Verteidigung gestellter Düsseldorfer Patentanwalt versicherte dagegen, daß man diese Turbopumpen, trotz ihrer Besonderheiten, auf Löschschiffen oder im Katastropheneinsatz auf Bohrinseln verwenden könne. Ein Braunschweiger Pumpenfachmann meinte zwar, daß allein schon die von Irak gewünschten Sonderausfertigungen durchaus "ein Fall zum Nachdenken für den Konstrukteur" gewesen seien. Er könne sich aber dennoch vorstellen, daß die Pumpen zum Beispiel auf Pumpstationen in der Wüste Verwendung fänden. Der zuständige Oberstaatsanwalt kommentierte die Mutmaßungen über mögliche zivile Nutzung der gelieferten Pumpen mit den Worten: "Mit Champagner kann ich mich rasieren. Macht nur keiner."
Das Spielfilmangebot des Privatsenders Sat 1 ist nach eigenen Angaben in jüngster Zeit hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Der Sender sei ein gutes "Film-Programming" schuldig geblieben, sagte Werner E. Klatten, Vorsitzender der Geschäftsführung von Sat 1, kürzlich in Frankfurt vor Vertretern von Werbeagenturen. Der Privatsender wolle das Vertrauen wiederherstellen". Unter den neuen Kinofilmen, die 1993 bei Sat 1 gezeigt werden sollen, finden sich Titel wie "Kevin - allein zu Haus", "Jagd auf Roter Oktober" und "Der Feind in meinem Bett".
Wie die anderen Privatsender auch setzt Sat 1 den Schwerpunkt seiner Entwicklung inzwischen bei Eigenproduktionen. Das Gesamtvolumen für Programmentwicklung und -einkauf soll im kommenden Jahr über einer Milliarde Mark liegen, so Klatten. Davon würden nur noch 35 Prozent in den Ankauf von Kaufprogrammen wie Kinofilmen und US- Serien investiert. 24 Prozent sollen für eigene Spielserien und Unterhaltungsshows aufgewendet werden, 19 Prozent für Sport und 22 für Information.
Bei den eigenproduzierten neuen Fernsehserien von Sat 1 fällt der Krimi "Wolffs Revier" auf, der in Berlin spielt und zu dem Karl Heinz Willschrei die Drehbücher geschrieben hat. Von den Fernsehstars hat Sat 1 jetzt auch Klaus Wennemann für sich gewonnen. In der Produktion "Auf Messers Schneide" wirkt Klausjürgen Wussow mit. Eduard Zimmermann will mit seiner neuen Reihe "K" wie gewohnt über Verbrechen aufklären. Der Schweizer Buchautor Erich von Däniken wird für Sat 1 "Auf den Spuren der Allmächtigen" wandeln. Mit dieser Programmischung will Sat 1 "der beliebteste Kanal für die ganze Familie werden", so Programmdirektor Martin Kraml in Frankfurt bei der Vorstellung des neuen Programmschemas für 1993. Der Privatsender wolle seinen Zuschauern helfen, die Probleme des Alltags zu bewältigen "und leichter zu vergessen", so Kraml.
Nach Auffassung von Sat 1-Chefredakteur Michael Rutz ist die "Qualität unserer Nachrichten bedeutend besser geworden". Ab kommendem Jahr will auch Sat 1 beim neuen Typ des "Reality-TV" mitmachen. "Retter" heißt eine Reihe, wobei Sat 1 mit Blick auf den Konkurrenzsender RTL plus ("Notruf", "Auf Leben und Tod") betont: "Wir zeigen Ihnen echte Bilder."
Den Werbekunden versprach Sat 1- Chef Klattern, der Marktanteil werde Ende des Jahres "deutlich über 13 Prozent" liegen. Im Laufe des nächsten Jahres seien 15 Prozent erreichbar. In den vergangenen zwei Wochen habe der Marktanteil bei 12,2 Prozent in den alten Bundesländern gelegen. Derzeit würden über 80 Prozent der Haushalte in West- und Ostdeutschland erreicht, was Klatten als annähernde "Vollabdeckung" qualifizierte. Weitere Reichweitensteigerung erhofft sich der Privatsender von neuen terrestrischen Senderketten in den neuen Ländern (zunächst: Sachsen-Anhalt). In Kabelhaushalten leidet Sat 1 dagegen unter ständig abnehmendem Zuspruch. Nach epd-Informationen ist der Marktanteil im Kabelsegment seit 1988 rückläufig. Lag er noch 1988 bei 21,9 Prozent, so ist er inzwischen auf 13,8 Prozent gesunken. Die in Aussicht genommene Reichweitensteigerung verbindet Sat 1 mit einer "moderaten" Anhebung seiner Werbepreise. epd
Als Deutscher Meister im Zehnkampf der Männer im westfälischen Ahlen kam der 1992 auf 8012 Punkte verbesserte deutsche Ranglisten-Fünfte Stefan Schmid zum Erfolg. Ihm gelangen vier persönliche Bestleistungen, im Kugelstoßen (14,02 m), im Hochsprung (1,97 m), im Stabhochsprung (4,80 m) und im Speerwerfen (66,90 m). "Vize" wurde der Magdeburger Norbert Lampe (7587), der dieses Jahr ebenfalls die 8000er-Grenze geknackt hatte. Etwas daneben ging der Saisonabschluß für Paul Meier, der als Fünfter der Hallen-EM und Sechster bei Olympia zum Aufsteiger geworden war. Immerhin verbesserte er seine Bestleistung im Stabhochsprung auf 4,90 m.
Richtig "baden" ging die teilweise verregnete Veranstaltung durch die Serie der Ausstiege. Erst scheiterte Seoul- Olympiasieger Schenk am Ende seiner verkorksten Saison mit starken Achillessehnen-Schmerzen. Dann brach beim früheren Junioren-Weltmeister Kohnle im Kugelstoßen eine Handverletzung auf, weil ihm die Benutzung einer stabilisierenden Manschette vom Oberkampfrichter nicht gestattet wurde. Am Sonntag mußte Müller mit starken Schmerzen im linken hinteren Oberschenkel aufgeben. Und als alle an den Sieg von Thorsten Dauth (Groß-Karben) glaubten, gab auch dieser vor dem Speerwurf auf. sid
WIESBADEN. Mit Begriffen wie "Nullnummer" und "Nullkonzeption" reagierten die Oppositionsparteien CDU und FDP - und was harte Fakten betrifft, hatten sie ihre guten Gründe. Keinerlei konkrete Bedarfsplanung enthält der Entwurf für ein erneuertes hessisches "Suchthilfeprogramm", den Familienministerin Iris Blaul (Grüne) am Montag öffentlich präsentierte. Lediglich auf 55 weitere Langzeit-Therapieplätze (zur Zeit: 545) legte sie sich bis zum Ende der Legislaturperiode 1995 fest. Und nicht einmal die Summe wollte sie nennen, die sie für 1993 im Landeshaushalt "angemeldet" hat. Was konkret das Land in den kommenden Jahren fördern, umstellen, erweitern will, blieb ganz im dunkeln.
Die dicke Broschüre, die an die Stelle eines alten Programms vom 1983 treten soll, beschreibt vor allem Vorhandenes. Und sie schreibt fest, worauf sich die rot- grüne Koalition in den vergangenen Monaten ein ums andere Mal schon festgelegt hat: zusätzliche "niedrigschwellige" (suchtakzeptierende) Hilfeangebote an Abhängige als neuer Trend (das heißt: Abstinenz ist nicht mehr allein akzeptiertes Ziel der Drogenhilfe); eine öffentliche Heroinvergabe wird angepeilt, wenn irgendwann in Bonn die Gesetze entsprechend geändert werden sollten.
Waren solche Wiederholungen für die Journalisten auch keine Nachricht mehr wert, so wollte die Ministerin doch in Richtung Kommunen und Drogenhelfer jetzt "zeigen, wohin die Reise geht".
Und wenn es schon nichts Konkretes zu melden gab: Daß Blaul die mehrfach verkündeten neuen Linien der rot-grünen Drogenpolitik auch ins "Suchthilfeprogramm" schreiben will, war der Opposition dann doch Empörung wert. FDP: "Teilkapitulation der Landesregierung"; CDU: "Aufforderung zur Reise in die Hölle". Aber trotzdem Nullnummer. me
EBU
Albert Scharf will beim Einkauf teurer Sportrechte künftig mit privaten Fernsehsendern zusammenarbeiten. Der Präsident der Europäischen Rundfunkunion (EBU) und Intendant des Bayerischen Rundfunks hält Kooperation und Kostenteilung für "auf die Dauer die einzige Möglichkeit für alle Beteiligten", um Übertragungen von teuren Sportereignissen überhaupt noch zu ermöglichen, sagte Scharf. Hinsichtlich der Art der Zusammenarbeit schränkte Scharf allerdings ein: "Die Frage ist nur, in welcher Form."
Für die nächsten Olympischen Spiele 1996 in Atlanta verhandele die EBU bereits mit privaten Fernsehsendern über mögliche Sublizenzen, teilte Scharf mit. Je nach "Gewinnträchtigkeit und Popularität" der verschiedenen Sportarten sei aber die Interessenlage in den Mitgliedsländern der Eurovision unterschiedlich: "Hier liegt die Problematik." Basketball zum Beispiel sei in einigen Ländern eine "Topsportart", in anderen kaum von Interesse.
Die EBU hält die Übertragungsrechte für Atlanta '96 und muß für deren Erwerb 250 Millionen Dollar aufwenden. Bei den diesjährigen Olympischen Spielen in Barcelona waren es noch 66 Millionen gewesen. Angesichts dieser immensen Preissteigerung sei die Sicherung der Übertragungsrechte für Atlanta '96 "ein letzter Kraftakt unter den bestehenden Verhältnissen" gewesen, sagte der EBU- Präsident. In Zukunft müßten die Kosten geteilt werden.
Scharf rechnet indes nicht damit, daß zukünftige Olympiaden womöglich durch ein Mehr an Werbung finanziert werden. Das internationale Olympische Komitee (IOC) werde wohl nicht zur Trikot- oder Bandenwerbung, wie bei Fußballspielen üblich, übergehen, weil dies "das Gesamtbild derart aufsplittern" würde, "daß für die einzelnen Sponsoren kaum noch ein Eindruck" entstünde. Von weitergehenden Werbeformen werde das IOC, so Scharfs Erwartung, "ohne äußerste Not nicht Gebrauch machen". epd
Vbn BERLIN, 2. September. Den "Komitees für Gerechtigkeit", zu deren Gründung vor knapp zwei Monaten eine Gruppe von Prominenten um PDS-Chef Gregor Gysi und den früheren DDR-Innenminister Peter-Michael Diestel (CDU) aufgerufen hatte, steht nun auch ein "Verein der Förderer und Freunde" zur Seite. Der Verein war am Wochenende auf einem ersten bundesweiten Koordinierungstreffen in Berlin gegründet worden, "um die Komitees in eine juristische Form zu bringen", wie Gysi am Montag mitteilte. Er soll vor allem die Finanzierung von Projekten der Komitees regeln.
Wie es hieß, arbeiten derzeit etwa 6000 Ostdeutsche in 24 Komitees, etwa 500 Westdeutsche haben sich in fünf Komitees zusammengefunden. Weitere Gründungen werden nach Angaben der Berliner Koordinierungsstelle demnächst stattfinden.
KRONBERG. "Gibt es Alternativen im sozialen Wohnungsbau?" Dieser Frage geht Beatrice Kustor, Sozialwissenschaftlerin im Bereich Stadtforschung und Sozialplanung am Darmstadter Institut Wohnung und Umwelt bei einem Vortrag am Mittwoch, 2. September, 20 Uhr in der Kronberger Stadthalle nach. Sie kommt auf Einladung der Gleichstellungsbeauftragten und will Anstöße aus frauenpolitischem Blickwinkel geben. w
Kleine FR
Kindergarten wird umgebaut SELIGENSTADT. In der kommenden Woche rücken die Maurer an, um den Kindergarten in Froschhausen an- und umzubauen. Außerdem hat der Magistrat die Zimmermannsarbeiten im Wert von 27 000 Mark, die im Oktober beginnen sollen, an eine Seligenstädter Firma vergeben.Bürgerhaus wird saniert BABENHAUSEN. Das vor rund 25 Jahren gebaute Bürgerhaus im Stadtteil Hergershausen soll demnächst von Grund auf saniert werden. Knapp drei Millionen Mark will die Stadt Babenhausen dafür aufwenden. Provisorischer Parkplatz BABENHAUSEN. Auf dem Gelände des inzwischen abgerissenen alten Feuerwehrgerätehauses soll ein provisorischer Parkplatz für 43 Fahrzeuge entstehen. Was mit dem Gelände geschieht, ist derzeit noch unklar, da ein vom Magistrat unterbreiteter Vorschlag nicht auf einhellige Zustimmung des entsprechenden parlamentarischen Ausschusses gestoßen ist. Es soll jetzt ein Alternativvorschlag ausgearbeitet werden. Blumen fürs Rathausfoyer DIETZENBACH. Um die langen Wartezeiten im Dietzenbacher Rathaus erträglicher zu machen, hat der Magistrat beschlossen, das Foyer neu zu gestalten. Freundlicheres Licht, neue Sitzplätze und Stühle sowie Stellwände und Blumenwannen wurden in Auftrag gegeben. Die Veränderung wird etwa 38 000 Mark kosten.Richtfest bei der Feuerwehr RODGAU. Die Rohbauarbeiten am Feuerwehrgerätehaus in Dudenhofen sind abgeschlossen - am Dienstag, 8. September, um 18 Uhr kann bei Umtrunk und Imbiß zünftig Richtfest gefeiert werden.Waldfest der Kleintierzüchter RODGAU. Der Kleintierzuchtverein Weiskirchen feiert am Sonntag, 6. September, auf der Waldfreizeitanlage in der verlängerten Schillerstraße sein Waldfest und beendet damit die Freiluftsaison. Kerbtanz im Bürgerhaus RODGAU. Zum Kerbtanz bittet der Musikverein Nieder-Roden am Samstag, 12. September, um 20 Uhr ins Bürgerhaus.Knödelessen beim Wanderclub RODGAU. Ein Knödelessen zelebriert der Wanderclub "Edelweiß" Dudenhofen am Sonntag, 13. September, um 10 Uhr in seinem Vereinsheim an der Gänsbrüh. Lebensrettende Sofortmaßnahmen RODGAU. Einen für Führerscheinbewerber (außer Klasse II) obligatorischen Kursus "Lebensrettende Sofortmaßnahmen" bietet die DRK-Ortsvereinigung Weiskirchen am Samstag, 5. September, um 13 Uhr in der Sozialstation am Bürgerhaus an. Der Lehrgang erstreckt sich über vier Doppelstunden und kostet 35 Mark. Sommerfest der CDU RODGAU. Auf dem Puiseauxplatz in Nieder-Roden feiert die dortige CDU am Sonntag, 13. September, gerade noch "vor Toresschluß" ihr Sommerfest.
"Kommunikation in Frankfurt" - in einer vierteiligen Serie wirft die Frankfurter Rundschau einige Schlaglichter auf Menschen, Einrichtungen und Methoden der Kommunikationswirtschaft. In der ersten Folge geht es darum, wie Werbung in den Medien lanciert wird, um die Konkurrenz der Sender, den Kampf um Einschaltquoten. In der nächsten Ausgabe werden zwei Karrieren präsentiert: vom "Alt-68er" zum "Werbe-Fuzzy".
Teil III ist einem Haus gewidmet, das früher ein alternatives Kommunikationszentrum war und heute mehrere Werbeagenturen beherbergt: die ehemalige Bauersche Gießerei, Hamburger Allee 45. Bücher sind das Thema in der Schlußfolge: Wie entsteht ein Buch, wie kommt ein Buch auf den Markt?
Die TaunusFilm GmbH in Wiesbaden wird in eine Holding umstrukturiert, die als "TaunusFilmGruppe" firmieren soll. Wie das Unternehmen mitteilte, werden die einzelnen Unternehmensbereiche in selbständige Gesellschaften umgewandelt. Die Gesellschafterverhältnisse bei der TaunusFilmGruppe blieben von dieser Neustrukturierung unberührt. Die neue Holding ist weiterhin zu 100 Prozent im Besitz der HR-Werbung, einem Tochterunternehmen des Hessischen Rundfunks. Der Pressesprecher der TaunusFilm, Achim Apell, sagte, das Unternehmen habe diese Neustrukturierungen beschlossen, da es positive Erfahrungen mit den drei bereits bestehenden Tochterfirmen gemacht habe. Es handele sich um die TaunusFilm Synchron GmbH Berlin, die Lufthansa Audiovisuelle Produktionen GmbH und die Zeichentrickfilmtochter Rila. Nun wolle die TaunusFilm weiter expandieren.
Das Kopierwerk der TaunusFilm werde mit der Wiesbadener Firma ABC Studio GmbH auf ihrem Studiogelände "Unter den Eichen" in einer gemeinsamen Betriebsstätte zusammenarbeiten. Ziel der Kooperation sei es, zwei konkurrierende Betriebe im Rhein-Main-Gebiet - ähnlich wie in Hamburg und München - zu einem leistungsfähigen Unternehmen zusammenzufassen, erläuterte Apell. An der neuen "ABC & TaunusFilm Kopierwerk GmbH" seien beide Firmen zu 50 Prozent beteiligt. Die Geschäftsführung übernehmen Gerhard Bergfried und Walter Richter. Sowohl Sendeanstalten als auch Privatkunden können dann auf dem Wiesbadener Studiogelände eines der "modernsten Kopierwerke Europas" nutzen, kündigte die TaunusFilm an.
Neben dem Standardformat 16 mm werde auch die Bearbeitung des 16:9-formatigen Super 16 und des HDTV-tauglichen 35-mm-Films angeboten. Im Studiobereich habe die TaunusFilm in neueste Fernsehtechnik investiert. Als einziger Studiobetrieb in Deutschland werde in den beiden jeweils 800 Quadratmeter großen Studios modernste D-1-Digitalkomponenten-Aufzeichnungstechnik verwendet.
Anfang 1993 will die TaunusFilm mit der Tiemeyer Messedienstleistungen GmbH aus Frankfurt eine gemeinsame Firma, die "TaunusFilm Dekorations- und Messebau GmbH", gründen. Bereits jetzt kooperieren beide Unternehmen im Dekorations- und Bühnenbau. Die neue gemeinsame Firma soll von Friedrich Tiemeyer und Wolfgang Grass geleitet werden. Auf dem Studiogelände "Unter den Eichen" bezieht sie im kommenden Jahr einen im April eröffneten, 2000 Quadratmeter großen Neubau mit "modernsten Werkstätten". epd
HAMMERSBACH. Zu einem Tagesausflug nach Heidelberg mit Schloßbesichtigung und Dampferfahrt auf dem Neckar lädt die Hammersbacher SPD am Samstag, 26. September, ein. Abfahrt ist um 7.45 Uhr in Langen-Bergheim und um 8 Uhr in Marköbel. Im Fahrpreis von 32 Mark für Erwachsene und 27 Mark für Jugendliche sind ein Frühstück, die Schloßbesichtigung und die Dampferfahrt enthalten. Interessenten werden gebeten, sich bis zum 5. September bei Kurt Höfler, Vogelsbergstraße 9, oder bei Christa Zinke, Römerstr. 13, anzumelden. Flei
Flugzeuge messen den Dreck in der Luft
Umweltforschungsflugzeuge fliegen dieser Tage über Ostdeutschland, um Schadstoffe in der Luft zu messen. Die Deutsche Forschungsanstalt für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen bei München nannte am Montag als Ziel der Flüge, den Zustand der Atmosphäre anhand der Schafstoffkonzentrationen über den neuen Bundesländern zu dokumentieren. Im Einsatz seien zwei Do-228-Flugzeuge im Auftrag des Fraunhofer-Instituts für Atmosphärische Umweltforschung. Bis 1995 sollten durch mehrere Meßreihen qualifizierte Aussagen über die sich ändernden Schadstoffemissionen und -immissionen ermöglicht werden. Im Rahmen des vom Forschungsministerium geförderten Projekts SANA (Sanierung der Atmosphäre über den neuen Bundesländern) solle durch die Meßflüge eine Dokumentation der Schadstoffverteilung in der Atmosphäre, der chemischen Umwandlungen und der Transport- und Ablagerungsvorgänge angelegt werden. Nur wenige Tage nach Abschluß der ersten SANA-Meßkampagne werden die Umweltforschungsflugzeuge mit unveränderter Instrumentierung an einem Großexperiment mit internationaler Beteiligung unter der Projektleitung des Instituts für Meteorologie und Klimaforschung in Karlsruhe teilnehmen. AP
BRUCHKÖBEL. Die Kölner Polizei hat einen 45jährigen Mann aus Bruchköbel festgenommen, der im Juli in einer Hanauer Tankstelle rund 26 000 Mark unterschlagen hatte und sich seitdem auf der Flucht befand.
Nachdem ihm in verschiedenen Kölner Hotels das Geld ausgegangen war, stellte er sich freiwillig der Polizei.
Der Bruchköbeler war am 20. Juli vom Tankstellen-Pächter wegen Unterschlagung angezeigt worden. are
"Ja wo sind sie denn?" - Günther Burbaum, Chef der Frankfurter Berufsfeuerwehr, blickte suchend und vergebens herum. Zwar sah er Chaos allerorten: Menschen, die sich am Boden wanden und scheinbar vor Schmerzen jämmerlich schrien. Auch sah er viel Rettungsvolk wie Sanitäter und Feuerwehrmänner umherhasten. Aber die waren von der Frankfurter Flughafen AG und nicht die seinigen - eine Panne von vielen während der Notfallübung am Freitag auf dem Frankfurt-Airport, die eigentlich unter "top secret" laufen sollte.
Es war eine Übung der ungewöhnlichen Art. So sollte ein Zubringerbus, gesteuert von einem gleich doppelt indisponierten Fahrer, nämlich betrunken und herzleidend, mit einem Flugzeug der Delta Airlines kollidiert sein. Natürlich war entsprechend dem simulierten Unfallverlauf den Bus-Passagieren ein ungleich schlimmeres Verletzungs-Schicksal widerfahren als den Flugzeug-Insassen, denen allenfalls umherfliegendes Gepäck die Köpfe lädiert haben sollte.
Nichtsdestoweniger sah man im Ausstieg des Jets einen Fluggast-Simulanten, dem - Übung hin, Übung her - der Geduldsfaden wegen offensichtlicher Ignoranz der Helfer gerissen war und der brüllte: "Wann holt Ihr uns endlich?" Doch Sanitäter versorgten unverdrossen sich windende Leiber auf dem harten Asphalt. Niemand schien zu wissen, warum nebenan 20 Tragbahren ungenutzt herumstanden.
Ernst Achilles, Nestor im weltweiten Brandwesen und angeheuerter Beobachter dieser Pannen-Übung, schien Mitleid für die unversorgt gebliebenen Flugzeuginsassen zu überkommen: "Nun macht mal", murmelte er unwirsch in Richtung Rettungstrupps. Zweifellos, seine Strichliste füllte sich. Auch mag sich der in Katastrophen erprobte Achilles gefragt haben, warum man zeitraubenden Zeltbau betrieb, wo doch die nahe gelegene Delta-Halle zur ersten Versorgung zur Verfügung stand. Die Amerikaner von der nahen Air Base waren zwar nach fünf Minuten zur Stelle, doch rückten sie bald wieder gelangweilt ab. Niemand, der eine Order für sie gehabt hätte.
Manche Einschätzung zum Übungsverlauf scheint geteilt. "Es hat einiges nicht funktioniert", sagt Frankfurts oberster Feuerwehrmann Burbaum. Dagegen Peter Dienstbach vom FAG- Sicherheitsressort: "Es war eine Übung mit freiem Spiel", womit er meint, daß Einsatzstärke und -zeitpunkt der Wehren und Rettungsdienste nach eigenem Ermessen bestimmt werden konnten. Um Image-Verluste zu vermeiden, versichert er, im Ernstfall wäre alles "in Windeseile" erschienen. Was unbeteiligten Zuschauer des simulierten Notfalls beunruhigt fragen läßt: "Woher weiß er das?"
Übrigens: Zur Katastrophen-Veranstaltung war von den Medien nur die HR-"Hessenschau" zugelassen, um den Kreis der Eingeweihten klein zu halten, heißt es. Wenigstens das hat funktioniert. amm
HANAU. Unter dem Motto "Schutt abtragen - Leben entdecken" steht der Landesfrauentag der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck am Samstag, 26. September, in Fulda. Frauen und Männer werden Bibeltexte neu kennenlernen, die jeweils die befreiende Wirkung der Begegnung zwischen Jesus und einer Frau beschreiben.
Neben den biblischen Diskussionen ist aber auch Raum eingeplant für Austausch, Musik und Bewegung. Der Landesfrauentag 1992 findet im Fuldaer Hotel Maritim statt und kostet zehn Mark.
Interessierte Frauen und Männer können sich bis Montag, 7. September, bei der Delegierten der Landesfrauenkonferenz des Kirchenkreises Hanau-Stadt, Edith Erbs, Im Trappgarten 2, 6450 Hanau-Großauheim, Telefonnummer 0 61 81 / 5 46 42 oder in den Pfarrämtern anmelden. Die Busfahrt nach Fulda ist kostenlos und wird vom Kirchkreis organisiert. gf
HANAU. Nachdem Stadtbaurat Jürgen Dressler die für heute und morgen abend angesetzten Bürgerversammlungen abgesagt hat, ist die Frage der Unterbringung der Asylbewerber auch nach der gestrigen Magistratssitzung noch offen. Ende vergangener Woche hatte der Stadtbaurat überraschend erklärt, die Standorte neu zu überdenken und mit Hinweis auf Sicherheitsaspekte kleinere zentrale Unterkünfte propagiert. Dabei hatte Dressler auch durchblicken lassen, daß er sich in dieser schwierigen Diskussion "allein gelassen fühlt". Nach einer Auseinandersetzung mit dem Sozialdezernenten Klaus Remer, der sich von dieser Formulierung offensichtlich getroffen fühlte und öffentlich erklärte, er sei von Dressler gar nicht einbezogen worden, ist die Unterbringung der Asylbewerber jetzt zur "Chefsache" geworden. Am Montag jedenfalls erklärte der Stadtbaurat auf Anfrage der FR, daß er keine Auskunft zu dem Thema mehr gebe und verwies an den Oberbürgermeister. Hans Martin, dem die CDU-Vorsitzende Margret Härtel in den vergangenen Tagen vorgeworfen hat, "politisch auf Tauchstation" gegangen zu sein, hat sich nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus nun eingeschaltet. In der Sitzung des Magistrats ist allerdings noch keine abschließende Entscheidung gefallen. Martin erklärte jedoch, daß nun die Standortfrage erneut beraten werden müsse, wobei er sich hüte, neue oder geänderte Standorte bekanntzugeben. Ob erneut Bürgerversammlungen einberufen werden, ließ er offen. Die Idee Dressler, neue kleinere Unterkünfte zu wählen, müsse erst noch im Magistrat beraten werden. Einer Bewertung des bisher Geschehenen enthielt sich der OB. Viel Kritik werde jedoch jeder neue Standort erfahren.
Innerhalb der SPD hat das Thema der Asylbewerber-Unterbringung kontroverse Debatten ausgelöst. Parteivorsitzender Hans Heimerl erklärt offen, daß er die Bürgerversammlungen nicht einberufen hätte. Da Dressler jedoch damit begonnen habe, hätte er diese auch zu Ende führen sollen. Jetzt entstünde der Eindruck, er mache einen Rückzieher. Heimerl zollt dem Stadtbaurat dennoch Respekt. Er könne nicht dafür gescholten werden, "nicht den leichteren und einfacheren Weg gegangen zu sein". Doch die Entscheidung könne nicht auf den Schultern eines Dezernenten ruhen. Gemeinsam müsse gehandelt werden. Heimerl plädiert dafür, die Fraktionen in die Entscheidung des Magistrats einzubinden und an einem Runden Tisch die politischen und gesellschaftlichen Kräfte zu versammeln. Er will mit Parteien, Kirchen und sozialen Verbänden sowie den Vertretern des Regierungspräsidiums und Ministeriums erneut über die Art der Unterbringung, die Standorte und die Betreuung der Flüchtlinge beraten. "Wir müssen einen Konsens herstellen", sagt Heimerl, wenngleich er befürchtet, daß in der Bevölkerung keine Akzeptanz zu erzielen sei. "Durch Rostock sind die Probleme noch deutlicher geworden." Die Asylfrage und die Debatte um eine Grundgesetzänderung zieht ihre Gräben quer durch die Hanauer SPD-Fraktion. Vom Verlauf dieser Diskussion, auch auf Bundesebene, dürften in nächster Zeit innerparteilich einige Entscheidungen abhängen. In Sektlaune sind derzeit wenige.
In einer Pressemitteilung sehen sich die Hanauer Republikaner als die "Hoffnungsträger der deutschen Bürger". Franz Schönhuber dankte seinem Parteifreund, dem Kreisvorsitzenden Föster, bereits für seine "kreativen Aktionen in Hanau". alu
Zwei Anhalter haben in der Nacht zum Montag einen Autofahrer am Mainufer beraubt. Bei dem Opfer handelt es sich um einen 23jährigen Kaufmann, der den Mann und die Frau gegen Mitternacht an der Ecke Seiler- / Klapperfeldstraße aufgenommen hatte. Als der Frankfurter an der Schönen Aussicht in eine Parklücke steuerte, bedrohte ihn der Beifahrer mit einer Pistole und verlangte Geld.
Der 23jährige übergab ihm die Börse mit 190 Mark Inhalt, worauf die beiden ausstiegen und davonliefen.
Der Täter wird auf 23 Jahre geschätzt. Er hat schwarze, lockige Haare und einen Schnauzbart. Seine Komplizin ist einige Jahre jünger. An ihr fielen die schulterlangen, braunen Haare auf. habe
FRIEDRICHSDORF. Mit Balladen von Schiller, Heine, Goethe und andern Dichtern kommt Hans Schwab in Garnier's Keller. Am Samstag, 5. September erzählt er dort ab 20.30 Uhr in seinem Programm "Wild zuckt der Blitz" Geschichten von Menschen und ihren Schicksalen. Bei Kerzenlicht sollen im Gewölbekeller Könige, Ritter, fahrende Sänger und Vagabunden wieder lebendig werden. Der Eintritt kostet 15 und zehn Mark. ca
LANGEN. Die Stadtwerke Langen fördern den Einbau von Heizungsanlagen, die mit einem Brennwertkessel ausgestattet sind, mit 1000 Mark pro Anlage. Damit will das Versorgungsunternehmen seine Kunden dazu animieren, ihren Verbrauch an Primärenergie zu reduzieren. Mit der Brennwerttechnik wird nach den Worten von Direktor Norbert Breidenbach ein "Höchstmaß an Einsparung" beim Heizen erreicht.
Voraussetzung für die Förderung ist, daß mit Erdgas geheizt wird und die installierte Leistung 50 Kilowatt nicht überschreitet. Das Angebot gilt ab September ein Jahr lang. Mehr dazu ist bei der Energieberatung der Stadtwerke an der Liebigstraße, Tel. 20 61 43, zu erfahren. dac
hll BONN, 31. August. Auch mit seinem neuesten Vorstoß für eine weitere Grundgesetzänderung, nun zugunsten des "großen Lauschangriffs", hat der SPD-Vorsitzende Björn Engholm Unmut aus seiner Partei auf sich gezogen. Äußerungen Engholms in einem Interview, "bei begründetem Verdacht" müsse es möglich sein, zur Aufklärung organisierter Kriminalität "versteckte Abhöranlagen und Überwachungskameras" in Wohnungen einzubauen, nannte der SPD-Rechtspolitiker Hermann Bachmaier am Montag in Bonn "rechtsstaatlich äußerst gefährlich".
"Ich bin enttäuscht, daß mein Parteivorsitzender solche Wege beschreiten will", sagte Bachmaier der FR. Es sei "verhängnisvoll, wenn wir uns auf die konservative Strategie einlassen, Menschen immer stärker unter Observation zu nehmen". Für den Lauschangriff müßte der Artikel 13 (Unverletzlichkeit der Wohnung) geändert werden. "Aber die schwerkriminellen Profis werden dem ausweichen, und am Ende trifft es dann Unschuldige", befürchtet Bachmaier.
Der Abgeordnete warnte davor, "immer, wenn neue Gefahren auftauchen, gleich mit Einschnitten in die Substanz des Rechtsstaats zu antworten". Weder das Vermummungsverbot noch die Kronzeugenregelung hätten die erwünschten Erfolge gebracht. Lieber solle sich die Bundesregierung "auf eine vernünftige Geldflußkontrolle" einlassen, was sie aber "aus Angst vor den Banken" anscheinend nicht wolle.
Bachmaier zitierte den sozialdemokratischen Juristen Adolf Arndt, der gesagt hatte: "Freiheit von Furcht ist das erste Erfordernis. Der belauschte Bürger ist jedoch der geängstigte Bürger". Und er erinnerte Engholm an den SPD-Innenpolitiker Hugo Brandt, der 1977 in einer Bundestagsrede zum Abhörfall des Atomwissenschaftlers Klaus Traube "hierzu eine eindeutige Haltung vertrat".
Kürzlich hatte SPD-Geschäftsführer Karlheinz Blessing in einem Leserbrief an die Zeitschrift der IG Metall betont, daß sich die SPD-Bundestagsfraktion mit deutlicher Mehrheit gegen eine Verfassungsänderung zum Lauschangriff gesperrt hatte.
Mehr journalistische und künstlerische Qualität statt Programmausweitung fordert die IG Medien in ihrer "Rundfunkpolitischen Handlungsorientierung". Das Papier wird die Fachgruppe Rundfunk- Fernsehen-Film-Union (RFFU) dem Gewerkschaftstag in Augsburg im Oktober als medienpolitischen Antrag vorlegen. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk müsse in "Bestand und Entwicklung" gesichert werden. Die privaten Sender sollen die "bestmöglichen Vorausetzungen für ihre publizistische Entfaltung" erhalten, so lauten die zentralen Thesen der Mediengewerkschaft.
Die Landesmedienanstalten müßten bei ihrer Kontrolle der Privatsender stärker unterstützt werden, fordert die Mediengewerkschaft weiter. Sie benötigten mehr fachlich qualifiziertes Personal und gesetzlich verankerte Sanktionsmöglichkeiten um Verstöße gegen Programmrichtlinien wirksam zu ahnden. Außerdem müßten ihre Instrumente, das Entstehen marktbeherrschender Meinungsmacht zu verhindern", verbessert werden. In den Organen der Landesrundfunkanstalten und der Landesmedienanstalten sollte nur jeweils ein Abgeordneter der Landesparteien vertreten sein, um den Parteieneinfluß einzudämmen.
Sowohl in privaten als auch in öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten gelte es, die "innere Rundfunkfreiheit" in Redaktionsstatuten zu sichern. ARD und ZDF müßten entbürokratisiert werden. "Anstelle hierarchischer Entscheidungsstrukturen" sollten "kooperative Arbeitsformen entwickelt werden, die Eigenverantwortung und Kostenkontrolle in Übereinstimmung bringen", fordert die Gewerkschaft. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk soll die Bevölkerung im Konkurrenzkampf mit Privatsendern durch bessere statt durch mehr Programme für sich gewinnen, stellt sich die RFFU vor. "Nicht auf die Menge, sondern auf die Qualität des Gebotenen" komme es an.
Die RFFU-Gewerkschafter bedauern, daß immer mehr "originäre funkische Sendeformen", wie Feature, Hörspiel und Reportage verschwinden. Durchgesetzt habe sich ein "Tagesbegleitprogramm", das nicht nur Vermittlungsformen festlege, sondern auch Inhalte ausgrenze. Die "immer ähnlicher werdenden Popwellen der Landesrundfunkanstalten" sollten schrittweise zusammengeschaltet werden. Da die Existenz dieser Wellen immer häufiger damit gerechtfertigt werden, daß sie mit Werbung das Geld verdienten, das die anderen Programme im Hörfunk kosteten, sollten sie konsequenterweise als Träger bundesweiter Werbung mit regionalen Fenstern harmonisiert werden. Auf eine bundesweite Satellitenausstrahlung der Landeshörfunkprogrammme (wie etwa SWF 3)) und der Dritten Fernsehprogramme soll verzichtet werden. Statt dessen wird eine weitergehende Kooperation der Landesrundfunkanstalten vorgeschlagen.
Die RFFU wendet sich jedoch gegen eine Kooperation zwischen den Hörfunkprogrammen der Landesrundfunkanstalten, da sie für die Teilhabe am kulturellen Leben in den Regionen unentbehrlich seeien. Hervorgeheon wird die "mäzenatische Funktion": Vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk lebten weit mehr künstlerisch tätige Menschen als Festangestellte in ihm beschäftigt seien. epd
WIESBADEN. Kneipenbummler und Stammtischbesucher scheinen entweder schreibfaul oder aber Menschen zu sein, denen es auf den Pfennig nicht ankommt - zumindest dann, wenn sie es sich bei einem Gläschen Bier oder Wein gutgehen lassen. Dabei hatte die FDP es ihnen doch extra leicht gemacht: Nur noch den eigenen Absender sollten die Zecher auf die vorgedruckte Postkarte schreiben, um so ihr Plädoyer für die Abschaffung der kürzlich eingeführten Getränkesteuer loszuwerden. Mit der Aufschrift "Ich sage Nein zur Getränkesteuer" sollten die Karten an den Magistrat geschickt werden, damit dieser von der Stimmung an den Bartresen erführe.
Das war vor fünf Wochen. Und inzwischen scheint klar, daß die Stimmung unter den Alkoholika-Genießern so schlecht nicht ist. Denn von den 62 000 Karten, die mit Faltblättern in jedem Wiesbadener Gasthaus verteilt wurden, sind bislang lediglich 364 im Rathaus eingegangen. Also gerade mal 0,5870 Prozent, wie das Pressereferat der Stadt errechnet hat.
In Wirklichkeit ist die Ausbeute aber noch geringer. Denn 49 Karten stammen offenbar von einem Absender. Sie trügen zwar verschiedene Namen, wiesen aber eindeutig dieselbe Handschrift auf, wie aufmerksame Rathaus-Mitarbeiter entdeckt haben. Offensichtlich habe ein Bürger versucht, das Kartenhäufchen nicht ganz so kärglich aussehen zu lassen, wird vermutet. Oder wollte etwa ein Freidemokrat das drohende Desaster abwenden? Hätte er bloß eine Schreibmaschine benutzt . . .
Wie das Presseamt mitteilt, sieht Oberbürgermeister Achim Exner denn auch keinen Grund, die Stadtkämmerin zu bitten, über die Getränkesteuer erneut nachzudenken. Die Einnahmen würden benötigt, um unter anderem Kindertagesstätten zu bauen und verstärkt sozialen Wohnungsbau zu betreiben, erklärt er. Außerdem trügen sie dazu bei, das Dienstleistungsniveau aufrechtzuerhalten. Die neue Einnahmequelle soll Wiesbaden in diesem Jahr 9,2 Millionen Mark bringen. 1993 wird mit 12,3 Millionen Mark gerechnet. set
&blt; Konzertzyklus "Offenbarungen"
Am Dienstag, 1. September, um 22 Uhr führen Mark Pekarski (Schlagzeug), Gennadi Goldstein (Saxophon), Oleg Malow (Klavier) und Ivan Monighetti (Kontrabaß) die Offenbarungen des Todes, das Werk "Agnus Dei" im Hindemith Saal der Alten Oper auf. Tatjana Melentjewa und Ivan Monighetti, sind am Mittwoch, 2. September, um 22 Uhr mit den Offenbarungen der Liebe, nach Gedichten der russischen Lyrikerin Anna Achmatowa, zu hören. &blt; Orchester- & Vokalensemble Das Oratorium "David" wird am Dienstag, 1. September, um 20 Uhr im Mozart Saal der Alten Oper aufgeführt. Es musiziert das Orchester- und Vokalensemble "La Stagione" Frankfurt unter der musikalischen Leitung von Michael Schneider.&blt; Anarchic Harmony John Cage Das Festival zu Ehren von John Cage wird am Dienstag und Mittwoch, 1. & 2. September, mit zwei Konzerten des ersten Werkblocks "Experiment" in der Alten Nicolaikirche, Römerberg, fortgesetzt. Konzertbeginn jeweils um 20 Uhr.
FRANKFURT A. M., 31. August (FR). Meist starke Bewölkung und wiederholt Regen, örtlich mit Gewittern, sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen um 15, die Tiefstwerte um 11 Grad. Weitere Aussichten: im Norden weiterhin Regen und kühl, im Süden freundlich und wärmer.
(Siehe auch Lokalteil)
rb FRANKFURT A. M. Das Vermittlungsmonopol der Bundesanstalt für Arbeit und die mangelnde Flexibilität der Tarifverträge sind zwei Themen, die von liberalen Deregulierern derzeit wieder politisch hochgekocht werden. Die Praxis sieht allerdings so aus, daß beides bereits durch den immer massiveren Einsatz von Leiharbeitnehmern unterlaufen wird.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) kommt zu dem Ergebnis, daß in Westdeutschland rund 28 Prozent aller Job-Vermittlungen im vergangenen Jahr über "legale" Verleiher liefen. 900 000 Fälle von Arbeitnehmerüberlassung errechnete der DGB, wobei rund 350 000 Männer und Frauen (gegenüber 200 000 im Jahr 1987) einmal oder mehrmals bei einer Zeitarbeitsfirma unter Vertrag standen. Um nicht gegen das Verbot kommerzieller Jobvermittlung zu verstoßen, ist es solchen Unternehmen untersagt, Leute befristet oder gar nur für die Dauer einer einzigen Überlassung anzustellen. Dagegen verstießen Verleihfirmen "in großem Ausmaß", so der DGB.
In seiner Stellungnahme zum "7. Bericht der Bundesregierung über Erfahrungen bei der Anwendung des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes" beklagt der DGB das Unterlaufen der Tarifverträge durch solche Kräfte. Das Einkommen der meisten Leiharbeitnehmer liege nicht selten mehrere Mark pro Stunde unter dem Tariflohn im Entleihbetrieb. Insbesondere das Gefälle zwischen Ost- und Westdeutschland, aber auch die wachsenden Wanderungen in ganz Europa, haben einen Boom der Verleihtätigkeit begünstigt. Bereits im Jahr 1990 hätten 500 Ex-DDR-Betriebe Anträge auf eine Verleiherlaubnis gestellt.
Insgesamt hatten im vergangenen Jahr 2480 reine Zeitarbeitsfirmen sowie 3327 Mischbetriebe (Unternehmen, die einen Teil ihrer eigenen Beschäftigten vorübergehend ausleihen) Konzessionen. Der DGB wirft ihnen vor, gegen arbeits- und sozialrechtliche Schutzvorschriften zu verstoßen und betriebliche Mitbestimmung etwa "durch den Aufbau einer betriebsexternen Randbelegschaft" zu beeinträchtigen. Auch der illegale "Sklavenhandel" mit Arbeitskräften werde durch sie gefördert. Hier schätzt der DGB, daß 1991 rund eine Million Menschen verbotenerweise beschäftig wurden. Ein Schwerpunkt liege "in der ausgedehnten Praxis der immer raffinierteren Kaschierung illegaler Arbeitnehmerüberlassung durch Scheinwerkverträge."
In seiner Stellungnahme wiederholt der DGB schon früher aufgestellte Forderungen wie das generelle Verbot gewerbsmäßigen Verleihs. Neu ist die Forderung, daß beim Einsatz ostdeutscher Kräfte im Westen die Tarif- und Sozialbestimmungen des Einsatzortes gelten.
WETTERAUKREIS. Der Wetterauer CDU-Vorsitzende und Landtagsabgeordnete Norbert Kartmann hat den hessischen Umweltminister Joschka Fischer (Grüne) aufgefordert, die Wassernotstandsverordnung für Südhessen umgehend auszusetzen.
Die Verwirrung bei den Bürgern im Wetteraukreis sei riesengroß. In den Rathäusern wisse niemand, was er machen solle, wenn Bürger, Unternehmen oder Sportvereine um Auskünfte bitten oder nach Ausnahmegenehmigungen fragten.
Die Notstandsverordnung sei "wirklichkeitsfremd und unverhältnismäßig", meint Kartmann, der nach eigenem Bekunden nicht zu beurteilen vermag, ob es einen Wassernotstand gibt, zumal der Umweltminister dazu bisher keine Fakten präsentiert habe. Kartmann: "Eine ausreichende Wasserversorgung ist mit Blick auf Wohnen, Arbeitsplätze und Erhaltung der Lebensqualität unerläßlich." Eine langanhaltende Zwangsbewirtschaftung von Wasser in Südhessen würden sich die Bürger nicht gefallen lassen. ieb
MAINTAL. Der Geflügelzuchtverein Bischofsheim lädt am Sonntag, 6. September, zum 10. Maintaler Hähnewettkrähen in die Geflügelzuchtanlage Niederweide ein. Um die Wette gekräht wird in zwei Klassen. Die drei besten Kräher einer Klasse erhalten einen Pokal. Dabei werden die innerhalb einer Stunde abgegebenen Rufe gewertet. Die Wettkampfgebühr für jeden gemeldeten Hahn beträgt fünf Mark. Es besteht auch die Möglichkeit, in der Zuchtanlage eine begrenzte Zahl von Hähnen auszuleihen. Meldeschluß für den Wettkampf ist Donnerstag, 30. September. Anmeldungen nimmt Robert Winter unter der Rufnummer 0 61 09 / 6 62 91 entgegen. Flei
FRIEDRICHSDORF. Von New Orleans bis Swing reicht das Repertoire der Frankfurter Band "Hot Moustache", die am Freitag, 4. September, in Garnier's Keller auftritt. Seit 1975 spielen die sechs jazzbegeisterten Musiker zusammen und nehmen sich dabei nicht nur der Klassiker, sondern auch der weniger bekannten Stücke an. Vor allem aber lassen sie sich gegenseitig viel Platz für Improvisation. Wer Horst Debnar-Daumler, Manfred Freyer, Gunther Nixdorf, Hans-Michael Werner, Rolf Saltenberger und Stefan Micik sehen und hören will, muß 15 Mark Eintritt zahlen. Los geht es am Freitag abend um 20.30 Uhr.
Unter dem Motto "We rock for Jukuz" spielen die "Mazers" und die Band "The real Jerks" am Samstag, 5. September, ab 19 Uhr an der Sporthalle am Landwehrweg in Seulberg. Mit dem Open-Air soll lautstark die Forderung für einen Jugendtreff erhoben werden. Dieses Anliegen unterstützen auch die "Mazers", Sebastian Rajkovic und Matthias Keller aus Oberursel, deren Vorliebe dem Soul und dem Blues gilt.
"The real Jerks" stammen aus Bad Homburg und Friedrichsdorf und spielen seit zwei Jahren zusammen. Wenn Christian Opitz, Christof Faust, Carsten Schrauff, Lars Mosebach und Jens Bekker loslegen, geht es gleich zur Sache. Sie haben sich ganz dem "Independent Rock" verschrieben. Für eine Ausweichmöglichkeit ist gesorgt: Die Turnhalle neben dem Gelände bietet bei schlechtem Wetter Schutz. Der Eintritt zu dem Konzert ist frei.
BAD HOMBURG. "Space Hobos" treten am Freitag, 4. September, im Homburger "Gambrinus" auf. Ab 21 Uhr spielen sie ihre Musik, die von Rockabilly bis zu West Coast Songs reicht. Der Eintritt kostet acht Mark.
KRONBERG. "Root 66", "Abyss" und "Spilling the juice" wollen den Fans beim Open-Air-Konzert einheizen, das am Samstag, 5. September, ab 18 Uhr auf dem MTV-Platz an den Schülerwiesen stattfindet. Das dürfte ihnen aber auch nicht so schwerfallen. Schließlich ist es für die Bands ein Heimspiel.
"Root 66", die mit ihrem Namen auf ihre musikalischen Wurzeln verweisen wollen, fingen 1987 zunächst unter dem Namen "Medleys" an. Mit der Zeit kam zur ursprünglichen Besetzung (Mitch Biron, Oliver Mauder, Tilman Rothermel und Thomas Mych) noch der Keyboarder Marcus Sachs und 1991 der Leadgitarrist Carl Anderson aus Manchester hinzu. "Bandmade Power-Rock" nennen sie das, was sie machen.
Die Gruppe "Abyss" spielt gradlinigen, kernigen Rock und ins Ohr gehende Melodien, wobei vor allem Thomas Oberholz an den Drums und Arno Bicker am Bass als Rhythmus-Paket fungieren. Den Frontman ersetzt Tino Franzke, der Keyboarder, dessen Gesangstalent die Gruppe allerdings erst entdeckte, nachdem sie ein Jahr lang verschiedene andere Sänger und Sängerinnen ausprobiert hatte. Die Gruppe, die ebenfalls beim Open- Air-Konzert des Stadtjugendrings auftritt, wird durch Tobias Schnell (Gitarre) komplettiert. Arno Bicker, der Bassist, wird an diesem Abend sogar alte Kollegen wiedertreffen. Denn vor seiner Zeit bei Abyss spielte er bei der Kronberger Band "Roxane", die sich nach Umbesetzungen und eifriger Probenarbeit in "Spilling the Juice" umbenannt haben.
"Spilling the Juice" mit Dirk Schneider, Fabian Kuhn, Robin Desens, Volker Pleil, Arno Sandner und Ingo Renner treten als letzte Gruppe beim Konzert auf. Der Sound der Band ist der alte geblieben: Dreistimmiger Harmoniegesang dominiert die melodiösen Songs, die üppige Besetzung der Band sorgt für den nötigen Drive. Und damit es beim Open-Air auch wirklich heiß hergeht, wird das Konzert bei schlechtem Wetter in die Taunushalle Schönberg verlegt. Das Konzert endet gegen 22 Uhr. Die Karten sind für sieben Mark, im Vorverkauf für fünf Mark zu bekommen.
GLASHÜTTEN. Jazzkenner können sich freuen: der Kulturkreis Glashütten lädt am Sonntag, 6. September, ab 11 Uhr vor dem Bürgerhaus Glashütten zum Jazz-Frühschoppen ein. Eine der gefragtesten Bands der Frankfurter Jazz-Szene, die Blue Rhythm Aces aus Bad Homburg, wird ihr Können zum Besten geben. Einer der Mitglieder, Jürgen Quetz, ist seit kurzem Glashüttener Bürger. ca
Um es rundheraus zu sagen: Das fünfte Konzert in der Reihe der "Frankfurter Orgeltage 1992" hat mir überhaupt nicht gefallen. Sicher, die Konzeption des Abends in der Heiliggeistkirche war keine schlechte Idee: Während der aus Krems (Niederösterreich) stammende Organist Franz Haselböck außermusikalisch eingebundene Stücke an Manual und Pedal interpretierte, lieferte Alexander Eifler, auf dem Programmzettel schlicht als "Sprecher" erwähnt, die zugehörigen Texte programmatischen Inhalts. Wie gesagt, keine schlechte Idee, bedenkt man, daß so mancher Zuhörer motivierter "mitgeht" wenn er weiß, was konkret in dieser Musik vor sich geht.
Andererseits hat man diese Affäre übertrieben. Dadurch nämlich, daß der Sprecher buchstäblich von Satz zu Satz interpunktierend, deklamierend und übertrieben in der überflüssigen Vollständigkeit der Zitierungen ein gut Teil der von Haselböck solid gesetzten Stücke schlicht an den Rand drückte: Der Fluß der Musik, die ja auch, wenn man sie als Programm-Musik verdeutlichen will, ihren eigenständigen Duktus führt, Organik hat und innermusikalische Valeurs bietet, war schlicht verspielt. Dies führte gar so weit, daß der Sprecher, melodramatisch erregt, buchstäblich in die laufende Musik hindeklamierte und somit in ihrer programmatischen Bedeutsamkeit wie musikalischer Ästhetik empfindlich traf.
Bei den Stücken handelte es sich nur mal zu mal um echte Programm-Musik, die Stimmungen, Emotionen oder Affekte in Töne/Klänge übersetzt. Johann Kuh- naus "Der Streit zwischen David und Goliath", etwa, folgt weit mehr barocker "Figurenlehre", die anhand klar besetzter Affekte verschiedene Floskeln musikalisiert. Dagegen war Jules Blancs "Festprozession eines Dorfes, von einem Gewitter überrascht", von derart romantisch verdeutlichter Programmatik, daß jedes Wort zuviel war. Ein Problem ergab sich zudem durch die verschnupfte Technik: Die Lautsprecheranlage rauschte doch bedenklich stark.
Anders zu bewerten sind die rein organistischen Momente des Abends. Der Kremser Haselböck entwickelte das balladesk-umtriebige, programmatische Geschehen in organistischer Freizügigkeit, spielte somit lebendig, kompetent, ruhig. Interessant wie der Organist Stringenzen entwickelte, ohne jemals gestrafft, übermäßig voranzugehen.
ALEXANDER ULLMANN
Der "Lilien"-Trainer wirft das Handtuch Rainer Scholz kündigt
Das Arbeitsverhältnis zwischen Trainer Rainer Scholz und dem Fußball- Zweitligisten SV Darmstadt 98 ist seit Montag morgen beendet. 48 Stunden nach dem 1:1 im Heimspiel gegen Osnabrück sah Scholz offenbar keine Basis mehr für seine Arbeit bei den "Lilien" und bat noch in der Nacht zum Montag Schatzmeister Uwe Wiesinger um ein Gespräch. An dessen Ende stand der feste Entschluß von Scholz, der "Mannschaft einen neuen Anfang zu ermöglichen, damit der Klassenerhalt in der Zweiten Fußball-Bundesliga gesichert werden kann", wie es in der offiziellen Presseerklärung des Vereins heißt.
"Wir können Scholz nicht festnageln", erklärte Vizepräsident Rolf Kaiser der FR und machte keinen Hehl daraus, daß das Präsidium den Schritt zutiefst bedauere. "Wir wären mit Scholz den Weg gegangen - bis zum runden Ende." Kandidaten für die Nachfolge gibt es derweil viele. Namen gehen dem Darmstädter Vorstand aber noch nicht über die Lippen. "Wir setzen uns nicht unter Druck und Zeit", erklärte Kaiser, der aber sicher ist, demnächst einen neuen Cheftrainer präsentieren zu können.
Von den Fans wird seit Wochen Ekhard Krautzun, bereits zweimal als Coach der Lilien aktiv, genannt. "Wir haben noch mit niemandem gesprochen. Auch mit Herrn Krautzun nicht. Im übrigen existiert bei uns keine Liste mit Namen für eventuelle Nachfolger", verweist Kaiser auf eine für den Mittwoch einberufene Sitzung, in der die offenen Fragen geklärt werden sollen.
Scholz' freiwilliger Rückzug ist der Abschluß einer Entwicklung, die sich seit einigen Wochen in Darmstadt immer mehr zuspitzte. Ihren Höhepunkt erreichte sie, nachdem das Präsidium, das sich stets hinter den "geradlinigen und fleißigen Trainer" (Kaiser) gestellt hatte, vor dem Heimspiel gegen Rostock Torhüter Huxhorn suspendierte. Während und nach dem Spiel forderten die erzürnten Fans die Ablösung des Trainers. Zwar verstummten die lautstarken Kritiker am vergangenen Samstag, dennoch hatte Scholz offenbar keine Lust mehr, sich gegen die öffentlichen Anfeindungen anzukämpfen.
"Uns traf diese Entscheidung völlig unerwartet", betonte Kaiser. Noch unmittelbar vor dem Spiel gegen Osnabrück bestätigte das Präsidium in Person von Uwe Wiesinger die uneingeschränkte Rückendeckung. "Die Mannschaft will mit dem Trainer. Eher sollen sie mich in die Wüste schicken." Der harte Kurs, den der Vorstand gegenüber der Mannschaft einschlug, bleibt von Scholz' Entscheidung unbeeinflußt. "Die Sache Huxhorn war eine Entscheidung des Präsidiums, nicht des Trainers", sagte Kaiser im Vorfeld der heutigen Anhörung vor dem Arbeitsgericht Darmstadt, bei dem der Torhüter per einstweiliger Verfügung seine Suspendierung außer Kraft gesetzt haben will.
Beim Spiel in Oldenburg wird die Mannschaft von Co-Trainer Jürgen Baier geführt. CHRISTIAN FROMMERT
"Der Einfall, Altenpflegebetten und -einrichtungen herzustellen, kam einem unserer Ingenieure, als dessen privater Gast - ein Arzt- über die schlechte Ausstattung der ostdeutschen Alteneinrichtungen klagte. Unsere Belegschaft hatte 17 ,Profi-Center' gebildet, um neue Produktlinien zu entwickeln, nachdem wir alle plötzlich ohne Arbeit dastanden." So berichtet Marlies Stegmann, die neue Betriebsratsvorsitzende der Buck Inpar GmbH im brandenburgischen Pinnow. Früher hatte die Funkmechanikerin gemeinsam mit ihren 1650 Kolleginnen und Kollegen hier Waffen produziert und instand gesetzt, denn die Inpar war bis zur Wende Rüstungsschmiede für die Nationale Volksarmee. Der Betrieb gilt heute als Beispiel einer gelungenen Konversion, wenn auch einer erzwungenen.
Durch die Einstellung der DDR-Waffenproduktion zum 1. August 1990 kam das völlige Aus für den größten Arbeitgeber im ländlichen Kreis Angermünde praktisch über Nacht. Zwei Drittel der hochqualifizierten Beschäftigten wurden auf Kurzarbeit Null gesetzt. Doch anstatt in Resignation zu verfallen, entfaltete die Belegschaft Aktivität. Die von Elektronikfacharbeitern, Konstrukteuren und Ingenieuren in den neu gebildeten ,Profi-Centern' ausgetüftelten Ideen wurden in vielen Betriebsversammlungen durchdiskutiert.
"Wir hatten Kurzarbeiter-Betreuer ernannt, die oft die Einladungen zu einer Versammlung persönlich ins Haus brachten", erinnert sich Marlies Stegmann. Realisiert wurden schließlich zwei neue Produktlinien: neben modernsten Altenpflegeeinrichtungen für einen expandierenden Markt die Herstellung von Wohncontainern, nach denen in den neuen Bundesländern starke Nachfrage besteht und die künftig auch in die GUS-Staaten exportiert werden sollen. Die riesigen Hallen auf dem weiträumigen Werksgelände in einem Kiefernwald nahe der uckermärkischen Idylle Pinnow dienten erstmalig einem sinnvollen Zweck.
In der DDR waren um die 45 000 Menschen in der Rüstungsproduktion beschäftigt, davon gut 6300 in Brandenburg. Wie berichtet, hat der Landtag in Potsdam Leitlinien zur Konversion erarbeitet, um die industrielle Umstrukturierung und die vielen Standortlösungen besser bewältigen zu können. Das Land ernannte als bisher einziges Bundesland einen Bevollmächtigten für Konversion, der Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) direkt unterstellt ist. Die Beratungen mit dieser staatlichen Einrichtung ermutigten die Belegschaft und die damalige Geschäftsleitung, eine zivile Produktion mit den vorhandenen Einrichtungen zu wagen.
Solange der Betrieb von der Treuhand verwaltet wurde, konnte er auf keine finanzielle Förderung hoffen. Erst die Privatisierung eröffnete die Möglichkeit, am Förderprogramm für Investitionen in den neuen Bundesländern zu partizipieren. Der heutige Eigentümer, die schwäbische Buck GmbH, brachte neben Geld auch "Know-how" für weitere Produktlinien und Marketing mit. Traditionell ebenfalls Rüstungsbetrieb, hatte sich diese mittelständische Firma frühzeitig auf die veränderte politische Situation eingestellt und Technologien zur Munitionsvernichtung entwickelt.
Die Buck GmbH baute in Pinnow eine moderne Anlage auf, in der ein Großteil der 300 000 Tonnen NVA-Munition und auch die einstmals auf demselben Gelände hergestellten Panzerabwehr-Lenkraketen verschrottet beziehungsweise recycelt werden. Dieser zeitlich befristete Geschäftszweig sorgt für etwa 50 Prozent des Umsatzes und ist so profitabel, daß er neue Produktionstechniken in den übrigen Geschäftsbereichen mitfinanzieren kann.
Darüber hinaus hat die innovationsfreudige Firma ein Labor für mikrobiologische Analysen von kontaminierter Erde und Wasser eingerichtet. Hierfür gab es eine Anschubfinanzierung vom Wirtschaftsministerium des Landes, denn fast sechs Prozent der Fläche Brandenburgs wurden früher militärisch genutzt und sind entsprechend verschmutzt. Nach der Zusage eines Hermes-Kredites kann auch der Bau von Fertigteilhäusern für die abziehenden Soldaten in Rußland beginnen. Angesichts einer so cleveren Geschäftspolitik ist Buck-Pressesprecher Franz-Lorenz Lill davon überzeugt, daß die Verkaufsbedingungen der Treuhand - 53 Millionen Mark Investitionen und die Erhaltung von 750 Arbeitsplätzen - bald übererfüllt sein werden.
URSULA WÖLL
Kleine Lokalrundschau
Lebensretter bilden aus OBERURSEL. Das DLRG-Abzeichen in Bronze können Teilnehmer eines Lehrgangs erwerben, der am Mittwoch, 2. September, 19 Uhr im Hallenbad beginnt. Neben einem praktischen Teil mit verschiedenen Bergungstechniken geht es in der Theorie um die Herz-Lungen-Wiederbelebung und Erste Hilfe. Stift und Papier mitbringen. Radtour am Abend KRONBERG. Zur eineinhalbstündigen Feierabendradtour treffen sich Interessierte und die Aktiven des ADFC Kronberg am Mittwoch, 2. September, 18.30 Uhr an der Grundschule Oberhöchstadt. Nasser Spaß OBERURSEL. Spiel und Spaß im Schwimmbad gibt es am Donnerstag, 3. September, von 14 bis 16 Uhr für alle nicht wasserscheuen Kinder. Unter Aufsicht von Mitgliedern des Oberurseler Schwimm-Clubs und der DLRG können sie im geheizten Naß spielen und toben. Fahrt in den Westerwald OBERURSEL. Die städtische Seniorentagesstätte unternimmt am Donnerstag, 3. September, einen Ganztagsausflug nach Hachenburg im Westerwald. Nach einer Altstadtführung fahren die Senioren mit Planwagen rund um Hachenberg durch die "Kroppacher Schweiz". Zu Mittag wird unter freiem Himmel Eintopf serviert. Rückfahrt ist am späten Nachmittag.Fahrt nach Fritzlar OBERURSEL. Zur Fahrt nach Fritzlar starten die "jungen und älteren Senioren" der katholischen Kirchengemeinde St. Ursula am 3. September. Der Bus fährt um 8 Uhr an der Glöcknerwiese ab und um 8.10 Uhr an der Bleiche. Heizzuschuß STEINBACH. Für den bevorstehenden Winter erhalten sozial Schwache von der Gemeinde einen Zuschuß zu den Heizkosten. Anträge können bis 30. September bei der Stadtverwaltung Steinbach in der Gartenstraße 20 in Zimmer 6 gestellt werden. Bauland OBERURSEL. Der Umlegungsplan für das Gebiet "Freiligrathstraße / Bleibiskopfstraße" kann ab sofort im Oberurseler Bauverwaltungsamt am Rathausplatz eingesehen werden. Der Plan für das Gelände "Sportstätten Oberstedten / Am Urseler Weg" liegt vom 8. September bis 8. Oktober ebenfalls im Bauverwaltungsamt öffentlich aus. Christuskirche spendet OBERURSEL. Notleidenden Menschen im ehemaligen Jugoslawien und in Somalia kommt der Erlös eines Gemeindefestes der evangelischen Chistusgemeinde zugute. Der Handarbeitskreis und ein Flohmarkt weckten das Interesse der Besucher, ein Bibelquiz stellte einige Anforderungen. Pfarrer Willi Hief: "Wichtig war wieder das Kennenlernen untereinander."Billardturnier KÖNIGSTEIN. Ein Billardturnier gibt es am Freitag, 4. September, ab 18 Uhr im Jugendhaus. Anmeldungen erfolgen direkt vor dem Turnier. Auf die Gewinner warten kleine Sachpreise.
FRIEDRICHSDORF. Der Seulberger Schiedsmann, langjährige CDU-Gemeindevertreter und Ortsbeirat Dieter Heuschkel ist am Wochenende im Alter von 56 Jahren gestorben. Er war in zahlreichen Seulberger Vereinen aktiv, einige Jahre auch als Vereinsringsvorsitzender. 1985 erhielt er für seine Verdienste den Ehrenbrief des Landes Hessen.
Die Beerdigung ist am Mittwoch, 2. September, 14 Uhr auf dem Seulberger Friedhof. s
Wenn das Kreditgewerbe nur immer so besorgt um das Wohl der Geldanleger wäre, dann würde es etwas leichter fallen, sich mit den Bedenken gegen die Abschaffung des guten alten Sparbuchs ernsthaft auseinanderzusetzen. Aber gerade angesichts der aktuellen, dankenswerterweise vom Bundeskartellamt wiederbelebten Diskussion über den festbetonierten Eckzins strapaziert es eher die Lachmuskeln, wenn Banken und Sparkassen jetzt, neben anderen Argumenten, ausgerechnet den Sparerschutz bemühen, um die einschlägigen Vorschriften im Kreditwesengesetz als bewährt zu verteidigen. Schützt jemand die Sparer, der ihnen für ihre "gesetzlichen" Einlagen im Schnitt 2,8 Prozent zahlt - wir wissen schon, mit Bonifikation von Fall zu Fall auch mehr - und damit nicht einmal die Teuerungsrate ausgleicht? Wohl kaum.
Wollen wir doch korrekt bleiben: Die aus dem Jahre 1934 stammenden gesetzlichen Regelungen über den Sparverkehr sollten auch die Anleger schützen. Oma und Opa wurden gehindert, ihren Notgroschen vorschnell anzutasten, der ihnen zudem vor langer Zeit immerhin noch einen relativ attraktiven Ertrag brachte. Geschützt werden durch die Spareinlagen aber nicht zuletzt die Geldinstitute. Die Sätze für die bei der Bundesbank zu unterhaltenden Mindestreserven sind vergleichsweise niedrig, der Kreditspielraum dagegen ist größer als etwa bei der Hereinnahme von Termingeldern. Die Banken haben einen Einlagenblock, mit dem sie je nach Kündigungsfrist mittel- bis langfristig disponieren können. Ein Run auf die Spargelder käme die Kunden wegen der Vorschußzinsen teuer zu stehen. Und vor allem: Von einer so ergiebigen und preiswert anzuzapfenden Refinanzierungsquelle kann das Geldgewerbe in anderen Ländern nur träumen. Das sollten die Verbände bedenken, wenn sie in anderer Hinsicht - bei den Neubewertungsreserven - Nachteile für die deutschen Banken und Sparkassen beklagen.
Aus einem weiteren Grund sind die Einwände gegen die restriktive Bonner Eigenmitteldefinition nicht nachzuvollziehen: Die Krise der Finanzbranche in etlichen Ländern zeigt ja gerade, wie wichtig - wenn auch vielleicht etwas teurer - eine solide Kapitalbasis ist. So gesehen kann sich die Strenge des hiesigen Gesetzgebers auf Dauer nur als Wettbewerbsvorteil für die deutschen Banken bezahlt machen. ski
Obwohl sie einen großen Hund dabei hatte, ist eine Frau aus Rödelheim in der Nacht zum Samstag unter die Straßenräuber gefallen. Der Polizeibericht meldete jetzt, das Tier habe sich während des Überfalls "völlig passiv" verhalten.
Tatort war gegen 0.15 Uhr die Breitlacher Straße in Höhe des Kirschbaumweges. Dort warfen die beiden Männer die 46jährige zu Boden und nahmen ihr die Geldbörse ab. Das Opfer wurde bei dem Angriff an Knie und Auge verletzt. Außerdem ging die Brille zu Bruch. habe
Der rapide Kursverfall des US-Dollar macht's möglich: Ein Auto, das nach seiner Fertigstellung in einer deutschen Fabrikhalle erst einmal einige tausend Seemeilen über den Atlantik geschippert wird, kann billiger auf den hiesigen Markt zurückkommen als eines, das auf direktem und kurzem Weg vom Werk zum Händler gerollt ist. Wer als Bundesbürger also seinen Wagen in den USA kauft oder sich von Importeuren besorgen läßt, kann - zumindest theoretisch - viel Geld sparen. Glaubt man den Herstellern, lassen sich bislang jedoch nur wenige Kunden auf das Geschäft ein.
Die Angebote klingen oft verlockend: Ein VW-Passat in der Zwei-Liter-Version wird in den Vereinigten Staaten frei Grenze derzeit für umgerechnet 29 500 Mark abgegeben, der deutsche Inlandspreis eines vergleichbar ausgestatteten Modells liegt bei 40 000 Mark. Bei teuren Daimler-Limousinen kommt man Branchenkennern zufolge sogar bis zu 20 000 Mark billiger weg - trotz Luxus-Steuer in den USA. Der Haken an der Sache: Die Käufer müssen die Kosten für den Transport nach Deutschland (1000 bis 2000 Mark), Zoll (zehn Prozent des Kaufpreises), Einfuhrumsatzsteuer (14 Prozent) und für die Umrüstung auf deutsche TÜV-Vorschriften (einige hundert, bisweilen aber bis 3000 Mark) tragen.
Professionelle Autoimporteure wie die Heidelberger Firma Rauh warnen denn auch vor "zuviel Euphorie". Signifikant billiger seien die meisten für den US-Markt gebauten und re-importierten Wagen nur dann, wenn der Käufer eine üppige Ausstattung mit Zubehör wünsche. Klimaanlage, Airbag, Ledersitze und Automatik seien in den "Staaten" oft schon im Grundpreis enthalten, während sie hierzulande als Extras teuer bezahlt werden müssen. Ein "gut ausgestattetes Golf-Cabrio", in Deutschland mit rund 43 000 Mark auf der Liste, könne er als US-Modell "einige tausend Mark billiger besorgen", sagt der Frankfurter Autoimporteur Klaus Hochmuth - und zwar inklusive aller Überführungskosten, Umrüstung und TÜV. Für Luxusschlitten seien "auch schon mal 10 000 Mark drin".
Derzeit gängigstes Modell auf dem "grauen Markt" ist ein Japaner, der MX 5 von Mazda. Fast jeder dritte Wagen dieses Typs auf Deutschlands Straßen, so schätzt die deutsche Mazda-Vertretung, ist ein US-Import. Kein Wunder: "Graue" Händler bieten den auf deutsche Normen umgerüsteten Wagen in Kleinanzeigen bis zu 5000 Mark billiger an als der offizielle Vertrieb, der zudem lange Zeit mit der Lieferung des gefragten Modells nicht nachkam und seinen Kunden Fristen von bis zu einem Jahr zumuten mußte. "Wir sehen keine Möglichkeit, den US-Importen einen Riegel vorzuschieben", sagt Mazda-Sprecherin Brigitte Behrens. "Das ist ein Riesenproblem."
Gelassener, zumindest nach außen, steht man der Sache bei den deutschen Autofirmen gegenüber. VW-Sprecher Ortwin Witzel sieht nur einen "marginalen Markt" der grauen US-Importe. Knapp 50 000 Wagen ist der Volkswagen-Konzern im ersten Halbjahr 1992 in den Vereinigten Staaten losgeworden, "wenn davon maximal zehn Prozent re-importiert werden, dann stört uns das noch nicht besonders angesichts der fast 700 000 Wagen, die wir im Inland abgesetzt haben".
Auch bei Porsche und Mercedes gibt man sich zuversichtlich, daß der niedrige Dollarkurs die Käufer schon nicht in Scharen zu Grauimporten greifen lassen werde. "Wer im oberen Marktsegment ein Auto kauft, der überlegt sich, wofür er sein sauer verdientes Geld ausgibt", sagt Mercedes-Sprecher Jürgen Hödel und vertraut darauf, daß die Daimler-Kunden vom Händler "nicht nur ein Auto, sondern auch den Service wollen". Zudem seien die für den US-Markt gebauten Wagen "nicht identisch mit denen, die wir hier verkaufen". Scheinwerfer und Lichtanlage werden auf US-Vorschriften, Fahrwerk und Stoßdämpfer auf nordamerikanische Komfortansprüche ausgelegt. "Beim Umrüsten in Deutschland kann es Probleme geben", meint Hödel, "da schrecken viele zurück."
Allerdings gibt es längst professionelle Umrüster, die deutsche Fahrzeuge aus Amerika schon für 500 Mark TÜV-gerecht umbauen und mit Plakette beim Kunden abliefern. Dieter Kleinsteuber vom Verband der Technischen Überwachungsvereine meint, die deutschen Typen könnten "relativ leicht zurückgerüstet werden", da alle Originalteile problemlos im Inland zu kaufen seien.
Um sie trotzdem von Grauimporten abzuhalten, an denen die hiesigen Hersteller bei einem Dollarkurs um 1,40 Mark kaum noch etwas und ihre deutschen Vertragshändler überhaupt nichts verdienen, deuten Verkaufsberater in den Autohäusern ihren Kunden oft mehr oder weniger deutlich an, daß sie zur Erfüllung von Garantieleistungen an den "US-Wagen" nicht verpflichtet seien. Das sieht der Zentralverband des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes (ZDK) allerdings etwas anders: Bei "legalen Grauimporten", für die der Kunde alle Kauf- und Garantieunterlagen des US-Händlers vorlegen könne, müsse "in der Regel" auch die Gewährleistungspflicht übernommen werden. Davon ausgenommen seien nur Wagenteile, die ausschließlich für den amerikanischen Markt eingebaut wurden.
Betont "offen" will ein Verbandssprecher aber lassen, ob die Vertragswerkstätten den Besitzern "grau" importierter Wagen bei Reparaturterminen oder Kulanzregelungen besonders entgegenkommen. "Da kann es schon sein, daß es manchmal ein bißchen menschelt."
MATTHIAS BARTSCH
Den Römern auf der Spur
HANAU. Das laute Dröhnen des Rasenmähers verstummt. Der Mann mit blauer Latzhose und weißem Rippunterhemd deutet mit Kopf auf das Grundstück gegenüber. Er erzählt, daß da drüben ab und zu "Männer sind, die in der Erde herumgraben". Sie seien nicht regelmäßig da, meistens aber am Wochenende. Das Grundstück, das er gemeint hat, ist zum Teil aufgegraben. Auf einer Fläche von rund 50 Quadratmetern an der Ecke Salisweg/Köppelweg ist ein halber Meter Erde abgetragen. Vereinzelte Steine sind aus dem Erdreich herausgeschält, ein kleiner Teil ist mit einer Plasitkplane überzogen. Vor dem Bauwagen steht ein Eimer voll mit leeren Wasserflaschen. Eine Spachtel läßt auf Arbeit schließen.
Samstag nachmittag. Die Sonne brennt vom Himmel. Wie die Ameisen wuseln zwei Männer und eine Frau in der ausgehobenen Fläche herum. Sie hacken Löcher, wischen die Erde von den Steinen. Einer von ihnen durchkämmt mit einem tortenschaufelähnlichen Werkzeug den Boden.
Das Gelände ist als Baugebiet ausgewiesen. Der Hanauer Geschichtsverein hat schon vermutet, daß dort Historisches begraben liegt. Was sie bisher gefunden haben, bezeichnet Vereinsmitglied Peter Jüngling als "ganz gewöhnlichen römischen Siedlungsschrott". In handfesten Funden heißt das "zenterweise Scherben und Keramik". Für den historisch interessierten Polizisten sind die Funde allerdings nicht so wertlos wie es scheint. Immerhin trat eine umgestürzte Fachwerkwand zutage. Diese Wand und andere Mauerreste werden freigelegt, gezeichnet und fotografiert. Anschließend landen sie mit dem Aushub in der Abfallgrube.
Daß in Kesselstadt ein ähnlich spektakulärer Fund wie in Nidderau möglich ist, hält Rolf Skrypzak, engagiertes Mitglied des Hanauer Geschichstvereins, für unwahrscheinlich: "Die Römer waren ziemlich penibel. Die Siedlung hier wurde nicht zerstört, sondern abgezogen. Die haben alles mitgenommen."
Die Hanauer Historiker vermuten, daß unter der Schicht, die sie jetzt bearbeiten, noch ältere Funde zutage treten werden. Mit einer Sonde, die aussieht wie eine überdimensionale Stecknadel, sticht Rolf Skrypzak in regelmäßigen Abständen ins Erdreich. Manchmal stößt er auf Widerstand. Das deutet auf eine weiter Schicht hin.
Für das Gebiet, das der Geschichtsverein jetzt bearbeitet, wurde eine Frist gesetzt. Die Planungen für die zwei- und dreigeschossigen Häuser laufen. Insgesamt sollen 60 Wohneinheiten entstehen. Bis die Bagger anrücken, müssen die historischen Funde konserviert sein. Ob der Geschichtsverein das schafft, hängt auch vom Wetter ab. Doch Hektik verbreitet sich nicht. "Für uns ist das ganz normal. Wir haben auch schon in den Baugruben gebuddelt", meint Rolf Skrypzak.
Die Stadt wartet jetzt nur noch auf die neue Definition der Hochwasserlinie. "Wenn wir nach Karten von 1801 bis 1899 gehen, liegt das Gebiet im hochwassergefährdeten Bereich der Kinzig", erklärt der Leiter des Tiefbauamtes der Stadt Hanau, Bernd Lenz. Lenz erwartet die aktuelle Karte im September. Danach wird sich das Tiefbauamt mit dem Wasserwirtschaftsamt absprechen. Wenn es zu einem Konsens kommt, werden die Grundstücke ausgeschrieben. Anfang des Jahres, so hofft Bernd Lenz, sollen die ersten Planungen in die Realität umgesetzt werden. Die Mitarbeiter des Geschichtsvereins müssen die Zeit nutzen, um möglichst viele Scherben und keramische Überreste zu konservieren und in der Sammlung im Museum Hanau auszustellen. Doch die Historiker müssen das Feld nicht räumen, wenn der erste Bagger anrollt. Bauarbeiten und Ausgrabungen laufen dann parallel. Während auf der einen Seite der Fläche Tonmauern aus der Römerzeit ans Tageslicht kommen, entstehen auf der anderen Seite Gebäude nach modernen architektonischen Ideen.
HÖCHST. Zwischen 20 und 35 Jahre alt sind sechs Männer, die am Sonntag morgen von der Polizei bei einem Auf- beziehungsweise Einbruch erwischt wurden.
Ein Trio schlug gegen 4 Uhr die Scheibe eines Wagens auf dem Parkplatz der Hoechst AG an der Hoechster-Farbenstraße ein und wollte das Auto stehlen, wie die Polizei gestern berichtete. Die Diebe konnten ihr Vorhaben allerdings nicht in die Tat umsetzen: Der Wachdienst des Konzerns stellte sie.
Zwei Stunden zuvor waren drei andere Männer festgenommen worden. Sie hatten versucht, in eine Gaststätte an der Leverkuser Straße einzubrechen. Einem Nachbarn war das Trio aufgefallen, als es sich am Türschloß zu schaffen machte. Die Polizei nahm die drei fest. dis
Nachrichten-Börse
Serbische Inflation galoppiert Die Preise in dem aus Serbien und Montenegro bestehenden Restjugoslawien haben sich in den zwölf Monaten bis zum August nach einer Meldung der Nachrichtenagentur Tanjug um 7600 Prozent erhöht. Allein zwischen Juli und August erreichte die Inflation des Landes 42,4 Prozent. Hypo-Bank macht Baugeld billiger Die Bayerische Hypotheken- und Wechsel-Bank verbilligt das Baugeld. Für Hypothekendarlehen mit zehnjähriger Festschreibung sind nun effektiv 9,11 statt 9,28 Prozent fällig. Im Osten blüht das Schwarzgeld Mindestens 16 Milliarden Mark werden nach Schätzungen der Deutschen Steuergewerkschaft (DSTG) in Ost-Deutschland pro Jahr am Finanzamt vorbei erwirtschaftet. Grund sei der völlig unzureichende Aufbau der Finanzverwaltung in den neuen Ländern. Von den 30 000 notwendigen Beschäftigten seien bislang gerade mal 13 000 angestellt worden, kritisiert DSTG-Chef Erhard Geyer. Seinen Angaben zufolge existiert eine Fahndung beim Fiskus der Ex-DDR lediglich in Ansätzen.Rote Khmer schüren Haß gegen Vietnamesen
"Der ganze Fischereibetrieb hier - alles fest in vietnamesischer Hand", raunt mein Begleiter vom Außenministerium im Hafen von Phnom Penh. "Schauen Sie sich um in der Hauptstadt", empfiehlt auch ein Geschäftsmann. "Auf allen Baustellen finden Sie nur vietnamesische Handwerker."
In den Bordellen Phnom Penhs bedienen hauptsächlich vietnamesische Frauen die Kundschaft aus dem In- und Ausland. Etwa 100 Vietnamesen kommen täglich über die kaum zu kontrollierende Grenze zwischen Kambodscha und Vietnam. Wieviele von ihnen derzeit in Kambodscha leben, ist unklar: Die Zahlenangaben reichen von 100 000 bis zu einer Million. Auch sie wollen vom Dollar-Regen profitieren, der seit der Stationierung der UN-Friedenstruppen in Kambodscha niedergeht.
Zugleich wütet im Land eine Hetzkampagne gegen vietnamesische Siedler und Arbeiter. Aus Angst vor Überfällen bewaffnen sich die Einwanderer. Ein Angriff im Juli machte deutlich, daß sich langsam eine Pogrom-Stimmung gegen die eingewanderten Vietnamesen breit macht. In der südkambodschanischen Provinz Kampot überfielen Soldaten vietnamesische Siedler und töteten acht Menschen, darunter vier Kinder und ein sieben Wochen altes Baby.
Eine Untersuchung ergab, daß Soldaten der kommunistischen Roten Khmer für die Morde verantwortlich sind. Sie verbreiten seit Jahren über ihre Radiostationen Haßtiraden gegen Vietnam. Die nationalen Töne der marxistischen Roten Khmer treffen auf Resonanz in Kambodscha, das über drei Jahrhunderte mit dem mächtigen Nachbarn Vietnam zu kämpfen hatte. Mittlerweile beteiligen sich alle vier politischen Fraktionen des Landes an der Hetze gegen die "Yuon", die Wilden, wie Vietnamesen in Kambodscha genannt werden.
Die Ankunft der fast 20 000 Personen starken Übergangsbehörde der Vereinten Nationen in Kambodscha (UNTAC) sprach sich auch im überbevölkerten Nachbarland herum. Mit den Blauhelmen kommt Geld nach Kambodscha, das mit einem jährlichen Pro-Kopf-Einkommen von 150 US-Dollar zu den ärmsten Ländern der Welt gehört.
UNTAC konnte bisher keine Beweise für die immer wieder laut werdende These von den "verkleideten" Truppen Hanois finden. Die UN-Führung stellte 200 mobile Einheiten auf, um nach den verborgenen Imperialisten zu suchen - ohne Erfolg. Trotzdem nimmt die Hetze gegen die Vietnamesen immer bedrohlichere Ausmaße an. "Rassenunruhen sind durchaus möglich in Phnom Penh", fürchtet UNTAC-Chef Yasushi Akashi. "Wenn diese Frage nicht richtig behandelt wird, kann es Blutvergießen geben." Alashi warnt deshalb alle kambodschanischen Fraktionen davor, weiter Öl ins nationalistische Feuer zu gießen.
Son Sann, Chef der Nationalen Befreiungsfront des Khmer-Volks (KPNLF), sagt: "Kambodscha gehört den Kambodschanern." Prinz Norodom Ranariddh, Führer der Sihanoukisten-Fraktion, spricht von einem Netz vietnamesischer Offiziere in Kambodscha, die in direktem Kontakt mit ihren Vorgesetzten in Saigon stünden. Beweise hat bisher keine der Fraktionen vorgelegt, aber sie sehen eine gute Gelegenheit, einmal mehr ausländische Einflüsse für den schlimmen Zustand des Landes verantwortlich zu machen.
Nur Prinz Sihanouk, Vorsitzender des Obersten Nationalrates Kambodschas und ehemaliger Monarch, sagt, alle Beteiligten gingen der Propanganda der Roten Khmer auf den Leim: "Sogar Kambodschaner, die eindeutig gegen die Roten Khmer eingestellt sind, greifen deren Propaganda auf. Das ist es, was den Roten Khmer eine Menge Gewicht verleiht." Sihanouk meint, das Problem illegaler Einwanderung könne nach den für 1993 vorgesehenen Wahlen in Verhandlungen gelöst werden.
Aber Verhandlungen mit Vietnam haben in den Köpfen der Roten Khmer keinen Platz. Sie hassen die Vietnamesen, seit diese 1979 das Schlächter-Regime des Roten-Khmer-Führers Pol Pot beendeten. Jetzt versuchen sie, von ihrer Vergangenheit abzulenken. Hunderttausende ihrer Landsleute fielen in den siebziger Jahren dem Terror der Kommunisten zum Opfer. Jetzt soll die Selbstdarstellung der "Khmer Rouge" als "Garanten der kambodschanischen Souveränität" die Greueltaten von damals vergessen machen.
Schon früher in der Geschichte Kambodschas wurden Vietnamesen Opfer eines von Interessengruppen gesteuerten Volkzorns. 1970 schwammen nach dem Putsch Lon Nols gegen Prinz Sihanouk die Leichen Tausender Vietnamesen im Tonle-Sap-Fluß. Als Pol Pot und die Roten Khmer 1975 an die Macht kamen, flohen viele Vietnamesen. Wer dablieb, bezahlte mit seinem Leben.
UNTAC, so meinen Beobachter, sei derzeit nur eine befristete Lebensversicherung für die Einwanderer. Wenn die Friedenstruppe 1993 abziehe, könne niemand mehr für die Sicherheit der Nachbarn garantieren. KARIN DECKENBACH (Bangkok)
MAIN-KINZIG-KREIS / GRÜNDAU. Als insgesamt "sehr positiv" bewertet Erster Kreisbeigeordneter Erich Pipa die Tätigkeit des Berufsbildungs- und Beschäftigungszentrums des Kreises in Gründau. "Derzeit werden 86 Frauen und Männer in den verschiedenen Lehrgängen und Qualifizierungskursen ausgebildet", so der Vizelandrat. Die Aussichten für die weitere Geschäftsentwicklung seien hervorragend.
Die Nachfrage nach überbetrieblichen Ausbildungsplätzen sei steigend, die Belegung im Bereich Umschulung und Qualifizierung mittelfristig gesichert. Ab dem Geschäftsjahr 1993 könne das Zentrum auf dem ehemaligen Wibau-Gelände auch eine kontinuierliche Erledigung der Aufträge gewährleisten. "Ein Teil der Arbeiten ist bereits auf Jahre gesichert", so Pipa.
Im Jahr 1991 hat das Zentrum, das als GmbH geführt wird, mit einem Minus von 54 000 Mark abgeschlossen. In den Ausgaben in Höhe von rund einer Million Mark sind allein Personalkosten in Höhe von 948 000 Mark enthalten. Für 1992 erwartet die Geschäftsführung ein Defizit von 190 000 Mark, da in diesem Jahr die Aufbau- und Einarbeitungstätigkeiten besonders zu Buche schlagen.
Laut Pipa kommt dies auch daher, weil die Zahl der Arbeitsplätze für Langzeit- Sozialhilfeempfänger von 10 auf 25 erhöht werden sollen. Die bisherigen guten Ergebnisse legten diese Entscheidung nahe.
Auf dem Gebiet berufliche Bildung sind derzeit 63 Frauen und Männer tätig, acht in der Ausbildung Benachteiligungsprogramm, vier im Rehabilitationsprogramm, zwölf Frauen und Männer in der Umschulung, 22 in der Qualifikation und 17 in der überbetrieblichen Ausbildung.
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Auf Holzbänken bei dämmeriger Beleuchtung sitzt das Publikum in der eine leicht morbide Aura des Verfalls ausstrahlenden ehemaligen Fabrikhalle. Zwei Strahler werfen bläuliches Licht auf die Bühne, wo ein Ensemble von fünf Menschen sich engagiert über Dinge beugt, die das Publikum nicht sieht, und damit Geräusche produziert, die über Lautsprecher an den verschiedenen Ekken der Halle verstärkt werden. In gewissen Abständen blicken die Interpreten konzentriert auf die Uhr, um dann mit ihren Aktionen fortzufahren. Es ist die "Cartridge Music" von John Cage. Spaß oder Ernst? Während des ganzen Abends verzieht das Ensemble keine Miene: Cage wird zelebriert.
Ob die Musik von Cage, dem lebenslangen Enfant terrible der Neuen Musik, in der Alten Oper gut aufgehoben ist, kann man bezweifeln. Für den Teil des Werkes, den die Veranstalter der Frankfurt Feste in ihrer skrupulös gegliederten Programmübersicht als "Medienkomposition" bezeichnen, erscheint jedenfalls die Naxoshalle des Hessischen Rundfunks in der Waldschmidtstraße als der angemessenere Platz. Das hindert allerdings nicht, daß der Abend mit Tonband- und elektronisch verstärkter Geräuschmusik um so stereotyper wirkt, je länger er dauert.
Zwei weitere Stücke, "Fontana Mix" und "Variations III", gleichfalls vom fünfköpfigen "Ensemble C.A.R.M.E.N." aus dem elsässischen Weißenburg realisiert, folgen ebenfalls dem Muster der Geräuschcollage, die aus der Interpretation der von Cage angegebenen Rahmenbedingungen durch die Ausführenden entsteht. "Williams Mix", von Cage selbst präpariert, reiht Tonbandeffekte aneinander, und "Child of Tree" schließlich, von Cornelius Hirsch vorgeführt, benutzt pflanzliches Material zu elektronisch verstärkter Klangerzeugung.
Nur bei "Imaginary Landscape No. 5", realisiert von Peter Behrendsen, kommt so etwas wie Kurzweil auf, einerseits durch die kurze Aufführungsdauer von ca. 4 Minuten, andererseits dadurch, daß die ausgewählten Bruchstücke von Musik, die der Montage aus 42 Schallplatten zugrunde liegen, andeutungsweise als "Sinnträger" fungierten. Im Hintereinander, Übereinander, Gegeneinander von Fetzen aus sogenannter Volksmusik und Operettenklängen werden Meoldienseligkeit und Harmoniebedürfnis ausgestellt; sie werden weder erfüllt noch denunziert.
Cages Konzept ist durchaus einleuchtend: Wo Musik den Hörer nicht mit sich fortreißt und gefangennimmt, wo eine Welt der Illusionen nicht entsteht, da ist der Hörer auf sich selbst zurückgeworfen, dort hat er die Chance, aus der Schläfrigkeit, mit der er Alltag und Kunst gleichermaßen über sich ergehen läßt, zu realer Gegenwart zu erwachen. Die Konzertsituation ist dann nicht mehr als ein Paradoxon in didaktischer Absicht - ähnlich den "Koan" genannten Rätselfragen im Zen-Buddhismus, die auf rationaler Ebene nicht lösbar sind und auf diese Weise den Suchenden zu blitzartiger Erleuchtung führen. Wäre dies allerdings die einzige Absicht, so hätte Cage nicht mehr als ein einziges Stück komponieren müssen: denn ist das Rätsel einmal gelöst, hat sich das Problem im Grunde erledigt.
Aber Cage hat ein Leben lang komponiert und immer wieder versucht, Musik auf andere und neue Weise zu organisieren. Ihm geht es nämlich auch, und darin ist er dem buddhistischen Prinzip der Achtsamkeit verpflichtet, um die Sensibilisierung des Menschen für das, was ihn umgibt, um Wahrnehmung, "Aisthesis" im ursprünglichen Sinn. Der zu wirklicher Präsenz erwachte Hörer wird offen für die lebendigen Prozesse in seiner Umgebung und in ihm selbst.
Es ist dann auch nur folgerichtig, wenn etliche Zuhörer an diesem Abend bei "Child of Tree" von den Bänken aufstehen. Sie wollen sehen, ob das jeweilige Geräusch von einem Kaktus oder einer Mohrrübe erzeugt ist. Das Geräusch ist austauschbar, aber nicht das Material. Das nimmt der Hörer wahr: Weniger zählt hier, was akustisch herauskommt, mehr, mit welchen Mitteln es erzeugt wird.
Denkbar wäre eine Umsetzung der Anweisungen des Komponisten, die es auf Transparenz anlegt und dem Publikum ermöglicht, der Kreativität der Ausführenden seinerseits mit ganzheitlicher Wahrnehmung, rational und emotional, hörend und sehend, zu begegnen. Doch an diesem Abend sind die Aktionen kaum sichtbar; und auch der Käufer des 48,- DM schweren Cage-Almanachs findet darin keine Vorlage, anhand der die Aufführung durchschaubar würde. Sie bleibt das Geheimnis der herstellenden und kommentierenden Experten. Die Erkenntnis des Abends ist eine grundsätzliche: Cages vielbeschworenes Ideal demokratischer Egalität bleibt nur allzu leicht auf einen halb-esoterischen Insider-Zirkel beschränkt. Möge das Publikum doch andächtig lauschend den Geräuschen und Klängen folgen, dann wird es sein wahres Selbst schon finden! Ausführende und Exegeten stehen als Sinnlieferanten bereit. Cage hat sich der Rolle des Guru stets entzogen; paradoxerweise fällt sie jetzt seinen Interpreten zu. ANDREAS HAUFF
Weltpremiere nach Schweizer Art: vor sechs Jahren sagten mehr als achtzig Prozent der Stimmberechtigten nein zur Absicht der Regierung (Bundesrat), das neutrale Land zum Vollmitglied der Vereinten Nationen (UN) zu machen. Nun bereitet Bern sich darauf vor, als erstes und einziges Land außerhalb der UN ein Blauhelm-Bataillon von rund 600 Freiwilligen der Milizarmee für UN- Friedenseinsätze aufzustellen. Die bisherigen Leistungen der anderen neutralen Staaten Finnland (rund 100 Millionen Mark im Jahre 1990), Schweden (91 Millionen Mark, Norwegen 85 Millionen) und Österreich (41 Millionen) an friedenserhaltenden UN-Operationen brachte die Schweiz in moralischen Zugzwang, wie die Regierung nun gegenüber dem Parlament klarstellte. "Die Entsendung von Truppen für friedenserhaltende Operationen stellt eine zeitgemäße Form der guten Dienste im Rahmen der Solidarität und Disponibilität der Schweiz dar", so hieß es. Und: "Solches Engagement hilft vor allem den von Konflikten betroffenen Staaten und deren Bevölkerung, vermag aber auch unsere eigene Sicherheit indirekt zu erhöhen. Die Beteiligung der Schweiz an Blauhelmoperationen stellt weder neutralitätsrechtlich noch politisch Probleme."
Die Parlamentarier sollen einen Betrag von vorerst 58 Millionen Schweizer Franken (rund 64 Millionen Mark) zum Aufbau des Blauhelm-Bataillons von rund 600 Freiwilligen des Milizheeres und für die Einsatzleistung pro Fall rund 80 Millionen Franken (gegen 90 Millionen Mark) bereitstellen. Wenn die von Bundespräsident und Außenminister René Felber sowie Verteidigungsminister Kaspar Villiger stammenden Vorschläge umgesetzt werden, "kann ein erstes Schweizer Blauhelmkontingent Ende 1994 einsatzbereit sein". Dessen Verwendung sieht Bern gleichzeitig im Rahmen friedenserhaltender Aktionen der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE). Bis vor vier Jahren beteiligte sich die Schweiz aus Neutralitätsüberlegungen nur sehr diskret und punktuell an friedenserhaltenden Aktivitäten außerhalb der Landesgrenzen. Einzige Ausnahme: Seit 1953 ist sie mit einer militärischen Delegation in der neutralen Waffenstillstands-Überwachungskommission in Korea vertreten, anfänglich mit hundert Wehrpflichtigen, zur Zeit noch mit sechs Offizieren.
"Eher bescheiden" sei der Friedensbeitrag der Schweiz alles in allem "im Vergleich zu den anderen europäischen Neutralen" ausgefallen, gibt sich der Schweizer Bundesrat selbstkritisch. Die Tatsachen: Im Jahre 1989 stellte Bern 150 Militärpersonen zur medizinischen Betreuung von UN-Personal in Namibia; und seit April wirken fünf Eidgenossen als erste Militärbeobachter in der Geschichte des Kleinstaates im Nahen Osten bei der Waffenstillstandsüberwachung mit. Schon fast aufsehenerregend wirkte am 25. März dieses Jahres der Schweizer Beschluß, vier Militärbeobachter in die UN-Schutztruppe im früheren Jugoslawien zu entsenden.
"Wir wollen die damit eingeschlagene Politik ausbauen", ermunterte nun der Bundesrat in Bern das Parlament zur Bewilligung weiterer Schritte. Zur Premiere, daß damit erstmals Wehrmänner eines Nicht-UN-Mitgliedslandes die blauen Helme aufgesetzt bekommen, meint die Regierung selbstbewußt: "Die UN-Migliedschaft ist keine unerläßliche Voraussetzung für eine derartige Beteiligung. Die UN sind an Teilnehmerstaaten interessiert, welche die übernommenen Aufgaben zuverlässig erfüllen. Dies verlangt, daß das betreffende Land internationales Vertrauen genießt und über das technische Rüstzeug verfügt. Die Schweiz hat bereits wiederholt diesen Leistungsausweis erbracht."
Bern schätzt, zum Aufbau des Blauhelm-Bataillons auf eine Personalreserve von mindestens 15 000 ausgebildeten Armeeangehörigen zurückgreifen zu können, die bereits für andere Aktionen ihre Dienste angeboten haben und die den Grundanforderungen genügen: "Charakterfestigkeit, robuste Gesundheit, gute Berufs- und Sprachkenntnisse, nach Möglichkeit Auslandserfahrung." PETER AMSTUTZ (Bern)
MAINZ, 1. September (gra/AP). "Wer ist der angenommene Feind?" will der rheinland-pfälzische Innenminister Walter Zuber (SPD) von Bundesverteidigungsminister Volker Rühe (CDU) wissen, um Klarheit über das NATO-Luftwaffenmanöver Cold Fire 92 zu bekommen. Vor allem das südliche Rheinland- Pfalz leidet bis zum 11. September noch unter konzentrierten militärischen Flugbewegungen mit verstärktem Fluglärm. Zuber warnte in einem Brief Rühe davor, daß der zusätzliche Fluglärm "zu einem Stimmungsumschwung in der Bevölkerung" gegen die Alliierten führen könnte. Der Minister befürchtet, daß damit auch "der Nährboden für rechtsextremistische Stimmungs- und Meinungsmache bereitet wird", und wies darauf hin, daß die Region durch den militärischen Umbau Tausende von zivilen Arbeitsplätzen verliere, "ohne daß gleichzeitg die negativen Begleiterscheiungen der militärischen Präsenz spürbar abnehmen".
Nach Angaben des Hauptquartiers der 4. Allierten Taktischen Luftflotte in Heidelberg nehmen an dem Manöver 200 Maschinen mehrerer Luftwaffen teil. Das Szenario sei ein Nord-Süd-Konflikt.
Psychisch Kranke sollen in Langen versorgt werden
KREIS OFFENBACH. Nach dem Prinzip der gemeindenahen Psychiatrie soll im Kreis Offenbach ein eigenes Angebot zur klinischen Versorgung von psychisch Kranken aufgebaut werden. Dabei wird überlegt, 60 Betten für eine stationäre Behandlung und 20 Betten für eine ambulante Behandlung im Dreieich-Krankenhaus in Langen zu schaffen, teilte Rüdiger Schlaga, Pressesprecher des Kreises Offenbach mit. Konkrete Pläne und Finanzierungszusagen gebe es allerdings noch nicht. Derzeit werden die Patienten aus dem Kreis im Psychiatrischen Krankenhaus Philippshospital (Kreis Groß-Gerau) mitversorgt.
Der Landeswohlfahrtsverband (LWV), der das Philippshospital betreibt, hatte in der vergangenen Woche über seine Pläne informiert, bis zum Jahr 2000 die Kapazität und das Einzugsgebiet des Krankenhauses in Riedstadt zu verkleinern. An die Stelle einer traditionellen Anstalt soll ein Versorgungsangebot treten, das mit weniger Betten auskommt und sich auf mehr komplementäre Einrichtungen wie betreute Wohngemeinschaften und Tagesstätten stützt. Aus dem Kreis Offenbach sollen dann nur noch Suchtkranke im Philippshospital versorgt werden.
Pressesprecher Schlaga versicherte, es werde keine Versorgungslücke geben: "In Riedstadt werden keine Betten abgebaut, bevor nicht neue im Kreis Offenbach entstanden sind." Der Kreis befürworte ein gemeindenahes klinisches Angebot. Parallel dazu würden auch die ambulanten Angebote weiter ausgebaut.
Laut Schlaga gibt es derzeit weder Geld noch konkrete Baupläne für eine neue Abteilung am Dreieich-Krankenhaus. Die Kosten in zweistelliger Millionenhöhe müßten voll vom Land übernommen werden.
Wie sich der Kreis die künftige Versorgung vorstellt, wird der Psychiatrie-Beirat in seiner nächsten Sitzung am 9. September konkretisieren. dac
FRANKFURT A. M., 31. August (sch/ FR). Die deutsche Stromwirtschaft wird die von Umweltminister Klaus Töpfer (CDU) für die alten Bundesländer angestrebte Verringerung des Kohlendioxid-Ausstoßes um ein Viertel bis zum Jahre 2005 nach Angaben der Branche nicht erreichen. Die Vereinigung Deutscher Elektrizitätswerke (VDEW) hält bis dahin unter optimistischen Voraussetzungen eine Reduzierung des Treibhausgases in Westdeutschland um lediglich 15 Prozent für möglich, wie Vorstandsmitglied Roland Farnung am Montag in Frankfurt mitteilte. Da der Verband nach einer Modellrechnung für Ostdeutschland dort eine Senkung um 35 bis 40 Prozent für möglich halte, ergibt sich laut Farnung gesamtdeutsch gesehen jedoch "ein Minderungspotential, das im Bereich der Zielvorstellungen der Bundesregierung liegt".
Die Gefahr, daß auch im Verkehrssektor die von der Regierung angestrebte CO2-Verminderung nicht zu erreichen ist, hatte erst in der vergangenen Woche eine für das Umweltbundesamt angefertigte Studie aufgezeigt. Ohne drastisches Umsteuern in der Verkehrspolitik droht danach in diesem Bereich sogar ein Anstieg der Emissionen um 50 Prozent. Die anderen Sektoren des Energieverbrauchs müßten aber in jedem Fall mehr als 25 Prozent Einsparung erreichen, um das Manko beim Verkehr wettzumachen.
(Kommentar auf Seite 3, weiterer Bericht im Wirtschaftsteil)
SPD-Liste: Die "Linken"
sind bis jetzt Gewinner
Fünf Tage vor dem Parteitag im Bürgerhaus Griesheim, auf dem die Frankfurter Sozialdemokraten am Donnerstag offiziell ihre Kandidatenliste für die kommende Stadtverordnetenfraktion beschließen werden, hat der Parteivorstand am Wochenende bereits Weichen gestellt und einstimmig einen Listenvorschlag für die Kommunalwahl verabschiedet. "Gewinner" sind dabei eindeutig die Parteilinken, "Verlierer" ist die sogenannte "offene Runde" um den Personaldezernenten Achim Vandreike.
Diese parteiintern als "neue Rechte" eingestufte Gruppierung hat mit Rainer Prewo (Nordend) und Anneliese Scheurich (Bockenheim) nur zwei Bewerber durchsetzen können. Prominente Vertreter der offenen Runde wie der bisherige Stadtverordnete Reinhard Wegener oder der ehrenamtliche Stadtrat Armin Kleist mußten mit aussichtslosen Plätzen vorliebnehmen. Als relativ sicher gelten Listenplätze bis Rang 40, die bis Rang 55 gesetzten Kandidaten können sich Hoffnungen machen, als Nachrücker ins Römer-Plenum einzuziehen.
Dem Vorschlag des Parteivorstandes stimmte am Montag abend auch der Beirat des Unterbezirks bei nur einer Enthaltung zu. In diesem Gremium sind die 50 Ortsvereine mit je zwei Delegierten vertreten. Teilnehmer der Beiratssitzung werteten es als "sensationell", daß gegen die Liste keinerlei Einwände kamen. In den vergangenen Jahren hätten im Beirat immer wieder einzelne Ortsvereine massiv versucht, ihre Kandidaten weiter nach vorne zu bringen. Die Sitzung am Montag abend sei in "gelockerter Atmosphäre, beinahe harmonisch" verlaufen.
Für die Anwesenden dankte Rita Streb-Hesse dem Parteivorsitzenden Sieghard Pawlik: Ihm sei es in den vergangenen Monaten gelungen, die verschiedenen Flügel der Partei "unter einen Hut zu bringen".
Den Abstimmungen in den Parteigremien waren in der Vorwoche Gespräche zwischen Oberbürgermeister Andreas von Schoeler und einflußreichen Parteimitgliedern wie Sieghard Pawlik, Günter Dürr (Vorsitzender der Römer-Fraktion), Diether Dehm (Sprecher der linken Koko-Gruppierung) und Hans Busch vom als gemäßigt geltenden "Nieder Kreis". Sie mündeten in eine "Koalition" von KoKo und "Nieder Kreis".
In diesem Sondierungsgespräch soll sich von Schoeler weitgehend durchgesetzt haben. Gegen die Bemühungen von "Nieder Kreis" und Koko habe er Bewerbern aus dem "rechten" SPD-Spektrum zu aussichtsreichen Listenplätzen verholfen. Unter anderem, so verlautete am Montag, habe der langjährige Stadtverordnete Gerd Reinschmidt seinen sicheren 26. Platz der Intervention von Schoelers zu verdanken. Ursprünglich war Reinschmidt, der dem Planungsausschuß der Stadtverordneten vorsitzt, lediglich für Platz 41 vorgesehen.
"Die Liste ist sehr schlau gemacht", lobte ein Parteistratege deren Zusammensetzung und sich selbst: "Die Ortsvereine sind flächendeckend berücksichtigt und die Parteiströmungen entsprechend ihrer Gewichtung vertreten." So wird der Frankfurter Westen, der durch das Ausscheiden der jetzigen Straßenbauamtsleiterin Gabriele Dehmer und den freiwilligen Verzicht von Helmut Grohmann unterrepräsentiert war, mit Walter Ofer (Sindlingen) und Antje Marschhäuser (Goldstein) vertreten sein. Die Jungsozialisten haben ihre Kandidaten Peter Feldmann (20.) und Corinna Geis (39.) durchsetzen können und mit Brigitte Enzmann (52.) und Ulli Nissen (54.) in Kampfabstimmungen noch zwei Frauen auf Nachrückerplätzen plazieren können.
Der zur Parteirechten zählende Christian Raabe liegt mit Platz 21 bestens im Rennen, und den Spitzen-Rang sieben nimmt Lilli Pölt ein, die als ehrenamtliche Stadträtin wieder den Kontakt zu den Vereinen halten soll. Als prominente "Linke" soll Barbara Heymann, Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft Westend, neu ins Plenum einziehen.
Angeführt wird die Liste von OB Andreas von Schoeler. Ihm folgt Stadtverordnetenvorsteher Hans Busch. Auf Rang drei und vier sind mit Ute Hochgrebe und Isa Petersohn die ersten Frauen nominiert. Das weibliche Geschlecht bringt es im Listen-Gesamt auf einen Anteil von rund 40 Prozent. Für Platz fünf ist der amtierende Fraktionschef Günter Dürr, auf Rang sechs der kulturpolitische Sprecher der Fraktion, Klaus Sturmfels, vorgesehen. gang
HOFHEIM. Die Sterne vom Himmel holt René Purwin am Donnerstag, 10. September, beim Volksbildungswerk Marxheim. "Moderne Kosmologie" ist der Ausflug ins All betitelt, der um 19.30 Uhr im Vortragsraum, Bahnstraße 6, beginnt.
Siegfried Unseld lebe hoch! Seit Freitag liegt das Holzhausenviertel dem geschätzten Leiter des Suhrkamp Verlags stets zu Füßen. Mittels eines gigantischen Krans wurde seiner laut Denkmalkataster "neobarocken Villa von 1903" in der Hynspergstraße 15 ein gläserner Ausguck und damit dem Denkmalschutz die Krone aufgesetzt. Die neuerliche Gelegenheit zum geistigen Überflug soll dem prominenten Verlagsmacher nicht ganz ohne Nachdruck gegeben worden sein. "Hier ist", so hieß es im Technischen Rathaus, während eine Stellungnahme von Schoelers nicht zu erlangen war, "vom OB in die Behörde reinregiert worden."
Schon die Altvorderen, namentlich der Barockzeit, liebten es, ganz oben zu sein. In einem "Belvedere", das die Frankfurtern liebevoll "Belvedersche" nannten. Damals bereits ließ es sich unverstellten Blicks erschöpfend "gucken, Tee trinken und über Gott und die Welt reden", wie sich Denkmalpfleger Heinz Schomann das ausmalt.
Hingegen konnte sich Schomann als Leiter des Denkmalamts, nachdem der erste Alarmruf aus Unselds Nachbarschaft eingetroffen war, zunächst kein Bild machen, wie Frankfurts neuestes Belvedere als "eine Kiste hinter dem Giebel" auf des Kulturdenkmals Dach gekommen war. Hielt er doch beim Augenschein am Wochenende "das Ding keinesfalls für eine Bereicherung".
Kaum Montag morgen in seiner Amtsstube eingetroffen, mußte er allerdings konstatieren: "Der Bauschein ist raus." Sprich: Das "Gerät" (Schomann) ist genehmigt. Der Kollege ist es gewesen, der Kollege ist in Urlaub.
Glaubt man einer weiteren Stimme im Konzert der in solchen Fragen zu konsultierenden Ämter, so waren aber auch hier Schmidtchens Taten ohne die von Schmidt nicht zu denken: Irgendwo, irgendwann habe OB von Schoeler "beim Small talk seine Meinung zu dem Aufbau rübergereicht". Und da hängt er nun also auf dem barocken Dachfirst, wie bestellt und nicht abgeholt: der "Ausguck", wie Siegfried Unseld selbst den Glaskasten nennt. "Ein Refugium" für den Verleger, "wenn mein Wohnhaus um die Ecke voller Gäste ist". Kreiert vom Architekten Christoph Mäckler; "der hat das meiner Ansicht nach sorgsamst gemacht".
Jene aber, die den Bauschein schrieben, taten das offensichtlich mit kalten Füßen: Enthält das Papier doch die Auflage, den Fertigbau auf dem Denkmal "nicht für Wohnzwecke zu nutzen, nur als Aufenthaltsraum". Sprich, so Schomann: "Man kann den nicht mit Gardinchen dekorieren." Denn wie so oft werden erst die kantigen Tatsachen geschaffen, dann versucht man sie ungeschehen zu machen: "Filigran", so interpretiert der Denkmalpfleger die Festlegung, sollte die Bausünde wirken - "so, daß man den Himmel durchsieht".
Alles in allem, das ist die Einsicht des ersten Denkmalpflegers: "Da haben wir uns wohl selbst ins Knie geschossen." Denn Unselds Belvedersche, das läßt sich absehen, "wird Begehrlichkeiten wecken". Schon "das Aufhebens mit dem Riesenkran", sinniert der Hauseigner selbst, "hat etwas Provozierendes gehabt". clau
USINGEN, der Schnittpunkt alter Kulturen: Hier treffen sich australische Ureinwohner, brasilianische Kampftänzer und afrikanische Regenmacher. Auf dem mystischen Weg in eine andere Zeit, beim Gebet um Fruchtbarkeit oder dem allmählichen Hinabgleiten in Trance - nichts ist unmöglich in der Wohnung von Hans-Jürgen Badeja in der Nähe des Hallenbades. Der 37jährige baut Musikinstrumente: je exotischer, desto besser. "Die Töne faszinieren mich unheimlich", sagt der Usinger.
Wenn einer weiß, was "multikulturell" bedeutet, dann Hans-Jürgen Badeja. Der Student der Völkerkunde ("Ich bin nur noch pro forma eingeschrieben") ist zwar nicht unbedingt ein Liebhaber großer Reisen. Dafür FR-Porträt knüpft er um so intensiver Kontakte zu hier lebenden Ausländern, wodurch er jegliche Arten von Instrumenten kennenlernt. Sein Schlafzimmer in der Reihenhaussiedlung Weingärten erinnert denn auch an einen musikalischen Welt-Basar.
Zum Beispiel findet sich da eine Reihe von "Didjeridoos", langen Bambusrohren mit einem Mundstück aus Bienenwachs. Ihr Klang erinnert entfernt an ein Alphorn - nur viel magischer. Gut vorstellbar, daß die australischen Ureinwohner mit Hilfe dieser alles durchdringenden Töne "gut Wetter" beim Regengott machen. Je nach Länge des Rohres erzeugen die zusammengepreßten Lippen des Musikers einen Ton, der für einen bestimmten Planeten steht: "d" für den Mars, "g" für die Erde, "gis" für den Mond: eine kosmische Angelegenheit.
Die "Berinbaus" stammen aus Brasilien und sehen aus wie Flitzbögen. Ihre Saite besteht aus Klavierdraht, im Notfall tut es auch ein Bremszug. Die Töne entstehen in einem Kalebassenkürbis, was wie das Gejaule einer Gitarre à la Jimi Hendrix klingt.
Dazwischen stapeln sich brasilianische Korbrasseln ("Caixixi") mit einem Geflechtgerüst aus kleinen Bohnen und Trommeln aller Art: Congas, Bongos und "Schlitztrommeln", Kisten mit Schlitzen und stilisierten Ziegenköpfen am Korpus. "Guiros", wurmartig gebogene Kürbisse, dienen als Rasseln, die "Kalimbas" werden gezupft und erzeugen ihr quäkendes Geräusch mit Hilfe von Fahrradspeichen. Nicht zu vergessen die rumänischen Panflöten - Badejas Welt der schamanischen Klänge macht auch nicht vor Europa halt.
Als melodisch können die Instrumente nicht unbedingt bezeichnet werden. Gefragt sind vielmehr purer Rhythmus und Obertonmusik, bei der sich eine Reihe von Tönen kaskadenhaft über immer denselben Grundton setzt. "Klar, daß ich mich beim Musikmachen in der Wohnung zurückhalten muß und nur zu bestimmten Zeiten proben kann", sagt Badeja, der jetzt bei seiner Mutter wohnt. In seiner letzten Bleibe in Frankfurt bekam er Ärger mit dem Vermieter - wer einmal den höllischen Lärm der aus 50 großen Bohnen bestehenden "Juju"- Fußrassel vernahm, der weiß, warum.
Dabei benötigt er noch nicht einmal eine Werkstatt. Das Holz läßt sich ohne großen Aufwand zurechtschnitzen und -leimen. Die Naturmaterialien werden bei einem Händler in Hamburg bestellt, und Bambus taucht immer wieder als Dekoration in heimischen Blumenläden auf.
Die so entstehenden Instrumente verkauft er dann nicht gerade massenweise. "Das Ganze reicht nicht zum Lebensunterhalt, ich muß in einem Musikgeschäft in Frankfurt jobben", sagt Badeja, der nebenher auch Instrumentenbau-Workshops für Kinder veranstaltet.
An diese wirtschaftliche Zwangsjakke hat sich der Usinger gewöhnt. Was ihm allerdings immer noch Schwierigkeiten bereitet, sind die Anfeindungen besonders "aufgeschlossener" Zeitgenossen in Usingen und anderswo. "Bleib doch im Urwald mit deiner Negermusik!", hört er zum Beispiel auf Flohmärkten oder Stadtfesten, bei denen er ausstellt. "So etwas geht auf Dauer an die Nieren." jd
ALFRED STRAUSS, Leiter des "Aufnahmeheims für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge" der Arbeiterwohlfahrt in Konberg, beendet seine mehr als dreijährige Arbeit im Haus Waldfriede. Er übernimmt die Leitung der sozialen Dienste.
GOTTFRIED PETZ, Sprecher der Patienteninitiative der Falkensteiner Taunusklinik, hat Post vom Bundespräsidialamt bekommen. Er hatte sich an von Weizsäcker mit der Bitte gewandt, die Bemühungen um die Erhaltung der Klinik zu unterstützen. Kernsatz im Brief aus Bonn: "Leider hat der Herr Bundespräsident im Rahmen seiner amtlichen Aufgaben und Befugnisse keine Möglichkeit, Ihnen die erbetene Hilfestellung zu geben".
RUDOLF BAUM, früherer Technischer Direktor bei Braun in Kronberg, hat sich bei der Lektüre des FR-Berichts über den Nachwuchsdesigner- Wettbewerb des Unternehmens an seinen früheren Kollegen Dr. Eichler erinnert. Dieser, inzwischen 80 Jahre alt, habe Entscheidendes für das Firmen-Design geleistet. Baum, der in Altenhain lebt, erinnert sich noch gut an lange, fruchtbare Streitgespräche zum Beispiel über die Farbe der Knöpfe von Haartrocknern.
THOMAS d'OLLONNE, Schüler im Collège Pierre Bonnard in der Partnerstadt Le Cannet-Rocheville, hat in der Altersgruppe bis 14 Jahre den von der Stadt Königstein ausgeschriebenen Europa-Jugendpreis erhalten. Monsieur Fischesser, der Vorsitzende des Comité de Jumelage, hat dem Jungen 300 Mark für sein Gedicht "Gefallen ist die Berliner Mauer" überreicht. Den ersten Preis in der Altersgruppe bis 21 Jahre erkannte der Magistrat KATRIN LERCHENBACHER für ihr Bilderbuch mit Begleittext zum Thema "Neues Ost-Europa" zu.
JENS UHLIG wurde bei der Jahreshauptversammlung der Jungen Union Oberursel mit großer Mehrheit zum neuen Vorsitzenden gewählt. Der 19jährige Schüler übernahm das Amt von ARNIM von BRUNN, der jetzt gemeinsam mit THORSTEN BECKER den Stellvertreterposten einnimmt. MARKUS KRICK als Kassenwart und SEBASTIAN FISCHER als Schriftführer wurden in ihren Ämtern bestätigt.
SABINE KÖHLER, im Sozialamt der Stadt Kronberg tätig, ist zur Beamtin ernannt worden. Sie hat seit 1990 in der Stadtverwaltung ihre Ausbildung erfahren und ist nun neben der Amtsjuristin Irene Lausen die zweite Beamtin im Rathaus; insgesamt gibt es hier 13 Stellen für Beamtinnen und Beamte.
HOFHEIM. Die Blasmusik wird erklingen beim Brunnenfest des Gesangvereins "Deutsche Eiche" am Sonntag, 6. September, in Wildsachsen. Auftakt am Dorfbrunnen ist um 10 Uhr beim Frühschoppen mit der Bremthaler Kapelle. Um 14 Uhr gibt's nicht nur Kaffee und Kuchen, sondern auch "Wildsächser Dreikampf".
HANNOVER, 31. August (sp/dpa). Nach dem Sprengstoffanschlag beim hannoverschen Altstadtfest hat die Polizei bisher keinen Hinweis auf den oder die Täter gefunden. Das Motiv der Tat sei weiterhin völlig unklar, sagte ein Kripo-Sprecher am Montag. Die Polizei lehne es ab, sich an bloßen Spekulationen zu beteiligen, die in alle erdenklichen Richtungen wiesen. Am Samstag abend war wie berichtet in der Nähe des Alten Rathauses dicht neben einer Bierbude in einem metallenen Papierkorb ein Sprengsatz explodiert, der wahrscheinlich in einer Bierdose gesteckt hatte. Durch Splitter des zerfetzten Papierkorbs, die bis zu 40 Meter weit flogen, wurden 16 Passanten verletzt, die zu den 150 000 Besuchern des alljährlichen Altstadtfestes gehörten.
Den 16 Opfern geht es nach den Angaben den Umständen entsprechend gut. Am Montag waren nur noch drei von ihnen in Krankenhäusern. Entgegen ersten Meldungen sei einer 36jährigen Frau durch die Wucht der Detonation nicht der Fuß abgerissen worden. Er sei allerdings bis zum Mittelfußknochen zersplittert und habe in einer mehrstündigen Operation gerettet werden können, hieß es.
Bei der Polizei gingen bisher rund 60 Anrufe ein, die aber, soweit inzwischen festgestellt werden konnte, "nur Allgemeinplätze enthielten", wie der Kripo- Sprecher mitteilte. Die Auswertung der Spuren am Tatort habe vorerst nur ergeben, daß kein handelsüblicher Sprengstoff verwendet worden sei, sagte der Sprecher.
OFFENBACH. Eine Premiere gibt es vom 16. bis 18. September in den Messehallen. Messegesellschaft und Umweltinstitut Offenbach veranstalten erstmals ein "Umwelt Forum Offenbach" betiteltes Symposium mit einer begleitenden Fachausstellung für Umwelttechnik und Umweltdienstleistungen. Nach Aussage der Veranstalter hat es so etwas bislang im Rhein-Main-Gebiet noch nicht gegeben. Es werden 5000 Besucher erwartet. Für Lutz Schimmelpfeng vom Umweltinstitut stellt das Forum eine Möglichkeit dar, über die bisherigen Fachtagungen des Instituts hinauszuwachsen.
Schwerpunktthemen des ersten Umweltforums sind die Sachgebiete Altlasten, Deponietechnik und Kompostierung. Im Unterschied zu den großen, breit angelegten Umweltmessen will das Offenbacher Umweltforum nämlich in die Tiefe gehen und zahlreiche Fachleute zu Wort kommen lassen, erklärte Schimmelpfeng. Für das Symposium, das sich unter anderem mit Fragen der Altlastensanierung oder der Technik der Kompostierung beschäftigt, haben sich zahlreiche Teilnehmer aus Behörden und Ingenieurbüros angemeldet. Die Referenten haben bekannte Namen, so wird beispielsweise Carl Otto Zubiller vom hessischen Umweltministerium in das Thema Deponietechnik einführen. Interessant ist die Fachausstellung auch für den Normalbürger, er kann sich an den drei Tagen jeweils von 9 bis 18 Uhr beispielsweise vom Wasserzweckverband Offenbach über die Wasserqualität informieren lassen. 60 Firmen und Verlage stellen aus, zeigen beispielsweise hydrogeologische Methoden und Meßgeräte. Im September 1993 soll das Forum mit den Themen Luft, Energie und Verkehr in die zweite Runde gehen. pmü
Ein 19jähriger hat sich am vergangenen Freitag der Polizei gestellt und in seiner Vernehmung zwei Raubüberfälle, einen Diebstahl sowie einen Einbruch gestanden. Die Straftaten hat er mit einer Ausnahme in der letzten Woche begangen.
Der Zeitpunkt für den Einbruch liegt bereits länger zurück. Ende März drang der Mann in einen Kiosk am Theaterplatz ein und erbeutete dort 1000 Mark aus der Kasse sowie Zigaretten im Wert von mehr als 7000 Mark. Der Verbleib des Diebesgutes ist noch ungeklärt.
Die Serie in der letzten Woche begann in der Nacht zum Montag. Der 19jährige lauerte im Grüneburgpark einem jungen Türken auf und raubte ihn aus. Diese Straftat ist bislang nicht angezeigt worden, weshalb die Polizei das Opfer um einen telefonischen Kontakt (755-40 14) bittet. Einen Tag danach beteiligte sich der Mann seinem Geständnis zufolge in Frankfurt an einem Autodiebstahl.
Am Mittwoch vergangener Woche überfiel er dann gegen 20.30 Uhr vor dem Bornheimer Bürgerhaus eine 70jährige und nahm der Rentnerin die Handtasche mit 50 Mark ab. Bei diesem Überfall verlor der Täter einen Zettel, auf dem neben anderen auch sein Name stand.
Beim Datenabgleich stellte die Polizei fest, daß die Personalien des 19jährigen im Computer gespeichert waren. habe
Zur Sache: Sinti und Roma
HANAU. In der Bundesrepublik leben derzeit 50 000 bis 60 000 Sinti und Roma. Auf der Flucht vor Diskriminierungen in osteuropäischen Staaten zogen in den vergangenen zehn Jahren vermehrt Roma nach Deutschland. Beide Völker stammen aus derselben ethnischen Volksgruppe.
Sie sprechen Romanes, das aus dem Sanskrit stammt. Die Roma beherrschen noch eine weitere Muttersprache. Von den Sinti unterscheiden sie sich in ihren Sitten und Traditionen.
International als "Roma" bezeichnet, existieren derzeit rund zehn Millionen Roma und Sinti auf der Welt. Ihre Ursprünge siedelt die Forschung im Südwesten Indiens, dem Punjab, an. Vermutlich um das Jahr 1000 zogen sie in Richtung Europa. Auf ihrer Reise blieben die Roma überwiegend im osteuropäischen Raum, die Sinti in Westeuropa.
Im Jahr 1937 beschlosen die Nationalsozialisten die Vernichtung der gesamten Volksgruppe. Sie ermordeten 500 000 Sinti und Roma in West- und Osteuropa. Bis 1964 galt ein Urteil des Bundesgerichtshofs, wonach Sinti und Roma nicht aus "rassischen Gründen", sondern wegen ihrer "asozialen und kriminellen Haltung" von den Nationalsozialisten verfolgt und inhaftiert worden sind. jur
spi DÜSSELDORF/KÖLN. Heinrich Weiss, in jüngster Zeit zunehmend umstrittener Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) in Köln, hat gestern sein Amt vorzeitig niedergelegt. Er hatte es erst am 1. Januar 1990 als Nachfolger von Tyll Necker angetreten und war für zwei Jahre gewählt.
Necker wird nun bis zur nächsten turnusmäßigen Neuwahl Ende 1992 wieder kommissarisch Chef dieser Organisation, die zu den politisch einflußreichsten im Land zählt. Dem Vorgänger von Heinrich Weiss werden dabei durchaus Chancen nachgesagt, dessen Nachfolger zu werden. Daneben sind als mögliche Kandidaten die scheidenden Vorstandsvorsitzenden von VW und Siemens, Carl Hahn und Karlheinz Kaske, im Gespräch.
Dann sollte sich ursprünglich Weiss zur Wiederwahl stellen. Es gibt Hinweise darauf, daß eine starke Gruppe im Präsidium unter Führung von Tyll Necker schon etwa seit einem halben Jahr den Sturz von Heinrich Weiss vorbereitete. Dieser hatte in der Nacht zum Montag in einem knapp dreieinhalb Seiten starken Brief an die Mitglieder des Präsidiums seine aufsehenerregende Demission ausschließlich mit schweren Differenzen zwischen ihm und BDI-Hauptgeschäftsführer Ludolf von Wartenberg begründet. Weiss wirft dem früheren Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium illoyales Verhalten und mangelnde Management-Fähigkeiten vor und forderte vergeblich seinen Rücktritt. Das habe die notwendige Reform des Verbands bislang verhindert. Er bezichtigt ihn in dem Schreiben indirekt, in den zurückliegenden Monaten ein Intrigenspiel gegen den BDI-Präsidenten angezettelt zu haben.
Im Abdankungsschreiben heißt es dazu, er müsse "leider feststellen, daß eine hauptamtliche Organisation des BDI weder strukturell noch personell in der Lage ist, eine optimale Verbandsführung zu gewährleisten". Vor einem Jahr habe er "die Herren Vizepräsidenten" auf bestehende Mängel aufmerksam gemacht. "Ich sehe daher heute die Voraussetzungen nicht mehr gegeben, unter denen ich angetreten bin und die allein eine erfolgreiche Verbandsführung auf Dauer ermöglicht hätten."
Der (BDI) wies Weiss' Kritik zurück. Wie der Kölner Express am Montag berichtete, nehmen die acht stellvertretenden BDI-Präsidenten in einem gemeinsamen Brief an das Präsidium Wartenberg ausdrücklich in Schutz. Der BDI habe zuletzt überzeugend gezeigt, daß er dem "notwendigen Wandel in Deutschland und Europa" und den gesemtwirtschaftlichen Erfordernissen gerecht werde. Es gebe keinen Zweifel, daß sich Hauptgeschäftsführung und Mitglieder dem auch künftig loyal widmen.
Weiss wird sich künftig wie bisher im Ost-Ausschuß des BDI engagieren. Ansonsten aber will er sich um die Führung der Düsseldorfer Anlagenbau-Firma SMS Schloemann-Siemag (eine Milliarde Mark Umsatz und 7200 Beschäftigte) kümmern. Weiss ist dort Miteigentümer.
Heinrich Weiss war zunächst intern, dann zunehmend auch in der Öffentlichkeit heftig kritisiert worden. Es wurden ihm selbstherrliche Entscheidungen und zu geringes Durchsetzungsvermögen in Bonn sowie persönlicher Glamour als Autorennfahrer und Pilot nachgesagt. Schwerwiegender waren Einwände innerhalb des BDI-Präsidiums gegen die Verbandspolitik, deren Kritik meist Ex- Präsident Tyll Necker formulierte, der die Wahl des Düsseldorfers vor zwei Jahren nachdrücklich unterstützt hatte.
Weiss hatte in vertraulichen Runden Schwierigkeiten im Verband eingeräumt. Er lag unter anderen mit den Vertretern der Chemie- und ganz besonders der Elektroindustrie im Clinch. Angekreidet wurde ihm unter anderem seine distanzierte Haltung bei Subventionsforderungen zugunsten der Elektronik oder des umstrittenen Jagdflugzeugs Jäger 90.
Auch habe es Weiss nicht verstanden, so seine Kritiker, sich innerhalb der Bonner Polit-Szene zu profilieren. Bekannt ist seit langem seine Distanz zu Bundeskanzler Helmut Kohl, obwohl er einige Jahre eine führende Rolle im CDU-Wirtschaftsrat spielte.
Mit einem Trick hat am vergangenen Freitag ein 12 bis 14 Jahre alter Schüler einem 53 Jahre alten Lehrer aus dem Nordend sechs Hundertmarkscheine aus dessen Geldbörse gestohlen. Wie Polizeisprecher Manfred Füllhardt mitteilte, hatte der Junge den 53jährigen gegen 16 Uhr auf der Straße angesprochen. In seiner Hand hielt das Kind mehrere Geldstücke und bedeutete dem Lehrer, er wollte dieses Geld gewechselt haben. Der zog sein Portemonnaie heraus, öffnete es und zeigte es dem Jungen, um ihm klarzumachen, daß er kein Wechselgeld habe.
In diesem Moment deutete das Kind auf ein Zwei-Pfennig-Stück. Der 53jährige schenkte es ihm. Erst einige Zeit später stellte er fest, daß der Junge ihm seine Geldscheine unbemerkt gestohlen hatte. enk
HANDBALL
PRIVATSPIELE, Männer: TuRa Niederhöchstadt - TSG Frankfurter Berg 19:18, TSG Ober-Eschbach - TV Kirchzell 23:21, TSG Ober-Eschbach - TV Flörsheim 22:12, TSG Usingen - TV Eschersheim 19:15, TG Hainhausen - TG Schwanheim 12:20, TG Hochheim - TV Bierstadt, 25:17, TGS Langenhain - TuS Auringen 21:24, TuRa Niederhöchstadt - TV Hofheim 14:21, TG Hochheim - TV Breckenheim II 26:18, TuRa Niederhöchstadt - HSV Götzenhain 17:17, TV Langenselbold - VfL Goldstein 25:22, TG Schwanheim - TG 1847 Frankfurt 15:18, TGS Vorw. Frankfurt - VfL Goldstein 17:19, TSG Niederhofheim - TSG Sulzbach III 22:19, TSV Schott Mainz - TV Flörsheim 17:19, TG Kastell - TV Flörsheim 12:16, TSG Sulzbach - TV Hattersheim 29:34 (3x25 Minuten), TuS Nieder-Eschbach - Hajduk Split/Kroatien 18:29, SG Anspach - HC Friedrichsdorf 23:20.
Frauen: SG Wehrheim/Obernhain - MTV Kronberg 20:8, SG Wehrheim/Obernhain - SU Nieder-Florstadt 17:7, SV Bergtheim/Mittelfranken - TSG Ober-Eschbach 20:27 (3x25 Minuten), DJK Würzburg - TSG Ober-Eschbach 14:14, SV Volkach - TSG Ober-Eschbach 5:31, TV Bad Kitzingen - TSG Ober-Eschbach 8:26, VfL Goldstein - PSV Grünweiß Frankfurt III 17:8.
Bernhard Klee ist ein Dirigent, der sich als Interpret moderner wie klassischer Werke einen Namen gemacht hat. Er vereinigt Werktreue mit persönlichem Engagement, das sich jedoch von allem Ausufern ins Ekstatische frei hält. Der Pianist Christian Zacharias ist ebenfalls ein Musiker, der sich ohne große Schaueffekte, sondern allein durch sein enormes Können in die allererste Garnitur der Konzertpianisten hochgearbeitet hat.
Dazu kommt noch die Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, die - aus dem ehemaligen Pfalzorchester herausgewachsen - sich längst zu einem Klangkörper von überregionaler Bedeutung gemausert hat.
Bleiben noch die Komponisten: Volker David Kirchner, der sich mit seiner Sinfonie Nr. 2, "Mythen", einer Auftragskomposition für das Rheingau Festival 1991/92, bereits mit Erfolg vorstellte, und Johannes Brahms, dessen Klavierkonzert Nr. 1 man eigentlich nur noch erwähnen muß, um Klarheit darüber zu schaffen.
Alles in allem ein Abend der (heute abend, 20 Uhr, im Großen Saal der Alten Oper) verspricht, ein außergewöhnliches Ereignis zu werden. wp
MAIN-KINZIG-KREIS. Die Entwicklungsgeschichte der Säugetiere ist Thema eines Seminars der Kreisvolkshochschule (KVHS) Main-Kinzig, das am Montag, 7. September, in Maintal-Dörnigheim beginnt. Teilnahmegebühr: 57,60 Mark. Anmeldungen nimmt die KVHS- Hauptstelle in Hanau, Rückertstraße 10, entgegen. Während des Seminars sind auch Besuche des Senckenbergmuseums in Frankfurt vorgesehen. hok
Werber, Sender und die . . .
(Fortsetzung von Seite 19)
Man überläßt sie den HR-Programmen. "Das Marktsegment ,ab 50' haben wir mit hr 4 abgedeckt", weiß Ekkehardt Oehmichen von der HR-Medienabteilung. Und die 14- bis 29jährigen hörten hr 3: "Der Anteil ist von 25 auf 40 Prozent hochgegangen." Und beim Kulturkanal hr 2 habe sich die Hörerzahl auf 110 000 verdoppelt.
Des Senders ganzer Stolz jedoch: Das "Dritte", das hessische Fernsehprogramm, stehe - gemessen am Konkurrenzdruck der "Privaten" - "sehr gut da". Es behaupte sich seit Jahren mit stabiler Einschaltquote um die acht Prozent, während die Werte von ARD und ZDF im Sendegebiet seit 1990 im freien Fall seien: das "Erste" runter von 34,5 auf 22,4 Prozent, das ZDF von 32,2 auf 22,7 Prozent. Die "Privaten" hingegen punkteten "von Null" aus: RTL auf 14, Sat 1 auf 10,6, Tele 5 und Pro 7 auf je 3,5 Prozent.
Daß das HR-Fernsehen den "Luftkrieg über Frankfurt" (ein Werbeprofi) ohne Einschalt-Verluste besteht, erklärt man am Dornbusch mit der "Hessenschau" und ihrem kritisch-volksnahen Journalismus, mit "guten Spielfilmen" und dem "sensibel zusammengebauten Programmschema". Trotz alledem: Die Akzeptanz des Fernsehangebots und der HR-Hörfunkprogramme setzen sich nicht in klingende Werbemünze um. 1991 fielen die Erträge um 40 Prozent, die gesamte ARD-Fernsehwerbung machte gegenüber 1988 gar eine halbe Milliarde Mark "Miese".
Solche Verluste führt man beim HR unter anderem auf das öffentlich-rechtliche Werbeverbot nach 20 Uhr zurück. Sollte - wie gefordert - die "Tagesschau"-Grenze fallen, so die Spekulation, würden sich die Media-Agenturen schon melden. Denkbare, weil ökonomisch plausible Folge wäre das Risiko, daß die "in der ersten Reihe" dann zumeist kommerziell erfolgreiche Programmkost vorgesetzt bekämen. HR-Pressechefin Metze- Mangoldt: "Da ist schon eine Riesengefahr, daß Programme nur noch als Markt für Werbespots dienen."
(siehe Beitrag rechts: Ein Begriff. . .)
MAIN-KINZIG-KREIS. Bei der Herbsttagung der Heimatstelle des Main- Kinzig-Kreises ist der Tagungsort gleichzeitig der Tagungsinhalt: die Ronneburg. Dazu sind für den 19. September alle mit der Heimatpflege und Geschichtsforschung befaßten Frauen und Männer eingeladen.
Die Tagung beginnt um 10 Uhr. Ferdinand Graef wird in einem Kurzvortrag über die Burg, die Landschaft und die Bewohner sprechen, Pfarrer Waas dann anschließend über die Herrenhuter Brüdergemeinde und den Grafen Zinzendorf auf der Ronneburg referieren. Die Tagung endet mit einer Burgführung, wobei die Architekten Menge und Koch über die Sanierungsarbeiten berichten werden.
Interessierte sollten ihre Teilnahme bis zum 11. September anmelden bei: Heimatstelle/Kreisarchiv, Herzbachweg 2, 6460 Gelnhausen. are
MÖRFELDEN-WALLDORF. Der Natur im Ballungsgebiet gezielt wieder auf die Sprünge helfen - das ist auf den Gundwiesen Anliegen der Walldorfer Gruppe des DBV-Naturschutzbundes Deutschland. Auf einem etwa 2,5 Hektar großen Gelände südlich des Gundbaches und unweit der Okrifteler Straße sollen eine eher magere Naturwiese mit Blumen, fettes Gras und ein natürlicher Waldrand mit sanftem Übergang vom Wald zur Wiese die derzeit abrupte Trennung ablösen - somit auch vielfältiger Lebensraum für Vögel, Kleintiere und Insekten entstehen. Die dazu vorgenommenen Anpflanzungen des DBV werden jetzt durch einen in Kooperation mit der Forstverwaltung angelegten Zaun gegen Wildverbiß besser geschützt.
Seit 1986 mühen sich um dieses Projekt Vorsitzender Georg Erwin Gumbart und seine Aktiven vom Naturschutzbund, der früher als Deutscher Bund für Vogelschutz (DBV) agierte und mit der Namensänderung das gewachsene Aufgabengebiet für die Umwelt markiert. Für das Vorhaben pachtete die Gruppe von der Stadt das Wiesengelände. 1987 begannen die Anpflanzungen für den naturnahen Waldrand.
Über 150 Pflanzen, beispielsweise Schwarz- und Weißdorn, wurden in Wochenendaktionen von Ehrenamtlichen gesetzt, teilweise mit Hilfe der örtlichen Feuerwehr bewässert.
Zwar ging das meiste recht gut an, doch der Wildverbiß war so gewaltig, daß die Pflanzer sprichwörtlich graue Haare bekamen, war zu hören. Das ganze war stark gefährdet, und deshalb für die Walldorfer Naturschützer bald ausgemachte Sache: Ein Zaun muß her.
Dafür fanden sie beim Staatlichen Forstamt Mörfelden Verbündete, wo man das Projekt Gundwiesen ausdrücklich begrüßte. Selbstverständlich war das keineswegs: Nicht immer war die Kooperation zwischen Naturschützern und Forst so gut wie derzeit mit dem neuen Leiter dieses Forstamtes, Dr. Wolfram Hammes. Der erschien denn auch demonstrativ bei der für Journalisten organisierten Präsentation des Walldorfer DBV-Projektes auf den Gundwiesen.
Alle versicherten mit spektakulärer Freude, wie gut und notwendig das Miteinander sei. Daß das Verhältnis in der Vergangenheit nicht spannungsfrei war, schwang auch beim jüngsten Treffen andeutungsweise und mit kräftigem Augenzwinkern mit.
Doch es blieb nicht bei Worten und Absichtserklärungen. Die Forstverwaltung erklärte sich bereit, mit eigenen Fachkräften einen etwa 1,80 Meter hohen Zaun rund um die DBV-Anpflanzungen zu ziehen. Und das ist nun mehr geschehen auf einer Länge von etwa 300 Metern. Die Pfosten für den Zaun wurden aus abgestorbenen Eichen gefertigt und könnten nach ein paar Jahren gemeinsam mit dem Zaun verschwinden, wenn die Anpflanzungen älter und nicht mehr so stark durchs Wild gefährdet sind. Damit aber der Zugang zwischen Gundwiesen und Wald für Mensch und Tier durch den Draht nicht unmöglich wird, sind bewußt mehrere Schneisen - zu den Pflanzen hin abgeschirmt - offengelassen worden.
Wildverbiß ist nach Auskunft von Dr. Hammes und Revierleiter Manfred Wech in der Tat ein großes Problem aufgrund des übermäßigen Wildbesatzes. Danach wurden 1983 stolze 1200 Stück Damwild gezählt, wo es eigentlich nur 400 sein sollten. Diese Quote wird bis nächstes Jahr durch verstärkten Abschuß erreicht werden, berichteten die Forstleute. Bereits Ende 1992 sollen es nur noch 500 Stück Damwild sein.
Kleine FR
Theater beim Heimatabend BAD ORB. Ein Laienschauspiel des Radfahrvereins Germania eröffnet am morgigen Donnerstag, 3. September, um 19.30 Uhr den Heimatabend der Orber Vereine in der Konzerthalle. Im Laufe der Veranstaltung gibt es noch einige Kunststücke der Radfahrer auf dem Drahtesel zu bewunden sowie ein Singspiel der Landfrauen Bad Orb und volkstümliche Melodien der Orber Zupfmusikanten zu hören. Der Eintritt kostet acht Mark, Kurkarteninhaber erhalten Ermäßigung.Erste-Hilfe-Kursus BAD ORB. Ein kostenlosen Erste-Hilfe- Kursus, der sich verstärkt damit beschäftigt, wie Kindern in Notfällen, zum Beispiel nach Stürzen, Stromschlägen oder Vergiftungen, zu behandeln sind, startet das DRK am heutigen Mittwoch, 2. September, um 19.30 Uhr im Haus in der Eduard-Gräf-Straße. Der Lehrgang findet an acht Abenden jeweils montags und mittwochs statt. Über die Symbolik des Leibes GELNHAUSEN. Mit der "Symbolik des menschlichen Leibes" wird sich Professor Otto Betz am morgigen Donnerstag, 3. September, um 20 Uhr im katholischen Gemeindezentrum Gelnhausen (Am Schlachthaus 8) beschäftigen. Veranstalter ist die katholische Regionalstelle für Erwachsenenbildung, Friedrichstraße 12, Hanau, Telefon 0 61 81 / 3 33 87. Sitzung des Ortsbeirates Neudorf WÄCHTERSBACH. Der Ortsbeirat von Neudorf tagt am morgigen Donnerstag, 3. September, um 20 Uhr im Schulungsraum der Freiwilligen Feuerwehr. Diskutiert wird über die Einrichtung eines Kindergartens in der ehemaligen Schule, das Thema Verkehrsberuhigung, die Erweiterung der Gemeinschaftshauses sowie einen Radweg nach Aufenau.
KREIS GROSS-GERAU. "SPD im Gespräch" ist das Motto von Fachkonferenzen, auf denen die Sozialdemokraten des Kreises ihr Kommunalwahlprogramm mit Fachleuten und interessierten Bürgern und Bürgerinnen diskutieren wollen. Auftakt ist am Donnerstag, 3. September, 19 Uhr, im Bürgerhaus Wolfskehlen mit der Themenpalette "Umwelt - Verkehr - Energie". Am 10. September folgt im Bürgerhaus Worfelden die "Sozialpolitik und Sportpolitik" und am 30. September im Raunheimer Seniorenheim Waldblick der "Wohnungsbau". cas
MAINTAL. Bedingt durch den Kanalbau und die damit notwendige Teilsperrung der Kennedystraße im Stadtteil Dörnigheim hat der zusätzliche Bus der Linie 703) (Schulbus) seit Montag bis auf weiteres morgens einen neuen Fahrplan.
Das städtische Hauptamt teilt folgende Abfahrtzeiten mit: Waldsiedlung 7.20 Uhr, Danziger Straße 7.21 Uhr, Busbahnhof 7.25 Uhr, Bauhof 7.26 Uhr, Maintal-Halle 7.27 Uhr, Alter Kesselstädter WEg 7.31 Uhr, Frankfurter Straße 7.32 UHr, MOzartstraße 7.33 Uhr, Breitscheidstraße 7.34 Uhr, Bonhoeffer-Schule 7.36 Uhr, Riedstraße 7.43 Uhr, Schillerstraße 7.44 Uhr, Ludwig-Uhland-Straße 7.45 Uhr. Der Fahrplan für die Fahrt in Richtung Dörnigheim bleibt unverändert. pom
SINDLINGEN. Im Kinder- und Jugendhaus ist die ganze Woche über was los. Mehrere Interessengruppen treffen sich regelmäßig, und jeden zweiten Freitag im Monat ist von 19.30 bis 22 Uhr Disco.
Montags und freitags zwischen 16 und 18 Uhr trifft sich die Rap-Tanzgruppe. Wer danach noch Puste hat, kann anschließend drei weitere Stunden zur Discomusik "rappen".
Betreuer Norbert steht Jugendlichen zur Seite, die sich handwerklich betätigen wollen: mit Holz montags von 18 bis 21 Uhr; zur gleichen Zeit wird donnerstags außerdem "kreativ" gewerkelt.
Die nächste Disco ist am Freitag, 11. September. Ansonsten ist das "Café" in der Bahnstraße 124 mittwochs von 18 bis 21 Uhr offen. dis
Beamte der SoKo Mitte der Polizei haben am Freitag mittag in einem Hotel im Bahnhofsviertel einen 22jährigen festgenommen, der unter dem dringenden Verdacht steht, tags zuvor im Bereich Grüneburgweg mehrere Raub-, Diebstahls- und Einbruchsdelikte verübt zu haben. Der mutmaßliche Täter hatte an einem der Tatorte einen Quittungsbeleg verloren, der die Polizei auf seine Spur gebracht hatte.
Wie Polizeisprecher Karlheinz Wagner jetzt mitteilte, soll der 22jährige Chilene am Donnerstag gegen 21.20 Uhr einem Mann im Grüneburgweg die Geldbörse aus der Hand gerissen und zehn Minuten später einen 77jährigen im Hinterhof seines Hauses in der selben Straße überfallen, ihn mit einem Messer bedroht haben und schließlich ohne Beute geflüchtet sein.
Beim zuständigen 3. Polizeirevier waren im selben Zeitraum zwei Wohnungseinbrüche in der Leerbachstraße und im Grüneburgweg gemeldet worden. In allen vier Fällen gaben die Opfer eine Täterbeschreibung ab, die der des jetzt Festgenommenen gleicht. enk
BAD SODEN / MAIN-TAUNUS-KREIS. Jürgen Linker ist sicher: So, wie es jetzt dasteht, hätte das Hundertwasser-Haus nicht gebaut werden dürfen. Der Chef des Wiesbadener Wasserwirtschaftsamts hätte verhindert, daß das Bad Sodener Objekt mit 20 Eigentumswohnungen direkt an den Sulzbach gebaut wird. Aber, er wurde nicht gefragt.
Das Bauamt des Main-Taunus-Kreises hat ihn nicht - wie es das Gesetz vorsieht - in das Genehmigungsverfahren einbezogen. Sonst hätte der Wiener Architekt Friedensreich Hundertwasser seine Wohnanlage in der Straße "Zum Quellenpark" fünf Meter entfernt vom Bachlauf errichten müssen. Das Hessische Wasserschutzgesetz schreibt diesen Abstand bei allen Neubauten vor.
Vor etwa neun Monaten erteilte das Kreisbauamt die Genehmigung zum Bau der Residenz am Bad Sodener Kurpark. Erst per Zufall, sagt Jürgen Linker, sei das Wasserwirtschaftsamt auf das Objekt aufmerksam geworden. Doch da sei es bereits viel zu spät gewesen. Denn zwei Stockwerke standen schon, direkt neben dem sprudelnden Bach. Da die rechtsgültige Baugenehmigung schon vorlag, konnte sie laut Linker nicht mehr widerrufen werden. Schließlich hatte sich Bauherr Wolfgang Wachendorff auf den positiven Bescheid aus dem Kreishaus verlassen und bereits viel Geld in das Objekt investiert. "Also haben wir überlegt, wie wir den Schaden reduzieren können", sagt der Behördenchef. Nachträglich wurden noch Bauauflagen gemacht - allerdings nur kleine Korrekturen am äußeren Erscheinungsbild, denn das Gebäude stand bereits unverrückbar am Sulzbach.
Im Hofheimer Kreishaus erinnert man sich etwas anders an die Vorgänge um das Hundertwasser-Haus. Das Wasserwirtschaftsamt sei nachträglich eingeschaltet worden, sagt Heio Dembach, Leiter der Unteren Denkmalschutzbehörde und zuständig für das Genehmigungsverfahren. Und Walter Eigner von der Pressestelle der Kreisverwaltung spricht sogar von einer Sondergenehmigung, die das Wasserwirtschaftsamt für das Sodener Objekt gegeben habe.
Bei der Behörde in der Landeshauptstadt schüttelt man da nur ungläubig den Kopf. "Wir haben keine Sondergenehmigung erteilt", sagt Amtsleiter Linker. "Denn dazu hätte es eines Härtefalls bedurft, der war nicht erkennbar."
Dem stellvertretenden Kreisvorsitzenden des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND), Manfred Guder, steht die Wut über das Bauprojekt ins Gesicht geschrieben. Die ganze Bachbegrünung sei durch das Hundertwasser-Haus zerstört worden. Und nicht nur das. "Der Bach ist zum Kanal degradiert", schimpft Guder. Um Luft in die Städte hinein- und herauszubringen, müßten Bach- und Flußläufe zungenförmig ins Stadtgebiet hineinführen.
Durch die exquisiten Eigentumswohnungen sei der Luftstrom aber blockiert worden. Wenn die Anlage nach den gesetzlichen Bestimmungen hochgezogen worden wäre, dann hätte der Investor weniger Baufläche gehabt, meint Guder. Damit wären die Wohnungen, die 100 bis 240 Quadratmeter groß sein sollen, teurer geworden. Guders bitteres Resümee: "Der Bach wurde der Rendite geopfert." Für Bad Soden sei das Haus ein Prestigeobjekt. Deswegen sei Hundertwasser auch "gewaltig gelobhudelt worden, von allen Offiziellen". Verdient hätte er es aber nicht. "Denn ein Architekt, der sich die Öko-Bauweise auf die Fahnen schreibt, dann aber Bachläufe zerstört, der hat nicht das Recht, als Guru der Architektur gefeiert zu werden", schimpft der BUND- Vorstand. Egal, ob der Meister es gewußt habe, oder nicht - er müsse mit seinem Namen dazu stehen.
Beim Genehmigungsverfahren für den Bau liefen auch noch andere Dinge schief: So wurde es versäumt, den Naturschutzbeirat anzuhören. In diesem Gremium sitzen Vertreter aller Naturschutzgruppen und der Parteien. Für den BUND ist Manfred Guder im Beirat, der regelmäßig tagt. Legt die Kontrollinstanz ihr Veto ein, so entscheidet nicht mehr die Untere Naturschutzbehörde im Kreishaus über einen Bauantrag. Vielmehr prüft die Obere Naturschutzbehörde beim Regierungspräsidium (RP) in Darmstadt die Pläne. "Hätte die Kreisverwaltung den korrekten Weg eingehalten, dann hätten wir den Bau am Bach verhindert", sagt der BUND-Mann. "Denn", das meint Guder genau zu wissen, "der RP hätte den Bau verboten."
Zuständig für den Naturschutzbeirat ist im Kreishaus die Naturschutzbehörde. Ihr obliegt die Geschäftsführung des Beirates. Somit informiert die Behörde ihre ehrenamtlichen Beiräte über besonders heikle Bauanträge. Im Fall Hundertwasser-Haus wurde das versäumt. Denn der Leiter der Naturschutzbehörde, Dr. Wolfgang Meinert, wurde nach eigenem Bekunden erst gar nicht vom Bauamt über das Bad Sodener Projekt unterrichtet. "Ich kann den Beirat nur beteiligen, wenn ich einen Vorgang auf dem Tisch habe", sagt Meinert.
Warum das nicht geschehen ist, konnte die FR im gesamten Kreishaus von niemandem erfahren. Leiter und stellvertretender Leiter des Bauamtes waren bis zum Redaktionsschluß nicht zu sprechen. Und auch Landrat Jochen Riebel als oberster Vorgesetzter war "ständig in Besprechungen", wie aus seinem Vorzimmer verlautete. THOMAS GRETHER
BRUCHKÖBEL. Wer vermißt seine beiden Trakehner-Hengstfohlen? Die beiden leicht abgemagerten Tiere wurden am Sonntag an der Vogelschutzhütte zwischen Roßdorf und Butterstadt entdeckt und zunächst bei einem Landwirt untergestellt.
Die etwa ein und zwei Jahre alten Fohlen sind braun und tragen das Trakehner-Brandzeichen. Hinweise erbittet die Polizei unter der Telefonnummer 0 61 81 / 8 10 03. az
BAD NAUHEIM. Er müsse nach der Heizung sehen, unter diesem Vorwand drang ein 33 bis 38 Jahre alter Mann in grau-blauem Arbeitsanzug gestern Vormittag in die Wohnung einer jungen Frau "Am Erlensteg" in Nieder-Mörlen ein. Der etwa 1,80 Meter große, beleibte Mann bedrohte die Frau dann mit einem Messer und verlangte Bargeld. Die verschüchterte Frau reagierte nicht.
Der Täter durchsuchte die Wohnung, raubte 750 Mark und flüchtete, berichtet die Polizei. ieb
Der Geschäftsführer des Fußball-Bundesligisten Eintracht Frankfurt, Reiner Schäfer, wird seinen zum Jahreswechsel auslaufenden Vertrag nicht verlängern und den Verein verlassen. Schäfer, dem vom Präsidium eine Verlängerung seiner Tätigkeit angeboten worden war, begründete den Schritt mit mangelnden Kompetenzen des Geschäftsführers, einer die effiziente Arbeit behindernden Vereinssatzung und "Problemen in der Zusammenarbeit mit einzelnen Mitgliedern des Präsidiums".
Eintracht-Vizepräsident Bernd Hölzenbein konnte seine Enttäuschung über diesen Schritt nur schwer verbergen: "Ich bin dafür verantwortlich, daß er gekommen ist, und bin hoffentlich nicht dafür verantwortlich, daß er nun geht." Bei der Pressekonferenz des Bundesligisten war aus dem dreiköpfigen Präsidium nur der ehemalige Eintracht-Stürmer Hölzenbein anwesend. Präsident Matthias Ohms und Schatzmeister Wolfgang Knispel waren verhindert. Hölzenbein lehnte unter Hinweis auf seine ausschließliche Zuständigkeit für den sportlichen Bereich eine offizielle Stellungnahme als Präsidiumsmitglied ab: "Immer wenn irgendwo was los ist, sitze ich dabei und habe den Salat."
Schäfer nannte als Hauptgrund für seinen Rücktritt mangelnde Befugnisse, die im Vereinsrecht begründet lägen. Selbst für relativ unwichtige Entscheidungen müsse er immer zwei Unterschriften von Präsidiumsmitgliedern einholen, die oft nicht erreichbar wären - von ehrenamtlichen Funktionsträgern könne dies auch nicht erwartet werden. Seine Vorstellung von effizienter Arbeit könne nur in der Umwandlung des Vereins in eine GmbH mit entsprechenden Strukturen oder einer - bei der Eintracht seit Jahren diskutierten - Änderung der Vereinssatzung und der damit einhergehenden Entsendung eines hauptamtlichen Geschäftsführers ins Präsidium verwirklicht werden. So könnten die Entscheidungswege, da dann auch der Geschäftsführer zeichnungsberechtigt wäre, entscheidend beschleunigt werden. Als Beispiele erfolgreicher, längerfristiger Arbeit nannte Schäfer Michael Meier bei Borussia Dortmund oder Willi Lemke von Werder Bremen. Für die Kompetenzen, die er in Frankfurt habe, sei er überqualifiziert: "Das können Sie billiger als mit mir haben."
Auch wenn der Geschäftsführer vor allem Fragen der Vereinsstruktur für sein Ausscheiden nannte, wurde doch deutlich, daß die Gründe vor allem in der von ihm als unbefriedigend eingeschätzten Zusammenarbeit mit Teilen des Präsidiums liegen. Schäfer: "Das Präsidium muß voll hinter mir stehen." Daß dies offenbar nicht der Fall ist, zeigte sich in der letzten Präsidiumssitzung, als Schäfer nach eigener Aussage vorgeworfen wurde, sich nicht genügend um Sponsoren zu kümmern. Schwer getroffen hat den ehemaligen Angestellten der Lufthansa-Service-Gesellschaft offenbar auch das Gezänke um den neuen Mannschaftsbus der Frankfurter. Der fuhr bisher in reinem Weiß und ohne jeden Werbe- geschweige denn Vereinsaufkleber durch die Lande. Dieser Zustand, der sich in den nächsten Tagen ändern werde, sei vom gesamten Präsidium zu verantworten und mit dem Absprung eines potenten Sponsoren in letzter Minute zu erklären. Nun allerdings würde die Verantwortung dafür ihm in die Schuhe geschoben.
Schäfer bestritt nachdrücklich, Ambitionen auf einen Platz im Präsidium zu hegen. Diesbezügliche Überlegungen habe er unabhängig von seiner Person zur Rolle eines Bundesliga-Geschäftsführers gemacht. fes
KELSTERBACH. Scharfe Kritik übt die Wählerinitiative Kelsterbach (WIK) an der lokalen Müllentsorgung und der Gebührenpolitik sowie der Aktion "Grüner Punkt". Die Kelsterbacher Bürger würden doppelt geschröpft, meinte WIK-Sprecherin Renate Stiebing. Auf der einen Seite greife die Industrie den Bürgern in die Tasche, auf der anderen Seite die Stadt.
Bei Einwohnern, die intensiv getrenntsammelten, bleibe nämlich die sogenannte Restmülltonne weitgehend leer. Dieses sehr positive Ergebnis werde jedoch nicht von der Stadt honoriert. Die örtlichen SPD-Oberen verweigerten den Bürgern kleinere, bedarfsgerechte Mülltonnen und zwängen sie, Gebühren für die große Tonne zu entrichten. Ein entsprechender WIK-Antrag hiergegen sei abgelehnt worden. Unterm Strich bedeute das: Bürger, die kaum Müll produzierten, müßten den Müll anderer mitfinanzieren. "Von gerechten Müllgebühren kann in Kelsterbach keine Rede sein." Die angekündigte Neuordnung der städtischen Müllgebühren lasse weiter auf sich warten. "Nicht Müllvermeidung hat bei der Kelsterbacher SPD oberste Priorität, sondern Vermeidung des Themas."
Darüber hinaus kritisiert die WIK heftig die Aktion "Grüner Punkt" als Irreführung der Verbraucher. Nicht nur die Anlaufschwierigkeiten - beispielsweise beim Verteilen der gelben Säcke - verärgere die Bürger. Ein Blick auf den Müll in den gelben Säcken mache deutlich, daß der grüne Punkt kein ökologisches Markenzeichen für Umweltverträglichkeit sei, sondern der dreiste Versuch der Industrie, ihre Abfallproduktion als unbedenklich zu verharmlosen. Die in den Säcken vermischten Verpackungsabfälle stellten einen Rückschritt gegenüber den bisherigen Anstrengungen dar, Wertstoffe möglichst sortenrein zu sammeln. cas
Den vierten Platz sicherte sich Martina Wiedorn-Roy aus Gelnhausen bei den deutschen Meisterschaften im Segelkunstfliegen auf der Anlage des Luftsportclubs Bad Homburg zwischen Wehrheim und Neu-Anspach.
Mit der drittplazierten Malgorzata Marganska ließ die Gelnhäuserin nur eine Frau vor und qualifizierte sich als einzige Hessin für die Nationalmannschaft der Segelkunstflieger.
Im kommenden Jahr hat das deutsche Team im holländischen Venlo den Vize- Weltmeistertitel zu verteidigen. Der Sieg in Bad Homburg ging mit 8481,0 Punkten nach vier Wertungsflügen mit einem gewaltigen Vorsprung an Titelverteidiger Hubert Jänsch aus Dormagen, Zweiter wurde mit 7497,4 Punkten Ulf Kramer aus Braunschweig. gst
Ein Spruchband auf Stockholms Platz Norra Bantorg, wo der schwedische Gewerkschaftsdachvervand LO seine Hochburg hat, zeigt täglich den aktuellen Stand der Wirtschaftskrise an. Mit Riesenlettern ziehen die Gewerkschafter als "Resultat der Regierung Bildt" die Arbeitslosenzahlen auf. 324 389 waren es zuletzt. Das ergibt eine Rate von 6,5 Prozent, und diese ist für Schweden, wo frühere Regierungen schon bei zwei Prozent nervös wurden, erschreckend hoch. Mehr als doppelt so viele Menschen sind derzeit ohne Job als beim Antritt des vom Konservativen Carl Bildt geleiteten Bürgerkabinetts vor elf Monaten. Nur Bildt selbst stellt ungerührt fest, daß immerhin neun von zehn Schweden eine feste Stelle hätten.
Das Loch im Staatssäckel reißt gleichzeitig immer weiter auf. Das Rekorddefizit für das Haushaltsjahr 1992/93, auf 102 Milliarden Kronen (rund 27 Milliarden Mark) veranschlagt, wird beträchtlich größer werden, so groß, daß noch kein Finanzexperte eine Zahl zu nennen wagt. Die Wirtschaft wächst seit zwei Jahren nicht mehr, sondern sie schrumpft. Das Leistungsbilanzdefizit steigt so rasch wie die Zahl der Konkurse. Als Bildt seine Regierung zu einer Krisensitzung nach Harpsund lud, erwarteten Medien und Finanzmärkte daher deutlich erkennbare Signale, wie Schwedens Bürgerkabinett der Krise Herr zu werden gedenkt. Auf dem idyllischen Landsitz, den ein Gönner vor vierzig Jahren der damaligen Regierung vermachte, damit auch Sozialdemokraten standesgemäß tagen konnten, frönten deren Nachfolger allerdings einem Diner mit kleinen Krebsen und Schnaps. Zur Wirtschaftskrise fielen ihnen nur ein paar Beschäftigungsprojekte für Jugendliche ein. Bildt kam über einen seiner üblichen Kraftsprüche nicht hinaus: Schweden wolle auf dem "einzig möglichen Weg" zielbewußt voranschreiten. Das ist seine Absage an den "dritten Weg", mit dem sich Olof Palmes Sozialdemokraten einst zwischen Sozialismus und Liberalismus durchschmuggeln wollten, und von dem inzwischen auch seine Propagandisten einräumen, er habe in eine mit hoher Inflation und niedriger Produktivität gepflasterte Sackgasse geführt.
Die Finanzexperten in In- und Ausland ließen sich von der Rhetorik des Ministerpräsidenten nicht beeindrucken. Als nichts rüberkam, was das Vertrauen in die schwedische Wirtschaftspolitik hätte wiederherstellen können, reagierte der Finanzmarkt daher auf seine Weise: zehn Milliarden Schwedenkronen flossen ins Ausland ab, die Börsenkurse gaben an einem einzigen Tag um vier Prozent und am nächsten nochmals um 2,7 Prozent nach. Die Reichsbank in Stockholm hob Mitte voriger Woche den Leitzinssatz gleich um drei Prozentpunkte auf 16 Prozent an. Als Bildt und seine Eiserne Lady, die liberale Finanzministerin Ann Wibble, die Misere auf die internationalen Börsenschwankungen und den schwachen Dollar schieben wollten, erwiderte Notenbankdirektor Bengt Dennis kalt: "Diese Krise ist hausgemacht."
Dabei wäre die Finanzwelt mit dem Kurs, den die bürgerliche Regierung abgesteckt hat, schon einverstanden. Doch sie mißtraut ihrem Vermögen, die Ziele auch zu verwirklichen. In Bildts Koalition ziehen vier Parteien in vier unterschiedliche Richtungen, und wenn sie sich geeinigt haben, beginnen die Schwierigkeiten erst. Dann muß die Regierung, die trotz vier Koalitionsparteien ein Minderheitskabinett ist, erst noch eine parlamentarische Mehrheit suchen. Sie ist dabei entweder auf die rechten Populisten der Neuen Demokratie angewiesen, die für jede Steuersenkung, nicht aber für die dafür benötigten Ersatzeinnahmen zu haben ist, oder auf die Sozialdemokraten. Letztere bieten der Regierung zwar eine Zusammenarbeit an, verlangen als Preis dafür aber, daß das Kabinett seine eigenen Programme aufgibt und die der Opposition verwirklicht.
So fordert Ex-Premier Ingvar Carlsson den Verzicht auf die angekündigten Steuersenkungen und auf die Austeilung der in den abgeschafften Arbeitnehmerfonds angesparten Milliarden. Statt dessen will er umgerechnet elf Milliarden Mark für öffentliche Investitionen ausschütten und preist sich unter dem Motto "Regieren können wir besser" an, nur ein Jahr nach der Wahlschlappe wieder die Geschäfte zu übernehmen. Doch auch bei der Rechten stößt Bildts "einziger Weg" nicht auf Gegenliebe. Weder die Einführung von Karenztagen im Krankheitsfall noch die Streichung von Lebensmittelsubventionen sind populäre Schritte, und was beim Wahlvolk nicht ankommt, findet vor der Neuen Demokratie keine Gnade. So gibt es für wichtige Eckpfeiler in Bildts Sparprogramm keine Mehrheit.
Dazu kommt noch das koalitionsinterne Gerangel: als der liberale Finanz- Staatssekretär Olle Wästberg ein offenes Geheimnis ausplauderte und erklärte, daß angesichts der Wirtschaftskrise die gelobten Steuersenkungen von zumindest zehn Milliarden Kronen "nicht mehr realistisch" seien, fuhr ihm der konservative Steuerminister Bo Lundgren über den Mund: "Diese Aussage stimmt nicht mit der Regierungsstrategie überein." Die agrarische Zentrumspartei distanziert sich in der EG-Politik immer weiter vom integrationsfreundlichen Kurs von Konservativen und Liberalen. Und der Wahlkampfschlager eines Erziehungsgeldes von mehreren tausend Kronen für Eltern, die bei ihren Kleinkindern zu Hause bleiben, statt diese in die Krippe zu geben und arbeiten zu gehen, steht wider besseres Wissen nur noch deshalb im Regierungsprogramm, weil der Kampf um den Bargeldzuschuß für den kleinsten Koalitionspartner, die Christdemokraten, die alles entscheidende Überlebensfrage ist.
Bildt freilich lehnt trotz aller Querelen "Panikeingriffe" ab: "Unsere Politik liegt fest, und sie ist stark." Die nötigen Ausgabenkürzungen für den nächstjährigen Haushalt würden rechtzeitig bekanntgegeben werden, beruhigt er, und von einem Aufschub der zum Jahresende avisierten Senkung des Mehrwertsteuersatzes von 25 auf 22 Prozent will er nichts wissen. "Wir müssen die Zinsen senken und die Investitionen hochkriegen", sagt Bildt. Bei Zinssätzen von 14 und mehr Prozent und einer Inflationsrate von weniger als drei Prozent ist der extrem hohe Realzins Gift für Investitionen. Und die wegen des Zinsniveaus anlaufenden Mehrausgaben des Staates für den Schuldendienst verschlingen schon mehr Milliarden, als durch mühsame Ausgabenkürzungen im nächsten Jahr eingespart werden sollen.
Anlageberater im In- und Ausland raten ihren Kunden vorerst, die Finger von schwedischen Papieren zu lassen: die Unruhe dort werde sich so bald nicht legen. HANNES GAMILLSCHEG
KREIS GROSS-GERAU. "Die beiden großen Parteien müssen sich auf eine Grundgesetzänderung zum Asylrechtsartikel 16 verständigen", wirbt der CDU- Kreisvorsitzende Gerald Weiß in einem Schreiben an die SPD-Unterbezirksvorsitzende Gabi Horst für eine gemeinsame Initiative zu dem brisanten Thema. Weiß schlägt eine baldige Gesprächsrunde von SPD und CDU mit den Partei- und Fraktionsführungen sowie der Abgeordneten des Bundes- und Landtages vor.
Die ungelöste Frage des Asylmißbrauchs ist nach Einschätzung von Weiß Nährboden für rechtsradikale Gruppierungen. Diesen Sumpf gelte es durch eine sachgerechte Lösung auszutrocknen. Ohne die Ergänzung des Grundgesetzes zu Artikel 16 und eventuell Artikel 19 werde es nicht gelingen, auf europäische Ebene die Asylpolitik zu harmonisieren, die Aufnahme wirklich politisch Verfolgten vorbehalte. Eindämmung des Asylmißbrauchs heiße, Raum für eine "vernunftorientierte Erörterung" der Ausländer- und Zuzugsproblematik zu gewinnen. cas
Es ist altbekannt: Der Ton macht die Musik. So ist es nur wärmstens zu begrüßen, daß Israel pünktlich zum Auftakt der zweiten Runde der jüngsten Nahost- Friedensgespräche in Washington etwa 600 palästinensische Gefangene freiläßt. Abgesehen von der persönlichen Bedeutung, die dieser Schritt für die Betroffenen und ihre Familien hat, signalisiert er zudem für Jerusalems arabische Gesprächspartner ein weiteres Mal, daß die Rabin-Regierung in anderem Geiste verhandelt, als einst das Betonkabinett Yitzhak Schamirs.
Ablenken kann dieser gute Ton freilich nicht von den Gesprächsproblemen in Washington. Ohne lange Umschweife steuerten die Parteien auf die zentralen Fragen zu: Zukunft der Golanhöhe und Autonomie der Palästinenser. Dies ist ein erster Erfolg für die arabische Seite.
Nun wird Jerusalem präzisieren müssen, wie durch den Einsatz der Vereinten Nationen auf dem Golan ein für beide Seiten akzeptables Sicherheitsszenario geschaffen werden kann. Weiter muß deutlich werden, wie weit und wie tiefgehend die Autonomie für die Palästinenser auf der Westbank und im Gazastreifen sein soll.
In beiden Fällen darf man mit Fug und Recht erwarten, daß die Araber nicht auf unmittelbarer Umsetzung ihrer Maximalpositionen beharren. Ein Frieden in Nahost kann nur auf beiderseitigem Vertrauen gründen. Das muß wachsen, und auch in diesem Sinne war die Freilassung richtig. sie
HOCHHEIM. Evergreens stimmen sie ebenso an wie Jazz und aktuelle Popsongs - doch bei ihnen hört sich alles anders an: "Die 6-Zylinder" singen im Stile der Comedian Harmonists.
Am Sonntag, 13. September, 20 Uhr, treten sie beim Theater im Keller im Kurfürstensaal des Hochheimer Hofes auf. Karten gibt es im Vorverkauf oder beim TIK, Telefon 0 61 46 / 70 85. kkü
sch FRANKFURT A. M. Die IG Bau- Steine-Erden und die Gewerkschaft Solidarnosc wollen gemeinsam gegen die illegale Beschäftigung von Billigarbeitern aus Polen auf hiesigen Baustellen vorgehen. Nachdem die deutsche Arbeitnehmervertretung Anfang August bereits mit dem Zentralverband des deutschen Baugewerbes zu einer übereinstimmenden Beurteilung des Einsatzes solcher Beschäftigten aus Osteuropa gekommen sei, hätten sich nun die deutschen und polnischen Gewerkschaften auf eine gemeinsame Linie geeinigt, berichtet die IG Bau über eine jetzt in Warschau getroffene Vereinbarung mit der Bau-Sektion von Solidarnosc. Danach wollen beide Gewerkschaften durch Interventionen in den Arbeitsministerien in Bonn und Warschau "Ansätze zur Verbesserung der Löhne und sozialen Bedingungen" der hierzulande arbeitenden Polen unterstützen.
Die Frankfurter Organisation kritisiert, daß eine Vereinbarung der Bonner und der Warschauer Regierung auf vielen deutschen Baustellen unterlaufen werde. Beschäftigte arbeiteten zum Teil für Stundenlöhne zwischen sechs und acht Mark. Unternehmen, die "von der Ausbeutung der Billigarbeiter profitieren", gefährden der Gewerkschaft zufolge durch Dumping-Angebote breite Teile der hiesigen Bauwirtschaft.
Es sei ein Hohn, wenn Stammarbeitnehmer in Kurzarbeit geschickt werden und die Werkvertragsarbeitnehmer unter illegalen Bedingungen Beschäftigung haben. Mit der Vereinbarung mit der Bau-Solidarnosc "wollen wir den Menschenhändlern das Handwerk legen, die sich am Lohngefälle zwischen Polen und der Bundesrepublik eine goldene Nase verdienen", beschreibt der Gewerkschaftsvorsitzende Bruno Köbele das Ziel der Abmachung.
Die IG Bau wertet die Vereinbarung aber auch als einen wichtigen Schritt in der Auseinandersetzung mit der zunehmenden Ausländerfeindlichkeit. Die Gewerkschaft wehrt sich dagegen, jede Kritik an der Beschäftigung von Ausländern auf Baustellen gleich als rechtsradikales Gedankengut zu diffamieren. Solche Erklärungen schöben denen die Schuld an antidemokratischen Entwicklungen zu, die unter politischen Fehlern litten.
Ausländerfeindlichkeit habe oft soziale Ursachen. Komme zur desolaten Wohnsituation noch die Bedrohung des Arbeitsplatzes hinzu, würden insbesondere anfällige Jugendliche in ein falsches politisches Lager gedrängt, meint Köbele. Nur eine gleiche Entlohnung für alle Arbeitnehmer könne vermeiden, daß durch Lohn-Dumping trotz laufender Konjunktur im Baugewerbe die Arbeitslosen- und Kurzarbeiterzahlen zunehmen.
BUTZBACH. Ein Streifenbeamter der Polizeistation Butzbach entdeckte am Sonntag gegen 16 Uhr einen Brand und konnte durch sein rasches Handeln einen größeren Schaden verhindern. Der Beamte hatte dienstlich während eines Festes in Kirchgöns zu tun, als ihm Brandgeruch auffiel. Auf der Suche nach der Herkunft des Geruches entdeckte er Feuer in der Gerätehalle eines Gartenbaubetriebes am Feldweg "Am Bann". Der Polizist alarmierte schnell die Feuerwehr, die herbeieilte und einen größeren Brand verhinderte. Der Schaden wird auf 10 000 Mark geschätzt. Die Polizei vermutet Brandstiftung. ieb
"Sägespane statt Chemie" heißt die naturnahe Devise, die die Schrebergärtner vom Ginnheimer Kleingartenverein "Kratzdistel" sogar auf ihrem Klohäuschen praktizieren. Als Entsorgungshelfer für die Hinterlassenschaften der Gartenfreunde dient simples Sägemehl. "Dadurch verrotten die Späne schneller zu Humus", erklärt "Kratzdistel" Frederick Hertter. Er und die Ginnheimer Kleingärtner haben für die naturnahe Gestaltung ihrer Schrebergärten bei der Umweltschutzaktion "Global denken - Wir handeln" des Hessischen Rundfunks (HR) 2 000 Mark und den zweiten Preis gewonnen.
Die HR-Aktion war Anfang Juni zum Rio-Umweltgipfel gestartet worden. Rund 300 Tüftler, Öko-Gruppen, Schulklassen und andere Gruppierungen haben sich mit Ideen, Vorschlägen und Projekten an diesem Wettbewerb beteiligt. "Wir hätten auch das Schaf als Rasenmäher oder die Fliegenfalle mit der Klappe, um die Fliege wieder freizulassen, prämiert", sagte HR-Redakteur Norbert Schreiber, "wenn wir genug Geld gehabt hätten."
Den mit 5000 Mark dotierten ersten Preis gewann die die Jugendgruppe "Alter Bahnhof Trais-Horloff" aus der Nähe von Gießen für den Umbau des alten Bahnhofsgebäudes zu einer Umwelt-Projektwerkstatt. "Wir kommen alle aus der Jugend-Umweltszene", erklärt Mitinitiator Christoph Volkenand, "und uns hat immer diese Fixierung auf den Verband gestört. Vorschläge wurden abgelehnt, die Verbände wurden langsam zum Selbstzweck." In vier Jahren gemeinsamer Arbeit haben die Jugendlichen deswegen ihren alten Dorfbahnhof zu einer Umweltwerkstatt umgebaut; dort finden Naturschutzseminare statt, werden Biotope kartiert und Umweltzeitungen gedruckt. Mit einem umgebauten, mit Solarzellen ausgerüsteten Bauwagen, der einmal von Pferden gezogen werden soll, mischen sich die jungen Leute auch auf Marktplätzen und Schulhöfen ins Tagesgeschehen ein.
Einen weiteren zweiten Preis erhielt der freischaffende Künstler Tobias Winter aus Hünfelden bei Limburg für seine ökologische Renovierung eines jahrhundertealten Bauernhauses mit Recyclingmaterial - alte Kupferrohre, Stroh, Lehm und Naturstein - das der Künstler sehr eigenwillig verwandt hat. Ein alter Mann aus dem kleinen Dorf meint: "Von außen gefällt mir das Haus ja schon, aber drinnen schaut's ja aus wie in einer Räuberhöhle." Tobias Winter dagegen sagt selbstbewußt: "Das ist der absolute Umweltschutz."
Den dritten der zweiten Preise nahmen Schülerinnen und Schüler eines Biologiekurses am Michelstädter Gymnasium entgegen. Sie hatten viele hundert Stunden ihrer Freizeit geopfert, um ein Biotop zu kartieren. Auf einer Wiese entdeckten sie selten gewordene Insekten wie Hornissen oder Wespenspinnen. "Unsere Lehrerin hat uns diese Kartierung im Kurs vorgeschlagen", lobt der Schüler Jan Emmerich, "'ne andere hätt' mit uns den Verdauungstrakt besprochen."
Die Hauptpreise des Wettbewerbs übergibt HR-Intendant Rundfunks, Hartwig Kelm, am heutigen Dienstag im alten Bahnhof von Trais-Horloff. mku
KÖNIGSTEIN. Nach gelungener Asbestsanierung kann in der Taunusschule wieder unterrichtet werden. Am Freitag, 4. September, wird die Wiedereröffnung des Neubaues mit einem bunten Programm gefeiert. Um 15 Uhr ist der offizielle Teil mit Ansprachen von Landrat Jürgen Banzer und Schulleiter Gerhard Brähler, der die pädagogischen Möglichkeiten im veränderten Neubau vorstellt. Dazu spielt das Orchester.
Anschließend werden die Gäste durch das Haus geführt. Um 16 Uhr, 17.30 Uhr und 19.30 Uhr spielt die Theater-AG der Schule "None the Wiser" von A. Booth. Um 18.30 Uhr liest Eva Zeller aus Heidelberg in der neuen Bibliothek aus Erzählungen und Lyrik. Im Aufenthaltsraum im Erdgeschoß und bei schönem Wetter im Freigelände der Schule bieten einzelne Klassen ab 15 Uhr Kaffee, Kuchen, Würstchen und Getränke an. w
Olympia-Attentat 1972
rb FRANKFURT A. M. Die Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) sind im ersten Halbjahr so stark gestiegen wie schon lange nicht mehr. Die einzelnen GKV-Sparten weisenKostensteigerungen je Mitglied zwischen zehn und 11,5 Prozent auf, denen ein Anstieg der für die Einnahmen relevanten Grundlohnsumme von nur vier bis fünf Prozent gegenübersteht.
Damit wird der Druck auf die Kassen stärker, schon bald die Beiträge weiter zu erhöhen. Die größte von ihnen, die Barmer Ersatzkasse, will auf ihrer Vertreterversammlung morgen über eine Anhebung von 12,3 auf über 13 Prozent entscheiden. Viele der rund 260 AOKs haben in jüngster Zeit bereits erhöht, hier liegt der Durchschnittssatz in Westdeutschland bereits bei 13,5 Prozent.
Zwischen Januar und Juni weisen die Ortskrankenkassen einen Fehlbetrag von zusammen über drei Milliarden Mark auf. Bei ihnen sind die Leistungsausgaben um 10,2 Prozent, die Grundlohnsumme dagegen nur um vier Prozent gestiegen. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres hatte die Lücke knapp zwei Milliarden betragen. Im Unterschied zu 1991 weisen jedoch die AOKs der Ex-DDR zum ersten Mal ebenfalls ein leichtes Defizit aus. Sie hatten bei einem Einheitssatz von 12,8 Prozent zuvor noch Überschüsse erwirtschaftet. Inzwischen schließen die Ost-Kassen "mit hoher Geschwindikgeit zur Kostenentwicklung im Westen auf", meint ein Sprecher des AOK-Bundesverbandes.
Ähnlich sieht es bei den Ersatzkassen aus, deren Siegburger Verband ebenfalls über ein Finanzloch seiner Mitglieder im Westen von drei Milliarden Mark berichtet. Mit Steigerungen von 11,5 Prozent weist diese Sparte die stärkste Kostenexplosion auf. Bei den Betriebskrankenkassen hatten sich die Ausgaben um 10,4 Prozent erhöht.
Am stärksten gestiegen sind bei den AOK die Kosten für Zahnärzte (plus 15 Prozent), Heil- und Hilfsmittel (plus 14 Prozent) sowie Zahnersatz (plus zwölf Prozent). Von Experten wird dies mit Nachwirkungen der Blümschen Gesundheitsreform erklärt. So hätten vor ihrem Inkrafttreten Anfang 1989 viele Dentisten noch (zu) rasch ihren Kunden Zahnersatz eingesetzt, der jetzt reparaturbedürftig sei.
BUTZBACH. Unbekannte Täter sind zwischen Samstag, 11 Uhr, und Montag, 6.30 Uhr, in das Sekretariat und das Büro des Schulleiters in der Grund-, Haupt- und Realschule in Kirchgöns eingedrungen und haben drei Stoppuhren im Wert von 150 Mark gestohlen, berichtet die Polizei. Der Schaden, der bei dem Einbruch angerichtet wurde, übersteigt den Wert des Diebesgutes bei weitem. ieb
WETTERAUKREIS. Das ganze Jahr über quälen Journalistinnen und Journalisten Politiker und Politikerinnen mit ihren Fragen. Am kommenden Samstag, 5. September, wird der Spieß umgedreht: Während des Wetterauer Pressefestes stehen Redakteure der Wetterauer Zeitungen Politikern und Politikerinnen Rede und Antwort. Norbert Günkel (Kreis-Anzeiger), Peter Gwiasda (Frankfurter Rundschau) und Toni Seib (Butzbacher Zeitung) lassen sich von Landrat Rolf Gnadl, der Europa-Abgeordneten Ursula Braun-Moser, dem Rockenberger Bürgermeister Patrick Bingel, den Frauenbeauftragten Birgit Simon und Susanne Hild sowie dem DGB-Kreisvorsitzenden Harald Fiedler ausquetschen. Die Gesprächsrunde moderiert der Rundfunkredakteur Michael Schlag.
Bei aller Diskussion soll das Feiern nicht zu kurz kommen. Das öffentliche Fest beginnt um 15 Uhr, die Talkrunde um 16 Uhr. Ort der Veranstaltung ist das idyllische Naturfreundehaus nahe der Bundesstraße 3 zwischen Okarben und Petterweil. Das Pressefest wird organisiert vom Ortsverein Wetterau der Deutschen Journalistinnen und Journalisten Union (dju) in der IG Medien. Das Grillteam des DGB-Ortskartells Karben sorgt für die Speisen und die Naturfreunde Karben für die Getränke.
Für Kinder werden Spiele angeboten. Wer am ökologischsten anreist, für den halten die Journalistinnen und Journalisten eine besondere Überraschung bereit.
Personenwagen mit einem Dieselmotor modernster Bauart sind nicht nur viel besser als ihr Ruf, sondern blasen sogar weniger gasförmige Schadstoffe in die Luft als Benziner mit geregeltem Dreiwege-Kat. Zu dieser Erkenntnis kamen ZDF und TÜV Rheinland nach einem 5000-Kilometer-Test durch Deutschland und Polen mit zwei Audi 100 - der eine mit dem Zweiliter-Benzinmotor (85 kW/115 PS), der andere mit dem 2,5-Liter-Turbodiesel (85 kW/115 PS) mit Direkteinspritzung und Oxidations-Katalysator (TDI).
Der Emissionsvergleich der beiden Fahrzeugvarianten ist eine Weltpremiere. Bisher konnte der Schadstoffausstoß nur auf Rollenprüfständen gemessen werden. Nun diente erstmalig das gesamte Fahr- und Betriebsverhalten auf einer mehrere tausend Kilometer langen Reise als Grundlage für einen Vergleich. Beide Wagen fuhren dieselbe Strecke, die Fahrer hielten sich an die vorgegebenen Höchstgeschwindigkeiten.
Vor Beginn der Reise hatten TÜV- Techniker Meßgeräte eingebaut, die in jeder Sekunde Geschwindigkeit und Beschleunigung registrierten. Nach der Rückkehr wertete ein Großrechner das Datenmaterial mit einer neu entwickelten Methode zur Emissionsberechnung aus.
Beide Audis stießen im Mittel weitaus weniger Schadstoffe aus, als im gesetzlich vorgeschriebenen US-Test zulässig sind. Beim Kohlenmonoxid (CO) kam der Benziner auf 27,4 Prozent, der Diesel sogar nur auf zwei Prozent der zulässigen Menge. Bei den Kohlenwasserstoffen (HC) erreichte der Benziner eben ein Viertel der erlaubten Menge, der Diesel nur knapp ein Zehntel. Nur bei den Stickoxiden schnitt der Benzinmotor besser ab. Er blies 29,7 Prozent der erlaubten Menge aus dem Auspuff, der Diesel immerhin 68,7 Prozent.
Beim Kohlendioxid (CO2), dem sogenannten Treibhaus-Gas, hatte der Diesel aufgrund seines besseren Wirkungsgrades das bessere Ergebnis. Er emittierte pro Kilometer im Durchschnitt 152,9 Gramm dieses Gases, während es beim Benziner fast 30 Gramm mehr waren.
Nach wie vor als problematisch für die menschliche Gesundheit werden die Rußpartikel im Dieselabgas angesehen. Für ihre Begrenzung sorgen sowohl der US- Grenzwert als die weitaus strengere "Töpfer-Norm", die lediglich 0,08 Gramm Partikel pro Kilometer zuläßt. Der Audi- TDI-Motor hielt selbst die Töpfer-Norm locker ein, stellten die TÜV-Tester fest. Sein Verbrauch betrug 5,8 Liter Diesel auf 100 Kilometer, der Benziner-Audi konsumierte im Schnitt knapp acht Liter Super bleifrei auf 100 Kilometer. WM
KREIS OFFENBACH. Eine viertägige Studienreise nach Prag veranstaltet die Kreisvolkshochschule Offenbach vom 5. bis 8. November. Die Teilnehmer lernen die Goldene Stadt an der Moldau mit all' ihren Sehenswürdigkeiten und die Burg Karlstein kennen. Die Begegnung mit Friedrich Smetana wird durch zwei große musikalische Ereignisse gekrönt: Smetanas Oper "Die verkaufte Braut" und das festliche Konzert "Mein Vaterland". Im Preis von 725 Mark sind Busfahrt, drei Übernachtungen mit Halbpension im Drei-Sterne-Hotel, sämtliche Führungen und die Eintrittskarten für Oper und Konzert enthalten. Anmeldungen und nähere Informationen bei der Kreisvolkshochschule, Berliner Straße 60 in Offenbach, Telefon 069 / 8 06 85 84. ttt
Am Mittwoch, 2. September, um 20 Uhr, gastiert im Großen Saal der Alten Oper die Sächsische Staatskapelle Dresden. Giuseppe Sinopoli dirigiert Werke von Arnold Schönberg und Anton Bruckner. &blt; Musik des 16. & 17. Jahrhunderts
"Lachrymae" nennt sich ein Programm mit Musik des 16. und 17. Jahrhunderts, das am Mittwoch, 2. September, um 20 Uhr, im Mozart Saal der Alten Oper, Mitglieder des Studios für Alte Musik der Musikhochschule Frankfurt zu Gehör bringen.
BERGEN-ENKHEIM. Da kamen sie von Enkheim, den steilen "Neuen Weg" hinauf, und wer da sagte, sie kamen mit "Pauken und Trompeten", der hatte ganz recht: Beim Umzug der Marktburschen, einem der Höhepunkte des traditionellen Berger Marktes, marschierte die Stadtkapelle Bergen-Enkheim ganz vorne mit. Die Gesichter der Bläser waren rot gefärbt, einigen stand der Schweiß auf der Stirn. Kein Wunder, denn beim kräftezehrenden Marsch den Neuen Weg hinauf mußte ihre "Puste" auch noch zum Musizieren reichen. Ihre trommelwirbelnden Vereinskameraden hatten es da etwas besser.
Doch der beschwerliche Weg von der Leuchte, wo sich am Sonntagmittag Marktburschen, Musiker und die Vereine mit ihren liebevoll dekorierten Wagen für den Umzug versammelt hatten, wurde reich belohnt. Mit großem Jubel empfing man oben in Bergen den bunten Troß. Rund um die Marktstraße hatten bereits Tausende von Zuschauern ungeduldig auf das Eintreffen der Marktburschen gewartet. Laut hallten Böllerschüsse durch die schmalen Gassen der Altstadt, und die Schaulustigen drängten sich dichter zusammen und reckten die Köpfe - damit ihnen auch ja nichts entging. Die Marktsträßler dagegen beugten sich aus ihren Fenstern und blickten erhaben über die Köpfe der Menge hinweg, denn einmal im Jahr genießen sie es, wenn die Wagen direkt vor ihrer Haustür vorbeirollen. Erst nach einem kleinen Umweg über die Vilbeler Landstraße und den Landgraben bogen die Vehikel in die Marktstraße ein, wo ihr eigentlicher "Triumphzug" begann. Von da ging's die Erlenseer Straße hinauf zum Marktplatz. Dort aber schien sich die lange Reihe der bunten Wagen, das "fahrende Blumenbeet" des Obst- und Gartenbauvereins, die rollende "Latwerge"-Küche der Landfrauen, die Fanfarenzüge und alle anderen in Luft aufzulösen.
Auch die Zuschauer auf der Marktstraße liefen auseinander. Ihr Ziel allerdings war bekannt: Wer sich nicht für eine kleine Erfrischung oder ein leckeres Häppchen an einem der zahlreichen Stände entlang der Straße niederließ, den zog es gleich zum großen Festzelt "Bavaria" auf den Marktplatz.
Hier feierte man schon seit seit dem Freitagabend. Bereits zum 19. Mal wurde dort das Amt des Stadtschreibers als Literaturpreis vergeben. Nach dem Frankfurter Zeichner und Satiriker Robert Gernhardt wird nun Ralf Rothmann das Stadtschreiberhaus beziehen (die FR berichtete). Am Samstagabend dann eröffneten Ortsvorsteher Herbert Loos und Oberbürgermeister Andreas von Schoeler den Berger Markt. Dies war auch die Stunde von Sandra Müller, nunmehr "Sandra I.", neue Apfelweinkönigin von Bergen-Enkheim. Von Schoeler überreichte ihrer Hoheit das Zepter und setzte der jungen Ebbelwei-Adligen die Krone auf. Ihre Vorgängerin, "Karoline I.", nahm wehmütig Abschied.
Trösten konnte da nur ein ausgelassenes Fest, und das folgte prompt. "Rios", "Kalbacher Herzbuben" und "Sachsenhäuser Bergspatzen" hießen die Musiker, die den Bergen-Enkheimern und ihren zahlreichen Gästen an diesem Abend Alltagssorgen und Problemchen von der Seele spielten.
Am darauffolgenden Tag, nach dem großen Umzug, erlebte das Zelt eine große Bühnenshow. Kaum hatten die Musikzüge nach ihrem Marsch durch den Stadtteil ein wenig verschnauft, ging es im "Bavaria" weiter. Am Abend dann übernahmen "Petra and the Bluebirds" das "Vergnügungssteuer".
Am Montagnachmittag sah man auffällig viele Familien mit kleineren Kindern über den großen Marktplatz schlendern, denn bis zum Abend lockten die Schausteller mit ermäßigten Preisen auf die Karussells. Außerdem wartete auf die Kleinen das "Vogelsberger Kasper- und Zaubertheater".
Am Dienstag dann besannen sich die Bergen-Enkheimer auf den Ursprung ihres liebsten und größten Volksfestes. Denn der Berger Markt ist schließlich ein Viehmarkt, der seine Anziehungskraft auf die umliegenden Dörfer und Gemeinden schon seit mehr als 300 Jahren ausübt. Der Viehauftrieb, der beliebte Schätz- wettbewerb, bei dem die Milchleistung der Kühe erraten werden soll, das Wettmelken und die Bezirkstierschau - zur Freude der Besucher haben sich die Bergen-Enkheimer am Rande der Großstadt ihre bäuerlichen Traditionen bewahrt. gap
BERGEN-ENKHEIM. Ein Nachtfahrverbot für Lkw im Enkheimer Wohngebiet will die SPD im Ortsbeirat 16 (Bergen-Enkheim) erreichen und legt daher in der nächsten Sitzung einen entsprechenden Antrag vor. Außerdem setzt sich die SPD dafür ein, daß die Wohnstraßen südlich des Torbogens "Hinter den Obergärten" verkehrsberuhigt werden. Dort sind nach Ansicht der SPD die spielenden Kinder durch schnell fahrende Autos gefährdet. Diese könnten mit Pollern oder Blumenkübeln gebremst werden.
Zu Problemen des öffentlichen Personennahverkehrs legt die CDU-Fraktion im Ortsbeirat 16 drei Anträge vor. Die Christdemokraten fordern, verschiedene Mißstände an der Endhaltestelle der U 7 zu beseitigen. Außerdem setzen sie sich für eine neue Streckenführung der Buslinie 43 und einen Fahrkartenautomaten an der Haltestelle Marktstraße / Landgraben ein.
Weitere Themen der Sitzung werden Magistratsberichte zur geforderten Verlängerung der U 4 nach Bergen und der U 7 zum Schwimmbad sein. Außerdem geht es um die Parkplatzsituation an der Borsigallee. Die Stadtteilpolitiker treffen sich am kommenden Dienstag, 8. September, im Saal der Stadthalle Bergen-Enkheim, Marktstraße 15. Die Sitzung beginnt um 19.30 Uhr. gap
Das neue Gesicht mit größerer, in Wagenfarbe lackierter Frontschürze und leicht gewölbten Scheinwerfern ist nur eine Seite des Opel Vectra '93. Die andere, die mehr passive Sicherheit verspricht, verbirgt sich hinter Blech und Kunststoff. So erhalten die Vectra-Versionen CD und V 6 serienmäßig einen Fahrer-Airbag im US-Format; für die übrigen Vectra-Modelle kann er für 800 Mark Aufpreis geordert werden. Zur Serienausstattung gehören jetzt Gurtstraffer an den Vordersitzen und Stahlrohrverstärkungen in den Türen.
Neues Topmodell ist der Vectra V 6 für 41 885 Mark, der ab Frühjahr 1993 ausgeliefert wird. Er erhält den neuen kompakten 2,5-Liter-Sechszylindermotor mit 125 kW (170 PS), die elektronische Traktionshilfe ETC und eine Superausstattung.
Die sportliche Spitze markiert künftig der Vectra GT 16V, das Nachfolgemodell des Vectra 2000. Die viertürige Fließheck- Limousine für 38 900 Mark ist motorisiert mit dem Zweiliter-Vierventiler (110 kW/150 PS), der neuerdings mit Direktzündung und Bosch-Montronic ausgerüstet wird. Um den Geräuschpegel des Motors zu verringern, wurde an Zylinderkopf und Einlaßkrümmer Feinarbeit geleistet. Der gleiche Motor kommt auch im Astra GSi 16V und im Calibra 16V zum Einsatz.
Für das Calibra-Coupé kündigt Opel einen "Full-Size"-Fahrer-Airbag (ab Frühjahr 1993) sowie einen Airbag für die Beifahrerseite (ab September 1993) an. Auch beim Astra und Calibra sind Gurtschloßstraffer und Stahlrohre in den Türen jetzt serienmäßig. Der Astra kann ab Februar 1993 mit Fahrer-Airbag (gegen Aufpreis) ausgeliefert werden; einen Beifahrer-Airbag wird Opel hier erst ab 1994 anbieten. In der Omega-Baureihe gibt es ab Modelljahr 1993 eine neue Top-Limousine, nämlich den Omega 24V mit dem aus dem Caravan 24V bekannten Dreiliter-Sechszylinder mit 142 kW (200 PS). Zur Serienausstattung zählen u. a. Vierstufenautomatik, geschwindigkeitsabhängige Servolenkung, neue Leichtmetallräder und ein Stereo-Cassetten-Radio. Die Omega-Dieselmotoren erhalten einen Oxidations-Katalysator, mit denen sie zwar die ab Januar 1993 gültigen EG-Abgasvorschriften, nicht aber die strengere "Töpfer-Norm" einhalten. Omega und Senator werden ab sofort auf der Fahrerseite mit einem asphärischen Außenspiegel ausgestattet, der den "toten Winkel" reduziert. Vom Opel Senator gibt es künftig drei Versionen: das Basismodell 2.6i Business (110 kW/150 PS), den 24V Business Class mit serienmäßigem C-Netz-Autotelefon sowie den 24V CD (beide mit 150 kW/204 PS). BENNO PIDOL
NIEDER-ERLENBACH. Am kommenden Dienstag, 8. September, tagt der Ortsbeirat 13 (Nieder-Erlenbach). Die Sitzung beginnt um 20 Uhr im Bürgerhaus Nieder-Erlenbach, Im Sauern 10, Clubraum 1.
Diskutiert werden unter anderem Magistratsberichte zur direkten FVV-Verbindung zwischen Kalbach und der Nordweststadt und die von der SPD und den Grünen geforderte Überwachung der Tempo-30-Zonen.
Ebenfalls auf der Tagesordnung steht der Antrag auf Einrichtung eines Parkplatzes in der Ortsmitte von Nieder-Erlenbach, was der Ortsbeirat bereits im März dieses Jahres angeregt hatte. gap
FRANKFURT-OST. Die CDU-Fraktion im Ortsbeirates 11 (Fechenheim, Riederwald, Seckbach) will die Nachteile beheben, die der Riederwaldsiedlung durch das Einstellen der Straßenbahn zugunsten der neuen U-Bahn-Linie entstanden seien. In der kommenden Ortsbeiratssitzung beantragt die CDU, den Stadtteil wieder direkt mit dem Abschnitt der Hanauer Landstraße zu verbinden, der zwischen Ostbahnhof und Ratsweg liegt. Außerdem will die CDU-Fraktion ein Schutzgeländer an der Haltestelle Haenischstraße der U 7 anbringen lassen, um dort den Schulweg zu sichern.
Keine Einigkeit herrscht unter den Stadtteilpolitikern über die Gestaltung der Kruppstraße zwischen Borsigallee und der Straße Am Ried. Die SPD-Fraktion fordert auf der Westseite der Straße einen kombinierten Geh- und Radweg. Voraussetzung dafür ist, daß die Autos dort in Längsrichtung parken. Die CDU dagegen beantragt Schrägparkplätze, was dem Wunsch der ansässigen Unternehmen entspreche, so die Begründung.
Außerdem liegen dem Ortsbeirat Magistratsberichte vor, in denen es unter anderem um die Einrichtung von "Kinderkantinen" in Fechenheim und die Verkehrssicherheit des Radweges auf der Vilbeler Landstraße geht.
Die Sitzung beginnt am kommenden Montag, 7. September, um 19.30 Uhr, im Bürgerhaus Riederwald, Max-Hirsch- Straße 34. gap
Im Gespräch: Kinderarzt aus Kasachstan Hilflos angesichts der Opfer von Atomtests
Auf dem sowjetischen Atomtestgelände "Polygon" in Kasachstan wurden in den Jahren 1949 bis 1989 über 700 Atombomben getestet. Sie explodierten mit einer Gesamtstärke, die rund 20 000 Hiroschima-Bomben entsprach. Besonders verheerend waren die rund 100 Testsätze, die in den Jahren 1949 bis 1963 oberirdisch gezündet wurden. Über 40 Jahre lang waren 800 000 Menschen im Umkreis extrem hoher radioaktiver Strahlung ausgesetzt, ohne es zu wissen. Darunter die Bevölkerung von Semipalatinsk mit 200 000 Einwohnern. Erst 1989 erfuhren die Menschen in Kasachstan die Wahrheit. Im Oktober desselben Jahres wurden die Atomtests vorerst eingestellt. Mit dem Kinderarzt Serikbol Musinow, einer der Leiter der staatlichen Gesundheitsbehörde in Semipalatinsk, sprach FR-Redaktionsmitglied Gemma Pörzgen in Frankfurt am Main. "Unsere Probleme in Semipalatinsk sind zwar denen von Tschernobyl ähnlich, und doch ist unsere Situation einzigartig", sagt der 35jährige Serikbol Musinow nachdenklich. "Durch die regelmäßigen Atomwaffenversuche über 40 Jahre zeigen sich bereits genetische Veränderungen von einer Generation auf die nächste." Die durchschnittliche Lebensdauer sei in der Region um zwei Jahre kürzer als in Kasachstan insgesamt. "Von tausend Kindern sterben bei uns 27 im ersten Lebensjahr", sagt Musinow und vergleicht seine Angaben mit Schweden, wo es acht von tausend Kindern seien.
Das "Sprechverbot" der vergangenen Tage ist Musinow bis heute anzumerken. Nur zögernd erzählt er davon, was es für ihn bedeutet hat, in der Nähe des Atomwaffenversuchsgeländes zu leben. "Immer wenn auf dem Atomtestgelände eine Explosion stattfand, wackelten die Häuser, die Scheiben klirrten für ein paar Minuten", erinnert er sich an seine Jugend. Das sei meist am Wochenende, am frühen Morgen gewesen. "Wir haben geahnt, woher es kommt, aber wir hatten keinerlei Informationen."
Auch später als Arzt in einem Krankenhaus in Semipalatinsk erfuhren er und seine Kollegen nicht mehr über das, was auf dem streng geheimgehaltenen Versuchsgelände vor sich ging. "Die Erkrankungen häuften sich, Leukämie bei Kindern, Schilddrüsenkrebs, Geburtsanomalien und neurologische Krankheiten." Der Verdacht wuchs, daß es mit dem "Poligon" zusammenhängen mußte. "Doch wir konnten es nicht beweisen, alle Daten waren geheim, wir hatten keine Apparaturen, um die Radioaktivität heimlich zu messen."
Am 12. Februar 1989 setzte eine unterirdischer Atomexplosion von 70 000 Tonnen eine radioaktive Gaswolke frei, die sich in nördlicher Richtung ausbreitete. Nach Angaben von Musinow hat die Strahlung 4000 Mikro-Röntgen in der Stunde betragen. (Die Norm sind 15 bis 20 Mikro-Röntgen.) Danach sei es zu ersten Demonstrationen in ganz Kasachstan gekommen. Die Protestbewegung "Nevada- Semipalatinsk" bildete sich.
Damals sei auch ans Licht gekommen, was sich hinter der lange als Veterinärmedizinisches Institut getarnten Geheimklinik in Semipalatinsk verbarg. Das vom Moskauer KGB von 1949 an geführte "Dispensarium Nr. 3" hatte über all die Jahre die radioaktive Verseuchung und ihre Auswirkungen zwar beobachtet, aber nicht behandelt. "Die Menschen konnten einfach nicht glauben, daß ihre eigenen Leute so mit ihnen experimentieren könnten", beschreibt Musinow die Reaktion in der Bevölkerung.
Zu Anfang habe es Forderungen gegeben, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Das sowjetische Militär sollte, so Musinow, Geld zur Verfügung stellen, um das 20 000 Quadratkilometer große Atomtestgelände zu entseuchen und zu rekultivieren. "Doch die Sowjetunion ist zerfallen, nun muß Kasachstan mit der Situation selbst fertig werden."
Das Hauptproblem sei heute die medizinische Versorgung. "Wir haben in Kasachstan nicht einen pharmazeutischen Betrieb", berichtet Musinow. Vor dem Zusammenbruch der UdSSR habe die Sowjetrepublik Kasachstan 60 Prozent ihrer Medikamente aus Rußland und 30 Prozent aus der Ukraine bezogen. Seit sich die Wirtschaftsbeziehungen zwischen den GUS-Staaten so schwierig gestalteten, fehlten die elementarsten Dinge. "Wir haben keine Medikamente, keine Narkosegeräte, kein Operationsbesteck", beschreibt der Arzt die Lage.
Musinow hat auf seiner Reise auch zwölf krebskranke Kinder aus seiner Heimat besucht, die in der Brandenburger Klinik auf dem Gelände der ehemaligen SED-Prominentensiedlung Wandlitz sechs Wochen lang einer Nachsorgebehandlung unterzogen werden. Ihren Aufenthalt, der pro Kind 5000 Mark kostet, finanziert der Verein "Kinderkrebsnachsorge Kasachstan". Der gemeinnützige Verein hat bei der Bernauer Sparkasse ein Spendenkonto unter der Kontonummer 35 095 350 eingerichtet. Die Bankleitzahl lautet 170 523 62.
Aufgespießt
"Sie zeigen in alle Richtungen: Linksextremismus, Rechtsextremismus, Mafia, Betrunkene." Ein Polizeisprecher zu den Hinweisen, die nach dem Bombenattentat auf das Altstadtfest in Hannover eingegangen sind.
Da wird die Bundesregierung froh sein. Wenigstens beim Kampf gegen die Klimakatastrophe helfen ihr die Folgen der Wiedervereinigung, das Gesicht zu wahren. Wenigstens einigermaßen.
Die mutige und allseits gelobte Ankündigung des Kabinetts Kohl, den Ausstoß des wichtigsten Treibhausgases Kohlendioxid bis zum Jahr fünf nach der Jahrhundertwende um ein Viertel zu senken, wäre ohne den sukzessiven Fall der Grenze, der Uralt-Kohlekraftwerke und großer Teile der industriellen Basis in Neufünfland schon jetzt Makulatur. Daß die Verkehrslawine, immerhin für ein Fünftel der deutschen CO2-Frachten verantwortlich, die guten Absichten zu überrollen droht, hat sich herumgesprochen. Daß nun auch noch die westdeutsche Stromwirtschaft Bonn einen Korb gibt, ist ein weiterer Tiefschlag. Wenn das 25-Prozent-Ziel also wirklich weder im Verkehr noch im Kraftwerksbereich erreichbar ist, welche scharfen Schnitte in welchem anderen Sektor sollen die Sache dann noch herausreißen?
Tatsächlich scheint die Zeit gekommen, daß Bonn, wenn es denn wirklich das Klima schützen will, zum Befreiungsschlag ausholt. Es hat keinen Sinn, sich von pessimistischen Prognosen politisch einmauern zu lassen, weil man dann handlungsunfähig wird. Wichtig wäre nicht die gebetsmühlenartige Wiederholung des 25- (bis 30-)Prozent-Ziels, sondern das Umsetzen konkreter Maßnahmen. Daß der Klimaschutz vom technischen Potential her möglich ist, haben Dutzende von Studien erwiesen. Auf die Umsetzung der Erkenntnisse wartet die Öffentlichkeit mit immer mehr Ungeduld. Die Zeit läuft. jw
Die interessante Sportnotiz
EM-Revanche ohne Manfred Binz Bundestrainer Berti Vogts wird Libero Manfred Binz vom Fußball-Bundesligisten Eintracht Frankfurt aller Voraussicht nach nicht für das Länderspiel am 9. September gegen Europameister Dänemark in Kopenhagen nominieren. Das erklärte Eintracht-Trainer Dragoslav Stepanovic am Montag. Vogts hatte auf telefonische Anfrage von Stepanovic erklärt, er wolle dem 14maligen Nationalspieler noch Zeit lassen, zu alter Form zu finden. Mailand gewinnt Supercup gegen Parma Der AC Mailand hat den italienischen Fußball-Supercup gewonnen: Vor 40 000 Zuschauern im Giuseppe Meazza-Stadion feierte Italiens Meister eine Woche vor Saisonbeginn einen mühsamen 2:1 (1:1)-Erfolg gegen Pokalsieger AC Parma. Bayern ohne Wohlfarth und Grahammer Fußball-Bundesligist Bayern München muß beim Auswärtsspiel am Mittwoch in Köln weiterhin auf die verletzten Roland Wohlfarth und Roland Grahammer verzichten. Beide laborieren an schmerzhaften Knieprellungen, die sie vor neun Tagen beim Heimspiel gegen Kaiserslautern erlitten. Grashoff hört bei Gladbach auf Helmut Grashoff (64) stellte am Montag mit sofortiger Wirkung seine Berater- Tätigkeit für den Fußall-Bundesligisten Borussia Mönchengladbach ein. Der Geschäftsführer des Klubs, der seit Mitte Juli 1992 als Krisenmanager für den beurlaubten Manager Rolf Rüssmann tätig gewesen ist, begründete die Entscheidung mit "unnötiger Zeitverschwendung". Gedenkminute für verunglückten Fan Eine Gedenkminute für den in der Nacht zum Sonntag bei einem tragischen Bus- Unglück ums Leben gekommenen Dynamo-Dresden-Fan Wolfgang Willinger wird heute abend beim Bundesligaspiel Dresden gegen Wattenscheid eingelegt. Vielseitigkeitsreiter vom Pferd erdrückt Bei den österreichischen Meisterschaften der Vielseitigkeitsreiter in Spittal verunglückte der 23 Jahre alte Horst Jarnig beim Geländritt tödlich. Am letzten Hindernis blieb sein Pferd hängen, überschlug sich und erdrückte den Reiter.
HARHEIM. Stürmischer Wind fegt über den Festplatz am Harheimer Born. Die aufgeblasene Kinderspringburg "Konkord Kastle" droht wegzuwehen. Unbeeindruckt vom Wetter bleibt beim Riedfest der Harheimer CDU nur "Oma Dorle's Dampf-Carousell".
Das Fest ist gut besucht, kaum ein Kind aus Frankfurts kleinstem Stadtteil läßt sich die Gelegenheit entgehen, kostenlos und bis zum Schwindelanfall Kreise auf dem mutmaßlich letzten Einhorn zu reiten oder sich in "Konkord Kastle" mit Wucht, aber gefahrlos gegen die weichen Wände zu werfen.
Selbst wenn man für dieses Vergnügen eine ganze Weile anstehen muß und die Kleinsten auf dem gelben Luftkissen zum Spielball von 14jährigen Taschenausgabe-Rambos mit Stirnband und Frankfurt-Galaxy T-Shirts werden. Ein pfiffiger Junge weiß sich zu behelfen: Er hüpft in die Gummiburg nur mit seinem Fahrradhelm.
Beim "Luftballonweitflugwettbewerb" fällt es manchen Kindern schwer, sich von den blauen CDU-Ballons zu trennen. Die kleine Annalena stürzt mit der Postkarte auf ihren Vater zu und fragt aufgeregt: "Papi, fliegen die Eltern da mi-h-it?" Inzwischen ist Parteiprominenz eingetroffen. Bernd Kölling, der Vorsitzende des Stadtbezirksverbandes Harheim, begrüßt die Spitzenkandidatin Petra Roth und die CDU-Bundestagsabgeordnete Erika Steinbach-Herrmann: "Man spürt den frischen Wind, den Sie nach Bonn und Frankfurt gebracht haben." Bis zur Kommunalwahl solle ein Sturm daraus werden, wünscht er sich.
Das ist fast schon geschafft: Immer wieder blasen die Böen den Puderzucker vom Kuchen und werfen sogar einige Biergläser um. Frau Roth hat heute schon mehrere Frankfurter Feste besucht - auch auf dem Riedfest wirbt sie für ihre Partei.
Sie warnt die Besucher vor den einfachen Antworten der Randparteien auf die anstehenden Probleme. Die kritische Prüfung aller Parteien und Wählergemeinschaften" führt nach ihrer Meinung "immer" zu dem Ergebnis, daß die Randparteien keine Konzepte hätten.
Im Sturm hat Petra Roth Harheim damit freilich nicht eingenommen: Kurz nach ihrer Rede, beim Platzkonzert der Katholischen Jungen Gemeinde, ist der Wind merklich abgeflaut, die CDU-Fahne flattert nicht mehr waagerecht in der Luft.
Immerhin können jetzt die Luftballons höher aufsteigen und verfangen sich nicht mehr im nächsten Baum. gun
FRANKFURT A. M. Artig standen die jungen Fußballer im blau-gelben Sportanzug in einer Reihe; umgeben von kaiserlichen Porträts, als gelte es, sich auf das gleich beginnende Spiel zu konzentrieren. Dem aber war nicht so. Das "Kings Heath Concorde" Team, eine Jugendmannschaft - die Akteure sind zwölf bis 13 Jahre alt - aus der Partnerstadt Birmingham war zu Gast im Römer. Sportdezernentin Sylvia Schenk begrüßte die Gäste im Namen des Magistrats und von Oberbürgermeister Andreas von Schoeler im Kaisersaal.
In ihrer kurzen Rede, die von einer Dolmetscherin ins Englische übersetzt wurde, betonte sie die gute Verbindung zwischen beiden Städten und gab ihrer Hoffnung Ausdruck, daß demnächst ein Gegenbesuch erfolgen wird. Als Erinnerung überreichte sie dem englischen Delegationsleiter Stewart Daniels einen Teller der Stadt Frankfurt. Um die Wichtigkeit der Partnerschaft zu verdeutlichen, begrüßte die Dezernentin Stadtverordnete mehrerer Parteien und den Kreisfußballjugendwart Helmut Strunz.
Vier Tage waren die jungen Kicker von der Insel zu Besuch in Frankfurt. Strunz und seine Helfer hatten dafür gesorgt, daß sie in Gastfamilien unterkamen. Auch die Hauptsache wurde nicht vergessen. Das Kings Heath Concorde Team trug zwei Spiele aus. Fazit: ein Sieg, eine Niederlage, die allerdings gegen die Kreisauswahl. Daniels betonte in seiner Gastrede dann auch, daß nicht das Gewinnen, sondern die Verständigung zwischen den Jugendlichen Vorrang habe.
Er bedankte sich für die Gastlichkeit der Familien und lud die Frankfurter zum Gegenbesuch nach Birmingham ein. Als Dankeschön übergab Mannschaftskapitän Ben Howards der Sportdezernentin ein Paket Teebeutel. Bei kleinen Erfrischungen klang der Empfang beschaulich aus. Die Jungen aber warteten gebannt darauf, daß es endlich losgehen könne: shopping war angesagt, die erste Station (natürlich) ein Sportkaufhaus. jot
ROM, 31. August (Reuter/AFP). Der Somalia-Sonderbeauftragte der Vereinten Nationen (UN), Muhammad Sahnun, hat Koordinierungsprobleme bei der Hungerhilfe für das ostafrikanische Land eingeräumt. Vor Journalisten in Rom sagte Sahnun am Montag, die Koordinierung der Hilfe müsse verbessert werden. Er äußerte sich zuversichtlich, daß die am Freitag vom UN-Sicherheitsrat beschlossene Entsendung von 3000 weiteren UN-Soldaten dazu beitragen werde.
Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) gab am Montag bekannt, daß es weitere 72 000 Tonnen Nahrungsmittel nach Somalia schikken werde, um den Hungertod von 1,9 Millionen Menschen abzuwenden. Bislang waren 68 000 Tonnen bewilligt worden, von denen 40 000 Tonnen bereits ausgeliefert wurden. Die Europäische Gemeinschaft (EG) bereitet ein neues Paket von Hilfsmaßnahmen für die hungernde Bevölkerung in Somalia im Gesamtwert von 12,4 Millionen Mark vor, wie die EG- Kommission am Montag mitteilte.
ESCHERSHEIM. Schirmherr Oberbürgermeister Andreas von Schoeler erschien bereits am Samstag. Den Vereinsvorsitzenden erklärte er, es sei ihm lieber, Gespräche an den Ständen zu führen und am "Eschersheimer Wochenende" wie jeder andere Besucher auch teilzunehmen, statt nur am Prominententisch zu sitzen.
Auch am zweiten Festtag, dem Sonntag, erschienen namhafte Politiker in dem nördlichen Stadtteil. Joschka Fischer, stellvertretender Ministerpräsident von Hessen, Hartmut Holzapfel, hessischer Kultusminister, die Bundestagsabgeordnete Gudrun Schaich-Walch, die Landtagsabgeordneten Armin Clauss (früherer hessischer Sozialminister), Petra Roth, Joachim Gres und Dr. Hans Burggraf, die Stadtverordneten Ursula Trautwein, Margarete Weber sowie zahlreiche Lokalpolitiker verschiedener Parteien. Sie mischten sich unter die Gäste im Festzelt, im Schulhof und auf der Straße Im Uhrig. Die Sorgen der Veranstalter wegen des Wetters erwiesen sich als unbegründet: Das ganze Wochenende strömten Gäste (nicht nur aus Eschersheim) zum Festplatz und blieben bis in die späten Abendstunden.
Die Veranstalter schätzten am Montag, daß insgesamt etwa 4500 Menschen das Stadtteilfest im Frankfurter besucht haben. Genau Zahlen können erst nach den Abrechnungen genannt werden.
Für Essen und Trinken hatten die Vereine reichlich gesorgt. Überall roch es nach Spanferkel, Bratwurst und Kaffee. Die erwachsenen Besucher fanden an der Briefmarkenausstellung Gefallen und kauften begeistert Nachdrucke Eschersheimer Postkarten, während sich die Kinder begeistert um die Hühner und Kaninchen in den Käfigen der Kleintierzüchter scharrten.
Eine Attraktion für die Kleinen hatten die Betreuer der Behindertentagesstätte besorgt: das Spielmobil der "Falken" kam mit der beliebten Walzenbahn und vielen anderen Spielgelegenheiten. Auch andere Vereine hatten Spielstände aufgebaut. Jeder der acht an der Organisation beteiligten Vereine steuerte seinen Teil zum Unterhaltungsprogramm bei.
Der mitgliedstarke Turnverein Eschersheim präsentierte sich mit akrobatischen Vorführungen, Jazztanz und Tischtennis. Die Trampolingruppe trat mit bunten Bändern und Tüchern an: Vom noch tapsigen Sechsjährigen bis zum 30jährigen Leistungsturner zeigten sich verschiedene Schwierigkeitsgrade auf dem beliebten Turngerät. Besonderen Beifall fand die Aufführung des Singspiels durch die Sechs- bis Achtjährigen, das eine Reise um die Welt darstellte.
Der gemischte Chor der Sängervereinigung trug unter der Leitung des Dirigenten Wilhelm Denker ein fröhliches Liederpotpourri im Festzelt vor. Der Schützenverein hatte einen florierenden Schießstand aufgebaut und Gäste in farbenfrohen Trachten eingeladen: den Schützenverein Groß Habersdorf, dessen Böllerschußserie allerdings die empfindlicheren Besucher und vor allem die Hunde etwas erschreckte und Qualmschwaden über dem Fest aufwirbeln ließ.
Zuvor hatte es schon Wolken aus blauen Luftballons gegeben, die die Friedensinitiative Eschersheim am Rande des Festplatzes verteilte. Wer dem Trubel zeitweise entkommen wollte, fand Ruhe in der ökomenischen Teestube im Hof des Kindergartens Im Uhrig.
Alle acht Vereine hatten ihre Mitglieder erfolgreich angespornt, bei den vielen organisatorischen Aufgaben zu helfen. Die Besucher sehen während des Festes kaum die Arbeit, die beispielsweise der Fußballverein FV 09 beim Aufstellen und Betreiben des Zeltes leistete, vom Aufräumen hinterher ganz zu schweigen. Schirmherr Andreas von Schoeler hatte eigens für diese Leistung Dank und Anerkennung ausgesprochen. Den Eschersheimern gefiel "ihr Wochenende" wieder ausgezeichnet. Lothar Fritsch vom Schützenverein faßte zusammen: "Ein voller Erfolg!" li
GIESSEN/FLORSTADT. Als die drei Angeklagten gestern mittag kurz vor zwölf Uhr in Handschellen den Sitzungssaal 207 der 1. Großen Strafkammer des Gießener Landgerichts verließen, war von ihren Gesichtern nicht abzulesen, was sich zuvor in den fast zwei Stunden abgespielt hat. Ruhig und gefaßt, etwas unsicher zu den zwei wartenden Journalisten blickend, harrten die jungen Männer der Justizbeamten, die sie zurück in ihre Zellen bringen sollten. Dabei waren die drei, die am 9. März 1991 im Florstädter Ortsteil Staden (Wetteraukreis) vier Menschen heimtückisch und zur Verdeckung einer Straftat getötet beziehungsweise Beihilfe dazu geleistet haben sollen, Minuten zuvor im Plädoyer der Staatsanwaltschaft mit ihrer drohenden Strafe konfrontiert worden.
Während die Anwälte nach dem Ende des achten Verhandlungstages den Stand des aus Gründen des Jugendschutzes komplett unter Ausschluß der Öffentlichkeit stattfindenden Verfahrens nicht kommentieren wollten, nannte Joachim Müller, der Sprecher der Gießener Staatsanwaltschaft, auf Anfrage der FR das Strafmaß, das die Anklagebehörde für die drei Jugendlichen gestern gefordert hat.
Die beiden 18jährigen Hauptbeschuldigten sollen nach dem Willen der Staatsanwaltschaft zu einer Haftstrafe von neun Jahren und acht Monaten, der 17jährige "Gehilfe" (Müller) zu einer Gefängnisstrafe von fünf Jahren und acht Monaten verurteilt werden. Zusätzlich forderte der Staatsanwalt für die 18jährigen die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus.
Die Einweisung in eine solche Einrichtung, erläuterte Pressesprecher Bruno Demel, ordne das Gericht nur dann an, wenn nach der Gesamtwürdigung einer Straftat auch für die Zukunft eine "erhebliche rechtswidrige Potenz" der Täter zu erwarten sei. Dabei habe der Gesetzgeber die Reihenfolge "Unterbringung vor Strafe" vorgeschrieben.
Mit dem Plädoyer des Anklagevertreters wurde die Beweisaufnahme gestern offiziell beendet. Seit dem 8. August waren insgesamt 30 Zeugen und vier medizinische Sachverständige zu der spektakulären Mordserie, die vor rund eineinhalb Jahren bundesweit für viel Aufsehen sorgte, gehört worden.
Ein zur Tatzeit 17jähriger hatte bereits am ersten Verhandlungstag gestanden, die beiden Männer Ralf Reis und Billy Hawthorne erschossen zu haben. Die Verantwortung für den Mord an den Frauen Monika Reis und Cheryl Haupthorne schoben sich die beiden 18jährigen gegenseitig zu.
Der Prozeß, der am 6. August mit dem nichtöffentlichen Verlesen der Anklageschrift begann, wird am kommenden Donnerstag mit den Plädoyers der Verteidiger fortgesetzt und tags darauf, ebenfalls hinter verschlossenen Türen, mit der Verkündung des Urteils beendet. tru
ESCHERSHEIM. Einen alltäglichen Unfall präsentierte die Freiwillige Feuerwehr Eschersheim beim "Eschersheimer Wochenende" (siehe Bericht auf Seite 1). Er erwies sich als spektakulär genug. In eine Pfanne mit heißem Fett goß ein Feuerwehrmann ein Glas Wasser, gleich schoß eine knapp zehn Meter hohe Stichflamme in den Himmel.
Nach dem Löschen erklärte Wehrführer Christian Metzmacher: "Solche Brandfälle kommen leider immer wieder vor!" Und immer noch werde oft versucht, brennendes Fett mit Wasser zu löschen. Das Ergebnis ist die sogenannte Fettexplosion. Anders als diesmal unter freiem Himmel können in geschlossenen Räumen sogar Wände durch die Kraft der Explosion eingedrückt werden. Metzmacher wies ausdrücklich daraufhin, die riesige Stichflamme sei zustande gekommen, obwohl nicht mehr heißes Fett in der Pfanne war als in Haushalten üblich. Leider habe sich die Gefahr, die beim Löschen von Fett mit Wasser entstehe, noch nicht ausreichend herumgesprochen.
Weniger spektakulär - aber lustig - war der Hindernislauf der Jugendfeuerwehr mitsamt Schläuchen über einen Parcours. Die Eschersheimer Jugendwehr, Sieger beim städtischen Wettbewerb, trainierte damit gleichzeitig für den schon bald anstehenden Landesentscheid in Michelstadt. Beeindruckt zeigte sich das Publikum auch von den schmucken Uniformen der Gäste aus Remisch in Luxemburg. Die Luxemburger Freiwillige Wehr steht im partnerschaftlichen Austausch mit den Eschersheimern, seit man sich vor zwei Jahren auf einem Eurotreffen in Tirol kennengelernt hatte. Zum Stadtteilfest hatten die Luxemburger eine Abordnung geschickt. li
Zwangsanleihe findet Resonanz Unionsvorschlag wird in SPD und DGB unterschiedlich bewertet Von unserem Korrespondenten Rolf-Dietrich Schwartz BONN, 31. August. Die von der CDU/CSU-Fraktionsführung vorgeschlagene Investitionsabgabe in Form einer Zwangsanleihe für Besserverdienende zum Aufbau in Ostdeutschland wird in der SPD und im Deutschen Gewerkschaftsbund sowohl negativ wie positiv bewertet. Ein geteiltes Echo löste er auch in der Koalition aus. In einem FR-Gespräch begrüßte die SPD-Finanzexpertin Ingrid Matthäus- Maier die "Einsichten" der CDU, daß das Geld für den Aufbau im Osten nicht reiche und die Besserverdienenden stärker zur Kasse gebeten werden müßten. Der Vorschlag einer Zwangsanleihe sei aber ein Täuschungsmanöver der Union, weil bei den "kleinen Leuten" endgültig abkassiert werde, den "Großen" das Geld aber später wieder zurückgegeben werden solle. Matthäus-Maier erneuerte die Forderung der SPD nach einer Ergänzungsabgabe mit Einkommensgrenzen. Wer im Osten investiere, brauche entsprechend weniger zu zahlen, meinte sie.
Dagegen begrüßte der SPD-Wirtschaftsexperte Wolfgang Roth in der Bild-Zeitung den Vorschlag der Unionsfraktion. Die SPD könne die Verfassungsänderung unter bestimmten Bedingungen mitmachen. Dazu zählte er, daß ein Hilfsprogramm gegen die Massenarbeitslosigkeit im Osten aufgelegt und der Spitzensteuersatz nicht gesenkt wird.
Nach den Vorstellungen des Vorsitzenden der CDU-Sozialausschüsse, Ulf Fink, soll die Zwangsanleihe ab 1993 von allen Gewerbebetrieben im Westen mit mehr als 20 Beschäftigten und von Besserverdienenden mit mehr als 5000 Mark Bruttoeinkommen im Monat aufgebracht werden, wenn sie nicht in Ostdeutschland investieren. Bei einem Abgabesatz von fünf Prozent des Nettogewinns beziehungsweise der Einkommensteuer über drei Jahre hinweg seien 23,5 Milliarden Mark von den Unternehmen und sechs Milliarden Mark von den privaten Haushalten zu erwarten. Die Beträge sollten ab 1996 zinsfrei in drei Jahresraten zurückgezahlt werden. Die auch aus seiner Partei erhobenen verfassungsrechtlichen Bedenken sind nach seiner Überzeugung nicht stichhaltig, weil die Anleihe zweckgerichtet für den Aufbau Ost sei.
Für die Zwangsanleihe sprach sich CDU-Generalsekretär Peter Hintze aus. Das Thema werde den CDU-Parteitag Ende Oktober beschäftigen, meinte er.
Auch die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ursula Engelen-Kefer signalisierte in einer ersten Reaktion Zustimmung zu den CDU-Plänen, "weil sich die Union endlich etwas bewege" in Richtung der Besserverdienenden bei der Finanzierung der deutschen Einheitskosten. Die Arbeitnehmer hätten ihren Beitrag "schon doppelt und dreifach" geleistet.
Demgegenüber nannte der Vorsitzende der IG Metall, Franz Steinkühler, die CDU-Pläne "widersprüchlich", weil die Verfasser selbst ihre Absichten für verfassungswidrig hielten und offenbar parteipolitische Positionsgewinne erzielen wollten.
Ablehnend äußerten sich ferner FDP- Chef Otto Graf Lambsdorff und Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann (FDP). Auch das Mitglied des Sachverständigenrates, Jürgen Donges, lehnte eine Zwangsanleihe ab. Die Deutsche Steuergewerkschaft forderte statt dessen den Aufbau der Finanzverwaltung in den neuen Ländern, damit dort die vorhandenen Steuerquellen erschlossen und Steuerkriminalität verhindert werden könne.
(Interview auf Seite 4)
SACHSENHAUSEN "Mögen die, die mich kennen, mich nicht erkennen, aber die, die mich nicht kennen, werden mich erkennen" - Der stadtbekannte Künstler Ferry Ahrlé gab seinem Modell Andreas von Schoeler mit diesem Ausspruch des Schriftstellers Karl Kraus Gelegenheit zur Kritik. "Ich erkenn' mich schon", lautete prompt der Kommentar des Oberbürgermeisters über die Kreidezeichnung, "aber so eine hohe Stirn habe ich nun wirklich nicht."
Die knapp 100 Besucher des "politisch- kulturellen Abends" in der Aula der Freiherr-vom-Stein-Schule erlebten ein interessantes Zwiegespräch über Geschichte und Politik und konnten dem Künstler währenddessen bei der Arbeit über die Schulter sehen. Unter dem Motto "Persönlichkeiten, nicht Prinzipien, bringen die Zeit in Bewegung" hatte der Förderverein der Schule zu dem Abend eingeladen (die FR berichtete).
Die beiden Duzfreunde von Schoeler und Ahrlé unterhielten sich angeregt über den Reformer der Kommunalpolitik, den Freiherrn vom Stein. Die Schüler des Gymnasiums konnten dabei eventuelle Wissenslücken über den Namensgeber ihrer Schule schließen.
Nach eineinhalb Stunden durfte der OB seine leicht verkrampfte Haltung lösen: das Porträt war vollendet. Von der Politik der Vergangenheit ging die Diskussion zu den aktuellen politischen Problemen über. Die Zuschauer kamen zu Wort. Das Frankfurter Drogenproblem und die damit verbundene Kriminalität, der Verkehrsinfarkt in der Innenstadt und die Asylfrage waren Themen, zu denen Andreas von Schoeler Stellung beziehen sollte.
Unbedingt erforderlich sei es, die gigantischen Asylverfahren zu beschleunigen, sagte von Schoeler. Die Debatte um die Änderung des Artikels 16 halte er dagegen für "aufgesetzt". Diese "hoch emotionale Diskussion" schade nur dem Verhältnis zwischen Ausländern und Deutschen.
Gegen den Vorwurf, seine Drogenpolitik sei eine "Vertuschungsaktion" verwahrte sich der OB. Es sei wichtig, die offene Szene in der Taunusanlage "schrittweise durch polizeiliche Maßnahmen aufzulösen mit zusätzlichen Hilfsangeboten für Frankfurter Abhängige", weil die Drogenszene "eine Anziehung auf auswärtige Dealer und Süchtige" ausübe. "Damit wird die Beschaffungskriminalität importiert", sagte der Rathauschef. Er gebe sich aber nicht der Vision hin, daß man damit das Problem abschaffen könnte, äußerte der OB abschließend.
Als Zeichen der kritischen geistigen Auseinandersetzung mit der Politik überreichten Schülervertreter Oberbürgermeister und Künstler je ein T-Shirt. Darauf zierte ein Füller und das Kürzel der Schule einen roten Stern.
Zum Abschluß des Abends kam das Porträt des OB unter dem Hammer. Nach amerikanischer Art versteigerte der Förderverein die gelungene Zeichnung. 700 Mark sammelten sich im Geldsäckel an und den Zuschlag bekam die Schülervertretung. Der Schatzmeister und Gründer des Fördervereins Günter Heinrich stockte den Betrag auf runde 1000 Mark auf.
Das Geld kann die Freiherr-vom-Stein- Schule nun für die Neugestaltung des Eingangsbereiches verwenden. Außerdem soll das Biotop gepflegt und erweitert werden. mec
OFFENBACH. Zu unschönen Szenen ist es erstmals auch vor einer Offenbacher Asylbewerberunterkunft gekommen. Die Polizei zog am Samstag zwei vermutlich angetrunkene Männer aus dem Verkehr, die sich nicht nur in verbalen Attacken ergingen, sondern auch einen Stein durch ein offenes Fenster geworfen hatten. Nach Auskunft der Polizei kam niemand und nichts zu Schaden.
Die Asylbewerber hatten die Beamten selbst gerufen, die daraufhin zehn Streifenwagen in Bewegung setzten. Etwa zehn Personen seien kontrolliert worden, berichtet ein Polizeisprecher, bis auf die zwei hatten sie mit dem Vorfall aber nichts zu tun. pmü
WIESBADEN. Ein Toter und Schaden von 24 000 Mark - das ist die traurige Bilanz eines schweren Unfalls, der sich am Sonntag gegen 22 Uhr auf der Dotzheimer Straße ereignete.
Ein 73 Jahre alter Mann, der die Straße mit seinem Auto in Richtung Innenstadt befuhr, wollte nach links zu einer Tankstelle abbiegen. Dabei übersah er nach Angaben der Polizei jedoch ein entgegenkommendes Motorrad. Obwohl der 30jährige Fahrer des Zweirades noch abbremste, konnte er den Zusammenstoß nicht mehr verhindern. Er wurde über das Auto geschleudert und blieb auf der Fahrbahn liegen. Der Mann erlag an der Unfallstelle seinen schweren Verletzungen. Der 73jährige blieb unverletzt.
Während der Unfallaufnahme wurde die Dotzheimer Straße in beiden Richtungen gesperrt. Die Polizei stellte beide Fahrzeuge sicher. set
wtr BONN, 31. August. Nach einem Besuch bei der deutschen Sanitätstruppe in Kambodscha hat der sozialdemokratische Verteidigungsexperte Horst Jungmann seiner Fraktion empfohlen, beim Verfassungsgericht gegen diesen Bundeswehreinsatz zu klagen. Der Fall sollte in die bereits anhängige Klage der SPD gegen den deutschen Marineeinsatz in der Adria zur Überwachung des UN-Embargos aufgenommen werden, sagte Jungmann am Montag. Die Teilnahme an der UN-Maßnahme in Kambodscha (UNTAC) sei nicht durch das Grundgesetz gedeckt. Das sei kein humanitärer Einsatz, wie die Bundesregierung behaupte, sondern "ein klassischer Blauhelmeinsatz".
Der Sozialdemokrat begründet seinen Vorstoß unter anderem damit, daß die deutschen Soldaten voll "in die Kommandostruktur" der UN eingebunden seien und selber über Blauhelme, zum Beispiel indische und niederländische Sanitäter, Befehlsgewalt hätten. Bei seinen Gesprächen in der kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh, in der die Bundeswehr ein Feldhospital unterhält, habe er erfahren, daß der australische Befehlshaber von UNTAC, General Sanderson, keine Rücksicht auf deutsche "Sonderwünsche" nehme, die sich aus der deutschen Rechtslage ergeben.
So würde von den deutschen Ärzten und Sanitätern zum Beispiel entgegen früheren Versicherungen verlangt, mit in Kampfgebiete zu fliegen, um verwundete UN-Soldaten zu bergen und auf dem Transport nach Phnom Penh zu versorgen. Solche Hilfsflüge, berichtete Jungmann, würden regelmäßig beschossen. Es habe dabei schon mehrere Verletzte gegeben, allerdings nicht unter den deutschen Soldaten. Nach Jungmanns Angaben haben sich mehrere Ärzte und Sanitäter geweigert, an solchen Flügen teilzunehmen. Der befehlshabende deutsche Offizier setze für solche Aktionen nur Freiwillige ein.
Um den Einsatz der Sanitäter so schnell wie möglich auf eine rechtlich einwandfreie Basis zu stellen, plädiert Jungmann für eine rasche Grundgesetzänderung, die sich auf Blauhelme beschränkt.SPD stellt sich auf Parteitag ein
hll BONN, 31. August. Ein außerordentlicher Parteitag der SPD noch in diesem Jahr ist so gut wie sicher. Bei einer Zusammenkunft der Landes- und Bezirksvorsitzenden am Montag in Bonn zeichnete sich der Trend ab, über den Inhalt des "Sofortprogramms", das auch Aussagen zum Asylrecht, zur Militärpolitik und zur Verbrechensbekämpfung enthält, müsse ein Parteitag entscheiden. Der SPD-Parteivorsitzende Björn Engholm, der geltende Beschlüsse zu diesen Themen abändern möchte, befürwortet einen Sonderparteitag. Er werde dem Parteivorstand selbst einen Vorschlag machen, teilte Bundesgeschäftsführer Karlheinz Blessing mit.
Die Frage einer großen Koalition von CDU/CSU und SPD sei "nicht aktuell", sagte Blessing. Engholm halte sie allenfalls in einer "Titanic-Situation" für gegeben, "aber soweit ist es nicht". Der SPD-Bundestagsabgeordnete Willfried Penner sagte, einiges spreche dafür, daß "die großen politischen Probleme der Gegenwart sich große Allianzen suchen".
(Kommentar auf Seite 3)
Ganz vergebens waren die Appelle zum Wassersparen bislang nicht. Während die Stadtwerke 1977 noch 86,6 Millionen Kubikmeter Wasser verteilten, waren es 1989 nur noch 76,3 Millionen Kubikmeter - Tendenz fallend. 63 Millionen Kubikmeter lieferten die Stadtwerke nach Frankfurt, der Rest floß ins Umland, wobei die Frankfurter Sparerfolge größer waren als die der umliegenden Gemeinden.
60 Prozent des Trinkwassers in Frankfurt (40,8 Millionen Kubikmeter) rauscht in Wohnungen und beim Kleingewerbe aus dem Hahn - 148 Liter pro Kopf und Tag, von denen aber nur zwei Liter zum Trinken und Kochen verwendet werden. Die Industrie verbraucht zwölf Millionen, öffentliche Einrichtungen neun Millionen Kubikmeter Trinkwasser.
Im Gutachten über rationelle Wasserverwendung sehen die Experten in den Haushalten mittelfristig ein Sparpotential von zehn Prozent (vier Millionen Kubikmeter). Bei "besonderem Engagement" und umfassendem Einsatz von Brauchwasser könne ein Haushalt aber auch mit der Hälfte des Wassers auskommen. Bei öffentlichen Einrichtungen gebe es durch Sparen und Substitution dagegen die Chance, mehr als ein Drittel (3,4 Millionen Kubikmeter) und bei der Industrie 4,6 Millionen Kubikmetern Trinkwasser weniger zu zapfen. luf
HÖCHST / SOSSENHEIM. Sperrung der Autobahn, kilometerlange Staus und 100 000 Mark Schaden: Das ist die Bilanz des Unfalls, der sich gestern um 12.30 Uhr auf der A 66 kurz hinter der Aral-Tankstelle in Fahrtrichtung Frankfurt ereignete. Das leere Silo eines Sattelschleppers hatte sich während der Fahrt aufgerichtet und war gegen die Überführung der S-Bahn- Strecke Sossenheim - Sulzbach geprallt. Der zwischen 25 und 30 Meter lange Behälter wurde von dem Wagen gerissen, stürzte auf die Fahrbahn und blieb an der Mittelleitplanke hängen. Dabei wurden zwei Autos beschädigt und zwei Fahrer leicht verletzt.
Obwohl die Untersuchungen andauern, hält die Wiesbadener Autobahnpolizei einen Fehler des Schlepperfahrers für wahrscheinlich. Der Mann habe möglicherweise die Hubeinrichtung falsch bedient, so ein Sprecher. Anders sei es kaum zu erklären, daß sich das Silo beim Fahren anhob.
Drei der vier Fahrspuren waren nach dem Unfall für eine Dreiviertelstunde unpassierbar. Während der Aufräumarbeiten von 13.20 bis 13.40 Uhr ging auch auf der vierten nichts mehr. Die beiden Spuren in Richtung Flughafen blieben außerdem bis kurz nach 14 Uhr gesperrt. Trotz der Warnungen per Verkehrsfunk, diesen Bereich der A 66 weiträumig zu umfahren, stauten sich die Autos bis hinters Krifteler Kreuz zurück.
Die Polizei geht von einem Schaden bis zu 100 000 Mark aus: 70 000 am Sattelschlepper und mindestens 20 000 an der Brücke. Obwohl die Bahngleise dem Augenschein nach nicht beeinträchtigt sind und die Züge wie gewohnt fahren konnten, soll die Brücke am heutigen Dienstag sicherheitshalber vermessen werden. Ein Träger ist auf jeden Fall beschädigt. dis
FR: Politiker der CDU wollen "Besserverdienende" stärker zur Finanzierung des Aufbaus Ost heranziehen, die nicht investieren. Was haben Sie dagegen?
Matthäus-Maier: Der Vorschlag zeigt, daß sich nun auch die Union drei Einsichten nicht länger verschließen kann: Erstens ist für den Aufbau im Osten mehr Geld erforderlich, als die Union bisher behauptet hat. Zweitens gesteht die Union mit ihrem Vorschlag ein, daß für die Finanzierung der deutschen Einheit bisher in erster Linie die kleinen Leute zur Kasse gebeten wurden, während die Höherverdienenden von der deutschen Einheit mehr profitiert als dafür gezahlt haben. Und drittens sieht jetzt auch die Union ein, daß für die Investitionen und Arbeitsplätze in den neuen Ländern mehr getan werden muß als bisher. Dieser Erkenntnisfortschritt der Union ist zwar zu begrüßen. Aber das vorgeschlagene Instrument der Zwangsanleihe ist unehrlich und ungeeignet. Es ist wieder einmal eines der bekannten trickreichen Täuschungsmanöver der Union.
FR: Was schlagen Sie statt dessen vor?
Matthäus-Maier: Wir haben eine ehrliche und saubere Lösung: Die Fortsetzung des Solidaritätszuschlags als Ergänzungsabgabe im Sinne des Artikel 106 Grundgesetz, allerdings nur für Höherverdienende mit einem Jahreseinkommen von mehr als 60 000 Mark bei Ledigen und mehr als 120 000 Mark bei Verheirateten. Wir denken dabei an einen Satz von zehn Prozent auf die Steuerschuld (nicht etwa auf das Einkommen).
Und wir wollen sie so ausgestalten, daß derjenige, der im Osten für den Aufbau der neuen Länder investiert, seine Investitionen mit der Steuerschuld verrechnen kann und dadurch weniger oder gar nichts zahlt. Dabei sollen nicht nur Unternehmer ihre Investitionen im Osten anrechnen können, sondern auch Private sollen die Möglichkeit zur Anrechnung haben. Wir haben diese Art des Solidaritätszuschlags bereits vor zwei Jahren, vor der letzten Bundestagswahl, gefordert, als die Bundesregierung noch behauptet hat, es werde keine Steuererhöhungen für die deutsche Einheit geben.
FR: Was gefällt Ihnen nicht an der Zwangsanleihe der Union?
Matthäus-Maier: Die Zwangsanleihe der Union ist kein wirklicher Solidarbeitrag der Höherverdienenden. Denn bei den kleinen Leuten wird echt abkassiert, während sich die Union bei den Höherverdienenden das Geld nur leihen will. Bei den Kleinen ist das Geld unwiederbringlich weg, den Großen wird es später wieder zurückgegeben.
Ich erinnere daran, wie bisher schon durch die Steuerpolitik der Bundesregierung den kleinen Leuten in die Tasche gegriffen wurde: Erhöhung der Mineralölsteuer, der Versicherungssteuer, der Tabaksteuer, der Sozialabgaben und die Einführung des Solidaritätszuschlags und der neuen Telefonsteuer. Das sind jährlich 50 Milliarden Mark Steuererhöhungen, die bis auf den bereits wieder ausgelaufenen Solidaritätszuschlag vor allem von den kleinen Leuten gezahlt werden müssen. Hinzu kommt die bereits beschlossene Erhöhung der Mehrwertsteuer zum 1. Januar 1993, die wiederum die Normalbürger vergleichsweise stärker belastet als Bezieher hoher Einkommen.
Zwei Kritikpunkte kommen noch hinzu. Erstens: Die Zwangsanleihe der Union bringt nicht das Geld, das für den Aufbau der neuen Länder nötig ist. Um den von uns gewünschten Finanzierungseffekt zu erreichen, nämlich 15 bis 20 Milliarden Mark pro Jahr, müßte die von der Union ins Auge gefaßte Zwangsanleihe ein so großes Volumen haben, daß das zu einer enormen Belastung der Kapitalmärkte führen würde. Durch die Zwangsanleihe würde außerdem die Staatsverschuldung auf immer neue Rekordhöhen schnellen.
Zweitens ist die Zwangsanleihe verfassungswidrig. Die Bundesregierung hat so etwas bereits einmal im Jahr 1983 versucht und ist damit in Karlsruhe beim Bundesverfassungsgericht gescheitert. Daß dies die Union weiß, ergibt sich daraus, daß sie eine mögliche Verfassungsänderung ins Auge gefaßt hat.
FR: Befürchten Sie nicht, daß die Union Sie in die Neinsager-Ecke drängt?
Matthäus-Maier: Umgekehrt wird ein Schuh daraus: Wer sagt denn ständig nein? Seit zwei Jahren machen wir konkrete Vorschläge zur Eigentumsregelung, zum Sanierungsauftrag der Treuhand, zur Investitionsförderung, zur finanziellen Ausstattung der Länder und Gemeinden und zu einer soliden und gerechten Finanzierung der Einheit. Zu all unseren Vorschlägen hören wir von der Regierung immer erst mal nein. Erst wenn diese Verweigerung schon zu enormen Schäden in den neuen Ländern geführt hat, wie zum Beispiel bei der Eigentumsfrage, geht die Regierung scheibchenweise auf unsere Vorschläge ein. Nachdem die Union sich jetzt offensichtlich bewegt, hoffe ich, daß der Lernprozeß diesmal kürzer ist und die Bundesregierung doch noch unseren Vorschlag übernimmt.
FR: Man sagt, eine höhere Belastung der "Besserverdienenden" soll das Klima an den Finanzmärkten verschlechtern. Ist dann das CDU-Modell nicht besser?
Matthäus-Maier: Im Gegenteil. Das CDU-Modell ist eine unehrliche Form zusätzlicher Staatsverschuldung. Daß sich die Finanzmärkte und die Bundesbank durch solche Versteckspiele nicht täuschen lassen und eher sogar noch verärgert und verunsichert reagieren, hat die Politik der Bundesregierung mit der Auslagerung von Schulden in verschiedene "Schuldentöpfe" gezeigt. Es ist zu erwarten, daß durch diese unehrliche Schuldenpolitik die Zinsen noch weiter steigen, die Investitionstätigkeit dadurch behindert und die Arbeitslosigkeit vergrößert wird. Die Finanzmärkte brauchen Klarheit, Verläßlichkeit und ein deutliches Signal für eine solide Finanzpolitik. Wenn sie etwas wirklich übelnehmen, so sind es Tricksereien, wie die Union sie jetzt versucht. FR: Ist das fehlende Geld überhaupt das Problem?
Matthäus-Maier: Es ist das Problem des Staates, weniger der Wirtschaft. Für die Wirtschaft ist wichtig, daß Investitionen in den neuen Ländern lohnen und bestehende Investitionshemmnisse beseitigt werden. Wir brauchen eine verbesserte steuerliche Investitionsförderung.
Mit der SPD-Finanzexpertin Ingrid Matthäus-Maier sprach der Bonner FR-Korrespondent Rolf-Dietrich Schwartz.
ski FRANKFURT A. M. Die Talfahrt des US-Dollar hat im Juli zu einer deutlichen Entspannung an der westdeutschen Preisfront beigetragen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes sanken die Einfuhrpreise in den alten Ländern gegenüber dem Vormonat um 1,2 Prozent und waren damit 4,1 Prozent niedriger als ein Jahr zuvor. Dies ist der stärkste Rückgang seit über zwei Jahren. Im Mai und Juni waren die Importpreise um 2,5 respektive drei Prozent gefallen. Der entsprechende Index lag zuletzt um ein Fünftel unter dem Niveau des Basisjahres 1985. Von Juni bis Juli verbilligte sich nach den Wiesbadener Berechnungen vor allem die Einfuhr von Frischgemüse (um 17 Prozent), Mineralölerzeugnissen (sechs), Erdgas (4,4) und Erdöl (3,3 Prozent). Dabei dürfte der schwache Dollar eine bedeutende Rolle gespielt haben, wenngleich die Statistiker diesen Effekt nicht zu beziffern vermögen, zumal Importeure bei ihren Meldungen Dollar-Abrechnungen selbst in Mark umrechnen.
Angesichts der jüngsten Rekord-Tiefstände der US-Währung - gestern wurde sie amtlich geringfügig fester bei 1,4097 Mark notiert - dürfte sich der positive Effekt auf die deutsche Teuerungsrate im August eher noch verstärkt haben.
MAIN-TAUNUS-KREIS. Weil sowohl geeignete Unterkünfte als auch ausreichend Platz für Neubauten fehlten, wird der Main-Taunus-Kreis laut Landrat Jochen Riebel (CDU) in diesem Jahr nicht mehr in der Lage sein, alle 900 Flüchtlinge aufzunehmen, die ihm laut Quote vom Land zugewiesen werden müßten. Das teilte Riebel jetzt dem hessischen Innenminister Dr. Herbert Günther (SPD) mit. Dieser hatte den Landrat Mitte des Monats aufgefordert, der Kreis solle seiner Aufnahmeverpflichtung nachkommen. Laut Ministerium ist er mit einem Drittel im Rückstand. Und da hessenweit nicht der einzige, seien Landesunterkünfte überfüllt.
Auf eine dieser Landesunterkünfte, die HGU in Schwalbach, geht der Main-Taunus-Landrat in seinem Brief an Günther ein. Als diese 1981 eingerichtet wurde, sei entschieden worden, daß die Aufnahmequote für Flüchtlinge im Main-Taunus von 4,5 auf 3,5 Prozent reduziert würde, betont Riebel. Die tatsächliche Aufnahmequote liege im flächenmäßig kleinsten Kreis Hessens inzwischen aber bei sechs Prozent (1500 Asylsuchende). Und statt einer seinerzeit festgelegten Maximal-Belegung der HGU mit 200 Flüchtlingen seien derzeit etwa 2000 Menschen unmittelbar vom Land im Main-Taunus-Kreis untergebracht. Dennoch, so Riebel, bemühe er sich um weitere Unterkünfte. Der Abschluß mehrerer Mietverträg stehe kurz bevor. ubk
Stadtrat Daniel Cohn-Bendit (Grüne), Dezernent für Multikulturelles, und 14 Prominente aus Kunst und Publizistik haben bei der Staatsanwaltschaft in Rostock Strafanzeige gegen Politiker und Polizeiführer in Mecklenburg-Vorpommern gestellt. Bei den Ausschreitungen gegen das Asylbewerberheim in Lichtenhagen hätten sie "Beihilfe zur menschengefährdenden Brandstiftung", zum "besonders schweren Landfriedensbruch" und zur "Volksverhetzung" geleistet. Zudem hätten sie sich der "Strafvereitelung im Amt" und der "unterlassenen Hilfeleistung" schuldig gemacht.
Angezeigt wurden von Cohn-Bendit "und anderen" der Innenminister von Mecklenburg-Vorpommern, Lothar Kupfer (CDU), Rostocks Bürgermeister Wolfgang Zöllick (CDU), der Innensenator der Hansestadt, Peter Magdanz (SPD), und Rostocks Polizeichef Siegfried Kordus.
Ihm und den Mitunterzeichnern der von Rechtsanwalt Armin Golzem verfaßten Strafanzeige gehe es "nicht um einen Pauschalangriff gegen die Polizei", sagte Cohn-Bendit am Montag. Im "Fall Rostock" gelte es aber zu klären, welche Rolle die Polizei in einem demokratischen Staat zu spielen habe. "Durch diese Anzeige", sagte der Stadtrat, "bei der wir hoffen, daß sich noch viele anschließen, wollen wir eine gesellschaftliche Mobilisierung schaffen." Man müsse klarstellen, daß alle Menschen auf deutschem Boden, ganz gleich, ob sie sich legal oder illegal hier aufhielten, einen Anspruch darauf hätten, vom Staat gegen gewalttätige Angriffe geschützt zu werden.
Nach den Vorfällen in Rostock drohe die Debatte in eine über den Asylartikel 16 des Grundgesetzes abzugleiten: "Wer lange genug Steine und Molotowcocktails wirft, bekommt die Änderung. Die Opfer der Anschläge werden zu Tätern gemacht." Man könne sicherlich über die Integration von Roma und Sinti diskutieren, "aber wir haben sie zu schützen".
Rechtsanwalt Golzem meinte: "Hier wird nicht polizeitaktische Dummheit angezeigt, sondern es werden Leute angezeigt, die eine konkrete Handlungspflicht hatten und 600 Polizisten abzogen, als das Asylbewerberheim brannte. Damit haben sie die Straftaten befördert." Die angezeigten Politiker und der Polizeiführer hätten Vorwarnungen vom Anmarsch Rechtsradikaler bereits in der vorletzten Woche nicht wahrgenommen und nach den Vorfällen "dreiste und dummdreiste Ausflüchte" gesucht.
Zu den Erstunterzeichnern der Anzeige gehören Tevfik Baser (Regisseur, Hamburg), Matthias Beltz (Kabarettist, Frankfurt), Renan Demirkan (Schauspielerin, Österreich), Doris Dörrie (Regisseurin und Schriftstellerin, München), Eberhard Feik (Schauspieler, Baden-Württemberg), Jürgen Flimm (Intendant des Thalia- Theaters, Hamburg), Loni von Friedl (Schauspielerin, München), Edith Kohn (Journalistin, Frankfurt), Detlef Lüderwaldt (Sprecher des "Initiativausschusses ausländischer Mitbürger in Hessen", Neu-Isenburg), Helge Malchow (Verlagslektor, Köln), Jürgen Schmidt (Schauspieler, München), Helge Weindler (Kameramann, München), Alice Schwarzer (Journalistin, Köln) und Ömer Simsek (Schauspieler, Frankfurt). enk
Die Evangelische Familienbildung wird im Herbst mehrere Seminare für Männer veranstalten. So können beispielsweise Männer am 8. November in einem Workshop zum Thema "Männer und ihre Väter" der Frage "welche Erfahrungen und Erlebnisse machten Männer mit dem eigenen Vater?" auf den Grund gehen. Im Seminar "Mann begegnet sich" soll das starke Geschlecht lernen, auch mal schwach zu sein. "Weg von der Konkurrenz, vom coolen Macher hin zu einem neuen Selbstbewußtsein" heißt hier das Motto. Beginn dieser Veranstaltung ist der 16. September (15 Termine bei einer Gebühr von 150 Mark sind vorgesehen).
Informationen zu weiteren Kursen, an denen auch Frauen teilnehmen können, sind bei der Evangelischen Familienbildung unter der Telefonnummer 61 03 08 zu erfragen. wob
sp HANNOVER, 31. August. Im Streit um die Verpflichtung der Gemeinden, eintreffenden Asylbewerbern in den ersten Tagen bis zum Beginn des staatlichen Aufnahmeverfahrens Obdach zu geben, zeichnete sich am Montag ein Friedensschluß zwischen der niedersächsischen Landesregierung und den kommunalen Spitzenverbänden ab. Am Freitag hatte der Oberstadtdirektor der Landeshauptstadt Hannover, Jobst Fiedler (SPD), der rot-grünen Landesregierung ein Ultimatum gestellt: Die Stadt werde, wenn das Land sie nicht entlaste, jeden neuen Asylbewerber abweisen.
Die Volkswagen-Stadt Wolfsburg hatte schon vor mehreren Wochen damit begonnen, entgegen ihren rechtlichen Verpflichtungen, neuankommende Flüchtlinge einfach abzuweisen. Die Kommunalaufsicht der Bezirksregierung Braunschweig und der Landesregierung waren dagegen nicht eingeschritten.
Dem Beispiel des Wolfsburger Oberstadtdirektors Peter Lamberg (CDU) folgten andere Stadtverwaltungen. Mit deutlicher Kritik an dem für Kommunalaufsicht zuständigen Innenminister Gerhard Glogowski (SPD) klagte am Sonntag der Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten, Jürgen Trittin (Grüne): "Der in der reichsten Stadt Niedersachsens begonnene und zu lange hingenommene Rechtsbruch droht zu einer unerträglichen Belastung aller rechtstreuen Städte zu werden", die nun um so mehr Flüchtlinge beherbergen müßten.
Wegen Überfüllung der beiden zentralen Aufnahmestellen des Landes dauert es gegenwärtig etwa neun Tage, bis die Asylbewerber aus den Gemeinden geholt werden können, in denen sie sich gemeldet haben. Das Aufnahmeverfahren selbst dauert weitere zehn Tage, bevor die registrierten Flüchtlinge gleichmäßig auf alle Gemeinden des Landes verteilt werden. Die Landesregierung sagte nun eine Verkürzung auf fünf Tage zu.
Außerdem sicherte die Landesregierung den kommunalen Spitzenverbänden zu, daß künftig die noch nicht registrierten Flüchtlinge auf die Quote für die Verteilung der registrierten Asylbewerber angerechnet werden.
WIESBADEN. Gestern abend war es "saugeil", findet der 16jährige Johnny. Aber nur, weil es in Nordenstadt beim Gemeindefest eine Disco gab. Sonst langweilen sich die Jugendlichen aus den östlichen Stadtteilen meist und stehen in Cliquen auf öffentlichen Plätzen herum. Selbst wenn sie abends länger raus dürfen, weil samstags keine Schule ist, fällt die Freizeitgestaltung schwer: "Ich wäre gern am Freitag abend weggegangen, aber ich wußte nicht wohin." Zitate aus einer Umfrage, die das Jugendamt in den Vororten gemacht hat und die belegt, daß jugendspezifische Angebote fehlen. Das soll sich ändern. Mit einem Café, eingebaut in einen Doppeldeckerbus, wollen Sozialarbeiter künftig auf Tour durch die Randgebiete gehen.
Östliche Vororte, das sind: Bierstadt, Nordenstadt, Erbenheim, Delkenheim, Naurod, Breckenheim, Auringen, Medenbach, Kloppenheim, Igstadt und Heßloch. Hier leben mehr als 51 000 Einwohner der Stadt und mit ihnen rund 20 Prozent aller Wiesbadener Jugendlichen. Doch während die 13- bis 18jährigen im Innenstadtbereich nah an Jugendzentren und anderen Freizeitangeboten dran sind, leben die außerhalb Wohnenden wie auf einem Dorf - obwohl sie dieselben Bedürfnisse haben. Dieses Problem ist im Jugendamt schon lange bekannt. Doch die Tendenz der 80er Jahre, ein Gemeinschaftszentrum für mehrere Vororte zentral einzurichten, sei wegen der fehlenden Busquerverbindung keine akzeptable Lösung mehr.
Keine fertigen Projekte wollten die Sozialarbeiter anbieten, sondern die Jugendlichen selbst hören. Per Fragebogen wurden zwölf- bis 16jährige Schülerinnen und Schüler der Theodor-Fliedner-Schule in Bierstadt und der Herrmann-Ehlers- Schule in Erbenheim interviewt. Außerdem unterhielten sich die Sozialarbeiter mit Mädchen und Jungen, die sich täglich in Cliquen in den einzelnen Stadtteilen treffen - mal an Bushaltestellen, mal an Plätzen vor Sporthallen oder Einkaufszentren. Den Abschlußbericht, der die Ergebnisse zusammenfaßt, stellten Sozialdezernent Wolfgang Hessenauer und die Jugendamtsmitarbeiter gestern der Presse vor.
Danach sind 80 Prozent der Jugendlichen sogenannte offene Typen, die "nichtstrukturierten Tätigkeiten" nachgehen. Das heißt: Sie wählen spontan selbst aus, was sie in der Freizeit tun, und machen das ohne pädagogische Anleitung oder in der Familie. Während das Vereinsleben bei vielen Erwachsenen das gesamte Freizeitverhalten bestimme, spiele es für Jugendliche kaum noch eine Rolle", erläuterten Mitarbeiter des Jugendamtes. Bis auf das katholische Jugendzentrum in Erbenheim würden auch die Angebote der Kirchen nicht wahrgenommen. Es fehlten Räume, in denen ohne Kontrolle der Erwachsenen Discos stattfinden könnten und in denen man sich zum Gespräch treffe. Denn die Treffpunkte auf den Straßen böten in der Regel keinen Schutz vor Regen und Kälte.
Außerdem kommt es hier auch immer wieder zu Konflikten mit Erwachsenen, die sich gestört fühlen, bis hin zu Polizeieinsätzen. Die Intoleranz sei groß, obwohl die Straße schon immer Raum für Jugendliche gewesen sei, faßt eine Sozialarbeiterin ihre Beobachtungen zusammen. "Dabei schätzen Jugendliche das Gespräch, wenn sie behandelt werden wie Menschen."
Das sollen sie künftig von zwei Sozialarbeiterinnen, die mit dem Doppeldeckerbus auf Tour gehen werden. Der Berliner Wagen, dem noch ein gemütliches Innenleben fehlt, wurde vom Lions-Club gestiftet. Wie er vielleicht mit Liegewiese, Tischen und Stühlen zu einem mobilen Café eingerichtet werden kann, das sollen Jugendliche selbst entscheiden. Sie treffen sich am kommenden Freitag, 4. September, um 19 Uhr im Bürgerhaus Delkenheim. Immerhin 65 000 Mark sind im städtischen Etat dafür vorgesehen. Außerdem hoffen Hessenauer und seine Mitarbeiter darauf, daß auch für das kurzfristige Mieten von Räumen für Jugendliche in den Vororten zusätzlich Geld bereitgestellt wird. set
Fünf Vizemeistertitel erkämpften die heimischen Leichtathleten während der Deutschen Seniorenmeisterschaften (I) in Hagen. Langstreckenläufer Günter Mielke aus Griesheim und Werferin Ulla Stürzebecher aus Offenbach gelangen jeweils zweimal zweite Ränge. Der ehemalige Deutsche Marathonmeister und Olympiateilnehmer Günter Mielke (TuS Griesheim) hatt sich ein Mammutprogramm auferlegt. Nach 32:45,52 Minuten über 10 000 Meter hinter dem Fürther Leibold (32:37,08) ging der 49jähirge einen Tag später auch über 5000 Meter an den Start und mußte sich in 15:50,10 Minuten lediglich dem Burghaslacher Klein (15:43,24) geschlagen geben.
In der Alterklasse W 30 schaffte Ulla Stürzebecher (LG Offenbach) 13,02 Meter mit der Kugel und 44,44 Meter mit dem Speer das Vize-Doppel. Komplettiert wutde das Medaillenquintett durch die Groß- Gerauerin Leonie Bürger, die in der Klasse W 45 über 80 Meter Hürden mit 18,04 Sekunden ebefalls als Zweite ins Ziel kam. odo
MÖRFELDEN-WALLDORF. Wenn es um Sozialwohnungen geht, hat sich Mörfelden-Walldorf hessenweit mittlerweile eine Spitzenposition erobert - das bestätigte der Chef der SPD-Landtagsfraktion, Lothar Klemm, der sich am Montagnachmittag im Mörfelder Baugebiet Steinweg Nord umsah. Entlang des Zillerings sind in den vergangenen Jahren neben Eigenheimen auch etliche Sozialwohnungen entstanden. Diese Mischung findet Bürgermeister Bernhard Brehl gut und wünschenswert. Er strebt eine derartige Struktur auch für einen Teil des Walldorfer Baugebietes "Plassage / Lange Äcker" an.
Gerade vier Wochen ist es her, daß die ersten Mieter von den 35 Wohnungen Besitz nehmen konnten, die noch aus den Mitteln des Wohnungsbauprogramms '90 von den Nassauischen Heimstätten und der Hans-Reichhardt-Stiftung hochgezogen wurden. Genau gegenüber entstehen derzeit 16 Wohnungen - alles mit Beteilung der Stadt, die pro Wohneinheit nocheinmal drauflegt, damit unterm Strich die Miete geringer wird.
Insgesamt, so Rathauschef Brehl, habe die Stadt bislang rund 250 Sozialwohnungen bei einem eigenen Kostenanteil von knapp 15 Millionen gefördert. Dazu komme noch das Altenhilfezentrum mit der benachbarten Altenwohnanlage in der Schubertstraße, ein 30-Millionen-Projekt, das die Stadt mit einem finanziellen Kraftakt allein getragen habe.
Worauf Bürgermeister Brehl besonders stolz ist: Bis auf die Jahre 1987 und 1988, wo es auf Bundes- und Landesebene keine Fördermittel gab, sind seit 1977 jedes Jahr neue Sozialwohnungen entstanden - und meist beteiligte sich die Stadt weit über dem vorgeschriebenen Mitfinanzierungsanteil der Kommunen, der seit Beginn der achtziger Jahre in der Regel mit 20 000 Mark pro Einheit angesetzt wird.
Insgesamt gibt es im Stadtgebiet mittlerweile 1195 Wohnungen mit sozialer Bindung, was einem Anteil von neun Prozent am städtischen Wohnraum entspricht. Selbst besitzt die Stadt zwar nur 245 Wohnungen, doch hat sie, sofern sie sich an den Baukosten beteiligte, für die übrigen Wohnungen ein Benennungsrecht, kann somit den Wohnungsbaugesellschaften Mieter vorschlagen.
Und die gibt es zuhauf. Allein in Mörfelden-Walldorf sind 900 Wohnungssuchende registriert, die nach einer adäquaten Bleibe suchen. Vor allem größere Familien bleiben oft auf der Strecke. "Wir müßten dahin kommen, für Familien mit mehreren Kindern andere Förderungswege hinzukriegen", sagte Brehl. Zwar gibt es in den Wohnhäusern am Zillering auch Vier-Zimmer-Wohnungen, doch die seien oft schon zu klein.
Brehl kündigte an, daß im laufenden 92er Programm 27 Wohneinheiten im ersten Förderweg (klassischer Sozialwohnungsbau) bezuschußt würden. Dazu kämen noch weitere 25 Wohneinheiten, wovon vor allem jene profitieren, die ein normales Einkommen haben, davon aber die inzwischen verlangten Mieten nicht bestreiten können.
Für Landespolitiker Klemm ist die Situation am Wohnungsmarkt ohnehin die Herausforderung an die Sozialpolitik. Aus seiner Sicht ist dem Übel nur beizukommen, wenn sich künftige Wohnungsbaupolitik auf drei Säulen stützt: Intensivierung jener Förderwege, mit denen auch jene Wohnungen finden, die sich trotz normalen Einkommens auf dem freien Markt nicht mehr bedienen können, wobei gleichzeitig Anstrengungen unternommen werden müßten, die rasanten Mietpreissteigerungen rechtlich besser in den Griff zu kriegen. Flankierend dazu müsse auch den Umwandlungsspekulationen ein Riegel vorgeschoben werden. "Wir haben nichts gegen Eigentumswohnungen", so Klemm, nur solle, wer welche wolle, sie auch bauen und nicht durch Umwandlung von Mietwohnungen dem Markt weiteren Wohnraum entziehen.
Doch es gibt auch banale Gründe, die rasches Bauen verhindern. Das hessische Bau- und Planungsrecht, so sieht es Erster Kreisbeigeordeter Baldur Schmitt, seines Zeichens auch Kreisbaudezernent, müsse dringend novelliert werden. Die Planungs- und Genehmigungsphase dauere viel zu lange. Man müsse einfach darüber nachdenken, ob hier nicht Zwischenschritte herausgenommen oder vereinfacht werden könnten, so Schmitt. Er sagte, daß der Kreis auch schon einen Vorstoß in Wiesbaden initiiert habe. Zwar waren sich die Politiker am Montag einig, daß das Problem auch dann nicht über Nacht zu lösen sei, doch immerhin könne man schneller vorgehen. wal
LEONARDO BOFF
HOCHTAUNUSKREIS. Die Hochtaunus-FDP lehnt Karenztage zur Finanzierung der Pflegeversicherung ab. Um sie zu verhindern, wollen die Liberalen auch in Bonn direkt aktiv werden. Dies kündigt der FDP-Kreisvorsitzende Frank Blechschmidt in einem Schreiben an den Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) an. Der DGB hatte Anfang des Monats Politiker um Stellungnahmen zu den geplanten Karenztagen gebeten.
"Es leuchtet in keiner Weise ein, daß ausgerechnet erkrankte Arbeitnehmer verstärkt zur Finanzierung der Pflegeversicherung herangezogen werden sollen", antwortet Blechschmidt.
"Mir ist des weiteren bewußt, daß die Einführung eines Karenztages besonders hart die einzelnen Arbeitnehmer trifft, gerade aufgrund der hohen Lebenshaltungskosten im Rhein-Main-Gebiet". Der FDP-Chef ist sich mit den Gewerkschaftern einig darüber, daß Karenztage verfassungsrechtlich bedenkliche Eingriffe in die Tarifautonomie darstellen würden. Ein Eingriff des Gesetzgebers in laufende Tarifverträge sei auch weder vernünftig noch politisch durchsetzbar.
Während der Karenztage sollen erkrankte Beschäftigte keinen Lohn erhalten. Die FDP-Bundesspitze hatte der Einführung einer Pflegeversicherung, bei der sich Beschäftigte und Arbeitgeber nach dem Muster der Krankenversicherung die Beiträge teilen, nur zugestimmt, wenn die Arbeitgeber so einen Ausgleich für ihre Beitragszahlungen erhalten.
Um Gedanken an Differenzen zwischen Kreis- und Bundes-FDP nicht aufkommen zu lassen, verweist Blechschmidt deshalb darauf, daß inzwischen auch zahlreiche Bundespolitiker seiner Partei Bedenken gegen die Karenztage geäußert haben. stk
Die Fachleute warnen: Der sexuelle Mißbrauch von Kindern "ist so gewaltig, daß man es nicht glauben mag" Der böse Mann hinterm Busch ist die Ausnahme Gewalt gegen Kinder wächst vor allen in den Familien Von Heitken Schwarzenau BAD HOMBURG. "Kein Kind meldet sich allein an, um mit uns über seine Sorgen und Nöte zu sprechen," sagt Antje Scholtz, Leiterin der Bad Homburger Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche und beschreibt damit die Schwierigkeit, direkten Kontakt mit den kleinen Menschen aufzunehmen, die der Gewalt von Erwachsenen ausgeliefert sind. Für die Fachfrau bedeutet die Aufklärungskampagne "Hinsehen, erkennen, helfen - Keine Gewalt gegen Kinder", die im Frühjahr vom hessischen Familienministerium gestartet wurde, Unterstützung in ihrem Bemühen, die Öffentlichkeit für die Leiden der Kinder zu sensibilisieren. Erste Ergebnisse vor Ort sind für sie sichtbar: "Noch vor nicht allzu langer Zeit hat ein Schulleiter in Bad Homburg einfach nicht glauben wollen, daß ein Mädchen aus seiner Schule sexuell mißbraucht worden war." Inzwischen hat er es lernen müssen.
Doch Gewalt gegen Kinder zeigt sich für Antje Scholtz nicht allein in den spektakulären Fällen von körperlicher Mißhandlung. Für sie können Liebesentzug, Drohungen und Einschüchterungen durch Familienangehörige seelische Gewalt für Kinder bedeuten, die sich in auffälligem Verhalten in Kindergarten und Schule zeigen.
"Ganz gleich ob körperliche Mißhandlung, seelische Unterdrückung oder Vernachlässigung," betont Scholtz, "all die- Kein Platz zum Spielen sen Gewaltformen ist gemeinsam, daß sie sich in der Familie abspielen". Der "böse Mann hinter dem Busch, der Kinder bedroht" sei die Ausnahme.
Um an die Kinder heranzukommen, ist für sie eine enge Zusammenarbeit mit Lehrern, Erzieherinnen und Sozialarbeitern, die jeden Tag mit Kindern zu tun haben und den Weg zur Beratungsstelle empfehlen können, unbedingt notwendig.
250 bis 270 Hilfesuchende melden sich im Durchschnitt jährlich in der Beratungsstelle, 90 Prozent davon sind Mütter, die mit ihren Kindern nicht mehr zurechtkommen oder deren Jungen und Mädchen sich in Kindergarten und Schule auffällig verhalten. Mehr als die Hälfte der Ratsuchenden kommt aus eigenem Antrieb, anderen wird der Besuch von Pädagogen oder Erziehern empfohlen.
Ob ein Kind aggressiv ist, ob es nicht essen will oder Lernschwierigkeiten hat, für beinahe jedes diese Symptome kann nach Ansicht der Erziehungsberaterin auch Gewalt als Ursache stehen. "Das haben wir bei den Gesprächen immer im Hinterkopf, aber es braucht viel Einfühlungsvermögen und Vertrauen, um das anzusprechen". Zumal die irrige Ansicht , daß "ein Klaps nicht schaden kann", immer noch zum Erziehungsprinzip vieler Erwachsener gehöre: "Das Züchtigungsrecht ist nicht ausdrücklich aufgehoben, in der Öffentlichkeit gibt es hierzu noch kein Unrechtbewußtsein". Um so schwieriger sei es, Eltern klarzumachen, daß es noch viel subtilere Gewalt gegen Kinder gebe. Vor Ort müsse darüber diskutiert werden, "wo Gewalt anfängt".
Das versucht auch der Kinderschutzbund Hochtaunus. Man habe registriert, daß das öffentliche Interesse am Schutz der Kinder gewachsen sei, sagt die Vorsitzende Henny Ludwig, "aber auch die Gewalt gegen Kinder". Sie meint damit nicht nur die spektakulären Fälle, sie registriert im Hochtaunuskreis auch zunehmend "strukturelle Gewalt". Kinder hätten "immer weniger Freiraum, um sich auszutoben". Spielen auf der Straße werde immer lebensgefährlicher, Spielplätze eingezäunt.
Beunruhigt ist Ludwig auch über zunehmende Meldungen aus den Schulen, daß Lehrer "die Kinder bedrohen". In einer Grundschule im Vordertaunus beispielsweise habe ein Lehrer die Kinder wüst beschimpft und an den Ohren gezogen. Andererseits sei ein Lehrer, der bemerkt hatte, daß ein Kind offensichtlich geschlagen worden war darauf und die Familie angesprochen hatte, vom Vater mit dem Hinweis bedroht worden, er sei Jurist und wisse sich gegen Vorwürfe zu wehren.
Der Kinderschutzbund plant, Informationsveranstaltungen über seine Arbeit direkt in den Schulen zu veranstalten, auch um zu signaliseren, wohin Kinder und Jugendliche sich wenden können, sagt Henny Ludwig.
Antje Scholtz und Henny Ludwig sind sich beide klar darüber, daß die Dunkelziffer der Fällen körperlicher, sexueller und seelischer Gewalt gegen Kinder groß ist. In Bad Homburg schätzt Antje Scholtz die Fälle körperlicher Gewalt gegen Kinder auf jährlich "mehrere hundert". Allein der sexuelle Mißbrauch, sagt sie, "ist so gewaltig, daß man es nicht glauben mag". Jeder Erwachsene müsse Sensibilität gegenüber Kindern zeigen und wissen, an wen er sich wenden könne, wenn ihm bei Kindern Außergewöhnliches auffällt. Erziehungsberatungsstelle, Jugendamt oder Kinderschutzbund seinen Ansprechpartner, die fachliche Hilfe böten und zur Vertraulichkeit verpflichtet seien.
Aufgespießt
"Sie können sich darauf verlassen, wenn wir noch wären, wären keine Geschichten wie die Krawalle gegen das Asylantenheim in Rostock passiert."Der frühere Stasi-Chef Erich Mielke in einem Gespräch mit dem Hamburger Nachrichtenmagazin Der Spiegel.
MAIN-TAUNUS-KREIS. Eigentlich drehte sich alles um einen Absatz. Doch dieser Absatz, den Schuldezernent Werner Emde (FWG) in seine Konzeption für die betreute Grundschule hineinschrieb, lag vielen Müttern, Vätern und Kindern am Herzen, die am Montagnachmittag als Zuschauer zu einer gemeinsamen Sitzung des Schul- und Kulturausschusses und des Haupt- und Finanzausschusses ins Kreishaus gekommen waren. Darin stand nämlich, daß die Schulen, wenn sie keine Betreuungskräfte finden, die sechs Stunden in der Woche arbeiten, auch Verträge mit mehr Stunden abschließen dürfen. Mit den Stimmen von FWG, SPD und Grünen entschieden die beiden Ausschüsse jetzt, dies zu ermöglichen.
Erika Bänfer (FWG) meldete sich als erste zu Wort. Denn sie hatte vor den Sommerferien beantragt, nicht der Kreis, sondern andere müßten es finanzieren, wenn Schulen Betreuungskräfte mit mehr als sechs Stunden einstellen. "Wir hatten Sorge, wenn die Schulleiter keinen Anreiz haben, geringfügig Beschäftigte zu suchen, daß dies auch nicht erfolgt", begründete Bänfer ihr damaliges Verhalten. Doch aus dem Fall Heiligenstockschule habe die FWG gelernt, daß wirklich nicht genug Kräfte zu bekommen seien (die FR berichtete). Daher beantragte die FWG-Sprecherin jetzt, der Kreis solle, wie es die ursprüngliche Konzeption vorsah, auch mehr Stunden bezahlen, wenn das Betreuungsangebot an einer Schule auf andere Weise nicht aufrechtzuerhalten ist.
Roland Koch (CDU) widersprach. Seine Fraktion ist der Auffassung, die Lebenserfahrung einiger Väter und Mütter reiche für die Betreuung. Koch warnte vor einer "Überprofessionalisierung". Die Betreuung sei eine soziale Aufgabe. Wenn sich an manchen Schulen nicht genügend Kräfte dafür fänden, müsse die Betreuung an diesen Orten eingestellt werden.
SPD und Grüne machten noch einmal deutlich, daß sie die Betreuung als pädagogische Aufgabe sehen, die viel stärker professionalisiert werden solle. Da die Schulen jedoch mit dem jetzt verabschiedeten Konzept leben könnten, würden sie dem "Kompromiß" zustimmen. she
SACHSENHAUSEN. Wer den Mörder von Laura Palmer immer noch nicht kennt, muß sich in diesem Monat beeilen, denn "Twin Peaks - Der Film" ist nicht mehr lange im großen Saal der Harmonie zu sehen. Täglich um 18.15, 20.30 und 22.45 Uhr beginnt David Lynchs Horrorgeschichte im Hauptprogramm des Programmkinos in der Dreieichstraße 54.Doch voraussichtlich am Donnerstag, 10. September muß der Streifen die Leinwand räumen und Platz machen für "Hand auf's Herz".
In diesem französischen Film wird die gruselige Geschichte des 12jährigen Martin erzählt, dessen Mutter unvermittelt stirbt. Da Martins Vater schon einige Jahre zuvor umkam, stellt sich für Martin die Alternative: Leben mit der Leiche oder eine Unterbringung in einem öffentlichen Waisenhaus - und der Fürsorge will sich Martin auf keinen Fall ausliefern. Brenzlig wird es, als die Spielkameraden sein unheimliches Geheimnis entdecken. Der Film läuft um 18.15, 20.15 und 22.45 Uhr.
"Die wahre Geschichte von Männern und Frauen" (Deutschland 1992) in der Kleinen Harmonie konnte trotz Hauptdarstellerin Sonja Kirchberger das Publikum nicht überzeugen. Die Komödie von Robert van Ackeren sollte eine Darstellung von Liebe, Illusionen, Sehnsüchten sein, und den Versuch darstellen, sich "im Dschungel der modernen Partnerschaft zurechtzufinden". Der Film ist aber abgesetzt und durch "Halbblut" ersetzt worden. Darin entdeckt ein junger begabter FBI-Agent seine ethnischen Wurzeln, als er einen Mord im Indianerreservat aufklären soll. Es stellt sich nämlich heraus, daß er selbst indianische Vorfahren hat, was den Helden in arge Gewissensnöte bringt. Der Film läuft ab Donnerstag, 3. September, jeweils um 18.15 und 20.30 Uhr.
Der Starttermin von "Der schöne Badetag", einer schwedisch/dänischen Koproduktion, ist noch ungewiß. Sollte sich "Hand auf's Herz" als Publikumsliebling herausstellen, verschiebt sich die erste Aufführung in der Harmonie um eine Woche. Ist das nicht der Fall, ist der Film ab Donnerstag, 24. September, zu sehen. Der Inhalt: Im Mittelpunkt der Familiengeschichte "zwischen Stalin und Kondomen, Jazz und Hinterhofprosa" steht der sechsjährige Gustav Adolf, der in den lichtlosen Hinterhöfen des Kopenhagens der 30er Jahre aufwächst. Die Anfangszeiten des Filmes sind der Tagespresse zu entnehmen.
Auch für Kinder hält die Harmonie im September wieder ein Kinoprogramm bereit: Ab Donnerstag, 3. September, wird jeden Tag der Film "Die Brüder Löwenherz" gezeigt. Programmwechsel ist eine Woche später: Ab Donnerstag, 10. September, läuft "Heidi", jedoch nicht in der Zeichentrickfilmfassung, sondern als Spielfilm (Schweiz 1952).
In der Woche ab Donnerstag, 17. September, können die Kleinen ein Wiedersehen mit Kermit, dem Frosch feiern: "Die Muppets erobern Manhattan" lautet der Titel des Streifens. Einen weiteren Heidi-Film wollen die Programmacher der Harmonie ab Donnerstag, 24. September, zeigen. Diesmal ist die Liebesgeschichte von "Heidi und Peter" zu sehen. Alle Filme des Kinderprogramms beginnen um 16 Uhr.
Weitere Informationen über das September-Programm im Lichtspielhaus am Sachsenhäuser Lokalbahnhof können unter der Telefonnummer 61 35 50 erfragt werden. kan
Die "Ausrede" entrang der Frankfurterin Birgit B. nur ein sarkastisches Lachen. Da hatte sie am Sonntagabend vor der Burg in Dreieichenhain gestanden, wo sie sich eigentlich die "Carmina Burana" als Ballett ansehen wollte. Es regnete. Und der Mensch an der Kasse verweigerte ihr die Bitte, ihre Karte zurückzunehmen. Weil das Wetteramt prophezeit habe: "Das dauert nicht lange." Wo denn die Kulanz bleibe, fragt sich die FR-Leserin, die beruflich selbst mit der Organisation von Veranstaltungen zu tun hat. Musikliebhabern sei doch kaum zuzumuten, mit Gänsehaut und inmitten raschelnder Regencapes der Kunst zu frönen. Entweder müßten die Aufführungen bei drohenden Wolken in den Saal verlegt werden, oder die Veranstalter müßten den Verweigerern das Eintrittsgeld zurückerstatten.
Mirco von Specht, Organisator der Dreieichenhainer Festspiele, sieht das anders. "Wir versuchen, die Veranstaltungen so oft wie möglich im Freien durchzuziehen. Schließlich haben die Leute mit ihrer Karte auch Burg-Atmosphäre gekauft." Bei der Verlegung in den Saal spreche tatsächlich das Wetteramt ein wichtiges Wörtchen mit. "Wegen der nötigen Umbauarbeiten müssen wir beim Ballett zwischen 17 und 18 Uhr entscheiden, ob wir verlegen." Am Sonntag hatte das Wetteramt Schauer erst ab Mitternacht prophezeit. Folglich war man auf eine Freilicht-Aufführung eingestellt.
Als es dann um 19.30 Uhr anfing zu regnen, telefonierten die Veranstalter alle zehn Minuten mit den Meteorologen. Weil die nur von kurzen Schauern sprachen, wurde der Beginn auf 20.30 Uhr verschoben. Dann wurde die Bühne für die Tänzer hergerichtet, das Publikum erhielt Schwammtücher zum Abtrocknen der Stühle, und los ging's.
"99 Prozent der Zuschauer sind geblieben", sagt Mirco von Specht. Die meisten seien ohnehin darauf eingerichtet, als Open-air-Besucher Hitze, Kälte oder Nässe zu trotzen. abi
rb FRANKFURT A. M., 31. August. Die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) hat im ersten Halbjahr in Westdeutschland ein Rekorddefizit von rund 7,5 Milliarden Mark erwirtschaftet. Das ergibt sich aus den jetzt vorliegenden Zahlen der einzelnen GKV-Sparten für diese Zeit. Dies ist deutlich mehr als im gesamten vergangenen Jahr, als den Kassen 5,5 Milliarden Mark fehlten. In den neuen Ländern dürften nach Expertenannahmen Ausgaben und Einnahmen der Kassen insgesamt etwa ausgeglichen sein, wobei sie hier 1991 noch Überschüsse erwirtschafteten.
Am stärksten gestiegen sind die Leistungen bei Schwerpflegebedürftigkeit sowie für Zahnersatz. Auch der größte Ausgabenposten der GKV, die Krankenhäuser, weisen Kostensteigerungen von deutlich über zehn Prozent auf. Insgesamt sind nach neuen Hochrechnungen die Ausgaben der Kassen zwischen Januar und Juni 1992 um durchschnittlich 10,6 Prozent geklettert.
(Weiterer Bericht Seite 9)
BONN, 31. August (epd/dpa/hll). Ein Wort der Bundesregierung an die in Deutschland lebenden Ausländer wegen der jüngsten rassistischen Ausschreitungen hat die Ausländerbeauftragte Cornelia Schmalz-Jacobsen (FDP) gefordert. Das Klima für Ausländer in der Bundesrepublik verschlechtere sich derzeit zunehmend, heißt es in einer am Montag in Bonn verbreiteten Erklärung. Bundesregierung, Länder und Gemeinden müßten den Gewalttätern in Rostock mit aller Entschiedenheit begegnen. Dazu sei lediglich die konsequente Anwendung bestehender Vorschriften notwendig.
Als unverantwortlich bezeichnete es die FDP-Politikerin, wenn der Eindruck erweckt werde, die Probleme seien allein durch eine Änderung des Grundgesetzes rasch zu lösen. Die verfassungspolitisch wichtige Debatte über die Änderung des Asylrechtes dürfe nicht "unter dem Druck der Ereignisse" geführt werden. "Die Ausschreitungen sind weder ein Zeichen für noch gegen die Notwendigkeit einer Asylrechtsänderung." Die FDP will dessen ungeachtet umgehend Gespräche zur Neuregelung des Asylrechtes mit dem Koalitionspartner CDU/CSU und der SPD aufnehmen. Das unterstrich der FDP-Bundesvorstand am ersten Tag seiner Klausurtagung am Sonntag abend in Berlin. Außerdem wurde eine Kommission eingesetzt, die für den Bundesparteitag Anfang Oktober in Bremen einen Antrag zum Thema Asyl erarbeiten soll.
Der Vorsitzende der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Wolfgang Bötsch, verbreitete eine Erklärung gegen den CDU- Politiker Heiner Geißler. Dieser verunsichere Bürger und "schreckt Wähler von der Union ab", schrieb Bötsch.
Damit bezog er sich auf Warnungen Geißlers, die Wirkung einer Änderung des Asyl-Grundgrechts zu überschätzen. Die CSU-Landesgruppe sei "nicht mehr bereit, solche Kommentare "weiter hinzunehmen", schrieb Bötsch und ermahnte Geißler, "er sollte sich auf die Bereiche beschränken, für die er gewählt ist". Die CSU verlange nicht nur eine Änderung des Artikels 16, sondern auch die Einschränkung der Rechtswegegarantie im Artikel 19.
FRIEDRICHSDORF. Die Natur holt auf: Mit 70,3 Millimeter Regen pro Quadratmeter fiel im Köpperner Tal im Monat August ein Drittel mehr als im langjährigen Monatsmittel. Dennoch ist das Jahr 1992 nach den Messungen der Wetterstation von Eleonore Ahrens zu trokken. Einem Soll von 461,8 mm Regen steht ein Ist von 412,9 mm gegenüber.
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Schweiz Rüsten für die UN Seite 2
Leitartikel Engholm oder die Partei Seite 3
"Lauschangriff" SPD-Unmut über Engholm Seite 4
Kambodscha Rote Khmer schüren Haß Seite 5
Feuilleton Jochen Bergs "Iphigenie" Seite 8
Wirtschaft Börsenaufsicht wird verstärkt Seite 9
Sport Paralympics in Barcelona Seite 12
Medienrundschau Kinder als Programmressource Seite 14
Dokumentation Gutachten zur Bischöfin Seite 17
Frankfurt Kampf um Einschaltquoten Seite 19
Kulturspiegel Unruhe um Städel Seite 23
Hessen Inventur der Landschaft Seite 24
Aus aller Welt Suche nach dem Bombenleger Seite 26
Börse Seite 11
Filmspiegel Seite 13
Roman Seite 14
Freie Aussprache Seite 15
Fernsehen und Funk Seite 16
Ein Schüler aus der sechsten Klasse der Höchster Leibnizschule ist am Freitag morgen im Edersee ertrunken. Der 12jährige Zeilsheimer hatte an einer Klassenfahrt teilgenommen. Der Leiter des Staatlichen Schulamtes, Fritz Bleienstein, sprach auf Anfrage von einem "tragischen Unglück". Derzeit weise nichts darauf hin, daß die drei betreuenden Lehrer ihre Aufsichtspflicht verletzt hätten.
Die Klasse hatte am Freitag das im See liegende Freibad der Gemeinde Waldeck besucht. Es wird von einem Schwimmmeister beaufsichtigt. Der 12jährige galt als guter Schwimmer, hatte den Fahrtenschwimmer gemacht und wollte demnächst den DLRG-Schein erwerben. Warum er plötzlich in dem ruhigen Wasser unterging, ist bislang ungeklärt. habe
Die Frankfurter Wirtschaft wird einen finanziellen Beitrag zur Lösung des Drogenproblems leisten. Die Stadt und die Industrie- und Handelskammer (IHK) haben dazu jetzt den Verein "Gemeinschaftsaktion gegen Drogenabhängigkeit" gegründet. Das Projekt wurde von Kammerpräsident Frank Niethammer und Oberbürgermeister Andreas von Schoeler vorgestellt, die den Verein als Vorsitzender und Stellvertreter führen werden. Niethammer rechnet nach "vorsichtiger Kalkulation" mit finanziellem Engagement der IHK-Mitglieder in der Größenordnung zwischen einer halben und einer Million Mark pro Jahr.
Laut Satzung verpflichtet sich der Verein, solche Initiativen der Stadt und der gemeinnützigen Träger materiell und ideell zu unterstützen, die Drogensüchtigen bei der Überwindung ihrer Krankheit helfen. Laut Niethammer sollen Einrichtungen für den Entzug und die Therapie sowie Substitutions- und Präventionsprogramme gefördert werden. Der IHK- Präsident: "Die Gründung des gemeinnützigen Vereins verdeutlicht die Mitverantwortung der Frankfurter Wirtschaft für die Lösung gesellschaftlicher Probleme in ihrer Stadt."
Die Finanzkraft des Vereins wird von den 16 000 Frankfurter IHK-Firmen abhängen, die in den nächsten Tagen vom Vorstand schriftlich gebeten werden, die "Gemeinschaftsaktion" entweder durch Spenden oder durch Mitgliedschaft zu unterstützen. Der Jahresmindestbeitrag wurde auf 1000 Mark festgesetzt.
Oberbürgermeister Andreas von Schoeler betonte, die Gründung dieses Vereins sei in der Bundesrepublik wahrscheinlich ohne Beispiel. "Ich hoffe, daß wir schon bald über die ersten Fördermaßnahmen entscheiden können", sagte der OB. IHK- Chef Frank Niethammer rechnet damit, daß der Verein "ab 1. November arbeitet". Die Verwaltungskosten übernimmt die Kammer, so daß die Einnahmen ausnahmslos dem Vereinszweck zugute kommen.
Der Oberbürgermeister kündigte an, die Stadt werde demnächst einige ihrer erweiterten Hilfsangebote zur Förderung einreichen. Der Vereinsfonds stehe allen freien Trägern der Drogenhilfe zur Verfügung. Deren Anträge würden von der Stadt weitergeleitet.
Von Schoeler und Niethammer versicherten, der Verein werde keinen Einfluß auf die Drogenpolitik der Kommune nehmen. Er solle alleine für die "finanzielle Rückendeckung sorgen".
Polizeipräsident und Vorstandsmitglied Karlheinz Gemmer äußerte die Erwartung, die Hilfe des Vereins für die Drogensüchtigen werde sich in einem Rückgang an Beschaffungskriminalität bemerkbar machen, vor allem bei der Raubkriminalität, die zu etwa einem Drittel zu Lasten von Konsumenten harter Drogen gehe.
Der Vorstand der "Gemeinschaftsaktion gegen Drogenabhängigkeit" wird von Schatzmeister Dietrich-Kurt Frowein, Vorstandsmitglied der Commerzbank, sowie von dem Vorsitzenden des Einzelhandelsverbandes, Frank Albrecht, komplettiert. Die Geschäftsführung übernehmen Hans-Michael Nowak (IHK) und Ulrich Uebele, Hauptamtsleiter der Stadt. habe
Im Wald wüten die Schädlinge Deutschland erlebt eine verheerende Borkenkäferplage
Zwang statt Wirtschaftswunder
Die Landschaften im Osten wollen einfach nicht blühen. Wichtige Indikatoren für die Konjunktur in den neuen Bundesländern zeigen immer noch oder schon wieder nach unten. Die Auftragseingänge des verarbeitenden Gewerbes - der Umsatz und die Arbeitsplätze von morgen - sind dort zuletzt weiter gesunken. Bleibt der Aufschwung Ost aus, dann bricht auch der gesamtdeutschen Wirtschaft eine wesentliche Stütze weg. Die fetten Jahre im Westen sind längst vorbei.
Es ist klar, daß Politiker angesichts dieser Entwicklung zunehmend nervös werden. Da müssen Schuldige gefunden werden: Die Wirtschaft West investiert nicht genug, die Banken sind bei der Kreditvergabe im Osten zu ängstlich. Die vermeintliche Lösung: Wenn die Landschaften nicht von alleine blühen wollen, muß man den faulen Gärtnern Beine machen. Staatlicher Zwang hat Hochkonjunktur. Werden die Unternehmer nicht "endlich auch ihrer nationalen Verantwortung gerecht", so sieht es der CDU- Politiker Ulf Fink, seien sie zum Investieren zu zwingen. Die Konsequenz dieser Rat- und Hilflosigkeit ist die nun diskutierte Idee einer Zwangsanleihe für nicht investierende Firmen und "Besserverdienende"; darunter versteht Fink Leute mit einem Bruttoeinkommen über 5000 Mark - was immer davon nach steigenden Steuern, Sozialabgaben, horrenden Mieten und kletternden Preisen bleibt. Als hilfreich dürfte Fink den Hinweis von Ingrid Matthäus-Maier (SPD) empfinden, daß die "Höherverdienenden" von der Einheit "mehr profitiert als dafür gezahlt haben". Bei aller Bereitschaft zum Teilen: Da staunt der Laie denn doch.
Daß die Realisierung solcher Einfälle erstens mit der hochgelobten Marktwirtschaft nicht mehr viel zu tun hätte, könnte man noch mit den besonderen Umständen entschuldigen. Ganz ohne staatliche Eingriffe geht es auch nicht: Würden allein Angebot und Nachfrage über Produktion und Preis bestimmen, wäre die Marktwirtschaft nicht wenigstens einigermaßen sozial (für Millionen - auch im Westen - ist sie hart an dieser Grenze, wenn nicht darunter). Daß der von CDU-Politikern befürwortete Zwang zweitens einen recht lockeren Umgang mit dem Grundgesetz erfordern würde, erschreckt schon mehr. Große Angst muß es auch machen, wenn drittens Partei- oder Regierungsgrößen in ihrem fast panischen Kampf gegen ökonomisches und drohendes politisches Chaos den volks- oder betriebswirtschaftlichen Sachverstand, soweit vorhanden, ausschalten.
Schauen wir uns die "Schuldigen" an: Ein Geldinstitut, das ein auch nur halbwegs solide erscheinendes Kreditgeschäft ausschlägt, müßte von allen guten Geistern verlassen sein. Aber das einige Vaterland allein ist noch kein bilanzieller Aktivposten. Die längst in den Büchern stehenden Wertberichtigungen für ostdeutsche Engagements deuten freilich eher darauf hin, daß sich manche Banken bisweilen mehr von der nationalen Verantwortung als von der Bonität der Kunden leiten ließen. Ebenso würde ein Unternehmen gegen jede wirtschaftliche Vernunft handeln, wenn es Investitionen unterließe, obwohl eine einigermaßen realistische Chance besteht, daß diese sich rechnen. Wenn der Staat dazu noch den Einsatz des Kapitals durch finanzielle Anreize lenkt, wird der Investor seine Kapazitäten auch an der richtigen Stelle aufbauen. Unternehmen, die im Osten investieren, werden die Vergünstigungen geradezu auf dem silbernen Tablett serviert. Mehr als 700 Einzelfördermaßnahmen wurden schon im vorigen Jahr gezählt. Die Bundesbank erinnerte jüngst daran, daß Finanzierungen "weitgehend mit Hilfe von öffentlichen Mitteln" möglich sind. Wenn das alles nicht reicht, was soll dann noch ein Zwang bewirken - den Bau von Investitionsruinen?
Wirtschaftswunder sind nicht planbar. Die privaten Investitionen in den neuen Ländern dürften heuer nach Schätzungen der Deutschen Bank etwa 100 Milliarden Mark erreichen. Das ist nicht wenig. Doch man muß auch diese Realitäten sehen: Einige haben mit mehr, andere - um es vornehm auszudrücken - mit weniger Erfolg investiert. Wieder andere stellen Vorhaben zurück. Das wird nicht nur daran liegen, daß diese Unternehmer vaterlandslose Gesellen sind. Sie und jene, die nie investieren wollten oder es gar nicht können, deshalb aber noch längst keine "Einheitsprofiteure" sein müssen, will die Union nun zum Kapitaleinsatz zwingen oder zur Anleihen-Kasse bitten.
Kasse macht sinnlich. Angesichts der mehr denn je sprudelnden Steuerquellen kann es am Geld eigentlich nicht fehlen. Wenn die Bonner Finanzplanungen dennoch nicht aufgehen, dann mögen Koalition und Regierung dies eingestehen und zu den adäquaten Mitteln greifen: die Ausgaben senken oder die Steuern erneut erhöhen. Letzteres ist der vom Bundesverfassungsgericht aufgezeigte - nicht weniger zwanghafte, aber ehrliche - Weg, wenn der Staat Mehreinnahmen für den allgemeinen Bedarf braucht. Aber den haben sich die Politiker selbst verbaut, es sei denn, sie wollten noch den minimalen Rest an Ansehen verspielen, der ihnen nach der ersten Steuerlüge geblieben ist: Deren zweiter Akt darf unter keinen Umständen folgen. Das ist der eigentliche Grund für die entlarvende Diskussion über Zwangs- oder "Deutschland-Anleihen" und ähnliche "unkonventionelle" Versuche, eine noch höhere Abgaben- und Schuldenlast zu verschleiern.
Hessen spielt Vorreiter bei der Börsenaufsicht Staatskommissariat wird ausgebaut / Schritt zu stärkerer internationaler Wettbewerbsfähigkeit
Bei der Berichterstattung über einen 39 Jahre alten querschnittsgelähmten Hilfsarbeiter eines Frankfurter Druckbetriebes, der vergeblich um Weiterbeschäftigung vor dem Landesarbeitsgericht Frankfurt (LAG) kämpfte (FR vom 27. August), ist uns ein Versehen unterlaufen. Wie der Betriebsratsvorsitzende der Firma Johannes Weisbecker, Horst Stornfels, mitteilte, hatte sein Gremium einer Kündigung des Arbeitnehmers nicht zugestimmt.
Die 13. Kammer des LAG hatte den Betriebsrat zur Möglichkeit der Beschäftigung dieses Arbeitnehmers an anderer Stelle im Betrieb nicht mehr gehört, da es sich der gängigen Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts in Kassel angeschlossen hatte. enk
Nach dem Finale des Drachenbootrennens beim Museumsuferfest gab es Ärger - einige Teilnehmer des Rennens fühlten sich schlicht verschaukelt. "Eigentlich soll das ja eine lustige Veranstaltung für die Frankfurter Stadtteile sein", monierte ein Sindlinger Paddler, aber das sei nicht der Fall gewesen. Gewonnen hatte das Boot aus Nieder-Eschbach - nur war aus diesem Stadtteil "eigentlich niemand" an Bord, wie Thilo Redweik, einer der Sieger, freimütig bestätigte.
Redweik gehört der Paddlergilde Kelsterbach an, und die stellte "etwa die Hälfte" der Sieger-Crew. Den Rest der Mannschaft habe man sich in Frankfurt zusammengesucht. Allesamt Paddler, man kennt sich. Den Gewinn wollen die Kelsterbacher, die schon im vergangenen Jahr unter Nieder-Eschbacher Flagge den Sieg davongetragen hatten, in ein großes Fest investieren. Was nach der Sause übrigbleibt, fließt in die Vereinskasse.
Ein Großteil der Truppe trainiere "fast täglich", sagte Redweik. Kein Wunder also, daß die 10 000 Mark Siegprämie an die Auswärtsmannschaft ging - und die Konkurrenz murrte. Die bunt gemischten Bootsbesatzungen aus Frankfurt paddelten teilweise hoffnungslos hinterher.
Organisator Harry Owens, der den Preis aus seiner eigenen Tasche spendiert, hält den Unmut Frankfurter Teilnehmer für "einen Witz". "Ich habe eine Anmeldung von Nieder-Eschbach vorliegen und bin nicht verpflichtet, das zu prüfen", erklärte Owens. Wenn ein Stadtteil kein Boot voll bekomme, "dann sollen sie sich eben Leute holen." Der Salomé- Chef sah die Chancengleichheit gewahrt. Jeder könne teilnehmen, und die beste Crew gewinne. "Was ist daran schlecht?" Wer siegen wolle, müsse eine "Leistung" bringen und gegebenenfalls "mehr trainieren", legte Owens seine Sicht der Dinge dar.
Manchen Teilnehmern kommt es dagegen auf den Spaß an, der in einem Rennen gegen trainierte Wassersportler verlorengeht. Ein Paddler aus dem Sindlinger Boot überlegt jedenfalls, ob er unter diesen Bedingungen noch einmal an den Start geht. vo
"Just in time" gastiert am Freitag, 4. September, in der Romanfabrik im Ostend, Uhlandstraße 21. Das Konzert des Jazz-Trios beginnt um 20.30 Uhr - der Eintritt kostet acht Mark. js/35
"Music of the Fifties" ertönt am Samstag, 5. September, in der Romanfabrik im Ostend, Uhlandstraße 21. Das Konzert von "Crawfishin' Rockabilly Ball" beginnt um 20 Uhr, der Eintritt ist frei. js/35
Der Verkehrsausschuß des Ortsbeirates 3 (Nordend) berät gemeinsam mit den betroffenen Bürgern und Bürgerinnen über die ersten Erfahrungen mit der Verkehrsberuhigung im Gebiet zwischen Eschenheimer Anlage, Oeder Weg, Glauburgstraße und Friedberger Landstraße. Die Sitzung beginnt am Donnerstag, 10. September, um 19.30 Uhr im Clubraum 1 des Bürgerhauses Philanthropin, Hebelstraße 17. rea
Der Frankfurter Schriftsteller Heinrich Droege liest am Dienstag, 8. September, in der Romanfabrik im Ostend, Uhlandstraße 21. Dort wird er ab 20 Uhr seinen jüngsten Roman "Ein langer Abschied" vorstellen. js/35
SCHMITTEN. An zwei Wochenenden feiert der Schmittener Geschichtsverein seinen 20. Geburtstag. Am Sonntag, 13. September, steht die Oberreifenberger Vorstadt ganz im Zeichen eines "Spectaculums": Handwerker, wie Silberschmied, Puppenmacherin oder Schnitzer, zeigen ihr Können. Meister traditioneller Reifenberger Handarbeits- und Kunsthandwerkstechniken gewähren einen Einblick in das "Filieren" und das Herstellen von Glasperlenblumen - nach altem Vorbild. Schließlich ist die ehemalige "Perlenfabrik" berühmt für ihre kostbaren und prächtigen Perlgrabkränze, die in Oberreifenberg bis in die 20er Jahre hergestellt wurden.
Ins Hotel "Haus Reifenberg" lädt der Geschichtsverein zu einer Fotoausstellung zur Oberreifenberger 1000-Jahr-Feier von 1950 ein; am bunten Markttreiben nehmen außerdem weitere Schmittener Vereine teil. Auf die Kleinen wartet am Nachmittag eine "gemischte Märchenrunde" des Märchenpuppentheaters "Reifenberg". Der Vorhang hebt sich im Hotel "Haus Reifenberg" um 15 Uhr.
Ein "Landsknechthaufen" aus Runkel-Schadeck sorgt in mittelalterlichen Kostümen nicht nur für das leibliche Wohl. Er veranstaltet auch mittelalterliche Spiele: Bogenschießen, Fischerstechen, Hufeisenwerfen, Schweinsblasen- und Steinewerfen.
Am Samstag, 26. September, geht das Fest weiter. Unter dem Motto einer "Musikalischen Zeitreise durch Schmittens Geschichte" wird ab 19 Uhr in der Arnoldshainer Laurentiuskirche gefeiert. Für die musikalische Unterhaltung sorgt der Königsteiner Renaissance-Kreis mit seinen historischen Instrumenten. Das Fest klingt im evangelischen Gemeindezentrum aus. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei. cn
LOTTO: Gewinnklasse 1: unbesetzt/ Jackpot: 6 992 843,30 DM, Kl. 2: 1 766 064,10 DM, Kl. 3: 58 868,80 DM, Kl. 4: 6592,20 DM, Kl. 5: 122,40 DM, Kl. 6: 55,30 DM, Kl. 7: 8,70 DM.
ELFERWETTE: Gewinnklasse 1: 238,60 DM, Kl. 2: 20,60 DM, Kl. 3: 4,20 DM.
AUSWAHLWETTE 6 AUS 45: Gewinnklasse 1: unbesetzt/Jackpot: 290 995,60 DM, Kl. 2: 58 199,10 DM, Kl. 3: 3879,90 DM, Kl. 4: 106,20 DM, Kl. 5: 9,30 DM.
SPIEL 77: Gewinnklasse 1: 1 577 777,- DM, Kl. 2: 77 777,- DM, Kl. 3: 7777,- DM, Kl. 4: 777,- DM, Kl. 5: 77,- DM, Kl. 6: 17,- DM; Kl. 7: 5,- DM.
6 PLUS: Gewinnklasse 1: 100 000,- DM, Kl. 2: 10 000,- DM, Kl. 3: 1000,- DM, Kl. 4: 100,- DM, Kl. 5: 10,- DM, Kl. 6: 5,- DM.
RENNQUINTETT: Rennen A: Gewinnklasse 1: 938,40 DM, Kl. 2: 222,20 DM; Rennen B: Kl. 1: 1407,60 DM, Kl. 2: 228,20 DM. Kombinations-Gewinn: 72 589,20 DM.
(Ohne Gewähr)
Die auf dem sicherheitspolitischen Parteitag der Hessen-CDU von der christdemokratischen OB-Kandidatin Petra Roth erhobenen Vorwürfe, der rot-grüne Magistrat zeichne sich durch Worte, aber nicht durch Handeln aus, hat die SPD als vordergründigen Versuch zur "Verunsicherung der Bevölkerung" zurückgewiesen.
Nach Ansicht des SPD-Fraktionsvorsitzenden im Römer, Günter Dürr, sprächen die Tatsachen für sich: Unter der rot-grünen Regierung sei viel für die Sicherheit der Bürger getan worden. Dürr nannte "verbesserte Zusammenarbeit zwischen Stadt und Polizei" in der Verbrechungsbekämpfung, der Drogenpolitik sowie beim Problembereich "Jugend und Gewalt". Die verstärkte Präsenz der Polizei in Frankfurt sei auf Drängen von Oberbürgermeister Andreas von Schoeler zustande gekommen.
Der Rückgang der Raubkriminalität in diesem Jahr um rund 20 Prozent belege, so Dürr, den Erfolg dieser Politik ebenso wie die Zerschlagung der Hütchenspielerszene und das Vorgehen gegen das illegale Glücksspiel. Zudem würden "im Gegensatz zur CDU-Ära" Nachtkonzessionen im Bahnhofsviertel nicht mehr so großzügig vergeben. gang
WESTLICHE STADTTEILE. Das Kinderkultur-Programm der Stadt Frankfurt bringt in den nächsten Wochen Film und Theater in die westlichen Stadtteile.
Los geht's am Donnerstag, 3. September, 15 Uhr, im Kinderhaus Nied, An der Wörthspitze, wenn "Nils Karlsson Däumling" läuft. Den gleichen Film gibt's einen Tag später um 14.30 Uhr im Sindlinger Kinder- und Jugendhaus, Bahnstraße 124.
Ebenfalls am Freitag, 4. September, 15 Uhr, spielt das "Theater Direkt" gemeinsam mit dem Publikum eine noch zu erfindende Geschichte: im Höchster Kinderhaus, Adolf-Häuser-Straße 16 - 18.
Ins Kinderhaus Griesheim, Linkstraße 23 a, kommt am übernächsten Mittwoch, 9. September, 15 Uhr, das Helios-Theater mit seinem Stück "Warum die Bäume ihre Farbe wecheln". dis
FRANKFURT A. M. Zwanzig Jahre lang konnte niemand sagen, ob es den Spaltklauen-Blütenrüßler - einen bunt schillernden Käfer - überhaupt noch irgendwo in Deutschland gibt. In der "Roten Liste" wurde das Insekt als vom Aussterben stark gefährdet aufgeführt. Doch Forscher fanden den Blütenrüßler im Frankfurter Stadtteil Enkheim. Allerdings hatten sie auch sehr genau nachgeschaut. Im Auftrag des Frankfurter Magistrats erkundeten Biologen und Zoologen vom renommierten Senckenberg-Forschungsinstitut über fünf Jahre hinweg das Stadtgebiet. Als sie Mitte der 80er Jahre mit ihrer Arbeit begannen, war Frankfurt eine der ersten Städte, die eine solche Stadtbiotopkartierung in Angriff nahmen.
Parzelle für Parzelle und oft sogar Quadratmeter für Quadratmeter wurden untersucht. Jetzt füllen 458 Karten und ihre Erläuterungen ein 877 Seiten starkes Nachschlagwerk. Die aus den einzelnen Untersuchungen gewonnenen Informationen wurden inzwischen digitalisiert, so daß sie schnell mit einem Personal-Computer abgefragt werden können. Insgesamt liegen rund 60 000 Angaben zum Vorkommen von Pflanzenarten vor, etwa 10 000 zu Insektenfunden und 3000 zu Wirbeltieren. Dieser riesige Datenberg, der fast das gesamte Pflanzen- und Tierleben im Frankfurter Stadtgebiet beschreibt, soll darüber Aufschluß geben, auf was bei Eingriffen in die Natur künftig stärker geachtet werden muß.
Insgesamt wurden etwa 200 von 250 Quadratkilometern des gesamten Stadtgebiets für diese Biotopkartierung erfaßt. Dort sind nun nicht nur Fauna und Flora der schon geschützten Naturflächen, sondern auch die der Parks, Friedhöfe, Kleingärten, sogar das Leben auf bebauten Grundstücken registriert. Es ging also nicht allein um Informationen über offfensichtlich "wertvolle" Gebiete, sondern die Forscher interessierten sich auch für Flächen, die aus Sicht des Naturschutzes entwicklungsbedürftig sind.
Bei der städtischen Flora wurden zwei gegenläufige Entwicklungen festgestellt. Früher heimische Pflanzen - wie das Sommer-Adonisröschen - sind inzwischen ausgestorben. Andererseits haben neu eingewanderte Gewächse einen festen Platz zwischen Bank-Hochhäusern und Wohngebäuden gefunden. So hat der Australische Gänsefuß schon "ganz Frankfurt" erobert. Vor nur 40 Jahren war diese wahrscheinlich mit australischer Wolle eingeschleppte Pflanze erstmals nachgewiesen worden.
Besonders aufwendig und umfangreich war die Bestandsaufnahme bei den Insekten. Hier war größte Aufmerksamkeit gefragt, denn ein einziger hohler Stamm kann ein ganzes Universum für zahlreiche Insektenarten sein. Allein im faulen Holz einer Pappel fanden die Forscher 20 verschiedene Käferarten, darunter zwei, die laut der "Roten Liste" als gefährdet gelten. Die Daten über die Aufenthaltsorte von Wanzen, Heuschrecken, Ameisen und anderem Kleingetier sind nicht nur für den Naturschutz von Bedeutung, sondern auch für die Wissenschaft, da bisher kaum Vergleichsdaten über die Großstadtfauna vorliegen.
Über zwölf Jahre sind seit der Verabschiedung des Bundesnaturschutzgesetzes vergangen. Doch Naturschutz und Landschaftspflege seien immer noch weit davon entfernt, neben der Wirtschaft als gleichwertige Faktoren bei der Stadtplanung anerkannt zu werden, erklärt der Frankfurter Umweltdezernent Tom Koenigs. Die Abwägung solcher Interessen sei bisher schon dadurch erschwert worden, daß kaum flächendeckende Bestandsaufnahmen aller "biotischen Elemente" des städtischen Lebensraumes vorlagen.
Somit besitzt die Biotopkartierung eine herausragende Stellung bei der künftigen Gestaltung Frankfurts. Schon während die Kartieruing erarbeitet wurde, konnte bei zahlreichen Planungen die Bestandsaufnahme einzelner Gebiete berücksichtigt werden. Sie hatten unter anderem Auswirkungen auf die Erweiterungsbauten der Frankfurter Johann Wolfgang von Goethe-Universität, auf die "Landschaftsökologische Entwicklungsplanung" des Mains und auf Wohnungsbau- Projekte in verschiedenen Frankfurter Stadtteilen.
Die Biotopkartierung ist nicht statistisch, nicht unveränderbar. Auch nach der Fertigstellung wird weiter daran gearbeitet. Die ursprünglichen Kartierungen werden auch in Zukunft von Mitarbeitern des Senckenberg-Instituts überprüft und fortgeschrieben, so daß sie immer auf dem aktuellen Stand sind. Ergänzt wird die Untersuchung durch die vor dem Abschluß stehende Waldbiotopkartierung des rund 5000 Hektar großen Frankfurter Stadtwaldes. Das Gesamtwerk gibt interessante Aufschlüsse über Flora und Fauna auf Frankfurter Gemarkung und soll in städtebaulichen und forstlichen Planungen Eingang finden. pia
HOFHEIM. Meßdiener einmal anders - im ministrantischen Siebenkampf: Kerzen anzünden und Meßdienergewandschnellanziehen, darin dürften sie ja geübt sein, doch Sackhüpfen und Grasski?
Beim Meßdienertag in Hofheim - nach vierjähriger Pause zum ersten Mal - waren wirklich vielseitige Fähigkeiten gefragt. "Dabeisein ist alles" hieß das Motto des fröhlichen Treffens, das Michael Hiller, Daniela Kilp, Markus Thome und Hilmar Dutine im Pfarrheim von St. Georg organisiert hatten.
Die vier leiten Ministrantengruppen in den Pfarreien Maria Frieden, St. Bonifatius und St. Georg. Und natürlich sorgten sie auch dafür, daß der Meßdienertag nicht pur-profan blieb: Nach der Siegerehrung gab's Fürbitten und einen Abschlußgottesdienst. ubk
Ein Besserwessi will Rudolf Harders nicht sein
OBERURSEL. Er war zwölf Jahre Bürgermeister und in der Bevölkerung populärer als in seiner Partei: Rudolf Harders. Anfang 1990 machte ihn die CDU zum Frührentner; sein Hauptwidersacher war der damalige Fraktionschef Jürgen Banzer gewesen, jetzt Landrat im Hochtaunuskreis. Was ist aus Rudolf Harders geworden?
Ihn zu erreichen, erfordert Beharrlichkeit und gute Nerven. Zwei, drei Tage sollte man schon einplanen, bis man ihn endlich an die Strippe kriegt. Denn Harders ist jetzt Stadtrechtsdirektor und Personalamtsleiter in Halle an der Saale. 12 500 Beschäftigte hat die Verwaltung der 320 000 Einwohner zählenden Stadt - und die hängen an einer einzigen Telefonleitung: Stundenlang macht's da drin Knack-Knack, nur kein Herr Harders meldet sich.
Irgendwann klappt's schließlich doch. "Oberursel?" Es klingt, als krame der überraschte Ex-Bürgermeister in der Erinnerung. Weit weg ist Oberursel, vieles ist seitdem geschehen. Zu jung fürs Altenteil, war der Pensionär - in Kürze wird er 57 - erst als Anwalt tätig, Schwerpunkt Arbeits- und Sozialrecht, dann als Personalleiter bei Aero-Lloyd, bis er sich vor drei Monaten "für die Aufbauarbeit in den neuen Ländern reaktivieren" ließ.
Rudolf Harders ist beileibe nicht der einzige Wessi im Rathaus von Halle. Der Oberbürgermeister war früher Stadtdirektor in Bonn, der Personaldezernent kommt aus Köln, der Kämmerer aus Hannover. Geraten die Ossis allmählich in die Minderheit? Keineswegs, sagt der Aufbauhelfer, der kein "Besserwessi" sein möchte. Beide Seiten kämen gut miteinander zurecht, seien motiviert und könnten voneinander lernen. Der gelegentlich recht spröde Ostfriese, der den Oberurselern eher als cooler Technokrat erschien, gerät sogar ins Philosophieren: "Da prallen Gegensätze aufeinander, auf der einen Seite der überzogene westdeutsche Wohlstand, auf der anderen die Kunst des Sich-Bescheiden-Könnens, das ist eine neue Erfahrung, da müssen wir uns wirklich besinnen."
Und er gerät ins Schwärmen, wenn's um Halle geht: "Eine schöne Stadt, Universitätsstadt, kulturell ist viel los, wir haben das älteste Varieté Deutschlands, die Altstadtsanierung macht Fortschritte, ich fühle mich sehr wohl hier." Da geht es ihm ähnlich wie dem Hallenser Hans-Dietrich Genscher, der häufig in seiner Geburtsstadt ist, dort einen zweiten Wohnsitz hat und ebenso wie Harders vor wenigen Tagen auf dem Domplatz ein Konzert genoß.
Blickt er zurück im Zorn, wenn er an Oberursel denkt? "Nein, es hat mir dort gut gefallen, ich habe mich bemüht und hatte auch Erfolg." Er habe auch Freunde gehabt, sagt der Christdemokrat und erwähnt die Namen Ernst Welteke und Ekkehard Gries.
Frau Harders wohnt noch in Bad Homburg ("ein Wochenende kommt sie, das andere fahre ich"), und wenn die Tochter in Wiesbaden ihre Ausbildung beendet haben wird, wird die Familie wohl nach Halle übersiedeln. An Wochenende übrigens war nicht nur in Bad Homburg, sondern auch in Halle Laternenfest. Großer Unterschied: Es findet überwiegend in Schiffen auf der Saale statt, und darauf freute sich der Neu-Ossi mit Geburtsort Emden an der Waterkant besonders. HANS KONANZ
Kleine FR
Kinder von Tschernobyl WEHRHEIM. Der Erlös der Versteigerung anläßlich des CDU-Sommerfestes, 800 Mark, wird zugunsten der "Kinder von Tschernobyl" vergeben. Am Dienstag, 1. September, wird um 10 Uhr ein Scheck an die Gruppe von Ute Winkler im Freizeitpark Lochmühle ausgehändigt.
KRONBERG. Kronberg wird eine dritte Städtepartnerschaft eingehen. Donnerstag abend beschloß die Stadtverordnetenversammlung, sich mit der italienischen Stadt Porto Recanati offiziell zu verschwistern.
Bereits seit zehn Jahren bestehen zwischen beiden Städten enge Freundschaftsbande. Die ersten Kontakte knüpften die Sportler der SKG Oberhöchstadt. Inzwischen gibt es in beiden Städten Freundeskreise, die häufige Begegnungen hier wie dort organisieren. Altbürgermeister Rudolf Möller heiratete vor einigen Jahren in der südlichen Hafenstadt. Die Italiener sind seit Jahren regelmäßige Besucher auf dem Weihnachtsmarkt.
Im Dezember letzten Jahres regte der Bürgermeister von Porto Recanati in einem Brief an Kronbergs Bürgermeister Wilhelm Kreß an, die Städtefreundschaft in eine Städtepartnerschaft weiterzuentwickeln. Bei einem privaten Besuch in Italien gewann Kreß die Überzeugung, daß dieser Wunsch von allen Schichten der Bevölkerung, allen Parteien und städtischen Gremien getragen werde. Aus drei Gründen möchten die Italiener 1993 die Städtepartnerschaft besiegeln: Im kommenden Jahr öffnen sich die Grenzen in Europa. Gleichzeitig feiert Porto Recanati seine 100jährige Unabhängigkeit von Recanati, und die Stadt hat im Gegensatz zu Kronberg noch keine Partnerstadt in Europa. "Kronberg ist der Wunschkandidat", sagte Kreß.
FDP-Fraktionschef Helmut von Schenk stimmte ihm bei: "Nach zehnjähriger Verlobungszeit ist es selbstverständliche Pflicht, ja zu sagen, wenn die Stadt um die Partnerschaft bittet." Anneliese Buschang (SPD): "Wir können die ausgestreckte Hand nicht zurückweisen." Gabriele Müller-Datz (die Grünen) hielt für sinnlos, irgendeine osteuropäische Stadt auszusuchen: "Sinnvoller ist, eine Partnerschaft zu begründen, wo schon eine Freundschaft besteht." Ebenso sieht es die Unabhängige Bürgergemeinschaft.
Nur die CDU kann sich für die dritte Städtepartnerschaft nicht erwärmen. Die Freundschaft habe sich bestens bewährt, so ihr Fraktionsvorsitzender Stephan Ruegg: "Wozu brauchen wir dann noch eine Partnerschaft? Warum sollen wir die Freundschaft bürokratisieren?" Lieber solle sich Kronberg nach einer weiteren Partnerstadt in Osteuropa umsehen.
Um aber den Italienern keinen deutlichen Korb zu geben, enthielten sich die Christdemokraten bei der Abstimmung der Stimme. Sie verpflichteten sich aber, die Partnerschaft weiterzuführen, sollten sie nach den Kommunalwahlen im kommenden März, wie sie hoffen, wieder das Ruder in der Stadt übernehmen. AW
Tips für CSFR
BESTE REISEZEIT: Ganzjährig. Das Klima ist mitteleuropäisch, der Besucherandrang erreicht nie lästige Ausmaße.
EINREISE: Personalausweis genügt.
ANREISE: Mit dem Auto über Marktredwitz/Cheb (Eger), Waidhaus/Bor (Haid) oder Dresden/Decin (Tetschen), weiter über Prag. Bahnreise ist kompliziert und zeitraubend.
LANDKARTEN: Neben den üblichen Straßenkarten gibt es vom Höfer-Verlag, Dietzenbach, vier Karten mit verschiedenen Teilen von Böhmen und Mähren, auf denen die Orte in tschechischer und deutscher Sprache bezeichnet sind. Autoatlanten sollte man sich vor der Fahrt gut anschauen, manche enden kurz hinter Prag.
BENZIN: Ein Liter Normal bleifrei kostet umgerechnet rund eine Mark. Beim ADAC gibt es eine aktuelle Karte mit allen Tankstellen, die "bleifrei" führen.
UNTERKUNFT: Die kleinen Städte haben wenigstens ein Hotel, die "Zimmer frei"-Schilder der Privatquartiere werden täglich mehr.
GELD: 1 Krone = 100 Groschen. Rund 18 Kronen sind eine Mark. Eurocheques können über 6500 Kronen ausgestellt werden. Kreditkarten sind selten brauchbar.LITERATUR: DuMont Kunst-Reiseführer: Tschechoslowakei, Knaurs Kulturführer: Prag und Böhmen, Grieben-Reiseführer: CSFR, Thomas Keneally: Schindlers Liste, Bertelsmann
AUSKUNFT: Cedok, Büro Frankfurt, Kaiserstraße 54, Telefon 27 40 170.
Seit Mitternacht stellt die Frankfurter SPD vor der Katharinenkirche an der Hauptwache eine Mahnwache aus Anlaß des Anti-Kriegstages. Am 1. September jährt sich der deutsche Überfall auf Polen, mit dem der Zweite Weltkrieg eingeleitet wurde.
Mit ihrer Wache wollen die Sozialdemokraten noch bis zum heutigen Dienstag, 12 Uhr, an die Opfer der derzeitigen Kriege, insbesondere im ehemaligen Jugoslawien, erinnern. mku
OBERURSEL. Für die Schüler einer fünften Klasse an der Erich-Kästner- Schule begann das neue Schuljahr mit einer großen Enttäuschung. Schon Wochen vorher hatten sich die Kinder auf die ersten Englisch-Stunden gefreut. Endlich würden sie zu älteren Schülern gehören. Als sie jedoch nach den Ferien ihr Klassenzimmer betraten, hieß es: Englisch fällt aus! Ein an die Schule abgeordneter Lehrer war nicht gekommen. Seit Anfang August erhalten die Schüler nur notdürftigen Englisch-Unterricht. Bis Anfang der vergangenen Woche fielen sogar alle Stunden aus.
Betroffen von dem Lehrermangel an der Haupt- und Realschule ist auch ein Kurs der Förderstufe. Sprangen in den ersten beiden Schulwochen noch andere Englischlehrer aushilfsweise ein, ging auch das in den vergangenen Tagen nicht mehr, weil ein Fremdsprachenlehrer krank wurde.
Damit die Schüler in den ausfallenden Stunden nicht unbeaufsichtigt sind, werden mit ihnen in anderen Fächern wie Deutsch oder Mathematik jetzt "Überstunden" gemacht. Im Lehrplan für Englisch fallen sie allerdings stark zurück. Eltern und Lehrer wollen es nicht länger hinnehmen, daß eine Schülergruppe benachteiligt wird.
Nach Druck der Schulleitung auf das Staatliche Schulamt zeichnet sich nun allerdings eine Lösung ab. Möglicherweise kann es dann doch bald mit "yes" und "no" losgehen: Ein Bewerber hat sich auf die vakante Stelle gemeldet. Der hat allerdings noch Bedenkzeit: 14 Tage. Oder: 14 days. jom
USINGEN. Eine Informationsbörse von, mit und für Frauen ist für den 8. November in der Stadthalle geplant. Ziel ist, aktiven Frauen ein Podium zum Kennenlernen und Erfahrungsaustausch zu bieten. 26 Frauengruppen, -organisationen, -vereine und -verbände aus Usingen, Neu- Anspach und Bad Homburg haben sich inzwischen in einer ersten Runde getroffen, um das Veranstaltungsprogramm festzulegen. Veranstalter sind die Frauenbeauftragte des Hochtaunuskreises, Irmhild Taesler, der Frauentreff Usingen und das Usinger Zentrum für Weiterbildung.
Frauengruppen im Usinger Land, die ebenfalls teilnehmen möchten, bislang aber noch nicht angeschrieben wurden, werden gebeten, sich an den Frauentreff Usingen unter den Telefonnummern 0 60 81 / 34 84 (Elisabeth Empt) oder 0 60 84 / 34 03 (Uschi Döring) zu wenden. cn
BAD HOMBURG. "Igel" und "Teddy" steht an den beiden Gruppenräumen, und heute kommen die ersten von 50 Kindern: Die Stadt eröffnet heute in der Engelsgasse eine neue Kindertagesstätte.
Daß die beiden Gruppen einen stachligen und einen kuschligen Namen erhalten, habe keine tiefere Bedeutung, versichert Leiterin Barbara Attendorn. Es sei ein spontaner Einfall des Betreuungsteams gewesen und bedeute nicht, daß die Gruppen zwei Lager bilden. Im Gegenteil: Die Erzieherinnen wollen sich um offene Gruppenarbeit bemühen, "Igel" und "Teddies" sollen soviel Kontakt wie möglich haben: "Das fördert Miteinander und Toleranz."
Der Kindergarten hat 310 Quadratmeter Fläche. Der Bau kostete 1,25 Millionen Mark einschließlich Ausstattung und Gestaltung der Außenanlagen. Die Raumaufteilung trägt dem Konzept der "offenen Gruppenarbeit" Rechnung. Es gibt viele Möglichkeiten, die Räume zu unterteilen und Nischen zu konstruieren.
Mit der neuen Kindertagesstätte sei ein "Versorgungsgrad von 98 Prozent bei den Kindergartenplätzen erreicht", hat Sozialdezernent Heinrich Gerhold (FDP) ausgerechnet: "Derzeit 1243 Kindern im Kindergartenalter stehen jetzt 1228 Plätze zur Verfügung. Damit ist der gesetzliche Betreuungsauftrag, für jedes Kind einen Platz zur Verfügung zu stellen, bereits jetzt fast erfüllt."
Die Tagesstätte ist von 7.30 bis 16.30 Uhr geöffnet. Die Kinder können ganze oder halbe Tage kommen. Bis zum heutigen Eröffnungstag sind erst zehn Kinder angemeldet. nau
Eine Floßfahrt für die klügsten Maler
BAD HOMBURG. Der Homburger Hockey-Club wird am Sportzentrum Nord-West Platz für ein Clubhaus erhalten. In der Parlamentssitzung unterstützten alle Fraktionen den Wunsch des Clubs. Der genaue Bauplatz liegt allerdings noch nicht fest, zunächst berät der Sportausschuß in dieser Woche.
Dem Ausschuß liegt ein Antrag der CDU zu den Bauplänen vor. Die SPD wollte dennoch bereits im Stadtparlament einen Beschluß herbeiführen, der den genauen Bauplatz bestimmt hätte. Dem Club sei weiteres Warten nach monatelangen Gesprächen mit der Stadt nicht mehr zuzumuten. Sie kritisierte in diesem Zusammenhang scharf Sportdezernent Karl Lohwasser (CDU). Die übrigen Fraktionen lehnten die SPD-Forderung als unerfüllbar ab. Zunächst müsse geprüft werden, an welcher Stelle der Clubhausbau überhaupt möglich sei. stk
Über die Kampagne "Frauen nehmen sich die Stadt" können sich Bockenheimerinnen am Donnerstag, 3. September, ab 11 Uhr am Info-Tisch in der Leipziger Straße bei Mitarbeiterinnen des Frauenkulturhauses und des Frauenzentrums Bockenheim sowie bei Stadtteilbewohnerinnen informieren. Ein großes Fest unter dem Titel "Wir erobern uns die Nacht" feiern Bockenheimerinnen am Freitag, 4. September, ab 16 Uhr im Niddatal auf der "Hauptwiese".
Nähere Informationen dazu im Frauenzentrum Bockenheim (Telefon 70 85 28) und im Frauenreferat (Telefon 212 - 3 01 08).
Wer sich in Bockenheim über alles, was stört und gefällt, aussprechen will, hat am Samstag, 5. September, von 10 bis 13 Uhr dazu Gelegenheit an der "Schwätz-ecke" am Kurfürstenplatz. pia
Was haben wir den "fliegenden" Händlern auf der Zeil nicht alles zu verdanken! Haarreifen. Sonnenbrillen. Stoffrosetten für alte, neue und Möchtegern-Zöpfe. All diese originellen Kleinigkeiten, die von riesigen Maschinen ausgespuckt und zur Verschönerung des Lebens angeboten werden. In Flensburg, Hükkeswagen oder Oberpfaffenhofen genauso wie in Frankfurt.
Und jetzt sind Schnuller an der Reihe. Bonbonfarben, aus hartem Kunststoff, baumeln sie an Jungmädchenhälsen. Kinder, dem "echten" Schnuller endlich entwöhnt, wühlen begeistert in der Kiste der Ersatzbefriedigungen. Große für große, sozusagen die ewigen Kinder, kleinere und ganz kleine für die, die das Großwerden noch etwas herauszögern möchten.
Hoffentlich ist immer jemand in der Nähe, der den staunenden Zweijährigen klarmacht, daß die Dinger nicht zum Verschlucken gedacht sind. Sonst ist das Erwachsenwerden ernsthaft in Gefahr. Ihre Bastienne
Den Hessischen Denkmalschutzpreis 1992 erhält für die vorbildliche Restaurierung des Wohnhauses an der Hans-Sachs-Straße 6 die Eigentümergemeinschaft Renate Dittrich. Planungsdezernent Martin Wentz hat die Preisträger beglückwünscht und dabei auch die Beratungsleistung gewürdigt, die durch das städtische Denkmalamt erbracht wurde: "Denkmalschutz ist, ebenso wie die Förderung der Wohnungsmodernisierung, tragendes Element einer offensiven Stadterhaltungspolitik."
Überreichen wird den Denkmalschutzpreis, der mit 5000 Mark dotiert ist, am 3. September Hessens Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Professorin Evelies Mayer.
Das Haus Hans-Sachs-Straße 6 wurde 1930 als Zweifamilienhaus für die Witwe Ella Erlenbach inmitten des ab 1910 entstandenen Villenviertels von Bockenheim errichtet. Der Entwurf des kubischen Baukörpers, der in starkem Kontrast zur vorherrschenden neoklassistischen Villenarchitektur der dortigen Umgebung steht, stammt von dem Architekten Ferdinand Kramer.
Die gesamte äußere Farbgebung der Villa in Weiß, Anthrazit und Stahlblau und auch die des Treppenhauses konnte man nach Originalbefunden wiederherstellen.
Die Briefkastenanlage und der Eingang wurden anhand alter Fotos rekonstruiert, winzige Lüftungsklappen zwischen Küchen und Treppenhaus, die längst vermauert waren, wurden wieder geöffnet. pia
Der Deutsche Wetterdienst wird am 11. November 40 Jahre alt. Beim Zentralamt des Wetterdienstes in Offenbach sind einige Aktionen geplant, die für Kinder interessant sind und für alle diejenigen, die am 11. November Geburtstag haben. Kinder bis zu 15 Jahren können ein Bild malen, das sich mit dem Thema Wetter befaßt. Die besten Bilder werden in den Jahreskalender 1993 des Wetterdienstes aufgenommen, außerdem gibt es Sachpreise zu gewinnen. Die Adresse lautet: Deutscher Wetterdienst, Zentralamt, Frankfurter Straße 135, 6050 Offenbach. Einsendeschluß ist der 30. September.
Wer in Offenbach oder Frankfurt wohnt und am 11. November geboren wurde, erhält eine Geburtstagswetterkarte auf Büttenpapier und nimmt an einer Verlosung teil. Interessenten müssen sich rechtzeitig unter Vorlage der Geburtsurkunde oder des Personalausweises bei den Offenbacher Wetterdienstlern melden. vo
Ein Transportflugzeug der ukrainischen Luftwaffe vom Typ "IL 76" startet am heutigen Dienstag mit 30 Tonnen Hilfsgütern von der Rhein-Main Air Base der US Air Force nach Kiew. Die Fracht, die von der Christlichen Aktion Mensch-Umwelt (Alsbach) gesammelt und von der Pharma-Industrie und dem Lebensmittelhandel gespendet wurde, ist für die Opfer von Tschernobyl bestimmt. Vollmilchpulver, Medikamente, Vitaminpräparate, Infusionslösungen, medizinische Geräte, Bettwäsche, Kleidung und Lebensmittel gehen an Kinderkliniken in Kiew und Irpen.
Beim Start der Maschine wird Iwan Piskowoj, der Botschafter der Ukraine in Deutschland, die Transportbegleiter der Aktion verabschieden. Mit in die Ukraine fliegen drei Männer: Manfred Bäuerle, seines Zeichens Geschäftsführer der Christlichen Aktion, Pfarrer Ralf-Uwe Beck aus Eisenach und Professor Gerhard Kuder aus Geisenheim.
Bei der Dienstag-Mission handelt es sich um den siebten Hilfsgüter-Flug von "Mensch-Umwelt" in die Tschernobyl- Region. peh
Westautos für Rubel-Millionäre
Compagnie Française des Ferrailles zur größten französischen Wiederverwertungsanlage für Autos ausgebaut werden. Die Anlage soll pro Tag 200 Pkw zerlegen können. Die dort gewonnenen Kunststoff- und Gummigranulate sollen dann in der Bauindustrie wiederverwendet werden.
Die Hauptursache für die geringe Verbreiterung alternativer Kraftstoffe liegt nach Meinung der Deutschen Shell darin, daß sie vom Autofahrer zu viele Zugeständnisse verlangen. Zu den Nachteilen zählen unter anderem die hohen Preise (aufgrund der hohen Produktionskosten), der Mangel an speziellen Tankeinrichtungen, die Kosten eines Fahrzeugumbaus, geringere Motorleistungen, ein zu kleiner Aktionsradius, Aspekte der Sicherheit im Umgang mit diesen Kraftstoffen sowie die Notwendigkeit besonderer Schmierstoffe. Außerdem muß immer berücksichtigt werden, daß eine ganze Reihe von alternativen Kraftstoffen und Antriebssystemen in ökologischer Hinsicht nicht zwangsläufig die Vorteile besitzen, die ihnen zugeschrieben werden.
WIESBADEN. Während sich das Publikum beim Festival "Folklore im Garten" drei Tage lang gut mit Musik, Kabarett und Literatur unterhalten ließ, nutzte ein Einbrecher die Nacht von Samstag auf Sonntag zur Diebestour. Aus einem Festzelt im Schloßpark Freudenberg entwendete ein bislang unbekannter Täter eine komplette Verstärkeranlage im Wert von 8000 Mark. Vermutlich derselbe Täter, so die Polizei, stahl aus einem abgestellten Kleinbus Paletten mit Modeschmuck. Sie waren rund 3000 Mark wert. set
WIESBADEN. Er gibt zwar kein Konzert, aber Michael Jackson ist am Mittwoch, 2. September, trotzdem in Wiesbaden zu bewundern - auf einer Video- Großleinwand im Biebricher Jugendzentrum Galatea, Bunsenstraße 6. Dort hält die Frankfurter Journalistin Ebba Dorlshagen auf Einladung des Kulturamtes um 20 Uhr einen Vortrag und bespricht anhand von Videoclips die langsame Veränderung des Pop-Idols.
Sie will der Frage nachgehen, warum die beiden operativ hergestellten Schönheiten Michael Jackson und Cher so heftige Emotionen auslösen und was sie vom wettergegerbten Marlboro-Mann unterscheidet. Außerdem wird Frau Dorlshagen versuchen zu erklären, wie der Sänger heute aussähe, hätte er sein Gesicht nicht immer wieder durch Operationen umformen lassen. set
WIESBADEN. Vom Kochen bis zur Meditation reichen die Angebote, die das Biebricher Jugendzentrum speziell Mädchen offeriert. Zwölf- bis 18jährige, die Lust haben, mitzumachen, können sich unter der Rufnummer 06 11 / 31 91 75 oder schriftlich im Jugendzentrum, Bunsenstraße 6, 6200 Wiesbaden, bei Gabi Reiter oder Johanna Weber melden.
Bereits von 8. September an können die Teens jeden Donnerstag, 15 Uhr, "Spezialitäten kochen". Unter dem Motto "Schön sind wir schon, aber . . .", läuft jeden Montag von 16 Uhr an eine Farb- und Kosmetikberatung. Ab 11. September heißt es freitags ab 15 Uhr "Wir halten uns fit" - Gymnastik, Tanz und Meditation sind dann angesagt.
Dienstags ist das Jugendzentrum übrigens zwischen 14 und 20 Uhr nur für Mädchen geöffnet. acw
WIESBADEN. In der kommenden Woche ist es soweit: Die Erneuerung der Brücke "An der Hofwiese" über den Rambach im Stadtteil Sonnenberg beginnt. Nach Mitteilung der Stadt werden die Straße An der Hofwiese, Garten- und König-Adolf-Straße zur Sackgasse, denn der Bereich an der Brücke wird für den Verkehr gesperrt, wenn die Bauarbeiter anrücken.
Die Brückensanierung dauert voraussichtlich 13 Wochen. acw
Da setzen sich ein paar wenige Männer auf dem Petersberg in Klausursitzung hin und bestimmen, daß die SPD Kampfeinsätze der Bundeswehr mittragen wolle (FR vom 24. 8. 1992 "SPD-Spitze leitet Kurswechsel ein"). Und das ganze Volk, das doch zu zweidrittel dagegen ist, darf diese Mauschelei ausbaden. Wer von den Herren wird denn seinen Kopf dafür hinhalten?
Ich will gefälligst gefragt werden, bevor ich mich in Kriege in aller Herren Länder hineinziehen lasse und meinen Sohn zum Töten und Getötetwerden hergeben soll. Eine Frage von solcher Tragweite für das Leben der Bürger wie die Verwicklung in fremde Kriege sollte grundsätzlich nur durch Volksabstimmung entschieden werden dürfen. Diese Verfassungsänderung ist wirklich notwendig.
Und wofür sollen wir denn nun wieder in Kriege ziehen? Im Februar beschrieb das Verteidigungsministerium als Ziel solcher Einsätze unter anderem: "Aufrechterhaltung des freien Welthandels und des Zugangs zu strategischen Rohstoffen". Im Klartext also: militärische Absicherung der gegenwärtigen Ausbeutungsordnung gegenüber der Dritten Welt. Dafür soll mein Sohn nicht sterben.
Auch wenn die SPD jetzt (noch?) ausschließlich UN-Kommandos zulassen will, hilft das gar nichts, solange der Sicherheitsrat von den mächtigsten Staaten instrumentalisiert werden kann. Vordergründig sollen die Kampfeinsätze Frieden erzwingen in Fällen wie in Jugoslawien. Aber alle Militärs warnen vor dem Versuch, mit gutem Grund. Militärische Intervention von außen kann dort ebensowenig Frieden schaffen wie im Libanon, sondern nur das Leid vermehren.
Wir brauchen keine kriegerische Interventionspolitik, sondern neue politische Instrumente, mit denen Konflikte friedlich gelöst werden können. Warum unterstützt niemand (außer der Friedensbewegung) die Mehrheit der Serben, die gegen den Krieg sind? Nur die können ihn beenden. Die Hälfte der serbischen Soldaten ist desertiert. Warum gibt man nicht der anderen Hälfte Anreize (z. B. sichere Zuflucht und 10 000 Mark auf die Hand), es ebenso zu machen? Ohne Soldaten wäre der Krieg schnell zu Ende.
Alle wissen, daß die jugoslawische Waffen- und Ölversorgung vor allem über die Donau kommt. Es bräuchte nur einen UN-Beschluß, und Rumänien könnte diesen Verkehr stoppen und die Kriegsmaschinerie austrocknen. Warum redet der Sicherheitsrat statt dessen über Kampftruppen, die doch nichts ausrichten können? Deutschland ist der drittgrößte Waffenexporteur der Welt. Wäre es nicht besser, den Diktatoren gar nicht erst Waffen zu liefern, als sie ihnen später aus der Hand zu schlagen?
Die "gewachsene deutsche Verantwortung in der Welt" ließe sich friedlich viel überzeugender wahrnehmen als mit einem Rückfall in Krieg als Mittel der Politik.
Dr. H. Eberlein, Flensburg
Dienstag, 1. September
Literatur Romanfabrik, Uhlandstr. 21: 20 Uhr, Comicmachertreff.Vorträge Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde, Institut f. Int. Pädag. Forschung, Schloßstr. 29: 15 Uhr, "Polnische und Deutsche Pädagogik zwischen den beiden Weltkriegen".
Haus der Begegnung, Gärtnerweg 62: 19 Uhr, "Tiefentheologie. Die Verbindung von Christentum und Tiefenpsychologie". Museen/Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 15.15 Uhr, Führung zu "Das Museum als Labyrinth". Stadtbücherei, Zeil 17-23: 17 Uhr, Führung durch die Zentralbibliothek, Musikbibliothek und Mediothek.
Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo". Kino/Filme Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 13 im Anzeigenteil. Sonstiges Frauenreferat / Frauengruppen: "Frauen nehmen sich die Stadt": 19 Uhr, Treffen für interessierte Frauen, Senioreninitiative Höchst, Gebeschusstr. 44; 19 Uhr, Frauengottesdienst in der Heiliggeistkirche.
Club Voltaire, Kl. Hochstr.: 20 Uhr, Info-Veranstaltung über die neugegründete Juso-Projektkgruppe "Christentum und Sozialismus".
City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.
PINS Singlestammtisch: 20 Uhr, Gaststätte zum Goldenen Garten, Marbachweg 357; Infos: Christel, Tel. 0 61 01 / 8 66 74.
KOZ, Uni Campus: 21 Uhr, Kneipenabend.
Stadtteilladen Dezentral, Sandweg 131a: 20 Uhr, Offener Abend.
English Speaking Club: 19.30 Uhr, Chit-Chat social evening; Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248.
Ev. Familienbildung, Darmstädter Landstr. 81: 9.30 Uhr, offener Treff für Frauen mit Krabbelkindern. Frauen-Verband: 16 Uhr, Nachmittagstreff, "Historix" im Historischen Museum.
Märkte/Feste Dornbusch: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Carl-Goerdeler-Straße.
Berger Markt: 7 Uhr, Viehauftrieb; 9 Uhr, Bezirkstierschau; 10 Uhr, Musik. Frühschoppen; 11.30 Uhr, Marktfrühstück; 12 Uhr, Siegerehrung Bezirkstierschau; 13.30 Uhr, Gewinner Schätzwettbewerb und Hist. Umzug der Marktburschen mit Tanzbär; 22 Uhr, Feuerwerk. Blutspendetermine Blutspendedienst Hessen des Deutschen Roten Kreuzes: Di., 9 bis 19 Uhr, Blutspendezentrale Niederrad, Sandhofstr. 1. Apotheken Folgende Apotheken sind von Dienstag, 8.30 Uhr, bis Mittwoch, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Apotheke am Bahnhof Rödelheim, Westerbachstraße 3, Tel. 7 89 16 11; Apotheke am Bürgerhaus, Griesheim, Waldschulstraße 5; Apotheke im Prüfling, Bornheim, Im Prüfling 30, Tel. 45 12 06; Germania-Apotheke, Friedberger Landstraße 72, Tel. 43 35 36; Hohenzollern-Apotheke, Düsseldorfer Straße 15, Tel. 23 63 37; Holbein-Apotheke, Sachsenhausen, Schweizer Straße 88, Tel. 61 67 97; Kurhessen-Apotheke, Eschersheim, Eschersheimer Landstraße 553, Tel. 52 52 28; Liederbach-Apotheke, Unterliederbach, Königsteiner Straße 98, Tel. 31 69 15; Markgrafen-Apotheke, Markgrafenstraße 6, Tel. 70 92 02; Ostend-Apotheke, Hanauer Landstraße 4, Tel. 44 68 01; Viktoria-Apotheke, Große Bockenheimer Straße 10, Tel. 28 84 24 und 29 37 35. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265 und Usinger Straße 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 4 33; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst 19 bis 23 Uhr Dr. Eckhard Schütz, Frankfurter Str. 69, Offenbach, Tel. 81 14 06; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte").
Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich) Tel. 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01 - 4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 1 92 16 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21 / 8 27 73 66 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51 Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Seite aufzuheben. - ohne Gewähr -
Fußballmeister vom Golf Arabische Spielkunst in Südhessen gezeigt
Arabische Spielkunst in Egelsbach. Der Meister der Vereinigten Arabischen Emirate, Al Wasl Club Dubai, nutzte die Gelegenheit, während seines Trainingslagers in Sulzbach ein Testspiel gegen den hessischen Fußball-Oberligisten SG Egelsbach zu absolvieren. Und die Araber nutzten trotz der 1:2(1:0)-Niederlage die Gelegenheit, den wenigen Zuschauern eindrucksvoll ihre Auffassung des Spiels zu demonstrieren.
Insbesondere vor der Pause imponierte Dubai durch technische Rafinesse, Schnelligkeit und kompromißloses Defensiverhalten, sie waren die klar bessere Mannschaft. Salem Raaia brachte den Gast nach 13 Minuten verdient in Führung. Bei Egelsbach offenbarten sich zahlreiche Schwächen und Disziplinlosigkeiten, die Nationalspieler Fahat Khamiss aber nicht nutzen konnte. Er scheiterte an der Latte.
Nach dem Wechsel legten die Platzherren ihre Unsicherheit und zu lockere Spielauffassung ab und mit Löwel kam mehr Gefahr und Bewegung in die Offensivbemühungen. Die eingewechselten Löwel (59.) und Relijc (71.) nutzten die nun überlegene Spielweise zum Sieg. Weitere Chancen der Platzherren vereitelte der starke Torhüter Ibrahim Faroor. fro
Internationaler Handball-Vergleich
Grün-Weiß Frankfurt
Beim Frauen-Handball-Bundesligisten PSV Grünweiß Frankfurt ist vieles neu, auf dem Spielfeld scheint jedoch alles beim alten zu sein: den internationalen Vergleich mit der kroatischen Spitzenmannschaft Lokomotive Zagreb (20:27) dominierte auf Frankfurter Seite Ex-Nationalspielerin Hanne Koch (8/3 Tore). Auch Heike Goslar (4/1) gefiel, Fortschritte zeigte Rechtsaußen Andrea Wiegand (3). Enttäuschend verlief das Debüt der Leipzigerin Sabine Quednau, die allenfalls in der Defensive Bundesligaformat verriet. Liane Voge (Wiesbaden) warf schlecht.
Die nach Bruchköbel gewechselte Torfrau Julia Voggenberger stand als "Gastspielerin" für die verletzten Michaela Geiger und Marion Meyer zwischen den Pfosten und hatte gegen die Würfe der Zagreberinnen oft keine Chance. Die bulgarische Nationalspielerin Irena Staneva war noch nicht spielberechtigt. hdp Münster verpflichtete Brinkman
Der USC Münster, Deutscher Meister und Europapokalsieger im Volleyball der Frauen, hat sich durch die niederländische Nationalspielerin und Olympia-Teilnehmerin Erna Brinkman von Olympus Sneek verstärkt.
Kurz gemeldet
Pfadfinder feiern Die katholische Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg Frankfurt feiert sechzigsten Geburtstag. Die Stadt gibt dazu am Donnerstag, 3. September, 17.30 Uhr, einen Empfang im Kaisersaal. Stadtrat Anton Bretz vertritt dabei den Magistrat. "Arion"aus Melbourne Die Liedertafel "Arion" aus dem australischen Melbourne macht am Donnerstag / Freitag, 3. / 4.September, auf ihrer dritten Deutschlandreise in Frankfurt Station - betreut vom örtlichen Polizeichor. Am Freitag, 4. September, gibt die Stadt den deutschstämmigen Sängern einen Empfang im Kaisersaal. Ortsbeirat 3 tagt Die Umgestaltung der Friedberger Landstraße ist eines der Themen, mit denen sich der Ortsbeirat 3 (Nordend) in seiner kommenden Sitzung beschäftigen wird. Das Stadtteilparlament tagt am Donnerstag, 3. September, um 19 Uhr im Saal des Gehörlosenzentrums, Rothschildallee 16 a. Auf der Tagesordnung stehen außerdem Anträge zur Verkehrsberuhigung und zum Plakettensystem. Sonderstempel auf dem Römerberg Anläßlich der 32. Tage der offenen Tür der Stadt am 5. und 6. September gibt die Bundespost einen Sonderstempel mit der Aufschrift "Tage der offenen Tür Stadt Frankfurt a. M. Holzhausenschlößchen" aus. Briefmarkensammler erhalten den Ovalstempel mit dem Schlößchen auf dem Römerberg. Bibelseminar über Träume "Träume - Spuren des Verborgenen", das ist das Motto eines Bibelseminars der evangelischen Katharinengemeinde. Es beginnt am Mittwoch, 9. September, 20 Uhr, im Gemeindehaus in der Leerbachstraße 18. Das Thema dieses ersten von insgesamt drei Abenden lautet: "Josephs Träume - Sehnsucht nach Macht und Überlegenheit". Nähere Informationen unter Rufnummer 72 80 94. IHK informiert zu Exportkontrollen Die Industrie- und Handelskammer Frankfurt lädt am 9. September um 9 Uhr zu einer Informationsveranstaltung zum Thema Exportkontrollen. Georg A. Pollikeit, Unternehmensberater, referiert über die verschärften Ausfuhrkontrollen. Auskünfte und Anmeldungen sind unter 21 97-217 möglich. Integrative Eltern-Kind-Gruppe Eine integrative Eltern-Kind-Gruppe für Eltern mit behinderten und nichtbehinderten Kindern bietet die Evangelische Familienbildung ab Mitte September an. Information und Anmeldung bei der Evangelischen Familienbildung, Telefon 61 03 08. Software in Indien Die Industrie- und Handelskammer Frankfurt bietet in Zusammenarbeit mit der deutsch-indischen Handelskammer Bombay am 8. September, 9 Uhr, eine Veranstaltung zur Software-Entwicklung in Indien an. Informationen unter Telefon 21 97-211.
Die SG Egelsbach muß die Saison in der hessischen Fußball-Oberliga ohne Tomislav Skarica fortsetzen. Der Jugoslawe, der erst vor Rundenbeginn aus Novi Sad nach Egelsbach gekommen war, ist wieder in seine Heimat zurückgekehrt.
Der Tanzsportclub Schwarz-Weiß-Blau hat im Monat August in Frankfurt ein Turnier veranstaltet. Am Start waren diesmal Schüler der Klasse D-Latein und Junioren der Klasse C-Latein. Im Schüler-Turnier siegte das Paar Mark Seibert und Nathalie Neumann vom Blau-Gold Casino Darmstadt. Bei den Junioren belegten Markus Glatzel und Sonja Stork vom Tanzsportzentrum Heusenstamm den ersten Platz. im/35
GOLF
HANDBALL
TENNIS
BAD HOMBURG. Die knallenden Böller und die bunten Blumensträuße, die zischenden Heuler und der glitzernden Funkenregen - sie alle trotzten dem sauren Regen, der am Montagabend nach ein paar trockenen Stunden pünktlich zum Finale des Laternenfests wieder vom Himmel stürzte. Über 2000 harrten dennoch im Jubiläumspark aus, jauchzten unter Schirmen, Bäumen und Kapuzen ihre Begeisterung hervor und dankten dem Laternenfest-Verein mit Applaus für ein prächtiges Feuerwerk. Ein paar junge Leute hatten sogar ihren Ghetto-Blaster mitgebracht, um rechtzeitig zum ersten Knaller Händels "Feuerwerksmusik" ertönen zu lassen.
Dem Vorsitzenden des Laternenfestvereins, Wolfgang Hof, hatten zuvor (fast) alle 20 Laternenköniginnen der letzten 20 Jahre zum 20. Fests in seiner Regie gratuliert. che
Aufgespießt
"Wer diese Karte zeigt, der fliegt." Text einer Zeitungsanzeige der Lufthansa von Montag. Am gleichen Tag beschloß der Aufsichtsrat des Unternehmens ein Sparpaket, das den Abbau von insgesamt 8000 Stellen in den nächsten drei Jahren vorsieht.
Abrüstung GUS-Uran für US-Meiler
WASHINGTON, 1. September (AP/Reuter/AFP). Waffenfähiges Uran aus ehemals sowjetischen Atomsprengköpfen soll demnächst in den USA zu Brennstoff für Atomkraftwerke umgearbeitet werden. Das teilte Präsident George Bush am Montag in Washington mit. Nach seinen Angaben sieht eine vorläufige Vereinbarung vor, daß in den ersten fünf Jahren jährlich zehn und danach jährlich 30 Tonnen Uran und Plutonium aus verschrotteten Sowjetraketen an die USA geliefert werden. Rußland erhalte dafür dringend benötigte Devisen, von denen ein Teil für die Sicherung seiner Atomkraftwerke bestimmt sei, erklärte Bush weiter. Die USA erlangten darüber hinaus die Sicherheit, daß atomwaffenfähiges Material nicht in die falschen Hände gerate. Die vom ehemaligen US-General William Burns und dem stellvertretenden russischen Atomenergieminister Nikolai Jegerow ausgehandelte Vereinbarung soll innerhalb eines Jahres in ein Abkommen ausgearbeitet werden, hieß es.
Rußland und die USA hatten sich darauf geeinigt, zwei Drittel ihrer strategischen Atomwaffen und nahezu alle taktischen Atomwaffen zu vernichten.
Unterdessen erklärte US-Außenministeriumssprecher Richard Boucher, sein Land wolle von Rußland konkrete Beweise, daß das B-Waffen-Programm der aufgelösten UdSSR nicht weiter verfolgt werde. Die Zeitung Washington Post hatte berichtet, Rußland habe das Programm aus unbekannten Gründen und entgegen einer vor sechs Monaten gegebenen Zusage noch nicht offengelegt. Besondere Sorgen mache US-Vertretern die Tatsache, daß es noch keine hinreichende russische Erklärung zu einem vorgeblich zivilen pharmazeutischen Projekt namens Biopräparat gebe, wo in Wahrheit auch militärische Ziele verfolgt worden seien.
MÜNCHEN, 1. September (AP). Welche Frau wäre von dieser Vision nicht angetan: Mutter werden und dennoch weiterhin berufstätig sein, ohne zermürbende Bettelei um einen Krippen- oder Kindergartenplatz, ohne Sorgen um die Kosten einer ebenso liebevollen wie fachgerechten Kinderbetreuung.
Der Arbeitgeber wiederum freut sich über die Rückkehr der erfahrenen Mitarbeiterin in die Firma. Wenn es nach dem Münchner Zahnarzt Florian Krass ginge, könnte diese Vision bald schon Wirklichkeit in ganz Deutschland werden. Seine Zauberformel dafür heißt "Green Card" - ein Verein, der Millionen Müttern, Vätern und Chefs helfen soll.
In Amerika brauchen Ausländer die sogenannte "Green Card" als Arbeitserlaubnis. In Deutschland soll die Mitgliedschaft im gleichnamigen Verein den Einheimischen selbst die Türen zum Berufsleben wieder öffnen. Das Projekt ist in München bereits gestartet worden. Angefangen hat der 39jährige Krass, dessen Frau in wenigen Wochen ihr erstes Baby erwartet, zunächst mit der Einrichtung einer Krabbel- gruppe in der Nähe seiner eigenen Zahnarzt- praxis. Wegen ständiger Personalnot suchte der resolute Dentist kurzerhand nur noch Helferinnen mit Kind und mietete eine Wohnung an, in der die Kleinen seiner Angestellten betreut werden. Angenehmer Nebeneffekt für seine Patienten: Auch sie können dort ihre Sprößlinge während der Behandlungszeit abgeben.
Da der Modellversuch erfolgreich läuft und in Köln bereits Nachahmer gefunden hat, plant Krass jetzt, über den 1991 gegründeten Verein "Green Card" bundesweit eine ähnliche Form der Kinderbetreuung aufzubauen. Absicht ist, Arbeitgeber der verschiedensten Branchen, jobsuchende Mütter sowie interessierte Erzieherinnen zusammenzuführen.
Finanziert werden soll das Projekt durch steuerlich absetzbare Spenden der Firmen und - da es sich um einen gemeinnützigen Verein handelt - von der öffentlichen Hand. Krass verhandelt nach eigenen Angaben derzeit bereits mit Großfirmen wie Lufthansa und Karstadt, die sich für seine Idee interessieren.
Bisher haben sich bereits 600 Interessenten - in der Mehrzahl Mütter sowie kleinere Betriebe wie Rechtsanwaltskanzleien oder Werbeagenturen - gemeldet, die bei dem Projekt mitmachen wollen. Über den Münchner Auftragsdienst der Telekom werden ihre Daten unter der Rufnummer 089 / 11 41 gesammelt und gegen eine Aufnahmegebühr - 30 Mark für Mütter, 500 für Arbeitgeber - in einer Datenbank gespeichert. "Green Card" übernimmt dann die Vermittlung zwischen den Beteiligten und mietet Wohnungen an, in denen die Betreuer selbst wohnen sollen.
Für den Zahnarzt ist auch ein so "heißes Eisen" wie Gehaltsverzicht kein Tabu. "Wenn eine Mutter ihrem Boß ein solches Angebot macht, dafür eine kostenlose, fachgerechte Betreuung für ihr Kind bekommt, noch dazu Steuern spart, und auf der anderen Seite dem Arbeitgeber Lohnnebenkosten möglicherweise in Millionenhöhe erspart bleiben und er überdies die Betreuungskosten steuerlich absetzen kann - dann frage ich mich, warum dieses simple Modell keinen Erfolg haben sollte", meint Krass. "Keine Frage, daß dies für Firmen, die wie Lufthansa in großen Schwierigkeiten stecken, eine praktikable Lösung sein könnte."
Obwohl "Green Card" noch in den Kinderschuhen steckt, hat der rührige Zahnarzt sein Konzept bereits weiterentwikkelt. Sein Ziel ist es, Arbeitgeber dazu zu bewegen, Geld in Immobilien anzulegen, in denen neben Kindern auch Senioren betreut werden können. Er selbst ist bereits Vorreiter für diese nächste Vision eines flächendeckenden Betreuungsnetzes in Deutschland: Krass baut einen Wohnungskomplex in München, in dem jung und alt Aufnahme finden sollen.
Nahost-Friedensgespräche In Sackgasse verrannt?
WASHINGTON, 1. September (AP). Die palästinensische Delegation hat das israelische Konzept für eine Selbstverwaltung in den besetzten Gebieten verworfen und erklärt, die sechste Verhandlungsrunde sei in einer Sackgasse angelangt. Delegationssprecherin Hanan Aschrawi erklärte am Montag abend, nach palästinensischem Vorschlag solle nun mit Gesprächen über juristische und Menschenrechtsfragen ein Ausweg gesucht werden. Die israelischen Unterhändler reagierten enttäuscht.
Die israelische Abordnung hatte vorige Woche eine Autonomieregelung für die Palästinenser in den besetzten Gebieten einschließlich der Wahl eines Verwaltungsorgans zur Erledigung der Tagesgeschäfte vorgeschlagen. Dazu bemerkte Frau Aschrawi: "Wir haben ihnen gesagt, daß wir dies nicht akzeptieren können." Die israelischen Vorschläge ließen die Landbesitzrechte der Palästinenser im Besatzungsgebiet unberücksichtigt und erstreckten sich nicht auf das überwiegend von Arabern bewohnte, vom jüdischen Staat annektierte Ostjerusalem. Der israelische Delegationssprecher Jossi Gal sagte, seine Seite sei mit der Schaffung einer Arbeitsgruppe über Menschenrechte einverstanden. Dies dürfe jedoch nicht vom wichtigeren Thema der Selbstverwaltung für die Palästinenser ablenken. Der israelische Delegationsleiter Eljakim Rubinstein meinte, zwar biete der israelische Vorschlag den Palästinensern nicht alles, was sie sich wünschten, er habe jedoch eine wesentliche Änderung gegenüber der jetzigen Lage zum Inhalt. Die Israelis seien enttäuscht, aber nicht verzweifelt über die palästinensische Reaktion.
Die Gespräche brachten, so Teilnehmer, dennoch den Beweis für die seit dem Regierungswechsel in Israel grundlegend verbesserte Atmosphäre.
MIAMI, 1. September (AP). Eine Woche nach dem Zerstörungszug des Hurrikans "Andrew" haben US-Marineinfanteristen am Montag die ersten Zeltstädte für die Zehntausenden von Obdachlosen in Südflorida errichtet.
Der Staat Florida und die Bundesregierung in Washington wiesen sich unterdessen gegenseitig die Verantwortung für Koordinationsmängel und Pannen bei der Katastrophenhilfe zu.
Der Gouverneur von Florida, Lawton Chiles, teilte mit, daß der Wirbelsturm 180 000 bis 250 000 Menschen obdachlos gemacht habe. 85 000 Häuser seien von "Andrew" verwüstet worden. Ohne 100prozentige Bundeshilfe beim Wiederaufbau drohe Florida der finanzielle Kollaps. Der Schaden wird inzwischen auf 15 Milliarden Dollar (22 Milliarden Mark) geschätzt. Auf den Bahamas, in Florida und Louisiana forderte die Sturmkatastrophe amtlichen Angaben zufolge 35 Menschenleben.
In der Bevölkerung wuchs der Unmut über fehlende Koordination und unklare Zuständigkeiten. Die allgemeine Verwirrung führte dazu, daß gespendete Lebensmittel verrotteten und der Gestank von Hubschrauberbesatzungen noch in 100 Meter Höhe wahrgenommen wurde.
Stabschef Tim Herndon bestand darauf, daß Staat und Bund ihre eigenen Hilfsprogramme durchführen. Eine zentrale Leitung gebe es nicht. Die sehen aber die von Washington entsandten Militäreinheiten bei Bundesverkehrsminister Andrew Card, der wiederum auf einer Pressekonferenz eingestand, daß die Katastrophenhilfe nur bei völliger Zusammenarbeit von Staat und Bund funktionieren könne. Statt dessen gebe es jede Menge Bürokratismus.
Einer der Obdachlosen, Mike Phipps, beschwert sich wie viele Hurrikanopfer über Pannen wie diese: "Ich bin zur Armee gegangen und habe um ein Zelt gebeten, sie sagten aber, geh zum Rathaus. Im Rathaus schickten sie mich wieder zur Armee."
Eine Ladung Eis mit Schokoladenüberzug ließ in einer Schule in dem von Hurrikan Andrew besonders schwer verwüsteten Ort Homestead in Florida die Augen der Kinder und Erwachsenen leuchten. Den Kühlwagen, der das Eis brachte, hatte ein Firma in Orlanda gespendet. Für die meisten Schulkinder soll der Unterricht in der nächsten Woche wieder beginnen. Rund 40 000 Kinder werden aber erst eine Woche später wieder in Notbehelfen zur Schule gehen.
Der Stadtdirektor von Homestead, Alex Muxo, rechnet damit, es werde noch 18 Monate dauern, bis sich das Leben wieder einigermaßen normalisiert. Wenigstens noch 45 Tage werde es dauern, bis Strom fließt und die Wasserversorgung wieder funktioniert.
NAPLES, 1. September (AP). In den Bergen des US-Staates Idaho ist am Montag nach elf Tagen ein Belagerungsdrama zu Ende gegangen, bei dem drei Menschen - ein 14jähriger Junge, seine Mutter und ein Polizist - getötet wurden.
Der wegen illegalen Waffenhandels gesuchte 44jährige Randy Weaver ergab sich nach dreitägigen Verhandlungen mit einem Vermittler, der angab, er habe sich dem Unterschlupf mit zum Hitlergruß erhobenem Arm nähern müssen. Weaver ist nach Angaben der Polizei Anhänger rechtsradikaler, rassistischer Ideologien.
Gesucht wurde der 44jährige nach amtlicher Darstellung wegen des Verkaufs abgesägter Schrotflinten. Eine Vorladung zu einer Gerichtsverhandlung hatte er ignoriert und sich mit seiner Familie seit Februar vergangenen Jahres in einer einsamen Blockhütte am Selkirk Mountain 70 Kilometer südlich der kanadischen Grenze versteckt. Am 21. August wurde er von einer Polizeipatrouille in den Bergen überrascht.
In einem Schußwechsel wurden sein 14jähriger Sohn Samuel und ein Polizist tödlich getroffen. Daraufhin belagerte die Polizei mit bis zu hundert Mann die Blockhütte, in der sich neben Weaver noch seine Frau, drei Töchter im Alter von zehn Monaten, zehn und 16 Jahren und ein weiterer bewaffneter Mann aufhielten. Am 22. August wurde wieder geschossen; Weavers Frau Vicky wurde getötet, er am Arm verwundet. Nach seiner Aufgabe wurden die Kinder bei einer Familie untergebracht. Weaver wurde unter schwerer Bewachung abgeführt, sein Freund hatte sich bereits am Sonntag ergeben.Frauensache
LONDON, 1. September (AP). Kinderbetreuung ist in Großbritannien ausschließlich Frauensache - jedenfalls in einer bestimmten Rolle. Diese Erfahrung mußte der 19jährige Schwede Johan Egelstedt machen, der als Au-pair-Junge Land, Leute und Sprache kennenlernen wollte. Ihm wurde amtlich mitgeteilt, daß er das Land zu verlassen habe, weil das britische Recht für Kinderbetreuung gegen freie Unterkunft und Verpflegung ausschließlich unverheiratete Frauen zwischen 17 und 27 Jahren vorsieht.
Die Ausweisung wurde jetzt nach einem Einspruch der Familie in Leicester rückgängig gemacht, mit der Egelstedt sich über den Au-pair-Aufenthalt geeinigt hatte. Der Schwede darf nun vier Wochen als Tourist im Vereinigten Königreich bleiben. Diese Lösung fand schließlich Innenminister Kenneth Clarke.
BONN, 1. September (AP). Im August sind nach Angaben des Bundesinnenministeriums mit 18 885 Aussiedlern 623 mehr als im gleichen Monat des Vorjahres in die Bundesrepublik eingereist. In den ersten acht Monaten dieses Jahres kamen mit 130 247 allerdings 18 845 Deutschstämmige weniger in die Bundesrepublik als im gleichen Zeitraum des Vorjahres, wie der Parlamentarische Staatssekretär Horst Waffenschmidt am Dienstag in Bonn mitteilte. Mit 15 760 kamen im August die weitaus meisten Aussiedler aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion. Aus Polen kamen 1737, aus Rumänien 1295.
WASHINGTON, 1. September (AP). Die palästinensische Delegation bei den Washingtoner Nahost-Friedensgesprächen hat das israelische Konzept für eine Selbstverwaltung in den besetzten Gebieten als unzureichend verworfen. Delegationssprecherin Hanan Aschrawi sagte, die sechste Verhandlungsrunde sei in eine Sackgasse geraten. Mit Gesprächen über juristische und Menschenrechtsfragen solle man einen Ausweg suchen.
Der israelische Autonomieplan sah die Wahl eines palästinensischen Verwaltungsorgans für Westjordanland und den Gazastreifen vor. Aschrawi kritisierte, daß die israelischen Vorschläge die Landbesitzrechte der Palästinenser im Besatzungsgebiet unberücksichtigt ließen und sich nicht auf das überwiegend von Arabern bewohnte, von Israel annektierte Ost-Jerusalem erstreckten. Die Palästinenser haben zudem ein eigenes Parlament mit voller Gesetzgebungsvollmacht verlangt. Der israelische Delegationsleiter Eljakim Rubinstein sagte, er sei enttäuscht über die Ablehnung des Plans. Dieser bleibe zwar hinter den Maximalforderungen der Palästinenser zurück, hätte die Lage in den besetzten Gebieten aber wesentlich verändert. Rubinstein zeigte sich optimistisch, daß die Verhandlungen wieder vorangebracht werden könnten: "Wir sind sicher, daß Wege gefunden werden, um die jetzt entstandene Situation zu bewältigen." Auch Frau Aschrawi war nach dem fünften Verhandlungstag um Schadensbegrenzung bemüht. "Wir versuchen, einen Mechanismus zu finden, der aus der Sackgasse herausführt. Ich denke, wir können dafür eine gemeinsame Grundlage finden." Die Gesprächsatmosphäre blieb nach Angaben beider Seiten entspannt.
Aschrawi teilte weiter mit, daß drei Delegationsmitglieder zu Konsultationen mit der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) entsandt worden seien.
Außer mit den Palästinensern, die mit Jordanien eine gemeinsame Delegation bilden, verhandelt Israel auch mit Libanon und Syrien. Erstmals überreichte Syrien ein dreiseitiges Schriftstück, über dessen Inhalt noch nichts bekannt wurde.
Wie bereits am Vortag angekündigt, hat Israel am Dienstag weitere 138 palästinensische Gefangene auf freien Fuß gesetzt. Damit erhöht sich die Zahl der freigelassenen Häftlinge auf 320.
MARKTOBERDORF, 1. September (AP). Im Schlaf erstochen wurde am Dienstag morgen ein 37jähriger Mann in Ettwiesen bei Marktoberdorf im Allgäu. Die Polizei berichtete, daß ein unbekannter Täter durch ein Fenster in das Schlafzimmer eingestiegen war, in dem der Mann mit seiner gleichaltrigen Lebensgefährtin in tiefem Schlaf lag. Die ersten Ermittlungen ergaben, daß sich der Unbekannte mit einem Messer auf sein Opfer stürzte. Mit mehreren Stichen tötete er den 37jährigen. Die Lebensgefährtin des Mannes war durch Schreie des Sterbenden geweckt worden. Sie sah nur noch, wie eine Person durch das Fenster verschwand. Die Hintergründe des mysteriösen Verbrechens blieben noch unbekannt.Im Blickpunkt: Tadschikistan Ärmstes Bergland der GUS
Anfang September 1991 hat das zentralasiatische Tadschikistan seine Unabhängigkeit von Moskau erklärt. Beherrschende politische Figur des Landes ist der 1985 vom damaligen KPdSU-Chef Michail Gorbatschow abgesetzte, doch 1991 wieder zur Macht gelangte Präsident Rachman Nabijew, gegen den es eine starke Opposition gibt. Bis zur 1929 erfolgten Gründung der Tadschikischen Sozialistischen Sowjetrepublik bildete Tadschikistan eine autonome Provinz innerhalb der usbekischen SSR. Die Tadschiken gehören zu den iranischen Völkern und sind sunnitische Moslems. Im Laufe ihrer langen Geschichte standen sie unter persischer, griechischer, hunnischer, mongolischer, usbekischer und zuletzt russischer Herrschaft. Der größere Teil des tadschikischen Volkes lebt in Afghanistan und stellt dort einen erheblichen Teil der städtischen Bildungsschicht. In den bis 1924 halb unabhängigen türkisch-islamischen Fürstenstaaten Chiwa und Buchara war das dem Persischen nahe verwandte Tadschikisch bis 1920 gleichfalls Hof- und Bildungssprache.
In dem 143 000 Quadratkilometer großen Land leben rund 5,2 Millionen Menschen. Die Bevölkerung setzt sich zu 59 Prozent aus Tadschiken, zu 23 Prozent aus (türkischen) Usbeken und zu rund zehn Prozent aus fast ausschließlich in den Städten angesiedelten Russen zusammen. Andere Volksgruppen sind die Tataren und die Kirgisen, auch etwa 30 000 Deutsche leben in Tadschikistan. Hauptstadt ist Duschanbe mit 600 000 Einwohnern.
Tadschikistan liegt im äußersten Südosten Mittelasiens. Es grenzt im Süden an Afghanistan und im Osten an China. Nur sieben Prozent des Landes liegen tiefer als 1000 Meter über dem Meeresspiegel. Die Gipfel des Pamir-Gebirges ragen weit über 7000 Meter hoch. Weite Teile des Landes sind Wüsten- oder Bergsteppe.
Die Wirtschaft der Republik ist von Baumwollanbau und traditioneller Viehzucht geprägt. Tadschikistans Boden kann nur zu sechs Prozent landwirtschaftlich genutzt werden. Das Land ist deshalb auf Lebensmitteleinfuhren angewiesen, kann aber andererseits aufgrund seiner über 80 großen Wasserkraftwerke Energie exportieren. Tadschikistan hatte in der früheren Sowjetunion das niedrigste Pro-Kopf-Einkommen, aber die höchste Geburtenrate aufzuweisen. Nach Angaben von 1984 lebten 58,7 Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze (75 Rubel Monatseinkommen).
Die Hochburg der regierenden Kommunistischen Partei ist das Oasengebiet von Chodschent (früher Leninabad) im nördlichsten Landesteil. Von dort stammen auch fast alle Führungskader. Die Islam-Bewegung, deren "offizieller" Flügel von Kasi Akbar Turadschonsoda geführt wird und deren radikalerer "inoffizieller" Flügel einen Teil der oppositionellen Volksbewegung bildet, ist vor allem in den ländlichen Gebieten stark. Die städtisch-intellektuelle Opposition unter Schodmon Jussupow lehnt die Apparat-Herrschaft ebenso vehement ab, verhält sich aber skeptisch gegenüber der Islam-Bewegung. (AP/gro)
MÜNCHEN, 1. September (AP). Ein plötzlicher Wintereinbruch hat in der Nacht zum Dienstag in den Alpen Schneefälle bis 1600 Meter Meereshöhe gebracht. Gewitter und ein Temperatursturz um rund 15 Grad beendeten eine Hitzeperiode, die Ende Juli begonnen hatte. Schneefälle gab es am Dienstag vormittag im gesamten bayerisch-österreichisch-schweizerischen Alpenraum sowie in Norditalien. Der Autofahrerklub ADAC veröffentlichte wegen des Schnee- Einbruchs den ersten Alpenstraßenbericht der Herbstsaison. Danach müssen Autofahrer im Gebirge mit winterlichen Straßenverhältnissen in den Bergen rechnen. Im einzelnen ist laut ADAC in Österreich für den Arlbergpaß und die Großglocknerstraße dringend Winterausrüstung erforderlich. In der Schweiz ist der Nufenenpaß wegen Schneeverwehungen gesperrt worden. Bernina und Flüela im Engadin sowie Gotthard- und Grimselpaß sind nur mit Winterausrüstung befahrbar. In Italien wurden das Timmelsjoch auf der Strecke München-Meran wegen des Schnee-Einbruchs vorübergehend geschlossen. Am Stilfserjoch, am Jaufenpaß und am Penserjoch gibt es starke Schneeverwehungen. Ketten sind dort derzeit unbedingt erforderlich. Von den Dolomitenpässen wurden Schneefahrbahnen gemeldet.
BONN, 1. September (AP/Reuter/epd). Organhandel soll künftig unter Strafe gestellt werden. Das ist einer der Kernpunkte eines Transplantationsgesetzes, die der rechts- und der gesundheitspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Norbert Geis und Paul Hoffakker, am Dienstag in Bonn vorstellten. Außerdem soll, wer in Zukunft Paß oder Personalausweis beantragt, sich dazu äußern, ob er bereit ist, ein Organ zu spenden. Er kann dies aber auch offen lassen.
Geis und Hoffacker hoffen, daß die Zahl der Organspender deutlich steigt, wenn die Voraussetzungen für Transplantationen gesetzlich geregelt sind. Derzeit gelten in Westdeutschland die Regeln für die Organentnahme von den ärztlichen Standesorganisationen und den Transplantationszentren. In Ostdeutschland, das sich weitgehend an die westdeutschen Regeln hält, ist aber noch das alte DDR-Recht ausschlaggebend, wonach die Organentnahme nur durch den ausdrücklichen Widerspruch des Betroffenen unterbunden werden kann. Laut Angaben der Experten warten in Deutschland derzeit 6000 bis 8000 Dialysepatienten auf Nierentransplantationen, aber nur 2000 pro Jahr können eine Spenderniere eingesetzt bekommen.
Hoffacker sagte, auch künftig solle die Entnahme eines Organs bei einem Verstorbenen ohne weiteres nur zulässig sein, wenn er zu Lebzeiten eingewilligt hat. Zustimmung, Widerspruch oder ausdrückliche Nichtfestlegung sollten unter Berücksichtigung des Datenschutzes zentral gespeichert werden. Hat der Verstorbene sich nicht festgelegt, können die nächsten Angehörigen entscheiden, ob ein Organ entnommen werden kann.
Jeder kann ab seinem 18. Geburtstag entscheiden, ob er Organspender sein will, vorher braucht er die Zustimmung der Sorgeberechtigten. Nach den Vorstellungen der Union ist die Organentnahme von Verstorbenen auch künftig nur zulässig, wenn von zwei unabhängigen Ärzten der Hirntod diagnostiziert worden ist. Die Organentnahme bei Lebenden soll folgendermaßen geregelt werden: Knochenmark, das sich beim Spender regeneriert, darf nur übertragen werden, um das Leben eines anderen Menschen zu erhalten oder ein schwerwiegendes Leiden zu beheben oder zu lindern. Eine Niere darf unter denselben Voraussetzungen nur entnommen werden, wenn der Empfänger ein naher Verwandter ist und entsprechende Transplantate Verstorbener nicht rechtzeitig zur Verfügung stehen.
Auch wird der Handel mit Organen nach den Unionsplänen künftig unter Strafe gestellt. Dies würde nicht ausschließen, einen "Aufwendungsersatz" für Organspender zu ermöglichen. Es könne aber nur um Anerkennungsbeträge gehen, "weil niemand befugt sein soll, sozusagen seine Haut zu Markte zu tragen". Möglicherweise könnten die Beträge per Verordnung festgelegt werden.
Mehrere Anläufe für eine rechtliche Regelung der Organtransplantation waren in den vergangenen Jahren gescheitert. Für eine Widerspruchslösung hatten sich in jüngster Zeit mehrere Politiker aus CDU, FDP und SPD eingesetzt. Die evangelische und die katholische Kirche hatten es in einer gemeinsamen Erklärung als ethisch verantwortlich bezeichnet, wenn jemand für den Todesfall die Einwilligung zur Organentnahme gebe.
Die Deutsche Stiftung Organtransplantation hat die von Unionspolitikern vorgelegten Ideen abgelehnt. Im Saarländischen Rundfunks sagte das Vorstandsmitglied der Stiftung, Wilhelm Schoeppe, am Dienstag, bei einer Regelung, die wie bisher auf der Freiwilligkeit der Organspende beruhe, sei "mit großer Wahrscheinlichkeit damit zu rechnen, daß solche Zustimmungen gar nicht erteilt werden". Den Vorschlag, die Einverständniserklärung bei der Beantragung eines Personalausweises einzuholen, lehnte Schoeppe ab. Hier sei mit Unklarheiten bei der Umsetzung zu rechnen. So könne er nicht ausschließen, daß die Entscheidung unter Druck getroffen würde.
Im Blickpunkt: Einigung bei Lufthansa Das Sparpaket des Kranichs
Nach der Zustimmung von Gewerkschaften, Vorstand und Aufsichtsrat zum Sanierungsprogramm ist für die Lufthansa der Weg aus dem Milliardendefizit frei. Während die rund 50 000 Beschäftigten der Fluggesellschaft eine Nullrunde bei den Einkommen und den Abbau von 8000 Stellen bis 1994 hinnehmen müssen, will der Vorstand mit einem "Programm 93" Einsparungen von drei Milliarden Mark bis 1995 erzielen. Qualitätsprogramme und aggressiver Wettbewerb sollen auf kleineren Streckennetz dem Kranich größere Wirtschaftlichkeit bringen.
Der Aufsichtsrat der mehrheitlich in Staatsbesitz befindlichen Deutschen Lufthansa hatte am Montag abend - wie in einem Teil unserer Auflage berichtet - das "Programm 93" gebilligt. Außer dem Abbau von Arbeitsplätzen, dessen Spareffekt auf eine Milliarde Mark taxiert wird, sieht es nach Lufthansa-Angaben vor, die Sachkosten um 1,2 Milliarden Mark zu reduzieren. Um 700 Millionen Mark sollen die Erträge gesteigert werden.
Eines der wichtigsten Sanierungselemente ist es, die Inlandsflüge in einer neuen Abteilung, dem Lufthansa-Express, ab 25. Oktober abzuwickeln. Das soll Leerflüge von Maschinen, Überführungsflüge von Personal und Verspätungen verringern helfen. Die ursprüngliche Absicht des Vorstands, den Expreß als GmbH mit niedrigeren Tarifverträgen auszugliedern, trotzten die Gewerkschaften dem Arbeitgeber mit dem Verzicht auf Gehaltserhöhung für ein Jahr ab.
Das "Programm 93" erzielt den Angaben zufolge im nächsten Jahr einen Einspareffekt von 320 Millionen und in den folgenden zwei Jahren von rund 850 Millionen Mark. Der Personalstand werde 1993 und 1994 jeweils um 3000 Stellen verringert. In diesem Jahr sollen 1800 Arbeitsplätze abgebaut werden, vor allem in der Verwaltung. Bereits im nächsten Jahr werde die Zahl der Führungskräfte um rund 13 Prozent reduziert sein, versprach ein Unternehmenssprecher.
Rund 700 Millionen Mark sollen Verkaufsaktivitäten zusätzlich einbringen, hieß es weiter. Dazu gehörten ein neues Produkt auf den Europastrecken, ein verbessertes Ertragsmanagement und das 1993 startende Bonusprogramm für Vielflieger. Mit aggressiverer Preisgestaltung, veränderter Tarifstruktur und Sonderangeboten zu günstigen Konditionen lasse sich zudem der Auslastungsgrad der Flugzeuge steigern.
Nach Angaben der Lufthansa einigten sich die Tarifparteien auf ein Bündel struktureller Anpassungen. In Cockpit und Kabine wurden neue Gehaltsstrukturen mit "marktkonformen" Anfangsgehältern vereinbart. Einigung bestand auch darüber, die Arbeitszeit des fliegenden Personals zu flexibilisieren. Vereinbarungen über "produktivitätssteigernde" Anpassungen im Schichtdienst und eine weitere Flexibilisierung der Arbeitszeit auch für das Bodenpersonal runden das Paket ab. Auch sollen die automatischen Gehaltssteigerungen gestreckt werden.
Nach Angaben der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft, die etwa 8000 Lufthansa-Beschäftigte vor allem beim fliegenden Personal vertritt, bedeutet die tarifliche Nullrunde der Beschäftigten bis September 1993 einen Einspareffekt von 200 Millionen Mark. Weitere 200 Millionen würden durch Einzelmaßnahmen bei der Gehalts- und Arbeitszeitstruktur gespart. Als Beispiel nannte die DAG die Verlängerung der Flugzeiten beim Bordpersonal, ohne daß dessen Gesamtarbeitszeit verlängert werde. Außerdem seien Bremseffekte bei Beförderungen vereinbart worden.
Die Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV), der rund 17 000 Lufthanseaten angehören, wertete als Erfolg, daß eine Rückkehr zur 40-Stunden-Woche vermieden worden sei. Außerdem werde das 13. Monatsgehalt weiterbezahlt. Zudem sei es gelungen, für alle Beschäftigten einheitliche Tarife zu bewahren.
Die ÖTV listete noch einen Kernpunkt der Tarifeinigung auf: Auf ihren Druck hin werden paritätische ressort- und aufgabenbezogene Strukturgruppen eingesetzt, die künftig aktiv an der Sanierung mitwirken.
(AP/AFP/ulf)
MÜNCHEN, 1. September (AP). Am Wochenende wird es auf den Autobahnen und Fernstraßen vielleicht zum letzten Mal starken Ferienverkehr in Richtung Norden und Süden geben. Der Autofahrerklub ADAC wies in seiner Stauprognose am Dienstag in München darauf hin, daß im Saarland und im Süden der Niederlande die Ferien enden. Außerdem werden bereits viele Bayern wieder zu Hause erwartet, auch wenn ihre Kinder erst eine Woche später wieder in die Schule gehen müssen.
Schließlich rechnet der Klub mit Späturlaubern, die jetzt erst zur Nachsaison in den Süden aufbrechen. Dazu wird ein starker Wochenendverkehr der Bergwanderer in die Alpen erwartet. Staus und Engpässe müssen nach dem ADAC-Bericht einkalkuliert werden auf den Strekken A 9 Nürnberg-Berlin, A 3 Nürnberg-Würzburg-Frankfurt, A 99 Ostumfahrung München, A 92 / B 471 Nordumfahrung München, A 8 Salzburg-München-Stuttgart und B 309 / A 7 Pfronten-Reutte im Allgäu.
MAGDEBURG, 1. September (AP). Das blutige Eifersuchtsdrama im sachsen-anhaltinischen Arendsee hat ein zweites Todesopfer gefordert. Wie der Sprecher des Magdeburger Innenministeriums, Frank Rim, am Dienstag mitteilte, erlag eine 68jährige Frau, die von dem amoklaufenden Mann niedergeschossen worden war, ihren schweren Verletzungen.
Sie war am Vortag bei dem Streit der Eheleute dabei gewesen und von dem 51 Jahre alten Mann mit einem Trommelrevolver getroffen worden. Während die Ehefrau flüchten konnte, wurde ein 45jähriger gemeinsamer Bekannter getötet. Der Schütze fuhr anschließend in den 25 Kilometer entfernten niedersächsischen Ort Wustrow, feuerte dort auch auf seinen 40jährigen Freund und vermeintlichen Rivalen und verletzte ihn mit einem Bauchschuß lebensgefährlich.
MOSKAU, 2. September (AP). Der Staatssicherheitsdienst der ehemaligen Sowjetunion (KGB) wollte Boris Jelzin, den heutigen Präsidenten Rußlands, im Jahr 1985 offenbar ermorden lassen. Wie die Moskauer Zeitung Komsomolskaja Prawda am Dienstag berichtet, sollte der Anschlag in der zentralasiatischen Republik Tadschikistan ausgeführt werden. Den Auftrag habe der damalige KGB-Chef Wladimir Krjutschkow erteilt, der nun wegen Beteiligung am Putsch gegen Präsident Michail Gorbatschow im August 1991 im Gefängnis sitzt.
Jelzin war von April 1985 bis zu seiner Ernennung zum KP-Chef von Moskau im Dezember des gleichen Jahres Vorsitzender der Bauindustrie. In dieser Funktion besichtigte er ein Wasserkraftwerk in Tadschikistan. Der Zeitung zufolge liefen die Vorbereitungen für den Mord ganz nach Plan, doch der mit der Erschießung Jelzins beauftragte KGB-Offizier führte den Auftrag schließlich nicht aus. Er soll sich seitdem in Haft befinden.
Zu den Motiven für den Mordplan äußert die Zeitung sich nicht.
INGELHEIM, 1. September (AP). Ein Großbrand hat in der Nacht zum Dienstag in Ingelheim bei Mainz einen der größten deutschen Obst- und Gemüsemärkte in weiten Teilen vernichtet. Die Ursache war am Nachmittag laut Ermittungsbehörden noch unklar. Wie der Leiter der Kriminalpolizei erklärte, sei die Spurensicherung schwierig, da die Lagerhalle, in der das Feuer gegen 22 Uhr ausgebrochen war, wegen Einsturzgefahr gesperrt wurde. Der Brandschaden wird auf acht bis zehn Millionen Mark geschätzt.
Augenzeugen bot sich am Dienstag morgen ein Bild der Verwüstung. Eine 4000 Quadratmeter große Halle, in der vor allem Holzpaletten und leere Obstkisten aus Holz oder Kunststoff gestapelt waren, brannte völlig aus. Angefacht von einem kräftigen Südwestwind hatten die Flammen reichlich Nahrung gefunden. Das Feuer loderte zeitweise 100 Meter hoch in den Nachthimmel. Die Hitze ließ die Dachabdeckung aus Bitumenziegeln zerspringen, die Splitter bildeten eine zentimeterdicke Schuttschicht im Inneren des Gebäudes. Die Löscharbeiten wurden durch die drohende Einsturzgefahr verzögert.
Noch schlimmer erwischte es die benachbarte Anlieferungshalle. Trotz der Bemühungen von zeitweise 500 Feuerwehrleuten griffen die Flammen auf die hölzerne Dachkonstruktion über. Rund die Hälfte der bis zu einem Meter dicken Leimbinder verbrannte völlig und brach durch. Das Metalldach wurde durch die Hitze weich, die langen Platten hingen am nächsten Morgen wie nasse Handtücher von den Dachbalken herunter, die dem Feuer standgehalten hatten. Während die Feuerwehr noch an einzelnen Stellen Schwelbrände bekämpfen mußte, hing über dem ganzen Areal ein Geruch von Bratäpfeln. Mehrere Tonnen Obst waren ein Opfer der Flammen geworden.
Laut Angaben der örtlichen Feuerwehr war der Brand am Montag gegen 22 Uhr bemerkt worden. Kurze Zeit nachdem Großalarm ausgelöst worden war, seien rund 70 Löschfahrzeuge aus Ingelheim, Mainz und den umliegenden Ortschaften auf dem Gelände des Großmarkts eingetroffen. Die Löschmannschaften mußten sechs Stunden gegen das Feuer kämpfen. Erst gegen 4.20 Uhr war der Brand unter Kontrolle. Um die zahlreichen Schaulustigen von der Einsatzstelle fernzuhalten, sperrte die Polizei das Areal weiträumig ab. Auch der Verkehr auf der nahegelegenen Bundesbahnstrecke Mainz-Koblenz wurde für mehrere Stunden eingestellt.
Nach Auskunft eines Betriebssprechers ist der Großmarkt einer der bedeutendsten Umschlagplätze für deutsches Obst. Von Ingelheim aus werde das gesamte Bundesgebiet, aber auch Frankreich und die Beneluxstaaten mit Früchten aus dem Anbaugebiet Rheinhessen versorgt.
Im vergangenen Jahr habe das Unternehmen 50 Millionen Mark umgesetzt. Trotz des Brandes könne der Betrieb voraussichtlich weitergehen, hieß es. Sortieranlage, Versteigerungshalle und Kühlhäuser seien unversehrt geblieben. Waldbrand in Polen ist unter Kontrolle
WARSCHAU (Reuter). Der seit einer Woche in Schlesien wütende Waldbrand ist nach Angaben der Feuerwehr unter Kontrolle. Es werde aber noch zwischen drei Wochen und zwei Monaten dauern, bis alle Brandherde im Süden von Polen gelöscht seien. Fünf Menschen, darunter zwei Feuerwehrmänner, seien bei dem vermutlich größten Waldbrand Europas ums Leben gekommen.
Bei der Feuersbrunst wurden laut Feuerwehrangaben 10 000 Hektar der größten Waldregion in dem schwer umweltbelasteten Industriegebiet zerstört. Die Rauchsäule des wohl größten Feuers in der polnischen Geschichte sei noch im 50 Kilometer entfernten Kattowitz zu sehen gewesen. Minsk von Waldbränden umzingelt
MOSKAU (Reuter). Die weißrussische Hauptstadt Minsk ist nach einer Meldung der russischen Nachrichtenagentur Itar-Tass von Waldbränden umgeben. Die Stadt mit 1,5 Millionen Einwohnern liege unter einer dichten Rauchwolke. Vor allem Menschen mit Herzproblemen und Asthma würden unter dem stickigen Rauch leiden. Die Zahl der Notrufe habe sich in den letzten Tagen verdoppelt. In der früheren Sowjetrepublik seien wegen der schweren Dürre insgesamt 3000 Hektar Wald in Flammen aufgegangen.
BONN, 1. September (AP). Der Verkehrskollaps auf deutschen Straßen kann nach Aussagen von CDU-Politikern nur durch eine Verteuerung des Autofahrens vermieden werden. Bundesumweltminister Klaus Töpfer forderte am Dienstag bei einer Anhörung seiner Partei zu diesem Thema in Bonn, die Autofahrer auf dreierlei Weise an den Umweltkosten des Verkehrs zu beteiligen: Durch Erhöhung der Mineralölsteuer, durch eine höhere Kfz-Steuer für Fahrzeuge mit hohem Schadstoffausstoß und Benutzungsgebühren für Straßen.
Töpfer sagte, bislang seien die Umweltkosten des Verkehrs abgewälzt worden, im Zweifel sei das Auto stärker bezuschußt worden als die Bahn, und einzelne Regionen seien stärker subventioniert worden als andere. Jetzt aber müßten dem Verkehr die Umweltkosten angelastet werden, wenn die CDU die von ihr verlangte ökologische Marktwirtschaft "nicht nur als Sprechblase" geltend machen wolle. Der Umweltminister sagte, er sehe die von Bundesverkehrsminister Günther Krause angestrebte Erhebung von Straßennutzungsgebühren in Form einer Vignette "nicht gerade als das letzte, beste Mittel" an. Für Lastwagen sei sie zu begrüßen, bei Pkw aber müsse ein Weg gefunden werden, die tatsächlich gefahrenen Kilometer als Maß der Gebühren zu nehmen.
Krause forderte erneut europäische Lösungen für die Verkehrsprobleme. Die unterschiedlichen Wettbewerbsbedingungen für den Güterfernverkehr im europäischen Binnenmarkt müßten abgeschafft und ein fairer Wettbewerb zwischen den Verkehrsträgern Straße, Schiene und Wasserstraße ermöglicht werden. "Warum", fragte Krause, "reisen die Autofahrer von Nordeuropa nicht über Frankreich nach Spanien?" Weil die Franzosen Maut für ihre Autobahnen verlangten, "die Deutschen bieten es kostenlos an". Dies müsse geändert werden.
Fachausschußvorsitzender Kurt-Dieter Grill meinte, heute gebe es eine "Übernachfrage" nach Verkehrsleistungen, da sie noch zu billig seien. Künftig müsse der Verbraucher Infrastruktur- und Umweltkosten in voller Höhe zahlen.
COLOMBO, 1. September (AP). Mindestens 22 Menschen, überwiegend Moselms, sind am Dienstag bei einem Bombenanschlag auf einem Markt im Osten Sri Lankas ums Leben gekommen. Weitere 50 wurden nach Militärangaben verletzt. Militärsprecher machten tamilische Rebellen für die Explosion in Nainadamaridu ebenso verantwortlich wie für einen Bombenanschlag auf einen Bus am Sonntag, bei dem zehn Menschen getötet und 16 verletzt wurden. Die Bombe war in einer Kiste mit Fischen versteckt. Auch ein Bus wurde zerstört. Die Tamilenrebellen kämpfen für einen eigenen Staat im Norden Sri Lankas.
ESSEN, 1. September (AP). Offensichtlich cleverer als die Polizei zeigten sich Einbrecher in Essen, die in einem Juweliergeschäft Uhren im Wert von mehreren hunderttausend Mark erbeuteten. Wie ein Polizeisprecher am Dienstag berichtete, brachen die Täter in der Nacht zum Montag mit einem Hydraulikgerät die Wand zu dem Juweliergeschäft in der Essener Innenstadt ein. Da dabei zwangsläufig ein Alarm ausgelöst wurde, warteten die Verbrecher offenbar in aller Ruhe ab, bis die Polizei nach einer Begehung des Juweliergeschäftes wieder abgezogen war, ohne die Einbruchsvorbereitungen bemerkt zu haben. Erst dann sammelten die Diebe dann die Nobel-Uhren ein und machten sich aus dem Staub.
BRÜSSEL, 1. September (AP). Das belgische Umweltministerium hat am Dienstag den australischen Frachter "Maria Laura" an die Kette gelegt, nachdem dieser im Hafen von Antwerpen einen Container mit Giftmüll entladen hatte. Die Ladung besteht aus 18 Tonnen giftiger Polychlorbiphenyle (PCB), die für Frankreich bestimmt waren. Dort hatten sich die Hafenarbeiter geweigert, die Fracht zu entladen. Auch in Antwerpen wollten die Arbeiter das Schiff nicht ausladen.
Ein Reetdachdecker muß nicht hämmern, nageln oder schwere Ziegel schleppen. Ein Reetdachdecker muß nähen, bürsten und die langen Bündel der Schilfhalme sanft aneinander- und aufeinanderschichten. Er muß die Stoppelenden der Reetbunde sorgfältig glätten, damit die gewünschte teppichartige Struktur entsteht - eine schwierige Kunst, mit der die rund 30 Betriebe in Schleswig-Holstein völlig ausgelastet sind. Obwohl das Dach aus Röhricht mit einem Quadratmeterpreis von 120 Mark etwa doppelt so teuer ist wie ein gewöhnliches, wollen mehr Hausbesitzer denn je ein Reetdach über dem Kopf haben.
Reetdachdeckermeister Friedrich Nissen nennt Gründe für den seit zehn Jahren anhaltenden Boom. "Immer mehr Reethäuser stehen unter Denkmalschutz, das Umweltbewußtsein der Leute steigt, und seit 1983 hat das Bund-Länder-Programm zur Dorferneuerung viel bewirkt."
Land und Kreise bezuschussen mit 45 bis 60 Prozent, wie der zuständige Referent in der Kieler Landesregierung, Hermann-Josef Thoben, sagt. Das ist eine spürbare Entlastung für die Häuslebauer, die für eine Dachfläche von 100 Quadratmetern rund 120 000 Mark hinblättern müssen. Hinzu kommen für den Brandschutz 50 000 Mark und erhöhte Feuerversicherungsprämien.
Gerade wegen ihrer Entflammbarkeit wurden diese Dächer seit dem Mittelalter aus den Städten verdrängt, ja, nach Brandkatastrophen, wie sie die meisten größeren Siedlungen irgendwann erlebten, verboten. Auf dem Lande hingegen erfreuten sie sich ungebrochener Beliebtheit, denn das früher in Norddeutschland überall wachsende Reet war einst ein billiges Baumaterial. Heutzutage müssen sich die Reetdach-Decker 70 Prozent des benötigten Schilfs aus Ungarn, Polen, Rumänien und der Türkei besorgen. Manche Betriebe pachten dort sogar eigene Flächen und ernten allwinterlich ihren Rohstoff selbst.
Um ein Dach mit der 40 Zentimeter dicken Schilfschicht zu bedecken, brauchen drei Handwerker etwa vier Wochen. Auch diese Zeit nehmen die Kunden gerne in Kauf.
"Reet strahlt Gemütlichkeit und Ruhe aus, es ist ein lebendiges Material", erklärt der Obermeister der Reetdachdekker-Innung, Hans-Otto Finke, den Erfolg der traditionsreichen Bedachung.
Fast alle Fachbetriebe sind in der Reetdachdecker-Innung mit Sitz in Husum organisiert, der einzigen in Deutschland. Sie bilden jährlich nicht einmal zehn Lehrlinge aus - die Branche ist klein, aber die Nachfrage riesig. Gerade auch in den neuen Bundesländern werden die Spezialisten dringend gebraucht. Dort stehen in den nördlichen Regionen Hunderte alter Reetdachhäuser, die vielfach dringend des Fachmannes bedürfen, aber wohl noch länger auf bessere Zeiten warten müssen. ANIKA VON GREVE (dpa)
Hinter den Kulissen des Internationalen Leichtathletik-Verbandes (IAAF) ist ein Streit um das "Golden Four"-Projekt der vier Grand Prix-Veranstalter in Zürich, Berlin, Brüssel und Oslo entflammt. "Eine solche eigene Serie mit eigenen Preisgeldern würde doch einen Autoritätsverlust der IAAF bewirken", erklärte Professor August Kirsch (Köln), Mitglied im IAAF-Council. Am Rande des Grand Prix-Finals am Freitag in Turin will der Ehrenpräsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) den Alleingang der "Glorreichen Vier" bremsen. "Ich werde das Problem zum Thema für das Council machen. Es kann keine Strukturänderung ohne Zustimmung der IAAF geben", kündigte Kirsch an.
Der goldene Plan der vier Meeting-Direktoren war überraschend vor zweieinhalb Wochen in Zürich präsentiert worden. Mit dem neuen Konzept, das wesentlich durch einen Fünf-Jahres-Vertrag mit der Hamburger Ufa Film- und Fernseh GmbH getragen wird, sollen ihre Grand Prix-Meetings für Zuschauer und Athleten attraktiver werden. Die Stars können noch mehr verdienen - es soll in 14 Disziplinen Gesamtsieger geben, die zusätzlich einen ein Kilogramm schweren Goldbarren erhalten - und werden deshalb in noch größerer Zahl besonders diese vier Städte ansteuern.
Dadurch droht aber anderen, nicht so solventen Grand Prix-Sportfesten - 18 Meetings gab es 1992 insgesamt - das "Aus". Malmö hat bereits das Handtuch geworfen, Helsinki und Sevilla bangen um ihre Existenz. Verblüfft von dem "Golden Four"-Vorstoß war auch Kölns Sportfest-Chef Manfred Germar, der auch einen Kontrakt mit der Ufa abgeschlossen hat. "Der ist auch von den anderen hinters Licht geführt worden", berichtete Kirsch. Berlins ISTAF-Boß Rudi Thiel hat hingegen keine Angst vor der befürchteten Etablierung einer Zwei- Klassen-Gesellschaft im Meeting-Geschäft: "Das gibt es im Fußball und Tennis doch auch."
Neben dem Gerangel um Prestige, Macht und Geld im Grand Prix-Zirkus wird in Turin die Leichtathletik vor dem Weltcup Ende September in Havanna den vorletzten Höhepunkt der olympischen Saison erleben. Dabei kann noch einmal eine Deutsche im Blickpunkt stehen: Weitsprung-Olympiasiegerin Heike Drechsler führt vor dem Finale die Grand Prix-Gesamtwertung mit 45 Punkten gemeinsam mit Speerwerferin Natalia Schikolenko (GUS), 100-m-Hürdenläuferin Lynda Tolbert (USA) und Sprinterin Gwen Torrence (USA) an. Die 27jährige aus Jena - sie gewann fünf Grand Prix- Meetings - könnte sich damit als zweite Deutsche nach Hochsprung-As Heike Henkel (1991) in die Siegerliste eintragen. Bei den Männern führen vor Turin die GUS-Hammerwerfer Igor Astapkowich (59,0 Punkte) und Igor Nikulin (55,0). dpa
Die Probleme der Lufthansa sind kein Einzelfall. Auch international steht die Luftfahrt nach Ansicht von Branchenbeobachtern vor einschneidenden Veränderungen. In den USA mußten die Airlines in den vergangenen zwei Jahren bereits Milliardenverluste hinnehmen. Die Rezession, der Golf-Krieg und die Angst vor Anschlägen, vor allem aber ruinöse Preiskämpfe haben nicht nur kleinere Gesellschaften, sondern auch die traditionsreiche Pan Am und Eastern in den Konkurs getrieben. TWA, Continental und America West befinden sich noch in Vergleichsverfahren.
Weitere Veränderungen zeichnen sich ab: TWA-Besitzer Carl Icahn will die Firma an die Gläubiger (55 Prozent) und drei Gewerkschaften (45 Prozent) abgeben. Die Geldgeber sollen auf eine Milliarde Dollar verzichten, Piloten, Stewardessen und Techniker auf 15 Prozent ihrer Gehälter - zusätzliche Tarifkonzessionen sind nicht ausgeschlossen. Im Hintergrund warten US Air und British Airways (BA) als Käufer einer sanierten TWA. Die Engländer wollen zuvor, wie berichtet, 44 Prozent von US Air für 750 Millionen Dollar übernehmen. Eine Übernahme von TWA durch das neue Duo würde die größte Luftfahrtgesellschaft der Welt entstehen lassen. Deshalb kämpfen die US-Branchenführer United, American und Delta gegen den Einstieg von BA bei US Air. Sie fordern von London erst größere Zugeständnisse beim Zugang zum hartumkämpften Transatlantikgeschäft.
Continental Airlines hat gleich drei Angebote vorliegen. Das interessanteste ist eine Offerte von 400 Millionen Dollar der Air Canada; die führende kanadische Fluggesellschaft wurde gemeinsam mit einer texanischen Investorengruppe aktiv. 65 Prozent der Aktien wollen sie übernehmen, den Rest sollen die Gläubiger für einen teilweisen Schuldenerlaß bekommen. Continental soll unabhängig bleiben, aber eng mit Air Canada kooperieren.
Diese neuen Allianzen dürften aber nur der Auftakt zur weiteren Neuordnung der Luftfahrt sein, denn die Europäer und Asiaten wissen um die Konkurrenz der großen US-Linien. Diese bauten in den vergangenen Jahren ihre internationalen Streckennetze rasant aus. Die US-Flieger haben trotz hoher Verluste finanziell einen langen Atem. Das bekommen die Lufthansa und andere europäische Airlines in einem fast schon vernichtenden Wettbewerb mit Supersparpreisen über dem Atlantik zu spüren. dpa/vwd
MADRAS, 1. September (Reuter). Mindestens fünf Menschen sind bei Unruhen in der südindischen Stadt Madras ums Leben gekommen. Nach Angaben der Polizei begannen die Auseinandersetzungen zwischen einheimischen Fischern und aus Burma stammenden Händlern in der Nacht zum Dienstag vor einem Kino.
HAMBURG, 1. September (dpa). Ein neues Karenztag-Modell zur Finanzierung der Pflegeversicherung haben der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Wolfgang Schäuble, und Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) ins Gespräch gebracht. Die beiden Politiker sprachen sich dafür aus, daß Arbeitnehmer künftig den ersten Krankheitstag durch Überstunden oder Zusatzarbeit ausgleichen sollen. Damit würde die bisher erwogene Anrechnung eines Urlaubstages für den ersten Krankheitstag entfallen.
INGELHEIM, 1. September (dpa). Hundert Meter hohe Flammen schlugen in den nächtlichen Himmel über Ingelheim: Dort brannte in der Nacht zum Dienstag einer der größten deutschen Obst- und Gemüsemärkte nieder. Den Schaden dieses Großfeuers im Kreis Mainz-Bingen schätzte die Polizei am frühen Dienstag morgen auf über zehn Millionen Mark.
Verbrannt sind im Gebäudekomplex vor allem Holz- und Kunststoffkisten sowie Paletten für die Lagerung von Obst. Ob auch Erntevorräte vernichtet wurden, war zunächst nicht bekannt. Menschen seien nicht verletzt worden, hieß es. Die Ursache des Brandes ist noch unklar.
Das Feuer war gegen 22 Uhr von einem Passanten bemerkt worden. Schon kurz darauf schlugen riesige Flammen aus einer von insgesamt drei jeweils etwa 150 Meter langen Hallen. Der Widerschein des Feuers war in weiten Teilen des Rhein-Main-Gebietes zu sehen. Die Feuerwehren zwischen Mainz und Bingen waren mit weit über hundert Mann im Einsatz. Als sich die Flammen gegen Mitternacht, von böigen Winden angefacht, immer weiter ausbreiteten, wurde zusätzlich Bereitschaftspolizei mit Wasserwerfern in Marsch gesetzt. Ein in der Nähe liegendes Schwimmbad wurde als Löschwasserreservoir leergepumpt.
Die Polizei hatte den Brandort in einem Industriegebiet weiträumig abgesperrt. Dennoch behinderten große Mengen Schaulustiger die Arbeit der Feuerwehr. Die linksrheinische Bahnstrecke von Koblenz in Richtung Mainz wurde für drei Stunden gesperrt. Dadurch gab es nach Auskunft der Bundesbahn Verspätungen für mehrere Nachtzüge, die ebenso wie die Güterzüge rechtsrheinisch umgeleitet werden mußten.
Gefahr für die Bevölkerung durch giftige Dämpfe gab es laut Polizei nicht. Anwohner in der Umgebung des Großmarktes wurden jedoch aufgefordert, die Fenster zu schließen, um weitere Brände durch Funkenflug zu verhindern. Menschen wurden nach Polizeiangaben bei dem Feuer nicht verletzt.
Nach dreieinhalb Stunden hatte die Feuerwehr den Brand unter Kontrolle, die Löscharbeiten gingen jedoch auch in der Nacht weiter. Nach einer ersten Übersicht hat das Feuer vermutlich weit über die Häfte des Großmarktkomplexes zerstört. In einer der Hallen und auf einem Freigelände verbrannten vor allem Holz- und Kunststoffkisten sowie Paletten. Außerdem explodierten in den Flammen mehrere Gasflaschen, ohne jedoch größeren Schaden anzurichten. Die Löscharbeiten dauerten auch am frühen Morgen noch an. Für das Gebäude besteht Einsturzgefahr. Der Großmarkt für Obst und Gemüse in Ingelheim ist einer der größten in Deutschland. Hier liefern die Erzeuger aus dem Anbaugebiet Rheinhessen ihre Ware an. Schon einmal hatte ein Feuer 1979 einen Teil des Großmarktes vernichtet, der danach wieder aufgebaut und erweitert worden ist.
Mehr als ein Drittel der Betriebsanlagen dieses Obst- und Gemüsemarktes - er gilt als einer der größten in Deutschland - ist von dem Großbrand zerstört worden. Wie ein Sprecher der Vereinigten Großmärkte für Obst und Gemüse (VOG) Rheinhessen am Morgen mitteilte, brannten drei Hallenkomplexe ab, in denen das Lager für Holz- und Kunststoffsteigen, die Annahmestelle und die Werkstatt des Genossenschaftsbetriebs untergebracht waren.
Da jedoch die Obstsortieranlage, die Versteigerungshalle und die Kühlhäuser weitgehend unversehrt geblieben seien, lasse sich der Geschäftsbetrieb - zum saisonalen Höhepunkt der Pflaumen- und Äpfelernte - aufrechterhalten.
Auf dem Großmarkt liefern die Erzeuger aus dem Obst- und Gemüseanbaugebiet Rheinhessen zwischen Mainz, Alzey und Bingen ihre Ware für den Handel im Rhein-Main-Ballungsgebiet an. Der Betrieb ist im Frühjahr einer der größten Umschlagplätze für Spargel. Bei dem Feuer wurden Gemüse und Obst nicht vernichtet, wie der Sprecher erklärte. Explosion in griechischer Raffinerie
ATHEN (AFP). Bei der Explosion in einer griechischen Raffinerie ist am Dienstag ein Arbeiter ums Leben gekommen. 32 weitere wurden verletzt, davon 17 schwer, erklärte die Polizei in der griechischen Haupstadt Athen. Die Explosion habe sich gegen 7.30 Uhr nahe eines Gastanks in der Petrola-Raffinerie in Eleusis, 28 Kilometer westlich Athens, ereignet. Die Leiche des Getöteten sei bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Drei der Schwerverletzten schwebten nach Polizeiangaben am Morgen noch in Lebensgefahr.
Nach der Explosion sei ein Brand ausgebrochen. Vor Ort seien Dutzende Löschfahrzeuge und über hundert Feuerwehrleute im Einsatz, das Gebiet sei weiträumig abgesperrt worden. Ersten Ermittlungen zufolge handelte es sich um einen Unfall, dessen Ursache allerdings zunächst unklar war.
TRIPOLIS, 1. September (dpa). Libyens Revolutionsführer Moammar el-Ghaddafi hat zur Lösung der Lockerbie-Krise direkte Gespräche mit den USA ohne Vermittlung durch die Vereinten Nationen vorgeschlagen. In einer Fernseh- und Rundfunkansprache anläßlich des 23. Jahrestages der Machtübernahme sagte Ghaddafi, er sehe es als wahrscheinlich an, daß durch Verhandlungen eine Regelung gefunden werde könnte. Die USA wüßten, daß "wir keine Unterwerfung annehmen werden und bereit sind, zu kämpfen bis zum letzten Mann". Arabische Länder, die Beziehungen zu den USA unterhielten, könnten den direkten Gesprächskontakt herstellen.
JAKARTA, 1. September (dpa). Die 108 Staaten der Blockfreien-Bewegung dringen auf ein größeres Mitspracherecht in den Gremien der Vereinten Nationen (UN). Entscheidungen über Krieg und Frieden dürften künftig nicht allein den USA, Frankreich, Großbritannien, China und Rußland überlassen werden, forderte Indonesiens Präsident Suharto, dessen Land den Vorsitz der Bewegung innehat, zur Eröffnung des zehnten Gipfeltreffens der Blockfreien am Dienstag in der indonesischen Hauptstadt Jakarta. Suharto verwies darauf, daß die Länder der Blockfreien zwei Drittel der Sitze in der UN-Vollversammlung einnehmen.
Die blockfreien Länder sollten sich künftig vorrangig darum bemühen, den Graben zwischen dem armen Süden und den Wirtschaftsmächten im Norden zu überbrücken, gab Suharto als Ziel aus. Die Bewegung umfaßt praktisch alle Länder der mit 1,4 Billiarden Dollar im Ausland verschuldeten Dritten Welt.
PEKING, 1. September (dpa). Drei Mitglieder der chinesischen Bewegung für Demokratie sowie zwei französische Journalisten sind in der Nacht zum Dienstag in Peking verhaftet worden. Unter den drei verhafteten Studenten befindet sich der 20jährige Shen Tong, der vor vier Wochen von einem Gaststudium in den USA nach China zurückgekommen war. Er gehört zum Kern der Demokratiebewegung. Auch zwei französische Journalisten wurden festgenommen. Sie wollten an einer prodemokratischen Pressekonferenz teilnehmen, wurden aber vor einem Pekinger Hotel von der Polizei in Gewahrsam genommen.
BELGRAD, 1. September (dpa/Reuter). Serbische Einheiten und bosnische Regierungstruppen haben sich in der Nacht zum Dienstag erneut heftige Gefechte geliefert. Nach Angaben von Radio Belgrad schlugen die Serben eine "totale" Moslem-Offensive auf alle serbischen "Verteidigungsstellungen" in und um Sarajewo zurück. Dabei hätten die Moslems schwere Verluste hinnehmen müssen. Dagegen meldete der bosnische Rundfunk, die Offensive der Verteidiger zur Durchbrechung des serbischen Belagerungsringes um die Hauptstadt mache Fortschritte und verlaufe planmäßig. In Belgrad stellte sich der serbische Oppositionspolitiker Vuk Draskovic hinter den jugoslawischen Ministerpräsidenten Milan Panic, den Abgeordnete der regierenden Sozialisten durch ein Mißtrauensvotum stürzen wollen. Draskovic, Chef der Serbischen Erneuerungsbewegung, rief die Bevölkerung zu einer Demonstration für Panic am Donnerstag auf.
BERLIN, 1. September (dpa). In der Berliner SPD zeichnet sich im Machtkonflikt um die Nachfolge des vor zwei Wochen zurückgetretenen Landesvorsitzenden Walter Momper eine Entscheidung zugunsten von SPD-Fraktionschef Ditmar Staffelt ab.
Die Vorsitzenden der elf Ost-Kreisverbände stellten sich in der Nacht zum Dienstag einstimmig hinter Staffelts Personal- und Führungskonzept und sicherten ihm ihre Unterstützung für eine eigene Kandidatur zu. Gleichzeitig forderten sie die amtierende Landesvorsitzende und Sprecherin der Linken, Monika Buttgereit, "im Interesse der Beendigung der alten Flügeldiskussion" auf, auf eine Bewerbung zu verzichten. Der Landesvorstand soll Ende Oktober auf einem Parteitag von den Delegierten der insgesamt 23 Kreisverbände neu gewählt werden.
In einer Resolution baten alle Vorsitzenden der östlichen Kreise Ditmar Staffelt "eindringlich", seine Bereitschaft zu einer Kandidatur zu erklären. Zu Staffelts Konzept für die künftige Arbeits- und Führungsstruktur, das vor allem auf eine stärkere Repräsentanz der Ostmitglieder an der Parteispitze setzt, gebe es "keine andere Alternative".
Einstimmig unterstützt wurde auch Staffelts Vorschlag, einen ersten herausgehobenen Stellvertreterposten mit der scheidenden Köpenicker Bezirksbürgermeisterin Monika Höppner zu besetzen. Sie könne, anders als der von Buttgereit favorisierte stellvertretende Lichtenberger Kreisvorsitzende Christoph Tannert, "alle Ost-Kreise" repräsentieren, sagte der neue Sprecher der Ost-Kreisverbände, Dieter Schmitz, am Dienstag morgen der dpa. In einer Trendabstimmung für den bisher unbenannten zweiten Stellvertreterposten in der von Staffelt vorgesehenen vierköpfigen Vorstandsriege erhielten der Pankower Kreisvorsitzende Peter Seitz und seine aus Prenzlauer Berg stammende Amtskollegin Anke Reuter die meisten Stimmen.
ISTANBUL, 1. September (dpa). Die Not in der autonomen Kurdenregion im Nordirak hat nach einem Bericht der prokurdischen Istanbuler Tageszeitung "Özgür Gündem" vom Dienstag zur Entstehung von Kindermärkten geführt. Die Preise lägen umgerechnet zwischen 15 000 und 30 000 Mark. Die meist verwaisten Kinder müßten "gesund und hübsch" und höchstens im Vorschulalter sein. Der Handel werde von Agenten westlicher Ehepaare angeheizt, beteiligt seien aber auch Vertreter extremistischer religiöser Organisationen, die sich auf den Märkten ihren Nachwuchs zusammenkauften.
MOSKAU, 1. September (dpa). Im Krisengebiet Berg-Karabach im Kaukasus ist es am Dienstag morgen ungeachtet eines ab Mitternacht geltenden Waffenstillstands zu Feuergefechten gekommen. Nach Angaben aus dem Verteidigungsministerium Aserbaidschans beschossen Einheiten der Karabach-Armenier die Kreisstadt Fisuli und den Kreis Dschebrail auf aserbaidschanischem Territorium. Auch von der Nachbarrepublik Armenien aus seien Grenzgebiete Aserbaidschans bombardiert worden.
HERRLISHEIM, 1. September (dpa). Unbekannte haben in der elsässischen Gemeinde Herrlisheim auf einem jüdischen Friedhof 196 Grabmäler umgestürzt und 50 weitere zerschlagen. Die Präfektur von Colmar teilte mit, die Verwüstungen seien am Montag abend von einem Besucher entdeckt worden. Es gebe keine Schmierereien, die auf einen bestimmten Täterkreis hindeuteten. Unter den umgeworfenen Grabmälern waren auch tonnenschwere Monumente.
NAIROBI, 1. September (dpa). Aufständische Tuareg-Nomaden in Niger haben der Regierung des westafrikanischen Wüstenstaats den Krieg erklärt. Nach der Festnahme einer Reihe von Tuareg-Führern durch Regierungstruppen sagte ein Sprecher der Rebellen am Dienstag dem französischen Auslandssender RFI: "Unsere Strategie ist klar, und das heißt Krieg." Das Militär hatte auf eigene Faust in der Oasenstadt Agadez das Kriegsrecht verhängt und landesweit 93 führende Vertreter der Tuareg-Nomaden festgenommen, darunter einen Minister. In Niger leben rund 600 000 Tuareg, fast zehn Prozent der Bevölkerung. Die Rebellen kämpfen für eine größere Autonomie der nördlichen Landesteile, in denen es Uranvorkommen gibt.
LONDON, 1. September (dpa). Ein Militärflugzeug, das 41 Journalisten aus Angola nach Johannesburg in Südafrika zurückbringen sollte, ist am Dienstag nach dem Start in Angola abgestürzt. Mindestens drei Personen, die Besatzungsmitglieder der zweimotorigen Propellermaschine vom Typ DC 3 Dakota, seien ums Leben gekommen, meldete der britische Fernsehsender ITN. Die Journalisten hatten nach Angaben des Senders das Hauptquartier der angolanischen Oppositionsgruppe UNITA in Jamba besucht. Über das Schicksal der Passagiere lagen zunächst keine Angaben vor.
BERLIN, 1. September (AFP/dpa). Die elf Ostberliner SPD-Kreisverbände haben sich hinter den SPD-Fraktionsvorsitzenden im Abgeordnetenhaus, Ditmar Staffelt, als Nachfolgekandidat für den zurückgetretenen Landesvorsitzenden Walter Momper gestellt. Staffelt verfüge über die nötige Integrationsfähigkeit, sagte der Treptower Kreisvorsitzende Dieter Schmitz am Dienstag. Er sei am besten in der Lage, die Interessen des Ostteils der Stadt durchzusetzen. Schmitz begrüßte den Vorschlag Staffelts, die Köpenicker Bezirksbürgermeisterin Monika Höppner zur stellvertretenden Landesvorsitzenden zu machen.
Die Kreisverbände forderten die amtierende Landesvorsitzende und Sprecherin der Linken, Monika Buttgereit, in einer Resolution auf, zugunsten Staffelts zu verzichten. Frau Buttgereit teilte mit, sie halte weiter an ihrer Kandidatur für das Amt fest.
BERLIN, 1. September (dpa). Die Entscheidung, ob Erich Honecker weiterhin im Gefängnis bleiben muß, soll an diesem Donnerstag fallen. Die zuständige Schwurgerichtskammer des Landgerichts Berlin hat in dem Verfahren gegen den Staats- und Parteichef der früheren DDR den Haftprüfungstermin festgesetzt. Das teilte die Senatsverwaltung für Justiz am Dienstag mit. Honecker ist wegen Tötung von 49 Flüchtlingen an der Berliner Mauer und der innerdeutschen Grenze angeklagt.
Bei dem Haftprüfungstermin soll das ärztliche Gutachten über die Vernehmungs-, Haft- und Verhandlungsfähigkeit von Honecker dem Gericht vorliegen. Der Verdacht, daß der 80jährige an Leberkrebs leidet, war vom ärztlichen Sachverständigen, Professor Volkmar Schneider, bestätigt worden. Die Anwälte hatten daraufhin gefordert, Honecker von der Haft zu verschonen und den Prozeß nicht zu eröffnen.
HAMBURG (dpa/VWD). Die deutsche Mineralölwirtschaft befürchtet in ihrer Branche Fehlentwicklungen im Osten der Bundesrepublik. "Auch dort sollte der bewährte ölpolitische Grundsatz gelten, daß die Unternehmen ohne wettbewerbsverzerrende staatliche Hilfen ihre Investitionsentscheidungen treffen und Mineralölprodukte freien Zugang zu den Absatzmärkten haben", verlautbart der Mineralölwirtschaftsverband (MWV). Die Branche habe bewiesen, daß sie selbst unter extrem schwierigen Bedingungen "Anpassungsaufgaben" aus eigener Kraft erfolgreich bewältigen könne.
Hinter den Klagen verbirgt sich im wesentlichen Kritik an der Privatisierung der Raffinerie in Leuna und des Tankstellennetzes der ostdeutschen Minol. Dieser Verkauf an ein Konsortium unter Führung der französischen Elf Aquitaine wurde von umfangreichen staatlichen Garantien begleitet, die nach Ansicht des MWV zu Lasten des Steuerzahlers gehen, den Wettbewerb verzerren und eine "Interventionsspirale" auslösen könnten.
In Sachsen-Anhalt blockieren laut MWV Politiker ein Raumordnungsverfahren, das für eine Produktenpipeline von Hamburg nach Sachsen erforderlich wäre, um ihre heimische Raffinerie in Leuna zu schützen. Durch derartige Eingriffe werde der Aufbau international wettbewerbsfähiger Versorgungsstrukturen beeinträchtigt.Harte Zeiten für die Elche
STOCKHOLM, 1. September (dpa). In Schweden hat die traditionelle Elchjagd wieder begonnen. In den kommenden vier Monaten sind nach Angaben vom Dienstag 100 000 Elche zum Abschuß freigegeben, denen die Jäger in Gruppen in den Wäldern nachspüren. Der Tierbestand ist in den vergangenen Jahren von 350 000 auf 250 000 Elche verringert worden. Wegen einer Krankheit ist es nötig, mehr Tiere zu erlegen. Waldeigentümer wollen die Zahl der Elche niedrig halten, da die Tiere Waldschäden anrichten. Außerdem zahlen Jäger aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien mehrere tausend Kronen für das Privileg, auf einen Elch schießen zu dürfen.
PESHAWAR, 1. September (dpa). Sechs Flugzeuge der afghanischen Regierungsstreitkräfte haben am Dienstag einen Luftwaffenstützpunkt im Westen des Landes bombardiert, der von Rebellenführer Gulbuddin Hekmatyar kontrolliert wird. Wie die als zuverlässig geltende Agentur Afghanische Islamische Presse (AIP) berichtete, sei großer Schaden entstanden. Die Waffenruhe in der Hauptstadt Kabul wurde laut AIP auch am dritten Tag eingehalten, obwohl ihre Bedingungen zwischen Hekmatyar und dem Regierungslager umstritten seien.
General Rashid Dostum, dessen Usbeken-Miliz im Zentrum der dreiwöchigen Kämpfe zwischen Hekmatyar und dem Regierungslager stand, hat einen Rückzug aus Kabul vorerst abgelehnt und einen "hundertprozentigen" Frieden zur bedingung gemacht.
Der neue Chef auf dem Bökelberg ist ein Kerl wie ein Baum: Der Sportdozent und frühere Konditionstrainer Karl- Heinz Drygalsky (54), volles silbergraues Haar, ausgestattet mit dem Gardemaß von 1,92 m und gut 97 kg schwer, ist unübersehbar. Von der Gestalt her bringt der neue Präsident des krisengeschüttelten Chaos-Klubs VfL Borussia Mönchengladbach alle Voraussetzungen mit, den Augiasstall des einstigen Vorzeigevereins der Fußball-Bundesliga auszumisten. "Ich bin angetreten, um bei meiner alten Liebe in Gladbach wieder klare, positive Verhältnisse zu schaffen", betont der neue Mann an der Spitze des fünfmaligen Deutschen Meisters, der viele Jahre Wegbegleiter von Hennes Weisweiler war und sich "mit einem Hauch von Masochismus" der Aufgabe stellt.
Drygalsky hat den plötzlichen Rückzug Helmut Grashoffs (64) als Krisenberater erstaunlich schnell weggesteckt. "Es kommt überraschend, daß er sich nach der Amtsübernahme des neuen Präsidiums sofort zurückgezogen hat. Er hat sich in den langen Jahren als ausgesprochener Top-Mann erwiesen. Doch wir werden auch ohne ihn klarkommen", gibt sich der gebürtige Berliner überzeugt, den schier endlos schwelenden Krisenherd endlich zu ersticken. "Mit dem Gladbacher Steuerberater Günter Claßen und dem in Wuppertal tätigen Brauerei-Manager Horst Randel besitzt Borussia zwei erstklassige Leute aus der Wirtschaft als neue Vizepräsidenten. Claßen ist mit Volldampf dabei, die absolut gegensätzlichen Zahlenangaben von Grashoff und des beurlaubten Managers Rolf Rüssmann auseinanderzudividieren." Die Bilanz soll so schnell wie möglich der Öffentlichkeit präsentiert werden.
Die Frage nach der eventuellen Rückkehr des populären Rüssmann (41) bereitet dem neuen Präses sichtlich Unbehagen: "Das ist im Moment noch völlig offen. Ich muß mit ,Jein' antworten." Damit schließt er ein Comeback Rüssmanns nicht aus. Als vordringlich nennt er folgende Punkte: "Erstens Ruhe und Frieden im Verein; zweitens Versöhnung mit Fans, Stadt und Sponsoren; drittens trotz des Programms ,Fohlen 2000' die Saison 1992/93 mit Borussia sportlich erfolgreich überbrücken."
20 Jahre lang trimmte "Dryggy", wie er von Freunden genannt wird, Borussias Profis. Bis zum Frühjahr 1992. Da beschied der neue Coach Jürgen Gelsdorf (39): "Ich brauche keinen Konditionstrainer" - und drängte den Langgedienten aus dem Amt. Diese Tatsache ist die eigentlich pikante und zugleich brisante Note am Comeback des Karl-Heinz Drygalsky. Die Unterstellung, er und Gelsdorf seien "wie Hund und Katze", weist Drygalsky ebenso entschieden von sich wie die Vermutung, mit seinem Amtsantritt seien Gelsdorfs Tage am Bökelberg gezählt. "Ich hege keinerlei Rachegelüste. Wer mich kennt, weiß das. Das sind Verdächtigungen bar jeder Grundlage. Es ist doch ganz legetim, daß neue Männer neue Ideen und Vorstellungen mitbringen."
"Gelsdorf ist für die sportlichen Belange Borussias verantwortlich. Daß er am Erfolg gemessen wird, ist stinknormal - das wird der neue Vorstand auch." Gelsdorf versucht der neuen personellen Konstellation die Spitze zu nehmen: "In der Stunde der Not war ,Dryggy' der einzige, der die Verantwortung übernahm. Das sagt aus meiner Sicht alles." Daß Gelsdorf und Rüssmann keine Freunde sind, weiß Drygalsky. Er sagt: "Mir wäre es am liebsten, wenn Borussia möglichst schnell ins gesicherte Mittelfeld der Tabelle vorstößt. Dann haben wir ein dickes Problem weniger."
Die meisten Fans kennen Drygalsky nur im Trainingsanzug. Das neue Image als "Boß" in Schlips und Kragen muß er noch pflegen und prägen. Aber nur im Fußball-Umfeld. Denn der frühere Zehnkämpfer Drygalsky (Bestmarke 7089 Punkte, Spezialitäten Springen und Werfen) ist aus seiner über 20 Jahre langen Tätigkeit als Dozent für Leichtathletik an der Sporthochschule in Köln an Auftritte im feinen Zwirn durchaus gewöhnt. Deswegen ärgert es ihn maßlos, daß er am Wochenende wegen seiner früheren Nebentätigkeit im Fernsehen als "unterprivilegiert" dargestellt wurde: "Da stehe ich eigentlich drüber, aber das ging unter die Gürtellinie." dpa
HAMBURG, 1. September (dpa). Nach dem Elternprotest im Hamburger Stadtteil Ohlstedt gegen die geplante Errichtung von Notunterkünften für rund 100 Asylbewerber auf dem Pausenhof einer Grundschule sucht das Bezirksamt nun einen anderen Standort für die Wohncontainer. Allerdings setzte die übergeordnete Sozialbehörde dem Amt dafür eine Frist bis Freitag mittag. Sollte dann kein anderer Standort gefunden sein, werde auf dem Schulhof mit dem Bau begonnen, teilte ein Sprecher am Dienstag mit.
Der Elternratsvorsitzende der Schule, Holger Neumeyer, hatte es am Montag als für die Kinder unzumutbar bezeichnet, mit Menschen hinter Zäunen auf dem Pausenhof konfrontiert zu werden. Zum anderen könnten die Schüler nach den Rostocker Nächten auch durch Übergriffe Rechtsradikaler gefährdet werden. An dem "Streik" hatten sich fast alle 150 Schüler und deren Eltern beteiligt.
Der Befangenheitsantrag der Verteidigung gegen den Vorsitzenden Richter Thomas-Michael Seibert im Frankfurter Holzschutzmittel-Prozeß ist von einem Richtergremium des Landgerichts Frankfurt zurückgewiesen worden. Die Anwälte hatten die Ablehnung des Vorsitzenden beantragt, nachdem Seibert sich in einem Leserbrief an eine Tageszeitung kritisch über Probleme der Führung von Strafprozessen geäußert hatte.
Die Verteidiger sahen darin eine einseitige Stellungnahme des Vorsitzenden in bezug auf den laufenden Prozeß, die bei den Angeklagten die Besorgnis erregen müsse, daß der Richter befangen sei. Dazu bestehe aus der Sicht "eines vernünftigen Angeklagten" kein Anlaß, heißt es in der Begründung zur Zurückweisung des Befangenheitsantrags. In dem Leserbrief Seiberts werde weder direkt noch indirekt auf den anhängigen Prozeß Bezug genommen.
Der Holzschutzmittel-Prozeß wird am Donnerstag unter dem Vorsitz Seiberts fortgesetzt. Bei einem Erfolg des Verteidigerantrags hätte die Hauptverhandlung abgebrochen werden müssen, weil kein Ersatzrichter zur Verfügung steht. dpa
TIFLIS, 1. September (AP/dpa/Reuter). Im kaukasischen Krisengebiet Abchasien ist es am Dienstag zu einem Gefecht zwischen georgischem und dort stationiertem russischen Militär gekommen. Die russischen Truppen im Kaukasus gaben bekannt, Georgier hätten in Eschera unweit der abchasischen Hauptstadt Suchumi eine russische Einheit beschossen. 15 georgische Soldaten seien gefallen.
Während Regierungsbeamte in Tiflis eine gemeinsame Untersuchung ankündigten, richtete die Moskauer Regierung eine scharfe Warnung an Tiflis und drohte mit "Konsequenzen". Der georgische Staatsratsvorsitzende Eduard Schewardnadse sagte, er werde nicht am Donnerstag zu einer Krisensitzung mit dem russischen Präsidenten Boris Jelzin nach Moskau reisen, wenn sich herausstellen sollte, daß die russischen Truppen Feuerbefehl erhalten hätten. Jelzin habe ihm jedoch versichert, daß es keinen derartigen Befehl gegeben habe. In Tiflis wurde vermutet, mit dem Überfall solle das Treffen in Moskau torpediert werden.
WEIMAR, 1. September (dpa). Die Gedenkstätte Buchenwald will unmittelbar an das frühere Konzentrationslager grenzende Grundstücke mit Gräbern von Opfern des sowjetischen Internierungslagers Buchenwald zwischen 1945 und 1950 kaufen. Dieser "Totenwald", so Gedenkstättenleiter Thomas Hofmann am Dienstag, sei nach dem Krieg bei der Bodenreform an Privatpersonen vergeben worden. Die Massengräber waren erst nach der Wende entdeckt worden. Eine sinnvolle Gestaltung des Geländes setze aber geklärte Eigentumsverhältnisse voraus. Die Gedenkstätte habe einen Anwalt mit Kaufverhandlungen beauftragt.
Die zweite Epoche des Lagers Buchenwald, in dem nach dem Zweiten Weltkrieg etwa 10 000 Menschen getötet wurden, war in der DDR-Zeit ein Tabu-Thema. Hofmann beklagte das "erschreckende Desinteresse" der Landesregierung, der Kommunen und der Öffentlichkeit Thüringens an der Einrichtung einer Gedenkstätte für die Opfer des Internierungslagers.Kassenärzte kompromißbereit?
KÖLN, 2. September (dpa). Im Streit um die von der Bundesreigerung geplante Gesundheitsreform signalisieren nun auch die Kassenärzte Kompromißbereitschaft. In einem von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) vorgelegten Konzept erklären sich die Mediziner bereit, ein befristetes Sparprogramm mitzutragen. Voraussetzung sei, daß die Basis der Ausgabenbegrenzung das Jahr 1992 ist.
Damit setzt sich die KBV-Spitze nach Einschätzung von Fachkreisen deutlich von der harten Fraktion der Ärzteschaft ab, die eine Ablehnung der Bonner Pläne "ohne Wenn und Aber" fordert. Die KBV-Vertreter müssen dem Konzept allerdings erst noch zustimmen. Nach Vorstellungen der KBV-Spitze sollen die Kassenärzte in den neuen Bundesländern von den Sparmaßnahmen ausgenommen werden.
HAMBURG, 1. September (dpa). Eigentlich hatte sich der 71jährige peruanische Taschendieb Emilio Apollinario in seiner Heimat schon zur Ruhe gesetzt. Aber zur Olympiade in Barcelona brach er noch einmal auf. In Hamburg nahm seine Europa-Reise nun ein plötzliches Ende. Laut Angaben der Polizei vom Dienstag wurde der 71jährige auf dem Hauptbahnhof von Zivilfahndern geschnappt. Er hatte versucht, einem Reisenden auf dem Bahnsteig das Portemonnaie aus der Tasche zu stehlen.
Die Beamten ermittelten, daß der mit mehreren falschen Pässen ausgerüstete Mann bereits seit 1940 in den USA und Argentinien, und seit 1965 auch in Europa seinem kriminellen Gewerbe nachging. Festgenommen wurde er unter anderem in Rom, Mailand, Madrid, Frankfurt, Brüssel und Zürich sowie in Griechenland und Schweden. Auch während der Olympiade in Barcelona wurde er auf einer Diebestour von der Polizei ertappt und festgenommen, kurze Zeit später aber wieder entlassen, weil seine Identität nicht zu klären war.
COLOMBO, 1. September (dpa). Bei einem Bombenanschlag im Basarviertel Sainthamaruthus im Osten Sri Lankas sind am Dienstag mindestens 22 Menschen ums Leben gekommen. Von den 50 Verletzten schwebten viele in Lebensgefahr, teilten die Behörden mit. Militärkreise machten die separatistischen tamilischen Rebellen für den Anschlag verantwortlich.UN-Einsatz in Somalia strittig
ROM/KHARTUM, 1. September (AFP/dpa). Die "Somalische Nationalallianz" (SNA) von General Mohamed Farah Aidid will die Präsenz von 3000 UN-Soldaten auf dem von ihr kontrollierten Territorium nicht akzeptieren. Das teilte am Dienstag Osman Hassan Ato, Mitglied des Zentralkomitees der Organisation, in einer in Rom verbreiteten Mitteilung seiner Bewegung mit. Die Blauhelme der Vereinten Nationen würden "zu dem nationalen Polizeikorps" von 6000 Mann, das seine Organisation aufbaue, nur in Konkurrenz treten. Das Polizeikorps soll nach Ansicht der SNA für die Sicherheit im Land sorgen und die Verteilung der Hilfsgüter sicherstellen. Die SNA beherrscht nach eigenen Angaben zwei Drittel Somalias.
MOSKAU, 1. September (dpa). Der überwiegend von Russen und Ukrainern bewohnten Dnjestr-Region soll innerhalb Moldawiens ein besonderer Status eingeräumt werden. Darin stimmten die Präsidenten Rußlands und Moldawiens, Boris Jelzin und Mircea Snegur, am Dienstag in Moskau überein, teilte Jelzins Pressesprecher Wjatscheslaw Kostikow mit. Jelzin habe sich für die Ausarbeitung eines entsprechendes Abkommens als Vermittler angeboten.
Hintergrund des Konflikts sind die Forderungen der slawischen Bevölkerungsmehrheit östlich des Flusses Dnjestr nach mehr Selbstbestimmung. Im Fall einer Wiedervereinigung Moldawiens mit Rumänien will das Dnjestr-Gebiet Moldawien verlassen können. Nach monatelangen Kämpfen zwischen Einheiten Moldawiens und Dnjestr-Gardisten war Anfang August eine gemeinsame Friedenstruppe Rußlands und der beiden Konfliktparteien entlang der Front aufgezogen. Seitdem schweigen die Waffen.
WARSCHAU, 2. September (dpa). Etwa 200 Arbeiter der staatlichen Rüstungsfabrik Lucznik in Radom südlich von Warschau haben am Dienstag vor den Botschaften der USA und der Bundesrepublik für die Freilassung ihres Direktors Rajmond Szwonder demonstriert. Szwonder sitzt zur Zeit in deutscher Auslieferungshaft. Er gehört zu den sechs Polen, die am 10. März in Frankfurt wegen illegaler Waffengeschäfte verhaftet worden waren.
Szwonder hatte für seinen mit großen Schwierigkeiten kämpfenden Betrieb Waffen verkaufen wollen, die angeblich für die Philippinen, in Wirklichkeit aber für den Irak bestimmt gewesen sein sollen. Dabei waren er und seine Mithäftlinge auf einen amerikanischen Lockspitzel hereingefallen. Die polnische Regierung hat sich in Bonn mehrmals für die Freilassung der sechs Verhafteten eingesetzt.
BERLIN, 1. September (dpa). Der stellvertretende Abteilungsleiter eines Berliner Bankinstitutes ist am Dienstag von einer Strafkammer wegen Untreue zu zwei Jahren Bewährungsstrafe verurteilt worden. Der damalige stellvertretende Chef der Kreditabteilung hatte über fingierte Konten von 1986 bis 1990 insgesamt rund eine halbe Million Mark veruntreut. Er habe aus einer familiären Notsituation heraus gehandelt und wolle den gesamten Schaden wiedergutmachen, sagte er vor Gericht.
HANNOVER (dpa/VWD). Der Krach im Haus des Backwarenherstellers Bahlsen spitzt sich zu. Im Machtkampf zwischen den Bahlsen-Stämmen um die Brüder Werner-Michael (43) und Lorenz (44) einerseits und Vetter Hermann (64) andererseits wird ein Schiedsgericht bemüht.
Ende Juni hatte der Beirat der über hundert Jahre alten Familienfirma erklärt, daß er mit Wirkung vom 31. August dieses Jahres geschlossen zurücktreten werde, da Beirat und Gesellschafter in wesentlichen Aspekten der Geschäftsführung und der Unternehmensverfassung keine Überstimmung erzielen konnten.
Laut Hermann Bahlsen hatten ihm seine Vettern um elf Uhr am 27. Juli einen Brief geschrieben, in dem sie ihn baten, bis 15 Uhr des gleichen Tages eine Stellungnahme über ein gemeinsames Rundschreiben an die Belegschaft über sein Ausscheiden aus dem Unternehmen zu verfassen. Gleichzeitig hätten sie ihn aufgefordert, sein Büro bis zum 31. August zu räumen. Wie Werner-Michael Bahlsen dazu sagt, sehe der Vertrag zwischen den Gesellschaftern von 1983 vor, daß Hermann Bahlsen bereits zum 1. Juli 1989 als geschäftsführender Gesellschafter hätte ausscheiden müssen. Bisher sei dies "im Sinne einer Duldung" aber nicht geschehen.
Dies bestreitet Hermann Bahlsen energisch. Der entsprechende Passus im Kontrakt besage, daß er bis Mitte 1989 als geschäftsführender Gesellschafter in der Firma "verbleibe". Dies heiße aber nicht, daß er als Geschäftsführer das Unternehmen auch verlasse. Er fühle sich weiterhin in die Pflicht genommen. Hinzu komme, daß er die Interessen seiner drei Kinder vertreten müsse, die sich aufgrund der bisherigen Ausschüttungspolitik des Keks-Betriebes als "ausgehungert" betrachteten. "Meine beiden Vettern wollen eindeutig die Macht," meint Hermann Bahlsen. Er räumt ein, daß eine beim Landgericht Hannover von ihm beantragte einstweilige Verfügung abgelehnt wurde. Zweck sei es gewesen, einen Burgfrieden zu erreichen, bis das Schiedsgericht entschieden habe.
Hermann Bahlsen hält mit seinem Familienstamm 44 Prozent der Anteile, der Clan der beiden Vettern die restlichen 56 Prozent. Von den Beteiligten wird betont, daß es nunmehr um eine Schadensbegrenzung für das Unternehmen gehen müsse. Werner-Michael Bahlsen erklärt, daß man nicht mehr auf Räumung des Büros pocht. Innerhalb der kommenden zwei bis drei Wochen könne wahrscheinlich ein neuer Beirat vorgestellt werden. Nach wie vor werde ein außenstehender Spitzenmanager als geschäftsführender Gesellschafter gesucht, doch müsse erst "das eigene Zelt" in Ordnung gebracht werden.
ISTANBUL, 1. September (dpa). Bei mehreren Razzien in Istanbul hat die türkische Polizei sieben mutmaßliche Führungsmitglieder der linksextremistischen Untergrundorganisation Dev-Sol (Revolutionäre Linke) festgenommen. Die Istanbuler Polizei teilte am Dienstag mit, die vier Männer und drei Frauen würden verdächtigt, an mehreren Mordanschlägen und Banküberfällen beteiligt gewesen zu sein. Die Polizei stellte während der vergangenen zwei Wochen auch Waffen und Munition sicher.
Als mißglückter Mordanschlag auf einen Polizeikommissar wurde in offizieller Darstellung am Dienstag ein Vorfall bezeichnet, bei dem im Istanbuler Stadtbezirk Avcilar ein mutmaßliches Dev-Sol- Mitglied getötet wurde. Der Angreifer soll dem Polizisten in Zivil vor dessen Wohnung aufgelauert haben. Der Beamte habe ihn jedoch nach einem Gerangel erschossen, berichtete der Istanbuler Polizeipräsident Necdet Menzir.
NEU-DELHI, 1. September (dpa). Die Zahl der Todesopfer bei dem Chemieunglück im indischen Bhopal vor fast acht Jahren wird jetzt offiziell mit 13 000 angegeben. Noch vor einem Jahr zählte die Opferbilanz gut 4000 Tote. Wie am Dienstag offiziell bekannt wurde, wird der rapide Anstieg damit begründet, daß Angehörige der Toten erst jetzt vermehrt Entschädigungsanträge stellten, nachdem offiziell eine einmalige Entschädigung von bis zu 500 000 Rupien (23 000 Mark) vorgeschlagen wurde. Bisher betrug die vorläufige Entschädigung für jeden Toten 10 000 Rupien.
Beim bisher schwersten Industrieunglück der Welt waren im Dezember 1984 Tausende von Menschen gestorben, als 42 Tonnen des giftigen Methylisocyanat-Gases aus den Tanks einer Fabrik für Pflanzenschutzmittel des US-Unternehmens Union Carbide entwichen.
BERLIN. Der in Königsberg geborene Berliner Schauspieler Heinz Peter Scholz ist im Alter von 76 Jahren gestorben. Er sollte am kommenden Sonnabend als Papst in der Premiere des Stückes "Der Tag, an dem der Papst gekidnappt wurde" von João Bethencourt im Berliner Hansa Theater auf der Bühne stehen.
dpa
BERLIN. Der langjährige Cheflektor des Henschel Verlags Berlin, Horst Wandrey, hat sich von dem Unternehmen getrennt. Zu der Entscheidung hätten "tiefgreifende Meinungsverschiedenheiten mit der Geschäftsführung über geeignete Wege zur Sicherung des auch international geschätzten Unternehmens" geführt, teilte Wandrey mit. Die Geschäftsführung des Henschel Verlags, zu DDR-Zeiten einer der führenden Kunstverlage, hatte Mitte August einen Antrag auf Eröffnung eines Konkursverfahrens beim Amtsgericht in Charlottenburg gestellt. dpa
JOHANNESBURG, 1. September (dpa/ Reuter). Beim Absturz eines von 14 internationalen Journalisten gecharterten Flugzeuges sind am späten Montag abend im Süden Angolas die drei Besatzungsmitglieder ums Leben gekommen. Die meisten Journalisten, unter ihnen FR-Korrespondent Johannes Dieterich und drei weitere Deutsche, konnten sich ohne größere Verletzungen aus der brennenden DC-3 Dakota retten. Zwei Journalisten zogen sich jedoch Verletzungen zu. Kurz nach dem Start in Jamba, dem Hauptquartier der früheren Rebellenbewegung UNITA, hatte das Flugzeug Feuer gefangen und war aus etwa 50 Meter Höhe abgestürzt.
ARD-Korrespondent Andreas Chichowicz, der bei dem Unglück nur ein paar Schrammen erlitt, berichtete am Dienstag, die Insassen hätten das brennende Flugzeug über Notausgänge verlassen. "Wir hatten 20 bis 25 Sekunden, um da rauszukommen - zehn Sekunden später wären wir alle erstickt." Sein Kameramann Nico Wöhrmann mußte ebenso wie Johannes Dieterich wegen Rauchvergiftung behandelt werden. FAZ-Korrespondent Robert von Lucius blieb unverletzt.
In der Küstenstadt Lobito hatten die Journalisten drei Tage lang eine UNITA- Wahlkampfveranstaltung beobachtet.
HANNOVER, 1. September (dpa). Zur Aufklärung des Bombenattentats auf dem Altstadtfest in Hannover, bei dem am vergangenen Samstag 16 Menschen zum Teil schwer verletzt wurden, sucht die Polizei jetzt nach Besuchern mit Bierdosen. In einer solchen Dose hatte sich der Sprengstoff befunden. Auf der Straßenparty werden normalerweise nur Pappbecher ausgegeben. Allerdings gab es auch nach über 130 Hinweisen am Dienstag noch keine heiße Spur.
Die Bild-Zeitung in Hannover berichtete am Dienstag von einem Telefonanruf, in dem ein Mann geäußert habe: "Der Bombenanschlag geht auf die nationalsozialistische Freiheitsfront." Eine Gruppe dieses Namens sei jedoch nicht bekannt, sagte ein Polizeisprecher.
PARIS, 2. September (dpa). Wenige Tage vor dem marokkanischen Verfassungsreferendum am Freitag hat König Hassan II. der Demokratisierung eine Absage erteilt. Der Islam verbiete die Einrichtung einer konstitutionellen Monarchie, sagte Hassan II. der französischen Tageszeitung Le Monde. Dem König sei es untersagt, seine Vorrechte aufzugeben.
"Der Islam verbietet es mir, eine konstitutionelle Monarchie einzurichten, in der der Souverän seine ganze Macht delegiert und herrscht ohne zu regieren", sagte der Herrscher wörtlich. "Die marokkanische Monarchie ist über tausend Jahre alt. Ich kann meine Macht delegieren. Aber ich habe nicht das Recht . . . auf meine Vorrechte zu verzichten, weil diese auch geistlicher (Natur) sind."
Zur Person:
JOACHIM MEISNER, Erzbischof von Köln, hat dementiert, daß es eine Verordnung gebe, derzufolge pastorale Mitarbeiter entlassen werden, falls sie Abtreibungen befürworteten. Der Kardinal vertrat aber zugleich die Ansicht, daß die katholische Glaubensverkündigung mit einem Ja zu Abtreibungen unvereinbar sei. "Man kann nicht im Kirchendienst stehen mit solch einer Auffassung", sagte er. Er kenne keinen einzigen Mitarbeiter im pastoralen Dienst, der eine Abtreibung befürworten würde und könne sich auch nicht vorstellen, daß es solche Mitarbeiter gebe. Sollte ihm jedoch ein solcher Fall bekannt werden, würde er mit dem Betreffenden reden und ihn nötigenfalls aus dem Kirchendienst entlassen. Meisner betonte, daß es sich dabei um seine ganz persönliche Meinung handle. (dpa)
HAMBURG, 2. September (dpa). Inhaber von Zweitwohnungen in Hamburg sollen vom kommenden Jahr an für eine besondere Steuer herangezogen werden. Das sieht ein Gesetzentwurf vor, der am Dienstag vom Senat verabschiedet wurde. Kritik am Beschluß des SPD-Senats übte der CDU-Haushaltssprecher Rolf Mairose. Unter Hinweis darauf, daß Bürgermeister Henning Voscherau (SPD) sich selbst gerichtlich dagegen wehrt, eine Zweitwohnungssteuer für sein Feriendomizil auf der Insel Sylt zahlen zu müssen, erklärte Mairose: "Ich bin gespannt, wieviele Hamburger dem Beispiel des Bürgermeisters folgen werden."
Voscherau hat gegen eine Zweitwohnungssteuer von rund 500 Mark jährlich geklagt, die er für seine Wohnung auf Sylt bezahlen soll. In erster Instanz war er unterlegen. In der Berufung will Voscherau klären lassen, ob für eine zur Vermietung stehende Ferienwohnung Zweitwohnungssteuer erhoben werden darf. Die Mieteinnahmen würden voll versteuert.
NAIROBI, 2. September (dpa). Togos Regierungschef Kokou Koffigoh hat seine Übergangsregierung aufgelöst. Wie der Afrikadienst des britischen Rundfunks BBC am Dienstag aus Lome meldete, folgte der Regierungschef des westafrikanischen Kleinstaats damit einer Absprache mit Staatspräsident Gnassingbe Eyadema. Das Übereinkommen dürfte auf eine Umverteilung der Macht hinauslaufen. Eyademas frühere Einheitspartei RPT war im Kabinett zuletzt nur noch mit einem Minister vertreten. Der Staatspräsident selbst, der sich 1967 in das höchste Amt geputscht hatte, mußte infolge demokratischer Reformen einen großen Teil seiner Befugnisse abgeben.
BERLIN. Die norwegische Königin Sonja hat in Berlin die große Wikinger- Schau des Europarates eröffnet. Vor den zahlreichen Ehrengästen im Alten Museum äußerte die Königin ihre Freude über die Einmaligkeit der Ausstellung.
Unter dem Titel "Wikinger, Waräger, Normannen - Die Skandinavier und Europa 800 bis 1200" werden über 2700 Exponate präsentiert. dpa
Darmstadt weiter am Tabellenende Eilers verhinderte eine höhere Niederlage
Darmstadt 98 bleibt auch unter Interimstrainer Jürgen Baier weiter am Tabellenende. Der Fußball-Zweitligist unterlag beim VfB Oldenburg am Mittwoch abend mit 0:1 (0:0) und konnte sich bei Tormann Eilers bedanken, der eine höhere Niederlage verhinderte.
Das Tor für die Gastgeber erzielte Malchow in der 66. Minute. In der ersten Halbzeit bestimmten die Hausherren eindeutig das Spielgeschehen, zumal die "Lilien" nach 27 Minuten ohne Malz, der die Gelb-Rote-Karte wegen Spielverzögerung sah, auskommen mußten. Darüber hinaus kamen die "Lilien" kaum einmal gefährlich vor das Oldenburge rTor.
Bei Darmstadt überzeugten nur Tormann Eilers sowie Bakalorz. sid
VfB Oldenburg: Nofz - Malchow - Zajac, Wawrzyniak - Gerstner, Machala, Brand, Linke (70. Steinbach), Schnell - Drulak, Wuckel (66. Claaßen).
Darmstadt: Eilers - Bakalorz - Heß, Kowalewski - Sanchez (76. Quedraogo), Kleppinger, Havutcu (70. Trautman), Täuber, Simon - Weiss, Malz.
Schiedsrichter: Weber (Essen).
Zuschauer: 4500.
Tor: 1:0 Malchow (65.).
Gelbe Karten: Gerstner, Malchow / Malz, Täuber, Bakalorz.
Gelb-Rote Karte: Malz (27.).
BRASILIA, 1. September (dpa). Gegen Brasiliens Präsident Fernando Collor de Mello ist am Dienstag ein förmlicher Antrag auf Amtsenthebung gestellt worden. Der Antrag wurde dem Präsidenten des Abgeordnetenhauses, Ibsen Pinheiro, überreicht. Ein parlamentarischer Untersuchungsausschuß hatte Collor Bestechlichkeit, Amtspflichtsverletzung und ungesetzliche Bereicherung vorgeworfen.
Mit dem "letzten Aufgebot" holte Schalke 04 am Dienstag abend den ersten Punkt in einem Bundesliga-Heimspiel. Das torlose Unentschieden gegen Werder Bremen löste bei den 35 500 Zuschauern jedoch kaum Begeisterung aus, die eine schwache Vorstellung beider Mannschaften erlebten. Während die Schalker aus der ausfallbedingten Not eine Tugend machten, schienen die Bremer mit einem Punkt zufrieden zu sein.
"Ohne fünf" mußte Schalke 04 antreten, nachdem sich nach den Ausfällen von Herzog, Luginger und Schlipper kurzfristig auch der vierfache Torschütze Anderbrügge und Eigenrauch verletzt oder krank abmeldeten. Durch die Dezimierung wurde auch die Taktik von Trainer Udo Lattek bestimmt, der seine Elf auf die Defensive einschwor. In den ersten 20 Minuten jedoch hielten sich seine Spieler nicht an die Marschroute, versuchten die Bremer mit beschränkten Mitteln unter Druck zu setzen. Das magere Resultat: In der 8. Minute sorgte Mihajlovic mit einem 18-m-Schuß für Gefahr. "Uns hilft nur bedingungsloser Kampf. Glänzen können wir mit dieser Mannschaft heute nicht", meinte Lattek in der Halbzeitpause.
Danach verpufften die Initiativen der Platzherren, denen nach gut einer Viertelstunde das Heft von den Hanseaten aus der Hand genommen wurde, ergebnislos. Die spielerisch stärkeren Bremer konnten aus ihrer zunehmenden Überlegenheit zunächst wenig Kapital schlagen: Glück hatten die Schalker in der 20. Minute als ein 14-m-Schuß von Bode von Torwart Lehmann mit einer Glanzparade gerade noch abgewehrt werden konnte.
In der Endphase hatten beide Mannschaften noch Chancen zum Sieg. Bode scheiterte in der 69. aus 14 Metern an Lehmann, und Christensen vergabe in der 71. und 86. Minute für Schalke. Beste Spieler waren bei den Gastgebern Güttler und Mihajlovic, bei Bremen Herzog und Bode. dpa
Schalke: Lehmann - Güttler - Linke, Spanring - Freund, Scherr, Müller, Hey, Büskens - Mihajlovic, Christensen.
Bremen: Reck - Bratseth - Borowka, Beiersdorfer - Wolter (78. Bockenfeld), Votava, Herzog, Eilts, Bode - Kohn (66. Allofs), Neubarth.
Schiedsrichter: Gläser (Breitungen).
Zuschauer: 35 500
Gelbe Karten: Müller, Freund, Scherr - Herzog.Gastgeber kamen mit blauem Auge davon Überraschung durch Zietsch Köpke hält hervorragend / Karsruhe - Nürnberg 1:1 (0:1)
Der Karlsruher SC kam mit einem blauen Auge davon: Mit viel Glück erreichte die Mannschaft von Trainer Winfried Schäfer am Dienstag abend in der Fußball-Bundesliga gegen den 1. FC Nürnberg ein 1:1 (0:1). Den zweiten Sieg der Franken verhinderte vor 18 000 Zuschauern Krieg erst neun Minuten vor Spielschluß, nachdem Zietsch in der 32. Minute das 1:0 für Nürnberg erzielt hatte.
Der Spielverlauf in der ersten Halbzeit wurde durch das 1:0 von Zietsch ziemlich auf den Kopf gestellt. Nach einer langen Ecke von Dorfner konnte der Nürnberger völlig unbedrängt in die untere linke Ekke einköpfen - ein kapitaler Abwehrfehler der Platzherren. Dabei hatten die Karlsruher das Geschehen bis dato in der Hand und gute Möglichkeiten zur Führung gehabt. In der 14., 20. und 62. Minute blitzte die Gefährlichkeit des feuerroten Russen Kirijakow auf, dessen Kopfball und Drehschüsse von Nürnbergs Schlußmann Köpke gehalten wurde. Auch bei einem 25-m-Schuß von Bender (38.) und einem Kopfball von Krug war wiederum Köpke auf dem Posten.
Die Nürnberger dagegen konnten neben dem Überraschungscoup von Zietsch kaum noch für Gefahr vor dem gegenerischen Tor sorgen, zogen sich zeitweise mit Mann und Maus in den eigenen Strafraum zurück. Der KSC fand gegen diese Mauertaktik kaum ein Rezept, machte sich das Leben sogar noch schwer, weil er das Flügelspiel vernachlässigte und immer wieder in der Mitte mit dem Kopf gegen die Abwehrwand lief. Aufatmen dann in der 81. Minute, als Krieg mit einem Drehschuß doch noch das 1:1 erzielen konnte. Zuvor hatten jedoch Eckstein (71.) und Dorfner (75.) die Möglichkeit, den Sack zuzumachen.
Zum Mann des Tages wurde im Nürnberger Trikot Torwart Köpke, der mit den Reflexen und Paraden den zweiten doppelten Punktgewinn rettete. dpa
Karlsruher SC: Kahn - Wittwer - Metz, Reich (55. Carl) - Schmidt, Rolff, Neustädter (86. Bogdan), Bender - Schütterle, Kirijakow, Krieg
1. FC Nürnberg: Köpke - Zietsch - Brunner (46. Friedmann), Kurz, Fengler - Oechler, Dorfner, Wolf (59. Kramny), Olivares - Rösler, Eckstein
Schiedsrichter: Wippermann (Bonn) - Zuschauer: ca. 18 000
Tore: 0:1 Zietsch (32.), 1:1 Krieg (81.)
Gelbe Karten: Wittwer, Kirijakow /Zietsch, Wolf, Olivares, Kirijakow.
ANKARA, 2. September (dpa/AP/aud). Der türkische Staatspräsident Turgut Özal hat in Ankara alle politischen Parteien, die Bevölkerung und die Medien zur Unterstützung von Armee und Polizei im Kampf gegen "den gewalttätigen kurdischen Separatismus" sowie gegen den Terrorismus aufgerufen. In einer Fernsehansprache bekräftigte Özal seine Forderung nach mehr Demokratie und Überwindung von Tabus. "Wenn wir keine ernsthaften Fehler machen, wird das 21. Jahrhundert zu einem Jahrhundert der Türkei und der Türken", sagte Özal. Es gehe darum, der jungen Generation "den Weg nicht zu versperren" und keine "verworrenen Probleme" zu hinterlassen.
Bei Kämpfen zwischen türkischem Militär und aufständischen Kurden kamen am Dienstag und Mittwoch in der Osttürkei sechs Soldaten und vier Kurden ums Leben, wie die halbamtliche Nachrichtenagentur Anatolien meldete. Nach Behördenangaben griffen türkische Kampfflugzeuge wieder Kurden in Nordirak an.
Nach Berichten über den Einsatz deutscher Panzer beim Angriff türkischer Einheiten auf die Kurdenstadt Sirnak fragte das der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) nahestehende Kölner Kurdistan-Komitee die Bundesregierung nach den Bedingungen für die Aufhebung des Waffenembargos gegen Ankara. Bonn hatte dem NATO-Partner Rüstungslieferungen gesperrt, nachdem vor Monaten erstmals erwiesenermaßen Waffen aus NVA-Beständen gegen aufständische Kurden eingesetzt worden waren. Das Embargo war später wieder aufgehoben worden, nachdem Ankara versichert hatte, die deutschen Waffen würden nur in Erfüllung des NATO-Auftrags, nicht aber gegen Zivilisten eingesetzt. Angesichts jüngster Augenzeugenberichte über NVA-Panzer in Kurdistan schreibt das Kurdistankomitee: "Wenn bei dem Treffen des deutschen Außenministers Klaus Kinkel mit seinem türkischen Kollegen Hikmet Cetin nicht andere Vereinbarungen getroffen worden sind als bisher, dann verstößt die Türkei ganz offen gegen die Vereinbarung, daß die deutschen Waffen . . . nicht gegen die Zivilbevölkerung eingesetzt werden dürften.
ANKARA, 2. September (dpa). Bei einem Gefecht zwischen türkischen Sicherheitskräften und Guerilleros der Arbeiterpartei Kurdistans (PPK) sind am Dienstagabend nahe Dogubeyazit in der ostanatolischen Provinz Agri nach offiziellen Angaben fünf Soldaten ums Leben gekommen.
BONN, 1. September (dpa). IG-Metall-Chef Franz Steinkühler hat den Wünschen der Bonner Koalition nach Streckung der Lohnangleichung im Osten Deutschlands und nach Einführung von Tariföffnungsklauseln ein "klares Nein" entgegengesetzt. Steinkühler hielt der Union am Dienstag zudem vor, mit dem Disput über die Wiedereinführung unbezahlter Karenztage im Krankheitsfall bei den Arbeitnehmern "einen Aufstand zu provozieren". Das sei eine "dumme unproduktive Zündelei". Zunehmend gebe es in Deutschland ein "Klima, den Sozialstaat in Frage zu stellen". Auch lehne seine Gewerkschaft die von der Unionsspitze ins Spiel gebrachte Zwangsanleihe als verfassungswidrig und "taktisches Manöver" ab. Die dazu nötige Verfassungsänderung wäre unangemessen.
Autoverkehr
Töpfer: Kollaps
zwingt zur
BONN, 1. September (dpa). In der Bundesrepublik droht nach den Worten von Umweltminister Klaus Töpfer (CDU) durch steigende Fahrzeugzahlen der Verkehrskollaps, wenn es nicht bald zur Trendwende komme.
Zum Auftakt einer CDU-Fachtagung "Umwelt und Verkehr" nannte er am Dienstag als unumgängliche Sofortmaßnahmen den Verzicht auf vermeidbare Autofahrten und den Umstieg auf öffentlichen Nahverkehr.
Vor allem der Straßenverkehr sei dafür verantwortlich, daß der "heiße Sommer" zu hohen Konzentrationen an gesundheitsschädlichem Ozon geführt habe. Töpfer verwies auf eine neue Studie des Heidelberger Instituts für Energie- und Umweltforschung (IFEU), wonach es in Deutschland bis 2005 zu einem Emissionsanstieg des Klimakillers Kohlendioxid (CO2) um 38 Prozent kommen soll.
Töpfer will eine nach den Schadstoffwerten berechnete Kfz-Steuer möglichst 1993 einführen. Den Wegfall dieser Steuer zugunsten einer Erhöhung der Mineralölsteuer lehne er ab.
BONN, 1. September (dpa). Die zuständigen Unionspolitiker im Bundestag haben sich auf Eckwerte für ein seit langem gefordertes Gesetz zur Organverpflanzung geeinigt. Danach soll Organentnahme von Verstorbenen nur bei deren ausdrücklicher vorheriger Zustimmung zulässig sein, betonten die CDU-Gesundheits- und Rechtspolitiker Paul Hoffacker und Norbert Geis am Dienstag vor Journalisten in Bonn. Ob sie im Todesfall Organspender sein wollen oder nicht oder ob sie die Entscheidung offenlassen wollen, sollen Bürger ab 18 Jahre künftig bei Beantragung von Personalausweisen oder Pässen dokumentieren.Kohl bittet um GUS-Spenden
BONN, 4. September (dpa). Bundeskanzler Helmut Kohl hat erneut an die Spendenbereitschaft der Deutschen für die Bevölkerung Rußlands und der anderen GUS-Staaten appelliert. Der bevorstehende Winter könne "wieder sehr hart werden", hieß es in einer von Regierungssprecher Dieter Vogel verbreiteten Erklärung. Der Erfolg des politischen Reformprozesses und der wirtschaftlichen Umgestaltung werde "von der nachhaltigen Verbesserung der Versorgungslage für die Bevölkerung abhängen".
Die Bundesrepublik habe bisher mit rund 80 Milliarden Mark weit mehr Hilfsleistungen erbracht als alle anderen westlichen Länder zusammen, sagte der Regierungssprecher. Das private Spendenaufkommen habe allein in den vergangenen zehn Monaten rund 217 Millionen Mark betragen.
BONN, 1. September (dpa). Die SPD hat die Haltung der Bonner Koalitionsparteien zur Aufnahme von Prinzipien sozialer Sicherheit als Staatsziele ins Grundgesetz als enttäuschend kritisiert. Die Verfassung müsse die Belange berücksichtigen, die für ein menschenwürdiges Leben wichtig seien, sagten die SPD-Politikerinnen Anke Fuchs und Ulrike Mascher am Dienstag. Deshalb sollten die Rechte auf Arbeit, Wohnen und soziale Sicherheit als Staatsziele in das Grundgesetz aufgenommen werden.
Bislang forderten CDU/CSU und FDP lediglich Veränderungen des Grundgesetzes, um militärische Einsätze der Bundeswehr auszuweiten oder das Asylrecht einzuschränken, kritisierten die Politikerinnen. Fuchs und Mascher, beide Mitglieder der Bonner Verfassungskommission, räumten ein, daß es ein einklagbares Verfassungsrecht auf Arbeit, Wohnung und soziale Sicherung nicht geben könne.
BONN, 1. September (dpa). Der UN- Einsatz von Bundeswehr-Ärzten und Sanitätern in Kambodscha gilt nach Darstellung des Bundesverteidigungsministeriums ausschließlich der humanitären Betreuung. Ein Sprecher sagte am Dienstag, Weigerungen, an Evakuierungsflügen in Kampfzonen teilzunehmen, seien im Ministerium nicht bekannt geworden.
Einzelne Dienstverweigerungen, weil solche Evakuierungsflugzeuge beschossen und dabei UN-Personal anderer Nationen verletzt worden sei, waren - wie von der FR berichtet - vom SPD-Abgeordneten Horst Jungmann nach einem Kambodscha-Besuch erwähnt worden. Er empfahl deshalb seiner Partei, den Einsatz in Kambodscha als Verletzung des Grundgesetzes der anhängigen Verfassungsklage beizufügen.
Die Teilnahme an solchen Flügen sei freiwillig wie der gesamte Einsatz, betonte der Sprecher der Hardthöhe. Das Beispiel Sarajewo zeige jedoch, daß Gefahren auch bei humanitären Aktionen nie ausgeschlossen werden könnten.
BONN, 1. September (dpa). Der israelische Ministerpräsident Yitzhak Rabin kommt am 14. September zu einem knapp zweitägigen Besuch nach Bonn. Vorgesehen ist ein Treffen mit Bundeskanzler Helmut Kohl. Rabin reist anschließend zur Teilnahme an der Sozialistischen Internationale nach Berlin.
KAMPALA, 2. September (dpa). Die USA und Uganda haben am Dienstag ein Abkommen unterzeichnet, das dem ostafrikanischen Land 160 Millionen Mark Entwicklungshilfe von den Vereinigten Staaten garantiert. Das Geld soll nach einem Bericht des ugandischen Rundfunks für den Aufbau von Schulen verwendet werden.
WASHINGTON, 1. September (AFP). Die USA und Rußland haben einen Vertrag über den Verkauf von angereichertem Uran geschlossen, das aus vernichteten Atomwaffenbeständen der ehemaligen Sowjetarmee stammt. Mit dem Abkommen soll verhindert werden, daß das Uran in falsche Hände gerät, und gleichzeitig sollen Rußland für seine Wirtschaftsreformen Devisen zukommen, teilte US-Präsident George Bush mit. Das Ende voriger Woche unterzeichnete Abkommen muß noch in Form eines Vertrages paraphiert werden.
Das Abkommen sieht vor, radioaktives Material in schwach angereichertes Uran für amerikanische Atomreaktoren zu verwandeln. Nach Angaben der USA sollen insgesamt 500 Tonnen Uran aufgekauft werden. Innerhalb der ersten fünf Jahre soll Rußland mindestens 10 Tonnen und danach 30 Tonnen pro Jahr liefern.
PEKING, 1. September (AFP). Der tropische Sturm "Polly" setzt seinen Vernichtungszug durch Südost-China fort. Nach offiziellen Angaben vom Dienstag starben bereits über 70 Menschen, die zumeist unter Schlamm- und Geröllawinen begraben wurden. Bis Montag mußten 110 000 Menschen allein in der Provinz Zhejiang ihre Häuser verlassen, berichtete die Nachrichtenagentur Xinhua. Der Taifun hatte bis Dienstag über 50 Verwaltungsbezirke und Städte erfaßt. Betroffen sind 7,5 Millionen Menschen. Am stärksten verwüstet wurden bisher die südöstlichen und östlichen Küstenbezirke.
ATHEN, 1. September (AFP). Bei der Explosion in einer griechischen Raffinerie ist am Dienstag ein Arbeiter ums Leben gekommen. 32 weitere wurden verletzt, davon 17 schwer, teilte die Polizei in der griechischen Hauptstadt Athen mit. Die Explosion ereignete sich gegen 7.30 Uhr nahe eines Gastanks in der Petrola-Raffinerie in Eleusis, 28 Kilometer westlich Athens. Drei der Schwerverletzten schwebten nach Polizeiangaben in Lebensgefahr.
JAKARTA, 1. September (AFP). Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Butros Ghali, hat beim 10. Gipfel der Bewegung blockfreier Staaten am Dienstag in Jakarta zur Zusammenarbeit im Kampf gegen die Armut aufgerufen. Ghali sprach vor mehr als 100 Staats- und Regierungschefs und Außenministern von der "größten Herausforderung am Ende dieses Jahrhunderts". Um die Erfolge im Kampf gegen Rassismus, Kolonialismus und Totalitarismus zu sichern, müsse die Unterentwicklung abgebaut werden. Ghali kritisierte, daß die Blockfreien-Bewegung die großen weltwirtschaftlichen Probleme zu spät erkannt und sich zu lange mit überholten Problemen wie dem Ost-West-Konflikt beschäftigt habe.
GUATEMALA-STADT, 1. September (AFP). Der stellvertretende Menschenrechtsbeauftragte von Guatemala, Cesar Alvarez, hat die Armee beschuldigt, Siedlungen von Flüchtlingen im westlichen Hochland zu bombardieren. Alvarez war in der vergangenen Woche an der Spitze einer Delegation in das westliche Hochland gereist, um sich über die Lage in den "Widerstandsdörfern" zu informieren. Ihre Bewohner werden von der Armee beschuldigt, die linksgerichtete Guerilla zu unterstützen. Laut Alvarez leben in den Widerstandsdörfern rund 45 000 Menschen, die Anfang der 80er Jahre vor der Verfolgung der Armee aus ihren Dörfern geflohen waren.
SAARBRÜCKEN, 1. September (AFP/AP/Reuter). Der Tarifabschluß zur Sanierung der Lufthansa soll nach den Worten des CDU-Wirtschaftsexperten Matthias Wissmann "Pioniercharakter" für Betriebe und Branchen in wirtschaftlichen Schwierigkeiten haben. Bei Tarifabschlüssen werde es in Zukunft keine Einheitlichkeit wie bisher geben, meinte er am Dienstag im Saarländischen Rundfunk. Bei den Löhnen müsse "viel stärker als in der Vergangenheit" Rücksicht auf die Lage der einzelnen Firmen, Branchen oder Regionen genommen werden.
Für die rund 50 000 Beschäftigten der in wirtschaftlichen Schwierigkeiten stekkenden Lufthansa hatten die Gewerkschaften unter anderem eine Nullrunde bei Löhnen und Gehältern akzeptiert.
Die Privatisierung der Lufthansa müsse fortgesetzt werden, sobald das Unternehmen saniert sei, sagte Wissmann. Für die Mitarbeiter sollten steuervergünstigte Belegschaftsaktien ausgegeben werden. Wenn Arbeitnehmer in einer schwierigen Situation die Last mittragen müßten, sollten sie "auch am Erfolg beteiligt werden".
Der Geschäftsführer der Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände, Fritz Himmelreich, wertete den Kompromiß im Handelsblatt als positives Signal für Anpassungen an veränderte Wettbewerbsbedingungen. Der Vorsitzende der Arbeitgebervereinigung Gesamtmetall, Hans-Joachim Gottschol, sagte der Zeitung, der Abschluß zeige die Bereitschaft der Gewerkschaften umzudenken.
Der Vorsitzende der Gewerkschaft ÖTV in Hessen, Herbert Mai, sagte im Hessischen Rundfunk, der Abschluß dürfe nicht als Präzedenzfall gewertet werden. Es habe nur die Alternative "sozialverträgliche Sicherung von Arbeitsplätzen oder möglicherweise deren Verlust und ein Absturz des gesamten Unternehmens" gegeben. Deshalb habe man schweren Herzens zugestimmt. Sollte das "Programm 93" nicht greifen, "stellt sich die Frage nach dem Vorstand".
An der Frankfurter Börse stiegen die Kurse nach dem Abschluß um gut zwölf Prozent.
(Weitere Berichte Seiten 3 und 4)
PEKING, 1. September (AFP/dpa). Drei chinesische Regimekritiker und zwei französische Fernsehjournalisten sind in der Nacht zum Dienstag in Peking festgenommen worden. Die Journalisten wurden des Landes verwiesen und nach Hongkong ausgeflogen.
Die Reporter hatten sich im Haus der Mutter von Shen Tong, einem Führer der chinesischen Demokratiebewegung, aufgehalten. Der 24jährige Studentenführer war kurz nach der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung im Juni 1989 aus China geflohen. Erst vor vier Wochen war er aus dem US-amerikanischen Exil nach Peking zurückgekehrt.
Die USA forderten die sofortige Freilassung von Shen Tong.
PARIS, 1. September (AFP). Der Vorsitzende der EG-Kommission, Jacques Delors, will im Fall einer Ablehnung des EG-Vertrags in Frankreich bei der Volksabstimmung am 20. September nicht im Amt bleiben. Im Rundfunk sagte Delors am Montag abend, er könne sich derzeit nicht vorstellen, wie er in einem solchen Fall in Brüssel "die Scherben kitten" könne, nachdem er sich bislang mit ganzer Kraft für die Europäische Union eingesetzt habe. Sollten die Franzosen gegen die Ratifizierung des Unionsvertrags stimmen, wäre es seiner Ansicht nach besser, in Brüssel "Leute zu ernennen, die mit Nein gestimmt haben und die wissen, wie man dann weiter am europäischen Haus bauen oder es zumindest am Einstürzen hindern kann".
Zuvor hatte der ehemalige französische Verteidigungsminister Jean-Pierre Chevênement im ostfranzösischen Belfort eine neue Linksbewegung gegründet. Im Rahmen der "Bewegung der Bürger" will der Sozialist vor allem seinen Feldzug gegen den Maastrichter EG-Vertrag fortsetzen. Damit hat sich der als Unruhestifter innerhalb der Sozialistischen Partei Frankreichs (PS) bekannte Bürgermeister von Belfort einen weiteren Schritt von der offiziellen Parteilinie entfernt.
AMMAN, 2. September (AFP). Der fundamentalistische Abgeordnete des jordanischen Parlaments Leith Chbeilat ist unter dem Verdacht der Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung verhaftet worden. Es bestehe ein Zusammenhang zwischen der Verhaftung Chbeilats am Montag abend und der Festnahme des fundamentalistischen Abgeordneten Jakub Karrasch am Donnerstag, verlautete aus gut informierten Kreisen in Amman. Karrasch wird vorgeworfen, die inzwischen zerschlagene terroristische Gruppe "Jugend der islamischen Mobilisierung" angeführt und Terroranschläge vorbereitet zu haben. Die Verhaftung Karraschs war die erste Festnahme eines Parlamentsabgeordneten seit Beginn des Demokratisierungsprozesses in Jordanien im November 1989.
DUSCHANBE, 1. September (AFP/AP). Die Lage in der tadschikischen Hauptstadt Duschanbe, wo bewaffnete Oppositionelle seit Montag den Präsidentenpalast besetzt halten, hat sich zugespitzt. Am Dienstag forderten Demonstranten den Rücktritt des geflüchteten Präsidenten Rachman Nabijew. Das Land müsse bis zu den geplanten Parlamentswahlen am 13. Dezember von einem "Regierungsrat" geführt werden, dem auch Mitglieder der Opposition angehören.
Die Oppositionellen waren am Montag abend Ortszeit in den Präsidentenpalast eingedrungen und hatten rund 40 Regierungsfunktionäre als Geiseln genommen, darunter die stellvertretenden Ministerpräsidenten Tuchboy Gafarow und Jamsched Karimow. Über deren Freilassung wurde bei Redaktionsschluß noch verhandelt. Drei Regierungsvertreter, darunter der zunächst als einziger freigelassene Kraimow, durften den Präsidentenpalast betreten, um Gespräche aufzunehmen. Gleichzeitig kamen 16 Parlamentsmitglieder in das Gebäude, um bei der Suche nach einer Lösung mitzuhelfen.
Nabijew, ein Veteran aus Zeiten der kommunistischen Nomenklatura soll sich nach übereinstimmenden Angaben aus unterschiedlichen Quellen in eine Kaserne der Streitkräfte der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) im Stadtzentrum geflüchtet haben. Russische Militärs meldeten, er befinde sich in Sicherheit. Am Morgen herrschte in der Stadt eine gespannte Atmosphäre. Einige hundert bewaffnete Oppositionelle hatten sich auf dem Schachidon-Platz versammelt und kontrollierten systematisch Passanten und Fahrzeuge.
Die Demonstration hatte am frühen Montag nachmittag begonnen, als sich rund tausend Flüchtlinge aus den Gebieten Kuliab und Kurgan-Tiube auf dem Schachidon-Platz vor dem Präsidentenpalast versammelt hatten. Später kamen Regierungsgegner hinzu, die einem Aufruf der "Jungen Bewegung von Duschanbe" folgten, einer Organisation von Aktivisten der demokratischen und islamischen Opposition. Diese Gruppierung war am Freitag erstmals in Erscheinung getreten, als sie der tadschikischen Regierung ein dreitägiges Ultimatum stellte. Darin wurde die sofortige Beendigung des Blutvergießens in Tadschikistan oder aber der Rücktritt Nabijews gefordert. Nach Angaben der Opposition waren am vergangenen Donnerstag bei einem Angriff prokommunistischer Partisanen auf die südtadschikische Stadt Kurgan-Tjube 180 Menschen getötet worden.
Der Süden Tadschikistans wird seit mehreren Monaten von Unruhen erschüttert, da prokommunistischen Gruppen die im Frühjahr gebildete Koalitionsregierung unter Nabijew nicht anerkennen wollen. Nach Angaben des Innenministeriums stehen insgesamt 20 000 Personen auf beiden Seiten unter Waffen.
(Weiterer Bericht Seite 2, Kommentar Seite 3)
PRAG, 1. September (AFP). Der tschechoslowakische Reformpolitiker zur Zeit des "Prager Frühlings" und Vorsitzende der slowakischen Sozialdemokraten, Alexander Dubcek (AP-Bild), ist am Dienstag bei einem Autounfall schwer verletzt worden. Wie die Nachrichtenagentur CSTK meldete, setzte Dubceks Wagen, der von seinem Chauffeur gelenkt wurde, auf der Autobahn bei Humpolec 100 Kilometer südöstlich von Prag über die Leitplanke und stürzte in eine Schlucht. Auch der Chauffeur wurde verletzt. Dubcek wurde in ein Krankenhaus in Jihlava eingeliefert und laut Nachrichtenagentur CSTK am Dienstag abend bewußtlos auf die Intensivstation eines Prager Krankenhauses verlegt.
NÜRNBERG, 1. September (AFP). Die IG Metall hat "massive Warnstreiks" angekündigt, um einen einheitlichen Tarifvertrag für die rund 150 000 Monteure in West- und Ostdeutschland durchzusetzen. Bei einer Gewerkschaftsveranstaltung in Nürnberg schloß der zweite Vorsitzende der IG Metall, Klaus Zwickel, am Dienstag auch einen regulären Streik nicht mehr aus. Arbeiten auf Montage sei keine "vergnügungssteuerpflichtige Angelegenheit". Deswegen fordere die Gewerkschaft einen Bundesmontagetarifvertrag und gleiche Bedingungen für 50 000 ost- und 100 000 westdeutsche Arbeitnehmer.
Die Kosten für Mehraufwendungen, Zulagen, Auslösungen und Kilometergeld müßten einheitlich geregelt werden, verlangte Zwickel. Dabei dürfe es keine Rolle spielen, ob ein Monteur einem Ost- oder einem Westbetrieb angehöre. Ebenfalls gleichgültig müsse sein, ob jemand auf einer Baustelle in den neuen oder den alten Ländern tätig sei.
MOSKAU, 1. September (AFP). Der zwischen Armeniern und Aserbaidschanern vereinbarte Waffenstillstand für die Enklave Berg-Karabach ist schon kurz nach seinem Inkrafttreten in der Nacht zum Dienstag gebrochen worden. Dies berichtete die Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf beide Kriegsparteien. Wie das armenische Außenministerium mitteilte, bombardierten aserbaidschanische Einheiten am Dienstag Städte und Dörfer im Südosten und im Norden der Enklave, die zu Aserbaidschan gehört, aber mehrheitlich von Armeniern bewohnt wird. Dabei habe es zahlreiche Tote gegeben, meldete Interfax.
Wie das aserbaidschanische Verteidigungsministerium berichtete, bombardierten die Armenier von ihren Stellungen im Südosten Berg-Karabachs aus die Städte Fisuli und Dschebrajel in Aserbaidschan sowie die an der Grenze gelegenen Orte Taus, Kubalti und Kedabek.
Auch die Moskauer Nachrichtenagentur Itar-Tass berichtete unter Berufung auf die armenischen Behörden in Berg- Karabach von neuen Angriffen der aserbaidschanischen Streitkräfte. Am Montag abend seien mindestens 16 Menschen getötet und 120 weitere durch Splitterbomben verletzt worden, die aserbaidschanische Kampfflugzeuge auf die Gebietshauptstadt Stepanakert abgeworfen hätten. Die armenischen Grenzstädte Krasnosjelsk und Kapan seien ebenfalls beschossen worden. Der Vorsitzende des Parlaments von Nagorny Karabach, Giorgi Petrossjan, sagte, unabhängige Beobachter hätten die Waffenstillstandsverletzungen durch die Aserbaidschaner mitangesehen.
Die Außenminister Armeniens und Aserbaidschans hatten sich am 27. August in der kasachischen Hauptstadt Alma Ata auf einen 60tägigen Waffenstillstand geeinigt, der am 1. September in Kraft treten sollte. Die Vereinbarung war von Mario Rafaelli, dem Vertreter der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE), vermittelt worden. In dem schon vier Jahre währenden Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan sind mindestens 3000 Menschen getötet worden.
JOHANNESBURG, 1. September (AFP). Beim Absturz eines Flugzeugs nahe der südangolanischen Stadt Jamba sind in der Nacht zum Dienstag drei Besatzungsmitglieder getötet worden. An Bord der Maschine befand sich auch FR- Korrespondent Johannes Dieterich, der nach Informationen aus dem Absturzgebiet jedoch nur leicht verletzt worden sein soll. Insgesamt wurden sieben Journalisten mit Verletzungen in das Wervoerd-Krankenhaus in Pretoria eingeliefert.
Wie die Pressestelle des Süddeutschen Rundfunks (SDR) in Stuttgart am Dienstag morgen ergänzend mitteilte, befand sich an Bord der Maschine auch ein Fernsehteam des SDR. Sowohl der SDR- Fernsehkorrespondent für das südliche Afrika, Andreas Chichowicz, als auch sein Kameramann Nico Wöhrmann und der Tontechniker Anton Swaart überlebten das Unglück nach SDR-Angaben unverletzt. Insgesamt waren nach Informationen der südafrikanischen Agentur Sapa 40 Journalisten in der Maschine, die direkt nach dem Start in Jamba Feuer fing und aus 25 Metern Höhe abstürzte.
SARAJEWO/LONDON, 1. September (AFP/Reuter/AP). Zehntausende Menschen werden in Sarajewo durch Krankheiten und Kälte sterben, wenn der Belagerungszustand der bosnischen Hauptstadt nicht bald aufgehoben wird. Dies sagte am Dienstag der Sonderbeauftragte der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für Jugoslawien, Sir Douglas Acheson, im britischen Rundfunk BBC. Die schlechten sanitären Bedingungen würden Krankheiten wie Ruhr und Gelbsucht hervorrufen. Hinzu kämen Flöhe und die Krätze.
Das größte Problem ist nach Ansicht Achesons das Wasser: "Lastwagen transportieren zwar Trinkwasser, aber die Bewohner können sich und ihre Kleidung nicht waschen und auch nicht die Toiletten benutzen." Der WHO-Vertreter erinnerte zudem an die kalten Winter in Sarajewo, wo 1984 die Olympischen Winterspiele stattfanden. Viele Menschen könnten bei Temperaturen weit unter Null Grad an Lungenentzündung sterben.
Radio Sarajewo hatte bereits am Vortag die Bevölkerung der Stadt aufgefordert, nur noch abgekochtes Wasser zu trinken. Am Wochenende waren dem Rundfunk zufolge über 100 Fälle von Magen- und Darmerkrankungen bekanntgeworden. Durch die fünfmonatigen Kämpfe seien die sanitären Einrichtungen der Stadt in Mitleidenschaft gezogen, hieß es.
In Sarajewo lieferten sich am Dienstag serbische und moslemische Verbände in mehreren Stadtteilen schwere Gefechte. Nach Angaben des Fernsehens der Stadt kamen acht Personen ums Leben.
Die Bosnische Militärführung sprach laut kroatischer Nachrichtenagentur HINA von einer "entscheidenden Phase", in die die Kämpfe um die Zerschlagung des Belagerungsrings getreten seien. Moslemisch-kroatische Einheiten hätten die serbischen Linien eingedrückt. Dagegen sprachen serbische Medien von einem totalen Mißerfolg der Bosnier.
Die Serben warfen den Moslems am Dienstag vor, sie hätten die geplante Evakuierung von Kindern und Frauen aus Sarajewo nach Belgrad und Split verhindert. Die Moslems hätten den Konvois, die vom Roten Kreuz begleitet werden sollten, die Durchreise verweigert, behauptete die Nachrichtenagentur der bosnischen Serben, Srna.
Auch in Gorazde wurden die Kämpfe fortgesetzt. Am Dienstag war fraglich, ob ein UN-Konvoi mit Hilfslieferungen für Gorazde am Mittwoch von Sarajewo aufbrechen kann. Bei Kämpfen um die west- bosnische Stadt Bihac kamen nach Angaben des kroatischen Rundfunks drei Menschen ums Leben.
Die Kämpfe fanden ungeachtet der internationalen Friedensbemühungen statt, die am Donnerstag mit Verhandlungen in Genf fortgesetzt werden sollen. Der britische EG-Vermittler David Owen sondierte in Bonn und appellierte zusammen mit Bundesaußenminister Klaus Kinkel an die Serben, das Blutvergießen einzustellen. Bosniens Serbenführer Radovan Karadzic bekräftigte in BBC seine Bereitschaft, die schweren Waffen seiner Truppen innerhalb der nächsten "drei bis vier Tage" den UN zu übergeben, wie er dies schon auf der Londoner Jugoslawien-Konferenz in der vergangenen Woche angekündigt hatte.
Ungarn beschuldigte Serbien, in der Provinz Wojwodina verstärkt serbische Flüchtlinge in von Ungarn bewohnten Gebieten anzusiedeln. Ungarn verurteile Versuche, die Zusammensetzung der Bevölkerung in der Wojwodina zugunsten der Serben zu verändern, sagte Außenamtssprecher Janos Herman in Budapest. In der Wojwodina, die bis 1918 zu Ungarn gehörte, leben rund 450 000 Menschen ungarischer Herkunft.
MINELOA, 1. September (AFP). Der Tierfriedhof auf Long Island im US-Bundesstaat New York muß umgerechnet 1,7 Millionen Mark Schadenersatz an ein Paar zahlen, dessen Hund statt in einem Einzel- in einem Massengrab beigesetzt wurde. Das Gericht verurteilte außerdem die beiden Besitzer des Tierfriedhofes zu fünf Jahren Gefängnis. Joyce Walp (45) und ihr 36jähriger Lebensgefährte Michael Bachman hatten den Betrug durch Zufall entdeckt. 1991 war der Tierfriedhof bereits in ein Betrugsverfahren verwikkelt, nachdem entdeckt worden war, daß 250 000 Tiere in Massengräbern verscharrt worden waren.
Die beiden suchten dann unter dem Grabstein, der angeblich die letzte Ruhestätte ihres 1989 gestorbenen Lieblings Ruffian kennzeichnete, nach dessen Überresten und Grabbeigaben. Zu ihrem Entsetzen fanden sie das Grab aber leer. Zwei Monate später forderte der Friedhof sie dann auf, noch einmal dort zu graben, und dieses Mal trat die teilweise verweste Leiche eines Hundes zutage. Bei diesem Tier, das auch nicht das Halsband Ruffians trug, handelte es sich nach Angaben des Anwaltes der Kläger aber eindeutig nicht um den gesuchten Hund. Das Paar war eigenen Angaben zufolge so erschüttert, daß es sich in psychologische Behandlung begeben mußte und verklagte den Friedhof deshalb.
PEKING, 1. September (AFP). Der tropische Sturm "Polly" setzt seinen Vernichtungszug durch Südostchina fort. Offiziellen Angaben vom Dienstag zufolge starben bereits 96 Menschen durch den Taifun. Die meisten Opfer fielen Schlamm- und Geröllawinen sowie Überschwemmungen zum Opfer. Mindestens 14 Menschen wurden außerdem vermißt. Bis Montag mußten 110 000 Menschen allein in der Provinz Zhejiang ihre Häuser verlassen, so die Nachrichtenagentur Xinhua. Ein Katastrophenbeauftragter der Provinz bezifferte hier die Zahl der Toten auf 96.
Der Taifun hatte bis Dienstag über 50 Verwaltungsbezirke und Städte erfaßt. Betroffen sind 7,5 Millionen Menschen. Am stärksten verwüstet wurden die südöstlichen und östlichen Küstenbezirke. 500 000 Menschen sollen obdachlos sein.
Zuvor hatte "Polly" bereits in Taiwan gewütet. Auf der Insel starben am Wochenende acht Menschen. Der Sachschaden wurde von den Behörden auf umgerechnet 50 Millionen Mark beziffert. Die Landwirtschaftskammer teilte mit, mehrere tausend Hektar Farmland seien vernichtet worden.
SANAA, 1. September (AFP). Die elf Insassen eines jemenitischen Militärhubschraubers sind beim Absturz des Helikopters ums Leben gekommen. Wie Radio Sanaa am Dienstag berichtete, ereignete sich das Unglück am Vortag an der Grenze zum Sultanat Oman.
BEIRUT, 1. September (AFP). Die offenbar extrem niedrige Beteiligung an der zweiten Etappe der Wahlen in Libanon läßt zunehmend Zweifel an der Rechtmäßigkeit des künftigen Parlamentes laut werden. Am Dienstag zitierten libanesische Zeitungen den amtierenden Ministerpräsidenten Raschid Solh mit den Worten, die Wahlbeteiligung in Beirut und im Libanon-Gebirge sei "außerordentlich niedrig" gewesen. Genaue Zahlen liegen jedoch weiterhin nicht vor.
Nach übereinstimmenden Schätzungen libanesischer Medien haben sich höchstens zehn Prozent der Wahlberechtigten am Sonntag an den Parlamentswahlen beteiligt, nachdem die christlichen Parteien zum Wahlboykott aufgerufen hatten. Innenminister Sami Chatib hatte am Sonntag erklärt, das neugewählte Parlament dürfe bei einer Beteiligung unter 50 Prozent nicht im Amt bleiben.
BONN, 1. September (AFP). Nach dem Vorstoß mehrer Unionspolitiker für eine Kürzung der Sozialhilfe von Asylbewerbern wird diese Forderung auch aus der SPD erhoben. Die SPD-Sozialminister Hermann Heinemann (Nordrhein-Westfalen) und Günther Jansen (Schleswig-Holstein) sprachen sich in der Zeitung Die Welt für ein eingeschränktes Leistungsgesetz für Asylbewerber aus.
Heinemann sagte, bei der nächsten Länderministerkonferenz werde er ein solches Gesetz fordern. Asylbewerber könnten nicht länger nach dem für Deutsche bestimmten Bundessozialhilfegesetz versorgt werden. Die Zahlungen sollten statt von den Kommunen zur Hälfte von Bund und Ländern finanziert werden.
MOSKAU. Das russische Bolschoi- Theater hat mit der Ankündigung neuer Preise die Saison eröffnet. Der Nachrichtenagentur ITAR-TASS zufolge wird sich der Preis für einen Parkettplatz von zehn auf achtzig Rubel erhöhen, der Preis bei Vorstellungen ausländischer Künstler von hundert auf 150 Rubel. Als erstes Stück der Saison wurde die Oper "Das Leben für den Zaren" von Michail Iwanowitsch Glinka aufgeführt, die bisher nur unter dem Titel "Iwan Ssussanin" gegeben werden durfte.
Geschockt sind die Moskauer nicht von den gestiegenen Preisen. Jahrzehntelang waren überhaupt kaum Karten erhältlich; in den vergangenen Jahren dagegen kauften Spekulanten die Billigkarten auf und boten sie auf dem Schwarzmarkt zu 20 bis 25 Dollar das Stück wieder an. Nach dem Wegfall massiver staatlicher Subventionen für die Kunst beträgt das Jahresbudget des Bolschoi-Theaters noch 25 Millionen Rubel (130 000 US-Dollar). AFP
DRESDEN, 3. September (AFP). Das sächsische Kabinett hat am Dienstag die Einrichtung von 15 neuen Straßen- und drei neuen Eisenbahnübergangsstellen nach Polen und in die Tschechische Republik beschlossen. Wie das Wirtschaftsministerium in Dresden mitteilte, sollen damit die Verkehrs- und Umweltbelastungen an den bestehenden Grenzübergängen Schönberg, Zinnwald, Neugersdorf und Görlitz reduziert werden.
In landschaftlich sensiblen Gebieten sollen die neuen Übergänge jedoch auf Fußgänger, Radfahrer und Kleinkrafträder beschränkt werden. In Touristengebieten wie dem Erzgebirge, der Sächsisch-Böhmischen Schweiz und dem Zittauer Gebirge sollen Wanderwege mit der Möglichkeit zum Grenzübertritt geschaffen werden, an denen Wanderer ohne Kontrolle passieren können.
Vorgesehen ist außerdem eine grenzüberschreitende Fährverbindung zwischen Schöna und Herrnskretschen als Alternative zur Anreise mit dem Auto.
BONN, 2. September (AFP). Die FDP will keine Einwände gegen die Einladungen von zwei lokalen FDP-Verbänden an den umstrittenen Vorsitzenden der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ), Jörg Haider, erheben. Haider (Bild: Vario-press) soll am nächsten Montag auf Einladung des FDP-Ortsvereins Bad Cannstatt an einer Podiumsdiskussion zum Thema "Liberale Perspektiven für Europa" teilnehmen. Unter anderen soll dort auch der sächsische FDP-Vorsitzende Joachim Günther vertreten sein. Vor den baden-württembergischen Landtagswahlen im April war ein Auftritt Haiders in Bad Cannstatt kurzfristig abgesagt worden, nachdem Haider durch mehrere rechtsnationalistische Sprüche aufgefallen war und unter anderem Adolf Hitlers "Beschäftigungspolitik" gelobt hatte.
Auch der hessische FDP-Kreisverband Hochtaunus lud nun - wie berichtet - Haider zu einer Diskussion zum Thema "Korruption, Politik und Recht" am 19. Oktober ein, an der auch Generalbundesanwalt Alexander von Stahl (FDP) teilnehmen soll.
FDP-Sprecher Hans-Rolf Goebel sagte am Dienstag in Bonn, jede Parteigliederung könne einladen, wen sie wolle. Von weiteren Auftritten Haiders sei in der Parteizentrale nichts bekannt. Die Einladungen auf Orts- und Kreisverbandsebene würden auch nicht mit der Parteispitze abgesprochen. Für ein erneutes Eingreifen der Parteiführung, wie zwei Wochen vor der Landtagswahl in Baden- Württemberg geschehen, gebe es keinen Anlaß. Parteichef Otto Graf Lambsdorff habe damals den Ortsverein um Rücknahme der Einladung an Haider gebeten, weil das Auftreten des FPÖ-Vorsitzenden dem Klima des Wahlkampfes "nicht zuträglich" gewesen wäre, so Goebel.
Der hessische FDP-Landesvorsitzende Wolfgang Gerhardt sagte in Wiesbaden, er habe nicht die Absicht, Einladungs- und Redeverbote für Teilnehmer an Podiumsdiskussionen in Hessen zu erteilen.
KORBACH/KASSEL. Mit dem Fahrplanwechsel 1994 wird es wieder eine durchgehende Bahnverbindung von Kassel ins Sauerland geben. Für die Strecke vom Kasseler Hauptbahnhof über Arolsen, Korbach und Willingen nach Brilon/ Wald stellte der Kreistag Waldeck-Frankenberg jetzt in Korbach die Weichen.
Von den rund 39 Millionen Mark für Sanierung und Modernisierung der Bahnstrecke sowie den Kauf von drei neuen Triebwagen übernehmen der Kreis und die fünf direkt betroffenen Kommunen über 8,3 Millionen Mark. Den Rest der Summe trägt das Land Hessen.
Der Kreis Waldeck-Frankenberg und die Kommunen fordern von der Bahn neben modernen Wagen einen Stundentakt auf dieser Strecke, damit sie auch von Berufspendlern genutzt werden kann.
Während die noch befahrene Strecke zwischen Brilon und Korbach lediglich saniert wird, muß die eingleisige Bahnlinie zwischen Korbach über Arolsen nach Volkmarsen reaktiviert werden. Sie war bereits vor mehreren Jahren für den Personenverkehr stillgelegt worden. lhe
FRANKFURT A. M. In der hessischen Arbeitslosenstatistik gibt es nach wie vor ein deutliches Nord-Süd-Gefälle. Erstmals legte das Landesarbeitsamt in Frankfurt am Dienstag nach Gemeinden aufgeschlüsselte Zahlen vor. Danach war die Arbeitslosigkeit im Juni in den Main- Taunus-Gemeinden am geringsten, in Nord- und Mittelhessen am höchsten.
Mit einer Arbeitslosenquote von 13,5 Prozent lag Kirtorf im Vogelsbergkreis an der Spitze aller hessischen Gemeinden, die niedrigste Quote (1,9 Prozent) wies Sulzbach im Main-Taunus-Kreis auf. Über zehn Prozent Arbeitslose gab es unter anderem auch in Gießen (11,9), Kassel (11,1) und Wetzlar (10,5).
Über dem landesweiten Durchschnitt, der im Juni bei 5,4 Prozent lag, befanden sich auch die Großstädte Frankfurt (6,3 Prozent) und Offenbach (5,9). Unterdurchschnittliche Quoten ermittelte das Arbeitsamt für Darmstadt (5,0) und Wiesbaden (4,9). zg
FRANKFURT A. M. Der Hessische Volkshochschulverband (HVV) geht neue Wege. Ab Ende Oktober nennt sich die Dachorganisation von landesweit 33 Einrichtungen "Institut der Hessischen Volkshochschulen".
Mit der Umbenennung will der neue Verbandsdirektor Enno Knobel (47) auch Strukturveränderungen einführen. So werde verstärkt auf die Fortbildung von Kursleitern und eine bessere soziale Absicherung auch der freien Mitarbeiter gesetzt, erklärte Knobel in Frankfurt.
Er war seit 1974 an der größten hessischen Volkshochschule in Frankfurt tätig, seit vielen Jahren als deren Vize- Chef. Mit der Amtsübernahme von Knobel wird ein längeres Interregnum an der Verbandsspitze beendet. Seit 1989 waren drei Direktoren im Amt, was auch zu internen Auseinandersetzungen führte.
Nicht als "Oberamt, sondern als Dienstleistungseinrichtung" versteht Knobel das Fachinstitut. Nachholbedarf bestehe bei Kursen über Frauenfragen, Ökologie und gesellschaftspolitische Bildung.
Unter den rund 40 000 Kursen bilden Sprachen sowie Lehrgänge über Kultur und Gesundheit die Schwerpunkte. Die 33 Volkshochschulen mit ihren 14 000 Kursleitern werden jährlich mit 19 Millionen Mark Landesgeldern unterstützt, die Kommunen beteiligen sich mit 53 Millionen Mark an der Finanzierung der Erwachsenenbildung. Mittelfristig geht der Verband von 27 Millionen Mark aus der Landeskasse aus. lhe
Psychosomatik-Klinik hat sich bewährt In der Bad Hersfelder Klinik am Hainberg für Psychosomatik und Psychotherapie wurden in den 15 Jahren ihres Bestehens 15 000 Patienten stationär versorgt. Wegen der andauernd hohen Auslastung und langen Wartezeiten für die 200 Patientenbetten solle das Klinikum bis 1996 erweitert werden, erklärte Klinik-Geschäftsführer Hans-Volker Hoffmann in Bad Hersfeld. Der Träger der Klinik für medizinische Rehabilitation, das Land Hessen, müsse jedoch noch den Landesanteil an den Investitionskosten genehmigen. 25 neue Betten sollen dann entstehen und die medizinischen Abteilungen neu gegliedert werden.
Hobby-Biologen und Wissenschaftler der Universität Jena haben 150 Jahre nach der letzten Kartierung der Thüringer Pflanzenwelt erneut mit Untersuchungen der Flora zwischen Harz und Rhön begonnen. Das auf zehn bis 15 Jahre angelegte Projekt, an dem sich neben Thüringer Pflanzenfreunden auch Helfer aus den Nachbarländern Bayern und Hessen beteiligen, soll Aufschlüsse über die heutigen Verbreitungsgebiete der wildwachsenden Pflanzenarten geben.
In Hessen gibt es wieder mehr Schweine: Anfang August standen 1,050 Millionen dieser Tiere in den Ställen. Das waren nach Angaben des Statistischen Landesamtes in Wiesbaden 38 000 oder 3,7 Prozent mehr als zum entsprechenden Vorjahreszeitpunkt. Um denselben Prozentsatz habe sich die Zahl der Ferkel auf 297 700 erhöht.
Gasverbrauch gesunken
Die Hessen haben im ersten Halbjahr 1992 mit knapp 31,1 Milliarden Kilowattstunden Gas 3,4 Prozent weniger als im entsprechenden Vorjahreszeitraum verbraucht. Wie das Statistische Landesamt in Wiesbaden mitteilte, habe es im zweiten Quartal einen "kräftigen Verbrauchsrückgang" um 12,9 Prozent gegeben. Als Grund nannte die Behörde die nachlassende Konjunktur und das warme Wetter. In den ersten drei Monaten des Jahres seien dagegen 2,3 Prozent mehr Gas aus dem öffentlichen Netz abgenommen worden als von Januar bis März 1991. Informationen über den LWV "Über uns" ist der Titel einer aktualisierten Informationsbroschüre, die der Landeswohlfahrtsverband (LWV) jetzt herausgegeben hat: Sie informiert über Aufgaben, Struktur, Haushalt, Publikationen und Einrichtungen des LWV. Die Broschüre ist bei der LWV-Pressestelle, Ständeplatz 6-10, in Kassel erhältlich. Mehr Fahrgäste in Wiesbaden Die Wiesbadener Stadtwerke (ESWE) haben im vergangenen Jahr 4,3 Prozent mehr Fahrgäste in ihren Bussen befördert als im Vorjahr. Den Anstieg auf 55 Millionen Passagiere führte das Unternehmen auf die fast flächendeckende Beschränkung des Parkens in der Innenstadt zurück. Hinzu käme, daß zwei Hauptverkehrsstraßen in der City der Landeshauptstadt für den Individualverkehr gesperrt seien. Bei den Erwachsenen habe der Anstieg 5,3 Prozent betragen, bei den Kindern und Jugendlichen nach Jahren rückläufiger Entwicklung 1,3 Prozent. Um der gestiegenen Nachfrage gerecht werden zu können, will das Unternehmen in diesem Jahr zusätzlich 23 Gelenk-Omnibusse einsetzen. Lichtenberg lockte 19 000 Besucher 19 000 Besucher haben die jetzt zu Ende gegangene Ausstellung zum 250. Geburtstag des Wissenschaftlers und Schriftstellers Georg Christoph Lichtenberg auf der Darmstädter Mathildenhöhe gesehen. Damit sei sie die bei weitem erfolgreichste Schau seit der Büchner-Ausstellung von 1987 gewesen, teilte die Stadt Darmstadt mit. Die 1,7 Millionen Mark teure Ausstellung mit 854 Exponaten zieht nun nach Göttingen um.
Wilhelm Huxhorn, der 36 Jahre alte Torhüter des Fußball-Zweitligisten SV Darmstadt 98, bleibt weiterhin bis zum 6. September vom Spiel- und Trainingsbetrieb ausgeschlossen. Das Arbeitsgericht Darmstadt hat am Dienstag einen entsprechenden Antrag Huxhorns auf Erlaß einer einstweiligen Verfügung gegen die vom Verein ausgesprochene Suspendierung zurückgewiesen.
Das Präsidium nahm die Entscheidung des Gerichts, wie es in einem an die Redaktionen verschickten Telefax heißt, "befriedigt zur Kenntnis". Der Torhüter, der weit über 200 Spiele für die "Lilien" bestritt, war von der Vereinsspitze deswegen intern gesperrt worden, weil er gegen den alten Trainer Rainer Scholz "Stimmung" gemacht habe. Unter anderen soll er eine Abstimmung gegen den Coach, der nach Ansicht des Spielers an der Talfahrt des Tabellenletzten Schuld trägt, initiiert haben. Das Präsidium hatte sich für Scholz ausgesprochen, der am Montag sein Amt zur Verfügung stellte.
Huxhorn, der sich derzeit beim Landesligisten TSV Pfungstadt fithält, will dem Vernehmen nach am 6. September am Böllenfalltor erscheinen. Daß er dann sofort in die Mannschat rücken wird, steht für ihn fest. Er sei der bessere Torhüter: "Wenn der neue Trainer Ahnung vom Fußball hat, merkt er das selbst." kil
GIESSEN. Ein 16jähriger Junge aus Herne hat sich tödliche Verletzungen zugezogen, als er seinen Kopf aus der Dachluke eines doppelstöckigen Reisebusses streckte.
Bei dem Unfall, der sich bereits am Samstag auf der Autobahn Frankfurt- Kassel bei Gießen ereignet hatte, war der Junge mit dem Kopf gegen eine Brücke geschlagen. Wie die Polizei am Dienstag mitteilte, erlag der 16jährige seinen schweren Verletzungen in einem Gießener Krankenhaus wenige Stunden nach dem Unfall.
Der Junge gehörte zu einer Reisegruppe, die auf der Rückfahrt von Griechenland nach Nordrhein-Westfalen war. Er hatte sich in dem doppelstöckigen Bus gerade in dem Augenblick auf eine Sitzlehne gestellt und herausgeschaut, als der Bus unter der Brücke durchfuhr. lhe
WETZLAR. Weil er 100 TÜV-Plaketten gefälscht hat, um seine "spärlichen Einnahmen aufzubessern", muß sich ein 38jähriger Waldarbeiter aus dem Kreis Gießen wegen Urkundenfälschung vor Gericht verantworten.
Nach Angaben des Polizeipräsidiums Gießen vom Dienstag hat der Mann, der sich freiwillig der Polizei stellte, gestanden, pro Fälschung 110 Mark von Autohaltern kassiert zu haben.
Ermittelt wurde gegen den 38jährigen seit Januar 1991, nachdem einige gefälschte Plaketten in Wetzlar und bei der bayerischen Grenzpolizei aufgetaucht waren. Bevor ihn die Polizei aber festnehmen konnte, tauchte der Mann unter. Im Zuge ihrer Ermittlungen fand die Polizei heraus, daß der 38jährige bereits seit einigen Jahren unter falschem Namen bei Gießen lebte und per Haftbefehl von der Staatsanwaltschaft Darmstadt gesucht wurde, wo er ebenfalls TÜV-Plaketten und Stempel gefälscht hatte.
Seine "Handschrift" hatte er auch in Frankfurt, Offenbach und Marburg hinterlassen. lhe
COTTBUS, 1. September (Reuter/ dpa/AFP). Die Kette der Angriffe auf Unterkünfte von Asylbewerbern reißt nicht ab. Am Montag abend und in der Nacht zum Dienstag mußte die Polizei in Ostdeutschland erneut gegen zumeist jugendliche Randalierer vorgehen. Rund zehn Unbekannte bewarfen nach Angaben der Polizei ein Asylantenheim in Vetschau bei Cottbus mit Steinen. Einige Bewohner des Heims hätten sich daraufhin mit Knüppeln zur Selbstverteidigung bewaffnet, hieß es in einem Bericht der Polizei. Es sei aber nicht zum Zusammenstoß gekommen.
In der Nacht wurden auch die Bewohner eines Asylbewerberheims in Lindenthal bei Leipzig Opfer rechtsradikaler Angriffe. Unbekannte hätten das Haus mit Steinen beworfen und ein davor geparktes Auto in Brand gesetzt, berichtete die Polizei. In Greifswald mußten Beamte ebenfalls gegen gewaltbereite Jugendliche vorgehen, die sich vor dem Asylbewerberheim mit Brandflaschen und Steinen bewaffnet hatten. 13 Jugendliche seien in Gewahrsam genommen worden.
Mittlerweile hat das Kreisgericht Eisenhüttenstadt Strafbefehl gegen vier rechtsradikale Randalierer erlassen. Sie hatten sich am Sonntag an dem Anschlag auf die Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber in Eisenhüttenstadt beteiligt. Die Angeklagten müssen sich wegen gefährlicher Körperverletzung und Landfriedensbruch verantworten. Gewerkschaft gegen Sondertruppe
BONN (Reuter). Die Aufstellung einer Sonderpolizeitruppe des Bundes ist nach Worten des Vorsitzenden der Gewerkschaft der Polizei, Hermann Lutz, nicht machbar. Wem die Aufstellung einer Art "Nationalgarde" vorschwebe, könne sich das "abschminken", sagte Lutz der Berliner Morgenpost. Zur Begründung sagte er, die Länder würden ihre Zuständigkeiten in diesem Bereich nicht an den Bund abtreten wollen.
LONDON, 1. September (Reuter/dpa). Der libysche Revolutionsführer Muhammar al Ghaddafi hat sich für direkte Gespräche seiner Regierung mit den USA, Großbritannien und Frankreich ausgesprochen, um den Streit um das Lockerbie-Attentat und den Anschlag auf ein französisches Verkehrsflugzeug beizulegen. Libyen wolle direkt mit den drei westlichen Ländern verhandeln, ohne die Vereinten Nationen (UN) einzuschalten, sagte Ghaddafi am Montag abend in einer Fernsehrede zum 23. Jahrestag seiner Machtübernahme.
Der UN-Sicherheitsrat hatte am 15. April Wirtschaftssanktionen gegen Libyen vor allem deshalb verhängt, weil sich Ghaddafi geweigert hatte, zwei Libyer auszuliefern, die vom Westen für den Bombenanschlag auf ein amerikanisches Verkehrsflugzeug verantwortlich gemacht werden.
Frankreich und Großbritannien nahmen Ghadaffis Vorschlag zurückhaltend auf. In ersten Stellungnahmen erneuerten sie ihre Forderung, die beiden mutmaßlichen Attentäter des Lockerbie-Anschlags auszuliefern.
TOKIO, 1. September (Reuter/dpa). Mehrere Millionen Japaner haben am Dienstag, dem Jahrestag des großen Tokioter Bebens von 1923, an der jährlich stattfindenden Erdbebenübung teilgenommen. Die Bürger Tokios, an häufige Erdstöße gewöhnt und von Experten bereits vor einem zukünftigen katastrophalen Beben gewarnt, wurden am Morgen auf dem Weg zur Arbeit durch Sirenengeheul zum Verlassen der überfüllten U- Bahn aufgefordert. In Zentraljapan übten sich nach Schätzungen zwölf Millionen in derFeuerbekämpfung und anderen Notstandsmaßnahmen. Mit dieser jährlichen Übung sollen im Notfall Panikreaktionen verhindert werden.
Beim Erdbeben von 1923 waren in der japanischen Hauptstadt und der umliegenden Region 100 000 Menschen getötet und 560 000 Häuser zerstört worden.
BONN, 1. September (Reuter). Der rapide anschwellende Zigarettenschmuggel nach Ostdeutschland könnte nach Einschätzung des Parlamentarischen Finanz-Staatssekretärs Joachim Grünewald zum Wegbereiter für den Drogenhandel werden. Die neuen Länder würden mit Schmuggelzigaretten geradezu überschwemmt, teilte Grünewald am Dienstag mit. Der Schmuggel, der den Bund jährlich um schätzungsweise 700 Millionen Mark Steuern prelle, werde gewerbsmäßig von Banden betrieben. "Hier werden Verteilerstrukturen und Absatzorganisationen aufgebaut, die künftig vom Rauschgift-Schmuggel genutzt werden könnten", sagte Grünewald.
BONN, 1. September (Reuter). Experten der CDU/CSU-Bundestagsfraktion haben am Dienstag in Bonn Grundsätze für eine gesetzliche Regelung von Organtransplantationen vorgelegt. Nach ihren Vorschlägen soll die Entnahme eines Organs bei Toten nur dann ohne weiteres erlaubt sein, wenn der Verstorbene zu Lebzeiten eingewilligt hat. (Bericht auf "Aus aller Welt)
BONN, 1. September (Reuter). Die Zahl der nach Deutschland kommenden Aussiedler geht trotz eines leichten Anstiegs im August im Jahresdurchschnitt weiter zurück. Das Bundesinnenminsterium teilte am Dienstag mit, in den ersten acht Monaten dieses Jahres habe man 130 247 deutsche Aussiedler registriert. Im Vergleichszeitraum 1991 seien es 149 092 und in den ersten acht Monaten des Jahres 1990 sogar 314 174 gewesen. In diesem Jahr stammen die meisten Aussiedler aus den Ländern der früheren Sowjetunion.Puma schleicht im Rückwärtsgang
MÜNCHEN (rtr/FR). Der Sportartikelhersteller Puma ist im ersten Halbjahr 1992 bei Umsatz und Ertrag aus dem Tritt gekommen. Das Unternehmen weist für das Stammhaus, die AG, nur noch einen Gewinn nach Steuern von 226 000 Mark aus. Im ersten Semester 1991 waren noch 7,6 Millionen herausgesprungen. Auch im Konzern ging es rückwärts, der Nachsteuerprofit schrumpfte von 8,6 Millionen auf 2,2 Millionen Mark. Auch die Geschäfte liefen bei Puma deutlich schlechter als zuletzt. Der Konzernumsatz sank um 14,6 Prozent auf 272,7 Millionen. In der AG wurden 204,9 Millionen (minus 13 Prozent) erlöst. Als Gründe für die Rückgänge nennt Puma einen immer schwieriger werdenden Sportartikelmarkt. Dieser werde im Inland zunehmend durch ein zögerndes Einkaufsverhalten des Fachhandels geprägt. Darüber hinaus werde ein großes Warenvolumen an Auslaufmodellen von fast allen Herstellern angeboten. Auch die hohen Investitionen für die Markteinführung des neuen Sportschuhs Puma Disc hätten sich ausgewirkt.
Ein ausschüttungsfähiger Bilanzgewinn, so Puma, könne erst ausgewiesen werden, wenn der Verlustvortrag in Höhe von 7,9 Millionen Mark aus 1990 ausgeglichen sei und die den Rechten der Vorzugsaktionäre vorausgehenden Besserungsscheine abgebaut seien. Die Zahl der Beschäftigten wurde im Konzern auf 1167 (1370) reduziert.
BAGDAD/RABAT, 1. September (Reuter/AFP). Irak hat das Flugverbot südlich des 32. Breitengrades auch am fünften Tag nicht verletzt. Die westlichen Alliierten wollen das Verbot für die irakische Luftwaffe nötigenfalls Monate aufrechterhalten. Dies sagte der britische Staatsminister für die Streitkräfte, Archibald Hamilton, am Dienstag in Marokko. Er bezeichnete die Maßnahme als "erfolgreiche Operation". Der Minister ergänzte, die irakische Führung müsse mit dem Einsatz von Gewalt rechnen, falls sie die laufenden UN-Inspektionen beim Abbau der Atomanlagen behindere. Eine neue UN-Inspektorengruppe nahm am Dienstag ihre Arbeit auf und inspizierte ein nicht genanntes irakisches Atomobjekt.
Rußland will zwei Kriegsschiffe in den Golf schicken. Die für die U-Boot-Jagd ausgerüstete "Admiral Winogradow" und das Tankschiff "Boris Butoma" von der Pazifikflotte sollen dort bei der Durchsetzung der UN-Resolutionen helfen, berichtete die Moskauer Nachrichtenagentur Itar-Tass. Vier französische Kampfflugzeuge trafen in Saudi-Arabien ein.
Der Präsident der Deutsch-Arabischen Gesellschaft, Dieter Schinzel, schließt einen neuen Krieg mit Irak nicht mehr aus. Das "Spiel Flugsicherheitszone", das die Alliierten im Süden Iraks betrieben, sei "hochexplosiv", sagte der Europaabgeordnete dem Mitteldeutschen Express.
Ein neuer militärischer Konflikt sei nicht mehr auszuschließen, wenn Saddam Hussein "auf die Provokation", für die es keine völkerrechtliche Grundlage gebe, reagiert. Als "totalen Quatsch" bezeichnete der Nahost-Experte die Begründung, daß eine Flugsicherheitszone für bedrohte Schiiten eingerichtet wurde. Es gehe den Westmächten nicht um humanitäre Gründe; sie strebten die langfristige Sicherung ihrer Öl-Interessen in Irak an. Südlich des 32. Breitengrades liege das zweitgrößte Erdölresevoir der Welt und mehrere Ölhäfen.
FRANKFURT A. M. (FR). An den deutschen Börsen mußten die meisten Standardwerte Verluste hinnehmen. Auf die Stimmung gedrückt hätten bei niedrigeren Umsätzen die schwächeren Aktienmärkte in Tokio und New York sowie die erneute Talfahrt des US-Dollar, sagten Händler auf dem Frankfurter Parkett. "Die Unsicherheit ist zurückgekehrt. Nach den Tagen mit fester Tendenz ist man nicht sicher, wie es weitergeht." Nach dem Devisen-Fixing sei die Börse nochmals leicht abgebröckelt, weil der Dollar auf ein Rekordtief abgesackt war. Der Deutsche Aktienindex (Dax) verlor 22,55 Punkte und schloß mit 1518,70 Zählern nur knapp über dem Tagestief.
Zu den wenigen Kursgewinnern zählten Lufthansa, die nach der Billigung des Sanierungspakets durch den Aufsichtsrat und den beendeten Verhandlungen mit den Gewerkschaften 3,80 Mark zulegten. Ein Plus stand auch vor der Notierung der Asko-Aktie, die drei Mark gewann.
Ansonsten dominierten die Abschläge. Beispielsweise büßten Daimler 10,30, Volkswagen 9,60 und BMW zehn Mark ein. Im Geldgewerbe verloren Deutsche Bank 7,20 und Dresdner 6,80. Commerzbank notierten 2,30 Mark niedriger.
Sehr ruhig ging es am Rentenmarkt zu. Bei öffentlichen Anleihen überwogen Abschläge bis 0,10 Mark gegenüber Aufschlägen in dieser Größenordnung. Gleichwohl trat die Durchschnittsrendite bei 8,33 Prozent auf der Stelle. Die Bundesbank nahm Titel im Nennwert von 27,6 Millionen Mark aus dem Markt. Behauptet tendierten Mark-Auslandsanleihen."Iran übernimmt Golfinsel"
ABU DHABI, 1. September (Reuter). Iran hat nach Einschätzung von Diplomaten die Insel Abu Musa, die Teheran seit 20 Jahren gemeinsam mit den Vereinigten Arabischen Emiraten kontrolliert, faktisch annektiert. In der vergangenen Woche habe iranische Polizei auf der nahe der Schiffahrtsroute im Golf gelegenen Insel ein Passagierschiff abgewiesen, sagten Diplomaten der Golfstaaten am Dienstag. Iran behandele die wirtschaftlich wenig bedeutende Insel wie eigenes Territorium und belaste damit die angestrebten besseren Beziehungen zu den arabischen Ländern.
TOKIO, 1. September (Reuter). Die japanische Spendenaffäre um die Transportfirma Sagawa Kyubin hat nun auch das Kabinett von Ministerpräsident Kiichi Miyazawa erreicht. Nach Einschätzung politischer Beobachter müssen drei amtierende Minister mit einer Vorladung der Staatsanwaltschaft rechnen. Miyazawa selbst wies am Dienstag jeden Verdacht gegen sich oder seinen Stab zurück. Zuvor war der Provinzgouverneur von Niigata als zweiter prominenter Politiker binnen einer Woche im Zusammenhang mit dem Skandal zurückgetreten.
Gouverneur Kiyoshi Kaneko war vorgeworfen worden, er habe undeklarierte Sagawa-Spenden in Höhe von 300 Millionen Yen (rund 3,4 Millionen Mark) angenommen. Er folgte mit seinem Rücktritt dem LDP-Vizepräsidenten Shin Kanemaru, der am vergangenen Donnerstag sein Amt zur Verfügung gestellt hatte.
DÜSSELDORF, 1. September (Reuter). Die Kriminalpolizei in Ahlen hat Vorermittlungen gegen den polnischen Organvermittler Robert Konarski aufgenommen. Da die Vermittlung selbst nicht strafbar ist, seien die Möglichkeiten der Behörden in diesem wie in anderen Fällen kommerzieller Organvermittlung aber sehr begrenzt, sagte am Dienstag ein Kriminalpolizei-Sprecher. Wegen der Veröffentlichungen über dieses Geschäft wolle man zunächst prüfen, wer sich hinter der Robert Konarski KG verberge.
Der polnische Geschäftsmann hatte Kliniken in Nordrhein-Westfalen per Fax Nieren lebender Fremdspender aus Polen für 60 000 bis 100 000 Mark angeboten. Dabei will er von drei Kliniken positive Rückmeldungen bekommen haben.
Transplantationsmediziner wie der Essener Chirurg Jochen Erhard nehmen dieses "Angebot" sehr ernst. Davor müßten Patienten dringend gewarnt werden, sagte Erhard. Weder die Auswahl des Spenders noch die Operation und schon gar nicht die Nachsorge seien in einem solchen Fall im erforderlichen Maße gewährleistet. In den Transplantations- Zentren der Bundesrepublik dauere die Vorbereitungszeit bei einem Lebendspender, der immer nur ein Verwandter ersten Grades sein kann, durchschnittlich ein halbes Jahr. Diese Untersuchungen seien notwendig, um eine "gewisse Qualitätsgarantie" geben zu können, daß die Spenderniere auch ausreichend lange arbeiten kann. Dies, die Vorbereitung des Spenders und die Nachbehandlung interessiere diese "skrupellosen Geschäftemacher" nicht, die ihr Geld sofort nach der Vermittlung erhielten, sagte Erhard.
Da es weder ein besonderes Strafgesetz noch ein Transplantationsgesetz gebe, das die kommerzielle Vermittlung verbiete, könnten die Strafbehörden erst einschreiten, falls es zu einer unfreiwilligen Organentnahme komme, erklärte der Sprecher der Kölner Staatsanwaltschaft.
PARIS, 2. September (Reuter). Daß Bundeskanzler Helmut Kohl länger im französischen Fernsehen für ein "Ja" zu Maastricht plädieren darf als Frankreichs Kommunisten für ihr "Nein", hat einer der Führer der französischen KP, Jean-Claude Gayssot, beklagt. Kohl wird am heutigen Donnerstag im privaten Sender TF-1 erscheinen. "Ich weiß allerdings nicht, ob den Parteigängern eines ,Ja'-Votums mit dem Auftritt gedient ist", fügte der KPF-Chef hinzu. In Frankreich bekommt jede Partei proportional zu ihren Parlamentssitzen Sendezeit zugeteilt.
Die Sozialisten, die Unionisten und andere Befürworter von Maastricht bekommen danach 84 Minuten Sendezeit. Die in der Frage gespaltene neogaullistische RPR bekommt 30 Minuten, die Kommunisten müssen sich mit sechs begnügen. Wie lange Kohl redet, wurde nicht mitgeteilt.
ATHEN, 2. September (Reuter). Griechenland will 40 F-16-Kampflugzeuge kaufen. Das teilte Verteidigungsminister Ioannis Varvitsiotis am Dienstag im Anschluß an eine Kabinettsitzung in Athen mit. Die Verhandlungen würden zwischen den Regierungen der USA und Griechenlands geführt. Einzelheiten nannte der Minister nicht. Aus Kreisen des Verteidigungsministeriums hieß es jedoch, die Verhandlungen würden voraussichtlich bis zum Jahresende abgeschlossen. Mit dem Beginn der Lieferungen sei ab Mitte 1993 zu rechnen.
Nein, so leicht läßt sich der smarte Reinhold Beckmann die Stimmung nicht verhageln. Zugegeben, die Nachrichten vom Sonntag waren schlecht. Zum erstenmal lag die ARD mit ihren Regional-Sportschauen am vierten Spieltag der Fußball-Bundesliga in der Zuschauergunst vor der SAT.1-Sendung "ran". Dem Optimismus des Sportchefs aber tat dies keinen Abruch: "Die Stimmung ist gut. Mit über vier Millionen Zuschauern haben wird das erste Ziel erreicht, und auch die nächsten werden wir erreichen."
An den ungeschönten Zahlen kommt auch ein Beckmann nicht vorbei: 3,7 Millionen Zuschauer (elf Prozent der TV- Haushalte) verfolgten am vergangenen Samstag in den Regionalprogrammen der ARD ab 19.15 Uhr den Lauf des runden Leders. Bei "ran" hingegen saßen zwischen 18 und 19.20 Uhr durchschnittlich nur 3,54 Millionen (zehn Prozent) vor dem Bildschirm.
"Es zeigt sich, daß der Mensch am Samstag nur 30 Minuten Fußball pur braucht, ohne Firlefanz und Mätzchen", ließ denn auch WDR-Fernsehsportchef Heribert Faßbender mit hörbarem Stolz aus Köln verlauten. "Ich glaube, daß sich einige schwarz ärgern, weil wir mit den Zweitrechten so gute Quoten machen", assistierte BR-Sportchef Waldemar Hartmann aus München. Einziger Trost für SAT.1: Mit dem Spitzenwert von 4,11 Millionen (18.55 Uhr) wurde die offiziell angestrebte Zuschauerzahl von vier Millionen erstmals knapp überschritten. Ob sich der ganze Aufwand jedoch lohnt, läßt sich im Moment noch nicht sagen.
Geschätzte 100 Millionen Mark bezahlt SAT.1 für die Erstrechte pro Saison, die ARD für die Zweitrechte immerhin 30 Millionen. Rechte-Inhaber ist die Vermarktungs-Gesellschaft ISPR, die sie vor dieser Saison vom Deutschen Fußball- Bund (DFB) für insgesamt 700 Millionen Mark und fünf Jahre erworben hat.
Geht es nach Beckmann, haben die überraschend hohen ARD-Quoten einen einfachen Grund: "Das zeugt vom starken Traditionsbewußtsein der Zuschauer, schließlich hat es 30 Jahre lang nur die Sportschau gegeben. Wir haben ein Stück Kultur-Revolution gemacht, und da muß man respektieren, daß das eben länger dauert."
Dennoch kommt "ran" auch im Vergleich zum letzten Jahr schlecht weg, als die ARD noch alleine am Samstagnachmittag über Fußball berichten durfte. 6,94 Millionen Zuschauer (19 Prozent) verfolgten die Sportschau am ersten Spieltag 1991/92. Im Verlauf der Hinrunde steigerte sich das Interesse bis zu einer Spitzenquote von 28 Prozent (10,13 Millionen).
Davon ist SAT.1 noch meilenweit entfernt. "Letztes Jahr war die ARD konkurrenzlos, im Moment teilen wir uns den Kuchen", analysiert Beckmann die Quoten-Lage der Fußballnation. Daß "ran" den Geschmack der Leute nicht treffen könnte, schließt er aus. "Klar haben wir am Anfang Fehler gemacht, aber die sind abgestellt. Es war zu viel Tempo drin, deshalb haben wir nun die Übersicht am Ende gediegener gestaltet und auch die Interviews reduziert."
Was bleibt, ist die Frage nach der (übermäßigen?) Werbung und eine erstaunliche Erkenntnis. Die "alte Sportschau" (60 Minuten) brachte es in der letzten Saison auf zehn Minuten pro Sendung (zwei Blöcke von fünf Minuten), bei "ran" (80 Minuten) waren es am Samstag nur zwei Minuten mehr (drei Blöcke von vier Minuten). Vermutlich ist es weniger die Länge, sondern mehr die Art der Werbung, die die Leute stört. Die zwei Schankkellner, die in jedem Vor- und Abspann kommen, lassen grüßen. sid
Da herrscht Steffi Graf mit derart fehlerlosem Angriffsspiel, daß ihr die mangelnde Gegenwehr der Amerikanerin Halle Cioffi schon keinen Spaß mehr macht. Und dann sagt die Zweite der Tennis-Weltrangliste: "Monica Seles ist und bleibt zu Recht die beste Tennisspielerin der Welt. Sie ist einfach konstanter als ich. Man muß sich ein ganzes Jahr anschauen, nicht nur ein paar Matches."
42 Minuten benötigte die Brühlerin in der Nacht zum Dienstag, um ihren 6:0, 6:2-Auftaktsieg bei den 112. US Open in New York perfekt zu machen. Cioffi, 96. der Weltrangliste, schien während des gesamten Matches völlig überfordert. Erst nach elf hintereinander verlorenen Spielen gelang es der 23jährigen, in einer unkonzentrierten Phase Grafs zumindest die "Höchststrafe" zu verhindern.
Weitaus härter mußten derweil der Leverkusener Alexander Mronz beim 6:4, 6:4, 6:4 über den Amerikaner Jim Brown, Patrik Kühnen aus Bamberg beim 6:4, 6:7, 6:2, 3:6, 7:5 gegen den Italiener Christiano Caratti sowie die Heidelbergerinnen Silke Meier (4:6, 6:0, 6:3 über Flora Perfetti/ Italien) und Claudia Porwik (6:3, 6:4 gegen Camille Benjamin/USA) um ihre Erstrundensiege kämpfen. Als einzige deutsche Starterin scheiterte dagegen Meike Babel (Neu-Isenburg) mit 1:6, 0:6 an der Japanerin Kimko Date. Mit Michael Stich, der nun auf den Amerikaner Brad Gilbert trifft, und Graf - ihre nächste Gegnerin wird zwischen Pam Shriver/USA und Noella Perez aus Spanien ermittelt - standen nach dem ersten Tag des Grand-Slam-Turniers somit sechs von siebzehn Deutschen in der zweiten Runde.
Steffi Graf duschte fast länger als sie die fast 9000 Zuschauer in der Abenddämmerung beglückt hatte. Doch schließlich kam die Siegerin mit gleich drei beruhigenden Nachrichten in die Pressekonferenz geeilt: Die offenbar chronische Sehnenentzündung an der Schlagschulter, wegen der sie die Vorbereitungen mehrfach hat unterbrechen müssen, sei derzeit nicht akut. Zudem wäre ihre Erkältung abgeklungen, und trotz der gesundheitlichen Strapazen hatte die Titelgewinnerin von 1988 und 1989 im Urlaub nach der Olympianiederlage von Barcelona endlich wieder genügend Zeit für sich.
Graf hat mit der Verletzung wie mit einem ungezogenen Kind zu leben gelernt. "Ich kann sie ohnehin nicht berechnen, der Schmerz kommt und geht", erklärte sie. Gegen das schon beim Federation Cup 1991 erstmals aufgetretene Malheur habe sie so ziemlich alles ausprobiert. sid
In das Transfergerangel um Fußball-Weltstar Diego Maradona hat sich der brasilianische Erstligaklub Palmeiras Sao Paulo eingeschaltet.
Die Brasilianer haben dem SSC Neapel eine Ablösesumme von umgerechnet knapp sechs Millionen Mark für den Star angeboten.
Der Argentinier steht noch bis 1993 bei den Italienern unter Vertrag, hat sich nach Ablauf seiner 15monatigen Sperre wegen Drogenmißbrauchs jedoch bis jetzt hartnäckig geweigert, nach Italien zurückzukehren.
Zuvor hatte bereits der spanische Erstligist FC Sevilla für Maradona ein 13 Millionen Mark-Angebot an Neapel gemacht. Darüber beraten beide Klubs am Mittwoch, nachdem der Internationale Fußball-Verband (FIFA) den Vereinen eine Einigungsfrist bis Donnerstag gesetzt hat.
Napoli-Präsident Corrado Ferlaino erklärte jedoch, daß "Maradona keinesfalls zu einem europäischen Verein gehen" dürfe.
Palmeiras wird von dem italienischen Milch- und Käse-Multi Parmalat gesponsert, der mit dem Präsidenten von Neapel, Ferlaino, wiederum gut befreundet sein soll. sid
Scharfe Kritik an der Arbeit der Berliner Olympia GmbH hat der Weddinger Bezirks-Bürgermeister Jörg-Otto Spiller geübt. "Die Finanzen sind nicht im Griff", erklärte der Politiker in einer Talk- Runde über das Projekt Olympia 2000 in Berlin: "Die Geschäftsführung kann nicht mit Geld umgehen. Deshalb ist die Bevölkerung auch mehrheitlich gegen die Bewerbung."
Der Bürgermeister nannte als ein Beispiel den inzwischen gelösten Vertrag mit dem früheren Weltklasseschwimmer Michael Groß, dem ein Tageshonorar von 3000 Mark gezahlt worden war. Spiller verlangte eine schnelle Korrektur in der Finanzpolitik der Bewerber-Gesellschaft. Anderenfalls werde sich eines Tages auch noch der Berliner Sport gegen eine Olympia-Kandidatur aussprechen. "Ich habe die Befürchtung, daß die Kosten nach dem Zuschlag für uns im September 1993 aus der Kontrolle laufen."
Der 100-Meter-Olympiasieger Linford Christie ist nur dann bereit, am 19. September in Tokio gegen den achtmaligen Olympiasieger Carl Lewis anzutreten, falls die für das Rennen angebotenen umgerechnet fast 700 000 Mark zu gleichen Teilen zwischen ihm und dem Amerikaner aufgeteilt werden. Das erklärte der 32 Jahre alte britische Europarekordler am Rande eines Leichtathletik-Meetings in Belfast, wo Christie mit 10,51 Sekunden im "Schongang" vor Ex-Weltmeister Calvin Smith aus den USA triumphierte. "Ich bin bereit, gegen Lewis anzutreten, falls die Veranstalter das richtige Geschäft abschließen. Für mich ist es eine Sache des Respekts und des Stolzes, daß das Geld fifty-fifty verteilt wird. Und letztendlich brauche ich Lewis nicht. Ich bin der Mann, der Olympiasieger geworden ist. Wenn Lewis die Summe 60 zu 40 zu seinen Gunsten verteilen will, wird ein Rennen mit mir nicht stattfinden."
Für die ansprechendste Leistung in Belfast sorgte der Brite Tony Jarrett, der über 110 Meter Hürden seinen Landsmann, Europarekordler Colin Jackson, in 13,38 Sekunden knapp in die Schranken verweisen konnte. sid
Mit Ion Tiriac, dem Urvater seiner Erfolge, findet Boris Becker langsam zu den Wurzeln alter Stärke zurück. Anke Huber (Heidelberg) und Barbara Rittner (Leverkusen) schlugen dagegen bei den US-Open in New York wenige Tage nach ihren Vorbereitungs-Höhenflügen unsanft auf den Boden der Tatsachen. 3:6 und 4:6 verlor die Weltranglisten-Neunte Huber ihr Auftaktmatch gegen die Belgierin Sabine Appelmans (Nr. 21), Rittner unterlag zwei Tage nach ihrem ersten großen Turniersieg in Schenectady kraftlos der Andrea Strnadova (CSFR) 2:6, 1:6.
Unterdessen kämpfte Becker zwei Stunden und 38 Minuten konzentriert und verbissen auf dem Centre Court, ehe mit 6:2, 5:7, 6:3, 6:4, seinem zweiten Sieg seit dem denkwürdigen Wimbledonfinale 1985 über den Amerikaner Kevin Curren, der erste Schritt im Grand-Slam-Turnier geschafft war. Er deutete mit dem Zeigefinger gen Himmel, lächelte zu Manager Ion Tiriac, der bis zur Hallensaison als Beckers Interimstrainer fungieren wird. Der Stuttgarter Carl-Uwe Steeb hatte sich zuvor mit einem 6:2, 7:6, 6:3-Erfolg über den Norweger Christian Ruud zum 25. Geburtstag selbst ein Geschenk gemacht. Die beiden deutschen Tennisprofis Markus Zoecke aus Berlin und Markus Naewie aus Mannheim sind in der Auftaktrunde gescheitert. Zoecke unterlag dem Amerikaner Brian Dunn sang- und klanglos 4:6, 2:6, 3:6, während Naewie nach dem gewonnenen dritten Satz gegen den Spanier Javier Sanchez letztlich 4:6, 4:6, 7:5, 6:7 (4:7) verlor.
"Eigentlich hätte ich gut sein müssen, denn ich war es ja letzte Woche", rätselte Anke Huber, die wenige Tage zuvor der olympischen Goldmedaillengewinnerin Jennifer Capriati im Halbfinale von San Diego erbittert Widerstand geleistet hatte. Sie drückte eine Träne weg. "Eigentlich kann ich mit dem Jahr zufrieden sein, denn immerhin bin ich die Nummer neun der Welt geworden." sid
Sprint-Weltmeister Michael Hübner ist bei den Rad-Weltmeisterschaften auf dem Weg zur zweiten Goldmedaille, dagegen bleibt dem Weltmeister-Tandem nur der Kampf um Bronze. Während der frischgebackene Sprint-Weltmeister aus Chemnitz als Titelverteidiger direkt ins Keirin-Finale einzog, verloren Eyk Pokorny und Emanuel Raasch im Halbfinale gegen die Italiener Gianluca Capitano/ Federico Paris in zwei Läufen. Sie treffen im kleinen Finale um die Bronzemedaille am Mittwoch auf die Australier Anthony Peden/David Dew.
Weltmeister in der 5000-m-Einzelverfolgung der Profis wurde Mike McCarthy aus den USA in 5:45,076 Minuten. Er verwies den Briten Shaun Wallace (5:46,805) auf den zweiten Rang. Titelverteidiger Francis Moreau aus Frankreich wurde in 5:48,176 Minuten hinter dem Litauer Arturas Kasputis (5:46,869) nur Vierter.
Hübner hatte zuerst gegen den Japaner Toshimasa Yoshioka keine Chance, der Lauf mußte jedoch wegen eines Regelverstoßes neu angesetzt werden. Beim zweiten Mal hatte Hübner keine Schwierigkeiten, sich für das Finale zu qualifizieren. sid
So spielten sie
Unterhaching - Fortuna Köln 1:0 (0:0) Unterhaching: Häfele - Pfluger - Bucher, Beck - Bogdan, Leitl, Bergen, Emig (66. Renner), Niklaus - Garcia (60. Lemberger), Urosevic.
Köln: Zimmermann - Niggemann - Hupe, Seufert - Schneider, Lottner, Köhler (74. Mink), Brandts, Pasulko - Präger, Deffke (62. Röhrich).
Schiedsrichter: Frey (Berlin).
Tor: 1:0 Garcia (59.).
Zuschauer: 2700
Beste Spieler: Häfele, Bogdan - Seufert, Brandts.
Gelbe Karten: Garcia, Niklaus - Präger, Brandts, Hupe, Röhrich. Osnabrück - Braunschweig 2:0 (0:0) Osnabrück: Dreszer - Wijas - Baschetti, Sievers - Hetmanski, Hofmann, Golombek, Marquardt (60. Greve), Wollitz - Meinke, Kisslinger (67. de Jong).
Braunschweig: Lerch - Buchheister - Möller, Wiehle - Probst, Mahjoubi, Metschies, Lux, Löchelt (78. Kretschmer) - Butraj (78. Köritzer), Aden.
Schiedsrichter: Jansen (Dormagen).
Tore: 1:0 Meinke (64.), 2:0 Meinke (90.).
Zuschauer: 4500.
Beste Spieler: Sievers - Probst, Mahjoubi. Hannover - Mannheim 3:1 (1:0) Hannover: Sievers - Wojcicki - Klütz, Sundermann - Sirocks, Raickovic, Schönberg, Bicici, Ellermann (78. Hemesoth) - Mathy, Djelmas (78. Breitenreiter).
Mannheim: Laukkanen - Fellhauer - Wohlert, Pehr - Schanda, Hecker, Blum (70. Winkler), Stohn, Nachtweih - Kirsten, Schmäler.
Schiedsrichter: Fröhlich (Berlin).
Tore: 1:0 Wojcicki (38.), 2:0 Sundermann (53.), 3:0 Wojcicki (62., Foulelfmeter), 3:1 Kirsten (63.).
Zuschauer: 2300
Beste Spieler: Wojcicki, Bicici - Nachtweih, Laukkanen.
Gelb-Rote Karten: Pehr (38.).
Gelbe Karten: Djelmas - Pehr, Wohlert, Nachtweih.
Eigentor von Prinzen Probleme mit der Favoritenrolle
Die Talfahrt von Wattenscheid 09 hielt auch am fünften Bundesliga-Spieltag an: Die Wattenscheider unterlagen mit 1:2 (1:2) bei Dynamo Dresden. Mittelfeldspieler Torsten Fink (25.) brachte die Wattenscheider in Führung, ehe Manndecker Roger Prinzen (28.) eine Flanke des Dresdeners Mario Kern per Kopf ins eigene Tor lenkte. Drei Minuten vor der Pause brachte Kern Dresden mit einem Distanzschuß in Führung.
Die Dresdener taten sich in der ungewohnten Favoritenrolle gegen die Wattenscheider trotz leichter spielerischer Überlegenheit schwer. Die 13 000 Zuschauer konnten sich am Spiel beider Mannschaften nicht erfreuen, die Gäste setzten auf die Defensive, ließen sich kaum aus der eigenen Hälfte locken. Neben Kern und Hauptmann war Torhüter Müller bester Dresdener. Bei den Gästen gefielen Sobiech und Neuhaus. sid
Dresden: Müller - Mauksch - Schößler, Wagenhaus - Hauptmann, Kern, Stevic (72. Ratke), Pilz, Kmetsch - Jähnig, Gütschow (84. Melzig).
Wattenscheid: Eilenberger - Neuhaus - Bach, Prinzen - Daniel, Fink, Sobiech, Emmerling, Buckmaier (80. Tschiskale) - Lesniak, Sane.
Schiedsrichter: Haupt (Berlin).
Tore: 0:1 Fink (25.), 1:1 Prinzen (28., Eigentor), 2:1 Kern (42.).
Zuschauer: 13 000.
Gelbe Karte: Wagenhaus.
Fußball-Magerkost auf dem Betzenberg: Torlos trennten sich der 1. FC Kaiserslautern und Borussia Mönchengladbach am fünften Bundesliga-Spieltag. 34 154 restlos enttäuschte Zuschauern sahen eine zerfahrene Partie auf schwachem Niveau mit zahlreichen Fehlpässen auf beiden Seiten.
Während die "Roten Teufel" zu Hause seit dem 8. Juni 1991 ungeschlagen sind - damals verlor die Mannschaft 2:3 gegen Gladbach - holten die Borussen in zwei Auswärtsspielen bereits drei Punkte.
Die Lauterer drängten auf eine frühe Führung, kamen gleich zu zwei guten Tormöglichkeiten durch Haber (10.) und Kuntz (11.), die jedoch in aussichtsreicher Situation verpaßten.
In der Hintermannschaft der Pfälzer wurden der für ein Länderspiel freigestellte CSFR-Nationalspieler Kadlec und der verletzte Schwede Eriksson schmerzlich vermißt. Auch vom Lauterer Mittelfeld gingen gegen die gut gestaffelten Gladbacher nur wenige Impulse aus. Schon nach 25 Minuten war das Strohfeuer der Gastgeber erloschen.
Die größte Chance für die Gastgeber, die erstmals in dieser Saison mit dem von einer Achillessehnenverletzung genesenen US-Amerikaner Tom Dooley aufliefen, vergab zunächst Wagner. Er scheiterte in der 22. Minute mit einem Distanzschuß an Borussen-Torwart Uwe Kamps, ehe dieser auch gegen Witeczek bravourös rettete (55.).
Auf der Gegenseite sorgten die harmlosen Gladbacher, die ohne den wegen einer Gelb-Roten Karte gesperrten Mittelfeldspieler Frank Schulz und den formschwachen Ex-Kapitän Hans-Jörg Criens in erster Linie versuchten, das Tempo aus dem Spiel zu nehmen, nur einmal für Gefahr vor dem Lauterer Strafraum. Nach einem herrlichen Alleingang fehlte Libero Holger Fach jedoch die Kraft im Abschluß. In der 78. Minute rette Fach bei einem Kopfball von Kuntz auf der Linie.
Beste Spieler bei Gladbach waren Kamps und Salou, auf der Gegenseite gefielen Ehrmann und Kuntz. sid/dpa
Kaiserslautern: Ehrmann - Funkel - Schäfer, Roos - Dooley, Goldbaek (65. Zeyer), Haber, Witeczek, Wagner (46. Lelle) - Vogel, Kuntz.
Mönchengladbach: Kamps - Fach - Klinkert, Stadler - Ertl (70. Criens), Mölby, Hochstätter, Nielsen, Schneider - Salou, Wynhoff
Schiedsrichter: Habermann (Weißensee)
Zuschauer: 34 154
Gelbe Karten: Funkel - Klinkert, Hochstätter.
Eintracht Frankfurt schaffte zumindest für 24 Stunden den Sprung an die Tabellenspitze der Fußball-Bundesliga: Im Verfolgerduell des bisherigen Spitzenreiters Bayern München besiegte der Vorjahresdritte Eintracht Frankfurt den Meisterschaftszweiten Borussia Dortmund vor 30 000 Zuschauern mit 4:1 (1:1). Bundestrainer Berti Vogts meinte: "Es war ein tolles Bundesligaspiel mit vielen hervorragenden Kombinationen." Die Hessen führen nunmehr mit 7:1 Punkten vor den Bayern (6:0).
Die Dortmunder Gäste versteckten sich nach zuletzt zwei Siegen keineswegs. Etwas überraschend fiel die Eintracht-Führung in der 22. Minute durch den Ghanaer Anthony Yeboah nach einer Flanke von Mittelfeld-Regisseur Uwe Bein. Dortmund glich jedoch schon acht Minuten später durch einen von Uwe Bindewald abgefälschten 17-m-Schuß des dänischen Europameisters Flemming Povlsen aus, der in seiner Entstehung ebenso überraschend wie glücklich war.
Schon zwei Minuten nach Wiederbeginn sorgte Bein mit einem souverän verwandelten Foulelfmeter für die erneute Führung in der hochklassigen und bis zum Schlußpfiff offenen Begegnung. Michael Lusch hatte Frankfurts Stürmer Axel Kruse zu Fall gebracht. Stefan Studer sorgte mit dem 3:1 auf Paß von Kruse (74.) für die Vorentscheidung. Wiederum Kruse bediente fünf Minuten vor dem Ende mustergültig Yeboah, der mit seinem dritten Saisontor erfolgreich war und den Endstand herstellte.
Frankfurts zufriedener Trainer Dragoslav Stepanovic meinte nach dem Schlußpfiff: "Kruse war der Mann des Tages, es war superklasse, wie er gespielt und gekämpft hat. Der Sieg ist etwas zu hoch ausgefallen."
Sein Dortmunder Kollege Ottmar Hitzfeld sagte: "Ich bin sehr enttäuscht. Anscheinend können wir hier nicht gewinnen. Das 1:2 direkt nach der Pause war sehr bitter. Frankfurt hat verdient gewonnen."
Die Gastgeber, die in ihrem zweiten Saison-Heimspiel den ersten Sieg verbuchten, hatten in Mittelfeldspieler Stefan Studer und Axel Kruse ihre besten Spieler. Zudem zeigte die gesamte Mannschaft eine sehr gute Leistung und demonstrierte gegen die vor allem kämpferisch überzeugenden Gäste Fußball modernster Prägung.
Die Frankfurter - Dritter in der vergangenen Bundesligarunde - konnten in diesem Spiel an die guten Vorstellungen in der vergangenen Saison anknüpfen, während der Meisterschaftszweite vor allem im spielerischen Bereich noch hinter den teilweise glänzenden Standards der vergangenen Spielzeit zurückblieb.
Bei den Dortmundern ragte neben Stürmer Chapuisat Mittelfeldspieler Knut Reinhardt heraus, der am Mittag durch Bundestrainer Vogts für das Dänemark-Länderspiel nominiert worden war. Auch der Australier Ned Zelic, der bereits bei seinem Debüt im Heimspiel gegen Kaiserslautern am vergangenen Samstag überzeugen konnte, wußte wiederum zu gefallen. Allerdings gelang es auch ihm nicht, die entscheidenden spielerische Akzente zu saetzen, die die Dortmunder für einen Sieg über die gut aufgelegten Frankfurter an diesem Abend benötigt hätten. sid
Frankfurt: Stein - Binz - Klein, Bindewald - Wolf (68. Roth), Bein (77. Penksa), Falkenmayer, Weber, Studer - Kruse, Yeboah.
Dortmund: Klos - Reuter - Kutowski, Schmidt - Lusch (68. Rummenigge), Zorc, Poschner, Zelic, Reinhardt - Chapuisat, Povlsen (68. Sippel).
Schiedsrichter: Amerell (München)
Tore: 1:0 Yeboah (22.), 1:1 Povlsen (30.), 2:1 Bein (47., Foulelfmeter), 3:1 Studer (74.), 4:1 Yeboah (85.).
Zuschauer: 30 000.
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Die Einführung einer PET-Flasche durch die Mineralwasserindustrie ist ein Schritt in die falsche Richtung (FR vom 25. 8. 1992 "Wasserindustrie mag Plastik").
Damit werden die Bemühungen, ein bewährtes Pfandsystem aufrechtzuerhalten, zunichte gemacht. Die Mineralwasserindustrie wird eines kurzfristigen Erfolges wegen - mehr Verkauf von Getränken durch Gewichtsersparnis - das bisher wasserklare Image verlieren und sich in die Reihe der Innovationsapostel begeben, die es billigend in Kauf nehmen, daß sich die Müllberge weiter vergrößern. Denn unter den Aspekten des Recyclings ist die PET-Flasche insofern ein Flop, da sie nach nur etwa 20 Rückläufen lediglich beschränkt wiederverwertet werden kann. Der Rest wird dann im Abfall landen und letztendlich höhere Kosten aufwerfen - zu Lasten für alle. Das ist Müllverzögerung.
Nebenbei bemerkt: die PET-Flasche ist nicht vollkommen gasdicht, die Getränke werden schneller als bei Glasflaschen fad und schal.
Die Genossenschaft deutscher Brunnen (GDB) sollte sich darüber hinaus allerdings fragen lassen, ob Vorstansdsmitglied Peter Schallenberg noch alle Tassen im Schrank hat oder, um im Bild zu bleiben, noch alle Flaschen im Regal.
"Die Flasche (gemeint ist die PET-Flasche) hat einen Beigeschmack, der aber nicht einmal unangenehm ist", bemerkt er recht geschmacklos. Warum dem Wasser oder dem Orangensaft nicht sofort ein paar Spritzer flüssiges PET oder sonstige chemische Geschmacksverstärker beimengen?
Schallenberg muß an dem Tag, wo er diese Bemerkung getan hat, zum Frühstück ein paar "Flaschen Arrogant" getrunken haben.
Michael Breuer, Altena
Ihren Bericht über Tourismus in Israel finde ich sehr einseitig und ungerecht (FR vom 22. 8. 1992 "Die Wucherpreise und den Ärger nehmen die Pilger als Buße hin").
Meine Frau und ich haben Israel im Oktober 1988 und im Juli 1992 besucht. Einzuräumen ist, daß infolge der Inflation die Preise zum Teil recht hoch sind, was jedoch z. B. nicht für die öffentlichen Verkehrsmittel zutrifft.
Die Qualität der Hotels hat uns (obwohl nur "drei Sterne") überzeugt, die Strände in Tel Aviv, in Netanya und in Nahsholim waren sauber, gepflegt und meist relativ leer; über mangelnde Gastfreundschaft konnten wir überhaupt nicht klagen, die Israelis waren offen, gesprächsbereit und freundlich.
Es ergibt sich also nach unseren Erfahrungen fast das genaue Gegenteil des Bildes, das Herr Wertz entwirft. Bereits die Einleitung seines Artikels ist ja außerordentlich unfair: Was da an unangenehmen Reiseerfahrungen geschildert wird, liegt alles vor der Gründung des Staates Israel und ist außerdem einseitig. Man könnte gar wohl mit Gegenbeispielen über das Wüten von "Pilgern" im Heiligen Land aufwarten (Kreuzzüge).
Außerdem: Daß es im Land nichts Sehenswertes aus der Geschichte und dem Altertum gäbe - geradezu lächerlich.
Karl Heinz Mayer, Dietzenbach
Ach nein, liebe Astrid Hölscher, nicht wegen des schon tutenden Schiffes gab es auf Frauenchiemsee keine Abschlußerklärung - wir hätten es liebend gern wegfahren lassen und ein späteres genommen - wären die Vorschläge und Eckpunkte der Veranstalterinnen nicht so dünn und zaghaft gewesen und der ständige Ruf nach Konsens so lähmend (FR vom 22. 8. 1992 "Elisabeth Selberts Enkelinnen und der Ruf nach Gleichheit").
Wir waren gekommen mit vollen Herzen und vollen Köpfen; was wir darin hatten, hätten wir gut formuliert auf den Tisch legen oder an die große Wand nageln können als Thesen der Enkelinnen von Elisabeth Selbert. Den wenigsten von uns fehlte es an Konsens, Elisabeth wäre stolz auf uns gewesen.
Aber es reicht uns nicht, den Staat nur zum Handeln zu verpflichten, daß er für die Gleichstellung von Frauen und Männern in der Gesellschaft sorgt, wenn wir nicht wissen, wie wir die 52 Männer und zwölf Frauen der Verfassungskommission verpflichten können, endlich Frauenrechte aufzunehmen. Sie waren alle eingeladen und wer war gekommen?
Wir wollen mehr und wir wollen es jetzt in einer neuen Verfassung!
Die weitaus meisten Eingaben an die Verfassungskommission befassen sich mit Frauenrechten; trotzdem ist es das Thema offensichtlich noch nicht wert, eine öffentliche Anhörung vorzusehen. Deshalb müssen wir uns "waschkörbeweise" melden.
Helga Killinger (Geschäftsführerin Humanistische Union), München
"Tiger vom Aussterben bedroht" - eine Kurznachricht am Ende der Zeitung (FR vom 27. 8. 1992), 15 Zeilen, unauffällig, zynisch dezent. Verdammt noch 'mal, schreibt es unübersehbar, groß und fett: "Die Tiger sind vom Aussterben bedroht!"
Moni Kauer, Marburg-Cappel
Angesichts der (erfolgreichen) "ethnischen Säuberung", die derzeit in Rostock unter dem Beifall und mit Unterstützung großer Teile nicht nur der dortigen Bevölkerung stattfindet, sind - glaubt man vielen unserer Politiker - durchgreifende Gegenmaßnahmen erforderlich (FR vom 27. 8. 1992 "Bonn sieht im Asylrecht Hebel gegen Gewalt").
Welche? Vor allen Dingen eine Änderung des Asylparagraphen im Grundgesetz, auf daß die "Gefahr", welche der "unkontrollierbare Zustrom" von Ausländern bedeutet, gebannt werden kann.
Glaubt man tatsächlich, daß es sinnvoll ist, einerseits die Gewalt (wie immer) aufs schärfste zu verurteilen, sie aber andererseits implizit zu rechtfertigen, indem man die Forderungen der Gewalttäter sofort aufnimmt und zu erfüllen verspricht?
Dies geschieht dann auch noch zum Teil in einer Sprache, welche Zweifel aufkommen läßt, ob die Politiker selber begriffen haben, daß Haß und Gewalt gegenüber Ausländern und Asylsuchenden in Deutschland eine sehr viel reellere und auch schlimmere Gefahr bedeuten als der Mißbrauch unseres Asylrechts. Wer nach Rostock immer noch Beweise hierfür braucht, hat nichts dazugelernt.
Anstatt die Krawalle nun zum Anlaß zu nehmen, um jetzt sofort die Änderung des Grundgesetzes durchzusetzen, wäre es doch wohl sinnvoller, erst einmal sehr viel schärfer gegen die Gewalttäter und auch die beistehenden und applaudierenden Zuschauer durchzugreifen und hiermit klarzustellen, daß Gewalt zur Durchsetzung von welchen Zielen auch immer in Deutschland nicht geduldet wird und daher sinnlos ist.
Daß solch ein Durchgreifen möglich ist, wissen wir, da es gegenüber linksradikalen Gewalttätern (und manchmal leider nicht nur Gewalttätern) in den alten Bundesländern schon seit Jahren praktiziert wurde und wird. Man erinnere sich nur an den Weltwirtschaftsgipfel in München, wo der Besitz und die Benutzung von Trillerpfeifen als Verhaftungsgrund ausreichten.
Das Fehlen ähnlicher Härte in Rostock angesichts brennender Asylwohnungen und Menschen in Lebensgefahr läßt den Verdacht aufkommen, daß der Staat tatsächlich auf dem rechten Auge blind ist.
Das Asylthema selber ist kein einfaches, und auch über eine Verfassungsänderung muß natürlich nachgedacht werden dürfen.
Das Signal aber, welches durch das sofortige Nachgeben der Politik (und als solches muß es vielen und besonders den Initiatoren der Krawalle erscheinen) gesetzt wird, ist gefährlich und tut nichts dazu bei, Gewalt und Brutalität als wirksames Mittel der politischen Meinungsäußerung in Zukunft zu verhindern.
Übrigens: Bisher hat sich meines Wissens noch kein einziger Politiker bei den Opfern dieser widerlichen Ausschreitungen entschuldigt (und Opfer sind leider alle Ausländer in Deutschland). Ich möchte dies an dieser Stelle tun. Ich jedenfalls schäme mich angesichts der Bilder von Rostock, Deutscher zu sein.
Christian Knigge, Oxford (GB)
Im Zusammenhang mit dem "Rostokker Pogrom" (FR vom 26. 8. 1992) wird - mit Recht - das Zurückweichen des Rechtsstaates vor den Gewalttätern moniert. Baum (Kapitulation der Staatsgewalt) beschwört eine "Zäsur der deutschen Geschichte" und fordert rechtliche und personalpolitische Konsequenzen. Er mahnt, die weltpolitischen Veränderungen zur Kenntnis zu nehmen und die Ursachen für den Einwanderungsdruck zu beseitigen.
Die Politiker werden aufgefordert, von den "üblichen Ritualen" zu lassen und klar zur Sache zu reden. Minister und Polizeiverantwortliche werden angezeigt, der Verfassungsschutz "zeigt auf die Täter".
Aus dem Ausland kommt die Anregung, die Ostdeutschen Nachhilfe in Demokratie zu lehren. Hier wird Richtiges angesprochen und angeregt. Auf das Grundübel wird jedoch auch in diesem Fall zu wenig eingegangen: auf die Diskriminierung der Ostdeutschen, die ihnen den Lebensmut und damit die Fähigkeit nimmt, sich demokratisch sachgemäß zu verhalten.
Es ist nicht von der Hand zu weisen, daß der berechtigte Frust (Arbeitslosigkeit, Benachteiligung der Frauen, materielle Schlechterstellung, Überlegenheitsgesten und -reden von "Besserwessis" u.v. a.m.) die ohnehin vorhandenen Aggressionen gegen Fremde - z. T. Hätschelkinder der SED - verstärken. Brandreden von Politikern, ganz allgemein die an Sachlichkeit verlierende Asyldebatte und die schlechte Behandlung von Flüchtlingen mit ihrer Signalwirkung haben sicherlich schwere Folgen in den östlichen Bundesländern.
Doch die zunehmende Gewaltbereitschaft ist in erster Linie die Folge des Dauerfrusts. Wenn diesem nicht der Boden entzogen wird, gibt es keine Lösung des Problems. Das heißt also: das angebliche Ausländerproblem dort ist in Wirklichkeit ein ganz und gar deutsches!
Dr. Karl Bartels, Koblenz
Ihr Bericht zur Situation in Somalia hat mit Sicherheit dazu beigetragen, daß die Menschen in der Dritten Welt nicht immer weiter in Vergessenheit geraten (FR vom 17. 8. 1992 "UN-Luftbrücke für hungernde Somalier").
Sie hatten unter den Hilfsorganisationen, die mit großem Einsatz versuchen, die Not im Land zu lindern, auch World Vision genannt und als "amerikanische karitative Vereinigung" bezeichnet. World Vision ist ein internationales christliches Hilfswerk und arbeitet in 90 Ländern der Erde. In Deutschland z. B. ist World Vision ein deutscher Verein mit deutschem Vorstand, einer eigenen Satzung und ist als gemeinnützig anerkannt.
Allein im letzten Jahr haben deutsche Paten und Spender von World Vision mit insgesamt über 20 Millionen DM mitgeholfen, Menschen vor dem Tod zu bewahren oder zumindest das Leben ein wenig menschlicher zu machen, ebenso wie in diesen Tagen, in denen auch wieder zahlreiche und dringend benötigte Spenden für Somalia eingehen.
Stefan Spruck (Pressesprecher World Vision Deutschland), Oberursel
Was soll der Sammelsurium-Bauchladen mit den nebulösen frommen Wünschen des Grafen Lambsdorff (FR vom 28.8.92 "Mit der Politik aus dem Geschenkkarton muß Schluß sein")? Hat dieser feine Herr je darüber nachgedacht, wie teuer sein Korruptionsprozeß im Hinblick auf die vom Steuerzahler zu leistenden Anwaltskosten kam?
Seit Jahrzehnten stellt die FDP den Wirtschaftsminister: Friderichs, Lambsdorff, Bangemann, Haussmann, Möllemann usw. Wo war da die Umsetzung der hehren Ziele in Wirklichkeit? Nichts davon.
Als Lambsdorffs Vorläufer-Papier angeblich die Schmidt-Regierung stürzte,konnte die FDP die SPD erpressen (vor allem wegen der Amnestie-Frage).
Wenn die FDP heute die CDU/CSU anpinkeln würde, wäre sie sofort auf der Oppositionsbank - das ist der Unterschied zu damals.
Nein, Herr Lambsdorff, Ihre Glaubwürdigkeit ist dahin - Sie sollten sich aus der Öffentlichkeit entfernen.
Dr. Peter Lieser, Priesdorf
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 18
pl HAMBURG, 1. September. Das städtische Hamburger Wohnungsunternehmen Saga hat eine Reihe von Wohnungen in teils bester Lage zu einem Preis vermietet, der teils noch deutlich unter den im sozialen Wohnungsbau üblichen günstigen Mieten liegt. CDU und FDP in der Hansestadt haben den Verdacht geäußert, bei der Vermietung solcher Wohnungen sei politische Vetternwirtschaft im Spiel. Die FDP will deshalb am heutigen Mittwoch einen parlamentarischen Untersuchungsausschuß beantragen. Die CDU möchte zunächst vollständige Akteneinsicht. Falls ihr diese verweigert wird , will auch sie auf einen Untersuchungsausschuß zurückgreifen.
Die Saga und ihr Aufsichtsratschef, der Hamburger Bausenator Eugen Wagner (SPD), haben am Montag nach tagelanger Zurückhaltung die Vorwürfe zurückgewiesen. Eingeräumt wurde allerdings, daß das Unternehmen nicht für alle 8000 stadteigenen Wohnungen, die von der Saga verwaltet werden, geradestehen könne. Wagner hat deshalb einen Wirtschaftsprüfer eingesetzt.
Bereits vor Monaten hatte der Landesrechnungshof den Senat darauf hingewiesen, daß in attraktiven Wohnlagen wie etwa den Elbvororten "vielfach Mieter in großen Wohnungen zu Mietkonditionen leben, die nicht nur regelmäßig weit unter den Vergleichsmieten liegen, sondern auch oft im krassen Gegensatz zu den offenkundigen Einkommensverhältnissen stehen". So jedenfalls stand es im April dieses Jahres in einer Vorlage für die "Hamburger Finanzdeputation".
Am 18. August beschloß dann der Senat, "sich von kleineren Wohnimmobilien in attraktiven Lagen zu trennen". Betroffen seien rund 100 Wohnungen. Aufgrund "ihres altersbedingten Zustandes sowie der, gemessen an ihrem Wert, relativ geringen Mieterträge, sind solche Objekte zum Teil nur mit einem Unterschuß zu bewirtschaften", heißt es in dem Beschluß. Es könne nicht angehen, so Finanzsenator Wolfgang Curilla, "daß Hamburg Villen und Einzelhäuser in Top-Lagen besitzt und zu deren Verwaltung noch Geld mitbringen muß. Sie müssen vielmehr marktgerecht veräußert werden, um mit dem Erlös einen spürbaren Beitrag zur Entlastung des Haushalts zu leisten." Die Interessen schutzwürdiger Mieter müßten berücksichtigt werden.
Doch damit war der Senat nicht aus der Bredouille. Denn etwa zum selben Zeitpunkt veröffentlichte der Hamburger FDP-Vorsitzende und Großunternehmer in Sachen Wohnungen, Robert Vogel, eine Computerliste mit gleich 1600 zu Billigpreisen vermieteten städtischen Wohnungen. Vogel, der sich bereits zu Zeiten der sozial-liberalen Koalition ständig mit Wagner auseinandergesetzt hatte: "Das ist ein Skandal."
Folgt man allerdings den am Montag von der Saga vorgetragenen Angaben, dann handelt es sich bei den in den vergangenen Tagen in der Presse und von der Opposition genannten 30 Objekten "in bester Lage" vor allem um alte Bruchbuden, für die keine höhere Miete zu erzielen wäre oder in die die Mieter selbst hohe Summen investiert haben. In allen Fällen, so die Saga, seien die Möglichkeiten, eine angemessene Mieterhöhung zu erzielen, ausgeschöpft worden.
Inhaber von Zweitwohnungen in Hamburg sollen vom kommenden Jahr an für eine besondere Steuer herangezogen werden. Das sieht ein Gesetzentwurf vor, der laut dpa am Dienstag vom Senat verabschiedet wurde. Kritik daran übte der CDU-Haushaltssprecher Rolf Mairose. Unter Hinweis darauf, daß Bürgermeister Henning Voscherau (SPD) sich selbst gerichtlich dagegen wehrt, eine Zweitwohnungssteuer für sein Feriendomizil auf der Insel Sylt zahlen zu müssen, sagte Mairose: "Ich bin gespannt, wieviele Hamburger dem Beispiel des Bürgermeisters folgen werden."
HOFHEIM. Armin Thaler (CDU) will nach vier Jahren Pause in die Kommunalpolitik zurückkehren. Er führt die Ortsbeiratsliste Marxheimer CDU für die Kommunalwahl im März 1993 an. Einstimmig beschlossen die Christdemokraten bei ihrer Mitgliederversammlung die vom Vorstand aufgestellte Liste.
Auf dem zweiten Platz steht ein Newcomer: Norbert Reiter. Die CDU verspricht sich von dem 21jährigen, daß er sich besonders um die Belange der Jugendlichen kümmert. Mit Peter Bolz auf Platz vier kandidiert ein weiterer Neuling für das Stadtteilparlament. Viel Erfahrung bringt dagegen Josef Noll mit. Gegenwärtig ist er Mitglied der CDU-Fraktion im Stadtparlament. Noll steht auf dem dritten Platz der Kandidatenliste.
Mit Margret Buschmann und Josef Henninger auf den Plätzen fünf und sechs wurden weiter erfahrene Politiker nominiert. Ortsvorsteher und CDU-Vorsitzender, Erhard Krüger, wird nicht mehr im Beirat vertreten sein. Er will in das Stadtparlament wechseln. fw
Otto Rödiger, Rathgasse 4, Bad Homburg, zum 90. Geburtstag.
Notdienste
Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Sonnen- Apotheke, Bad Homburg, Höhestr. 13.
Oberursel/Steinbach. Schützen-Apotheke, Oberursel, Liebfrauenstr. 3.
Usinger Land. Laurentius-Apotheke, Usingen, Obergasse 22.
Kronberg/Königstein. Marien-Apotheke, Königstein, Georg-Pingler-Str. 5; Apotheke am Westerbach, Kronberg, Westerbachstr. 23.
GROSS-GERAU. Bei einem Scheunenbrand am Montag nachmittag entstanden in der Schützenstraße rund 100 000 Mark Schaden. Wie die Kripo gestern mitteilte, entstand das Feuer in dem Gebäude, das derzeit ausgebaut und für Partys genutzt werde, und erfaßte den Dachstuhl. Trotz Feuerwehreinsatzes entstand hoher Schaden. Nach bisherigem Untersuchungsstand ist vermutlich ein technischer Defekt an einem Kühlaggregat die Brandursache. cas
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Beratung / Selbsthilfe Friedberg. Pro Familia: Sozialberatung, Verhütungsberatung, 9-12 Uhr, Kleine Klostergasse 16, Tel. 0 60 31 / 23 36.
Verein "Ausweg" für soziale Selbsthilfe: Schuldner- und Sozialhilfeberatung, 19-21 Uhr, Haus Righi, Große Köhlergasse 10.
Lebenshilfe Frühförderstelle: offener Spielnachmittag für Eltern mit entwicklungsverzögerten Säuglingen und Kleinkindern, 15-17 Uhr, Hauptstr. 27-29, Fauerbach.
BfA: Sprechstunden, 8.30-12.30 u. 13.30-15.30 Uhr, Ludwigstr. 16, Tel. Voranmeldung unter 0 60 31 / 120 12.
Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus 0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 /47 74.
Haus der Gesundheit: 9.30-11 Uhr Diätberatung; 10 Uhr Haltungsgymnastik; 14 Uhr geführte Wanderung in die Umgebung Bad Nauheims mit M. Montag; 15 Uhr Kurseelsorge: Freies Malen; 15.30 Uhr Vortrag der Ernährungsberaterin: Der Verstopfung zu Leibe rücken.
Bad Vilbel. Beratungsstelle für Aus- und Übersiedler, Sprechzeiten 16-18 Uhr, Pestalozzistr. 8, Tel. 0 61 01 / 8 30 45.
Anonyme Alkoholiker: Offenes Meeting, 20 Uhr; offenes Treffen für Freunde /Angehörige, 20 Uhr, Ev. Gemeindezentrum, Grüner Weg 4, Erstkontakt unter Tel. 0 61 01 / 87 134.
Wöllstadt. Guttemplergemeinschaft "Neubeginn": Treffen, 20 Uhr, Ev. Gemeindehaus, Frankfurter Str. 31.
Altenstadt. Caritas: Außensprechstunde der Allgemeinen Lebensberatung, 10-11 Uhr, Fritz-Kress-Str. 7.
Nidda. Frauen-Notruf: Beratung, 11-12 Uhr, Weiherstr. 12, Borsdorf, Tel. 0 60 43 / 44 71. Kulturmix Bad Nauheim. Wunschkonzert mit dem Orchester B+O, 19.30 Uhr, Trinkkuranlage. Kurkonzert, 15.30 Uhr, Trinkkuranlage.
Bad Vilbel. Kleinkunst am Kurhaus: Stalker - "Toy Cart", akrobatisches Theater auf Stelzen, 21 Uhr vor dem Kurhaus. Nidda. Kurkonzert, 10.30-11.30, 15.30-17 Uhr Trinkkurhalle Bad Salzhausen.Gruppen / Vereine Friedberg. Mädchen-Café: 15-18 Uhr, Gr. Klostergasse 5, Tel. 0 60 31 / 31 40.
Friedberger Friedensinitiative: Treffen, 20 Uhr, Literaturcafé.
Bürgerinitiative Fauerbach: Treffen, 20 Uhr, Gaststätte Loreley Fauerbach.
Bad Nauheim. Mütterzentrum: Yoga am Morgen (mit Kinderbetreuung), 10-11 Uhr, Alte Feuerwache.
Johanniter Unfallhilfe: Kinder v. 8-11 J., 16 Uhr, Rettungswache.
Jugendfeuerwehr: Unterricht, 18 Uhr, Feuerwache, Schwalheimer Str.
Regenbogenchor: Chorprobe, 20 Uhr, Altes Rathaus.
Schachclub: Spielnachmittag, 15 Uhr, Trinkkuranlage.
Singkreis: Chorprobe 18-18.45 Uhr, Altes Rathaus Rödgen.
Bad Vilbel. Bürgeraktive: Gesellschaftsspiele von 9-90 und Tauschmarkt für Spiele, 14-17 Uhr; Treffen der Mundharmonika-Gruppe, 18-19.30 Uhr; Offener Männertreff, 20 Uhr, Frankfurter Str. 15.
Hobbykünstler: Vorbereitungtreffen zum Kunstmarkt, 20 Uhr, Frankfurter Str. 85.
Ev. Kirchengemeinde Massenheim: Seniorenkreis, 15 Uhr, Hainstr. 23.
Spielhaus: Spiele u. Basteln, 14-17.30 Uhr, Berkersheimer Weg.
Kinderschutzbund: Müttercafé, 10-12 Uhr, Frankfurter Str. 85.
Seniorenclub Gronau: Treffen, 15 Uhr, Bergerstr. 4.
Butzbach. Butzbacher Künstlerkreis: Treffen, 19.30 Uhr, Wendelinskapelle.
Geschichtsverein für Butzbach und Umgebung: Archäologische ArGe, Inventarisieren, Restaurieren, 19 Uhr, Wendelinskapelle. AWO-Begegnungsstätte: Stillgruppe, 15-17 Uhr, Sozialzentrum, Johann-Sebastian-Bach-Str. 26.
Karben. Ev. Kirchengemeinde Groß- Karben: Bastelgruppe, 9.30 Uhr, Ev. Gemeindehaus Groß-Karben.
Rentner- u. Pensionärsgemeinschaft: Seniorennachmittag, 15 Uhr, Gaststätte Rendeler Hof.
Mütterzentrum: Zwergentreff f. Kinder v. 1-3 J., 15-17 Uhr, Selzerbrunnenhof.
Altenstadt. Seniorenclub Waldsiedlung: Zusammenkunft, 15 Uhr, Gemeinschaftshaus Waldsiedlung.
VfL: Joga für Fortgeschrittene, 16-17.30 Uhr, BGH Waldsiedlung.
Ortenberg. Natur- u. Vogelschutzgruppe Gelnhaar: Treffen, Vogelschutzhütte Gelnhaar.
Büdingen. Kleintierzuchtverein Rohrbach: Lokalschau.
Ev. Frauenhilfe: Frauencafé (für Frauen jeden Alters, mit und ohne Kinder), 10-12 Uhr, Marktplatz.
Vorträge / Kurse Friedberg. Ev. Frauenhilfe in Hessen und Nassau: Nähen für Anfänger / innen, 14.30 Uhr, Kaiserstr. 167.
Bad Nauheim. Ev. Frauenhilfe in Hessen und Nassau: Nähen für Fortgeschrittene, Kursbeginn, 18.30 Uhr; 1000 kcal - leicht und lecker zubereitet, Kursbeginn, 18.30 Uhr, Frankfurter Str. 34.
Bad Vilbel. Ev. Frauenhilfe in Hessen und Nassau: Autogenes Training, Kursbeginn, 16.30 Uhr, Grüner Weg 4-6.
E. M. Peetz: Grundkurs Gesellschaftstanz, Kursbeginn, 20-21.45 Uhr; Spezialkurs Rock 'n' Roll, 19-19.50 Uhr, Pfarrsaal Kath. Kirche Dortelweil.
Karben. Ev. Frauenhilfe in Hessen und Nassau: Kinder, heute wird es bunt - Kursbeginn, 15 Uhr, Pestalozzi-KiGa.
Butzbach. Kath. Kirchengemeinde: Atem- u. Konzentrationsübungen in indisch-christlicher Spiritualität, 20 Uhr, Kath. KiGa (bis 4. September). Parteien / Parlamente Friedberg. Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft u. Verkehr, 18h, Bismarckstr. 2.
Reichelsheim. Sitzung der Stadtverordnetenversammlung, 20 Uhr, DGH Blofeld. Röteln-Impfung Impftermine für Mädchen, die 1980 geboren wurden:
Bad Vilbel. 9.45-11.15 Uhr John-F.- Kennedy-Schule Saalburgstr; 11.130 Uhr Ernst-Reuter-Schule, Pestalozzistr.
Karben. 8.30-9.25 Uhr Kurt-Schumacher-Schule, Pestalozzistr.
Verschiedenes Friedberg. Mobile Spielplatzbetreuung MOBS: Spielplatz Ockstadt (bis 4. September). Niddatal. Geschwister-Scholl-Schule: Wer ist Meister auf zwei Rädern?, Fahrradturnier, 8 Uhr, Assenheim.
Nidda. Tanz im Kursaal, 19-22 Uhr, Bad Salzhausen. Ausstellungen Friedberg. Kunstverein: Johannes Schönert - Raumfiguren, Öffnungszeiten: Di.-So. 10-12 u. 15-17 Uhr, Wetterau-Museum Haagstr. 16 (bis 20. September).
Marie-Schlei-Verein - "Uns kriegen sie nicht unter, Hilfe für Frauen in Afrika, Asien und Lateinamerika", Foto-Ausstellung, Öffnungszeiten: zu den Öffnungszeiten der Sparkasse Wetterau, (bis 4. September).
Bad Nauheim. Lee Kang-Hwa - Kunstmalerei, Öffnungszeiten: tägl. 10-12 u. 14-18 Uhr, Trinkkuranlage (bis 20. September).
Jon Peter Pahlow - Farbige Netzwerke - Plastiken & Objekte, Öffnungszeiten: Di.-Do., Sa. u. So. 15-18 Uhr (u. nach tel. Vereinbarung unter 0 60 32 / 3 15 33), Galerie Remise, Mittelstr. 23 (bis 6. September).
Büdingen. Büdinger Geschichtsverein: "Der Herrnhaag, die Herrnhuter und Büdingen", Öffnungszeiten: Di.-Fr., 10-12 Uhr, Mi. u. Sa., 15-17 Uhr, So. u. Feiertage 10-12 u. 15-17 Uhr, Heuson- Museum im Rathaus (bis 29. Nov.). Filmspiegel Friedberg. Roxy: Brennpunkt L.A. III (15, 20.15 Uhr) - Blende: Steinzeit Junior (15, 20.15 Uhr) - Studio: Mein böser Freund Fred (15 Uhr); In einem fernen Land (20 Uhr) - Keller: Otto - der Liebesfilm (15, 20.15 Uhr).
Bad Nauheim. Terminus: Schtonk (19 ).
Butzbach. Capitol + Bambi: Keine Vorstellungen. Altenstadt. Apollo Lichtspiele: Tim und Struppi am Haifischmeer (16 Uhr); Reihe altersstark: Der Brocken (20.30 Uhr).
Büdingen. Royal: Stop! oder meine Mami schießt (20 Uhr) - Princess: Brennpunkt L.A. III (20 Uhr).
Schöneck. Sternpalast: Die Hand an der Wiege (19.45h); König der Fischer (22h).
Lich. Traumstern: Die zwei Leben der Veronika (19.30 Uhr); Die Rache des Wolfes (21.45 Uhr).
MÖRFELDEN-WALLDORF. Viel vor hat die Jugendpflege in den kommenden Wochen in beiden Stadtteilen. Unter dem Motto "Jux around the JUZ" veranstalten am Samstag, 5. September, rund ums Jugendzentrum Walldorf dessen Mitarbeiter/innen und die Disco AG ein großes Fest. Auftakt ist um 15 Uhr mit einem Kinderfest, unter anderem mit Kinderdisco und "Quatsch-Olympiade". Ab 19 Uhr wird zur Techno-Party geladen. Der Eintrittspreis ist auf 99 Pfennige festgesetzt worden. Veranstaltungsende ist um 23 Uhr.
Außerdem bereitet die Stadtjugendpflege für Samstag, 19. September, 14 Uhr, ein Open-air-Konzert am Mörfelder Jugendzentrum vor. Der Eintritt ist frei. cas
Die Angreifer kamen im Morgengrauen. In einer Stärke von 500 Mann, bewaffnet mit Raketen, Granaten und Maschinengewehren, stiegen sie von den Kara-Bergen hinunter ins Tal. Ihr Ziel: ein Gendarmeriestützpunkt bei der Ortschaft Semdinli in der südostanatolischen Provinz Hakkari. Erst als die ersten Granaten flogen, bemerkten die Soldaten den Feind. Es entwickelte sich ein Von Gerd Höhler mehrstündiges blutiges Gefecht. Die Bilanz der Kämpfe am vergangenen Sonntag morgen, laut offizieller Zählung: 43 getötete kurdische Rebellen, zehn tote Gendarmeriesoldaten. So berichten es die türkischen Agenturen und Zeitungen.
Die Zahlen zeigen, wie der Kurdenkonflikt in jüngster Zeit eskaliert: seit die kurdische Arbeiterpartei PKK im August 1984 mit dem bewaffneten Kampf für einen eigenen Kurdenstaat begann, kamen bei Gefechten in der Südosttürkei mehr als 4500 Menschen ums Leben, 1300 von ihnen seit Beginn dieses Jahres und 90 allein in der vergangenen Woche. Von einer Gruppe, die bei ihrer Gründung im Jahre 1978 gerade mal ein Dutzend Mitglieder hatte, entwickelte sich die PKK zu einer Massenorganisation, deren militärischer Arm, die Volksbefreiungsarmee ARGK, heute rund 12 000 gut trainierte und schwer bewaffnete Guerillakämpfer zählt, die sich vor allem auf Stützpunkten im grenznahen Bergland Nordiraks aufhalten.
Nach der Attacke auf den Gendarmerieposten bei Semdinli zogen sich die überlebenden Rebellen in die Berge zurück, vermutlich über die nahe gelegene Grenze in den Westen Irans. Als Reaktion stießen türkische Bodentruppen, unterstützt von Kampfhubschraubern, erstmals auf iranisches Territorium vor. Zwar wies die Regierung in Teheran den türkischen Vorwurf, sie gewähre PKK-Rebellen Unterschlupf, zurück. Aber das Dementi dürfte kaum mehr als eine politische Pflichtübung gewesen sein. In der Praxis läßt sich die unwegsame Bergregion im Länderdreieck Iran - Irak - Türkei gar nicht wirksam kontrollieren. Das gilt auch für große Teile des Territoriums auf der türkischen Seite der Grenze. In den Bergen sind die Rebellen der PKK die nahezu unumschränkten Herren - und nicht nur dort.
Über welche Autorität sie mittlerweile in den Kurdenprovinzen verfügt, demonstriert die PKK seit Anfang Juli mit einer Unterbrechung der Transportwege zwischen der Türkei und Nordirak. Die Hilfslieferungen für die irakischen Kurden sind infolge dieses Embargos praktisch völlig zum Erliegen gekommen. Die von den Rebellen verhängte Handelssperre hat die ohnehin schlechten Beziehungen zwischen der PKK und den irakischen Kurdenorganisationen auf den Gefrierpunkt gebracht. Die irakischen Kurdenführer Massud Barzani und Jalal Talabani führten Anfang der Woche in Ankara Gespräche mit der türkischen Regierung. Dabei ging es auch um gemeinsame Aktionen gegen die PKK. Auf das PKK-Embargo reagierten die irakischen Kurdenorganisationen bereits mit Sanktionen gegen die PKK-Lager in Nordirak. Mitte August drohte Jalal Talabani, Chef der Patriotischen Union Kurdistans, in einem Interview mit der in London publizierten Zeitung Al-Hayat der PKK sogar mit militärischer Vergeltung. Jetzt bekräftigten die irakischen Kurdenführer in Ankara, die PKK-Rebellen in Irakisch-Kurdistan nicht länger dulden zu wollen.
Für die von der PKK propagierte Vision eines selbständigen Kurdenstaates mögen sich Barzani und Talabani nicht begeistern, aber unter der kurdischen Bevölkerung in der Südosttürkei gewinnt die PKK immer mehr Anhänger. Das dürfte weniger ihrer Ideologie zuzuschreiben sein als der ständig gesteigerten Repressionspolitik der Regierung in Ankara. Ministerpräsident Süleyman Demirel hat seine Versprechen, der Unterdrückung der Kurden ein Ende zu setzen und der benachteiligten Minderheit gleiche Rechte zu verschaffen, bisher nicht eingelöst. Die im Südosten stationierten 150 000 Soldaten und Anti-Terror-Spezialeinheiten der Polizei führen sich dort auf wie eine Besatzungsmacht und terrorisieren die Zivilbevölkerung. Längst operieren die sogenannten Sicherheitskräfte weitgehend außerhalb politischer Kontrolle.
Die bürgerkriegsähnlichen Kämpfe zwischen kurdischen Rebellen und Regierungstruppen, in deren Verlauf vor zehn Tagen die Stadt Sirnak fast völlig zerstört wurde, spielen den Extremisten auf beiden Seiten in die Hände. Gemäßigte Stimmen, die für eine politische Lösung, für Zugeständnisse an die kurdische Minderheit plädieren, finden in Ankara keine Beachtung mehr. Und auch unter den Kurden hört fast niemand mehr auf jene, die einen Autonomiestatus innerhalb der türkischen Republik vorschlagen. Im Südosten gewinnt die PKK immer mehr an Einfluß.
Und in Ankara gerät Ministerpräsident Demirel unter immer stärkeren Druck der Scharfmacher: unter dem Eindruck der jüngsten Kämpfe im Südosten fordert die Presse fast einstimmig einen härteren Kurs gegen die Kurden. Auch die politisch einflußreichen Militärs dringen auf eine "schnelle Lösung" des Kurdenproblems.
Vergangene Woche berief Staatspräsident Turgut Özal eine Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates ein. Als Tagungsort wählte Özal demonstrativ Diyarbakir, jene Stadt im Südosten, die von der PKK zum Regierungssitz eines künftigen Kurdenstaates ausersehen ist. Die dem Nationalen Sicherheitsrat angehörenden Politiker und Militärs bekräftigten ihre Entschlossenheit, die kurdische Rebellion mit allem Mitteln niederzuringen und die PKK zu zerschlagen.
Aber wie das zu bewerkstelligen ist, blieb unklar. Erstmals deutete jetzt Demirel die Möglichkeit an, über die Südostprovinzen das Kriegsrecht zu verhängen. Die Folge wären weitere, drastische Einschränkungen der unter dem derzeitigen Ausnahmezustand ohnehin stark beschnittenen Bürgerrechte. Damit würde der fast zum Stillstand gekommene Demokratisierungsprozeß in der Türkei wieder zurückgedreht - ausgerechnet unter einer Regierung, die vor acht Monaten mit dem Versprechen einer tiefgreifenden Liberalisierung angetreten war.
Wahrscheinlich ist der Zeitpunkt, zu dem eine friedliche, politische Lösung der Kurdenfrage möglich war, längst verpaßt, und eine Tragödie bahnt sich an. Was ein voll entbrannter Bürgerkrieg aus dem Südosten der Türkei machen würde, zeigt die zerschossene, niedergebrannte Geisterstadt Sirnak, verlassen von fast allen ihrer 25 000 Einwohner - ein Mahnmal für die Extremisten auf beiden Seiten.
BAD HOMBURG. "Deutschland den Deutschen, Ausländer raus", steht am Trafokasten an der Schule. Ein dickes Hakenkreuz ist daneben geschmiert. Lehrer berichten von verstärkten ausländerfeindlichen Parolen in den letzten Tagen - seit Rostock und der folgenden Gewaltwelle gegen Flüchtlinge. Im Hochtaunuskreis lebende Ausländer sprechen von untergründiger Angst. Pädagogen sahen erschreckt, wie jung und normal die meisten Randalierer waren. Die FR fragte Bad Homburger Jugendliche nach ihrer Meinung zur Gewalt gegen Flüchtlinge.
Das Ergebnis ist zufällig, keinesfalls repräsentativ und allenfalls ein Mosaikstein des öffentlichen Meinungsbilds - aber vielleicht doch typisch: In der Ablehnung von Gewalt zeigten sich alle Jugendlichen einig. Verständnis für die Motive der Randalierer haben sie allerdings vielfach. Die Palette reicht von Mitgefühl für die Flüchtlinge über Unbehagen bis zu offener Ablehnung.
Das Gefühl, zu kurz zu kommen, scheint nicht nur im deutschen Osten verbreitet, sondern auch im reichen Taunus. "Die kriegen Geld und eine Wohnung, und wir Deutschen sitzen auf der Straße", meint die 15jährige Silke Glück. Der gleichaltrige Christian Schmidt und der 16jährige Robert nicken. Haß und Gewalt à la Rostock lehnen sie ab - "das ist nicht sozial von den Nazis und Rechtsradikalen", sagt Christian Schmidt - an Demonstrationen gegen die Aufnahme von Asylbewerbern würden sie sich aber beteiligen: "Wenn's friedlich wäre schon."
Flüchtlinge, "die's nötig haben", sollen natürlich weiter ins Land kommen, betonen Christian Schmidt und Silke Glück, aber alle anderen, "die einen anmachen und dumm anpöbeln", sollen "am besten wieder raus". Der Grund für die Gewaltwelle ist ihnen klar: Hooligans prügeln aus Spaß an der Randale, und die große Schar der zuvor unauffällig-normalen Jugendlichen "macht das, weil die Regierung nichts an den Asylanten ändert".
"Beschissen" urteilt dagegen Dinah über den blanken Haß von Rostock und anderswo. "Da gibt's nicht so viele Freizeitmöglichkeiten und eine hohe Arbeitslosigkeit", vermutet sie als Ursachen der Gewalt. Zudem spiele wohl ein Cliquenzwang mit, sobald einer aus dem Freundeskreis anfange. Das von Lehrern beobachtete verstärkte Auftreten rechtsradikaler Parolen ist der 15jährigen Schülerin in ihrer Schule nicht aufgefallen. Prognosen über mögliche Gewaltausbrüche im Taunus wagt sie dennoch nicht: "Ob so etwas hier passiert, weiß ich nicht - ich würd' jedenfalls nicht mitmachen."
"Nicht gut", "absolut schlecht", "voll Kacke". Die 13- bis 15jährigen Mädchen und Jungen lassen an ihrer Abneigung gegen Randale keinen Zweifel. "Sie sagen, die Asylanten nehmen uns die Wohnungen weg und machen sie dann selbst kaputt", bemüht ein Junge logische Argumente. Auch ein Klassenkamerad scheint weniger die Flüchtlinge denn die zerstörten Sachen zu bedauern: "Es ist etwas blöd, daß die da die Häuser anzünden."
"Gut, nicht direkt", urteilt ein 15jähriger über die Gewaltwelle, entdeckt aber auch positive Seiten, "vielleicht denken jetzt die Politiker eher nach, wenn sie die Ausschreitungen sehen." Die Gewalttäter finden bei den Jugendlichen durchaus Verständnis. Sie erzählen von Betrug, von "Wirtschaftsflüchtlingen", sozialen Problemen der Deutschen, die angeblich "weniger kriegen als die Asylanten", und überforderten Nachbarn von Asyl-Unterkünften: "Wir können hier gut von Solidarität reden, wir haben den Dreck nicht vor der Haustür."
Auch von ihrer Angst vor ausländischen Jugendbanden in Bad Homburg und Frankfurt berichten zwei Jugendliche. Die Parole "Ausländer raus" sei dennoch "nicht direkt" richtig: "Gemeint sind ja nicht alle Ausländer, die in Deutschland leben, sondern nur die Asylanten."
Die befragten Jugendlichen sind unsicher, ob die Proteste vor allem "gegen die Asylanten oder gegen die Politiker, die nichts tun", gerichtet sind. Wie sie in Gewalt umschlagen, ist ihnen jedoch klar. "Hooligans macht's mal Spaß", und bei den normalen Jugendlichen vermuten sie Gruppenzwänge und Mitläufertum: "Wenn da einer mal anfängt, rechtsradikal rumzuparolen, machen die anderen halt mit." stk
GRÜNDAU. Einen Schlüsselbeinbruch hat sich ein 24 Jahre alter Radfahrer am Montag abend in Rothenbergen zugezogen. Der junge Mann war nach Polizeiangaben auf der abschüssigen Niedergründauer Straße mit seinem Mountain-Bike aus "unerfindlichen Gründen" gegen ein parkendes Auto gefahren und gestürzt.
Der Blechschaden beträgt 1500 Mark. jan
Tag des "Buchs der Bücher": 1250 Homburger schreiben per Hand eine neue Bibel ls Beduinen verkleidet ziehen Kinder singend und trommelnd durch die Stadt / M l
BAD HOMBURG. "Von den eigenen Brüdern gekidnappt?" fragt die Überschrift reißerisch. Bilder malen das grausame Schicksal des jungen sympathischen Opfers aus: An Kakteen gekettet der dörrenden Sonne preisgegeben, von Löwen zerrissen, meuchlings erschlagen, in Brunnen ertränkt, im Menschenhandel verscherbelt. "Welches der abgebildeten Schicksale ereilte ihn? Und welche Fassung erzählten die Brüder ihrem Vater?" Antwort auf diese und weitere Fragen erhalten Kinder am Samstag ab 13.30 Uhr beim Bad Homburger Bibelumzug "Josephs bunter Rock".
Biblische Geschichte als Krimi serviert - das ist nur ein Punkt des ökumenischen Bibeltags am Samstag, 5. September, rund ums Kurhaus. Daneben schreiben 1250 Bad Homburger per Hand eine neue Bibel, singen rund 20 Kirchenchöre mit den Passanten, werben Ausstellungen für die Schrift-Lektüre. Bibelschreiben und Kinderspiele beginnen um 9 Uhr auf dem Kurhausvorplatz, ab 16.30 Uhr geht der Tag mit einem ökumenischen Gottesdienst zu Ende. Alle evangelischen, freikirchlichen und katholischen Kirchengemeinden der Stadt haben sich zusammengetan, den Tag zum Jahr der Bibel zu gestalten. "Wir möchten aus unseren Mauern raus", erklärt Pfarrer Jürgen Büchsel von der Kirdorfer Gedächtniskirche. Das Flaggezeigen soll den Zusammenhalt der Gemeindemitglieder stärken - und zugleich Außenstehenden Anstöße geben.
So wird der Tag laut Büchsel deutlich machen, "daß es mit der Bibel etwas auf sich hat, was alle angeht". Viele glaubten zwar, das Buch zu kennen - übersättigt von Schule und Konfirmandenunterricht - entdeckten die Bibel aber bei neuer Lektüre als völlig neu: "Wir wollen erreichen, daß jemand sie nach langer Pause mal wieder in die Hand nimmt und mit unvoreingenommenen Augen liest."
Den Schwerpunkt ihrer Bibel-Werbung setzen die Gemeinden bei Kindern. Jugendgruppen organisieren ab 9 Uhr für sie auf dem Kurhausvorplatz Spiel und Spaß. Von 10.30 bis 12 Uhr unterhält die Mädchen und Jungen dann der Sänger Siegfried Fietz. "Das ist Musik zum Mitmachen", meint Otto Bammel, Pfarrer der freikirchlichen Gemeinde. Die Kinder sollen Rasseln und Klanghölzer mitbringen. Ab 12 Uhr lockt eine Erzähl- und Malecke die Mädchen und Jungen, ab 13 Uhr bereiten sie sich auf den Umzug vor.
Gemäß dem Werbeslogan "Für Joseph lauf ich meilenweit" ziehen die als Beduinen verkleideten Kinder dann trommelnd und singend durch die Stadt. Um 13.30 Uhr wird auf dem Kurhausvorplatz begonnen, die Geschichte von Joseph nachzuspielen. An Rastplätzen auf dem Waisenhaus- und dem Marktplatz geht das Spiel jeweils weiter.
Die größte Attraktion für Erwachsene ist das Herstellen einer handgeschriebenen Bibel für Bad Homburg - auch wenn aus dem einst angestrebten Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde nichts wird. 600 Kulis liegen bereit, den erhofften Andrang zu bewältigen. "1200 Leute, eine halbe Stunde jeweils" müssen laut Büchsel zwischen 9 und 16 Uhr mitschreiben, um das Ziel zu schaffen. Gebunden soll die neue Bibel später nach dem Willen der Veranstalter durch die Gemeinden wandern und Anlaß für anschauliche Predigten zur Bibel bieten, bevor sie in Archiv oder Museum vom Engagement der Homburger Christen kündet. Von 12.15 bis 13.30 Uhr spielt die Kirchenband St. Johannes vor dem Kurhaus zudem Kirchentagslieder, und der Gonzenheimer Kirchenchor präsentiert ab 15 Uhr "Jerusalem Joy", ein Musical zu Passion und Auferstehung. Ab 16 Uhr treten alle Bad Homburger Kirchenchöre gemeinsam auf und laden Passanten zum Mitsingen ein.
Als "stillen Part" haben die Veranstalter drei Ausstellungen vorgesehen. So sind im Landgraf-Friedrich-Saal Briefmarken zu Bibel und israelischer Geschichte zu sehen und im Kurhausfoyer Grafiken moderner Künstler von Hans-Georg Anniès bis Marc Chagall. Wer die Grafiken zur Bibel später betrachten will, kann sie anschließend an den Sonntagen, 6., 13. und 20. September, von 11 bis 18 Uhr in der freikirchlichen Gemeinde in der Sodener Straße bewundern sowie werktags nach Absprache (Tel. 7 50 67). Eine weitere Ausstellung im Foyer stellt das Buch der Bücher und seine verschiedenen Ausgaben selbst in den Mittelpunkt: "Ein Bibeltag ohne Bibelausstellung ist undenkbar."
Der Bibeltag endet mit einem ökumenischen Gottesdienst. Der ehemalige Kirdorfer Pfarrer und jetzige Kirchenpräsident Spengler spricht dabei über den Anfang der Bergpredigt "Selig seid ihr . . ." Die Kollekte geht in die Patengemeinde Peterhof - und eine moderne Ikone, gemalt von einem Bad Homburger Maler.
Die Kirchengemeinden setzen ihre Aktionen in den nächsten Wochen fort, etwa mit "Schnupperkursen zur Bibel". Wer darauf nicht warten will, kann Bibeln von Comic- bis Fünf-Mark-Ausgaben beim Bibeltag erstehen. Im 37. Kapitel des ersten Buchs Mose steht auch das Protokoll des Falles: "Von den eigenen Brüdern gekidnappt?" stk
Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden
MAIN-TAUNUS-KREIS
Filmspiegel Bad Soden. Kur-Theater: In einem fernen Land (20 Uhr).
Hattersheim. Kino am Kirchplatz. Okriftel: Keine Vorstellung.
Hofheim. Capitol-Kino-Center, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Brennpunkt L. A. - die Profis sind zurück (15, 20.15 Uhr).
Kino 2: Alien 3 - Es ist wieder da (15, 20.15 Uhr).
Kino 3: Mein böser Freund Fred (15 Uhr); In einem fernen Land (20.15 Uhr).
Kelkheim. Kino, Hornauer Straße 2: Keine Vorstellung.
Kronberg. Lichtspiele, Friedrich-Ebert- Straße 1: Betty Blue (20.15 Uhr). Ausstellungen Eschborn. Museum, Eschenplatz 1: "Treffpunkt Museum: Eschborner malen für Eschborn", Aquarelle der Hobbykünstlerin Margarete Franz, 15 bis 18 Uhr (bis 20. 9.).
Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: "Historische Fahrzeuge und Mode", 8 bis 18 Uhr; Führungen nach Absprache, Tel. 0 61 98 / 30 10.
Hattersheim. "Kunst in der Praxis": Bilder von Vesna Bakic, Okriftel, Taunusstraße 6 a (bei Brigitte Herzog), zu den Sprechstundenzeiten (bis 31. 12.).
Begegnungszentrum, Propsteistraße: "Drei Gemeinden - eine Stadt", ganztägig (bis 20. 9.).
Kelkheim. Rathaus, Gagernring 6 - 8, erster Stock: Gemälde von Barbara Heier-Rainer, Eröffnung: 18 Uhr (bis 14. 9.).
Liederbach. Liederbachschule, Wachenheimer Straße 67: "Vom Tintenfaß zum Taschenrechner", Ausstellung von alten Schulsachen, Pausenhalle (bis 30. 9.).
Schwalbach. Pfarrzentrum der evangelischen Limesgemeinde, Ostring 15: "Wer ist Maria Magdalena - Frauen in biblischer Zeit", Bilder, Drucke und Landkarten, 9 bis 12 und 16 bis 18 Uhr (bis 6. 9.).
Flörsheim. Stadtverordnetenversammlung: Sitzung, Stadthalle, Kapellenstraße, vorderer Saal, 19 Uhr.
Frauenbeauftragte: Sprechstunde, alte Kirchschule, 1. Stock, 18.30 bis 19.30 Uhr.
Sulzbach. Gemeindevertretung: Sitzung, Bürgerhaus, Platz an der Linde, 19.30 Uhr.
Hofheim. Volkssternwarte Marxheim, Bahnstraße 6: "Astronomie aktuell", Vortrag von Daniel Eckermann, Vortragsraum der Bibliothek, 19.30 Uhr.
Bad Soden. Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren, Königsteiner Straße 105: Beratungsstelle für Suchtkranke, 8.30 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 96 / 2 30 59.
Guttempler: Hilfe für suchtkranke Menschen, Einzel- und Gruppengespräche, Kreiskrankenhaus Bad Soden, Zimmer E 703, 19 bis 20 Uhr; Info unter Tel. 0 61 96 / 4 56 73 (Herr Fetscher).
Hattersheim. Anonyme Alkoholiker: Treffen, Erbsengasse 12 (Altmünstermühle), 19.30 bis 21.30 Uhr.
Hofheim. Frauen helfen Frauen, Zeilsheimer Straße 27 a: Beratung und Hilfe, 9 bis 12 Uhr; Kontakt Tel. 0 61 92 / 2 42 12.
Jugend- und Drogenberatung, Hattersheimer Straße 5: Sprechstunde, 14 bis 17 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 70 62.
Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 0 61 92 / 1 11 03, 15 bis 19 Uhr.
Caritasverband, Pfarrgasse 4: Beratungen, Kuren und Erholung für Mütter, Kinder und Senioren; Sprechstunden, 8 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 92 / 73 33.
Eltern- und Jugendberatung, Vincenzstraße 29 a: 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.
Verbraucherberatung, Hattersheimer Straße 1: Tel. 0 61 92 / 2 24 95, 16 bis 18 Uhr.
Deutsche Rheuma-Liga: Beratung durch Selbstbetroffene, AOK-Räume, Wilhelmstraße 16, 15 bis 17 Uhr.
Kelkheim. Malteser Soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und Kranke, Tel. 0 61 95 / 6 22 22, 8 bis 16 Uhr.
DRK, Alte Schulstraße 8: Psychosoziale Gesprächs-, Kontakt- und Beratungsstelle, Sprechzeit, 8 bis 12 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 59.
DRK-Sozialstation, Alte Schulstraße 8: Ambulante Pflege, Einkaufs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen; Tel. 0 61 95 / 55 57, 8 bis 12 und 14 bis 17 Uhr.
Verein für Bewegungstherapie und Herzsport: Atem- und Bewegungstherapie für Atemwegserkrankte, Stadthalle, kleiner Saal, 20.15 bis 21.30 Uhr, Auskünfte unter Tel. 0 61 95 / 6 46 49.
Vereine / Organisationen Kelkheim. DRK: Gymnastik, Stadthalle, kleiner Saal, 14.30 bis 15.30 und 15.45 bis 16.45 Uhr (hintere Eingangstür).
Senioren Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Arbeiten mit Holz, 10 Uhr; Kaffeeklatsch, Senioren-Café, 14 Uhr.
Hochheim. Seniorenbeirat: Sprechstunde, Altenwohnheim, Schwedenstraße 2, 15 bis 17 Uhr.
Kelkheim. Taunusklub Fischbach: Seniorenwanderung, Treffpunkt: Bürgerhausplatz, 14 Uhr.
Kinder / Jugendliche Flörsheim. "Güterschuppen", Bahnhofstraße: Jugendcafé, 14 bis 19 Uhr.
Hattersheim. Jugendtreff Okriftel, Mainstraße 48: Café und Hausaufgabenhilfe, 16 bis 21 Uhr; Sprechstunde mit Stadtjugendpfleger Thomas Kaiser, 11 Uhr, Tel. 0 61 90 / 48 67.
Sonstiges Flörsheim. Evangelische Kirchengemeinde Weilbach: Gesprächskreis, Thema: "Familie und Kirche", Gemeindehaus, Faulbrunnenweg 3, 20 Uhr. WESTLICHE STADTTEILE
Filmspiegel Höchst. Filmforum im Neuen Theater: Delicatessen (18.30 Uhr); Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber (20.45 Uhr), Emmerich-Josef-Straße 46 a.
Ausstellungen Höchst. Café Wunderbar, Antoniterstraße 16; Café "Cappuccino", Hilligengasse 6: "Aerosol-pattern-project", Bilder von Peter Damm, 10 bis 1 Uhr (bis 13. 9.).
Jugendcafé und Bildungstreff Zenit, Adolf-Häuser-Straße 7: Photographien von Souleymane Bombaye, 11 bis 15 und 16.30 bis 19 Uhr (bis 20. 9.).
Senioren-Initiative Höchst, Gebeschusstraße 44: "Das Bild der Frau im Film der vierziger Jahre", 10 bis 17 Uhr (bis Mitte September). Beratung / Selbsthilfe Höchst. Kinder-Jugend-Elternberatungsstelle, Kurmainzer Straße 1: Sprechzeit, 8.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 31 06 54 59.
Ev. Beratungszentrum, Hospitalstr. 48: Psychologische Beratungsstelle, Anmeldung Tel. 0 69 / 31 56 01, 8.30 bis 12 Uhr.
Psychosoziale Beratungsstelle, Bolongarostraße 154: Sprechzeiten, 9 bis 15 Uhr, Tel. 30 32 14.
Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE), Gersthofer Straße 4: Jugend- und Suchtberatung, 13 bis 17 Uhr; Selbsthilfe für Alkoholabhängige, 19 bis 21 Uhr.
Pro Familia, Hostatostraße 16: Sexualberatung/Familienplanung, 9 bis 12 und 17 bis 19 Uhr.
Anonyme Alkoholiker: Treff, 19.30 Uhr, Stadtkrankenhaus, Gotenstraße, Hauptgebäude (erster Stock, Raum 1443), weitere Information unter Tel. 0 69 / 5 97 42 74.
Höchster Bildungsschuppen, Königsteiner Straße 49: Beratung, 9 bis 12 Uhr, Info unter Tel. 31 19 92.
Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste, Windthorststraße 33 I/7, Tel. 0 69 / 30 30 04.
Nied. Guttempler: Beratung, 18.30 Uhr; Gesprächsgruppe, 19 Uhr; Gemeinschaft, 20 Uhr, Christuskirchen-Gemeinde, Oeserstraße 3 a.
Sossenheim. Arbeiterwohlfahrt: Ehe-, Familien- und Lebensberatung, 9 bis 11 Uhr, Robert-Dißmann-Straße 6, Tel. 34 77 86. Vereine / Organisationen Höchst. Schnüffler un' Maagucker: Treffen der Bürgervereinigung für saubere Luft und sauberes Wasser, Café Libertad, Palleskestraße 2, 20.30 Uhr, Tel. 31 18 20.
Bürgervereinigung Höchster Altstadt: Stammtisch, Gasthaus "Zur goldenen Rose", Bolongarostraße, 20 Uhr.
Zeilsheim. Kreis für Alleinerziehende: "Treffpunkt Sonnenblume", katholisches Gemeindezentrum St. Bartholomäus, Alt- Zeilsheim 18 - 20, 16 bis 18 Uhr. Kinder / Jugendliche Nied. Projektgruppe "Kind in Nied": Film "Nils Karlson Däumling" für Kinder ab sechs Jahren, Kinderhaus, An der Wörthspitze 1, 15 Uhr.
Sindlingen. Kinder- und Jugendhaus, Bahnstraße 124: Rap-Tanzgruppe, 16 bis 18 Uhr; Musik-Rap-Discogruppe, 18 bis 21 Uhr; Kreativwerkstatt, 18 bis 21 Uhr. Sonstiges Sprechstunde der Kinderbeauftragten Christine Schwab, Bolongaropalast, Zimmer 123, 15 bis 17 Uhr, Tel. 31 06-54 41. WIESBADEN
Theater / Konzerte Kulturamt: "Zauber der Violine", Villa Clementine, Frankfurter Straße 1, 20 Uhr. Filmspiegel Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Brennpunkt L. A. - Die Profis sind zurück (14.15, 17, 20 Uhr).
Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Grüne Tomaten (14, 17, 20 Uhr).
Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Aliens 3 (13, 15.15, 18, 20.45 Uhr).
Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Steinzeit-Junior (13.15, 15.30, 17.45, 20, 22.15 Uhr).
Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Kleine Haie (13, 15.30, 18, 20.30 Uhr).
Alpha: Otto - der Liebesfilm (12.45, 15, 17.15, 19.30, 21.45 Uhr).
Beta: Wayne' s World (12.45, 15, 17.15 Uhr); Basic Instinct (19.30, 22.15 Uhr).
Gamma: In einem fernen Land (13.30, 16.30, 19.30 Uhr).
Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Van Gogh (14, 17, 20 Uhr).
Passage-Programmkino, Wellritzstraße 49: Der mit dem Wolf tanzt (19.30 Uhr); Die Zeit der bunten Vögel (17 Uhr). Ausstellungen Hessische Landesbibliothek, Rheinstraße 55 - 57: "Adolph - Herzog zu Nassau, Großherzog von Luxemburg 1817 - 1905", 9 bis 19 Uhr (bis 31. 10.).
Schloßpark Biebrich: "Erfahrungswelt zur Entfaltung der Sinne" von Hugo Kükelhaus, 9 bis 18 Uhr (bis 11. 10.).
Deutsche Klinik für Diagnostik, Aukammallee 33, Halle: Bilder von Erika Liefland, Petra von Breitenbach und Erika Schreiter, 8 bis 18 Uhr (bis 30. 9.).
PrivART, Scheffelstraße 4: "Grafik und Malerei" von Gerhard Schlich und Hans Plovgaard; 18 bis 20 Uhr (bis 12. 9.).
Stadtbibliothek, Neugasse: "Literarische Portraits - Texte und Grafik", 10 bis 19 Uhr (bis 30. 9.).
Parteien / Parlamente Stadtverordnetenversammlung: Sitzung, Rathaus, 16 Uhr. Lesungen Stadtbibliothek, Neugasse: "Zeit für Lyrik: 1992", Helga Roloff liest aus "Stadtmenschen", 17.30 Uhr. Informationen Bürgerverband zur Förderung des Schienenverkehrs: Informationen zum Bahn- und Busverkehr, Servicetelefon 0 61 26 / 28 08, 18 bis 20 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Gesundheitsamt, Dotzheimer Straße 38 - 40: Aids-Beratung/-Test, 11 bis 16 Uhr.
Aids-Hilfe, Karl-Glässing-Straße 5: Sprechzeiten, 10 bis 14 Uhr; persönliche Beratung nach Absprache, Tel. 30 24 36.
Verein Soziale Hilfe, Bismarckring 3: Beratungsstelle, 10.30 bis 12.30 und 14 bis 15.30 Uhr, Tel. 06 11 / 30 09 91.
"Wildwasser", Verein gegen sexuellen Mißbrauch: Beratungsstelle für Mädchen und Frauen, 10 bis 13 Uhr, Tel. 80 86 19.
Kinderschutzbund, Schwalbacher Straße 72: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 06 11 / 5 11 22, 15 bis 19 Uhr.
Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.
Pro familia, Langgasse 3: Offene Sprechstunde, Verhütungsmittelberatung, 16 bis 19 Uhr; Schwangerschaftskonfliktberatung nach Absprache, Tel. 37 65 16.
Jugend- und Drogenberatung "Oase", Stiftstraße 12: Sprechzeiten, 9 bis 17 Uhr; für Einzelberatung Tel. 52 40 18.
Deutsche Friedensgesellschaft, Marcobrunnerstraße 7: Beratung für Kriegsdienstverweigerer, 19 Uhr, Tel. 4 73 80.
Sprechstunde des Suchtkrankenhelfers für Alkoholgefährdete und Angehörige, Mainz-Kostheim, Linzer Straße 1 (Haus Schwester Brück), 15 bis 17 Uhr.
Selbsthilfegruppe für Alkoholgefährdete, Mainz-Kostheim: Pfarrzentrum Maria- Hilf, Flörsheimer Straße 47, 19.30 Uhr.
Mädchentreff, Römerberg 24: Beratungsstelle für Mädchen und junge Frauen mit Problemen, 16 bis 22 Uhr; telefonische Beratung unter Tel. 51 51 8.
Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: "Sorgentelefon Scheidung" (keine Rechtsberatung), Tel. 06 11 / 54 30 69.
HUjA-Beratungsstelle, Rheinstraße 109: Hilfe und Unterstützung junger Arbeitsloser, 15 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 30 95 71.
Beratungsstelle zur Berufsorientierung für Ausländerinnen und Ausländer, Rudolf-Dyckerhoff-Straße 3: Sprechzeit, 9 bis 12 und 14 bis 17 Uhr, Tel. 06 11 / 69 40 95. Vereine / Organisationen Autonomes Frauen-Archiv: Forschungs- und Bildungsinstitut, Langgasse 20, Hinterhaus, 11 bis 21 Uhr.
Evangelische Ringkirchengemeinde, Kaiser-Friedrich-Ring 5: Eltern-Kind- Treff, 10 bis 13 Uhr.
- ohne Gewähr -
HEUSENSTAMM. "Überall, wo man bei der Bahn mangelnde Nachfrage mit einem besseren Angebot beantwortet, haben sich die Fahrgastzahlen wieder merklich erhöht." Mit diesem Zitat aus einer Anzeige der Bundesbahn in der Süddeutschen Zeitung konfrontieren die Grünen den Vorstand der Deutschen Bundesbahn in einem Schreiben, in dem sie daran erinnern, daß es in Heusenstamm rund 19 000 potentielle Bahnkunden gibt, aber keinerlei Kundendienst, seitdem der Bahnhof geschlossen ist.
DB-Fahrkarten gibt es derzeit nur noch in einem Heusenstammer Reisebüro. Oder Bahnkunden müssen in Nachbarstädte fahren und sich an zum Teil überfüllten Schaltern der DB anstellen, bemängeln die Grünen. Die fehlende Präsenz der Deutschen Bundesbahn in Heusenstamm sei dafür verantwortlich zu machen, "daß die Bahn als Verkehrsmittel für unsere Einwohner nur eine sehr marginale Rolle spielt".
Dies könnte sich nach Meinung der Grünen ändern, wenn es ein sichtbares Service-Angebot für Fernbahn und öffentlichen Nahverkehr gäbe. Vor allem dann, wenn die S-Bahn in Betrieb gehen wird. "Ein ,belebter' Bahnhof nimmt Ängste, gibt Hilfestellungen; ein ,toter' Bahnhof dagegen schreckt Kunden ab."
Die Grünen haben auch eine Idee, wie diese Präsenz finanziert werden könnte. Geld würde frei, wenn die Bundesbahn im Zuge des S-Bahn-Baus an der Kreuzung der Schienen mit der Schloßstraße auf eine Brücke verzichte, die nur "Verschwendung öffentlicher Gelder" sei, weil die Verkehrsbelastung dort von untergeordneter Bedeutung sei. Die Brücke könnte vielmehr Autofahrer erst anlokken - wenn sich in der Frankfurter Straße die Autos vor den geschlossenen Schranken stauten.
Das Argument der Stadt, die Brücke werde für Rettungsfahrzeuge benötigt, lassen die Grünen nicht gelten. Der Umweg betrage zwei Minuten im Vergleich zum direkten Weg durch die Frankfurter Straße, länger blieben die Schranken auch nicht geschlossen.
Die Grünen erinnern an eine Idee, die sie der Bahn schon zu Beginn des Jahres präsentierten. Damals schlugen sie vor, einen direkten Draht von den Rettungsdiensten zur Leitstelle der Bundesbahn zu ziehen, damit die S-Bahn im Notfall angehalten werden könnte. Die Bahn hat dies schon damals aus Gründen einer sicheren Betriebsführung abgelehnt. In ihrem Antwortschreiben auf den Brief der Grünen rechtfertigte die Bahn im Frühjahr den Bau der Brücke in der Schloßstraße mit Sicherheitsgründen. An einem beschrankten Bahnübergang, wie ihn die Grünen fordern, müsse mit unvernünftigem Verhalten der Verkehrsteilnehmer gerechnet werden. Die neuen S-Bahn-Züge würden dort mit 100 Sachen vorbeibrausen, und der Übergang liege in einer unübersichtlichen Kurve. pmü
GELNHAUSEN. Vergeblich hat in der Nacht zum Dienstag gegen 2.15 Uhr ein Autofahrer in Höchst versucht, einer Polizeistreife davonzufahren. Die Verfolgungsjagd durch die Hauptstraße endete jäh "Am Rückersberg", wo der Opel gegen den Jägerzaun eines Spielplatzes raste und auf der anderen Seite gegen eine Gartenmauer prallte.
Von dort schleuderte der Wagen noch einmal zurück und stieß schließlich im Hof eines Anwesens in der Birkenstraße gegen ein abgestelltes Fahrzeug.
Der 24jähriger Fahrer, der den Beamten zuvor durch überhöhte Geschwindigkeit und sein unsicheres Fahrverhalten aufgefallen war, stand erheblich unter Alkoholeinfluß. Sein Führerschein wurde sichergestellt.
Den Schaden beziffert die Polizei auf 20 000 Mark. jan
HOCHHEIM. Der richtige Griff entscheidet oft über Leben und Tod. Was zu tun ist, wenn bei einem Unfall Menschen verletzt wurden, das lehrt das Hochheimer Rote Kreuz in einem Erste-Hilfe- Kursus am Sonntag, 6., und am Samstag, 12. September, jeweils von 8.30 bis 17.30 Uhr in der DRK-Station, Flörsheimer Straße 2. kkü
An Kreativität hat es den führenden Politikern der Koalition noch nie gefehlt. Beim Thema "Pflege" übertreffen sie sich diesmal allerdings selbst. Übrigens, gemeint ist die Pflege der guten Beziehungen zu den Unternehmern, in zweiter Linie die geplante neue Versicherung.
Dem jüngsten Vorschlag der Unions-Chefdenker Wolfgang Schäuble und Theo Waigel, den ersten Tag einer Krankheit durch kostenlose Überstunden danach zu kompensieren, folgten bereits weitere originelle Ideen aus dem Bonner Lager: Eine Gruppe von Abgeordneten schlägt vor, als Kompensation für den ersten Krankheitstag anschließend die Pinkelpausen des betreffenden Arbeitnehmers zu verkürzen. Dem steht jedoch das Argument entgegen, daß dadurch die Anfälligkeit für Blasenkrankheiten erhöht wird.
Ähnlich kritisch zu beurteilen ist der Plan aus den Reihen der FDP, daß wieder Genesene zum Zwecke der Zeitersparnis einen Monat lang ihr Kantinen-Essen im Stehen einnehmen müssen (Gefahr der Verstopfung!). Schon etwas konstruktiver, wenn auch nur auf Angestellte anwendbar, ist das Konzept eines Stuttgarter Unionspolitikers, kranken Arbeitnehmern per Computer-Telearbeit die Fortsetzung ihrer Bürotätigkeit in der Klinik oder zu Hause zu ermöglichen. Als Härtefälle gelten Fieber über 41,3 Grad sowie beidseitige Gipsarme.
Diese verschiedenen Vorschläge einer "Kompensations-Regelung für Arbeitgeber-Mehrkosten der Pflege- Versicherung" (abgekürzt: KRAMPF) sollen nun in der Koalition von einer eigens eingesetzten KRAMPF-Kommission überarbeitet werden. Wie aus Bonner Kreisen zu hören ist, dürften sie wahrscheinlich zu einem sogenannten WC/PC-Modell zusammengefaßt werden. rb
HOCHTAUNUSKREIS. Es sind noch Plätze frei für das Tagesseminar "Moderne Kommunikationstechnologien", das das Bildungswerk des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) am Samstag, 5. September, veranstaltet. Besichtigungen einzelner Sende-, Empfangs- und Steuerungsanlagen auf dem Gelände der Erdfunkstelle Usingen und auf dem Feldberg gehören zum Programm, das den Teilnehmern einen Überblick über verschiedene Kommunikationstechnologien - von der traditionellen Kurzwellentechnik bis zur Satellitenübertragung - verschaffen will.
Außerdem besteht die Möglichkeit, sich über die historische Vergangenheit der Erdfunkstelle zu informieren. Auf ihrem Gelände befand sich der ehemalige Luftwaffen-Einsatzhafen Merzhausen. Weitere Informationen und Anmeldung beim DGB-Zweigbüro Bad Homburg, Basler Straße 2, Tel. 0 61 72 / 69 01 78. cn
FLÖRSHEIM. "Ich lebe doch nicht in dem Land, wo Gorbatschows Spruch gilt", schimpft Gerhard Reinhard. "Von wegen, wer zu spät kommt, den bestraft das Leben." Gewiß, daß er und weitere 53 Anwohner der Quellenstraße in Wicker sich Zeit ließen mit ihrem Protest, das räume er gerne ein. Doch deshalb dürften er und seine Nachbarn nicht bestraft werden. Vor ihrer Haustür werden in wenigen Monaten mehr als 1600 Autos tagtäglich entlangrollen: Das Neubaugebiet im Osten des Flörsheimer Stadtteils soll, so Magistrat und Parlament, über die Quellenstraße erschlossen werden.
"Wir haben uns nicht zeitig genug gerührt", begründet Reinhard den späten Protest der Anwohner. Doch er ist sicher, auch an anderer Stelle sei eine bessere Lösung verschlafen worden. Warum kann das Neubaugebiet nicht direkt an die Bundesstraße 40 angeschlossen werden?
Dafür, sagt Erster Stadtrat Norbert Hegmann (CDU), gab es keine Genehmigung des Straßenbauamtes. Die Behörde habe einer einzigen Lösung zugestimmt: die Quellenstraße (bisher Sackgasse) an die Bundesstraße anzubinden. Und auch das sei nur möglich gewesen, weil direkt gegenüber die Ausfahrt von Grundschule und Goldbornhalle liegt. Hegmann: "Es gab keine andere Möglichkeit."
Erarbeitet hat die Pläne für die Quellenstraße der Mainzer Verkehrsplaner Professor Wolfgang Mensebach. Im Juni vergangenen Jahres hatte ihm das Stadtparlament mehrheitlich bei zwei Gegenstimmen die Marschroute diktiert: Das Konzept solle das Neubaugebiet erschließen, dabei aber Schleichverkehr in den Wohnstraßen verhindern; berücksichtigt werden solle auch, Odenwald- und Klingfloßstraße abzuhängen.
Hegmann: "Wir wollten keine zusätzliche Belastung des gesamten Wohngebietes." Und schon gar nicht wollten Parlament und Magistrat, daß Autofahrer über Quellen- und Odenwaldstraße sich eine Abkürzung von Flörsheimer Straße zur B 40 suchen. Um das zu vermeiden, schlug Mensebach in seinem Konzept vor, sowohl Odenwald- als auch Klingfloßstraße abzusperren. Der Verkehr aus dem neuen Wohngebiet soll ausschließlich durch die Quellenstraße rollen. Der Planer geht in seinem Gutachten von 825 Bewohnern aus, rechnete hoch, daß täglich 1733 Autos dort rein- und rausfahren.
"Für uns bedeutet das ein Mehr von 900 Prozent", fürchten Reinhard und seine Nachbarn Staus, Lärm und Gestank vor der Haustür. 54 Unterschriften gegen das Vorhaben übergaben sie Bürgermeister Dieter Wolf (CDU) und Erstem Stadtrat Hegmann. Doch sie beließen es nicht beim bloßen Protest, warteten mit einem eigenen Konzept auf. Und das sieht vor, den Verkehr ins neue Wohngebiet gleichmäßig auf Odenwald- und Quellenstraße zu verteilen. Auf der einen Straße geht's hinein, auf der anderen raus aus dem Viertel.
Zudem sorgen sie sich um die Schulkinder: "Die laufen doch die Quellenstraße entlang", sagt Reinhard. Und auch den Kindern in dem Neubaugebiet bleibe nur dieser Weg. "Wir sprechen also auch für Bürger, die noch gar nicht hier wohnen."
Hegmann indes sieht die Sicherheit der Schüler ausreichend berücksichtigt im Mensebach-Konzept. Der Bürgersteig werde zwei Meter breit. Zudem soll die Fußgängerampel an der Kreuzung zur B 40 einer dauerhaften Signalanlage weichen. Damit die Autos dort langsam fahren, werde es eine "bauliche Bremse" geben.
Die Idee der Anwohner indes will der Magistrat nicht ungehört in den Wind schlagen. Bürgermeister Wolf hält den Vorschlag für diskussionswürdig. Und auch Hegmann zeigt sich aufgeschlossen, will das Thema in der nächsten Magistratssitzung zur Sprache bringen. Dennoch hält er die Chancen für gering. "Egal was ich mache, irgendwer wird immer belastet." Und wer betroffen sei, der beginne zu schreien. Außerdem, sagt Hegmann, sei der Magistrat an den Beschluß des Parlamentes gebunden.
Das weiß auch Reinhard. Die Fraktionen des Flörsheimer Parlamentes, aber auch die Mitglieder des Ortsbeirates Wikker werden in den nächsten Tagen Post von Anwohnern der Quellenstraße bekommen. Und die werden sich für ihren Vorschlag stark machen, wohl wissend, daß ihr Protest reichlich spät kommt. Aber zu spät, ist Reinhard überzeugt, darf es für ein Umdenken nicht sein. kkü
Die interessante Sportnotiz
Die ehemaligen Betriebssportstätten in Ostdeutschland sollen kostenlos an die Gemeinden abgegeben werden. Darauf haben sich der parlamentarische Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, Joachim Grünewald, und der Vizepräsident des Deutschen Sportbundes, Manfred von Richthofen. Whitaker/Jarocki verlassen Nauheim
Eishockey-Zweitligist EC Bad Nauheim hat seine beiden langjährigen Spieler Gordon Whitaker und Ricki Jarocki an den traditionsreichen Berliner Schlittschuh-Club abgegeben. Am Sonntag (19 Uhr) kommt es in Bad Nauheim nun zum Ablösespiel gegen Berlin. St. Pauli sagte Spiel in Schwerin ab
Fußball-Zweitligist FC St. Pauli Hamburg hat in Folge der rechtsradikalen Ausschreitungen in Rostock ein für kommenden Mittwoch in Schwerin vereinbartes Freundschaftsspiel gegen den fünftklassigen SC Schwerin abgesagt. In einem Telefax an den Verein gab St. Paulis Geschäftsführender Vizepräsident Christian Hinzpeter als Begründung an, daß "die Sicherheit für Mannschaft und Fans zur Zeit in Mecklenburg-Vorpommern und Schwerin nicht ausreichend gewährleistet" sei. SG Wallau schlug Rotenfels
Der deutsche Handballmeister SG Wallau/Massenheim hat sich vom letzten Platz beim internationalen Turnier in Ehingen einigermaßen erholt. Weiterhin ohne den verletzten finnischen Kapitän Mikael Källman siegten die Hessen beim südbadischen Oberligisten TB Rotenfels standesgemäß mit 32:16 (5:9). Bester Werfer war Martin Schwalb (7/3). Mayer-Vorfelder für Anabolika-Einsatz Für einen geregelten Einsatz von Anabolika in der Rehabilitationsphase von verletzten Spielern plädiert Gerhard Mayer-Vorfelder, der Vorsitzende im Ligaausschuß des Deutschen Fußball- Bundes (DFB) und Präsident des Bundesligisten VfB Stuttgart. "Für einen verletzten Spieler können in diesem Bereich keine anderen Maßstäbe gelten als für Nichtsportler", sagte er in einem Interview.Triathlet Aschmoneit schwer gestürzt Die Saison ist für den bekanntesten deutschen Triathleten, Dirk Aschmoneit, vorzeitig beendet. Der 30jährige aus Roth zog sich bei einem Sturz vom Rad am Wochenende beim Supersprint-Deutschland-Cup in Viernheim einen dreifachen Anbruch des linken Ellbogens zu. Pfaff Team-Manager der Nationalelf Der 51 Jahre alte Bernd Pfaff ist ab sofort Team-Manager der Nationalelf. Der auch weiterhin für den Jugendfußball zuständige langjährige Mitarbeiter des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) löst Horst R. Schmidt ab, der sich durch seine Berufung zum DFB-Generalsekretär anderen Aufgaben zuwenden muß.
SINNTAL. Die Tabbert-Gruppe rollt weiter auf Expansionskurs. Der Hersteller und Vertreiber von Wohnwagen und Freizeitfahrzeugen mit seinem Stammwerk in Sinntal-Mottgers hat einen Teilbereich der Karosseriewerke Weinsberg bei Heilbronn übernommen, in dem Wohnmobile und Rettungsfahrzeuge produziert werden. Damit wird die Angebotspalette der Tabbert-Industrie AG (TIAG) weiter ausgebaut, teilte Firmensprecher Joachim Fischer mit.
Als Weinsberg Fahrzeuge GmbH ist der Betriebszweig, in dem etwa 60 Beschäftigte zuletzt einen Umsatz von 400 Millionen Mark erwirtschafteten, mit Wirkung vom 1. September eine 100prozentige Tochtergesellschaft der TIAG- Holding. "Durch die komplette Übernahme des augenblicklichen Personals sowie Fertigungseinrichtungen wird ein kontinuierlicher Übergang vollzogen, die für beide Unternehmen die angestrebte Stärkung in den jeweiligen Kernbereichen ermöglicht", heißt es in einer offiziellen Pressemitteilung.
Danach haben sich die Karosseriewerke Weinsberg von ihren Aktivitäten auf dem Sektor der Wohnmobile und Rettungsfahrzeuge getrennt, um sich mehr im Bereich von Prototypenbau- sowie Werkzeug- und Vorrichtungsbau einschließlich Fahrzeugdesign zu spezialisieren.
Tabbert, dessen Produktionskapazitäten in Mottgers in den vergangenen Jahren völlig ausgelastet waren, will im nächsten Monat konkretere Angaben über seine Ziele in Weinsberg machen. Wie Fischer weiter erklärte, habe die Unternehmensgruppe, zu der auch Wilk-Caravan in Bad Kreuznach und die Fahrzeugwerke Wilsdruff bei Dresden gehören, nach einem weiteren Standbein Ausschau gehalten. Die bisher nicht zur Produktionspalette gehörenden Rettungsfahrzeuge werden ähnlich wie die Motorcaravane in Mottgers auf vorproduzierten Chassis montiert. jan
HANAU. Auszüge aus Franz Kafkas Roman "Der Prozeß" verliest das Literaturtelefon von Freitag, 4. September, bis Donnerstag, 10. September.
Unter der Rufnummer 2 41 41 erfahren Interessierte von dem Leidensweg des Josef K., der eines morgens verhaftet wird, ohne je zu erfahren, warum. jur
Staake: Karten neu gemischt werden würden, ist wohl jedem, der sich ...
FR: es sind dieselben Spieler.
Staake: Es ist ja nicht nur eine Frage der bestehenden Strukturen, sondern auch neuer Aktivitäten. Wenn die Westschienenlizenz neu ausgeschrieben werden würde, die aufgrund ihrer rundfunkrechtlichen Bedeutung eine besondere Bedeutung und der damit verbundenen terrestrischen Frequenzen war das natürlich ein Objekt der Begierde.
Kabelkanal auf Sendung gegangen, MTV hat sich angemeldet, Euronews ist im Grunde - aus dem Faktotum ist etwas Konkreteres geworden, alles in ganz unterschiedlicher Gewichtung.
FR: Kirch hat sein Terrain sondiert und abgesteckt..
Staake: und daß in so einer Situation rauf und runter spekutliert wird, hitner den Kulissen gearbeitet wird, das kann niemand überraschen.
FR: Warum waren sie "tot"?
STaake: Wir haben das Projekt gestartet auf einer Initiaviten heraus, die von allen RTL-Gesellschaftern getragen worden ist, und dann ist Bertelsmann übrig geblieben mit neuen Partnern, die dann VOX entwickelt haben. Das ist aber keine closed shop-Veranstaltung. es gab durchaus Möglichkeit, noch entsprechend flexibel zu reagieren, was gesellschaftsrechtliche Einbindungen angeht. Sie kennen die Klage gegen B., wegen der wettbewerbsformel, die in den Verträgen steht.
FR: Wie weit ist die denn gediehen?
Staake: Klage ist eingereicht. ... B. hat dann im Frühjahr dieses Jahres, um VOX aus den Schlagzeilen zu nehmen, an die Jahrgruppe übertragen, verkauft.
FR: Das war für Herrn Thorn nicht so ganz überzeugend?
STaake: Was soll man denn erwarten. Das ist ja wohl normal.
Eser: Das ganze hat mehr damit zu tun, daß in der letzten Woche mehrere Leute die abstrusesten Dinge auf die Schiene gesetzt haben.
FR: Wer ist "ein paar leute"
Eser: .. Vox geht in RLT 2 auf und geeignete Mitarbeiter übernehmen wir. Reaktion in Text intern. Mutmaßungen, woher das kommt.
FR: Hat Vox einen Gesellschafter der John Jahr heißt?
STaake: Die Übertragung ist noch nicht vollzogen.
FR: Wird die denn vollzogen?
Staake: Das weiß ich nicht, das liegt nicht in unserer Einflußsphäre. Das ist eine Sache, die sich zwischen Bertelsmann und der Jahrgruppe abspielt. Rundfunkrechtlich ist das genehmigt, kartellrechtlich auch. Das ist für die anderen GEsellschafter nicht so angenehm, wenn der Ziehvater des Projekts in so einer Situation kommt ..
Dann hofft natürlich auch jeder, daß man zu einer einvernehmlichen Regelung kommt. Dann überlegt man sehr wohl, ob man da große Transkationsdinge vollzieht und ein paar Monate später feststellt, das hätten wir gar nicht gebraucht. Verdient haben da nur die Notare, die ein paar Milliönchen eingesteckt haben. So pragmatisch ..
FR: Das ist für Sie wohl wenig angenehm, wenn Sie nicht wissen, wer eigentlich Ihr Gesellschafter ist. WIe sehr steht die ufa denn noch dahinter?
Staake: Es ist kolportiert worden. Für mich ist alles nicht so überraschend. Wir haben im ersten Halbjahr 92 den Ausbau des Management hinbekommen, wir haben die wesentlichen Sturkturmaßnahmen durchgeführt. ... und dann hatten wir mitte des Jahres an die hundert Leute an Bord. Dann merkte man plötzlich, das ist nicht mehr nur so ein Projekt, das ist in Köpfen einiger Leute umgesetzt wird, sondern das ist was Konkretes.
Eser: Wir haben ja auch gesagt, was wir machen wollen.
FR Die anderen Sender bauen daraufhin ihre Informationsschiene aus. Bsp: ZDF. Reaktion bevor wir da sind, ohne daß wir uns einbilden, wir würden aus dem Stand ..
Staake: VOX war ein Faktum, PK im Mai. Sturkur und konzept sind da klar geworden. Wir sind natürlich seit zwei monaten im Markt tätig, jetzt werden die Werbegelder vergeben.... In einer Situation, in der durch die Methodik, die Sie auch kennen, solche Artikel lanciert werden, können natürlich in hohem Maße verunsichern. Wenn Sie heute über RTL schreiben, die hätten Riesenprobleme, dann gibt es vielleicht ein paar Leute in der werbetreibenden Wirtschaft, die darauf reagieren. Aber viel macht das nicht. Wenn Sie aber als Newcomer auftauchen, und gar kein visuell vorzeigbares Bild haben, sondern ein Konzept, ein ordentliche technische Reichweite und vorzeigbare Leute, dann verkaufen sie nicht heiße luft, aber nicht das, was die anderen verkaufen können. Und wenn Sie dann in so einer Vorbereitungsphase gezielt attakkiert werden, wie das geschehen ist, dann zeigt das schon WIrkung.
Aber es hat bei weitem nicht so gezogen, wie sich das die Männer vorgestellt haben.
ESER: Das eine ist die claims abzustecken, das zweite ist: Was zeigt Ihr denn den Werbekunden. Wir haben ein Programmkonzept, wir beschreiben aber nicht einzelne Sendungen, weil wir das Risiko für zu groß halten. Jetzt kommt der Punkt, wo wir konkret werden müssen. Anfang nächster Woche sagen wir, wann die Hauptnewsshow ist, wer die Anchors sind ....
Samland: Schiphorst hat sich eindeutig für VOX geäußert....
Staake: Die Leute, die hier handeln, sind sehr pragmatisch. Da startet der Kabelkanal mit der Unterstützung der Telekom. Aber heute nach einem halben Jahr ist er nur in jedem zweiten Kabelhaushalt zu empfangen. Warum: Neues Programm, Sonderkanal. Da nützt es nichts, daß es in D. elf, zwölf Mio Kabelhaushalte gibt. Kirch kann das machen, weil er abgeschriebene Ware einsetzt. Das geht. Jetzt starten wir im kabel und sitzen auf bevorzugten Plätzen, wo jetzt schon andere drauf sind. Dann kriegen sechs bis sieben Millionen Haushalte über Frequenzen. Das da die Begehrlichkeiten groß sind, das da attackiert wird, ist doch nicht verwunderlich.
FR: Nichtformierung von RTL plus, RTL 2 und VOX? Abgrenzung?
Eser: VOX beschreiben: Medienpolitisch Gemengelage. Dann müße auf dieser Seite etwas anderes beziehen. RTL 2 neben VOX macht Sinn.
Eser: Informationsprogramm, das kein deutsches CNN ist. marktentwicklung - Beleg dafür, es nicht zu tun. Mit reinem Nachrichtenprogramm nicht über die runden zu kommen. Wenn man es professionell macht, wird es zu teuer. Weil man dann auf die Ressourcen von ARD und ZDF stößt - Infosatz, der weiter ist und breiter trägt als das nachrichtliche Prinzip. Um ein Beispiel zu nennen: Für mich ist es pervers, daß wir uns GEdanken darüber machen, welche reality-Formate wir noch aus Amerika importieren können, wenn sie eine ganz bestimmte Art von Realtiät um uns herum erleben, .... Ich habe Klaus Bresser gefragt, warum hast den Sende rnicht aufgemacht. Gefährliche Frage, ich hätte es bei VOX gemacht. Bei aller Kritik, die dabei enstanden wäre. .... . Von RTL 2 braucht man sich nicht abzugrenzen. Dieses ist ein journalistisches Produkt, das muß bezahlt, da ist gemutmaßt worden, reicht das Geld. Es muß professionell gemacht werden.
Die deutsche Baseball-Nationalmannschaft hat am Sonntag abend die B-Europameisterschaft gewonnen und ist damit nach dem Abstieg 1987 wieder in der A- Klasse spielberechtigt. Das Team von Nationaltrainer Roland Hoffmann erzielte beim Endspiel im badischen Ladenburg einen zu keinem Zeitpunkt gefährdeten 18:4-Sieg gegen die tschechoslowakische Auswahl. In der Partie um den dritten Platz schlug Großbritannien Litauen mit 8:3.
Bereits im ersten Spielabschnitt war Deutschland dank eines überragenden Klaus Knüttel (Mannheim Tornados) mit 5:0 davongezogen. Aber auch in den folgenden Spielabschnitten konnten die sichtlich konsternierten Tschechoslowaken nie an ihre gute Leistung anknüpfen, die sie noch im Halbfinale gegen Großbritannien gezeigt hatten, als sie knapp mit 11:9 gewannen.
Nach nicht einmal zwei Stunden Spielzeit wurde die Partie beim Stande von 18:4 wegen technischer Überlegenheit des deutschen Teams abgebrochen. Die Baseball-Regeln ermöglichen dies, wenn eine Mannschaft mit zehn Punkten Vorsprung führt. "Die Jungs waren heute so heiß, wenn man sie angefaßt hätte, hätt' man sich glatt verbrannt", kommentierte Coach Hoffmann den Erfolg seiner Schützlinge. mak
Lokal- oder Kreisderbys gelten oftmals im Fußball als das Salz in der Suppe. Die dem Fußball-Bezirk Fulda zugeordnete SG Bad Soden/Ahl, die politisch zum Main-Kinzig-Kreis zählt, muß hierauf verzichten. Das einzige Spiel, das dennoch einen Hauch von Derby hat, ist stets das Spiel gegen Buchonia Flieden. Heute abend treffen die beiden Fuldaer Bezirkskonkurrenten in Flieden (18.15 Uhr) aufeinander. Die Sodener, die seit dieser Runde von Richard Nix als Spielertrainer gecoacht werden, haben nach großem personellen Aderlaß an spielerischer Substanz verloren, müssen vieles durch Kampf ausgleichen und sind mit ihrer Zwischenbilanz gut bedient. "Klassenerhalt", gibt der stellvertretende Vorsitzende Peter Stolberg als Ziel an. Mehr ist nicht zu erwarten.
Die Crux: Die Spieler im Fußballkreis Schlüchtern, dem die SG Bad Soden angehört, haben im Regelfall nicht das erforderliche Leistungsvermögen, die Kikker aus dem Rhein-Main-Gebiet scheuen die 70 Kilometer von Frankfurt an die Bornwiese. Zudem wirtschaften Vorsitzender Walter Nix und seine Mitarbeiter nach der Devise "wir geben nur das aus, was wir einnehmen". Für Absahner ist beim Landesligisten kein Platz mehr.
Diese Politik führt jedoch zur sportlichen Aushöhlung. Die Oberliga Hessen ist weiter entfernt als in den letzten Jahren. Einen anderen Schritt scheuen die Sodener weiterhin, obgleich sie in der für sie unattraktiven Nord-Staffel riesige Touren zu absolvieren haben und in der Süd-Gruppe, welcher sie von der politischen Kreiszuordnung, aber auch vom geographischen Standpunkt her angehören, Geld und vor allem Zeit sparen könnten. "Wir denken über einen Wechselantrag nach", schielt auch Stolberg mehr und mehr zu den Attraktionen in Bernbach und Alzenau. In Bad Soden bedeuten bereits 400 Zuschauer einen Festtag. Selbst das sogenannte Derby in Flieden dürfte heute kaum mehr als gut 400 Fans anlocken.
In der Oberliga zählte Bad Soden zu den Zuschauer-Hochburgen, wurden etwa 1000 pro Spiel registriert. Die Fußballanhänger dieser Region sind ausgehungert. Bereits die Landesliga Süd könnte die Lage verbessern. Der Nachteil: Die Süd- Gruppe ist spielerisch weitaus stärker, der finanzielle Aufwand für Spieler ungleich höher und die Chancen, über diese Schiene in die Amateur-Eliteklasse aufzurücken, ungleich schwerer. Das wissen auch die Sodener.
Also heißt es zunächst einmal weiterhin, kleine Weltreisen nach Willingen (etwa 230 km einfache Strecke), mehrfach in den Raum Kassel oder neuerdings nach Dillich/Nassenerfurth/Trockenerfurth zu absolvieren. Flieden können die Fans jedoch mit dem Fahrrad erreichen . . . HANS-DIETER PUTH
Acht Tage lang "Comic-Kultur pur" soll es auf den ersten Mainzer Comic-Tagen vom 15. bis 22. November 1992 geben. Der "Förderverein Comic Kultur e. V." verspricht unter anderem Comic-Workshops für Kinder, Comic-Musik mit den "Rodgau Monotones", Ralf Königs "Lysistrata" in der Fassung der Theatergruppe Hartenberg sowie eine Tauschbörse und Ausstellungen der Comic- und Cartoonszene Rhein-Main.
Podiumsdiskussionen und Fachvorträge sollen klären, "wo die guten Comic-Texter bleiben". Angekündigt sind bisher so namhafte Zeichner wie Baru, Brösel, Manfred Deix, Robert Gernhardt und die Titanic-Crew. Weitere Informationen gibt's bei Martin Frenzel, Telefonnummer 0 61 31 / 23 68 77. tob
Der Verfassungsschutz schützt, so will es ein Gesetz, die Verfassung der Bundesrepublik Deutschland vor allen, die unserem Grundgesetz übel wollen. Früher, zu Zeiten des Kalten Krieges, waren es angeblich vor allem die Umstürzler von links, die dem schützenswerten Gut an Paragraphen und Artikel wollten, heute steht - siehe Verfassungsschutzbericht - der Verfassungsfeind eher rechts.
In jüngster Zeit ertönt aber auch aus berufenem, nämlich aus Politikermund immer öfter und immer unverhohlener die Forderung, die Verfassung zu ändern. Jedesmal dann, wenn eine(r)m der Damen oder Herren aus Bonn oder um Bonn herum nichts mehr einfällt oder ih(r)m etwas einfällt, was aber leider durch Grundgesetz oder Bundesverfassungsgericht nicht gestattet ist, kommt prompt die Forderung, dann müssen wir eben das Grundgesetz ändern. Sei es beim Grundrecht auf Asyl, dem Einsatz deutscher Soldaten außerhalb des NATO- Gebiets, beim großen Lauschangriff auf die Unverletzlichkeit der Wohnung oder - wie zuletzt - bei der Zwangsanleihe.
Solch Begehren, bei jeder sich anbietenden Gelegenheit die Verfassung zu ändern, die immerhin fast 45 Jahre lang nicht schlecht funktioniert hat, wirft die Frage auf, wer eigentlich die Verfassung vor diesen Politikern schützt? Ist unser Staat - stets als Rechtsstaat dargestellt - in einer solch schlechten Verfassung, daß er so leicht aus der Fassung zu bringen ist? Zwar tut sich noch kein Abgrund von Landesverrat auf, wenn nicht jeder Politiker ständig mit dem Grundgesetz unter dem Arm herum läuft, aber vielleicht ein weiteres Betätigungsfeld für die Herren vom Verfassungsschutz. df
BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT-OST: Sportfreunde Seligenstadt - Spvgg. Weiskirchen, SG Nieder-Roden - TSV 07 Höchst, FSV Ravolzhausen - FC Teutonia Hausen, Eintracht Windecken - Spvgg. 12 Seligenstadt, TSV Lämmerspiel - FV Germania Bieber, SG Bruchköbel - VfB Oberndorf, FSV Bad Orb - Germania Niederrodenbach, SV Melitia Roth (alle Sonntag, 15 Uhr), SV Birstein - FC Hanau 93 (verlegt).
BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT-WEST: SG Ober-Erlenbach - TSV Vatan Spor Bad Homburg (Massenheimer Weg), FC Rödelheim - SV Steinfurth, FV Bad Vilbel II - SV Reichelsheim, SV Nieder-Weisel - SG Rot-Weiß Frankfurt II, SV Germania Ockstadt - Germania 94 Frankfurt, Kickers Offenbach II - Spvgg. Fechenheim, SG Rodheim - 1.FC Hochstadt, Spvgg. 05 Oberrad - SV Gemaa Tempelsee Offenbach, FC Dietzenbach - FSV Bischofsheim (alle Sonntag, 15 Uhr).
BEZIRKSLIGA HANAU: FC Sportfreunde Ostheim - KSV Eichen (Samstag, 15.30 Uhr), Spvgg. Roßdorf - KSV Langenbergheim (Samstag, 16 Uhr), Eintracht Oberissigheim - TSG Niederdorfelden, TSV Kewa Wachenbuchen - TSV Niederissigheim, Eintracht Oberrodenbach - SV Victoria Heldenbergen, Germania Dörnigheim - TSV 1860 Hanau, 1.FC Langendiebach - SG Marköbel (alle Sonntag, 15 Uhr).
BEZIRKSLIGA BÜDINGEN: TV 08 Kefenrod - SG Bindsachsne (am heutigen Freitag, 19.30 Uhr), VfB Höchst - SV Blau-Weiß Schotten (Samstag, 15.30 Uhr), SC Viktoria Nidda - FC Alemannia Gedern (Samstag, 16 Uhr), Sportfr. Oberau - Rohrbacher SV, SV Mittel-/Nieder-Seemen - SV Calbach, VfR Hainchen - SV Phönix Düdelsheim, SV Orleshausen - VfR Ulfa, 1.FC Rommelhausen - SG Steinberg/ Glashütten (alle Sonntag, 15 Uhr).
BEZIRKSLIGA OFFENBACH: u.a. FC Alemannia Klein-Auheim - TSV Heusenstamm (Sonntag, 15 Uhr).
BEZIRKSLIGA FRIEDBERG: SV Nieder-Wöllstadt - VfR Butzbach, SV Hoch-Weisel - SKV Beienheim (beide Fr., 18.30 Uhr), KSV Bingenheim - VfR Ilbenstadt (Fr., 20.15 Uhr), TuS Rockenberg - FC Ober-Rosbach (Sa., 16 Uhr), SV Ober-Mörlen - FSV Kloppenheim, FC Kaichen - KSV Klein-Karben Reserve, FC Nieder-Florstadt - SC Dortelweil (alle So., 15 Uhr).
BEZIRKSLIGA GELNHAUSEN: Germania Horbach - Germania Rothenbergen (Fr., 18.15 Uhr), TSV 08 Kassel - FC 03 Gelnhausen (Sa., 16 Uhr), FSV Großenhausen - TSV Hain-Gründau, Germania Wächtersbach - SV Neuses, SKG Eidengesäß - SV Pfaffenhausen, FSV Viktoria Lieblos - FV Viktoria Neuenhaßlau, SG Hesseldorf/Weilers/Neudorf - VfR 09 Meerholz (alle So., 15 Uhr).
BEZIRKSLIGA FULDA-SÜD: FC Kressenbach - SG Hattenhof, SG Marborn - FC Britannia Eichenzell, SV Mittelkalbach - SG Hohenzell, SV Germania Herolz - SV Neuhof, SG Alemannia Weiperz - SG Freiensteinau, SV Nieder-Moos - TSV Heubach, DJK Helvetia Kerzell - FC Hermannia Mottgers (alle am heutigen Freitag, 18.30 Uhr), FC Britannia Eichenzell - FC Kressenbach, SG Hattenhof - DJK Helvetia Kerzell, SG Blau-Weiß Rommerz - SV Nieder-Moos, SG Alemannia Weiperz - SV Germania Herolz, SV Nuehof - SV Mittelkalbach, SG Hohenzell - SG Marborn, SG Freiensteinau - TSV Heubach (alle Sonntag, 15 Uhr).
KREISLIGA A HANAU: SV 1930 Langenselbold - 1.FC Mittelbuchen, SKG Rüdigheim - VfR Kesselstadt, Safakspor Hanau - FC Germania Rückingen, FC Rot-Weiß Großauheim - Spvgg. 1910 Langenselbold II, FC hellas Maintal - FC Ararat Hanau, FC 66 Büdesheeim - Spvgg. Hüttengesäß, FC Germania Großkrotzenburg - VfB Großauheim (alle Sonntag,, 15 Uhr).
KREISLIGA A BÜDINGEN: VfB Ober-Schmitten - TSV Vonhaussen (Samstag, 15.30 Uhr), SV Ober-Lais - FC Wallernhausen, SV Lißberg - FSV Waldsiedlung Altenstadt, SV Eintracht Altwiedermus - FSG 12 Altenstadt, VfR Wenings - TSV Stockheim, SSV Lindheim - 1.FC Lorbach, FC Viktoria Ober- Widdersheim - KSV Eschenrod, SG Burkhards/Kaulstoß/Sichenhausen - SG Wolf/Aulendiebach (alle Sonntag, 15 Uhr).
KREISLIGA A FRIEDBERG: KSV Berstadt - FSG Burg-Gräfenrode (Fr., 20.15 Uhr), KSG/20 Groß-Karben - FSV Dornheim (Sa., 16 Uhr), TSG Ober-Wöllstadt - SV Germania Leidhecken, FC Hessen Massenheim - TSG Wölfersheim, SV Philippseck-Fauerbach - Türkischer SV Bad Nauheim (alle So., 15 Uhr).
KREISLIGA A GELNHAUSEN, Gruppe I: SKG Wittgenborn - SG Waldensberg (Sa., 16 Uhr), SV Hochland Fischborn - BSC Spielberg, SV Breitenborn - SV Melitia Aufenau, SV 1913 Salmünster - SV Sotzbach, SV Brachttal - KSG Hettersroth/Hitzkirchen, KSG Wüstwillen-/Lichenroth - FC Vorwärts Udenhain, SKG Mittelgründau - FSV Niedergründau (alle So., 15 Uhr). - Gruppe II: SV Bernbach Reserve - Italia Gelnhausen, FSV Mernes - Alemannia Niedermittlau, SV Altenmittlau - FC Burgjoß, SV 09 Somborn - SV Lettgenbrunn, FSV Altenhaßlau - TSV Lohrhaupten, SV Germania Bieber - FSV Geislitz, FSV Kempfenbrunn - SG 08 Haitz (alle So., 15 Uhr).
KREISLIGA A SCHLÜCHTERN: SG Schlüchtern - TSV Weichersbach, SV Alania Sannerz - SG Germania Sterbfritz, SG Germania Ulmbach - TSV Oberzell, TSG Züntersbach - ESV Viktoria Elm, FSV Gundhelm - SG Rotweiß Veitsteinbach, TSV Frisch Auf Uttrichshausen - SV Teutonia Wallroth, SG Jossa - SG Huttengrund, FV 19 Steinau - SG Alemannia Hutten (alle am heutigen Freitag, 18.30 Uhr); SG Germania Sterbfritz - SG Schlüchtern, TSV Weichersbach - FV 19 Steinau, SG Huttengrund - TSV Frisch Auf Uttrichshausen, FSV Gundhelm - TSG Züntersbach, ESV Viktoria Elm - SG Germania Ulmbach, TSV Oberzell - SV Alania Sannerz, SG Rotweiß Veitsteinbach - SV Teutonia Wallroth (alle Sonntag, 15 Uhr).
KREISLIGA A OFFENBACH-OST: u.a. SV 1910 Steinheim - SV 80 Mühlheim (Sonntag, 15 Uhr).
KREISLIGA B BÜDINGEN-SÜD: TSG Bleichenbach - 1.FC Viktoria Eckartshausen (Samstag, 15.30 Uhr), SG Wolferborn/Michelau - FC Germania Ortenberg, SV Büches - SV Olympia Bergheim, KSV Effolderbach - FSV Heegheim/Rodenbach, SG Selters/Wippenbach - KSG Usenborn, BV Rinderbügen - SG Himbach, FSV Glauberg - SSG Viktoria Eckartsborn (alle Sonntag, 15 Uhr).
KREISLIGA B BÜDINGEN-NORD: SV Rainrod - SV Eichelsdorf (Samstag, 15.30 Uhr), SC Germania Nieder-Mockstadt - KTSV Borsdorf/Harb, SG Unterschmitten - TSV Geiß- Nidda, FSV Dauernheim - KSV Bobenhausen, SC Teutonia Kohden - SKG Eintracht Fauerbach, Gencler Birligi Nidda - VfR Hirzenhain (alle Sonntag, 15 Uhr), SV Eichelsachsen/Wingershausen - SV Merkenfritz (Sonntag, 15.30 Uhr).
KREISLIGA B FRIEDBERG, Gruppe I: SG Ostend Bad Nauheim - FSG Wisselsheim (Fr., 20.15 Uhr), BW Espa - Türkischer SV Bad Nauheim Reserve (Sa., 15.30 Uhr), SV Nieder-Weisel Reserve - FC Trais Münzenberg (So., 13.15 Uhr), SG Melbach - SV 06 Bad Nauheim, SG Oppershofen - BG Friedberg, SV Germania Schwalheim - FC Gambach, TFV Ober-Hörgern - VfB Södel (alle So., 15 Uhr). - Gruppe II: VfB Friedberg Reserve - VfB Petterweil (Fr., 18.30 Uhr), FC Nieder-Florstadt Reserve - FC Olympia Fauerbach (Fr., 20 Uhr), SV Assenheim - SKG Erbstadt, SV Teutonia Staden - FC Rendel, SV Ossenheim - Türk Gücü Friedberg, SV Oberdorfelden - VfR Ilbenstadt Reserve (alle So., 15 Uhr).
KREISLIGA B SCHLÜCHTERN: FV Germania Bellings - SG Degenfeld Vollmerz (Samstag, 15.30 Uhr), SG Bad Soden/Ahl II - TSV Hintersteinau, SV Seidenroth - SC Ahl 86, SV Breitenbach - SV Niederzell, SG Oberklabach - SG Sarrod, TSV Rhönadler Schwarzenfels - SG Höf und Haid (alle Sonntag, 15 Uhr).
Frauen OBERLIGA HESSEN: u.a. Spvgg. 1910 Langenselbold - TSG 51 Frankfurt (17.30 Uhr).
LANDELSIGA SÜD: u.a. SV 06 Bad Nauheim - SG 08 Praunheim II (Samstaag, 17 Uhr).
BEZIRKSLIGA HANAU/GELNHAUSEN: SV Altenmittlau - Dörnigheimer SV (Montag, 19.30 Uhr).
BEZIRKSLIGA FRIEDBERG/BÜDINGEN: VfR Butzbach - SV Lißberg (Samstag, 18 Uhr). hdp/wh/bo
Das Spiel zwischen den beiden Aufsteigern TSV Vatan Spor Bad Homburg und 1. FC Hochstadt (Fußball-Bezirksoberliga Frankfurt-West) bereitet dem Terminplaner weiterhin große Probleme. Nachdem das Spiel auf dem Kunstrasen des Nordwest-Stadions wegen verbotener Bewässerung bereits einmal ausfallen mußte, soll es am heutigen Mittwoch (19 Uhr) auf dem Kunstrasen zum erneuten Versuch kommen, die Partie austragen zu können.
Die Verantwortlichen, aber auch Klassenleiter Richard Storck (Offenbach), hoffen auf weiteren Regen, denn es ist keineswegs sicher, ob die sich oftmals als sport-unfreundlich erweisende Stadt Bad Homburg eine Ausnahme-Regelung zur Bewässerung (wie vom Regierungspräsidenten wiederholt genehmigt und empfohlen) zulassen wird. Der "normale" Rasenplatz ist unverständlicherweise weiterhin gesperrt, der türkische Verein fühlt sich immer mehr an der Nase herumgeführt.
Die Hochstädter wollen einerseits nicht ein zweites Mal, ohne einmal gegen den Ball getreten zu haben, in den Norden Bad Homburgs fahren, hätten andererseits durch den Ausfall von Gerd Kraft (USA-Aufenthalt) sowie von Gordan Kafka (Fersenprellung) nichts gegen eine erneute Verschiebung einzuwenden. Die Entscheidung wird am heutigen Mittwochvormittag durch den Platzbeauftragten Horst Busch und einen Vertreter der Kommune getroffen. dip
DREIEICH. Unmut gab es am Dienstag auf Dreieichs Straßen. Zur Rush-hour stauten sich beispielsweise in Götzenhain noch mehr Autos als üblich. Der Grund: Die Fahrzeuge wurden gezählt, die Autofahrer befragt. Das Ingenieurbüro Dorsch Consult machte im Auftrag der Stadt mit Hilfe von Schülern und Studenten eine Verkehrserhebung. Die Ergebnisse sollen als Entscheidungshilfe in der Diskussion um zusätzliche Anschlüsse an die Autobahn 661 und eine Verlängerung des "Stummels" dienen.
Um zusätzlichem Ärger vorzubeugen, wurden in den Spitzenzeiten nur Stichproben gemacht, berichtete Peter Mertens vom Ingenieurbüro. In der übrigen Zeit zwischen 6 und 20 Uhr ließen die Verkehrszähler an den Ausfallstraßen keinen Fahrer aus, um ein genaues Bild über Herkunft und Ziele des Verkehrs zu bekommen. Sie standen an den Bundesstraßen 3 und 46 und an der Bleiswijker Straße am Ortsausgang von Götzenhain.
Da aus Offenthal und Buchschlag neuere Daten vorhanden sind, wird sich nach Darstellung von Mertens mit dem zusätzlichen Material "ein rundes Bild über die Verkehrsbeziehungen in Dreieich" ergeben. Ein Ergebnis stehe jetzt schon fest: "Der Verkehr ist so stark, daß es das Netz nicht trägt."
Die Erhebung kostet 40 000 Mark. Die Daten sollen Anfang 1993 vorliegen, dann gibt das Büro seine Beurteilung im Blick auf die geplanten Projekte ab. dac
MAINTAL. "Nur als Frechheit gegenüber den Mietern", kann nach Auffassung der Sozialdezernentin Priska Hinz (Grüne) "das Geschäftsgebahren der neuen Eigentümerin der Wohnanlage Johannespark, der ,Patrizia', bezeichnet werden". Auch Bürgermeister Unger und Erster Stadtrat Schreiber (beide SPD) verurteilen die Verfahrensweise der Augsburger Firma beim Verkauf der 224 Wohnungen in Dörnigheim.
Die "Patrizia" fahre eine "Verunsicherungsstrategie" gegen die Mieter der Wohnanlage, so Priska Hinz. "Die lächerlich kurze Bedenkzeit, die den Mietern eingeräumt wurde, um zu entscheiden, ob sie ihre Wohnungen kaufen wollen", wertet die Stadträtin hierfür als Indiz . Kein Mensch könne unter diesem Zeitdruck eine vernünftige Finanzierungsplanung ausarbeiten. "Erst sind die Mieter schokkiert und dann sollen sie sich in ein paar Tagen entscheiden, ob sie die Wohnung kaufen. Das ist doch Quatsch!", sagte Hinz gestern auf Anfrage der FR.
Leider seien der Stadt die Hände gebunden: Seit der Bundesgerichtshof entschieden habe, daß Abgeschlossenheitserklärungen, die die einzelnen Eigentumswohnungen betreffen, nicht mit der Einforderung hoher Standards, vergleichbar mit denen eines Neubaus, verbunden werden können, sei dies nicht möglich.
Im allgemeinen gehe man davon aus, daß die Wohnungen von Kapitalanlegern erworben werden, so die Stadträtin, habe aber Bedenken, daß die neuen Vermieter künftig die Mietkosten über anstehende Sanierungen hochtreiben werden. Außerdem könne niemand dafür garantieren, daß die Wohnungen in ihrer ursprünglichen Form und Größe erhalten bleiben.
Auf eine dringend notwendige Änderung der Gesetzgebung verweist Erster Stadtrat Karl-Heinz Schreiber: Angesichts der gegenwärtigen Situation in Dörnigheim müsse man die Gesetzgebung ändern, um langjährigen Mietern das Recht auf ihre Wohnung oder zumindest einen "fairen Kauf von Eigentum" zu ermöglichen. Schreiber kündigte an, daß das Baudezernat noch in dieser Woche über zwischenzeitlich erteilte Abgeschlossenheitserklärungen sprechen werde.
Auch Bürgermeister Walter Unger bedauert, "daß in einem Bereich, der bislang befriedet war, von seiten der Patrizia Unruhe hereingetragen wird". Er teile die Befürchtungen, "daß es zu einer Vertreibung der Mieter kommen könnte". Deshalb wolle er prüfen lassen, ob die Stadt die Möglichkeit hat, Umwandlung zumindest zu verzögern: "Wir suchen Interventionsmöglichkeiten." Den Mietern raten die Magistratsmitglieder, sich "nicht unter Druck setzen zu lassen und sich beim Mieterschutzbund zu informieren". THORSTEN FLEISCHMANN
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Diebe stehlen teuren Audi HANAU. Vom Parkplatz des Brüder- Grimm-Hotels ist ein dunkelblauer Audi 100 Avant gestohlen worden. Der Wagen mit dem Kennzeichen HU-DW 12 hat einen Wert von rund 70 000 Mark. Mercedes entwendet LANGENSELBOLD. Aus der Schloßstraße ist am Montag ein lindgründer Mercedes mit dem Kennzeichen BN- ZX 616 entwendet worden. Die Diebe hatten den Schlüssel dazu bei einem Wohnungseinbruch gefunden.
Tanztee für Senioren RODENBACH. In der Bürgerhalle Niederrodenbach findet am Sonntag, 6. September, von 15 bis 18 Uhr ein Seniorentanztee statt. Karten gibt es im Rathaus. Dort kann man auch einen kostenlosen Fahrdienst bestellen. "Quetschekuchefest" RODENBACH. Sein "Quetschekuchefest" feiert die Ortsgruppe Hanau der "Naturfreunde" am Samstag, 12. September, auf dem Vereinsgelände in Oberrodenbach. Beginn ist um 15 Uhr.
MAINTAL. Schon oft hatte die Bundesfachschule für Kälte- und Klimatechnik in Maintal-Bischofsheim prominenten Besuch, unter anderem deshalb, weil sich ihr Geschäftsführer Manfred Seikel um eine Anerkennung als Ersatzschule durch das Land Hessen bemüht. Konkret geht es dabei - wie mehrfach berichtet - um die staatliche Förderung und die Gleichstellung mit öffentlichen Fachschulen.
Nun hat sich für den heutigen Mittwoch, 2. September, Kultusminister Hartmut Holzapfel (SPD) angekündigt, um sich selbst zu informieren. Begleiten wird ihn der Vorsitzende der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag, Lothar Klemm.
Hat den Politikern etwa jemand "Beine gemacht"? Beispielsweise der Maintaler CDU-Landtagsabgeordnete Walter Korn, der kürzlich schon zu "einem weiteren Informationsbesuch" in der Schule war und dazu auch eine ausführliche Pressemitteilung verschickt hat? Wie auch immer.
Abgesehen davon, daß den Kältetechnikern unter der Regie von Landesinnungsmeister Theo Mack schon früher von SPD-Landespolitikern die Anerkennung als Ersatzschule in Aussicht gestellt worden ist, kann Christdemokrat Walter Korn jetzt - vor den Sozialdemokraten aus Wiesbaden - schon frohe Nachricht bieten:
"Mit der Fertigstellung des Rahmenplanes und der Prüfungsbestimmungen für die viersemestrige Ausbildung steht der eigenständigen Fachrichtung ,Kälteanlagentechniker' nichts mehr im Wege. Das Genehmigungsverfahren dazu läuft beim Hessischen Kultusminister."
Wie Korn weiter mitteilt, wird mit dem eigenständigen Berufsbild "Kälteanlagentechniker" die bisherige Ausbildung zum "Maschinenbautechniker mit Schwerpunkt Kältetechnik" abgelöst.
Mit Bezug auf sein jüngstes Gespräch mit Landesinnungsmeister Theo Mack und Geschäftsführer Manfred Seikel läßt der Politiker weiter wissen, daß nach Erreichung des Status als Ergänzungsschule vor einigen Jahren "nun ein weiterer Schritt zur Anerkennung als Ersatzschule mit staatlicher Förderung und Gleichstellung der Studierenden mit den öffentlichen Fachschulen erreicht" sei.
Das hätten Hartmut Holzapfel und Lothar Klemm wahrscheinlich gerne selbst mitgeteilt. Aber Walter Korn war offenbar schneller. Mit einem bereits eingereichten "Berichtsantrag" im Kulturpolitischen Ausschuß des Hessischen Landtages wolle die CDU-Fraktion "den Fortgang des Anerkennungsverfahrens unterstützen", heißt es weiter.
Korn will auch die von Mack und Seikel geäußerte Bitte erfüllen und "sich für die Fortsetzung der Erteilung von Stipendien für Berufsschullehrer aus fremden Ländern im Rahmen der Entwicklungshilfe bemühen, deren Weitergewährung in Frage gestellt ist". Und schließlich will er auch den weiteren Ausbau der Bundesfachschule unterstützen. Geplant sind ein Internat mit 60 Betten und eine "Umweltwerkstatt". pom
Die Jungsozialisten im Saarland sind bislang noch nicht dadurch aufgefallen, daß sie besonders kritisch mit ihrer "Mutter"-Partei umgesprungen wären. Ob Besoldungsaffäre und Ruhegehaltsbezüge des Ministerpräsidenten und Landesvorsitzenden Oskar Lafontaine, umstrittene Industrieansiedlungen oder von der Basis abgehobene Entscheidungen der Führungs-Crew: Die Jusos im Oskar-Land erwiesen sich stets als staatstragend und "SPD-fromm".
Damit allerdings ist es seit "den Skandalen vom Petersberg", wie die Saar Jusos die SPD-Vorstandsempfehlungen zur Änderung des Asylrechtes und zum weltweiten Blauhelm-Einsatz der Bundeswehr nennen, vorbei. Der Landesvorstand überlegt nach diesem "Handstreich, mit dem grundlegende politische Positionen der Sozialdemokratischen Partei über Bord gekippt werden", sogar eine Abspaltung von der Partei. "Im Falle einer Grundgesetzänderung mit SPD-Stimmen halten wir uns alle Möglichkeiten der Reaktion offen," sagt der stellvertretende Landesvorsitzende Ulrich Ackermann. Das Echo dieser Drohung wurde sogar in Freiburg gehört: Die dortigen Jusos wollen ebenfalls austreten und einen eigenen "Richtungsverband" gründen, wenn der Sonderparteitag die Petersberger beschlüsse nicht kippt.
Der Ärger richtet sich auch gegen Oskar Lafontaine. "Du hast es vorgezogen, bei der Beratung des Petersberger Papiers nicht anwesend zu sein," lautet der Vorwurf an den weiter urlaubenden, bisher sprachlosen stellvertretenden SPD-Bundesvorsitzenden. Die Jusos erinnern Lafontaine ("Wir hoffen, daß das nicht als Flucht aus der Verantwortung zu interpretieren ist") an Beschlüsse der Saar-SPD gegen die Änderung des Grundgesetzes in der Asylfrage.
Ob sie damit allerdings auf Gegenliebe beim Saar-Vorsitzenden stoßen, ist fraglich. Schließlich hat Lafontaine mehrfach seine Bereitschaft bekundet, an der Asylposition des Grundgesetzes mitzurütteln, falls dadurch mit der CDU politische Lösungen über Deutschland als Einwanderungsland oder die Stellung der "Auslandsdeutschen" erreicht werden könnten. Im Saarland wird bestätigt, daß es vor den Petersberger Beschlüssen der SPD zu einem Treffen zwischen Engholm und Lafontaine gekommen sei, bei dem Lafontaine zumindest die Wendeposition Engholms in der Asylfrage abgesegnet habe.
Für die Saar-Jusos ist dies der sozialdemokratische Sündenfall, mit dem der Partei "über Nacht die Wurzeln ihres gesellschaftspolitischen Wirkens ausgerissen werden". Empört äußert sich der Juso-Landesvorstand über das "große Schweigen" der saarländischen SPD-Größen zum "Engholmschen Umfallerkurs". Das drastische Fazit des Nachwuchses: "Engholm ist für die Krawalle in Rostock mitvernwortlich." Und die Jusos gehen in einer von Ulrich Akkermann, Ulrich Commercon und Margriet Zieder-Ripplinger (alles Mitglieder des Landesvorstandes) unterzeichneten Erklärung noch weiter: "Nunmehr muß davon ausgegangen werden, daß der SPD-Bundesvorsitzende Björn Engholm, die Bundesregierung sowie mordende neofaschistische Gewalttäter Hand in Hand an der Beseitigung des Grundrechtes auf Asyl arbeiten." Die Jusos im Unterbezirk Saarbrükken-Stadt sprechen - die Saarländer waren zum Glück nicht dabei- von der "Petersberger Intrigantenrunde" und einer "Rechtswende, die wir nicht resignierend hinnehmen dürfen." Die Saar- Jusos fordern alle SPD-Mitglieder auf, "die Partei (noch) nicht zu verlassen, sondern gemeinsam gegen den Ungeist von Petersberg anzukämpfen".
Besonders herausgefordert sind durch die Jusos der Landesvorsitzende Oskar Lafontaine und der Fraktionsvorsitzende Reinhard Klimmt. Der Lafontaine-Vertraute Klimmt, der dem Bundesvorstand angehört, aber in Petersberg nicht dabei war, äußerte sich ablehnend gegen die neue SPD-Asylposition. "In dieser Frage bin ich auch anderer Meinung als Lafontaine," sagte Klimmt der FR. Statt einer Änderung des Grundgesetzes verlangt er die "Bekämpfung der Ursachen der Flucht, alles andere bringt nichts." Klimmt weist allerdings auch die Jusos zurecht. "Die harten Töne sind nicht gerechtfertigt," verteidigt er Engholm. Noch sehen dies die Jungsozialisten anders. Und damit auch die Saar-Partei das so sieht, soll es im Saarland vor einem Sonderparteitag der Bundespartei einen eigenen Sonderparteitag geben.
MICHAEL GRABENSTRÖER
HOCHTAUNUSKREIS. Rudi Rübsamen, kommissarischer Bürgermeister von Neu-Anspach, wird "himmelangst" beim Gedanken an die 650 Asylbewerber, die zusätzlich in den Hochtaunuskreis kommen sollen. Anteilmäßig muß Neu-Anspach dann noch Flüchtlinge aufnehmen. "Wir haben aber ohnehin beim besten Willen keine Möglichkeiten zur Unterbringung mehr. In einem gemeindeeigenen Haus waren 15 untergebracht, aber das Haus wurde inzwischen an deutsche Wohnungssuchende vermietet", sagt Rübsamen - obwohl die Gemeinde schon jetzt nur 159 statt 189 und damit 30 Asylbewerber zu wenig aufgenommen hat.
Neu-Anspach schneidet damit im Vergleich der Hintertaunus-Kommunen am schlechtesten ab. Der Usinger CDU-Fraktionsvorsitzende Gerhard Liese fordert daher auch "keine weiteren Asylbewerber nach Usingen, bevor nicht andere Gemeinden ihre Aufnahmequote erfüllt haben" - und schielt dabei zur Nachbargemeinde Neu-Anspach. Dabei erfüllt selbst Usingen die Anforderungen nicht in vollem Umfang: Die Stadt müßte nach dem Verteilerschlüssel 203 Menschen aufnehmen, beherbergt aber nur 182.
"Wenn uns tatsächlich noch Flüchtlinge zugewiesen werden, mieten wir rechtzeitig geeignete Objekte wie zum Beispiel Hotels an", erklärt der Usinger kommissarische Bürgermeister Detlef Ortmann. Das gleiche Bild stellt sich in Wehrheim: Die Gemeinde müßte 134 Asylbewerber aufnehmen und hat lediglich 56.
In Schmitten, Grävenwiesbach und Weilrod hingegen ist das Soll nach dem Verteilerschlüssel übererfüllt. Schmitten müßte 131 aufnehmen, tatsächlich aber leben 224 Asylsuchende in der Gemeinde. Grävenwiesbach müßte lediglich 70 einen Platz bieten, bei 96 dort lebenden Flüchtlingen. Und Weilrod fällt völlig aus dem Rahmen: Hier leben 402 Asylbewerber, obwohl nur eine Verpflichtung zur Aufnahme von 100 besteht.
"Wir sind selbst nicht ganz glücklich damit", erklärt der stellvertretende Weilroder Bürgermeister Günter Vollberg. Der verantwortliche Bürgermeister Rudolf Horak habe sich nicht entschieden genug gegen die Unterbringung von Flüchtlingen in solch kleinen Ortskerne wie die von Gemünden und Altweilnau gewehrt und die Problematik unterschätzt.
"Es wehren sich immer mehr Leute gegen die Ansiedelung und gründen Bürgerinitiativen. Das will hier was heißen", erklärt Günter Vollberg und fügt hinzu: "Das ganze birgt erheblichen Sprengstoff in sich. Das Boot in Weilrod ist voll." jd
LIEDERBACH. "Dieses Beispiel sollte Schule machen", sagt Hessens Verkehrsminister Ernst Welteke. Sein Lob gilt der Gemeinde Liederbach und drei Firmen im Gewerbegebiet "Am Sindlinger Weg". Die Kommune und die Betriebe finanzieren gemeinsam eine neue Haltestelle der Frankfurt-Königsteiner Eisenbahn (FKE) am Südrand von Liederbach.
Welteke freut, daß erstmals im Main- Taunus-Kreis Firmen auf den Bau von Parkplätzen verzichten und das eingesparte Geld für ein Projekt im öffentlichen Nahverkehr ausgeben. "Wir wissen, daß die Einsicht, öffentliche Verkehrsmittel anstelle des Autos zu nutzen, nicht automatisch zu entsprechendem Handeln führt."
Die Genehmigung für die Haltestelle hat Welteke Anfang der Woche erteilt. Schon bald sollen die Bauarbeiten beginnen. Geht alles gut, werden Anfang 1993 die ersten Züge am neuen S-Bahn-Stop halten. Ein Wartehäuschen, Signalanlagen und ein Bahnsteig müssen gebaut werden.
Alles in allem kostet die Haltestelle 350 000 Mark. 100 000 Mark steuert die Gemeinde Liederbach bei, nicht zuletzt auch, weil vor allem die Bewohner der Gagfa-Wohnsiedlung von der zusätzlichen Station profitieren.
Die restlichen 250 000 Mark kommen von den Firmen aus dem Gewerbegebiet. Für diese gab es ganz handfeste Gründe, sich zu engagieren: Zum einen hatten die Betriebsräte den Chefs laut Bürgermeister Lehner Druck gemacht. Andererseits werden die Arbeitsplätze im Gewerbegebiet durch den neuen Halt attraktiver.
Nicht nur der Verkehrsminister, auch Hansjörg Röhrich, Geschäftsführer der Main-Taunus-Verkehrsgesellschaft, findet den privaten Zuschuß gut: "Das ist ein Modellfall für die Region." Die Berufspendler müßten runter von der Straße und rein in öffentliche Verkehrsmittel. Und da Kommunen, Land und Bund Busse und Bahnen nicht allein finanzieren könnten, müsse sich das Gewerbe künftig stärker beteiligen. fw
KÖLN. Super ist das gelaufen. Alle haben kommuniziert, den eigenen Stellenwert aufgewiesen, Ansprüche dargelegt, haben bewiesen, wieviel Kreativität, Marktmacht und Manpower hier konzentriert ist. Das ist ein keineswegs vollständiger Einblick in die Klischees und Worthülsen, die nach einer nicht repräsentativen Erhebung auf dem dreitägigen Kongreß im Rahmen der Kölner "Popkomm." am meisten verwandt wurden.
"Popkomm." ist die Messe der bundesdeutschen Tonträgerindustrie. Angefangen hat sie vor vier Jahren als Sammelbecken sogenannter Independent Labels, inzwischen sind auch die großen Konzerne vertreten und drängen sich in die gleichen engen Messestände wie die kleinen. Natürlich sind, wie stets im Geschäftsleben, manche etwas gleicher als die anderen.
Die Messe ist in diesem Jahr anders aufgetreten als sonst. Sie will nicht eine Geschäftsmesse mit originell gekleideten Menschen sein, sondern öffentliches Kulturereignis. Geschäftsführer Dieter Gorny ermunterte die Branche zu neuem Selbstbewußtsein und garnierte dafür die Messe einerseits mit einem Kongreß, andererseits mit der öffentlichkeitswirksamen Präsentation eines neuen Fernsehsenders am Medienstandort Köln, der Mitte 1993 seine Arbeit aufnehmen wird.
Was der Sinn dieses Senders sein wird, war in Diskussionen und Vorträgen des Kongresses leicht zu erkennen: Einhellig fordert die Branche eine bessere Präsentation "nationaler Produkte" (ein weiteres, oft verwandtes Klischee) in den nationalen Medien. Die nachdrücklichste Unzufriedenheit richtet sich dabei ans Fernsehen, aber auch die öffentlich-rechtlichen Radiosender sind Ziel von Kritik: Einschaltquotenfixierung läßt offensichtlich auch bestimmte Marksegmente der Popmusik unbeachtet.
Das neue Selbstbewußtsein der Branche besteht darauf, die eigenen Produkte offensiv als Kulturgüter zu definieren. Öffentlich-rechtliche Sender, so lautet die eine Konsequenz daraus, haben einen Kulturförderungsauftrag, müssen sich also verstärkt und möglicherweise gegen die Einschaltquoten beim Abspielen deutscher Popmusik engagieren. Die zweite Konsequenz läuft auf die schon traditionsreiche Forderung hinaus, zumindest im Mehrwertsteuersatz die Musikbranche mit der Printmedien-Branche gleichzustellen.
Ist Popmusik also Kultur? Natürlich, denn sie drücke aktuelle Befindlichkeiten aus, sei Symptomträger sozialer Prozesse und Großwetterlagen. Viel weiter reichen die Umrisse des auf dem Kongreß diskutierten Kulturbegriffs nicht; Staatssekretär Hartmut Krebs, der auf dem Kongreß eine programmatische Rede über staatliche Popmusikförderung hielt, ist vom nordrhein-westfälischen Wirtschaftsministerium. Dem Einwand, daß die ubiquitäre Musikberieselung nicht auch noch mit einem ermäßigten Mehrwertsteuersatz gefördert werden müsse, hält die Branche mit Recht entgegen, daß schließlich auch Pornohefte und die Bild-Zeitung in den Genuß des Printmedien-Privilegs kommen.
Der neue Sender ist ein Produkt sozialdemokratischer Medienpolitik. Er wird halb privat und halb staatlich verfaßt sein und soll in Konkurrenz zu MTV vornehmlich Musikvideos deutscher Provenienz spielen. Daß dann die entsprechenden Tonträger auch verstärkt gekauft werden, dessen ist sich die Branche sicher. Qualitätsfragen (ob also das, was gespielt wird, das Hinsehen und Hinhören lohnt) und moralische Fragen (ob es beispielsweise fair ist, das Publikum solange vollzududeln, bis es mürbe ist und sich den Unsinn auch kauft) wurden auf dem Kongreß nicht diskutiert; sie stehen in dem Verdacht, den potentiellen Kundenkreis einzuschränken. Daß sich zwei Geschäftsführer auf einer Podiumsdiskussion gegenseitig schlechte Produkte unter die Nase reiben, bleibt eine launige Ausnahme. Im großen und ganzen hält sich jeder an die Formel: Gut ist, was sich gut verkauft. Der härteste Vorwurf, den man einem Geschäftsführer machen kann, ist der, daß sein Betrieb am Markt vorbeiproduziere.
Nein, sorgfältige inhaltliche Themenauslotung war nicht die Stärke des "Popkomm."-Kongresses. Eine Podiumsdiskussion über die brisante Frage "Wer steuert die Branche wirklich?" verlief sich in betriebswirtschaftlichen Erörterungen, wie man die Kooperation verschiedener Abteilungen eines Medienkonzerns kreativer und effektiver gestalten könne. Ein Vortrag mit dem Titel "Baccardi, Jeans und Coca Cola" enthielt keinerlei kulturkritische Erörterung über die Kommerzialisierung des Medienverbundes, sondern wohlinformierte juristische Ratschläge über Urheberrecht und Möglichkeiten der Vertragsgestaltung.
Einen marktunabhängig weiten Horizont hatte vor allem eine Podiumsdiskussion zum Thema "Popmusik und Rechtsradikalismus". Da aber waren die paar Linksintellektuellen der Branche unter sich. Manifeste Rechtsradikale wurden im Publikum nicht gesichtet, und kein Geschäftsführer gab profilierte Statements ab.
Symptomcharakter hat für den derzeitgen Zustand der Popmusikbranche das bunt pluralistische Miteinander von Großfirmen und Independent Labels. Außer den normalen inhaltlichen Differenzen gibt es längst keine Gräben mehr: Die großen akzeptieren die kleinen als Talentsucher, die kleinen versuchen, von den großen zu lernen. So ähnlich hat sich seit den 70er Jahren auch der Buchmarkt definiert - noch ein Beleg für die Kulturnähe der Popmusik?
Auch die Musiker haben nur dann etwas gegen die Großfirmen einzuwenden, wenn die eigene Vermarktung nicht recht gelingen will. Alles besser und professioneller machen, lautet die Devise - nicht: etwas Besseres professioneller herzustellen. Das englische Elektronik- und Showbusiness-Kauderwelsch der Musiker ist die gleiche Sprache wie die gängige amerikanische Betriebswirtschaftler-Terminologie. Die Verständigung fällt eigentümlich leicht. HANS-JÜRGEN LINKE
Das Liebieghaus bietet am Mittwoch, 2. September, eine Führung an zum Thema "Matthias Steinl: Maria Immaculata", Beginn 18.30 Uhr. Und das Museum für Völkerkunde läßt um 18 Uhr durch die Ausstellung "Fremdes Geld" führen. &blt; Kurse des BBK
Der Berufsverband Bildender Künstler (BBK) bietet jetzt wieder Kurse an: das Herbstsemester beginnt am 7. September. Angeboten werden zum Beispiel Aktzeichnen, Ölmalerei, Lithographie, Schmuckherstellung, auch eine Vortragsreihe plus Museumsbesuch und Wochenendkurse, etwa über Frida Kahlo. Nähere Auskunft gibt der BBK, Barckhausstraße 1-3 in Frankfurt (Westend), Telefon (069) / 72 55 26.
Die seit über sieben Jahren geforderte Genossenschafts-Lösung für die Heimatsiedlung in Sachsenhausen ist noch keineswegs sicher - obwohl der hessische Wohnungsminister Jörg Jordan (SPD) im Juni sein Plazet gegeben hatte. Die Übernahme der 1072 Wohnungen im Westen Sachsenhausens könnte scheitern, weil die Genossenschaft die Kosten für die notwendige Sanierung der Häuser nicht aufzubringen vermag. Wenn sich herausstelle, daß man innerhalb der nächsten zehn Jahre 60 Millionen Mark brauche, werde die Genossenschaft ihren Mitgliedern die Übernahme der Siedlung nicht empfehlen - so am Dienstag Gottfried Prokein, Vorstandsmitglied der Genossenschaft.
Wie es um die Zukunft der Genossenschaft steht, werden die 2000 Bewohner der Siedlung nach Einschätzung Prokeins im Oktober wissen. Am morgigen Mittwoch begehen Mitglieder der Genossenschaft und Mitarbeiter der Nassauischen Heimstätte die Siedlung. Die Wohnungsgesellschaft Heimstätte ist die derzeitige Besitzerin der Häuser. Die Frage, die es vor Ort zu klären gilt: Was muß innerhalb von welcher Zeit repariert werden? Nach den Worten Prokeins bezifferte ein Gutachten des hessischen Landesrechnungshofes allein die Erneuerung der Wasserleitungen auf Kosten von "über 20 Millionen Mark".
So große Summen vermag die Genossenschaft künftig allenfalls über einen sehr langen Zeitraum aufzubringen. Wie Prokein sagte, kommt aus den jährlichen Mieteinnahmen eine Summe von zwei Millionen Mark zusammen, die für die Instandhaltung der Gebäude aus den 20er Jahren eingesetzt werden kann.
Derzeit verhandelt die Genossenschaft in Gründung mit verschiedenen Banken über Hypotheken, die eine weitaus geringere Summe abdecken sollen: nämlich die reinen Erwerbskosten der Siedlung - also etwa die Notariatsgebühren, die bei der Übereignung fällig werden.
Wenn die Genossenschaft im Oktober genau weiß, was an Sanierungskosten auf sie zukommt, will sie eine Versammlung ihrer derzeit knapp 400 Mitglieder einberufen. Erst gegen Ende des Jahres 1992 begänne dann in den Siedlungshäusern eine Abstimmung. Denn Wohnungsbauminister Jörg Jordan (SPD) hat noch eine Hürde aufgebaut: Zwei Drittel der Bürger in der Heimatsiedlung müssen einer Genossenschafts-Lösung zustimmen. jg
OBERURSEL. Was geht in einem Ausländer vor, der vor dem Fernseher sitzt und die Horror-Bilder aus Rostock sieht? Saverio Cognetta, seit 1967 in der Bundesrepublik und seit 1974 in Oberursel zu Hause, sucht nach einer nüchternen Antwort: "Hitzköpfe sind das, die haben jetzt so viele soziale Probleme dort, da werden alle Ausländer in einen Topf geworfen und zum Sündenbock gemacht".
Das Wort "Ausländerfeindlichkeit" stört ihn. "In unserer Stadt", sagt er, wenn er von Oberursel spricht, "gibt es das nicht". Er sei immer als Freund und FR-Porträt Nachbar behandelt worden. Dennoch: "Eine gewisse Angst ist da, ein innerer Druck. Es ist wie bei einem Tier, das instinktiv auf Gefahr lauert. Denn wer weiß, ob nicht irgend ein Verrückter plötzlich durchdreht?" Saverio Cognetta ist seit kurzem Vorsitzender des Internationalen Vereins "Windrose" in Oberursel. Gleich im Gründungsjahr 1976 ist er Mitglied geworden. Mit seinem Vorgänger, dem verstorbenen Wolfgang Ruzicka, verband ihn eine enge Freundschaft. "Wenn der Wolfgang durch die Stadt ging, haben die Leute gesagt: Jetzt muß der Cognetta auch gleich kommen. Mit ihm ist ein Stück von mir gestorben".
Der jetzt 47jährige machte 1977 eine Ausbildung als Sozialarbeiter, wurde hauptamtlicher Mitarbeiter des Caritasverbandes und sitzt an jedem Vormittag in der Beratungsstelle in der Neutorallee 18. Dort, wo auch der Verein "Windrose" sein Domizil hat. Die Theke hat er selbst gebaut, die Bodenfliesen eigenhändig verlegt. "Ich mache alles, vom Geburtshelfer bis zum Totengräber", umreißt er schmunzelnd sein Tätigkeitsfeld.
Zu tun hat er immer. Soeben hat er mit dem Finanzamt telefoniert, weil ein Vereinsmitglied immer noch nicht seine Lohnsteuerrückzahlung erhalten hat, im Vorraum warten Teilnehmer eines Seminars für ausländische Lehrer auf den Leiter, auf dem Tisch liegt die Einladung zu einer Sitzung der städtischen Jugendkommission, ein Anrufer erkundigt sich nach dem Jahresbeitrag für den Verein. "36 Mark, für Familien 50 Mark", teilt der Vorsitzende mit. "250 Mitglieder aus 13 Nationen, 30 Prozent sind Deutsche", fügt er hinzu und vergißt nicht, auf das bevorstehende Internationale Wochenende auf dem Rathausplatz hinzuweisen.
Vieles muß noch organisiert werden für das große Fest. Ein Mitglied, Ingenieur von Beruf, hat originelle Pavillon-Stände konstruiert, sechs Stück müssen zusammengebaut werden und bis Freitag abend stehen.
Das Interesse für andere Kulturen hat Severio Cognetta daheim im Elternhaus, in der Nähe von Bari, entdeckt. Er spricht neben seiner Muttersprache und dem fließenden Deutsch noch Spanisch, Französisch "und ein paar Brocken Englisch". Gemeinsam mit Ehefrau Brigitte, die einen Eissalon betreibt, verbringt er den Urlaub seit einigen Jahren am liebsten in Amerika, er begeistert sich für Mexiko und ist fasziniert von der Maja-Kultur.
"Aber auch Deutschland ist schön", sagt er und lächelt sein verschmitztes Lächeln: "Meine Frau hat durch mich angefangen, Deutschland kennenzulernen, ebenso die Oma, die vorher nicht weiter als bis Frankfurt kam. Wir haben sie überall hin mitgenommen, und sie ist richtig aufgeblüht". Folgerichtig denkt der neue Vorsitzende an ein Projekt "Deutschland kennenlernen". Er möchte mit Mitgliedern Studienreisen nach Hamburg, Köln oder Heidelberg machen und sieht dabei, was seine Landsleute angeht, nur eine Schwierigkeit: "Ganz ehrlich, manche Italiener sind ein faules Volk, man muß sie anstumpen, daß sie sich bewegen, das ist etwas, was mich traurig macht".
Und Saverio Cognetta - ist er noch Italiener oder längst Deutscher? "Ein Italiener bleibt immer Italiener", sagt er darauf, "auch meine drei Kinder, die in Deutschland geboren sind, bleiben im Herzen Italiener. So sind wir von Geburt an geprägt. Und das hat nichts mit Nationalismus zu tun". HANS KONANZ
Wenn der Verstorbene bereits den himmlischen Frieden genießt, fängt für die Hinterbliebenen oft der irdische Ärger erst an. Denn nun geht es ums Erbe - und damit um viel Geld. Rund 100 Milliarden Mark wechselten allein 1990 in der Bundesrepublik durch Erbschaften ihre Besitzer. Bis zum Ende des Jahrzehnts werden Vermögen im Wert von 1,5 Billionen Mark folgen. Wer seinen Nachkommen den Streit über die Hinterlassenschaft ersparen will, sorgt am besten rechtzeitig für ein juristisch einwandfreies Testament. Welche rechtlichen Hürden für einen korrekten "Letzten Willen" zu überwinden sind, zeigt die neue Broschüre "Erbschaften" der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände und der Verbraucher-Zentrale Nordrhein-Westfalen.
Wer beispielsweise ohne Anwalt oder Notar ein Testament aufsetzen will, muß dies mit eigener Hand schreiben. Läßt der Erbonkel sein Vermächtnis von seinem Neffen per Schreibmaschine oder Füller zu Papier bringen, ist das Dokument unwirksam. In keinem Testament dürfen Ort, Datum und Unterschrift fehlen. Aufbewahrt wird das wichtige Schriftstück am besten gegen eine Gebühr beim örtlichen Amtsgericht. Die Verbraucherschützer erläutern auch, wie die Briefmarkensammlung, das Meißner Porzellan oder andere wertvolle Erbstücke tatsächlich in die gewünschten Hände gelangen.
Der Ratgeber erklärt auf 52 Seiten außerdem wichtige Begriffe wie "Pflichtteil" oder "Erbfolge" anhand einer Beispielfamilie und unterstützt beim Formulieren des "Letzen Willens". Mit einer Checkliste hilft das Heft den Erben, beim Tod eines Angehörigen die nötigen rechtlichen Schritte einzuleiten.
Auch in der Staatskasse klingelt es häufig lauter als nötig. Mehr als drei Milliarden Mark kassierte der Fiskus 1990 an Erbschaftssteuer. Rund eine Milliarde Mark hätten die Bundesbürger davon durch geschickte Nachlaßregelungen sparen können. In einem eigenen Kapitel zeigt der Ratgeber, wie man mit dem Testament auf ganz legalem Weg die Nachkommen und nicht den Finanzminister beglückt.
Die Broschüre "Erbschaften" kann zum Preis von sechs Mark (plus 2,30 Mark Versandkosten) bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, Luisenstr. 122 in 4000 Düsseldorf 1, bestellt werden. mag
FRANKFURT A. M. Sein Kapital ist ein feines Händchen und ein gutes Auge, denn sein Sportgerät ist so ziemlich das wackeligste, das zwischen Himmel und Erde schwebt. Ein Hubschrauber ist immer labil, muß stets genau in der Waage gehalten werden. Genau dies und vieles mehr beherrschen der Apotheker Bruno Löbig und sein Copilot Bruder Gerhard, im Hauptberuf Ingenieur. Derzeit startet das Team als eines von acht Mannschaften des Deutschen Hubschrauber-Clubs bei der Weltmeisterschaft vom 1. bis 6. September in Wroughten/England.
Begonnen hatte Bruno Löbig mit der Fliegerei 1982. Seitdem ist das In-die- Luft-Gehen für den Rödelheimer zum wichtigsten Hobby geworden. Für die Weltmeisterschaft bereitet sich das Team seit etlichen Monaten vor. "Wir haben uns mit den anderen sieben Mannschaften an insgesamt sechs Wochenenden getroffen und fleißig geübt", beschreibt der Pilot die Trainingseinheiten. Die letzte absolvierten die beiden im August in Fritzlar. "Aber, wir haben auch alleine die vorgeschriebenen Übungen immer wieder absolviert."
Die Disziplinen, die von den Startern bewältigt werden müssen, kommen alle aus dem Such- und Rettungsbereich (Search and Rescue-SAR). Wer sich vorstellt, daß die Übungen nur aus "Spaß an der Freud" ausgesucht wurden, sieht sich getäuscht. Die Realität gab die Vorgabe: Bei der Flutkatastrophe vor 30 Jahren von Hamburg, im Februar 1962, mußten wichtige Versorgungsgüter zu den von der Außenwelt abgeschnittenen Häuser transportiert werden.
Zu Beginn des Wettbewerbs muß der Hubschrauberpilot seine Navigationskenntnisse durch präzise Ankunft auf dem Wettkampffeld und Absetzen einer "Last" (Sektflasche) in einer simulierten Dachluke beweisen. Die beiden Rödelheimer dazu lachend: "Das haben wir besonders geübt, damit wir nachher auch kräftig feiern können!"
Genaues Fliegen und Landen ist bei der zweiten Disziplin gefragt: An den Kufen sind zwei unterschiedlich lange Seile mit Gewichten befestigt. Das längere muß in dem vorgegebenen Korridor auf dem Boden schleifen, das andere darf ihn dagegen nicht berühren. Eine filigrane Aufgabe, denn die Seile weisen nur einen Längenmeter Unterschied auf. Da kommt es auf Zentimeter an. Danach steht das Fliegen auf Zeit auf dem Plan. Das suchen und Finden von zehn Sichtzeichen in der Landschaft führt zum Ziel.
Etwas für die Zuschauer ist die vierte Disziplin, wenn ein mit Wasser gefüllter Eimer, der am Helikopter hängt, durch einen Slalom-Parcours geschleust wird - und das ohne Wasserverlust.
Sinn und Zweck der Weltmeisterschaft ist es, den Hubschraubersport beliebter zu machen, die Flugfertigkeit der Piloten zu verbessern und die aeronautischen Beziehungen zwischen den teilnehmenden Nationen zu verbessern. Auch wollen die Hubschrauberpiloten von der Bevölkerung nicht als "Krachmacher" verstanden werden. Die Sportler trainieren auf Bundeswehrplätzen, damit es keine Lärmbelästigungen gibt.
Bei der letzten Weltmeisterschaft 1989 in Frankreich belegte Bruno Löbig mit Birger Wurmbach aus Guxhagen den 26. Platz. Eine beachtliche Leistung, wenn man davon ausgeht, daß hier Profi- Konkurrenten an den Start gehen. Bruno Löbig zählt vor allem die US-Amerikaner und Russen zu den Favoriten. "Die Männer dienten früher bei den Armeen und haben einen kräftigen Trainingsvorteil."
Diesmal haben sich die Brüder viel vorgenommen: "Einen Platz unter den ersten zehn haben wir uns schon als Ziel gesetzt", sagt der Flieger und stützt seine Hoffnungen auch auf seinen Bruder, immerhin Flächenpilot seit 1980, der für die Einweisung von Zielflug und die Navigation zuständig ist.
Zur Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft müssen beide für ihre Leidenschaft tief in die Tasche greifen. Denn eine Stunde Flug kostet selbst im kleinsten "Hubi" 450 Mark. Und: Sponsoren sind rar. vuh
MAIN-KINZIG-KREIS. Mit der Bitte, die Sprechzeiten der Kreisbauämter zu beachten, wendet sich Baudezernent Erich Pipa an die Öffentlichkeit. Nach seinen Angaben kommt es immer wieder vor, daß Leute unangemeldet oder außerhalb der festgesetzten Zeiten vorsprechen. Dadurch würden aber die Bediensteten in ihrer Arbeit gestört. Pipa gibt dabei zu bedenken: "Damit kann sich etwa die Erteilung einer Baugenehmigung ungewollt verzögern."
Für die einzelnen Bauämter sind folgende Sprechzeiten festgelegt: Landratsamt Gelnhausen dienstags, Landratsamt Hanau mittwochs und Landratsamt Schlüchtern donnerstags jeweils von 8 bis 12 Uhr und von 14 bis 16 Uhr. Weiterhin besteht die Möglichkeit, Termine für Beratungsgespräche telefonisch zu vereinbaren. hok
Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine
Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Mein Vetter Winnie (15 Uhr); Brennpunkt L.A. - Die Profis sind zurück (17 und 20 Uhr).
Panda-Kino: Mrs. Brisby und das Geheimnis von Nimh (15 Uhr); Die schöne Querulantin (17 und 20 Uhr).
Kino im Schwedenpfad (KiS): Auf Wiedersehen, Kinder (20 Uhr).
Friedrichsdorf. Filmtheater Köppern: Die Hand an der Wiege (20 Uhr).
Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Keine Vorstellung.
Oberursel. Stadthallen-Kino I: Otto - Der Liebesfilm (15.30, 18 und 20.30 Uhr).
Stadthallen-Kino II: Wayne's World (15.30, 18 und 20.30 Uhr).
Kronberg. Kronberger Lichtspiele: In einem fernen Land (20.15 Uhr).
Ausstellungen Bad Homburg. Gotisches Haus, Tannenwaldweg 102: "Wasserlust - Mineralquellen und Heilbäder im Rheinland", 14 bis 19 Uhr.
VHS, Elisabethenstr. 4-8: Geologisches Zentrum Taunus-Wetterau, 9 bis 11 Uhr und 16 bis 18 Uhr.
Oberursel. Vortaunusmuseum am Marktplatz: "Landschaften an Main und Taunus" von Hans Thoma, 10 bis 17 Uhr.
Braas Hauptverwaltung, Frankfurter Landstr. 2-4: "Künstlerinnen - Leben und Arbeiten im Taunus", 9 bis 17 Uhr.
Stadtbücherei am Markt: "Bilder zum Entdecken" von Annette Bierwirth, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr.
"20 Jahre Werkstatt Inge Laeuen", Ausstellung von Keramik und Tonarbeiten, Usastr. 55, 15 bis 20 Uhr.
Kronberg. Galerie Hellhof: Gouachen von Isabella Gräfin Hoyos und Bronzen von Friderun von Stralendorff-Eilers, 15 bis 18 Uhr.
Receptur: Bilder Florian Grimm und Holzschnitte von René Luckhardt, 15 bis 18 Uhr.
Galerie Satyra, Steinstr. 1: "Les chants de Maldoror", Gemälde von Bruno Griesel, 15.30 bis 19 Uhr.
Königstein. Galerie im Haus Bender, Gerichtstr. 12: Zeichnungen und Bücher von Barbara Fahrner, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr. Vorträge/Kurse Kronberg. Stadthalle: "Gibt es Alternativen im sozialen Wohnungsbau?", Vortrag von Beatrice Kustor, 20 Uhr. Parteien/Parlamente Grävenwiesbach. Bürgerstammtisch der SPD, Gaststätte "Zur Eisenbahn", 20 Uhr.
Steinbach. "Das mobile Rathaus vor Ort", Diskussion zur Verkehrssituation am Hessenring mit Bürgermeister Edgar Parnet und Anwohnern, Gartenstraße/Untergasse, 18 bis 19.30 Uhr. Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Sprechstunde der Mütterberatung, Gesundheitsamt, Taunusstraße 3, 11 bis 12 Uhr, Tel. 17 89 10.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstr. 47, 8 bis 12 Uhr und 13.30 bis 17 Uhr, Tel. 2 91 09.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Tel. 17 83 92 / 3.
Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung, Promenade 103, 9 bis 17 Uhr, Tel. 2 20 41.
Sprechstunde der Arbeitsgemeinschaft Soziale Unterstützung, Umweltbüro, Louisenstr. 23, 14 bis 17 Uhr, Tel. 2 09 65.
Friedrichsdorf. Persönliche Beratung der Rheuma-Liga, Landgraf-Friedrich- Klinik, 13 bis 15 Uhr.
Pro Familia, Dr.-Fuchs-Str. 5: Jugend- Sprechstunde 17 bis 19 Uhr, Männer- Sprechstunde 18 bis 20 Uhr.
Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Altentagesstätte Friedrich-Ludwig- Jahn-Str. 29 a, 19 bis 21 Uhr, Kontakt-Telefon: 0 60 07 / 28 08.
Neu-Anspach. BDP-Jugendbüro, Schulstr. 3: Beratungsstelle für Jugendliche mit Problemen bei der Berufsfindung, 15 bis 17 Uhr, Tel. 0 60 81 / 4 17 72. Vereine/Organisationen Bad Homburg. Monatsversammlung des Deutschen Frauenrings mit Vortrag von Susanne Bohn über das Leben und Wirken der Schriftstellerin Flora Tristan, Stadthaus-Forum, 15.30 Uhr.
Mitgliederversammlung im Frauenzentrum, Louisenstr. 38, 20 Uhr.
Friedrichsdorf. Frauencafé in der Altentagesstätte Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 29 a, 9.30 bis 11.30 Uhr.
Skat-Club in der alten Schule Seulberg, 19 Uhr.
Neu-Anspach. Spielabend in Daggi's Dart-Club, 20 Uhr.
Oberursel. Monatstreffen des Deutschen Frauenrings mit Vortrag von Brigitte Pross zum Thema "Was ist Familie heute?", Foyer der Stadthalle, 15 Uhr.
Ausbildungsveranstaltung der DLRG, Treffpunkt: Hallenbad-Foyer, 19 Uhr. Kinder/Jugendliche Bad Homburg. Standort des Spielmobils: Friedrich-Ebert-Schule Gonzenheim, 14 bis 18 Uhr.
Jugendclub am Wingert-Sportpark: RAP-Time live ab 18 Uhr.
Friedrichsdorf. Stadtbücherei: "Große lesen für Kleine", Vorlesestunde für Kinder ab 4 Jahre, 15 Uhr.
Jugendzentrum Köppern, Dreieichstr. 20 a, 17 bis 22 Uhr. Sonstiges Bad Homburg. Treffpunkt zur Taunuswanderung: Kurhausvorplatz, 13.20 Uhr, mit Buslinie 1, Wanderstrecke ca. 11 Kilometer. Schmitten. Blutspendetermin des DRK, Dorfgemeinschaftshaus Arnoldshain, 18.30 bis 20.30 Uhr.
FRANKFURT A. M. Sein Kapital ist ein feines Händchen und ein gutes Auge, denn sein Sportgerät ist so ziemlich das wackeligste, das zwischen Himmel und Erde schwebt. Ein Hubschrauber ist immer labil, muß stets genau in der Waage gehalten werden. Genau dies und vieles mehr beherrschen der Apotheker Bruno Löbig und sein Copilot Bruder Gerhard, im Hauptberuf Ingenieur. Derzeit startet das Team als eines von acht Mannschaften des Deutschen Hubschrauber-Clubs bei der Weltmeisterschaft vom 1. bis 6. September in Wroughten/England.
Begonnen hatte Bruno Löbig mit der Fliegerei 1982. Seitdem ist das In- die-Luft-Gehen für den Rödelheimer zum wichtigsten Hobby geworden. Für die Weltmeisterschaft bereitet sich das Team seit etlichen Monaten vor. "Wir haben uns mit den anderen sieben Mannschaften an insgesamt sechs Wochenenden getroffen und fleißig geübt", beschreibt der Pilot die Trainingseinheiten. Die letzte absolvierten die beiden im August in Fritzlar. "Aber, wir haben auch alleine die vorgeschriebenen Übungen immer wieder absolviert."
Die Disziplinen, die von den Startern bewältigt werden müssen, kommen alle aus dem Such- und Rettungsbereich (Search and Rescue-SAR). Wer sich vorstellt, daß die Übungen nur aus "Spaß an der Freud" ausgesucht wurden, sieht sich getäuscht. Die Realität gab die Vorgabe: Bei der Flutkatastrophe vor 30 Jahren von Hamburg, im Februar 1962, mußten wichtige Versorgungsgüter zu den von der Außenwelt abgeschnittenen Häuser transportiert werden.
Zu Beginn des Wettbewerbs muß der Hubschrauberpilot seine Navigationskenntnisse durch präzise Ankunft auf dem Wettkampffeld und Absetzen einer "Last" (Sektflasche) in einer simulierten Dachluke beweisen. Die beiden Rödelheimer dazu lachend: "Das haben wir besonders geübt, damit wir nachher auch kräftig feiern können!"
Genaues Fliegen und Landen ist bei der zweiten Disziplin gefragt: An den Kufen sind zwei unterschiedlich lange Seile mit Gewichten befestigt. Das längere muß in dem vorgegebenen Korridor auf dem Boden schleifen, das andere darf ihn dagegen nicht berühren. Eine filigrane Aufgabe, denn die Seile weisen nur einen Längenmeter Unterschied auf. Da kommt es auf Zentimeter an. Danach steht das Fliegen auf Zeit auf dem Plan. Das suchen und Finden von zehn Sichtzeichen in der Landschaft führt zum Ziel.
Etwas für die Zuschauer ist die vierte Disziplin, wenn ein mit Wasser gefüllter Eimer, der am Helikopter hängt, durch einen Slalom-Parcours geschleust wird - und das ohne Wasserverlust.
Sinn und Zweck der Weltmeisterschaft ist es, den Hubschraubersport beliebter zu machen, die Flugfertigkeit der Piloten zu verbessern und die aeronautischen Beziehungen zwischen den teilnehmenden Nationen zu verbessern. Auch wollen die Hubschrauberpiloten von der Bevölkerung nicht als "Krachmacher" verstanden werden. Die Sportler trainieren auf Bundeswehrplätzen, damit es keine Lärmbelästigungen gibt.
Bei der letzten Weltmeisterschaft 1989 in Frankreich belegte Bruno Löbig mit Birger Wurmbach aus Guxhagen den 26. Platz. Eine beachtliche Leistung, wenn man davon ausgeht, daß hier Profi-Konkurrenten an den Start gehen. Bruno Löbig zählt vor allem die US-Amerikaner und Russen zu den Favoriten. "Die Männer dienten früher bei den Armeen und haben einen kräftigen Trainingsvorteil."
Diesmal haben sich die Brüder viel vorgenommen: "Einen Platz unter den ersten zehn haben wir uns schon als Ziel gesetzt", sagt der Flieger und stützt seine Hoffnungen auch auf seinen Bruder, immerhin Flächenpilot seit 1980, der für die Einweisung von Zielflug und die Navigation zuständig ist.
Zur Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft müssen beide für ihre Leidenschaft tief in die Tasche greifen. Denn eine Stunde Flug kostet selbst im kleinsten "Hubi" 450 Mark. Und: Sponsoren sind rar. vuh
KELSTERBACH. Ein Phantombild hat die Polizei von dem Unbekannte angefertigt, der am Donnerstag, 27. August, 8.20 Uhr, eine 16jährige Schülerin auf den Weg zwischen Aussiger Straße und Gesamtschule überfallen und sexuell belästigt hat. Die Polizei fragt: Wer kennt eine Person, die Ähnlichkeit mit dem Täter hat? Hinweise nimmt jede Polizeistation entgegen. cas
MAIN-KINZIG-KREIS / HANAU. "Wir haben ja schon Bürgerkrieg in Deutschland", sagt der Mann im hellblauen Hemd zu seinen SPD-Genossen. Nicht nur daß Landsleute im Osten Leib und Leben der Menschen bedrohen, die sie sich als billige Arbeitskräfte in die damals noch existierende DDR geholt hatten, läßt seinen Blutdruck in die Höhe schnellen. In Rage bringt ihn vor allem, daß die Politiker in Bonn aus Furcht vor unpopulären Entscheidungen tatenlos die rassistischen Überfälle registrieren. "Die Sozialdemokraten versuchen die Unfähigkeit der CDU noch zu überbieten."
Mit Zustimmung reagieren die rund 45 Besucher der SPD-Veranstaltung zum Anti-Kriegstag vor allem, als der Mann an die Zeiten erinnert, als die Deutschen noch nicht um ihren Wohlstand fürchten mußten. Weil sie keinen besaßen: Der Genosse erzählt davon, wie Großauheimer die Flüchtlinge aus dem zerbombten Hanau aufnahmen. "Wir waren froh, daß wir damals ein Dach über dem Kopf hatten."
Gewiß - diese Erzählungen der älteren Generation kennt jeder. Ihre Aktualität gewinnen sie bei der Diskussion über die Zunahme von Flüchtlingen. Derzeit befinden sich Menschen in einer ebenso schlimmen Lage, wie viele Deutsche während des Zweiten Weltkriegs. "Die braune Suppe werden wir damit nicht überzeugen. Aber unsere Jugend. Sonst haben wir bald den Zustand wie 1929." Kritisch beäugt auch manch anderer Sozialdemokrat die Äußerungen der Parteifreunde, die in Amt und Würde stehen. Statt Hilflosigkeit wünschen sie sich eine Aufklärungsoffensive gegen die Ausländerfeindlichkeit. Die Bürgerversammlung in Großauheim zum Thema Unterkünfte für Aslybwerber habe gezeigt, zu welchen Folgen ein Informationsdefizit führen kann: "Da waren hohe Emotionen aufgrund der großen Unwissenheit", stellt ein Mann fest. Stadtrat Klaus Remer (SPD) solle den kulturellen Austausch zwischen Ausländern und Deutschen fördern.
Nach seinem Bericht über die Lage der 380 bosnischen Flüchtlinge in der Hessen-Homburg-Kaserne, stellt dieser heraus, wie problematisch sich oftmals die Arbeit mit Aslybewerbern gestaltet. Die Vertriebenen aus dem Ex-Jugoslawien würden von der Bevölkerung weitaus besser akzeptiert. "Viel schwieriger" nennt der Sozialdezernent die Arbeit mit den Asylbwerbern. Sie stammen aus den verschiedensten Ländern.
Doch auch die Zahl der Menschen in den Heimen, ob sie dort allein oder mit ihren Familien leben, spielt laut Remer eine große Rolle. Mehr als 500 Menschen könne die Homburg-Kaserne nicht verkraften. Würden neue Asylbewerber nach Hanau geschickt, könnten die Sympathien der Bevölkerung auch gegenüber den Bosniern schwinden. "Dann, glaube ich, könnten wir ähnliche Verhältnisse bekommen, wie nicht weit von hier."
Gemeint ist Gelnhausen, wo die Unterkunft in der Coleman-Kaserne für heftigen politischen Wirbel sorgt. Remer spricht von einer "fatalen Situation", die sowohl CDU-Bürgermeister Jürgen Michaelis "für sich politisch ausschlachtet", als auch "unsere eigenen Leute". Davon profitieren würden die "Republikaner".
Harsche Kritik übt ein anderer an den Stimmen, die Wiesbaden die Verantwortung für die Unruhe in Gelnhausen zuschieben. Dazu zählt auch Landrat Karl Eyerkaufer (SPD). "Weder unsere eigenen Leute noch die Grünen in der Landesregierung sind daran schuld", meinte der Mann. Weil Bonn die Bearbeitung der Asylanträge blockiere, stehe Wiesbaden "mit dem Rücken an der Wand".
Die Deutschen müssen sich damit abfinden, daß vor Hunger und Repressionen Flüchtende eines der reichsten Länder als neue Heimat wählen. Von einer Änderung des Artikels 16 versprechen sich die Hanauer Sozialdemokraten ebenso wenig, wie von den verschiedensten Konferenzen auf internationaler Ebene; ob die der UN, der EG oder KSZE. Der Einfluß letzterer Institution auf den Bürgerkrieg im zerfallenden Jugoslawien stand im Mittelpunkt des Eingangreferats von Berthold Meyer, Wissenschaftler bei der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung. Ein größerer Minderheitenschutz liege auch nicht im Interesse eines jeden europäischen Lands, lautet eine seiner Thesen. Er rät zu einer "Politik der Bescheidenheit, um nicht das falsche Vorbild zu sein. Es ist logisch, daß uns andere den Egoismus abgucken."
Der Bürgerkrieg in Jugsolwawien stand auch im Mittelpunkt weiterer Veranstaltungen zum Anti-Kriegstag im Main-Kinzig-Kreis. Ein Ende der Auseinandersetzungen, der Rüstunsgexporte und einen Totalboykott forderte der DGB-Kreisverband bei einer Podiumsdiskussion in Hanau.
Unter anderem mit den Ursachen des Konflikts setzten sich die Teilnehmer des von der Friedeninitiative Nidderau / Schöneck veranstalteten Friedensforums auseinander. jur
Veränderungen in Osteuropa und die deutsche Einheit ist das Thema einer Diskussion, zu der der SPD-Ortsverein Eckenheim für Freitag, 4. September, um 19 Uhr, in das Haus Eckenheim, Porthstraße 10, einlädt. Bei der Veranstaltung soll auch über die Glaubwürdigkeit von Kirchen und Institutionen sowie das Verhalten der Parteien gesprochen werden. Unter der Leitung von Stadtrat Fred Gebhardt diskutieren Pfarrer Jochen Gollin, Bornheim und Sepp Sigulla, DGB-Kreisvorsitzender (Main-Kinzig). map/35
Bridge lernen können Interessierte bei der Kolpingfamilie Heddernheim: Donnerstag, 3. September, 20 Uhr, Pfarrheim, Heddernheimer Landstraße 47. map/35
STADT UND KREIS OFFENBACH. "Vorerst" bleiben die Strompreise stabil, versichern die EVO-Vorstände Dr. Friedrich Keller, Albert von Rockenthien und Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Wolfgang Schmitt-Wellbrock bei der Präsentation des Jahresabschlusses 1991 der Energieversorgung Offenbach AG (EVO). Über Preisanpasssungen müsse jedoch ständig nachgedacht werden. Das Anfang 1991 eingeführte Tarifsystem, daß das umweltbewußte Stromsparen des Verbrauchers belohnt, habe sich jedoch bewährt.
Gleichwohl stagniert der Stromverkauf an die privaten Haushalte, weil zwar die Zahl der Kleinhaushalte wächst, der Konsument aber verstärkt energiesparende Haushaltsgeräte anschafft. Vornehmlich Industrie und Gewerbe brauchten mehr Strom, ein Indikator dafür, daß der konjunkturelle Schornstein 1991 noch geraucht hat. Der Stromverkauf stieg um vier Prozent auf 1,7 Millionen Megawatt. Das Fernwärmegeschäft wuchs um 16,8 Prozent auf 360 380 Megawatt.
"Der Jahresabschluß 1991 dokumtiert die Gesundheit der EVO", betont der Vorstand. Bei einem Umsatz von 385 Millionen Mark erwirtschaftete das 650 Mitarbeiter zählende, der Stadt zu 75 Prozent und dem Kreis zu 25 Prozent gehörende Unternehmen einen Überschuß von 11,4 Millionen Mark. Das ermöglicht eine Dividende von 9,5 Prozent (Vorjahr neun Prozent). Die Stadtwerke als EVO-Muttergesellschaft erhalten vom Gewinn 5,4 Millionen Mark zur Reduzierung ihres Defizites beim öffentlichen Nahverkehr, der Kreis bekommt 1,8 Millionen Mark, der Rest geht in die EVO-Rücklagen.
Außerdem zahlte die EVO noch Konzessionsabgaben von 18,4 Millionen Mark dafür, daß sie öffentliche Flächen für ihre Leitungen benutzt und "das Recht der ausschließlichen Versorgung" in der Stadt und in den Kreiskommunen hat. Für die Stadt gibt's 9,6 Millionen Mark, für die Kreisgemeinden 9,8 Millionen Mark.
Für 1992 erwartet die EVO erstmals einen Umsatz von über 400 Millionen Mark. "Im Geschäftsjahr 1991 haben wir die wirtschaftlichen und formalen Grundlagen für den Ausbau der EVO zu einem ökologisch orientierten Dienstleistungsunternehmen geschaffen", betonte von Rockenthien. Nach einer Energieberatungsgesellschaft wurde auch eine Offenbacher Entsorgungsberatungsgesellschaft (OEG) gegründet. Mit diesen Töchtern will die EVO den Kommunen im Umland nicht nur helfen, die Straßenbeleuchtung und die Ampelanlagen zu warten, sondern auch bei der Entsorgung von Altlasten und der Entwicklung der Solar-Energie. Mittelfristig möchte die EVO auch wieder ins Gasgeschäft einsteigen.
Die EV0 will ihre Absatzgebiete sichern und ausweiten. Mit der Stadt Maintal wurde bereits ein Kooperationsvertrag abgeschlossen. Die EVO strebt zudem engere Verbindungen mit den Kreisgemeinden an, die noch eigene Stadtwerke betreiben. lz
KARBEN. Am heutigen Mittwoch nehmen Familie und Freunde Abschied von Gunhild Mitrovic, die am Abend des 27. August von ihrem Ehemann vor dem Bürgerzentrum mit vier Schüssen getötet worden war. Die Beerdigung ist für 13.30 Uhr auf dem Friedhof von Groß-Karben angekündigt.
Die Parteifreunde Gunhild Mitrovics vom SPD-Ortsverein Karben haben dazu aufgerufen, anstelle von Kränzen oder Blumen Geld auf ein Spendenkonto einzuzahlen. SPD-Vorsitzender Klaus Peter Hampf sagte zur FR, die Spendenaktion sei ein Versuch, in dieser Situation statt hilfloser Trauer etwas für die beiden Kinder der getöteten SPD-Stadtverordneten zu tun.
Die Spenden können auf das Konto 114000370 bei der Sparkasse Wetterau, BLZ 518 500 79 mit dem Stichwort "Gunhild" eingezahlt werden. de
Die katholische Gemeinde St. Albert im Dornbusch feiert am Sonntag, 6. September, ihr Pfarrfest in der Bertramstraße 45. Dem Gottesdienst um 10.30 Uhr schließt sich ein Frühschoppen an, nachmittags werden ein Bücherbasar und ein "Eine-Welt-Stand" aufgebaut. Kinder können basteln und spielen. map/35
Frau Helene Gerke aus Maintal-Bischofsheim zum 94. Geburtstag, am Mittwoch, 2. September.
Frau Elisabeth Weiß aus Maintal-Wachenbuchen zum 92. Geburtstag, am Mittwoch, 2. September.
Auf einen Blick
Seite II HOCHTAUNUSKREIS. Landratsamt zahlt bosnischen Flüchtlingen weder Sozialhilfe noch rät es zum Asylantrag: "Können in Slowenien bleiben."
WEILROD. 50 000 Besucher für 100 Eulen und 200 Papageien: die Vogelsburg Hasselbach wird zum Publikumsmagnet.Seite III
OBERURSEL. Magistratsdirektor Günter Ochs präsentiert ein Buch über die Geschichte Oberstedtens von 1945 bis 1972.
Seite IV
FRIEDRICHSDORF. 156 Jahre nach ihrer ersten Weihe ist die Dreymann- Orgel in der Burgholzhäuser Kirche wirklich fertig.
Frau Luise Beuttel, Groß-Karben, zum 88. Geburtstag.
Frau Irene Kern, Okarben, zum 79. Geburtstag. Frau Elsa Michalla, Assenheim, zum 72. Geburtstag.
has FRANKFURT A. M. Für Firmen- Übernahmen ist die Ludwigshafener Benckiser-Gruppe immer gut. Zuletzt schnappte sie sich die Parfüm-Tochter Coty des US-Pharmaherstellers Pfitzer und blättert dafür stolze 440 Millionen Dollar hin. Ein solcher Fischzug belastet ein Unternehmen natürlich auch. Und so kündigt Benckiser-Chef Peter Harf an, daß die Familienfirma nun erst einmal "kürzer treten will und muß". Diese Aussage bezieht er auf die "Beschränkung unserer Wachstumsmöglichkeiten" durch die begrenzten Chancen bei der Kapitalbeschaffung. Benckiser müsse sehen, daß die Gruppe nicht den vorgebenen Rahmen sprengt.
In der Tat: Zukäufe wie Coty und Quintessence in den USA oder früher Lancaster am Kosmetik-Markt verschlingen viel Geld. Bei Benckiser taucht dann stets die Frage nach der Finanzierung auf. Harf scheint freilich weiterhin gut damit leben zu können, daß die Kurpfälzer bei einer für 1992 geschätzten Bilanzsumme um die 4,2 Milliarden Mark immerhin zwei Milliarden an Bankverbindlichkeiten haben.
Die Übernahmen in der Parfüm-Branche werden künftig dazu führen, daß sich Benckiser immer mehr in Duftnoten hüllt. Von dem in diesem Jahr angepeilten Umsatz von 4,4 Milliarden Mark werden 60 Prozent auf Waschmittel und 40 Prozent auf Kosmetika entfallen. Wenn die Firma 1993 Coty in die Zahlen einbezieht, werden sich diese Relationen verschieben. In den ersten sechs Monaten 1992 stieg der Umsatz des Benckiser- Konzerns um 8,7 Prozent auf nicht ganz zwei Milliarden Mark. Enthalten darin sind 52,3 Millionen des amerikanischen Parfüm- und Kosmetikunternehmens Quintessence, während Coty noch außen vor blieb.
Während das Geschäft mit Düften bis Ende Juni um 14,2 Prozent expandierte, legte das mit Wasch-, Spül- und Reinigungsmitteln um sieben Prozent zu. Laut Harf hat es sich dabei "fast nur um Mengenwachstum" gehandelt, denn höhere Preise seien am Markt nicht durchsetzbar ("Die können Sie vergessen").
"Sehr optmistisch" gibt sich Harf für Benckiser-Aktivitäten in Osteuropa, wo er eine "Aufbruchstimmung" ausmacht. Die Ludwigshafener wollten "relativ aggressiv in diesen Markt gehen". Für die Ukraine, Rußland und Rumänien schweben dem Manager Tochtergesellschaften vor. In Ungarn, der CSFR und Polen gibt es bereits Ableger, wobei in letzterem Land im März eine Produktionsstätte zur Pulverfertigung in Nowy Dwor bei Warschau übernommen wurde. 20 Millionen Mark will Benckiser dort investieren mit dem Ziel, auch Anlagen für flüssige Waschmittel und Reiniger zu installieren.
Zum Straßenfest mit ausländischen Gruppen lädt die Antirassistische Stadtteilgruppe Sachsenhausen am Samstag, 5. September, ab 15 Uhr auf die Spielstraße Brückenstraße ein. Bereits um 14 Uhr beginnt am Südbahnhof eine antifaschistische Stadtteilbegehung unter Leitung von Günter Arndt (Träger der Johanna-Kirchner-Medaille für antifaschistischen Widerstand), die an Orte des faschistischen Terrors und des Widerstandes führt (Stegstraße, Oppenheimer Platz, Mainufer zur Brückenstraße). jh/35
Tips · Termine · Notdienste · Tips · Termine · Notdienste · Tips · Termine
Theater / Musik / Literatur Neu-Isenburg. Benefizkonzert des Iseborjer Drehorgelorchesters, Sa., 18 Uhr, Kirche am Marktplatz.
Spott-Licht-Theater: Hannibal Sternschnuppe, Sa. und So., 20 Uhr, Freilichttheater Haus zum Löwen.
New Orleans & Hot Jazz: Powerhouse Jazzband, So., 11 bis 14 Uhr, Hotel Kempinski Gravenbruch.
Dreieich. Burgfestspiele: Die Dreigroschenoper, Sa. 20 Uhr; So., 15.15 und 20 Uhr; Glenn Miller Melodien, So., 11 Uhr, Burg Dreieichenhain (bei Regen im Bürgerhaus). Piano live mit Janis Irbe, So., 18 Uhr, Café an der Stadtbücherei Sprendlingen.
Langen. Konzert der Country-Gruppe Western-Union, Sa., 20 Uhr, Festzelt Wilhelm-Leuschner-Platz. Teatro Vivo: Tierra - die Geschichte einer Landnahme, So., 19 Uhr, Stadthalle.
Neu-Isenburg. Kommunales Kinderkino, Musikraum Hugenottenhalle: Mio, mein Mio (Sa., 16 Uhr).
Dreieich-Sprendlingen. Rex: Feivel im Wilden Westen (Sa., So., 16 Uhr); Brennpunkt L.A. - Die Profis sind zurück (Sa., So., 18, 20.30 Uhr). - Viktoria: Der Rasenmähermann (Sa., 20.30 Uhr; So., 18.30, 20.30 Uhr); Doppelprogramm: Der Rasenmähermann + Brennpunkt L.A. - Die Profis sind zurück (Sa., 22.45 Uhr).
Langen. Hollywood: Brennpunkt L.A. - Die Profis sind zurück (Sa., So., 15, 17.30, 20 Uhr). - Fantasia: Steinzeit Junior (Sa., So., 15, 17.30, 20 Uhr).
Neues UT-Kino: Betriebsferien.
Neu-Isenburg. SPD-Sommertreffen, Sa., ab 16 Uhr, Sportpark, Alicestraße.
Neu-Isenburg. Feuerwehr Zeppelinheim: Tag der offenen Tür, Sa., 10 bis 18 Uhr, Feuerwehrhaus Zeppelinheim.
VdK-Jahreshauptversammlung, Sa., 15 Uhr, St. Josef, Kirchstraße 18.
Dreieich. Rundgang durch das Dreieichhörnchen-Gelände, So., 14 bis 18 Uhr, Baierhansenwiesen, am Reuterpfad.
Langen. Odenwaldklub: Radwanderung, So., 9.30 Uhr, am Neuen Rathaus.
Verschiedenes Neu-Isenburg. Flohmarkt, Sa., 9 bis 13 Uhr, auf dem Wilhelmsplatz.
Schallplatten- und CD-Börse, So., 9 bis 18 Uhr, Hugenottenhalle.
Sommerfest des Alten- und Pflegeheim An den Platanen, So., 10.15 Uhr, Lessingstraße 4.
Dreieich. Großes Sommerfest der VHS und der Musikschule, Sa., ab 14.30 Uhr, Schulhof Konrad-Adenauer-Straße.
Begegnungsstätte Haus Falltorweg: Caféhausmusik, So., 15 bis 17 Uhr, Buchschlag. Langen. Flohmarkt, Sa., 8 bis 13 Uhr, Platz vor dem Rathaus.
Programm zur Langener Kerb, Sa., ab 15 Uhr; So., ab 9.30 Uhr, Altstadt und Festzelt.
Buntes Programm zum Quetschefest, Sa., ab 10 Uhr, in der Wassergasse.
Ehrentag der Langener alten Bürger und Bürgerinnen, Sa., 14.30 Uhr, in der Stadthalle.
Egelsbach. 19. Nationales Schülersportfest, Sa., ab 10 Anlage am Berliner Platz.
Dreieich. Führungen des Geschichts- und Heimatvereins durch die Burg Dreieichenhain und Teile des Unterhains, So., 11, 15 und 17 Uhr.
Schautafeln und Informationen vor Ort: Erasmus-Alberus-Kirche Lindenplatz; Ev. Pfarrhaus in der Tempelstraße; Schwedenhaus im Sprendlinger Weg und das jüdische Ritualbad, Hellgasse 15 (bei Regen stehen die Tafeln im Ev. Gemeindehaus).Ärzte
Neu-Isenburg. Medizinisches Institut (Ärztehaus), Georg-Büchner-Str. 1, Tel. 0 61 02 / 2 74 73, Fr., 20, bis Mo., 7 Uhr.
Dreieich. Notfalldienst, Dreieichenhain, Ringstr. 114 (Ecke Hainer Chaussee), Tel. 0 61 03 / 8 10 40, Sa., 7, bis Mo., 7 Uhr.
Egelsbach. Sa., 8, bis Mo., 7 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 21 11 und 1 92 92 (wenn der Hausarzt nicht erreichbar ist).
Langen. Sa., 7, bis Mo., 7 Uhr, Ärztliche Notdienstzentrale Langen, Tel. 0 61 03 / 5 21 11 und 1 92 92 (wenn der Hausarzt nicht erreichbar ist). Zahnärzte
Rufbereitschaft: Sa., 8, bis Mo., 8 Uhr; (Sprechstunden Sa., 15 bis 18 Uhr, So., 9 bis 12 und 15 bis 18 Uhr).
Im westlichen Kreisgebiet. Sa. und So.: Josef Zahn, Egelsbach, Mainstr. 16, Tel. 0 61 03 / 4 94 75; priv. 0 69 / 631 24 23. Apotheken
Neu-Isenburg. Sa.: Hugenotten-Apotheke, Frankfurter Str. 132, Tel. 3 33 51; So.: Rathaus-Apotheke, Frankfurter Str. 49, Tel. 2 22 49.
Dreieich. Sa.: Hirsch-Apotheke, Sprendlingen, Frankfurter Str. 8, Tel. 6 73 46; So.: Stadttor-Apotheke, Dreieichenhain, Dreieichplatz 1, Tel. 8 13 25.
Langen / Egelsbach. Sa.: Rosen-Apotheke, Langen, Friedrich-/Ecke Bahnstraße, Tel. 2 23 23; So.: Spitzweg-Apotheke, Langen, Bahnstr. 102, Tel. 2 52 24.
Medikamenten- und Pflegenotdienst, Fr. 20 Uhr bis Mo. 5 Uhr, Service-Nr.: 01 30 / 82 10 10 (zum Ortstarif).
Stadtschwestern Dreieich. Der Wochenend- und Feiertagsdienst von Gemeindeschwestern und Altenpflegern wird wahrgenommen durch die Pflegedienste Dreieich, Ev. Kirchlicher Zweckverband, Tel. 0 61 03 / 3 63 37.
Dreieich-Offenthal. Schwester Elsa Pippig, Tel. 0 60 74 / 56 25.
Langen. Zentrum für Gemeinschaftshilfe, Südliche Ringstr. 77, Tel. 0 61 03 / 2 20 21.
Neu-Isenburg. Der Wochenenddienst der Gemeindeschwester wird auf am Anrufbeantworter des Sanitäts-Vereins mitgeteilt: Tel. 0 61 02 / 2 22 50. Krankentransporte Kreisgebiet Offenbach. Unfallrettung und Krankentransport-Leitstelle, Tel. 0 69 / 85 20 14 und 85 20 73; Notruf: Polizei, Tel. 110; Feuerwehr, Tel. 112; oder die Wachen des DRK, Neu-Isenburg, Tel. 0 61 02 / 2 33 89; Langen, Tel. 0 61 03 / 2 37 11; Rettungshubschrauber Christoph II, Tel. 0 69 / 44 10 33.
Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Westkreis Offenbach: Tel. 0 61 03 / 5 18 84. Tierärztlicher Notdienst Den Notdienst (Klein- und Großtiere) für den Westkreis Offenbach erfahren Sie von Ihrem Hausarzt (evtl. Branchenverzeichnis). (Ohne Gewähr)
Das Frankfurter Werkstattkino "mal seh'n" will vom 3. bis 16. September "Homosexuelle Perspektiven" zeigen. Auf dem Programm stehen sieben Filme, darunter drei Filme des deutschen Filmemachers Peter Kern - Das Gossenkind", "Solange ich fliehen kann" und "Crazy Boys" sowie "Das Gesetz der Begierde" von Pedro Almodovar.
Im Programm sind auch zwei Frankfurter Premieren: "Außenseiter" unter der Regie von Olga Zhuk, Julia Dorf und Natalie Scharandak ist der erste russische Dokumentarfilm über Schwule und Lesben in der ehemaligen Sowjetunion. Olaf Brühl präsentiert mit "Die Normalität ist die Maske des Wahnsinns" ein Filmpuzzle über den Ostberliner Modefriseur Frank Schäfer. Bei beiden Premieren stellen sich die Regisseure der Diskussion, so ist Olga Zhuk am 3. und 4. September anwesend. tob
Kleine Lokalrundschau
Erinnerungen an Polen Erinnerungen, Bilder und Dokumente von der Polenfahrt im vergangenen Jahr beinhaltet die neue Broschüre des Stadtjugendrings. Die jugendlichen Teilnehmer der Bildungsreise schildern in dem Heftchen ihre Eindrücke aus dem Land. Für fünf Mark kann es bei der SJR-Geschäftsstelle, Neugasse 5, Telefon 06 11 / 30 04 08, bestellt werden. Ausstellung über Regenwasser Unter dem Titel "Regenwasser nutzen" ist noch bis Ende des Monats eine Ausstellung im Umweltladen zu sehen, die verschiedene Systeme der Nutzung zeigt. Außerdem wird den Bürgern erklärt, wo im Haushalt Regenwasser eingesetzt werden kann. Der Umweltladen am Michelsberg/Ecke Schwalbacher Straße ist von montags bis freitags zwischen 10 und 18 Uhr geöffnet. Brieffreund gesucht Ein 30 Jahre alter Mann aus der Partnerstadt Tunbridge Wells möchte gerne Briefkontakt zu einem Wiesbadener Bürger oder einer Bürgerin in Englisch aufnehmen. In seiner Freizeit arrangiert er getrocknete Blumen und stellt einfache Drucke her. Außerdem schreibt er gerne Gedichte. Wer Interesse an Kontakt hat, wendet sich im Rathaus an die Abteilung Auslandsbeziehungen, Telefon 31-27 17. Seminar für Frauen "Grundwasser", der Verein zur Prävention gegen sexuelle Gewalt und zur Weiterbildung für Mädchen und Frauen, bietet am 19. September, ein Tagesseminar für Frauen zum Thema "Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz" an. Es findet in der Adolfsallee 22 statt und kostet 90 Mark. Anmeldungen werden unter Tel. 3 08 16 33 entgegengenommen. Opel-Bad macht früher zu Weil die Sonne nicht mehr so oft und heftig scheint, werden die Öffnungszeiten des Opel-Bades eingeschränkt. Ab sofort ist es täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet, letzter Einlaß ist um 17 Uhr. Ortsbeirat Südost tagt Der Ortsbeirat Südost kommt am Dienstag, 8. September, zu seiner nächsten Sitzung zusammen. Beginn ist um 18.30 Uhr in der Altenwohnanlage Zimmermannsstift, Wolfram-von-Eschenbach-Straße 1 a. Zunächst ist eine Bürgerfragestunde, anschließend werden unter anderem zwei Anträge beraten.
RANSTADT-DAUERNHEIM. Der neue Dauernheimer Kindergarten ist am Montag eingeweiht worden. Das aus umweltfreundlichen Materialien gebaute Haus am Ortsrand bietet in drei Gruppenräumen Platz für 75 Kinder zwischen drei und sieben Jahren. Sie kommen aus Dauernheim und Ober-Mockstadt.
Zwei der jeweils mit 1,5 Betreuungs- Planstellen ausgestatteten Gruppen sind auch nachmittags für die Kinder offen.
Der Kindergarten kostete nach Auskunft des Bürgermeisters Erhard Landmann rund 1,35 Millionen Mark.
Um ihn schneller bauen zu können, verzichtete die Gemeinde in den Zeiten seines Amtsvorgängers Walter Suppes auf einen sechsstelligen Landes-Zuschuß. nes
Praktische Bildung vermittelt die Albert-Griesinger-Schule in der Nordweststadt ihren 160 meist geistig, teils mehrfach behinderten Schülern. Schulleiter Dieter Elias hat jetzt einen wichtigen Baustein für eine neue Werkstatt erhalten.
Von der Deutsche Bank-Stiftung Alfred Herrhausen "Hilfe zur Selbsthilfe" konnte Elias einen Scheck über 45 000 Mark entgegennehmen. Mit dem Geld will die Schule einen Flachwebstuhl anschaffen und eine feinmechanische Werkstatt einrichten. luf
DIETZENBACH. Bald kann westlich der Offenbacher Straße innerhalb des Gustav-Heinemann-Rings gebaut werden. Der Magistrat hat den Bebauungsplan 69 verabschiedet, die Stadtverordnetenversammlung muß allerdings noch zustimmen. Auf dem neuen Gelände soll auch ökologisches Bauen gefördert werden.
Geht alles nach Plan, wird die Stadt Anfang 1993 mit der Erschließung des Geländes beginnen, so daß im darauffolgenden Herbst die ersten Häuser entstehen können. Als Ausgleich für Eingriffe in die Natur muß die Stadt einen Ausgleichsbetrag in Höhe von 65 000 Mark zahlen.
Der Bebauungsplan umfaßt neben einer Gestaltungssatzung auch einen Landschaftsplan. Im Hinblick auf die ökologische Ausstattung der Häuser erlaubt der Bebauungsplan zahlreiche Ausnahmen von den Gestaltungsvorschriften. Grundsätzlich soll mindestens eine Wand pro Haus begrünt werden. Wer eine Solaranlage verwenden möchte, um damit einen Teil des Energiebedarfs zu decken, dem wird das Bauamt steilere oder flachere Dachneigungen genehmigen. Das gleiche gilt für grasbewachsene Dächer.
Nicht erlaubt sein wird der Einbau von offenen Kaminen. Da es im Rhein-Main- Gebiet vor allem im Winter häufig zu Inversionswetterlagen kommt, die Smog begünstigen, sei jede zusätzliche Belastung durch Hausbrand zu vermeiden, heißt es beim Magistrat.
Ein weiterer Schritt hin zu umweltbewußterem Bauen ist die Anlage eines zweiten Entwässerungssystems. Diese Vorschrift ist allerdings noch nicht im Bebauungsplan festgeschrieben, sie soll nach den Worten des Ersten Stadtrats Lothar Niemann aber für alle Bauwilligen bindend werden. Nur noch ein Teil des Wassers wird auf die herkömmliche Weise über die Kanalisation entsorgt: das Schmutzwasser aus den Haushalten und das Regenwasser, das auf die Straße fällt und dadurch verunreinigt wird. Regenwasser vom Hausdach wird in Zisternen gesammelt; der Überlauf aus diesen Speichern soll über "Rigolen" im Erdreich versickern. Rigolen sind mit Kies gefüllte, auf einer Seite offene Rohre, die unter den Gartenwegen verlegt werden sollen.
In dem neuen Baugebiet ist Platz für insgesamt 86 Wohneinheiten. Es sind Reihen-, Ketten-, Doppel- und Einfamilienhäuser vorgesehen. Auch einige mehrgeschossige Wohnanlagen sind geplant. fuh
Mittwoch, 2. September
Theater Die Maininger, Neue Rothofstr. 26a, Tel. 28 02 27: 20 Uhr, "Schrille Idylle".
Gallus Theater, Krifteler Str. 55, Tel. 738 00 37: 20.30 Uhr, Tra Theater - "Mr. Pilks Irrenhaus".
Uni Campus Frankfurt, Bockenheimer Warte: 21 Uhr, Michael Quast - "Unter Geiern - Lovesongs".
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 Uhr, Internationale Herbst-Revue. Musik Oper, Theaterplatz, Tel. 23 60 61: 20 Uhr, Israel Chamber Orchestra.
Alte Oper, Opernplatz, Tel. 13 400: Großer Saal: 20 Uhr, Sächsische Staatskapelle Dresden; Hindemith-Saal: 22 Uhr, Tatjana Melntjewa & Ivan Monighetti - "Offenbarungen der Liebe"; Mozart Saal: 20 Uhr, Lachrymae.
Alte Nikolaikirche: 20 Uhr, Ives Ensemble - Anarchic Harmony - John Cage.
Batschkapp, Maybachstr. 24: 20 Uhr, Social Distortion.
Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Str. 18 a: 22 Uhr, Swingin-Latin-Funky-Disco.
Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4: 21 Uhr, Zig Zag Disco - African Music.
Bürgerhaus Nordweststadt, Nidaforum 8: 21 Uhr, Salsa-Disco.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, John Morrell.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Papa's Finest Boogie Band.
Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, D. Stephan Trio.
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: 15.30 Uhr, Ensemble der Philharmonischen Gesellschaft - Bezaubernde Melodien.
JUZ Bockenheim, Varrentrappstr. 38: 21 Uhr, Man Lifting Banner & Feeding The Fire. Literatur Buchhandlung Schutt, Arnsburger Str. 76: 20 Uhr, Lesung Sally Perel - "Ich war Hitlerjunge Salomon". Vorträge / Diskussionen Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: 20 Uhr, Vortrag "Die Gemeinschaft neu denken. Zur Debatte des amerikanischen Kommunitarismus". Club Voltaire, Kl. Hochstr. 5: 20 Uhr, Diskussion "53 Jahre danach - sollen die Bayern wieder zurückschießen?".
Senckenberg-Museum, Senckenberganlage 25: 18 Uhr, Diavortrag "Die Tierwelt der Bambus-Internodien im tropischen Malasia".
Humanistische Union: 20 Uhr, Diskussion "Ist Frankfurt kinderfeindlich? Sind Spielplätze und Betreuung das einzige, was fehlt?"; Kinderbüro, Leipziger Str. 67.
Haus der Begegnung, Gärtnerweg 62: 19 Uhr, Vortrag "Yin-Yang, Animus und Anima".
Verein für Briefmarkenkunde: 19 Uhr, Diavortrag "Fechenheim - Postgeschichte vom Dorf am Main zum Industriestadtteil von Frankfurt"; Philanthropin, Hebelstr. 17. Museen/Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 15.15 Uhr, Führung zu "Siah Armajani und Joseph Beuys" sowie um 18 Uhr zu "Bill Viola und die Frage der Zeit".
Jüdisches Museum, Untermainkai 14/15: 18 Uhr, Führung zum Thema "Hinaus aus dem Ghetto".
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: 15 Uhr, Schatzsuche für Kinder in der Ausstellung "Gold aus Mali" sowie um 18 Uhr, Führung durch die Ausstellung "Fremdes Geld".
Liebieghaus, Schaumainkai 71: 18.30 Uhr, Führung zum Thema "Matthias Steinl (um 1644-1727): Maria Immaculata".
Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie donnerstags auf der Freizeitseite "Was- Wann-Wo" sowie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe. Kino / Filme Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 23 im Anzeigenteil. Sonstiges Männerzentrum, Neuhofstr. 41 HH: 20 Uhr, Arbeitsgruppe "Geschlechterpolitik".
City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.
Hausfrauen-Bund: 15 Uhr, Gemeinsamer Nachmittag "Präsentation Modeschmuck-Kollektion"; IC-Restaurant, Hbf.
Ev. Familienbildung, Nesenstr. 4: 9.30 Uhr, offener Treff für Frauen mit Kindern ab 1 J.
Gesellschaft für bedrohte Völker: 20 Uhr, Öffentliches Forum; Casa di Cultura Populare, Adalbertstr. 36.
Ev. Frauenhilfe, Glauburgstr. 68: 9.30 Uhr, Treffen "Theologie für Frauen".
Nichtraucher-Initiative: 18 Uhr, Treffen; Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248. Märkte Bornheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Berger Straße.
Bergen-Enkheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; vor der Stadthalle / Schelmenburg. Apotheken Folgende Apotheken sind von Mittwoch, 8.30 Uhr bis Freitag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:
Adler-Apotheke, Liebfrauenberg 33, Tel. 28 35 25; Behring-Apotheke, Nied, Alzeyer Straße 1, Tel. 39 66 41; Boulevard-Apotheke, Münchener Straße 8, Tel. 23 43 56; Malteser-Apotheke, Berger Straße 176, Tel. 49 00 60; Ronneburg- Apotheke, Preungesheim, Kreuzstraße 7, Tel. 54 58 33; Schiller-Apotheke, Glauburgstraße 64, Tel. 55 23 25; Schloß-Apotheke, Römerstadt, In der Römerstadt 238, Tel. 57 91 96; Schumann- Apotheke, Schumannstraße 36, Tel. 75 24 09; Süd-Apotheke, Sachsenhausen, Stresemannallee 11, Tel. 63 90 61.
Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 061 31 /56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 271, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst (19 bis 23 Uhr) Dr. Eckard Schütz, Frankfurter Str. 69, Offenbach, Tel. 81 14 06; danach bei den tierärztl. Kliniken ( Branchenfernsprechbuch: "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)
Telefon 28 30 83.
Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112
Überfall 110
Polizei 75 51
Krankentransport 49 00 01-4
Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33
ADAC-Pannenhilfe 1 92 11
ACE-Pannenleitstelle 19 21 6
AvD-Pannennotruf 6 60 66 00
VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77-366
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.- ohne Gewähr -
MÖRFELDEN-WALLDORF. Wegen der geplanten Querspange, der neuen Straßenverbindung vom Vitrolles-Ring zur Bundestraße 486, kommt am heutigen Mittwoch, 2. September, 12.30 Uhr, der hessische Minister für Wirtschaft, Verkehr und Technologie, Ernst Welteke, nach Mörfelden. Um 12.30 Uhr wird Welteke ab der Ecke Industriestraße / Starkenburger Straße eine Ortsbesichtigung vornehmen und zudem den Bewilligungsbescheid, sprich die Finanzierungszusage des Landes, für die Stadt mitbringen.
Das Gesamtprojekt kostet zehn bis zwölf Millionen Mark und soll in drei Abschnitten zwischen 1992 und 1994 realisiert werden. Dies schließt auch das Brückenbauwerk über die Bahnlinie Frankfurt-Mannheim ein. Noch in diesem Jahr wird der erste Bauabschnitt mit einem Anschluß an die Bundesstraßen 44 und 486 begonnen. Dieses Teilstück ist besonders für das Gewerbegebiet Mörfelden-Ost von Bedeutung und soll aber auch den innerstädtischen Verkehr entlasten. cas
Überall dort, wo Sportler einen fahrbaren Untersatz benötigen, sind verbale Material-Analysen an der Tagesordnung. Das ist im Motorsport nicht anders als bei den Radfahrern. Ein solch' kommunikativer Austausch, der von purer Fachsimpelei bisweilen auf privatere Themen übergreift, ist am Rande eines Wettbewerbs natürlich nur dann möglich, wenn aufgeschlossene Lockerheit vor ehrgeizigem Eigenbrödlertum dominiert.
Die am vergangenen Sonntag vom RSCM Maintal ausgerichtete 14. Rad-Touristik-Fahrt war in dieser Hinsicht besonders ergiebig. Von Speichen und Tretlagern bis hin zu den bevorzugten Urlaubszielen handelten die allenthalben vernehmbaren Gesprächsfetzen der Radamateure. Das muntere Geplänkel der 680 aus ganz Deutschland angereisten Teilnehmer war ganz im Sinne von Organisationschef Gunter Beck.
"Der gesellige Aspekt", darauf legt der Vorsitzende des Maintaler Radsportklubs besonderen Wert, "nimmt bei uns Touristik-Radlern einen breiten Raum ein. Wir möchten einen allzu leistungsbezogenen Wettbewerbsmodus vermeiden". So ging es bei den insgesamt vier ausgeschriebenen Etappen nicht um Sieg oder Niederlage, sondern vielmehr um Mitmachen und Durchhalten. Je nach Gusto oder persönlicher Fitneß konnten sich die Hobby-Radler für unterschiedliche Distanzen entscheiden. Während sich weniger geübte Pedal-Treter mit 25 Kilometern begnügten, wagten sich die ausdauernderen Naturen wahlweise an 77 oder gar 111 Kilometer heran.
Dabei brauchten die Freizeitsportler den motorisierten Straßenverkehr nicht zu fürchten. Abseits der vielbefahrenen Bundesstraßen rollten die Räder durch den Main-Kinzig-Kreis bis hinauf in den Vogelsberg. Die rein volkssport-orientierte 25-km-Distanz führte auf ihrer gesamten Länge ausschließlich über Radwanderwege.
Eine derart weitläufige Streckenführung bedarf fraglos der engagierten Präsenz zahlreicher Helfer. Dementsprechend waren alle 72 Mitglieder des Veranstaltervereins anstatt im Sattel auf Schusters Rappen im Einsatz. Als Strekkenüberwacher, Kuchenverkäufer oder Schankwirte gewährleisteten sie den reibungslosen Ablauf des Radler-Treffens, das am Bischofsheimer Waldsportplatz organisatorischen Stützpunkt bezogen hatte.
Auch wenn Gunter Beck in seinem Verein über mangelnden Nachwuchs an jugendlichen Langstrecken-Radlern klagt, beschränkte sich das Teilnehmerfeld der diesjährigen Touristik-Fahrt nicht aufs gesundheitssportlich sensibilisierte Mittelalter. Vom 13jährigen Knirps bis zum 70jährigen Veteranen strampelten alle Altersgruppen gemeinsam durchs Hessenland.
Diese gute Mischung aus jung und alt könnte jedoch im Maintaler Radsportverein bald Wirklichkeit werden. Für die bislang "wild durch die Region brausenden Mountainbiker" will der Verein schon in Kürze eine eigene Abteilung eröffnen. Der momentane Altersdurchschnitt der Mitglieder könnte sich dann erheblich senken. MARGIT REHN
Tips · Termine · Notdienste · Tips · Termine
Theater / Musik / Literatur Dietzenbach. Party-Zone: Rock im Bürgerhaus, Sa., 19 Uhr.
Rodgau. Country & Western-Night, Sa., 20 Uhr, Bürgerhaus Weiskirchen.
Münster. Kabarett plus C: Scherzblatt, Sa., 20 Uhr, Gersprenzhalle. Kinos / Filme Dietzenbach. Kinderkino im Bürgerhaus: Bodo (So., 15 Uhr).
Seligenstadt. Turmpalast: Wayne's World (Sa., So., 14 Uhr); Brennpunkt L.A. - Die Profis sind zurück (Sa., So., 16.15, 20.15 Uhr; Sa., 22.30 Uhr). - Turmstudio: Stop, oder meine Mami schießt (Sa., So., 14, 16, 20 Uhr); Wish you were here (Sa., 22.30 Uhr).
Rodgau-Jügesheim. Saalbau: Brennpunkt L.A. - Die Profis sind zurück (Sa., So., 17, 20.15 Uhr). - Kronen-Lichtspiele: Das war der wilde Osten (Sa., So., 17, 20.15 Uhr).
Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Der Rasenmähermann (Sa., 20.30 Uhr; So., 17, 20.30 Uhr). Parteien / Parlamente Dietzenbach. CDU-Straßenfest, Sa., ab 16 Uhr, am Theodor-Heuss-Ring/Ecke Carl-Ulrich-Straße.
Seligenstadt. SPD-Sommerfest, Sa., ab 13 Uhr, im Niederfeld. Vereine / Organisationen Dietzenbach. Turngemeinde: Wingertsbergfest, Sa., 14 bis 18 Uhr; So., 8 bis 14 Uhr.
Rodgau. TGS-Jügesheim: Kerb uff de Gass, So., 10 Uhr, TGS-Gelände.
TGM-Jügesheim: Giesemer Kerb, So., 15 Uhr, am Rathaus.
Mainhausen. MSC-Grasbahnrennen, Sa., ab 14 Uhr; So., ab 12 Uhr, Rennpiste am Fasanengarten in Klein-Krotzenburg. Verschiedenes Dietzenbach. Tanzcafé Tango, Sa., 15 Uhr, im Reinhard-Göpfert-Haus.
Fest der Musikschule, Sa., ab 15 Uhr, Alte Schule, Darmstädter Straße 33.
Seligenstadt. Flohmarkt im Ev. Kindergarten Regenbogen, Sa., 11 bis 16 Uhr, Franz-Böresstraße 42.
Kinderdisco, Sa., 15.30 bis 21 Uhr, Ev. Gemeindezentrum, Jahnstraße 24.
Rodgau. Kerb in Jügesheim, Sa. und So., ganztägig am Rathaus. Ausstellungen Rödermark. Eröffnung: Bilder einer Malgruppe - Es war einmal ein Häuschen in Kleestadt, So., 11 Uhr, Lou ihr Milljöh, Ober-Roden, Dockendorffstraße 8. Tag der Kulturdenkmäler Seligenstadt. Führungen durch die Basilika, das Romanische Haus und das Palatium, So., 11, 13, 15 und 16 Uhr, ab Marktplatz.
Führungen im Klosterhof und im Alten Haus von 1327, So., 11 bis 16 Uhr.
Hainburg. Führungen durch das Klein- Krotzenburger Pfarrhaus und durch die Pfarrkirche St. Nikolaus, So., 11 bis 13 und 14 bis 18 Uhr. Ärzte Dietzenbach. Sa., 9, bis Mo., 6.30 Uhr, Ärztliche Notdienstzentrale im Seniorenzentrum Steinberg, Siedlerstraße 66, Tel. 0 60 74 / 1 92 92.
Rodgau/Rödermark-Urberach/Messel. Sa., 7, bis Mo., 7 Uhr, Notdienstzentrale Dudenhofen, Friedberger Str. 30, Tel. 0 61 06 / 212 72.
Hainburg/Seligenstadt/Mainhausen. Notdienstzentrale Seligenstadt, Frankfurter Str. 31, Tel. 0 61 82 / 2 53 33.
Babenhausen. Sa. u. So.: Dr. Spahn, Babenhausen, Ulmenweg 1, Tel. 0 60 73 / 6 26 66.
Dieburg. Der dienstbereite Arzt ist beim DRK, Henri-Dunant-Straße, zu erfragen, Tel. 0 60 71 / 27 55. Zahnärzte Rufbereitschaft: Sa., 8, bis Mo., 8 Uhr (Sprechstunden: Sa., 15 bis 18 Uhr, So., 9 bis 12 und 15 bis 18 Uhr).
Im östlichen Kreisgebiet. Sa. und So.: Dr. Streletz, Heusenstamm, Kolpingstr. 3, Tel. 0 61 04 / 36 96. Apotheken Dietzenbach. Sa.: Stern-Apotheke, Taunusstr. 24, Tel. 2 69 50; So.: Hirsch-Apotheke, Babenhäuser Str. 31, Tel. 2 34 10.
Rodgau. Sa.: Burg-Apotheke, Hainhausen, August-Neuhäusel-Str. 5, Tel. 42 39; So.: Einhorn-Apotheke, Dudenhofen, Nieuwpoorter Str. 68, Tel. 2 45 49.
Seligenstadt/Hainburg/Mainhausen. Sa.: Greifen-Apotheke, Hainstadt, Offenbacher Landstr. 52, Tel. 46 67 und Tannen- Apotheke, Zellhausen, Pfortenstr. 19, Tel. 2 51 00; So.: Palatium-Apotheke, Seligenstadt, Palatiumstr. 3, Tel. 37 68.
Babenhausen. Sa. und So.: Stadt-Apotheke, Babenhausen, Fahrstr. 5, Tel. 0 60 73 / 22 16.
Dieburg/Münster/Groß-Zimmern. Sa.: Marien-Apotheke, Dieburg, Steinstr. 20, Tel. 2 23 48; So.: Apotheke am Rathaus, Münster, Mozartstr. 6, Tel. 3 23 62 und Adler-Apotheke, Groß-Zimmern, Jahnstr. 3, Tel. 4 11 56. Krankentransporte Offenbach. Krankentransport-Leitstelle der Berufsfeuerwehr, Tel. 0 69 / 85 20 14 und 85 20 73 (im Notfall 112).
Kreisgebiet Offenbach. Unfallrettung und Krankentransport-Leitstelle, Tel. 0 69 / 85 20 14 und 85 20 73; Notruf: Polizei, Tel. 110, Feuerwehr, Tel. 112; oder die Wachen des DRK: Nieder-Roden, Tel. 0 61 06 / 7 15 48; Seligenstadt, Tel. 0 61 82 / 36 35; Rettungshubschrauber Tel. 0 69 / 44 10 33.
Dietzenbach/Rodgau/Rödermark. Abrufbereit Tag und Nacht unter Adresse und Tel. Johanniter-Unfallhilfe, Rettungswache Rodgau 3 (Nieder-Roden), Tel. 0 61 06 / 2 40 92; Behindertenfahrdienst, Mobiler Sozialer Hilfsdienst, Tel. 0 61 06 / 25 35. Gemeindeschwestern Dietzenbach. Sa. u. So.: Bozena Wagner, Tel. 36 16; priv. 2 42 58. Frauenhaus-Initiativen Frauenhaus im Ostkreis Offenbach, Telefon 0 61 06 / 1 33 60. (Ohne Gewähr)
Es könnte, der Not gehorchend, sehr wohl ein Weltstaat als friedenssichernder Staaten- bund oder Bundesstaat real möglich werden.
pid GÖTTINGEN, 1. September. Unbekannte Täter haben in der Nacht zum Dienstag auf der Autobahnraststätte Göttingen-Mengershausen einen Lastwagenfahrer überfallen und ihm seinen mit 800 Autoreifen beladenen Lastzug geraubt. Der 38jährige Fahrer aus Schierke im Ostharz, der Richtung Stuttgart unterwegs war, war kurz nach Mitternacht auf die Raststätte Göttingen gefahren, um an seinem Fahrzeug defekte Scheinwerfer zu reparieren. Dabei wurde er überfallen und in ein Auto gestoßen, in dem mindestens ein Komplize des Räubers saß. Nachdem ihn die Unbekannten etwa eine Stunde durch die Gegend gefahren hatten, ließen sie ihn bei Mengershausen frei. Als der Lkw-Fahrer mit der Polizei auf der Raststätte eintraf, waren Lastwagen und Anhänger, die mit 800 neuen Reifen beladen waren, verschwunden. Am Dienstag wurde der weitgehend leergeräumte Lastzug bei Eichenberg gefunden.
Das Revisionsamt soll dem Verbleib der Zuschüsse aus dem "Sofortprogramm Kinderbetreuung" nachspüren. Das fordert die CDU-Fraktion jetzt in einem Antrag an das Stadtparlament. Anlaß für den Vorstoß sind Klagen von Michael Burbach, Geschäftsführer der Gesellschaft für Jugendarbeit und Bildungsplanung, die die meisten freien Kindereinrichtungen in Frankfurt unterhält. Burbach hatte "monatelange Wartezeiten beim Auszahlen der Investitionszuschüsse" und "nicht bewilligte Betriebskostenzuschüsse für die laufende Betreuung" moniert.
Im einzelnen will die CDU erfahren, ob Zuschüsse zu Investitionen tatsächlich anteilig zurückgezahlt werden, wenn die Kinder- oder Schülerläden vor dem Ablauf von fünf Jahren schließen - wie es das Sofortprogramm vorsieht. Außerdem interessiert die CDU-Fraktion, ob das Schuldezernat Kinderläden anders fördert als das Sozialdezernat die Krabbelstuben. luf
pid GÖTTINGEN, 1. September. Auf den Dächern denkmalgeschützter Häuser dürfen keine Sonnenkollektoren angebracht werden, weil dies den Denkmalwert beeinträchtigt. Mit dieser Begründung hat das Verwaltungsgericht Braunschweig die Klage zweier Hauseigentümer aus der Gemeinde Nörten-Hardenberg gegen den Landkreis Northeim zurückgewiesen (Az.: 2 A 2237/91).
Die Eigentümer wollten auf dem Dach ihres ehemaligen Bauernhauses, das aus der Mitte des 18. Jahrhunderts stammt, eine insgesamt 26 Quadratmeter große Sonnenkollektor- und Photovoltaik-Anlage errichten. Weder die Nachbarn noch sonst jemand hätte davon viel bemerkt. Denn die Anlage sollte auf der von der Straße abgewandten Südseite des Daches montiert werden. Dennoch lehnte der Kreis Northeim den Bauantrag ebenso ab wie die Bezirksregierung Braunschweig den gegen diese Ablehnung erhobenen Widerspruch. Und auch vor dem Braunschweiger Verwaltungsgericht hatten die Eigentümer keinen Erfolg. Die Beeinträchtigung des Denkmalwertes sei nämlich nicht erst dann gegeben, wenn durch die Veränderung ein für den Betrachter häßlicher, das ästhetische Empfinden verletzender Zustand bewirkt werde, meinten die Richter in der Urteilsbegründung. Es reiche aus, daß das niedersächsische Institut für Denkmalpflege den Denkmalwert durch die Anbringung der Sonnenkollektoren beeinträchtigt sieht.
Das Gebäude, auf dessen Türsturz eine Datierung auf das Jahr 1743 hinweist, zeige "beispielhaft die Ausbildung des Typus eines kleinbäuerlichen, quergeteilten Wohn-Wirtschaftsgebäudes aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, das in dieser gering veränderten Form bereits Seltenheitswert in der Region" besitze, meinten die Richter. Sonnenkollektoren als reflektierende Fremdkörper würden den Charakter eines solchen Hauses empfindlich stören, "was zu vermeiden ist".
Man fordert einen massiven diplomatischen Druck auf die drei kämpfenden Parteien, am runden Tisch eine friedliche Regelung zu finden.
"Lärm durch Nachtflüge ist unerträglich geworden" SPD-Abgeordnete bringt Resolution im Kreistag ein Von Holger Klös ERLENSEE / MAIN-KINZIG-KREIS. Die Stillegung des Fliegerhorstes hat die Erlenseer SPD-Kreistagsabgeordnete Waltraude Heitzenröder in der jüngsten Sitzung des Main-Kinzig-Parlaments im Namen ihrer Fraktion mit Nachdruck gefordert. In der dichtbesiedelten Region um Erlensee sei ein solcher Flugbetrieb nicht mehr zu vertreten, betonte die Sozialdemokratin. Mit dem Thema Fliegerhorst soll sich nun der Friedensausschuß befassen. Die Erlenseer SPD-Abgeordnete skizzierte ein Bild der augenblicklichen Lage um den Fliegerhorst: "Der Lärm durch die Nachtflüge in den letzten Monaten war für die Bevölkerung unerträglich. Daß die Lärmbelästigungen zur Zeit geringer sind, ist nicht der Bundesregierung zu verdanken, sondern dem Verhandlungsgeschick des Erlenseer Bürgermeisters, der mit dem zähen Widerstand der Bürgerinnen und Bürger in der Region drohte."
In ihrem zur Resolution erhobenen Antrag richtet die SPD-Fraktion an den Kreistag den Wunsch, dieser solle "um so eindringlicher den Deutschen Bundestag auffordern, für die Organisation und Durchführung des Flugbetriebes gesetzliche Rahmenbedingungen zu schaffen". Damit soll erreicht werden, daß Nachtflug- und Mittagsruhezeiten, Flugbetrieb an Sonn- und Feiertagen sowie die Einhaltung von Flugrouten und -höhen "verbindlich geregelt" werden. Scharfe Kritik wird daran geübt, daß das Bundesluftwaffenamt Nachtfluggenehmigungen erteilt hat. Waltrude Heitzenröder: "Solange der Fliegerhorst nicht geräumt wird, erwarten wir die Bereitschaft und das Entgegenkommen der US-Streitkräfte, die vom Fliegerhorst ausgehenden Belästigungen zu minimieren."
Im Kreistag konnte sich die SPD mit ihrer Resolution aber nicht durchsetzen. CDU, Grüne und NPD stimmten für die Überweisung in den "Friedensausschuß". In diesem Gremium soll versucht werden, Änderungswünsche in die Erklärung einzubauen und den Text somit auf eine breite Mehrheit zu stellen.
USINGEN. Die Veranstalter der Kransberger Kerb sind sauer auf die amerikanischen Streitkräfte. Sie haben - angeblich aus Sicherheitsgründen - ihre Genehmigung kurzfristig zurückgezogen, das Dorffest am kommenden Wochenende auf dem Schloßplatz ausrichten zu lassen. Die Rückgabe des Gebäudes, wo das V. Corps der US-Armee seit 1977 seinen Verteidigungspflichten nachgeht, steht unmittelbar bevor. Die US-Amerikaner haben dafür das Schloß schon besenrein herausgeputzt. Die Kransberger müssen nun für ihre traditionelle Feier zum Jahrestag der Errichtung der Pfarrkirche "St. Johannes der Täufer" mit den Platz am Bürgerhaus vorlieb nehmen.
"Eine Frechheit", findet Ortsvorsteher Dieter Fritz. "Wir haben uns alle unheimlich geärgert." Doch nachdem der erste Zorn verraucht war, waren sich die Veranstalter - Pfarrgemeinde und Vereine - einig, die Sache auf sich beruhen zu lassen. "Wir wollen uns keine Unannehmlichkeiten einhandeln. Und nicht den Kopf hinhalten, wenn die Amerikaner nach dem Fest möglicherweise Beanstandungen vorbringen", erklärt Fritz. Denn eines sei klar: "Wir können nicht alle Festbesucher unter Kontrolle halten."
Doch die Wut sitzt tief. Nicht nur wegen des vergebens abgeschlossenen, komplizierten Genehmigungsverfahrens, zu dem unter anderem auch das Übersetzen der Vertragsbedingungen gehörte. Der Ortsvorsteher glaubt außerdem, daß das Fehlen der zugkräftigen Schloßkulisse auf dem Kirchweihfest, das in diesem Jahr zum 117. Mal begangen wird, "50 Prozent Verlust" mit sich bringe. Die Schätzung kommt nicht von ungefähr. Vor zwei Jahren feierten die Kransberger zum ersten Mal auf dem Schloßhof, das ansonsten militärisches Sperrgebiet ist; "da kamen Riesenbesucherscharen."
Den genauen Termin der Übergabe der Liegenschaft konnte auf FR-Anfrage am Dienstag weder Pressesprecher Manfred Pohl beim zuständigen US-Standort Gießen noch der Leiter des Bundesvermögensamtes in Frankfurt, Karl-Ludwig Brückmann, nennen. Das Amt vertritt die Bundesrepublik als Rechtsnachfolgerin des "Dritten Reiches". Im Zweiten Weltkrieg hatten die Nazis das historische Gebäude als Teil des Führerhauptquartieres "Adlerhorst", das im Nachbarort Ziegenberg eingerichtet war, beschlagnahmt. Der Übergabetermin verzögert sich seit geraumer Zeit wegen Verhandlungen über Entschädigungszahlungen in Höhe von 200 000 Dollar. Zuletzt war Mitte bis Ende September im Gespräch (die FR berichtete).
Zu den Spekulationen über die künftige Nutzung des Gebäudes - als Bildungsstätte oder Hotel - ist eine neue Variante hinzugekommen. Die Erbengemeinschaft der Familie von Scheidlein, die letzten Eigentümer von Kransberg, prüft zur Zeit, ob sie eine Art Vor- oder Rückkaufsrecht besitzt.
Fest steht bisher nur die Aufgabe des Bundesvermögensamtes, das Schloß so schnell wie möglich zu verkaufen. Interessenten haben sich bislang in Frankfurt noch nicht gemeldet. cn
HANAU. Der Brandanschlag auf das Asylbewerberheim in der Möhnestraße in der Nacht zum Montag hat die schlimmen Eindrücke der zurückliegenden Bürgerversammlungen in Hanau noch tiefer eingegraben. Die Gewalttaten des rechtsradikalen Mobs, dessen menschenverachtendes Treiben von einer applaudierenden Menge "braver Bürger" begleitet wird, sind nicht auf Rostock geschränkt. Das hatten viele der Anwesenden zwar gehofft, doch seit Montag früh wissen sie, wie es Pfarrer Willi Hausmann formuliert, "daß auch in Hanau Übergriffe möglich sind".
Im Gemeindehaus der Hanauer Adventisten haben sich am Montag abend viele derjenigen versammelt, die bei den Bürgerversammlungen in Steinheim und Kesselstadt "stumm vor Erschrecken" waren. Es sind Männer und Frauen, denen die Parolen der "Republikaner" und der fremdenfeindliche Unmut der Bürger noch in den Ohren nachhallt. Sie haben während und nach der Versammlungen ein Gefühl der Ohnmacht erlebt und wollen jetzt ihre Stimme als Gegengewicht gegen Ausländerhaß und Asylbewerberhetze erheben. "Ich habe mich geschämt, Deutsche zu sein", erzählt eine Frau. Andere haben Angst vor einem neuen Deutschland, in dem der alte Ungeist wieder aufbricht. "In der nächsten Woche kommen unsere Freunde aus Israel. Wie werden die sich hier fühlen?", fragt eine junge Mutter und blickt sorgenvoll in die Runde.
Mehr als 30 Männer und Frauen - sie sind in der Überzahl - sind an diesem Abend gekommen. Ein größere Zahl als der einladenden Pfarrer Willi Hausmann erhofft hatte. Der Raum reicht fast nicht aus, um alle aufzunehmen. Hausfrauen sind gekommen, Nachbarn aus der Weststadt, meist bislang unpolitische Bürger, aber auch Pädagogen, Sozialarbeiterinnen, Mitglieder der Grünen und eine Vertreterin vom amnesty international. Ein junges Mädchen, das während der Bürgerversammlung am Mikrophon in Tränen ausbrach, weil sie, wie sie sagt, "derart schockiert war". Hanauerinnen, die die Frage an die Runde stellen, die sich wohl viele gestellt haben mögen: "Warum haben wir nicht eingegriffen in die Diskussionen, die von Ängsten, Haß und Ablehnung bestimmt waren? Die Antwort gibt eine Frau aus der Weststadt stellvertretend für alle: "Ich hatte das Gefühl, es nützt nichts. Ich war wie gelähmt. Die meisten wollen einfach nicht teilen".
Doch mit dem Willen zu intervenieren, etwas tun zu müssen gegen die Stimmung im Land und in der Stadt, sind sie alle am Montag gekommen. Wie, das weiß keiner so genau an diesem Abend, doch erste Vorstellungen gibt es durchaus. "Wir wollen Beispiele geben, das hilft mehr als jede theoretische Diskussion". Einige wollen Patenschaften bei Asylbewerberfamilien übernehmen, andere denken daran Einzelpersonen in ihr Haus aufzunehmen. Die Leiterin der Hanauer Geibelschule, die noch in der Bürgerversammlung um die Sicherheit der Schüler gefürchtet hatte, wenn die Asylbewerber kommen, war anwesend und will sich jetzt um die Organisation von Sprachkursen bemühen. Nachbarn von Pfarrer Hausmann haben bereits verkündet, den Kreis mit Spenden unterstützen zu wollen, damit von dem Geld Aktionen bezahlt werden können.
Die künftige Arbeit, sind sich Hausmann und die Anwesenden einig, muß auf jeden Fall zweigleisig laufen. Ihnen geht es um die praktische Arbeit und die sachliche Information, etwa über die Auswirkungen der Grundgesetzänderung oder die finanzielle Unterstützung der Asylbewerber, die längst nicht so hoch ist wie interessierte Kreise verbreiten. Kontakte will der Kreis zu anderen Gruppen knüpfen, die sich in jüngster Zeit gegründet haben oder schon länger existieren, so in Erlensee oder Maintal. Vernetzung der positiven Kräfte ist das Stichwort. Und, so Hausmann, der Kreis will der regierenden SPD klar machen, daß das Problem gemeinsam angegangen werden muß. Die Position und neue Linie von Stadtbaurat Jürgen Dressler stößt bei diesen Menschen auf große Zustimmung. Sie wollen jetzt an die Stadt schreiben, um seine Position zu stärken.
Das nächste Treffen des Kreises ist für den kommenden Montag geplant. Es findet wieder in den Gemeinderäumen der Adventisten in der Frankfurter Landstraße 64 um 19 Uhr statt. ASTRID LUDWIG
EGELSBACH. Wichtige Entscheidungen müssen am morgigen Donnerstag, 3. September, die Gemeindevertreter in ihrer 21. Sitzung treffen. Das Parlament tritt um 20 Uhr im Rathaus zusammen - die Tagesordnung umfaßt elf Punkte.
Zunächst werden sich die Gemeindevertreter mit dem ersten Nachtragsetat für 1992, anschließend mit dem Bebauungs- und Landschaftsplan "Taunusstraße" und dem Bebauungsplan "Kammereck" beschäftigen. Weitere Themen: die Gestaltung des Berliner Platzes, die Errichtung eines Altenwohn- und Pflegeheims und die Verpachtung eines Grundstücks an die Christliche Flüchtlingshilfe, die dort ein weiteres Projekt "Betreutes Wohnen von Asylbewerberinnen und Asylbewerbern" errichten will. hf
Welche Probleme gibt der Krieg im ehemaligen Jugoslawien der Friedensbewegung auf? Mit zwei Beiträgen setzen wir die Debatte fort.
Die zweite "Auflage" des Handball-Turniers um den Ewald-Cup in Nieder-Mörlen bestätigte den Trend in zu praxisnahen Wochen-Turnieren in der Halle. Die Möglichkeit, kurz vor Rundenstart ihre Form zu testen, findet bei den Klubs großen Anklang. Auch die Zuschauer haben Interesse an solchen Testspielen, wie der veranstaltende TSV Nieder-Mörlen im Falle des Ewald-Cup zufrieden feststellen kann. An den sechs Turnierspieltagen fanden insgesamt über 1000 Besucher den Weg in die Nieder-Mörlener Mehrzweckhalle und sorgten stets auch für wettkampfgemäße Atmosphäre.
Daß der noch junge Ewald-Cup in Nieder-Mörlen zur festen Einrichtung wird, steht fest. Den Wanderpokal und die stattliche Siegprämie von 500 Mark sicherte sich die Zweite Mannschaft des Zweit-Bundesligisten TV Hüttenberg. In der Hüttenberger "Reserve" standen einige Ex-Bundesligaspieler wie Peter Schwarz und Gebhard Fink, deren Spielstärke und Routine das TV-Team zum Sieg führte. Auffällig agierte auch Stefan Faber, Neuzugang des Zweitbundesligisten, der in der zweiten Mannschaft Spielpraxis sammelt.
Doch nicht nur die "großen Namen", besonders der Lokalkolorit macht den Reiz des Nieder-Mörlener Turniers aus. Thomas Bär (SG Kleenheim), Peter Schwemmler (SU Nieder-Florstadt) oder Holger Müller, dem besten Nieder-Mörlenbacher, sind in den heimischen Teams herausragende Akteure. Den ambitionierten Hüttenbergern vermochte kein Gegner ein Bein zu stellen. Sie setzten sich in der Vorrunde nach 6:0 Punkten durch.
In der anderen Gruppe sah es nach einem Erfolg der Gastgeber aus, die im Vorjahr den Pokal gewonnen hatten. Im entscheidenden Gruppenspiel gegen Kleenheim führte das TSV-Team 11:8, erlebte dann einen Einbruch und unterlag 13:14. Die Kleenheimer zogen ins Finale ein, wo sie von Hüttenberg mit 23:19 besiegt wurden, obwohl sie zur Halbzeit noch mit 10:7 auf dem Weg zum Pokalgewinn zu sein schienen. Als "Trostpflaster" empfingen sie immerhin 300 Mark.
Im "kleinen Finale" trafen die Gastgeber auf den TSV Södel, der in der vergangenen Saison um einen Punkt den Aufstieg in die Oberliga verpaßte. Hier steigerte sich das Team wieder und sicherte sich nach einem 7:12-Rückstand zur Pause noch mit 20:18 den dritten Rang und 200 Mark für die Mannschaftskasse. Treffsicherste Werfer des TSV in dieser Partie waren Volker Müller (7) und Dirk Marker (6). Der dritte Platz in diesem gutklassigen Feld und der Sieg über Södel stellen für die Nieder-Mörlener auch sportlich ein gutes Ergebnis dar.
Die Nieder-Mörlener Handball-Fans fanden großen Gefallen an dem über eine Woche angelegten Turnier. Besonders die Lokal-Derbys locken immer wieder viele neugierige Fans in die Halle. Den Besucherrekord verzeichneten die Veranstalter am Mittwoch, als 200 Zuschauer die Halle füllten. Daß am Finaltag nur 150 Plätze besetzt waren, lag nicht zuletzt am Firmungstermin, der sicher einige Handballfreunde von der Halle fernhielt.
Dennoch zog Turnier-Organisator Peter Hett ein durchweg positives Fazit und verspricht: "Im nächsten Jahr wird der Ewald-Cup mindestens genauso attraktiv." Von den beteiligten Vereinen werden die meisten wieder mit von der Partie sein, denn die Resonanz der Sportler und Vereinsvertreter war ebenfalls positiv. Auch für den A-Ligisten TV Ober- Mörlen stellt der Ewald-Cup eine gute Gelegenheit dar, sich mit höherklassigen Teams zu messen. Daß es für den Ortsnachbarn des TSV nur zu 0:6 Punkten reichte, ist kein "Beinbruch". Das respektable 20:24 gegen Oberliga-Absteiger Hüttenberg stellt für die Ober-Mörlener bereits einen beachtlichen Erfolg dar. ina
RESULTATE DES 2. NIEDER-MÖRLENER EWALD-CUP-TURNIERS: Tabellen nach der Vorrunde, Gruppe A: 1. SG Kleenheim 6:0 Punkte/44:38 Tore, 2. TSV Nieder-Mörlen 3:3/53:43, 3. SU Florstadt 3:3/46:45, 4. SG Kirch/ Pohl Göns 0:6/40:57.
Gruppe B: 1. TV Hüttenberg 6:0/62:47, 2. TSV Södel 4:2/61:53, 3. SG Münzenberg/Gambach 2:4/51:55, 4. TV Ober-Mörlen 0:6/55:74.
Spiel um Platz drei: TSV Nieder-Mörlen - TSV Södel 20:18 (7:12).
Finale: TV Hüttenberg - SG Kleenheim 23:19 (7:10).
Tips · Termine · Notdienste · Tips · Termine · Notdienste
Theater / Musik / Literatur Offenbach. Jazz: Red Hot Beans, Sa., 17.30 Uhr, Undine-Bootshaus, am Fechenheimer Mainufer.
Promenadenkonzert: Musikverein Eintracht und Sängerchor des TV-Bieber, So., 10.30 bis 11.30 Uhr, Dreieichpark.
Musikschule: Klassenvorspiel, So., 11 Uhr, Erich-Kästner-Schule, Geleitsstraße 18; Percussion-Konzert, So., 17 Uhr, Foyer der Edith-Stein-Schule. Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Brennpunkt L.A. - Die Profis sind zurück (Sa., So., 15, 17.30, 20.15 Uhr; Sa., 22.30 Uhr). - Palast: Otto, der Liebesfilm (Sa., So., 15.15, 17.45 Uhr); Kleine Haie (Sa., So., 20.15 Uhr; Sa., 22.30 Uhr). - Lux: Steinzeit Junior (Sa., So., 15, 17.30, 20 Uhr; Sa., 22.15 Uhr). - Rex: Alien 3 (Sa., So., 15.15, 17.45, 20 Uhr; Sa., 22.15 Uhr).
Broadway: Muppets erobern Manhattan (Sa., So., 15.30 Uhr); Grüne Tomaten (Sa., So., 17.30, 20 Uhr); Das Ende (22.45 Uhr).
Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Das war der wilde Osten (Sa., So., 15.45 Uhr); Brennpunkt L.A. - Die Profis sind zurück (Sa., So., 17.45, 20.15 Uhr; Sa., 22.30 Uhr). - Zeitlos: Stop, oder meine Mami schießt (Sa., So., 15.45 Uhr); Das war der wilde Osten (Sa., So., 19.45 Uhr); Die Liebenden von Pont Neuf (Sa., So., 17.30, 22 Uhr). Vereine / Organisationen Offenbach. Fußballturnier mit zehn Vereinen, Sa., ab 9 Uhr, Sportplatz am Tambourweg.
Skiclub 1976: Grill-Party, Sa., 19 Uhr, im Vereinsheim, Bischofsheimer Weg 71. Verschiedenes Offenbach. Tag des Strafgefangenen: ASHF-Bowlingturnier, Sa., ab 14 Uhr, Bowling-Center Bieber, Schloßmühlstraße 31.
Tag des ausländischen Mitbürgers, Sa. und So., auf dem Wilhelmsplatz.
Sommerfest der Ev. Schloßgemeinde Rumpenheim, So., 10 bis 20 Uhr, Dornberger Straße.
Heusenstamm. Herbstflohmarkt, Sa., 14 bis 17 Uhr, rund ums Sozialzentrum.
Obertshausen. Flohmarkt für Kinderkleidung und Spielzeug, So., 15 bis 17 Uhr, Vorplatz der St. Pius-Kirche, Hausen, Gumbertseestraße. Ausstellungen Offenbach. Ausstellung und Programm zum 13. Neusalzer Heimattreffen, Eröffnung Sa., 18 Uhr, Foyer der Stadthalle, Waldstraße, bis 7. September. Tag der Kulturdenkmäler Offenbach. Führungen So.: Isenburger Schloß, 10.15 Uhr, Schloßstraße 66.
Schlachthof, 10.30 Uhr, am Pförtnerhäuschen, Buchhügelallee 25.
Alter Friedhof, Treffen 11.30 Uhr am Haupteingang, Friedhofstraße 2.
Schloßpark Rumpenheim, 14 Uhr, Eingang zum Park in der Breiten Straße.
Cembalo-Konzert mit Olaf Joksch, 17 Uhr mit anschließendem Vortrag über die Geschichte Kirche und der Gemeinde, Franz.-reformierten Kirche, Herrnstraße 43. Beratungen / Offene Treffs Offenbach. "Verein zur Verbesserung der Lebenssituation homosexueller Frauen und Männer", im Paritätischen Wohlfahrtsverband, Frankfurter Straße 48: Treff der Homosexuellen-Selbsthilfe, Sa., 15 Uhr.
Mühlheim. Frau-Mutter-Kind: Alleinerziehenden-Treff für Frauen, Sa., 15 Uhr, Lessingstr. 25.
Obertshausen. "Offene Selbsthilfegruppe für seelische Gesundheit", Albert-Einstein-Str. 7, zweiter Stock (an der Post): Gesprächstreff (GesKa e. V.), So., 18 bis 19.30 Uhr. Ärzte Offenbach. Ärztliche Notdienstzentrale Städtische Kliniken, Starkenburgring, Tel. 0 69 / 1 92 92.
Heusenstamm/Obertshausen/Mühlheim-Lämmerspiel. Ärztliche Notdienstzentrale Obertshausen, Rathaus, Beethovenstr. 2, Tel. 0 61 04 / 46 06, Sa., 8, bis Mo., 7 Uhr.
Mühlheim. Ärztliche Notdienstzentrale Mühlheim, Sozialstation im Rathaus, Friedensstr. 20, Tel. 0 61 08 / 7 69 82, Sa., 11, bis Mo., 7 Uhr. Zahnärzte Rufbereitschaft: Sa., 8, bis Mo., 8 Uhr; (Sprechstunden Sa., 15 bis 18 Uhr, So., 9 bis 12 und 15 bis 18 Uhr).
Offenbach. Sa. und So.: Dr. Cairis-Bilz, Offenbach, Rheinstr. 47, Tel. 85 20 40; priv. 81 37 01. Tierärzte Offenbach/Frankfurt. Sa., 14 Uhr bis Mo., 6 Uhr: Dr. Wachhaus-Chilcott, Frankfurt-Oberrad, Offenbacher Landstr. 263, Tel. 65 27 99; priv. 65 71 80.
Ostkreis Offenbach. Sa., 14 Uhr bis Mo., 7 Uhr: Tierarzt Hein, Seligenstadt, Tel. 0 61 82 / 2 10 26 und Dr. Gillani, Dietzenbach, Tel. 0 60 74 / 4 11 91. Apotheken Offenbach. Sa.: Einhorn-Apotheke, Frankfurter Str. 42, Tel. 81 31 73 und Apotheke am Buchhügel, Lichtenplattenweg 51, Tel. 85 59 20; So.: Schwanen-Apotheke, Marktplatz 8, Tel. 88 74 70 und Stern-Apotheke, Bürgel, Bürgerplatz, Tel. 86 25 15.
Heusenstamm/Obertshausen. Sa. u. So.: Cäcilien-Apotheke, Heusenstamm, Frankfurter Str. 41, Tel. 37 09.
Mühlheim. Sa. u. So.: Markus-Apotheke, Schillerstr. 2, Tel. 7 18 26. Krankentransporte Offenbach. Krankentransport-Leitstelle der Berufsfeuerwehr, Tel. 0 69 / 85 20 14 oder 85 20 73 (im Notfall 112). Telefonseelsorge Frankfurt/Offenbach. Tel. 0 69 / 1 11 01 und 1 11 02. Elektro-Notdienst Bereitschaftsdienst für Stadt und Kreis Offenbach, Sa. 6 bis Sa. 6 Uhr: Elektro- Röder, Offenbach, Langstr. 25-27, Bereitschaftsdienst: 0 61 08 / 7 83 19.
(Ohne Gewähr)
MÜHLHEIM. 1000 Lastwagen sind am 13. August zwischen 6 und 19 Uhr durch Lämmerspiel gefahren. Dies haben Mitglieder der Bürgerinitiative Verkehrsberuhigung von einem Standort in der Bischof-Ketteler-Straße in Höhe der Einmündung der Steinheimer Straße aus gezählt. "Das hat uns umgehauen", kommentiert Karl-Heinz-Schmitt von der BI.
Weil sich Anwohner der Mühlheimer, der Hausener und der Bischof-Ketteler- Straße schon mehrfach über den Durchgangsverkehr beklagt hatten, zählte die Bürgerinitiative am 27. April dieses Jahres schon einmal: 827 Lastwagen an einem Tag.
Die meisten Lastwagen passierten Lämmerspiel am 13. August zwischen 8 und 11 Uhr. Die Strichliste der BI kam auf 300 Fahrzeuge. Zwischen 11 und 13 Uhr waren es noch einmal 208 Laster und zwischen 17 und 19 Uhr nur noch 52. Die BI-Mitglieder registrierten von ihrem Ausguck in der Bischof-Ketteler-Straße aus nicht nur, wie viele Lastwagen vorbeifuhren, sondern auch in welche Himmelsrichtungen sie unterwegs waren. 350 kamen aus Richtung Hausen, 418 fuhren dorthin. 145 Lastwagen kamen über die Obertshäuser Straße von der B 448 oder aus dem Gewerbegebiet Waldhof, 87 fuhren in diese Richtung hinaus.
Die Bürgerinitiative vermutet, daß viele der Lastwagen im Industriegebiet Mühlheim starten und durch Lämmerspiel zur Autobahn fahren oder umgekehrt diesen Weg nehmen, um ihre Fracht in Mühlheim zu entladen. Deshalb sei es wichtig, im Mühlheimer Gewerbegebiet die Verbindung zwischen Dietesheimer Straße und Dieselstraße schnellstmöglich zu bauen. Dann könne der Lastwagenverkehr die A 3 über die Dietesheimer Straße (B 43) und ab Steinheim über die B 45 erreichen oder umgekehrt auf diesem Wege ankommen.
Derzeit baut die DB östlich des Friedhofes an der "Dietesheimer" im Zuge des S-Bahn-Baus eine Unterführung, die zum Jahreswechsel fertig sein soll - ebenso wie ein Teilabschnitt des zukünftigen Südrings bis zum Wingertsweg, sagt Erster Stadtrat Horst Lehr. Für einen zweiten Teilabschnitt des Südrings vom Wingertsweg bis zur Dieselstraße würden im Etat 93 die Gelder für Kanal- und Straßenbau bereitgestellt. Ob dieses etwa 400 Meter lange Straßenstück, das die Initiative so dringend fordert, bis Ende 1993 fertig ist, will Lehr nicht prophezeien. Das Teilstück würde es den Lastwagenfahrern übergangsweise erlauben, bis zur Fertigstellung des Südrings nach Hanau zu kommen ohne durch Dietesheim zu müssen. Damit wäre auch den Lämmerspielern geholfen.
Bis der Südring endgültig bis zur Spessartstraße weitergeführt ist, werde noch viel Zeit vergehen, meint der erste Stadtrat. Zur Zeit läuft das Vorverfahren für den Bebauungsplan. Die Naturschutzbehörde hat Einwände angemeldet. pmü
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Beratung / Selbsthilfe Friedberg. Pro Familia: ärztliche Sprechstunde, Beratung, 15-19 Uhr, Kleine Klostergasse 16, Tel. 0 60 31 / 23 36.
Aids-Beratung des Gesundheitsamtes: 14-15.30 Uhr, Tel. 0 60 31 / 8 32 96.
Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus, Tel. 0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 /47 74.
Haus der Gesundheit: 10 Uhr Atem- und Entspannungsübungen am Gradierbau; 14 Uhr Radwanderung in die Wetterau mit M. Montag.
Interessengemeinschaft der Verbraucher: allgemeine Beratung, 10-12 Uhr, Frankfurter Str. 34.
Diabetiker-Bund: Treffen, 20 Uhr, Diabetes-Klinik. Frauenselbsthilfe nach Krebs: Zusammenkunft, 15 Uhr, Ev. Frauenbildungsstätte, Frankfurter Str. 34.
Morbus-Bechterew-Gruppe: Gymnastik, 18 Uhr, Solebad.
Bad Vilbel. Arbeitskreis für Behindertenfragen der Stadt Bad Vilbel: 15.30- 16.30 Uhr, OVAG, Friedberger Straße 8.
Beratungsstelle für Aus- und Übersiedler: Sprechzeiten 8-12 Uhr, Pestalozzistr. 8, Tel. 0 61 01 / 8 94 78.
Echzell. SH-Gruppe Anonyme Eßsüchtige OA: Treffen, 19.30-21.30 Uhr, Ev. Gemeindehaus Lindenstr. 4, Kontakttelefon: 0 60 08 / 315.
Karben. Gesprächskreis für Suchtkranke, Suchtgefährdete und Angehörige: 17-19 u. 20-22.30 Uhr, Kath. Gemeindezentrum St. Bonifatius, Klein-Karben.
Diakonisches Werk, Außenstelle Karben: allgemeine Beratung für psychisch kranke Menschen, 16-17 Uhr, Rathausstr. 25, Tel. 0 60 39 / 4 36 86.
Allgemeiner Sozialer Dienst: Sprechstunden, 15-16.30 Uhr, Bauhof, Robert- Bosch-Straße.
Kulturmix Bad Nauheim. Kurkonzert, 15.30 Uhr, Trinkkuranlage.
Nidda. Kurkonzert, 10.30-11.30 u. 15.30-17 Uhr; 19.30-21 Uhr Wunschkonzert, Trinkkurhalle Bad Salzhausen.
Gruppen /Vereine Friedberg. Frauenzentrum: 15.30- 17.30 Uhr Frauencafé, Usagasse, Eing. Judengasse. Bad Nauheim. Naturheilverein: Stammtisch (auch für Interessierte), 19.30 Uhr, Bio-Bar Thermalbad.
Verein der Köche: Versammlung, 20 Uhr, Gaudesberger.
Bund der Berliner: Stammtisch, 17 Uhr, Kurhaus.
Seniorenclub: Tag der Begegnung, 14 Uhr, Tagungsstätte Blücherstr.
Bad Vilbel. Kinderschutzbund: Müttercafé, 9.30-12.30 Uhr, Frankfurter Str. 85 (I. Stock).
Seniorenclub Heilsberg: gemütliches Beisammensein, 15 Uhr, Jahnstr. 17.
Jahrgang 1910 / 11: Monatstreffen, 16 Uhr, Zum Prinz Karl.
Bürgeraktive: Offener Gesprächskreis z. Thema: "Gesundheit - Krankheit - Lebensfreude", Thema: wie können wir Bewußtsein in unser Leben bringen?, 18-19.30 Uhr, Frankfurter Str. 15.; Offener Single-Treff, Thema: Allein verreisen, 20 Uhr, Frankfurter Str. 15.
Spielhaus: Spiele u. Basteln, 14-17.30 Uhr, Berkersheimer Weg.
Möwe Jonathan: Meditative Gestaltarbeit, 20-22 Uhr, Altenheim Heilsberg.
Butzbach. Butzbacher Senioren 1976: Versammlung, 14.30 Uhr, Bürgerhaus.
Niddatal. ArGe Naturschutz in der Wetterau: Treffen zum Thema Brachvogelschutz, 20 Uhr, Umweltwerkstatt Wetterau Wirtsgasse 1 Assenheim.
Karben. Mütterzentrum: Café Mü(t)Ze, offener Kaffeenachmittag, ab 15 Uhr, Selzerbrunnenhof. Kath. Gemeinde St. Bonifatius: Krabbel- / Kleinkindergruppe, 9.30-11 Uhr.
Kath. Gemeinde St. Bardo Petterweil: Seniorenclub, 14-17 Uhr.
Büdingen. Kleintierzuchtverein Rohrbach: Lokalschau (bis 4. September).
Vorträge / Kurse Bad Nauheim. Naturheilverein: Kochkurs "Vegetarische Vollwertkost", 19 Uhr, Stadtschule Wilhelmskirche.
Ev. Frauenhilfe in Hessen und Nassau: Nähen von Kinderbekleidung mit Kinderbetreuung, Kursbeginn, 14.30 Uhr, Frankfurter Str. 34.
Bad Vilbel. Ev. Christuskirchengemeinde: Partnerschaftskomitee Bad Vilbel - Venda, Vortrag "Geschichte und Kirche in Südafrika", 19.30 Uhr, Grüner Weg 6.
Butzbach. Kath. Kirchengemeinde: Atem- u. Konzentrationsübungen in indisch-christlicher Spiritualität, 20 Uhr, Kath. KiGa (bis 4. September).
Karben. BUND: Dia-Vortrag über die Nidda, 20 Uhr, Ev. Gemeindehaus St. Michaelis, Am Lindenbaum 6 Kl.-Karben. Parteien / Parlamente Friedberg. Die Grünen: Treffen, 20 Uhr, Altes Rathaus. Verschiedenes Friedberg. Mobile Spielplatzbetreuung MOBS: Spielplatz Ockstadt (bis 4. September). Bad Nauheim. Tanzabend, 19 Uhr, Konzertsaal Kurhaus.
Karben. Ausflug für Senioren, Abfahrt ab 12.15 Uhr in Petterweil, Bürgerhaus und Kloppenheim, Grundschule.
Nidda. Wanderungen durch Wald und Flur unter ortskundiger Führung, Treffpunkt: 13.30 Uhr vor Kurverwaltung Bad Salzhausen.
Ausstellungen Friedberg. Kunstverein: Johannes Schönert - Raumfiguren, Öffnungszeiten: Di.-So. 10-12 u. 15-17 Uhr, Wetterau-Museum Haagstr. 16 (bis 20. September).
Bad Nauheim. Lee Kang-Hwa - Kunstmalerei, Öffnungszeiten: tägl. 10-12 u. 14-18 Uhr, Trinkkuranlage (bis 20. September).
Jon Peter Pahlow - Farbige Netzwerke - Plastiken & Objekte, Öffnungszeiten: Di.-Do., Sa. u. So. 15-18 Uhr (u. nach tel. Vereinbarung unter 0 60 32 / 3 15 33), Galerie Remise, Mittelstr. 23 (bis 6. September).
Filmspiegel Friedberg. Roxy: Peter Pan (15 Uhr); Brennpunkt L.A. III (20.15 Uhr) - Blende: Alien III (15, 20.15 Uhr)- Studio: Otto - der Liebesfilm (15 Uhr); In einem fernen Land (20 Uhr) - Keller: Steinzeit Junior (15, 20.15 Uhr).
Bad Vilbel. Alte Mühle: Delikatessen (18.30 Uhr); Basic Instinct (20.15 Uhr).
Bad Nauheim. Terminus: Night on Earth (19 Uhr); Die Hand an der Wiege (21.15 Uhr).
Butzbach. Bambi: Wayne's World (20 Uhr) - Capitol: Otto - der Liebesfilm (20 Uhr).
Altenstadt. Apollo Lichtspiele: Hexen hexen (16 Uhr); Reihe Glücksfall: Die schöne Querulantin (20.30 Uhr).
Büdingen. Royal: Brennpunkt L.A. III (20 Uhr) - Princess: Schlafwandler (20 Uhr).
Schöneck. Sternpalast: Feivel im Wilden Westen (16 Uhr); Die Wahre Geschichte von Männern und Frauen (19.45 Uhr); Schtonk (22 Uhr).
Lich. Traumstern: Süden (19.30 Uhr); Chinese Ghost Story (21.45 Uhr).
Sport am Mittwoch
FREUNDSCHAFTSSPIEL: SSV Heilsberg -
Eintracht Frankfurt (18 Uhr, Sportanlage Heils-
berg, Danziger Straße).
NIDDERAU. Die SPD Windecken feiert am Samstag, 12. September, um 20 Uhr ihr 100jähriges Bestehen in der Schloßberghalle. Der Vorsitzende der SPD- Landtagsfraktion, Lothar Klemm, wird eine Festrede halten. Die Ehrung der Jubilare übernimmt der Bundestagsabgeordnete Bernd Reuter. Für den musikalischen Rahmen sorgen die Sängervereinigung Windecken und die Büdesheimer Musikanten.
Im Foyer und im Sitzungsraum der Schloßberghalle sind anläßlich des Jubiläums am Samstag, 12., und am Sonntag, 13. September, jeweils ab 14 Uhr eine historische Ausstellung zur Geschichte der Sozialdemokratie und eine Plakatausstellung unter dem Titel "Mann der Arbeit, aufgewacht" zu sehen.
Außerdem erscheint eine "Zeitung", die an alle Haushalte in Nidderau verteilt wird. Beschrieben werden darin 100 Jahre Sozialdemokratie in Windecken. Schlaglichter aus der Geschichte, für einige Leser selbst erlebter Geschichte, sollen den Hintergrund darstellen, vor dem Sozialdemokraten verfolgt wurden, gekämpft und gearbeitet haben. gf
Briefe an die Redaktion
"Ideen für Kiosk drängen sich auf" Die Stadt Offenbach will den leerstehenden, häßlichen Kiosk an der Kaiser-, Berliner Straße abreißen lassen (FR vom 26. August 1992):
Jetzt soll also der Kiosk am Büsingpark abgerissen werden. Wie kann man bloß so phantasielos sein? Dabei drängen sich doch eine ganze Reihe von zukünftigen Nutzungsmöglichkeiten geradezu auf: So könnte in diesem aparten Flachbau (sollte er tatsächlich nicht unter Denkmalschutz stehen?) zum Beispiel das dringend benötigte Jugendzentrum Innenstadt unterkommen. Falls dies scheitert, müßte der Kiosk seine Weihe als sakraler Raum empfangen und könnte aus dem Isenburger Schloß die Rumänisch-Orthodoxe oder die Spanisch-Katholische Gemeinde aufnehmen. Auch als Stützpunkt für Polizei oder privaten Sicherheitsdienst wäre er gut geeignet.
Die vom Standort her sinnvollste Möglichkeit schiene mir zu sein, den Kiosk im Zuge der "neuen hessischen Drogenpolitik" zu einem kombinierten Hasch-Imbiß mit angeschlossener Methadon-Tankstelle umzurüsten (Frankfurt verlangt solche Einrichtungen ja auch im Umland).
Also, liebe Stadtverwaltung, frisch ans Werk und neu nachgedacht über die Verwendung für diese Kiosk-Ruine.
Burkart Groszer, Offenbach
Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind
keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die
Redaktion behält sich das Recht auf Kürzun-
gen vor. (Red.)
Giftgrün war er, der Apfel, in den Eike Eulen biß, und sauer sah er auch aus. Eigentlich hatte der Verhandlungsführer der Gewerkschaft ÖTV am Dienstagabend überhaupt keine Lust, noch einmal zu erklären, warum der Tarifabschluß bei der Lufthansa mit Gehalts- und Lohnnullrunde, Arbeitsplatzabbau um 8000 Stellen bis Ende 1994 und "Flexibilisierung" der Arbeitszeit nun gerade kein Von Hans-Helmut Kohl "tarifpolitisches Signal" darstellt: "Nee, nee, bloß nicht noch mal alles von vorne", wehrte er den Frager ab.
Aber dann - den Apfel in der Rechten, eine Buddel Mineralwasser in der Linken, die Haare verschwitzt und die Augen nach der finalen 33- Stunden-Verhandlungsrunde unendlich müde - nahm der altgediente Tarifhaudegen im schnieken Seeheimer Lufthansa-Schulungszentrum doch noch einen Anlauf. Daß seine Gewerkschaft all dem zugestimmt hat, ist für Eulen zuallererst "eine Vorleistung der Beschäftigten, damit ihr Unternehmen wieder in die schwarzen Zahlen kommt", und kein Vorbild für andere Branchen oder Firmen. "Das ging überhaupt nur, weil bei der Lufthansa eine sehr gute Ausgangslage vorhanden war", schob er nach. Will sagen: Die Lufthanseaten haben trotz Modelfiguren und sportlichem Habitus tarifpolitischen Speck angesetzt und können deshalb ein Jahr auf Nulldiät gesetzt werden, was andernorts nicht vorstellbar ist.
Was Eulen nach Verhandlungsende vor dem Fernsehkameras unterstrich ("Wir haben verhindert, daß die Lufthansa als Exerzierfeld für eine Wende in der Tarifpolitik mißbraucht wurde"), sah sein Kollege Dietmar Stretz, auch er Mitglied der ÖTV-Verhandlungskommission, allerdings skeptischer - und er sollte recht behalten. Am Mittwoch war es das ewige wirtschaftspolitische Talent der CDU, Matthias Wissmann, das dem LH-Tarifabschluß per Rundfunkinterview jubelnd "Pioniercharakter" bescheinigte und meinte, nun könne quer durch die Republik auf einheitliche Tarifverträge verzichtet werden. Der Christdemokrat setzte damit fort, was Eulen am Dienstag treffend als "regelrechte Treibjagd auf soziale und tarifliche Leistungen" am Beispiel Lufthansa beschrieben hatte.
Schon während der komplizierten Tarifverhandlungen hatte das politische Begleitorchester das Lied vom Verzicht angestimmt, den die Lufthanseaten leisten müßten, wenn ihre Firma nicht eine Bruchlandung hinlegen sollte. Verschärfend aus Sicht der ÖTV, bei der rund 17 000 der noch 50 000 LH-Mitarbeiter organisiert sind, wirkte beim Poker um Prozente, Arbeitsplätze und Kosten die Konkurrenzgewerkschaft DAG, die schon vor Verhandlungsbeginn großzügigst Verzichtsankündigungen unter die staunende Öffentlichkeit gestreut hatte.
Auch wenn sich die ÖTV-Repräsentanten bemühten, ihren Groll über die "tarifpolitischen Blindschüsse anderer" (Eulen) im Zaum zu halten, rumorte es mächtig bei ihnen. Gewerkschaftssprecher Rainer Hillgärtner beklagte den "Dilettantismus" der DAG-Unterhändler, die für 7000 überwiegend satt verdienende LHler aus dem Cockpit am Tisch saßen. Sogar der Unternehmensvorstand nahm letztlich, so erzählte er, die eilfertigen Angebote der Angestellten-Vertreter nicht sonderlich ernst, sondern tat sie als "nette Geste" ab.
Daß es "einfacher für uns gewesen wäre ohne die DAG", sagte auch Dietmar Stretz, und der ÖTVler fügte hinzu: "Unsere Ausgangslage haben die wahrlich nicht verbessert." Diese bestand aus Gewerkschaftssicht vor allem darin, daß "wir aufpassen mußten, der Lufthansa nicht Argumente zu liefern, damit sie aus Kostengründen Leistungen woanders einkauft". Ob bei der Abfertigung, der Technik oder der Wartung, ob beim Rechnungswesen "oder hier in Seeheim im Schulungszentrum": Wenn die Gewerkschaften nicht herben Kostenschnitten zugestimmt hätten, wären "noch mehr Arbeitsplätze verlorengegangen".
Dabei, das räumte Stretz ein, gab es nicht nur zwischen den beiden mit dem Vorstand verhandelnden Gewerkschaften, sondern auch innerhalb der ÖTV-Kommission unterschiedliche Sichtweisen: "Einige Kollegen erinnerten daran, daß wir ja schon 1990 per Tarifvertrag auf 100 Millionen Zuwachs verzichtet hatten, und fragten dann, warum sie ausgerechnet jetzt dem Management glauben sollten." Daß frei nach Lenin Vertrauen gut, Kontrolle aber besser ist, bestätigte auch Verhandlungsführer Eulen mit Blick auf die jetzt vereinbarten "paritätisch besetzten ressort- und aufgabenbezogenen Strukturgruppen".
Sie sollen in dem Unternehmen künftig dafür sorgen, daß "betriebliche Mißstände, aber auch Erfolge, transparent gemacht und Konsequenzen gezogen werden". Die ÖTV steckt sich die Vereinbarung über diese Gruppen ebenso als Erfolg an den Hut wie die Tatsache, daß die im Oktober startende Inlandsflugtochter "Lufthansa-Expreß" nicht als eigenständige GmbH mit erheblich mieseren Arbeitsbedingungen, sondern als "Division" im Konzern arbeiten wird - ein Punkt, mit dem der LH-Aufsichtsrat am späten Dienstag, so war zu hören, am meisten Schwierigkeiten hatte.
Dabei ist den Arbeitnehmervertretern klar, daß die Auswirkungen des am Dienstag abgeschlossenen Sanierungspaketes noch längst nicht allen Lufthanseaten bewußt sind. Dietmar Stretz: "Wenn wir zu einer Produktivitätssteigerung im Unternehmen ja sagen, dann bedeutet das natürlich auch eine Arbeitsverdichtung" - nicht unbedingt die Arbeitszeit, aber die Arbeitsintensität wird sich bei LH verändern. Damit wird es auf der Insel der Seligen, als die Teilbereiche der Kranich-Linie im internationalen Vergleich galten, ungemütlicher zugehen.
Daraus allerdings auf andere Firmen und Wirtschaftsbranchen in der Republik schließen zu wollen, ist vorschnell, wie IG-Metall-Chef Franz Steinkühler am Mittwoch in Bonn klar machte. Öffnungsklauseln in Tarifverträgen, Karenztagen und der jüngsten Idee einer Zwangsanleihe setzte er ein deutliches "Nein" der IG Metall entgegen. Ein saurer Apfel, so scheint es, reicht den Gewerkschaften.
KAUFUNGEN. Sie heißen Min, Mazin, Jean oder Abigail und kommen aus der Volksrepublik China, dem Irak, Zaire oder Kolumbien. Sie sind Agrar- oder Politikwissenschaftler, Elektrotechniker, Mediziner oder Informatiker. Doch eines haben sie gemein: Sie studieren in Deutschland. Und sie alle besuchten kürzlich die Ferienakademie des World University Service (WUS) im nordhessischen Kaufungen, eines von zahlreichen Angeboten des Studienbegleitprogramms (STUBE) in Hessen.
Eine Woche lang informierten sich 22 Studenten, Studienkollegaten und Doktoranden aus 15 Ländern über "Auswirkungen der Gentechnologie auf die Landwirtschaft in Asien, Afrika und Lateinamerika". Der Besuch eines Einbecker Saatzuchtunternehmens, das im Bereich der Gentechnik forscht, stand da ebenso auf der Tagesordnung wie Vorträge über mögliche Gefahren dieser Technologie.
So berichtete der Bonner Journalist Siegfried Pater beispielsweise von dem florierenden Handel mit menschlichen Organen. Möglich wurde er durch ein gentechnisch hergestelltes Medikament, das die Abstoßung "fremder" Nieren (die nicht von Verwandten gespendet wurden) verhindert. Was für die Kranken oft ein Segen ist, das brachte indes eine bisher ungekannte Form der Ausbeutung hervor: Arme aus Ländern der Dritten Welt, vor allem aus Brasilien und Kolumbien, verkaufen ihre Niere nun an deutsche Dialyse-Patienten, um ihrerseits ökonomisch zu überleben.
Seminare wie dieses sind an deutschen Hochschulen dünn gesät: "Zu eurozentristisch" seien die deutschen Wissenschaftler, beklagt denn auch Jean aus Zaire. Und andere Seminarteilnehmer bestätigen das. Von der Ignoranz der westlichen Kollegen ist da bisweilen gar die Rede: So plädierte ein aus China kommender Doktorand in seiner Arbeit zur Agrarpreispolitik dafür, die bisherigen Festpreise für landwirtschaftliche Güter in China durch kostendeckende Richtpreise zu ersetzen. Als "stärkeren staatlichen Eingriff" kritisierte ein westlicher Kollege diesen Ansatz, offenbar in Unkenntnis der derzeitigen politischen Lage im "Land der Mitte".
Mit seinem noch jungen, interdisziplinären Studienbegleitprogramm (es startete zu Beginn dieses Jahres) will der WUS, dessen Zentrale in Wiesbaden ist, eine Lücke schließen, den Studenten aus Afrika, Asien und Lateinamerika Gelegenheit geben, sich auch im Hinblick auf die Probleme ihrer Herkunftsländer zu qualifizieren: Mit Ferienakademien und Wochenendseminaren, beispielsweise zu den Themen "Angepaßte Technologie", "Industrialisierung und kultureller Wandel" oder - wie jüngst in Kaufungen - Gentechnologie.
Zugleich will der WUS den ausländischen Studierenden helfen, sich auf ihrem Weg zwischen den Welten, zwischen heimischer und deutscher Kultur, zurechtzufinden. Er finanziert 20 Studenten deshalb unter anderem "Zwischenheimreisen" nach dem Grundstudium - auch, um ihnen Praktika in heimischen Betrieben oder Verwaltungen zu ermöglichen. Wie auch immer sie den Aufenthalt indes nutzen (ein Erfahrungsbericht ist Bedingung): "Der Kontakt zum Heimatland ist existentiell wichtig", so sagt STUBE-Mitarbeiterin Ursula Jonas, "damit diese Menschen nach dem Studium nicht völlig entwurzelt sind." Nur dann, so unterstreicht sie, haben sie die Wahl, zurückzukehren oder in Deutschland zu bleiben. Das Studienbegleitprogramm sei hier nur ein Anfang, ein "Tropfen auf den heißen Stein".
Finanziert wird es vom Hessischen Wissenschaftsministerium (70 Prozent), den Evangelischen Studentengemeinden und dem Entwicklungsdienst der Evangelischen Kirche (30 Prozent): 350 000 Mark stehen in diesem Jahr zur Verfügung. Das Angebot richtet sich in erster Linie an all jene Studierenden aus Afrika, Asien und Lateinamerika, die kein Stipendium erhalten: Nach Schätzungen des WUS sind das rund 5000 in Hessen.
Die Seminare sind deshalb kostenlos, und in Einzelfällen wird den Studenten sogar ein kleiner Ausgleich (bis zu 200 Mark) für entgangene Verdienstmöglichkeiten gezahlt. "Denn die meisten von ihnen", so die Erfahrung von Ursula Jonas, "müssen sich ihren Lebensunterhalt selbst verdienen. Was sie von ihren Familien bekommen, reicht in der Regel nicht, um in Deutschland davon zu leben."
Daß der WUS mit seinem Programm auch inhaltlich richtig liegt, das scheint die Aussage eines Seminarteilnehmers aus Zaire zu bestätigen: "Mir ist in dieser Woche noch einmal nachhaltig bewußt geworden", so sagt Jean, "wie wichtig interdisziplinäres Denken und Handeln ist, wenn wir die Probleme unserer Heimatländer lösen wollen."
So wurde das Thema "Gentechnologie" in dieser Woche von vielen Seiten beleuchtet, wurden politische, ökonomische, medizinische, agrarwissenschaftliche und auch ethische Aspekte diskutiert: Da gab es eine Einführung über den derzeitigen Forschungsstand der Gentechnik, da wurden mögliche Vorteile (beispielsweise Resistenz gegenüber Schädlingen, Erhöhung des Stärkeanteils sowie Festigung der Fasern bei nachwachsenden Rohstoffen) und Gefahren (unter anderem die drohende Ausdehnung der Sojaanbaugebiete bis in die Gebiete des tropischen Regenwaldes) angesprochen. "Das Seminar war wie eine Treppe aufgebaut", so sagt der aus dem Iran stammende Farajollah anerkennend. "Mit jedem Schritt erfuhren wir etwas mehr."
Dennoch war der vom WUS angeregte "Süd-Süd-Dialog" (aus einem STUBE- Faltblatt) nicht immer einfach: Viele verschiedene Kulturen prallten hier aufeinander. Vor allem bei der Einschätzung des Gelernten waren die Teilnehmer uneins: Hitzig wurde da zum Beispiel diskutiert, wie die Erläuterungen aus dem Hause des Einbecker Saatzuchtunternehmens zu bewerten seien. "Wo ist der Sinn dieser Forschung", so fragte eine Studentin aus China, "wenn die Erträge mit Hilfe der Gentechnik gesteigert werden können, aber die Europäische Gemeinschaft schon jetzt jede Menge Getreide vernichtet?"
Und während einige ihre Enttäuschung darüber teilten, daß in dem deutschen Unternehmen nur an der Verbesserung solchen Saatgutes gearbeitet wird, das in Europa Verwendung findet, tat ein Student aus dem Senegal diese Aussagen als "zu gefühlsbetont" ab. Seinen Landsmann empörte gar die Tatsache, daß das "gastfreundliche" Unternehmen von den anderen Seminarteilnehmern im nachhinein scharf kritisiert wurde. Kaber indes, ein in Wiesbaden studierender Informatikstudent aus Afghanistan, teilte weder die Enttäuschung der einen noch die Empörung der anderen: Für ihn sei schon zuvor klargewesen, so sagte er, daß Mitarbeiter des Unternehmens die Forschungsvorhaben rundherum positiv darstellen und wohl wenig zu weltpolitischen Fragen zu sagen haben würden. Er hatte hierzu gar ein deutsches Sprichwort parat: "Wes' Brot ich esse, des' Lied ich singe", trumpfte er lachend auf.
So verschieden die Ansichten in dieser Frage, so verschieden ist auch die individuelle Situation der Studenten. Farajollah zum Beispiel hat im Iran Geschichte studiert. Unter Khomeini durfte er nicht mehr unterrichten, die Partei, der er angehörte, wurde verboten. Er floh. Jetzt studiert er Betriebswirtschaftslehre in Frankfurt. Ob er das hier Gelernte jemals in seiner Heimat anwenden kann, ist für ihn ungewiß. Das hängt von der politischen Entwicklung in seinem Land ab.
Klarer sieht da der Gießener Doktorand aus der Volksrepublik China: "Nach der Promotion", so sagt er bestimmt, "kehre ich zurück." So wie er, hat sich auch Jean aus Zaire ein Promotionsthema gesucht, das auf die Situation in seinem Heimatland zugeschnitten ist. "Soziales Handeln in der südlichen Sahara", heißt das Thema des Politikwissenschaftlers, mit dem er an der Frankfurter Universität zu reüssieren hofft. Er untersucht darin das Verhältnis von rationalem Denken und dem in seiner Heimat gewohnten "Rhythmus des Handelns", wie er es formuliert.
Viele, die an dem Kaufunger Seminar teilnahmen, stehen indes noch ganz am Anfang ihres Studienaufenthaltes oder besuchen zunächst ein Studienkolleg. Denn Abitur und Studienzeiten in einem außereuropäischen Land werden nur selten anerkannt. Vielfach beginnen die Männer und Frauen aus Afrika, Asien oder Lateinamerika in Deutschland von vorn.
Ob sie jemals zurückkehren werden, wissen viele von ihnen nicht. Sie verwahren sich bisweilen auch gegen diese Frage, die ihnen "jeder in Deutschland als erste stellt", wie sie sagen. In seinem Heimatland, so empört sich noch einmal einer der Studenten aus dem Senegal, gebe es auch viele ausländische Studierende. "Aber dort habe ich diese Frage noch niemals gehört."
Für ihn ist allerdings klar, daß er sich weiterhin mit dem Seminarthema beschäftigen will. Die Materialienmappe, die Ursula Jonas für jeden von ihnen mitgebracht hatte, wird ihm dabei möglicherweise weiterhelfen. Und vielleicht wird das Studienbegleitprogramm ihm eines Tages auch die Entscheidung erleichtern, wo er leben will. ELKE BOCKHORST
Nach der Zeilgalerie gibt es weitere Ideen für eine abendliche Aufwertung der Innenstadt Mehr Leben für mehr Sicherheit Eröffnung am Donnerstag Von unserem Redaktionsmitglied Wolfgang Schubert "Die Idee ist überzeugend. Das Haus wird mit seinen Angeboten ein Gewinn für die Stadt sein." Oberbürgermeister Andreas von Schoeler läßt keinen Zweifel zu. Mit der Zeilgalerie "les facettes" wird die City einen neuen Einkaufsmagneten erhalten. Und: Das Haus reiht sich ein in das Konzept des Magistrats, die Innenstadt nach 18.30 Uhr am Leben zu erhalten. Eine 500 Meter lange "Flanierstraße" vom Erdgeschoß bis zur 7. Etage lädt auch nach Geschäftsschluß noch zum Schaufensterbummel ein. Das gastronomische Angebot vom japanischen Sushi-Restaurant über die Joghurtbar bis zur Cappuccinoecke lockt Nachtschwärmer bis 1 Uhr in der Früh. Für den OB ist das neue Angebot auf der Zeil auch ein Stück mehr Sicherheit in der City. Denn: Wo Menschen sind, ist Leben und wo Leben ist, ist soziale Kontrolle. Wenn "die unglaublichste Einkaufsstraße der Stadt" (Werbung) am Donnerstag eröffnet, ist ein weiteres Projekt zur Belebung der City schon in Vorbereitung: In dem seit zwei Jahren geschlossenen Fußgängertunnel am Roßmarkt soll eine Discothek entstehen.
Sylvia Rommen, rechte Hand des "les facettes"-Investors Jürgen Schneider, wundert sich, daß "bislang niemand auf die Idee kam, die gastronomische Lücke zwischen Konstablerwache und Hauptwache zu schließen". Allein die Besucher der zahlreichen Kinos in der Nähe seien eine Zielgruppe, die bislang kein angemessenes Angebot gefunden habe: "Bislang blieb doch nur der Weg zur U-Bahn oder zum Parkhaus. Ein Lokal, in dem man sich nach dem Kino treffen, diskutieren oder klönen konnte, gab es in der Nähe nicht."
Das soll sich am heutigen Donnerstag ändern. Nach dem Abspann im Lichtspieltheater kann es in der "American- Bar", im China-Restaurant oder in der Pilsstube weitergehen. In der 7. Etage, wo die Multi-Unternehmer Michael Presinger und Gerd Schüler ein Medien- und Kommunikationscenter anbieten, sollen nach den Vorstellungen der Betreiber der Flughafendisco "Dorian-Gray" junggebliebene 40er an zwei bis drei Tagen der Woche je nach Laune schwofen oder rokken. "Wir wollen abends mehr Menschen als bisher in die Innenstadt locken", erläutert Ulrich Geissler, persönlicher Referent von Oberbürgermeister von Schoeler, die Zielsetzung des Magistrats. Angefangen beim English Theatre in der Kaiserstraße bis zum Tigerpalast an der Ost- Zeil werde sich in Zukunft eine vielfältige Kultur- und Gastronomieszene anbieten.
Bereits mit der Eröffnung der Schiller- Passage sei ein bedeutender Schritt auf dem Weg zu mehr Urbanität getan worden. Mit dem "Café Cult", das mit seiner Mischung aus Bar, Restaurant, Jazz, Kabarett, Theater und Varieté den Gedanken des Restaurant-Theaters wiederbeleben will, sei Frankfurt und seine City in den Abendstunden "ein gewaltiges Stück attraktiver geworden". Auch für Nachtschwärmer: Wer Lust hat, lange zu bleiben, muß erst um 4 Uhr zahlen.
Auf eine Konzession bis 4 Uhr setzt auch Ralf Scheffler, Chef der Batschkapp und künftig Untermieter der Stadt im ehemaligen Möbelhaus Hess an der Konstablerwache. Dort will der Musikmanager spätestens ab Februar kommenden Jahres auf knapp 200 Quadratmetern für "ältere Jugendliche bis junge Erwachsene" im Keller des Hauses Live-Musik und im Erdgeschoß eine Kneipe anbieten. Schefflers Konzept: Nachwuchsgruppen, die die "Batschkapp" nicht füllen, sollen in der Zeil 51 ihre Chance bekommen. Weil Scheffler "die Idee der Stadt zur Belebung der City toll" findet, hat er bereits einen Namen für das künftige Lokal: "Nachtleben". Das bedeutet für ihn aber auch, "daß wir nicht vor 4 Uhr schließen müssen". Denn: "Wenn wir um Mitternacht zusperren, ist dies ja wohl keine Belebung der Innenstadt." Zwischen Mai und September will Scheffler zudem mit einem "Sommergarten" die derzeit triste Konstablerwache zu einem "Treffpunkt für jung und alt" gestalten. Die Zustimmung der städtischen Ämter ist sicher.
Ohnehin setzen die Verantwortlichen im Römer auf die offenbar ungebrochene Anziehungskraft der Tische und Stühle unter freiem Himmel. Nachdem vor kurzem an der Hauptwache einem Gastronomen die Konzession zum Bierausschank erteilt wurde, soll nach Darstellung von OB-Referent Uli Geissler noch im September am Theaterplatz ein Biergarten nach Münchner Vorbild eröffnet werden. Zum selben Zeitpunkt will auch "Dippegucker"-Chef Willi Berger sein Bistro im Eschenheimer Turm eröffnen. Als "echten Knüller" wertet der OB-Referent ein Projekt, das spätestens im Sommer näch-
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WIESBADEN. Ein alter Wunsch von Frauen geht in Erfüllung: Einmal pro Woche ist das Schwimmbad künftig nur für sie reserviert - allerdings nur zwei Stunden lang. Auf Vorschlag von Oberbürgermeister Achim Exner hat die Freizeit- und Sportkommission beschlossen, daß das Hallenbad Kleinfeldchen samstags von 10 bis 12 Uhr weiblichen Badegästen vorbehalten bleibt. Auch ist geplant, eine weibliche Aufsichtskraft während dieser Zeit einzusetzen.
Das Sportamt verhandelt zudem mit den Stadtwerken darüber, nach der Sanierung des ESWE-Bades ebenfalls Badezeiten für Frauen zu reservieren. set
ROSBACH. Vom Nachfolgeunternehmen der Post, der Telekom, sei keine Einsicht in die Gefährdung der Bewohner Rodheims durch den Sendemast zu erwarten, befürchten die Anlieger. Daher haben sich einzelne Familien im betroffenen Wohngebiet entschlossen, privatrechtlich gegen den Betrieb des Sendemastes zu klagen (siehe auch nebenstehenden Bericht). Das wurde während eines Informationsabends der BUND-Ortsgruppe Rosbach bekannt.
Vertreter der Bürgerinitiative zum Schutz vor Strahlungsschäden äußerten dort die Einschätzung, daß die Strahlungsmessungen von Telekom in Rodheim fehlerhaft seien. Außerdem sei eine weitere Strahlungsquelle auf dem Feldberg gar nicht berücksichtigt.
Mit dem BUND war sich die Bürgerinitiative einig, daß die Festlegung von Grenzwerten bei Strahlung ohnehin schwierig ist. Denn schon geringe Grenzwertbestimmung ist schwierig Mengen von Strahlungswellen könnten bei Menschen schnellere Zellteilung mit Krebsfolge auslösen, andere reagierten mit Veränderungen im Nervensystem oder die Immunabwehr werde geschwächt, Herz-Kreislauf- Probleme sind eine weitere mögliche Auswirkung. Hingewiesen wurde auch, daß es bis heute keine Langzeituntersuchung über die Auswirkung von dauernder Bestrahlng gibt, ebenso wenig über die Kombination mit anderen Umweltbelastungen wie Ozon.
Aus alle dem ergibt sich für den BUND die klare Forderung: Ein solcher Sendeturm gehört nicht in ein Wohngebiet. Auf ein Entgegenkommen der Telekom sei jedoch nicht zu hoffen. Das Unternehmen habe erklärt, die bestehende Anlage werde weiter betrieben. Allein bei der Anlage neuer Sendetürme sollten Wohngebiete gemieden werden.
Außerdem rufen die Bürgerinitiative und der BUND die Rodheimer auf, sich klar zu werden, welcher Gefahr sie ausgesetzt sind. Sie empfehlen Mobilfunkbesitzern, diese elektromagnetischen Strahlungsquellen abzuschaffen. Der hessische Landtag setzt sich mit dem Thema elektromagnetischer Strahlung in einer Expertenanhörung am 25. September auseinander. Die Frankfurter Rundschau hat auf ihrer Seite Umwelt und Wissenschaft über das wachsende Bewußtsein zu Strahlungsgefahren berichtet. Danach haben russische Ärzte in den 60er Jahren erstmals entdeckt, daß Arbeiter an Hochspannungsschaltanlagen auffallend oft an Müdigkeit, Kopfschmerzen und nachlassender Libido litten. 1979 fanden US-Wissenschaftler heraus, daß Kinder, die an Leukämie litten, unverhältnismäßig häufig in Häusern in der Nähe von Starkstromleitungen wohnten. Weitere Untersuchungen hätten ergeben, daß hochfrequente Strahlung, etwa von Radargeräten, die DNS-Erbinformation verändere und dadurch Krebs vorprogrammiere. Da zahlreiche lebenswichtige Enzyme im Körper Metalle enthalten, wird darüber das Immunsystem beeinflußt. Einige Forscher sehen eine der Hauptursachen des Waldsterbens auch in der Strahlung, da die Bäume, ihre Äste und Blätter, wie Antennen wirkten.
Trotz der Detailinformationen steht der direkte Beweis aus, daß Strahlung bestimmte Krankheiten verursacht. Doch der Baustopp gegen einen Funkturm, den das Verwaltungsgericht Lüneburg im vergangenen Februar für das Mobiltelefonnetz der Bundespost verfügte, hat dem Bericht zufolge das Bundesforschungsministerium aufgeweckt, das nun entsprechende Studien in Auftrag gegeben habe. de
Bertold Fuchs mußte, wie alle anderen Mitglieder des vielköpfigen Organisations-Komitees auch, neben fundiertem Fachwissen und der nötigen Routine vor allem eines besitzen: Sitzfleisch. Spätestens jetzt hat er es. In der knapp einjährigen Vorbereitung auf die am kommenden Wochenende in Gelnhausen stattfindenden 49. deutschen Junioren-Meisterschaften in der Leichtathletik galt es unzähligen Sitzungen, Gesprächsrunden und Konferenzen beizuwohnen. Jetzt, so kurz vor dem Ziel des "Probelaufs", konnte der Leiter der Abteilung Leichtathletik des ausrichtenden TV Gelnhausen gewünschte Normalität vermelden: "Es läuft alles nach Plan. Wir haben ja Routine in der Ausrichtung von Meisterschaften." In der Tat: Nach den hessischen Titelkämpfen 1990 und dem Bundesliga-Rundenkampf im vergangenen Jahr jetzt also die nationalen Junioren- Meisterschaften als leichtathletischer Glitzerstein im Veranstaltungskalender der Barbarossastadt.
Die Zuschauer (Fuchs: "Wir rechnen mit 500 pro Tag") werden dabei Zeuge eines einmaligen Schauspiels sein. Die komplette 76köpfige Junioren-Nationalmannschaft des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) hat ihren zweitägigen Auftritt, zugleich Generalprobe für die vom 16. bis 20. September in Seoul stattfindenden Junioren-Weltmeisterschaften. Die Flugtickets sind bereits verteilt, der Start ist Pflicht. "Wer nicht da ist, fliegt nicht mit", erklärte Junioren- Bundestrainer Wolfram Ruth. Ganz einfach. In den 4 x 400 Meter-Staffeln sind allerdings jeweils zwei freie Plätze zu vergeben. In eigens eingerichteten Ausscheidungsrennen fällt dann die Entscheidung, wer am Dienstag darauf auf Rhein-Main mit in den Flieger Richtung Südkorea steigen darf. Als erste "fühlbare" Belohnung winkt die an beiden Veranstaltungstagen parallel zu den Wettkämpfen durchzuführende Einkleidung für die JWM.
Neue Wettkampf-Kleidung erhält dann auch Gabriele Becker. In Seoul wird die 17jährige, wie auch in Gelnhausen, über 100 Meter an den Start gehen. Aufgrund einer gerade erst auskurierten Mandelentzündung und dem daraus resultierenden Trainingsrückstand, darf von der Sprinthoffnung des LAZ Bruchköbel allerdings nicht zuviel erwartet werden. "Ich weiß momentan nicht, wo ich stehe. Ich merke aber, daß es wieder aufwärts geht," meinte die angehende Verwaltungs-Fachangestellte.
Vereinskamerad Jens Bormann, ebenfalls über 100 Meter am Start, ist selbst für seinen Trainer Bernd Metzsch "schwer zu beurteilen". Schwankend in seinen Leistungen, durchsprintet er momentan ein Wellental. "Er hat mentale Probleme. Er muß erst einmal damit fertigwerden, daß er in seinem ersten A- Jugend-Jahr nicht vorneweglaufen kann, wie das noch in der B-Jugend der Fall war", meint Metzsch. Sein Rat: "Er muß auch gegen die Älteren locker bleiben, denn nur wer locker läuft, läuft auch schnell."
Schnell laufen wollen auch die beiden am Start befindlichen 3 x 1000 Meter- Staffeln des SSC Hanau-Rodenbach. "Beide Trios haben aber keinerlei Endlaufchancen", glaubt Trainer Sascha Arndt. Um jedoch mit ansprechenden Zeiten um die 7:45 Minuten in der DLV- Bestenliste präsent zu sein, wurden jeweils zwei "reinrassige" Teams aufgeboten.
Eines besteht aus den noch zur Jugendklasse gehörenden Jochen Piehl, Michael Schrodt und Jochen Bind, das andere aus den Junioren Alexander Kirsch, Haydar Takak und Uli Steidl. Auch für die drei Jugendlichen des gastgebenden TV Gelnhausen wird es äußerst schwer werden, sich im Vorderfeld zu plazieren. Am ehesten zuzutrauen ist dies Hochspringerin Helen Sanzenbacher, die sich in diesem Jahr auf 1,84 Meter gesteigert hat. "Ein Platz unter den ersten Acht ist im Bereich des Möglichen", glaubt Bertold Fuchs.
Zumindest Endkampf-Chancen hat auch Speerwerferin Christine Wiegelmann, die aber immer noch nicht beschwerdefrei werfen kann. "Aber", so Bertold Fuchs, "das Speerwerfen ist oft auch Glückssache". Für Kugelstoßer Heiko Appel gilt das olympische Motto "dabeisein ist alles". Fuchs: "Es wird schwer für ihn, die Ausscheidung zu überstehen." Schwer wird es auch für die Teilnehmer der LG Vogelsberg. Für die 4 x 400 Meter-Staffel der Juniorinnen sowie für Stabhochspringer Michael Labus - allesamt jugendliche Athleten - gilt es, wie auch für die meisten der gut 800 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, in erster Linie Erfahrung zu sammeln.
Allerdings: Schon vor dem ersten Startschuß auf der Kreissport-Anlage in Gelnhausen (Samstag ab 13 Uhr, Sonntag ab 10.15 Uhr) stehen die ersten Sieger bereits fest. Das einheimische Hotel- und Gaststätten-Gewerbe meldete ausverkaufte Häuser. odo
BAD VILBEL. Der Herbst kommt und die Theatersaison für den Rhein-Mainischen Theaterbesucherring beginnt. Am Mittwoch, 30. September, wird als erste Besucher/-innenfahrt die Aufführung von Rossinis "Il Barbiere di Siviglia" in der Frankfurter städtischen Oper angeboten. Für Oktober ist der Besuch der Operette "Land des Lächelns" von Frank Lehàr mit dem Budapester Operettentheater in der Höchster Jahrhunderthalle vorgesehen.
Der Theaterbesucherring bietet monatliche Fahrten an, die nicht nur die Frankfurter städtischen Bühnen, oder das Fritz-Rémond-Theater, die Frankfurter Komödie und das Volkstheater zum Ziel haben, sondern seit neuestem auch das English Speaking Theater Frankfurt und die Jahrhunderthalle Hoechst. Bei ausreichender Beteiligung sind auch Konzertbesuche in der Alten Oper möglich.
Geboten werden verbilligte Eintrittskarten und ein Bus, der jeweils eine Stunde vor Veranstaltungsbeginn am Zentralparkplatz abfährt. Man kann die monatlichen Angebote abonnieren, ohne unbedingt zur Abnahme jedes Angebotes gezwungen zu sein. Auch Gäste, die sich nicht durch das Abonnement binden wollen, sind willkommen. Über Einzelheiten informiert Annemarie Zipp, Telefon 8 58 10.
Der Rhein-Mainische-Theaterbesucherring ist in Bad Vilbel schon seit über 40 Jahren aktiv. hm
WETTERAUKREIS. Landrat Rolf Gnadl bittet um Spenden für ein Ultraschallgerät für das Kreiskrankenhaus Ukmerge in Litauen. Das Krankenhaus war bereits zweimal Adressat Wetterauer Hilfstransporte.
Jetzt hat man dort den Wunsch nach einem Ultraschallgerät geäußert. Dem Wetteraukreis wurde ein gebrauchtes und generalüberholtes Gerät für 25 000 Mark angeboten. Das Geld dafür per Spenden zu bekommen ist kein leichtes Unterfangen, wie Landrat Rolf Gnadl weiß, denn bislang haben die Wetterauer Bürgerinnen und Bürger zwar fleißig Kleider und Lebensmittel gespendet, sich beim Griff in den Geldbeutel aber zurückgehalten. Spenden können auf die Konten des Wetteraukreises bei der Sparkasse Wetterau (BLZ 518 500 79), Konto-Nummer 510 000 64 oder beim Postgiroamt Frankfurt/M. (BLZ 500 100 60) Konto-Nummer 11319-609 unter Angabe der Haushaltsstelle 122.OVW - Litauenhilfe eingezahlt werden. ieb
WIESBADEN. Für Liebhaber von getöpfertem Geschirr ist er ein Muß: der Keramik- und Töpfermarkt, den der Heimatverein Dotzheim am Samstag, 5. September, zum 15. Mal veranstaltet. 80 Aussteller präsentieren ab 9 Uhr auf dem Pfarrer-Luja-Platz im Ortszentrum neben Gebrauchskeramik auch Kunstwerke aus Ton. Für Essen und Getränke ist gesorgt.
Am Markttag ist auch das Dotzheimer Museum ganztägig geöffnet. Außer der Dauerausstellung zur Geschichte Dotzheims ist derzeit die Sonderschau "Studenten sammeln" zu sehen. Sie zeigt Sammelobjekte von Studierenden der Uni Mainz. Wiesbadener Besucher des Marktes werden gebeten, mit dem Bus nach Dotzheim zu kommen. Für Autofahrer stehen Plätze auf dem Parkareal "Im Wiesengrund" (Einfahrt Erich-Ollenhauer-Straße) zur Verfügung. set
NEU-ISENBURG. Spielerisches Lernen - damit sind die Gravenbrucher Kinderkurse des Bundes für Volksbildung bereits seit über 20 Jahren erfolgreich. In den Lehrgängen Französisch, Musik- und Kunsterziehung, die nach dem 17. September neu beginnen und jeweils montags oder donnerstags in der Ludwig-Uhland-Schule stattfinden, sind noch einige Plätze frei. Anmeldungen und Auskünfte: über die Telefonnummern 0 61 02 /5 21 36 (Gerda Hoffmann) oder 0 61 02 /5 13 92 (Krista Kassel).
Die beiden Pädagoginnen und Agnès Schachermayer bilden das Mitarbeiterinnen-Team. Unter ihrer Leitung treffen sich die Mädchen und Jungen in kleinen Gruppen jeweils drei Stunden an einem Nachmittag in der Woche. Das Mindestalter von vier Jahren betrachten die Lehrerinnen als "ideales Alter, in dem Phantasie, Bewegungsdrang und geistige Aufnahmefähigkeit in reichem Maße vorhanden sind und von erfahrenen Fachkärften einfühlsam gelenkt werden können".
Dabei zeigt die Erfahrung, daß jene Kinder, die das für Deutsche nicht leicht aussprechbare Französisch als erste Fremdsprache lernen, beim Erlernen aller nachfolgenden Sprachen deutlich im Vorteil sind. Gelernt wird nicht zuletzt über Lieder, Spiele und Abzählverse.
Im Musikunterricht sollen die Jüngsten durch bewußtes Hören, Nachahmen und Aufzeichnen von Geräuschen, Klängen und Musikabläufen ihr Gehör sensibilisieren. Sie singen und musizieren mit Orffschen Instrumenten, kombinieren Musik und Bewegung. Die Älteren lernen den Umgang mit der Notenschrift.
In der Kunsterziehung sollen schlummernde künstlerisch-handwerkliche Talente geweckt und gefördert werden: durch Malen und Zeichnen, Basteln und Modellieren. hf
Neuer Titel bringt finanzielle Vorteile für Kreiskrankenhäuser in Hofheim und Bad Soden / Höher eingestuft Mit den Patienten bleibt auch das Geld Selbst schwierige Fälle müssen nicht in andere Kliniken Von Thomas Grether MAIN-TAUNUS-KREIS. Das Hessische Gesundheitsministerium hat die ständigen Bemühungen der beiden Kreis-Kliniken in Hofheim und Bad Soden honoriert, die ihr Angebot für die Patienten ständig verbessert haben. Beide Häuser werden vom Minister höher eingestuft. Fortan sind sie Kliniken der Schwerpunktversorgung und nicht mehr Häuser der Regelversorgung. Für die kaufmännische Leitung bedeutet das ein finanzielles Zubrot vom Land. Und die Patienten müssen sich - auch bei schwierigen Operationen - nicht nach Höchst oder an die Frankfurter Uniklinik überweisen lassen, sondern können im Kreis bleiben Damit steht in den beiden Krankenhäusern ein neues medizinisches Konzept. "Was vor etwa sieben Jahren mit der Einstellung von neuen Chefärzten begann, gipfelt jetzt darin, daß wir nun Schwerpunktversorgung betreiben dürfen", sagt Helmuth Hahn-Klimroth, der neue Verwaltungsdirektor der MTK-Kliniken. Mit der Höherstufung wird auch die jährliche Geldspritze aus Wiesbaden stärker: 300 000 Mark gibt es mehr - insgesamt dann 2,3 Millionen Mark jährliche Fördermittel vom Land. "Für uns ist es auch vom Wettbewerb her wichtig, Krankenhäuser der Schwerpunktversorgung hier im Kreis zu haben", sagte Hahn-Klimroth. Denn jeder Patient, der in eine andere Klinik außerhalb des MTK überwiesen werde, bringe kein Geld mehr. Der benachbarte Hochtaunuskreis habe in Bad Homburg bereits seit Jahren mit seinem Kreiskrankenhaus eine Klinik dieses Standards.
Wer krank in eine der beiden MTK-Kliniken eingewiesen wird, kann damit rechnen, schneller als in vielen anderen Häusern wieder gesund zu werden. Die Patienten, die fast durchweg in Dreibettzimmern liegen, bleiben im statistischen Schnitt nach Angaben Hahn-Klimroths nur zehn Tage. "Selbst 11,5 Tage ist in Deutschland noch ein guter Wert, es gibt auch Kliniken mit 13 Tagen Verweildauer", sagte der Verwaltungsdirektor.
Mit der "Beförderung" rücken die beiden Häuser in Bad Soden und Hofheim von der zweiten in die dritte Versorgungsstufe auf. Derzeit gibt es in der Bundesrepublik vier Versorgungsstufen: Kliniken der Grundversorgung kennt man nur noch in ländlichen Regionen, dort endet die ärztliche Kunst schon bei Blinddarmoperationen. Die Regelversorgung ist in Ballungsgebieten bereits Standard. Gleichrangige Konkurrenten für die beiden MTK-Krankenhäuser sind die Kliniken der Schwerpunktversorgung in der Nordweststadt und in Bad Homburg. Und Häuser der Zentralversorgung wie die Höchster- und die Uniklinik.
Vor etwa sieben Jahren gab's einen Generationswechsel an der Spitze der Kliniken in Hofheim und Bad Soden. Viele neue leitende Ärzte wurden eingestellt. Ihr Chef ist derzeit Professor Peter Wendling. Der Spezialist für Gefäßchirurgie leitet als Ärztlicher Direktor beide Häuser. Insgesamt haben sie eine Kapazität von 507 Betten. Acht Hauptabteilungen der vier Fächer Innere Medizin, Chirurgie, Urologie und Gynäkologie / Geburtshilfe decken fast alle Krankheiten ab: Herz-, Magen- und Darmkranke werden in Bad Soden behandelt. Hessenweit macht die Klinik die meisten Magen- und Darmspiegelungen. Wer Probleme mit Lunge und Bronchien hat, um den kümmern sich Ärzte und Pfleger in Hofheim. Gefäßchirurgie wird in Bad Soden praktiziert, Plastische Chirurgie und Handchirurgie gibt's in Hofheim. Unfallopfer werden in Hofheim verarztet. In der Urologischen Abteilung in Bad Soden arbeiten Spezialisten für endoskopische Tumorchirurgie. Dort steht auch ein hochmoderner Lithotriptor, mit dessen Hilfe per tieffrequenter Schallwellen Nierensteine zertrümmert werden können.
Besonders erfolgreich ist die Bad Sodener Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe. Brachten dort vor fünf Jahren noch 600 Frauen ihr Baby auf die Welt, so hat sich diese Zahl nach Angaben von Verwaltungsdirektor Hahn-Klimroth inzwischen mehr als verdoppelt. "Die Klinik hat einen guten Ruf, Mundpropaganda hat für die hohen Entbindungszahlen gesorgt", sagt Hahn-Klimroth.
Die Höhergruppierung der Klinik will Landrat und Krankenhausdezernent Jochen Riebel jetzt dazu nutzen, das Bad Sodener Krankenhaus auszubauen: Ein dritter Kreißsaal soll her.
Er ist schon ein Prachtkerl, dieser Michael Hübner: kraftstrotzend, zielstrebig, ehrgeizig, offen und ehrlich. Ein Jahr lang schmerzte ihn die Erinnerung an sein Versagen bei der Sprinterweltmeisterschaft in Stuttgart, als er im Viertelfinale gegen den später wegen Dopingspuren disqualifizierten Australier Gary Hall durch eigene Schuld verlor. Jetzt hat er in Valencia Genugtuung erfahren.
"Das war mir ungeheuer wichtig. Sieben Wochen lang habe ich mich in meine heimatliche Ruhe und Abgeschiedenheit in Chemnitz zurückgezogen, niemanden an mich herangelassen, nur mit meinem Trainer Carsten Schmalfuß und in den letzten drei Wochen mit Masseur Peter Herzig zusammengearbeitet." Vorher hatte er, für den der Gewinn der Keirin- Weltmeisterschaft in Stuttgart nur ein schwacher Trostpreis war, drei Monate lang in Japan die dort so populären Keirin-Rennen gefahren, von 20 elf gewonnen. Dort verdient er das gute Geld, das ihm gestattete, in Chemnitz ein Sportgeschäft, ein Restaurant, einen Biergarten zu eröffnen, es in Immobilien anzulegen, was ihm auch das Eingeständnis entlockt: "Ja, ich bin ein Spitzenverdiener, kann nur zufrieden sein. Solange die Beine noch gut sind, will ich das auch weitermachen. Zwei Jahre möchte ich doch noch fahren." Das alles hindert ihn allerdings nicht daran, mit Ehefrau Heidi und den Söhnen Alexander (10) und Sascha (4) noch immer in einer Dreizimmer- wohnung eines elfstöckigen Wohnsilos in Chemnitz zu wohnen.
Kein Geld der Welt hätte ihn aus den sieben Wochen intensiver und penibler Vorbereitung herausreißen können. "Ich wollte diesen Titel wiederhaben. Das war das Wichtigste für mich im ganzen Jahr." Dabei ist es schon der fünfte Weltmeistertitel für den 33jährigen, der schon 20 Jahre lang auf dem Rennrad sitzt. 1986 in Colorado bezwang er zum ersten Mal den sechsmaligen Weltmeister Lutz Heßlich aus Cottbus, der ihm zu DDR-Zeiten immer vor der Nase saß. 1990 wurde er dann erstmals Profiweltmeister - gleich doppelt, im Sprint und im Keirin-Rennen.
"Als Profi ist es viel schwerer", hat er erkannt. "Zu Amateurzeiten wurde uns alles abgenommen an Organisation, sogar das Denken. Es gab auch längst nicht so viele Renntage. In diesem Jahr hatte ich mehr als hundert." Er ist stolz darauf, daß er hierzulande den Sprintersport zu neuem Leben erweckt hat. Die Sprinter sind die Attraktion bei den Sechstagerennen, und Michael Hübner ist ein ausgesprochener Publikumsliebling.
Es werden wieder Grand Prix auf vielen Rennbahnen gefahren, und für Hübner stehen schon jetzt nach der Weltmeisterschaft zehn Revanchen an. Eine davon am 20. September auf der Frankfurter Stadionbahn. Da kann man den superstarken Hundert-Kilo-Mann bewundern. Er hofft, daß Jens Fiedler aus Berlin, der Olympiasieger, einmal fortsetzt, was er aufgebaut hat, wenn er nach weiteren zwei Jahren aufhören will. Dabei macht er alles mit einem Rad, das sich gegen die hypermodernen High- Tech-Modelle wie ein "alter Hirsch" ausnimmt. "Ich bin ein konservativer Radfahrer", sagt er dazu. "Nur einen Carbonrahmen habe ich mir geleistet, aber keine Scheibenräder und solchen Krimskrams." In Valencia war er schon nach der Qualifikation überzeugt: "Da ist kein ernstzunehmender Gegner für mich." Er hatte auch in allen sieben Läufen bis zu seinem Weltmeisterschaftssieg keinerlei Probleme. Auch nicht mit dem Finalgegner Frederic Magne, der in Barcelona noch bei den Amateuren gestartet war, aber im Achtelfinale ausschied, wie auch der Belgier Eric Schoefs, der jetzt in Valencia bei den Profis Dritter wurde.
Von der Sprinterkunst des Michael Hübner sind sie meilenweit entfernt, und auch die beiden im Vorjahr disqualifizierten Australier Hall und Pate spielten diesmal - ohne Muskelpräparate - keine Rolle.
Die ökumenische Frauengruppe "Frauenzimmer" der evangelischen Zachäusgemeinde in Niederrad trifft sich wieder am Montag, 7. September, 20 Uhr, im Regenbogenhaus, Schwanheimer Straße 20. js/35
Nach Florenz fährt die ökumenische Frauengruppe der evangelischen Zachäusgemeinde in Niederrad vom 18. bis 23. September. Wer mitfahren will, kann sich im Gemeindebüro, Kelsterbacher Straße 39, Tel. 67 21 98, anmelden. js/35
Umgang mit Konflikten - wachsen in Konflikten ist der Name eines Kurses, den die katholische St. Johannesgemeinde in Goldstein, Am Wiesenhof 76 a, anbietet. Der Workshop, bei dem Märchen über Liebe und Beziehung im Vordergrund stehen werden, läuft am Samstag, 5. September, von 10 bis 17 Uhr. Genaue Auskünfte über den Workshop gibt's im Gemeindebüro unter Tel. 6 66 58 31. im/35
NIDDERAU. Kennst Du Deine Stadt? Auf diese Frage will die Stadtrundfahrt, die der SPD-Ortsverein Nidderau für die Senioren veranstaltet, eine Antwort finden. Geplant sind Besichtigungen unter anderem des Industriegebietes Heldenbergen, des "Saal Pauli", der Nidderauer Kläranlage und des Ostheimer Bürgerhauses. Stadtrat Heinz Appel wird die Senioren über Baumaßnahmen und Stadtplanung informieren.
Die Stadtrundfahrt kostet fünf Mark und findet am 9. September statt. Folgende Abfahrtszeiten sind für die Stadtteile vorgesehen: 13.30 Uhr Schloßberghalle Windecken, 13.35 Uhr Feuerwehrgerätehaus, 13.40 Uhr Hochmühle, 13.45 Uhr Raiffeisenbank Ostheim, 13.50 Uhr Feuerwehgerätehaus Eichen, 13.55 Uhr Pfaffenhof Erbstadt und 14 Uhr katholische Kirche Heldenbergen.
Anmeldungen bis Freitag, 4. September, bei Josef Rosenthal, Vogelsbergstraße 14, Tel.: 06187/3370. gf
öhl ATHEN, 1. September. Durch eine Explosion in einer Ölraffinerie am Dienstag im Athener Industrievorort Eleusis sind ein Mensch getötet und 34 verletzt worden. 14 der Verletzten konnten nach ambulanter Behandlung noch am Dienstag aus den Krankenhäusern entlassen werden, fünf Menschen schweben in Lebensgefahr. Die Ursache des Unglücks ist bisher unklar.
Die Explosion löste unter den Beschäftigten der Raffinerie eine Panik aus. Viele Menschen wurden durch umherfliegende Metallteile verletzt. Ein anschließend ausgebrochener Brand drohte zeitweilig auf die Rohöl-Lagertanks der Raffinerie überzugreifen. Nach vierstündigem Einsatz gelang es der Feuerwehr, den Brand unter Kontrolle zu bringen.
Kleine FR · Kleine FR
Falsche Telefonnummer BAD HOMBURG. Wer sich zum Herbstbasar für Kinderkleidung anmelden will, den die Waldenser-Gemeinde am Samstag, 12. September, von 9 bis 12 Uhr im Gemeindehaus in der Ricarda- Huch-Straße veranstaltet, sollte die Telefonnummer 3 28 88 wählen. (In der FR vom Dienstag stand versehentlich eine falsche Nummer.) Mitgliederversammlung der FDP FRIEDRICHSDORF. Der FDP-Ortsverband Friedrichsdorf lädt zur öffentlichen Mitgliederversammlung am Montag, 7. September, 20 Uhr, im Bürgerhaus Köppern ein. Unter dem Leitsatz "Friedrichsdorf 1993 bis 2001" geht es dabei um die Themen Stadthalle oder Alternativlösung, Straßenverkehr, öffentlicher Personennahverkehr, Lärmschutz sowie um die Verschwendung von Steuergeldern.
Stadtrundfahrt der Frauen FRIEDRICHSDORF. Den Fahrplan und die Route des Stadtbusses wollen Friedrichsdorfer Frauen testen. Wer mitmachen will, soll sich im Rathaus anmelden (Tel. 0 61 72 / 731 303). Der Termin der Aktion "Durchblicker-Stadtrundfahrt" wurde nicht mitgeteilt. AK Asyl trifft sich FRIEDRICHSDORF. Der Arbeitskreis Asyl trifft sich am Freitag, 21. September, um 20 Uhr im evangelischen Gemeindehaus in der Taunusstraße. Kleidungs- und Spielzeugbasar BAD HOMBURG. Ein Herbst-Winter-Basar findet am Samstag, 12. September, im Gemeindezentrum der Bad Homburger Christuskirche statt. Zwischen 9 und 13 Uhr stehen Kinder- und Jugendbekleidung, Umstandsmode sowie Spielzeug zum Verkauf bereit. Die für den Verkauf bestimmten Artikel werden am Vortag entgegengenommen. Tel. 30 37 96.
Selbstverteidigung für Mädchen BAD HOMBURG. Das Jugendamt der Stadt Bad Homburg bietet am 3. und 4. Oktober ein Selbstverteidigungswochenende für Mädchen ab 13 Jahren an. Anmeldungen nimmt die Jugendpflege, Telefon 10 02 39 oder 10 02 51 an. Die Kursgebühr beträgt 20 Mark. Kinder-Malnachmittag BAD HOMBURG. Ein Malnachmittag für Kinder findet am Sonntag, 6. September, 15 Uhr, im Gotischen Haus statt. Gemalt werden Gegenstände der Ausstellung "Wasserlust". "Tütentier trifft Brillenschlange" BAD HOMBURG. Unter diesem Motto basteln Kinder ab fünf Jahren am heutigen Donnerstag, 3. September, ab 15 Uhr in der Stadtbibliothek. Zusätzlich werden die Kleinen mit "tierischen" Geschichten und Rätseln unterhalten. Wilde Hilde am Römerhof FRIEDRICHSDORF. Am Römerhof/Ecke Houiller Platz lädt eine Woche lang das Spielmobil die "Wilde Hilde" alle Kinder ab sechs Jahren zum Basteln, Malen und Spielen ein. All dies in der Zeit vom 5. bis 9. Oktober. Spielmobil steht bereit BAD HOMBURG. Das Spielmobil der Stadt Bad Homburg parkt noch bis zum 10. September in der Friedrich- Ebert-Schule in Gonzenheim.
DREIEICH / EGELSBACH. Ob und wie Blumenkübel auf der Fahrbahn stehen dürfen, um Autofahrer zum Langsamfahren zu zwingen, auf diese Frage gibt es eine neue juristische Antwort.
Der hessische Verwaltungsgerichtshof in Kassel hat in einem Eilverfahren entschieden: Blumenkübel sind zwar keine Verkehrszeichen, aber als Maßnahme zur Verkehrsberuhigung grundsätzlich zulässig.
Was in Kassel entschieden wurde und vom hessischen Verkehrsministerium in Form eines Erlasses erläutert wird, dürfte in Dreieich und Egelsbach mit Interesse zur Kenntnis genommen werden. Immerhin waren in Dreieich im Frühjahr 30 Blumenkübel von der Straße geräumt worden, während sie in Egelsbach einfach stehen blieben.
Die beiden Bürgermeister hatten damals einen Spruch des Oberlandesgerichts Frankfurt vom September 1991 unterschiedlich interpretiert. Darin hieß es: Blumenkübel dürfen nicht in die Fahrbahn ragen und den Verkehrsfluß erschweren. Für den Dreieicher Verwaltungschef Bernd Abeln (CDU) bedeutete das: Die Kübel müssen sofort weg. Sein Egelsbacher Kollege Heinz Eysen (SPD) riet, die Sache mit Ruhe anzugehen, und argumentierte: "Bei uns stehen die Blumenkübel am Anfang und Ende von Parkstreifen, und Parkstreifen sind nicht Fahrbahn."
Nun - nach Kassel - sieht sich Eysen bestätigt. Aber auch Abeln kann begründen, warum er die Blumenkübel, die derzeit auf dem Bauhof stehen, nicht wieder hervorholen läßt. Denn das hessische Verkehrsministerium weist in seinem Erlaß von Mitte Juli auf die Einschränkung hin: Die schraffierten Flächen, auf denen die Blumenkübel stehen dürfen, müssen eine bestimmte Länge haben.
Bei einem Parkplatz von zwei Meter Länge muß die markierte Fläche 40 Meter lang sein, rechnete Abeln vor. "Was wir an Markierungen hatten, war bedeutend kürzer." Die Blumenkübel dürfen also nicht einfach dahin zurück, wo sie einmal standen.
Abeln kündigte an, er werde nun prüfen lassen, wo lange Strichgatter möglich sind. Auch in Egelsbach sollen sich die Mitarbeiter der Verwaltung vor Ort noch einmal umsehen. Allerdings ist sich Bürgermeister Eysen schon jetzt ziemlich sicher: "Bei uns kann alles bleiben, wie es ist." dac
In den Odenwald fahren die Mitglieder der evangelisch-lutherischen Berggemeinde in Sachsenhausen am kommenden Mittwoch, 9. September. Der Ausflug beginnt um 9 Uhr. Die Rückkehr nach Frankfurt ist für 18.30 Uhr vorgesehen. Auf dem Reiseprogramm stehen eine Schloßbesichtigung und der Besuch im Erbacher Elfenbeinmuseum sowie ein Rundgang durch die berühmte Michelstädter Altstadt. Wer mitfahren will, sollte sich im Büro der Berggemeinde, Sachsenhäuser Landwehrweg 157, unter Tel. 68 33 24, anmelden. js/35
Nach sechs Jahren "Abstinenz" gastiert der Circus Roncalli wieder in Frankfurt. Vom 17. September bis 8. Oktober ist das 1700 Menschen fassende Manegen-Zelt an der Bockenheimer Warte aufgebaut. Den Schwerpunkt der "Reise zum Regenbogen" - so heißt das neue Programm - habe man "auf das Clowneske gelegt", sagt Direktor Bernhard Paul: "Ein Kaleidoskop der Komik - von der leisen Pantomime bis zur schrillen Comedy, vom Schmunzeln bis zum lauten Lachen."
Daß die Frankfurter über ein halbes Jahrzehnt auf ein neuerliches Gastspiel des 1976 gegründeten Zirkus warten mußten, erklärt Paul mit gestiegenen Kosten. Man müsse dem Besitzer des Parkplatzes an der Bockenheimer Warte - dort wird das Zelt von 36 Meter Durchmesser aufgeschlagen - "Platzmiete zahlen - und das nicht zu knapp".
Das neue Programm von Roncalli mache, so sagt Paul, "mit dem Todeskitzel Schluß". Kein Salto mortale "für die Todesmutigen" werde zu sehen sein; es werde keine "Tierarien" geben, bei denen Raubkatzen, Elefanten, Bären oder Pferde letztendlich nur litten: "Der Zirkus hat das nie gebraucht."
Er solle, so meint der Roncalli- Chef,vom Nervenkitzel Abschied nehmen, da die Realität den Menschen mit Krieg und Gewalt hier genug strapaziere. Für die dreistündige Vorstellung verspricht der Direktor dem Publikum "eine Zeit des Vergessens". Er selbst will da in der klassischen Clown-Rolle agieren.
Sein amerikanischer Kollege Peter Shub, der die neue Generation der Komiker vertritt, soll als gewitzter Comedy-Pantomime das Publikum lautlos zum Lachen animieren. "Soweit bekannt, der erste und einzige Diplom-Soziologe, dem in der Geschichte dieser Disziplin solches gelang", behauptet Roncallis Pressetext.
Auch der russische Magier Shmarlovski will keine "bierernste" Zauberer-Show abliefern. Zum Schluß verwandelt er gar einen Nerzmantel in lebendige Tiere. "Da dürften sich die Tierfreunde freuen", denkt sich Paul.
Doch es sind nicht nur Spaßmacher zu sehen, auch akrobatisches und artistisches "Handwerk" wird geboten. Arturo Alegria, der mexikanische Jongleur, läßt Fußbälle über sich tanzen und fünf Ping-Pong Bälle "aus dem Mund wechselweise herauskatapultieren".
Wichtig erscheint dem Direktor auch das Drumherum der Darbietungen: "Minutiöse Live-Musik und opulente Kostümbilder als phantasievolle Kulisse" sollen dem Ganzen einen optischen und akustischen Rahmen geben.
Eintrittskarten für die Vorstellungen - jeweils um 15 und 20 Uhr - sind beim Kaufhof erhältlich. Außerdem ist vom 16. September an eine Reservierung an der Zirkuskasse unter der Telefonnummer 069 / 7 07 73 73 möglich. wob
HEUSENSTAMM. Das Abfallverwertungskonzept des Umlandverbandes wird Thema eines Stammtisches sein, zu dem die Liberalen für Mittwoch, 9. September, 20 Uhr, ins "Alte Rathaus", Schloßstraße 10, einladen. Volker Stein, Vorsitzender der FDP-Fraktion im Verbandstag, wird über das Übernahmeverfahren der Müllverbrennungsanlage Abfallzweckverband an den Umlandverband und von deren Sanierung berichten und über die Biokompostierungsanlage informieren. pmü
WIESBADEN. Zur ersten Sitzung nach der Sommerpause kommen die Stadtverordneten heute, 3. September, 16 Uhr, im Rathaus zusammen. Nach der Fragestunde an den Magistrat stehen zwei Anträge auf der Tagesordnung: Die FDP möchte, daß künftig Flaschenkorken und andere sortenreine Korkabfälle gesammelt werden. Dazu sollen Sammelbehälter an zentralen Punkten der Stadt aufgestellt werden. Die SPD fordert, daß der Magistrat eine Leitlinie für die Erhaltung und Weiterentwicklung der vielfältigen Funktionen der City ausarbeiten soll. Zudem ist die Stellungnahme zur ICE-Trasse noch einmal Gesprächsthema. set
MAIN-KINZIG-KREIS. Ein nicht im Amt bestätigter Erster Kreisbeigeordneter Erich Pipa (SPD), dessen Wiederwahl Kreistagsvorsitzender Lothar Klemm (SPD) wegen Abstimmungsunsicherheiten (Votum der NPD) in einer internen Fraktionssitzung zu Beginn der Tagung des Main-Kinzig-Parlaments zurückgepfiffen hat. - Ein Zweiter Kreisbeigeordneter Dr. Harald Friedrich (Grüne), der in der nächsten Sitzung des Main-Kinzig-Parlaments (17. September) mit einem Abwahlantrag von SPD und Grünen zu rechnen hat, der aber dennoch wohl nicht in die Wüste geschickt wird, weil die CDU die dazu notwendige Zweidrittel-Mehrheit nicht beisteuern mag.
Friedrich, zum Großteil bereits entmachtet, Pipa im Stadium der reiflichen Überlegung während Landrat Karl Eyerkaufer indessen schon der ersten Direktwahl im kommenden Juni entgegenfiebert. Eine Schamfrist hat sich der Erste Kreisbeigeordnete ausbedungen, bevor er sich öffentlich erklären will. Nach dem im jüngsten Kreistag erlittenen Schiffbruch, dem verrauchten ersten Zorn soll sich diese "Bedenkzeit" auf zwei, drei Wochen belaufen.
Wie aus dem Landratsamt auf Anfrage verlautete, übt Pipa weiter, wie bisher, seine Amtsgeschäfte aus. Weiter war zu erfahren, daß der Vizelandrat am 19. September vor das Parteivolk treten will. An diesem Tag stellen die Delegierten des SPD-Unterbezirks Main-Kinzig im Bürgerhaus Hanau- Wolfgang schlußendlich ihre aus drei Bezirken bestehende Liste für die Kommunalwahl am 7. März 1993 auf.
Unterdessen saugt die von der SPD umworbene CDU-Opposition Nektar aus der verworrenen Situation und läßt in Anbetracht des bevorstehenden Wahlkampfes kräftig die Muskeln spielen. Im Pressedienst seiner Partei tönt CDU-Landratskandidat Hubert Müller: "Die SPD und Landrat Eyerkaufer sind jetzt endgültig am Ende. Die CDU wird nicht zulassen, daß durch die innere Zerrüttung der Sozialdemokraten der Kreis Schaden nimmt." Müller springen dabei sein Namensvetter Dr. Rolf Müller, Fraktionschef im Kreistag, und CDU-Kreisvorsitzender Aloys Lenz zur Seite. Nach dem sozialdemokratischen Kreistagsdebakel verkünden alle drei: "Von den seit Jahren aufgestauten und von ihr selbst verursachten Problemen im Kreis ist die SPD aus eigenem Versagen jetzt innerlich zerrissen." Der "nach den pompösen Siegesankündigungen schmähliche Rückzug" bei der beabsichtigten Wiederwahl Pipas sei der Höhepunkt dieser Entwicklung, meinen die Christdemokraten.
Für die CDU stellt sich die augenblickliche Lage so dar: "Mit einem politisch gescheiterten ,Präsentier'-Landrat an der Spitze, mit einem von den eigenen Genossen abgehalfterten Ersten Beigeordneten Pipa und einem vergnügt Däumchen drehenden Zweiten Beigeordneten Dr. Friedrich ist verantwortungsvolles politisches Handeln im Main-Kinzig-Kreis nicht mehr möglich." Landratskandidat Hubert Müller ist dagegen der Ansicht, daß die CDU "Geschlossenheit" zeige und "klare politische Konzepte" aufweise.
Dieses Konzept wird so präsentiert: Mit einer CDU-Mehrheit im Kreistag werde "der Schuldenberg durch Einsparungen des aufgeblähten Verwaltungsapparats abgebaut, ein regionales, kreisübergreifendes Müllentsorgungskonzept verwirklicht und die Landesregierung in Sachen Asylzuweisung hart in ihre Schranken gewiesen". Das alles verkaufen die Unionsabgeordneten als "verantwortungsvolles Handeln der CDU", ohne das im Main-Kinzig-Kreis "keine vernünftige Politik mehr möglich" sei. HOLGER KLÖS
ski FRANKFURT A. M. Die teilweise schroffe Ablehnung, auf die der Maastrichter Vertrag über die Europäische Union stieß, ist trotz eines "stabilitätspolitischen Rest-Risikos" kaum gerechtfertigt. Zu diesem Ergebnis kommt das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in einer umfassenden Analyse des Paragraphenwerks. Dieses gebe "begründeten Anlaß" zu der Ansicht, daß Gefahren begrenzt und damit kalkulierbar seien. Der Autor der Studie, IW-Volkswirt Hans- Peter Fröhlich, betont, daß der geplante EG-Geldverbund in weiten Teilen traditionellen deutschen Stabilitätsvorstellungen entspreche. Das Statut der Europäischen Zentralbank sei dem Vorbild der Bundesbank nachempfunden. Allerdings entdeckt er auch "Hintertürchen".
Eine Gefahr besteht der Untersuchung zufolge beim Entscheidungsprozeß über die Teilnahme der Länder an der Währungsunion. Als objektiver ökonomischer Maßstab dienen dabei die sogenannten Konvergenzkriterien - Höchstgrenzen zum Beispiel für Teuerungsrate oder öffentliche Verschuldung. Ihre Einhaltung ist Voraussetzung für den Eintritt in die Union. Politisch beschließen darüber aber letztlich die Staats- und Regierungschefs, die zuvor zu erstellende Berichte über die Konvergenzfortschritte nur "gebührend" zu berücksichtigen haben, daran aber nicht gebunden sind. "Mit dieser Formulierung", so das IW, "kann unter Umständen der Willkür Tür und Tor geöffnet sein." Sie gestatte dem Europäischen Rat im Einzelfall sogar, sich völlig über die Kriterien hinwegzusetzen. Ein naheliegendes Beispiel könnte Italien sein, das die Referenzwerte so bald kaum erfüllen dürfte. Ein Aussperren des EG-Gründungsmitglieds aus dem Währungsverbund aber könnte zu erheblichen politischen Belastungen führen.
Die Analyse weist zudem darauf hin, daß auch bei den Konvergenzkriterien selbst "Manipulationen" nicht auszuschließen seien. So werde es einer Regierung, die es partout darauf anlege, erfahrungsgemäß gelingen, "defizitträchtige Ausgaben in Schattenhaushalten zu verstecken oder übermäßige Defizite auf sonstige Weise zu kaschieren".
Als Fazit hält das arbeitgebernahe Institut fest: Das stabilitätspolitische Schicksal der Geldunion sei noch nicht entschieden. Während der Maastrichter Vertrag einerseits "der Papierform nach" die meisten Anforderungen an eine stabile Währungsordnung erfülle, eröffne er andererseits der Politik erhebliche Ermessensspielräume. Die entscheidende Gestaltungsaufgabe der nächsten Jahre müsse sein, diese Balance endgültig und eindeutig zugunsten der Stabilität zu verschieben und damit das Rest-Risiko auf ein absolutes Minimum zu reduzieren. Die Chancen der Bundesrepublik, "ihrer Rolle als Hüter der Stabilität" bei der Überprüfung der Kriterien gerecht zu werden, beurteilt Fröhlich mit Blick auf das Stimmengewicht in den EG-Gremien als gut; die nötigen Verbündeten, die die "germanische" Stabilitätsposition vertreten, sollten sich durchaus finden lassen.
Beim Abwägen von Pro und Contra weist die Untersuchung freilich auch auf die Risiken des Status quo hin. Angesichts der Wandlungen des wirtschaftlichen Umfelds sei fraglich, ob Deutschland auch künftig im Alleingang ähnlich erfolgreich Geld- und Währungspolitik betreiben könne wie früher. So bestehe die Option der Aufwertung gegenüber wichtigen Partnerwährungen faktisch seit Jahren nicht mehr. Ferner würde sich die Bundesrepublik in einem immer enger zusammenwachsenden Europa auf Dauer nur begrenzt vom Inflationstrend im Rest der Gemeinschaft abkoppeln können. Und schließlich beruhe der deutsche Lebensstandard wesentlich auf internationaler Arbeitsteilung und grenzüberschreitender Kooperation. Die Risiken eines "schleichenden Desintegrationsprozesses" könnten daher nicht unbedingt kleiner angesetzt werden als jene, die mit Maastricht verbunden seien.
FLÖRSHEIM. Für Jan W. Kolenbrander ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Er will sich nicht mit dem Beschluß der Mitgliederversammlung der FDP abfinden. Die hatte vergangene Woche die Kandidatenliste für die Kommunalwahl im März nächsten Jahres beschlossen. Fraktionschef Kolenbrander steht nicht drauf. Er hatte bereits kurz nach Beginn der Versammlung den Rücken gekehrt. Grund für den Abgang: "Wir hätten erst politische Aussagen treffen sollen", satt über Personalien zu reden.
"Es kann doch nicht angehen, daß eine willkürliche Mehrheit die Kandidaten bestimmt", sagte Kolenbrander gestern. Wichtiger war und ist ihm, inhaltliche Schwerpunkte zu setzen. Genau das habe er auch in der Versammlung beabsichtigt. Ein entsprechender Antrag allerdings fand keine Mehrheit. Kolenbrander verließ die Versammlung, und die stellte die Kandidaten auf: Dr. Dieter Janzen, Jürgen Johann und Dr. Sigrid Oestreich- Janzen bilden das Spitzentrio der Flörsheimer FDP für die Kommunalwahl 1993.
Und wie ist nun das Verhältnis zwischen Kolenbrander und Janzen, die zumindest bis zum Ende der Legislaturperiode gemeinsam die Fraktionsbank drükken? Kolenbrander: "Dazu gebe ich keine Stellungnahme ab." Janzen formuliert es vorsichtig: "Nicht ganz einfach. Ich gehe davon aus, daß wir über die Runden kommen."
Für Kolenbrander ist die Kandidatenliste längst noch keine beschlossene Sache. Er will eine Kommission ins Leben rufen, die eine "gemeinsame Wahlaussage erarbeitet". Dann soll eine neue Liste aufgestellt werden. Zeit dafür sei genug. Letzter Termin: der 14. Januar. "Bis dahin muß die Geschichte über die Bühne sein."
Janzen hingegen denkt nicht an eine Neuauflage: "Die Wahl war endgültig." Das Ergebnis sei mit deutlicher Mehrheit ausgefallen. Ob Kolenbranders Wunsch überhaupt möglich sei, da müsse er sich erst einmal erkundigen.
Dem Fraktionschef indes geht es darum, mit poltischen Aussagen deutlich zu machen: Die FDP ist kein Anhängsel der CDU. Daß dieser Eindruck dennoch entstehe, daran sei die CDU "mit ihrem doppelten Spiel" schuld. Die großen Projekte ziehe sie mit der SPD durch; für den Kleinkram bediene sie sich der FDP.
Janzen beruft sich auf die Vereinbarung mit der CDU. Für eine kleine Partei sei es eben schwierig, Profil zu zeigen. Doch da "unsere beiden Stimmen die Mehrheit geben, kann man nicht mal so und so abstimmen".
Ans Aufgeben denkt Kolenbrander nicht. Bis zur Kommunalwahl will er Fraktionschef bleiben. Die FDP verlassen wird er auch nicht. "Ich bin ein Liberaler bis auf die Knochen." Zwar sei er kein Typ, der mit dem Kopf durch die Wand wolle, doch den Beschluß der Mitgliederversammlung will er nicht auf sich beruhen lassen: "Die werden schon sehen, was dabei rauskommt." kkü
OBERURSEL. Die Situation auf dem Wohnungs- und Arbeitsmarkt im Hochtaunuskreis beleuchten die Christlich Demokratische Arbeitnehmerschaft und die Junge Union bei einer Veranstaltung am Donnerstag, 3. September, 20 Uhr im Rathaus. Oberursels Stadtrat und Sozialdezernent Gerd Krämer und Steinbachs CDU-Fraktionsvorsitzender Dieter Hagenlocher referieren. w
GELNHAUSEN. Für viele Menschen unangenehme Plagegeister, sind Ameisen in Wald und Feld als Gesundheitspolizei unentbehrlich. Die Nesthügel der roten Waldameise stehen im Mittelpunkt einer Abendwanderung der Natur- und Vogelschutzgruppe Meerholz-Hailer am Freitag, 4. September. Die Teilnehmer treffen sich um 18 Uhr am Parkplatz Waldfriedhof.
Bei der anschließenden Begehung kommen die Lebensweise und der Nestbau der roten Waldameise zur Sprache, ebenso ihre Bedeutung für den Wald und ihre Gefährdung. tja
Für die Dauer der Renovierungsarbeiten am Kinderspielplatz Louisa wird keine Ersatzfläche zur Verfügung gestellt werden. Dies geht aus einer Antwort des Magistrats auf einen Antrag der CDU- Fraktion hervor. Sie hatte angeregt, auf der "Bürgerwiese" einen provisorischen Spielplatz einzurichten. "Weder zeitlich noch finanziell realisierbar" sei dies nach Ansicht des Magistrats. Die Renovierungsarbeiten am Waldspielpark Louisa sind aufgrund der knappen Haushaltsmittel ohnehin um ein weiteres Jahr zurückgestellt worden. kan
RODGAU. Notarzt, Krankenwagen oder auch Feuerwehr geraten in Not, wenn sie zu Hilfe gerufen werden und die angegebene Adresse nicht auf Anhieb finden, weil für die Hausnummer ein Extra-Suchdienst eingeschaltet werden müßte. Aus gegebenem Anlaß sieht sich die Stadt Rodgau genötigt, darauf aufmerksam zu machen, daß Nummernschilder laut Satzung "mindestens einen, höchstens zweieinhalb Meter über dem Boden gut sicht- und lesbar angebracht werden, in gutem Zustand erhalten und notfalls erneuert werden müssen". ttt
ROSBACH. Sieben Millarden Mark seien bisher in den Aufbau des DSD-Systems "grüner Punkt" gesteckt worden. Doch statt recyclet zu werden, lande der Verpackungsmüll in Frankreich, stellte ein BUND-Sprecher während einer Informationsveranstaltung in Rodheim erneut die Unsinnigkeit des "grünen Punktes" und des DSD-Systems heraus. Die gesetzlich vorgeschriebene Wiederverarbeitung bleibe auf der Strecke, betonte Gerd Joachim.
Die BUND-Ortsgruppe Rosbach kündigt zum Thema "grüner Punkt" einen weiteren Informationsabend am 23. September, um 20 Uhr, in der Adolf-Reichwein-Halle an. Dort trifft sich die Umweltorganisation auch regelmäßig an jedem ersten Mittwoch des Monats, also auch heute, 2. September. Interessierte Bürger sind herzlich dazu eingeladen. de
BRUCHKÖBEL. Das traditionelle Grillfest "An der dicken Eiche" des SPD- Statdverbandes Bruchköbel findet am Sonntag, 6. September, statt (Beginn 10 Uhr). Der Veranstalter hat sich auch in diesem Jahr wieder eine Menge Überraschungen für kleine und große Besucher einfallen lassen. Kostenloses Pony-Reiten bringen ebenso Unterhaltung in das vielfältige Programm wie Jongleure, Malspiele und vieles mehr.
Leckere Speisen vom Grill, Kaffee und Kuchen und auch erfrischende Getränke gehören zur reichhaltigen Speisekarte des Festes, zu dem alle Bruchköbeler und Bürger aus der Umgebung angeladen sind. are
sch FRANKFURT A. M. IBM Deutschland faßt zum Jahresbeginn 1993 einen weiteren Teil des Dienstleistungsgeschäfts in einer hundertprozentigen Tochtergesellschaft zusammen. Die IBM Systeme und Netze wird nach Angaben des Computerkonzerns unter dem Dach der zum selben Termin geplanten Holding rund 1800 Leute beschäftigten. Zu den Aufgaben der GmbH mit Sitz in Stuttgart zählt der Konzern einmal alle Aktivitäten auf dem Gebiet von Informationsmanagement und -systemen für die eigene Holding und ihre Töchter. Außerdem wende sich das neue Kind auch an Kunden und biete etwa Rechenzentrumsdienstleistungen und Netz-Services an.
Mit der Verselbständigung auch dieses Arbeitsfeldes wollen die Stuttgarter auf ihrem Weg zu einem beweglicheren Konzern fortschreiten. "Die neue Organisation gibt uns die nötige Freiheit, um wirtschaftlicher agieren zu können", betont der Chef für Services, Edmund Hug.
Systeme und Netze ist nach der Ankündigung der neuen Struktur für den hiesigen Ableger des weltweiten Branchenprimus Ende Juni die fünfte und gleichzeitig letzte Konzerntochter, die zum 1. Januar 1993 neu gegründet wird. Von den neuen Sprößlingen wird nur noch der für die reine Produktion zuständige Junior Mitglied im Arbeitgeberverband Gesamtmetall sein. Die Dienstleistungstöchter, auch Systeme und Netze, werden ihm nicht angehören.
Bad Soden-Salmünster erhält in Kinzigtal-Klinik Hessens zweite Krebsberatungsstelle Expansion im zweiten Anlauf
Von Jörg Andersson BAD SODEN-SALMÜNSTER. In der nächsten Wochen werden sich die Ingenieure und Architekten das neue Terrain am Rande des Kurparks ganz genau ansehen und Maß nehmen. 1100 Quadratmeter Grünfläche hat die Stadt dort bereitwillig und äußerst günstig verkauft, um sich nicht den Erweiterungsplänen eines Klinikbesitzers in den Weg zu stellen. Denn von dem Projekt, das die Pitzer KG als Träger der Kinzigtal-Klinik noch in diesem Jahr beginnen will, verspricht sich nicht nur Bürgermeister Bruno Döring eine "Riesenausstrahlung". In etwa anderthalb Jahren soll dort nach Frankfurt die zweite Krebsberatungsstelle Hessens eröffnet werden. Schon einmal trug sich die Willi Pitzer KG mit Expansionsgedanken für das 200-Betten-Haus in Bad Soden-Salmünster, das sie in enger Zusammenarbeit mit der Landesversicherungsanstalt (LVA) betreibt. Die LVA stellt im Haus das medizinische Team: insgesamt 38 Mitarbeiter, darunter zehn Ärzte, die meisten davon Internisten. Der Wunsch nach einer Erweiterung war vom Versicherungsträger, der alleine für die Belegung sorgt, nicht zuletzt aufgrund der beengten Räumlichkeiten in Bereich der ärztlichen Abteilung an die Pitzer KG herangetragen worden, die im südhessischen Raum insgesamt fünf Kliniken betreibt. Die Pläne, die eine komplett neue Rehabilitationsabteilung im Bereich der Neurologie vorsahen, wurden jedoch Mitte vergangenen Jahres aus persönlichen Gründen der Besitzer-Familie wieder ad acta gelegt.
Im Frühsommer haben LVA und die Pitzer KG mit Sitz in Bad Nauheim einen neuerlichen Anlauf unternommen, das medizinische Angebot in der Kinzigtal-Klinik zu erweitern und zu spezialisieren. Das Ergebnis ist zwar von der Dimension her wesentlich kleiner als die ursprünglichen Ausbaupläne, für die Beteiligten aber offensichtlich keineswegs unattraktiver. Im Gegenteil: Vom Erweiterungsbau, in dem eine onkologische Beratungsstelle der deutschen Krebsgesellschaft eingerichtet werden soll, profitieren nach Aussagen des stellvertretenden Geschäftsführers der LVA, Horst Adelmann, nicht nur Versicherte und Patienten der LVA, sondern sämtliche Bewohner im weiten Umkreis, da dort künftig eine offene und zentrale Anlaufstelle entstehe. Eine vergleichbare Einrichtung gibt es in Hessen bisher nur in Frankfurt. Neben der psychologischen Beratungsstelle, die von der Willi Pitzer Stiftung nach Angaben des kaufmännischen Leiters Klaus-Peter Haar mit jährlich 60 000 Mark unterstützt werden soll, gewährt die Einrichtung aus Sicht des LVA-Direktors Adelmann vor allem auch eine Anschlußbehandlung für operierte Krebspatienten. Onkologie und Orthopädie gehören bereits jetzt zum medizinischen Angebot in der Kinzigtal-Klinik.
Der von der Pitzer KG mit vier bis fünf Millionen Mark veranschlagte Anbau vergrößert das Bettenangebot der Klinik nur unwesentlich. Vorgesehen sind im Erweiterungstrakt 24 neue Patientenzimmer mit insgesamt 30 Betten. Da jedoch durch die Umbauten im bestehenden Gebäude einige Räumlichkeiten anders genutzt werden sollen, steigt die Kapazität voraussichtlich nur um 18 Betten.
Wesentlich mehr Wert wird auf eine Verbesserung die ärztlichen Abteilung gelegt, in der zusätzlich medizinisches Großgerät Platz finden und dessen Personalstamm qualifiziert ausgebaut werden soll. Für entsprechende Fachkräfte, die nach Einschätzung des Chefarztes Dr. Arnulf Schrapp im hiesigen Raum nur schwer zu finden seien, sollen in dem Neubaukomplex gleich Wohneinheiten in Form von Ein- und Zwei-Zimmer-Appartements geschaffen werden, die allerdings ohne weiteres auch in den Klinikbetrieb integriert werden könnten.
Neue Maßstäbe in der medizinischen Anschlußbehandlung will die Klinik auch durch einen Therapiegarten im Bereich des Kurparks setzen, in dem Patienten nach Operationen in einem speziellen Bewegungstraining geschult werden, um zum Beispiel das Treppensteigen wieder zu lernen.
Haar geht davon aus, daß der Neubau Anfang 1994 fertiggestellt ist, einige Räumlichkeiten jedoch möglicherweise schon vorab genutzt werden könnten.
Die Stadtverordnetenversammlung, die den Verkauf des Grundstücks zum Preis von 300 Mark pro Quadratmeter einstimmig befürwortete, sprach in dem Zusammenhang mit dem Erweiterungsbau von einem "Meilenstein" im Bereich des heimischen Gesundheitswesens. Die Ausbaupläne garantierten nicht nur den Bestand der Klinik, sondern hätten allgemein eine positive Auswirkung auf den Ruf der Kurstadt Bad Soden-Salmünster.
OBERTSHAUSEN. 744 Stunden lang hat Ymos die ObertshausenerInnen im ersten Halbjahr mit unangenehmen oder ekelerregenden Gerüchen belästigt, schreibt der Verein Umweltschutz für Obertshausen (UfO) in einer Presseerklärung. Der Verein sammelt die Beschwerden von Bürgern über Geruchsbelästigungen schon seit Jahren, listet sie auf und schickt sie dem Obertshausener Ordnungsamt und dem Gewerbeaufsichtsamt in Frankfurt. Was die UfO-Leute erbost, formulieren sie so: "Die Betriebsgenehmigung des Regierungspräsidiums Darmstadt erlaubt der Betreiberfirme, 438 Stunden im Jahr belästigende Gerüche auszustoßen. Diese Vorgabe ist 1992 bislang um über 306 Stunden überschritten worden. Seit Betriebsbeginn konnte die Großlackieranlage von Ymos in keinem einzigen Jahr die vorgeschriebenen Gestank-Werte einhalten."
UfO ist darüber hinaus der Ansicht, daß der Gestank nur der harmlose Aspekt der Abgasfahne sei. Eigene Recherchen hätten ergeben, daß Ymos in einem Ausmaß schädliche Abgase freisetze, wie sie modernen Anlagen nicht entsprächen. UfO nennt beispielsweise Kohlenstoff und Lösungsmittel. Durch die Abgasfahne werde die Gesundheit der Bevölkerung gefährdet, meint UfO und erklärt: "Die Tatenlosigkeit und das Desinteresse aller Behörden, vom Magistrat bis zur Gewerbeaufsicht, müssen durchbrochen werden." Solange es die Tabellen von UfO über die Gestanks-Stunden gibt, so lange gibt es auch Differenzen mit dem Gewerbeaufsichtsamt über ihre Beweiskraft. pmü
Erst Drohung brachte Bewegung in die SPD Peetz: Rücktritt oder mehr Wahlkampf-Engagement Von Katja Schoßer GELNHAUSEN. Es knirscht im Getriebe der Gelnhäuser SPD: Nur wenige Tage nach der Aufstellung des Kandidaten-Teams für die Kommunalwahl 1993 hat Parteichef Norman Peetz seinen Rücktritt angedroht. Zu diesem drastischen Schritt fühlte sich Peetz genötigt, "weil es in diesem Trott nicht weiter geht". Offenbar hätten etliche Genossen noch nicht begriffen, daß der Wahlkampf begonnen habe. Das Team ziehe nicht so recht mit, so mancher drücke sich vor Verantwortung, Kompetenzen harrten vergeblich der Verteilung. Inzwischen, so scheint es, hat das von Peetz (Bild) beabsichtigte "Signal an die Mitglieder, aus der Lethargie 'rauszugehen", Wirkung gezeigt. "So ein Schock tut offensichtlich gut. Da ist jetzt bei einigen der Groschen gefallen", berichtete Peetz hörbar erleichtert nach einer außerordentlichen Sitzung von Fraktion und Vorstand am Montag abend. Sein Eindruck: "Die haben es kapiert, von daher kann es jetzt vernünftig weitergehen."
Diese Hoffnung teilt auch der Fraktionsvorsitzende Werner Hepp. Nach dem "reinigenden Gewitter", das die Genossen "offen, solidarisch und selbstkritisch" ausgetragen hätten, fühlt sich Hepp nun "gut gewappnet" für den Wahlkampf.
Die Rücktrittsandrohung kam für die wenigsten Genossen überraschend. Daß es in der Gelnhäuser SPD kriselt, wurde spätestens beim verunglückten Main- Kinzig-Treff in der vergangenen Woche offenkundig, der eigentlich als Signal für die Völkerverständigung gedacht war. Das Fest geriet nicht nur wegen der versäumten Werbung und der aufgeheizten Stimmung zur Asylproblematik zum Insider-Treff, auch die Basis blieb großteils aus. Nicht nur deshalb forderte Peetz die aktiven Genossen wiederholt auf, bei diesem Thema Farbe zu bekennen.
Ein weiterer Grund für die parteiinterne Krise dürfte das anhaltende Gerangel um das Kommunalwahl-Team sein. Weil die SPD laut Peetz "ohne alte Belastungen" in den Wahlkampf ziehen und einen erneuten Alleingang vermeiden will, setzt sie diesmal nicht auf einen Spitzenkandidaten, sondern auf "Frauen und neue Gesichter", sprich: ein Team. Auf Platz eins findet sich Werner Hepp, gefolgt von Monika Sanner-Jakob, Norman Peetz, Ewald Desch, Sigrun Weigand und Arndt Lometsch. Indes nimmt offenbar bisher nicht die gesamte Truppe den bereits angelaufenen Kampf um Wählerstimmen so engagiert auf, wie es aus Sicht des Parteivorstandes angebracht wäre. So mancher glänzt bei Sitzungen durch Abwesenheit, läßt seine Aufgaben schleifen und erfüllt seine Pflichten nur lasch. Am Montag abend jedoch, beeilt sich ihr Oberhaupt zu erklären, habe man Besserung proklamiert. Doch selbst nach dem Peetz'schen Donnerwetter scheint die Kuh noch nicht ganz vom Eis: Ein Mitglied des Teams befinde sich noch "in einem Nachdenkens-Prozeß", werde jedoch in Bälde eine Entscheidung treffen. Auch Werner Hepp ist sich sicher, "daß wir jetzt wieder konstruktiv den Blick nach vorn richten".
Aus Sicht des Fraktionschefs ist die Krise bei den Gelnhäuser Genossen ohnehin nicht hausgemacht. "Ich will die internen Probleme nicht herunterspielen, aber vieles wird auch von außen an uns herangetragen", betont Hepp, "das Land hat uns diese Situation aufgedrückt." Wegen der Haltung der Landesregierung in der Asylfrage, aber auch den Querelen in der Kreistags-SPD sei allenthalben "mehr Frustration denn Motivation zu spüren".
Mit diesem Frust hängt aus Sicht des Fraktionsvorsitzenden auch der bisherige Arbeitsunwillen bei den Gelnhäuser Genossen zusammen: "Eine Klärung war fällig, das war nicht anders zu machen." Aber nun wachse die Motivation wieder, die Weichen für den Wahlkampf seien gestellt. Und Norman Peetz fügt hinzu: "Es sieht ganz gut aus, daß wir das jetzt auf die Reihe kriegen."
DIETZENBACH. Der Magistrat hat dem Verkauf von 22 Grundstücken im Baugebiet 53 westlich der Offenbacher Straße zugestimmt. Jetzt sind noch sechs Plätze für Atriumhäuser frei. Die Quadratmeterpreise liegen zwischen 675 und 685 Mark.
Auf dem Gelände werden Reihen-, Ketten- und Atriumhäuser entstehen, außerdem mehrgeschossige Gebäude mit Läden.
Ein privater Investor will Altenwohnungen errichten. Auch mit dem Bau einer Kindertagesstätte mit 40 Hortplätzen soll demnächst begonnen werden. fuh
NEU-ANSPACH. Der Ausländerbeirat Neu-Anspach ruft zu Spenden für Flüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina auf. In dem Aufruf heißt es, daß in Neu-Anspach ansässige jugoslawische Familien Verwandte aus den Kriegsgebieten aufnehmen mußten. "Darunter sind Familien, die selbst an der Grenze des Existenzminimums leben, so daß nicht einmal das tägliche Essen garantiert ist."
Der Ausländerbeirat versichert, daß eingegangene Spenden nur den bedürftigsten Flüchtlingsfamilien zukommen werden. Spenden bitte an die Neu-Anspacher Gemeindekasse im Rathaus oder das Konto der Gemeinde (Volksbank Usinger Land, Kontonummer 10 0086 03, Bankleitzahl 500 929 00), Stichwort "Ausländerbeirat/ Flüchtlingshilfe". jd
WETTERAUKREIS. Mit dem Wort "Denkmal" verbindet man gemeinhin langweilige Standbilder, auf denen in den meisten Fällen verdienstvolle Männer vergangener Jahrhunderte posieren. Denkt man weiter, fallen einem vielleicht Schlösser oder Kirchen ein, in den wenigsten Fällen bringt man wohl das Fachwerkhaus von nebenan oder die alte Scheune in der Nachbarschaft mit dem Begriff "Kulturdenkmal" in Verbindung. Dabei ist diese Bezeichnung kein Gütesiegel für besonders schöne oder repräsentative Bauten.
Im Sinne der Denkmalpflege gehört dazu alles, was kulturelle Identität schafft: Fachwerkhäuser und Villen, Fabriken und alte Arbeitersiedlungen, aber auch Parks, Friedhöfe und historische Ortsbilder. Mit dem Tag deroffenen Tür am Sonntag, 6. September, will das Hessische Landesamt für Denkmalpflege das Interesse der Bevölkerung an den Problemen und dem Wert des Denkmalschutzes wecken.
An diesem Tag sind alle möglichen Kulturdenkmäler meistens kostenlos zu besichtigen, darunter auch solche Gebäude, die in privatem Besitz stehen und sonst nie zu sehen sind. Der Wetteraukreis gehört mit seinen rund 20 000 denkmalgeschützten Objekten zu den denkmalträchtigsten hessischen Kreisen. Aber die vielen Zeugnisse aus vergangenen Zeiten bringen auch Probleme mit sich.
Rund 150 000 Mark gibt der Kreis pro Jahr für die Erhaltung seiner Denkmäler aus, und diese Summe reicht längst nicht aus. Großprojekte wie die Sanierung des Gederner Schlosses oder des Büdinger Marstalls verschlingen Summen in Millionenhöhe. Hier springt dann das Land Hessen mit Zuschüssen ein. Aber es sind nicht die spektakulären Gebäude, die dem Denkmalpfleger Gustav Jung und seiner Kollegin Birgit Wirtz besonders am Herzen liegen. "Unsere Arbeit ist oft ganz unauffällig", sagt Jung, "wir sorgen dafür, daß Häuserfassaden oder Giebel in einer Altstadt nicht abgerissen werden, damit das Gesamtbild erhalten bleibt."
Bei unternehmungslustigen Bauherrn stoßen die Denkmalschützer oft auf Unverständnis und Widerstand. "Die Leute haben ein genaues Konzept, wie ihr Dachausbau aussehen soll", sagt Birgit Denkmalschützer gelten oft als Spielverderber Wirtz, "und wenn wir das dann nicht genehmigen, weil überdimensionale Gauben nicht ins Stadtbild passen, gelten wir als Spielverderber." Vielen Leuten sei gar nicht bewußt, daß ihr Haus oder ihre Scheune schutzwürdig ist, erzählen die Denkmalschützer. "Da hat doch nur der Knecht gewohnt" oder "die alt' Bruchbud' kann man doch wirklich abreiße'", sind Reaktionen, auf die Wirtz und Jung nicht selten stoßen.
Die Ursache für solches Unverständnis sehen die beiden zum Teil darin, daß sich viele unter dem Begriff "Denkmal" etwas anderes vorstellen, als die Kulturschützer. "Wir wollen typische Ortsbilder und historische Strukturen erhalten", beschreibt Jung die Ziele.
Charakteristisch für die landwirtschaftlich geprägte Wetterau sind die Scheunen, die heute oft nicht mehr genutzt werden. Daß solche Scheunen nicht einfach abgerissen, sondern umgebaut werden, ist ein besonderes Anliegen des Denkmalschutzes. "Die Scheunen gehören fest zum Bild der Wetterauer Dörfer", sagt Jung, "sie bilden auch heute noch oft den Abschluß der Dörfer zum freien Feld hin."
Oft kollidieren die Interessen der Denkmalpfleger mit denen der Besitzer, die die Nebengebäude entweder ganz abreißen oder so umgestalten wollen, daß sie den Vorstellungen der Unteren Denkmalschutzbehörde nicht mehr entsprechen. "Viele scheinen zu denken, daß wir solche Vorschriften aus reiner Bosheit erlassen. Dabei wollen wir damit ein Stück ihrer Heimat und ein Stück kulturelle Identität bewahren", hält Jung solchen Bauherrn entgegen. Er räumt durchaus ein, daß eine Sanierung in den meisten Fällen problematischer und teurer ist als Abriß und Neubau. Eine Menge Vorschriften müssen befolgt werden: alte Häuser vertragen oft keine Kunststoffarben. Auch Kunststoff-fenster gestattet die Untere Denkmalschutzbehörde nicht in alten Fachwerkbauten, ebensowenig wie andere moderne Baustoffe. "Es ist oft schwer, den Leuten begreiflich zu machen, daß all der Aufwand einen Sinn hat", meint Birgit Wirtz, "die Früchte unsere Arbeit sind für viele nicht sichtbar, weil der Sinn ja gerade darin besteht, nichts zu verändern."
Vom Tag der offenen Tür am kommenden Sonntag erhoffen sich Birgit Wirtz und Gustav Jung mehr Verständnis für ihre Arbeit. "Grundsätzlich finde ich die Einrichtung gut", sagt Jung, "da haben die Leute auch mal Gelegenheit, hinter die Kulissen zu gucken und Dinge zu erkennen, die sonst nur wir zu sehen kriegen." SABINE KLEIN
BRUCHKÖBEL. Nur wenige Stunden lang konnten sich zwei 29 und 39 Jahre alte Hanauer ihrer Beute "erfreuen", die sie am Montag bei einem Raubüberfall auf einen Taxifahrer machten. Wie die Polizei berichtete, hatten sich die beiden in Hanau den Wagen bestellt und von dem 27 Jahre alten Fahrer Richtung Bruchköbel chauffieren lassen. Gegen 18.30 Uhr ließen sie den Wagen in einer Feldgemarkung bei Butterstadt halten und bedrohten den 27jährigen mit einem Messer. Anschließend flohen sie mit rund 150 Mark zu Fuß. Der Fahrer blieb unverletzt.
Eine sofort eingeleitete Fahndung der Polizei, an der sich auch ein Hubschrauber beteiligte, hatte bald Erfolg. Zeugenhinweise brachte die Besatzungen zweier Streifenwagen auf die Spur der Räuber, die gegen 21.15 Uhr nahe der Hirzbacher Höfe festgenommen werden konnten. az
GLASHÜTTEN. Am nächsten Wochenende feiert die Gemeindepartnerschaft Glashütten - Caromb den 15. Geburtstag. Die Gäste aus der südfranzösischen Stadt treffen am Freitag, 4. September, gegen 18 Uhr auf dem Parkplatz der Turnhalle Glashütten ein, wo die Gastgeber sie begrüßen können.
Am gleichen Platz starten am Samstag, 9.30 Uhr, die Busse nach Eltville. Dort besteigt die deutsch-französische Geburtstagsgesellschaft ein Schiff. Vier Stunden schippert es über den Rhein bis St. Goarshausen. Von dort geht es per Bus weiter zum Kloster Eberbach, das besichtigt wird. Das Abendessen findet in Oestrich-Winkel statt.
Ab 11 Uhr am Sonntag, 6. September, vor oder im Bürgerhaus (je nach Wetter) Jazz-Frühschoppen. Um 15 Uhr beginnt in der Mehrzweckhalle Schloßborn die offizielle Geburtstagsfeier mit einem Liedernachmittag, an dem der Chor aus Caromb, der Frauenchor Oberems und der Kirchenchor Glashütten-Schloßborn teilnehmen.
Die Gäste aus Frankreich fahren am Montag zurück. s
mat FRANKFURT A. M. Bei der Ausgliederung ihres Kurierdienstes scheint die Post ein glückliches Händchen gehabt zu haben: Die EMS-Kurierpost, eine hundertprozentige Tochter des "gelben" Bundesunternehmens, beschreibt ihren Einstieg in den Markt jedenfalls als "sehr erfolgreich". Der privatwirtschaftlich organisierte Bonner Dienstleister tummelt sich seit gut einem Jahr im hart umkämpften Schnellboten-Geschäft und schaffte es, so Geschäftsführer Reiner Wölk, "aus dem Stand, schwarze Zahlen zu schreiben".
Angefangen hat die EMS (ExpressMail-Service) im vergangenen Sommer mit 150 Beschäftigten; inzwischen sind es 450. Die sorgen dafür, daß monatlich derzeit etwa 235 000 Dokumente und Päckchen ihren Empfänger erreichen, 40 Prozent mehr als noch vor einem halben Jahr. Ein kleiner Gewinn sei dabei auch für die Bonner Mutter abgefallen. Genaue Zahlen will Wölk aber erst bekanntgeben, wenn in Kürze der Geschäftsbericht veröffentlicht wird.
Einen großen Marktvorteil hat die EMS dadurch, daß sie die Logistik der Bundespost mitnutzen kann. In 1800 "ausgewählten Postämtern", quer über die Republik verteilt, sitzen "speziell ausgebildete Beamte", die den Kurierdienst auf dem flachen Land übernehmen. Solche Dienstleistungen würden jedoch "knallhart abgerechnet", sagt Wölk, eine versteckte Subvention der Tochter durch die Mutter gebe es nicht.
Die EMS selbst hat sich ein Netz von elf Regionalniederlassungen in den Ballungsgebieten aufgebaut, drei davon in den östlichen Bundesländern. Daneben gibt es 24 "Kurierbasen", so daß die Firma in jeder deutschen Stadt mit mehr als 100 000 Einwohnern präsent sei. Angeboten werden drei Dienste: Die "normale Kurierpost", bei der eine Zustellung an jeden Ort der Republik bis zum Mittag des folgenden Tages versprochen wird; ein "Noch-heute"-Dienst, bei der bis zu zehn Kilogramm schwere Sendungen innerhalb von acht Stunden beim Empfänger in größeren Städten sein sollen; und ein "Stadt-Kurier", der Pakete bis 31,5 Kilogramm von Potsdam nach Pankow, von Bornheim nach Sachsenhausen bringt.
"Besonders stolz" zeigt sich der Geschäftsführer über die geringe Schadensquote der EMS. Laufzeit-Überschreitungen, Teil- oder Totalverluste seien nur bei einem "verschwindend geringen Teil der Sendungen" zu beklagen: genau bei 0,029 Promille. Wölk: "Diese Zuverlässigkeit macht uns für Kunden interessant". Eine Ursache sei, daß die Firma "fast nie mit Fremdarbeitern, sondern mit eigenen Angestellten" arbeite. Und die sind, wie zu guten alten Post-Zeiten, alle auf das Postgeheimnis vereidigt.
&blt; Installation von Imi Knoebel
Die Präsentation der Installation "Raum 19 (II)" und der neuesten Aluminiumbilder von Imi Knoebel im Hessischen Landesmuseum in Darmstadt wird noch bis zum 13. September verlängert. &blt; Denken ohne Geländer Im Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Straße 23, beginnt am heutigen Mittwoch um 20 Uhr eine Vortragsreihe, die zum Nachdenken über Fragen demokratischer Kultur und Politik anregen will. Den ersten Vortrag hält Micha Brumlik zum Thema "Die Gemeinschaft neu denken. Zur Debatte des amerikanischen Kommunitarismus." &blt; Mysterien - Polnische Fotografien Glaube, Mystik und Liturgie sowie Mythen und Bräuche im ländlichen Raum Polens sind das Thema, mit dem sich die Arbeiten des Krakauer Fotografen Adam Bujak beschäftigen, die bis zum 18. September im Dominikanerkloster, Kurt- Schumacher-Straße 23, zu sehen sind. Geöffnet ist die Schau montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr. &blt; Michael Quast - "Unter Geiern" Auf dem Campus der Frankfurter Universität präsentiert der Kabarettist Michael Quast am heutigen Mittwoch um 21 Uhr sein Programm "Unter Geiern - Love Songs". &blt; Eröffnung mit englischem Humor Im Gallustheater, Krifteler Straße 55, wird am heutigen Mittwoch die neue Spielzeit mit einer Premiere des Tra Theaters eröffnet. Das Ensemble spielt das Stück "Mr. Pilks Irrenhaus" von Ken Campbell. Weitere Aufführungen sind geplant am 3., 9., 10., 11. und 12. September, Beginn jeweils 20.30 Uhr. &blt; Historisches Museum geschlossen Am Mittwoch, 2. September, ist das Historische Museum geschlossen. &blt; Bezaubernde Melodien Im Palmengarten, Siesmayerstraße 63, musiziert am heutigen Mittwoch um 15.30 Uhr das Ensemble der Philharmonischen Gesellschaft Frankfurt. &blt; Kinder auf Schatzsuche Das Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29, lädt für Mittwoch, 2. September, um 15 Uhr Kinder in die Ausstellung "Gold aus Mali" ein. Bei der Veranstaltung geht es um Erzählen, Staunen, Rätseln und Verkleiden. &blt; Tastsinn - Sehsinn In der Wiesbadener Galerie Erhard Witzel, Kaiser-Friedrich-Ring 63, sind bis zum 25. September Arbeiten der Künstlerin Eva-Maria Schön zu sehen. Geöffnet ist die Galerie dienstags bis freitags von 14 bis 18.30 Uhr sowie samstags von 11 bis 14 Uhr. &blt; Ölmalerei von Frankfurter Künstlern Die Frankfurter Malakademie, Affentorplatz 1, zeigt derzeit Bilder von Anne Engelbrecht und Mona Riehmers. Besichtigen kann man die Schau bis zum 26. Oktober täglich von 17.30 bis 19.30 Uhr. &blt; Führungen zu Moderner Kunst Das Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10, veranstaltet am 2. September zwei Führungen: um 11 Uhr zu "Siah Armajani und Joseph Beuys" und um 18 Uhr zu "Bill Viola und die Frage der Zeit".
Die Utopie des Friedens
Stefan Zweigs Erkenntnis, "daß die Menschheit eigentlich gar nicht vorwärtsgekommen ist, sondern immer noch im Kreise in dem alten Blutsumpf herumstapft", wird noch lange Gültigkeit haben. In einer solchen Welt wollte der sensible Schriftsteller nicht mehr leben, er brachte sich um. Das war 1942. Drei Jahre später, nach dem schrecklichsten aller Kriege, keimte Hoffnung auf: Die Völker und ihre Regierungen zeigten sich entschlossen, den Frieden zu institutionalisieren, der nicht nur ein Waffenstillstand sein sollte, sondern wesentliche Voraussetzungen einbezog: Freiheit und Selbstbestimmungsrecht, soziale Gerechtigkeit, Menschenrechte. Eine neue Völkergemeinschaft, die Vereinten Nationen, sollte anstelle des alten Völkerbundes das friedliche Zusammenleben garantieren.
Die Hoffnungen trogen. Die alten Kolonialmächte hatten es mit dem Frieden wohl nicht so ernst gemeint, eine Vielzahl von Kriegen brach aus. Wenig später wurde an immer dünner werdendem Faden das atomare Damoklesschwert über der Menschheit aufgehängt. Der Ost- West-Konflikt initiierte eine Vielzahl von Stellvertreterkriegen, wobei die Supermächte USA und Sowjetunion kräftig mitmischten. Die Bilanz ist düster: Über 200 Kriege, mindestens 40 Millionen Tote, unabschätzbare Schäden. Und ein Ende des Blutvergießens ist nicht absehbar.
Es zeigt sich, daß der Anlauf von 1945 nur ein halbherziger gewesen ist; denn der Krieg, die Androhung und Anwendung militärischer Gewalt, wurde nicht wirklich geächtet, er blieb ein Mittel der Politik. "Gerechte" Begründungen für militärische Gewalt haben sich zu allen Zeiten gefunden. Mehr noch, die militärische Option beanspruchte das Prädikat, realistisch zu sein, wohingegen der Pazifismus sich den Vorwurf des Utopismus gefallen lassen mußte. Daran ist sogar viel Wahres, aber daran wird auch das Dilemma sichtbar: Dieser Realismus wirkt heute im zerfallenden Jugoslawien, im Kaukasus, in Moldawien, am Golf, in der Türkei, in Somalia, in der West-Sahara, in Kambodscha, Ost-Timor, in 30 weiteren Konflikten. Er hat in Korea, Vietnam, Afghanistan gewirkt - und wirkt weiter. Andererseits sind in der Tat jene vier Wörter schiere Utopie, die Leo Tolstoi in seiner berühmten "Rede gegen den Krieg" zum Credo der Menschheit erhob, zur "Wahrheit der Wahrheiten", die über Sein oder Nichtsein der Menschheit entscheiden: Du sollst nicht töten.
Das gegenwärtige Gemetzel auf dem Balkan macht deutlich, wie hilflos alle waren und sind, die Frieden wollen: Außer Entsetzen und guten Willen können sie immer noch nichts vorbringen. Selbst der Hofchronist entsetzte sich, als König Lugalzagesi von Umma um das Jahr 2350 v. Chr. die Einwohner der Städte Lagasch und Uruk abschlachten ließ. Das Entsetzen war groß, als die Römer die 40 000 Bürger Avaricums niedermetzelten und, wie Caesar notierte, "nicht die schwachen Greise, nicht die Frauen, nicht die Kinder" schonten. Es hallte in Europa wider, als die Christen in Jerusalem "bis zu den Knien in Blut wateten". Der britische Parlamentarier Edmund Burke entsetzte sich über die Greuel seiner Landsleute in Indien, 200 Jahre vor ihm der Mönch Bartholomé de las Casas über den Genozid an den Indianern.
Das Entsetzen über die Bestialitäten der Deutschen und Japaner im Zweiten Weltkrieg, über die vielen My Lais der Amerikaner in Vietnam, die "Dorfbefriedungsaktionen" der Sowjets in Afghanistan. 40 Jahre lang das Entsetzen über die kollektive Bereitschaft, das Leben im atomaren Inferno auszulöschen, deren Folgen für die Verrohung der Psyche und des politischen Denkens nicht abschätzbar sind. Jetzt also Entsetzen über "die" Serben.
Das Entsetzen ist natürlich berechtigt. Aber wie die Geschichte zeigt, waren nahezu alle Völker schon einmal "Serben", sogar noch schrecklichere, und würden es "unter der schwachsinnigen Drohung ,wenn es denn sein muß'" (Thomas Mann in seinen "Briefen Todgeweihter") wieder sein. Das Entsetzen über den jeweils anderen ist von der Heuchelei nicht weit entfernt, zumindest führt es nicht weiter. Was nötig wäre - schon wieder eine Utopie -, wäre die "Fähigkeit zu trauern", über sich selbst, über die Karikatur, die die Menschheit und ihre Regierungen von der Idee des Menschseins gemacht haben. Das gelingt nur selten, wie etwa dem indischen König Ashoka (268 - 232 v. Chr.), einem der größten Schlächter der Geschichte, der plötzlich "umfiel", entsetzt über sich selbst die unterjochten Völker um Verzeihung bat und sich verpflichtete, fortan nur noch Glück über die Menschen zu bringen.
Es ist vertrackt, daß am "Antikriegstag" nur Utopien hervorgekramt werden können. Dabei kennen die Utopisten und Pazifisten die resignierende Feststellung von Hannah Arendt, daß sie samt ihren Menschenrechten scheitern müssen, weil sie nun einmal keine staatliche Autorität haben. Die Macht kennt keine Utopie, sondern nur Realismus, zum Beispiel militärische Optionen, natürlich nur für den Frieden. Aber gerade an dem krankt die Menschheit, seit es sie gibt.
KARBEN. Die "Zweite Karbener Friedenswoche" findet vom 1. bis 18. November mit einer Fülle von Veranstaltungen statt. Das Vorbereitungskomitee trifft sich heute, 3. September, um 20 Uhr im evangelischen Gemeindehaus Klein-Karben, um das ausführliche Programmheft abschließend zu beraten. Dazu sind Interessierte, die mithelfen möchten, willkommen.
Wie Dr. Gerd Rippen von der Friedensinitiative mitteilt, wollen sich die veranstaltenden Gruppen nicht damit abfinden, "daß überall auf der Welt Kriege geführt und Menschen getötet werden". Deshalb sollen Zusammenhänge aufgezeigt werden, daß zum Beispiel schon im täglichen Leben, im Umgang in der Familie und mit dem Nachbarn oder der Natur "der Friede geübt werden muß".
Zum Programm gehört unter anderem der Kinderfriedenstag am Sonntag, 1. November, mit einem bunten Programm zum Mitmachen. Am Freitag, 6. November, wird aus aktuellem Anlaß ein Vortrag über den Umgang des Menschen mit dem Wasser stattfinden. Am Samstag, 7. November, werden am Selzerbachweg 30 Speierlingsbäumchen gepflanzt. Es werden noch Familien aus Klein- und Groß- Karben gesucht, die eine Patenschaft für die Bäume übernehmen möchten.
In den Gemeindehäusern von Groß- und Klein-Karben werden vom 10. bis 13. November für Kinder Bücher zum Thema Krieg und Frieden ausgestellt. Das Berufsbildungswerk zeigt zum gleichen Thema Collagen zum Nachdenken. Eine von Schüler/-innen einstudierte Revue wird am Samstag, 14. November, einer der Höhepunkte der Veranstaltungsreihe sein. hm
OBERURSEL. Die Ureinwohner von Oberstedten, Stedter Raale genannt, sind ein knorriges Völkchen. Aber Günter Ochs, Magistratsdirektor und Leiter des Haupt- und Personalamtes im Oberurseler Rathaus, hat keine Berührungsängste. Vielleicht weil er von Seiten der Eltern halb Kirdorfer und halb Oberurseler ist, lag ihm Oberstedten schon immer näher im Bewußtsein, mutmaßt er. Dazu kam, daß er von Amts wegen häufig Ortsbeiratssitzungen besuchen mußte. So nahm er gerne die Herausforderung an, zur 1175-Jahrfeier die Ereignisse zwischen 1945 und 1972, als Oberstedten im Rahmen der Gebietsreform seine Eigenständigkeit verlor und Oberurseler Stadtteil wurde, zusammenzustellen.
"Mich lockte diese Aufgabe", bekennt Ochs, der schon vor sieben Jahren eine Broschüre über die Geschichte Oberstedtens zwischen 1960 und 1972 zusammenstellte. Heraus kam eine Chronik der Nachkriegsjahre, die alltägliches Leben widerspiegelt. Anders als die Bommersheimer Chronik, die als klassisches Geschichtsbuch gelten kann, schildert Ochs Episoden, fügt Protokolle aus Gemeindevertretersitzungen und Zeitungsausschnitte hinzu. Er faßt Ereignisse, die sich über viele Jahre hinziehen wie die Erschließung des Eichwäldchens zusammen. Dazu gibt es einen 14seitigen Anhang mit Fotos. Alles zusammen "wahnsinnig spannend", findet Bürgermeister Thomas Schadow. "Man kommt richtig ins Lesen. Damals", so sein Eindruck, "war Kommunalpolitik oft noch bunter und heftiger als heute."
Als nach Ende des Zweiten Weltkrieges die meisten Menschen hungerten, ging es den Stedtenern eigentlich ganz gut, kann man gleich auf den ersten Seiten der Chronik nachlesen. Es wurden Kühe und Ziegen gehalten, Getreide und Kartoffeln angebaut, Marmelade im Waschkessel gekocht und in Steinkrügen aufbewahrt. Im Winter gab es Sauerkraut und Bohnen im Faß, im Sommer aus eigener Ernte Salat, Rüben, Gurken und grüne Bohnen. Brennholz wurde klafterweise bei der jährlichen Holzversteigerung erstanden, je höher der Wald, desto günstiger der Preis, Kleinholz mit einem Leseschein im Wald gesammelt und zu "Wellen" zusammengeschnürt.
Auf dem Speisezettel jener Jahre verzeichnet der Chronist mittwochs und samstags Suppen, "Scheppklöß" mit Apfelwein-Soße, Pellkartoffeln, Bratkartoffeln, Kartoffelsalat, Eierpfannkuchen, sonntags und donnerstags Fleisch, morgens Malzkaffee und Marmeladenbrot und aufs Schulbrot gab es Wurstfett von der letzten Hausschlachtung. Beim Obstanbau dominierten bis in die 60er Jahre die Mirabellen, die in der Hauptstraße an der Sammelstelle abgeliefert wurden.
Ein richtiges Dorf also, das seine Eigenständigkeit in vielen Dingen bis heute bewahrt hat. So ist eigentlich typisch, daß der Ortsbeirat zwar von Anfang an die Ersterwähnung Oberstedtens vor 1175 Jahren feiern wollte, aber vergaß, entsprechende Mittel für den Haushaltsplan 1992 anzumelden.
Ebenso ging es mit der Chronik. "Sie wurde immer wieder versprochen und immer wieder verschoben und es gab Schwierigkeiten, den richtigen Autoren zu finden", erinnert sich Ortsvorsteher Roland Bohn. "Die Oberstedtener organisieren alles selbst, aber feiern immerhin mit uns", kommentiert der Rathauschef.
Schließlich machte die Stadt doch noch einen Zuschuß von 6000 Mark locker und Bohn hat allen Grund, voll Stolz anzumerken, daß mit diesem Geld die Ausstellung Ende März "Oberstedten im Wandel der Zeit" ebenso finanziert werden konnte wie der historische Umzug während der Kerb.
Die Chronik, die für Günter Ochs in seiner Freizeit zu einem - so Schadow - "Wahnsinns-Arbeits-Aufwand" wurde und in die er ein Stückchen Herz investierte, wurde in der Rathausdruckerei und mit Unterstützung des Besitzers einer Oberstedtener Druckerei hergestellt. "Nur durch seine Großzügigkeit", hebt Ochs in seinem Vorwort hervor, "war es möglich, die Texte durch die Wiedergabe von Fotos aufzulockern und durch ein gut gestaltetes Deckblatt abzurunden."
Zu kaufen ist das 180 Seiten starke Werk für 9,50 Mark ab Samstag, 5. September, entweder direkt beim Jubiläumsfest, dem Oberstedter Bunten Abend mit den Vereinen in der Taunushalle, oder ab Montag, 7. September, in der Informationszentrale im Rathaus. Der Erlös ist für stadtteilbezogene Zwecke bestimmt.
Ergebnis-Telegramm
BEZIRKSLIGA HANAU: Sportfr. Ostheim - Türk Gücü Hanau 3:2, Eintr. Oberissigheim - Spvgg. Roßdorf 3:0, Kewa Wachenbuchen - Dörnigheimer SV 4:1, Eintr. Oberrodenbach - KSV Eichen 5:2, TSV 1860 Hanau - TSV Niederissigheim 2:4, FC Langendiebach - Victoria Heldenbergen 1:1, Germania Dörnigheim - TSG Niederdorfelden 1:1.
KREISLIGA A HANAU: SV 1930 Langenselbold - Germ. Großkrotzenburg 1:0, VfR Kesselstadt - FC 66 Büdesheim 1:1, SV Wolfgang - Spvgg. Hüttengesäß 0:2, Safak Spor Hanau - VfB Großauheim 1:2, Rot-Weiß Großheim - FC Mittelbuchen 3:1, FC Ararat Hanau - Germania Rückingen 0:6, FC Hellas Maintal - SKG Rüdigheim 7:1. RADSPORT
WM in Spanien, Bahnwettbewerbe in Valencia, 5000-m-Einzelverfolgung der Profis, Finale: 1. McCarthy (USA) 5:45,076 Minuten, 2. Wallace (Großbritannien) 5:46,805. - 3. Kasputis (Litauen), 4. Moreau (Frankreich). - Halbfinale, 1. Lauf: 1. McCarthy (USA) 5:47,276 Minuten, 2. Moreau (Frankreich) 5:48,176. - 2. Lauf: 1. Wallace (Großbritannien) 5:46,517, 2. Kasputis (Litauen) 5:46,8 69. - Viertelfinale: McCarthy (USA/ 5:48,019 Minuten) - de Las Cuevas (Frankreich/5:53,721), Wallace (England/5:45,333) - Pieters (Niederlande/5:47,175); Kasputis (Litauen/5:53,892) - Risi (Schweiz/5:55,799); Moreau (Frankreich/5:48,904) - Dürst (München/ 5:55,943).
Sprint der Profis, Finale: Hübner (11,256+10,922) - Frederic Magne (Frankreich), um Platz drei: Schoefs - (Belgien/11,431+11,782) - Colas (Frankreich).
Tandem, Amateure, Halbfinale, 1. Serie: Capitano/Paris (Italien) 2:0-Laufsieger (11,493/11,311 Sekunden für die letzten 250 m) über Pokorny/ Raasch (beide Berlin). - 2. Serie: Buran/Hargas (CSFR) 2:1-Laufsieger (10,894/ 11,115-11,327) über Peden/Dew (Australien). - Viertelfinale: Capitano/Paris (Italien/10,825+12,813) - Hartwell/Nothstein (USA), Peden/Dew (Australien/11.257 +11.448) - Lancien/Lemyre (Frankreich/10.969), Hargas/Buran (CSFR/ 10.998+10.567) - Vavilis/Grekas (Griechenland), Pokorny/Raasch (Berlin/12.135+Disqualifikationssieger) - Hibbert/Austin Boyd (Großbritannien). -
Frauen, erste Runde: Appelmans (Belgien) - Huber (Heidelberg/Nr. 11) 6:3, 6:4, Hack (München) - McCarthy (USA) 6:4, 6:3, Strnadova (CSFR) - Rittner (Leverkusen) 6:2, 6:1, White (USA) - Frankl (Heidelberg) 6:0, 6:3, Sabatini (Argent./Nr. 4) - Harvey-Wild (USA) 6:1, 6:2.
DIETZENBACH. Die Dietzenbacher CDU möchte die Abstimmung über das umstrittene Wandbild nicaraguanischer Künstler aus der Partnerstadt Masaya mit der Kommunalwahl am 7. März 1993 verknüpfen. Nur so sei gewährleistet, daß alle, aber auch ausschließlich stimmberechtigte Dietzenbacher Bürger ihr Votum abgeben könnten.
Die Stadt dagegen hatte ihrem offiziellen Mitteilungsorgan "Stadtmagazin" Fragebogen beifügen wollen, auf denen die Dietzenbacher bis zum 12. Oktober, dem Tag, an dem Christoph Kolumbus vor 500 Jahren amerikanischen Boden betreten hatte, ihre Meinung über das Kolossalgemälde kundtun sollten.
In der jüngsten Stadtverordnetensitzung hatte die FDP in einem Eilantrag gefordert, die Volksabstimmung oder -befragung so vorzunehmen, daß später jeder Verdacht der Manipulation auszuschließen sei.
Ohne Zeitdruck könnten die Stimmzettel bis zum Frühjahr '93 in den zuständigen Ausschüssen des Stadtparlaments beraten und beschlossen werden, argumentiert der CDU-Fraktionsvorsitzende Dr. Heinrich Volz für den Vorschlag der Union.
Er macht aber auch kein Hehl daraus, daß seine Fraktion davon ausgeht, "daß die Rathausfassade als Wandbildstandort sowieso nicht mehr in Frage kommt".
Seit einer südamerikanischen Fiesta am ersten Augustwochenende reckt sich das zehn Meter hohe und vier Meter breite Kunstwerk "500 Jahre Entdeckung und Eroberung Amerikas" kaum einen Steinwurf entfernt von jener Wand empor, die es ursprünglich schmücken sollte.
Die vier Künstler Noel Calero, Ricardo Centeno, Lenin Cardenas Alvarado und Donald Enrique Diaz Calero hatten sechs Wochen lang in der Hessischen Jugendbildungsstätte daran gearbeitet. ttt
RODGAU. Reiche Beute machten Einbrecher am Sonntag nachmittag in einem Einfamilienhaus im Rembrandtring in Jügesheim. Wie die Polizei meldet, schlugen sie ein Fenster ein und durchwühlten das Haus.
Neben Bargeld erbeuteten sie einen Videorekorder, eine Videokamera, zwei Fotoapparate, einen CD-Player sowie Blei- und Kristallfiguren.
Ein Lederaktenkoffer mit persönlichen Unterlagen, eine schwarze Tasche und ein Autroradio fielen ihnen ebenfalls in die Hände. Wer Beobachtungen gemacht hat: Kriminalpolizei, Tel.: 069 / 8090259. fuh
EPPSTEIN. Neun Monate nach Ende des Zweiten Weltkrieges wird in einem verschlafenen Dorf in Bayern ein Mädchen geboren. Obwohl man drei Schüsseln Wasser über das Kind gießt und mit Handtüchern an ihm herumreibt, bleibt es "in der Farbe bedenklich".
So beginnt der neue Roman der Frankfurter Schriftstellerin Eva Demski. Wie die Geschichte um das Mischlingskind Afra ausgeht, wird Eva Demski am Donnerstag, 10. September, im Rathaus I in Eppstein-Vokkenhausen verraten. Die Autoren-Lesung beginnt um 20 Uhr.
Nur soviel im voraus: Die Schriftstellerin schildert ohne "moralisierendes Pathos", so der Verlag, wie die Außenseiterin Afra "Karriere" macht, indem sie sich auf ihre Namenspatronin St. Afra, die Schutzheilige der Prostituierten, besinnt.
Neben "Afra" stehen auch Kostproben aus früheren Werken auf dem Programm. Die Veranstaltung hat der Kulturkreis Eppstein organisiert.
Eva Demski hat fünf Romane, zahlreiche Aufsätze, Reportagen und Essays veröffentlicht und war Stadtschreiberin von Bergen-Enkheim. fw
SCHÖNECK. "Carlos and the drifters" spielen am Freitag, 4. September, im Star Club in Oberdorfelden.
Am Samstag, 5. September, feiert dann die "Buddy Caine Show Band" ihr 30jähriges Bestehen im Club. Angesagt ist eine Fete mit Autentic Rock'n'Roll. Beginn: 20 Uhr. gf
ESCHBORN. Nach drei Schlägern mit Bomberjacken fahndet die Polizei. Das Trio hat am Montag gegen 13 Uhr an der S-Bahn-Haltestelle Mitte einen 13jährigen Jungen überfallen und zusammengeschlagen.
Bereits in der Unterführung bemerkte der Schüler, daß ihm drei Jugendliche folgten. Auf dem Bahnsteig wurde einer dann deutlich: "Gib mir dein Geld." Als der 13jährige nicht reagierte, stellte ihm einer der Jugendlichen ein Bein, schlug mit einem Schirm auf ihn ein und trat ihm ins Gesicht.
Der Hauptäter ist laut Polizei 13 bis 15 Jahre alt, etwa 1,60 Meter groß, hat ein schmales Gesicht und dunkle, kurze Haare. Hinweise an die Kripo Hofheim, Tel. 0 61 92 / 2 07 90. kkü
HANAU. Ein Schaden von 10 000 Mark ist am Montag gegen 17.15 Uhr entstanden, als ein 34 Jahre alter Autofahrer in der Ludwigstraße in Steinheim vom Fahrbahnrand startete und dabei den Wagen einer 45jährigen rammte.
Nach einer Blutprobe mußte der Mann seinen Führerschein abgeben. az
NEU-ISENBURG. Einen ungewöhnlichen Fund machten zwei Zehnjährige am Montag nachmittag auf dem Wilhelmsplatz: Sie entdeckten ein Gebiß. Bei der Polizei, wohin sie die Prothese trugen, wiesen die beiden Knaben ausdrücklich darauf hin, daß sie von dem Verlierer Finderlohn fordern würden. Nun harret das Gebiß im Fundbüro seines Besitzers. hf
ORTENBERG. Der Schulfrieden in der östlichen Wetterau ist dahin. Der nun fast einjährige Streit über die Einrichtung einer gymnasialen Oberstufe an der Konradsdorfer Gesamtschule geht weiter - auch nachdem die SPD-Kreistagsfraktion das Projekt vorerst vertagt hat. Manche der erwachsenen Streithähne trampeln dabei ungerührt auf den Seelen der Kinder herum. Lesen Sie dazu den obenstehenden Bericht. Auch der unten abgedruckte Leserbrief befaßt sich mit dem Thema. An dieser Stelle muß die FR ferner einen Konradsdorf-Artikel in der gestrigen Ausgabe ("Lehrkräfte fühlen sich hinreichend belastet") berichtigen. Die Gesamtschul-Lehrer haben sich nicht, wie darin behauptet, teilweise von Aussagen der Elternbeirats-Vorsitzenden Eva Pietsch-Berger distanziert. "Ganz im Gegenteil", sagte gestern der Personalratsvorsitzende Gerhard Gerlach. "Die Lehrerschaft legt gerade Wert auf intensive und engagierte Zusammenarbeit mit den Eltern, im Hinblick auf das gemeinsame Ziel einer gymnasialen Oberstufe." Die Aussagen des gestrigen Artikels hatte in einer Versammlung des mehr als 60köpfigen Kollegiums zuvor nur eine Minderheit vertreten. Der mit "überwältigender Mehrheit" (so Gerlach) abgelehnte Entwurf wurde dennoch der FR zugeleitet. Im hektischen Redaktions-Alltag versäumten wir es ausnahmsweise, den Wahrheitsgehalt der Nachricht zu überprüfen.
Die Redaktion
FRIEDRICHSDORF. Unter dem Motto "Haus der lebendigen Steine" feiert die evangelische Kirchengemeinde Friedrichsdorf am Sonntag, 6. September, ihr Gemeindefest. Dem Familiengottesdienst, mit dem das Fest um 11 Uhr auf dem Gelände des neuen Gemeindezentrums beginnt, schließt sich ein gemeinsames Mittagessen an. Das Essen und das Geschirr müssen mitgebracht werden. Brot und Getränke sind vorhanden.
Nach dem Essen werden für die Kinder Spiele angeboten. Außerdem kommt ein Märchenerzähler. Das Fest endet gegen 14.30 Uhr mit einer Meditation. ca
GROSSKROTZENBURG. Schwere Verletzungen erlitt der 63 Jahre alte Fahrer eines Personenwagens, der am Montag gegen 20.25 Uhr in der Lindenstraße in Großkrotzenburg von einem entgegenkommenden Auto gerammt worden war. Dessen 34 Jahre alter Fahrer war vermutlich infolge von Alkohol auf die linke Straßenseite geraten.
Obwohl bei der Kollision der Reifen des linken Vorderrades von der Felge gesprungen war, beging der 34jährige Unfallflucht. Seine Fahrt endete erst in der Hauptstraße in Großauheim.
Dort fuhr das demolierte Auto in einer Rechtskurve geradeaus und landete in einer Grundstückseinfahrt. Der Mann mußte nach einer Blutprobe seinen Führerschein abgeben.
Der Gesamtschaden an den beiden Wagen wird von der Polizei auf rund 26 000 Mark geschätzt. az
OFFENBACH. Rund 30 Tonnen Hilfsgüter im Wert von 600 000 Mark brachten Ende August der Arbeiter-Samariter- Bund (ASB) mit Lastwagen in Offenbachs russische Partnerstadt Orjol. Von diesem inzwischen achten Transport vom Main an die Oka kehrten die ASB-Helfer jedoch ziemlich enttäuscht und frustiert zurück, weil "die größten politischen Kräfte in Orjol auch angesichts der Bedürfnise der Bevölkerung gegeneinander und nicht miteinander arbeiten".
Die Offenbacher hatten diesmal große Schwierigkeiten, ihre Hilfsgüter an den richtigen Stellen loszuwerden. Das berichtet jedenfalls der sie begleitende Amtsrat Werner Frei: "Es gibt ganz offensichtlich immer noch zu viele Altkommunisten an der Macht, die mit allen Mitteln verhindern möchten, daß die neugewählten Demokraten irgendwelche Erfolge aufzuweisen haben. Das Volk scheint ihnen dabei völlig gleichgültig zu sein."
"Oberbürgermeister" Kisljakow war auf einer Wirtschaftstagung in Bulgarien, seine beiden Stellvertreter meldeten sich krank. Der Vorsitzende des Stadtrates hatte angeblich von nichts eine Ahnung und schaltete auf stur. "Wir hatten sehr schnell den Eindruck, daß hier systematisch Sabotage gegen unsere Hilfsaktion betrieben wurde", sagt Werner Frei, "dabei braucht die Bevölkerung dringend diese Hilfe. Es gibt zwar Waren in den Geschäften, aber die sind fast unbezahbar teuer."
Nach diesmal ungewöhnlich langen und umständlichen Zollformalitäten, so berichtet Frei, standen die ASB-Helfer zwei Tage untätig herum. Die Orjoler Stadtverwaltung hatte für die seit Monaten abgesprochenen Projekte wie Einrichtung einer Volksküche, einer Kleiderkammer und eines Erste-Hilfe-Unterrichtsraum keinerlei Vorbereitungen getroffen. Nur die von Oberbürgermeister Wolfgang Reuter bei der Bundeswehr kostenlos besorgten Medikamente und Verbandstoffe (rund 200 Kubikmeter) konnten in den vier dafür bestimmten Kliniken abgeliefert werden. Hier half beim Abladen die Armee. Auch die Orjoler Schillerschule erhielt ihr Fotokopiergerät mit 50 000 Blatt Papier.
Nach zwei Tagen des Hinhaltens und der Ausflüchte, so berichtet Frei, war technischer ASB-Leiter Wolfgang Stirnberg nahe daran, sofort wieder abzureisen und die Hilfsgüter einfach an eine andere Stadt zu verschenken. Erst in allerletzter Minuten fand man einen Kompromiß: Die Kleider wurden im Lager eines Supermarktes deponiert. Die neue komplette Kücheneinrichtung kam in eine bereits vorhandene Sozialküche, in der Orjoler Christdemokraten Kranke und Afghanistan-Veteranen betreuen.
Der ASB und Oberbürgermeister Reuter wollen vorerst keine Hilfsgüter mehr nach Orjol schicken und die Entwicklung abwarten. Reuter betont: "Trotz der entstandenen Mißstimmung und trotz der großen Enttäuschung stellen wir die Städtepartnerschaft nicht in Frage." lz
RODGAU. Nach einem Zusammenstoß von zwei Autos am Montag kurz vor Mitternacht in der Niederröder Straße beschuldigten sich beide Fahrer gegenseitig, nach links auf die Gegenspur geraten zu sein. Einer der beiden stand unter Alkoholeinwirkung, wie die Polizei sagt. Sie sucht Zeugen: Telefon 0 61 04 / 6 90 80. fuh
SPD will Auskunft über Drogenhilfe
HOCHTAUNUSKREIS. Eine "unbefriedigende Lage" der Drogenberatung im Hintertaunus konstatiert die SPD. Sie fordert in einem Kreistagsantrag Verbesserungen. Findet der Antrag eine Mehrheit, muß der Kreisausschuß demnächst über seine Anstrengungen zugunsten der Drogenberatung im Usinger Land öffentlich berichten. Die Sozialdemokraten wollen zudem über die Auswirkungen der versuchten Auflösung der Frankfurter Drogenszene auf den Kreis informiert werden. So fragen sie, was der Kreisausschuß zu tun gedenkt, beispielsweise bei neuen Hilfsangeboten. stk
MÜHLHEIM. Die naturwissenschaftlichen Räume des Friedrich-Ebert-Gymnasiums werden für fast 500 000 Mark ausgebaut, dies beschloß der Kreisausschuß in seiner jüngsten Sitzung. Es handelt sich um den zweiten Bauabschnitt der Erweiterung und Modernisierung des Gymnasiums. Für die 600 Schülerinnen und Schüler werden zwölf Räume neu her- und eingerichtet. "Wir finanzieren Baumaßnahmen an allen Schulen", erklärte Schuldezernentin Adelheid Tröscher (SPD) und wollte damit deutlich machen, daß die rot-grüne Koalition nicht nur Geld für Gesamtschulen ausgibt. pmü
SCHWALBACH. Das Verwaltungsgericht Frankfurt wird die Stadt auffordern, kundzutun, welche Punkte aus dem 1981 geschlossenen Vergleich mit dem Land Hessen über die Einrichtung der Hessischen Gemeinschaftsunterkunft HGU) denn jetzt verwirklicht werden sollen. Dies teilte Bürgermeister Horst Faeser (SPD) während der jüngsten Parlamentssitzung mit.
Wie berichtet war die Stadt Anfang August vor Gericht gegangen, um durchzusetzen, daß nicht mehr als 500 Aslysuchende in der HGU untergebracht werden. Dies hatte das Land 1981 in dem Vergleich zugesagt. Wegen der katastrophalen Zustände in und vor der HGU pocht die Stadt jetzt darauf, daß der Vergleich eingehalten wird.
Bürgermeister Horst Faeser beanstandete in seiner Erklärung vor dem Parlament, daß die verantwortlichen Behörden sich davor gedrückt hätten, Katastrophenalarm wegen der überbelegten HGU auszulösen, "um nicht eine bestimmte Stimmung aufkommen zu lassen". Dabei übertrage das Fernsehen immer wieder Bilder von Flüchtlingen, die an der HGU vor verschlossenem Tor warten.
Das Gericht hatte am 6. August angekündigt, es werde wohl innerhalb der nächsten vier Wochen eine Entscheidung treffen. she
Mit dem Ende der parlamentarischen Sommerpause beginnen in Bonn auch die Beratungen über den Bundeshaushalt. Die Entwürfe, die in den letzten Wochen entstanden sind, bergen Überraschungen. So sieht die mittelfristige Finanzplanung der Bundesregierung vor, die Förderung der Konflikt- und Friedensforschung auslaufen zu lassen. Auf diesen Vorgang und die Konsequenzen hat kürzlich die sozialdemokratische Bundestagsabgeordnete Edelgard Bulmahn hingewiesen. Die Abgeordnete, die stellvertretende forschungspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion ist, verfaßte eine Stellungnahme zu den Streichungsplänen, die wir im Wortlaut veröffentlichen.
BAD SODEN. Erst die Vorfahrt, dann den Führerschein genommen bekam ein 33jähriger Autofahrer in Bad Soden. Laut Polizei war der Mann am Montag auf der Königsteiner Straße in Richtung Frankfurt unterwegs. In Höhe Alleestraße übersah eine 34jährige Autofahrerin seine Vorfahrt. Beim Zusammenstoß zog sich die Frau leichte Verletzungen zu.
Beim Protokoll bemerkten die Beamten die Fahne des 33jährigen. Nach einer Blutprobe mußte er seinen Führerschein abgeben. An den Autos entstanden Schäden in Höhe von 15 000 Mark. kkü
Hier fällt kein Baum. Das verspricht die Stadtteilbücherei Bockenheim in der Leipziger Straße 13 a, am Mittwoch, 9. September, allen Kindern ab sechs Jahren. Statt dessen wird dort ab 15 Uhr Umweltschutzpapier hergestellt. js/35
Der "Herr der Fliegen" macht am Sonntag, 6. September, im Juz Bockenheim, Varrentrappstraße 38, Station. Der englische Spielfilm nach dem gleichnamigen Roman von William Golding flimmert ab 20 Uhr über die Leinwand - der Eintritt kostet zwei Mark. js/35
EGELSBACH. Vergeblich versuchte ein 23jähriger Egelsbacher, der nach einem Verkehrsunfall zu Fuß geflüchtet war, sich vor der Polizei zu verstecken. Die Beamten entdeckten ihn nahe seiner Wohnung unter einem geparkten Auto.
Eine Blutprobe ergab: Der Täter war nicht nüchtern. Er besaß zudem keine Fahrerlaubnis. Der Mann hatte am Montag abend an der Kreuzung K 168 / Woogstraße ein Auto gerammt. hf
Die Privilegien, welche die Gesellschaft den Künstlern einräumt, besonders denen vom Theater, müßten, so möchte man denken, die derart Bevorzugten zu Umgangsformen veranlassen, die freundlicher sein könnten als die in ihrer Umgebung, also bestimmt von mehr Verständnis für divergierende Haltungen, von weniger rücksichtslos ausgelebter Eitelkeit, pathetisch gesagt: geleitet von mehr Menschlichkeit.
Jedoch ist diese Erwartung ganz und gar unberechtigt. Das zeigt die Praxis immer wieder. Es geht nämlich an den Bühnen (übrigens, wie man jetzt gerade in Frankfurt sehen kann, auch in den Museen) nicht anders zu als in den Chefetagen von Banken und Konzernen, in Reparaturwerkstätten und Werksküchen, in Redaktionen oder an philosophischen Fakultäten, das heißt: Es wird konkurriert, intrigiert, malträtiert, jeder gegen jeden um Positionen und Vorteile gekämpft, die Ellbogen sind immer in Bereitschaft, den nächsten zu rammen, daß ihm die Luft wegbleibt. Auch an den Theatern ist man in der Vorhölle, die wir uns alle geschaffen haben, manchmal ist es schon wie die Hölle selber.
Das jüngste Beispiel für diese traurigen Zustände sind der September-Nummer der Wiener Zeitschrift "Bühne" zu entnehmen. Peter Stein, der um 1970 die künstlerische Leitung der Berliner "Schaubühne", seinerzeit eine Art von Studententheater in Privatbesitz, übernommen und später mit seinem Ensemble zu Weltruhm geführt hatte, erzählt in einem Interview (siehe FR vom 28.8.) davon, wie ihm sein Vorhaben, an dem Haus beide Teile von Goethes "Faust" zu inszenieren, Zug um Zug vermasselt wurde. Stein hatte die Direktion der "Schaubühne" bekanntlich vor einigen Jahren abgegeben, war dem Theater aber als Regisseur verbunden geblieben - jetzt wurde ihm, so sieht jedenfalls er es, das Engagement fristlos gekündigt.
Nach der Darstellung Steins haben die Geschäftsführung (der alte und immer noch Besitzer) und die neue Direktorin (Andrea Breth) ihn aus dem Laden herausgedrängt. Eine Mehrheit des Ensembles, das Stein für seine Pläne zunächst noch hinter sich hatte, hat der Aufkündigung des "Faust"-Projekts schließlich, offenbar durch allerhand Versprechungen geködert, opportunistisch zugestimmt. Was Stein im einzelnen über diese Vorgänge mitteilt, läßt die Verhältnisse und die Verkehrsformen an Deutschlands Paradebühne als tief deprimierend erscheinen. Auch wenn die Absage des "Faust" von seiten des Theaters (etwa von Andrea Breth im Augustheft von "Theater heute") nach außen vorwiegend mit wirtschaftlichen Gründen motiviert wird.
Die Konsequenzen sind absehbar. Zunächst markiert das Interview das endgültige Scheitern der Hoffnungen, die sich einmal mit der Mitbestimmung verbunden hatten, an der die "Schaubühne" länger als irgendein anderes Theater festgehalten hatte: Sie hat sich als ein manipulierbares Instrument vor allem der Durchsetzung privater Egoismen erwiesen, nicht, wie Mitbestimmung gedacht war, einer übergeordneten Zielsetzung verpflichtet und nützlich. Die harte Wahrheit ist, daß wir in dieser Hinsicht Irrtümern und Trugbildern erlegen sind.
Zugleich, das ist eine andere Konsequenz, würde die Trennung der "Schaubühne" von Stein - wenn eine aufs dringlichste wünschenswerte Versöhnung nicht doch noch erreicht wird - fast unvermeidlich den Abstieg dieses Theaters bedeuten. Es werden nämlich die Regisseure Luc Bondy und Klaus Michael Grüber, die mit Stein über viele Jahre eng zusammengearbeitet haben, unter den gegebenen Umständen über bestehende Verpflichtungen hinaus kaum noch wieder für das Haus am Lehniner Platz zu gewinnen sein. Schon hat Claus Peymann die Wiener "Burg" Stein, Bondy und Grüber als neue Wirkungsstätte angeboten. Die ohnehin schwierige Berliner Theatersituation wird noch schwieriger. Auch wenn man die eben erfolgte Berufung von Niels-Peter Rudolph zum künstlerischen Leiter des "Schiller-Theaters" als ein Versprechen werten kann, ist eine Wendung zum Besseren nicht in Sicht.
Nicht nur Stein, sondern auch Berlin ist also übel mitgespielt worden. Aber das nimmt nun andererseits Peter Stein, in dem erwähnten Gespräch von der reichlich beflissenen Redakteurin mit den passenden Stichwörtern versehen, zum Anlaß kleinkarierter und ressentimentgeladener Verdächtigungen. Ohne jede Souveränität ergeht er sich in allerlei Dolchstoß-Legenden und Schmähungen, bis zu dem (allerdings von der Gesprächspartnerin ihm nahegelegten) platten Unfug, es habe in Deutschland eine "Hatz" auf ihn stattgefunden. Sein Äußerungen sind dann manchmal so unhaltbar wie die Methoden seiner Gegenspieler in Berlin.
Das Traurigste an alledem ist, daß es angesichts solcher unfroher Kissenschlachten immer problematischer wird, den Theaterleuten noch abzunehmen, was sie auf den Bühnen an Entwürfen für ein richtigeres, besseres Leben und zumindest zivilisierte Beziehungen zwischen Menschen vorführen. Wie manche sich verhalten, verliert auch ihre Arbeit an Glaubwürdigkeit. Selber in vielen Momenten seiner Praxis eine unmoralische Anstalt, kann sich das Theater immer weniger als Hüter der gesellschaftlichen Moralität behaupten. Das ist doch alles Lüge. Und die ist der Grund für die Notlage, in der sich die deutschen Bühnen derzeit befinden. P.I.
BAD VILBEL. "Ringelpiez im Dickwurzkeller" und Tanz auf der Tenne bietet das "Urige Scheunenfest" des CDU-Ortsverbandes Gronau am Samstag, 12. September, ab 18 Uhr in der Scheune Mohr hinter der Kirche. Am Sonntag ab 11 Uhr ist ein Frühschoppen geplant. hm
Im Blickpunkt: Truppenabzug im Baltikum Stimmengewirr aus Moskau
Mit Skepsis haben baltische Politiker auf die Ankündigung reagiert, daß der Rückzug der russischen Truppen aus ihren Ländern schon Ende nächsten Jahres abgeschlossen sein soll. Zu unterschiedlich waren die Signale, die in letzter Zeit aus Moskau kamen. Erst mit einem "international bindenden Abkommen" in der Hand werde man den Zusicherungen Glauben schenken, sagte jetzt Estlands Außenminister Jaan Manitski. Das Jahr 1993 nannte diesmal Oleg Muradjan als Termin für den Abschluß des Truppenrückzugs. Muradjan, Leiter der Abteilung für baltische Fragen im russischen Außenministerium, kündigte außerdem an, Präsident Boris Jelzin werde in der kommenden Woche gemeinsam mit seinem litauischen Kollegen Vytautas Landsbergis ein entsprechendes Dokument unterzeichnen. Ein Zeitrahmen bis Ende nächsten Jahres würde in allen baltischen Staaten durchaus auf Zustimmung stoßen.
Doch die Skepsis überwiegt. Schon im Juli hatte Jelzin auf dem Münchner Wirtschaftsgipfel erklärt, die Soldaten könnten das Baltikum im nächsten Jahr verlassen. Wenige Tage später hatte Rußland sich jedoch geweigert, im KSZE-Schlußdokument von Helsinki ein konkretes Datum für den dort verlangten "frühen, geordneten und vollständigen Truppenabzug" festzuschreiben, und bei einem Außenministertreffen in Moskau im August sprach der russische Vertreter Andrej Kosyrew von Ende 1994 und knüpfte den Rückzug an Bedingungen, die verstehen ließen, daß Rußland die baltischen Staaten weiterhin als sein Einflußgebiet betrachtet. Hinzu kommen Äußerungen von Militärs, die einen Abzug vor der Jahrhundertwende als unmöglich bezeichnen.
Die Balten fragen sich nun, wer in Moskau zu bestimmen habe. Offensichtlich versuche das Militär, vorerst abzuwarten, ob ihnen nicht eine Änderung der politischen Lage doch noch ein Verbleiben in den nun selbständigen baltischen Staaten erlauben könne. Doch auch das als positiv bezeichnete jüngste Signal schafft Unsicherheit. Muradjan sprach vorerst vom Truppenrückzug aus Litauen und ergänzte, ein russisch-litauisches Abkommen wäre "präjudizierend auch für Estland und Lettland".
Mit diesen beiden Staaten hat Rußland größte Probleme: Sie fordern die Rückgabe von Gebieten, die bei der Annektierung von 1940 Rußland zugeschlagen wurden. Außerdem leben in Estland und Lettland große russische Minderheiten, die nach Ansicht Moskaus diskriminiert werden. Russische Politiker verknüpfen den Truppenabzug deshalb mit der Forderung nach Gleichberechtigung für die Minderheiten und nach Aufgabe aller territorialen Ansprüche.
Zudem sind vor allem die Anlagen in Lettland und Estland militärstrategisch für Moskau interessant. Vor allem die Aufgabe der Frühwarnanlagen im Westen Lettlands und der U- Boot-Trainingsanlage im estnischen Paldiski fällt der Militärleitung schwer, so daß Armeesprecher schon vorschlugen, die Basen auch nach einem Abzug der übrigen Truppen zu mieten. Skurriler war das "Angebot", russische Soldaten im Baltikum zu belassen und dafür - gegen Bezahlung - die Verteidigung der baltischen Staaten zu übernehmen.
Selbst die Zahl der noch stationierten Soldaten ist umstritten. Während Moskau von 130 000 Mann spricht, behaupten skandinavische Baltikum- Experten, die wahren Zahlen seien nicht einmal halb so groß: nur noch 11 000 Soldaten befänden sich in Estland, 28 000 in Lettland und 20 000 in Litauen, sagt Fagelund Knudsen, Direktor des außenpolitischen Instituts in Oslo, unter Hinweis auf "sehr zuverlässige Quellen".
Entlassene Wehrpflichtige würden nur in geringem Ausmaß ersetzt, meint Knudsen, und die russischen Einheiten seien inzwischen weitgehend "Skelettdivisionen". "Indem man nach außen hin mit doppelt so hohen Zahlen operiert, kann man die Schwierigkeiten beim Truppenrückzug wesentlich drastischer ausmalen", sagt Knudsen.
Die Probleme der russischen Soldaten im Baltikum werden unterdessen nicht kleiner. Sie dürfen ihre Unterkünfte nur noch mit Erlaubnis der lokalen Behörden verlassen und für die Rubel, mit denen sie entlohnt werden, können sie in Estland und Lettland, wo man eigene Währungen eingeführt hat, nichts mehr kaufen. H. GAMILLSCHEG (Kopenhagen)
SCHWALBACH. Einen Ratgeber für Schwalbacher aller Nationen hat der Ausländerbeirat herausgegeben. Die Broschüre mit dem Titel "Willkommen in Schwalbach" soll eine Orientierungshilfe für Neuzugezogene sein, die sich in den Behörden zurechtfinden müssen. Der Ratgeber enthält aber auch Tips, die für alteingesessene Schwalbacher interessant sein dürften.
Ziele und Aufgaben des Ausländerbeirates werden ebenso angesprochen wie Informationen, was Eltern tun müssen, um ihre Kleinen im Kindergarten oder in der Schule anzumelden. Die Hausaufgabenhilfen sind aufgelistet, städtische Angebote für Kinder und Jugendliche erfaßt und das Jugendbildungswerk wird vorgestellt. Sportliche und kulturelle Angebote sind aufgeführt, Öffnungszeiten und Eintrittspreise für das Schwimmbad. Spezielle Angebote für Frauen sind zusammengestellt und das "leidige Thema der aufenthaltsrechtlichen Fragen" wird angesprochen. Die Broschüre gibt es im Rathaus. she
NEU-ISENBURG. Zum "Tag der offenen Tür" bittet die Feuerwehr Zeppelinheim am Samstag, 5. September, zwischen 10 und 18 Uhr. Geboten werden Informationen über den Brandschutz und eine Schau der Geräte und Fahrzeuge.
Auf dem weiteren Programm: um 12 Uhr Erbsensuppe aus dem Hordentopf, um 14 Uhr Ehrungen, nach 15 Uhr Kaffeestunde mit Kuchenbüffet, nach 16 Uhr Steaks und Wurst vom Grill. hf
KARBEN. Die Niddarenaturierung und das Trinkwasserproblem sind Thema von drei Veranstaltungen, die der Ortsverband des BUND ankündigt. Heute, 3. September, wird der Bad Vilbeler Gewässerokologe Gottfried Lehr um 20 Uhr im Gemeindehaus Am Lindenbaum 6 Klein- Karben anhand von Dias über die Niddarenaturierung berichten. BUND-Vorsitzender Thomas Adam hofft anschließend auf eine ausgiebige Diskussion. Mit einer Fahrradexkursion wird die beabsichtigte Renaturierung im Zusammenmhang mit der 800-Jahr-Feier in Klein-Karben an Ort und Stelle vorgestellt. Treffpunkt für die Tour ist Sonntag, 13. September der BUND-Stand in der Rathausstraße 22 um 15 Uhr. Dr. Otto Wack, Vorsitzender der Schutzgemeinschaft Vogelsberg, wird am Freitag, 6. November, um 20 Uhr wiederum im Gemeindezentrum Klein-Karben über die Trinkwassergewinnung im Vogelsberg und über Möglichkeiten zum Wassersparen referieren. hm
Firmen-Telegramm
Volksfürsorge sorgt für Aktionäre Der Hamburger Versicherungskonzern Volksfürsorge rechnet für 1992 mit einer erneuten Dividende von 12,50 Mark je Aktie. Die gesamten Beitragseinnahmen stiegen im ersten Halbjahr um 5,2 Prozent auf 2,3 Milliarden Mark. Das Neugeschäft in der Lebensversicherung schrumpfte allerdings um zehn Prozent auf eine Summe von rund vier Milliarden Mark. Skandia verkauft Rückversicherung Die schwedische Assekuranz Skandia - zuletzt Ziel eines gescheiterten Übernahmeversuches - will ihre in New York und Stockholm angesiedelten Rückversicherungs-Zweige verkaufen. Hertel bohrt Loch in die Bilanz Der Werkzeug-Hersteller Hertel in Fürth ist im ersten Halbjahr in die roten Zahlen gerutscht. Bei einem Umsatzrückgang im Konzern um 22 Prozent auf 200 Millionen Mark blieben im ersten Halbjahr 8,5 Millionen Verlust übrig gegenüber elf Millionen Gewinn im Vergleichszeitraum 1991. Die Zahl der Beschäftigten sank zwischen Januar und Juni um 350 auf nur noch 1820. VDO wieder in den schwarzen Zahlen Die Mannesmann-Tochter VDO Adolf Schindling in Frankfurt ist ihrem erklärten Ziel, in diesem Jahr schwarze Zahlen zu schreiben, ein Stück näher gerückt. Der Umsatz stieg im ersten Halbjahr um elf Prozent auf 1,2 Milliarden Mark. Schweizer Rüstungskonzern kappt Stellen Der Schweizer Rüstungskonzern Oerlikon-Bührle (Zürich) hat in den vergangenen zwei Jahren seine Belegschaft von rund 26 000 auf jetzt knapp 17 000 Beschäftigte abgebaut. Im ersten Halbjahr erwirtschaftete das Unternehmen erstmals seit 1986 wieder einen Gewinn von fünf Millionen Franken. Der Umsatz stieg um zehn Prozent auf 1,6 Milliarden Franken (1,8 Milliarden Mark). Siemens fliegt auf Macau Ein deutsch-portugiesisches Firmenkonsortium hat den Auftrag für den Bau des neuen Flughafens in der portugiesischen Kolonie Macau erhalten. Vom gesamten Auftragswert in Höhe von 350 Millionen Mark entfallen 100 Millionen auf den Siemens-Konzern und der Rest auf die Baufirma Soares da Costa. Gildemeister-Motor stottert Für den im vorigen Jahr in die Verlustzone gerutschten Maschinenbaukonzern Gildemeister zeichnet sich noch keine Besserung ab. Der Umsatz sackte zwischen Januar und Juni um zehn Prozent auf 243 Millionen Mark ab. Das Unternehmen will in diesem Jahr rund 500 der gegenwärtig 3337 Arbeitsplätze abbauen.
Die Geduld des Gerichts war diesmal erschöpft 41jähriger muß wegen Kokainhandels ins Gefängnis Von Rüdiger Arendt HANAU/MAINTAL. Seine Biographie liest sich wie der Auszug aus einem Strafregister, die Eckdaten seines Lebens sind durch eine Reihe von Strafverfahren und Verurteilungen geprägt. Daß der 41jährige Maintaler, der sich am Dienstag vor der Ersten Großen Strafkammer am Hanauer Landgericht verantworten mußte, in seinem bisherigen Leben dennoch nur kurze Zeit mit dem Gefängnis Bekanntschaft machen mußte und sich ansonsten mit Geld- und Bewährungsstrafen sowie einer ganzen Reihe von Auflagen "über Wasser" halten konnte, spricht sicherlich für einen liberalen Strafvollzug. Mit den Taten, wegen derer er sich gestern verantworten mußte, überspannte er jedoch den Bogen des Strafrechtes. Wegen Rauschgifthandels in mehreren Fällen verurteilte ihn die Kammer zu einer vierjährigen Haftstrafe. Die Staatsanwaltschaft hatte sogar fünf Jahre Freiheitsentzug gefordert. Vor drei Jahren war der Angeklagte wegen eines ähnlichen Deliktes noch einmal, sozusagen als letzte Warnung, glimpflich davongekommen. Die Chance einer zweijährige Freiheitsstrafe auf Bewährung hat der zuletzt in Bischofsheim wohnende Angeklagte jetzt allerdings endgültig verwirkt. Auch diese Strafe muß nun - zumindest zum Teil - abgesessen werden.
Mit Fahren ohne Führerschein hatte es Ende der 60er Jahre angefangen. Es folgten Betrügereien und Unterschlagungen, Diebstähle, Körperverletzungen, aber auch Zuhälterei. 14 Jahre lange war er mit einer Frau zusammen, die für ihn "anschaffen" ging. Nachdem diese Beziehung geplatzt war, begann er Kokain zu nehmen, später handelte er auch damit. Während der gestrigen Verhandlung kamen ihm - seine mutmaßliche Zukunft hinter Gittern vor Augen - des öfteren die Tränen, was Oberstaatsanwalt Wachter zu der Bemerkung veranlaßte, daß es doch immer wieder erstaunlich sei, wie sich manchmal doch "so harte Typen aus dem Rotlichtmilieu" benähmen. Das hielt ihn freilich nicht davon ab, mit fünf Jahren doch eine empfindliche Freiheitsstrafe zu fordern.
Die Kammer verurteilte den Angeklagten schließlich wegen der Einfuhr von Kokain in fünf Fällen von Amsterdam nach Maintal in der Zeit von Januar bis Mai dieses Jahres zu vier Jahren Gefängnis, wobei ihm das Gericht strafmindernd dessen schwere Rauschgiftabhängigkeit zugute hielt. Der 41jährige besorgte sich in vier Fällen in den Niederlanden je 25 Gramm, im letzten Fall, bei dem er an der Grenze erwischt worden war, 75 Gramm. Etwa die Hälfte des Kokses konsumierte er jeweils selbst.
Seine Sozialprognose schätzt die Kammer als relativ gut ein, weil seine neue Lebensgefährtin, eine 27jährige Friseuse, als Zeugin sagte, sie liebe ihn und halte unter allen Umständen zu ihm. Zu den Strafvorwürfen wollte sie jedoch nichts sagen.
Zuvor hatte der Richter sie darauf aufmerksam gemacht, daß sie das Recht zum Schweigen habe, wenn sie sich durch ihre Aussagen selbst belastet.
HOCHHEIM. An einer Hauswand endete das Ausweichmanöver einer Autofahrerin am Montag mittag. Wie die Polizei mitteilt, war ein 55jähriger Autofahrer ohne sich um die Vorfahrt zu kümmern über die Kreuzung Wilhelm- / Edelstraße gefahren.
Die 33jährige versuchte auszuweichen, rammte dabei zunächst ein Verkehrsschild, dann die Hauswand. Sachschaden: 20 000 Mark. kkü
MÖRFELDEN-WALLDORF. Eine außerordentliche Mitgliederversammlung steht am Donnerstag, 3. September, bei der Walldorfer Gruppe des DBV-Naturschutzbundes Deutschland an. Der Anlaß für das Treffen ab 20 Uhr im evangelischen Gemeindezentrum Ludwigstraße ist nach Auskunft des Vorsitzenden Georg Erwin Gumbart in der Tat außerordentlich: Die Gruppe hat ein Grundstück mit einem Dreifamilienhaus geerbt, womit sich die Finanzausstattung der Organisation erheblich verbessert.
Nun ist die Genehmigung der Mitglieder für eine Satzung zur Eintragung im Vereinsregister beim Amtsgericht Groß- Gerau notwendig. Das ist am Donnerstag einziger Tagesordnungspunkt. cas
An Hitzetagen geht den Weihern die Luft aus / Dreht A 661 dem Ostpark den Hahn zu? Tote Fische trieben im Parkteich
Wieder mal gab es im Weiher des Martin-Luther-King-Parks eine Tiertragödie. Spielende Kinder und Passanten fanden am Freitag verendete Fische und Schildkröten. Man griff zum Telefon: Die Behörden sollten dem Verenden der Weiher- Fauna "wegen Sauerstoffmangels" ein Ende bereiten. Ohne Erfolg. Theo Dechert, FDP-Mann im zuständigen Ortsbeirat, bekam noch gleichen Tags zu hören, daß man in den zuständigen Ämtern niemanden erreicht habe: "Sind wohl ins vorgezogene Wochenende gegangen."
Das Tiersterben im Weiher, so weiß man, ist Hitzetagen zuzuschreiben, an denen die Verdunstung den Wasserspiegel drückt und dem Element den Sauerstoff entzieht. Hinzu kam, daß das Gartenamt der Gefahrenabwehrverordnung des Regierungspräsidenten (RP) in Darmstadt gefolgt war, wonach dem knapp gewordenen Trinkwasser, wo es nicht unbedingt gebraucht wird, der Hahn abzudrehen ist. Immerhin werden jenem Park-Weiher über eine Leitung täglich bis zu 120 Kubikmeter Trinkwasser zugeführt.
Gartenamtsleiter Horst Heil reagierte am Montag. Seine Leute hätten morgens beim Kontrollgang das Fischesterben entdeckt. Und man habe sich daran erinnert, daß der RP zu erkennen gegeben habe, im Falle notleidender Tiere und Pflanzen habe er nichts gegen "Wasser marsch". Im übrigen sei dem Amt der Fisch- und Krötenbesatz im King-Teich unbekannt gewesen.
Gesicherte Erkenntnis hingegen ist, daß die Frankfurter Weiher von Leuten genutzt werden, die ihrer Aquariums-Inhalte überdrüssig geworden sind. Umweltschützer Werner Weischedel, intimer Kenner der Ostpark-Szene, weiß, daß dort internationaler Fischbestand schwimmt - bis hin zum seltenen Barsch aus einem Tansania-See.
Theo Deckert von der FDP indes ärgert die amtliche Unwissenheit über die Fauna im King-Park. Um die Tiere zu retten, hätte er, "anstatt wertvolles Trinkwasser in den Teich einzuspeisen", lieber die Oberurseler Feuerwehr eingesetzt. Die hätte doch mit profanem Lösch- und Spritzwasser den Sauerstoffgehalt und Wasserspiegel heben können. Deckert hat jetzt im Ortsbeirat einen entsprechenden Antrag auf "Förderung von Brauchwasser" gestellt.
Während der Rebstockweiher trotz der Hitzetage ziemlich unbeschadet blieb - er wird ausreichend mit Grundwasser gespeist -, ist der Ostparkweiher, so sein "Pate" Werner Weischedel, einer Katastrophe knapp entgangen. Obwohl im Grundwasserstrom liegend, sank der Pegel bedenklich, jedoch ohne tödliche Folgen fürs Getier.
Bald aber, so prophezeit Weischedel, drohe dem Gewässer das Aus. Dann nämlich, wenn beim laufenden A 661-Ausbau der unterirdische Betontrog angelegt werde - quer zur Fließrichtung des Grundwassers. Dann werde dem Weiher buchstäblich das Wasser abgedreht.
Im Bauamt dagegen verweist man auf ein Gutachten, wonach das Grundwasser in diesem Fall nach dem Prinzip der kommunizierenden Röhren jenseits des Trogs wieder hochgedrückt und der in Fließrichtung gen Weiher gebracht werden könne. Weischedel hingegen nennt Gegenbeispiele aus dem Erdinger Moos und vom Bau des Rhein-Main-Donau- Kanals.
Gartenamtsleiter Heil gesteht, bei der Frage nach der Weiher-Zukunft im Ostpark überfordert zu sein: "Ich bin da kein Experte." Weischedel indes ist sich sicher: "Erst wenn der Weiher trocken ist, werden die Behörden wach." amm
KREIS OFFENBACH. In der "freien Wirtschaft" hätten sie kaum noch eine Chance. Langzeitarbeitslose sind meist schon so sehr aus dem Arbeitsleben ausgegliedert, daß sie fast nicht mehr in einen neuen Job zu vermitteln sind. Das Projekt "Hilfe zur Arbeit" (HZA) sucht Plätze, an denen Berufsaussteiger wieder zu -einsteigern werden können. Zwei Jahre lang unterstützen und betreuen Mitarbeiter des Kreissozialamts die ehemals Beschäftigungslosen. Danach sollen sie wieder mit beiden Beinen so fest im Beruf stehen, daß sie ohne Hilfe zurecht kommen. Eine besondere Form von "Hilfe zur Arbeit" hat gerade in der Offenbacher Berufsbildungsstätte begonnen.
"Unsere Erfahrungen sind so unterschiedlich wie die Leute, mit denen wir zu tun haben." Über die einen oder anderen haben Hubert Mücke und Cornelia Brockmann auch schon gestaunt: über Menschen, denen sie zunächst nicht zugetraut hätten, daß sie sich so schnell wieder in den Beruf integrierten. Die beiden Mitarbeiter des Kreissozialamts kümmern sich seit mehr als zwölf Monaten um Langzeitarbeitslose. Im August 1991 wurde die "Hilfe zur Arbeit" ins Leben gerufen; bisher haben Mücke und Brockmann 22 Arbeitslosen Stellen vermittelt, 15 weitere fangen demnächst an.
Wer "Hilfe zur Arbeit" in Anspruch nimmt, der hat meistens schon einen deprimierenden Weg hinter sich, hält sich mit Gelegenheitsjobs und Sozialhilfe über Wasser oder tut gar nichts. "Bei so einem Lebenslauf" findet er auch keinen Arbeitgeber, der ihn fest einstellt.
"Zwischen 25 und Mitte 50" sind die Klienten. Zunächst geht es in einem Beratungsgespräch darum, genau herauszufinden, warum jemand bereits so lange arbeitslos ist. Die Gründe können sehr unterschiedlich sein: fehlende Qualifikation für neue Techniken, mangelnde Schul- oder Ausbildung, familiäre Schwierigkeiten, Krankheiten.
Oft läßt sich in dem Beratungsgespräch an frühere Berufserfahrung anknüpfen, hat Cornelia Brockmann festgestellt. Manchmal ist nur ein kleiner Anstoß nötig, damit die Langzeitarbeitslosen wieder Mut fassen.
Die Stellen, die "Hilfe zur Arbeit" anbietet, sind keine Arbeitsplätze, die auch das Arbeitsamt vermitteln könnte. Für das Projekt müssen zusätzliche Beschäftigungsmöglichkeiten geschaffen werden. Der jeweilige Arbeitgeber zahlt lediglich die Anteile zur Sozialversicherung, den Rest der Lohnkosten übernehmen Kreis und Land. Wiesbaden hat dem Kreis für "Arbeit statt Sozialhilfe" 1,5 Millionen Mark für zwei Jahre zur Verfügung gestellt, der Kreis schießt noch einmal drei Millionen zu - und spart gleichzeitig die Sozialhilfe für die Langzeitarbeitslosen.
Nach spätestens zwei Jahren ist die "Schonzeit" vorbei. Dann sollen die Teilnehmer an dem HZA-Programm in der Lage sein, auf dem ungeschützten, "ersten Arbeitsmarkt" zu bestehen. Bis dahin müssen sie gezeigt haben, daß sie tatsächlich einen geregelten Beruf nachgehen können. Viele müssen nämlich erst wieder "Arbeitstugenden" lernen, wie Pünktlichkeit oder Zuverlässigkeit.
Derzeit unternehmen die von Mücke und Brockmann betreuten Ex-Arbeitslosen erste Schritte als Küchenhilfe, Hausmeister, Lagerarbeiter oder Verwaltungshilfen bei karitativen Einrichtungen, wie der Arbeiterwohlfahrt, der Gemeinnützigen Offenbacher Ausbildungs- und Beschäftigungs GmbH (GOAB) oder dem Internationalen Bund für Sozialarbeit (IB). Nur zwei der bisher Vermittelten sind nicht mehr an ihrem Arbeitsplatz: einem wurde gekündigt, der andere hat von sich aus abgebrochen. Eine gute Bilanz, finden Brockmann und Mücke.
DIRK FUHRIG
DREIEICH. Ein 15jähriger Schüler wurde mit einem Messer bedroht und mußte sein Mountainbike herausrücken - ein Zwölfjähriger wurde am Hals gepackt und gewürgt, als er Jugendliche beim Stehlen von Fahrrädern überraschte. In beiden Fällen handelte es sich nach Polizeiangaben um ein Täterquartett, offensichtlich aber nicht um das gleiche.
Der Zwölfjährige war auf dem Gelände der alten Heinrich-Heine-Schule mit den Fahrraddieben konfrontiert worden. Nach der Attacke gegen ihn flüchteten die Jugendlichen mit drei Rädern. Einen Täter beschrieb das Opfer als 16 bis 18 Jahre alt, er soll mit "ausländischem Akzent" gesprochen haben.
Auf dem Waldweg "Burgschneise" war bereits am Donnerstag der 15jährige von vier jungen Männern angehalten und mit einem Springmesser bedroht worden. Mit seinem Rad flüchtete das Quartett anschließend in Richtung Bundesstraße 3.
Den Räuber mit dem Messer beschrieb der Überfallene als 18 bis 19 Jahre alt, etwa 1,80 Meter groß mit einem leichten Oberlippenbart und schwarzen, kurzen, kleingelockten Haaren mit Koteletten. Er hatte hellrosa Flecken im Gesicht, trug eine weinrote Bomberjacke, weiße Jeans und ein schwarzes Stirnband. Ein Komplize, 13 oder 14 Jahre alt, hatte einen Igelhaarschnitt und trug einen auffälligen Ohrring mit Schlangenmuster im linken Ohr. Beide sollen Ausländer sein.
Hinweise nimmt die Polizei unter der Rufnummer 069 / 8090-259 entgegen. hf
KARBEN. Zu einer offenen Stadtmeisterschaft lädt die Schachabteilung des KSV Klein-Karben am Sonntag, 6. September, in das Vereinsheim am Günter- Reutzel-Sportfeld ein. Meldeschluß ist um 9.30 Uhr. Es werden 20-Minuten-Partien in sieben Runden nach dem Schweizer System gespielt.
Es winken vier Geldpreise zwischen 400 und 100 Mark sowie ein Wanderpokal für die Siegerin oder den Sieger, und außerdem noch drei Sonder- und viele Sachpreise.
Das Startgeld beträgt 15 Mark, für Jugendliche bis 18 Jahre zehn Mark. hm
Der Schritt kam - zumindest zu diesem Zeitpunkt - überraschend. Da war doch, nach vielen Schlappen, mal wieder so etwas wie ein Erfolgserlebnis der ganz unten vor sich hindümpelnden Mannschaft zu registrieren gewesen, selbst die für betuliche Darmstädter Verhältnisse aufbrausende Kritik der Fans war nach klärenden Gesprächen Tage zuvor verstummt - es herrschte allenthalben Ruhe am Böllenfalltor. Ruhe vor dem Sturm?
Daß Trainer Rainer Scholz von sich aus das Handtuch geworfen hat, um den Platz frei zu machen für einen Fußball-Lehrer mit mehr Fortune, spricht für den 37jährigen. Scholz hat damit das Präsidium der 98er aus einer argen Bedrängnis befreit. Vehement hatten sich die Herren aus der Vorstandsetage vor den sieglosen Trainer gestellt, hatten ihm tadellose Arbeit bescheinigt und immer und immer wieder den Rücken gestärkt. "Dies ist eine Situation, die uns reizt", hatte Schatzmeister Uwe Wiesinger, der bei den "Lilien" auf dem sportlichen Sektor den Ton angibt, gesagt, als alle "Fachleute" die Demission des Trainers forderten. "Wir schwingen jetzt nicht das Hackebeil." Auch das spricht für den Sachverstand des Uwe W., spricht für die klare Politik des SV Darmstadt 98, eben nicht das Schicksal eines leitenden Angestellten allein mit Erfolg oder Mißerfolg zu verknüpfen. Und doch wissen sie am Böllenfalltor nur zu genau, daß Scholz, ein sensibler, integrer Mann, dem die Niederlagenserie gewaltig an die Nieren ging, nicht mehr zu halten gewesen war. Scholz, der als aktiver Spieler nach einer schweren Verletzung Antrag auf Invalidität stellen mußte, ist den Verantwortlichen in Darmstadt mit seinem Schritt nur zuvorgekommen. Bei sieben Absteigern in der schwersten Saison seit Gründung der Zweiten Bundesliga, bei schon fünf Punkten Rückstand auf den rettenden 17. Tabellenplatz, mußte ganz einfach etwas geschehen, um die Talfahrt zu stoppen.
Ein Trainerwechsel, auch das spricht für den richtigen Kurs des Zweitligisten, wurde ja - zumindest nach außen - nie ernsthaft diskutiert. Zuerst wurden die Herren Fußballer an ihre Pflicht erinnert, wurde ein von der Mannschaft gewählter Spielführer Henrik Eichenauer abgesetzt, wurde ein gegen den Coach Stimmung machender Torhüter Wilhelm Huxhorn sogar bis zum 6. September suspendiert. Eine Entscheidung, die selbst vor dem Arbeitsgericht standhielt.
Bleibt die Frage, ob ein neuer Mann auf der Kommandobrücke wirklich neue Impulse geben kann. Doch so, wie dieses Geschäft funktioniert, ist damit zu rechnen. THOMAS KILCHENSTEIN
EPPSTEIN. Nicht weit kam ein 28jähriger Autofahrer, der sich nach einem Unfall in Eppstein zu Fuß aus dem Staub machte. Zwei Streifenpolizisten stellten den Mann, nahmen ihn zur Blutprobe mit und behielten erst einmal seinen Führerschein ein.
Der 28jährige war in der Nacht zu Dienstag auf der Bergstraße in Vockenhausen unterwegs. Offenbar fuhr er zu schnell und rammte ein geparktes Auto. Dessen Besitzer, vom Lärm geweckt, lief vor die Haustür und unterhielt sich mit dem Unfallfahrer. Als er dessen Fahne roch, ging er zurück, um die Polizei zu rufen. Der 28jährige nutzte die Gelegenheit, zu Fuß zu flüchten - kam aber nicht weit. kkü
Im Wortlaut: Sinti und Roma Vor Verteufelung gewarnt
Der Vorsitzende des Zentralrates Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, hat jetzt an Bundeskanzler Helmut Kohl appelliert, sich gegen die "öffentliche Verteufelung" der rumänischen Asylsuchenden zu wenden. Die Konsequenz aus dem "Dritten Reich" verpflichte die Regierung, Sinti und Roma vor Diskriminierung und Gewalt in Deutschland zu schützen, heißt es in dem offenen Brief, den wir im Wortlaut veröffentlichen. Sehr geehrter Herr Bundeskanzler,
ich bitte Sie mit aller Eindringlichkeit, entsprechend Ihrem Verfassungseid für Frieden in der Bevölkerung zu sorgen und sich deshalb gegen die öffentliche Verteufelung der rumänischen Flüchtlinge im Zusammenhang mit den Gewaltüberfällen in Rostock, Cottbus, Dresden, Leipzig, Augsburg und anderen Städten zu wenden. Diese Verteufelung wirkt sich auch auf das Zusammenleben der 70 000 deutschen Sinti und Roma mit der Mehrheitsbevölkerung in der Bundesrepublik aus.
Am vergangenen Freitag erklärten Politiker im Schweriner Landtag ihr "Verständnis" für die seit 1945 nicht mehr dagewesene Menschenverachtung, Gewalt und Brandstiftung. Mit Pauschal-Diffamierungen bezeichneten sie die rumänischen Asylbewerber als "kriminelle Zigeuner, die in Rostock auf der Wiese kampiert und das Umfeld verunreinigt" hätten. Damit wollten sie den rechtsradikalen Mob in absurder Weise rechtfertigen und lassen so einen Flächenbrand von Pogromen entstehen.
In unserem Rechtsstaat hat jeder in- oder ausländische Bürger sein Verhalten allein zu verantworten und dieses Verhalten ist in keiner Weise mit der "rassischen", ethnischen oder religiösen Gruppe, der der Bürger eventuell angehört, in Verbindung zu bringen - auch nicht in der Öffentlichkeit. Der Nationalsozialismus stellte schon zu Beginn der dreißiger Jahre die Juden und "Zigeuner" als verantwortlich für Arbeitslosigkeit, Kriminalität und anderes öffentlich hin. Nach diesen Erfahrungen ist es Ihre Verpflichtung als Staatsmann, erkennbar für Schutz und Sicherheit der Betroffenen zu sorgen. Lassen Sie es nicht zu, daß Sinti und Roma zu "Sündenböcken" gemacht werden für die ungelösten sozialen Probleme in den neuen Bundesländern, für Wohnungsnot, Arbeitslosigkeit und die Firmenschließungen durch die Treuhandanstalt. Die historische Verantwortung der Bundesregierung darf nach dem nationalsozialistischen Völkermord an den Sinti und Roma ebensowenig ausgeblendet werden wie gegenüber den Juden.
Es ist beängstigend, wie Politiker mit einer unverantwortlichen Asyldiskussion von den real existierenden, unterschiedlichen sozialen Problemen ablenken und vorhandene Aggressionen in Teilen der Bevölkerung gezielt auf stigmatisierte Minderheiten richten. Die Konsequenz aus dem "Dritten Reich" verpflichtet die Regierung, uns vor Diskriminierung und Gewalt in Deutschland zu schützen.
Mit freundlichen Grüßen Ihr Romani Rose
FRANKFURT A. M. Viele wissen nicht, wohin sich ältere, kranke und behinderte Menschen wenden können, wenn sie die mobilen Dienste in Anspruch nehmen wollen. Die Mitarbeiter helfen in der Wohnung und beim Einkaufen, leisten ambulante Pflegehilfe und bringen Essen auf Rädern.
Die Mitarbeiter der Beratungs- und Vermittlungsstellen für mobile Dienste informieren über die Vielzahl der ambulanten Angebote, die Möglichkeiten der einzelnen ambulanten Dienste und helfen, die passende Hilfe zu finden und zu vermitteln.
Für die Frankfurter Stadtteile sind die folgenden Beratungs- und Vermittlungsstellen für mobile Dienste zuständig:
Obermain (Ostend, Innenstadt, westliches Nordend, Altstadt): August- Stunz-Altenhilfezentrum, Röderbergweg 82-84, Telefon 4 05 04 78;
Eschersheim (Eschersheim, Frankfurter Berg, Preungesheim, Dornbusch, Berkersheim, Eckenheim, Ginnheim): Johanniter-Cronstetten-Altenhilfe, Carl-von-Drais-Straße 20, Telefon 54 90 09;
Gallus (Griesheim, Gutleut, Gallus, Bahnhof): Johanna-Kirchner-Altenhilfezentrum, Gutleutstraße 317 a, Telefonnummer 2 71 06 80 oder 2 71 06 81;
Bockenheim (Rödelheim, Westhausen, Westend, Kuhwald, Hausen, Carl- Schurz-Siedlung): Frankfurter Verband für Alten- und Behindertenhilfe in der Friesengasse 7, Telefon 77 60 18;
Bornheim (Bornheim, östliches Nordend): Caritas Hauspflege, Böttgerstr. 22, Telefon 46 70 31;
Sachsenhausen (Sachsenhausen, Oberrad): Frankfurter Verband für Alten- und Behindertenhilfe, Johanna- Melber-Weg 1, Telefon 62 80 66;
Nordweststadt (Praunheim, Bonames, Römerstadt, Nieder-Eschbach, Harheim, Nieder-Erlenbach, Heddernheim, Kalbach, Niederursel): Deutsches Rotes Kreuz, Mendelssohnstraße 78, Telefonnummer 71 91 91 21;
Bergen-Enkheim (Riederwald, Fechenheim, Seckbach, Bergen-Enkheim): Hilfezentrum im Hufeland- Haus in der Wilhelmshöher Straße 34, über Telefon 4 70 42 29, 4 70 42 81 oder 4 70 43 44;
Goldstein (Goldstein, Schwanheim, Niederrad): Evangelischer Regionalverband, An der Schwarzbachmühle 83 (Goldstein), Telefon 35 60 86.
Höchst (Unterliederbach, Zeilsheim, Sossenheim, Nied): Frankfurter Verband für Alten- und Behindertenhilfe, Windhorststraße 33 I/7, Telefon 30 30 04. jan
USINGEN. Die Kransberger Kerb, die vom Schloßplatz auf den Platz am Bürgerhaus verlegt werden mußte, beginnt am Samstag, 5. September, um 18 Uhr.
Gemütliches Beisammensein aller Bürger steht auf dem Programm. Das eigentliche Kirchweihfest wird am Sonntag morgen mit einem Festgottesdienst um 10 Uhr in der Pfarrkirche eröffnet; dabei singt ein Kirchenchor aus Griesheim eine lateinische Messe von Bruckner. Seit bereits 117 Jahren, als die Pfarrkirche "St. Johannes der Täufer" gebaut und eingeweiht wurde, wird das traditionsreiche Dorffest gefeiert.
Nach dem Gottesdienst geht das Programm am Bürgerhaus weiter. Die "Wiesbachtaler Musikanten" und der Fanfarenzug Hundstadt sorgen für die musikalische Unterhaltung. Um das leibliche Wohl kümmern sich wie jedes Jahr die Kransberger Vereine und Gruppen. cn
MÜHLHEIM. 15 Kühe, ein paar Pferde und einige Gänse kamen mit dem Leben davon, als Dienstag auf Mittwoch nacht kurz nach null Uhr ein Aussiedlerhof in der Nähe des "Maienscheins" in Flammen aufging. Wie Heribert Henning, der Mühlheimer Stadtbrandinspektor berichtet, wurden landwirtschaftliche Geräte ebenso vernichtet wie eine Scheune samt Heu-Vorrat. Den Schaden schätzt Henning auf 300 000 Mark. Die Stallungen, aus denen die Tiere gerettet werden konnten, stehen noch.
80 Feuerwehrleute von den Freiwilligen Feuerwehren aus allen drei Mühlheimer Stadtteilen sowie von der Offenbacher Berufsfeuerwehr waren zum Teil bis gestern nachmittag 14 Uhr im Einsatz, so lange dauerten die Aufräumarbeiten.
Das Feuer selbst hatten die Männer innerhalb einer halben Stunde unter Kontrolle, obwohl zwei 1000 Meter lange Wasserleitungen gelegt werden mußten.
Heribert Henning vermutet erneut Brandstiftung. In der Nacht zuvor hatte es in der Carl-Zeiss-Straße gebrannt. Es waren Autoreifen, "die sich nicht von selbst entzündet haben", meint Henning. pmü
Angst, Ärger, Aggression und
Depression nehmen deutlich zu
"Es ist zu befürchten, daß in Ostdeutschland aufgrund der nachweisbar höheren psychischen Belastung, aufgrund des über Jahre hinweg anhaltenden Streßzustandes und nunmehrigen Identitätsverlustes ein Morbiditätsschub bevorsteht." Zu dieser These kommt Prof. Harry Schröder von der Universität Leipzig, der gemeinsam mit seinem Kollegen von der Freien Universität Berlin, Ralf Schwarzer, die bislang einzige vergleichende Längsschnittstudie über die psycho-sozialen Wirkungen der Umwälzung in Deutschland erarbeitete. Erste Ergebnisse dieser Studie wurden auf der kürzlich in Leipzig beendeten Konferenz der Europäischen Gesellschaft für Gesundheitspsychologie vorgestellt.
Der Kongreß, der unter dem Motto "Gesundheitspsychologie in einem sich wandelnden Europa" von der Universität Leipzig ausgerichtet wurde, war nicht ohne Absicht in den Osten Deutschlands vergeben worden, wo die psychischen Probleme der sozialen Umwälzungen besonders drastisch hervortreten. Erklärtes Ziel der Organisatoren war es außerdem, anders als bei den vorangegangenen Tagungen, Vertreter aller osteuropäischen Länder in den Gedankenaustausch einzubeziehen. Die politische Wende in Deutschland, das wurde bei dieser Gelegenheit immer wieder hervorgehoben, ist von ihren Auswirkungen auf die psychologische Befindlichkeit her nur ein Ergebnis von vielen. Ähnliches spielt sich praktisch in ganz Osteuropa ab, wobei die soziale Krise dort oftmals wesentlich dramatischere Auswirkungen auf die Menschen als in Deutschland hat.
Die von den Psychologen präsentierten Ergebnisse aus der Längsschnittstudie bestätigen zunächst das, was ohnehin zu vermuten war. Die wichtigen Indikatoren Angst, Ärger, Aggressivität und Depressivität sind im Osten Deutschlands quer durch alle Altersgruppen im Zeitraum von 1989 bis Ende 1991 beständig angewachsen. Im Vergleich zu gleichartigen westdeutschen Frauen und Männern zeigen sich wesentliche Verschiebungen. So sind beispielsweise ältere Menschen im Westen wesentlich zufriedener als in Ostdeutschland, wo sich gerade diese Altersgruppe um ihr Lebenswerk betrogen sieht und Befürchtungen hegt, im Alter abgeschoben zu werden. Die Emotion Angst ist dabei vor allem bei älteren ostdeutschen Frauen ausgeprägt, sie fühlen sich besonders hilflos und ausgeliefert.
Prof. Schröder verweist darauf, daß bei jeglichen psychologischen Studien die Problemgruppen möglichst weit eingegrenzt oder nach Details befragt werden müssen, weil Pauschalvergleiche nach seinen Erfahrungen nur wenig Differenzen zeigen.
"Will man Ansätze für eine Prävention, so muß man Detailprobleme untersuchen", meint der Wissenschaftler. Ein solches Beispiel könnte der Faktor "aktive Gesundheitsvorsorge durch Sporttreiben" sein. Vor 1989 gaben 22,9 Prozent der Untersuchungsgruppe an, sich nicht sportlich zu betätigen. Ende 1991 war dieser Anteil auf immerhin 39,8 Prozent angewachsen. Interessant werden diese Zahlen, wenn sie im größeren Umfeld gesehen werden. Diejenigen, die jetzt ohne Arbeit sind, bewältigen ihre psychischen Spannungen besser, wenn sie wenigstens noch Sport treiben.
"Mit besseren Sport- und Freizeitmöglichkeiten oder mit einer intakten psychologischen Betreuung ließe sich viel vom gegenwärtigen Streß mildern. Doch gerade diese Betreuung befindet sich im totalen Umbruch und ist vor allem in ländlichen Gebieten kaum noch vorhanden", meint Prof. Schröder. Nach seiner Ansicht wird dieser Streß nicht nur durch den Zusammenbruch alter Wertvorstellungen und gewohnter Sicherheiten verursacht, sondern auch durch die Unfähigkeit zum richtigen Emotionsmanagement. Die Menschen im Osten sind ungeübt im Bewältigen von Wettbewerbs- und Bedrohungssituationen, die Folge sind Überreaktionen und Fehlleistungen. "Der Begriff von der Persönlichkeit wurde in der DDR kaum psychologisch benutzt, gemeint war immer ein soziologisch-abstrakter Typ", erklärt Schröder dieses Phänomen.
Vielfach gefährdet sind insbesondere die Jugendlichen im Osten, die einerseits das ihnen bis dahin vermittelte Weltbild verloren, zugleich aber auch bei vielen der wichtigsten Identifikationsfiguren - vom Lehrer oder Trainer bis hin zu den Eltern - einen grundlegenden Wandel in Haltung und Ansichten oder auch deren beruflichen Abstieg erleben mußten. Hinzu kommt die im Alter von 14 bis 20 übliche verstärkte Hinwendung zu Gruppen, die in einer solchen Situation besonders leicht zum Abreagieren von Frust und unbewältigten Problemen neigen. "Die Konfliktbewältigung wurde hier nicht vorbereitet, am Ende dieser Kette steht nur noch die letzte Barriere staatlicher Gegengewalt", meint Prof. Schröder.
Die gegenwärtig vorliegenden Daten lassen bisher noch keine deutliche Zunahme von schweren Erkrankungen oder gar Selbstmorden durch die psychische Streßsituation im Osten erkennen. Die Wissenschaftler erklären das mit einem bislang andauernden Konfliktstau und den relativ hohen Ausgangswerten beispielsweise beim Suizid in der DDR-Statistik.
Allerdings habe sich bereits jetzt sowohl das Motivgefüge als auch der gefährdete Kreis von Personen deutlich verändert. Gewalt in der Familie aufgrund existentieller wirtschaftlicher Schwierigkeiten komme ebenso vor wie der Selbstmord eines erfolgreichen Bauunternehmers, der einfach den Streß des 16-Stunden-Tages nicht mehr aushielt.
MANFRED SCHULZE
Drei jugendliche Räuber
Drei Jugendliche im Alter zwischen 17 und 19 Jahren haben, wie jetzt erst angezeigt, am vergangenen Samstagabend in einem Zug der Linie S 6, der von Bad Vilbel nach Frankfurt fuhr, einen 17jährigen Schüler überfallen, zusammengeschlagen und beraubt. Wie Polizeisprecher Manfred Füllhardt mitteilte, ereignete sich die Tat gegen 21.40 Uhr zwischen den Stationen Eschersheim und Westbahnhof. Die drei Jugendlichen waren in das Abteil gekommen, in dem der 17jährige alleine gesessen hatte. Sie prügelten auf ihn ein, bedrohten ihn mit einem Schlagring, in dem ein Messer integriert war, und raubten ihm Jeansjacke und Geldbörse mit rund 50 Mark und Ausweis.
An der Station Westbahnhof flüchteten die Täter, die alle goldene Halsketten mit einem blauen, viereckigen Plastikanhänger getragen haben sollen. enk
wüp ROSTOCK. Bundeskanzler Helmut Kohl wird sich am kommenden Mittwoch mit Vertretern ostdeutscher Betriebsräte treffen, die an diesem Tag in Bonn gegen den Arbeitsplatzabbau in ihrer Heimat demonstrieren wollen. Der Regierungschef habe ein Gespräch zugesichert, sagt Eberhard Wagner, Sprecher der Ostbetriebsräte, auf Anfrage. Ziel der Belegschaftsvertreter sei es, mit dem Marsch gen Bonn die dortigen Politiker wachzurütteln und auf die dramatisch wachsende Massenarbeitslosigkeit in den neuen Ländern und die verheerenden sozialen Folgen aufmerksam zu machen. "Vielen in Bonn ist offenbar immer noch nicht bewußt, was sich hier in Ostdeutschland abspielt", sagt Wagner.
Wagner erwartet eine breite Beteiligung ostdeutscher Betriebs- und Personalräte bei diesem Protesttag. Die Aktion sei notwendig geworden, nachdem Gespräche mit der Treuhandanstalt ergebnislos verlaufen seien. Die Breuel-Behörde sei selbst zu kleinen Zugeständnissen nicht bereit gewesen und habe auf die Vorgaben aus Bonn verwiesen. Die Ostbetriebsräte, deren Konflikt mit der Gewerkschaftsführung inzwischen beigelegt zu sein scheint, fordern unter anderem einen sofortigen Entlassungsstopp in Treuhandbetrieben, ein Umschwenken vom bisherigen Privatisierungs- auf einen sozial verträglicheren Sanierungskurs sowie stärkere Unterstützung für Arbeitslose in der Ex-DDR.
Mittwoch, 2. September
Theater Die Maininger, Neue Rothofstr. 26a, Tel. 28 02 27: 20 Uhr, "Schrille Idylle".
Gallus Theater, Krifteler Str. 55, Tel. 738 00 37: 20.30 Uhr, Tra Theater - "Mr. Pilks Irrenhaus".
Uni Campus Frankfurt, Bockenheimer Warte: 21 Uhr, Michael Quast - "Unter Geiern - Lovesongs".
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 Uhr, Internationale Herbst-Revue. Musik Oper, Theaterplatz, Tel. 23 60 61: 20 Uhr, Israel Chamber Orchestra.
Alte Oper, Opernplatz, Tel. 13 400: Großer Saal: 20 Uhr, Sächsische Staatskapelle Dresden; Hindemith-Saal: 22 Uhr, Tatjana Melntjewa & Ivan Monighetti - "Offenbarungen der Liebe"; Mozart Saal: 20 Uhr, Lachrymae.
Alte Nikolaikirche: 20 Uhr, Ives Ensemble - Anarchic Harmony - John Cage.
Batschkapp, Maybachstr. 24: 20 Uhr, Social Distortion.
Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Str. 18 a: 22 Uhr, Swingin-Latin-Funky-Disco.
Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4: 21 Uhr, Zig Zag Disco - African Music.
Bürgerhaus Nordweststadt, Nidaforum 8: 21 Uhr, Salsa-Disco.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, John Morrell.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Papa's Finest Boogie Band.
Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, D. Stephan Trio.
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: 15.30 Uhr, Ensemble der Philharmonischen Gesellschaft - Bezaubernde Melodien.
JUZ Bockenheim, Varrentrappstr. 38: 21 Uhr, Man Lifting Banner & Feeding The Fire.
Die evangelische Nazarethgemeinde in Eckenheim, Feldscheidenstraße 36, bietet Kurse an: Montags, um 15 Uhr, trifft sich der Handarbeitskreis und donnerstags um 19 Uhr der Frauennähkreis. gn
HANAU. Julia Huneke liebt Farben der Natur. Das kräftige Blau und grelle Grün. Diese Nuancen beherrschen die Landschaftsbilder der Künstlerin; die moosbewachsenen Ruinen oder das idyllische, mit üppigen Farnen geschmückte Haus am Fluß. Gemeinsam mit anderen Mitglieder der Künstlergruppe Aaron präsentiert Julia Huneke bis zum kommenden Sonntag im Foyer des Historischen Rathauses ihre neusten Arbeiten: Ein bunter Querschnitt der verschiedensten Stile, die die Vielfalt der gestalterischen Möglichkeiten widerspiegeln.
"Ce blanc terrible" - dieses schreckliche Weiß - nennt Isolde Nagel die sich zu einem Gummimenschen vereinigenden geschwungenen Linien. Hinter aus dem Bild herausgeschnittenen Spalten schimmert das Weiß, das dem Werk seinen Namen gab.
Die Erde und das Außerirdische berrschen die Skulptur und Fantasy-Gemälde des Hanauer Jochen Schwarz, Vorsitzender der 19 Jahre alten Künstlergruppe, die sich seit April gemeinnütziger Verein nennen darf. "Aus organisatorischen Gründen", so Schwarz, habe sie sich zu diesem Schritt entschlossen. Und wegen der finanziellen Vorteile.
Das 15 Mitglieder zählende Kollektiv ermöglicht aber auch Gästen, sich zu präsentieren - zum Beispiel dem Südafrikaner Konrad Peters, der die lachende, an einem roten Kreuz hängende grüne Frau malte. Neuling in der Aaron-Familie ist der Türke Hasan Ciftci mit seinen puzzleartig zusammengesetzten knallbunten Wäldern und Landschaften.
Im krassen Gegensatz zu den abstrakten Cut-Ups in Mischtechnik von Martina Pradler stehen die Bilder von Eva-Maria Grosch. Gestochen scharf wie eine Fotografie wirken ihre farbenfrohen Frauenporträts.
Daneben ein weiterer Gegenpol: Bernhard Schemionkos technisierte Welt aus Maschinen, Stahl und Computermenschen. Gefangen ist der von Angelika Schaarz mit Schnüren festgebundene Steatit in Torso-Form. Mit ihren Werken geht die Künstlergruppe jetzt verstärkt in andere Städte, wie Jochen Schwarz ankündigt. Manche Mitglieder arbeiten derzeit noch an den Stücken für die im Oktober geplante Ausstellung in Heinsberg in Nordrhein-Westfalen.
Die Schau im Historischen Rathaus ist noch bis zum kommenden Sonntag zu sehen. Die Öffnungszeiten: täglich zwischen 14 und 18 Uhr, am Mittwoch und Samstag zwischen 10 und 18 Uhr. JUTTA RIPPEGATHER
Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 93); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); Lücke TPT - Gemeinschaftsbilder (bis 23. 9.); Oskar Kokoschka & Alma Mahler - "Die Puppe: Epilog einer Passion" (bis 18. 10.).
Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Szenenwechsel "7 neue Räume - Balkenhol, Flinzer, Slominiski, Artschwager/ Nauman/Ruscha/Trockel, Bayrle, Cahn, Klemm" (bis Okt./Dez.); Sonderausstellung "United Colors of Benetton" (bis 22. 9.).
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr, Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellungen "Urpferdchen und Krokodile - Messel vor 50 Millionen Jahren"; "Fossilien aus Libanon"; "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten".
Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, Sa., 14 Uhr, So., 11 Uhr, sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 33 71; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellung "Anne in Frankfurt" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Aupereuropäischee Lauten - Werkzeug und Kunstwerk" (bis 4. 10.); Sonderausstellung "Werkstätten der Humanität - 250 Jahre Freimaurer in Frankfurt" (bis 6. 9.); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.
Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.
Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.
Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Schmuckausstellung "Antike" (bis Ende 92); Sonderausstellung "Goertz Design New York" (bis 20. 9.).
Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 2 12 - 3 88 30: Bibliothek Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr, Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I u. II; Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.
Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212-38471: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; Dauerausstellung "Von der Urhütte zum Wolkenkratzer"; "Moderne Architektur in Deutschland 1900-1950. Reform und Tradition" (bis 29. 11.); "Hans Scharoun" (bis auf weiteres). Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.
Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer-, sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950).
Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/ Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 358 96: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Dauerausstellung.
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So. 10-17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellungen - "Fremdes Geld" & "Gold aus Mali" (bis 11. 10.).
Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Die Künstlerpostkarte - "Von den Anfängen bis zur Gegenwart" (bis 13. 9.).
Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Tel. 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Christoph Heinrich Kniep - "Zeichner an Goethes Seite (bis 27. 9.); Autographen der Goethezeit (bis 31. 8.).
Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellungen "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts" und "Leben und Werk des Mundartautors und Satirikers Friedrich Stoltze; Sonderausstellung "Über Schnaken, Käwwern und immergrüne Blätter zum Gelbärgern - der Zeitungsmann Adolf Stoltze" (bis 30. 10.).
Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".
Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U- Bahn".
Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr, bei Fahrbetrieb 10 bis 17 Uhr, Fahrtag am 6. & 27. September. Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".
Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr; Ausstellung "Kinder aus Rußland zeichnen ,Struwwelpeter' neu" (bis 31. 10.).
Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche; Jörg Stein - "Calf - Installation" (bis 6. 9.).
Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.
Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr, Stefan Kiess - Frankfurter Architekturen (bis 1. 9.).
Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.
Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).
Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.
Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr.
Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.
Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann-Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung. Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do., 19 Uhr.
Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.
Galerie Paul Sties, Braubachstr. 12, Tel. 29 39 03: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Andreas Exner (bis 4. 9.).
Galerie Heussenstamm-Stiftung, Barckhausstr. 1-3, Tel. 72 46 67: Di. bis Fr., 16 bis 19 Uhr, Sa./So., 11 bis 13 Uhr, Raimon Ruhleder - Linolschnitte (bis 4. 9.).
Frankfurter Westend Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Leonardo Fretta, Romano Furlani, Albano Morandi (bis 5. 9.).
Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 741 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Künstler der Galerie (bis 5.9.).
Galerie der Künstler, Barckhausstr. 1-3, Tel. 72 55 26: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Katja Lübke - "Zeichnungen" (bis 7. 9.).
Galerie Bernd Slutzky, Friedrichstr. 8, Tel., 72 39 40: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Walter Stöhrer - "Neue Radierungen" (bis 9. 9.).
Galerie Schwind, Braubachstr. 24, Tel. 28 70 72: Di. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Steffen Fischer (bis 12. 9.).
Galerie Woeller Paquet, Schneckenhofstr. 10, Tel. 62 38 19: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Kevin Coyne - "Big Fish and Silly Sausages" (bis 15. 9.).
Galerie Aurum, Oppenheimer Landstr. 42, Tel. 62 77 26: Di. bis Fr., 10 bis 12 Uhr und 14 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Künstler der Galerie - "Von Eins bis Zehn" (bis 19. 9.).
Galerie an der Galluswarte, Mainzer Landstr. 269, Tel. 730 60 00: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Gyjho Frank - Bilder; Armin Gehret - Farbige Zeichnungen; Karin Rahts-Dannemann - Malerei (bis 19. 9.).
Fotografie Forum, Leinwandhaus, Weckmarkt 17, Tel. 29 17 26: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr, Sa./So., 11 bis 17 Uhr, "Bilderlust" (bis 20. 9.).
Galerie Baby K., Hanauer Landstr. 139-145, Tel. 49 52 90: Mo. bis Fr., 15 bis 20 Uhr, István Geller, Zoltán Pal, Sándor Pinczehelyi & László Valko - Künstler aus Ungarn (bis 25. 9.).
Frankfurter Kunstkabinett, Börsenplatz 13-15, Tel. 28 10 85: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Stefan Plenkers - Gemälde und farbige Tuschen (bis 25. 9.).
Galerie Frank Hänel, Braubachstr. 26, Tel. 29 58 73: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, TERK (bis 26. 9.).
Galerei Meyer-Ellinger, Brönnerstr. 22, Tel. 29 29 94: Di. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, John Chamberlain - Arbeiten auf Papier (bis 26. 9.).
Kommunale Galerie im Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., bis 20 Uhr, Wolfgang Habel - "Bild Tafel - Tafel Bild" (bis 27. 9.).
Galerie Schneider, Gutleutstr. 94, Tel. 23 95 83: Di. bis Fr., 10 bis 12.30 Uhr & 14 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, 10 Jahre Galerie Schneider (bis 2. 10.).
Galerie Ulrich Gering, Textorstr. 91, Tel. 62 51 16: Di. bis Fr., 14 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Reinhard Behrens - "Bilder, Zeichnungen, Installation" (bis 2. 10.).
Galerie Timm Gierig, Weckmarkt 17, Tel. 28 71 11: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 14 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 17 Uhr, So., 12 bis 17 Uhr, Baschang, Hartlieb, Hitzler, Rink, Sartorius, Schultze, Wassermann - Zeichnung I.
Galerie Raphael, Grüneburgweg 86, Tel. 72 90 37: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Bilderzeugnisse der abstrakten Kunst (bis 24. 10.).
Galerie Art to Use, Eschersheimer Landstr. 5-7: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, "Style forms Function" (bis Ende Okt.).
Galerie Urlass, Fahrgasse 19, Tel. 29 57 27: Di. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 13 Uhr, Darmstädter Künstlerkolonie, Wiener Werkstätte, Nürnberger Handwerkskunst, Bauhauskünstler u.a. - "Dialog der Formen - Metallkunst des 20. Jahrhunderts" (bis 31. 10.). Ausstellungen Frankfurter Kunstverein, Deutsche Bank, Große Gallusstr. 10-14: Schalteröffnungszeiten, Jahresgaben des Frankfurter Kunstvereins - eine Auswahl aus den Jahren 1981 - 1992 (bis 4. 9.).
Forum der FRASPA, Töngesgasse 40, Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Brigitte Binzer - Malerei (bis 4. 9.).
Künstlerinitiative U4 frAnkfuRT, Berger Str. 329: Mi. & Fr., 19 bis 22 Uhr, Gudrun Jork / Klaus Bittner / Volker Staegmann - "U 4 - Sommer / Installationen" (bis 4. 9.).
Zentralbibliothek, Zeil 17-23: Di. bis Fr., 10 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, "V.O.N. Nah und Fern - Verena, Oliver, Nurettin" (bis 5. 9.).
Karmeliterkloster, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., bis 20 Uhr, "Frankfurter Designer: Wilhelm Zimmermann" - Titel-Bilder-Plakate (bis 13. 9.); Ausstellung II "Barcelona Bars" - "Die Spitze des Eiswürfels" (bis 13. 9.).
Argentinisches Generalkonsulat, Wiesenhüttenplatz 26: 9 bis 13 Uhr, "Argentinien - Photographische Impressionen" (bis 10. 9.).
Berger Bücherstube, Marktstr. 15: Robert Gernhardt - "Zeichnungen" (bis 15. 9.).
Café Cult, Schillerpassage: tägl. 8 bis 1 Uhr, Gerd Kehrer - "Collagen" (bis 15. 9.).
Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo., bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., bis 18 Uhr, Sa., bis 17 Uhr, "Biographie und Lebenswerk Walter Fabian" (bis 17. 9.).
Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Adam Bujak - "Myterien - Fotografien" (bis 18. 9.).
Café Gegenwart, Berger Str. 6: Jafeth Mariani - "Neue Bilder - Avanspectiva" (bis 19. 9.).
Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4, Tel. 29 06 58 59: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr, Wolfgang Schmidt - "Plakate, typografische Gedichte, Schmidtbilder usw." (bis 20. 9.).
Stadtbücherei Gallus, Idsteiner Str. 65: Di. & Do., 13 bis 19 Uhr, Mi. & Fr., 13 bis 17 Uhr, Fotodokumentation "Frauen und Stadt konkret" (bis 20. 9.).
Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage, Tel. 28 17 94: täglich, 11 bis 17 Uhr; Jutta Heilmann - Aquarelle und Radierungen (bis 20. 9.).
Palais Jalta, Bockenheimer Landstr. 104: Mo. bis Fr., 10.30 bis 17 Uhr, Joachim Richau - "Land ohne Übergang - Deutschlands neue Grenze"/Fotografien (bis 25. 9.).
Stadtteilbücherei Bornheim, Arnsburger Str. 24: Di. bis Fr., 13 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Hasan Temitztürk - Kalligrafie (bis 26. 9.).
Café Läuft, Rohrbachstr.: So. bis Fr., 10 bis 24 Uhr, Sa., 10 bis 18 Uhr, Rainer Ruß - "Phantastische Gemälde - Kohle / Pastell / Kreide" (bis Ende Sept.).
Treffpunkt Rothschildpark, Oberlindau 20: 9 bis 12 Uhr, Mi., 15 bis 17 Uhr; Bilder behinderter Mitarbeiter der Praunheimer Werkstätten (bis Ende Sept.).
Romanfabrik, Uhlandstr. 21: Margot Lang - "Bilder in Pastellkreide & Acryl" (bis Ende Sept.).
Gallustheater, Kriftler Str. 55: Di. bis Sa., 15 bis 18 Uhr & zu den Veranstaltungen, Eckard Burk - Bilder eines Monats (bis 10. 10.).
Frankfurter Malakademie, Affentorhaus, Affentorplatz 1, Tel. 45 47 11: täglich, 17.30 bis 19.30 Uhr; Anne Engelbrecht und Mona Riehmers - Ölmalerei (bis 26. 10.).
Sozial- und Reha-Zentrum West, Alexanderstr. 92, Tel. 78 99 30: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, So., 14 bis 18 Uhr; Gick Isac Levy (bis Ende Oktober).
Buchladen "Land in Sicht", Rotteckstr. 13, Tel. 44 30 95: Ausstellung "Ein Fenster für John Cage" mit Partituren, Büchern und Photos von Manfred Leve (bis 31. 10.).
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie West am Palmenhaus: "Pflanzenwelt Chiles - Flora silvestre de Chile" (bis 1. 11.).
Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".
Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).
Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30, Tel. 7 98 35 64: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, Fr. 10 bis 12 Uhr; Treppenhaus-Ausstellung - "Von Mars(x)-Menschen und Superbirnen".
Ausstellungen Frankfurter Kunstverein, Deutsche Bank, Große Gallusstr. 10-14: Schalteröffnungszeiten, Jahresgaben des Frankfurter Kunstvereins - eine Auswahl aus den Jahren 1981 - 1992 (bis 4. 9.).
Forum der FRASPA, Töngesgasse 40, Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Brigitte Binzer - Malerei (bis 4. 9.).
Künstlerinitiative U4 frAnkfuRT, Berger Str. 329: Mi. & Fr., 19 bis 22 Uhr, Gudrun Jork / Klaus Bittner / Volker Staegmann - "U 4 - Sommer / Installationen" (bis 4. 9.).
Zentralbibliothek, Zeil 17-23: Di. bis Fr., 10 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, "V.O.N. Nah und Fern - Verena, Oliver, Nurettin" (bis 5. 9.).
Karmeliterkloster, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., bis 20 Uhr, "Frankfurter Designer: Wilhelm Zimmermann" - Titel-Bilder-Plakate (bis 13. 9.); Ausstellung II "Barcelona Bars" - "Die Spitze des Eiswürfels" (bis 13. 9.).
Argentinisches Generalkonsulat, Wiesenhüttenplatz 26: 9 bis 13 Uhr, "Argentinien - Photographische Impressionen" (bis 10. 9.).
Berger Bücherstube, Marktstr. 15: Robert Gernhardt - "Zeichnungen" (bis 15. 9.).
Café Cult, Schillerpassage: tägl. 8 bis 1 Uhr, Gerd Kehrer - "Collagen" (bis 15. 9.).
Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo., bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., bis 18 Uhr, Sa., bis 17 Uhr, "Biographie und Lebenswerk Walter Fabian" (bis 17. 9.).
Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Adam Bujak - "Myterien - Fotografien" (bis 18. 9.).
Café Gegenwart, Berger Str. 6: Jafeth Mariani - "Neue Bilder - Avanspectiva" (bis 19. 9.).
Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4, Tel. 29 06 58 59: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr, Wolfgang Schmidt - "Plakate, typografische Gedichte, Schmidtbilder usw." (bis 20. 9.).
Stadtbücherei Gallus, Idsteiner Str. 65: Di. & Do., 13 bis 19 Uhr, Mi. & Fr., 13 bis 17 Uhr, Fotodokumentation "Frauen und Stadt konkret" (bis 20. 9.).
Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage, Tel. 28 17 94: täglich, 11 bis 17 Uhr; Jutta Heilmann - Aquarelle und Radierungen (bis 20. 9.).
Palais Jalta, Bockenheimer Landstr. 104: Mo. bis Fr., 10.30 bis 17 Uhr, Joachim Richau - "Land ohne Übergang - Deutschlands neue Grenze"/Fotografien (bis 25. 9.).
Stadtteilbücherei Bornheim, Arnsburger Str. 24: Di. bis Fr., 13 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Hasan Temitztürk - Kalligrafie (bis 26. 9.).
Café Läuft, Rohrbachstr.: So. bis Fr., 10 bis 24 Uhr, Sa., 10 bis 18 Uhr, Rainer Ruß - "Phantastische Gemälde - Kohle / Pastell / Kreide" (bis Ende Sept.).
Treffpunkt Rothschildpark, Oberlindau 20: 9 bis 12 Uhr, Mi., 15 bis 17 Uhr; Bilder behinderter Mitarbeiter der Praunheimer Werkstätten (bis Ende Sept.).
Romanfabrik, Uhlandstr. 21: Margot Lang - "Bilder in Pastellkreide & Acryl" (bis Ende Sept.).
Gallustheater, Kriftler Str. 55: Di. bis Sa., 15 bis 18 Uhr & zu den Veranstaltungen, Eckard Burk - Bilder eines Monats (bis 10. 10.).
Frankfurter Malakademie, Affentorhaus, Affentorplatz 1, Tel. 45 47 11: täglich, 17.30 bis 19.30 Uhr; Anne Engelbrecht und Mona Riehmers - Ölmalerei (bis 26. 10.).
Sozial- und Reha-Zentrum West, Alexanderstr. 92, Tel. 78 99 30: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, So., 14 bis 18 Uhr; Gick Isac Levy (bis Ende Oktober).
Buchladen "Land in Sicht", Rotteckstr. 13, Tel. 44 30 95: Ausstellung "Ein Fenster für John Cage" mit Partituren, Büchern und Photos von Manfred Leve (bis 31. 10.).
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie West am Palmenhaus: "Pflanzenwelt Chiles - Flora silvestre de Chile" (bis 1. 11.).
Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".
Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).
Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30, Tel. 7 98 35 64: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, Fr. 10 bis 12 Uhr; Treppenhaus-Ausstellung - "Von Mars(x)-Menschen und Superbirnen".
BAD VILBEL. "Geschichte und Kirche in Südafrika" heißt ein Vortrag von Pfarrer Hans Siebert und Tobias Utter heute, Donnerstag, 3. September, um 19.30 Uhr im Gemeindezentrum der Evangelischen Christuskirche, Grüner Weg 6.
Veranstalter ist des Partnerschaftskomitee Bad Vilbel-Venda, das Ende September eine Delegation aus der Partnergemeinde Venda in Südafrika erwartet.
hm
Auf mehr als 900 Seiten dokumentiert die "Jahresbibliographie 1987 bis 1989" der Johann Wolfgang Goethe-Universität die in diesen Jahren erschienenen Publikationen der Universitätsangehörigen. Das von der Stadt- und Universitätsbibliothek vorgelegte Verzeichnis enthält knapp 6600 Einträge und dokumentiert nach Ansicht der Universität damit auch die "Forschungsintensität" der Hochschulangehörigen.
Insgesamt hat die Unibibliothek seit 1973 mehr als 30 000 Veröffentlichungen der Frankfurter Wissenschaftler festgehalten. luf
Ein Konflikt zwischen den Eltern und deren vermeintlich zu nachsichtigen Eltern muß allerdings mit der eingangs zitierten Drohung nicht vorprogrammiert sein. Es gibt dafür jetzt einen kleinen Ratgeber zum Umgang mit dem Fernsehen für Kinder. Er wendet sich zwar direkt an die Großeltern, ist aber auch für Eltern gedacht. Alles, was in bezug auf "Enkel" empfohlen wird, gilt deswegen genauso für Mütter und Väter bzw. andere Erwachsene, die mit Kindern leben.
Nackte Bären? Nein danke! Zumindest muß es schon eine ganze Ordensspange sein wie der Bär "Flash", der 1980 in Canterbury zur Welt kam. Selbstverständlich handelt es sich bei einem englischen Bären auch um britische Verdienstorden aus den beiden Weltkriegen. "Paddington" dagegen, 1958 in der Welt der Kinder und junggebliebenen Erwachsenen aufgetaucht, sieht bedauerlicherweise ein bißchen besoffen aus. Das macht vielleicht das schiefe Mützchen. Oder der ungewohnte englische Whisky. Denn Paddington ist eigentlich in Peru geboren worden. Er ist erst später nach England gekommen.
Spezielle Medikamente etwa gegen Asthma helfen hier wenig oder gar nicht. Bei schweren Atmungsstörungen ist aber eine Sauerstoff-Therapie nützlich. Am besten bewährt sich die Überdruckbeatmung während der Nacht, wobei der Sauerstoff über die Nase zugeführt wird, so daß der Mund geschlossen bleibt und der Schläfer nicht schnarcht. Sauerstoffgeräte für den Hausgebrauch gibt es ab 5000 DM. Wenn alle Untersuchungen die Notwendigkeit einer solchen Anschaffung ergeben und der behandelnde Arzt das Gerät verordnet, sind nach Angaben des AOK-Landesverbands Bayern die öffentlichen Krankenversicherungsträger zur Kostenübernahme bereit. Dr. med. HANNS H. WENK
Das Daumennuckeln ist für viele Steppkes das einfachste Ventil, um mit den Unbilden ihres Kinderalltags fertig zu werden. Erst wenn Daumenlutschen anhält, müssen Eltern wachsam werden. (Bild: Vorsorge-Initiative)
(Das Bild entnahmen wir dem "Großen Buch der Teddybären")
ROSBACH. Die Rosbacher CDU möchte Tagesmütter und solche, die es werden wollen, mit den Berufstätigen zusammenführen, die eine Betreuung für ihr Kind suchen. Das kündigt der CDU- Arbeitskreis "Schule-Kindergarten" an.
Um die Kinderbetreuung für berufstätige Mütter zu verbessern und zu ergänzen, haben die Frauen im Arbeitskreis "Schule-Kindergarten" der Rosbacher CDU eine "Tagesmutterbörse" gegründet. Die Frauen meinen, daß es einer solchen Initiative bedarf, um Tagesmütter mit berufstätigen Eltern zusamenzuführen, die eine Betreuung für ihr Kind suchen.
In einem Fragebogen werden dazu bestimmte Angaben ermittelt, etwa über Einsatzzeit und mögliche Vergütung, die eine individuelle Verbindung erleichtern sollen. Der CDU-Arbeitskeis sieht bei einem erfolgreichen Anlaufen dieser Initiative durchaus eine Entlastung für die kostenaufwendigen kommunalen Einrichtungen.
"Komm mit, ich bau Dir ein Haus. Klingt das nicht verlockend?", ist daher die Erklärung zur Gründung der Tagesmütterbörse überschrieben. Solche Angebote seien in Rosbach öfter zu hören, wenn es um öffentliche Kinderbetreuung ging. Nach Kinderhort und Krabbelstube solle es nun gleich ein Kinderhaus sein. "Viele bezahlen, wenige profitieren, und irgendwann sind die Kassen leer", schildert die Rosbacher CDU ihre Sicht der Dinge zum Thema Kinderbetreuung.
Die Fraktion sage daher Nein zu solchen unnötigen Belastungen des städtischen Haushaltes. Sie fragt, ob den berufstätigen Müttern wirklich nur die Kinderbetreuung in öffentlichen Häusern bleibe, oder ob sich Rosbacher Familien zum Wohle ihrer Kinder auch untereinander helfen könnten?
Nach Überzeugung der Union hat Rosbach viele "Kinderhäuser", in denen Kinder zuhause und willkommen sind, Häuser, in denen es Platz zum Spielen und einen Ort zum Miteinander gibt. Solche Häuser brauche die Stadt nicht erst zu bauen, sie stünden in jeder Straße.
Wer einen Platz sucht, oder einen anbieten kann, wende sich an Sigrid Katzer-Schreiber im Hainerweg 23, Telefon 12 19, oder Edelgard Halaczinsky, Konrad-Adenauer Straße 22 a, Telefon 17 09. de
TV Steinau, Freizeitsport
Nur zufriedene Gesichter gab es beim fünften Trimmathlon des TV Steinau mit dem Freibad als zentraler Start- und Ziel- Stelle. Susanne Dittrich, die den Breitensport-Wettbewerb ins Leben gerufen hatte, freute sich mit dem übrigen Helfer-Team über 111 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, unter ihnen wieder viele Familien mit Kindern und auch ältere Semester. Zufriedene Mienen auch bei Steinaus Bürgermeister Hans-Joachim Knobeloch und beim Vorsitzenden des Sportkreises Schlüchtern, Helmut Meister und dessen Ehefrau Luise sowie dem Präsidenten des veranstaltenden Vereins, Burkhard Lamm. Knobeloch und das Ehepaar Meister sind mittlerweile aktive Stammkunden beim Steinauer Trimmathlon und Burkhard Lamm ging in den Wettbewerben Schwimmen, Radfahren und Laufen mit gutem Beispiel voran.
Ehrengast Gerd Amrhein, Triathlet der europäischen Spitzenklasse mit Wohnort Frammersbach, war mit seiner Freundin Heidi, einer Triathletin aus der Schweiz, ebenfalls gekommen; zwar nicht auf einen Wettkampf eingestellt, den er dann doch komplett mit geborgten Laufschuhen und Badehose bestritt, und sich vor allem vom Breitensport-Charakter der Veranstaltung beeindruckt zeigte. hgs
Zweifel an der Verfassungsmäßigkeit des städtischen Frauenförderplans hat die frauenpolitische Sprecherin der CDU- Fraktion im Römer, Karin Meulenbergh, geäußert. Ihre Kritik an der zwischen Stadt und Gesamtpersonalrat getroffenen Dienstvereinbarung bezieht sich auf die Bestimmung, nach der bei Stellenvakanz Kandidatinnen gegenüber ihren gleichqualifizierten männlichen Mitbewerbern solange bevorzugt eingestellt werden sollen, bis eine Frauenquote von 50 Prozent in der städtischen Verwaltung erreicht ist.
Männer, so die Stadtverordnete, würden zurückgesetzt, allein aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einem bestimmten Geschlecht. Eine solche Verfahrensweise aber verstoße gegen das Gleichheitsgebot des Grundgesetzes. Meulenbergh verwies auf einen Beschluß des Oberverwaltungsgerichts Münster vom Juli 1991, in dem "erhebliche Bedenken" gegen die Verfassungsmäßigkeit einer solchen Einstellungspraxis geäußert worden seien.
Das Frauendezernat weist den Vorwurf mit Hinweis auf ein Gutachten des Rechtsamtes zurück. Demnach habe der von der CDU zitierte Münsteraner Beschluß für Frankfurt keine Relevanz. sar
FRANKFURT A. M., 1. September (FR). Im Norden meist starke Bewölkung, zeitweise Regen, nach Süden hin Bewölkung mit Aufheiterungen sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 14 und 20, Tiefstwerte um 13 Grad. Weitere Aussichten: Regen, kühl.
(Siehe auch Lokalteil)
Der zweite Veranstaltungsblock des Cage-Festivals beginnt am Donnerstag, 3. September, um 20 Uhr mit einem Konzert in der Musikhochschule, Eschersheimer Landstraße 29-39: Philipp Vandré gestaltet den Abend mit "Prepared Piano" und den "Sonatas and Interludes"; Bernhard Kontarsky gibt eine Einführung. Gleich drei Pianisten gastieren am Freitag, 4. September, um 18 Uhr im Hindemith Saal der Alten Oper: Gérard Frémy, Bernard Geyer und Herbert Henck spielen das "Book of Music" sowie die "Music of Changes". &blt; Raskatow-Uraufführung: "Xenia"
Die Uraufführung der Komposition "Xenia" von Alexander Raskatow steht im Mittelpunkt des Konzerts der Deutschen Kammerphilharmonie am Donnerstag, 3. September, um 20 Uhr im Großen Saal der Alten Oper. Der Komponist und Dirigent Nikolai Korndorf übernimmt die musikalische Leitung. Solist am Klavier ist Yuri Smirnow.
Im Wortlaut: Hessens Regierungschef Hans Eichel zum Asylrecht . . . das ist praktische Machtpolitik. Leider.
Im Streit über das Asylrecht hat sich Hessens Ministerpräsident Hans Eichel SPD) am Mittwoch mit Äußerungen hervorgetan, die Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU) als "absurd" wertet. Seiters meinte, Eichel wolle darüber hinwegtäuschen, daß niemand, weder Bund noch Länder, mit dem Massenphänomen des Asylbewerberzustroms "Schritt halten konnte und kann". Eichel hatte sich in einem Deutschlandfunk-Interview geäußert, dem wir folgende Auszüge entnahmen: Eichel: . . . wir haben folgendes Problem: daß die CDU/CSU insbesondere ständig eine Änderung des Artikels 16 verlangt, ohne selber, jedenfalls, was die Bundesregierung betrifft, jemals einen Vorschlag gemacht zu haben und im gleichen Fall in Zirndorf - und das ist nun die Verantwortung des Bundesinnenministers - inzwischen 360 000 unbearbeitete Asylanträge hat. Das heißt, wir haben ungefähr 180 000 Menschen im Land, die, während die Anträge in Zirndorf bearbeitet wurden, das Land hätten wieder verlassen müssen, weil sie nicht nach Artikel 16 und nicht nach der Genfer Flüchtlingskonvention geschützt sind. Also, es geht gar nicht zuerst und überhaupt um eine Grundgesetzänderung, sondern darum, die vorhandenen Rechtsmöglichkeiten auszuschöpfen. . . .
. . . wir wollen, daß die große Zahl derer, die im Moment zuziehen, eingeschränkt wird, weil unsere Gesellschaft das in der Tat nicht erträgt. Aber es kann nicht so sein, daß die Tür für die, die um Leib und Leben fürchten müssen, zugemacht oder auch nur eingeschränkt wird, sondern eingeschränkt, zugemacht muß die Tür, zumindest zeitweilig für die, die aus wirtschaftlichen Gründen kommen. Das ist auch menschlich verständlich, aber im Moment, bei Massenarbeitslosigkeit in den neuen Bundesländern und Wohnungsnot hier überall, sind wir da nicht aufnahmefähig . . . ohne das andere große Lager gibt es keine Lösung in der Asylfrage. Das ist das Problem. Das ist nicht Opportunismus, sondern das ist praktische Machtpolitik. Leider. . .
. . . ich sage noch einmal, das Entscheidende ist, daß das Bundesamt in Zirndorf endlich arbeitet, daß wir die 360 000 Altfälle, die kriegen wir schon gar nicht mehr bearbeitet, in einer großzügigen Altfallösung regeln. Und vor allen Dingen: wir haben ein Zugangstor nach Deutschland, das heißt Asyl. Die meisten Leute sind gar nicht politisch Verfolgte, sie sind allerdings unter dem Schutz oft auch der Genfer Flüchtlingskonvention (gekommen), das vergessen viele. Sehr viele sind Wirtschaftsflüchtlinge - etwas, was es in der Welt seit Jahrtausenden gibt, daß Menschen aus Armut aus ihrem Land weggehen in ein anderes. Und wir müssen viele verschiedene Türen nach Deutschland haben, die unterschiedlich weit offen oder zu sein können. Ich bin dafür, die Tür für politisch Verfolgte muß offen bleiben. Die Tür für Bürgerkriegsflüchtlinge, wie jetzt aus Jugoslawien, ist eine andere, muß offen sein. Die wollen kein Asyl, die wollen zurück, wenn Frieden in ihrem Land ist. Die brauchen wir nicht ins Asylverfahren zu nehmen. Und drittens, wir brauchen ein Zuwanderungsrecht, damit diejenigen, die aus wirtschaftlichen Gründen kommen wollen, dann kommen können, wenn es bei uns verträglich ist. Im Moment ist das allerdings - ich wiederhole - bei Wohnungsnot und Massenarbeitslosigkeit nicht verträglich. Frage: Sie haben schon zweimal darauf hingewiesen, 360 000 unbearbeitete Akten in der Zentralstelle in Zirndorf, warum eigentlich? . . .
Eichel: Also, ich glaube nicht mehr, daß man der Bundesregierung zugute halten kann, daß das blanke verwaltungsmäßige Unfähigkeit ist. Die Zahl hat sich ja seit dem letzten Jahr verdoppelt. Es ist in Wirklichkeit jetzt so, daß mindestens jeder zweite, der ins Land kommt, Asyl begehrt, nicht bearbeitet wird. Es ist praktisch der Stillstand des Asylverfahrens. Ich glaube, das ist bewußte Politik, um in den Gemeinden, die jetzt die Menschen nicht mehr unterbringen können, die Stimmung hochkochen zu lassen, um mit dieser hochkochenden Stimmung das Grundgesetz demontieren zu wollen. Das allerdings wird mit uns nicht zu machen sein.
Frage: Sehen Sie eine Möglichkeit, diesen gewaltigen Berg von Akten aufzuarbeiten?
Eichel: . . . es gibt nur noch die Chance, eine großzügige Regelung ab einem bestimmten Stichtag für alle, die bis dahin kommen und nicht bearbeitet worden sind, zu machen. Und ich sage ausdrücklich, Verhandlungen mit der SPD und Abschluß über eine Änderung im Grundgesetz, die das Individualrecht aber nicht antasten darf, die wird's nur geben, wenn die praktischen Probleme gelöst werden. Grundgesetzänderung ohne Lösung der praktischen Probleme, nein!.
Johannes Beutler, der neue Rektor der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen, wird am 1. Oktober die Nachfolge des bisherigen Rektors Werner Löser antreten. Der 58 Jahre alte Professor für Neutestamentliche Exegese war im Juni von der Hochschulkonferenz von Sankt Georgen gewählt worden. Prorektor wurde Peter Knauer. luf
RONNBURG/MAIN-KINZIG-KREIS. Auf der Ronneburg wird gearbeitet. 15 Künstlerinnnen und Künstler aus dem In- und Ausland haben sich für zwei Wochen in die Säle, Gemächer und Winkel der Kernburg zurückgezogen, um sich sowohl mit der rund 700jährigen Geschichte als auch mit der gegenwärtigen Präsenz dieser gewaltigen Anlage schöpferisch auseinanderzusetzen. Zweieinhalb Jahre lang ist dieses anspruchsvolle Unternehmen - das 1. Ronneburg Symposion Bildender Künstler - vorbereitet worden, das Landrat Karl Eyerkaufer am Montagabend mit einem Zitat von Karl Valentin eröffnet hat: "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit."
Für die Konzeption zeichnen Maria Zander und Klaus Schneider (beide aus Frankfurt) verantwortlich, die selbst zum Kreis der Erwählten zählen. Kreiskulturbeauftragte Renate Nettner-Reinsel, die wesentlich an den organisatorischen Vorbereitungen beteiligt war, stellte den anwesenden Sponsoren, Politikern und Gästen die Künstler-Runde (siehe Bild) vor, unter ihnen die Installationskünstlerin und Malerin Barbara Rao-Karg aus Nidderau, "Papermakerin" Sigrid Schraube aus Schöneck, die auf Objekte und Collagen spezialisierte Beate Thierling aus Hanau und der mit Zeichnung, Malerei und Design hervorgetretene Axel Gallun aus Büdingen, um nur die aus der Nähe Angereisten zu nennen.
Alle haben sich auf ihre eigene Art eingerichtet, haben sich mit schlichten Mitteln ihre Ateliers und Schlafplätze geschaffen. Praktische Hilfe leisteten den Gästen die Mitarbeiter des Förderkreises Ronneburg unter der Regie von Eckhard Schwandt, der auch für das Kulturprogramm auf der Burg zuständig ist.
Gemeinsame Veranstalter sind der Förderkreis, der Main-Kinzig-Kreis und die Stadt Hanau, finanziell unterstützt von der Gemeide Ronneburg, Sparkassen des Main-Kinzig-Kreises, der Bertha-Heraeus-und-Kathinka-Platzhoff-Stiftung
"Burgenbeauftragter" Jochen Menge, der neben Prinz Sylvester von Ysenburg und Büdingen die Künstlerriege "als Hausherr" begrüßte, stellte überschwenglich fest: "Fast alle Querdenker Europas haben hier schon gewohnt. In 14 Tagen werden wir sehen, was dabei herauskommt." (siehe auch "Programm") pom
NAIROBI, 1. September (dpa). Aufständische Tuareg-Nomaden in Niger haben der Regierung des westafrikanischen Wüstenstaats den Krieg erklärt. Nach der Festnahme einer Reihe von Tuareg-Führern durch die Regierungstruppen sagte ein Sprecher der Rebellen am Dienstag dem französischen Auslandssender RFI: "Unsere Strategie ist klar, und das heißt Krieg." Die amtliche Nachrichtenagentur ANP berichtete, die Rebellen der "Befreiungsfront von Air und Azaouagh" hielten derzeit 44 Menschen als Geiseln fest, darunter auch Polizisten.
Das Militär hatte zuvor auf eigene Faust in der Oasenstadt Agadez das Kriegsrecht verhängt und landesweit 93 führende Vertreter der Tuareg-Nomaden festgenommen, darunter einen Minister. Cheiffou, der zu dieser Zeit auf einer Asienreise war, billigte nachträglich die Razzien der Armee unter den Anhängern der Tuareg-Rebellion. Nach seiner vorzeitigen Rückkehr nach Niamey sagte der Regierungschef im Rundfunk, die Rebellen seien für das Vorgehen der Armee selbst verantwortlich.
Die Tuareg kämpfen für eine größere Autonomie der nördlichen Landesteile, in denen es größere Uranvorkommen gibt.
OBERURSEL. Mit einem bunten "Stedter" Abend in der Taunushalle gehen am Samstag, 5. September, die Jubiläumsfeierlichkeiten zur Ersterwähnung Oberstedtens vor 1175 Jahren, zur Gebietsreform vor 20 Jahren und zur Einweihung der Taunushalle vor 25 Jahren zu Ende.
Ab 19 Uhr zeigen Oberurseler Vereine ein abwechslungsreiches Programm mit Vorführungen einer Jazztanzgruppe, musikalischen Darbietungen der Dornbachraben, des Spielmannszugs der Freiwilligen Feuerwehr, des Mandolinenclubs, dazu Kabarett mit Marion Förder und Susanne Haar und Tanzmusik mit der Kapelle "Vis á Vis".
Zum Fest schufen zwei Stedter Bürger Kompositionen: Einen Jubiläumsmarsch und ein Stedter Lied, das Marion Förder singen wird. Dazu gibt es ein großes warmes und kaltes Buffet von Erwin Adolph, dem Pächter der Taunushalle, der gemeinsam mit Ortsvorsteher Roland Bohn und Vereinsringsvorsitzendem Werner Rasquin Initiator des Festes ist.
Gleichzeitig richtet der TV Oberstedten am 5. und 6. September die 34. DTB-Volleyball-Meisterschaften in Oberursel aus. Über 300 Sportlerinnen und Sportler aus ganz Deutschland haben ihre Teilnahme an den Wettkämpfen zugesagt, die Samstag um 12 Uhr beginnen. Höhepunkt sind die Endspiele, die für die Mädchen und Frauen um 13 Uhr, die Jungen und Männer um 15 Uhr beginnen. AW
Die Meldungen aus Münster und Schaafheim nach Absolvierung des ersten Saisonkampfes in der Zweiten Ringer-Bundesliga lauten unisono: Auftakt nach Maß - keine Probleme. In der Tat hatten der ASV Pirmasens in Schaafheim und die KSG Bretzenheim gegen den FSV nicht den Hauch einer Chance. In der Schaafheimer Kulturhalle zeigte das Team um die Trainer Tino Hempel und Mario Gattnar eine überzeugende Leistung und siegte mit 24:8,5. Lediglich Neuzugang Ralf Markgraf, der 100 Gramm zuviel auf die Waage brachte, Rainer Markgraf in der Verlängerung gegen den polnischen Routinier Czeslaw Staniek und Siggi Sauer gegen den ehemaligen deutschen Meister Josef Raczeck mußten Punkte abgeben.
Besonders beeindruckend traten Enging Ürün, Tino Hempel und Norman Krautwurst auf. Auch Neuzugang Kubilay Özcandarli, der nach fast fünfjähriger Wettkampfpause im Leichtgewicht startete, überzeugte: Dem Pirmasenser Nachwuchstalent Andreas Kroh zeigte er mit 7:3 die Grenzen auf.
Die Grenze des Zumutbaren überschritten nach Meinung der Münsterer die Leistungen von Kampfleiter Walter. Trotz einiger krasser Fehlentscheidungen des Mattenrichters siegte die FSV-Staffel in Mainz-Bretzenheim souverän mit 23,5:6,5. Niederlagen mußten Ralf Kotsch gegen den erstliga-erfahrenen David Gärtner, Neuzugang Lubos Jelinek mit 2:3 gegen den harten Boris Baglan und Schwergewichtler Klaus Roth gegen Thomas Kohler hinnehmen. Nicht zuletzt in diesem Kampf zog sich Kampfleiter Walter den Unmut der Münsterer zu. Wiederholte Beinarbeit des Mainzers ahndete er nicht. Selbst beim Versuch eines Aushebers durch Roth arbeitete Kohler an den Beinen, was eine beträchtliche Verletzungsgefahr birgt. An seiner Niederlage allerdings war der passive Roth selber schuld.
Kurioserweise unterband der Schiedsrichter die Beinarbeit von Münsters Burkhard Meidhhof im Kampf gegen Stefan Jung umso rigoroser. Was ihm wohl entgangen war: Bei diesem Aufeinandertreffen handelte es sich um einen Freistilkampf.
Am sicheren Sieg der Gäste konnte jedoch auch die schwache Leistung des Kampfleiters nichts ändern.
Herausragende Ergebnisse waren die Schultersiege von Papiergewichtler Thomas Wörner und Klaus Schmitt im Halbschwergewicht. Dieter Löbig zwang seinen Gegner früh zur Aufgabe und Zugang Markus Rill glänzte bei seinem 11:2 gegen Peter Politano mit technischen Kabinettstückchen.
Die Münsterer erwarten nun am Samstag (19.30 Uhr) mit der KSG Ludwigshafen einen ungleich stärkeren Gegner. Gegen den Titelaspiranten hoffen die FSV-Ringer auf eine gute Tagesform und die Unterstützung durch ihre Fans. Das Team des AV Schaafheim muß zur gleichen Zeit in Langenlonsheim antreten. Um auch dort nicht auf "Rückendeckung" verzichten zu müssen, setzen die Schaafheimer einen Fan-Bus ein, der um 16 Uhr an der Sporthalle abfährt.
Für beide Teams gilt es nun, die gute Frühform unter erschwerten Bedingungen zu bestätigen. Ob die Meldungen aus Münster und Schaafheim auch kommende Woche so ähnlich klingen ? ina
Auf einen Blick
Seite II Der Streit um die gymnasiale Oberstufe Konradsdorf wird immer heftiger und bissiger.
Seite III Im Freibad Bad Vilbel wird jede Menge Müll produziert. Bislang war dies für die Stadtverwaltung kein Thema.
Seite IV Lokalsport: WM-Team des DLV bei deutschen Junioren-Meisterschaften in Gelnhausen komplett am Start.
FRANKFURT A. M., 1. September. Den Antikriegstag haben Friedensbewegung und Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB) nach eigenen Angaben am Dienstag in Deutschland mit etwa 100 Kundgebungen, Diskussionsforen und Kranzniederlegungen begangen. Dabei wandten sie sich unter dem Motto "Kein Krieg gegen den Krieg" gegen ein militärisches Eingreifen im ehemaligen Jugoslawien, gegen eine Ausweitung des Auftrags der Bundeswehr zu Kampfeinsätzen in aller Welt und gegen Fremdenhaß, wie er bei den jüngsten Rostocker Krawallen zutage trat. Das teilte das Bonner "Netzwerk Friedenskooperative", ein Zusammenschluß vieler deutscher Gruppen, mit. Der 1. September war der 53. Jahrestag des deutschen Überfalls auf Polen.
Das "Netzwerk" schlägt nichtmilitärische Mittel vor, um dem Krieg im ehemaligen Jugoslawien gegenzusteuern. Sie zielen auf "Entfeindung und den Aufbau einer Perspektive für die Region". Dazu gehören "positive Sanktionen", also Anreize zur Zusammenarbeit etwa durch das Angebot eines "Marshallplans" unter bestimmten Auflagen. Das UN-Embargo müsse mit Sanktionen, aber auch Ausgleichszahlungen an traditionelle Lieferländer durchgesetzt werden.
Hilfe erhielten die Nachfolgerepubliken Jugoslawiens nach Vorstellung der Friedenskooperative dann, wenn sie Menschen und Bürgerrechte einhielten, die Vertreibung ethnischer Gruppen einstellten und Wiedergutmachung leisteten. Druck müsse nicht nur auf Serbien, sondern auch das "nahestehende" Kroatien ausgeübt werden, indem Verfahren gegen Kriegsverbrecher eingeleitet und die Ansprüche Vertriebener gesichert würden. Zur "Entfeindung" sollten "Bürgerdiplomatie", Gemeinde-Partnerschaften, Zusammenarbeit von Berufsgruppen und ein Dialog zwischen den Religionen sowie mit im Ausland lebenden Menschen aus dem ehemaligen Jugoslawien beitragen. Drohenden Konflikten etwa in Kosovo oder der Region Sandjak müsse rechtzeitig friedlich gegengesteuert werden.
Entschieden wenden sich die Friedensgruppen dagegen, den jugoslawischen Krieg als Begründung für internationale Kampf-Einsätze der Bundeswehr und für die "Militarisierung der deutschen und europäischen Außenpolitik" zu mißbrauchen. An die SPD wenden sich die Friedensgruppen, den von der Parteiführung angestrebten Schwenk hin zu einer Ausweitung des Bundeswehrauftrags nicht mitzumachen. Die "Deutsche Friedensgesellschaft / Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen" (DFG/VK) schreibt dazu, daß "das Starren auf die militärische Option mögliche zivile Eingriffe" oft verhindert habe. Embargos oder Wirtschaftssanktionen seien kaum konsequent durchgesetzt worden. "Wenn die Bundesrepublik ihrer internationalen Verantwortung stärker nachkommen wollte, wäre der erste sinnvolle Schritt ein Verbot aller Rüstungsexporte", schlägt die DFG/VK vor.
Die DFG/VK erinnert an jüngste Umfragen, etwa das ZDF-Politbarometer, demzufolge 65 Prozent der Bundesbürger gegen internationale Kampfeinsätze der Bundeswehr seien. Wenn die SPD jetzt umschwenke, setze sie sich ähnlich wie bei der Nachrüstung mit atomaren US- Mittelstreckenraketen 1979 in Widerspruch zur Bevölkerungsmehrheit. Im Verlauf der damaligen Friedenskampagne gegen die "Nachrüstung" habe die SPD damals ihre Mehrheit im Bundestag und aktive Parteimitglieder verloren.
Die ostdeutsche Bürgerbewegung Neues Forum sprach sich für die Auflösung der Bundeswehr aus. Der Nachrichtenagentur Agence France Press (AFP)zufolge erklärte deren Bundesverband in Berlin, die Forderungen der DDR-Friedensbewegung seien nach wie vor aktuell. So sollten Waffenhandel und Rüstungsproduktion verboten, die Totalverweigerung von Wehr- und Zivildienst erlaubt und in den Schulen das Fach Friedenserziehung eingeführt werden.
Angesichts der Krawalle in Rostock übernimmt die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Mitverantwortung. "Wenn in Rostock Jugendliche Steine gegen Ausländer werfen - dann haben auch Bildung und Erziehung versagt", sagte GEW-Vorsitzender Dieter Wunder in Stettin. Laut einer GEW-Mitteilung ergänzte er bei einer Konferenz mit der polnischen Gewerkschaft "Solidarnosc", auch Gewerkschafter müßten sich fragen, ob sie versagt haben, "wenn Arbeitskolleginnen und -kollegen, wenn Nachbarn den Pogrom gegen Ausländer beklatschen". Laut DGB Bayern haben die Gewerkschaften deshalb auch für den Frieden im eigenen Land demonstriert.
UNTERLIEDERBACH. Die Unterliederbacher 1200-Jahr-Feier gab für Karl Leo Schneeweis den Ausschlag: "Die Zeit war reif, sich mehr um die eigene Geschichte zu kümmern", sagt der Vorsitzende des damals gegründeten Heimat- und Geschichtsvereins. Sechs Jahre ist das her, und in dieser Zeit sammelten die Hobbyhistoriker fleißig - insgesamt 3500 heimatgeschichtliche Exponate sind es inzwischen. Seit kurzem wissen die 60 Vereinsmitglieder endlich auch, wo sie die in die Jahre gekommenen Schätze ausstellen können: in der Liederbacher Straße 131.
Dort, auf der Rückseite des denkmalgeschützten Vorderhauses, stehen eine barocke Hofreite und ein kleiner Lagerschuppen. Sie sollen nach und nach zum Heimatmuseum ausgebaut werden, erläuterte Schneeweis gestern vor Ort. Die Scheune scheint der ideale Ort zu sein, um Historisches zu zeigen - ist sie doch selbst ein Gebäude mit bemerkenswerter Vergangenheit: Zu Napoleons Zeiten lagerten dort russische Soldaten.
Nun hat die Stadt das gesamte Anliegen "zu günstigen Konditionen" erworben. Während das Vorderhaus weiter bewohnt werden kann, steht dem gemeinnützigen Geschichtsverein die Scheune nebst Schuppen zur Verfügung. Wo jetzt noch Wind durch Dachritzen pfeift und kühle Nässe lehmige Wände hochkriecht, entstehen nach den Vereinsplänen mehr als 200 Quadratmeter Ausstellungsfläche auf drei Etagen und im Keller. Die Architektur soll dem historischen Fundus angepaßt werden und nicht umgekehrt, betonte Schneeweis.
So wollen die Heimatforscher das Kellergewölbe vertiefen und in der Gruft 22 massige Grenzsteine ausstellen. Sie sind allesamt im Liederbach angeschwemmt, beim Pflügen aus dem Boden gerissen oder durch sonstige Zufälle gefunden worden. Der älteste der großen Steine stammt aus dem Jahr 1680. In die Kolosse sind unter anderem Wappen der Antonitermönche, des Mainzer Kurfürsten oder das Zeichen von Unterliederbach eingemeißelt. Im Museumsparterre sollen Dutzende historischer Fotos, städtischer Urkunden und Baupläne von "anno tobak" Einblicke in die Geschichte des Stadtteils, vor allem die des vergangenen Jahrhunderts, geben. Daß ganz früher Römer auf dem Gebiet des heutigen Unterliederbach lebten, zeigen antike Vasen aus dieser Zeit. Im Foyer sollen die Besucher auch Platz für ein Schwätzchen oder für kleine Vorträge finden. Nach den Architektenplänen führen Treppen auf eine Zwischenebene, die neu eingezogen wird; von dort gehen weitere Stufen unters Dach. Die Gäste sollen in einem Rundgang durch die Schau geleitet werden: "Rechts die Etagen hoch und links wieder herunter."
Bis sie jedoch vergilbte Schriftstücke, alte Bibeln und ein Horn, das der letzte Unterliederbacher Kuhhirt aufhob, bestaunen können, wird noch eine Weile vergehen: "Die Bauarbeiten beginnen erst im nächsten Jahr", sagt Architekt Wolfgang Riehl, der allerdings schon fertige Innenausbaupläne vorgelegt hat. Bis sie umgesetzt werden, sind Vorarbeiten in der bereits leergeräumten Hofreite zu leisten: Wände müssen isoliert und wärmegedämmt, das Dach erneuert und eine Heizung eingebaut werden.
Eine "runde Viertelmillion", schätzt Riehl, wird die erste Ausbaustufe kosten. Der Verein rechnet damit, daß er insgesamt eine dreiviertel Million "aus eigener Kraft und in eigener Regie" aufbringen muß - denn die Stadt stellt nur die Räume kostenlos zur Verfügung. Ein Kuratorium könnte die Finanzierung, die vor allem mit Spenden gesichert werden soll, abwickeln, sagt Schneeweis. Der Vorsitzende ist sicher, die große Summe zusammenzubringen: Er setzt auf eine "Kettenreaktion" bei den Bürgern. "Wenn die Menschen erst sehen, was sich hier tut, werden sie uns auch unterstützen." Viele hätten schon "signalisiert", weitere Ausstellungsstücke zur Verfügung zu stellen - und die gleiche Gebefreude traut Schneeweis den Unterliederbachern auch in punkto Bares zu.
Dennoch gibt es keinen Zeitplan, in wieviel Jahren das Heimatmuseum endgültig fertig sein soll. Im Gegenteil: Für Schneeweis ist das eine grundfalsche Frage: "Ein gutes Museum ist nie fertig. Das wächst immer weiter." dis
FRIEDBERG. Wenn alles reibungslos verlaufe, könne die Ortsumgehung Fauerbach der Landesstraße nach Dorheim in vier Jahren gebaut werden, gab sich der stellvertretende Leiter des Straßenbauamtes Gießen, Erich Kronich, optimistisch, nachdem sich jetzt die Träger der öffentlichen Belange getroffen hatten. Die Runde hatte sich auf die Variante IV der Ortsumgehung geeinigt: Die Fritz- Reuter-Straße soll nördlich der unter vorläufigem Naturschutz stehenden Zuckerfabrik-Schlammteiche zur Landesstraße nach Dorheim weitergeführt werden. Kronichs Optimismus war verfrüht. Die Grünen-Kreistagsfraktion hat ihren "entschiedenen Widerstand" gegen diese Lösung angekündigt. Der verkehrspolitische Sprecher der Kreistags-Grünen, Gerhard Salz, will "alle Register ziehen, um eine solche Planung zu Fall zu bringen".
Die Grünen fühlen sich "verschaukelt", weil von einem vor eineinhalb Jahren erzielten Konsens abgerückt worden sei. Damals habe man sich auf die heutige Variante I geeinigt: die Verlängerung der Fritz-Reuter-Straße südlich der Schlammteiche. Die Grünen waren bereit, die Straßenplanung unter dem Vorbehalt des geringstmöglichen Flächenverbrauchs mitzutragen, erklärt Salz. Die Öko-Partei beruft sich auf ihren Koalitionsvertrag mit der SPD, demzufolge bei allen Straßenbauprojekten politische Übereinstimmung erzielt werden müsse. Für völlig unsinnig halten es die Grünen, daß die Variante IV unmittelbar neben einem geplanten Baugebiet verläuft.
Gerade die Nähe zu dem Baugebiet wird in einer Umweltverträglichkeitsstudie aber als Vorteil gewertet, weil es die "günstigere Lösungsmöglichkeit" für die Anbindung des geplanten Wohngebietes sei. Alleine von der Trassenführung her sei der Landschaftsverbrauch der Variante I geringer, werde die Anbindung des Wohngebietes jedoch miteinbezogen, sei der Flächenverbrauch etwa gleich, meint Friedbergs Bauamtsleiter Dr. Werner Braam. Auch die Befürchtung der Grünen, daß die Nähe zum geplanten Baugebiet "bald nach der Verwirklichung der Straße neue Umgehungsforderungen nach sich ziehen wird", teilt Dr. Braam nicht. Wesentliche Teile des Baugebietes seien für die neue Fachhochschule bestimmt, und die werde durch die Straße nicht gestört. ieb
WETTERAUKREIS. Die ehemalige Diskothek am Kreuzweg in Gedern-Wenings bleibt Notquartier für 132 Flüchtlinge aus zahlreichen Ländern. Der am 31. August ausgelaufene Vertrag mit dem Betreiber werde verlängert, teilte Gerhard Müller vom Darmstädter Regierungspräsidium auf Anfrage mit. Das Land brauche die Unterkunft, weil das Schwalbacher Erstaufnahmelager "hoffnungslos überfüllt" sei. Ursache sei die Weigerung mancher hessischer Kommunen, ihre Aufnahmequote zu erfüllen. Deshalb müsse die "Hessische Gemeinschafts-Unterkunft" (HGU) rund 4000 Flüchtlinge zusätzlich in ihren Zweigstellen unterbringen. Außer in Wenings hat die HGU noch in der Butzbacher Schloßkaserne eine Wetterauer Filiale. Dort leben laut Müller zur Zeit 537 Menschen.
Der Wetteraukreis beherbergt unter eigener Regie weitere 2300 Menschen in 40 Gemeinschaftsunterkünften. Zusätzlich leben 700 Flüchtlinge in angemieteten Wohnungen, teilte der Kreisausschuß mit. 1500 Menschen müsse der Kreis in diesem Jahr aufnehmen; zur Zeit suchten monatlich rund 120 Menschen in der Wetterau Asyl.
Nach FR-Informationen zahlt der Kreis durchschnittlich 16 Mark pro Tag und Kopf für die Unterbringung der Flüchtlinge. Der Betreiber der Weningser Unterkunft will mehr. nes
Um das goldene Ausdauer-Herz
Schon zum zwölften Mal veranstaltet die Turn- und Sportvereinigung Frammersbach am 12. und 13. September ihren Dreikampf um das goldene Spessarter Ausdauerherz. Er beginnt am Samstag mit dem Schwimmen im Freibad (Frauen 500 Meter, Männer 1000 Meter) und dem Radfahren (Frauen 27 km, Männer 50 km; Einzelstarts mit 30 Sekunden Abstand) und wird am Sonntag vormittag mit dem Laufen (Frauen 10 km, Männer 20 km) beendet. Das goldene Ausdauer- Herz erhalten die Punktbesten als Wanderpreise. Außerdem sind Geldprämien ausgesetzt (so für Rang eins 700 Mark bei den Männern, 500 bei den Frauen).
Favorit ist Lokalmatador Gerd Amrhein, der mittlerweile für das Panasonic- Team Hanau startet und den Dreikampf in seiner Heimat schon 1982, 1984 und 1989 gewonnen hatte. Der Start von Vorjahressieger Lothar Leder ist wegen einer Verpflichtung des Wormsers in Kanada noch offen. Neben Gerd Amrhein haben sich auch Günter und Bernd Stenger sowie Günther Kraus das Ziel gesetzt, den im Vorjahr erstmals verlorenen Mannschaftssieg von den Würzburgern wieder zurückzuholen. Anmeldeschluß: 5. September. (Informationen: Tel. 0 93 55 / 48 00 oder 2276). hgs
Das Leben nimmt manchmal seltsame Wendungen. Jahrelang lag die hiesige Mineralölwirtschaft im Clinch mit dem Kartellamt. Zuletzt ging es 1990 während der Golfkrise um den Verdacht des Mißbrauchs bei den Benzinpreisen. Da standen die Spritkonzerne plötzlich als Absahner am Pranger. Sie selbst demonstrierten derweil ein reines Gewissen.
Wenn der Mineralölwirtschaftsverband jetzt auf mögliche Fehlentwicklungen in Ostdeutschland in der eigenen Branche hinweist, so dürfte er sinnigerweise exakt auf einer Linie mit den Wettbewerbshütern in Berlin und denen bei der EG- Kommission liegen. Den West-Konzernen wird dabei aber kaum allein die Ordnungspolitik am Herzen liegen. Vielmehr stört sie, daß ihnen mit Frankreichs Elf Aquitaine, die den Zuschlag für die Übernahme der Minol und der Raffinerie in Leuna von der Treuhandanstalt erhielt, ein starker Konkurrent erwächst. Und daß dabei auch noch Kanzler Helmut Kohl seine Finger im Spiel hatte, stößt den Benzin-Multis besonders sauer auf, weil ein Mitglied aus dem Oligopol (BP) bei Minol wohl deshalb in die Röhre guckte. Wundenlecken ist angesagt.
Gleichwohl: Letztlich liegt der Verband mit seiner Kritik an der Minol-Leuna-Privatisierung keineswegs falsch. Denn praktisch wurde die ostdeutsche Tankstellenfirma samt Raffinerie verschenkt. Es ist sogar noch schlimmer: Vier Milliarden Mark an Betriebsverlusten in Leuna sollen noch aus dem Schattenhaushalt Treuhand gedeckt werden. Die EG-Kommission, die den Sachverhalt derzeit unter die Lupe nimmt, wird dieser Aspekt mächtig stören. Für diese Aussage bedarf es keiner großen prophetischen Gabe, denn der Verdacht einer unzulässigen Subvention liegt nahe; der Fall Daimler/Potsdamer Platz in Berlin ist noch in frischer Erinnerung. Kippt Brüssel die milliardenschwere Leuna-Klausel nicht, können es die Steuerzahler wie die Ölkonzerne halten - hinsetzen, nachdenken, jammern, Wunden lecken. has
Beim bewaffneten Raubüberfall auf eine Glaserei in der Eschersheimer Landstraße hat ein 20 bis 22 Jahre alter Täter rund 400 Mark erbeutet.
Wie die Polizei mitteilte, hatte der Mann das Geschäft gegen 15.15 Uhr betreten und die 21 Jahre alte Verkäuferin zunächst nach einem ganz bestimmten Bilderrahmen gefragt.
Nachdem die Angestellte vergeblich nach dem Gewünschten gesucht hatte, bedrohte der Täter sie plötzlich mit einer Schußwaffe und verlangte Geld. Die Verkäuferin gab ihm die etwa 400 Mark.
Der Täter flüchtete mit seiner Beute, als plötzlich ein Kunde das Geschäft betrat. enk
Mit einer Blitzaktion unter dem malerischen Namen "Frieden unter den Ölbäumen" haben die Carabinieri jetzt in Kalabrien einen guten Fang gemacht: In Gioia Tauro nahmen sie Saverio Mammoliti, den 50jährigen Chef einer berüchtigten Bande fest, außerdem seine Frau Maria Caterina und neun seiner Komplicen. Die Anklage gegen diese "Familie" der Ndrangheta (die kalabresische Variante der Mafia) lautet auf Bandenbildung, fortgesetzte Erpressung und Mord.
Nach Überzeugung der Carabinieri haben sich Mammoliti und seine Freunde 20 Jahre lang dadurch bereichert, daß sie im weiten Umkreis unter Bedrohung der Eigentümer Grundstücke aufkauften, die ihnen meist für einen Spottpreis überlassen wurden. Wer sich dem Druck widersetzte, mußte die Folgen tragen: In 19 Fällen zündete die Bande Häuser an oder sie erschreckte Grundbesitzer durch Dynamitattentate. Der Sachschaden, den die Gangster anrichteten, führte manchen mutigen Mann an den Rand des Ruins. Tausende von Oliven-, Kiwi- oder Orangenbäume fielen nachts unter der Axt der Mafiosi. Der einzige, der den Erpressern auch nach einer solchen Spezialbehandlung noch widerstand, war der Baron Antonio Carlo Cardopatri. Im Gegensatz zu vielen hundert anderen Bürgern der fruchtbaren Ebene von Gioia Tauro weigerte er sich, sein Land zu verkaufen und verzichtete auch darauf, die Mammoliti-Bande bei der Polizei anzuzeigen. Das wurde ihm zum Verhängnis. Ein Meuchelmörder schoß ihn im vergangenen Juli aus dem Hinterhalt nieder. Doch die Polizei identifizierte den Täter als ein Mitglied der Ndrangheta und verstärkte daraufhin ihre Ermittlungen. Saverio Mammoliti selbst war schon seit Jahren untergetaucht und gab seine Befehle aus sicherem Versteck. Vor Jahren hatte er sogar die Dreistigkeit, die damals noch jugendliche Maria Caterina in einer Kirche zu heiraten, Polizei schnappte jetzt eine berüchtigte Bande die gleich neben der Carabinieri-Kaserne liegt. In seiner Abwesenheit führte die junge Frau in zunehmendem Maß die Geschäfte der Bande. Die zusammengekauften Grundstücke wurden unbelasteten Personen zum Schein zugeschustert, doch der Gewinn landete in den Taschen der Gangster. Den Carabinieri fiel zum Beispiel auf, daß ein bescheidener Bauer nicht nur drei landwirtschaftliche Güter verwaltete mit einem Jahresumsatz von neun Millionen Mark, sondern auch über 15 Girokonten verfügte. Nach dem letzten Stand der Ermittlungen brachte die "Familie" im Laufe der Jahre 300 Hektar Land in ihren Besitz mit einem Grundwert von 20 Millionen Mark. Hunderte von Grundbesitzern, die auch heute noch auf Fragen der Carabinieri ängstlich schweigen, waren die Geschädigten. Ihre Furcht ist nicht unbegründet. Schon im Juni dieses Jahres war es der Polizei gelungen, nach einer ähnlichen Razzia einen Teil der Bande hinter Gitter zu bringen; doch der zuständige Strafrichter stufte die vorliegenden Indizien als unzureichend ein und setzte alle Beschuldigten wieder auf freien Fuß. "Diesmal haben wir die Beweise geduldig und wie mir scheint lückenlos gesammelt", sagt der für die Aktion verantwortliche Carabinieri-Oberst Massimo Cetola, "das gilt sowohl für den illegalen Erwerb der Grundstücke als auch für die verschiedenen Gewalttaten. An all dem kann kein Richter mehr vorbeigehen." Der von seinen Landsleuten als Playboy eingestufte Saverio Mammoliti hatte zuletzt Anfang der siebziger Jahre von sich reden gemacht. Im Schwurgerichtsprozeß gegen die Entführer des britischen Milliarden-Erben Paul Getty III. saß er mit mehreren Komplicen auf der Anklagebank, wurde aber aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Seitdem gelang es ihm, den Schlagzeilen aus dem Weg zu gehen. HORST SCHLITTER (Rom)
rds BONN. Nach Überzeugung des SPD-Wirtschaftsexperten Wolfgang Roth bricht "in beiden Teilen Deutschlands die Wirtschaft weg". Nur noch blinde Optimisten oder unverbesserliche Gesundbeter leugneten den Ernst der konjunkturellen Entwicklung, betont der sozialdemokratische Abgeordnete. "Statt eines ,Aufschwungs Ost' stehen wir vor einem ,Abschwung West'".
Der Oppositionspolitiker hält die Lage für so dramatisch, daß beide Volksparteien zu einer "großen Sachkoalition" zusammenfinden sollten. Vor diesem Hintergrund wolle er, wie berichtet, auch der von Teilen der CDU geforderten Zwangsanleihe für Höherverdienende unter bestimmten Bedingungen zustimmen (siehe FR von gestern).
Um der Strukturkrise im Osten entgegenzuwirken und die noch vorhandenen Industriearbeitsplätze zu sichern, fordert Roth eine aktive Sanierung der Ex-DDR- Betriebe durch die Treuhand sowie ein tragfähiges Gemeindefinanzierungsprogramm zur Stadt- und Dorferneuerung. Darüber hinaus müsse die Bundesregierung vor allem durch eine glaubwürdige mittelfristige Konsolidierung des Haushalts die Voraussetzungen dafür schaffen, daß die Zinsen wieder sinken.
Weiter sei wichtig, daß die Bundesbank ihre widersprüchliche Geldpolitk aufgebe und die Leitzinsen bald senke. Vordringlich ist nach Auffassung Roths der rasche Abbau von "Investitionsblockaden" in den neuen Ländern, "damit die Gelder, die für den Aufbau des Ostens bereitgestellt seien, auch schnell konjunkturwirksam werden". Damit würde man auch der westdeutschen Wirtschaft helfen.
In den alten Ländern ist nach den Beobachtungen des SPD-Wirtschaftsexperten nämlich die Produktion in diesem Jahr schon um über vier Prozent geschrumpft. Mit einem Rückgang zwischen Januar und Juli um jeweils acht Prozent wiesen die Auftragseingänge bei Investitions- und Verbrauchsgütern eine "dramatische Abschwächung" auf. Exemplarisch für die Talfahrt der westdeutschen Konjunktur sei die Entwicklung im Maschinen- und Anlagenbau (siehe Bericht auf Seite 9). Gleichzeitig gehe in Ostdeutschland der Zusammenbruch der Industrie auf der ganzen Front weiter. Auf eine Abhilfe durch eine weltweite Belebung könne vorerst nicht gehofft werden, meint Roth. Deshalb sei seine Partei bereit, gemeinsam mit der Regierung schnell zu handeln.
KÖLN (rtr). Deutschland droht nach den Worten des zurückgetretenen BDI- Präsidenten Heinrich Weiss eine jahrelange Rezession und ein erheblicher Anstieg der Arbeitslosigkeit, falls es keine Korrekturen in der Tarif- und Haushaltspolitik gebe. Der Maschinenbau-Konzernchef, der am Montag sein Ehrenamt beim Bundesverband der Deutschen Industrie niedergelegt hatte, fordert im Kölner Express die westdeutschen Länder und Kommunen auf, bei öffentlichen Investitionen Verzicht zu üben, um Mittel für die ehemalige DDR und die Senkung der Unternehmenssteuern freizumachen.
Auch die Tarifparteien müßten akzeptieren, "daß wir in den nächsten Jahren den Lebensstandard in Westdeutschland nicht mehr wesentlich anheben können, sondern die Zuwachsraten der Wirtschaft für Investitionen vor allem im Osten Deutschlands zur Verfügung stellen müssen".Hält der ICE dereinst in Limburg oder auf der grünen Wiese? Zwei Varianten - das sind auch zwei Ideologien für einen Haltepunkt an der geplanten ICE-Strecke Frankfurt-Köln
LIMBURG. Die verkehrspolitische Sprecherin der Grünen im Landtag, Senta Seip, glaubt an eine "anachronistische Planung", und selbst Bundesbahn-Planer Helmut Müller "ist nicht glücklich" mit dem, was sein Haus bislang an Lösungen zum Problem ICE-Stopp im Raum Limburg vorgelegt hat. Im Gebiet der mittelhessischen Provinzhauptstadt, einem alten Eisenbahnknotenpunkt, soll eines Tages jeder fünfte Inter-City-Express (ICE) stoppen, wenn die Bundesbahn ihre Neubaustrecke Köln-Rhein/Main irgendwann um das Jahr 2000 in Betrieb nimmt. Nur wo? Zentral mit dem alten Bahnnetz verknüpft mitten in Limburg oder draußen auf der grünen Wiese?
Es ist ein ideologischer Disput geworden. Denn je nach dem, wie die Antwort auf die Frage nach dem Standort ausfällt, gibt sich hier der Anhänger eines flächendeckenden, regional orientierten und dort der Befürworter eines abgespeckten, auf hohes Tempo und schnelle City-Verbindungen ausgerichteten Bahnkonzeptes zu erkennen.
Alle möglichen Haltepunkte auf halber Strecke zwischen den Ballungsräumen Köln und Frankfurt waren schon im Gespräch, und sie sind zum Teil auch noch im derzeit laufenden Raumordnungsverfahren enthalten. Darunter befinden sich ein Bahnhof Limburg-Diez oder ein Bahnhof in Montabaur in Rheinland-Pfalz, der im Nachbarland als Kompensations-Bonbon für die rechts- und nicht linksrheinisch gewählte Streckenführung der auf Tempo 300 ausgelegten Gleiskörper angesehen würde.
Klar auch, daß die Bahn mit ihrem "Unternehmen Zukunft" am liebsten völlig an Limburg vorbeirauschen und damit auch alte Strecken aus Kaisers Zeiten, etwa der Westerwald- oder der Lahntalbahn, abkoppeln will. Denn den Konkurrenzkampf mit Flugzeug und Auto glauben die Bahner nur dann gewinnen zu können, wenn sie mit Spitzenzeiten werben kann: "In 59 Minuten von Köln nach Frankfurt."
Doch eine örtliche Akzeptanz, die ein reibungsloses Vorantreiben des Projektes ermöglicht, die gibt es nur, wenn wenigstens eine von fünf ICE-Linien in der Domstadt Halt macht. So hatten es auch die Städte und Kreise entlang der Neubaustrecke stets verlautbart. An die 30 ICE-Züge wären das täglich immerhin, die zum Ein- und Aussteigen in Limburg anhielten. Das ist doch schon etwas, wenn Kommunalpolitiker ihre Region rund um eine alte Handelsstadt aufwerten wollen.
Wo aber die pfeilschnellen Züge bei ihrem Trip zwischen den Metropolen zur Stippvisite auf dem Land bremsen, ist derzeit offen. "Im Rennen" sind heute im wesentlichen zwei Orte im Raum Limburg an der Grenze zu Rheinland-Pfalz, und zwar der alte Limburger "Hauptbahnhof" sowie eine völlig neue Station auf halben Wege zwischen der Kernstadt und dem Vorort Eschhofen.
Dieser Bahnhof müßte ersten, inzwischen allerdings nicht mehr aktuellen Ideen zufolge zum Teil sogar auf einer Brücke 35 Meter hoch über dem Lahntal gebaut werden. "Ein monströses Bauwerk", so der für die Streckenplanung zwischen Niedernhausen und Limburg zuständige Bundesbahner Müller. Mit einem Aufzug sollten die Passagiere hinab zur Lahntalbahn gelangen.
Doch weil Grundwasser-Probleme und ein 25 Meter tiefer Geländeeinschnitt bei dieser Lösung die Folge wären und die Stadt bereits gegen diese Planung protestierte, plant die Bahn den Bahnhof Eschhofen nun in einer Höhe von 60 Metern über dem Tal der Lahn und will ihn dort auf die grüne Wiese setzen. Derart angeliftet, sei aber der Bau eines technisch aufwendigen Fahrstuhls oder langer Förderbänder angesichts der geringen Umsteigerzahl von 400 (Müller) nicht mehr gerechtfertigt. Wer künftig den ICE in Eschhofen besteigen oder verlassen will, solle deshalb mit dem eigens eingerichteten Bus-Shuttle zwischen der Retortenstation und dem alten Hauptbahnhof pendeln, beabsichtigt die Bahn.
Doch nicht nur die grüne Verkehrspolitikerin Seip sieht in diesem Bahnprojekt die verpaßte Chance eines "Pilotprojekts für die Verkehrswende". Diese Chancen sehen die Abgeordnete der Grünen und der Bürgerverband zur Förderung des Schienenverkehrs in Hessen / Pro Bahn in einer Stärkung der Lahntalbahn und einer Schleife, die jeder fünfte ICE künftig zum alten City-Bahnhof nehmen könnte. Das Kunstbauwerk außerhalb der Stadt nämlich sei nicht nur überflüssig, sondern sogar schädlich, denn es würde zusätzlichen Autoverkehr zum Eschhofener Bahnhof produzieren. Fahrgäste zwischen Gießen und Koblenz müßten auf der heute ohnehin sehr langsamen Strecke außerdem ein weiteres Mal halten.
Die innerstädtische Schleife, auch nach Bahn-Darstellung technisch kein Problem, ließe sich hingegen in ein Nah- und Fernverkehrskonzept einbinden, denn am Hauptbahnhof stoßen alle Linien, auch jene in den Westerwald oder nach Süden Richtung Niedernhausen aufeinander. Auch die Lahntalbahn würde aufgewertet.
Doch die Bahn winkt ab, zumal auch Bundesverkehrsminister Günther Krause die Lahntalstrecke nur auf ihrem Abschnitt Limburg-Koblenz beschleunigen will, nicht aber in Hessen. Das schmälert die Bedeutung einer Verknüpfung der ICE-Strecke an einen zentralen Punkt. Bahn-Planer Müller sogar "kennt keinen Kollegen", der der Lahntalbahn eine überregionale Fernverkehrsbedeutung zumißt. Allenfalls werde die regionale Rolle der Strecke zunehmen.
Davon träumt auch Gerhard Stanek, Verkehrsplaner bei der Gesellschaft zur Vorbereitung des Rhein-Main-Verkehrsverbundes, der die Lahntalstrecke ("klassische Ost-West-Achse") als wesentliches Element für das von seiner Organisation geplante Ringsystem ansieht. Bei diesen Plänen soll es künftig möglich sein, im Taktverkehr und in vernünftigen Zeiten zum Beispiel von Wetzlar nach Wiesbaden zu fahren, ohne dabei über Frankfurt zu kommen - sondern über Limburg.
Doch die Bahn tut sich schwer, angesichts einer (sollten etwa Ausbaupläne der Lahntalbahn auch in Hessen realisierbar sein) wachsenden Bedeutung Limburgs im regionalen Zugverkehr auch Konsequenzen für den Fernverkehr abzuleiten. 100 Millionen Mark zusätzliche Kosten würden entstehen, um die fünf Kilometer lange Schleife, für die zum großen Teil bestehende Gleiskörper benutzt werden könnten, zu realisieren.
Hauptargument der Bahn gegen die Schleife aber sind die zehn Minuten Zeitverlust, die der Umweg kosten würde - Minuten, die "in der ICE-Konzeption undenkbar sind. Das können wir nicht riskieren", der Zeitverlust könne auch nicht durch "das zusätzliche Passagier-Potential" von ein paar hundert Reisenden wettgemacht werden, sagt Müller.
"Pro Bahn" rechnet anders: "Optimale Umsteigebeziehungen zu allen Regionalverkehrsstrecken einschließlich einer reaktivierbaren Aartalbahn" biete der Limburger Hauptbahnhof, kein Bus müsse einen Umweg fahren, um zum ICE-Halt zu gelangen, der Bus-Shuttle nach Eschhofen wäre überflüssig und es würde kein zusätzlicher Individualverkehr produziert, wenn der Schnellzug im Herzen der Stadt halte. Nicht zehn, sondern nur fünf Minuten betrage der Zeitverlust der Schleife, und nicht 400 Umsteiger von der Lahntalbahn, sondern 930 (so ein Gutachten der TH Hannover) seien zu erwarten.
Und möglicherweise noch ein paar mehr: Denn Pro Bahn prognostiziert, daß, ist eine optimale Verknüpfung im Limburger Hauptbahnhof mit kurzen Umsteigewegen geschaffen, "viele Reisende dann nicht mit dem Auto, sondern mit der Lahntalbahn, der Westerwaldbahn oder dem regionalen Busverkehr" den ICE-Stopp ansteuerten.
STEPHAN BÖRNECKE
SCHÖNECK. Der Schweizer Clown "Pello" präsentiert am Samstag, 24. Oktober, 20 Uhr, sein Programm "Maskenschau" im Bürgertreff in Kilianstädten. Das Programm verspricht eine farbige Collage verschiedener Figuren.
Nach vielen Auftritten im Zirkus "Roncalli" kreierte der Clown das "Maskenschau-Programm", für das er 1987 den Deutschen Kleinkunstpreis verliehen bekam.
Karten für dieses witzige Kulturereignis kann man ab sofort im Vorverkauf, dienstags und donnerstags zwischen 13.30 und 15.30 Uhr, für zwölf Mark unter der Telefonnummer 0 61 87 / 48 02 10 bestellen. Flei
Schlagermusik vor der Tür, dahinter der neueste Hit der Berlin-Kölnischen Versicherungen: Mit einem größeren Auflauf wurde am Liebfrauenberg die Eröffnung eines Versicherungs-Beratungsbüros gefeiert. Was die Zuschauer nicht sehen konnten: Der Rummel war das Startzeichen zum kompletten Wiederaufbau des barocken Eckgebäudes Liebfrauenberg 39/Neue Kräme 34 "Zum Paradies und Grimmvogel".
Krimmvogel hieß der Raubvogel auf mittelhochdeutsch, dessen Name in jenem ausladenden Barockbau weiterlebt. Und so liest man es auch auf einem steinernen Wappen im Hof, wo das "krimmende" (mit gekrümmten Klauen kämpfende) Tier eine Schlange im Griff hat. Ins Mittelalter reicht die Vorgeschichte des Barockbaus zurück, an dessen Platz zwei Häuser standen: Zur Neuen Kräme das Haus "Zum Grimmvogel", am Liebfrauenberg "Zum Paradies".
Barockbauten sind selten in Frankfurt. Der am Liebfrauenberg entstand 1775, nachdem im selben Jahr die alte Bebauung niedergerissen worden war. Unten wurden "Hallen zu Verkaufszwecken, besonders während der Messezeit, vermiethet". In den oberen Etagen hatte man "abgeschlossene Wohnungen mit Küche, etc., meist schöne und große Zimmer".
Durch Bomben im letzten Krieg wurde das die barocken Giebel überragende Dach zerstört; im Aufschwung der Geschäftswelt an einer der beliebtesten Einkaufsstraßen verschwand bis über Augenhöhe die originale Gliederung der Sandsteinfassade durch Fenster und Türen. Am Liebfrauenberg der "Schlüsseldienst", an der Neuen Kräme die Deutsche Bank: Groß und breit wurden Schaufenster in die denkmalgeschützte Fassade gebrochen.
Mit dem Einzug des Versicherungsbüros an den Platz des Geschäfts "El Inka" ist das anders geworden: Dort bleiben Fenster und Tür wieder im Rahmen. Gleiches soll bald für Bank und Schlüsseldienst gelten. Denn die Hauseigentümerin, die mit ansehnlichem Grundbesitz und Vermögen ausgestattete "von Schad'sche Stiftung", hat beschlossen, dem Gebäude die originale Gestalt, besonders das alte Dach, wiederzugeben.
Wie meist bei Denkmalen wird man dabei auch hier über das Innere hinweggehen: Zwei Holztreppenhäuser, die noch das Flair des alten Handelshauses ausstrahlen, sollen zugunsten von Aufzügen abgerissen werden. clau
Als er das Taxi kommen sah, muß Hugh McKibben gewußt haben, was ihn erwartete. Ob ihn das schiere Entsetzen packte, wissen wir nicht, aber seine Ausweglosigkeit muß ihm bewußt gewesen sein. Aus dem Bus, in dem er zusammen mit anderen Anhängern des gälischen Fußballclubs Lamhderghgaa im West- Belfaster Stadtteil Hannahstown den Heimweg antrat, gab es kein Entkom- Von Peter Nonnenmacher (London) men. Die beiden maskierten Männer, die aus dem Taxi stiegen, handelten in Sekundenschnelle. Sie drangen in den Bus ein, befahlen den Passagieren, sich nicht zu bewegen, orteten McKibben und erschossen ihn. Wenige Augenblicke später waren die beiden verschwunden.
Befürchtet haben muß Hugh McKibben, daß "sie" irgendwo auf ihn warten würden. Der 21jährige war selbst Mitglied der Untergrundarmme IPLO, der "Irischen Volks-Befreiungs-Organisation"; und in den internen Fehden dieser mordlustigen Splittergruppe der republikanischen Bewegung Nordirlands war offenbar sein Name auf die Liste der zu ermordenden Kandidaten geraten. Ob er sich das "Todesurteil" seiner ehemaligen Kameraden durch eigene Mordaktionen zugezogen hatte, oder ob er einfach nur im Fraktionskrieg der IPLO zwischen die Fronten geraten war, konnte auch die Belfaster Polizei nicht sagen. Jedenfalls wurde seinem jungen Leben ein jähes und blutiges Ende gesetzt, in einem Bus, in dem auch ein Dutzend Kinder Zeugen seiner "Hinrichtung" wurden.
Normalerweise hätte der Tod des Hugh McKibben wenig Aufsehen erregt. Daß ein 21jähriger erschossen wird, daß er in einen Hinterhalt gerät, ist nichts Außergewöhnliches im grausigen Alltag der Provinz Nordirland. Auch hätte die Zugehörigkeit McKibbens zu einer paramiliärischen Organisation wie der IPLO, einer der rücksichtslosesten Terror-Gruppen, das Mitleid mit ihm in Grenzen gehalten.
Doch Hugh McKibbens Tod gelang aus einem anderen Grund auf die Titelseiten der irischen und der britischen Presse. Er war, Polizei-Statistiken zufolge, das 3000. Opfer der Gewalt in der Provinz, seit Ausbruch der nordirischen "Troubles" im Jahr 1968, und seit den ersten Toten im Sommer 1969. Seine Ermordung markierte einen neuen schaurigen Rekord, gab Anlaß zur Reflektion über 23 Jahre Terror und Gewalt in einer europäischen Ekke, die nicht zur Ruhe kommen kann.
3000 Tote, dazu rund 33 000 Verletzte, in einem knappen Vierteljahrhundert: So sieht die blutige Bilanz aus. Das liegt zwar noch unter den katastrophalen Mordraten anderswo. In manchen US-Städten, in Washington oder Detroit etwa, werden im Monat so viele Leute umgebracht wie in Nordirland in einem ganzen Jahr. In Nordirland selbst sind im selben Zeitraum bei Autounfällen doppelt so viele Menschen ums Leben gekommen wie durch die "Unruhen" - eine Statistik, von der meist wenig zu hören ist.
Doch für ein kleines Land in Europa, ein irisch-britisches Fleckchen Erde mit gerade eineinhalb Millionen Einwohnern, sind 3000 Mordopfer in einem politischen Konflikt eine enorme, eine bestürzende Zahl. Übertragen auf die Einwohnerzahl Deutschlands beispielsweise wären das 150 000 Tote: Die Einwohnerzahl einer mittleren Großstadt, ausgelöscht auf brutalste Weise, erschossen, von Bomben zerrissen, in Hinterhalte gelockt, nachts in ihren Betten überfallen, zur Hinrichtung geführt, kaltblütig liquidiert. Nicht mitgezählt jene Tausende und Abertausende, die es überlebten, die Gliedmaßen verloren, ihr Augenlicht, die Kniescheiben (ein beliebtes Ziel bei republikanischen "Disziplinarverfahren"), oder die ihr Heim in Flammen aufgehen sahen.
In manchen Gegenden Nordirlands sind in diesen 23 Jahren, nach der Detonation der Bomben und der nächtlichen Gewehrsalven, psychische Kraterlandschaften, Gräben kollektiven Hasses entstanden. In bestimmten Regionen der Grafschaften Armagh und Tyrone, in gewissen Stadtteilen Derrys und Belfasts hat jede Familie im Verwandtschaftskreis jemanden verloren, oder ist zumindest in irgend einer Weise in die "Troubles" verwickelt worden. Der Norden Belfasts etwa hat ein Fünftel der gesamten Mordrate zu verzeichen. Hier, in den katholischen Straßenzügen, wissen die von loyalistischen Mordkommandos und britischen Truppen "belagerten" Nationalisten ebenso viele Schauergeschichten zu erzählen wie jene protestantischen Farmer in den Grenzgebieten zur Republik Irland, denen republikanische Killerkommandos mit ein wenig "ethnischer Säuberung" den Garaus zu bereiten versuchen.
Aufs Konto der Irisch-Republikanischen Armee (IRA) und der anderen republikanischen Untergrund-Armeen, wie der IPLO, gehen denn auch die meisten der Mordaktionen - mehr als die Hälfte der 3000 Toten dieser 23 Jahre. Umgekehrt verloren die bewaffneten Republikaner im selben Zeitraum 324 "Kombattanden"; nahezu die Hälfte sprengte sich, durch vorzeitig ausgelöste Explosionen, selbst in die Luft. Paramilitärische Gruppen protestantisch-loyalistischer Ausrichtung, wie die erst jüngst verbotene Ulster Defence Association (UDA), haben wiederum an die 800 Menschen auf dem Gewissen. Dieselben Gruppen verloren derweil im Laufe des Konflikts nur 86 Mitglieder, zumal sie oft mit den Sicherheitskräften im Bunde standen und lange von der Armee nicht angegangen wurden.
Polizei und Armee töteten mindestens 350 Personen, überwiegend Katholiken. Von allen bewaffneten Parteien des Konflikts hatten sie die höchste Verlustrate: Fast 1000 Soldaten und Polizisten, dazu zwei Dutzend Gefängniswärter ließen seit 1968 in Nordirland ihr Leben. Die meisten Toten freilich hatten mit dem Krieg gar nicht direkt zu tun: 1644 der 3000 Opfer des Konflikts waren Zivilisten - knapp zwei Drittel davon Katholiken, die von loyalistischen Mordkommandos, der Armee oder gelegentlich auch eigenen Leuten zur Strecke gebracht wurden. Zu diesen Opfern kommen noch einmal rund 220 Opfer des Konflikts, die in England, in der Republik Irland oder auf dem europäischen Kontinent getötet wurden. Selbst abgebrühte Zeitgenossen in Nordirland finden dies Ausmaß an Opfern schwer zu verkraften. Martin McGuinness, ein Sprecher der Republikaner-Partei Sinn Fein, bekannte,die "menschlichen Kosten" des Konflikts seien so "enorm", daß ein echtes Verlangen nach dauerhaftem Frieden in der Provinz immer lauter zu vernehmen sei.
In Belfast veranstalteten, nach McKibbens Tod, Friedensgruppen und Gewerkschafter aus ganz Nordirland eine spontane Kundgebung, die "das Ende des Mordens" verlangte. Es sei allerhöchste Zeit, meinten die Teilnehmer dieser Demonstration, daß Ulsters Politiker und die Regierungen in London und Dublin der unglückseligen Provinz den Frieden brächten, auf den die Menschen in Nordirland so lange gewartet hätten.
In der Tat richten sich die diesbezüglichen Erwartungen auf die umfassenden Nordirland-Verhandlungen, die in diesem Jahr, unter Beteiligung auch der Unionisten, in London angelaufen sind, und die am heutigen Mittwoch, nach einmonatiger Sommer- und Bedenkpause, in Belfast fortgesetzt werden. In der bevorstehenden Phase sollen sich Unionisten und Nationalisten zusammen mit London und Dublin auf eine faire Regierungsform für Nordirland einigen - auf eine politische Kooperation in Ulster selbst und auf befriedigende Verbindungen zwischen dem Norden und dem Süden, die den bewaffneten Gruppen das Wasser abgraben und den Konflikt eindämmen könnten. Die lange Dauer der "Troubles" in Nordirland ist, nach dem trostlosen Markstein des Mordes von Hannahstown, den Beteiligten und allen Bewohnern Nordirlands nur allzu bewußt. Das erste Opfer des Konflikts, ein katholischer Zivilist und Vater von neun Kindern aus Derry, kam immerhin schon im Juli 1969 ums Leben: Hugh McKibben, das 3000. Opfer, war damals noch nicht geboren.
sa COLMAR, 1. September. Unbekannte Täter haben am Wochenende den jüdischen Friedhof von Herrlisheim in der Nähe der oberelsässischen Stadt Colmar verwüstet. Wie die Polizei am Dienstag mitteilte, wurden 196 Grabsteine umgeworfen, rund 50 wurden beschädigt. Die Schändung der Gräber, von denen einige über 200 Jahre alt sind, war von Passanten am Montag entdeckt worden. Der Bürgermeister der Gemeinde, Pierre Buscheck, rief für den kommenden Sonntag zu einer Kundgebung am Friedhof auf, um zu zeigen, daß die Bevölkerung die Tat verurteile.
Die Polizei geht von mehreren Tätern aus, da eine einzelne Person die zum Teil sehr großen und schweren Grabmäler nicht habe umwerfen können. Es fehle bisher jeder Anhaltspunkt für die Ermittlungen, hieß es. An den Friedhofsmauern hätten sich keine antisemitischen Schmierereien befunden. Der oberelsässische Generalrat, das Regionalparlament, nannte es einen Akt des "antisemitischen Hasses". Präsident Jean-Jacques Weber verurteilte mit "Betroffenheit und Trauer" diese "unverständliche und verrückte" Tat.
Erschüttert zeigte sich die jüdische Gemeinde im Oberelsaß, weil nun schon zum wiederholten Male ein jüdischer Friedhof in der linksrheinischen Provinz geschändet wurde. Bereits vor zwei Jahren waren mehrere jüdische Grabstätten in Frankreich verwüstet worden.
In den meisten Fällen wurden die Täter seinerzeit nicht entdeckt. Ohne Erfolg blieben auch die Ermittlungen auf deutscher Seite in der Kaiserstühler Gemeinde Ihringen, wo im Herbst 1990 fast 200 Grabsteine auf dem dortigen jüdischen Friedhof zerstört worden waren. Skinheads warfen Brandsätze
METZ (dpa). Französische Skinheads haben die Gebäude der Einwanderungsvereinigung in Metz (Lothringen) mit Brandsätzen angegriffen. Die Polizei teilte am Dienstag mit, die Täter hätten in der Nacht zum Montag aus zwei fahrenden Autos heraus Molotow-Cocktails geworfen. Die Brandsätze hätten keinen bedeutenden Schaden angerichtet.
Einen schweren Schock erlitt eine 22jährige Angestellte, nachdem vier Männer sie in der Nacht zum 23. August in Schwanheim überfallen und beraubt hatten. Erst jetzt konnte sie sich zu einer Anzeige überwinden.
Wie ein Polizeisprecher mitteilte, war die 22jährige gegen drei Uhr von der Bushaltestelle "Am Ruhestein" unterwegs in die Goldsteinsiedlung. Die vier Jugendlichen im Alter zwischen 23 und 27 Jahren rissen sie von hinten nieder. Sie hielten sie an den Schultern fest, setzten sich auf ihren Bauch und hielten ihr den Mund zu. Die Täter, bei denen es sich nach Aussage der 22jährigen um Türken oder Marokkaner gehandelt haben soll, entrissen ihr die Umhängetasche, in der ein Fotoapparat, ein Walkmann und verschiedene Ausweise steckten. enk
Geht es uns, wenn wir dem Inbegriff musikalischer Kunst in Streichquartetten begegnen, nicht immer noch so wie einst Goethe? In einem Brief an Zelter schrieb er 1829: ". . . man hört vier vernünftige Leute sich untereinander unterhalten, glaubt ihren Discursen etwas abzugewinnen und die Eigenthümlichkeiten der Instrumente kennen zu lernen . . ." Kein Zweifel: was den Instrumenten, den zwei Geigen, der Bratsche, dem Violoncello, eigentümlich ist, das wissen wir besser als Goethe. Aber was wir den Diskursen ihrer vernünftig sich miteinander unterhaltenden Spieler abgewinnen, das entzieht sich nach wie vor genauer Bestimmung, dafür haben wir keine Worte, um so weniger, je deutlicher die Meisterschaft der Quartett-Vereinigung Musik als das von keinem Verstand auflösbare Rätsel zum Vorschein bringt.
Unnennbare Ausdrucksgehalte traten jetzt wieder hervor im Mozart-Saal der Alten Oper. Zuständig für den lebendigsten Atem musikalischer Sprache war das Cleveland Quartett, 1968 in Malboro/Vermont gegründet, seit 1969 Quartet- in-Residence am Cleveland-Institut.
Seine derzeitigen Mitglieder sind Professoren an der Eastman School of Music, und die Schüler sind gewiß zu beneiden, die das Entscheidende bei ihnen lernen: Technik, wie sie von jeder formalen Routine unbotmäßigen Streichquartetten, zum Beispiel dem in D-Dur op. 76, Nr. 5, von Joseph Haydn, aufgerufen wird, muß eine so vollendete sein, daß über dem, was durch sie zutage tritt, Technik sich selbst vergißt. Das Cleveland-Geviert machte es vor an eben jenem Haydn-Quartett, das mit kompositorischer Konvention weit radikaler bricht, als die berühmteren aus Opus 76, das "Quintenquartett" und das "Kaiserquartett".
Aufs neuartigste widerspricht das D-Dur-Werk dem Sonatensatz-Schema, der Kopfsatz im Siziliano-Rhythmus ist ihm nicht unterstellt, musikalisch tieferer Grund wird auch in ihm durch die Totalität thematischer Arbeit, die man "das Kind aus der Ehe des Kontrapunkts mit der Freiheit" nannte, hörbar gemacht. Erst recht wie im Gedenken an Mozart, den nun schon Jahre lang toten Freund, rebelliert der zweite Satz - "Largo cantabile e mesto" - gegen klassizistische Regel, auffallend bereits durch die Wahl der Tonart: Fis-Dur ist ja nun wirklich nicht, wie im Programmheft behauptet, Dominante zu D-Dur, steht dazu nicht in Quint-, sondern in Terzverwandtschaft.
Von so weit getriebener Technik, daß wir sie vergessen, zeugte desgleichen Sergej Prokofjews 1930 im Auftrag der Library of Congress in Washington D. C. geschriebenes Streichquartett Nr. 1 h- Moll op. 50. "Ehe ich an die Arbeit ging", schrieb der Komponist in seiner Autobiographie, "studierte ich Beethovens Quartette. Auf diese Art kam ich dazu, seine Quartett-Technik zu verstehen und zu bewundern . . ." Auf der Grundlage "imitatorischer Durchführungstechnik" erwuchs jedoch keine klassisch-durchsonnte Epigonenmusik, sondern das bannende Helldunkel von Prokofjews russischem Widerspruchsgeist. Bei den Cleveland- Experten war er unverlierbar aufgehoben.
Nur wenig Geheimnisse schien danach noch die Bravour von Antonin Dvoráks Streichquartett F-Dur op. 96 zu bergen. Weil in den USA entstanden, heißt es "Amerikanisches Quartett", und man sagt, seine "pentatonischen Strukturen" seien von Dvorák der Musik nordamerikanischer Indianer abgehört worden. In der Tat aber stellte sich die Identität mit dem (leittonlosen) "natürlichen Moll" böhmischer Volksmusik her. Was als virtuose Satztechnik erschien, gründete im Bewußtsein des in die Fremde Gegangenen, der dort erst ganz erfährt, wovon ihm die Heimat redet.
Eine Mendelssohn-Zugabe - langsamer Satz eines Quartetts aus Opus 44 - berührte wieder mehr als rätselhaft in Kunst gewandelte Schönheit. KARLHEINZ LUDWIG FUNK
HOFHEIM. Vor zwei Wochen fand Gartenbauamtsleiter Bernardus te Molder eine Badewanne voller Müll im Wald, gestern bekam er einen Anruf vom Forstamt: Diesmal verpackte jemand seinen Schrott in drei große Schränke, um sie dann auf einem Wanderparkplatz Richtung Diedenbergen still und heimlich abzuladen.
Was te Molder besonders ärgert: Die Stadt entsorgt jeden Monat einmal die Gartenabfälle, viermal im Jahr kommt der Sperrmüll und trotzdem findet er immer mehr Abfall im Wald. Te Molder erklärt es sich mit den gestiegenen Deponie- und Müllgebühren. Die Schränke werden heute vom Bauhof weggeschafft, vorher wird allerdings der Inhalt nochmal genau durchforstet.
Te Molders Hoffnung: "Vielleicht findet sich irgendwo ein Hinweis auf die Umweltsünder." clk
Kleine FR
Zur Dokumenta OFFENBACH. Zusammen mit dem Kunstverein bietet die VHS am Samstag, 5. September, eine Fahrt nach Kassel zur Dokumenta an. Sie beginnt um 7.30 Uhr am Omnibusbahnhof in der Bismarckstraße, Rückfahrt ist gegen 18 Uhr. Anmeldung: VHS-Büro, Kaiserstraße 7 oder beim Kunstverein Kaiserstraße 99.
Flohmarkt OBERTSHAUSEN. Ein Flohmarkt für Kinderkleidung und Spielzeug findet am Sonntag, 6. September, von 15 bis 17 Uhr auf dem Vorplatz der St. Pius-Kirche in der Gumbertseestraße statt. Die Standgebühr beträgt sieben Mark. Anmeldungen nimmt Kerstin Rill, Telefon 069 / 86 88 91 entgegen. Der Erlös aus den Standgebühren kommt bosnischen Flüchtlingen über das Deutsche Rote Kreuz zugute. Schnäppchen HEUSENSTAMM. Ein Schnäppchen kann machen, wer den Herbstflohmarkt am Samstag, 5. September, von 14 bis 17 Uhr rund um das Sozialzentrum der Arbeiterwohlfahrt besucht. Im Angebot sind Kinderkleider und Spielsachen. Als Standgebühr wird ein selbstgebackener Kuchen eingefordert, der an der Kuchentheke verkauft wird. Anmeldungen unter 0 61 04 / 60 41 55 oder 0 60 74 / 36 94. Neusalz OFFENBACH. Am 5. und 6. September ist in Offenbach das 13. Neusalzer Heimattreffen. Für die schlesische Industriestadt hat Offenbach 1955 eine Patenschaft übernommen. Zum diesjährigen Treffen hat das Stadtarchiv historische Unterlagen aus der heute polnischen Stadt an der Oder (jetzt Nowa Sol) zusammengetragen, die in der Stadthalle präsentiert werden: Sonntag und Montag, 6./7. September, ganztägig; bei der Eröffnung am 5. September, 18 Uhr, spricht Stadtarchivar Hans-Georg Ruppel.
FLÖRSHEIM. Um Tore, Punkte und Pokale kicken acht Fußballmannschaften beim Turnier der Jungen Union am Samstag, 5. September.
Der Anstoß zum ersten Spiel erfolgt um 11 Uhr in der Sporthalle an der Bürgermeister-Lauck-Straße in Flörsheim. Danach gehts am laufenden Band weiter. kkü
MAIN-KINZIG-KREIS. Im Wirbel der jüngsten Kreistagssitzung ging fast unter, daß zu Beginn auch friedliche Töne angeschlagen wurden. So konnte der stellvertretende Kreistagsvorsitzende Albert Hof "in aller Freundschaft" Besuch aus dem russischen Istra begrüßen. Zu Istra hat der Kreis über örtliche Initiativen seine Partnerschaftsfühler ausgestreckt. Die Deutschlehrerin Larissa Lindina von der "Schule Nr. 3" schilderte nun den Abgeordneten, was die Kreishilfe ihren Landsleuten bedeutet. Die Russin gehört zu einer Gruppe von Pädagoginnen, die derzeit Schulen im Kreis besuchen.
Vor dem Plenum drückte die Russin ihre Hoffnung darüber aus, "daß möglichst viele Kinder in ihrem Kreis und in unserem Bezirk Freunde werden". Das sei "die beste Garantie für eine friedliche Zukunft". Sowohl in Istra als auch im Main- Kinzig-Kreis hätten schon viele Schüler ihr Interesse an einer Briefpartnerschaft bekundet.
Was über Freundschaftsinitiativen aus dem Kreis angekurbelt wurde, fällt in Istra auf fruchtbaren Boden. Larissa Lindina erwähnte das Schicksal von zwei Schülern. So habe die 17jährige Irina im vorigen Jahr ihre Eltern verloren. Daß sie sich und ihre drei Geschwister ganz ohne fremde Hilfe versorgen kann, dabei unterstützt sie "Frau Becker aus Wächtersbach", die ihr Lebensmittel-Pakete zukommen läßt. Der 12 Jahre alte Rinat - er hat ebenfalls keine Eltern mehr - konnte auf Einladung des Kreises Ferien in der Region verbringen. Larissa Lindina: "Nach seiner Rückkehr habe ich ihn kaum wiedererkannt. Er hatte rote Bakken. Früher war er immer blaß." Rinat sei nun viel fröhlicher und selbstbewußter. Nach seiner Reise stehe der Junge im Mittelpunkt der Klasse und "hatte viel von Ihrem Kreis zu erzählen". hok
Das Ortsgericht im Ortsbezirk 9 (Ginnheim, Eschersheim, Dornbusch) hat neue Sprechzeiten. Ortsgerichtsvorsteher Fritz Goeders und sein Stellvertreter Hans Jürgen Brand beglaubigen montags von 17.30 Uhr bis 18.30 Uhr im Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstraße 248, Unterschriften und Kopien und schätzen Gebäude und Eigentumswohnungen. jd
Gut gelaunt und optimistisch, kämpferisch und selbstbewußt - so präsentierte sich Bundestrainer Berti Vogts am Mittwoch mittag in Frankfurt bei seinen ersten Pressekonferenz nach der Niederlage im EM-Finale gegen Dänemark am 26. Juni. Die Bekanntgabe des Kaders für das als EM-Revanche apostrohierte Länderspiel gegen Dänemark am 9. September in Kopenhagen nutzte Vogts auch noch einmal zu einigen bilanzierenden Anmerkungen zu den Ereignissen und Ergebnissen von Schweden. Alles in allem hinterließ der Bundestrainer dabei den Eindruck, daß er trotz mancher Kritik an seinem Führungsstil und Auftreten unbeirrt seinen Kurs fortsetzen wird. In einem Gespräch mit der FR nach der Pressekonferenz sagte Vogts: "Ich habe sorgfältige Arbeit geleistet und daran möchte ich in aller Ruhe bei der Planung für die WM 1994 in den USA anknüpfen."
Gleichzeitig räumte der Bundestrainer ein, in Schweden zumindest einen Fehler gemacht zu haben: "Ich habe mich zu sehr auf die Selbständigkeit der Spieler verlassen. Da wird es in Zukunft eine andere, härtere Gangart geben." Er kündigte an: "Ich werde mich immer schützend vor die Mannschaft stellen und keinen Spieler der Öffentlichkeit zum Fraß vorwerfen. Intern werden aber deutlichere Worte gesprochen werden. Ich habe dem EM-Kader entgegen allen anderen Behauptungen sehr viel Freiheiten gelassen, diese müssen jedoch auch genutzt werden. Einige jüngere waren damit überfordert, die erfahreneren hatten dagegen keinerlei Probleme." Und zu den Vorwürfen, seine Medien-Auftritte seien allzu oft gereizt und unglücklich gewesen, meinte Vogts: "Mir war im voraus klar, daß ich von gewissen Blättern angegriffen werde, deren Bild vom gegenseitigen Informations-Austausch ich nicht teile. Grundsätzlich habe ich aber nichts gegen sachlich-konstruktive Kritik. Mein Image hat durch die EM keinen Schaden erlitten, zumal ich eine beachtliche Anzahl von positiven Briefen erhalten habe."
Für das Länderspiel am kommenden Mittwoch in Kopenhagen hat der Bundestrainer aus den Erfahrungen von Schweden erste Konsequenzen gezogen. Von dem 20er-Kader der EM fehlen sieben Spieler: Völler und Brehme nach ihren Rücktritts-Bekundungen, Häßler und Schulz wegen Verletzung sowie Möller, Sammer und Binz aus grundsätzlichen Überlegungen heraus. Einziger "echter" Neuling im Aufgebot ist der 28 Jahre alte Thomas Wolter, der fürs rechte Mittelfeld vorgesehen ist. Neue Gesichter sind außerdem Olaf Thon, der zuletzt bei der WM 1990 das Nationaltrikot trug, sowie Knut Reinhardt und Thomas Strunz.
Allen voran für den Verzicht auf Möller und Sammer, der sicher manche Diskussionen auslösen wird, hatte Vogts eine klare Begründung: "Im Gegensatz zu ihrem Mittelfeld-Kollegen Effenberg, der nur im EM-Finale enttäuscht hat und den ich für Dänemark nominiert habe, konnten sie in Schweden meine Erwartungen nicht erfüllen. Sie haben nun erst einmal keine Forderungen mehr zu stellen, sondern nur Leistungen bei ihren neuen Klubs in Italien zu bringen. Ich will ihnen eine längere Phase geben, um sich dort einen Stammplatz zu sichern."
Wie lange er Geduld haben wird, wollte er sich nicht festlegen. Ebenso wie Binz sind sie nicht vollends abgeschrieben, doch vorerst nur zweite bis dritte Wahl. Der weitere Weg des Frankfurter Liberos im Nationalkader hängt von dessen Leistungen in den Europacup- und schweren Bundesliga-Auswärtsspielen ab. In Kopenhagen soll der bis zum Comeback des verletzten Matthäus zum neuen Kapitän beförderte Buchwald den Libero-Posten im Stil eines "Ausputzers" übernehmen.
Grundsätzlich will Vogts die kommenden Begegnungen nutzen, um jüngeren Kräften eine internationale Bewährungsprobe zu geben. Dazu dient auch ein Lehrgang mit 24 noch nie im Kreise des A-Teams gesichteten Talenten am 20./21. September in Duisburg, zu dem unter anderem die Frankfurter Weber und Bindewald eine Einladung erhalten sollen.
Unmißverständlich machte der Bundestrainer allerdings deutlich, daß er sofort die Routiniers reaktivieren wird, wenn die Jungen ihre Chance nicht nutzen. Vogts ist davon überzeugt, Völler und Brehme sowie die zunächst nicht in die engere Wahl gezogenen Littbarski und Bein seien jederzeit zum Einsatz bereit, wenn er sie frage. Bein bescheinigte er in diesem Zusammenhang, er sei derzeit einer der besten Bundesliga-Spieler, aber er sei ihm auch im Blick auf die Rückkehr von Matthäus und Häßler als kurzfristiger Lückenbüßer zu schade.
HARALD STENGER
FRANKFURT A. M., 1. September (pit/ dpa). Das Landratsamt im bayerischen Kelheim hat einen Aufmarsch der Partei Nationalistische Front (NF) genehmigt, die am Samstag durch die 15 000-Einwohner-Gemeinde ziehen darf. Diese Angaben des Infoladens Regensburg bestätigte Günther Blumberg, der zuständige Abteilungsleiter beim Landrat. Der Infoladen hatte berichtet, die NF-Veranstaltung stehe unter dem Titel "Asylanten raus". Die 1985 gegründete NF gilt als Splitterpartei von Neonazis und Rechtsextremisten aus der Skinhead- und Hooligan-Szene.
Blumberg zufolge handelt es sich um eine Wahlkampfveranstaltung mit dem Bundesvorsitzenden der Nationalistischen Front, Andreas Pohl. Der aus Westfalen stammende Pohl bewerbe sich bei Wahlen am 20. September um das Amt des Landrats von Kelheim. Nach dem Zug durch Kelheim wolle die NF eine Kundgebung in einem Saal veranstalten.
Mit "sehr starken Sicherheitskräften" und Auflagen will die Behörde die Sicherheit in Kelheim gewährleisten. So dürfe die NF nur in der Innenstadt demonstrieren, nicht aber vor der Asylunterkunft, die auf der anderen Seite des Rhein-Main-Donau-Kanals liege. Ferner hätten sich die Nationalisten verpflichtet, keine Uniformen und Waffen zu tragen sowie - angesichts des "langen Samstags" - nur eine Straßenseite zu benutzen.
Eine Sprecherin des Infoladens befand, die Genehmigung sei angesichts der Ausschreitungen gegen Asylbewerber in Rostock "einfach nicht zu glauben". Blumberg berichtete, daß ein Bündnis demokratischer Parteien von der CDU bis zu den Grünen am Dienstag eine Gegenveranstaltung "Solidarität mit den ausländischen Mitbürgern" angemeldet habe, die vor dem Asylbewerberheim stattfinden solle. Auch diese werde genehmigt.
Im Bericht des bayerischen Verfassungsschutzes 1991 wird die NF als neonazistische Gruppierung eingestuft. Nach einem Veranstaltungsverbot war es im vergangenen Sommer im ostbayerischen Cham zwischen 150 NF-Anhängern und der Polizei zu gewalttätigen Auseinandersetzungen gekommen.
Die Testspiele der deutschen Fußball- nationalmannschaft der Frauen gegen Frankreich und Polen sind der Auftakt für einen heißen Herbst mit dem EM- Viertelfinale als Höhepunkt. Im Mittelpunkt dabei steht Silvia Neid vom TSV Siegen, die nach neunmonatiger Pause ihr Comeback feiert.
"Frankreich und Polen sind für uns günstige Testgegner", sagte dazu die Trainerin Tina Theune-Meyer. Auf die Französinnen trifft ihre Elf am kommenden Mittwoch (18 Uhr) in Bad Kreuznach. Am Samstag stehen sich das polnische und deutsche Team um 16 Uhr in Jaworzno gegenüber. In deren Reihen stehen zwei Spielerinnen aus der Bundesliga: Jolantha Nieczypor (Rheine) und Anastazija Kubiak (Praunheim). "Die polnische Kompromißlosigkeit zeichnet auch das Spiel möglicher EM-Gegner wie Norwegen, Dänemark oder Schweden aus", so Trainerin Theune-Meyer.
Im Kader der deutschen Nationalmannschaft stehen auch drei Frankfurter Spielerinnen: In der Abwehr Sandra Minnert und Dagmar Pohlmann und im Angriff Katja Bornschein (alle FSV Frankfurt. sid
HELMUT BEHLER, Vorstandsvorsitzender der genossenschaftlichen Raiffeisen- Warenzentrale Hessenland, wird Ende September aus seinem Amt ausscheiden. Ein Nachfolger für Behler, der jetzt 65 Jahre alt wurde, steht noch nicht fest. Behler war 1966 als diplomierter Landwirt aus Nordrhein-Westfalen nach Kassel gewechselt. 1976 übernahm er den Vorstandsvorsitz der Raiffeisen-Warenzentrale, die (1991: 900 Millionen Mark Umsatz) zu den drei größten Handelsunternehmen der Region zählt.
USINGEN. Die Kreistierschau wird auch in diesem Jahr wieder auf der Laurentiuskerb veranstaltet - einen Boykott wird es nicht geben. Damit hatten die Züchter noch im Juli gedroht, um gegen die Auflösung aller Tierzuchtämter zu protestieren, die aufgrund der Strukturreform in der hessischen Agrarverwaltung bereits beschlossene Sache ist. "Es gilt ein gegenseitiges Stillhalteabkommen", erklärt der Leiter des Tierzuchtamtes Limburg, Günther Heer, auf Anfrage den Boykottverzicht.
Hessische Züchter hatten schon drei Tierschauen platzen lassen, bis sich Landwirtschaftsminister Jordan gesprächsbereit zeigte. Die für Ende August anberaumte Aussprache ist jedoch nach Auskunft Heers inzwischen auf Ende September verschoben worden. "Wir Züchter hängen nach wie vor in der Luft. Wir wissen nur, daß die Tierzucht in die Landwirtschaftsämter eingegliedert werden soll - aber nicht wie oder wann", klagt der Vorsitzende der Züchtergemeinschaft der Rotbunten im Hochtaunuskreis, der Wehrheimer Landwirt Herbert Himmelreich.
In der deutschen Rotbuntzüchterfamilie genießt die Zucht aus dem Hochtaunuskreis einen hervorragenden Stellenwert, den vielfache Erfolge auf überregionalen und nationalen Schauen und Ausstellungen beweisen. Der Tag der Rotbuntzüchter auf der Laurentiuskerb, die traditionell am zweiten Septemberwochenende gefeiert wird, ist am 14. September. Gleichzeitig präsentieren die Züchter von Schafen, Ziegen, Rassekaninchen und Rassegeflügel Ausschnitte aus der Vielfalt ihrer Zucht.
Am Tag zuvor, 13. September, stellen die Groß- und Kleinpferdezüchter mehr als 100 Spitzentiere vor. Ein Richtergremium beurteilt nicht nur die äußere Erscheinung, sondern auch Bewegungsabläufe und Charaktereigenschaften. Der Charakter ist vor allem deshalb wichtig, weil die meisten Pferde den Freizeitreitern dienen.
Die Züchter wollen die Gelegenheit auf der Kerb auch zur Aufklärung der Verbraucher nutzen. So soll zum Beispiel ein Info-Mobil über Milch- und Fleischprodukte zeigen, welche Anstrengungen die Erzeuger unternehmen, um die Kunden mit gesunden und hochwertigen Nahrungsmitteln beliefern zu können. Der Kreis bezuschußt in diesem Jahr den Laurentiusmarkt mit 20 000 Mark.
Für die Tausende von Besuchern, die der Markt alljährlich nach Usingen zieht, beginnt das Fest schon am Freitag, 11. September, mit einer Disco. Ab 19.30 Uhr darf getanzt werden. Am Samstag abend führt ab 19.30 Uhr ein Lampion- und Fakkelzug vom "Alten Marktplatz" durch die Usinger Straßen zum Festzelt auf dem "Neuen Marktplatz", wo die Kerb offiziell mit dem Bieranstich eröffnet wird. Noch vor den Gottesdiensten am Sonntag morgen fällt um 9 Uhr der Startschuß zum "Laurentius"-Stadtlauf auf den Muckenäckern. Um 15 Uhr werden beim Tauziehen die Stärksten der Stadt ermittelt.
Am Montag ergänzen landwirtschaftliche Wettspiele und das Info-Mobil das Programm der Tierschau. An allen drei Kerbetagen laden außerdem ein Krammarkt und ein Vergnügungspark zum Besuch ein. cn
MAIN-KINZIG-KREIS. Aus dem Auge, aus dem Sinn? Ende vergangenen Jahres überschütteten Spitzenpolitiker nicht nur aus dem Kreis, sondern sogar aus Wiesbaden den Vorstand der Deutschen Bundesbahn mit Vorwürfen und Forderungen - und erreichten nichts. Und dabei wird es bleiben: Am Hanauer Hauptbahnhof werden allen Einschätzungen zufolge auch in Zukunft schnelle Intercity-Züge (IC) nicht halten, einige wenige Verbindungen am frühen Morgen und am Abend ausgenommen.
Man erinnere sich: Im Herbst vergangenen Jahres wurde bekannt, daß die Bahn für den kommenden, ab Anfang Juni 1992 geltenden Fahrplan nicht nur umfangreiche Änderungen wie selten zuvor vorhatte, sondern auch eine komplett neue Intercity- Linie - von Paris über Frankfurt nach Dresden - auf die Schienen schicken wollte. Viel zu spät glaubte man in Hanau darin eine Chance zu erkennen, die knapp 100 000-Einwohner-Stadt endlich besser an das Fernverkehrsnetz anbinden zu können.
Oberbürgermeister Hans Martin, Landrat Karl Eyerkaufer (beide SPD), sogar der Parteifreund und hessische Verkehrsminister Ernst Welteke forderten dies, im Chor mit Vertretern der örtlichen Firmen und nicht zuletzt - recht ungewöhnlich - mit Jürgen Kastner, dem Präsidenten der Bundesbahndirektion Frankfurt.
All das half nichts. Als sich die Hanauer Wunschzettel in der Vorstandsetage des Staatsunternehmens stapelten, war der Fahrplan längst fertiggestellt. Ein solches Zahlenkompendium läßt sich schließlich nicht binnen weniger Wochen stricken. Die Politiker wollten am Ball bleiben, versprachen sie - der nächste Fahrplan kommt bestimmt. Ergo suchte man das Gespräch mit dem Bundesverkehrsministerium. Dortige Ansprechpartner haben dicke Terminkalender: am 5. Oktober wird Staatssekretär Wolfgang Gröbel nach Hanau kommen, um von Hans Martin, Karl Eyerkaufer und den Bundestagsabgeordneten Bernd Reuter (SPD) und Richard Bayha (CDU) zu erfahren, was deren Begehr sei.
Und die Bundesbahn? Auskunft der Pressestelle der Zentralstelle Produktion, Technik und Absatz in Mainz: Auch mit Beginn des Fahrplans, der ab Juni 1993 gilt, werden in Hanau nicht mehr Intercity-Züge als derzeit halten. Was vor diesem Hintergrund noch ein Gespräch darüber mit einem Bonner Staatssekretär bringen soll, wissen die Götter.
Der Bockbeinigkeit eines Staatsunternehmens, dem das Image "schneller Züge" wichtiger ist als akzeptabele Anbindungen mehrerer Städte im Ballungsraum, steht die Unbeweglichkeit lokaler Politik gegenüber. Wie groß ist deren Interesse an der großen weiten Eisenbahnwelt wirklich? Das Lamento wird vermutlich laut sein, aber das Kind liegt halt schon wieder beziehungsweise immer noch im Brunnen.
Aber es kommt noch schlimmer. Um in die Fernzüge zu gelangen, müssen die Fahrgäste mit Eilzügen oder S-Bahn entweder nach Frankfurt oder nach Fulda fahren. Viel Verärgerung gab (und gibt) es zur Verbindung, die stündlich Hanau verläßt, nach etwas mehr als 60 Minuten Fulda erreicht, wo ein ebenfalls stündlicher Intercity Richtung Berlin kurz zuvor gestartet ist. Umsteiger müssen also fast eine Stunde auf den Anschluß warten. Geradezu gemein: Der Eilzug hält unterwegs, um just diesen Intercity überholen zu lassen. Kritiker monierten diesen Anti-Service zu recht, die Bahn gelobte Besserung, ohne sich dabei festzulegen.
Wie wird die Zukunft aussehen? Der Eilzug kommt noch etwas später in Fulda an, von direktem Anschluß keine Rede. Satirisch wird's, wenn die Bahn tröstet: Auch bei früherer Ankunft hätte er keinen Anschluß. Auf der Strecke verkehrt ab kommenden Sommer zu dieser Zeit ein neuer Intercity-Express (Karlsruhe-Frankfurt-Hamburg), der überhaupt nicht in Fulda hält . . . Der Berliner Intercity fährt dann zu einer ganz anderen Zeit.
Alarm schlugen seinerzeit im übrigen auch Wächtersbacher Politiker. Ihnen ging es um die Zahl der D-Züge, die in der Stadt im Kinzigtal halten. Viele sind es nicht mehr - und die Bahn prüft derzeit (Ergebnis etwa in vier Wochen), ob es bei den wenigen Züge bleibt oder Wächtersbach ganz als D-Zug-Halt gestrichen wird. Das ist durchaus möglich.
Unbestritten ist, daß der seit Juni geltende Fahrplan eine ganze Reihe von Verbesserungen brachte, auch im Nahverkehr. Noch bestehende Lücken und Unzulänglichkeiten werden im kommenden Fahrplan mit Sicherheit zum Teil beseitigt werden. Das noch im Bau befindliche "dritte Gleis" wird zumindest zwischen Hanau und Gelnhausen zu einer Entlastung führen.
Was bleibt, ist die fehlende Verknüpfung Hanaus mit dem Fernverkehr. Daran jetzt noch etwas für absehbare Zeit zu ändern, bleibt vermutlich Wunschtraum, auch wenn es an Appellen und Forderungen nicht fehlen wird. Zu lange damit gewartet haben im übrigen auch Interessenvertretungen der Kunden, beispielsweise der ansonsten sehr rührige Fahrgastverband Hessen. Aber auch der seit einem Jahr bestehende Kreisverband Main-Kinzig des ökologisch orientierten Verkehrsclubs Deutschland hat in einem seitenlangen, unlängst fertiggestellten "Positionspapier" zum diesem Thema nur den Halbsatz aufzuweisen: "Einbindung von Hanau ins IC-Netz". Makulatur? ANDREAS ZITZMANN
Zur Person:
Die Varrentrappstraße feiert Straßenfest: Am Sonntag, 6. September, gibt's vor dem Juz Bockenheim Jonglage, Feuerspucken, Live-Musik und Informationen über das Jugendzentrum. Die Feier beginnt um 14 Uhr. mo/35
Auf frischer Tat hat die Polizei am frühen Dienstagmorgen im Bahnhofsviertel einen Franzosen und zwei Algerier festgenommen, die gemeinsam mit einigen anderen Nordafrikanern einen 37jährigen Fußgänger überfallen und beraubt hatten.
Wie Polizeisprecher Jürgen Linker mitteilte, hatten Beamte der SoKo Mitte gegen 4.40 Uhr fünf Nordafrikaner beobachtet, als sie aus der Gallusanlage kamen und in Richtung Hauptbahnhof gingen. Dabei rempelten sie einen Fußgänger an und ließen ihn dann aber ungeschoren. Wenige Meter weiter stießen die fünf dann auf eine Gruppe von 14 weiteren Nordafrikanern, die in dieselbe Richtung gingen.
Die SoKo-Beamten forderten über Funk Verstärkung an, um diese Gruppe zu überprüfen. Gerade als die uniformierten Beamten eintrafen, hatte die Gruppe an der Ecke Kaiserstraße / Elbestraße den 37jährigen bereits eingekreist, zu Boden geworfen und durch Fußtritte und Schläge leicht verletzt.
Als die Polizisten eingriffen, hatten die Täter ihrem Opfer bereits die Geldbörse mit 50 Mark geraubt. Das Geld konnte nicht mehr sichergestellt werden. Einer der drei Haupttäter hatte es an einen Komplizen weitergereicht, dem es gelang, mit anderen Tätern zu flüchten.
Noch während der polizeilichen Überprüfungen der Festgenommenen meldete sich bei den Beamten ein 29jähriger Passant, der angab, die Gruppe habe ihn ebenfalls ausrauben wollen. Die Täter, die keinen festen Wohnsitz haben, sollen dem Haftrichter vorgeführt werden. enk
SCHWALBACH. "Viele hängen hier einfach nur rum", sagt Willi Claaßen. Der Pädagoge von der Schwalbacher Jugend- und Drogenberatungsstelle kennt die Jugendlichen, die tagtäglich zum unteren Marktplatz in der Limesstadt kommen. Für zwei Cliquen, deren Mitglieder mit Drogen mehr oder weniger zu tun hätten, sei der Platz ein Treffpunkt, erzählt er. Sie kommen dorthin, weil es an Angeboten für die jüngere Generation in der Limesstadt fehlt. Das Jugendzentrum liegt in Alt-Schwalbach.
Willi Claaßen will das Defizit ausgleichen - zumindest ein Stück weit. Vor einigen Wochen hat er auf dem Marktplatz ein Freiluftcafé eröffnet. In dem bunt bemalten Bauwagen stehen eine Kaffee-, eine Espressomaschine und was man sonst noch so für ein Café braucht. Davor hat er ein paar Tische aufgestellt. Experten nennen das "aufsuchende Sozialarbeit". Vor Ort präsent sein nach dem Motto: "Ihr könnt zu uns kommen, wenn ihr wollt", darum geht es.
Sein Konzept funktioniert. Jugendliche aus der Limesstadt hören bei einer Tasse Kaffee dem Rock und Rap aus dem Kassettenrekorder zu oder leihen sich eines der vielen Spiele aus.
Das ist nicht alles: Mit einigen Café- Gästen aus der Limesstadt war Claaßen kürzlich auf der Kerb in einer Nachbargemeinde. Der Streetworker hat außerdem ein Fußballteam gegründet. Jeden Mittwoch abend ist Training.
Auch nach Frankfurt zum Unterwasserzirkus ist die Gruppe gefahren. Ein Grillfest steht demnächst auf dem Programm. Und einen Jongleurkurs will Claaßen anbieten. Allerdings sucht er noch jemanden, der den Teenagern beibringt, Bälle und Keulen durch die Luft zu wirbeln.
Doch das Café ist nicht nur für Jugendliche da. Auch ihre Eltern sind zu dem Sozialarbeiter auf dem Markplatz gekommen, haben einen Termin mit der Beratungsstelle in Alt-Schwalbach vereinbart. Für Willi Claaßen keine Überraschung: "Viele Mütter und Väter sind wirklich ratlos."
Trotz aller Erfolge kann das Freiluft-Café, das noch bis Ende September geöffnet hat, einen offenen Treff mit Drogenberatungsstelle in der Limesstadt nicht ersetzen. Dabei findet Claaßen eine ständige Anlaufstelle wichtig. In Hattersheim gebe es so etwas schon seit vier Jahren. fw
Den kalten Krieg der Systeme hat sie überlebt, aber die Auflösung der Blöcke ist kein Sieg der nun schon 30 Jahre alten "Blockfreien"-Bewegung. Eher orientierungslos findet sie sich nach der Implosion des Ostblockes in einer neuen Weltordnung wieder, in der das Dreieck der Reichen (USA, Europa, Japan) konkurrenzlos, aber nicht unzerstritten, die politischen Vorgaben macht. Ist der leere Stuhl Jugoslawiens, das zuletzt den Vorsitz innehatte, ein Symbol dafür, wie rasch die Realität die Blockfreien überrumpelt hat? Gibt es für sie keinen Platz mehr, weil es keine zwei Stühle mehr gibt, zwischen die sie sich setzen können?
Die falsche Antwort auf diese Fragen ist sicher der Nachweis der Existenzberechtigung mit einer überladenen Tagesordnung, wie sie in Jakarta geprobt wird. Eine andere Antwort und eine realistische Standortbestimmung suchte UN- Generalsekretär Butros-Ghali den Delegierten nahezubringen. Er sieht die Bewegung als Anwalt der Schwachen im neuen Blocksystem "Arm gegen Reich" eine wichtige Rolle spielen. Sie repräsentiert schließlich mehr als die Hälfte der Erdbevölkerung, aber nur ganze neun Prozent der Weltwirtschaftsleistung. Für mehr Zusammenhalt sorgt der Platz im Armutslager freilich nicht zwangsläufig. So sehen und hören etliche der Blockfreien dorthin, wo die Dirigenten des ökonomischen Konzerts den Takt vorgeben: nach Europa und Amerika. Blockfrei zu sein ist - so widersinnig dies zunächst klingen mag - schwerer geworden. bk
So deutlich wie der hessische Ministerpräsident Hans Eichel hat es von den regionalen Politikern, die selbst bis über die Halskrause in dem Problem stecken, bislang kaum jemand der Bundesregierung gesagt, was er von ihren Asylbewältigungsstrategien hält: gar nichts. Der Sozialdemokrat warf dem Innenminister im Deutschlandfunk ohne abschwächende Nebensätze vor, absichtlich alle Bemühungen zu blockieren, das Machbare gleich zu tun.
In der Tat sind bei CDU und CSU nur Anstrengungen sichtbar, Artikel 16 der Verfassung einzuschränken. Nie entsteht jener ebenfalls notwendige Druck, um zu verwirklichen, was im Parlament als Äquivalent zum Crash-Kurs längst beschlossen worden ist. Mag sein, daß "die" Union solche Zuspitzungen nicht will. Einige Wortführer jedoch müssen sich zu Recht vorhalten lassen, daß sie eine Chaotisierung der Lage billigend in Kauf nehmen, um endlich ans Ziel zu kommen.
Was für die Abwicklung des Alltags gilt, läßt sich - von Eichel ebenfalls auf den Punkt gebracht - auch über die Unionsunlust sagen, Zuwanderungen rechtlich voneinander abzugrenzen. Hier liegt der Kern in der leidigen Asyldebatte; denn nur über eindeutige Definitionen (Einwanderung etc.) lassen sich Lösungen finden. Nicht jedoch über magenbittere Fixierungen auf zwei Zahlen. rr
BONN, 1. September (hll/Reuter). In seinem Bestreben, eine Änderung des Asyl-Grundrechts möglichst rasch im Parlament durchzubringen, wird der SPD-Vorsitzende Björn Engholm vom Vorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion, Hans-Ulrich Klose, unterstützt. Er wolle "das Asylthema in diesem Jahr, möglichst noch im Herbst vom Tisch haben", sagte Klose am Dienstag in einem Interview. Auf die Frage, ob er abwarten wolle, bis alle Parteigremien dem neuen Asylkurs zugestimmt haben, antwortete Klose: "Nein, wenn der Parteivorstand in der nächsten Woche die neuen Vorschläge bestätigt, werden Experten der Fraktion mit den anderen Fraktionen Gespräche aufnehmen." Dazu wurde in Kloses Büro erläutert, selbstverständlich sei nicht beabsichtigt, vor einem Parteitagsbeschluß einem Gesetz zuzustimmen, nur "Vorarbeiten" würden schon früher aufgenommen.
Engholm nannte die innerparteiliche Kritik an seinem neuen Kurs verständlich und nützlich, doch sei eine Änderung des Asylrechts nötig, auch wenn in der SPD "bis aufs Blut" darüber gestritten werde. Es mache wenig Sinn, an liebgewonnen Positionen festzuhalten, "wenn der Wirt die Rechnung sehen will", sagte er weiter bei einer Gedenkveranstaltung der Friedrich-Ebert-Stiftung zum 40. Todestag des ersten Nachkriegs-SPD-Vorsitzenden Kurt Schumacher.
Frauen nehmen sich die Stadt: Am heutigen Donnerstag, 3. September, um 20 Uhr, treffen sich Frauen in der Rödelheimer Stadtbücherei, Radilostraße 17-19, um dort weitere Veranstaltungen vorzubereiten. mo/35
rds BONN. Angesichts der dramatischen Krise im ostdeutschen Maschinenbau streiten Bundesregierung und IG Metall über den besten Weg zur Rettung dieser Branche. Einig sind sich Wirtschaftsminister Jürgen Möllemann (FDP) und Gewerkschaftschef Franz Steinkühler darüber, daß es nicht zu einer "De-Industrialisierung" der neuen Länder kommen darf. Allerdings klaffen ihre Ansichten über die notwendigen Mittel und Wege zu diesem Ziel auseinander. Dies wurde bei einem Gespräch im Bonner Wirtschaftsministerium deutlich, an dem neben der IG Metall auch die Landeswirtschaftsminister von Brandenburg und Sachsen, Walter Hirche (FDP) und Kajo Schommer (CDU), sowie TreuhandVorstand Hero Brahms teilnahmen.
Steinkühler schlug bei dem Treffen ein "flächendeckendes Netz von Maschinenbau-Holdings" in Ostdeutschland vor. Dagegen meinte Möllemann, die rasche Privatisierung sei die beste Gewähr für eine erfolgreiche Sanierung der Treuhandbetriebe. Allerdings könnten auf dem Wege dahin Zwischenschritte unvermeidlich sein, gestand er zu. Einig waren sich beide, daß der Export dieser Betriebe nach Osteuropa über die bereits zugesagten Hermes-Garantien hinaus durch weitere Hilfen gestützt werden muß.
Laut Steinkühler müßten Bundesregierung und Treuhandanstalt jetzt umdenken, um die noch verbliebenen 177 000 Arbeitsplätze (52 Prozent weniger als Anfang 1991) im ostdeutschen Maschinenbau zu retten. Notwendig seien dabei leistungsfähige Unternehmensgrößen, die in der Lage seien, sich an den Strategien der Japaner zu orientieren. Nur so könne der Prozeß des industriellen Kahlschlags gestoppt werden. Statt der von der Treuhand eingerichteten Management-Gesellschaften mit bunt zusammengewürfelten Einzelunternehmen müsse sichergestellt werden, betonte Steinkühler, daß nur Betriebe mit ähnlichen Produkten unter ein Dach kämen, um die "Synergie-Effekte" (technische und ökonomische Vorteile der Zusammenlegung) ausspielen zu können. Wegen der von der Treuhandpolitik ausgehenden "düsteren Beschäftigungsaussichten" dürfe es vorerst keinen weiteren Abbau der Arbeitsplätze und keine weitere Betriebsschließung mehr geben.
Auch Möllemann vertrat die Ansicht, die Treuhand müsse in dieser Situation unkonventionelle Wege beschreiten. Er verteidigte jedoch das Konzept der Berliner Behörde, vorläufig nicht privatisierbare Unternehmen verschiedener Branchen in Management-Gesellschaften zusammenzufassen. Allerdings müsse man die Unternehmen befähigen, aus eigener Kraft im internationalen Wettbewerb zu bestehen. Eine Konservierung bestehender Strukturen mit Dauersubventionen sei demgegenüber keine Lösung.
Die Guttempler-Kindergruppe "Frankfurter Regenbogen" stellt nun die Bilder aus, die sie bei der Aktion "Sauberer Stadtteil Fechenheim" geschossen hat. Die Fotos werden beim Fechenheimer Fischerfest am Samstag, 5. September, gezeigt. Von Montag, 14., bis Freitag, 25. September, sind sie dann in der Volksbank, Alt Fechenheim 107, zu sehen. js/35
Der FC Germania 1911 Enkheim sucht für die Saison 1992 / 93 E-Jugendliche. Alle, die nach dem 1. Juli 1982 geboren sind, können mittwochs (16.30 Uhr) und freitags (15 Uhr) auf dem Sportgelände am Bergen-Enkheimer Schwimmbad, Fritz-Schubert-Ring, mittrainieren. Genauere Auskünfte unter Tel. 57 73 25. js/35
222 Azubis begannen bei der Stadt Frankfurt ihre Berufsausbildung. Personaldezernent Joachim Vandreike begrüßte die jungen Leute, zu denen sich am 1. Oktober noch 78 Inspektorenanwärter hinzugesellen.
Im Verwaltungsbereich konnte die Stadt alle Azubi-Stellen besetzen. "Im Bereich der gewerblich-technischen Ausbildung aber sieht es etwas anders aus", sagte Vandreike, "hier haben wir uns dem allgemeinen Trend nicht entziehen können." Einige Berufe würden in der Gunst der Schulabgänger eben "sehr unterschiedlich bewertet" - Beispiel hierfür: der "chronische Mangel an Schwimmmeistergehilfen".
Alle Azubis würden nach der Lehre in ein festes Arbeitsverhältnis übernommen, versicherte Vandreike, denn die Zahl der Ausbildungsplätze richte sich nach dem Bedarf der Stadtverwaltung. Erstmals bildet die Stadt auch Fachangestellte für Bürokommunikation aus - 37 an der Zahl.
138 der 220 "Neuen" sind Frauen - selbst für einen als "männlich" geltenden Beruf wie den des Kraftfahrzeugmechanikers sind drei der zwölf Lehrstellen von Mädchen besetzt worden. mku
NIDDERAU. Die Stillgruppe Nidderau- Schöneck veranstaltet am Sonntag, 20. September, einen Spielzeugflohmarkt im evangelischen Gemindehaus in Büdesheim, Mühlstraße.
In der Zeit von 14 bis 17 Uhr können die Kinder oder Eltern ihre ausrangierten Puppen, Teddys oder andere Spielsachen verkaufen. Platzreservierungen bei Edith Bach, Telefon: 06197/22390. Gleichzeitig sammelt die Stillgruppe Kleidung und Spielsachen für Familien im Büdesheimer Asylantenheim. gf
Verbandsdirektor Rembert Behrendt steht an der Spitze der Liste, mit der die Frankfurter SPD in die Wahl zum Parlament des Umlandverbandes (UVF) am 7. März 1993 geht. Darauf verständigten sich jetzt Unterbezirksvorstand und Beirat der Frankfurter Sozialdemokraten. Die Liste, die noch von einem Unterbezirks-Parteitag am Donnerstag bestätigt werden muß, birgt nicht wenige neue Namen - unter anderem will der frühere wirtschaftspolitische Sprecher der Römer-SPD, Klaus-Dieter Streb, auf Platz elf in die aktive Politik zurückkehren. Streb, dem es nach der Kommunalwahl 1989 nicht gelungen war, hauptamtlicher Stadtrat in Frankfurt zu werden, gehört seit 1990 dem Vorstand der Main-Gas an.
Der Frankfurter SPD-Unterbezirkschef Sieghard Pawlik führte Strebs "hohe Fachkompetenz" als Grund für das Comeback an. Auf Listenplatz 7 findet sich neu Gabriele Dehmer, amtierende Leiterin der städtischen Straßenbaubehörde. Mona Selig, Mitarbeiterin im Frankfurter SPD-Parteihaus, soll auf Platz 17 antreten. Und Bernd Steinmann, Vorstandsmitglied der über den Schlachthof-Umzug zerstrittenen Nieder-Eschbacher SPD, wurde auf Platz 18 gesetzt. Mit seiner Person, so Pawlik, berücksichtige die Partei den Frankfurter Norden.
In der gegenwärtigen 40köpfigen SPD- Fraktion im UVF-Parlament stellt die Frankfurter SPD 17 Mitglieder. Zu den Bewerbern auf aussichtsreichen Plätzen gehören damit auch der städtische Baudezernent Hanskarl Protzmann (Platz 5) und der ehemalige SPD-Fraktionschef im Römer und heutige FAG-Arbeitsdirektor Hans Michel (Platz 10). Die SPD im UVF bildet derzeit mit der CDU eine Große Koalition - die UVF-Grünen wollen nach der Wahl einen neuen Anlauf zu einem rot-grünen Bündnis unternehmen. jg
Kleine FR
Frauen und Rente DREIEICH. Die städtische Frauenbeauftragte Karin Siegmann lädt für heute, Donnerstag, 3. September, 20 Uhr, zu einem Informationsabend in die Sprendlinger Stadtbücherei ein. Dort erläutert eine Rentenexpertin, welche Vor- und die Nachteile die Rentenreform den Frauen bringt. Alte Bürger werden geehrt LANGEN. Der Verkehrs- und Verschönerungsverein setzt am Samstag, 5. September, die Tradition fort, alte Bürger zu ehren. Alle, die älter sind als 75 Jahre, werden um 14.30 Uhr zu einem unterhaltsamen Nachmittag in die Stadthalle eingeladen.Quetschefest in der Wassergasse LANGEN. Die Geschäftsleute der Wassergasse laden für Samstag, 5. September, wieder zum traditionellen "Quetschefest" ein. Eine Auswahl aus dem Programm: Um 10 Uhr soll den Gästen der kürzeste Radweg nach Frankfurt gezeigt werden. Um 11 Uhr tritt eine Folkloregruppe auf. Um 14 Uhr ist Modenschau. Sommerfest in Sprendlingen DREIEICH. Die Kreisvolkshochschule Offenbach, die Volkshochschule Dreieich und die Musikschule Dreieich laden gemeinsam für Samstag, 5. September, zu einem Sommerfest in Sprendlingen, Konrad-Adenauer-Straße 22, ein. Die Besucher können in Kurse hineinschuppern, handwerkliche Arbeiten bewundern oder sich mit Musik, Theater und Tanz unterhalten lassen. Beginn: 14.30 Uhr. Janis Irbe am Piano DREIEICH. Zu einem Sommerabend mit dem Pianisten Janis Irbe lädt für Sonntag, 6. September, 18 Uhr, das Café an der Stadtbücherei Sprendlingen ein. Irbe ist Mitglied der Philharmonie Riga, gehört zur Bigband von Radio Riga und spielt als Solist in verschiedenen Jazzformationen Lettlands. Der Eintritt ist frei. Treffen der SPD NEU-ISENBURG. In der Gaststätte "Zur Rollschuhbahn" im Sportpark treffen sich am Samstag, 5. September, Mitglieder und Freunde der SPD. Das sommerliche Meeting beginnt um 16 Uhr. Jugendfeuerwehr sammelt EGELSBACH. Die Jugendfeuerwehr sammelt am Samstag, 5. September, wieder Altpapier. Die gebündelten Pakete sollten bis 7 Uhr am Straßenrand liegen - jeweils an der nächsten Straße, die mit Lastwagen befahrbar ist. Nicht gesammelt wird westlich der Bahnlinie in dem Versuchsgebiet Abfallgetrenntsammlung.
MAIN-KINZIG-KREIS. Zum Preis von knapp drei Millionen Mark hat die Betriebskommission des Eigenbetriebes Abfallwirtschaft den Auftrag für die Hochbauarbeiten für die Sickerwasserreinigungsanlage auf der Deponie Hailer vergeben. Nach Angaben des Abfalldezernenten Erich Pipa umfaßt der Auftrag den Bau von Betriebsgebäude, Hallen und Verdampferturm, inklusive der Inneneinrichtungen.
Bereits im Februar dieses Jahres war der Auftrag für die technische Ausrüstung der beiden Anlagen in Hailer und Hohenzell vergeben worden. Dieser Auftrag beläuft sich auf einen Nettobetrag von rund zehn Millionen Mark. Beide Anlagen werden zusammen rund 24 Millionen Mark kosten.
Pro Tag und Anlage fallen auf beiden Deponien zwischen 100 und 125 Kubikmeter Sickerwasser an. Derzeit werden die Sickerwässer über Kanalanschluß in die Kläranlagen von Gelnhausen und Schlüchtern geführt. Aufgrund der Neufassung des Wasserhaushaltsgesetzes ist der Main-Kinzig-Kreis jedoch verpflichtet, Deponiesickerwässer vor der Einleitung in die öffentlichen Abwasseranlagen nach dem Stand der Technik vorzuklären.
Bedingt durch die vom Regierungspräsidium in Darmstadt vorgenommene Änderungen hat sich der ursprünglich für Mai vorgesehene Baubeginn verzögert. Für Hailer ist nunmehr statt des Dünnschicht- ein Wirbelschichttrockner eingeplant, die für Hohenzell vorgesehenen zwei Sickerwasserbecken hat der RP auf ein, allerdings größeres, reduziert. Notwendig wurden dadurch zeitlich umfangreiche Umplanungen, die den Baubeginn verzögerten.
Das in der Umkehrosmoseanlage in Hohenzell anfallende Schmutzkonzentrat wird in der Verdampfer- und Trocknungsanlage in Hailer weiterbehandelt. Der Transport der etwa zwei Kubikmeter täglich erfolgt mit einem Tankwagen. Zumindest zu Beginn der Verfüllzeit auf der geplanten neuen Restmülldeponie sollen die dort anfallenden Sickergewässer ebenfalls in Hailer behandelt werden, teilt der Abfalldezernent mit.
Für Hohenzell werden sich die Anlagekosten auf 9,6 Millionen Mark belaufen, für Hailer auf 14,5 Millionen Mark. Vizelandrat Pipa hofft, daß die Anlagen zum Jahresende 1993 betriebsbereit sein werden. are
HANAU. Beim Abladen ist am Montag morgen auf dem Gelände eines Warenhauses im Kinzigheimer Weg ein Plastikcontainer mit 600 Liter Speiseöl von einer Rampe gekippt und zerborsten. Rund 400 Liter flossen in die Kanalisation, berichtete die Polizei. Die Feuerwehr konnte dennoch einen Großteil des Öls binden.
Der Rest des Öls geriet über Nacht - verdünnt durch erhebliche Mengen Regenwasser - in das Hafenbecken, wo er am Dienstag von der Feuerwehr aufgefangen werden konnte. Die Untere Wasserbehörde und das Wasserwirtschaftsamt wurden in die Ermittlungen eingeschaltet. az
ESV Blaugold Frankfurt: Sportabzeichenvorbereitung und -abnahme in der Leichtathletik am Montag, 7. September (17 bis 18.30 Uhr), auf der Sportanlage Rot-Weiß am Brentanobad, Ludwig-Landmann-Straße. Abnahmeobmann ist Horst Abraham (Tel. 0 61 03 / 7 46 30). wd/35
Naturfreunde Rödelheim: Mitgliedertreffen zum Diskussionsabend (Thema: "Umweltschutz - was können wir tun?") am Montag, 7. September, 20 Uhr, im Vereinsringheim, Assenheimer Straße 24. Musikabend am gleichen Ort ist am Dienstag, 8. September, 18 Uhr. wd/35
Turnerschaft 1856 Griesheim: Der Verein bietet die Möglichkeit zur Sportabzeichenvorbereitung und -abnahme am Mittwoch, 9. September (17 bis 19 Uhr), auf der Sportanlage Rebstockgelände, Am Römerhof. Abnahmeobmann ist Willi Strick (Tel. 39 46 22). wd/35
Post-Sportverein Blaugelb Frankfurt: Sportabzeichenvorbereitung und -abnahme in der Leichtathletik am Mittwoch, 9. September (16.30 bis 19 Uhr), im Poststadion am Ginnheimer Wäldchen. Abnahmeobmann ist Günter Fischlin, erreichbar unter Tel. 0 61 75 / 4 86). wd/35
BONN, 1. September (dpa). IG-Metall- Vorsitzender Franz Steinkühler hat sich gegen Wünsche der Bonner Koalition gesperrt, die Lohnangleichung im Osten Deutschlands zu strecken und Tariföffnungsklauseln einzuführen. In Bonn hielt Steinkühler der CDU/CSU am Dienstag zudem vor, mit dem Disput über die Wiedereinführung - unbezahlter - Karenztage im Krankheitsfall "einen Aufstand zu provozieren". Das sei eine "dumme unproduktive Zündelei". Auch lehne seine Gewerkschaft die von der Unionsspitze ins Spiel gebrachte Zwangsanleihe als verfassungswidrig und "taktisches Manöver" ab. Zunehmend gebe es in Deutschland ein "Klima, den Sozialstaat in Frage zu stellen".
Steinkühler blockte auch die aktuellen Vorstöße aus Koalition und Regierung ab, einen "neuen Konsens" mit Gewerkschaften und Unternehmen einzugehen, um einen "heißen Herbst" zu vermeiden. Zum Thema der Öffnungsklauseln, wonach in den neuen Ländern je nach Betriebslage die Vertragsparteien in den Betrieben Vereinbarungen unterhalb der Tarifverträge abschließen sollen, sagte er: "Das ist ein so schwerer Angriff auf etwas, was wir im letzten Jahrhundert auf der Straße errungen haben. Dafür haben wir Tote in Kauf genommen." Die Arbeitnehmer würden das nicht hinnehmen.
Für die Gewerkschaft seien Öffnungsklauseln ein Grundgesetzverstoß, sagte Steinkühler. "Unsere Satzung verpflichtet uns, gegen Verletzungen des Grundgesetzes zu streiken. Und ich werde überhaupt nicht daran denken, mich eines Satzungsverstoßes schuldig zu machen."
Die Gewerkschaft werde auch ihr Versprechen einlösen, die Tariflöhne in den neuen Ländern bis 1995 auf 100 Prozent des Westniveaus anzuheben, kündigte der IG-Metall-Chef an. "Das ist das einzige, was da drüben noch geglaubt wird."
Steinkühler forderte statt der Zwangsanleihe andere Formen wie die Ergänzungsabgabe. Er warnte vor ungerechter Finanzierung, weil dies die Leute gegen den Staat aufbringe. Das berge die Gefahr ungeahnter Eruptionen in sich.
FULDA. Zum Gedenken an die Deportation der Juden von Fulda nach Theresienstadt vor genau 50 Jahren hat die Stadt Fulda in einer bisher einmaligen Aktion 76 Plakate in der Innenstadt aufgestellt.
Auf jedem Plakat ist unter dem Davidstern die Original-Deportationsliste mit allen 76 Namen der später ermordeten Juden zu finden. Die Plakate, die symbolisch für jedes Einzelschicksal stehen, wurden entlang von sechs Straßenzügen aufgestellt - beginnend beim ehemaligen Standort der Synagoge bis zum Bahnhof, wo die Waggons für die Fahrt in den Tod bereitgestellt waren.
Oberbürgermeister Wolfgang Hamberger sagte gestern zu dem von ihm angeregten Projekt, am 5. September 1942 sei von Fulda aus der letzte Transport jüdischer Mitbürger zunächst nach Theresienstadt und dann ins Vernichtungslager Auschwitz gegangen.
Zu dieser Gruppe gehörte auch der Lehrer der jüdischen Gemeinde und Vater des heutigen Fuldaer Kulturpreisträgers Abraham Rafael Sonn. Erst im Jahr 1979 sei im Stadtarchiv die Deportationsliste des letzten Transportes gefunden worden.
Hamberger appellierte an die Bürgerschaft, diese dunkle Stunde deutscher Geschichte nicht zu vergessen und sich als Konsequenz daraus uneingeschränkt für Toleranz und Menschenrechte einzusetzen.
Um das traurige Ereignis des Transportes ins öffentliche Bewußtsein zu rufen, habe die Stadt Fulda bewußt den - einige Tage früher liegenden - gestrigen Anti-Kriegstag gewählt. Während der Zeit der Naziherrschaft wurden 250 Fuldaer Juden deportiert und in Konzentrationslagern ermordet, mehr als 900 konnten emigrieren. gwa
OBERURSEL. Auf 15 Grabkreuzen aus Sandstein stehen Namen wie Fedor Petrust, Lydia Kodrenko, Kazimier Trybotowski oder Karolina Guzko. "Menschen, von denen wir nichts wissen", sagte Eberhard Laeuen - außer, daß sie das Schicksal zahlloser Zwangsarbeiter teilten, die von den deutschen Faschisten während des Zweiten Weltkriegs aus Polen oder der Sowjetunion deportiert wurden. "Ost-Arbeiter" hießen sie in der Nazi-Sprache und auch in vielen Betrieben im Hochtaunuskreis hatten sie zu schuften, damit der Krieg gegen ihre Völker fortgesetzt werden konnte. Dieser Opfer gedachten Gewerkschafter und Sozialdemokraten gestern aus Anlaß des Antikriegstages.
Eberhard Laeuen, Vorsitzender des SPD-Ortsbezirks Oberursel-Nord und sehr aktiv in der Arbeitsgemeinschaft "Nie wieder '33", berichtete während der Gedenkstunde auf dem Alten Friedhof von den Rekrutierungsmethoden bald nach dem Überfall auf die Sowjetunion: Arbeitsfähige Frauen und Männer ab 15 Jahren wurden auf offener Straße aufgegriffen und fortgeschafft. Rührte sich Widerstand, gingen Gehöfte und ganze Dörfer in Flammen auf. Wie es ihnen - auch in Oberursel - erging, erhellt der Bericht des "Vertrauensmannes" eines Unternehmens vom Januar 1942: "Im Waschraum baden fremde Russen. Sie müssen härter angefaßt werden". Ausgehverbot und Prügelstrafe bestimmten ihren Alltag. Diesen Menschen, so sie denn überlebt haben, wurde nie eine Entschädigung für ihre Fronarbeit zuteil. "Wo bleibt da die konkrete Vergangenheitsbewältigung?" fragte der DGB-Kreissekretär Bernd Vorlaeufer-Germer. Kriege und in ihrer Folge Hunger, Tod und Vertreibung seien bis heute leidvoller Alltag. Der DGB erwarte deshalb, daß der 1. September als Antikriegstag fester Bestandteil der politischen Kultur werde. Er wandte sich "strikt gegen Kampfeinsätze" in Kriegsgebieten und verlangte eine weltweite Ächtung von Rüstungsexporten - "das wäre die sicherste Friedenssicherung".
Ebenso argumentierte die SPD-Unterbezirksvorsitzende Hildegard Klär mit Blick auf den Balkan: "Die Geschäfte der Waffenhändler florieren. Sind alle Mittel ziviler Konfliktlösung genutzt? Eine Friedensordnung läßt sich nicht herbeibomben". Tief berunruhigt äußerte sie sich zu den Rostocker Ereignissen: "Ohnmacht, Wut und Aggression empfinden die Menschen in ihrem postkommunistischen Katzenjammer, und da zeigt der Nationalismus wieder seine häßliche Fratze."
An der Gedenkfeier nahm auch der Bundestagsabgeordnete Dietrich Sperling teil. Der Schauspieler Eckard Rühl trug Antikriegsgedichte aus mehreren Jahrhunderten vor. In einem, von Klabund, heißt es: "Deutschland, du sollst die Ermordeten nicht und nicht die Mörder vergessen".Cambridge-Certificatein Bad Homburg
BAD HOMBURG. Man muß nicht nach Cambridge fahren, um das Cambridge First Certificate zu erwerben. Das geht auch in Bad Homburg.
Von Montag, 7. September, an bietet die Homburger Volkshochschule Kurse zur Vorbereitung auf die Prüfungen, mit denen in diesem Jahr erstmals auch das Cambridge Certificate in Advanced English erworben werden kann. Diese Zertifikate sind am weitesten verbreitet und allgemein anerkannt.
Wer mehr über den Englisch-Kurs wissen will, kann sich unter der Telefonnummer 0 61 72 / 2 30 06 an die VHS wenden. ca
Nicht immer besteht Geld aus Papier und Metall. In Neubritannien in der Südsee zahlt man zum Beispiel mit Muscheln. (Bild: Thomas Lautz)
Pit hat sich geschnitten, Ruths Knie ist aufgeschürft - was könnt ihr nun tun? 15 solcher Notfälle sind in einem "Hosentaschenbüchlein" aus dem Coppenrath Verlag Münster mit kurzen Texten und vielen Bildern beschrieben. Das Buch, zusammengestellt von Kristina Franke, nennt sich "Erste Hilfe für Kinder". Bestimmt kann auch mancher Erwachsene aus dieser Zusammenstellung nach dem neuesten Stand der Erste-Hilfe-Regeln und geprüft vom Deutschen Roten Kreuz noch was lernen. FR
Zum "Internationalen Tag des Kindes" am 20. September ruft die Kinderhilfsorganisation terre des hommes alle Lehrerinnen und Lehrer auf, die Kinder in der Dritten Welt einen Tag lang zum Thema des gesamten Unterrichts zu machen. Nicht nur im Erdkunde-, Deutsch- und Religionsunterricht, sondern in allen Fächern. Denn auch in Physik, Englisch und Musik ist das gut möglich. terre des hommes hat Materialien mit zahlreichen Ideen und Vorschlägen entwickelt.
Schulklassen, die ganz konkret helfen wollen, können sich an der "Aktion Schülersolidarität" beteiligen. Fragen könnt ihr richten an terre des hommes, Bundesrepublik Deutschland e. V., Ruppenkampstr. 11 a, 45 Osnabrück. FR
Wie Geld aussieht und was man mit Geld macht, ist etwas so Selbstverständliches, daß ihr vielleicht noch niemals darüber nachgedacht habt. Unsere Münzen und Scheine sind uns sehr vertraut, auch an die neuen Geldscheine, die jetzt eingeführt werden, haben wir uns nach einer gewissen Zeit ganz gut gewöhnt. Umstellen muß man sich nur manchmal, wenn man ins Ausland in Urlaub fährt. Dort sieht Geld anders aus, und es hat auch eine andere Wertigkeit: Zahlt man bei uns für ein Eis beispielsweise zwei Mark, so würde es in Italien 1400 Lire kosten. Aber wenn man gelernt hat, wie man von der einen Währung in die andere umrechnen muß, ist das eigentlich auch recht schnell kein Problem mehr. Das System ist überall das gleiche: Münzen als Kleingeld und Scheine für die größeren Summen, parallel dazu eventuell noch Schecks und neuerdings auch immer wieder Kreditkarten.
Wenn das alles so selbstverständlich ist, müßte man eigentlich keinen Artikel übers Geld schreiben. Der Anlaß, warum wir dies trotzdem tun, ist eine Ausstellung, die noch bis zum 11. Oktober im Frankfurter Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29, gezeigt wird: "Fremdes Geld" heißt sie, und sie zeigt zwanzig verschiedene Beispiele von Geld aus aller Welt, die alle nur eins gemeinsam haben: es sind weder Münzen noch Scheine zu sehen. Statt dessen ganz andere Dinge: Muscheln, Federn, Steine, Perlen, Salz, Tücher, Messer und andere Waffen sind ausgestellt und gleichzeitig ist erklärt, wozu es verwendet wird.
Wenn Ihr Lust habt hinzugehen: Die Ausstellung ist Dienstag bis Sonntag von zehn bis 17 Uhr geöffnet, mittwochs noch zusätzlich bis 20 Uhr. Der Eintritt ist frei. Öffentliche Führungen sind sonntags um elf Uhr und mittwochs um 18 Uhr. Die Redaktion (Das sind Ulla, Ingrid, Anne und noch ein paar Leute)
So aufgefädelt ist der Transport der Schnecken leichter, die Länge der Schnüre ist ganz unterschiedlich: Kurze, mit zehn oder 20 Muscheln, reichen für kleinere Einkäufe auf dem Markt, größere braucht man für teurere Dinge. Besitzt eine Familie große Mengen des Muschelgeldes, werden die langen Schnüre zu Reifen gebunden, die einen Durchmesser von bis zu einem Meter haben können und mehrere tausend Muscheln umfassen. Diese Muschelgeldreifen werden nicht zu Hause, sondern in einem gesonderten Bankhaus aufbewahrt, in dem auch die Reifen der anderen Dorfbewohner hängen. Dieses Haus wird von einem Wächter bewacht, der dafür extra bezahlt wird; wichtig für die Bewohner von Neubritannien ist, daß jeder andere sehen kann, wer wieviel besitzt.
Die Veranstaltungsreihe "Polen - so weit, so nah", ermöglicht von verschiedenen Frankfurter Bildungs- und Kulturorganisationen, will noch bis zum 22. September dem deutschen Publikum Gelegenheit geben, "das Andersartige kennenzulernen". Damit "will sie beitragen zum gemeinsamen Nachdenken über das Erbe der Geschichte und über die Gestaltung der Zukunft".
Ein Podiumsgespräch am 5. September um 16.30 Uhr im Dominikanerkloster über die "Zukunft der Gedenkstätte Auschwitz" und ein Konzert des Akademischen Chores der Technischen Universität Breslau am selben Tag um 20 Uhr bilden den Auftakt der Veranstaltungen. Am 17. September geht es in einem weiteren Podiumsgespräch im Dominikanerkloster um die "schwierigen Beziehungen zwischen Polen und Deutschen".
Kieslowskis "Ein kurzer Film über das Töten" eröffnet am 17. September die Polnischen Filmtage im "Mal seh'n". Der Film "Korczak" von Andrzej Wajda wird bis zum 20. September ebenso zu sehen sein wie Kurzfilme von Jan Brejska und Roman Polanski. Im "Palais Jalta" soll eine Retrospektive auf das Theater des im vergangenen Jahr verstorbenen Theateravantgardisten und Malers Tadeusz Kantor Einblick in die Kulturszene Polens geben. Geplant sind vom 18. bis zum 22. September mehrere Videovorführungen und Vorträge über "das Theater der Toten". Am 21. September hält an selber Stelle Adam Zagajewski eine Dichterlesung in polnischer Sprache. Brigitta Assheuer liest die deutsche Übertragung von Karl Dedecius.
Zwei Ausstellungen ergänzen das Programm. Die "Mysterien"-Fotografien des Krakauers Adam Bujak wollen im Dominikanerkloster bis zum 18. September zu "einer Auseinandersetzung mit der polnischen Religiosität anregen". Im "Palais Jalta" zeigen Fotografien des Berliners Joachim Richau "die zugleich verbindende und trennende Grenzlandschaft an Oder und Neiße" noch bis zum 22. September.
Nähere Informationen gibt es bei der Evangelischen Erwachsenenbildung Frankfurt, Telefon 069 / 5302-262. tob
BAD HOMBURG. Bei der Kriminalpolizei Bad Homburg wurden nach Auskunft des stellvertretenden Leiters Rolf Herz im Jahr 1991 fünf Fälle von mißhandelten Kindern aktenkundig, bis Juni dieses Jahres ebenfalls fünf.
Bei den Erziehungsberatungsstellen des Kreises sind in Bad Homburg 1991 allein 14 Fälle von sexuell mißbrauchten Mädchen bekannt geworden, in den Außenstellen Königstein und Usingen noch einmal so viel. Die Statistik dieses Jahren hat in Bad Homburg sechs Fälle registriert. "Tendenz steigend" wie Kreispressesprecher Jürgen Conradi sagt. Fachleute rechnen außerdem mit einer erheblichen Dunkelziffer.
Hilfe erhalten Kinder und Erwachsene bei den Beratungsstellen des Kreises für Kinder, Eltern und Jugendliche in Bad Homburg, Schaberweg, Tel. 0 61 72 / 178-340, in Königstein, Adelheidstraße 10, Tel. 0 61 74 / 47 38 oder 75 36 und in Usingen, Obergasse 25, Tel. 0 60 81 / 1 44 68. Die Beratungsstelle der Stadt Bad Homburg befindet sich in der Dorotheenstraße 47, Tel. 0 61 72 / 2 91 09. Sprechstunden können telefonisch jederzeit verabredet werden.
Der Kinderschutzbund ist in der Neuen Mauerstraße 16, Tel. 0 61 72 / 2 00 44, zu erreichen.
Zur Person:
LOTHAR BROCK, Frankfurer Politikwissenschaftler, ist zum Vorsitzenden der Kammer für Kirchlichen Entwicklungsdienst der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) berufen worden. Die Kammer berät den Rat der EKD, die Synode, die Kirchenkonferenz und die kirchlichen Entwicklungsdienste in allen Fragen der Nord-Süd-Beziehungen und Entwicklungszusammenarbeit. Brock tritt die Nachfolge des Leimener Theologen THEO SUNDERMEIER an. Das 24 Mitglieder zählende Gremium will zunächst für den Rat eine Stellungnahme zum Thema "Menschenrechte und Entwicklung" erarbeiten, wobei die Lage der Frauen in der Dritten Welt hervorgehoben werden soll. Ein weiterer Schwerpunkt wird voraussichtlich das Thema "Ökologie und Entwicklung" sein. (epd)
Schwer verletzt wurde am Dienstag ein jugoslawischer Junge, der mit seinem Fahrrad auf der Kaiser-Siegmund-Straße im Frankfurter Nordend entgegen der Einbahnrichtung gefahren war. Ein 22jähriger PKW-Fahrer, der aus der Straße Am Steinernen Stock rechts in die Kaiser-Siegmund-Straße einbog, erfaßte den 10jährigen. Der Junge wurde zu Boden geschleudert und mußte mit einem Unterschenkelbruch ins Krankenhaus gebracht werden. ki
Eine "Liste der Vernunft": So schätzte der Frankfurter SPD-Unterbezirkschef Sieghard Pawlik die Rangfolge der SPD- Bewerber für die Kommunalwahl am 7. März 1993 ein. Das Papier, das am Donnerstag von einem Unterbezirksparteitag bestätigt werden muß, sieht OB Andreas von Schoeler als Spitzenkandidaten. Ihm folgen Stadtverordnetenvorsteher Hans Busch, die Stadtverordneten Ute Hochgrebe und Isa Petersohn sowie SPD- Fraktionschef Günter Dürr. Pawlik beteuerte, Unterbezirksvorstand und Partei- Beirat hätten seinen Kandidaten-Vorschlag einstimmig befürwortet: "Das habe ich in der Frankfurter SPD in 20 Jahren nicht erlebt."
Pawlik bestritt rundheraus, daß es um die Listenplätze Auseinandersetzungen zwischen den Parteiflügeln gab: "Da war keine Links-rechts-Diskussion." Auch die Darstellung von Mitgliedern, daß der OB zugunsten einzelner Kandidaten interveniert habe, wies der SPD-Unterbezirkschef zurück. So war etwa kolportiert worden, von Schoeler habe sich erfolgreich für den Vorsitzenden des Planungsausschusses im Rathaus, den langjährigen Stadtverordneten Gerd Reinschmidt, eingesetzt. Pawlik: "Der OB hat in dieser Form nicht interveniert."
Der SPD-Politiker räumte internen Streit freilich indirekt ein. Bestimmte "Vorschläge in frühen Stadien" hätten sich "nicht so verdichtet, daß man hätte intervenieren müssen". Die Liste, so Pawlik, sei von ihm selbst nach Gesprächen mit SPD-Fraktionschef Dürr und Vorsteher Busch "erstellt" worden: "Selbstverständlich war auch der OB einbezogen". Die SPD stellt heute 40 Stadtverordnete - drei von ihnen rücken auf der Liste nach hinten: der SPD-Vorsitzende im Westend, Reinhard Wegener (Platz 51), der Lehrer Armin Kleist (Rang 46) und der Postbeamte Rainer Henze (Platz 53).
Pawlik erklärte das mit der hohen "Fachkompetenz" anderer Kandidaten und mit dem Zwang, alle "Regionen" Frankfurts berücksichtigen zu müssen - bei den drei betroffenen Stadtverordneten bleibe aber "die Chance gewahrt, sich wieder in die Fraktionsarbeit einklinken zu können". Rechne doch die Partei 1993 mit einem "besseren Ergebnis" als 1989 (40,1 Prozent). Überdies zeigt die Praxis, daß in einer Legislaturperiode rasch Nachrücker gebraucht werden.
Drei derzeitige Stadtverordnete treten nicht mehr an: der frühere DGB-Kreisvorsitzende Manfred Kiesewetter, Ilse Vaupel und aus gesundheitlichen Gründen Otto Thomazewski. Neu an aussichtsreicher Position kandidieren etwa der Betriebsrat der Hoechst AG, Arno Weber (Platz 10), die Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft Westend, Barbara Heymann (Platz 27), Marianne Karahasan aus Sossenheim (Rang 34) oder die Juso-Vertreterin Corinna Geis (Platz 39).
Der Stadtverordnete Christian Raabe, dem 1991 von Teilen der Partei vorgeworfen worden war, den Sturz des damaligen OB Volker Hauff betrieben zu haben, errang den guten Listenplatz 21. Kommentar Pawliks: "Es hat keinen Sinn, jemanden rauszudrängen wegen alter Geschichten."
Dem Listen-Parteitag vom Donnerstag folgt am 31. Oktober ein Delegiertentreffen, bei dem das Kommunalwahlprogramm 1993 verabschiedet werden soll. jg
KARLSRUHE, 1. September. Der "genetische Fingerabdruck" darf nicht als alleiniges Beweismittel zur Überführung eines Straftäters herangezogen werden. Dieses Grundsatzurteil hat am Dienstag der Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe veröffentlicht (Az: 5 StR 239/92). Damit kann die Genanalyse einen Angeklagten zwar stark belasten, zu seiner Überführung muß das Gericht aber weitere Indizien heranziehen. Im konkreten Fall hob der in Berlin ansässige 5. Strafsenat des BGH die Verurteilung eines Angeklagten auf, der wegen Vergewaltigung einer 17jährigen Schülerin drei Jahre Freiheitsstrafe erhalten hatte.
Die Schülerin hatte den Mann 1987 wegen Vergewaltigung angezeigt. Die Genanalyse des Spermas ergab, daß der Angeklagte mit einer Wahrscheinlichkeit von 99,986 Prozent der Vergewaltiger war. Das Landgericht Hannover stützte seine Verurteilung - obwohl auch andere Indizien für die Täterschaft sprachen - jedoch allein auf dieses Gengutachten. Die hiergegen eingelegte Revision der Verteidigung hatte Erfolg.
Der BGH hatte bereits 1990 festgestellt, daß dem genetischen Fingerabdruck nur ein begrenzter Beweiswert zukommt. Im konkreten Fall komme hinzu, daß der Angeklagte Jugoslawe sei, die im Gutachten verwendete Datenbasis vielleicht nicht als repräsentativ gelten könne.
Aus dem BGH-Urteil kann nicht abgelesen werden, daß die Verurteilung des Angeklagten in der Neuverhandlung aufgehoben wird. Vielmehr heißt es in der jüngsten Entscheidung ausdrücklich, daß das Urteil des Landgerichts Hannover "rechtsfehlerfrei" wäre, "wenn es den Angeklagten als durch die DNA-Analyse stark belasteten Tatverdächtigen angesehen und sich unter Berücksichtigung der weiteren Indizien von der Täterschaft überzeugt hätte". (Kommentar Seite 3)
Das Bürgerforum "Rund um den Hauptbahnhof" und die evangelische Gutleutgemeinde feiern am Sonntag, 6. September, ihr zweites Straßenfest auf dem Rottweiler Platz. Ab 12 Uhr werden Musikgruppen und Zauberer auftreten, außerdem locken ein Flohmarkt, verschiedene Spiele und weitere Attraktionen ins Gutleut. Bei schlechtem Wetter geht die Feier im Bürgertreff Gutleut über die Bühne. js/35
Frauengestalten aus der Bibel sind von Sonntag, 6. September, bis Freitag, 11. September, in der evangelischen Segensgemeinde Griesheim, Am Gemeindegarten 6 a, zu sehen. js/35
Über Betreuung informieren die Initiative Aktiver Ruhestand, die Seniorenarbeit und der Evangelische Verein für Jugend- und Erwachsenenhilfe in einer Reihe von Gesprächsabenden. Das erste Treffen beginnt am Donnerstag, 3. September,10 Uhr, im Brentanohaus im Westend, Brentanostraße 23 - das Thema heißt "Betreuungsgesetz". js/35
Zur offenen Vereinsmeisterschaft lädt die Rollschuh- und Eislaufabteilung der Turngesellschaft Vorwärts Frankfurt ein. Der Wettkampf beginnt am Samstag, 5. September, 8.30 Uhr, auf der Rollkunstlaufbahn zwischen Brentanopark und Brentanobad in Rödelheim. js/35
Aquarelle von Edelgard Rost sind von Dienstag, 8. September, bis zum 2. Oktober in der Heussenstamm-Stiftung im Westend, Barckhausstraße 1-3, zu sehen. Die Ausstellung ist dienstags bis freitags, 16 bis 19 Uhr, sowie samstags und sonntags von 11 bis 13 Uhr geöffnet. js/35
HATTERSHEIM. Der Sommer neigt sich langsam, aber sicher dem Ende entgegen, da verschlägt es die Musiker in geschütztere Lagen. Eine solche ist der Hattersheimer Posthofkeller. Und dort soll es im September das geben, was die Wochen zuvor an der Tagesordnung war: eine Menge heißer Stunden.
Den Auftakt mit Rhythm 'n' Soul macht am kommenden Samstag, 5. September, die Gruppe "Eastside Ronny". Die Musiker aus Freigericht nahe Gelnhausen lassen um 21 Uhr die ersten Bläsersets erklingen.
Erinnerungen an die Beatles werden eine Woche später, am 12. September, ab 21 Uhr wach: Dann stimmen "Tommy and the Moondogs" auch Songs von Mc Cartney, Lennon und anderen Berühmtheiten an.
Softer Hard-Rock ist für Samstag, 19. September, 21 Uhr, mit der Gruppe "Wild Heart" angekündigt.
Das buntgemischte September-Programm im Posthofkeller beschließen die "Ket-Chup-Boys" am Samstag, 26., um 20 Uhr mit Rock, Rhythm und jeder Menge Blues. kkü
HIRZENHAIN. Ein 25jähriger Mann aus Merkenfritz ist der 25. Wetterauer Verkehrstote dieses Jahres. Er starb in der Nacht zum Dienstag gegen drei Uhr auf der Bundesstraße 275, meldet die Büdinger Polizei. Der Mann war mit seinem Auto in einer leichten Linkskurve zwischen Hirzenhain und Merkenfritz auf die linke Böschung geraten. Der Wagen stellte sich quer und überschlug sich; der Fahrer wurde herausgeschleudert und getötet. nes
BAD HOMBURG. Mit Abschied und Neubeginn, mit Verlust, Tod und Trauer beschäftigen sich insgesamt drei Kurse im neuen Semester der Homburger Volkshochschule. Der Kurs "Abschied und Neubeginn" will Menschen, die nach dem Verlust des Partners allein leben, Mut machen, sich eine Lebensaufgabe zu suchen. Der Kurs, der am Mittwoch, 9. September, beginnt, bietet Informationen und die Möglichkeit zum Austausch.
"Welche Bedeutung hat das Sterben und der Tod für unser Leben?" Diese Frage soll ein Seminartag beantworten, den die VHS am 31. Oktober anbietet. Die verschiedenen Phasen während einer Krankheit, während des Sterbens und nach dem Tod werden in diesem Seminar beleuchtet.
"Abschiede" schließlich ist der Titel eines Wochenendseminars, das sich nicht nur mit dem Abschied des Lebenspartners, sondern auch mit dem Verlust von Gesundheit, von Hoffnungen, Illusionen, dem Besitz oder einer bestimmen Position befaßt. Trauer, die bei solchen Verlusten entsteht, ist der Schwerpunkt des Wochenendes, bei dem deutlich werden soll, daß Trauer kein Krankheitssymptom, sondern ein Gefühl ist, das angenommen, durchlebt und verarbeitet werden muß. Denn dann können auch Wege gefunden werden, mit der Trauer bewußter und sinnvoller umzugehen. Das Seminar findet am 7. und 8. November statt. Informationen zu allen Kursen gibt es unter der Telefonnummer 0 61 72 / 2 30 06 bei der VHS. Kurse auch in Friedrichsdorf
FRIEDRICHSDORF. Noch freie Plätze haben auch einige Kurse der VHS-Außenstelle Friedrichsdorf. Nähen, Seidenmalerei, Zeichnen und Malen, autogenes Training, Entspannung im Alltag, Lithografie und ,Formen und Farben für Kinder' werden in der Hugenottenstraße 119 angeboten. Anmeldung per Tel. 0 61 72 / 7 97 83.
OFFENBACH. Zum zweitenmal wiederholt wird der hessenweite "Tag der offenen Tür für Kulturdenkmäler" am Sonntag, 6. September, auch in Offenbach. Vier Führungen bietet die Stadt ihren Bürgern an.
Über das Isenburger Schloß und seine ehemaligen Bewohner und Nutzer berichtet Dr. Alfred Kurt vom Geschichtsverein, Treffpunkt ist im Schloßhof um 10.15 Uhr.
Aus der Geschichte des Offenbacher Schlachthofs erzählt Denkmalspfleger Helmut Reinhardt, er wird aber auch über die Zukunftspläne der Stadt berichten. Treffpunkt für diesen Rundgang ist um 10.30 Uhr am Pförtnerhäuschen in der Buchhügelallee 25.
Außergewöhnliche Grabmäler zeigt Stadtarchivar Hans-Georg Ruppel bei einem Spaziergang über den Alten Friedhof, der um 11.30 Uhr am Haupteingang, Friedhofstraße 2, beginnt. Ruppel wird auch einiges vom Schicksal der dort Bestatteten erzählen.
Schließlich führt Willi Heberer durch den Schloßpark in Rumpenheim und kommentiert dabei das wechselvolle Geschick von Schloß und Park. Der Rundgang beginnt um 14 Uhr am Eingang zum Park in der Breiten Straße.
Mit einem Cembalo-Konzert mit Olaf Joksch beginnt um 17 Uhr in der französisch-reformierten Kirche ein musikalisches Programm aus verschiedenen Jahrhunderten. Anschließend spricht Pfarrer Gerd Krämer über die Geschichte der Kirche und der Gemeinde. pmü
FREIGERICHT. Die Messe in D-Dur von Antonin Dvorák ist am Sonntag, 6. September, um 9.30 Uhr in der Somborner St. Anna-Kirche zu hören.
Unter Leitung von Helmuth Smola singen und spielen der Chor der Kirchengemeinde, ein Solisten-Quartett, der Bad Orber Organist Engel und Rita Peter (Sopran), Anette Kohler (Alt), Kai Konrad (Tenor) und Thomas Harms (Bass). tja
Tadschikistan ist nicht nur das ärmste Mitglied der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS). Es ist auch das einzige, in der die Nomenklatura aus Vor-Perestroika-Zeiten sich wieder einen Anteil an der Macht verschafft hat. Rachmon Nabijew, den eine radikale Volksbewegung jetzt zur Flucht in eine Kaserne gezwungen hat, war zu Beginn der Gorbatschowschen Reformen abgesetzt worden. Sein Versuch, durch Kompromisse mit der vielgestaltigen Opposition die Privilegien der Machtelite zu retten, ist gescheitert.
Nabijews Beharren hat offenbar die Radikalisierung vorangetrieben. Zulauf hat die radikale Islam-Bewegung gewonnen, nicht weil die Massen "fundamentalistisch" geworden wären, sondern weil das Elend nach grundsätzlicher Veränderung verlangt. Die Ernährungslage ist katastrophal: Fleisch-, Milch- und Gemüseverbrauch erreichen nur die Hälfte des Sowjet-Durchschnitts von 1990, Baumwollöl ist ein Grundnahrungsmittel.
Die Machtelite stützt sich auf die Chefs der Kolchosen und Sowchosen, auf den Staatsapparat und die Geheimpolizei. Die Führung stammt aus dem reicheren Norden, aus dem Fergana-Tal. Von der immer noch traditionell islamisch geformten Lebensweise der unteren Schichten ist sie weit entfernt. Der Sozialkonflikt bündelt sich mit Modernisierungskonflikten (die Nomenklatura ist noch sowjetisch, die Landbewohner waren es nie ganz), Religionskampf und Clan-Kämpfen zu einem Knäuel afghanischer Art. Der Ausgang ist ungewiß. gro
KÖNIGSTEIN. 888 Mark brachte die Tombola beim Schulfest der Mammolshainer Grundschule ein. Das Geld wurde einem Krankenhaus für Bürgerkriegsopfer aus dem ehemaligen Jugoslawien in Pecs (Südungarn) überwiesen. w
BAD HOMBURG. "Wir wollen wieder einen Disput ermöglichen", sagt der Kreisvorsitzende der Hochtaunus-FDP. Das Ziel ist schon jetzt erreicht: Die Hochtaunus-Liberalen haben den rechtspopulistischen österreichischen Politiker Jörg Haider zu einer Diskussionsveranstaltung eingeladen und damit innerhalb und außerhalb der Partei für Zündstoff gesorgt. Haider, spätestens seit seinem Lob für die nationalsozialistische Beschäftigungspolitik umstritten, soll am Montag, 19. Oktober, am Karl-Hermann- Flach-Disput in Bad Homburg teilnehmen.
Mit ihm diskutieren Generalbundesanwalt Alexander von Stahl, der rheinland- pfälzische FDP-Fraktionschef Hans Hermann Dieckvoss und der Kölner Soziologie-Professor Erwin Scheuch über "Korruption, Politik und Recht". Blechschmidt wartet zudem noch auf Zusagen von Volker Hauff (SPD) und einem FDP-Bundespolitiker. Innerparteilich sei die Einladung unumstritten.
"Die Diskussion wird jetzt losgehen", prophezeit hingegen ein Vertreter des sozialliberalen Flügels der Hochtaunus- FDP, bisher sei die Einladung schlicht noch nicht bekannt. "Ich bin dagegen, daß so etwas stattfindet, weil es mißverstanden werden muß", legt sich Ekkehard Gries, als Bundestagsabgeordneter und ehemaliger Innenminister prominentestes Mitglied der Hochtaunus-FDP schon jetzt eindeutig fest. Die Bundesspitze der FDP betrachte Kontakte mit Haider "zu Recht" mit Argwohn: "Das ist ja nun wirklich kein Liberaler nach unseren Vorstellungen."
Die Landtags-Grünen fordern eine klare Distanzierung der Landes-FDP von der Einladung. Es zeuge von "politischer Instinktlosigkeit - die nur entsprechender Sympathie für die Positionen Haiders geschuldet sein kann -, ausgerechnet in Zeiten eines anwachsenden Rechtsradikalismus, sich dramatisch verstärkender Ausländerhetze, brennenden Asylbewerberheimen den Rechtsaußenpopulisten Haider nach Hessen einzuladen".
Die Hochtaunus-FDP dagegen will sich auch mit "extremen Positionen" auseinandersetzen, "das heißt nicht, daß man sich diese zu eigen macht". Ein Vorstandsmitglied erhofft sich, "daß Haider die Ängste der Bevölkerung auf den Tisch bringt". stk
Christlicher Sozialismus steht bei den Mittwochsgottesdiensten des Ökomenischen Zentrums Christuskirche auf dem Beethovenplatz im Westend auf dem Programm. Am Mittwoch, 9. September, 19 Uhr, predigen der Theologe Leonhard Ragaz und die Büttelborner Pfarrerin Christiane Dannemann. mo/35
DREIEICH. Der Kasseler Verwaltungsgerichtshof hat den Beschluß der Darmstädter Richter, wonach die Genehmigung für die Festspiele in der Burg nichtig ist, bis zur endgültigen Entscheidung über die Beschwerde des Klägerpaars Moll ausgesetzt. Das teilte der Magistrat mit. In der Sache ist damit nach wie vor nichts entschieden. dac
GELNHAUSEN. Die indonesische Küche - berühmt für ihre Reistafel - steht im Mittelpunkt eines Kurses, den die Sport- und Freizeitabteilung des Main- Kinzig-Kreises von 18. September an anbietet. Jeweils freitags von 19.30 bis 22 Uhr können die Teilnehmer des Kochkurses an sechs Abenden in asiatischen Köstlichkeiten schwelgen, sie zubereiten und kosten.
Die Kursgebühr beträgt 100 Mark, hinzu kommen die Kosten für die verwendeten Lebensmittel. Schriftliche oder telefonische Anmeldungen nimmt der Kreisausschuß, Abteilung Sport und Freizeit, Herzbachweg 2 in Gelnhausen, Telefon 0 60 51 / 89 - 280 oder -279 entgegen. tja
Bürgerinitiativen, Städte und Kommunalverbände befürchten mögliche Gesundheitsgefahren durch Funkübertragungen und melden sich zu Wort. Kein Wunder, daß da Betreiber und Hersteller entsprechender Anlagen sowie Diensteanbieter mobil machen und "mehr Aktivitäten als bisher für die Öffentlichkeitsarbeit leisten wollen". Schließlich gibt es bereits Gerichtsbeschlüsse, die den Ausbau des Mobilfunknetzes D 1 der Telekom bremsen. Also lädt das Bonner Ministerium für Post und Telekommunikation zu einem Pressegespräch der Forschungsgemeinschaft Funk am 1. September um 14.00 Uhr in Frankfurt.
Dort warten Journalisten pünktlich auf den Vereinsvorstand - vergeblich, es herrscht Funkstille. Unmöglich, im Zeitalter der Telekommunikation allen mitzuteilen, daß der Termin abgesagt wurde. Geht die PR-Arbeit so weiter, werden die Bürger noch lange auf "Aufklärung und Versachlichung der Diskussion über die elektromagnetische Umweltverträglichkeit der Funkdienste" (Einladungstext) verzichten müssen. Dabei hätten sie sicher gerne etwas über "die Durchführung von wissenschaftlichen Untersuchungen zur biologischen Wirkung hochfrequenter elektromagnetischer Felder" erfahren. sch
Ein Wiedersehen mit den beiden langjährigen Stammspielern Ricki Jarocki und Gordon Whitaker (bis April noch Torschützenkönig und Publikumsliebling) können die Bad Nauheimer Eishockeyfans am Sonntagabend feiern. Um 19 Uhr gastiert ihr neuer Verein Berliner SC in der Bad Nauheimer Eishalle. Das Test- und Ablösespiel dürfte schon aufgrund der glorreichen Vergangenheit beider Klubs seinen Reiz besitzen. Die besten Zeiten sind sowohl beim Schlittschuhclub, Deutscher Rekordmeister und bei den Nauheimer Vergangenheit.
Während der VfL-Nachfolger EC Bad Nauheim immerhin noch in der eingleisigen zweiten Liga spielt, muß der BSC an der Spree die dritte Kraft nach den erstklassigen Preußen und den Ostberliner Eisbären in der Oberliga spielen. Der EC wird weiterhin ohne Ralph Pöpel auskommen müssen, bisher gab es noch keine vetragliche Einigung. Dabei ist aber - und das zum zweitenmal in dieser Saison - der kanadische NHL-Star Walt Poddubny. Am Mittwoch kehrte der Angreifer mit seiner Familie zurück. Dagegen fällt Michael Prada (Verdacht auf Lungenentzündung) sowohl am Freitagabend beim Gastspiel in Hannover und gegen Berlin aus.
Beim Meisterschafts-Mitfavoriten Hannover können die "Roten Teufel" eine richtige Standortbestimmung betreiben. Zweistellige Siege wie gegen Herne sollten nicht den Blick für die Realitäten vernebeln, neben Pöpel würde dem EC der ins Auge gefaßte CSFR-Stürmer deutscher Abstammung bestens zu Gesichte stehen. Spielerische und technische Mängel sind nicht nur durch den bisher gezeigten, bravourösen Kampfgeist zu kompensieren. HANS ECKE
HAMBURG (dpa/AP/AFP). Ein neues Karenztag-Modell zur Finanzierung der Pflegeversicherung haben der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Wolfgang Schäuble, und Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) ins Gespräch gebracht. In der "Bild"-Zeitung sprachen sich beide dafür aus, daß Arbeitnehmer künftig den ersten Krankheitstag durch Überstunden oder Zusatzarbeit ausgleichen sollen. Damit würde die bisher erwogene Anrechnung eines Urlaubstages für den ersten Krankheitstag entfallen.
Es sei denkbar, daß der Arbeitsausfall auch anders nachgeholt werde, "zum Beispiel durch Überstunden oder Nacharbeiten", sagte Schäuble. "Das ist bei den heute üblichen flexiblen Arbeitszeiten machbar." Am Grundsatz zur Finanzierugn der Pflege wolle die Union aber festhalten. "Wir wollen die Selbstbeteiligung bei der Lohnfortzahlung."
CSU-Chef Waigel sagte: "Ich bin für Alternativen offen. Die Arbeitnehmer könnten die Ausfallzeit durch den ersten Krankheitstag auch mit Überstunden ausgleichen." Es gehe nur darum, "einen Ausgleich für die durch Krankheit ausgefallene Arbeitszeit zu schaffen."
SPD-Sprecherin Cornelie Sonntag bezeichnete den Vorschlag als "die bislang dickste Mogelpackung". Es werde der Eindruck erweckt, als sei der Karenztag Gesetz und könnte nur durch ein anderes Opfer abgefedert werden, sagte Sonntag in Bonn. Aus dem Bekenntnis zur solidarischen Finanzierung des Pflegefallrisikos hätten sich die Unions-Politiker offenkundig verabschiedet.
Die hessische Arbeitsministerin Heide Pfarr (SPD) sagte, das einzig bemerkenswerte am neuesten Vorschlag sei der "Grad der Absurdität". "Wer vorschlägt, Beschäftigte, die krank geworden sind, hätten nachzuarbeiten, erinnert an die Praxis erzürnter Lehrerinnen und Lehrer, die ungezogene Schulkinder nachsitzen lassen."
Heftige Kritik am neuesten Vorstoß kam auch von der Deutschen Angestellen-Gewerkschaft (DAG). (Kommentar im Wirtschaftsteil)
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HANAU / GELNHAUSEN. Das Amt für Landwirtschaft und Landentwicklung Hanau und seine Außenstelle in Gelnhausen bleiben am Donnerstag, 3. September, wegen eines Betriebsausfluges geschlossen.
KRONBERG. Ein Fahrfehler wurde einem Motorradfahrer auf der abschüssigen Straße Am Kirchberg zum Verhängnis. Sein Hinterrad rutschte weg, er stürzte, verletzte sich und mußte ins Krankenhaus gebracht werden. w
Die SPD-Ortvereine im Frankfurter Norden laden für 6. September um 10.30 Uhr zu einer sonntäglichen Talk-Show in die Bildhauerwerkstatt "Rano Raraku" in die Spitzenstraße in Harheim ein.
Zu dem sonntäglichen Gesprächskreis sind unter anderen Landwirtschaftsminister Jörg Jordan und der Bildhauer Friedhelm Welge eingeladen; die Moderation übernimmt Diether Dehm, der zusammen mit Andreas Sommer auch Lieder des Komponisten Hanns Eisler vortragen wird. Der Todestag des Komponisten der DDR-Nationalhymne jährt sich am 6. September zum 30. Mal. mku
BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT- WEST: TSV Vatan Spor Bad Homburg - 1. FC Hochstadt (Mi., 19 Uhr).
KREISLIGA A BÜDINGEN: SG Büdingen - FC RW Gelnhaar (Do., 18 Uhr). hdp
SCHLÜCHTERN. Einen Kurs für werdende Eltern bietet die Pro Familia Schlüchtern ab Mittwoch, 9. September, an. Er umfaßt acht Abende und wird von einer Hebamme und einer Sozialarbeiterin geleitet. Die Teilnehmer treffen sich jeweils montags um 19 Uhr in den Räumen der Pro Familia, Gartenstraße 3. Um telefonische Voranmeldung unter der Rufnummer 0 66 61 / 20 71 wird gebeten.
Der Kurs in der Beratungsstelle vermittelt Entspannungsübungen und Atemtechniken zur Geburtserleichterung sowie praktische Übungen zur Geburtsvorbereitung. Weitere Themen sind der Verlauf von Schwangerschaft und Geburt, die Entwicklung des Neugeborenen sowie Stillen und Pflege des Kindes. Über letzteres informiert eine Kinderschwester. tja
Zwei Männer im Alter von 23 und 27 Jahren sowie eine 21jährige Frau sind in einer Wohnung in Offenbach festgenommen worden. Sie stehen im Verdacht, ein Auto aus Eppertshausen gestohlen zu haben. Zwei Beamten der Sonderkommission (SOKO) Mitte war der Kadett aufgefallen, da er aufgebrochen und kurzgeschlossen an der Neuen Mainzer Straße im Bahnhofsviertel geparkt war. Als wenig später eine junge Frau mit dem Wagen davonfuhr, stoppten sie die Beamten nach kurzer Fahrt.
Die 21jährige Offenbacherin gab an, daß sie das Fahrzeug von zwei Bekannten bekommen habe, um es zu verkaufen. Von dem Geld habe sie Rauschgift kaufen sollen. In der Wohnung der Frau nahmen die Soko-Beamten dann die beiden Männer fest. ki
jm FRANKFURT A. M., 2. September. Mit Massenfestnahmen, Schikanen und Drohungen versucht nach Angaben der Menschenrechtsorganisation amnesty international (ai) die Regierung Malawis, die Opposition gegen das herrschende Einparteien-System in dem Land im südlichen Afrika zu ersticken. Hunderte seien bereits wegen des Verdachts oppositioneller Aktivitäten festgenommen und Folter und härtesten Haftbedingungen unterworfen worden, teilte ai jetzt mit.
Grund dafür ist nach Einschätzung der Organisation, daß die Opposition Malawis mit ihrer Forderung nach demokratischen Reformen seit Mai 1992 starken Zulauf erhält. Seitdem lasse die Regierung systematisch Bürogebäude und Privathäuser stürmen und nach Hinweisen auf regimekritische Aktivitäten durchsuchen. Komplette Bürobelegschaften, so etwa sämtliche Angestellte der Computerabteilung der malawischen Elektrizitätsgesellschaft, wurden den Angaben zufolge festgenommen, weil man sie verdächtigte, Kopierer und Telefaxgeräte für die Verbreitung oppositioneller Flugblätter verwendet zu haben. Malawi wird seit Jahrzehnten von dem inzwischen 90jährigen Präsidenten Hastings Kamuzu Banda beherrscht.
Zu den Haftbedingungen berichtete ai, viele Gefangene würden ohne Anklage und Prozeß beliebig lange festgehalten, müßten ihre Haftzeit in völlig überbelegten Zellen absitzen und oftmals auch Folter über sich ergehen lassen. So seien in einer Zelle bis zu 285 Menschen eingepfercht worden, in der sie aus Platzmangel nicht einmal hätten sitzen können: "In anderen Fällen wurden Gefangene mit Fußeisen angekettet, zusammengeschlagen oder mit Elektroschocks traktiert. So mußte sich eine Frau vor den Sicherheitsbeamten entkleiden und dann Prügel, Stromschläge und sexuellen Mißbrauch mit einem elektrischen Viehtreibestock über sich ergehen lassen."
BAD HOMBURG. Einen tränenreichen Abschied vom Laternenfest mußte ein Autofahrer am Montag morgen um 1.45 Uhr nehmen. Um diese Zeit kam er von dem Fest und wollte zusammen mit einer Bekannten nach Hause fahren. Ihr in der Kaiser-Friedrich-Promenade geparkter Golf war jedoch schon besetzt.
Als der unbekannte Insasse zur Rede gestellt wurde, sprühte er dem Fahrer Reizgas ins Gesicht und flüchtete in den Kurpark. Der Mann war nach Angaben der Polizei mit einer schwarzen Bomberjacke bekleidet. Ansonsten kann keine Täterbeschreibung gegeben werden. jd
KRONBERG. "Wir wollen die Burg und ihren Grüngürtel bewahren, da sind wir ganz konservativ im besten Sinn", versuchte der Grünen-Stadtverordnete Udo Keil in der jüngsten Stadtverordnetenversammlung auch die Christdemokraten zu überzeugen, dem Bebauungsplan Burgberg zuzustimmen. Doch die blieben bei ihrem Nein. "Wir befürchten, daß Regreßforderungen auf die Stadt zukommen", begründete Bauausschußvorsitzender und Architekt Heinz-Rüdiger Erben.
Es geht vor allem um drei Bauvorhaben, von denen zwei später für Betrachter des Burgensembles nicht ins Auge fallen werden. Anders das dritte. Das oberhalb der Doppesstraße geplante Gebäude wäre für das Bild von Altstadt und Burg "sehr schädlich", warnte Adam Bettenbühl (CDU).
Bürgermeister Wilhelm Kreß bezeichnete die Rechtslage als verworren, betonte aber, daß ihn nach den Rechtsauskünften, die er eingeholt habe, die Millionenforderungen der Grundstücksbesitzer "nicht beeindrucken können". Auch Helmut von Schenk (FDP) bekräftigte, daß der Burgberg von zusätzlicher Bebauung möglichst freigehalten werden sollte. Erster Stadtrat Karsten Stahlberg glaubt, daß mit den Bauinteressenten noch ein Kompromiß ausgehandelt werden kann, auch wenn der Bebauungsplan bereits als Satzung beschlossen ist. Wenn sich eine Einigung abzeichnet, will Stahlberg vor einer Entscheidung das Stadtparlament fragen. So stimmten FDP, SPD, UBG und Grüne dem Satzungsbeschluß zu.
Beim Bebauungsplan Hardtbergweg, ebenfalls seit vielen Jahren im Verfahren, war die FDP wieder auf Seiten der CDU. "Hier wird zum zweiten Mal der Preis für Bürgermeister Kreß gezahlt", kritisierte von Schenk den abgespeckten Bebauungsplan, in dessen Bereich der UBG-Stadtverordnete Ulrich Brandt wohnt. Das wies der Bürgermeister zurück. Der Bebauungsplan Hardtbergweg sei kein Punkt in der Koalitionsvereinbarung, betonte er. Grünen-Fraktionschef Herbert Pons brachte Sachlichkeit in die Auseinandersetzung. "Es gibt klare, sachliche Gründe gegen eine Bebauung: Der Hang dort ist problematisch und rutscht."
Der schließlich von der Koalition gegen die Stimmen der Opposition verabschiedete Bebauungsplan sieht eine Stichstraße vor, die ein Gebiet erschließt, das später noch bebaut werden könnte.
Stadtverordnetenvorsteherin Gisela Bretz stimmte bei dem Plan nicht mit. Ihr hatte Bernd Mauder (UBG) in einer Sitzungspause vorgeworfen, mit gezinkten Karten zu spielen. Ursprünglich hatte die Parlamentschefin zu einer Veranstaltung nach Kassel fahren wollen, dann kurzfristig ihre Vertreterin Hilke Amthor (SPD) geschickt mit der Zusage, die Mehrheitsverhältnisse würden gewahrt. Neben Amthor fehlte in der Sitzung Edmund Knapp (CDU). Er hätte jedoch als Anwohner des Hardtbergweges bei diesem Tagesordnungspunkt nicht mitstimmen dürfen. So drohte dem Bebauungsplan, bei Stimmengleichheit abgelehnt zu werden. "Das habe ich nicht beachtet", verwahrte sich Gisela Bretz gegen den Vorwurf, diese Situation bewußt herbeigeführt zu haben, und stimmte bei der Entscheidung nicht mit. AW
Kein Schadenersatz für verletzten Drogenfahnder Taxifahrer unter falschem Verdacht / Gericht weist Klage ab Von unserem Redaktionsmitglied Norbert Leppert Schäden, die durch eine allzu riskante Verfolgungsjagd auftreten, können nicht auf den Verfolgten abgewälzt werden. Das ergibt sich aus einem Urteil des Frankfurter Amtsgerichts - Aktenzeichen: 32 C 217 / 92-39 -, mit dem die Klage gegen einen unter Tatverdacht geratenen Taxifahrer abgewiesen wurde, der auf Übernahme der Kosten für einen verletzten Zollfahnder verklagt worden war. Ausgangspunkt der Verfolgungjagd war der Frankfurter Flughafen, wo zwei beim Hauptzollamt beschäftigte Beamte am 5. März vergangenen Jahres beobachtet hatten, wie sich der Taxifahrer mit zwei Kolumbianern unterhielt, die als Drogenhändler verdächtigt wurden. Als sich der Taxifahrer entfernte, folgten ihm die Fahnder in die Tiefgarage, wo er seinen Wagen abgestellt hatte.
Um den Mann an der Weiterfahrt zu hindern, sprang einer der beiden Beamten auf den Wagen zu und versuchte, die Windschutzscheibe zu zerschlagen. Dazu benutzte er eine als Schlagring um die rechte Hand gelegte Handschelle. Doch die Windschutzscheibe hielt dem Schlag stand, hingegen der Beamte sich im Bereich des Daumenballens eine Rißwunde zuzog, die stark blutete. Wegen dieser Verletzung war der Fahnder zweieinhalb Wochen dienstunfähig.
Wie die Beamten als Zeugen im Zivilprozeß behaupteten, mußte dem Taxifahrer klar gewesen sein, daß er kontrolliert werden sollte. Obwohl man ihn mit der Dienstmarke in der Hand zum Aussteigen aufgefordert habe, sei er einfach weitergefahren. Ihrer Aussage zufolge mußten die Fahnder sogar zur Seite springen, um nicht überfahren zu werden. Schließlich sei auf den einen Autoreifen auch noch ein Schuß abgegeben worden.
Kaum hatte der Taxifahrer über Funk gehört, daß nach ihm gefahndet wurde, machte er mit seinem Wagen kehrt und fuhr zum Flughafen zurück, um die Angelegenheit zu klären. Dort ergaben die weiteren Überprüfungen, daß er mit Drogenhandel nichts zu tun hatte. Angaben des Fahrers zufolge hatte er beim Start in der Tiefgarage nicht wahrgenommen, daß ihn Zollbeamte überprüfen wollten. Weder habe er eine Dienstmarke gesehen noch einen Schuß gehört. Was das Auftreten der beiden Zivil-Fahnder betraf, habe er an einen Überfall geglaubt.
Von der Bundesrepublik als Dienstherr des verletzten Zollbeamten gleichwohl in Anspruch genommen, sollte der Taxifahrer für rund 2500 Mark Kosten aufkommen, die durch eine zweieinhalb Wochen währende Dienstunfähigkeit des verletzten Zollbeamten entstanden waren. Doch dieser Klage gab das Gericht nicht statt.
Mit dem Schlag gegen die Windschutzscheibe sei der Beamte - so die Begründung - nämlich ein derart "übersteigertes Verletzungsrisiko" eingegangen, daß es dem Beklagten nicht mehr zugerechnet werden könne. Solche Aufopferungsbereitschaft eines Strafverfolgers, heißt es in dem Urteil weiter, sei zwar "anerkennenswert", dürfe aber - so auch der Bundesgerichtshof in einem Urteil (BGH NJW 76 / 568) - nicht dem Verfolgten angelastet werden.
LIEDERBACH. Bürgermeister Gerhard Lehner lädt für Mittwoch, 9. September, alle Liederbacher, die seit März 1992 in die Gemeinde gezogen sind, zum 14. Neubürgergespräch ein. Die Veranstaltung im Raum 1 der Liederbachhalle (Wachenheimer Straße 62) beginnt um 20 Uhr.
Lehner will über Situation und Perspektiven der Gemeinde informieren. fw
HANAU. Ab Dienstag, 8. September, läuft im Großauheimer Freizeittreff "Bürgerkeller" wieder der normale Betrieb. Wie die das zuständige Sport- und Freizeitamt mitteilte, mußten zunächst die durch das jüngste Unwetter entstandenen Schäden behoben werden.
In allen Räumen der Einrichtung im Alten Bürgerhaus habe das Wasser 30 Zentimeter hoch gestanden. jur
BAD NAUHEIM. Die in Bad Nauheim ansässige Firma Imhof ist in finanzielle Turbulenzen geraten. Bereits am Donnerstag stellte die Geschäftsführung des auf die Installation von Heiz-, Sanitär-, Klimaanlagen und Sanitärtechnik spezialisierten Unternehmens einen Vergleichsantrag beim Amtsgericht in Friedberg.
Am Montag wurden darüber die rund 300 Mitarbeiter während einer Betriebsversammlung informiert. Fazit: Sowohl der vorläufig eingesetzte Vergleichsverwalter, der Friedberger Rechtsanwalt Bernd Reuss, als auch der Betriebsratsvorsitzender Willibald Zecha, der erste Bevollmächtigte der IG Metall in Gießen und auch Geschäftsführer Niels Roeder räumten übereinstimmend dem Unternehmen "reelle Chancen zum Überleben" ein.
Den Optimismus schöpft das Quartett vor allem aus dem "beträchtlichen Auftragsbestand" und den ihnen vorliegenden Zahlen. Zunächst soll kein Mitarbeiter des Unternehmens entlassen werden. Wie es weitergeht, wird jedoch maßgeblich von dem Sanierungskonzept abhängen, das derzeit erarbeitet wird und in den nächsten Tagen präsentiert werden soll.
Die Konsolidierung des Unternehmens wird maßgeblich von neuen Partnern abhängen, die die Kapitalbasis stärken sollen.
Eine entscheidende Rolle werden dabei auch die beiden Hauptbanken spielen, wie Geschäftsführer Niels Roeder und Betriebsratsvorsitzender Willibald Zecha in einer gemeinsamen Erklärung mitteilten.
Die August-Löhne und -gehälter wird Imhof in zwei Monatsraten auszahlen. Die erste Hälfte gab es gestern, der Rest soll nach dem 10. September überwiesen werden.
Unklar ist derzeit für Außenstehende, warum das traditionsreiche Unternehmen in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten ist. Betriebsratsvorsitzender Willibald Zecha wollte sich dazu gestern nicht äußern. Er sprach jedoch von einer "Reihe von Faktoren, die sich addiert haben".
Fest steht nach Angaben des Unternehmens, daß es im vergangenen Jahr noch den Umsatz um 20 Prozent auf 44,5 Millionen Mark steigerte. Trotzdem mußte ein Jahresverlust von 2,4 Millionen Mark verkraftet werden. Das finanzielle Loch hoffen die Firmenretter nun durch den Verkauf eines firmeneigenen Grundstückes stopfen zu können, das 2,5 bis 2,8 Millionen Mark bringen soll.
Am Sitz des Unternehmens in Bad Nauheim werden nach Angaben des Betriebsratsvorsitzenden derzeit rund 260 Menschen beschäftigt. Weitere knapp 40 sind es in der Firma Börnemann in Frankfurt, die eine hundertprozentige Imhof-Tochter ist und ebenfalls im Sanitär- und Heizungsgeschäft arbeitet. str
HOFHEIM. Jochen Riebels Miene verzieht sich kurz zu einem Anflug von Lächeln, schnell hat er sich wieder im Griff, ist sein Gesicht wieder ernst. Hat doch der 13jährige, der da mit Jeans, Sweatshirt und Turnschuhen vor ihm auf den Treppenstufen im Kreistags-Sitzungssaal liegt, eine ganz schön kesse Lippe riskiert. Welche Steuern es gibt, wollte der Landrat wissen. Und der Dreikäsehoch hat - lässig das Kinn aufgestützt - geantwortet: "Schimmelpilzsteuer".
Staatsbürgerlicher Unterricht im Kreishaus. Die Lehrtätigkeit hat für eine halbe Stunde der Landrat übernommen. Denn 45 Mädchen und Jungen aus dem siebten Schuljahr der Hochheimer Heinrich-von-Brentano-Schule sind zum Informationsbesuch im Kreishaus. Riebel versucht den Schülerinnen und Schülern zu erklären, welche Aufgaben der Kreis hat. Und daß er dafür Geld braucht, ja oft Geldsorgen hat. Damit hat er einen Punkt getroffen, an dem die Jugendlichen mitreden können. Denn zuviel "Knete" hat keiner der Teenager, wie eine Blondine bekräftigt. Der Chef im Kreishaus macht eine Umfrage. "Wieviel Taschengeld habt ihr ?" Die meisten haben zwischen 40 und 50 Mark im Monat. "Das ist ja mehr Taschengeld, als ich hab'", antwortet Riebel. Die Gegenfrage kommt: "Wieviel Geld verdienen Sie ?" Der Landrat läßt sich nicht in die Karten gucken. "Soviel, daß ich zusammen mit meiner Frau gut davon leben kann."
Riebel doziert weiter über die Aufgaben des Kreises. Ein paar eifrige Mädchen schreiben mit. Lehrerin Marianne Bukulin und Schulleiter Dieter Hofmann schauen zwei Freundinnen böse an, die das Tuscheln nicht lassen können.
"Welche Parteien gibt's ?" will Riebel wissen und verlangt, nicht nur die Abkürzungen zu nennen. "SPD heißt Sozialpädagogische Partei." Der CDU-Mann muß aufpassen, daß er nicht laut losprustet.
Das Klassenkasper-Triumvirat versteckt sich hinter einer Tischreihe. Riebel bringt das auf die Palme. "Ihr wollt wohl pennen, da habt ihr euch einen schlauen Platz ausgesucht", schimpft er.
Wie denn der Arbeitstag eines Landrates aussieht, will der Braunhaarige mit Meckischnitt wissen. Riebel zählt seine heutigen Verpflichtungen auf. "Das werden wohl wieder an die zwölf Stunden werden", meint er. Doch die Mädchen und Jungs beeindruckt das wenig. Die 14jährige mit dem Kapuzenpulli will auch Landrätin werden, weiß aber nicht, ob das Frauen denn dürfen. Erleichterung, als Riebel ihr sagt, daß jedermann und jederfrau diesen Job machen darf.
Den Boß im Kreishaus wundert's, daß keiner der Schüler Dialekt spricht. Das sei kein Manko, beteuert er. "Denn isch kann auch nett so rischtisch deutsch."
THOMAS GRETHER
Waigel für freiwillige Anleihe Finanzminister denkt an Verzinsung und Steuerbegünstigung Von unserem Korrespondenten Rolf-Dietrich Schwartz BONN, 1. September. Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) schwebt die Auflage einer "Deutschland-Anleihe" vor, mit der die "Erblast des real existierenden Sozialismus aus Kreditabwicklungsfonds und Treuhandschulden von zusammen 350 Milliarden Mark im Jahre 1995 auf lange Sicht abfinanziert werden kann". Der SPD-Wirtschaftsexperte Wolfgang Roth bot der Regierung die Zusammenarbeit seiner Partei bei der Verwirklichung der Zwangsanleihe an, die die CDU- Fraktionsspitze vorgeschlagen hat. Anläßlich der Amtseinführung der neuen Präsidentin des Bundes der Steuerzahler, Susanne Tiemann, am Dienstag in Bonn riet Waigel mit Blick auf die umstrittene Forderung der CDU/CSU-Fraktionsspitze nach einer Zwangsanleihe zu einer "vorurteilsfreien Prüfung unkonventioneller Wege der Erblast-Finanzierung". Dazu zählte er die Idee einer niedrig verzinslichen, aber dafür steuerbefreiten "Deutschland-Anleihe" auf freiwilliger Basis.
Nach Waigels Erwartungen könnte auf diesem Wege "manches Kapital, das in den vergangenen Wochen und Monaten wegen der Diskussion im Bundesrat über die vom Verfassungsgericht aufgegebene Zinsbesteuerung außer Landes in ausländischen Anleihen geparkt" worden ist, wieder den Rückweg in die "Heimat" finden, das Angebot am heimischen Kapitalmarkt vermehren und dadurch einen Beitrag zur Senkung des Zinsniveaus leisten.
Ähnlich wie der FDP-Vorsitzende Otto Graf Lambsdorff ("ein tolles Stück") nannte der SPD-Finanzexperte Joachim Poß Waigels Vorschlag einen "Beitrag zur Komplettierung des finanzpolitischen Chaos dieser Bundesregierung". Waigel sollte "diese Schnapsidee" schnell wieder fallenlassen, weil er die Finanzmärkte weiter verunsichere und wieder nur eine neue Subvention für Spitzenverdiener vorschlage. Seine Idee sei aber immerhin das längst überfällige Eingeständnis, daß er zusätzliches Geld für den Aufbau der neuen Bundesländer benötige.
Der SPD-Wirtschaftsexperte Wolfgang Roth bekräftigte dagegen am selben Tage seine Zustimmung zum CDU-Vorschlag einer Zwangsanleihe, auch wenn er die von seiner Partei geforderte Ergänzungsabgabe mit Einkommensgrenzen für die bessere Lösung hält. "Unerträglich" nannte Roth das "Spiel der Parteien", daß die jeweils andere Seite immer sofort ablehne, was die eine vorschlage. Das sei eine der "Ursachen der Gewaltakte in Ostdeutschland".
Die CDU/CSU-Fraktion denkt an eine Zwangsanleihe, bei der Besserverdienende, die nicht investierten, eine zinslose oder gering verzinste Aufbauanleihe zeichneten, die der Staat später zurückzahle. Der CSU-Landesgruppenvorsitzende Wolfgang Bötsch sprach sich für eine Verzinsung oder steuerliche Begünstigung der Zwangsanleihe aus. Wegen der Verfassungsprobleme müßte die Anleihe mit Zweidrittelmehrheit, also mit Zustimmung der SPD, beschlossen werden.
Ein kompromißloses Nein hielten der IG-Metall-Vorsitzende Franz Steinkühler und die stellvertretende DAG-Vorsitzende Ursula Konitzer den Steuerplänen der CDU entgegen. Beide befürworteten statt dessen eine Ergänzungsabgabe.
(Kommentar Seite 3, weiterer Bericht im Wirtschaftsteil)
Grillfest der "Eintracht" GRÜNDAU. Ein Grillfest feiert der Mittelgründauer Gesangverein "Eintracht" am Sonntag, 6. September, ab 11 Uhr an der Sport- und Kulturhalle. Bei Regen findet die Veranstaltung in der Volkshalle statt.
ski FRANKFURT A. M. Die Deutsche Bank dreht ein immer größeres Rad auch im Versicherungsgeschäft. Nachdem der Geldriese erst im Juli seinen 30prozentigen Einstieg beim Gerling-Konzern angekündigt hatte, soll nun die in Bonn ansässige Assekuranzgruppe Deutscher Herold mehrheitlich übernommen werden. Die beiden neuen Partner haben zudem eine "breitangelegte Zusammenarbeit im inländischen Privatkundengeschäft" vereinbart. Einzelheiten zu dem Coup wollen sie erst heute auf einer Pressekonferenz bekanntgeben. Kategorisch ausgeschlossen wird in informierten Kreisen allerdings, daß es sich bei dem überraschenden Engagement der Deutschen Bank um eine Rettungsaktion handeln könnte.
Die Bank ist seit 1989 auch mit einer eigenen Lebensversicherung am Markt. Darüber hinaus betreibt sie zusammen mit Gerling eine Tochter speziell für das Geschäft mit der betrieblichen Altersversorgung. Die 1922 gegründete Herold-Gruppe befindet sich bisher fast vollständig in Familienbesitz. Schwerpunkt der Aktivitäten ist die Lebensversicherung. Hier zählen die Bonner mit jährlichen Beitragseinnahmen von rund 1,5 Milliarden Mark zu den 15 größten Unternehmen der Branche in Deutschland. Zum Konzern gehört auch die Vermögensberatungs- und Vertriebsgesellschaft Bonnfinanz.
Der Einstieg der Deutschen Bank bei Herold bedarf der Genehmigung des Bundeskartellamtes. Dort wird noch die Verflechtung mit Gerling geprüft. Angesichts der führenden Stellung des Allianz-Konzerns auf dem Versicherungsmarkt rechneten Beobachter bisher kaum mit einer Untersagung. Wegen der Herold-Übernahme könnten die Wettbewerbshüter nun allerdings theoretisch auch den Fall Gerling neu bewerten.
Abwanderung am rechten Flügel
"Unsere klare Linie", sagt Horst Hemzal mit fester Stimme, "hat sich in der Partei klar durchgesetzt." Soll heißen: daß "jegliche Unklarheit" der Frankfurter CDU gegenüber den rechtsradikalen "Republikanern" "fatal wäre". Während der CDU-Fraktionschef im Römer dreimal in zwei Atemzügen dasselbe Wort gebraucht, hat nun schon das dritte CDU-Ortsbeiratsmitglied in Frankfurt seinen Wechsel zu den "Republikanern" erklärt. Erklärung Hemzals: "Einzelfälle aus persönlichen Gründen, kein Symptom einer Welle."
Diesmal kehrte Andreas König, seit 1989 Mitglied der CDU-Fraktion im Ortsbeirat 4 (Bornheim/Ostend), seiner Partei den Rücken. Der 30jährige Student will bis zur Kommunalwahl im März 1993 "fraktionsloser Abgeordneter im Ortsbeirat bleiben" - so die Erklärung der "Republikaner" - und dann für die Rechtsextremen kandidieren. Er selbst, früher einmal Vorstandsmitglied der Frankfurter Jungen Union, hat in seiner neuen politischen Heimat "keine Rechtsradikalen gefunden".
Und während über die TV-Schirme Bilder von immer neuen Angriffen auf Asylbewerberheime flimmern, sieht König das Steuergeld für das städtische Dezernat für multikulturelle Angelegenheiten besser "bei alten Leuten" ausgegeben. Daß die "Republikaner" bei vielen Bürgern noch als unwählbare Alternative gelten, ist laut König "eine Sache, die man ändern muß".
Wir erinnern uns: Vor Wochen noch hatte die OB-Kandidatin der CDU, Petra Roth, es in einem FR-Interview zunächst nicht ausgeschlossen, sich mit rechtsradikalen Stimmen in das erhoffte Amt wählen zu lassen. Erst öffentlicher Protest veranlaßte sie zur Klarstellung, daß eine Zusammenarbeit mit den "Republikanern" für sie nicht in Frage komme - über einen Wahlgang im Römer sagte sie noch immer nichts. Hemzal nun: "Wir vertreten unsere Politik offensiv: Was rechts von uns ist, steht nicht auf verfassungsmäßigem Boden."
Seit wenigen Tagen hält die Frankfurter CDU-Führungsspitze das Ergebnis einer repräsentativen Befragung der Bürger zum Ausgang der Kommunalwahl 1993 in Händen. In den letzten Juli-Tagen und in der ersten Hälfte des August, also vor den Ausschreitungen gegen Asylbewerber im Osten Deutschlands, ermittelte ein Meinungsforschungsinstitut, was wäre, wenn am kommenden Sonntag die Wahllokale öffneten. Ergebnis: Die "Republikaner" könnten mindestens das Ergebnis der NPD von 1989 wiederholen (6,6 Prozent, mehr als 20 000 Stimmen), während diesmal die NPD selbst an der Fünfprozenthürde scheitern würde.
Für die beiden potentiellen Koalitionen SPD/Grüne und CDU/FDP sagt die Umfrage "ein Patt" im Rathaus voraus, genaue Zahlen hält die CDU unter Verschluß. Fraktionschef Hemzal glaubt übrigens "nach wie vor", daß ein Einzug von Rechtsradikalen in den Römer "noch zu verhindern ist". jg
Sozialdezernent Martin Berg wird nach einem Wohnungstausch wie geplant ein Reihenhaus der Aktienbaugesellschaft für kleine Wohnungen (ABG) in der Römerstadt beziehen, aber freiwillig 14 Mark statt der üblichen zehn Mark Miete bezahlen. Damit wolle er allen Spekulationen den Boden entziehen, er halte um finanzieller Vorteile willen an dem Reihenhaus fest. "Die Leute sollen mir nicht nachsagen, ich wollte Miete sparen", sagte der Stadtrat. Bei der Miethöhe orientiere er sich am höchsten Satz der ab 1. Juli 1993 geltenden Fehlbelegungsabgabe für sehr gut verdienende Mieter in Sozialwohnungen. Berg betonte jedoch, daß es sich bei dem Haus aber nicht um eine Sozialwohnung handele.
In den vergangenen Tagen habe er auch an Rücktritt gedacht, nachdem er in Zusammenhang mit dem Wohnungstausch "persönlich mit Dreck beworfen worden" sei, sagte Berg. Er habe das "Handtuch nicht geworfen, weil ich aufgrund meiner großen Erfahrungen viel für die Menschen in der Stadt tun kann".
Der Stadtrat war ins Gerede gekommen, nachdem seinem Sohn eine preiswerte Wohnung der ABG zugeteilt worden war. Nach einem Tausch zieht in diese Wohnung nun das Ehepaar Berg ein, der Sohn bleibt mit seiner Familie im bisher väterlichen Reihenhaus zwei Straßen weiter wohnen. Grund: Beide Enkel hätten sich an die Umgebung gewöhnt. Ohne Not wolle er aber auch seiner Frau nicht einen Umzug in einen anderen Stadtteil zumuten, da ihr die Römerstadt zur Heimat geworden sei und er als Politiker häufig nicht zu Hause sei.
Berg wohnt seit 23 Jahren in einem Reihenhäuschen vom Reißbrett Ernst Mays. Damals hatte er als "kleiner Sachbearbeiter" der Staatlichen Gewerbeaufsicht die Wohnung der städtischen ABG erhalten. In den vergangenen fünf Jahren hatten dort auch Sohn und Schwiegertochter gelebt - mit der Zeit kamen zwei Enkel hinzu. Weil das nicht einmal 90 Quadratmeter große Haus damit überbelegt war, stand der Sohn seit fünf Jahren auf der Warteliste der ABG.
Berg räumte ein, "sehr froh" gewesen zu sein, daß der Sohn ausgerechnet jetzt den Zuschlag für eine Wohnung erhalten habe. In den vergangenen Jahren sei es zwar eng im Viereinhalb-Zimmer-Häuschen gewesen, aber sie seien sich "nicht in die Quere" gekommen, weil das Ehepaar Berg häufig unterwegs oder im Ferienhaus im Vogelsberg war. Das änderte sich, als der altgediente Sozialpolitiker vor wenigen Monaten Nachfolger des schwer erkrankten Sozialdezernenten Jürgen Egert wurde. Nun mußte er ständig in Frankfurt präsent sein. Da kam es sehr gelegen, daß der Sohn endlich eine eigene Wohnung erhalten konnte.
Energisch widersprach Berg allen Vermutungen, er habe bei der zeitlich so passenden Vergabe der Wohnung ein wenig die Hand im Spiel gehabt. Kraft seines Amtes sitzt Berg auch im Aufsichtsrat der Aktienbaugesellschaft für kleine Wohnungen. "Ich habe nichts forciert, ich habe nicht das Geringste dazu getan. Schließlich war mein Sohn nach fünf Jahren Wartezeit ja auch mal dran", beteuerte der Stadtrat. "Gegen Vitamin B waren wir immer allergisch." luf
WIESBADEN. Der Fortschritt ist eben unaufhaltsam. Ein unbekannter Bürokrat mag ihn in diesem Fall ins Rollen gebracht haben, aber immerhin hat kein Geringerer als der Bonner Verkehrsminister die neue Verordnung laut Bundesgesetzblatt am 23. Juni unterschrieben. So steht es also fest: Die Verkehrszeichen werden größer - und noch häufiger kleiner, je nachdem. Jedenfalls minimal anders.
Die Praktiker in der Straßenbauämtern finden es schlicht lästig; der Bund der Steuerzahler und die Rechnungshöfe liefen vergeblich Sturm dagegen. Es gibt, so erklärt ein Mitarbeiter des Straßenbauamtes den Kern des Fortschritts, demnächst nur mehr drei statt fünf verschiedene Schildergrößen innerhalb einer bestimmten Kategorie (rund, quadratisch etc).
Der hessische Landesrechnungshof hat erbost nachgerechnet, daß die von Bonn verordnete Umstellung unsinnige Kosten von landesweit rund 72 Millionen Mark verursachen werde - und vermißte bei den hessischen Ministerien schon lange einen entschlossenen Widerstand gegen das Bonner Ansinnen. Seit dem 1. Juli sind die ungeliebten Änderungen an der Straßenverkehrsordnung nun dennoch in Kraft. Als kleines Zugeständnis hat Bonn darin nur erlaubt, daß bereits hergestellte Verkehrszeichen alter Größe noch bis zum 1. Juli 1994 montiert werden dürfen.
Ein Geschwindigkeitsbegrenzungsschild (etwa: Tempo 130), das bislang einen Durchmessen vor 90 Zentimetern hatte, muß ab 1994 auf 75 Zentimeter schrumpfen. Quadratischen Schildern mit einem Meter Durchmesser sollen nur mehr 84 Zentimeter zugestanden werden. Eine "Schildergruppe", deren Einzelzeichen bislang zwischen 40 und 105 Zentimetern Durchmesser hatten, bekommt nur mehr ein Spektrum zwischen 42 und 75 Zentimetern zugestanden - womit also nicht nur die großen Schilder kleiner, sondern auch die ganz kleinen etwas größer werden.
Alles klar? Auch ansonsten herrscht Verwirrung im Schilderwald. Bonn betont, daß kein einziges Schild nur wegen der neuen Größen entfernt werden soll und damit auch keine zusätzlichen Kosten entstehen. Bei ohnehin fälligen Auswechselungen werde künftig eben auf die neuen Maße zurückgegriffen. Bei den Rechnungsprüfern aber bleiben leise Zweifel, ob der Einheitlichkeit wegen am Ende nicht doch manches Schild erneuert wird, das noch lange hätte stehenbleiben können. Und alle Außenstehenden fragen sich immer noch, warum das alles sein muß. Anders als bei der letzten großen Verkehrszeichen-Reform von 1972 (europaweite Vereinheitlichung) gibt es diesmal ja keinerlei neue Zeichen.
Da ist nun unversehens die EG-Bürokratie zur Quelle neuer Hoffnung geworden. Wie im Straßenbauamt zu erfahren ist, wird dort zur Zeit an einer EG-Richtlinie über einheitliche Schildergrößen gearbeitet. Deren Entwürfe orientierten sich - unglaublicherweise - nicht an den jetzt von Bonn verordneten Neuerungen, sondern an der bislang gültigen, alten Straßenverkehrsordnung.
Sicher dürfen nach einer EG-Schildergrößen-Reform dann die jetzt produzierten neuen Maße aber im Rahmen einer Übergangsregelung dennoch aufgestellt werden - alles andere wäre ja Geldverschwendung.
RICHARD MENG
LANGEN. Im Alten Rathaus wird am Freitag, 4. September, 20 Uhr eine Ausstellung mit Arbeiten von Herbert Aulich eröffnet. Der Künstler, der dem Konstruktivismus zugerechnet wird, zeigt dort seine neuesten Objekte und Arbeiten auf Papier.
Aulich, Jahrgang 1927, ist gebürtiger Schlesier und lebt seit einiger Zeit in Offenbach. Über seine jüngsten Werke sagt er: "Der Kontrast zwischen Bild und Umwelt als Spiegelbild unserer veränderten Zeit wird in den neuesten Arbeiten mehr und mehr angewendet." Die Ausstellung läuft bis zum 27. September. dac
geg BERLIN, 1. September. Der brandenburgische Verfassungsschutz hat seinen Verdacht präzisiert, daß die rechtsradikale "Deutsche Alternative" (DA) die Krawalle der vergangenen vier Nächte in Cottbus gesteuert hat. So habe die DA eine Demonstration in Cottbus für vorigen Freitag angemeldet, diese aber kurz zuvor offiziell abgesagt. Als "naheliegende These" bezeichnete es daher der Potsdamer Verfassungsschützer Jörg Milbradt, daß dies nur geschehen sei, damit die DA sich nach außen hin distanzieren könne und ihre Mitglieder nicht zur Verantwortung gezogen werden könnten.
Zudem sei die Tatbeteiligung einzelner DA-Mitglieder während der vergangenen Monate bei rassistisch oder rechtsradikal motivierten Anschlägen im Großraum Cottbus mehrfach nachgewiesen. Bei einem ausländerfeindlichen Angriff in Lübbenau gehörten "fünf oder sechs" Täter der DA an, sagte Milbradt. Zudem sei bei einem Überfall auf einen Treffpunkt Autonomer in Finsterwalde ein DA-Funktionär festgenommen worden. Die Zahl der brandenburgischen DA-Mitglieder schätzt der Verfassungschutz "vorsichtig fomuliert" auf "über hundert Leute".
Der DA-Bundesvorsitzende Frank Hübner hat sich den Erkenntnissen zufolge nach der Wende in Cottbus niedergelassen. Er war zu DDR-Zeiten als Skin inhaftiert. Nach dem Freikauf seitens der Bundesrepublik kamen er und sein Bruder nach Hessen und nahmen dort Kontakt zu dem inzwischen verstorbenen Neonazi-Führer Michael Kühnen auf. Die DA pflegt, wie der Verfassungsschutz berichtet, auch Kontakte zur Nationalen Liste des Kühnen-Nachfolgers Christian Worch in Hamburg.
Nach Auswertung des Propagandamaterials der DA, die sich als ostdeutsche Ausrichtung einer "nationalen Protestpartei" verstehe, so Milbradt, liefere die Partei auf jeden Fall "die ideologische Munition" für rassistische Anschläge.
Der Verfassungschützer bezeichnete dies als "eine Steuerung im weitesten Sinne". In Cottbus sei damit zu rechnen, daß im Laufe möglicher weiterer Krawallnächte "ein Zulauf von noch weiter her" erfolge.
RONNEBURG. Das 1. Ronneburg Symposion ist "besucheroffen", so daß Begegnungen und Gespräche mit den Künstlern stattfinden können, beispielsweise bei den Rahmenveranstaltungen in der Burg.
Am heutigen Mittwoch um 21 Uhr gibt das High-Fly-Jazz-Quartett Wiesbaden ein Konzert. Am Samstag, 5. September, um 19 Uhr bietet das Duo Kolundzija & Grgic klassische Musik für Violine und Gitarre. Am Sonntag, 6. September, ist das Symposion speziell auf Besucher ausgerichtet (Tag der offenen Tür): Ab 11 Uhr finden begleitende Führungen durch die Ateliers statt. Um 16 Uhr soll dann in einer Podiumsdiskussion eine Art Zwischenbilanz gezogen werden. pom
BAD HOMBURG. Zwei Meter tief stürzte ein Arbeiter am Dienstag morgen um 2 Uhr beim Abbau eines Karussells vom Laternenfest. Der Mann verletzte sich leicht am Kopf.
Ansonsten klang das Laternenfest ruhig aus. Nach Angaben der Polizei waren keine größeren Schadensfälle zu verzeichnen, es gab nur Beschwerden wegen betrunkener Randalierer. jd
Nachrichtenbörse
Kein Schwung im Einzelhandel Noch immer gibt es keine Wende in der Einzelhandelskonjunktur. Im Juli setzten die westdeutschen Fachgeschäfte real weniger um als im gleichen Vorjahresmonat. Nominal erreichten die Läden im Durchschnitt zwar fast ihr 1991 verbuchtes Ergebnis. Doch unter dem Strich blieb wegen der um 2,5 Prozent gestiegenen Preise eine Einbuße von drei Prozent im Fachhandel übrig.
Soja-Streit aufgeschoben Die Vereinigten Staaten setzen vorerst im Streit über die Soja-Subventionen der Europäischen Gemeinschaft die angedrohten Sanktionen nicht in Kraft. In Brüssel heißt es dazu, beide Parteien wollten noch im September eine Lösung des Konflikts finden. Ost-Wohnungsbau schleppt sich dahin Der Wohnungsbau in den neuen Bundesländern kommt nur schleppend voran. Dies geht aus einem Bericht der Wüstenrot Holding hervor. Danach wurden 1991 inklusive der Rekonstruktion baufälliger Häuser höchstens 30 000 Neubauwohnungen fertiggestellt. Das waren 15 000 weniger als erwartet. "Kräftige Zuwächse" im Wohnungsbau erwartet die Holding erst im kommenden Jahr. Bulgarien will wieder Zinsen zahlen Bulgarien hat für den 15. September die Wiederaufnahme der Zinszahlungen auf seine zwölf Milliarden Dollar Auslandsschulden angekündigt. Als erste Tranche sollen 25 Prozent der inzwischen überfälligen Zinsen geleistet werden. Bulgarien steht mit rund zehn Milliarden Mark bei mehr als 300 Geschäftsbanken in der Kreide. Die übrigen etwa zwei Milliarden werden westlichen Ländern geschuldet.Jordanien mit Gläubigern einig Jordanien und der Londoner Club der Gläubigerbanken haben sich grundsätzlich auf ein Entschuldungsprogramm geeinigt. Die Schuldenlast Jordaniens soll demnach um gut 1,2 Milliarden auf rund sechs Milliarden Dollar verringert werden. Ob die Aktion durch niedrigere Kreditzinsen oder durch die Reduzierung um einen festen Betrag über die Bühne gehen soll, bedarf noch der Klärung, so der jordanische Finanzminister Basil Jardaneh in Amman.
LANGEN. Karussells, Buden und ein Festzelt laden am Wilhelm-Leuschner- Platz zur Kerb ein, die vier Tage lang nach alter Sitte gefeiert wird.
Im Festzelt geht von 18.30 Uhr an ein Live-Country-Spektakel über die Bühne. Den Anfang macht der Sänger Tommy Schar, gegen 20 Uhr will die "Western Union" im Zelt "den Bär steppen lassen". Die Band tourte erfolgreich durch Europa und die Vereinigten Staaten.
• Am Sonntag, 6. September, beginnt das Kerb-Programm um 9.30 Uhr mit einem Gottesdienst in der Stadtkirche. Zum Frühschoppen um 10.30 Uhr im Festzelt spielt die Jugendkapelle vom Frankfurter Betriebswerk der Deutschen Bundesbahn. Um 15 Uhr ist Kerbolympiade. Abends spielt im Festzelt die Gruppe "Tom Selection".
• Am Montag, 7. September, ist um 18 Uhr der Gickelschmiß vor dem Festzelt. Abends spielt wieder "Tom Selection".
• Am Kerbdienstag, 8. September, gibt's von 15 Uhr Freifahrten für die Kinder. Gegen 20 Uhr wird mit einem Umzug durch die Altstadt das Ende der Kerb eingeläutet: Die Kerbborsche ziehen zum Schwimmbad, um dort die Kerb zu verbrennen. dac
"Schulkunst '92. In jedem steckt ein Künstler" - unter diesem Motto wird die Citibank Privatkunden AG im Oktober Schüler-Kunstwerke der Bornheimer Realschule, der Friedrich-Ebert-Ge- samtschule und des Helmholtz-Gymnasiums präsentieren. Bilder, Skulpturen, Plastiken, Fotos und Radierungen werden vom ersten bis zum 23. Oktober in der Citibank-Zweigstelle, Berger Straße 175-177, ausgestellt. Eine Vorauswahl der Exponate trafen dieser Tage die Lehrer der drei Schulen zusammen mit den Organisatoren der Aktion.
"Unser Ziel ist es", so der Öffentlichkeitsreferent der Citibank, Michael Bierdümpfl, "den Schulen ein Forum zu bieten." Die Aktion "Schulkunst '92", die bundesweit in acht Städten stattfinde, solle kein Wettbewerb sein. Gezeigt würden Kunstwerke, die im Unterricht angefertigt wurden.
Völlig frei waren die Schulen in der Auswahl der Themen und Technik: Während die Bornheimer Realschule hauptsächlich naive Bilder zur Ausstellung beisteuert, kommen vom Helmholtz-Gymnasium Holzschnitte mit Frankfurter Motiven, Radierungen, Gipsskulpturen sowie Designerstücke. Die Friedrich-Ebert- Gesamtschule wählte ihre Exponate aus einem bereits vorhandenen Fundus, der Ausstellung von Kunstobjekten in der Eingangshalle. Darunter sind Puppen von Schülern der sechsten Klasse sowie Plastiken aus Speckstein, Collagen und Stoffmalereien älterer Schüler.
Zur Eröffnung der Ausstellung sind verschiedene künstlerische Aktionen wie Musik-, Theater- und Pantomimedarbietungen geplant. Dokumentiert wird "Schulkunst '92" in einem Buch, in dem eine Auswahl der schönsten Exponate zusammengestellt wird. "Mit dieser Aktion", so Bierdümpfl, "wollen wir demonstrieren, was für ein kreatives Potential es an unseren Schulen gibt." ki
GUATEMALA-STADT, 2. September (AFP). Der stellvertretende Menschenrechtsbeauftragte von Guatemala, Cesar Alvarez, hat die Armee beschuldigt, Siedlungen von Flüchtlingen im westlichen Hochland zu bombardieren. Alvarez sagte in Guatemala-Stadt, die Bewohner der sogenannten "Widerstandsdörfer" seien zudem vom Hungertod bedroht. Alvarez war in der vergangenen Woche an der Spitze einer Delegation in das westliche Hochland gereist, um sich über die Lage in den "Widerstandsdörfern" zu informieren. Ihre Bewohner werden von der Armee beschuldigt, die linksgerichtete Guerilla zu unterstützen.
Alvarez zufolge leben in den Widerstandsdörfern rund 45 000 Menschen, die Anfang der 80er Jahren vor der Verfolgung der Armee aus ihren Dörfern geflohen waren. Seit 1989 ließen sie sich in den Departements Quiche, Huehuetenango und Alta Verapaz in versteckten Siedlungen nieder. Alvarez sagte, die Lebensbedingungen der Flüchtlinge in den "Widerstandsdörfern" seien unmenschlich.
HIRZENHAIN. Mit einem Fest für die ganze Bevölkerung wird am Samstag (5. September) das 25jährige Bestehen der Hugo-Buderus-Schule gefeiert. Um elf Uhr gibt es eine Feierstunde im Bürgerhaus, danach ein buntes Treiben auf dem Schulgelände, mit Geschicklichkeitsspielen, Kaffee, Kuchen, Würstchen, Waffeln, einer Tombola, Tanzmusik und einer Werk- und Kunstausstellung.
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FRIEDBERG. Einen neuen Spielplatz hat die Stadt Friedberg am "Kuhweidweg" in Dorheim eingerichtet. Er wird am Dienstag, 8. September, um 15 Uhr offiziell vom Ersten Stadtrat Gerhard Mosbach in Betrieb genommen.
BELGRAD, 1. September (Reuter/ AP/dpa/AFP/FR). In Belgrad zeichnet sich ein Machtkampf zwischen Jugoslawiens Ministerpräsident Milan Panic und dem serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic ab. Nach der Ankündigung der regierenden Sozialisten und der mit ihnen verbündeten Radikalen Partei, Panic mit einem Mißtrauensvotum stürzen zu wollen, rief der serbische Oppositionspolitiker Vuk Draskovic die Belgrader Bevölkerung für Donnerstag zu einer Demonstration für den Regierungschef auf.
Nicht bestätigt wurde am späten Dienstag abend eine Meldung der ARD-"Tagesschau", derzufolge ein Attentat auf Panic verübt worden sein soll. Der Untergang einer Yacht, die Panic kurz zuvor verlassen hatte, am Montag, ist nach Belgrader Angaben auf "unsachgemäße Reparatur" zurückzuführen.
Panic, Ministerpräsident des nur noch aus Serbien und Montenegro bestehenden Jugoslawien, sagte in einem Interview der Illustrierten stern, er werde den Rücktritt von Milosevic fordern, wenn dieser Vereinbarungen der Londoner Jugoslawien-Konferenz mißachte. Er wolle notfalls die Armee einsetzen, um die Vereinbarungen, die zum Frieden in Ex-Jugoslawien führen sollen, durchzusetzen.
Auf die Frage, ob es zu einem Machtkampf mit Milosevic kommen könne, sagte Panic: "Kämpfe gibt es nur zwischen Gleichrangigen. Ich bin der Ministerpräsident Jugoslawiens. Herr Milosevic ist lediglich der Präsident Serbiens." Panic fuhr fort, Milosevic habe ihm gegenüber angedeutet, daß er bei den Wahlen im November nicht mehr kandidieren wolle.
Die Debatte über den Mißtrauensantrag kann frühestens am Freitag stattfinden. Der Antrag wurde von 68 Abgeordneten des 173 Mitglieder zählenden jugoslawischen Parlaments eingebracht. Panic wird vorgeworfen, er habe in London zu viele Zugeständnisse gemacht.
Die von dem Schriftsteller Vuk Draskovic geführte "Serbische Erneuerungsbewegung" erklärte, Milosevic wolle "zusammen mit seinen Söldnern Panic loswerden, der Serbien davor bewahrt hat, auf der Londoner Konferenz von der Welt zum Tode verurteilt zu werden".
(Weiterer Bericht auf Seite 2)
Kleine FR
Seminar für Elternbeiräte Die Evangelische Familienbildungsstätte bietet einen Kursus für Eltern an, die an der Mitarbeit in der Schule interessiert sind. An drei Abenden wird informiert über Rechte von Elternbeiräten, die Gestaltung von Elternabenden und Möglichkeiten der Einflußnahme bei Konflikten. Beginn ist am 3. September, 20 Uhr, in der Emser Straße 3. Auskunft und Anmeldung unter Telefon 52 40 15.
Dino-Wochen in Klarenthal Aktionen rund um die Dinosaurier bietet das Gemeinschaftszentrum Klarenthal, Goerdeler Straße 49, von heute bis Freitag, 11. September, an. Es werden Dinos gebastelt und Infos über die Urzeittiere gegeben. Den Abschluß bildet ein Dinofest am 11. September, 14.30 Uhr.
HOCHTAUNUSKREIS. "Das wird jetzt losgehen mit der Diskussion." Ein Hochtaunus-Liberaler sagt seiner Partei unruhige Zeiten voraus. Der Grund: Der FDP- Kreisvorstand hat den rechtspopulistischen österreichischen Politiker Jörg Haider zum Karl-Hermann-Flach-Disput am Montag, 19. Oktober, eingeladen.
"Ich halte das nicht für richtig", hat sich der Oberurseler Bundestagsabgeordnete Ekkehard Gries auf FR-Anfrage gestern bereits von seinen Parteifreunden distanziert. Die Landtags-Grünen fordern zudem eine Klarstellung der Landes- FDP. Es zeuge von "politischer Instinktlosigkeit, ausgerechnet in Zeiten eines anwachsenden Rechtsradikalismus und brennender Asylbewerberheime den Rechtsaußenpopulisten Haider nach Hessen einzuladen". Die Kreis-FDP stelle sich damit "in die Reihe derer, die den Versuch unternehmen, rechtsextreme Positionen wieder hoffähig zu machen".
"Liberale zeichnet aus, daß sie sich auch mit politischen Extremen auseinandersetzen", hält der FDP-Kreisvorsitzende Frank Blechschmidt aus Oberursel entgegen, "das heißt nicht, daß man sich diese zu eigen macht". Mit den "extremen Positionen" Haiders will die Hochtaunus- FDP den seit Jahren verflachten Karl- Hermann-Flach-Disput aus dem Schattendasein führen. Blechschmidt hält auch den Todestag Flachs für die Einladung Haiders angemessen, denn beides seien "streitbare Liberale" - Haider allerdings "nicht im Verständnis eines deutschen Liberalen".
"Ich glaube nicht, daß Flach für solche Dinge großes Verständnis hätte", widerspricht Gries. Nach den Konflikten um andere Veranstaltungen mit Haider habe der Kreisvorstand wissen müssen, welche Diskussionen dies auslöst: "Ich bin dagegen, daß so etwas stattfindet, weil es mißverstanden werden muß".
"Zu recht" betrachtet die Bundes-FDP Kontakte mit Haider laut Gries daher argwöhnisch. In der Kreis-FDP war die Einladung gestern kaum bekannt. Streit, daß so Haiders Ansichten salonfähig gemacht würden, wurde von Vorstandsmitgliedern jedoch erwartet.
Ihre Teilnahme am Disput mit Haider zugesagt haben laut Blechschmidt Generalbundesanwalt Alexander von Stahl, Soziologieprofessor Erwin Scheuch und der rheinland-pfälzische FDP-Fraktionschef Hans Hermann Dieckvoss. (Siehe auch Hessen-Seite!) stk
BAD HOMBURG. Mineralien und Fossilien können am Sonntag, 13. September, auf der 4. Mineralien- und Fossilienbörse bestaunt, gekauft und getauscht werden. In der Volkshochschule Bad Homburg werden rund 30 nichtgewerbliche Aussteller dem interessierten Besucher ihre Sammlungen zeigen und Fragen beantworten.
Des weiteren stehen Führungen durch das Taunus-Wetterau-Museum in der VHS, eine Ton-Dia-Schau und eine Tombola auf dem Programm. Die Börse ist von 10 bis 17 Uhr geöffnet, der Eintritt ist frei. teb
RODGAU. Ausschließlich dem Thema S-Bahn und ihren Querungen auf Rodgauer Stadtgebiet ist die Bürgerversammlung gewidmet, die laut Hessischer Gemeindeordnung (HGO) einmal im Jahr stattfinden soll und zu der Stadtverordnetenvorsteher Rainer Bergert für Donnerstag, 1. Oktober, um 19 Uhr ins Bürgerhaus Dudenhofen eingeladen hat. Neben ihm werden nur die drei hauptamtlichen Magistratsmitglieder Paul Scherer, Thomas Przibilla und Alfred Schüler, außerdem Vertreter der Bundesbahn und der an dem Projekt mitwirkenden Ingenieurbüros auf dem Podium sitzen. In Anbetracht des bevorstehenden Kommunalwahlkampfes bleiben die Fraktionssprecher "außen vor". ttt
HAINBURG. Noch bis zum 15. September haben Hainstädter Kinder Zeit, ihre Fotos, Filme, Zeichnungen, Malereien oder Texte in Schule oder Pfarramt abzugeben. Dann soll eine Jury aus Klassensprechern und zwei Erwachsenen die Arbeiten zu den verschiedenen Themen bewerten. Preisverleihung ist am Samstag, 19. September, bei einem Kinderfest um 15 Uhr im Möviasaal am Bahnhof.
Drei Themen stehen bei dem Wettbewerb zur Auswahl: Wo wir uns am liebsten treffen, wie wir uns unsere Spielplätze, Straßen und Treffpunkte wünschen, wie wir uns streiten und vertragen.
Dieser von Hainstädter Jugendgruppen und der Schule initiierte Wettbewerb findet zum dritten Mal nach 1979 und 1984 statt. Bei dem Kinderfest am 19. September wird außer der Preisverleihung auch eine Talentschau über die Bühne gehen. Spiele, Lieder, Tänze, Essen und Trinken sowie eine Meckerrunde, bei der die Kinder Positives und Negatives über Hainburg, die Schule, die Eltern festhalten, sollen die Veranstaltung abrunden.
Bei dem Kinderfest werden die Wettbewerbsergebnisse und auch die Liste der "Wünsche und Forderungen für die Zukunft und die Welt" der Kinder von den Ferienspielen ausgestellt. ttt
RODGAU. Keine erheblichen Geschwindigkeitsüberschreitungen ergaben die jüngsten Radarmessungen der Offenbacher Polizei zwischen Hainhausen und Weiskirchen. Bei 227 gemessenen Fahrzeugen gab es zwölf Verwarnungen sowie eine Anzeige. Bei zulässigem Tempo 30 wurde der schnellste mit 54 Stundenkilometern gestoppt. Für Stadtrat Alfred Schüler ein Beweis, daß sich der Trend zu vernünftiger Fahrweise durchsetzt. ttt
RODGAU. Zum 5. Mal können Rodgauer am Wochenende, 19./20. September, beim Drachenfest am Nieder-Röder Badesee "bunte Träume an der Leine" beobachten. Am Samstag von 14 und am Sonntag von 10 Uhr an lassen Mitglieder des Rodgauer Drachenclubs und des Neu-Isenburger Drachen-Stammtischs Kasten- und Lenkdrachen steigen, zeigen ein fliegendes Aquarium und schicken Kindern eine Bonbondrachenfähre. ttt
RÖDERMARK. Mit gut 1700 Mark beteiligt sich der Kreis Offenbach an den Renovierungsarbeiten des Gemeindehauses der evangelischen Kirchengemeinde Urberach. Im Zuge der Umbauten beabsichtigt die Kirchengemeinde, auch eine behindertengerechte Toilette zu installieren. Dafür ist der Zuschuß bewilligt worden. Der Betrag entspricht einem Fünftel der Gesamtkosten in Höhe von 8500 Mark.
"Behinderte haben noch immer erhebliche Probleme, am Alltagsleben teilzunehmen", erklärte der Erste Kreisbeigeordnete und Sozialdezernent Frank Kaufmann das Engagement des Kreises. ttt
RODGAU. Zur Kerb in Jügesheim am Wochenende, 5./6. September, werden die Straßen im Ortskern rund um die Kirche gesperrt. Seit Mittwoch ist die Kirchgasse bereits für Autos unpassierbar, am Freitag werden Vorder- und Hintergasse "dichtgemacht", und zwar bis Mittwoch nächster Woche. Zwischen Rathaus und Kirche wird der Kerbplatz aufgebaut - mit Karussell, Buden und Ständen der örtlichen Vereine.
Nicht zur Verfügung steht während dieser Zeit der Parkplatz am Feuerwehrhaus, weil dort die Fahrzeuge der Schausteller abgestellt werden. ttt
RÖDERMARK. Zur Riverboat-Shuffle auf dem Main sticht der Jazzclub Rödermark am Samstag, 12. September, um 19 Uhr von der Anlegestelle Isenburger Schloß in Offenbach aus in See. Gechartert wurde die MS "Nautilus", auf deren zwei Decks sich die "Maryland Jazzband" aus Köln und "Roger & the Evolution" aus Berlin verteilen. Bis 23.30 Uhr wird die Kreuzfahrt dauern. Das Ticket kostet für Mitglieder 30, für Gäste 40 Mark. Wer den Bustransfer von Urberach (17.30 Uhr ab Festplatz), Ober-Roden (18 Uhr ab Rodgauschule) oder Neu-Isenburg (18.15 Uhr ab Hugenottenhalle) in Anspruch nimmt, muß für Hin- und Rückfahrt neun Mark drauflegen. Der Vorverkauf an den bekannten Stellen hat begonnen. ttt
RODGAU. Über Aids spricht in einer Veranstaltung der Kreisvolkshochschule und der Volkshochschule Rodgau am Dienstag, 15. September, um 19 Uhr in der Georg-Büchner-Schule in Jügesheim die Leiterin der Aids-Beratungsstelle des Kreises Offenbach, Doris Wilz. Die Ärztin wird ihre Beratungsstelle vorstellen sowie über Antikörper-Tests, Übertragungs- und Schutzmöglichkeiten, die Sicherheit von Blutkonserven und infizierte Kinder im Kindergarten sprechen. ttt
Kleine FR
Rockkonzert auf der Bulau RÖDERMARK. Wieder geht auf der Bulau die Post ab: In einer Veranstaltung des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) gibt am Freitag, 4. September, 19 Uhr, die Gruppe "Foin" ein Rockkonzert. Bedrohen Elstern die Singvögel? RODGAU. "Die Elster - vogelfrei?" ist Thema eines Diavortrages der Gruppe Dudenhofen im Naturschutzbund am Donnerstag, 10. September, um 20 Uhr im Gasthaus "Zur Krone". Bei freiem Eintritt geht der Diplom-Biologe Peter Herkenrath der Frage nach, ob die Elstern die Singvögel wirklich bedrohen. Blutspende-Termin RODGAU. Zur nächsten Blutspende ruft die DRK-Ortsvereinigung Weiskirchen für Dienstag, 22. September, von 17.30 bis 20.30 Uhr im Bürgerhaus auf. Die Mönche bleiben DIEBURG. Das Kapuziner-Kloster in Dieburg mit seinen vier Brüdern bleibt erhalten. Die Kapuziner sind bereits seit 1292 in Dieburg ansässig. Gemeinsam mit Behinderten RODGAU. Der durch seinen 24-Stunden-Lauf von Dudenhofen auch über Rodgaus Grenzen hinaus in Erscheinung getretene und mit dieser Veranstaltung am 20. September erneut aufwartende Verein "Gemeinsam mit Behinderten" wird am 7. September um 19.30 Uhr im Jügesheimer Haus der Begegnung in eine Stiftung umgewandelt. Sie soll mit einem Kapital von 100 000 Mark ausgestattet werden, der jährliche Zinserlös geht an Behinderte und Hilfsbedürftige.
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FR-Leser Gerd F., ein begeisterter Schwimmer, wollte an einem Samstag abend mit der Buslinie 33 von der Bockenheimer Warte zum Rebstockbad fahren. "Ich lief also zur Bushaltestelle", erzählt der Student, "und dann sah ich, daß da gar kein Fahrplan für den 33er mehr aushängt." Die Informationskästen an der Bockenheimer Warte waren leer, nur noch über den Nachtbus N 2 informierte ein Aushang. "Jetzt dacht' ich natürlich", berichtet Gerd F., "am Wochenende fährt halt kein 33er." Deshalb fuhr der Student erst mit der U-Bahn zur Hauptwache, dann mit der S-Bahn Richtung Rödelheim und stieg schließlich in den 34er Bus zum Rebstockbad um. "Das hat mich fast eine Stunde gekostet", klagt der Leser.
Als Gerd F. nach seinem samstäglichen Schwimmvergnügen zurück zur Busstation am Rebstockbad lief, "da fährt doch auf einmal der 33er an mir vorbei, da hätt' ich ja gleich von der Bockenheimer Warte aus zum Schwimmbad laufen können".
Ob die Stadtwerke etwa versehentlich den Aushang entfernt hätten? fragt der Leser. Die Stadtwerke haben laut Pressesprecher Frank Döbert an der Bokkenheimer Warte "nicht veranlaßt", den Busfahrplan zu entfernen. "Gerade wenn wir die neuen Fahrpläne herausgeben", erzählt Döbert, "dann kommt es schon öfters vor, daß die Pläne aus den Schaukästen entfernt werden." Der Stadtwerke-Sprecher vermutet: "Möglicherweise ist der eine oder andere Fahrgast einfach nicht bereit, sich einen Fahrplan zu kaufen, und läßt dann die anderen Kunden im Regen stehen."
Von den nächtlichen Kommandoaktionen sparwütiger FVV-Kunden mit Schraubenzieher und Vierkantschlüssel "oder einfach mit einem kräftigen Schlag gegen die Glasscheibe" erfahren die Stadtwerke in der Regel nur über die Beschwerden der Kunden. Frank Döbert bittet deshalb alle Fahrgäste, denen leere Informationskästen auffallen, sich an die Kundendienstabteilung der Stadtwerke, Telefon 21 32-23 61, oder an einen beliebigen Stadtwerkeschalter zu wenden.
"Wir sind auf die Mithilfe der Kunden angewiesen", sagt Döbert. "Da die Kästen von der Straße her nicht einsehbar sind, können unsere Busfahrer wenig tun." Nach einer berechtigten Beschwerde würden die Info-Kästen unverzüglich wieder mit einem aktuellen Fahrplan ausgestattet. Der Pressesprecher weist allerdings auch darauf hin, daß Kunden mit einem eigenen FVV-Fahrplan gegen alle Manipulationen an den Info-Kästen geschützt seien. mku
Aufgespießt
"Bezugnehmend auf den Jahrestag des Überfalls Nazideutschlands auf Polen, heute vor 53 Jahren, spricht sich die brandenburgische CDU für weitere intensive Kontakte zu Polen aus." Einleitung einer Presseerklärung der CDU-Brandenburg vom 1. September.
OBERURSEL. Das Land Hessen will den Feldbergzubringer im Bereich des Eichwäldchens nicht mehr mit einem Tunnel ummanteln. Das teilte das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Technologie jetzt Philipp Zmyj-Köbel mit, dessen Mutter Annette Zmyj seit Jahren gegen den Weiterbau des Feldbergzubringers klagt.
In dem Schreiben heißt es, daß "zwar im Rahmen der Diskussion der Lärmschutzmaßnahmen auch der Gedanke einer Eintunnelung diskutiert wurde, daß aber im Zusammenhang mit der nun durchzuführenden Maßnahme diese Überlegung nicht mehr weiterverfolgt wird". Auf dem Strekkenabschnitt sollen Lärmschutzwände die Anwohner vor Lärm schützen.
Dazu Erster Stadtrat Eberhard Häfner: "Wir geben nicht auf." Die Stadt werde weiter für den Tunnel kämpfen und mit dem Bund darüber verhandeln, der die Straße bezahlen muß. Bisher hatten Stadt und Land nach Häfners Worten den Tunnel einvernehmlich betrieben. Inzwischen favorisiert das Land lärmarme Fahrbahnbeläge, um Geld und höhere Lärmschutzwände sparen zu können. w
HÖCHST. Einen Bildungsurlaub in Wien können junge Frauen zwischen 14 und 27 Jahren mit dem Höchster Jugendzentrum machen. Vom 10. bis 17. Oktober "erkunden" die Teilnehmerinnen die Großstadt vor allem aus der Sicht von Frauen. Kulturelle Einrichtungen sollen besichtigt und "interessante Gespräche" mit Wiener(inne)n geführt werden. Die Juz-Organisatoren versprechen, daß Spaß und Freizeit nicht zu kurz kommen.
Von Frankfurt aus geht's per Zug in die österreichische Hauptstadt. Näheres ist im Jugend- und Kulturzentrum, Palleskestraße 2, zu erfahren. Wer mitfahren will, sollte sich schnell melden. dis
Die "Telefonkette Kontakt" der evangelisch-lutherischen Erlösergemeinde in Oberrad, Melanchthonplatz, wendet sich an Menschen, die alleine sind und Gesprächspartner suchen. Auskunft unter Tel. 65 23 11 oder Tel. 65 16 43. gs
Die Pfadfinder der katholischen Bonifatiusgemeinde Sachsenhausen machen auf ihre Termine aufmerksam: Die "Wölflinge" treffen sich mittwochs um 17 Uhr, die Jungpfadfinder dienstags um 17 Uhr und die Pfadfinder montags um 18.15 Uhr im Gemeindehaus, Achenbachstraße 5. gs
Die evangelisch-lutherische Lukasgemeinde in Sachsenhausen, Gartenstraße 71, weist auf die Übungsstunden der Musikkreise hin: Der Posaunenchor trifft sich montags, 19 bis 20 Uhr, der Lukas- Chor mittwochs, 19.30 bis 21 Uhr. Die Mitglieder des Flötenkreises treffen sich jeden Mittwoch zwischen 21 und 22 Uhr, der Kinderchor schließlich probt donnerstags von 15 bis 16 Uhr. gs
Der erste Bergmann, den ich in der Thorez-Grube im niederschlesischen Waldenburg (Walbrzych) kennenlerne, erinnert ein wenig an eine Stewardess, die im Flugzeug die Benutzung der Sauerstoffmaske demonstriert. Aber er lächelt nicht. Ernst und langsam erklärt er die Funktion eines fünf Kilo schweren orangefarbenen Kastens, den man mit Gurten um Hals und Bauch schnüren muß. Bald stehen wir im Förderkorb des Juliaschachtes. Mit nur sechs anstatt zwölf Metern pro Sekunde sausen wir in die Tiefe. Die elektrische Fördermaschine aus dem Jahre 1911 ist von Siemens und kann noch immer auf den halben Zentimenter genau bremsen, erklärt der Maschinist voller Stolz.
Bei 580 Metern, Querschlag eins, Sohle sechs machen wir uns auf den Weg. Gewandt eilt der Obersteiger über die Schwellen der Füllwagenschienen durch die niedrigen, pechschwarzen Gänge, die nur an den Kreuzungspunkten schwach erleuchtet sind. Ab und zu tauchen schwarze Gestalten im Schein unserer Grubenlampen aus dem Dunkel auf, die meinen Führer achtungsvoll ein "Glück auf!" entbieten - er hat in der Bergbauakademie in Krakau studiert und ist trotz seiner jungen Jahre eine Respektsperson. Es ist nicht leicht, ihm zu folgen. Tiefe Wasserlöcher erschweren das Fortkommen, und die eisernen Förderwagen setzen sich immer wieder in geheimnisvolle Bewegung. In den Sicherheitsschleusen rieselt der Sand von der Decke. Strecken unheimlicher Stille folgen Abschnitte mit noch bedrohlicherem Heulen - es klingt wie Düsenmotoren, aber es sind Ventilatoren. Um ans Ziel zu gelangen, übersteigen wir ein Förderband und kriechen wenig später auf dem Bauch wieder unten durch. Die Decke wird niedriger, die Luft stickig heiß und immer staubiger, der Sauerstoffapparat und die Batterie für das Licht am Helm immer schwerer.
Endlich sind wir da. Die vier Männer am Ende der Sohle sind überrascht und zunächst ein wenig verlegen. Es sind Spezialisten - mit einem riesigen Bohrer bohren Wieslaw Jankowski und seine Crew Löcher in die Wand, um zu prüfen, ob auf der anderen Seite Methan ist. Im vergangenen Jahr sind fünf Männer im Juliaschacht bei dieser Arbeit durch eine Explosion ums Leben gekommen. Aber an die Unfallgefahr haben sich die Bergleute gewöhnt - kleinere Verletzungen wie gequetsche und gebrochene Hände und Füße gibt es jeden Tag. Viel schlimmer ist für sie der drohende - nein, der sichere Verlust des Arbeitsplatzes. Die Steinkohlegrube Thorez - zu deutschen Zeiten die "Fuchsgrube" - soll ebenso wie drei andere Gruben in der Region Waldenburg stillgelegt werden.
Plötzlich reden alle durcheinander: "Zwanzig Jahre war ich unter Tage - wo soll ich denn hin? Wer nimmt mich jetzt? Meine Hände taugen nicht mehr zum Uhrmacher!" - bricht es aus Jankowski hervor. Sein Kollege fällt ihm ins Wort: "Früher hab' ich die Schaufel genommen, hab Sonn- und Feiertags geschuftet, und die Kasse hat gestimmt. Jetzt reicht es nicht mal mehr für anständiges Essen!"
Die Bergleute gehörten früher zur Arbeiteraristokratie in Polen: Sie verdienten das drei- und vierfache von Akademikern, und selbst im Kriegsrecht, als es zwei Kilo Fleisch pro Monat auf Karten gab, bekam der Bergmannn sieben. Jetzt bekommen die Kumpels zwar immer noch ihre dreieinhalb Millionen Zloty (370 Mark) im Monat - aber die Arbeiter in der Porzellanfabrik Ksiaz haben inzwischen dasselbe in der Lohntüte, ohne ihre Gesundheit zu riskieren. Und Streiks, wie bei den Kumpels in Oberschlesien oder im nahegelegenen Lübener Kupferkombinat? "Recht haben sie, daß sie streiken! Aber bei uns wird das nichts mehr - die da oben würden uns nur noch früher zumachen", sagen sie.
"Die da oben", das sind: Der stellvertretende Direktor Ingenieur Andrzej Winnicki, der jetzt zum Liquidator der Grube bestimmt ist - und die Regierung, der Präsident, der Woiwode, der Bürgermeister, ja sogar auch die Gewerkschaft "Solidarnosc", für die gerade die Bergleute früher alles riskiert und gegeben haben - manche sogar ihr Leben, z. B. in der Grube Wujek, wo neun Bergleute von der Polizei erschossen wurden. "Aber wofür das alles?" - fragen Jankowskis Kumpels im Juliaschacht heute. "So wie es jetzt ist, war das alles nicht gedacht".
Der Chef der staatlichen Bergbaubehörde, Janusz Steinhoff, versteht die Proteste derjenigen, die noch protestieren können, gut: "Die unmittelbare Ursache für die Streiks liegt in der Pauperisierung des Berufs. Der Zusammenprall mit dem Markt erwies sich für den Bergbau als gnadenlos. Diese einfachen und zumeist grundehrlichen Leute verstehen nicht, warum dieses souveräne und demokratische Polen, auf das sie gewartet und für das sie gekämpft haben, sie jetzt so brutal in den Hintern tritt." Das sind markige Worte - wahr, aber ohne weitere Konsequenzen. Vorbei sind die Zeiten in Polen, in denen das schwarze Gold Macht bedeutete und die sozialistischen Kohlebarone das Land regierten. Die Steinkohlegemeinschaft wurde 1989 aufgelöst. Geblieben sind 63 formal selbständige Steinkohlegruben, von denen je nach Rechenart vier bis maximal 22 rentabel sind. Polen ist - von den GUS-Staaten abgesehen - mit 140 Millionen Tonnen Kohle pro Jahr der größte Steinkohleproduzent Europas. Die Zahl der im Bergbau Beschäftigten liegt mit 310 000 knapp doppelt so hoch wie in der gesamten EG. Umgekehrt verhalten sich die Proportionen, wenn es um die Effizienz der Arbeit geht: während ein polnischer Bergmann pro Jahr etwa 450 Tonnen Kohle fördert, schafft sein EG-Kollege mit 1150 Tonnen mehr als das Doppelte.
Der Grund für die niedrige Ausbeute liegt auf der Hand: nicht überall sind die geologischen und technischen Bedingungen so musterhaft wie in Sohle sechs. Viele Flöze sind so niedrig, daß man sich nur auf allen Vieren fortbewegen kann. Schaufel und Keilhaue sind nach wie vor die einzigen Abbauinstrumente - wie im 19. Jahrhundert, aus dem auch die unter Denkmalschutz stehenden Schachtgebäude der Thorez-Grube stammen. Die vier Gruben in Waldenburg sind die unrentabelsten im ganzen Land: Während die Förderung eine Tonne Kohle im Landesdurchschnitt umgerechnet etwa 33 Mark kostet, liegt der Selbstkostenpreis in Waldenburg bei 98 Mark. Jede in "Thorez" geförderte Tonne Kohle wird vom Staat mit umgerechnet knapp 50 Mark subventioniert. Insgesamt mußte der polnische Steuerzahler im vergangenen Jahr 132 Millionen Mark zur scheinbar noch immer "billigen" Kohle zuzahlen - und allein drei Viertel dieser Summe floß in die vier niederschlesischen Bergwerke.
Aber es geht nicht nur um das Schicksal der 10 000 Bergarbeiter und ihrer Familien: Betroffen ist die ganze Stadt mit 150 000 Einwohnern, die bisher das Wirtschaftszentrum der Region gebildet hat. Sogar das Freibad, bislang im Besitz der Grube Thorez, wird geschlossen. "Schon jetzt haben wir aufgrund der Verarmung der Bevölkerung Mietrückstände in Höhe von 2,5 Milliarden Zloty!" (265 000 Mark), sagt Bürgermeister Zdzislaw Grzymajlo. Dabei beträgt der subventionierte Mietpreis in den ehemals deutschen kommunalen Wohnungen allenfalls umgerechnet 30 Mark pro Monat. Der Rathauschef gibt sich große Mühe, neue Industrie in Walbrzych anzusiedeln. Aber bisher haben die Bemühungen noch nicht viel gefruchtet. Als Erfolg kann gelten, daß die Porzellanfabrik Ksiaz und die Glashütte Jampol trotz widriger Umstände bislang nicht bankrott gegangen sind. Trotzdem ist der Bürgermeister nicht gegen die Schließung der Gruben: "Das ist ja moderne Sklavenarbeit da unten", meint Grzymajlo. Außerdem hofft er, daß seine schmucke Stadt mit ihren Bürgerhäusern und der Burg Fürstenstein vor den Toren künftig einmal Touristenattraktion wird, aber bis dahin ist der Weg noch weit.
Auf den ersten Blick mag es überraschen, daß auch Zbigniew Senkowski, der Vorsitzende der "Solidarnosc"-Gewerkschaft in Walbrzych, die Schließung der Gruben begrüßt. "Wissen Sie, wie lange ein Bergmann lebt? Im Durchschnitt 45 Jahre. Haben Sie gesehen, wie elend die Bergleute sterben? Sie ersticken im Krankenhaus unter dem Sauerstoffzelt." Der Grund ist die Staublunge, deren Existenz nun endlich auch in die offiziellen Statistiken Eingang findet: Allein in Thorez, wo 1600 Kumpel unter Tage arbeiten, wurden im letzten Jahr 155 Neuerkrankungen gemeldet. Auch Senkowski, Ende dreißig, äußerlich ein Bild von einem Mann, das vor Gesundheit zu strotzen scheint, hat beim Treppensteigen Atembeschwerden - 18 Jahre lang ist er eingefahren. Darum arbeiten Senkowski und seine Solidarnosc-Kollegen mit dem Bürgermeister, dem Woiwoden und dem Regierungsbeauftragten für die Restrukturierung Walbrzychs zusammen. Die ehemals kommunistischen Gewerkschaften OPZZ, die in vielen Gruben zu Streiks aufrufen, sind für sie "unverantwortliche Populisten": "Es ist leicht, vor die Kumpels hinzustehen und zu sagen, daß alles am Arsch ist und eigentlich viel besser sein müßte. Die Frage ist doch: Wie?", meint Senkowskis Kollege Bogumil Zimnawoda.
Seit fast zwei Jahren schleppt sich die Reform des polnischen Steinkohlebergbaus dahin. Rezepte gibt es genug. Selbst französische Berater haben in Walbrzych mitgemischt. Im Prinzip sind sich alle einig, daß die bis 1995 notwendigen Subventionen vor Ort zur Schaffung von Arbeitsplätzen und billigen Krediten für Selbständige verwandt werden sollen. Aber Kompetenzstreitigkeiten und das Personalkarussell in Warschau - drei Regierungswechsel innerhalb von zwei Jahren - haben eine Entscheidung über so große Summen bisher vereitelt.
Illusionen über die Magie des Marktes sind beim Kohleproblem sowieso fehl am Platze: In Deutschland sind die staatlichen Subventionen pro Tonne Steinkohle etwa doppelt so hoch wie in Polen. Gerade dieses Beispiel wird in Polen gerne verwendet, um zu illustrieren, daß für den Erhalt des Kohlebergbaus letztlich nicht soziale Aspekte, sondern die energiewirtschaftliche Absicherung eines Landes ausschlaggebend sind.
Obwohl es mit der Rentabilität der oberschlesischen Kohlegruben momentan vergleichsweise besser bestellt ist, droht vielen von ihnen das gleiche Schicksal wie den Bergwerken in Niederschlesien. Schon jetzt haben die ersten Schritte zur Angleichung des Kohlepreises ans Weltmarktniveau zu einem Rückgang der Binnennachfrage geführt. Mehr als sechs Millionen Tonnen liegen auf Halde. Das Lohnniveau steigt, die Subventionssummen sinken und der Konkurrenzdruck aus den USA, Kanada, Australien und Südafrika nimmt zu. Ohne erhebliche Investitionen wird die polnische Kohle in absehbarer Zeit nicht mehr konkurrenzfähig sein.
Generell gibt es jedoch in nächster Zukunft keine Alternative. Polens Energiebedarf wird zu 60 Prozent von Steinkohle gedeckt. Hinzu kommen Braunkohle und russisches Erdgas. Auch die Weltbankexperten geben dieser Branche eine Chance. Sie sind bereit, die Sanierung der Steinkohleindustrie mit Krediten in Höhe von vorerst 200 Millionen US-Dollar zu unterstützen. Ein Reformkonzept der Staatlichen Steinkohleagentur in Kattowitz sieht vor, die Zahl der Beschäftigten bis ins Jahr 2010 um knapp 100 000 zu senken. Bereits bis zur Jahrtausendwende sollen 18 Gruben liquidiert und die verbleibenden 45 in Holdings zusammengefaßt werden. Über dieses Konzept wird zur Zeit in Warschau zwischen Regierung und Gewerkschaften verhandelt.
Es ist ein großes Glück bei dieser Reise, mit Sonnenschein gesegnet zu sein. Die nahezu vollständigen Altstadt-Ensembles verzaubern die Besucher. Regen läßt den romantischen Anblick schnell zur Trostlosigkeit zerfließen. Dann bleiben fast nur noch herabbröckelnde Fassaden, fausttief zerfressene Sockel. Die tschechoslowakische Regierung hat schon vor Jahren - vor der Wende - viele Altstädte komplett unter Denkmalschutz gestellt, und unübersehbar sind allenthalben die Bauhandwerker zugange. Aber der Reichtum, der erforderlich ist, um den Verfall zu bremsen, scheint genauso weit weg wie jener, der diese Städtchen einst hat entstehen lassen.
Wieder der große, langgestreckte Marktplatz, umsäumt von Häusern mit Laubengängen, die größtenteils aus dem 16. Jahrhundert stammen, die gotische St.-Ägidius-Kirche aus dem dreizehnten. Schmuckstück des großen Platzes ist das Renaissance-Rathaus aus dem 16. Jahrhundert.
Die Zeit vor 1918, als Deutsche und Tschechen noch gleichermaßen Österreicher waren, ist für die einen gute alte Zeit, für die anderen eine Epoche ohne eigenen Staat. Als Thomás G. Masaryk, der heute noch - wie jetzt auch Václav Havel - von vielen "unser Präsident" genannt wird, nach dem Ersten Weltkrieg die Tschechoslowakei gründete, emanzipierten sich die Tschechen als Nation, was aber nichts an der wirtschaftlichen Macht der deutschen Minderheit änderte, die sich erst relativ spät zu tschechischer Staatsbürgerschaft deutscher Nationalität bekennen mochte. Da war freilich schon der unselige Edvard Benes am Ruder, Nachfolger Masaryks, Ministerpräsident später im Londoner Exil und auch noch nach dem Krieg wieder in der Heimat. An ihm scheiterte 1937, einer Zeit großer wirtschaftlicher Not, eine Initiative der deutschen "Jungaktivisten" - demokratischen Politikern, die nach dem Krieg in der Bundesrepublik eine Rolle spielten: Wenzel Jaksch, der Sozialdemokrat; Gustav Hacker vom Landbund, der später in Hessen Minister war, und Hans Schütz, Christlichsozialer und nach dem Krieg Minister in Bayern. Man weiß, daß die Nazis von Konrad Henlein das Rennen machten, und was herauskam in der internationalen Politik: die Übergabe des Sudetenlandes, die Annexion der "Rest-Tschechei", Protektorat Böhmen und Mähren, Heydrich, Lidice. Wie Benes den Vielvölkerstaat auf Tschechen und Slowaken reduzierte, weiß man auch. Schmerzlich, daß die Vertreibung im Westen des Kalten Krieges weitgehend Eigentum von aufrechnenden Vertriebenen-Funktionären blieb. Gebeugte Häupter haben überall gefehlt.
Auf dem Zwittauer Friedhof liegt das Grab der Schindlers, einer Fabrikantenfamilie, deren letzter Sproß in Jerusalem begraben liegt. Oskar Schindler, Rennfahrer, Bonvivant, zog aus, um als selbständiger Fabrikant reich zu werden. 1939 ergatterte er eine "arisierte" Emailfabrik in Krakau, in der viele Juden beschäftigt waren. Schindler erlebte die blutige Auflösung des Krakauer Gettos und trickste nun mit beträchtlicher Kumpanei und hohem persönlichem Risiko die SS-Größen aus, um jüdische Häftlinge als Arbeitskräfte für seine Fabrik zu bekommen. Mit dem Anmarsch der Roten Armee mußte die Produktion nach Mähren verlegt werden, und Schindler stellte eine Liste auf von rund 1300 Juden, die er als unabdingliche Fachkräfte ausgab. Das Werk in Brünnlitz (Brnenec), wenige Kilometer südlich von Zwittau, stellte am Schluß überhaupt nichts mehr her, aber die "Schindler-Juden" überlebten.
BESTE REISEZEIT: Ganzjährig. Das Klima ist mitteleuropäisch, der Besucherandrang erreicht nie lästige Ausmaße.
EINREISE: Personalausweis genügt.
ANREISE: Mit dem Auto über Marktredwitz/Cheb (Eger), Waidhaus/Bor (Haid) oder Dresden/Decin (Tetschen), weiter über Prag. Bahnreise ist kompliziert und zeitraubend.
Der Reichtum, der erforderlich ist, um den Verfall zu bremsen, scheint in Böhmen und Mähren genauso weit weg wie jener, der diese Städtchen einst hat entstehen lassen.
(Bild: Herbert Fritz)
(Zeichnung: Alexandra Papadopoulou)
Die Ruhe ist dahin. Den zehnten Geburtstag ihrer Galerie können die Schneiders nun nicht mehr am schönen Bodensee feiern. Die ersten Ausstellungsräume, im eigenen Hause in Konstanz, sind verlassen. Jetzt umbraust der Lärm des Frankfurter Kraftverkehrs die Kunst der Schneiders: Im Souterrain an der Gutleutstraße, Ecke Baseler Platz, hat die Galerie ihren neuen Platz gefunden.
Das "Stammhaus" in Konstanz wurde vor wenigen Monaten ganz aufgegeben - äußeres Zeichen des Erfolgs: "Die Künstler sind so bekannt geworden", sagt Wolfgang Schneider, "das ließ sich von der Peripherie aus nicht mehr machen."
Dabei hat er die Distanz zum lärmenden Kunstgeschäft der Städte stets geschätzt. In Konstanz konnten sich die Schneiders seit 1982 in aller Ruhe etablieren, nach ihrem entschiedenen Schritt von Sammlern zu Galeristen. Da war der erfolgreiche Bauingenieur Wolfgang Schneider "an dem Punkt, wo ich gesagt hab: Dafür ist mir mein Leben doch zu schade." Ein Zeitpunkt auch, an dem sich die Kriterien für qualitätvolle, junge Kunst für die Schneiders klar herauskristallisiert hatten.
Katharina Fritsch, Klaus vom Bruch, Jürgen Klauke gehörten zu den ersten Künstlern der Galerie. Nur wenige sind hinzugekommen. Ob in Konstanz oder Frankfurt - die gewissenhafte Auswahl, die intensive Auseinandersetzung mit den Künstlern und ihren Arbeiten gehört zum hohen Eigenanspruch der Schneiders. "Die tragenden Figuren und Kräfte zu finden" - das braucht eben seine Zeit. In Konstanz habe man ihm vorgeworfen, er kümmere sich nicht um die eigene Region. Das sei nicht wahr, sagt Schneider. Er schaue sich überall um. Aber er wolle sich nun mal nicht mit dem Mittelmäßigen, Schnellebigen begnügen. Das gelte auch für Frankfurt. "Wenn ich hier nur einen finde, auf den ich bauen kann, dann ist das schon sehr viel für mich." Er hat ihn gefunden: Der Objektkünstler Matthias Lengler ist bisher der einzige Frankfurter, den die Schneiders seit ihrem Umzug vor knapp vier Jahren in ihr Programm aufnahmen.
Bei aller Strenge: In ihren Wertmaßstäben wollen die Schneiders "immer total offen bleiben, nicht mit Modellen von vor ein paar Jahren arbeiten". Das konnten ihre Kollegen nicht immer nachvollziehen. Noch Mitte der Achtziger Jahre sei er belächelt worden, sagt Schneider, weil er auch Foto- und Video-Arbeiten ausstellte. In sehr kurzer Zeit habe sich das seither zur Selbstverständlichkeit entwickelt. Gleichviel: "Uns ging es ja nie um Skulptur, Malerei oder Fotografie, sondern immer um die Kunst."
Und da sind gerade jüngere Künstler mit ihren multimedialen Talenten die richtigen Gesprächspartner für die Schneiders. Parallel zeigte die Galerie die Polyester-Skulpturen und Panorama-Fotos von Marin Kasimir, die Aquarelle und Computerdrucke von Bernd Jünger. Und nun, in der Geburtstags-Ausstellung, stehen sie alle nebeneiander.
Was sie verbindet, was letztlich das Konzept der Galerie ausmacht - es läßt sich schwer beschreiben. Oft stoßen die Künstlerinnen und Künstler in neue Räume der Wahrnehmung vor - wie Jüngers zwischen Mikro- und Makrokosmos pendelnden Grafiken oder Lengners Raumschachteln, die gleichzeitig Innen- und Außenräume bilden können.
Ebenso oft sind diese Räume schwer zugänglich. Um deren Wahrnehmungs- und Bedeutungsebenen zu erschließen, gibt es wenig Hilfen und Hinweise. Derlei pädagogische Maßnahmen hält Schneider in der zeitgenössischen Kunst allerdings auch für entbehrlich. In sehr konzentrierter Form rücken seine Künstler ihre Bildinformationen heraus. Nicht minimalistisch, aber auch nicht vordergründig spektakulär.
Dieses Programm bestimmte auch die Standortwahl der Depandance: "Köln, das ist fertig; aber in Frankfurt gibt es immer noch eine unheimliche Aufbruchsstimmung", sagt Schneider; "da können wir mitgehen, mithelfen, etwas aufzubauen." Und doch lieben die Schneiders die Distanz zum Kunstrummel, nach wie vor. Ja, mit den Kontakten unter den Galeristen, das müsse sicher noch langsam wachsen. Einem Platz an der begehrten Galerienzeile in der City, in der Braubachstraße, ziehen die Schneiders dann doch ihren Keller im Gutleut vor; alles andere als ruhig, aber fern jeder Hektik. (Gruppenausstellung "Zehn Jahre Galerie Schneider", Gutleutstraße 94, bis 2. Oktober.) THOMAS A. WOLFF
Alltag im
Frauenhaus
HOFHEIM. Sie muß sich mit einer schweren Last abplagen. Auf ihren Schultern sind eine Reihe von Paketen aufgetürmt. Darauf steht: "Erziehung", "Kinder", "Behörden", "Partner". Die Schaufensterpuppe soll Probleme symbolisieren, mit denen sich Frauen herumschlagen, die im Frauen- haus leben. Die Puppe steht im Raum "Alltag", einem von insgesamt sechs Räumen, die der Verein "Frauen helfen Frauen" mit Stellwänden im Hofheimer Rathaus-Foyer für die Ausstellung "Innenansichten - Lebensort Frauenhaus" eingerichtet hat.
Am Samstag, 5. September, wird die Ausstellung um 16 Uhr eröffnet. Der Anlaß: Seit fünf Jahren gibt es in Hofheim ein Haus, in das Frauen flüchten können, wenn sie von ihren Männern mißhandelt werden. "Wir wollen zeigen, was in einem Frauenhaus wirklich geschieht", sagt Martina Nimsch, die die Schau organisiert hat. Denn das Frauenhaus sei nach wie vor ein Tabu, über das man nicht rede. Noch immer geisterten alle möglichen Unwahrheiten durch die Gegend. Damit das anders wird, haben die Mitarbeiterinnen Bewohnerinnen interviewt: Sie erzählen über ihre Situation, als die ins Frauenhaus kamen, wie der Alltag dort aussieht, wie die Kinder die neuen Lebensumstände bewältigen.
Die Interviews werden durch Texte von Iris Meyer ergänzt. Sie ist eine der Mitarbeiterinnen im Frauenhaus und schildert aus ihrer Sicht die Arbeit. Die verschiedene Betreuungsangebote werden vorgestellt. Es gibt außerdem theoretische Texte, die gesellschaftliche Hintergründe für Gewalt gegen Frauen deutlich machen sollen.
Die Ausstellung dauert bis 23. September. Sie ist Montag bis Freitag von 9 bis 12 Uhr, dienstags von 16 bis 18 Uhr, samstags von 14 bis 18 Uhr und sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet. fw
Mit teilweise erheblich günstigeren Preisen als denen, die im Katalog angegeben sind, können airtours-Kunden rechnen, die in ihrem Reisebüro in den neuen Winterprospekten des Linienflugveranstalters blättern. Durch den stark gefallenen Dollarkurs habe sich das Preisniveau vor allem in den Überseedestinationen deutlich gesenkt, sagte airtours-Geschäftsführer Ewald Vollrath bei der Programmvorstellung in Frankfurt am Main. Die Preise würden ständig dem Dollar angepaßt und müßten von den Interessenten aktuell abgefragt werden.
Urlaubsziele in Übersee bilden den Schwerpunkt der neubestückten airtours- Palette. Neu in den US-amerikanischen und kanadischen Rocky Mountains sind bei airtours Skigebiete am Lake Tahoe (Sierra Nevada) sowie in Utah und Colorado. Fly & Drive-Angebote in Kanada mit Linienflug und Mietwagen für eine Woche können bereits ab 1395 Mark gebucht werden.
Bei den Fernreisen gibt es für Gruppen und Einzelreisende in diesem Winter nur noch einen Katalog. Da airtours-Urlauber nur mit Linie fliegen, können nach dem Baukastensystem auch individuell Reisen zusammengestellt werden. Fertige Pakete bietet die TUI-Tochter mit exklusiven Programmen in Asien, Afrika, Mittel- und Südamerika an. Neu sind unter anderem eine neuntägige Busreise von Jakarta nach Bali und diverse Rundreisen von Singapur aus. Bahrein ist zum erstenmal "Unter der Sonne des Orients" - so heißt der airtours-Orient-Katalog. Hier wurden viertägige Ausflüge von Dubai nach Iran mit einem Besuch der alten Hauptstadt Persiens, Shiraz, ins Programm aufgenommen.
Der Durchschnittspreis einer airtours- Reise ist inzwischen auf rund 2000 Mark geklettert, 700 Mark mehr als im Branchenschnitt. airtours-Chef Vollrath erkennt darin einen Trend zum Qualitätsurlaub. Viele seien bereit, sagte Vollrath in Frankfurt am Main, heute auf eine billige Reise zu verzichten, um sich später eine teurere leisten zu können. FR
FRANKFURT A. M. (FR). An der New Yorker Börse sind am Dienstag nach der ersten Handelsstunde kaum veränderte Kurse notiert worden. Der Dow-Jones-Index fiel um 0,27 auf 3257,62 Punkte. Am Vortag war das Wallstreet-Barometer um 10,26 Zähler abgesunken.
An der Tokioter Wertpapierbörse verlor der Nikkei-Index 321,06 Punkte und schloß mit 17 740,06.
FRANKFURT A. M., 1. September (FR). Der Kurs des Dollar ist am Dienstag erstmals auch bei der amtlichen Notierung in Frankfurt unter 1,40 Mark gefallen. Die US-Währung stand beim sogenannten Fixing mit dem Rekordtief von 1,3977 Mark an der Tafel und verlor damit im Vergleich zum Vortag erneut gut einen Pfennig an Wert. Am späten Nachmittag wurden im Handel unter Banken dann sogar historische Tiefkurse bis zu 1,3910 Mark für den Dollar genannt.
(Weitere Meldung im Wirtschaftsteil)
SINDLINGEN. Ein übergroßes Luftkissen ist die Hauptattraktion beim gemeinsamen Kinderfest von Arbeiterwohlfahrt und Sindlinger SPD am Samstag, 5. September. Von 15 Uhr an warten aber auch weitere Spiele und manche Überraschung am Spielplatz in der Herrmann-Brill- Straße auf die Mädchen und Jungen. Für das leibliche Wohl von großen und kleinen Gästen ist gesorgt. dis
Das Zentrum für Weiterbildung weist darauf hin, daß für Frauen, die sich im Umgang mit Computern schulen lassen wollen, bei den laufenden Seminaren noch Plätze frei sind. Am 11. und 12. September findet ein Seminar zum Thema "Einführung in die EDV" für Frauen ohne Vorkenntnisse in diesem Bereich statt.
An den Wochenenden 18. / 19. und 25. / 26. September bietet das Zentrum einen Kurs zum Thema "Textverarbeitung mit Word" an. Das Erstellen, Bearbeiten und Gestalten von Texten soll hier im Mittelpunkt stehen.
Interessierte können sich unter der Telefonnummer 707 42 61 anmelden. wob
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Nahost Gespräche in der Sackgasse Seite 2
Leitartikel Zwang statt Wirtschaftswunder Seite 3
Hamburg Wohnungen zu billig vermietet? Seite 4
Feuilleton Filmfestival Venedig beginnt Seite 8
Wirtschaft Ost-Maschinenbau in Not Seite 9
Sport Vogts macht einen Schnitt Seite 14
Dokumentation Papier des "Elbe-Kreises" Seite 16
Friedensforschung vor dem Aus? Seite 17
Frankfurt Mehr Leben - mehr Sicherheit Seite 25
Kulturspiegel Benetton-Werbung im Museum Seite 31
Hessen Mehr arbeitslose Behinderte Seite 32
Aus aller Welt Obst-Großmarkt abgebrannt Seite 34
Börse Seite 12
Freie Aussprache Seiten 12/33
Fernsehen und Funk Seite 15
Roman Seite 16
Filmspiegel Seite 23
Auf Sonnenziele weltweit konzentriert sich das Winterangebot des Bonner Flugreiseveranstalters Air Marin, der erstmalig Nilkreuzfahrten, Ägypten-Rundreisen und Badeurlaub in Hurghada anbietet. Auch die türkische Küste, Marokko und La Palma sind neu im Winterprogramm. Im USA-Katalog des Veranstalters dominieren ebenfalls die Destinationen mit ganzjähriger Sonnengarantie: Florida, Hawaii und Kalifornien. Der Aufenthalt an der Ostküste ist kombinierbar mit der Dominikanischen Republik, den Bahamas oder einer Karibik-Kreuzfahrt. Neu sind Pkw-Rundreisen auf Hawaii und eine Autorundreise durch Kalifornien mit anschließendem Badeurlaub in Acapulco. Quer durch den Westen führt eine Bustour ab Los Angeles: durch die Canyons nach Las Vegas, in die Mojave-Wüste und in den Yosemite-Nationalpark. Für die gesamte Reise mit drei Tagen Aufenthalt in Los Angeles und zwei Tagen San Francisco sind 15 Tage angesetzt. Flug, Übernachtungen und Rundreise ab 2923 Mark; buchbar in allen Reisebüros. FR
Aufgespießt
HÖCHST. Nicht nur Kevin Henderson wird die Gäste bei der "Bürgerparty" der CDU-Arbeitsgemeinschaft westliche Stadtteile im Schloßpark mit Countrymusik und Oldies unterhalten. Auch Prominente kommen am Samstag ab 14 Uhr. Erwartet werden unter anderem Bundesforschungsminister Heinz Riesenhuber und die CDU-Kandidatin für das Amt des Oberbürgermeisters, Petra Roth. dis
FRIEDBERG. "Ein in seiner Art, Größe und künstlerischen Qualität einmaliges Brückenbauwerk aus der Zeit des frühen Eisenbahnbaus", so beschreibt das Denkmalbuch des Landes Hessen das Rosentalviadukt in Friedberg, das im Volksmund 24 Hallen genannt wird. Einst fuhren über die 16 Meter hohe Sandsteinbrücke mit den 24 Bögen Züge von Frankfurt nach Kassel. Als die Bundesbahn sich dann über hundert Jahre später dazu entschloß, die Strecke Hannover-Würzburg auszubauen, erwies sich das Viadukt als nicht mehr zeitgemäß.
Die Züge rollten fortan über eine neue, moderne Betonbrückenkonstruktion. Das alte Viadukt mit seinen römisch anmutenden Bögen steht seitdem ungenutzt in der Landschaft und bröckelt unmerklich vor sich hin. Die Bundesbahn, Eigentümerin der 24 Hallen, bekundete bereits ihre Absicht, das Viadukt "rückzubauen", im Klartext: abzureißen.
"Friedberg ohne das Rosentalviadukt - das wäre nicht vorstellbar", meint Denkmalschützer Gustav Jung. Die große Brücke ist eines der Wahrzeichen der Stadt, und eigentlich wäre die Bundesbahn, wie alle Eigentümer von Denkmälern - egal ob öffentliche oder private - nach dem Denkmalschutzgesetz dazu verpflichtet, das Denkmal zu erhalten. Nur, die Bahn hat kein Geld, und die Sanierung und Instandhaltung der 24 Hallen würde sehr viel Geld kosten. Für die Bundesbahn ein wichtiges Argument für den Abriß.
"Wir als Untere Denkmalschutzbehörde haben keine rechtliche Handhabe, die Bahn dazu zu zwingen, die Brücke zu erhalten", sagt Jung. Seine vorgesetzte Behörde, das hessische Landesamt für Denkmalschutz, hat bereits versucht, der Stadt Friedberg die Übernahme des Viadukts schmackhaft zu machen. Michael Keller, städtischer Kulturamtsleiter, weist diesen Vorschlag jedoch weit von sich. "Das Rosentalviadukt steht zwar in Friedberg, aber es ist ein hessisches Denkmal. Da muß sich entweder das Land oder die Bundesbahn drum kümmern", gibt er den schwarzen Peter weiter. Auch er sieht keine Möglichkeit, die Bahn dazu zu zwingen, das Denkmal zu erhalten. "Wahrscheinlich müßte das in einem Prozeß geklärt werden, aber davor schrecken alle Beteiligten zurück." Landrat Rolf Gnadl erinnerte die Bundesbahn vor kurzem ebenfalls an ihre Erhaltungspflicht. Er regte an, die Brücke zu bewahren, um sie später einmal für die geplante S-Bahnlinie von Frankfurt nach Gießen zu nutzen.
Die Bundesbahn steht solchen Diskussionen gelassen gegenüber. Es habe sich schon länger ein Interessent (ein Privatmann aus Bad Nauheim /Anm.d.Red.) gemeldet, der das Viadukt kaufen wolle, sagte Pressesprecher Kurt Stadler der FR. Im Moment prüfe die Bundesbahn, welche Lösung für sie rentabler sei: der Verkauf oder der Abriß.
Inzwischen versuchen die Untere Denkmalschutzbehörde und die Stadt Friedberg gemeinsam, die Bahn dazu zu bewegen, ihre Abrißpläne in die Schublade zurückzulegen. Michael Keller hat deswegen ein fachliches Gutachten in Auftrag gegeben, das noch einmal den künstlerischen und historischen Wert der 24 Hallen feststellen soll. Vielleicht wird vielen dieser Wert erst deutlich, wenn sie vom Schloß aus auf den nackten Beton der modernen Schnellbahnbrücke blikken, die dann nicht mehr barmherzig von den rötlichen Bögen des Rosentalviadukts verdeckt würde. Dann wäre es allerdings zu spät. SABINE KLEIN
FRANKFURT A. M. (rtr/dpa/VWD). Der Devisenhandel stellt sich auf eine Fortsetzung der rasanten Talfahrt des Dollar ein. Nachdem die US-Währung gestern erstmals auch beim Frankfurter Fixing die Schwelle von 1,40 Mark nach unten durchbrochen hatte und später nach Eröffnung des New Yorker Marktes sogar nur noch knapp über 1,39 Mark gehandelt wurde, meinten Analysten, die Rutschpartie könne schon in den nächsten Tagen bis auf 1,38 oder auch 1,35 Mark weitergehen. Als Gründe für den Kursverfall des "Greenback" wurden aktuelle Wirtschaftsdaten aus den USA genannt, die auf eine anhaltende Konjunkturschwäche hindeuteten. Eine weitere Hauptursache ist nach wie vor das steile Zinsgefälle zwischen Deutschland und den USA.
Im Europäischen Währungssystem näherte sich das britische Pfund mit 2,787 (Vortag 2,794) Mark weiter seinem unteren Interventionspunkt von 2,778. Auch die italienische Lira fiel im Vergleich zur Mark in Mailand auf ein neues Tief. Von den Turbulenzen an den Devisenmärkten wurden auch viele internationale Aktienbörsen in Mitleidenschaft gezogen.
16 000 Mark erbeutete ein Räuber bei einem Raubüberfall auf die Nassauische Sparkasse in der Straße "Alt-Schwanheim". Gegen 11.40 Uhr hatte der Täter die Sparkassenfiliale betreten und die Kassiererin gezwungen, seine mitgeführte orangefarbene Plastiktüte mit Geld zu füllen. Dann rannte der Maskierte über den Hof des gegenüberliegenden HL- Marktes in die Schrimpegasse. Mit einem Fahrrad flüchtete er schließlich Richtung Schwanheimer Wald.
Ein 64jähriger Rentner, der die Flucht des Bankräubers beobachtet hatte, setzte sich mutig auf dessen Spur und verfolgte ihn bis zur Vogesenstraße. Bei einem kurzen Gerangel befreite sich der Maskierte jedoch und flüchtete mit dem Fahrrrad weiter.
Der Täter soll 1,75 bis 1,80 Meter groß, schlank und dunkelhaarig sein. Er war bekleidet mit einem schwarzen Jogginganzug und weißen Turnschuhen.
Hinweise nimmt die Kriminalpolizei unter Telefon 755-41 12 oder -40 40 entgegen. ki
Aus dem Geschäftsleben
Steigenbergers "Avance" Ein strahlendes Feuerwerk und bombastische Opernchöre leiteten am Montag abend im Steigenberger Airport-Hotel eine neue Ära unter neuem Namen ein. Die Nobel-Unterkunft am Flughafen heißt jetzt "Avance" und gehört zu den 14 Steigenberger-Häusern in Europa, die von der funktionalen Herberge für gehobene Ansprüche zu naturnahen Wohlfühl-"Oasen" ausgebaut werden sollen.
Wolfgang Momberger, Steigenberger- Vorstandsmitglied, erläuterte vor geladenen Gästen den vier Jahre währenden Werdegang dieses Hotel-"Traumes", in dem die Menschen Hauptpersonen sein sollen - die aus der Alltagshektik kommenden Gäste ebenso wie die Mitarbeiter, die "multifunktional" eingesetzt werden und damit mehr Spaß und Abwechslung während der Arbeit erfahren sollen. "Spaß" aber auch für den Beherbungs- Konzern, der mit diesem Konzept die Personalkosten auf 27 Prozent des Umsatzes zusammenschmelzen lassen will.
Die "Avance"-Hotels sollen allmählich im Angebot standardisiert (200 Zimmer, ein Restaurant, eine Bar, unter anderem ein "Activity-Club") und nach ökologischen Gesichtspunkten ausgestattet werden: mit vielen Pflanzen, Naturmaterialen bei der Innenausstattung, Licht, gefühlsstreichelnden Farben und plätschernden Wassern für das Binnenklima. Der Umbau der bestehenden Hotels soll Zug um Zug erfolgen, der Prototyp entsteht zur Zeit als Neubau in Dessau. abi 25 000 Mark gespendet Spendengelder in Höhe von 25 000 Mark stellt die Barmer Ersatzkasse in diesem Jahr der Deutschen Krebsgesellschaft, der Hessischen Krebsgesellschaft, der Deutschen Multiple-Sklerose-Gesellschaft, Landesverband Hessen, und der Hessischen Landesstelle für Suchtgefahr zur Verfügung. Die Spenden werden am Freitag im Hause der Barmer Ersatzkasse in der Kurt-Schumacher-Straße übergeben. ki
Lorey und Wedgwood Lorey in Frankfurt, Einkaufsquelle für Haushaltswaren, wurde 1796 gegründet. Wedgwood bedeutet englisches Steingut und Porzellan von der feinsten Art und ist seit 1759 bekannt. Josiah Wedgwood heißt der Vater der englischen Keramikindustrie. Kein Wunder bei so viel Tradition, daß beide sich gefunden und Lorey auf der Schillerstraße eine eigene Abteilung mit allerdings modern dekorierten Wedgwood-Geschirr eingerichtet haben. Vom weißen "Candlelight" bis zum blau dekorierten "Blue Siam", aus dem Prinzessin Diana den Tee ausschenkt, gibt es unzählige Möglichkeiten, der Ästhetik des gedeckten Tisches zu frönen.
Als Krönung der engen Verbindung zwischen Lorey Frankfurt und Wedgwood in Barlaston kam Piers Anthony Weymouth Wedgwood, berühmter Namensträger in der zwölften Generationund vierter Lord Wedgwood von Barlaston, Verwalter eines immensen Erbes, nach Frankfurt.
Offizier bei den Royal Scotts und weit herumgekommen in der Welt, auch in Berlin nach dem Krieg stationiert, ist er mit einer Amerikanerin verheiratet und hat eine fünfjährige Tochter.
Der Familienbetrieb mit 2000 Angestellten umfaßt heute ein Dutzend Fabriken in der Grafschaft Staffordshire und stellt ein Viertel des gesamten englischen Keramikgeschirrs her. Besonders in Japan liebt man es, von "Wedgwood" zu speisen. E-S Info-Markt brachte 2500 Mark Einen Scheck in Höhe von 2500 Mark überreichte die Ausbildungsleitung des Kaufhauses Hertie auf der Zeil an die Vorsitzende des Vereins "Hilfe für krebskranke Kinder". Der Betrag ist der Reinerlös eines von den Hertie-Auszubildenden organisierten Info-Marktes im vergangenen Monat. ki
Dem Magistrat ist es nach den Worten von Ordnungsdezernent Achim Vandreike nicht anzulasten, daß die Frankfurter Ausländerbehörde in der Vergangenheit schwerkriminelle Asylbewerber nicht an das Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge mit dem Ziel schneller Abschiebung meldete. Vandreike sagte, man habe von Bundesinnenministerium und vom Bundesamt in Zirndorf auf entsprechende Anfragen immer die Antwort bekommen, bei Hunderttausenden von Antragstellern sei an ein beschleunigtes Verfahren nicht zu denken.
"Wir waren sehr überrascht", erklärte Vandreike, "Ende vergangener Woche aus der FR zu erfahren, daß Bundesinnenminister Seiters bereits im April dieses Jahres das Bundesamt angewiesen hat, solche Verfahren beschleunigt abzuwickeln. Wir in Frankfurt wußten nichts davon, auch der hessische Innenminister nicht." Selbstverständlich, so Vandreike, habe der Magistrat "äußerstes Interesse daran, hier schnell zu handeln".
Der Leiter der Ausländerbehörde, Henner Schäfer, erhielt von Vandreike am Dienstag den Auftrag, in dieser Sache einen Brief an Innenminister Herbert Günther (SPD) in Wiesbaden zu entwerfen. Das Ziel: Das Ministerium Günthers soll in Bonn die "merkwürdige Verfahrensweise Seiters" abklären. Vor allen Dingen solle Bonn nun sagen, wie es weitergehe.
Aufgrund der Berichterstattung in der FR hatten beim Chef der Frankfurter Ausländerbehörde viele Kollegen aus anderen Städten angerufen. Sie wollten wissen, ob "das mit dem Seiters-Erlaß ans Bundesamt" denn auch tatsächlich stimme. Schäfer machte sich durch einen Anruf beim zuständigen Abteilungsleiter in Zirndorf, Klaus Blumentritt, selbst schlau: Es stimmt.
Dabei habe sich jedoch auch herausgestellt, so Schäfer am Dienstag, daß Blumentritt bislang der einzige in Zirndorf sei, der nach dem Seiters-Erlaß verfahren, ihn ausführen soll: "Wenn der Erlaß sich in Deutschland herumspricht, wird Blumentritt mit Bitten um vorgezogene Behandlung solcher Asylanträge überflutet werden." Frankfurts Stadtrat Vandreike will da schnell aktiv werden: "Wir werden natürlich den Seiters-Erlaß nun austesten und gegebenenfalls auch anmahnen."
In die Diskussion um die schnellere Abwicklung der Asylverfahren schwerkrimineller Ausländer haben sich am Dienstag der "Bund Deutscher Kriminalbeamter" (BDK) und die "Gewerkschaft der Polizei" (GdP) eingeschaltet. Lothar Herrmann, stellvertretender hessischer BDK-Vorsitzender, trat dafür ein, die Daten aller Asylbewerber bundesweit zentral zu erfassen und den Austausch zwischen Polizeidienststellen, Ausländerbehörden sowie Zirndorfer Amt zu vernetzen.
Auch sollten die Asylbewerber erkennungsdienstlich behandelt werden. Herrmann: "Das ist unabdingbar, wenn man verhindern will, daß Asylbewerber gleich mehrfach Asylanträge in verschiedenen zentralen Aufnahmelagern stellen und bereits abgewiesene Personen wieder nach Deutschland zurückkommen und erneut Anträge stellen." Weitere Punkte im Forderungskatalog: Um den Behördenlauf zu verkürzen, sollten die jeweiligen Polizeidienstellen dem Zirndorfer Bundesamt direkt Informationen über schwerkriminelle Asylbewerber geben dürfen.
Asylbewerber sollten Ersatzpässe ausgestellt bekommen, die bei einer amtlichen Stelle zentral gelagert werden sollten. Bei Ausweisungen könnte man dann direkt auf diese Pässe zurückgreifen. Oft genug sei das Fehlen der Papiere Hinderungsgrund für Ausweisungen.
Globaler äußerte sich der hessische GdP-Landesbezirksvorsitzender Hansgeorg Koppmann. Er forderte den Innenminister in Wiesbaden auf, dafür zu sorgen, daß Fälle schwerkrimineller Asylbewerber umgehend Zirndorf gemeldet würden. enk
Oberbürgermeister Andreas von Schoeler schließt nicht aus, daß noch in dieser Woche die ersten Asylbewerber in die McNair-Kaserne im Stadtteil Höchst einziehen werden. Das erklärte von Schoelers Referent Ullrich Geissler. Die ehemalige US-Truppenunterkunft ist von den Amerikanern geräumt worden. Neue Unklarheit gab es gestern im OB-Büro über die Zahl der Flüchtlinge, die in der Kaserne Einzug halten sollen. Am 1. Juli hatten sich Magistrat und Landesregierung auf eine Obergrenze von 200 Asylbewerber verständigt - außerdem wollte man in den Gebäuden Wohnungen für 200 Studenten einrichten.
Gestern war sich Geissler nicht sicher, ob diese Übereinkunft noch gilt - zwischen den beiden rot-grünen Koalitionen in Frankfurt und Wiesbaden gibt es offenbar erhebliche Kommunikationsprobleme. Mehr als 200 Asylbewerber hält von Schoeler im Stadtteil Höchst nicht für "sozial verträglich" - an dieser Linie will der OB in jedem Fall festhalten. Anwohner des Geländes hatten schon im Juli mit Skepsis und Ablehnung auf ihre künftigen Nachbarn reagiert.
Von der zuständigen Landesministerin für Jugend, Familie und Gesundheit, Iris Blaul (Grüne), war am Dienstag keine Auskunft mehr zu erhalten. Inoffiziell verlautete , daß Blaul bei der Bundesvermögensverwaltung in Frankfurt die Anmietung der Kaserne durch das Land beantragt habe. Nach dem Abzug der Amerikaner war das Areal in die Hände des Bundes übergegangen. Das Regierungspräsidium Darmstadt als Genehmigungsbehörde prüfte - so Anwohner - in dieser Woche bei einer Begehung die Eignung des Gebäudekomplexes.
Während die Unterbringung der Asylbewerber bevorzustehen scheint, ist der Einzug der 200 Studenten laut Referent Geissler "nicht absehbar". jg
LEIPZIG. Die Überraschung ist groß: Wer in die Naumburger Straße in Plagwitz, einem alten Arbeitervorort der Messestadt Leipzig, einbiegt, steht alsbald und unverhofft vor einer verschlossenen Schranke. Das Ganze hat schon skurrile Züge: Während die Produktionshallen der TAKRAF Werke Kirow Schwermaschinenbau und Verlade- und Transportanlagen schon fast leergeräumt sind, nimmt der Pförtner seine Aufgabe immer noch so wahr, als sei nichts geschehen. Vor der Wende mag er sicher noch mit mehr Ernst und preußischer Akribie zu Werke gegangen sein. Heute begleitet die Gäste sein freundliches Nicken und ein kurzer eher neugieriger Blick.
Vom einst stolzen TAKRAF-Kombinat ist in Leipzig heute nicht mehr viel übrig. Zwar residiert der Holding-Vorstand der Aktiengesellschaft, diese immer noch im Besitz der Treuhandanstalt Berlin, in einem Leipziger Nobelhotel, doch zu regieren ist da nicht mehr viel. Der ehemalige Monopolist in Sachen Krantechnik und Maschinen für die Tagbauförderung mit knapp 37 500 Beschäftigten hat zwar mehrere Anläufe genommen, um sich an den 27 Standorten neu und anders zu positionieren. Gelungen ist nicht viel. Auf ein halbes Dutzend Sanierungskonzepte und Unternehmensstrategien, die sich allesamt als nicht tragfähig erwiesen, haben die Beschäftigten schon viele ihrer Hoffnungen gerichtet.
Konkret faßbar ist die Ratlosigkeit in der Naumburger Straße. Zwar sind die Hallen seit Wochen besenrein, aber die ersehnten neuen Investoren aus aller Welt lassen auf sich warten. Langsam kommt bei allen Beteiligten Zweifel auf, ob es wirklich schon damit getan ist, die Braut für den Verkauf schön herzurichten. Die wenigen Arbeiter, die jetzt noch letzte Aufräumarbeiten in trostlosen Hallen leisten, wissen längst, daß es für sie hier keine neue Arbeitsplätze geben wird.
Hektische Betriebsamkeit herrscht dagegen in Haus Nummer 28. Hier hat die TAKRAF Bildungs- und Beschäftigungsgesellschaft (bib) ihren Sitz. Sie ist eine der 33 Gesellschaften zur Arbeitsförderung, Beschäftigung und Strukturentwicklung, kurz ABS, die in der Sachsen- Metropole versuchen, wenigstens eine soziale Betreuung für die vielen von Arbeitslosigkeit bedrohten Arbeitnehmer aufzubauen.
Nach der offiziellen Lesart sollen die ABS-Gesellschaften den Modernisierungsprozeß sozialverträglicher gestalten und die Zahl der Arbeitsverluste begrenzen. Manfred Kaiser schreibt in seinem letzten Werkstattbericht des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB): "ABS-Gesellschaften sollen einen Beitrag insbesondere in der Situation leisten, in der die öffentliche Verwaltung sich im Aufbau befindet und ihre Leistungskraft noch nicht voll entfalten kann, dabei vorübergehend Teilbereiche ihrer Aufgaben übernehmen, die im Strukturwandel keinen Aufschub dulden. ABS-Gesellschaften dienen der Stabilisierung und Entwicklung des lokalen und regionalen Humankapitals."
Auch diese Aufgabenbeschreibung kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß es von Anfang an kaum überwindbare Interessengegensätze bei der Gründung der ABS-Gesellschaften gab. Die mit der Treuhandanstalt bzw. den Landesregierungen einerseits und den Gewerkschaften andererseits getroffenen Vereinbarungen erwiesen sich als wenig perspektivreiche Formelkompromisse. Folge: Es stellten sich grundlegende Defekte im Organismus vieler Bildungs- und Beschäftigungsgesellschaften ein. Gelitten haben darunter die Arbeitsmöglichkeiten. Gar unter die Räder gekommen sind die weitgesteckten Ziele im Bereich der Strukturpolitik und die ihnen zugedachten Initialzündungen in Sachen Innovation.
Dennoch: Die Arbeit der Leipziger bib belegt die sozialpolitische und arbeitsmarktpolitische Funktion der ABS-Gesellschaften. Und noch etwas: Der Treck in Richtung Westen wäre noch massiver, wenn es da nicht die Hoffnung Bildungs- und Beschäftigungsgesellschaften gäbe. Für Jochen Kletzin, Chef der Metall-Gewerkschaft in Leipzig, steht fest: Die Konflikte um die bib haben sich gelohnt. Diese Positivbilanz nach zwei Jahren Ost-Erfahrung ist auch dann aufzumachen, wenn bislang nicht alle Träume in Erfüllung gegangen sind.
An diesem Vormittag hat sich bei der bib der Chef des Arbeitsamtes angesagt. Lothar Meyer, einer der wenigen Ossis in Leitungsfunktionen in der Messestadt, ist der wichtigste Mann für die Beschäftigungsgesellschaft. Mit seinen Instrumenten Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, Weiterbildung und der auslaufenden Kurzarbeiterregelung ermöglicht er überhaupt erst die Existenz der Beschäftigungsgesellschaften. Sein aktueller Bericht über die geplanten Änderungen beim Arbeitsförderungsgesetz zeigt, welche direkten und massiven Auswirkungen auch der bib ins Haus stehen. Die geplanten 100 000 Reduzierungen bei den ABM-Stellen, die Rotstift-Aktion in Sachen Weiterbildung lassen für das kommende Jahr kaum noch Spielräume. Die bisherigen Planungen sind allesamt Makulatur. Für die Standorte der bib in Silbitz, Köthen, Magdeburg, Eberswalde, Zeitz und Leipzig mit ihren derzeit noch knapp 3500 Arbeitnehmern sind beträchtliche Einschnitte für die weiteren Handlungsmöglichkeitne zu befürchten. Hinzu kommt: Von den Altbetrieben oder der neuen TAKRAF Holding hat die bib nicht viel zu erwarten. Für sie war der strukturpolitische Ansatz, zum Beispiel neue Produktideen mit der bib voranzutreiben, nie ein wirkliches Thema. Die ABS-Gesellschaft schien vielmehr ein geeignetes Instrument, um soziale Spannungen in einem sensiblen Zeitabschnitt abzubauen oder gar nicht erst entstehen zu lassen.
Einer der wenigen sicheren Einnahmeposten, mit denen die bib arbeiten kann, sind die Sozialplanmittel. TAKRAF-Mitarbeiter, die in die ABS-Gesellschaft übergehen, bringen ihre Sozialplan-Gelder ein. Damit kann die bib bis zum Austritt des Arbeitnehmers operieren und arbeiten. Die Gelder sind bei Ende der AB-Maßnahme oder der Weiterbildung auszuzahlen.
Um wenigstens die derzeit noch vorhandenen Möglichkeiten zu nutzen, sollen noch in diesem Jahr in Leipzig 17 neue ABM-Projekte mit 270 Beschäftigten starten. Da soll es um die Archivierung von TAKRAF-Beständen gehen, um ein Tourismuskonzept, Studien zum Bereich Kindertageseinrichtungen und Altersheime. Mit diesen "geistigen AB-Maßnahmen" will Norbert Schuster, Experte in Sachen Arbeitsbeschaffung, neue Felder erproben.
Ebenso soll der Arbeitsbereich berufliche Weiterbildung der ABS noch im Herbst mit einem neuen Profil antreten. Das Lehrwerk der Verlade- und Transportanlagen Leipzig GmbH, eine TAKRAF-Tochter mit früher 600 Auszubildenden, ist schon seit einigen Wochen endgültig dicht. Die Restbestände sind in der Bildungsabteilung der ABS zusammengefaßt. Im Bereich von Fortbildung und Umschulung Fuß zu fassen, ist nicht einfach: In Leipzig tummeln sich nach Zählungen des Arbeitsamtes 400 Weiterbildungsträger - zum Vergleich: in München sind es nur 60. Sie alle kämpfen erbittert um den kleiner werdenden Weiterbildungskuchen der Arbeitsverwaltung. Auch bei den Teilnehmern schlägt das Bildungsinteresse zunehmend um in Abstinenz. Zu unsicher sind die Perspektiven nach der Weiterbildung.
Die wenigen neuen ABM und der vorsichtige Ausbau der Weiterbildung reichen jedoch nicht hin, um die Beschäftigungsgesellschaft neu zu profilieren. "Es ist in der Tat zu befürchten, daß die ABS-Gesellschaften im nächsten Jahr reihenweise ihre Arbeit einstellen müssen. Mit den Möglichkeiten der Arbeitsverwaltung allein ist keine Überlebensperspektive zu entwickeln. Diese Entwicklung kommt zu einem Zeitpunkt, zu dem der Brückenschlag zu den neuen Arbeitsplätzen in der Region noch nicht gelungen ist". Diese skeptische Einschätzung beschleicht Joachim Sauer, Geschäftsführer der bib, wenn er über die Zukunft seiner Gesellschaft nachdenkt. Ein erster Schritt wäre seiner Meinung nach eine engere Kooperation der Leipziger ABS-Gesellschaften. "Aufgaben im Bereich der Beseitigung von Umweltschäden und Altlastensanierung gibt es in dieser Stadt genug. Wir müssen nur neue Wege zur Finanzierung der Projekte finden." Die Finanzierung der ABS-Gesellschaften auf eine andere Grundlage zu stellen, das ist derzeit das Hauptproblem.
Da hilft es auch wenig, daß die ABS- Gesellschaften bei den Führungskräften der Wirtschaft in Ostdeutschland einen guten Ruf haben. 74 Prozent von ihnen befürworten nach einer repräsentativen Umfrage des Dortmunder Forsa-Instituts die Unterbringung von Beschäftigten in diesen Gesellschaften. Nur 24 Prozent der Führungskräfte glauben, daß diese Einrichtungen die Anpassung der Arbeitnehmer an die Marktwirtschaft behindern.
Zumindest die Wirtschaftsbosse im Osten wissen es: Ohne eine aktive Arbeitsmarktpolitik sähe es in der Tat noch düsterer aus. Von den jetzt 6,25 Millionen Erwerbstätigen wären dann nämlich 3,5 Millionen arbeitslos. Nach vorsichtigen Schätzungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung gibt es rund 350 ABS-Gesellschaften mit 130 000 Teilnehmern. Weitere 90 waren Anfang des Jahres 1992 in Gründung, ob sie unter den veränderten Konditionen tatsächlich aus den Startlöchern gekommen sind, ist mehr als fraglich. Hier sammelt sich sozialer Sprengstoff, den die Bonner Arbeitsmarkt- und Bildungspolitiker wenig schrecken. Aber damit nicht genug: Anstatt die ABS-Gesellschaften wirksam bei ihrer allemal schon komplizierten Arbeit zu unterstützen, drängt die Regierungspolitik sie an den Rand ihrer Existenzmöglichkeiten.
Für Gerhard Bosch, Leiter der Abteilung Arbeitsmarkt und Strukturwandel im Institut Arbeit und Technik in Gelsenkirchen, profunder Kenner der Szene, sind die ABS-Gesellschaften aber im Sinne einer Zukunftsperspektive darauf angewiesen, sich "einerseits an der Verwertung der industriellen Konkursmasse zu beteiligen - Demontage und Sanierung von Altgeländen, Vorbereitung neuer gewerblicher Nutzung - und sich andererseits Aufgabenfelder im kommunalen und regionalen Bereich zu suchen". Zu denken sei dabei an Bereiche wie Stadtsanierung, Landschaftsgestaltung, touristische Erschließung und das Feld sozialer Dienstleistungen. Dabei kann es dann allerdings sehr schnell passieren, daß die ABS-Gesellschaften in Tätigkeitsbereiche vordringen, die eigentlich für gewerbliche Privatunternehmen vorbehalten sind. Dahinter stecken auch viele ideologische Barrieren, so gerade beim obersten deutschen Handwerker, Präsident Heribert Späth, der keine Gelegenheit ungenutzt läßt, das Ende der ABS- Gesellschaften zu fordern.
Dabei ist es gerade das Handwerk, das von den ABS-Gesellschaften profitiert. So qualifizierte die bib nicht nur für Gewerke, auch ein beträchtlicher Teil der Sachmittel geht an Handwerksbetriebe.
Die Befürchtung, daß die Zukunftsideen der bib schnell an Grenzen stoßen, beschleichen auch Joachim Sauer, wenn er über sein Projekt Geschäfts- und Gewerbehof Plagwitz nachdenkt. "Um Betriebe anzusiedeln, reicht es ganz offensichtlich nicht aus, die Werkshallen auszuräumen und den Untergrund zu sanieren. Hier setzen wir an: Unser Ziel ist die komplette Sanierung eines Geschäfts- und Gewerbehofs." Voller Stolz präsentiert er die ersten Bauskizzen, die ein mit Galerien durchsetztes, völlig renoviertes Verwaltungs- und Bürogebäude mit Klinkerfassade aus der Zeit um 1900 zeigt. Mittelständische Wirtschaftsbetriebe sollen einmal hier einziehen. Ganz ohne Zweifel: Dies wäre eine erste Adresse in der Messestadt. Vielleicht lassen sich ja im Freistaat Sachsen Ideen realisieren, die andernorts schon niemand mehr zu denken wagt.
KLAUS HEIMANN Leiter der Abteilung Berufsbildung beim Vorstand der IG Metall
AUSKUNFT: Verkehrsverein Waren/ Müritz, Neuer Markt 19, O-2060 Waren, Tel. 0 39 91 / 41 72. Nationalparkamt Mecklenburg-Vorpommern, Außenstelle Müritz-Nationalpark, Specker Schloß, O-2061 Speck, Tel. 0 39 91 / 73 90.
Friedenspolitik, Seite 7
WIESBADEN. Die Kriminalpolizei fahndet nach einem 28 bis 32 Jahre alten Mann (Foto), der im Verdacht steht, im Januar und März zwei Banküberfälle auf ein Geldinstitut in Mainz- Kostheim begangen zu haben. Beute: rund 500 000 Mark Bargeld. Ein Teil der damals ebenfalls entwendeten Euroschecks taucht seit Anfang Mai im Raum Wiesbaden und Mainz in Einzelhandelsgeschäften auf, nachdem die Vordrucke mit einer Druckmaschine nachkodiert wurden, berichtet die Kripo. Doch erst, seit vor etwa zwei Wochen ein Mann in einer Kölner Bankfiliale von Zeuginnen dabei beobachtet wurde, wie er Schecks in Bargeld einlösen wollte, gibt es eine Beschreibung des mutmaßlichen Täters. Dem Mann gelang die Flucht, nachdem eine Angestellte den Scheck aufgrund einer Warnung an die Banken als Raubgut identifiziert hatte.
Der Verdächtige soll 1,78 bis 1,85 Meter groß sein, hat eine normale Figur, breite Schultern und ein gepflegtes Äußeres. Sein Gesicht ist rund und sonnengebräunt. Er spricht hessischen Dialekt und hat einen dunkelblonden Igel- oder Bürstenhaarschnitt. Bekleidet war der Mann mit einer schwarzen Hose und einem modischen Hemd in Pastelltönen.
Die Polizei bittet außerdem um Hinweise auf Personen mit diesem Aussehen, die seit einiger Zeit auffällig viel Bargeld besitzen oder große Anschaffungen gemacht haben. Es ist eine Belohnung ausgesetzt in Höhe von zehn Prozent des wiederbeschafften Geldes, jedoch nicht mehr als 20 000 Mark. Hinweise an die Kripo unter der Telefonnummer 06 11 / 345-321 oder 345-1. set
Erinnerungshalber sind Zaun und Wachtturm auf dem Bergkamm zwischen Rasdorf und Geisa, zwischen hessischer und thüringischer Rhön, stehen geblieben. Aber inzwischen werden die knapp vier Kilometer zwischen den Nachbarn wieder fleißig befahren und gelegentlich begangen und markiert die neue Hütte des Rhönwanderclubs den Aussichtspunkt auf dem Paß mit Blick nun auch auf die bisher verborgenen Seiten.
Seit 1945 und erst recht seit 1952, seitdem das kleine Geisa Sperrgebiet der DDR geworden war, hatte so gut wie kein Westler es ja betreten können. Für die Geisaer selbst war jeder Schritt aus ihrem Ort hinaus all die Jahre von Sondergenehmigungen abhängig.
Das erklärt vielleicht, warum dem zufälligen Besucher von der Ankunft weg vor allem die ältere Generation, die den Zustand der Freizügigkeit in all den Jahren ja noch in Erinnerung hatte und vielleicht am meisten vermißte, freundliche Aufmerksamkeit entgegenbringt. Kaum hat man hinter dem ansehnlichen Kulturhaus an der breit plätschernden Ulster geparkt, kaum den Blick hochgereckt auf das Städtchen, das seinerseits bergumgeben aus dem Tal zum Gangolfiberg hochsteigt, ergeben sich schon erste Begegnungen, Plausche, sogar Einladungen.
Von DDR-Landkarten und Reiseführern bis dahin bewußt unterschlagen, scheint die neue Beachtung etwas Aufmunterndes zu haben. Wird Geisa womöglich überquillen, wenn vom 4. bis 14. September das große Fest der ersten amtlichen Erwähnung vor 1175 Jahren steigt? Erstmals 817 als Besitz des Klosters Fulda genannt, riß die Verbindung auch nach Auflösung 1803 nicht ab. An "Geisa im Wandel der Zeiten von 817 bis 1992" wird am Sonntag, 13. September, ab 14.30 Uhr der Historische Festzug erinnern, während vorher schon zwischen Volksfest, Sportveranstaltungen, einer Fülle von Pop- und Rockauftritten und vielem mehr der Historische Markt am 5. und 6. September (ab 9 beziehungsweise 12 Uhr) einen Höhepunkt bilden soll. Alte Handwerke werden da vorgeführt, Waren feilgehalten und Stadtmünzen vor aller Augen geprägt. Es bedarf keiner Fremdenführung, die Stadtsilhouette zeigt schon die Sehenswürdigkeiten an. Aber Angebote dazu ergeben sich überall. Schon auf der Fußgängerbrücke über dem Flüßchen, in dem Buben spielend waten. Auch vorbei an der noch emsigen Plastefabrik, die leuchtend bunte Aktencontainer fürs Büro auf dem Hof gestapelt hat. Und am gut gepflegten Kindergarten, wo Treppe und bald nicht mehr holperige Pfade geradewegs auf das beherrschende Bauwerk zuführen, die allseits sichtbare katholische Pfarrkirche der Gotik mit ihrem später aufgesetzten Fachwerktürmchen. Die gerade begonnene Renovierung, bei der das Wandgemälde des Bonifatius mit Schwert und Buch freigelegt wurde, könnte aus ihr ein Schmuckstück machen.
Auf teilweise neu verlegtem, teilweise aufgerissenem Pflaster zieht es vorbei an etlichen kleinen Läden hinauf zum frisch geputzten neugotischen Rathaus. Wo sind nur an diesem Samstagvormittag die Einwohner? Das Herz der Stadt ist leer. Das Rätsel wird sich später lösen. Das Ziel ihrer reichlich vorhandenen neuen Autos ist das bisher eleganteste Gebäude von Geisa, das rosa getönte, modisch "gestylte" Einkaufszentrum drunten an der Straße nach Tann, wo vorher Brache war. Die halbe Umgebung drängt sich jetzt dort vor den Kassen, seitdem Uralt-Dorfläden plötzlich eingegangen sind.
Geisa lag nie so darnieder wie andere Orte jenseits des Zauns. Viele bewohnen ihr eigenes Häuschen und sorgten auch in schwierigsten Zeiten für Erhaltung. Der Marktplatz zeigt sich proper. Sein rätselhaftestes Zeichen, zwei gekrönte Eisbären am "Nordpol" über einstigem Gasthof Krone kann jedoch niemand erklären.
Die hervorstechendsten Neuerungen für Auge und Zunge sind mit den Italienern in Geisa eingezogen. Pizzeria und Bistro im gefälligen "Ambiente" sind die schnellst und best renovierten Altbauten im Herzen der Stadt und keineswegs zögernd angenommen.
Die Entdeckungsreise führt weiter aufwärts. Beim Rathaus gegenüber versteckt sich ein Hinweis auf die Geburtsstätte des berühmtesten Sohnes der Stadt, Athanasius Kircher, 1602, die die echte allerdings nicht mehr ist. Der Mann entzifferte die ägyptischen Hieroglyphen. - Weiter hoch öffnet sich ein stiller Platz umgeben von der unscheinbaren evangelischen Predigtkirche und zwei schlichten Schlössern, die als solche von vielen verkannt werden. Feudalbauern waren im früheren Staat verpönt. Der höhere wurde um 1700 aus Steinen einer abgerissenen Burg errichtet. Beide zeigen im Wappen Zugehörigkeit zum Erzbistum Fulda an.
Der Höhepunkt in jeder Weise ist der Gangolfiberg dahinter, alte Kultstätte, Ehrenhain, Gerichtsstätte mit den Steinstelen eines alten Zentgerichts und dem Friedhof unter der Gestalt des Petrus. An seiner Sonnenseite Obstgärten. Auf dem Friedhof sind an diesem Vormittag mehr Bewohner anzutreffen, als in den Straßen. Jeder jätet und gießt. Mit Stolz wird der anrührendste, fast stilreinste Bau gezeigt, die Friedhofskapelle mit Jahreszahl 1564 - ebenfalls gerade in Renovierung - ihre für die Lokalgeschichte bedeutsamen bilderreichen Epithaphien und die Außenkanzel, die allerdings nicht mehr benutzt wird. Immer sind auch die Gräber der katholischen Pflegeschwestern gepflegt worden, die des unbekannten Soldaten und der vier halbwüchsigen Buben, die Pfingsten 1944 bei einem Ausflug auf die hessische Wasserkuppe von Fliegerbomben getroffen wurden, einer der letzten Ausflüge der Geisaer überhaupt, bevor ihnen die westliche Seite verschlossen wurde.
Nach Geisa über Hünfeld und Bundesstraße 84 über Rasdorf, das mit seiner bedeutenden Kirche am Dorfanger auch sehenswert ist.
FRANKFURT A. M., 1. September (AP/ dpa/AFP). Die Serie von Übergriffen auf Heime für Asylbewerber in Ostdeutschland reißt nicht ab. Auf Unterkünfte für Flüchtlinge in Lübz (Mecklenburg-Vorpommern) und Lindenthal (Sachsen) verübten Unbekannte in der Nacht zum Dienstag Anschläge, bei denen nach Polizeiangaben jedoch niemand verletzt wurde. Auch in Brandenburg wurden erneut zwei Asylbewerberheime von Rechtsradikalen überfallen.
Wie das polizeiliche Lagezentrum Mecklenburg-Vorpommerns mitteilte, warfen nach Angaben der Heimbewohner in Lübz etwa zehn Täter Steine und Brandflaschen durch die Scheiben. Im Saal des Heims brach Feuer aus, das von der freiwilligen Feuerwehr des Ortes gelöscht wurde. Beim Eintreffen der Polizei waren die Angreifer geflüchtet.
In Lindenthal warfen Neonazis Steine gegen die Eingangstür und durch ein Fenster eines Heims für Asylbewerber. Danach setzten sie das Auto eines rumänischen Asylbewerbers in Brand. Auch hier entkamen die Gewalttäter laut Polizei unerkannt.
Vor dem Asylbewerberheim in Greifswald-Ladebow kam es nach Polizeiangaben zu Zusammenstößen mit etwa 20 gewaltbereiten Jugendlichen, die von einem Angriff auf das Heim abgehalten werden konnten. Elf Menschen wurden vorläufig festgenommen.
In Vetschau westlich von Cottbus bewarfen zehn Rechtsradikale ein Asylbewerberheim mit Steinen und zerschlugen dabei Fensterscheiben. Nach Polizeiangaben wollten sich 20 Heimbewohner selbst verteidigen. Sie bewaffneten sich mit Knüppeln, trafen die Skinheads aber nicht mehr an.
In Spremberg südlich von Cottbus nahm die Polizei nach Hinweisen aus der Bevölkerung drei Rechtsradikale im Alter von 15, 20 und 21 Jahren fest. Sie hatten zuvor aus einem fahrenden "Trabant" heraus das dortige Asylbewerberheim mit einer Rauchbombe beworfen. Gegen die Täter wurde laut Polizei Anzeige erstattet. Außerdem beschlagnahmten die Ordnungshüter Baseballschläger, Schlagstöcke und Luftdruckpistolen.
Das Kreisgericht Eisenhüttenstadt erließ auf Antrag der Staatsanwaltschaft Strafbefehl gegen vier Rechtsradikale, die in der Nacht zum Sonntag an dem Anschlag auf die Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber des Landes Brandenburg in Eisenhüttenstadt beteiligt waren. Nach Polizeiangaben von Dienstag müssen sich die vier, die derzeit in Untersuchungshaft sitzen, wegen gefährlicher Körperverletzung, Sachbeschädigung und Landfriedensbruch verantworten.
Der evangelische Bischof von Berlin-Brandenburg, Martin Kruse, rief die Gemeinden zur Solidarität und Hilfe für Ausländer in Deutschland auf. "Leidenschaftliches Bemühen um den inneren Frieden ist jetzt gefragt, damit nicht schleichend Haß und Gewalt die Oberhand gewinnen", heißt es in dem Bischofswort, das am Sonntag in den Gottesdiensten verlesen werden soll. Gleichzeitig appellierte der Bischof, es müsse auch das Gespräch mit den gewalttätigen Jugendlichen und den sympathisierenden Zuschauern gesucht werden.
Das Simon Wiesenthal Center in Los Angeles forderte, in allen deutschen Schulen müsse es Pflichtkurse über den Holocaust geben.
Der deutsche Vertreter des Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen, Walter Koisser, warnte vor einem Verzicht auf die individuelle Prüfung von Asylanträgen. Er verwies auf die Genfer Flüchtlingskonvention, die die Abschiebung von Flüchtlingen verbiete, wenn ihnen Gefahr für Leib und Leben drohe.
Einer Familie in Heddernheim bricht es das Herz. "Idefix" ist weg. Niemand hat ihn seit Freitag abend gesehen. Alles Suchen war vergeblich, die Polizei ist ratlos, und bei jeder Runde von Mund zu Ohr gewinnt die Geschichte dämonischere Züge.
Hier die vorerst letzte Version: Zwei düstere Gestalten, angeblich Vater und Sohn, einer von ihnen tätowiert bis zu den Ohrläppchen, "lauern" dem Familienvater K. vor dessen Stammkneipe auf. "Idefix", der elf Jahre alte Dackel, denkt sich nichts Böses, als er Herrchen und den beiden Kinderschrecks in die Gaststube folgt. Er weiß, Herrchen ist ein geselliger Mensch, der nicht so auf das Äußere sieht. Aber der Wirt, der hatte gleich ein ungutes Gefühl.
Zu Recht. Das Drama nahm seinen Lauf, denn Herrchen hatte viel Durst und "Idefix" leider eine schwache Blase. Um eine salomonische Lösung dieses Interessenkonflikts bemüht, bat der Heddernheimer seine Begleiter, den Dackel mal eben um die Ecke zu führen. Das taten sie bereitwillig. Und waren nicht mehr gesehen.
Seitdem also ist "Idefix" verschwunden. Und halb Heddernheim fragt sich, was die verdächtigen Unbekannten mit einem rotbraunen Dackel-Senior wollen, der nicht mehr der Schnellste ist, nach einem Autounfall auf der linken Vorderpfote hinkt, unter Altherren-Beschwerden leidet und außerdem eine miserable Menschenkenntnis besitzt.
Können Sie sich einen Reim darauf machen? Ihre Bastienne
Kulturelles Leben
Das Chawwerusch-Theater gastiert am Samstag, 5. September, 20 Uhr, im Saalbau von Nauheim, Bahnhofstraße 34, mit der Groteske "Astoria" von Jura Soyfer. Veranstalter ist das Kulturamt der Gemeinde. cas
Brunnenfest vor dem Theater
Zum "Brunnenfest" vor dem Theater in Rüsselsheim lädt der "Stadtverband kultureller Vereine" für das Wochenende vom 5. / 6. September ein. Samstags ab 14 Uhr und sonntags ab 10 Uhr startet ein buntes Programm mit Folklore und Chorgesang, woran deutsche und ausländi sche Gruppen mitwirken. Dazu gibt es Stände mit internationalen Spezialitäten. cas
Im Rahmen des rheinland-pfälzischen Kultursommers stellt das Künstlerhaus am Sonntag, 6. September, 11 Uhr, den in Edenkoben lebenden Autor Wolfgang Hilbig vor. Musikalisch umrahmt wird die Sonntagsmatinee von dem Saxophonisten Peter Ponzol und dem Pianisten Ernst Seitz. Der Eintritt beträgt fünf Mark, Kartenvorbestellungen sind unter Telefon 0 63 23-23 25 möglich. Nach der Veranstaltung bietet das Künstlerhaus den Gästen eine Spezialität aus der Region.
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Für eine wirksamere Überwachung des Embargos gegen Rest-Jugoslawien und ein einheitliches Eintreten der Europäer, den Bürgerkrieg auf dem Balkan zu beenden, haben sich Vertreter von SPD, CDU, FDP und den Grünen am Dienstag auf einer Kundgebung an der Hauptwache ausgesprochen, die anläßlich des Jahrestages des deutschen Überfalls auf Polen stattfand. Die Redner bekundeten Solidarität mit den Opfern des Krieges.
Für die FDP forderte ihr hessischer Landesvorsitzende Wolfgang Gerhardt den Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu Serbien und die Ahndung aller Kriegsverbrechen durch einen internationalen Gerichtshof. Gerhardt sprach sich gegen einen militärischen Einsatz deutscher Soldaten aus. Gleichwohl käme Europa nicht umhin, sich mit den von einem UN-Sicherheitsrat beschlossenen "friedenherstellenden Maßnahmen" zu beschäftigen.
Auch nach Ansicht der Frankfurter CDU-Vorsitzenden und OB-Kandidatin Petra Roth müßten alle Länder die von der Völkergemeinschaft ausgehandelten "friedlichen" Maßnahmen mittragen, die geeignet seien, eine Politik der "völkischen Arroganz und des imperialistischen Landhungers" zu beenden. Für den Landesvorstand der Grünen bekräftigte Maria Marx das Nein zu militärischen Schritten, die nur die Gefahr der Eskalation bergen würden. Statt dessen müsse das gegen Serbien verhängte Embargo wirksamer kontrolliert werden, da noch immer kriegswichtige Güter aus Griechenland, Rumänien, Bulgarien, der Ukraine und aus den Arsenalen der ehemaligen DDR nach Serbien geliefert würden. Marx forderte, den Visumzwang für Menschen, die vor dem Bürgerkrieg fliehen, aufzuheben und ihnen den Flüchtlings-Status nach Maßgabe der Genfer Flüchtlingskonvention zuzugestehen. Der Frankfurter SPD-Vorsitzende Sieghard Pawlik forderte, das Embargo nicht "nur zu verkünden, sondern auch wirksam durchzusetzen". Es sei "beschämend", daß Europa nicht fähig sei, "regulierend" in den Konflikt einzugreifen.
Gegen eine "deutsche Hegemonialpolitik auf dem Balkan" protestierten am Abend auf der Konstablerwache rund 150 Personen. In dem Krieg gehe es nicht um das Selbstbestimmungsrecht der Völker, sondern um deutsche Sicherheitsinteressen. Zu der Kundgebung hatten linksorientierte Gruppierungen aufgerufen. sar
BAD HOMBURG. Eine Ausstellung mit dem Titel "Die Erde ist nur ein Land" wird heute, Donnerstag, 3. September, um 19 Uhr im Landgraf-Friedrich-Saal des Bad Homburger Kurhauses eröffnet.
Der Veranstalter, die Baha'i-Gemeinde, lädt im Rahmen der Ausstellung am Freitag zu einem Vortrag "Zukunft mit neuen Werten" ein, am Samstag zu einer Podiumsdiskussion zum Thema "Eine neue Weltordnung?", beides um 20 Uhr. Die Ausstellung endet am Montag. Ein Einigkeitsfest der Baha'i-Gemeinde mit Interessenten in Dornholzhausen bildet Montagabend um 20 Uhr den Abschluß. teb
WIESBADEN. Steigende Verbrauchszahlen bei Strom, Gas, Wasser und Fernwärme haben der Stadtwerke Wiesbaden Aktiengesellschaft (ESWE) 1991 gute Umsätze gebracht. Sie wuchsen um 7,7 Prozent auf 535 Millionen Mark. Mit den Überschüssen aus der Versorgung konnten die Defizite von 58,3 Millionen Mark beim Hallenbad und den Verkehrsbetrieben aufgefangen werden.
Am meisten verdienen die ESWE mit dem Verkauf von Strom. Weil die Bevölkerung Wiesbadens in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen hat und die Ausstattung von Arbeitsplätzen mit elektronischer Datenverarbeitung sowie Klimaanlagen aufwendiger geworden ist, wurden 2,2 Prozent mehr verbraucht. Aber gerade für private Haushalte bietet die Elektrizitätsversorgung Sparmöglichkeiten. Seit am 1. Januar 1991 die neue Bundestarifordnung eingeführt wurde, gelten nämlich leistungsorientierte Preise. Sie sollen mit sogenannten Schwachlast-Tarifen eine gleichmäßigere Stromnutzung bewirken, während der vom Verbrauchsverhalten unabhängige Bestandteil des Strompreises stark gesenkt wurde.
Nicht zuletzt wegen der Gefahrenabwehrverordnung zum Wassernotstand in Südhessen ist das Lebenselexier Thema Nummer eins bei den ESWE. So wollen die Stadtwerker den Verbrauch des kostbaren Gutes aus dem hessischen Ried weiter senken. Im vergangenen Jahr wurde noch gleich viel Wasser vom Wasserwerk Schierstein und aus dem Ried bezogen. Durch den Ausbau von kleinen Wassergewinnungsanlagen im Taunus könne dieses Verhältnis zugunsten des Ried verändert werden. Außerdem liefen Untersuchungen über die Verwendung von Brauch-, Trink- und Grundwasser für die ganze Region.
Aufsichtsratsvorsitzender Achim Exner, Wiesbadens Oberbürgermeister, verteidigte den hohen, kostendeckenden Wasserpreis in der Landeshauptstadt. "Der Verbraucher muß wissen, was das kostet", meinte er. Er kündigte jedoch eine Satzung an, die Sparanreize schaffen soll. "Wer weniger verbraucht, soll auch relativ gesehen weniger bezahlen." Ferner will Exner die Förderungsprogramme für Zisternen und Sickergruben aufstocken, weil ihm Umweltminister Fischer zugesichert habe, ein Teil der Grundwasserabgabe fließe zurück an die Kommunen.
"Ein neuer Zweig entwickelt sich mit der umweltfreundlichen Fernwärme", erläuterte Diether Sammet einen Geschäftsbereich der ESWE, der ausgebaut werden soll. Derzeit sei die Fernwärmeversorgung noch inselförmig über das Stadtgebiet verstreut. Langfristig werde jedoch eine Vernetzung angestrebt. Er begrüßte die Entscheidung, die neue Wohnsiedlung Sauerland mit Fernwärme zu versorgen. Außerdem soll im expandierende Gewerbegebiet Mainzer Straße diese Heizungsart genutzt werden.
Auch beim Gasabsatz verzeichneten die ESWE Zuwächse. Neben einer Kälteperiode führte vor allem der Anschluß von weiteren 1800 Haushalten ans Netz zu Umsatzsteigerungen. Für diese Kunden hat Vorstandsmitglied Roland Friedrich eine gute Nachricht. Die Gastarife werden zum 1. Oktober gesenkt. set
HÖCHST. Möglicherweise werden noch diese Woche Flüchtlinge in der McNair-Kaserne untergebracht. Mitarbeiter des Regierungspräsidiums Darmstadt haben die Kaserne deswegen am Montag besichtigt.
Indes scheint es zwischen Frankfurt und Wiesbaden erneut strittig zu sein, wie viele Menschen nach Höchst kommen sollen. Der im Juni getroffene Kompromiß, 200 Menschen einzuquartieren, werde vom Land in Frage gestellt, verlautete gestern aus dem Römer (siehe Stadtrundschau). dis
Die Familienbildungswerkstatt veranstaltet ein Seminar für Frauen, die ein Pflegekind betreuen oder betreuen wollen. Thematisiert werden sollen die Veränderungen, die sich durch die Betreuung eines fremden Kindes ergeben, wie etwa unterschiedliche Erziehungsvorstellungen der Eltern und Tagesmütter. Weitere Schwerpunkt des Seminars wird die vertragliche Regelung der Tagespflege sein.
Der Lehrgang beginnt am 16. September um 20 Uhr und findet alle 14 Tage im Familienbildungswerk, Eschenheimer Anlage 21, statt. Information und Anmeldung unter Rufnummer 15 01-1 38. ki
STRASSENFEST OEDER WEG: Sonderseiten der Stadtteil-Rundschau Ost Nr. 35 am Donnerstag, 3. September 1992. - Redaktion: Adolf Karber; Texte: Andrea Neitzel; Fotos: Hans Rudolf Oeser. Verantwortlich für Anzeigen: Peter Schwalm.
Wer könnte ihr schon widerstehen, der "unwiederbringlichen Chance, sich vom Heer der Lohnempfänger abzusetzen?" Oder wer wollte gar von der Vision Abstand nehmen, innerhalb von vier bis acht Wochen um eine halbe Million Mark reicher zu sein? So dachte sich ein österreichischer Computerspezialist und setzte sein "Global Money System" in Bewegung. Doch hatte er den Gemütszustand der vermeintlich Unzufriedenen offensichtlich falsch eingeschätzt: Nur eine der angeschriebenen Personen beteiligte sich an dem wundersamen System der spielerischen Geldvermehrung. Zum Schluß blieb der Österreicher mit Verlust auf seinem "Gewinnspiel" sitzen; und bis gestern auch auf dem Vorwurf des versuchten Betrugs.
Der ist nun weggefegt, Freispruch lautet das Urteil, alle sind zufrieden - nur einer nicht. Der Anklagevertreter. Anfang letzten Jahres, so hatte der Frankfurter Staatsanwalt recherchiert, nahm der Kettenbrief mit betrügerischer Intention seinen Lauf. Damals schickte der Angeklagte Informationen über sein "logisch arithmetisches Erfolgssystem", das die Kettenbriefpartner in die Lage versetzen sollte, "Ihre finanzielle Zukunft aktiv selbst zu gestalten", an Dutzende von Adressaten, die sich auf ein entsprechendes Inserat in Tageszeitungen bei ihm gemeldet hatten. 80 Mark für 100 Adressen, so lautete sein Angebot, und die Aussicht auf traumhaften Gewinn, wenn nur ein kleiner Teil der Angeschriebenen mitmache.
Das hatte Staatsanwalt Helmut Branddau, durch die Anzeige eines gegenüber Kettenbriefen mißtrauischen Mannes informiert, von Anfang an anders gesehen. "Täuschung", rief er; so viele Adressen wie benötigt hätte der Angeklagte nie zur Verfügung stellen können, der Mann wolle nur in die eigene Tasche wirtschaften. Die Tatsache, daß nur 50 auf die Anzeige des Österreichers in Tageszeitungen angesprochen hatten, nur einer gar 80 Mark für 100 Adressen hinlegte, die er dann auch erhielt, focht den Staatsanwalt nicht an. "Es hätten", so die theoretische Überlegung, immerhin "eine unendlich hohe Zahl von Leuten geschädigt werden können".
Schon das Amtsgericht hatte diesen "Fall" anders gesehen und im Februar mit Freispruch reagiert. Auch die zweite Instanz, die Wirtschaftsstrafkammer des Frankfurter Landgerichts, deutete an, daß weder unlauterer Wettbewerb noch verbotenes Glücksspiel und erst recht kein Betrug vorläge. Die Interessenten würden ausschließlich mit der Möglichkeit zu gewinnen gelockt, nicht aber mit einer Garantie in die Irre geführt, meint der Vorsitzende Richter und bestätigt den Freispruch.
Doch der Staatsanwalt scheut keine Mühen, wenn es um das Recht geht. Und wenn er bis zum Oberlandesgericht vordringen muß, um in dieser Sache seine Auffassung von Recht und Unrecht durchzusetzen. Und das bei einem "Schaden" von 80 Mark, der keiner ist. ee
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Heute "Roter Stachel" OBERURSEL. "Roter Stachel" nennt sich der Stammtisch der SPD Oberursel- Nord. Mitglieder und Bürger, die gerne diskutieren möchten, treffen sich an jedem ersten Donnerstag im Monat - also auch heute - in der Gaststätte "Olympia" (20 Uhr). Fahrt zum Städel OBERURSEL. Der Museumskreis des Frauenrings fährt am Freitag, 4. September, ins Städel und besucht die Ausstellung "Oskar Kokoschka und Alma Mahler - Die Puppe". Die Oberurselerinnen nehmen an einer Führung teil. Rätsel um Historie OBERURSEL. Rätselraten um einige historische Gegenstände in Alt-Oberursel verspricht die Fußgängerrallye, zu der der Jugendchor des Gesangvereins "Germania 1873" Weißkirchen am Samstag, 5. September, einlädt. Treffpunkt ist um 15 Uhr am Rathausplatz. Ab 18 Uhr ist Preisverleihung in den neuen Vereinsräumen über dem Feuerwehrgerätehaus Weißkirchen.
Züchter stellen aus OBERURSEL. Die besten Tiere des neuen Zuchtjahres präsentieren die Aktiven des Geflügelzucht-Vereins 1908 Weißkirchen bei ihrer Jungtierschau am 5. und 6. September (Samstag ab 11, Sonntag ab 9.30 Uhr), auf der Zuchtanlage hinter dem Sportplatz Oberurseler Straße. Gleichzeitig findet das Sommergrillfest statt mit Musik und Tombola. Altstadtführung OBERURSEL. Matthias Esch von der Arbeitsgemeinschaft Stadtgeschichte des Vereins für Geschichte und Heimatkunde führt am Samstag, 5. September, durch die Oberurseler Altstadt. Treffpunkt ist um 14.30 Uhr an der St.-Ursula-Kirche. Laufabzeichen und Fest OBERURSEL. Laufabzeichen der verschiedenen Klassen kann man kostenlos am Samstag, 5. September, erwerben, wenn der Lauftreff des TV Stierstadt sein zehnjähriges Bestehen feiert. Start ist um 14.30 Uhr an der Vereinsturnhalle Platanenstraße. Dort wird anschließend bei den Klängen des Musikzugs gefeiert.
Kommunalwahlprogramm STEINBACH. Ihr Kommunalwahlprogramm stellt die SPD am Samstag, 5. September, ab 10 Uhr im Bürgerhaus vor. Bis 14 Uhr wollen die Sozialdemokraten das Papier mit interessierten Bürgern diskutieren. Um 12.30 Uhr Eintopf im Brotteig. St. Angela-Schule feiert KÖNIGSTEIN. "Jahrmarkt Europa" ist Motto des Sommerfestes der St.-Angela-Schule am Samstag, 5. September, ab 12.30 Uhr. Es gibt zahlreiche Cafés und Bistros, Verkaufsstände und Spiele und wieder ein "Ehemaligencafé". Abtei und Bergwerk OBERURSEL/STEINBACH. Die Abtei Marienstadt bei Hachenburg und das ehemalige Eisenerzbergwerk Bindweide sind Ziele einer Fahrt der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA) Oberursel/Steinbach am Samstag, 5. September, in den Westerwald. Wer mitfahren möchte, kann sich bei Rotraud Theiß-Reuning, Tel. 22364 melden.
Am kommenden Wochenende haben die Frankfurter und ihre Gäste Gelegenheit, alles zu erfahren, was sie schon immer über die Stadt wissen wollten: Zum 32. Male finden die "Tage der offenen Tür" statt. Diskussionen mit Politikern, Rummel auf dem Römerberg oder Abstiege in die Kanalisation sind allen Interessierten möglich. Für Angebote mit begrenzten Teilnehmerzahlen jedoch - etwa die Probe im Goethe-Theater, der Gang durch das Exotarium im Zoo oder der Blick in die graphische Datenverarbeitung bei den Stadtwerken - muß man sich mit Teilnehmerkarten eindecken. Diese Tickets gibt es am heutigen Mittwoch, 2. September, 7 bis 17 Uhr, in der Bürgerberatung , Römerberg 32 - kostenlos, aber nur in "handelsüblichen Mengen". abi
Wer ab Anfang April dieses Jahres bei einer der Frankfurter Meldestellen einen neuen Paß oder einen neuen Personalausweis beantragt hat, sollte sich sicherheitshalber selbst dort erkundigen, ob seine Ausweisepapiere von der Bundesdruckerei in Berlin eingetroffen sind. Ansonsten kann er warten bis er schwarz wird: Wie der Leiter der Meldebehörde, Rainer Orell, sagte, ist das Personal der Meldestellen in der Regel nicht mehr in der Lage, Antragsteller handschriftlich oder telefonisch darüber zu informieren, daß die Unterlagen angekommen sind.
Eigentlich sollten die Frankfurter bereits vom 21. April an mit Einführung eines neuen Datenverarbeitungssystems schnellstens bedient werden. Dazu - so geplant - sollte auch die computergestützte Information nach Eintreffen der Papiere gehören. Daraus wurde nichts.
An der Erarbeitung der Software "kochten mehrere Köche mit". Ein Teil des Programms wurde laut Orell in München entwickelt, ein anderer Teil bei der Kasseler Meldebehörde, die in diesem Bereich federführend für das gesamte hessische Meldewesen ist. Jedenfalls wurden in Kassel die entsprechenden Benachrichtigungen für die Antragsteller auf Pässe und Personalausweise zunächst nicht mit in das Programm einbezogen. "In Kassel", stöhnte Orell, "gehen die Uhren anders. Da denkt man eben, solche Benachrichtigungen sind nicht so wichtig, weil in kleineren Kommunen der Georg vom Amt Bescheid sagt, wenn der Paß vom Fritz angekommen ist."
Der Behördenleiter hofft, daß das entsprechende Programm in Frankfurt noch im September zur Verfügung steht. Alle, die in den vergangenen fünf Monaten bei den Meldestellen entsprechende Anträge gestellt haben, liegen laut Orell "im tiefen finsteren Loch". Ihnen bleibe nur der Griff zum Telefonhörer. enk
Auf "Seitensprünge" läßt man sich . . .
Fortsetzung von Seite 8 Neu auf dem Weg nach Norden: In Höhe der Hausnummer 16 steht seit kurzem ein Schild, das den Anwohnern bevorrechtigtes Parken ermöglicht. Das lang erwartete Parkplakettensystem greift nun auch in der Straße: Werktags von 7 bis 10 Uhr und von 16 bis 19 Uhr werden hier Parkplätze für Anwohner reserviert.
Wer in die Einkaufsmeile will, muß ohnehin nicht unbedingt das Auto benutzen: Die nahegelegene U-Bahn-Station am Eschenheimer Tor ist eine Möglichkeit, mit öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen, der Bus die andere - der "36er" hält an mehreren Haltestellen im Oeder Weg, bevor er seine Fahrt in Richtung Palmengarten und den Hainer Weg in Sachsenhausen fortsetzt.
Die Atmosphäre wird nicht zuletzt durch die kontrastreiche Architektur geprägt: In der verspiegelten Glasfront des einstmals von einer trostlosen Betonfassade geprägten Parkhauses im unteren Teil der Straße blinkt inzwischen die gegenüberliegende Häuserzeile mit ihren barocken Giebel-Vorbauten und verschnörkelten Sandstein-Säulen; an anderen Stellen sind angenehm anzuschauende Neubauten entstanden, die mit den Bausünden der siebziger Jahre nun gar nichts mehr gemein haben. Und sogar in der Hausnummer 33, die zum Ärger vieler Anwohner jahrelang leerstand, sind die Handwerker tätig: Der Eigentümer und die Stadt haben sich endlich geeinigt, in absehbarer Zeit kann hier wieder gewohnt werden.
Manchem älteren Gerbäude sieht man das Alter allerdings an: Die dunkelgraue Front hat sicher schon bessere Tage gesehen, stellenweise sind faustgroße Löcher im Putz. Das muß kein Dauerzustand sein - wie Haus Nummer 42 zeigt: Die Fassade wurde gerade wunderhübsch renoviert, ockerfarbene Klinker und Sandstein haben ein häßliches Entlein in einen prächtigen Schwan verwandelt.
Weit über die Stadtgrenzen hinaus hat sich der Ruf des Oeder Wegs als Schlemmer-Paradies etabliert. Hobbyköche können sich mit allerlei leckeren Spezialitäten eindecken: Hausgemachte Matjesfilets oder gefüllte Lachsforelle lassen dem Fischfreund das Wasser im Mund zusammenlaufen. Dazu vielleicht einen trockenen 91er Pinot Grigio? Natürlich haben derzeit auch die Rotweine Hochkonjunktur: Die Jagdsaison hat begonnen, im Feinkostladen liegt Wildbret in einer vielfältigen Auswahl bereit, und zum Hirschragout empfiehlt der Chef einen "kräftigen Roten".
Mehrere Obst- und Gemüsestände garantieren frische Beilagen, und auf der altmodischen Waage werden's fast immer ein paar Gramm mehr - ohne Aufpreis. Wer nicht selbst den Kochlöffel schwingen will, kann sich natürlich auch in einem der Restaurants, im Weinkeller, Eiscafé oder Bistro verwöhnen lassen.
Daß der Kunde hier noch König ist, merkt man vor allem an so liebenswerten Kleinigkeiten, wie der folgenden Szene: Ein verliebter junger Mann betritt etwas zaghaft einen Laden und möchte Blumen kaufen - für seine Herzensdame sollen sie sein, erklärt er, "aber keine roten Rosen", das sei ihm zu aufdringlich. Mit einem verständnisvollen Lächeln zaubert die Verkäuferin ihm einen schönen Strauß aus hellroten Moosröschen und dunklen Hyazinthen. Und der Rosenkavalier strahlt zufrieden: Genau so hatte er es sich vorgestellt.
Zeit für eine Pause - je weiter man im Oeder Weg stadtauswärts spaziert, desto weiträumiger wird die Straße, desto mehr Plätze laden zum Verweilen ein. Während die Kinder am liebsten die Spielgeräte auf dem von alten Kastanien bestandenen Adlerflychtplatz ansteuern, bevorzugen junge Pärchen und alte Nordendler die gegenüberliegende Grünfläche an der Lichtensteinstraße: Auf einer Parkbank einträchtig nebeneinandersitzend schlekken die einen verträumt ihr Eis, die anderen lesen ihre Zeitung oder halten ein Schwätzchen.
Wer nach der Verschnaufpause noch Kondition hat, der dreht um und stürzt sich wieder ins Getümmel: Einmal schnell ins Reisebüro, um den nächsten Traumurlaub zu buchen - keine Frage, die passende Ausrüstung gibt es auch gleich im Oeder Weg. Falls es am nötigen Kleingeld hapern sollte: Das weiße Fähnchen am Kiosk mit der Aufschrift "Heute Annahmeschluß" verleitet manchen dazu, sein Glück beim Lotto zu versuchen. Und wer meint, zu Hause sei es am schönsten, findet hier moderne und antike Möbel - und selbst Pianos - Teppiche, feinste Bettwäsche, Wohnaccessoires und das passende Licht für Haus und Zimmer. Und dazu alles für Garten und Balkon.
Und es gibt noch mehr zu sehen in der Straße: Unterschiedlichste Läden und Geschäfte sind hier ansässig, Galerien und Antiquariate haben im Oeder Weg ihr Domizil, es gibt eine Tankstelle, Bank, Sparkassen und Versicherungen; Initiativen wie der Elternbund und die Seniorenwerkstatt sowie die Turner der Eintracht sind hier ansässig, unter "R" findet man Reinigung und Raumausstatter, Ärzte, Anwälte und andere haben hier ihre Praxis oder ihr Büro eingerichtet. Für Gesundheit und Wohlbefinden sorgen Apotheken, Drogerien, Kosmetiksalons, Reformhaus, Naturkostladen und nicht zuletzt die Naturbar.
Und sie alle werden es sich nicht nehmen lassen, beim großen Fest "ihrer" Straße dabei zu sein.
Am Mittwoch wurde Keith Chamberlain als neuer evangelischer Flughafenpfarrer durch Pröpstin Helga Trösken offizielle in sein Amt eingeführt. Seinen Dienst hatte er schon einige Wochen zuvor angetreten.
Geboren wurde Keith Chamberlain im südkalifornischen Banning/USA, seine Studien - Theologie und Geschichte - absolvierte er an den Universitäten von San Francisco, Basel, Wien und Berlin. Der Abschluß des Theologiestudiums erfolgte am San Francisco Theological Seminary. Die Vielsprachigkeit versteht sich für den neuen Pfarrer fast von selbst, er spricht Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch und Italienisch.
Chamberlain war bis Anfang der achtziger Jahre Studentenpfarrer an der Frankurter Uni und in den darauffolgenden Jahren Pfarrer der Segensgemeinde Griesheim. Vor seinem Wechsel zum Flughafen war Keith Chamberlain Seelsorger in der Frankfurter Gemeinde "Am Bügel". FR
WIESBADEN. Die Bürgerinititative Breckenheim gegen die ICE-Schnellbahntrasse fühlt sich falsch verstanden. Ihre als Breckenheimer Variante bezeichnete Alternative zur geplanten Zugführung der Bundesbahn werde oft falsch wiedergegeben, klagt BI-Sprecher Günter Fritz.
Vor allem von der Bundesbahn fühlen sich die Breckenheimer in die Enge getrieben. Geschickt würden die östlichen Wiesbadener Stadtteile gegeneinander ausgespielt. So sei jüngst von der Nordenstädter SPD der Vorwurf erhoben worden, die Initiative handele nach dem St.-Florians-Prinzip und wolle Lärmbelastungen nur auf andere verlagern, berichtet Fritz, gleichzeitig Ortsvorsteher.
Das Gegenteil sei der Fall. Man habe kleinere Radien für die Kurven der Trassen und eine Verlagerung des Gleisdreiecks vorgeschlagen. So komme beispielsweise Wallau aus seiner Umzingelung durch die Bahnstrecken heraus. Daß der Bahn diese Variante nicht passe, weil der Zug früher abbremsen müsse, zählt für Fritz nicht. "Es kommt doch nicht auf wenige Kilometer an", meinte der Breckenheimer. "Das ist doch verdammt noch mal eine Forderung, die machbar ist", sagte er angesichts der Tatsache, daß die prekären Stellen der ICE-Trasse ausschließlich kurz vor Frankfurt lägen.
Enttäuscht ist Fritz auch von der mangelnden Koordination der Bürgerinitiativen in Breckenheim und Wallau im benachbarten Main-Taunus-Kreis. Er hegt den Verdacht, daß es den Wallauern nicht zuletzt um ihre Umgehungsstraße geht; die sei wegen der Bundesbahn-Planung nötig, da die derzeitige Straße zwischen Wallau und Breckenheim dichtgemacht werden müsse. Die Breckenheimer Variante hingegen ziehe nicht automatisch eine Umgehungsstraße nach sich.
Nach Angaben von Günter Fritz ist der Magistrat dafür, die Variante in den Raumordnungsplan aufzunehmen und will eine entsprechende Stellungnahme zum Verfahren abgeben. Die Initiative werde alle rechtlichen Schritte unternehmen, die geplante Trassenführung der Bahn zu verhindern. Fritz: "Wir haben bereits Kontakt zu einem Anwalt aufgenommen." set
Am 12. September ist was los im "Treffpunkt Rothschildpark" des Instituts für Sozialarbeit, Oberlindau 20, in dem es sonst geschäftig und umtriebig zugeht.
Da wird unter Beweis gestellt, daß man private Fürsorge und Sozialarbeit auch anders als nur ernsthaft betreiben kann. Um 11 Uhr geht es los mit dem Moderator Werner Reinke. Um 12 Uhr kommt der Minizirkus Liberta mit Hühnern, Enten und anderem Hausgetier. Um 12.30 Uhr und auch um 15.30 Uhr erzählt der Freiherr Johann Philipp von Bethmann, "Geschichten uff gut frankforterisch".
Um 13 Uhr gibt's Kindertheater der Internatsschule Lucius, Echzell. Um 14 Uhr kommt die Akrobatik-Gruppe der Frankfurter Eintracht, um 14.30 Uhr der Zauberer Mondrac, der auch um 15.45 Uhr wieder zaubert. Der Hühner-Zirkus ist um 15 Uhr noch mal dran und auch die Eintracht tritt um 16.15 Uhr noch mal auf.
Dazu gibt's im Park Musik von den "Echos of Jazz", schnelle Porträts zeichnet Ferry Ahrlé. Einen Secondhandstand gibt's, schöne Sträuße zum Mitnehmen, eine Flugreise, ein Fahrrad, ein Fernseher sind zu gewinnen. Es gibt eine Wurfbude, eine Mohrenkopfschleuder, eine Struwwelliese-Wand und noch viel mehr für Kinder und Kindeskinder. Für Betreuung ist gesorgt. E-S
HOFHEIM. Klöppeln, Spinnen, Patchwork und einiges mehr kann ausprobieren, wer am Samstag, 5. September, zwischen 9 und 13 Uhr zum traditionellen Kulturmarkt Am Untertor in Hofheim kommen. Die Kinder kommen auch nicht zu kurz. Die können Buttons herstellen, Bilder malen oder sich selbst schminken. Das Markttreibne wird von der Overall- Jazz-Band musikalisch untermalt. Gegen 10 Uhr steht ein Steotanz auf dem Programm; um 10.30 Uhr wird Jazztanz und um 11 Uhr Bauchtanz geboten. Die AOK bietet Ernährungsberatung mit dem Wiegecomputer. Würstchen, Brötchen und Getränken gibt's natürlich auch.
Der Kulturmarkt wird von der Volkshochschule des Main-Taunus-Kreises organisiert. fw
Auf "Seitensprünge" läßt man sich . . .
KRONBERG. Die Verhandlungen waren langwierig und hart. Viereinhalb Stunden debattierten am Montag Erster Stadtrat Karsten Stahlberg und die Konservatorin beim Landesamt für Denkmalpflege Gisela Kniffler, dann wurden sie sich endlich einig: In der Zehntscheune, einer der ältesten in Hessen, darf bei den Renovierungsarbeiten ein Teilstück der historischen Bundwand, die die Scheune unterteilt, entfernt werden.
Nach diesem Kompromiß gibt die Stadt jetzt grünes Licht für den Bauantrag. Er wird vom Architektenbüro Gallwitz bis zum 7. September beim Kreisbauamt eingereicht.
Die Kronberger Zehntscheune aus dem Jahr 1560 ist ein Lieblingskind der für Kronberg zuständigen Landeskonservatorin. Entsprechend streng achtet sie darauf, daß der Charakter des Gebäudes erhalten bleibt. Keine Heizung, keine Toiletten, keine Verkleidung des Daches waren daher einige ihrer Auflagen, an die sich die Kronberger auch halten. Als sie jedoch forderte, die Balken der Bundwand, die in etwa 80 Zentimeter Höhe die Scheune unterteilt, müßten unversehrt erhalten bleiben, spielte Stahlberg nicht mehr mit. Zwar hatte der Architekt, um diese Forderung zu erfüllen, eine Art Treppenübergang über den Riegel entworfen, doch der Baudezernent fand: "Wir machen uns doch lächerlich, wenn wir mitten im Raum eine Treppe haben." Die gesamte Nutzung der Scheune wäre durch die Abtrennung in Frage gestellt worden.
Erst als Stahlberg andeutete, dann werde das gesamte Projekt auf Eis gelegt, gab die Denkmalsexpertin nach. Ein Teil der Bundwand darf herausgenommen werden. Hinter dem anderen Teil werden Stühle stehen oder ein Podest, das später als kleine Bühne für Künstler oder Musiker dienen kann.
Einig wurden sich Stahlberg und Kniffler auch über die Beleuchtung. Von der Decke werden sehr einfache Lampen mit Stallcharakter hängen. Dazu kommen Strahler an den Querbalken, die den nach oben hin offenen und dadurch besonders reizvollen Dachstuhl ausleuchten und den Blick auf die Biberschwanzziegel freigeben, die, wie in einer Scheune typisch, von innen unverkleidet bleiben sollen.
Zwei Millionen Mark hat die Dreierkoalition im Stadtparlament für die Renovierung des historischen Gebäudes hinter der Streitkirche bewilligt. 800 000 Mark stehen im Etat dieses Jahres, dazu 1,2 Millionen Mark als Verpflichtungsermächtigung für 1993.
Einig ist sich die Stadt jetzt endlich auch mit allen Anliegern über die Gestaltung der Tanzhausstraße, mit deren Ausbau noch in diesem Jahr begonnen werden soll. 460 000 Mark stehen im Haushaltsplan dieses Jahr, werden aber voraussichtlich nur zum Teil noch ausgegeben werden.
Die letzten Absprachen gab es in dieser Woche zwischen Stahlberg und Uwe Opper, dem Besitzer der Streitkirche. Dabei ging es um die Gestaltung des Streifens, der quasi als Bürgersteig am Gebäude entlangführt. Die Tanzhausstraße, heute noch langweilig asphaltiert, soll mit Basaltpflaster ausgelegt werden, wobei die Streifen rechts und links an den Häusern einheitlich mit leicht begehbaren Kunststeinen gepflastert werden. "Wir haben aus dem Berliner Platz gelernt", sagte Stahlberg. Dort gab es wiederholt Klagen über das holprige, absatz- und rollstuhlfeindliche Pflaster.
Vor dem Laden an der Ausweitung der Tanzhausstraße werden zwei Behindertenparkplätze geschaffen, drei weitere Parkplätze entang der Streitkirche. Neben der Einfahrt hinter dem niemals als Gotteshaus genutzten, heute mit Geschäften und einer Galerie bestückten Gebäude soll ein großer Baum gepflanzt werden, ebenso auf dem Platz vor der Zehntscheune. Was mit den Parkplätzen dort geschieht, will Stahlberg demnächst in einem Gespräch mit den betroffenen Anliegern klären. ANNETTE WITTKOPF
Mehr Leben für Sicherheit . . .
(Fortsetzung von Seite 21)
Die "Idee des Oberbürgermeisters" (Referent Geissler) habe inzwischen zu "konkreten Angeboten dreier Interessenten" geführt, die allesamt an diesem attraktiven Platz mitten in der City eine Disco eröffnen wollen. Die Verhandlungen mit dem für Liegenschaften zuständigen Kämmerer der Stadt seien derzeit in einer entscheidenden Phase.
Das sieht Michaal Presinger, mit Partner Gerd Schüler künftig Manager der "Ebene 7" in der Zeil-Galerie "les facettes" und einer der drei Interessenten, etwas weniger euphorisch: "Wir haben zwar vor einem Jahr unser Konzept der Stadt vorgelegt, seitdem aber nichts mehr gehört". Presinger sagt ganz offen: "Die Idee ist faszinierend, doch sie hat auch ihren Preis". Und den wollen die potentiellen Betreiber nicht alleine tragen.
Presinger beziffert allein die Umbaukosten auf rund 1,5 Millionen Mark. Hinzu kämen noch einmal Investitionen von gut 500 000 Mark für die Discotheken-Ausstattung. Das könne kein "seriöser Betreiber" auf eigene Rechnung machen: "Da muß sich auch die Stadt engagieren". Presinger nennt den Preis. Die Kommune hätte "etliche hunderttausend Mark" bezahlen müssen, um die Unterführung zu verfüllen. "Wenigstens diesen Betrag soll sie uns nachlassen".
In einem anderen Punkt sind sich die Unternehmer Presinger und Schüler sowie die Stadt schon näher gekommen. Die beiden Manager würden liebend gerne über der Disco auf dem Roßmarkt ein Restaurant-Café eröffnen: Luftig im Sommer und unter einem leichten Glasdach als Wintergarten bei Minus-Temperaturen. Uli Geissler hat in Aussicht gestellt, daß man "darüber reden kann".
OBERURSEL. Das Land Hessen will den Feldbergzubringer im Bereich des Eichwäldchens nicht mehr mit einem Tunnel ummanteln. Das teilte das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Technologie jetzt Philipp Zmyj-Köbel mit, dessen Mutter Annette Zmyj seit Jahren gegen den Weiterbau des Feldbergzubringers klagt.
In dem Schreiben heißt es, daß "zwar im Rahmen der Diskussion der Lärmschutzmaßnahmen auch der Gedanke einer Eintunnelung diskutiert wurde, daß aber im Zusammenhang mit der nun durchzuführenden Maßnahme diese Überlegung nicht mehr weiterverfolgt wird". Auf dem Strekkenabschnitt sollen Lärmschutzwände die Anwohner vor Lärm schützen.
Dazu Erster Stadtrat Eberhard Häfner: "Wir geben nicht auf." Die Stadt werde weiter für den Tunnel kämpfen und mit dem Bund darüber verhandeln, der die Straße bezahlen muß. Bisher hatten Stadt und Land nach Häfners Worten den Tunnel einvernehmlich betrieben. Inzwischen favorisiert das Land lärmarme Fahrbahnbeläge, um Geld und höhere Lärmschutzwände sparen zu können. w
OBERURSEL. Spezielle Angebote für sogenannte "ältere Semester" bietet die Volkshochschule in Oberursel.
An Frauen zwischen 45 und 60 Jahren wendet sich ein wegen der großen Nachfrage zusätzlich eingerichteter Gymnastikkursus, der am 3. September, 9.30 Uhr, in der Alten Post beginnt. Unter dem Motto "leichter lernen - besser behalten" steht das Gedächtnistraining, das ebenfalls am 3. September in der Alten Post zum ersten Mal stattfindet, allerdings um 19 Uhr. Warum zunehmend Frauen literarische Bestseller schreiben, soll bei "Literatur am Nachmittag" geklärt werden. Die Teilnehmer treffen sich erstmals am 1. September um 15 Uhr in der Alten Post. Neben anderem runden Konzert- und Theaterbesuche das Programm ab.
Anmeldung für alle Kurse in der Geschäftsstelle der VHS, Oberhöchstadter Straße 7, Oberursel, Telefon 5 20 78. jom
Länderpokalteam feiert guten Start Hartmann und Feyen trafen für Hessen
Ein gelungener Auftakt für die hessische Amateur-Länderpokalmannschaft: im ersten Gruppenspiel des neuen Wettbewerbs 1992/93 kamen die Schützlinge von Trainer Reinhold Fanz in Meiningen gegen die Vertretung Thüringens zu einem verdienten 2:1-Sieg. Vor etwa 600 Zuschauern zeigten sich die Gäste, die mit acht Spieler der Mannschaft angetreten waren, die die Reise ins Baltikum erfolgreich absolviert hatte, in spielerischer Hinsicht überlegen. Sie ließ jedoch im ersten Abschnitt den nötigen Druck vor dem Tor vermissen oder schoß zu ungenau. Nach der Hereinnahme von Liebers und Müller veränderte sich dies. Bereits in der 50. Minute erzielte Hartmann mit einem Schlenzer aus etwa 18 Metern den Ausgleich und eine Viertelstunde später köpfte Feyen eine Balzer-Ecke zum 2:1-Siegestreffer ein.
Obgleich die Thüringer fünf Akteure vom letztjährigen Zweitligisten FC Rotweiß Erfurt einsetzten, wirkte die HFV-Auswahl homogener. Feyen und Schlösser sowie der bei Standardsituationen offensive Libero Albert hatten bereits in der ersten Viertelstunde Möglichkeiten, zielten aber jeweils vorbei. Becker schoß nach einer Flanke von Balzer aus wenigen Metern vorbei und traf anschließend auch per Kopf nicht.
Nach einer halben Stunde erhöhten die Thüringer jedoch das Tempo. Zwei brenzlige Situationen überstanden die Hessen noch unbeschadet, dann jedoch verursachte das Marburger Talent Rasiejewski gegen Kräuter einen Elfmeter, den Heun verwandelte.
Nach dem Ausgleich der Hessen traf Rähte in der 56. Minute nur die Latte. Der Siegtreffer von Feyen fiel dann gar in Unterzahl, weil Krapp eine Zeitstrafe absitzen mußte. "Ein hartes Stück Arbeit für meine Mannschaft, aber ein verdienter Sieg, denn wir hatten keinen Ausfall zu verzeichnen, resümmierte Trainer Fans. HANS DIETER PUTH
Hessen: Schimek (E. Frankfurt), Albert (Offenbach), Krapp (Egelsbach), Rasiejewski (Marburg), Schlösser (E. Frankfurt), Sandt (FSV Frankfurt), Hartmann (Offenbach), Schur (RW Frankfurt) (46. Liebers , Hessen Kassel), Balzer (E. Frankfurt), Becker (E. Frankfurt) (46. Müller, Egelsbach), Feyen (Wehen).
Schiedsrichter: Hufgard (Feldkahl).
Zuschauer: 600.
Tore: 1:0 Heun (35. FE), 1:1 Hartmann (50.), 1:2 Feyen (66.).
Mittwoch, 2. September
Literatur Buchhandlung Schutt, Arnsburger Str. 76: 20 Uhr, Lesung Sally Perel - "Ich war Hitlerjunge Salomon". Vorträge / Diskussionen Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: 20 Uhr, Vortrag "Die Gemeinschaft neu denken. Zur Debatte des amerikanischen Kommunitarismus". Club Voltaire, Kl. Hochstr. 5: 20 Uhr, Diskussion "53 Jahre danach - sollen die Bayern wieder zurückschießen?".
Senckenberg-Museum, Senckenberganlage 25: 18 Uhr, Diavortrag "Die Tierwelt der Bambus-Internodien im tropischen Malasia".
Humanistische Union: 20 Uhr, Diskussion "Ist Frankfurt kinderfeindlich? Sind Spielplätze und Betreuung das einzige, was fehlt?"; Kinderbüro, Leipziger Str. 67.
Haus der Begegnung, Gärtnerweg 62: 19 Uhr, Vortrag "Yin-Yang, Animus und Anima".
Verein für Briefmarkenkunde: 19 Uhr, Diavortrag "Fechenheim - Postgeschichte vom Dorf am Main zum Industriestadtteil von Frankfurt"; Philanthropin, Hebelstr. 17. Museen/Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 15.15 Uhr, Führung zu "Siah Armajani und Joseph Beuys" sowie um 18 Uhr zu "Bill Viola und die Frage der Zeit".
Jüdisches Museum, Untermainkai 14/15: 18 Uhr, Führung zum Thema "Hinaus aus dem Ghetto".
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: 15 Uhr, Schatzsuche für Kinder in der Ausstellung "Gold aus Mali" sowie um 18 Uhr, Führung durch die Ausstellung "Fremdes Geld".
Liebieghaus, Schaumainkai 71: 18.30 Uhr, Führung zum Thema "Matthias Steinl (um 1644-1727): Maria Immaculata".
Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo" sowie auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe.
Kino / Filme Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 23 im Anzeigenteil. Sonstiges
Männerzentrum, Neuhofstr. 41 HH: 20 Uhr, Arbeitsgruppe "Geschlechterpolitik".
City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.
Hausfrauen-Bund: 15 Uhr, Gemeinsamer Nachmittag "Präsentation Modeschmuck-Kollektion"; IC-Restaurant, Hbf.
Ev. Familienbildung, Nesenstr. 4: 9.30 Uhr, offener Treff für Frauen mit Kindern ab 1 J.
Gesellschaft für bedrohte Völker: 20 Uhr, Öffentliches Forum; Casa di Cultura Populare, Adalbertstr. 36.
Ev. Frauenhilfe, Glauburgstr. 68: 9.30 Uhr, Treffen "Theologie für Frauen".
Nichtraucher-Initiative: 18 Uhr, Treffen; Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248. Märkte Bornheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Berger Straße.
Bergen-Enkheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; vor der Stadthalle / Schelmenburg.
Apotheken Folgende Apotheken sind von Mittwoch, 8.30 Uhr bis Freitag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:
Adler-Apotheke, Liebfrauenberg 33, Tel. 28 35 25; Behring-Apotheke, Nied, Alzeyer Straße 1, Tel. 39 66 41; Boulevard-Apotheke, Münchener Straße 8, Tel. 23 43 56; Malteser-Apotheke, Berger Straße 176, Tel. 49 00 60; Ronneburg-Apotheke, Preungesheim, Kreuzstraße 7, Tel. 54 58 33; Schiller-Apotheke, Glauburgstraße 64, Tel. 55 23 25; Schloß-Apotheke, Römerstadt, In der Römerstadt 238, Tel. 57 91 96; Schumann-Apotheke, Schumannstraße 36, Tel. 75 24 09; Süd-Apotheke, Sachsenhausen, Stresemannallee 11, Tel. 63 90 61. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 061 31 /56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 271, zu erfragen.
Tierärztlicher Notdienst (19 bis 23 Uhr) Dr. Eckard Schütz, Frankfurter Str. 69, Offenbach, Tel. 81 14 06; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)
Telefon 28 30 83.
Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 19 21 6 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77-366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51. Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.- Ohne Gewähr -
Renovierung der Zehntscheune aus dem 16. Jahrhundert beginnt noch dieses Jahr / Zwei Millionen im Etat
Die Spieler Dirk Wolf und Jochen Kientz vom Fußball-Bundesligisten Eintracht Frankfurt stehen im Aufgebot der U 21-Nationalmannschaft für das Länderspiel am 8. September gegen die Niederlande. Während Wolf bisher eine feste Größe im Bundesligateam ist, spielt Innenverteidiger Kientz mit der Amateurmannschaft in der Oberliga.
Seit 1979 an der Fachhochschule (FH) Fulda als Frauenwissenschaftlerin tätig und für den Schwerpunkt "Pschyo-soziale Beratung/Bildung/Gesundheitsförderung" zuständig - untersuche ich Studier- und Arbeitsstrukturen von Frauen an der FH. Sich mit Strukturen konkret zu beschäftigen bedeutet, das Verhalten der Handelnden - des Rektors (R.), der HS-LehrerInnen als ProfessorInnen und als AmtsträgerInnen - zu erforschen.
Erkenntnisse dieser Forschung, d. h. Einsichten in das Ausmaß an Sexismus, an sexueller Anmache/Nötigung in dieser HS, sind unbequem und nicht gewollt. Folglich wird diese Arbeit regelrecht sabotiert. Der Druck, den der R. gegen diejenigen ausübt, die das sexistische Klima mit seinen verheerenden frauenfeindlichen/frauenkrankmachenden, zerstörerischen Implikationen bearbeiten wollen, hat unvorstellbare Ausmaße angenommen: Diffamierung/Verleumdung/Rufmord: Kriminalisierung/Pschyiatrisierung/Sektesierung. Eine Kostprobe dazu ist der Frankfurter Rundschau entnehmbar (FR vom 8. 8. 1992 "Ruf der FH steht auf dem Spiel"). Dieses vom R. produzierte Klima der totalen Einschüchterung erweist sich als der beste Nährboden für noch dreisteres sexistisches Verhalten, für noch mehr Erpressung/Nötigung! Ein Teufelskreis! Am 23. 6. 1986 habe ich den R., Prof. Dr. Dehler, persönlich aufgefordert, endlich die Mißstände zusammen mit mir zu bearbeiten. Seitdem verweigert er das Gespräch.
Angesichts dieser Haltung erstaunt der "Bettschein-Skandal" keineswegs. Daß er in die Öffentlichkeit gelangen konnte, ist zwei mutigen Studentinnen zu verdanken, die - die "Spielregeln" dieses R.'s noch nicht kennend - die Hilfeschreie der Kommilitoninnen ernstnehmen und Abhilfe fordern!
Am 27. Juli sind diese mutigen Frauen unter dem Druck der eigenen AStA-Männer im Zusammenwirken mit dem Druck des R.'s aus "privaten Gründen" zurückgetreten. Kein Wunder, wenn von 4000 Studierenden kein/e weitere/r es wagt, sich zu den Mißständen zu äußern.
Der R. hat sich in all den Jahren zur Durchsetzung seines sexistischen Vorgehens der "Zusammenarbeit" des AStA bedient: Zur Lahmlegung meiner Seminararbeit wurde ein Störtrupp dem AStA auf die Spur gesetzt. Die SeminarteilnehmerInnen ließen sich wider Erwarten nicht stören, setzten ihre Arbeit fort - was drei Störer veranlaßte, wütend auf eine Teilnehmerin "einzuprügeln" (FR). Am 18. 9. 1990 wurden die Täter wegen ihrer Gewalttat vom Amtsgericht zur Rechenschaft gezogen. Der Haupttäter ist "Vertrauter" des R.'s und Hausmeister der FH. Nach ihrem Mißerfolg - die SeminarteilnehmerInnen fanden Räume, wo sie unbehelligt blieben - wandten sich die Täter an die HS-Leitung. Der PR. (Prof. Gekeler): "Macht endlich was gegen diese Frau!" - "Was?" - Schreibt Dienstaufsichtsbeschwerden! Ich helf' Euch beim Formulieren!"
Das taten sie auch brav. Die so entstandenen "massiven Beschwerden der Studentenschaft" (FR) zusammen mit etlichen Pamphleten - alle aus der Feder der Gewalttäter - werden als "Dossier" (ca. 100 Seiten) mit dem Titel "Hinkelmann! Wir fordern die Entlassung wegen Ausnutzung Abhängiger" für fünf Mark hochschulweit verkauft.
"Diese massiven Beschwerden" (FR) wurden nun - drei Jahre später - für ein Disziplinarverfahren - nicht gegen die HS-Leitung, sondern gegen mich - herangezogen, ausgerechnet an dem Tag, als nach insgesamt fünf von mir durchgeführten Prozessen der R. vor Gericht einräumen mußte, jahrelang rechtswidrig in meine Lehr- und Prüfungskompetenzen eingegriffen zu haben (FR).
In der FH Fulda "barschelt" es heftig - Veränderung kann nur von außen kommen. Das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst hat von den Mißständen gewußt - "solange Studierende sich nicht beschweren, können wir nichts machen!" - und wesentlich zu der Ausuferung des frauenfeindlichen Klimas beigetragen.
Der Filz des R. verlangt schnellstens nach schonungsloser Aufklärung.
Das Anti-Diskriminierungs-Modell (ADM), das das Frauenforschungs- und Praxis-Projekt "Terra Sana Feminis" nach Bekanntwerden der erneuten Hilfeschreie von Studentinnen konzipierte und das in Kürze dem Ministerpräsidenten vorliegen wird, greift angesichts der Mißstände drei Bereiche auf: 1. Studentinnen, die Opfer sind, qualifiziert und angemessen hilfreich zu sein; 2. für Studentinnen künftig solche qual-/leidvollen Erfahrungen auszuschalten; 3. zu lernen, innerhalb der FH auch mit ehemaligen Tätern konstruktiv umzugehen, d. h. Ausschluß von Hatz und Hetze.
Mag sein, daß der Rektor unter dem Druck der Öffentlichkeit bereit ist, einen Täter, vielleicht auch zwei zu opfern in der Hoffnung, die Situation - wie gehabt - in den Griff zu kriegen. Die immense Gefahr für Studentinnen, die von dem ausgeprägten sexistischen Klima ausgeht, ist damit nicht beseitigt.
Das Problem des Sexismus, der sexuellen Anmache/Nötigung in der FH gehört endlich auf die politische Tagesordnung, vor allem bei der Partei, die vorgibt Frauenförderung im HS-Bereich zu wollen.
Die SPD muß begreifen, daß auch in ihren Reihen hier und da ein Kuckuck das Nestklima beschmutzt und dringender Handlungsbedarf besteht.
In Hessen setze ich zur Zeit meine Hoffnung noch auf den Ministerpräsidenten, Herrn Eichel, die maroden Zustände endlich zu beenden: den Druck, die Sanktionen, die Einschüchterungen, die Frauenfeindlichkeit, den Frauenhaß, der vom Rektor ausgeht.
Es ist höchste Zeit, das Leid der Frauen an der FH - und an weiteren HS in Hessen, auch in anderen Bundesländern -, erzeugt durch Sexismus, sexuelle Anmache/Nötigung, ein Ende zu machen durch den notwendigen eindeutig erklärten politischen Willen.
"Jeder Journalist tut ein gutes Werk, der nicht immer der Vorgabe der Thematik durch die Parteien folgt, sondern der sie mahnt, nicht ihre Parteiziele über die Problemlösungen zu stellen." (R. v. Weizsäcker im Gespräch mit G. Hoffmann, S. 156).
Prof. Dr. Muthgard Hinkelmann-Toewe, Fulda
FRANKFURT A. M., 1. September (FR). Fußball-Bundesligist Eintracht Frankfurt feierte am Dienstagabend nach einer hochklassigen Partie einen 4:1 (1:1)-Erfolg über Borussia Dortmund. Vor 27 000 Zuschauern im Frankfurter Waldstadion trafen Yeboah (2), Bein per Foulelfmeter und Studer für Frankfurt, Povlsen erzielte den zwischenzeitlichen Ausgleich für Dortmund. Die Frankfurter bleiben weiter ungeschlagen und führen vor dem Spiel von Bayern München beim 1. FC Köln die Tabelle an. (Siehe Sportteil)
Freie Aussprache
Wassernotstand Der Wassernotstand wurde ausgerufen mit Maßnahmen für Wassereinsparungen im Freien, die kontrollierbar sind. Was aber ist mit dem Wasserverbrauch in den Haushalten, den Wohnungen und Häusern? Hier entschwinden Unmengen von Trinkwasser durch die Abflüsse, insbesondere durch die Toiletten. Bereits seit mehreren Jahren praktiziere ich eine Methode, die täglich Wasser einspart und die ich gerne weiterempfehlen möchte.
Insbesondere in Familien mit (kleinen) Kindern wird in der Regel nach dem "kleinen Geschäft" der Kleinen die Toilettenspülung voll durchgedrückt, mehrere Liter Wasser gehen damit durch den Abfluß. Es geht auch anders. Auch ohne eine Spartaste am Wasserbehälter der Toilette kann man es üben, so leicht auf die Drücktaste zu drücken, daß nur eine geringe Menge Wasser herausläuft. Gerade bei Kindern, die "alle paar Minuten" auf die Toilette laufen, lassen sich so für die Stadt insgesamt viele Hektoliter Wasser einsparen. Macht man sich einmal die Mühe eines Rechenbeispiels, so kommt man auf sinnvolle Wassereinsparungen von vielen Hektolitern pro Tag (bei rund 600 000 Einwohnern nur in Frankfurt), dann kann man bei oben genanntem Verhalten auch ruhig einmal der Wiese oder den Büschen ein paar Tropfen geben. Marianne M. Reuter, Frankfurt Friedberger Platz Zu den Artikeln "Plätze in Frankfurt (IV): Verkehrsachse durchs Nordend" und " . . . weil hier Stadt ist und nicht Dorf" (FR vom 14. 8.):
Ich bin seit zirka 19 Jahren Anwohnerin des Friedberger Platzes und habe ihn noch als Tankstelle/Parkanlage erlebt. Jetzt genieße ich ihn als "grüne Lunge". Ich widerspreche der Behauptung einiger Leute aus dem Ortsbeirat 3, daß dieser Platz zur Zeit nur als Hundeklo Verwendung findet. Dies ist ganz normal, denn hier im Nordend leben wir schon Jahre nebeneinander - Hundefreund, Bewohner, Kinder - und möchten daran auch nichts ändern.
Es fanden bereits einige "Anhörungen" zur Gestaltung des Friedberger Platzes durch den Ortsbeirat statt. Anwesende Bewohner der angrenzenden Straßen des Friedberger Platzes wurden während dieser "Gespräche" stets abgebügelt, weil ja bereits "Pläne zur Gestaltung" vorliegen würden. Anhörungen oder Umfragen, welche auch Ideen der Anwohner einbeziehen könnten, fanden nicht statt. Mitglieder des Ortsbeirates wohnen nicht am Friedberger Platz. Ich spreche also dem Ortsbeirat 3 die Legitimation ab, im Sinne der Bürger zu entscheiden!
Wir wohnen ganz bewußt in der Großstadt und genießen deren Annehmlichkeiten: Gute Straßenbahnverbindung, für uns kein Stau nach Feierabend, kurze Wege nach Hause, bequemes Einkaufen, Gelegenheit Veranstaltungen zu besuchen usw. - dies alles ohne Auto. Wenn wir es anders wollten, hätten wir längst im Vogelsberg oder Odenwald unseren Wohnsitz. Wir wollen hier leben, weil "hier Stadt ist und nicht Dorf" (Zitat Architekt Berghof) - auch mit Grün, aber nicht aufgepflastert und verkehrsberuhigt, solange, bis sich kein Fußgänger mehr blicken läßt. Gisela Stock, Frankfurt Bahn-Service Zur Einführung der "Einheitsschalter" bei der Bundesbahn (FR vom 18. 8.).
Mein Vorschlag: Die Volkshochschulen richten neue Kurse ein, in denen im Kursbuchlesen unterrichtet wird. Die Bundesbahn stellt die Kursbücher kostenlos zur Verfügung, da ja nun Geld für Serviceleistungen eingespart wird. Als Referenten für diese Kursbuch-Kurse wären natürlich die ehemaligen Auskunftsbeamten prädestiniert.
Damit wäre dann allen geholfen, oder? Übrigens: Ich benutze nicht nur täglich als Berufspendlerin den FVV, sondern regelmäßig auch die Bundesbahn für Dienst- und Urlaubsreisen. Deswegen bin ich über die erneute Verschlechterung des Service-Angebotes ganz besonders "erfreut". Petra Görg, Langen
Auf Suche nach einer Chance zum Überleben
FRIEDRICHSDORF. Wenn sich der Sommer seinem Ende neigt, reifen manche Blumen erst zu ihrer vollen Schönheit heran. Der Blut- oder Ährenweiderich beispielsweise steht am Ufer von Bächen und Gräben oder auch in nassen Wiesen noch in voller Blüte - so Landwirte, Kleingärtner oder Grünamts-Mitarbeiter ihn nicht vorher abgemäht haben.
Erst kürzlich haben Landrat Jürgen Banzer und der Geschäftsführer des Naturparks Hochtaunus, Hans-Walter Herpel, deswegen dazu aufgerufen, die Ränder von Straßen, Wegen, Bächen, Feldern und Wäldern nicht eher zu mähen, als daß die Blumen ausgesamt haben. So manch selten gewordene botanische Kostbarkeit ließe sich auf diese Weise am Leben halten und wieder ausbreiten - zur Freude aller, die sich noch ein wenig Gespür für die Schönheiten der Natur bewahrt haben.
Zurück zum Blutweiderich: Seine lilaroten Blüten bilden eine dichte, quirlige Traube, und sie weisen zugleich auf den Namen der Blumen hin, die fast mannshoch werden kann. Möglicherweise hat der aber auch einen ganz anderen Ursprung: Wie so viele Blumen wurde auch der Blutweiderich früher als Heilpflanze genutzt: Seine Gerbstoffe halfen, blutende Wunden zu stillen.
Ganz anders steht es um die Wilde Karde, deren eiförmig stachelige Blüten auch im Winter als Trockenblume eine Zierde jeder Vase darstellen. Sie lebt an Wegen, Böschungen und auf Schuttplätzen und kann durchaus zwei Meter hoch werden. Ihre Blütezeit ist abgeschlossen, ihr Silhouette fasziniert ungebrochen. Die Wilde Karde enthält das Glykosid "Scabiosid", dessen Nutzen aber noch nicht erforscht ist.
Bis in den Oktober hinein können die gelben Korbblüten des Kreuzkrauts (auch Greiskraut) leuchten, das sich ebenfalls an Weg- und Waldrändern, aber auch in naturnahen Gärten findet. Der Name Greiskraut bezieht sich ebenso wie der botanische Gattungsname Senecio (vom lateinischen senex, der Greis) auf die weißen Haare der Früchte, die bald nach der Blüte erscheinen.
Kreuzkräuter, von denen es zahlreiche Arten gibt, können bis zu einem Meter hoch werden. Manche enthalten giftige Alkaloide - Stickstoffverbindungen aus jener Familie, aus denen das Gift Strychnin und das Rauschmittel Kokain stammen. Als Blume in Natur und Garten, ohne weitere Verarbeitung, sind sie selbstverständlich harmlos. Greiskräuter finden sich auch an Straßenrändern, wenn die Straßenmeistereien ihnen eine Chance zum Überleben geben. che
Am Mühlbach in Burgholzhausen, der auf der Ostseite des Erlenbachs fließt, entstanden diese Bilder vom Blutweiderich (rechts) und von der Wilden Karde (oben rechts). Das Kreuz- oder Greiskraut (oben links) steht am Weg südlich der Siedlung "Homburger Weg" im Friedrichsdorfer Stadtteil Seulberg.
(FR-Bilder: Scherf)
Telegramm
KREISLIGA A HANAU: SV 1930 Langenselbold - Germ. Großkrotzenburg 1:0, VfR Kesselstadt - FC 66 Büdesheim 1:1, SV Wolfgang - Spvgg. Hüttengesäß 0:2, Safak Spor Hanau - VfB Großauheim 1:2, Rot-Weiß Großheim - FC Mittelbuchen 3:1, FC Ararat Hanau - Germania Rückingen 0:6, FC Hellas Maintal - SKG Rüdigheim 7:1.
In einem hochdramatischen, erstklassigen Bundesligaspiel schlug Eintracht Frankfurt Borussia Dortmund mit 4:1 (1:1) und setzte sich damit zumindest für 24 Stunden an der Tabellenspitze fest. Es war ein toller Fußballabend, weil beide Teams von der ersten Minute an voll auf Offensive setzten, auf taktische Geplänkel verzichteten und munter drauflos stürmten. Beide Mannschaften boten Fußball modernster Prägung, erarbeiteten sich Torchancen in Hülle und Fülle. Der Sieg der Eintracht, den Yeboah (2), Bein und Studer sicherstellten - Povlsen traf für den Gast - fiel aber zu hoch aus. Dortmund, das herrlich mitspielte, wurde für seinen Mut bestraft. Aus einer homogenen Frankfurter Mannschaft ragte Axel Kruse heraus, er war an allen vier Toren maßgeblich beteiligt und konnte von der Dortmunder Abwehr nie unter Kontrolle gebracht werden.
Ohne Bommer (Bänderdehnung im Knie), aber wieder mit dem gesund aus Afrika zurückgekehrten Yeboah begannen die Frankfurter. Und sie begannen furios. So, als wollten sie die Entscheidung in der ersten Viertelstunde herbeiführen, legten sie los, druckvoll und engagiert. Gerade so, wie es Trainer Dragoslav Stepanovic wünscht: "Die müssen rennen um ihr Leben." Und sie rannten. Weil die Borussia aus Dortmund ebenfalls forsch und frech mitzuspielen gedachte, entwickelte sich vom Anpfiff an ein ausgesprochen munteres Spielchen. So gesehen war das 1:1 zur Pause nur schwacher Ausdruck einer Partie, in der beide Teams eine Fülle von Torchancen produzierten. Stephane Chapuisat auf der einen und Axel Kruse auf der anderen Seite hätten bei etwas konsequenterem Engagement ihre Farben jeweils klar und deutlich in Front schießen können. Chapuisat, mit dem der junge Uwe Bindewald große Mühe hatte, scheiterte in der 28. und 37. Minute jeweils freistehend vor Torhüter Stein. Axel Kruse hatte ähnlich hochkarätige Chancen nach fünf Minuten und in der 41. als er den Kopf in die Flanke Studers reckte, die Kugel aber über das Dortmunder Gehäuse placierte. Ein 2:2 oder sogar 3:3 zur Pause hätte durchaus dem Spielverlauf entsprochen.
Die Dortmunder, immer wieder angetrieben von dem wieder starken Australier Zelic, wirkten in vielen Momenten der Begegnung druckvoller, die Eintracht bot dagegen das verschnörkeltere, kompliziertere Spiel. Der Partie tat das nur gut. Hin und her wogte das Spiel. Da wurde nicht lange gefackelt, quer oder nach hinten gespielt: Bei Ballbesitz wurde sofort der Vorwärtsgang eingeschaltet. Deshalb war es kein Wunder, daß dem 1:0 durch Yeboah eine wunderschöne Stafette vorausging. Kruse, wie schon in Wattenscheid ein ständiger Unruheherd, hatte Uwe Bein an der Strafraumgrenze freigespielt, der somit freie Bahn hatte. Doch vor Klos verzettelte sich der Techniker, ließ sich fast schon abdrängen und schlug doch noch die Flanke zu Yeboah, und der Ghanaer drückte ein. Nur sieben Minuten lang ließ die schwarzgelbe Antwort auf sich warten. Povlsen erzielte per Preßschlag mit Bindewald den verdienten Ausgleich. Und auch danach setzten beide Teams ihre Demonstration modernen Fußballs fort. Kurze Veschnaufpausen wurden den begeisterten Zuschauern nicht eingeräumt. Temporeich und engagiert ging es weiter. Und es war ein toller Fußballabend. Als Uwe Bein zwei Minuten nach dem Wiederanpfiff einen Foulelfmeter - Kruse war von Lusch gelegt worden - zur neuerlichen Führung verwandelte, setzten die Gäste gleich noch einen Zahn zu. Nun waren Frankfurter Abwehrkünste gefragt. "Lothar Sippel"-Rufe hallten immer wieder durch das Stadionoval. Seinen Einsatz forderten sowohl die Borussen- als auch die Eintracht-Fans. Und deren Wunsch wurde nach 68 Minuten erfüllt. Nach Beins Treffer vermochten sich die Platzherren lange Zeit nicht mehr aus der Umklammerung zu befreien. Jetzt mußte Stein öfter zugreifen als ihm lieb war, zumal die Borussia auch durch die Versetzung von Reuter ins Mittelfeld weitere Kräfte freizumachen suchte. Doch es kam anders. Die Eintracht befreite sich, Kruse, immer wieder Kruse, setzte sich durch und paßte auf den mitlaufenden Studer, der aus 16 Metern hoch ins linke Eck traf (74.) Den Schlußpunkt unter eine hochkarätige Partie setzte Yeboah kurz vor dem Ende nach einem Paß von - Kruse.
Frankfurt: Stein - Binz - Klein, Bindewald - Wolf (68. Roth), Bein (77. Penksa), Falkenmayer, Weber, Studer - Kruse, Yeboah.
Dortmund: Klos - Reuter - Kutowski, Schmidt - Lusch (68. Rummenigge), Zorc, Poschner, Zelic, Reinhardt - Chapuisat, Povlsen (68. Sippel).
Schiedsrichter: Amerell (München)
Tore: 1:0 Yeboah (22.), 1:1 Povlsen (30.), 2:1 Bein (47., Foulelfmeter), 3:1 Studer (74.), 4:1 Yeboah (85.).
Zuschauer: 30 000.
Sommer zu warm, aber viel Regen
BONN, 3. September (dpa). Die SPD hat ein nationales Sanierungsprogramm für die Gewässer in der Bundesrepublik gefordert, um den drohenden Trinkwassernotstand abzuwenden. Es gehe nicht an, daß Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) "auf internationalen Konferenzen den hochgelobten Vorreiter der Umweltpolitik spielt und bei uns den Ländern und Kommunen die Verantwortung für die Umsetzung überläßt", sagte die SPD-Umweltpolitikerin Marion Caspers-Merk in Bonn. Voraussetzung für eine wirkungsvolle Sanierung sei eine ehrlichere Information über Belastungen, Gefahren und Verursacher der Verschmutzung.
Die derzeit üblichen Gewässergüteberichte und die Aussagen zur Badewasserqualität gäben keine umfassende Auskunft über die chemische Belastung und ökologischen Gefährdungen der Gewässer, meinte die SPD-Politikerin.
PRESSBURG, 2. September (AP/Reuter). Das slowakische Landesparlament hat in Preßburg eine Verfassung verabschiedet und damit den ersten Schritt zur formellen Auflösung der CSFR gemacht.
Für den Entwurf stimmten am Dienstag abend 114 der 150 Angeordneten, vier votierten dagegen. Die 14 Abgeordneten, die die ungarische Minderheit vertreten, hatten vor der Abstimmung aus Protest den Plenarsaal verlassen. Zwei christdemokratische Parlamentarier nahmen nicht an der Sitzung teil.
Parlamentspräsident Ivan Gasparovic sagte: "Mit der Annahme dieser Verfassung ist die slowakische Republik ein souveräner Staat geworden." Spätestens am 1. Januar 1993 sollen auf dem Gebiet der seit 74 Jahren bestehenden CSFR zwei Staaten existieren, allerdings in Zoll- und Währungsunion. Dies hatten Ministerpräsident Vladimir Meciar und sein tschechischer Amtskollege Vaclav Klaus vergangene Woche vereinbart.
Noch in diesem Monat soll das Bundesparlament in Prag formell über die Auflösung des Bundesstaats entscheiden.
WASHINGTON, 2. September (AP). US- Präsident George Bush wird nach Angaben des demokratischen Senators Lloyd Bentsen in Kürze dem Verkauf von 180 Jagdbombern an Taiwan zustimmen. Das Milliardengeschäft liegt seit zehn Jahren aus Rücksicht auf die Beziehungen zu China auf Eis, seine Freigabe würde allein in Bushs Wahlheimat Texas 3000 Arbeitsplätze sichern. Der Texaner Bentsen teilte am Dienstag in Washington mit, er habe zuverlässige Informationen über die Freigabe der F-16-Lieferung erhalten.
Aus Regierungskreisen verlautete, daß Bush möglicherweise bei seiner am Mittwoch beginnenden Wahlkampfreise durch Texas den Verkauf der 180 Jagdbomber zum Stückpreis von 20 Millionen Dollar freigeben wird. Der republikanische Abgeordnete Paul Geren sagte, das Rüstungsgeschäft würde in den kommenden sechs Jahren 10 000 Arbeitsplätze in den USA sichern.
WASHINGTON / JAKARTA, 2. September (AP/dpa). Alle großen Hungersnöte seit dem Zweiten Weltkrieg sind Folge systematischer Unterdrückung der Menschenrechte gewesen. Das erklärte die US-Organisation Human Rights Watch am Dienstag in Washington in einer Erklärung zur 10. Gipfelkonferenz Blockfreier Länder in Jakarta.
Die Menschenrechtsorganisation will nach eigenen Angaben gegen das in Entwicklungsländern weitverbreitete Vorurteil angehen, bürgerliche Freiheiten seien ein Luxus, den sich die Dritte Welt nicht leisten könne.
In der Studie mit dem Titel "Unteilbare Menschenrechte" wird die These vertreten, daß die katastrophalen Hungersnöte in China von 1958 bis 1961, in Sudan 1984 und 1990 sowie in Äthiopien in den 80er Jahren entstanden, weil eine Kontrolle durch demokratische Institutionen nicht stattfinden konnte. Dagegen sei es in Indien und dem südafrikanischen Staat Botswana mehrmals gelungen, aufgrund funktionierender demokratischer Mechanismen Hungersnöte abzuwenden.
"Der Respekt eines Landes vor den bürgerlichen und politischen Grundrechten kann ein Land von Hungersnot befreien, obwohl es denselben wirtschaftlichen und klimatischen Zwängen ausgesetzt ist, die zu Hungersnot führen können", schreiben die Autoren.
In Indien sei es im Zusammenwirken demokratischer Institutionen gelungen, 1966, 1973 und 1987 Hungersnöte abzuwenden. Auch in Botswana sei es in den 80er Jahren nicht zu Hungerkatastrophen gekommen, weil aufgrund demokratischer Kontrollen Notprogramme in Angriff genommen worden seien. Dabei habe Botswana größere Ernteausfälle als Äthiopien und Sudan verkraften müssen.
Als Gegenbeispiel führen die Autoren die Hungerkatastrophe in China an, der Ende der 50er und Anfang der 60er Jahre zwischen 15 und 30 Millionen Menschen zum Opfer fielen. "Informationen wurden unterdrückt, Diskussionen verhindert und die Versammlungsfreiheit außer Kraft gesetzt." Die Regierung habe selbst als ihr klar war, daß Hunger im Land herrscht, weiter Getreide ausgeführt.
Die meisten der fast sieben Millionen Somalier sind nach den Worten von Kenias Präsident Daniel Toroitich Arap Moi vom Hungertod bedroht und daher dringend auf zusätzliche internationale Hilfe angewiesen. Der Präsident forderte beim Gipfel: "Alle Menschen guten Willens müssen die Katastrophe am Horn abwenden." Moi betonte die Dringlichkeit, die Schuldenlast von afrikanischen Ländern zu erleichtern. Sonst hätten sie keine Chance auf wirtschaftliche Entwicklung.
Die Einstellung aller Kampfaktionen in Somalia forderte am Mittwoch auch Botswanas Präsident Ketumile Masire. Ohne eine nationale Aussöhnung und umfangreiche internationale Hilfe, sagte er, seien rund sechs Millionen Somalier vom Hungertod bedroht.
SARAJEWO / BELGRAD / WASHING- TON / BONN, 2. September (AP/dpa/Reuter). Die Kämpfe in Sarajewo werden immer erbitterter und verlustreicher geführt. Am Dienstag abend schlugen in einer von der UN-Friedenstruppe genutzten Kaserne Mörsergranaten ein, vier Blauhelmsoldaten wurden verletzt. Die bosnischen Streitkräfte versuchten trotz hoher Verluste den serbischen Belagerungsring zu durchbrechen. Ein UN-Sprecher sagte, für jede zwei Meter Geländegewinn falle ein bosnischer Soldat.
Die Lage in Bosnien-Herzegowina bot somit vor der am Donnerstag in Genf geplanten Fortsetzung der Londoner Jugoslawien-Konferenz das makabre Bild: Jede Seite versucht unter Hinnahme auch schwerster Verluste ihre Position zu verbessern.
Die seit fünf Monaten von der Außenwelt abgeschnittene Stadt Gorazde 70 Kilometer östlich von Sarajewo gehört mit ihren 100 000 Menschen zu den besonders betroffenen Leidtragenden dieser Politik. Der Leiter des UN-Flüchtlingskommissariats in Sarajewo, Izumi Nakamitsu, teilte mit, daß die UN-Kolonne wegen der großen Gefahr nicht wie geplant am Mittwoch fahren könne. Die 100 Tonnen Hilfsgüter hätten eigentlich schon am Montag, nach der von den bosnischen Serben verkündeten Aufhebung der Belagerung, auf die Reise gehen sollen.
Unterdessen bahnte sich in Belgrad ein Machtkampf zwischen dem jugoslawischen Ministerpräsidenten Milan Panic und dem serbischen Präsidenten Sloboden Milosevic an. Der mit einem Mißtrauensantrag konfrontierte Panic sagte erstmals in der jugoslawischen Öffentlichkeit, daß er Milosevic zum Rücktritt auffordern werde, wenn dieser nicht zu den Londoner Beschlüssen stehe.
Die aus den Kommunisten hervorgegangenen Sozialisten und die Radikale serbische Partei haben ihren Mißtrauensantrag damit begründet, daß mit den Londoner Grundsätzen für eine Friedenslösung serbische Interessen betrogen worden seien. Panic sagte im jugoslawischen Fernsehen, daß der Sozialist Milosevic in London alle Beschlüsse mitgetragen habe. Das Bundesparlament stimmt am Freitag über den Mißtrauensantrag ab. Bundesaußenminister Klaus Kinkel rechnet nicht damit, daß islamische Truppen aus anderen Ländern schon bald militärisch zugunsten der Moslems in Bosnien- Herzegowina eingreifen. Er erwarte eher ein stärkeres politisches Drängen der islamischen Welt in Richtung auf ein Einlenken Serbiens, sagte Kinkel am Mittwoch im Südwestfunk. Es werde aber bereits für Freiwillige geworben, die sich als kämpfende Einheiten zur Verfügung stellen könnten.
Sechs US-Senatoren beider Parteien haben am Dienstag nach der Rückkehr von einem Besuch Kroatiens ein schärferes Vorgehen der USA, der Europäer und der UN gegen Serbien gefordert.
Zwangsanleihe Widerstand in der CDU
HANNOVER, 2. September (AP/AFP/dpa). In der CDU-Bundestagsfraktion wird der Widerstand gegen eine Zwangsanleihe für Besserverdienende offenbar immer stärker. Der Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses des Bundestages, Friedhelm Ost (CDU), kritisierte derartige Pläne der Fraktionsspitze. Sein Parteikollege Wolfgang Schulhoff forderte ein sofortiges Ende der Debatte um die Zwangsanleihe Schulhoff, der Mitglied im Finanzausschuß ist, sagte der Westdeutschen Zeitung, die Zwangsanleihe sei nicht nur verfassungswidrig, sondern auch kontraproduktiv und ordnungspolitisch unakzeptabel. Man müsse sich damit abfinden, daß eine wirtschaftliche Angleichung länger dauern werde. Ost sagte der Hannoverschen Neuen Presse, er könne vor der "undurchdachten" Zwangsanleihe, die Fraktionschef Wolfgang Schäuble vorgeschlagen hatte, nur warnen.
Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelstags (DIHT), Hans Peter Stihl, warnte die Bonner Politiker davor, die Diskussion über den Aufbau Ostdeutschlands allein auf die Erschließung neuer Geldtöpfe zu reduzieren. Viel entscheidender sei die Schaffung besserer Strukturen und die Beseitigung von Hemnissen, sagte Stihl in einem Interview des Deutschlandfunks. Die ständig neuen Debatten über zusätzliche Belastungen für Besserverdienende könnten eine Rezession im Westen herbeireden.
Ähnlich äußerte sich auch der neue Prä- sident des Bundesverbands der Deutschen Industrie, Tyll Necker. Er forderte die Politiker auf, den "Glücksfall Deutsche Einheit" nicht zum "Schadensfall" werden zu lassen. Der Leipziger Volkszeitung sagte Necker, es müsse alles getan werden, um dem "Eindruck unterschiedlicher Lastenverteilung" zwischen den Menschen in Ost und West entgegenzuwirken.
(Kommentar auf Seite 3)
. . . und außerdem Die Seifenoper aus dem Königshaus
Es ist mehr als ein Sommertheater, was dieser Tage über die britische Öffentlichkeit an Enthüllungen über angebliche zwischenmenschliche Irrungen und Wirrungen im Hause Windsor hereinbricht. Die königliche Seifenoper schlägt Tausende in den Bann, seien es die heimlich aufgenommenen Oben-ohne-Fotos von Prinz Andrews entfremdeter Frau Sarah "Fergie" oder die angeblichen telefonischen Liebesbekenntnisse der in unterkühlter Ehe mit Thronfolger Charles lebenden Prinzessin Diana. Die britische Boulevardpresse steigert mit Sensationsberichten ihre Auflagen, und der Untertan wundert sich.
Der gebeutelte Buckinghampalast gibt unterdessen immer mehr von seiner vornehmen Zurückhaltung auf und dementiert. Eine der Presse zugespielte, auf königlichem Briefpapier geschriebene Anschwärzung des Publikumslieblings Diana ("Lady Di") sei eine Fälschung. "Jedermann kann sich einen königlichen Briefkopf besorgen", sagte ein Sprecher des Buckinghampalastes. In dem Schreiben wurde Diana vorgeworfen, sie sonne sich in einer Märtyrerrolle.
Was den Stein ins Rollen brachte, ist kaum mehr auszumachen. War es die Entscheidung Andrews und Sarahs im März, getrennte Wege zu gehen? Oder das im Juni veröffentlichte Buch: "Diana: Die wahre Geschichte", in dem Freunde der Prinzessin beredte Klage über eine heuchlerische Scheinehe führen?
Nach dem "Dianagate" kreisen jetzt die Spekulationen um eine Gegenoffensive von Charles ergebenen Höflingen zur Diskreditierung Dianas. "Die Verschwörung - Prinzessin Diana und die bittere Palastkampagne, sie herabzusetzen", titelte die Mail on Sunday. Was jetzt alles über Diana geklatscht werde, solle die Öffentlichkeit auf die Trennung oder sogar Scheidung des Jahrhunderts vorbereiten. Nicht näher bezeichnete Freunde des Thronfolgers werden in den Zeitungen gerne mit umgehenden Dementis eines solchen Vorgangs zitiert.
Dichtung und Wahrheit sind nicht mehr zu unterscheiden, aber das Publikum unterhält sich sozusagen königlich. Einer Telefon-Hotline der Sun, auf der das Liebesgeflüster einer wie Diana klingenden Frau mit einem Freund der Prinzessin, James Gilbey, abzuhören war, lauschten in zehn Tagen 90 000 Anrufer.
Daß Lady Di Prinz Charles möglicherweise im Herbst verlassen will, meldet der Daily Express. Das habe sie engen Freunden mitgeteilt, berichtete das Blatt am Mittwoch.
MAUREEN JOHNSON (AP)
BRASILIA, 2. September (AP). Im brasilianischen Parlament ist am Dienstag das seit langem erwartete Verfahren zur Amtsenthebung von Präsident Fernando Collor de Mello eingeleitet worden.
Ein Untersuchungsausschuß des Kongresses empfahl nach zweimonatigen Beratungen, den Staats- und Regierungschef wegen Korruption, Steuerhinterziehung und Unterstützung einer kriminellen Vereinigung unter Anklage zu stellen. Collor, erster freigewählter Präsident Brasiliens seit 29 Jahren, hatte am Vortag noch einmal um Vertrauen gebeten. Der 43jährige Staatschef wird seit Mai beschuldigt, in voller Kenntnis der Umstände mindestens 6,5 Millionen Dollar an Bestechungsgeldern entgegengenommen zu haben. Das Geld floß in einen Fonds, der von seinem Freund und Wahlkampf-Schatzmeister, dem Geschäftsmann Paulo Farias, eingerichtet wurde.
Parlamentspräsident Pinheiro muß jetzt den Antrag auf Amtsenthebung im Abgeordnetenhaus verlesen und ein Komitee zur Prüfung des Untersuchungsberichts berufen.
Der seit 1990 amtierende Präsident hat dann 20 Tage Zeit zur Stellungnahme, ehe das Abgeordnetenhaus abstimmt. Wenn zwei Drittel der 503 Abgeordneten die Einleitung des Amtsenthebungsverfahrens befürworten, ist Collor automatisch für 180 Tage vom Amt suspendiert.
WASHINGTON, 2. September (AP). US-Präsident George Bush will nach Angaben des demokratischen Senators Lloyd Bentsen dem Verkauf von 180 Jagdbombern an Taiwan zustimmen. Das Milliardengeschäft liegt seit zehn Jahren mit Rücksicht auf die Beziehungen zu Peking auf Eis, seine Freigabe würde allein in Bushs Wahlheimat Texas 3000 Arbeitsplätze sichern. Der Texaner Bentsen teilte am Dienstag in Washington mit, er habe zuverlässige Informationen über die Freigabe der F-16-Lieferung erhalten.
OSNABRÜCK, 2. September (AP). Uneheliche Kinder sollen nach dem Willen des Bundesministeriums für Frauen und Jugend künftig nicht mehr unter eine Amtspflegschaft gestellt werden. In der Neuen Osnabrücker Zeitung nannte die Parlamentarische Staatssekretärin Cornelia Yzer die zur Zeit geltende Regelung eine "durch nichts zu rechtfertigende Diskriminierung der Mütter mit nicht ehelichen Kindern". Ihnen würden wichtige Teile des Sorgerechtes entzogen, kritisierte sie. Das Bundesministerium für Frauen und Jugend plant nach Angaben von Frau Yzer, die Amtspflegschaft durch einen Rechtsanspruch der Mütter auf Hilfe durch das Jugendamt zu ersetzen.
STUTTGART, 2. September (AP). Das Stuttgarter Amtsgericht hat das Verfahren gegen Mercedes-Benz-Chef Werner Niefer wegen eines Busunfalls in Rom abgeschlossen und einen Strafbefehl in Höhe von 80 000 Mark erlassen. Amtsrichter Hubertus Pauli sagte am Mittwoch, er halte den Tatvorwurf der fahrlässigen Körperverletzung für gegeben. Bei dem von Niefer am Steuer eines Reisebusses verschuldeten Unglück war am 31. Mai 1990 eine junge Touristin aus Stuttgart schwer verletzt worden.
MÜNCHEN, 2. September (AP). Ein Lager mit Ausrüstungsgegenständen von Jugendlichen, die mutmaßlich der rechtsradikalen Szene zuzurechnen sind, ist in der Nacht zum Mittwoch im Osten von München ausgehoben worden. Nach Mitteilung des Münchner Polizeipräsidiums wurden drei Jugendliche festgenommen, davon einer im Alter von 14 und zwei im Alter von 16 Jahren. In dem Lager befanden sich Armeekleidungsstücke, Gasmasken, Stahlhelme und auch Messer.
Die Polizei war von einem Autofahrer alarmiert worden, vor dessen Wagen ein Molotow-Cocktail geworfen wurde. Der Fahrer war mit dem Schrecken davongekommen.Auf "Probe" weniger Unfälle
BONN, 2. September (AP). Der 1986 eingeführte Führerschein auf Probe hat nur einen Teilerfolg gebracht: Die 18- und 19jährigen Männer haben innerorts rund fünf Prozent weniger schwere Unfälle verursacht. Bei Fahranfängerinnen, die laut Statistik ohnehin vorsichtiger fahren, wirkte sich der Probeführerschein weder auf Zahl noch auf Schwere der innerörtlichen Unfälle aus. Das sind die übereinstimmenden Ergebnisse von Untersuchungen der Bundesanstalt für Straßenwesen und des HUK-Verbands, die am Mittwoch in Bonn vorgestellt wurden.
Der Parlamentarische Staatssekretär im Verkehrsministerium, Dieter Schulte, sagte, obwohl es keinerlei Auswirkungen auf die Unfälle außerorts gebe, habe der Führerschein auf Probe mit zweijähriger Bewährungsfrist die erhoffte vorbeugende Wirkung gehabt und werde deshalb auch in Zukunft beibehalten.
MOSKAU, 2. September (AFP/AP). Für die tadschikische Opposition ist Rachmon Nabijew nicht länger der "legitime" Präsident der Republik und sollte sofort zurücktreten. Das sagte ein Führer der Opposition am Mittwoch abend im tadschikischen Fernsehen. Nach Informationen der Moskauer Nachrichenagentur Itar-Tass war der Innenminister Mamadajes Nabdschianow am Mittwoch zurückgetreten.
Tagsüber hatten sich 16 Vertreter der Opposition und der führenden Parteien im besetzten Parlament Duschanbes getroffen, um über den Rücktritt Nabijews und die Einsetzung eines "Regierungsrates" zu verhandeln. Die im Fernsehen verlesene Stellungnahme war von allen 16 Mitgliedern des Komitees unterzeichnet worden. Die darin vertretenen Kräfte reichen von islamischen Fundamentalisten bis zu demokratischen Reformern.
Der Sprecher des 16köpfigen Komitees, Heidar Schah Eskandarof, mahnte im Fernsehen die Einwohner Duschanbes zur Ruhe. Für Donnerstag rief er zu einer Dringlichkeitssitzung des Parlaments auf. Nach eigenen Angaben schickte er am Mittwoch einen Brief an die russische Regierung mit der Bitte, sich in dem Konflikt neutral zu verhalten.
Der Kommandeur der GUS-Truppen in Tadschikistan, General Muchriddin Aschurow, erklärte, der am Montag untergetauchte Nabijew habe sich bis Mittwoch nachmittag in einer Garnison der GUS-Truppen aufgehalten. Dann sei er an einen unbekannten Ort gefahren. Am Nachmittag hatte Itar-Tass noch berichtet, Aschurow habe solche Vermutungen als "schamlose Lügen" zurückgewiesen.
Der Präsidentenpalast wurde auch am Mittwoch von mehr als 1000 Regierungsgegnern belagert, die den Rücktritt Nabijews, mehr politische Rechte sowie freie Religionsausübung verlangen. Es handelte sich um Flüchtlinge, Jugendliche und Mitglieder der "Jungen Bewegung von Duschanbe". Mit Vertretern dieser Gruppen wurde über eine Freilassung der im Präsidentenpalast als Geiseln genommenen 35 Regierungsmitglieder verhandelt.
WARSCHAU, 2. September (AP). Der frühere polnische Ministerpräsident Piotr Jaroszewicz und seine Ehefrau sind in ihrer Wohnung in einem Warschauer Vorort ermordet worden. Ein Sprecher des Innenministeriums sagte, Jaroszewicz sei erhängt worden, die Leiche weise Folterspuren auf. Die Frau des kommunistischen Expremiers sei mit einem Jagdgewehr erschossen worden.
(Weiterer Bericht Seite 2)
80 Kilometer nördlich vom montenegrinischen Badeort Sveti Stefan wird im benachbarten Bosnien- Herzegowina weiterhin gebombt, gefoltert und gestorben. Doch nicht dieses Geschehen hat einige Hundertschaften Journalisten in den Luxusferienort an der Adria gelockt. Die Attraktion ist die spektakuläre Neuauflage des Weltmeisterschaftsfinales zwischen Amerikas exzentrischem Schachgenie Bobby Fischer (Bild) und Ex-Champion Boris Spasski aus Rußland, die gestern nachmittag beginnen sollte.
Die ehemaligen Erzrivalen, die sich bereits 1972 im isländischen Reykjavik in einem denkwürdigen Match gegenüberstanden, das Fischer zum Schachweltmeister und vielumjubelten Helden der westlichen Welt machte, werden für ihren von dem serbischen Bankier Jedzimir Vasiljevic finanzierten Wettkampf zusammen 5,5 Millionen Dollar kassieren. Als Duell zweier "Schachrentner" hat der amtierende Weltmeister Gari Kasparow das Treffen abgetan. Kasparow hatte im November des Vorjahrs aus Protest gegen die serbische Politik die Teilnahme an einem lukrativen Turnier in Belgrad abgesagt.
Das US-Finanzministerium informierte unterdessen Bobby Fisher in einem Schreiben, daß er mit der Schachpartie Spasski gegen das UN-Embargo gegen Rest-Jugoslawien verstoße. Wie der Sprecher des US-Schatzamtes, Bob Levine, erklärte, handelt es sich nach Auffassung der Finanzbehörden bei dem Wettkampf um ein "Handelsgeschäft". Der Sieger soll immerhin 3,65 Millionen Dollar Preisgeld, der Verlierer 1,35 Millionen erhalten.
Fischer präsentierte den Mahnbrief auf einer Pressekonferenz, wo er vor laufenden Kameras auf das Schriftstück spuckte. Auf den Krieg im ehemaligen Jugoslawien angesprochen, verweigerte er jeden Kommentar. Das legendenumwobene Schachgenie Fischer, der mit seiner 19jährigen Freundin angereist ist, soll von ernsten Geldsorgen geplagt sein.
Schatzamtssprecher Levine ergänzte nach Fischers demonstrativer Geste, die amerikanische Regierung nehme die Sache "sehr ernst". Fisher droht im Falle eines Bruches des Embargos eine Haftstrafe von bis zu zehn Jahren und eine Geldstrafe bis zu 250 000 Dollar. AP/AFP
LÜBECK, 2. September (AP). Nach einem mysteriösen Mord an einem 27jährigen Drogenabhängigen im Sachsenwald östlich von Hamburg haben die Polizei und eine Hundestaffel des Zolls am Mittwoch intensiv nach einer Tatwaffe oder anderen Hinweisen gesucht. Zum Tathergang seien drei verschiedene Versionen denkbar, erklärte die Polizei in Lübeck. Die bisherigen Ermittlungen ergaben, daß der Mann am Montag abend an zahlreichen Stichverletzungen verblutete. Seine Leiche war am Dienstag von einem Spaziergänger gefunden worden.
Nach den Erkenntnissen der Polizei hatte der 27jährige am Montag seine Mutter gebeten, ihn und einen Freund vom S-Bahnhof Aumühle in einen "Oher Tannen" genannten Teil des Sachsenwaldes zu fahren, weil sie dort "etwas abholen" müßten. Zehn Minuten später sei der 30jährige Freund schreiend mit einer blutenden Stichwunde aus dem Wald gestürzt und habe erklärt, ein Irrer habe auf sie beide eingestochen. Der 27jährige Sohn sei nach seiner Darstellung ebenfalls verletzt in eine andere Richtung weggelaufen.
Die Frau fuhr den Angaben zufolge zunächst den 30jährigen ins nahegelegene Reinbeker Krankenhaus, wo die Wunde genäht wurde. Während die Mutter die Polizei verständigte, verschwand der Freund aus dem Krankenhaus und ist bisher nicht wieder aufgetaucht.
Die Polizei hat drei Thesen zum Tathergang. Danach sind entweder die beiden süchtigen Männer tatsächlich von einem "Irren" überfallen worden, oder sie hatten sich im Wald mit anderen getroffen und es war zu einem Streit gekommen. Die dritte Möglichkeit, daß der verschwundene 30jährige der Täter sein könnte, halten die Ermittler für am wenigsten glaubwürdig.
Bundesjugendministerin Angela Merkel (CDU) wirft den Privatsendern in diesem Land Jugendgefährdung vor. Die CDU-Politikerin hat dabei vor allem RTL plus und SAT 1 im Visier, die allein in diesem Jahr bisher 132 schwer jugendgefährdende Spielfilme ausgestrahlt hätten. In einem Fall sei sogar der bereits vom Amtsgericht München beschlagnahmte Film "Das Böse" von RTL plus gesendet worden, sagte die Ministerin am Mittwoch in Bonn.
Von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften indizierte Filme dürften zwar nach Rundfunkstaatsvertrag ab 23.00 Uhr gesendet werden. Dies ist nach Ansicht der Ministerin kein ausreichender Schutz, gehe doch aus einer Untersuchung hervor, daß bis zu einer halben Million Kinder zu dieser Zeit noch vor den Bildschirmen sitzen.
Bei den indizierten Filmen handele es sich zum großen Teil um Horror- und Gewaltstreifen, 25 Prozent machten Frauen diskriminierende Sexfilme aus, sagte die Ministerin weiter. Insgesamt 481 Menschen werden nach der Ministeriums- studie wöchentlich auf deutschen Bildschirmen ermordet. Besonders geballt trete Gewaltverherrlichung im von den meisten Kindern gesehenen Vorabendprogramm auf. Alle Gewaltszenen aneinandergeschnitten ergäben ein 25stündiges Programm. AP (Siehe Seite 3)
HAMBURG, 2. September (AP). In der IG Metall scheint sich beim Thema Kampfeinsätze der Bundeswehr in Krisengebieten ein Kurswechsel anzubahnen. Der Gewerkschaftsvorsitzende Franz Steinkühler sagte in einem Interview der Wochenzeitung Die Zeit, die Frage "Krieg oder Frieden" stelle sich nach der Überwindung der bisherigen Blockkonfrontation neu.
Für die Delegierten des IG-Metall-Kongresses vom 10. bis 17. Oktober in Hamburg würden sich deshalb ein paar Fragen ergeben, "auf die ich noch keine Antworten habe", sagte Steinkühler. Angegangen werden sollten etwa die Probleme: "Wollen wir der hemmungslosen Gewalt gegen Minderheiten und deren Neuauflage von ,ethnischer Säuberung' und grenzenloser Vertreibung zusehen? Gibt es Grenzen der Selbstbescheidung und Zurückhaltung, der Beschränkung auf die Konfliktvermeidung, der Bekämpfung der Urachen? Sind wir nicht gehalten, stärker und systematischer auf den Schutz der Minderheiten vor Terror und Gewalt, auf das Menschenrecht und das Leben zu setzen?"
DÜSSELDORF, 2. September (AP). Der erste buddhistische Tempel in Europa ist am Mittwoch in Düsseldorf mit einer feierlichen Zeremonie eingeweiht worden. Der 13 Meter hohe, 17 Meter breite und 28 Meter tiefe Tempelbau gehört zum "Haus der japanischen Kultur", das auf einem rund 10 000 Quadratmeter großen Gelände bis zum Herbst nächsten Jahres in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt fertiggestellt sein soll.
Zur Einweihung des Tempels und zur feierlichen Einsetzung der Buddha-Statue waren mehrere Priester verschiedener buddhistischer Glaubensschulen aus Japan in die Rheinmetropole gekommen.
In Düsseldorf leben rund 7000 Japaner.
BONN, 3. September (AP). Über 10 000 deutsche, US-amerikanische und französische Soldaten nehmen vom 16. bis 25. September am Manöver "Wackerer Schwabe" in Baden-Württemberg teil. Die Korpsrahmenübung ist nach Angaben des Bundesverteidigungsministeriums in Bonn das größte der bevorstehenden Herbstmanöver der Bundeswehr und verbündeter Streitkräfte. An einer Rahmenübung mit dem Namen "Spitzer Dolch" vom 7. bis 11. September in Nordwestdeutschland werden erstmals rund 300 spanische Soldaten teilnehmen.
Etwa 650 Bundeswehrangehörige werden im Herbst zusammen mit anderen NATO-Soldaten in Südengland und Südbelgien üben. Das Ministerium betonte, bei allen Manövern habe der Umweltschutz hohe Priorität. So würden Kampfübungen grundsätzlich auf Truppenübungsplätze beschränkt. Außerdem verzichte die Armee in Baden-Württemberg auf Kampf- und Schützenpanzer.
DAKAR, 2. September (AP). Der Bürgerkrieg in Senegal um die Unabhängigkeit der südlichen Provinz Casamance hat am Dienstag 52 Todesopfer gefordert. Bei Kämpfen in der Nähe von Ziguinchor wurden nach Angaben des staatlichen senegalesischen Rundfunksenders vom Mittwoch 50 Anhänger der "Bewegung demokratischer Kräfte in Cansamance" und zwei Regierungssoldaten getötet. Weitere 60 Rebellen und neun Soldaten seien verletzt worden.
Die "Bewegung in Casamance" begann ihren Kampf um die Unabhängigkeit der Provinz südlich von Gambia in den frühen 80er Jahren. Seitdem kamen mehrere hundert Menschen bei Gefechten ums Leben. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International warf der Regierung von Senegal vor, Anhänger der Rebellenorganisation zu foltern und ohne Verhandlung hinzurichten.
NEU-DELHI, 2. September (AP). Das Appellationsgericht der indischen Hauptstadt Neu-Delhi hat am Mittwoch eine Einstellung sämtlicher Ermittlungen zur Bestechungsaffäre um die schwedische Rüstungsfirma Bofors verfügt. Die Richter zogen auch zwei Rechtshilfeersuchen an Schweden und die Schweiz zurück. Die Affäre gilt als Ursache für die Wahlniederlage des früheren Ministerpräsidenten Rajiv Gandhi im Jahr 1989. Die indische Kriminalpolizei kann die Entscheidung der Richter beim obersten Gerichtshof anfechten.
Der inzwischen aufgelöste Waffenhersteller AB Bofors soll 1987 nach dem bisherigen Stand der Ermittlungen indische Politiker und Beamte mit mehr als 50 Millionen Dollar bestochen haben, um sich einen Auftrag zur Lieferung von Artilleriewaffen im Wert von 1,4 Milliarden Dollar zu sichern. Unbestätigten Zeitungsberichten zufolge soll auch der damals regierende Ministerpräsident Gandhi Geld von Bofors erhalten haben. Der Politiker der Kongreßpartei, der im Mai 1991 einem Attentat zum Opfer fiel, hat dies jedoch stets bestritten.
PHNOM PENH, 2. September (AP). Die Regierung von Kambodscha hat am Mittwoch in der Hauptstadt Phnom Penh 70 Gefangene freigelassen. Sie hatten zum Teil schon jahrelang ohne Gerichtsverhandlung in Haft gesessen. Eine auf Drängen der Vereinten Nationen (UN) eingesetzte Regierungskommission entschied nach UN-Angaben erst jetzt, daß gegen die Gefangenen nicht genügend Indizien vorlägen, um sie vor Gericht zu bringen.
Zehn Jahre saß etwa der 52jährige Meng Leang im Gefängnis, weil er den Mord an einer Frau in seinem Haus nicht der Polizei gemeldet hatte. Weniger als zehn Prozent der Gefangenen in Phnom Penh wurden vor Gericht gestellt. Die Regierung steht zudem in Verdacht, Häftlinge zu mißhandeln.
DRESDEN, 2. September (AP). Extreme Abwässerbelastung hat nach Aussage der sächsischen Talsperrenverwaltung in einem Stausee nahe Radeburg das schlimmste Fischsterben in Sachsen seit Jahren ausgelöst. Mindestens zehn Tonnen Fischkadaver seien binnen weniger Stunden ans Ufer gespült worden, sagten Binnenfischer am Mittwoch. Sie hatten das Massensterben am Vortag entdeckt.
Der Gewässerschutzleiter der Talsperrenverwaltung, Klaus Pütz, sprach von einem "klassischen Kollaps" des Biosystems. Der Zufluß des Sees, die Röder, werde "extrem und seit Jahren unvermindert" mit Phosphaten und organischen Substanzen belastet. Haupteinleiter der unzureichend geklärten Abwässer seien die Stadt Radeberg, die Molkerei und die naheliegende Brauerei. Die Überdüngung des Sees sorge bei extremer Witterung für pestartiges Algenwachstum und nehme den Fischen "die Luft zum Atmen".
LONDON, 2. September (AP). Großbritannien wird nach Angaben der Regierung den Maastrichter Unionsvertrag nicht ratifizieren, wenn die Franzosen bei dem Referendum am 20. September mit Nein stimmen werden. Eine Sprecherin von Premierminister John Major sagte am Mittwoch in London, bei einem französischen Nein werde das Vertragswerk dem Parlament nicht zur Abstimmung vorgelegt. Nach jüngsten Meinungsumfragen sind die französischen Wähler hinsichtlich des Abkommens unentschieden. Der Vertrag von Maastricht sieht die Erweiterung der Europäischen Gemeinschaft zu einer politischen und wirtschaftlichen Union vor.
(Weiterer Bericht auf Seite 3)
STUTTGART, 2. September (AP). Mehr als 1100 Monteure aus Stuttgarter Montageunternehmen der Metall- und Elektroindustrie sind am Mittwoch auf 144 Baustellen im gesamten Bundesgebiet in Warnstreik getreten. Die Stuttgarter Verwaltungsstelle der IG Metall teilte mit, daß die Monteure ab 12.30 Uhr einem Gewerkschaftsaufruf gefolgt seien und ihre Arbeitsplätze vier bis fünf Stunden vor Feierabend verlassen hätten. Die IG Metall will mit den Aktionen einen gemeinsamen Tarifvertrag für die rund 150 000 Monteure in Ost- und Westdeutschland durchsetzen. Die Tarifverhandlungen gehen am heutigen Donnerstag in Mannheim in die neunte Runde.
Freitags um 17.00 Uhr macht das Erkennungsbild der Televizunea Romana einem anderen Platz, einem in deutscher Sprache. Die Aufschrift "Rumänisches Fernsehen" erscheint auf dem Bildschirm, begleitet von einer deutschen Volksweise. Eine weit über die Million hinausgehende Zuschauerschar in ganz Rumänien rückt die Stühle zurecht, gespannt, was die deutsche Stunde wieder an Interessantem bringen wird.
Die Zahl ist keineswegs übertrieben. "Im März erreichten wir eine Einschaltquote von 16,3 Prozent. Das bedeutet ein Publikum von mehr als 1,7 Millionen", erklärt die Leiterin des deutschen Programmstudios in Bukarest, Ildiko Schaffhauser, der Deutschen Presse-Agentur. "Im Sommer sinkt die Quote immer etwas. Im Winter hatten wir aber häufig über 20 Prozent. Und rund zwei Millionen Zuschauer bei etwas weniger als 120 000 Deutschen im Lande - das will schon etwas heißen."
Was veranlaßt so viele Rumänen, die deutsche Sendung anzuschauen? Es ist vor allem die Mischung von deutscher Volkstumspflege in Rumänien, Eingehen auf aktuelle Probleme im Lande und Informationen über Deutschland und Europa, die in geraffter Form geboten werden. So kann keine Langeweile aufkommen.
Die sieben Reporter und Redakteure des deutschen Dienstes sind fast ständig unterwegs, um nicht nur über Volksfeste mit Blasmusik und die Einweihung von Altenheimen oder Kindergärten bei den Siebenbürger Sachsen, den Banater oder Sathmarschwaben zu berichten. Der Zuschauer erfährt, wie schwer es manchmal ist, einen guten Unterricht in deutscher Sprache zu gewährleisten (zu viele Lehrer sind ausgewandert) oder einen deutschen Landwirtschaftsverein zu gründen. Öfter sind auch Vertreter des Demokratischen Forums der Rumäniendeutschen, deutsche Unternehmer oder Diplomaten Gesprächspartner. Renner sind die Informationsserien der Deutschen Welle
Renner in der Publikumsgunst sind aber unbestritten die Serien, die das Fernsehen der Deutschen Welle zum Programm beisteuert. Zweimal im Monat gibt es eine halbe Stunde "Drehscheibe Europa", zweimal eine halbe Stunde "Schauplatz Deutschland", letzteres aber nur auf dem Kanal des zweiten Rumänischen Fernsehens, das nur ein Viertel des Landesterritoriums erreicht. Damit beginnt die Kette der Sorgen der meistjungen Fernsehmacher in Bukarest.
Bis Herbst 1991 wurde im ersten Fernsehen jeden Freitag eine zweistündige deutsche Sendung ausgestrahlt. Ausgerechnet einen Tag, nachdem Rumänien den Status eines Sondergastes in der Parlamentarischen Versammlung des Europarats bekommen hatte, wurde die Sendung halbiert und eine Stunde in das zweite Programm gesteckt, das in keinem der Siedlungsgebiete der deutschen Minderheit normal empfangen werden kann. Das Deutsche Forum protestierte energisch, und auch Hans-Dietrich Genscher, damals noch Außenminister, hakte bei seinem Bukarest-Besuch im April an höchster Stelle nach.
Wenigstens die Drohung, die Sendungen in den Sprachen der Minderheiten ganz einzustellen, ist jetzt vom Tisch. Auch liegt ein Versprechen des ehemaligen Intendanten Theodorescu vor, die deutsche Sendung wieder aufzustocken. Wann und ob es überhaupt erfüllt wird, weiß in Bukarest niemand zu sagen. Ergänzend sind seit einiger Zeit Regionalstudios in Kronstadt, Klausenburg und Temeswar aktiv. Alle haben sie Probleme mit der ungünstigen Sendezeit. Die Temeswarer können sogar erst nach Mitternacht auf den Sender.
Aber auch dort werden die Serien der Deutschen Welle eifrig genutzt, die den Redakteuren der deutschen Sendungen aber auch einen Berg zusätzlicher Arbeit verschaffen. Ildiko Schaffhauser: "Wir erhalten sehr, sehr viele zustimmende Briefe, die meisten von unseren rumänischen Zuschauern, die auf die Untertitel angewiesen sind." JOACHIM SONNENBERG (dpa)
Eben kurz von München nach Hamburg jetten, Champagner und Kanapees auf dem Silbertablett. Das war einmal. Die finanziell angeschlagene Lufthansa hat ihren "First Class Service" auf Inlands- und Europaflügen gestrichen. Die breiten und dick gepolsterten Sessel sind "in einer Crash- Aktion" abmontiert und ausgemustert worden - und könnten bald als Avantgarde-Möbel in deutschen Wohnzimmern landen. "Wer den Sitz chic findet, kann ihn bei uns abkaufen", berichtet Lufthansa-Sprecher Peter Höbl (Deutsche Lufthansa Hamburg Werft, Telefon 040/50 70 26 60). Etwa 1000 der luxuriösen Polstersessel will der Kranich-Konzern an private Interessenten abgeben.
Wer es sich in der grauen Lufthansa-Schale bequem machen will, um im Geiste mit tausend Stundenkilometern durchs Wohnzimmer zu düsen, muß dafür tief in die Tasche greifen. "Beste Qualität" und "hervorragende Wartung" haben ihren Preis: Rund 3000 Mark soll das Sammlerstück kosten. Den Löwenanteil der gebrauchten "First-Class-Ausstattung" - neben Sitzen vor allem Bordgeschirr samt Tausenden von Messern, Gabeln und Löffeln - will die Lufthansa jedoch an andere Fluggesellschaften verkaufen. dpa
BERLIN, 2. September (dpa). Berlin geht neue Wege bei der Betreuung von HIV-Infizierten und Aids-Kranken. ZIK heißt das europaweit einmalige Konzept: "Zu Hause im Kiez".
Die Pflegestation "Ad hoc" ist ein Zweig innerhalb des Berliner Drei-Säulen-Modells für die Versorgung der Kranken - das neue Konzept ZIK setzt auf Nähe zum Patienten. "Einzigartig daran ist, daß alle Bereiche, in denen Kranke versorgt werden müssen, einbezogen sind", so Jürgen Neumann von der Deutschen Aids-Hilfe. Die Beschaffung von Wohnungen, eine psycho-soziale Betreuung und die Pflege bilden die drei Säulen des Modells. Mittlerweile konnten 70 Betroffene eine neue Wohnung finden. Die Gründe für einen Umzug sind verschieden. Einige Patienten schaffen es körperlich nicht mehr, in ihren alten Wohnungen zu leben, sei es, weil zu viele Stufen zu bewältigen waren, oder aber die Wohnungen eine Ofenheizung haben.
"Aber mir sind auch Fälle bekannt, in denen Infizierte regelrecht aus ihren Wohnungen fliehen, weil sie den Psycho- Terror der anderen Hausbewohner nicht mehr aushalten", berichtete Barbara Bunde, die Leiterin der Pflegestation "Ad hoc".
Plakate mit der Aufschrift "Aids-Kranker wir kriegen dich" seien kein Einzelfall."Baugesellschaften sollen investieren"
BERLIN, 2. September (dpa). Bundesbauministerin Irmgard Schwaetzer (FDP) hat die Wohnungsbaugesellschaften in Ostdeutschland aufgefordert, ihre Einnahmen sofort für die Instandsetzung der Wohnungen in den neuen Bundesländern auszugeben. "Die Wohnungsunternehmen sollen keine Rücklagen bilden, sondern das Geld sofort in die Renovierung stecken. Das hebt die Wohnqualität und sichert Arbeitsplätze", sagte sie im Berliner "Kurier" vom Mittwoch.Lovis-Corinth-Schau in Wien
WIEN. Mit siebzig Gemälden wird im Wiener Kunstforum bis zum 22. November ein Überblick über das Lebenswerk des deutschen Malers Lovis Corinth (1858-1925) gegeben. Die Ausstellung wurde gemeinsam mit dem Niedersächsischen Landesmuseum Hannover konzipiert, wo sie vom 8. Dezember bis 21. Februar 1993 zu sehen ist. dpa
VERONA. Die 70. Festspiele in der mehr als zweitausend Jahre alten Arena von Verona zählten in diesem Jahr knapp 590 000 Besucher und brachten damit ein Rekordergebnis von rund 38 Millionen Mark in die Kasse des Veranstalters. Der Publikumsrenner war auch dieses Mal wieder Giuseppe Verdis Oper "Aida" in der Ausstattung aus dem Eröffnungsjahr von 1913, deren 16 Aufführungen insgesamt fast 226 000 Zuschauer sahen. 1993 stehen als Neuinszenierungen die Opern "Carmen" von Georges Bizet und "La Traviata" von Verdi auf dem Programm. dpa
Wieder Baden-Badener Theater BADEN-BADEN. Nach dreijähriger Auslagerung zieht das Baden-Badener Theater jetzt wieder an seine alte Spielstätte am Goetheplatz der Kurstadt. Während der rund 32 Millionen Mark teuren Sanierungsarbeiten war das Ensemble provisorisch im Alten Bahnhof untergebracht. Am 6. November soll das Theater festlich eröffnet werden. dpa
BONN, 2. September (dpa). Der Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Eduard Lintner (CSU), hat die Ächtung aller Suchtmittel gefordert. In einem Interview der Augsburger Allgemeine sagte er, angesichts von zwei Millionen Alkoholikern, 800 000 Tablettenabhängigen und 75 000 vorzeitigen Todesfällen im Zusammenhang mit Rauchen sowie vermutlich rund 2500 Drogentoten im Jahr 1992 müsse man dazu kommen, "Drogen zu ächten. Dazu gehört, daß auch die anderen Suchtmittel nicht länger salonfähig sind." Lintner beklagte ferner, daß Drogenabhängigen in der Bundesrepublik nur 2500 Therapieplätze zur Verfügung stünden.
BERLIN, 2. September (dpa). Die Bundesregierung warnt vor den Folgen einer französischen Ablehnung der Verträge von Maastricht. Ursula Seiler-Albring (FDP), Staatsministerin im Auswärtigen Amt, sagte der Berliner Tageszeitung B.Z.: "Sollte Maastricht scheitern, werden wir alle zu den Verlierern gehören." Frau Seiler-Albring fügte hinzu: "In der Tat geben uns die letzten Umfrageergebnisse Anlaß zur Besorgnis, ob die Franzosen am 20. September dem Maastrichter Vertragswerk zustimmen werden." Andererseits meldeten sich gerade jetzt in Frankreich die Befürworter einer politischen Union und einer Wirtschafts- und Währungsunion verstärkt zu Wort.
Andreas Köpke kann voller Selbstbewußtsein im Trainingslager der deutschen Fußball-Nationalmannschaft erscheinen. "Ich fahre locker hin. Wenn Berti Vogts nicht auf mich zukommt, werde ich meinen Anspruch erklären." Der Torhüter des 1. FC Nürnberg war beim 1:1 (0:1) in Karlsruhe überragender Spieler: "Weltklasse, was der hielt. Bei jedem anderen wären wir mit Sicherheit 2:0 in Führung gegangen. Der beste, den ich hier je gesehen habe", lobte KSC-Präsident Roland Schmider, während vor dem Wildparkstadion die Club-Fans sangen: "Andy für Deutschland."
So "unglaublich" die Reaktionen Köpkes, ob zweimal gegen Kirijakow (14./20.), bei Benders Freistoß (38.), Kriegs Kopfball (52.) oder Carls 14-Meter-Knaller (67.) - für Trainer Willi Entenmann ist diese "Weltklasse" Selbstverständlichkeit. "Natürlich, Andy hält super. Aber er ist fester Bestandteil meiner Mannschaft, die sonst etwas Probleme in der Abwehr hat. Man kann das Spiel auch so betrachten, daß Riesenkonter nicht immer unbedingt zu Toren oder gar zu Chancen führen - das gehört genauso dazu."
Zwei Chancen durch Dorfner (75.) und Eckstein (77.), die vor 18 000 Zuschauern mindestens zum entscheidenden 2:0 oder sogar 3:0 hätten reichen müssen, scheinen ihn zu bestätigen.
"Wenn die das 2:0 machen, wären wir tot gewesen", bestätigte Lars Schmidt, nach dem überragenden Manfred Bender der beste Badener. "Bender ist wirklich gut, doch wenn wir noch Geld gehabt hätten, würde er jetzt für uns spielen", schätzte der Club-Trainer, der seinerseits auf die Top-Leistungen vor allem von Rösler, Dorfner und Eckstein verwies. Und nicht zuletzt von Rainer Zietsch, der in der 32. Minute für das 0:1 sorgte. Nach dem ungehinderten Kopfball des Nürnberger Liberos aus zwei Metern tadelte KSC-Coach Winfried Schäfer: "Wir haben nach den vergebenen Chancen unseren obligatorischen Fehler eingebaut. Wie in Stuttgart stand Rainer Schütterle zwei Meter neben seinem Gegenspieler."
Daß Krieg neun Minuten vor dem Abpfiff noch den Ausgleich schaffte, war nach dem guten Beginn und den vergebenen Club-Kontern verdientes Glück. dpa
Karlsruher SC: Kahn - Wittwer - Metz, Reich (55. Carl) - Schmidt, Rolff, Neustädter (86. Bogdan), Bender - Schütterle, Kirijakow, Krieg.
1. FC Nürnberg: Köpke - Zietsch - Brunner (46. Friedmann), Kurz, Fengler - Oechler, Dorfner, Wolf (59. Kramny), Olivares - Rösler, Eckstein.
Schiedsrichter: Wippermann (Bonn).
Zuschauer: 18 000
Tore: 0:1 Zietsch (32.), 1:1 Krieg (81.)
Gelbe Karten: Wittwer, Kirijakow - Zietsch, Wolf, Olivares.
Die zuletzt arg gescheuchten "Fohlen" von Borussia Mönchengladbach beginnen wieder munter zu galoppieren. Vier Tage nach der deprimierenden 0:4-Heimniederlage in der Fußball-Bundesliga gegen den Neuling Bayer 05 Uerdingen nahmen die Rheinländer die Hürde beim 1. FC Kaiserslautern fast in altem Schwung und kamen mit einem torlosen Unentschieden zu einem verdienten Punktgewinn.
"Wir haben die Panne gegen Bayer 05 Uerdingen weggesteckt", resümierte ein sichtlich zufriedener Borussia-Trainer Jürgen Gelsdorf, der am Ende sogar "um einen durchaus möglichen Sieg" trauerte. Das Team um den überragenden Libero Holger Fach war einem doppelten Punktgewinn auf jeden Fall näher als die desolat wirkenden Pfälzer.
Deren Trainer Rainer Zobel, der auf seine beiden Ausländer Jan Eriksson wegen einer Verletzung und Miroslav Kadlec wegen eines Länderspieleinsatzes verzichten mußte, sprach nach zuletzt auch auswärts guten Leistungen seiner Mannschaft von einem "90minütigen Fehlpaß-Festival" und weigerte sich entgegen aller Trainer-Gepflogenheiten, "dieses verheerende Spiel meiner Mannschaft schönzureden". Im Gegenteil: "Das war das schlechteste Spiel des 1. FC Kaiserslautern, seit ich hier Trainer bin."
Kaiserslautern laboriert derzeit ohne Zweifel an einem ungewöhnlichen Personalproblem: Von seinen unsprünglich 26 Lizenzspielern sind zwei (Stumpf und Hoffmann) zu anderen Vereinen abgewandert, andere wie Ritter oder Eriksson fielen wegen Verletzungen aus, Goldbaek und Kadlec mußten an ihre Nationalmannschaften abgegeben werden. dpa
Kaiserslautern: Ehrmann - Funkel - Schäfer, Roos - Dooley, Goldbaek (65. Zeyer), Haber, Witeczek, Wagner (46. Lelle) - Vogel, Kuntz.
Mönchengladbach: Kamps - Fach - Klinkert, Stadler - Ertl (70. Criens), Mölby, Hochstätter, Nielsen, Schneider - Salou, Wynhoff
Schiedsrichter: Habermann (Weißensee)
Zuschauer: 34 154
Gelbe Karten: Funkel - Klinkert, Hochstätter.
WARSCHAU, 2. September (dpa). Der heiße Sommer hat in Polen einen traurigen Rekord gebracht. Wie ein Polizeisprecher am Mittwoch in Warschau bekanntgab, sind in diesem Jahr 1066 (1991: 826) Menschen ertrunken, davon 197 Kinder. Wegen der geringen Zahl von öffentlichen Schwimmbädern können viele Polen nicht oder nicht gut schwimmen, oft ist auch Alkoholgenuß Ursache von Badeunfällen.
Gut, aber erfolglos gespielt Prinzen bringt 09er in arge Bedrängnis
Wieder gut gespielt, wieder kein Punkt. Trainer Hannes Bongartz von der SG Wattenscheid 09 konnte die Komplimente für die erfrischende Spielweise seiner Männer vor allem in der zweiten Hälfte kaum noch hören. Den Spielern und Fans des 1. FC Dynamo Dresden waren ob des mehr als glücklichen 2:1-Sieges zentnerschwere Steine vom Herzen gefallen.
Dennoch verlor Wattenscheids Coach Bongartz nicht sein sonniges Gemüt: "Ich bin traurig wegen des Resultats, nicht wegen des Auftretens meiner Elf. Sie hat sich einhundertprozentig gesteigert. Jetzt sehe ich optimistisch dem Spiel gegen Köln entgegen." Dennoch stehen die Wattenscheider jetzt arg unter Druck. dpa
Dresden: Müller - Mauksch - Schößler, Wagenhaus - Hauptmann, Kern, Stevic (72. Ratke), Pilz, Kmetsch - Jähnig, Gütschow (84. Melzig).
Wattenscheid: Eilenberger - Neuhaus - Bach, Prinzen - Daniel, Fink, Sobiech, Emmerling, Buckmaier (80. Tschiskale) - Lesniak, Sane.
Schiedsrichter: Haupt (Berlin).
Tore: 0:1 Fink (25.), 1:1 Prinzen (28., Eigentor), 2:1 Kern (42.).
Zuschauer: 13 000.
Gelbe Karte: Wagenhaus.
CELLE, 2. September (dpa). Schadenersatz in Höhe von 15 000 Mark hat das Oberlandesgericht Celle einem Arzt aus Hannover zugebilligt, weil ein Zeitungsbericht falsche Verdächtigungen gegen ihn enthielt. Damit sei sein allgemeines Persönlichkeitsrecht verletzt worden, stellten die Richter des Zivilsenats in einem heute bekanntgewordenen Fall fest (Az: 13 U 263/91). Die in Hannover erscheinende Lokalausgabe einer großen deutschen Boulevardzeitung (Bild) hatte am 15. Januar 1988 im Rahmen der Berichterstattung über die damals aktuelle Verfassungsschutzaffäre behauptet, der Arzt habe Polizeibeamte bestochen, um sich selbst der Strafverfolgung zu entziehen. Dieser Vorwurf ließ sich später nicht bestätigen.
BRATISLAVA, 2. September (dpa). Das slowakische Landesparlament hat in der Nacht zum Mittwoch einen weiteren Schritt auf dem Weg zur Spaltung der CSFR vollzogen und eine Verfassung für die Teilrepublik mit der notwendigen Drei-Fünftel-Mehrheit verabschiedet. Damit wurde auch das Amt eines slowakischen Staatspräsidenten geschaffen und Slowakisch zur "Staatssprache" erklärt.
Für die Verfassung stimmten in Bratislava (Preßburg) 114 der 150 Volksvertreter. Sie soll bereits am heutigen Donnerstag abend nach feierlicher Unterzeichnung durch Ministerpräsident Vladimir Meciar und Parlamentspräsident Ivan Gasparovic in Kraft treten. Gegen die neue Verfassung hatten die 16 Abgeordneten der slowakischen Christdemokraten des früheren Ministerpräsidenten der Teilrepublik, Jan Carnogursky, gestimmt. Sie stehe im Widerspruch zur gültigen Bundesverfassung, sagte Carnogursky. Die Fraktion der ungarischen Christdemokraten verließ aus Protest den Plenarsaal vor der öffentlichen Abstimmung, da sie die Minderheitenrechte nicht garantiert sieht. Somit scheint ein Konflikt mit der rund 600 000 Menschen zählenden ungarischen Minderheit unausweichlich.
Auf Widerspruch der Ungarn stieß eine geänderte Formel in der Präambel mit dem Wortlaut "Wir, das slowakische Volk". Vorgesehen war ursprünglich "Wir, die Bürger der Slowakischen Republik". Ferner wollen sie nicht gezwungen werden, slowakisch zu sprechen, nachdem Ungarisch bisher in Teilen der Slowakei zweite Amtssprache war.
Die Ungarn beharren auf ihren Forderungen nach Selbstverwaltung, die von der CSFR-Verfassung weitgehend garantiert wird, sowie nach Gleichstellung der beiden wichtigsten Sprachen in der Slowakei.
Ministerpräsident Meciar bezeichnete die Verfassung als Grundlage für die politische Stabilität in der Slowakei. Die Auflösung der Tschechoslowakei spätestens zum 1. Januar 1993 beseitige viele Probleme für Tschechen und Slowaken und könne als Neubeginn für die Ausweitung der Beziehungen zwischen beiden Republiken dienen, meinte er.
PARIS, 2. September (dpa). In Rumänien ist ein riesiges Höhlensystem entdeckt worden, in dem Tiere und Pflanzen ohne Licht und fast ohne Sauerstoff leben. Es sei das erste Mal, daß Lebewesen in einer derart lebensfeindlichen Umgebung gefunden worden sind, teilte eine französisch-rumänische Forschergruppe jetzt in Paris mit. Das weit verzweigte Grottensystem unter der Hochebene von Dobrogea im Südosten Rumäniens ist insgesamt über 1000 Quadratkilometer groß, sagte Françoise Athias-Binche vom "Observatoire oceanologique" im französischen Banyuls.
In der einzigartigen Höhle haben die Forscher bereits 27 neue Tierarten entdeckt, darunter Insekten, Spinnen und Blutegel. Wie Würmer, fleischfressende Insekten und andere Tiere fast ohne Sauerstoff leben können, erklärt Athias-Binche folgendermaßen: In der Höhle gibt es besondere Bakterien, die Schwefelwasserstoff zerlegen können und hieraus ihren Energiebedarf decken. Die Tiere und Pflanzen leben in Symbiose mit diesen Bakterien und gewinnen die für ihren Stoffwechsel nötige Energie aus Schwefelverbindungen und dem reichlich vorhandenen Methangas.
ISLAMABAD, 2. September (AFP/AP/ dpa). Alle bewaffneten Fraktionen in der afghanischen Hauptstadt Kabul sollen nach Angaben eines Regierungssprechers vom heutigen Donnerstag an strengen Waffenkontrollen unterzogen werden. Der Plan des Verteidigungsministers Ahmed Schah Massud und der Anführer der acht Mudjaheddin-Fraktionen sehe eine drastische Reduzierung aller Soldaten vor, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums am Mittwoch.
Jede Splitterpartei solle nur noch jeweils 200 Kämpfer haben, die sich mit vom Verteidigungsministerium ausgeteilten Personalkarten ausweisen müßten. In der Karte sollte auch die Seriennummer der Waffen eingetragen werden. Möglicherweise sollen Polizeieinheiten des Innenministeriums die Waffenkontrollen vornehmen. Nicht registierte Waffen würden konfisziert. Die Regierung schätzt, daß in Kabul mindestens 70 000 Waffen in der Hand rivalisierender Banden sind.
Während der Beratungen über die Maßnahmen im Amtssitz des Präsidenten detonierte vor dem Gebäude eine Autobombe. Drei Wachleute wurden verletzt.
In Pakistan meinte der Leiter des für Hilfsmaßnahmen in Afghanistan zuständigen UN-Büros, Richard Castrodale, er befürchte, daß Afghanistan im Winter zu einem zweiten Somalia werde, wenn internationale Hilfe ausbleibe.
Lattek flüchtet sich in Sarkasmus Trostloses Gekicke vor großer Kulisse
Das Duell der "Systeme" zwischen der notgedrungenen Schalker Defensive und der kontrollierten Bremer Offensive blieb beinahe erwartungsgemäß ohne Sieger und Tore. "Die Bremer haben besser gespielt und die Schalker haben besser gekämpft", faßte Schalke-Präsident Günter Eichberg kurz aber trefflich die 90 trostlosen Minuten Bundesliga-Fußball zusammen, in denen der obligatorische "Attacke"-Ruf der königsblauen Fans von den 24 eingesetzten Profis nahezu ignoriert wurde.
Schalkes Coach Udo Lattek flüchtete sich hernach in Sarkasmus: "Ich bin ganz stolz, denn es ist das erste Spiel unter meiner Regie, das wir zuhause nicht verloren haben." dpa
Schalke: Lehmann - Güttler - Linke, Spanring - Freund, Scherr, Müller, Hey, Büskens - Mihajlovic, Christensen.
Bremen: Reck - Bratseth - Borowka, Beiersdorfer - Wolter (78. Bockenfeld), Votava, Herzog, Eilts, Bode - Kohn (66. Allofs), Neubarth.
Schiedsrichter: Gläser (Breitungen).
Zuschauer: 35 500
Gelbe Karten: Müller, Freund, Scherr - Herzog.Erster Rad-Sachverständiger
LÜBECK, 2. September (dpa). Die Reparaturen an Fahrrädern werden immer komplizierter und erfordern zur Beurteilung professionellen Sachverstand: Die Industrie- und Handelskammer (IHK) in Lübeck hat den ersten Fahrrad-Sachverständigen in Deutschland vereidigt. Versicherungen, Gerichte und Privatpersonen können sich nun an den Experten wenden. Der Präses der Lübecker IHK, Klaus Richter, überreichte dem 31jährigen Frank Drescher am Dienstag die Bestallungsurkunde und verpflichtete ihn per Handschlag. Drescher ist bereits seit zwei Jahren Sachverständiger im Allgemeinen Deutschen Fahrradclub.
SACRAMENTO, 3. September (dpa). Nach 63 Tagen ohne Haushalt und damit ohne die Möglichkeit, zehntausende Staatsangestellte, Firmen und Empfänger von Wohlfahrtshilfe zu bezahlen, ist der US-Bundesstaat Kalifornien jetzt wieder zahlungsfähig. Der erbitterte Streit zwischen dem von den Demokraten beherrschten Kongreß in Sacramento und dem republikanischen Gouverneur Pete Wilson darüber, wie das Defizit von 10,5 Milliarden Dollar abgebaut werden könne, wurde am Mittwoch endgültig beigelegt. Wilson setzte seine Unterschrift unter den Etatplan mit Ausgaben von 57 Milliarden Dollar.
Die Frage, wieweit die Etatlücke durch Kürzungen bei der Bildung und der Zuweisungen für die Städte sowie Gemeinden geschlossen werden sollte, hatte dazu geführt, daß der Staat nach Beginn des neuen Finanzjahres am 1. Juli nur noch Schuldscheine ausgeben konnte. Die aber wurden seit August von den meisten Banken nicht mehr eingelöst.
WETZLAR (dpa/vwd). In zwei Fabriken der Buderus Heiztechnik wird wegen der Flaute auf dem Markt für kleine Heizkessel Kurzarbeit eingeführt. Für das Werk Eibelshausen ist sie bereits für 350 von 950 Leuten vereinbart. Bei dem Betrieb in Lollar, wo knapp 1700 von 2500 Beschäftigten betroffen sind, will die Firmenleitung mit dem Betriebsrat am Freitag eine Übereinkunft erreichen, teilt Geschäftsführer Hans Joachim Spiegelhalter mit. Die Einschränkungen erstrecken sich nicht auf die Fertigung von Großkesseln und Radiatoren.
Kurzarbeit ist laut Spiegelhalter vorerst für September und Oktober geplant. Sollte die Nachfrage nach Heizkesseln für Ein- und Zweifamilienhäuser bis dahin wieder anziehen, soll sie nicht verlängert werden. Der Manager verweist auf den inzwischen auf etwa 30 000 Heizkessel angeschwollenen Lagerbestand, der zunächst abgebaut werden soll. Die hohe Zahl der von Kurzarbeit betroffenen Beschäftigten resultiere aus dem "Übergang von zwei- auf wechselweise einschichtige Betriebsweise".
In den ersten sieben Monaten 1992 kletterte der Umsatz der Buderus Heiztechnik im Vergleich zur Vorjahresperiode um neun Prozent auf 856 Millionen Mark. Nach einem Erlösschub mit einem Plus von einem Drittel im ersten Quartal wurden allerdings die 1991er Werte zur Jahresmitte hin dann "deutlich unterschritten".Haft für GRU-Spion verlangt
BERLIN, 2. September (dpa/AP). Dreieinhalb Jahre Haft hat die Bundesanwaltschaft im Spionageprozeß gegen den mutmaßlichen russischen Agenten Oberst Viktor Scherdew am Mittwoch vor dem Berliner Kammergericht beantragt. Der 46 Jahre alte Russe soll von 1980 bis zu seiner Verhaftung 1991 für den militärischen Geheimdienst GRU der Sowjetunion Bundeswehr und NATO-Streitkräfte ausspioniert haben. Die Verteidigung forderte Freispruch und verwies darauf, daß der Angeklagte im Dienste seines Landes pflichtgemäß gehandelt habe.
Die Bundesanwaltschaft bezeichnete das Verfahren als "besonders bedeutsam". Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik habe sich ein hoher russischer Offizier wegen Spionage vor einem deutschen Gericht zu verantworten. Es lägen Erkenntnisse vor, wonach der Geheimdienst nach der Wende im Osten zu einem "aktiven Spionagenetz" ausgebaut werden soll. Schon allein aus Gründen der Abschreckung müsse Scherdew verurteilt werden. Der Fall habe gezeigt, daß die GRU noch heute ein Agentennetz in Deutschland unterhalte.
MOSKAU, 2. September (Reuter/ dpa/AFP). Rußland will durch die Entsendung einer Friedenstruppe die Kämpfe in der westgeorgischen Region Abchasien beenden. Der Vize-Ministerpräsident Rußlands, Georgij Chischa, berichtete der Nachrichtenagentur Itar-Tass zufolge am Mittwoch, erste Absprachen mit Georgien seien bereits getroffen worden. Die Vereinbarung solle am heutigen Donnerstag beim Treffen von Präsident Boris Jelzin mit dem georgischen Staatschef Eduard Schewardnadse in Moskau geschlossen werden. Schewardnadse sagte der Agentur Interfax, in Abchasien gebe es "Anzeichen für den Beginn einer sehr scharfen regionalen Krise, die sich zu einem großen Krieg auszuweiten droht".
In Abchasien kämpfen Separatisten, die eine eigene Republik ausgerufen haben, gegen die georgische Regierung. Laut Interfax vereinbarten sie am Mittwoch abend eine zweitägige Feuerpause. Die Kämpfe nahe Suchumi und Gagra waren in der Nacht zum Mittwoch fortgesetzt worden. Interfax meldete unter Berufung auf den Pressedienst des Parlaments von Abchasien, neun Menschen seien ums Leben gekommen, 15 verletzt worden.
ISLAMABAD, 2. September (dpa). Pakistan will in den kommenden fünf Jahren zwei Milliarden Dollar in seine Rüstungsindustrie investieren. Geplant sei unter anderem die Serienproduktion des mit China entwickelten Kampfpanzers Al Khalid, teilte Rüstungsminister Mir Hazar Khan Bijarani in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview der Zeitung "Muslim" mit. China beteilige sich auch an der Entwicklung eines Düsenflugzeugs zu Ausbildungszwecken mit der Bezeichnung Karakorum-8.
Bijarani beklagte, daß die atomare Schwellenmacht Indien weiter von den Industriestaaten mit Hochtechnologie beliefert werde, während für Pakistan Einschränkungen gemacht würden. Die USA hatten 1990 wegen Meinungsverschiedenheiten über das Atomprogramm Pakistans jede Wirtschafts- und Militärhilfe für seinen Verbündeten eingestellt.
Der Scherbenhaufen von Barcelona wird zusammengekehrt: 31 Tage nach dem Rücktritt von Bundestrainer Horst Bredemeier und dem Debakel der Handball-Nationalmannschaft mit Rang zehn bei den Olympischen Spielen hat der Deutsche Handball-Bund (DHB) erste Konsequenzen aus dem Leistungstief gezogen. Am Mittwoch legte der Verband ein Strukturpapier mit bahnbrechenden Änderungsvorschlägen für den Leistungssportbereich vor.
Neuer Bundestrainer und Sportdirektor zum 1. Mai 1993 wird Arno Ehret. Der Weltmeister von 1978 ist für die Umsetzung des Konzepts verantwortlich, das DHB-Präsident Hans-Jürgen Hinrichs den 18 Bundesligisten sowie den Regional- und Landesverbänden vorlegte.
Der DHB schlägt vor, sofort eine Leistungssportkommission zu bilden, die sich aus dem Vizepräsidenten Leistungssport, dem Sportdirektor, den Bundestrainern Männer und Frauen sowie zwei Bundesliga-Managern zusammensetzt.
Die Bundesliga soll künftig in die Entscheidungsprozesse des DHB stärker einbezogen werden und mindestens einen Vertreter in das Präsidium schicken. Alle Vorschläge erfordern die Zustimmung des DHB-Bundestags. Der 39jährige Arno Ehret, der noch bis Ende April 1993 Bundestrainer der Schweizer Nationalmannschaft ist, wird dann einen Fünfjahres- vertrag erhalten. dpa
KAIRO, 2. September (dpa). Rund 135 ägyptische Fundamentalisten haben sich nach offiziellen Angaben in den vergangenen Wochen in der oberägyptischen Stadt Dairut, einem der Zentren der Auseinandersetzung zwischen Sicherheitskräften und Islamisten, der Polizei gestellt. Wie die regierungsnahe Kairoer Tageszeitung "Al Gomhouria" am Mittwoch weiter berichtete, sollen von der vergangene Woche ausgelaufenen Amnestie, die die ägyptische Regierung vor einem Monat verkündet hatte, nach Angaben der Sicherheitskräfte in Oberägypten Hunderte von Fundamentalisten Gebrauch gemacht haben. Sprecher der Islamisten dementierten diese Angaben. Ihre Mitkämpfer seien festgenommen worden.
WIEN, 2. September (dpa). Der ehemalige österreichische Außenminister Erich Bielka-Karltreu ist am Dienstag im Alter von 84 Jahren in Wien gestorben. Der parteilose Berufsdiplomat, der unter anderem österreichischer Botschafter in Ankara, Bern und Paris gewesen war, bekleidete das Amt des Außenministers unter Bundeskanzler Bruno Kreisky von 1974 bis 1976.
WASHINGTON, 2. September (AP/ AFP/dpa). Nach der Ablehnung des israelischen Autonomieplans durch die Palästinenser haben die Teilnehmer der Washingtoner Nahost-Konferenz eine Denkpause von zehn Tagen beschlossen. Zuvor wollen die Delegationen noch am heutigen Donnerstag über einen Zehnpunkteplan der Palästinenser beraten.
Die palästinensische Delegationssprecherin Hanan Aschrawi sagte, der neue Plan zur Einführung einer Autonomie im Gazastreifen, dem Westjordanland sowie in Ostjerusalem gehe auch auf einige israelische Bedenken ein. Der Entwurf sehe die Übertragung grundlegender Verwaltungsrechte, einen Baustopp für jüdische Siedlungen und den Rückzug der israelischen Armee in beidseitig akzeptierte Stützpunkte vor. "Ich hoffe, wir erhalten eine positive Antwort", fügte sie hinzu. Erste Reaktionen der Gesprächspartner seien positiv gewesen. Im ZDF warf Frau Aschrawi den Israelis am Mittwoch jedoch vor, nur über ihre eigenen Vorschläge sprechen zu wollen.
Auch die syrische Delegation äußerte sich enttäuscht über die Israelis. Sie hatte am Dienstag einen Plan zur Rückgabe der 1967 von Israel eroberten Golanhöhen vorgelegt. Die Reaktion der israelischen Seite auf diesen Vorschlag sei unbefriedigend ausgefallen, sagte der syrische Delegationsleiter Muwaffik al-Allaf. Es gebe jedoch keine Lösung des Nahost- Konflikts ohne Rückgabe der Golanhöhen, betonte er.
Für eine Fortsetzung bilateraler Friedensgespräche zwischen Palästinensern und Israelis sprach sich der Führer der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), Yassir Arafat, aus. Er sei enttäuscht über die Haltung der neuen israelischen Regierung. Sie setze den Siedlungsbau in den besetzten Gebieten fort, weiterhin würden Palästinenser getötet.
Israel hat am Mittwoch weitere 145 palästinensische Häftlinge freigelassen. Damit erhöhe sich die Gesamtzahl der seit Montag freigelassenen Häftlinge auf 465, sagte ein Militärsprecher. Nach Auskunft des Roten Kreuzes befinden sich rund 12 000 Palästinenser in israelischen Gefangenenlagern.
TAIPEI, 2. September (dpa). Der taiwanesische Frachter "Terfu 51", der am 23. August in der Straße von Malacca mit dem Kreuzfahrtschiff "Royal Pacific" kollidierte, ist am Mittwoch in Taiwan eingelaufen. Die Nachrichtenagentur CNA berichtete, das Schiff liege in internationalen Gewässern außerhalb Taiwans. Der Kapitän, der Erste Offizier und ein Mannschaftsmitglied hätten vor der Polizei ausgesagt.
Sprecher der "Terfu"-Reederei behaupten, der Unfall habe sich in internationalen Gewässern ereignet. Sollte dies zutreffen, wolle Taiwan den Fall unter dem eigenen Seerecht verhandeln. Malaysia hatte angegeben, die Schiffe seien auf malaysischen Gebiet kollidiert.
ALGIER, 2. September (dpa/AFP). Die algerische Regierung hat am Mittwoch offen Sorge über die unsichere Lage im Land geäußert. Innenminister Mohamed Hardi nannte die Situation "ernst und beunruhigend". Den Sicherheitskräften fehle es an Stärke, der Herausforderung zu begegnen.
Bei Zusammenstößen zwischen der Polizei und bewaffneten Gruppen wurden am Mittwoch acht Menschen getötet. In Blida wurden vier Personen, darunter ein Polizist, getötet, als die Sicherheitskräfte eine Wohnung stürmten, in der sich eine bewaffnete Gruppe verschanzt hatte. Wie die Polizei mitteilte, wurden drei Mitglieder der Gruppe getötet. In derselben Stadt wurden zwei mutmaßliche islamische Fundamentalisten bei einem weiteren Feuergefecht mit Sicherheitskräften getötet, hieß es in einer offiziellen Erklärung. In Ferroukha bei Blida wurden zwei Polizisten getötet, als sie bei einer Patrouillen-Fahrt überfallen wurden.
Im Elternhaus lebende volljährige Kinder mit eigenem Einkommen müssen für die in ihren Zimmern stehenden Radiogeräte Rundfunkgebühren zahlen. Das geht aus einem am Mittwoch in Mannheim veröffentlichten Urteil des baden-württembergischen Verwaltungsgerichtshofs (VGH) hervor. Dies gelte auch, wenn der Vater Eigentümer der Rundfunkgeräte sei.
In dem Fall hatten die drei Söhne einer Mannheimer Familie geklagt, daß der Süddeutsche Rundfunk von ihnen Rundfunkgebühren erheben wollte. Sie hatten argumentiert, als Gebührenschuldner komme allenfalls ihr Vater in Betracht, der Eigentümer der Geräte sei und er es jederzeit wegnehmen könne. Der VGH kam - anders als das Verwaltungsgericht Karlsruhe - zu dem Schluß, für die Gebührenpflicht sei unerheblich, wer Eigentümer der Radiogeräte sei. Die Gebühren müsse nach dem Länderstaatsvertrag über die Rundfunkgebühren zahlen, wer ein Radio zum Empfang bereithalte und damit Rundfunkteilnehmer sei. Dies sei derjenige, der die tatsächliche Verfügungsgewalt über das Gerät, also die Befugnis zum An- und Ausschalten sowie zur Programmwahl habe. Das Aktenzeichen zum VGH-Urteil lautet:(14 S 2371/90). dpa
WIESBADEN (dpa/vwd/ap). Das rauhere Konjunkturklima und die hohen Zinsen haben im ersten Semester erstmals seit 1986 die Zahl der Unternehmenszusammenbrüche steigen lassen. Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden zählte in Westdeutschland insgesamt 6920 Fälle von Zahlungsunfähigkeit. Das sind 8,6 Prozent mehr als von Januar bis Juni 1991. Das Plus geht allein auf den sprunghaften Anstieg der Firmenpleiten um 14,5 Prozent auf 4780 zurück. Bei den natürlichen Personen und den Nachlaßkonkursen registrierten die Wiesbadener mit 2140 nämlich knapp drei Prozent weniger Insolvenzfälle. Erfahrungsgemäß sei aber zu erwarten, daß auch deren Zahl in Folge der stark steigenden Zahl bei den Unternehmensinsolvenzen zeitlich verzögert zunehmen werde, heißt es weiter.
Die unbefriedigten Forderungen der Gläubiger schnellten um ein Viertel auf rund 4,3 Milliarden Mark empor. In der Berichtszeit kamen von den zusammengebrochenen Firmen mit 1338 die meisten aus dem Dienstleistungsgewerbe.
Auch in den neuen Bundesländern sah es im ersten Halbjahr schlecht aus. Dort verdreifachte sich die Zahl der Anträge auf Eröffnung des Gesamtvollstreckungsverfahrens fast. Die uneinbringlichen Forderungen beziffern die Statistiker mit 2,1 Milliarden Mark. Von den insgesamt 472 Anträgen zwischen Rügen und Erzgebirge wurden 305 eröffnet und 167 mangels Masse abgelehnt.
Pech für den Bremer Thomas Wolter: Der 28 Jahre alte Abwehrspieler wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auf seine erste Berufung in den Kreis der Fußball-Nationalmannschaft verzichten müssen. Eine Kapselverletzung im Sprunggelenk mit starker Schwellung zwingt Wolter zu einer Pause.
Der Bremer hatte sich die Verletzung am Dienstag abend im Bundesligaspiel bei Schalke 04 (0:0) zugezogen. Nach einer gründlichen Untersuchung durch Werder-Mannschaftsarzt Karl Meschede am Mittwoch steht fest, daß Wolter am Samstag gegen Bayer Uerdingen im Weserstadion nicht mitwirken kann. Damit dürfte auch eine Absage des Bremers bei Bundestrainer Berti Vogts für das Länderspiel gegen Europameister Dänemark am 9. September in Kopenhagen unumgänglich sein. "Die Bänder sind aber nicht beschädigt", berichtete Manager Willi Lemke.
Der Werder-Spieler hatte in den vergangenen Wochen durch gute Leistungen auf sich aufmerksam gemacht und war von Vogts in das Aufgebot für die EM-Revanche in Kopenhagen berufen worden. dpa
HANNOVER, 2. September (dpa). Nach einem erneuten Bekenneranruf zum Bombenanschlag auf dem Altstadtfest in Hannover - verbunden mit der Androhung neuer Taten - herrscht in den Schulen und Kindergärten der Stadt Furcht vor einem neuen Attentat. Zahlreiche Anrufer hätten bei der Polizei nachgefragt, ob sie Kinder in Schulen und Kindergärten schicken könnten, sagte Polizeisprecher Heinz Klages am Mittwoch. Die Bild-Zeitung in Hannover hatte von einem erneuten Telefonanruf des angeblichen Bekenners berichtet.
Der Mann drohte nach Darstellung des Blattes vom Mittwoch: "Ich wende mich gegen alle humanitären Einrichtungen wie Kindergärten, Vorschulen und Sporteinrichtungen. Die Landesregierung soll 500 000 Mark hinterlegen, ihr Einverständnis unter dem Stichwort Samson in der Bild-Zeitung geben. Ich melde mich wieder." Bei dem Anschlag auf dem Altstadtfest waren am vergangenen Samstag 16 Menschen zum Teil schwer verletzt worden. Eine Spur auf Motiv oder Täter hat die Polizei noch nicht.
Die interessante Sportnotiz
Schlipper bis 14. September gesperrt Das DFB-Sportgericht hat Schalkes Mittelfeldspieler Günter Schlipper wegen Schiedsrichterbeleidigung für zwei Pflichtspiele im schriftlichen Verfahren bis zum 14. September gesperrt.
Spende nach Tod eines Dynamo-Fans Eine Sammlung am Rande des Bundesligaspiels Dresden gegen Wattenscheid zugunsten der Angehörigen des in der Nacht zum vergangenen Sonntag bei einem Bus-Unglück ums Leben gekommenen Dynamo-Fans Wolfgang Willinger erbrachte rund 15 500 Mark. Die Partie am Dienstag abend hatte mit einer Gedenkminute begonnen, die Dresdner Spieler trugen Trauerflor.
Schumacher fährt weiter für Benetton Formel-1-Senkrechtstarter Michael Schumacher wechselt nicht zum britischen McLaren-Team. Das erklärte Wilhelm Weber, Manager des 23 Jahre alten Kerpeners, der am vergangenen Sonntag im belgischen Spa-Francorchamps als dritter deutscher Rennfahrer einen Formel-1-Lauf gewonnen hat.
Darmstadt 98 will sich Zeit lassen Zweitligist Darmstadt 98 will sich in der vakanten Trainerfrage Zeit lassen. Der Verein könnte sich vorstellen, daß zunächst Amateur-Trainer Gernot Lutz das Training leitet. Darüber hinaus hat sich Trainer Eckhard Krautzun, der derzeit die Juniorenauswahl Malaysias betreut, interessiert gezeigt, wieder am Böllenfalltor zu arbeiten.
Wolter muß Länderspiel absagen Thomas Wolter (Werder Bremen) wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auf seine erste Berufung in den Kreis der Fußball-Nationalmannschaft verzichten müssen. Eine Kapselverletzung im Sprunggelenk mit starker Schwellung zwingt ihn zu einer Pause. Allievi kehrt nach Wattenscheid zurück Stürmer Sergio Allievi kehrt vom Fußball- Bundesligisten Dynamo Dresden zum Liga-Konkurrenten SG Wattenscheid 09 zurück. Die Ablösesumme für Allievi, der vor seinem Wechsel nach Dresden von 1986 bis 1990 für den 1. FC Kaiserslautern spielte, soll 250 000 Mark betragen. Anne Titze verpaßte WM-Medaille Bei den Rollschnellauf-Weltmeisterschaften in Rom hat Anne Titze (Groß-Gerau) eine Medaille knapp verpaßt. Über 300 Meter mußte sie sich mit dem vierten Platz begnügen. Europameister wurde die Australierin Deehy Hill. Chiapucci gewann Rundfahrt Der italienische WM-Favorit Claudio Chiappucci gewann in 4:29 Stunden die über 189,2 Kilometer führende Rundfahrt um Bardolino im Sprint vor Ex-Weltmeister Moreno Argentin. Schroeder r bleibt Abteilungsleiter Die Leichtathletikabteilung von Eintracht Frankfurt hat Hans-Joachim Schroeder als ihren Leiter bestätigt. Die Versammlung wählte außerdem Wolfgang Tröger erneut zum stellvertretenden Abteilungsleiter.
BRÜSSEL, 2. September (dpa/D). Angehörige von Greenpeace haben am Mittwoch im Hafen von Antwerpen ein aus Australien kommendes Containerschiff und zwei abgeladene Container mit zusammen 35 Tonnen Giftmüll blockiert. Wie die Umweltschutzorganisation in Brüssel mitteilte, soll verhindert werden, daß der aus Kühlmitteln bestehende giftige Abfallstoff PCB auf dem Landweg zu seinem Bestimmungsort, einer Verbrennungsanlage bei Lyon, gelangt. Greenpeace forderte die belgische Regierung auf, den Transport abzuweisen.
Es wurde erwartet, daß die belgische Regierung die Ladung zurückweisen und das Schiff anschließend den britischen Hafen Felixstowe anlaufen wird. Die Ladung sei die erste von zusammen 1000 Tonnen Giftmüll, den Australien in Frankreich entsorgen wolle, sagte ein Sprecher.
WARSCHAU. Die Bundesrepublik hat Polen eine Sammlung frühgeschichtlicher Funde zurückgegeben, die nun im Königsschloß in Warschau ausgestellt sind. Die Sammlung, die unter anderem Goldschmuck aus der Bronzezeit und 1500 antike römische Münzen umfaßt, stammt ursprünglich aus einem Museum in Posen und war während des Zweiten Weltkriegs nach Deutschland gelangt. Bis zu ihrer Rückgabe lagerten die Stücke bei der Stiftung "Preußischer Kulturbesitz" in Berlin. dpa
Zur Person:
KNUT DEGNER, Pressesprecher der Schweriner SPD-Landtagsfraktion, tritt nach der kontroversen Diskussion um die Rostocker Krawalle von seinem Amt zurück. "Es steht fest, daß ich mich von der Fraktion trennen werde", sagte er. Der beurlaubte Sprecher hatte am Montag in einem offenem Brief schwere Vorwürfe gegen CDU- und SPD-Politiker im Zusammenhang mit den Rostocker Ausschreitungen gegen Asylbewerber erhoben und sie als "Brandstifter" bezeichnet. Er hatte den Rostocker Oberbürgermeister KLAUS KILIMANN und Innensenator PETER MAGDANZ (beide SPD) vorgworfen, die Überbelegung der Aufnahmestelle Lichtenhagen aus politischen Gründen gebilligt zu haben. Degner unterstrich, er wolle mit seinem Rücktritt politischen Schaden von der Fraktion und dem SPD-Landesvorsitzenden Harald Ringstorff fernhalten. "Ich mußte lernen, daß man diesen Job nur machen kann, wenn man sich weitestgehend persönlicher Wertungen enthält", sagte Degner. Nach einer Denkpause werde er sich jedoch wieder in die Landespolitik einschalten. (dpa/Reuter)
Aufgespießt
"Das Auto ist für Frauen kein unbekanntes Wesen" Überschrift einer Meldung der Deutschen Presseagentur.
FRANKFURT A. M. (FR). Die deutschen Aktienmärkte schlossen am Mittwoch erneut schwächer, jedoch über den Tagestiefpunkten. Frankfurter Händlern zufolge drückte die weitere Talfahrt des Dollar auf die Kurse. Das Dax-Tief war nach Ablauf der ersten Börsenstunde bei 1497,41 (minus 21) Punkte gesehen worden. Am Ende konnte jedoch die 1500- Marke beim Stande von 1506,67 (minus zwölf) Punkten verteidigt werden.
Zwar sei das Aktiengeschehen in erster Linie wieder von der Deutschen Terminbörse (DTB) bestimmt worden, doch habe ein besonderer Abgabedruck nicht vorgelegen, erklärten Händler. Andererseits habe es an Kaufargumenten gefehlt.
Im jeweiligen Branchenfeld der Standardwerte verbuchten Daimler (minus 8,20), Deutsche Bank (minus 6,80), Siemens (minus 4,20) und Bayer (minus 3,90) die größten Verluste. Gegen den Trend stiegen Dresdner Bank um 2,30 Mark.
Lustlos und wiederum nur knapp behauptet zeigte sich der Rentenmarkt. Die Lethargie dürfte bis zum 20. September anhalten, sagte ein Händler unter Anspielung auf das Referendum Frankreichs zu den EG-Verträgen. Die Durchschnittsrendite erhöhte sich um eine Stelle auf 8,34 Prozent. Aus den Tagesinterventionen der kursregulierenden Stellen ergab sich ein Aufnahmesaldo im Nennwert von 69,6 (27,6) Millionen Mark. Die Bonner Überlegungen zu einer niedrigverzinslichen, dafür aber steuerbefreiten Deutschland-Anleihe wurden am Markt nur am Rande diskutiert. Man warte zunächst auf konkrete Entscheidungen, hieß es im Handel.
MANAGUA, 2. September (dpa/ rin/AFP). Für die Bewohner der nicaraguanischen Pazifikküste wurde in der Nacht zum Mittwoch eine Horrorvision wahr: Nach einem schweren Seebeben rollte eine bis zu 15 Meter hohe Flutwelle auf die von Palmen gesäumten Strände zwischen Santo Tomas und Masachapa zu. Als das aufgewühlte Meer sich wieder beruhigt hatte, waren Dutzende von Ortschaften, Dörfern und Ansiedlungen verwüstet, mehr als 50 Menschen hatten ihr Leben verloren, Hunderte waren verletzt, Tausende hatten kein Obdach mehr. Noch 15 Stunden nach dem Unglück wurden mindestens 122 Menschen vermißt.
Vor allem Kinder, die hilflos in den typischen Strohhütten oder kleinen Holzhäusern der Fischerdörfer entlang der rund 300 Kilometer langen Küste schliefen, waren unter den Opfern. Sie wurden vom Meer davongespült. An einigen Stellen, so wurde aus dem Katastrophengebiet gemeldet, drang das Wasser mehrere hundert Meter tief in das meist flache Küstenhinterland ein.
Am stärksten betroffen waren die Küstenorte Poneloya, Masachapa, San Juan del Sur, Casares, Poneloya und La Boquita. Laut Radioberichten drang das Meer auch in Corinto, dem wichtigsten Hafen des Landes, mehr als 100 Meter ins Landesinnere vor und überschwemmte mehrere Stadtviertel. Ein Bewohner von San Juan del Sur, an der Grenze zu Costa Rica, berichtete dem Rundfunksender "Radio Ya": "Innerhalb weniger Sekunden hatte das Meer unser Haus weggeschwemmt, und wir flohen in Panik." Im nahegelegenen Dorf Salinas Grandes wurden rund 30 Menschen vermißt. 50 Holzhütten wurden zerstört. In La Boquita wurde laut Angaben der Rettungsmannschaften ein Belgier getötet. In dem Ort wurden auch ein Deutscher und weitere 22 Bewohner verwundet. In Huehuerte wurden zwei Finnen vermißt.
Auch im benachbarten Costa Rica löste das Beben riesige Flutwellen aus, die dort aber weniger Zerstörung anrichteten, da es verboten ist, in unmittelbarer Nähe der Küste zu bauen.
Die nicaraguanische Präsidentin Violeta Chamorro bat die internationale Gemeinschaft um Hilfe und mobilisierte noch in der Nacht die Armee, um die schlimmste Not der Bevölkerung zu lindern und Plünderungen zu verhindern. Hubschrauber überflogen die Küste, um das Ausmaß der Schäden zu ermessen. In ersten Berichten hieß es, mindestens 15 000 Menschen brauchten dringende Hilfe, müßten vor allem mit Trinkwasser und Nahrungsmitteln versorgt werden. Mehr als 90 Prozent der Fischerdörfer und Ferienhäuser entlang der Küste seien zerstört oder beschädigt.
Nach Angaben nicaraguanischer Seismologen hatte das Beben, dessen Epizentrum rund 120 Kilometer vor der Küste lag, eine Stärke von 7,0 auf der Richterskala. Am Mittwoch wurden im ganzen Lande zahlreiche Nachbeben registriert. In einer Mitteilung des geologischen Instituts der Hauptstadt Managua hieß es, die Katastrophe sei vermutlich durch eine Verschiebung zweier Gesteinsplatten auf dem Meeresboden ausgelöst worden.
Das Unglück traf das Land zu einer Zeit schwerer wirtschaftlicher Not. Nicaragua ist nach jüngsten Statistiken der "Internationalen Stiftung für globale wirtschaftliche Herausforderung" nach Honduras mittlerweile das zweitärmste Land auf dem amerikanischen Kontinent. Über die Hälfte der Bevölkerung ist nach den tiefgreifenden wirtschaftlichen Anpassungsmaßnahmen der Regierung Chamorro, die die Sandinisten 1990 nach mehr als zehn Jahren Bürgerkrieg ablöste, arbeitslos. Die Löhne haben im Laufe eines Jahres fast ein Drittel ihrer Kaufkraft verloren.
Das Land wurde in der Vergangenheit immer wieder von schwersten Naturkatastrophen heimgesucht. Die schlimmste ereignete sich am 22. Dezember 1972: nach einem verheerenden Beben fiel die Hauptstadt Managua in Schutt und Asche. Rund 10 000 Menschen kamen damals ums Leben.
Bush ruft zu Hilfe für Hurrikan-Opfer auf WASHINGTON (dpa). US-Präsident George Bush hat an die US-Bevölkerung appelliert, den Opfern des Hurrikans "Andrew" in Florida und in Louisiana zu helfen. In einer Fernsehansprache aus dem Weißen Haus sagte Bush in der Nacht zum Mittwoch, trotz der beispiellosen Hilfeleistungen der Behörden, der Streitkräfte und zahlreicher Freiwilliger bestünden noch immer "dringender Bedarf" vor allem an Helfern. Zuvor hatte Bush mit Ehefrau Barbara und Verteidigungsminister Richard Cheney zum zweitenmal die Katastrophengebiete besucht, wo jetzt fast 20 000 Soldaten und mehrere tausend Mitglieder der Nationalgarde im Einsatz sind. Dabei kündigte er an, daß der fast völlig zerstörte Luftwaffenstützpunkt Homestead wiederaufgebaut werden soll. Homestead ist mit rund 5000 Soldaten einer der wichtigsten Stützpunkte der US-Luftwaffe und für die Region ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.
Die Bundesregierung will laut Bush alle öffentlichen Kosten für Reparaturen, Wiederaufbau, Schuttbeseitigung und Gesundheitsprogramme übernehmen. Normalerweise müssen zehn bis 25 Prozent vom Bundesstaat entrichtet werden. Die US-Streitkräfte errichteten in Südflorida und in Louisiana eine eigene Radiostation, über die sie in englischer, spanischer und kreolischer Sprache Informationen über Hilfszentren ausstrahlen.
KIGALI, 3. September (dpa). Trotz eines Friedensabkommens zwischen der Regierung des ostafrikanischen Kleinstaats Ruanda und der Patriotischen Front (FPR) sind neue Kämpfe zwischen der Armee und den Rebellen ausgebrochen. Nach Darstellung des staatlichen Rundfunks von Mittwoch griffen FPR-Verbände im Nordwesten des Landes Stellungen der Regierungstruppen an.
Die Rebellen seien zurückgeschlagen worden, hieß es. Dabei seien 16 FPR-Kämpfer und zwei Soldaten der Regierungsarmee getötet worden. Die Gefechte waren der folgenschwerste Zwischenfall, seit beide Seiten vor zwei Wochen ein Friedensabkommen unterzeichnet und damit einen fast zweijährigen Bürgerkrieg für beendet erklärt hatten.DSD: Betrug mit Müll
MÜNCHEN, 2. September (dpa). Der Vorsitzende der Geschäftsführung der Müllentsorgungsfirma "Duales System Deutschland" (DSD), Wolfram Brück, hat "betrügerische Gewinne" von Entsorgungsfirmen bei der Abfallbeseitigung eingeräumt. Der Illustrierten Bunte sagte Brück, das französische Entsorgungsunternehmen "Concorde" habe "Millionen für die Entsorgung kassiert und mit Sicherheit keine Millionen ausgegeben. Denn wenn lediglich Lkws mit Verpakkungen auf die wilde Kippe gefahren werden, entstehen keine Kosten."
Das französische Unternehmen, das mehrere tausend Tonnen wiederverwertbare Kunststoffabfälle mit dem "grünen Punkt" auf wilde Müllhalden gekippt haben soll, war von der Verwertungsgesellschaft VGK mit der Entsorgung beauftragt worden. Die VGK arbeitet wiederum mit der DSD zusammen.
Gefährliche Seebeben
Das Ausmaß der Schäden an Land hängt nicht nur von der Stärke des Bebens, sondern ganz wesentlich auch von der Küstenform und vom Auftreffen der Wellen ab. Besonders gefährdet sind Buchten, in denen sich das Wasser staut. Tsunamis können noch weit vom Epizentrum des Bebens entfernt auftreten. Ebenso wie andere Erdbeben lassen sich auch Seebeben bislang nicht vorhersagen.
Damit sich die Bewohner gefährdeter Küstenregionen in Sicherheit bringen können, haben die Erdbebenwarten des pazifischen Raumes jedoch einen sehr guten Warndienst eingerichtet.
Ein rechtzeitiger Alarm ist allerdings nur möglich, wenn das Epizentrum des Bebens nicht zu nah an der Küste liegt. (dpa)
NEW YORK (dpa/VWD). Der Hurrikan Andrew ist für die amerikanischen Versicherungen der mit Abstand kostspieligste Schadensfall. Allein in Südflorida werden sie 7,3 Milliarden Dollar (10,5 Milliarden Mark) zahlen müssen. Es werden dort insgesamt 685 000 Schadensansprüche erwartet. Dies stellt die American Insurance Service Group fest. In Louisiana geht die Vereinigung der unabhängigen Versicherer von zusätzlich einer Milliarde Dollar Schadensumme aus. So sind im Golf von Mexiko 13 Bohrplattformen von dem Wirbelsturm zerstört und mehr als 100 beschädigt worden. Nicht eingeschlossen in diese Rechnung sind bisher Schäden an öffentlichen Einrichtungen wie Straßen sowie der Lohnausfall für Hunderttausende von betroffenen Arbeitnehmern oder die Geschäftsverluste der Unternehmen. Auch davon müssen die Versicherungen einen Teil tragen.
Legt man die Erfahrungen früherer Katastrophen zugrunde, dann ist der Gesamtschaden am Ende mindestens doppelt so hoch. Er dürfte somit bei weit über 16 Milliarden Dollar liegen. Trotzdem betonen die US-Gesellschaften, daß sie nicht in Gefahr sind. Sie haben eine Kapitalreserve von 160 Milliarden Dollar. Wahrscheinlich kann rund ein Drittel der Ansprüche über Rückversicherungen an ausländische Firmen abgewälzt werden. Die Versicherungskonzerne können außerdem etwa ein Drittel ihrer eigenen Verluste steuerlich abschreiben.
FRANKFURT A. M. (dpa/VWD). Der Dollarkurs sackt immer weiter ab. Mit 1,3870 Mark am Mittwoch, mehr als einen Pfennig unter dem bisherigen Rekordtief vom Dienstag (1,3977 Mark), erreichte die US-Devise beim Frankfurter Fixing einen neuen Tiefststand. Die Bundesbank griff erneut nicht in das Marktgeschehen ein. Auch andere Zentralbanken wurden am Markt nicht gesehen. Solange sich die Abwärtsbewegung in ruhigen Bahnen vollzieht, dürften die Währungshüter Zurückhaltung üben, meinten Marktteilnehmer. Zudem habe die Bundesbank, zumindest offiziell, kein Wechselkursziel. Die USA hätten ohnehin keine währungspolitische Strategie, hieß es am Markt. Vielmehr werde ein schwacher Dollar in den USA als für die dortige Exportindustrie förderlich angesehen, ohne die negativen Konsequenzen auf den Kapitalmarkt zu berücksichtigen. Am Devisenmarkt wollte deshalb niemand eine Untergrenze nennen.
Auch die übrigen Währungen tendierten zur D-Mark nach unten, ausgenommen der stetige belgische und der französische Franc. Im Europäischen Währungssystem (EWS) blieb das Pfund gedrückt und erreichte mit 2,7860 (2,7870) Mark ein neues EWS- und Jahrestief.
STUTTGART. Der siebzigjährige Architekt Günter Behnisch hat den mit dreißigtausend Mark ausgestatteten Hans-Molfenter-Preis 1993 der Stadt Stuttgart erhalten. Die Architektur Behnischs gewinne ihre Bedeutung vor dem Hintergrund der zeitgenössischen Kunst und sei ein besonders prägnantes Beispiel für die Kunstgattung Architektur, hieß es in der Würdigung. dpa
LA PAZ, 3. September (dpa/Reuter). Rund 120 US-Soldaten haben nach einem fast dreimonatigen Einsatz im Anti-Drogenkampf ihren Rückzug aus Bolivien angetreten. Das Parlament hatte mit den Stimmen der Regierungsparteien zuvor nachträglich die umstrittene Präsenz der US-Berater bewilligt, die nach offizieller Darstellung am Bau ziviler Einrichtungen in einer Hochburg der Kokainmafia im Nordosten Boliviens beteiligt waren. Oppositionsparteien, Kirchen und Gewerkschaften hatten Präsident Jaime Paz Zamora Verfassungsbruch vorgeworfen, da er ohne parlamentarische Zustimmung die Einreise der US-Truppen aus der Panama-Kanalzone erlaubt hatte.
Innenminister Carlos Saavedra sagte, es gebe gute Fortschritte im Kampf gegen die Rauschgiftkriminalität. Die wichtigsten Drogenhändler seien bereits in Haft. Die Anbaufläche für Koka sei seit 1986 um 40 Prozent geschrumpft.
ERFURT, 2. September (dpa/AP). Thüringen hat eine neue Regierung. Der bisherige Minister in der Staatskanzlei, Franz Schuster (dpa-Bild links), wird Nachfolger des am Donnerstag zurückgetretenen Innenministers Willibald Böck. Das sagte Ministerpräsident Bernhard Vogel (CDU) im Anschluß an eine Sitzung der CDU-Landtagsfraktion am Mittwoch in Erfurt. Neuer Sozialminister Thüringens wird der bisherige sozialpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Frank-Michael Pietzsch (dpa-Bild rechts). Er löst Hans-Henning Axthelm (CDU) ab, der die Verantwortung für die sogenannte Thüringer Hotelaffäre übernommen hatte.
Der 49jährige Württemberger Schuster (CDU) ist diplomierter Volkswirt und hat 20 Jahre lang das Institut für Kommunalwissenschaften der Konrad-Adenauer- Stiftung geleitet. Später war er im sächsischen Wirtschaftsministerium tätig und wurde dann Minister in der Thüringer Staatskanzlei. Nachfolger von Schuster, wird der 37jährige Mathematiker und CDU-Landtagsabgeordnete Andreas Trautvetter aus Thüringen, bislang haushaltspolitischer Sprecher seiner Fraktion.
Der 50jährige designierte Sozialminister Pietzsch ist Arzt, seit 1975 Mitglied der CDU und deren Kreisvorsitzender in Weimar. Auf Bundesebene ist Pietzsch stellvertretender Vorsitzender des Sozialpolitischen Ausschusses der CDU.
Das Kabinett soll am 17. September bei der ersten Plenarsitzung des Thüringer Landtags nach der Sommerpause vereidigt werden. Anfängliche Vermutungen, daß auch Minister des Koalitionspartners FDP in die Kabinettsumbildung einbezogen würden, hatten sich nach einem Spitzengespräch Vogels mit FDP-Landeschef Andreas Kniepert am Montag nicht bestätigt.
Die SPD-Fraktion im Thüringer Landtag bekräftigte ihre Forderung nach Neuwahlen und rügte noch vor der Personalentscheidung die "begrenzte Kabinettsumbildung". SPD-Fraktionschef Gerd Schuchardt sagte im Mitteldeutschen Rundfunk: "Was auch immer der Herr Vogel da für eine Katze aus dem Sack läßt, es wird und es kann nur Flickschusterei sein." Die Thüringer CDU sei personell und konzeptionell am Ende. Die Bürger spürten das, sagte Schuchardt. Vogel werde das letzte Aufgebot präsentieren. Die SPD habe sowohl Konzepte als auch Personen, um die Verantwortung zu übernehmen.
LEIPZIG/BERLIN (dpa/vwd/AP). Die Robotron Anlagenbau in Leipzig wird aufgelöst. Nach Angaben von Treuhandsprecher Franz Wauschkuhn wurde ein Liquidator eingesetzt. Er übernehme auch die Geschäftsführung. Im vergangenen halben Jahr seien Gespräche mit indischen Investoren geführt worden, die aber zu keinem Erfolg geführt hätten.
Das Haus Breuel hatte die Firma mit noch 680 Beschäftigten bereits vor mehr als einem Jahr als nicht sanierungsfähig eingestuft. Laut Wauschkuhn macht der Betrieb monatlich einen Verlust von zwei Millionen Mark. Statt des für die laufende Periode angepeilten Umsatzes von 70 Millionen würden voraussichtlich nur 45 Millionen Mark erlöst. "Die Treuhand hat bislang alles gemacht, was möglich war", beteuert er. Nun werde ein Programm für die in der Regel drei bis vier Jahre dauernde Abwicklung erstellt. Bis dahin werde weitergearbeitet wie bisher. "Wir müssen sehen, daß wir den Betrieb jetzt ohne Gesichtsverlust in Teilen privatisieren können, sind jedoch guter Dinge, daß Restbetriebe lebensfähig sind."
Das Personal hatte in dieser Woche die Firmenleitung wegen "geschäftsvernichtender Politik" für zwei Tage ausgesperrt. Laut Betriebsrat wurde die alte Führung auf den Druck hin entlassen und durch den Liquidator ersetzt. Vor der Wende arbeiteten 2700 Leute in dem Handels- und Dienstleistungsunternehmen für Büro- und Kommunikationstechnik.
An "Muskelmann" Michael Hübner kommt keiner vorbei. Wie 1990 konnte sich der 33jährige Chemnitzer am Mittwoch zum Abschluß der Bahn-Wettbewerbe bei der Weltmeisterschaft in den nichtolympischen Diziplinen in Valencia als Doppel-Weltmeister feiern lassen. Dem Sieg im Sprint der Profis ließ der hünenhafte Sachse den Titel im Keirin folgen. Den kräftigen Tritten des 101 Kilogramm schweren Titelverteidigers von Stuttgart konnte keiner der fünf Final-Konkurrenten im Velodrom von Valencia Paroli bieten. Hübner verwies den Australier Stephen Pate und den Franzosen Frederic Magne auf die Plätze zwei und drei und holte die dritte Goldmedaille für den Bund Deutscher Radfahrer (BDR).
Seine Freude und Erleichterung schrie der Doppel-Weltmeister während einer Ehrenrunde lauthals heraus. "Natürlich freue ich mich riesig. Nach meinem Sieg im Sprint hatte ich vor diesem Rennen Motivations-Schwierigkeiten und wäre ja in der Qualifikation unter Umständen beinahe herausgeflogen, wenn der Lauf nicht wiederholt worden wäre", erklärte der alte und neue Weltmeister.
Keirin ist eine japanische Abart des Sprints mit in jeder Beziehung harten Bandagen. Die Fahrer gehen bei ihren rasenden Fahrten manchmal zur Sache wie Eishockeyspieler. "In Japan sind die Bahnen länger und es geht bei dieser japanischen Spezialität wesentlich härter zu als hier bei der WM", erklärte der Doppel-Weltmeister, der in der Wintersaison hochdotierte Keirin-Rennen in Japan mit viel Erfolg bestreitet.
Nach dem Willen von Hein Verbruggen, Präsident des Internationalen Radsport- Verbandes UCI, werden Keirin-Rennen spätestens 1995 aus dem WM-Programm herausgenommen. Hübner, der für seinen Sprinttitel vom Deutschen Berufsfahrer- Verband eine Prämie von 5000 Mark erhielt, will seine Karriere noch bis zur WM 1994 fortsetzen. dpa
MADRID, 2. September (dpa). Bei einem Sprengstoffattentat, das der baskischen Terrororganisation ETA zugeschrieben wird, ist am Mittwoch in Salamanca (Westspanien) ein hoher spanischer Heeresoffizier getötet worden.
MOSKAU, 2. September (dpa). Eine Streikwelle hat die Ukraine erfaßt: In etwa 40 Kohlegruben im Donbass-Revier, auf allen wichtigen Flughäfen sowie in 14 Eisenbahnknotenpunkten traten Anhänger der unabhängigen Gewerkschaften in den Aufstand.
Claudia Porwik ist bei den US Open in New York schon einen Schritt weiter als Steffi Graf. Überraschend feierte die Weltranglisten-87. einen 7:5,7:5-Erfolg über Laura Gildemeister (Peru) und steht erstmals beim Grand-Slam-Turnier in Flushing Meadows in der dritten Runde. Der Weltranglisten-Zweite Stefan Edberg (Schweden) darf nach einem Dreisatz- Sieg (7:5, 7:5, 6:2) über Mattar (Brasilien) von der Titelverteidigung träumen.
Der 40. Geburtstag der lebenden Tennis-Legende Jimmy Connors stellte alles in den Schatten. Der Amerikaner verbrachte seinen Ehrentag auf dem Court und spielte in der "Night-Session" vor vollen Rängen gegen den Brasilianer Oncins. "Man hört immer, was für ein traumatischer Geburtstag das ist", meinte das Geburtstagskind, "aber nun habe ich das Ziel, 80 Jahre alt zu werden."
Steffi Graf (Brühl) und Michael Stich (Elmshorn) bestreiten ihre Zweitrunden- Spiele gegen Pam Shriver und Brad Gilbert aus den USA voraussichtlich am Donnerstag. Boris Becker muß wahrscheinlich am Freitag gegen Robbie Weiss antreten. Der Weltranglisten-142. profitierte von der verletzungbedingten Aufgabe des Argentiniers Franco Davin.
Claudia Porwik (23) wartet auf die Weltranglisten-Erste Monica Seles (Jugoslawien). Eine schwere Aufgabe steht auch Alexander Mronz bevor. Er muß gegen den Weltranglisten-Zehnten Costa (Spanien) antreten. Carl-Uwe Steeb (Stuttgart) und Patrik Kühnen (Bamberg) treffen auf Santoro (Frankreich) und Martin (USA).
Als letzte der neun deutschen Tennis- Männer hatten Karsten Braasch (Hagen) und der Neusser Marc Goellner im Spiel gegen Pradham (USA) und gegen den Schweden Jarryd die Chance, den Sprung in Runde zwei zu schaffen. Die Münchnerin Sabine Hack spielte gegen Rosalyn- Fairban-Nideffer (Südafrika) schon um den Einzug in die dritte Runde. dpa
MARSEILLE, 3. September (dpa). Bei Bauernprotesten gegen Obst- und Gemüseimporte aus Nicht-EG-Ländern sind in der Stadt Marseille am Mittwoch abend 14 Polizisten und mindestens zwei Demonstranten verletzt worden. Mehr als 100 aufgebrachte Landwirte verwüsteten das Gebäude der Zollverwaltung und verbrannten Akten.
PARIS/MADRID, 3. September (dpa/ AFP/Reuter). Der französische Verfassungsrat hat jetzt die Einwände von 70 neogaullistischen Senatoren gegen die Verfassungsmäßigkeit des EG-Unionsvertrags von Maastricht zurückgewiesen. In dem Vertrag seien keine Bestimmungen enthalten, die nicht mit der französischen Verfassung - so wie diese im Juni mit Blick auf die Ratifizierung geändert wurde - konform seien, stellte der Verfassungsrat fest.
Auch das "Nein" der Dänen zum Maastricht-Abkommen sei kein Hindernis für das Ratifizierungsverfahren. Der Fraktionsvorsitzende der Neogaullisten im Senat (zweite Parlamentskammer) und prominente Maastricht-Gegner, Charles Pasqua, hatte den Unionsvertrag nach dem "Nein" der Dänen als hinfällig bezeichnet und daraufhin das Gesuch an den Verfassungsrat angestrengt.
Die Teilnahme von Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) an einer Diskussion im französischen Fernsehen über das Maastricht-Referendum am Donnerstag löste erneut Proteste bei Gegnern des Vertrags aus. Der neogaullistische Abgeordnete und Ex-Minister Philippe Seguin ließ wissen, daß er mit dem Kanzler nicht diskutieren werde. "Wenn sich Herr Kohl im Rahmen einer Referendumsdebatte äußern will, weshalb organisiert er sie dann nicht daheim?", sagte er der Zeitung Sud- Ouest. Dagegen plädierte Wirtschafts- und Finanzminister Michel Sapin unter Hinweis auf zu erwartende Zinssenkungen für ein Ja zum EG-Vertrag.
Spaniens Ministerpräsident Felipe Gonzalez verteidigte am Donnerstag seine Entscheidung, kein Referendum über die Maastricht-Verträge abzuhalten. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Griechenlands Regierungschef Konstantinos Mitsotakis sagte er in Madrid, die Bevölkerung über alle möglichen komplizierten Themen zu befragen, "würde schließlich, wenn man es auf die Spitze treibt, ins Absurde und zur Auflösung des Systems der repräsentativen Demokratie führen".
Großbritannien will an Grenzkontrollen auch nach Inkrafttreten des Europäischen Binnenmarktes ab 1993 festhalten.
Bayern München bleibt Tabellenführer, der 1. FC Köln bleibt Schlußlicht: Mit 1:3 (0:2) zogen die Rheinländer gegen die Bayern in einem hochklassigen Bundesligaspiel vor 51 000 Zuschauern im Müngersdorfer Stadion den kürzeren. Das erstarkte Team von Trainer Erich Ribbeck bleibt mit 8:0 Punkten makelloser Tabellenführer, der durchaus nicht enttäuschende 1. FC Köln will trotz weiterer Sieglosigkeit keine Konsequenzen ziehen.
"Diese Situation hat keine Auswirkungen auf den Trainer. Es gibt im Augenblick überhaupt keine Diskussion über Jörg Berger", so FC-Präsident Klaus Hartmann. Kreuzer (33.) und Wouters (44.) schossen die Bayern mit 2:0 in Front, Ordenewitz schaffte bei einem Alles-oder- Nichts-Spiel in der 68. Minute lediglich den Anschluß. Zieges Treffer zwölf Minuten vor Schluß besiegelte die Kölner Niederlage.
In einem phasenweise hochklassigen Match vergab der 1. FC Köln zu Beginn seine Chancen, als zweimal Ordenewitz (3./18.) und Held (13.) an Bayern-Hüter Aumann scheiterten. "Alles hat bei den Kölnern gestimmt, mit Ausnahme des Ausnutzens der Torchancen", kritisierte zur Pause Schalkes Trainer Udo Lattek. Die Strafe folgte auf dem Fuß. Zunächst beförderte der ungedeckte Kreuzer in der 33. Minute eine Ecke von Schupp ins Kölner Tor. Dann schmetterte Wouters den Ball aus 14 Metern ins Netz, nach einer Ecke von Ziege und einer mißglückten Faustabwehr von Illgner.
Angetrieben von einem erneut überragenden Libero Thon boten die Bayern erneut eine geschlossene Mannschaftsleistung. Bei drückender Feldüberlegenheit und nur wenigen Bayern-Kontern gelang lediglich Ordenewitz per Kopf nach Flanke von Steinmann ein Tor. dpa
1. FC Köln: Illgner - Christofte (46. Uwe Fuchs) - Baumann, Higl - Rudy, Janßen (65. Sturm), Flick, Littbarski, Heldt - Steinmann, Ordenewitz
FC Bayern München: Aumann - Thon - Kreuzer, Helmer - Jorginho, Wouters, Scholl (26. Münch), Schupp, Ziege - Labbadia, Mazinho (58. Reinhardt)
Schiedsrichter: Strampe (Handorf).
Tore: 0:1 Kreuzer (33.), 0:2 Wouters (44.), 1:2 Ordenewitz (68.), 1:3 Ziege (78.)
Gelbe Karten: Baumann / Kreuzer, Helmer.
Mit einem Sieg des amerikanischen Ex-Weltmeisters Bobby Fischer gegen den Russen Boris Spasski endete am Mittwoch abend im montenegrinischen Badeort Sveti Stefan die erste Partie zwischen den beiden Schach-Altmeistern. Nach 50 Zügen und fast sechs Stunden Spielzeit gab Boris Spasski die Partie verloren.
Nach einer 20jährigen Wettkampfpause feierte der 49jährige Fischer damit ein glänzendes Comeback. In der Wiederholung des Weltmeisterschaftsfinales von 1972 in Reykjavik werden die ersten fünf Spiele in Sveti Stefan gespielt, die zweite Hälfte findet in Belgrad statt. Der Sieger bekommt 3,35 Millionen Dollar Preisgeld, der Verlierer immerhin noch 1,65 Millionen. dpa
Nahost-Friedensgespräche Syrien nähert sich Israel
WASHINGTON, 3. September (dpa/AFP). Aussichten auf Fortschritte zeichneten sich bei den Nahost-Friedensgesprächen mit Syrien ab, das sich nach israelischen Angaben erstmals schriftlich verpflichtete, eine "Friedensvereinbarung" mit Israel abzuschließen. Im Hinblick auf die besetzten Gebiete sind Israel und die Palästinenser sich offenbar einig über eine fünfjährige Übergangszeit der Selbstverwaltung, wobei Beratungen über eine abschließende Lösung im dritten Jahr beginnen sollen. Unterschiede bestehen weiter, welche Bereiche einbezogen werden. Der neue israelische Vorschlag greift sechs der zehn Punkte auf, die die Palästinenser in gleicher oder ähnlicher Form am Tag zuvor genannt hatten. Darunter sind Kompetenzen einer Übergangsselbstverwaltung, Grundregeln für Wahlen, Wege zur friedlichen Koexistenz und vertrauensbildende Maßnahmen zur Erleichterung des Übergangs.
Auch das Thema Jerusalem, das die Palästinenser einbezogen haben wollen, findet sich in dem Papier Israels wieder. Nach den Worten des israelischen Sprechers Jossi Gal bestehen weiterhin große Unterschiede. Die allgemeine Richtung sei aber produktiv, sagte Gal, der auf einer Pressekonferenz beiläufig von "unseren palästinensischen Freunden" sprach.
Der israelische Ministerpräsident Yitzhak Rabin hat seine Landsleute am Mittwoch aufgerufen, die Illusion eines "Groß-Israel" aufzugeben, das Israel und die besetzten Gebiete umfaßt. "Unser Reichtum ermißt sich nicht aus den Gebieten, die wir kontrollieren, sondern aus unseren Fähigkeiten, die Wirtschaft und unser Verteidigungssystem weiterzuentwickeln", sagte Rabin am Mittwoch in Jerusalem.SPD fordert Wasser-Sanierungsprogramm
BONN, 2. September (dpa). Die SPD hat ein nationales Sanierungsprogramm für die deutschen Gewässer gefordert, um den drohenden Trinkwassernotstand abzuwenden. Es gehe nicht an, daß Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) "auf internationalen Konferenzen den hochgelobten Vorreiter der Umweltpolitik spielt und bei uns den Ländern und Kommunen die Verantwortung für die Umsetzung überläßt", sagte die SPD-Umweltpolitikerin Marion Caspers-Merk am Mittwoch in Bonn. Voraussetzung für eine Sanierung sei eine ehrlichere Information über Belastungen, Gefahren und Verursacher der Wasserverschmutzung. Die üblichen Gewässergüteberichte und Aussagen zur Badewasserqualität gäben keine umfassende Auskunft über die chemische Belastung und ökologischen Gefährdungen der Gewässer.
BONN, 2. September (dpa). Die Bundesregierung ist vom Bundesverband des Deutschen Groß- und Außenhandels (BGA) aufgefordert worden, den "Wirrwarr" um zusätzliche Verkehrsabgaben durch klare politische Vorgaben zu ersetzen. BGA-Präsident Michael Fuchs kritisierte am Mittwoch die "unstrukturierte und scheinbar dem Zufall überlassene Folge der fast täglich auf den Tisch flatternden Vorschläge und Forderungen im Bereich der Verkehrspolitik".
Er nannte als Beispiele die Debatte um eine Vignettenabgabe, die Erhöhung der Mineralölsteuer und die Einführung einer schadstoffbezogenen Kfz-Steuer. Fuchs warnte, der Verkehr dürfe nicht zur "Kriegskasse" der Bundesregierung werden. Er forderte einen umwelt- und wirtschaftsbezogenen Ausbau des Verkehrswesens unter Einbeziehung aller Verkehrsträger.
BONN, 3. September (dpa). Als "ökonomisch unsinnig und ökologisch verheerend" hat der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) die Bonner Pläne kritisiert, mehrere Flüsse insbesondere in Ostdeutschland zu kanalisierten Wasserstraßen auszubauen. Er nannte als Beispiele die Peene in Mecklenburg-Vorpommern und die Saale in Sachsen-Anhalt, die noch über natürliche Uferauen verfügten. Die Umweltfolgen eines solchen Ausbaues seien untragbar.
Der stellvertretende BUND-Vorsitzende Gerhard Thielcke nannte auch wirtschaftliche Gegenargumente. In einer vom Verkehrsministerium in Auftrag gegebenen Güterverkehrsprognose werde festgestellt, daß eine Verlagerung zusätzlicher Transporte auf die Binnenschiffahrt aufgrund des Preiswettbewerbs der verschiedenen Verkehrsträger nicht gelingen werde. "Verkehrsminister Günther Krause setzt hier Milliarden in den Sand", sagte Thielke. Er verlangte, den Bundesrechnungshof einzuschalten.
BONN, 2. September (dpa/Reuter). Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) hat Vorwürfe über Versäumnisse bei der Somalia-Hilfe aus den Reihen der SPD zurückgewiesen. Von Forderungen nach einer Sonderkommission, wie sie der SPD-Experte Ingomar Hauchler verlangt hatte, würden die Menschen in Somalia nicht satt, ließ das Ministerium am Mittwoch in Bonn verlauten. Sie brauchten Nahrungsmittel und Medikamente.
Das Ministerium verwies darauf, daß aus dem BMZ-Haushalt 1992 bereits zwölf Millionen Mark für die Lieferung von Lebensmitteln nach Somalia und weitere 1,5 Millionen Mark für somalische Flüchtlinge in Kenia bereitgestellt wurden. Außerplanmäßig seien kürzlich weitere 32 Millionen Mark Nahrungsmittelhilfe für die Notstandsgebiete Subsahara Afrikas bewilligt worden, davon sollen 8,6 Millionen nach Somalia fließen.
Die USA verlangsamten ihre Luftbrükke für hungernde somalische Flüchtlinge in Nordkenia, nachdem die dorthin geflogenen Hilfsgüter nicht so schnell verteilt werden können. Die Flüge nach Somalia würden aber fortgesetzt, hieß es. Die USA stellten fest, daß die Hilfe erste Erfolge zeitige. Die Preise für Nahrungsmittel in den Hungergebieten sänken.
Somalias Übergangsministerpräsident Omar Arteh Ghalip schlug am Mittwoch vor, 10 000 UN-Soldaten in sein Land zu entsenden. Am Rande des Gipfels der Blockfreien in Jakarta sagte er, die Soldaten der Vereinten Nationen sollten bei der Verteilung von Hilfsgütern helfen. Die Truppen sollten ferner dazu beitragen, Ruhe und Ordnung wiederherzustellen. Er wolle erreichen, daß die Bewegung der Blockfreien sich bei den UN für die Pläne einsetzt. Eine mit der Regierung konkurrierende Bürgerkriegspartei hatte zuvor die Entsendung weiterer UN- Einheiten abgelehnt. UN-Generalsekretär Butros Ghali hält dennoch an der Entscheidung fest, insgesamt 3000 UN-Soldaten nach Somalia zu schicken. Sie sollen gewährleisten, daß Lebensmittel die hungernde Bevölkerung erreichen.
BONN, 2. September (dpa). Bund und Länder sehen sich nach Angaben der Bundesregierung nicht in der Lage, für alle Schüler, die weiterführende Schulen besuchen und bei den Eltern wohnen, wieder eine Förderung nach dem Ausbildungsförderungsgesetz (BAföG) einzuführen. Mindestens 500 Millionen Mark jährlich müßten dafür aufgebracht werden, hieß es seitens der Regierung.
Dem Bericht zufolge erhielten in den alten Ländern 1991 rund 100 000 Schüler eine Förderung, in den neuen Ländern 80 000 Schüler. Im Gegensatz zur Kritik der SPD am gekürzten Schüler-BAföG betonte die Regierung, sie halte es nicht für belegt, daß sich diese Einschränkung nachteilig für Kinder aus Arbeiterfamilien ausgewirkt habe. Die Ursache dafür, daß im Vergleich zu anderen sozialen Gruppen immer noch wenig Arbeiterkinder studierten, sieht die Regierung "hauptsächlich in unterschiedlichen Bildungsvorstellungen der Eltern". Die wirtschaftliche Leistungskraft der Familie spiele dabei keine bestimmende Rolle.
BONN, 2. September (dpa). Der ZDF- Kameramann Hermann Wohlberg ist frei. Er wurde am Mittwoch in der serbischen Grenzstadt Zajecar zu sechs Monaten Haft mit einjähriger Bewährung verurteilt und durfte Serbien sofort verlassen. Dies bestätigte das Auswärtige Amt in Bonn. Bundesaußenminister Klaus Kinkel habe "mit Erleichterung den glimpflichen Ausgang begrüßt", bei dem Wohlberg sofort seinen Paß zurückerhielt, teilte Außenamtssprecher Hanns Schumacher vor der Presse mit.
Wohlberg war zusammen mit dem ZDF-Reporter Christoph Maria Fröhder am 22. August wegen angeblich verbotenen Filmens und Widerstand gegen die Staatsgewalt verhaftet und dabei nach eigenen Angaben auch geschlagen worden. Nach der Verurteilung, die nur noch wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt erfolgte, sagte der Kameramann laut Schumacher, er sei im Verfahren fair und korrekt behandelt worden. Fröhder war sofort ausgewiesen worden.
BRÜSSEL, 2. September (AFP). Ein in Australien gechartertes Giftmüllschiff ist am Dienstag im Hafen von Antwerpen von den belgischen Behörden gestoppt worden, nachdem seine Fracht entladen worden war. Nach Angaben der Umweltschutzorganisation Greenpeace sollte die unter panamaischer Flagge fahrende "Maria Laura" ursprünglich die französische Hafenstadt Le Havre anlaufen. Das Schiff war nach Belgien umgeleitet worden, nachdem französische Gewerkschaftsvertreter und Umweltschutzgruppen gegen seine Ankunft protestiert hatten. An Bord des Schiffes befanden sich den Angaben zufolge hochgiftige Polychlorbiphenyle (PCB).
MANAGUA, 2. September (AFP / dpa). Durch eine haushohe Flutwelle, die die nicaraguanische Pazifikküste nach einem schweren Seebeben überschwemmte, sind in der Nacht zum Mittwoch mindestens 20 Menschen getötet worden. Behörden und Augenzeugen berichteten, daß zahlreiche Menschen am frühen Mittwoch morgen noch vermißt wurden.
Hunderte Menschen wurden verletzt und mußten teils in Krankenhäuser der Städte Leon und Managua gebracht werden. Das Beben hatte nach Angaben des seismologischen Observatoriums der Universität von Costa Rica die Stärke 7,2 auf der Richterskala. Das stärkste Beben in Nicaragua seit mehr als 20 Jahren wurde am Mittwoch kurz nach 3.00 Uhr MESZ registriert. Sein Epizentrum lag rund hundert Kilometer vor der Küste. Mehrere Nachbeben verstärkten die Furcht vor neuen Flutwellen.
Nach Radioberichten drang das Meer in Corinto mehr als 100 Meter ins Landesinnere vor. Erhebliche Schäden wurden auch in San Juan del Sur, Casares und El Transito gemeldet. Offizielle Angaben über die Zahl der Opfer und das Ausmaß der Schäden lagen zunächst nicht vor. Nach Augenzeugenberichten wurden viele Opfer auf den Altären in den Kirchen aufgebahrt. Allein in Salinas Grandes wurden rund 30 Menschen vermißt. 50 Holzhütten wurden zerstört. In La Boquita wurde nach Angaben der Rettungsmannschaften ein Belgier getötet. In dem Ort wurden auch ein Deutscher und weitere 22 Bewohner verletzt.
Präsidentin Violeta Chamorro rief unterdessen die Bewohner der Küstenregionen auf, nicht zu verzweifeln und die Ruhe zu bewahren. Sie kündigte nach einer Sondersitzung des Kabinetts an, noch am Mittwoch morgen solle die Armee in das Katastrophengebiet geschickt werden, um bei den Rettungsarbeiten zu helfen.
Das Beben war noch in anderen mittelamerikanischen Küstenregionen zu spüren. Auch in Costa Rica seien Flutwellen durch die Erdstöße ausgelöst worden, berichtete ein örtlicher Radiosender. 1931 und 1972 war die Hauptstadt Nicaraguas, Managua, von Erdbeben verwüstet worden. Die Zerstörungen in der Innenstadt durch das Beben von 1972 sind bis heute noch nicht beseitigt. Nun 113 Tote nach Taifun in China
PEKING (AP). Die Zahl der Todesopfer bei dem verheerenden Wirbelsturm über China ist am Mittwoch auf 113 gestiegen. Presseberichten zufolge richtete der Taifun "Polly" in der Küstenprovinz Zhejiang die schwersten Schäden an. Tausende von Häusern wurden zerstört. Starke Regenfälle überfluteten ausgedehnte Akkerflächen. Der Taifun war am Freitag von den Philippinen kommend am chinesischen Festland angekommen.
Ein leichtes Erdbeben der Stärke 4,6 auf der Richterskala hat am Mittwoch morgen das Gebiet um Choschi östlich von Tokio erschüttert. Nach Angaben der Meteorologischen Agentur kamen Menschen nicht zu Schaden. Über Sachschäden lagen keine Berichte vor. Wenige Stunden zuvor hatte ein Beben der Stärke 5,5 auf der Richterskala die Einwohner Taiwans aus dem Schlaf gerissen. Die Erdbebenwarte in Taipeh lokalisierte das Epizentrum im Meer etwa 35 Kilometer vor der Ostküste Taiwans. Menschen kamen nach vorliegenden Berichten nicht zu Schaden. Auch über Sachschäden wurde zunächst nichts bekannt. In diesem Gebiet werden jährlich etwa 2000 Beben registriert. Bush ruft Amerikaner zur Hilfe
WASHINGTON (AP). Der amerikanische Präsident George Bush hat seine Landsleute zur großzügigen Unterstützung der durch den Hurrikan "Andrew" geschädigten Menschen aufgerufen. Nach seinem zweiten Besuch in den verwüsteten Gebie- ten Floridas und Louisianas binnen einer Woche wandte sich der um seine Wiederwahl kämpfende Präsident am Dienstag abend vom Weißen Haus aus in einer Fernsehansprache an die Nation. Vor Ort hatte er nach Klagen über Pannen bei der Hilfsaktion außergewöhnliche Anstrengungen des Bundes versprochen.
Bush appellierte an die klassischen amerikanischen Tugenden der Nachbarschaftshilfe und Privatinitiative. Es gelte, 250 000 Obdachlose zu versorgen und den Wiederaufbau voranzutreiben. Er rief zu Spenden auf. "Ich fordere alle Amerikaner auf, sich tüchtig ins Zeug zu legen - mit allem, was sie haben", sagte er.
NEU DELHI, 2. September (AFP). Die indische Regierung hat die Verwendung von Holz in öffentlichen Gebäuden verboten. Damit wolle die Regierung den Raubbau an den Wäldern stoppen, hieß es am Dienstag im Ministerium für städtische Entwicklung. Derzeit werde noch nach einem alternativen Baustoff gesucht. Indien ist nach offiziellen Schätzungen nur noch zu zehn Prozent mit Wald bedeckt. Das entspricht einer Fläche von 32 Millionen Hektar. Vor 45 Jahren waren noch 22 Prozent Indiens bewaldet. Jedes Jahr werden in Indien Hunderttausende Bäume gefällt, die meisten davon illegal.
TOULON, 2. September (AFP). Nach über zwei Jahren im Koma ist eine Französin in einem Krankenhaus in Marseille an den Folgen einer fehlerhaften Schönheitsoperation gestorben. Wie die Ärzte am Mittwoch mitteilten, hatte die 40jährige 1989 in Toulon eine als harmlos bezeichnete Fettabsaugung an Hüften und Oberschenkeln vornehmen lassen. Der Eingriff fand unter Vollnarkose in der nicht mit Wiederbelebungsgeräten ausgestatteten Praxis des Chirurgen statt. Die Patientin war nicht mehr aus der Narkose aufgewacht. Der Arzt wurde inzwischen wegen fahrlässiger Körperverletzung zu zwei Jahren Haft verurteilt.
EPINAL, 2. September (AFP). Mit einer Petition haben sich über 200 Bewohner des Vogesen-Dorfes Moussey bei Epinal dagegen gewandt, daß ihr Schloß an Ausländer - "Deutsche oder andere" - verkauft wird. Das Mitte des 19. Jahrhunderts gebaute Schlößchen soll versteigert werden, da sein Besitzer in finanzielle Schwierigkeiten geraten ist. Wie am Mittwoch bekannt wurde, ergriff ein Gastwirt, der dem Gemeinderat des Dorfes angehört, die Initiative für die Petition. Zu den Unterzeichnern gehört auch Bürgermeister Michel Lalevee.
Er rechtfertigt die Formulierung "Deutsche oder andere" mit der schmerzvollen Vergangenheit des heute knapp 800 Einwohner zählenden Ortes. Im August und September 1944 seien rund 200 Bewohner von Moussey von den deutschen Besatzern deportiert worden, berichtet er. 180 von ihnen seien nicht lebend zurückgekehrt. Noch immer werde das Tal, in dem der Ort liegt, das "Tal der Tränen" genannt. Eine Partnerschaft mit einer deutschen Gemeinde komme auch heute noch nicht in Frage, betonte er.
Doch dies sei nicht das einzige Motiv für ihren Wunsch, das Schloß nicht an Ausländer zu verkaufen, versichert Bürgermeister Lalevee. Es gehe auch darum, einen Bestandteil des kulturellen Erbes für die Bewohner zu erhalten.
BONN, 2. September (AFP). Der Bund für Umwelt und Naturschutz in Deutschland (BUND) hat die Pläne der Bundesregierung zum Ausbau von Flüssen zu kanalisierten Wasserstraßen als "ökonomisch unsinnig und ökologisch verheerend" kritisiert. Der stellvertretende BUND-Vorsitzende Gerhard Thielcke forderte am Mittwoch in Bonn, den Bundesrechnungshof einzuschalten. Verkehrsminister Günther Krause (CDU) setze Milliarden in den Sand. Mit geschönten Aussagen über ökonomische und ökologische Folgen sollten die Bundestagsabgeordneten getäuscht werden. 6,37 Milliarden Mark sind für neun als "vordringliche Projekte" eingestufte Wasserstraßen geplant.
WARSCHAU, 2. September (AFP). Der ehemalige polnische Ministerpräsident Piotr Jaroszewicz und seine Ehefrau sind in ihrem Haus in Warschau ermordet worden. Dies teilte das polnische Innenministerium am Mittwoch mit. Die Leiche des 82 Jahre alten kommunistischen Politikers und seiner Frau, einer Journalistin, seien in der Nacht zum Mittwoch in ihrem Haus in dem Nobelstadtteil Anin gefunden worden. Jaroszewicz war von 1970 bis 1980 Ministerpräsident.
MEXIKO-STADT, 2. September (AFP). Der systematische Verstoß gegen Menschenrechte in Mexiko und der Vertrag über die Freihandelszone mit den USA und Kanada sind auf einer Tagung katholischer Geistlicher scharf kritisiert worden. In dem am Dienstag in Mexiko- Stadt veröffentlichten Abschlußdokument der Tagung über soziale Fragen heißt es, die Freihandelszone werde zum Wohle der wenigen Reichen auf Kosten des Volkes gehen und die Menschenrechtslage in dem mittelamerikanischen Land weiter verschlechtern. Zwar werde im Vertrag über die Freihandelszone von der Beachtung des Umweltschutzes und der Interessen der Völker der drei Staaten gesprochen. Doch damit sei in Mexiko nur das Recht der großen Unternehmen auf Profit gemeint, der Vertrag gehe zu Lasten der Mexikaner.
SANTIAGO DE CHILE, 2. September (AFP). Das chilenische Parlament erwägt, den Feiertag am 11. September, dem Jahrestag des blutigen Militärputsches von Augusto Pinochet im Jahre 1973, abzuschaffen. Der Ex-Diktator und jetzige Heereschef Pinochet zeigte sich am Dienstag jedoch zuversichtlich, daß die Parlamentarier dieses "historische Datum" würdigen und die Feierlichkeiten beibehalten. Auf die Frage, wie er den Jahrestag seines Putsches in diesem Jahr begehen werde, antwortete der General: "Ruhig und mit einem guten Essen." Unter der Führung von Pinochet hatte die Armee am 11. September 1973 den demokratisch gewählten Präsidenten Salvador Allende gestürzt. Im März 1990 löste der gewählte Christdemokrat Patricio Aylwin den Diktator ab.
MOSKAU, 3. September (AFP). Um die Moral in der Truppe wiederherzustellen, hat ein Offizier gefordert, die Militärseelsorge in die russische Armee wiedereinzuführen. Oberst Michail Kusnezow kündigte am Mittwoch der Moskauer Nachrichtenagentur Itar-Tass an, daß die Vereinigung "Soldaten für die geistige Erneuerung" gegründet werde. Diese Organisation solle auf ein Gesetz hinarbeiten, das religiöse Erziehung in der Armee zulasse und Gewissensfreiheit garantiere. Kusnezow begründete seinen Vorschlag unter anderem damit, daß viele Rekruten von ihren Kameraden in den Kasernen getötet würden.
Die Militärseelsorge war während der Oktoberrevolution im Jahre 1917 in Rußland abgeschafft worden. "Politische Kommissare" rückten an die Stelle von Geistlichen. Aufgabe dieser Kommissare war es, die politische Linie der herrschenden Kommunistischen Partei durchzusetzen und damit ihre Macht zu wahren. Nach dem Scheitern des Staatsstreiches im August 1991 gegen Präsident Michail Gorbatschow wurde das Korps der politischen Offiziere abgeschafft.
STUTTGART, 2. September (AFP). Gegen den Mercedes-Manager Werner Niefer ist am Mittwoch der Strafbefehl wegen gefährlicher Körperverletzung im Straßenverkehr in Höhe von 80 000 Mark ergangen. Damit entsprach der Stuttgarter Amtsrichter Hubertus Pauli nach fast zwei Jahre dauerndem Rechtsstreit dem Antrag der Staatsanwaltschaft. Niefer will die Entscheidung annehmen.
Niefer hatte Ende Mai 1990 am Steuer eines Firmenbusses in Rom eine deutsche Touristin angefahren und dabei erheblich verletzt. Ein Gutachter war zu dem Ergebnis gekommen, daß Niefer bereits vor der Unfallstelle, einer unübersichtlichen Kurve, den von ihm gefahrenen Reisebus hätte anhalten müssen.
Das von der verletzten Touristin angestrengte zivilrechtliche Verfahren auf Zahlung von Schmerzensgeld und Schadensersatz läuft weiter.
METZ, 2. September (AFP). In Lothringen sind zwei tschechische Schlepper festgenommen worden, die Chinesen illegal nach Frankreich bringen wollten. Wie am Mittwoch aus Gerichtskreisen mitgeteilt wurde, wurden die beiden Taxifahrer aus Prag am Wochendende an einer Autobahn-Mautstelle bei Beaumont in Begleitung von acht Chinesen gefaßt, die sie zuvor illegal über die Grenze eingeschleust hatten.
In den letzten Monaten wurden mehrere Verfahren gegen illegale Schlepperorganisationen eröffnet, die sich auf Chinesen spezialisiert hatten.
Ziel der Asiaten ist meist Paris. Dort gibt es in den Chinesenvierteln zahlreiche im Untergrund arbeitende Konfektionsateliers, in denen die illegalen Einwanderer unter oft menschenunwürdigen Verhältnissen und ohne jegliche soziale Absicherung schwarz beschäftigt werden. Die Schlepper verlangen nach Erkenntnissen der französischen Behörden von jedem "Kunden" zwischen 15 000 und 20 000 Mark.
BONN, 2. September (AFP/dpa/AP). Nach der scharfen Kritik des hessischen Ministerpräsidenten Hans Eichel (SPD), Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU) verschleppe die Asylverfahren absichtlich, um Druck für eine Grundgesetzänderung zum Asylrecht zu schaffen, hat der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Rudolf Scharping (ebenfalls SPD) Bundeskanzler Helmut Kohl aufgefordert, den Bundesinnenminister zu entlassen. Scharping sagte, daß fast 400 000 Asylanträge unbearbeitet herumlägen, sei ein "skandalöser Zustand", für den Seiters die Verantwortung trage. Dieser Kritik schloß sich der niedersächsische Bundesratsminister Jürgen Trittin (Die Grünen) ausdrücklich an.
Seiters wies dagegen am Mittwoch in Bonn darauf hin, daß 1992 das Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge in Zirndorf bereits über die Rekordzahl von 140 000 Asylanträgen entschieden habe. Kanzleramtsminister Friedrich Bohl (CDU) bezeichnete die Kritik Eichels als "schlimmen Ausrutscher", Seiters sprach von einer "durchsichtigen Kampagne", um die "Öffentlichkeit zu täuschen und irrezuführen".
Wenn die Zahl der nicht bearbeiteten Fälle trotzdem steige, so Seiters weiter, hänge dies nur damit zusammen, daß in den ersten acht Monaten 274 000 weitere Flüchtlinge gekommen seien. Trotz Verfahrensbeschleunigungsgesetz sei das Problem daher nicht ohne Grundgesetzänderung zu bewältigen.
Der SPD-Sprecherin Cornelie Sonntag zufolge hat der Bund die Personalvorschläge der Länder für entscheidungsbefugte Beamte entweder verworfen oder nicht zügig behandelt. Die Folgen von 360 000 unerledigten Anträgen hätten Gemeinden und Länder "auszubaden".
Dazu sagte Seiters, einige Länder hätten sich nicht an die Zusage gehalten, 500 Beamte zur Verfügung zu stellen.
Die Zahl der registrierten Asylsuchenden ging im August von 46 496 im Juli auf 40 071 zurück. Der Rückgang könne aber nicht als Trendwende bezeichnet werden, betonte das Bundesinnenministerium. Wie im Vormonat kamen im August mit 14 152 die meisten aus Rumänien, gefolgt von Asylbewerbern aus dem ehemaligen Jugoslawien (8438). Landtagsdebatte in Brandenburg
Vbn BERLIN. Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) hält "den Zuwanderungsstrom" von Ausländern nach Deutschland durch das bisherige Asylverfahren für "nicht mehr zu steuern". In einer Regierungserklärung aus Anlaß der jüngsten ausländerfeindlichen Ausschreitungen in Brandenburg forderte Stolpe deshalb am Mittwoch in Potsdam ein "Gesamtkonzept, das eine gesteuerte Einwanderung, Hilfe für Bürgerkriegsflüchtlinge und die Gewährung des Asylrechts für politisch Verfolgte umfaßt". Man müsse prüfen, "ob Asylbewerber aus Nichtverfolgerstaaten zurückgewiesen werden können."
Brandenburg, so Stolpe, nähere sich "der Grenze der Aufnahmefähigkeit". Man beherberge "4500 Asylberwerber über die Quote". Er kündigte an, weitere Unterkünfte für Asylbewerber freizumachen, notfalls durch Beschlagnahme.
Stolpe wehrte sich dagegen, die Probleme als Rechtfertigung für die ausländerfeindlichen Ausschreitungen heranzuziehen: "Jeder Ausbruch von Haß und Gewalt gegenüber Ausländern ist eine Schande für Brandenburg". Der Ministerpräsident verwies darauf, daß dadurch auch Investoren abgeschreckt würden.
Den Brandenburgern attestierte der Landesvater, ihr Verhalten gegenüber Ausländern sei "ganz überwiegend nicht von Gewalt und Aggression geprägt". Nur ein kleiner rechtsradikaler Kern habe sich mit Gruppen gewaltbereiter Jugendlicher verbündet. Als Ursache für deren Aggressivität sieht er "Orientierungslosigkeit im Elternhaus, Verlust gewohnter sozialer Sicherheit, das Gefühl der Demütigung - all das verletzt den Stolz und führt zu Minderwertigkeitskomplexen".
Unterschiedliche Lösungsansätze präsentierten SPD und CDU in der anschließenden Landtagsdebatte: SPD-Chef Steffen Reiche sieht eine Chance, "den Zustrom von Ausländern zu begrenzen", nur dann, "wenn das unerträgliche Wohlstandsgefälle" beseitigt werde. Für die CDU forderte der letzte Justizminister der DDR, Manfred Walther, ein härteres Durchgreifen.
Eine Einschränkung des Grundrechts auf Asyl wird nach Ansicht des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen, Walter Koisser, den Ausländer- Zustrom nach Deutschland nicht bremsen. In einem Interview der Berliner Zeitung Tagesspiegel sagte er, zwar würden sich in der Statistik weniger Asylsuchende finden, doch werde zugleich die Zahl jener Zuwanderer wachsen, die in die Illegalität abtauchten. Das wiederum führe dazu, daß Schlepperorganisationen noch mehr Erfolg hätten als bisher.
(Weitere Berichte auf Seite 4)
JAKARTA, 2. September (AFP/AP/ dpa). Der iranische Präsident Ali Akbar Rafsandschani hat am Mittwoch auf dem Gipfeltreffen der blockfreien Länder in Jakarta gefordert, daß das Vetorecht der fünf Großmächte im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UN) abgeschafft wird. Am zweiten Tag des Gipfels verlangte Rafsandschani "im Interesse der Dritten Welt", den Sicherheitsrat umzustrukturieren und die UN zu demokratisieren. Bereits am Eröffnungstag hatte sich der indonesische Präsident Suharto dafür eingesetzt, eine Arbeitsgruppe innerhalb der Blockfreien-Bewegung zu bilden, die Vorschläge für eine Reform der UN ausarbeiten sollte.
Rafsandschani sagte vor den Delegierten aus 108 Ländern, die Macht des UN- Generalsekretärs müsse gestärkt werden. Außerdem sollten die Vollversammlung und der Sicherheitsrat gleiche Rechte erhalten. Er warf dem Westen vor, er wolle die Entwicklungsländer militärisch und wirtschaftlich beherrschen.
Das Ende des Ost-West-Konflikts hat nach Auffassung der blockfreien Staaten dazu geführt, daß sich der Nord-Süd-Konflikt verschärfte. Die Präsidenten mehrerer Staaten Afrikas und Asiens kritisierten, daß der reiche Norden nicht ernsthaft an einer Überwindung der internationalen Ungleichheit interessiert sei.
"Das gegenwärtige Wirtschaftssystem macht uns, wie wir alle wissen, zu Sklaven des reichen und entwickelten Nordens", sagte der Präsident Simbabwes, Robert Mugabe, und gab damit den Tenor von Redebeiträgen der Staats- und Regierungschefs aus Tansania und Pakistan wieder. Der malaysische Ministerpräsident Mahathir Mohamad rechnete vor, daß Protektionismus und Subventionen in den Industriestaaten die Länder der Dritten Welt jährlich um mögliche Exporteinnahmen von 500 Milliarden Dollar brächten - zehnmal so viel wie die Entwicklungshilfe des Nordens.
Kenias Präsident Daniel arap Moi sagte, die Schuldenlast ersticke jegliches Wirtschaftswachstum.
(Weiterer Bericht auf Seite 7)
BRASILIA, 2. September (AFP). Vor dem brasilianischen Abgeordnetenhaus ist am Dienstag offiziell ein Amtsenthebungsverfahren gegen Präsident Fernando Collor de Mello beantragt worden. Im Abgeordnetenhaus scheint die dafür notwendige Zweidrittelmehrheit sicher. Die bisherige Machtbasis Collors, die Partei der Liberalen Front (PLF), stellte ihren 88 Abgeordneten und 17 Senatoren frei, für die Amtsenthebung zu stimmen.
Die Parlamentarische Kommission, die den Korruptionsskandal um den früheren Wahlkampfmanager Collors, Paulo Cesar Farias, untersucht hatte, übergab ihren Abschlußbericht der Staatsanwaltschaft. Auch Collor, der erste demokratisch gewählte Präsident seit knapp 30 Jahren, werden in diesem Bericht Bestechlichkeit und Korruption vorgeworfen, die ihm in seiner zweieinhalbjährigen Amtszeit rund sechs Millionen Dollar (8,5 Millionen Mark) eingebracht hätten.
In einer Umfrage des Instituts Ibope unter brasilianischen Wahlberechtigten sprachen sich unterdessen 59 Prozent von 1250 Befragten für einen Rücktritt Collors aus.
Zur Person:
HORST SEEHOFER, Bundesgesundheitsminister (CSU), hat alle Einladungen für die nächste Woche anstehenden außerordentlichen Ärztetage abgesagt. In der Tageszeitung Die Welt begründete Seehofer seinen Schritt mit massiven Attacken aus der Ärzteschaft in den vergangenen Tagen: "Das Maß ist voll. Ich lasse mich nicht weiter als Gesundheits-Diktator, Sozialist oder Honecker beschimpfen." Berliner Kassenärzte hätten ihm in Anzeigen sogar "Euthanasie- Absichten" unterstellt. Offenbar wollten die Ärzte den "politischen Kampf". Er werde sich aber auch durch Rücktrittsforderungen nicht einschüchtern lassen, sagte der CSU-Politiker. Gleichzeitig forderte Seehofer die zuständigen Landesminister auf, gegen streikende Ärzte vorzugehen. Dafür werde er volle Rückendeckung geben. "Ich habe keinerlei Verständnis dafür, daß Mediziner ihre Praxen schließen", sagte der Gesundheitsminister. (AFP)
BELFAST, 2. September (AFP). Die Gespräche zwischen mehreren Parteien über die Zukunft Nordirlands sind am Mittwoch in Belfast nach fast einmonatiger Sommerpause wieder aufgenommen worden. Neben dem britischen Nordirlandminister Patrick Mayhew, Vertretern der beiden nordirischen Unionisten-Parteien, der katholischen SDLP und der Allianz-Partei wurden erstmals auch Regierungsvertreter der Republik Irland nach Belfast geladen. Die Leitung der Gespräche, die hinter verschlossenen Türen geführt werden, übernahm der australische Generalgouverneur Sir Ninian Stephen.
Im Mittelpunkt der Verhandlungen steht die Suche nach einem System für die Selbstverwaltung der Provinz, die seit 1972 direkt der Führung in London untersteht. Ferner soll eine Neufassung des 1985 von Großbritannien und Irland geschlossenen Nordirland-Abkommens ausgearbeitet werden.
MANAGUA, 2. September (FR). Durch eine 15 Meter hohe Flutwelle, die die nicaraguanische Pazifikküste nach einem Seebeben der Stärke 7 auf der Richterskala überschwemmte, sind in der Nacht zum Mittwoch über 100 Menschen getötet worden. (Bericht auf "Aus aller Welt")
MANAGUA, 2. September (AFP). Sandinistenführer Daniel Ortega hat in Nicaragua damit gedroht, die ehemaligen Rebellen könnten ihren bewaffneten Kampf wieder aufnehmen, sollte sich Präsidentin Violeta Chamorro dem Druck der US- Regierung beugen. Den Sandinisten bleibe nur der bewaffnete Kampf als "Selbstverteidigung", sollten bei den Reformen der Polizei, der Armee und bei Fragen des Grundeigentums weitreichende Zugeständnisse an Washington gemacht werden, sagte Ortega am Dienstag im örtlichen Rundfunk. Er betonte gleichzeitig, seine Worte sollten nicht als "Kriegserklärung" verstanden werden.
Die US-Regierung hat Hilfsgelder für Nicaragua in Höhe von 116 Millionen Dollar eingefroren, da Präsidentin Chamorro ihrer Ansicht nach den Einfluß der Sandinisten nur unzureichend ausgeschaltet hat.
SARAJEWO/BELGRAD, 2. September (AFP/AP/Reuter). Der Abzug serbischer Belagerungstruppen bei der Stadt Gorazde wird nach Angaben der UN-Schutztruppen für Jugoslawien von schweren Kämpfen begleitet. Etwa 1000 serbische Soldaten hätten sich bereits abgesetzt, berichtete am Mittwoch ein UN-Mitarbeiter in Zagreb. Die serbischen Stellungen würden sofort von den moslemischen Verteidigern Gorazdes besetzt.
Der Kommandeur der bosnischen Regierungstruppen, Mustafa Hajrulahovic, sagte der Nachrichtenagentur Associated Press zufolge, die Verteidiger Gorazdes hätten die abziehenden Serben angegriffen und vertrieben: "Die Serben haben einen Fehler gemacht. Nach viermonatigem Mörserfeuer ziehen sie ab und erwarten von uns, untätig zu bleiben. Der Krieg ist noch nicht vorbei." Die Abreise eines UN-Hilfskonvois in diese östlichste Bastion der Bosnier mußte am Mittwoch wieder verschoben werden.
Bei Granatangriffen auf ein Benzindepot in der bosnischen Hauptstadt Sarajewo wurden fünf UN-Blauhelme zum Teil schwer verwundet, als sie das entstandene Feuer zu löschen versuchen. Das Hauptquartier der UN-Truppe wurde beschossen. Insgesamt wurden seit Beginn der UN-Mission neun Blauhelme getötet und 19 verletzt.
Die NATO bietet den UN Soldaten und Unterstützung zum Schutz von Hilfslieferungen nach Bosnien an. Das berichtete NATO-Generalsekretär Manfred Wörner in Brüssel. Gut informierte Kreise sprachen von 6000 Soldaten.
Sarajewo lag auch in der Nacht zum Mittwoch unter Artilleriebeschuß. Ein Versuch der moslemischen Truppen, den Belagerungsring zu durchbrechen, gelang nach Angaben der Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug nicht. UN-Militärbeobachter schätzten diese zweite moslemische Offensive in dieser Woche als extrem verlustreich ein.
Die serbischen Belagerer Sarajewos unterstellten nach eigenen Angaben ihre schweren Waffen am Mittwoch der UN- Aufsicht. Als Sprecher der Freikorps sagte Oberst Komnen Zarkovic, UN-Beobachter hätten Zugang zu den elf Artilleriestellungen in den Hügeln über der Stadt. Im Verteidigungsfalle würden die Waffen aber trotzdem eingesetzt. Der bosnische Serbenführer Radovan Karadzic hatte befohlen, die Artillerie unter UN-Aufsicht zu stellen.
Der deutsche Außenminister Klaus Kinkel zeigte Verständnis für den Wunsch der islamischen Welt, bedrängten Glaubensbrüdern in Bosnien zu helfen. Er rechne nicht damit, daß islamische Truppen schon bald militärisch eingreifen würden, sondern mit verstärktem politischen Druck, sagte er im Südwestfunk. Islamische Freiwilligen-Einheiten kämpfen angeblich bereits in Bosnien.
In Belgrad sprachen sich laut einer Umfrage der Agentur "Partner" 66 Prozent der Befragten gegen einen Rücktritt des Ministerpräsidenten von Rest-Jugoslawien, Milan Panic, aus. Die Führung der Serbischen Sozialistischen Partei (SPS) rief laut Tanjug ihre Abgeordneten im Parlament auf, bei dem von ihr mitbeantragten Mißtrauensvotum nicht gegen Panic zu stimmen. Panic war vorgeworfen worden, auf der Londoner Jugoslawien-Konferenz den Interessen der Serben geschadet zu haben.
BAGDAD, 2. September (AFP/dpa). Irak hat gegenwärtig nach UN-Angaben kein Atomprogramm mehr. Das sagte der Leiter des neuen UN-Inspektorenteams, Maurizio Zifferero, am Mittwoch in Bagdad. Demnach ist das Programm sowohl durch die Arbeit der UN-Missionen zur Vernichtung der irakischen Massenvernichtungsmittel als auch durch die Aktionen der Golf-Kriegs-Allierten "auf Null reduziert" worden.
Nach Auskunft Ziffereros hatten hohe irakische Behörden entschieden, ihr Nuklearprogramm einzustellen. Die Iraker hätten gesagt, daß "sie selbst die Ausrüstung und das Material" beseitigt hätten. "Das ist überprüft worden", sagte Zifferero. Die UN-Experten würden ihre Untersuchungen fortsetzen, fänden allerdings keine Hinweise auf das Programm.
Bei einem Angriff der irakischen Armee sollen bereits am Montag in Südirak 150 schiitische Flüchtlinge getötet worden sein. Das teilte der Oberste Rat der Islamischen Revolution im Irak (SAIRI) am Mittwoch in Teheran mit. Die Gruppe sei aus den Sümpfen gekommen, um sich vor irakischer Artillerie in Sicherheit zu bringen. Die halbamtliche türkische Nachrichtenagentur Anatolien meldete, der Berater von Staatschef Saddam Hussein, Abdul Dschabbar Mohsen, habe die Beduinen in Südirak zum Kampf gegen die Schiiten aufgerufen.
Die Alliierten versuchen derzeit mit einem Flugverbot die schiitische Bevölkerung vor Luftangriffen zu schützen. Die USA erwägen, die UN-Operationen im Irak mit den Auslandsguthaben Bagdads zu finanzieren, die seit dem Golfkrieg eingefroren sind. Die Kosten werden in der US-Presse auf 600 Milliarden Dollar geschätzt, die eingefrorenen Guthaben des Irak mit rund 5 Milliarden Dollar angegeben.
Ein britischer Radfahrer, der sich auf dem Weg nach Australien befand, ist in Bagdad wegen illegaler Einreise zu zehn Jahren Haft verurteilt worden. London protestierte gegen das "völlig übertriebene Urteil" und verlangte die Freilassung des 42jährigen Michael Wainwright.
WIESBADEN, 2. September (dpa). Die Leiche eines jungen Mannes hat ein Bootsfahrer im Rhein bei Nieder-Walluf (Rheingau-Taunus- Kreis) gefunden. Wie die Wiesbadener Polizei am Mittwoch berichtete hatte der Tote keine Ausweispapiere bei sich. Nach ersten Ermittlungen dürfte der Mann bereits einige Tage im Wasser gelegen haben, bevor er am Dienstag ans Ufer geschwemmt wurde. Er wird als ungefähr 20 Jahre alt und 185 bis 190 Zentimeter groß beschrieben. Bekleidet war er mit einer Jeanshose und einem Jeanshemd. Außerdem trug er einen Rucksack, in dem sich neben einem Badetuch auch Geld aus den Niederlanden und aus Sri Lanka befand.
WIESBADEN. Für eine Verlagerung der Regionalplanung aus der Zuständigkeit der Regierungspräsidien in die der Landkreise und kreisfreien Städte hat sich die CDU-Landtagsfraktion ausgesprochen.
Das Landesplanungsgesetz habe die kommunale Selbstverwaltung der Gemeinden zunehmend eingeschränkt, sagte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Dietrich Möller gestern in Wiesbaden. Das habe dazu geführt, daß den Gebietskörperschaften im allgemeinen kaum noch Chancen blieben, ihren Gestaltungsspielraum zu nutzen und ihr Gemeinwesen nach eigenen Vorstellungen zu entwickeln.
Der Vorschlag seiner Partei zur Novellierung des Planungsgesetzes ziele darauf ab, die Kommunen von dieser "Knebelung" zu befreien, sagte Möller. Die CDU wolle, daß den Gemeinden nicht länger vorgeschrieben werde, wieviele Einwohner sie bis zum Jahr 2000 haben dürften, wieviel Wohnfläche dafür zur Verfügung zu stehen habe und wieviele Gewerbebetriebe angesiedelt werden könnten. Statt dessen müßten die Kommunen wieder "Luft für eigene Planungen, eigene Ideen und eigene Initiativen bekommen".
Nach den Vorstellungen der Oppositionsfraktion sollen künftig die Landkreise und kreisfreien Städte sowie Städte mit Sonderstatus Träger der Regionalplanung sein. Die Zusammenarbeit soll im Rahmen von Zweckverbänden erfolgen, deren Abgrenzung sich an den regionalen Eigeninteressen orientiert. "Planungsbehindernde und bis auf den letzten Quadratmeter ins Detail gehende Planungsauflagen" müßten ebenso fortfallen wie die Funktion der Regierungspräsidien als obere Planungsbehörde des Landes, sagte Möller.
Der Landesentwicklungsplan selbst solle nur noch die notwendigen übergeordneten Grundsätze und die staatliche Fachplanung enthalten. lhe
Wiesbaden/Köln (lhe) - Um die Experten, die Hessen für Zirndorf zur Bearbeitung von Asylanträgen zugesagt hat, ist es zum Streit zwischen Bonn und Wiesbaden gekommen. Der Chef des Bundeskanzleramtes Friedrich Bohl (CDU) hat dem hessischen Ministerpräsidenten Hans Eichel (SPD) am Mittwoch in einem Zeitungsinterview vorgeworfen, von den von Hessen zugesagten 37 zusätzlichen Experten zur schnelleren Bearbeitung bei Asylanträgen seien nach fast einem Jahr erst 14 benannt. Nur sieben von ihnen seien für die Arbeit im Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge geeignet.
Die hessische Landesregierung wies die Behauptung zurück. Von Wiesbaden seien bisher 18 Interessenten genannt worden, deren Einstellung aber Sache des Bundes sei. Darauf habe die Landesregierung keinerlei Einfluß, so Regierungssprecher Erich Stather (SPD). Der Bund habe seinerseits im Sommer mit einer überraschenden Übergangsregelung im neuen Asylverfahrensgesetz die Länder nicht - wie versprochen - von personalintensiven Aufgaben beim Asylverfahren entlastet, kritisierte Stather. Hessen sei sofort bereit, dem Bund auch die zweite Hälfte der geforderten Experten anzubieten, wenn Bonn die Antragsannahme von Asylbewerbern endlich übernähme.
Der hessische CDU-Landesvorsitzende Manfred Kanther warf Eichel in diesem Zusammenhang vor, daß sein "Reden und Handeln in der Asylpolitik in skandalöserweise meilenweit auseinanderklaffen". In der Asylfrage sei er überhaupt nicht führungsfähig und wisse entweder nicht was er wolle oder sei zur "Marionette" der südhessischen SPD-Bezirksvorsitzenden Heidemarie Wieczorek-Zeul geworden. lhe ww ae ba
FRANKFURT A. M. Als "offensichtlich unbegründet" ist der Asylantrag, den eine bosnische Familie im Main-Taunus-Kreis stellte, abgelehnt worden - nach Informationen der Flüchtlingsorganisation Pro Asyl droht der Familie die Abschiebung in ihre Heimat, sagte Pro-Asyl- Sprecher Herbert Leuninger. Beim Verwaltungsgericht Frankfurt habe ein Frankfurter Rechtsanwalt jedoch Klage gegen die Entscheidung eingereicht.
Nach Angaben Leuningers ist die Familie, eine Mutter mit zwei Kindern, am 24. Juni nach Deutschland eingereist und hat am 7. Juli einen Asylantrag bei der Ausländerbehörde des Main-Taunus- Kreises gestellt. Es sei "schierer Zynismus", daß der Familie mit Abschiebung gedroht werde, während gleichzeitig in Hilfsaktionen Familien und Kinder aus Bosnien nach Deutschland geholt würden, so Leuninger.
Der von der Ausländerbehörde ausgestellte Ablehnungsbescheid sei mit der "Belehrung" versehen gewesen, das Asylrecht habe "nicht die Aufgabe, "vor allgemeinen Unglücksfolgen zu schützen, die aus Krieg, Bürgerkrieg oder sonstigen Unruhen hervorgehen". Diese Entscheidung zeige, daß das deutsche Asylrecht "für ein normales Rechtsverständnis nicht mehr nachvollziebar" sei. lhe
DARMSTADT. Trotz stabiler Mitgliedszahlen ist an Werktagen nur noch jede dritte Freiwillige Feuerwehr im Kreis Darmstadt-Dieburg uneingeschränkt einsatzbereit. Der Grund: Viele Männer und Frauen arbeiten an weit entfernten Orten oder werden von ihren Chefs nicht freigestellt.
Darauf hat Kreisbrandinspektor Ralph Stühling jetzt hingewiesen und an Firmen- und Behördenleiter appelliert, ihren Beschäftigten "diesen Dienst an der Allgemeinheit zu ermöglichen".
Stühling will die Feuerwehren außerdem von "Gefälligkeitsdiensten" wie Bäume fällen, Wespennester entfernen oder Wohnungstüren öffnen entlasten. lhe
&blt; Druckgraphik in der Commerzbank
Druckgraphische Werke von zahlreichen, auch namhaften Künstlern zeigt die Frankfurter Commerzbank in ihrem Haus vom 9. bis zum 30. September. Die Werke stammen aus der Druckerei des italienischen Ehepaares Valter und Eleonora Rossi, in der in den vergangenen 30 Jahren mehr als 800 graphische Blätter gefertigt wurden. Auf der Liste der Künstler stehen unter anderem Alexander Calder, Lucio Fontana, Henry Moore oder A. R. Penck. (Geöffnet Montag bis Freitag 8.30 Uhr bis 16.00 Uhr, Donnerstag 8.30 Uhr bis 17.30 Uhr.) &blt; Werke von Francisco Farreras Werke des spanischen Künstlers Francisco Farreras zeigt die Bad Homburger Galerie Scheffel vom kommenden Sonntag bis zum 8. Oktober. Der 65jährige Künstler stammt aus Barcelona und lebt und arbeitet in Madrid. Seine Arbeiten werden in zahlreichen internationalen Museen ausgestellt. (Geöffnet Dienstag bis Freitag 10 bis 13 Uhr und 16 bis 18.30 Uhr, Samstag 10 Uhr bis 13 Uhr). &blt; Ausstellung von Urs Breitenstein Eine Ausstellung mit Werken des Künstlers Urs Breitenstein eröffnet das Frankfurter Museum für Moderne Kunst am 11. September. Dabei wird dem Künstler der Reinhold-Kurth-Kunstpreis der Frankfurter Sparkasse überreicht. Zu sehen sind in zwei Räumen des Museums Dia-Werke Breitensteins, zudem werden an mehreren Abenden Filme des Künstlers gezeigt. (Geöffnet Dienstag, Donnerstag, Freitag, Sonntag 10 bis 17 Uhr, Mittwoch 10 bis 20 Uhr, Samstag 12 bis 19 Uhr.) &blt; Goldschmiede aus Österreich Das Deutsche Goldschmiedehaus in Hanau zeigt vom 13. September bis zum 1. November die Ausstellung "Schmuck im Plural". 18 österreichische Künstler zeigen einen Querschnitt ihres Schaffens. Bereits vom 4. September an ist die Ausstellung "Hildegard Risch - 60 Jahre Goldschmiedekunst" zu sehen. Die 1903 in Halle geborene Goldschmiedin, die zahlreiche bedeutende Preise errungen hat, zeigt Beispiele ihres Werks.
Asyl SPD ringt um klare Haltung
BONN, 2. September (Reuter/AP/dpa). Die Welle der Gewalt gegen Asylbewerber war auch am Dienstag Hauptthema der innenpolitischen Diskussionen. Der Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion Hans-Ulrich Klose kündigte an, die SPD werde eine Änderung des Asylrechts erst nach einem Parteitag vereinbaren. Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe forderte eine Änderung des Asylverfahrens. Klose sagte der Berliner Morgenpost, die SPD werde ihr Vorgehen in der Asylfrage mit den innenpolitischen Experten der Fraktion beraten und auch Gespräche mit den Koalitionsparteien führen. Eine Beschlußvorlage werde aber vor einem Sonderparteitag der SPD nicht ausformuliert. Den Schwenk in der Asylfrage begründete Klose damit, daß die Flüchtlingsproblematik allein aufgrund der zu bewältigenden Zahlen eine immer größere Bedeutung bekommen habe. Die SPD habe bereits im April ein Gesamtkonzept Zuwanderung vorgeschlagen, in das als Teil die Asylproblematik hineingehöre. Er wandte sich in dem Interview gegen eine große Koalition. Eine Situation, in der man darüber nachdenken müsse, wünsche er sich nicht. Der brandenburgische Ministerpräsident Manfred Stolpe will "neue Maßstäbe" für die Aufnahme von Flüchtlingen durchsetzen. Die Bundesregierung müsse für eine wesentlich schnellere Verteilung der Asylbewerber auf die Länder sorgen, sagte er am Mittwoch in Potsdam.
In der Nacht zum Mittwoch wurden erneut Asylbewerberheime in Ostdeutschland überfallen. Im sächsischen Flöha griffen etwa 200 Rechtsradikale das Asylbewerberheim und die Polizeistation an. Die Polizei wehrte nach eigenen Angaben die Anschläge ab und nahm 20 Jugendliche fest.
(Kommentar auf Seite 3, weitere Berichte auf Seite 6)
B O N N / J A K A R T A / W A S H I N G T O N , 2. September (Reuter/AFP/dpa). Die Palästinensersprecherin Hanan Aschrawi hat am Mittwoch Zweifel an der Ernsthaftigkeit Israels bei den Nahost-Verhandlungen in Washington geäußert.
Dem ZDF-Morgenmagazin sagte sie, Israel wolle nur über eigene Pläne sprechen. Der von Israel vorgelegte Vorschlag eines palästinensischen Selbstverwaltungsrates sei unannehmbar. "Israel will weiter die Oberherrschaft über uns haben", sagte sie. Aschrawi wiederholte die Forderung nach einer frei gewählten Vertretung mit umfassenden Vollmachten, die direkt dem palästinensischen Volk verantwortlich sei.
Aschrawi sagte weiter, die Palästinenser hätten einen Zeitplan für die Verhandlungen und eine Themenliste vorgelegt. Außerdem hätten sie die Bildung von Arbeitsgruppen zur Behandlung von Detailfragen vorgeschlagen. "Diesmal wird es sehr schwer für die Israelis, uns wieder auszuweichen", erklärte die Delegationssprecherin.
Die palästinensische Delegation hat Israel eine detaillierte Liste mit neuen Vorschlägen für eine Autonomie der besetzten Gebiete vorgelegt. Damit solle den Verhandlungen neue Impulse gegeben werden, hieß es von seiten der Palästinenser. Die israelische Delegation bezeichnete die Gespräche am Dienstag abend erstmals als "konstruktiv". Beide Seiten verständigten sich grundsätzlich auf die Bildung von Arbeitsgruppen, ihre Anzahl und Kompetenzen waren jedoch noch strittig. Die Verhandlungen sollen nach israelischen Angaben eine Woche lang unterbrochen werden, damit sich die Delegationen mit ihren Regierungen beraten können. Außerdem ist am kommenden Montag "Labour Day" in den USA und die Moslems feiern am 10. September den Geburtstag des Propheten Mohammed. Der ehemalige US-Außenminister James Baker und sein Nachfolger Lawrence Eagleburger wollen danach mit den Chefs der israelischen, palästinensischen, libanesischen, jordanischen und syrischen Delegation in Washington zusammentreffen, teilte ein Sprecher des US-Außenministeriums mit. Für eine Fortsetzung der bilateralen Friedensgespräche sprach sich auch der Führer der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), Yassir Arafat, am Mittwoch auf dem Gipfel der Blockfreien in Jakarta aus. Arafat, mit einer Pistole bewaffnet, äußerte sich aber enttäuscht über die Haltung der neuen israelischen Regierung bei diesem Dialog. Im Gegensatz zu ursprünglichen Äußerungen von Ministerpräsident Yitzhak Rabin setze Israel den Bau von neuen Siedlungen in den besetzten palästinensischen Gebieten fort, betonte Arafat. Auch würden dort unverändert Palästinenser getötet.
Den Vereinten Nationen (UN) warf Arafat vor, sie setzten sich nicht ausreichend für die Sache der Palästinenser ein. Im Grunde genommen habe sich Israels Haltung gegenüber der PLO und dem palästinensischen Volk nicht verändert. Zu Irak sagte Arafat, er verurteile die von den UN über Bagdad verhängten wirtschaftlichen Zwangsmaßnahmen. Die Folge sei Not unter der irakischen Bevölkerung.Kurilen-Streit schwelt weiter
MOSKAU, 2. September (Reuter). Eine baldige Lösung des russisch-japanischen Territorialstreits um vier Kurilen-Inseln ist derzeit offenbar nicht in Sicht. Rußlands Präsident Boris Jelzin sagte am Mittwoch zu Fotojournalisten, der Zeitpunkt für eine Rückgabe der Inseln sei politisch ungünstig. Er und der japanische Außenminister Michio Watanabe nahmen anschließend Gespräche auf, wobei es unter anderem um den Japan-Besuch Jelzins in wenigen Wochen ging. Der Streit um die gegen Ende des Zweiten Weltkriegs von der Sowjetunion besetzten Inseln stellt seit Jahrzehnten eine starke Belastung für die Beziehungen beider Staaten dar.
Während Japan umfassende Wirtschaftshilfen für Rußland von der Rückgabe der vier Inseln abhängig macht, steht Jelzin innenpolitisch unter dem wachsenden Druck von Nationalisten und Konservativen, keinen Zentimeter russischen Territoriums aufzugeben.
MAE SOT, 2. September (Reuter). Birmanische Regierungstruppen haben 18 thailändische Elefantentreiber und deren Tiere über die Grenze verschleppt und sie zur Waldarbeit gepreßt. In ihrem Heimatdorf im Grenzbezirk Tak wird berichten, die Soldaten verlangten umgerechnet rund 40 000 Mark Lösegeld für Mensch und Tier.
BERLIN, 2. September (Reuter/dpa/ AFP). Das Bundesinnenministerium hat bereits vor Monaten vor der Gefahr ausländerfeindlicher Krawalle in Ostdeutschland gewarnt. Innen-Staatssekretär Hans Neusel bestätigte am Mittwoch, im Mai vor dem Bonner Innenausschuß über Mißstände in überfüllten Asylbewerberheimen, darunter dem in Rostock-Lichtenhagen, berichtet zu haben. Neusel sagte im Norddeutschen Rundfunk, er habe vor einem "Asyl-Chaos" unter anderem in Rostock gewarnt. Auch Rostocks Bürgerbeauftragter Wolfgang Schulz (CDU) will seit Monaten vor dem "Konfliktpotential" gewarnt haben. Oberbürgermeister Klaus Kilimann (SPD) habe aber nicht reagiert.
Der Bild-Zeitung zufolge wurden in der zweiten Nacht der Gewalttaten von Rostock auch drei ehemalige Angehörige des DDR-Staatssicherheitsdienstes festgenommen. Das Blatt beruft sich auf einen vertraulichen Bericht von Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU).
Rechtsradikale Jugendliche gingen in der Nacht zum Mittwoch in Ostdeutschland erneut mit Gewalt gegen Ausländer in Asylbewerberheimen vor. Hauptschauplatz war das sächsische Flöha, wo sich nach Polizeiangaben bis zu 250 Jugendliche aus der rechten Szene zusammenrotteten und eine Unterkunft mit 75 Asylsuchenden sowie 75 ebenfalls dort lebenden Vietnamesen angriffen. Die Randalierer warfen Steine und Molotowcocktails. Die Polizei sicherte das Gebäude ab. Später kam es zu Krawallen auf dem Bahnhof. Zwei Polizisten wurden verletzt. 18 Menschen wurden festgenommen, gegen sechs davon Strafverfahren eingeleitet.
In Cottbus versammelten sich erneut rund 100 gewaltbereite Jugendliche vor dem Asylbewerberheim im Stadtteil Sachsendorf. Starke Sicherheitskräfte verhinderten Krawalle. In Spremberg nahe Cottbus nahm die Polizei zwei junge Männer fest, die Brandsätze auf ein Heim für Asylbewerber schleuderten. Zwei weitere junge Männer erwischte die Polizei in Markersdorf (Thüringen), als sie Brandflaschen auf das Gelände eines Wohnheimes mit Ausländern warfen. Sie wurden ebenfalls festgenommen.
In Frankfurt/Oder bewarfen Jugendliche drei polnische Autos mit Steinen. Ein Autofahrer aus Polen erlitt von einem durch die Windschutzscheibe geworfenen Stein eine Platzwunde am Kopf. Drei Tatverdächtige wurden festgenommen.
Fünf Skinheads im Alter zwischen 17 und 19 Jahren, die am vergangenen Samstag im bayerischen Wunsiedel sechs polnische Arbeiter in einem Wohncontainer überfallen hatten, sind festgenommen worden, teilte die Polizei am Mittwoch mit. Bei dem Überfall war ein Arbeiter mit einer Eisenstange so schwer im Gesicht verletzt worden, daß die Ärzte eine einseitige Erblindung befürchten. Attacke auf Wohnheim bestraft
RATINGEN (dpa). Mit Jugendstrafen zwischen acht und 16 Monaten auf Bewährung hat ein Jugendschöffengericht in Ratingen am Mittwoch einen Brandanschlag von vier Jugendlichen auf eine Asylbewerberunterkunft geahndet. Die geständigen Täter zwischen 16 und 18 Jahren hatten im Oktober 1991 Molotowcocktails auf ein Übergangswohnheim für Asylbewerber im nordrhein-westfälischen Ratingen geschleudert. Menschen waren nicht verletzt worden.
JOHANNESBURG, 2. September (Reuter). Der südafrikanische Präsident Frederik Willem de Klerk hat sich am Mittwoch optimistisch über eine baldige Wiederaufnahme der Demokratiegespräche mit dem Afrikanischen Nationalkongreß (ANC) geäußert. Auf einer Parteiveranstaltung in Bloemfontein sagte de Klerk, er habe Grund zur Annahme, daß es in absehbarer Zeit wieder Verhandlungen geben werde. Die Gespräche waren vom ANC nach dem Massaker von Boipatong abgebrochen worden.
Am Mittwoch ist die sogenannte Troika der Europäischen Gemeinschaft (EG) in Südafrika eingetroffen, um bei den Bemühungen zur Beendigung der Gewalt und einer Wiederaufnahme der Verhandlungen zu helfen. Bei dem zweitägigen Besuch sind Gespräche des britischen und dänischen Außenministers Douglas Hurd und Uffe Ellemann-Jensen sowie des portugiesischen Staatsministers Jose Manuel Durao Barroso mit de Klerk, ANC-Präsident Nelson Mandela und dem Vorsitzenden der Inkatha Freedom Party (IFP), Mangosuthu Buthelezi, geplant.
LEIPZIG, 4. September (Reuter). Die Bundesregierung hat nach Ansicht der Deutschen Krankenhausgesellschaft die Probleme der ostdeutschen Kliniken bei ihren Sparplänen für das Gesundheitswesen bewußt übergangen. Wie der Hauptgeschäftsführer der Organisation, Klaus Prößdorf, in Leipzig weiter sagte, sind deshalb Ausnahmeregelungen in dem geplanten Gesundheits-Strukturgesetz für die ostdeutschen Krankenhäuser notwendig. Außerdem solle sich der Bund an Sanierungsprogrammen für ostdeutsche Kliniken beteiligen.
Würde das Budget der Kliniken, wie in dem Gesetzentwurf vorgesehen, auf drei Jahre an die Entwicklung der Einnahmen bei den Krankenkassen gebunden, hätte dies verheerende Folgen für das ostdeutsche Gesundheitssystem, warnte Prößdorf. Die im Einigungsvertrag festgeschriebene Angleichung des Ausstattungs- und Versorgungsniveaus an westdeutsche Verhältnisse könne auf keinen Fall in absehbarer Zeit verwirklicht werden. Vielmehr sei die Schließung von Kliniken zu befürchten, denn kirchliche und kommunale Träger könnten die Kosten nicht mehr tragen.
BONN (rtr/dpa/VWD/FR). Mit zunächst 56 Prozent steigt die Deutsche Bank bei der Versicherungsgruppe Deutscher Herold ein (siehe gestrige FR). Die Hälfte des Anteils wurde laut Bankchef Hilmar Kopper bereits zu einem "sehr fairen" Preis gezeichnet. Die zweiten 28 Prozent sollen im Rahmen einer Erhöhung des Herold-Kapitals von nominal 20 auf 36 Millionen Mark übernommen werden. Allein dieses Päckchen kostet die Deutsche Bank rund 175 Millionen Mark. Durch die Kapitalerhöhung - einen kleinen Teil übernehmen die Altaktionäre der Gründerfamilien - fließen insgesamt 192 Millionen in die Kassen der Assekuranzgruppe, wie Herold-Vorstandschef Hans Dieter Ritterbex mitteilt. Die Arbeitsplätze seien nun noch sicherer, an einen Abbau sei nicht gedacht. Die Gruppe, die sich mit etwa zwei Millionen Kunden und einem Bestand von mehr als 40 Milliarden Mark schwerpunktmäßig im Lebensversicherungsmarkt tummelt, werde auch im Konzernverbund mit der Deutschen Bank dauerhaft ihre Eigenständigkeit mit Sitz in Bonn behalten.
Beide Unternehmen zusammen liegen künftig im Lebensversicherungsgeschäft auf Platz sieben der Branche. Vom 1. Januar 1993 an sollen den über sechs Millionen Privatkunden der Deutschen Bank neben Produkten der eigenen Versicherungstochter in ausgewählten Filialen auch Leistungen der Herold-Gruppe angeboten werden. Daneben sollen Tilgungsversicherungen für Hypotheken, fondsgebundene Verträge und weitere Produkte über das gesamte Bankfilialnetz vertrieben werden. Im Gegenzug wird Herold Angebote des Geldriesen, darunter Investmentzertifikate und Bausparverträge, in die Palette aufnehmen.
Die Herold Leben weist für 1991 einen unveränderten Jahresüberschuß von 14,8 Millionen Mark aus. Das Neugeschäft sei um ein Fünftel gesteigert worden. Nach einem guten ersten Halbjahr erwartet Ritterbex 1992 in der gesamten Gruppe "zumindest die gleichen Ergebnisse" wie zuletzt. Kopper ist sich "absolut sicher", daß die Beteiligung der Bank an Herold vom Bundeskartellamt genehmigt werde. Auch für den angetrebten 30prozentigen Anteil am Kölner Gerling-Konzern sehe er keine wettbewerbsrechtlichen Schwierigkeiten.
Die Deutsche Bank stärke mit Blick auf den EG-Binnenmarkt ihre Position im Versicherungsmarkt, heißt es. Besonders interessant dürfte für die Bank sein, daß sie sich mit der Herold-Tochter Bonnfinanz einen schlagkräftigen Außendienst zulegt. Erst kürzlich hatte das Frankfurter Geldhaus auch eine Zusammenarbeit mit dem Strukturvertrieb AWD vereinbart. Herold kooperierte bisher regional mit der Dresdner Bank.
STADE, 2. September (Reuter). Im sogenannten "Heidemord"-Prozeß hat das Landgericht Stade am Mittwoch einen 27jährigen Grafiker wegen Nötigung und Totschlags zu zwölf Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt. Die Anklage wegen Mordes an einer 22jährigen Kosmetik-Schülerin hatte die Schwurgerichtskammer fallenlassen. Der Vorsitzende Richter bewertete den Spruch als "sehr unbefriedigend". Vieles sei in dem Verfahren im dunkeln geblieben, daher hätten die Merkmale für einen Mord nicht mit Sicherheit festgestellt werden können. Der Angeklagte hatte während des gesamten Prozesses geschwiegen.
Die Staatsanwaltschaft hatte dem Angeklagten vorgeworfen, die Frau in seinem Auto als Anhalterin mitgenommen und später in seiner Wohnung vergewaltigt und erdrosselt zu haben. Später habe der Grafiker die Leiche in einen Wald geschafft. Warum der Mann die Frau tötete und ihre Leiche verstümmelte, wisse das Gericht nicht. Der Angeklagte hatte das Verbrechen zunächst gestanden, seine Aussage aber widerrufen. Für das Strafmaß habe auch eine Rolle gespielt, daß der Mann wegen eines Sexualdelikts vorbestraft war. Er ist außerdem in Hamburg angeklagt, 1987 und 1988 zwei Frauen vergewaltigt und erdrosselt zu haben.
KIEW, 2. September (Reuter). Tausende ukrainische Arbeiter haben am Mittwoch die Arbeit niedergelegt, und damit den Zug- und Flugverkehr in weiten Teilen des Landes gelähmt. Gestreikt wurde außerdem in zahlreichen Bergwerken. Die Arbeiter wollten für ihre Gewerkschaften dieselbe Anerkennung erstreiten, die die alten, früher kommunistischen Gewerkschaften gehabt hätten, sagte Serge Klimov, hoher Repräsentant eines der neuen Gewerkschaftsbünde.
Der Streikaufruf wurde nach Gewerkschaftsangaben in vier von fünf Luftraumkontrollzentren des Landes befolgt, darunter auch auf Kiews wichtigstem Flughafen, Borispol. Zahlreiche Inlands- und Auslandsflüge seien gestrichen worden. Zugführer in Kiew und an mindestens fünf Eisenbahn-Knotenpunkten legten die Arbeit nieder.
Joe Montana (36), Quarterback-Legende, wollte in dieser Saison zurückkehren, wieder seine Pässe werfen und die San Francisco 49ers zum Superbowl führen. Doch vor dem Start der 27. Saison in der amerikanischen National Football League (NFL) am Sonntag, in der Washington zu den Top-Favoriten zählt, hat er noch kein Spiel bestritten. Seit über einem Jahr plagt er sich mit seinem rechten Wurfarm: Die Traumkarriere endet im Alptraum eines kaputten Ellenbogens.
Die 49ers setzten Montana gegen seinen Willen auf die Verletztenliste, wodurch er vom Spiel- und Trainingsbetrieb ausgeschlossen bleibt. "Joe war außer sich", meinte sein Stellvetreter Steve Bono, "er fühlte sich fit genug, in weniger als einem Monat wieder zu spielen." Viermal (1981, '84, '88, '89) hat "der Mann mit dem goldenen Arm" San Francisco zum Gewinn des Superbowls geführt. Seine Nervenstärke und Spielintelligenz führten zu einer wahren Flut statistischer Rekorde und machten ihn zu dem Football- Superstar. Sechs Millionen Dollar hat er inklusive Werbung jährlich verdient. sid
Wenn in den vergangenen Jahren die Zuwachszahlen auf der Galopprennbahn in Iffezheim im Wett- und Zuschauerbereich nicht zweistellig waren, dann war man schon geneigt von Krise zu sprechen. Die anerkannt attraktivste Rennbahn des Landes war das Aushängeschild des deutschen Turfs, hier wurden die Maßstäbe gesetzt. Das ist anno 1992 durchaus so geblieben, doch die "Große Woche", das wichtigere der zwei Meetings, zeigt auch deutlich auf: Die Zeit der üppigen Progressionen ist vorbei, Iffezheim stößt an Grenzen.
"In den vergangenen Jahren mußten wir regelmäßig schon viele Wochen vor den Rennen Kartenwünsche abschlägig bescheiden", erklärt Karsten von Werner, Generalsekretär des Internationalen Clubs, "das ist natürlich sehr unerfreulich. Die Leute fragen zwei-, dreimal an, bekommen ebensooft eine negative Antwort und fragen dann nicht noch einmal. Diese Kunden verlieren wir."
Neue Besucherkapazitäten müssen her, weil zwar an Stehplätzen kein Mangel besteht, aber Sitzplatzmöglichkeiten auf der Rennbahn Rarität werden. An die fünf Millionen Mark werden noch in diesem Winter verbaut. Eine neue Haupttribühne muß her, ein Projekt für das Jahr 2000. Eine zweistellige Millionensumme gilt es dafür zu veranschlagen. Aus dem hohlen Bauch ist dies alles nicht zu finanzieren. Der veranstaltende Internationale Club kassiert Prozente, doch die sind nicht eben erhebend. Minus am Freitag und Dienstag, ein Plus am Sonntag, das ist die bisherige Bilanz der Woche. Die Gesamttendenz lautet: Stagnation.
Die Tendenz geht zur "Vorwette", dem Wetteinsatz beim Buchmacher um die Ecke. Das Geld fließt zwar auch in den Rennbahntoto, doch kassiert der jeweilige Wetteinnehmer Provision. "Schlechtes Geld ist dies. Wir beurteilen die Entwicklung mit Sorge", sagte dazu Iffezheims Präsident Hartmut Freiherr von Richthofen. sid
Formel-1-Senkrechtstarter Michael Schumacher wechselt nicht zum britischen McLaren-Team. Das erklärte Wilhelm Weber, Manager des 23 Jahre alten Kerpeners, der am vergangenen Sonntag im belgischen Spa-Francorchamps als dritter deutscher Rennfahrer nach Jochen Mass und Wolfgang Graf Berghe von Trips einen Formel-1-Lauf gewonnen hat.
"Ein Wechsel zu McLaren kommt auf keinen Fall in Frage, denn erstens gab es keine Kontakte zu McLaren, zweitens stehen wir zu unseren Verträgen mit Benetton, und drittens haben uns alle entscheidenden Benetton-Leute versichert, daß sie nicht auf Michael Schumacher verzichten werden", ließ Manager Weber jetzt in einer Pressemitteilung verbreiten.
Die Haltung stößt auch im italienischen Formel-1-Team auf Gegenliebe. Denn - laut Weber - ist Benetton- Teamchef Flavio Briatore noch deutlicher geworden: "Bevor wir Michael Schumacher an McLaren abgeben, verkaufen wir das Team." sid
Heftig dementiert hat Krabbe-Trainer Thomas Springstein am Mittwoch abend Meldungen, wonach er in einem Interview Doping-Vorwürfe gegen Carl Lewis erhoben haben soll. "Es ist absolut erschreckend, was ich da gesagt haben soll. Es fand gar kein Interview statt. Es gab nur ein Vorgespräch. Die von mir wiedergegebenen Äußerungen habe ich in dieser Form nicht gemacht. So bescheuert kann keiner sein, derartiges zu sagen", erklärte Springstein.
In der am Donnerstag erscheinenden "Super Illu" wird Springstein wie folgt wiedergegeben: "Heike Henkel hat selbst gesagt: Wer über 2,04 m springt, ist gedopt. Jetzt überquert sie auch 2,05 m - was bedeutet das denn?"
Der 34jährige Springstein kündigte nun die Einschaltung seiner Anwälte an. Er sagt: "Man wollte mir auf diese Art eine reinhauen." Gesprochen worden sei über eine geplante Veröffentlichung unter dem gewünschten Motto: "Springstein packt aus". Peter Krabbe, der Vater von Katrin Krabbe, habe deswegen hinsichtlich des Honorars auch mit der "Super-Illu" verhandelt. Springstein: "Das Geld sollte benutzt werden, um Schulden abzutragen. Allein das Londoner Verfahren hat 300 000 Mark gekostet, der gegenwärtige Prozeß ist auch nicht billig."
Die wegen Dopings vorläufig gesperrten Neubrandenburger Leichtathletinnen Katrin Krabbe und Grit Breuer erwägen offenbar einen Vereinswechsel. In einem Interview für die Neubrandenburger Tageszeitung "nordkurier" (Donnerstag- Ausgabe) bestätigte der Geschäftsführer des SC Neubrandenburg, Heiner Jank, daß in Gesprächen mit den Athletinnen "in Zwischentönen auch von Vereinswechsel die Rede" gewesen sei. Das hänge vom Strafmaß ab, meinte Jank. Auch der Geschäftsführer rechne mit dem Höchstmaß, also einer vierjährigen Sperre. sid/dpa
Die Fans des Hamburger SV warten weiter auf den ersten Saisonsieg der Hanseaten in der Bundesliga. Gegen Bayer Leverkusen gab es bereits das vierte Unentschieden, diesmal mit 0:0. Eine unbefriedigende Generalprobe vor dem Auftritt der Hamburger beim deutschen Rekordmeister Bayern München.
"Kämpferisch tut der HSV zwar einiges, aber das ist zu wenig. Es fehlen spielerische Elemente", kritisierte Felix Magath, der frühere Profi-Spieler und Manager des HSV, seinen ehemaligen Verein in der Pause. Die erste Halbzeit ließ bei naßkalter Witterung keine Stimmung unter den 14 600 Zuschauern auf den Rängen aufkommen. Leverkusen, erstmals mit dem vom 1. FC Kaiserslautern ausgeliehenen Hoffmann im Mittelfeld, besaß die größeren Spielanteile und Torchancen durch Scholz (20./23. Minute) und Lupescu (29.).
Der HSV hätte schon nach zwölf Minuten in Führung gehen können, wenn Spies von einem abgefälschten Ball nicht zu sehr überrascht worden wäre. Der HSV versuchte, die Räume eng zu machen, um so den Spitzen Thom und Kirsten die Gefährlichkeit zu nehmen. Von Thom ging dennoch die meiste Gefahr aus, da ihn sein Gegenspieler Kober nicht in den Griff bekam, während Kirsten bei Matysik wesentlich besser aufgehoben war.
Nach der Pause hatte der HSV durch Thomas von Heesen, der im zentralen Mittelfeld agierte, seine erste echte Chance zu einem Treffer. Sein 20-m-Kracher prallte in der 62. Minute jedoch von der Latte ab. Mannschaftskapitän Rohde und Kirsten-Bewacher Matysik waren die besten Hamburger. Bei den Leverkusenern gefiel der agile und gefährliche Thom. sid
Hamburg: Golz - Rohde - Matysik, Kober - Babbel (78. Dotschew), von Heesen, Spies (50. Eck), Hartmann, Spörl - Weichert, Letschkow
Leverkusen: Vollborn - Foda - Wörns, Kree - Fischer, Scholz, Lupescu, von Ahlen, Hoffmann (79. Nehl) - Thom, Kirsten (87. Herrlich)
Schiedsrichter: Scheuerer (München)
Gelbe Karten: Rohde, Babbel - Hoffmann.
Der VfL vergab zahlreiche Torchancen VfB-Abwehr um Dubajic verteidigte clever
Der VfL Bochum bleibt im heimischen Ruhrstadion eine Macht: Die Westfalen trennten sich 0:0 vom Deutschen Meister VfB Stuttgart und blieben damit vor heimischer Kulisse seit dem 7. März ungeschlagen. Doch müssen sie das Unentschieden angesichts der spielerischen Überlegenheit und der Vielzahl guter Torchancen als Punktverlust ansehen.
Die Gastgeber gaben den Ton an, setzten die Stuttgarter Abwehr ohne Pause unter Druck. Doch auch in brenzligen Situationen behielten VfB-Libero Dubajic und Manndecker Buchwald kühlen Kopf. Erst nach der Pause konnte sich der sehr defensiv eingestellte Meister etwas vom Druck der Bochumer befreien. sid
Bochum: Wessels - Kempe - Reekers, Heinemann - Schwanke, Bonan, Wegmann, Herrmann Christians - Moutas (89. Dressel), Wosz.
Stuttgart: Immel - Dubajic - Buchwald, Frontzeck - Buck (19. Strehmel) , Golke, Strunz, Sverrisson, Kögl - Walter (87. Knupp), Gaudino.
Schiedsrichter: Heynemann (Magdeburg).
Zuschauer: 18 000
Beste Spieler: Moutas, Wosz, Wegmann - Buchwald, Dubajic.
Wieder kein Heimsieg für Bayer Hartenberger rettete das Unentschieden
Bayer Uerdingen muß weiter auf den ersten Heimsieg in der laufenden Fußball-Bundesliga warten: Das Werksteam kam im Aufsteiger-Duell gegen den 1. FC Saarbrücken nicht über ein 1:1 (0:0) hinaus.
Uerdingen sorgte im ersten Durchgang für Druck, doch fehlte die Linie im Aufbau. Zudem prägten viele Abspielfehler das Spiel der Gastgeber.
Nach dem Tor der Gäste wurden die Aktionen der Platzherren hektischer. Das Remis war aber aufgrund der Spielanteile verdient. sid
Uerdingen: Dreher - Peschke - Paßlack, Rahner - Bremser, Kutschera (70. Hartenberger), Gorlukowitsch, Sassen, Jüptner, Kranz - Adler (77. Küsters).
Saarbrücken: Brasas - Kostner - Eichmann - Zechel, Lange, Stratos, Wuttke (62. Stickroth), Kristl, Bürger - Wynalda, Sawitschew (73. Hönerbach). Schiedsrichter: Boos (Friedrichsdorf).
Zuschauer: 8000.
Tore: 0:1 Sawitschew (68.), 1:1 Hartenberger (81.).
Gelbe Karten: Rahner - Eichmann, Bürger, Wynalda.
Ergebnis-Telegramm
SCHOTTLAND: Aberdeen - FC Airdrieonians 0:0, Celtic Glasgow - FC St. Johnstone 3:1, Hibernian Edinburgh - Dundee United 2:1, FC Motherwell - Glasgow Rangers 1:4.
QUALIFIKATIONSSPIELE zum Europapokal der Landesmeister, Rückspiele: Skonto Riga (Lettland) - Klasksvikar (Färöer Inseln) 3:0 (3:1). Damit Riga in der ersten Runde gegen Lech Posen, Tavria Simferopol (Ukraine) - FC Shelbourne (Irland) 2:1 (Hinspiel: 0:0). Damit Simferopol gegen den FC Sion, Maccabi Tel Aviv (Israel) - FC La Valetta (Malta) 1:0 (Hinspiel: 2:1). Damit Tel Aviv in der ersten Runde gegen den FC Brügge, Norma Tallinn (Estland) - Olympia Laibach (Slowenien) 0:2 (Hinspiel: 0:3). Damit Laibach gegen den AC Mailand.
QUALIFIKATION der Pokalsieger: Hamrun Spartans (Malta) - Maribor Branik (Slowenien) 2:1 (Hinspiel: 0:4). Damit Branik gegen Atletico Madrid, Happoel Petach Tikva (Israel) - Strömsgödset Drammen (Norwegen) 2:0 (Hinspiel: 2:0). Damit Tikva gegen Feyenoord Rotterdam, Schwarzmeer Odessa (Ukraine) - FC Vaduz (Liechtenstein) 7:1 (Hinspiel: 5:0). Damit Odessa gegen Olympiakos Piräus, Boltfelagio (Färöer Inseln) - Avenir Beggen (Luxemburg) 1:1 (Hinspiel: 0:1). RADSPORT WELTMEISTERSCHAFTEN in Spanien, Bahn-Wettbewerbe in Valencia, Profis, Keirin: 1. Hübner (Chemnitz) 11,018 Sekunden, 2. Pate (Australien), 3. Magne (Frankreich). - Tandem, Finale: Gianluca Capitano/Federico Paris (Italien) 2:0-Laufsieger (10,895 + 11,004 Sekunden für die letzten 250 m) gegen Lubomir Hargas/ Pavel Buran (CSFR), Lauf um Platz drei: Anthony Peden/David Dew 2:0-Laufsieger (10,917 + 12,653) gegen Eyk Pokorny/Emanuel Raasch (Berlin). - Punktefahren: 1. Risi (Schweiz) 57 Punkte, 2. Ivanas Romanovas (Litauen) 24, 3. Curuchet (Argentinien) 15, eine Runde zurück. Steher, zwei Finalläufe über 30 km: 1. Steiger (Schweiz) 85 Punkte, 2. Veggerby (Dänemark) 75, 3. Fanelli (Italien) 60. SCHACH NOTATION des ersten Spiels Fischer - Spassky in Sveti Stefan, Eröffnung: Ruy Lopez, Fischer (weiß), Spassky (schwarz): 1. e4, e5. 2. Nf3, Nc6. 3. Bb5,a6. 4. Ba4, Nf6 5. O-O, Be7. 6. Re1, b5. 7. Bb3, d6. 8. c3, O-O. 9. h3, Nb8. 10. d4, Nbd7. 11. Nbd2, Bb7. 12. Bc2, Re8.13. Nf1, Bf8. 14. Ng3, g6. 15. Bg5, h6. 16. Bd2, Bg7. 17. a4, c5. 18. d5, c4. 19. b4, Nh7.20. Be3, h5.21. Qd2, Rf8.22. Ra3, Ndf6.23. Rea1, Qd7.24. R1a2, Rfc8.25. Qc1, Bf8. 26. Qa1, Qe8.27. Nf1, Be7.28 N1d2, Kg7.29. Nb1, Nxe4.30. Bxe4, f5.31. Bc2 Bxd5 32. axb5, axb5 33. Ra7, Kf6.34. Nbd2, Rxa7.35. Rxa7, Ra8.36. g4, hg4.37. hg4, Ra7.38. Qa7, f4.39. Bf4, ef4 40. Nh4 Bf7.41. Qd4+, Ke6.42. Nf5, Bf8.43. Qxf4, Kd7.44. Nd4, Qe1+.45. Kg2, Bd5+.46. Be4, Bxe4+. 47. Nxe4, Be7 48. Nxb5, Nf8 49. Nbxd6, Ne6 (gibt auf). TENNIS US OPEN in Flushing Meadow, Männer, Einzel, 1. Runde: Göllner (Neuss) - Jarryd (Schweden) 3:6, 6:3, 6:4, 6:0, Pridham (Kanada) - Braasch (Hagen) 6:1, 6:2, 6:7 (3:7), 4:6, 6:4, Edberg (Schweden/Nr. 2/TV) - Mattar (Brasilien) 7:5, 7:5, 6:2, Chang (USA/Nr. 4) - E. Ferreira (Südafrika) 6:3, 6:4, 7:6 (7:1), E. Sanchez (Spanien) - Korda (CSFR/Nr. 6) 6:2, 4:6, 2:6, 6:1, 7:6 (7:4), Lendl (USA/Nr. 9) - Yzaga (Peru) 6:7 (2:7), 6:1, 7:5, 4:6, 6:3, W. Ferreira (Südafrika/Nr. 12) - Arrese (Spanien) 3:6, 7:5, 6:3, 6:3, Washington (USA/(Nr. 14) - Montana (USA) 6:3, 7:6 (7:4), 6:3, Krajicek (Niederlande/Nr. 15) - Clavet (Spanien) 7:6 (7:2), 6:7 (5:7), 6:3, 6:4, Weiss (USA) - Davin (Argentinien) 6:1, Aufgabe Davin, Hlasek (Schweiz) - Gustafsson (Schweden) 7:5, 6:3, 6:3, P.McEnroe (USA) - Matuszewski (USA) 1:6, 7:6 (7:1), 6:2, 6:4, Markus (Argentinien) - Bosse (USA) 6:7 (5:7), 6:4, 6:3, 6:2, Bruguera (Spanien) - Gilbert (Frankreich) 4:6, 6:3, 6:4, 6:3, Connors (USA) - Oncins (Brasilien) 6:1, 6:2, 6:3.
Frauen, Einzel, 2. Runde: Graf (Brühl/Nr. 2) - Shriver (USA) 7:5, 6:3, Sabatini (Argentinien/ Nr. 4) - Halard (Frankreich) 6:0, 6:4, Capriati (USA/Nr. 6) - Testud (Frankreich) 6:2, 6:3, M. Fernandez (USA/Nr. 7) - Medwedewa (Ukraine) 3:6, 6:3, 6:1, Sukova (CSFR/Nr. 13) - Date (Japan) 6:2, 7:5, Pierce (Frankreich/Nr. 16) - Ferrando (Italien) 7:5, 6:4, G. Fernandez (USA) - Baudone (Italien) 6:3, 3:6, 6:2, Kuhlman (USA) - Milwidskaja (Rußland) 7:5, 6:7 (4:7), 6:2, Zwerawa (GUS) - Fang Li (China) 6:1, 6:2, McNeil (USA) - Zardo (Schweiz) 6:1, 7:5, Schultz (Niederlande) - Paradis (FRankreich) 6:2, 6:0, Hy (Kanada) - Wiesner (Österreich) 6:2, 6:2, Rehe (USA) - White (USA) 6:4, 6:4, Appelmans (Belgien) - Clare Wood (England) 6:3, 6:2..
1. Runde: Porwik (Heidelberg) - Gildemeister (Peru) 7:5, 7:5, Hack (München) - Fairbank (Südafrika) 7:5, 6:4, Seles (Jugoslawien/Nr. 1/TV) - Raymond (USA) 7:5, 6:0, VOLLEYBALL EM der Junioren in Poznan/Polen, Vorrunde, 4. Spieltag: Gruppe B: Italien - Ungarn 3:0 (15:7, 15:4, 15:5), Spanien - Türkei 3:0 (15:2, 15:7, 15:6), Griechenland - Deutschland 3:1 (13:15, 15:13, 15:11, 15:9).
FR: Sie haben nach jahrelangen Repressionen aus Rom im Juni Ihr Priesteramt an den Nagel gehängt und den Orden der Franziskaner verlassen. In der Begründung für diesen Schritt, schreiben Sie: Ich gebe den Kampf nicht auf, ich führe ihn auf andere Weise. Auf welche Weise?
Boff: Zunächst habe ich einen Lehrstuhl für Spiritualität und Ethik an der Staats-Universität von Rio de Janeiro bekommen. Ich habe dies nur angenommen unter der Bedingung, daß meine Vorlesungen für alle Studenten offen sind und die engagierten Laien und die Leute von den Basisgemeinden in Rio und Umgebung diese Vorlesung besuchen dürfen. Dies wurde akzeptiert und im kommenden Jahr beginne ich damit.
Außerdem werde ich als Berater für die Basisgemeinden und verschiedensten Menschenrechtszentren arbeiten. In dem Monat seit meinem Austritt aus dem Priesteramt und dem Orden, habe ich doppelt so viele Einladungen bekommen wie früher. Die Basis und die Kirche des Volkes hat meine Entscheidung gut verstanden. Ich habe Hunderte von Unterstützerbriefe bekommen - viele von Bischöfen und Erzbischöfen aus Brasilien, aus Equador, Bolivien, aus ganz Lateinamerika.
FR: Werden Sie auch Ihr Projekt mit den Straßenkindern fortsetzen?
Boff: Natürlich. Insgesamt sind 23 Millionen verlassene Kinder auf den Straßen, davon 90 Prozent schwarze Kinder. Jedes Wochenende werden in den großen Städten Brasiliens zehn, zwölf Kinder umgebracht. Oder sie verhungern, verschaffen sich das zum Überleben nötige Geld mit Drogenhandel oder prostituieren sich. Vor zwei Jahren haben wir in der Stadt Petropolis mit einem von Spendengeldern finanzierten Projekt begonnen, das 100 Kinder betreut. Heute gibt es fünf solcher Gruppen. Wir versuchen mit den Kindern zu spielen, sie zu alphabetisieren, ihnen ein wenig Geborgenheit zu geben, denn sie haben keine Hoffnung. Sie selbst erwarten oft, nicht älter als 25 Jahre zu werden. Wir wollen ihnen zeigen, daß auch sie Menschen und nicht nur Objekte der Ausbeutung sind. Ein Theologe muß sich da ins Leben einmischen. Das ist seine Verantwortung vor Gott. Nicht nur Bücher und Reflexionen.
FR: Ist die Solidarität, die sie erfahren haben, eine Absage an die katholische Kirche des Vatikans?
Boff: Ja, ich meine schon. Ein Bischof aus der Nähe von Rio - einer der engagiertesten Bischöfe für die afro-brasilianische Kultur, Mauro Morelli, - hat meinen Brief (mit der Begründung für den Ausstieg, d. R.) vervielfältigen und in allen Pfarreien und Basisgemeinden verteilen lassen. Und stellte dazu nur eine Frage: Inwieweit sind wir verantwortlich für unsere Kirche, daß es nicht soweit kommt, daß Leute, die mit uns gehen, auf andere Wege gezwungen werden? Das war nicht nur Kritik an Rom, sondern jeder Christ, jede Christin ist verantwortlich für die Kirche. Meine Entscheidung ist von den meisten als prophetische Geste gegenüber der starren, der arroganten Haltung Roms angesehen worden. Es gibt eine hierarchische institutionelle Kirche in Rom, die alles überwachen und kontrollieren will. Wir überwinden die Krise innerhalb der Kirche aber nur, wenn wir die Angst überwinden. Das Gegenteil von Glauben ist nicht Unglauben, sondern Angst. Und ich fürchte, daß in Rom allzuviel Angst herrscht.
FR: In jüngsten Meldungen hieß es, Sie wollen Vater werden?
Boff: Nein, diese Nachricht gehört zu einer üblen Kampagne konservativer Katholiken, die meine Entscheidung entpolitisieren und in den privaten Raum schieben wollen.
FR: Sie haben geschrieben, Sie wollen helfen, eine indo-afro-amerikanische Kirche zu schaffen. Was heißt das?
Boff: Wir wollen heute erst einmal, biologisch gesehen, daß sich unsere Kulturen in Südamerika vermehren können, daß die Indios wieder mehr Leute werden, sonst werden sie endgültig ausgerottet. Sie sollen das Christentum in ihre Werte und Strukturen einbeziehen, so wie die Europäer das in der Vergangenheit gemacht haben. Als Griechen, Römer oder Deutsche haben sie das Christentum assimiliert und sogar reduziert. Denn bestimmte Werte des Urchristentums sind nie richtig assimiliert worden. Wir wollen das selbe Recht wie die Europäer, nämlich in unseren Sprachen und in unseren Gebräuchen Gott loben und verehren.
FR: In den 70er Jahren waren die Menschen, die in der Theologie der Befreiung lebten, voller Hoffnungen. Doch diese haben sich nicht erfüllt. Im Gegenteil: Armut, Unterdrückung und Verschuldung sind enorm gewachsen. Ruinöser Kapitalismus und Neoliberalismus scheinen einen Sieg davon zu tragen. Muß sich die Befreiungstheologie neu besinnen?
Boff: Vor zehn Jahren waren wir arm, aber wir hatten Hoffnung. Und heute sind wir ärmer geworden und ohne Hoffnung. Und deswegen glaube ich, daß die Befreiungstheologie notwendiger ist, denn je. Weil sie von den leidenden Erfahrungen des Volkes und den noch bestehenden kolonialen Zusammenhängen ausgeht. Von dieser Unterdrückung müssen wir uns befreien. Wenn wir den christlichen Glauben übernehmen wollen, dann müssen wir diesen Glauben befreiend leben.
FR: Reicht das Evangelium als Handwerkszeug zur Veränderung der Welt?
Boff: Ich glaube nicht. Das Evangelium ist gut für Träume, für Visionen, für große Motivationen zum Handeln. Aber wenn wir konkret handeln sollen, müssen wir die Wirklichkeit analysieren mit guten marxistischen Kategorien, die die Mechanismen der Ausbeutung entziffern. Die Kultur des Westens ist eine Kultur des Todes, weil sie auf eine Anhäufung von materiellen Gütern konzentriert ist. Da ist nur der Wille zur Macht, zum Gewinn, zur Beherrschung der anderen. Dies alles macht uns zu Gefangenen dieser Zivilisation.
Wir sollten uns befreien, durch andere Formen des Lebens: die alten Kulturen, seien es die aus dem Osten oder seien es die großen Kulturen Lateinamerikas. Sie stellen andere Formen der Zivilisation dar. Bei steht nicht das Haben im Zentrum, das Anhäufen von Reichtum, sondern das Leben, die Zärtlichkeit des Lebens, das Gemeinschaftliche, die Erde als Verlängerung des Leibes, nicht als Produktionsmittel.
FR: Taugen die marxistischen Erklärungsmuster noch?
Boff: Eine Sache sind die theoretischen Instrumente, mit denen wir die Wirklichkeit sichtbar machen wollen. Eine ganz andere Sache sind die politischen Modelle, mit denen wir das Zusammenleben gestalten wollen. Ich möchte nicht polemisieren, ob Marx recht hat oder nicht. Mir ist wichtig zu zeigen, daß die Armut keine schuldlose Wirklichkeit ist, sondern daß die Armut Unterdrückung ist. Und das Große bei Marx war, daß er aufgedeckt hat, daß hinter der Armut, Mechanismen der politischen und wirtschaftlichen Ausbeutung stehen. Wir, die Armen, sind verdammt mit Marx zu arbeiten, um uns befreien zu können.
Die Europäer müssen sich von der Illusion lösen, daß sie die anderen nicht ausbeuten. Es wird nicht alles durch deutschen Fleiß gemacht, sondern es gibt zwischen Armut und Reichtum kausale Zusammenhänge.
FR: Die Basisgemeinden sind eine Organisationsform, im Kampf gegen die Unterdrückung. Gibt es auch andere Formen und ein Bewußtsein, sich politisch zu organisieren?
Boff: Wir haben in Südamerika viele soziale Bewegungen: Initiativen für das Wasser, Mütterinitiativen, die Bewegungen der Indianer, der Schwarzen, Stadtteilgruppen, Gewerkschaften, Menschenrechtszentren, mehr als 300 allein in Brasilien. Und die Basisgemeinden arbeiten mit all diesen Gruppen zusammen.
FR: Wie wird die Arbeit koordiniert?
Boff: Es gibt in Brasilien eine Zentrale der Volksbewegungen, die eine sehr große soziale Macht hat. Das ist keine politische Macht im Sinne von parteipolitischer Macht. Das Verhängnis ist, daß diese soziale Macht sich nicht in den Parteien ausdrücken kann. Diese sind sehr elitär. Sie beherrschen die politische Bühne. So daß sich keine richtige Demokratie, sondern nur eine "Demokratura" - also eine Demokratie unter der Vorhut des Militärs - entwickeln konnte. Und diese verhindert, daß die soziale Macht, die sich angehäuft hat, Veränderungen schaffen kann.
FR: Wie kann diese soziale Bewegung politischen Einfluß bekommen?
Boff: Eine Akkumulation von sozialer Kraft wird die Gesellschaft zu einem Kurswechsel bringen.
FR: Heißt das Revolution?
Boff: Nein, die Zeit der Großrevolutionen ist vorbei. Wir müssen um molekulare Revolutionen kämpfen. Das heißt, in allen Gruppen müssen wir das leben, was wir für die Gesamtgesellschaft wollen: Neue menschliche Beziehungen, neue Partizipationsmuster, neue Formen des Produzierens.
FR: In Nicaragua hat es diese Ansätze gegeben. Ist deren Zerstörung nicht ein niederschmetterndes Beispiel?
Boff: Nicaragua ist ein Sonderfall - so unterdrückt von den Amerikanern, daß es tatsächlich keinen eigenen Weg mehr gehen konnte. Das nicaraguanische Volk lebte unter den Sandinisten besser als die Mehrheit der Brasilianer.
Genauso ist es heute in Kuba. Trotz aller Schwierigkeiten. Das Leben in Kuba, was die Nahrung, Gesundheit, Schule anbelangt, ist für die Mehrheit der Bevölkerung viel besser, als irgendwo anders in Lateinamerika.
FR: Aber auch in Kuba werden Menschenrechte verletzt!
Boff: Aber die Kubaner sind freier von den Unterdrückungen, denen die meisten Lateinamerikaner ausgesetzt sind. Sicher die "Revolution des Hungers" ist in Kuba nie durch eine politische Revolution vervollkommnet worden. Es gibt eine Diktatur nur einer Partei. Aber was haben wir? Die Diktatur der bürgerlichen Parteien.
Ich habe mit Fidel Castro darüber diskutiert. Und er sagte mir: "Ich möchte gern mehr politische Freiheiten einführen, wenn ich nicht so im Maul des Wolfes wäre." Die USA sind nur eine halbe Flugstunde von Havanna entfernt. Aber es ist natürlich kein Grund, dem Volk auf Dauern die politischen Freiheiten zu verwehren. Mit dem brasilianischen Theologen Leonardo Boff sprach FR-Redakteurin Katharina Sperber.
Autobahn gesperrt
Zwei Fahrer
in Lkw schwer
che FRIEDRICHSDORF, 2. September. In Lebensgefahr schwebt der Fahrer eines Lastzugs aus Bielefeld, der am Mittwoch früh gegen 5 Uhr auf der Autobahn Kassel-Frankfurt in der Höhe von Friedrichsdorf auf einen haltenden Lkw auffuhr.
Der Mann wurde im Führerhaus eingeklemmt und konnte erst nach zwei Stunden von Feuerwehrleuten aus Bad Homburg und Friedrichsdorf geborgen werden. Mit schweren Fahrzeugen und Stahlseilen mußten sie die Trümmer auseinanderziehen. Auch ein Beifahrer, der in der Schlafkabine gelegen hatte, konnte erst nach 45 Minuten schwer verletzt befreit werden.
Zu dem Unfall war es, so die Autobahnpolizei, nach einer Karambolage zwischen einem Auto und einem Lkw gekommen. Um die Unfallstelle abzusichern, hatte ein Lastzug angehalten, auf den ein dritter aufprallte. Die Autobahn mußte gesperrt werden, was einen 20-Kilometer- Stau zur Folge hatte. Auch in weiten Bereichen von Friedberg und Bad Homburg brach der Berufsverkehr zusammen.
Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 93); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); Lükke TPT - Gemeinschaftsbilder (bis 23. 9.); Oskar Kokoschka & Alma Mahler - "Die Puppe: Epilog einer Passion" (bis 18. 10.).
Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do., 19 Uhr.
Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Szenenwechsel "7 neue Räume - Balkenhol, Flinzer, Slominiski, Artschwager/Nauman/Ruscha/Trockel, Bayrle, Cahn, Klemm" (bis Okt./Dez.); Sonderausstellung "United Colors of Benetton" (bis 22. 9.).
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr, Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellungen "Urpferdchen und Krokodile - Messel vor 50 Millionen Jahren"; "Fossilien aus Libanon"; "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten".
Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z. geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, Sa., 14 Uhr, So., 11 Uhr, sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 33 71; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellung "Anne in Frankfurt" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Außereuropäische Lauten - Werkzeug und Kunstwerk" (bis 4. 10.); Sonderausstellung "Werkstätten der Humanität - 250 Jahre Freimaurer in Frankfurt" (bis 6. 9.);
Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.
Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten.
Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.
Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Schmuckausstellung "Antike" (bis Ende 92); Sonderausstellung "Goertz Design New York" (bis 20. 9.).
Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 2 12 - 3 88 30: Bibliothek Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr, Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen; Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.
Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212-38471: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; Dauerausstellung "Von der Urhütte zum Wolkenkratzer"; "Moderne Architektur in Deutschland 1900-1950. Reform und Tradition" (bis 29. 11.); "Hans Scharoun" (bis auf weiteres).
Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.
Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr, in der Dauer-, sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950).
Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 358 96: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Dauerausstellung.
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So. 10-17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellungen - "Fremdes Geld" & "Gold aus Mali" (bis 11. 10.).
Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Die Künstlerpostkarte - "Von den Anfängen bis zur Gegenwart" (bis 13. 9.).
Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Tel. 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Christoph Heinrich Kniep - "Zeichner an Goethes Seite" (bis 27. 9.); Autographen der Goethezeit (bis 31. 8.).
Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellungen "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts" und "Leben und Werk des Mundartautors und Satirikers Friedrich Stoltze"; Sonderausstellung "Über Schnaken, Käwwern und immergrüne Blätter zum Gelbärgern - der Zeitungsmann Adolf Stoltze" (bis 30. 10.).
Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".
Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U-Bahn".
Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr, bei Fahrbetrieb 10 bis 17 Uhr, Fahrtag am 6. und 27. September.
Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".
Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr; Ausstellung "Kinder aus Rußland zeichnen ,Struwwelpeter' neu" (bis 31. 10.).
FRIEDRICHSDORF. In Lebensgefahr schwebt der Fahrer eines Sattelschleppers aus Bielefeld, der am Mittwoch gegen 5 Uhr auf der Autobahn Kassel - Frankfurt in der Höhe von Friedrichsdorf auf einen vor ihm haltenden Lastzug auffuhr. Der Mann wurde dabei so unglücklich im Führerhaus eingeklemmt, daß er erst nach zwei Stunden geborgen werden konnte. Auch sein Beifahrer erlitt schwere Verletzungen.
In einer dramatischen Rettungsaktion mußten vier schwere Feuerwehrfahrzeuge mit Stahlseilen die Trümmer des Führerhauses auseinander ziehen, ehe die Helfer den Fahrer befreien konnten. Die Feuerwehren Bad Homburg-Stadt und Köppern waren mit neun Fahrzeugen und 31 Mann ausgerückt. Der Beifahrer, der in der Schlafkabine gelegen hatte, konnte nach 45 Minuten geborgen werden.
Zu dem Unfall war es laut Auskunft der Autobahnpolizei nach einer relativ harmlosen Karambolage zwischen einem Auto, an dem ein Reifen geplatzt war, und einem weiteren Lastzug gekommen. Um diese Unfallstelle abzusichern, hatte ein zweiter Lastzug angehalten, auf den der dritte mit voller Wucht aufprallte. Warum dessen Fahrer das Hindernis nicht erkannte, ist unklar. Der Fahrtenschreiber wurde sichergestellt. Den Schaden an den Fahrzeugen schätzte die Polizei auf rund 250 000 Mark.
Während der Rettungsarbeiten mußte die Autobahn Kassel - Frankfurt mehrmals voll gesperrt werden. Der Verkehr staute sich auf sich einer Länge von rund 20 Kilometern. Auf den Umleitungsrouten im Raum Bad Homburg/Friedrichsdorf brach der morgendliche Berufsverkehr zusammen. Tausende kamen zu spät zur Arbeit. che
WETTERAUKREIS. In Lebensgefahr schwebt der Fahrer eines Lastzugs aus Bielefeld, der am Mittwochmorgen gegen 5 Uhr auf der Autobahn Kassel-Frankfurt in der Höhe von Friedrichsdorf auf einen vor ihm haltenden Lastzug fuhr. Der Mann wurde dabei bei vollem Bewußtsein so unglücklich im Führerhaus eingeklemmt, daß er erst nach zwei Stunden geborgen werden konnte. Vier schwere Feuerwehrfahrzeuge mußten dazu mit Stahlseilen die Trümmer des Führerhauses auseinander ziehen.
Auch sein Beifahrer, der in der Schlafkabine gelegen hatte, konnte erst nach 45 Minuten mit Hilfe von Rettungsscheren und Spreizern ebenfalls schwer verletzt aus den Trümmern befreit und ins Krankenhaus gebracht werden.
Zu dem Unfall war es laut Auskunft der Autobahnpolizei nach einer relativ harmlosen Karambolage zwischen einem Auto und einem weiteren Lastzug gekommen. Um diese Unfallstelle abzusichern, hatte ein zweiter Lastzug angehalten, auf den der dritte mit voller Wucht aufprallte.
Während der Rettungsarbeiten mußte die Autobahn mehrmals gesperrt werden. Der Verkehr staute sich auf einer Länge von rund 20 Kilometern. In weiten Teilen der Wetterau und des Hochtaunuskreises brach der morgendliche Berufsverkehr zusammen. Tausende kamen zu spät zur Arbeit. che
Die Bücherei überlebte den Videoboom Walldorf an der Werra: Freude über ein dickes Geschenkpaket aus Südhessen Von unserem Redaktionsmitglied Christina Wallenda WALLDORF AN DER WERRA. Vor der Wende war die Bücherei in der 2500-Seelen-Gemeinde konkurrenzlos. Das gemessen an der Größe der thüringischen Gemeinde durchaus ansehnliche Angebot lockte zu DDR- Zeiten noch durchschnittlich 500 Leser an. Nach der Wende gab es einen glatten Einbruch. Die Leselust sank rapide, als gleich vier Videotheken um Publikum buhlten. "Das haben wir ganz schön gemerkt", erinnert sich Büchereileiterin Kerstin Braun. Doch die bewegten Bilder vermochten sich gegen das gedruckte Wort nicht zu behaupten: Drei Läden haben wieder dichtgemacht - die Bibliothek verzeichnet verstärkten Zulauf. Auswahl gibt's genügend: 8600 Bücher, Musikkassetten und Schallplatten können ausgeliehen werden. Die Renner sind Sachbücher. Entsprechend groß war die Freude bei Kerstin Braun, als sie am Dienstag ein stattliches Geschenkpaket aus Mörfelden-Walldorf überreicht bekam. Mit zwei bis obenhin vollgepackten Bücherkisten im Kofferraum hatten sich Mörfeldens Büchereileiterin Eleonore Frank und Erster Stadtrat Hans-Jürgen Vorndran zum städtischen Namensvetter an der Werra begeben. 66 Fach- und Sachbücher im Wert von etwa 1700 Mark können jetzt in die Bestände der dortigen Bücherei einsortiert werden. Das Geld für die Spende kam durch einen Bücherflohmarkt in Mörfelden und einen Zuschuß der Stadt zusammen. Ihm habe imponiert, daß das ehemaligen DDR-Städtchen seine Bibliothek auch in den jetzt schwierigen Zeiten offenhalte, erklärte Vorndran.
"Das sind alles Sachen, die gefehlt haben und immer wieder nachgefragt wurden", erklärt beim Durchstöbern der Kisten Kerstin Braun, die sich zusammen mit einer Kollegin eine 1 1/4-Stelle teilt. Für Neuanschaffungen fehlt der Gemeinde nämlich das Geld. Walldorfs sozialdemokratischer Bürgermeister Frank Nürnberger ist schon froh, wenn die Bücherei überhaupt bestehen bleibt. Um so willkommener sind Spenden: "Wir sind dankbar für jede Mark", meint er, der alles daransetzt, die in den ehemaligen Räumen einer Kinderkrippe untergebrachte Einrichtung zu erhalten.
Zwar hat die Stadt nach Auskunft Vorndrans der Gemeinde Hilfe angeboten, doch die Thüringer hielten sich zurück. Vorndran kennt den Grund: "Die haben eine Partnerschaft mit Walldorf / Wiesloch." Was Bürgermeister Nürnberger auch offen und ohne viel Drumherum sagt: "Da bestehen auf allen Ebenen Kontakte." Die Bande zum hessischen Walldorf sind lockerer - aber, so meint Vorndran, "ich finde schon, daß man Verbindung halten, sich austauschen und gegebenenfalls auch helfen sollte".
Wie jetzt mit der Spende für die Bücherei. Sie ist bei weitem nicht das einzige Problem, mit dem sich Walldorfs Gemeindeoberhaupt herumschlagen muß, wenngleich inzwischen vieles in Gang gekommen ist. Was Nürnberger im Moment vor allem drückt, fällt unter das Stichwort "Rückgabe vor Entschädigung" - und auf Walldorfer Gemarkung finden sich eine ganze Reihe von Grundstücken, auf die Anrechte angemeldet wurden.
Was ihm aber noch mehr Kopfzerbrechen macht, ist das örtliche Gewerbe. Ideen sind zwar da, doch umgesetzt werden können sie nicht immer: "Probleme gibt es überall da, wo die Treuhand drinsteckt. Da passiert einfach nichts."
Sein Beispiel: Das Gelände des ehemaligen LPG-Kombinates. Die Gemeinde hat durchaus Pläne, was mit dem Areal geschehen könnte, kommt aber nicht zu Potte: "Die von der Treuhand haben's bis heute nicht geschafft, eine Vermögenstrennung durchzuführen", kritisiert Nürnberger und fügt hinzu: "Ich hab' manchmal den Eindruck, als ob da ganz bewußt gebremst wird." Mit fatalen Folgen: Weil die Behörden sich mit ihrer Entscheidung Zeit lassen, steht beispielsweise die Existenz eines mittelständischen Betriebes am Ort auf der Kippe.
Trotzdem sieht Nürnberger seine Gemeinde im Aufwind. Zwar gibt es - vor allem im Bereich Straßenbau und Stadtsanierung - einiges zu tun, doch läßt sich das angesichts eines schmalen, knapp fünf Millionen umfassenden Etats nicht von heute auf morgen verwirklichen, zumal auch die Verwaltung noch unter erschwerten und räumlich beengten Verhältnissen arbeitet.
Immerhin hat sich wirtschaftlich schon einiges bewegt. Auf dem Gelände der ehemaligen Betonplattenfabrik, zu DDR- Zeiten Walldorfs Hauptarbeitgeber, bei dem auch der heute Rathauschef seine Brötchen verdiente, bevor er nach der Wende die örtliche SPD mitbegründete und schließlich zum Bürgermeister avancierte, haben sich inzwischen vom Großbetrieb über Dienstleistungsanbieter bis zu mittelständischen Handwerksbetrieben eine Reihe von Arbeitgebern, darunter auch das Bundeszollamt, niedergelassen. Nürnberger: "Böse Zungen behaupten zwar das Gegenteil, aber ich bin insgesamt mit unserer Situation zufrieden."
HÖCHST. Mit einem roten Boxhandschuh wirbt das Frauenreferat für seine Kampagne "Frauen nehmen sich die Stadt". Das Symbol für Frauenpower gilt besonders den Stadtteilen, denn die sind laut Mitorganisatorin Heike Kamp "frauenpolitisches Entwicklungsgebiet". Deshalb hilft sie zusammen mit ihrer Kollegin Sybille Gottlob, Frauengruppen außerhalb der City aufzubauen. Zum Beispiel in Höchst, wo sich die Frauen am Dienstag abend zum fünften Mal trafen.
"Höchst erfraulich" haben sich die Höchsterinnen getauft, das Fazit ihrer bisherigen Treffen ist allerdings nicht höchst erfreulich. Bei der Suche nach "Wohlfühlplätzen" in ihrem Stadtteil fanden sie bei einem nächtlichen Spaziergang wenig. Im Gegenteil: Der Stadtpark, der gesamte Bahnhofsbereich und die Kranengasse am Bolongaropalast sind für Höchsterinnen unsichere Orte. Auch die Bolongarostraße gehört dazu, obwohl dort die Polizeiwache ist.
Das Stichwort Polizei war bei den Treffen ohnehin ein Dauerbrenner. "Auf der Höchster Wache herrscht ein frauenfeindliches Klima", kritisieren die Frauen. Sie fühlen sich nicht ernstgenommen, wenn sie mit den Beamten sprechen. Egal, ob es ums falsche Parken oder um unsichere Situationen in der Stadt geht. Eine Frau beklagte, sie habe nach einer sexuellen Nötigung nicht mit einer Beamtin sprechen können.
Auf solche Vorwürfe reagiert Jürgen Mursch vom zuständigen Polizeirevier überrascht: "Bisher hat sich keine Betroffene bei mir beschwert." Der stellvertretende Dienststellenleiter hat die Devise ausgegeben: "Frauen sollen sich bei ihrer Polizei sicher und ernstgenommen fühlen." Dazu gehöre, daß nach sexuellen Gewalttaten eine der sechs Polizistinnen mit der Frau spreche - vorausgesetzt eine Beamtin habe Dienst. Falls Frauen etwas anderes erlebt hätten, bietet Mursch an: "Ich bin jederzeit zu einem Gespräch bereit."
Ein Treffen mit der Polizei hatte sich "Höchst erfraulich" auch schon auf ihre Ideenliste geschrieben. Außer solchen Gesprächen und Workshops hat sich die Gruppe vor allem eins vorgenommen: den Kontakt unter den Höchsterinnen auszubauen. "Die Kommunikation war bislang gleich null", sagt Karen Lewis, und Christine Maurer erklärt auch, warum: "Ohne festen Raum kein Austausch."
In der Tat liest sich die Liste der Orte, an denen die Frauen sich bisher getroffen haben, wie ein Stadtspiel: von der Gebeschusstraße nach Alt-Höchst, vom St. Josephsgemeindehaus zum Kinderhaus und wieder zurück. Für jede Veranstaltung muß um einen Raum gebettelt werden, weil ein fester Treffpunkt fehlt. Nur einen Vorteil bietet die Pendelei zwangsläufig: Kontakte zu anderen Gruppen werden geknüpft, etwa zur Senioreninitiative. Mit ihr sind Fahrten ins Theater oder zu Filmen nach Frankfurt geplant. Und es kommt schon mal vor, daß sich ein Hausmeister zu den Frauen gesellt und sagt: "Ich hab nix gegen Frauen - wenn sie sachlich sind."
Und die Höchsterinnen haben grundsätzlich nichts gegen Männer. Für sensible Gespräche bleiben sie aber lieber unter sich. Und auch, wenn es darum geht, neue Mitglieder für die Gruppe anzusprechen - wie beim Frauenpicknick im Brüningpark am 19. September. Deshalb darf ein Spülmobil nur dann zum Picknick kommen, wenn keine Männer am Spülbecken stehen. clk
NEU-ISENBURG · DREIEICH · LANGEN · EGELSBACH V
Vassilis P. ist glücklich geschieden. In diesem Frühjahr ließ der 45jährige Athener Elektroingenieur seine vor zwölf Jahren geschlossene Ehe annullieren. Der Scheidungsrichter sprach ihm das Sorgerecht für die drei Kinder zu, nachdem sich die Ehefrau Maria für unfähig und nicht willens erklärte, den Nachwuchs zu versorgen. Doch trotz der Scheidung lebt die fünfköpfige Familie weiter harmonisch unter einem Dach, Vassilis und Maria verstehen sich so gut wie eh und je. Einziger Unterschied zu früher: Vassilis, zuvor beschäftigt bei den staatlichen Elektrizitätswerken, ist jetzt pensioniert. Der junge Frührentner machte von einer gesetzlichen Möglichkeit Gebrauch, die es Witwern und geschiedenen Eheleuten mit drei und mehr Kindern gestattet, sich bereits nach zwanzig Berufsjahren im Staatsdienst in den Ruhestand versetzen zu lassen.
Die lukrative Regelung gehört zu den vielen Merkwürdigkeiten des griechischen Sozialversicherungssystems. Und wie der Elektroingenieur, der inzwischen zusätzlich zu seiner stattlichen Pension das Gehalt aus einem Zweitjob kassiert, machen immer mehr Hellenen von den zahlreichen Schlupflöchern Gebrauch. So können Frauen im öffentlichen Dienst mit etwas Geschick schon nach fünfzehn Dienstjahren eine Rente kassieren - unabhängig vom Lebensalter. Spätestens nach 35 Jahren hat jeder Staatsdiener Anspruch auf ein Ruhegeld, dessen Höhe mitunter erheblich über dem letzten Bruttogehalt liegen kann.
Von solchen Privilegien müssen die rund 650 000 Beschäftigten in Griechenlands öffentlichem Dienst nun Abschied nehmen. Denn die Rentenkassen sind in den vergangenen Jahren dermaßen in die roten Zahlen gerutscht, daß die Zukunft des Sozialversicherungssystems auf dem Spiel steht. Jetzt zieht die konservative Athener Regierung die Notbremse. Mit einer Rentenreform, die derzeit im Eildurchgang durchs Parlament gebracht wird, soll kurzfristig die Zahlungsfähigkeit der Kassen sichergestellt und langfristig ihre Sanierung eingeleitet werden.
Einschnitte sind tatsächlich unausweichlich. Während die mit Abstand größte staatliche Sozialversicherungskasse IKA noch 1980 einen bescheidenen Überschuß von umgerechnet neun Millionen Mark erwirtschaftete, häufte sie in den acht Regierungsjahren des Sozialisten Andreas Papandreou schwindelerregende Fehlbeträge an. Großzügig griffen die Sozialisten in die Kassen und erhöhten die Renten. Vor allem verdiente Parteigenossen wurden mit Ruhegeldern bedacht. "Widerstandskämpfer" bekamen Renten zugeschanzt, auch wenn sie während der Besatzungsjahre noch in den Windeln gelegen hatten. Sprunghaft stieg unter Papandreou auch die Zahl jener, die Behindertenrenten beziehen. Ihr Anteil macht unter den Versicherten der Sozialversicherungsanstalt IKA mittlerweile 25 Prozent aus, dreimal soviel wie im EG-Durchschnitt.
Das alles kam die Steuerzahler teuer zu stehen: noch 1980 entsprach die Summe aller Rentenzahlungen knapp 9,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. 1989, bei Papandreous Abschied, waren es bereits knapp 17 Prozent. Aus wahltaktischem Kalkül wagten es die Sozialisten freilich nicht, die Sozialversicherungsbeiträge entsprechend anzuheben. So wuchsen die Defizite ständig an. 1981 fehlten in der IKA-Bilanz umgerechnet 300 Millionen Mark, 1990 waren es bereits drei Milliarden. Während der Regierungsjahre des Andreas Papandreou mußte die größte Versicherungsanstalt des Landes Kredite in Höhe von fast zwanzig Milliarden Mark aufnehmen. Die von den fünf größten staatlichen Sozialversicherungsträgern ausgewiesenen Verluste entsprechen derzeit etwa zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Immerhin rund die Hälfte aller öffentlichen Haushaltsdefizite geht auf das Konto der zerrütteten Rentenkassen.
Wird so weitergewirtschaftet wie bisher, würden schon die demographischen Trends für einen baldigen Zusammenbruch der Sozialversicherung sorgen: immer weniger Beitragszahler müssen für immer mehr Rentner aufkommen. Angesichts dieser Perspektiven und der chronischen Krise der Staatsfinanzen kann es sich Griechenland kaum länger leisten, daß frühzeitig pensionierte Staatsdiener als rüstige Mittfünfziger zu Zehntausenden in den Kaffeehäusern herumsitzen und tagein, tagaus Tavli spielen.
Die jetzt von den Konservativen vorgelegte Rentenreform bringt spürbare Einschränkungen jener haarsträubenden Privilegien, derentwegen bisher den meisten Hellenen die praktisch unkündbaren Jobs im Staatsdienst als besonders erstrebenswert galten. Stufenweise soll das Rentenalter auf 65 Jahre angehoben werden. Die Ruhegelder, die bisher unter Umständen ein Mehrfaches des Gehalts ausmachen konnten, sollen auf höchstens 80 Prozent der letzten Bezüge begrenzt und außerdem besteuert werden. Die Beschäftigten im öffentlichen Dienst müssen überdies von der Vorstellung Abstand nehmen, daß andere für ihre Renten aufkommen: bisher zahlten die Staatsdiener lediglich einen symbolischen Arbeitnehmeranteil von einem Prozent des Bruttolohns in die Rentenkasse. Diese Abzüge sollen binnen der nächsten drei Jahre auf elf Prozent angehoben werden.
Bereits im kommenden Jahr hofft Wirtschafts- und Finanzminister Stefanos Manos dank der Rentenreform umgerechnet rund zwei Milliarden Mark im Staatshaushalt einsparen zu können. Die überwiegend von den oppositionellen Sozialisten kontrollierten Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes allerdings laufen Sturm gegen die Reform. Der Streit um die Renten beschert dem Land nun die massivste Streikwelle seit dem Amtsantritt der konservativen Regierung vor zweieinhalb Jahren.
Oppositionschef Papandreou hofft bereits auf eine Rückkehr an die Macht: er will den konservativen Ministerpräsidenten Kostas Mitsotakis aus dem Amt hebeln und noch in diesem Herbst vorzeitige Neuwahlen herbeiführen. Für den Fall seines Wahlsiegs verspricht Papandreou den Griechen bereits wieder eine fette Belohnung: die Rentenreform der Konservativen soll gekippt werden, die Ruhegelder sollen wieder wachsen, von den Konservativen entlassene Staatsdiener wieder eingestellt werden. Wie er seine milliardenschweren Wahlgeschenke bezahlen will, verrät der Athener Oppositionschef allerdings bisher nicht.
GERD HÖHLER
Am Mittwoch, dem 2. September 1992, weckte mich mein Radiowecker um fünf Minuten vor sieben. Meine Frau schlief noch. Draußen hatte es 13 Grad. Ich weckte die Kinder und machte ihnen Frühstück, während ich Nachrichten hörte: Cornflakes für Ann-Christina, Haferbrei für Stephan und Benjamin, dazu warmer Kakao. Ich selbst nahm Joghurt und Tee und Mischbrot mit Schinken. Im Radio hörten wir Popmusik. Kurz vor acht gingen die Kinder zur Schule (in den Eßpaketen: Salamibrot, Gurke, eine Nektarine und Apfelsaft) und ich unter die Dusche.
Viertel vor neun nahm ich zwei Morgenzeitungen aus dem Briefkasten, die ein Bote dort im Morgengrauen eingeworfen hatte, schwang mich aufs Fahrrad (blau, uralt) und fuhr zur S-Bahn- Station. Um 8.52 kam meine S-Bahn der Linie H. Das Ticket in die Stadt kostete 15 Kronen. Nach 31 Minuten ereignisloser Fahrt, während der ich bis zum Sportteil von Berlingske Tidende vordrang, hielt der Zug auf der zentralen Nörreport-Station, von wo ich noch zehn Minuten zu Fuß ins Büro habe.
Wen das interessiert? Nun, zum Beispiel meine Nachkommen in 200 Jahren. Das meint zumindest das Kopenhagener Nationalmuseum, und deshalb bat es alle Dänen, am 2. September ausnahmsweise Tagebuch zu schreiben: genau festzuhalten, was sie an diesem Tag so treiben, was sie anziehen und was sie essen, was sie arbeiten und was Heute telefoniert man, da bleibt nichts übrig sie einkaufen, und die Aufzeichnungen ohne Rücksicht auf Stilblüten und Kommasetzung den Forschern zu überlassen. "Früher haben die Leute Briefe und Tagebücher geschrieben, aus denen wir heute eine Menge über ihr Leben herauslesen können", sagt die Ethnologin Mette Skovgaard. "Heute telefoniert man, und für die Nachwelt bleibt nichts."
Diesem Manko sollte an einem einzigen Tag abgeholfen werden. Wochenlang wurden die Dänen in Radiospots auf den Stichtag vorbereitet. Faltblätter lagen in Bibliotheken und Museen aus und warben für die gute Sache. Und die Dänen spielten mit. Jedenfalls hatte die zuständige Abteilung des Nationalmuseums schon tags zuvor so viele interessierte Anrufe registriert, daß die dort Arbeitenden am Erfolg der Kampagne nicht mehr zweifelten. Zumindest 10 000 Tagebuchblätter sollen in den nächsten Tagen im Museum eintreffen, wo jedes einzelne registriert, ausgewertet und archiviert werden wird. Und wenn im Jahre 2192 ein Zukunfts-Ethnologe wissen will, was die Kopenhagener 200 Jahre zuvor auf ihr Mittagsbrot strichen, kann er die Mappen hervorholen und herausfinden, daß es Leberpastete war.
Besonders interessante Spitzfindigkeiten aus dem Dänenleben sollen jedoch auch den Zeitgenossen nicht vorenthalten bleiben. Der dänische Rundfunk will aus dem Material Collagen basteln, und ein repräsentativer 2. September-Querschnitt soll auch in Buchform erscheinen. Niemand braucht Angst zu haben, daß sich Dänemark auf seine Kosten lustig macht: die Forscher geloben, nichts zu veröffentlichen, nicht einmal ohne Namensnennung, ohne zuvor ausdrücklich die Zustimmung der Autoren eingeholt zu haben.
Aus den Anrufen und Briefen, die schon im vorhinein im Nationalmuseum eintrafen, glauben dessen Forscher ein äußerst weitgestreutes Interesse herauslesen zu können: Vertreter aller Bevölkerungsschichten würden am Abend des 2. September der Nachwelt zuliebe ein Tagebuch verfaßt haben. Und die meisten hätten die Sache ernst genommen und ihren wirklichen Alltag beschrieben, meint die Nationalsmuseums-Mitarbeiterin Inger Windelin. Ein paar freilich hätten wohl auch ein Wunschleben erdichtet, glaubt sie: "Doch auch ihre Flunkereien sagen etwas über den Gemütszustand von Dänemark 1992 aus."
HANNES GAMILLSCHEG
KREIS GROSS-GERAU. Anläßlich des hessenweiten "Tag der offenen Tür für Kulturdenkmäler" ist die zentrale Veranstaltung im Kreis für Sonntag, 6. September, im "Goldenen Apfel" in Mörfelden vorgesehen, wenn ab 9.30 Uhr der Denkmalbeirat öffentlich tagt. Nach einem Referat des Ersten Kreisbeigeordneten Baldur Schmitt wird Professor Ernst Erich Metzner (Rüsselsheim) über "Aufgaben, Hemmnisse und Leistungen der praktischen Denkmalschutzarbeit in der Region" sprechen.
Geplant ist auch ein Rundgang in der renovierten Hofreite, in der unter anderem das Heimatmuseum untergebracht ist. Ferner wird erstmals im Kreis die "vorläufige Liste der denkmalgeschützten Liegenschaften" und die darauf aufgenommenen Gebäude öffentlich und detailliert vorgestellt. Bedeutsam ist dies unter anderem für Bauherren und Architekten, deren Projekte von Belangen des Denkmalschutzes tangiert werden.
Im Kreis gibt es weitere Veranstaltungen. Bei individueller Spurensuche sollen die Bürger sich vor Ort über das kulturelle Erbe der Region informieren können:
Mörfelden-Walldorf. Die Arbeitsgemeinschaft für Walldorfer Geschichte (AWG) am Sonntag zur Radtour ein. Es werden historisch bedeutsame Punkte in der Gemarkung angesteuert: das Museum, die alte Gemarkungsgrenze zwischen "Mörfelder Therminey" und "Gundhof", die katholische Kirche und das Rathaus. Die erste Gruppe wird von Walter Gahn geleitet und beginnt um 10.30 Uhr, der zweite Trupp zieht unter Führung von Karl-Heinz Kubb um 14.30 Uhr los. Treffpunkt: jeweils an der alten Waldenserkirche. In der Neutra-Siedlung in Walldorf findet am Sonntag ein Rundgang statt. Die Kunsthistorikerin Brigitte Klebac wird den als kulturhistorisch wertvolles Kleinod geltenden Wohnbereich vorstellen. Treffpunkt: 16.30 Uhr an der Ecke Hundertmorgenring / Finkenweg.
Büttelborn. Am Samstag, 5. September, 10.30 Uhr, lädt die Gemeinde zum Rundgang im und ums historische Rathaus (auch Start der Exkursion), zur evangelischen Kirche und zu Fachwerkhäusern.
Groß-Gerau. Gewürdigt wird das landesweite Programm am Freitag, 4. September, 20 Uhr, im Stadtmuseum mit dem Konzert des Instrumentalensembles "La Band Palatina".
Nauheim. Ab Heimatmuseum startet am Sonntag, 14.30 Uhr, eine Führung von Harald Hock durch den alten Ortskern und das historische Rathaus.
Raunheim. Geöffnet ist am Sonntag von 11 bis 15 Uhr die alte Mönchhofkapelle auf dem Caltex-Gelände. Die Einfahrt erfolgt von der Bundesstraße 43 her übers Firmenterrain. Es werden Führungen von Mitgliedern des Heimatvereins angeboten, auch zum angrenzenden historischen Friedhofsgelände.
Riedstadt. Schwerpunkt ist im Ortsteil Erfelden, Neugasse 43, die ehemalgie jüdische Synagoge, die derzeit restauriert und zum Dokumentationszentrum umgebaut wird. Geöffnet sind die Pforten von 11 bis 17 Uhr; um 15 Uhr gibt es die Dia-Vorführung "Bauen mit der Natur".
Trebur. Durch den historischen Ortskern führen am Sonntag zwei 45-Minuten-Exkursionen. Treffpunkt: 10.45 und 14.15 Uhr am alten Rathaus. cas
STOCKSTADT. Er steht: Der neue "Förderverein Hofgut Guntershausen - im Naturschutzgebiet Kühkopf-Knoblochsaue" hat sich gegründet. An die Spitze des einstimmig gekürten Vorstandes wurde Stockstadts Bürgermeister Klaus Horst gewählt, an die des zusätzlichen Kuratoriums der frühere Landrat Willi Blodt. Oberstes Ziel des neuen Fördervereins: Erhalt und Renovierung des unter Denkmalschutz stehenden Verwalterhauses im ehemaligen Hofgut Guntershausen auf der Altrheininsel Kühkopf.
Mit der Vereinsgründung soll ein vernünftiges Überleben des seit Jahren leerstehenden und heruntergekommenen Gebäudes garantiert werden. Eine multifunktionale Nutzung ist im Gespräch. Demnächst wird sich auch der Kreistag des Themas nochmals annehmen, nachdem ein CDU-Antrag dazu auf dem Tisch liegt. Der Förderverein hat bei seinem Vorhaben jetzt wenigstens einigermaßen gesicherten Boden unter den Füßen: Im hessischen Landeshaushalt sind für die Renovierung des Verwalterhauses 98 000 Mark eingeplant.
Darüber hinaus will der Verein den Naturschutzgedanken im dortigen Europa- Reservat fördern. Dafür soll ein Informationszentrum geschaffen werden, das sich mit der Auenlandschaft des Kühkopfes, mit Umweltpädagogik sowie Kultur und Geschichte im ländlichen Raum beschäftigt. Die umweltpädagogische Arbeit soll durch Vertreter der TH Darmstadt, Abteilung Biologie, Volkshochschulen und allgemeinbildende Schulen abgesichert werden. Interesse an Mitarbeit haben das Hessische Naturschutzzentrum und das WWF-Aueninstitut erkennen lassen.
Dem für die Vereinsgeschäfte zuständigen Vorstand gehören außer Bürgermeister Horst noch an: Gerhard Kraft (zweiter Vorsitzender), Klaus-Dieter Henninger (Geschäftsführer) und Gerold Bielohlawek-Hübel (Schriftführer) und sieben Beisitzer/innen.
Der Verein sucht noch Mitstreiter: Interessenten wenden sich direkt - mit einem frankierten Rückumschlag - ans Rathaus in 6081 Stockstadt.
Dem Kuratorium um Willi Blodt, das den Verein unterstützt, gehören an: Vertreter der an das Naturschutzgebiet grenzenden Kommunen, der Kreistagsfraktionen, Ministerien, Naturschutzverbände, Denkmalpflege, des Forstamtes und verschiedener Geldinstitute. cas
Einführung in die astrologische Psychologie
WÖLLSTADT. In die Denkweise und Geschichte der Astrologie führt ein Kurs "Einführung in die astrologische Psychologie" ein, der vom Verein "Wege zum Selbst" für Oktober in Karben vorgesehen ist. Voraussetzung ist, daß sich genügend Teilnehmer/innen bei Monika Lube-Schulze, Telefon 0 60 34/31 04 anmelden. de
HOCHHEIM. Gut drei Kilo schwer, mehr als 600 Seiten dick und sorgsam auf zwei Ordner verteilt - am Dienstag abend lag im Hochheimer Hof auf dem Tisch, woraus Skandale werden können: die Dyckerhoff-Akten. Sie zu durchforsten, die Hintergründe für den Vertrag zwischen Stadt und Unternehmen aufzudecken, das langjährige Schweigen der CDU-Bürgermeister Gensch und Zintel zu ergründen - das haben sich die zehn Mitglieder des "Ausschusses zur Akteneinsicht" für die nächsten Wochen vorgenommen. In nichtöffentlicher Sitzung wollen sie fraktionsweise Einblick nehmen. Zunächst, so Carl-Michael Baumann (CDU), "ist das eine Lesestunde".
Was der Ausschuß zu Gesicht bekommen wird, sind Dokumente eines Vertrages, der die Stadt teuer zu stehen kommen kann: Vor 17 Jahren gaben Magistrat und Parlament der Firma Dyckerhoff eine Zusage, die den leeren Stadtkassen drei Millionen Mark bescherte. Im Gegenzug sollten die planungsrechtlichen Voraussetzungen für den Abbau von Kalkmergel im Osten der Stadt geschaffen werden. Doch den entsprechenden Bebauungsplan stellten die Hochheimer Politiker niemals auf. Und damit trat der zweite Teil des Vetrages in Kraft: Das Geschenk wurde nach drei Jahren in ein Darlehen umgewidmet. Dyckerhoff schickte der Verwaltung fortan die Zinsrechnung - und die ist inzwischen auf 2,7 Millionen Mark angewachsen. Gezahlt aber wurde bislang kein Pfennig. Anfang Juni beschloß das Parlament, die Stadt möge aus dem Vertrag aussteigen. Rückabwicklung nennt sich das im Juristen-Deutsch. Versucht werden soll zudem, den Deal um Millionen rückgängig zu machen, ohne dafür eine müde Mark zu zahlen. Dabei will sich Hochheim auf ein Rechtsgutachten stützen. Die Juristen nämlich kommen zu dem Schluß, der Vertrag sei sittenwidrig und somit ungültig. Folglich seien auch die Zinsforderungen nichtig.
"Wie konnte es zu so einem Vertrag kommen?" Diese Frage von Peter Wegener (CDU) versucht der Aktenausschuß zu beantworten - nach Auffassung der SPD möglichst bald. Helmut Haacke: "Wir sollten schnell durch die umfangreiche Angelegenheit gehen."
Aber sind die Unterlagen überhaupt komplett? Gibt es weitere Schriftstücke? Bürgermeister Harald Schindler: "Die Akten beginnen Anfang der 70er Jahre und enden mit dem letzten Schriftverkehr vor einigen Monaten." Ob zudem persönlich Notizen existieren, das könne er nicht ausschließen.
Im Gegenteil - dafür gibt es sogar Indizien. Ex-Bürgermeister Volker Zintel ließ seinen Nachfolger wissen: "Gleichwohl verfüge ich über persönliche Unterlagen, auf die ich meine Aussagen stütze." Doch diese Dokumente wird der Ausschuß kaum zu Gesicht bekommen, wird auch Zintel nicht dazu hören können. Diese Möglichkeit billigt die Hessische Gemeindeordnung (HGO) dem Gremium erst gar nicht zu. Und ein Untersuchungsausschuß, der Personen vorladen und vernehmen kann, ist laut HGO auf Gemeindeebene nicht statthaft.
Den zehn Mitgliedern des Ausschusses bleibt also einzig die Möglichkeit, die Nasen in die Ordner zu stecken. Das wollen sie erstmals am kommenden Dienstag tun - und zwar im Rathaus. Denn, auch das schreibt die HGO vor, der Magistrat darf nicht "die Akten aus seiner Verfügung geben, um der Gefahr der Manipulation vorzubeugen". Also wollen sich die Mitglieder - Fraktion für Fraktion - durch die beiden Ordner wühlen, die Spreu vom Weizen trennen. Schließlich, sagte Schindler am Dienstag abend, stehen die "relevanten Dinge auf 30 Seiten".
Der Öffentlichkeit wird der Blick in die Dokumente verwehrt sein - des "öffentlichen Wohls" und "schützenswerter Interessen einzelner" wegen. Doch, kündigte Haacke am Rande das Aktenausschusses an, "die letzte Sitzung wird eine öffentliche sein". Und dann wird es auch um eine politische Wertung jenes Vertrages gehen, den einst alle Fraktionen im Hochheimer Parlament getragen haben. Nur die Grüne Alternative Liste ist frei von Makel - sie gab es damals noch nicht. Und deshalb, so Wegener, ist Heinz-Michael Merkel (GAL) die beste Wahl für den Ausschuß-Vorsitz: Er ist absolut unbefangen. kkü
Aufgespießt
"01.11.1957. In Frankfurt wird das Callgirl Rosemarie Nitribitt ermordet aufgefunden."Aus einer Übersicht der Hessischen Landesregierung über Jahres- und Gedenktage der Monate Oktober bis Dezember.
Kleine FR · Kleine FR
Vogelschützer grillen GRÄVENWIESBACH. Zu einem Grillfest lädt die Vogel- und Naturschutzgruppe für Samstag, 5. September, 17 Uhr an die Lehmkauthalle. Sozialausschuß tagt SCHMITTEN. Die Warteliste der Schmittener Kindergärten und die Themen Kinderhort und Grundschulen Reifenberg und Arnoldshain stehen auf der Tagesordnung der Sozialausschußsitzung am heutigen Donnerstag. Die Mitglieder tagen ab 17.30 Uhr im Gasthaus "Zur Post" in Niederreifenberg.
Backesfest in Winden WEILROD. Da kann es ja heiß hergehen: Der Ofen im Windener Backhaus wird in diesem Jahr 100 Jahre alt, was die Dorfbewohner am kommenden Wochenende mit einem Fest rund um das "Backes" feiern. Am Samstag nachmittag geht's los: "Quetsche-, Zwiwwel- und Krimmelkuche" werden in den Ofen geschoben. Und wer dann noch nicht genug hat, für den gibt es Verlängerung. Am Sonntag geht das Fest mit einem Frühschoppen ab 10 Uhr weiter. Veranstalter sind die Feuerwehr und der Frauenverein.Drei Führungen im Schloß
NIDDERAU. Drei Führungen im Windecker Schloß bietet die Stadt beim "Tag der offenen Tür für Kulturdenkmäler" am Sonntag, 6. September, an. Sie beginnen um 11 Uhr, 14 Uhr und 17 Uhr.
FREIGERICHT. Vor knapp zwei Wochen stellten sie sich im Besetzten Haus in Hanau vor, nun kommen die Underground-Schriftsteller ins Café Wojtyla nach Somborn: Am Freitag, 4. September, beginnt um 20.30 Uhr die zweite Lesung, mit der Autoren aus der Independent- Szene für die Anthologie "Downtown Deutschland" werben.
Im Café Wojtyla lesen der Frankfurter Hadayatullah Hübsch, Robsie Richter aus Hanau sowie Roland Adelmann aus Krefeld. jur
Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine
Kinos Hanau. Arabella: Twin Peaks (15, 17.30, 20, Sa.: 22.30 Uhr).
Central: Kleine Haie (15.15, 17.45, 20.15, Sa.: 22.30 Uhr).
Palette: Waynes World (15.30, 18, 20.30, Sa.: 22.30 Uhr).
Schöneck. Sternpalast: Feivel der Mauswanderer im Wilden Westen (16 Uhr), Die wahre Geschichte von Männern und Frauen (19.45 Uhr), Schtonk (22 Uhr).
Mühlheim. Augenblick: Go Trabi Go - Das war der Wilde Osten (15.45 Uhr), Brennpunkt L.A. - Die Profis sind zurück (17.45, 20.15, Sa.: 22.30 Uhr).
Zeitlos: Stop oder meine Mami schießt (15.45 Uhr), Go Trabi Go - Das war der Wilde Osten (19.45 Uhr), Die Liebenden von Pont-Neuf (17.30 und 22 Uhr).
Gelnhausen. Pali: Feivel der Mauswanderer im Wilden Westen (15.30 Uhr), Brennpunkt L.A. - Die Profis sind zurück (20.30 Uhr, So.: 18 und 20.30 Uhr). Casino: Waynes World (20.15 Uhr, So.: 16 und 20.15 Uhr).
Samstag
Kulturmix Hanau. Ausstellungseröffnung der Lukasgilde "Malerei und Keramik", 15 Uhr in der alten Schule Großauheim.
"Auen-Blicke", Ausstellung von Eugen W. Krammig, 10 bis 19 Uhr Marstall im Schloß Steinheim.
Ausstellung der Künstlergruppe Aaron, 10 bis 18 Uhr Historisches Rathaus am Mark.
Ausstellung "Schmuck und Schmükkendes" von Siegfried Männle, 10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr im Goldschmiedehaus.
Maintal. Ausstellung von Fernando de la Jara "Die Röte", 15 bis 18 Uhr Historiches Rathaus Hochstadt.
Schöneck. 30jähriges Jubiläum der Buddy Caine Show Band, 20 Uhr Star Club Oberdorfelden.
Ronneburg. 1. Ronneburg Symposium Bildender Künstler, 19 Uhr klassisches Konzert für Violine und Gitarre mit dem Duo Kolundzija und Grgic in der Burg. Parteien/Parlamente Maintal. "Nachbarfest zum Kennenlernen", Veranstaltung der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen, 11 Uhr im Hof Spessartstraße 19, Bischofsheim.Verschiedenes Hanau. Puppenmuseum, 10 bis 12 Uhr Beratung alte Puppen, Parkpromenade Wilhelmsbad.
Bruchköbel. Kindergartenfest anläßlich des 20jährigen Bestehens der Kindertagesstätte in der Georg-Kerschensteiner-Straße, 14 Uhr.
Second-Hand-Basar in der Kita Süd, 14 Uhr, Ludwig-Erhard-Straße 15.
Langenselbold. Evangelische Kirchengemeinde, 10 Uhr Kindersingkreis, Im Ellenbügel 95.
Nidderau. Umweltsäuberungsaktion der Vogelschutzgruppe Eichen, Treffpunkt 9.30 Uhr Spielplatz.
Waldlaufmeisterschaften des Turnvereins "Grundstein zur Einigkeit", 16.15 Uhr Sportplatz Eichen.
3. Windecker Mundartabend, 20 Uhr Schloßberghalle.
Sonntag
Kulturmix Hanau. "Die Geschichte Hanaus in der Kaiserzeit und in der Weimarer Republik", Führung im Museum 15.30 Uhr Schloß Philippsruhe.
Maintal. Ausstellung von Ingo Georgi "Abziehbilder", 17 bis 19 Uhr Galerie Mozartstraße 3, Dörnigheim.
Ronneburg. 1. Ronneburg-Symposium Bildender Künstler, 11 Uhr "Tag der offenen Tür" mit Führung durch die künstlerische Arbeit vor Ort, Künstlergespräche. Langenselbold. Jazz, Spirituals und "Gebabbel", mit der Tower Jazz Band, Berlin, dem Jugendchor des Volkschores und Elke Bruchhaus, hessische Mundart, 11.15 Uhr Klosterberghalle.
Nidderau. Musikschulwoche, 14.30 Uhr "Musikalische Weltreise", Bertha-von- Suttner-Schule.
"Tag der offenen Tür für Kulturdenkmäler", Führung durch das Windecker Schloß 11, 14 und 17 Uhr. Parteien/Parlamente Langenselbold. Sommerfest der CDU, ab 11 Uhr Schloßpark und Herrenscheune.
Bruchköbel. Grillfest der SPD, 10 Uhr An der "Dicke Eiche".
Verschiedenes Hanau. "Tag der offenen Tür" im Dritte-Welt-Laden, ab 10 Uhr Hugo-Wenninger-Straße 2.
Puppenmuseum: 11 Uhr Gespräche über "Allerlei Puppen", Parkpromenade Wilhelmsbad.
Maintal. Mit den Hühnern aufstehen: 10. Maintaler Hähnewettkrähen, Geflügelzuchtanlage Niederweide, Bischofsheim. Bruchköbel. 6. Grüner Altweibermarkt, 14 Uhr vor dem Bürgerhaus.
Langenselbold.Auch wenn es regnet: Wandertreff der Naturfreunde (auch für Nichtmitglieder), 9 Uhr Auf dem Wingertskippel). Rodenbach. Seniorentanztee, 15 Uhr, Bürgerhalle Niederrodenbach.
Bürgermeister Unger sieht wenig Handlungsspielraum für die Stadt / "Patrizia"-Vertreter überzeugte kaum Anwältin rät Bewohnern,
auf Mietrechte zu pochen
Wohnanlage Johannespark: Betroffene wehren sich Von Thorsten Fleischmann MAINTAL. Rund 200 Mieter der Wohnanlage Johannespark in Dörnigheim, deren Mietwohnungen in Eigentumswohnungen umgewandelt werden sollen (wir berichteten), haben sich am Dienstag im Kolleg der Maintalhalle versammelt, um sich gemeinsam einen Überblick über ihre rechtliche Situation zu verschaffen. Bei der Veranstaltung stand den verunsicherten Mietern auch der Bürgermeister der Stadt Maintal, Dr. Walter Unger (SPD), Rede und Antwort auf Fragen, die die Stadt in dieser Sache betreffen. Anwesend war auch ein Vertreter der "Patrizia", die die Wohnungen in den nächsten Tagen auf dem freien Markt anbieten will. Umringt von Plakaten mit der Aufschrift "Kinder wollen gewohntes Zuhause behalten! Werden sie hier weggerissen?" und "Verzweifelte Rentner wollen Gerechtigkeit!" versuchte der Bürgermeister deutlich zu machen, daß der Stadt die Hände gebunden seien und er in diesem Fall nicht über die Politik des Bundes hinwegkomme. Damit die Mieter zu ihrem Recht kommen, werde man sich zwar "einklinken und Kontakte vermitteln", könne aber darüber hinaus momentan nichts tun. Jedoch werde man auf Antrag der SPD-Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung am 21. September rechtliche Punkte diskutieren, die der Stadt in Einzelfällen die Möglichkeit geben könnten, aktiv zu werden.
Man könne den neuen Besitzern aber auch "Nadelstiche" verpassen, wenn diese die Wohnungen in Büroräume umwandelten. In diesem Fall machten sie sich der Zweckentfremdung schuldig.
Die Deutsche Kommunistische Partei, (DKP) Stadtgruppe Maintal, hält diesen Gesetzesverstoß schon für gegeben. In einer Pressemitteilung heißt es, daß die Einrichtung eines Büros der Bayerischen Vereinsbank in einer ehemaligen Wohnung der Anlage jetzt schon "eine klare Zweckentfremdung von Wohnraum" darstelle. Deshalb fordere man die Stadt auf, sofort dagegen einzuschreiten.
"Die ganze Sache" sei der Stadt auch nicht länger bekannt als der Öffentlichkeit, so Unger während der Veranstaltung, denn Umwandlungen bedürften keiner Baugenehmigung. Man lebe in Deutschland "in einem Staat, in dem das Eigentum großgeschrieben wird", antwortete Unger auf die Frage einer älteren Mieterin, ob sie denn "Freiwild" sei. In "Härtefällen" werde man versuchen, die neuen Eigentümer dazu zu bewegen, Einsicht zu zeigen.
Einen deutlichen Appell an die Stadt richtete eine andere Mieterin mit ihrem Zwischenruf: "Herr Unger, Sie haben fünf Jahre Zeit, etwas zu tun. Wenn Sie wollen, daß wir Sie wieder wählen, müssen Sie auch etwas dafür tun!"
Große Aufregung kam in dem überfüllten Saal auf, als man Fritz Schwaninger, den Verkaufsberater der Patrizia unter den Anwesenden ausmachte und ihm nach einer sporadischen Abstimmung das Wort erteilte. Ihm sei bewußt, daß die Mieter momentan in einer Angst lebten, man hätte das bei der Patrizia schon "mehrmals durchgemacht". Er und seine Firma seien nicht die "bösen Mafiosi", die hier "etwas durchdrücken" wollten". Auch wolle man von seiten der Patrizia helfen und unterstützen.
Gelächter brachte dem Verkaufsberater die Bemerkung ein, daß die Mieter mit Veranstaltungen wie dieser die beste Werbung für die angebotenen Wohnungen machen würden, denn die Mieter sehen "Werbung" auch auf ihrer Seite: "Das Beste was wir tun können, ist, die breite Öffentlichkeit auf uns aufmerksam zu machen", sagte ein Sechzigjähriger, zu 50 Prozent schwerbeschädigter Frührentner, der schon einmal wegen einer Umwandlung aus seiner Wohnung ausziehen mußte, gegenüber der FR.
Mit Blick auf das Finanzierungsangebot der Bayerischen Vereinsbank wirft eine junge Mieterin ein, daß sich anfangs alles gut, "ja sogar sozial" angehört habe, beim genauen Durchrechnen sich doch alles ganz anders darstelle. "Daß wir keine Sozialfirma sind, ist uns auch klar. Es steigt ja nun mal alles in Deutschland, auch die Löhne", entgegnet der Verkaufsberater. Ein Mann aus der Nachbarschaft der Wohnanlage schaltet sich ein und meint, daß das Angebot der Bank schon fast an Betrug grenze, da man hier versuche, eine "marode Immobilie" zu verkaufen. Bestätigt wird er dabei von Mietern, die im Winter die Wohnung auf nicht mehr als 21 Grad aufheizen können und bei denen auch "schon mal Dreck aus den Wasserleitungen" kommt.
"Das Angebot der Patrizia ist knochenhart unseriös", fährt ein in der Anlage lebender Personalsachbearbeiter fort. Er selbst verdiene ganz gut, aber die Mehrheit komme nie auf 50 000 Mark netto im Jahr und könne deshalb einen Wohnungskauf nicht finanzieren. Eine 65 Jahre alte Rentnerin will wissen, wohin sie nach Ablauf der fünfjährigen Sperrfrist gehen soll, worauf der Verkaufsberater antwortet: "Wir versuchen ja zu helfen, aber wenn das nicht klappt, müssen sie nach fünf Jahren raus."
Nachdem der Vertreter der Wohnungsgesellschaft die Veranstaltung verlassen hatte, besann man sich auf den eigentlichen Grund der Versammlung und gab den Anwesenden die Möglichkeit, sich bei Ulrike Fasel, einer Rechtsanwältin, die auch im Hanauer Mieterverein berät, über ihre Rechte zu informieren. Wichtig, so die Anwältin, sei, daß die Umwandlung schon vollzogen ist und man sich mehr auf seine Rechte als Mieter stützen solle. Die Gesprächsbereitschaft der Patrizia sei reine Neugierde der Gesellschaft über die Eigentumsverhältnisse der Mieter.
Entsetzt zeigten sich die Mieter von der Tatsache, daß man versuchen könnte, "einmal pro Woche" Kaufinteressenten "vorbeizuschicken" um die Mieter "mürbe zu machen". Den jetzigen Hausmeister müsse man jedoch nicht in die Wohnung lassen, die Besichtigungstermine müßten auch in Absprache mit den Mietern vereinbart werden, so die Anwältin weiter.
Auch solle man "so schnell wie möglich" den Zweitschlüssel verlangen, damit man vor bösen Überraschungen verschont bleibe. Wichtig sei weiter, keinen neuen Mietvertrag zu unterschreiben, denn neue Eigentümer würden mit dem Kauf die gegebenen Bedingungen übernehmen. Abschließend meinte die Anwältin: "Pochen Sie auf Ihre Mieterrechte, das ist jetzt Ihre einzige Chance!"
Einen Zwetschenmarkt veranstaltet der Frankfurter Marktverein am Samstag, 5. September, auf der Konstablerwache. Bauern aus der Region werden am Ausgang der Zeil heimische Spezialitäten anbieten.
Von 11.30 Uhr bis 13.30 Uhr unterhält der Clown Filou die Kinder; außerdem gibt es beim Zwetschenkernweitspucken und bei einer Tombola ein Wochenende auf einem Bauernhof in der Rhön zu gewinnen. mku
RIEDSTADT. Ins Schleudern geriet am Dienstagabend ein Fahrer mit seinem Auto auf der K 158 von Stockstadt kommend. Das Fahrzeug schlitterte in die Böschung. Fahrer und Beifahrer wurden verletzt. Beim Fahrer wurden wegen Alkoholgenusses eine Blutprobe angeordnet und der Führerschein einbehalten, teilt die Polizei mit. cas
Im Jugendhaus Bonames geht seit einem Monat nichts mehr. Die Küche hat geschlossen, der Billardraum ist dicht, im "Café, oder was?" verstauben die Bistrotische. Die 60 Halbwüchsigen, die sich hier bis vor kurzem noch täglich getroffen haben, hängen wieder in Parks oder auf der Straße herum - es gibt niemanden, der sich um sie kümmern könnte. "Die Jugendarbeit ist vollkommen verwaist", schimpfte der Grüne Christoph Zielonka am Dienstag im Ortsbeirat 10, der das Problem nun per Antrag lösen will.
So einfach aber wird das nicht gehen - dank der Wiederbesetzungssperre des Magistrats. Zwei Stellen sind im Jugendbereich des Treffpunkts seit Ferienende vakant, ob und wann sie wieder besetzt werden können, weiß derzeit niemand. "Eine Schweinerei", finden Bürger aus Bonames. Vor den Sommerferien erst hatte das Jugendhaus sein pädagogisches Konzept völlig neu überdacht: Der Jugendbereich wurde vom Kinderbereich getrennt, da rund zwei Drittel der Älteren zum Teil massive Probleme mit Drogen haben. Einzelfallhilfe lautete das Stichwort, die städtische Drogenberatung wollte sich vor Ort einquartieren.
"Die Drogenhilfe", hieß es noch im Juni in einem Magistratsbericht, "wird das Jugendhaus bei der Entwicklung von konkreten Hilfsmaßnahmen unterstützen." Fehlanzeige - das Pilotprojekt liegt vorerst auf Eis.
Unverantwortlich finden alle Fraktionen aus dem Ortsbeirat 10 den "Schildbürgerstreich" im Frankfurter Norden. Sie fordern nun vom Magistrat, "die freigewordenen Stellen im Jugendbereich sofort aus der Stellenbesetzungssperre herauszunehmen und wieder zu besetzen". Ob daraus so schnell etwas wird, erscheint jedoch fraglich.
Mitte September wird der Magistrat über die Ausnahmeanträge entscheiden, das Jugendhaus Bonames wird dabei auch auf der Tagesordnung stehen. Pit Sehnert, Leiter der Abteilung Jugenpflege, ist "optimistisch", daß zumindest eine Stelle schnell wieder besetzt werden kann. Dann könnte "sofort eine Übergangslösung gefunden werden".
Sollte sich die Stadtregierung jedoch querlegen, dann will Sehnert "zusammen mit dem Stadtteil-Arbeitskreis nach einer Lösung suchen". ind
Das Frauenreferat der Stadt Frankfurt plant von 26. Oktober bis 1. November etwa 40 verschiedene Einzelveranstaltungen zum Thema "Wechseljahre - Frauen in der Lebensmitte". Es sollen Anregungen gegeben werden, wie Frauen diese Lebensphase kreativ nutzen und Probleme bewältigen können. Das Frauenreferat hat alle Veranstaltungen in einem Programheft zusammengefaßt, das bei der Bürgerberatung am Römer oder beim Frauenreferat (Telefon 21 23-01 07) zu beziehen ist.
Frauen, die sich im Anschluß an diese Aktion im Rahmen einer Selbsthilfegruppe noch intensiver mit den Problemen und Chancen der Wechseljahre auseinandersetzen wollen, wird zusätzlich am 12. November, 20 Uhr, ein Informationsabend in der Selbsthilfe-Kontaktstelle, Uhlandstraße 50, Tel. 44 50 67, angeboten. ki
HANAU. Johann Nestroys Zukunftsposse "Tannhäuser" steht als nächstes auf dem Spielplan des Papiertheater-Musums. Die Aufführungstermine: Mittwoch, 9. August, 12 Uhr und 14 Uhr, Sonntag, 13. September, 11.15 Uhr, sowie am Sonntag, 25. September, ebenfalls um 11.15 Uhr. An den beiden letzteren Tagen wird das Stück bei Bedarf wiederholt.
Weil die kleine Bühne nur 25 Zuschauer erlaubt, rät das Theaterteam, Karten vorzubestellen: bei Dietger Dröse, Rufnummer 8 22 87. Der Eintritt ist frei, Spenden fürs Museum willkommen. jur
Die Frankfurter Universität sucht Unterkünfte für ihre ausländischen Gastwissenschaftler und Stipendiaten. Im kommenden Wintersemester erwartet die Hochschule 150 Wissenschaftler aus 23 Ländern. Einige könnten im Gästehaus der Universität und in Wohnheimen unterkommen, für viele fehlten allerdings noch geeignete Unterkünfte, heißt es in einer Mitteilung der Universität.
Die Uni bittet deshalb um private Hilfe der Frankfurter Bevölkerung. Vor allem ausländische Studenten, die mit Stipendien von rund 1000 Mark auskommen müßten, seien auf preiswerte Zimmer und Wohnungen angewiesen. Angebote an die Uni-Abteilung Auslandsbeziehungen, Telefon 798-31 67. luf
OFFENBACH. Die Rheinhessische Weinprinzessin Christina Huxel eröffnet am heutigen Donnerstag um 17 Uhr auf dem Hugenottenplatz den 16. Offenbacher Weinmarkt. Bis einschließlich Montag, 7. September, servieren rund ums Rathaus 17 Winzer über 200 Weine aus 15 verschiedenen Rebsorten.
Außerdem gibt es wieder die extra von der Metzgerei Hartleb für das Weinfest entwickelten "Offenbacher Weinwürstchen" und den "Winzerbraten 92". Jeden Abend spielen Musikanten. Alleinunterhalter wollen für zusätzliche Stimmung sorgen. Die Veranstalterin, die "Interessengemeinschaft Einkaufszentrum Offenbach", erwartet über 40 000 Besucher. lz
MAINTAL. Die Arbeitsgemeinschaft der Jungsozialisten (Juso-AG) in der SPD Maintal veranstaltet am Montag, 7. September, um 19.30 Uhr im Colleg des Bürgerhauses Maintal-Hochstadt eine öffentliche Versammlung. Neben Berichten und der Vorbereitung des Wahlkampfes steht ein zentrales Thema auf der Tagesordnung, das Vorsitzender Alexander Kühn so formuliert hat: "Die 'neuen' Flüchtlinge sind da - was nun?" pom
BRUCHKÖBEL. Am Sonntag, 6. September, findet in Bruchköbel auf dem Platz vor dem Bürgerhaus zum fünften Mal der "Grüne Altweibermarkt" statt. Die Veranstaltung der Bruchköbeler Grünen soll zahlreichen Initiativen Raum bieten, sich darzustellen und über ihre Arbeit zu informieren.
Das kulturelle Rahmenprogramm reicht von arabischer Folklore über Musik mit Folkgitarre, irischem Dudelsack und Flöte bis hin zur Jinglage der "Otto-Normale-Randale-Show". Für das leibliche Wohl sorgen zahlreiche Imbißstände und für die Kinder gibt es neben der Vorstellung des Zaubereres Garvellis vielerlei Spiele. Die Veranstaltung beginnt um 14 Uhr und endet um 20 Uhr. Bei Regen wird im Foyer des Bürgerhauses gefeiert. are
"Hätten Sie vielleicht mal einen Augenblick Zeit?" werde ich freundlich gefragt. Zeit hat der streßgeplagte Großstadtmensch zwar nie, aber ich entschließe mich, eine Ausnahme zu machen. Helfen soll ich dem Bittsteller. Sein Problem: Mit dem Lieferwagen ist er in die Tiefgarage gefahren, dann kam die Höhenkontrolle mit 2,05 Meter - zu hoch für sein Fahrzeug. Aber zurück ließ sich das Vehikel auch nicht setzen, plötzlich wollte das Gefährt auch nicht mehr durch die Einfahrt passen. Frage an mich und zwei andere Passanten: "Könnten Sie sich bitte hinten auf die Stoßstange stellen?" Mit vereintem Gewicht gelingt es uns, das steckengebliebene Fahrzeug zu befreien. Wie so etwas passieren kann, ist auch dem Garagenbesitzer schleierhaft: "Absolut keine Ahnung."
Sollte uns die Autoindustrie hier vielleicht eine neue technische Errungenschaft vorenthalten haben? Können Autos jetzt vielleicht auch wachsen? Und wenn ja, wie bitteschön, liebe Hersteller, mache ich es, daß sich mein Kleinwagen zu einer Limousine auswächst? Ihr Bastian
BABENHAUSEN. Im Osten von Babenhausen sollen in den nächsten Jahren nach den Vorstellungen der Kies undSand abbauenden Industrie knapp 100 Hektar Wald fallen. Diese Pläne hat der anerkannte Naturschutzverband "Botanische Vereinigung für Naturschutz in Hessen" (BVNH) zum Anlaß genommen, beim Darmstädter Regierungspräsidenten erhebliche Bedenken gegen die Inanspruchnahme großer zusammenhängender Waldgebiete zu äußern.
Nördlich der Bundesstraße 26 in Richtung Bayern sollen rund 28 Hektar Fläche ausgekiest werden. Der BVNH erscheint das Vorhaben äußerst problematisch, zumal es Pläne geben soll, das Grundwasser anzuschneiden.
Auf etwa 68 Hektar soll auf der Südseite der Bundesstraße 26 in Richtung Osten in den nächsten Jahren Sand in einer Schichtstärke bis zu neun Metern abgebaut werden. Dieses Waldgebiet gehört nach BVNH-Angaben zu den großen zusammenhängenden intakten Flächen im Dieburger Raum. Nachdem vor Jahren eine vierspurige Autobahn - die Verlängerung der A 45 vom Seligenstädter Dreieck nach Südwesten - verhindert werden konnte, sei es undenkbar, jetzt das Waldgebiet für den Sandabbau zu opfern, meint die Naturschutzorganisation. sch.
MAIN-KINZIG-KREIS. Im Bistum Fulda finden vom 4. bis 6. und vom 11. bis 13. September - jeweils freitags bis sonntags - Kirchenmusiktage mit regionalen Schwerpunkten statt. Das vielfältige Programm umfaßt insgesamt in den Regionen Fulda, Hanau, Marburg und Kassel 59 musikalisch gestaltete Gottesdienste, Kirchenkonzerte und Seminar-Veranstaltungen, wie die bischöfliche Pressestelle Fulda mitteilt.
In der Region Hanau finden am Sonntag, 6. September, um 10.45 Uhr in der Bad Orber St.-Martins-Kirche und am Samstag, 12. September, in der Hanauer Stadtpfarrkirche Mariae Namen musikalisch besonders gestaltete Gottesdienste statt. Am 6. September wird um 17 Uhr in der Pfarrkirche St. Peter in Gelnhausen ein Konzert für Orgel und Bläser geboten.
Orgelkonzerte gibt es am 4. September um 20 Uhr in der Pfarrkirche St. Jakobus in Großauheim, am 6. September um 19.30 Uhr in der Bad Orber St.-Martins- Kirche, am 11. September um 20 Uhr in der Hanauer Stadtpfarrkirche und am 13. September um 18 Uhr in der Pfarrkirche St. Wendelin in Gelnhausen-Höchst.
Abschließend kündigt die bischöfliche Pressestelle für Samstag, 12. September, um 19.30 Uhr ein Geistliches Konzert in der Martins-Kirche in Bad Orb an. pom
ROLF ZIMMERMANN (Bild) ist neuer Direktor des Rüsselsheimer Stammwerkes der Adam-Opel-AG. Der 45jährige tritt die Nachfolge von Klaus Rieger an. Zimmermann war zuletzt als Leiter des Werksbereichs Fertigung Karosserie tätig, zuvor für die Abteilung Module und Zusammenbau. Der gebürtige Rüsselsheimer begann seine Laufbahn 1961 als Lehrling. Nach einem Maschinenbaustudium an der Fachhochschule Rüsselsheim folgten Studien am Flint Institut in Michigan / USA. Sechs Jahre arbeitete er in Spanien und baute im dortigen Werk Saragossa ab 1981 die Fertig- und Endmontage auf, wurde 1985 Produktionsdirektor von General Motors Espana. Rolf Zimmermann ist verheiratet und hat zwei Kinder. cas
KREIS OFFENBACH / EGELSBACH. "Wessis" und "Ossis" haben es bekanntermaßen nicht leicht, miteinander ins Gespräch zu kommen - die Barrieren der Vorurteile, Mißverständnisse und Überempfindlichkeiten zu überspringen. Was fehlt auf beiden Seiten, sind zumeist Informationen über den jeweils anderen. Da muß es als ein durchaus löbliches Unterfangen bezeichnet werden, wenn sich Kommunalpolitiker der seit zwei Jahren partnerschaftlich miteinander verbandelten Kreise Offenbach und Sömmerda (Thüringen) an einen Tisch setzen und vor Publikum den Dialog suchen.
Nach einem vierstündigen Versuch am Dienstag abend im Egelsbacher Saalbau zog allerdings mancher Betrachter das deprimierende Resümee, daß Politiker tatsächlich wohl eher zum Monolog denn zum Zwiegespräch neigen. Das Auditorium - abgeschreckt durch eine Fülle trockener statistischer Angaben zur Situation der beiden Kreise und viele, viele Zahlen - fiel als Gesprächspartner weitgehend aus. Auf der Bühne gab es Statements, im Saal trotz anfänglicher Neugierde Langeweile.
Dabei hätte sich zwischen den Teilnehmern dieses Forums durchaus ein interessanter und aufschlußreicher Informationsaustausch entwickeln können - wenn man sie nur gelassen hätte. Aber die beiden Landräte Josef Lach und Rüdiger Dohndorf (Sömmerda) mit ihren Beigeordneten Frank Kaufmann / Adelheid Tröscher (Offenbach) und Ingeborg Flächsner / Wolfgang Oehlschlägel (Sömmerda) ließen sich in ein starres Veranstaltungs-Schema pressen, das nur abgehobene Stellungnahmen erlaubte und kein lebhaftes Gespräch über eigene Erfahrungen, Befürchtungen, Hoffnungen. Nur ein solcher Meinungsaustausch hätte die Erwartungen der über 150 Zuhörer/innen erfüllt.
Dabei ließen vor allem die unbefangenen Äußerungen des Sömmerda-Landrats Dohndorf ahnen, mit welcher Fülle an interessanten Details die Gäste aus Thüringen hätten aufwarten können. Da war die Rede von einer Arbeitslosenquote von über 22 Prozent (Kreis Offenbach rund sechs Prozent), von gerade mal 185 Ausländern und 54 Asylbewerbern (die dennoch in der Kreisstadt Sömmerda kürzlich mit Attacken durch Jugendliche konfrontiert wurden), der Investition von 350 Millionen Mark in neue Kläranlagen, der Sanierung der Müllkippe und harten Auseinandersetzungen mit der Treuhand um ein funktionierendes Netz des Öffentlichen Personennahverkehrs.
Kaum eines dieser Themen wurde jedoch vertieft, keines beispielhaft ausdiskutiert. Das "Gespräch der Partner" scheiterte, weil man zu viel wollte und glaubte, über alles reden zu müssen. Es wäre sinnvoller gewesen, sich auf einen oder zwei Schwerpunkte zu beschränken - beispielsweise auf die Situation der Jugend im Westen und Osten oder auf die Probleme mit der Umwelt.
Das Forum soll lediglich ein Anfang sein auf dem Weg zu mehr Verständnis zwischen "Wessis" und "Ossis". Bei einer Fortsetzung haben die Veranstalter die Chance, aus den Erfahrungen und Fehlern der Premiere zu lernen. HELGA FRANKE
GRÜNDAU. Nach einer brennenden Zigarette, die ihm während der Fahrt heruntergefallen war, hat sich Mittwoch morgen ein Autofahrer in Lieblos gebückt. Dabei kam er auf der Gelnhäuser Straße nach rechts ab und prallte heftig gegen einen am Fahrbahnrand abgestellten Wagen.
Den Schaden beziffert die Polizei auf 12 000 Mark. jan
235 Männer, Frauen und Kinder standen abends vor dem Tor der HGU / Bedienstete sind total überlastet Flüchtlinge schlafen auf Verwaltungs-Fluren Ministerium und RP haben noch keine Lösung gefunden Von Frank-Thomas Wenzel SCHWALBACH. "Da war kein Zentimeter mehr Platz", schimpft Brigitte Lange, Personalsachbearbeiterin in der Hessischen Gemeinschaftsunterkunft (HGU). Matratze an Matratze mußten 235 neu angekommene Flüchtlinge in der Nacht zum Mittwoch in den Fluren von Verwaltungsgebäuden der völlig überfüllten HGU verbringen. Am Mittwoch vormittag kamen Vertreter des Regierungspräsidiums (RP) und der Landesregierung nach Schwalbach und suchten zusammen mit der HGU-Leitung nach einem Quartier für die Asylbewerber - ohne Erfolg. "Es sieht trübe aus", sagte RP-Pressesprecher Gerhard Müller am Dienstag nachmittag. Eine Lösung der katastrophalen Situation sei nicht in Sicht. Nirgendwo gebe es freie Kapazitäten. Auch die 32 HGU-Außenstellen seien überfüllt. "Die Leute werden wohl eine weitere Nacht in den Fluren verbringen müssen."
Am Dienstag abend standen nach Dienstschluß die Asylsuchenden vor dem Tor der HGU. Der stellvertretende Leiter Friedrich Müller sah keinen anderen Ausweg mehr: Damit die Flüchtlinge nicht die Nacht draußen im Kalten zubringen mußten, ordnete er an, sie in den beiden Verwaltungsgebäuden unterzubringen. Matratzen, so weit vorhanden, und Bettwäsche aus Papier wurden verteilt, Personaltoiletten aufgeschlossen.
Als Brigitte Lange am Dienstag morgen zur Arbeit kam, bot sich ihr ein erschreckendes Bild. "Die Menschen saßen und lagen niedergeschlagen kreuz und quer in den Fluren." Sie mußten auf dem kalten Steinfußboden ihr Frühstücksbrot schmieren. "Die Situation wird immer schlimmer", ärgert sich Brigitte Lange. Die HGU hat eigentlich nur Platz für 500 Flüchtlinge. Aufgrund des starken Zustroms ordnete das Hessische Innenminsterium vorletzte Woche an, Zelte vor dem HGU-Gelände aufzustellen. Doch auch in diesen ist inzwischen kein Bett mehr frei. 278 Menschen sind schon in den Notunterkünften einquartiert. Die hygienischen Zustände seien schlimm, berichtet Brigitte Lange. Und die HGU- Mitarbeiter seien völlig überfordert. "Wir kommen mit der Arbeit gar nicht mehr hinterher." Auf den Schreibtischen stapelten sich die Aktenberge. Die ärztliche Versorgung der Flüchtlinge sei nicht mehr gewährleistet. Noch nicht mal alle Neuankömmlinge könnten untersucht werden, obwohl das vorgeschrieben ist. Für Brigitte Lange steht fest, wer schuld an der Misere ist: "Die Ministeriumsleitung läßt uns total im Stich."
Barbara Bussfeld, Sprecherin des Ministeriums für Jugend, Familie und Gesundheit in Wiesbaden sieht das anders: "Wir bemühen uns heftig." Gegenwärtig versuche ihr Haus, mehrere ehemalige US-Kasernen in Wohnheime umzuwandeln. Sicher ist, daß das Ministerium in der Höchster McNair Kaserne Flüchtlinge einquartiert, wann das geschieht ist noch unklar. "Wir wollen die Sache möglichst schnell über die Bühne bekommen", so RP-Sprecher Gerhard Müller.
Auch das Camp Piri in Wiesbaden steht auf der Liste des Ministeriums. Anfang der Woche habe die Hessische Staatskanzlei mit der Bundesregierung über die geräumte Kaserne verhandelt. "Das ist aber eine langfristigere Angelegenheit", so Barbara Bussfeld.
Für Gerhard Mey, evangelischer Flüchtlingspfarrer in der HGU, steht fest, daß man mit den Kasernen die Probleme der HGU zwar lindern, aber nicht beseitigen kann. Mey fordert, daß die Kommunen mehr Flüchtlinge aufnehmen. "Da spielt die Musik." Viele Gemeinden seien nicht bereit, ihre Quote zu erfüllen. Laut RP bleiben die Gemeinden und Kreise mit 4000 Plätzen unter dem vorgegebenen Soll. Würden die fehlenden Plätze geschaffen, sei es kein Problem, Neuzugänge in der HGU vernünftig unterzubringen. Gegenwärtig kommen im Schnitt 700 neue Flüchtlinge pro Woche in die Unterkunft. Neben den Schwierigkeiten mit den Kommunen komme hinzu, so Barbara Bussfeld, daß beim Bundesamt für die Aufnahme von Flüchtlingen in Zirndorf 400 000 unerledigte Asylanträge liegen. "Das hat zu einem Stau geführt, unter dem auch die HGU leidet."
"Leichte" Fälle gibt es kaum noch Psychosoziale Beratungsstelle: zu wenig Personal, immer mehr Hilfesuchende Von Katja Schoßer GELNHAUSEN. "Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche hoffnungslos überlaufen", meldete die FR schon vor einem Jahr. Von einer Entspannung der Lage kann nach wie vor nicht die Rede sein. Im Gegenteil - wer einen Blick in den Jahresbericht 1991 der Familientherapeuten wirft, muß feststellen, daß sich die Situation erneut verschärft hat, da immer mehr Menschen bei ihnen Hilfe suchen: "Die Nachfrage in der Beratungsstelle (BS) hat auch 1991 stark zugenommen." Das für die rund 150 000 Einwohner der Altkreise Gelnhausen und Schlüchtern zuständige Therapiezentrum mit nur drei hauptamtlichen Fachkräften führt dies vor allem auf die "ständige Zunahme psychosozialer Probleme im Main-Kinzig-Kreis" zurück. Um so drängender sind die akute Raumnot und der chronische Personalmangel, unter denen die Beratungsstelle nach wie vor leidet (die FR berichtete). Zumindest in Sachen Platz ist nun jedoch Besserung in Sicht: "Ich habe leider nur eine gute Nachricht", bedauert Kreis-Pressesprecher Heiner Sülzer auf Anfrage der FR. In etwa einem halben Jahr könne die Beratungsstelle in die dann freiwerdenden Räume der Kreisvolkshochschule in der Philip-Reis-Straße umziehen. Hinsichtlich der dringend nötigen Personalaufstockung muß Sülzer passen: "Wir können nicht." Eine Ausweitung der Stellenplans sei angesichts der knappen Kreis-Kassen unmöglich.
Somit werden sich die bereits heute im BS üblichen Wartezeiten von "vier bis sechs Monaten", wie der Tätigkeitsbericht angibt, wohl nicht so schnell verringern. Besonders drastisch wirkt sich der andauernde Versorgungsengpaß im Zuständigkeitsbereich der BS im Altkreis Schlüchtern aus. "Das Beratungsangebot ist mit nur einer Fachkraft einmal in der Woche mehr als dürftig", heißt es in der 91er Bilanz. Und: "Die Infrastruktur des öffentlichen Nahverkehrs ist schlecht, so daß für eine Reihe von Ratsuchenden der Weg zur Beratung nach Schlüchtern Stunden kostet. Für viele potientielle Ratsuchende - vor allem für Kinder und Jugendliche - stellt dies eine unüberbrückbare Schranke dar."
Zwar gibt es in Schlüchtern noch die psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Rosengarten", doch die ist mehr Anlauf- und Vermittlungsstelle, kein Therapiezentrum wie die vor allem für Erziehungsarbeit zuständige BS in Gelnhausen. Die Auswirkungen der ständigen Unterversorgung im psychosozialen Bereich bekommen die Therapeuten deutlich zu spüren: "In letzter Zeit hat die Schwere und Problematik psychosozialer Probleme zugenommen, daß heißt, es wenden sich viel häufiger Personen mit sehr schweren Störungen an die BS." Vor allem bei Kindern nehmen Verhaltensauffälligkeiten massiv zu und beginnen zunehmend früher. "Von sogenannten ,leichten' Fällen kann kaum noch die Rede sein", offenbart der Jahresbericht.
Angesichts der stetig steigenden Arbeitsbelastung geht ein "wesentlicher Anspruch" der BS baden: "Klienten, die sich in einer ganz besonders tiefen Krise befinden, sofort zu versorgen, kann nur noch reduziert realisiert werden." Denn gerade für diesen Personenkreis sind die derzeit üblichen Wartezeiten in der BS unzumutbar.
"Das Angebot der BS ist also nach wie vor ungenügend", resümiert der Jahresbericht. "Um auch nur eine halbwegs gute Versorgung der Bevölkerung gewährleisten zu können, müßte das Fachpersonal um mindestens drei bis vier weitere Stellen erweitert werden."
Wegen des neuen Kinder- und Jugendhilfegesetzes, das eine vermehrte Betreuung sogenannter Scheidungsfälle vorschreibt, rechnet die BS mit weiteren Engpässen. Bereits jetzt wirkten sich die mit den auch im Main-Kinzig-Kreis steigenden Scheidungen verbundenen familiären Probleme spürbar auf die Arbeit des Beraters aus.
Insgesamt bearbeiteten die BS-Familientherapeuten im vergangenen Jahr knapp 300 Fälle, rund 30 mehr als im Vorjahr. Obwohl "wegen der steigenden Beratungsnachfrage, der Ausdehnung der präventiven Tätigkeit und der personellen Engpässe die Nachfrage an Beratung/Behandlung durch die Fachkräfte nur schwer und unzureichend abgedeckt werden konnte", ist die Zahl der abgeschlossenen Fälle 1991 um 39 Prozent gestiegen. Ein Grund zur Freude ist das jedoch offensichtlich nicht: "Was auf den ersten Blick als Erfolg der BS-Tätigkeit angesehen werden könnte, ist im Sinne einer guten kontinuierlichen Arbeit jedoch nicht erstrebenswert, da in der Regel zu kurze Kontakte zu keinem nachhaltigen Erfolg führen."
83 Prozent aller abgeschlossenen Fälle, das zeigt die Statistik, betreffen die Erziehungs- und Familienberatung. Auch im vergangenen Jahr wurde ein Drittel mehr Jungen als Mädchen angemeldet, mit Tendenz zu jüngeren Kindern. Letzteres wertet die BS als "erfreulich", da offensichtlich Eltern, Lehrer und Erzieher die Kinder schon bei beginnenden Schwierigkeiten zu den Therapeuten schicken und "es so oft leichter ist, mit den Bezugspersonen gemeinsam an den Problemen zu arbeiten, die sich oftmals noch nicht so sehr manifestiert haben".
An die BS "wenden sich in der Regel Mütter, wenn sie mit ihren Kinder nicht mehr klarkommen". Daher fragen sich die Therapeuten, wo die Kinder und Jugendlichen bleiben, die sich selbst in einer ganz persönlichen Krise befinden, keinen Ansprechpartner haben und nicht wissen, daß sie sich in der BS auch persönlich Hilfe holen können. Deshalb hat das BS mittwochs eine Art Sorgentelefon eingerichtet, an dem sich Betroffene in schwierigen Situationen Rat holen können, und die Gelnhäuser Schulen darüber informiert. Dieses Angebot sei jedoch von den Schülern leider nicht angenommen worden.
Donnerstag, 3. September
Theater Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Non(n)sens" - Musical (Premiere).
Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: 20 Uhr, "Schrille Idylle".
Gallustheater, Krifteler Str. 55, Tel. 738 00 37: 20.30 Uhr, Tra Theater - "Mr. Pilks Irrenhaus".
TiB-Studiobühne, Bornheimer Landwehr 35, Tel. 493 05 03: 20.30 Uhr, "Geschlossene Gesellschaft". Café Cult, Schillerpassage, Rahmhofstr. 2-4, Tel. 92 00 61 23: 21 Uhr, Compagnie Les Fusains - Pantomime.
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 u. 23.30 Uhr, Internat. Herbstrevue. Musik Alte Oper, Opernplatz, Tel. 13 400: Großer Saal: 20 Uhr, Deutsche Kammerphilharmonie - "Xenia".
Musikhochschule, Eschersheimer Landstr. 29-39: 20 Uhr, Philipp Vandré - Anarchic Harmony John Cage.
Batschkapp, Maybachstr. 24: 20 Uhr, Smashing Pumpkins.
Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, Disco.
Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Str. 18 a: 21.30 Uhr, James Blood Ulmer Blues Experience.
Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, Obsidian.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, John Morrell.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Papa's Finest Boogie Band.
Spritzehaus, Gr. Rittergasse: 19 Uhr, The Runners.
Jazzkneipe, Berliner Str.: 22 Uhr, Piano George.
Negativ, Walter-Kolb-Str. 1: 20 Uhr, Redd Kross.
Café Plazz, Kirchplatz 8: 19.30 Uhr, Modern String Quartett.
Dorian Gray, Flughafen Frankfurt, Terminal C, Level 0: 21 Uhr, Synchronicity-Disco.
Romanfabrik, Uhlandstr. 21: 19 Uhr, Jazz- Session.
Dreifaltigkeitsgemeinde, Funckstr. 10: 20 Uhr, Chor der Technischen Universität Breslau - Negro Spirituals. Literatur Literaturhaus, Bockenheimer Landstr. 102: 20 Uhr, Wort-Klang - "Auch Monde landen schließlich im Kehrricht". Vorträge / Diskussionen Greenpeace-Kontaktgruppe: 20 Uhr, Diavortrag "Wale - geht das Abschlachten weiter".
Esperanto-Gesellschaft: 19.45 Uhr, Vortrag "Änderung von Gründen von Blindheit"; Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248.
Haus der Begegnung, Gärtnerweg 62: 19 Uhr, Vortrag "Yoga als Psychotherapie".
Senioren-Union: 15 Uhr, Diskussion "Fortschritte beim Aufbau in den neuen Bundesländern: Beispiel Thüringen"; Bürgerhaus Südbahnhof, Diesterwegplatz. Kino/Filme Das Kinoprogramm finden Sie im Anzeigenteil der heutigen Ausgabe.
Museen/Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 15.15 Uhr, Führung zu "James Turrell, Jeff Wall, Nam June Paik".
Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie donnerstags auf der Freizeitseite "Was- Wann-Wo" sowie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe. Wanderungen Stadtwald Verein: 7.45 Uhr, Tageswanderung Binger Wald; Treffpunkt Südbahnhof Haltestelle 2. Sonstiges Frauenreferat / Frauengruppen: "Frauen nehmen sich die Stadt" - Vorbereitung Picknick; Stadtteilbücherei Rödelheim, Radilostr. 17-19.
Fem. Frauen Gesundheits Zentrum, Kasseler Str. 1 A: 19.30 Uhr, Infoabend "Fruchtwasseruntersuchung". Mandala Esoterische Buchhandlung, Rahmhofstr. 2, Schillerpassage: 20.30 Uhr, Einführung in das Handlesen.
Schach-Senioren-Gruppe: Sozialzentrum Marbachweg, Cafeteria: 14 bis 18 Uhr, Spieltermin. Hausfrauen-Verband, Eschersheimer Landstr. 1: 14 Uhr, Rommé & Canasta.
Ev. Familienbildung, Darmstädter Landstr. 81: 9.30 Uhr, Offener Treff für Frauen mit Kindern ab 1 J.
Fachverband für Hauswirtschaft: 13 Uhr, Besichtigung Hotel Intercontinental; Wilhelm- Leuschner-Str. 43.
Frauen Gesundheits Zentrum, Neuhofstr. 32 H: 18 Uhr, Infoabend "Die Entwicklung in den ersten Lebensmonaten".
City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km. Märkte Bockenheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Bockenheimer Warte. Apotheken Folgende Apotheken sind von Donnerstag, 8.30 Uhr, bis Freitag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Alexander-Apotheke, Sindlingen, Sindlinger Bahnstraße 22-26, Tel. 37 42 42; Distel-Apotheke, Fechenheim, Wächtersbacher Straße 25, Tel. 41 80 10; Eulen-Apotheke, Sossenheim, Siegener Straße 1, Tel. 34 44 64; Hellerhof-Apotheke, Mainzer Landstraße 372, Tel. 73 59 17; Hubertus-Apotheke, Bornheim, Wiesenstraße 34, Tel. 45 66 08; Humboldt-Apotheke, Eckenheimer Landstraße 56, Tel. 55 98 85; Main-Apotheke, Schwanheim, Martinskirchstraße 64, Tel. 35 54 19; Nordend-Apotheke, Eckenheim, Engelthalerstraße 9, Tel. 54 43 10; Römer-Apotheke, Heddernheim, Brühlstraße 19, Tel. 57 17 85; Schweizer Apotheke, Sachsenhausen, Schweizer Straße 47, Tel. 61 60 67; Struwwelpeter-Apotheke, Im U-Bahnhof an der Hauptwache, Tel. 28 55 49; West-Apotheke, Bockenheim, Leipziger Straße 57, Tel. 77 70 77. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 4 33; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst (19 bis 23 Uhr) Dr. Eckhard Schütz, Frankfurter Str. 69, Offenbach, Tel. 81 14 06; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)
Tel. 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112
Überfall 110
Polizei 75 51
Krankentransport 49 00 01 - 4
Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33
ADAC-Pannenhilfe 1 92 11
ACE-Pannenleitstelle 1 92 16
AvD-Pannennotruf 6 60 66 00
VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366
Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Seite aufzuheben.- ohne Gewähr -
Bernhard Bessel wird Hainburgs Bürgermeister Im März löst er nach 22 Jahren Herbert Wemelka ab / Marion Hoffmann (SPD) denkbar knapp geschlagen Von unserem Redaktionsmitglied Jochen Nottrott HAINBURG. Der künftige Bürgermeister von Hainburg heißt Bernhard Bessel. Wenn am 28. Februar '93 in Hainburg die Ära Wemelka nach zweiundzwanzigeinhalb Jahren zu Ende geht, tritt der 41jährige Christdemokrat und Pädagoge in die Fußstapfen des Mannes, dessen Stellvertreter er bereits seit Anfang 1991 ist. Die Gemeindevertretung wählte Bessel Dienstag abend in der Klein-Krotzenburger Radsporthalle mit 19 gegen 18 Stimmen, die die SPD-Fraktionsführerin Marion Hoffmann für sich verbuchen konnte. Gemeindevertreter Karlheinz Jung dankte der unterlegenen Gegenkandidatin ausdrücklich und nannte es nobel, daß sie eine echte demokratische Wahl ermöglicht habe. Das Ergebnis entsprach exakt den Mehrheitsverhältnissen im Hause: Den 19 Christdemokraten sitzen 14 Sozialdemokraten und vier Grüne gegenüber. Auf die öffentliche Ausschreibung hin hatte sich neben Bessel und Hoffmann noch ein dritter Interessent beworben, der beim Wahlvorbereitungsausschuß, wie dessen Vorsitzender Joachim Böhn wissen ließ, keine Berücksichtigung fand.
Bei der kurzen Aussprache über die beiden Bewerber betrieben deren jeweilige Parteifreunde erwartungsgemäß noch einmal Imagepflege, die bestenfalls im vollbesetzten Auditorium Gehör fand, wo sich neben den Bundes- und Landtagsabgeordneten Alexander Warrikoff und Frank Lortz (beide CDU) auch ein halbes Dutzend Bürgermeister aus der Nachbarschaft eingefunden hatte. Vermißt wurde hingegen die Kommunalaufsicht in Gestalt von Landrat und/oder hauptamtlichen Kreisbeigeordneten; das Triumvirat hatte es vorgezogen, mit Kollegen aus dem thüringischen Sömmerda in Egelsbach zu konferieren.
Erwartungsgemäß auch, daß SPD-Sprecher Dieter Reining den Zeitpunkt der Wahl monierte. Wäre es ein ganz normaler Amtswechsel gewesen, hätte niemand an diesem Termin 1. September - genau sechs Monate vor Herbert Wemelkas Auszug aus dem Rathaus - etwas aussetzen können. Unmittelbar vor Inkrafttreten des Gesetzes über die Urwahl der Bürgermeister aber bedauerte es die stärkere der beiden Oppositionsfraktionen, daß Bernhard Bessel sich nicht in einer Direktwahl dem Votum der Hainstädter und Klein-Krotzenburger Wählerinnen und Wähler stelle. Reining: "Es wäre der politisch und moralisch sauberste Weg gewesen". Mit Marion Hoffmanns Kandidatur wolle die SPD deutlich machen, den Wählern nicht nur eine politische, sondern auch eine personelle Alternative bieten zu können.
Hatten seine Vorredner jeweils nur ihre Favoriten im Auge, so konnte Thorwald Ritter für die Grünen Vergleiche zwischen beiden Kandidaten ziehen und zugleich Ansprüche geltend machen: "Wir wünschen uns eine Bürgermeisterin oder einen Bürgermeister, der das Naturschutzgesetz nicht nur kennt, sondern auch achtet, und einen, bei dem wir nicht wieder so lange auf einen Kinderhort warten müssen."
Bernhard Bessel habe bereits neue Akzente gesetzt, Themen aufgegriffen und bewiesen, daß er handeln kann. Kein Verständnis brächten die Grünen jedoch dafür auf, daß Frauenhaus und Jugendpolitik bei ihm einen nur geringen Stellenwert genössen. Hingegen sei es offenes Geheimnis, daß eine Marion Hoffmann und ihre Partei den Grünen näher stünden, die SPD-Politikerin habe Profil gezeigt, in den Augen der Grünen habe sie das Zeug zur Bürgermeisterin.
Auf dieses Amt wird die Unterrichtsschwester für Kinderkrankenpflege mindestens bis zum 1. März 1999 warten müssen. Bis zu diesem Tage wählte die Gemeindevertretung in geheimer Abstimmung den Vater zweier Kinder, dessen Großvater acht Jahre Bürgermeister von Klein-Krotzenburg und dessen Vater ehrenamtlicher Beigeordneter der Gemeinde war. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Peter Klasovsky hatte eingangs Bessels "umfassendes Engagement für seine Mitmenschen" gerühmt, was sich während seiner Lehrtätigkeit im Amt des Personalratsvorsitzenden, aber auch in seiner Vereinsarbeit - seit 1979 Vorsitzender des Motorsportclubs - und in der Mitgliedschaft in der Deutschen Herzstiftung niedergeschlagen habe.
Der Vorsitzende der Gemeindevertretung, Karlheinz Jung, gab dem eben Gewählten mit auf den Weg, eine Verpflichtung gegenüber seinem Vorgänger, zugleich aber die Chance zu einem Neubeginn zu haben. Der Schritt vom Ersten Beigeordneten zum Bürgermeister bedeute mehr Selbständigkeit, aber auch mehr Verantwortung.
Marion Hoffmann erkannte an, daß ihr Kontrahent die Wahl gewonnen hatte, er den Weg für Hainburg aber erst noch finden und gehen müsse. Ihre konstruktive Zusammenarbeit bot die auch weiterhin als Oppositionsführerin agierende Sozialdemokratin mit einem Zitat von Willy Brandt an: "Wenn verschiedene weltanschauliche Ströme zusammenfließen, mögen sie zusätzliche Kraft bedeuten."
Wir gratulieren
MAINTAL/WIESBADEN. Die Ausbildung von Kältetechnikern, die in der Bundesfachschule für Kälte- und Klimatechnik in Maintal-Bischofsheim eingerichtet worden ist, wird zu einem öffentlichen Fachschulangebot weiterentwickelt. Das teilte Kultusminister Hartmut Holzapfel (SPD) gestern bei einem Informationsbesuch in der Schule mit. Holzapfel wörtlich: "Neben der Anerkennung ihrer Ausbildungsleistung eröffnet sich für die Bundesfachschule als größter Ausbildungsstätte in der Bundesrepublik über diese Maßnahme der hessischen Landesregierung die Förderung im Rahmen der Ersatzschulfinanzierung."
Damit könnten die hohen Schulgeldbelastungen der in Maintal Studierenden vermindert und der Bestand der Kältetechnikerausbildung in Hessen langfristig gesichert werden, kommentierte der Minister, der mit seiner Entscheidung faktisch bestätigte, was der Maintaler Landtagsabgeordnete Walter Korn (CDU) bereits vorab angekündigt hatte (FR von gestern: "Kälteanlagentechniker vor der Anerkennung?").
Seit 1986 gibt es in Maintal die private Fachschule für Kältetechnik an der Bundesfachschule für Kälte- und Klimatechnik. In dieser von der Landesinnung Hessen des Kälte-Klima-Handwerks betriebenen Einrichtung können Studierende nach einer beruflichen Erstausbildung und einschlägiger Berufstätigkeit in einem zweijährigen Ausbildungsgang den Abschluß als "Staatlich geprüfter Techniker/ Staatlich geprüfte Technikerin, Fachrichtung Maschinentechnik, Schwerpunkt Kältetechnik" erwerben.
"Mit dem nächsten Schuljahr kann die Schule als Ersatzschule des Landes Hessen zunächst genehmigt, dann anerkannt werden und mit staatlichen Finanzmitteln rechnen", stellte Minister Holzapfel fest. Dafür seien im Landeshaushalt 1993 rund 500 000 Mark vorgesehen. Die in Maintal Studierenden würden damit von Schulgeld entlastet und den Studierenden an staatlichen Fachschulen gleichgestellt. Ihre künftige Berufsbezeichnung lautet "Staatlich geprüfter Techniker/Technikerin, Fachrichtung Kälteanlagentechnik".
"Damit wird dieser Ausbildungsgang im öffentlichen Bereich nunmehr an einem zweiten Standort in der Bundesrepublik - neben Gelsenkirchen - angeboten", resümierte Holzapfel. Die neue Fachschulausbildung sei "ein weiteres Signal der Landesregierung zur Stärkung des Wirtschaftsraumes Hessen". Die Kältetechnik habe sich als Wachstumgsbranche entwickelt und sei zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor - besonders in der Rhein-Main-Region - geworden. Eine herausragende Aufgabe der künftigen Techniker und Technikerinnen werde, wie der Minister betonte, Recycling- Verfahren von Kälteanlagen, besonders des Kältemittels Frigen, sein. pom
has FRANKFURT A. M. Die in diesem Jahr auf einen operativen Verlust von 1,2 Milliarden Mark zusteuernde Lufthansa will rasch Bargeld für die Kasse beschaffen. Nach Angaben des Konzerns ist er gezwungen, "über den Verkauf von Aktiva . . . einen Liquiditäts- und Ergebnisbeitrag zu erbringen". Im Kern läuft dieser Teil der Sanierungarbeiten auf die Abgabe des Hauptverwaltungs-Gebäudes in Köln hinaus. Die für nötig erachteten Büroflächen will die Firma mit dem Kranich am Leitwerk anschließend mieten. Nach dem gleichen Muster soll das Lufthansa-Bildungszentrum im hessischen Seeheim veräußert und danach weiter genutzt werden.
Unterdessen hat sich die Lufthansa einige Dinge einfallen lassen, um die angestrebten Mehrerlöse in Höhe von 700 Millionen Mark zu erreichen. So sind "in einer Crash-Aktion", wie es Passagevorstand Adrian von Dörnberg formuliert, aus 113 Flugzeugen die Erste-Klasse- Sitze entfernt worden. An deren Stelle installierten die Lufthanseaten Business- Class-Sessel, wodurch eine zusätzliche Kapazität von rund neun Prozent geschaffen wurde. Die Plätze in den Jets will die Gesellschaft künftig auch besser auslasten. Kein Wunder: Im innerdeutschen Verkehr flog sie zuletzt "relativ drastische Verluste" ein; der sogenannte Sitzladefaktor lag unter 60 Prozent.
Mit dem Bonusprogramm "Miles and More", bei dem Kunden Flugmeilen sammeln und später gegen Prämien wie Freiflüge oder kostenlose Hotelaufenthalte eintauschen können, sowie mit Spezial-, Nacht- und Abschlagtarifen (für Senioren und Junioren/Studenten) will der Kranich-Konzern mehr Passagiere anlocken. Im LH-Jargon heißt das: "Wir müssen mit gezielten Tarifen versuchen, zusätzliche Potentiale auf unsere Maschinen zu bringen." Abschläge um 55 Prozent in der Spitze im Vergleich zu den regulären Preisen winken in diesem Zusammenhang. "Damit sind wir auf Bundesbahnniveau", deutet ein Manager an, wem die Lufthansa Reisende abspenstig machen möchte.
Der am 25. Oktober startende Lufthansa Express, der als Division der Muttergesellschaft "in die Luft geht" (von Dörnberg), wird in der ersten Phase die sechs meist frequentierten Flughäfen Deutschlands - Frankfurt am Main, Berlin-Tegel, Hamburg, Düsseldorf, Köln und München - mit 28 Jets ansteuern. In einem zweiten Schritt, der bis zum Frühjahr 1993 vollzogen sein soll, werden Airports wie Stuttgart, Nürnberg, Leipzig und Dresden, einbezogen. Neu am "Express" ist vor allem, daß die Maschinen stets nur zwischen zwei Städten pendeln (Ping-Pong-System), was einen kostengünstigeren Betrieb verspricht.
Rehbein-Schule: Kreis lehnt Zusatzkosten ab Mit Gastschulbeiträgen bereits in der Pflicht Von Rüdiger Arendt HANAU. "Für jeden Schüler aus dem Kreisgebiet, der die Karl-Rehbein- Schule in Hanau besucht, zahlt der Main-Kinzig-Kreis rund 500 Mark pro Schuljahr an die Stadt Hanau." Mit dieser Aussage antwortet Landrat Karl Eyerkaufer auf eine Forderung des Leiters der Karl-Rehbein-Schule, Heinrich Pieh, der Kreis solle sich an den Kosten für einen Anbau beteiligen. Rund 1000 Schüler, Lehrer und Eltern hatten in der vergangenen Woche auf dem Hanauer Marktplatz gegen die Raumnot an diesem traditionsreichen Gymnasium protestiert. Landrat Eyerkaufer zeigte sich in diesem Zusammenhang sehr verwundert, daß der Vorschlag zu einer Kostenbeteiligung ausgerechnet von einem Schulleiter gekommen sei, "der als ehrenamtlicher Kreisbeigeordneter die Gesetzeslage eigentlich kennen müßte". Heinrich Pieh gehört der CDU an.
Jeder Schulträger hat die Investititionskosten im Schulbereich selbst zu tragen, so sehe es die Gesetzeslage in Hessen vor. Besuchen Schüler aus dem Bereich anderer Schulträger die Schulen, werden sogenannte Gastschulbeiträge fällig, die vom Land für die einzelnen Schultypen festgelegt werden. Mit der Zahlung des Gastschulbeitrages sind alle Verpflichtungen abgegolten. Für alle Schulen in Hanau - mit Ausnahme zweier Berufsschulen - ist die Stadt Hanau Schulträger. Für die 633 Schüler aus dem Kreisgebiet, die in diesem Schuljahr die Rehbeinschule in Hanau besuchen, entrichtet der Kreis an die Stadt einen Betrag von 317 000 Mark.
Insgesamt zahlt der Main-Kinzig-Kreis in diesem Jahr 2,54 Millionen Mark an Gastschulbeiträgen. Darin eingeschlossen sind auch Beiträge für Schüler aus der Stadt Hanau, die entweder Privatschulen oder Schulen außerhalb des Main-Kinzig- Kreises besuchen. Andererseits aber kann der Kreis keine Gastschulbeiträge von der Stadt Hanau verlangen, wenn Schüler aus der Stadt Schulen im Kreisgebiet besuchen.
Eyerkaufer ist sich bewußt, welche große Bedeutung die Hanauer Gymnasien für die Schüler aus dem westlichen Kreisgebiet haben. Doch angesichts der großen Investitionsaufgaben in den kreiseigenen Schulen und der finanziellen Lage sei auch eine freiwillige Beteiligung des Kreises undenkbar.
DREIEICH. Am hessenweiten Tag der offenen Tür für Kulturdenkmäler, am Sonntag, 6. September, wollen die Freunde Sprendlingens fünf Sehenswürdigkeiten vorstellen. Besucher finden vor Ort Informationen auf Schautafeln.
Aus den 28 Kulturdenkmälern, die unter Denkmalschutz stehen, hat der heimatkundliche Verein ausgewählt: die Erasmus-Alberus-Kirche am Lindenplatz, das evangelische Pfarrhaus in der Tempelstraße, das sogenannte Schwedenhaus im Sprendlinger Weg, das Fachwerkhaus Darmstädter Straße 15 und das jüdische Ritualbad, Hellgasse 15. Die Mikwe kann allerdings nicht besichtigt werden.
Bei Regen werden die Schautafeln im Gemeindehaus der Erasmus-Alberus-Gemeinde aufgestellt.
Auch der Geschichts- und Heimatverein Dreieichenhain beteiligt sich am Tag der offenen Tür. Er bietet am Sonntag drei Führungen durch die Burg und Teile des Unterhains an: um 11, 15 und 17 Uhr. Die Teilnahme ist kostenlos. dac
Im Hintergrund: UN-Reform Großmächte eher lustlos
Jahrzehntelang haben die Großmächte die Vereinten Nationen (UN) weitgehend blokkiert. Nach dem Ende der Blöcke zeichnet sich nun zum ersten Mal die Chance ab, die UN durch eine Reform zu stärken. Gebremst wird allerdings von den Veto-Mächten im Sicherheitsrat, die an Einfluß verlieren würden. Für den Streit um Einsätze der Bundeswehr kann die Reformdebatte entscheidend sein: Von ihr machen viele Sozialdemokraten abhängig, ob deutsche Soldaten über die Blauhelme hinaus auch an Kampfeinsätzen der UN teilnehmen sollen. Seit Juni liegt dem Sicherheitsrat die von UN-Generalsekretär Butros Ghali (Bild) verfaßte "Agenda für den Frieden" vor, ein ehrgeiziges Reformprojekt, das nach dem Willen seines Autors bis 1995 verwirklicht sein soll. Ein utopisch knapper Zeitraum angesichts der unvermeidbar langwierigen Verhandlungen. Butros Ghali will aus den UN nämlich eine Organisation machen, die im globalen Maßstab handelt, im Zweifel aber auch mit eigenen Truppen in Gewaltkonflikte eingreift. Setzt diese Idee sich durch, würden die Veto-Mächte im Sicherheitsrat, China, Rußland, Frankreich, Großbritannien und die USA an Bedeutung verlieren.
Besonders in den Vereinigten Staaten, der einzig verbliebenen Großmacht, ist die Neigung gering, den Vorschlägen zu folgen. US-Soldaten unter UN-Kommando? Unvorstellbar. Bis Ende September will die US-Regierung Stellung zur "Agenda für den Frieden" beziehen. Am Sitz der Vereinten Nationen in New York wird mit einer höflichen, aber eindeutigen Absage an die wesentlichen Punkte der Reform gerechnet. Auch in Paris und London ist die Neigung gering, Butros Ghalis Forderung nach einer eigenen UN-Streitmacht nachzukommen, die "auf einen unmittelbar bevorstehenden oder bereits erfolgten Angriff, der den Tatbestand der Aggression erfüllt", reagieren kann.
Ohne die in internationalen Interventionen erfahrenen Staaten USA, Frankreich und Großbritannien aber, so meinen Diplomaten, wäre eine UN- Truppe kaum zu verwirklichen.
Die Überlegungen von Butros Ghali stoßen allerdings keineswegs nur auf Ablehnung. Der deutsche Vertreter bei den Vereinten Nationen etwa, Detlev Graf zu Rantzau, ist den Vorschlägen gegenüber "sehr aufgeschlossen". Die UN seien schließlich der "einzige Träger der Hoffnung, zu einer Ordnungsstruktur zu kommen".
In dem Reformpapier geht es in der Tat um mehr, als um eine eigene UN-Truppe. In 86 Textziffern fächert Butros Ghali auf, was notwendig wäre, die Organisation zum Friedensfaktor in der Welt zu machen. Das reicht von der "vorbeugenden Diplomatie" über "Friedensschaffung" und "Friedenssicherung" bis zur "Friedenskonsolidierung". Der Kampfeinsatz ist für Butros Ghali nur das allerletzte - allerdings unverzichtbare - Mittel, wenn alle anderen versagt haben.
Mit der "vorbeugenden Diplomatie" sollen Konflikte schon im Vorfeld erkannt, eingedämmt und beigelegt werden. Die Instrumente reichen von der Entsendung von Beobachtern bis hin zur Einrichtung von "entmilitarisierten Zonen" zwischen zwei im Streit liegenden Ländern. Butros Ghali will die UN aber nicht erst dann tätig werden lassen, wenn der Konflikt unmittelbar bevorsteht. Durch die ständige Zusammenarbeit internationaler Organisationen soll eine Art Frühwarnsystem installiert werden, das über wirtschaftliche und soziale Entwicklungen informiert, die "zu einer Bedrohung für Weltfrieden und internationale Sicherheit werden können".
Auch die "Friedensschaffung" ist für Butros Ghali in erster Linie der Versuch, Streitparteien "mit friedlichen Mitteln" zu einer Einigung zu bewegen. Um die schon vorhandenen Maßnahmen, wie etwa Sanktionen, zu erweitern, schlägt er vor, daß sich alle Mitgliedsländer bis zum Jahr 2000 "der allgemeinen Gerichtsbarkeit" des internationalen Gerichtshofes in Den Haag "unterwerfen" sollen. Erst wenn das alles nichts fruchtet, soll Gewalt angewendet werden.
Der Generalsekretär plädiert auch dafür, zur "Friedensdurchsetzung" ein Zwischending zwischen Blauhelmen und Kampftruppen zu schaffen. Diese Soldaten, die zur Überwachung eines Waffenstillstandes eingesetzt sind, sollen das Recht haben, diesen auch im Notfall mit Waffengewalt durchzusetzen. "Friedenssicherung" und "Friedenskonsolidierung" gehen bei Butros Ghali Hand in Hand. Die UN müßten nicht nur Blauhelme schicken, sondern auch bei der Wiederherstellung der Ordnung, bei Wahlen, beim Aufbau einer Verwaltung und beim Aufbau einer funktionierenden Demokratie Hilfe leisten. Die Vereinten Nationen würden damit tief in die inneren Angelegenheiten eines Landes eingreifen können.
Alle diese Vorstellungen allerdings ließen sich nur verwirklichen, wenn erstens die großen und reichen Ländern mitmachen und wenn zweitens der Sicherheitsrat neu strukturiert wird, der bislang im wesentlichen als ein Einflußorgan der USA gilt. Doch eine Änderung ist nicht in Sicht. Die Deutschen und die Japaner würden gerne an dem ovalen Tisch Platz nehmen, aber was ist dann mit den Ländern der dritten Welt? Was mit Brasilien und Indien? In Washington geht man davon aus, daß sich die Ansprüche gegenseitig blockieren. So befürchten UN-Diplomaten, daß erst einmal alles beim alten bleibt.
MARTIN WINTER (Bonn)
"Wie reagieren wir auf Jugoslawien und Rostock?" Dieser Frage geht am 12. und 13. September ein Seminar unter der Leitung des Psychoanalytikers Horst-Eberhard Richter nach.
Die Veranstaltung beginnt am Samstag um 10 Uhr. Danach soll dann in Arbeitsgruppen bis 18 Uhr intensiv über das Thema diskutiert werden.
Die Gruppendiskussion soll Sonntags ab 10 Uhr fortgesetzt werden und in ein gemeinsames Abschlußplenum münden. Die Teilnahmegebühr beträgt 25 Mark.
Anmeldungen nimmt das Sigmund- Freud-Institut entgegen, und zwar am Montag und Dienstag, 7./8. September, von zehn bis 13 Uhr unter Telefon 72 92 45. mku
MÜHLHEIM. Wer demnächst segeln lernen und/oder einen Sportbootführerschein machen möchte, soll am Freitag, 4. September, ab 20 Uhr in die Gaststätte "Kickstiwwel" am Sportzentrum in die Anton-Dey-Straße kommen. Der Mühlheimer Yachtclub (MYC) lädt zum Informationsabend ein.
Wer zu diesem Termin nicht kann, aber wissen will, wie, wann und wo er einen Segelkurs machen kann, wendet sich direkt an den MYC-Vorsitzenden Helmut Weigert, Telefon 06108/ 68 200. lz
Wie für die Stasi-Problematik angestrebt, wäre dann auch eine Auseinandersetzung in einer breiten Öffentlichkeit mit der sozialistischen Schule ebenso wichtig. Es müßten vergleichbar schon geführten Gesprächen zwischen Opfern und Tätern auch diejenigen herausgefordert und befragt werden, die die Auffälligenkarteien in den Schulen geführt, Kinder, Jugendliche und Eltern unter Druck gesetzt, Gewissen gekränkt, Rücken gekrümmt, Seelen verletzt, die Schule als für die Persönlichkeitsentwicklung nicht verzichtbare gesellschaftliche Dienstleistung diskreditiert haben. Nicht Kavaliersdelikte sind ins Licht zu rücken, sondern elementare Menschenrechte, die verweigert wurden. Menschen sind zu erinnern, die möglicherweise Generationen krankgemacht haben. Zu ihnen gehören auch diejenigen, die in den leitenden Institutionen des DDR-Staates Verantwortung trugen, z. B. Margot Honecker als Volksbildungsministerin und Gerhart Neuner als Präsident der Akademie der Pädagogischen Wissenschaften. ( . . . )
Die Schule ist nicht der Sündenbock der Nation, wenn es um die Aufarbeitung der Vergangenheit geht. Sie muß die umfassende Fragestellung nach dem widerspiegeln, was die Gesellschaft ihren heranwachsenden Kindern und Jugendlichen schuldig ist, was die Heranwachsenden von ihr auf dem Hintergrund einer geprägten Vergangenheit erwarten können, was sie von ihr zu Gesicht bekommen und wie sie an und mit den durch die Vergangenheit geprägten und an ihr beteiligten Menschen "Leben" lernen können.
Dieser Prozeß, der ein Beispiel neben anderen im derzeitigen Bemühen ist, neue Wege zu entdecken und zu gehen, die mit den veränderten gesellschaftlichen und staatlichen Bedingungen möglich sind, wird Zorn, Schmerz und Trauer, auch Haß ebenso erzeugen wie Resignation verbreiten; vielleicht dieses mehr und wirkungsvoller als daß er Zeichen der Hoffnung setzt. Er wird ein großes Maß an Geduld, an Toleranz, an Sensibilität und auch an Bereitschaft zu vergeben erfordern. Er kann eine unvergleichliche und für die Heranwachsenden einmalige ethische Qualität gewinnen, wenn er wirklich authentisch, d. h. ehrlich, kenntlich machend und erkennbar gestaltet und ausgeführt wird.
Aus: Eckart Schwerin, Pädagogik war Politik mit anderen Mitteln, Neue Sammlung, Heft 2/92
Unter Autoknackern gilt es als heißer Tip: In Werkstätten werden die Fahrzeuge über Nacht meist nicht abgeschlossen, häufig steckt sogar der Zündschlüssel. Oft können die Wagendiebe sogar unter den Nobelkarossen wählen. Solch leichtsinniges Verhalten verpflichtet die Monteure zu Schadensersatz. Die Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände (AgV) weist auf zwei Urteile hin, in denen das Oberlandesgericht Hamm (AZ: 26 U 156/90) und das Landgericht Hamburg (AZ: 302 O 82/91) die Werkstattinhaber für ihre Nachlässigkeit zur Verantwortung zog.
Für die Hamburger Richter verletzte der Chef der Mechaniker grob fahrlässig seine Sorgfaltspflicht: Ein Dieb ohne Führerschein und Fahrpraxis hatte aus dem Betrieb einen unverschlossenen Wagen gestohlen. Nach kurzer Fahrt hatte der Autoknacker einen schweren Unfall - die Reparatur-Firma muß nun den Schaden ersetzen. Den Richtern in Hamm reichte auch eine verschlossene Fahrzeughalle nicht aus, um den Leichtsinn der Werkstatt zu entschuldigen. Die zum Teil verglaste Halle ließ sich ohne Schwierigkeiten von innen öffnen - bei steckendem Zündschlüssel und offenen Türen hatte der nächtliche Dieb leichtes Spiel. mag
sch FRANKFURT A. M. Philips und Grundig haben ein gemeinsames Videoprogramm gestartet. Die industrielle Leitung der dazu wie geplant Anfang September aus der Taufe gehobenen Gesellschaften in Wien und Fürth liegt bei den Niederländern. Das Kapital der iR3 Video International an der Donau gehört Philips gänzlich, an der deutschen iR3-Firma sollen die Holländer zwei, Grundig ein Drittel halten, wie die fränkische Unterhaltungselektronikgruppe ankündigt. Von der Kooperation bei Videogeräten und Komponenten versprechen sich die Partner "Synergieeffekte wie höhere Stückzahlen und sinnvolle Arbeitsteilungen".
In die hiesige iR3-Firma (das Kürzel steht für image reception, recording, replay) bringt Grundig Betriebsstätten in Nürnberg sowie Video-Entwicklung und Produktmanagement in Fürth ein. Alle dort beschäftigten 1775 Leute wurden mit allen Rechten von Grundig auf die neue Gesellschaft "überführt", wie es weiter heißt. Ihnen stehen 2300 Leute des Philips-Werkes in Wien gegenüber. Die Österreicher kümmern sich vor allem um Standard-, die Deutschen um high-end- Geräte. Weltweit will iR3 pro anno vier Millionen Stück herstellen, davon zwei Millionen in Wien und 600 000 in Nürnberg/Fürth. Die Geräte werden für die Partner, aber auch für Dritte gefertigt.
Demnächst wollen Philips und Grundig auch in einer Funk GmbH, vor allem bei schnurlosen Telefonen, kooperieren.
OBERURSEL. Ein Fußgänger, der gestern nacht die B 455 zwischen Bad Homburg und Oberursel in Höhe der Fußgängerbrücke bei Oberstedten überqueren wollte, wurde von einem Auto erfaßt und lebensgefährlich verletzt. Wie die Polizei berichtete, bemerkte ein Autofahrer, als er mit seinem Wagen aus einer leichten Linkskurve kam den Mann, der vom Mittelstreifen zum rechten Fahrbahnrand ging. Obwohl der Autofahrer versucht habe, auf der regennassen Fahrbahn nach links auszuweichen, erfaßte sein Wagen den Fußgänger. w
Flut nach Beben vor Nicaragua: 20 Tote
Die Stadt sucht in Ginnheim weiter nach einem Areal für eine neue Kindertagesstätte. In dem Stadtteil gebe es immer noch großen Bedarf an zusätzlichen Betreuungsplätzen, selbst wenn die neue KT an der Schloßhecke einmal fertiggestellt sei, berichtet der Magistrat. Derzeit gibt es nur 266 Plätze für Kindergartenkinder und 50 Plätze für Schüler im Stadtteil. Sorgen bereiten dem Schuldezernat dabei vor allem die ungeeigneten Räume der Kindertagesstätte 23 in der Ginnheimer Hohl. Die KT wird derzeit mit einer befristeten Ausnahmegenehmigung des Landesjugendamtes betrieben.
Eine Verbesserung der Räumlichkeiten sei nicht möglich, außerdem werden in Ginnheim wegen des geplanten Wohnungsneubaus noch weitere Betreuungsplätze benötigt, berichtet der Magistrat. Die Stadt prüfe derzeit "mögliche Bauplätze" für einen Ersatzstandort. luf
OFFENBACH. Knapp hundert Menschen waren dem Aufruf des Gewerkschaftsbundes und der Offenbacher Friedensinitiative gefolgt und demonstrierten anläßlich des "Antikriegstages" am Dienstag abend vor dem Rathaus und in der Innenstadt gegen den Krieg im allgemeinen und im besonderen gegen den "schmutzigen Krieg auf dem Balkan". Die Demonstranten protestierten besonders gegen den von der Bundesregierung geplanten Blauhelme-Einsatz deutscher Soldaten in Krisengebieten.
Außerdem verurteilten sie die Ausschreitungen Rechtsradikaler gegen Ausländer und Asylbewerber. Die Offenbacher Naturfreunde schreiben in einer Resolution: "Wir verurteilen die Pogrome rechtsradikaler Gewalttäter, die in den letzten Monaten und Tagen die Bevölkerung von Rostock, Cottbus und anderen Städten in Angst und Schrecken versetzt haben. Wir haben auch kein Verständnis für jene Menschen, die Beifall klatschen oder mit ,klammheimlicher Freude' zusehen, wenn Gesundheit und Leben ausländischer Mitbürger und Mitbürgerinnen oder Polizeibeamter bedroht wird."
Die Naturfreunde argumentieren: "Für den auflodernden Flächenbrand der Gewalt gibt es keine Rechtfertigung.
Auch die schwierige soziale und wirtschaftliche Lage vieler Landsleute im Osten und Westen Deutschlands kann nach unserer Auffassung keine Entschuldigung für Haß und Terror gegen Minderheiten in unserem Lande sein. Faustschläge und Molotowcocktails lösen keine Probleme." lz
LANGEN. "Entstaut die Innenstadt und beruhigt die Beruhigung": Mit diesen Forderungen ziehen die Liberalen in den Wahlkampf, der sie zurück ins Stadtparlament bringen soll. Die Kandidatenliste ist gewählt, ein Programm liegt vor. Die FDP erneuert ihren Vorschlag, Bahn- und Gartenstraße zu Einbahnstraßen zu machen, favorisiert mehr Parkplätze an Stelle eines "ausufernden Straßenrückbaus". Keinesfalls dürfe die ganze Stadt verkehrsberuhigt werden.
Wer diese Forderungen aus den Reihen des Gewerbevereins zu kennen glaubt, täuscht sich nicht. Gleich zwei Vorstandsmitglieder dieses Vereins sind auf den ersten fünf Plätzen der Kandidatenliste für die Kommunalwahl 1993 zu finden. Das "Spitzenquintett" wird vom Parteivorsitzenden Dieter Bahr angeführt. Dann folgen der Gewerbevereinsvorsitzende, Günther Krumm, der dieses Amt Anfang nächsten Jahres aufgeben will, und sein Vorstandskollege Ulrich Krippner. Zwei Juristen, beide Jahrgang 1964, machen das Fünferteam komplett: Dieter Rebscher und Klaus Rüffler. Die Partei, die 1989 an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert war, hofft auf drei bis vier Plätze im Parlament und einen Sitz im Magistrat.
Die FDP bekräftigt ihren Vorschlag, mehr Sicherheit vor Kriminalität durch eine Bürgerpolizei zu schaffen. Außerdem: "Langen könnte etwas aufpoliert werden", und ein zweites Seniorenheim stünde der Stadt gut zu Gesicht. dac
MATHILDE BERGHOFER- WELCHNER, stellvertretende Ministerpräsidentin des Freistaates Bayern und alldort Staatsministerin der Justiz, ist am heutigen Donnerstag um 19.30 Uhr Ehrengast eines "Bayerischen Abends", den der Dudenhöfer Landwirt Karl Kühnle zelebriert. ttt
KARLHEINZ JUNG, Gemeindevertretervorsteher von Hainburg, ist jüngster Adressat des Ehrenbriefes des Landes Hessen. In der jüngsten Parlamentssitzung durfte er sich der Gratulation und eines Blumenstraußes von seinem Stellvertreter Walter Hartig erfreuen. ttt
FRIEDBERG. "Canada - vom Pazifik zu den Rocky-Mountains" heißt eine Ausstellung des Bad Nauheimer Fotografen Dirk Ziegeler, die bis 30. September im Literatur-Café zu sehen ist. Ziegeler, Industrie-, Food- und Portraitfotograf, zeigt beeindruckende Naturaufnahmen. "Die Wirkung seiner Bilder erlangt Ziegeler durch eine unverfälschte Darstellungsweise noch unberührter Natur. Wen es nach Meer, Wäldern und imposanten Bergmassiven dürstet, der wird von dieser Ausstellung nicht enttäuscht sein", heißt es in einer Mitteilung des Literatur- Cafés. Die Bilder sind während der Öffnungszeiten des Cafés zu sehen. ieb
NIDDERAU. Die Nidderauer Grünen haben in einem offenen Brief an Landrat Karl Eyerkaufer ihre Trauer und Erschütterung angesichts des Hasses und der Aggressivität gegen ausländische Menschen ausgedrückt. Die eigentliche Gefahr, so die Partei, gehe nicht von den Asylsuchenden aus, sondern von den "rassistischen Randalierern und ihren wohlwollend gaffenden Helfershelfern aus der Bevölkerung". Man müsse jetzt auf "Besonnenheit und Vernunft, auf Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft hoffen". Diese Eigenschaften zu fördern, sei Aufgabe der Politiker.
Aus diesem Grund appellieren die Nidderauer Grünen an den Landrat des Main-Kinzig-Kreises: "Nehmen Sie Ihre bedenklichen Äußerungen zurück. Distanzieren Sie sich von den ausländerfeindlichen Sprüchen des Gelnhäuser Bürgermeisters Jürgen Michaelis. Gewähren Sie Verfolgten auch weiterhin Zuflucht in unserem Landkreis. Setzen Sie sich für ein friedliches Zusammenleben mit den Flüchtlingen ein. Und: Spielen Sie bitte nicht mit dem Feuer - es ist gefährlich heutzutage!" gf
BERLIN. Der Berliner Senator für Wissenschaft und Forschung, Manfred Ehrhardt, hat jetzt Richard Schröder im Fachbereich Evangelische Theologie der Humboldt-Universität zu Berlin auf den Lehrstuhl für Philosophie in Verbindung mit dem Fachgebiet Systematische Theologie (Religionsphilosophie) berufen. Erhardt folgte damit dem Vorschlag der Struktur- und Berufungskommission des Fachbereichs Evangelische Theologie, obwohl der Akademische Senat der Humboldt-Universität in seiner Stellungnahme zu einem negativen Votum ohne weitere Begründung gelangt ist. FR
Kleine FR
Ausstellung für guten Zweck BAD ORB. Die Schönheiten der Natur steht im Mittelpunkt einer Gemäldeausstellung, die vom 5. September bis zum 4. Oktober bei freiem Eintritt täglich im Foyer der Konzerthalle zu sehen ist. Betreut wird sie vom Landschafts- und Miniaturenmaler Hannes Roschinsky. Ein Teil des Verkaufserlöses kommt der Deutschen Krebshilfe zugute, die den Intiator Roschinksy für seine Verdienste bereits ausgezeichnet hat. Information für Bauleute WÄCHTERSBACH. "Wie werde ich geprüfter Polier?" ist das Thema einer Informationsveranstaltung für Bauleute am 6. September ab 10 Uhr im Bürgerhaus.
Die August-Jaspert-Schule (AJS) in Bonames kann sich vor Schülern kaum noch retten. Mit sechs ersten Klassen mußte die Lehranstalt ins neue Schuljahr starten, knapp 500 Kinder drücken dort inzwischen die Schulbank - und es werden immer mehr. "Der Massenbetrieb geht so nicht mehr weiter", findet ein Elternsprecher, und damit steht er nicht alleine da. Auch der Ortsbeirat 10 will dem "pädagogischen Unsinn" nun einen Riegel vorschieben: Die Schulbezirksgrenzen zwischen Bonames und Nieder-Eschbach sollen so verändert werden, daß die Michael-Grzimek-Schule künftig einen Teil der Schüler vom Bügel aufnehmen muß.
Denn die Situation an der AJS, da sind sich alle einig, ist auf Dauer nicht mehr tragbar: Immer mehr Jungen und Mädchen tummeln sich in den vollbesetzten Räumen, in Bonames wird ernsthaft überlegt, Abstellkammern in Klassenzimmer umzuwidmen. Die Jaspert-Schule zählt mittlerweile zu den größten Frankfurter Grundschulen, neue Lehrer werden jedoch nicht eingestellt.
Die aber wären nötig, findet der Elternbeiratsvorsitzende Alexander Zabler. Denn in der AJS werden Kinder aus rund 30 Nationen unterrichtet: "Hier oben", sagt Zabler, "schwelt ein Explosionsherd."
Und wie der zu entschärfen ist, darüber gehen die Meinungen auseinander: Während der Arbeitskreis Bügel ein "Sozialarbeit-Betreuungs-Projekt oder Doppelbesetzung" für die AJS fordert, hofft der Elternbeirat auf Entlastung durch benachbarte Schulen. Kalbach, Harheim und vor allem Nieder-Eschbach sollten künftig einige Kinder vom Bügel aufnehmen, dann werde die AJS wieder auf "eine pädagogisch vernünftige Größe" reduziert.
Die Einwände des Arbeitskreises, dadurch werde das eigentliche Problem nur "verschleiert", ließ der Ortsbeirat nicht gelten: Er verabschiedete gegen die Stimmen der Grünen einen SPD-Antrag, wonach die "Auslastung" der Michael-Grzimek-Schule in Nieder-Eschbach und der AJS künftig "in etwa gleich" sein soll. ind
NIDDA. Die 17 350 Menschen von Nidda werden ihren Müll ab 1993 wahrscheinlich als erste Wetterauer nach dem tatsächlichen Gewicht bezahlen. Ab 1. Januar soll jede der 7837 Mülltonnen bei jeder Leerung gewogen werden. Nach einer Erprobungszeit wird ab 1. Juli der Rest- und der Bio-Müll aufs Kilogramm abgerechnet. Das Wertmarkensystem wird dann abgeschafft. Einstimmig beschlossen dies am Dienstagabend die Mitglieder des Umwelt- und des Haupt- und Finanzausschusses. Das letzte Wort hat das Stadtparlament am 22. September.
Eine jährliche Kosteneinsparung in Höhe von 426 000 Mark errechnete die Stadtverwaltung im Vorfeld der Reform. Sie setzt voraus, daß das "Duale System Deutschland" ab Januar die Joghurtbecher und Plastikfolien der Niddaer in gelben Säcken einsammelt. Deren Kosten zahlt die Bevölkerung schon jetzt mit jedem "grünen Punkt" im Supermarkt. Auch das Altglas, der Dosenschrott und 25 Prozent der Altpapier-Abfuhrkosten sind künftig damit abgegolten.
Die "Verwiegung" des Restmülls regte die Eschborner Bevölkerung zu einer 24prozentigen Abfall-Reduzierung an, berichtete am Dienstag der Fachmann Otto Wagner. Die Niddaer rechnen vorsichtig mit zehn Prozent oder 312 000 Kilo weniger Restmüll pro Jahr. Das bisherige Wertmarken-System hat die Müll-Vermeidung in Nidda nicht befördert. Um 2,1 auf 211 Kilo wuchs 1991 das Pro-Kopf- Aufkommen an Haus- und Sperrmüll. Außerdem sei die Wertmarken-Abrechnung sehr aufwendig, heißt es in der Magistratsvorlage.
Auch der Bio-Müll soll ab Januar gewogen werden. Als Anreiz, die organischen Abfälle kostenlos im eigenen Garten zu kompostieren. Langfristig plant die Stadt Nidda, auch den Sperrmüll nach Gewicht zu berechnen.
Alle schwarzen und braunen Mülltonnen müssen fürs neue System ausgewechselt werden. Die neuen Gefäße fassen sämtlich 240 Liter oder 1,1 Kubikmeter - ihre Größe ist neuerdings egal, da nicht mehr das Gefäßvolumen, sondern der reale Inhalt berechnet werden. An den Mülltonnen sind Datenträger ("Chips") mit computerlesbaren Informationen über Gefäßtyp, den Grundstücksbesitzer, die Abfall-Art und die Lage des Grundstücks befestigt. Bei der Abfuhr Im Dutzend billiger werden sie automatisch registriert und mit der Kilo-Zahl des gewogenen Mülls im Bordcomputer des Müll-Autos gespeichert. Die Kosten dieses Verfahrens schätzt die Mainzer Hersteller-Firma Zöller, die das Wiegesystem entwickelt hat, auf drei Mark pro Gefäß und Monat. Sie verringert sich angeblich, sobald weitere Gemeinden das Wiege-System einkaufen. Ortenberg, Hirzenhain und andere Kommunen haben nach Auskunft des Bürgermeisters Helmut Jung schon Interesse angemeldet. nes
"Vielleicht schon nächste Woche" ziehen Asylbewerber in die Höchster McNair-Kaserne Der OB will nur 250 Flüchtlinge Wütender Brief an Blaul Von unserem Redaktionsmitglied Claus-Jürgen Göpfert "Es drängt, wir stehen mit dem Rücken zur Wand", sagte Gerhardt Müller, Sprecher des Regierungspräsidiums (RP) Darmstadt. Immer wieder unterbrochen von "Krisen-Sitzungen", suchte das RP im Rhein- Main-Gebiet nach Obdach für 235 Asylbewerber, die derzeit in der Hessischen Gemeinschafts-Unterkunft (HGU) Schwalbach auf Fluren und in Abstellräumen nächtigen. Die hessische Ministerin für Jugend, Familie und Gesundheit, Iris Blaul (Grüne), will "so schnell, wie es geht" (Sprecherin Barbara Bussfeld) Flüchtlinge in der von US-Truppen geräumten McNair-Kaserne im Frankfurter Stadtteil Höchst unterbringen. 500 Personen soll Frankfurt insgesamt aufnehmen - das RP hält für möglich, daß ihre Zahl allein in "McNair" rasch auf 1000 steigen wird. Oberbürgermeister Andreas von Schoeler schrieb an Blaul einen wütenden Brief - er möchte allenfalls 250 Personen in der McNair-Kaserne dulden, um Angst und Ablehnung unter den Bürgern im Stadtteil nicht zu schüren. Völlig offen war gestern, wo in Frankfurt die übrigen 250 Flüchtlinge untergebracht werden könnten.
Sozialdezernent Martin Berg (SPD) brachte am Abend erneut ein landeseigenes Gelände am Niederurseler Hang ins Gespräch, auf dem Platz für ein "Container-Dorf" wäre. Horst Hemzal, der Vorsitzende der CDU-Opposition im Römer, behauptete am Mittwochnachmittag, daß Blaul mit der Stadt auch längst über die Edwards-Kaserne in Bonames als weiterem Domizil für Asylbewerber verhandele - am Abend dementierte das entschieden Daniel Cohn-Bendit, ehrenamtlicher Stadtrat für multikulturelle Angelegenheiten. "Mit Hochdruck" bereitet das RP die Unterbringung der Flüchtlinge in der McNair-Kaserne "vielleicht schon nächste Woche" vor. Mitarbeiter des Hessischen Staatsbauamtes sollen bei einer Besichtigung der verlassenen Gebäude noch bis Freitag klären, ob schnelle Umbauten für Brandschutz und Statik erforderlich sind. Die Darmstädter Behörde sucht auch einen privaten Betreiber, der die Menschen dann mit Nahrung und Betten versorgt - indessen wurde gestern schon Kritik an der "Monopol-Firma" Schock und Vogel laut, die auch in anderen Unterkünften in Hessen "vor allem aufs Geld" schaue.
Und während Stadt und Land noch um die Unterbringung der Menschen stritten, dachte am Mittwochnachmittag im Rathaus ein anderer Kreis darüber nach, wie das Zusammenleben von Flüchtlingen und Frankfurtern künftig organisiert werden kann. Auf Initiative von StadtratCohn-Bendit (Grüne) trafen sich Politiker aus dem Römer und den westlichen Stadtteilen, Polizeibeamte und Pfarrer Hans-Georg Döring von der St. Christophorus-Gemeinde in Höchst, der dort einem "Flüchtlings-Arbeitskreis" von knapp 40 engagierten Bürgern vorsteht.
"Wir müssen jetzt zeigen, daß wir in der Lage sind, eine sozial schwierige Situation gemeinsam zu meistern", hieß Cohn-Bendits Appell. Der Stadtrat hatte konkrete Vorschläge zum Treffen mitgebracht: Ein Beratungsbüro von Höchster Bürgerinitiative und Multikultur-Amtsoll für die Flüchtlinge in der Höchster Kaserne eingerichtet werden. Für Bürger aller Nationalitäten möchte Cohn-Bendit mit Werkverträgen jeweils einen Street- worker einstellen - "Ministerin Blaul hat schon die Finanzierung zugesagt".
Erstes Ergebnis der Beratung am Abend: Freitag, 10. September, wollen SPD, CDU und Grüne, so Cohn-Bendit, in Höchst eine Bürgerversammlung organisieren - unter dem Motto "Flüchtlinge in Höchst - miteinander reden, miteinander leben".
Der Stadtrat denkt auch daran, in einer Serie von Veranstaltungen die Höchster Bürger und die Flüchtlinge zusammenzuführen, ins Gespräch zu bringen, aber auch zu unterhalten - "mit Musik- und Theatergruppen".
Die Wirklichkeit sieht noch ganz anders aus. Die verlassene McNair-Kaserne liegt eingebettet in ein enges Dreieck zwischen Sozialwohnungs-Bauten, dem städtischen Krankenhaus Höchst und dem Alten- und Pflegeheim Victor- Gollancz-Haus, in dem 250 Senioren leben. Pfarrer Döring von der Christophorus-Gemeinde beschreibt die Menschen
(Fortsetzung auf Seite 22)
BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT-OST: Sportfreunde Seligenstadt - Spvgg. Weiskirchen, SG Nieder-Roden - TSV 07 Höchst, FSV Ravolzhausen - FC Teutonia Hausen, Eintracht Windecken - Spvgg. 12 Seligenstadt, TSV Lämmerspiel - FV Germania Bieber, SG Bruchköbel - VfB Oberndorf, FSV Bad Orb - Germania Niederrodenbach, SV Melitia Roth - KSG Ober-Seemen (alle Sonntag, 15 Uhr).
BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT-WEST: SG Ober-Erlenbach - TSV Vatan Spor Bad Homburg (Massenheimer Weg), 1. FC Rödelheim - SV Steinfurth, FV Bad Vilbel II - SV Reichelsheim, SV Nieder-Weisel - Rot-Weiß Frankfurt II, SV Germania Ockstadt - FC Germania 94 Frankfurt, Kickers Offenbach II - Spvgg. Fechenheim, SG Rodheim - 1. FC Hochstadt, Spvgg. 05 Oberrad - SV Gemaa Tempelsee Offenbach, FC Dietzenbach - FSV Bischofsheim (alle Sonntag, 15 Uhr).
BEZIRKSOBERLIGA DARMSTADT: FC Olympia Lorsch - SG Ueberau, Spvgg. 07 Bischofsheim - Turnerschaft Ober-Roden (beide Samstag, 16 Uhr), SGA Darmstadt - TSV Trebur, FSV Riedrode - SV Groß-Bieberau, TSV Pfungstadt - 1. FCA 04 Darmstadt, VfR Groß- Gerau - RSV Germania Pfungstadt, SKV 1879 Mörfelden - TSV Neustadt (alle Sonntag, 15 Uhr). Spielfrei: SV Raunheim.
BEZIRKSLIGA OFFENBACH: Spvgg. Hainstadt - Spvgg. Dietesheim II, FV 06 Sprendlingen - Türkischer SV Neu-Isenburg, FC 70 Offenthal - Susgo Offenthal, FC Kickers Obertshausen - SG Rosenhöhe Offenbach, FC Kikkers-Viktoria Mühlheim - SV 13 Zellhausen, FC Alemannia Klein-Auheim - TSV Heusenstamm, SG Götzenhain - BSC 99, SSG Langen - SV Dreieichenhain (alle Sonntag, 15 Uhr).
BEZIRKSLIGA MAIN-TAUNUS: u.a. SV Fischbach - Vikt. Kelsterbach (So., 15 Uhr).
KREISLIGA A MAIN-TAUNUS: u.a. BSC 47 Kelsterbach - 1. FC 1910 Mammolshain (Sonntag, 15 Uhr), Delfi Kelsterbach - SG Nassau Diedenbergen (Sonntag, 16 Uhr).
KREISLIGA A OFFENBAHC-OST: Türkischer SV Seligenstadt - FC Kroatia Obertshausen, TV Hausen - TSG Mainflingen, TuS Froschhausen - TSV Dudenhofen, SKV Hainhausen - SV Zrinski Offenbach, SC 07 Bürgel - FC 1960 Bieber, TV Rembrücken - TuS Klein-Welzheim, SV Jügesheim II - SKG Rumpenheim, SV Steinheim - SV 1980 Mühlheim (alle Sonntag, 15 Uhr).
KREISLIGA A OFFENBACH-OST: Spvgg. 03 Neu-Isenburg II - SKG Sprendlingen (Sonntag, 13.15 Uhr), Türkischer SC Offenbach - DJK Eiche Offenbach, Rot-Weiß Offenbach - TSG Neu-Isenburg, SC Buchschlag - Türkischer FV Dreieich, VfB 1900 Offenbach - SG Dietzenbach, SV Aris Offenbach - FC Hellas Offenbach, TV Dreieichenhain - Freie Turner Oberrad, SC Steinberg - Sprendlinger TG (alle Sonntag, 15 Uhr).
KREISLIGA B OFFENBACH-OST: TGM Jügesheim - Fair Play Mühlheim, TG Weiskirchen - DJK-SG Heusenstamm, Eintracht Steinheim - Germania Steinheim, Sportfreunde Heusenstamm - Italsud Offenbach, FC Maroc Offenbach - SG 1990 Steinheim, TSV Klein-Auheim - SG Germania Klein-Krotzenburg II (alle Sonntag, 15 Uhr).
KREILSIGA B MAIN-TAUNUS: u.a. Moskito Hofheim - Türk Spor Kelsterb. (So., 15 ). hdp
BEZIRKSLIGA DARMSTADT-WEST: SKG Ober-Ramstadt - GW Darmstadt, RW Darmstadt - SKV Büttelborn, SG Egelsbach II - SV Geinsheim (alle Sa., 16 Uhr), 1. FC Langen - SV Klein-Gerau, ET Rüsselsheim - Opel Rüsselsheim, TSV Nieder-Ramstadt - SV St. Stephan, SKG Gräfenhausen - SV Darmstadt 98 II, SV Erzhausen - SV Weiterstadt (alle So., 15 Uhr).
BEZIRKSLIGA DARMSTADT-OST: SV Reinheim - KSV Urberach, Viktoria Urberach - Viktoria Aschaffenburg II (beide Sa., 16 Uhr), Viktoria Kleestadt - VfL Michelstadt, TSV Lengfeld - FSV Groß-Zimmern, FSV Spachbrücken - Spvgg. Groß-Umstadt, FV Eppertshausen - TSV Höchst, SV Münster - TG Ober-Roden, SV Beerfelden - Hassia Dieburg (alle So., 15 Uhr).
KREISLIGA A DIEBURG: KSG Georgenhausen - TSV Richen, Viktoria Schaafheim - SV Sickenhofen, TV Nieder-Klingen - RW Radheim, TV Semd - Germ. Ober-Roden II, FC Raibach - TSV Altheim, Türk Babenhausen - Kickers Hergershauen, PSV Groß-Umstadt - FSV Münster (alle So., 15 Uhr).
KREISLIGA B DIEBURG: SV Heubach - FC Ueberau, Türk Dieburg - FSV Schlierbach, TSV Klein-Umstadt - SV Dorndiel, TSV Harreshausen - Germ. Babenhausen, Vikt. Klein-Zimmern - TSV Wiebelsbach, FC Niedernhausen - SV Hering, Viktoria Dieburg - BR Babenhausen (alle So., 15 Uhr). Spielfrei: FC Groß-Umstadt.
KREISLIGA A GROSS-GERAU: SKG Wallerstädten - FC Leeheim, SKG Erfelden - TSV Wolfskehlen II (beide Sa., 16 Uhr), SKG Stocktadt - SV Nauheim, VfR Rüsselsheim - SKG Walldorf, Olympia Biebesheim - RW Walldorf II, Dersim Rüsselsheim - Italia Groß-Gerau, Hellas Rüsselsheim - Germania Gustavsburg, Alem. Königstädten - TSV Golddelau (alle So., 15 Uhr).
KREISLIGA B GROSS-GERAU: Esp.Walldorf - SF Bischofsheim (Sa., 15 Uhr), Cihan Rüsselsheim - SSV Raunheim, TSG Worfelden - Cab. Rüsselsheim, B. Bischofsheim - Conc. Gernsheim, Olympia Nauheim - KSV Biebesheim, VfB Ginsheim - SKC Bauschheim, TV Haßloch - Kickers Mörfelden (alle So., 15 Uhr). ka. Frauen
LANDESLIGA SÜD: u.a. TSV Eschollbrükken/Eich - TSV Aschbach (am heutigen Freitag, 20 Uhr), FSV Frankfurt II - FC Viktoria Schaafheim (Samstag, 15 Uhr), KSV Reichelsheim - SV 09 Flörsheim II (Samstag, 16 Uhr).
BEZIRKSOBERLIGA DARMSTADT: SC Hassia Dieburg - 1. FCA 04 Darmstadt, SKG Walldorf - TSV Nieder-Ramstadt (beide Samstag, 16 Uhr), FC Rimhorn - TSV Höchst (Samstag, 16.30 Uhr).
BEZIRKSLIGA DARMSTADT: TGB Darmstadt - SG Malchen, SV Geinsheim - Boys Wattenheim (beide Samstag, 17 Uhr). hdp
mat FRANKFURT A. M. Ihr liebstes Kind ist ihnen ganz schön teuer: Rund 5,5 Milliarden Mark haben die Bundesbürger im vergangenen Jahr ausgegeben, um ihre Autos mit Leichtmetallfelgen, Zusatzscheinwerfern, Stereo-Anlagen, Lackierungen, Poliermitteln und vielem anderen nachträglich "aufzurüsten". Die Branche war auf Wachstumskurs in jüngster Zeit. Allein die hundertprozentige Volkswagentochter Votex aus dem Frankfurter Vorort Dreieich, die den Vertragshändlern des Mutterkonzerns das "Original- Zubehör" für die Marken VW und Audi liefert, hat ihren Umsatz 1990 um 18 Prozent und 1991 um weitere 22 Prozent auf 174 Millionen Mark steigern können. Die Ursache für den Boom sieht Geschäftsführer Gottfried Habbel vor allem in der deutschen Einheit und dem "Nachholbedarf" der neuen Bundesbürger an allem, was mit (West-)Autos zu tun hat.
Doch inzwischen scheinen die Ostdeutschen ihr Verlangen nach spoilerbewehrten Jettas und aufgestylten Polos weitgehend gestillt zu haben. Für dieses Jahr rechnet die Votex nur noch mit einer Umsatzausweitung von etwas mehr als sechs Prozent. Das mag auch daran liegen, daß die Zubehörfirmen nach Angaben Habbels "sehr stark" vom derzeit international stagnierenden Neuwagengeschäft abhängig sind: Vier Fünftel der Nachrüst- teile orderten die Votex-Kunden bereits in der Zeit von jeweils sechs Wochen vor und nach dem Autokauf.
Zunehmend machen auch die Hersteller der Zubehörbranche das Leben schwer, indem sie immer mehr Ausstattung bereits ab Werk anbieten. Acht von zehn Volkswagen und Audis verlassen die Fabrikhallen bereits mit einem eingebauten Radio, dem bislang größten Umsatzträger der Votex. Und wer Leichtmetallfelgen, Airbag, Zentralverriegelung, Staubfilter, Klimaanlage oder elektrische Fensterheber haben will, kann dies ebenfalls meist schon auf den Neuwagen-Bestellzettel schreiben lassen.
Gute Entwicklungsmöglichkeiten für die Nachrüsterbranche sieht die Votex bei elektronischen Zusatzgeräten wie Mobiltelefone, Alarmanlagen oder elektronische Fahrtenbücher. Verstärkt nachgefragt werde voraussichtlich auch Zubehör, das den Freizeitwert der Autos erhöht, etwa spezielle Gepäckträger für Ski, Fahrräder oder Surfbretter.
Artikel, die nur dem optischen "Aufmotzen" der Benzinkutschen dienen, werden nach der Einschätzung des Unternehmens künftig keine so große Rolle mehr spielen. Denn vom Auto werde heute in erster Linie verlangt, daß es sicher, sparsam, praktisch und komfortabel ist; Prestige- und Imageansprüche, meint Habbel, würden für die Käufer dagegen tendenziell weniger wichtig.
BEZIRKSOBERLIGA WIESBADEN: SG Walluf - TuS Ahklkbach (Samstag, 15.30 Uhr), FC Sportfreunde Schwalbach - FSV Winkel, SG 01 Höchst II - TSG Wörsdorf, SV Walsdorf - Spvgg. 07 Hochheim, SG Hausen/Fussingen - 1.FC Eschborn, SG Hünstetten - SV 10 Hattersheim, Spvgg. 20 Eltville - SG Germania Wiesbaden, SV Frauenstein - SV Erbenheim (alle Sonntag, 15 Uhr).
BEZIRKSLIGA HOCHTAUNUS: TSG Pfaffenwiesbach - FV 09 Stierstadt, DJK Helvetia Bad Homburg - CCP Bad Homburg, FC Inter Oberursel - SG Schneidhain/Falkenstein, FC Königstein - Usinger TSG 1846, FSV Friedrichsdorf - Spvgg. Hattstein, SV 20 Seulberg - 1.FC 04 Oberursel, FSV Steinbach - Spvgg. 05 Bad Homburg II, SG 05 Hausen - TG 02 Wernborn, SC Eintracht Oberursel - FC Weißkirchen, TuS Weilnau - EFC Kronberg (alle Sonntag, 15 Uhr).
BEZIRKSLIGA MAIN-TAUNUS:VfB Unterliederbach II - FV Alemannia 08 Nied (Sonntag, 13.15 Uhr), FC 31 Eddersheim - SV 09 Hofheim, TuS Hornau - SV 09 Flörsheim, 1.FC Lorsbach - FC Germania Okriftel, DJK-SG Rot-Weiß Zeilsheim - SV 19 Zeilsheim, 1.FC Sulzbach - SG Kelkheim, SV Fischbach - 1.FC Viktoria Kelsterbach, DJK-Sportgemeinschaft Hattersheim - FC Germania Weilbach (alle Sonntag, 15 Uhr).
BEZIRKSLIGA WIESBADEN: TuS Nordenstadt - FC 34 Bierstadt, SV Italia Wiesbaden - SV Biebrich 19 (beide Samstag, 16 Uhr), DJK Schwarz-Weiß Wiesbaden - FSV Gräselberg (Sonntag, 11 Uhr), FC Biebrich 76 - Tennis-Borussia Rambach, FSV 08 Schierstein - SV 12 Kostheim, SV Niedernhausen - Freie Turner Wiesbaden, Türkischer SV Wiesbaden - 1.FC 08 Naurod, FC Nord Wiesbaden - FC Freudenberg (alle Sonntag, 15 Uhr).
KREISLIGA A HOCHTAUNUS: TuS Eschbach - SGK bad Homburg II, SC Farblos Schneidhain - Eschbacher Bomber, FC Oberstedten - TSV Grävenwiesbach, SG Mönstadt - Sportfreunde Friedrichsdorf, FC Laubach - SV Frisch Auf Emmershausen, TuS Merzhausen - SG Weilrod, SG Oberursel - SG Hundstadt, FC Reifenberg - TV Burgholzhausen, SG Niederlauken - Teutonia Köppern, SG 1910 Westerfeld - TSG Wehrheim, SG 1862 Anspach - SV 12 Bommersheim (alle Sonntag, 15 Uhr).
KREILSIGA A MAIN-TAUNUS: SG Bremthal - TuRa Niederhöchstadt, DJK Schwarz- Weiß Flörsheim SG Sossenheim, Sportfreunde Schwanheim - FC Italia Hattersheim, Roter Stern Hofheim - BSC Schwalbach, BSC 47 Kelsterbach - 1.FC 1910 Mammolshain, 1.FC Marxheim - TV Wallau, BSC Altenhain - SG Bad Soden (alle Sonntag, 15 Uhr), Delfi Kelsterbach - SG Nassau Diedenbergen (Sonntag, 16 Uhr).
KREISLIGA A WIESBADEN: SV Wiesbaden II - 1.SC Kohlheck, FV 02 Biebrich II - SKG Karadeniz Wiesbaden (beide Sonntag, 11 Uhr), FV 08 Delkenheim - Spvgg. Amöenburg, TV 1890 Breckenheim - Hellas Schierstein, Spvgg. Igstadt - DJK-Sportclub Klarenthal, Spvgg. Nassau Wiesbaden - TuS Dotzheim, TuS Kostheim 05 - TSG 46 Kastel, Spvgg. Sonnenberg - VfB Westend Wiesbaden (alle Sonntag, 15 Uhr).
KREISLIGA B MAIN-TAUNUS, Gruppe 1: FC Viktoria Sindlingen II - FG Eichwald Sulzbach, DJK-SC Hochheim - 1.FC Blau-Weiß Zeilsheim, Club Recreativo Espanol Höchst - SG Oberliederbach, Fortuna Höchst - Germania Schwanheim, Türk Spor Hattersheim - Espanol Kriftel (alle Sonntag, 15 Uhr).
KREISLIGA B MAIN-TAUNUS, Gruppe II: SG Wildsachsen - TuS Niederjosbach, SV Ruppertshain - FV 08 Neuenhain, Moskito Hofheim - Türk Spor Kelsterbach, Sportfreunde Vockenhausen - Primavera Hofheim, FCCB Niederhöchstadt - FC Schloßborn (alle Sonntag, 15 Uhr).
KREISLIGA B WIESBADEN: SC Gräselberg - TV Kloppenheim (Sonntag, 11 Uhr), TuS Medenbach - Fvgg. 06 Kastel II, Espanol Wiesbaden - VfR Wiesbaden, Portugiesischer SV Wiesbaden - Blau-Weiß Wiesbaden, FC Rhein- Main Kostheim - PSV Blau-Gelb Wiesbaden, Mesopotamien Wiesbaden - FC Maroc Wiesbaden, SV 13 Schierstein - PSV Grün-Weiß Wiesbaden (alle Sonntag, 15 Uhr).
Frauen OBERLIGA HESSEN: u.a. SV 09 Flörsheim - TSV Münchhausen (Samstag, 16.30 Uhr).
LANDESLIGA SÜD: u.a. KSV Reichelsheim - SV 09 Flörsheim II, Spvgg. Oberrad - SG Limburg/Linter (beide Samstag, 16 Uhr), VfR 07 Limburg - SV 09 Hofheim (Samstag, 17.30 Uhr).
BEZIRKSOBERLIGA WIESBADEN: FSV 08 Schierstein II - SG Germania Wiesbaden (Samstag, 15.30 Uhr), SG Kelkheim/Schwalbach - Spvgg. Eltville (Samstag, 16 Uhr), SV 1976 Steckenroth - FC 34 Bierstadt, SG Limburg/Linter II - SV Heftrich (beide Samstag, 16.30 Uhr), DJK Schwarz-Weiß Wiesbaden - RSV Weyer (Samstag, 17.15 Uhr).
BEZIRKSLIGA WIESBADEN: SV Steeden - SG Haintchen/Münster, SG Hünstetten - VfL Freiendiez (beide Samstag, 16.30 Uhr), SC 1960 Dombach - SG Nauheim/Selters (Samstag, 18 Uhr), VfR 07 Limburg II - SV Rot-Weiß Thalheim (Samstag, 19 Uhr).
BEZIRK WIESBADEN, Mädchenrunde: SV 09 Flörsheim - FSV 08 Schierstein (Samstag, 18.30 Uhr), DJK Schwarz-Weiß Wiesbaden - SG Germania Wiesbaden (Montag, 18.45 Uhr), FC Sportfreunde Schwalbach - SV 09 Flörsheim (Montag, 19 Uhr). hdp
Der FC Bayern Alzenau, der von der bayerischen Landesliga Nord in die hessische Staffel übergesiedelt ist, führt nach vier Spieltagen gemeinsam mit Italia Frankfurt und Klein-Karben die Tabelle an. 7:1 Punkte lautet die glänzende Zwischenbilanz der Mannschaft um Spielertrainer Hans-Peter Knecht. Vor dem Spiel in Neu-Isenburg führte FR- Mitarbeiter Hans-Dieter Puth ein Gespräch mit Sportmanager Alois Sambeth.
FR: Was sind die gravierenden Unterschiede zwischen der Landesliga Nord in Bayern und der Landesliga Süd in Hessen?
Alois Sambeth: "Gravierende Unterschiede gibt es nicht. Die Verhältnisse entsprechen voll und ganz denjenigen in Bayern. Wir haben bisher nicht feststellen können, daß in dort mehr gekämpft und hier mehr gespielt wird".
Wie lange kann sich der FC Bayern noch in der Spitze halten?
Sambeth: "Jetzt sind wir oben und wollen dort auch bleiben. Das Selbstvertrauen ist gewachsen, Dämpfer werden dennoch nicht zu vermeiden sein. Der einzige Grund eines klaren Abrutsches wäre die Fortsetzung des großen Verletzungspechs, das wir zuletzt hatten".
Wie kann man gegen Neu-Isenburg gewinnen? Sambeth: "Indem wir nicht auf Teufel komm raus stürmen werden. Die Isenburger gelten als Remis-Spezialisten. Daher wären wir im Vorfeld bereits mit einem Unentschieden zufrieden. Dennoch wollen wir gewinnen, aber nicht im Hurra-Stil agieren."
Wann wird erstmals die Zuschauer- Schallmauer von 1000 durchbrochen?
Sambeth: "Ich war am Samstag gegen Dietesheim enttäuscht. Vielleicht lag es daran, daß nebenan Klein-Krotzenburg gegen Bernbach gespielt hat. Ich weiß nicht, was wir den Fans noch bieten sollen. Wir haben zwar eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr in der bayerischen Klasse, aber ich erwarte noch mehr."
Wird Alzenau unterschätzt?
Sambeth: "Das glaube ich kaum. Wir werden stets beobachtet, und der Sachverstand dieser Leute dürfte ausreichen, daß sie uns richtig einzuschätzen wissen. Wir haben die Mannschaft sinnvoll verstärkt, sind hierdurch in der Offensive stärker geworden". Daß wir trotz der vielen - zwangsweise erfolgten - Umstel- lungen vorne dabei sind, grenzt fast schon an ein kleines Wunder. Unser großer 22er-Kader zahlt sich bereits jetzt aus."
Wie sieht das ärztliche Bulletin beim FCB in dieser Woche aus?
Sambeth: "Hans-Peter Knecht, Harald Klösel und Frank Peter haben kurioserweise jeweils Achillessehnenentzündungen, wobei dies nicht an unseren Platz- und Trainingsbedingungen liegen kann. Diese sind nämlich optimal. Torwart Axel Boczek und Jochen Dahlem plagen sich mit Bänderdehnungen herum. Bei Dahlem und Klösel ist kaum mit einem Einsatz in Neu-Isenburg zu rechnen. Unsere Ersatzkräfte waren auch nicht schlecht. Müller schoß mit seinem 35-Meter-Heber ein Traumtor und mit Helmut Rausch zwischen den Pfosten blieben wir erstmals ohne Gegentreffer".
ski FRANKFURT A. M. Bei der Erfüllung von Kundenansprüchen aufgrund des BGH-Urteils zur Tilgungsverrechnung bei Hypothekendarlehen arbeitet die Commerzbank mit fast allen erdenklichen Tricks. Diesen Vorwurf erhebt die Verbraucher-Zentrale Nordrhein-Westfalen und belegt ihn anhand konkreter Fälle. Der Bundesgerichtshof (BGH) hatte im November 1988 die jahrzehntelang geübte Praxis der Geldbranche für unzulässig erklärt, zum Beispiel vierteljährliche Ratenzahlungen der Darlehensnehmer erst am Jahresende zu verrechnen, wodurch regelmäßig längst abgetragene Schulden weiter verzinst wurden. Die Ansprüche auf Neuberechnung der Verträge und gegebenenfalls Rückzahlung sind bis heute nicht von allen Instituten vollständig abgewickelt. Nach Ansicht von Rainer Metz, dem Finanzexperten der Verbraucher-Zentrale, ist allerdings inzwischen bei keinem anderen Geldhaus noch eine derartige Häufung von "Gemeinheiten" festzustellen wie bei der Commerzbank.
Briefe an Kunden deuten in der Tat
auf ein wenig entgegenkommendes Verhalten
und eine eigenwillige Rechtsauslegung
der "Bank an Ihrer Seite" hin. Zunächst
fehlt eine nachvollziehbare Neuberechnung
oder Aufschlüsselung des Erstattungsbetrages.
Dann wird argumentiert,
die Neuberechnung sei "eigentlich
die Angelegenheit des Darlehensnehmers".
Metz hingegen weist auf diverse
Urteile hin, wonach die Bank zur Neuberechnung
verpflichtet sei (BGH vom 10.
Juli 1990 in Neue Juristische Wochenschrift
NJW
1990, Seite 2383, Oberlandesgericht
Celle, NJW 1989, S. 2267). Letzterem
Richterspruch zufolge habe es allein
das Kreditinstitut zu verantworten,
daß der Kunde keine Übersicht über den
wahren Schuldenstand habe und die bisherigen
Abrechnungen unrichtig seien.
Ferner verlangt die Commerzbank, für Metz ebenfalls unzulässig, eine Art "Persilschein": Sie macht nämlich, wie die Briefe belegen, die Erstattung von einer Erklärung des Kunden abhängig, daß alle eventuell noch bestehenden Ansprüche aus dem betreffenden Darlehensverhältnis gegen das Institut, also auch die auf etwaigen sonstigen Fehlern beruhenden Forderungen, "erledigt sind". Nach Ansicht der Düsseldorfer Verbraucherschützer besteht das Recht auf Neuberechnung und Erstattung aber, ohne daß auf weitergehende Ansprüche verzichtet werden muß. Metz rät allen Betroffenen, diese Erklärung nicht zu unterschreiben und die Bank mit Fristsetzung zur Gutschrift aufzufordern. Helfe auch das nicht, sollte ein Rechtsanwalt eingeschaltet und notfalls geklagt werden.
In einem noch nicht letztinstanzlich entschiedenen Verfahren (FR vom 1. August) könnte sich herausstellen, daß die Rückerstattungsansprüche in vielen Fällen höher sind als bisher angenommen.
Den Eheleuten Hedwig und Otto Mohn aus Hanau zur goldenen Hochzeit am Donnerstag, 3. September.
Frau Anna Clemens aus Erlensee- Rückingen zum 80. Geburtstag am Donnerstag, 3. September.
Frau Hedwig Radwanski aus Großkrotzenburg zum 85. Geburtstag am Donnerstag, 3. Septempber.
vs DÜSSELDORF, 2. September. Die SPD-geführte Landesregierung in Düsseldorf will im Interesse eines effektiveren Kampfes gegen die organisierte Kriminalität für eine Änderung von Artikel 13 des Grundgesetzes stimmen, der die Unverletzlichkeit der Wohnung garantiert. Um die Hintermänner des organisierten Frauenhandels sowie von Geschäften mit Rauschgift, Organen und Waffen dingfest machen zu können, müsse eine "akustische Beweissicherung" auch in den Wohnungen der Verdächtigen ermöglicht werden. Das verlangte am Dienstag NRW-Innenminister Herbert Schnoor nach einer Kabinettssitzung als Vertreter des erkrankten Ministerpräsidenten Johannes Rau. Den Begriff "Lauschangriff" wollte Schnoor als "Kampfbegriff von der anderen Seite" nicht gelten lassen.
Schnoor räumte ein, daß eine solche Änderung des Artikels 13 den "Kern liberaler Rechtsvorschriften" angreife und deshalb auch in der SPD nicht unumstritten sein werde. Deshalb will Düsseldorf mit der Erlaubnis zum "Eingriff in die Privatsphäre der Verbrecher" (Schnoor) ein "absolutes Verwertungsverbot" verbinden. Gesperrt wären damit alle so gewonnenen Erkenntnisse über Straftaten außerhalb des organisierten Verbrechens. Als Beispiele nannte Schnoor Steuerhinterziehung, Abtreibung oder Körperverletzung. Auch solle ein akustischer Einbruch nicht in das Belieben von Polizei und Staatsanwaltschaft, sondern unter einen "strengen Richtervorbehalt" gestellt werden.
Dazu will Nordrhein-Westfalen mit den anderen sozialdemokratisch regierten Ländern eine Bundesratsinitiative zustandebringen. Der bayerische Innenminister Edmund Stoiber (CSU) habe ihm bereits Zustimmung signalisiert, freute sich Schnoor. Der Weg über die Länderkammer sei nötig, weil die Bundesregierung wegen Einwänden der FDP sich kaum auf eine solche Grundgesetzänderung verständigen könne. Der Innenminister des Saarlandes, Friedel Läpple (SPD), lehnte Schnoors Pläne jedoch am Mittwoch ab, wie AP meldete.
Um die Strafverfolgungsbehörden zu entlasten, billigte die NRW-Landesregierung die Forderung Schnoors, den Besitz kleiner Mengen Rauschgifts nicht länger als Straftat zu verfolgen.
(Kommentar auf Seite 3)
FRIEDBERG. "Editionen - das quadratische Feuer oder die Aufforderung zum Stöbern" ist der Titel einer Ausstellung in der Galerie Hoffmann, die am Samstag von 16 bis 20 Uhr und am Sonntag von 12 bis 20 Uhr eröffnet wird. Bis zum 25. Oktober sind Editionen von über 130 Künstlern und Künstlerinnen zu sehen. Am Sonntag um 16 Uhr gibt in der Galerie das Duo für Gesang und Gitarre, Elisabeth Parcells und Felix Justen, ein Konzert im Rahmen der Feier hessischer Kulturdenkmäler. Karten können unter Tel. 0 60 31 / 24 43 oder 0 60 31 / 8 82 18 reserviert werden. ieb
Frau Anna Grünwald, Bad Vilbel, zum 87. Geburtstag.
Frau Dora Hohmann, Bad Vilbel, zum 70. Geburtstag.
Frau Anna Leipold, Bad Vilbel, zum 95. Geburtstag.
Frau Elli Neidhardt, Bad Vilbel, zum 94. Geburtstag.
Herrn Karl Renner, Klein-Karben, zum 78. Geburtstag.
Frau Anna Nowak, Klein-Karben, zum 71. Geburtstag.
Herrn Günter Kootz, Groß-Karben, zum 76. Geburtstag.
Herrn Walter Keil, Groß-Karben, zum 71. Geburtstag.
Frau Mariechen Schäfer, Burg-Gräfenrode, zum 72. Geburtstag.
Frau Anna Holzhauer, Assenheim, zum 83. Geburtstag.
Herrn Karl Gärtner, Assenheim, zum 81. Geburtstag.
Klaus Dornbusch hört als Kommunalpolitiker auf Als Fraktionsvorsitzende ist Heike Seifert im Gespräch Von Jürgen Dickhaus NEU-ANSPACH. Der SPD-Fraktionschef Klaus Dornbusch zieht sich aus der Politik zurück. Ab November will er seinen Nachfolger oder seine Nachfolgerin einarbeiten und mit der Kommunalwahl im nächsten März aufhören. Dieser Entschluß kommt für die SPD "völlig überraschend, es wurde nicht mit uns abgesprochen", so Parteivorsitzender Arno Müncker. Doch der 42jährige Dornbusch erklärt: "Der Akku ist leer. Ich habe keine Lust mehr und will jetzt mindestens vier Jahre nur noch Privatmann sein." Damit geht eine Ära in der Neu-Anspacher SPD zu Ende - zumindest vorläufig. Seit 1977 ist der Katasterbeamte Dornbusch Gemeindevertreter, von 1981 bis 1984 war er Vorsitzender des Bauausschusses und seit 1986 Fraktionsvorsitzender. Zusätzlich hatte er von 1987 bis zum März dieses Jahres den Parteivorsitz inne.
Diese Doppelfunktion war es auch, die den Rückzug des "starken Mannes" der SPD einleitete: Die SPD-Basis hatte die Nase voll von der Machtkonzentration in einer Hand. Im Sommer 1991 unterlag Dornbusch vernichtend im parteiinternen Kampf um die Nachfolge des 1. Beigeordneten Rudi Rübsamen. Zwei Drittel der SPD-Mitglieder stimmten damals für den Gegenkandidaten Schmück.
Im Gefolge der Korruptionsaffäre um Heinz Born verstärkte sich dieser Trend noch. Klaus Dornbusch, dem freundschaftliche Beziehungen zu Heinz Born nachgesagt werden, verzichtete sogar auf eine erneute Kandidatur für den Parteivorsitz. Im Mai dieses Jahres wurde Arno Müncker gewählt. Dessen heutiger "Nachruf" auf den Fraktionschef Dornbusch von Harmonie zeugt: "Die Gewalt war zu groß für einen allein. Wir beide waren aber nie Widersacher."
Zur Zeit wird die neue Liste für die Kommunalwahl erarbeitet - für Klaus Dornbusch der geeignete Zeitpunkt, seinen Rückzug bekanntzugeben. Über die Regelung der Nachfolge dringt allerdings noch nichts nach außen. Gehandelt wird Heike Seifert, Tochter von Alt-Bürgermeister Rudi Selzer. "Wir haben gute Kräfte in der Fraktion, mehr will ich nicht sagen", erklärt Klaus Dornbusch. Und auch Arno Müncker bestätigt lediglich, daß sie "im Gespräch ist".
Klar ist aber, daß die SPD zukünftig mit einem Spitzenteam anstatt eines Spitzenkandidaten antreten wird: "Die Zeit der großen Zampanos ist vorbei", sagt Müncker.
Klaus Dornbusch wird all dem gelassen zusehen können. Bald sollen die Familie sowie das geliebte Wandern in den Vordergrund rücken. "Die Politik kostet enorme Kraft. Ich brauche jetzt Ruhe, in vier Jahren sehen wir dann weiter."
MAIN-KINZIG-KREIS. Die Einwohnerzahl des Main-Kinzig-Kreises hat im vergangenen Jahr um 6372 Frauen, Männer und Kinder zugenommen. Dies entspricht einer Steigerungsrate von 1,7 Prozent. Im Jahr 1990 betrug die Quote 2,1 Prozent. Zum 31. Dezember 1991 wohnten 382 407 Menschen im Kreisgebiet. 50,85 Prozent davon waren Frauen. Mit 2,7 Prozent lag die Zunahme im Altkreis Gelnhausen am höchsten, von den Gemeinden weist Joßgrund mit 7,9 Prozent die höchste Zuwachsrate auf. Einwohnerrückgänge weisen dagehen Niederdorfelden (minus 0,7 Prozent) und Großkrotzenburg (minus 0,4 Prozent) auf.
Im Altkreis Schlüchtern hat die Bevölkerungszahl um 1,8 Prozent zugenommen, im Altkreis Hanau um 1,4 Prozent und in der Stadt Hanau um 0,9 Prozent. Langenselbold steht im Altkreis Hanau an der Spitze der Zuwachs-Gemeinden (3,6 Prozent). Es folgen Ronneburg (2,8) und Erlensee (2,0).
Im Altkreis Gelnhausen ist Joßgrund Spitzenreiter (7,9), gefolgt von Brachttal (4,8) und Gründau (3,9). Im Altkreis Schlüchtern steht Bad Soden-Salmünster (3,2) an der Spitze. Die Kommune mit der geringsten Zuwachsrate im vergangenen Jahr war Niederdorfelden. Dort verlor die Gemeinde 0,7 Prozent ihrer Anwohner. Auch Großkrotzenburg hat mit 0,4 Prozent einen Bevölkerungsverlust. Allerdings hatte die Gemeinde im Jahre 1990 mit 10,33 Prozent den größten Bevölkerungszuwachs aller Kommunen im Main- Kinzig-Kreis zu verzeichnen. Nur schwache Zuwachsraten hatten 1991 auch die Kommunen Neuberg (0,2), Maintal (0,7) und Schöneck (0,8).
Der Ausländeranteil im Kreisgebiet liegt bei 10,8 Prozent. Im Jahre 1990 waren es 10,1 Prozent. Den größten Ausländeranteil hat Hanau (20,5), gefolgt von Großkrotzenburg (16,4) und Maintal (14,5). are
Kleine FR
Selbstverteidigung für Mädchen FRIEDRICHSDORF. Zu einem Selbstverteidigungsseminar für Mädchen ab 13 Jahren und junge Frauen lädt die Stadt ein. Es findet am 19. und 20. September im Vereinszentrum Alte Schule in Burgholzhausen statt. Anmeldung und Information bei Frau Schünemann im Rathaus, Tel. 0 61 72 / 731 270. Gast aus Peterhof BAD HOMBURG. Der Vorsteher der russisch-orthodoxen Gemeinde in Peterhof (Rußland), Wladimir Kanjakow, spricht heute um 20 Uhr im Dietrich-Bonhoeffer-Haus am Gluckensteinweg über den Aufbau seiner christlichen Gemeinde. Ausschüsse tagen BAD HOMBURG. Die nächste Sitzung des Jugend- und Sozialausschusses findet am Mittwoch, 9. September, um 17.30 Uhr im Sitzungszimmer 1 im Stadthaus statt. Am gleichen Tag und zur selben Uhrzeit tagt der Bau- und Planungsausschuß im Sitzungszimmer "S". Spielmobil steht bereit BAD HOMBURG. Das Spielmobil der Stadt Bad Homburg parkt noch bis zum 10. September in der Friedrich-Ebert- Schule in Gonzenheim. Istanbul im Lichtbild BAD HOMBURG. Istanbul ist das Thema eines Diavortrages in der städtischen Altentagesstätte am Dienstag, 8. September um 16 Uhr. Der Eintritt ist frei. FDP-Stammtisch am Sonntag BAD HOMBURG. Der Ortsverband der FDP lädt zum Stammtisch für Sonntag, 6. September, von 11 bis 13 Uhr ins Restaurant Johannisberg, Thomasstraße 5.
Die Tennissaison neigt sich langsam dem Ende zu. Die Rundenspiele sind abgeschlossen, da hält der Hessische Tennis-Verband (HTV) für Spieler und Zuschauer ein besonderes Bonbon bereit. Zum krönenden Abschluß der Saison wird traditionsgemäß Ende August die Endrunde der vier besten hessischen Junioren-Teams ausgetragen. An einem Wochenende ermitteln die hessischen Top- Teams ihren Meister. So ist es in all' den letzten Jahren gewesen, und so sollte es auch 1992 sein. Der TC Bad Homburg, Sieger der beiden letzten Jahre, bewarb sich um die Ausrichtung und bekam prompt den Zuschlag.
Am letzten Wochenende sollte das große Fest steigen. Doch anstatt der erwarteten vier stellten sich dem TC Bad Homburg, dem TV Buchschlag und RW Neu-Isenburg nur drei Mannschaften dem Leistungsvergleich. Weiterstadts Jugendwart Götz Maus ließ den Verband wissen, daß seine Mannschaft als Gruppen-Erster nicht einsehe, sich einem erneuten Test zu unterziehen, und feierte sein Team als Sieger. Doch beim Verband sah man das anders. Laut Zusatzbestimmung zur Wettspielordnung wird der hessische Jugendmannschaftsmeister in einer Endrunde ermittelt, mit oder ohne Weiterstadt. Das war eine klare Sache, da gab es keine Diskussion.
Beim TC Bad Homburg traf die Entscheidung der Darmstädter, trotz gestiegener Siegeschancen, auf keine Gegenliebe. "Der Vorstand von Weiterstadt tut den Jugendlichen damit keinen Gefallen", so Bad Homburgs Schatzmeister Immo Bosse. "Einige werden in diesem Jahr 18, und das war ihre letzte Chance, sich den Titel zu holen. Herr Maus hat seinen Jugendlichen diese Möglichkeit verwehrt. Wir hätten gerne alle drei Mannschaften bei uns begrüßt."
In der Tat hat das Team aus Weiterstadt in Bad Homburg mehr als nur die Möglichkeit zum Titel verpaßt. Jugendsponsor Clemens Wegner wollte es nicht nur den eigenen Spielern, sondern auch den Gästen so angenehm wie möglich im Kurpark machen. So blieb es nicht beim obligatorischen gemeinsamen Abendessen. Bereits mittags gab es Kaffee und Kuchen. Wenn das Umfeld stimmt, dann klappt meist auch alles andere. Die zwei Tage verliefen ohne Streit innerhalb und außerhalb der weißen Linien.
Als am Sonntag nach einem klaren 5:1 bereits nach den Einzeln Bad Homburg als Gewinner feststand, setzten sich Sieger und Zweite gemeinsam auf die Terrasse und feierten ihre Erfolge. Auf die Doppel, die bedeutungslos wurden, wollte man nicht ganz verzichten, und doch war die Stimmung viel zu gut für einen gewöhnlichen Kräftevergleich. So entschieden sich die zwölf Junioren für ein "gemischtes" Doppel. Ein Neu-Isenburger und ein Bad Homburger bildeten ein Team.
Die Jugendlichen waren kaum zu bremsen und nur schwer vom Platz zu holen. Doch die Siegerehrung lockte - und da hatte Clemens Wagner nicht nur an seine eigene Mannschaft gedacht. Kleine Gastgeschenke verschönten den Neu-Isenburgern die bereits fast vergessene Niederlage. Die Bad Homburger werden ihren Sieg, den dritten hintereinander, wohl so schnell nicht vergessen. Für sie und die Mannschaftsmitglieder der beiden letzten Jahre hat Clemens Wagner ein besonderes Bonbon. Für die erfolgreichen Junioren geht's ins Euro-Disney-Land nach Paris. kai
Die jüngsten Vorfälle in Rostock und Cottbus, aber auch der Brandanschlag gegen ein Asylbewerberheim in Hanau, haben einen FR-Leser zu nachfolgendem Brief veranlaßt:
"Ausländer raus, aber welche?
Der Grieche oder Italiener, in dessen Kneipe man so gut und preiswert essen kann? Die Ausländer, von deren Gastfreundschaft und Freundlichkeit wir im Urlaub immer so begeistert sind?
Die Ausländer, deren Existenz zu Hause politisch oder wirtschaftlich so bedroht ist, daß sie Rettung im fremden (und inzwischen gefährlichen) Deutschland suchen? Die Ausländer, die die Arbeiten verrichten, für die wir Deutsche das Arbeitslosengeld vorziehen? Die Ausländer, die in unserer Nähe friedlich in einer Asylantenunterkunft wohnen und keiner Fliege etwas zu Leide tun?
Deutschland den Deutschen, aber welchen? Den Deutschen, die in Rudelstärke einen einzelnen am Freiheitsplatz zusammengeschlagen haben, weil er nicht ihrer Meinung war?
Den Deutschen, die jedes Wochenende fußballtrunken in den Stadien randalieren? Den Deutschen, vor denen in unserer Wohngegend weder Autos noch Wohnungen sicher sind?
Den Deutschen, die neulich in der "Milch" einen, den sie Zigeuner nannten, verprügelten?
Den Deutschen, die tatenlos zusehen oder gar Beifall klatschen, wenn andere Schaden erleiden?
Den Deutschen, die an Freund und Feind Waffen verkaufen?
Den Deutschen, die als Politiker stillschweigend dulden (und es vielleicht sogar gutheißen), daß man sich gegen wehrlose Menschen zusammenrottet?
Fällt Ihnen etwas auf? Haben wir selbst oder durch unsere Eltern diese Töne nicht alle schon einmal gehört?
Ich hoffe nur, daß noch einer dieser "dreckigen Ausländer" uns Asyl gewährt, wenn es bei den "sauberen Deutschen" mal wieder lebensgefährlich wird." Josef Ender, Hanau
Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)
Kleine Lokalrundschau
FLÖRSHEIM. Würzburg ist das Ziel einer Wochenendfahrt der beiden Weilbacher Kirchengemeinden vom 30. Oktober bis zum 1. November. Informationen und Anmeldungen bei Stefan Hart, Telefon 06145 / 5 38 80. Gesprächskreis über Familie
FLÖRSHEIM. "Familie und Kirche" ist das Thema eines neuen Gesprächskreises in der evangelischen Kirchengemeinde Weilbach, Faulbrunnenweg 3. Treffpunkt ist am Donnerstag, 3. September, um 20 Uhr. Beim nächsten Treffen am 17. September geht es um die Frage: "Was ist, wenn ich tot bin?" Spiel und Spaß bei Gemeindefest FLÖRSHEIM. Mit einem Gottesdienst beginnt am Sonntag, 6. September, 10.30 Uhr, das Fest der evangelischen Kirchengemeinde Weilbach, Faulbrunnenweg 3. Nach gemeinsamem Mittagessen legen die Pfadfinder los mit Spielen für jung und alt. Außerdem gibt's einen Flohmarkt.Zuschuß für Feuerwehrhaus HATTERSHEIM. Das Eddersheimer Feuerwehrhaus soll größer und mo- derner werden, und dafür greift auch das Land Hessen in die Kasse. Innenminister Herbert Günther (SPD) bewilligte nun einen Zuschuß in Höhe von 103 000 Mark. Die Kosten für den Umbau belaufen sich insgesamt auf 490 000 Mark. SPD-Kandidaten stellen sich vor HOCHHEIM. Die Kandidaten sind gewählt, nun stellen sie sich den Bürgern: Am Freitag, 18. September, will das Team der SPD für die Kommunalwahl im März nächsten Jahres um 19.30 Uhr in der "Gut Stubb" des Hochheimer Hofes Rede und Antwort stehen.
Seit der Niederländer Hein Verbruggen auf der Radsport-Szene erschienen ist, wird an Traditionen gerüttelt, wird reformiert und revolutioniert. Erst war er Präsident des Profi-Verbandes, führte den Weltcup und die Weltrangliste ein, propagierte die nun zur Realisierung anstehende Idee, die Spanien-Rundfahrt von April in den September zu transferieren. Nach dem Tod des Spaniers Luis Puig wurde er Präsident des Dachverbandes UCI und hat seine Gremien - Technische Kommission und Direktions-Komitee - vor die Aufgabe gestellt, das WM-Programm zu durchforsten. Es ist aufgebläht von einst sieben Disziplinen auf 20.
Der WM-Titel hat in den letzten Jahrzehnten rapide an Wert eingebüßt. Ab 1995 aber wird alles anders. Die Bahnwettbewerbe werden "open" gefahren, also mit Profis und Amateuren. So gibt es in den Disziplinen Sprint, Verfolgung und Punktefahren nur noch einen statt zwei Weltmeister. Im Zeitfahren und dem Bahnvierer können theoretisch auch Profis eingesetzt werden. Dagegen sollen die Steher-, Tandem- und Keirin-Rennen, in denen seit Jahren nur Teilnehmer aus sieben bis zehn Nationen antreten, aus dem WM-Programm gestrichen werden.
So lauten die Vorschläge der Kommissionen, die im November der UCI-Versammlung in Orlando (USA) zum Beschluß vorgelegt werden. Werner Göhner, Präsident des deutschen Verbandes, sieht es gar nicht gern, daß die traditionsreichen Steherrennen verschwinden sollen, die durch die Bahnen in Chemnitz, Erfurt, Leipzig und Forst in Deutschland einen Aufschwung genommen haben.
Die Idee, Bahn-Weltmeisterschaften zu straffen und die Trennung von Amateuren und Profis aufzuheben, ist vernünftig. Auch ein Plan, die Welt-Titelkämpfe in den Winter zu verlegen, stand zur Diskussion, fand aber nicht genügend Fürsprecher. Aber die WM bekommt einen festen Termin. Statt Ende August/Anfang September ist künftig der 41. Sonntag des Jahres (Anfang Oktober) für die Straßenweltmeisterschaft der Profis vorgesehen, um die alles gruppiert wird.
Unverständlich aber, daß das WM-Programm mit neuen Disziplinen verwässert werden soll, mit einem 200-m-Zeitfahren mit fliegendem Start, einem italienischen Jagdrennen, von dem niemand richtig weiß, wie es abrollen soll, und auch zwei neuen Disziplinen für die Frauen. Und da beißt sich die Katze in den Schwanz, da wird mit dem Hintern eingerissen, was mit den Händen sorgsam aufgebaut wurde. Die Weisheit haben auch die Radsportfunktionäre und ihr neuer reformfreudiger Boß Hein Verbruggen nicht mit Löffeln gegessen. HELMER BOELSEN
Östlich von Azraq beginnt das Nichts - das Nichts, durchschnitten von der Fernstraße Amman-Bagdad. Nahezu tausend Kilometer liegen zwischen dieser Drusen-Oase im jordanischen Osten und dem Euphrat-Ufer: düstere Basaltfelder, monotone Geröll-Ebenen. Selbst die Beduinen vom Stamm der Bani Saqr schlagen in diesem Teil der badiet esch-scham, der "syrischen Wüste" nur im Winter und im Frühjahr ihre schwarzen Ziegenhaarzelte auf. Und doch ist diese gesichtslose Ödnis bis in den letzten Nilweiler, bis in die hintersten Winkel Asiens bekannt. Für Hunderttausende von Gastarbeitern, vornehmlich aus Staaten der Dritten Welt, ist sie mit einem bestimmten, unvergeßlichen Namen von bösem und erlösendem Klang zugleich verknüpft: Ruweisched.
Hier, auf der jordanischen Seite der Grenze zwischen Irak und dem Haschemiten-Königreich, fanden sie zu Beginn des Kuwait-Konfliktes im August 1990 nach ihrer überstürzten Flucht aus dem Zweistromland und dem überfallenen Öl- Emirat am Golf in Auffanglagern eine erste Unterkunft - menschliche Arbeitstiere, mit dem Leben zwar davongekommen, aber vielfach mittellos, weil ihre Löhne und Gehälter willkürlich einbehalten, ihre Bankguthaben eingefroren, ihre Bar- Ersparnisse von plündernden irakischen Grenzern unter devisenrechtlichen Vorwänden "konfisziert" oder von einer marodierenden Soldateska an Straßenkontrollpunkten schlicht geraubt worden waren. Wochen, oft Monate mußten sie in Zeltstädten ausharren, ehe sie in ihre Heimat ausgeflogen werden konnten.
Das Elend neuer Flüchtlingsströme hat die Szenen aus dem irakisch-jordanischen Grenzland vom Sommer und Herbst 1990 verblassen lassen. Aber noch immer ist Ruweisched nicht wieder zurückgesunken in die ereignislose Verschlafenheit einer Grenzstation, deren Namen nur Fernfahrern ein Begriff ist. Zwar bezog Irak schon seit Beginn des iranisch-irakischen Konfliktes und damit der Blockade des Hafens Basra am Schatt al Arab im September 1980 das Gros seines Bedarfs an zivilen und militärischen Gütern über Jordanien und somit via Ruweisched; seit die Vereinten Nationen vor zwei Jahren jedoch ein totales Luftfahrtembargo über Bagdad verhängt haben und Irak von Feindesstaaten wie der Türkei, Iran, Syrien, Kuwait und Saudi-Arabien eingerahmt ist, hat sich Ruweisched zur quasi einzigen Drehscheibe im Waren- und Personenverkehr zwischen dem Zweistromland und der Außenwelt entwickelt. Für die Irakis ist es zum letzten Schlupfloch in die Freiheit geworden; für die Hüter der Neuen Weltordnung in Washington allerdings zu einem Politikum.
Seit George Bush ernsthaft fürchten muß, von Saddam Hussein politisch überlebt zu werden, hat die US-Regierung in der Hoffnung auf Zugewinn an Wählerstimmen eine schärfere Gangart gegen den Despoten vom Tigris angeschlagen. Noch bevor in der vergangenen Woche zum "Schutz der Schiiten" eine Flugverbotszone für die irakische Luftwaffe südlich des 32. Breitengrades eingerichtet wurde, drang Washington in Amman auf eine strikte Einhaltung der UN-Resolution 661, die Irak mit einem Warenboykott belegt, von dem lediglich Grundnahrungs- und Arzneimittel ausgenommen sind. Gewiß nicht grundlos wurden jordanische Geschäftsleute beschuldigt, mit hohen Profiten verbotene Güter ins Nachbarland zu schmuggeln. Und den jordanischen Behörden wurde vorgeworfen, diesen Schmuggel zu dulden - gleichgültig, ob aus politischen Sympathien für den Irak oder gegen Entgelt.
Mit ihrem Plan "Akaba Plus" setzten die Amerikaner denn auch in gewohnt feinfühliger Manier bei König Hussein die Daumenschrauben an: zusätzlich zur Kontrolle der Straße von Tiran und damit der Zufahrt von Handelsschiffen zum Hafen Akaba durch die US-Kriegsmarine, sollten die Jordanier UN-Beobachter entlang ihrer Grenze mit Irak und eine permanente Überprüfung des Grenzverkehrs bei Ruweisched akzeptieren - ein "Plus", das der Haschemitenmonarch schon aus innenpolitischen Gründen zurückweisen mußte, wenn er nicht Unruhen unter einer Bevölkerung in Kauf nehmen wollte, deren Sympathien für Irak zwar merklich abgekühlt sind, die sich durch US-amerikanische Omnipotenzansprüche in der Region jedoch immer aufs neue gedemütigt fühlt.
Jordaniens Beharren auf seiner ungeschmälerten Souveränität beantwortete Washington mit der Drohung, die US-Finanzhilfe für 1992 in Höhe von 62 Millionen Dollar zu streichen - ein Betrag, der zwar kaum ins Gewicht gefallen wäre, dessen Stornierung jedoch ungünstige Vorzeichen für das Reformpalaver des Königreiches mit dem Internationalen Währungsfonds und die Umschuldungsverhandlungen mit dem Pariser Club gesetzt hätte. In den Augen der USA ohnehin mit dem Stigma eines fellow-travellers Saddams behaftet, suchte König Hussein während des Jordanienbesuches von US-Außenminister James Baker abzuwiegeln: eine UN-Präsenz komme zwar nicht in Frage, außer den in Amman akkreditierten Diplomaten solle künftig aber auch die Presse ungehinderten Zugang zum Militär-Sperrbezirk Ruweisched erhalten. Von dieser inoffiziellen "Beobachterfunktion" wird nach Auskunft des Chefs der Grenzpolizei in Ruweisched, Oberstleutnant Fakhri Daud, denn auch rege Gebrauch gemacht.
Unter dem Druck der Vereinten Nationen hat Amman den Grenzverkehr mit Irak seit Ende letzten Jahres völlig neu organisiert. So wurde der Grenzposten Ruweisched im ostjordanischen Gebietskeil - auch "Winstons Schluckauf" genannt, weil er vom britischen Kolonialsekretär Churchill nach einer durchzechten Nacht willkürlich mit dem Lineal gezogen worden sein soll - 70 Kilometer weiter nach Osten direkt an die Demarkationslinie zu Irak geschoben, um auf diese Weise das Niemandsland als leichten Transitweg für die Schmuggler auszuschalten. Entlang der rund 200 Kilometer langen jordanisch-irakischen Grenze, die im Norden auf Syrien und im Süden auf Saudi-Arabien stößt, wurde die Erde eines ausgebaggerten Sperrgrabens zu einem zwei Meter hohen Wall aufgeschüttet. Auf diese Weise soll verhindert werden, daß die Schmuggler mit ihren geländegängigen Wagen ungehindert ins Nachbarland hinüberwechseln. Trotzdem muß Glubb Pascha zugeben, daß es den ortskundigen Schiebern immer wieder gelingt, die Erdbarriere zu überwinden oder sie an manchen Stellen zu untertunneln. Glubb Pascha ist Araber, Jordanier, Hauptmann der Beduinen-Polizei und heißt eigentlich Dschamal Adyaleh. Seinen Spitznamen, nicht ohne schmunzelnde Eitelkeit getragen, verdankt der blonde, blauäugige Offizier seiner verblüffenden Ähnlichkeit mit dem legendären Gründer und Kommandeur der Arabischen Legion, aus der die jordanische Armee und auch die paramilitärische Wüstenpolizei hervorgegangen ist. Im Abstand von zwei bis fünf Kilometern haben diese Grenzer entlang des Erdwalles Beobachtungsposten eingerichtet. Und wie Glubb Pascha sagt, führen und gingen 600 Beduinen-Polizisten an diesem Limes rund um die Uhr Patrouille.
Am Grenzübergang selbst, einer Ansammlung von Flachbauten aus Fertigbauteilen, hat sich der Personenverkehr bei etwa 3000 Reisenden täglich eingependelt. Zuweilen herrscht allerdings auch Stoßbetrieb, so als Saddam Hussein vor einigen Wochen durch die Hinrichtung von 42 und die Festnahme von über 500 des Preiswuchers beschuldigten irakischen Geschäftsleuten für Panik sorgte.
Unter dem Vorwand, der lähmenden Sommerhitze in der mesopotamischen Tiefebene entfliehen und im vergleichsweise kühlen Klima der über 800 Meter hoch gelegenen jordanischen Hauptstadt einige Urlaubstage oder -wochen verbringen zu wollen, setzten sich seinerzeit Hunderte begüterter Irakis durch das Nadelöhr Ruweisched Richtung Westen, Richtung Amman ab. Gegenwärtig leben dort etwa 25 000 irakische Emigranten auf Zeit. Auf dem Höhepunkt des Kuwait-Konfliktes sollen es jedoch nahezu 100 000 gewesen sein.
Zwar bringen noch jeden Tag etwa 100 bis 120 Tanklastzüge mit UN-Sondergenehmigung die 50 000 Barrel Rohöl aus Irak nach Jordanien, die das Haschemitenkönigreich für seine Versorgung braucht und mit denen Bagdad ausstehende Schulden bei seinem kleinen Nachbarn begleicht. Seit Saddams Rundumschlag gegen die angeblichen Geschäftemacher passieren im Gegenverkehr jedoch nur noch 30 bis 40 Lastzüge mit Nahrungsmitteln und Arznei für Irak die Grenze. Vorher, so erläutert ein Zollbeamter, der an einer Rampe Frachtbriefe und Ladungen der Brummis überprüft, seien es täglich zwischen 140 und 160 gewesen. Vor allem in der Freizone von Zarqa bei Amman bleiben jordanische Geschäftsleute auf Waren im Millionenwert sitzen, weil ihre irakischen Partner von Angst vor Saddams Geheimpolizei geschüttelt werden. Hinzu kommt, daß Bagdad vor kurzem eine Einfuhrsperre für 157 Güter erlassen hat, die als nicht lebenswichtig erachtet werden.
Entgegen ursprünglichen Befürchtungen hat die Einrichtung der alliierten Flugverbotszone über Südirak zu keinem Massenexodus aus dem Zweistromland geführt - zumindest bis dato nicht. Fragen nach der politischen Lage an Euphrat und Tigris werden von Reisenden allerdings so betont keck beantwortet, daß jeder mithören muß. So ein Taxichauffeur: "Ich liebe Irak, und weil Saddam Irak ist, liebe ich Saddam." Und was meint wohl ein wissenschaftlicher Bibliothekar aus Bagdad, der beim Lachen alle Zähne zeigt und seinerseits fragt, ob es so in einem Land aussähe, in dem angeblich Mangel an allem herrsche? Gleichsam den Gegenbeweis antretend, öffnet er dabei den Kofferraum seines Wagens - in dem vier Flaschen Mineralwasser, fünf weiche Weißmehlbrötchen und drei Tomaten als gesamter Proviant für die 14-Stunden-Reise vom Tigris nach Amman verstaut sind.
HATTERSHEIM. Seit 25 Jahren schmettern sie die Trompeten und wirbeln mit den Stöcken auf der Trommel, vom 4. bis 6. September erklingt der Tusch in eigener Sache: Der Okrifteler Fanfarenzug wird ein Vierteljahrhundert alt.
Mit dem Feiern beginnt die Jugend am Freitag. Um 21 Uhr steigt im Haus der Vereine, Johann-Sebastian-Bach-Straße, eine Disco. Angekündigt ist auch ein Auftritt der Rockband "Getaway".
Ehrungen gibt es an selber Stelle einen Tag später. Um 19 Uhr zeichnet der Verein am Samstag verdiente Mitglieder aus. Anschließend sind Tanz und Show angesagt. Zum Abschluß des Jubiläums trifft sich der Fanfarenzug am Sonntag um 14 Uhr mit befreundeten Vereinen zu einem Sternmarsch durch Okriftel. kkü
Telefonzelle ist an Litfaßsäule angekettet
pid GÖTTINGEN, 2. September. Die Wasserqualität in der versalzenen Oberweser hat sich in den vergangenen Monaten so weit gebessert, daß dort erstmals seit mehreren Jahren wieder sogenannte Strudelwürmer leben können. Das hat der Leiter des Staatlichen Amtes für Wasser und Abfall in Göttingen, Ernst Gocksch, am Mittwoch mitgeteilt. Das Auftauchen der Plattwürmer, die ein wichtiger Anzeiger für den Zustand eines Gewässers sind, sei "ein erster Lichtblick", sagte Gocksch. Die Plattwürmer, die wegen der schlechten Wasserqualität und des hohen Salzgehaltes bisher keine Lebenschance in der Oberweser hatten, seien in den vergangenen Tagen in der Nähe von Hemeln, nicht weit entfernt vom Zusammenfluß von Fulda und Werra entdeckt worden. Die Werra schwemmt das Salz aus den thüringischen Kalibergwerken in die Weser.
Kostspieliges Buch über Schloß Sanssouris kommt auf den Markt Alles dreht sich doch um Mäuse Im Bann von VauO Von Hans Konanz OBERURSEL. Der magische Reiz, den das "Schloß Sanssouris" in Stierstadt in den 50er bis 70er Jahren auf Autoren und bildende Künstler ausübte, ist heute schwer nachzuvollziehen. Eine Bruchbude hinter Fachwerkfassaden ist übriggeblieben. Aber das war die einstige Wagenremise an der Akazienstraße auch damals schon, wenn man auf Uve Schmidt hört, der es schließlich wissen muß. Schmidt lebte selbst ein paar Jahre hier, rechnet sich - ebenso wie der Grafiker Günter Seidel - zu den "Männern der zweiten Stunde", will sagen: der Nachfolgegemeinde Victor Otto Stomps'. Victor Otto Stomps, der sich "VauO" nannte, hat hier seine "Eremiten-Presse" betrieben, acht Katzen beherbergt und keine Reichtümer angesammelt. So entstand auch der Name "Sanssouris", was so viel heißt wie "ohne Mäuse", der Katzen und des ständigen Geldmangels wegen. Bohème im Vordertaunus.
In Steinwurfnähe rattert die S-Bahn vorbei, während ein absoluter Fan dieses Objekts im Staub auf dem Dachboden stöbert und sogar noch ein Heftchen von Rudolf Hagelstange aus der Hinterlassenschaft VauOs entdeckt: Bürgermeister Thomas Schadow.
Gleich nach seinem Amtsantritt hat er eine bereits erteilte Abbruchgenehmigung gestoppt. Kulturamtsleiter Heinz Wilhelmi war es wohl, der in ihm die Begeisterung für diesen Platz und für den legendären Verleger und Buchdrucker Stomps weckte. Beide stehen nicht allein mit ihrem Wunsch, diesen Ort der Nachwelt zu erhalten - im Rathaus haben sich annähernd 100 Briefe angesammelt von Literaten und Zeitgenossen VauOs, die alle den gleichen Appell enthalten: "Rettet Schloß Sanssouris!" In dieser "Fabrikhallen-Atmosphäre", wie Schadow sie empfindet, arbeitete Stomps, hier publizierte er, hier sammelte er die Talente um sich, die er entdeckte und förderte, hier fanden ausgedehnte Gelage statt, wie eine verstaubte Batterie von Flaschen verrät, die längst nicht mehr im Handel sind.
Ein erstaunlicher Mann: hochdekorierter Offizier beider Weltkriege, - großbürgerliche Herkunft - versteht sich, und nach dem Krieg und französischer Gefangenschaft plötzlich der Totalausstieg. Die Stadt Oberursel hat in den vergangenen Jahren durch zahlreiche Ankäufe mit dem Aufbau eines Stomps- Archivs begonnen und im vergangenen Jahr mit einer Gedenkausstellung ihren Willen bekundet, den eigenwilligen Einwohner nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Dafür sorgt auch die Stadt Mainz, die alle zwei Jahre einen mit 10 000 Mark dotierten Stomps-Preis verleiht.
Eine künstlerische Delikatesse mit exquisiten Beiträgen zahlreicher Autoren ist ein Buch, das soeben erschienen ist. Sein Titel: "Das Ungeheure von Stierstadt oder Ein Schloß am Taunus". In einer Auflage von nur 1200 wird es recht teuer ausfallen; so um die 120 Mark wird es kosten. Während der Frankfurter Buchmesse soll es vorgestellt werden.
Im Vorwort gesteht Thomas Schadow seine Bewunderung für die Welt und das Werk des Viktor Otto Stomps, der in Zeiten wirtschaftlicher Flaute schon auch mal Packpapier für den Einband seiner Editionen verwandte. Was unterschied VauO von anderen Verlegern? Uve Schmidt antwortet darauf in diesem Buch: "99 Prozent aller Verleger laufen nicht wie Penner rum."
Rettet Schloß Sanssouris - nur wie? Kulturamtsleiter Wilhelmi hofft auf einen Freundes- und Förderkreis, der das alte Gemäuer mit Leben erfüllen, eine Art Begegnungsstätte daraus machen könnte. Viel Geld wird nötig sein. Die Eigentümer des Anwesens, Anna Krämer und ihre Familie, stehen immer noch im Bann des Geistes von VauO, Bürgermeister Schadow hatte allen Grund, ihnen für ihr Verständnis und ihre "Geduld mit uns und unseren Finanznöten" zu danken. Vielleicht gibt die Neuerscheinung auf der Buchmesse Impulse für Geldgeber, um dieses Haus mit seiner "irren Bedeutung für die Literaturentwicklung und den Literaturbetrieb" (Schadow) zu erhalten. Damit der 8848 Meter hohe Mount Everest nicht auch der höchste Müllberg der Welt wird, verlangt Nepal von allen Everest-Besteigern seit dem 1. September eine Reinigungsgebühr. Jede Seilschaft muß umgerechnet etwa 6000 Mark zahlen; im Schnitt 500 Mark pro Teilnehmer. Dieses Geld soll dann für die Beseitigung des Abfalls verwendet werden, der die Kletterpfade zum Gipfel säumt.
Wer hoch hinaus will, muß tief in die Tasche greifen. Nepal verlangt bisher von Bergsteiger-Expeditionen für jeden Teilnehmer eine Gipfelgebühr von 1500 Mark. Entsprechend teuer sind die Pauschalreisen. Bei dem Münchener Spezialveranstalter Hauser-Exkursionen kostet beispielsweise ein achtwöchiger Trip inklusive Flug, Übernachtung und Verpflegung mehr als 20 000 Mark. faf
Fand die berühmte Hermanns- schlacht doch nicht im Teutoburger Wald, sondern am Nordrand des Wiehengebirges statt? Die erfolg- reichen Grabungen am Kalkrieser Berg bei Osnabrück haben jedenfalls nicht nur in der Fachwelt Aufsehen erregt; fast täglich kommen Zuschauer zum derzeitigen Grabungsfeld in der Niewedder Senke.
Da Archäologen nichts mehr hassen als Raubgräber und ungebetene Besucher, richtete das Kulturgeschichtliche Museum der Stadt Osnabrück jetzt einen "Römer- Service" ein. Eine kundige Führerin begleitet Schulklassen und interessierte Gruppen zur Grabungsstelle; auf Wunsch auch vorher oder nachher ins Osnabrücker Museum, wo bereits ein Teil der über 400 Einzelfunde ausgestellt ist.
Bei Gruppen bis zu 25 Personen kostet die Führung 35 Mark, höchstens 50 Personen (70 Mark) werden dafür jeweils angenommen. Der "Geschichtsunterricht auf dem Schlachtfeld" kann beim Fremden- verkehrsverband Osnabrück Stadt und Land, Iburger Straße 225, 4500 Osnabrück, Tel. 05 41 / 5 13 02, bestellt werden. hf
MAINTAL. Die Wahlkampfkommission der Maintaler Sozialdemokraten hat am Dienstag in einer Pressekonferenz das Konzept für den Wahlkampf vorgestellt, der unter dem Motto "Mit Erfolg in die Zukunft - SPD Maintal" stattfinden wird. Die Kommission besteht aus dem Spitzenkandidaten Dr. Walter Unger (Bürgermeister), Kornelia Schild-Kreuziger (Vorsitzende des SPD-Stadtverbandes), Mario Arendt (Fraktionsvorsitzender) und Siegfried Bornat (Fraktionsgeschäftsführer und Organisationsleiter).
"Alles wird mit eigenen Kräften geleistet. Wir werden auf die Straße gehen - mit Anfassen der Bürger", stellte Partei- Sechs Leit-Direktiven Chefin Schild-Kreuziger einleitend fest. "Was wir ganz stark anstreben, erhoffen und erwarten, ist die absolute Mehrheit. Nach der Großwetterlage und unseren guten Vorbereitungen sind wir auch recht zuversichtlich. Deshalb wird es auch keine Koalitionsaussage geben."
Die Konzeption für den Wahlkampf der Maintaler SPD besteht wesentlich aus sechs Leit-Direktiven:
•Zugehen auf die Menschen und "zuhören" •Konzentration auf kommunal wesentliche Themen
•Starke Einbeziehung der eigenen Mitglieder
•Veranstaltungen/Aktionen weitgehend mit eigenen Kräften
•Hohe persönliche Präsenz der Kandidatinnen/Kandidaten •Verzicht auf "Papierflut" früherer Jahre.
Zur Vermeidung einer Kolationsaussage erklärte Walter Unger, das sei keineswegs eine Scheidungserklärung für den derzeitigen Partner, die Grünen: "Wir haben in dreieinhalb Jahren gute Erfahrungen mit den Grünen gemacht, haben die wesentlichen Punkte unseres letzten Wahlprogramms abgearbeitet, umgesetzt beziehungsweise auf den Weg gebracht." Und es habe bisher auch nicht einen einzigen Punkt gegeben, der wegen der rot- grünen Koaltion gescheitert wäre.
Auf die Frage eines Pressevertreters, warum denn nun "mit Gewalt" Stadträtin Priska Hinz (Grüne) wiedergewählt werden solle (wie mehrfach berichtet ist die Wahl gerichtlich für ungültig erkärt worden), stellte Unger klar: "Das ist kein Gewaltakt, sondern die Reparatur dessen, was wir angestrebt haben. Zudem steht das klipp und klar in den Koalitionsvereinbarungen. Und die sind durch die seither vergangene Zeit von dreieinhalb Jahren durchaus nicht obsolet geworden." Wenn die SPD jetzt die Wiederwahl der Grünen verweigern würde, wäre das in der Tat die Aufkündigung der Koalition, stellte Bürgermeister Unger fest, und das sei derzeit eben nicht gewollt. Selbst wenn die SPD im März 1993 die absolute Mehrheit erringen sollte (wozu ihr nur noch ein Mandat fehlt), müsse ja nicht gegen alle anderen Parteien regiert werden. Mit anderen Worten: Die SPD ist durchaus gewillt, die Grünen weiterhin an der Regierungsmacht teilhaben zu lassen. Unger wörtlich: "Frau Hinz hat gute Arbeit geleistet und wir haben keinen Hader mit den Grünen."
Mario Arendt berichtete als Vorsitzender der Wahlprogrammkommission, daß in dreizehn Arbeitsgruppen derzeit das Wahlprogramm zu verschiedenen Themenschwerpunkten erarbeitet werde. Am 13. November soll das Programm öffentlich zur Debatte gestellt und beschlossen werden.
Die Kandidatenlisten werden zunächst in den Ortsvereinen der vier Stadtteile vorbereitet. Dem Vernehmen nach gibt es dabei recht unterschiedliche Situationen - von Gedrängel um Spitzenplätze bis zu vornehmer Zurückhaltung. Die Gesamtliste des Stadtverbandes soll am 25. September beschlossen werden.
Doch bereits am kommenden Samstag, 5. September, steigen die vier Ortsvereine mit einer sogenannten Kummerkasten- Aktion an Informationsständen in den aktiven Wahlkampf ein. "Der dabei artikulierte Kummer wird den Wahlkampf in wesentlichen Teilen inhaltlich bestimmen", kommentierte Kornelia Schild- Kreuziger. "Wir wollen uns auf das kommunale Umfeld konzentrieren, ohne dabei Kirchturmspolitik betreiben zu wollen oder einen gesellschaftlichen Problembereich auszuklammern. Aber be- Große Themen erledigt sonders zu kommunalen Themen sind kompetente, glaubwürdige und kalkulierbare Aussagen der Kandidatinnen und Kandidaten auch verantwortungsbewußt." Die Maintaler wollen sich nach wie vor bewußt aus "Kreis-Querelen" heraushalten, und sie bedauern, "daß die CDU das Thema Asyl hochhält". Die großen Themen auf kommunaler Ebene seien im knapp zwanzigjährigen Bestehen der Stadt Maintal "erledigt", stellte Siegfried Bornat als oberster Stratege im anstehenden Wahlkampf fest. Jetzt gehe es einerseits um "die kleinen High-Lights". Deshalb wolle man auch von den Mitgliedern selbst erfahren, wo die kleinen Schwerpunkte gewünscht würden. Andererseits gehe es um Optimierung, Festigung und Verbesserung des Bestehenden.
In der kommenden Legislaturperiode werde zudem die Altenpflege ein dominierendes Thema, ergänzte Kornelia Schild-Kreuziger: "Die Rahmenbedingungen sind gesteckt. Aber das wird Geld kosten, auch mit einem fremden Träger."
HELMUT POMPLUN
Gleich mit dem Top-Spiel zwischen dem letztjährigen Vizemeister SV 09 Flörsheim und dem Vorjahresmeister TSV Münchhausen beginnt am Samstag (Anstoß 16.30 Uhr auf dem neuen Kunstrasenplatz an der Opelbrücke) die Hessenliga-Saison bei den Fußball-Frauen. "Eine erste Vorentscheidung bei nur acht teilnehmenden Teams. Da kann jeder Heimausrutscher bereits schwerwiegende Folgen haben", sieht der neue Flörsheimer Trainer Holger Winkler mit Spannung nach dem erfolgreichen Pokal-Ausflug dem Eröffnungsmatch entgegen. Wegen des Engagement im DFB-Pokal - die Auslosung für das am 29. November stattfindende Achtelfinale wurde auf 13. September verlegt; Flörsheim ist der einzige "überlebende" Oberligist im Kreise von 15 Bundesligisten - verschob sich der Start für die beiden Spitzenteams um eine Woche.
"Münchhausen und wir sind nur zwei Favoriten. Als dritte Kraft im Bunde sehe ich den Neuling TSV Hungen an", meinte Abteilungsleiter Karlheinz Hochgesand. Prompt bestätigte Hungen mit einem sensationellen 4:0-Auswärtssieg bei der TSG Frankfurt am vergangenen Wochenende die hohe Einschätzung von Flörsheims "Mister Fußball". Mit einem Sieg gegen Langenselbold startete auch der zweite Neuling aus dem Wetteraukreis, die TSG Wölfersheim, in die Spielzeit 92/93. Nach jahrelangem Verharren auf der zweiten oder dritten Position hofft Flörsheim nun endlich auf den Titel und den damit verbundenen Bundesliga-Aufstieg, zumal nun auch die Probleme mit dem leidigen Hartplatz endlich ad acta gelegt werden konnten.
Gegen Münchhausen und in den nächsten vier Spielen muß Trainer Winkler allerdings auf eine seiner torgefährlichsten Stürmerinnen verzichten. Kerstin Höhl befindet sich nach einem Kreuzband-Abriß noch im Reha-Aufbautraining. Libera Birgit Hense ist trotz der eingehandelten Blessuren beim 1:0-Pokalsieg im schwäbischen Faurndau einsatzbereit. "Für uns zählt zum Auftakt nur ein Heimsieg, zumal wir anschließend eine Woche später beim Geheim-Favoriten Hungen vor einer ganz hohen Hürde stehen", so Hochgesand.
Ebenfalls der Startschuß fällt für die zweite Flörsheimer Mannschaft, die bekanntlich den Aufstieg in die zweithöchste hessische Klasse, die Landesliga Süd, schaffte. Die Schützlinge von Trainerin Margit Kühner gastieren am Samstagnachmittag gleich beim Oberliga-Absteiger Reichelsheim im Odenwald. Da "vergeigte" in der letzten Saison die erste Mannschaft den Bundesliga-Aufstieg. Nun die indirekte Revanche für den Außenseiter vom Untermain? jo
FLÖRSHEIM. Der Winter naht, die Tiere bereiten sich auf die kalte Jahreszeit vor. Wie der Mensch da helfen kann, das erläutert das Team des Naturschutzhauses in den Weilbacher Kiesgruben am Sonntag, 6. September. Von 10 bis 12 Uhr gibt es Infos über Nistkästen, sollen Kinder und Erwachsene Quartiere für Igel und andere Tiere bauen. Früher aufstehen muß, wer sich die Landschaft rund um die Kiesgruben ansehen möchte. Bereits um 9.30 Uhr startet die Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz eine naturkundliche Führung.
Treffpunkt ist vorm Naturschutzhaus, Frankfurter Straße 74. kkü
Die Preisliste des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF) für die Werbespots im kommenden Jahr ist keine drei Wochen alt geworden. Der Mainzer Sender senkt die Preise im Durchschnitt um 9,8 Prozent, um in Tausender-Preisen zur Prime-Time mit dem Hauptkonkurrenten ARD gleichzuziehen. Bei einer prognostizierten Reichweite von 3,9 bis 4,2 Millionen Zuschauern in den Werbeblöcken (gegebüber Vorjahr minus fünf bis minus zehn Prozent) könnte das ZDF in seinen fünf Werbeblöcken damit auf einen Tausender-Seherpreis von 16,20 bis 17,10 Mark kommen. In diesem ersten Halbjahr 1992 lag er bei 18,62 Mark.
Als ZDF-Werbechef Wolfgang Köhler die Preise kalkulierte, glaubte er nicht an die bereits angekündigte Preissenkung des Konkurrenten ARD um ein Drittel. Als die an Werbeschwund leidende ARD mit ihrer 32,5prozentigen Preissenkung für Fernsehwerbung ernst mit dem Wettbewerb machte und bei einer Prognose von drei Millionen Werbeblock-Zuschauern auf einen Tausend-Seher-Preis von etwa durchschnittlich 16 Mark kommt, reagierte die Branche.
Dem bislang gut gebuchten ZDF signalisierte die Werbewirtschaft, daß sie die ARD bevorzugen wolle. Die Landesrundfunkanstalten bieten in fünf statt bisher vier Blöcken ein gesamtdeutsches TV-Angebot mit Möglichkeiten zum Produkt-Splitting, und zehn Prozent des Volumens für regionale Buchungen in neun Regionen. Das ZDF reagierte und wird mit seinem Preis-Verzicht eine zweistellige Millionen-Summe einbüßen. "Wir haben auf unseren stärksten Konkurrenten im Vorabend-Programm adäquat reagiert", beschreibt man in Mainz die Situation. Im harten Wettbewerb werden ARD und ZDF preislich günstiger, Sat 1 in etwa gleich bleiben und RTL plus teurer in den Tausender-Preisen. bjm
Wenn der Vater mit dem Sohne! Ein unerschöpfliches Thema im Sport, doch Beispiele, daß ein Sohn einem berühmten und erfolgreichen Vater nacheiferte und ihn gar ausstechen konnte, sind rar. Am Dienstag abend gab es einen dieser seltenen Fälle. Carsten Podlesch, der am nächsten Samstag 23 Jahre alt wird, wurde Steherweltmeister der Amateure. Vater Rainer Podlesch war es 1978 und 1983, damals schon 34 beziehungsweise 39 Jahre alt, vorher und dazwischen war er dreimal zweiter und dreimal dritter.
"Als er 1978 gewann, da habe ich das im Fernsehen gesehen. Da war ich neun. Und 1983 hat er dann aus Zürich angerufen. Natürlich war er immer mein Vorbild", erinnert sich Carsten, der im Vergleich zu seinem athletischen Vater fast schmächtig wirkt. Aber vom Vater hat er die klare, präzise, stets ernste Sprache. Er vergißt nicht, öffentlich allen zu danken, die ihm bei seinem Sieg geholfen haben, den "Kameraden" im Endlauf, die für ihn gearbeitet hatten, seine Sponsoren, Onkel Karsten, der ihm oft als Schrittmacher zur Verfügung steht, und natürlich Vater Rainer, der als Bundestrainer der Steher nicht nur Sohn Carsten, sondern auch die vier anderen - zwei weitere Amateure und zwei Profis - betreute und beriet. Der galt immer als asketischer Mann, hart gegen sich selbst, war ein Allrounder auf dem Rennrad und das übertrug er auf Carsten, mit dem er so zwischendurch mal 250 Kilometer trainieren fährt, den er auf die Straße in die Bundesligarennen jagte.
Rainer Podlesch sorgte auch dafür, daß das Steherprogramm in Deutschland neuen Aufschwung erlebte, ein Deutschland-Cup mit sechs Rennen, ein Europa- Cup installiert wurde. "Der Erfolg gibt uns recht", durften Rainer und Carsten Podlesch sich stolz an die Brust klopfen, um dann zu ihrem Entsetzen zu hören, daß Stunden vorher in der Pressekonferenz des UCI-Präsidenten Hein Verbruggen das baldige Ende von Steherrennen als WM-Disziplin angekündigt worden war. "Das kann doch nicht sein!", empörte sich der frischgebackene Weltmeister, "die Steherrennen sind doch die älteste WM-Disziplin überhaupt im Radsport." Im nächsten Jahr gibt es sie hundert Jahre. Und Sven Harter aus Cloppenburg, der fünfter wurde, ergänzte: "Wir haben doch stets zweitausend bis fünftausend Zuschauer. Viel mehr als bei allen anderen Bahnwettbewerben".
Leider stehen die Deutschen mit ihrem Aufschwung allein da. Die Österreicher beispielsweise hätten auch gerne drei Starter nach Valencia geschickt, aber sie haben nur zwei Schrittmacher. Die Niederländer, einst die führende Nation im Stehersport, haben seit dem Brachliegen der Amsterdamer Rennbahn nur noch einen Amateur, aber keinen Profi mehr nominiert.
Die große Krise war schon jahrelang spürbar, und heutigen Beobachtern ist es ganz unverständlich, daß vor 40 oder 60 Jahren das Steherrennen aus deutscher Sicht der wichtigste aller WM-Wettbewerbe war.
Der große Verlierer war Roland Königshofer, der in den vergangenen drei Jahren Weltmeister gewesen war. Der einzige österreichische Weltmeister der Radsportgeschichte gab hinterher an, er sei krank gewesen. Er eroberte aber wenigstens noch Platz drei wie 1985 bei seiner ersten WM, und sagte: "Daß ich damals Bronze gewonnen habe, verdanke ich Rainer Podlesch, der als 41jähriger sich mit den Italienern und Holländern anlegte, und davon habe ich profitiert." Für nächstes Jahr, wenn die Steher in Norwegen noch einmal dabei sind, hat Königshofer den Deutschen Revanche angedroht.
Die Hauptgegner von Carsten Podlesch waren diesmal die Italiener, die ihn in einer Gemeinschaftsarbeit kleinkriegen wollten. Colarmartino, der 1988 Weltmeister war, wurde wegen unfairen Fahrens sogar disqualifiziert. Carsten Podlesch war allen überlegen, und Schrittmacher Dieter Durst aus Nürnberg, der schon zum achten Male einen deutschen Steher zum Weltmeistertitel führte (auch zweimal Vater Rainer Podlesch) ließ sich nicht schrecken. Podlesch gewann beide Endläufe (ein neues, sehr begrüßenswertes Reglement), fast nach Belieben. "Das hatte ich nicht erwartet. Mein Ziel war eigentlich, wie im Vorjahr, als ich dritter wurde, mit auf das Treppchen zu kommen", wunderte sich Carsten Podlesch.
Traurig war nur Ralph Keller, der 29jährige Sachse, der zum erstenmal bei einer WM startete. Nach dem ersten Lauf war er dritter, dann schnappte ihm Königshofer die Bronzemedaille weg. Da flossen Tränen. Und Vater Rainer Podlesch hatte Mühe, ihn zu trösten.
Am 20. September sind alle auf der Frankfurter Stadionbahn zu bewundern.
vs DÜSSELDORF, 2. September. Der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Schnoor (SPD) hat sich am Dienstag von der Meinung seines Kabinettskollegen, des Sozialministers Hermann Heinemann (SPD), distanziert, der eine Kürzung der Sozialhilfe für Asylbewerber gefordert und das "Fehlverhalten bestimmter Einwanderungsgruppen", etwa der Sinti und Roma, für die Ausschreitungen in Rostock und anderen Städten verantwortlich gemacht hatte.
Schnoor betonte am Dienstag auf Fragen der FR, daß Heinemann mit dieser Meinung nicht die Auffassung der Landesregierung und des Ministerpräsidenten vertrete, sondern seine Privatmeinung geäußert habe, die keinen Eingang in Regierungsbeschlüsse finden werde.
Der Innenminister sprach sich allerdings auch für eine Ergänzung des Asylrecht-Artikels im Grundgesetz aus, da der politische Streit über das Asylrecht verhängnisvoller und schädlicher für das politische Klima in Deutschland sei als jede Regelung sein könnte, auf die sich die Parteien in dieser Frage verständigen. Eine Änderung oder Ergänzung des Grundgesetzes würde das "Zuwanderungsproblem" aber nicht ändern.
rb FRANKFURT A. M. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) läßt in seiner massiven Kritik an der Geldpolitik der Bundesbank nicht locker. Nach einem ersten Rundumschlag gegen die jüngste Diskonterhöhung zerpflücken die Berliner Wissenschaftler nun in ihrem neuen Wochenbericht die dahinterstehenden Thesen und Argumente.
So begründen die Frankfurter Währungshüter ihre Hochzinspolitik damit, daß die Geldmenge M 3 (Bargeld, Sichteinlagen, bestimmte Spar- und Termingelder) deutlich schneller wachse als das Produktionspotential und deshalb die Preise in die Höhe treibe. Das DIW bezweifelt, ob die Bundesbank mit dieser weitgefaßten Größe überhaupt den richtigen Indikator zur Erfassung der Geldmengenbewegungen einsetzt. Denn je höher die kurzfristigen Zinsen im Vergleich zu den langfristigen seien, umso mehr werde Geldkapital vorübergehend auf Terminkonten "geparkt". Damit gehe das Rezept, durch höhere Zinsen den Anstieg von M 3 zu bremsen, genau in die verkehrte Richtung. Das Institut empfiehlt, wieder zu der bis 1974 in Frankfurt verwendeten Definition M 1 (Bargeld und Sichteinlagen) zurückzukehren. Was als akademischer Streit über Theorien und Indikatoren erscheint, hat durchaus politisches Gewicht. Mit der Entwicklung von M 1 im bisherigen Jahresverlauf hätte nämlich "die Bundesbank die Verschärfung ihres geldpolitischen Kurses nicht rechtfertigen können."
Das Haus Schlesinger spricht auch von einem unerwünschten Überschuß der Bankkredite über die Ersparnis. Das DIW sieht zwei Ursachen für die anhaltend hohe Neuverschuldung der Unternehmen: Sie diene zur Überbrückung von Verlusten vor allem in Ostdeutschland sowie als Ausgleich sinkender Gewinne und Eigenmittel im Westen (insbesondere bei Investitionsgüter-Herstellern). Eine bremsende Geldpolitik verschärfe deshalb zur Zeit nur den Kreditbedarf zur Finanzierung notwendiger Investitionen.
Die Forderung, die Darlehen in Übereinstimmung mit der inländischen Ersparnis zu bringen, laufe auf die Empfehlung einer ausgeglichenen deutschen Leistungsbilanz hinaus. Für den Aufbau Ostdeutschlands seien aber Leistungsbilanzdefizite und damit verbundene Nettokapitalimporte "dringender denn je".
SELIGENSTADT. Mit gebrochener Hand erstattete eine 60jährige Radlerin Anzeige gegen den ihrer Schätzung nach 20 bis 30 Jahre alten Fahrer eines eierfarbenen Mittelklassewagens: Er soll sie in der Bahnhofstraße überholt haben und im nächsten Augenblick nach rechts in die Rathenaustraße abgebogen sein. Um einen Zusammenstoß zu vermeiden, war sie vom Rad gesprungen, hatte sich am Boden abstützen müssen und dabei die Hand gebrochen. Die Polizei sucht den Autofahrer oder zumindest Zeugen des Vorfalls. ttt
HATTERSHEIM. So manche Blase ist gewiß, wenn das Fußvolk am Wochenende die Stiefel schnürt, durch Felder und Wiesen trabt: In Hattersheim ist internationales Volkswandern angesagt. Am Samstag, 5., von 7 bis 15 Uhr, und am Sonntag, 6. September, von 7 bis 13 Uhr schickt der Wander- und Kulturverein die Teilnehmer auf die Strecke - zehn und 20 Kilometer.
Start und Ziel ist der Hattersheimer Posthof. Dort gibt es Handfestes zur Stärkung und am Sonntag sogar Musik: Um 11 Uhr spielt die Gruppe "Boppin'b". kkü
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Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Mein Vetter Winnie (15 Uhr); Brennpunkt L.A. - Die Profis sind zurück (17 und 20 Uhr).
Panda-Kino: Mrs. Brisby und das Geheimnis von Nimh (15 Uhr); In einem fernen Land (17 und 20 Uhr).
Kino im Schwedenpfad (KiS): Kevin Costners 4-Stunden-Spezial-Edition "Der mit dem Wolf tanzt" (19 Uhr).
Friedrichsdorf. Lichtspiele Köppern: Wayne's World (20 Uhr).
Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Keine Vorstellung.
Oberursel. Stadthallen-Kino I: Go Trabi Go II - Das war der wilde Osten (15.30 Uhr).
Stadthallen-Kino II: Wayne's World (15.30, 18 und 20.30 Uhr).
Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Betty Blue (20.15 Uhr). Theater/Musik Bad Homburg. Englische Kirche am Ferdinandplatz: "Frauenhaus Europa", Kabarett, 20 Uhr. Vorträge/Kurse Bad Homburg. Frauenzentrum, Louisenstr. 38: "Mut zum Mitreden - Rhetorik für Frauen", 9 bis 12 Uhr, Tel. 2 44 34.
Bibelkurs des Kath. Bildungswerks, Bischof-Ketteler-Haus, Dorotheenstr. 9, 20 Uhr, Tel. 2 00 61. Parteien/Parlamente Bad Homburg. Sitzung des Sport- und Freizeitausschusses der Stadtverordneten, Stadthaus, Zimmer S, 17.30 Uhr.
Oberursel. "Die Situation auf dem Wohnungs- und Arbeitsmarkt im Hochtaunus", Diskussion der Jungen Union Hochtaunus, Rathaus, Raum E 10, 20 Uhr. Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstr. 47, 8 bis 12 Uhr und 13.30 bis 17 Uhr, Tel. 2 91 09.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 17 Uhr, Tel. 17 83 92- 3.
Sprechstunde für Aus- und Übersiedler, Hindenburgring 44, 9 bis 12 Uhr, Tel. 30 28 86.
Schuldnerberatung des Hochtaunuskreises, Landratsamt, Louisenstr. 86-90, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 17.30 Uhr, Tel. 17 82 15.
Jugend- und Drogenberatung, Promenade 103, 9 bis 17 Uhr, Tel. 2 20 41.
Beratung des Mietervereins Bad Homburg und Umgebung, Schulberg 1, 18 bis 20 Uhr, nur nach Voranmeldung unter Tel. 4 72 73.
Schwimmen für Versehrte und Behinderte (auch Kinder), Seedammbad, 18.30 bis 21 Uhr.
Friedrichsdorf. Sprechstunde der Frauenbeauftragten, Rathaus, Zimmer 410, 14 bis 18 Uhr, Tel. 73 13 03.
Pro Familia, Dr.-Fuchs-Str. 5: Beratung 15 bis 18 Uhr, Tel. 0 61 72 / 7 49 51.
Rheuma-Liga: Ergotherapie in der Altentagesstätte Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 29a, 9.30 bis 10.30 Uhr.
Koronar-Sportverein: Training unter ärztlicher Aufsicht, Kreissporthalle am Bürgerhaus Köppern, 20 Uhr.
Umweltberatung im Rathaus, Zimmer 406, Tel. 0 61 72 / 73 13 00.
Oberursel. Elternberatung im Alten Hospital, 10 bis 12 Uhr, Tel. 50 24 58, sowie in Stierstadt, ehemaliges Rathaus, 14.30 bis 16.30, Tel. 7 34 02.
Sprechstunde der Behindertenbeauftragten, Rathaus, Zimmer 287, 8 bis 12 Uhr, Tel. 50 23 68.
Sprechstunde des Mieterschutzvereins Hochtaunus, Nassauer Str. 60, 16 bis 19 Uhr, Tel. 55 10 89.
Behindertenschwimmen im Hallenbad, 18 bis 19 Uhr.
Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 7 87 17.
Vereine/Organisationen Bad Homburg. Elternschule Taunus: Gymnastik für Frauen, Gemeindehaus St. Marien, Dorotheenstr. 19, 9.30 bis 10.30 Uhr.
Mutter-Kind-Treff im Frauenzentrum, Louisenstr. 38, 15.45 bis 17 Uhr.
Tauschtag des Vereins für Briefmarkenkunde, Vereinshaus Gonzenheim, Friedrichsdorfer Str. 4, 18 bis 22 Uhr.
Friedrichsdorf. TSG: Rückengymnastik und Haltungsschulung, Turnhalle Hugenottenstr. 58, 18 bis 19.30 Uhr.
Familientreff in der Sozialstation, Dreieichstr. 22 a, 15 bis 17 Uhr.
Neu-Anspach. Offener Treff im Müttercafé "Schnaufpause", Konrad-Adenauer-Str. 2, 9.30 bis 11.30 Uhr.
Offener Treff im Frauentreff, Schubertstr. 32, 9.30 bis 11.30 Uhr.
Königstein. Treffen des ADFC, Haus der Begegnung, 19 Uhr. Seniorentreffs Bad Homburg. Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Handarbeiten und Spiele, 15 bis 17 Uhr.
Friedrichsdorf. Sporthalle Landwehrweg: Gymnastik, 14 bis 15 Uhr; Tanz, 15 bis 16 Uhr.
Seniorenwerkstatt, Wilhelmstr. 7: Seidenmalerei, 10 bis 13 Uhr und Töpfern an der Scheibe ab 15 Uhr.
Altentagesstätte In den Dorngärten 22: Schach, Skat, Rommé und Canasta, 15 bis 17 Uhr.
Seniorenkegeln in der Gaststätte "Stadt Berlin", Seulberg, 17.30 Uhr.
Oberursel. Altes Hospital: Ganztagsfahrt in den Westerwald, Abfahrt: 9 Uhr am Café Kies.
Steinbach. Seniorentreff: Backstunde 10 Uhr, Tanz ab 15.30 Uhr.
Königstein. Altenbegegnungsstätte Kugelherrnstr. 6: Skat- und Rommérunde, 14 bis 17 Uhr. Kinder/Jugendliche Bad Homburg. Standort des Spielmobils: Friedrich-Ebert-Schule, Gonzenheim, 14 bis 18 Uhr.
"Spaß am Fahrrad ohne Alkohol", Anti- Drogen-Aktion des Jugendamtes, Kurhaus-Vorplatz, 11 bis 16 Uhr.
Jugendclub am Wingertsportpark: Mädchentreff ab 16 Uhr.
"Tütentier trifft Brillenschlange", Bastelnachmittag in der Stadtbibliothek für Kinder ab 5 Jahre, Dorotheenstr. 22, ab 15 Uhr.
Kneipp-Verein, Kolberger Weg 28: Autogenes Training für Kinder, 17 bis 18 Uhr, Tel. 3 33 78.
Friedrichsdorf. Jugendzentrum Köppern, Dreieichstr. 20 a, 16 bis 21 Uhr.
Oberursel. Spiel und Spaß im Schwimmbad mit der DLRG, 14 bis 16 Uhr.
Sonstiges Bad Homburg. Thai-Sala im Kurpark: Treffpunkt für Lauffreunde, 15.30 Uhr.
( - ohne Gewähr - )
USINGEN. Geht bei der Altstadtsanierung alles mit rechten Dingen zu? Die Usinger Grünen bekommen "Bauchschmerzen", wenn sie an das Projekt Untergasse 6 denken. Der Bauantrag für das denkmalgeschützte Fachwerkhaus läuft noch; aufgrund einer Teilgenehmigung sind Arbeiter jedoch schon seit zwei Wochen kräftig am werkeln. Die Grünen befürchten, daß das Projekt genauso "ablaufen" wird, wie die Sanierung des Nachbarhauses, Untergasse 8. "Das ist eigentlich ein Neubau. Bis auf die Balken- Stummel, die nach draußen schauen, ist das Haus neu hochgezogen worden", bemängelt Grünen-Stadtverordneter Dieter Haaf.
Der Sanierungsberater der Stadt Usingen, Architekt Rainhard Sticherling, stellt auf Anfrage zum Fall Untergasse 6 fest: "Noch ist nichts passiert. Es sind auch noch keine Zuschüsse beantragt worden." Für die Abwicklung der Sanierung des Nachbarhauses bestätigt Sticherling hingegen, daß "Unzulänglichkeiten" vorkamen. Aber: Obwohl im "Hauruck-Verfahren" erhaltenswerte Bauteile verschwunden wären, sei das Ergebnis insgesamt "nicht schlecht". Immerhin gäbe es keine Bauschäden.
Die Aufgabe, zu verhindern, daß Bauschäden mit öffentlichen Geldern subventioniert werden, obliegt bisher der Stadt. Das könne jedoch nicht sein, stellt Sticherling fest. Er sieht auch ein Problem in der eigenen Zunft. Architekten führten allzuoft nur die Befehle von Bauherren aus. Für denkmalgeschützte Bauten seien sachkundige Architekten gefordert.
Günther Gärtner, zuständig bei der Bauaufsichtsbehörde für Denkmalschutz im Landratsamt, kann die Befürchtungen der Grünen nicht teilen. "Die Pläne wurden immer abgestimmt mit dem Wiesbadener Landesamt für Denkmalpflege." Einen Unterschied zwischen beiden Bauprojekten in der Untergasse räumt Gärtner ein: Der Bauherr des bereits sanierten Hauses habe aufgrund des ungünstigen Grundrisses Zugeständnisse erhalten, die größere Umbauten erlaubten.
Auch im Rathaus ist die "Gratwanderung zwischen denkmalpflegerischen und wirtschaftlichen Belangen" bekannt. Bürgermeister Detlef Ortmann teilte mit, daß die Stadt aus den bisherigen Erfahrungen mit der Kernstadtsanierung Konsequenzen ziehen will: Das Auszahlungsverfahren der Zuschüsse soll neu geregelt und strenger gestaffelt werden.
In diesem Jahr verfügt die Stadt über 1,7 Millionen Mark Sanierungszuschüsse für öffentliche und private Maßnahmen. Im Vorjahr betrug die Summe 2,3 Millionen Mark. Darin enthalten sind auch Mittel für die Hugenottenkirche. cn
MAIN-KINZIG-KREIS. Die Umlage für die Sonderabfall-Kleinmengensammlung im Main-Kinzig-Kreis wird von bisher drei auf nunmehr 6,65 Mark je Einwohner angehoben. Laut dem Abfalldezernenten des Kreises, Erich Pipa, folgt der Eigenbetrieb Abfallwirtschaft mit der Erhöhung den zum Teil sehr drastisch gestiegenen Entsorgungskosten, die die Hessische Industriemüll GmbH (HIM) in Rechnung stellt. Die Umlage wird von den Kommunen aufgebracht. Für die Bürger könnte diese Gebührenerhöhung eine um etwa drei bis fünf Prozent höhere Müllgebühr bedeuten.
Die HIM hat den Preis für die Entsorgung einer Tonne Sonderabfall jetzt einheitlich auf 8740 Mark zuzüglich Mehrwertsteuer festgesetzt. Bisher mußte für die Übertage-Ablagerung ein Tonnenpreis von 1286 Mark entrichtet werden, für die Untertage-Lagerung 6800 Mark und für die Verbrennung ein Preis von 3050 Mark. Deutlich angehoben wurden auch die Gebühren für die Verwertungsnachweise.
Im Main-Kinzig-Kreis werden pro Jahr sechs Sondersammlungen vorgenommen. Angefahren werden jeweils 92 Sammelpunkte. Von Beginn der Sammlung im Jahre 1986 an wurden bisher 1270 Tonnen Sonderabfälle über die mobile Schadstoffsammlung entsorgt. Im Jahr 1991 betrug die Jahresmenge 304 Tonnen, bei den ersten beiden Sammlungen in diesem Jahr kamen 98 Tonnen zusammen.
In der gleichen Sitzung der Betriebskommission wurde auch der Entsorgungsauftrag mit dem bisher schon tätigen Unternehmen um weitere fünf Jahre verlängert. Wegen der Entsorgungsengpässe bei der HIM sind die Entsorgungspflichtigen inzwischen gezwungen, Zwischenlager für den Sondermüll einzurichten. are
HANAU. Die Hanauer Straßenbahn AG hat fünf neue Linienbusse in Betrieb genommen, die schadstoffärmer und bequemer als ihre Vorgänger sein sollen. Vorstandsvorsitzender Jürgen Dressler weist auf die Vorteile der neuen Motoren hin, die die europaweiten Vorschriften zur Begrenzung der Abgase von Kohlenmonoxyd, Kohlenwasserstoff und Stickoxyden bei Dieselmotoren sogar unterschreiten. Auch die Sitze im hinteren Wagenteil seien bequemer, weil mehr Freiraum vorhanden sei.
In den zwölf Meter langen Gefährten, die auch mit Antiblockiersystem ausgerüstet sind, gibt es 36 Sitz- und 64 Stehplätze. Stehende Fahrgäste haben auf dem breiteren Gang künftig ebenfalls mehr Platz.
Weil Motor und Getriebe abgekapselt sind, wird es in den Bussen auch leiser sein. Wie die Stadt betont, haben die neuen Fahrzeuge den Spitznamen "Flüsterbus" verdient. res
RODGAU. Die Grünen in der Rodgauer Stadtverordnetenversammlung beklagen einen ihrer Ansicht nach unnötig hohen Papierverbrauch in der Stadtverwaltung. Es stört sie immer wieder, wenn Protokolle von Ausschuß- und Plenarsitzungen, Haushaltsplanentwürfe und Tischvorlagen für die Parlamentarier stets nur einseitig bedruckt verteilt werden.
Zwar werde dafür löblicherweise Recyclingpapier benutzt, doch auch damit brauche man nicht verschwenderisch umzugehen. Auch für die Herstellung von einem Kilogramm Recyclingpapier würden immerhin noch 16 Liter Wasser benötigt. Bei den Mengen an Papier, die die Rodgauer Stadtverordneten zu bewältigen haben, ließen sich bei doppelseitiger Beschriftung sicher viele Kilogramm Papier und viele Liter Wasser sparen. Angesichts des Wassernotstandes ein nicht zu unterschätzender Aspekt, wie die Abgeordneten der Öko-Partei meinen.
Ganz nebenbei ließe sich auch die Zahl der Aktenordner in den Schränken um die Hälfte reduzieren, wenn die Unterlagen nur noch den halben Umfang hätten.
Daß doppelseitiges Bedrucken auch im Rodgauer Rathaus möglich ist, zeige der Umweltbericht '91, der beidseitig bedruckt auf Recyclingpapier hergestellt wurde. O-Ton Die Grünen: "Was das Umweltamt kann, muß auch in anderen Ämtern möglich sein."
Die Opposition im Stadtparlament hofft, daß sie es beim Appell bewenden lassen kann. Denn wenn sie ihr Anliegen zum Antrag erheben müßte, bedürfte es abermals etlicher Blatt Papier, um alle Kolleginnen und Kollegen damit vertraut zu machen. ttt
Notdienste
Apotheken Bad Homburg / Friedrichsdorf. Engel- Apotheke, Bad Homburg, Schulberg 7-9; und Kapersburg-Apotheke, Friedrichsdorf-Köppern, Köpperner Str. 87.
Oberursel / Steinbach. Sonnen-Apotheke, Oberursel, Dornbachstr. 34.
Usinger-Land. Feldberg-Apotheke, Neu-Anspach, Konrad-Adenauer-Str. 2; und Sonnen-Apotheke, Grävenwiesbach, Am Wolfsloch 2.
Kronberg / Königstein. Hof-Apotheke, Kronberg, Friedrich-Ebert-Str. 16.
Anna Hildebrand, Haingasse 19, Friedrichsdorf-Burgholzhausen, und
Susanne Buhmann, Haus Emmaus, Oberursel, jeweils zum 90. Geburtstag.
Das FR-Interview: Frauenbeiratsvorsitzende Isolde Reichert "Das Leben in Langenselbold mitgestalten"
Von Astrid Ludwig LANGENSELBOLD. Seit zwei Jahren existiert in der Stadt Langenselbold ein parlamentarischer Frauenbeirat, das einzige Gremium dieser Art im gesamten Main-Kinzig-Kreis. Im Beirat sitzen Frauen aus allen Altersgruppen, Parteien sowie sozialen und gesellschaftlichen Organisationen der Stadt. Gemeinsam wollen sie Fraueninteressen formulieren und auch durchsetzen. Die FR sprach mit der Ersten Vorsitzenden, Isolde Reichert, über Arbeit, Ziele und Möglichkeiten des Frauenbeirates. FR: Über die Institution eines Frauengremiums wurde im Vorfeld viel diskutiert und gestritten. Sind die Frauen mit der jetzigen Form des Beirates zufrieden?
Reichert: 1988 war zunächst eine Kommission geplant, der ein Magistratsmitglied vorstehen sollte. Das wäre ein Mann gewesen, da es eine Frau im Magistrat noch nicht gab. Dagegen gab es Einwände. Nach der Kommunalwahl hat die Stadt dann eine Satzung für einen Beirat erarbeiten lassen. Diesgeschah in Abstimmung mit dem Städte- und Gemeindebund, denn in der Hessischen Gemeindeordnung war ein Frauenbeirat nicht vorgesehen. Im Janauar 1990 konstituierte sich der Beirat schließlich.
FR: Wer sitzt im Beirat?
Reichert: Insgesamt sind es 19 Frauen. Den Mehrheitsverhältnissen entsprechend sind es sechs Vertreterinnen der Parteien sowie jeweils eine Vertreterin der Wohlfahrtsverbände, darunter der Arbeiterwohlfahrt, für die ich im Gremium sitze, des DRK, der Caritas, des DGB, der Elternvertretung der Schulen und der Kindertagestätten, der Erzieherinnen, der evangelischen Kirche, der Stadt, des VDK und der Vereinsgemeinschaft.
FR: Ist das nicht eine zu große Zahl?
Reichert: Nein, es ist eine gute Mischung für die Zusammenarbeit. Der Beirat besteht aus älteren und jüngeren Frauen. Die Älteren stammen vor allem aus den Wohlfahrtsverbänden, in denen sie schon sehr lange aktiv sind. Sie sind immer wieder bereit, sich zu engagieren. Die jüngeren Frauen bringen viele Ideen ein, gerade aus ihren Bereichen Familie, Kinder und Beruf. Ich sehe den Frauenbeirat als ein Stück mehr Demokratie nach unten an. Hier haben die Frauen Gelegenheit, sich zu äußern. Es ist eine Anlaufstelle für ihre Belange.
FR: Wird sie genutzt?
Reichert: Von vielen sogar. Der Fahrdienst zum Friedhof etwa war eine Anregung von älteren Langenselbolderinnen, die mich angesprochen haben. Auch zu den Sitzungen kommen immer mal wieder Frauen, die nicht zum Beirat gehören.
FR: Ist der Beirat nur Alibi oder kann er tatsächlich etwas bewegen?
Reichert: Es ist eine sehr gute Einrichtung. Andere, größere Kommunen haben eine Frauenbeauftragte eingestellt. Langenselbold hat die Form des Beirates gewählt. Allerdings haben wir, ähnlich wie die Ausländerbeiräte, kein Rederecht im Parlament. Dafür müßte die HGO erst geändert werden. Wir geben jedoch Empfehlungen an die Stadtverordnetenversammlung ab, die in der Regel an die Ausschüsse verwiesen werden. Eine Sprecherin des Beirates hat dort dann Stimmrecht. Die Themenbereiche haben wir unter uns aufgeteilt. FR: Welche Empfehlungen gab es und werden diese aufgegriffen?
Reichert: Bislang hatten wir kaum Widerstände. Eingesetzt haben wir uns unter anderem für einen Kindertagesstätten-Entwicklungsplan in Langenselbold. Die Stadt ist da sehr aufgeschlossen. Empfehlungen ans Parlament gab es auch, als hohe Nitratwerte im Trinkwasser gemessen wurden. Auf unserer Drängen gab es unter anderem eine Starthilfe und eine jährliche Förderung für die Hanauer Beratungsstelle "Lawine" und einen Titel im Etat "Frauenbelange" in Höhe von 10 000 Mark.
FR: Gibt es auch Vorschläge, die nicht umgesetzt wurden?
Reichert: "Wir haben einen umfangreichen Radwege-Plan erarbeitet. Gerade für die Kinder, die zur Gesamtschule fahren. Ausgewiesene Radwege gibt es nur in den Außenbereichen, nicht in der Innenstadt. Wir sind alle Straßen daher selbst abgefahren und haben die Gefahrenpunkte aufgelistet. 1990 haben wir dem Parlament eine umfangreiche Vorlage unterbreitet, deren Vorschläge in den Generalverkehrsplan aufgenommen werden sollten. Bis heute ist nichts geschehen.
FR: Bleibt der Beirat hartnäckig?
Reichert: "Wir haken immer wieder nach. Der Generalverkehrsplan ist aber noch nicht erstellt.
FR: Verfolgt der Frauenbeirat auch emanzipatorische Ansätze?
Reichert: "In den 70ern habe ich für die Reform des Paragraphen 218 gekämpft. Natürlich verfolge ich da auch emanzipatorische Ziele. Es gibt jedoch auch schon mal Spannungen zwischen den jungen und den älteren Frauen des Beirates, die unterschiedliche Bedürfnisse, Vorstellungen und Interessen haben. Ich weiß nicht, ob ein Frauenbeirat vielleicht überflüssig wäre, wenn mehr Frauen in den Parlamenten der Kommunen sitzen würden. Nur müßten diese Frauen dann auch Frauenbelange aufgreifen.
FR: Welche Bilanz ziehen Sie nach fast zweijähriger Arbeit?
Reichert: Eine erfolgreiche. Wir haben Anregungen aufgegriffen, weitergegeben und versucht, die Lebensbedingungen für Frauen in Langenselbold zu verbessern. Ich hoffe, daß die Form des Frauenbeirates erhalten bleibt und nicht eingeschränkt wird, da eine halbe Stelle für eine Frauenbeauftragte jetzt im Gespräch ist. Das würde aber den Beirat nicht überflüssig machen. Mein Ziel ist es, vor allem junge Frauen zu sensibilisieren, ihre persönliche Verantwortung nicht nur auf die Familie zu beschränken, sondern auch auf die Gesellschaft um sie herum auszudehnen - eine Bereitschaft zu entwickeln, das Leben in Langenselbold mitzugestalten.
OBERTSHAUSEN. 100 Gäste aus der österreichischen Partnerstadt Laakirchen werden in Obertshausen erwartet. Die Partnerschaft ist 20 Jahre alt, das soll gefeiert werden. Nach dem Empfang am 4. September gegen 15 Uhr (Bürgerhaus) ist erst mal eine Stadtrundfahrt (17.30 Uhr).
Am Samstag, 5. September, machen die Gäste einen Ausflug nach Rüdesheim, um 20 Uhr beginnt der Verschwisterungsball im Bürgerhaus. Bürgermeister Josef Seib und Nationalrat Bürgermeister Karl Neuwirth unterzeichnen den Verschwisterungstext im "Goldenen Buch" von Obertshausen. Musikalisch gestaltet wird der Abend vom Marktmusikverein Laakirchen und von Otto Vetter. Am Sonntag treten die Parlamentarier aus Laakirchen und Obertshausen zum Fußballspiel an; Anpfiff um 11 Uhr auf dem Sportplatz der Turngesellschaft Hausen. pmü
BAD SODEN-SALMÜNSTER. Aus einem Tanklager eines Baustoffbetriebs in Salmünster sind am Dienstagabend einige 100 Liter Dieselkraftstoff ausgelaufen und zum Teil ins Erdreich gesickert sowie in die Kanalisation geflossen. Das verseuchte Erdreich ist gestern vormittag abgetragen worden und wird nun untersucht. Aus Sicht der Unteren Wasserbehörde in Schlüchtern bereitet auch das in die Kanalisation geflossene Öl keine allzu großen Probleme. Es habe sich im Regenklärbecken der Kläranlage gesammelt.
Wie die Polizei mitteilte, hat vermutlich eine defekte Verbindungsleitung zwischen zwei Tanklagern das Unglück verursacht. Der größere der beiden Tanks, der 6000 Liter faßt, war erst gegen 20.40 Uhr befüllt worden. Von dort floß das Öl dann in einen halb so großen Behälter, der in Hanglage etwa einen Meter tiefer liegt. Dort schwappte es über die Überströmöffnung und sammelte sich zunächst an einer 30 Zentimeter hohen Sicherungsmauer. In Verbindung mit zulaufendem Regenwasser drückte der Dieselkraftstoff schließlich durch die Mauerfugen und ergoß sich über einen Rasenstreifen auf die Fuldaer Straße und in die Kanalisation, teilte die Polizei weiter mit.
Die Feuerwehren aus Salmünster und Bad Soden waren bis in die Nacht hinein damit beschäftigt, den Tank leerzupumpen und das Öl abzubinden. Aufgrund der erheblichen Verschmutzung mußte die Fuldaer Straße vorübergehend gesperrt werden.
Gestern morgen sind in drei Container rund 15 Kubikmeter Erdreich abgetragen worden. jan
Bonames könnte bald schon auf dem Trocknen sitzen. Das befürchten die Christdemokraten im Ortsbeirat 10 für den Fall, daß der Schlachthof tatsächlich nach Nieder-Eschbach verlegt wird. Schon jetzt, monierte CDU-Chef Helmut Weber am Dienstag, sei der Frankfurter Norden nicht gerade üppig mit Trinkwasser gesegnet - und die Situation werde sich durch den Fleischbetrieb noch verschärfen. Grund genug für die Unionsfraktion, genauer nachzufragen.
Der jetzige Schlachthof in Sachsenhausen, erläuterte Helmut Weber, werde derzeit teilweise mit Brauchwasser versorgt. Das aber "steht in Nieder-Eschbach nicht zur Verfügung", die Betreiber müßten daher auf Trinkwasserreserven zurückgreifen. Mit unabsehbaren Folgen, glaubt Weber: So könnten die oberen Stockwerke am Ben-Gurion-Ring in Zukunft "in Trokkenperioden zeitweilig ohne Wasser sein". Zudem werde durch den ohnehin "entbehrlichen" Schlachthof möglicherweise die Abwasserentsorgung des Stadtteils gefährdet.
Klarheit soll nun der Magistrat schaffen: Der CDU-Antrag wurde ohne Gegenstimmen verabschiedet. ind
Bei der Unterbringung in der Mc- Nair-Kaserne geht es allein um die "Erstaufnahme" von Asylbewerbern in den ersten Wochen ihres Verfahrens (Registrierung, Antragstellung etc.). Während dieser Erstaufnahme sind die Flüchtlinge landesweit meist in größeren Lagern untergebracht. Frankfurt war von der Erstunterbringung bislang nicht betroffen und soll nach dem Willen der Landesregierung jetzt ebenfalls ein 500er-Kontingent bekommen.
Völlig getrennt davon ist die Unterbringung nach der Erstaufnahme, wenn die Asylbewerber entsprechend der Einwohnerzahl auf die Kommunen (auch Frankfurt) verteilt werden. So leben in Frankfurt derzeit bereits 4721 Asylbewerber (Stand 30. Juni 1992). Hinzu kommen über 9000 Flüchtlinge aus dem Bürgerkrieg im ehemaligen Jugoslawien, die jedoch meist in Familien untergekommen sind. Diese Zahlen nannte gestern Daniel Cohn-Bendit (Grüne), Stadtrat für multikulturelle Angelegenheiten.
Bei der Erstaufnahme gibt es zur Zeit landesweit einen großen Engpaß. Hintergrund sind einmal die gestiegenen Asylbewerberzahlen: Mußte Hessen in den ersten sieben Monaten 1991 im Rahmen des bundesweiten Verteilerschlüssels noch knapp 8400 Personen aufnehmen, so waren es in den ersten sieben Monaten 1992 schon 17 300. In der hessischen Erstaufnahme wurden die Kapazitäten in dieser Zeit zwar ebenfalls mehr als verdoppelt, ein großer "Stau" ist aber entstanden, weil die Weiterverteilung der Asylbewerber auf Kommunen zunehmend schwierig wird.
Insgesamt 8000 Flüchtlinge müssen in Hessen zur Zeit in Erstaufnahmeeinrichtungen untergebracht werden; über 4000 aber könnten längst an die Kommunen weiterverteilt sein, wenn diese schneller aufnehmen würden. So müssen für die Erstaufnahme ständig neue Sammellager eingerichtet werden - wie jetzt die Mc-Nair-Kaserne. Der Druck ist noch gestiegen, weil die ehemalige US-Kaserne in Gelnhausen (Main-Kinzig-Kreis) inzwischen mit 1000 Flüchtlingen doppelt so stark belegt ist, als das Land ursprünglich zugesagt hatte. Dort geht jetzt gar nichts mehr. Die Wiesbadener Staatskanzlei bemühte sich in Bonn außerdem um die Freigabe des "Camp Pieri" in Wiesbaden (bislang ebenfalls von US- Streitkräften genutzt).
Außerdem hat das Land ein Schiff mit 350 Plätzen gechartert - suchte gestern aber noch einen Liegeplatz an Main oder Rhein. me/jg
FRIEDBERG. Bequeme Sitze, viel Platz für Kinderwagen und sogar eine Kaffee-Küche machen das Reisen in der City-Bahn bequem. Doppelstockzüge erhöhen die Kapazität ausgelasteter Bahnstrecken. Moderne Triebwagen mit vollautomatischer Kurvenneigung huschen über die Gleise, über die heute noch alte Züge rattern. Wie schön der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) sein könnte, wird am Samstag, 12. September, auf dem Friedberger Bahnhof demonstriert. Dort können von 9.30 bis 18 Uhr "die nach dem heutigen Stand der Technik einsetzbaren Fahrzeuge" besichtigt und beurteilt werden", wie es in der gemeinsamen Einladung der Bundesbahn und des Wetteraukreises heißt.
Der 5,5 Millionen Mark teure dreiteilige Wechselstrom-Triebzug ET 420, der in Ballungsgebieten als S-Bahn eingesetzt werden kann, wird hier ebenso zu sehen sein wie der Dieseltriebzug VT 628 (4,5 Millionen Mark), von dem ab Januar zwei auf der Strecke Friedberg-Nidda verkehren sollen, der zweiteilige Dieseltriebzug VT 610 (6,5 Millionen Mark), die bequeme City-Bahn und der Doppelstockwagen.
Theoretisch vorbereitet wird die Fahrzeugschau tags zuvor öffentlich (Freitag, 11. September) im Plenarsaal des Landratsamtes. Experten referieren dort ab 11 Uhr über den Nahverkehr und die Anforderungen an Nahverkehrsfahrzeuge. Dr. Göbertshahn von der Bundesbahnverwaltung spricht über "Die Strategie der Deutschen Bahnen für den Nahverkehr", Dr. Müller-Hellmann vom Verband Deutscher Verkehrsbetriebe stellt die "Nutzungsanforderungen an Nahverkehrsfahrzeuge" dar und Geschäftsleiter Lorenzen von der Berliner Verkehrsgesellschaft referiert über "Die Berliner Fahrzeugfamilie und der Aspekt der subjektiven Sicherheit". Nachmittags geht es um den Einsatz neue Fahrzeuge für den Regionalverkehr, und Diplom-Ingenieur Stiefel, Geschäftsleiter der Waggonfabrik Talbot, stellt den Doppelstockwagen vor. Moderiert wird die Veranstaltung von Professor Dr. Minch von der TU Berlin.
"Purer Zufall" ist es laut Landrat Rolf Gnadl, daß diese Veranstaltung mit der Anschaffung zweier moderner Triebwagen des Modells VT 628für die Bahnstrecke Friedberg-Nidda zusammenfällt. Die türkis-weiß-lackierten Züge kosten 3,8 Millionen Mark pro Stück. 633 000 Mark davon soll der Wetteraukreis und 317 000 Mark sollen die Anliegergemeinden (Friedberg, Reichelsheim, Echzell und Nidda) finanzieren.
Der Kreistag wird demnächst über die finanzielle Beteiligung entscheiden. Das Echzeller Parlament hat der Beteiligung bereits zugestimmt, die Parlamente der übrigen Anliegergemeinden müssen noch entscheiden. Ist die Finanzierung geklärt, wird es etwa noch ein Vierteljahr dauern, bis die Triebwagen geliefert werden können, schätzt Gnadl.
"Wohlwollend gesehen" werde der Antrag der Grünen, die modernen Züge auch auf der Bahnstrecke Friedberg- Hungen einzusetzen, die die Bundesbahn am liebsten stillegen möchte. Der Landrat glaubt jedoch nicht, daß dafür die beiden neuen Triebwagen ausreichen. Die seien mit der Strecke Friedberg-Nidda ausgelastet. Es müsse geprüft werden, ob für beide Strecken zusammen drei oder vier Fahrzeuge angeschafft werden müssen, meint Gnadl. ieb
Ein paar Scharfmacher versuchten bis zum Schluß Stimmung zu machen. Doch tatsächlich waren die Lunten schon beiseite geschafft, als sich am Dienstagabend etwa 150 Bürger aus der Zweitausend-Einwohner-Gemeinde Oelixdorf und der benachbarten Kleinstadt Itzehoe in der Oelixdorfer Turnhalle versammelten, um über das hier gelegene, seit Monaten überfüllte zentrale Aufnahmelager des Landes Schleswig-Holstein für Asylbewerber zu diskutieren. Am Nachmittag nämlich hatte sich der Kieler Sozialmini- Von Karsten Plog (Oelixdorf) ster Günther Jansen mit den beiden Bürgerinitiativen des Ortes getroffen und erst einmal eine Art Stillhalteabkommen erreicht. Das offenbar überforderte Dorf, so scheint es, hat kurz vor dem Abgrund in beachtlicher Weise die Kurve genommen - vorerst jedenfalls.
Dabei hatte es im Vorfeld des Treffens noch gar nicht nach einem Burgfrieden ausgesehen. Tagelang deutete einiges darauf hin, als würden die Rostocker Ereignisse nach Oelixdorf überschwappen. Meldungen von einer leicht bewaffneten Bürgerwehr machten Schlagzeilen. Und noch am 28. August erhielten Ministerpräsident Björn Engholm und Jansen den Brief einer Bürgerinitiative, in dem unverhohlen mit Feuer und Flamme nach Rostocker Art gedroht wurde. Falls das Lager nicht bis 1993 aufgelöst würde, so hieß es dort, "entsteht für die Bürger zwangsläufig der Eindruck, daß nur Gewaltanwendung die politisch Verantwortlichen handeln läßt - siehe Rostock. Es liegt in Ihren Händen." Eine geplante Demonstration vor dem Lager wurde dann allerdings kurzfristig abgesagt.
Wer nach Oelixdorf kommt, der vermag sich allerdings kaum vorzustellen, daß die Bürger ihr Dorf in solcher Weise aufs Spiel setzen würden, etwa Rostocker Zustände herbeiwünschten. Oelixdorf hat gerade im Wettbewerb "Unser schönes Dorf" einen Preis gewonnen und bereitet nun die Siegesfeiern vor. Der Rasen vor den Backsteinhäusern ist sorgfältig auf Millimeterlänge geschoren, und selbst die Grundstücke der Einwohner, die Gras und Kraut wachsen lassen, fallen nicht aus dem säuberlichen Rahmen.
Das Aufnahmelager liegt an der Straße nach Itzehoe gleich hinter einem schönen Buchenwald. Hinter einem hohen Drahtzaun steht unter Bäumen ein großes Haus im Stil der Jahrhundertwende, das vor geraumer Zeit noch ein Heim für schwer erziehbare Mädchen war. Mehrere Container sind zu erkennen. Das Tor ist bewacht. Davor gehen fünf oder sechs der Asylbewerber, die dort untergebracht sind, bis sie in eine andere Unterkunft im Land kommen, auf und ab. Gleich gegenüber, auf der anderen Straßenseite, befinden sich ein kleines Bankgebäude, ein Laden und einige frisch gebaute Reihenhäuser, die noch zu kaufen sind. Rund um das Lager wohnen ebenfalls Oelixdorfer in ihren gepflegten Einfamilienhäusern. Vor dem Haupteingang parkt ein Polizeiauto.
Die Ruhe dieses Abends allerdings spiegelt nichts von dem wider, was sich hier in den vergangenen Wochen abgespielt hat. 180 Plätze stehen zur Not zur Verfügung. Doch untergebracht waren zeitweise weit mehr als 400 Asylbewerber, die seit einiger Zeit vor allem aus Rumänien kommen. Die für Schleswig- Holstein festgelegte Aufnahmequote ist längst bei weitem überschritten. Jansen konnte seine Zusagen an die Oelixdorfer, nicht zu viele Asylsuchende im Dorf unterzubringen, nicht halten. Das Lager ist immer wieder hoffnungslos überfüllt.
Einwohner und Asylsuchende bekommen es zu spüren. Flüchtlinge müssen im Eßsaal schlafen. Viele kommen nicht bis Toresschluß um 17 Uhr in Oelixdorf an. Sie müssen draußen vor dem verschlossenen Tor bleiben, auf der Straße übernachten, versuchen, sich selbst zu verpflegen, irgendwo ihre Notdurft zu verrichten. Das bringt nicht nur Ärger mit den Anwohnern, sondern setzt die ungeschützten Flüchtlinge der Gefahr von Angriffen aus.
Der Bürgermeister, ein ruhiger und zurückhaltender Mann, hat aufgelistet, was die Oelixdorfer in den vergangenen Monaten so aufgebracht hat: Lärm in den Abend- und Nachtstunden, der Abfall in der Umgebung des Lagers. Der Kaufmann gegenüber, bei dem auch die Dorfbewohner kaufen, droht mit Schließung, weil zu viel gestohlen wird und weil seine Angestellten angegriffen worden seien. Die Polizei hat einen starken Anstieg vor allem der Diebstahlkriminalität in der Region ausgemacht.
Das alles hat auch die Bürger, die früher nichts gegen das Lager und seine Bewohner hatten und die die Schuld nicht den Ausländern, sondern den eigenen Politikern geben, aufgebracht. Die Oelixdorfer sind in der Mehrheit der Ansicht, das Lager müsse möglichst sofort geschlossen werden; denn, so ein Sprecher am Dienstagabend in der Turnhalle, "ein solches kleines Dorf ist für ein Aufnahmelager mit seinem ständigen Durchlauf von immer neuen Gruppen völlig ungeeignet".
Sozialminister Jansen gelang es trotzdem, die Gemüter noch einmal zu beschwichtigen. Wenn es nach ihm geht, soll es bald drei Aufnahmestellen in Itzehoe, Lübeck und Flensburg geben, während Oelixdorf vom nächsten Jahr an weitgehend entlastet werden soll. Doch der Minister ist dabei auf den Bund angewiesen, dem Jansens Sprecher Ralf Stegner in der Turnhalle noch einmal attestiert, viel zu wenig zu tun, um die Asylverfahren zu beschleunigen. Angesichts des Ärgers in der Gemeinde war es gewiß ein geschickter Schachzug des Politikers, jetzt zusammen mit Vertretern der Gemeinde, des Kreises, der Anwohner, Kirche und Polizei sowie des Deutschen Roten Kreuzes eine Arbeitsgruppe zu schaffen, die sich regelmäßig mit den anfallenden Problemen befassen soll. Hier könnte es am ehesten gelingen, auf Alarmsignale zu reagieren.
Es sieht so aus, als bekämen der Minister und das Dorf die Kurve. Doch das kann sich schnell wieder ändern. Diejenigen, die ein radikaleres Vorgehen fordern, schwiegen am Dienstagabend; die ein oder zwei Dorfdemagogen brachten die Bürger nicht auf die Barrikaden. Doch höhnische Zwischenrufe machten deutlich, wie dünn die Decke ist, unter der sich bei manch einem Bürger blanker Haß auf die Ausländer verbirgt, ein Haß, der mit den unbestreitbaren Problemen in Oelixdorf offenbar nicht mehr viel zu tun hat.
Vielleicht hatten diese Menschen die Hoffnung, von den anwesenden Polizeibeamten Unterstützung zu bekommen. Doch das Gegenteil geschah. Für einige der Rechtsaußen in der Halle muß es schon wie eine Drohung geklungen haben, als der zuständige Revierführer Wolfgang Pistol nachdrücklich anmerkte: "Die Polizei ist grundsätzlich neutral. Sie setzt sich für Ihre Sicherheit ein; sie setzt sich aber genauso für die Sicherheit der Asylbewerber ein." Und Pistol fand es bemerkenswert, daß es inzwischen entgegen dem vorherrschenden Eindruck in Oelixdorf immer mehr Menschen gebe, die auf die Flüchtlinge zugingen, sie etwa mit Kaffee versorgten.
Dies war vielleicht der einzige Moment an diesem Abend, bei dem die Flüchtlinge dort in dem etwa zwanzig Minuten Fußweg entfernten Lager nicht nur negativ zur Sprache kamen. Gewiß, niemand mochte offen widersprechen, wenn die Redner versicherten , den "wirklich Verfolgten" müsse weiter Schutz und Aufenthalt gewährt werden. Doch darüber hinaus ging es nur noch um die Frage, "wie man mit Leuten umgeht, von denen schließlich nur ein Prozent anerkannt wird", mit "Wirtschaftsflüchtlingen" eben, die teils von Schlepperorganisationen vor das Lager gebracht würden. Wie gesagt, vom gemeinsamen Kaffee sprach nur der Polizist.
HEUSENSTAMM. Fündig geworden sind die Rauschgiftfahnder in verschiedenen Heusenstammer Wohnungen.
Wie die Polizei gestern mitteilte, wurden die Räume im Zuge eines Ermittlungsverfahrens gegen drei Heusenstammer zwischen 20 und 23 Jahren durchsucht. Dabei fanden die Beamten 300 Gramm Haschisch, 41 Ecstasy-Pillen, 26 Gramm Speed und zahlreiche Rauschgift- Utensilien, die allesamt sichergestellt wurden.
Nach Auskunft der Polizei sind die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen. pmü
Luftverschmutzung
Luftbelastungswerte vom 4. September in Milligramm je Kubikmeter
Stoffe und Grenzwerte*
Königstein
SO2 (0,01) 0,01 (0,01) NO2 (0,02) 0,00 (0,01) Ozon (0,12) unter 0,07 (unter 0,07) (Klammern rechts Werte vom Vortag).
Für heute erwartet die Landesanstalt für Umwelt Ozon-Werte zwischen 0,05 und 0,08.
Die Ozonkonzentrationen liegen nachmittags höher; sie werden deswegen zwischen 14 und 16 Uhr gemessen und als Zwei-Stunden-Mittelwert angegeben.
DREIEICH. Eine Mischung aus Abenteuerspielplatz und Kinderbauernhof in einer möglichst unberührten Natur - das ist seit vielen Jahren der Traum des Vereins "Dreieichhörnchen". Nach einer Enttäuschung vor zwei Jahren, als sich ein ausgedeutetes Gelände als schadstoffbelastet entpuppte, stehen sie nun wieder kurz vor dem Ziel: Die Stadt hat ihnen ein neues Grundstück in den Baierhansenwiesen zugesagt, der Bauantrag für ein Farmhaus ist in Arbeit. Doch Anwohner wollen ihre Pläne vereiteln. "Sie hören von unserem Rechtsanwalt", kündigten einige Bürger dem Verein am Dienstag abend im Bürgerhaus Sprendlingen an. Weil sie ihre Lebensqualität durch die Kinderfarm bedroht sehen, nutzten sie den Informationsabend zu heftigen Vorwürfen an die Adresse der Stadt und des Vereins. Eine friedliche Einigung ist derzeit nicht in Sicht.
Hinter dem Projekt "Kinderfarm" steckt die Idee, Kindern einen Platz in der Natur zu geben, wo sie herumtoben, Hütten bauen, gärtnern und Tiere streicheln können. In der Bundesrepublik gibt es etwa 70 solcher Spielplätze. Um auch in Dreieich eine solche Kinderfarm zu gründen, fanden vor sechs Jahren überwiegend junge Eltern zusammen. Die "Dreieichhörnchen", seit zwei Jahren Verein, haben 130 Mitglieder.
Die Stadt signalisierte von Anfang an Zustimmung. Nachdem sich das erste Gelände, daß ihnen überlassen werden sollte, als ungeeignet erwies, ging die Suche weiter. Der Standort, um den nun gestritten wird, ist wieder in den Baierhansenwiesen: östlich des Reuterpfads, unweit vom Bolzplatz. Die nächsten Häuser sind zwischen 80 und 100 Metern entfernt.
Daß die Stadt dem Verein das ein Hektar große Gelände überläßt, ist von den Stadtverordneten einstimmig so entschieden. Sie beschlossen die dafür notwendige Änderung des Flächennutzungsplans und sicherten dem Verein außerdem zu, die Erschließungskosten für das Grundstück zu übernehmen. Aus dem Stadtsäckel soll auch der Betreuer bezahlt werden, den der Verein einstellen will.
Die Planung der Kinderfarm ist ziemlich weit gediehen. Um das Gelände in seinem natürlichen Zustand so weit wie möglich zu erhalten, soll nicht viel gebaut werden: ein Farmhaus auf Stelzen, das den Boden nicht unnötig versiegelt, einige Ställe für Kaninchen und Hühner sowie ein Fahrradabstellplatz. Vertreter der Naturschutzverbände und der Unteren Naturschutzbehörde checkten das Vorhaben durch und befanden es für gut.
Damit sind die wichtigsten Weichen gestellt. Für Sonntag, 6. September, haben die "Dreieichhörnchen" sogar schon zu einem Einweihungsfest in den Baierhansenwiesen eingeladen.
Die Welt wäre in Ordnung, gäbe es da nicht einige Anwohner in der Leipziger Straße und "Am Dorneicher See", die - für den Verein überraschend - fest entschlossen sind, das Projekt zu kippen. Sie haben schon mehrfach bei der Stadt vorgesprochen und auch Unterschriften in der Nachbarschaft gesammelt. "Zoohaltung wird angestrebt, es entsteht Lärm, Gestank, Gülle. Die Frischluftzone wird zerstört, das Grundwasser verunreinigt", heißt es in dem Brief von Jürgen Schienke und Heinz Teuber an ihre Nachbarn.
"Als ich diesen Brief zum ersten Mal in die Hand bekam, dachte ich, das ist ein absolutes Mißverständnis", sagte Wilfried Juch von den "Dreieichenhörnchen" am Dienstag abend im Bürgerhaus. Bemüht, den falschen Vorstellungen von einer Kinderfarm sachliche Informationen entgegenzusetzen, stellte er klar: "Es wird keine gewerbliche Tierhaltung und keine Zucht geben." Außerdem wolle man ja gerade nicht die Natur kaputtmachen.
Doch die Einwände der zum Teil regelrecht erbosten Anwohner ließen sich so leicht nicht ausräumen. Viele waren nur schwer zu bremsen, so daß Bürgermeister Bernd Abeln mehrmals um Fairneß bitten mußten: "Lassen Sie die Vertreter des Vereins doch einmal ausreden."
Worauf die zu antworten hatten, war eine ganze Flut von Vorwürfen: "Das Gebiet wird mit Ach und Krach verseucht, ein einzigartiges Feuchtbiotop zerstört." Das Wohngebiet werde zu einem Rummelplatz, Eltern parkten die Straßen zu, Jugendliche kämen mit Motorrädern gefahren. "80 Meter von der Bebauungsgrenze", wiederholte ein Bürger einige Male. Da gab es für ihn keine Diskussion mehr: "Wir werden alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen."
Auch die Vertreter der Stadt kamen nicht ungeschoren davon. Sie hätten die Bürger hintergangen, hieß es. Heinz Teuber konkretisierte: "Unsere Fragen wurden nicht richtig beantwortet." Pläne seien zurückgehalten worden. Nun stünde man vor vollendeten Tatsachen. Peter Schork, Leiter des Planungsamtes, wies den Vorwürfe kopfschüttelnd zurück. Die Pläne lagen öffentlich aus, aber niemand erhob in dieser Zeit Einspruch.
Um die Erregung der Anwohner zu dämpfen und ein neues, sachliches Gespräch zu initiieren, schlug Bürgermeister Abeln vor, der Verein solle alle Details seiner Planung mit einer Delegation der Anwohner besprechen. Die "Dreieichhörnchen" griffen den Vorschlag auf, waren zu einem Treff auf dem Gelände oder anderswo bereit. Ein Zettel sollte kreisen, doch niemand war interessiert. Abeln appellierte vergeblich: "Geben Sie dem Verein eine Chance."
Der Versuch, zwischen den Interessen des Vereins und denen der Anwohner zu vermitteln, war damit also vorerst gescheitert. "Wir werden weiter versuchen, im Gespräch zu bleiben", sagte Hartmut Setzer, Vorsitzender der "Dreieichhörnchen", am Ende der Sitzung. Ihm sei an guter Nachbarschaft gelegen.
Setzer rechnet allerdings damit, daß einzelne gegen die Baugenehmigung klagen werden. Das Projekt wegen der Ablehnung der Nachbarn aufzugeben, kommt für ihn nicht in Frage. "Daran würde der Verein, der sich nach einer Enttäuschung wieder aufrappeln mußte, endgültig kaputtgehen."
Obwohl die Lust am Feiern getrübt sein dürfte - der Verein wird sein Fest am Sonntag, 6. September, 14 bis 18 Uhr, nicht absagen. Mehr als 300 Einladungen sind verschickt. Die Gäste werden gebeten, mit dem Fahrrad oder zu Fuß zu kommen. dac
BAD SODEN. Ihrer Phantasie freien Lauf lassen, das können die Teilnehmer eines Töpferkurses, den die Bad Sodener Kunstwerkstatt anbietet. Zum Beginn des Herbst-Trimesters startet der Abendlehrgang in der Kunstwerkstatt am Montag, 7. September, in der Neuenhainer Birkenstraße 12. Die Teilnehmer lernen verschiedene Techniken der Aufbaukeramik. Die Hobby-Töpfer erfahren auch, wie sie mit verschiedenen Glasuren ihren Kunstwerken ein endgültiges Gesicht geben können. Vier verschiedene Kurse stehen zur Auswahl: montags oder mittwochs von 19 bis 21.30 Uhr, dienstags oder donnerstags von 9.30 Uhr bis 12 Uhr. Anmeldung unter Tel. 0 61 96 / 21 50 1.
Kunstgeschichte steht ebenfalls auf dem Kurs-Programm - es geht um die Kunst nach dem Zweiten Weltkrieg. Zusammen mit Referent Thomas Köhler befassen sich die Teilnehmer mit den zeitgenössischen Strömungen der bildenden Kunst, vom abstrakten Expressionismus bis zur Kunst der 60er Jahre. Der Kurs beginnt am 7. September um 18 Uhr im Haus Dr. Reiss, Zum Quellenpark 8 in Bad Soden. Kursgebühr: 110 Mark für zehn Abende, Anmeldung unter den Rufnummern 0 61 96 / 27 35 3 und 0 61 96 / 25 49 0.
Eine Einweisung ins Portraitzeichnen gibt Galina Meyer - ebenfalls im Haus Dr. Reiss. Der Kursus beginnt am Mittwoch, 16. September. Dafür sind 65 Mark zu berappen. Anmeldung bei Galina Meyer (Tel. 0 61 95 / 42 33) oder in der ersten Kursstunde.Die Natur aus einem ganz anderen Blickwinkel sehen lernen können die Teilnehmer eines Zeichenkurses. Mit dem Bleistift in der Hand gewinnt zum Beispiel ein Apfel ganz neue Konturen und Schattierungen. Am 20. Oktober geht's los, bezahlt werden müssen dafür 65 Mark. Anmeldung bei Margaret Dreizler, Tel. 0 61 74 / 57 85. gre
FRIEDRICHSDORF. Im Rahmen eines Festgottesdienstes wird am Sonntag, 6. September, der neue Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Burgholzhausen, Peter Lehwalder, in sein neues Amt eingeführt. Der Gottesdienst beginnt um 9.45 Uhr. Ihm schließt sich ein Empfang im Gemeindehaus an. teb
Eine Veranstaltungsreihe über Ostafrika bestimmt vom 8. bis zum 14. September die Bad Vilbeler Kulturszene Kenianische Künstler in der Alten Mühle Musiker, Bildhauer und Maler zeigen, daß Afrika eine eigene Entwicklung wählt Von Hannes Matthias BAD VILBEL. Ganz im Zeichen des ostafrikanischen Landes Kenia steht das Kulturzentrum Alte Mühle vom Dienstag, 8. September, bis Montag, 14. September. Die Veranstaltungsreihe, die die städtische Kulturpflege in enger Zusammenarbeit mit dem Partnerschaftsverein Eldoret-Huizen-Bad Vilbel zusammengestellt hat, versucht dem Thema zu genügen, obwohl es zwei Schwierigkeiten gibt. Zum einen verbietet es die Entfernung zwischen Deutschland und Kenia von 6000 Kilometern und der Etat von 15 000 Mark, Künstler aus Kenia einzufliegen und live auftreten zu lassen, und zum anderen verbietet es der Fortbestand des finanziell unterstützten Schulprojekts in der westkenianischen Stadt Eldoret, sich intensiv mit den politischen Auseinandersetzungen um mehr Demokratie in Kenia zu kümmern. Eine Podiumsdiskussion also, wie sie etwa bei dem Thema Türkei während der Vilbeler Kulturtage vor Jahren angeboten wurde, gibt es in dem Kenia-Programm nicht. Auf "waschechte" kenianische Künstler muß bei dem Programm dennoch nicht verzichtet werden. So traf es sich, daß der selbständige Bildhauer Yuko Miyare, der in der Hauptstadt Nairobi Porträt-Skulpturen aus Ton herstellt, einen Bruder hat, der im Frankfurter "Möwenpick" beschäftigt ist und einen Besuch seines Bruders mit einem Besuch Bad Vilbels verbindet. Yuko Miyare wird sich bei der Eröffnung der Kenia-Tage am Dienstag, 8. September, um 20 Uhr in der Alten Mühle vorstellen. Er bietet auch an, während seines Frankfurt-Aufenthalts Porträts von den Vilbeler/-innen herzustellen. Porträts eines Stammesführers, von Massai-Frauen oder einer Schönheitskönigin des Turkana-Stamms mit traditionellem Schmuck gehören zu seinen Ausstellungsstücken in der Alten Mühle.
Ebenso ist es gelungen, drei in Deutschland wohnende kenianische Korbflechterinnen zu gewinnen, die ab Dienstag die traditionelle Form des Korbflechtens in der Tradition der Akamba zeigen werden. Die Körbe, die mit der Billigware aus Fernost nichts zu tun haben, werden auch zum Kauf angeboten.
Etwas ganz Besonderes dieser Kulturtage wird eine umfangreiche Ausstellung zeitgenössischer kenianischer Kunst sein. Die Nähe zur Großstadt Frankfurt macht diese Darbietung möglich. Dr. Johanna Agthe hat im Völkerkundemuseum der Mainstadt eine eindrucksvolle Sammlung von Kunst aus Ostafrika aus den Jahren von 1974 bis 1989 zusammengetragen. Sie hat eine große Auswahl von Bildern verschiedenster Techniken aus Kenia für die Ausstellung ind er Alten Mühle ausgewählt.
Diese Ausstellung wird übrigens - bei freiem Eintritt - von Dienstag bis Montag, 14. September, jeweils von 14 bis 19 Uhr geöffnet sein. Dr. Agthe hält einen Einführungsvortrag am Dienstag um 20 Uhr und bietet eine sachkundige Führung am Samstag, 12. September, um 10.30 Uhr an.
Kenia als ein Land zwischen Tradition und europäischer Orientierung hat, hat Künstler hervorgebracht, die längst die an Fremde gerichtete Souvenirproduktion hinter sich gelassen haben und ebenso die bloße Nachahmung moderner europäischer Kunst. Sie sind auf der Suche nach eigenen Ausdrucksformen, die ihren Reiz gerade im Kontrast zum hiesigen Kulturbetrieb besitzen.
Zu diesem beschaulichen Ausstellungs- und Künstlerprogramm gesellt sich am Mittwoch, 9. September, um 20 Uhr in der Alten Mühle ein wohl eher lautes Showprogramm. Es ist gelungen, den senegalesischen Profi-Trommler, -Tänzer und -Choreographen Modou Seck und seine sechsköpfige Trommlergruppe mit dem Namen Gaïnde (zu deutsch der Löwe) zu engagieren. Modou Seck, der kürzlich schon auf dem Frankfurter Museumsuferfest zu bewundern war, war 1987 Mitglied des senegalesischen Nationalballetts und arbeitet seit 1989 in Deutschland. Er zeigt mit seiner Gruppe traditionelles westafrikanisches Trommeln und Tanzen, das sich nach Angaben der Veranstalter nur in Nuancen von der entsprechenden kenianischen Tradition unterscheidet - womit der kleine Schönheitsfehler gekittet wäre, daß es sich hier nicht um eine rein kenianische Formation handelt.
Ein Kenianer übrigens ist dennoch dabei. Rein kenianische Gruppen sind in Deutschland selten. Musiker, die im Raum München verfügbar gewesen wären, wurden nicht engagiert, da der städtischen Kulturpflege deren Musik als zu konventionell erschien. Das Einfliegen von Tänzern und Musikern aus Mombasa, worüber verhandelt wurde, scheiterte unter anderem an den Kosten.
Die Bühnenshow wird im übrigen noch ergänzt durch Auftritte von einer Gruppe Mapapa, die Limbo-Tänze und Feuerschlucken zeigt.
Am Samstag und Sonntag, 12./13. September, werden im Kino Alte Mühle zu den üblichen Zeiten drei Filme über Kenia gezeigt, die konventionellen Streifen "Jenseits von Afrika" und "Die letzten Tage von Kenia" und der "ethnografische Film "Gespräche mit Kopcherutoi" von Heike Behrendt. Die ersten beiden vielfach auch im Fernsehen gesendeten Filme sollen nicht ohne kritische Vorbemerkungen aufgeführt werden. Filmgut direkt aus Kenia war zwar verfügbar, läßt sich aber auf der modernen Kinomaschine der Alten Mühle nicht vorführen - was wohl nicht nur die Veranstalter bedauern.
Die Bürger aus dem Frankfurter Norden können sich überden Nordpark Bonames nicht mehr so recht freuen: Die Anlagen sind heruntergekommen, Spiel- und Grünflächen mit Müll übersät - das Ganze befindet sich in einem "schlimmen Zustand". Das soll sich nun ändern: Der Ortsbeirat 10 billigte einen CDU-Antrag, wonach der Nordpark "von Grund auf" saniert werden soll.
So fordert das Stadtteilparlament nicht nur die Renovierung der Grillhütte, sondern gleich mehrere kleine Grillplätze entlang der Nidda. Sport- und Kunstrasenplatz sollen erneuert werden. Und in der Nähe des Spielplatzes sollen "angesichts der starken Nutzung der Anlage" Abfallcontainer aufgestellt werden.
Die Sportanlage selbst könnte nun endlich ein Umkleidegebäude und eine Flutlichtanlage erhalten, glauben die Christdemokraten: Auf letztere mußte Bonames jahrelang verzichten, weil sie den Flugbetrieb auf dem benachbarten US-Hubschrauberlandeplatz "Maurice Rose" gestört hätte. ind
MAIN-KINZIG-KREIS. An Wanderfreunde richtet sich ein Urlaubsangebot des Kreises vom 5. bis zum 11. Oktober in den Thüringer Wald. Teilnehmen können Erwachsene und Jugendliche ab 15 Jahren.
Im Teilnehmerpreis von 490 Mark sind Busfahrt, Unterkunft und Verpflegung enthalten. Interessenten können sich bei der Kreisabteilung Sport und Freizeit, Gelnhausen, unter der Telefonnummer 0 60 51 / 8 92 80 anmelden. Dort können Sie auch Näheres erfahren. hok
ROM, 2. September. Corrado Carnevale, leitender Richter am Ersten Strafsenat des römischen Kassationsgerichtshofs, macht wieder von sich reden: Mit einem Urteil, das im Juni ergangen ist und zu dem jetzt die ausführliche Begründung vorliegt, hob er zwei Entscheidungen sizilianischer Richter auf, die den Mafiaboß Alfredo Bono wegen Rauschgiftgeschäften für acht oder sogar 18 Jahre hinter Gitter sehen wollten. Carnevale ist in der Vergangenheit wiederholt wegen seiner pedantischen Auslegung der Gesetze zugunsten von Mafiosi aus dem Rahmen der italienischen Rechtsprechung herausgefallen. Die hiesigen Zeitungen nennen ihn inzwischen den "Urteilskiller".
Schon von dem im Mai ermordeten Untersuchungsrichter Giovanni Falcone und seinen in die Ermittlung eingeschalteten Kollegen war Alfredo Bono in mühsamer Kleinarbeit als Verbindungsmann der "Ehrenwerten Gesellschaft" mit den Vorposten des organisierten Verbrechens in Mailand und mit "Cosa Nostra" in den USA enttarnt und überführt worden. In seinen Kreisen nannten sie ihn wegen dieser Tätigkeit den "Botschafter".
Carnevales Beanstandung am Verfahren gegen Bono geht auf die ersten Vernehmungen Mitte der achtziger Jahre zurück: Der Mafiaboß wurde damals durch zwei Verteidiger vertreten, von denen einer am Verhör nicht teilnahm, weil er nach Überzeugung des "Urteilskillers" nicht formgerecht eingeladen worden war. Dadurch seien nicht nur die Voruntersuchungen ungültig, sondern auch der Schwurgerichtsprozeß und das nachfolgende Revisionsverfahren. Der Prozeß muß jetzt von Grund auf wiederholt werden. Acht Jahre lang haben also Polizisten, Staatsanwälte und Richter vergeblich an diesem Fall gearbeitet. Der "Botschafter" lebte ohnehin schon auf freiem Fuß, weil die Wartezeit zwischen dem Revisionsurteil und der Entscheidung des obersten Gerichtshofs in Rom für eine Untersuchungshaft länger dauerte als das Gesetz es erlaubt.
Erzürnt kommentiert der sizilianische Richter Leonardo Guarnotta, der viele Untersuchungen gegen die Mafia geführt hat: "Wenn das wirklich die Gründe sind, die zur Aufhebung der Urteile geführt haben, bleibt nur festzustellen, daß der Erste Strafsenat in Rom die Entscheidungen der Richter in Palermo mit viel List aufhebt. Er stellt eine Formfrage in den Mittelpunkt, die jedem Jurastudenten bekannt ist." Doch auch im Zorn gesteht der betroffene Richter ein: "Carnevales Urteil ist unangreifbar." Viele führende Richter sind der Überzeugung, das Prozeßrecht müsse revidiert werden, weil es eine solche Verschwendung von Zeit und Kraft zuläßt. Drohen Anschläge im Norden?
sir ROM. Unternimmt die Mafia den Versuch, die auf Sizilien gerichtete Aufmerksamkeit der Carabinieri und der Polizei durch Attentate im Norden abzulenken? Der Geheimdienst ist davon überzeugt, nachdem ein Gangsterboß seinen Kollegen in einem abgehörten Telefongespräch davor warnte, im September nach Mailand zu fliegen. Nach einer Entscheidung des römischen Innenministeriums werden die beiden Flughäfen von Mailand und der bei Bergamo ab sofort verstärkt überwacht.
Zusätzlich eingesetzte Beamte richten ihre Aufmerksamkeit vor allem auf die Empfangshallen, auf das Gepäck und die auf dem Flughafengelände liegenden Parkplätze. Die Sicherheitsbehörden erinnern daran, daß die "Ehrenwerte Gesellschaft" in diesem Sommer bei beiden Mordanschlägen auf die hohen Juristen Falcone und Borsellino Sprengstoff als Waffe im Kampf gegen den Staat verwendet hat. Ende August ist in Sizilien durch einen Raubüberfall auf offener Straße eine große Menge Dynamit in die Hände der Unterwelt gefallen.
MÖRFELDEN-WALLDORF. Den Zuwendungsbescheid über 1,224 Millionen Mark für den Bau der Querspange übergab gestern Hessens Verkehrsminister Ernst Welteke an Bürgermeister Bernhard Brehl. Der Ort: die Ecke Starkenburger Straße / Industriesstraße - letztere ein Abschnitt der Querspange zum Vitrolles-Ring. Die neue Straße soll entscheidend zur Entlastung der Ortskerne vor allem von Schwerverkehr beitragen.
Weil in der ersten Jahreshälfte das nach dem Gemeindefinanzierungsgesetz vom Land unterstützte Projekt gefährdet schien, gabs geharnischten Protest von Bürgermeister Brehl. Und siehe da: In Wiesbaden wurde umgedacht und doch Geld lockergemacht. Die Nachfrage nach diesem Programm sei so enorm, berichtete gestern Welteke, daß 1992 rund 100 Millionen Mark mehr notwendig wären.
Mit dem Bau der Querspange einher geht ein neuer Geh- und Radweg, war gestern zu hören. Dies sei wichtiger Anschluß und Voraussetzung für den geplanten Fahrradweg längs der B 44 zwischen Mörfelden und Walldorf, berichtete der Bürgermeister.
Ob solche Veranstaltungen mit publicityträchtig in die Kameras lächelnden Politikern notwendig sind, daran hatte gestern mancher Zweifel. Der Minister betonte: Der Anlaß rechtfertige den Ortstermin. Bernhard Brehl nahm den Bescheid entgegen und sagte tiefsinnig: "Ein Bürgermeister freut sich immer, wenn ein Minister kommt." cas
WETTERAUKREIS. Zu einer Haftstrafe von fünf Jahren hat am Dienstag das Landgericht in Gießen den Reichelsheimer Rainer Hartig verurteilt. Der 39jährige, der zuletzt in Weckesheim lebte, hatte am 13. März diesen Jahres die Volksbank in Münzenberg und am 30. März eine weitere Bank in Bruchsal überfallen. Sein 35jähriger Komplize, der lediglich das Fluchtfahrzeug für den Überfall in Münzenberg gesteuert hatte, muß zweieinhalb Jahre hinter Gitter.
Die Polizei kam Hartig, der bis dahin kaum mit dem Strafrecht kollidiert war, bereits kurz nach dem ersten Überfall auf die Spur. Ein Kripobeamter hatte anhand von Fotos, die von der automatischen Überwachungskamera geschossen worden waren, identifizieren können. Die Festnahme scheiterte jedoch, weil sich Hartig mit seiner Beute von 28 000 Mark bereits in Teneriffa sonnte.
Nach seiner Rückkehr überfiel er am 30. März, ebenfalls mit einer Pistole, eine Bank in Bruchsal (Beute 18 000 Mark). Hartig jettete danach wieder in wärmere spanische Gefilde. Mittellos landete er dann am 10. April im Flughafen Köln- Bonn, wo er sich der Polizei stellte und die Überfälle gestand.
Seinen Komplizen, der wie Hartig ebenfalls hohe Schulden hat, hatte die Polizei bereits eineinhalb Woche nach dem Münzenberger Überfall festgenommen. Für ihn hatte die Staatsanwaltschaft eine Haftstrafe von fünf Jahren und für Hartig eine siebenjährige Haftstrafe beantragt. Die Verteidiger wollten eine Bewährungsstrafe für den Helfer und eine Haftstrafe für Hartig von drei Jahren.
Das Urteil der 2. Großen Strafkammer des Gießener Landgerichtes ist noch nicht rechtskräftig. str
BIEBERGEMÜND. Die Gemeindeverwaltung spendiert ihren älteren Mitbürgern einen Ausflug in den Vogelsberg. Eingeladen sind alle Einwohner ab 70 Jahren und auch ihre jüngeren Partner.
Ziel der Seniorenfahrt ist der Hoherodskopf. Zum Programm gehören ein Kaffeenachmittag im Berggasthof und ein gemeinsames Abendessen mit Musik und Tanz nach der Wiederankunft im Bürgerhaus Biebergemünd. Die Fahrt und den Kaffeenachmittag im Vogelsberg bezahlt die Gemeinde.
Reisetermin für die Senioren aus Bieber, Roßbach, Lanzingen und Breitenborn-Lützler ist am Montag, 14. September. Die Teilnehmer aus Kassel und Wirtheim starten genau eine Woche später.
Auskünfte und Anmeldungen bei der Gemeindeverwaltung unter der Telefonnummer 7083. jan
NEU-ISENBURG. Wenn die städtische Kindertagesstätte Gartenstraße am 11. September mit einer fröhlichen Fete ihr 20jähriges Bestehen feiert, stellen die Leiterin Renate Fialka-Schultz und ihr 22köpfiges Team in einer umfangreichen Broschüre ein neues pädagogisches Konzept vor. Es ist das Ergebnis einer Analyse mit Fragebögen und vielen Gesprächen, die Frucht zweijähriger Arbeit.
Geplant ist künftig unter anderem ein regelmäßiges Angebot von Elternbildungsveranstaltungen mit Diskussionen über pädagogische Themen, Kursen und Gesprächskreisen. Damit will der Kindergarten auch auf die Tatsache reagieren, daß inzwischen 50 Prozent der 120 Kita- und Hortkinder Ausländer sind. Deren Eltern möchten die Erzieher/innen noch mehr als bisher beraten und zugleich deutsche Mütter oder Väter über andere Kulturen informieren.
Die Bestandsaufnahme hatte zugleich ergeben, daß die in der Innenstadt lebenden Kinder kaum noch eine Möglichkeit haben, außerhalb von Spielplätzen zu spielen - auf Straßen oder brachliegenden Grundstücken. Auf den Außenanlagen der Kita sollen die Mädchen und Jungen demnächst die Gelegenheit haben, Natur spielerisch zu erleben. Sie sollen Kräuter säen und Blumen pflanzen, durch Weidentunnel krabbeln und grüne Höhlen bauen, Tiere im neuen Teich beobachten oder Beeren pflücken.
Das Kita-Team hat zusammen mit dem Gartenbauamt und dem städtischen Biologen einen Entwurf für die Neugestaltung der Anlage rund um die Tagessstätte ausgearbeitet. Geprüft wird noch, ob das Dach begrünt werden kann. Die Leiterin: "Die Umsetzung kostet Zeit und Geld. Wir brauchen Geduld."
Die Stadt ist bereit, ihr Scherflein zum Kinder-Garten beizutragen. Im Etat 1993 könnten dafür erstmals Mittel vorgesehen und vielleicht schon im Frühjahr mit der Umgestaltung begonnen werden. hf
SELIGENSTADT. Neugierig steht ein Ehepaar vor einer der Stellwände mit den Fotos. "Schau mal, da ist ja unser Kleiner bei der Skifreizeit", sagt die Frau und deutet mit dem Finger in die Mitte eines Bildes, auf dem Jungen und Mädchen in engen Steghosen posieren. Die Aufnahme muß schon älter sein, das verrät der Kleidungsstil der Wintersportler; zudem ist das Foto in schwarz-weiß und bereits ein bißchen vergilbt. Daneben steht, eingerahmt von weiteren Aufnahmen im Schnee: "Deutsch-französische Skifreizeiten 1979-1988".
Eine Fotoausstellung in Seligenstadt dokumentiert derzeit die Verschwisterung der Stadt mit Triel-sur-Seine und Wessem. Der "Europäische Freundeskreis Seligenstadt" hat private Aufnahmen zusammengetragen, auf denen viele Seligenstädter sich oder ihre Verwandten wiedererkennen. In 20 Jahren Partnerschaft mit Wessem - Klein-Welzheim hat sich 1972 mit der niederländischen Gemeinde verschwistert - und 25 Jahren mit der Stadt westlich von Paris hat sich einiges an Material angesammelt. Und nicht nur Schnappschüsse vom "Ski heil". Auch Sommerurlaube haben Trieler und Seligenstädter gemeinsam verbracht: Vom deutsch-französischen Sandburgenbauen auf der "Ile de croix" berichtet eine andere Serie von Fotos. Oder vom Errichten eines Schilds für die "Kleinwelzheim Straat" in Wessem. Ein ganz besonders denkwürdiges Ereignis, zumindest für die normalerweise karnevalsmuffeligen Franzosen: Der Trieler Wagen beim Seligenstädter Faschingszug, von dem herunter die Gäste Bonbons schmeißen. Ausstellungsmotto dazu: "Europa lacht zur Fassenacht".
• Die Ausstellung in der Sparkasse, Frankfurter Straße 18, dauert bis zum 18. September und kann während der üblichen Geschäftszeiten besichtigt werden. Am Samstag, 12. September, ist zusätzlich von 13 bis 16 Uhr, am Sonntag, 13. September, von 10 bis 12 Uhr geöffnet. fuh
Erobert wird Luxemburg heute nur von Touristen, denen die Kanonen als Blickfang auf ihren Fotos dienen.
Kunstgenüsse statt Kriegsgelüste: Luxemburg ist eine prosperierende Stadt. (Bilder: Wolfgang Schommer)
whp NEW YORK. Der vor einer Woche in Lordstown (Ohio) begonnene Streik beim weltgrößten Autohersteller General Motors (GM) hat inzwischen sieben Werke erfaßt. Mehr als 30 000 Arbeiter sind im Ausstand. Der Streik ist eine Aktion der Gewerkschaft gegen die vom Management geplante Sparpolitik, nach der bis 1995 rund 74 000 Jobs wegfallen sollen.
Die Bemühungen des neuen Führungsgremiums der Opel-Muttergesellschaft unter GM-Präsident John Smith zielen auf eine deutliche Kostensenkung bei allen nordamerikanischen Aktivitäten. Smith hat sich dafür den Ingenieur Ignacio Lopez de Arriortua nach Detroit geholt. Als Einkaufschef nahm dieser sich die Zulieferer vor, darunter die GM- Autoteile-Divisionen, die 70 Prozent zu den Wagen beisteuern. Lopez verfügte, daß alle Lieferverträge neu ausgeschrieben und die Produktivität in drei Jahren um 50 Prozent gesteigert werden sollen.
Der Gewerkschaft United Auto Workers (UAW) war klar, daß die Preisabschläge, die GM von den Autoteileherstellern verlangt, zu Werksschließungen und Arbeitsplatzabbau führen würden. Dies trifft vor allem das Lordstown-Werk. Wenn bei GM 1993 die Tarifverhandlungen beginnen, wird sich die Gewerkschaft hauptsächlich auf die Sicherung der Stellen konzentrieren. Der Streik in Lordstown begann, nachdem GM 240 Jobs gestrichen und die Arbeit einer unabhängigen Firma übertragen hatte.
OFFENBACH. Über die Bebauung des Kaiserleis aus Frauensicht referiert Carola Scholz am Dienstag, 8. September, 20 Uhr in der Johannesgemeinde, Ludwigstraße 131. Carola Scholz ist Stadtsoziologin und Mitglied der Grünen im Römer.
Sie meint, daß Frauen sich im täglichen Umgang mit Verkehrsstrukturen sowie mit räumlichen und sozialen Strukturen die intimsten Kenntnisse und Erfahrungen aneignen. Bei der Stadtplanung würden sie aber einfach nicht gefragt, was auch bei der Planung des Kaiserleis als Dienstleistungszentrum der Fall sei. pmü
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Jazzkeller macht Bürgerfest-Pause HANAU. Zur Session Hanauer Musiker lädt der Jazzkeller am heutigen Donnerstag, 3. September, ein. Der Eintritt ist frei. Die Veranstaltung beginnt gegen 21 Uhr. Wie der Betreiber des Musiklokals in der Philippsruher Allee 22 weiter mitteilt, bleibt der Jazzkeller während des Bürgerfests geschlossen.
Busse zum Bürgerfest HANAU. Zum Bürgerfest werden zusätzliche Busse fahren. Die Hanauer Straßenbahn AG hat insbesondere in den Abendstunden am Samstag, 5. September, ab 22.30 Uhr den Pendelverkehr unterschiedlicher Linien bis 0.30 Uhr ausgedehnt. Am Sonntag, 6. September, fahren die Sonderwagen nur bis 24 Uhr, am Montag, 7. September, nach Beendigung der Veranstaltungen um 22.30 Uhr. Radtour zur Gerbermühle HANAU. Zur Gerbermühle in Frankfurt / Sachsenhausen führt eine Fahrradtour, die das Freizeit- und Sportamt am Sonntag, 6. September, veranstaltet. Der Ausflug beginnt um 11 Uhr am Bahnhof Steinheim. Nähere Informationen und Anmeldungen unter der Rufnummer 6 57 23. Hanau in der Kaiserzeit HANAU. Die Geschichte Hanaus in der Kaiserzeit und während der Weimarer Republik steht im Mittelpunkt der Führung im Museum von Schloß Philippsruhe am Sonntag, 6. September. Ab 15.30 Uhr zeigt Richard Schaffer-Hartmann Interessierten die entsprechenden Abteilungen.Arbeitsämter auf dem Bürgerfest HANAU. Die Arbeitsämter in Hanau und Maintal schließen am Montag, 7. September, ab 12 Uhr. Anlaß ist das Hanauer Bürgerfest.
Impftermine gegen Röteln HANAU. Das Gesundheitsamt des Main-Kinzig-Kreises, Rückertstraße 5, bietet am Freitag, 2. Oktober, einen Nachtermin für die Rötelimpfung an. Mädchen zwischen 11 und 14 Jahren können von 9.30 bis 12.30 Uhr kommen.
BAD VILBEL. Im Kino in der Alten Mühle ist heute um 18.30 Uhr der französische Film aus dem Jahr 1990 (auch Kannibalen essen) "Delicatessen" und um 20.15 Uhr "Basic Instincts" mit Michael Douglas zu sehen. de
BADEN-BADEN. Ruth Klügers Erinnerungen an eine Jugend "weiter leben" steht an der Spitze der September-Bücherbestenliste des Südwestfunks. Mit einem Punkt Abstand und punktgleich folgen Herta Müllers Roman "Der Fuchs war damals schon der Jäger" und Markus Werner Roman "Bis bald". Platz 4 der Liste von Büchern, denen 28 Literaturkritiker möglichst viele Leser wünschen, nehmen Heiner Müllers Erinnerungen an zwei Diktaturen "Krieg ohne Schlacht" ein.
Es folgen der Roman "Der dritte Zustand" von Amos Oz, der Roman "Afra" von Eva Demski, der Gedichtband "Windabgeworfenes Licht" des verstorbenen walisischen Dichters Dylan Thomas, William H. Gass' Erzählung "Pedersens Kind", Lawrence Norfolks Roman "Lemprières Wörterbuch", Ian Burumas Asiatische Nachforschung "Der Staub Gottes" und Libuse Monikovas Roman "Treibeis".
Als persönliche Empfehlung, die abwechselnd einem Jurymitglied zusteht, nannte Iris Radisch (Hamburg) Georg Christoph Lichtenbergs Notizbuch "Noctes". fr
OSNABRÜCK, 2. September. (AP). Uneheliche Kinder sollen nach dem Willen des Bundesministeriums für Frauen und Jugend künftig nicht mehr unter eine Amtspflegschaft gestellt werden. In einem Interview der Neuen Osnabrücker Zeitung (Mittwochausgabe) nannte die Parlamentarische Staatssekretärin Cornelia Yzer (CDU) die zur Zeit geltende Regelung eine "durch nichts zu rechtfertigende Diskriminierung der Mütter mit nicht ehelichen Kindern". Ihnen würden mit der Amtspflegschaft wichtige Teile des Sorgerechtes entzogen.
Gleichzeitig spreche man den Müttern die Fähigkeit ab, diese Dinge selbst zu regeln und für das Wohl ihres Kindes zu sorgen. Frau Yzer nannte es unerträglich, daß in Westdeutschland automatisch für alle jährlich rund 76 000 nicht ehelich geborenen Kinder eine Amtspflegschaft vom Jugendamt eingesetzt werde.
Das Bundesministerium für Frauen und Jugend plant nach Angaben von Frau Yzer, die Amtspflegschaft durch einen Rechtsanspruch der Mütter auf Hilfe durch das Jugendamt zu ersetzen.
&blt; Wort-Klang im Literaturhaus
"Auch Monde landen schließlich im Kehrricht" ist eine Veranstaltung überschrieben, die am heutigen Donnerstag um 20 Uhr im Literaturhaus Frankfurt, Bockenheimer Landstraße 102, stattfindet. Elisabeth Wandeler-Deck trägt Texte vor und wird dabei von Günter Heinz auf der Posaune begleitet. &blt; James Blood Ulmer Blues Experience Im Frankfurter Jazzkeller, Kleine Bokkenheimer Straße 18 a, gastiert heute, Donnerstag, James Blood Ulmer, begleitet von Marc Petterson am Baß und Aubery Dayel am Schlagzeug. Konzertbeginn ist um 21.30 Uhr. &blt; Lebenswelt der Anne Frank Die Ausstellung "Anne aus Frankfurt" ist vom 3. September an wieder im Historischen Museum, Saalgasse 19, zu besichtigen. Die Schau war zuletzt im Bundesarchiv Koblenz zu sehen. &blt; Saisoneröffnung in der Komödie Das Musical "Non(n)sens" in der Inszenierung von Claus Helmer feiert am 3. September um 20.15 Uhr in der Frankfurter Komödie, Neue Mainzer Straße 18, Premiere. Unter der musikalischen Leitung von Stephan Ohm und der Choreographie von Terence French singen, tanzen und spielen: Angèle Durand, Mary C. Bernet, Annika Bruhns, Louisa Lydell und Carolyn Smith-Meyer. Das Stück läuft bis zum 8. November. Kartenvorbestellungen unter (069) / 28 45 80. &blt; Modern String Quartet Unter dem Motto "Feel that Jazz" präsentiert das Modern String Quartet am heutigen Donnerstag um 19.30 Uhr im Café Plazz, Kirchplatz 8, Bob und Swing im Streichquartett. &blt; Objekt-Design und Fotografie Am heutigen Donnerstag um 19 Uhr wird im Zoo-Gesellschaftshaus, Alfred- Brehm-Platz, ein "Salon" für Objekt-Design und Fotografie eröffnet. Besichtigen kann man die Schau bis zum 6. September täglich von 10 bis 22 Uhr. &blt; Bilder von Haidi Streletz Im Bürgerhaus Dietzenbach wird am heutigen Donnerstag um 20 Uhr eine Ausstellung mit Bildern von Haidi Streletz eröffnet. Zu sehen ist die Schau bis zum 13. September montags bis freitags von 9 bis 12 Uhr, dienstags bis freitags von 15 bis 20 Uhr, samstags von 12 bis 16 Uhr sowie sonntags von 14 bis 17 Uhr. &blt; Gemälde und Arbeiten auf Papier In der Frankfurter Galerie Wolfhard Viertel, Robert-Mayer-Straße 54, ist bis November eine Ausstellung mit Arbeiten des Künstlers Winfred Gaul zu sehen. Geöffnet ist die Galerie dienstags bis freitags von 11 bis 18 Uhr sowie samstags von 11 bis 14 Uhr. &blt; Ceren, Kleinhorst, Rudolf, Scharbert Am 3. September um 19 Uhr wird in der Bethmannstraße 50-54, 7. Etage, eine Ausstellung mit Arbeiten von Miyase Ceren, Petra Kleinhorst, Marylin Rudolf und Hildegard Scharbert eröffnet. Besichtigen kann man die Schau montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr. &blt; Neue mexikanische Filme Das Deutsche Filmmuseum, Schaumainkai 41, zeigt anläßlich des Schwerpunktthemas "Mexiko" der Frankfurter Buchmesse acht neue mexikanische Filmproduktionen, die einen Überblick über das gegenwärtige mexikanische Filmschaffen geben sollen. Vom 4. bis zum 6. September besteht die Möglichkeit, alle Filme in dichter Reihenfolge zu sehen. Sie werden in Originalfassung mit Untertiteln gezeigt. Nähere Informationen unter der Rufnummer 212-38 830.
BAD ORB. Ratefüchse, Quizfreunde, helle Köpfe und leidenschaftliche Spieler sollten sich einen Termin in Bad Orb notieren, eine Postkarte frankieren oder zum Telefon greifen. Am Mittwoch, 23. September, findet in der Kurstadt eine von vier bundesweiten Vorrunden für den "Trivial-Pursuit-Evergreen-Cup" statt. Wer über 45 Jahre alt ist, kann sich für das Ausscheidungsturnier des Spieleklassikers in Bad Orb bewerben und damit für die Endrunde am 28. Oktober in Bad Salzuflen qualifizieren.
24 Teilnehmer werden für die Runde in Bad Orb noch gesucht. Wer mitmachen will, sollte sich schriftlich oder telefonisch (0 60 52 / 8321) an die Kurverwaltung wenden. Aus der Vorrunde qualifizieren sich die sechs besten Spieler und Spielerinnen für das Endturnier. Gewinn: eine Kreuzfahrt.
Aber auch die Teilnehmer an der Runde in Bad Orb dürfen sich freuen. Ein "Trivial-Spiel", ein Badetuch, Mittagessen sowie Kaffee und Kuchen sind in der Einladung enthalten. jan
Um Flüchtlingen den Rücken zu stärken, zogen 350 Sympathisanten durch Bischofsheim Demo gegen die Gewalt
MAINTAL/MAIN-KINZIG-KREIS. "Solidarität mit allen Flüchtlingen, Bleiberecht für alle! Gegen rassistische Angriffe! Greift ein, schaut nicht weg!" So lautete die zentrale Parole einer Demonstration in Bischofsheim, an der zwischen 350 und 400 Menschen aus Maintal, Frankfurt, Offenbach und Hanau am Dienstagabend teilgenommen haben. Es gelte, "am Vorabend der Belegung der Flüchtlingsunterkünfte" Entschlossenheit zu zeigen und "den wenigen in Maintal den Rücken zu stärken, die nicht im Zusammenleben mit Flüchtlingen das Problem sehen, sondern in den Äußerungen und Handlungen ihrer rassistischen Nachbarn", stellte eine Sprecher des Antirassistischen Bündnisses Rhein/Main fest, das überregional zu der Demonstration aufgerufen hatte. Horst Andes vom Antifaschistischen Bündnis Maintal rief den zunächst im Dörnigheimer Weg - vor den Pavillons für die gestern erwarteten Asylbewerber - Versammelten zu: "Wir sind überrascht von Eurem Kommen, aber wir sind auch erfreut." Die verschiedenen Unterstützergruppen, Bündnisse und Initiativen sollten sich "nicht teilen oder gegeneinander arbeiten", warnte Andes, sondern sollten sich koordinieren und zusammenarbeiten. Überrascht - und distanziert - hatten sich zuvor bereits SPD-Fraktionsvorsitzender Mario Arendt und Stadträtin Priska Hinz (Grüne) gegenüber der FR geäußert. "Wir haben damit nichts zu tun und sind auch in Sorge, daß eine solche Demonstration nicht unseren Interessen dient. Wir halten nichts davon, die Unruhe in der Bevölkerung noch weiter zu schüren."
Daß die Einheimischen und Gäste bei ihrem Zug durch Bischofsheimer Straßen durchaus nicht nur auf Sympathie seitens der Bevölkerung gestoßen sind, lag unter anderem an "Begleiterscheinungen" (Polizeijargon). An etliche Häuser - besonders Banken- und Sparkassengebäude - wurden Parolen gesprüht und Plakate geklebt. "Wir werden nicht warten, bis ihr Flüchtlinge angreift", lautete beispielsweise eine Warnung.
"Sie haben die Häuser vollgesaut", kommentierte Maintals Stellvertretender Polizeichef Bernd Lang auf Anfrage der FR, "insofern kann ich das nicht mehr als friedlich bezeichnen, und die Bewohner von Alt-Bischofsheim sind zu Recht sauer. Ansonsten hat es keine Zwischenfälle gegeben, und es ist auch niemand festgenommen worden."
Ein Anwohner in Alt-Bischofsheim fragte nach dem Passieren des Demonstrationszuges die FR allen Ernstes: "Sind die nun dafür oder dagegen?" Denn etliche der Demonstrierenden sähen "nicht gerade friedlich" aus.
Die Polizei verteilte gestern vor Eintreffen der ersten - von erwarteten 162 - Asylbewerbern in der Umgebung der drei Wohnstandorte Flugblätter. "In Ihrer Nähe werden in Kürze Asylbewerber wohnen. Uns ist bekannt, daß nicht jeder Bürger Maintals über diese Entscheidung erfreut ist. Sicher sind wir, daß die Bürger Maintals Gewalt verurteilen. Und wir versichern, daß wir Gewalt nicht zulassen werden", mahnt die Polizei (Notruf 110).
Unter der Nummer 069 / 70 30 37 hat das Antirassistische Bündnis ein Notruf- und Infotelefon eingerichtet. pom
Unter dem Motto "Herausforderung Klima" veranstalten die deutschen Sparkassen in Zusammenarbeit mit dem Umweltbundesamt einen Jugend-Umweltwettbewerb. Die Schirmherrschaft hat der Tierfilmer Heinz Sielmann übernommen.
Das Umweltamt ruft Schülerinnen und Schüler aus allen Teilen Deutschlands dazu auf, "mit kreativen Ideen und verbessertem Bewußtsein einen positiven Akzent für eine verbesserte Zukunft zu setzen". Die Unterlagen für den Wettbewerb sind bei den Geschäftsstellen der örtlichen Sparkassen erhältlich. mku
HANAU. Der Dritte-Welt-Laden in Großauheim lädt am Sonntag, 6. September, zu einem "Tag der offenen Tür" anläßlich seines 15jährigen Bestehens ein. Um 10 Uhr ist ein Gottesdienst mit amnesty international "500 Jahre Conquista" auf dem Rochusplatz oder bei Regen in der Gustav-Adolf-Kirche angesetzt.
Am Nachmittag steht ab 15 Uhr ein Kindertheater auf dem Programm. Außerdem gibt es Musik zur Völkerverständigung und Blues-Musik live. Informationen und Spiele drehen sich um das Thema "Gewürze". res
BAD HOMBURG. Als "unbegreifbar, instinktlos und zynisch" bezeichnet der stellvertretende Landesvorsitzende der Jungdemokraten Jens Scheller (Bad Homburg) die Einladung der Hochtaunus-FDP an den österreichischen Politiker Jörg Haider. Angesichts der zur Zeit offen zutage tretenden Gewalt gegen Ausländer könne man keinen Politiker einladen, der in seiner Heimat "gegen Ausländer Stimmung mache". Haider, Mitglied der Freiheitlich-Demokratischen Partei Österreichs (FPÖ), gilt in weiten Teilen der österreichischen Politik als rechtsextrem.
Auch die Bundesspitze der FDP läßt Distanz zu den Hochtaunus-Liberalen erkennen. Es sei jeder Parteigliederung überlassen, wen sie einlädt, kommentiert die Bundesgeschäftsstelle kühl. Mit der Zusage eines FDP-Spitzenpolitikers kann die Kreis-FDP demnach jedoch nicht rechnen: "Derzeit gibt es keine Planungen, daß sich die FDP-Spitze mit Haider bei Diskussionsveranstaltungen trifft."
Die Jungdemokraten, die sich 1982 von der FDP getrennt hatten, fordern die Liberalen auf, den Österreicher auszuladen oder die Veranstaltung abzusagen. Andernfalls müsse man die FDPim Hochtaunus zu den Kreisen zählen, die eine Erneuerung der Partei auf der Basis nationalliberaler Positionen erstrebten, erklärte Scheller. Die Jungdemokraten meldeten weitere Proteste gegen die Anwesenheit Haiders in Bad Homburg an.
Als "Abkehr vom letzten Rest des Liberalismus bei der FDP" wertete Horst Burghardt, Kreistagsabgeordneter der Grünen, die Einladung. Er wies darauf hin, daß es auch FDP-Politiker gebe, die den Ausschluß der FPÖ aus der Liberalen Internationalen forderten. stk/teb
DÜSSELDORF, 2. September (dpa). Gute Nachrichten für Unterhaltspflichtige: Der Unterhaltsanspruch nach einer Scheidung kann bereits nach einem Jahr erlöschen. Mit dieser am Mittwoch bekanntgewordenen Entscheidung des Oberlandesgerichts Düsseldorf wichen die Richter von der vom Bundesgerichtshof (BGH) aufgestellten Faustregel ab. Danach führt erst eine gemeinsame Haushaltsführung über eine Dauer von "zwei bis drei Jahren" des Unterhaltsberechtigten mit einem neuen Lebenspartner zum Wegfall des Unterhaltsanspruchs gegen den Zahlungsverpflichteten. (Az.: 3 UF 147/91).
In dem zugrundeliegenden Fall empfand der zuständige Senat die Unterhaltsforderung einer Frau gegen ihren geschiedenen Mann als "grob unbillig": Sie hatte einen vermögenden Unternehmer kennengelernt, der sie nach kurzer Zeit samt Tochter unentgeltlich in sein Haus einziehen ließ, ihr einen Sportwagen kaufte, aufwendige Urlaubsreisen bezahlte und mit 125 000 Mark ein Sonnenstudio als Existenzgrundlage finanzierte.
Unter diesen Umständen sei die Klage der Frau auf monatlich knapp über 1000 Mark Unterhalt nicht gerechtfertigt, hieß es in dem Urteil.
Er kocht leidenschaftlich gerne und ist einem Glas guten Weines nicht abgeneigt. Künftig mag Klaus Kröll, noch Geschäftsführer der städtischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft, für die schönen Dinge des Lebens noch mehr Zeit haben - denn der 49jährige muß seinen Sessel räumen. Er soll fortan als Geschäftsführer der städtischen Frankfurter Fleischmarkt- und Verbundbetriebe Beteiligungs- und Grundstücksverwertungsgesellschaft arbeiten.
Hinter dem Wortungetüm verbirgt sich als Krölls neue Aufgabe vor allem die Vermarktung des Wohngebietes, das einmal aus dem heutigen Schlachthofgelände am Sachsenhäuser Mainufer hervorgehen soll.
Für den gebürtigen Koblenzer, der auf den ersten Blick als Prototyp der rheinischen Frohnatur erscheint, ist es der Knick in einer städtischen Laufbahn, die 1984 verheißungsvoll begonnen hatte. Der damalige Personaldezernent und spätere OB Wolfram Brück (CDU), auch er Rheinländer, hatte den Bekannten an den Main geholt. Seine erste Aufgabe: Die (Teil-)Privatisierung des städtischen Schlachthofbetriebes.
Die erledigte Kröll ohne großes Aufheben, aber effektiv. Denn der Mann, der im kleinen Kreis bemerkenswerte Ironie und Komik entfaltet, ist ein harter Manager mit Durchsetzungsvermögen. Und das gefiel Brück so gut, daß Kröll 1987 zum Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung aufstieg.
Nach dem Sieg von SPD und Grünen bei der Kommunalwahl 1989 waren Konflikte vorprogrammiert. Es begann 1990 mit einer Teil-Entmachtung: Die 38jährige Gabriele Eick wurde vom damaligen OB Volker Hauff zur neuen Vorsitzenden der Geschäftsführung der Wirtschaftsförderung berufen.
Schon bald berichteten Mitarbeiter von vehementer gegenseitiger Abneigung und mißtrauischen Eifersüchteleien zwischen Eick und Kröll, der seine Vorgesetzte schon mal als "publicitygeil" beschimpft haben soll.
Aber nicht nur der Arbeitsstil geriet zum Stoff für Streit - es gibt auch inhaltlichen Dissens. Kröll bekennt sich offen gegen den Neubau des Schlachthofs in Nieder-Eschbach - "weil Frankfurt wegen sinkender Viehzahlen keinen Schlachthof mehr braucht". Auch wenn bisher aus dem Römer keinerlei offizielle Stellungnahme zu erhalten war: Der Wechsel ist wohl unausweichlich. jg
Im Rahmen ihres viertägigen Trainingslager in der Sportschule von Steinbach (Baden) besiegte der Deutsche Handballmeister SG Wallau/Massenheim den Bezirksligsten HC Odenheim (bei Bruchsal) mit 30:11 (15:4). Bester Werfer mit sieben Toren war Rechtsaußen Michael Scholz.
Trainer Heiner Brand muß weiter auf Mike Fuhrig verzichten. Der Ex-Leipziger hat erneut Probleme mit seinem im Vorjahr operierten Meniskus. Fuhrig fällt für das Turnier am Samstag und Sonntag in der Hagener Ischelandhalle aus, dafür läuft wieder der finnische Spielgestalter Mikael Källman nach vierzehntägiger Verletzungspause auf. "Ich habe noch leichte Schmerzen in der Wade, aber der Muskelfaserriß dürfte ausgeheilt sein." jo
Die Front gegen die geplante Verlegung des Sportgeländes der Turn- und Sportgemeinschaft 1888 Nieder-Erlenbach (die FR berichtete) bröckelt. Im Rahmen des im August vorgestellten Landschaftsplans für Nieder-Erlenbach kündigte Umweltdezernent Tom Koenigs den Standortwechsel der TSG an. Damit soll das Feuchtbiotop am Erlenbruch langfristig erhalten bleiben.
Während die Vertreter der SPD, CDU und Grünen auf der Anhörung des Ortsbeirats 13 (Nieder-Erlenbach) am Dienstagabend erneut ihr "Nein" signalisierten, präsentierte der FDP-Fraktionsvorsitzende Reiner Wöhle einen neuen Vorschlag. Als Vorstandsmitglied der TSG teilte er mit, dem Umzug des Sportgeländes an die Umgehungsstraße könne zugestimmt werden, "wenn auf dem neuen Gelände die schon lange geforderte Turnhalle und zwei neue Sportplätze gebaut werden und die Stadt eine Ausfallbürgschaft übernimmt".
Die Verlegung der Sportanlage und des Schießstandes "ist politisch nicht durchsetzbar", meinte hingegen Klaus-Jürgen Glaeser (Grüne). Er relativierte den Interessenkonflikt zwischen "Erholungswert und Naturschutz", da "das Sportgelände mittlerweile, genauso wie der Park, zum Erholungsgebiet und Grüngürtel geworden ist". Als "Modus vivendi" bezeichnete Glaeser die Akzeptanz des Schießstandes mitten im Ort. Von Lärmbelästigung könne keine Rede sein.
Die Vertreter des Umweltamtes halten dennoch an der Grundidee fest. "Wir wollen nach einer geeigneten Alternative suchen", sagte Albrecht Schaal.
Eine Konsenslösung zwischen den Interessen der Nieder-Erlenbacher Landwirte und des Umweltamtes zeichnet sich ebenfalls ab. In einem Entwurf, der nach redaktionellen Änderungen dem Ortsbeirat 13 (Nieder-Erlenbach) am kommenden Dienstag zur Abstimmung vorgelegt wird, formulierten die Betroffenen in 14 Punkten ihre Stellungnahme zum Landschaftsplan. Die Ausweisung von Sukzessionsfläche wird von den Bauern toleriert. Aber die "Gesamtfläche von 32,4 Hektar ist nicht akzeptabel", steht im Papier. Die Kleingartenanlage soll gemäß dem Friedhofs-Bebauungsplan realisiert und neue Anlagen nicht an anderer Stelle ausgewiesen werden. Ein "rotes Tuch" sind Hecken und Baumzeilen. Denn: "Die behindern unsere Arbeiten", sagten Landwirte bei der Anhörung. tin
Mit Investitionen von wenigen Mark lassen sich in vielen Haushalten schon erhebliche Mengen Wasser und damit auch Geld sparen. "Viele Ausgaben fürs Wassersparen machen sich bald durch geringeren Verbrauch bezahlt", sagt der Sachverständige der Frankfurter Sanitärinnung, Hans Scherr. So könnten allein durch einen modernen Regulierer am Hahn bis zu 30 Liter weniger Wasser am Tag fließen. Neue Duschköpfe erlaubten es, sich ebenso gut zu reinigen, dabei aber ein Drittel weniger Wasser in den Kanal laufen zu lassen. Allein für Körperreinigung verbraucht jeder Frankfurter mehr als 55 Liter Wasser am Tag.
Die Anschaffung der etwa 12 Mark teuren Durchflußbegrenzer, die jeder selbst einbauen könne, zahle sich schon nach wenigen Monaten aus. Statt 12 bis 15 Litern Wasser pro Minute fließen dann nur sechs bis acht Liter aus dem Hahn. Auf Komfort müßten die Verbraucher nicht verzichten, wenn sie sich mit einem weicheren Wasserstrahl die Hände waschen, sagt Scherr.
Im Rahmen der Werbekampagne der Stadtwerke für bewußten Umgang mit dem kostbaren Wasser hat die Sanitärinnung ein Pauschalangebot unterbreitet, das bisher allerdings wenig Resonanz gefunden habe. Danach können die Frankfurter alte Toilettenkästen gegen moderne Spülkästen mit Spartasten zum Pauschalpreis bis zu 320 Mark austauschen lassen. Weil in den Frankfurter Haushalten fast ein Drittel des Durchschnittsverbrauchs von 148 Litern pro Tag und Person durch die Klos rauscht, sehen die Fachleute hier ein erhebliches Sparpotential. Gleichwohl könne die Umrüstung gerade in Altbauwohnungen wesentlich teurer werden, warnt Scherr. Wenn erst ein aufwendiger Umbau nötig sei, um Platz für den tiefliegenden Spülkasten zu schaffen, "können Sie ruckzuck bei 1200 Mark sein".
Die Voraussetzung für einen bewußteren Umgang mit Wasser sehen die Sanitärfachleute vor allem im genauen Erfassen des Verbrauchs. Solange viele Mieter noch für den badenden Nachbarn zahlen müßten, sei der Anreiz, selbst sparsam am Wasserhahn zu drehen, nur gering. Separate Wasseruhren für jede Wohnung sind vor allem in den älteren Mietshäusern nicht ganz billig zu haben. Die nachträgliche Installation der Zähler kostet 500 bis 600 Mark, sagt Scherr.
Da viele Wohnungen durch mehrere Leitungsstränge versorgt werden, könne sich die Umrüstung schnell auf bis zu 2000 Mark pro Wohnung summieren. Außerdem müssen die Zähler alle sechs Jahre neu geeicht werden, was nochmals mit 60 Mark zu Buche schlägt.
Auch die nachträgliche Installation von Brauchwassernetzen, damit durch die Toiletten Regenwasser spült, sei "nicht zu bezahlen", sagt Sanitärexperte Scherr. Bei Neubauten dagegen seien die Kosten für das Regenwassernetz "nur ein Klacks": 4000 Mark Grundpreis für den Regentank und die Pumpe. Zusätzlich noch Kosten von 400 Mark je Wohnung seien im Verhältnis zu den Baukosten allemal rentierlich, wenn Familien damit mehr als 100 Liter Trinkwasser am Tag einsparen könnten, rechnet Scherr. luf
Billig war es nicht. FR-Leserin Barbara N. hat 250 Mark bezahlt, damit sie von Mitte April bis Mitte Oktober auf dem städtischen Sportplatz Kalbach dreimal wöchentlich Tennis spielen darf. Doch seit dem Inkrafttreten der Wassernotstandsverordnung
Noch ärgerlicher findet es die FR-Leserin, daß man anderswo Tennis immer noch spielen darf. "Private Plätze sind durch den Regen bewässert. Auf denen darf man spielen. Nur hier geht das nicht, sagt sie. "Ich habe ja keine Alternative. Ich bin dort nicht Mitglied." Irgendwo anders hinzufahren und noch mehr Geld zu bezahlen, "das lohnt sich dann für mich nicht". Die FR-Leserin fragt sich, warum die Stadt nicht in der Lage ist, bei Trockenheit die Plätze mit Brauchwasser zu bewässern beziehungsweise sie bei Regen zum Spielen freizugeben. Harald Lochmann, Amtsleiter im Sport- und Badeamt, verspricht: "Wir werden in Zukunft Brauchwasser benutzen." Jetzt aber gehe das nicht, sagte Lochmann. Man brauche Pumpen, Tanks, Transportmittel, und andere Ausrüstungen, die das Amt noch nicht habe. "Wir haben um eine Befreiungsgenehmigung zum Bewässern gebeten", erklärte Lochmann, aber keine bekommen." Solange der Wassernotstand weiter andauere, müßten die Plätze geschlossen bleiben.
Auch wenn es regnet, darf man nicht spielen. "Unsere Plätze haben sich verändert, weil in den letzten Wochen nicht darauf gespielt wurde." erklärte Lochmann. "Wenn wir jetzt nach dem Regen jemanden drauf lassen", könnten die Plätze beschädigt werden.
Ob Barbara N. oder die anderen Betroffenen einen Teil ihres Geldes zurückbekommen? Das werde noch überprüft, sagte Lochmann. jb
HOFHEIM. Nicht auf den Leim ging die Polizei einem 19jährigen Autofahrer. Der Mann hatte seinen Wagen als gestohlen gemeldet, nachdem er am Dienstag in der Nußbaumstraße ein geparktes Fahrzeug gerammt hatte und geflüchtet war. Als er Stunden später den Diebstahl des Golf melden wollte, rochen die Beamten Lunte. Gewißheit hatten sie, als das Auto in einem Feld gefunden war: Es gab keine Aufbruchspuren. Der 19jährige legte ein Geständnis ab. kkü
NIEDERWALLUF. Die Leiche eines jungen Mannes hat ein Bootsfahrer am Rhein bei Niederwalluf (Rheingau-Taunus-Kreis) entdeckt.
Wie die Wiesbadener Polizei am Mittwoch berichtete, hatte der Tote keine Ausweispapiere bei sich. Nach ersten Ermittlungen dürfte der Mann bereits einige Tage im Wasser gelegen haben, bevor er am Dienstag ans Ufer geschwemmt wurde.
Der Tote wird als ungefähr 20 Jahre alt und 185 bis 190 Zentimeter groß beschrieben. Bekleidet war er mit einer Jeanshose und einem Jeanshemd.
Außerdem trug er einen Rucksack, in dem sich neben einem Badetuch auch Geld aus den Niederlanden und aus Sri Lanka befand. lhe
Bernd Hölzenbein, der sportliche Macher in der Vorstandsetage der Frankfurter Eintracht, genoß sichtlich die Stunde des Triumphs. Wie ein seit Wochen mit einem kränkelnden Patienten beschäftigter Arzt, der in der Diagnose einen wesentlichen Schritt vorangekommen ist und allen Grund zur Erleichterung hat, gab er schon wenige Sekunden nach dem Abpfiff seine Sicht der Dinge zum Besten. Keine zehn Schritte neben seinem Platz in der Ehrenloge im Waldstadion war er sofort von Journalisten umlagert. Doch nicht nur dem Eintracht-Vizepräsidenten wurde nach dem 4:1 (1:1)-Sieg über Borussia Dortmund schnell klar, daß dieser Erfolg kein x-beliebiger war.
Allenthalben war der Jubel groß. Die Frankfurter Fans hatten in der Schlußphase lautstark den Song "Deutscher Meister wird nur die SGE" angestimmt. Trainer Dragoslav Stepanovic staunte später: "Ich weiß nicht, woher die Mannschaft heute diese Lockerheit hergenommen hat." Und Kapitän Uli Stein argumentierte zum Gelächter vieler: "Wir sind die einzige Bundesliga-Mannschaft, die sich durch einen Abgang verstärkt hat." Jeder wußte, wer gemeint war. Dem gen Italien gewechselten Andreas Möller werden die Ohren geklungen haben - im Waldstadion weinte ihm an diesem traumhaften Fußball-Abend niemand eine Träne nach.
Hatte sich die Eintracht bei den ersten Saison-Auftritten trotz einer beachtlichen Erfolgsquote eher schlecht als recht geschlagen, sprachen urplötzlich alle wieder vom bereits zu Beginn der vergangenen Runde gepriesenen "Fußball 2000". Und der wegen seines personellen Konzepts gar von seinem einstigen Mannschaftskollegen Grabowski kritisierte Hölzenbein durfte allen Unkenrufen zum Trotz und in Anlehnung an Steins Deutung des Wechseltheaters um Andreas Möller den schlitzohrigen Strahlemann spielen: "Wir wollten in diesem Jahr um die Meisterschaft spielen. Unsere Hoffnung basierte darauf, daß die Mannschaft eine echte Einheit wird. Ganz ehrlich: eine so positive Entwicklung, wie sie heute festzustellen war, haben wir so schnell nicht erwartet. Die Mannschaft hat toll und begeisternd, mit Feuer und Kampfgeist gespielt. Danach bin ich davon überzeugt, daß wir uns bis zur Hinrunde oben festsetzen. Sicherlich werden wir mal verlieren, einen Einbruch wird's nicht geben."
Die verzückten Reaktionen von Hölzenbein, sonst eher ein Mann der leisen Töne und vorsichtigen Prognosen, waren verständlich. In der Tat beeindruckte die spielerische Stärke und mannschaftliche Geschlossenheit der Frankfurter über alle Maßen. Wider alle Erwartungen schwangen sich ausgerechnet zwei im Frühjahr vorübergehend nicht mehr zu disziplinierende und ausgemusterte Spieler zu Leistungsträgern auf. Allen voran der an der Entstehung aller vier Eintracht-Tore maßgeblich beteiligte Axel Kruse, der sich als laufstarker Stürmer fidel und gefährlich wie nie präsentierte, und der im linken Mittelfeld äußerst effektvoll agierende Stefan Studer. So gesehen war es denn auch nicht verwunderlich, daß es Studer war, der auf dem Höhepunkt eines faszinierenden Schlagabtauschs beider Teams den vorentscheidenden dritten Treffer erzielte. Der ebenso wie Studer von seinem einstigen Widersacher Stepanovic überschwenglich gelobte Kruse (siehe auch FR-Interview) blieb sich ungeachtet aller Lobeshymnen treu. Als Mann, der in kein Schema passen will, zog er gleich nach dem Verlassen der Kabine beim Frage- und Antwort-Spiel mit den Medienvertretern munter an seiner Zigarette und machte mal wieder bei der Diskussion über das Reizthema Möller aus seinem Herzen keine Mördergrube.
Derweil bemühten sich viele darum, die Gründe zu analysieren, warum es bei der Eintracht so gut lief. Am prägnantesten brachte es Bein auf einen Nenner, der sich im Zuge vieler Aussprachen vor Rundenbeginn mit seinem früheren Spezi Studer getroffen hatte, um unter anderem über die vor Jahresfrist in die Brüche gegangene Freundschaft zwischen beiden nachzudenken. Durchaus doppeldeutig teilte ihm Bein dabei mit, daß Studer und seine rebellierenden Mitstreiter "viel Geld verspielt" hätten. Die Erinnerung an den finanziellen Aspekt wohl abgehakter Auseinandersetzungen ist die eine Seite der Medaille - die andere ist offenbar die angestrebte Trotzreaktion, es denen zeigen zu wollen, die den Frankfurtern in der Ära nach Möller nicht mehr viel zugetraut hatten.
Mit Spannung darf abgewartet werden, wie sich alle guten Vorsätze auf Dauer auswirken. Fehlende Konstanz der "launischen Diva vom Main" war schon immer eines ihrer Kardinalprobleme. Der Erfolg über die beachtlich mitspielenden, doch im Abschluß unglücklicheren Dortmunder dürfte zumindest viel Selbstvertrauen gegeben und das Team weiter zusammengeschweißt haben. Die Borussen als hoch gehandelter Titelaspirant sind damit erst einmal auf dem Boden der Realität gelandet, die Eintracht kann dagegen von neuen Höhenflügen träumen.
HARALD STENGER
MAIN-KINZIG-KREIS. Wieder einmal stehen die vorsätzlichen Brandstiftungen an erster Stelle der Ursachenstatistik der Feuerwehren im Main-Kinzig-Kreis (ohne Stadt Hanau). So gehen 16 von 69 Bränden auf das Konto von Brandstiftern. Die gesamte Schadenssumme wird mit 350 000 Mark angegeben. Zur Feuerbekämpfung waren 901 "Blauröcke" im Einsatz. Jeweils sechs Brände enstanden durch fehlerhafte elektrische Anlagen, Funkenflug und Selbstentzündung. Blitzschläge waren in zwei Fällen die Auslöser von Feuern. Bei 15 Bränden konnte die Ursache nicht ermittelt werden.
Die Zahl der übrigen Hilfeleistungen beläuft sich auf 179. Am häufigsten wurde die Feuerwehr dabei gerufen, um auslaufendes Mineralöl zu binden. Weiter weist die Statistik "21 Insekteneinsätze" aus. 13mal werden Wasserrohrbrüche als Grund genannt. Zwölf Feuerwehreinsätze gehen auf Sturm- und Unwetterschäden zurück. hok
Neue Kurse im Frauenzentrum
OFFENBACH. "Ein Frau ohne Kind ist wie ein Straußenei ohne Mikrowelle", ist ein Selbsterfahrungsseminar betitelt, das im Herbstprogramm des Frauenzentrums und der Beratungsstelle für Frauen angeboten wird. Thema des Seminars wird das Problem sein, das Mutter-Sein mit anderen Wünschen und Bedürfnissen, wie zum Beispiel Berufstätigkeit, zu verknüpfen. Das neue Herbstprogramm listet neben solchen Selbsterfahrungsseminaren verschiedene Kurse und Fortbildungsveranstaltungen auf, sowie Filmabende (an jedem ersten Freitag im Monat im Frauenzentrum) und Lesungen oder Diskussionsrunden. Das Programmheft ist im Frauenbüro, Kaiserstraße 34, im Fremdenverkehrsbüro am Stadthof und im Tucholsky-Buchladen, Mittelseestraße 14, erhältlich. pmü
Beim Abbiegen einen jungen Radler übersehen
KELKHEIM. Leichte Verletzungen erlitt ein 13jähriger am Dienstag beim Zusammenstoß mit einem Auto. Der Junge war mit dem Rad auf dem Radweg an der Fischbacher Straße in Richtung Stadtmitte unterwegs, als der Fahrer eines VW auf sein Grundstück abbiegen wollte. Dabei übersah der Autofahrer das Kind. Der 13jährige stürzte und verletzte sich. Ein Rettungswagen brachte ihn zur ambulanten Behandlung ins Krankenhaus. kkü
IRMTRAUD und EDGAR VELTE aus Neu-Anspach haben den Blumenschmuck-Wettbewerb der Gemeinde gewonnen. Sie erhielten die Auszeichnung für das "schönste Fenster" und den "schönsten Vorgarten/Hof". ALBERT SCHÜTZ siegte in der Sparte "schönster Balkon".
Pfarrer HUBERT JUNG wurde zur Pensionierung die Ehrenbürgerwürde der Gemeinde Schmitten verliehen. Jung war dort fast 30 Jahre als Seelsorger tätig. Für die Verleihung bedankte er sich mit dem Satz: "Wir können zwar vieles schaffen, aber Leben, Liebe, Gesundheit und Glück können wir nur entgegennehmen."
ESCHBORN. "Aus heiterem Himmel" erfuhr die Stadtverwaltung nach Auskunft von Bürgermeister Martin Herkströter (CDU) am Montag, daß eine Koblenzer Baufirma, die den Rohbau des gesamten Rathausanbaus hochzog, ab sofort nicht mehr arbeitet. Ein Vergleichsantragsverfahren über das Vermögen der Firma sei eingeleitet. Da die Stadt "immer im nachhinein" zahlt, stünden keine Leistungen der Firma mehr aus. Sie war allerdings beauftragt, noch Erdarbeiten im Außenbereich zu verrichten und "ein paar Kleinigkeiten" im Innenbereich zu erledigen. Damit müßten jetzt neue Unternehmen beauftragt werden.
Das Parkdeck, das schräg gegenüber der Post entsteht, zog die Koblenzer Firma als Subunternehmer einer anderen Firma hoch. Diese müsse sich jetzt um Ersatz bemühen. Ob Arbeiten neu ausgeschrieben werden müssen, konnte Herkströter noch nicht übersehen.
Das Koblenzer Unternehmen hatte auch ein Angebot abgegeben, die Bücherei im Rathaus zu bauen. "Wir fragten uns, ob wir im Rahmen der bisherigen Tätigkeit die Firma über einen Nachauftrag gewinnen", sagte Herkströter. Doch die Preise seien "beachtlich" gewesen. Daher sei das Projekt öffentlich ausgeschrieben worden. Die Frist läuft noch. Herkströter zufolge gab die Firma kein neues Angebot mehr ab.
Der Verwaltungschef geht weiter davon aus, daß in der nächsten Woche die ersten Umzüge über die Bühne ge- hen können. Den Einweihungstermin, der für den 21. Oktober angesetzt ist, will er bis jetzt auch noch nicht verschieben. she
WIESBADEN. "Nadeshda" ist russisch und heißt Hoffnung. Es ist aber auch der Name für ein Projekt, das Kindern aus dem strahlenverseuchten Gebiet rund um Tschernobyl eben diese Hoffnung geben will. Zumindest für drei Monate im Jahr. Dann nämlich, wenn sie zur Therapie nach Minsk in Weißrußland fahren können. Damit sie sich dort wohl fühlen, sanieren 18 Jugendliche aus dem Wiesbadener Jugendhilfezentrum Johannisstift und aus dem Bauhaus seit heute gemeinsam mit ihren Betreuern ein Gebäude des ehemaligen Erholungsheims der Minsker Universität.
Der gesamte Häuserkomplex, der zu einem Rehabilitationszentrum umgebaut wird, soll künftig 350 Kindern Platz zum Kuren bieten. Die Idee dazu hatte der bundesweit aktive Verein "Leben nach Tschernobyl". Und als dessen Partner hat der Trägerverbund Wiesbaden, in dem der Evangelische Dekanatsverband, die Vereine "Nachbarschaftshaus", "Hilfe und Unterstützung junger Arbeitsloser" und das Jugendhilfezentrum organisiert sind, die Patenschaft für ein Haus übernommen. Gemeinsam mit einem Wohltätigkeitsfonds auf russischer Seite strebe man den Aufbau einer ortsnahen Therapie für die strahlengeschädigten Kinder an, erläutert Wolfgang Schmidt, Geschäftsführer des Jugendhilfezentrums. Das sei sinnvoller, als sie zu Aufenthalten in die privilegierte Kunstwelt der westlichen Länder zu schicken, glaubt er.
Doch nicht nur die Kinder aus der Ukraine sollen von dem deutsch-russischen Joint-Venture der Hilfsorganisationen profitieren. Auch für die jungen Leute, die sich im Rahmen der Jugendhilfe unter anderem im Johannisstift beruflich qualifizieren - bis hin zu einer abgeschlossenen Ausbildung -, erhofft sich Schmidt neue Einsichten. Das Workcamp soll die Motivation für die Beschäftigungsprogramme steigern. Daß auch die Begegnung mit einem völlig anderen Kulturkreis nachhaltige Wirkung auf die Jugendlichen haben kann, hat der Trägerverbund bereits bei seinem vorhergehenden Projekt erfahren. Damals war eine Gruppe zu einem Arbeitseinsatz nach Rumänien gereist. Für den dreiwöchigen Aufenthalt in Minsk sind die Jugendlichen im Alter zwischen 16 und 23 Jahren von ihren Betreuern ausführlich vorbereitet worden. Zwar hätten Videos und Literatur zunächst eher Ängste geschürt: "Kommen wir auch in verseuchtes Gebiet?", sei gefragt worden. Später habe dann der erwartete Erlebnischarakter der Reise im Vordergrund gestanden. "Die waren zum Schluß ganz heiß darauf, loszufahren", berichtet Wolfgang Schmidt.
Dabei kommen auf die Gruppe nicht nur Abenteuer zu, sondern sie wird mit den schwierigen Lebensverhältnissen in Minsk konfrontiert. Weil die Versorgungslage so schlecht ist, hat der Lastwagen, der am Sonntag bereits mit Tonnen von Sanitäranlagen losgefahren ist, auch die notwendigen Lebensmittel an Bord. "Unsere Bäckerei hat extra Brote mit Konservierungsmittel gebacken", schildert Schmidt die ausgeklügelte Planung. Und: "Täglich erreichten uns Faxe, in denen von den Architekten noch Wünsche nach Baumaterialien kamen."
Die können dank der 25 000-Mark-Geldspritze einer Firma aus Taunusstein erfüllt werden. Darüber hinaus spendeten Wiesbadener FDP-Mitglieder 10 000 Mark für das Workcamp. Das soll in drei Wochen nicht sang- und klanglos auslaufen. "Wir halten den Kontakt", verspricht Wolfgang Schmidt. Da es kaum Materialnachschub für Reparaturen und Sanierung gebe, dürften noch weitere Faxe in Wiesbaden eingehen. set
sp HANNOVER, 2. September. Das Bundesinnenministerium hat Bedenken gegen das neue niedersächsische Verfassungsschutzgesetz, das kommende Woche vom Landtag in Hannover verabschiedet werden soll. Nach Bonner Ansicht würden die Aufgaben des Geheimdienstes zu stark eingeschränkt, wenn nur noch Gruppen beobachtet werden dürften, die sich "aktiv kämpferisch, aggressiv" verhalten. Bedenken hat Bonnauch gegen beabsichtigte Einschränkungen des Einsatzes von V-Leuten und anderen "nachrichtendienstlichen Mitteln". Unter Hinweis auf diese Stellungnahme aus Bonn zogen CDU- und FDP-Abgeordnete am Mittwoch aus dem Innenausschuß des Landtags aus, wo der Gesetzentwurf abschließend beraten werden sollte.
Die Opposition protestierte dagegen, daß ihr die Stellungnahme, die schon aus dem Frühjahr stammt, erst jetzt auf ausdrücklichen Wunsch vorgelegt worden sei. Ein Sprecher des Hannoverschen Innenministeriums bestritt dies und beschuldigte die Opposition, eine Anhörung "geschwänzt" zu haben, bei der die Bonner Bedenken vorgetragen worden seien.
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 17
BRACHTTAL. Die alte Schule in Spielberg präsentiert sich am Sonntag, 6. September, erstmals als Museum. In dem denkmalgeschützten Gebäude werden ab 11 Uhr gesammelte Objekte aus der Brachttaler Geschichte ausgestellt, die später auch den Grundstück für das geplante Gemeindemuseum im Haus darstellen. Dazu sind Gegenstände aus der Produktion der Wächtersbacher Keramikfabrik und historische Fotoaufnahmen von Spielberg zu besichtigen.
Im Schulhof ist an diesem Tag für ein kleines kulturelles Rahmenprogramm sowie Essen und Trinken gesorgt. jan
"Meine Mitarbeiter sind gelernte Gärtner, aber sie werden immer mehr als Reinigungskräfte eingesetzt", ärgert sich Horst Heil, Leiter des Garten- und Friedhofsamtes. Grund für den fachfremden Einsatz: Grünanlagen, Spielplätze und Sandkästen werden von Frankfurtern häufig in Müllhalden verwandelt. "Was sich hier abspielt, ist unglaublich."
"Vor Ort" auf dem Betriebshof Ost wird gestapelt, was die Gärtner alles zu entfernen haben: Dosen, Flaschen, alte Einkaufswagen, Fahrräder, Kühlschränke und rostige Tonnen. Der Ärger mit den "wilden Ablagerungen" nehme zu, sagt Heil. Acht bis zwölf Kubikmeter Hausmüll würden allein im Bezirk Ost laut Gartenamt täglich eingesammelt. Hinzu kommen acht bis zehn Kubikmeter Möbel, Bauholz und fünf bis zehn Kubikmeter Schrott und Bauschutt.
Besonders verschmutzt seien Rebstock-, Grüneburg-, Ost- und Günthersburgpark nach den Wochenenden. Außenstellenleiter Christoph Reuter: "Neben den Abfallbehältern liegt dann genausoviel wie im Innern."
Die Folgen sind teuer. Eine Million Mark zahlt die Stadt jährlich an Fremdfirmen für die Reinigung der Flächen. Hinzu käme die Belastung der Profi- Gärtner, die über Gebühr "Aufräumarbeiten übernehmen müssen". Die Fluktuation bei den Gärtnern sei deshalb hoch: "Kaum einer will sich aus der Baum- in die Parkpflege versetzen lassen."
Warum auch große Gegenstände wie Kühlschränke, Waschmaschinen und Stühle im Park entsorgt werden, ist für Heil unbegreiflich: "Seit 1. Januar'91 ist die Sperrmüllabfuhr doch kostenlos." Auch für Manfred Morgenstern, Leiter des Amts für Abfallwirtschaft, bleibt's ein Rätsel: "Warum macht sich jemand die Mühe, lädt den Kühlschrank in seinen Wagen, um ihn dann in den Stadtwald zu schmeißen?"
Der Sperrmüll-Service sei doch ein "komfortables Angebot". Man müsse nur beim Amt für Abfallwirtschaft anrufen oder eine Sperrmüllauftragskarte (die gibt's bei Ämtern oder den Müllmännern) schicken. Binnen acht oder zehn Tagen - in der Ferienzeit 14 Tage - würde dann der Wagen vor der Tür stehen. Zu Anfang, so Morgenstern, habe es "Irritationen" gegeben, wenn mal ein Kühlschrank stehenblieb. Gleichen Tags aber komme noch der Wagen der Werkstatt Frankfurt - die entsorge Elektrogeräte. Das Amt nehme jedoch Aufträge an und leite sie an die "Werkstatt" weiter.
Auch die Männer von der Straßenreinigung haben übrigens zunehmend mit "wilden Ablagerungen" zu kämpfen: 1989 sammelten sie auf Fahrwegen und Plätzen 2000 Kubikmeter Müll, 1991 waren das 5000 Kubikmeter. wob
ptz BONN. Mit einer Klage bei der internationalen Freihandelsorganisation Gatt wollen die Staaten Costa Rica, Honduras, Guatemala und Panama notfalls verhindern, daß die EG die Einfuhr von Bananen aus Mittelamerika beschneidet. Das kündigten Vertreter dieser vier Länder nach Gesprächen mit vier bundesdeutschen Staatssekretären an. Der Außenhandelsminister Costa Ricas, Roberto Rojas, äußerte sich befriedigt über die Bonner Haltung. Sowohl das Entwicklungshilfe- als auch das Landwirtschaftsministerium hätten die Pläne der Brüsseler EG-Kommission als "schädlich" und "nicht richtig" eingestuft. Nach seiner Darstellung will die Bundesregierung bei anderen EG-Mitgliedern für die Haltung der Mittelamerikaner werben.
Die EG-Kommission hatte Ende Juli im Grundsatz beschlossen, daß die Einfuhr sogenannter "Dollar-Bananen" beschränkt und zudem durch Zölle verteuert wird. Der Grund hierfür ist der Übergang zum Binnenmarkt im kommenden Jahr. Zollfrei und unbegrenzt dürfen Bananen nämlich bisher nur in die Bundesrepublik eingeführt werden. Insbesondere Frankreich und Spanien lassen keine Früchte aus Mittelamerika ins Land; sie schützen so die erheblich teurer produzierenden Bauern in Überseeprovinzen beziehungsweise auf den Kanarischen Inseln. Griechenland mit seinen Kreta-Bananen und Portugal (Madeira) zählen ebenso zu den Protektionisten wie Italien und Großbritannien, die ihren Bedarf weitgehend in ehemaligen Kolonien dekken. Die Benelux-Staaten und Dänemark werden hingegen wie die Bundesrepublik von US-Großkonzernen mit Erzeugnissen mittelamerikanischer Plantagen vesorgt.
Brüssel will die europäische Einfuhr auf jährlich zwei Millionen Tonnen begrenzen. Rojas zufolge würde dies den Fortfall von Exporten in Höhe von 500 000 Tonnen bedeuten. Die EG veranschlagt das Opfer auf 300 000 Tonnen. Es sei unverständlich, daß die EG die Verkäufe der Mittelamerikaner einschränken wolle, sagte Rojas. Auch billige die EG diesen Exporteuren keinen Anteil am zu erwartenden Nachfragezuwachs zu. In den vergangenen fünf Jahren kletterte der europäische Verzehr von Dollar-Bananen um jährlich 14 Prozent.
Die Marschroute der Brüsseler Eurokraten bedarf noch der Zustimmung des EG-Ministerrats. Die Mittelamerikaner wollen in den kommenden Tagen deshalb nochmals in verschiedenen EG-Staaten, darunter Dänemark, Belgien und Holland, vorsprechen. Hoffnungsvoll stimmt Rojas, daß Italien inzwischen mehr Verständnis zeige.
Das Genfer Gatt wird sich am 9. September mit dem Streit befassen. Sollten die Konsultationen ohne befriedigendes Ergebnis enden, wollen die Mittelamerikaner eine Klage einreichen.
GABRIELE LOEPTHIEN, Frauenbeauftragte der Stadt Neu-Isenburg, hat im Rathaus neue Räume bezogen. Sie ist jetzt im Zimmer 19 zu erreichen, neue Telefonnummer: 241-754. hf
FLÖRSHEIM. Fragen zum Thema Natur und Umwelt gilt es bei der Fußgängerrallye des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) zu beantworten. Gestartet wird die Tour am Sonntag, 6. September, zwischen 10 und 11 Uhr an der Schwefelquelle in Bad Weilbach.
Vier Kilometer lang ist der Rundweg, auf dem sich auch Kinderwagen problemlos schieben lassen. An zwölf Stationen sollen die Teilnehmer Wissen und Geschicklichkeit unter Beweis stellen. kkü
Mit erheblichen Rabatten will der neue private Fernsehanbieter RTL 2 Werbekunden für sein "jugendorientiertes Vollprogramm" (Eigenbezeichnung) gewinnen, das am 26. September starten soll. So gilt von September 1992 bis März 1993 eine Einführungsermäßigung von 50 Prozent, von April 1993 bis August 1993 wird ein 25prozentiger Rabatt gewährt. Die teuerste Preisgruppe der in sieben Zeitzonen eingeteilten Werbeinseln gilt für die Zeit von 20 bis 22.30 Uhr (freitags und samstags bis 23 Uhr). Ein 30-Sekunden- Spot kostet in dieser Zeitzone nach dem Basispreis 3000 Mark. Die Vorabendzeit (18 bis 20 Uhr) kostet von Montag bis Freitag nach dem Basispreis 2300 Mark, die Kernzone des frühen Nachmittags (13 bis 16 Uhr) schlägt an den Werktagen mit 900 Mark für den 30-Sekunden-Spot zu Buche. Die billigsten Spots sind für 300 Mark in den Zeiten 6 bis 9 oder am Freitag und Samstag in der gesamten Nachtzeit zu schalten.
Ein weiterer Anreiz für Werbekunden besteht darin, daß zusätzlich zu den Einführungsrabatten noch "Einsteigerpakete" bis zum Jahresende geboten werden. Nach drei Arten gestaffelt, ergibt sich nochmals ein Rabatt von rund einem Drittel. So sind bei der Buchung eines 153-Spot-Pakets lediglich 102 Spots zu zahlen. Die Spots werden dabei, so sieht es die Preisliste von RTL 2 vor, auf drei verschiedene Zeitzonen aufgeteilt. Ein Drittel der gebuchten Spots wird dabei in der attraktiven Abendzone gesendet, ein weiteres Drittel zwischen 13 und 20 Uhr.
In der Informationsbroschüre stellt RTL 2 - dessen Werbung von der IP- Tochter IPA-plus vermarktet wird - die Zielgruppenorientierung für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene heraus, die eine strenge Ausrichtung der Werbespots erlaube. Die Werbung solle dabei in "kleinen Portionen" ausgestrahlt werden und mit "extrem kurzen Werbeinseln" operieren. "Scharnierinseln" sollten danach in der Regel 60 Sekunden lang sein, die Unterbrecherinseln werden mit 120 Sekunden kalkuliert. Damit wrde eine Vielzahl von Erst- und Letztplazierungen in den Inseln ermöglicht, und durch die Kürze der Werbeinseln erhöht sich auch die Wirkung der Spots. epd
Nachrichten-Börse
Zentralbankrat bleibt hart Die Bundesbank hält ungeachtet aller Appelle aus Gewerkschaften und Politik, die Zügel zu lockern, an ihrer harten Linie fest: Der Zentralbankrat faßte gestern keine Zinsbeschlüsse. Diskont- und Lombardsatz bleiben auf der Rekordhöhe von 8,75 respektive 9,75 Prozent. Bund stockt Einheitsanleihe auf Der Bund erhöht das Volumen seiner Achtprozent-Anleihe des Fonds Deutsche Einheit. Der zu den bisher 14 Milliarden Mark hinzukommende Betrag wird in einem Tenderverfahren festgelegt. Bau drückt Industrieproduktion Die westdeutsche Industrieproduktion ist im Juli um 0,5 Prozent gesunken. Ausschlaggebend war laut Bundeswirtschaftsministerium die um rund 4,5 Prozent abgerutschte Bautätigkeit. China reformiert Preissystem Die Regierung in Peking hat die Preise für 593 Produktionsmittel (Rohstoffe, Halbfabrikate, Maschinen und Ausrüstungen) freigegeben. Sie können nun von den Herstellern festgelegt werden. Dies sei der "bisher kühnste Schritt bei der Reform des Preissystems", meldet die Nachrichtenagentur Xinhua.
"Film und Spiritualität", diesem Thema widmet sich ein Film-Workshop vom 28. bis 30. September im Heinrich Pesch Haus Ludwigshafen. Am Beispiel des Films "Der Bienenzüchter" von Theo Angelopoulos wird ein Filmanalyse- und -gesprächsmodell erprobt, das in einem internationalen Projekt entwickelt wurde. Eingeladen sind zu diesem Workshop Filmschaffende, Theologen und Erwachsenenbildner. Interessenten wenden sich an das Heinrich Pesch Haus, Heinz Hinse, Postfach 21 06 23, W-6700 Ludwigshafen, Tel. 06 21 / 59 99-177, Fax 06 21 / 51 72 25.
Der Wettbewerb unter den verschiedenen Werbeträgern könne "durchaus auch mit harten Bandagen" geführt werden. Der Geschäftsführer des Verbandes Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ), Wolfgang Fürstner, nahm damit zur jüngsten Auseinandersetzung um eine Imagekampagne privater Fernsehsender Stellung, die die Leistungen der TV-Werbung positiv herausgestellt und Anzeigenwerbung öffentlich herabgesetzt hatte (Kifu 65/92). Obwohl er eine entsprechende Intervention des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) "nachvollziehbar" findet, sieht Fürstner "keinen Anlaß, in Panik zu geraten". Die privaten Fernsehsender hatten mit ihrer Kampagne auf eine Eigenwerbung des VDZ reagiert.
Der international agierende Medienvermarktungskonzern IP in Paris hat seinen Umsatz allein 1991 um 34 Prozent steigern können. Das Unternehmen, das die Werbezeiten von 20 Fernsehsendern und 120 Radiostationen in 13 Ländern europaweit verkauft, setzte im vergangenen Jahr 2,93 Milliarden Mark um. Der Gewinn wird auf 77,6 Millionen Mark beziffert; hier betrug die Steigerung 52 Prozent. Als erfolgreichstes Tochterunternehmen der IP-Gruppe, die zu 88,8 Prozent im Besitz der Pariser Haves S. A. ist, hat sich die deutsche Tochtergesellschaft, die IPA plus in Frankfurt, herausgestellt, die unter anderem den Privatsender RTL plus vermarktet: Sie trug zu rund 51 Prozent zum Umsatz bei.
Neuer Leiter der WDR-Hauptabteilung Planung und Herstellung wird zum 1. September Peter Borchert. Borchert, der 1959 zum WDR kam, leitet zur Zeit die Abteilung Eigenproduktion. Zu seinen neuen Aufgaben gehört auch die Investitionsplanung Fernsehen und die Zentrale Dispostelle ARD/ZDF. Borchert wird Nachfolger von Günter Siefarth, der in Pension geht. Zum Stellvertreter des Produktionsdirektors wurde der Leiter der Hauptabteilung Außenübertragung und Studioproduktion. Albert Schlimbach, bestimmt.
Mit einer Forschungsarbeit zum "Reality-TV" hat die Landesanstalt für das Rundfunkwesen Saarland die Universität des Saarlandes in Saarbrücken beauftragt. In der Studie, deren Ergebnisse im Herbst 1993 veröffentlicht werden sollten, gehe es um Inhalte und Formate dieses Wirklichkeitsfernsehens und um seine Wirkung beim Publikum, heißt es in einer Pressemitteilung der Landesmedienanstalt. Untersuchungsobjekte seien Sendungen wie "Polizeireport Deutschland", "Notruf", "Auf Leben und Tod" und "Aktenzeichen XY ungelöst".
BAD ORB. Rund um das Rathaus veranstaltet die Arbeiterwohlfahrt Bad Orb am Wochenende einen Wohltätigkeitsbasar. Die Stände, an denen Handarbeiten verkauft sowie Kaffee, Kuchen, Würstchen und Waffeln angeboten werden, sind am Samstag, 5. September, von 13 bis 18 Uhr und am Sonntag von 11 bis 18 Uhr aufgebaut.
Der Erlös der Veranstaltung dient der Unterstützung der freiwilligen sozialen Arbeit im Orber Ortsverein. jan
FLORSTADT. Zu einer Fußwallfahrt in die Kapelle Maria Sternbach bei Wickstadt lädt die Vertriebenenseelsorge der Diözese Mainz die Heimatvertriebenen im Wetteraukreis ein. Die Wallfahrt soll am Sonntag, 6. September, um 14.30 Uhr vor der Pfarrkirche in Wickstadt losgehen. Der 2,5 Kilometer lange Wallfahrtsweg führt durch den Wald Richtung Florstadt zu der über 1200 Jahre alten gotischen Kapelle. In der Kapelle soll ein Gottesdienst mit anschließender Eucharistiefeier am Außenaltar abgehalten werden. Anschließend laden die Organisatoren, Pfarrer Wolfgang Stingl von der Vertriebenen Seelsorge und Pfarrer Edgar Sahm aus Wickstadt, zu Kaffee und Kuchen ein.
Die Vertriebenenseelsorge führt die Fußwallfahrt nun schon seit sieben Jahren durch. Damit auch gehbehinderte und ältere Menschen an der Wallfahrt teilnehmen können, steht ein Bus zur Verfügung. Er wird von der Pfarrei Florstadt direkt zur Kapelle fahren. skl
Parlament Glauburg tagt GLAUBURG. Die Park-and-ride-Anlage am Glauberger Bahnhof und der eventuelle Beitritt der Gemeinde zur Wohnungs- Gesellschaft für Flüchtlinge sind Themen der Parlamentssitzung am Montag, 7. September, ab 20 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus Stockheim.
Der durchschnittliche westdeutsche Haushalt hatte 1985 im Schnitt 2,3 Mitglieder, die zusammen für 3105 Mark monatlich Waren und Dienstleistungen konsumierten. 553 Mark oder 17,8 Prozent der gesamten Ausgaben wendete die Musterfamilie seinerzeit für ihre Wohnungsmiete auf - ein Wert, der nicht zuletzt wegen der statistisch mitgerechneten Eigenheimbesitzer deutlich unter den gängigen Erfahrungswerten liegen dürfte.
Ausgehend von dieser bei der bundesweiten Verbrauchsstichprobe von 1983 erhobenen Basis errechnen die Statistiker in den Landes- und Bundesämtern den monatlichen Preisindex für die Lebenshaltung der Bundesbürger. Nicht zuletzt die seither eingetretenen Veränderungen in der Struktur der Ausgaben lassen manchen Beobachter bezweifeln, ob hier tatsächlich noch die Realität abgebildet wird.
Einen erstaunlichen Sprung machte die Teuerungsrate zuletzt in Hessen: Von 2,7 Prozent im Juli kletterte sie auf 3,4 Prozent im August - im Vormonatsvergleich ein Anstieg um 0,6 Prozent. Den Grund sieht das Hessische Statistische Landesamt vor allem im kräftigen Anstieg der Mieten: Im August waren sie um 2,5 Prozent höher als im Juli und um 5,9 Prozent höher als vor Jahresfrist. Ohne diesen Posten wäre die Lebenshaltung in Hessen nur um 0,2 Prozent teurer als im Vormonat. Die Landesexperten erklären diesen "Ausreißer" mit "Zufälligkeiten und zeitlichen Zusammenballungen". So erheben sie ihre regelmäßigen Daten anhand von 1000 Wohnungen in zehn hessischen Gemeinden - von Frankfurt bis Fritzlar und vom Altbau (vor 1924) ohne Bad bis zur neuen Luxusbehausung. Allerdings wird im rollierenden System nur alle drei Monate abgefragt, so daß die tatsächliche Basis also nur gut 300 Einheiten umfaßt. Und wenn hier ein paar Vermieter gerade kräftig aufschlagen, läßt dies den Index eben hüpfen.
Ganz so "zufällig" kann die August-Entwicklung allerdings nicht gewesen sein: Während die Gesamtlebenshaltung seit dem Warenkorb-Basisjahr 1985 um 16,3 Prozent zulegte, waren es bei den Wohnungsmieten seither 30,3 Prozent. Mithin weist dieser Posten die stärkste Steigerung aller Hauptgruppen auf.
Nicht gelten lassen will man übrigens im Landesamt die Kritik der Mietervereine, die üblichen Aufschläge bei einem Mieterwechsel nicht zu berücksichtigen: "Neuverträge sind bei uns mit drin."
Hinsichtlich der Aktualität ihrer Datenbasis basteln die Statistiker derzeit an einem neuen Warenkorb. Er wird auf der Stichprobe von 1988 beruhen, das Basisjahr 1991 aufweisen und voraussichtlich 1994 fertig sein. rb
EGELSBACH. In leichtathletischen Disziplinen messen wollen sich rund 800 Schülerinnen und Schüler, die sich für das 19. Nationale Schülersportfest am kommenden Wochenende (Samstag und Sonntag, 5./6. September) in Egelsbach angemeldet haben. Ausgetragen werden die einzelnen Wettkämpfe auf der Anlage am Berliner Platz zwischen 10 und 18 Uhr.
Über 60 Kampfrichter und Kampfrichterinnen werden die Wettbewerbe kritisch verfolgen. Den Siegerinnen und Siegern winken Urkunden und Ehrenpreise. hf
"In Kürze" will die "Hoechst Bauen und Wohnen", eine Tochter des Chemiekonzerns, einen Bauantrag für 40 Wohnungen in Zeilsheim einreichen. Die Firma nutzt ein vom Land aufgelegtes Förderprogramm, aus dem Arbeitgeber Wohnungen für ihre Beschäftigten "zu erschwinglichen Preisen" mitfinanzieren können.
Hessens Wohnbauminister lobt diesen "vierten Förderweg" als "große Chance im Kampf gegen die Wohnungsnot". Im sozialen Wohnungsbau berücksichtige er zum erstenmal die Gruppe der Normalverdiener, denn die Einkommensgrenzen des sozialen Wohnungsbaus dürfen von den künftigen Mietern um 60 Prozent überschritten werden. Die neuen Wohnungen in Zeilsheim will "Hoechst Bauen und Wohnen" für Mitarbeiter mit durchschnittlichem Einkommen reservieren. jg
BR
Der Bayerische Rundfunk (BR) in diesem Sommer: Das Hörfunkprogramm Bayern 3 wird komplett umgekrempelt. Die Redakteure fragt niemand. Helga Montag, langjährige stellvertretende Leiterin der Münchner Regionalsendung "Mittagsmagazin" auf Bayern 2, wird bei der Neubesetzung des Chefpostens dieses Ressorts übergangen. Die Redaktion ist zunächst verblüfft, dann empört. Über eine Richtungsänderung wird spekuliert.
Diese und ähnliche Ereignisse macht Corinna Spieß, Sprecherin der IG Medien beim BR, für einen "Motivationsverlust" der Redakteure des Senders verantwortlich. Helfen könnte ihrer Meinung nach ein Redaktionsstatut, das die "Rundfunkfreiheit gegenüber Eingriffen von innen und außen verteidigen soll". Einen Entwurf für ein solches Statut hatten 120 BR-Journalisten schon im vergangenen Herbst unterzeichnet und ihrem Intendant Albert Scharf vorgelegt. Dieser hat das Statut jedoch kürzlich abgelehnt (die FR berichtete).
Der Entwurf sieht unter anderem die Bildung eines Redaktionsausschusses vor, der bei Konflikten zwischen Programm-Mitarbeitern und Vorgesetzten vermitteln soll. Scharf lehnt das als "Para-Entscheidungsstruktur" ab. Mit dieser Ansicht steht Scharf allerdings in der ARD ziemlich einsam da. Nur beim Bayerischen Rundfunk haben die Journalisten keine gesicherte Mitsprachemöglichkeit. Bei fast allen anderen Landesrundfunkanstalten sind Statuten oder Redakteursausschüsse seit Jahren gang und gäbe. Beim Norddeutschen, beim Hessischen und beim Saarländischen Rundfunk gelten Statute durch interne Dienstvereinbarungen. Der Sender Freies Berlin hat auf diese Weise immerhin die Existenz eines Redakteurausschusses geregelt. Ein solcher Ausschuß kann sich bei Radio Bremen auf das Rundfunkgesetz des Stadtstaates berufen. In Nordrhein-Westfalen schreibt das Landesrundfunkgesetz für den WDR sogar ein Statut vor.
Eine solche Regelung streben nun auch die bayerische SPD und die Grünen im Freistaat an. Die Landtagsabgeordnete Margarete Bause, für die Grünen im BR- Rundfunkrat, spricht von einer "notwendigen Demokratisierung des Bayerischen Rundfunks" und will den BR durch eine Veränderung des Rundfunkgesetzes auf ein Statut verpflichten.
Auch die Sozialdemokraten wollen den BR durch die Novellierung des "Gesetzes für den Bayerischen Rundfunk" zur Einführung eines Redaktionsstatutes zwingen, bestätigte Julian Gyger, Sprecher der bayerischen Landtags-SPD auf Anfrage. Im Zuge der Neufassung des Landesmediengesetzes wollen die bayerischen Sozialdemokraten auch mehr innere Medienfreiheit für die Privatsender durchsetzen. Nach ihrem Willen müßte das Vorhandensein eines Status ein Zulassungskriterium für private Rundfunkanstalten werden.
SPD und Grüne werden mit ihren Plänen wohl am Widerstand der CSU scheitern. "Die bisherige Regelung hat sich bewährt", sagt der medienpolitische Sprecher der CSU-Fraktion, Klaus Kopka.
Die Gewerkschafterin Corinna Spieß hofft auf einen Sinneswandel der Intendanten Scharf, der per Dienstanweisung ein Statut in Kraft setzen könnte. Eine Abordnung der Redakteure will sich in den nächsten Wochen mit Scharf treffen.
Auch "unter Berücksichtigung der besonderen bayerischen Verhältnisse", hält Spieß die Durchsetzung des Statuts immer noch für möglich. Schließlich sei ein "interessantes, unterhaltsames, informatives Programm nur mit motivierten, engagierten Mitarbeitern möglich." Das Statut würde "Friedhofsruhe durch lebendige Ruhe" ersetzen, glaubt die Journalistin: "Ein aufgeklärter Fürst würde es sofort unterschreiben."
DANIEL BRÖSSLER
BAD SCHWALBACH. Der bisherige, aufgrund eines Urteils des Bundesverwaltungsgerichtes jedoch amtsenthobene Landrat des Rheingau-Taunus-Kreises, Klaus Frietsch, wird weiter als Spitzenkandidat der SPD für die Kommunalwahl im kommenden Frühjahr zur Verfügung stehen.
Frietsch sagte am Mittwoch in Wiesbaden, er werde außerdem bei einer möglichst rasch anzuberaumenden Direktwahl zum Landrat (sie wird kurz nach der Kommunalwahl stattfinden) ebenfalls antreten.
Frietsch war zuvor vom Unterbezirksbeirat seiner Partei aufgefordert worden, ungeachtet der aus formalen Gründen erfolgten Amtsenthebung erneut zu kandidieren.
Der gelernte Kaufmann und Berufssoldat, der bis zum Herbst 1989 Bürgermeister von Oestrich-Winkel war, will die Zwischenzeit mit einem Job in der Privatwirtschaft überbrücken. -ke
Kulturdenkmäler warten auf viele Besucher "Tag der offenen Tür" am Bad Orber Gradierwerk und an zahlreichen anderen Orten
BAD ORB. Hessen größtes Gradierwerk steht in Bad Orb. Seit zwei Jahren ist das über 150 Meter lange Bauwerk ein Industriedenkmal. Rund vier Millionen Mark sind in den nächsten zwölf Jahren erforderlich, um die Holzkonstruktion von 1806 zu sanieren. Am Sonntag, 6. September, steht die einstige Salzgewinnungsanlage, die heute als Freiluftinhalatorium die Atemwege kurieren und den Kreislauf stabilisieren hilft, von 10 bis 17 Uhr zur Besichtigung frei. Dann können Besucher nicht nur die Wandelgänge im unteren Bereich nutzen, sondern dem Gradierwerk erstmals aufs Dach steigen. Im Zuge der ersten Ausbesserungsarbeiten ist dort ein Laufsteg abgesichert worden, der es ermöglicht, aus zehn Metern Höhe Hähne, Solekanäle und Reisigfelder zu betrachten. Weitere Informationen über die Sanierung des Gradierwerks vermitteln eine Fotoausstellung und die zuständigen Architekten. Die Geschichte der Saline kann zudem im Heimatmuseum anhand eines naturgetreuen Modells aus jener Zeit nachvollzogen werden, als rund um den heutigen Kurpark solche Anlagen standen.
Das Orber Gradierwerk ist nur eines von zahlreichen Bauwerken, das am Sonntag "Tag der offenen Tür für Kulturdenkmäler" in Hessen einen Tag lang zur Besichtigung geöffnet ist. Im benachbarten Kurort Bad Soden-Salmünster können das Alte Rathaus in Bad Soden (Rundgang 14 Uhr), das Huttenschloß, die Stolzenburg und die Kreuzigungsgruppe kostenlos besichtigt werden. In Biebergemünd-Wirtheim ist das alte Schloß von 15 bis 16 Uhr geöffnet, in Hasselroth-Niedermittlau können die evangelische Kirche mit dem Gemeindebackofen ab 12 Uhr besichtigt werden, in Langenselbold die Kirche (11 Uhr) sowie Schloß und Schloßpark (Führungen von 15 bis 16 Uhr).
In Linsengericht-Altenhaßlau ist das Teehaus von 14 bis 15 Uhr offen, in Maintal-Hochstadt das ehemaligen Hirtenhaus in der Hauptstraße von 14 bis 16 Uhr. Weitere Besichtigungsmöglichkeiten: das Schloß in Nidderau- Windecken, das Kloster in Schlüchtern mit Huttengruft und Andreasgruft sowie der Schloßpark in Ramholz (Führung um 11 Uhr). In Steinau ist die Katharinenkirche von 11 bis 13 und von 15 bis 17 Uhr geöffnet, das Schloß von 10 bis 12 und von 13 bis 17 Uhr.
Bereits am Samstag, 5. September, finden in diesem Zusammenhang zwei Konzerte statt. In der ehemaligen Synagoge in Gelnhausen gibt es um 16.30 Uhr ein Kammerkonzert mit Werken von Debussy, Beethoven und Brahms (Kartenvorverkauf unter Telefonnummer 0 60 51 / 82 00 54).
Im Kemenatensaal auf der Ronneburg erklingen um 19.30 Uhr Violine und Gitarre. Das Duo Kolundja-Grgic spielt unter anderem Werke von Tartini und Bach (Karten unter Telefon 0 60 48 / 71 80).
Am Sonntag beginnt um 17 Uhr in der Kirche St. Peter und Paul in Salmünster ein Konzert für Flöte und Harfe mit Werken von Bach, Spohr und Mozart. Karten können unter Telefon 0 60 56 / 1428 vorbestellt werden. jan
WALTER VAN ROSSUM
WETTERAUKREIS. Erste Kreisbeigeordnete Gila Gertz (Grüne) hofft, demnächst den Vertrag mit dem Dualen System Deutschland (DSD) über die Verwertung Wetterauer Abfälle abschließen zu können. Es zeichne sich ab, daß DSD rückwirkend ab dem 1. August dieses Jahres die getrennte Wertstoffsammlung finanzieren werde. Die "Gelben Säcke", in denen DSD selbst die mit dem Grünen Punkt markierten Verpackungen in den Haushalten sammelt, können laut Gertz "frühestens zum 1. Oktober" eingeführt werden. Noch ist aber die Abstimmungserklärung zwischen dem Wetteraukreis und dem DSD nicht unterzeichnet. Die kritischen Punkte bei den Vertragsverhandlungen sind die bestehende Getrenntsammelsystem im Wetteraukreis und die Müllverbrennung. Gila Gertz drängt darauf, daß DSD die vorhandenen Getrenntsammelsysteme übernimmt und das eine "thermische Verwertung", wie die Müllverbrennung vom DSD fein umschrieben wird, ausgeschlossen ist. ieb
ski FRANKFURT A. M. Angesichts der Diskussion über Zwangs- oder Deutschland-Anleihen und sonstige "unkonventionelle" Versuche zur Finanzierung der deutschen Einheit wundern sich Fachleute, daß Sparbemühungen in Bonn überhaupt keine Rolle mehr zu spielen scheinen. So meint Ernst-Moritz Lipp, Chefvolkswirt der Dresdner Bank, erste Priorität müßte eine "Operation 93" nach dem Vorbild der Haushaltssanierung vor und kurz nach der politischen Wende 1982 haben. Damals seien innerhalb von drei Jahren etwa 40 Milliarden Mark eingespart worden, was auf den aktuellen Etat übertragen rund 70 Milliarden entspräche. Angesetzt werden sollte dabei, so Lipp im Gespräch mit der FR, auf der "ganzen Breite" der Budgets. Beispielsweise habe der Sozialetat seinerzeit fast drei Jahre stagniert. Einsparungen seien ferner bei den Personalausgaben, etwa durch Stellenabbau im öffentlichen Dienst, denkbar. Beträchtliche Summen könnten durch das Kappen von Subventionen freigeschaufelt werden, und auch der Investitionshaushalt dürfe kein Tabu sein. Wegen des großen Bedarfs in Ostdeutschland müßten hier Kürzungen im Westen in Kauf genommen werden.
Von den derzeit vor allem von CDU/ CSU-Politikern erwogenen Finanzierungsmodellen hält Lipp nichts, wenngleich er anerkennt, daß jetzt offenbar "verteilungsverträgliche" Lösungen angestrebt würden. Eine Zwangsanleihe ist für den Banker zunächst ein "Etikettenschwindel", weil es sich faktisch um eine, wenn auch befristete und rückzahlbare, aber unverzinsliche Abgabenerhöhung handele. Die Finanzierung per Anleihe schaffe zudem die Illusion, daß aus der Verwendung der Mittel in absehbarer Zeit wieder Geld an den Staat zurückfließe, das er wiederum an die Zwangszeichner zurückgeben könne. Tatsächlich seien aber, wenn Einsparungen nicht reichten, "nicht rückzahlbare Beträge gefragt".
Die von Finanzminister Theo Waigel vorgeschlagene Variante einer steuerbefreiten Deutschland-Anleihe ist für Lipp zwar nicht von vornherein unvernünftig, aber "einfach inopportun" und verwirrend. Der Volkswirt erinnert daran, daß Bonn gerade erst die Steuerfreiheit für eine ähnliche Finanzierungsform, die in den fünfziger Jahren aufgelegten Sozialpfandbriefe zur Förderung des Wohnungsbaus, aufgehoben hat. Dies führte für die derzeitigen Inhaber dieser Papiere zu Kursverlusten von bis zu 40 Prozent, eine Verfassungsklage wegen des Wegfalls der Steuervorteile wird vorbereitet. Anleger dürften deshalb jetzt kaum darauf vertrauen wollen, daß die Steuerfreiheit einer Deutschland-Anleihe auf Dauer Bestand hätte. Wenn der Staat zusätzliche Einnahmen brauche, sollte er Lipp zufolge deshalb ehrlicherweise die Steuern erhöhen. Würde der stärkere Zugriff des Fiskus befristet, dann ließen sich die negativen Folgen für das Wachstum begrenzen. Vor diesem Hintergrund wäre es nach seiner Ansicht noch am sinnvollsten gewesen, den Solidaritätszuschlag zu verlängern. Dies sei aber wegen des den Politikern drohenden "Gesichtsverlustes" nicht geschehen.
In ein "Tollhaus" versetzt fühlt sich der Bremer Wirtschaftswissenschaftler Rudolf Hickel angesichts der derzeitigen finanzpolitischen Diskussion. Er weist darauf hin, daß der Schäuble-Plan einer "befristeten Abgabe mit Rückzahlungspflicht" Lohnsteuerzahler - etwa Facharbeiter - benachteiligen würde, die gar keine Möglichkeit haben, in Ostdeutschland zu investieren. Der "Alternativprofessor" hält zudem Zweifel an der Rückzahlung für angebracht. Er erinnert daran, daß in der Weimarer Republik schon einmal bei einer vergleichbaren Abgabe die entsprechende Verpflichtung per Reichstagsbeschluß aufgehoben worden sei. Hickel plädiert für eine zehnprozentige Ergänzungsabgabe auf die Einkommen- und Körperschaftsteuer über fünf Jahre mit Freigrenzen von 60 000/120 000 Mark (Ledige/Verheiratete).
Auch DIHT-Präsident Hans Peter Stihl lehnt die Anleihen-Pläne ab und fordert statt dessen bessere Strukturen im Osten. Es fehle nicht am Geld.
WESTLICHE STADTTEILE / MAIN- TAUNUS-KREIS. Der Einbruch auf dem Arbeitsmarkt wurde im August - normalerweise für Jobsuchende ein guter Monat - nur wenig gebremst. Vor allem Maschinen- und Anlagenbauer sowie Chemiearbeiter wurden entlassen. Im Bereich des Höchster Arbeitsamts nahm die Zahl der registrierten Arbeitslosen daher nur geringfügig von 5500 auf 5428 ab. Die Arbeitslosenquote beträgt 3,7 Prozent.
Der Leiter der Dienststelle, Arno Büdinger, sieht keinen Silberstreif am Job- Horizont: Er befürchtet vielmehr, daß zehn Prozent der Stellen im metallverarbeitenden Bereich und in der chemischen Industrie gefährdet sind, wenn sich die Konjunktur nicht bald erholt. Mit einem Aufschwung sei jedoch nicht zu rechnen, sagte der Experte gestern: "Der war schon für diesen Monat versprochen, ist aber nicht gekommen." Und das bleibe laut neuerer Prognosen voraussichtlich auch in den nächsten Monaten so.
Leidtragende dieser Entwicklung sind in erster Linie "ältere und langgediente Mitarbeiter", wie es im Lagebericht des Amts für den August heißt. Männer und Frauen Ende Fünfzig würden häufig "in beiderseitigem Einvernehmen" vorzeitig aus dem Produktionsprozeß entlassen. Da sie dem Stellenmarkt praktisch aber nicht mehr zur Verfügung stehen, erscheinen sie auch nicht mehr in der Statistik: Sie bleiben bei der Berechnung der Arbeitslosenquote unberücksichtigt.
In der Stupanusstraße sind auf diese Weise etwa 1000 "Arbeitssuchende" zusätzlich zu den "Arbeitslosen" registriert. Unter ihnen sind nicht nur ehemalige Mitarbeiter der Hoechst AG und anderer Firmen aus Krisenbranchen, sondern auch Asylsuchende, die arbeiten wollen, in Deutschland aber noch nicht beschäftigt waren. Sie würden erst dann zu "Arbeitslosen", wenn sie bereits eine Stelle gehabt hätten, erläuterte Büdinger.
Im Bereich Teilzeitkräfte wird die tatsächliche Zahl erwerbsloser Menschen weniger "frisiert": Dieser Stellenmarkt gilt nach wie vor als "äußerst günstig", wie es das Arbeitsamt sieht. Oder in Büdingers Worten: "Dieses Gewerbe floriert noch." Dennoch sind 681 Menschen, zumeist Frauen, auf der Suche nach einem Büro- oder anderen Dienstleistungsjob. Ähnlich rosige Perspektiven sieht der Dienststellenleiter nur noch für Auszubildende: Vor allem im gewerblichen Bereich gebe es viele Lehrstellen. dis
Die Fluglotsen auf Rhein-Main und später auch auf anderen deutschen Airports sollen künftig zugunsten von mehr Sicherheit im Flugverkehr entlastet werden. Die Bundesanstalt für Flugsicherung (BFS) in Frankfurt hat jetzt einen Entwicklungsauftrag an die Unisys Deutschland, Niederlassung Sulzbach im Taunus, für ein entsprechendes Software-System vergeben, das bereits einen Namen hat: "Short Term Conflict Alert System" (STCA). Anhand von Radardaten prüft das System laufend die horizontalen und vertikalen Abstände aller in der Flugsicherungsbezirkskontrolle erfaßten Flugbewegungen im Luftraum. Zudem sagt es dem Fluglotsen auf seinem Bildschirm die voraussichtlichen Flugwege der Flugzeuge für die nächsten Sekunden und Minuten voraus. Damit sollen gefährliche Situationen zwischen den Flugzeugen vermieden werden. Das System warnt außerdem vor Flugzeugen, die unbefugt in ein Flugbeschränkungsgebiet einzufliegen drohen.
Zunächst wird das System in den alten Bundesländern installiert. Ab Mitte 1994 soll es in vier Flugsicherungsregionalstellen, sechs Flugsicherungsstellen und im BFS-Schulungszentrum betriebsbereit sein.
Derweil wächst das neue Terminal II (Ost) dem Richtfest am 2. Oktober entgegen. Bei der Flughafen AG-Pressestelle formuliert man vorsichtig, das neue Terminal werde "voraussichtlich ab Herbst 1994 mit den beiden Hallen D und E zur Verfügung stehen", in denen jährlich zwölf Millionen Fluggäste abgefertigt werden sollen. Für eine spektakuläre Optik wird das Passagier-Transfer-System (PTS) sorgen, eine computerisierte Schienentechnik, die das alte Terminal I mitdem neuen verbinden wird: Die Trasse wird in und über den Gebäuden in 17 Metern Höhe verlaufen. Zum Richtfest sollen die Fundamente für die 4000 Meter lange Gleisanlage schon teilweise vorhanden und die ersten der 50 Stahlbetonstützen gesetzt sein.
Der PTS-Bahnhof ist im Rohbau. Das Terminal II hat drei unterirdische und sechs oberirdische Stockwerke. Fast vollendet ist das 34 000 Quadratmeter große Dach mit 7000 Quadratmetern Glasbauteilen, und auch die Glasfassaden (rund 47 000 Quadratmeter) sind zum großen Teil hochgezogen.
Richtfest feierte man Donnerstag am Neubau der Regionalstelle Frankfurt der Bundesanstalt für Flugsicherung in Langen (Kreis Offenbach). Sie soll von 1996 die Starts und Landungen auf Rhein- Main und die Flüge im Frankfurter Luftraum überwachen und kontrollieren.
Das Gebäude kostet 120 Millionen Mark, für Geräte und Installation in der 2330 Quadratmeter großen Technikzentrale wird noch einmal die gleiche Summe veranschlagt. amm
"Frauen nehmen sich die Stadt" - so der Titel der vom Frankfurter Frauenreferat organisierten "Frauenoffensive", einer Veranstaltungsreihe mit Aufforderungscharakter. Ein Anspruch, der vom Alltag der in der Stadt lebenden Frauen zumeist konterkariert wird. Denn: Frauen nehmen sich die Stadt nicht, sie ziehen sich, mehrheitlich, zurück. Spätestens in der Dämmerstunde wird die Stadt nicht zum Eroberungs-Raum unternehmungswilliger Frauen, sondern zum Angst-Raum.
Frauen, so haben die Mitarbeiterinnen des Frauenzentrums Bockenheim beobachtet, verzichten auf Theaterbesuch, Opernabonnement und abendliches Flanieren. Frauen, zumal ältere, bleiben zu Hause - und in der Isolation. Nachdem amtliche Projekte für sicheres Geleit, wie das lang favorisierte Frauen-Nachttaxi, vom regierenden Rotstift gestrichen wurden, will eine Initiative des Bockenheimer Frauenzentrums den sicheren Weg zu abendlichem Amüsement gewähren. Die Idee: Eine (weibliche) Begleitung für die Frauen - Anruf genügt.
"Frauen begleiten Frauen": Mit dieser Zielvorgabe haben sich bereits rund 20 Interessentinnen für den Service werben lassen. Deren Namen, in einer Kartei registriert, wird der Opernbesucherin, die allein sich nicht in die Innenstadt wagt, telefonisch vermittelt. Die Details für die gemeinsame Unternehmung auszuhandeln, ist Angelegenheit der Frauen.
Nicht zufällig entstand die Idee im Stadtteil Bockenheim. Denn in dem Viertel hinter der Warte, so die Frauenzentrums-Vorsitzende Marianne Romisch, ist der Bevölkerungsanteil gerade älterer Frauen hoch. Hier leben alte Frauen allein in ihren Wohnungen oder in Altenwohnanlagen. Sie als "Klientinnen" für ihren Begleitservice zu werben und damit aus der Isolation herauszuführen, ist ein Ziel der Initiative. Wie dringlich diese ist, belegt laut Marianne Romisch eine Beobachtung, die sie unlängst während eines Stadtteilgesprächs mit Frauendezernentin Margarethe Nimsch machte. Kaum hatte es 7 Uhr abends geschlagen, verabschiedeten sich die älteren Frauen fast überstürzt von der Plauderrunde.
Frauen, die sich an dem Projekt beteiligen wollen, melden sich beim Frauenzentrum Bockenheim, Falkstraße 28. Telefonnummer 70 85 28. sar
HANAU. Schwere Verletzungen hat am Dienstag gegen 11.40 Uhr eine 40 Jahre alte Radfahrerin davongetragen, die in der Kirchhofstraße in der Weststadt aus bislang unbekannten Gründen gegen ein geparktes Auto geprallt war.
Durch den Aufprall zog sie sich schwere Kopfverletzungen zu. are
spi DÜSSELDORF. Der Streit über die Übermacht der Kommunen beim Essener Energiekonzern RWE geht in eine neue Runde. Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz in Düsseldorf kündigt an, sie werde notfalls in einem Musterprozeß bis zur höchsten Instanz klären lassen, ob das geltende 20fache Stimmrecht der kommunalen Aktionäre noch durch das Aktienrecht gedeckt ist.
Das Privileg sichert gegenwärtig rund 60 Kreisen und Städten in der Hauptversammlung gut 60 Prozent der Stimmen, obwohl ihr Anteil am stimmberechtigten Kapital nur knapp 30 Prozent ausmacht. Die Kommunen hatten vor der Sommerpause einen Vorschlag des RWE-Vorstandes abgelehnt, die 1924 begründeten Sonderrechte aufzugeben. Rechtsgutachten beider Seiten waren zuvor zu genau gegensätzlichen Standpunkten gekommen.
Wie das geschäftsführende Vorstandsmitglied der Schutzvereinigung, Hans Peter Schreib, erläutert, hat seine Organisation bereits Mitte August ein Verfahren eingeleitet. Sie beantragte bei dem nach dem Aktiengesetz zuständigen Wirtschaftsministerium in Düsseldorf, das bei der letzten Kapitalerhöhung 1983 erneut eingeräumte Mehrfachstimmrecht ohne jeden Abfindungsanspruch der Betroffenen zu widerrufen. Lehne der Minister ab, werde man vor dem Verwaltungsgericht klagen. Ergänzend werde die Vereinigung bei der RWE-Hauptversammlung am 10. Dezember eine entsprechende Satzungsänderung beantragen.
Allerdings schätzt Schreib wegen der kommunalen Mehrheit seine Erfolgschancen auf der Hauptversammlung als gering ein. Er meint aber, daß dadurch dieses Sonderrecht auf breiterer Basis diskutiert werde. Bei Ablehnung des Antrages werde die Schutzvereinigung keine Anfechtungsklage einbringen. Sie wolle sich statt dessen auf den Musterprozeß konzentrieren. Im vergangenen Jahr hatte aber bereits ein anderer Aktionär angedroht, er wolle auf dem diesjährigen Aktionärstreffen die Satzungsänderung beantragen. Sollte er abgeschmettert werden, werde er vor Gericht ziehen.
Die Schutzvereinigung begründet ihre Initiative gegen den Sonderstatus der Gemeinden ähnlich wie der RWE-Vorstand: Der Konzern habe sich in den zurückliegenden Jahren vom reinen öffentlichen Stromversorger zu einem international ausgerichteten Großunternehmen mit sechs Geschäftsfeldern entwickelt. Es seien daher inzwischen die notwendigen "überwiegend gesamtwirtschaftlichen Belange" weggefallen, die nach Paragraph 12 des Aktiengesetzes notwendig sind, ausnahmsweise Mehrfach-Stimmrechte auf eine Aktie einzuräumen. Auch schade diese Konstruktion dem internationalen Ansehen der Gesellschaft.
Ein Theologe muß sich ins Leben einmischen. Das ist seine Verantwortung vor Gott, sagt der brasilianische Befreiungstheologe Leonardo Boff auf Seite 7.
OBERTSHAUSEN. Das Open-air-Konzert der Jusos am Samstag fällt aus, die Plakate in den Straßen sind umsonst geklebt. Wen trifft die Schuld? Ob dieser Frage ging es in Obertshausen gestern mächtig durcheinander.
Zum ersten Akt des Dramas: Die Jusos sagten morgens im Rathaus die Veranstaltung ab. Beschlossen hatten sie das am Abend zuvor. Beim Bäcker, Metzger, Getränkehändler und den vier Bands "haben wir schweren Herzens" abbestellt, sagte Juso-Vorsitzender Marco Caliendo und begründete: Die Stadt habe angeboten und schriftlich festgelegt, die transportable städtische Bühne mit Überdachung gegen eine Leihgebühr von 400 Mark am Freitag auf- und am Montag abzubauen. Für die drei Tage, die die Bühne dann am Waldfestplatz gestanden hätte, sollten die Jusos gewährleisten, daß sich niemand daran zu schaffen macht. "Das können wir nicht, wir können nicht drei Tage im Wald campieren, übernachten und aufpassen", sagte Caliendo zur FR. Außerdem habe man ihm im Bauhof bedeutet, samstags vier Leute zum Aufbau der Bühne zusammenzubekommen, sei schwierig, sagte Caliendo. Er verstand das als Absage.
Als Alternative habe der Bauhof angeboten, eine Bühne ohne Dach aufzubauen. Dies hätte am Samstag geschehen können, die Podeste wären dann am Sonntag wieder weggetragen worden. "Eine Nacht lang Wache schieben, das hätten wir in Kauf genommen", meinte Caliendo. Ein weiterer Vorteil dieser Lösung: Der Aufbau hätte sich um die Hälfte auf drei Stunden reduziert, und es wäre Dank der Mithilfe der Jusos nur ein städtischer Bediensteter vom Bauhof dafür notwendig gewesen statt vieren bei der Bühne mit Dach.
Aber eine Bühne ohne Dach ist nur bei schönem Wetter zu gebrauchen. Nach der Voraussage sieht es aber nicht nach purem Sonnenschein aus. Regen würde die zusammengeliehene Verstärker- und Lautsprecheranlage im Wert von etwa 30 000 Mark beschädigen, erklärte Caliendo, warum sich die Jungsozialisten dann doch dazu entschieden hätten, das Konzert abzusagen.
Der zweite Akt: Bürgermeister Josef Seib will sich den Schuh nicht anziehen. Nicht die Stadt sei daran schuld, wenn das Open air ausfalle, meinte er und mutmaßte: "Vielleicht haben die Jusos das Konzert nur wegen der miserablen Wettervorhersage abgesagt."
Seib jedenfalls "jagte" Gerhard Henderkes vom Bauhof telefonisch stundenlang hinterher, um herauszufinden, was dieser mit dem Juso-Vorsitzenden ausgehandelt hat. Und siehe da, selbstverständlich sei es möglich, die Bühne samt Dach erst samstags auf- und dann auch schon am Sonntag wieder abzubauen, erklärte der Bürgermeister; nachdem er mit Henderkes gesprochen hatte. Da hätte sich Caliendo doch nur an die Verwaltung wenden müssen, was er nicht getan habe, obwohl es an diesem Hinweis in der Vereinbarung der Stadt mit den Jusos nicht gemangelt habe.
Vor diesem Hinweis steht allerdings erst einmal drin, die Bühne solle Freitag auf- und Montag abgebaut werden. Nur wenn es da noch Fragen gäbe, sollten sich die Jusos ans Rathaus wenden. Sie haben sich an den Bauhof gewandt.
Das Ende: Obwohl es dem Bauhof offensichtlich doch möglich ist, den Wünschen der Jusos entgegenzukommen, wird es kein Konzert geben. Marco Caliendo: "Es ist einfach schon zu viel abgesagt." Die Obertshausener Jusos planen jetzt mit ihren Genossen aus anderen Kreiskommunen ein Konzert in einer Halle. Ob diese in Obertshausen stehen wird, wissen sie noch nicht.
PETER MÜLLER
Die "Schwarzen" greifen zum Rotstift: Sparetat '93
CDU will wieder Großbetriebe in die Kurstadt locken Von Stefan Kuhn BAD HOMBURG. Wahlkampfgeschenke soll es nicht geben. Die CDU strebt fürs kommende Jahr einen Sparhaushalt an. Bauprojekte sollen verschoben, Wünsche der Ortsteile und der Ämter gestrichen werden. So will die Union den Homburger Etat 1993 ohne Nettoneuverschuldung, aber auch ohne Steuererhöhungen finanzieren. Die Sozialausgaben sollen eventuell umgeschichtet, aber nicht beschnitten werden: "Wir wollen nichts abbauen". Auf diese Grundsätze hat sich die CDU-Fraktion festgelegt.
Welche Projekte konkret von den Einsparungen und Umschichtungen betroffen sind, ist noch nicht entschieden. Kämpfe innerhalb der Partei, aber auch mit dem Koalitionspartner FDP stehen somit noch aus.
Grund für die Sparpläne der CDU, die in Bad Homburg die größte Fraktion und den Stadtkämmerer stellt, ist laut Parteichef Bernd Hamer die "sehr viel schwierigere Haushaltslage als vor einem Jahr". So diagnostizieren die Christdemokraten "sehr deutliche Anzeichen" eines Abschwungs der bundesdeutschen Wirtschaft. Hamer rechnet mit bis zu 15 Prozent weniger Gewerbesteuer, "das kann bis zu zehn Millionen Mark ausmachen".
Zusätzlich belasten unter anderem die Folgen des neuen Finanzausgleiches im Land den städtischen Etat, so Hamer. Deshalb müsse Bad Homburg kommendes Jahr 6,5 Millionen Mark mehr als bisher für höhere Kreis- und Schulumlagen zahlen. Die Kreisumlage steige damit auf 24,5 Millionen, die Schulumlage auf acht Millionen Mark.
Hohe Sozialausgaben wie allein sechs Millionen Mark Personalkosten für die Kindergartenversorgung und vier Millionen Mark Folgekosten für das Seedammbad ("wenn das reicht") engen den finanziellen Spielraum laut Bernd Hamer weiter ein: "Es kann sein, daß wir nur noch zehn Millionen Mark statt früher 20 oder 30 Millionen freie Spitze haben."
Andere Städte würden bei solchen Aussichten noch jubeln. Für die Bad Homburger CDU-Spitze ist die neue Haushaltslage jedoch Vorzeichen dauerhafter Änderungen: "Wir gehen veränderten Zeiten entgegen."
"Lieber sparen als Steuererhöhungen", begründet Hamer den Kurs seiner Fraktion. Die CDU will keine Nettoneuverschuldung, oder in den Verhandlungen mit der FDP zumindest "die Neuverschuldung so niedrig wie möglich halten", steckt Fraktionschef Kaunzner die Pflökke. Die schon jetzt bekannten Wünsche aus den Ortsteilen und den Ämtern könnten daher nicht alle befriedigt werden.
"Wir müssen verstärkt wieder Gewerbeförderung betreiben", zieht Kaunzner einen weiteren Schluß aus der Finanzlage. Um die Einnahmen aus der Gewerbesteuer zu erhöhen, soll sich die Stadt bei freiwerdenden Gewerbeflächen künftig wieder mehr um die Ansiedlung von geldbringenden Großbetrieben bemühen. Dies ginge zu Lasten von Bürobauten, in denen sich vor allem kleine und mittelständische Unternehmen einmieten. Nur das Gebiet am Massenheimer Weg in Ober-Eschbach soll dem mittelständischen Firmen vorbehalten bleiben - soweit diese sich Preise von 800 Mark je Quadratmeter leisten können. Wegen der hohen Bodenpreise müssen die Bad Homburger jedoch keine produzierenden Fabriken mit Lärm und Abgasen fürchten: "Dazu ist das Gelände viel zu wertvoll."Streit nicht länger auf Kosten der Betroffenen Kreis will Übersiedlern jetzt Wohngeld vorstrecken
MAIN-TAUNUS-KREIS. Gerd Mehler (SPD) steht im Wort: "Für die Betroffenen ist das ausgestanden", kündigte der Erste Kreisbeigeordnete gestern im Gespräch mit der FR den Bewohnern des Hessischen Übergangswohnheimes für Aussiedler in Hochheim Hilfe an. Dort nämlich kursiert die Furcht vorm Gerichtsvollzieher: Das Land Hessen droht den Aussiedlern mit Pfändung, sollten sie ihre Miete weiterhin nicht bezahlen. In den vergangenen Tagen verschickte die Staatskasse Mahnungen. Und der Main- Taunus-Kreis weigerte sich bislang, den Aus- und Übersiedlern ein Wohngeld zu bezahlen. "Wir dürfen den Streit nicht länger auf dem Rücken der Betroffenen austragen", sagte Gerd Mehler. Kreis und Land liegen im Clinch, streiten, wer das Nutzungsentgelt für die Unterkunft im Heim vorstrecken muß. Das Sozialministerium hat per Erlaß dem Kreis von April diesen Jahres an die Sozialhilfe für die Aussiedler aufgebürdet - und damit auch die Zuständigkeit fürs Wohngeld. Doch der MTK spielte nicht mit. Mehler beruft sich auf eine Verordnung des Ministeriums vom Mai 1990. Demnach müsse bei Hilfsbedürftigkeit auf das Benutzungsentgelt verzichtet werden.
Im Regen indes steht beispielsweise Edmund Johann Patocska (wir berichteten). Der 62jährige Rumäne lebte bis vor einigen Wochen mit Frau und Sohn im Übergangswohnheim, bezieht Sozialhilfe bis er neue Arbeit gefunden hat oder der Antrag auf Rente beschieden ist. Bis April brauchte er sich nicht ums Entgelt zu kümmern: Das Land, Träger des Heimes, verbuchte den Mietzuschuß intern.
Dann aber kamen die Rechnungen. Kaum hatte das Land die Zuständigkeit an den Kreis abgewälzt, wurden die Aussiedler zur Kasse gebeten. Wie den Patocskas erging es weiteren 30 Familien im Wohnheim. Einige von ihnen bekamen vor wenigen Tagen erneut Post von der Staatskasse: Mahnungen für die Monate April und Mai. Sollte das Nutzungsentgelt nicht schleunigst bezahlt werden, droht die Behörde Pfändungen an.
Doch was sollen die Gerichtsvollzieher holen? Edmund Johann Patocska geht es wie dem nackten Mann, dem in die Tasche gegriffen werden soll. Mehr als ein Monatseinkommen schulde er inzwischen dem Staat. Doch zurückzahlen kann er erst, wenn er Arbeit gefunden hat oder Rente bezieht.
Im Prinzip sei eine Pfändung durchaus denkbar, sagt Klaus Klemer, Leiter des Heimes. Schließlich seien die Bewohner "entgeltpflichtig". Doch der Besuch der Vollstreckungsbeamten werde meist fruchtlos bleiben: "Da ist doch keine Habe da", betont Klemer. Doch diese "unglückliche Angelegenheit" wäre besser im Vorfeld geklärt worden.
"Das Problem ist erkannt", erklärt Siggi Richter, Sprecherin des Ministeriums für Frauen, Jugend und Sozialordnung. Gemeinsam mit dem Nachbarressort im Ministerium für Jugend, Familie und Gesundheit werde derzeit an einer Lösung gearbeitet, um die Sache friedlich beizulegen. Siggi Richter: "Das ist eine Frage der Bürokratie." Letztlich gehe es darum, wer das Entgelt vorstrecke. Im Heim brauche aber niemand Angst vor Pfändungen und Kuckucksklebern zu haben."
Gerd Mehler will die Betroffenen nicht länger in den Streit zwischen Kreis und Land einbeziehen. Der Kreis werde ab sofort das Wohngeld vorstrecken, kündigte er an. Die Auseinandersetzung mit dem Land allerdings gehe weiter.
Bereits vor einem Monat hatte der Kreis das Sozialministerium wegen einer "einvernehmlichen Regelung" angeschrieben. Mehler bat auch darum, auf Zwangsmaßnahmen gegen die Heimbewohner zu verzichten. Bis gestern lag keine Antwort vor. "Ich bin ziemlich sauer, daß sich da nicht auf unbürokratischem Weg geeinigt werden konnte." Für Mehler ist das ein Fall von "bescheuerter Bürokratie". kkü
Sechs Jahre benötigten die Tischtennis-Spielerinnen des Ping-Pong-Club Neu-Isenburg, um in die Hessenliga aufzusteigen. Doch nun hat es endlich geklappt. Das Team, welches 1987 komplett von der TGS Dietzenbach zum reinen Tischtennis-Verein PPC gewechselt war, mußte damals aufgrund des Vereinswechsels zurück in die Erste Verbandsliga. Aus Dietzenbach waren die Tischtennis-Spielerinnen abgewandert, weil sie sich mit dem Vorstand der TGS überworfen hatten. Nach der Zurückstufung um eine Spielklasse mußten die Neu-Neu- Isenburgerinnen die Erfahrung machen, daß ein Aufstieg schwieriger zu bewerkstelligen ist als der Klassenerhalt in der höheren Liga.
Doch genau hierauf beruhen auch die Hoffnungen der Neu-Isenburgerinnen, sich nun in der "zurückeroberten" Hessenliga halten zu können. Das Team um Mannschaftsführerin Angela Radtke, mit 46 Jahren die Seniorin, hat ein relativ junges Durchschnittsalter, doch die Akteurinnen verfügen durchaus über einige Erfahrung. Christine Kothmann (Nummer 1, 25 Jahre), Angela Radtke an Tisch drei, Heidi Batz (Nummer 5, 31 Jahre) und Rita Bunssen (Nummer 6, 30 Jahre) verfügen aus ihren Zeiten bei der TGS Dietzenbach über Hessenliga-Erfahrung. Die 29jährige Jutta Hafner, die an Tisch zwei eingesetzt wird, stieß vor zwei Jahren zum Team. Zu Beginn der vergangenen Saison schloß sich "Nesthäkchen" Andrea Hamm (Tisch vier, 18 Jahre) dem PPC an. Das Jung-Talent kam direkt aus der Jugend des TTC Langen in die Erste Verbandsliga und behauptete sich.
Wert legt die Mannschaftsführerin Angela Radtke auf die Feststellung, daß sechs Spielerinnen zum Team gehören, die zwar leistungsorientiert, aber doch im ständigen Wechsel eingesetzt werden. Im Vordergrund steht beim Frauen-Team des PPC die Harmonie untereinander und der Spaß am gemeinsamen Hobby. Das soll auch in der Hessenliga so bleiben.
Da sich die Einnahmequellen des reinen Tischtennis-Vereins auf die Beiträge der rund 100 Mitglieder und gelegentliche Veranstaltungen wie das traditionelle Hugenotten-Turnier beschränken, müssen die Spielerinnen ihre Fahrt- und Ausrüstungskosten weitgehend selbst tragen. Die Buchenbuschhalle steht dem PPC dienstags und freitags (ab 18 Uhr Jugend, ab 20 Uhr Erwachsene) zum Training zur Verfügung.
Dort tummeln sich auch fünf Männer- Mannschaften und der Nachwuchs. Aufstiegsambitionen hegt für die kommende Saison das erste Männer-Team, das (noch) in der Zweiten Verbandsliga angesiedelt ist. Durch die Zugänge des Regionalliga-Spielers Leo Weiß (Nummer 1) aus Nieder-Ursel und Kristian Schneider (Nummer 4), der aus Wildsachsen zurückkehrte, verstärkte sich das Team maßgeblich. Mit Klaus Kothmann (2), Harald Hechler (3), Andreas Batz (5) und Jürgen Krahn (6) stehen weitere etablierte Kräfte zur Verfügung.
Hierdurch darf sich auch die zweite Mannschaft in der Bezirksliga Aufstiegshoffnungen machen: Mit Jürgen Hartmann, Marcus Ritter und Bernd Wichlow stehen dort drei ehemalige Erstmannschafts-Spieler ihren Mann. In der Ersten Kreisliga sowie der Ersten und Zweiten Kreisklasse sind die weiteren Männer- Teams angesiedelt.
Daß der Kontakt zwischen den Teams und die Geselligkeit nicht zu kurz kommen, dafür sorgen nicht nur eheliche "Querverbindungen" zwischen Männer- und Frauen-Bereich. Der außersportliche Kontakt wird besonders im PPC-Clubheim in der Räumen der ehemaligen Stadtwerke gepflegt. Dort wurden die Tischtennis-Cracks von der Stadt untergebracht, nachdem ihre Vereinshalle dem Straßenbau zum Opfer gefallen war. Ein Spieler betätigt sich hier als Hobby-Wirt und auch ein paar Tischtennis-Platten stehen in diesen Räumen. Die werden weniger zum ernsthaften Training benutzt als "um den dritten Schoppen auszuspielen", erklärt Angela Radtke. Und das wird auch schon einmal mit dem Schuh getan, wenn gerade kein Schläger in der Nähe ist. Man nimmt eben nicht alles so "tierisch" ernst beim PPC. Wichtiger als der bedingungslose Erfolg ist das gute "Betriebsklima".
Diese Philosophie scheint anzukommen, denn seit einem Jahr gibt es ein zweites Frauen-Team, das auf Anhieb den Aufstieg und den Bezirkspokal-Sieg schaffte. Es ist ja nicht etwa so, daß der PPC überhaupt keine Erfolge erzielen wollte. Für die Frauen ist die Hessenliga jedoch vorerst die Endstation. Sie hegen keine höheren Ambitionen. Gerade ihnen fehlt es an Nachwuchs. Unter den Jugendlichen des PPC sind keine Mädchen ab 15 Jahren. Die haben offenbar andere Interessen. Angela Radtke weiß auch nicht so recht woran es liegt. Die Seniorin des Teams kann jedenfalls bestätigen, daß der Tischtennissport auch noch mit 46 Jahren noch nicht zur Routine wird.
"Auch ich zittere noch vor so manchem Spiel und werde nervös, wenn es eng wird oder eine Gegnerin mich beeindruckt", erklärt die Mannschaftsführerin. Doch gerade die Anforderungen im mentalen und psychologischen Bereich machen unter anderem den Reiz des Tischtennissports aus. "Tischtennis wird nicht nur mit der Hand gespielt", bestätigt Angela Radtke.
Im Duell mit dem kleinen Zelluloidball spielt der Kopf eine wichtige Rolle. Und außerdem kann man Tischtennis, zumindest beim PPC Neu-Isenburg, auch mit dem Schuh, der Bratpfanne oder dem Bierkrug einmal ausprobieren. jbp
Eine "harte Nuß" ist, nach Meinung des Vorsitzenden Helmut Kordwig, der nächste Gegner von Fußball-Landesligist Spvgg. Dietesheim. Gemeint ist die Spvgg. 1910 Langenselbold, die sich am Samstag (16 Uhr) am Wingertsweg vorstellt. Allerdings wären die Dietesheimer die ersten, die sich in dieser Saison an jener vermeintlich "harten Nuß" die Zähne ausbeißen würden. Die Langenselbolder verbuchen nach einem rigorosen Umbruch mit völlig neuformierter Mannschaft bisher nur 1:5-Punkte und gelten als "heißer" Anwärter auf einen Abstiegsplatz. Da auch die Dietesheimer mit 2:6- Zählern nicht gerade vom Erfolg verwöhnt wurden, dürfte zwischen den beiden Teams zumindest ein spannender Fight um die wichtigen Punkte entbrennen.
Helmut Kordwig, Dietesheims "Chef", gibt sich bedächtig: "Eigentlich müssen wir ja gewinnen, aber ein Punkt ist besser als garnichts", meinte er vor dem Duell der "Kellerkinder".
Besonders hapert es bei den Dietesheimern im Sturm, wo Kai Dymaszewsky, der noch etwa vier bis sechs Wochen wegen eines gebrochenen Zehs fehlen wird, schmerzlich vermißt wird. Weder Rosario Di Falco noch Mathias Becker erzielten eines der bisher geschossenen zwei Dietesheimer Tore.
Doch auch in der Abwehr haben die Dietesheimer Probleme: Libero Andreas Hofmann (Rekonvaleszent nach Kreuzbandriß) fehlt an allen Ecken und Enden, Jürgen Müller und Karl-Heinz Reinhard plagen sich mit Verletzungen herum. Müller wird wohl auch gegen Langenselbold auf Grund seiner Hüftbeschwerden nicht spielen können. Hinter dem Einsatz von Reinhard und Mittelfeldspieler Stephan Caselitz stehen dicke Fragezeichen. Die Verletztenmisere erklärt, warum Helmut Kordwig auch gegen den Abstiegskandidaten bereits mit "dem Spatz in Hand" zufrieden wäre. Er hält seinem Team auch zugute, daß im bisherigen Programm mit Klein-Karben, Italia Frankfurt und Bayern Alzenau drei "Hochkaräter" vertreten waren.
Was ihm für den Samstag gar nicht behagt: Die Gäste werden defensiv ausgerichtet ins Spiel gehen und auf Konterchancen lauern. Diese Spielweise jedoch bevorzugen eigentlich auch die Dietesheimer, werden auf eigenem Platz gegen Langenselbold jedoch wohl kaum drum herumkommen, das Spiel zu gestalten. "Die Selbolder werden uns dazu zwingen, das Spiel zu machen. Das liegt uns überhaupt nicht", erklärt der besorgte Vorsitzende. Nun ja, aber irgendeiner muß es ja tun, oder ? ina
FRANKFURT A. M., 2. September (FR). Im Alpenvorland noch Sonnenschein, trocken und Höchsttemperaturen zwischen 16 und 21 Grad, im übrigen Deutschland wechselnde Bewölkung und Schauer bei Höchsttemperaturen um 15 Grad, sagt das Wetteramt vorher. Aussichten: Windig, regnerisch, kühl. (Siehe auch Lokalteil)
VENEDIG bietet mit seinen Kuppeln und Türmen ein Panorama, das in zahllosen Abbildern rund um die Welt ging. Der vielleicht bekannteste Vedutenmaler, genannt Canaletto, hat es vor den Fotografen aller Länder verewigt. Gerade, wenn man vom Lido auf die Stadt mit dem Dogenpalast, den Danieli, der Dogana und Santa Maria Salute zufährt, liegt einem, auf der Meereshöhe, ein einzigartiges Stadtbild vor Augen.
Aber jetzt schlägt auf dem Lido, im Palazzo del cinema, ein anderer zu seinem Vedutenblick die Augen auf. In der Eingangssequenz (und auch später wiederholt) in seiner "Zweiten Heimat" läßt Edgar Reit über dem Kirchen-Kuppel-Panorama Münchens in Zeitraffergeschwindigkeit Abend & Morgen werden. Der Smog, der über der auch einmal "leuchtenden" Silhouette Münchens liegt, aquarelliert das Weichbild der Stadt an der Isar - ähnlich wie der Wasserdunst, der das Licht über Venedig diffus und "warm" macht.
Der Hunsrücker Reitz, der seit den 80iger Jahren in der Schwabinger Boheme lebt (& arbeitet), ist nach seiner großen epischen Recherche du temps perdu, seiner "Heimat"-Suche im fiktiven Hunsrückdorf Schabbach, nun zu dem Ort gelangt, in dem er erwachsen wurde: seiner "Zweiten Heimat".
Er ist einer der "Weggeher", die vielfach seine Simons aus der Hunsrück- Chronik vom 1. Weltkrieg bis zu den 60iger Jahren verlassen hatten: ob sie in den Krieg mußten, nach Berlin ausbüxten oder in die USA auswanderten. Manche kamen zurück, andere nur noch einmal auf Besuch.
"Hermännche", der jüngste Sohn der Familie, hatte sich am Ende der letzten Episode von "Heimat" zum Weggehen entschieden: weil er Künstler war und ihm die Mutter die erste (& größte) Liebe zu einer (älteren) Frau zerstörte. So verläßt er die "Heimat" - und nur ein Koffer (mit Kleidung, Gedichtmanuskripten und ersten Kompositionen) und seine Gitarre begleiten ihn auf dem Weg nach München. Dorthin hat ihn ein Musiklehrer einem Studienkollegen empfohlen, einem Juraprofessor, der aber mit dem angehenden Musiker, der sich an der Musikhochschule einschreibt, wenig anzufangen weiß.
Vor allem eine Unterkunft kann er ihm nicht verschaffen, womit die große Odyssee des Provinzlers schon im kleinen beginnt. Denn die verlassene ungarische Operettensängerin, die ihn als kommendes Genie bewundert und ihm ihr Herz ausschüttet, hält ihr Versprechen nicht. Das für ihn reservierte Zimmer braucht sie dann doch für einen späten Liebhaber; und liefe Hermann nicht zufällig ein Hunsrücker über den Weg, der als Jazzer nachts arbeitet, so daß er für diese Zeit Hermann seine Bruchbude bei einem Kohlenhändler überlassen kann - der junge Musiker säße auf der Straße.
Erst viel später findet er eine zeitweilige Dauerunterkunft in der Villa einer Verlagserbin. Sie setzt die Tradition ihrer Familie fort, die schon in den zwanziger Jahren für die damalige Bohème (Brecht & Feuchtwanger) ein offenes Haus hatte; später war es dann eines für die Nazi- Prominenz (ein "untergetauchtes Exemplar dieser Zeit streift noch umher); heute sind es Musiker und Filmemacher, die dort aus- und eingehen und ihre abgelehnten Filme sich selbst und ihren Freunden und Freundinnen vorführen. Zu ihnen gehört Hermann, der im Lauf seiner Streifzüge durch die Uni, die Lokale und Plätze zu einem immer größer werdenden Kreis von Möchtegerne-Künstlern und Talenten gestoßen ist.
Von den drei Schwüren, mit denen er Schabbach verließ - nicht mehr zurückzukehren, sich ganz der Musik zu widmen und sich nie mehr zu verlieben -, kann er den ersten leichthin halten. Der Musik widmet er sich auch, wenn der häufig abwesende Kompositionslehrer und die älteren Semester, die die Übungsräume okkupiert haben, es zulassen; aber kaum hat er die Musikhochschule betreten und mit dem traurigen Genie des überqualifizierten Juan aus Chile Freundschaft geschlossen, fällt sein Auge auf eine dunkelhaarige Cellistin. Daß sie Clarissa heißt - also ihr lateinisch nobilitierter Name sein schmerzhaft vermißtes Klärchen in ihm wiedererweckt - stiftet einen amour fou. Er verbindet beide in unglücklicher unerfüllter Liebe. Sie brennt um so schärfer, als Hermann für Clarissa ein Cello-Konzert schreibt, mit dem sie ihre Solisten-Karriere bestreitet - ohne daß der Komponist an dem Erfolg partizipieren könnte.
Hermanns Lebensweg ist jedoch für Reitz "nur" der rote Faden, mit dem er seinen bunten Erzählteppich durchwirkt. Die sechs Episoden (von 13!), jeweils zwischen 2 und 11/2 Stunden Länge, bei einer Gesamtlänge von 26 (!) Stunden, die zum Auftakt der Mostra gezeigt wurden - der Rest folgt in den kommenden Tagen -, lassen das Bauprinzip dieser "Zweiten Heimat" ahnen.
Chronologisch von 1960 bis 1970 fortschreitend, porträtiert Reitz das Dezennium in der Form sich kaleidoskopisch überschneidender Episodenkreise. Hermann wird als Zentralfigur alle durchwandern - aber der Erzähler & Regisseur in Personalunion wird sein fiktives Alter ego auch immer wieder zeitweilig aus den Augen verlieren, weil er die Lebens- & Liebesgeschichten der anderen innerhalb der Clique ins Auge faßt.
Erzählerisch "zoomt" er hin und zurück, holt Figuren am Rande ins Zentrum, bis sie zu Charakteren werden - wie der "Schwabing-Professor" Edel (besetzt: mit dem Schauspieler gleichen Namens: in persona, den er früh dahinscheiden läßt); oder die dunkelstimmige Evelyne, die auf der Suche nach ihrer verheimlichten Mutter zur Gruppe stößt und dort den vergammelten Ex-Lyriker und Ex- Mediziner Ansgar als Liebhaber findet und ihn bald an den Tod verliert - nicht ohne mit Ansgars bigott-spießigen Eltern konfrontiert zu werden: ein Porträt im Zwie- & Gegenlicht, das eine ganze Generationserfahrung in nuce beschwört.
Reitz' epischer Stil, der auch hier wieder, wie in "Heimat", zwischen Farbe und Schwarzweiß changiert, besitzt zweifellos die bereits schon "klassisch" erscheinende Triftigkeit und Geschlossenheit von "Heimat" nicht mehr. Die "Zweite Heimat", meinte ein französischer Kollege, sei denn doch eher eine "Seifenoper", also ein Münchner-Künstler-"Dallas"; aber die unverkennbare erste Enttäuschung über Reitz' neues Kino-Film-Fernseh-Epos kann vorschnell zu einer ungerechtfertigten Ausflucht werden, die sich dem neuen Stil dieses Erzählers, der sich hier ins Intimere, Privatere versenkt (und politische Zeitsynchronität eher blaß erscheinen läßt), zu Unrecht verweigert.
Natürlich kann ein Urteil über diese "Zweite Heimat" erst dann mit Aussicht auf Gerechtigkeit nur gewagt werden, wenn sie in toto durchmessen ist. Schon jetzt aber läßt sich sagen, daß Edgar Reitz ein künstlerisch reiches, stilistisch vielfältiges Werk in Gang gesetzt hat. Mag es "gesprächiger" sein, öfters mit Schuß/Gegenschuß arbeiten als "Heimat", so offenbart sich doch die epische Souveränität nicht nur im dicht oder lokker verknüpften episodischen Umgang seiner aus ihm hervorquellenden (Lebens-)Geschichten, sondern mehr noch in zahllosen scheinbar beiläufigen Blicken auf die Welt, in erzählerischen und ikonographischen Parallelismen und Montagen, die zeigen, daß hier einer sein Métier und sein Sujet meisterlich beherrscht. WOLFRAM SCHÜTTE
SCHWALBACH. Die Lage in der Hessischen Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge (HGU) in Schwalbach (Main- Taunus-Kreis) spitzt sich weiter zu. 235 neue Asylbewerber, die am Dienstag abend in die HGU gekommen waren, mußten die Nacht in den Fluren des Verwaltungsgebäudes verbringen.
Nach Angaben von Gerhard Müller, Pressesprecher des Regierungspräsidiums in Darmstadt, sei die HGU-Leitung zu diesem Schritt gezwungen gewesen, da die Gemeinschaftsunterkunft seit Wochen überfüllt sei.
Sämtliche Flüchtlinge, die nach Hessen kommen, werden zunächst in Schwalbach untergebracht. Danach werden sie auf die Kommunen oder eine der 32 HGU-Außenstellen verteilt.
In den Gebäuden der Schwalbacher Unterkunft ist nur Platz für 500 Menschen. Als sich der Zugangsdruck in den vergangenen Wochen erheblich verstärkte, ließ der Hessische Innenminister vor der HGU 12 Zelte aufstellen, in denen insgesamt 237 Flüchtlinge untergebracht sind.
Am Mittwoch vormittag trafen sich Vertreter der Landesregierung und des Regierungspräsidiums mit der HGU-Leitung in Schwalbach, um eine Lösung für die akute Notsituation zu finden. "Doch es gibt auf die Schnelle keine Plätze", so Müller. Die Flüchtlinge müßten mindestens eine weitere Nacht in den Fluren verbringen.
Nach Ansicht von Gerhard Mey, Flüchtlingspfarrer in der HGU, können die Probleme nur gelöst werden, wenn die Kommunen die vom Land vorgegebenen Flüchtlingsquoten erfüllen. Laut Gerhard Müller halten die Gemeinden gegenwärtig 4000 Plätze zu wenig bereit.
Das Hessische Innenministerium denkt darüber nach, Gemeinden über die Kommunalaufsicht dazu zu zwingen, Flüchtlinge aufzunehmen. fw
Der Vorsprung der Kids wird knapper. Bisher sind Vorschulkinder und Schüler noch die unbestrittenen Experten bei Videospielen, Musikclips und den neuesten Angeboten der Unterhaltungselektronik. Ihre Lehrer und Erzieher dagegen, "Pädagogen und Kulturarbeiter, wehren sich gegen die Vorlieben der Heranwachsenden", sagt Karin Dehnbostel, Dozentin für Medinpädagogik an der Fachhochschule für Sozialpädagogik Hamburg. "Für sie sind Konsumangebote und Medien grundsätzlich minderwertiger als ihre eigenen pädagogischen Angebote."
Damit diesem Zustand nun abgeholfen werde, initiierte das "Bildungswerk Medien e. V. Hamburg", sonst zuständig für Intensivkurse, Seminare und Kongresse, einen einjährigen Weiterbildungsgang für Erzieher/innen und Lehrer/innen. Schulsenatorin Rosemarie Raab und der Filmproduzent Gyula Trebitsch eröffneten jetzt den Modellstudiengang "Medien und Kulturarbeit für pädagogische Berufe" als bundesweit erstes Projekt dieser Art.
"Für die wissenschaftliche Begleitung", so informierte das Bildungswerk, "konnte der Medienwissenschaftler Heinz Hengst gewonnen werden." Die Medienpädagogik, so sagt er, zeige eine erhebliche Schlagseite bei der Praxis, nicht zuletzt, weil die Theoretiker immer zurückhaltender würden. Allenfalls bei Behördenanträgen würde noch auf theoretische Begründungen zurückgegriffen. Und so kommt es", so sagt er, "daß durch die Pädagogik noch immer der mediengeschädigte, passive, durch Medienpädagogik zu kurierende Heranwachsende geistert." Auch aus diesem Grund wurde das Weiterbildungsprojekt in einen Praxis- und Theorieteil gegliedert, der Kommunikationstheorie, Medienpolitik und Medienpädagogik umfaßt und in 160 Stunden pro Kurs vermittelt wird. Der praktische Teil mit 480 Stunden umfaßt die Fächer "Darstellendes Spiel und Dramaturgie", "Computer", Audio, Video und "Öffentlichkeitsarbeit" (mit wechselnden Expertenangeboten). Die ersten Kurse sind voll belegt. "Es gab Hunderte von Anfragen und die Eröffnung einer Warteliste", sagen die Organisatoren. Für den ersten Kurs lagen 60 Bewerbungen vor, davon wurden in Einzelgesprächen an zwei Tagen 24 Teilnehmer/innen ausgewählt, die am Montag, direkt nach der Pressekonferenz, mit der Ausbildung begannen.
Die nebenberuflichen Qualifikationskurse finden montags und dienstags in den Räumen der Fachschule für Sozialpädagogik in Hamburg-Altona statt. Hinzu kommen Experten-Workshops an Sonnabenden mit Künstlern und Spezialisten, und ein halber Praxistag. Damit sind "vier Studen begleitete Praxis am eigenen Arbeitsplatz in Schule, Kindertagesheim oder Kulturzentrum" gemeint. Die Weiterbildung ist kostenlos, die Freistellungen sind allerdings von den Teilnehmern selbst zu organisieren.
Das Modellvorhaben wird je zur Hälfte vom Bund und vom Hamburger Senat finanziert. Zur Zeit sind 775 000 Mark für Sach- und Personalkosten veranschlagt. Rosemarie Raab hofft, damit einen wichtigen Beitrag zur Orientierung von Kindern und Jugendlichen zu geben, in deren Alltagskultur die Nutzung von Fernsehen, Video und Computer eine immer größere Rolle spielt.
HEIDE-MARIE GÖBBEL
Wer im Westen unseres nun vereinigten Landes groß geworden ist, dessen Erfahrungen mit Grenzen sind unspektakulär: Gelangweilte Menschen in merkwürdigen Uniformen winken meist uninteressiert zum Weiterfahren. "Die Grenze, vom Elsaß aus betrachtet, erscheint wie eine Institution, die nicht hält, was sie verspricht", sagte Wolfgang Klotz, Geschäftsführer des "Palais Jalta" bei der Eröffnung der Ausstellung "Land ohne Übergang - Deutschlands neue Grenze", in der Bilder des (Ost-)Berliner Fotografen Joachim Richau gezeigt werden.
Richaus Gegenstand ist die deutsch-polnische Grenze, die "Oder-Neiße-Friedensgrenze", wie sie im Offizialdeutsch der DDR genannt wurde. Dem Ideal der Völkerverständigung diene diese Grenze, hieß es im Honecker-Land - das Aussehen der Grenze, wie Richau es zeigt, gibt beredtes Zeugnis vom grotesken Inhalt dieser Floskeln.
Die Bilder Richaus sind unspektakulär: Die Brücken über die Oder sind abgebrochen, eine Klaue aus Stahlbeton schwingt sich ins Nichts; Gleise sind stillgelegt und von Sand bedeckt; ein Grenzpfosten mit der Aufschrift "Polska" steckt im Uferschilf, kaum zu sehen und unbeachtet - da gibt es keinen Übergang zwischen den sozialistischen Bruderländern, da gibt es nur Abgrenzung, Ausgrenzung.
Richaus Bilder sind einfach und klar aufgebaut, oft nutzt er zufällige Elemente zu ironischen Kommentaren - etwa wenn er die auf eine Brücke gemalte Grenzlinie ihre Fortsetzung finden läßt in der Spiegelung von Telefonleitungen im Fluß; oder bei einer Brücke, die just dort aufhört, wo der Fluß beginnt, und die eine Aufschrift trägt "Nur für Fußgänger".
Der Fotograf bezieht gerne geometrische Strukturen ein in seine Bilder, wenn sie sich anbieten, bei Zäunen etwa oder Brückenkonstruktionen. Doch es überwiegt der Weitwinkelblick aufs Objekt.
Der Landschaft ist mit dieser Grenze gewalt angetan. Wer die deutsch-deutsche Grenze kennt, weiß um die Lebensumstände, die in solcher Landschaft gedeihen.
Der Abbruch der Brücken über den Fluß ist ein unübersehbares Zeichen für den Abbruch der Brücken in den Köpfen der Menschen - eine Saat von Fremdenfeindlichkeit, die heute aufgeht.
Die Ausstellung "Land ohne Übergang" ist noch bis zum 22. September im Palais Jalta, Bockenheimer Landstraße 102, zu sehen.
HOLGER G. EHLING
Präzis am ersten Tag seiner Amtszeit gastierte der neue Chefdirigent der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, Bernhard Klee, mit seinem Orchester im Großen Saal der Alten Oper. Auf dem Programm: die 2. Sinfonie "Mythen" von Volker David Kirchner und Johannes Brahmsens erstes Klavierkonzert in d-Moll.
Kirchners Werk für drei Frauenstimmen, großes Orchester und Tonband entstand 1991/92 im Auftrag des Rheingau-Musik-Festivals und wurde im vergangenen Juli in Wiesbaden uraufgeführt. In vier Sätzen wird Vergangenheit in Gestalt altnordischer Schicksalsgöttinnen ("Nornen"), altnordischer Underdogs ("Nifelheim") und jüdischer Opfer ("Shoa", "Shulamith") beschworen, mit Anspielungen auf Heinrich Heines Schlesische Weber und Paul Celans "Todesfuge" - und auf Richard Wagners mythische Muskdramen. Oft sehr dicht an ihren Vorbildern umspülen Anklänge die zumeist im Instrumentalen untergehenden Stimmen der drei Sängerinnen (Renate Duerkop, Janice Dixon, Martina Koppelstetter). Gewaltig wogt, wabert und poltert es von schwerem Blech und großen Trommeln, dazwischen klirrt, klappert und heult es aus den Lautsprechern, wenn "Webstuhlgeräusche", "Kettenrasseln" und "Menschengeschrei" rabiat eingestreut werden. Bei aller exaltierten Hochdruckdramatik bleibt Kirchners Musik immer weit entfernt von der Provokationsschwelle, dicht am Affektgestus spät- und neoromantischer Musik, deren Ausdrucksmittel in den wenigen Ruhepassagen vollends jeden neuzeitlichen Anstrich überlagern, in zarten Tönen endet der letzte Satz, so, als sei nichts gewesen und alles in Ordnung.
Weniger spektakulär aber intensiver, konnte das von Bernhard Klee sehr impulsiv und animierend dirigierte Orchester seine Klangkultur und Agilität entwickeln, in dem sinfonisch gewichtigen und komplexen Part des ersten Brahms-Klavierkonzertes, mit den der Komponist über einen Zeitraum von fünf Jahren hinweg beschäftigt, wenig zufrieden und schließlich erfolglos war. Als Persönlichkeitsbild ist das Werk sehr deutlich, spiegelt das junge Genie in seinen Ambivalenzen zwischen effektvoller Pose und wahrer Empfindung, zwischen Spieltrieb und altkluger Serenität, Genie und Schalk. Alles dies kam zum Vorschein, weil der Solist Christian Zacharias enorm nuanciert und emphatisch auch kleinste Regungen der Musik realisierte, dabei ingeniös unter den Tempobezeichnungen durchtauchend: Kein "maestoso", sondern "con brio", kein Adagio, sondern ein fließendes Andante, kein duckmäusrisches "ma non troppo", sondern "vivace". Bravo! V. L.
KARBEN. Mit Dank an die Kinder, Eltern und Erzieher, die mit der ersten Okarber Demo die Dringlichkeit einer neuen Kindertagesstätte ins Bewußtsein gerückt hätten, aber auch an die Planer und die Stadt begann Gabi Kloka, Vorsitzende des Stadtelternbeirates und Kinderbeauftragte der Stadt, die Feier zur Eröffnung der Kindertagesstätte Okarben. Bürgermeiser Detlev Engel (SPD) erwähnte, daß die Einrichtung für 64 Kinder 1,62 Millionen Mark gekostet hat. Trotz des neuen Angebotes bleiben die beiden bestehenden Gruppen im Kindergarten Rodheimer Weg bestehen.
Nach dem Eindruck der Elternsprecherin bietet die Kindertagesstätte alles, was notwendig ist, damit Kinder sich gemäß ihrer kindlichen Entwicklung entfalten können. Besonders gelungen erschienen ihr die Galerien und die Kinderküche, die kindliche Phantasie und Bewegungsfreude förderten.
Sehr wichtig ist aus der Sicht der Vorsitzenden des Stadtelternbeirates die Erweiterung des Hortplatzangebotes, das leider schon nicht mehr aureichend sei. Hessens Landesregierung propagiere die Gleichberechtigung der Frau im Berufsleben. Eine Voraussetzung dafür sei ein flächendeckendes Betreuungsangebot am Nachmittag. Wenn die Regierung ernst genommen werden wolle, so sei die neue Einrichtung eher als ein "Tropfen auf den heißen Stein" zu verstehen.
Gleichwohl könnten sich die Eltern in Karben glücklich schätzen, da es trotz des auffällig hohen Kinderanteils an der Bevölkerung keine langjährigen Wartezeiten für Kindergartenplätze gibt, sondern Platzzusagen für Dreijährige. Das werde auch von der Bundesfamilienminsiterin zur Umsetzung weiterer Gesetzesvorhaben angestrebt.
Wie der Bürgermeister weiter schilderte, hat die Stadt zusätzlich einen zwölf Meter breiten Geländestreifen gekauft, um ausreichend Abstand von der Wohnbebauung halten zu können. Aufgrund des mit den Klägern vor dem hessischen Verwaltungsgerichtshof gschlossenen Vergleichs wurden Veränderungen an den Außenanlagen erforderlich. So muß der Spielplatz mit einem Zaun und einer abschließbaren Tür unterteilt werden, damit der an die Kita grenzende Bereich ab 18 Uhr und der übrige Bereich ab 20 Uhr geschlossen werden kann.
Die Einrichtung wurde von Architekten des städtischen Hochbauamtes geplant und mit einer Regenwasseranlage für die Toiletten ausgestattet. de
BAD VILBEL. Etwa 1200 Personen erwartet der Heimatkreis Tepl-Petschau am Wochenende, 12./13. September, in Bad Vilbel. Das Programm des Bundestreffens, das der Vorsitzende des Heimatkreises, Karl Grüner, jetzt der Presse vorstellte, sieht am Samstag, 12. September, um 16.30 Uhr die Enthüllung des umstrittenen Gedenksteins nahe dem Kurhaus vor. Der Stein trägt die Aufschrift "Den Opfern der Gewalt, des Krieges und der Vertreibung" und soll, wie Grüner versicherte, auch wenn es nicht erwähnt sei, an die Versöhnung mit der tschechischen Bevölkerung in dem ehemals sudetendeutschen Landkreis Tepl-Petschau gemahnen. Die Wappen aus Eisenguß, die für den Gedenkstein vorgesehen sind, sollen erst im kommenden Jahr montiert werden.
Am gleichen Samstag um 19.30 Uhr ist in der eigens mit einem Teppich ausgelegten Sporthalle ein Volkstumsabend vorgesehen. Das Programm besteht aus Ansprachen, Musik und weiteren Darbietungen.
Am Sonntag vormittag sind Gottesdienste vorgesehen. Die Vilbeler Stadtkapelle tritt von 11 bis 12 Uhr in der Sporthalle auf. Anschließend sind Treffen aus den Gemeinden des heute tschechischen ehemaligen sudetendeutschen Landkreises geplant.
Grüner sagte der Presse, daß die früher im zweijährigen Rhythmus veranstalteten Heimattreffen künftig jährlich stattfinden sollen und zwar abwechselnd in Butzbach, als Patenstadt von Tepl und Bad Vilbel als Patin der Landkreises Tepl-Petschau. Vorsitzender Grüner plant für künftige Treffen, auch die Einladung von tschechischen Amtsträgern aus seiner Heimat. Dafür müsse er in den eigenen Reihen aber noch werben. Es dürfe nicht passieren, daß die tschechischen Gäste bei einer solchen öffentlichen Veranstaltung ausgepfiffen würden. (Lesen Sie dazu auch nebenstehenden Kommentar). hm
Der Hamburger Privatsender "Klassik- Radio" hat den Wortanteil seines Programms drastisch reduziert. Der größte Teil der etwa 20 freiberuflichen Reporter und Moderatoren erhält künftig keine Aufträge mehr. Bei dem bundesweit über Kabel zu empfangenden Sender sollen nur noch die am meisten gehörten Zeiten von 7 bis 10 Uhr und von 16 bis 19 Uhr sowie die "Wunschmusik" am Sonntag von den zwölf festangestellten Redakteuren moderiert werden. In der übrigen Zeit wird das Programm von einem Musikcomputer gesteuert. Mit dieser Programmänderung reagiert "Klassik-Radio" auf den gescheiterten Versuch, die Zahl der Werbekunden zu steigern. Nach Angaben des Geschäftsführers Manfred Kühn liegen die Einnahmen klar hinter den Planungen beim Programmstart vor knapp zwei Jahren.
Die Hoffnung des Senders, in diesem und im nächsten Jahr seine Buchungsumsätze deutlich erhöhen zu können, "ist durch die Media Analyse nicht bestätigt worden", räumt Kühn ein. Auch für 1993 sei aufgrund der Analyse-Resultate, die der Wirtschaft als Richtwert dienen, kein Anstieg bei den Werbeeinnahmen zu erwarten. Laut Media Analyse kommt "Klassik-Radio" in der Rubrik "Hörer gestern" auf 140 000 Hörer.
Der Privatsender Klassik-Radio, der sich mit seinen Programmen an "Kulturinteressierte" wendet, bemüht sich um weitere UKW-Frequenzen. "Wir sind dringlichst auf eine stärkere Antennenausstrahlung angewiesen", sagt Geschäftsführer Kühn. Als wichtigster Standort gilt Berlin, wo "Klassik-Radio" zweimal nicht berücksichtigt wurde.
Probleme sieht der Geschäftsführer auch im eigenen Hause, etwa bei der Akquirierung der Werbezeiten: "Wir müssen uns bemühen, mehr Kunden für die Zielgruppenwerbung und das Sponsoring zu finden." Man habe nicht vorausgesehen, wie schwierig es sei, die Werbewirtschaft für "Special-interest"-Rundfunkwerbung zu gewinnen. Obwohl "Klassik-Radio" weiter tief in den roten Zahlen steckt, planten die Gesellschafter - zu 51 Prozent die Bertelsmann-Tochter Ufa, mit kleineren Anteilen die Bertelsmann Music Group Ariola, die Polygram und der Spiegel Verlag - nicht die Einstellung des Senders, betont Kühn, der zugleich Geschäftsführer bei der Ufa ist. epd
OFFENBACH. Stadtbaurat Wilfried Kaib (SPD) gibt die Politik auf und geht in die private Wirtschaft. Das kündigte gestern der 45jährige Soziologe für fast alle überraschend auf seinem Geburtstagsempfang im Rathaus an. Wer sein neuer Arbeitgeber sein wird, sagte Kaib nicht. Er sagte nur: "Eine solche Chance bekommt man wahrscheinlich nicht mehr, wenn man 50 ist." Er werde jedoch weiter im Bereich Stadtplanung, Städte-, Wohnungs- und Gewerbebau tätig sein, allerdings nicht mehr in Offenbach. Kaib hob außerdem hervor, daß er alle seine Mandate in der Partei und in Aufsichtsräten aufgeben und auch keine neuen anstreben wird.
Kaibs sechsjährige Amtszeit läuft am 30. Oktober 1992 ebenso aus wie die von Kultur- und Schuldezernentin Dr. Ursula Beul (SPD). Über eine Wiederwahl der beiden Dezernenten ist sich die SPD/ CDU-Koalition noch nicht einig geworden. Wer Anfang 1994 Oberbürgermeister wird, sollen die Bürger im nächsten Jahr nach den Kommunalwahlen im März 1993 in Direktwahl entscheiden. In ihrem Bündnis-Papier allerdings vereinbarten die Koalitionäre, daß der sechsköpfige hauptamtliche Magistrat paritätisch besetzt werden soll. Das bedeutet: Entweder das Baudezernat oder das Kulturdezernat wird von der CDU besetzt.
Problem: Sowohl SPD als auch CDU beschlossen auf ihren Parteitagen, daß sie die Stadtplanung haben wollen. SPD- Parteivorsitzender Stephan Wildhirt, der pikanterweise auch Referent des Stadtbaurates ist, betonte gestern, daß die SPD an ihrem Anspruch auf die Stadtplanung festhält. Das erklärte ebenfalls Bürgermeister, Umwelt- und Verkehrsdezernent Klaus Bodensohn, auch stellvertrender CDU-Vorsitzender. Ihm, der vor Kaib und dem Grünen Thomas Schaller Stadtbaurat war, wird nachgesagt, diese Position gern wieder haben zu wollen. Gestern hat Bodensohn das dementiert.
Sowohl Wildhirt als auch Bodensohn erklärten gestern übereinstimmend, daß sich die Koalition in der Besetzung der beiden Positionen noch nicht einig ist. Neue Gespräche müßten geführt werden. Über die CDU-Forderung, den Magistrat aus Sparsamkeit von sechs auf vier Dezernate zu reduzieren, will die SPD nicht wieder reden. "Wir bestehen auf sechs Sitzen", sagte Wildhirt. Bodensohn ließ offen, ob die CDU nun nach der Abdankung von Kaib diese Forderung neu stellen wird.
Offen ist in der rot-schwarzen Koalition noch die Frage, wie lange Kaib und Beul im Amt bleiben sollen. Bislang wird noch darüber diskutiert, ob sie per Magistratsbeschluß - wie es die Hessische Gemeindeordnung (HGO) ermöglicht - beauftragt werden, bis nach den Kommunalwahlen im März ihr Amt kommissarisch weiter führen. Kaib deutete an, daß er bereit ist, drei Monate länger im Amt zu bleiben. Auch Schul-und Kulturdezernentin Beul hat erklärt, trotz ihrer angeschlagenen Gesundheit weiter zur Verfügung zu stehen.
Selbst enge Parteifreunde zeigten sich gestern über Kaibs Ankündigung, aus der Politik auszusteigen, völlig überrascht. Oberbürgermeister Wolfgang Reuter sagte: "Es tut mir leid, das zu hören, denn wir haben 20 Jahre lang gut zusammengearbeitet." Kaib, der auch sechs Jahre lang Lehrbeauftragter an der Universität war, sagte: "Das ist eine wohlüberlegte und eindeutige Entscheidung. Ich will mich einer neuen Herausforderung stellen." Ein Wechsel mindere bei ihm die Gefahr, zum Fachidioten zu werden. Er habe in den USA gelernt, daß der Wechsel zwischen Wissenschaft, Politik und Wirtschaft für ein Land von Vorteil ist.
Kaibs Geburtstagsrede klang wie eine Bilanz. Er lobte die Arbeit seiner sieben Ämter. Es sei ihm gelungen, aus einer hoheitsstaatlichen eine Leistungs- und Dienstleistungsverwaltung für Bürger, Bauherren, Investoren, und andere Behörden zu machen. Es erfülle ihn mit Stolz, daß seine Arbeitsweise über Offenbach hinaus Anerkennung gefunden und das Image der Stadt verbessert habe. lz
Der Fischadler läßt manchmal auf sich warten Ungewöhnliche Naturerlebnisse im Mecklenburger Müritz-Nationalpark
Boek, klein und beschaulich, erweist sich als idealer Ausgangspunkt für eine Tour durch den Nationalpark. Zwischen hier und Waren liegt das bedeutendste Naturschutzgebiet Deutschlands, das "Ostufer der Müritz", das den Kern des Müritz-Nationalparks bildet. 310 Quadratkilometer Fläche, miteingeschlossen ein ehemaliges Staatsjagdgebiet und ein noch unzugängliches militärisches Übungsgelände. Die Landschaft ist geprägt durch Wälder, Moore und 117 Seen, entstanden durch eine Eiszeit vor mehr als 10 000 Jahren. Im 12. Jahrhundert staute man das Flüßchen Müritz zum Binnensee auf, sieben Jahrhunderte später wurden große Gebiete wieder trockengelegt. Über 700 Pflanzenarten, die Hälfte davon gefährdet, dazu viele Hundert Schmetterlings- und Käferarten haben sich hier angesiedelt. Vor allem aber ist das Ostufer der Müritz Brutstätte für See- und Fischadler, für Kraniche, Wildgänse und Kormorane.
Zur Person:
IRMGARD GAERTNER, seit einigen Monaten Sozial- und Gesundheitssenatorin in Bremen, ist unter Druck geraten. Verschiedene Gremien fordern den Rücktritt der Sozialdemokratin, die früher als Sozialpolitikerin in Hessen gearbeitet hat. Bei der Diskussion um die Unterbringung obdachloser Drogensüchtiger im Nobel-Stadtteil Oberneuland hatte Frau Gaertner den Protest der Anwohner als Heuchelei bezeichnet und von Faschismus gesprochen. Die Anwohner fühlten sich beleidigt und nannten das "Publikumsbeschimpfung". Die von Frau Gaertner geleitete Behörde hat inzwischen die Unterbringung von Drogenabhängigen im Stadtteil Oberneuland beschlossen. Die Grünen-Senatorin Helga Trüpel wirft den Oberneulandern vor, sie würden das Drogenproblem einfach von sich wegschieben. (lw)
BAD NAUHEIM. Über die Ursachen von Depressionen und deren Heilungsmöglichkeiten referiert der Präsident des Deutschen Naturheilbundes, Dr. med. Johann Abele, am Freitag, 4. September, ab 19.30 Uhr im Bad Nauheimer Sportheim. Zu der öffentlichen Veranstaltung lädt der Naturheilverein Bad Nauheim-Friedberg alle Interessierten ein.
Nach Vereinsangaben erhält heute bereits jeder dritte Patient Medikamente gegen Depressionen. Darunter sind auch viele Kinder. Angesichts der steigenden Selbstmordraten in den zivilisierten Ländern und der Flucht in die Drogenwelt müsse man Depressionen als ein Hilfeschrei der Seele ansehen.
Der Vortrag von Dr. Johann Abele wird in die Gesamtproblematik einführen. str
Strafe muß sein, heißt es im Volksmund. Hat aber mit Rache nichts zu tun, sagt das Strafgesetz. Welchen Sinn also macht es, einen RAF-Hardliner wie Christian Klar, verurteilt zu einer der höchsten Freiheitsstrafen, die es in der Bundesrepublik je gab, noch einmal vor Gericht zu stellen? Zusammen mit seinem Intimfeind, dem so prominenten wie derangierten RAF-Aussteiger Peter-Jürgen Boock? Nicht nur die Verteidiger sind überzeugt, daß dieses neue Verfahren gegen die beiden "Lebenslänglichen" wegen Mordes und anderer Delikte im Zusammenhang mit einem Banküberfall in Zürich aus dem Jahre 1979 überflüssig ist. Auch Verfassungsschützer befürchten, daß in Stuttgart-Stammheim ein "Gespenster-Prozeß" ablaufen wird, auf den rechtlich gesehen verzichtet werden könnte.
Der Zweck der Strafe beschränkt sich nach rechtsstaatlichen Kriterien auf den Ausgleich von Schuld und die Möglichkeit zur Sühne. Der Gedanke der Prävention und der Abschreckung kann dabei eine Rolle spielen. Ein Muß allerdings stellt im neueren Strafrecht die Frage nach der Resozialisierung dar. Sie gilt als eines der wichtigsten Strafziele.
Selbst demjenigen, der zu lebenslanger Haft verurteilt ist, darf eine Perspektive für ein Leben in Freiheit nicht verwehrt werden. Nach 15 Jahren wird erstmals die Chance einer Entlassung geprüft, soweit die im Urteil niedergeschriebene "Schwere der Schuld" nicht dagegen steht. Das muß - natürlich - auch für Gefangene der "Rote Armee Fraktion" gelten.
An dieser Rechtslage kann auch eine neue Verurteilung von Boock und Klar wenig ändern. Dazu kommen könnte allenfalls die "Schwere der Schuld", festgeschrieben in der Urteilsbegründung. Denn ihre nachträgliche Feststellung akzeptieren die Obersten Richter in Karlsruhe nach jüngster Rechtsprechung nicht mehr.
Vor diesem Hintergrund vermutet der stellvertretende Leiter des Hamburger Verfassungsschutzes, Hartmut Ferse, eine "politische Motivation" auf Seiten der Bundesanwaltschaft, die die neue Anklage im Fall Boock und Klar betrieben hat. Ferse, der früher selbst als Staatsanwalt im Referat VII der Bundesanwaltschaft tätig war - also in jener Abteilung unter Leitung des früheren Bundesanwaltes Wolfgang Pfaff, die sich um ein alternatives RAF-Bekämpfungskonzept bemühte -, bezeichnet den "Erkenntniswert" in dem neuen Verfahren "gleich Null". Die Taten von Zürich seien dank der DDR-Aussteiger aufgeklärt.
Jetzt ginge es höchstens noch um die "individuelle Gerechtigkeit". Für vorrangig hält Ferse allerdings "eine politische Lösung" nach der Ankündigung der RAF, künftig auf Gewalt zu verzichten. Dies sei die Chance der Stunde. "Doch soweit denkt man in Karlsruhe gar nicht", rüffelt der heutige Verfassungsschützer die alte Kollegenschaft. "Was die Bundesanwaltschaft mit dieser Anklage macht, wirkt kontraproduktiv" - herbe Kritik an seinem Ex-Dienstherrn.
Tatsächlich wäre anderes machbar. Die Strafprozeßordnung bietet dazu den Paragraphen 154, der auf Antrag der Staatsanwaltschaft eine Einstellung ermöglicht. Vorausgesetzt, die zu erwartende Strafe fällt neben einer bereits verhängten, rechtskräftigen Strafe nicht mehr beträchtlich ins Gewicht. Oder aber die bereits ausgesprochene (oder zu erwartende) Strafe erscheint ausreichend, um auf den Täter "einzuwirken" oder "die Rechtsordnung zu verteidigen".
Im Prozeßalltag ist der "154" durchaus üblich. Schon aus prozeß-ökonomischen Gründen, wie es Juristen gerne ausdrücken, wird die Vorschrift herangezogen, um Justitia abzuspekken, Verfahren zu verkürzen, Gerichte zu entlasten. Das funktioniert nicht nur in Bagatellsachen, wo beispielsweise das Mitführen falscher Papiere nicht unbedingt verfolgt werden muß, weil der Beschuldigte wegen eines Bankraubes sowieso einige Jahre Knast einfangen wird.
Selbst bei Terroranschlägen der RAF hat § 154 schon einen weiteren Mordprozeß verhindert - im Fall Günter Sonnenbergs, der vor zwei Monaten aus der Haft entlassen wurde. Sonnenberg war bereits zu lebenslanger Haft wegen versuchten Mordes an zwei Polizeibeamten im baden-württembergischen Singen verurteilt, als sich Anfang der 80er Jahre eine weitere Anschuldigung präzisieren ließ. Auch am Attentat auf den damaligen Generalbundesanwalt Siegfried Buback im Jahre 1977 war Sonnenberg offenbar unmittelbar, als einer von drei Tätern, beteiligt. Die Beweislage wurde von der Bundesanwaltschaft als relativ sicher bezeichnet.
Doch den kranken Sonnenberg, der bei seiner Festnahme einen Kopfschuß erlitten hatte, wollte man nicht noch einmal auf der Anklagebank sehen. Die Bundesanwälte beantragten Einstellung nach Paragraph 154. Der Chef persönlich zeichnete ab: Kurt Rebmann, als Vertreter einer weichen Linie eigentlich unbekannt. Sein Nachfolger Alexander von Stahl sieht den Fall Sonnenberg heute, so sagte er der Frankfurter Rundschau, als "Ausnahme", begründet "in der Person und nicht in der Sache".
INGE GÜNTHER
Zu den sogenannten "vorbereitenden Maßnahmen" gehören auch ein neuer Container-Terminal der Bundesbahn in München-Riem, drei weitere Tunnelbauwerke auf der Brenner-Südrampe, die Modernisierung der Signaltechnik im gesamten Streckenbereich sowie der Ausbau der Güterabfertigungskapazitäten in Verona ("Quadrante Europa") und Bolo- gna. Immerhin sollen hier einmal 400 Züge pro Tag durchgeschleust werden.
Walter Laqueur: Europa auf dem Weg zur Weltmacht 1945 - 1992. Der Autor ist Direktor des Institute of Contemporary History and Wiener Library" in London. Aus dem Englischen. 48 DM. Kindler.
Antti Tuuri: Winterkrieg. Roman über das Jahr 1940. Aus dem Finnischen. Ca. 28 DM. Kiepenheuer Leipzig.
Irmgard Ackermann (Hrsg.): In zwei Sprachen leben - Berichte, Erzählungen und Gedichte von Ausländern. 12.80 DM. dtv.
. . . sagte der Kartenabreißer zu der Frau: "Ihr Ticket, bitte!" Die Frau sagte: "Ei, warum saache Se's dann net uff deutsch, junger Mann? Billjettsche haaßt des!" Der Mann, der hinter der Frau stand, sagte: "Billjett ist awwer Franzeesisch!" Der Mann, der hinter dem Mann stand, sagte: "Bei uns wohnt aaner am Haus, der is ganz etepedete! Der sacht Eitrittskart!"
. . . paßte die Frau den jungen Mann aus dem zweiten Stock ab, der immer mit dem Auto ins Büro fährt. Die Frau sagte: "Ghu Morrje, Herr Budjon! Könnte Se mich velleicht e Stickelsche mitnemme?" Der junge Mann aus dem zweiten Stock sagte: "Gebongt, Fraa Hawwermehl! Awwer bloß, wann Se sich ghud festhalte dhun! Ich fahr heut middem Rad!"
. . . erinnerten sich die Frauen an frühere Zeiten, und eine von ihnen sagte: "Da hat doch aach noch de aal Kramer gewohnt. Solche Fieß hat der gehabt!", und eine andere sagte: "Mach Bosse! Ei, des wär ja minnestens Schuhgröß fuffzich gewese!", und die erste sagte: "Möchlich! Uff alle Fäll hat der bei uns dehaam immer de Grassame ferr de Bleichwasem eigetrete!"
. . . bestaunten die Männer die mechanische Puppe, die im Schaufenster saß und unermüdlich den Hammer schwang. Einer der Männer sagte: "Also, so viel wie ich waaß, is des de Aanziche hier in de Gechend, der wo samsdaachs noch schaffe dhut!"
. . . sagte der Mann beim Schlüsseldienst: "Ich bräucht e Schlisselsche ferr des Schlößje!" - "Ferr solche Schlössjer gibt's kaa Schlüsselscher mehr!" - "Gehn Se fort! Hörn Se uff! Mei Fraa hat sich doch erst haamlich aans nachmache lasse!"
. . . erklärte der Mann vor dem Eisstand die Vorteile eines geordneten Familienbetriebs. Er sagte: "De Eisverkäufer is de Dschuljo. Wann's kalt werd, mächt der haam nach Nabboli, Sei Fraa, die Anschela, kimmt eruff un verkaaft Gliehwoi!"
. . . fragte der Junge, der an einem Aufsatz über sein schönstes Ferienerlebnis schrieb: "Baba, wie schreibt merr dann subber? Mit aam B odder mit zwaa?" Der Vater sagte: "Mit zwaa! Mit aam, des wär Dialekt!"
. . . fragte der Besucher den Hausherrn: "Ei, was is dann des ferr'n Spekdakel da unne?" - "Des? Des sin die Spangeberrjers! Die streite sich, wie's Wedder werd. De aa sachht, merr krieje Rääsche, de anner sacht, merr krieje Sonn!" Da verstummten plötzlich die Stimmen, und der Hausherr sagte: "Momentsche!" und ging hinunter, und als er zurückkam, meldete er dem Besucher: "Alles klar! Sie hawwe e Münz geschmisse! Merr krieje Rääsche!"
. . . sagte der Mann, der gerade ein Päckchen packte: "Der Babb dhut net babbe, Bawett!", und die Frau sagte: "Ei, wann der Babb net babbe dhut, dann nimmste en annere Babb!", und der Mann sagte: "Geh merr fort mit dem Babb! Ich nemm e Kerdelsche!"
FRANKFURT A. M. Wenn es so läuft, wie es derzeit bei den "Frankfurt Festen" in der Alten Oper zu erleben ist, dann haben alle diejenigen unrecht, die da behaupten, das Musikleben würde immer einseitiger und somit für den fleißigen Konzertbesucher wegen der vielen Reprisen immer langweiliger. Dem widersprechen übrigens auch die CD-Kataloge, die immer umfangreicher werden, gewiß auch wegen der 27. Einspielung von Mozarts "Kleiner Nachtmusik", ebenso gewiß aber auch wegen der Aufnahme von Raritäten. Es fehlt aber zunehmend am neugierigen Publikum, das bereit ist, ein Wagnis einzugehen, etwas zur Kenntnis zu nehmen, wovon es noch nie gehört hat, selbst wenn der Angelegenheit ein klares Konzept zugrunde liegt.
Im konkreten Falle ging es um ein Oratorium von Francesco Bartholomeo Conti (1681-1732), einem Zeitgenossen von Bach und Händel. Natürlich muß man Conti nicht kennen, aber die vielen leeren Plätze im Mozart Saal zeigten, daß viele von denen, die für Haydns "Schöpfung" nach Karten Schlange stehen würden, gar nicht gekommen waren. Man sollte Peter Handke bitten, eine "Publikumsbeschimpfung" für und gegen das Publikum zu schreiben. Sie ist notwendig geworden.
Das Management der "Frankfurt Feste" und die Gesellschaft der Freunde der Alten Oper haben einen Forschungsauftrag erteilt. Sie handelten klug, den Frankfurter Professor Michael Schneider damit zu betrauen, der freilich mit seiner Forschung einem Auftrag schon voraus war (wie hätte es auch anders gehen sollen?). Schneider hat ein Goldhändchen für Ausgrabungen, die guten Gewissens im Konzertleben plaziert werden können und nicht in irgendeinem Klangarchiv dahindämmern sollten. Bei seiner Goldgräberei zog es ihn schon mehrfach sehr erfolgreich nach Italien, und daher stammt der Florentiner Conti auch. Aber diesmal brauchte Schneider nur bis Wien zu gehen, um einen Schatz von einiger Bedeutung zu heben. Das Oratorium "David", eine "Azione Sacra" - eine "heilige Handlung" genannt, damit weder der Habsburger Hof noch die römische Kurie hätten auf den Gedanken verfallen können, es handle sich bei diesem dramatischen Bibelstoff um eine Oper. Denn das Werk sollte zur Fastenzeit aufgeführt werden - da aber waren "Opern" verboten. Wenigstens durften sie nicht so heißen.
Über die Inhalte selbst machte man sich offensichtlich weit weniger Gedanken, sonst könnte man im Falle von "David" mit Fug und Recht behaupten, es handle sich um eine Oper. Verschwörung, Gattenliebe, Familienzwist, Freundestreue, versuchter Mord, nur durch Eingreifen des Allerhöchsten verhindert: das hört sich eher nach handfester Politik an, denn nach heiliger Handlung. Man braucht nur die Bibel zu lesen, die Erzählungen über König Saul und David, um sich (abgesehen von einigen dramatischen Raffungen im Oratorienlibretto) über die Auswirkungen von konsequenter Machtpolitik zu informieren.
Für Bach wäre ein solches Thema überhaupt nicht in Frage gekommen, wahrscheinlich hätte er sich schon den Gedanken daran verbieten müssen. Selbst Händel hat sich trotz des liberalen englischen Staates nicht so weit aus dem ungesicherten Fenster gelehnt (welch rühmenswerte Idee der Dramaturgie der Frankfurt Feste, dessen themengleichen "Saul" zuvor aufs Programm zu setzen, aber schon hier streikte ja das Publikum) wie Conti, der die real existierenden Machtverhältnisse in kaum noch verhüllter Metaphorik inszenierte, sich dazu selbst noch dem Kreis der Interpreten zugesellte, Intrigen im besten Wiener Stil nachgestaltend: ein Opernstoff voll prallen Lebens, es muß den Komponisten, der ein Genie im Geldverdienen war, bedrückt haben, ihn nicht auf die Bühne bringen zu können, sondern nur in die Kirche, vielleicht auch in einen der Säle am Hofe. Tiefe Andacht dürfte indes beim Anhören trotz der ständigen Evokationen Gottes nicht entstanden sein.
Zur Aufführung: man hätte es gewiß erst nach gemachter Erfahrung diskutieren können, aber vielleicht wäre ein Kirchenraum der Aufführung förderlicher gewesen, als es der Mozart-Saal mit seiner nüchternen Atmosphäre sein konnte. Die Wölbungen eines sakralen Raumes hätten sicher eine Atmosphäre geschaffen, die dem Projekt bekömmlicher gewesen wäre. Das Problem der allzulangen, seitenlangen Rezitative wäre damit noch nicht gelöst gewesen. Immerhin hatte man es erkannt und bereits bei der Einführung auch offen diskutiert.
Musikalischer Purismus in Ehren - die Rezitative sind zweifellos von mitunter atemberaubender harmonischer Kühnheit, aber im Verlaufe von drei Stunden kommt es doch zu Wiederholungen und vor allem zu ermüdenden Längen. Das Verweilen in der Zeit war dem in der Fastenzeit wenig kulturelle Abwechslung findenden Publikum natürlich eher ein Bedürfnis als ein Druck, für uns Hektiker sind drei Stunden eine lange Zeit, auch wenn wir immer wieder und im zweiten Teil noch verdichtet mit akrobatischen, wahrlich halsbrecherischen Arien verwöhnt wurden, hinter denen selbst Mozarts Bravourarien vergleichsweise ein Schattendasein zu führen hätten. Es ist mehr als ein oder zehn Versuche wert, das Werk im Konzertbetrieb zu etablieren, aber einige Handlungsteile sollten einem Erzähler anvertraut werden, ohne daß deswegen die wirklich wesentlichen Rezitative gestrichen werden müßten. Die dramatische Wirkung der Partitur könnte damit nur verstärkt werden.
Die Mitwirkenden bildeten ein auffällig motiviertes, inspiriertes und homogenes Team. Die Sänger hatten sich wegen ihres rückhaltlosen und (stil)sicheren Einsatzes die Blumensträuße wirklich verdient: Saul, der Psychopath, hervorragend gestaltet von Werner-Volker Meyer (Bariton). David, dramatisch dicht, aber auch wieder seherisch gelassen gestaltet von Derek Lee Ragin (Counter). Abner, General Sauls, zwar von der Rolle, aber nicht von der Intensität her schwächer: Ralph Popken (Counter). Dagegen derGotthold Schwarz (Baß) als Falti, Vertrauter des Saul, ein wahrer Fiesling. Hervorragend Mechthild Bach als Mann Jonathan, ebenso bemerkenswert Barbara Schlick als Frau des David.
Geduldig erwartete der Chor seine sparsamen Auftritte (ob man diese nicht als fernes Ereignis bei weiteren Produktionen aus Lautsprechern abstrahlen könnte?), das Orchester "La Stagione" hielt seinen anstrengenden Part ebenfalls über die volle Distanz durch. Am Pult der Mann mit dem Goldhändchen, auch in dieser Situation erfolgreich.
KLAUS K. FÜLLER
KREIS OFFENBACH. "Ich bin jetzt wieder ich selbst und nicht mehr abhängig von der Sozialhilfe", sagt Cornelia P. Die 49jährige lebt mit ihrem Adoptivkind seit einigen Monaten von staatlicher Unterstützung. Ansprüche ans Arbeitsamt hat sie nicht mehr; ihr Ingenieurstudium in der DDR wurde hier nicht anerkannt. Als ihr Mann sie jetzt verließ, war sie ohne Einkommen. Cornelia P. nimmt an einem Qualifizierungskurs der Offenbacher Berufsbildungsstätte teil, deren Träger der Internationale Bund für Sozialarbeit (IB) ist.
Zwölf ehemals Arbeitslose werden demnächst ihre Arbeit aufnehmen. Bei verschiedenen Betrieben in der Region, als Bürokräfte, beim Offenbacher Wetteramt, als Portier in einem großen Hotel, als Küchenhilfe in einer Gaststätte oder in einem EDV-Unternehmen. Diese Woche führte sie der Kreis-Sozialdezernent Frank Kaufmann in der Berufsbildungsstätte in ihre neue Laufbahn ein und unterhielt sich mit ihnen über ihre Probleme.
Das Projekt des IB ist Teil des Programms "Hilfe zur Arbeit", unterscheidet sich allerdings dadurch, daß die Langzeitarbeitslosen nicht lediglich in Jobs vermittelt werden. Sie erhalten vielmehr eine spezifische Ausbildung, je nachdem, welche Fähigkeiten sie für eine neue Tätigkeit brauchen. Cornelia P. möchte gerne ins Büro; der IB wird sie in Computerkursen schulen. Ohne Kenntnisse in Textverarbeitung geht heute in fast keinem Büro mehr etwas. Ausbildung gibt es auch in den Bereichen Hauswirtschaft oder Ver- und Entsorgung - Anleitung zum Schweißen, Löten oder für einfache Untersuchungen im Labor.
So fit gemacht für die Berufswelt, können sie als Zusatzkräfte in verschiedenen Betrieben unterkommen; und wenn sie Glück haben, bald in eine Planstelle übernommen werden. Der IB sucht Unternehmen aus, die bereit sind, einen Projekt-Teilnehmer auf Probe einzustellen. Dafür bekommt die Firma zunächst die Lohnkosten erstattet - allerdings mit der Bedingung, möglichst bald zu prüfen, ob keine Festanstellung möglich ist.
"In einem Monat habe ich 32 Bewerbungen verschickt und keine einzige Zusage erhalten. Da ist man so gefrustet, daß man eine Sperre hat, sich weiter zu bewerben." Marianne K. hat bis Dezember vergangenen Jahres bei einer Zeitung gearbeitet, die Pleite machte. Als Freiberuflerin hatte sie mit 54 Jahren "keine Chance mehr". Zwar hat sie eine Ausbildung als Zahnarzthelferin, aber das ist so lange her, daß auch hier nichts mehr läuft. Über die IB-Qualifizierung will sie sich jetzt im Ledermuseum bewerben. "Dort könnte ich Führungen machen." Der Frust über Absagen auf ihre Bewerbungen ist bei den meisten Frust über Absagen groß. Deshalb wird in der Bildungsstätte zunächst auch einmal geübt, wie man sich richtig bewirbt, wie ein entsprechendes Schreiben zu formulieren ist und wie man sich im Vorstellungsgespräch verhält.
Einen ganz neuen Beruf wird Rüdiger F. ergreifen müssen. Vor zwei Jahren hatte der Kurierfahrer einen schweren Verkehrsunfall. Seitdem kann er nicht mehr lange im Auto sitzen. Durch HZA hat er "noch Hoffnung" auf einen neuen Arbeitsplatz. "Ich bin ja erst 38 Jahre alt."
Hochmotiviert wirken alle zwölf Neu-Einsteiger. Sie sind durchweg froh über das neue Angebot; im Gegensatz zum Arbeitsamt haben sie das Gefühl, daß sich jemand ernsthaft um ihre Schwierigkeiten kümmert. Auch wenn es vielleicht nicht bei jedem so dramatisch klingt wie bei Klaus D.: "Ich komme aus einer Langzeittherapie; ich war Alkoholiker. Wenn es diese Einrichtung hier nicht gäbe, ich weiß nicht, wie mein Leben jetzt aussehen würde. Ich sehe das als Sprungbrett, um wieder ein volles Mitglied in der Welt draußen zu werden."
DIRK FUHRIG Namen von der Redaktion geändert.
WETTERAUKREIS. Um den beruflichen Wiedereinstieg von Frauen kümmert sich der Verein "Frauen-Arbeit-Bildung", der von Wetterauer Frauen gemeinsam mit dem Frauenamt des Kreises ins Leben gerufen wurde. Im ländlichen Raum ist die Rückkehr in den Beruf für Frauen schwieriger als in großen Städten, weiß die Wetterauer Frauenbeauftragte Birgit Simon.
Auf dem Lande ist die Erziehung, Berufsplanung und Ausbildung von Frauen immer noch auf die Haus- und Familienarbeit ausgerichtet, stellt die Frauenbeauftragte fest. Eine langfristige Qualifizierung gebe es häufig nicht. Umschulungen seien meist auf Frauen ohne familiäre Bindung zugeschnitten. Frauen mit Familie seien oft auf geringfügige Beschäftigungen zurückgeworfen. Tradierte Rollenmuster führten zu Widerständen des Partners und der Familie sowie des sozialen Umfeldes gegen eine fundierte Ausbildung der Frau. Durch die unzureichenden Verkehrsanbindungen in der Wetterau seien Frauen nicht mobil genug. Die Nebenstellen des Arbeitsamtes Gießen seien überlastet und könnten deshalb Berufsrückkehrerinnen nicht kontinuierlich beraten. Dezentrale Arbeitsplätze könnten nur selten vermittelt werden.
Um all dem entgegenzuwirken, taten sich im Frühjahr dieses Jahres einige Wetterauer Frauen mit dem Frauenamt zu einer Arbeitsgruppe zusammen, aus der nun der eingetragene Verein "Frauen-Arbeit-Bildung" (FAB) entstanden ist. Der Verein will regionale und lokale Beschäftigungsintiativen ergreifen, berufsvorbereitende und berufspädagogische Begleitung anbieten, Frauen Möglichkeiten zum Wiedereinstieg ins Berufsleben eröffnen, außerschulische, berufsorientierte Bildungsarbeit für Frauen leisten, bei der Berufs- und Lebensplanung helfen, zur Berufsfortbildung und Umschulung beitragen, Beschäftigungsprojekte beraten und betreuen und Forschungsprojekte leiten.
Seine erste Beschäftigungsinitiative hat der Verein bereits ergriffen: Zehn Frauen soll als Betreiberinnen von Schulkiosken die Rückkehr ins Berufsleben eröffnet werden. Das Projekt wird vom Land Hessen über das Programm "Arbeit statt Sozialhilfe" finanziert. Die Arbeit in den Schulkiosken sei "einer hauswirtschaftlichen Tätigkeit angenähert und bietet somit Anknüpfungspunkte an bisherige Arbeitserfahrungen", so Birgit Simon. In "intensiven Lernblöcken" sollen den zehn Kioskbetreiberinnen "stabilisierende, motivierende und berufsorientierende Unterrichtsangebote" gemacht werden. Darüber hinaus sollen "Stützkurse" in Deutsch, Rechnen, Sozialkunde und Geschichte angeboten werden. Sozialpädagogische Begleitmaßnahmen sollen die Probleme der neuen Lebenssituation der Frauen aufgreifen. Andere Berufe sollen vorgestellt und durch Betriebsbesichtigungen und Praktika sollen Einblicke in deren Arbeitsalltag vermittelt werden, beschreibt die Frauenbeauftragte das Schulkiosk-Projekt.
Am 15. September wird eine ABM-Kraft ihre Arbeit für den Verein aufnehmen. Räume und aktive Mitstreiterinnen werden noch gesucht, ebenso Frauen, die den Verein durch ihre Mitgliedschaft unterstützen wollen. Nähere Inforamtionen gibt das Frauenamt des Wetteraukreises unter Tel. 06031/83868. ieb
Der TV Gelnhausen (2. Handball-Bundesliga Süd) zeigt weiterhin erstaunliche Frühform: Vier Tage nach dem Erfolg gegen Hajduk Split besiegte die Mannschaft den Schweizer Liga-Dritten und IHF-Pokalteilnehmer RTV Basel nach einer starken Leistung in der zweiten Halbzeit 22:17 (8:12). Dabei überragte Kapitän Martin Coors und erzielte neun Feldtore. Marian (4/3) und Grimm (3) trugen mit ihrer Sicherheit im Abschluß erheblich zum Erfolg bei.
Dagegen verlor der mit drei Bundesligaspielerinnen von Grünweiß Frankfurt verstärkte Regionalligist SG Bruchköbel gegen den kroatischen Meister Lokomotive Zagreb knapp 20:21 (6:12). Neben der in der ersten Halbzeit überragenden Torfrau Elke Müller und der nach der Pause nicht minder gut aufgelegten Schlußfrau Julia Voggenberger, ehemalige Frankfurter Grünweiß-Internationale, imponierten die Gastakteurinnen Heike Goslar, Urusla Unvericht (beide 3 Treffer) und Anspielerin Hanne Koch (2) sowie SGB- Nachwuchstalent Eva Klose, die ebenfalls drei Tore warf. hdp
BAD NAUHEIM. Wer möchte mit Hilfe von autogenem Training diverse Streßsituationen und psychosomatisch bedingte Krankheiten besser bewältigen? Die evangelischen Familienbildungsstätte Bad Nauheim bietet jetzt einen Kursus autogenes Training für Kinder von acht bis zehn Jahren und einen weiteren für Erwachsene an.
Ein Informationsabend für das autogene Kindertraining ist für Montag, 7. September, ab 20 Uhr in der Familienbildungsstätte (Frankfurter Straße 34) geplant. Der Kursus beginnt dann am darauffolgenden Montag, 14. September, um 17 Uhr. Am selben Tag treffen sich auch die Erwachsenen, jedoch erst um 20 Uhr.
Anmeldungen montags, dienstags und donnerstags von 9 bis 12 und von 14 bis 17 Uhr unter Tel. 0 60 31 / 9 19 76. str
Donnerstag, 3. September
Theater Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Non(n)sens" - Musical (Premiere).
Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: 20 Uhr, "Schrille Idylle".
Gallustheater, Krifteler Str. 55, Tel. 738 00 37: 20.30 Uhr, Tra Theater - "Mr. Pilks Irrenhaus".
TiB-Studiobühne, Bornheimer Landwehr 35, Tel. 493 05 03: 20.30 Uhr, "Geschlossene Gesellschaft".
Café Cult, Schillerpassage, Rahmhofstr. 2-4, Tel. 92 00 61 23: 21 Uhr, Compagnie Les Fusains - Pantomime.
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 u. 23.30 Uhr, Internationale Herbstrevue. Musik Alte Oper, Opernplatz, Tel. 13 400: Großer Saal: 20 Uhr, Deutsche Kammerphilharmonie - "Xenia".
Musikhochschule, Eschersheimer Landstr. 29-39: 20 Uhr, Philipp Vandré - Anarchic Harmony John Cage.
Batschkapp, Maybachstr. 24: 20 Uhr, Smashing Pumpkins.
Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, Disco.
Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Str. 18 a: 21.30 Uhr, James Blood Ulmer Blues Experience. Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, Obsidian.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, John Morrell.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Papa's Finest Boogie Band.
Spritzehaus, Gr. Rittergasse: 19 Uhr, The Runners.
Jazzkneipe, Berliner Str.: 22 Uhr, Piano George.
Negativ, Walter-Kolb-Str. 1: 20 Uhr, Redd Kross.
Café Plazz, Kirchplatz 8: 19.30 Uhr, Modern String Quartett.
Dorian Gray, Flughafen Frankfurt, Terminal C, Level 0: 21 Uhr, Synchronicity-Disco. Romanfabrik, Uhlandstr. 21: 19 Uhr, Jazz-Session.
Dreifaltigkeitsgemeinde, Funckstr. 10: 20 Uhr, Chor der Technischen Universität Breslau - Negro Spirituals. Literatur Literaturhaus, Bockenheimer Landstr. 102: 20 Uhr, Wort-Klang - "Auch Monde landen schließlich im Kehricht".
ha BRÜSSEL. 120 Tage vor dem Start des EG-Binnenmarkts am 1. Januar 1993 demonstriert der zuständige Brüsseler Kommissar Martin Bangemann Optimismus: "Ich habe Anlaß zu sagen, wir werden es schaffen." Allerdings bedauert der Politiker, daß einige Gesetzgebungslükken noch offen bleiben, die im nächsten Jahr geschlossen werden müßten.
Der von Bangemann vorgelegte letzte Halbjahresbericht der EG-Kommission zur Verwirklichung des Binnenmarktes stellt fest, daß 90 Prozent der vor sieben Jahren geplanten Richtlinien vom Ministerrat und dem Europa-Parlament verabschiedet seien. Davon seien rund drei Viertel in den zwölf Staaten in nationale Regelungen umgesetzt. Kritik äußert die Kommission jedoch unter anderem, weil
- Deutschland und Frankreich die "Kabotage" im Güterkraftverkehr (Dienstleistung eines Unternehmers in einem anderen Mitgliedstaat) noch ablehnen;
- Deutschland und England das Statut der "Europa-Aktiengesellschaft" durch gegensätzliche Positionen blockieren;
- Spanien die Umsetzung des Patentabkommens ohne Dänemark ablehnt;
- die Annäherung der Mehrwert- und Verbrauchssteuersätze durch Vorbehalte Frankreichs, Spaniens und Großbritanniens in der Luft hängt;
Intensive Arbeiten seien im Agrarministerrat noch beim Pflanzenschutz, in der Lebensmittelüberwachung und beim Abbau des Währungsgrenzausgleichs nötig, um die Aufhebung der entsprechenden Grenzkontrollen möglich zu machen, heißt es in dem Bericht. Ferner stehen noch Regelungen für Goldtransaktionen, medizinische Geräte, Ausfuhrkontrollen für Produkte mit militärischem und zivilem Verwendungszweck sowie für die Verbringung von Abfällen, radioaktiven Stoffen, Sprengstoffen und Vorprodukten für Drogen aus. Für die Unternehmen wird als wichtige Lücke die steuerliche Abzugsfähigkeit von Verlusten in anderen Mitgliedstaaten genannt.
Eine "pragmatische Lösung" will Bangemann mit London aushandeln, um wenigstens für EG-Bürger "reguläre Personenkontrollen" bei der Einreise nach Großbritannien auszuschließen. Entgegen seiner bisherigen Haltung denkt der Kommissar nicht mehr an eine Klage beim Europäischen Gerichtshof. Die britische Regierung vertritt als einzige den Standpunkt, daß die Beseitigung der Grenzkontrollen durch die "Europäische Akte" von 1986 nicht zwingend vorgeschrieben sei und führt als Grund die Bekämpfung illegaler Einwanderung ins Feld.
Nun wissen wir's: Das Fernsehen ist schuld an den Ausschreitungen in Rostock und anderswo. Das Fernsehen stiftet Kinder und Jugendliche zur Randale an. Raub, Mord, Totschlag - das ist schließlich der Stoff, aus dem heutzutage (zahlreiche) Fernsehprogramme und Videos gemacht werden. Brutale Handlungsmuster werden zuhauf angeboten. Jugendministerin Angela Merkel hat bei der Bundesprüfstelle nachgefragt, die sie erschreckende Zahl von mehr als 130 indizierten Filmen im Programmangebot dieses Jahres erhalten. Folglich sieht sie die Entwicklung von Kindern durch Fernsehgewalt gefährdet. Das erscheint alles ein wenig simpel, die Wirklichkeit ist um einiges komplexer. Den Zeitpunkt ihrer Erklärung hat die Unionspolitikerin jedoch geschickt gewählt - den Schwarzen Peter haben RTL plus und Sat 1. Natürlich hat die Ministerin recht, wenn sie die laxen Kontrollen der Landesmedienanstalten moniert. Doch deren Sanktionsmittel reichen bei weitem nicht aus. Dafür kann sie sich vor allem bei ihren Parteifreunden bedanken. Im Fernsehgeschäft regiert der Markt, die Union hat es so gewollt. Daß beim schärferen Wettbewerb auch die Grenzen von Anstand und Scham sinken, haben die Skeptiker zuvor geahnt und befürchtet.
So mies die Brutalo- und Pornostreifen, so abstoßend viele Videos und Computerspiele auch sind - Merkels Appelle für bessere Überwachung der TV-Kids und schärfere Überwachung der Programmanbieter dürften ungehört verhallen. Es sei denn, die Politiker entdeckten das Fernsehen als neuen Prügelknaben. is
Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 93); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); Lücke TPT - Gemeinschaftsbilder (bis 23. 9.); Oskar Kokoschka & Alma Mahler - "Die Puppe: Epilog einer Passion" (bis 18. 10.).
Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Szenenwechsel "7 neue Räume - Balkenhol, Flinzer, Slominiski, Artschwager/ Nauman/Ruscha/Trockel, Bayrle, Cahn, Klemm" (bis Okt./Dez.); Sonderausstellung "United Colors of Benetton" (bis 22. 9.).
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr, Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellungen "Urpferdchen und Krokodile - Messel vor 50 Millionen Jahren"; "Fossilien aus Libanon"; "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten".
Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, Sa., 14 Uhr, So., 11 Uhr, sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 33 71; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellung "Anne in Frankfurt" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Außereuropäisches Lauten - Werkzeug und Kunstwerk" (bis 4. 10.); Sonderausstellung "Werkstätten der Humanität - 250 Jahre Freimaurer in Frankfurt" (bis 6. 9.); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.
Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.
Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.
Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Schmuckausstellung "Antike" (bis Ende 92); Sonderausstellung "Goertz Design New York" (bis 20. 9.).
Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 2 12 - 3 88 30: Bibliothek Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr, Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I u. II; Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.
Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212-38471: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; Dauerausstellung "Von der Urhütte zum Wolkenkratzer"; "Moderne Architektur in Deutschland 1900-1950. Reform und Tradition" (bis 29. 11.); "Hans Scharoun"
Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.
Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer-, sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950).
Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/ Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 358 96: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Dauerausstellung.
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So. 10-17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellungen - "Fremdes Geld" & "Gold aus Mali" (bis 11. 10.).
Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Die Künstlerpostkarte - "Von den Anfängen bis zur Gegenwart" (bis 13. 9.).
Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Tel. 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Christoph Heinrich Kniep - "Zeichner an Goethes Seite (bis 27. 9.).
Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellungen "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts" und "Leben und Werk des Mundartautors und Satirikers Friedrich Stoltze; Sonderausstellung "Über Schnaken, Käwwern und immergrüne Blätter zum Gelbärgern - der Zeitungsmann Adolf Stoltze" (bis 30. 10.).
Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".
Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U-Bahn".
Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr, bei Fahrbetrieb 10 bis 17 Uhr, Fahrtag am 6. & 27. September. Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".
Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr; Ausstellung "Kinder aus Rußland zeichnen ,Struwwelpeter' neu" (bis 31. 10.).
Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche; Jörg Stein - "Calf - Installation" (bis 6. 9.).
Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.
Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr, Stefan Kiess - Frankfurter Architekturen (bis 1. 9.).
Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.
Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).
Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.
Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr.
Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.
Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann- Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.
Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do., 19 Uhr.
Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.
Galerie Paul Sties, Braubachstr. 12, Tel. 29 39 03: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Andreas Exner (bis 4. 9.).
Galerie Heussenstamm-Stiftung, Barckhausstr. 1-3, Tel. 72 46 67: Di. bis Fr., 16 bis 19 Uhr, Sa./So., 11 bis 13 Uhr, Raimon Ruhleder - Linolschnitte (bis 4. 9.).
Frankfurter Westend Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Leonardo Fretta, Romano Furlani, Albano Morandi (bis 5. 9.).
Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 741 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Künstler der Galerie (bis 5. 9.).
Galerie der Künstler, Barckhausstr. 1-3, Tel. 72 55 26: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Katja Lübke - "Zeichnungen" (bis 7. 9.).
Galerie Bernd Slutzky, Friedrichstr. 8, Tel., 72 39 40: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Walter Stöhrer - "Neue Radierungen" (bis 9. 9.).
Galerie Schwind, Braubachstr. 24, Tel. 28 70 72: Di. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Steffen Fischer (bis 12. 9.).
Galerie Woeller Paquet, Schneckenhofstr. 10, Tel. 62 38 19: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Kevin Coyne - "Big Fish and Silly Sausages" (bis 15. 9.).
Galerie Aurum, Oppenheimer Landstr. 42, Tel. 62 77 26: Di. bis Fr., 10 bis 12 Uhr und 14 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Künstler der Galerie - "Von Eins bis Zehn" (bis 19. 9.).
Galerie an der Galluswarte, Mainzer Landstr. 269, Tel. 730 60 00: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Gyjho Frank - Bilder; Armin Gehret - Farbige Zeichnungen; Karin Rahts-Dannemann - Malerei (bis 19. 9.).
Fotografie Forum, Leinwandhaus, Weckmarkt 17, Tel. 29 17 26: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr, Sa./So., 11 bis 17 Uhr, "Bilderlust" (bis 20. 9.).
Galerie Baby K., Hanauer Landstr. 139-145, Tel. 49 52 90: Mo. bis Fr., 15 bis 20 Uhr, István Geller, Zoltán Pal, Sándor Pinczehelyi & László Valko - Künstler aus Ungarn (bis 25. 9.).
Frankfurter Kunstkabinett, Börsenplatz 13-15, Tel. 28 10 85: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Stefan Plenkers - Gemälde und farbige Tuschen (bis 25. 9.).
Galerie Frank Hänel, Braubachstr. 26, Tel. 29 58 73: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, TERK (bis 26. 9.).
Galerei Meyer-Ellinger, Brönnerstr. 22, Tel. 29 29 94: Di. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, John Chamberlain - Arbeiten auf Papier (bis 26. 9.).
Kommunale Galerie im Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., bis 20 Uhr, Wolfgang Habel - "Bild Tafel - Tafel Bild" (bis 27. 9.).
Galerie Schneider, Gutleutstr. 94, Tel. 23 95 83: Di. bis Fr., 10 bis 12.30 Uhr & 14 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, 10 Jahre Galerie Schneider (bis 2. 10.).
Galerie Ulrich Gering, Textorstr. 91, Tel. 62 51 16: Di. bis Fr., 14 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Reinhard Behrens - "Bilder, Zeichnungen, Installation" (bis 2. 10.).
Galerie Timm Gierig, Weckmarkt 17, Tel. 28 71 11: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 14 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 17 Uhr, So., 12 bis 17 Uhr, Baschang, Hartlieb, Hitzler, Rink, Sartorius, Schultze, Wassermann - Zeichnung I.
Galerie Raphael, Grüneburgweg 86, Tel. 72 90 37: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Bilderzeugnisse der abstrakten Kunst (bis 24. 10.).
Galerie Art to Use, Eschersheimer Landstr. 5-7: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, "Style forms Function" (bis Ende Okt.).
L.A. Galerie, Fahrgasse 87, Tel. 28 86 87: Di., Mi., Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Do., 13 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 16, So., 14 bis 18, Eugenia de Olazabal - "Idolos & Espinas" (bis 31. 10.).
Galerie Urlass, Fahrgasse 19, Tel. 29 57 27: Di. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 13 Uhr, Darmstädter Künstlerkolonie, Wiener Werkstätte, Nürnberger Handwerkskunst, Bauhauskünstler u. a. - "Dialog der Formen - Metallkunst des 20. Jahrhunderts" (bis 31. 10.). Ausstellungen Frankfurter Kunstverein, Deutsche Bank, Große Gallusstr. 10-14: Schalteröffnungszeiten, Jahresgaben des Frankfurter Kunstvereins - eine Auswahl aus den Jahren 1981 bis 1992 (bis 4. 9.).
Forum der FRASPA, Töngesgasse 40, Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Brigitte Binzer - Malerei (bis 4. 9.).
Künstlerinitiative U4 frAnkfuRT, Berger Str. 329: Mi. und Fr., 19 bis 22 Uhr, Gudrun Jork / Klaus Bittner / Volker Staegmann - "U4 - Sommer / Installationen" (bis 4. 9.).
Zentralbibliothek, Zeil 17-23: Di. bis Fr., 10 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, "V.O.N. Nah und Fern - Verena, Oliver, Nurettin" (bis 5. 9.).
Karmeliterkloster, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., bis 20 Uhr, "Frankfurter Designer: Wilhelm Zimmermann" - Titel-Bilder-Plakate (bis 13. 9.); Ausstellung II "Barcelona Bars" - "Die Spitze des Eiswürfels" (bis 13. 9.).
Argentinisches Generalkonsulat, Wiesenhüttenplatz 26: 9 bis 13 Uhr, "Argentinien - Photographische Impressionen" (bis 10. 9.).
Berger Bücherstube, Marktstr. 15: Robert Gernhardt, "Zeichnungen" (bis 15. 9.).
Café Cult, Schillerpassage: tägl. 8 bis 1 Uhr, Gerd Kehrer - "Collagen" (bis 15. 9.).
Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., bis 18 Uhr, Sa., bis 17 Uhr, "Biographie und Lebenswerk Walter Fabian" (bis 17. 9.).
Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Adam Bujak - "Myterien - Fotografien" (bis 18. 9.).
Café Gegenwart, Berger Str. 6: Jafeth Mariani - "Neue Bilder - Avanspectiva" (bis 19. 9.).
Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4, Tel. 29 06 58 59: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr, Wolfgang Schmidt - "Plakate, typografische Gedichte, Schmidtbilder usw." (bis 20. 9.).
Stadtbücherei Gallus, Idsteiner Str. 65: Di. u. Do., 13 bis 19 Uhr, Mi. u. Fr., 13 bis 17 Uhr, Fotodokumentation "Frauen und Stadt konkret" (bis 20. 9.).
Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage, Tel. 28 17 94: täglich, 11 bis 17 Uhr; Jutta Heilmann - Aquarelle und Radierungen (bis 20. 9.).
Palais Jalta, Bockenheimer Landstr. 104: Mo. bis Fr., 10.30 bis 17 Uhr, Joachim Richau - "Land ohne Übergang - Deutschlands neue Grenze"/Fotografien (bis 25. 9.).
Stadtteilbücherei Bornheim, Arnsburger Str. 24: Di. bis Fr., 13 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Hasan Temitztürk - Kalligrafie (bis 26. 9.).
Café Läuft, Rohrbachstr.: So. bis Fr., 10 bis 24 Uhr, Sa., 10 bis 18 Uhr, Rainer Ruß - "Phantastische Gemälde - Kohle / Pastell / Kreide" (bis Ende Sept.).
Treffpunkt Rothschildpark, Oberlindau 20: 9 bis 12 Uhr, Mi., 15 bis 17 Uhr; Bilder behinderter Mitarbeiter der Praunheimer Werkstätten (bis Ende Sept.).
Romanfabrik, Uhlandstr. 21: Margot Lang - "Bilder in Pastellkreide u. Acryl" (bis Ende Sept.).
Gallustheater, Krifteler Str. 55: Di. bis Sa., 15 bis 18 Uhr u. zu den Veranstaltungen, Eckard Burk - Bilder eines Monats (bis 10. 10.).
Frankfurter Malakademie, Affentorhaus, Affentorplatz 1, Tel. 45 47 11: täglich, 17.30 bis 19.30 Uhr; Anne Engelbrecht und Mona Riehmers - Ölmalerei (bis 26. 10.).
Sozial- und Reha-Zentrum West, Alexanderstr. 92, Tel. 78 99 30: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, So., 14 bis 18 Uhr; Gick Isac Levy (bis Ende Oktober).
Buchladen "Land in Sicht", Rotteckstr. 13: Ladenöffnungszeiten, "Ein Fenster für John Cage" - Partituren, Bücher und Fotos von Manfred Leve (bis 31. 10.).
Buchladen "Land in Sicht", Rotteckstr. 13, Tel. 44 30 95: Ausstellung "Ein Fenster für John Cage" mit Partituren, Büchern und Fotos von Manfred Leve (bis 31. 10.).
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie West am Palmenhaus: "Pflanzenwelt Chiles - Flora silvestre de Chile" (bis 1. 11.).
Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".
Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).
Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30, Tel. 7 98 35 64: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, Fr. 10 bis 12 Uhr - "Von Mars(x)-Menschen und Superbirnen".
Das zweite Cage-Wochenende unter dem Titel "Zeit-Zeiten" thematisiert das Aufeinandertreffen verschiedener historischer Zeiten und Schichten im Werk des Komponisten: am Freitag, 4. September, um 22 Uhr, musiziert das Ensemble Modern unter der Leitung von Ingo Metzmacher im Großen Saal der Alten Oper; am Samstag, 5. September, hält Dieter Schnebel um 16 Uhr einen Vortrag mit dem Titel "Der fremde Cage"; im Anschluß daran um 20 Uhr spielt das Rundfunk-Sinfonie-Orchester Saarbrücken "Renga with Apartment House 1776" sowie zwei Uraufführungen. &blt; Orgelkonzert in der Katharinenkirche
Der Organist Martin Lücker gibt am Freitag, 4. September, um 20 Uhr ein Konzert in der Katharinenkirche an der Hauptwache. Es stehen Werke von Bach, Hambraeus, Frescobaldi, Ligeti und Messiaen auf dem Programm.
WIESBADEN. So hoch ging es in der hessischen SPD nicht mehr her, seit Hans Eichel 1989 Parteichef wurde. "Sehr lebhaft" findet ein Teilnehmer die Sitzung des "Landesausschusses" der Partei vom Dienstagabend, als alle wichtigen Leute versammelt waren. "Chaotisch" und "weit auseinanderklaffend", meint ein anderer. Als "engagiert und betroffen" beschreibt ein dritter die Stimmung. Dabei ging es, wie seit Tagen schon, nur um ein Thema: den SPD-Schwenk beim Asyl-Grundrecht, das sie jetzt unter bestimmten Bedingungen doch ändern will.
Seit Partei- und Regierungschef Eichel vor inzwischen zehn Tagen in einem FR-Interview den Positionswechsel der Bonner Parteispitze mitmachte, ist die Aufregung in der eigenen Partei groß. Und der Zufall will es, daß am Samstag im nordhessischen Baunatal der Jahresparteitag der Hessen-SPD stattfindet.
Für diesen Parteitag hat der Landesvorstand vor Wochenfrist einen "Leitantrag" verschickt, in dem an den Schwenk ersichtlich noch nicht gedacht ist. "Das Grundrecht auf Asyl darf nicht angetastet werden", heißt es dort lapidar. So schnell kann der Wind sich drehen. Die CDU hat diesen Satz am Mittwoch als "erbärmlich" und ein Zeichen für "Führungsunfähigkeit" Eichels bezeichnet.
Aber der weiß selbst, daß es bei dem einen Satz jetzt nicht mehr bleiben kann - und so wird hinter den Kulissen längst über eine neue Formulierung gesprochen und verhandelt. Erst unmittelbar zum Parteitag will der Landesvorstand sie nun vorlegen, und die Härte der Debatte zeigt schon jetzt: Wenn es zum Formelkompromiß nicht kommt, wird es öffentlich großen Krach geben - und vielleicht sogar trotz eines Kompromisses. Zwischen Kommunalpolitikern und Linken, zwischen Stadt und Land, Nord und Süd und wie sonst die politischen Meinungsgrenzen verlaufen.
Weil der Parteitag nun einmal angesetzt ist, fällt manchen "Wegducken" doppelt schwer. Zwar gibt es Bestrebungen, das Thema Asyl erst ganz am Ende zu plazieren, wenn viele schon gehen und niemand mehr große Debatten sucht. Dann aber müßten vorher Stunden mit einem anderen Thema, der Verkehrspolitik, verbracht werden, wo Verkehrsminister Ernst Welteke sich schon im Vorfeld redlich und nicht ganz ohne Eichels Unterstützung um die Abschwächung von radikalen Forderungen (etwa: schnelles Einbringen eines ÖPNV-Gesetzes, "Nahverkehrsabgabe") gewehrt hat - während alle doch nur an den Asyl-Streit denken. Die SPD würde sich selbst nicht mehr ernst nehmen.
In der Parteispitze wird nun am Formelkompromiß gearbeitet, und dafür gibt es eine Reihe von Vorlagen. So hat der Bezirksbeirat Hessen-Süd beschlossen, es gebe "keine Erkenntnis, daß eine Änderung des Asylartikels die tatsächlichen Probleme lösen würde".
Eine Änderung hat er gleichwohl aber nicht kategorisch ausgeschlossen. Das wiederum fordern nach wie vor die Linken.
Die Jungsozialisten wollen beim Parteitag gegen das Zurückweichen der SPD- Spitze antreten, und in einem Papier aus dem Kreisverband Gießen heißt es (ohne Namensnennung): "Wer medienwirksam durch unausgegorene Vorschläge das Grundrecht auf Asyl zur Diskussion stellt, opfert ohne Not SPD-Positionen."
Selbst der SPD-Vorstand Hessen-Nord, gemeinhin als Hort des rechten Parteiflügels wahrgenommen, hat zu gewissem Unmut des Bezirksvorsitzenden Herbert Günther einen Beschluß gefaßt, in dem es heißt: "Jede Änderung des Grundgesetzes mit dem Ziel, die Möglichkeiten zur Abweisung an der Grenze auszuweiten, die Rechtsweggarantie abzuschaffen oder an die Stelle des Individualgrundrechts eine bloße Institutsgarantie zu setzen, wird abgelehnt."
Landtags-Fraktionschef Lothar Klemm hat in seiner Fraktion eine Linie beschließen lassen, die strikte Bedingungen (Einwanderungsrecht, Altfallregelung etc.) vor eine Gesprächsbereitschaft der SPD zum Grundrecht setzt - und auf diesem Hintergrund hat auch Eichel sich zuletzt vor dem Landtag wieder etwas vom vorbehaltlosen Begrüßen der Bonner Linie abgesetzt. Schließlich will die SPD- Bundestagsfraktion inzwischen schon die Grundgesetzänderung vorbereiten, während von den hessischen "Bedingungen" in Bonn wenig die Rede ist.
Interessant an der Debatte ist auch, wer inzwischen für was steht. Der Kasseler Landrat Udo Schlitzberger und Parteichef Eichel, beide früher dem linken Flügel zugerechnet, waren am Dienstagabend im Landesausschuß nach Teilnehmerberichten bei den Pragmatikern im Sinne des Bonner Schwenks. Wohnungsbauminister Jörg Jordan, ebenfalls als "Linker" in der Parteigeographie eingeordnet, war einer ihrer schärfsten Kritiker. Während die Jungsozialisten der Parteispitze "Umfallen" vorhielten, lobte Landrat Schlitzberger eine Art "Befreiungsschlag". Die "Basiswahrnehmung" ist in der Asylpolitik eben sehr kontrovers.
Der südhessische Vize-Parteichef Gernot Grumbach hielt Eichel vor, bei seinem FR-Interview "im Stil" Ähnlichkeiten mit Parteichef Björn Engholm zu entwickeln. Und die Linken stört auch, daß selbst Eichels Begründung für die Notwendigkeit eines Einwanderungsgesetzes immer deutlicher nach "das Boot ist voll" klingt: Vor allem Begrenzungen will der Parteichef durch ein solches Gesetz erreichen.
Günther auf der anderen Seite, der nordhessische Parteichef, ist sichtlich zufrieden damit, wie Eichel jetzt den "Einigungszwang" der beiden großen politischen Lager betont. Günther sähe durchaus eine (wenn auch geringe) Entlastungswirkung durch eine Grundgesetzergänzung, was aber von fast allen in der SPD weiter bestritten wird, die nur das taktische Entgegenkommen gegenüber der Union in Kauf nehmen wollen.
Und Günther deutet auch an, daß nach seiner Einschätzung bei den absehbaren neuen Flüchtlingsströmen selbst das Individualrecht auf Asyl künftig in Frage stehen könnte, selbst wenn es zum Preis einer Grundgesetzänderung jetzt noch einmal für eine Weile verteidigt werden könne.
Der Formelkompromiß, den Fraktionschef Klemm und Geschäftsführer Norbert Schmitt bis zum Parteitag vorbereiten, soll nun die Garantie des Individualrechts auf Asyl für Verfolgte auf jeden Fall umfassen und die hessischen Bedingungen für eine Grundgesetzergänzung ansonsten hochschrauben.
Doch selbst wenn es dann zu einer breiten hessischen Parteitagsmehrheit kommen sollte: Das Problem hinter dem Problem, die Frage nach der Strategie der SPD gegenüber der CDU (Bereitschaft zur großen Koalition oder nicht?), wird damit nur ganz vorsichtig und verdeckt in einem kleinen Detail angesprochen worden sein.
Die Linie der Bundes-SPD zum Asylrecht wird sowieso erst von einem Bundesparteitag festgelegt werden, mit dem auch in Hessen inzwischen alle rechnen. Aber die Landesebene ist - Formeln hin, Flügel her - jetzt erstmals spürbar mit der großen offenen Bonner Strategiefrage konfrontiert worden.
Deshalb vollzieht sich auch in Hessens SPD zur Zeit mehr als nur eine Insider- Diskussion über Spiegelstriche, wie es auf den ersten Blick scheint.
RICHARD MENG
ojw BERLIN, 2. September. Nach Daimler-Benz kommt womöglich auch Sony der Grundstückskauf am Potsdamer Platz aus dem Jahr 1990 teurer zu stehen. Nachdem der Stuttgarter Konzern nach dem Willen der EG 33,8 Millionen Mark nachzahlen soll, hat jetzt der Gutachterausschuß der Senatsbauverwaltung im Auftrag der EG für Sonys "Filetstück", das 31 000 Quadratmeter umfaßt, einen Grundstückswert von 260 Millionen Mark ermittelt. Gezahlt hatte Sony 101,1 Millionen Mark, was eine Differenz von fast 160 Millionen ausmacht.
Diesem Gutachter-Ergebnis widersprach der japanische Konzern am Mittwoch. Gegenstand des Vertrags mit dem Land Berlin seien nicht nur der reine Grundstücks-Kaufpreis gewesen, sondern auch Verpflichtungen, die Sony darüberhinaus eingegangen sei. So werde der Konzern unter anderem das auf dem Areal gelegene frühere Hotel Esplanade restaurieren und ein geplantes Filmhaus mit 122 Millionen Mark subventionieren. Rechne man die vereinbarten Zusatzleistungen zusammen, koste Sony das Gelände in Wirklichkeit 333 Millionen Mark.
BAD NAUHEIM. Kinder, die sehr wenig oder qualitativ wenig Gesundes essen, können Eltern ganz schön zur Verzweiflung bringen.
Deshalb lädt die evangelische Familienbildungsstätte jetzt alle Eltern zu einem Gesprächskreis ein.
Nach dem Kennenlernen gibt es während des zweiten Abends praktische Anregungen für eine phantasievolle Gestaltung des Essens in der Familie.
Der drei mal drei Stunden umfassende Kursus beginnt am Donnerstag, 17. September, ab 18.30 Uhr in der Familienbildungsstätte in der Frankfurter Straße 34.
Anmeldungen nehmen der telefonische Anrufbeantworter der Begegnnungsstätte (Tel. 0 60 32 / 7 12 88) und Frau Feuerbach (Tel. 0 60 34 / 76 96) entgegen, die den Kursus leitet. str
STEINAU. Seit Dienstag werden zwei 14jährige Mädchen aus Steinau vermißt. Tanja Weber und Tatjana Stoppel hatten vorgestern gemeinsam die Schule geschwänzt und sich letztmalig am frühen Nachmittag aus Wächtersbach telefonisch bei einer Mitschülerin gemeldet. Wie die Polizei mitteilt, wollten sie das Mädchen überreden, mit ihnen per Zug nach Frankfurt zu fahren.
Beide Schülerinnen wirken im Aussehen älter und sind mit 1,65 Meter gleich groß, heißt es.
Tatjana Stoppel hat dunkelblonde Haare, einen dunklen Teint und ist von kräftiger Gestalt. Zum Zeitpunkt ihres Verschwindens trug sie Jeans-Hose und Jacke sowie einen hellgrünen Pullover. Sie hatte eine schwarze Umhängetasche bei sich. Das Mädchen ist auf eine tägliche Medikamenteneinnahme angewiesen.
Ihre Freundin Tanja Weber ist sonnengebräunt und hat mittelbraune, schulterlange Haare. Am Dienstag war sie mit Jeans, einem T-Shirt und einem schwarzen Lackmantel bekleidet. Bei sich hatte sie eine schwarze Umhängetasche und einen blau-weißen Regenschirm.
Hinweise zum Aufenthalt der Mädchen nimmt die Kriminalpolizei in Bad Orb (Telefon 0 60 52 / 2011) oder jede andere Polizeidienststelle entgegen. jan
Auf einen Blick
Seite II NEU-ANSPACH. Klaus Dornbusch wirft das Handtuch. SPD-Fraktionschef will 1993 nicht mehr kandidieren.
Seite III OBERURSEL. "Das Ungeheure von Stierstadt": Neues Buch über die Eremiten-Presse des V.O.Stomps.
Seite IV FRIEDRICHSDORF. Zwei Stunden im Lkw-Wrack eingeklemmt: Staus nach Unfall auf Autobahn. Seite VI KULTURSPIEGEL TAUNUS. Bad Homburg errichtet ein Denkmal für den Nobelpriesträger Samuel Agnon.
Krankenkassen heben Beiträge drastisch an Barmer erhöht auf 13,5 Prozent / DAK will nachziehen Von unserem Redaktionsmitglied Roland Bunzenthal FRANKFURT A. M., 2. September. Wegen der Kostenexplosion im Gesundheitswesen heben die gesetzlichen Krankenversicherungen in Westdeutschland auf breiter Front ihre Beiträge drastisch an. Den Auftakt macht die Barmer Ersatzkasse (BEK) mit einem Sprung von 12,3 auf 13,5 Prozent. Für einen Arbeitnehmer mit zum Beispiel 5000 Mark Bruttoeinkommen im Monat bedeutet das eine Mehrbelastung von 30 Mark, ebensoviel muß der Arbeitgeber mehr zahlen.
Die Vertreterversammlung der mit fünf Millionen Mitgliedern größten Krankenkasse, der Barmer in Wuppertal, hat am Mittwoch beschlossen, den Beitragssatz bereits zum 1. Oktober auf 13,5 Prozent anzuheben. Am Dienstag will die Deutsche Angestellten-Krankenkasse (DAK) in Hamburg bei ihrer Vertreterversammlung "in ähnlicher Größenordnung" nachziehen, bestätigte ein DAK-Sprecher auf Anfrage. Auch die westdeutschen Betriebskrankenkassen werden noch in diesem Jahr ihre Beiträge im Schnitt um 0,3 bis 0,5 Prozentpunkte erhöhen müssen, teilte ihr Bundesverband mit.
Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer (CSU) hatte am Dienstag erklärt, die Kassen müßten in diesem Jahr mit einem Defizit von über zehn Milliarden Mark rechnen. Selbst diese Prognose dürfte nach Expertenmeinung nur bei kräftigen Beitragserhöhungen noch in diesem Jahr zu erreichen sein. Ohne Erhöhung würden allein Barmer und DAK nach eigenen Angaben 1992 zusammen eine Finanzlücke von rund vier Milliarden Mark erwirtschaften.
Am kräftigsten stiegen laut Bundesgesundheitsministerium im ersten Halbjahr die Ausgaben für zahnärztliche Behandlung (plus 14,6 Prozent) und für Zahnersatz (plus 14 Prozent). Die Deutsche Angestellten-Gewerkschaft (DAG) kommentierte diese Tatsache am Mittwoch mit Blick auf die jüngsten Protestaktionen der Zahnärzte mit der Bemerkung, "wer am lautesten schreit, langt am meisten zu". Die DAG appellierte an Bundesregierung und Bundesrat, "den größten Kostenschub in der Geschichte der Krankenversicherung" endlich zu stoppen.
Auf einen Blick
Seite II Denkmalpflege ist auch in der Wetterau ein konfliktreiches Geschäft: Sonntag informieren Experten vor Ort.
Seite III CDU-Arbeitskreis gründet in Rosbach eine Tagesmutterbörse.
Seite IV Bad Vilbel erwartet in der nächsten Woche kenianische Künstler.
Vertreibung aus der Heimat ist grausam, das können wir in den Nachrichten über das auseinanderfallende Jugoslawien sehen. Warum gerade im Bad Vilbeler Kurpark und nicht in der Sudetenlandsiedlung ein Denkmal für die Vertreibung von deutschsprachigen Menschen aus der Tschechoslowakei aufgestellt werden muß, nachdem die Betroffenen und ihre Kinder hier längst Haus und Hof haben, bleibt ein Rätsel. Noch unergründlicher erscheint es, wie flugs Denkmal und Wandgemälde für die "ewig Vertriebenen" beschafft werden - die Vilbeler aber seit etwa vier Jahren auf die Dokumentation zur Vertreibung und Ausrottung der jüdischen Mitbürger aus ihrer Stadt warten. Die Ereignisse zum 50. Jahrestag der Juden-Pogrome in Bad Vilbel vor drei Jahren lassen befürchten, daß das Schweigen zur Dokumentation nur dem Vergessen dienen soll. GEORG LINDE
KELKHEIM. "Fensterbilder" - so lautet das immer wiederkehrende Motiv in den Gemälden, Monotypien und Zeichnungen der Kelkheimer Künstlerin und Kunsterzieherin Barbara Heier-Rainer.
Ihre Werke sind vom heutigen 3. September an noch bis zum 14. September im Kelkheimer Rathaus zu sehen. Stadtrat Manfred Herbert wird die "Kunst im Rathaus" heute um 18 Uhr im ersten Stock eröffnen. gre
Drei Männer, 24, 26 und 27 Jahre alt, die im Dezember 1991 eine Sparkasse im Taunus innerhalb von elf Tagen gleich zweimal überfallen haben, mußten sich jetzt vor der 8. Großen Strafkammer des Landgerichts verantworten.
Mitte Dezember hatten sich die drei Männer getroffen und über die alle drei drückende finanzielle Misere geredet. Allesamt hatten sie Schulden von mehreren zehntausend Mark, eine Aussicht auf zügige Verbesserung der Lage konnten sie nicht entdecken. Irgendwann dann blitzte die Idee auf, "eine Bank zu machen".
Ein paar Tage später traf man sich wieder, fuhr mit dem Auto ein wenig im Taunus herum und suchte nach einer geeigneten Bank. Als man sie in der Sparkasse in Bremthal zu finden glaubte, hielten die drei an und wollten ihren Überfall ausführen. "Doch dann verließ uns anscheinend irgendwie der Mut."
Nach der Mittagspause versuchten sie es gegen 14 Uhr noch einmal, diesmal mit mehr Elan: Der eine wartete im Fluchtauto, die anderen beiden begaben sich, mit einer Schreckschußpistole bewaffnet, in die Bank. Auf ihre Worte "Überfall! Geld her!" schob die Bankangestellte etwa 20 000 Mark in einer Plastiktüte unter der Glasscheibe hindurch, und die Räuber verschwanden. Anschließend teilte man die Beute und ging seiner Wege.
Doch schon bald machte sich Enttäuschung ob des dürftigen Resultats breit. "Eigentlich wollten wir nur einen Überfall machen, aber einen, der sich rentiert", berichtete der 24jährige dem Gericht. Da das angepeilte Ziel - "so 25 000 Mark für jeden von uns" - nicht erreicht wurde, verständigte sich das Trio auf einen zweiten Überfall. Elf Tage nach dem ersten Coup, am 27. Dezember, gingen sie in derselben Sparkasse zu Werke, erbeuteten aber nur etwa 10 000 Mark. Da das Autokennzeichen der Räuber notiert wurde, kam die Polizei noch am selben Tag auf ihre Spur.
Vor Gericht gab das Trio die Taten auch, wie schon zuvor bei Polizei und Haftrichter, unumwunden zu. Der Hintergrund der beiden Überfälle jedoch war neu: Allesamt hätten sie zu jener Zeit nicht nur heftig Drogen konsumiert, sondern auch zum Tatzeitpunkt selbst Kokain, Heroin und Schlaftabletten genossen. "Schiß", auch noch wegen ihres Drogenkonsums belangt zu werden, hätte sie davon abgehalten, dies schon vorher anzugeben.
Die Kammer setzte daraufhin das Verfahren aus, um die Täter psychiatrisch begutachten zu lassen. ee
MAINTAL. 13 Uhr, Spessartstraße, Bischofheim: Verlassen stehen die Wohncontainer im vorderen Teil des Hofes. Ehrenamtliche Helfer und die im anliegenden Haus untergebrachten jugoslawischen Flüchtlinge beziehen die Betten. Es soll wenigstens ein bißchen wohnlich sein, wenn die Asylbewerber kommen.
Ein kleines Mädchen spaziert interessiert in einen Wohncontainer. Sie dreht sich in dem schmalen Gang um ihre eigene Achse. Ihr Blick streift zwei Stockbetten und vier schmale Spinte. Das alles auf rund sechs Quadratmetern. Drei Menschen werden dort für längere Zeit fast aufeinander leben müssen. Die Kleine stürmt aus dem Container, rennt zu ihrer Mutter. "Ist das aber klein", meint sie mitleidig.
Der Sozialarbeiter Kwame Bonsu hängt im Badcontainer an den beiden Duschen die Vorhänge auf. "Die Firma hat einfach alles hingeschmissen", sagt er. Jetzt muß er sich darum kümmern. In dem schon etwas matten Chrom der übriggebliebenen Zapfsäule spiegeln sich die Schüsseln voller Pfirsiche, Weintrauben und Schokolade. Die ehrenamtlichen Helfer stehen in der Tür des anliegenden Hauses. Auf dem Tisch des Aufenthaltsraums stehen weitere Platten mit Wurst, Käse, Tomaten und Gurken bereit. Seit elf Uhr warten die Helfer auf die Flüchtlinge. Wer kommt und woher, weiß keiner. Mittlerweile ist auch das "wann" mit Fragezeichen versehen.
13.30 Uhr: Stadträtin Priksa Hinz gesellt sich zu den Wartenden. Auch sie, die es eigentlich wissen müßte, konnte keine genauen Angaben bekommen. Eigentlich hat sie mit Flüchtlingen aus den Gemeinschaftsunterkünften des Landes gerechnet. Jetzt sollen sie doch aus dem Kreis kommen. "Es kursieren widersprüchliche Aussagen. Heute morgen konnte mir auch der Kreispressesprecher nicht sagen, woher die Flüchtlinge kommen", meint sie erregt. "Es ist doch Schwachsinn, Flüchtlinge, die sich zum Teil integriert haben, aus ihrer Umgebung herauszureißen."
Unterdessen haben sich Mitglieder des Antirassistischen Bündnisses Rhein-Main eingefunden. Zum größten Teil kommen sie aus Hanau. Sie wollen den Flüchtlingen den Rücken stärken. Skins haben sich angesagt. Doch sie wollen die Asylanten auch unterstützen, wenn sie sich gegen ihre Unterbringung in den Containern wehren. Plötzlich kursiert die Meldung, daß "am Dörnigheimer Weg Faschos mit Plastiktüten stehen". Alarmbereitschaft.
Die Polizei hat einen Streifenwagen postiert. Gleich dahinter ein Dienstwagen der Hanauer Feuerwehr. Verstohlen rücken die Anlieger die Gardinen beiseite. Eine Mieterin der Spessartstraße 19 wagt sich sogar auf den Balkon. Mittlerweile hat sich das "Empfangskommittee" am Straßenrand postiert.
Eigentlich sollten die Flüchtlinge schon da sein. Die letzte Information besagte,daß sie zwischen 13 und 14 Uhr kommen sollten. 14.20 Uhr: Ein Zieharmonika-Bus biegt in die Spessartstraße ein. KWG Sonderfahrt. "Nehmt sie nur alle mit nach Hause", auch die Nachbarn der anderen Seite, Mitglieder der Firma Hölz, sind aus den Löchern gekrochen. "Wir haben hier schon genug." Gereizte Stimmung. Zwei weitere Busse folgen. Die zentralen Listen werden ausgehändigt. Der erste Bus fährt gleich weiter nach Dörnigheim. Dort werden die Familien untergebracht. Im zweiten Bus sitzen vorwiegend Männer. Sie sind es, die in die Wohncontainer ziehen sollen. Mit großen dunklen Augen blicken sie in den öden Hof. Was sie sehen, ist nicht sehr einladend. Sie werden aufgerufen. Shake-hands mit Priska Hinz und den Verantwortlichen der Stadt. Dann müssen sie sich um ihr Gepäck kümmern.
Auch die Firma Hölz leistet ihren Beitrag zur Ankunft der Flüchtlinge. Gerade im größten Trubel muß sie mit einem Lieferwagen aus der Einfahrt fahren, obwohl sie mit Taschen und verwirrten Menschen zugestellt ist. Priska Hinz und die Autonomen protestieren. Kaum ist der Lieferwagen draußen, kommt ein firmeneigenes Auto, das auch eine Schneise in die Menschenteraube schlagen mußte. Zufall?
32 Menschen aus Sri Lanka und Kurdistan werden in der Spessartstraße mehr oder weniger willkommen geheißen. Die meisten von ihnen waren schon in Maintal. Ende Juni dieses Jahres kampierten sie in der Maintalhalle. Nach einem Umweg über Hofheim und Oberndorf sind sie wieder hier. Sie tragen ihr weniges Gepäck in den Hof und lassen sich erst einmal bewirten. Die Mieterin von Nummer 19 hat sich wieder zurückgezogen.
Es fängt an zu regnen. Die blauen Mülltüten, die die Flüchtlinge als Taschen dabeihaben, sind zum Teil aufgerissen. Die Sachen werden naß. Gemeinsam helfen alle - Helfer, Flüchtlinge, Autonome - das Gepäck und die Tafel unter das kleine Dach zu tragen. Ein Kurde schaut durch ein Fenster in einen der Container. "Es ist sehr klein. Drei Leute sollen darin wohnen?", fragt er mit traurigen Augen. In Hofheim habe er auch mit sechs Männern in einem kleinen Zimmer gewohnt. "Ich konnte nicht schlafen. Jeder hat andere Gewohnheiten", erzählt er. Einige Flüchtlinge haben bereits begonnen, ihre Sachen in den schmalen Spinden unterzubringen.
15.15 Uhr. Es regnet immer noch. Wenn alle ihre Sachen ausgepackt haben, wird für sie nicht mehr viel bleiben als ein grauer Tag in einem kahlen Wohncontainer. GABRIELE FISCHER
Sonnenspiegel und 500-Meter-Serpentine: "les facettes" - eine architektonische Leistung Glaspalast
schmückt
die Zeil
Als "eine der besten architektonischen Leistungen der letzten Jahre" hat bei der Pressevorstellung des neuen Zeil-Ladenzentrums "les facettes" Planungsdezernent Martin Wentz den neuen Einkaufspalast zwischen Kaufhof und Hauptpostamt bezeichnet. Das 37 Meter hohe Gebäude auf 2000 Quadratmetern schmalem Grund wurde gestern im Rahmen eines den ganzen Tag dauernden Musik- und Artistikprogramms eröffnet.
Nach oben fahren, abwärts schlendern: Die 100 Millionen Mark teure Passage am Platz des ehemaligen Peek & Cloppenburg-Hauses wird in der Höhe mit Rolltreppen und Aufzügen erschlossen, retour geht es an den Seitenwänden und Schaufenstern entlang in einer 500 Meter langen Serpentine.
Viel Mode, viel Schmuck, Leder- und Bürowaren, Glas, Porzellan und Einrichtung, ein Heimwerker-Geschäft, Parfümerie, Foto, Sportgeschäft, Mitflugzentrale und Schuhmacher: Wie schon in seiner kürzlich eröffneten Schiller-Passage hat Bauherr Jürgen Schneider auch auf der Zeil auf einen "Branchen-Mix" Wert gelegt.
Dazu auf Lokale und Treffpunkte: Mehrere Stehbistros liegen an der Ladenstraße, ebenso ein japanisches Restaurant. Ganz oben, direkt nach dem "Kinderparadies", wo einkaufsbummelnde Eltern den Nachwuchs in die Hände eines "gut ausgebildeten Teams von Kindergärtnerinnen" geben können: ein China-Restaurant, verbunden mit einer Dachterrasse.
Abschluß des Weges unter einer "polychromen Wolke" des Künstlers Leonardo Mosso ist die Ebene 7, auch "starke Ebene" getauft: Ein "Multi-Media-Center" in der Regie der Gastronomen Schüler & Presinger. Von dort, so wird angekündigt, sollen SAT 1 und Radio RPR regelmäßig ihre Regionalsendungen ausstrahlen; da werde immer Programm sein: Live-Auftritte, Talk-Shows, Varieté, Konzerte, Spiele zum Mitmachen, Partys, und, und, und.
Letzter Paukenschlag im Konzert der höchsten Töne: Mit vier Riesenspiegeln wird auf dem Dach die Sonne eingefangen und ins Haus reflektiert. Scheint sie nicht, übernehmen Scheinwerfer ihre Aufgabe.
Martin Wentz war gekommen, "unsere Dankbarkeit auszudrücken"; Treffpunkte wie "les facettes" könnten helfen, die Innenstadt attraktiver zu machen und zu beleben. Jürgen Schneider betonte, mit der Miete sei man "im Markt: 180 bis 300 Mark, teilweise auch darüber". Wobei die Ladengrößen 25 bis 400 Quadratmeter betragen.
Mehrfach wurde die Zeil (Schneider: "Der wichtigste Teil des Konzepts ist der Standort") als "umsatzstärkste Straße Europas" beschworen. Der neue Glaspalast, auf dessen oberer Ebene die Türme der Stadt zum Greifen nah rücken, ist Tag und Nacht bewacht. Im Erdgeschoß und auf der obersten Etage gibt es eine Verbindung zum Nachbarn Kaufhof. clau (Siehe auch: "Als wär's . . .)
HANNOVER, 3. September. Nach Ansicht des Bundesverteidigungsministeriums wäre es ein unvertretbares Sicherheitsrisiko, wenn in ehemaligen Kasernen nahe einem noch militärisch genutzten Gelände in Celle Asylbewerber untergebracht würden. Bei Aussiedlern gebe es solche Bedenken nicht, sagte ein Bundeswehr-Sprecher jetzt in Hannover.
Unverständnis für diese Unterscheidung äußerte ein Sprecher des niedersächsischen Innenministeriums, weil Aussiedler und Asylbewerber zumeist aus denselben Regionen in Osteuropa kämen. Hannes Kempmann, innenpolitischer Sprecher der Grünen im Niedersächsischen Landtag, warf dem Bundesverteidigungsministerium "offenen Rassismus" vor. Zugleich liefere der Bund hier ein neues Beispiel dafür, daß er den Gemeinden die Unterbringung von Asylbewerbern so schwer wie möglich mache. Die Stadt Celle hatte die Kaserne für die ihr zugewiesenen Asylbewerber nutzen wollen. Um andere leere Kasernen bemüht sich seit langem die Landesregierung, weil sie dort zentrale Aufnahmestellen für Asylbewerber einrichten will.
Massive Vorwürfe gegen Bundesinnenminister Rudolf Seiters und Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) kamen vom innenpolitischen Sprecher der FDP im Landtag, Kurt Rehkopf. Er verdächtigte sie, bewußt asylpolitische Probleme zu schüren, um daraus parteipolitische Vorteile zu ziehen: "Wer einerseits permanent die Grundgesetzänderung fordert und andererseits alles unterläßt, um zu einer Verbesserung der derzeitigen Situation beizutragen, der darf sich nicht wundern, wenn man an der Lauterkeit seiner Motive zweifelt."
SINNTAL / SCHLÜCHTERN. In ihrer jetzigen Form ist die Mittelpunktschule in Sterbfritz auf Dauer kaum lebensfähig. Im 25. Jubiläumsjahr werden an der Grund- und Hauptschule zwölf Klassen der Jahrgänge 5 bis 9 unterrichtet. Doch wie bei nahezu allen Unterrichtsanstalten dieser Form ist gerade im Hauptschulzweig die Zahl der Schüler stetig rückläufig.
Seitdem Kreis, Staatliches Schulamt, Schulleiter, Gemeinde und Eltern in Gesprächskreisen an einem Schulkonzept für Sinntal feilen, ist immer wieder die Frage aufgeworfen worden, wie der Schulstandort Sterbfritz zusätzlich gestützt werden kann. Von einem konkreten Ergebnis ist die Diskussionsrunde nach Angaben von Kreispressesprecher Heinrich Sülzer noch weit entfernt. Dennoch hat eine Äußerung des Landrates nun für Unruhe gesorgt. Karl Eyerkaufer hatte einen möglichen Realschulzweig in Sterbfritz angesprochen - und damit Existenzängste in Schlüchtern und Altengronau geschürt.
Schulleiter, Lehrer und Kommunalpoltiker in Schlüchtern befürchten Einschränkungen im Bildungsangebot ihrer Schulen, für den Fall, daß ein Teil der jetzigen Pennäler aus Gundhelm und Vollmerz sowie einigen Sinntaler Ortsteilen künftig in Sterbfritz den Realschulzweig besuchen könnten. Für Schlüchterns Stadtschulrektor Helmut Hochmuth wäre damit die Erweiterung der Schule in Schlüchtern, die fünf neue Klassenräume erhält, praktisch ab absurdum geführt.
Auch die Hans-Elm-Schule in Altengronau, in der zur Zeit in 20 Klassen über 450 Schüler unterrichtet werden, bliebe von einem Realschulzweig in Sterbfritz nicht unberührt. Im Gegenteil: Schüler aus Mottgers, Schwarzenfels oder Weichersbach wären dann kaum noch geneigt, ins wesentlich weiter entfernte Altengronau zu fahren.
Dementsprechend bemüht ist man derzeit beim Kreis, die Äußerungen des Landrats zu relativieren. Eyerkaufer ließ wissen, daß die notwendigen zwei Millionen Mark, die für eine Erweiterung der Schule in Sterbfritz benötigt würden, in der mittelfristigen Finanzplanung gar nicht vorgesehen seien. Dementsprechend sei ein Realschulzweig selbst im nächsten Jahr ohnehin noch kein Thema. Zudem stehe die Entscheidung noch offen, ob die Schullandschaft im Sinntaler Raum überhaupt verändert würde.
Nach Auskunft aus dem Landratsamt sollen sich die Kreisgremien im Herbst mit dieser Thematik beschäftigen. Dann müsse auch über die Förderstufenstandorte sowie die Frage von integrierten Gesamtschulen in diesem Raum diskutiert werden. jan
BAD NAUHEIM. Der Leiter des Leo- Baeck-Institutes in Jerusalem, Professor Dr. Joseph Walk, wird am Mittwoch, 9. September, in Bad Nauheim über das gesetzestreue Judentum referieren. Joseph Walk wurde 1914 in Breslau geboren und emigrierte 1936 als Erzieher einer religiösen Jugendbewegung nach Palästina. Von 1975 bis 1985 war er Mitarbeiter an der Holocaust-Gedenkstätte in Yad Vachem.
Der Vortrag beginnt um 19.30 Uhr im Haus der Buber-Rosenzweig-Stiftung in der Otto-Weiß-Straße 2 in Bad Nauheim. Zu dem öffentlichen Vortrag lädt die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Wetterau ein. str
BEIRUT, 2. September (Reuter). Ein Offizier der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) ist nach Polizeiangaben am Mittwoch bei einem Attentat von zwei Unbekannten in Beirut erschossen worden. Die Attentäter hätten im Westteil der Stadt 17 Schüsse auf den 45jährigen Hani Suhdi El-Dubaiki abgegeben, teilte die Polizei mit. Dubaiki sei sofort tot gewesen. Bisher habe sich noch keine Gruppe zu dem Anschlag bekannt.
In den vergangenen Wochen wurden mehrere Palästinenser-Funktionäre ermordet. Hintergrund ist ein Machtkampf zwischen der Fatah-Fraktion in der PLO und dem Fatah-Revolutionsrat (FRC) von Abu Nidal, der sich 1973 von der PLO abgespalten hatte. Bei dem Machtkampf wurden seit Juli zwei FRC-Vertreter bei Anschlägen getötet und einer verletzt. Zuvor war ein PLO-Offizier in Libanon erschossen worden.
Kleine Lokalrundschau
Augenwald-Entwürfe MÜHLHEIM. Die Architektenentwürfe zum städtebaulichen Wettbewerb Augenwald werden bis zum 11. September täglich von 8 bis 17 Uhr im Rathaus gezeigt. Die Ausstellung ist auch am Sonntag, 6. September, von 10 bis 16 Uhr zu sehen. S-Bahn-Planung OFFENBACH. Die Planunterlagen für die S-Bahnstrecke in den Rodgau im Abschnitt Offenbach liegen ab Montag, 7. September, im Rathaus, Obergeschoß, Zimmer 9 aus. Sie können dort von jedem Bürger bis zum 5. Oktober von 9 bis 15 Uhr eingesehen werden. Einwände gegen die Planung können beim Regierungspräsidenten oder beim Offenbacher Magistrat bis 20. Oktober erhoben werden. Frauenleben - Männerleben OFFENBACH. Einen Bildungsurlaub zum Thema Frauenleben - Männerleben" bieten die Frauenbüros aus Stadt und Kreis in Zusammenarbeit mit der hessischen Landeszentrale für politische Bildung zwischen dem 12. und 16. Oktober an. Informationen geben die Frauenbüros in Offenbach, Dietzenbach, Dreieich, Mühlheim, Neu-Isenburg und des Kreises. Bauarbeiten am Bahndamm OFFENBACH. Am Bahndamm zwischen Bieberer Straße und Unterer Grenzstraße führt die Bundesbahn derzeit Bohrarbeiten auch nachts durch und zwar voraussichtlich noch bis zum 18. September. Zur Warnung der Arbeiter vor herannahenden Zügen werden Signalhörner verwendet. Die Bundesbahn bittet die Anwohner um Verständnis für den Lärm. In den Nächten von Freitag bis Montag wird nicht gearbeitet. Geschlossen OFFENBACH. Das Stadtgesundheitsamt, Dreieichring 8, bleibt am Dienstag, 8. September, wegen eines Betriebsausfluges geschlossen. Hausbrandbeihilfe OFFENBACH. Anträge auf Hausbrandbeihilfe nehmen die Mitarbeiter des Sozialamtes ab Dienstag, 8. September, jeweils dienstags und donnerstags von 8 bis 12 Uhr im vierten Hochgeschoß des Rathauses, Zimmer 403, entgegen. Die Hausbrandbeihilfe steht Sozialhilfeempfängern, Kriegsbeschädigten und Kriegshinterbliebenen zu. Wettbewerb: "Mein Offenbach" OFFENBACH. "Mein Offenbach im Jahr 2000" hat die CDU einen Kinder- und Jugendwettbewerb überschrieben. Eingeschickt werden können Bilder, Collagen, Aufsätze, Bastelarbeiten, Fotos, Hörspiele und anderes. Wichtig sind der CDU auch Vorschläge, wie die Ideen umgesetzt werden könnten. Einsendeschluß für Kinder und Jugendliche bis zu 16 Jahren ist der 31. Oktober. Adresse: CDU-Geschäftsstelle, Stichwort "Mein Offenbach im Jahr 2000", Luisenstraße 9, 6050 Offenbach. Zu gewinnen gibt es ein Fahrrad oder Büchergutscheine.
Zur Person
EVA KAMPMEYER, stellvertretende Vorsitzende der SPD-Jungsozialisten, hat verdeckte Ermittlungen und Lauschangriffe der Polizei als "massive Eingriffe in den Rechtsstaat" bezeichnet, wodurch Freiheitsrechte "unerträglich eingeschränkt" würden. Gerade beim illegalen Drogenhandel seien "die repressiven Konzepte polizeilicher Verfolgung gescheitert". Statt jetzt mit neuen Grundgesetzänderungen rechtspolitische Dämme einzureißen, sollten die "Spitzengenossen" der SPD "offensiv für eine kontrollierte Freigabe von Drogen eintreten, nur so kann den Drogenbossen die Grundlage ihres Profits entzogen werden", empfahl die Jungsozialistin in einer Stellungnahme zum Vorschlag des Parteivorsitzenden BJÖRN ENGHOLM, Lauschangriffe gegen organisierte Kriminalität zuzulassen. (hll)
HOFHEIM. Mit dem Programm "Wir machen alles gleich" von den Kabarettisten der "Leipziger Pfeffermühle" startet am Mittwoch, 28. Oktober, 20 Uhr, in der Stadthalle die Kleinkunstsaison. Die "Pfeffermühle" präsentiert gesamtdeutsche Satire aus der Perspektive des "Wilden Ostens". Aber auch das deutsche Kabarett-Erbe wird von der Gruppe gepflegt. Kästner, Tucholsky und Werner Fink zählen zu ihren Vorbildern.
Eine ganz andere Art von Kleinkunst macht Peter Spielbauer. Er selbst versteht sich als "Jongleur, Improvisateur und Literateur". Am Donnerstag, 12. November, wird er sein Können zeigen.
"Nestbeschmutzer" nennen sich die Kabarettisten Gerd Weismann und Frank Sauer. Auf der Bühne verkörpern sie ganz unterschiedliche Rollen: Der eine will nur Kohle abzocken, der andere politische Wahrheiten verkünden. Ob das gutgeht, wird sich am Donnerstag, 15. Januar, ab 20 Uhr in der Stadthalle zeigen.
Zum Abschluß der Kleinkunstsaison gibt's Makaber-Zynisches: Der Frankfurter Kabarettist Michael Quast kommt mit seinem neuen Programm "Unter Geiern" als "Cyrano von Bergen-Enkheim, Rächer der Entsorgten". Der Termin Anfang nächsten Jahres steht noch nicht fest.
Sicher dagegen ist, daß Kabarett-Enthusiasten sich in diesem Jahr erstmals beim Kulturamt die Karten für die vier Veranstaltungen im Paket kaufen können. Wer den Kleinkunstpaß für 50 Mark ersteht, spart 10 Mark. Die Einzelkarte kostet 15 Mark. fw
BAD SODEN. Bei "Luna '92" muß von 21 Uhr bis 24 Uhr immer einer laufen. So lautet die Spielregel beim Mondscheinlauf der Evangelischen Jugend. Dieser Staffellauf, für Gruppen von jeweils sechs bis zehn Personen, beginnt am Freitag, 11. September, im Bad Sodener Kurpark an der Konzertmuschel.
Die einzelnen Gruppen suchen Sponsoren, die für jede Staffelrunde fünf Mark zahlen. Damit soll die Jugendbegegnungsstätte Burg Hohensolms renoviert werden. Info: Tel. 0 61 96 / 6 20 15. gre
Das Wetter
Wetterlage Die über Deutschland angelangte Kaltfront eines Randtiefs über Schweden zieht über den Norden rasch nach Osten. Eine südwestlich der Britischen Inseln angelangte Welle verzögert jedoch zunächst das Übergreifen auf den Süden. Spätestens ab Freitag liegt ganz Deutschland im Bereich hochreichender Kaltluft.
Vorhersage bis Freitag früh Im Alpenvorland noch sonnig, trokken und Höchsttemperaturen von 16 bis 21 Grad. Im übrigen Deutschland zunächst bedeckt und Regen, im Tagesverlauf von Westen Übergang zu wechselnder, vielfach starker Bewölkung mit einzelnen Schauern.
Höchsttemperaturen um 15 Grad.
Mäßiger bis frischer, im Norden auch starker und böiger Wind um Südwest.
Weitere Aussichten für Freitag und Samstag Windig, regnerisch, kühl.
Ort Wetter Grad
Algier
leicht bewölkt 29 Amsterdam
Sprühregen 14 Athen
leicht bewölkt 30 Barcelona
wolkenlos 24 Bordeaux
leicht bewölkt 24 Brüssel
Regen 13 Budapest
leicht bewölkt 19 Dublin
stark bewölkt 16 Helsinki
bedeckt 14 Innsbruck
leicht bewölkt 19 Istanbul
wolkenlos 28 Kairo
leicht bewölkt 35 Larnaka
leicht bewölkt 30 Las Palmas
wolkig 26 Lissabon
leicht bewölkt 26 Locarno
leicht bewölkt 21 London
wolkig 18 Madrid
wolkenlos 24 Malaga
wolkig 26 Mallorca
wolkig 25 Moskau
wolkenlos 27 Nizza
wolkenlos 23 Paris
Regen 16 Rom
leicht bewölkt 27 St. Petersburg
leicht bewölkt 24 Stockholm
leicht bewölkt 17 Tunis
leicht bewölkt 28 Varna
wolkig 27 Venedig
leicht bewölkt 23 Warschau
wolkig 17 Wien
leicht bewölkt 20 Zürich
leicht bewölkt 19
Deutschland
Berlin
wolkig 16 Dresden
wolkig 17 Feldberg/Ts.
bedeckt 8 Feldberg/Schw.
leicht bewölkt 10 Frankfurt/M.
stark bewölkt 18 Freiburg
leicht bewölkt 21 Garmisch
leicht bewölkt 18 Hamburg
stark bewölkt 16 Köln/Bonn
Regen 15 Leipzig
stark bewölkt 17 München
leicht bewölkt 19 Norderney
stark bewölkt 15 Rostock
wolkig 15 Sylt
Regenschauer 14 Zugspitze
leicht bewölkt 1
Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64 Reisewettervorhersage 1 16 00 Segelflugwetter 1 15 06 Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Ozonwerte 06 11-58 12 42 (Wenn die Ozonwerte den unteren Grenzwert von 0,120 mg überschreiten, melden wir dies an gesonderter Stelle)
Sonnenaufgang 6.44 Uhr Sonnenuntergang 20.05 Uhr Mondaufgang 14.55 Uhr Monduntergang 23.02 Uhr
"Herr Kruse, wie erklären Sie sich Ihre Leistungssteigerung in dieser Saison und damit auch Ihre starke Vorstellung gegen Dortmund?"
"Es gibt dafür viele Gründe. Ein Schlüsselerlebnis war für mich, daß ich am letzten Spieltag in Rostock eingesetzt wurde. Was dies nach meiner Flucht aus der ehemaligen DDR für mich bedeutet hat, in einem so wichtigen Spiel in dem Stadion zu spielen, wo ich früher praktisch zu Hause war, können nur wenige verstehen. Ich bin Trainer Stepanovic damals sehr dankbar gewesen."
"Was hat sich nach den heftigen Kontroversen zwischen Ihnen und dem Trainer seitdem geändert?"
"Wir versuchen einfach beide, daß wir nicht mehr aneinandergeraten. Ich habe einiges eingesehen, er hat einiges eingesehen. Ich weiß, daß ich mir alles selbst versaut habe. Ich habe aber nie an meiner Leistungsfähigkeit gezweifelt."
"Was bedeutet der Sieg über Dortmund für Sie?"
"Ich hatte Gänsehaut, als nach dem Abpfiff im Stadion aus dem Fanblock mein Name gerufen wurde. Das war das beste Gefühl, das ich je bei der Eintracht hatte. Momentan fühle ich mich bärenstark. Heute hätte ich nochmals 90 Minuten spielen können."
"Wie beurteilen Sie nun die Chancen der Frankfurter im Titelkampf?"
"Wenn wir die Leistung des Dortmund-Spiels künftig annähernd wiederholen können und es Gerechtigkeit im Fußball gibt, werden wir Meister."
"Es sah immer so aus, daß Sie einer derjenigen waren, der von Ihrem früheren Mannschaftskollegen Andreas Möller am wenigsten gehalten hat. Sind nach dessen Abschied die jüngsten Erfolge mit der Eintracht für Sie eine um so größere Genugtuung?"
"Natürlich freue ich mich darüber. Das ist sicher auch eine Trotzreaktion unserer Mannschaft. Ich möchte jedoch noch einmal klar herausstellen: Möller ist kein Wunderknabe, Bein ist aus meiner Sicht für die Mannschaft dreimal wichtiger als Möller. Bein ist nämlich immer anspielbar und versteckt sich außerdem nicht, wenn es auf die Knochen geht."
"Ist die Stimmung innerhalb der Mannschaft wirklich wesentlich besser geworden?"
"Ja, ich denke da nur an unseren Neuzugang Rudi Bommer. Er ist wertvoller für uns als Möller und hat nur 25 000 Mark Ablösesumme gekostet. Er sorgt für gute Stimmung und ist mit seinen 35 Jahren für jeden ein Vorbild." -ger-
FRANKFURT A. M., 2. September. Das Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge in Zirndorf droht abgelehnten Asylbewerbern aus der Kriegsregion Bosnien-Herzegowina mit der Abschiebung. Dies geht aus einem der FR vorliegenden Bescheid hervor, den das Bundesamt am 1. September an eine Frau im Aufnahmelager Schöneck in Hessen versandt hat. Der 30jährigen Bosnierin wird darin mitgeteilt, sie und ihre beiden fünf und zehn Jahre alten Kinder müßten Deutschland innerhalb einer Woche verlassen. "Sollten die Antragsteller die Ausreisefrist nicht einhalten, werden sie nach Bosnien-Herzegowina abgeschoben", heißt es darin ungeachtet des in Hessen geltenden Bleiberechts.
"Offensichtlich rechtswidrig" ist deshalb die Abschiebeandrohung nach Auffassung des Frankfurter Rechtsanwalts Helmut Bäcker, der gegen den Bescheid Klage beim Verwaltungsgericht Frankfurt eingelegt hat. Die Ablehnung des Asylantrags sei zwar formal in Ordnung, eine Abschiebung dürfe aber aufgrund des von der hessischen Landesregierung erlassenen Bleiberechts für Flüchtlinge aus Ex-Jugoslawien kein Thema sein.
Die Drohung gegen die Frau ist laut Bäcker kein Einzelfall. Er selbst vertrete drei fast gleiche Fälle, gehe aber davon aus, das das Bundesamt wesentlich mehr solcher Bescheide verschickt habe. Bäkker unterstellte den Sozialhilfeträgern im Gespräch mit der FR, den Flüchtlingen "zweifelhafte Auskünfte" zu geben, indem sie rieten, einen Asylantrag zu stellen, statt über das Bleiberecht zu informieren.
Als "schieren Zynismus" wertete der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft für Flüchtlinge "Pro Asyl", Herbert Leuninger, das Vorgehen der Behörde. Während einerseits Familien aus Bosnien nach Deutschland geholt würden, bedrohe dieselbe Republik Mütter mit einer Abschiebung dorthin. Man müsse sich klarmachen, daß Menschen, die vom Völkermord bedroht seien, nicht durch den Artikel 16 geschützt würden, sagte Leuninger.
BUTZBACH. Vater und Sohn wurden am Dienstagabend von der Polizei bei einem Einbruch in einem Geschäft in der Philip-Reis-Straße erwischt. Der 42jährige Vater und sein 18jähriger Sprößling aus dem Altkreis Büdingen hatten sich mit einem Originalschlüssel Zugang zu dem Geschäft verschafft, den sie angeblich gefunden hatten. Ein aufmerksamer Bürger hatte die Polizei alarmiert. ieb
GELNHAUSEN. "Einen sofortigen Interventionsbedarf" kann Rupert von Plottnitz in der Gelnhäuser Flüchtlingsunterkunft derzeit nicht ausmachen. Nach einem Besuch der Coleman-Kaserne stellte der Fraktionschef der Grünen im Hessischen Landtag am Mittwoch fest, "daß die Situation zwar alles andere als zufriedenstellend ist, der Begriff Notstand jedoch nicht zutrifft". Im Vergleich zu der permanenten Notlage, die in Schwalbach oder Camp Eschborn herrsche, sei die Lage in Gelnhausen "sicherlich angespannt", aber nicht so, daß sie "Notschreie" rechtfertigen würde.
Von den Hilferufen und Petitionen, die derzeit in Gelnhausen kursieren, hält von Plottnitz nach wie vor wenig. Nach dem Telegramm, das Gelnhausens Bürgermeister Jürgen Michaelis (CDU) nach der jüngsten Zuweisung von Flüchtlingen "in höchster Not" an den Bundeskanzler sandte, hatte der Grünen-Fraktionsvorsitzende den Verwaltungschef als "Brandstifter" bezeichnet. Diesen Vorwurf bezeichnete er am Mittwoch als "nicht angemessen", da er nach dem persönlichen Gespräch mit Michaelis "nicht mehr von Vorsatz sprechen kann".
Selbst Michaelis sprach von einer "Annäherung", da man sich über die politischen Absichten inzwischen einig sei. "Wir streiten nicht über unser gemeinsames Ziel", betonte auch von Plottnitz. Gemeinsam müsse man "Entwicklungen vermeiden, von denen Rechtsextreme wie die ,Republikaner' profitierten, und Gewaltätigkeiten verhindern". Strittig sei jedoch noch, wie sich diese Ziele durch öffentliche Äußerungen erreichen ließen. Mit Telegrammen, die von einem akuten Notstand kündeten, erreiche man möglicherweise nur, "daß sich Rechtsextreme draufstürzen". Davor habe er "wahnsinnige Angst".
Eine Situation wie sie sich in Gelnhausen präsentiere, hält auch von Plottnitz "nicht für erstrebenswert". Aber zur Zeit müsse die Bundesrepublik mit steigenden Flüchtlingszahlen leben. "Und so lange das so ist, haben demokratische Politiker die Verpflichtung, besonnen zu reagieren und einen kühlen Kopf zu behalten."
Gleichzeitig schlug von Plottnitz vor, alle betroffenen Kommunen mit Bund und Land an einem Tisch zu vereinen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. "Wären Unterkünfte in ausreichender Zahl vorhanden, würden die Lasten gerechter verteilt." Die Frage, ob das Land nach wie vor die Zuweisung weiterer Flüchtlinge nach Gelnhausen plane, konnte der Politiker nicht beantworten: "Es wäre vermessen, angesichts der derzeitigen Notlage noch weitere Zusagen zu machen."
Unterdessen sorgte die Nachricht, daß der Kreis auf Betreiben der Stadt zehn Asylbewerber, die schon seit langem außerhalb der Kaserne im Herzbachweg lebten, gegen deren Willen von Gelnhausen nach Maintal verfrachten wolle, für neue Aufregung. Nach Angaben der Schülerarbeitsgemeinschaft für eine ausländerfreundliche Gesellschaft (SIAG) wehren sich die Flüchtlinge, die zum Teil bereits in Gelnhausen arbeiten, "mit Händen und Füßen gegen die Verlegung". Gleichzeitig kündigten die Schüler erbitterten Widerstand gegen das Vorhaben an.
Auf Anfrage bestätigte Kreis-Pressesprecher Heiner Sülzer die geplante Verlegung. Nachdem die Zahl der Flüchtlinge in der Kaserne auf rund 1000 angestiegen sei, habe der Kreis der Stadt auf ihren Wunsch zugesichert, keine weiteren Asylbewerber nach Gelnhausen zu verweisen und bereits dort lebender Flüchtlinge schrittweise zu verlegen.
Die zehn Flüchtlinge im Herzbachweg waren bereits am Morgen ohne Gepäck nach Maintal gebracht worden - angeblich, um sich dort umsehen zu können. tja
spi BIELEFELD. Das sich flott drehende Konzentrationskarussell im Lebensmittel-Einzelhandel läßt die zuliefernde Nahrungsmittel-Industrie nicht ungerührt. Auch das Familienunternehmen Oetker spürt einen zunehmenden Druck des Handels auf die Einkaufskonditionen und damit auf die erzielbaren Abgabepreise. "Wenn ein Handelsunternehmen 20 oder 25 Prozent Marktanteil repräsentiert, so kommen wir an ihm nicht vorbei. Werden wir von ihm als Lieferant gestrichen, so hat dies für uns schwerwiegende Folgen", meint Mitinhaber August Oetker. Doch im gleichen Atemzug sagt er, die Rabattgestaltung der Industrie habe sich in den zurückliegenden Jahren weitgehend angeglichen. Die "Spannenspreizung", die große Handelsorganisationen durch niedrigere Einkaufspreise gegenüber kleineren Konkurrenten begünstigte, sei eingeebnet. Auch Forderungen des Handels nach geldwerten Leistungen der Industrie wie "Regalpflege" oder Preisauszeichnung hätten eher abgenommen.
Der Vertrieb in Ostdeutschland ist für Oetker inzwischen auch nicht mehr das Huhn, das nur goldene Eier legt. Die Geschäftsführung bestätigt, daß dort die Zeiten des hohen Wachstums vorbei seien, das Verkaufen schwieriger werde. "Oetker hat dort inzwischen sein Netz ausgebaut. Jetzt entstehen uns die üblichen Fixkosten und andere laufende Belastungen." Erschwert wurde das Geschäft zuletzt in Ost- und noch stärker in Westdeutschland durch das miese Konsumklima.
Der persönlich haftende Gesellschafter und langjährige Steuermann der Gruppe, Guido Sandler, macht dem Handel nun aber Mut und beruft sich auf einschlägige Umfragen: "Das eingetrübte Konsumklima wird sich bis zum Jahresende leicht verbessern." West- und Ostdeutsche sähen ihre finanzielle Lage wieder günstiger. "Die Kassen werden also wieder fröhlicher klingeln."
Davon wollen auch die Bielefelder profitieren. Sie hoffen, in der laufenden Periode die Erlöse um fünf bis sechs Prozent zu steigern. In der konsolidierten Bilanz (ohne Getränkefirmen) steht für 1991 mit 4,7 Milliarden ein Plus von 16,5 Prozent zu Buche. Den Löwenanteil steuerten neu eingegliederte Firmen bei.
Zu den Erträgen äußert sich das Familienunternehmen traditionell nicht. Leise Klagen sind über das Reedereigeschäft (1,7 Milliarden Mark Umsatz) sowie über die Belegung der internationalen Luxusherbergen (darunter Brenners Parkhotel in Baden-Baden) zu hören. Vor allem kapitalkräftige Amerikaner blieben aus. Bei den Nahrungsmitteln zählt unverändert die Tiefkühlkost mit Zuwachsraten um die 30 Prozent zu den Umsatzrennern.Im Blickpunkt Walldorf
Zwischen Rhön und Thüringer Wald, an der Mündung der Herpf in die Werra, liegt die 2500-Seelen-Gemeinde Walldorf auf halbem Weg zwischen Meiningen und Wasungen. An der Spitze der Verwaltung steht Bürgermeister Frank Nürnberger, Sozialdemokrat und politischer Autodidakt, der "eigentlich nie in eine Partei eintreten" wollte. Die Gemeindevertreterversammlung umfaßt 19 Sitze. Mit dem Bürgermeister, der im Parlament stimmberechtigt ist, verfügt die SPD über sieben Sitze, die CDU hat fünf Mandate. Die FDP, die auch den Vize des Rathauschefs stellt, hat zwei, die PDS drei Sitze. Die Versammlung wird ergänzt durch einen DSU-Vertreter sowie eine parteilose Abgeordnete, die vorher der inzwischen in der CDU aufgegangenen Bauernpartei angehörte. An diesem Zusammenschluß scheiterte auch die einstige Zusammenarbeit zwischen SPD und CDU.
Der Etat des Städtchens, in dem etwa elf Prozent der Einwohner arbeitslos sind, ist klein: Etwas mehr als fünf Millionen Mark stehen im laufenden Jahr zur Verfügung, wobei die Haupteinnahmequelle der Einkommensteueranteil ist. wal
KARBEN. Der CDU-Ortsverband Petterweil akzeptiert die von der Mitgliederversammlung des Stadtverbandes mehrheitlich beschlossene Kandidat/-innenliste für die Wahl zum Stadtparlament und zum Ortsbeirat. Dieser Beschluß wurde einstimmig mit einer Enthaltung von den 17 erschienenen Petterweiler Mitgliedern auf Vorschlag des Ortsvorstandes gefaßt. Dieser Beschluß überrascht, denn keiner der ursprünglichen Kandidat/-innenvorschläge des Petterweiler Ortsverbandes ist in der Liste berücksichtigt. Die Petterweiler wollten sich als gute Demokraten zeigen und Mehrheitsbeschlüsse des Stadtverbandes akzeptieren, erklärte Ortsvorsitzender Dr. Paul Maertens.
Der parteiinterne Streit hatte sich (FR berichtete) an Dr. Jürgen Milnik entzündet, dem der Parteivorstand im Juni jedenfalls nicht zugetraut hatte, er könne in seinem Stadtteil noch "einen Hund hinter dem Ofen hervorlocken", weil er bei einer Veranstaltung des Turnvereins 1985 die Polizei geholt hatte. Auf den Petterweiler Listenvorschlägen war Dr. Milnik nicht erschienen.
Neun Personen, die der Petterweiler Ortsvorstand für den Ortsbeirat vorgeschlagen hatte, sind vom Stadtverband nicht gewählt worden. Die Petterweiler CDU akzeptiert trotzdem die Ortsbeiratsliste mit Valentin Ebenig, Dr. Jürgen Milnik, Susanne Milnik und Stefan Mayerhofer. Spitzenkandidat Ebenig wird aus gesundheitlichen Gründen nicht zur Wahl stehen. Die CDU hat im Petterweiler Ortsbeirat heute zwei Mandate. Dr. Milnik steht auch auf Platz zwei der Liste für das Stadtparlament. hm
Kleine FR · Kleine FR
Kleidung aus zweiter Hand ALTENSTADT. Seinen zweiten Second-Hand-Markt für Kinderbekleidung, Spielzeug und Kinderwagen veranstaltet der Bürgerverein Waldsiedlung am Sonntag, 6. September, von 13.30 bis 16.30 Uhr im Gemeinschaftshaus Waldsiedlung. Kaffee und Kuchen werden angeboten. Wer einen Verkaufsstand anmelden möchte, wählt die Tel. 06047/1489.
Erdgas wird billiger FRIEDBERG. Erdgas wird rechtzeitig zur Heizperiode billiger. Wie die Stadtwerke Friedberg mitteilen, zahlen alle Sondervertragskunden - das seien die meisten - vom 1. Oktober an fünf Pfennige weniger pro Kubikmeter. Vollversorgte Haushalte zahlen künftig 43 Pfennige pro Kubikmeter, während sich der Heizgas-Sondertarif für Gewerbe, Industrie und öffentliche Einrichtungen auf 44 Pfennige reduziert. Die Senkung liege bei gut zehn Prozent. Die Grundpreise bleiben unverändert.
FDP kürt ihre Kandidaten WETTERAUKREIS. Ihre Kandidatenlisten für die Kreistagswahl am 7. März kommenden Jahres will die Wetterauer FDP am Freitag, 4. September, ab 19 Uhr im Bürgerhaus in Florstadt aufstellen. Außerdem soll das Wahlprogramm verabschiedet werden. Nachbarschaftsfest
FRIEDBERG. Ein "Nachbarschaftsfest" veranstaltet das Kreisflüchtlingswohnheim in Fauerbach, Über dem Wehrbach 11-13, am Samstag, 5. September, ab 11 Uhr. Bewohner und Nachbarn des Heimes sollen sich bei dem Fest kennenlernen. "Da das Wohnheim mit etwa drei- bis viermal sovielen Menschen belegt ist wie gleichgroßer Wohnraum für Einheimische, und sich viele Kinder dort befinden, gibt es immer wieder Spannungen, die über persönliche Kontakte reduziert werden können", erklärt Johannes Hartmann, Leiter des Jugendgemeinschaftswerkes der Arbeiterwohlfahrt in Friedberg, das jugendliche Aussiedler berät.
MAGDEBURG. Das Theater der Landeshauptstadt Magdeburg (Sachsen-Anhalt) bezieht eine neue Spielstätte am Jerichower Platz, die am 7. November mit dem Musical "Jesus Christ Superstar" von Andre Lloyd Webber eröffnet wird. Vorgesehen sind dort weiter Beethovens "Fidelio" (9. Januar), Tschaikowskys "Eugen Onegin" (3. April), Johann Strauß' "Die Fledermaus" (27. Februar), Richard Strauss' "Salome" (29. Mai), John Kanders Musical "Cabaret" (19. Juni) und als deutsche Erstaufführung die im Mai dieses Jahres uraufgeführte Shakespeare- Oper "Timon von Athen" von Stephen Oliver (24. April). - Das Schauspiel bereitet Alan Menkens Musical "Der kleine Horrorladen", Lessings "Nathan der Weise", Bernard-Marie Koltès' "Roberto Zuccho", Shakespeares "Ein Sommernachtstraum" und die "Antigone" des Sophokles vor. fr
Bondys "Salome" nun in Brüssel BRÜSSEL. Die mit den Salzburger Festspielen koproduzierte "Salome"-Inszenierung Luc Bondys wird nun ins Brüsseler "Théâtre de la Monnaie" übernommen, wo die Premiere für den 15. September vorgesehen ist. Cathérine Malfitano wechselt sich in der Titelrolle mit Karen Huffstodt ab, Antonio Pappano dirigiert. fr
Freilicht-Pläne in Schwäbisch-Hall SCHWÄBISCH-HALL. Bei den Freilichtspielen auf der großen Treppe vor dem Dom in Schwäbisch-Hall sollen im kommenden Jahr eine Bühnenfassung von Jaroslav Haseks "Schwejk"-Roman und Lloyd Webbers Musical "Evita" aufgeführt werden. Shakespeares "Sommernachtstraum" wird wiederaufgenommen. fr
GROSSKROTZENBURG. Die beiden Trakehner-Fohlen, die am Wochenende zwischen Butterstadt und Roßdorf eingefangen worden waren, stehen wieder im heimatlichen Stall. Der Großkrotzenburger Besitzer hatte die Tiere vorübergehend auf eine Weide bei Ostheim gebracht, von der sie ausgebüxt waren.
MODENA, 2. September (epd). Jeweils umgerechnet 130 Mark Bußgeld mußten sechs Jugendliche bezahlen, weil sie auf den Treppenstufen vor einer Kirche in der norditalienischen Stadt Modena saßen. Wie die Mailänder Tageszeitung Corriere della Sera am Mittwoch berichtete, wurden sie von einem Verkehrspolizisten zur sofortigen Zahlung aufgefordert. Der Beamte berief sich auf die noch geltende Verkehrsordnung von 1903, nach der es verboten ist, sich auf Treppen vor Baudenkmälern auszustrecken oder hinzusetzen. Dieselbe Verordnung verbietet auch eine Verschnaufpause auf Straßen und Plätzen, Türschwellen und unter den Laubengängen Modenas außer auf den hierfür vorgesehenen Bänken.
czyk BERLIN. Der klassische Tante- Emma-Laden wird es auch östlich der Elbe schwer haben zu überleben. Mittelständische Handelsbetriebe in den neuen Bundesländern kommen durch die Konkurrenz mit einer Vielzahl von Konsumtempeln, die an den Stadträndern wie Pilze aus dem Boden schießen, in Schwierigkeiten. Diese Prognosen lassen sich aus Statements von Karl-Heinz Niehüser vom Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) ableiten.
Nach einer Umfrage seiner Organisation bei Jung- und Alt-Unternehmern in der Ex-DDR steigen die Überlebenschancen der kleineren Läden vor allem, wenn sie Nischen im Angebot besetzen und verteidigen können. Zudem sollten sich die Betriebe Einkaufsverbänden oder Franchisegruppen anschließen, empfiehlt der HDE-Geschäftsführer. Doch fürchteten viele Gründer offenbar, die neue unternehmerische Freiheit wieder an einen derartigen Verbund zu verlieren. "Nur wenige mittelständische Betriebe haben genügend Speck für die Konsolidierungsphase angesetzt", prophezeit Niehüser. So hätten nur knapp 18 Prozent der 493 in der Umfrage ausgewerteten Firmen trotz der guten Konsumkonjunktur im Osten in den vergangenen beiden Halbjahren einen Umsatzsprung von 15 Prozent erreicht. Obwohl sich mittlerweile kaum einer der Chefs "etwas vormache" und der weitere Gang der Dinge "sehr, sehr nüchtern" beurteilt werde, habe es bei den Jahresabschlüssen "Enttäuschung" gegeben: "Nicht einmal ein Sechstel der Betriebe konnte einen höheren Ertrag als bei Geschäftseröffnung erwartet verbuchen", berichtet der HDE-Mann. Dies sei möglicherweise, hofft der Verband, auf die rege Investitionstätigkeit der kleinen und mittleren Händler zurückzuführen.
Für die insgesamt trübere Stimmung ist nicht zuletzt der Wettbewerbsdruck durch die großen Handelskonzerne verantwortlich. "Die werden sich nicht mit den bislang erzielten Marktanteilen zufriedengeben", ahnt Niehüser. Angesichts zahlreicher Neuansiedlungen von Konsumtempeln "auf der grünen Wiese" sei es "eine Minute vor zwölf", mahnen Verbandsvertreter. "Der Kampf um die Standorte ist knallhart", beobachtete Rolf Lehmann vom Thüringer HDE-Landesverband. Allein entlang der Autobahn von Erfurt bis Suhl gebe es 284 Ansiedlungsbegehren. Rund um das sächsische Chemnitz etwa sollen 183 000 Quadratmeter Einkaufsfläche entstehen.
Der HDE wendet sich entschieden gegen das drohende "Ausbluten der Innenstädte". Gefahr drohe besonders den Ober- und Mittelzentren in den neuen Ländern. Für diese Fehlentwicklung seien die Kommunen und Mängel in der Landesplanung verantwortlich: Nicht jeder Bürgermeister müsse sein Einkaufszentrum bekommen, meint Lehmann.
"Wir sind nicht kinderfeindlich, und wir sind auch nicht gegen eine Farm", betonen die Anwohner der Baierhansenwiesen in Dreieich. Mag sein. Aber das unausgesprochene "Nur nicht bei uns" macht stutzig. Warum meinen kinderfreundliche Menschen in Sprendlingen und Dreieichenhain, hier eine Kinderfarm, dort eine Skateboard verhindern zu müssen? "Wir müssen unsere Lebensqualität schützen", lautet die Antwort. Ob sie bedroht ist, darüber ließe sich reden. Die Anwohner aber tun es nicht.
Lieber schimpfen sie - und zwar laut und heftig. Den andern nicht ausreden lassen, polemische Zwischenbemerkungen, Hohngelächter: So läßt Im Keim erstickt sich jede sachliche Diskussion, jede Möglichkeit zu einem Kompromiß, im Keim ersticken.
Mit einer Menge Vorurteile im Kopf waren die meisten - oder die lautesten - Anwohner zum Informationsabend ins Bürgerhaus gekommen. Und die ließen sie sich nicht nehmen. Für einige stand sowieso schon von Anfang an fest: So schnell wie möglich mit dem Problem zum Anwalt.
KARIN DALKA
Im Vergleich mit anderen Nationen haben die Polen bislang eine friedfertige, fast gleichmütige Natur an den Tag gelegt. Während der rumänische Diktator Ceaucescu und seine Frau während der Revolution erschossen wurden, Honecker und Co. sich für ihre Untaten vor Gericht verantworten müssen, bezogen die polnischen Parteibonzen ihre Rente, die sie durch den Verkauf ihrer Memoiren tüchtig aufbessern konnten. Paradoxerweise waren es gerade die einstmals von ihnen bekämpften Einrichtungen wie die Freiheit des Wortes, die Aufhebung der Zensur und die Entstehung privater Verlage, die ihnen - darunter Kriegsrechts-General Wojciech Jaruzelski ebenso wie die Parteichefs Edward Gierek und Mieczyslaw F. Rakowski - einen geruhsamen Lebensabend ermöglichten. Bis jetzt, als die scheinbare Idylle eines sanften Übergangs von einem System ins andere durch einen Mord erschüttert wurde.
Am frühen Mittwochmorgen alarmierte Andrzej Jaroszewicz die Polizei: Er habe seine Eltern in der Nacht tot aufgefunden. Den Polizisten in der luxuriösen Villa im Warschauer Nobelvorort Anin bot sich ein grausiges Bild: Der 82jährige Altkommunist Piotr Jaroszewicz, polnischer Ministerpräsident von 1970 bis 1980, war entsetzlich gefoltert und anschließend erwürgt worden. Seine Frau Alicja Soska, ehemals Redakteurin des Zentralorgans der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei Trybuna Ludu, war mit der Jagdflinte ihres Mannes erschossen worden.
Piotr Jaroszewicz war nach einer kommunistischen Musterkarriere zehn Jahre lang einer der meistgehaßten Männer Polens. 1909 in einer Lehrerfamilie in der Nähe des heute weißrussischen Nowogrodek geboren, wurde er zunächst Lehrer. Nach mehreren in der UdSSR verlebten Kriegsjahren trat er 1944 als Propagandaoffizier in die polnische Volksarmee, anschließend in die kommunistische Partei ein, der er bis zu seinem Ausschluß 1981 angehörte.
Er hatte zahlreiche Ämter inne, wurde Abgeordneter, Verteidigungsminister, Bergbauminister, Politbüromitglied. 18 Jahre lang bekleidete er das Amt des stellvertretenden Ministerpräsidenten, bevor er Polen in den 70er Jahren als Regierungschef mit Parteichef Edward Gierek dem wirtschaftlichen Ruin entgegenführte.
Während seiner Amtszeit als Ministerpräsident war Jaroszewicz für seine Arroganz bekannt. Nahe der ostpolnischen Stadt Garwolin, wo er vor dem Krieg als Lehrer tätig war, enteignete er zahlreiche Grundbesitzer, um deren Besitz für seine Familie zu kassieren. In den Erholungsgebieten der Regierung in Masuren soll er regelmäßig aus dem fahrenden Auto auf seltenes Großwild geschossen haben. Am meisten empörte es die Polen, daß er seinem Sohn Andrzej, dem sogenannten "roten Fürsten", einen skandalösen Lebenswandel erlaubte, ihn politisch deckte.
Nicht wenige erinnern sich noch genau daran, wie Andrzej in den siebziger Jahren mit einem damals in Polen noch nie gesehenen Alfa Romeo alkoholisiert durchs Land gerast sei und dabei auch Fußgänger zu Tode gefahren habe. Auch legt man ihm eine versuchte Vergewaltigung zur Last, bei der sich die Frau nur durch einen lebensgefährlichen Sprung durchs Fenster rettete.
Solche Gerüchte und Erinnerungen bewirken, daß der Mord an dem als besonders moskauhörig geltenden Jaroszewicz bei den Polen kaum Mitleid, dafür aber ein Gefühl klammheimlicher Genugtuung und Spekulationen weckt, zumal bis zum Abend von den Tätern jede Spur fehlte. Verbindungen zu den heute agierenden Politikern lassen sich nicht erkennen. Um so näher liegt der Verdacht, daß es sich bei dem Mord um einen Racheakt handelt. Ein Raubmord, das ist für die Polen klar, ist ausgeschlossen: Ein so brutales Vorgehen ist in Polen bislang beispiellos.
Außerdem - so weiß man von den Nachbarn - waren die Jaroszewiczs immer äußerst vorsichtig. Die Villa war vergittert und mit einem zwei Meter hohen Zaun umgeben, die Tür mit Schutzblechen und Schlössern verstärkt. Vielleicht, meinen manche, liegt der Schlüssel zu dem Verbrechen auch in dem Buch "Ich breche mein Schweigen", mit dem Jaroszewicz die Serie der kommunistischen Memoiren ergänzt hatte.
Dies nachzuprüfen, ist allerdings nicht einfach: Das Enthüllungswerk von Jaroszewicz war bei seinen Landsleuten auf kein Interesse gestoßen, die Buchhandlungen haben den Ladenhüter zum größten Teil bereits wieder eingestampft. EDITH HELLER (Warschau)
BUND informierte über mögliche Strahlenbelastungen / Mobilfunktelefone abschaffen Rodheimer Bürger wollen gegen Sendemast klagen Anwohner befürchten auch Schäden an ihren Häusern
ROSBACH. "Wir werden auf jeden Fall den Verwaltungsgerichtsweg gehen, wenn die Telekom nicht einlenkt", kündigt Helga Nikolaus aus Rodheim in der Auseinandersetzung um den Sendemast der Telekom an. Die Rodheimer Familie hatte zunächst geplant, stellvertretend für die übrigen Betroffenen des Wohngebietes auf Einstellen der Sendestrahlung nahe dem Wohngebiet zu klagen. Doch das sei nicht möglich, mußte sie feststellen. Jetzt versuchen noch weitere Rodheiemr Familien mit ihren Rechtsschutzversicherungen abzuklären, ob sie den Kampf um die körperliche Unversehrtheit ihrer Kinder gegen das Großunternehmen aufnehmen können.
Zunächst legt nun der Anwalt der Familie Widerspruch beim Regierungspräsidenten gegen den Betrieb der Anlage ein, nachdem die Stadt keine Möglichkeit mehr hat, die Strahlungsquelle zu verhindern. Sie war in dem verklausulierten Genehmigungsantrag für eine örtliche Vermittlungseinheit von Telekom mitgenehmigt worden, weil nicht widersprochen worden war.
"Wir warten dabei auf das Urteil des Kasseler Gerichtshofes, den die Bürgerinitiative der Lorscher angerufen hat", beschreibt Helga Nikolaus weiter. Den Vorschlag der Rodheimer an Telekom, so lange den Sender abzuschalten, bis in Kassel eine Entscheidung gefällt wird, habe das Unternehmen abgelehnt.
Wie die Lorcher, die auch noch die nächste Instanz in Anspruch nehmen wollen, sieht die Rodheimer Mutter ein wachsendes Problembewußtsein bei der unkontrollierten Mikrowellen-Strahlung zum Beispiel durch Autotelefone. "Ähnlich wie bei Asbest und Holzschutzmitteln wird mit zunehmender Forschung und Gutachten die Beweislast umgedreht." Müssen bisher strahlenbelastete Bürger nachweisen, daß die elektromagnetischen oder Mikro-Wellen gesundheitsschädlich sind, so geht die Rechtssprechung in den beiden Beispielen von Asbest und Holzschutzgiften inzwischen den umgekehrten Weg. So werde es früher oder später auch bei der Strahlung kommen.
Wie die Lorscher Bürgerinitiative weist Frau Nikolaus auf Anfrage der FR auf die Grenzwertproblematik hin: Eine einzelne Sendeanlage der Telekom könne durchaus unterhalb des Grenzwertes liegen. Es werde aber nie geprüft, wie groß die vorher schon bestehende Gesamtbelastung durch Richtfunk, Fernsehen, Überlandleitungen oder Sateliten ist. Angegeben würden immer nur die Werte von einzelnen, neuen Anlagen.
Außerdem weist die Lorscher Bürgerinitiative in einem Schreiben auf die eigenwillige Berechnungsart der Telekom in ihrem Fall hin. So sei die Sendeleistung zunächst bei der Stadt Lorsch mit 73 Watt angegeben worden, dann beim Verwaltungsgericht Mainz mit 138 Watt. Richtig sei nach Angaben der Bürgerinitiative 0,1 mal 12 600 gleich 1260 Watt. Die Rodheimerin empfiehlt also, Angaben der Telekom nachzurechnen.
Auf die Rodheimer Anlieger kommen noch weitere Sorgen zu. Sie haben beobachtet, wie aus der Baugrube Grundwasser, das sich dort sammelt, abgepumpt wird. Die Anwohnerin hat daher die Stadt gebeten, bei den Aufsichtsbehörden zu fragen, ob es angesichts des Wassernotstandes sinnvoll ist, Grundwasser in den Kanal zu pumpen.
Vor allem aber drückt die Hauseigentümer diese Befürchtung: Da die Häuser in feuchtem, abschüssigem Gelände stehen, könne es sehr leicht passieren, daß beim Abpumpen des Wassers und Austrocknen des Grundes Risse im Boden und dann im Haus entstehen.
"Da kommen riesige Regreßforderungen auf das Unternehmen zu", prognostiziert die Rodheimerin. de
BAD NAUHEIM. Das Trio "Avodah" gastiert am Samstag, 5. September, ab 20.15 Uhr in der Bad Nauheimer Waldorfschule. Es ist bereits der zweite Auftritt der Gruppe, die keine Scheu vor Stilgrenzen kennt.
So stellt sie jedesmal ein neues Programm zusammen, das von Orlando di Lasso über Bach, Schubert, Bartok, Gershwin bis zu rumänischer und bulgarischer Volksmusik, Zigeunerjazz und jiddischen Liedern reicht.
Bereits vor zwei Jahren hatte das Trio in der Waldorfschule gastiert. Am Samstag wird es in den neuen Räumen der Schule spielen, die im Bad NauheimerIndustriegebiet am Taubenbaum An der Birkenkaute 8 liegt. Karten gibt es im Schulbüro von 8 bis 12 Uhr (Tel. 0 60 32 / 8 23 50). Erwachsene zahlen 15 Mark, Ermäßigte 10 Mark und Schüler lediglich fünf Mark. str
LANGENSELBOLD. Seit Janaur 1990 führt die Sozialdemokratin und Vertreterin der Arbeiterwohlfahrt Isolde Reichert den Vorsitz des Langenselbolder Frauenbeirates. Darum hatte man sie gebeten, da sie über die notwendige parlamentarische Erfahrung verfügte. Zehn Jahre saß Isolde Reichert für die SPD im Kreistag des Main-Kinzig-Kreises. Sie half die Verbraucherberatung in Hanau und die Beratungstelle der "pro familia" aufzubauen.
Heute, mit 61 Jahren, will sie allmählich langsamer treten. Den Vorsitz des Langenselbolder Frauenbeirates möchte sie nach den Kommunalwahlen im nächsten Jahr abgeben und das Feld einer Jüngeren überlassen.
"Durch mein Alter war ich in der Lage, viele Emotionen im Frauenbeirat aufzufangen. Das ist jetzt nicht mehr notwendig", meint sie.
Isolde Reichert wird das Frauengremium ganz verlassen. Den Vorsitz abgeben und trotzdem weiter mitarbeiten? "Ich glaube, das kann ich nicht. Dafür bin ich eine zu starke Frau."
Isolde Reichert will nach dem Rückzug aus der Kommunalpolitik schon vor Jahren nun auch mehr privaten Freiraum - auch aus gesundheitlichen Gründen. Mit ihrem Mann möchte sie schon bald den Ruhestand genießen - auf Hawaii bei ihrer Tochter. alu
KELKHEIM. "500 Jahre Lateinamerika - ein Grund zum Feiern?" Das fragt die katholische Gemeinde St. Martin in Hornau, die zu ihrem Brasilientag am heutigen Samstag, 5., und am Sonntag, 6. September, einlädt. Pater Volney Berkenbrock von der Bonner Missionszentrale referiert am Samstag ab 20 Uhr im Pfarrheim. Am Sonntag steht die Partnerschaft der Gemeinde St. Martin mit Sao Joao Baptista in Dourades, Brasilien, im Mittelpunkt.
Nach dem Gottesdienst um 10.30 Uhr sind alle zum Mittagessen eingeladen. Eindrücke vom Leben der Indianer in Brasilien erzählt Johannes Weil den Kindern ab 14.30 Uhr. Und beim "Talk im Pfarrheim" sollen Erinnerungen an den Bau der zwei Kirchen in Hornau und Dourades geweckt werden. gre
Vor nunmehr fast vier Jahren hat der Bundesgerichtshof Recht gesprochen: Die Karlsruher Richter kassierten die für die Banken profitablen Verrechnungsklauseln, die vorsahen, im Jahresverlauf zurückgezahlte Hypothekenraten erst am Dezember-Ultimo gutzuschreiben - ein einträgliches, aber unzulässiges, weil für die "Durchschnittskunden" in der Regel nicht durchschaubares Milliarden-Geschäft. Für die betroffene Klientel ging es im Einzelfall immerhin um mehrere hundert, teilweise sogar um einige tausend Mark. In weiteren, bemerkenswert verbraucherfreundlichen Urteilen hat der BGH nach und nach Details geklärt und Voraussetzungen für Rückerstattungen konkretisiert. So wurde zum Beispiel klargestellt, daß die Ansprüche aus den Hypokrediten nicht, wie es die Geldbranche gern gesehen hätte und zunächst auch keck behauptete, schon nach vier, sondern erst nach 30 Jahren verfallen.
Es gab durchaus Institute, die ziemlich schnell auf die Entscheidungen der Richter reagierten und ihre betroffenen Kunden fair behandelten. Es kam sogar vor, daß Banken - was eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte - nicht erst auf eine schriftliche Aufforderung warteten, sondern die Neuberechnung von sich aus vornahmen und zuviel gezahlte Zinsen gutschrieben. Eine Vielzahl von Geldhäusern versuchte indes von Anfang an, sich um die Rückzahlung zu drücken, und bewies eine schier grenzenlose Phantasie beim Erfinden von Ausreden. Die Wende schien geschafft zu sein, als der Branchenprimus Deutsche Bank im Herbst 1990, durchaus vorbildlich, den vielen guten Worten vom Verbraucherschutz Taten folgen ließ, indem er sich zu einem kulanten Vorgehen bereit erklärte.
Doch das eine oder andere Institut meint offenbar bis heute, es genüge, über den Bankenverband große Versprechungen zu machen, daß im Verhältnis zur Kundschaft endlich alte Zöpfe abgeschnitten werden sollen. Ein Ombudsmann wurde gar installiert mit dem erklärten Ziel, Streitigkeiten nun schnell und unbürokratisch zu schlichten. Aber im alltäglichen Kleinkrieg wird, wie das schlechte Beispiel der Commerzbank zeigt, nach wie vor versucht, die Leute über den Löffel zu balbieren - ein hoffentlich nicht branchentypischer "Skandal an Ihrer Seite". ski
MARBURG. Er hatte sich auf ein Rededuell mit seinem Bonner Kollegen so sehr gefreut. "Deutliche Worte", so Hessens Umweltminister Joschka Fischer (Grüne), habe er Clemens Stroetmann, dem Staatssekretär im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, mit auf den Heimweg geben wollen. Doch weil letzterer aus "terminlichen Gründen" zur Eröffnung des zweitägigen Expertengesprächs über die Entsorgung von Rüstungsaltlasten nicht in die mittelhessische Universitätsstadt gekommen war, erreichte Fischers harsche Kritik somit auch nicht den adäquaten Adressaten.
Denn der Mann aus Bonn, der im festlichen Ambiente des Marburgers Landgrafenschlosses den Ausführungen des Ministers lauschte, hieß Wolfram Schött, und der leitet das Referat "Umweltschutztechnik" beim Bundesforschungsministerium. Was Wunder, daß eine Fehlinterpretation aus dessen Munde für ein wenig Heiterkeit unter den rund 200 Fachleuten, die aus dem gesamten Bundesgebiet zu dieser Tagung angereist waren, sorgte. "Volles Verständnis" habe er, so Schött, daß er, Minister Fischer, den "Schulterschluß der Länder und des Bundes bei der Sanierung von Rüstungsaltlasten anmahne". Da mußte der Grünen- Politiker den verdutzt dreinschauenden Ministerialrat unterbrechen. "Gegen den Bund, Herr Schött, gegen den Bund." Doch der Reihe nach.
Was den hessischen Umweltminister schmerzt, ist das Gefühl, bei der Sanierung von mit Sprengstoffen verseuchten Flächen vom Bund alleine gelassen zu werden. Bereits im hessischen Stadtallendorf, einer 20 000-Einwohner-Gemeinde im Landkreis Marburg-Biedenkopf, entstehen nach Angaben des Ministers für die Erkundung, Sicherung und Sanierung des mit dem Sprengstoff Trinitrotoluol (TNT) und anderen Schadstoffen verseuchten Erdreichs jährliche Kosten in "zweistelliger Millionenhöhe".
Die Beseitigung des Gefahrenpotentials der ehedem größten Rüstungsschmiede Europas, wo bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs KZ-Häftlinge und Kriegsgefangene rund 250 000 Tonnen Sprengstoff produzierten und verarbeiteten, überfordere langfristig "auch ein finanzstarkes Land wie Hessen". Der Bund, forderte Fischer, müsse jetzt "Farbe bekennen" und dürfe sich nicht länger "aus der Gesamtverantwortung herausstehlen".
Nach den Worten des Ministers, dessen Wiesbadener Behörde das Symposium in Marburg organisierte, nimmt das Land Hessen im Bemühen gegen die Hinterlassenschaften und versteckten Gefahren aus dem Zweiten Weltkrieg eine Vorreiterrolle ein. Vor knapp zwei Jahren wurde Stadtallendorf als erster von bundesweit neun Standorten in das vom Bundesforschungsministerium bewilligte Projekt zur "modellhaften Altlastensanierung" aufgenommen. Dort sollen mit einem "naßmechanischen Verfahren" 130 000 Tonnen mit TNT verseuchter Erde in einer Art "Waschtrommel" gereinigt werden. Dabei werden die an Bodenteilchen haftenden Schadstoffe in speziellen Trommeln abgewaschen. Die so behandelte Erde kann nach der Auffassung der Experten fast vollständig wiederverwendet werden.
Neben Fragen der Finanzierung und der rechtlichen Grundlagen von Altlastensanierungen diskutierte das Fachpublikum gestern am zweiten und letzten Tag des Symposiums auch über die Möglichkeiten von Bürgerbeteiligung. Der "Bundesverband Altlasten-Betroffener", in Marburg vertreten von dessen Mitbegründer Detlef Stoller, kritisierte, daß Bewohner kontaminierter Areale lediglich "Spielball kommunaler Willkür" seien. Sanierung als Zauberwort für alle Altlastenfälle vernachlässige in aller Regel die Bedürfnisse und Probleme der dort lebenden Menschen. "Die Menschen brauchen Hilfe", sagte Stoller, "und einen Ort, an dem sie kommunizieren können."
Eine solche Funktion könnten beispielsweise ein eigens dafür installiertes "Bürgerbüro" und ein "Beirat" (mit Interessengruppen, Betroffenorganisationen, Behördenvertretern und Vertretern der Sanierungsträger) übernehmen. Ein solches Modell der Bürgerbeteiligung, das eine Projektgruppe der Gesamthochschule Kassel im Auftrag des hessischen Umweltministeriums für Stadtallendorf entwickelt hat, stellte der Chemiker Michael Mehnert vor. Entscheidend freilich ist die Umsetzung der Mitte August fertiggestellten und 250 000 Mark teuren Studie. "Wir hegen die Hoffnung, daß unsere Vorstellungen auch so verwirklicht werden", richtete Mehnert einen Appell an den Auftraggeber, das Land Hessen. Vorerst freilich liegt die 300 Seiten dicke Arbeit als "Verschlußsache" beim RP in Gießen. VOLKER TRUNK
Mit Verkehrsproblemen in der Innenstadt beschäftigte sich der Ortsbeirat 1 (Bahnhof, Gallus, Gutleut, Innenstadt) in seiner jüngsten Sitzung. Das Gremium forderte, daß die Zufahrtsmöglichkeiten zum Parkhaus Hauptwache verbessert werden sollen. Die zur Zeit getroffenen Maßnahmen seien "völlig unbefriedigend", sagte Rudolf Kampa (CDU).
Was den Stadtteilpolitiker besonders erboste: Die Änderungen in der Verkehrsführung seien "ohne Anhörung des zuständigen Ortsbeirates" durchgeführt worden, ärgerte sich Kampa.
Ein zweiter Antrag der CDU, der einstimmig verabschiedet wurde, will weitere Behindertenparkplätze in der Altstadt schaffen. In der Kannengießergasse und Lange Straße soll je eine Fläche für Schwerbehinderte abmarkiert werden. rea
MAINTAL/GELNHAUSEN. Nicht alle gestern in Maintal erwarteten 162 Asylbewerber sind eingetroffen, weder in den Container-Unterkünften in der Spessartstraße noch in den Pavillons am Standort Braubachstraße liefen die "Zuweisungen" planmäßig. Die Stadtverwaltung wußte weder, woher die Flüchtlinge kamen, noch wie viele es waren.
In der Braubachstraße konnten nicht alle Räume belegt werden, weil sie noch nicht fertig waren. Unter den Asylbewerbern waren auch acht aus Gelnhausen, die ihr Domizil im Herzbachweg verlassen mußten. "Sie waren dort extrem gefährdet", begründete der Kreis die Verlegung. Im Dörnigheimer Weg bezogen 72 Flüchtlinge aus verschiedenen Orten des Kreisgebietes drei Pavillons (Siehe auch Seite III). pom
Ergebnis-Telegramm
QUALIFIKATIONSSPIEL zur WM, Gruppe 4: CSFR - Belgien 1:2 (0:1).
LÄNDERSPIELE der Frauen in Bad Kreuznach: Deutschland - Frankreich 7:0 (4:0); "U 20": Deutschland - Frankreich 5:0 (2:0).
PRIVATSPIEL: Real Madrid - Ajax Amsterdam 1:3 (0:2).
LANDESLIGA NORD: Gilsa-Jesberg - Germania Fulda 4:2, Wattenbach - Hessen Kassel II 3:1, Hönebach - Bad Hersfeld 4:2, Eintr. Baunatal - KSV Baunatal 1:0, Flieden - Bad Soden/Ahl 2:2, Eiterfeld - Hünfeld 3:3, Hermannia Kassel - Dillich/Nass./Tro. 5:1, Lohfelden - Willingen 1:1.
RADSPORT WELTMEISTERSCHAFT in Spanien, Bahnwettbewerbe in Valencia, Amateure: Steher, zwei Läufe über 25 km: 1. Podlesch (Berlin) 100 Punkte, 2. Solari (Italien) 60, 3. Köngshofer (Österreich) 52, 4. Keller (Leipzig) 42, 5. Harter (Cloppenburg) 18, 6. Colarmartino (Italien) 15, 7. Crottier (Frankreich). - 5000-m-Einzelverfolgung der Profis, Finale: 1. McCarthy (USA) 5:45,076 Minuten, 2. Wallace (Großbritannien) 5:46,805. - 3. Kasputis (Litauen), 4. Moreau (Frankreich). - Halbfinale, 1. Lauf: 1. McCarthy (USA) 5:47,276 Minuten, 2. Moreau (Frankreich) 5:48,176. - 2. Lauf: 1. Wallace (Großbritannien) 5:46,517, 2. Kasputis (Litauen) 5:46,8 69. - Viertelfinale: McCarthy (USA/ 5:48,019 Minuten) - de Las Cuevas (Frankreich/5:53,721), Wallace (England/5:45,333) - Pieters (Niederlande/5:47,175); Kasputis (Litauen/5:53,892) - Risi (Schweiz, 5:55,799); Moreau (Frankreich/5:48,904) - Dürst (München/ 5:55,943). - Finale, Keirin: 1. Hübner (Chemnitz) 11,018 Sekunden, 2. Pate (Australien), 3. Magne (Frankreich). - Finale, Tandem: 1. Capitano/Paris (Italien), 2. Hargas/Buran (CSFR), 3. Peden/Dew (Australien).
ROLLSCHNELLAUF WELTMEISTERSCHAFTEN in Rom, Frauen, 300-m-Einzelzeitlaufen: 1. Hill (Australien) 31,709 Sekunden, 2. Zwolle (Niederlande) 31,780, 3. Vega (Argentinien) 32,249, 4. Titze (Groß-Gerau) 32,500, ... 23. Raiss (Groß-Gerau) 33,777, ... 36. Heinze (Bayreuth) 35,199.
Doppel, Männer, Erste Runde: Evernden/ Layendecker (Neuseeland/USA) - Garnett/ Svantesson (USA/Schweden) 6:3, 6:3, Apell/Steven (Schweden/Neuseeland) - Carbonell/Miniussi (Spanien/Argentinien) 3:2, Aufgabe.
Einzel, Frauen, Zweite Runde: Porwik (Heidelberg) - Gildemeister (Peru), 7:5, 7:5, G. Fernandez (USA) - Baudone (Italien) 6:3, 3:6, 6:2, M.J. Fernandez (USA/Nr. 7) - Medwedewa (Ukraine) 3:6, 6:3, 6:1.
Doppel, Frauen, Erste Runde: Allen/Henricksson (beide USA) - Ludloff/Suire (USA/ France) 7:5, 6:4, Basuki/Durie, (Indonesien/ Großbritannien) - Glitz/Price (USA/Südafrika) 6:1, 6:3, Faull/Richardson (Australien/Neuseeland) - Miyagi/Guse (Japan/Australia) 6:4, 6:4, MacGregor/Po - Davenport/Rubin (alle USA) 6:1, 7:5, Oremans/Vis (beide Niederlande) - Benjamin/Santrock (beide USA) 6:1, 3:6, 6:4.
gem FRANKFURT A. M., 2. September. Immer mehr ausländische Studenten, die an ostdeutschen Universitäten eingeschrieben sind, wollen ihren Studienplatz tauschen und an einer westdeutschen Hochschule weiterstudieren. Das teilte der Ring Christlich Demokratischer Studenten (RCDS) der FR am Mittwoch mit. "Die Studienplatztauschzentrale des RCDS wird seit den Krawallen in Rostock insbesondere von ausländischen Studenten, die in den östlichen Bundesländern studieren, in Anspruch genommen, da sie sich aus Angst vor Angriffen nicht mehr sicher fühlen", sagte der RCDS-Vorsitzende Eckhard Wälzholz.
Anfragen, die mit der Angst vor Fremdenfeindlichkeit begründet worden seien, hätten in den vergangenen Tagen sichtlich zugenommen. In Rostock seien 33 Prozent aller Anträge auf Studienplatztausch von ausländischen Studenten gestellt worden, sagte Wälzholz. Die gleiche Zahl sei aus Halle bekannt. 20 Prozent der Anfragen in den neuen Bundesländern kämen von ausländischen Kommilitonen. Dabei stammten nur etwa vier bis fünf Prozent aller Studenten in Ostdeutschland aus dem Ausland.
Furcht vor Racheakten und Repressalien beherrschte eine Verhandlung vor dem Amtsgericht, in der es um Schutzgelderpressung ging. Während zwei Zeugen dem Prozeß einfach fernblieben, waren ein dritter und seine Familie erst bereit zur Aussage, nachdem im Gericht die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt worden waren.
Angeklagter vor dem Schöffengericht war ein 27 Jahre alter Türke, der polizeilichen Ermittlungen zufolge der in seinem Heimatland verbotenen "Dev-Sol", eine auch als "Revolutionäre Linke" bekannte Organisation, nahestehen soll. Begleitet von zwei Genossen, war er der Beweisaufnahme zufolge im November 1990 bei mehreren türkischen Geschäftsleuten mit Geldforderungen aufgetreten.
Wie der Inhaber eines Reisebüros an der Berger Straße schilderte, hatten sich die Täter mit einer Zehn-Mark-Spende nicht zufrieden geben wollen. Statt dessen habe ihre Forderung auf 200 Mark monatlich gelautet. Als er hiermit nicht einverstanden gewesen sei, hätten sie ihm gedroht und ein Flugblatt hinterlassen. Daraus sei hervorgegangen, was "Dev-Sol" in der Türkei "mit Leuten macht, die sie als Gegner betrachten".
Trotzdem ließ sich der Inhaber des Reisebüros nicht einschüchtern. Auch nach wiederholten Besuchen der Täter zahlte er nicht, sondern benachrichtigte die Polizei.
Ähnlich reagierten auch zwei andere türkische Kaufleute, ein Gemüsehändler und ein Änderungsschneider. Zum Prozeß erschienen sie als Zeugen gestern aber nicht. Wie der eine am Telefon mitteilte, habe er Angst vor einer Aussage, nachdem bereits sein Onkel umgebracht worden sei.
Auf Lichtbildern wiedererkannt, gab der Angeklagte lediglich an, früher habe er auch mal Flugblätter der "Dev-Sol" verteilt. An Schutzgelderpressungen aber sei er nicht beteiligt gewesen. Da er zu den fraglichen Zeitpunkten gearbeitet habe, könne er gleichzeitig nicht in den Geschäften aufgetreten sein. Einen Beweisantrag der Verteidigung, die mit Hilfe von Arbeitszeit-Karten für ein Alibi sorgen wollte, lehnte das Gericht ab.
In seinem Plädoyer warf Rechtsanwalt Rainer Koch die Frage auf, ob überhaupt der Tatbestand einer Erpressung erfüllt sei. Seiner Ansicht nach lag eher ein Fall von aggressivem Betteln vor. Das aber sei nicht strafbar.
Koch wies darauf hin, daß Sammlungen der "Dev-Sol" humanitären Zwecken dienen sollten. Damit würden zum Beispiel streikende Arbeiter in der Türkei unterstützt oder Ablösegelder für Wehrpflichtige gezahlt, die den Kriegsdienst verweigern wollten.
Das Gericht unter Vorsitz von Richter Dietrich Scheimann war von diesen Ausführungen jedoch nicht zu überzeugen. Wegen gemeinschaftlicher versuchter Erpressung in drei Fällen verurteilte es den Angeklagte zu einem Jahr Freiheitsstrafe, für die es - obwohl der Angeklagte nicht vorbestraft war - keine Bewährung mehr gab. Lepp
Die Apfelernte geht unvermindert voran bei Waltraud und Albert Schneider in Nieder-Erlenbach, die die Obstbäume rund um ihren Bauernhof freigegeben haben für Leute, die selber pflücken wollen. Noch immer hängen genug "James Grieve" und "Geheimrat von Oldenburg" an den Zweigen.
Aber mit den Nachbarn gibt es Ärger. In der war FR eine falsche Telefonnummer angegeben worden, und die Pflückwilligen machten ohne Schuld die Leute vom betroffenen Telefonanschlusses zu erbitterten Apfel-Gegnern.
Solange noch Äpfel vorhanden sind - Goldparmänen, Boskop und Golden Delicius reifen bis in den Oktober hinein - können bei Schneiders die Bäume von ihrer Last befreit werden.
Allerdings nur nach Voranmeldung. Und die halt dann auch bitte unter der richtigen Telefonnummer. Sie lautet 0 61 01-4 15 22. Für Frankfurter gilt die Kurz-Vorwahl 45 09. abi
BUTZBACH. Carl Orffs berühmtes Werk "Carmina Burana" wird am Samstag, 5. September, um 20 Uhr und am Sonntag, 6. September, um 11 Uhr im Butzbacher Bürgerhaus szenisch aufgeführt. An der aufwendigen Inszenierung wirken Chöre der Weidigschule, ein Schulchor aus Manchester (England) und der Junge Chor Butzbach mit. Am Klavier werden Sabine Falter und Martin Graf zu hören sein. Außerdem sind ein Percussionsquartett aus Frankfurt und die Butzbacher Tanzgruppe "Dance and Fantasy" an der Aufführung beteiligt.
Eintrittskarten gibt es bei der Bindernagelschen Buchhandlung in Butzbach, an der Weidigschule und natürlich an der Abendkasse. Sie kosten 15 Mark, ermäßigt sind sie für 10 Mark zu haben. skl
HEIDELBERG, 2. September (epd). Ein Steuerboykott aus pazifistischen Gründen ist nach Ansicht der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft als ziviler Ungehorsam ethisch gerechtfertigt. In einer am Mittwoch in Heidelberg veröffentlichten Studie heißt es, die Gewissensnot derer sei glaubwürdig, die sich trotz ihrer pazifistischen Grundhaltung durch die allgemeine Steuerpflicht gezwungen sähen, Militär und Rüstung indirekt mitzufinanzieren. Der nach geltender Rechtslage gesetzwidrige Steuerboykott müsse als "gewissensbestimmter Protest" geachtet werden. Die Kirchen sollten die "Kriegssteuerverweigerung" als authentische christliche Symbolhandlung anerkennen. Ihnen seien "Schritte aktiven Beistands und der Solidarität gegenüber den Akteuren" zu empfehlen. Zugleich werden in der Studie erhebliche rechtliche Bedenken geäußert.
Nach Schätzungen beteiligen sich rund 4500 Bundesbürger an einem pazifistischen Steuerboykott, mehr als die Hälfte sind kirchliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Bedenken, so das Gutachten, gebe es im Hinblick auf die rechtliche Anerkennung einer "Militärsteuerverweigerung". Dies würde die moralische Pflicht des Staates nach sich ziehen, auch im Fall anderer Gewissenskonflikte wie bei der staatlichen Finanzierung von Schwangerschaftsabbrüchen dasselbe Recht zu gewähren. Dadurch würde die Budgethoheit des Parlaments in einem für die Demokratie unverträglichen Maß eingeschränkt. Notwendig sei eine höchstrichterliche Prüfung, inwieweit dem Gewissenskonflikt konsequenter Pazifisten über die Vorschriften des Steuerrechts Rechnung getragen werden könne.
In der Studie heißt es, öffentliche Sicherheit sei "ein Kollektivgut", niemand könne vom Nutzen dieses Gutes ausgeschlossen werden. Daher habe der Staat keinen Grund, Bürger aus der Beitragsverpflichtung zur Finanzierung zu entlassen. Die Bundesrepublik gibt nach Berechnungen der Forschungsstätte derzeit mindestens 25 Prozent ihres Haushaltes für Militärzwecke aus.
Aus rechtswissenschaftlicher Sicht, so das Gutachten, müsse berücksichtigt werden, daß die Verantwortung des Parlaments für den Finanzhaushalt und die Steuererhebung einer gewissensbedingten Steuerverweigerung entgegenstehe. Eine direkte Mitbestimmung der Steuerpflichtigen würde eine wesentliche Entscheidungskompetenz des Bundestages (die Budgethoheit) beeinträchtigen. Angesichts dieser verfassungsrechtlichen Lage sei die Legalisierung einer Militärsteuerverweigerung nur durch eine Grundgesetzänderung möglich.
Die Studie war von der Evangelischen Kirche im Rheinland erbeten worden. Zum Thema Steuerverweigerung hat die Gruppe Bündnis 90/Grüne einen Gesetzentwurf im Bundestag eingebracht. Die Forschungsstätte wirdvon der Evangelichen Kirche in Deutschland (EKD), den Landeskirchen, den Evangelischen Akademien und dem Deutschen Evangelischen Kirchentag getragen.
WIESBADEN. Über Verkehrsberuhigung und eine Partnerschaft mit Frauenstein im Erzgebirge berät der Frauensteiner Ortsbeirat am Dienstag, 8. September. Die Sitzung beginnt mit einer Bürgerfragestunde. Dann geht es unter anderem um die Frage, ob für die Feuerwehr Saugpumpen gekauft werden sollen. Treffpunkt ist um 18 Uhr das Feuerwehrgerätehaus, Kirschblütenstraße 24. acw
Die "Ingenieurleistung war eine der technisch innovativsten", die Läden sind "wie an einer Perlenschnur aufgereiht", das Lichtkunstwerk außen ist "einzigartig", das Gebäude überhaupt "eine Augenweide": In einem Konzert der Superlative wurde von Bauherr Jürgen Schneider "und meinen Männern" der neue Einkaufspalast "Les Facettes" dem geneigten Auge einer Masse Presseleute empfohlen.
Dreißig Hostessen in Rot-Lila so dekorativ wie gleichmäßig verteilt, erstarrtes Lächeln überall: "Hautnah, persönlich möchte ich Ihnen gegenübertreten", schmeichelte der Bauherr, der sich eben noch als pressescheu bezeichnet hatte.
"Menschen zusammenbringen in unverwechselbarer Form" sei das Begehren, das er sich schon bei Fürsten- und Taubenhof in Frankfurt erfüllen konnte; "Baukultur und Kultur den Menschen beibringen, das ist meine Leitidee". So hat er ein Jahr lang nur für "Les Facettes", die neue Zeil-Galerie, einen Beauftragten "um die Welt geschickt", zu sehen: "Wie baut man für die Zukunft."
Danach ist das neueste Schneider-Objekt "neun Meter höher als die Galleria in Mailand" geworden, und "im Konzept der Straße im Haus erinnert es an das New Yorker Guggenheim-Museum". Letztlich ist ihm aber "die modernste Einkaufsgalerie in Deutschland, wenn nicht darüber hinaus", noch viel mehr: "ein begehbares Kunstwerk". "Hochmodern" dünken ihm die Werke, die er für den Palast des Konsums erwarb - "sie verbinden die Züge des Hauses mit den Zügen der Zeit".
Naheliegend, daß ein Mann, der so viel schuf, sein Wort als Leitidee zu verbreiten sucht: "Die Dachlandschaft" beispielsweise, über die der gelernte Ingenieur sich nun nach einem 100-Millionen-Einsatz erheben kann, erkannte er als "eine ungeheuer technische, häßliche Welt: Die gehört da weg". Schon gar gegenüber diesem "Brilliant auf der Zeil" und einem Potentaten, der es schafft, "das Sonnenlicht einzufangen und in die Halle zu werfen".
Große Worte zu großen Taten - manchmal aber blitzt hinter dem ganzen Gehabe eine hemdsärmlig-burschikose Offenheit hervor. "Ich mach' das Ganze ja nur", sagte Schneider auf oberster Ebene seines "Facettes", "um Geld zu verdienen und eine wertvolle Immobilie zu errichten". clau
HÖCHST. Leo Schwegel schimpft: Das Kursangebot "seiner" Höchster Volkshochschule wird nur noch in den westlichen Stadtteilen bekanntgemacht. Gab es bisher einen dicken, gelben Reader für die gesamte Stadt, sind Kurse und Seminare jetzt auf fünf einzelne Hefte verteilt: eins für die Innenstadt, vier für die umliegenden Gebiete. Die gibt's aber nur noch in den jeweiligen Stadtteilen.
"Das läuft unter dem Stichwort Dezentralisierung", sagt der Leiter der Höchster Volkshochschule, "aber für mich ist das ein Schildbürgerstreich. Wer nicht hier wohnt, erfährt nicht mehr, was wir anbieten." Dabei sei etwa ein Drittel der 400 Höchster Kurse auch für Bonameser oder Riederwälder interessant - beispielsweise in den Bereichen EDV, Psychologie und Geschichte. Da in der Innenstadt, im Norden, Osten und Süden Frankfurts das Höchster Heft aber nicht erhältlich sei, wisse niemand, was im Westen laufe. Ein Fünftel des Gesamtangebots bleibe dort unbekannt. Schwegel: "Das ist eindeutig von Nachteil für die Bürger." Und die machten ihrem Ärger mit zahlreichen Anrufen Luft.
Der Service für potentielle VHS-Besucher sei noch aus einem anderen Grund schlechter geworden, klagt der Geschäftsführer. "Von dem gelben Heft wurden diesmal nur 8000 Exemplare gedruckt. Das sind 2000 weniger als bisher."
Die Informationslücke wirkt sich nach Schwegels Eindruck bereits auf die Einschreibung aus, die am Samstag begonnen hat: "Es sind weniger Menschen aus anderen Stadtteilen darunter." Ob insgesamt weniger Teilnehmer kommen werden - erfahrungsgemäß sind es zwischen 3800 und 3900 - sei jedoch noch nicht abzusehen. Denn der erste Run auf die Plätze sei groß gewesen. Der Sparkurs im Römer lasse viele offenbar fürchten, "zu spät zu kommen und keinen Platz im gewünschten Kurs mehr zu kriegen", erläutert Schwegel.
Wie berichtet, wurde das VHS-Budget für den Herbst um 20 Prozent gekürzt. Deshalb fallen in Höchst 90 Kurse aus. Noch sei aber keiner umsonst gekommen, versichert Schwegel.
Unabhängig davon, wie viele das Lehrangebot nutzen: Etwa 40 der insgesamt 300 Höchster Kursleiter sind ihren Job los. Sie gingen bei der Kursvergabe leer aus - einschneidende Folge der Rotstiftpolitik des Magistrats. Ob im kommenden Semester wenigstens einige von ihnen bei der Volkshochschule wieder in Brot und Lohn stehen werden, ist ungewiß. Aber immerhin müssen nach Schwegels Worten 1993 "nur" noch fünf Prozent des ursprünglichen Etats gestrichen werden. "Dann steht uns etwas mehr Honorar zur Verfügung."
Die Einschreibung in der Michael- Stumpf-Straße 2 (Bikuz) läuft noch diese und nächste Woche. dis
Nicht immer müssen Kunst und Kultur, Unterhaltung und Gesang mit Abendgarderobe, Eintrittskarte und Konzertsaal-Atmosphäre verbunden sein. Es genügt auch ein Abendspaziergang in die Sachsenhäuser Dreikönigsstraße 30. Dort steht das "Balalaika", eine Gaststätte mit viel schummrigem Charme, Kerzenlicht und Mitbringseln aus aller Welt.
Wer auf ein typisch russisches Ambiente mit tanzenden Kosaken oder singenden Rotarmisten hofft, wird allerdings enttäuscht. Zwar gibt es Wodka, und an der Wand hängt tatsächlich eine Balalaika. Die schwarze Wirtin Anita Honis aber, die das "Balalaika" seit 1968 führt, kommt aus New York und redet ihre Gäste am liebsten in ihrer Muttersprache an.
Jeden Abend von 20 Uhr bis weit nach Mitternacht serviert sie nicht nur die gewünschten Getränke, sondern greift sich immer mal wieder ihre alte Gitarre und singt dazu.
Kein Zapfhahn stört ihre Folk-, Gospel- und Jazzinterpretationen, gefühlvoll erklingt der "Casablanca"-Hit "As time goes by" ebenso wie die Sinatra- Hymne "New York, New York". Manchmal gibt die Wirtin einen Dylan-Protestsong zum Besten, und die Augen so manchen Gastes glänzen vor Erinnerung. tob
Weitere Nachrichten aus HESSEN auf Seite 30
DR. ROLF NEIDHARDT, Diplomchemiker im Ruhestand und seit vielen Jahren im Main-Kinzig-Kreis als unermüdlicher Streiter für die Belange des Bundes für Umwelt und Naturaschutz (BUND) bekannt, hadert ein wenig mit der Hanauer FR-Redaktion. In einem Streitgespräch kontra dem Chemiker-Kollegen Dr. Gerhard Morlock (FDP) in der FR-Redaktion hatten die beiden Wissenschaftler ihre gegenläufigen Positionen zur Belastung der Hanauer Luft mit dem Ultragift Dioxin dargelegt. In dem daraus resultierenden Artikel vom Dienstag, 25. August, hatte die Autorin Dr. Neidhardt mehrfach als "BUND- Wissenschaftler" tituliert. Dr. Neidhardt legt nun Wert auf die Feststellung, daß es weder eine "BUND- Wissenschaft" gibt, noch daß er als "spezille Spezies BUND-Wissenschaftler" ausgebildet sei. "Ich selbst habe an einer ganz normalen deutschen Universität das gleiche Staatsexamen absolviert wie Dr. Morlock, so wie es für die Erlangung der Berufsbezeichnung "Diplomchemiker" vorgeschrieben ist," betont der BUND- Mann.
Zweitligist Darmstadt 98 will sich in der vakanten Trainerfrage Zeit lassen. "Der Mann muß zu uns passen", sagte Schatzmeister Wiesinger, der sich durchaus vorstellen könnte, daß zunächst Amateur-Trainer Gernot Lutz das Training leitet. Darüber hinaus hat sich Trainer Eckhard Krautzun, der derzeit die Juniorenauswahl Malaysias betreut, die in Freiburg ein Trainsglager bezogen hat, interessiert gezeigt, wieder am Böllenfalltor zu arbeiten. "Wir suchen nicht die billigste Lösung", meinte Wiesinger, "sondern die preisgünstigste."
Schäuble droht nun mit Steuererhöhungen Kanzler Kohl befürwortet Zwangsanleihe Von unserem Korrespondenten Rolf-Dietrich Schwartz BONN, 2. September. Die Bonner Regierungskoalition bereitet offensichtlich neben ihrer Auseinandersetzung um Zwangsanleihe oder freiwillige Deutschland-Anleihe Steuererhöhungen vor. Der CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende Wolfgang Schäuble kündigte am Mittwoch Steuererhöhungen für den Fall an, daß die westlichen Bundesländer die Steigerung ihrer Ausgaben in den Haushalten in den nächsten Jahren nicht auf drei Prozent begrenzen. Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) sprach sich für eine Zwangsanleihe aus. Eine FR-Umfrage bei den Länderfinanzministerien ergab als übereinstimmende Reaktion auf Schäubles zuvor in der Stuttgarter Zeitung geäußerte Drohung, daß es nach den derzeitigen Etatentwürfen völlig unrealistisch sei, eine solche Begrenzung zu erwarten. Der hessische Finanz-Staatssekretär Otto-Erich Geske machte darauf aufmerksam, daß eine Reihe von Ländern immer schon Vorbehalte gegen diese Beschränkungen erhoben hätten. "Wenn Bonn nun ein Schwarzes-Peter-Spiel über die Schuldfrage der nächsten Steuererhöhungen beginnt und die Verantwortung dafür auf die Länder abwälzen will, werden die Länder dabei nicht mitspielen."
Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) wurde auch am Mittwoch aus der Union wegen seines Vorschlags einer steuerfreien Deutschland-Anleihe scharf kritisiert. Der CDU-Finanzexperte Gunnar Uldall warnte ihn vor "Kunstgriffen", die den Haushalt nicht entlasteten, kein zusätzliches Kapital mobilisierten und keine soziale Symmetrie schafften. Kanzler Kohl sagte ostdeutschen CDU-Parlamentariern in Bonn "wohlwollende Unterstützung" einer Zwangsanleihe zu. In einem "Solidarpakt" sollten Arbeitnehmer zugleich Tarifforderungen zurückschrauben. Eine Steuererhöhung für die deutsche Einheit lehnte Kohl strikt ab.
Waigel schrieb im Bayernkurier, Forderungen von 50 Milliarden Mark jährlich und mehr sowie Nachforderungen in Billionenhöhe zeugten von einem "Verlust an Realität" bei ostdeutschen Politikern.
(Kommentar Seite 3, weiterer Bericht im Wirtschaftsteil)
WIESBADEN. Wer schon immer mal den Schläferskopfstollen oder das ESWE- Technicum ansehen wollte, hat am Sonntag, 6. September, Gelegenheit dazu: beim "Tag der offenen Tür für Kulturdenkmäler in Hessen". Fachleute der Stadtwerke erwarten Besucher am Pumpwerk Klosterbruch. Es ist mit der Buslinie 13 ab Hauptbahnhof zu erreichen; Abfahrtszeiten: 10.07, 11.07 und 12.07 Uhr. acw
Weniger Mord und Raub im Bahnhofsviertel Magistrat: Gewaltdelikte nahmen ab / 11 Bordelle geschlossen Von unserem Redaktionsmitglied Hansjürgen Biedermann Im Bahnhofsviertel hat die Zahl der Tötungsdelikte und der Raubstraftaten abgenommen. Es gibt weniger Bordelle und weniger Nachtlokale. Dies steht in einem Bericht, mit dem der Magistrat auf einen Fragenkatalog der CDU-Fraktion zu den Themen Prostitution und Kriminalität im Quartier antwortet. In dem Papier faßt der Magistrat "Einzelmaßnahmen" zusammen, "die das Erscheinungsbild und die Sicherheitslage" in dem Viertel "verbessert haben". Zu den Maßnahmen rechnet die rot-grüne Stadtregierung die Schließung von elf Bordellen, wobei im Bericht erwähnt wird, daß drei der Freudenhaus- Eigner ihre Betriebe ohne behördlichen Druck dichtgemacht haben. Derzeit existieren in dem Viertel noch sieben einschlägige Häuser, in denen - so der Magistratsbericht - zu mehr als 50 Prozent ausländische Staatsangehörigeihrer Profession nachgehen.
Darüber, wie viele Dirnen im Bahnhofsviertel insgesamt tätig sind - darüber macht der Report aus dem Römer keine Angaben.
Nachzulesen ist jedoch: Behördliche Verfügungen hätten dafür gesorgt, daß mittlerweile kein einziger Spielclub mehr existiere. Spielhallen indes sind noch auf dem Markt : im Bahnhofsviertel acht und im Hauptbahnhof weitere vier Spielhallen. Der Magistratsbericht hebt hervor, daß die 25 Prostituierten auf dem Straßenstrich mitterweile allesamt in die Toleranzszonen abgewandert sind.
Der Magistrat stellt fest, daß sich auch die gastronomische Struktur stark verändert hat. Von einstmals 46 Betrieben mit Nachtkonzession seien 24 übriggeblieben. In 20 Fällen wurde gegen Konzessionäre vorgegangen.
Dem Bericht zufolge hat sich die Gewaltkriminalität im Bahnhofsviertel reduziert. Der Magistrat beziffert die Zahl der Morde im vergangenen Jahr auf 13. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres - so die Polizeistatitik - mußte die Mordkommission kein einziges Mal in das Bahnhofsviertel ausrücken.
Bei der Raubkriminalität, so informiert der Bericht, wurde die Spitze im vergangenen Jahr erreicht. Gegenüber dem Jahr davor registrierte die Polizei einen Anstieg von 557 auf 658 Überfälle. Im ersten Halbjahr 1992 wurden 240 Anzeigen festgehalten.
Der Magistrat streicht im übrigen seine Aktionen gegen die Hütchenspielerszene heraus und erwähnt das abgestimmte Vorgehen mit den Sicherheitskräften in den bahneigenen Bereichen.
Fazit: "Der Magistrat wird auch weiterhin in enger Abstimmung mit der Polizei gegen jede Erscheinungsform der kriminellen Szene vorgehen."
PRAG, 2. September (epd). Mit einer eindringlichen Warnung vor der Errichtung neuer Mauern in Europa ist am Mittwoch in Prag die 10. Vollversammlung der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) eröffnet worden. Nationalismus, Fanatismus und Rassismus führten zur Errichtung von Gettos und zu Ausweisungen, sagte der Generalsekretär der KEK, Jean Fischer. "Der Feind versteckt sich nicht mehr hinter einer Mauer, er ist mittendrin in unseren Gesellschaften", sagte Fischer.
Der Krieg im früheren Jugoslawien sei ein Beispiel dafür, wie homogene Gemeinschaften nach ethnischen, religiösen und kulturellen Kriterien auf einem klar definierten Territorium gruppiert und vor anderen abgeschirmt werden sollten. "Diese neuen Formen von Feindschaft machen die Waffenhändler reich", sagte Fischer vor etwa 340 Delegierten der 120 KEK-Mitgliedskirchen.
In allen Konflikten in Europa mit einer starken religiösen Dimension wie in Nordirland, Zypern, im Kaukasus oder auf dem Balkan kommt dem interreligiösen Dialog den Worten Fischers zufolge eine besondere Bedeutung zu. Die KEK müsse darüber wachen, daß religiöse Intoleranz nicht zu Kriegen und "Verirrungen" führe wie der "ethnischen Säuberung". Fischer wandte sich in seinem Rechenschaftsbericht zugleich gegen Antisemitismus und Ausländerfeindlichkeit. Während Europa auf politischer Ebene vor der Einigung stehe und als einflußreicher Faktor für eine neue Weltordnung gelte, werde "mit Arroganz und Muskelkraft sehnsüchtig der Nazizeit gedacht".
Der Patriarch der russisch-orthodoxen Kirche, Alexij II., kündigte seinen Rücktritt als Präsident der KEK an. Vor den Delegierten protestantischer, anglikanischer und orthodoxer Kirchen begründete er seinen Schritt mit schwerwiegenden Problemen in seinem Land und neuen Aufgaben der Kirche durch den Umbruch in der früheren Sowjetunion.
Die KEK will auf ihrer bis zum 10. September dauernden Vollversammlung zum Thema "Gott eint - In Christus eine neue Schöpfung" Leitlinien für die künftige Arbeit festlegen.
Ist Kaib für Offenbach, was Momper für Berlin ist? Die Ankündigung des Stadtbaurats, ganz aus der Politik und dem öffentlichen Dienst auszusteigen und künftig den privaten Immobilien-Investoren dienen zu wollen, schafft nicht nur der SPD Probleme, sondern auch der rot-schwarzen Koalition und stellt erneut die Frage nach der Glaubwürdigkeit von Politikern.
Wenn ein so betont für das Wohl Offenbachs engagiert auftretender Politiker wie Kaib die Seiten wechselt, wird sofort nach der Stichhaltigkeit der Sonntagsreden aus dem Rathaus gefragt. Unmittelbar nach Kaibs überraschender Ankündigung begannen jedenfalls seine Geburtstagsgäste sofort das beliebteste und spannendste Spiel im Rathaus: das Spekulations- Roulette um Personen und Posten.
Kaib schürt diese Spekulation selbst, denn mit sichtlichem Vergnügen läßt er zunächst die Frage offen, wo er hingeht. Welcher scharf kalkulierende Investor hat warum besonderen Gefallen an ihm, dem gelernten Soziologen, und seinen Talenten gefunden? Etwa die Münchener Schörghuber-Gruppe, die im Kaiserlei und in der Herrnstraße dreistellige Millionen-Summen investiert? Geht Kaib vielleicht zu einer der Tochter-Gesellschaften der Hessischen Landesbank (Helaba), mit denen einst sein Genosse Jörg Jordan, bevor er in Wiesbaden Bauminister wurde, zusammen mit Oberbürgermeister Wolfgang Reuter, dem Offenbacher Architekten Fritz Novotny und Kaib die gigantische Bebauung des Kaiserleis kreierte?
Welcher Sozialdemokrat will Stadtbaurat werden? Vielleicht sein persönlicher Referent, Parteivorsitzender Stephan Wildhirt, denn wenn Kaib geht, braucht Wildhirt einen neuen Job? Oder wird die SPD der CDU doch noch das Baudezernat überlassen mit dem Argument, Kaib habe neben dem S-Bahn-Bau, mit den privaten Investitionen entlang der Trasse und der begonnenen Umgestaltung der Innenstadt die Pflöcke sozialdemokratischer Stadtgestaltung unveränderbar in den heimischen Boden gerammt? Momper von Offenbach?
Entscheiden sich die Sozialdemokraten doch noch für das Schul- und Kulturdezernat und räumen damit den Konflikt mit dem schwarzen Koalitionspartner aus? Und zwar zu dem Preis, daß die Christdemokraten wieder reformerische, sprich Gesamtschulpolitik in Offenbach zulassen? Will der SPD-Fraktionsvorsitzende Horst Schneider, der ja Lehrer ist, vielleicht Schul- und Kulturdezernent werden? Wer weiß.
Zunächst halten sich alle bedeckt. Mit Kaibs Aussteigen jedenfalls ist wieder Bewegung in die Parteien, in die Koalition und in die Rathauspolitik gekommen. SIEGFRIED SCHOLZ
WÄCHTERSBACH. Zur Grenzsteinwanderung des Turnvereins Wächtersbach treffen sich Wanderfreunde am Sonntag, 6. September, um 9 Uhr am Lindenplatz. Von dort geht es Richtung Dreiländereck auf einen 15 Kilometer langen Rundkurs.
Das Schwimmbad der Titus-Thermen ändert vom 1. Oktober an seine Öffnungszeiten. Geöffnet wird dann nicht mehr wie in der Vergangenheit um 6.30 Uhr, sondern um 7 Uhr und am Montag um 13 Uhr.
Die späteren Öffnungszeiten begründet die Geschäftsleitung der Stadion GmbH mit den schwachen Besucherzahlen. Laut Statistik sind in der Zeit zwischen 6.30 Uhr und 7 Uhr im Durchschnitt nur vier Besucher im Bad.
Das Schwimmbad wird in Zukunft täglich um 22 Uhr schließen, zur Zeit ist es donnerstags und freitags bis 23 Uhr geöffnet.
Der Spartarif gilt dann von Dienstag bis Samstag von 7 Uhr bis 10 Uhr und am Dienstagnachmittag von 16 Uhr bis 20 Uhr. wob
Zugunsten der Aktion "Telefon für Taubblinde" laufen heute Sportdezernentin Sylvia Schenk, Wirtschaftsvertreter und der Geschäftsführer des Landessportbundes, Ralf Koch, um die Wette. Die Aktion soll dazu beitragen, daß die Telefonkommunikation für taubblinde Menschen verbessert wird.
Die vom Sprecher des Landesversorgungsamtes Hessen, dem blinden Journalisten Keyvan Dahesch, initiierte Veranstaltung beginnt um 14 Uhr. Gespendet werden kann vor oder nach dem Lauf, der vom Eisernen Steg aus bis zum Holbeinsteg führt. Von dem Ertrag sollen Geräte, die Botschaften über Schreibtelefone in Blindenschrift umsetzen, angeschafft werden. ki
Daß Ausländerhatz und Neonazi-Krawalle made in East Germany ein starkes Echo in der britischen Presse finden würden, war absehbar. Niemanden in London konnte überraschen, daß die Boulevardpresse dem Thema viele Farbseiten widmete, daß knallige Überschriften die Rostocker und Cottbuser Ereignisse begleiteten, daß verschreckten Berichterstattern das "Echo der Kristallnacht" in den Ohren dröhnte, und daß die Times pauschal dekredierte, "jeder Deutsche sollte sich zutiefst schämen".
Das alles, und einiges mehr, war zu erwarten gewesen, nach dem Schock von Lichtenhagen, der unweigerlich schlimme Erinnerungen zusammen mit alten Klischees zu neuem Leben wekken mußte. Überraschend war eher, daß es zu "mehr" im Grunde nicht kam, daß sich die Klischees in Grenzen hielten. Zwar konnte es sich mancher Kommentator doch nicht verkneifen, bei allem "selbstverständlichem Respekt für die deutsche Demokratie" mit der wirksamen Worthülse eines letztlich ja doch nicht auszuschließenden "Vierten Reiches" zu winken.
Generell aber war die Berichterstattung eher sachlich, und in allen Aspekten wohlinformiert. Selbst die Boulevardblätter reicherten ihre dramatischen Augenzeugenberichte mit Analysen, mit kühlen Fakten der deutschen Misere an. Die Arbeitslosenrate im Osten und der schwierige Transformationsprozeß der ehemaligen DDR wurden ebenso gewürdigt wie die außergewöhnlich liberalen Einwanderungs- und Flüchtlingsgesetze der deutschen Verfassung, die in den vergangenen Jahren zu einem derartigen Zustrom fremder Völkerscharen nach Deutschland geführt hatte.
In letzterem Punkt sympathisierten selbst jene Zeitungen, die die "Häßlichkeit des Faschismus" (Daily Mail) bei den deutschen Ausschreitungen am heftigsten brandmarkten, mit der Lage der Vettern in der Mitte des Kontinents: Konservative Briten, die selbst die Einwanderungsrate in ihr Land praktisch gestoppt und die Aufnahme von Flüchtlingen auf ein Minimum reduziert haben, können kaum glauben, daß deutsche Politiker sich angesichts des Ansturms aus dem Osten mit einer Änderung der Spielregeln so viel Zeit gelassen haben und lassen. "Deutschland", beschied die Times, könne einfach "nicht länger der offene Zufluchtshafen bleiben, der es im vergangenen Vierteljahrhundert war". Das Land, in dem nun wieder "die Echos des Nazismus" zu hören seien, habe "eindeutig die Grenzen seiner Toleranz erreicht".
Einzelne Kommentatoren, wie der jüdische Autor Chaim Bermant, beließen es nicht beim Lauschen auf das "Echo", sondern stemmten sich ausdrücklich gegen eine Ablage der neuen deutschen Unruhen in der bequemen Schublade "Die Nazis sind wieder da". Im liberalen Sonntagsblatt Observer hielt Bermant - selbst Immigrant im Vereinigten Königreich - seinen Landsleuten vor, sich mit ihrem lauten Lamento über den Rückfall der Deutschen in "alte Gewohnheiten" die Sache zu einfach zu machen. Zum einen sei es Dummheit, sich den Nazismus als eine "zyklisch wiederkehrende Krankheit" vorzustellen, die die Deutschen von Zeit zu Zeit befiele; zum andern seien die Deutschen, eben durch ihre Erfahrung des Nazismus in der Vergangenheit, gegen dessen Wiederkehr wohl immuner als manche anderen Völker.
Die Briten, meinte der Observer-Kolumnist, vergäßen ihrerseits allzu leicht, daß sie es in der Vergangenheit selbst mit Unruhen zu tun hatten, die aus Konflikten mit den britischen Immigranten aus der Karibik und aus dem indischen Subkontinent herrührten - obwohl jene Einwanderer zu günstigeren Zeiten, nämlich in einer Epoche der Vollbeschäftigung, ins Land gekommen seien, als es nun Deutschlands Neuzuzüglern beschieden sei. Von Frankreichs Rassismus brauche man gar nicht erst zu reden. "Die Rostocker Krawalle" seien vor diesem Hintergrund "kein Beweis dafür, daß die Deutschen zum Nazismus zurückkehren, sondern dafür, daß sie immer mehr wie der Rest von uns werden." Offenbar könne man den Deutschen aber in Europa nicht vergeben, "daß sie nicht in der Lage sind, Standards einzuhalten, die wir anderen Nationen uns nicht einmal im Traum vorgeben würden".
In der Tat verbindet sich - worauf Bermant kritisch zielte - mit der Sorge über die deutsche Entwicklung bei manchem Briten gern eine gewisse Schadenfreude über die Probleme, denen sich der mächtige und traditionelle Konkurrent vom Kontinent neuerdings gegenübersieht. Daß das Land, das mit seinen Zinssätzen gnadenlos den Pfundkurs und die Aufschwung-Chancen der britischen Wirtschaft bestimmt, und das jüngst wieder beim olympischen Medaillen-Sammeln die Sportler des stolzen Albion in schmählicher Weise in den Schatten stellte, nun selbst im Innern mit erheblichen Schwierigkeiten zu kämpfen hat, löst ab und an, in gewissen englischen Kreisen, stille Befriedigung aus.
"Where alles is not in ordnung", überschrieb voriges Jahr einmal der rechte Daily Telegraph eine Kolumne über der Deutschen Vaterland: Mittlerweile, in einer Mischung aus spöttischer Ungläubigkeit und stillem Unbehagen, vermuten viele Untertanen Königin Elizabeths, daß der Deutschen lang beneidete Ordnung, daß ihre Effizienz und ihr demokratisches Musterknabentum zusammen mit dem Polizeichef von Rostock wahrhaftig und endgültig auf dem Misthaufen der Geschichte gelandet sind.
Genaue Kenntnis der deutschen Situation, ein kongruentes Bild der deutschen Gesellschaft geht dem Durchschnitts-Briten freilich auch heute noch ab und macht es schwer, die jüngsten Ereignisse einzuordnen; die Schlaglichter von Rostock und Cottbus machen nicht wett, was generelles Desinteresse am deutschen Alltag (und an der Situation in anderen europäischen Ländern) über die Jahre an infomativem Ödland hinterlassen hat. Vor allem die Fernsehanstalten, die mächtigsten Meinungsbildner, haben hier versäumt, Lücken zu füllen, ein kontinuierliches Angebot zu präsentieren.
Kurzfristig, zum Zeitpunkt der deutschen Vereinigung, schien einmal Besserung sich anzubahnen. Mit einem Mal tauchten in Deutschland hochkalibrige britische Fernsehreporter auf - allein die Ankunft des ehemaligen Washington-Korrespondenten der BBC, Martin Bell, vor dem Brandenburger Tor ließ Großes erwarten.
Doch Bell war, wie sich bald herausstellte, nach Abklingen des ersten Vereinigungstrubels bei den Teutonen nicht zu halten: Er wechselte nach Osteuropa und in den Balkan über, wo ihm nächtliches Bildschirm-Erscheinen garantiert war, und überließ die Deutschen wieder sich selbst - und den sogenannten "Europa-Korrespondenten" der BBC, die bei Bedarf von London eingeflogen werden, wenn sich einmal auf dem Kontinent "etwas tut".
PETER NONNENMACHER (London)
sch FRANKFURT A. M. Der Vorstandsvorsitzende der Frankfurter Wertpapierbörse (FWB) kündigt seinen Rücktritt an. Friedrich von Metzler (Archivbild), der auch dem Aufsichtsrat der FWB vorsitzt, will die Ämter nach Bildung der Deutsche Börse AG niederlegen.
Das Konzept für diese Dachorganisation wurde dem Frankfurter Vorstand jetzt vorgelegt und an die anderen Plätze, die Deutsche Terminbörse und den Kassenverein weitergeleitet. Metzler begründet seinen Schritt damit, daß der neue Abschnitt der Modernisierung des Finanzplatzes am besten gelinge, wenn die Verantwortung des Vorsitzes im Aufsichtsrat der Deutschen Börse und im Frankfurter Börsenvorstand in den Händen eines der Marktteilnehmer liege, der an allen hiesigen Plätzen in den Leitungs- und Kontrollgremien vertreten ist. Er schlägt vor, Deutsche-Bank-Vorstand Rolf Breuer in diese Ämter zu wählen.
FRIEDBERG. Der Protest der Schulgremien der Adolf-Reichwein-Schule hat gefruchtet. Während der Renovierung der Schule kann sie nun Pavillons der alten Blindenschule nutzen. Lehrer, Eltern und Schüler der Reichwein-Schule hatten sich dagegen gewehrt, während der lärmenden Arbeiten an ihrer Schule bleiben zu müssen. "Landrat Rolf Gnadl ist froh, daß er aufgrund seiner Verhandlungen mit dem Landeswohlfahrtsverband doch noch erreichen konnte, daß dieser der Adolf- Reichwein-Schule für die Dauer der Bauarbeiten die Pavillons zur Verfügung stellt", heißt es in einer Pressemitteilung des Wetteraukreises. Während die sechs Gebäude der Schule nach und nach saniert werden, können die Schülerinnen und Schuler in sechs Klassenräume des Blindenschulpavillons ausweichen.
Die Bauarbeiten an der Reichwein- Schule werden voraussichtlich drei Jahre währen. Für rund fünf Millionen Mark soll die Heizung erneuert, die Fassade saniert, die Decke über dem Obergeschoß gedämmt und sollen Isolierglasfenster eingesetzt werden. ieb
HOCHHEIM. "Das bringt doch nichts, den Kopf in den Sand zu stecken." Theresia Kuhr weiß, wovon sie spricht. Nicht aufgeben, das ist der Leitspruch ihres Lebens. 62 Jahre ist sie alt, hat mit 30 ihre erste, mit 60 die zweite Krebsoperation ebenso überstanden wie den Herzinfarkt vor zwölf Jahren. "Man darf der Krankheit doch nicht nachgeben", sagt sie. Und: Jeder ist für seine Gesundheit selbst verantwortlich. Eben dieses positive Denken - "damit beschäftige ich mich schon lange" - will Theresia Kuhr ihren Mitmenschen vermitteln. In zwei Selbsthilfegruppen sollen Krebs- und Herzpatienten lernen, mit der Krankheit zu leben. Und dieses Leben könne sogar noch schöner, noch erfüllter sein als zuvor.
Die Welt aus der Perspektive des Krankenbettes - dieser Blickwinkel ist Theresia Kuhr vertraut. Häufig genug hat sie in Kliniken gelegen, ist in Operationssäle geschoben worden. Und sie kennt die Gefühle von Ohnmacht, von Elend, wenn Ärzte um die Sätze ringen, herumdrucksen. "Da", sagt sie, "ist jedes Wort der Aufmunterung, nein, das ist kein Strohhalm, das ist dann ein ganzer Heuhaufen."
Doch in der Realität ist Zuspruch als Rettungsring die Ausnahme. Nach Krankenhaus, Operation und Reha-Klinik klafft ein Loch im Alltag, sind die Patienten oft auf sich alleine gestellt - selbst in der Familie. "Die einen packen sie in Watte, die anderen werden nach einer kurzen Schonfrist voll gefordert. Doch der Weg läuft in der Mitte", sagt Theresia Kuhr.
Um diesen Mittelweg zu finden, "muß sich jeder erst mal neu ordnen". Sie selbst habe "das gut in den Griff bekommen: Ich habe mich der Krankheit gestellt." Und sie hat sich engagiert. Nach ihrem Herzinfarkt arbeitete sie zehn Jahre als ehrenamtliche Helferin bei der Herzstiftung, fuhr zu Vorträgen und Seminaren, kümmerte sich um Informationsstände bei Kongressen. Und sie besuchte als Gasthörerin an der Uni Mainz vier Semester lang Vorlesungen zum Thema Psychologie. "Das mußte sein", sagt sie. Schließlich ist ihre Idee nicht neu, Selbsthilfegruppen zu gründen. "Doch bisher hatte ich nicht die Traute dazu."
Am 21. September jedoch will sie ernst machen. Dann wird sich um 18 Uhr in den Räumen der Kirchstraße 19 erstmals die Herzgruppe treffen - wie künftig an jedem dritten Montag im Monat. Die Krebsgruppe ist am ersten Montag eines jeden Monats dran, zur gleichen Zeit, am selben Ort, erstmals am 5. Oktober.
Und was hat sie vor? "Ich will die Gruppen freihalten von Vereinsmeierei." Es sollen zwanglose Treffen werden von Patienten - und auch von deren Angehörigen. Jeder soll vom anderen lernen, soll Erfahrungen austauschen, soll sich aufs nächste Mal freuen und hoffentlich etwas mit nach Hause nehmen. Und wenn's denn Kontakte untereinander gebe, Freundschaften entstünden - "das wäre ein schönes Ziel".
Doch Theresia Kuhr ist sich auch sicher, "daß der eine oder andere abspringt". Schließlich geht es auch darum, an sich zu arbeiten. Da ist zunächst die Realität zu akzeptieren. Gewiß, nach einer Krebsoperation, nach einem Herzinfarkt, da gibt es Dinge, die nicht mehr so gehen wie früher. "Aber es gibt doch noch so viel anderes. Und auch das ist schön", sagt sie, will sich als Beispiel einbringen. "Ich bin mit meinem Leben zufrieden, bin erfüllter als zuvor."
Aber bis zu dieser Erkenntnis ist es oft ein weiter Weg. Die Weichen werden früh gestellt. Und dazu gehört auch, nicht in die Krankheit zu flüchten. "Das war auch bei mir so", sagt Theresia Kuhr. "Doch ich habe es erkannt und abgestellt." KLAUS KÜHLEWIND
Eine bessere Koordination der Drogenpolitik in der Rhein-Main-Region durch den Umlandverband kann sich UVF-Verbandsdirektor Rembert Behrendt (SPD) gut vorstellen. Es sei sehr überlegenswert, die "vielfältigen Hilfen und Therapieangebote für Drogensüchtige durch eine Stelle für die gesamte Region koordinieren zu lassen", sagte Behrendt im Gespräch mit der Frankfurter CDU-Vorsitzenden und Landtagsabgeordneten Petra Roth.
Bei dem Treffen ging es um den Vorschlag Roths, Städte und Kreise im Umland besser in ein Drogenkonzept einzubinden. Hier könne dem UVF eine bedeutende Rolle bei Koordination und Finanzierung zukommen, sagte Roth. Sie erhoffe sich dadurch bessere Möglichkeiten, "szeneferne Therapieplätze" bereitzustellen und einen Verbund aller therapeutischen Einrichtungen voranzutreiben.
Die Drogenpolitik sei zwar eine "Aufgabe von regionaler Bedeutung", sagte Behrendt. Gleichwohl könne der Verband nicht sofort handeln. Zunächst müsse der Hessische Landtag dem Umlandverband diese Aufgabe per Gesetz zuweisen. Außerdem müsse die Finanzierung der Koordinationsstelle geklärt werden. luf
FRANKFURT A. M. (FR). Die New Yorker Aktienbörse hat am Mittwoch im frühen Geschäft kaum verändert tendiert. Der Dow-Jones-Index stand nach knapp einer Stunde 2,16 Punkte über dem Vortagesschluß. Am Dienstag hatte das Börsenbarometer 8,91 auf 3266,26 Zähler zugelegt.
In Tokio sank der Nikkei-Index um 152,34 auf 17 587,72 Einheiten.
Der Ortsbeirat 1 (Bahnhof, Gallus, Gutleut, Innenstadt) will sich für die Vereine einsetzen. In der jüngsten Sitzung des Gremiums brachte die SPD zwei Anträge auf den Tisch, die die Kassen der Frankfurter Vereine entlasten sollen. Zum einen unterstützen die Stadtteilpolitiker eine Forderung des Vereinsringes Gallus, die Vereine bei eigenen Veranstaltungen von der Getränkesteuer zu befreien. Als Alternative schlug die SPD vor, die erhobene Getränkesteuer den Vereinen in Form eines Zuschusses zu erstatten.
Auch bei der Fäkalienabfuhr macht sich der Ortsbeirat für die Vereine stark: Die SPD forderte, daß die Abrechnung der Fäkalienabfuhr künftig nicht mehr nach benötigter Zeit, sondern nach Kubikmetern berechnet werden solle. Nach Auskunft von Josef Häfner, SPD-Mitglied und Vorsitzender des Vereinsringes Gallus, werde bei Vereinen, die nicht an das öffentliche Abwassernetz angeschlossen sind, die Fäkalienabfuhr nach Stunden berechnet. Häfner begründete seinen Vorstoß damit, daß bei der normalen Müllentsorgung schließlich auch nach dem Gleichheitsgrundsatz verfahren werde: Wenn jemand in unmittelbarer Nähe einer Müllverbrennungsanlage wohne, zahle er ja auch nicht weniger, als wenn der Müll aus einer Entfernung von mehreren Kilometern abtransportiert werden müsse. Es sei "ungerecht", so Häfner, zweierlei Maß anzusetzen: Hier werde nach dem Verursacherprinzip abgerechnet, dort nach Anfahrtswegen, mokierte er. Zu beiden Themen will der Ortsbeirat in seiner nächsten Sitzung Fachleute aus dem Magistrat einladen. rea
Eltern des Kindervereins und des Elternbeirats in der Kindertagesstätte 95 ziehen an einem Strang: Auf einer Anhörung des Ortsbeirats 13 (Nieder-Erlenbach) stellten sie den Antrag, daß der Hortcontainer "Rosa Krawallschachtel" nach Eröffnung des KT-Neubaus erhalten bleiben soll.
120 Eltern und Erzieherinnen unterschrieben die Forderung. Der Ortsbeirat 13 werde zur nächsten Sitzung eine interfraktionelle Initiative formulieren, die direkt an den Magistrat gehe, sagte Ortsvorsteher Kurt Michel. Die Stadtteilparlamentarier sprachen sich für den Erhalt des Provisoriums aus.
Die Idee, den Hortcontainer mit 20 Plätzen der angrenzenden Schule anzubinden, wurde zunächst abgelehnt. Die Schüler könnten dann lediglich von 7 bis 15 Uhr betreut werden. "In den Ferien ist auch eine Betreuungsschule geschlossen", sagte Grundschulleiterin Eichholtz. Diese Lösung entspricht nicht dem Interesse der Elterninitiative. Auch nach der Fertigstellung der KT-Erweiterung stehen noch 16 Kinder auf der Warteliste. tin
"Neu, "Neu", "Neu", werben am Kiosk in diesen Tagen drei neue Programmzeitschriften mit sechs Millionen Exemplaren Auflage um die Gunst des Lesers, bereit, ihm die gewachsene Bilderflut des Fernsehens ordnen und auswählen zu helfen. Der Massenstart neuer Programmzeitschriften - weitere werden wohl noch folgen - signalisiert zugleich den erbitterten Kampf westdeutscher Verleger um Marktanteile und das gewandelte Informationsbedürfnis bei 75 Porzent deutscher Fernsehzuschauer, die den TV-Konsum mit einer Programmzeitschrift begleiten.
Vor dem Start des neuen Programm- pressefeldzuges der Verlage gab es in Deutschland mit 13 Programmzeitschriften und 21,4 Millionen Auflage eine Bestleistung: Nirgendwo auf der Welt werden so viele Programmzeitschriften gekauft und genutzt wie in Deutschland. "Das mag", so Manfred Braun, Geschäftsführer der Heinrich Bauer Programmzeitschriften GmbH, "auch am deutschen Ordnungssinn liegen, sich im Fernsehprogramm zurechtzufinden."
Vor zehn Jahren, als der Bildschirm nur ARD, ZDF und Dritte bot, gab es sieben Titel mit 13 Millionen Auflage. Jetzt, da der Kabelteilnehmer durchschnittlich 22 überwiegend Privatprogramme mit täglich 400 Stunden Programm sehen kann, hat sich die Zahl der Programmzeitschriften verdoppelt. Die Unübersichtlichkeit des TV-Angebotes schlägt auf die Programmpresse durch, erfordert von ihren Machern mehr als die bisher sendeorientierte Programmdarstellung.
So treu wie lange gewohnt sind die Fernsehzuschauer nicht mehr. Sie schalten quer durch die Kanäle, um etwa Spielfilme oder Sport, Kindersendungen oder Nachrichten zu finden - oder sie kommen schlicht heim und wollen ohne das Durchschalten auf 22 Kanäle wissen, was geboten wird.
Hier setzen die neuen Programmzeitschriften ein. Mit den beiden film-orientierten Titeln "TV Spielfilm" und "TV Movie" starteten im vergangenen Jahr in Deutschland die ersten Sparten-Programmzeitschriften. In diesem Jahr ist ist in vergleichsweise preiswerten Programmzeitschriften Übersicht und Struktur so geboten, daß man sich nach Sparten, vor allem aber nach Zeit-Schematas einen eigenen TV-Stundenplan zusammenstellen kann.
Die letzte große Neuerung mit drei neuen Titeln liegt genau ein Jahrzehnt zurück und hat damals beim sogenannten "Programmpresse-Krieg" die beteiligten Großverlage eine halbe Milliarde Mark gekostet und die Auflage der Programmpresse insgesamt ausgeweitet. Mit "Die Zwei" schuf Helmut Markwort, damals bei der Nürnberger Sebaldus-Gruppe ("Gong"), die erste Zielgruppen-Programmzeitschrift, die im Grenzbereich zwischen Programm-Titeln und deutscher Unterhaltungspresse nach Yellow- Art fischte. Die Großverlage folgten Tage später mit "Bildwoche" von Springer; "Auf einen Blick" von Bauer ist in diesen Tagen zur meistverkauften Kiosk-Zeitschrift geworden.
Die etablierten Programm-Titel wie "Hörzu", "TV Hören und Sehen", "Gong" sowie "Bild + Funk" sowie ihre preisgünstigeren Schwestern "Fernsehwoche" und "Funk Uhr" wenden sich im Prinzip an die ganze Familie und verstanden sich stets als früh erscheinende Zeitschrift mit doppeltem Nutzen: In der ersten Woche als Illustrierte, in der zweiten als Programm-Begleiter. Das ist auch die wesentliche Aufgabe dieser 72 Jahre alten und auflagenstärksten Pressegattung, die in Deutschland jährlich brutto mehr als 2,5 Milliarden Mark umsetzt.
Ein lukrativer Markt, den im Zuge historischen Wachstums vor allem die Großverlage Springer und Bauer, daneben auch Burda und Sebaldus besetzt haben. Die deutsche Wiedervereinigung bot dann auch anderen eine - sogleich ergriffene - Chance: Der Hamburger Konzern Gruner + Jahr kaufte in Ost-Berlin den Berliner Verlag samt seiner Programmzeitschrift "F.F.", die er in diesen Tagen auch in die alten Bundesländer bringt. Die "Südlichter" Burda und Sebaldus taten sich zusammen und gründeten im Osten die Programmzeitschrift "Super TV", die zwar nach Polen geht, den Weg ins Getümmel des westdeutschen Pressemarktes der alten Bundesländer aber noch scheut. Ein Presse-Nobody hatte schon vordem die Chance genutzt, ins Programmgeschäft einzusteigen. Der ehemalige Betriebswirtschaftsstudent Dirk Manthey (38), der sein Geld mit Kino-Titeln machte und sich gegen die Multis im westdeutschen Pressemarkt mit Hilfe des italienischen Rizzoli-Konzerns als neuer Partner behauptet, wurde vom Erfolg seines seit dem vergangenen Jahr 14täglig erscheinenden Programmtitels "TV Spielfilm" überrascht. Die Großverlage warteten ab, weil sie nicht ohne Not ihre eigenen Titel kanibalisieren wollten. Mit Verspätung reagierte schließlich der Bauer-Konzern. Der Marktführer schob mit "TV Movie" und gewaltiger Power einen Titel nach, der mittlerweile Gattungsführer dieser Sparte ist. Manthey legte nach und bringt als erster mit "Kabel TV" einen TV-Guide nach amerikanischem Vorbild heraus.
Axel Springer hatte mit seiner "Hörzu" nach dem Zweiten Weltkrieg die Gattung geprägt und war mit der Neugründung von "Funk Uhr" zum Marktführer im Segment aufgestiegen. Fehler des Managements änderten dann vor zehn Jahren die Situation. In der Auseinandersetzung um die Frauen-Programmzeitschriften reagierte der Hamburger Bauer-Konzern ("TV Hören und Sehen", "Fernsehwoche") am agilsten und powerte sich dank massivem Know-hows über die Produktion einer Programmübersicht seinen neuen Titel "Auf einen Blick" mit mehr als drei Millionen Exemplaren bald an die Spitze.
Die neu erworbene Marktführerschaft will sich der Bauer-Verlag nicht wieder nehmen lassen. "Wir werden keine Tabus kennen", sagt Geschäftsführer Gerd Bolls.Mindestens eine neue Programmzeitschrift wird es geben, um gegen die Neulinge Marktanteile zu bewahren.
Mehr als bisher geht dabei jeder neue Programmtitel zu Lasten von Auflagen und Anzeigen bei den Etablierten. Die Spielfilm-Titel etwa mit bald drei Millionen Auflage haben etwa 1,3 Millionen neue Käufer gefunden. Die restlichen sind Wechsel-Käufer am Kiosk, waren vordem am häufigsten bei den "Klassikern" der Programmpresse Leser.
Der Axel Springer Verlag, der in den vergangenen Jahren Innovationen im Programmpresse-Markt nicht gewagt hat, will sich die Marktführerschaft zurück erobern. Als Springers Anteil an den Auflagen im Frühjahr unter die 30 Prozent-Marke sank, beschloß der mittlerweile neue Vorstand, zu handeln. Vorstands-Vize Günter Prinz - nach Zwischenspiel bei Burda wieder im Hause und Erfinder unter anderem von "Bild der Frau" - rüstete zum großen Gefecht: Der als Auflagen-Millionär geplanten Titel "TVneu" soll die Aufholjagd um die Marktanteile beginnen. 40 Prozent am Markt will Springer am Markt mittelfristig wieder erreichen.
Der Preis ist hoch, weil das im wesentlichen nur über den Verdrängungswettbewerb mit Zeitschriften geht, die einen erstklassigen und zeitnahen Programmteil haben und preiswert sind. Mit 30 Pfennigen sind alle neuen Titel gestartet, zwischen 80 Pfennigen und 1,20 Mark werden sie auf Dauer kosten. Das fordert Millionen-Auflagen, um ein Blatt überhaupt wirtschaftlich führen zu können. Drei auflagenschwächere Titeln von Springer, Sebaldus und Burda könnten denkbare Opfer des heftigen Marktkampfes werden.
Um sein Blatt rentabler zu machen, läßt z. B. Verleger Hubert Burda inzwischen den Programmteil seiner "Bild + Funk" vom Konkurrenten und Allianzpartner Sebaldus ("Gong") produzieren und hat vorsorglich dem BauerVerlag mit dem Kadi gedroht, wenn der weiter vermutet, beide Titel würden fusionieren. Das gerichtliche Geplänkel begann am gestrigenMittwoch mit einer Winstweiligen Verfügung des Bauer Verlages gegen Gruner + Jahr, die "F. F." als neu zu bezeichnen, wenn sie seit mehr als zwei Jahrzehnten im Osten zu Hause sei. Die Hamburger Richter werden voraussichtlich noch mehr Arbeit bekommen, der Kampf geht erst richtig los. Der lachende Dritte ist einstweilen der Käufer am Kiosk, der eine große Auswahl und günstige Preise vorfindet. Der Kampf um die Marktanteile jedoch kostet die Verlage täglich sechsstellige Summen.
BERND JÜRGEN MARTINI
Früher war es gang und gäbe: Eine Frau gebar ihre Kinder zu Hause, in gewohnter Umgebung. Heute erblicken die meisten Babys im Kreißsaal eines Krankenhauses das Licht der Welt. Eine Alternative will das Frauengesundheits-Zentrum (FGZ) in Frankfurt ab Januar nächsten Jahres bieten: Die Mitarbeiterinnen planen ein Haus für ambulante Geburten in Ginnheim. "Diese Idee verfolgen wir schon lange", erzählt Gabriele Kemmler vom FGZ. Ein unerwarteter Geldsegen läßt der Idee nun Taten folgen: Das Zentrum bekommt am 14. September den Karl-Kübel-Preis für ihre familienorientierte Arbeit verliehen. Den mit 100 000 Mark dotierten Preis teilt sich das FGZ mit zwei weiteren Einrichtungen in Pirna (Sachsen) und Mülhausen.
Seit Juni hat das Gesundheitszentrum ein Hinterhaus in der Ginnheimer Hohl gemietet. "Alternativen in Sachen Geburtshilfe sind gefragt", weiß Gabriele Kemmler, denn viele Frauen seien von der Betreuung in den Kliniken enttäuscht: "Meist kennen sie vor der Entbindung weder Arzt noch Hebamme." Das soll im neuen Geburtshaus anders werden: Die werdende Mutter wird vom Anfang bis zum Ende der Geburt von einer Hebamme betreut. Fünf Hebammen haben sich für das Ginnheimer Haus bereits gemeldet. Drei weitere werden noch gesucht. "Ich habe früher in einer Klinik gearbeitet", sagt Martina Ziemann-Roth, eine der fünf, "da wurde die Hebamme sogar während der Geburtsphase gewechselt, wenn ihr Dienst rum war."
Die werdende Mutter kann sich vor der Niederkunft für eine Geburtsmethode entscheiden - liegend, sitzend oder stehend. "Diese Wahlmöglichkeiten gibt es in den meisten Krankenhäusern nicht", sagt FGZ-Mitarbeiterin Thea Vogel. Dort bevorzuge man die Entbindung im Liegen.
Das Geburtshaus-Team will auch weg vom Klischee des Krankseins: "Eine Geburt ist keine Krankheit, sie ist etwas ganz Normales." 10 bis 20 Frauen können in Ginnheim monatlich entbinden. Nach der Geburt bleiben die Frauen noch einige Stunden dort, bevor sie wieder nach Hause gehen. Und wenn es mal Komplikationen gibt? "Wir nehmen nur Frauen auf, bei denen keine Komplikationen zu erwarten sind", erläutert die Hebamme. Wenn es während der Geburtsphase Schwierigkeiten gibt, wird die Frau in das nächste Krankenhaus gebracht.
Sorge hat man im FGZ wegen der langfristigen Finanzierung des Projekts: "Die Geburtshäuser stehen bei den Krankenkassen auf der Abschußliste." Wer eine "Alternativ-Geburt" in der Ginnheimer Hohl plant, muß vorerst an die 500 Mark zuzahlen. Für werdende Eltern, die diese Summe nicht aufbringen können, soll ein Fonds aus Spendengeldern eingerichtet werden. ki
DREIEICH. Zerstörte Häuser und geplünderte Läden erwarten die kroatischen Flüchtlinge aus der Region Baranja, wenn sie in ihre Heimat zurückkehren. Deshalb sammelt Stjepan Kovacevic, der schon im Februar unter der Schirmherrschaft von Bürgermeister Bernd Abeln einen Hilfsgütertransport nach Osijek organisierte, alles, was für einen funktionstüchtigen Haushalt unentbehrlich ist. Kovacevic will eine zweite Tour in die Krisengebiete durchführen. Wer Gegenstände spendet, kann sie abholen lassen. Kovacevic ist zu erreichen unter Tel. 8 65 79 oder 6 64 82. lis
BAD SODEN. Mehrere Quadratmeter Quetschekuche sollen am kommenden Wochenende, 5. und 6. September, verspeist werden bei der Quetschekerb der freiwilligen Feuerwehr in und um die Hasselgrund-Halle. Nach der Eröffnung am Samstag um 15 Uhr gibt's Kaffee - dabei darf natürlich nicht der Pflaumenkuchen fehlen. Ab 19.30 wird zur Musik der Geisbergmusikanten getanzt. Die Edelweiß-Boys musizieren beim Frühschoppen am Sonntag ab 10 Uhr, ab 15 Uhr gibt's wieder Pflaumenkuchen. gre
FRIEDBERG. Auf Kleider, die die Frau meist nur einmal trägt, hat sich eine Modegalerie spezialisiert, die am heutigen Samstag, 5. September, ihre Porten öffnet: auf Hochzeitskleider. Die Lage der Braut- und Modengalerie ist günstig: Bis zum Traualtar in der Stadtkirche sind es nur wenige Meter. Das neue Geschäft öffnet seine Pforten in der Passage zwischen Kaiserstraße und Stadtkirche.
BAD VILBEL. Ein Konzert freischaffender blinder Künstler/-innen findet am Donnerstag, 10. September, um 15 Uhr im Festsaal des Altenheims Pestalozzistraße 10 statt. Die Sopranistin Ursula Emmerich-Apel trägt mit Klavierbegleitung unvergessene Operetten- und Filmmelodien vor. Dabei sind Werke von Franz Lehàr, Franz Grothe, Lothar Brühne und Theo Mackeben. Zu der Veranstaltung sind nicht nur die Bewohner/-innen des Altenheims, sondern alle Bürger/-innen der Stadt eingeladen.
Die Stadt hat ein Kontingent von Eintrittskarten erworben, die, solange der Vorrat reicht, kostenlos von der Seniorenbetreuung, Telefon 602316, abgegeben werden. hm
BAD HOMBURG. Flexibel und unvermutet tauchen die Schutzstreifen motorisiert in allen Ortsteilen und in der Innenstadt auf, vergraulen Ganoven und vermitteln Bewohnern mehr Sicherheitsgefühl. Rund um die Uhr, Tag und Nacht. So sieht zumindest das Szenario aus, das die Bad Homburger CDU-Spitze jetzt zeichnete. Hunde sollen den Hilfspolizisten Respekt verschaffen, selbst eine Bewaffnung schließen die Christdemokraten nicht aus.
Ab Dezember ziehen die Streifen durch die Stadt, das steht fest. Ansonsten hat das Ganze aus CDU-Sicht nur einen Fehler: Die Stadt - vulgo der zuständige FDP-Mann Heinrich Gerhold - habe bisher kein Konzept für den Streifen-Einsatz. Das reicht für einen Koalitionskrach, wenn auch nur für einen kleinen. Schließlich beginnt bald der Wahlkampf.
Erwartungsgemäß lehnt FDP-Fraktionschef Wolfgang Hof Waffen für die Hilfspolizisten entschieden ab. Er wittert populistische Stimmungsmache des CDU-Chefs Bernd Hamer, droht mit Konsequenzen ("man kann auch mit anderen Leuten Politik machen") und spottet: "Herr Hamer kann ja seine Kinder mit Wasserpistolen bewaffnen."
Hilfspolizisten dürfen zur Zeit noch keine Waffen tragen, klärt Gerhold die Rechtslage. Eine entsprechende Verordnung des Innenministeriums stehe noch aus. Davon unabhängig lehne der hessische Städtetag und der Magistrat die Bewaffnung ab, sie solle der staatlichen Polizei vorbehalten bleiben.
Mit den Streifen, aus einem Kompromiß in der eigenen Partei und mit dem Koalitionspartner FDP entstanden, gibt sich Bernd Hamer nicht zufrieden. Er regte jetzt zusätzlich Videokameras zur automatischen Überwachung neuralgischer Punkte wie des Bahnhofs und des Kurhausvorplatzes an: "Das sollte alles in das Paket hinein."
Parksünder hingegen dürfen aufatmen. Die CDU will nicht nur die vier neuen Hilfspolizisten für den Streifendienst einsetzen, sondern über finanzielle Anreize auch ihre bereits vorhandenen zehn Kollegen. Auch wenn das Notieren von Falschparkern darunter leidet: "Das kann heute nicht mehr die Priorität Nummer eins sein." Am Ende könnte ein neues Image sicherheitsspendender Hipos stehen, hofft Christdemokratin Gudrun Hofmann: "Bürgerfreund statt Bürgerschreck".
"Das ist Wahlkampf auf dem Rücken der eigenen Bediensteten", stellt sich Dezernent Gerhold schützend vor seine Untergebenen - und vermißt ähnliches von Hamer, der als Magistratsmitglied ebenfalls die Verwaltung führt: "Wo bleibt eigentlich sein Verantwortungsgefühl für die Leute?"
"Die Leute sind verunsichert und hilflos und sehen kein Licht im Tunnel", diagnostiziert Hamer. Die CDU will ihnen nun ein Licht aufstecken. Es könnte schon längst brennen, glaubt man dem ehrenamtlichen Stadtrat Hamer, wenn sein hauptamtlicher Kollege Gerhold schneller arbeiten würde.
"Die Umsetzung hat schon sehr lange gedauert", kritisiert Hamer, der Beschluß zugunsten der City-Streifen liege schließlich schon drei Monate zurück. "Was uns fehlt, ist ein Konzept der Verwaltung", schiebt die CDU-Spitze Munition gegen den FDP-Stadtrat nach, "wir drängen 14tägig darauf, der Herr Gerhold kommt da leider nicht weiter".
Der Vorwurf sei "schlicht unredlich" kontert Gerhold "mit einer gewissen Schärfe", die CDU erhebe ihn "wider besseres Wissen". So wisse die CDU, daß zwar alle vier neuen Hilfspolizisten eingestellt sind, aber zwei erst im Oktober ihren Dienst antreten. Und dann folgt erst eine achtwöchige Schulung. Deshalb hat der Magistrat laut Gerhold von Anfang an den Streifendienst erst für Ende des Jahres angekündigt. "Dem Magistrat ist die Sicherheit genauso ein Anliegen wie der CDU, aber er sagt ehrlicher, was möglich ist."
Das Konzept stehe durchaus, versichert der Dezernent. Und auch die von der CDU vermißten Einsatzpläne "sind natürlich längst fertig" - inklusiv einer Absprache mit der Polizei. Sie soll die Einsätze steuern. Gerholds Fazit: "Bösartig müßte man sagen, die CDU verfällt in Panik bevor der Wahlkampf überhaupt begonnen hat."
Wenig neues, viel Aufregung. Was war das ganze, "mit Sicherheit": Profilierung. STEFAN KUHN
Monsieur Jacques, seines Zeichens Zeitungsverkäufer am Boulevard de la Madeleine in Paris, ist ausgesprochen mürrisch. Wortlos, ohne die sonst bei ihm üblichen, von einer unverblümten Sprache geprägten Kommentare zu den Ereignissen des Tages nimmt er das Geld für den Packen Zeitungen und Zeitschriften entgegen, zählt es nach und sortiert es in die Kasse ein. Aber dann bricht es doch noch aus ihm heraus. Den Text des Vertrages von Maastricht, den alle großen Blätter in den vergangenen Wochen teilweise oder ganz im Wortlaut veröffentlichten und der in den nächsten Tagen auch mit Erklärungen den französischen Haushalten zugestellt werden soll, hat er schon längst gelesen. "Aber glauben Sie mir, Monsieur", sagt er, "ich habe nichts davon verstanden. Wie soll ich darüber mit Ja abstimmen?"
Wie ihm geht es vielen Franzosen, die noch im Mai laut Meinungsumfragen mit großer Mehrheit zu erkennen gegeben hatten, daß es für sie selbstverständlich sei, in einer Angelegenheit von so großer nationaler Bedeutung wie dem Vertrag über die Europäische Union direkt um ihre Meinung gefragt zu werden. Zwei Drittel der Befragen hatten sich damals für ein Referendum über Maastricht ausgesprochen, und ebenso viele hatten die Absicht bekundet, mit Ja stimmen zu Von Hans-Hagen Bremer (Paris) wollen. Doch nun, gut zwei Wochen vor dem Volksentscheid am 20. September, breitet sich Katerstimmung unter den Franzosen aus.
Die von den Meinungsforschern bis zum Beginn der Sommerpause ausgewiesene sichere Mehrheit der Maastricht-Befürworter ist zusammengeschrumpft. Die Minderheit der Maastricht-Gegner hat dagegen regelmäßig an Stimmen gewonnen. Neuerdings liegen die Nein-Sager mit einem knappen Vorsprung an der Spitze. Gleich in drei von den Instituten BVA, Ipsos und CSA für verschiedene Zeitungen, Radio- und Fernsehsender durchgeführten Umfragen überwogen vergangene Woche die Nein-Stimmen mit Anteilen zwischen 51 und 53 Prozent.
Zwar sind die Umfragen mit vielen Unsicherheiten behaftet. So bekundeten bis zu 40 Prozent der Befragten, entweder noch unentschlossen zu sein oder sich überhaupt der Stimme enthalten zu wollen. Relativiert werden die Prognosen auch durch die abweichenden Umfrageergebnisse der Institute Louis Harris und Sofres, die Anfang der Woche sogar wieder einen Zuwachs des Anteils der Maastricht-Befürworter auf jeweils 53 Prozent ermittelten. Dennoch ist das bisher Undenkbare mit einem Mal nicht mehr auszuschließen, daß nämlich Frankreich, einer der sechs Gründerstaaten der EG und mit Deutschland Initiator des Vertrages von Maastricht, nein zur Europäischen Union sagen und Europa in eine tiefe Krise stürzen könnte. Von einem "Katastrophen-Szenario" sprach die Zeitung Le Monde bereits.
"Ob Europa entsteht oder ob es nicht entsteht, das wird von uns abhängen", erklärte Pierre Bérégovoy, der Chef der sozialistischen Regierung. 38 Millionen französische Wähler müßten nun für 350 Millionen Europäer entscheiden. Daß ihnen soviel Verantwortung aufgebürdet wurde, haben die Franzosen einem der unergründlichen Ratschlüsse ihres Staatspräsidenten François Mitterrand zu verdanken. Der hatte am 3. Juni, als Reaktion auf das Nein der Dänen zur Europäischen Union, seinerseits eine Volksabstimmung zur Ratifikation des Vertrages von Maastricht angeordnet. Von der Sache her war dazu keine Veranlassung gegeben. Im Parlament wurden die für die Annahme des Vertrages erforderlichen Verfassungsänderungen nach leidenschaftlichen Debatten zwei Wochen später mit überwältigender Mehrheit gebilligt.
Damit wäre auch die Verabschiedung des Vertrages selbst gesichert gewesen. Die Franzosen hätten also nicht, wie es der Präsident vorher noch als mög- lich angedeutet hatte, sozusagen in letzter Instanz gegen ein renitentes Parlament zur Ratifikation aufgerufen werden müssen.
Warnungen, wie sie sein Amtsvorgänger, der Präsident des rechtsliberalen Parteienbundes Valéry Giscard d'Estaing ausgesprochen hatte, den "komplexen und für ein Referendum ungeeigneten Vertrag" dem Volk zur Abstimmung vorzulegen, hatte Mitterrand dennoch ohne Not in den Wind geschlagen. Der Grund dafür ist vermutlich, daß der innenpolitisch durch zahlreiche Regierungsaffären angeschlagene Präsident annahm, mit einem erfolgreichen Referendum seine Popularität wieder aufzupolieren, die zerstrittene bürgerliche Opposition weiter zu spalten und so vor den Parlamentswahlen im März 1993 verlorenes Terrain zurückzugewinnen.
Nun zeigt sich, daß dies ein Spiel mit dem Feuer war. Viele Wähler sehen in dem Referendum eine willkommene Gelegenheit, Mitterrand und seinen abgewirtschafteten Sozialisten einen Denkzettel zu erteilen. Für die meisten Befragten ist dies das Hauptmotiv ihres Neins zu Maastricht. Hinzu kommt, daß die ansonsten in ihrer großen Mehrheit pro-europäisch eingestellten Wähler allgemein verunsichert sind. Ihr Unbehagen an der Politik ist so groß geworden, daß sie kaum noch bereit sind, auf die Politiker zu hören. Gaullisten-Chef Jacques Chirac, aber auch UDF-Präsident Giscard haben nur einen Teil ihrer traditionellen Wählerschaft hinter sich. Ähnlich, wenn auch in geringerem Ausmaß, sind die anderen Parteien in der Europa-Frage von einer Abwendung ihrer Anhänger betroffen.
"Die Franzosen zweifeln an allem", deutete das Wochenmagazin Le Point das Stimmungstief. Nach den Umfragen zu urteilen, befürchtet jeder zweite, daß seine persönlichen Interessen durch Maastricht in der einen oder anderen Weise beeinträchtigt werden. Der Name der holländischen Stadt, in der der europäische Unionsvertrag geschlossen wurde, ist für viele zum Symbol der schlechten Nachrichten dieses Sommers geworden - von den gegen die Brüsseler Agrarpolitik revoltierenden Bauern über den illegal in Frankreich ausgekippten Müll aus deutschen Kliniken bis zu den endlosen Horrorszenen vom Menschenschlachten im früheren Jugoslawien, dem Europa politisch ohnmächtig zusehen muß.
Es sei normal, daß die Franzosen sich um ihre Zukunft sorgten, meinte die frühere Präsidentin des Europa-Parlaments, Simone Veil. Doch daß die anti-europäische Aufwallung ihrer Landsleute ein solches Ausmaß erreichen konnte, hat noch einen anderen Grund. Die Maastricht-Befürworter in der Regierung - mit Ausnahme von Europa-Ministerin Elisabeth Guigou - wie in der Opposition waren während der langen Sommerpause von der politischen Szene abwesend. Das Feld blieb den Gegnern des Vertrages, den beiden gaullistischen Politikern Philippe Séguin und Charles Pasqua, dem rechtsliberalen Deputierten Philippe de Villiers, dem Linkssozialisten Jean-Pierre Chevènement sowie Le Pens Nationaler Front und den Kommunisten, weitgehend allein überlassen. Dieser wenig natürlichen, allein aus der Ablehnung zusammengefügten Koalition mit ihrer normalerweise begrenzten Wählerresonanz vermochten die regierenden Sozialisten nichts Überzeugendes entgegenzusetzen. Eine Plakataktion mit abschreckenden Karikaturen eines japanischen Sumo-Ringers und eines amerikanischen Cowboys mußten wegen ihrer Peinlichkeit wieder abgeblasen werden.
"Die Schlacht ist härter, als ich angenommen hatte", hat Mitterrand eingeräumt. Um ihren Ausgang zum Guten zu wenden, sieht er nur einen Weg: "Erklären, erklären, erklären, um zu überzeugen, zu überzeugen, zu überzeugen." Eingefallen dazu ist den Maastricht-Befürwortern von links bis rechts aber nur ein ebenso peinlicher Rückfall in die Beschwörung der Angst vor Deutschland. Ein Nein würde zur Trennung zwischen Frankreich und Deutschland führen, meinte Premierminister Bérégovoy. Die Deutschen würden dann ihre Autonomie wiedergewinnen und künftig mehr nach Osten als nach Westen schauen. Für den Menschenrechtsminister Bernard Kouchner ist die Generation von Bundeskanzler Helmut Kohl die letzte europafreundliche in Deutschland. Danach kämen die Skinheads von Rostock. Ein Ja der Franzosen zu Maastricht würde Deutschland vor "seinen Dämonen" schützen, erklärte der Ex-Premier und künftige Präsidentschaftskandidat der Sozialisten, Michel Rocard. Es sei noch nicht so lange her, daß Frankreich und Deutschland im Krieg waren. Ex-Präsident Giscard sieht die "deutsche Vorherrschaft in Europa" als Konsequenz eines Nein voraus.
Es sind eigenartigerweise die gleichen Gespenster, die Maastricht-Gegner wie Séguin oder Chevènement als Folgen eines Ja an die Wand malen. "Ist es wirklich weise, Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit zu schüren in der Hoffnung, damit die Zustimmung zu einem Vertrag zu gewinnen, der dazu bestimmt ist, solche Emotionen zu überwinden?", fragte ein neutraler Beobachter, das Wall Street Journal. Die Antwort gab das Blatt selbst mit der Feststellung, derartige Appelle seien ein Ausdruck der Verzweiflung, von der die Mitterrand-Regierung angesichts der auf ein Desaster hindeutenden Meinungsumfragen erfaßt ist.
FRANKFURT A. M. (FR). Abgesehen von kleinen Preisabweichungen im Vergleich zur vergangenen Woche bei Abnahme größerer Mengen hat es am Heizölmarkt kaum Veränderungen gegeben. Die anhaltende Schwäche des Dollarkurses schlug sich damit noch nicht bei den Preisen für diesen "Energiespender" nieder.
Deutlich billiger als zuletzt sind allein kleine Heizöl-Partien zu bekommen.
Die Notierungen dieser Tabelle haben Händler der Frankfurter Industrie- und Handelskammer gemeldet. Sie entsprechen mit Kunden gestern und vorgestern abgeschlossenen Geschäften (in Klammern Vorwoche):
DM DM bis 900 l 59,28-64,98 ( - ) bis 1 500 l 52,44-55,75 (56,89-61,33) bis 2 500 l 47,54-49,02 (48,45-49,59) bis 3 500 l 46,17-46,74 (45,83-47,31) bis 4 500 l 44,46-45,03 (44,46-45,26) bis 5 500 l 43,20-44,23 (43,89-44,23) bis 6 500 l 43,21-44,46 (43,32-44,46) bis 7 500 l 42,98-43,32 (42,98-43,55) bis 8 500 l 42,06-42,98 ( - ) bis 9 500 l - ( - ) bis 12 500 l 41,38-42,64 (41,61-42,64) bis 15 500 l 41,04-41,27 (41,04-41,38)
Die am 2. September gemeldeten Preise verstehen sich je 100 Liter "frei Verwendertank im Bereich von 20 Stras- senkilometern Abstand Mitte Frankfurt an eine Abladestelle", einschließlich 14 Prozent Mehrwertsteuer.
Mit den Worten "Panik" und "Chaos" ist das Durcheinander in der Bonner Regierungskoalition über die weitere Finanzierung der deutschen Einheit noch zurückhaltend umschrieben. Zwischen den Ministern und Koalitionären kämpft jeder gegen jeden. Die zinsfreie Zwangsanleihe Schäubles wird von den eigenen Fachleuten ebenso zerrissen wie die steuerfreie Deutschlandanleihe von Waigel. Schon wird mit dem Knüppel weiterer Steuererhöhungen gedroht. Wirtschaft und Verbände wenden sich mit Grausen von "ihrer" Regierung ab und sorgen für ein Bild des total zerrütteten Vertrauens.
Lange kann und darf sich eine Gesellschaft in der Zeit ihrer größten wirtschaftlichen Bewährungsprobe beim Vollzug der Einheit dieses Vakuum ihrer politischen Führung nicht leisten, erst recht nicht am Rande einer drohenden Rezession. Wenn Regierungschef und Finanzminister in der nächsten Woche nicht die Gelegenheit der Haushaltsdebatte im Bundestag für eine neue finanz- und wirtschaftspolitische Kursbeschreibung nutzen, laden sie immer neue Schuld auf sich für den scheinbar unaufhaltsamen Niedergang in den neuen Ländern. Dann werden die Arbeitslosen immer weniger Erblast der 40 Jahre SED-Mißwirtschaft und immer mehr zu Kohls Arbeitslosen.
Offensichtlich merkt die Regierung, daß sie Opfer ihrer eigenen Propaganda über die "blühenden Landschaften" im Osten wird. Sie spürt vielleicht auch, daß sie mit den zu bewältigenden Aufgaben überfordert ist. Deshalb ihr leichtfertiger Umgang mit dem Grundgesetz, das sie auf fast allen Politikfeldern ändern möchte, wenn sie die SPD-Opposition ändern könnte. rds (Bonn)
VOLKER GUNDEL steht weiter an der Spitze der Wetterauer Jungen Liberalen. Ohne Gegenstimme wurde der 28jährige in der Mitgliederversammlung des FDP-Nachwuchses in seimem Amt bestätigt, das er nunmehr im vierten Jahr inne hat. Stellvertreter ist weiter JÖRG JUNG aus Niddatal und Schatzmeisterin KATRIN LILLE aus Bad Nauheim. Beisitzer sind ACHIM GUESSGEN aus Friedberg, PETER HEIDT aus Bad Nauheim und TIM AUSTRUPP aus Büdingen. Bis auf Austrupp gehört der gesamte Juli-Vorstand auch dem Kreisvorstand der FDP an. Bei der Aufstellung der Kandidatenliste für die Kreistagswahl am Freitagabend in Florstadt will der FDP-Nachwuchs "Anspüche verstärkt deutlich machen", so Gundel.
Der Pferdewagen versank im Schlamm
Angelika Höfelmeyer hebt resigniert die Hände. "Ohne Wagen kommen wir hier nicht mehr weg", sagt die stämmige Frau, "und verdienen tun wir in Schwanheim nichts mehr." Eine Woche lagerte die sechsköpfige Familie Höfelmeyer mit ihrer "Pony Ranch" auf dem Gelände der Hoechst AG an der Biegung des Völklinger Weges. Am Dienstag wollten sie mit ihren 25 Ponys und Pferden aufbrechen, weg in die nächste Stadt. "Und dann kippt unser Pferdewagen im Schlamm um", klagt Vater Höfelmeyer.
Wilhelm Höfelmeyer zeigt auf den schräg in der Wiese steckenden Wagen: das Fahrgestell verbogen, der Aufsatz verzogen - "das Ding ist schrottreif, und weit und breit kein kleiner Circus in der Nähe, der uns aushelfen könnte", sagt Höfelmeyer, der mit seinen 25 Pferden eine Frau und vier Töchter ernähren muß. Zehn Pferde hatten sie am Dienstag abend in den größeren ihrer beiden Wagen verfrachtet. "Die meisten haben nur Hautabschürfungen davongetragen", sagt Mutter Höfelmeyer, "nur unsere Fanny hat den linken Hinterfuß verbunden."
Das Pony Fanny war mit einem Bein durch den Boden des Wagens gebrochen. Der evanglische Pfarrer Burkhard Sulimma rief sofort eine Tierärztin, "die uns kostenlos ausgeholfen hat".
Seitdem er denken kann, zieht Wilhelm Höfelmeyer mit seiner Fa- milie mit seinen Pferden, seinen Hunden, Hühnern und Meerschweinchen durch Deutschland. "Ich bin in so einem Circuswagen auf die Welt gekommen", erzählt er, "genauso wie mein Vater, mein Großvater, dessen Großvater . . ."
Bis im November oder Dezember der erste Schnee fällt, zieht die Familie durch die Lande; jede Woche eine neue Stadt, ein neues Dorf, jede Woche trägt die Mutter eine neue Schule in das Schulbuch ihrer Töchter ein. Einen festen Pony-Reitcircus möchte Höfelmeyer nicht übernehmen. "Das ist Tierquälerei", sagt er, "den Tieren geht das Hüftgelenk kaputt, wenn sie die ganze Zeit im Kreis laufen."
Fünf Mark kostet ein 15minütiger Pony-Ritt bei den Höfelmeyers. "Das Geschäft läuft leider nicht gut", sagt die Mutter, "ganz schlecht ist es an heißen Tagen, wenn die Kinder beim Schwimmen sind." Wilhelm Höfelmeyer hofft deshalb auf einen großzügigen Frankfurter, der ihm einen ausrangierten Möbelwagen oder ähnliches für seine Pferde zur Verfügung stellt. "Das Ding braucht auch nicht zugelassen sein", sagt Höfelmeyer, "ich zieh' die Pferde ja nur bei 25 Stundenkilometer." Und Angelika Höfelmeyer bittet dringend um alte Brotreste von Großbäckereien oder auch von Privatleuten, auch in kleinen Mengen.
Einen neuen Pferdewagen kann sich die sechsköpfige Familie nicht leisten. "Wir haben kein Haus oder Grundstück zu verkaufen", klagt der Vater, "wir haben nur unsere Pferde - und von denen leben wir." mku
chentorte, "de Onofhängegkeetstaart", hinzugesellt. Bierliebhaber können in der traditionsreichsten Brauerei in Clausen
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sp HANNOVER, 3. September. Kartoffeln, die auf "Müllkompost" gewachsen sind, werden ggenwärtig auf Äckern in den niedersächsischen Landkreisen Harburg und Soltau-Fallingbostel geerntet. Der Naturschutzverband Lüneburger Heide e.V. spricht vonn einem Müllskandal. Der angebliche Kompost bestehe nämlich aus zerkleinertem Hausmüll. Den niedersächsischen Behörden warf der Naturschutzverband vor, sie wüßten seit mehreren Monaten Bescheid, hätten aber die Verantwortlichen nicht wegen illegaler Abfallbeseitigung belangt. Untätig sähen sie zu , wieBauern die verseuchten Äcker bestellten und nun die geernteten Früchte vermarkteten.
Der von der Firma Städtereinigung Nord in Flensburg stammende "Müllkompost" wurde im Herbst vergangenen Jahres auf die Äcker aufgebracht. Ende Februar alarmierte der Naturschutzverband die Behörden, denen im April auch eine deutliche Stellungnahme der Landwirtschaftskammer Hannover zuging. Unter der Überschrift "Unterbringung von Siedlungsabfällen auf landwirtschaftlich genutzten Flächen" hieß es in der Stellungnahme, der vermeintliche Kompost enthalte Cadmium- und Quecksilber in Mengen, die erheblich über die Grenze des Höchstzulässigen hinausreichten. Die in dem "Müllkompost" in sehr großen Mengen enthaltenen Kunststoff- und Glasteilchen seien "in keiner Weise geeignet", den Boden zu verbessern. Die Aufbringung von 30 Tonnen dieses Materials je Hektar entspreche nicht den Grundsätzen ordnungsgemäßer Landbewirtschaftung. Richtig müsse hier vielmehr von Abfallbeseitigung gesprochen werden.
Trotz dieser Feststellungen der Landwirtschaftskammer sei keine Abfallbehörde wirksam eingeschritten, beklagt jetzt Cornelia Ziegert, die Vorsitzende des Naturschutzverbands Lüneburger Heide. An die zuständige niedersächsische Umweltministerin Monika Griefahn (parteilos) richtete sie brieflich die Frage, wie unter solchen Umständen ein Bürger über das Abfallrecht denken solle, das ihn selbst schon dann mit Strafe bedrohe, wenn er in der freien Natureine Plastiktüte wegwirft.
Wie die Bezirksregierung Lüneburg mitteilte, hat der Landkreis Harburg für die Zzkunft das Aufbringen derartigen "Müllkomposts" untersagt. Der Landkreis Soltau-Fallingbostel kam zu einer anderen Auffassung : Aus rechtlichen Gründen könne er sich dem Harburger Vorgehen nicht anschließen. Bei einzelnen Beteiligten holte die Soltauer Kreisverwaltung lediglich Zusicherungen ein, daß sie künftig von solcher "Bodenverbesserung" absehen wollen.
Das frühzeitig informierte niedersächsische Umweltministerium griff nicht ein. Die Sachbearbeiterin bezeichnete es am Mittwoch ungeachtet der Feststellungen der Landwirtschaftskammer als "noch unklar", ob der "Müllkompost" aus Flensburg wirklich Abfall gewesen sei. Jedenfalls wäre es"unverhältnismäßig" gewesen, von den Verantwortlichen zu verlangen, das aufgebrachte Material von den Äckern zu entfernen, meinte die Beamtin. Man wisse bisher gar nicht, in welchem Ma0ße der Boden mit Schadstoffen belastet sei. Solange keine Messungen vorgennommen worden seien, könne man auch keine Entscheidung treffen, durch die etwa die Vermarktung der dort gereiften Lebensmittel eingeschränkt oder verboten würde. Das Ministerium habe jedoch etwas unternommen, berichtete die Beamtin : Es habe im Mai an das schleswig-holsteinische Umweltministerium geschrieben, weil der Lieferant des"Müllkomposts" seinen Sitz in dem nördlichen Bundesland habe. Leider sei aus Kiel inzwischen noch keine Antwort gekommen.
Von der Flensburger Firma Stäödtereinigung Nord war am Mittwoch trotz mehrerer Anfragen keine Äußerung zu erhalten.
Bei einem Überfall auf das Büro der Peepshow "American" im Bahnhofsviertel haben zwei Männer in der Nacht zum Mittwoch knapp 100 000 Mark erbeutet. Die Polizei vermutet, daß zumindest einer der beiden Täter detaillierte Informationen über den Sexladen in der Moselstraße 29 besessen hat.
In den Kabinen der einzigen Show dieser Art im Bahnhofsviertel saßen noch einige Kunden, als ein 34jähriger Angestellter in der Geschäftsstelle, sie liegt im Keller, die Kasse abrechnete. Der Mann hatte die Tageseinnahmen und andere Gelder in einem Tresor deponiert.
Wenige Minuten nach 1 Uhr stand er zwei maskierten Männern gegenüber, die ihn mit einer Schußwaffe bedrohten und dazu zwangen, den Stahlschrank wieder zu öffnen. Nachdem sie Beute gemacht hatten, ketteten die Räuber ihr Opfer an den Griff der Tresortür.
Als die Täter längst verschwunden waren, fand ein weiterer Angestellter den hilflosen Kollegen und informierte den Notruf.
Die Polizei hat zwei Männer auf die Fahndungsliste gesetzt, die nicht älter als 22 Jahre sein sollen. Beide sind Träger eines Oberlippenbartes. Der eine hat lange schwarze, der andere blonde Haare, die ebenfalls bis in den Nacken reichen.
Der eine Täter trug eine schwarze Hose, ein weißes T-Shirt und eine schwarze Weste. Der andere war mit grünem Pullover und dunklen Jeans bekleidet. Hinweise auf die beiden Gesuchten nimmt jede Polizedienststelle entgegen. Der Sachbearbeiter ist über die Telefonnummer 7 55 41 12 zu erreichen. habe
WIESBADEN. Den rund 110 000 Versicherten der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK) Wiesbaden-Rheingau-Taunus und deren 40 000 Angehörigen wird von Mitte November an tiefer in die Tasche gegriffen beziehungsweise ihnen wird mehr Geld vom Konto abgebucht. Die Vertreterversammlung hat dem Vorschlag zugestimmt, den Beitragssatz um ein Prozent zu erhöhen. Der Basissatz, der seit September 1990 bei 12,6 Prozent lag, wird dann auf 13,6 Prozent klettern. Je nach Krankengeldbezug gelten aber unterschiedliche Sätze.
Die AOK begründet die Erhöhung mit der Entwicklung der Kosten. Die Ausgaben seien bis zu dreimal höher als die Tariferhöhungen der Arbeitnehmer. Das führe unweigerlich zu einer Schere zwischen Einnahmen und Ausgaben, die nur mit der Änderung des Beitragssatzes zu schließen sei. Auch andere bundesweit tätige Krankenkassen hätten schon einprozentige Beitragserhöhungen angekündigt.
Während der Versammlung wurde auch Unmut geäußert über die geringen Rechte der Mitgliedervertreter bei den Ausgaben, die nicht von der örtlichen AOK beeinflußt werden können. Gleichzeitig sei man jedoch verpflichtet, mit einem ausgeglichenen Haushalt abzuschließen. Nach Ansicht der AOK Wiesbaden-Rheingau-Taunus kuriert der Gesetzgeber außerdem im Gesundheitswesen nur an den Symptomen herum. Die Ursachen für kostentreibende und unwirtschaftliche Strukturen blieben jedoch unangetastet.
"Mit gemischten Gefühlen" sieht man denn auch dem neuen Gesundheitsstrukturgesetz von Minister Seehofer entgegen. Es bestehe die Gefahr, daß außer neuen Belastungen für die Versicherten durch mehr Zuzahlungen keine grundlegende Veränderung eintrete.
Nach AOK-Angaben belaufen sich die Steigerungsraten der Budgetabschlüsse allein im Krankenhausbereich auf rund 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Innerhalb der vergangenen fünf Jahre hätten sich die Ausgaben sogar um 35 Prozent erhöht. Bei den ärztlich veranlaßten Leistungen seien ebenfalls wegen Kostenerhöhungen und einer größeren Nachfrage zehn Prozent mehr fällig. Die Mehrkosten für zahnärztliche Behandlungen und für Zahnersatz betragen zwischen 11 und 14 Prozent. set
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BAD VILBEL. Das städtische Freibad wird am Montag, 7. September, geschlossen. Letzter Badetag dieses Jahres ist morgen, Sonntag, 6. September.
BAD VILBEL. Wegen Schulung der Bediensteten bleibt das Standesamt im Alten Rathaus am Marktplatz 5 am kommenden Dienstag, 8. September, geschlossen.Kirchstraße gesperrt
BAD VILBEL. Wegen des Kinderkirchenfestes wird die Kirchstraße am Sonntag, 6. September, für den Autoverkehr völlig gesperrt.
Private Autos der Anwohner sollen rechtzeitig außerhalb der Kirchstraße abgestellt werden, rät der Bürgermeister.
Wasserzähler werden abgelesen KARBEN. Ab heute, Samstag, 5. September, werden im Stadtgebiet die Wasserzähler abgelesen. Die Beauftragten der Stadtwerke klingeln werktags ab 8 Uhr an der Haustür. Wer tagsüber nicht da ist, hat die Möglichkeit, den Stand der Wasseruhren selbst abzulesen und die Zahlen den Stadtwerken unter der Rufnummer 0 60 39/4 81 47 mitzuteilen. Selbsterfahrung für Frauen WÖLLSTADT. "Selbsterfahrung für Frauen" bietet Monika Laube-Schulze für den Verein "Wege zum Selbst" am 9. September in Nieder-Wöllstadt, Lindenstraße 8, an. Auf der Grundlage der Geburtshoroskope der Teilnehmerinnen wird aus der Sicht der astrologischen Psychologie und mit Hilfe von Meditation und anderen Formen der Selbsterfahrung versucht, einen Zugang zum Ich zu finden. Anmeldung unter Telefon 0 60 34 / 31 04.
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Somalia Streit um Hungerhilfe Seite 2
Leitartikel Die Utopie des Friedens Seite 3
Rostock Warnungen nicht beachtet Seite 4
Feuilleton Edgar Reitz' "Die zweite Heimat" Seite 8
Wirtschaft Tricks bei Hypokrediten Seite 9
Sport Jubel um Eintracht Seite 14
Medienrundschau Programmzeitschriftenflut Seite 17
Dokumentation Verfolgte Roma Seite 19
Frankfurt Asylbewerber in Höchst Seite 21
Kulturspiegel Firmen leasen Kunstwerke Seite 28
Aus aller Welt Gericht kassiert Mafia-Urteile Seite 36
Börse Seite 11
Freie Aussprache Seiten 11/35
Roman Seite 16
Fernsehen und Funk Seite 18
Filmspiegel Seiten 32/33
Das "Café Rudolf", eine Beratungsstelle für Drogensüchtige und Aidskranke, bleibt, wo es ist. Ein Antrag der CDU- Fraktion im Ortsbeirat 1 (Bahnhof, Gallus, Gutleut, Innenstadt), die Beratungsstelle wegen der Nähe zur Dependance des Goethe-Gymnasiums zu verlegen, wurde von SPD und Grünen abgelehnt. Zuvor war es in der Sitzung des Ortsbeirates zu einer erregten Diskussion zwischen den Stadtteilpolitikern und einigen besorgten Eltern gekommen.
Hintergrund: Das Café hat seinen Sitz in der Rudolfstraße 21, genau neben einer Außenstelle des Goethe-Gymnasiums. In den Räumen der Rudolfstraße 19 ist die Oberstufe untergebracht: 250 Schüler im Alter zwischen 17 und 19 Jahren. Johannes Grunenberg vom Schulelternbeirat des Goethe-Gymnasiums schilderte dem Ortsbeirat die Befürchtungen der Eltern: Wegen der unmittelbaren Nachbarschaft komme es zu "Begegnungen" zwischen Schülern und Drogensüchtigen, berichtete er. Das seien möglicherweise nur Gspräche, gab er zu, "vielleicht aber auch andere Begegnungen".
Die Versuche seitens des Ortsbeirates, die Eltern zu beruhigen, fruchteten wenig. "In dem Café wird streng darauf geachtet, daß nicht gedealt wird", erklärten übereinstimmend die Ortsbeiratsmitglieder, die die Einrichtung selbst in Augenschein genommen hatten.
Michael Krämer (Grüne) wollte auch das Argument der räumlichen Entfernung nicht gelten lassen: Die Jugendlichen seien überall verführbar, nicht nur in der Schule; "dann müßten Sie verlangen, daß auf dem kompletten Schulweg keine Drogensüchtigen auftauchen", hielt er den Eltern entgegen. Auch Parties und Discobesuche müßte man den Kindern dann verbieten, trieb er den Gedanken auf die Spitze. In einer Stadt wie Frankfurt werde man zwangsläufig mit dem Drogenproblem konfrontiert, pflichtete ihm auch Hans Heilmann (SPD) bei. Die Ortsbeiratsmitglieder warben dafür, "den Jugendlichen selbst mehr zu vertrauen". Daß dies offensichtlich der springende Punkt ist, wurde bei einer Nachfrage deutlich: Wie sich denn die Schülervertretung (SV) zu der Nachbarschaft des Cafés geäußert habe? Die SV habe gesagt, sie sehe sich durch die Einrichtung nicht gefährdet, gab Grunenberg zu, aber: "Das ist für mich nicht maßgebend - die Schüler sind einfach noch nicht reif genug." rea
OFFENBACH. Alle reden vom Wassernotstand, neuerdings sogar auch der Magistrat: Seit Jahren fließt jede Menge Wasser aus dem Tambourbad, und keiner weiß warum und wohin. Und zwar durchschnittlich zwischen 50 und 100 Kubikmeter täglich, das sind 50 000 bis 100 000 Liter. An ganz heißen Tagen sogar bis zu 200 Kubikmeter.
Der Bürger muß für den Kubikmeter Wasser seit dem 1. September 3,60 Mark zahlen, für die ordnungsgemäße Entsorgung desselben den gleichen Betrag. So gerechnet, kosten den Magistrat 100 Kubikmeter spurlos verschwundenes Wasser täglich 360 Mark, aufs Jahr gerechnet also um die 130 000 Mark, beziehungsweise, wenn er auch die Kanalisation bezahlen müßte, das Doppelte. Da lohnt sich schon eine Spurensuche, meint die FDP.
Erst jetzt, wo das städtische Freibad an den Südwesthängen des Bieberer Berges geschlossen werden soll, wird gründliche Ursachen-Forschung betrieben. Sportdezernent und Oberbürgermeister Wolfgang Reuter überlegt nämlich seit einiger Zeit, wie das Freibad doch noch für die Offenbacher erhalten werden kann. Magistrat auf Wassersuche
Die oppositionelle FDP-Stadtverordnetenfraktion verlangt nun in einem Antrag an das Stadtparlament: "Das Tambourbad wird auch in den kommenden Jahren im Sommer als Freibad beibehalten."
Der Magistrat soll außerdem prüfen, wie die Mängel des Bades beseitigt, die Wasserverluste vermieden werden können. "Das machen wir schon", sagt OB-Referent Michael Siebel auf Anfrage und freut sich, daß die FDP mit ihrem Antrag die Diskussion um die Zukunft des Bades neu entfacht hat. Als Hallenbad wird das Tambourbad am 21. September wieder eröffnet.
Zur Vorgeschichte: Das Tambourbad wurde in den 60er Jahren auf einer Müllkippe gebaut. Es gab Boden-Absenkungen vor allem am Nichtschwimmer- und am Sprungbecken. Wie bei jeder Hausmülldeponie treten nach Jahrzehnten Methangase aus. Außerdem, so fand ein Gutachter heraus, muß die Technik des Bades modernisiert und energiesparend umgerüstet werden. Weil das zwischen sechs bis sieben Millionen Mark kosten wird, faßte die Stadtverordnetenversammlung beim Streit um das "Bäderkonzept" den Grundsatzbeschluß, daß das Tambourbad nach der Saison 1992 nie mehr als Freibad geöffnet wird, sondern nur noch als Luftblasen-Bad im Winter genutzt werden soll. Gleichzeitig beauftragte das Parlament den Magistrat zu prüfen, ob die Traglufthalle künftig nicht besser das Freibad des Ersten Offenbacher Schwimmclubs auf der Rosenhöhe in ein Winterbad verwandeln kann. Nach der Schließung des Parkbades und dem Abriß des Stadtbades soll den Offenbachern wenigstens so ein Hallenbad erhalten bleiben.
Siebel hat inzwischen herausgefunden, daß die Umsetzung der Traglufthalle mit ihrer Infrastruktur vom Tambourweg auf die Rosenhöhe mindestens 600 000 Mark kosten wird und der Umzug der Riesenrutsche mindestens 150 000 Mark. Erfreuliche Nachrichten: Die Sanierung des Sprung- und des Nichtschwimmerbekkens würde "nur" 260 000 und 400 000 Mark kosten. Das würde sich rentieren, meint Siebel, denn das Tambourbad sei bei den Offenbachern beliebt. Der Austritt der Methangase, so bestätige auch das Umweltamt, beeinträchtigt weder den Badebetrieb noch die Gesundheit der Sonnenbadenden auf den Liegewiesen.
Ungeklärt ist nur die Frage, warum und wohin verschwindet das viele Wasser? Siebel sagt: "Das wissen wir vielleicht schon nächste Woche. Die Experten prüfen bereits." Erste begründete Hoffnung: Das Wasser verschwindet nicht durch undicht gewordene Kacheln, Ritzen und Beckenbrüche, sondern durch undicht gewordene Rohre. Siebel sagt: Ein solcher Schaden wäre recht preiswert zu reparieren, und das Bad könnte weiter als Freibad benutzt werden."
Bislang, so erklärt Siebel, verzichtete der Magistrat auf eine intensive Suche nach dem verschwundenen Wasser, "weil das Bad ja eh bald geschlossen werden soll". Außerdem: Der Wasserverlust ist nicht ganz so schlimm, wie er sich anhört. Nicht alles vermißte Wasser verschwindet sang- und klanglos in geheimnisvollen Schlünden. Im schätzungsweise über 3 500 Kubikmeter fassenden großen Becken muß täglich aus hygienischen Gründen zehn Prozent der Menge ersetzt werden, ein Teil verdunstet, ein weiterer wird zum Rasensprengen und Niederhalten des Gases und ein großer Teil wird beim Duschen verbraucht. lz
WETTERAUKREIS. 30 Kinder aus der Nähe von Tschernobyl erholen sich zur Zeit im Kreisjugendheim Hubertus bei Butzbach. Der Arbeitskreis "Leben nach Tschernobyl" der Evangelischen Kirchengemeinde Langgöns hat den Aufenthalt organisiert. Der Wetteraukreis steuert 6500 Mark bei und übernimmt zum Teil auch die Betreuung der Kinder. Der rund zweieinhalbwöchige Aufenthalt dauert noch bis zum 13. September. Fahrten zur Münzenburg, zum Opel-Zoo, in den Spessart und in den Vogelsberg stehen noch auf dem Programm. Am kommenden Dienstag wird Landrat Rolf Gnadl mit den Kindern aus Weißrußland auf Einkaufsbummel gehen: Die Geschäftsleitungen von zwei Friedberger Kaufhäusern haben Einkaufsgutscheine zur Verfügung gestellt. ieb
WIESBADEN. Bundesverteidigungsminister Volker Rühe (CDU) machte gestern Resthoffnungen auf eine Rückgabe des US-Militärflugplatz im Wiesbadener Stadtteil Erbenheim zunichte. "Der Flugplatz wird auch in Zukunft gebraucht," sagte Rühe bei einem Besuch der Wehrbereichsverwaltung IV in Wiesbaden. Er kündigte allerdings eine Entscheidung seines Ministeriums an, in der die Zahl der US-Luftfahrzeuge, gemeint sind Hubschrauber und Flugzeuge, und die Zahl der Flugbewegungen der US-Militärs deutlich eingeschränkt würden.
Bislang sind den Amerikanern 100 Luftfahrzeuge und 60 000 Flugbewegungen gestattet. Die Zahl entspringe einer "bestimmten Bedrohungssituation" und werde "nach unten korrigiert", meinte der Minister, ohne sich festzulegen.
Über seine Überlegungen zur Reduzierung des militärischen Flugverkehrs in Erbenheim unterrichtete Rühe am Abend auch die Wiesbadener Bundestagsabgeordneten. Außerdem soll die militärische Situation in Hessen auch Gegenstand eines Gesprächs zwischen Ministerpräsident Hans Eichel(SPD) und Volker Rühe am Freitag in Kassel sein.
Mit der Wehrbereichsverwaltung IV in Wiesbaden, die die zivilen Belange der Bundeswehr in den Ländern Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland wahrnimmt, besuchte Rühe nach seiner Amtsübernahme erstmals die "zweite Säule der Bundeswehr". Auch die Bundeswehrzivilisten sind vom Truppenabbau betroffen. So würden im Zivilbereich rund 6800 Stellen allein in der Wehrbereichsverwaltung IV abgebaut, davon 390 im Saarland und der Rest je etwa zur Hälfte in Hessen und Rheinland-Pfalz.
In Hessen bleiben 34 000 Bundeswehrsoldaten stationiert, 41 000 sind es in Rheinland-Pfalz und 3600 an der Saar. Rühe machte deutlich, daß es am bisher vorgelegten Konzept der Truppenreduzierung keine Veränderungen geben werde. Nur bei "Nachsteuerungsnotwendigkeiten" seien Korrekturen angebracht.
Besonders betroffen vom Bundeswehrabbau im militärischen wie zivilen Bereich ist Mittelhessen mit der Aufgabe der Standorte Wetzlar, Gießen und Marburg. Allerdings, so Rühe, "können wir auch kein Zivilpersonal mehr da halten, wo es keine Soldaten mehr gibt." Er sicherte zu, den Abbau des Zivilpersonals sozial verträglich zu gestalten. gra
Der Hamburger ...Wissenschaftler Professor Hartwig Spitzer sagt über die Umweltseite der "Frankfurter Rundschau": "Da konkretisiert sich ,neues Denken' und Berichten, das die Komplexität und Schwierigkeit der ökologischen Herausforderung angemessen berücksichtigt."
Tschernobyl und Seveso. Waldsterben und Ozonloch. Klimakatastrophe und Artenschwund.
WETTERAUKREIS. Wer in seinem Haus oder seiner Mietwohnung in Energiesparmaßnahmen investiert, kann mit einem Landeszuschuß von 25 Prozent, höchstens jedoch 12 500 Mark rechnen. Darauf weist die Erste Kreisbeigeordnete Gila Gertz hin. Besitzer von Mietshäusern können Darlehensförderungen für Energiesparmaßnahmen an ihren Häusern in Anspruch nehmen, die bis höchstens 50 000 Mark je Wohnung betragen. Informationen bei der Wohnungsförderung der Kreisverwaltung, Europaplatz, Zimmer 425, Tel. 0 60 31/8 35 11. ieb
In der kommenden Woche gastiert mal wieder ein Zirkus in der Stadt. Direkt neben dem Messeturm schlägt vom 11. bis 15. September der bayrische Zirkus "Barelli" sein Zelt auf. "Circus im Wunderland" steht über dem Programm mit klassischen Bestandteilen wie Tierdressuren (Pferde, Braunbären, Hunde, Kamele), Artistik am Vertikalseil und auf dem Boden, mit Zauberei und berühmten Clowns. Peter Bento und Söhne waren jahrelang die Stars im Zirkus Krone.
"Barelli" zählt zu den sieben noch bestehenden deutschen Großzirkussen. Das Viermastzelt faßt 2000 Besucher, die 50 Mitwirkenden und 50 Tiere leben in nostalgischen Wagen, und ein 60 Jahre alter Café-Wagen gehört zum Troß. Zwei Abende in Frankfurt sind nach Auskunft des Direktors Spindler reserviert für Messebesucher. Nach diesen Gala-Abenden geht es für die Öffentlichkeit los am Freitag, 11. September, um 20 Uhr. Samstag und an den folgenden Werktagen laufen die Vorstellungen jeweils um 15 und 20 Uhr, am Sonntag, 13. September, geht es um 15, 18 und 20.30 Uhr in der Manege rund.
Für FR-Leser hat das Unternehmen 50 Freikarten zur Verfügung gestellt. Sie gelten für die Nachmittagsvorstellungen am Montag, 14., und Dienstag, 15. September, um 15 Uhr. Interessierte schreiben eine Postkarte an die FR-Lokalredaktion, Postfach 10 06 60, 6000 Frankfurt 1. abi
Die nächste "Heimtextil", die zu Beginn jeden Jahres den Auftakt des Frankfurter Messegeschehens bildet, findet vom 13. bis 16. Januar 1993 statt. 2200 Aussteller haben sich für diesen weltbedeutendsten Branchentreff angesagt, der zugleich als "erste Leitmesse" zum offiziellen Beginn des EG-Binnenmarktes firmiert. Bestücken will man das "Schaufenster" für karierte Küchenhandtücher, Lamadekken, Daunen- und Wasserbetten, Wand- und Fensterkleider.
Man ziele dabei, so hieß es am Mittwoch auf der Vorab-Pressekonferenz im Foyer der Alten Oper, auf den "Endverwender". Den wolle man für das Thema "Stoff im Raum" - gemeint sind Gardinen- und Möbelstoffe - zu sensibilisieren suchen und bei ihm neue Kaufimpulse schaffen.
Den Messetrends für die Jahre 1993 und 1994 ist das Motto "Aufbruch zu größerer Freiheit" vorangestellt. Es soll die "multistilistische Wohnkultur" beschreiben. Erlebbar soll diese "größere Freiheit" in der Kongreßhalle werden, in der sich am letzten Messetag die am Wohndesign interessierten "Endverwerter" informieren können.
Gezeigt wird dort unter anderem die "Eleganz der Ökologie" (gemeint ist kräftige und zeitlose Hauswäsche) und die "Poesie im Alltag", sprich: Volants, Rüschen und Stoffe, "die immer verwaschen und gealtert aussehen müssen". Bei der "Energie der Farbe" sind graphische, minimalistische oder riesige Dessins ein Muß - manchmal verarbeitet mit einem Hauch von Kindlichkeit.
Andere Produkte - viele davon aus Leder und Wildleder - werden mit "Romantik der Natur" etikettiert. Sie sprächen laut "Heimtextil"-Presseankündigung eine "ästhetische Sprache, die aus den Wurzeln unserer Zivilisation kommt".
Über die aus Händlerkreisen erhobene Forderung, die "Heimtextil" für einen Tag auch dem allgemeinen Publikum zu öffnen, ist noch nicht befunden. Fest steht bislang allerdings, so Rolf Jürgen Steinwarz, Geschäftsbereichsleiter Textilmessen, daß man vornehmlich Fachmesse bleiben will - für Information über Marktgeschehen und Trends und zum Tätigen von Geschäftsabschlüssen.
Auf jeden Fall ausschließlich für die 60 000 Fachbesucher reserviert bleiben sollen die "Heimtextil"-Abteilungen "Tapetenpark", "Lichtblicke am Fenster", "Tischmode" und "Erlebniswelt Bad". peh
WETTERAUKREIS. "Sehr viel Spaß" hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Kurse "Abnehmen - aber mit Vernunft" der AOK Wetteraukreis in Friedberg und in Büdingen, berichtet die Ernährungsberaterin der Krankenkasse, Sieglinde Scholl. Sie haben sich fest vorgenommen, auch künftig Kontakt zu halten und ihre Erfahrungen auszutauschen. Der Kurs war ein Abschied vom "Diätverhalten", bei dem wochenlang durch strenge Diätpläne schnell Pfund um Pfund abgenommen, danach aber zu den alten Eßgewohnheiten zurückkehrt wird. Scholl: "Oft zeigt die Waage dann sogar noch mehr an als vor der so 'erfolgreichen' Diät." Die AOK-Abnehmkurse setzten dagegen eine Änderung der Eßgewohneiten. Durch intensive Gruppenarbeit und Selbstkontrolle wurde deutlich gemacht, daß Übergewicht nicht nur eine Folge von zuviel Essen, sondern von falschen Eß- und Ernährungsgewohnheiten ist, berichtet die Ernährungsberaterin. Diese müssen geändert werden, um langfristig das Gewicht zu senken. In einem zwanzigwöchigen abendlichen Programm trainierten sich die Kursteilnehmer und -nehmerinnen unter der Anleitung von Sieglinde Scholl andere Eßgewohnheiten an. Dazu gab es Bewegungs- und Entspannungsübungen.
Wegen der großen Nachfrage startet die AOK in diesem und im kommenden Monat neue Abnehmkurse. Interessentinnen und Interessenten können sich bei Sieglinde Scholl, Tel. 06042/84107, informieren. ieb
In der Münchener Straße im Bahnhofsviertel ist die Stimmung der Geschäftsleute und der Anwohner "auf dem Siedepunkt". Seit April dieses Jahres bestimmen - so Beobachtungen von Mietern, Hauseigentümern, Geschäftsleuten und der Leitung des zuständigen 4. Polizeireviers - marokkanische und algerische Drogendealer das Bild der ehemals gutbürgerlichen Straße zwischen Theaterplatz und Hauptbahnhof. Ladeninhaber, deren Kunden und Mieter in den Häusern würden bereits tagsüber belästigt.
Viele Geschäftsleute - so FR-Recherchen - machen inzwischen ihre Geschäfte um 17 statt um 18.30 Uhr dicht. Ihre Umsätze sind im Schnitt um 25 Prozent gesunken. Viele Anwohner trauen sich bei Einbruch der Dunkelheit nicht mehr auf die Straße. Trotz verstärkter Streifentätigkeit ist die Polizei machtlos. Aus dem Büro von Oberbürgermeister Andreas von Schoeler hieß es, hier handele es sich "um ein fortbestehendes Problem". OB-Referent Uli Geissler: "Die Öffentlichkeit schaut halt jetzt stärker auf die Drogenszene als früher."
In der Münchener Straße wird diese Äußerung aus dem OB-Büro "als Hohn" empfunden. Bereits im Juli dieses Jahres taten sich 23 Geschäftsleute aus dieser Straße zusammen und beauftragten einen Rechtsanwalt, ihre Interessen gegenüber Magistrat und Polizei zu vertreten. Am 8. Juli dieses Jahres schrieb Rechtsanwalt Robin L. Fritz aus der Kanzlei Paul, Paul & Schmitz im Auftrag der Geschäftsleute aus der Münchener Straße an den OB.
"Die Münchener Straße", so heißt es in dem Brandbrief, "ist zu einem Treff von Dealern und Drogensüchtigen verkommen. Insbesondere um die Gaststätte ,Kebabhaus Side' im Haus Münchener Straße 32 hat sich eine Drogen- und Dealerszene festgesetzt." Es mehrten sich die Gewaltdelikte. Der Anwalt wies für seine Mandanten darauf hin, daß am 6. Juli ein bewaffneter Raubüberfall auf ein Juweliergeschäft in der Straße verübt worden war. Nicht der erste Überfall in der Münchener Straße.
Der Aufforderung an den OB, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, folgte jedoch bislang keine Reaktion aus dem Römer. Auch ein Erinnerungsschreiben vom 31.Juli wurde vom Oberbürgermeister Andreas von Schoeler nicht beantwortet. "Wir wollen gerne annehmen", schrieb Rechtsanwalt Fritz ironisch, "daß eine Beantwortung unseres Schreibens bislang wegen Arbeitsüberlastung unterblieben ist". Die Hoffnung, der OB würde wenigstens bis Ende August antworten, erfüllte sich nicht.
Ein Geschäftsfrau aus der Münchener Straße beschrieb gegenüber der FR am Mittwoch "ihren Alltag": "Bevor wir um 9 Uhr aufmachen, müssen wir erst einmal die verunreinigten Schaufenster von Dreck, Urin und Kot säubern. Wir müssen die Berge weggeworfener Coladosen wegräumen. Wir sind ständig damit konfrontiert, daß Dealer ihre Drogengeschäfte in unserem Ladeneingang abwickeln. Tun wir etwas dagegen, werden wir bedroht. Ein marokkanischer Dealer, der vor unserem Laden dealte, bedrohte mich. Er sagte: ,Für was hältst Du Dich denn. Ich bin ein Mann und Du eine Hure'." Kunden aus den umliegenden Bankhäusern bleiben weg.
Über ähnliche Erfahrungen berichten auch Frauen aus der Münchener Straße. Eine 36jährige, die in der Innenstadt arbeitet und um 17 Uhr Dienstschluß hat, sagt: "Ich sehe zu, daß ich so schnell wie möglich nach Hause komme. Ab 18 Uhr ist unser Hauseingang Treff von Drogendealern. Auf die Straße traue ich mich dann nicht mehr. Die ,Straßen von San Francisco' brauche ich mir gar nicht mehr anzusehen, ich muß nur aus dem Fenster schauen."
Eugen Stendebach, Leiter des 4. Polizeireviers am Wiesenhüttenplatz, kennt die Problematik: "Wir führen verstärkt Streifen in diesem Bereich durch. Wir stellen die Personalien dieser Leute fest und nehmen hin und wieder auch einige fest. Wir müssen sie aber wieder freilassen. Rauschgift wurde in der Regel nicht bei ihnen gefunden. Der ist irgendwo in der Umgebung ,gebunkert'. Aufgrund der Personalsituation kann ich nicht an jede Ecke zwei Beamte stellen."
Seiner Einschätzung nach "juckt" die Polizeipräsenz die Marokkaner und Algerier, die überwiegend hier einen festen Wohnsitz haben, nicht. Nach kurzer Zeit seien sie wieder am alten Platz. "Die Leute in der Münchener Straße", so sein Eindruck, "haben das Gefühl, daß die Stadt sie im Stich läßt."
Über die Ursachen für das vermehrte Auftreten der Dealer in der Münchener Straße gehen die Meinungen auseinander. Der Polizeirat schließt nicht aus, daß dies mit den Polizeiaktionen in der Taunusanlage zusammenhängt. OB-Referent Geissler indes sieht da "keinen Zusammenhang". enk
Das Wetter
Wetterlage Die über Deutschland angelangte Kaltfront eines Randtiefs über Schweden zieht über den Norden rasch nach Osten. Eine südwestlich der Britischen Inseln angelangte Welle verzögert jedoch zunächst das Übergreifen auf den Süden. Spätestens ab Freitag liegt ganz Deutschland im Bereich hochreichender Kaltluft.
Vorhersage bis Freitag früh Im Alpenvorland noch sonnig, trokken und Höchsttemperaturen von 16 bis 21 Grad. Im übrigen Deutschland zunächst bedeckt und Regen, im Tagesverlauf von Westen Übergang zu wechselnder, vielfach starker Bewölkung mit einzelnen Schauern.
Höchsttemperaturen um 15 Grad.
Mäßiger bis frischer, im Norden auch starker und böiger Wind um Südwest.
Weitere Aussichten für Freitag und Samstag Windig, regnerisch, kühl.
Ort Wetter Grad
Algier
leicht bewölkt 29 Amsterdam
Sprühregen 14 Athen
leicht bewölkt 30 Barcelona
wolkenlos 24 Bordeaux
leicht bewölkt 24 Brüssel
Regen 13 Budapest
leicht bewölkt 19 Dublin
stark bewölkt 16 Helsinki
bedeckt 14 Innsbruck
leicht bewölkt 19 Istanbul
wolkenlos 28 Kairo
leicht bewölkt 35 Larnaka
leicht bewölkt 30 Las Palmas
wolkig 26 Lissabon
leicht bewölkt 26 Locarno
leicht bewölkt 21 London
wolkig 18 Madrid
wolkenlos 24 Malaga
wolkig 26 Mallorca
wolkig 25 Moskau
wolkenlos 27 Nizza
wolkenlos 23 Paris
Regen 16 Rom
leicht bewölkt 27 St. Petersburg
leicht bewölkt 24 Stockholm
leicht bewölkt 17 Tunis
leicht bewölkt 28 Varna
wolkig 27 Venedig
leicht bewölkt 23 Warschau
wolkig 17 Wien
leicht bewölkt 20 Zürich
leicht bewölkt 19
Deutschland
Berlin
wolkig 16 Dresden
wolkig 17 Feldberg/Ts.
bedeckt 8 Feldberg/Schw.
leicht bewölkt 10 Frankfurt/M.
stark bewölkt 18 Freiburg
leicht bewölkt 21 Garmisch
leicht bewölkt 18 Hamburg
stark bewölkt 16 Köln/Bonn
Regen 15 Leipzig
stark bewölkt 17 München
leicht bewölkt 19 Norderney
stark bewölkt 15 Rostock
wolkig 15 Sylt
Regenschauer 14 Zugspitze
leicht bewölkt 1
Telefonansagedienste
Wettervorhersage 11 64
Reisewettervorhersage 1 16 00
Segelflugwetter 1 15 06
Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01
Ozonwerte 06 11-58 12 42 (Wenn die Ozonwerte den unteren Grenzwert von 0,120 mg überschreiten, melden wir dies an gesonderter Stelle)
Sonnenaufgang 6.44 Uhr
Sonnenuntergang 20.05 Uhr
Mondaufgang 14.55 Uhr
Monduntergang 23.02 Uhr
Herrn
Dimitrij E. Greven
Römerstraße 4
5427 Bad Ems
Sehr geehrter Herr Greven,
vor einigen Tagen brachten Sie eine Ankündigung für Ihre Ikonen-Ausstellung in unser Bad Homburger Redaktionsbüro. Bei dieser Gelegenheit haben Sie als Geschenk eine Bernstein-Brosche und eine Flasche Likör zurückgelassen.
Bitte haben Sie Verständnis dafür, daß unsere Redaktion keine Geschenke annehmen kann. Die Unabhängigkeit unserer Zeitung und jedes einzelnen Redaktionsmitarbeiters nimmt bei uns einen sehr hohen Stellenwert ein.
Den Bernstein-Schmuck senden wir Ihnen deswegen beiliegend zurück. Ich denke, wir handeln in Ihrem Sinne, wenn wir den Likör im Rahmen unserer Aktion "FR-Altenhilfe" bei passender Gelegenheit einer Seniorin oder einem Senior zukommen lassen.
Die Ikonen-Ausstellung haben wir in unserem üblichen Rahmen angekündigt.
Mit freundlichen Grüßen
FRANKFURTER RUNDSCHAU
Redaktion Bad Homburg
Günther Scherf
HÖCHST. Die Parteien im Ortsbeirat haben sich über die Anbindung der Leunabrücke an die Parkplätze am Tor Süd der Hoechst AG Gedanken gemacht. Sollte über die Brücke zu den Parkplätzen gefahren werden können, befürchten die Grünen einen "Pendlerstrom" durch die Stadtteile. Der Magistrat soll die Planungen deswegen einstellen.
Die SPD sieht das Verkehrschaos drohen, sollte die verlängerte Leunastraße zum Kelsterbacher Knoten führen. Diese Direktverbindung vom Norden zum Flughafen müsse verhindert werden. Sollte aber der Kelsterbacher Weg in westlicher Richtung offen sein, gebe es über die Parkplätze eine solche Verbindung. dis
HOFHEIM. Der gemischte Chor des Spaso Preobragenky Domes aus Petersburg singt am Sonntag, 25. September, in der Hofheimer Stadthalle. Die Veranstaltung beginnt um 20 Uhr. Auf dem Programm steht Kirchenmusik.
Chorgesänge haben in der orthodoxen Kirche Rußlands eine lange Tradition. Es ist die älteste überlieferte Musikkunst des Landes. Das Besondere daran: In der orthodoxen Kirche wird nur a-capella gesungen.
Nebem Sakralem gehören Volkslieder zum Repertoir des St. Peterburger Chores. Lyrisch Getragenes und schwungvolle Tanz- und Spiellieder werden zu hören sein. fw
Einen klaren Blick auf die Hochhaussilhouette der Stadt hat man von der Dachterrasse des "les facettes", der neuen Einkaufspassage, die gestern auf der Zeil eröffnet wurde (oben). - Rechts: Eine 500 Meter lange Gang-Serpentine führt durch den Glaspalast. (FR-Bilder: Kumpfmüller)
Das neueste Kapitel der beinahe unendlichen Geschichte von Peter Boock und der deutschen Strafjustiz wird am Montag aufgeschlagen, wenn Boock wieder einmal auf der Anklagebank im Stammheimer Mehrzweckgebäude Platz nimmt. Es wird dann zum dritten Mal sein: 1984 und 1986 ist er hier bereits von Senaten des Oberlandesgerichts Stuttgart zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Den Anklägern von der Karlsruher Bundesanwaltschaft ist dies indessen nicht genug - sie, die schon seit Jahren einen Strauß der persönlichsten Art mit diesem Mann ausfechten, wollen ihn erneut verurteilt sehen. Diesmal wegen der sieben Schüsse, die der heute 41jährige am 19. November 1979 nach einem Banküberfall am Zürcher Bahnhof auf den Polizisten B. abgegeben haben soll.
Für Hans-Wolfgang Sternsdorff, Boocks Hamburger Verteidiger, liegt auf der Hand: "Eigentlich ist dieser Prozeß ein Fall für den Bundesrechnungshof." Den Grund, warum der Anwalt hier Verschleuderung öffentlicher Gelder wittert, liefert Paragraph 154 der Strafprozeßordnung: Danach kann die Staatsanwaltschaft von der Verfolgung einer Tat absehen, wenn die zu erwartende Strafe neben einer bereits verhängten Strafe "nicht beträchtlich ins Gewicht fällt".(Siehe auch "Paragraph 154 . . .).
Das schon verhängte Lebenslang erging wegen Boocks Mitwirkung an den Mordfällen Ponto und Schleyer sowie dem versuchten Raketenwerferanschlag auf das Gebäude der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe. Boock wird, wie zu hören ist, gleich zu Prozeßbeginn bestreiten, in Zürich auf den Polizisten gezielt zu haben; vielmehr habe er gewissermaßen herumgeballert, um die Entschlossenheit der Täter zu demonstrieren, sich die Flucht zu erzwingen.
Tatsächlich hatte damals nur eine einzige der sieben Kugeln den Beamten getroffen, am Oberarm. Im ungünstigsten Falle also, wenn nämlich das Gericht ihm seine Version nicht glaubt, würde Boock am Ende wegen versuchten Mordes zu höchstens 15 Jahren verurteilt - was in der Tat kaum ins Gewicht fiele neben der schon verhängten lebenslangen Haft wegen ungleich schwererer Verbrechen.
Ähnlich verhält es sich mit Boocks Mitangeklagtem Christian Klar. Der Freiburger Beamtensohn, der vor einem Dutzend Jahren als eine Art Staatsfeind Nr. 1 gesucht wurde, verbüßt eine Strafe von fünfmal lebenslang und zusätzlich 15 Jahren Haft. Wie bei Boock ist auch bei dem einstigen Heidelberger Studenten ein Gericht schwer vorstellbar, das nach 15 Jahren seine Entlassung verfügt: Klar ist hinter Gittern der absolute Hardliner geblieben, jedenfalls nach außen hin der unbeugsame RAF-Desperado, der sich und anderen jeden Zweifel am Sinn einer Stadtguerilla in Westeuropa verbietet.
Auf der anderen Seite ist im Fall Klar eher nachvollziehbar, daß die Bundesanwälte den Zürcher Bankraub vor Gericht bringen wollen. Mit jener Brutalität, die Christian Klar auch bei anderen Gelegenheiten an den Tag gelegt hat, soll er an diesem Novembermorgen eine Frau, die den Flüchtenden die Hergabe ihres Wagens verweigerte, mit einem Schuß aus nächster Nähe in die Brust lebensgefährlich verletzt haben. Vorher war, man weiß nicht von wem, eine Passantin tödlich in den Hals getroffen worden.
Dennoch dringt sogar aus Kreisen des Stammheimer Senats die Kunde, daß man dort nichts dagegen einzuwenden gehabt hätte, wenn das Verfahren von der Bundesanwaltschaft eingestellt worden wäre. Schließlich kostet es nicht nur Geld, sondern auch Zeit und reichlich Aufwand - bisher sind 87 Zeugen und fünf Sachverständige geladen. Jedoch bestehen die Ankläger auf diesem Prozeß.
Es mag für eine Justiz, die beansprucht, sich von keinen anderen als rechtlichen und sachlichen Gesichtspunkten leiten zu lassen, befremdlich klingen: Aber plausibel ist der Verdacht schon, die Karlsruher wollten Boock vornehmlich deswegen erneut vor dem Kadi sehen, weil sie noch reichlich Rechnungen mit ihm offen haben. Seit seiner Festnahme 1981 und einigen bis heute ungeklärten Vorgängen hinter den Kulissen - angeblich hat Boock damals, entgegen seiner späteren Darstellung, doch Aussagen über Mittäter aus der Roten Armee Fraktion gemacht und gleich danach einen Rückzieher - verfolgt die Bundesanwaltschaft ihn mit einer in deutschen Gerichtssälen vielleicht einzigartigen Hingabe: So aggressiv, so persönlich herabsetzend und so ausdauernd wie Boock werden Angeklagte gewöhnlich nicht von ihren Anklägern angegangen.
Bei jeder Gelegenheit, auch schon lange vor dem ersten Urteil, titulierten die Robenträger aus Karlsruhe während der vielen Stammheimer Prozeßmonate ihr Gegenüber als Mörder und Lügner. Beim ersten Boock-Prozeß rauften sich nicht nur die Verteidiger, sondern auch viele Prozeßbeobachter die Haare über die offenkundige Voreingenommenheit, mit der Bundesanwälte und Gericht dem Angeklagten entgegentraten. Nach höchst einseitig geführter Hauptverhandlung wurde der frühere Fürsorgezögling mit der klassischen Kriminellen-Karriere - zerrüttete Familie mit prügelndem, trinkendem Vater, kein Beruf, Drogensucht - mit einem Rekord-Urteil bedacht. Dreimal lebenslang, das brauchte nicht einmal ein NS-Massenmörder zu gewärtigen. Und das, obwohl dem Angeklagten kein einziger der tödlichen Schüsse auf Ponto oder Schleyer und dessen Begleiter nachgewiesen und seine Behauptung keineswegs schlüssig widerlegt wurde, er habe jene Raketenwerferanlage in letzter Minute funktionsuntüchtig gemacht aus Rücksicht auf die einfachen Angestellten in dem Karlsruher Justizgebäude.
Während also die Justiz damit beschäftigt war, aus Boock einen Dämon des bundesdeutschen Terrorismus zu machen, wuchs derselbe Boock einem Teil des linksliberalen Spektrums in der Bundesrepublik immer mehr ans Herz. Er, den einst Andreas Baader und Gudrun Ensslin aus einem geschlossenen Fürsorgeheim geholt hatten, weigerte sich nun standhaft, RAF-Genossen zu belasten. Das wurde ihm hoch angerechnet, als aufrechter Gang eines Aussteigers, der dazu noch die Gefährten von ehedem mit überzeugenden öffentlichen Appellen zur Umkehr auffordert. In der Haft gewann Boock prominente Zeitgenossen als persönliche Freunde und engagierte Unterstützer, Heinrich Albertz etwa und den Verleger Ernst Klett, den Politik-Professor Wolf-Dieter Narr und den unermüdlichen Klaus Vack vom "Komitee für Grundrechte und Demokratie". Boock wurde für einen Teil der Öffentlichkeit zum Märtyrer - und obendrein zu einem lebenden Beweis dafür stilisiert, daß es einer gnadenlosen Justiz nicht einmal ein RAF-Aussteiger recht machen kann, wenn er ihr nicht als Verräter zu Diensten ist. Nach dem zweiten Prozeß - er wurde äußerst fair geführt, vom selben Vorsitzenden Richter Herbert Schmid, der nun die dritte Verhandlung leiten wird - schrieb Vack, das Urteil lebenslang habe festgestanden noch vor Erörterung seiner Gründe, und ohnehin demonstriere es "eine politische Justiz".
Dieser Fraktion der deutschen Linken hat Peter-Jürgen Boock schwer geschadet. Oder richtiger: Sie hat sich selbst geschadet, indem sie glaubte, was sie glauben wollte. Statt genau hinzuhören bei Boocks durchaus widersprüchlichen Einlassungen und wenigstens in Erwägung zu ziehen, daß seine Weigerung, als Kronzeuge aufzutreten, auch ganz andere als selbstlose Gründe haben könnte - stattdessen brachte man ihn lieber als Figur gegen "die Herrschenden" in Stellung. Nicht einmal öffentliche Erklärungen der RAF über den "Betrüger" und den "moralisch leeren Menschen" Boock machten stutzig ("Seine Geschichte ist ein hochgebauter Dom auf verlogenen Stelzen . . . Da drängt die gebrochene deutsche intellektuelle Linke zu den Futtertrögen").
Inzwischen weiß man, daß Boock schwerste Schuld auf sich geladen hat. Bei Schleyers Entführung 1977 in Köln gehörte er zu dem Mordkommando, das die Bewacher des Arbeitgeberpräsidenten regelrecht abschlachtete. Als die Stammheimer Häftlinge tot waren, plädierte er - "als Vergeltung", wie er heute zugibt -, dafür, nun auch Schleyer zu erschießen. Als falsch hat sich auch seine Darstellung erwiesen, er habe mit dem Fall Ponto nichts zu tun: Boock fuhr die Täter zu dessen Haus, wohl wissend, was geschehen würde, wenn der sich nicht entführen ließ. Und Boock war, was bisher unbekannt war, in Zürich dabei.
Ex-Mitglieder der RAF, die sich in der untergegangenen DDR hatten verstecken lassen, haben durch ihre Aussagen in den vergangenen beiden Jahren Boocks Geständnisbereitschaft erheblich gefördert. Er wird sich den Verdacht gefallen lassen müssen, daß sein jahrelanges Schweigen über die Taten anderer vornehmlich deren Schweigen über seine eigenen Verbrechen bezweckte. Die Erläuterungen, die er selbst öffentlich dafür abgibt, daß er nun reinen Tisch macht, sind wiederum so selbstlos - andere schützen, die sonst unschuldig verurteilt werden könnten -, daß sie mißtrauisch stimmen müssen. Für sich selbst hätte Boock gern, was er den RAF-Häftlingen insgesamt wünscht: wieder eine persönliche Perspektive, die etwas anderes bietet als Knast bis zum Lebensende.
"Deckenfest" auf dem Dern'schen Gelände: Mit dem Bau der Tiefgarage geht's voran
WIESBADEN. Nicht nur aus Nordenstadt, Delkenheim und dem Hofheimer Ortsteil Wallau bläst der Breckenheimer Bürgerinitiative gegen die geplante Schnellbahntrasse der Wind entgegen. Auch ein Ergänzungsgutachten des Frankfurter Geographie-Professors Günter Nagel sieht in der Streckenführung der "Breckenheimer Variante" jetzt erhebliche Probleme. "Aus hydrologischer Sicht", so sein Fazit, "kann die neue Trassenvariante nicht befürwortet werden."
Nagels Einschätzung ist an die Kommunale Arbeitsgemeinschaft adressiert, in der außer dem Umlandverband Frankfurt und dem Main-Taunus-Kreis die Städte Hofheim, Flörsheim, Hattersheim, Raunheim und Kelsterbach organisiert sind. Es ist quasi ein Nachtrag zu seinem bereits 1990 angefertigten Hauptgutachten für denselben Auftraggeber und untersucht die von der Breckenheimer Bürgerinitiative vorgeschlagene Verschiebung des Schienendreiecks nach Westen. Anstatt den Schienenstrang schon nördlich von Breckenheim in Richtung Wiesbaden und Frankfurt zu trennen und dabei den Hofheimer Ortsteil Wallau östlich und westlich einzukesseln - im Süden verläuft laut den Plänen der Bahn die Verbindung der beiden Strecken - will die BI beide Gleise zwischen Wallau und Nordenstadt hindurchgeführt wissen und erst dann trennen.
Dagegen hat Nagel Bedenken. Denn der Verlauf der von der Bundesbahn geplanten Strecke nach Frankfurt parallel zur A 3 verstärke die Zerschneidung von Lebensräumen der Tier- und Pflanzenwelt durch die Autobahn nicht wesentlich, während die Verlegung dies sehr wohl tue. Außerdem führten zwei Tunnelbausteine zwischen Nordenstadt und Wallau sowie deren Gleisverbindung als Dreieck möglicherweise zu Störungen im Grundwasserhaushalt. Jede Einzelmaßnahme sei mit gewissen Einschränkungen noch zu vertreten. Aus der Summe aber sei "mit einem stärkeren Eingriff in den unterirdischen Abfluß zu rechnen", lautet Nagels Schlußfolgerung.
Ob das Gutachten Konsequenzen für die Stellungnahme der Stadt Wiesabden zum Raumordnungsverfahren hat, ist noch offen. Heute entscheidet das Stadtparlament über den Text, der bislang die Aufnahme und Überprüfung der Brekkenheimer Variante beinhaltet. set
RODGAU. Wenn die Stadt in diesem Jahr auch 300 zusätzliche Abonnenten gewonnen hat, wird es am 18. September beim Start in die Theatersaison 1992/93 mit dem Psycho-Thriller "Wer hat Agatha Christie ermordet?" auch Karten im freien Verkauf geben.
Das liegt daran, daß es erstmals zwei Theaterreihen gibt und beide nicht völlig an Stammpublikum vergeben worden sind. Für die jeweils sechs Vorstellungen der Abo-Reihen A und B wurden beide Male 50 freie Plätze für "einmalige" Besucher reserviert.
Mit dem neuen Konzept hat die Stadt bei den Theaterfreunden eine - heimlich erwartete - gute Resonanz gefunden: Insgesamt wurden bisher 800 Abonnements verkauft. Die Reihe A ist mittlerweile ausgebucht, für "B" gibt es noch Dauerkarten in den Preiskategorien 80, 90 und 110 Mark. Die Möglichkeit, sich für ein Abonnement anzumelden, besteht noch bis zum 14. September.
Abonnenten haben neben ihrem reservierten Sitzplatz nicht nur den preislichen Vorteil gegenüber dem Einzelverkauf, sie können ihre Karte auch jederzeit übertragen auf Freunde und Verwandte.
In der noch verfügbaren Reihe B stehen am Sonntag, 4. Oktober, die Komödie "Schon wieder Sonntag", am Freitag, 6. November, "Don Quijote" in einer Inszenierung des Münchner Volkstheaters, am Freitag, 4. Dezember, August Strindbergs "Der Vater", am Freitag, 5. Februar, Goldonis Lustspiel "Der Diener zweier Herren", am Freitag, 19. März, Klaus Pohls Schauspiel "Karate Billi kehrt zurück" und am Freitag, 30. April, Friedrich Dürrenmatts "Der Besuch der alten Dame" auf dem Theaterzettel.
Telefonische Auskünfte auf weitere Fragen erteilt Gerd Eschrich in der Kulturabteilung des Rathauses, Rufnummer 0 61 06 / 69 32 26. ttt
NIED. Trotz Regens und herbstlicher Kühle geht der Taunusklub Nied unverdrossen weiter wandern. Und zwar am kommenden Sonntag, 6. September, gleich fünf Stunden lang. Die Wanderfreunde haben sich einen "sehr schönen" Rundkurs durch den Taunus ausgesucht: Er führt von Niedernhausen nach Oberjosbach und Schloßborn bis nach Königstein. Vorgesehen ist unter anderem auch, im Naturfreundehaus Billtal einzukehren.
Die Wandergruppe fährt mit dem FVV zum Ausgangspunkt. Wer Lust auf Spazierengehen in Wald und Wiese hat, kann sich bei Augusta Fassel, Telefon 39 25 54, anmelden. dis
HOFHEIM. Durch welche Eigenschaften ist Aschenputtel gekennzeichnet? Wie ist der Charakter der bösen Hexe in "Hänsel und Gretel" zu bewerten? Diese und noch viele andere Fragen will Heinz Rölleke am Donnerstag, 17. September, beantworten.
Der Professor für deutsche Philologie und Volkskunde kommt an dem Tag in die Hofheimer Stadtbücherei, um einen Vortrag über "Das Bild der Frau in den Märchen der Gebrüder Grimm" zu halten. Die vom Kulturamt der Stadt Hofheim organisierte Veranstaltung beginnt um 20 Uhr.
Rölleke, der an der Uni in Wuppertal lehrt, beschäftigt sich seit Jahren mit den "Kinder- und Hausmärchen" der Gebrüder Grimm. Der Eintritt ist frei. fw
HOFHEIM. Die Drachen sausen am Samstag, 5. September, und Sonntag, 6. September, auf der großen Wiese am Hochfeld wieder durch die Luft. Unter dem Motto "Akrobatik im Sommerwind" laden die Stadt Hofheim und die Drachenwerkstatt zum 4. Hofheimer Drachenfest ein.
"Speedwings", "Parafoils", "Rockkakudrachen" und was es sonst noch so an unbemannten Fluggeräten an einer, zwei oder vier Schnüren gibt, werden am Samstag ab 13 Uhr und am Sonntag ab 11 Uhr in die Lüfte steigen.
Für Kinder wird der Hofheimer Drachendompteurladen etwas ganz Besonderes bieten: einen "Drachenkombipack" für wenig Geld, der leicht zusammenzubauen ist.
Echte Könner haben die Organisatoren auch eingeladen. Sie sollen jung und alt per Schnellkurs das Drachensteigen beibringen. fw
Seveso und Tschernobyl. Waldsterben und Ozonloch. Klimakatastrophe und Artenschwund. - Wenn es so dicke kommt, gibt es Schlagzeilen in allen Zeitungen. In den zwei Jahrzehnten, seitdem der Club of Rome mit seinem Bericht "Die Grenzen des Wachstums" die ökologische Frage weltweit ins Bewußtsein brachte, hat es wahrlich genug, zumeist traurige Anlässe gegeben, die Themen Umwelt und Umweltzerstörung als
Keith Chamberlain (60) ist neuer evangelischer Airport-Pfarrer Noch einmal durchstarten Er spricht fünf Sprachen
Die "Gemeinde Flughafen" hat einen neuen evangelischen Pfarrer: Mit einem Gottesdienst in der überfüllten Airport-Kapelle wurde Keith Chamberlain von Pröpstin Helga Trösken in sein Amt eingeführt. Chamberlain tritt die Nachfolge von Karl Gutberlet an, der seine Tätigkeit am Flughafen vor rund einem Jahr aufgegeben hatte. Seither war die Stelle unbesetzt.
Zusammen mit seinem katholischen Kollegen Pater Walter Maader wird der evangelische Geistliche die "Flughafenseelsorge" in der Abflughalle B / Inland betreuen. Die Institution wurde 1972 als gemeinsame Einrichtung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau und dem Bistum Limburg gegründet.
In Frankfurt kennt sich der neue Flughafenpfarrer aus: Bis zum Anfang der 80er Jahre betreute er die Studenten der Universität, dann arbeitete Keith Chamberlain als Pfarrer in der Segensgemeinde in Griesheim. Seit 1986 war er in der Gemeinde "Am Bügel" als Seelsorger tätig. Jetzt entschloß er sich, im 60. Lebensjahr "noch einmal durchzustarten".
In diesem Alter eine ganz neue Tätigkeit zu beginnen, scheint ungewöhnlich, zumal die seelsorgerische Betreuung von rund 54 000 Angestellten und weiteren 90 000 Passagieren pro Tag "keine leichte Aufgabe ist" (Trösken). Dennoch hat sich Pfarrer Chamberlain für seine verbleibenden fünf Berufsjahre vorgenommen, nicht nur die Fluggäste zu betreuen, sondern sich vor allem um die Beschäftigten des größten deutschen Flughafens zu kümmern und damit neue Akzente in der seelsorgerischen Arbeit auf Rhein-Main zu setzen.
"Der Traum vom Fliegen ist erfüllbar geworden - doch am Boden zerplatzen viele Träume", sagte Pröpstin Trösken in der Einführungspredigt. Die Auseinandersetzungen um die ins Trudeln geratene Lufthansa und den damit verbundenen Personalabbau bilden für Chamberlain einen Ansatzpunkt für die Arbeit. Im Sinne von "Industrie- und Sozialarbeit" will er aber in erster Linie den Vorruheständlern und den Alleinerziehenden seine Hilfe anbieten.
Selbstredend ist es bei der Sprachenvielfalt eines internationalen Flughafens nützlich, mehrere Sprachen zu beherrschen. Darauf versteht sich der gebürtige Amerikaner Chamberlain: Er spricht Englisch, Deutsch, Französisch, Spanisch und Italienisch. kan
Der OB will nur 250 Flüchtlinge: "Vielleicht . . ."
(Fortsetzung von Seite 21)
Seit im Juli erstmals die McNair-Kaserne in der öffentlichen Diskussion als Unterbringungsort für Asylbewerber genannt worden sei, herrsche Unruhe. "Die Schwellenangst der Deutschen vor den Flüchtlingen wird sehr groß sein", prophezeit der Geistliche. In der Sakristei seiner Kirche möchte er ein Kontaktbüro für die künftigen deutschen Nachbarn der neuen Unterkunft einrichten, "damit die sich auch mal auskotzen können".
Die westlichen Vororte wie Höchst - das waren einmal politische Hochburgen der SPD die freilich bei der Kommunalwahl 1989 Stimmen auch an die NPD abgaben. Die Distanz der Industriearbeiterzur "Dienstleistungsmetropole Frankfurt", die Angst vor sozialem Abstieg gelten als Triebfedern dieses Wahlverhaltens. Was, wenn in dieses Umfeld Asylbewerber einziehen? "An der Basis der SPD sieht es gar nicht so schlecht aus", beteuert Norbert Wildhirt, SPD-Fraktionschefim Ortsbeirat 6. Neben "negativen Reaktionen" wachse die Einsicht, "daß Flüchtlinge irgendwo ankommen müssen".
In einem Brief an Landesministerin Blaul haben SPD und Grüne im Stadtteil-Parlament umrissen, wie die "von vielen befürchteten Belastungen für die Anwohner" so gering wie möglich gehalten werden könnten.
Forderungen: Für 40 Flüchtlinge einen Sozialarbeiter, maximale Verweildauer der Asylbewerber von sechs Wochen, ausreichende Kinderbetreuung und Teeküchen, "keinesfalls ein privater Betreiber".
Währenddessen ist die zukünftige Flüchtlingsunterkunft unter den Senioren des benachbarten Pflegeheimes Victor-Gollancz-Haus "Gesprächsthema" (Leiterin Marga Cuhas). "Es wäre schon gut gewesen von der Stadt, wenn man diese Dinge vorher besprochen hätte", sagte Cuhas am Mittwoch und erwähnte "Vorbehalte" unter den Heimbewohnern wie unter dem Pflegepersonal gegen die neue Nachbarschaft, "gerade, weil wir ein offenes Haus sind, wo jeder rein und raus kann". Ältere Mitarbeiter erinnerten sich noch an Ärger aus der Frühzeit der jetzt geräumten US-Kaserne, "als die Soldaten auf der Wiese vor dem Altenheim lagen und Saufgelage feierten". Später aber habe es ein "sehr, sehr gutes Einvernehmen" gegeben - und auf das hofft Cuhas auch mit den Flüchtlingen: "Man kann Ängste abbauen."
Und wie endet der politische Streit zwischen Frankfurt und Wiesbaden? Sozialdezernent Martin Berg (SPD) beteuerte gestern noch einmal, daß die Stadt jede Zuweisung von Asylbewerbern in die McNair-Kaserne ablehne, "die über einen Kreis von 250 Personen hinausgeht". Antwort von Sprecherin Bussfeld aus dem Ministerium für Jugend, Familie und Gesundheit: "Die Stadt muß 500 aufnehmen."
Während die CDU-Opposition "jede Sammelunterkunft in Frankfurt" ablehnte (Fraktionschef Hemzal), sagte Stadtrat Cohn-Bendit am Abend: "Wir suchen nach einer weiteren Unterbringungsmöglichkeit über McNair hinaus" - wo sie liegen könnte, ist offen.
(Siehe auch ". . .Erstaufnahmen" oben)
EPPSTEIN. Die Eppsteiner Stadtverordnetenversammlung tagt am heutigen Freitag um 19.30 Uhr im großen Sitzungssaal des Rathauses I in Vockenhausen.
Auf der Tagesordnung steht der Nachtragshaushalt für 1992. Auf Antrag der SPD-Fraktion wird über die Konzeption der Kinder- und Jugendhilfe der Stadt Eppstein debattiert.
Von der CDU liegen zwei Anträge vor: einer zum Thema Asylbewerber und einer zur Kindergarten- und Kindertagesstätten-Versorgung der Stadt. fw
Es gibt Spiele, die den Klassenleitern schlaflose Nächte bereiten. Zu denen könnte durchaus die Partie der Fußball- Bezirksoberliga Frankfurt-Ost zwischen der SG Bruchköbel und der Sportvereinigung 1912 Seligenstadt zählen. Diese Begegnung ist am Mittwochabend bereits zum zweiten Mal abgesetzt worden. Zunächst hatte ein Todesfall in der zweiten Mannschaft der Sportvereinigung die Verlegung auf Mittwoch ausgelöst, und jetzt blockierten hartnäckige Regenfälle eine Austragung.
75 Minuten vor Spielbeginn legte die Stadt in Übereinstimmung mit dem Gastgeber ihr Veto ein. Als möglicher Ausweichtermin gilt jetzt der Buß-und Bettag (18.November), an dem jedoch Pokalspiele Vorrang haben. hdp
Fußball-Bezirksoberligist Sportvereinigung Seligenstadt ist nach einem sportlichen Musterstart (zwei Siege) in der Staffel Frankfurt-Ost seit kurzem nicht mehr vom Glück verfolgt: Zum einen setzte es - wie berichet - gegen den Kreisrivalen TSV Lämmerspiel eine 1:4-Heimniederlage, zum anderen mußte das Treffen bei der SG Bruchköbel erneut verlegt werden. Zunächst hatte ein Unglücksfall in der Reserve-Mannschaft (mit tödlichem Ausgang) zur Absage geführt, am Mittwoch machte der Dauerregen die Austragung unmöglich. Hierdurch kommt Klassenleiter Bauscher (Windecken) langsam, aber sicher in Verlegenheit, denn vor dem 18. November (Buß- und Bettag) gibt es keine Alternative. Und dieser Termin ist vorrangig für Pokalspiele reserviert. Bliebe der 20. Dezember oder ein Termin vor Ende der Winterpause (14./21.Februar 93).
Das hektische Geschehen während des Derbys Sportvereinigung Seligenstadt gegen Lämmerspiel (1:4) hat auf jeden Fall ein Nachspiel. Die Platzherren haben inzwischen beim Klassenleiter Einspruch gegen die Spielwertung eingelegt.
Die Seligenstädter glauben, dem Unparteiischen Englert (Schwalheim) gleich mehrere Regelverstöße nachweisen zu können. Sie stellen in ihrer Begründung fest, daß die Lämmerspieler Akteure Edgar Beheim und Stefan Reinhard jeweils (regelwidrig) zweimal eine gelbe Karte erhalten haben und wollen hierfür neutrale Zeugen beibringen. Damit ist diese Angelegenheit "ein Fall für drei", denn er wird automatisch an den Bezirskrechtswart Günter Kauck respektive seinen beiden Beisitzer weitergegeben. Bei einem positiven Entscheid stünde eine Spielwiederholung an der Zellhäuser Straße ins Haus.
Im ungünstigen Fall bleibt es bei der jetzigen Wertung, muß der Antragsteller bei Aufhellung aller Fakten mit einer Bestrafung seines Trainers Hellmuth Zajber (wurde vom Schiri hinter die Barriere geschickt) oder anderen Unwägbarkeiten im Zusammenhang mit den Schiedsrichter-Entscheidungen rechnen. hdp
Am heutigen Freitag (19 Uhr) setzt der TV Gelnhausen (2. Handball-Bundesliga- Süd) sein Vorbereitungsprogramm beim Turnier in Lützellinden gegen die SG Lollar/Ruuttershausen fort. Das entscheidende Gruppenspiel steigt jedoch am Samstag (20.30 Uhr) gegen den TV Hüttenberg, der ebenfalls der zweithöchsten Klasse angehört. In der Staffel zwei buhlen Klassenriavle Eintracht Wiesbaden, der ebenfalls gleichrangige TSV Dutenhofen sowie Gastgeber TV Lützellinden um die 1500 Mark Siegprämie.
Trotz der Erfolge gegen Hajduk Split sowie gegen den Schweizer Spitzenklub RTV Basel (IHF-Pokal-Teilnehmer) bleibt Trainer Trainer Dotzauer auf dem Boden: "Wir dürfen diesen 22:17-Sieg gegen die Baseler ebenfalls nicht überbewerten, denn der Gast trat ohne Nationalkeeper Dobler an und zeigte nur gutes Zweitliga- Format". Zumal die Baseler dirket aus dem Trainingslager kamen. Klasse zeigte TVG-Kapitän Martin Coors, der mit neun Treffern zum Spieler des Abends avancierte. Die wahren Kräfteverhältnisse wurden in der ersten Halbzeit offenbart, dann brach der Gast konditionell zusammen. Des weiteren Torwart Martin Malik nach schwachem Start eine hervorragende Vorstellung. Die Ausfälle von Torwart Helge Bretschneider, Stefan Seidel, Karsten Krüger und Michael Rink wurden von den treuen Edel-Fans daher kaum registriert. TV Gelnhausen: Malik (Tor); Coors (9), Marian (4/3), Grimm (3), Schaeffter, Scholz (je 2), Gyöngyösi, Mayer (je 1), Maslanka. hdp
Wer schoß die Tore ?
Unterhaching - Hannover 96 0:2 (0:2) Spvgg. Unterhaching: Häfele - Pfluger - Vladimir, Emig - Beck, Bogdan, Bergen, Niklaus (61. Löbe), Urosevic - Leitl, Garcia (21. Lemberger). Hannover 96: Sievers - Wojcicki - Klütz, Sundermann - Sirocks, Raickovic, Schönberg, Bicici (56. Groth), Ellermann - Mathy (78. Barbarez), Breitenreiter.
Tore: 0:1 Breitenreiter (11.), 0:2 Schönberg (14.).
Schiedsrichter: Kiefer (Baunatal).
Zuschauer: 1800.
Beste Spieler: Häfele - Wojcicki, Schönberg.
Gelbe Karten: Niklaus, Leitl, Löbe - Ellermann.Braunschweig - Oldenburg 2:3 (0:0) Braunschweig: Lerch - Buchheister - Scheil, Wiehle - Lux (64. Köritzer), Probst, Mahjoubi, Löchelt (74. Cirocca), Metschies - Aden, Butrej.
VfB Oldenburg: Brauer - Malchow - Wawrzyniak, Kliche (65. Claaßen), Zajac - Gerstner, Machala, Linke (52. Steinbach), Brand - Drulak, Wuckel.
Schiedsrichter: Zerr (Ottersweier).
Zuschauer: 4500.
Tore: 1:0 Probst (49.), 1:1 Brand (55.), 1:2 Drulak (78.), 1:3 Wuckel (83.), 2:3 Mahjoubi (86.).
Beste Spieler: Buchheister - Wawrzyniak, Drulak.
Gelbe Karten: Butrej, Cirocca - Zajac, Gerstner.
Donnerstag, 3. September
Literatur Literaturhaus, Bockenheimer Landstr. 102: 20 Uhr, Wort-Klang - "Auch Monde landen schließlich im Kehrricht". Vorträge / Diskussionen Greenpeace-Kontaktgruppe: 20 Uhr, Diavortrag "Wale - geht das Abschlachten weiter".
Esperanto-Gesellschaft: 19.45 Uhr, Vortrag "Änderung von Gründen von Blindheit"; Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248.
Haus der Begegnung, Gärtnerweg 62: 19 Uhr, Vortrag "Yoga als Psychotherapie".
Senioren-Union: 15 Uhr, Diskussion "Fortschritte beim Aufbau in den neuen Bundesländern: Beispiel Thüringen"; Bürgerhaus Südbahnhof, Diesterwegplatz. Kino/Filme Das Kinoprogramm finden Sie im Anzeigenteil der heutigen Ausgabe. Museen/Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 15.15 Uhr, Führung zu "James Turrell, Jeff Wall, Nam June Paik".
Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo" sowie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe.Wanderungen Stadtwald Verein: 7.45 Uhr, Tageswanderung Binger Wald; Treffpunkt Südbahnhof Haltestelle 2. Sonstiges Frauenreferat / Frauengruppen: "Frauen nehmen sich die Stadt" - Vorbereitung Picknick; Stadtteilbücherei Rödelheim, Radilostr. 17-19.
Fem. Frauen Gesundheits Zentrum, Kasseler Str. 1 A: 19.30 Uhr, Infoabend "Fruchtwasseruntersuchung". Mandala Esoterische Buchhandlung, Rahmhofstr. 2, Schillerpassage: 20.30 Uhr, Einführung in das Handlesen.
Schach-Senioren-Gruppe: Sozialzentrum Marbachweg, Cafeteria: 14 bis 18 Uhr, Spieltermin. Hausfrauen-Verband, Eschersheimer Landstr. 1: 14 Uhr, Rommé & Canasta.
Ev. Familienbildung, Darmstädter Landstr. 81: 9.30 Uhr, Offener Treff für Frauen mit Kindern ab 1 J.
Fachverband für Hauswirtschaft: 13 Uhr, Besichtigung Hotel Intercontinental; Wilhelm- Leuschner-Str. 43.
Frauen Gesundheits Zentrum, Neuhofstr. 32 H: 18 Uhr, Infoabend "Die Entwicklung in den ersten Lebensmonaten".
City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km. Märkte Bockenheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Bockenheimer Warte. Apotheken Folgende Apotheken sind von Donnerstag, 8.30 Uhr, bis Freitag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Alexander-Apotheke, Sindlingen, Sindlinger Bahnstraße 22-26, Tel. 37 42 42; Distel-Apotheke, Fechenheim, Wächtersbacher Straße 25, Tel. 41 80 10; Eulen-Apotheke, Sossenheim, Siegener Straße 1, Tel. 34 44 64; Hellerhof-Apotheke, Mainzer Landstraße 372, Tel. 73 59 17; Hubertus-Apotheke, Bornheim, Wiesenstraße 34, Tel. 45 66 08; Humboldt-Apotheke, Eckenheimer Landstraße 56, Tel. 55 98 85; Main-Apotheke, Schwanheim, Martinskirchstraße 64, Tel. 35 54 19; Nordend-Apotheke, Eckenheim, Engelthalerstraße 9, Tel. 54 43 10; Römer-Apotheke, Heddernheim, Brühlstraße 19, Tel. 57 17 85; Schweizer Apotheke, Sachsenhausen, Schweizer Straße 47, Tel. 61 60 67; Struwwelpeter-Apotheke, Im U-Bahnhof an der Hauptwache, Tel. 28 55 49; West-Apotheke, Bockenheim, Leipziger Straße 57, Tel. 77 70 77. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 4 33; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst (19 bis 23 Uhr) Dr. Eckhard Schütz, Frankfurter Str. 69, Offenbach, Tel. 81 14 06; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)
Tel. 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112
Überfall 110
Polizei 75 51
Krankentransport 49 00 01 - 4
Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33
ADAC-Pannenhilfe 1 92 11
ACE-Pannenleitstelle 1 92 16
AvD-Pannennotruf 6 60 66 00
VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366
Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Seite aufzuheben.- ohne Gewähr -
Es ist nicht alles chinesisch, was da knusperfrisch vom Plakat runterleuchtet. Einer der Großen unter den "schnellen Futterkrippen" wirbt derzeit für seine China-Woche mit Angeboten, die wohl manchem Anfänger am Tische von Lukull die Geschmacksfäden im Munde ziehen möchten - und titelt die Bilder mit chinesisch anmutenden Schriftzeichen.
Der Hesse freilich, dessen Gaumen lieber Weck, Worscht und Woi verkostet, sollte bei der Lektüre der Werbesprüche auf die Reaktionen seines Magens achtgeben: "Yets Noi" liest er da - erraten sie es?
So geht das weiter: "Lang Tsu", etwa; oder: "Sian Sian". Es scheint doch kein Kalauer zu doof zu sein, um an des anderen Geld zu kommen Ihr Bastian
Dem "Hessischen Kreis" war am Mittwochabend beschieden, seinem gesellschaftlichen Image höchsten Glanz aus dem politischen Bonn hinzuzufügen. Immerhin hatte der Bundeskanzler Zeit gefunden, in den Carolussaal der Binding-Brauerei zu kommen und sein Statement abzugeben darüber, was aus seiner Optik die Deutschen in der gewonnenen Gemeinsamkeit so alles derzeit bewegt.
Der "Hessische Kreis", seit Jahren traditionelles Band vornehmlich Frankfurter Prominenz, findet sich gleichermaßen sporadisch wie traditionell bei rustikalem Brauereiambiente und hausgemachtem Bier an der Darmstädter Landstraße zusammen.
Man hört dann Gastrednern zu, was sie zu Kultur, Politik oder Frankfurter Histörchen zu sagen haben. An diesem Abend war es nicht anders. Oder doch fast?
Helmut Kohl hatte diesmal fast ein "Heimspiel". Spielte ihm doch Binding-Vorsitzender Peter Erbrich die Themen zu, hielt unter anderem eine Eloge auf des Gastes Verdienste um die deutsche Einigung. Kohl entledigte sich enthusiastisch seiner lokalen Pflichten. Petra Roth, Frankfurter OB-Kandidatin der CDU, lobte er als "bürgernah, bescheiden und nicht verbonzt". Und den Bundesbürger erinnerte er daran, daß er "nie wohlhabender war als heute": "Die Stimmung ist mies, die Einkommen beachtlich."
Es gelte, den Staatshaushalt zurückzufahren und die Sozialausgaben zu senken. Kohl bekannte auch, Fehler bei der Einschätzung der wirtschaftlichen Substanz der neuen Bundesländer gemacht zu haben. Die deutsche Einheit alleine, sagte er, trage nicht die Zukunft. Angesprochen auf die Zwangsanleihe meinte Kohl, er sei strikt gegen Steuererhöhungen wegen der deutschen Einheit.
Am Ende konnte Kohl, beifallsgestärkt, wohl das Gefühl haben, Akzeptanz für seine Politik gefunden zu haben. Und so stieg ein zufriedener Bundeskanzler in den auf dem Rotweiß- Sportplatz in Sachsenhausen geparkten Hubschrauber. amm
Ein Transport der "Christlichen Aktion Mensch-Umwelt" mit 30 Tonnen Hilfsgütern für krebskranke Kinder aus der Tschernobyl-Region sitzt seit zwei Tagen auf der Frankfurter Rhein Main Airbase fest.
Grund für die Verzögerung sind streikende Piloten, Fluglotsen und Bodenpersonal in der Ukraine - deshalb konnte die Militärmaschine, die die Pharma- und Lebensmittelfracht (Wert: 280 000 Mark) abholen soll, bislang nicht in Kiew starten. peh
Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden
MAIN-TAUNUS-KREIS
Theater / Konzerte Bad Soden. Serenadenkonzert mit dem Mandolinen-Orchester Neuenhain, Wohnstift Augustinum, Neuenhain, Sodener Waldweg 2, Schwimmbadterrasse, 20 Uhr. Filmspiegel Bad Soden. Kur-Theater: In einem fernen Land (20 Uhr).
Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Wald Disney's Schneewittchen und die sieben Zwerge (16 Uhr); Die Hand an der Wiege (20.15 Uhr).
Hofheim. Capitol-Kino-Center, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Brennpunkt L. A. - die Profis sind zurück (15, 20.15 Uhr).
Kino 2: Alien 3 - Es ist wieder da (15, 20.15 Uhr).
Kino 3: Mein böser Freund Fred (15 Uhr); In einem fernen Land (20.15 Uhr).
Kelkheim. Kino, Hornauer Straße 2: Die Hand an der Wiege (20 Uhr).
Kronberg. Kronberger Lichtspiele, Friedrich-Ebert-Straße 1: Wayne' s World (17.30 Uhr); In einem fernen Land (20.15 Uhr). Ausstellungen Eschborn. Museum, Eschenplatz 1: "Treffpunkt Museum: Eschborner malen für Eschborn", Aquarelle der Hobbykünstlerin Margarete Franz, 15 bis 18 Uhr (bis 20. 9.).
Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: "Historische Fahrzeuge und Mode", 8 bis 18 Uhr; Führungen nach Absprache, Tel. 0 61 98 / 30 10.
Flörsheim. Kameradschaft 1932 Flörsheim: "Chronik eines Jahrgangs", Stadthalle, Foyer, Eröffnung: 17 Uhr (bis 9. 9.).
Hattersheim. "Kunst in der Praxis": Bilder von Vesna Bakic, Okriftel, Taunusstraße 6 a (bei Brigitte Herzog), zu den Sprechstundenzeiten (bis 31. 12.).
Begegnungszentrum, Propsteistraße: "Drei Gemeinden - eine Stadt", ganztägig (bis 20. 9.).
Kelkheim. Rathaus, Gagernring 6 - 8, erster Stock: Gemälde von Barbara Heier-Rainer (bis 14. 9.).
Liederbach. Liederbachschule, Wachenheimer Straße 67: "Vom Tintenfaß zum Taschenrechner", Ausstellung von alten Schulsachen, Pausenhalle (bis 30. 9.).
Rathaus Liederbach: "Seidenmalerei", Ausstellung von Kulturring Liederbach und VHS Höchst, 9 bis 12 Uhr (bis 16. 9.).
Schwalbach. Pfarrzentrum der evangelischen Limesgemeinde, Ostring 15: "Wer ist Maria Magdalena - Frauen in biblischer Zeit", Bilder, Drucke und Landkarten, 9 bis 12 (bis 6. 9.). Parteien / Parlamente Eppstein. Stadtverordnetenversammlung: Sitzung, Rathaus I, großer Sitzungssaal, 19.30 Uhr.
Hochheim. SPD-Ortsbezirk Massenheim: Forum Massenheim "SPD im Gespräch mit Kindern und Jugendlichen in Massenheim" (zweiter Teil), Kinder- und Jugendbüro Massenheim, Alte Dorfgasse 22, 17 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Bad Soden. Frauenselbsthilfe nach Krebs: Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 37 46.
Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren, Königsteiner Straße 105: Beratungsstelle für Suchtkranke, 8.30 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 96 / 2 30 59.
Hofheim. Frauen helfen Frauen, Zeilsheimer Straße 27 a: Beratung und Hilfe bei Problemen, 9 bis 12 Uhr; Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 2 42 12.
Jugend- und Drogenberatung, Hattersheimer Straße 5: Sprechstunde, 14 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 92 / 70 62, Abendtermine nach Vereinbarung.
Caritasverband, Pfarrgasse 4: Beratungen, Kuren und Erholung für Mütter, Kinder und Senioren; Sprechstunden, 8 bis 12 Uhr, Kontakt Tel. 0 61 92 / 73 33.
Eltern- und Jugendberatung, Vincenzstraße 29 a: 9 bis 12 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.
Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 0 61 92 / 1 11 03, 15 bis 19 Uhr.
Kelkheim. Malteser Soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und Kranke, Tel. 0 61 95 / 6 22 22, 8 bis 16 Uhr.
DRK, Alte Schulstraße 8: Psychosoziale Gesprächs-, Kontakt- und Beratungsstelle, Sprechzeit, 8 bis 12 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 59.
DRK-Sozialstation, Alte Schulstraße 8: Ambulante Pflege, Betreuungs-, Einkaufs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen; Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 57, 8 bis 12 und 14 bis 15.30 Uhr. Vereine / Organisationen Hattersheim. Fanfarenzug 1967 Okriftel: Feier zum 25jährigen Bestehen; Disco Planet - Musik-Light & Video-Show mit der Rockband "Getaway", Haus der Vereine, Okriftel, 21 Uhr.
Senioren Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Musikgruppe "Altmünster-Senioren-Band", Tanzraum, 10 Uhr; Café, 15 bis 18 Uhr.
Hochheim. Arbeitsgemeinschaft Hessischer Seniorenvertretungen: Sprechstunde, Altenwohnheim, Schwedenstraße 2, 9 bis 12 Uhr.
Schwalbach. Städtischer Seniorenclub: Senioren-Café, Seniorenwohnanlage (Marktplatz 46 a) und Jugendhaus (Schulstraße 7), 15 bis 17 Uhr. Kinder / Jugendliche Hattersheim. Begegnungshaus Eddersheim, Kreuzstraße: Discotime, Jugendraum (Keller), 18 bis 21.30 Uhr. Sonstiges Hattersheim. Info-Stand der Frauenbeauftragten Marion Uhle-Fassing zum Thema "Frauenrechte in der Verfassung", Wochenmarkt, ab 14 Uhr.
"Zweite Hattersheimer Markttage": "Die Marktschreier kommen", 14 Uhr; Konzert mit "Crazy Country Farmer", 19 bis 21 Uhr.
Hofheim. Evangelische Kirche Wallau: Feier zum 250jährigen Bestehen", evangelische Kirche und Ländcheshalle. WESTLICHE STADTTEILE
Filmspiegel Höchst. Filmforum im Neuen Theater: Kinderfilm: Der lange Ritt zur Schule (15 Uhr); Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber (18.30 Uhr); Delicatessen (20.45 Uhr), Emmerich-Josef-Straße 46 a. Ausstellungen Höchst. Café Wunderbar, Antoniterstraße 16; Café "Cappuccino", Hilligengasse 6: "Aerosol-pattern-project", Bilder von Peter Damm, 10 bis 1 Uhr (bis 13. 9.).
Senioren-Initiative Höchst, Gebeschusstraße 44: "Das Bild der Frau im Film der vierziger Jahre", 10 bis 17 Uhr (bis Mitte September). Beratung / Selbsthilfe Höchst. Kinder-Jugend-Eltern-Beratungsstelle, Kurmainzer Straße 1: Beratung für die westlichen Stadtteile, 8.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 31 06 54 59.
Evangelisches Beratungszentrum, Hospitalstraße 48: Psychologische Beratungsstelle, Anmeldung unter Tel. 0 69 / 31 56 01, 8.30 bis 12 Uhr.
Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE), Gersthofer Straße 4: Jugend- und Suchtberatung, 9 bis 12 und 13 bis 17 Uhr.
Pro Familia, Hostatostraße 16: Sexualberatung/Familienplanung, 9 bis 12 Uhr.
Psychosoziale Beratungsstelle, Bolongarostraße 154: Offener Treff, 14 bis 17 Uhr, Tel. 30 32 14.
Caritasverband: Sozialdienst für Italiener, 9 bis 12.30 und 14 bis 17 Uhr; für Spanier, 9 bis 12.30 Uhr, Kasinostraße 16.
Arbeiterwohlfahrt, Königsteiner Straße 49 H: Sozialberatung, 15 bis 18 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 69 / 31 87 77.
Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste, Windthorststraße 33 I/7, Tel. 0 69 / 30 30 04. Vereine / Organisationen Nied. Schachclub König Nied: Spielabend, 20 Uhr, Haus Nied, Luthmerstraße.
Zeilsheim. Skatclub "Froschkönige": Spielabend, Sportlerheim, Lenzenbergstraße 24, 19 Uhr. Kinder / Jugendliche Höchst. Schachclub 1910 Höchst: Juniorschach, Johannesallee 39 (Eingang im Hof), 18 bis 20 Uhr.
JuZ, Café Libertad, Palleskestraße 2: Englisches Sprachcafé "Tea time" für Jugendliche ab 13 Jahren, 15 bis 18 Uhr; Französischsprachcafé, 20 Uhr.
Sindlingen. Kinder- und Jugendhaus, Bahnstraße 124: Rap-Tanzgruppe, 16 bis 18 Uhr; Musik-Rap-Discogruppe, 18 bis 21 Uhr.
Unterliederbach. Jugendcafé Pinguin: 18 bis 23 Uhr, Hunsrückstraße 11.
Zeilsheim. Evangelische Kirchengemeinde Zeilsheim-Taunusblick: "Treffpunkt", Jugendgruppe für 14- bis 16jährige, Gemeindehaus, Rombergstraße 63, 20 Uhr. WIESBADEN
Theater / Konzerte Jugend in AKK und Jugendamt: Rocknacht mit "King Size" und "Skin Deep", Kinderzentrum im Bürgerhaus Mainz- Kastel, Zehnthofstraße 41, 21 Uhr.
Filmspiegel Filmbewertungsstelle, Schloß Biebrich: Every which way but loose (20 Uhr).
Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Brennpunkt L. A. - Die Profis sind zurück (14.15, 17, 20, 22.45 Uhr).
Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Grüne Tomaten (14, 17, 20, 23 Uhr).
Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Aliens 3 (13, 15.15, 18, 20.45, 23.30 Uhr).
Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Steinzeit-Junior (13.15, 15.30, 17.45, 20, 22.15 Uhr).
Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Kleine Haie (13, 15.30, 18, 20.30, 22.45 Uhr).
Alpha: Otto - der Liebesfilm (12.45, 15, 17.15, 19.30, 21.45 Uhr).
Beta: Wayne' s World (12.45, 15, 17.15 Uhr); Basic Instinct (19.30, 22.15 Uhr).
Gamma: In einem fernen Land (13.30, 16.30, 19.30, 22.30 Uhr).
Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Van Gogh (14, 17, 20, 23 Uhr).
Passage-Programmkino, Wellritzstraße 49: Der mit dem Wolf tanzt (19.30 Uhr); Die Zeit der bunten Vögel (17 Uhr). Ausstellungen Hessische Landesbibliothek, Rheinstraße 55 - 57: "Adolph - Herzog zu Nassau, Großherzog von Luxemburg 1817 - 1905", 9 bis 16.30 Uhr (bis 31. 10.).
Schloßpark Biebrich: "Erfahrungswelt zur Entfaltung der Sinne" von Hugo Kükelhaus, 9 bis 18 Uhr (bis 11. 10.).
Deutsche Klinik für Diagnostik, Aukammallee 33, Halle: Bilder von Erika Liefland, Petra von Breitenbach und Erika Schreiter, 8 bis 18 Uhr (bis 30. 9.).
PrivART, Scheffelstraße 4: "Grafik und Malerei" von Gerhard Schlich und Hans Plovgaard, 18 bis 20 Uhr (bis 12. 9.).
Stadtbibliothek, Neugasse: "Literarische Portraits - Texte und Grafik", 10 bis 19 Uhr (bis 30. 9.). Vorträge / Kurse Christliche Universelle Gnostische Bewegung Deutschland: Vortrag "Organisation der Psyche", Hotel Fürstenhof - Esplanade, Sonnenberger Straße 32, 20 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Aids-Hilfe, Karl-Glässing-Straße 5: Sprechzeiten, 10 bis 14 Uhr, Tel. 30 24 36; Einzelberatung nach Absprache, telefonische Beratung, 20 bis 22 Uhr, Tel. 1 94 11.
Verein Soziale Hilfe, Bismarckring 3: Beratungsstelle, 10.30 bis 12.30 und 14 bis 15.30 Uhr, Tel. 06 11 / 30 09 91.
Pro familia, Langgasse 3: Offene Sprechstunde, Verhütungsmittelberatung, 9 bis 12 Uhr; Schwangerschaftskonfliktberatung nach Absprache, Tel. 37 65 16.
Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.
Altenhilfeprojekt St. Elisabeth, Zietenring 18: Vermittlung von Haushaltshilfen, 10 bis 12 Uhr, Tel. 40 10 81.
Jugend- und Drogenberatung "Oase", Stiftstraße 12: 9 bis 15 Uhr, persönliche Beratung nach Absprache, Tel. 52 40 18.
LVA Hessen, Scharnhorststraße 24: Sprechstunde, 8 bis 12 Uhr.
Arbeitsamt, Klarenthaler Straße 34: Sprechstunde der Berufsberatung, dritter Stock, Zimmer 333; Kurzinformation, 8 bis 12.30 Uhr; ausführliche Beratung nach Absprache, Tel. 44 53 56.
Kinderschutzbund, Schwalbacher Straße 72: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 06 11 / 5 11 22, 15 bis 19 Uhr.
Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: "Sorgentelefon Scheidung" (keine Rechtsberatung), Tel. 06 11 / 54 30 69. Sonstiges FH Wiesbaden, K.-Schumacher-Ring 18: "Chaos - Theorie erfahren", Rahmenprogramm Ausstellung "Erfahrungsfeld zur Entfaltung der Sinne", Raum 219, 20 Uhr.
BAD HOMBURG. In der Kirdorfer Raabstraße befindet sich ein "Rabennest". Diesen Namen nämlich hat sich die Krabbelstube des "Vereins zur Förderung familienergänzender Erziehung" gegeben, die soeben ihr zehnjähriges Bestehen feierte. 17 Kinder im Alter von ein bis vier Jahren werden inzwischen dort von drei Erzieherinnen und jeweils zwei Müttern oder Vätern Tag für Tag betreut. "Nahezu ideale Räumlichkeiten, ein großer Garten und nette Nachbarn schaffen die richtigen Voraussetzungen für angenehmes und kindgerechtes Arbeiten", lobt die Leiterin und Mitgründerin Daniela Kraft das neue "Rabennest".
Im städtischen Haus in der Raabstraße ist der Verein seit 1. August ansässig. Zuvor waren die Kinder in einer Wohnung am Hohlebrunnen betreut worden, die dem Verein zu Beginn dieses Jahres gekündigt wurde. FR
MICHELSTADT. Der wegen des EG- Binnenmarktes bevorstehende Umbruch bei der Finanzierung des Brandschutzes wird beim 15. Hessischen Feuerwehrtag vom heutigen Freitag bis Sonntag in Michelstadt (Odenwaldkreis) eines der vorherrschenden Diskussionsthemen sein. Zu dem Treffen, das alle zwei Jahre veranstaltet wird, werden insgesamt rund 30 000 Blauröcke aus Hessen und den Nachbarländern, insbesondere aus Thüringen, erwartet.
Von künftig einheitlichen Regelungen in Europa versprechen sich die Wehren nicht gerade Gutes: Da gibt es zum einen Ängste, daß mit der Einführung der europaweiten Konkurrenz von Fahrzeugherstellern und den anstehenden Neuverhandlungen zur Festsetzung von Ausrüstungs-Standards die "Normen eher zurückgeschraubt werden", wie Holger Schönfeld, Pressewart des Landesfeuerwehrverbandes, sagt.
Auch die wichtigste Geldquelle für die Ausstattung mit Löschgerät, Rettungstechnik, Katastrophen-Leitstellen und Feuerwehrhäusern, die sogenannte Feuerschutzsteuer, ist von der EG-Kommission als "wettbewerbsverzerrend" geächtet worden: Die Monopolstellung der aus historischen Gründen besonders in Süddeutschland existierenden öffentlich- rechtlichen Brandkassen, die einen doppelt so hohen Steuersatz als die privaten Gebäudeversicherer an den Bund entrichten, wird zum 1. Juli 1994 fallen.
Das hessische Innenministerium prognostiziert dementsprechend bei der vom Bund an die Länder weitergeleiteten und für den Brandschutz zweckgebundenen Steuergeldern eine Mindereinnahme von jährlich 16 bis 18 Millionen Mark. Das ist rund ein Drittel des 50,8-Millionen-Batzens, der voriges Jahr aus dem Landesetat (nur etwa eine Million Mark stammte nicht aus den Steuereinnahmen) an die hessischen Gemeinden und Brandkassen zur Unterstützung der Wehren überwiesen wurde.
Hinzu kommt schließlich die Befürchtung von Feuerwehren und Ministerien, daß das im Vergleich zu den Nachbarstaaten existierende Steuer-"Unikat" der Feuerschutzsteuer unter der EG-Rubrik "überflüssige Bagatellsteuer" irgendwann gänzlich verschwinden wird. Schon jetzt beklagen die hessischen Wehren einen rechnerischen "Rückstand" an Ergänzungs- und Neuanschaffungen von drei Jahren und im Wert von 80 bis 100 Millionen Mark - trotz eines "respektablen und in der Bundesrepublik führenden technischen Standards" bei den Freiwilligen Wehren, wie Schönfeld betont.
Um der drohenden Misere ("die Politiker sehen arglos zu") zu entgehen, schwebt Jürgen Domke, Vorsitzender des Landesfeuerwehrverbandes, eine "Mischfinanzierung" vor: Zusammengesetzt wäre sie aus Abgaben der Kommunen (aber nicht über eine Feuerschutz-Abgabe, wie sie etwa in Bayern und Baden-Württemberg von jedem Mann zwischen 18 und 60 erhoben wird, der nicht in einer Wehr mitmacht), und aus Zuschüssen des Landes, das beispielsweise die Landesfeuerwehrschule nicht mehr aus Steuereinnahmen (voriges Jahr 9 Millionen Mark) unterhalten dürfte. Hinzu kämen Mittel aus höheren Versicherungsbeiträgen und "Ausgleichsmaßnahmen" des Bundes.
Einigt man sich nicht, so Brandschutzinspektor Jürgen Domke, dann kommen auf die Kommunen Kosten für teure Berufsfeuerwehren zu. Der Verbandsvorsitzende fürchtet nämlich, daß unter den EG-Bedingungen auch die Motivation leidet, sich als Helfer zu engagieren: In Hessen gibt es derzeit gut 80 000 männliche freiwillige Feuerwehrleute. Der seit Jahren zu beobachtende Schwund wird durch den stetig größer werdenden Frauen-Anteil leicht gebremst - knapp 3500 Frauen ("Tendenz steigend, auch bei der Besetzung von Führungspositionen") halten als Freiwillige Wasserschläuche, retten Verkehrsunfallopfer. Geschlechter- Rollenwechsel auch bei der hessischen Jugendfeuerwehr: Unter den 30 500 Jugendlichen sind gut ein Fünftel Mädchen.
Die hessischen Feuerwehren - darunter 1758 technische Beamte der sechs Berufsfeuerwehren in den hessischen Großstädten sowie 38 Betriebs- und 39 Werksfeuerwehren mit noch einmal 2900 Wehrmännern - rückten voriges Jahr 42 251 mal zu Einsätzen aus, davon 18 212 mal bei Bränden; 3055 Menschen retteten sie das Leben. In 4471 Fällen war vorsätzliche Brandstiftung im Spiel, der Feuerschaden in Hessen betrug 1991 exakt 670,8 Millionen Mark. Bei der technischen Unfallhilfe spielte der Umweltschutz mit gut 9000 Einsätzen (ausgelaufene Kraftstoffe abbinden, chemische Stoffe beseitigen) die dominierende Rolle.
So wird auch beim diesjährigen Feuerwehrtag die Leistungsschau im Zentrum stehen. Auf einer Ausstellungsfläche von 1200 Quadratmetern zeigen Gerätehersteller ihre Neuigkeiten. Am Samstag werden sich 21 Teams, die sich zuvor auf Kreis- und Regierungsbezirksebene qualifizierten, in Schnelligkeit und Geschicklichkeit messen. Zum Abschluß zieht am Sonntag ab 14.15 Uhr ein Festzug mit 4500 Feuerwehrleuten durch die historische Altstadt. JÖRG FEUCK
Volkslauf Bonames Der Turn- und Sportverein 1875 Bonames lädt zum siebten Mal zum Volkslaufen und Volkswandern über acht und 15 Kilometer ein: Startpunkt ist am Sonntag, 6. September, 10 Uhr, das Haus Nidda in Bonames, Harheimer Weg 20. Das Volkswandern beginnt bereits um 9 Uhr. Anmeldungen werden bis 30 Minuten vor dem Start entgegengenommen. Führung durch den Heidegarten Eine Führung durch den Heidegarten des Palmengartens veranstaltet am Samstag, dem 5. September, die Gesellschaft "Freunde des Palmengartens". Die Führung leitet Heinz Schaan, Treffpunkt ist um 15 Uhr der Gartenausgang an der Siesmayerstraße 63. Mädchenfahrt nach Berlin Eine Stadterkundung mit Fotoapparat und Mikrofon steht im Mittelpunkt einer Fahrt nach Berlin, die das städtische Jugendamt vom 10. bis 17. Oktober anbietet. Teilnehmen können Mädchen und junge Frauen im Alter von 14 bis 17 Jahren. Die Fahrt ist als Bildungsurlaub anerkannt. Anmeldungen sollten möglichst bald beim Jugendamt erfolgen (Telefon 069 / 212 - 3 64 95 oder - 3 30 45) oder im Jugendclub Niederrad (Telefon 67 95 83). Kofferraum-Tauschmarkt Der 14. Eschborner Kofferraum-Tauschmarkt findet am Sonntag, 6. September, von 11 bis 15 Uhr auf dem Festplatz von Eschborn, Nähe Schwimmbad, statt. Hier soll getauscht, an- und verkauft werden - von Eisenbahnen aller Spurweiten, Autos, Häuser und anderes Spielzeug. Weitere Informationen unter der Rufnummer 0 61 96 / 4 25 77.
Tschernobyl
Krebstod bei
Kindern stark
NEW YORK, 3. September (AP). Unter Kindern, die nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl im Jahre 1986 der radioaktiven Verstrahlung ausgesetzt waren, hat der tödliche Schilddrüsenkrebs dramatisch zugenommen.
Das gab die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Mittwoch bekannt. Der für die WHO arbeitende Wissenschaftler Keith Baverstock sagte in New York, im Gebiet unmittelbar nördlich des Unglücksreaktors von Tschernobyl betrage die Erkrankungsziffer das Achtzigfache des Normalen.
Baverstock berichtete weiter, in Weißrußland seien bei Kindern nach dem Tschernobyl-Unglück 131 Fälle von Schilddrüsenkrebs entdeckt worden. Ein Kind sei gestorben, in zehn Fällen habe sich die Erkrankung auszubreiten begonnen. Unter normalen Umständen sei damit zu rechnen gewesen, daß unter den zehn Millionen Weißrussen durchschnittlich höchstens zwei Fälle von Schilddrüsenkrebs pro Jahr auftreten.
GENF, 3. September (AP). Nach 24jährigen Verhandlungen soll am heutigen Donnerstag in Genf der Vertragsentwurf über die Abrüstung und weltweite Ächtung chemischer Waffen unter Dach und Fach gebracht werden.
Die meisten Delegationen aus 39 Ländern werden sich trotz der Bedenken einer von Iran und Pakistan geführten Gruppe von Entwicklungsländern für die Annahme des Entwurfs aussprechen. Im Januar könnte dann die in Paris geplante Unterzeichnung stattfinden. Die Gruppe 15 asiatischer Länder teilte am Mittwoch abend mit, sie wolle noch Änderungen erreichen oder das Vertragswerk von der Tagesordnung nehmen. Der Vertragstext verpflichtet jedes Unterzeichnerland zur Vernichtung seiner C-Waffen binnen zehn Jahren. Wer keine hat, darf sie niemals erwerben.
Der Vertrag soll dem Entwurf zufolge nach der Unterzeichnung durch 65 Länder in Kraft treten. In Den Haag wird dann eine neu zu schaffende UN-Behörde über die Einhaltung wachen.
SANTIAGO, 3. September (AP). Die demokratisch gewählte chilenische Regierung ist zum zweiten Mal seit ihrem Antritt vor zwei Jahren mit dem Versuch gescheitert, den von der Pinochet-Diktatur geschaffenen Feiertag zum Gedenken an den blutigen Militärputsch am 11. September 1973 abzuschaffen. Im Senat, der 38 gewählte und neun noch von General Augusto Pinochet ernannte Mitglieder hat, stimmten jetzt 19 Senatoren gegen und 17 für einen Gesetzentwurf zur Abschaffung des Feiertags. Die rechtsgerichteten Senatoren, nach deren Ansicht der Sturz der demokratisch gewählten Regierung Allende das Land vor dem Kommunismus rettete, wurden von konservativen Senatoren unterstützt.
Pinochet, der Heereschef ist, kündigte an, daß er den Jahrestag mit einer Feier in der Militärakademie begehen werde.
BRASILIA, 3. September (AP/Reuter). Der Kreis um den unter Korruptionsverdacht geratenen brasilianischen Präsidenten Fernando Collor de Mello ist am Mittwoch noch enger geworden. Die Polizei beantragte Haftbefehl gegen zwei ehemalige Vertraute Collors.
Sie begründete ihren Antrag damit, Collors früherer Wahlkampfmanager Paulo Cesar Farias und sein ehemaliger Privatsekretär Claudio Vieira hätten Zeugen bedroht und eingeschüchtert. Farias soll in dem Skandal um Bestechung in Millionenhöhe mit Wissen des Präsidenten die Fäden gezogen haben. Vieira versuchte den Präsidenten mit der Aussage zu entlasten, er habe 1989 ein Darlehen über fünf Millionen Dollar aus Uruguay erhalten. Die Untersuchungskommission stellte fest, daß es einen solchen Kredit nie gegeben hat.
Wenn zwei Drittel der 503 Abgeordneten das Amtsenthebungsverfahren befürworten, ist Collor für 180 Tage suspendiert. Der Senat hat dann über seine endgültige Absetzung zu entscheiden.
DÜSSELDORF, 3. September (AP). Angesichts der Schwierigkeiten in den neuen Bundesländern ist das Ruhrgebiet als Problemregion fast in Vergessenheit geraten. Der Wirtschaftsboom der letzten Jahre, erste Erfolge der Umstrukturierungspolitik der Landesregierung und eine kostspielige Imagekampagne für das "starke Stück Deutschland" ließen die Bilder von demonstrierenden Stahlarbeitern in Rheinhausen und von Bergarbeitern mit schwarzen Fahnen verblassen. Doch in den letzten Monaten mehren sich im Kohlenpott wieder die Krisensymptome.
In der Stahlindustrie droht nach Einschätzung von Experten durch geplante Fusionen und Rationalisierungen der Verlust von 12 000 Arbeitsplätzen. Allein die Fusion von Thyssen Stahl und Thyssen Edelstahl soll 5000 Stellen kosten. Bei der Elefantenhochzeit zwischen Krupp und Hoesch ist bisher der Abbau von 2000 Arbeitsplätzen geplant.
Bei der Ruhrkohle werden nach dem Bonner Kohlekompromiß bis zum Ende des Jahrzehnts mehr als 30 000 Arbeitsplätze abgebaut werden, jährlich eine komplette Bergwerksbelegschaft von rund 4000 Mann. Weitere 40 000 Arbeitsplätze werden im Umfeld des Bergbaus auf der Strecke bleiben.
Doch auch dieses in mühseligen Bonner Verhandlungsrunden unter Mitwirkung von Bundeskanzler Helmut Kohl festgeklopfte Schrumpfungskonzept ist inzwischen angesichts neuer Brüsseler Pläne für mehr Wettbewerb im europäischen Steinkohlenbergbau schon wieder in Gefahr. Ein vor einigen Wochen bekanntgewordener Entwurf der EG-Bürokratie, Beihilfen im Steinkohlenbergbau in nicht wettbewerbsfähigen Zechen nur noch bis 1997 zu bewilligen, ließ an der Ruhr sämtliche Alarmglocken läuten. Die IG Bergbau warnte vor dem "Ende des deutschen Steinkohlenbergbaus". Schwächen zeigen sich ebenso in Maschinenbau, der Textil- und der Chemieindustrie.
Die nordrhein-westfälische Landesregierung kann bei ihrem Versuch, der Herausforderung zu begegnen und Ersatzarbeitsplätze zu schaffen, kaum auf die Neuansiedlung ausländischer Unternehmen hoffen. Die große Welle japanischer und skandinavischer Neugründungen sei vorbei, und um die restlichen Projekte gebe es einen "extrem heißen Wettbewerb", urteilt der Staatssekretär im Wirschaftsministerium Hartmut Krebs.
Geplant ist ein Netz von "Technologieparks", das derzeit vor allem in der Emscher-Region entsteht. Als "Symbol des strukturellen Wandels in der Montan-Region" sollen sie zwischen Wissenschaft und Wirtschaft vermitteln. So entsteht in Wattenscheid, der Heimat von Deutschlands größtem Textilhersteller, Klaus Steilmann, auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Holland ein Eco-Textilzentrum mit einem ökologischen Gewerbepark. In Castrop-Rauxel arbeitet TechnoMedical, ein Technologiezentrum für Medizin und Pharmazie. In Lünen enteht das Technologiezentrum Lüntec mit einem Forschungs- und Entwicklungszentrum für Umwelt und Verpackung.
Doch diesen Projekten ist gemeinsam: wo einst Tausende von Bergleuten oder Stahlarbeitern schufteten, entstehen im besten Fall einige hundert Arbeitsplätze. So bleibt im "starken Stück Deutschland" noch ein starkes Stück Arbeit.
FORT WORTH / JAKARTA, 3. September (AP/Reuter). US-Präsident George Bush hat auf einer Wahlkampfreise mit Pauken und Trompeten die Abkehr von zwei langjährigen Positionen seiner Außenpolitik verkündet.
In Süddakota versprach er den Bauern staatliche Hilfen von zwei Milliarden Dollar (2,8 Milliarden Mark), die zur Subvention des Getreidepreises eingesetzt werden sollen, und in seiner Wahlheimat Texas sagte er Taiwan die seit elf Jahren blockierte Lieferung von 150 Jagdbombern des Typs F-16 zu.
Das Rüstungsgeschäft über sechs Milliarden Dollar sichert bei dem Unternehmen General Dynamics in Fort Worth/Texas und Zulieferbetrieben in anderen Staaten nach Angaben der Regierung rund 4000 Arbeitsplätze. In Fort Worth begrüßten die Beschäftigten Bush mit zwei auf dem Firmengelände geparkten F-16 und einem Spruchband: "Arbeitsplätze für Amerika - Danke, Herr Präsident." Vor diesem Hintergrund sagte Bush, er habe entschieden, daß das Rüstungsgeschäft die Stabilität in Asien aufrechterhält. Aus Sorge um die guten Beziehungen zu China, das Taiwan als abtrünnige Provinz ansieht, unterhalten die USA aber keine diplomatischen Beziehungen zu dem Inselstaat und lehnten bislang die Lieferung der Jagdbomber ab.
Der demokratisch dominierte Kongreß muß dem F-16-Verkauf noch zustimmen. Der demokratische Kandidat Bill Clinton begrüßte die Ankündigung Bushs und versprach, er werde das Geschäft weiter vorantreiben, wenn er Präsident sei. Vor dem Auftritt in Fort Worth hatte Bush in Süddakota, das weitgehend von der Landwirtschaft lebt, die nach seinen Angaben bisher größte Subvention des Weizenpreises in der US-Geschichte angekündigt. Während seine Regierungsbeamten von einer Maßnahme zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit der US-Bauern sprachen, wurde Bush vor den Wählern deutlicher: "Diese Aktion ist gegen jene gerichtet, die subventionieren, nicht gegen jene wie Australien und andere, die nicht subventionieren." Beobachter erwarteten, daß damit die Spannungen mit der Europäischen Gemeinschaft wegen der Agrarsubventionen wieder zunehmen werden.
Der australische Ministerpräsident Paul Keating kritisierte Bushs Subventionsbeschluß. Es drohe eine Eskalation des Handelskriegs mit Europa. "Wir bedauern zutiefst, daß innenpolitischer Druck das US-Engagement im Streben nach einem weniger unlauteren Handelsmilieu für Agrarprodukte zunichte gemacht hat", erklärte Keating am Donnerstag in Canberra. Bushs Ankündigung sei nicht mit vorherigen Erklärungen in Einklang zu bringen, daß amerikanische Agrarsubventionen den australischen Bauern nicht schaden sollen, die ohne staatliche Hilfen auskommen müssen.
China hat die Entscheidung der USA, Kampfflugzeuge an Taiwan zu verkaufen, am Donnerstag verurteilt. Die Regierung in Washington müsse für eventuelle "schwere Konsequenzen" aus diesem Schritt die Verantwortung übernehmen, sagte der chinesische Außenminister Qian Qichen am Rande des Blockfreiengipfels im indonesischen Jakarta. Nach Worten des Ministers verletzt die Entscheidung eine vor zehn Jahren geschlossene Vereinbarung über die Beschränkung von Waffenverkäufen an Taiwan.
LEIPZIG, 3. September (AP). Obwohl sich die Luftqualität im Raum Leipzig im Vergleich zu DDR-Zeiten gebessert hat und viele Schornsteine heute stillgelegt sind, stirbt der Wald noch immer vor sich hin. Der Waldschadensbericht für diese einst so luftverschmutzte Region macht das Erbe der DDR-Umweltpolitik deutlich: Zwei Drittel der Bäume sind geschädigt. Der Tagebau, dem viele Wälder zum Opfer fielen, tat sein übriges. Allerdings geht das Waldsterben auch in den alten Bundesländern unaufhaltsam weiter.
Ursache für das Waldsterben rings um Leipzig sind nach Ansicht des Leiters des Forstamtes, Lothar Fischer, "hauptsächlich Luftschadstoffe wie Schwefeldioxid oder Stickoxide". Bäume reagierten darauf ähnlich wie Menschen mit Streßfaktoren: Der Blattanteil läßt nach und die Blätter verfärben sich. Nadelhölzer reagieren auf die Schadstoffe am empfindlichsten: Zuerst fallen einige Nadeln aus, dann immer mehr, bis ganze Astpartien und schließlich der gesamte Baum abstirbt. Bereits "angeknackste" Bäume haben Fischer zufolge zwar eine Überlebenschance, können jedoch nie wieder vollends gesunden.
Erst im Jahr 2000, schätzt der Forstexperte, wird sich die verbesserte Luftqualität in dieser Chemieregion auch auf die Bäume auswirken. Denn nicht nur die verschmutzte Luft, sondern auch Klimaveränderungen und das Wasserdefizit im Waldboden - nicht zuletzt durch die Tagebaue negativ beeinflußt - ließen viele Bäume erkranken und absterben.
Etwa 600 bis 700 Hektar Wald, das entspricht rund zehn bis 12 Prozent der Gesamtfläche, sind in der Region Leipzig seit den 20er Jahren wegen der Tagebaue dem Erdboden gleichgemacht worden. Das meiste davon unter der 40jährigen SED-Herrschaft. Heute gleichen die zugeschütteten Restlöcher oftmals einer Mondlandschaft. Schnellwüchsige Pappeln sollten Ende der 40er Jahre dem zerschundenen Boden schnellstmöglich wieder Leben einhauchen. Der Preis dafür war eine Monokultur.
"In der zweiten Waldgeneration wird jetzt eine größere Artenbreite angestrebt", sagte Bernhard Hildebrandt vom Leipziger Forstamt. Diese Erkenntnis, weg von der Monokultur, hin zum Mischwald, leuchtete schon den Verantwortlichen zu DDR-Zeiten ein. Gemeinsam mit Forschungseinrichtungen wurden Studien betrieben, wie das natürliche Gleichgewicht am besten wiederherzustellen sei. So ist man seit etwa 15 Jahren dabei, auch wieder Eichen, Linden und andere Laubhölzer anzupflanzen.
Aber auch die jungen Pflanzen sind wegen der verschmutzten Luft bereits krank. "Die Bäume haben wegen der Rauchschäden alle zuwenig Laub", sorgte sich Hildebrandt. Die älteren Mitarbeiter des Amtes können sich noch erinnern, wie es rund um Leipzig vor dem Krieg einmal aussah: Viele Hektar Auenwald, Seen, saubere Flüsse, keine häßlichen Tagebau-Narben. Die Harth, ein üppiger Wald rund um die Stadt, zog damals viele Erholungsuchende an. Heute ist dort meist nur noch kahles Land, ausgelaugt und unansehnlich.
SARAJEWO, 3. September (AP / AFP / Reuter). Ein Hilfskonvoi der Vereinten Nationen (UN) mit 100 Tonnen Lebensmitteln und Medikamenten hat sich am Donnerstag morgen gegen 7 Uhr von Sarajewo aus auf den Weg nach Gorazde gemacht. Die Hilfsaktion hatte wegen heftiger Kämpfe in der Region zweimal verschoben werden müssen.
Der Konvoi wird von ukrainischen Blauhelmen begleitet. UN-Mitarbeiter Larry Hollingworth äußerte die Hoffnung, daß die Hilfsgüter Gorazde so schnell wie möglich erreichten. Gorazde ist nur etwa 50 Kilometer von Sarajewo entfernt, doch hatte ein Konvoi vor knapp drei Wochen wegen der Kämpfe fast zwei Tage für die Strecke benötigt. Die Stadt war fünf Monate lang von serbischen Einheiten belagert worden.
Die NATO beschloß, Hilfslieferungen der UN in Bosnien militärisch abzusichern. In der am Mittwoch abend verbreiteten Erklärung wurde aber nicht mitgeteilt, wieviel Soldaten die Allianz hierfür zur Verfügung stellen will.
In Genf beginnt am heutigen Donnerstag unter Vermittlung der UN und der Europäischen Gemeinschaft (EG) die Vorrunde weiterer Gespräche zur Lösung des Jugoslawien-Konflikts. Die Vorsitzenden der Konferenz, der ehemalige US-Außenminister Cyrus Vance und sein früherer britischer Kollege Lord Owen, trafen am Morgen zu Vorgesprächen zusammen. Anschließend sollte der 17 Mitglieder starke Lenkungsausschuß tagen, der sechs Arbeitsgruppen zu Schlüsselfragen des Konflikts aufstellen soll. Der UN-Sicherheitsrat forderte die Kriegsparteien im ehemaligen Jugoslawien auf, die Beschlüsse der Londoner Jugoslawien-Konferenz rasch zu verwirklichen.
Nach Angaben des kroatischen Rundfunks flauten in der Nacht zum Donnerstag die Gefechte in Bosnien-Herzegowina ab. Der Rundfunk sprach von einer ungewöhnlich ruhigen Nacht in Sarajewo.
PEKING, 3. September (AP/KNA). Ein ehemaliger stellvertretender Schulleiter hat die erste Privatschule Chinas seit der kommunistischen Revolution 1949 eröffnet. Wie die Nachrichtenagentur Xinhua am Donnerstag berichtete, investierte Wang Zhicai umgerechnet 60 000 Mark in das Projekt, stellte 32 Lehrer an und mietete Klassenräume von einer nahen staatlichen Schule in der Stadt Shuangcheng, 900 Kilometer nordöstlich von Peking. Die Schulgebühren für drei Jahre Unterricht betragen knapp 900 Mark, wofür ein Durchschnittsarbeiter die Hälfte seines Einkommens aufbringen müßte.
Zwei katholische Priester wurden wegen unerlaubten Predigens verhaftet. Sie stammen aus Schanghai und aus Suzhou in der Provinz Jiangsu.
BERLIN, 3. September (AP). In Berlin hat am Donnerstag der Haftprüfungstermin für den ehemaligen DDR-Staats- und Parteichef Erich Honecker begonnen. Die 27. Große Strafkammer des Berliner Landgerichts wird darüber entscheiden, ob der 80jährige weiterhin in der Justizvollzugsanstalt Moabit in Haft bleibt. Ein vom Gericht bestellter Gutachter hatte Honecker nach Angaben seiner Verteidiger für haft- und vernehmungsfähig erklärt. Der schwer an Leberkrebs erkrankte Ex-DDR-Staatschef werde aber einen zweijährigen Prozeß nicht überleben, hieß es weiter.
NÜRNBERG, 3. September (AP). Die Zahl der Arbeitslosen hat im August in Ost- und Westdeutschland leicht abgenommen. Wie der Präsident der Bundesanstalt für Arbeit, Heinrich Franke, am Donnerstag in Nürnberg mitteilte, zählten die Arbeitsämter in den alten Bundesländern Ende August 1 821 600 Arbeitslose. Das waren 6100 weniger als vor einem Monat, aber 149 400 mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote betrug wie im Juli 6,0 Prozent. In den neuen Bundesländern und Ostberlin verringerte sich die Zahl der Arbeitslosen im August um 19 500 auf 1 168 700. Binnen Jahresfrist stieg dort die Arbeitslosenzahl jedoch um 105 500. Die Arbeitslosenquote in Ostdeutschland nahm im Berichtsmonat von 14,6 auf 14,4 Prozent ab.
FRANKFURT A. M., 3. September (AP). Vor der neunten Tarifrunde für Monteure am Donnerstag in Mannheim haben nach Angaben der IG Metall etwa 10 000 Beschäftigte in ost- und westdeutschen Metallbetrieben ihre Arbeit kurzfristig niedergelegt. Die größten Warnstreiks hätten auf Baustellen in Cottbus und Stuttgart stattgefunden, wo jeweils mehr als 1000 Arbeitnehmer in den Ausstand getreten seien.
Die IG Metall fordert für die rund 100 000 Monteure im Westen und 50 000 im Osten einen einheitlichen Tarifvertrag mit gleichen Erschwerniszulagen, Auslösungen und Montagezuschläge.
GENF, 3. September (AP). Nach 24jährigen Verhandlungen hat der Prozeß zur weltweiten Ächtung chemischer Waffen seine letzte Phase erreicht. In Genf wollten am Donnerstag die meisten der Delegationen aus 39 Ländern einen Vertragsentwurf zur Abrüstung billigen und an die UN-Vollversammlung weiterleiten. Im Januar könnte er dann, wie geplant, in Paris feierlich unterzeichnet werden. Nur eine von Iran und Pakistan geführte Gruppe von Entwicklungsländern sprach sich dagegen aus.
Der Vorsitzende im Chemiewaffen-Komitee, der Deutsche Adolf Ritter von Wagner, sagte, der Vertrag kennzeichne ein "einzigartiges Bestreben" in der Geschichte der Abrüstungsverhandlungen und habe für eine gleichberechtigte Vereinbarung gesorgt, mit der das Spektrum chemischer Waffen ein für allemal zerstört werde. ("Im Blickpunkt" Seite 2)
BERLIN, 3. September (AP). Erich Honecker muß weiter im Moabiter Untersuchungsgefängnis bleiben. Die 27. Große Strafkammer beim Berliner Landgericht lehnte am Donnerstag den Antrag der Verteidigung auf Haftverschonung für den 80jährigen schwerkranken ehemaligen DDR-Staats- und Parteichef ab. Das Gericht begründete seine Entscheidung damit, daß Honecker nach dem bisherigen Ermittlungsstand weiterhin des 49fachen Totschlags und des 25fachen versuchten Totschlags dringend verdächtig sei und Fluchtgefahr bestehe.
Der medizinische Sachverständige Volkmar Schneider habe festgestellt, daß Honecker haftfähig und seinem hohen Alter entsprechend eingeschränkt verhandlungsfähig sei, hieß es weiter. Wann und inwieweit eine Anfang August in Berlin diagnostizierte, wahrscheinlich bösartige Lebergeschwulst zu weiterer Einschränkung der Verhandlungsfähigkeit führen werde, sei jedenfalls zur Zeit ungewiß. Der Umstand, daß mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit im weiteren Verlauf des Verfahrens ein Verfahrenshindernis auftreten könne, rechtfertige nicht dessen sofortige Beendigung.
Die Anwälte Honeckers sagten, das Gericht wolle offenbar "unter starkem politischen Druck den Wettlauf mit dem Tod von Erich Honecker aufnehmen" und die Verhandlung noch im nächsten Monat eröffnen.Mordprozeß Florstadt Strafmaß ins Ermessen der Richter gestellt
GIESSEN. Im Prozeß um den Mord an zwei Ehepaaren in Florstadt im Wetteraukreis haben die Verteidiger der drei angeklagten Jugendlichen die Entscheidung über das Strafmaß in das Ermessen der Richter gestellt.
Wie ein Verfahrensbeteiligter am Donnerstag berichtete, verzichteten die Rechtsanwälte am vorletzten, wieder nichtöffentlichen Verhandlungstag vor der Jugendkammer des Landgerichts Gießen darauf, in ihren Plädoyers einen konkreten Strafrahmen vorzuschlagen. Statt dessen hätten sie auf "Milderungsgründe" verwiesen.
Nach Auskunft des Verfahrensbeteiligten ergaben psychiatrische Gutachten im Verlauf des nichtöffentlichen Prozesses eine eingeschränkte Schuldfähigkeit der Angeklagten. Das Jugendgerichtsgesetz sieht für Mord eine Höchststrafe von zehn Jahren Gefängnis vor. Die Staatsanwaltschaft hatte am Montag für die beiden 18jährigen Hauptangeklagten Freiheitsstrafen von jeweils neun Jahren und acht Monaten sowie die Einweisung in ein psychiatrisches Krankenhaus und für einen 17 Jahre alten Mitangeklagten fünf Jahre und acht Monate Gefängnis gefordert. Das Urteil soll heute verkündet werden.
Die Jugendlichen werden beschuldigt, im März 1991 die beiden Ehepaare Ralf und Marion Reis sowie Billy und Cheryl Hawthorne heimtückisch und zur Verdeckung einer Straftat getötet beziehungsweise Beihilfe dazu geleistet zu haben. Tatmotiv sollen nach Erkenntnissen der Ermittlungsbehörden Rache und Eifersucht sein. ap
MÜNCHEN, 4. September (AP). Die SPD-Fraktionen wollen in allen Länderparlamenten die Stärkung des Föderalismus in der neuen Verfassung beantragen. Dies teilte der bayerische SPD-Landtagsabgeordnete Klaus Hahnzog in München mit. Das Forderungspaket solle über die Abstimmung in allen Länderparlamenten die nötige Zweidrittelmehrheit in der gemeinsamen Verfassungskommission von Bundestag und Bundesrat erhalten.
Mit dieser Initiative wollen die Sozialdemokraten nach Angaben Hahnzogs zahlreiche Gesetzgebungsrechte an die Landesparlamente zurückgeben. Diese Rechte seien seit 1949 einem ständigen Erosionsprozeß zum Opfer gefallen. Als Beispiele nannte er die Förderung von Forschungsvorhaben, die wirtschaftliche Sicherung von Krankenhäusern, das Hochschulwesen, das Bodenrecht und das Wohnungswesen.
HEINRICH L. KOLB, FDP-Bundestagsabgeordneter und Unternehmer aus Babenhausen in Hessen (Bild), soll neuer Parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium werden. Der jetzige Amtsinhaber KLAUS BECKMANN (FDP) aus Essen kündigte am Dienstag überraschend seinen Rücktritt für die Monatsmitte an. Der 48jährige Beckmann, seit Juli 1989 Staatssekretär im Möllemann-Ministerium, begründete seine Entscheidung ausschließlich mit persönlichen und privaten Gründen. Er wolle sich auf seine Arbeit als Abgeordneter konzentrieren. Er hatte sich Beckmann vor allem um die Energiepolitik, den Tourismus und die geplante Weltausstellung in Hannover gekümmert. Der 36jährige Kolb, Diplom- Wirtschaftsingenieur, gehört dem Bundestag seit 1990 an. (AP)
FRANKFURT A. M. (FR). Der New Yorker Aktienmarkt eröffnete am Donnerstag fester. Der Dow-Jones-Index kletterte in der ersten Stunde um 7,06 Punkte. Am Vortag hatte das Wallstreet-Barometer 24,05 auf 3290,31 Zähler zugelegt.
Kräftig aufwärts zeigte gestern in Tokio der Nikkei-Index für 225 Top-Titel: Er schoß um 798,77 Punkte oder 4,5 Prozent auf 18 386,49 Einheiten hoch.
ERFURT/SAALFELD, 4. September (AP/dpa). Die SPD-Fraktion im thüringischen Landtag will auf der Parlamentssitzung am 17. September einen Mißbilligungsantrag gegen die Landesregierung einbringen. Fraktionschef Gerd Schuchardt sagte am Donnerstag in Erfurt, die schwere Regierungskrise sei nach der Ernennung der neuen Minister nicht ausgestanden. Die Führungsstärke von Ministerpräsident Bernhard Vogel habe offensichtlich gerade dazu ausgereicht, innerhalb der eigenen CDU-Fraktion eine notdürftige Lösung zu finden.
Der Thüringer CDU-Vorstand lehnte am Freitag in Schwarzburg die Forderung aus den Kreisverbänden Suhl und Meiningen ab, auf einem Sonderparteitag Ministerpräsident Bernhard Vogel zum neuen CDU-Landeschef zu wählen.
GENF, 3. September (AP). Die internationale Abrüstungskonferenz in Genf hat am Donnerstag einen Vertrag verabschiedet, der die weltweite Vernichtung chemischer Waffen zum Beginn des nächsten Jahrzehnts vorsieht. Gegen Bedenken Irans beschlossen die Delegationen aus 39 Ländern, den Vertrag an die UN-Vollversammlung weiterzuleiten, die den Weg für die Unterzeichnung zu Beginn des nächsten Jahres freimachen soll.
Der Konferenzvorsitzende, der deutsche Botschafter Adolf Ritter von Wagner, sagte, der Vertrag biete die einzigartige Möglichkeit, das gesamte Spektrum chemischer Waffen ein für allemal zu vernichten. Iran hat Bedenken gegen die Zusammensetzung des Exekutivrates angemeldet, der die Einhaltung des Vertrags überwachen soll. (Siehe auch "Im Blickpunkt", Seite 2)
LEIPZIG, 4. September (AP). Der Leipziger Oberbürgermeister, Hinrich Lehmann-Grube, und der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetags, Jochen Dieckmann, haben sich für einen Erlaß der Altschulden ostdeutscher Städte ausgesprochen. Nach einer Tagung ostdeutscher Oberbürgermeister in Leipzig sagte Dieckmann, der Bund solle die Kommunen nicht am Schuldenerbe der DDR beteiligen. "Die Altschulden sind eine der größten Lasten der Städte." Allein Halle sei mit einer Milliarde Mark in den roten Zahlen. "In Schwedt liegt die Pro-Kopf- Verschuldung bei 6000 Mark. Der höchste Verschuldung pro Kopf in den alten Bundesländern liegt bei 3500 Mark. Hier ist jedoch die Steuerkraft viel größer als im Osten", sagte Dieckmann. Lehmann-Grube mahnte den Bund, seine Fördermittel berechenbarer zu machen.
Es gibt zwei Dinge, auf die Raucherinnen und Raucher unwirsch reagieren: Die andauernde Abwesenheit von konsumierbaren Tabakwaren zum einen, zum anderen die Belehrungen über mögliche gesundheitliche Folgen ihres Lasters. Nun sieht sich die hiervon bedrängte Raucherschar neuen einschlägigen Warnungen, und zwar ganz konkreten, an bislang ungewohnter Stelle gegenüber. Seit nunmehr zwei Monaten gelangen immer mehr Zigarettenpackungen in den Handel, von denen den Käufern Mitteilungen wie "Rauchen verursacht Krebs" oder "Rauchen verursacht Herz- und Gefäßkrankheiten" entgegenprangen.
Die neuen Warnsignale gehen auf eine EG-Richtlinie von 1989 zurück, die das Bundesgesundheitsministerium im Winter 1991 per Verordnung auch hierzulande in Kraft treten ließ. Alle Tabakwaren, die seit dem 1. Juli 1992 in den Verkehr kamen und kommen, müssen danach neben dem obligatorischen "Rauchen gefährdet Ihre Gesundheit" sogenannte besondere Warnhinweise tragen. Vier sind abwechselnd zu verwenden: Neben den beiden genannten auch "Rauchen gefährdet die Gesundheit Ihres Kindes bereits in der Schwangerschaft" und "Wer das Rauchen aufgibt, verringert das Risiko schwerer Erkrankungen".
Bis zum 31. Dezember sollen alle Zigarettenpackungen dergestalt beschriftet sein, die restlichen Tabakwaren haben noch eine Schonfrist bis Ende 1994. Mindestens vier Prozent der Breitseite der Glimmstengelschachtel müssen die bedrohlichen Belehrungen einnehmen, dabei "deutlich lesbar, fett gedruckt und auf einem kontrastierenden Hintergrund angebracht sein". Ausgeschlossen ist ein Trick aus den USA. Dort druckt man die unerfreulichen Sprüche auf die durchsichtigen Hüllen der Packungen.
Wenig erfreut über die präzisen Vorgaben zeigen sich die Hersteller: Die Firma Reemtsma (West, Peter Stuyvesand, Ernte) ist mit Unterstützung anderer Firmen vor das Bundesverfassungsgericht gezogen. Dessen Entscheidung steht noch aus. Andere multinationale Zigarettendreher wie Philip Morris (Marlboro) halten sich zurück. "Wir begrüßen das nicht", stellt man fest und überläßt deutschen Firmen die gerichtliche Anfechtung.
"Die Kommission der EG versucht wieder einmal, mit verfassungswidrigen Mitteln den mündigen Verbraucher abzuschrecken", deutet Birgit Stegmeier, Pressesprecherin von Reemtsma, die neue Vorschrift. "Wir haben Anspruch darauf, daß das, was wir abdrucken müssen, wahrheitsgemäß ist. Gegen einen Text, der wissenschaftlich vertretbar wäre, könnten wir schwerlich etwas sagen", argumentiert sie gegen den "kausalen Zusammenhang", den die Aufdrucke zwischen Rauchen und Krebs herstellten. Speziell die beiden ersten Warnhinweise entbehrten "jeder wissenschaftlichen Grundlage".
Bei den Beratungen über die EG-Richtlinie brachte die Bundesregierung nach Angaben eines Sprechers des Gesundheitsministeriums ähnliche Bedenken vor. Sie plädierte für Formulierungen wie "Rauchen kann Krebs verursachen", konnte sich damit jedoch nicht durchsetzen.
Einziger Trost für die Raucherinnen und Raucher: Dem qualmenden Rest der Europäischen Gemeinschaft geht es nicht besser. Auch ihm sagen die Gesundheitshüter aus Brüssel Siechtum, wenn nicht Schlimmeres voraus - Zug um Zug sozusagen.
JUSTUS DEMMER (dpa)
. . . und außerdem Schwedens Gold wächst und gedeiht
Rastlos und lärmend frißt sich das Ungeheuer durch den Wald. Mit einer Art Krebsschere am Ende seines langen Arms packt das Monster eine hundert Jahre alte Kiefer, sägt den Stamm ab und wirft die Beute direkt vor sich. Im Nu befreit es den 25 Meter langen Baum von allen Ästen und trennt ihn in gleich lange Stücke. "Skördare"-Ernter nennen die Schweden die etwa eine Million Mark teure Maschine, die fast so schnell wie ein Orkan Kahlschlag in den Wäldern anrichten kann.
Ohne das "grüne Gold", Rohstoff für die gewaltige Papierindustrie, ist Schweden - sozusagen Europas größter Holzschuppen - nicht denkbar. "Mehr als die Hälfte unserer Landfläche ist mit Wald bedeckt", sagt Monika Stridsman vom Schwedischen Forstverein. Davon sind 47 Prozent Fichten, 37 Prozent Kiefern und die restlichen 16 Prozent Birken und andere Laubhölzer. Mit Hilfe von tonnenschweren Maschinen wie den "Skördare" geht es den Bäumen an den Stamm. Denn skandinavisches Papier und Papierfaserstoffe sind im hochindustrialisierten Europa - vor allem in Deutschland und Großbritannien - heißbegehrt.
Daß die intensive Holzwirtschaft sich nicht selbst den Boden unter den Füßen wegholzt, dafür ist in Schweden gesorgt. Durch konsequente Aufforstung hat das Land heute doppelt soviel Wald wie vor hundert Jahren. "600 Millionen Setzlinge kommen jedes Jahr in den Boden", berichtet Monika Stridsman. Insgesamt wächst nach ihren Angaben sogar mehr "grünes Gold" nach als abgeholzt wird.
Wer durch das seenreiche Schweden reist, wo Elche, Bären, Weißrückenspechte und Adler ihre Heimat haben, stößt dennoch vielerorts auf kahlgeschlagene Flächen. Naturschützer packt bei diesem Anblick die Wut. Wertvolle Lebensräme gehen auf diese Weise verloren, kritisieren sie. "229 Tier- und Pflanzenarten sind in Schweden bereits vom Aussterben bedroht", erläutert der Ökologe Börje Pettersson, der beim Stora-Konzern, einem der größten Forstbesitzer des Landes, für den Artenschutz zuständig ist. Stolz präsentiert Pettersson ein Projekt im mittelschwedischen Grangärde. "Hier versuchen wir zu imitieren, was die Natur wirklich will." In einem über 10 000 Hektar großen Waldgebiet haben der Ökologe und seine Mitarbeiter unter anderem besonders schützenswerte Gebiete ausgemacht und diese mit natürlichen Korridoren verbunden. "Ein Korridor kann wie hier zum Beispiel ein Bach sein, in dessen Nähe wir 50 Meter nach links und rechts die Bäme ganz unberührt lassen." Diese Streifen sollen den Tieren im Wald als Verbindungswege dienen und ihre Ausbreitung fördern.
Neben solchen Versuchen setzen die Schweden in jüngster Zeit verstärkt auf Schulungsprogramme. Rund 60 000 Forstleute haben sich bereits über einen besseren Umgang mit der Natur unterrichten lassen. Wie Gunnar Nordanstig vom Zentralamt für Forstwirtschaft berichtet, stößt die Ausbildungskampagne unter dem Motto "Ein reicherer Wald" vor allem "bei jungen Leuten auf großes Interesse, während die älteren manchmal skeptisch sind". Geboten werden Studienzirkel und Exkursionen, auf denen die Teilnehmer zum Beispiel lernen, daß totes Holz zum unschätzbaren Nährboden für Käfer und viele andere Organismen im Wald wird - und deshalb wertvoll ist.
Ziel der Forstwirtschaft ist es, im Einklang mit der Natur auch in Zukunft von den "Zinsen" zu leben, die das Waldwachstum abwirft. Doch während vor allem Waldbesitzer für weniger Bürokratie und die Abschaffung vieler Gesetze in diesem Bereich plädieren, fordern Naturschützer meist schärfere staatliche Maßnahmen. Beide haben dabei die Zukunft dieses Wirtschaftszweiges vor Augen: Nach Prognosen der UN-Landwirtschaftsorganisation FAO und des Internationalen Instituts für Angewandte Systemanalyse in Wien wird es in Europa schon um das Jahr 2010 einen gravierenden Holzmangel geben - nur Skandinavien soll dann noch Überschüsse haben.
SILVIA KUSIDLO (dpa)
SCHWERIN. Die Existenz und Vielfalt der Theater in Mecklenburg-Vorpommern ist in Gefahr. Nach Angaben von Direktoren und Intendanten der zehn Theater des Bundeslandes haben alle Bühnen riesige finanzielle Probleme. Bei einer Anhörung vor dem Kulturausschuß des Schweriner Landtags hieß es, einige Theater müßten bereits zu Beginn dieser Spielzeit Mitarbeitern "vorsorglich" kündigen. Selbst für die laufende Saison gebe es keine Absicherung.
Die Experten wiesen auch auf die gesellschaftliche Funktion von Theater hin. Vor dem Hintergrund der Rostocker Krawalle, der steigenden Arbeits- und Perspektivlosigkeit hätten die Bühnen, beispielsweise für Jugendliche, eine entscheidende Aufgabe. Als Hauptproblem bezeichneten die Theaterleute bei der Anhörung die Kürzung von Bundesmitteln an die Theater in den neuen Bundesländern um fast die Hälfte auf 310 Millionen Mark. Damit seien die ohnehin finanzschwachen Kommunen über Gebühr zur Unterstützung der Bühnen gefordert. dpa
MAINZ. Einen Kongreß unter dem Motto "Literatur im Europa der Vaterländer und der Regionen" veranstaltet der Freie Deutsche Autorenverband (FDA) am 5. und 6. Dezember in Mainz. Zu Diskussionen und Lesungen werden unter anderen die Schriftstellerin Karin Struck, die Journalisten Enno von Loewenstern und Gerhard Löwenthal sowie der SPD-Politiker Peter Glotz erwartet. dpa
WASHINGTON, 3. September (dpa). Die US-Raumfahrtbehörde NASA hat den 25. September als neuen Starttermin für den Forschungssatelliten Mars-Observer auf der Spitze einer Titan-Rakete festgelegt. Dies teilte die NASA am Freitag in Washington mit, nachdem Wartungsarbeiten an dem Satelliten abgeschlossen sind. Die Sonde war offenbar verschmutzt worden, als sie mit einer Stickstoffhülle gegen Auswirkungen des drohenden Hurrikans Andrew geschützt wurde. Die erste Mars-Sonde der USA seit rund 15 Jahren hatte ursprünglich am 16. September in Cape Canaveral in Florida starten sollen.
LONDON, 3. September (dpa). Im Falle einer Ablehnung des am 20. September anstehenden Referendums in Frankreich will die britische Regierung das Gesetz zur Ratifizierung des Maastricht-Vertrags offenbar zurückziehen. Unter Berufung auf Sprecher von Premierminister John Major berichteten britische Zeitungen am Donnerstag, in London würden Pläne ausgearbeitet, um den politischen und wirtschaftlichen Konsequenzen einer Ablehnung des Maastricht-Vertrags durch die Franzosen zu begegnen. (Siehe Bericht Seite 3)
MAINZ, 3. September (dpa). Wer seinen Beruf aufgibt, um ein Studium zu beginnen, hat keinen Anspruch auf Mitgliedschaft in der beitragsgünstigen studentischen Krankenversicherung. Diese Entscheidung traf das Landessozialgericht (LSG) Rheinland-Pfalz in Mainz in einem am Donnerstag veröffentlichten Urteil. Studenten, die erst in "sehr hohem" Alter oder nach gesicherter beruflicher Existenz ein Studium aufnehmen, bedürften nicht mehr des Schutzes der studentischen Krankenversicherung. Das LSG wies damit die Klage eines 52jährigen Studenten ab (Az.: L 5 K 65/91).
KETZIN, 3. September (dpa / Reuter / AFP / AP). Gewalttätige Jugendliche haben in der Nacht zum Donnerstag erneut mehrere Asylbewerberheime angegriffen und dabei eine Unterkunft im brandenburgischen Ketzin völlig niedergebrannt. Die 44 Bewohner des Heims, zumeist Bulgaren, konnten sich retten. Auch in Niedersachsen, Baden-Württemberg, Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt gingen Rechtsradikale auf Ausländer los. Mehrere Tatverdächtige wurden vorläufig festgenommen.
Bei dem folgenreichsten Brandanschlag in der Gemeinde Ketzin in Brandenburg warfen die Täter Brandsätze in die Unterkunft der 44 Asylbewerber. Daraufhin fing der Dachstuhl Feuer. Die Polizei wurde von einer Frau benachrichtigt, als sie um Hilfe rufende Ausländer durch den Ort laufen sah. Die Beamten nahmen zwei Tatverdächtige vorläufig fest.
In Sachsen-Anhalt griffen etwa 30 Skinheads zweimal ein Asylbewerberheim in Tangerhütte mit Steinen an und warfen zahlreiche Fensterscheiben ein. Sechs Täter wurden vorläufig festgenommen, gegen zwei wird wegen des Verdachts auf Landfriedensbruch ermittelt, wie die Polizeiinspektion Stendal mitteilte. In Oschersleben warfen zwei unbekannte Täter eine Brandflasche in die Unterkunft. Die Bewohner konnten das Feuer aber sofort löschen.
In Erfurt bewarfen vier junge Männer Wohnungen von Vietnamesen mit Steinen und Leuchtkugeln. Sie seien vorläufig festgenommen worden, gab das Thüringer Innenministerium an. Am Asylbewerberheim Berndshof in Mecklenburg- Vorpommern gingen fünf Scheiben durch Steinwürfe zu Bruch.
Im niedersächsischen Northeim griffen unbekannte Täter zwei Unterkünfte für Asylbewerber und die Wohnung einer türkischen Familie an. Außerdem demolierten die Täter nach Angaben der Polizei sieben Autos im Umkreis des Heims. Ein Brandanschlag wurde im südbadischen Bad Krotzingen auf eine Flüchtlingsunterkunft verübt. Die Polizei nahm einen Tatverdächtigen fest. USA besorgt über deutsche Entwicklung
WASHINGTON (AP). Die USA haben sich besorgt über die zunehmenden Ausschreitungen rechtsradikaler Gewalttäter in Deutschland geäußert. In einer am Mittwoch in Washington veröffentlichten Erklärung des Außenministeriums wurde die Bundesregierung ermutigt, "das Problem entschlossen zu bekämpfen".
Die Gewaltszenen der letzten Tage riefen in der US-amerikanischen Öffentlichkeit Erinnerungen an die nationalsozialistische Vergangenheit Deutschlands hervor. Die US-Regierung wisse jedoch aus Gesprächen, daß die deutsche Regierung in tiefer Sorge über die Krawalle insbesondere vor Asylbewerberheimen sei. Das State Department begrüße die Anstrengungen Deutschlands, die wachsenden sozialen Probleme gewaltbereiter Jugendlicher zu bekämpfen. Stolpe sieht Gewalt als "Barometer"
COTTBUS (Reuter). Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) hat die ausländerfeindlichen Krawalle der letzten Wochen als "Barometer" der Unzufriedenheit in den neuen Bundesländern gewertet. Das Asylproblem sei nur der "Tropfen, der das Faß zum Überlaufen" gebracht habe, sagte Stolpe am Mittwoch abend auf einer Bürgerversammlung in Cottbus. Bei den Anschlägen auf Asylbewerberheime schlage auch die Demütigung der Menschen in Ostdeutschland durch, die sich als "Menschen zweiter Klasse" fühlten.
Die Menschen in den neuen Bundesländern seien überfordert vom Tempo des Umbruchs, die Arbeitslosigkeit sei der "Knackpunkt in der ganzen Situation". Dies entlade sich nun in den Übergriffen gegen die Ausländer, die Stolpe als das Schlimmste bezeichnete, "was es in Deutschland seit 1945 gegeben hat". Keine Hinweise auf Stasi-Beteiligung
ROSTOCK (AFP). Die Staatsanwaltschaft in Rostock hat keine Hinweise darauf, daß die ausländerfeindlichen Krawalle in Rostock-Lichtenhagen von ehemaligen Mitarbeitern der DDR-Staatssicherheit gesteuert wurden. "Ich kann so etwas weder bejahen noch verneinen", sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Wolfgang Neumann auf Anfrage der Nachrichtenagentur Agence France Press. Er reagierte damit auf Berichte, nach denen das Bundesinnenministerium eine Beteiligung von Stasi-Leuten bestätigt haben soll. "Solche Informationen liegen mir nicht vor", sagte Neumann.
Aufgespießt
"Ich habe nichts dagegen. Nur bliebe die Frage zu klären, zwischen welchen Sexfilmen ich auftreten soll. Dabei sind gelegentlich manche Sexfilme besser anzusehen als diese Talkshows."Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) auf die Frage, ob seine Partei für ihren Vorsitzenden einmal monatlich 45 Minuten Sendezeit im Privatfernsehen kaufen solle.
HELSINKI, 3. September (dpa). Die Dachgewerkschaft der finnischen Angestellten, TOC, mit 380 000 Mitgliedern ist in Konkurs gegangen. Die zweitgrößte Arbeitnehmerorganisation des Landes mußte ihre Zahlungsunfähigkeit erklären. Sie hatte für fehlgeschlagene Spekulationsgeschäfte gebürgt.
MAGDEBURG, 3. September (dpa). In der DDR wurden nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft Magdeburg von 1983 an "bewußt politische Häftlinge produziert", um über den Freikauf in den Westen Devisen zu beschaffen. Das sagte der stellvertretende Leiter der Staatsanwaltschaft Magdeburg und Chef der Sondergruppe Regierungskriminalität für Sachsen-Anhalt, Oberstaatsanwalt Wolfram Klein, am Donnerstag in einem dpa- Gespräch.
Anfang der 80er Jahre seien zahlreiche Personen, die zuvor jahrelang ihre Ausreise verlangt hatten, aus vergleichsweise nichtigem Anlaß verhaftet, verurteilt und gegen D-Mark West über die Grenze abgeschoben. Ein ehemaliger Staatsanwalt habe ihm gesagt, die Juristen seien angehalten worden, Freiheitsstrafen von mehr als einem Jahr auszusprechen, weil die westdeutsche Regierung nur Häftlinge freikaufte, die noch mindestens drei Monate abzusitzen hatten. Der Preis pro Häftling habe etwa 96 000 Mark betragen.
Nach Kleins Angaben hat die Staatsanwaltschaft Magdeburg in diesem Zusammenhang Anklage gegen sechs Ex-Juristen wegen Rechtsbeugung und Freiheitsberaubung erhoben. Es gehe um 22 politische Urteile gegen später freigekaufte Ausreisewillige. Allein im alten DDR-Bezirk Magdeburg habe es von 1983 an 400 solcher Verurteilungen gegeben. Dabei, so Klein, wurde auch gegen geltendes DDR-Recht verstoßen - "und im Prinzip kann nur das verfolgt werden". Beispielsweise hätten die Verfolgten ihre Anklageschrift nicht schriftlich erhalten, die Verhandlungen seien in der Regel nicht öffentlich gewesen.
Auch akzeptierten die DDR-Juristen Klein zufolge illegal beschaffte Beweismittel, so beispielsweise von Stasi-Abhöraktionen.Sri Lanka kürzt Nahrungshilfe
COLOMBO, 3. September (dpa). Die Regierung Sri Lankas sieht sich wegen Geldknappheit gezwungen, ihre Hilfe für die überwiegend tamilischen Flüchtlinge im Land um die Hälfte zu kürzen. Wie ein Regierungsbeamter am Donnerstag in der Hauptstadt Colombo mitteilte, hatte eine Familie bislang pro Monat eine Trockenration Nahrungsmittel im Wert von 32 Dollar erhalten.
Über 500 000 Menschen sind innerhalb Sri Lankas vor dem Bürgerkrieg zwischen den Tamilen-Rebellen der Organisation Tamil Eelam und Regierungssoldaten geflohen.
PALERMO, 3. September (dpa). Sieben mutmaßliche Mafiosi, darunter möglicherweise der Mörder des Richters Rosario Livatino, sind von den deutschen Behörden an Italien ausgeliefert worden. Die fünf Männer und zwei Frauen trafen am Mittwoch abend unter strengen Sicherheitsvorkehrungen mit einem Flugzeug in Palermo ein. Die Kriminellen, die im Gebiet von Dortmund wohnten, waren am 27. Mai bei einer internationalen Großrazzia festgenommen worden.
Prominentester Häftling ist nach Angaben der Behörden der 27jährige Gaetano Puzzangaro aus Palma di Montechiaro, der noch im Juli von dem wenig später ermordeten Staatsanwalt Paolo Borsellino in deutscher Haft verhört worden war. Er steht im Verdacht, im Sommer 1990 an der Ermordung des Richters Livatino bei Agrigent beteiligt gewesen zu sein. Möglicherwesie stand das Bombenattentat auf Borsellino in direktem Zusammenhang mit dem Verhör Puzzangaros.
BERLIN (dpa). Die Treuhandanstalt will bis Jahresende nahezu alle ihre Beteiligungen an Gesellschaften für Arbeitsförderung, Beschäftigung und Strukturentwicklung (ABS) abgeben. Die zumeist zehnprozentigen Anteile sollen an die anderen Gesellschafter wie Kommunen, Verbände und Gewerkschaften sowie an Private übertragen werden. Die Beteiligung an ABS behindere eine mögliche Privatisierung der Treuhand-Unternehmen, begründet der für Arbeitsmarkt und Soziales zuständige Treuhand-Direktor Peter Gemählich diesen Schritt. Der Ausstieg bedeute aber keinesfalls einen Rückzug aus arbeitsmarktpolitischen Verpflichtungen.
Nach langem Streit hatten Treuhand, Arbeitgeber, Gewerkschaften und Länder im Juli 1991 eine Rahmenvereinbahrung zu den ABS-Gesellschaften geschlossen. Ziel war es, Arbeitnehmern nach Kündigung durch ihre alten Betriebe eine Beschäftigung zu sichern. Die Treuhand-Unternehmen fingen so laut Gemählich knapp 120 000 von Entlassung bedrohte Männer und Frauen auf. Bis Ende 1991 war die Anstalt über ihre Betriebe an 120 der insgesamt über 200 Gesellschaften beteiligt. Zur Zeit hält sie noch Anteile an 45. Als Anschubfinanzierung stellte sie bisher 220 Millionen Mark zur Verfügung. Die weiterhin notwendigen Fördermittel müßten künftig durch die neuen Gesellschafter zur Verfügung gestellt werden, meint Gemählich.
KÖLN, 3. September (dpa). Auch bei Zwangsversteigerungen darf der neue Eigentümer den Mieter wegen Eigenbedarfs nicht gleich kündigen. Auf ein entsprechendes Grundsatzurteil des Bayerischen Obersten Landesgerichtes hat der Deutsche Mieterbund (DMB) in Köln am Donnerstag hingewiesen (AZ: RE-Miet 2/92). Danach gilt die Kündigungssperrfrist von mindestens drei Jahren bei Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen auch bei Zwangsversteigerungen.
In dem vorliegenden Fall war einer Münchner Familie die Vierzimmerwohnung vom neuen Eigentümer, der die Wohnung ersteigert hatte, sofort wegen Eigenbedarfs gekündigt worden. Das Gericht erklärte die Kündigung laut DMB allerdings für unwirksam. Damit, so der DMB, werde klargestellt, daß die Kündigungssperre nicht nur bei normalen Verkaufsfällen, sondern auch bei Versteigerungen gelte.
JAKARTA, 3. September (dpa/AP). Kuba hat die Bewegung der blockfreien Staaten aufgefordert, Druck auf die USA auszuüben, damit die seit 30 Jahren andauernde US-Wirtschaftsblockade gegen den Inselstaat beendet wird. Die USA versuchten, sein Land zu destabilisieren und schließlich zu zerstören, sagte der kubanische Vizepräsident Juan Almeida am Donnerstag bei der 10. Gipfelkonferenz der Blockfreien in Jakarta.
Außerdem wollten die USA kubanische Handelspartner aus der "Dritten Welt" in die "aggressive und brutale Blockade-Politik" hineinziehen. Die Blockfreien sollten Kuba als einem der Gründungsmitglieder der Vereinigung helfen. Seit dem Zusammenbruch des kommunistischen Hauptverbündeten UdSSR habe das Land enorme Wirtschaftsprobleme.
Der malayische Ministerpräsident Mahathir Mohamad hatte zuvor mehr Einfluß für die Entwicklungsländer bei den Vereinten Nationen (UN) gefordert. Die gegenwärtige Machtverteilung in der Weltorganisation sei nicht länger zu rechtfertigen. "Dies spiegelt eine Mißachtung der Demokratie in internationalen Angelegenheiten wider", sagte er. Wie der iranische Präsident Haschemi Rafsandschani forderte auch Mohamad, den USA, Frankreich, Großbritannien, Rußland und China als den fünf ständigen Mitgliedern des Sicherheitsrats das Veto-Recht zu entziehen. UN-Generalsekretär Butros Ghali, der die Konferenz in Jakarta beobachtet, kommentierte die Forderung mit den Worten, die Initiative sei ein "fast unmögliches Unterfangen". US-Kirchen unterstützen Havanna
WASHINGTON (epd). Der Nationale Kirchenrat der USA will seine humanitäre Hilfe für die notleidende kubanische Bevölkerung verstärken. Bislang seien Medikamente, Milchpulver, Mehl und Dosenfleisch im Wert von 120 000 Dollar an den "Ökumenischen Rat Kubas" geschickt worden, teilte der Rat in Washington mit. Nun bemühe sich die Kirche bei der US-Regierung um die Genehmigung, weitere Hilfsgüter in den Inselstaat verschicken zu dürfen.
KÖLN, 3. September (dpa). Seit Sommer 1991 sind die Quadratmeterpreise bei Wiedervermietungen frei gewordener Wohnungen um etwa zehn Prozent in die Höhe geschnellt. Das teilte der Deutsche Mieterbund (DMB) am Donnerstag in Köln mit und berief sich dabei auf Zahlen des Rings Deutscher Makler (RDM). Danach werden teilweise bereits Spitzenpreise von mehr als 25 Mark pro Quadratmeter für Neubauwohnungen verlangt. Vor fünf Jahren habe der Preisanstieg dagegen lediglich zwischen zwei bis drei Prozent betragen.
Die höchsten Mieten müßten Neumieter derzeit in Berlin, Hamburg, Düsseldorf, Frankfurt, Heidelberg, Stuttgart und München zahlen. Die Netto-Kaltmiete bei Neuvermietungen mit mittlerem Wohnwert erreiche etwa in München und Berlin bereits rund 18 Mark pro Quadratmeter. In Stuttgart sei etwa der Mietpreis für eine normal ausgestattete Wohnung innerhalb eines Jahres von elf auf 14 Mark gestiegen.
BEIRUT, 3. September (dpa/AFP/AP). Die Beiruter Regierung hat am Donnerstag 2500 Polizisten und eine gleich starke Sondereinheit der Armee nach Südlibanon entsandt, um für einen sicheren Verlauf der dritten Wahlrunde am Sonntag zu sorgen. Die Soldaten sind mit Panzern, gepanzerten Mannschaftswagen sowie Artillerie ausgerüstet und über die Städte Sidon, Nabatije und Tyrus verteilt.
In dem Bezirk kämpfen Anhänger des Chefs der schiitischen Amal-Miliz, Nabih Berri, und des ebenfalls einflußreichen früheren Parlamentspräsidenten Kamel Assad um 23 Parlamentssitze. Am Donnerstag wurde auf die Wagenkolonne des Moslemkandidaten Nasser Kasem el Chalil ein Anschlag verübt, bei dem Chalil verletzt wurde. Am Tag zuvor war bei einem Attentat nahe Tyrus ein Kandidat Assads am Arm verletzt und dessen Leibwächter erschossen worden. Assad hatte maßgeblich Anteil am Zustandekommen des Friedensabkommen mit Israel im Jahr 1982.
BERLIN, 3. September (dpa/AP). Der russische Oberst Viktor Scherdew ist am Donnerstag vom Berliner Kammergericht wegen geheimdienstlicher Agententätigkeit und Bestechung zu drei Jahren Haft verurteilt worden. Nach Überzeugung des Strafsenats hatte Scherdew von 1980 bis zu seiner Festnahme 1991 für den militärischen Geheimdienst GRU der früheren Sowjetunion gegen die Bundesrepublik und ihre NATO-Partner gearbeitet. Zuletzt habe er als Chef des GRU- Stützpunktes in Magdeburg ein Netz von 45 Agenten geleitet, die Militärobjekte und Truppenbewegungen ausspähen sollten.
"Ein verzweigtes Netz von Agenten war in der Bundesrepublik tätig", sagte Kubsch. In der DDR habe ein "Reservenetz" bestanden, das im Spannungs- und Kriegsfall habe tätig werden sollen.
Das Gericht schenkte Scherdews Einlassung keinen Glauben, er habe nach der Wende in der DDR nur noch die Auflösung des Agentennetzes beaufsichtigt.
Der Offizier war im November 1991 in Wernigerode im Harz bei dem Versuch verhaftet worden, einen deutschen Polizisten als Agenten anzuwerben.
BERLIN/POTSDAM, 3. September (dpa). Die katholische Kirche wird sich nicht am Modellversuch "Lebensgestaltung/Ethik/Religion" an den Schulen Brandenburgs beteiligen. Zumindest im Schuljahr 1992/93 werde wie bisher der Religionsunterricht in den katholischen Kirchengemeinden weitergeführt, teilte das Bistum Berlin am Donnerstag mit. Am Tag zuvor seien die Gespräche zwischen der Kirche und dem von Marianne Birthler (Bündnis 90) geführten Bildungsministerium gescheitert, hieß es.
Die Kirche machte hierfür Birthler verantwortlich: die Ministerin sei in wichtigen Positionen von der auch von der Kirche als Basis akzeptierten Linie der Landesregierung abgerückt. Der Berliner Bischof, Kardinal Georg Sterzinsky, hatte kürzlich erklärt, die Kirche halte an der Forderung des Grundgesetzes nach Religionsunterricht als ordentlichem Lehrfach fest.
Das Pflichtfach "Lebensgestaltung, Ethik, Religion" wird seit Schuljahrsbeginn drei Jahre lang an 44 Schulen in den Klassen sieben bis zehn erprobt. Auch die evangelische Kirche sieht das Modell nicht im Einklang mit dem Grundgesetz, hatte aber im Juni einer Beteiligung an dem Schulversuch zugestimmt.
LONDON/MINSK, 4. September (dpa). Die Zahl der Kinder mit Schilddrüsenkrebs in Weißrußland ist nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl stark gestiegen. Während Ärzte von 1986 bis 1989 pro Jahr im Durchschnitt bei vier Kindern diesen Krebs diagnostizierten, waren es 1991 bereits 56. "In diesem Jahr rechnen wir mit mindestens 60 Fällen", berichtete Vassili Kazakov vom Minsker Gesundheitsministerium in der britischen Zeitschrift Nature.
Nach einer Studie erkrankten in dem am stärksten verseuchten Gebiet in Weißrußland von einer Million Kinder 80 an Schilddrüsenkrebs - das ist 80mal so viel wie im weltweiten Durchschnitt. Kazakov und seine Kollegen halten diesen starken Anstieg für eine direkte Folge der Reaktorkatastrophe im Jahre 1986. Vor allem das radioaktive Jod 131 reichere sich in der Schilddrüse an.
Keith Baverstock von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) fand heraus, daß die jüngsten Krebs-Patienten während des Reaktorunfalls noch nicht geboren waren. Vermutlich haben sie im Mutterleib das Jod aufgenommen. Baverstock zufolge ist der Tumor ungewöhnlich aggressiv und breitet sich im Körper aus.
MOSKAU, 3. September (AP/dpa). Ein Streik der ukrainischen Zivilfluglotsen, in dessen Verlauf es am Donnerstag zu vier Beinahezusammenstößen kam, ist am Abend nach zweitägiger Dauer beendet worden. Die Fluglotsen brachen den Ausstand ab, nachdem der ukrainische Präsident Leonid Krawtschuk telegrafisch auf die ursprünglich angekündigte Strafverfolgung der Streikenden verzichtet hatte.
Ein Mitglied der Streikleitung, Wladimir Njepomnjaschtschi, teilte mit, man sei einverstanden, nun wieder in Verhandlungen über Lohnerhöhungen und bessere Arbeitsbedingungen einzutreten. Die Regierung hatte während des Streiks militärische Fluglotsen eingesetzt.
Der Verkehr auf Straße, Luft und Schiene lag nach Agenturangaben auch am Donnerstag fast völlig darnieder.
MÜNCHEN, 3. September (dpa). Mit "äußerst brutalen" Schlägen und Fußtritten gegen den Kopf hat ein 27jähriger in München seine drei Jahre ältere Freundin umgebracht. Als Grund gab er an: Die 30jährige sei der Teufel, den er mit Gotteskraft habe vernichten müssen. Der als Drogenkonsument bekannte Arbeitslose machte bei seiner Festnahme einen äußerst verwirrten Eindruck und bestritt die Tat, berichtete die Polizei am Donnerstag. Inzwischen habe er jedoch ein Geständnis abgelegt.
WARSCHAU, 3. September (dpa). Die etwa 7500 Arbeiter des polnischen Traktorenwerks "Ursus" bei Warschau haben am Donnerstag beschlossen, den seit Montag vergangener Woche dauernden Streik "zunächst" zu beenden. Delegierte des Streikkomitees hatten am Mittwoch mit Vertretern des Industrieministeriums eine Beschleunigung der Sanierungmaßnahmen für das angeschlagene Traktorenwerk vereinbart, das unter erheblichen Absatzproblemen leidet. Die Protestaktion soll notfalls wieder aufgenommen werden, falls die Zusagen nicht eingehalten werden.
Weiter gestreikt wurde dagegen in dem Autowerk "Tychy" in Süd-Polen sowie in der oberschlesischen Steinkohlegrube "Rozbark". (Weiterer Bericht auf Seite 8)
FRANKFURT A. M., 3. September (dpa/AP/AFP). In Genf hat am Donnerstag die auf der Londoner Jugoslawien- Konferenz beschlossene neue Runde der Friedensgespräche für den zerfallenen Vielvölkerstaat begonnen. Die Jugoslawien-Vermittler der Vereinten Nationen (UN) und der Europäischen Gemeinschaft (EG), Cyrus Vance und Lord Owen, zeigten sich vor Beginn der eintägigen ersten Sitzung des 17köpfigen Lenkungsausschusses zuversichtlich, einen Weg zur Beilegung des blutigen Konflikts in Bosnien finden zu können, dämpften aber Hoffnungen auf rasche Fortschritte.
Der Lenkungsausschuß soll sechs Arbeitsgruppen zusammenstellen, die über humanitäre Aufgaben, Vertrauensbildung, Bosnien-Herzegowina, Wirtschaftsfragen, ethnische Minderheiten sowie Rechtsfragen zum früheren Jugoslawien beraten. In den Arbeitsgruppen sollen auch die Konfliktparteien mitarbeiten. Owen meinte, der Folge-Prozeß von London werde "sehr schwierig, zeitaufwendig und detailreich". Der frühere US-Außenminister Vance sagte: "Wir wollen diesen Balkanhorror zu einem Ende bringen." Dem Lenkungsausschuß gehören unter anderem Vertreter der EG, der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) und der fünf ständigen Mitglieder des Sicherheitsrates an.
Die EG-Staaten einigten sich nach Angaben von Diplomaten in Brüssel auf eine Verschärfung des Handelsembargos gegen Jugoslawien. Dreifachkontrollen von Exporten sollen ein Unterlaufen der UN-Sanktionen verhindern. Für ein Totalembargo gegen Serbien und Montenegro sprach sich die Versammmlung der Westeuropäischen Union (WEU) aus. Nach einer außerordentlichen Sitzung der WEU-Versammlung in Paris hieß es weiter, Serbien und Montenegro sollten aus allen internationalen Organsiationen ausgeschlossen werden, solange sie nicht alle Jugoslawien betreffenden UN-Resolutionen und die Beschlüsse der Londoner Konferenz einhielten.
Ein italienisches Flugzeug der Luftbrücke für Sarajewo ist am Donnerstag nachmittag mit vier Insassen an Bord 30 Kilometer westlich der bosnischen Hauptstadt abgestürzt. Rettungsmannschaften fanden keine Überlebenden. Die Absturzursache war bis Donnerstag abend unklar. Unmittelbar nach dem Absturz wurde die Luftbrücke laut UN- Flüchtlingskommissariat ausgesetzt.
Ein Konvoi mit rund 100 Tonnen Hilfslieferungen erreichte am Mittag Gorazde. Die Lastwagen hatten am Morgen Sarajewo verlassen. Die Kolonne sollte bereits am Montag losfahren, konnte wegen der Kämpfe bei Gorazde aber nicht starten.
In Sarajewo traf am Donnerstag der stellvertretende UN-Generalsekretär Marrack Goulding ein. Er will die Umsetzung eines Abkommens überwachen, das der bosnische Serbenführer Radovan Karadzic mit den UN-Truppen geschlossen hatte. Danach sollen Mörser, Panzer- und Artilleriegeschütze an elf Punkten zusammengezogen und unter UN-Kontrolle gestellt werden. Im Verteidigungsfall sollen sie wieder eingesetzt werden können. In der bosnischen Hauptstadt war es nach tagelangem Beschuß in der Nacht zum Donnerstag "ungewöhnlich ruhig". Unterstützung für Panic BELGRAD (AP). In Belgrad deutete sich am Donnerstag im Machtkampf zwischen Ministerpräsident Milan Panic und dem serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic ein Erfolg Panics an. Der Regierungschef konnte offenbar die Bevölkerung, die montenegrinischen Abgeordneten und den jugoslawischen Präsidenten Dobrica Cosic hinter sich bringen. Auch Milosevics Sozialistische Partei rückte von einem Mißtrauensantrag gegen Panic ab, über den am Freitag abgestimmt werden soll. Kameramann Wohlberg in Deutschland FRANKFURT A. M. (Reuter). Der vor fast zwei Wochen in Serbien festgenommene ZDF-Kameramann Hermann Wohlberg ist am Donnerstag abend auf dem Frankfurter Flughafen eingetroffen. Wohlberg war am Mittwoch von einem Gericht in Serbien wegen Widerstands gegen die öffentliche Ordnung zu einer auf Bewährung ausgesetzten sechsmonatigen Freiheitsstrafe verurteilt worden.
MÜNCHEN, 3. September (dpa). Im neuen Schuljahr werden an bayerischen Grund- und Hauptschulen eigene Kurse in Kroatisch, Serbisch, Slowenisch, Albanisch und Makedonisch für Kinder jugoslawischer Herkunft eingerichtet. Wie Kultusminister Hans Zehetmair am Donnerstag in München sagte, werde damit der politischen Entwicklung im ehemaligen Jugoslawien Rechnung getragen. Die Auswahl der muttersprachlichen Fördermaßnahmen liege bei den Eltern.
Ganz neu sind Gruppen in kroatischer oder serbischer Sprache. Sie kamen bislang nicht zustande, weil durch die früher anerkannte serbokroatische Sprache als "lingua franca" keine besondere Nachfrage dafür bestand. Mit dem vielfältigen Sprachangebot wolle das Kultusministerium eventuelle Feindseligkeiten an Schulen vermeiden helfen, hieß es.
WASHINGTON, 3. September (dpa). Iran hat nach einem Bericht der britischen Tageszeitung The Guardian vier Kernwaffen von ehemaligen sowjetischen Moslem-Republiken in Zentralasien erhalten. Mindestens zwei von ihnen seien jetzt einsatzfähig, berichtete das Blatt am Donnerstag unter Berufung auf einen detaillierten, jedoch unbestätigten Report eines Untersuchungsausschusses des US-Kongresses.
Bei den Waffen handele es sich um zwei 40 Kilotonnen schwere Raketensprengköpfe, die jetzt auf iranische Versionen der Scud-Rakete sowjetischer Bauart paßten, eine für den Jagdbomber MiG 27 geeignete Fliegerbombe (50 Kilotonnen) und ein kleines nukleares Artilleriegeschoß (0,1 Kilotonne).
Nach dem Bericht des Untersuchungsausschusses wurden die Waffen ohne numerische Sicherheitscodes geliefert, mit denen die Gefechtsköpfe ausgelöst werden. Die Iraner könnten jedoch russische Techniker heranziehen, um die Sicherheitssperren zu umgehen.
NAIROBI, 3. September (dpa/AFP/ KNA/). Die Hungerkatastrophe in Somalia ist nach Angaben eines UN-Diplomaten weitaus schlimmer als bisher angenommen. Es gebe viele ablegene Gegenden, die bislang nicht zugänglich gewesen seien und in denen das Ausmaß des Leidens und des Hungers nicht bekanntgeworden sei, sagte der UN-Sonderbeauftragte für Somalia, der Algerier Mohammed Sahnoun, nach Angaben des britischen Rundfunks BBC am Donnerstag.
Unzählige hungernde Somalis hätten sich in ihre Häuser zurückgezogen und warteten auf den Tod. Die UN schätzten bisher, zwei Millionen Somalis seien vom Hungertod bedroht. Der UN-Diplomat räumte ein, daß die geplante Stationierung von bewaffneten UN-Soldaten in Somalia sich weiter verzögert. Die ersten 500 Blauhelme hätten schon in Mogadischu sein sollen. Es seien noch Verhandlungen mit den Bürgerkriegsparteien notwendig. Sahnoun: "Wir können nicht einfach Truppen ins Land zwingen. Damit würden wir einen neuen Krieg beginnen."
Die Europäische Gemeinschaft (EG) beschloß nach Angaben aus Brüssel, umgerechnet 28 Millionen Mark für den Einsatz belgischer UN-Soldaten bereitzustellen. Das Geld werde aus einem Entwicklungsfonds umgewidmet, hieß es.
Die deutschen Kirchen starten eine weitere gemeinsame Hilfsaktion für Somalia, die insgesamt fünf Millionen Mark umfassen soll. Der Deutsche Caritasverband und das Diakonische Werk riefen dazu auf, neben Somalia die übrigen unter Dürrekatastrophe und Flüchtlingselend leidenden Länder Sudan, Mozambik, Malawi und Simbabwe zu vergessen.
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) wird künftig 30 000 Tonnen Nahrungsmittel statt bisher 22 000 nach Somalia liefern, wie IKRK Vertreter Derek Spranger in Mombasa sagte. Das deutsche Notärzte-Komitee, Cap Anamur, schickte 518 Tonnen Hilfsgüter zur Rettung hungernder und auf dem Roten Meer verdurstender geflohener Somalis.
Spendenkonten: Caritas, Konto 202 und Diakonisches Werk, Konto 502 bei Banken und Sparkassen.
DÜSSELDORF, 3. September (dpa). Die nordrhein-westfälischen Grünen haben Strafanzeige wegen Steuerhinterziehung und Beihilfe zur Steuerhinterziehung gegen Verantwortliche im Düsseldorfer Finanz- und Wirtschaftsministerium sowie die Geschäftsführung der Oberhausener Grundstücksentwicklungsgesellschaft (GEG) erstattet. Es bestehe der Verdacht, daß Finanzminister Heinz Schleußer (SPD) der GEG geholfen habe, etwa 20 Millionen Mark Umsatzsteuern zu hinterziehen, sagte der Grünen-Abgeordnete Manfred Busch am Donnerstag in Düsseldorf. Schleußer saß vom April 1990 bis Dezember 1991 im GEG-Aufsichtsrat.
Laut Gutachten eines Steuerrechtlers hätten die Steuern für Zuschüsse gezahlt werden müssen, die das Land der GEG im Zusammenhang mit der Transaktion um das Thyssen-Grundstück Neue Mitte Oberhausen gezahlt habe. Schleußer sei nicht nur als Finanzminister, sondern auch als Mitglied des GEG-Aufsichtsrates verantwortlich, meinte Busch. Ministerpräsident Johannes Rau müsse personelle Konsequenzen ziehen. Ein Sprecher des Finanzministeriums bezeichnete die Vorwürfe als "haltlos".
Im Blickpunkt: Chemiewaffen-Abkommen Vernichtung in Schritten
Die am Donnerstag von der Abrüstungskonferenz der Vereinten Nationen (UN) in Genf abschließend behandelte Konvention für ein Verbot aller chemischen Waffen ist der bisher komplizierteste und umfassendste internationale Abrüstungs-Vertrag. In 24jährigen Verhandlungen war um Sätze, manchmal sogar um Worte gerungen worden. Der Vertrag umfaßt rund 190 Seiten. Er muß im Spätherbst noch von der UN-Vollversammlung in New York gebilligt werden, ehe er Anfang 1993 in Paris zur Unterzeichnung ausgelegt wird. In Kraft treten kann er erst, wenn ihn 65 Länder ratifiziert haben, aber auf keinen Fall vor 1995, da nach der Auslage mindestens zwei Jahre verstrichen sein müssen (Artikel 21).
Das Abkommen gliedert sich in 24 Artikel (rund 50 Seiten) und einen Anhang, in dem unter anderem die Kontrollverfahren für die Einhaltung der Konvention minutiös aufgelistet sind.
Der Vertrag verbietet die Entwicklung und Herstellung, den Erwerb, die Lagerung, die Weitergabe und den Gebrauch von C-Waffen. In den 30 Tagen nach Inkrafttreten des Abkommens müssen Staaten, die ihm beigetreten sind, offenlegen, ob sie chemische Waffen besitzen. Die C-Waffen müssen in den darauf folgenden zehn Jahren zerstört werden, ebenso die Fabriken für ihre Herstellung. In Ausnahmefällen können 15 Jahre in Anspruch genommen werden, eine Bestimmung, die Rußland wegen seiner schwierigen wirtschaftlichen Situation zugestanden wurde. Die Zerstörung der heimtückischen Waffen wird nach Angaben von Experten sehr viel mehr Geld kosten als die Herstellung.
Bisher haben nur die USA und die Moskau den Besitz von chemischen Waffen zugegeben (USA 30 000 Tonnen, Ex-UdSSR 50 000 Tonnen). Auch Irak besaß die "Atombombe des kleinen Mannes", wie die C-Waffen auch genannt werden. Geheimdienstangaben über weitere C-Waffen-Länder schwanken zwischen zehn und zwanzig. Die Bundesrepublik hatte bereits 1954 den Verzicht auf die Herstellung von chemischen Waffen erklärt.
Einer der schwierigsten Punkte, der in Genf ausgehandelt werden mußte, war die sogenannte Verifikation, mit deren Hilfe Inspekteure auch in privaten Chemiebetrieben überprüfen sollen, ob der Vertrag eingehalten wird. Der Sitz der zuständigen Behörde wird Den Haag in den Niederlanden sein. So gut wie allen Ländern, vor allem aber jenen mit einer hochentwikkelten chemischen und Militärtechnologie wie den USA, war daran gelegen, ein Ausspionieren ihrer Anlagen zu verhindern, gleichzeitig aber auch sicherzustellen, daß bei Inspektionen nicht betrogen werden kann.
Chemische Waffen wurden erstmals systematisch im Ersten Weltkrieg eingesetzt. Deutsche Truppen öffneten am 22. April 1915 im belgischen Ypern Tausende von Stahlflaschen, aus denen Wolken von Chlorgas auf die gegnerischen Linien zutrieben.
Ein typisches ätzendes Giftgas ist der Schwefellost, wegen seines Geruches auch Senfgas genannt. Wenn flüssiges Senfgas in die Augen gerät, erblinden die Opfer meist. Andere tödliche chemische Kampfstoffe sind Substanzen, die zum Ersticken führen, wie etwa Phosgen. Das 1937 entwikkelte Nervengas Tabun, eine Verbindung aus Alkohol, Blausäure und Phosphor, wurde im Zweiten Weltkrieg hergestellt, aber nicht eingesetzt. Zu den "modernen" Nervengasen gehören Sarin und das von britischen Wissenschaftlern entwickelte VX, mit dem sowohl US-amerikanische als auch russische Streitkräfte ausgerüstet sind. Nervengase sind teils geruch- und farblos.
Die USA begannen 1987 mit der Herstellung der sogenannten binären C-Waffen. Dabei werden zwei relativ ungiftige Substanzen getrennt gehalten, die sich erst Sekunden nach dem Abschuß oder Abwurf zu tödlichem Sarin vermischen. Die USA reagierten damit auf einen Unfall in einer ihrer Militäranlagen. Im Juli 1969 erlitten rund 200 Kinder schwere Hautverbrennungen, die in der Nähe der Anlage im Meer gebadet hatten. (dpa)
LEIPZIG, 3. September (dpa). Die Kriminalität in Leipzig ist gegenüber 1991 dramatisch angestiegen. Schon im ersten Halbjahr 1992 sei die Zahl schwerer Verbrechen wie Raub und Körperverletzung mit 179 höher als im gesamten Jahr 1991 gewesen, sagte Stadtrat Eberhard Gemkow am Donnerstag vor der Presse. Auch die 10 500 registrierten Autodiebstähle in den ersten sechs Monaten liegen bereits um 1500 über denen des gesamten Vorjahres. Bei den Eigentumsdelikten sei ein Anstieg um 62 Prozent zum Vergleichzeitraum 1991 zu verzeichnen.
Hysterie sei aber nicht am Platz, sagte Gemkow: Gemessen an westdeutschen Großstädten seien die Zahlen normal. Allerdings liege die Aufklärungsquote in Leipzig nur bei etwa 30 Prozent.
Gemkow verlangte eine Aufstockung des Personalbestandes der Polizei in Leipzig, wo ein Polizist auf 484 Einwohner komme. In Stuttgart entfielen nur 255 Einwohner auf einen Beamten.
ANKARA, 3. September (dpa/AFP/FR). Der türkische Staatspräsident Turgut Özal drängt laut Presseberichten auf eine Ausweitung der UN-Schutzzone für Kurden in Nordirak. Özal habe angeregt, die Zone bis zum 34. Breitengrad zu erweitern, berichtete am Donnerstag das türkische Blatt Sabah nach einem Treffen Özals mit irakischen Oppositionsführern in Ankara. Bislang dürfen irakische Militärs den 36. Breitengrad nicht Richtung Norden überschreiten. Als "Gipfel zum Sturz Saddams" wertete die türkische Presse das Treffen, an dem neben den irakischen Kurdenführern Massud Barsani und Dschalal Talabani auch Schiiten sowie Turkmenen teilgenommen hatten.
Vier kurdische Anhänger der Fundamentalistenorganisation Hisbollah wurden im Südosten der Türkei bei Silvan erhängt. In türkischen Zeitungen hieß es, Rebellen der Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) hätten sich zu den Morden bekannt und die Opfer als "Verräter" bezeichnet. Die PKK wirft der Hisbollah vor, mit türkischen Antiterroreinheiten zusammenzuarbeiten. Andererseits hatte sie darauf hingewiesen, daß die Rivalität mit der Hisbollah von türkischen Truppen als Vorwand für Vergeltungsaktionen benutzt worden sei. Die prokurdische Tageszeitung Özgür Gündem berichtete, in Nordirak seien zwei Mitglieder der "Partei für die Befreiung Kurdistans" (PAK) von der "Demokratischen Partei Kurdistans" (KDP) hingerichtet worden. Die PAK ist das irakische Gegenstück zur PKK. Zwischen Kurden in Irak und der Türkei gibt es ebenfalls Rivalitäten.
FRANKFURT A. M., 3. September (dpa/AFP/AP). Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) hat nach dem Brandanschlag von Ketzin einen Vergleich zur Verfolgung der Juden und anderer Minderheiten im Dritten Reich gezogen. Mit solchem Handeln wie in Ketzin fange eine Gesinnung an, die mit Auschwitz geendet habe, sagte Stolpe nach einer Besichtigung des ausgebrannten Asylbewerberheims. Die eigenen sozialen Sorgen und Probleme dürften die Ostdeutschen nicht dazu treiben, in den Ausländern die Sündenböcke zu suchen.
Der Ministerpräsident wertete den Brandanschlag von Ketzin als Mordversuch und kündigte ein hartes Vorgehen gegen solche Straftaten an. Zuvor hatte der Landtag von Brandenburg den Anschlag einmütig scharf verurteilt. Das Parlament forderte die Parteien auf, sich aktiv gegen Gewalt einzusetzen.
Die USA äußerten sich besorgt über die zunehmenden Ausschreitungen rechtsradikaler Gewalttäter in Deutschland. In einer in Washington veröffentlichten Erklärung des Außenministeriums wurde Bonn ermutigt, "das Problem entschlossen zu bekämpfen".
Angesichts des anhaltenden Terrors gegen Zuwanderer schlug das Bündnis 90/Die Grünen die Einrichtung von Notruf- Telefonen mit bundeseinheitlicher Nummer für gefährdete Ausländer vor. Diese Telefone sollten Tag und Nacht von Kontaktpersonen mit Fremdsprachenkenntnissen besetzt sein, forderte ihr Abgeordneter Konrad Weiß am Donnerstag in Bonn. Für die Notruf-Einrichtung solle Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU) fünf Millionen Mark aus seinem Etat bereitstellen. Das Bundesamt für Verfassungsschutz in Köln bestätigte, daß an Ausschreitungen in Rostock ehemalige Angehörige des DDR-Staatssicherheitsdienstes beteiligt waren. Hans- Gert Lange, Sprecher des Bundesamtes, sagte, drei der dort Festgenommenen hätten früher für die Stasi gearbeitet. Nach Angaben des Verfassungsschutzleiters in Mecklenburg-Vorpommern, Volkmar Seidel, kann von Stasi-gesteuerten Krawallen aber nicht die Rede sein.
Nach dem Angriff auf ein Asylbewerberheim in Neubrandenburg am Sonntag erließ das Landgericht am Donnerstag Haftbefehle gegen sieben Jugendliche. Damit sei eine Entscheidung des Amtsgerichts korrigiert worden, das nur einen Haftbefehl erlassen hatte, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Den Jugendlichen werde Landfriedensbruch und Brandstiftung im schweren Fall sowie versuchter Mord vorgeworfen.
Eine Woche nach dem Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim im pfälzischen Ilbesheim nahm die Polizei einen 18jährigen fest, der die Tat gestanden hat. SPD verschärft Ton gegen Seiters hll BONN. In der SPD wächst der Unmut über die Politik von Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU) angesichts der vielen unerledigten Asylverfahren. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Rudolf Purps sagte am Donnerstag in Bonn, die Stellensituation im Bundesamt zur Anerkennung ausländischer Flüchtlinge sei "unglaublich": Von 1715 Beamtenstellen seien am 30. Juni gerade 423 besetzt gewesen, von 1695 Angestelltenstellen nur 635 und von 189 Arbeiterstellen 33. "Der Bundesinnenminister hat seine Pflichten grob verletzt." FDP deutlich für Verfassungsänderung jm FRANKFURT A. M. Die FDP-Bundestagsfraktion verabschiedete in Frankfurt/Main eine Zehn-Punkte-Erklärung zum Asylrecht, die in vielen Punkten den Petersberger Beschlüssen ähnelt, die die SPD-Spitze Ende August beschlossen hatte. So legte die FDP ihre bisherigen Vorbehalte gegen eine Grundrechtsänderung ab und sprach sich für ein Einwanderungsgesetz sowie eine bessere Integration der Ausländer in der Bundesrepublik aus.
DÜSSELDORF, 3. September (dpa). Das höchste bislang bekanntgewordene Schmerzensgeld für ein Unfallopfer in Deutschland hat das Oberlandesgericht (OLG) Düsseldorf einem 33 Jahre alten Mann zugesprochen. In einer am Donnerstag veröffentlichten Entscheidung verurteilten die Richter die Versicherung des Verursachers, dem seit dem Unfall querschnittgelähmten Motorradfahrer 450 000 Mark sowie eine monatliche Rente von 750 Mark zu zahlen (AZ: 1 U 218/90).
Das OLG sah in dem Fall einen "ganz schweren Dauerschaden", der ein Schmerzensgeld rechtfertige, "wie es die Rechtsprechung bisher nicht zuerkannt" habe. Es belaufe sich zusammen mit dem kapitalisierten Rentenbetrag auf knapp 600 000 Mark. Doch sei diese Summe angemessen, "auch wenn durch das Urteil eine Erhöhung der höchsten Schmerzensgeldbeträge eintreten kann".
DUSCHANBE, 3. September (dpa/AFP). In der früheren Sowjetrepublik Tadschikistan herrscht nach dem Sturz des altkommunistischen Präsidenten Rachmon Nabijew Unklarheit über die politische Zukunft des Landes. Seine Parteigänger in Parlamentsführung und Ministerrat hatten ihn am späten Mittwoch abend für abgesetzt erklärt. Nabijew ist seit der Besetzung des Präsidentenpalastes in der Hauptstadt Duschanbe verschwunden.
In der Region Kurgan-Tjube im Süden der ärmsten GUS-Republik kam es zu Zusammenstößen zwischen Anhängern und Gegnern des alten Regimes. Dabei wurden mehrere Dutzend Menschen getötet. In Duschanbe gingen die Proteste oppositioneller Gruppen weiter.
Das Parlament sollte die Entscheidung der jetzigen Führung am heutigen Freitag bestätigen. Beobachter in Duschanbe gingen davon aus, daß das Präsidentenamt durch einen Staatsrat ersetzt werden könnte. Andererseits zweifelten Regierungskreise, ob das Parlament überhaupt zu der Sondersitzung zusammentreten könne, wie die Agentur Interfax meldet. Die Agentur Itar-Tass zitierte die Parlamentsführung, Nabijew sei "zu einem Fremden im eigenen Land geworden". Ihm wird vorgeworfen, das Land an den Rand des Bürgerkriegs geführt zu haben. GUS erwägt Einsatz eigener Truppen
MOSKAU. Die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) erwägt nach Angaben ihres Oberkommandierenden, Marschall Jewgeni Schaposchnikow, Friedenstruppen nach Tadschikistan zu schicken. Dies sei jedoch sehr problematisch, sagte er vor den GUS-Verteidigungsministern in Moskau. Verschiedene Gruppen in Tadschikistan haben sich gegen eine Einmischung ausgesprochen. Laut Schaposchnikow arbeiten derzeit Experten an einem Abkommen über den Einsatz von Friedenstruppen in den Krisenherden der GUS. Es soll zu ei- nem militärischen Sicherheitskonzept gehören, auf dessen Grundlagen sich die GUS-Verteidigungsminister geeinigt hätten.Macht Fernsehen unfruchtbar?
ROM, 3. September (dpa). Ist der Fernseher mit schuld an der zunehmenden Unfruchtbarkeit von Männern? Das behaupten zumindest Teilnehmer des 5. Internationalen Immunologiekongresses in Rom. Vor dreißig Jahren gingen die Paare viel häufiger miteinander ins Bett als heute im Zeitalter des Fernsehens, sagte der wissenschaftliche Sekretär des Kongresses, Andrea Lenzi. Nach Berichten vom Donnerstag räumte Lenzi aber ein, daß es sich um eine "noch zu beweisende Hypothese" handelt. Andere Experten lehnen seine Theorie als unhaltbar ab.
Die Gründe für die Zunahme der Unfruchtbarkeit hängen nach Angaben der Ärzte fast alle mit der Lebensweise in den modernen Industriestaaten zusammen: übermäßiger Medikamentenkonsum, zu viele Lebensmittelzusätze und Fleischhormone, Streß, Alkohol und Zigaretten, zu enge Unterwäsche. Die Teilnehmer wiesen darauf hin, daß sich in 30 Jahren die durchschnittliche Spermienkonzentration in der Samenflüssigkeit der Männer der westlichen Welt mehr als halbiert habe.
BONN, 3. September (dpa). Das Bundesumweltministerium hat am Donnerstag zwei Fälle illegalen Müllexports bestätigt. Danach hat eine Firma aus Hannover im Frühjahr rund 500 Tonnen hochgiftiger Pflanzenschutzmittel aus der früheren DDR nach Albanien befördert. Dort soll die Fracht seit Monaten auf einem Schiff lagern. Die EG-Kommission hatte darüber die Bundesregierung informiert, die das Bundeskriminalamt und zuständige Landesbehörden einschaltete.
Der Firma ATG in Nachrodt (Nordrhein- Westfalen) wird vorgeworfen, rund 5000 Tonnen Altreifen als Wirtschaftsgut nach Estland geliefert zu haben - als Brennmaterial für Kraftwerke. Darüber hatte das estnische Umweltministerium Bonn Ende Juli aufmerksam gemacht, und am Dienstag hatte die FR über den Vorgang und dessen Bedeutung berichtet.
Im Bonner Umweltministerium hieß es dazu, ATG habe zugesagt, für die notwendige Technik zum Verbrennen dieser Reifen zu sorgen. Dies sei aber bisher nicht geschehen. Insgesamt soll es sich um eine Lieferung von bis zu 800 000 Tonnen Altreifen handeln. Dies zeige erneut, daß illegale Abfallexporte ins Ausland, die als Wirtschaftsgut deklariert würden, keine Einzelfälle seien, sagte Ministeriumssprecherin Marlene Mühe.
ATG-Geschäftsführer Fritz Hense bestritt die Vorwürfe. Das Kraftwerk in Estland solle vor Beginn der Reifenverbrennung umgebaut und anschließend nach deutschen Umweltstandards betrieben werden. Der erste Block werde voraussichtlich Anfang 1993 in Betrieb gehen. Der Umbau der sieben Kraftwerksblöcke werde insgesamt gut zehn Millionen Mark kosten. Davon entfalle ein Drittel auf Filteranlagen. Bisher sei dort stark schwefelhaltiges Schweröl ohne Filter verbrannt worden. "Das war eine Dreckschleuder", sagte Hense.
Die Firma habe ihre Verhandlungen ausschließlich mit dem estnischen Ministerium für Industrie und Energie geführt und mit ihm einen Fünfjahresvertrag abgeschlossen, betonte der Manager.
(Kommentar auf Seite 3)
SAARBRÜCKEN, 3. September (dpa). Immer mehr Bundesbürger gehen auf Distanz zu Europa. Innerhalb eines Jahres verschlechterte sich die Stimmung gegenüber der Europäischen Gemeinschaft (EG) und dem Binnenmarkt deutlich, wie eine Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen ergab. Nur noch 16 Prozent der Deutschen - gegenüber 35 Prozent vor einem Jahr - sähen Vorteile in der EG-Mitgliedschaft, sagte Dieter Roth vonder Forschungsgruppe am Donnerstag im Saarländischen Rundfunk.
Vom Binnenmarkt hätten sich 1991 immerhin noch 42 Prozent der Befragten "eher Vorteile" für die Deutschen versprochen. Jetzt seien es nur noch 24 Prozent. Ursachen des Stimmungsumschwungs seien neben dem gescheiterten dänischen Referendum auch die Diskussion um die Abschaffung der D-Mark zugunsten des ECU. "Da haben die Deutschen sehr große Vorbehalte", meinte Roth. Zwei von drei Deutschen lehnten die europäische Währungseinheit wegen der befürchteten mangelnden Stabilität ab.
MÜNCHEN/MAILAND (dpa/VWD). Unter dem neuen Dach der Benetton Sportsystem werden alle Sportaktivitäten des italienischen Benetton-Konzerns zusammengefaßt. Das kündigte Gilberto Benetton, Präsident der Edizione Holding, auf der Internationalen Sportartikelmesse Ispo an. Über die private Edizione steuert die Familie Benetton sowohl die Geschäfte des börsennotierten Bekleidungskonzerns Benetton Group als auch ihre zahlreichen Sportartikelfirmen wie Nordica, Kästle und Prince.
Benetton Sportsystem solle ein neues Markenzeichen darstellen, sagte Benetton. Vereint werden sowohl die vom Unternehmen verpflichteten Sportler, wie der deutsche Formel-I-Pilot Michael Schumacher, als auch die verschiedenen zu der Firma gehörenden Basketball-, Rugby oder Volleyball-Mannschaften sowie die in- und ausländischen Sportartikelprodukte.
Vorerst sollen aber keine weiteren Sportfirmen zugekauft werden. Vorrang habe die Weiterentwicklung der bestehenden Marken. Deshalb werde die Gruppe auch künftig weiter wachsen, aber nicht mehr so schnell.
Die Benetton-Geschwister hatten in den vergangenen Jahren durch Firmenübernahmen einen Sportkonzern geschaffen, für den 1992 eine Umsatzsteigerung um knapp 48 Prozent auf umgerechnet 1,1 Milliarden Mark erwartet wird. Für das nächste Jahr rechnet Gilberto Benetton mit Erlösen von 1,3 Milliarden Mark.
BOCHUM. Der französisch-amerikanische Filmautor und Regisseur Marcel Ophüls ("Hotel Terminus") hat den mit 25 000 Mark dotierten Peter-Weiss-Preis der Stadt Bochum erhalten. Der 64jährige erhielt die Auszeichnung für sein filmisches Werk, in dem er "die quälenden Dinge von gestern und die unwägbaren Verhältnisse von heute" darstellte und "ohne Dogma und frei von Larmoyanz" Stellung beziehe, so das Kulturdezernat der Stadt. dpa
HANNOVER, 4. September (dpa). Für rund zwei Stunden haben am Donnerstag etwa 40 Jungsozialisten (Jusos) das SPD- Parteibüro in Hannover besetzt. Sie protestierten damit gegen die Vorschläge des SPD-Vorsitzenden Björn Engholm zur Asylpolitik. Diese Linie für eine Grundgesetzänderung gebe keine "angemessene Antwort auf Fragen, die die weltweiten Wanderungsbewegungen an die reichen Industrienationen stellen", hieß es in einer Mitteilung des SPD-Nachwuchses.
Das Personalkarussell beim Deutschen Handball-Bund (DHB) dreht sich weiter: Nach dem Rücktritt von Männer-Bundestrainer Horst Bredemeier noch bei den Olympischen Spielen in Barcelona ist am Donnerstag auch Frauen-Coach Heinz Strauch nicht ganz überraschend von seinem Amt zurückgetreten.
"Ich will mein Gesicht nicht verlieren. Ich habe die Konsequenzen aus meinen bitteren Erfahrungen nach Olympia gezogen", meinte der 53jährige Rostocker, "der Grund zu diesem Schritt war nicht allein die verpaßte Medaille, sondern das Umfeld, das mich besonders enttäuscht hat."
DHB-Präsident Hans-Jürgen Hinrichs hatte vor dem olympischen Turnier wie bei Bredemeier die Prämisse ausgegeben: "Die Bundestrainer-Verträge verlängern sich automatisch, wenn eine Medaille gewonnen wird."
Strauch hatte mit der Nationalmannschaft nur Rang 4 erreicht. Das auslösende Moment für die Kündigung noch vor Auslaufen seines am 1. Januar 1991 geschlossenen Kontrakts zum 30. September 1992 war sicher auch, wie Strauch zugab, in der aus der Mannschaft laut gewordenen massiven Kritik an dem Diplom-Sportlehrer zu suchen.
Auf dem Höhepunkt der Enttäuschung von Barcelona hatten neben anderen Mannschaftskapitän Silvia Schmitt (Leverkusen) und auch Torjägerin Elena Leonte (Mainzlar) mit Angriffen gegen Strauch, "der viel zu weich ist" oder "wenn keine Hilfe von der Bank kommt, muß auch die beste Mannschaft scheitern", die Demission des Trainers forciert.
Strauch: "Ich habe mir die Entscheidung nicht leichtgemacht. Aber ich sehe keine Möglichkeit mehr, als Trainer weiterzuarbeiten."
Ein Nachfolger für Strauch ist noch nicht in Sicht. "Wir akzeptieren Strauchs Entscheidung, der viel für den deutschen Handball geleistet hat. Die gelungene Zusammenführung der beiden Teams Ost und West war unter anderem sein Verdienst", meinte Hinrichs. Bis Ende September will der DHB alle Personalfragen abgeschlossen haben. dpa
PARIS, 4. September (dpa). Das afrikanische Zeltdorf bei Paris soll aufgelöst werden. Die meist aus Mali stammenden Obdachlosen würden "gleichmäßig" auf die Departements des Umlandes verteilt, gab die Präfektur von Paris bekannt. Die Schwarzafrikaner kampieren seit dem 21. Mai im Bois de Vincennes, einer Wald- und Parkzone im Osten der Hauptstadt.
Nach Angaben des Rates der Malier in Frankreich (CMF) leben über 1500 Menschen in dem Zeltlager. Die Präfektur spricht von 35 obdachlosen und 200 schlecht untergebrachten Familien. Der Bürgermeister von Meudon bei Paris protestierte dagegen, daß ein Teil der Afrikaner "unter unwürdigen Umständen" in seiner Stadt untergebracht werden soll.
MOSKAU, 3. September (dpa). Aserbaidschan und Armenien haben am Donnerstag abend ein Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet, das am 15. September in Kraft treten soll. Die Nachrichtenagentur Itar-Tass meldete, die Feuerpause gelte entlang der armenisch-aserbaidschanischen Grenze. Die Vereinbarung ging auf einen kasachischen Vermittlungsversuch zurück.
Die Feuerpause gilt diesen Angaben zufolge nicht für die umkämpfte Kaukasus-Enklave Berg-Karabach, wo die armenische Bevölkerungsmehrheit für die Unabhängigkeit von Aserbaidschan kämpft. Ein bereits für den 1. September vereinbarter Waffenstillstand entlang der Grenze und in Berg-Karabach war bisher ohne Wirkung.
"Schlafmütze" Steffi Graf zuckte mit den Schultern, schüttelte den Kopf und war mit sich und der Tennis-Welt nach dem 7:5, 6:3 über Pam Shriver nicht ganz zufrieden: "Ich habe eigentlich ganz gut gespielt, aber schlecht returniert", meinte die viermalige Wimbledon-Gewinnerin aus Brühl.
An diesem trüben und regnerischen Donnerstag bei den US Open in New York zog die 23jährige durch einen schwer erkämpften Erfolg im "Michael- Stich-Vorspiel" über die sieben Jahre ältere US-Amerikanerin in Runde drei ein, in der sie gegen Nanne Dahlmann aus Finnland spielt.
"Es ist ein Problem, daß ich elf oder zwölf Stunden schlafe. Da bin ich am Tag unheimlich müde", meinte die Deutsche. Die "Schlafsucht" kam während der mittlerweile überstandenen Erkältung - und hält noch an.
"Was mich wirklich genervt hat, war mein Return. Der Rest war okay", meinte Steffi Graf nach ihrem Spiel. Die verletzte Schulter habe ihr keine Schmerzen bereitet. In der Regenpause habe sie sich vorgenommen: "Geh' jetzt raus und spiele etwas ruhiger. Das hat geklappt."
Ein größeres Aufräumkommando war auf dem Centre Court damit beschäftigt, die Reste der vierzigsten Geburtstagsparty des fünfmaligen Titelgewinners Jimmy Connors zu beseitigen. 6:1, 6:2, 6:3 hatte der "Altmeister" den unerfahrenen Brasilianer Jaime Oncins abgefertigt.
Zehn (sechs Männer, vier Frauen) der ehemals 17 deutschen Starter waren am Donnerstag nachmittag noch im Wettbewerb. Die Heidelbergerin Silke Meier (gegen Zina Garrison/USA) und Alexander Mronz aus Leverkusen (gegen Carlos Costa/Spanien) kämpften neben Graf und Stich um den Einzug in die dritte Runde.
Für eine Überraschung hatte am Vorabend der Neusser Nachwuchsspieler Marc Göllner mit einem 3:6, 6:3, 6:4, 6:0 gegen den schwedischen Daviscupspieler Anders Jarryd gesorgt.
Es regnete in New York, und am vierten Tag des Grand-Slam-Turniers in Flushing Meadow gab es Verspätungen und Pausen. Auf dem "Grandstand", der kleinen Arena neben dem Louis Armstrong-Stadion, hatte die Weltranglisten- Zweite und zweimalige US-Open-Siegerin Steffi Graf lange Zeit Probleme.
Im verflixten siebten Spiel des ersten Durchgangs mußte sie sogar einen Breakball der Weltranglisten-33. aus Baltimore abwehren. Im elften Duell mit Pam Shriver war die Deutsche nur bei den "Big Points" hellwach. Das reichte.
Nach der eineinviertelstündigen Regenpause Ende des zweiten Satzes nahm sie ihrer Gegnerin sofort den Aufschlag ab und feierte den achten Sieg über die Amerikanerin seit 1985.
Boris Becker (Leimen) und Carl-Uwe Steeb (Stuttgart) absolvieren ihre Zweitrunden-Spiele (voraussichtlich) am Freitag gegen amerikanische Wild-Card-Inhaber: Becker bekommt es mit Robbie Weiss, Steeb mit Brian Dunn zu tun. Der Neusser Marc Goellner spielt nach seinem Überraschungserfolg über den Schweden Anders Jarryd gegen den an Nummer 14 gesetzten Amerikaner Malivai Washington.
Auch auf die Münchnerinnen Claudia Porwik (gegen Monica Seles) und Sabine Hack (gegen Gigi Fernandez) warten in der dritten Runde schwere Aufgaben. Das "Spiel des Tages" findet im Louis- Armstrong-Stadion zwischen den US- Amerikanern Jimmy Connors und Ivan Lendl statt.
Lendl konnte erst nach fünf hartumkämpften Sätzen den Peruaner Yaime Yzaga in der 1. Runde ausschalten.
Viermal schon spielten die beiden ehemaligen Weltranglisten-Ersten bei den US Open gegeneinander: 1982 und 1983 im Finale mit Vorteil Connors, 1985 und 1987 war Lendl im Halbfinale Sieger. Als einziger der gesetzten Spieler verlor der Weltranglisten-Sechste Petr Korda in der "Night-Session" am Mittwoch sein erstes Spiel: Der Tschechoslowke scheiterte in fünf Sätzen am Spanier Emilio Sanchez.
Nach Steffi Graf mußten am Donnerstag noch Michael Stich gegen Brad Gilbert (USA), Silke Meier (Saarlouis) gegen Zina Garrison (USA) und Alexander Mronz (Leverkusen) gegen Carlos Costa (Spanien) und Patrik Kühnen (Bamberg) gegen Todd Martin (USA) antreten. dpa
BUENOS AIRES, 4. September (dpa). Nach fast 40jährigen Auseinandersetzungen über Atomfragen haben Argentinien und die USA vereinbart, auf dem Gebiet der friedlichen Nutzung der Atomenergie künftig zusammenzuarbeiten. Der argentinische Außenminister Guido Di Tella und US-Botschafter Terence Todman unterschrieben am Donnerstag in Buenos Aires die Rahmenvereinbarung, die sich auch auf das Gebiet der Urananreicherung erstreckt. In diesem Bereich haben Wissenschaftler des südamerikanischen Staates ein hohes Niveau erreicht.
Argentinien war zusammen mit Brasilien erst in der vorigen Woche dem 1967 geschlossenen Vertrag von Tlatelolco in Mexiko beigetreten, der die Verbreitung von Kernwaffen in Lateinamerika verbietet.Nitrat belastet Trinkwasser
BONN, 4. September (dpa). Die Belastung des Grundwassers durch Nitrate als Folge der Überdüngung ist nach Ansicht von Wasserexperten noch immer zu hoch. Eine Trendwende sei nicht in Sicht, sagte der Präsident der Vereinigung Deutscher Gewässerschutz, Dieter Flinspach, jetzt in Bonn.
Der Bonner Wasserrechtler Jürgen Salzwedel äußerte "größte Besorgnis" über die Entwicklung des deutschen Wasserrechts. Statt den Gewässerschutz gegenüber der Landwirtschaft als "produktionsbegrenzenden Faktor" durchzusetzen, bemühe man sich, ein Sonderrecht für Landwirte zu schaffen. In Wasserschutzgebieten würden Landwirte auf Kosten der Wasserverbraucher dafür entschädigt, daß sie die Böden nicht überdüngten, rügte Salzwedel.
BONN, 3. September (dpa). Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) will die Zebrastreifen an den Fußgängerüberwegen mit ihren herkömmlichen Querbalken für Passanten "umdrehen". Einen entsprechenden Appell zur Änderung der Straßenverkehrsordnung richtete sein Vorsitzender Rainer Graichen am Donnerstag vor der Presse an Verkehrsminister Günther Krause (CDU).
Der VCD begründete seine Forderung damit, daß für die Autofahrer die Längsstreifen an den Überwegen einen "Sogeffekt" hätten. Alles, was dagegen quer zur Fahrtrichtung angebracht sei, "wirkt stoppend", erläuterte Graichen. Er verwies auf Italien und Frankreich, wo auf den Straßenzufahrten zu den Städten vielfach quer zur Fahrtrichtung weiße Streifen auf der Fahrbahn angebracht seien, um die Fahrer zum Abbremsen zu veranlassen.
Graichen wies darauf hin, daß innerorts doppelt so viele Fußgänger getötet oder verletzt würden wie Autofahrer.
BONN, 3. September (dpa). Im Beisein von Bundespräsident Richard von Weizsäcker hat sich am Donnerstag in Bonn die Kommission für die Neuregelung der Parteienfinanzierung konstituiert. Das von Weizsäcker berufene Gremium, das der frühere Präsident des Bundesverwaltungsgerichts Horst Sendler leitet, soll Grundlagen für ein neues Parteiengesetz ausarbeiten, nachdem das Bundesverfassungsgericht am 9. April wesentliche Teile der bisherigen Finanzierung durch den Steuerzahler für verfassungswidrig erklärt hatte.
Von einer Arbeitsgruppe, an der die Parteischatzmeister, Wissenschaftler sowie Vertreter der Bundestagsverwaltung teilnahmen, sind Leitsätze ausgearbeitet worden. Darin wird unter anderem die Senkung der bisherigen Wahlkampfpauschale auf drei Mark pro gültige Stimme vorgeschlagen. Bislang fließen an die Parteien fünf Mark je Wahlberechtigtem, unabhängig davon, ob ein Bürger sich tatsächlich an der Wahl beteiligt oder zu Hause bleibt. Daneben soll nach diesen Vorschlägen künftig ein Organisationszuschlag aus öffentlichen Mitteln gezahlt werden. Dieser soll genauso hoch liegen wie die Einnahmen, die eine Partei aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden erzielt.
BONN (dpa/VWD/rtr). Ungeachtet der hohen Zinsen erwartet der Verband der Privaten Bausparkassen, daß in den kommenden Jahren insbesondere in Westdeutschland kontinuierlich mehr Wohnungen gebaut werden. Hauptgeschäftsführer Joachim Degner rechnet allein für die alten Länder in diesem Jahr mit 360 000 fertiggestellten Bleiben, für 1993 mit mehr als 400 000 Einheiten und für 1994 mit rund 450 000. Wegen knapper Baukapazitäten und des starken Zuzugs in den vergangenen Jahren blieben Wohnungen dennoch auf längere Sicht knapp.
Von der Bundesregierung fordert Degner eine Änderung der Förderung für das selbstgenutzte Wohneigentum: Bonn sollte Anreize zur Bildung von Eigenkapital geben, statt die Belastung aus der Finanzierung nach dem Wohnungserwerb zu subventionieren. Je niedriger das Eigenkapital sei, desto höher sei nämlich im Einzelfall die finanzielle Belastung und damit auch der Umfang der erforderlichen staatlichen Hilfen.
Zugleich kritisiert der Hauptgeschäftsführer des Verbands den sozialen Wohnungsbau, für den der Staat in diesem Jahr etwa 25 Milliarden Mark aufwende. Die Produktivität der dort eingesetzten öffentlichen Mittel liege bei einem Fünftel dessen, was bei Eigenheimwohnungen zu erreichen sei. Aufwendungen bis zu 300 000 Mark pro Sozialwohnung seien keine Seltenheit, während das selbstgenutzte Eigentum 50 000 Mark erfordere.
In den neuen Ländern sehen die Institute jetzt den aufgestauten Nachholbedarf beim Bausparen in "normale Bahnen" übergehen. Vom zweiten Halbjahr 1990 an bis Ende Juni 1992 hätten die privaten Bausparkassen in Ostdeutschland bereits 3,4 Milliarden Mark Baudarlehen auszahlen können. Die Neuzusagen ließen einen weiteren Anstieg der Wohnungsfinanzierung durch die Mitglieder des Verbandes erwarten. Der Marktanteil der Privaten Bausparkassen liege insgesamt bei 70 Prozent, in der ehemaligen DDR bei über 85 Prozent.
Das Neugeschäft zeigt im ersten Semester ein unterschiedliches Bild in West und Ost: In den alten Ländern stieg die Zahl neuer Abschlüsse um 6,4 Prozent auf 970 000 Verträge, die Bausparsumme um 13,8 Prozent auf 35,8 Milliarden Mark. Im Osten sank die Zahl der Verträge um 31,2 Prozent auf 307 000 und die Summe um 30,8 Prozent auf 9,1 Milliarden Mark. Zur Jahresmitte verwalteten die privaten Bausparkassen insgesamt 19,7 Millionen Bausparverträge über eine Summe von 713 Milliarden Mark. Die Baugeldauszahlungen nahmen im ersten Semester für Deutschland insgesamt um knapp zehn Prozent auf 19,5 Milliarden Mark zu. Davon entfielen auf den Osten gut 1,2 Milliarden Mark.
TEMESWAR, 3. September (Reuter). Der rumänische Bischof Laszlo Tokes ist im Hungerstreik. Der Protestant will damit erreichen, daß die Verantwortlichen für den Tod von über 1000 Menschen während des Aufstandes gegen den Diktator Nicolae Ceausescu bestraft werden.
LONDON, 3. September (AFP). In einer prompten Reaktion hat der Buckinghampalast einen Bericht des Evening Standard vom Mittwoch nur wenige Stunden nach seinem Erscheinen dementiert, in dem es hieß, Prinzessin Diana habe ihren Freund, den Autohändler James Gilbey, kürzlich in seinem Landhaus in Norfolk besucht. Die Meldung sei "ganz einfach nicht wahr". Die Prinzessin habe "Herrn Gilbey in den vergangenen drei Monaten nie besucht" und sei auch "nie in seinem Cottage gewesen", sagte der Pressesprecher der Prinzessin, Dickie Arbiter, dem Daily Express zufolge.
SACRAMENTO, 3. September (AFP). Kalifornien ist wieder zahlungsfähig. Nach einer 63tägigen Krise unterzeichnete der republikanische Gouverneur Pete Wilson den Haushalt, nachdem der von den Demokraten beherrschte Kongreß den Etat gebilligt hatte. Beide Seiten hatten über den Abbau des Defizits von umgerechnet 15 Milliarden Mark gestritten.
BRÜSSEL, 3. September (AFP). Belgien will den im Hafen von Antwerpen angekommenen Giftmüll eines in Australien gecharterten Schiffs nach Frankreich zurückschicken. Die Enscheidung sei im Einverständnis mit den französischen Behörden getroffen worden, teilte das Umweltministerium des Landes mit. Frankreich habe den Import der giftigen Polychlorbiphenyle (PCB) am 9. Juli erlaubt. Das PCB soll in Saint Vulbas verbrannt werden. Nach Angaben von Greenpeace hat die Umweltschutzorganisation am Mittwoch zunächst jedoch verhindert, daß der Giftmüll per Lkw nach Frankreich gebracht wurde.
MAINZ, 3. September (AFP). Estland wird zunehmend zum Ziel für deutschen Abfall-Tourismus. Altreifen, Klärschlamm, alte Autolacke und Schmierfette seien in dem baltischen Staat gelandet, berichtete das ZDF-Morgenmagazin am Donnerstag. Die Stoffe seien zuweilen als "humanitäre Hilfe" deklariert worden. Die Umweltbehörden in Estland seien umgangen worden. So habe die nordrhein-westfälische Firma ATG einen Vertrag über die Lieferung von bis zu 800 000 Tonnen Reifen nach Estland pro Jahr geschlossen. Eine erste Lieferung sei bereits in Estland angekommen, ohne daß eine versprochene Anlage zur Verbrennung der Reifen gebaut worden sei.
WASHINGTON, 3. September (AFP). Dem Planeten Mars, der über chemische Elemente zur Entfaltung von Leben verfügt, hat es in seinem Urstadium lediglich an Wasser gefehlt, um eine Entwicklung ähnlich der der Erde einzuschlagen. Zu diesem Ergebnis kamen jetzt Wissenschaftler auf einem internationalen Kongreß über den Weltraum in Washington. Hätte es vor mehreren Millionen Jahren auf dem Mars große Mengen Wasser gegeben, sähe es dort heute vielleicht so aus wie auf der Erde, sagte einer der Forscher bei der US-Weltraumbehörde NASA, Rocco Mancinelli.
Die Analyse von Meteoriten zeigte nach Angaben eines israelischen Wissenschaftlers, daß es auf dem Mars 17 chemische Elemente gibt, die für die Entwicklung von Leben gebraucht werden. Einer Theorie zufolge verfügte der Mars früher über Wasser, verlor es aber wegen seines relativ geringen Gewichts.
Die NASA will am 25. September einen Forschungssatelliten zum Mars bringen.
TYRUS, 3. September (AFP). Der Schiite Nasser el Chalil, der bei den am Sonntag stattfindenden libanesischen Parlamentswahlen für die Liste des ehemaligen Parlamentspräsidenten Kamel el Assad antritt, ist in der Nacht zum Donnerstag bei einem Attentat verletzt worden. Einer seiner Leibwächter wurde Polizeiangaben zufolge getötet. Zwei weitere wurden verletzt. Wie die libanesische Polizei am Donnerstag mitteilte, wurde das Attentat in der Gegend von Tyrus 85 Kilometer südlich von Beirut verübt. Auf der Rückfahrt von einer Wahlveranstaltung hätten Unbekannte das Feuer auf den Konvoi des Politikers eröffnet.
TOKIO, 3. September (AFP). In einem an China angrenzenden Landesteil Nordkoreas hat die Nahrungsmittelknappheit offenbar Unruhen ausgelöst. Die kommunistische Führung in Pjöngjang habe deshalb einen Grenzübergang zur nordostchinesischen Provinz Jilin geschlossen, berichteten japanische Touristen am Donnerstag der Nachrichtenagentur Kyodo. Grund für die Grenzschließung seien nicht die kürzlich aufgenommenen diplomatischen Beziehungen zwischen China und Südkorea, sondern "kleinere Unruhen, deren Ursache die Wirtschaftskrise" in Nordkorea sei, erklärte ein in Peking arbeitender japanischer Nordkoreaexperte nach einer Meldung der Nachrichtenagentur.
WASHINGTON, 3. September (AFP). Astronauten, die zum Mars fliegen, riskieren, frühzeitig zu altern. Zu diesem Ergebnis kommt das US-Institut für Altersforschung. Die Strahlungen, denen die Weltraumfahrer außerhalb des Magnetfeldes der Erde ausgesetzt seien, könnten sich auf das Gehirn auswirken, berichtete der Wissenschaftler Jim Joseph nach Versuchen mit Ratten am Mittwoch auf einem internationalen Weltraumkongreß in Washington. Die kosmischen Strahlenteilchen bewegten sich sehr schnell und könnten in Raumschiffe und menschliche Körper eindringen. Ihre Zellkerne seien schwer und aktiv genug, um den Gehirnzellen Verletzungen zuzufügen. Die Fähigkeit der Nervenzellen zur Übertragung von Signalen könnte dabei verringert werden, ähnlich wie beim Alterungsprozeß.
JOHANNESBURG, 3. September (AFP/ Reuter). Auch während des Besuchs der EG-Troika unter Leitung des britischen Außenministers Douglas Hurd in Südafrika sind in der Nacht zum Donnerstag vier Menschen politisch motivierter Gewalt zum Opfer gefallen.
Hurd, der dänische Außenminister Uffe Ellemann-Jensen, sein portugiesischer Kollege Jose Manuel Durao Barroso sowie EG-Außenkommissar Frans Andriessen, der die Troika begleitet, hatten sich am Donnerstag mit dem südafrikanischen Präsidenten Frederik de Klerk getroffen. Tags zuvor hatten sie mit dem Vorsitzenden der Schwarzenorganisation Afrikanischer Nationalkongreß (ANC), Nelson Mandela, gesprochen.
Die ersten zwölf von 50 Beobachtern der Vereinten Nationen (UN) sollen am Wochenende nach Südafrika reisen.
DRESDEN, 4. September (AFP). Die Elbe-Flugzeugwerke in Dresden werden 140 Militärflugzeuge des sowjetischen Typs MiG 21 verschrotten. Wie der sächsische Wirtschaftsminister Kajo Schommer nach einem Besuch in dem Unternehmen mitteilte, soll mit der Zerstörung der Flugzeuge am 22. September begonnen werden. Er wolle sich beim Bundesverteidigungsminister dafür einsetzen, daß mehr Aufträge zur Wartung und Verschrottung von Militärmaschinen an ostdeutsche Betriebe vergeben werden, erklärte Schommer. Die Elbe-Flugzeugwerke könnten sich zudem zu einer "Drehscheibe des Flugzeugbaus zwischen Ost und West entwickeln", da das Unternehmen über Erfahrungen mit osteuropäischen Typen und Herstellern verfüge.
ANGELA MERKEL, Bundesfrauenministerin (CDU), hat mehr Mitspracherecht für die Frauen in den Gewerkschaften verlangt. Nicht nur in den Führungspositionen der Industrie, sondern auch in den Gewerkschaftsvorständen und Betriebsräten seien Frauen unterrepräsentiert, sagte sie in Bonn. Deshalb spiele auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie in der Tarifpolitik kaum eine Rolle. Von der am Freitag anlaufenden Kampagne des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) zur Gleichstellung von Mann und Frau erhoffe sie sich auch eine Verbesserung der Position von Frauen in den "männerdominierten" Gewerkschaften selbst. Bislang hätten sich die Gewerkschaften kaum für die Schaffung von mehr Teilzeitarbeitsplätzen eingesetzt, kritisierte die Ministerin. Dabei wollten 69 Prozent der Frauen in Westdeutschland und 45 Prozent in Ostdeutschland lieber in Teilzeit arbeiten. (AFP)
BRASILIA, 3. September (AFP/Reuter/dpa). Brasiliens Justizminister Celio Borja hat sich für den Rücktritt von korruptionsverdächtigen Politikern ausgesprochen und dabei Staatspräsident Fernando Collor de Mello zu diesem Schritt aufgefordert. Damit sollten dem Land weitere "traumatische" Erfahrungen erspart bleiben, sagte der Minister.
Im Zusammenhang mit dem Korruptionsskandal um den Präsidenten will das ganze Kabinett Brasiliens den Rücktritt einreichen. Das bestätigte der Sprecher von Wirtschaftsminister Marcilio Marques Moreira. Das Unterhaus stimmt bald über die Amtsenthebung des Präsidenten ab. Wie das Votum auch ausfalle, werde Moreira danach zurücktreten, sagte der Sprecher und fügte hinzu, die übrigen Minister würden dasselbe tun. Umfragen zufolge befürworten 59 Prozent der Brasilianer die Amtsenthebung.
Der 60jährige Moreira hat sich durch seine Erfolge bei den Schuldenverhandlungen und den Beginn eines Privatisierungsprogramms international Anerkennung erworben. Die Bestätigung der Pressemeldungen über seinen bevorstehenden Rücktritt werden als weiterer Schlag für Collor gedeutet.
Eine Justizvertreterin gab bekannt, daß Haftanträge gegen zwei Collor-Vertraute vorlägen. Sie betreffen Collors Ex-Wahlkampfschatzmeister Paulo Cesar Farias, der als Drahtzieher des Korruptionsskandals gilt, und den früheren Privatsekretär des Präsidenten, Claudio Vieria.
Ungeachtet der Regierungskrise will Collor in diesem Monat zur UN-Vollversammlung nach New York reisen.
MOSKAU, 3. September (Reuter/dpa). Rußland, Georgien und die abtrünnige georgische Region Abchasien haben am Donnerstag in Moskau einen Waffenstillstand vereinbart, der am kommenden Samstag in Kraft treten soll. Der Sprecher des georgischen Staatsratsvorsitzenden Eduard Schewardnadse, Waleri Kwarazchelia, teilte mit, die Verhandlungspartner hätten ein entsprechendes Abkommen unterzeichnet. Die nach Abchasien entsandten georgischen Truppen würden in ausreichender Stärke im Krisengebiet bleiben, um die Sicherheit der Schienenwege zu gewährleisten.
Russische, georgische und abchasische Truppen sollen dem russischen Präsidenten Boris Jelzin zufolge gemeinsam die Einhaltung des Waffenstillstandes überwachen. Während einer nicht genauer bezeichneten Anlaufzeit sollten reguläre russische Truppen und Spezialeinheiten des Innenministeriums den Waffenstillstand durchsetzen. Die georgische Regierung hat Vorschläge, russische Truppen zur Friedenssicherung einzusetzen, zuvor abgewiesen.
An den Verhandlungen nahm außer Schewardnadse und Jelzin der Anführer der separatistischen Abchasier, Wladislaw Ardsinba, teil.
Zuvor hatte Jelzin gedroht, "alles" zu tun, um ein Übergreifen der Kämpfe in Abchasien auf Rußland zu verhindern. Gegen den Willen Moskaus organisiert eine "Föderation der Bergvölker des Nord-Kaukasus" seit dem 22. August die Entsendung von Freiwilligen, die auf der Seite der abchasischen Nationalisten gegen die georgischen Truppen kämpfen.
Der Konflikt zwischen der georgischen Regierung und der abchasischen Führung war Mitte August ausgebrochen. Für die Dauer der zweitägigen Friedensverhandlungen hatten die Konfliktparteien bereits ihre Kämpfe eingestellt.
HAMBURG, 3. September (AFP). In vielen deutschen Ehebetten herrscht offenbar große Langeweile: Bei einer am Donnerstag veröffentlichten Repräsentativ-Umfrage der Hamburger Gesellschaft für erfahrungswissenschaftliche Sozialforschung (GEWIS) im Auftrag der Illustrierten "Neue Revue" gestanden immerhin 64 Prozent der Männer und 49 Prozent der Frauen Seitensprünge ein. Die Motive sind offensichtlich unterschiedlich. So sagten 59 Prozent der Männer, sie gingen vor allem aus Spaß am Sex fremd. Bei den Frauen ist offenbar mehr Liebe im Spiel: Von ihnen geben nur 35 den Sex-Spaß als Grund an.
"Wenn Frauen aus der Partnerschaft ausbrechen, ist es ihnen ernster als Männern", sagte Sexualforscher Professor Werner Habermehl. Sie verliebten sich oft richtig, zögen die Konsequenzen und ließen sich scheiden. Bei 24 Prozent aller Frauen ist der Seitensprung Scheidungsgrund Nummer 1, aber nur bei 14 Prozent der Männer. 42 Prozent der Männer finden ein Sex-Abenteuer "völlig normal". Befragt wurden 1058 Frauen und Männer.Rushdie besuchte Diskothek
LONDON, 4. September (AFP). Der Autor des Romans "Satanischen Verse", Salman Rushdie, hat am Dienstag sein Versteck verlassen und in London zuerst eine Bar und dann eine Diskothek besucht. Rushie war nach Erscheinen des Buches im Februar 1989 wegen Gotteslästerung von iranischen Ayatollah Khomeiny zum Tode verurteilt worden und lebt seitdem an einem geheimgehaltenen Ort. Jetzt folgte der indisch-britische Autor der Einladung der Buchhandlung "Waterstone", die ihr zehnjähriges Bestehen feierte.
Wie Mitarbeiter von "Waterstone" mitteilten, waren umfangreiche Sicherheitsvorkehrungen in beiden Lokalen getroffen worden. So wurden die Räumlichkeiten von Spürhunden nach Bomben abgesucht.EG schickt Beobachter
PRETORIA, 3. September (AFP/dpa). Die Europäische Gemeinschaft will 15 Beobachter in die von Gewalt erschütterten Schwarzensiedlungen Südafrikas schicken. Das teilte der britische Außenminister Douglas Hurd, dessen Land derzeit die EG-Präsidentschaft innehat, am Donnerstag in Pretoria mit. Hurd besucht mit hochrangigen EG-Vertretern Südafrika. Sie versuchen Lösungen bei den festgefahrenen Verhandlungen zwischen der Schwarzenbewegung Afrikanischer Nationalkongreß (ANC) und der Regierung von Präsident Frederik de Klerk finden.
Der ANC lehnt Verfassungsgespräche mit der Regierung ab, solange diese nicht "entschiedene Schritte" zur Beendigung der Gewalt und zur Freilassung politischer Gefangener unternimmt, wie er am Donnerstag bekräftigte. In der Nacht zuvor fielen vier Menschen politisch motivierter Gewalt zum Opfer.
TOKIO, 3. September (AFP). In einem an China angrenzenden Landesteil Nordkoreas hat die Nahrungsmittelknappheit offenbar Unruhen ausgelöst. Die kommunistische Führung in Pjöngjang habe deshalb einen Grenzübergang zur nordostchinesischen Provinz Jilin geschlossen, berichteten Touristen am Donnerstag der Nachrichtenagentur Kyodo.
Den Angaben zufolge dürfen seit dem 25. August weder Chinesen noch Koreaner, die in der Provinz Jilin leben, die Grenze überschreiten. Grund für die Grenzschließung seien nicht die kürzlich aufgenommenen diplomatischen Beziehungen zwischen China und Südkorea, sondern "kleinere Unruhen, deren Ursache die Wirtschaftskrise" in Nordkorea sei, erklärte ein in Peking arbeitender japanischer Nordkoreaexperte nach einer Meldung der Nachrichtenagentur.
OFFENBACH. "Verständnis und Mitgefühl sind das Wichtigste in meinem Beruf." Die 89jährige ergänzt: "Ich kann mich auch heute noch in junge Leute hineinversetzen." Seit 1949 betreut Maria Ammersbach die Briefkastenredaktion der Tageszeitung "Offenbach Post". Tausende anonym veröffentlichter Anfragen hat sie als "Frau Maria" in ihrer Rubrik in der Wochenendbeilage schon beantwortet. "Ich antworte aber auch auf die Briefe, die nicht gedruckt werden", sagt sie, der täglich bis zu 15 Zuschriften auf den Schreibtisch flattern.
Die Fragen und Probleme, mit denen sich Frau Maria auseinandersetzt, kommen aus den verschiedensten Lebensbereichen. Da will einer wissen, ob das Geschenk ausgepackt werden muß, bevor es beim Geburtstagsfest überreicht wird. Ein anderer hat eine Frage zum Weltrekord im Kirschkernspucken oder ein Einheimischer interessiert sich für Zweck und Herkunft der Wetterfahne auf einem Schulhaus in der Stadt. Heimatkunde ist der gebürtigen Offenbacherin besonders wichtig: "Ich will meine Leser ja auch bilden." Die klassischen "Briefkastenthemen" - etwa Partnerprobleme - nehmen auf ihrer Zeitungsseite nur bescheidenen Raum ein.
Die Antworten für ihre Leser schöpft Frau Maria aus ihrem Wissen, ihrer Lebenserfahrung, zwei alten mehrbändigen Lexika und aus zahlreichen Kontakten. "Bei Fragen, die ich nicht sofort beantworten kann, rufe ich zunächst einen Bekannten an, der was dazu wissen könnte."
Die Witwe nimmt "jede Zuschrift ernst." Nur in den Anfängen ihrer Tätigkeit hätten anonyme Witzbolde schon mal versucht, sie zu veräppeln. "Einem habe ich mal ein Treffen vorgeschlagen, um ihm, auf gut Offenbacherisch gesagt, ins Hemd zu treten, nämlich die Meinung zu sagen."
Frau Maria ist stolz darauf, daß sie in ihrer 43jährigen Karriere als Beraterin fast nie mit ihrem Latein am Ende war. Einem Sammler von Streichhölzern, der Adressen von Gleichgesinnten erfragte, sei sie die Antwort allerdings zunächst schuldig geblieben. "Ich habe den Brief aber veröffentlicht, und prompt hat ein Leser die gewünschten Adressen geschickt."
Ans Aufhören hat die bereits 1954 von den Offenbachern zur beliebtesten Bürgerin der Stadt gewählte Ratgeberin nach eigenem Bekunden noch nicht gedacht. "Da hätte mein Chef was dagegen", lacht sie. web
DARMSTADT. Das Regierungspräsidium Darmstadt hat die Verlegung einer 145 Kilometer langen Erdgasleitung von Schlüchtern (Main-Kinzig-Kreis) nach Lampertheim (Kreis Bergstraße) genehmigt. Sie sei Teil einer insgesamt 620 Kilometer langen Gas-Pipeline, mit der die Kasseler Wintershall AG von Emden aus das Ludwigshafener BASF-Werk und die nordhessischen Kali- und Salzwerke versorgen wolle, teilte die Behörde am Donnerstag mit.
Außerdem erlaube die Leitung, die Länder Sachsen und Thüringen an das Erdgasnetz anzuschließen und über regionale Abzweigungen einige Odenwaldorte zu versorgen. Im Verlauf des zweijährigen Raumordnungsverfahrens hätten 90 Kommunen, Fachbehörden und Verbände Stellungnahmen abgegeben. lhe
Drei Kilo Haschisch sichergestellt Drei Kilogramm Haschisch im Wert von 30 000 Mark hat die Polizei bei einem 27jährigen Mann aus Oberweser-Lippoldsberg (Kreis Kassel) sichergestellt. Wie die Polizei mitteilte, fanden Beamte bei einer Wohnungsdurchsuchung drei Pakete Rauschgift, Rauchgeräte und Fixerutensilien in einem Bettkasten des Mannes. Der 27jährige hat gestanden, das Haschisch in Holland gekauft zu haben und es verkaufen zu wollen.
WIESBADEN. Der hessische Innenminister Herbert Günther (SPD) lehnt den Aufbau einer Sondertruppe, die politische Krawalle abwenden soll, ab. Mit der Bereitschaftspolizei, den Alarmhundertschaften und Sondereinsatzkommandos habe die hessische Polizei genügend Kräfte, um gegen politisch motivierte Randale vorzugehen, sagte Günther am Donnerstag in Wiesbaden.
Angesichts der Probleme vor allem in den neuen Bundesländern warnte der Minister davor, "in hektischen Aktionismus" zu verfallen. Da es nicht möglich sei, sämtliche Asylbewerberunterkünfte ständig zu überwachen, forderte Günther die Bevölkerung auf, verdächtige Beobachtungen der Polizei zu melden. lhe
SCHMALKALDEN. Mit mehr als 250 Teilnehmern hat am Donnerstag im thüringischen Schmalkalden der 2. Denkmalpflege-Tag Hessen-Thüringen begonnen. Die dreitägige Konferenz befaßt sich mit den Konflikten zwischen Denkmalschutz und wirtschaftlicher Entwicklung.
Die vermeintlich widersprüchlichen Ziele können nach Ansicht von Werner Brans, Staatssekretär im Thüringer Kunstministerium, jedoch zu gemeinsamer Sorge um den Erhalt historischer Bauten vereint werden. "Investoren sind keine potentiellen Denkmalfeinde, Denkmalpfleger keine prinzipiellen Verhinderer wirtschaftlicher Entwicklung", sagte Brans bei der Eröffnung auf Schloß Wilhelmsburg.
Brans unterstrich vor den Denkmalpflegern beider Länder die große Chance, im Osten Deutschlands vielfach noch vorhandene historische Stadtkerne erhalten zu können. Die hessische Wissenschaftsministerin Evelies Mayer warnte davor, die Fehler im Alt-Bundesgebiet aus den 60er Jahren zu wiederholen, als eine Modernisierungswelle die Altstädte oft niedergewalzt habe.
Hessen wolle mit seinen zum Teil leidvollen Erfahrungen auch weiterhin den Thüringern helfen, historische Bauten zu erhalten. Heute bestünden mit den Denkmalpflegegesetzen und den bereitgestellten Mitteln allerdings auch bessere Voraussetzungen für den Erhalt alter Gebäude, sagte Mayer.
Das Land Thüringen wendet nach Angaben des Staatssekretärs mit 76 Millionen Mark in diesem Jahr für den Denkmalschutz etwa fünfmal mehr Mittel auf als Hessen. Rund 80 000 Gebäude würden in das Debnkmalbuch aufgenommen. lhe
SONJA, Königin von Norwegen, hat der documenta in Kassel am Donnerstag einen Besuch abgestattet. Bei ihrer Stippvisite wurde die 55jährige Monarchin, die sich als Studentin in Cambridge - damals noch bürgerlich Sonja Haraldsen - auch mit Kunstgeschichte beschäftigte, von documenta-Chef Jan Hoet durch die Schau zeitgenössischer Kunst geführt. In englischer Sprache ließ sich die Königin mehrere Stunden zentrale Werke der Mammutschau erklären. Bereits im Juni waren die niederländische Königin Beatrix und Prinz Claus sowie der belgische Thronfolger Prinz Philippe nach Kassel gereist, um sich ein Bild von dem "100-Tage-Museum" in Kassel zu machen. Die documenta ist noch bis zum 20. September geöffnet.
DARMSTADT. Mit einem eigens eingerichteten Dezernat will die Staatsanwaltschaft Darmstadt Gewalttaten gegen Frauen in der Familie verfolgen.
Das Sonderdezernat, das nach Auskunft von Oberstaatsanwalt Georg Nauth bereits seit 1. Juli arbeitet, rechnet mit monatlich mindestens 30 Verfahren in diesem Bereich, zu dem neben der engen Familie auch nichteheliche Lebensgemeinschaften zählen.
Als Grund für die Einrichtung des Dezernates, das als Pilotprojekt gilt, nannte Nauth die "nicht ausreichende" Bearbeitungsweise solcher Delikte durch Polizei und Staatsanwaltschaft.
Bislang seien gewalttätige Auseinandersetzungen in der Familie überwiegend auf dem Privatklageweg verwiesen worden.
Nach Auswertung der bisherigen Fälle sei aber davon auszugehen, daß die betroffenen Frauen nicht leichtfertig Anzeige erstatten.
Die Erfahrung zeige vielmehr, daß sich die Frauen erst nach vielen vergeblichen Versuchen, die Probleme innerhalb der Familie zu lösen, an die Behörden wenden. lhe
SALAMANCA, 3. September (Reuter). Im westspanischen Salamanca ist am Mittwoch ein 55jähriger Heeresoberst bei der Explosion einer Autobombe umgekommen. Ein Polizeisprecher sagte, die Detonation habe sich auf einem Parkplatz ereignet. Die Umstände ließen eine Täterschaft der baskischen Separatistengruppe ETA vermuten. Damit wäre Oberst Antonio Heredero Gil das 24. Todesopfer der ETA in diesem Jahr. Er hinterläßt eine Frau und drei Kinder.
TEMESWAR, 3. September (Reuter). Der rumänische Bischof Laszlo Tokes ist seit Donnerstag im Hungerstreik. Der ungarnstämmige Protestant will damit erreichen, daß die Verantwortlichen für den Tod von über 1000 Menschen während des Aufstandes gegen den Diktator Ceausescu bestraft werden. Der Aufstand hatte seinen Anfang in Temeswar genommen, wo Tokes 1989 Pastor war. Die Bevölkerung strömte damals zur Hilfe, als die Geheimpolizei des kurz danach gestürzten Ceausescu versuchte, Tokes aus seiner Kirche zu vertreiben. 97 Menschen sind seinerzeit in Temeswar getötet worden.
BERLIN, 3. September (Reuter). Bundesbauministerin Irmgard Schwaetzer (FDP) hat Ex-Außenminister Hans-Dietrich Genscher erneut für das Amt des Bundespräsidenten oder des EG-Kommissionspräsidenten ins Gespräch gebracht. Für beide Aufgaben würde er sich aufgrund seiner zahllosen Erfahrungen im Ausland und seines diplomatischen Geschicks gut eignen, sagte sie der Berliner B. Z. Die Entscheidung liege aber natürlich bei Genscher selbst.
MOSKAU, 3. September (Reuter). Der Präsident der zentralasiatischen Republik Tadschikistan, Rachmon Nabijew, ist nach Auskunft der tadschikischen Botschaft in Moskau noch immer der rechtmäßige Staatschef der Republik. Weder das Parlamentspräsidium noch die Regierung habe das Recht, den Präsidenten zu entmachten, sagte der Botschaftssprecher am Donnerstag. Parlamentspräsidium und Kabinett hatten am Mittwoch abend erklärt, sie hätten kein Vertrauen mehr zu dem geflüchteten Nabijew. Eine geplante Parlamentssitzung, auf der ein Mißtrauensantrag gegen Nabijew debattiert werden sollte, wird nach Worten des Sprechers voraussichtlich nicht stattfinden.
Golf-Konflikt Irak beansprucht Kuwait
JAKARTA, 3. September (Reuter/dpa). Iraks Vize-Präsident Taha Jassin Ramadan hat am Donnerstag den Anspruch seines Landes auf Kuwait bekräftigt. Die westlichen Staaten wüßten sehr wohl, daß das Emirat ein "Teil Iraks" sei und es vor 1961 gar keinen Staat Kuwait gegeben habe. Auf die Frage, ob Irak erneut versuchen werde, Kuwait zu annektieren, sagte Ramadan am Rande des Blockfreiengipfels in Jakarta, das habe er nicht gesagt. Er habe lediglich betont, daß Kuwait ein historischer Teil Iraks sei.
Irak hat erneut bestritten, kuwaitische Kriegsgefangene in Gefängnissen oder Lagern festzuhalten. Entsprechende kuwaitische Berichte seien "unwahr", sagte Ramadan. Mit ihrer Blockade Iraks, sagte der Vizepräsident, versuchten die USA, Frankreich und Großbritannien, Agenten unter dem Deckmantel von Hilfsorganisationen in das Land zu schleusen.
Auf die Frage, weshalb der irakische Präsident Saddam Hussein nicht nach Jakarta gekommen ist, meinte sein Stellvertreter: "Präsident Saddam Hussein ist gesünder und sein Allgemeinbefinden besser als das seiner Feinde." Die Blockade des Luftraums über Südirak (südlich des 32. Breitengrades) durch die USA, Frankreich und Großbritannien wurde von Ramadan als "flagrante Aggression" verurteilt. Sie beruhe auf keiner "legalen Grundlage".
Zu den Irak-Resolutionen der UN sagte Ramadan, der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen "ist ein Organ der US-Regierung". Als "Propaganda" kritisierten am Donnerstag kuwaitische Delegationskreise die Einladung Bagdads an Beobachter aus den Blockfreien Staaten, sich in Irak davon zu überzeugen, daß es dort keine Kriegsgefangenen aus Kuwait gebe.
JERUSALEM, 3. September (Reuter/dpa/AFP). Die Israelis müssen nach Worten ihres Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin die "Illusion" von einem "Groß-Israel" aufgeben. In einem eindringlichen Fernsehplädoyer für die Aufgabe besetzter Gebiete appellierte er am Mittwoch abend an die Bevölkerung, Kompromisse für den Frieden einzugehen. Er stellte sich damit in deutlichen Gegensatz zu seinem konservativen Vorgänger Yitzhak Schamir, der gelobt hatte, niemals einen Fußbreit vom Territorium des biblischen Israels aufzugeben.
Fortschritte gab es bei den Washingtoner Nahost-Friedensgesprächen. Syrien verpflichtete sich nach israelischen Angaben erstmals schriftlich, eine "Friedensvereinbarung" mit Israel abzuschließen. Die Palästinenser und die israelische Delegation wurden sich im Hinblick auf die besetzten Gebiete offenbar über eine fünfjährige Übergangszeit der Selbstverwaltung einig. Die Beratungen über eine abschließende Lösung sollten im dritten Jahr der Übergangszeit beginnen.
Ein neuer Vorschlag Israels greift sechs der zehn Punkte auf, die die Palästinenser tags zuvor genannt hatten. Darunter sind Kompetenzen einer Übergangsselbstverwaltung, Grundregeln für Wahlen, Wege zur friedlichen Koexistenz und vertrauensbildende Maßnahmen zur Erleichterung des Übergangs. Auch das Thema Jerusalem findet sich in dem Papier Israels. Die Verhandlungen wurden bis 14. September unterbrochen.
Der erste Entwurf für den israelischen Staatshaushalt 1993 sieht nach Informationen aus politischen Kreisen sinkende Ausgaben vor. Der Etat für Siedlungen in besetzten arabischen Gebieten sei kleiner als im Vorjahr, während für soziale Zwecke höhere Ausgaben geplant seien, hieß es am Donnerstag in den Kreisen.
Zur Person:
RITA SÜSSMUTH, Bundestagspräsidentin (CDU), hat sich für eine Frauenquote in ihrer Partei eingesetzt. Schon bald werde es dazu Beschlüsse in der Frauenunion und im Fachausschuß "Frauen in der CDU" geben, kündigte Süssmuth in einem Interview der Fernsehzeitschrift TV Neu an. Der Frauenanteil solle nicht nur dem Anteil der weiblichen Parteimitglieder entsprechen, sondern höher liegen. Süssmuth ist auch Vorsitzende der Frauenunion. (Reuter)
BONN, 3. September (Reuter). Die Bundesregierung will nach einem Bericht des Handelsblatts in der Europäischen Gemeinschaft (EG) Wettbewerbsnachteile der deutschen Rüstungsindustrie beseitigen. Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium, Bernd Wilz (CDU), sprach sich nach einem Bericht der Zeitung für eine Harmonisierung im Rüstungsexport aus. Im Zuge der Verwirklichung des Binnenmarktes stünden Angleichungen überall auf der Tagesordnung. Dies müsse auch für die Rüstungsindustrie gelten.
Während etwa Briten und Franzosen ihre Waffen "auf Teufel komm raus" exportierten, stünden die deutschen Hersteller "wie die Trottel" da, wird Wilz weiter zitiert. Nach seiner Einschätzung führen die neuen sicherheitspolitischen Rahmenbedingungen zwar zu einer veränderten Beschäftigungspolitik, nicht jedoch zu einem Produktionsstopp.
PEKING, 3. September (Reuter). In der nordchinesischen Provinz Shanxi sind nach einem Zeitungsbericht nach einem Massenprozeß 72 Menschen an einem Tag hingerichtet worden. Der Prozeß, bei dem 642 Angeklagte abgeurteilt worden seien, habe am 25. Juli stattgefunden, berichtete die juristische Fachzeitschrift in ihrer jüngsten Ausgabe. Die 72 zum Tode Verurteilten seien sofort zur Exekution gebracht worden.
In China gibt es keine offiziellen Angaben über die Zahl der jährlich vollstreckten Todesstrafen. Menschenrechtsorganisationen schätzen, daß es Tausende sind.
MANAGUA, 3. September (Reuter/ AFP). Nach der verheerenden Flutwelle an der nicaraguanischen Pazifikküste suchten Hilfstrupps auch am Donnerstag noch über 200 Vermißte. Taxi- und Lkw- Fahrer schlossen sich Hubschraubern auf der Suche nach Überlebenden in den verwüsteten Zonen an. Die bis zu 15 Meter hohen Wellen, die die Küste des mittelamerikanischen Landes nach einem Seebeben in der Nacht zum Mittwoch heimgesucht hatten, rissen nach Angaben des Roten Kreuzes mindestens 187 Menschen in den Tod. Präsidentin Violeta Chamorro wiederholte ihren Aufruf an die internationale Gemeinschaft, ihrem Land, einem der ärmsten Lateinamerikas, zu helfen.
Nach Angaben des Roten Kreuzes waren am Donnerstag 218 Personen als vermißt gemeldet, unter ihnen viele Fischer, die gerade auf See waren, als sich das Beben mit einer Stärke von sieben Punkten auf der Richterskala ereignete.
Die Fluten hinterließen über 500 Verletzte und rund 16 000 Obdachlose. Die meisten der Toten sind nach Angaben des Gesundheitsministeriums Kinder. In mehr als 100 Küstenorten wurden schwere Schäden registriert.
Auch am Mittwoch gab es in der Region einige zum Teil schwere Nachbeben. Frau Chamorro, die die betroffene Küstenregion besuchte, erklärte den größten Teil der 300 Kilometer langen Pazifikküste Nicaraguas zum Katastrophengebiet. Bei einem Treffen mit einem Vertreter des US-Außenministeriums verhandelte die Präsidentin über humanitäre und weitere wirtschaftliche Hilfen der USA. Befürchtet wird der Ausbruch von Cholera, weil es an Trinkwasser und sauberen Latrinen fehlt.
Ein Vertreter des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen sagte, man prüfe bereits die Möglichkeit einer Wiederaufbauhilfe im Wert von 500 000 bis 1,1 Millionen Dollar. Nicaragua war bereits 1972 von einem verheerenden Erdbeben heimgesucht worden, bei dem es mindestens 10 000 Tote gegeben hatte.
BRÜSSEL (rtr/dpa/VWD). US-Präsident George Bush hat während einer Wahlkampfveranstaltung vor Farmern neue Getreidesubventionen angekündigt. 30 Millionen Tonnen Weizen zum Export in 28 Staaten will er mit rund einer Milliarde Dollar bezuschussen. Die Initiative stieß bei Handelspartnern rund um den Globus sofort auf scharfe Kritik.
Die EG-Kommission in Brüssel zeigte sich sehr beunruhigt. Sie werde sorgfältig prüfen, ob die Ausfuhrzuschüsse ordentlich abgewickelt würden, um nicht die Weltmärkte zu stören, sagte ein Sprecher. Die einseitige US-Aktion könnte gegen "Geist und Inhalt" des Stillhalteabkommens verstoßen, während der laufenden Uruguay-Runde des Gatt keine neuen Subventionen zu beschließen. "Die Ankündigung ist ziemlich kriegerisch und nicht hilfreich für fruchtbare Beziehungen zwischen der EG und den USA", fügte der Sprecher hinzu. Beobachter wiesen darauf hin, daß die Vereinigten Staaten die Subventionen im Rahmen ihres Exportförderprogramms schon länger für den Fall geplant hätten, daß die Gatt-Runde zur Liberalisierung des Welthandels nicht bis zum Ende des Sommers abgeschlossen wird.
Scharfe Kritik übte auch der Chef des größten argentinischen Bauernverbandes. Auf diese Weise in Märkte einzudringen, sei ungehörig, empörte er sich in Buenos Aires. Zudem widerspreche das US-Vorhaben dem Ziel der von Washington unterstützten Cairns-Gruppe, die die EG zu einem Abbau ihrer Subventionen für die Landwirtschaft zwingen wolle. Argentinien, dessen größter Weizenabnehmer Brasilien ist, ersuchte nach Angaben eines Außenamtssprechers in Washington bereits, den Nachbarstaat von der Liste der 28 Länder zu streichen. Da die USA diesem Land nun 500 000 Tonnen ihres subventionierten Getreides angeboten hätten, befürchteten die argentinischen Landwirte Einbußen.
Australische Farmer und Politiker ernannten die USA zum Handelsfeind Nummer eins. Eine Interessengruppe der Landwirte schlug der Regierung vor, als Gegenreaktion Pacht für die US-Militärstützpunkte zu verlangen. Durch einen Federstrich des US-Präsidenten hätten die australischen Farmer, die keine Subventionen erhielten, 360 Millionen US- Dollar verloren. Australien ist einer der weltweit größten Weizenexporteure. Sein Regierungschef Paul Keating warf den USA vor, die Subventionspläne verstießen gegen Absprachen. Washington mache Australien auf seinen traditionellen Märkten Konkurrenz.
DALLAS, 3. September (Reuter). Bluthochdruck schädigt auf Dauer nicht nur die Gefäße, sondern nach jüngsten Erkenntnissen auch das Gehirn. Declan Murphy und Judith Salerno schreiben in der neuesten Ausgabe des Magazins der Amerikanischen Herz-Gesellschaft, Hypertonie führe zu Flüssigkeitsandrang im Schädel. Das wiederum löse eine Verminderung der weißen Hirnmasse aus.
Die weißen Nervenzellen bilden die Verdrahtung zwischen den grauen Zellen, dem Sitz der Intelligenz, und dem übrigen Körper. Der Schrumpfungsprozeß wirke letztlich verhaltensverändernd und schränke die Funktionsfähigkeit des Gehirns ein, schreiben die beiden Ärzte.
BRÜSSEL, 4. September (Reuter). NATO-Generalsekretär Manfred Wörner strebt eine Verlängerung seiner Amtszeit an. Wörner hatte bereits nach seiner ersten vierjährigen Amtszeit erreicht, ein Jahr länger, bis Juni 1993, seinen Dienst tun zu dürfen. Als Kandidat für die Nachfolge galt bislang der norwegische Verteidigungsminister Johan Joergen Holst.
Wie es jetzt in NATO-Kreisen in Brüssel hieß, wird Wörner möglicherweise gebeten, im Amt zu bleiben, weil zum einen einige Mitgliedstaaten Holst nicht für den geeigneten Nachfolger halten und weil Wörner in vertraulichem Kreis angedeutet habe, daß er gerne bliebe.
KABUL, 3. September (Reuter). Bei Überschwemmungen im afghanischen Hindukusch-Gebirge nördlich von Kabul sind am Donnerstag nach Augenzeugenberichten mehr als 450 Menschen getötet worden. Mindestens 500 werden vermißt. Nach Angaben von Mitarbeitern einer britischen Hilfsorganisation, die in dem betroffenen Gebiet arbeiten, brandeten durch zwei Flußtäler am Donnerstag morgen Flutwellen von bis zu neun Metern Höhe, die Hunderte von Häusern unter sich begruben.
Die Menschen seien von der Flut mitgerissen oder von Schlamm eingeschlossen worden, berichteten die Briten. In der Stadt Gulbahar seien die Wassermassen durch den Basar gerast. Dabei hätten sie zehn vollbesetzte Busse fortgeschwemmt, die einzige Brücke des Ortes sowie Geschäfte zerstört. Die Fluten hätten in den Tälern eine zwei Meter hohe Schuttschicht hinterlassen.
Firmen-Telegramm
Philips startet neues Sparprogramm Dem flauen Geschäft, vor allem in der Unterhaltungselektronik, stellt Philips ein neues Kostensenkungsprogramm entgegen. Weltweit sollen in den verbleibenden vier Monaten des Jahres Hunderte Millionen von Gulden eingespart werden. Krupp Stahl schreibt rote Zahlen Mit niedrigeren Preisen begründet Krupp Stahl den Verlust vor Steuern von 32 Millionen Mark im ersten Semester. Im Vorjahr war ein Gewinn von 44 Millionen verbucht worden. Die Beschäftigtenzahl sank um 531 auf 25 184. Mannesmann funkt billiger Der Preiswettbewerb zwischen dem privaten Mobilfunk-Betreiber Mannesmann (D 2) und der Telekom (D 1) beginnt: Mannesmann senkt zum 1. Dezember den Standard-Minutentarif um 21 Pfennig auf 1,44 Mark. Endgeräte werden schon für 1800 Mark angeboten. Noch "beobachtet" die Telekom lediglich.
NEW YORK (rtr). Der US-Informatikkonzern IBM hat für das PC-Geschäft eine eigenständige Tochtergesellschaft gegründet. Die IBM Personal Computer Company (IPCC) mit Sitz in Somers (Bundesstaat New York) ist für Entwicklung, Herstellung, Vertrieb und Marketing dieser Rechner des Branchenprimus in der ganzen Welt verantwortlich und soll rund sieben Milliarden Dollar pro anno umsetzen. Mit dem neuen Kind will der EDV-Goliath seinem PC-Strategen James Cannavino zufolge vor allem die Entwicklung beschleunigen und für ein schnelleres Vertriebssystem sorgen, um so Marktanteile zu erobern.
IBM werde in den nächsten sechs bis acht Wochen vier neue Personalcomputertypen vorstellen, kündigt er weiter an. Angaben von Branchenexperten, nach denen der Konzern mit seinen kleinen Rechnern in den vergangenen Jahren Geld verloren habe, bestreitet der Manager. Die laufende Periode sei in diesem Geschäft für die Gruppe allerdings enttäuschend verlaufen, gesteht er ein.
Der Neusser Tennisprofi Marc-Kevin Göllner hat bei den 112. US Open in Flushing Meadow die zweite Runde erreicht. Die Nummer 108 der Weltrangliste gewann sein Auftaktmatch beim mit 8,56 Millionen Dollar dotierten letzten Grand Slam-Turnier der Saison gegen den früheren Top Ten-Spieler Anders Jarryd aus Schweden 3:6, 6:3, 6:4, 6:0. Göllner trifft in der zweiten Runde auf den an Nummer 14 gesetzten Amerikaner Malivai Washington, der seinen Landsmann Francisco Montana 6:3, 7:6 (7:4), 6:3 besiegte.
Das herausragende Ereignis des dritten Spieltages aber war das zur Geburtstagsfeier umfunktionierte Erstrunden- Match des Amerikaners Jimmy Connors. Der frühere Wimbledonsieger und ehemalige Weltranglisten-Erste setzte sich an seinem 40. Geburtstag ohne Mühe 6:1, 6:2, 6:3 gegen den Brasilianer Jaime Oncins durch und wurde dabei von 20 000 Zuschauern auf dem Center Court frenetisch gefeiert. Fast jeder Punktgewinn von "Jimbo", der 1991 sensationell bis ins Halbfinale vorgestoßen war, wurde mit stehenden Ovationen bejubelt.
Allerdings dürfte Connors' nächstes Match wesentlich schwerer werden, denn der Gegner ist sein früherer Rivale Ivan Lendl. Der aus der CSFR stammende Neu-Amerikaner mußte allerdings großen Kampfgeist beweisen, um den Peruaner Jaime Yzaga nach mehr als vier Stunden mit 6:7 (2:7), 6:1, 7:5, 4:6, 6:3 zu bezwingen.
Leichter taten sich die Top-Favoriten. Der hinter dem Weltranglisten-Ersten Jim Courier (USA) an Nummer zwei gesetzte Titelverteidiger Stefan Edberg aus Schweden siegte 7:5, 7:5, 6:2 gegen den Brasilianer Luiz Mattar. Dagegen ist French Open-Sieger Petr Korda aus der CSFR mit 2:6, 6:4, 6:2, 1:6, 6:7 (4:7) gegen den spanischen Sandplatz-Spezialisten Emilio Sanchez bereits ausgeschieden. Im Doppel kamen Michael Stich und John McEnroe durch einen 6:3 und 6:4 Erstrundensieg über die Amerikaner Chris Cocotos und Aley O'Brian weiter.
Bei den Frauen setzte sich die Weltranglisten-Erste und Vorjahressiegerin Monica Seles (Jugoslawien) 7:5, 6:0 gegen Lisa Raymond (USA) durch, während Olympiasiegerin Jennifer Capriati aus den USA 6:2, 6:3 gegen die Französin Sandrine Testud gewann. Nach Claudia Porwick zog auch Sabine Hack mit einem 7:5, 6:4-Erfolg über Rosalyn Fairbank-Nideffer aus Südafrika in die dritte Runde ein. sid/dpa
Ja, da rann doch eine Träne über die schweißige Wange des James Scott Connors. Tausende sangen "Happy Birthday", wedelten Transparente "Wir lieben Dich Jimmy", sprangen mit "La Ola" auf - auch die mit dem grauen Anzug, der Rolex und dem Goldcollier waren sich dafür nicht zu schade.
Die Tennispartie zum 40. Geburtstag des Straßenkämpfers Jimmy Connors in der dritten Nacht der US Open von Flushing Meadow hielt, was sie seit Tagen versprochen hatte. Der Jubilar stand nicht nach: 6:1, 6:2 und 6:3 führte der fünfmalige Titelgewinner den Brasilianer Jaime Oncins seinen 20 000 Partiegästen vor. 109 Minuten - das Spektakel war so schnell vorbei, daß die Stimmung, die Connors 1991 in New York bis ins Halbfinale putschte, gar nicht so richtig aufkochen konnte.
"Das war mehr als ein Spiel, da knisterte die Elektrizität", schwärmte Connors hinterher dennoch: "Ich fühle mich großartig, Euch alle, meine 20 000 Freunde, möchte ich am Freitag wieder um mich haben."
Dann folgt der Party zweiter Teil. Zum 34. Mal trifft er auf seinen sechs Jahre jüngeren Erzrivalen Ivan Lendl (USA), der beim 6:7, 6:1, 7:5, 4:6, 6:3 gegen den Peruaner Jaime Yzaga fast drei Stunden kämpfte. "Wenn ich gut drauf bin, wird es die Hölle einer Nacht." Connors, dem gebürtigen Tschechoslowaken und ehemaligen Weltranglisten-Ersten im direkten Vergleich 13:21 unterlegen, hat das Wortgefecht eröffnet.
Zurück zur Geburtstagsnacht, dem 114. US Open-Match des "ewigen" Jimmy Connors. Die Knie schmerzten, die Hüften wackelten, der Rücken sei steif, hatte der 33. der Weltrangliste immer wieder vorbeugend gesagt. Doch dann nahm er die Taktik des 22 Jahre alten, leichtfüßigen Oncins (Nr. 53) gnadenlos auseinander. Der Brasilianer, auf Sand zu Hause, stürzte zudem bei einer Netzaktion im ersten Satz, rollte sich zwar glimpflich auf dem harten Boden ab, doch war er an der Schlaghand verletzt und fortan völlig von der Rolle. "Das Spiel wird ihm eine nützliche Lehrstunde gewesen sein", meinte Connors. Der junge Daviscup-Spieler aus Sao Paulo indessen war so verdattert und enttäuscht, daß er das obligatorische Interview schwänzte.
Connors störte es nicht. Der amerikanische Verband USTA hatte seinem Helden meterlang und halbmeter breit das Lieblingsstadion in Teig gebacken. Andächtig stand er nach dem Matchball im Jubel der Massen vor der Riesentorte. "Jeder soll etwas abhaben", der Mann des Volkes weiß nur zu gut, was er seinen Helfern verdankt. sid
Rolf Rüssmann ist acht Wochen nach seiner Beurlaubung als Manager zum Fußball-Bundesligisten Borussia Mönchengladbach zurückgekehrt. Am Donnerstag teilte der vor einer Woche gewählte neue Vorstand um Präsident Karl-Heinz Drygalsky in einer Pressekonferenz in Anwesenheit von Rüssmann mit, daß Rüssmann mit sofortiger Wirkung seine Arbeit als Manager fortsetzen wird. "Wir haben gründlich recherchiert, die Fakten sprechen eindeutig für Rolf Rüssmann", erklärte Drygalsky.
Der ehemalige Nationalspieler war vom alten Gladbacher Vorstand gekündigt worden, weil ihm eine Hauptschuld an der angeblich finanziell prekären Situation der Borussia - bis Oktober sollte der Klub eine Unterdeckung von 2,2 Millionen Mark aufweisen - angelastet wurde. Dazu sagte Vizepräsident Horst Randel nun: "Der Verein steht finanziell gut da."
In einer schriftlichen Presseerklärung teilte das Präsidium mit, man habe alle Unterlagen sehr eingehend und sorgfältig geprüft und sich mit den vom alten Vorstand erhobenen Vorwürfen gegen Rüssmann befaßt. Dabei sei man einstimming zu der Überzeugung gelangt, daß die Beurlaubung Rüssmanns nicht gerechtfertigt gewesen sei. Das Präsidium spreche ihm sein Vertrauen aus. sid
Die interessante Sportnotiz
Patrese fährt für Benetton Der italienische Formel-1-Fahrer Riccardo Patrese wird 1993 neuer Teamkollege des Kerpeners Michael Schumacher bei Benetton-Ford. Der mit 236 Grand- Prix-Einsätzen dienstälteste Pilot unterschrieb am Donnerstag einen Zwei-Jahres-Vertrag und ersetzt den Engländer Martin Brundle bei dem britisch-italienischen Rennstall. Deutschland ohne Medaillenchance Durch ein 1:3 (15:13, 13:15, 11:15, 9:15) gegen Griechenland verspielten die Junioren des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV) am vorletzten Vorrundenspieltag der Europameisterschaft im polnischen Posen ihre Medaillenchancen. Ex-Weltmeister LeMond verzichtet Der US-Amerikaner Greg LeMond, Weltmeister von 1983 und 1989, verzichtet auf seinen Start bei der Rad-WM am nächsten Sonntag in Benidorm. Der Grund: Er fühlt sich nicht fit. Seit der Aufgabe bei der Tour de France hatte LeMond bereits mehrere Startzusagen zurückgenommen.Stuttgarter Buck mit Muskelfaserriß Hiobsbotschaft für den Deutschen Fußball-Meister VfB Stuttgart: Nach Günther Schäfer und Uwe Schneider fällt auch Mittelfeldspieler Andreas Buck längerfristig aus. Buck zog sich im Spiel gegen Bochum einen Muskelfaserriß im Oberschenkel zu und wird laut VfB-Manager Dieter Hoeneß frühestens beim Europacup-Hinspiel gegen Leeds United am 16. September wieder spielen können. Israelische Fußballer im Europacup Mit Maccabi Tel Aviv und Hapoel Petach-Tikva spielen erstmals zwei Fußball- Mannschaften aus Israel im Europapokal. Tel Aviv wird am 16. September gegen den belgischen Meister FC Brügge antreten; Hapoel Petach-Tikva muß sich mit Feynoord Rotterdam auseinandersetzen.Bayern-Stürmer Labbadia fällt aus Der FC Bayern München muß am Samstag im Bundesliga-Spiel gegen den Hamburger SV auf seinen Torjäger Bruno Labbadia verzichten. Der 26 Jahre alte Stürmer zog sich am Mittwoch in der Partie beim 1. FC Köln einen Muskelfaserriß im Oberschenkel zu. Labbadias Platz wird voraussichtlich der wiedergenesene Roland Wohlfarth einnehmen. Pokal-Achtelfinale im Frauen-Fußball Im Achtelfinale um den Deutschen Fußball-Pokal der Damen kommt es am 29. November 1992 zum Schlagerspiel zwischen Cupverteidiger FSV Frankfurt und Grün-Weiß Brauweiler, Pokalsieger 1991. Die SG Praunheim und der KBC Duisburg müssen gegen die verbliebenen Nicht-Bundesligisten 1. FC Neukölln und SV 09 Flörsheim antreten. Zwei Völler-Tore für Marseille Der frühere deutsche Nationalmannschafts-Mittelstürmer Rudi Völler erzielte am Mittwoch abend für seinen neuen Verein Olympique Marseille beide Treffer gegen Auxerre zum 2:0 Endstand, vergab aber auch zwei Elfmeter. 80 Millionen Dollar für NHL Die Eishockey-Klubs in der nordamerikanischen Profiliga (NHL) erwartet ein neuer Geldsegen: NHL-Präsident Gil Stein gab am Mittwoch den Abschluß eines rund 80 Millionen Dollar (umgerechnet rund 112 Millionen Mark) schweren Vertrages für die Fernsehübertragungen in den nächsten fünf Jahren mit dem amerikanischen Sport-Kabelsender ESPN bekannt.
Zu einem organisatorischen Chaos entwickeln sich die 25. Rollschnellauf-Weltmeisterschaften in Rom. Nachdem die Finalläufe ohne Angabe von Gründen um Stunden verschoben wurden, hat man auch die Vorläufe von einem Tag auf den anderen gekippt. Trotz des Durcheinanders verlief der Auftakt für das deutsche Team recht gut. Die Nationale Meisterin Anne Titze (Groß-Gerau), die auf der Bahn als erste Deutsche 1991 einen WM-Titel gewann, verpaßte zweimal knapp die Bronzemedaillen.
Über 300 m Sprint blieb ihr der Trost, auf traditionellen Rollschuhen die zweitschnellste Läuferin der Welt zu sein. Im 5000-m-Punktefahren fehlte ein Zähler zum dritten Platz. Es siegten die Australierin Deshy Hill auf den neuen Inliner-Rollern im Sprint und die Italienerin Luana Pilia auf der Punkte-Distanz.
Durch einen taktischen Fehler schied Anne Titze auf ihrer Paradestrecke, den 1500 m, im Vorlauf aus. Pech hatte der Deutsche Meister Dirk Breder (Homburg) beim Vorlauf im 10 000-m-Punktefahren. Bereits für das Finale qualifiziert, wurde er von einem spanischen Läufer gefoult. Dabei erlitt der 19jährige schwere Fleischwunden an den Händen. Matthias Knoll (Bechhofen) kam als Zwölfter ins Ziel. Am Start in Rom sind 20 Nationen, erstmals dabei sind Südkorea und Taiwan, Rußland sagte in letzter Minute ab. sid
Pünktlich um 19.27 Uhr hat die spanische Königin Sofia als Schirmherrin gemeinsam mit König Juan Carlos die 9. Paralympics im mit 55 000 Zuschauern ausverkauften Olympiastadion von Barcelona für eröffnet erklärt. Nach einem dreistündigen Eröffnungs-Programm mit symbolträchtigen Aufführungen und dem Einmarsch der 86 Mannschaften werden ab Freitag 4500 Athleten und Betreuer bis zum 14. September um die Medaillen in den 16 Sportarten kämpfen.
In Anwesenheit von Bundesinnenminister Rudolf Seiters führte der 50 Jahre alte Rollstuhlfahrer Siegmar Henker als Fahnenträger das 237köpfige deutsche Team an. Der Ludwigshafener Verwaltungsangestellte, den die 14jährige sehbehinderte Kölner Schwimmerin Yvonne Hopf ins Stadion schob, hat schon bei den Paralympics zwischen 1976 und 1988 achtmal Leichtathletik-Gold geholt und tritt diesmal als Schütze an.
Die Olympische Flamme, seit drei Tagen über 248 Kilometer in Katalanien unterwegs, entzündete wie bei den Olympischen Spielen ein Bogenschütze mit einem Feuerpfeil in Richtung Schale.
Große Erwartungen hat in Barcelona vor allem das deutsche Team, in dem nur 29 Sportler aus den neuen Bundesländern antreten. Diese Tatsache bedauerte auf einer vorangegangenen Pressekonferenz Bundesinnenminister Rudolf Seiters, der den Grund dafür in der mangelnden Förderung in der früheren DDR sieht.
Seiters gab in diesem Zusammenhang bekannt, daß dem Behindertensport in diesem Jahr "Mittel in Höhe von 5,2 Millionen und dem Behinderten-Leistungssport 1,2 Millionen aus dem Etat des Innenministeriums zur Verfügung gestellt wurden". Die Bemühungen des Barcelona-Chef de Mission, Rainer Krippner, neben Duisburg-Wedau noch einen zweiten Behinderten-Stützpunkt in Lindow/Brandenburg zu errichten, würden auch unterstützt.
Die deutsche Mannschaft, die wie alle anderen Athleten im Gegensatz zu Seoul vor vier Jahren diesmal im Olympischen Dorf wohnt, hat insgesamt 88 Goldmedaillen zu verteidigen.
Seinen Besuch bei den Paralympics, die am Freitag mit den ersten Entscheidungen beginnen, hat auch Hans Hansen, der Präsident des Deutschen Sportbundes (DSB), für das Wochenende angekündigt. Die mit einem Kostenaufwand von rund 95 Millionen Dollar veranstalteten Spiele der Behinderten werden von rund 1000 Medienvertretern in alle Welt übertragen. sid
Für den fünfmaligen Deutschen Squash-Meister Hansi Wiens aus Paderborn und die Münchnerin Sabine Schoene war das Viertelfinale bei den "Singapur Open" die Endstation.
Neun Tage nach seinem bislang größten Turnier-Erfolg mit dem Gewinn der "Neuseeland Open" verabschiedete sich Wiens als 28. der Weltrangliste in Singapur erst nach einem hartumkämpften 8:15, 15:12, 15:9, 5:15, 6:15 gegen den Kanadier Gary Waite.
Im Achtelfinale hatte Wiens zwei Wochen vor den Weltmeisterschaften in Johannesburg mit einem Viersatzsieg über den favorisierten Australier Rodney Eyles überrascht.
Im Halbfinale steht erwartungsgemäß der Weltranglisten-Erste Jansher Khan. Der Pakistani gewann 15:6, 15:10, 15:11 gegen den Engländer Jason Nicolle.
Nicolle hatte in der Runde der letzten 16 den Kieler Simon Frenz in vier Sätzen ausgeschaltet.
Bei den Frauen war Sabine Schoene trotz eines Satzgewinnes am Ende chancenlos.
Die Deutsche Meisterin verlor 5:15, 6:15, 15:8 und 4:15 gegen die Australierin Robyn Lambourne. sid
Sprint-Weltmeisterin Katrin Krabbe hat in ihrem Kampf gegen eine drohende Vier-Jahres-Sperre Hilfe von höchster Stelle erhalten. Als "totalen Unsinn" bezeichnet Professor Arnold H. Beckett, Mitglied der medizinischen Kommission des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), die These, daß der Wirkstoff Clenbuterol zu den anabolen Steroiden oder den ihnen verwandten Verbindungen gezählt werden kann. Das meldet die "Frankfurter Neue Presse" in ihrer Freitags-Ausgabe.
Beckett klagt unter anderem den Internationalen Leichtathletik-Verband (IAAF) an, die eigenen Dopingrichtlinien willkürlich verändert zu haben, ohne vorher die hierfür notwendigen Gutachten eingeholt zu haben. Neben Krabbe und ihren Vereinskameradinnen Grit Breuer sowie Manuela Derr waren auch zwei britische Gewichtheber wegen der Einnahme von Clenbuterol suspendiert worden.
Eine Stellungnahme des Weltverbandes zum Thema Clenbuterol besage laut Rüdiger Nickel, Anti-Doping-Beauftragter des DLV, eindeutig, daß die Einahme des Wirkstoffes mit einer vierjährige Sperre zu bestrafen sei. sid
Jorge Haynes kennt jede Biegung und Untiefe des Rio Grande. Als Kinder haben sie hier, nur unweit der beiden "Internationalen Brücken" von Laredo, bei niedrigem Wasser Fernsehgeräte nach Mexiko hinübergeschmuggelt. Der TV- Apparat für 40 Dollar, den Zoll von 100 Prozent umgehend, machte die Dorfjugend von Laredo so mit der Grenze ein gutes Geschäft.
Heute sitzt Jorge Haynes als Vizepräsident der International Bank of Commerce in den gekühlten Büroräumen der obersten Etage mit Blick auf den Grenzfluß und ist froh, daß zwischen den USA, Kanada und Mexiko demnächst die Zollbarrieren fallen werden. Denn auch aufgrund des North American Free Trade Agreements (Nafta) hofft er zusammen mit den übrigen Geschäftsleuten und Politikern im Süden von Texas, wieder ein gutes Geschäft zu machen.
Haynes und die rund 135 000 Einwohner Laredos wissen besser als die Leute in den meisten anderen davon betroffenen Regionen in den USA, was mit dem jetzt paraphierten Handelspakt auf sie zukommen wird. "Wir hatten immer schon eine Art Freihandelszone zwischen unseren Städten", erklärt Haynes das enge Verhältnis zwischen dem US-amerikanischen Teil der Grenzstadt und der am südlichen Flußufer gelegenen Halbmillionensiedlung Nuevo Laredo. Früher war es die schmuggelnde UntergrundÖkonomie, die "Los dos Laredos" (die beiden Laredos) neben dem gemeinsamen Baseball-Team zusammenhielt. Seit dem Beitritt Mexikos zum Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommen (Gatt) im Jahre 1987 haben die deutlich reduzierten Zölle die Allianz der beiden Grenzorte weiter gestärkt.
Längst vergessen sind die düsteren Zeiten, als die Schließung des Luftwaffenstützpunktes (1976) oder die Abwertung des mexikanischen Peso (1980) Laredo in tiefe Krisen stürzten. In den vergangenen fünf Jahren hat sich die Zahl der Lastwagen, die sich täglich über die beiden Brücken durch den Zoll quälen, verdreifacht. In Laredo passiert heute die Hälfte aller für Mexiko bestimmten US-Güter die Grenze zu dem 85 Millionen Einwohner zählenden Nachbarstaat.
Die Menschen in dem am Pan American Highway gelegenen und jeweils drei Autostunden von San Antonio im Norden und dem mexikanischen Industriezentrum Monterrey im Süden entfernten Laredo hoffen, auch von den Nafta-Regelungen zu profitieren. Danach sollen über die nächsten 15 Jahre für alle mindestens zur Hälfte aus den USA stammenden Produkte sämtliche Zölle abgebaut werden. Für asiatische oder deutsche Waren, die über Laredo auf den mexikanischen Markt kommen, müssen dagegen weiter Abgaben entrichtet werden. Die Nafta schafft einen regionalen Handelsblock und ist eben nicht wie die in Genf laborierenden Gatt-Verhandlungen auf einen globalen Freihandel ausgerichtet. "Wenn ich an Stelle der EG-Länder wäre", so der Vorsitzende der regionalen Texas-Mexiko-Behörde, Jorge Verduzco, "würde ich mich ganz schnell darum kümmern, daß Mexiko nicht bald alles in den USA kauft." Schon heute bezieht das Land 70 Prozent seiner Importe von dem großen Nachbarn im Norden.
Um daneben auch noch den transatlantischen Handel nach Laredo zu lenken, haben die Stadtväter schon einen Plan für eine vierspurige Autobahn vom Golfküstenhafen Corpus Christi zu ihrem Grenzübergang in der Schublade. Einige vom "Alten Kontinent" stammende Interessenten für eine solche europäisch-amerikanisch-mexikanische Handelsverbindung will City-Manager Peter Vargas bereits getroffen haben. Im obersten Stockwerk des Rathauses herrscht jedenfalls ein im wahrsten Sinn des Wortes grenzenloser Optimismus.
Während die Industrieregionen im Mittelwesten und Nordosten der USA im Zuge des Freihandelsabkommens den hunderttausendfachen Export ihrer Arbeitsplätze in das Niedriglohnland Mexiko befürchten, geht der Streit in Laredo nur noch darüber, wie man sich am besten auf den Glücksfall des offenen Marktes vorbereitet. Stolz legen Verwalter Vargas und Bürgermeister Saul Ramirez dem Besucher ihren 20-Jahres-Plan zur Stadtentwicklung vor. Am Ende der Übergangsphase zum zollfreien Zeitalter sehen die Planer eine auf 200 000 Einwohner gewachsene US-Stadt, deren engste Beziehungen zu der mexikanischen Metropole jenseits des Rio Grande als Modell für Austausch und Annäherung von Erster und Dritter Welt dienen sollen. Denn Laredo ist einer der Orte, wo die Ehe zwischen den beiden industrialisierten Mächten des Nordens und dem Schwellenland des Südens vollzogen werde soll; wo Kapital, Technologie und Kreativität Nordamerikas mit den niedrigen Löhnen und unerschöpflichen Ressourcen Mittelamerikas - und später dann Südamerikas - zu jener wachstumsträchtigen Synthese verschmelzen sollen, wie sie US-Präsident George Bush, Kanadas Premier Brian Mulroney und Mexikos Präsident Carlos Salinas de Gortari mit ihrem Vertragswerk vorschwebt.
In Laredo scheint diese Annäherung natürlich, die gegenseitige Zuneigung zwischen den "Mexican Americans" im US-Teil der Stadt und den noch zu amerikanisierenden Mexikanern in Nuevo Laredo ehrlich. Während durch die Grenzstädte in Kalifornien ein tiefer soziokultureller Riß geht, ist man in Texas eher stolz auf das historische Hin und Her sowie das kulturelle Mit- oder Durcheinander. An der Westküste in San Diego sieht die weiße Bevölkerung der "Anglos" die grenzüberschreitenden Mexikaner aus Tijuana als Bedrohung ihrer komfortablen Lebenswelt und höchstens als praktische Haushaltshilfen an. "Wir in Texas dagegen haben die Mexikaner schon lange als Handelspartner entdeckt", erklärt Jorge Haynes den Unterschied zu Laredo, wo die "Anglos" nur sechs Prozent der Bevölkerung ausmachen. Die mexikanisch-amerikanische Geschäfts- und Politik-Elite aus Laredo, Brownsville oder El Paso hat ihr Studium teilweise an den selben Ostküsten-Universitäten abgeschlossen wie die Mitglieder der mexikanischen Regierung unter dem "Modernisierer" Salinas de Gortari.
Aus ihrer Sicht dürften in der Nafta nicht zuletzt Harvardsche Wirtschaftsweisheiten in das jahrzehntelang unter einer ökonomischen und politischen Malaise leidende Mexiko exportiert und dort angewendet werden. Die Zeichen der kulturellen Adaption des amerikanischen Traumes sind heute schon zu sehen. Die Neonreklamen von US-Warenhaus- und Fast-food-Ketten, wie sie auf den Ausfallstraßen die Architektur Laredos bestimmen, leuchten auch bereits südlich der Grenze auf. Und Batman, der flatternde Filmheld aus Hollywood, kehrte längst auch nach Mexiko zurück: "Batman Reversa" ist im Kino am dichtbevölkerten Marktplatz von Nuevo Laredo der große Renner.
Doch schon eine zehnminütige Autofahrt in eines der rund 50 Vorstadt-Slums zeigt deutlich, daß die Integration zwischen Nord und Süd viel problematischer werden dürfte, als es die Herren Bush und de Gortari, aber auch die Stadtväter Laredos glauben machen wollen. Denn zu jenem 360 Millionen Konsumenten umfassenden gemeinsamen Markt vom Yukon bis nach Yukatan gehören auch die Menschen, die aus dem mexikanischen Hochland an die Schwelle zu den USA gezogen sind, um hier als industrielle Reservearmee für die rund 2000 maquiladoras (Fertigungsstätten) südlich der Grenze bereitzustehen. Die mexikanische Regierung weist den Ankömmlingen draußen vor den Toren Laredos ein wohnzimmergroßes Stück Land zu und überläßt sie dann Angebot und Nachfrage der seit 20 Jahren wachsenden maquiladora-Industrie. Das Resultat sind Lebensbedingungen des 19. Jahrhunderts für die Produktion des 21. Hüttensiedlungen ohne Strom und sanitäre Anlagen, in denen - nur zehn Kilometer vom Land der unbegrenzten Möglichkeiten entfernt - Typhus, Durchfallerkrankungen, Tuberkulose und Hepatitis vorherrschen, wie in den Favelas von São Paulo oder den Shanty towns von Kalkutta. Das Trinkwasser wird in verrosteten Tonnen aufbewahrt, die aus der Chemieproduktion einer maquiladora stammen.
Die Glücklichen unter den Bewohnern dieser colonias, die mit ihren insgesamt über 50 000 Bewohnern auf keinem Stadtplan von Nuevo Laredo eingetragen sind, arbeiten für sieben Dollar am Tag im Videocassetten-Werk von Sony. Die weniger Glücklichen ziehen mit ihren Kindern über die kokelnden Müllberge der städtischen Deponie, um dort in giftigen Dämpfen nach noch verwertbaren Metallen zu suchen.
Bei den Debatten über die Vor- und Nachteile der Nafta verstecken sich diese skandalösen Lebensbedingungen hinter den trockenen Zahlen der ungleichen Reichtumsverteilung zwischen den Mitgliedern des neuen Handelpaktes: hinter einem mexikanischen Bruttosozialprodukt, das vier Prozent des US-amerikanischen ausmacht, und einem Stundenlohn, der einem Achtel der Einkommen bei den nördlichen Nachbarn entspricht.
Während die Nafta-Befürworter sich von den prognostizierten Wachstumsraten langfristig eine Angleichung dieser Verhältnisse versprechen, so können auch sie ein schwerwiegendes Problem des Handelsabkommens nicht leugnen: die mit mehr Handel und Produktion zunehmende Umweltbelastung. Schon heute haben die unkontrollierte Giftstoffbeseitigung aus den maquiladoras und die direkte Ableitung menschlicher Abfälle aus den colonias den Rio Grande zur größten Kloake Nordamerikas werden lassen. Auch nördlich seines Laufes liegen die Quoten der Hepatitis- und Krebserkrankungen um ein Vielfaches über dem US-Durchschnitt. Die Anzahl der Kolibakterien pro Milliliter beträgt mit sage und schreibe 200 000 in Laredo das 1000fache des texanischen Richtwertes, der das Schwimmen im Fluß verbietet.
Um diese Zustände zu verbessern - und die Verabschiedung von Nafta im US-Kongreß zu gewährleisten -, haben sich die Regierungen in Washington und Mexico City zu Umweltprogrammen verpflichtet. Doch die 420 Millionen Dollar der Bush-Administration und die 230 Millionen Dollar der Salinas-Regierung für die ökologische Säuberung der Grenzregion gleichen angesichts der Problemdimensionen entlang der 2000 Meilen langen Grenze nur einem Tropfen in den verschmutzten Rio Grande. Wenn das von allen Seiten gelobte Modellprojekt einer gemischtfinanzierten Kläranlage in Laredo in drei Jahren fertiggestellt ist, werden sich die Fäkalien aus den neuen Slums längst einen Umweg in den Grenzfluß gebahnt haben. Dabei reagieren die vorsichtigen Ansätze einer Umweltpolitik erst auf die Verschmutzung von gestern, beugen aber noch nicht der mit der Nafta zunehmenden Verseuchung der Grenzregion von morgen vor. Denn müssen die in den maquiladoras gefertigten Waren heute noch zum Verkauf in die Vereinigten Staaten zurücktransportiert werden, so dürfen die US-Multis ihre Billigproduktion in der künftigen Freihandelszone auch in Mexiko auf den Markt bringen - ein Anreiz für den Bau weiterer Niedriglohnfabriken in der Grenzregion und im mexikanischen Hinterland.
Die Demokraten werden deswegen im Kongreß von Präsident Bush mehr Mittel zur Verbesserung der Infrastruktur und Behebung der Umweltschäden verlangen. Doch allzu stark will auch der demokratische Präsidentschaftskandidat Bill Clinton die sakrosankte Freihandelsideologie nicht kritisieren, sonst handelt er sich im Wahlkampf den vernichtenden Vorwurf ein, mit seinem "Protektionismus" die Wachstumsaussichten der darniederliegenden US-Wirtschaft zu schmälern. Denn selbst die Anwohner der Grenzregion wollen lieber ein umweltpolitisch unzureichendes Handelsabkommen als ein Scheitern der Nafta. "Einen verschmutzten Rio Grande", gibt sich Jorge Haynes fast resigniert, "haben wir schon seit einem Vierteljahrhundert. Seit den Diskussionen über Nafta wird in Washington und Mexico City jetzt wenigstens zum ersten Mal darüber geredet."
ROLF PAASCH (Laredo/Texas)
Alle Widersprüche, die den Übergang des roten Rostock ins bürgerliche Lager begleiten, verdichtet modellhaft die Vorzeigeadresse, Kröpeliner Straße: Der "Boulevard", 1968 als erste Flaniermeile der DDR eröffnet, heute der wahre Laufsteg in die Übergangsgesellschaft, die dort nach "Pizza zum Mitnehmen" duftet. 20 von 100 meist bonbonfarbenen Häusern mit Renaissance- und Barockgiebeln wechselten bereits den Besitzer, Bodenpreise bis 3500 Mark je Quadratmeter.
Im Westen auf Höhe Nummer 53 signalisiert eine Brandmauer mit Werbung des "VEB Kornbrand" den Sanierungs-Rückstand. Daneben Baulücken, Budenarchitektur. Am Uni-Platz, über den "Brunnen der Lebensfreude" hinweg, glänzt die exklusive Welt der Jil Sander. Verschwenderisch mit Stein und Edelstahl protzend, steht linker Hand das Eckhaus von Brillen-Fielmann. Daneben in aller Bescheidenheit Optiker Ohlerich, "staatl. geprüft" von einem Staat, der nicht mehr existiert. Weiter in Richtung Rathaus die Nobelboutique "K 96". Im harten Kontrast dazu "Textilwaren Franz Hinze, Inh. H. Lange". Die eine läßt lautlos gestreifte Markisen in Position gleiten. Der andere zieht wie gehabt dunkle Folien vor die Auslagen.
Tapfer behaupten sich auf Rostocks heißestem Pflaster diverse Traditionsbetriebe, obschon sie in angestammter Kulisse neben dem pomphaften Zentralbau der Deutschen Bank wie Fremde wirken. Eis-Stiller, seit 1902. Emil Leverenz, Schreibgeräte, seit 1871. Im Blumengeschäft "Friedrich Evert, Inh. Hans Evert, Alex Schwiedepes Nachf." gibt es das Töpfchen Männertreu für 25 Pfennig. Drumherum bekräftigen Messingschilder von Maklern den heftigen Verdrängungskampf.
Gemischte Gefühle begleiten das Wegbrechen des Vertrauten in der gelobten DDR-Stadt - heute ein Muster von zweifelhaftem Wert. Damals galt die Einweihung der "19. Kaufhalle" in der Hermannstraße als Sensation. Getreu berichtete Archivar Bohl 1979 der Nachwelt darüber. An der, wie er lobte, "1000. Kaufhalle der Republik" klebt nun das Spar-Etikett. Im Umfeld SED-Altlasten in Gestalt erbarmungswürdiger Jugendstilbauten. Vom First glotzen neue Satelittenschüsseln, die das Hinfällige erst recht unterstreichen.
Ins Blickfeld rückt das modernisierte Gebäude 27, Sitz der IG Metall, früher Residenz des FDGB-Feriendienstes. Genervt erwartet der Erste Bevollmächtigte Rüdiger Klein Fragen, die er in der krisenhaften Entwicklung Rostocks schon ein paar Mal zu oft hörte. "Was soll ich Ihnen groß erzählen?" Ein tiefer Seufzer, ehe er in stumpfer Wut anhebt: "Die Arbeitslosigkeit ist von Null auf 17 Prozent geschnellt!" Von 54 000 Beschäftigten im Schiffbau bloß noch 20 000 in Lohn. Ende des Abräumens? "Ist nicht in Sicht!" Basta.
Die von keinerlei Hoffnung besänftigte Auskunft des Kollegen Klein widerspricht nur scheinbar dem Vibrieren der auf Saus und Braus gestimmten Fußgängerzone. Dort verschmilzt das Nebeneinander der für den Erhalt ihrer 1419 gegründeten Uni demonstrierenden Studenten - "Bildung statt Jäger 90" - und der atemlos in Wühltischen grabenden Passanten zum stimmigen Bild der Gegenwart.
Folgerichtig in der Stadt der scharfen Gegensätze, daß das schwimmende Kaufhaus "Portcenter" jetzt die heimliche Attraktion ist. Über Rostocks erste Rolltreppe entern bis zu 10 000 Kunden täglich die begehbare Warenschachtel am Kabutzenhof. An dieser Schnittstelle (die einst machtvolle "Kampfappelle" von 75 000 Aktivisten sah) prallen die alte und neue Zeit auf engem Raum brutal aufeinander. Der Publikumsmagnet mit seinen Verheißungen des Glücks steht in Sichtbeziehung zum heroischen Denkmal für die "revolutionären Matrosen". Zu ihren Füßen die erloschene "ewige Flamme der großen sozialistischen Revolution". Lallende Wermutbrüder hocken auf dem Sockel, verstärken die Melancholie des verschlissenen, tief gesunkenen Ideals.
Zwischen den Gegenpolen verfällt in dramatischen Schüben das 40 Jahre lang einseitig geprägte Leitbild des konkurrenzlosen Hafens Rostock. Nur wenige können das Wegsacken vom Musterbezirk zum kapitalistischen Bittsteller auf so knappe Formeln bringen wie Ulrich Seidel vom "Amt für Wirtschaftsförderung", ein studierter Elektroniker. Der Techniker in Seidel sagt: "Jeder Systemwechsel ist mit Abstieg verbunden!" Daraus folgt für ihn die Pendelbewegung zum Aufstieg.
Verwegenheit gehört dazu, in der akuten Tristesse die Zukunft rosig zu skizzieren. "Eine starke Messestadt" werde das, prophezeit Seidel. Flotten von Fährschiffen kreuzen in seinen Tagträumen, erschließen das wieder zu entdeckende Baltikum. Weil auch der Doktor Seidel nicht weiß, ob der höchste Punkt des Niedergangs überschritten ist, kontrastiert er das Helle mit dem arg Dunklen. Ziehe man die Stützungsmaßnahmen ab, sagt Seidel und klingt erbittert, komme man auf unkaschierte Arbeitslosigkeit von "40 bis 50 Prozent".
Andererseits: Ohne Illusion wäre der Kosmos des Unbewältigten über dem absaufenden Norden vollends unerträglich. Bleischwere Ungewißheit lastet auf der republikweit berühmten Langen Straße - laut Inschrift "Symbol des Aufbaus" unterm Genossen Ulbricht.
Adresse 1a, das "Haus der Schiffahrt". Eine Trutzburg der alten Ordnung, von der verflossenen Macht des "Kombinates Seeverkehr und Hafenwirtschaft" zeugend. 24 500 Werktätige lautete die Bilanz 1988. Pressechefin Brigitte Götz rückt das Druckwerk wegen allzu plumper Verherrlichung der sozialistischen Seefahrt nur zögerlich heraus.
Trotz versierten Lächelns steht ihr die Kränkung durch die Gegenwart ins Gesicht geschrieben, die das gloriose Sprecheramt zu dem einer Leidverweserin verwandelte. Was für ein Absturz aber auch der, wie es schien, unschlagbar- sinnreichen Idee, sich auf Warnow- und Neptun-Werft eigene Pötte zu
Seit die Treuhand am Ruder steht, führt die "Eisenhüttenstadt" nicht mehr den Rostocker "Greif" im Bug. Die volkseigene "Karl Marx" schippert für die anonyme "Alva-Investment Corporation Monrovia" unter der Flagge St. Vincent, wo immer das sei.
Jede "Außerdienststellung", was das feierlichere Wort für den Kahlschlag ist, trifft die für Rostocks Seelenheil höchste Instanz. Denn kolportagehafte Berichte veredelten die Arbeit heldenhafter Matrosen auf eilenden Frachtern. Jede Tonne Apatit aus Murmansk wertete die lokale Identität mit auf, wie ihnen die Ozeanriesen, die auf dem Neuen Strom vorbeiglitten, Symbole alles Unerfüllten waren.
Vom "Haus der Schiffahrt" erstreckt sich gen Norden das 650 Hektar große Hafengebiet, die sich zum Breitling öffnende Warnow-Mündung, eingebettet in den weiten Schwung der Landschaft. Fern am Horizont vor der sich grün, blau, nein, grün dehnenden Ostsee ist beim Panoramablick hinter Baumwipfeln Pier 1 zu ahnen. Bei der Hafenrundfahrt gibt Kapitän Dieter Schütt den Hinweis auf die dort liegende "Ingenieur Machulskiy".
Heftiger Wind trägt von Steuerbord russische Kommandos übers Wasser. Auf stumpf endenden Gleisen, zwischen denen Löwenzahn wächst und die alte Zeit rostet, kommen Geschütze der Roten Armee an, die es unter diesem Namen nicht mehr gibt. Abzug der einstigen Waffenbrüder, Kürzel WGS, 15 Abfahrten im Monat, 11 800 Fahrzeuge, 2900 Panzer und 25 000 Tonnen Munition gingen binnen zwölf Monaten von Pier 1 ab nach St. Petersburg. Daran verdiente die Hansestadt wenigstens 4,6 Millionen Mark Gebühren.
Dösende Soldaten liegen auf Spähwagen, warten auf das Einschiffen in die "Machulskiy". Uniformierte tauschen bei Anglern Zigaretten in Heringe um, wikkeln die Beute in steifes Packpapier. Eine versöhnliche Idylle unter dem scharfen, klaren Küstenhimmel, die Rostocks momentane Depression wenigstens etwas relativiert.
Denn die Kirschen der Freiheit hängen hoch, während ferne Verwaltungsakte weitere Eckpfeiler ihres Gemeinwesens in Treuhand-Immobilien verwandeln: Nummer 32 479, Mindestgebot 35 Millionen Mark, so geschehen mit dem "VEB Jugendmode", Hundsburgallee 10, SED-Prestigefirma mit 1580 Arbeitsstellen, in Leipzig allemal für "Messegold" gut. Nun ist der Betrieb "plattgegangen", obwohl Oberbürgermeister Klaus Kilimann die Rettung zur Chefsache erhob. Brutale Schnitte in den Lokalstolz konservieren das Mißtrauen gegenüber Wessis, müßten auch stabilere Kommunen erschüttern, als es die nach Anerkennung dürstende Hafenstadt heute ist.
Wie sollten 40 DDR-Jahre auch bewältigt sein, solange der 180 x 100 Meter große Stasi-Komplex die August-Bebel-Straße dominiert? Ein Kainsmal. Früher abgeschirmter Geheimbezirk, von Kameras beäugt, heute Sitz von Gerichten, Staatsanwaltschaft, auch "Stadtentsorgungs GmbH", was Züge einer Übersprungshandlung verrät. Eine haushohe Kastanie mildert das stalinistische Entree.
Rechts vom Eingang die Filiale der Gauck-Behörde. Vier Kilometer Akten im Keller, die konspirative Arbeit von 3680 MfS-Bediensteten und 9263 Zuträgern. Über der Empore Zimmer 127, damals Büro von Generalleutnant Mittag, Jahresverdienst 51 000 Mark. Seine Sitzgruppe übernahm der Gerichtspräsident.
Alles schon entfernte Erinnerung? Während die Malocher von der Werftenkrise zermürbt Schiffbruch erleiden, agieren Gespenster von gestern putzmunter zwischen Rostocks erster und zweiter Realität. Opfern uneingelöster Versprechungen stehen Doppelbegabungen des alten und neuen Systems gegenüber wie der frühere Genosse Chefarchitekt Rudolf Lasch. In seliger Übereinstimmung mit der Partei repräsentierte der Professor 20 Jahre lang die SED-Planung, befehligte 60 Mitarbeiter, bezog 1900 Mark im Monat. Seine betongewordene Linientreue zeigt sich in den Potemkinschen Plattendörfern Evers- oder Lichtenhagen, die eine Problemlösung vorgaben, aber selbst das Problem sind. Was für ein Effekt, den mit dem DDR-Nationalpreis, II. Klasse, hochdekorierten Baumeister heute als Denkmalschützer im barocken Amtssitz am Kloster zum Heiligen Kreuz anzutreffen.
Wortreiche Erklärungsversuche des wendigen Planers, als sprächen die Bilder seiner Siedlungen nicht ihre eigene Sprache. Barmendes Lamento im Kumpelton - "mal unter uns" - über anonyme Entscheidungen in Ost-Berlin, bis die eigene Federführung des Ex-Genossen im Vagen zerfließt. Derweil ist die wundersame Verwandlung von "Abriß-Rudi" (Rathaus-Jargon) zum Hauptkonservator Gesprächsstoff in einer Stadt, die lange mit ihrer jüngsten Baugeschichte hadern wird.
Pfarrer Arvid Schnauer vom Gemeindezentrum "Brücke" kennt solche Verwandlungskünstler zuhauf. Er leitet den "Gerechtigkeitsausschuß", der sich mit Gemeinheiten der Honecker-Ära herumschlägt. Nun muß der Pastor konstatieren: "Es hat keinen großen Schnitt gegeben!" Diplom-Ingenieur und Stasi-Auflöser Gerhard Rogge meint: "Nach der Vergangenheitsbewältigung dürfen Sie mich in 30 Jahren nochmal fragen."
Ohne Männer wie Rogge hätte es keine Wende gegeben, auch wenn er solche Heldenstories ablehnt. Seine Schilderung der Nacht der Nächte hält die dunklen Schauder wach, die ihn ansprangen, als er mit zehn Mitstreitern in die Stasi-Zentrale eindrang: "Mich hat es vor Angst geschüttelt." Seit dem Schock sieht er sein Rostock mit anderen Augen, zumal der Stasi-Auflöser in bodenlose Abgründe blickte und schnell merkte, wie ihn das dort versammelte Wissen einsam machte.
Bei seinem stark christlichen Engagement ist ihm ein überwaches Empfinden für den eigenartigen Schwebezustand der Stadt geblieben. Einerseits spricht er von der Gunst, dank Wende zwei Leben in
Überdies befremdet ihn an den Mitbürgern das Ausweichen vor der Wahrheit, die Flucht vor der Erkenntnis eigener "Verknüpfung, Verstrickung, Verfaserung" mit dem SED-Staat. Massiver Druck von außen mit handfesten Existenznöten erleichtert allen, das Vergangene in die hinterste Gedächtniskammer abzudrängen, wo es unbearbeitet weiter nagt. In trügerischer Stille beharren einzelne wie der pessimistische Aufklärer darauf, daß "in unserer Verwaltung viel rumsitzt, was dort nicht hingehört". Oder waren die 23 "Abteilungsparteiorganisationen", Apo, im Rathaus eine Halluzination?
Ist es die sprichwörtliche Mecklenburger Verschlossenheit, mit der die Stadt von Egon Krenz durch scharfes Wegsehen ihren Beitrag zur DDR loswerden möchte. Im Rathaus verdichtet sich das vielsagende Schweigen zur umfassenden Verdrängung. Ein neues "Ehrenbuch", Ausgabe Demokratie, liegt dort zwar auf. Aber ein Geist des Mißtrauens wabert durch das Museum der Schatten. Es riecht nach Putzmittel und verfaulender SED-Zeit. Selbst die couragierte Beate Hübener vom "Bündnis 90" flüstert: "Rufen Sie mich besser privat an."
In Raum 128 des Spukschlosses residiert Senator Franz Laube, zuständig fürs sensible Personalwesen. Unter SED-Chef Schleiff diente er im "Ratskollektiv" als CDU-Blockflöte. Manfred Hein verwaltet den Tourismus, besser bekannt als Autor einer sagenhaften SED-Chronik. Für Stadtplanung zeichnet Christoph Weinhold verantwortlich, "verdienter Aktivist", wie sein Ex-Vorgesetzter Lasch erinnert. Im Kulturhistorischen Museum lauschten wenigsten 12 von 59 Mitarbeitern für die Stasi.
Die Krawalle von Lichtenhagen überlagern nun alle Brüche und Verwerfungen im doppelbödigen Rostock, verschärfen die Identitätskrise der Stadt. In der Chronik '92 wird Archivar Bohl (der sonst jeden Komsomolzen-Besuch im Kapitel "Internationales" vermeldete) die Attakken gegen Asylbewerber aufarbeiten müssen. Am Steintor können sich Touristen auf den alten Wahlspruch: "In deinen Mauern herrsche Eintracht und Wohlergehen" ihren eigenen Reim machen.
Wie immer starren die Menschen auf die Ostsee, als käme von jenseits des Horizonts die Rettung.
GLAUBURG. Heimatgeschichtliche Themen spielen eine ständig wachsende Rolle im Programm der Kreisvolkshochschule des Wetteraukreises. Deshalb bietet die Kreisvolkshochschule in Kürze eine Wanderung zu einer der schönsten und ältesten Höhensiedlungen Hessens, den Glauberg, an.
Der seit der Jungsteinzeit immer wieder befestigte Höhenrücken zeigt auch heute noch diverse Spuren einer mehrtausendjährigen Besiedlung. Bei einem Rundgang gibt die Archäologin Annegret Lüdecke einen Überblick über die derzeitige Erforschung des sagenumwobenen Glaubergs und die Arbeitsmethoden der Archäologen.
Die Führung beginnt am Samstag, 19. September, ab 14 Uhr an der Kirche in Glauburg.
Die Gebühr für die dreistündige Führung beträgt zehn Mark. Um vorherige Anmeldung bittet die Kreisvolkshochschule unter Tel. 0 60 42 / 88 51 96 oder 0 60 31 / 8 38 40. str
Wie von einem geheimen Regisseur gruppiert, lagerten Skinheads, "Assis", und schwankende Gestalten unter der Skulptur einer sozialistischen Idealfamilie in Rostock-Evershagen. Der passende Rahmen für die Bürgerversammlung im dortigen Ortsamt zu der Frage: "Wie sicher ist unsere persönliche Sicherheit?"
Es war ein lauer Maiabend gewesen. Wochen, bevor im drei Kilometer nahen Lichtenhagen das Asylheim in hellen Flammen aufging, konnten die Besucher der Krisensitzung bereits das schwelende Feuer wittern. Zu schwach noch für Politikernasen, aber stark genug für die Prognose, daß in den verwechselbaren Plattensiedlungen beidseits der F 103 zwischen City und Warnemünde etwas Gewalttätiges in der Luft liegt.
35 Interessierte saßen in der Runde. Eltern, Erzieher, Lehrerinnen, Sozialarbeiter. Durch schmale Fensterbänder sahen sie auf geschmückte Balkone, die von unerfüllten Wünschen der Anlieger sprachen. Vielleicht dachten manche an die üppig eingegrünte Bürgerlichkeit ihres früheren SED-Oberbürgermeister Henning Schleiff in der stillen Seitenstraße "Im Garten".
Vor dem Ortsamt die Schneise der Bertolt-Brecht-Straße, gesäumt von steil aufsteigender Monotonie der Wohnblocks, sich fortsetzend zur Mecklenburger Allee, an der die Rechten ihre Randale inszenierten. Eine monströse Addition des industriellen Typenbaus, Variante WBS 70, Anpassung Rostock, AR. Erst 20 Jahre alt, aber weit davon entfernt, so zuverlässig auszusehen wie die gotische Marienkirche. 140 Klingeln in Nummer 18, 140 in Nummer 19, und so weiter, bis die 21 500 Evershagener, die 20 000 Lichtenhagener und schlußendlich 150 000 Rostocker in Denkmälern der klassenlosen Gesellschaft gestapelt sind.
Obwohl an diesem Abend viel geredet wurde, bestimmte Sprachlosigkeit die Debatte um den Putz der eigenen Kinder. Seit der Druck des SED-Regimes von den Menschen genommen ist, brodelt es in der schockierenden Schäbigkeit ihrer Quartiere. 815 Kriminalfälle binnen fünf Monaten allein in Evershagen und Lütten Klein. 200 Sachbeschädigungen, 134 Ladendiebstähle, das Strafgesetzbuch rauf und runter.
Ortsamtsleiterin Marianne Radig konstatierte Milieuschädigung in einem umfassenden Sinne: Man habe lange unter Normen gelebt, viele kämen mit dem Neuen nicht klar, schon gar nicht mit Alkohol und Arbeitslosigkeit. Ein vernünftiger Treff für die Erben des Übels fehlt, ebenso alles, woran sich in der geometrischen Heimat das Gefühl ergötzen könnte, von auffallend vielen Katzen einmal abgesehen. So eignete sich die Sitzung als Fallstudie für Leiden an der komplizierten Normalität. Die Diskussion war ein Hilferuf mit einer Botschaft, die keiner verstehen wollte, bis in Lichtenhagen das Ausländerheim brannte.
Auf dem Heimweg notierten wir die frisch versprühte Parole: "Ich scheiß auf Deutschland" und an der Hauptpost, neben Tor A 23, den Aufruf: "Asylanten an die Wand." Anderntags verschacherten davor an kleinen Tischen Vietnamesen Zigaretten.
Damals suchten wir das neue Rostock und lernten, daß es ohne das alte nicht zu finden ist. Denn das geteilte Deutschland war eine Sache, die zerrissene Seele heute ist etwas ganz anderes, nun, da die Menschen seit dem Epochensprung ihr Leben, ihre vergeblichen Mühen mit den Augen des Westens sehen.
Nirgendwo in der 244 000 Einwohner zählenden, ehemaligen Bezirksstadt ist die Beschleunigung der Zeit durch die Wiedervereinigung leichter faßbar als im Archiv: Dem Gedächtnis der Kommune mit ihren in vielen Aktenbündeln schlafenden Geheimnissen. Im Chefzimmer blieb die Doppeltür, als gelte es, Lauschangriffe auf die eigene Vergangenheit abzuwehren.
Amtsleiter Karsten Schröder, Ex-Genosse, führt in das Labyrinth des Magazins. Griffbereit ein Stapel ungebundener Seiten des "Ehrenbuchs", Ausgabe Sozialismus. Letzter Eintrag vom 8. Oktober 1989 mit der Würdigung beispielhafter Leistungen zum 40. Jahrestag der DDR- Gründung. Ein Hoch auf den Kranfahrer Gerhard Zimmermann vom Hafen - zum 1. Mai '91 in Vorruhestand abgeschoben. Ferner ein letztes Hurra für die Besatzung der "Ernst Thälmann", das Containerschiff ist längst zur "Mecklenburg" umgestrichen. Ausgezeichnet noch das "Kollektiv Nierentransplantation" der Wilhelm-Pieck-Universität, jetzt Uni Rostock. Deren Sinnspruch über dem Portal, damals wie heute: "Es gibt viele Lehren, aber nur eine Wahrheit."
Der Historiker Hans-Werner Bohl blätterte, verlegen, sein früheres Plansoll auf. Labbrige Karteikarten, auf denen er mit nach rechts fallender Handschrift die
Fixpunkte der Metropole notierte. 1988 schrieb der Chronist: Weitere beträchtliche Fortschritte bei der "Gestaltung der entwickelten, sozialistischen Gesellschaft"! Oder: Am 28. April löschte als 70 000. Schiff im Überseehafen die "Khudozhnik Nesterow" 4950 Tonnen Steinkohle aus Riga. Unvermeidliche Fotos des 1. Bezirkssekretärs Ernst Timm mit martialischen "Kämpfern der Neptun-Werft" auf dem Ernst-Thälmann-Platz komplettierten die Litanei.
Der Thälmann-Platz vor dem aus fünf Stilen zusammengesetzten Rathaus heißt wieder Neuer Markt. Die Neptun-Werft, landseitig geich einem gestrandeten Wrack an der Unterwarnow, existiert nur noch in einer Schwundform mit 1600 statt 6500 Mitarbeitern. Verloren dümpelt das Baggerschiff "Leningrad" am Kai, fügt sich zum Stilleben der entschwindenden Ära.
Am anderen Ufer im Überseehafen, dem "Tor zur Welt" der verrammelten DDR, sank der Güterumschlag von 20,7 auf knapp acht Millionen Tonnen jährlich. Der "VEB Seehafen", ein Karl-Marx- Porträt im Briefkopf, wie es nur Hochdekorierten zustand, schrumpfte gleichfalls von 6500 auf 1500 Beschäftigte. Die Fernsicht zeigt einen gigantischen Skulpturenpark aus himmelwärts ragenden Krangestängen.
So wie in der muffigen Atmosphäre des Archivs sind im gewendeten Rostock immer zwei Wirklichkeiten zugleich präsent. Mal krasser, mal subtiler das zähe Gestern des "über die Grenzen hinaus wirkenden Spiegelbilds der Republik". Darauf der dünne Firnis des Künftigen, das noch keinen eigenen Begriff gefunden hat, sondern Fragen um Fragen aufwirft. Einige beantwortet in Seminaren des Vereins "Urania", wenn es etwa um "Kündigungsschutz nach neuem Recht" geht. Die ganze Zerrissenheit in Vergangenheit und Gegenwart dokumentiert sich im Bürgerschaftsbeschluß, Straßen wie die Leninallee in Schillingallee umzu-
FRIEDBERG. Rund 30 Maler- und Lackiererlehrlinge haben in dieser Woche mit der Restaurierung der Fassade des alten Friedberger Rathauses in der Kaiserstraße 21 begonnen. Damit will die Maler- und Lackiererinnung Friedberg für ihr Handwerk werben und ihren Auszubildenden die Vielfältigkeit ihres Berufes aufzeigen.
Denn die Renovierung und Restaurierung von alten Gebäuden gehört in der Regel nicht zur typischen Arbeit der Weißbinder, die meist in Neubauten schaffen. Die Arbeit an sehr alten Gebäuden unterscheidet sich grundlegend von der Neubautätigkeit, es werden andere Materialien und Techniken eingesetzt. So untersuchte zunächst der Oppershofener Malermeister Manfred Breitmoser, der einzige geprüfte Maler-Restaurator im Kreisgebiet, intensiv die einst verwendeten Farben und Materialien am alten Friedberger Rathaus.
Die Ergebnisse von Breitmoser dienen nun als Grundlage für die Restaurierung, die in enger Absprache mit der Kreisdenkmalpflege und dem Friedberger Stadtbauamt erfolgt. Aus gutem Grund, denn der von Bad Nauheim kommend am Anfang der Kaiserstraße rechter Hand gelegene Steinbau gehört zu den historisch wertvollsten Gebäuden der alten Reichsstadt.
In dieser Woche ist mit den Vorarbeiten für die Restaurierung begonnen worden. Die Entscheidung darüber, wie die Putzflächen, Sandsteingewände und Holzteile dann aussehen sollen, wird Anfang der nächsten Woche bei einem Treffen des Kreisdenkmalpflegers Jung und des Restaurators Breitmoser entschieden.
Besondere Aufmerksamkeit dürfte dem Steinportal mit dem Stadtwappen beigemessen werden, da es als einziger Zierschmuck des Steingebäudes die Blicke auf sich zieht. Es wird vielleicht teilweise vergoldet.
Mit den Arbeiten will die für das Gebiet des Altkreises Friedberg zuständige Maler- und Lackiererinnung Friedberg noch weiter die Ausbildung der Lehrlinge intensivieren und attraktiver machen. Diese wurde bereits in den vergangenen Jahren durch die Einführung des Blockunterrichtes an der Berufsschule Friedberg und der Ausweitung der überbetrieblichen Unterweisungen verbessert und effektiver gestaltet.
Dennoch: Dem Malerhandwerk fehlt der Nachwuchs. So schätzt Obermeister Rudolf Billasch, daß derzeit in den Malerbetrieben im Altkreis Friedberg noch mal genausoviele Lehrlinge ausgebildet werden könnten; derzeit sind es 55. Um das Interesse der Jugend zu wecken, hat die Innung auch Schulen angeschrieben, damit die Schüler in den Abgangsklassen Eindrücke von dem vielseitigen und abwechslungsreichen Beruf des Malers und den Restaurierungsarbeiten am alten Rathaus sammeln können.
Dazu soll nicht nur das Gespräch mit den Auszubildenden dienen, sondern auch eine Ausstellung über den Beruf im alten Rathaus. Die Lehrlinge können von ihren Betrieben Videos bekommen, mit deren Hilfe sie in aller Ruhe zu Hause die unterschiedlichen Arbeitstechniken anschauen können.
Unter den 30 Lehrlingen sind auch acht des Berufsbildungswerkes Karben, die überwiegend in Lehrwerkstätten ausgebildet werden. Diese sollen praxisbezogene Fähigkeiten bei der Rathausrestaurierung sammeln.
Zwar arbeiten rund 30 Auszubildende täglich am alten Rathaus, doch jeder von ihnen ist nur insgesamt eine Woche dabei. Insgesamt erlauben zwölf Malerbetriebe aus dem Altkreis Friedberg ihren Lehrlingen die Teilnahme in Friedberg.
Die Maler- und Lackiererinnung will mit ihrem Einsatz am alten Friedberger Rathaus dazu beitragen, das Stadtbild zu verbessern und aufzuwerten. Darüber dürfte sich besonders die Stadt Friedberg freuen, die lediglich für die Materialkosten aufkommen muß. Die Ausbildungsbetriebe tragen die Lehrlingsvergütungen und alle sonstigen Kosten.
Ende September soll sich die alte Rathausfassade glanzvoll der Öffentlichkeit präsentieren. str
JOACHIM BRAND, Chefarzt der bundesweit renommierten Migräne- Klinik in Königstein, ist gestern auf dem Friedhof an der Limburger Straße beerdigt worden. Er war am vergangenen Sonntag im Alter von 71 Jahren an Herzversagen gestorben. Der gebürtige Berliner war 1962 nach Bad Homburg gekommen und hatte das Richard-Croon-Haus übernommen, das später in Sanatorium Dr. Brand umbenannt wurde. Er hatte sich auf die Behandlung von Migräne, Kopfschmerzen und ähnlichen Formen von Durchblutungsstörungen spezialisiert. In Bad Homburg arbeitete Brand auch mit den damals exotischen Methoden der Akupunktur und der Hypnose. Dort entwickelte er die "hämatogene Oxidationstherapie" - eine "Blutwäsche", bei der den Patienten Venenblut entnommen, mit Sauerstoff versetzt, ultraviolett bestrahlt und wieder eingespritzt wird. 1976/1977 zog er mit seinem Sanatorium von Bad Homburg nach Königstein. Fortan galt die Einrichtung als erste Migräne-Klinik Deutschlands.
In dem Artikel in der Frankfurter Rundschau vom 1. September 1992 "Die Botschafter servierten Kaffee, die Behörden kühle Abfuhren" von Armin Wertz wird der israelische Anwalt Zeltzer mit der Behauptung zitiert, die Aussage der bayerischen Staatsministerin für Justiz, kein israelischer Staatsbürger sei durch ein Polizeigeschoß getötet worden, sei "eine Lüge".
Ich weise dieses angebliche Zitat des Herrn Zeltzer mit Nachdruck zurück. Die schußwaffentechnischen und gerichtsmedizinischen Gutachten belegen die Äußerung der bayerischen Justizministerin Dr. Mathilde Berghofer-Weichner eindeutig und ohne jeden Zweifel. Im übrigen hat Herr Zeltzer am 25. August 1992 bei der Staatsanwaltschaft München I vorgesprochen und Akteneinsicht begehrt. Hierbei hat er ausdrücklich erklärt, daß ihm und den von ihm vertretenen Angehörigen "keinerlei neues Material vorläge". Woher die Presse anderslautende Informationen hat, sei ihm nicht bekannt. Um so unverständlicher und unglaubhafter ist daher dieses angebliche Zitat.
Gerhard Zierl (Pressesprecher des bayer. Staatsministeriums der Justiz), München
Kleine FR
Alleinerziehende treffen sich NEU-ANSPACH. Der Arbeitskreis "Alleinerziehende" des Frauentreffs kommt am Samstag, 5. September, um 15 Uhr in den Räumen des Treffs zusammen. Gemeinsame Unternehmungen und Schwerpunktthemen für die nächsten Monate sollen geplant werden. Interessierte Frauen sind samt Kindern eingeladen. Kinder-Basar WEHRHEIM. Für den diesjährigen Basar "Rund ums Kind" der Wehrheimer Frauengruppe "Meilenstein" gibt es ab sofort Verkaufsnummern bei Gisela Schultz, Tel. 06081 / 43567, sowie Sylvia Türinger, Tel. 06086 / 3339. Der Basar findet am 19. September im großen Saal des Wehrheimer Bürgerhauses statt.
HÖCHST. Wer diese Woche ins Filmforum geht, sollte vorher sein Süppchen kochen oder sein Käsebrot essen: Möglicherweise schmeckt es nämlich nachher nicht mehr. Zumindest den Film von Peter Greenaway "Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber" fanden viele Zuschauer äußerst unappetitlich. Er spielt zwar in einem noblen Freßtempel, die Gäste aber würden in jedem anderen Edelrestaurant rausfliegen: Sie kommen nicht nur wegen Richards Speisen, sondern auch, um Orgien zu feiern - und die sind schlimmer als bei den Römern im Asterixheft. Aber schließlich sind da ja noch der Liebhaber und die Frau - und damit die Intrigen, an denen sich der Zuschauer ergötzen kann. Der Film läuft Freitag und Samstag jeweils 18.30 Uhr.
Auch "Eat the Rich" spielt im Nobelrestaurant. Der Name spricht für die Gäste: "Bastards". Vielleicht wäre Schmarotzer der passendere Name, zumindest aus der Sicht von Alex: Der war einst Oberkellner im Bastards und rächt sich nun für seinen Rausschmiß an den Stammgästen, vor allem Wirtschaftsgangster und Politiker. Er verkocht sie zu wohlschmeckenden Gerichten und gibt dem Restaurant den passenden Namen: "Eat the Rich". Peter Richardsons Streifen läuft Sonntag, 20.30 Uhr, und Samstag, 22.30 Uhr.
Kannibalisch und gesellschaftskritisch ist auch der dritte Streifen, der diese Woche in der Emmerich-Josef-Straße 46 a zu sehen ist. Mit "Delicatessen" haben Jean Pierre Jeunet und Marc Caro einen neuen Kultfilm geschaffen. Die beiden Belgier kommen vom Comic, und das zeigt sich auch in ihrer Liebe zum Detail.
Bereits der Vorspann weicht vom Üblichen ab: Die Namen der Kostümemacher stehen auf dem Innenschild eines Kleides, die der Bühnenbildner auf dem Zollstock. Auch später ist der Film immer wieder für Überraschungen gut. Das liegt auch daran, daß der Filmheld Louison ein arbeitsloser Clown ist. Seine Tricks erheitern und erschrecken nicht nur seine Mitbewohner im abbruchreifen Hinterhaus . . . Delicatessen: zu genießen am Freitag und Samstag um 20.45 Uhr, am Sonntag um 18.30 Uhr und am Dienstag und Mittwoch um 20.30 Uhr.
Das Filmforum setzt außerdem seine Sonderreihe zum Frauenbild der Nazidiktatur fort. Am Dienstag um 17.30 Uhr läuft ein weiterer Veit-Harlan-Film: "Die goldene Stadt" mit Kristina Söderbaum und Rudolf Prack in den Hauptrollen. clk
MÖRFELDEN-WALLDORF. Schwere Kopfverletzungen erlitt am Dienstag nachmittag eine 80 Jahre alte Radlerin, die in Mörfelden wegen eines Mofafahrers stürzte. Wie die Polizei gestern berichtete, kam der Frau auf dem Radweg Farmstraße und Bahnlinie in Höhe des Viaduktes ein Mofafahrer entgegen. Obgleich eine weitere Radfahrerin per Zeichen auf Langsamfahren drängte, brauste der Mofafahrer mit unverminderten Tempo durch. Dabei, so vermutet die Polizei, streifte er die 80jährige, die stürzte. Der Mofafahrer, dessen Gefährt rot gewesen sein soll, flüchtete. Hinweise erbittet die Polizei in Mörfelden, Tel. 2 20 51. wal
In seiner kritischen Erwiderung (FR/ FRA vom 28. 8. 1992 "Militärische Gewalt als letzte Option") auf den Beitrag H. E. Richters (FR vom 20. 8. 1992 "Warum schweigt die Friedensbewegung?") schreibt Werner Fricke: "Ich möchte daran erinnern, daß Nazi-Deutschland nur mit militärischen Mitteln niedergekämpft werden konnte (und mußte).
Herr Fricke nennt keine Kriterien, ab wann die militärische Bekämpfung eines Diktators erfolgen "muß" und welche Opfer man den daran beteiligten Völkern abverlangen darf. Der Zweite Weltkrieg "kostete" 55 Millionen Tote, zahllose Verstümmelte und ein namenloses Flüchtlingselend. Die Folgen sind nicht überwunden.
Meine Frage an Herrn Fricke: Können wir sagen, daß sich diese Opfer "gelohnt" haben? Kann man überhaupt getötete, versehrte und durch den Krieg psychisch geschädigte Menschen gegen ein zu erreichendes Kriegsziel "verrechnen"? Ich kann mir keine hier anwendbare Verrechnungseinheit vorstellen. Und woher wissen Sie, "daß Nazi-Deutschland nur mit militärischen Mitteln" bekämpft werden konnte? Ich bin mir da nach den Ereignissen der letzten Jahre nicht mehr so sicher.
Vor allem aber hat militärische Gewalt als "letzte Option", als "das kleinere Übel", heute ein anderes Gewicht als vor 50 Jahren. Dank der heute über den Globus verteilten Arsenale an Kernwaffen kann grundsätzlich jeder "friedensstiftende Kampfeinsatz" in einer atomaren Katastrophe enden. Welches Übel wäre dann das größere gewesen?
Die weltweit existierende Überrüstung, an deren Zustandekommen wir nicht unbeteiligt sind, zwingt zum Umdenken. Dazu forderte H. E. Richter in seinem Beitrag auf.
Er "drückt" sich nicht, wie Herr Fricke meint, vor einer Bewertung des Zweiten Weltkriegs, sondern zeigt die heute bestehenden Gefahren auf:
Das Potential an Massenvernichtungswaffen, die "Ausrottungsmentalität" in Verbindung mit der Verdrängung der grausamen Folgen dieser Waffen, andererseits "der eklatante Mangel an Vorkehrungen für friedliche Konfliktlösungen im Falle ethnischer und nationalistischer Spannungen".
Für Institutionen, die derartige Spannungen rechtzeitig wahrnehmen und gewaltfreie Konfliktlösungen zu ihrer Behebung entwickeln könnten, also für die gesamte Friedens- und Konfliktforschung, gibt die Bundesregierung 9,5 Mio. Mark aus.
Das 7200fache dieses Betrages, also 3,6 Mrd. Mark, steht für militärische Forschung zur Verfügung. Da verwundert es nicht, daß Deutschland entgegen der Maxime des Bundeskanzlers "Frieden schaffen mit immer weniger Waffen" heute der drittgrößte Waffenexporteur der Welt ist.
Daß die in der Friedensbewegung tätigen Menschen, zu ihnen zählt auch H. E. Richter, trotz dieser Situation nicht resignieren, stimmt hoffnungsvoll.
Kurt Kreß, Frankfurt am Main
Nach Arthur Krajc ist die Schuldfrage aus dem persönlichen Trennungskonflikt nicht mehr wegzudenken und das Zerrüttungsprinzip an allen Belastungen aus den Scheidungsfolgen schuld (FR/FRA vom 26. 8. 1992 "Nichts anderes als eine Verlagerung der Verantwortung"). Die Einführung des Zerrüttungsprinzips wurde damit begründet, daß sich die Schuld am Scheitern der Ehe nicht objektiv feststellen läßt. Oft kann sich eine jahrelang mißhandelte Frau erst aus der Ehe lösen, wenn sie einen anderen Partner gefunden hat.
Es gibt auch überzogene Emanzipationsansprüche, doch wer könnte das gerecht beurteilen?
Beim Schuldprinzip kann sich der Alleinverdiener (in der Regel der Ehemann) eher schwere Eheverfehlungen leisten als der Ehepartner, weil seine Existenz gesichert bleibt. Das entspricht zwar der verbreiteten doppelten Moral, gerecht ist das aber nicht. Die häufigen Selbsttötungen im Zusammenhang mit einer Trennung oder Scheidung beruhen eher darauf, daß das Familieneinkommen nicht für zwei Haushalte reicht.
Ich kann mir kaum vorstellen, daß jemand eher bereit ist, lebenslang für den geschiedenen Partner zu zahlen, wenn er für das Scheitern der Ehe schuldig gesprochen ist. Eine Heirat begründet lebenslange gegenseitige Unterhaltsansprüche, damit ließe sich das Ehegattensplitting im Steuerrecht begründen. Wenn das Eherecht vom Scheitern der Ehe ausgehen soll, kann man die Institution Ehe abschaffen.
Allerdings gibt es einige Ungereimtheiten im Unterhaltsrecht. Wer mit einem Partner unverheiratet zusammenlebt, dem wird das Einkommen des Partners beim Antrag auf Sozialhilfe angerechnet, obwohl er keinen Anspruch auf Unterhalt hat. Auch bei berechtigten Gründen kann ein Ehepartner bei der Scheidung nicht auf Unterhalt verzichten, wenn er dadurch Anspruch auf Sozialhilfe hätte. Wenn dem geschiedenen Partner eine Erwerbstätigkeit zugemutet werden kann, sollte der Staat für den Unterhalt aufkommen, wenn der Geschiedene arbeitslos wird. Auch könnte man generell den Unterhalt auf eine Zeit im Verhältnis zur Dauer der Ehe festsetzen.
Es dürfte selbstverständlich sein, daß die Mediation sich an bestehende Gesetze zu halten hat und den Alleinverdiener nach der Scheidung nicht so stellen kann, als hätte er nicht geheiratet.
Dirk Müller-Westing, Lüneburg
Glänzendes Comeback von Mikael Kaellman nach knapp zweiwöchiger Verletzungspause. Beim 22:17(11:9)-Sieg beim Zweitligisten TSV Rintheim steuerte der Spielmacher des deutschen Handballmeisters SG Wallau/Massenheim acht Tore bei. "Es lief schon ganz gut, obwohl ich noch leichte Beschwerden beim Sprungwurf habe", kommentierte der Finne gewohnt bescheiden seinen ersten Auftritt nach seinem Muskelfaserriß. Dagegen mußte die SG, die am Freitag (19.30 Uhr) auf der Rückfahrt vom Trainingslager in Ingelheim spielt, erneut auf den Ex-Leipziger Mike Fuhrig (Knieprobleme) verzichten. Mit fünf Toren war Stoschek zweitbester Schütze in Karlsruhe-Rintheim vor nur 400 Zuschauern. Am Wochenende nimmt die SG an einem internationalen Turnier in Hagen teil. jo.
USINGEN. Die SPD Usingen hat eine Art Ehrenkodex für das Parlament vorgeschlagen, der den künftigen Umgang mit Geld- und Sachspenden regeln soll. Außerdem haben die Sozialdemokraten die ehemalige Regierungskoalition aus CDU, FWG und FDP, die bis 1989 an der Macht war, aufgefordert, ihre Parteispenden von Baufirmen, Ingenieurbüros oder dahinterstehenden Privatpersonen offenzulegen.
Anlaß dazu ist das Eingeständnis des CDU-Fraktionsvorsitzenden Gerhard Liese in der Sendung Monitor: "Wir haben zur Finanzierung unserer Wahlkämpfe Geld gebraucht von den Unternehmen, die betroffen sind." "Betroffen" heißt, daß die Verantwortlichen dieser Baufirmen von der Staatsanwaltschaft der aktiven Bestechung beschuldigt werden. Die Grünen haben bereits aufgrund der Aussage Lieses Aufklärung im Kreistag über einen möglichen Zusammenhang zwischen Auftragsvergaben des Kreises und Parteispenden an die CDU gefordert.
Der "Ehrenkodex", den die Usinger SPD den städtischen Gremien und Parteien vorschlägt, sieht zum Teil einen Verzicht auf Spenden vor. Parteien und Gruppierungen sollen keine Spenden mehr von Betrieben und Firmen annehmen, die Aufträge von der Stadt und den Verbänden erhalten. Eine neutrale Kontrollinstanz soll geschaffen werden - eine Aufgabe, die beispielsweise ein Steuerberater wahrnehmen könnte. Er sollte nach SPD-Ansicht auch das Einsichtsrecht in die Kassenunterlagen der Fraktionen und Parteien haben.
Der Kodex will außerdem einzelnen Parlamentariern verbieten, persönliche Vorteile von Auftragnehmern zu erhalten. Da es sicher auch in Zukunft Unternehmen gebe, die nicht nur wegen etwaiger Vorteile, sondern für das kommunale Gemeinwohl spenden, schlägt die SPD der Stadt vor, dafür etwa eine Stiftung einzurichten. Sie hätte die Aufgabe, soziale und kulturelle Vorhaben zu unterstützen.
Um eine lückenlose Aufklärung der Korruptionsaffäre zu gewährleisten, hält es die SPD zudem für unerläßlich, daß die frühere Usinger Koalition ihre Parteispenden aufdeckt. Diese Forderung ist nicht neu, führte jedoch bisher noch zu keiner Offenlegung. "Offensichtlich will man harte Zahlen zurückhalten", vermutet der SPD-Vorsitzende Norbert Braun.
Er hält den Zusammenhang zwischen Auftragsvergaben der Mehrheitskoalition und Parteispenden für kritisch - "wenn auch zur Zeit leider noch legal". Braun wirft dem Gesetzgeber in Bonn vor, hier nicht regelnd eingreifen zu wollen. Wie sollte er auch, stellt der SPD-Politiker fest. Würden sich doch dadurch die Regierungsparteien zum Beispiel "die schönen Mercedes-Spenden verbauen, während parallel Mercedes Rüstungsaufträge erhält". cn
Kleine FR
Behinderte im Kindergarten GROSS-GERAU. "Einzelintegration behinderter Kinder im Kindergarten" beschäftigt die kreisweit Psychosoziale Arbeitsgemeinschaft Groß-Gerau (PSAG) bei ihrer Monatsversammlung. Dazu treffen sich Interessierte am Dienstag, 8. September, 19.30 Uhr, im AOK-Gebäude in Groß-Gerau. Grillfest der Reiter BÜTTELBORN. Zum Grillfest lädt für Samstag, 5. September, 19 Uhr, der Reit- und Ponyverein auf den Reitplatz an der Kompostierungsanlage ein. Kerb in Bischofsheim BISCHOFSHEIM. Kerb wird am Wochenende 5. / 6. September gefeiert. Dazu lädt unter anderem die Gruppe "Mega- Phon" rund ums Rathaus ein. Am Samstag spielen ab 17 Uhr Bands, angeführt von "Thin-Chocolate-Mints". Am Sonntag ist ab 15 Uhr unter anderem die "Mega- Phon-Session-Band" zu hören. Rathaus geschlossen KELSTERBACH. Wegen der Kerb ist am Montag, 7. September, das Rathaus geschlossen. Die Sprechstunden werden am Mittwoch, 7. September, nachgeholt, indem dann ganztags geöffnet ist. Kerb in Klein-Gerau BÜTTELBORN. Kerb wird im Ortsteil Klein-Gerau vom 5. bis 7. September gefeiert.Treffen fällt aus KELSTERBACH. Wegen der Programmfolge "40 Jahre Stadt Kelsterbach" fällt der vom VdK geplante Frauennachmittag am Dienstag, 8. September, aus. Die nächste Veranstaltung ist für den 13. Oktober angesetzt. Radtour zum Kammerhof BÜTTELBORN. Eine Radtour zum Kammerhof in Leeheim macht der RC 03 Worfelden am Sonntag, 6. September. Treffpunkt: 13 Uhr am Bürgerhaus.
BAD VILBEL. Ein sechsjähriger Junge wollte am Mittwoch nachmittag mit seinem Kinderfahrrad die Schulstraße in Höhe der Kreuzung Quellenstraße überqueren. Dabei wurde er von einem Kleinlastwagen umgestoßen, dessen Fahrer aus der Quellen- in die Schulstraße einbog. Wie die Polizei berichtet, hatte der Fahrer zunächst einen Bus vorbeifahren lassen und dann beim Abbiegen den Jungen übersehen. Das Kind habe bei dem Unfall Glück gehabt und sei mit Schnittwunden davongekommen. de
MÖRFELDEN-WALLDORF. Vom Diebstahl bis zu Hehlerei und Begünstigung reichen die 13 Straftaten, die die örtliche Polizei einem Quintett von Kindern und Jugendlichen nachweisen konnte. Dabei gingen die 13- bis 16jährigen professionell zu Werke. Die Fahrräder, vorher an der Groß-Gerauer Prälat-Diehl-Schule und am Waldschwimmbad Mörfelden geklaut, wurden zu Hause umgebaut und umlackiert, um die Räder hinterher selbst zu benutzen. Eines wurde auch für 30 Mark verhökert.
Bei den Ermittlungen, die durch die Falschaussage eines Jugendlichen zugunsten seines Freundes erschwert wurden, kam heraus, daß zwei der Jugendlichen in der Groß-Gerauer Kreissporthalle zwei Paar hochwertige Turnschuhe gestohlen und dann selbst getragen haben. Alles in allem addiert die Polizei das, was die Jugendlichen auf dem Kerbholz haben, auf einen Schaden von 4000 Mark.
Was die Beamten erstaunte, war der Fakt, daß die Eltern der jugendlichen Täter allesamt von den Neuanschaffungen ihrer Sprößlinge wußten, sich aber trotz der teilweise niedrigen Kosten nicht über die Herkunft der neuen Sachen informierten. Die Eltern seien offenbar zu gutgläubig, wähnen die Beamten.
Man müsse bedenken, daß im Normalfall gebrauchte Räder nicht für 30 oder 50 Mark zu haben seien. Das gelte insbesondere für die bei Jugendlichen beliebten Mountainbikes. "In solchen Fällen sollte immer eine Rücksprache mit dem Verkäufer oder dessen Eltern erfolgen", empfehlen die Beamten und warnen: Auch wer gestohlene Fahrräder oder sonstige Gegenstände kauft, macht sich strafbar. wal
KELSTERBACH. Am Südpark wächst die Containersiedlung für Aslybewerber und Obdachlose. Derzeit werden die Fundamente für die Baracken-Blöcke drei und vier gebaut - neben den beiden vorhandenen, in denen zur Zeit 50 Asylbewerber und 70 Obdachlose wohnen. Im Gegensatz zu diesen Baracken werden allerdings die beiden Neuen zweistöckig sein. Entsprechende Treppenhäuser sind baulich berücksichtigt.
Im Durchschnitt können nach Auskunft von Oberamtsrat Erhard Dreyer, Stadtverwaltung Kelsterbach, in jedem Doppeldecker etwa 120 Personen untergebracht werden, insgesamt also 240. Die genauen Zahlen stünden erst bei der Belegung fest, weil dabei wie Familiengrößen und Religionszugehörigkeit berücksichtigt werden müßten. Obwohl die Arbeiten auf Hochtouren liefen, seien die Blöcke drei und vier wohl frühestens im November bezugsfertig.
Für die Übergangszeit hat die Stadt jetzt provisorisch im vorderen, westlichen Teils des Südparks acht Container zusätzlich aufgestellt. Die 24 und 36 Quadratmeter großen Behälter können insgesamt um die 40 Personen aufnehmen. So hofft die Stadt bis zur Fertigstellung der Doppeldecker gerüstet zu sein: Denn nach wie vor muß ständig Raum für neue Obdachlose bereitsgestellt werden, vor allem jene ehemaligen Beschäftigten eines örtlichen Chemiewerks, die durch freiwilligen Arbeitsplatzwechsel auch ihre Werkswohnungen verloren haben und jetzt Zug um Zug auf der Straße stehen. (cas / FR-Bild: Keber)
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Beratung / Selbsthilfe Friedberg. LVA: Sprechtag, 8-12 Uhr, Auskunft und Beratung, Hanauer Str. 30.
Diakonisches Werk: Gemeindeclub Knospe, offener Treff für Menschen in Krisensituationen, 14-20 Uhr, Seewiese.
Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus, Tel. 0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 /47 74.
Mütter- u. Familienzentrum: Offene Stillgruppe, Treffen, 10-11.30 Uhr, Alte Feuerwache Johannisstr. 5.
Haus der Gesundheit: 10 Uhr Vorbeugen ist besser als heilen - Tips und Beratung für ein rückenfreundliches Verhalten im Alltag.
Bad Vilbel. Kinderschutzbund: Stillgruppe, 10-12 Uhr; Leseclub, 15-17 Uhr, Frankfurter Straße 85 (I. Stock).
Echzell. Freundeskreis Wetterau, Verein für Suchtkrankenhilfe: Gruppenstunde, 20-22 Uhr, Ev. Gemeindehaus, Lindenstr. 4, Kontakttelefon 0 60 08 / 3 15.
Nidda. Frauen-Notruf: Selbsthilfegruppen, 19.30-22 Uhr, Weiherstr. 12 Borsdorf, Tel. 0 60 43 / 44 71.
Büdingen. Kath. Gemeinde St. Bonifatius: Mutter-Kind-Kreis, 10 Uhr, Haus Walburga. Kulturmix Bad Nauheim. Kurkonzert, 15.30 Uhr, Trinkkuranlage.
Jugendorchester Hartenrod: Harmonika-Konzert, 19.30 Uhr, Trinkkuranlage.
Bad Vilbel. Verschwisterungsprogramm mit Chaumont (Frankreich): Tanztheater Créa'Danse: "Matières premières", 19.30 Uhr, Kurtheater.
Nidda. Kurkonzert, 10-11.30, 15.30-17, 19.30-21 Uhr, Trinkkurhalle Bad Salzhausen. Schotten. Tag der offenen Tür in hessischen Kulturdenkmälern: Konzert, 19.30 Uhr, Historisches Rathaus. Gruppen / Vereine Bad Nauheim. Mütter- und Familienzentrum: Babytreff, 15-17 Uhr, KiGa Steinfurth.
Eisenbahnfreunde: Club-Abend, 20 Uhr, Clubheim.
Hiesbachverein: Stammtisch, 20 Uhr, Sportheim.
Schachclub: Jugend spielt Schach, 16 Uhr, allgemeiner Spielabend, 19.30 Uhr, Musikpavillon Trinkkuranlage.
DLRG: Abnahme aller Schwimmprüfungen, 17.30 Uhr, Usa-Wellenbad.
Gem. Usa-Gärten: Stammtisch, 18 Uhr, Vereinshaus.
Bad Vilbel. Bürgeraktive: Erzähl-Café, 15-17.30 Uhr; Meditation zum Ausklang der Woche mit Fr. Dittmann, Frankfurter Str. 15, Hochhaus.
Ev. Kirchengemeinde Massenheim: Jugendkreis Radfreunde, Treffen, 18.30 Uhr, Hainstr. 23.
Rosbach. SG Rodheim: Lauftreff, Treffpunkt 18.30 Uhr, Clubheim Mainzer Str.
Butzbach. Marinekameradschaft: Monatsversammlung, 20 Uhr, Kajüte.
Karben. Kirchengemeinde St. Bardo, Petterweil: Familienkreis I, 20-24 Uhr.
Altenstadt. VfL: Joga für Frauen und Männer mit Grundkenntnissen (auch für Nicht-Mitglieder des VfL), 20-21.30 Uhr, Brunnenstr. 16, Heegheim, Tel. 0 60 47 / 20 32.
Nidda. Oberh. Zwerghuhnzuchtverein: Versammlung, 20 Uhr, Bürgerhaus O.- Widdersheim.
Ortenberg. TSG Bleichenbach: Kirmes, Festzelt am Sportplatz (bis 7. September).
Büdingen. Mädchen-Café, 16-19 Uhr, Am Marktplatz 3, Tel. 0 60 42 / 27 16.
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft im DGB: Sommerfest, ab 15 Uhr, Leo-Hütte.
Damen-Gymnastikgruppe Büches: 10jähriges Jubiläum (bis Sa.).
Jugend-Feuerwehr Michelau: 10jähriges Jubiläum (bis Sa.).
Kleintierzuchtverein Rohrbach: Lokalschau. Hirzenhain. IG Metall: Grillfest, ab 15 Uhr, Sportheim Glashütten.
Gedern. Modellbahnfreunde: Stammtisch, 20 Uhr, Gaststätte Stöhrbalser.
AFG: Clubabend, 20 Uhr, Gaststätte Holzkiste. Vorträge / Kurse Bad Nauheim. Naturheilverein: Vortrag "Die Depression" v. Dr. med. J. Abele, 19.30 Uhr Sportheim.
Butzbach. Katholische Kirchengemeinde: Atem- und Konzentrationsübungen in indisch-christlicher Spiritualität, 20 Uhr, Kath. KiGa.
Nidda. Vortrag "Gesunde Lebensweise im höheren Lebensalter" v. Dr. A. Ritter, 19.30 Uhr, Parksaal Bad Salzhausen.
Wachsveredelungs-Kursus, 15-17 Uhr, Lesehalle Bad Salzhausen.
Parteien / Parlamente Florstadt. FDP: Kreisdelegiertenversammlung, 19 Uhr, BH Nieder-Florstadt.
Altenstadt. Sitzung der Gemeindevertretung, 20 Uhr, Altenstadthalle.
Verschiedenes Friedberg. Mobile Spielplatzbetreuung MOBS: Spielplatz Ockstadt (nur noch heute).
Altenstadt. Kerb in Höchst, Disco-Veranstaltung (bis 7. September).
Nidda. Niddaer Kirchweih / Herbstmarkt, Großer Disco-Abend, 20 Uhr, Festzelt (bis 7. September). Ausstellungen Friedberg. Kunstverein: Johannes Schönert - Raumfiguren, Öffnungszeiten: Di.-So. 10-12 u. 15-17 Uhr, Wetterau-Museum Haagstr. 16 (bis 20. September).
Literatur-Café: Dirk Ziegeler - "Canada - vom Pazifik zu den Rocky Mountains", Foto-Ausstellung, Öffnungszeiten: zu den Öffnungszeiten des Literatur-Cafés, Haagstr. 41 (bis 30. September).
Bad Nauheim. Lee Kang-Hwa - Kunstmalerei, Öffnungszeiten: tägl. 10-12 u. 14-18 Uhr, Trinkkuranlage (bis 20. September).
Jon Peter Pahlow - Farbige Netzwerke - Plastiken & Objekte, Öffnungszeiten: Di.-Do., Sa. u. So. 15-18 Uhr (u. nach tel. Vereinbarung unter 0 60 32 / 3 15 33), Galerie Remise, Mittelstr. 23 (bis 6. September).
Altenstadt. Bernhard Siller: Ins Glück gesetzt oder: Bis daß der Tod Euch scheiden könnte, Zeichnungen, Räume der Apollo-Lichtspiele (bis 30. September).
Büdingen. Büdinger Geschichtsverein: "Der Herrnhaag, die Herrnhuter und Büdingen", Öffnungszeiten Di.-Fr. 10-12; Mi.-Sa. 15-17 Uhr; So. u. Feiertage 10-12 u. 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus (bis 29. November). Filmspiegel Friedberg. Roxy: Peter Pan (15 Uhr); Brennpunkt L.A. III (20.15, 22.30 Uhr) - Blende: Alien III (15, 20.15, 22.30 Uhr)- Studio: Otto - der Liebesfilm (15, 22.30 Uhr); In einem fernen Land (20 Uhr) - Keller: Steinzeit Junior (15, 20.15, 22.30 Uhr).
Bad Vilbel. Alte Mühle: Basic Instinct (20.15 Uhr); Bronsteins Kinder (22.45 Uhr).
Bad Nauheim. Terminus: Die Hand an der Wiege (19 Uhr); Night on Earth (21.15 Uhr).
Butzbach. Bambi: Wayne's World (20 Uhr) - Capitol: Otto - der Liebesfilm (20 Uhr).
Altenstadt. Apollo-Lichtspiele: Hexen hexen (16 Uhr); Reihe Glücksfall: Die schöne Querulantin (20.30 Uhr).
Büdingen. Royal: Brennpunkt L.A. III (20, 22.30 Uhr) - Princess: Schlafwandler (20, 22.30 Uhr).
Schöneck. Sternpalast: Feivel im Wilden Westen (16 Uhr); Die Wahre Geschichte von Männern und Frauen (19.45 Uhr); Schtonk (22 Uhr).
Lich. Traumstern: Batmans Rückkehr (17.15 Uhr); Süden (19.30 Uhr); Chinese Ghost Story (21.45 Uhr).
KARBEN. Schwer verletzt ist ein Motorradfahrer nach einem Unfall am Mittwoch abend in die Frankfurter Unfallklinik eingeliefert worden. Beim Abbiegen aus der Industriestraße in Karben nach links auf die Bahnhofsstraße achtete der Fahrer eines Lastwagens aus Deckendorf nicht auf einen Motorradfahrer aus Karben, der auf der Bahnhofstraße von Kloppenheim Richtung Gehspitze fuhr, berichtet die Polizei. Beim Zusammenstoß rutschte der Zweiradfahrer unter den Lastwagen. Bei dem Unfall entstand ein Schaden in Höhe von 13 000 Mark. Die Feuerwehr nahm ausgelaufenes Öl und Benzin auf. de
Englische Woche in Landesliga-Nord
Die Mannschaften der Fußball-Landesliga Nord absolvierten den zweiten Teil ihrer englischen Woche. Für die SG Bad Soden/Ahl sprang in Flieden ein weiteres Remis (2:2) heraus. "Sind aller guten Dinge drei", so Pressesprecher Peter Stolberg, "dann springt am Sonntag beim KSV Hessen Kassel II (15 Uhr) das dritte 2:2-Unentschieden in einer Woche heraus.
Eintracht Baunatal (1:0-Derbysieger gegen den KSV Baunatal) und Buchonia Flieden führen mit jeweils 8:4 Punkte die Tabelle an, nachdem Spitzenreiter Germania Fulda 2:4 beim Schlußlicht Gilsa- Jesberg strauchelte und auf Rang drei zurückfiel. Bad Soden/Ahl machten einen Sprung von Platz elf auf Rang sechs.
Flieden - SG Bad Soden/Ahl 2:2 (1:2). Vor 350 Zuschauern erzielte Leonangeli (22.) nach einem Fehler Torwart Lauterbachs die Führung. Als auch dessen gegenüber Krug das nasse Leder nicht festhalten konnte, glich Gaul (33.) mit einem 20-Meter-Schuß aus. Beim 1:2 jagte Gaul (42.) Hack das Leder ab und besorgte die Halbzeitführung. Leitschuh (67.) erzielte das Ausgleichstor. dip
Glück für TSV Vatan Spor Bad Homburg und den 1.FC Hochstadt: Dank eines kräftigen Landregens konnte das Spiel der Bezirksoberliga Frankfurt-West am Mittwochabend ausgetragen werden.
Auf dem Kunstrasen boten beide Teams wenig Kunstvolles, brachten vor 120 Zuschauern keinen Treffer zustande. Bei zwei Zeitstrafen wuchsen Torwart Schwäbig und Spielertrainer Jockel Keilholz beim Gast über sich hinaus. hdp
DARMSTADT. 150 Jahre Gustav- Adolf-Werk - ein Anlaß zum Feiern. Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau widmet am kommenden Sonntag ihrem Diasporawerk zur Unterstützung von evangelischen Christen, die in Europa und Lateinamerika als Minderheiten leben, einen Gottesdienst (10 Uhr, Stadtkirche) und eine Podiumsdiskussion (12 Uhr, Gemeindehaus Kiesstraße, Teilnehmer aus Lima, Prag, Rom). Dem schließt sich das eigentliche Fest mit einer internationalen Begegnung an.
Das 1862 von einem Hofprediger in Darmstadt gegründete Diasporawerk ist neben der zeitgleich in Leipzig ins Leben gerufenen Initiative das älteste Gustav- Adolf-Werk in Deutschland. Der Name erinnert an den während des Dreißigjährigen Krieges in der Schlacht bei Lützen getöteten Schwedenkönig, der im Geschichtsbild des 19. Jahrhunderts als "Retter des Protestantismus" verehrt wurde. Während in Leipzig zunächst in der Bevölkerung Geld für ein Königs- Denkmal gesammelt wurde und erst daraus die Vorstellung eines "lebendiges Werk" erwuchs, war die unabhängig davon in Darmstadt geborene Idee ein erster "ökumenischer Anstoß", um Brücken zu Menschen protestantischen Glaubens, egal welcher Kirchenrichtung, zu schlagen, die in Ost- und Mitteleuropa sowie in Lateinamerika als Minderheiten ihren Glauben, ihre Kultur und Tradition bewahren wollen.
Heute gibt es in allen Landeskirchen der EKD gleichartige Einrichtungen. Der gesamte Jahresetat schwankt zwischen fünf und sieben Millionen Mark; das Werk der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau verfügt über jährlich rund 300 000 Mark. Mit dem Geld werden soziale und diakonische Gemeinde-Projekte unterstützt. - Das Diasporawerk sprang beispielsweise ein, als einer seit Jahrhunderten in der ungarischen Stadt Ciofok verwurzelten winzigen evangelisch-lutherischen Gemeinde ein kleiner Betrag fehlte, um die erste Kirche zu bauen, für die sie Holz aus einer finnischen Partnerstadt erhalten hatte.
Nicht die Gremien in Deutschland, sondern die jeweiligen Kirchenleitungen vor Ort entscheiden, ob die Wünsche in den Projektkatalog aufgenommen werden.
Außerdem fördert das Gustav-Adolf- Werk Konferenzen und Treffen von Menschen unterschiedlicher Konfessionen und vergibt Stipendien an ausländische Theologiestudenten für einen Aufenthalt in Deutschland, umgekehrt auch an deutsche Studierende, damit sie etwa das Leben der Waldenser in Italien kennenlernen können. feu
Die Kluft zwischen Arm und Reich ist größer geworden: Ein halbes Dutzend Mannschaften dominiert die Fußball-Landesliga Mitte, ebenso viele kämpfen im 19er-Feld bereits jetzt ums sportliche Überleben. Unter diesem Aspekt steht Ex-Oberligist Viktoria Sindlingen als einziger Stadtteilverein im hinteren Drittel unter Siegeszwang. Gegner am Kreisel (Samstag, 15.30 Uhr): Aufsteiger Alemannia Niederbrechen. Der stolze Spitzenreiter SG 01 Höchst (10:0 Punkte/18:0 Tore) will seine weiße Weste zur gleichen Stunde beim VfR Lich verteidigen.
Der Schlager steigt jedoch am Sonntag (15 Uhr) an der Hans-Böckler-Straße in Unterliederbach: der VfB erwartet Namensvetter VfB 1900 Gießen. Beide gehören zu den ernsthaften Verfolgern. Der Oberliga-Rekordhalter Gießen (gehörte 31 Jahre ununterbrochen dem Oberhaus an) weist 8:2 Zähler auf, Newcomer Unterliederbach (7:1) hat eine noch bessere Ausgangsposition vorzuweisen. Gegen Limburg (2:2) gab es mit 320 Zuschauern eine Bestmarke, aber auch den ersten Minuszähler. Im Tor erhielt zuletzt der ehemalige Hessenauswahl-Keeper der SG 01 Höchst, Holger Ettig, den Vorzug gegenüber dem jungen Michael Bauernfeind. "Ettig nutzte seine Chance gegen Limburg und kann bei konstanten Leistungen zur festen Größe zwischen den Pfosten werden", freut sich Pressewart Jürgen Herborn über den leistungsfördernden Konkurrenzkampf mit Bauernfeind.
Im Landesliga-Aufgebot 92/93 war Routinier Ettig übrigens gar nicht aufgeführt worden, dafür im Bezirksliga-Team als Nummer drei . . .
Neben Bauernfeind und Ettig buhlt Christian Pessel um den Platz im Landesliga-Team. Ein anderer Konkurrenzkampf ist im Offensivbereich in vollem Gange: Nach dem Ausfall von Chakir Charaf, der nach einem Tritt in die Achillessehne bereits in Grünberg ausfiel, wird durch den vom SV 1910 Hattersheim in den Frankfurter Stadtteil gekommenen David Jenkins (drei Treffer) gut ersetzt. Die teilweise harte Gangart in dieser Fußball-Klasse führte dazu, daß nicht nur Charaf, sondern auch Gonzales, Abel, Fischer und Rank Blessuren davontrugen.
Paradox: Altmeister Gießen und Unterliederbach haben jeweils 16:6 Tore auf ihrem Konto, die beiden spielerisch starken und offensiv ausgerichteten Formationen wollen den Fans aus dem Main-Taunus-Raum ihre Schokoladenseite präsentieren. "Wir sind bisher mit dem Zuspruch zufrieden, erwarten bei gleichbleibend guter Leistung jedoch bereits gegen Gießen eine Steigerung", reflektiert der VfB-Macher auf rund 400 Besucher. Damit wäre sogar der Lokalrivale SG 01 Höchst auf diesem Gebiet in den Schatten gestellt.
Sindlingen muß aufgrund der Tabellenlage in puncto Fans sowieso kleinere Brötchen backen. Der große K(l)assen- Schlager dürfte allerdings am 10. Oktober im Höchster Stadtpark folgen: Die SG 01 Höchst erwartet dort den VfB Unterliederbach. Unter gleichen Voraussetzungen könnte durchaus eine vierstellige Zuschauerzahl möglich sein. Acht Tage vorher steigt bereits das Derby Sindlingen gegen Höchst. hdp
BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT X
Es sah schon ziemlich vergammelt aus, das Bratwurstzipfelchen,
Nur dem Mitleid einer älteren Dame, die das Treiben beobachtet hatte, ist es zu verdanken, daß die beiden Kampftauben doch noch zu ihrem Mittagessen kamen: Sie brach ihr Brötchen auseinander und warf jeder ein Bröckchen zu. Ihre Bastienne
Ja, er würde gern wieder in Frankfurt arbeiten, sagt Ohad Naharin, und: ja, es gebe auch schon Gespräche. Denn das erste Mal, das sei ja nur eine Art von Test gewesen. Das erste Mal, das war, als er mit dem Ballett Frankfurt seine Choreographie "Arbos" einstudierte, für einen Abend mit Arbeiten von Alonzo King, Ballett-Chef William Forsythe und ihm, der Ende der vergangenen Saison hier Premiere hatte. Nun ist der israelische Choreograph mit seiner eigenen Gruppe wiedergekommen, der "Batsheva Dance Company", deren Leiter er seit 1990 ist. Am heutigen Freitag und am Samstag zeigt die Company in der Frankfurter Oper Naharins abendfüllendes Stück "Kyr". "Kyr" bedeutet im Hebräischen soviel wie innere oder stützende Mauer.
Diese Choreographie ist zwei Jahre alt - und scheint ihn nicht mehr ganz zu befriedigen. Man könne der Company und ihm die Zeit anmerken, die sie inzwischen zusammengearbeitet hätten. Es sei wie eine weitere Station - auf dem Weg zu größerer Reinheit: "Es überrascht mich immer wieder, wie weit man gehen kann. Ich habe das Choreographieren beim Choreographieren gelernt - je mehr Zeit ich mit den Leuten verbringe, desto mehr lerne ich, was wir alles können", sagt er.
In "Arbos" zu Musik von Arvo Pärt trugen die Tänzerinnen und Tänzer schwere, erdfarbene Gewänder. Trotz dieser Last waren sie körperlich sehr stark gefordert durch raumgreifende, schnelle Bewegungen. "Ich kann fasziniert sein von Virtuosität, von Geschwindigkeit", sagt Ohad Naharin, "aber es ist nicht mein eigentliches Ziel. Vielleicht werde ich in einem Jahr ein Stück choreographieren, das sehr langsame Bewegungen hat, oder Virtuosität einer ganz anderen Art - Virtuosität der Sinne."
Ohad Naharin begann relativ spät, er war 22, mit einer professionellen Tanzausbildung, doch hat er schon als Junge Volkstänze gelernt, Gymnastik gemacht. Zuerst ging er zur Batsheva Dance Company, Martha Graham holte ihn dann nach New York, anschließend besuchte er noch die Juilliard School und tanzte ein Jahr für Maurice Béjart. Er hat in den vergangenen Jahren in den USA gearbeitet, in Belgien, für das Nederlands Dans Theater und das Bayerische Staatsballett München. Naharin wird als einer der begabtesten jungen Choreographen gehandlet.
Die Batsheva Company gibt es schon seit 1964, die Gruppe wurde von Martha Graham aufgebaut, ihr widmete sie auch zahlreiche Stücke. Seit 1976 bekommt Batsheva staatliche Unterstützung - für deutsche Verhältnisse ist die allerdings gering. Es reicht gerade mal für 16 Tänzer in der Senior Company und zehn in der Junior Company - sie alle verdienen umgerechnet rund 1000 Mark im Monat, erzählt Batsheva-Managerin Mira Eidels. Und jobben nebenbei bei Modeschauen.
Tänzer kommen nicht wegen der Arbeitsbedingungen zu Batsheva, meint denn auch Ohad Naharin. Sie kommen, weil sie mit ihm arbeiten wollen. In einer bestimmten Tanz-Tradition sieht er sich nicht, aber "ich bin natürlich beeinflußt von unterschiedlichen Traditionen, Kulturen, unterschiedlichen Lebensformen". In "Kyr" etwa gebe es auch ein paar Szenen, die spezifisch israelische Themen ansprächen: "Aber man muß das nicht wissen, um das Stück erfahren zu können." Und politische Aussagen will er mit seiner Kunst sowieso nicht machen. "Ich möchte den Menschen nicht durch meine Arbeit meine Meinung vermitteln", sagt Naharin. "Du mußt auch nichts über mich wissen, als Zuschauer, aber du solltest etwas über dich selbst wissen, über Wissenschaft, über das Leben, über Gefühle." SYLVIA STAUDE
BRUCHKÖBEL. Die Bruchköbeler Christdemokraten verstehen es als einen Akt von "Gerechtigkeit und Fairneß", daß sie auf der nächsten Stadtverordnetensitzung am 8. September "ihren" Bürgermeister Helmut Irmen (FR-Bild) zur Wiederwahl vorschlagen werden und ihn nicht der Prozedur einer gesetzlich auch möglichen Direktwahl im Sommer nächsten Jahres unterziehen. Ein erfreulicher Nebenaspekt sei es, so Stadtverbandsvorsitzender Karlhein Dziony am Mittwoch abend vor Journalisten, daß den Bruchköbelern ein aufwendiger Wahlkampf und der SPD die Qual nach einem eigenen Kandidaten erspart bleibe.
Noch bis Ende September haben Parlamente die Möglichkeit, ihre Bürgermeister selbst zu wählen. Ab Oktober ist nur noch die Direktwahl möglich. SPD und Grüne haben inzwischen die beabsichtigte Wiederwahl Irmens als eine "Ignorierung des Wählerwillens" kritisiert. Die CDU traue ihrem Bürgermeister wohl keinen Sieg in einer Direktwahl zu.
Dziony lobte Irmen, der vor sechs Jahren die Nachfolge des populären Bürgermeisters Udo Müller antrat, über den grünen Klee. Er habe die erfolgreiche Arbeit seines Vorgängers fortgeführt und seinen eigenen Stil entwikkelt. Irmen habe in den sechs Jahren seiner Amtszeit zwar stets auf gesunde Finanzen geachtet, aber dennoch so große Vorhaben wie zum Beispiel das Feuerwehrgerätehaus, die neue Bibliothek, das Postgebäude oder den Bürgerpark am Minimalmarkt realisiert.
Durch seine umgängliche Art, seine natürliche Freundlichkeit und sein großes Harmoniebedürfnis habe er das Arbeiten in der Fraktion leichtgemacht und darüber hinaus als Auswärtiger in Bruchköbel viele Freunde gefunden. Inzwischen seien er und seine Familie in Bruchköbel voll integriert. Selbst die Opposition habe am Anfang seinen moderaten Stil und seine verbindlichen Umgang gelobt.
Später sei er allerdings dann häufig Zielscheibe völlig ungerechtfertigter Anfeindungen gewesen. Vielleicht habe die Opposition verhindern wollen, daß Irmen zu populär werde. Schließlich weist die CDU auf ihre Tradition als christliche Partei hin, die auch im Umgang miteinander christliche Prinzipien pflege. Der Bruchköbeler CDU sei es wesensfremd, einen politischen Mitstreiter so im Regen stehen zu lassen, ja abzukanzeln, wie die SPD dies in Sachen von Vizelandrat Erich Pipa getan habe. Ausgerechnet den fleißigsten SPD-Vorzeigepolitiker habe man rüde behandelt.
Völlig anders wird das Wiederwahl-Begehren der CDU freilich bei der Opposition gesehen. Die Grünen meinen, dies sei der Versuch, wenige Tage vor dem Inkrafttreten des Gesetzes zur Bürgermeister-Direktwahl diesen Posten für weitere sechs Jahre für Irmen zu sichern.
Offensichtlich sei der CDU bewußt, daß seine Amtsführung von Affären und Ungereimtheiten begleitet gewesen sei. Die Grünen nennen den Verkauf der Leimenkaute und des Alten Feuerwehrgerätehauses, die Affäre um den Bauamtsleiter Müller und ein Versagen in der Sozialpolitik. Statt Versorgungsansprüche zu sichern, halten es die Grünen für wichtiger, "die dringenden Probleme der Stadt wie zum Beispiel Verkehrsberuhigung, Baulandsatzung oder Wassersparmaßnahmen zu behandeln und damit der Verantwortung der Bürger gerecht zu werden".
"Wenn es der CDU in den Kram paßt, ignoriert sie sogar den Wählerwillen." So hat die Bruchköbeler SPD-Fraktionsvorsitzende Ursula Neeb-Horn den Wiederwahl-Antrag interpretiert. "82 Prozent der Bruchköbeler hatten am 20. Januar, dem Tag der hessischen Landtagswahlen, der Landes-CDU-Initiative ein positives Votum erteilt, so daß in Hessen künftig Bürgermeister direkt vom Volk und nicht mehr über die Parlamentsschiene gewählt werden."
Irmen könnte diese - durch die Änderung der Hessischen Gemeindeordnung bedingte - Chance nutzen und bis zum 1. Juli 1993 als Interimsbürgermeister sein Amt innehalten, um sich dann direkt von den Bürgern wählen zu lassen", so Neeb-Horn weiter. "Aber offensichtlich befürchten seine örtlichen Parteifreunde einen potentiellen Kandidaten aus den Reihen der SPD oder vertrauen nicht mehr auf die Akzeptanz ihres Bürgermeisters in der Bevölkerung unserer Stadt."
Nur so sei das Verhalten der CDU- Fraktion zu verstehen. Es widerspreche dem eindeutigen Wählerwillen, verhindere die Kandidatur eines anderen Bürgermeisterkandidaten und mache das Abstimmungsergebnis zur Direktwahl von Hauptamtlichen zur Farce in Bruchköbel.
"Ob die Christdemokraten damit ihrem Parteikollegen einen Gefallen erwiesen haben, ist keinesfalls sicher", meint die SPD-Fraktionschefin. "Zumal dieser Antrag die Chance zunichte macht, daß weitere Bewerber sich um das Amt des Bürgermeisters bewerben können." are
GROSS-GERAU. Vier Diebe, bei denen es sich nach Angaben der Polizei um Roma oder Sinti handeln soll, sind am Mittwoch in ein Lokal in der Frankfurter Straße eingedrungen und haben Bargeld in unbekannter Höhe entwendet. Der Wirt überraschte die Täter. Während es den drei jungen Frauen gelang, ein Fenster zu öffnen und mit dem Geld zu flüchten, konnte der Wirt den 15jährigen bis zum Eintreffen der Polizei festhalten.
Zwar muß seine Identität noch durch einen Fingerabdruckvergleich beim Bundeskriminalamt nachgewiesen werden, doch die Kriminalpolizei kennt ihn. Er sei bereits in mindestens zwei Fällen einschlägig in Erscheinung getreten. wal
Die Stimmung bei den hessischen Fußball-Oberligisten ist vor dem achten Spieltag gemischt. Die einen versuchen gegen die sich abzeichnenden Trends anzuspielen, während andere wiederum darauf setzen, daß sich Althergebrachtes fortsetzt. Zur Kategorie derer, die darauf hoffen, daß sich neue Erkenntnisse durchsetzen, gehören Bad Homburg und Rot-Weiss Frankfurt. Die "Roten" wollen nach ihrem katastrophalen Start die zuletzt errungenen Erfolgserlebnisse zur Steigerung von Ordnung und Kreativität nutzen, bangen dabei aber um den Einsatz des zuletzt überragenden Liberos Hoßmang (Verletzung am Oberschenkel) und des ehemaligen Bad Homburgers Rexroth (Sprunggelenkblessur). Bis zum Saisonende wird auf jeden Fall Michael Morhardt ausfallen, der sich am Sonntag einer Operation am Mittelfußknochen unterziehen muß. "Wir wollen nicht ohne Punkt nach Hause fahren", setzt Rot-Weiss- Manager Kraus die Ziele. Homburgs Coach Faust hat in den vergangenen Partien eine "Stabilisierung der Abwehr" erkannt und vertraut auf Disziplin. Wer allerdings im Tor steht ist noch fraglich: Walz ist verletzt und "ich weiß nicht, ob es gut ist, Voigt wieder ins Tor stellen zu müssen."
Der FSV Frankfurt will sich mit einem Sieg im Derby gegen die Eintracht-Amateure aus dem grauen Mittelmaß langsam absetzen, muß allerdings weiter auf Traupel und Arnold verzichten. Außerdem könnte es zu einem Spiel ohne Beteiligung der Trainer kommen: Dörenberg und Berndroth sind erkrankt. Auf eine neuerliche Demonstration seiner Auswärtsstärke setzt Spitzenreiter Kikkers Offenbach in Walldorf. "Meine Mannschaft muß Respekt und Angst ablegen", verlangt Walldorfs Coach Kurt Geinzer, den Kollege Buchmann bevorteilt sieht, weil er als ehemaliger OFC-Coach den Gegner bestens kennt.
Egelsbachs Trainer Herbert Schäty zeigt sich vor dem Heimspiel gegen Fulda beeindruckt vom Gegner, verlangt deshalb die passende Einstellung und hofft darauf, daß die Egeslbacher ihren Ansprüchen endlich einmal die adäquate Leistung folgen lassen. Ähnliche Wünsche hegt Walldorfs Coach Heinz Wulf in Marburg, muß dabei allerdings auf Stürmer Bernhard Raab verzichten. "Wir wollen nicht, daß die ganze Liga über uns lacht, wenn wir als erste Mannschaft hier verlieren", mahnt Wulf.
Bad Vilbels Trainer Rübenach hofft vor der Partie bei der erstarkten Eintracht Haiger, daß seine "Hasenfüße" auch auswärts Aggressivität demonstrieren. Becker, Pucher und Weber stehen wieder im Aufgebot. Der VfR Bürstadt erwartet Viktoria Aschaffenburg zum "Kellerduell" und faßt Umstellungen in der defensive ins Auge. Die wird auch Viktoria-Trainer Strack vornehmen, denn Torhüter Dieter Heimen ist wieder nach Aschaffenburg zurückgekehrt. "Wer verliert, wird so schnell nicht von unten wegkommen", prophezeit Strack. Oben festsetzen will sich Kassel, das Aufsteiger Neukirchen erwartet. FR
BAD VILBEL. Michael Douglas in "Basic Instinct" können sich die Besucher des Kinos in der Alten Mühle heute um 20.15 Uhr ansehen. Der Thriller um einen Polizisten, der eine Mörderin jagt, die ihre Partner nach dem Geschlechtsakt tötet, verspricht Spannung.
Armin Müller-Stahl ist im Film "Bronsteins Kinder" jener jüdische KZ-überlebende Aaron Bronstein, dem es mit anderen gelingt, einen ehemaligen Aufseher in seine Gewalt zu bringen, um "Gerechtigkeit zu üben". Der Film beginnt heute um 22.45 Uhr.
Das Kino-Programm in der Alten Mühle reicht am Samstag, 5. September, von "Feivel, der Mauswanderer im wilden Westen" (15.15 Uhr), "Bronsteins Kinder" (17.45 Uhr), über "Basic Instinct" (20.15 Uhr), zu "Delicatessen" (22.45 Uhr). Am Sonntag, 6. September, sind "Feivel" (15.15 Uhr), "Basic Instinct" (17.45 Uhr) und "Bronsteins Kinder" (20.15 Uhr) zu sehen, und am Montag, 7. September, "Feivel" (17.45 Uhr) und "Delicatessen" (20.15 Uhr). de
REICHELSHEIM. Reichelsheim hat endlich einen Flächennutzungsplan. DieStadtverordneten verabschiedeten am Mittwochabend im Gemeinschaftshaus Blofeld die zweite Änderung des Planes als endgültige Fassung. Der neue Plan berücksichtigt die Bedenken und Interessen der Naturschützer stärker als bislang. Um das geplante Gewerbegebiet "Im Mühlahl" bei Reichelsheim soll zum Beispiel ein Grüngürtel von 30 Meter Breite gepflanzt werden, um die angrenzenden Auen zu schützen.
In Weckesheim sah der ursprüngliche Plan zwei Bauplätze in der Nähe des Friedhofes vor. Weil aber die zuständigen Fachbehörden fordern, einen 15 Meter breiten Pflanzengürtel um die Plätze herum anzulegen, werden diese zu klein, um darauf zu bauen. Die Stadt verzichtet deshalb auf die Ausweisung dieser Bauplätze. Die Parlamentarier beschlossen außerdem, den Friedhof in Weckesheim zu erweitern und zusätzliche Parkplätze zu schaffen.
Die Flächen, die die Stadt ursprünglich dem Flugplatz in Reichelsheim zur Benutzung zugestanden hatte, werden aus Naturschutzgründen auf ein gesetzliches Mindestmaß reduziert.
Für die Stadt Reichelsheim sah der ursprüngliche Flächennutzungsplan die Verlegung des Spielplatzes und des Sportplatzes am Kindergarten in die Außenbezirke der Stadt vor. Damit sollte die Möglichkeit geschaffen werden, den alten Kindergarten umzubauen und zu vergrößern. Die Stadtverordneten sind inzwischen von diesen Plänen abgerückt und wollen einen neuen Kindergarten in der Siedlung bauen. Spiel- und Sportplatz werden also nicht verlegt. Alles bleibt beim alten.
Ein weiterer Punkt auf der Tagesordnung war das geplante Neubaugebiet "Hinterm Hain" in Beienheim. Die Pläne sehen vor, das Gebiet ringförmig anzulegen. Sogar einen Namen haben die Politiker schon dafür gefunden: Geschwister- Scholl-Ring soll das Gelände heißen, das laut Entwurf 58 Häusern Platz bieten soll. Die meisten davon sind als Ein- oder Zweifamilienhäuser vorgesehen. In der Nähe des Friedhofs sollen aber auch sieben Reihenhäuser entstehen.
Der Plan versucht den strenger gewordenen Naturschutzrichtlinien Rechnung zu tragen. So ist jeder Bauherr verpflichtet, für sein Haus eine Zisterne anzulegen, die das Regenwasser auffängt. Die Grundstücke müssen mit Büschen und Bäumen bepflanzt werden, ebenso die Straßen, die als verkehrsberuhigte Zonen vorgesehen sind.
Die Planer wollen auch verhindern, daß die künftigen Bauherren ihre Grundstükke hermetisch abriegeln. Straße und Privatgrundstücke sollen ineinander übergehen. Die Bürgersteige, die die Fahrbahn von den Grundstücken trennen, dürfen höchstens 10 Zentimeter hoch sein. Außerdem empfehlen die Architekten, den eigenen Grund und Boden nicht mehr mit Zäunen gegenüber dem Nachbarn abzugrenzen. Da manche der Parzellen nur 250 bis 300 Quadratmeter groß seien, würden Zäune die Bewohner nur zusätzlich einengen.
Die Stadtverordneten verwiesen den Plan zur Beratung in den Bauausschuß. Interessierte Bürgerinnen und Bürger können ihn aber bereits jetzt einsehen. Er liegt im Rathaus Reichelsheim in der Bauverwaltung montags, dienstags, donnerstags und freitags von 8 bis 12 Uhr aus, am Donnerstag kann er nachmittags von 14 bis 18 Uhr eingesehen werden. skl
Marathon -
HANAU. Zu einer literarisch-musikalischen Soiree lud die Theatergruppe Ratatouille ins Comoedienhaus und viele, viele kamen, um Parkett und Logen zu füllen. Die Begegnung mit Autorinnen und Autoren (Quote: fifty/fifty) aus fünf Jahrhunderten war als Rede und Gegenrede zu den Themen Emanzipation und patriarchalisches Prinzip, Liebe und Leid, Weltende und revolutionäres Dennoch, Menschenrecht und Gewalt konzipiert, und als Benefiz-Veranstaltung amnesty international gewidmet.
Gemäß der Rezeptur für ein Ratatouille - einem würzigen, provencalischen Eintopf aus vielerlei Gemüsen, der mit Käse überbacken wird - würfelten die sieben Ensemblemitglieder ihre Beiträge chronologisch durcheinander, kontrastierten Meinungen von Männern über Frauen aus dem 16. und aus dem 19. Jahrhundert, und ließen Lisa Fitz nach Wilhelm Busch zu Wort kommen. Vielfalt auch in den Stilen und Stilmitteln: als Collage standen Aphorismen neben längeren Prosatexten, Nautrumystisches wechselte mit "ungehaltener Rede", auf Pantomime folgte Rezitation oder szenische Lesung. Aus diesen Gegensätzen, die in kleinen Auftrittsblöcken voneinander abgesetzt waren, bildeten sich unmerklich, und sehr dialektisch! Gemeinsamkeiten heraus, Widersprüche pfefferten das Potpourri und staken wie Gewürznelken im eklektischen Menue.
Sozusagen als krönende Käsehaube rundeten Gerhard Blume (Gitarre) und die auswärtigen Gäste von Ratatouille, Cordula Hacke (Klavier) und Cornelia Thorspecken (Querflöte), das Programm musikalisch ab. Auch hier das gleiche Prinzip: zu Gehör kamen Komponistinnen und Komponisten von B bis Y, Bach bis Yamada. Meist führten die Instrumente der Profi-Musikerinnen einen originellen Dialog und feuerten die Interpretinnen zu Kapriolen heraus, was die Rezitationen der Sprecher/innen reizvoll spiegelte. Gerhard Blums Gitarren-Soli hatten dagegen mehr meditativen Charakter und gaben dem äußerst konzentrierten Auditorium Gelegenheit, das Gehörte in sich nachklingen zu lassen. Beachtlich an diesem zweistündigen Marathon literarischer Miniaturen war, wie ernsthaft sich die erwachsenen Mimen von Ratatouille - sie bezeichnen sich ganz altmodisch als Laienspielgruppe - auf ihren Vortrag vorbereitet haben müssen, um ihn derart "getragen", und doch die unterschiedlichen Begabungen jedes einzelnen berücksichtigend, über die Bühne zu bringen. RUTH DRÖSE
FRIEDRICHSDORF. Der Weg der Friedrichsdorfer zur städtischen Annahmestelle für Sondermüll wird in Zukunft vergebens sein. Ab sofort und nach Aussage des Bürgermeisters Gerd Schmidt "bis auf weiteres" schließt die Stadt die Sammelstelle. Der Grund scheint auf den ersten Blick paradox: Die Friedrichsdorfer Bürger haben in der Vergangenheit zu viel Sondermüll abgegeben.
Fehlende Kapazitäten bei der Hessischen Industriemüll-GmbH (HIM) in Biebesheim, die den Sondermüll übernimmt und entsorgt, führten nun zu diesem Entschluß. Schon seit längerem war das vertraglich zwischen der Stadt und der HIM festgelegte Abnahmekontingent von 56 Fässern Sondermüll pro Jahr überschritten worden.
Trotzdem staute sich der delikate Abfall auf dem Bauhof in Friedrichsdorf. Inzwischen werden 235 Fässer und acht Container statt der genehmigten 100 Fässer zwischengelagert. Die HIM ist - laut Schmidt - nun bemüht, diesen Berg nach und nach abzutragen. Rund 80 Fässer will sie nächste Woche bereits abholen. Aufgrund dieser Tatsachen kann nach den Worten Schmidts eine weitere Annahme von Sondermüll zur Zeit "nicht mehr verantwortet werden."
Aus denselben Gründen hatte der Umlandverband Frankfurt (UVF) vor wenigen Wochen die mobile Sammlung im Hochtaunuskreis eingestellt. Auch in diesem Fall war die HIM nicht bereit, noch mehr Müll zu entsorgen.
Just in dem Moment, in dem die Sammelstelle schließt, verläßt ihr Leiter Jürgen Koch - allerdings aus beruflichen Gründen - die Stadt. Koch leitete die Sammelstelle seit ihrer Inbetriebnahme im März 1985. Der promovierte Chemiker war bereits an ihrem Aufbau entscheidend beteiligt.
Dennoch sucht man in Friedrichsdorf nach einem Nachfolger. Denn möglicherweise kann die Sammlung im Frühjahr 1993 wieder aufgenommen werden. Die HIM plant den Bau eines Zwischenlagers für Sondermüll bei Bad Nauheim. Der Nachfolger, der ebenfalls Chemiker sein sollte, muß für diese Aufgabe von der HIM speziell geschult werden.
Den Friedrichsdorfern bleibt vorläufig nichts anderes übrig, als den Sondermüll zu Hause "zwischenzulagern". teb
Frau Lydia Jopp aus Maintal-Dörnigheim, zum 93. Geburtstag, am Freitag, 4. September.
Frau Wilhelmine Bröll aus Erlensee- Rückingen, zum 90. Geburtstag, am Freitag, 4. September.
OBERTSHAUSEN. "Das Halbjahresergebnis ist erstmals seit Jahren wieder positiv", heißt es in einer Ymos-Information an die Aktionäre. Danach liegt das Ergebnis des angeschlagenen Automobilzulieferers vor Steuern bei 3,9 Millionen Mark in der Ymos AG und bei sechs Millionen Mark im Konzern. Im ersten Halbjahr konnte laut Aussage des Vorstandes die Leistungskraft des Unternehmens deutlich verbessert werden, die Produktivität sei um 17 Prozent gestiegen, das Kostenniveau habe in allen Bereich abgesenkt werden können.
Vergliche mit dem Vorjahr hat Ymos im ersten Halbjahr bei den Serienprodukten einen Umsatzzuwachs von 10,6 Prozent auf 325 Millionen Mark zu verzeichnen. Im gleichen Zeitraum gingen die Werkzeugerlöse von 16,3 auf 10,1 Millionen Mark zurück, sie werden sich laut Mitteilung an die Aktionäre im Verlauf des Jahres planmäßig auf etwa 30 Millionen Mark erhöhen. Der Gesamtumsatz konnte im ersten Halbjahr um etwa 28 auf 362,1 Millionen Mark verbessert werden. Als wichtigen Grund für die Steigerung der Erlöse nennt Ymos das Exportgeschäft mit einem Umsatzanstieg von 27 Prozent, im Inland betrug der Anstieg acht Prozent.
Die Zahl der Mitarbeiter hat sich gegenüber dem Vorjahr um 7,4 Prozent verringert, bis zum Jahresende wird der Abbau der Belegschaft um 500 Personen erreicht sein. In Obertshausen werden dann etwa 260 Leute weniger arbeiten als zuvor. Insgesamt beschäftigte der Ymos- Konzern am 30. Juni 4833 Personen. Investiert hat Ymos im ersten Halbjahr 21,5 Millionen Mark, davon 8,4 bei den Tochtergesellschaften, insbesondere im belgischen Werk Fleurus.
Bei all diesen vom Ymos-Vorstand als positiv bewerteten Zahlen, wird Ymos im ersten Sanierungsjahr allerdings noch nicht mit einem positiven Ergebnis abschließen können. Das liegt am schwächeren Geschäft im zweiten Halbjahr, bedingt durch die Werksferien der Automobilhersteller. In Zukunft will das Unternehmen unter anderem auch seine Aktivitäten bei den Nicht-Automobilprodukten intensivieren. pmü
Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden
MAIN-TAUNUS-KREIS
Samstag
Theater / Konzerte Bad Soden. Benefizkonzert mit "Quick Sand", Heimatmuseum, 11 Uhr.
Hattersheim. Posthofkeller, Hauptstraße 48: Konzert mit "Eastside Ronny & The Blue Boogie Jammers", 21 Uhr.
Hochheim. Evangelischer Kirchenchor: "Sang und Klang im Pfarrhof", Burgeffstraße 5, 16 Uhr.
Kelkheim. Kammerkonzert mit dem "Dalberg-Trio", Rathaus, Gagernring 6-8, Plenarsaal, 20 Uhr.
Jazzclub: Konzert mit "Juke Joint", Alte Schule Hornau, Rotlintallee, 20.30 Uhr. Vorträge / Kurse Eppstein. Maltester-Hilfsdienst: "Lebensrettende Sofortmaßnahmen", Rathaus II, Rossertstraße, 9 bis 16.30 Uhr.
Kelkheim. Vortrag "500 Jahre Latainamerika - ein Grund zum Feiern?", Rotlintallee, 20 Uhr. Vereine / Organisationen Hattersheim. 25 Jahre Fanfarenzug 1967 Okriftel: Kinderfest, Haus der Vereine Okriftel, 15 Uhr; Musik des Spielmannszugs der Freiwilligen Feuerwehr, 19 Uhr; Show des Fanfarenzugs mit der Musik- und Showband Rheingau-Mitte, Haus der Vereine, Okriftel, 20 Uhr.
Wander- und Kulturverein Hattersheim: 18. Internationaler Wandertag, Treffpunkt: Alter Posthof (Innenhof), Hauptstraße 48, Start: 7 bis 13 Uhr.
Kelkheim. Sportgemeinschaft: Wandergruppe, sportliches Gehen, Treffpunkt: Sportplatz Taunusblick, 18 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Eschborn. Anonyme Spieler: Selbsthilfegruppe für zwanghafte Spieler, Treffen, Niederhöchstadt, Hauptstraße 297, 15 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 73 / 6 15 75. Sonstiges Bad Soden. "Quetsche-Kerb", Parkplatz Hasselgrundhalle, Eröffnung: 15 Uhr; Kerbetanz, 19.30 Uhr.
Flörsheim. Falkenberger Kerb.
Junge Union: Zehntes Hallenfußballturnier, Großsporthalle im Graf-Stauffenberg-Schulzentrum, 11 Uhr.
Hattersheim. Zweite Hattersheimer Markttage, ab 9 Uhr.
Frauen-Union (FU): "Familien-Radtour ins Blaue", Treffpunkte: 15 Uhr, Hessendammparkplatz; 15.30 Uhr, Fähre Okriftel; 16 Uhr, Eddersheimer Schleuse.
Flohmarkt, Marktplatz, 8 Uhr.
Hofheim. VHS: Kulturmarkt, Parkplatz "Am Untertor" und Tivertonplatz, 9 Uhr.
Viertes Hofheimer Drachenfest, Drachenwiese am Hochfeld, Frankfurter Straße, ganztägig.
Evangelische Kirche Wallau: 250 Jahr- Feier, Evangelische Kirche, Ländcheshalle Wallau, ganztägig.
Schwalbach. Spielfest des Kulturkreises, Mittelweg, 14 bis 18 Uhr.
Sonntag
Theater / Konzerte Hochheim. Orgelkonzert mit Andreas Großmann, Pfarrkirche St. Peter und Paul, 18 Uhr.
Flörsheim. Jazz-Frühschoppen mit dem "Jazz Band Ball Orchestra", Gustav-Stresemann-Anlage, 11 Uhr.
Hattersheim. Alter Posthof, Hauptstraße 48: Rockabilly mit "Boppin B.", Innenhof, 11 Uhr.
Hofheim. Konzert des Sinfonischen Blasorchesters, Stadthalle, 20 Uhr. Vereine / Organisationen Flörsheim. Winzerverein 1974: 1. Wickerer Weinbergwanderung, Start: Weinprobierstand, 11 und 14 Uhr.
Hattersheim. 25-Jahr-Feier Fanfarenzug Okriftel: Frühschoppen, Haus der Vereine Okriftel, 11 Uhr; Sternmarsch durch Okriftel mit verschiedenen Musikgruppen, 14 Uhr; Musikdarbietungen und Freundschaftsspiel, 15 Uhr.
Radfahrclub Wanderlust Okriftel: Randwandertreff, Treffpunkt: Radfahrerhalle Okriftel, 10 Uhr.
Verband der Heimkehrer: Frühschoppen, Katholisches Pfarrheim St. Barbara, 10 Uhr.
Hofheim. Gesangverein "Deutsche Eiche" 1880 Wildsachsen: Brunnenfest, Am Born; Frühschoppen, 10 Uhr; "Wildsächser Dreikampf", 16 Uhr.
Kelkheim. Taunusklub Fischbach: Tageswanderung zum Atzelberg, Treffpunkt: Bürgerhausplatz, 9 Uhr. Sonstiges Bad Soden. "Quetsche-Kerb", Parkplatz Hasselgrundhalle; Frühschoppen, 10 Uhr.
Flörsheim. 9. Bad Weilbacher Fußgängerrallye, Start: Schwefelquelle Bad Weilbach, 10 Uhr.
"Offener Sonntag" des Naturschutzhauses der Gesellschaft zur Rekultivierung der Kiesgrubenlandschaft Weilbach (GRKW), 10 bis 16 Uhr; naturkundliche Führung rund um die Weilbacher Kiesgruben, Treffpunkt: Naturschutzhaus, Frankfurter Straße 74, 9.30 Uhr.
Hattersheim. Zweite Hattersheimer Markttage, ab 11 Uhr.
Hofheim. Viertes Hofheimer Drachenfest, Drachenwiese am Hochfeld, Frankfurter Straße, ganztägig.
Kelkheim. "Brasilientag" der katholischen Pfarrei St. Martin: Familiengottesdienst, anschließend Mittagessen und Programm, Rotlintallee, 10.30 bis 16 Uhr; "Talk im Pfarrheim", 16 Uhr. Filmspiegel Bad Soden. Kur-Theater: In einem fernen Land (Sa., So.: 17, 20 Uhr).
Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Wald Disney's Schneewittchen und die sieben Zwerge (Sa., So.: 16 Uhr); Die Hand an der Wiege (Sa., So.: 20.15 Uhr).
Hofheim. Capitol-Kino-Center, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Brennpunkt L. A. - die Profis sind zurück (Sa., So.: 15, 17.30, 20.15 Uhr).
Kino 2: Alien 3 - Es ist wieder da (Sa., So.: 15, 17.30, 20.15 Uhr).
Kino 3: Mein böser Freund Fred (Sa., So.: 15 Uhr); In einem fernen Land (Sa., So.: 17.30, 20.15 Uhr).
Kelkheim. Kino, Hornauer Straße 2: Die Hand an der Wiege (Sa., So.: 20 Uhr); Feivel - der Mauswanderer im wilden Westen (Sa., So.: 17.30 Uhr).
Kronberg. Lichtspiele, Friedrich-Ebert- Straße 1: Betty Blue (Sa.: 22.45 Uhr); Wayne's World (17.30 Uhr); In einem fernen Land (Sa., So.: 20.15 Uhr); Feivel - der Mauswanderer (Sa., So.: 15 Uhr). Ausstellungen Eschborn. Museum, Eschenplatz 1: "Treffpunkt Museum: Eschborner malen für Eschborn", Aquarelle der Hobbykünstlerin Margarete Franz, Sa.: 15 bis 18 Uhr, So.: 11 bis 12.30 und 14 bis 18 Uhr (bis 20. 9.).
Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: "Historische Fahrzeuge und Mode", 10 bis 18 Uhr; Führungen nach Absprache, Tel. 0 61 98 / 30 10.
Flörsheim. Kameradschaft 1932 Flörsheim: "Chronik eines Jahrgangs", Stadthalle, Foyer, So.: 14 bis 18 Uhr (bis 9. 9.).
Begegnungszentrum, Propsteistraße: "Drei Gemeinden - eine Stadt", ganztägig (bis 20. 9.).
Hofheim. Rathaus: "Innenansichten - Lebensart Frauenhaus", Eröffnung: Sa. (bis 23. 9.).
Diedenberger Heimatgeschichtsverein: "Küche und Haushalt im ländlichen Diedenbergen vor 60 Jahren", ehemaliges Rathaus, So.: 15 bis 17 Uhr.
Schwalbach. Pfarrzentrum der evangelischen Limesgemeinde, Ostring 15: "Wer ist Maria Magdalena - Frauen in biblischer Zeit", Bilder, Drucke und Landkarten, So.: 9 bis 12 Uhr (bis 6. 9.). WESTLICHE STADTTEILE
Samstag
Parteien / Parlamente Höchst. SPD-Frühstückstreff, SPD-Laden, Bolongarostraße 166, 10 bis 13 Uhr.
CDU, Arbeitsgemeinschaft West: Bürgerparty, Höchster Schloßplatz, 14 Uhr. Senioren Höchst. Senioreninitative Höchst, Gebeschusstraße 44: "Tag der offenen Tür", 15 bis 17 Uhr. Sonstiges Höchst. "Tag der offenen Tür der Freiwilligen Feuerwehren", am Höchster Schloß, 14 Uhr.
Sindlingen. Gemeindezentrum "Arche", Hugo-Kallenbach-Straße 59: Sommerfest; Volleyballturnier, 10 Uhr; Skatturnier der Senioren, 14 Uhr. Sonntag
Vereine / Organisationen Nied. Taunusklub Nied: Wanderung nach Königstein, Abfahrt S-Bahn: 9.55 Uhr ab Nied; 9.57 Uhr ab Höchst.
Kinder / Jugendliche Höchst. Kinderfest der Arbeiterwohlfahrt und der SPD, Herrmann-Brill-Straße, 15 Uhr. Sonstiges Sindlingen. Gemeindezentrum Arche, Hugo-Kallenbach-Straße 59: Sommerfest; Fahrradrallye, 10 Uhr; Eröffnungsgottesdienst, 14 Uhr; Posaunenmusik, 15 Uhr.
Sossenheim. "Tag der offenen Tür" im UVF-Abwasserlabor, Renneroder Straße 60, 12 bis 16 Uhr. Wochenende
Filmspiegel Höchst. Filmforum im Neuen Theater: Kinderfilm: Der lange Ritt zur Schule (So.: 15 Uhr); Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber (Sa.: 18.30 Uhr); Delicatessen (Sa.: 20.45 Uhr; So.: 18.30 Uhr); Eat the rich (Sa.: 22.30 Uhr; So.: 20.30 Uhr), Emmerich-Josef-Straße 46 a. Ausstellungen Höchst. Café Wunderbar, Antoniterstraße 16; Café "Cappuccino", Hilligengasse 6: "Aerosol-pattern-project", Bilder von Peter Damm, 10 bis 1 Uhr (bis 13. 9.).
Senioren-Initiative Höchst, Gebeschusstraße 44: "Das Bild der Frau im Film der vierziger Jahre", 10 bis 17 Uhr (bis Mitte September).
Nied. Heimatmuseum, Beunestraße: Fotodokumentation "Das Leben in Nied von der Jahrhundertwende bis nach dem Zweiten Weltkrieg", So.: 10 bis 12 Uhr und auf Anfrage (bis 31. 10.). WIESBADEN
Samstag
Theater / Konzerte "Marionettenbaby und so - Tanz, Solo, Theater", Jugendzentrum Galatea, Bunsenstraße 6, 20 Uhr.
Sonstiges Verkehrswoche der Wiesbadener Umweltinitiativen: "Schluß mit dem Autowahn", Info-Stände von BUND und VCD, Mauritiusplatz, 10 bis 16 Uhr.
15. Dotzheimer Keramik- und Töpfermarkt, Pfarrer-Luja-Platz, 9 Uhr.
Modelleisenbahn- und Spielzeugmarkt, Bürgerhaus Mainz-Kostheim, 10 bis 15 Uhr.
"Tag der offenen Tür", Wasserwerk Schierstein, 10 bis 15 Uhr.
Straßenfest der Elterninitiative Momo, Büdingerstraße 8, 12 bis 18 Uhr. Sonntag
Theater / Konzerte Wiesbadener Musik- und Kunstschule, Bodenstedtstraße 2: "Rund um das Saxophon", Originalwerke und eigene Kompositionen, 17 Uhr. Vorträge / Kurse Vortrag "Bauen im Einklang mit der Natur", Schloßpark Biebrich, 18 Uhr. Sonstiges Verkehrswoche der Wiesbadener Umweltinitiativen: "Ohne Auto mobil", Radtour zur Platte, Treffpunkt: Platz der deutschen Einheit, 11.15 Uhr.
Workshop "Modern Dance - Technik und Improvisation", "Tanzraum", Hallgarter Straße 4, 10 bis 16 Uhr.
Geschichtswerkstatt: Führung "Der Friedhof als Zeuge der Stadtgeschichte - Grabmäler auf dem Nordfriedhof", Treffpunkt: Haupteingang, 10.30 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Jugend- und Drogenberatung "Oase", Stiftstraße 12: Treffen der "Selbsthilfegruppe Anonyme Spieler", 17 bis 20 Uhr; Tel. 0 61 73 / 6 15 75. Filmspiegel Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Brennpunkt L. A. - Die Profis sind zurück (Sa., So.: 14.15, 17, 20 Uhr; Sa.: 22.45 Uhr).
Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Grüne Tomaten (Sa., So.: 14, 17, 20 Uhr; Sa.: 23 Uhr).
Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Aliens 3 (Sa., So.: 13, 15.15, 18, 20.45 Uhr; Sa.: 23.30 Uhr).
Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Steinzeit-Junior (Sa., So.: 13.15, 15.30, 17.45, 20, 22.15 Uhr).
Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Kleine Haie (Sa., So.: 13, 15.30, 18, 20.30 Uhr; Sa.: 22.45 Uhr).
Alpha: Otto - der Liebesfilm (Sa., So.: 12.45, 15, 17.15, 19.30, 21.45 Uhr).
Beta: Wayne' s World (Sa., So.: 12.45, 15, 17.15 Uhr); Basic Instinct (Sa., So.: 19.30, 22.15 Uhr).
Gamma: In einem fernen Land (Sa., So.: 13.30, 16.30, 19.30 Uhr; Sa.: 22.30 Uhr).
Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Van Gogh (Sa., So.: 14, 17, 20 Uhr; Sa., 23 Uhr).
Passage-Programmkino im Westend, Wellritzstraße 49: Der mit dem Wolf tanzt (Sa., So.: 19.30 Uhr); Die Zeit der bunten Vögel (Sa.: 17 Uhr).
Ausstellungen Hessische Landesbibliothek, Rheinstraße 55 - 57: "Adolph - Herzog zu Nassau, Großherzog von Luxemburg 1817 - 1905", Sa.: 9 bis 12.30 Uhr (bis 31. 10.).
Schloßpark Biebrich: "Erfahrungswelt zur Entfaltung der Sinne" von Hugo Kükelhaus, Sa., So.: 9 bis 18 Uhr (bis 11. 10.).
Deutsche Klinik für Diagnostik, Aukammallee 33, Halle: Bilder von Erika Liefland, Petra von Breitenbach und Erika Schreiter, Sa., So.: 8 bis 18 Uhr (bis 30. 9.).
PrivART, Scheffelstraße 4: "Grafik und Malerei" von Gerhard Schlich und Hans Plovgaard, Sa., So.: 16 bis 20 Uhr (bis 12. 9.).
Stadtbibliothek, Neugasse: "Literarische Portraits - Texte und Grafik", Sa.: 10 bis 13 Uhr (bis 30. 9.).
Heimatmuseum Dotzheim, Römergasse 13: Sonderschau "Studenten sammeln" (bis 15. 11.); ständige Ausstellung mit Gegenständen, Fotos und Dokumenten zur Geschichte Dotzheims, So.: 10 bis 12 Uhr.
- ohne Gewähr -
KELSTERBACH. Fünfzig Gäste aus Zagreb - Aktive des dortigen Kegelclubs "Hajduk" - erwartet der Keglerverein Kelsterbach. Dazu ist heute, Freitag, 19 Uhr, ein Empfang der Stadt im Vereinsheim vorgesehen.
Seit Jahren bestehen die Kontakte zwischen Kegelsportlern beider Städte. Geplant sind am Wochenende Wettkämpfe auf den Asphaltbahnen der Kegelsportanlage in der Kirschenallee. cas
NEU-ISENBURG. Als größter Geldgeber des Bundes für Volksbildung drängt jetzt die Stadt auf eine Entscheidung über die künftige Organisationsstruktur des Vereins, der in Neu-Isenburg Erwachsenenbildung und die Jugendmusik- und Singschule betreibt. Der Bund war ins Gerede gekommen, nachdem der Etat im April ein unerwartetes Defizit von 64 000 Mark auswies. Die Stadt hatte diesen Betrag - über den jährlichen Zuschuß von 240 000 Mark hinaus - übernommen, zugleich aber die Forderung nach Neuordnung der Organisation erhoben.
Wie Erster Stadtrat Berthold Depper mitteilte, begrüßt der Magistrat die Bildung eines Beirates. Er war vor drei Wochen von der Mitgliederversammlung des Bundes gewählt geworden.
Bürgermeister Robert Maier wird demnächst mit Vorstand und Beirat über eine organisatorische Trennung von Erwachsenenbildung und Jugendmusikschule verhandeln. Ein von der Stadt in Auftrag gegebenes Gutachten einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft hatte unter anderem ergeben, daß in der Erwachsenenbildung knapp 130 Prozent der Teilnehmergebühren für Personalkosten ausgegeben werden - bei der Musikschule dagegen fast 170 Prozent. Nach Meinung der Gutachter schlägt sich in diesen Zahlen das unentgeltliche ehrenamtliche Engagement der Mitglieder in der Erwachsenenbildung nieder.
Ziel der Bemühungen um eine neue Organisationsstruktur soll es deshalb sein, die ehrenamtliche Tätigkeit zu erhalten und "mit modernen Instrumenten für die Entwicklung und Steuerung der Arbeitsabläufe auszustatten". Als ein solches betrachtet der Magistrat die Einstellung eines hauptamtlichen Geschäftsführers - eventuell als Teilzeitkraft. hf
SELIGENSTADT. Für die Kinder gibt es ein Riesenluftkissen zum Austoben, die Erwachsenen können zu südamerikanischer Musik tanzen: Beim Straßenfest im Niederfeld (Berliner Straße), zu dem der SPD-Ortsverein für Samstag, 5. September, einlädt, spielt ab 19 Uhr die Gruppe "Nahvel". Ab 13 Uhr stehen die Kinderattraktionen bereit, um 16 Uhr kommt der Zauberer Jan. Der Türkische Sportverein veranstaltet das Fest mit und sorgt für Musik und Bauchtanz. fuh
Kleine Lokalrundschau
Schallplatten- und CD-Börse NEU-ISENBURG. Mehrere zehntausend Schallplatten und CDs, Plakate und alte Musikzeitschriften werden am Sonntag, 6. September, auf einer Schallplatten- und CD-Börse in Neu-Isenburg angeboten. Verkauf ist zwischen 10.30 und 17.30 Uhr in der Hugenottenhalle. Sommerfest im Altenheim NEU-ISENBURG. Ein Sommerfest für alle Neu-Isenburger/innen veranstaltet am Sonntag, 6. September, das Alten- und Pflegeheim der Inneren Mission anläßlich seines zehnjährigen Bestehens. Beginn des Festes in der Lessingstraße 4: 10.15 Uhr mit einem Drehorgelkonzert. Kleider- und Spielzeugbasar NEU-ISENBURG. Einen Kleider- und Spielzeugbasar veranstaltet der Kindergarten, Am Marktplatz, am Sonntag, 6. September. Geöffnet ist zwischen 15 und 18 Uhr.
Herbstwanderung EGELSBACH. Zur Herbstwanderung lädt der Stenografenverein alle Egelsbacher/innen für Sonntag, 6. September, ein. Ziel ist der südliche Odenwald, wo sich alle Interessierten um 10 Uhr in Beerfelden an der evangelischen Kirche treffen. Anmeldungen unter Tel. 4 21 15. Ampelanlage wird umgebaut NEU-ISENBURG. An der Kreuzung Frankfurter Straße / Ecke Offenbacher Straße und Schulstraße wird zwischen Montag, 7. September, und Freitag, 11. September, die Ampelanlage umgebaut. Währenddessen wird der Verkehr auf der Kreuzung von einer provisorischen Ampel geregelt. Frauentreff der AWO EGELSBACH. Der nächste Frauentreff der Arbeiterwohlfahrt in Egelsbach findet am Dienstag, 8. September, im Gemeinschaftsraum des Altenwohnheims, Dresdner Straße, statt. Beginn: 14 Uhr. Artenschutz-Ausstellung NEU-ISENBURG. Eine Ausstellung über Artenschutz mit dem Titel "Ausverkauf der Natur" veranstaltet der Tierschutzverein "Pro Katz" in Zusammenarbeit mit dem Kulturamt der Stadt und der Aktionsgemeinschaft Artenschutz zwischen dem 8. und dem 20. September. Die Vernissage beginnt am Dienstag, 8. September, um 19.30 Uhr in der Hugenottenhalle.Flüchtlinge sollen jetzt auf einem Hotelschiff einquartiert werden Suche nach Ankerplatz / Notlager auf HGU-Fluren keine Lösung / Asylsuchende mit Bussen weggefahren / Blick auf die Wahl?
SCHWALBACH. Auf einem Hotelschiff aus Stettin mit 320 Plätzen will die Landesregierung Asylbewerber aus der Hessischen Gemeinschaftsunterkunft (HGU) in Schwalbach unterbringen. Der Mietvertrag sei unterschriftsreif, erläutert Barbara Bussfeld, Sprecherin des Familienministeriums. Allerdings gibt es bislang keinen Liegeplatz. "Wir hatten Mainz-Kostheim ausgeguckt." Doch die Stadt Wiesbaden weigerte sich. Die Regierungspräsidenten suchen noch nach einem anderen Ankerplatz.
Es müsse jetzt etwas passieren, und zwar schnell, sagt Gerhard Müller, Pressesprecher des Regierungspräsidiums (RP). Denn: "Es passen einfach nicht mehr Menschen in die HGU rein", so Gerd Mehler, Erster Kreisbeigeordneter.
235 Flüchtlinge wurden am Dienstag in den Fluren der HGU-Verwaltung einquartiert. Am Donnerstag standen wieder 120 neue Asylbewerber vor dem Tor. Sie wurden am späten Nachmittag mit Bussen weggefahren. Wohin war nicht zu erfahren. Weitere 100 Flüchtlinge warteten auf dem Frankfurter Flughafen. Offenbar blieben sie dort über Nacht.
Das Notquartier in den Fluren könne keine Lösung auf Dauer sein, erläutert Mehler. Er schickte am Donnerstag nachmittag Mitarbeiter der Gesundheitsbehörde nach Schwalbach, um die hygienischen Zustände prüfen zu lassen. "Gegenwärtig besteht noch keine Seuchengefahr." Aber angesichts der schlimmen Situation könne sich das schnell ändern.
Um die katastrophale Lage wußten auch die Flüchtlingsexperten der Landesregierung und des RP. Seit zwei Tagen suchen sie nach einem neuen Quartier. Eine Krisensitzung jagte am Mittwoch und Donnerstag die andere. Zunächst trafen sich die Beamten in Schwalbach. Mittwoch nachmittag gab's im Darmstädter Regierungspräsidium eine Besprechung von RP-Mitarbeitern. Beide Verhandlungen führten zu keinem greifbaren Ergebnis. Verschiedene Pläne wurden diskutiert. Mehler weiß: "Die waren alle so brisant, daß ich sie für mich behalten möchte."
Am Donnerstag trafen sich die drei hessischen Regierungspräsidenten in Wiesbaden und debattierten über mögliche Ankerplätze des Hotelschiffs. Frankfurt, Offenbach und Hanau waren im Gespräch. Doch die RPs konnten sich auf keinen der drei Standorte einigen und beschlossen, weiter zu suchen. "Außerdem wurde festgestellt, daß die Möglichkeiten des Landes erschöpft sind", so Barbara Bussfeld. Für die Landesregierung bedeute das, beim Bund noch stärker Druck zu machen. "Leerstehender Kasernenraum muß her."
Nach Ansicht von Wolfgang Gießler-Watermann, Vorsitzender des HGU- Personalrats, hätten die chaotischen Zustände in der HGU verhindert werden können. "Das war absehbar." Seit Monaten sei die Zahl der Neuzugänge kontinuierlich gestiegen. So sei es schon lange an der Tagesordnung, daß Asylbewerber vor dem Tor standen und nicht mehr aufgenommen werden konnten. Die Verwaltungsflure mußten nur deshalb nicht als Notquartiere herhalten, weil die Flüchtlinge während des warmen Sommers im benachbarten Buschgelände übernachteten. Nach ein oder zwei Tagen konnten sie in die HGU. Mit Zelten wurde die Kapazität erweitert. Außerdem wurden Flüchtlinge in HGU-Außenstellen gebracht. "Jetzt sind wir aber am Ende der Fahnenstange angelangt", so Gießler-Watermann. Der frühe Herbst mache das Übernachten im Freien unmöglich. Und die Außenstellen seien auch überfüllt.
Nach Ansicht von Herbert Leuninger, Sprecher von Pro Asyl, wollten die Politiker die Realität in der HGU einfach nicht wahrhaben. Er fragt sich, warum die Landesregierung Kommunen, die die Quoten nicht erfüllen, nicht dazu zwingt, Flüchtlinge aufzunehmen. "Offenbar schielt man schon auf die Kommunalwahl im März '93 und will sich mit Bürgern keinen Ärger einhandeln."
Leuninger geht noch weiter: Die Verantwortlichen im Land und in den Kommunen hätten versäumt, sich mittelfristig auf Asylbewerber einzustellen. "Viele glauben noch immer, daß das ein vorübergehendes Problem ist." Seit Jahren werde an Gesetzen herumgedoktert, um die Zahl der Asylbewerber zu verringern. Das alles habe nichts genutzt. "Wir müssen uns darauf einstellen, daß Flüchtlingsunterkünfte zu normalen Aufgaben von Gemeinden gehören, wie Kindergärten und Schulen." FRANK WENZEL
KELSTERBACH. Das Jubiläum "40 Jahre Stadtwerdung Kelsterbach" basiert auf einem Ereignis vom 14. Mai 1952. Damals hatte Hessens Landesregierung der Gemeinde nach Paragraph 13 der Hessischen Gemeindeordnung die Stadtrechte verliehen. Dies wertete das einstige Hasenhaarschneiderdorf nicht nur oberflächlich auf, sondern hatte auch praktische Auswirkungen. Beispielsweise erhielt Kelsterbach fortan mehr Unterstützung für Maßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur .
Heute dagegen gibt es zwischen Stadt und Dorf keinen gravierenden Unterschied mehr bei der Bezuschussung. Daher stellen manche Dörfer, die inzwischen zu früher als städtisch geltenden Größenordnungen angewachsen sind, auch überhaupt nicht mehr den Antrag, Stadt werden zu wollen. Zuschüsse von Bund und Land orientieren sich vor allem an Einwohnerzahlen und unter anderem im Regionalen Raumordnungsplan einem Gemeinwesen zugeschriebenen Stellung und Aufgaben.
Zum Zeitpunkt der Stadtwerdung lebten im heute rund 15 000 Einwohner zählenden Kelsterbach 9415 Menschen, davon 2038 Heimatvertriebene und Flüchtlinge. Auch die Struktur war damals noch etwas anders: Unter anderem gab es noch 800 Landwirte.
Offiziell übergeben wurde die Urkunde zur Stadtwerdung am 31. August 1952 durch Innenminister Heinrich Zinnkann an den damaligen Kelsterbacher Bürgermeister Wendelin Scherer. Dies wurde in Kelsterbach mit einem großen Fest gefeiert. Unter anderem starteten vom Schloßplatz aus spektakulär 2000 Tauben.
Die Ortsgeschichte freilich ist erheblich älter als 40 Jahre. Die Wurzeln des Gemeinwesens datieren laut Chronik zwischen 600 und 700 nach Christus zurück, damals vermutlich eine fränkische Ansiedlung. Es gibt jedoch Einzelfunde, die bis in die Hallstattzeit, die ältere Eiszeit, zwischen 700 bis 450 vor Christus zurückgehen.
Wer mehr wissen will: Die Ortsgeschichte ist in der städtischen Chronik "40 Jahre Stadt Kelsterbach" nachzulesen, die unter anderem im Rathaus zu erhalten ist. Die Auflage umfaßt 6500 Exemplare. cas
pl HAMBURG, 3. September. Schleswig-Holstein will die Gemeinsame Verfassungskommission von Bundestag und Bundesrat verstärkt unter Druck setzen mit dem Ziel, das Gleichstellungsgebot bei der anstehenden Reform stärker als bisher im Grundgesetz zu verankern. Frauenministerin Gisela Böhrk (SPD) rief am Donnerstag in Kiel zusammen mit dem Landesfrauenrat und den kommunalen Frauenbeauftragten zu einer partei- und verbandsübergreifenden Postkarten-Aktion auf.
Der Text auf den Karten, die an die Kommission adressiert sind, lautet: "Ich trete ein für eine Konkretisierung von Artikel 3 Absatz 2 des Grundgesetzes ,Männer und Frauen sind gleichberechtigt', damit aus einem Verfassungsanspruch endlich Realität wird." Der Aufruf wird auch unterstützt von Ministerpräsident Björn Engholm (SPD), der Vorsitzenden der Frauen-Union Schleswig-Holstein, Gudrun Hunecke, sowie der Rektorin der Kieler Universität, Karin Peschel.
Nach den Worten von Gisela Böhrk hat das Volk bei der Diskussion um die Reform der Verfassung bisher nur zugehört. Es sei an der Zeit, daß es sich einmische.
Obwohl die Zahl der Arbeitslosen im August leicht zurückgegangen ist, schätzen die Fachleute des Arbeitsamtes die Situation auf dem Frankfurter Arbeitsmarkt eher als düster ein. Der leichte Rückgang der Arbeitslosen um 585 auf immer noch beachtliche 28 975 Menschen ohne Arbeit - die Arbeitslosenquote sank damit im August von 5,2 auf 5,1 Prozent - sei nur saisonal zu erklären. Insgesamt stagniere die Arbeitslosigkeit nach einer längeren Phase des Anstiegs auf "hohem Niveau", heißt es im aktuellen Arbeitsmarktbericht vom Donnerstag.
Angesichts der insgesamt "wenig günstigen wirtschaftlichen Eckdaten" mögen die Arbeitsamtsexperten trotz des Rückgangs noch nicht einmal von einer "Stabilisierung" sprechen. Schließlich waren im August mehr Menschen ohne Arbeit als in den Vergleichsmonaten 1990 und 1991. Hoffnung mag es da allenfalls machen, daß es in keinem August der vergangenen zehn Jahre so viele offene Stellen (9139) gegeben hatte. Strukturwandel
Als ein "Zeichen für den gegenwärtigen Strukturwandel" sehen die Fachleute aus der Fischerfeldstraße die unterschiedlichen Arbeitslosenquoten für Angestellte und Arbeiter. Während 8,5 Prozent der Arbeiter ohne Job sind, kassieren nur 3,7 Prozent der Angestellten "Stütze".
12 577 Arbeitslose zählte das Amt bei den Angestellten. Chancen auf einen neuen Job können sich da vor allem Industrie- und Bürokaufleute, qualifizierte Banker oder Mitarbeiter aus dem Rechnungswesen ausrechnen. Besonders gut stehen Steuerfach- und Rechtsanwaltsgehilfen da. Sie werden ebenso wie Sekretärinnen gesucht.
Bei den Arbeitern wurden 16 398 Männer und Frauen ohne Beschäftigung gezählt. Vor allem der Bauboom eröffnet die Aussicht auf neue Jobs. Wasser- und Heizungsinstallateure stehen ebenso auf der Liste gesuchter Berufe wie die Klimaanlagenbauer, Bauschlosser oder Elektroinstallateure.
Weiterhin sieht der Arbeitsmarkt für Ausländer und Jugendliche besonders schlecht aus. 9,5 Prozent der Ausländer waren ohne Job, bei den Jugendlichen bis 20 betrug die Quote 6,2 Prozent. 917 junge Leute waren ohne Einkommen. luf
MAINTAL. Damit sich die neu angekommenen Flüchtlinge eingewöhnen können, veranstalten die Gruppen, die den Flüchtlingen mit Rat und Tat zur Seite stehen, am morgigen Samstag ein Nachbarschaftsfest im Hof der Spessartstraße 19.
Das Fest soll um elf Uhr beginnen und Gelegenheit geben, sich gegenseitig kennenzulernen.
Kulinarische Spezialitäten aus den verschiedenen Herkunftsländern werden angeboten, für Musik ist gesorgt und auf die Kinder wartet das Spielmobil "Tucky Truck". gf
KRIFTEL. Nicht irgendeine Lektüre, sondern das Buch der Bücher wurde jetzt an alle protestantischen Pennäler der Weingartenschule verteilt. Die mehr als 90 liebevoll gestalteten Ausgaben der Lutherbibel bekamen Schüler der Klassen drei und vier - die Bibeln sind Präsente der evangelischen Landeskirche in Hessen und Nassau, die bei ihrer Aktion zum Bibeljahr rund 50 000 Exemplare verschenkt.
Die reichlich bebilderten und textlich "geglätteten" Bibeln wurden eigens für die Geschenkaktion gedruckt. "Wir wollen die Bibel wieder in die Haushalte bringen", sagt Pfarrerin Christa Lohenner, die die Bücher mit Renate Zimmermann vom Kirchenvorstand verteilte. Ihre Hoffnung: Über die Kinder bekommen auch ältere Familienmitglieder wieder Zugang zu den Texten.
Diesen Zugang wünscht sich auch die evangelische Kirchengemeinde, die einige Projekte zum Bibeljahr vorbereitet. Beim Gemeindefest am 13. September etwa werden Material und Lesehilfen zum besseren Verständnis der Bibel angeboten. In den Herbstferien vom 7. bis 9. Oktober sind "Kinder-Bibelnachmittage" geplant. Und im selben Monat werden Erwachsene zu einem Seminar rund ums Buch der Bücher geladen. pms
Ein Böllerschuß kündigt am Samstag, 5. September, um 20 Uhr den Festbeginn an. Die im Steinweg ansässigen Gewerbetreibenden haben ein Programm zusammengestellt, das neben lukullischen Genüssen und Ausblicken auf aktuelle Mode noch etliches für Auge und Ohr bietet.
Matthias Rosenthal sorgt ab 10.30 Uhr mit seiner elektronischen Orgel für Stimmung beim Bummel übers Fest. Wer am Nachmittag zur Bühne an der Ecke Friedrichstraße kommt, kann um 15 Uhr die spanische Folkloregruppe aus Walldorf bewundern oder von 16 Uhr an dem Gesang des SKV-Kinderchores lauschen.
Für die Tanzmusik, die die abendliche Festrunde einläutet, sorgt ab 18 Uhr die Bigband von Rot-Weiß Walldorf. Wann das Fest zu Ende geht, bestimmen die Besucher. wal
enk FRANKFURT A. M., 3. September. Bei einer Schießerei im Café "Anadolu" in der Allerheiligenstraße 28 in der Innenstadt ist am heutigen Donnerstag morgen ein 36jähriger Türke durch Schüsse lebensgefährlich verletzt worden. Wie Polizeisprecher Peter Borchardt mitteilte, hatten sich gegen 4.20 Uhr in diesem Café außer dem 36jährigen noch fünf weitere türkische Gäste aufgehalten. Zwei Männer - ebenfalls Türken - betraten zu diesem Zeitpunkt das Lokal. Einer der beiden ging wortlos auf den 36jährigen zu und schlug ihn mit einem Revolver nieder.
Obwohl einer der Anwesenden versuchte, den Täter abzudrängen, gab der mehrere Schüsse auf sein am Boden liegendes Opfer ab. Der 36jährige erlitt erhebliche Verletzungen am Unter- und Oberschenkel sowie in der Nierengegend.
Der Täter und sein Begleiter flüchteten unmittelbar nachdem die Schüsse gefallen waren. Die Fahndung der Polizei, die von der Rettungswagenbesatzung alarmiert worden war, verlief bislang ergebnislos. Der 36jährige wurde in ein Krankenhaus gebracht und operiert.
Die Polizei vermutet "eine milieubedingte Straftat".
BAD VILBEL. Ein Schachturnier mit Spielern aus den mit Bad Vilbel verschwisterten Städten Brotterode, Glossop, Huizen und Moulins veranstaltet der Verein der Bad Vilbeler Schachfreunde am kommenden Wochenende. Die Vergleichskämpfe, die am Freitag um 18 Uhr im Kurhaus beginnen, und bis zum Vormittag des Sonntag dauern, haben sich die Vilbeler Schachfreunde schon lange gewünscht. Nunmehr ist es gelungen, je vier Spieler aus den vier Städten unter einen Hut zu bekommen. Interessierte Bürger/-innen sind zu den Turnieren als Zuschauer/-innen herzlich willkommen.
Kontakte zu den Freunden von Dame, König, Springer, Turm und Bauern in Brotterode hat der Vilbeler Schachclub bereits im März vorigen Jahres bei den Verschwisterungsfeierlichkeiten bei einer Unterabteilung des Spiel- und Sportvereins Inselberg, Brotterode, kennengelernt.
Die Schachfreunde aus Glossop sind in ihrer Stadt selbst nicht organisiert. Der High-Peak-Chess-Club aber, der nur 16 Mitglieder hat, wird mit Clubmitgliedern aus Glossop kommen.
Aus Huizen wird eine sehr spielstarke Mannschaft erwartet. Die Niederländer haben einen Verein mit 80 Mitgliedern und damit die Auswahl unter guten Spieler/-innen.
Die Schachfans in Moulins sind nicht organisiert. In der Stadt am Allier gibt es aber sechs Mitglieder des französischen Schachverbandes. Die Delegation hat angekündigt, in ausreichender Menge Rotwein mit nach Bad Vilbel zu bringen.
Die Vilbeler Schachfreunde schließlich, die sich 1985 gegründet haben, haben 30 aktive Mitglieder, die sich regelmäßig dienstags ab 19 Uhr im Kurhaus treffen.
Das Turnierprogramm, das am Freitag beginnt, wird am Samstag, 5. September, um 10 Uhr mit einem Empfang fortgesetzt und ab 11 Uhr wird wieder in Vierermannschaften gespielt. Um 19 Uhr ist eine interne gesellige Veranstaltung im Kurhaus vorgesehen, bei der es auch eine Siegerehrung gibt. Am Sonntag, 6. September, um 10 Uhr schließlich wird noch ein Simultanturnier ausgetragen mit einer eigenen Siegerehrung um 13.30 Uhr. Aus allen vier Städten kommen jeweils vier Männer. Damen, auch als Begleiterinnen, werden nicht mehr erwartet. Der ursprünglich geplante Damenbesuch in Vilbel scheiterte nach Angaben des Schachfreundevorsitzenden Dieter Haas an den hohen Reisekosten. hm
DIETZENBACH. Deutschkurse für Ausländer bietet das Bewohnerzentrum Starkenburgring zusammen mit der Volkshochschule an. Am Montag, 7. September, beginnt ein Kurs speziell für Frauen mit geringen oder gar keinen Deutschkenntnissen. Termine sind jeweils montags und donnerstags von 10 bis 12.15 Uhr. Für Kinderbetreuung ist gesorgt. Auch für Männer ist ein Kurs montags, mittwochs und freitags von 18.30 bis 21 Uhr. Er beginnt ebenfalls am 7. September. Anmeldung im Bewohnerzentrum, Telefon 06074 / 27845. fuh
"Übereinstimmend" ist das wichtigste Wort in der Erklärung. Manfred Lahnstein wiederholt es. "Übereinstimmend", sagt der Bertelsmann-Vorstand, habe der Beirat des geplanten Fernsehsenders nach seiner Sitzung am Mittwoch festgestellt, daß VOX "als informationsorientiertes Vollprogramm auf der Grundlage der erteilten Lizenz und des im Juli beschlossenen Budgets planmäßig entwikkelt und Anfang 1993 auf Sendung gehen wird".
Eigentlich eine überflüssige Erklärung, sollte man meinen. In Köln laufen schließlich die Vorbereitungen für den Start des ambitionierten und wohl schwierigsten Projekts in der bundesdeutschen (Privat-)Fernsehlandschaft auf Hochtouren. Längst sind 160 Leute eingestellt, Verträge für weitere Mitarbeiter unterschrieben (bis zum Start sollen es 300 sein), ist ein eigenes Haus fast fertiggestellt, wird die Fernseh-Technik installiert, sind die Einladungen für die "warm- up-party" in der kommenden Woche verschickt, sind rund hundert Millionen Mark investiert. Doch die VOX-Gesellschafter haben diesen Schritt für "notwendig gehalten - nach den Meldungen der letzten Tage", meint Manfred Lahnstein, der als Bereichsvorstand Elektronische Medien den Initiator des Projekts, den Gütersloher Mediengiganten, im Beirat vertritt.
"Fehlstart", ". . . schon beerdigt" - Meldungen dieser Art hätten VOX in den vergangenen Tagen "totgesagt", ärgert man sich im vorläufigen Domizil des Unternehmens in der Kölner Innenstadt. Schließlich befindet man sich in einer heiklen Phase. Es gilt derzeit, mögliche Werbekunden von der Attraktivität des geplanten Programms als Umfeld der Spots zu überzeugen. Da sind Negativ- Schlagzeilen geschäftsschädigend, auch wenn die werbetreibende Wirtschaft "äußerst positiv" auf die VOX-Pläne reagiert, wie Geschäftsführer Erich Staake meint, und Werbezeiten für rund hundert Millionen Mark reserviert sein sollen.
Anlaß zu Spekulationen bot das journalistisch ehrgeizige Fernsehprojekt von Anfang an. Doch richtig ins Gerede gekommen ist der geplante Sender, als zwischen Bertelsmann und seinem wichtigsten Partner im Fernsehgeschäft, der Luxemburger CLT, die "divergierenden In- Von Ingrid Scheithauer teressen", wie Manfred Lahnstein es vornehm umschreibt, offensichtlich wurden. Der Gütersloher Medienriese sitzt mit der Compagnie Luxembourgeoise de Télédiffusion (CLT) in einem Boot, das RTL plus heißt und voll auf Erfolgskurs segelt. Den Geldfluß dieser "cash cow" (wie RTL plus im Bertelsmann-Jargon heißt) wollen die leicht angeschlagenen Luxemburger in keinem Fall gefährden. Nach anfänglichem Interesse und Zustimmung überwogen die Zweifel, und als "das anfängliche Spartenprogramm als ein Vollprogramm" geplant wurde, zog CLT-Chef Gaston Thorn die Notbremse - und beglich damit wohl auch eine Menge offener Rechnungen. Er hielt sich strikt an den RTL plus-Gesellschaftervertrag, der eine Konkurrenzklausel enthält, die jedes weitere Engagement der Gesellschafter von der Zustimmung der Mitanteilseigner abhängig macht.
Mit diesem Passus im Rücken reichte die CLT gegen das ungeliebte Bertelsmann-Engagement bei VOX Klage ein. "Pacta sunt servanda - Verträge sind einzuhalten", meinte der ehemalige Politiker Thorn staatsmännisch und drohte den Bertelsmännern den Ausschluß aus der Riege der RTL plus-Gesellschafter an. Eine Horrorvision, die die Gütersloher Medienmanager erfinderisch machte. Sie suchten eine Möglichkeit, ihre VOX-Anteile zu parken. Bereits im Frühjahr wurde der Verkauf an eine eigens dafür gegründete Tochterfirma der John Jahr- Gruppe, die sich als Junior-Partner der Gütersloher bei der Verlagsgruppe Gruner + Jahr durchaus hilfsbereit zeigte, angekündigt. Medien- und kartellrechtlich ist die Übertragung zwar längst genehmigt, doch vollzogen wurde sie nicht. Die Bertelsmann-Tochter ufa ist nach wie vor "mit allen Rechten und Pflichten" an VOX beteiligt.
Den Gang zum Notar und damit den Schachzug, wenigstens formal der Wettbewerbsklausel des RTL plus-Vertrages zu entsprechen, dürften, so wird hinter vorgehaltener Hand berichtet, die VOX- Mitgesellschafter vereitelt haben. Sie wollten auf den "Ziehvater" des geplanten Senders nicht verzichten. Der Welt größtes Medienunternehmen, Time Warner, jedoch hat sich von dem Kölner Prestigeprojekt bereits wieder abgewendet und seine 14,5 Prozent Beteiligung aufgegeben. Offiziell werden unterschiedliche Vorstellungen über das Programmprofil von VOX als Gründe angeführt. Wahrscheinlicher dürfte sein, daß den US-Managern der Dauerstreit zwischen Bertelsmann und CLT das Projekt zu unsicher erscheinen ließ. Nun wird ein neuer Partner gesucht.
Die Gütersloher jedenfalls sehen sich als "Gefangene der Wettbewerbsklausel" - und damit der CLT. "Es ist ein "totales Tohuwabohu", heißt die verbitterte Lagebeschreibung. Und weiter: Statt mit einem "Geleitzugkonzept" aus mehreren Sendern der Phalanx der Kirch-Sender als "liberale Alternative" entgegenzutreten, "leisten wir uns den Luxus interner Auseinandersetzungen". Selbst Manfred Lahnstein, der SPD-Politiker auf dem Gütersloher Vorstandssessel, räumt diplomatisch ein, daß die Gesamtlage "kompliziert" sei. Seit einem Jahr verhandelt er mit der CLT, das sei "arg lange". Und je länger es dauert, und je weniger Bertelsmann von seinen Plänen realisieren kann, desto schlechter für Manfred Lahnstein.
Also heißt die drängende Frage: Wie können die Gütersloher ihre Luxemburger Partner, mit denen sie einst "alles gemeinsam" im Fernsehgeschäft machen wollten, zum VOX-Trott bewegen? Während der bundesdeutsche Branchenriese glaubt, mit dem pay-tv-Kanal "Premiere", dem "informationsorientierten Vollprogramm" VOX für ein gehobenes Publikum, mit RTL plus als massenattraktivem Familienprogramm und dem auf ein jüngeres Publikum zielenden geplanten Sender RTL 2 ein umfassendes Konzept zu haben, er scheint das den CLT-Managern zuviel. Sie setzen vor allem auf RTL plus und RTL 2, das nach kurzer Vorbereitungsphase Ende September auf Sendung gehen soll. Dieser neue Sender, den Helmut Thoma, der RTL plus-Geschäftsführer und -programmdirektor in Personalunion - frei nach Leo Kirchs Vorbild -, als Abspielstation nicht ausgeschöpfter Spielfilm- und Serienrechte von RTL plus erfunden hat, würde mit VOX zusammengehen. So wurde und wird heftig spekuliert - wohl eher zum Amüsement von RTL plus-Chef Helmut Thoma und sicher zum Ärger der VOX-Leute.
Eine Fusion der beiden Branchenneulinge ist wenig wahrscheinlich. Doch über Kooperation, das räumt Manfred Lahnstein ein, wird verhandelt. "Verschiedene Formen" seien da denkbar. In jedem Fall werde es leichter, mit der CLT über die Wettbewerbsklausel zu verhandeln, wenn Formen der Zusammenarbeit zwischen RTL 2, dem unstrittigen Neuling, und VOX, dem umstrittenen Prestigeprojekt, klar seien, meint Lahnstein.
Unerwartete Schützenhilfe könnten die in die Bredouille geratenen Bertelsmänner von den Landesmedienanstalten erhalten. Bei der Kasseler LPR jedenfalls interessiert man sich heftig für die Wettbewerbsklausel im RTL plus-Gesellschafter-Vertrag. Aus doppeltem Grund: Dort hat RTL 2 einen Lizenzantrag gestellt. Gleichzeitig gehört die hessische Landesmedienanstalt (neben dem führenden Nordrhein-Westfalen, Bremen und Saarland) zu den Lizenzgebern von VOX. Diese Sendegenehmigung ist - gleichsam als rundfunkrechtliches Relikt - mit den begehrten terrestrischen Frequenzen verbunden. Die vier SPD-regierten Bundesländer haben durchaus ein Interesse, daß VOX, trotz der Querelen zwischen Bertelsmann und CLT, an den Start geht. Schließlich gilt es zu beweisen, daß eine andere Art von Privatfernsehen als das bislang gebotene möglich ist: ein anspruchsvolles Programm mit dem Schwerpunkt auf Information.
Das medienrechtliche Nachdenken über die Wettbewerbsklausel hat jedenfalls begonnen. Die Frage lautet, ob die CLT durch diesen Passus einen bestimmenden Einfluß erhält. Schließlich kann es ja wohl nicht sein, argumentieren Kenner des komplizierten Materie, daß die CLT "den Abspielkanal RTL 2 schafft, aber einen Informationskanal verhindert". Auszuschließen ist jedenfalls nicht, daß die Lizenzbehörden die Zulassung von RTL 2 an Auflagen binden. Eine könnte der Wegfall der Wettbewerbsklausel sein, hofft ein Optimist.
Für Bertelsmann jedenfalls heißt es, bei der CLT weiter Überzeugungsarbeit zu leisten - oder sich für ein Projekt und damit gegen ein anderes entscheiden zu müssen. Übereinstimmung ist da erst einmal im eigenen Haus gefragt.
GELNHAUSEN. Eine Kettenreaktion hat ein unachtsamer Autofahrer auf der Westspange in Höhe der Abzweigung nach Hailer ausgelöst, wo sich ein längerer Rückstau Richtung Freigericht gebildet hatte.
Der Fahrzeuglenker fuhr auf seinen Vordermann so heftig auf, daß dadurch insgesamt vier Autos ineinandergeschoben wurden. Der Schaden beträgt 10 000 Mark. jan
Daß Schwule und Lesben
ein Recht darauf haben, ihre
Liebe genauso wie die anderen
mit einem Stück Papier
besiegeln zu können, haben die
meisten Dänen inzwischen
akzeptiert. Umfragen belegen,
daß eine große Mehrheit
die gesetzliche Regelung
für richtig hält.
Eine Klassenfahrt ist mehr als Sightseeing Hinter dem Titel Europaschule steckt ein Programm Von unserem Redaktionsmitglied Karin Dalka DREIEICH. Die Heinrich-Heine-Schule in Sprendlingen ist seit Beginn dieses Schuljahrs eine von fünf sogenannten Europaschulen in Hessen. Daß sie diesen Titel führen darf, hat zunächst einmal handfeste Vorteile. Es gibt zusätzliches Geld vom Land: rund 100 000 Mark allein fürs erste Schulhalbjahr. Damit soll die Schule zu einem vorbildlichen "Treffpunkt" ausgebaut werden. Genau darin liegt aber auch die Verpflichtung des Modells. Wie die Heinrich-Heine-Schule ihre Chance nutzen will, läßt sich grob mit den Stichworten umreißen: viele Angebote am Nachmittag, Mittagstisch, Ökostation, mehr Kooperation mit ausländischen Schulen. Mit dem Begriff "Europaschule" assoziiert der Laie als erstes: Austausch mit anderen europäischen Schulen. In der Bilanz der Heinrich-Heine-Schule sieht das so aus: 15 Jahre Zusammenarbeit mit Holland, zehn Jahre mit Frankreich, drei Jahre mit Italien, zwei Jahre mit Erfurt.
Das ist ein Beispiel dafür, warum sich die Gesamtschule für den Titel qualifizieren konnte und aus einem großen Bewerberkreis ausgewählt wurde. In Ansätzen wird bereits gemacht, was eine Europaschule letztlich auszeichnen soll.
Es versteht sich von selbst, daß die Heinrich-Heine-Schule ihre europäischen Kontakte ausbauen will. Entscheidend ist das "Wie". "Wir wollen weg vom Sightseeing", sagt Schulleiter Dieter Wolk.
Daß deutsche Schüler nach England fahren, ohne je zuvor vom Schlangestehen an der Bushaltestelle oder von Crikket gehört zu haben, ist für Wolk und seine Kollegen unvorstellbar. Deshalb wird beispielsweise die erste zehntägige Fahrt in ein englisches Jugendcamp, für November geplant, von den Schülern ausführlich vorbereitet.
Auch jeder normale Austausch hat jeweils seine Vorgeschichte: Die Klassen stellen sich den Gastgebern per Video vor. Anschließend ziehen sie ebenso Bilanz. Dazu gehören außerdem internationale Projekte und - erstmals im nächsten Jahr - eine gemeinsame Abschlußfahrt mit französischen Realschülern. "Wir wollen eine andere Verzahnung, als wenn nur eine Schülergruppe zu einer anderen fährt", sagt Wolk. Wechselnde Betriebspraktika ergänzen das Programm.
Das allein macht jedoch nicht die Europaschule aus. Zwar gibt es keine detaillierten Vorschriften des Landes, wie sie auszusehen hat, aber immerhin gibt es eine Richtschnur. Gefordert werden eine reformpädagogische Ausrichtung, Öffnung zum Stadtteil hin und freiwillige Angebote am Nachmittag. "Dadurch, daß das nicht ausdefiniert ist, haben wir die Chance, eigenes Profil zu gewinnen", meint Walter Winter, pädagogischer Leiter der Schule.
"Die Kinder sind nicht mehr das, was sie vor 20 Jahren waren." In diesem Satz ist zusammengefaßt, mit welchen Problemen die Schule heute zu kämpfen hat und worauf sie reagieren will. "Die Kinder sind egoistischer, haben keine Vorbilder und können kaum noch friedlich miteinander umgehen", meint Schulleiter Wolk. In vielen Fällen sei die Familie kaputt, deshalb müsse die Schule mehr als ein Ort der Wissensvermittlung sein.
Das selbstgesteckte Ziel, den Schülern mehr Geborgenheit zu geben, fängt schon beim Klassenraum an. Jeder hat in einem Regal sein Fach für persönliche Dinge; eine Leseecke lädt zum Schmökern ein. Um den Kindern den Übergang von der Grundschule in die Förderstufe zu erleichtern, sollen in den ersten Jahrgangsstufen möglichst wenige Lehrer möglichst viele Fächer abdecken. Die Pädagogen sprechen vom "Kleingruppenjahrgangsteam", das sich die Klassenlehrer zusammenstellen.
Einmal pro Woche ist eine Stunde lang "Klassenrat". Der bespricht alle Probleme, die anstehen. Projekte sollen die Fächer miteinander verknüpfen, damit ein "ganzheitliches Bild von der Welt" entsteht. Individuelle Wochenpläne fördern das selbständige Arbeiten.
Die Schulkantine, in der es jeden Mittag eine warme Mahlzeit gibt, ist noch Zukunftsmusik. Auch die Ökostation ist noch längst nicht fertig. Dagegen steht schon ein umfangreiches Freizeitprogramm: 250 Schüler haben sich für 18 Nachmittagskurse angemeldet, in denen gezeichnet, getanzt, geturnt und Gitarre gespielt wird. Die Betreuer sind nicht Lehrer, sondern kommen aus Vereinen oder der Volkshochschule. Das ist gemeint mit Schule als Treffpunkt.
Kleine Lokalrundschau
Neues Sauggerät DIETZENBACH. Das Waldschwimmbad bekommt ein neues "Beckenbodensauggerät" für 21 000 Mark. Der alte Sauger ist seit 1975 in Betrieb und mittlerweile störanfällig geworden.
Kinder spendeten Bank DIETZENBACH. Am Regenrückhaltebecken an der Nordweststraße steht eine neue Bank. Sie wurde von den Kindern der Tagesstätte Weiherstraße zum 20jährigen Bestehen ihrer Kita gespendet. 850 Mark waren bei einem Flohmarkt im März zusammengekommen. Das Geld reichte auch noch für einen Papierkorb.
Kurse beginnen erst später KREIS OFFENBACH. Bei zwei Volkshochschulkursen ändert sich der Termin für den ersten Abend: "Aktuelle Mode - selbst genäht" beginnt statt am 9. erst am 23. September. Entspannung beim "Hatha-Yoga" wird es erst ab 20. Oktober geben (ursprünglicher Beginn: 8. September). Für beide Kurse sind noch Plätze frei. Anmeldung in der Kreisvolkshochschule, Berliner Straße 60, in Offenbach.
Straße gesperrt RÖDERMARK. Eines Straßenfestes wegen wird die Lilienstraße in Ober-Roden von Samstag, 5. September, bis Sonntag, 6. September, für den Durchgangsverkehr gesperrt. Die Anlieger können passieren. Polizeistunde verlängert RÖDERMARK. Die Polizeistunde in Urberach wird am Sonntag, 6. September, wegen der Kerb bis 2 Uhr hinausgeschoben. An den übrigen Kerbtagen gilt die übliche Sperrzeit 1 Uhr früh. Das Rathaus in Urberach bleibt aus dem gleichen Anlaß am Montag, 7. September, geschlossen.Fotoausstellung in der Bücherei RÖDERMARK. "Malerische Winkel in Rödermark" hat die Fotografenmeisterin Sabine Antonius fotografiert; zu sehen sind die Bilder in einer Ausstellung, die am Mittwoch, 16. September, um 19.30 Uhr in der Stadtbücherei Ober-Roden eröffnet und die bis zum 30. September dauern wird. Telefonsprechstunde OSTKREIS OFFENBACH. Zur Telefonsprechstunde hält sich der für den Ostkreis Offenbach zuständige CDU-Bundestagsabgeordnete Dr. Alexander Warrikoff am Dienstag, 8. September, von 13.30 bis 14.30 Uhr unter der Rufnummer 0 60 61 / 58 44 bereit.
"Fiasko" auf dem Marktplatz RÖDERMARK. In der Reihe "Musik auf den Plätzen von Rödermark" spielt am Samstag, 12. September, von 10 bis 12 Uhr auf dem Marktplatz in Ober-Roden die hauptsächlich im Breidert beheimatete Gruppe "Fiasko".
"Historische Blätter" neu aufgelegt RÖDERMARK. Die Stadt hat die sieben seit 1977 erschienenen "Historischen Blätter" in Auflagen von je 500 Exemplaren neu aufgelegt. Das einzelne Heft ist für zwei Mark beim Kultur- und Sportamt im Rathaus Ober-Roden zu haben, alle sieben mit Kassette kosten 20 Mark.
BAD VILBEL. Nach dem Brandanschlag auf zwei Taxi-Fahrzeuge des Kreisvorsitzenden der "Republikaner", Dietrich Winkelmann, in Bad Vilbel am 26. August, hat die Redaktion der Frankfurter Neuen Presse am Mittwoch ein Bekennerschreiben einer Gruppe "Fight Back" (Schlage zurück) erhalten.
Wie bei der Pressestelle der Kripo in Friedberg zu erfahren war, ist das Schreiben zur Untersuchung an das Landeskriminalamt weitergegeben worden. Dort soll die Echtheit des Schreibens überprüft werden; gegenwärtig sei noch völlig offen, ob es sich um ein Bekennerschreiben handelt. Die unterzeichnete Gruppe sei bisher nicht bekannt. de
MÖRFELDEN-WALLDORF. Die Idee kam auf, als gleich zwei Geschäfte im Steinweg ihr zehnjähriges Bestehen feierten. 1985 war das, und "wir haben hin und her überlegt, weil wir was machen wollten", erinnert sich Friedel Wenz, einer der Geburtshelfer des Steinweg-Festes, das am Samstag, 5. September, zum achten Mal über die Bühne geht.
Eine Mischung aus Straßenfest und Einkaufsmöglichkeiten sollte es seinerzeit werden, darum wurde der lange Samstag als Termin gewählt, bei dem es bis heute geblieben ist. Was den Gewerbetreibenden im Steinweg, die das Fest in Eigenregie organisieren, auch am Herzen lag: "Wir wollen den Namen ,Steinweg' etwas hochtrommeln", sagt Wenz. Hinter dem Bahndamm gibt es noch einen Steinweg, und das, hat Wenz oft erlebt, verwirrt gerade Ortsfremde oder Neubürger. Außerdem sei der Steinweg im Ortskern ja auch so etwas wie das erste Gewerbegebiet in Mörfelden.
Der Versuch, das Image mittels Straßenfest aufzupolieren, gelang. Besser sogar, als sich die Initiatoren erhofft hatten. Schon die Premiere war ein voller Erfolg, nicht zuletzt deshalb, weil alle von Anfang an mitgezogen haben. "Als wir mit der Idee ankamen, hat sich niemand ausgenommen.
Alle sagten, Mensch, das ist es: Wir machen im Steinweg was los!", erinnert sich Wenz. Die Leute fanden's so gut, "daß wir immer wieder angesprochen und gefragt wurden, ob wir das im nächsten Jahr wieder machen würden - da blieb uns eigentlich nichts anderes mehr übrig", schmunzelt er.
Inzwischen hat das Spektakel einen festen Platz im städtischen Veranstaltungskalender. 6000 bis 8000 Besucher kommen im Laufe des Tages oder am Abend vorbei. "Genau wissen wir's nicht", aber aufgrund des Essen- und Getränkeverkaufs lasse sich die Zahl schätzen.
Etwa 20 Gewerbetreibende machen mit. Auch wenn die Organisation viel Arbeit bereitet, es hinter den Kulissen auch mal Unstimmigkeiten gab - bei der Stange sind sie alle geblieben und "wir versuchen auch jedes Jahr, vom Programmangebot her noch eins draufzusetzen". Die Leute honorieren das - meist wird bis mitten in die Nacht gefeiert.
Wenn viele Besucher kommen, freuen sich nicht nur die Gewerbetreibenden. Seit 1986 fließt der Erlös dessen, was beim Steinwegfest an Essen und Getränken verkauft wurde, an einen guten Zweck. Bedacht wurden da unter anderem auch der Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe und der Kaminclub. Gruppen, die die Gewerbetreibenden auch zum Mitmachen einladen, damit sie sich und ihre Arbeit vorstellen können.
Diesmal ist zum Beispiel der Verein zur Förderung und Betreuung behinderter Kinder und Jugendlicher dabei, die sich auch mit einem Programmbeitrag beteiligen wollen. Ansonsten aber bleiben die Steinwegler lieber unter sich: Das sei ja das Fest der Gewerbetreibenden im Steinweg, meint Wenz, und das solle auch so bleiben. wal
Tips und Termine · Tips und Termine
Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Mein Vetter Winnie (15 Uhr); Brennpunkt L.A. - Die Profis sind zurück (17 und 20 Uhr).
Panda-Kino: Mrs. Brisby und das Geheimnis von Nimh (15 und 20 Uhr); In einem fernen Land (17 und 20 Uhr).
Kino im Schwedenpfad (KiS): Bernhard und Bianca im Känguruhland (15.30 Uhr); Kevin Costners 4-Stunden-Spezial-Edition "Der mit dem Wolf tanzt" (19 Uhr).
Friedrichsdorf. Lichtspiele Köppern: Wayne's World (17 und 20 Uhr).
Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Wayne's World (20.15 Uhr).
Oberursel. Stadthallen-Kino I: Go Trabi Go II - Das war der wilde Osten (15.30, 18 und 20 Uhr).
Stadthallen-Kino II: Wayne's World (15.30, 18 und 20.15 Uhr).
Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Wayne's World (17.30 Uhr); In einem fernen Land (20.15 Uhr).
Theater/Musik Friedrichsdorf. Garnier's Keller, Hugenottenstr. 117: Jazz mit der Gruppe "Hot Moustache", 20.30 Uhr.
Königstein. Haus der Begegnung, Bischof-Kaller-Straße: Konzert mit dem Prager Jugendkammerorchester, 20 Uhr. Ausstellungen Bad Homburg. Gotisches Haus, Tannenwaldweg 102: "Wasserlust - Mineralquellen und Heilbäder im Rheinland", 14 bis 17 Uhr.
Orangerie im Landgrafenschloß: "Der Schloßpark und die Gartenlandschaft entlang der Tannenwaldallee", 10 bis 15.30 Uhr.
Galerie im Stadthaus: Seidenbilder, Buchmalerei und Kaligrafie von Gisa Maschmann, Vernissage: 20 Uhr.
Kurhaus, Landgraf-Friedrich-Saal: "Die Herrlichkeit Gottes", Ausstellung der Baha'i Vereinigung, 9 bis 19 Uhr.
Foyer des Kurtheaters: Russische Ikonenausstellung, 10 bis 19 Uhr.
Oberursel. Stadtbücherei am Markt: "Bilder zum Entdecken" von Annette Bierwirth, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 19 Uhr.
"Künstlerinnen - Leben und Arbeiten im Taunus", Braas-Hauptverwaltung, Frankfurter Landstr. 2-4, 9 bis 19 Uhr.
"Köpfe, Masken, Figuren", Jubiläumsausstellung der Werkstatt Inge Laeuen, Usastr. 55, 15 bis 20 Uhr.
Kronberg. Galerie Satyra, Steinstr. 1: "Les Chants de Maldoror", Gemälde von Bruno Griesel, 15.30 bis 19 Uhr.
Galerie Hellhof: Gouachen von Isabella Gräfin Hoyos und Bronzen von Friderun von Stralendorff-Eilers, 15 bis 18 Uhr.
Königstein. Galerie im Haus Bender, Gerichtstr. 12: Zeichnungen und Bücher von Barbara Fahrner, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr. Vorträge/Kurse Bad Homburg. Kurhaus: "Zukunft mit neuen Werten", Vortrag von Dr. Ingo Hofmann, Veranstaltung der Baha'i Gemeinde, 20 Uhr.
Dietrich-Bonhoeffer-Haus, Gluckensteinweg 150: Vortrag von Wladimir Kanjakow aus Peterhof über den Aufbau seiner christlichen Gemeinde, 20 Uhr.
Usingen. Christian-Wirth-Schule, Schloßplatz: "Islam und Politik", Vortrag von Frau Dr. Berrer-Waldbrecht, 20 Uhr.
Neu-Anspach. Frauentreff, Schubertstr. 32: Wochenendseminar zum Thema "Sich selbst spüren", 20 Uhr. Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstraße 47, 8 bis 12 Uhr, Tel. 2 91 09.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr, Tel. 17 83 92-93.
Umweltberatung im Umweltbüro der Grünen, Louisenstr. 23, 10 bis 12 Uhr, Tel. 2 09 65.
Kaiser-Wilhelms-Bad: Bewegungsübungen bei Osteoporose, 9 Uhr.
Frauenzentrum, Louisenstr. 38: Kleinkindbetreuung für 2- bis 4jährige von 9 bis 12 Uhr, Tel. 2 44 34.
Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung, Promenade 103, 9 bis 16 Uhr, Tel. 2 20 41.
Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Promenade 103, 19 bis 22 Uhr, Tel. 0 60 07 / 28 08.
Treffen der Anonymen Alkoholiker, 20 Uhr, Gemeindehaus St. Marien, Dorotheenstraße. Friedrichsdorf. Umweltberatung im Rathaus, Hugenottenstr. 55, Tel. 0 61 72 / 73 13 00.
Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Altentagesstätte Friedrich-Ludwig- Jahn-Straße, 19 bis 21 Uhr, Tel. 0 60 07 / 28 08.
Pro Familia, Dr.-Fuchs-Str. 5: ärztliche Sprechstunde 9 bis 12 Uhr, Tel. 7 49 51.
Usingen. Treffen der Al-Anon-Familiengruppe, Kath. Gemeindezentrum, Schlagweg 14, 20 Uhr.
Oberursel. Beratung des Mietervereins, Altes Hospital, 18.30 bis 20 Uhr.
Information, Beratung und Aufklärung der Guttempler-Gemeinschaft "Obertaunus", Kreuzkirche, 19 Uhr.
Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 0 61 73 / 7 87 17.
Königstein. Gymnastik der Behindertensportgemeinschaft, Kurbad, 20.15 Uhr.
Bad Homburg. Eine-Welt-Laden, Dorotheenstr. 9: 15 bis 18.30 Uhr.
Neu-Anspach. Spielabend des Skatclubs "Taunusbuben", Gasthaus Taunusstube, 19.30 Uhr.
Schmitten. Freitagsclub im Ev. Gemeindezentrum Arnoldshain, 20 Uhr.
Oberursel. Informationstreffen des CB- Teams 637, Kolleg der Stadthalle, 20 Uhr.
Spielabend des Schachvereins, Stadthalle, 20 Uhr.
Monatsversammlung der Marinekameradschaft, Haus Passat, Tabaksmühlenweg 26, 20 Uhr.
Seniorentreffs Bad Homburg. Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Singkreis Schilling und Spielen, 15 bis 17 Uhr.
Altentagesstätte Gartenfeld, Heuchelheimer Str. 92: Tischtennis und Billard ab 14 Uhr.
Friedrichsdorf. Singkreis, Altentagesstätte Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 29 a, 15 bis 17 Uhr.
Schach, Skat, Rommé und Canasta, Köppern, Dreieichstr. 22 a, 14.30 bis 17 Uhr.
Usingen. Ev. Gemeindehaus, Kirchgasse 1: Seniorennachmittag mit Dia-Vortrag "China - verwehte Spuren entlang der Seidenstraße", 15 Uhr.
Oberursel. Altes Hospital: Schach, Skat, Rommé und Canasta, 14 bis 18 Uhr.
Königstein. Altenbegenungsstätte Kugelherrnstr. 6: Treffen der Kaffeerunde, 14 bis 17 Uhr.
Steinbach. Seniorentreff: Spielnachmittag ab 14 Uhr.
Bad Homburg. Standort des Spielmobils: Friedrich-Ebert-Schule, Gonzenheim, 14 bis 18 Uhr.
Gambrinus im Fürstenbahnhof: Live- Musik mit der Gruppe "Space Hobos" (Rockabilly/Surf), 21 Uhr.
Friedrichsdorf. Jugendzentrum Köppern, Dreieichstr. 20 a, 17 bis 22 Uhr.
Oberursel. Spielmobil "Die wilde Hilde", Spielplatz an der Bleiche, Weißkirchen, 15 bis 17.30 Uhr.
Steinbach. Saft-Disco im Jugendhaus, 19.30 bis 23 Uhr.
Königstein. Billardturnier im Jugendhaus, ab 18 Uhr.
Sonstiges Bad Homburg. Treffpunkt zur kostenlosen Stadtführung: Verkehrsamt im Kurhaus, 15 Uhr.
19. Internationales Horex- und Veteranentreffen, Buschwiesen, ab 20 Uhr.
Friedrichsdorf. Festvortrag mit Musik zur Einweihung der Dreymann-Orgel, Heilig-Kreuz-Kirche, Burgholzhausen, 20 Uhr.
Usingen. Festakt zur Eröffnung der neuen Grundschule, Stadthalle, 10 Uhr.
Königstein. Eröffnungsfeier der Taunusschule, Theaterraum, 15 Uhr.
ROSBACH. Vor dem Bau des Sendemastes im Rodheimer Baugebiet Hub ist ohne Wissen der Anlieger und der Stadt bereits seit 1991 eine Funkübertragungsanlage im C- und D1-Netz für den Mobilfunk auf einem Flachdach betrieben worden. Das stellt Bürgermeister Reinhold Medebach (SPD) in einem Schreiben an Bundespostminister Dr. Christian Schwarz-Schilling (CDU) fest. Erst durch Bauarbeiten zur Erweiterung der dortigen Ortsvermittlungsstelle seien die Anwohner dann auf die Anlage aufmerksam geworden.
Schließlich bat Medebach den Minister, bis zur Entscheidung eines gerade in Kassel laufenden Verwaltungsgerichtsverfahrens um eine ähnliche Sendeanlage in Lorsch die Sorgen der Rodheimer Bürger ernst zu nehmen und den Sendebetrieb einstellen zu lassen.
In seiner Antwort vom 27. August interpretiert der Minister daher den neuen, höheren Sendemast als eine "Situationsverbesserung". Denn mit der Höhe von 22 Metern sei der erforderliche Schutzabstand von sechs Metern bei weitem eingehalten. Die ungenehmigte Sendeantenne auf dem Flachdach vorher war da schon näher an den Menschen.
Der frühere ungenehmigte Betrieb der Anlage wird damit zu einer Art "Gewohnheitsrecht", beziehungsweise mit der Genehmigung der baulichen Veränderung der Ortsvermittlung wurde nebenbei der früher ungenehmigte Zustand der Sendeanlage sanktioniert.
Dr. Schwarz-Schilling weist außerdem darauf hin, daß er eine neue Verordnung zum Betrieb von Sendeanlagen entworfen habe, die wesentlich herabgesetzte Grenzwerte vorsehe. Da bei der Anlage in Rodheim die Grenzwerte eingehalten würden, sieht Dr. Schwarz-Schilling keine Notwendigkeit, die Telekom zu veranlassen, bis zum Urteilsspruch des Gerichtes in Kassel die Sendeanlage abzuschalten, wie der Bürgermeister gebeten hatte.
Bei der Pressestelle von Telekom in Frankfurt war derweil zu erfahren, daß die provisorische Sendeanlage für Autotelefon in Rodheim seit etwa zwei Jahren besteht. Der Sprecher wies noch einmal darauf hin, daß die Aufsichtsbehörde nach den Strahlungsmessungen in Rodheim die Anlage genehmigt habe.
Wie in der gestrigen Ausgabe der FR berichtet, wird jedoch mehr und mehr die Bedeutung von Grenzwerten angezweifelt. Denn nach neueren Erkenntnissen könnten schon kleinere Dosen von elektromagnetischen oder Microwellen ausreichen, das körpereigene Steuerungssystem aus dem Gleichgewicht zu bringen. Obendrein hat die Bürgerinitiative darauf hingewiesen, daß bei den Grenzwertmessungen jeweils nur eine, die neue Sendequelle erfaßt wird. Dabei werde aber außer acht gelassen, daß schon vorher von anderen Richtfunk-, Radio-, Fernseh-, Radar-Anlagen und Hochspannungsleitungen elektromagnetische Wellen auf die Menschen und das übrige biologische Leben einwirken.
Ähnlich wie bei Umweltgiften kann die Summe der verschiedenen Quellen zusammen die auf Dauer schädliche Grenzwirkung erreichen. de
WEHRHEIM. "Jetzt reicht's", sagen sich die Eltern der Limes-Grundschüler: Am Mittwoch, 9. September, um 9.40 Uhr, wird die Schule bestreikt. Für mindestens eine Stunde versammeln sich dann Kinder und Eltern geschlossen auf dem Schulhof, um gegen die "unhaltbaren und absolut ungerechten Zustände" (Elternbeirätin Doris Hörner) zu protestieren.
Seit Beginn des Schuljahres fehlt eine Planstelle im Lehrkörper. Grund ist der Siedlungsdruck im Usinger Land, weshalb die Limesschule eine Klasse zusätzlich aufnehmen mußte - bei gleichbleibender Lehrerzahl. Zudem wurde der Ausfall einer Lehrerin, die vier Fachstunden unterrichtete, nicht ausgeglichen. Und die Erkrankung einer Lehrerin brachte das Faß zum Überlaufen. Die Folge: Ständig fallen Stunden aus oder werden gar nicht erst eingeplant - vorzugsweise in "unwichtigen" Fächern wie Sport, Musik und Werken.
Kinder mit Lese- und Sprachschwierigkeiten werden inzwischen kaum noch gefördert; eine Lehrerin muß sogar zwei Klassen führen. "Kinder in diesem Alter bräuchten doch eine Bezugsperson für sich allein. Und vom anderswo erfolgreich praktizierten Englisch-Unterricht können wir nur träumen", erklärt Schulleiterin Karola Kofler. "Unsere Nerven liegen bloß" - wozu auch die Asbestsanierung und damit verbundene Auslagerung der Klassen beigetragen hat.
Mit einem sarkastischen "Weiter so!" wandten sich die aufgebrachten Eltern daher an den Leiter des staatlichen Schulamtes, Gerhard Liese. Dessen Reaktion ist verständnisvoll, aber bestimmt: Neueinstellungen und Vertretungen seien kurzfristig kaum möglich, "weil das Kontingent völlig erschöpft ist". Dafür verantwortlich ist das Regierungspräsidium (RP) Darmstadt. "Die Mittel für Vertretungen sind jetzt schon überzogen, da läßt sich nichts machen. Ich schätze aber, daß der Limesschule zum nächsten Einstellungstermin am 1. Februar ein zusätzlicher Lehrer zugewiesen wird", macht RP-Einstellungsdezernent Franz Volkers den Eltern zumindest etwas Hoffnung.
Die haben Eltern, Lehrer und Schulleitung auch dringend nötig. Sie finden, daß Grundschulen im Vordertaunus offensichtlich bevorzugt werden, und ärgern sich darüber. "Ich habe Stundenpläne von dortigen Schulen gesehen. Die sind im Gegensatz zu uns bestens bedient", erklärt Karola Kofler. Die Aktion am Mittwoch hält sie deshalb auch für notwendig. "Als Beamte dürfen wir natürlich nicht am Streik teilnehmen, aber zumindest gutheißen können wir ihn." jd
Notdienste
Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Max- und-Moritz-Apotheke, Bad Homburg, Urseler Str. 26.
Oberursel/Steinbach. Stern-Apotheke, Oberursel-Stierstadt, Taunusstr. 24 a.
Usinger Land. Limes-Apotheke, Wehrheim, Wiesenau 1, Taunus-Apotheke, Schmitten, Schillerstr. 6, und Sonnen- Apotheke, Grävenwiesbach, Am Wolfsloch 2.
Kronberg/Königstein. Alte Apotheke, Königstein, Limburger Str. 1 a.
HAMMERSBACH. Im Historischen Rathaus in Marköbel findet am Freitag, 25. September, um 20 Uhr die Mitgliederversammlung der Elterninitiative Hammersbach statt. Auf der Tagesordnung steht unter anderem die Wahl des Vorstandes. gf
Statt mit Pirouetten wird mit Phon gepowert Eissporthalle Rödermark soll Nobel-Disco werden Von unserem Redaktionsmitglied Jochen Nottrott RÖDERMARK. Bürgermeister Walter Faust war in der Disco - eigenem Bekunden zufolge zum ersten Mal in seinem Leben, dafür aber auch nur fünf Minuten lang. In seiner Begleitung: Erster Stadtrat Alfons Maurer sowie je ein Vertreter aller vier im Stadtparlament vertretenen Fraktionen. Es geschah in Bochum, im weit über des Ruhrpotts Grenzen hinaus bekannten "Tarm-Center". Der Grund: Ein Informationsbesuch, weil ein Frankfurter Investor die seit geraumer Zeit schon im Winterschlaf vor sich hindösende Eissporthalle in Ober-Roden gekauft hat und in eine Nobel-Diskothek verwandeln will. Seit Frankfurt seine eigene Eissporthalle hat, herrschte in dem Projekt an der Kapellenstraße so etwas wie Tauwetter. Auch die Umfunktionierung zur Rollschuhbahn brachte keine Wende, wechselnde Besitzverhältnisse taten ein übriges, die Halle allmählich in einen Dornröschenschlaf sinken zu lassen.
Bis die Frankfurter Sportdezernentin Silvia Schenk auf die Immobilie vor den Toren ihrer Stadt aufmerksam wurde. Sie schaltete den Umlandverband Frank- Anregungen aus Frankfurt furt (UVF) ein, nahm Kontakt zur Stadt Rödermark und dem Kreis Offenbach auf, um den Rödermärker Komplex überregional und damit auch für Frankfurter wieder zum Leben zu erwecken. Aber nachdem der Kreis Offenbach aus finanziellen Gründen sehr früh abgewinkt hatte, mußte auch die Frankfurter Sportdezernentin passen, nachdem sie nötige Investitionen und mögliche Folgekosten hatte errechnen lassen.
Da trat der Frankfurter Investor auf den Plan, dem eine Disco à la Bochum vorschwebt, auf deren Basis er eine Kopie in Südhessen errichten will. Die kleine Rödermärker Delegation hat sich inzwischen vor Ort ein Bild gemacht von dem, was auf sie zukommen kann. Im Industriegebiet gelegen - berichtete Faust jetzt von seinen Erkenntnissen - gebe es in der früheren Bergarbeiter- und heutigen Opel-Stadt keinerlei Probleme mit Anliegern. Das "Tarm-Center" zähle - bei drei Öffnungstagen in der Woche - mit 30 000 Besuchern monatlich. Eine Riesen-Disco mit lauter Musik und eine intimere Dependance mit gedämpften Phonstärken, dazu ein Swimmingpool, Gastronomie von der Bar bis zur Cafeteria, vermittelten eine gediegene Atmosphäre. Türsteher achteten darauf, daß unerwünschte Gäste wie Dealer oder Krawallbrüder draußen blieben. Geöffnet wird in Bochum um 21 Uhr, Hochbetrieb herrscht eine bis anderthalb Stunden danach. Auf Rödermark bezogen: Der Rödermarkring als Zubringer würde in den Abend- und Nachtstunden mit zusätzlichen 500 Autos belastet. Beim jetzigen Verkehrsaufkommen kein Problem, höchstens was Lärm und Abgase betrifft.
Im Magistrat ist lange gegrübelt worden, ob es einen Grund gibt, das Vorhaben abzublocken. Und ob es überhaupt eine Möglichkeit gibt, "nein" zu sagen. Ergebnis: Wohl kaum. Der Bebauungsplan läßt zweifelsfrei den Betrieb einer Disco zu. Und auch ordnungsrechtliche Gründe - Stichwort Sperrstunde - ziehen nicht.
Der Magistrat wie auch die Fraktionen haben, wie Bürgermeister Walter Faust gestern versicherte, zur Zeit keine stichhaltigen Einwände. Denn ein interessantes Argument haben sie aus Bochum mitgebracht. Das dortige "Tarm-Center" bietet 75 Menschen Arbeit.
Vabanque-Spiel mit Europa
Auch in Deutschland wären viele Bürger nicht sehr traurig, wenn die Grande Nation der Franzosen in ihrer Volksabstimmung am 20. September den Maastrichter EG-Unionsvertrag mit einem "Non" ablehnen würde. Alle sind sich einig, daß dann das große Projekt für ein engeres Zusammenwachsen Westeuropas auf längere Zeit begraben werden müßte. Doch die Folgen für ganz Europa sind kaum abzuschätzen. Weithin gilt die EG als einzigartiges Modell für den ständigen friedlichen Interessenausgleich zwischen gleichberechtigten Staaten.
Staatspräsident François Mitterrand hat sich auf ein Vabanque-Spiel eingelassen, als er nach dem negativen Votum der Dänen das französische Referendum ohne Not anberaumte. Die parlamentarische Verabschiedung des Unionsvertrages hätte genügt, um Frankreich alles zu geben, was es im veränderten Europa nach der Verschiebung der Machtverhältnisse zwischen der deutschen Vereinigung und der Auflösung der Sowjetunion an Einflußmöglichkeiten erhoffen kann.
Alle Nein-Sager zu "Maastricht" - auch diesseits des Rheins - haben vergessen oder nicht bemerkt, daß der umstrittene Unionsvertrag ein Zwilling der deutschen Wiedervereinigung war. Gleich nach dem Fall der Berliner Mauer hatte Bundeskanzler Kohl im Dezember 1989 auf dem Straßburger Zwölfergipfel dem Drängen Präsident Mitterrands und anderer Partner auf die Lancierung einer EG-Währungsunion nachgegeben. Anfang 1990 schob die Bonner Regierung dann die Idee einer "Politischen Union" nach, um die historischen Ängste in West- und Osteuropa vor der wiedererstehenden Nation der 79 Millionen durch fundamentale Einbindungsbereitschaft zu entschärfen. Das Ganze wurde zu einer "französisch-deutschen Initiative" stilisiert. Aber in den zwölfmonatigen Verhandlungen bis zum Maastrichter Gipfeltreffen im Dezember 1991 erwies sich, daß trotz der inzwischen vollzogenen Vereinigung Deutschlands weder Paris noch die Mehrzahl der kleineren EG-Partner - und London schon gar nicht - auf den von Bonn angebotenen "Souveränitätsverzicht" für eine politische Union eingehen wollten.
Dennoch räumte der Bundeskanzler in Maastricht das weitere Zugeständnis ein, die von Paris und Rom begehrte EG- Währungsunion "unwiderruflich" spätestens 1999 mit den dann geeigneten Partnerstaaten zu verwirklichen. Gerade dadurch wurde der Vertrag freilich zum "Monster" von Maastricht, weil die Währungsunion festgeschrieben, aber die politische Union nur als vages Versprechen für künftige Verhandlungen skizziert wurde. (Daß Helmut Kohls freiwillige Dreingabe mit der Bonner Eile zur Anerkennung Kroatiens und Sloweniens zusammenhing, schwächt die ohnehin bewiesene deutsche Integrationsbereitschaft nicht ab.)
Bei den deutschen Bürgern ist gerade der "Verzicht auf die D-Mark" absolut unpopulär. Schon die EG mit dem am Jahresende herannahenden Binnenmarkt erfreut sich keiner großen Beliebtheit. Trotzdem will die SPD-Opposition in Bundestag und Bundesrat das Vertragswerk aus politischer Verantwortung mittragen.
Es wäre naiv, zu glauben, daß die EG- Regierungen einfach neu verhandeln müßten, wenn der Maastrichter Vertrag in Frankreich scheitern sollte. Nicht ohne Grund hat der französische EG- Kommissionspräsident Jacques Delors seinen Rücktritt angekündigt, falls es dazu kommen würde. Die erste Folge wäre, daß auch der fast erreichte Binnenmarkt und der EG-Währungsverbund (EWS) ins Rutschen kämen. Ohne konkrete Aussicht auf die Währungsunion würden die Stabilitätsbemühungen bei einigen Partnern sofort nachlassen. Auch die geplanten Beitrittsverhandlungen mit Österreich, Schweden, Finnland und der Schweiz müßten verschoben werden.
Die Verunsicherung der unternehmerischen Wirtschaftskräfte würde in ganz Westeuropa die vorhandenen Rezessionstendenzen verstärken. Ein weiterer Anstieg der Arbeitslosigkeit wäre die nächste Folge. Die nationalen Wirtschaftsegoismen kämen mit neuen Argumenten zum Vorschein. Heimliche Hoffnung auf ein französisches "Non" zu Maastricht sollte es deshalb bei uns nicht geben.
Obgleich der Unionsvertrag als Zwilling der deutschen Vereinigung entstand, sind manche Argumente der Vertragsbefürworter im Abstimmungskampf jenseits des Rheins völlig deplaziert. Weder könnte Deutschland "ohne Maastricht" aus der EG ausbrechen wollen, noch käme dann gar die deutsche Demokratie in Gefahr. Die Gespenster von einst müssen nicht bei jeder Gelegenheit wieder hervorgeholt werden. Ein Volk, das noch auf Jahrzehnte mit seinem Zusammenwachsen beschäftigt ist, geht nicht auf Abenteuer. Aber besser - für Europa und Deutschland - wäre es schon, wenn die Zusammenlegung nationaler Souveränitäten mit dem Maastrichtvertrag um ein großes Stück weiter vorankäme.
Heinrich Pauly, Fröbelstr. 14, Bad Homburg, zum 90. Geburtstag.
Neue Brandanschläge gegen Asylbewerber
Viele freiwillige Helfer kümmerten sich am Mittwoch um die Ausländer / Überraschung: Asylbewerber kamen gar nicht aus Schwalbach Priska Hinz protestierte beim Regierungspräsidium Von Helmut Pomplun MAINTAL/MAIN-KINZIG-KREIS. Wer weiß schon, daß in Sri Lanka Kopfschütteln "ja" bedeutet? Doch das war am Mittwoch nur ein kleines, rasch zu klärendes Mißverständnis im Vergleich zu dem, das die "Zuweisung" von Asylbewerbern durch den Main-Kinzig-Kreis in drei Maintaler Unterkünfte überschattete. Die Maintaler erwarteten ab 11 Uhr 162 Menschen aus der Hessischen Gemeinschaftsunterkunft Schwalbach, doch gebracht wurden nach 14.30 Uhr 120 aus verschiedenen Orten des Kreisgebietes, wo sie sich teilweise bereits integriert hatten, beispielsweise in Gelnhausen. Die Stadt Maintal will diese Politik nicht mittragen. Sie hat sich deswegen an das Regierungspräsidium in Darmstadt gewandt. "Eigentlich" sei doch in Maintal "alles reibungslos" verlaufen, wesentlich dank der freiwilligen Helfer, faßte Lothar Volk von der Arbeiterwohlfahrt (AW) gestern rückblickend zusammen. Unter seiner Regie haben sich die "Unterstützerkreise" auf den Empfang und die soziale Betreuung der Flüchtlinge vorbereitet, die inzwischen nach Dienstplan praktiziert wird, inclusiv Nachtdienst.
"Eigentlich" hätte Maintal bereits am 22. August 100 Flüchtlinge aufnehmen sollen. Doch weder die drei Pavillons am Dörnigheimer Weg (für 72 Menschen) und die zwei in der Braubachstraße (für 48), noch die Container in der Spessartstraße (für 42) waren bis dahin aufzustellen. Das Land Hessen ließ sich auf eine Verschiebung der "Zuweisung" zum 2. September unter der Bedingung ein, daß Maintal dann gleich alle 162 neuen Plätze belegen würde.
"Eigentlich" war man in Maintal am Mittwoch überzeugt, Asylbewerber aus der Hessischen Gemeinschaftsunterkunft (HGU) Schwalbach zu bekommen, zumal das Regierungspräsidium (RP) Darmstadt noch am gleichen Tag im ganzen Rhein-Main-Gebiet nach Obdach für 235 Asylbewerber suchte, die in der HGU "auf Fluren und in Abstellräumen nächtigten", wie gestern berichtet.
Das Ministerium für Jugend, Frauen und Gesundheit bestätigte gestern auf Anfrage, der Main-Kinzig-Kreis habe "Umsiedlungen aus dem Kreisgebiet nach Maintal gegen den Willen der Betroffenen" veranlaßt, was indes durchaus in seiner Kompetenz liege.
1. Kreisbeigeordneter Erich Pipa (SPD) rechtfertigte seine Entscheidung mit Verweis auf das Maintaler "Kontingent", das vorübergehend "im ganzen Kreisgebiet verteilt" und nun "übergeben" worden sei, laut Pipa 143 Personen. Maintal habe zwei Tage zuvor mitgeteilt, die Unterkünfte seien fertig, was sich indes am Mittwoch als falsch erwiesen habe.
In der Tat fehlten in der Braubachstraße in einem Pavillon Versorgungsanschlüsse, und auch die sanitären Einrichtungen waren noch nicht komplett montiert. Doch genau hier wurde auch die neunköpfige Gruppe aus Gelnhausen abgeliefert, die zuvor im Herzbachweg wohnte, inzwischen von jugendlichen Betreuern dorthin zurückgebracht wurde und dennoch wieder nach Maintal soll. Erich Pipa bestätigte eine entsprechende Anweisung und nannte "Sicherheitsgründe". Zudem stünde er gegenüber der Stadt Gelnhausen im Wort, sie angesichts der über 1000 Flüchtlinge in der Kaserne zu entlasten.
Maintals Stadträtin Priska Hinz (Grüne) teilte auf Anfrage mit, in den drei neuen Unterkünften befänden sich 111 Flüchtlinge (Stand gestern , 15 Uhr). Dem Kreisbeigeordneten Pipa schrieb Hinz, Maintal werde keine weiteren Asylbewerber aus dem Kreis aufnehmen: "Es ergibt keinen Sinn, Menschen, die bereits eine Unterkunft haben, wieder neu zu verteilen. Dagegen ist es dringend notwendig, die Erstaufnahmelager zu entlasten", so Hinz wörtlich. Sie habe sich mit dem PR in Verbindung gesetzt, das in Kürze über eine Zuweisung für Maintal entscheide.
(Siehe auch untenstehenden Kasten und Seite VI).
WETTERAUKREIS. Heute abend bittet die Wetterauer Kripo alle Fernsehzuschauer, ihr bei der Auflösung eines Verbrechens zu helfen. Der Fall wird ab 20.15 Uhr in der Fernsehsendung "Aktenzeichen: XY ... ungelöst" des ZDF dargestellt.
Um die Fahndung nicht zu gefährden, hat die Polizei keine weiteren Informationen vor der Sendung herausgegeben.
In der Samstags-Ausgabe der Frankfurter Rundschau werden nähere Einzelheiten veröffentlicht. str
HANAU. Wegen des Bürgerfests schließen die Dienststellen der Stadtverwaltung am Montag, 7. September, bereits um 12 Uhr. Das Museum Schloß Philippsruhe ist an diesem Tag zu den üblichen Zeiten (11 bis 18 Uhr) geöffnet. In Sachen Bürgerfest teilt die Stadt außerdem mit, daß der Zugang zum Schloßgarten aus Richtung Schloß aus Sicherheitsgründen am Montag von 21.30 Uhr bis zum Ende des Feuerwerks gesperrt ist. jur
Es war schon nach Mitternacht, als BDR-Schatzmeister Rolf Bläser im urigen spanischen Restaurant an der Radrennbahn von Valencia die Sektflaschen aus der Kühltruhe holen ließ. Michael Hübner war Stunden zuvor zum dritten Mal hintereinander Weltmeister im japanischen Keirin-Rennen und zum sechsten Mal Weltmeister überhaupt geworden. Und jetzt traf der Champion ein - mit Frau, Trainer, Betreuer und allen anderen, weniger erfolgreichen deutschen Fahrern.
Der Bund Deutscher Radfahrer hatte aber auch allen Grund zu feiern. Vizepräsident Manfred Böhmer hielt die Laudatio, Hermann Moos, der Frankfurter Radsportmann, intonierte den Jubelchor. Mit sieben Titeln - vier bei Olympia in Barcelona und drei bei der Weltmeisterschaft in Valencia - war sogar die Bilanz vom Vorjahr von dem "WM-Heimspiel" in Stuttgart übertroffen worden, als immerhin sechs Titel eingefahren werden konnten. Der Bahnradsport, sowohl mit den Profis als auch mit den Amateuren, ist eine Säule im Haus des deutschen Sports. Um so skeptischer sieht man den nun bekanntgewordenen Reformplänen entgegen, die in Valencia angesprochen wurden und über die beim UCI-Kongreß in Orlando (USA) im November abgestimmt wird.
"Ich werde mich natürlich dafür einsetzen, daß das Steherrennen nicht gestrichen wird", sagt BDR-Präsident Werner Göhner, der keinen Hehl daraus macht, daß ihm nicht alles gefällt, was die Technische Kommission der UCI ausgeheckt hat.
Bundestrainer Wolfgang Oehme aus Frankfurt geht alles mit Realitätssinn an: "Einige Anregungen kommen ja von uns Trainern. Wir haben schon im vergangenen Jahr zusammengesessen und diskutiert" - zu Oehmes Kollegen zählen unter anderem die einstigen Radsportgrößen Patrick Sercu und Daniel Morelon: "Wir müssen den Bahnradsport besser und mediengerechter präsentieren. Wenn künftig die Disziplinen ,open' gefahren werden, gibt es natürlich organisatorische Probleme, auch für mich, weil die Profis von ihren Rennställen eingesetzt werden und nur schlecht zu Lehrgängen oder Vorbereitungsrennen geholt werden können. Aber auch damit kann man leben."
Daß der Schlußtag von Valencia durch Michael Hübner noch einmal vergoldet wurde, war nicht erwartet worden. Nicht einmal von ihm selbst. "Für mich war der Montag der wichtigste Tag, und als ich den Sprintertitel wiedergewonnen hatte, fiel erst einmal alles von mir ab. Da war es schwer, mich neu zu motivieren. Aber mein Trainer Karsten Schmalfuß hat nicht lockergelassen, hat mich wieder aggressiv gemacht. Mein Glück war, daß mein Vorlauf, den ich schon verloren hatte, wiederholt wurde. Wenn ich über den Hoffnungslauf gemußt hätte, wäre ich sang- und klanglos ausgeschieden. Eine Stunde vor dem Endlauf bin ich noch einmal 500 Meter voll bis zum Anschlag gefahren. Das hat mir die Gewißheit gegeben, daß ich einen langen Sprint von vorne durchstehen kann." Er fuhr 400 Meter vor der Spitze, keiner gefährdete den Hundert-Kilo-Superathleten aus Chemnitz. Eigentlich hatte man vor der WM für diesen Mittwoch Gold oder zumindest eine andere Medaille vom Tandem erwartet, das ja als Titelverteidiger nach Valencia gefahren war. Aber ein schwerer Trainingssturz am Samstag hatte alles verdorben.
Eyk Pokorny war verletzt, hatte Schmerzen, und er ist auch wohl nicht aus dem gleichen Holz wie sein Partner Emanuel Raasch. Da blieb nur Platz vier. Die Frage bleibt, ob es nicht doch besser gewesen wäre, einen Ersatzmann (Markus Nagel aus Oberhausen in Baden) einzufliegen. Die Italiener, Weltmeister von 1990, die in Stuttgart von Raasch/Pokorny entthront worden waren, holten sich den Titel zurück.
Der Rest war ein Schweizer Festival. Bruno Risi, im Vorjahr noch Weltmeister im Punktefahren der Amateure, wurde jetzt auch Weltmeister im Punktefahren der Profis, wobei er in den blendend besetzten Rennen sehr eindrucksvoll agierte und zwei Rundengewinne herausfuhr. Die deutschen Fahrer Carsten Wolf aus Berlin (12.) und Thomas Dürst aus München (20.) spielten ebenso eine nur bescheidene Rolle wie die deutschen Profisteher Markus Heß (Tübingen) und Roland Günther (Lippstadt). Sie wurden Fünfter und Sechster, griffen aber nie in den Kampf an der Spitze ein. Ihn gewann Daniel Steiger (Schweiz) vor Jens Veggerby (Dänemark) und Antonio Fanelli (Italien).
"Das Asylbewerber-Dorf
könnte längst stehen"
Stadt und Land streiten um den Niederurseler Hang Von unserem Redaktionsmitglied Claus-Jürgen Göpfert Etwa 100 Asylbewerber kamen am Donnerstag auf dem Rhein-Main-Flughafen an, weitere 40 vor der Hessischen Gemeinschaftsunterkunft (HGU) in Schwalbach, wo schon 235 Flüchtlinge auf den Fluren schlafen müssen. Während sich die Situation immer weiter zuspitzt, streiten rot-grüner Magistrat und rot-grüne Landesregierung seit Ostern ergebnislos um den Bau eines Flüchtlings-Dorfes am Niederurseler Hang in Frankfurt. Obwohl die Häuser für 250 Asylbewerber Sache des Landes sind und auf einem Grundstück des Landes stehen sollen, beharrt die Ministerin für Jugend, Familie und Gesundheit, Iris Blaul (Grüne), darauf, daß "die Stadt die Lage des Areals genau mitteilt" (Sprecherin Barbara Bussfeld). OB Andreas von Schoeler und Sozialdezernent Martin Berg (SPD) erwarten dagegen, daß die Ministerin handelt: "Das Dorf könnte längst stehen" (Berg).
Der Sozialdezernent hat nach eigener Auskunft eine Firma gefunden, die auf einer Bodenplatte die Holzhäuser binnen zwei Wochen montieren könnte. Ministeriums-Sprecherin Bussfeld berief sich dagegen auf die Fachleute ihrer Behörde. Die Stadt müsse das Grundstück formal "ausweisen": "Bei uns sind schließlich Beamte, die ihr Geschäft beherrschen!"
Kritik an Ministerin Blaul setzte es aber auch von ihrem Parteifreund Daniel Cohn-Bendit, ehrenamtlicher Stadtrat für multikulturelle Angelegenheiten in Frankfurt: "Das hängt an der Ministerin in Wiesbaden", bekannte er freimütig auf die Frage, warum die zweite Asylbewerber-Unterkunft in Frankfurt neben der McNair-Kaserne in Höchst blockiert ist. Das Ministerium habe bisher "nicht die Zeit und die Kapazität gehabt", um sich mit dem hessischen Wissenschaftsministerium über das Gelände am Niederurseler Hang "abzugleichen" - die Asylbewerber sollen nämlich neben der Dependance der Johann Wolfgang Goethe-Universität leben.
Unterdessen suchten die Fachleute des Regierungspräsidiums (RP) Darmstadt weiter nahezu verzweifelt nach Obdach für die Flüchtlinge. Am Donnerstag lud Blauls Staatssekretärin Brigitte Sellach (Grüne) zu einem weiteren Krisen-Treffen in die Landeshauptstadt, an dem auch der Darmstädter Regierungspräsident Horst Daum (SPD) teilnahm.
Dessen Pressesprecher Gerhardt Müller schätzte, daß die McNair-Kaserne in Höchst, wenn sie zur Verfügung steht, mindestens 500 Menschen aufnehmen muß. OB von Schoeler möchte allenfalls 250 Flüchtlinge akzeptieren, um Angst und Ablehnung im Stadtteil nicht zu schüren.
"Wir versuchen in mühevollen Gesprächen, bisher ohne Erfolg, das Land davon zu überzeugen, daß wir keine Massenunterkünfte anlegen, sondern kleinere Einheiten", beteuerte Sozialdezernent Berg. Und Stadtrat Cohn-Bendit kommentierte die Auseinandersetzung zwischen Frankfurt und Wiesbaden mit dem Satz: "Stadt und Land verlieren beide."
Unmittelbar nach Ostern hatten sich Kommune und Land über die Aufnahme von 500 Flüchtlingen in Frankfurt verständigt. Neben der McNair-Kaserne ging es dabei um das Areal des Landes am Niederurseler Hang, auf dem schon die Dependance der Johann Wolfgang Goethe-Universität steht, die noch erweitert werden soll. Klar war, daß man dort die Menschen nicht in die üblichen Metall-Container (Cohn-Bendit: "Blech-
(Fortsetzung auf Seite 16)
Notdienste
Ärzte Bad Homburg/Friedrichsdorf/Oberursel/Steinbach. Auskunft über die diensthabenden Notärzte einschließlich Zahn-, Augen- und Kinderärzte: Tel. 0 61 72 / 8 36 36. In dringenden Fällen: Tel. 112.
Königstein/Kronberg/Glashütten. Ärztlicher Notdienst im Hilfeleistungszentrum Königstein, Am Kreisel: Tel. 0 61 74 / 1 92 92. Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Sa.: Marien-Apotheke, Bad Homburg, Kirdorfer Str. 67.
So.: Taunus-Apotheke, Bad Homburg, Gartenfeldstr. 51.
Oberursel/Steinbach. Sa.: Taunus-Apotheke, Oberursel, Eppsteiner Str. 1 c.
So.: Alte Apotheke, Oberursel, Vorstadt 37.
Usinger Land. Sa. und So.: Glocken- Apotheke, Neu-Anspach, Kurt-Schumacher-Str. 32, und Sonnen-Apotheke, Grävenwiesbach, Am Wolfsloch 2.
Kronberg/Königstein. Sa.: Kur-Apotheke, Kronberg, Frankfurter Str. 15.
So.: Rats-Apotheke, Kronberg-Oberhöchstadt, Borngasse 2, und Burg-Apotheke, Königstein, Frankfurter Str. 7.
MAINTAL. Vorläufig festgenommen hat eine Polizeistreife in der Nacht zum Donnerstag einen 20 Jahre alten Frankfurter. Der junge Mann war mit einem gestohlenen Wagen unterwegs, an dem ebenfalls gestohlene Nummernschilder befestigt waren. Außerdem hatte er geringe Mengen Haschisch bei sich.
SCHÖNECK. Die Gemeinde Schöneck setzte die Veranstaltungsreihe "Seniorenkino" fort. Am Donnerstag, 10. September wird um 15 Uhr im Sternpalast Kilianstädten der Film "Orientexpreß" gezeigt.
Der Klassiker unter den Kriminalfilmen hat außer einer spannenden Geschichte auch noch Schauspielgrößen zu bieten: Rudolf Prack, Siegfried Breuer und Gusti Wolf. Der Eintritt kostet zwei Mark.
Außerdem wird ein kostenlose Busabholdienst organisiert: Um 14.30 Uhr fährt der Bus an der Büdesheimer Kreissparkasse ab und um 14.45 Uhr in Oberdorfelden, Hochstädter Straße/Ecke Hessenstraße. gf
Zugunsten der Kinderkrebshilfe e.V. Uniklinik Frankfurt richtet die "Soma" des BSC Schwalbach morgen auf dem Sportgelände am Limes ein Kleinfeld- Fußballturnier aus. Die Schirmherrschaft für diese wohltätige Veranstaltung übernahm Erste Stadträtin Frau Dr. Ulrike Scholz. Sie wird morgen um 13 Uhr das Turnier eröffnen, das parallel auf zwei Kleinfeldern ausgetragen wird.
Acht Mannschaften gehen in zwei Gruppen an den Start. In der Gruppe A sind die TSG Falkenstein, Italia Frankfurt, der FC Mammolshain und der BSC Altenhain vertreten, Gruppe B gehören der FC Kalbach, die SG Vockenhausen, der SV Hattersheim und Tura Niederhöchstadt an. Um 16 Uhr werden die Gruppenspiele beendet sein und die Finalteilnehmer feststehen. Zunächst werden auf beiden Feldern die Plätze fünf bis acht ausgespielt. Um 16.30 Uhr geht es um den dritten Platz. Das Finale zwischen den beiden Gruppensiegern ist für 17 Uhr geplant. Größter Sieger des Turniers soll allerdings die Kinderkrebshilfe werden. Hierfür erhoffen sich die Schwalbacher die Unterstützung der Fußballfreunde. jbp
Die hessischen Mannschaftsmeisterschaften der Judoka U-21 werden morgen ab 16 Uhr in der Usinger Muckenäcker- Halle ausgetragen. Sechs Teams streiten um den Titel des Hessenmeisters, darunter auch die Vertretung des Judoclubs Hochtaunus Usingen. Die jungen Usinger Judoka haben sich mit den Teams aus Rüsselsheim, Wiesbaden, Ginsheim, Kassel und Petersberg auseinandersetzen.
Für die Usinger werden auf die Matten gehen: Wolfgang Flechsig (Klasse bis 60 kg), Jürgen Lauth (bis 65 kg), Marco Schmid (bis 71 kg), Nick Niermann (bis 78 kg), Andreas Menzel oder Jens Brade (bis 86 kg) und Armin Schnerch (über 86 kg). Jeweils sechs Kämpfer bilden ein Team, alle Einzelergebnisse gehen in die Mannschaftswertung ein. Die Usinger hoffen natürlich auf die Unterstützung ihrer Fans, die sicher Judo auf hohem Niveau zu sehen bekommen.
Mit der Jugend verbuchte der JCH bei den Hessenmeisterschaften der C-Jugendlichen in Petersburg ein zufriedenstellendes Ergebnis. Das "Mammutturnier" war in jeder Klasse mit 32 Teilnehmern besetzt. Ralph Richter verpaßte in der Klasse bis 50 kg knapp eine Bronzemedaille und landete auf dem 5. Platz. Michael Störkel (bis 60 kg) und Benjamin Hartmann (bis 33 kg) erreichten 7. Plätze. Angesichts des starken Teilnehmerfeldes ist dieses Abschneiden durchaus positiv zu bewerten.
Um weiterhin Erfolge in der Jugend feiern zu können, wollen sich die Usinger um Zuwachs bemühen. Kostenlos und unter qualifizierter Anleitung bietet der JCH "Schnupperkurse" an. Kinder und Jugendliche ab sieben Jahren sind herzlich eingeladen, einmal den Judosport unverbindlich kennenzulernen. Freitags ab 16.15 bis 17.30 Uhr bietet sich diese Möglichkeit ab 11. September wöchentlich in der Muckenäcker-Halle. Wer es näher zur Mehrzweckhalle Wernborn hat, der kann dort ab dem 9. September mittwochs von 17 bis 18.30 Uhr einmal herein- "schnuppern". ina
HOCHTAUNUSKREIS. Im Hochtaunuskreis waren Ende August 3260 Menschen als arbeitslos registriert. Die Arbeitslosenquote im Bereich des Arbeitsamts Bad Homburg liegt bei 4,2 Prozent. Den Rückgang um 0,1 Prozent gegenüber Juli 1992 erklärt das Amt mit saisonellen Gründen. Die leicht gestiegene Nachfrage nach Arbeitskräften lasse aber keine Schlüsse auf eine konjunkturelle Entwicklung zu, betont Dienststellenleiterin Ingrid Ludwig.
Während sich im Juli 741 Personen arbeitslos meldeten, waren es im August 457. Einen deutlichen Schwerpunkt bildete dabei der Handel mit 120 Entlassungen. Im Monat Juli gingen 271 neue Anfragen der Unternehmen ein, während es im August 346 neue Angebote gab. Dabei stehen der Handel und das Dienstleistungsgewerbe mit 315 offenen Stellen von insgesamt 817 an der Spitze. jdw
DIETZENBACH. Damit es im Winter in den Wohnungen nicht zu kalt wird, erhalten Sozialhilfeempfänger in Dietzenbach Hausbrandbeihilfe.
Anträge dafür können allerdings nur am 15. September zwischen 8 und 12 und 15 bis 18 Uhr beim Sozialamt im Rathaus gestellt werden. Mitzubringen sind der Personalausweis, Mietbuch oder -bescheinigung sowie Unterlagen über die Höhe des Einkommens aller im Haushalt lebenden Personen. fuh
Frau Johanna Koch, Bad Vilbel, zum 86. Geburtstag.
Herrn Georg Angeloch, Bad Vilbel, zum 85. Geburtstag.
Frau Christa Krüger, Bad Vilbel, zum 70. Geburtstag.
Frau Lina Witzel, Klein-Karben, zum 73. Geburtstag.
Frau Margarete Backes, Okarben, zum 71. Geburtstag.
Frau Katharine Kahles, Rendel, zum 80. Geburtstag.
Herrn Karl Emmerich, Petterweil, zum 84. Geburtstag.
Frau Ottilie Schmidt, Bönstadt, zum 88. Geburtstag.
Um die Verkehrsprobleme der Stadt sowie des Umlandes in den Griff zu bekommen, will der Magistrat die Möglichkeiten zum Einsatz modernster Technik zur Verkehrslenkung und Information prüfen lassen. Mit einer entsprechenden Studie sind inzwischen mehrere Ingenieurbüros sowie Forschungsabteilungen von Siemens, Bosch und Standard Elektrik Lorenz beauftragt worden.
Wie der Magistrat in einem jetzt vorgelegten Bericht mitteilt, ist die Anwendung neuer Technologien Teil der Bemühungen, das "Verkehrs-System-Management" in Frankfurt weiterzuentwikkeln. In einer Arbeitsgruppe sollen alle "Entscheidungsträger" beteiligt werden. Der Expertenkommission wird der Bundesverband der Parkhäuser ebenso angehören wie der FVV, die Industrie- und Handelskammer, Verkehrsclubs, das Speditionsgewerbe oder der Umlandverband.
Ziel des Verkehrs-Managements: den öffentlichen Nahverkehr sowie den Güterverkehr auf der Schiene zu fördern, den "Autoverkehr zu beschränken", den "Individualverkehr aus den Innenstädten zu verdrängen und frühzeitig auf den öfffentlichen Nahverkehr zu verlagern" sowie die Sicherheit des Transports gefährlicher Güter zu verbessern. gang
HANAU. Lediglich ein paar Münzen erbeutete am Mittwoch mittag ein etwa 16 bis 17 Jahre alter Radfahrer bei einem dreisten Überfall auf eine 20 Jahre alte Radlerin.
Auf dem Weg zwischen dem Stadtteil Wolfgang und der Hanauer Innenstadt hatte sich der Unbekannte in Höhe der Abzweigung Leipziger Straße quer gestellt und der jungen Frau die Geldbörse entrissen.
Die 20jährige wehrte sich jedoch und holte sich die Börse zurück. Dabei fielen nach Angaben der jungen Frau einige Geldstücke zu Boden.
Diese Münzen sammelte der Räuber ein und floh anschließend. az
Wem gehören die Äpfel auf den Ästen eines Baumes, die in Nachbars Garten ragen? Wer bezahlt die Reinigung eines Abflußrohres, das durch Laub vom nächsten Grundstück verstopft ist? Rechtsstreitigkeiten dieser Art müssen nicht von einem Richter geklärt werden. Billiger, schneller und einfacher lassen sich nachbarschaftliche Auseinandersetzungen oft von den rund 5000 Schiedsmännern und -frauen in Deutschland beilegen.
Beleidigung, üble Nachrede, Hausfriedensbruch, Bedrohung, Sachbeschädigung oder Körperverletzung - bei all diesen Rechtsbrüchen können die Schiedsleute einen Vergleich suchen. Zwischen 2000 und 3000 zivilrechtliche Fälle bearbeiten die nebenberuflichen Schlichter im Jahr. "In zwei Dritteln aller Auseinandersetzungen finden wir eine Lösung", sagt Siegfried Borchers, Sprecher des Bundes der Schiedsmänner (BDS). Der Rat der ehrenamtlichen Rechtskenner ist aber immer seltener gefragt. "Klatsch und Tratsch im Treppenhaus reichen oft für einen Rechtsstreit aus", bedauert Borchers. "Gartenzwerge im Vorgarten beschäftigen schon ein Oberlandesgericht." Beim "Schiedsrichter" läßt sich ein Streit über eine zerrissene Jacke oder einen ausgeschlagenen Zahn billiger als von Gerichten beilegen. In Hessen ist ein erfolgreicher zivilrechtlicher Vergleich schon für zehn Mark zu haben. Bei schwierigen Fällen kann es teurer werden. "Die Obergrenze liegt im gesamten Bundesgebiet aber bei 75 Mark", erklärt BDS-Sprecher Borchers. Ein weiterer Vorteil: Auch mit einem milden Gerichtsurteil gilt der Schuldige als vorbestraft. Dagegen gibt es durch eine noch so hohe Buße vom Schiedsmann bei der Justiz keinen Aktenvermerk. Für die Höhe eines Schadenersatzes oder Schmerzensgeldes gilt in der Schlichtung keine Obergrenze, wenn beide Parteien den Spruch akzeptieren. Außerdem können die Schiedsleute Streithähne meist schneller als die überlastete Justiz versöhnen.
Amtsgerichte, die Rechtsämter der Kommunen und Polizeidienststellen kennen die Adressen der ehrenamtlichen Rechtsausleger. Ausnahmen: In Bayern und Baden-Württemberg schlichten die Bürgermeister, in Hamburg helfen Rechtsberatungsstellen, und in Bremen übernehmen Arbeiter- und Angestelltenkammern diese Aufgabe. mag
OBERTSHAUSEN. 37 Schulabgänger aus Haupt- und Realschule sowie Abiturienten aus dem Raum Offenbach, Dieburg und dem "bayerischen Grenzland" haben am 1. September bei dem Textilmaschinenfabrikanten eine Ausbildung begonnen. Wie Geschäftsführer Ulrich Mayer mitteilt, werden 34 junge Leute in Metall- und Elektroberufen, drei in der kaufmännischen Abteilung ausgebildet.
Zur Zeit erlernen im Karl-Mayer-Ausbildungszentrum 152 Auszubildende einen Beruf, dennoch fehlen genügend Bewerber. Viele Schulabgänger mit geeigneter Qualifikation strebten heute ein Studium an, klagt das Unternehmen, weshalb sie dann in den Ausbildungswerkstätten fehlten. Mittlerweile gebe es mehr Studenten als Auszubildende. pmü
rb FRANKFURT A. M. Der Bundesverband Zeitarbeit (BZA) fühlt sich durch den jüngsten Erfahrungsbericht der Bundesregierung zur Praxis der Arbeitnehmerüberlassung bestätigt. Bonn vertrete darin die Meinung, daß die Branche zusätzliche neue Arbeitsplätze schaffe. Dagegen hatte der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) kritisiert, die Verleiher würden unter dem Strich mehr Stellen vernichten als schaffen (siehe FR vom 1. September). Auch gegen den Gewerkschafts-Vorwurf wiederholter Rechtsverstöße durch Zeitarbeitsfirmen berufen sich diese auf die regierungsamtliche Feststellung, sie würden sich diesbezüglich "nicht anders als andere Arbeitgeber" verhalten.
Der BZA fühlt sich durch den Bericht, der den Zeitraum 1988 bis '91 abdeckt, auch in seinen Bemühungen unterstützt, öffentlich die Grenze zwischen legaler Zeitarbeit und illegaler Leiharbeit deutlich zu machen. Hier hatte der DGB eine zunehmende Verwischung dieser Grenze beklagt. Gewürdigt werde von Bonn auch der Nutzen für Betriebe und Arbeitnehmer, wobei diese "Qualifizierungschancen durch das Kennenlernen unterschiedlicher Arbeitsverfahren in verschiedenen Unternehmen" hätten.
Laut Regierungsbericht hat sich die Zahl der Jobs bei (legalen) Verleihern seit 1988 auf 147 000 nahezu verdoppelt. Nach Angaben des BZA hatte der Umsatz der Branche im vergangenen Jahr um zehn Prozent auf rund fünf Milliarden Mark zugelegt.
BUTZBACH. Der Erörterungstermin für das geplante Pflanzenschutzlager in Butzbach ist am Donnerstag, 24. September, ab 10 Uhr in den großen Saal des Bürgerhauses Butzbach verlegt worden. Ursprünglich hatte dazu der Regierungspräsident in Darmstadt in den Sitzungssaal des Rathauses eingeladen, der jedoch nur Platz für einige Dutzend Menschen bietet. Wegen der Vielzahl von Einwendungen mußte jedoch in das Bürgerhaus umgezogen werden. Am 24. September werden alle form- und fristgerecht erhobenen Einwendungen gegen das geplante Lager erörtert, auch wenn der Betreffende selbst nicht anwesend ist.
Wie bereits ausführlich berichtet, will die Vereinigte Landwarenkaufleute Rhein-Main GmbH & Co. KG mit Sitz in der Homburger Landstraße 469-471 in Frankfurt ein höchstens 200 Tonnen fassendes Pflanzenschutzlager in Butzbach bauen. Für die Errichtung und den Betrieb ist jedoch eine Genehmigung nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz erforderlich, das eine öffentliche Bekanntmachung vorschreibt.
Während der Dienststunden konnten die Bürger zwischen dem 13. Juli und 12. August beim RP in Darmstadt und in der Stadtverwaltung Butzbach die Pläne einsehen und ihre Einwendungen bis zum 26. August geltend machen. Diese werden jetzt öffentlich erörtert.
Gegen das Pflanzenschutzlager haben sich bereits mehrere Bürger und die Ortsbeiräte von Griedel und der Butzbacher Kernstadt ausgesprochen, weil sie bei einem Unglück die Sicherheit und Gesundheit der Bürger gefährdet sehen. str
Kleine FR · Kleine FR
Zwei Schwerverletzte HANAU. Schwer verletzt wurden die beiden Insassen eines Wagens, als dessen 34 Jahre alter Fahrer in der Nacht zum Donnerstag auf der Frankfurter Landstraße gegen einen Baum prallte. Nach einer Blutprobe mußte er seinen Führerschein abgeben, teilt die Polizei mit. Vorfahrt mißachtet
HANAU. Leichte Verletzungen erlitten zwei Personen, als am Mittwoch abend eine Autofahrerin an einer Einmündung der Depotstraße ein Stop-Schild mißachtete und mit einem anderen Wagen kollidierte. Dabei entstand ein Blechschaden von rund 22 000 Mark.
Zusammenprall beim Abbiegen HANAU. Beim Linksabbiegen in der Ottostraße prallte am Mittwoch abend eine Autofahrerin mit einem entgegenkommenden Wagen zusammen. Verletzt wurde niemand, der Schaden wird von den Polizeibeamten auf 6000 Mark geschätzt.Personenwagen kontra Omnibus HANAU. Die Vorfahrt eines Busses hat am Mittwoch mittag eine Autofahrerin mit ihrem Pkw an der Ecke Wilhelmstraße/Nordstraße nicht beachtet. Bei dem Aufprall entstand ein Schaden von rund 8000 Mark.
REICHELSHEIM. Die Stadt Reichelsheim wird sich mit 70 000 Mark an der Finanzierung zweier neuer Triebwagen für die Strecke Friedberg-Nidda beteiligen. Das beschlossen die Stadtverordneten am Mittwochabend im Gemeinschaftshaus in Blofeld. Die Parlamentarier knüpfen die Bewilligung der Finanzspritze aber an die Erwartung, daß die Bundesbahn die Aufrechterhaltung dieser Strecke für die kommenden zehn Jahre garantiert.
Die türkis-weiß lackierten Züge kosten 3,8 Millionen Mark pro Stück. 633 000 Mark davon soll der Wetteraukreis tragen und 317 000 Mark sollen die Anliegergemeinden übernehmen. Neben Reichelsheim sind das Friedberg, Echzell und Nidda. (Die FR berichtete am 3. September ausführlich.) Die Reichelsheimer Stadtverordneten begründeten die finanzielle Aufwendung mit der Notwendigkeit, die Strecke Friedberg-Nidda zu erhalten. skl
BAD VILBEL. Die Verkehrsproblematik in der Matthias-Claudius-Straße ist überwiegend ein Problem von Anliegern, kein "Problem von allgemeinem öffentlichen Interesse", betont Bürgermeister Günther Biwer (CDU) in seiner Stellungnahme zu dem Bericht in der Lokalausgabe der Frankfurter Rundschau von Donnerstag, 3. September: "Anwohner kämpft seit zehn Jahren für Verkehrsberuhigung".
In dem Artikel selbst werde geschildert, daß "...dort, wo die Matthias-Claudius-Straße abzweigt, für viele motorisierte Anlieger eine Rennpiste" beginnt. Es handele sich östlich des Gronauer Weges um ein reines Wohngebiet ohne Durchgangsverkehr. Darin liege der Grund, warum dieser Bereich nicht auf der Prioritätenliste der Stadt Bad Vilbel für verkehrsberuhigende Maßnahmen stehe.
Auch in den Plänen zur Einführung von Tempo-30-Zonen, die nach dem neuen Gesetz flächendeckend möglich wurden, ist dieses Gebiet nicht enthalten, betont Bürgermeister Günther Biwer, denn die Verkehrsprobleme dort seien durch verkehrsgerechtes Verhalten der Anlieger durchaus zu bewältigen.
Biwer weist den Vorwurf des Anliegers Kurt Glaser zurück, er setze sich nur für Interessen der jeweiligen Nachbarschaft ein. Er gehe als Bürgermeister allen Problemen von öffentlichem Interesse nach. "Ich bin aber auch verpflichtet, die Durchsetzung einzelner Privatinteressen auf Kosten der Allgemeinheit zu unterbinden." de
NEU-ISENBURG. Wen es vor den endlosen Herbst- und Winterabenden graut, wenn draußen der Nieselregen die Stimmung in der Stube drückt, den tröstet vielleicht die Aussicht auf die trübe Seele wärmende Dias aus aller Welt. Das Herbst- und Winterprogramm des Dia- und Filmforums und die Veranstaltungsreihe "Der besondere Freitag" verspricht jedenfalls Interessantes vom Nil bis zum Shannon.
Beinahe jeden Freitag, immer um 19.30 Uhr, veranstaltet das Kulturamt der Stadt in der Hugenottenhalle, Frankfurter Straße 152, eine Reihe mit Diavorträgen, Filmvorführungen (Eintritt je 3 Mark) und "Panoramavisionen" (10 bis 12 Mark). Heute abend sind Dias aus Guatemala zu sehen.
Verschiedene Referenten stellen Länder in aller Welt vor und präsentieren dazu ausgewählte Lichtbilder: Im September geht die Fahrt per Diaschau außer nach Guatemala noch nach Patagonien, Feuerland, Kenia und Tansania; im Oktober in die Sahara, nach Nepal und Griechenland; im November nach Bali und Andalusien; im Dezember geht die Reise in die Südsee, nach Panama und Costa Rica und im Januar in den Himalaya.
Dazwischen finden monatlich Filmabende der Film- und Videofreunde statt. Als Bonbon hat sich das Kulturamt den "Besonderen Freitag" ausgedacht: Viermal zeigen Referenten im großen Saal der Hugenottenhalle Dias auf der Großleinwand: Am 11. September sind es Motive aus Irland; am 9. Oktober bewegt sich Erich von Däniken "Auf den Spuren der Außerirdischen"; am 6. November werden Bilder aus Neuseeland gezeigt, und am 8. Januar 1993 wird Ägypten zu sehen sein. fra
SCHÖNECK. Unter dem Motto "So war es im Mittelalter" beendet das Spielmobil der Stadt Schöneck die Sommersaison 1992. Von Dienstag, 8. September, bis Donnerstag, 10. September, kommen Fantau und das Spielmobil-Team nach Oberdorfelden zum Spielplatz Eschenweg.
Am alten Hofgut in Büdesheim ist das Mobil vom 15. bis 17. September. Die letzte Veranstaltung findet vom 22. bis 24. September in Kilianstädten, Spielplatz Waldstraße, statt. Dort feiert das Schönecker Spielmobil am Samstag, 26. September, von 14 bis 17 Uhr ein großes Abschlußfest. Als Attraktion stehen die "Irmelpuppen" mit dem Stück "Adeline, die Wundergans" auf dem Programm. gf
GLASHÜTTEN. Vom Gelände eines Autohauses an der Ehlhaltener Straße in Schloßborn wurden zwei nicht zugelassene Personenwagen gestohlen. Laut Polizei haben die Täter im Büro Schlüssel und Fahrzeugbriefe entwendet und die Fahrzeuge weggefahren.
Für ein drittes Auto nahmen sie ebenfalls die Papiere und Schlüssel mit, ließen das Auto jedoch zurück. Der Schaden wird mit 45 000 Mark angegeben. off
"Fahr' nie schneller, als dein Schutzengel fliegen kann" Die Motorradgruppe der Mühlheimer Naturfreunde rast nicht über Autobahnen, sondern schaut sich Land und Leute an
HOFHEIM. Zum sinfonischen Orchesterkonzert lädt die Musikschule des Volksbildungvereins für Sonntag, 6. September, ein. In der Stadthalle werden ab 19.30 Uhr das Streichorchester unter Leitung von Christiane Wiederhold und das Sinfonische Blasorchester unter Leitung von Peter Raehse zu hören sein.
Im Programm: die zweite Suite in F-Dur von Gustav Holst, das Menuett aus Schuberts fünfter Sinfonie und die Tondichtung "The Unanswered Question" von Charles Ives. Solisten: Sebastian Zech (Trompete), Sabine Döll und Silke Nebel (Querflöte), Cornelia Braun (Oboe) und J. C. Janzen (Klarinette). Im Klavierkonzert D-Dur von Haydn stellt sich Valentin Blomer (15) mit dem Solopart vor.
Der Abend schließt mit einer Szene aus "Don Carlo". Die Hauptrollen singen Gesangslehrer Stefan Dörr, Tenor (Don Carlo) und Musikschulleiter Hans-Georg Dechange, Bariton (Marquese von Posa). Der Eintritt ist frei. pms
RÖDERMARK. Die Verkündung des Wassernotstandes hat in Rödermark zu positiven Konsequenzen geführt: Im Rathaus sind dreißig Anträge auf Zuschüsse für den Bau von Zisternen eingegangen. Die Stadt gibt pro Kubikmeter Fassungsvermögen eines Regenwasser-Auffangbehälters 300 Mark hinzu; der Höchstbetrag liegt bei 3000 Mark. Die üblichen Zisternen verfügen über ein Volumen von sieben Kubikmetern.
Seitdem Rödermark diese Art von Trinkwassereinsparung mit öffentlichen Mitteln subventioniert, hatten 27 Bürger einen entsprechenden Antrag gestellt, lediglich acht von ihnen aber bisher ihr Vorhaben auch verwirklicht. Denn Geld gibt es erst, wenn ein städtischer Mitarbeiter die Anlage in Augenschein und damit abnimmt.
Die neuerlichen 30 Anträge bedeuten einen echten Boom. Hatte die Stadt nämlich im vergangenen Jahr 20 000 Mark im Haushalt für die Zisternen-Zuschüsse bereitgestellt, so wurde der Betrag 1992 auf 25 000 Mark angehoben, für 1993 ist eine Steigerung auf 40 000 Mark vorgesehen.
Die Stadt selbst geht mit gutem Beispiel voran. Auf dem Friedhof in Ober- Roden wurde ein Auffangbehälter installiert, auf dem Bauhof entsteht ein 20 Kubikmeter fassender Tank, bei projektierten Kitas und der geplanten Kulturhalle sind Zisternen selbstverständlich. ttt
Aufgespießt
"Als Abschluß ist der Start eines Fesselballons mit der Aufschrift ,Rechtsstaat Sachsen-Anhalt' vorgesehen." Pressemitteilung des Justizministeriums von Sachsen-Anhalt über das Festprogramm anläßlich der Errichtung des Oberlandesgerichts Naumburg am 9. September.
Freitag, 4. September
Vorträge / Diskussionen Literaturhaus, Bockenheimer Landstr. 102: 20 Uhr, Podiumsdiskussion "Verändertes Medienangebot - Übersättigte Öffentlichkeit" / "Was heißt Öffentlichkeit unter den veränderten Bedingungen?" Tanztheater fe reichelt, Darmstädter Landstr. 10 H: 20.30 Uhr, Videovortrag Lisa Green - "Contact-Improvisation: Neuer Tanz - Neue Lebensphilosophie".
Fem. Frauen Gesundheits Zentrum, Kasseler Str. 1 a: 20 Uhr, Vortrag "Der Körper als Austragungsort von sexuellem Mißbrauch und die psychosomatischen Folgen im Erwachsenenalter". Vogelkundliche Beobachtungsstation Untermain: 19 Uhr, Filmvortrag "Geschichte des Enkheimer Riedes"; Sebastian-Pfeiffer-Haus.
Liberales Zentrum: 20 Uhr, Diskussion "Frankfurt . . . unsere Stadt zum Leben" mit Andreas von Schoeler; Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248. Filme / Kino Werkstattkino Mal'Sehn: ca. 21 Uhr, "Ein Käfig voller Narren" & Party, Lohrberg (fällt aus bei schlechtem Wetter).
Chaplin Archiv, Klarastr., Tel. 52 48 90: 19 Uhr, "Charlie der Hochstapler".
Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 29 im Anzeigenteil. Museen/Galerien/Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 15.15 Uhr, Führung zu "Franz Erhard Walther und Siah Armajani".
Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann- Wo". Kinder Holzhausenschlößchen, Justinianstr. 5: 16 Uhr, Märchenstunde "Der kichernde Kukkaburra". Theater Direkt: 15 Uhr, "Eine noch zu erfindende Geschichte"; Kinderhaus Höchst, Adolf-Häuser-Str. 16-18.
Theater Blinklichter: 15 Uhr, "Die verliebte Wolke"; Kinderhaus Nordweststadt, Nidaforum 8. Sonstiges Frauenreferat / Frauengruppen: "Frauen nehmen sich die Stadt": 16 Uhr, Frauenpicknick im Niddatal Hauptwiese (bei Regen im Juz Bokkenheim, Varrentrappstr. 38).
City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.
Frauen Gesundheits Zentrum, Neuhofstraße 32 H: 20 Uhr, Info "Mobile Kinderkrankenpflege Frankfurt".
Briefmarken Blitz-Auktion: 11.30 Uhr, Öffentliche Versteigerung; Kolpinghaus, Lange Str. 26.
PINS, Single-Verein: 20 Uhr, Stammtisch, Turmschänke, Hainer Weg 60 (Info 7 89 56 28). Märkte / Basare Sachsenhausen: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Diesterwegplatz. Blutspendetermine Blutspendedienst des Deutschen Roten Kreuz Hessen: Sa./So., 5./6. 9., 9 bis 12 Uhr & 13 bis 18 Uhr, Römerberg, Untermainkai im Blutentnahmewagen.ApothekenFolgende Apotheken sind von Freitag, 8.30 Uhr, bis Samstag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:
Alte Apotheke in Griesheim, Linkstraße 58, Telefon 38 13 29; Apotheke am Weißen Stein, Am Weißen Stein 11/Altheimstraße 20, Telefon 52 16 78; Blücher-Apotheke, Gutleutstraße 102, Telefon 23 17 02; Brentano-Apotheke, Rödelheim, Radilostraße 4, Telefon 78 28 74; Fontane- Apotheke, Niederrad, Gerauer Straße 100, Telefon 6 66 24 42; Glauburg-Apotheke, Nordendstraße 26, Telefon 55 21 31; Hortus-Apotheke, Oberrad, Offenbacher Landstraße 299, Telefon 65 36 51; Jupiter-Apotheke, Leipziger Straße 11, Telefon 77 14 72; Katharinen-Apotheke, Seckbacher Landstraße 59, Telefon 46 43 69; Linden- Apotheke, Höchst, Königsteiner Straße 37, Telefon 31 67 54; Schwanen-Apotheke, Sandweg 1, Telefon 43 15 25; Weißfrauen-Apotheke, Münzgasse 10, Telefon 28 76 84.
Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 4 33; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst (19 bis 23 Uhr) Dr. Eckard Schütz, Frankfurter Str. 69, Offenbach, Tel. 81 14 06; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)
Telefon 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01- 4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 19 21 6 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21- 82 77 - 366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.- ohne Gewähr -
HANAU. Der Kreisverband Main- Kinzig des Verkehrsclub Deutschland (VCD) will ausloten, wie groß das Interesse im hiesigen Raum an "Car-Sharing" ist. Dieses Modell des "Auto-Teilens" gibt es inzwischen in einer Reihe von Städten, mit mehr oder minder gutem Erfolg. Wer sich dafür interessiert, kann sich am Donnerstag, 10. September, ab 20 Uhr im Nachbarschaftshaus Tümpelgarten einfinden, um näheres zu erfahren.
Das Prinzip des Auto-Teilens ist einfach: Wer nur hin und wieder auf einen Wagen angewiesen ist, kann ihn auch mit mehreren anderen gemeinsam besitzen und nutzen. Denn, so der VCD: Steht das (eigene) Auto mal in der Garage, wird es auch gefahren - auch wenn die Wege genauso gut mit Bus, Bahn, Fahrrad oder zu Fuß zurückgelegt werden könnten.
Wie dieses Aufteilen eines Fahrzeuges zwischen mehreren Familien beispielsweise funktionieren kann - auch mit Blick auf die Wartung, die Haftung und die Kosten -, soll am 10. September erläutert werden.
Der VCD spricht zunächst Interessenten im Ballungsraum Hanau/Maintal an, hofft aber, bei genügend Interesse das Modell auch auf andere Regionen des Kreises ausdehnen zu können. Nährere Auskünfte gibt der Kreisverband unter der Telefonnummer 0 61 81 / 5 31 39. az
OBERURSEL. "Jeden Tag gibt es Anfragen, manchmal zwei, manchmal vier, sie füllen inzwischen ganze Ordner." Bürgermeister Thomas Schadow bekommt auf diese Weise täglich bestätigt, wie attraktiv Oberursel als Gewerbestandort ist.
Doch der Rathauschef und der Erste Stadtrat Eberhard Häfner sind wählerisch, Produktion mit Emmission ist unerwünscht oder, mit den Worten Schadows, "wir entscheiden homöopathisch, wir wollen keine Giftküchen".
Wählerisch sein müssen die Gewerbeansiedler auch aus dem simplen Grund, weil die in Frage kommenden Flächen rar geworden sind. Ein Blick in eine gestern vorgestellte Broschüre zeigt es: Die "Verfügungsfläche" reduziert sich auf magere drei Hektar im Gewerbegebiet Oberursel/Süd (63 Hektar sind dort "genutzt") und auf einen noch bescheideneren Geländestreifen in Oberstedten. In dieser Situation setzt die Verwaltung auf "Gelände-Recycling". Beispiel Bostik: Das seit 1903 in Oberursel ansässige Chemieunternehmen trennt sich am Gattenhöferweg von veralterten Betriebsgebäuden - 20 000 Quadratmeter können dadurch verkauft und wieder bebaut werden.
Noch relativ neu in der Raumplanung ist der Trend, Wohnen und Arbeiten nicht mehr strikt zu trennen. In Oberursel drückt sich das so aus, daß auf aufgegebenem Firmengelände - etwa Moenus-Turner - per Bebauungsplan Wohnungsbau ermöglicht werden soll. Gleiches gilt für einen Teil des Areals der Filtertechnikfabrik Faudi, deren neuer Besitzer die Produktion auflösen und Grund und Boden verkaufen will. Auch Unternehmen selbst kümmern sich zunehmend um Betriebswohnungen, wie die Software-Firma uti-maco zeigt. Die Bundestagsabgeordnete Bärbel Sothmann zielte in diesen Tagen bei einem Besuch des mittelständischen Industrieunternehmens Taunus Textildruck in die gleiche Richtung mit ihrer Forderung, im Einzugsbereich der Gewerbegebiete neue Wohngebiete auszuweisen.
Mit der gestern vorgestellten Broschüre "Oberursel - Standort mit Zukunft" erspart sich der Magistrat die Kritik vorangegangener Informationsblätter: Sie kostet die Stadt nichts, abgesehen von 1500 Mark für den Dolmetscher; das 45seitige Heft enthält eine englische Übersetzung. Ein süddeutscher Verlag hat die Broschüre herausgegeben und mit Hilfe der dargestellten Firmen finanziert. 2130 Gewerbebetriebe gibt es in der Stadt, wie Klaus Crössmann von der IHK-Geschäftsstelle Bad Homburg in einem Beitrag schreibt.
Rund 1200 Exemplare des Prospekts sind im Rathaus für Interessierte vorrätig. Kompliment des Bürgermeisters: "Ein brillantes Produkt auf chlorfreiem Papier". Natürlich versäumte er nicht den Hinweis, daß in diesem Jahr vom städtischen Etat für Öffentlichkeitsarbeit (145 000 Mark) nur 40 Prozent ausgegeben werden. HANS KONANZ
BERLIN. "Ich hätte diese Oper nie geschrieben, wenn ich nicht in jungen Jahren diesen Roman einmal auf der Bühne gesehen hätte; ich hätte mich sonst da nie heran getraut", sagt Aribert Reimann auf die Frage: Literaturoper - wie weit geht das noch heute und zumal bei einem so vielschichtigen, diffizilen Text wie Kafkas "Schloß". Max Brod hat diesen Text für die Bühne in den fünfziger Jahren dramatisiert, Rudolf Noelte hat diese Dramatisierung damals inszeniert, für Reimann "zwingend" und innerlich präsent bis heute.
Die Brod-Dramatisierung hat Reimann für seine neue Oper als Grundlage genommen; er hat sie gekürzt und um andere Kafka-Teste erweitert. Produziert hat das Festwochen-Auftragswerk die Deutsche Oper Berlin als herausgehobene Eröffnungsveranstaltung zum Festwochen-Generalthema Prag. Entscheidend gewesen sei dann für ihn, sagt der 56jährige Komponist, "über die eigene Bearbeitung des Textes einen Einstieg zu finden, der auch eine musikdramaturgische Umsetzung rechtfertigt". "Erschrekkend gleichnishaft" ist ihm der Stoff. "Und ich kann ohnehin nicht einen Stoff vertonen, der nicht uns etwas heute angeht."
Reimanns Musik versucht - anfangs mit grummelnden Bässen, gestopften Trompeten, fiepsenden Violinen -, das Atmosphärische zu versinnlichen, dieses Gleichnisses vom Landvermesser K., der Einlaß begehrt in der nebulös kreisenden Schloß-Gesellschaft, der suchend scheitert, sich totläuft am göttlich leerlaufenden Instanzenweg. Jede Figur bekommt bei Reimann ihren eigenen musikalischen Gestus. Besonders eindrücklich dabei die Figur des Barnabas (Warren Mok), der K. als Bote zugeteilt ist, Mittelsmann zum Schloß, obwohl selbst ohne Wohnrecht. Wie eine himmlische Figur, geflügelt mit metallischem Glanz, erscheint er hier.
Am plastischsten ist diese Musik, wo sie ganz unmittelbar theatralische Vorgänge zu schildern hat: etwa wenn die in schwefelgelbem Reitdreß kurz gehaltenden Höflinge herfallen über seine Vertraute Olga und eine Massenorgie veranstalten; oder wenn die zwillingshaften "Gehilfen" (Bengt-Ola Morgny, Ralf Lukas), wie Pampelmusen-Tennisbälle um ihn tänzelnd, ihn umkreisen, umklammern, mit immer neuen Papierhütchen und Slapsticknummern ihn in Beschlag nehmen - selbst Marionetten nur einer unsichtbaren Gewalt. Mit schneidend gezackten Klängen von Glocken, Synthesizer, Xylo- und Marimbaphon charakterisiert Reimann sie.
Die Uraufführungs-Inszenierung Willy Deckers im Bühnenbld von Wolfgang Gussmann siedelt das Stück am Stumpf eines Schloß-Turms, den K. umkreist. Schneeflocken, wie tausendfach prismatisch gebrochene Augen, verhängen den düsteren Blick. Ein Licht-Blick im wahrsten Sinne die Szene gegen Schluß mit Bürgel. Bürgel ist derjenige Unter-Sekretär, der als einziger K. etwas freundlicher begegnet. Bürgel, eine verpuppte weiße Made, erklärt K. die Usancen im Schloß. Bürgel haust in einer Bettstatt, wie schwebend im Schlaf mitten auf der Wendeltreppe in die höheren Ränge des Schlosses. Konsequenterweise ist Bürgel eine reine Sprechrolle. Mit Peter Matic gewinnt die Aufführung hier auch schauspielerische Präsenz. Bewundernswert die Leistung von Wolfgang Schöne als K. Fast die gesamten stattlichen zweidreiviertel Stunden Netto-Spieldauer der Oper muß er auf der Bühne agieren. Indes scheint er vom Typ her als ältlich landstreichernder Faust doch fehlbemessen: nicht zuletzt hat Kafka in K. viel vom eigenen Suchen in der Zwanziger- Jahre-Welt als Jude abzuarbeiten versucht.
Und blaß bleiben hier auch die beiden Frauen-Figuren, zwischen denen K. pendelt, Olga und Frieda (Ute Walther, Adrianne Pieczonka). Zur bloßen Hyäne wird die eigentlich um die Abgründe des Lebens wissende dämonische Wirtin (Isoldé Elchlepp), wenn sie hier in K.s unaufgestellten Betten wütet; das Inszenierungsteam, mit Frauen-Figuren offensichtlich seine Mühe habend, dupliziert hier auch noch ohne Not ein eigenes Bildmotiv aus seiner Dresdner "Freischütz"-Einrichtung vom Frühjahr.
Ganz ins Skurrile gleitet die Aufführung ab mit der Zeichnung des gamsbärtig hitlernden, auf Stühlen und Tischen Syberbergisch polternden Lehrers (Peter Maus) und insbesondere des Gemeindevorstehers (Frido Meyer-Wolff). Wie eine Mischung aus ordensbefracktem Zwerg-Castro und K&K-König-Karotte scheint dieser hier: ein (mit Papier-Krönchen) sozusagen König Kastrotte; eine rosa verblaßte Mizzi kriecht ihm auf dem Schoß. Als Verwalter von Bündeln Akten- Altpapier in noch so voluminösen Schränken hinter einem noch so voluminösen Schreibtisch scheint er letztlich ungefährlich. Dabei ging's Reimann ja um die Aktualität des Stoffes.
Problematisch auch der Schluß. Kafka hat den Roman 1922 bekanntlich abgebrochen. Wie der Dichter den Schluß sich gedacht habe, wissen wir lediglich aus einer mündlichen Überlieferung durch Max Brod: dem toten K. werde vom Schloß die Botschaft überbracht, daß er doch noch Wohnrecht bekomme - Gnade fürs lange Warten. Reimann läßt K.s sechs Feinde in dem Stück - um zu verdeutlichen: das Schloß gibt diese Nachricht erst, nachdem es sicher ist, K. ist schon hinüber - ein Gedicht von Kafka singen. Es ist das erste und einzige Ensemble in diesem Stück. Zeigen soll es: diesen hat man geschafft, man wartet auf den nächsten: "Aus dem Grunde / der Ermattung / steigen wir / mit neuen Kräften / Dunkle Herren / welche warten / bis die Kinder / sich entkräften."
Willy Deckers Inszenierung nimmt diesen Schluß nun gleichsam doch wieder ins Oratorische zurück. K. wartet hier wie Codot in der Telefonzelle auf Antwort mit dem Hörer in der Hand, vergeblich. Anonym wird das Ensemble über Lautsprecher eingesungen. Bei anderen Inszenierungen, die es ja bald schon geben wird (in Duisburg/Düsseldorf), sollte überlegt werden, diesen Epilog zu streichen, zumal auch musikalisch mit dem krebsgängigen Streicherkanon zu Bürgels definitiven Innen-Auskünften vom Bett ein ausdrucksstarker Schluß komponiert ist, der anschwillt, abbricht, das Rätselhafte von Kafkas Text so bei sich läßt, der moralisierenden Wendung nicht bedarf.
"Das Schloß", Reimanns sechste Oper, ist zweifellos seine bisher stärkste Bühnenmusik, auch wenn sie bestenfalls Annäherungen an den Stoff ermöglicht. Gleichwohl war das Premieren-Publikum zumal vom Unterhaltungswert bestimmter Figuren und Szenen offensichtlich animiert und klatschte dem Ensemble unter dem locker vom Pult aus lenkenden Michael Boder, dem Inszenierungsteam und dem Komponisten heftig Beifall. Sogar der die Veranstaltung eröffnende Regierende Bürgermeister, der, als E. D. kafkaesk sich gebend, sich scherzhaft einschloß in die "leidvollen Erfahrungen" eines jeden mit dem "verschlungenen Wegen der Bürokratie", hatte davon gleich zu Beginn etwas abbekommen. Man verstand sich, war unter sich.
GEORG-FRIEDRICH KÜHN
(Nächste Aufführungen geplant für den 5. u. 13. September sowie den 4. Oktober.)
adt HAMM, 3. September. Auch für tiefergelegte Serienfahrzeuge, die für den öffentlichen Straßenverkehr zugelassen sind, dürfen Bodenschwellen auf innerstädtischen Straßen nicht zu einem unüberwindlichen Hindernis werden. Setzen die sportlich hochgetrimmten Autos trotz vorsichtiger und vorschriftsmäßiger Fahrweise an den Schwellen auf, müssen die Städte und Gemeinden für entstandene Schäden haften. Vor allem kurze Schwellen sind nach Ansicht des Oberlandesgerichts (OLG) in Hamm völlig ungeeignet, um tiefergelegten Autos ein gefahrloses Überfahren zu ermöglichen (AZ: 9 U 220/89).
Der 9. Zivilsenat des OLG hat jetzt in einem seit über drei Jahren andauernden Rechtsstreit um einen Schwellen-Unfall die Stadt Dortmund verurteilt, aufgrund einer schuldhaften Verletzung der Verkehrssicherungspflicht für einen Fahrzeugschaden in Höhe von etwa 2000 Mark aufzukommen. Die Stadt Dortmund hatte auf einer Versuchsstrecke Schwellenkonstruktionen ausgewählt, die auf einer Straße im Schulbereich am wirkungsvollsten zu Tempo 30 veranlassen sollten. Da sie jedoch dabei nicht auf Fahrzeuge mit einer geringeren Bodenfreiheit Rücksicht genommen habe, so das Gericht, sei ein nicht beherrschbares Hindernis geschaffen worden.
Die Prozesse wegen Fahrzeugschäden - verursacht durch das Aufsetzen auf Bodenschwellen - haben in den letzten Jahren stark zugenommen. Doch die Rechtsprechung war in der Vergangenheit völlig uneinheitlich. Das OLG hatte bereits denselben Dortmunder Fall im Jahr 1990 anders entschieden. Es setzte die Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung höher an als das sportliche Autofahren.
Der Bundesgerichtshof hatte aber im Mai 1991 dieses Urteil mit der Begründung aufgehoben, daß auf Straßen für allgemeinen innerstädtischen Verkehr Fahrzeuge mit geringerer Bodenfreiheit nicht durch den Hindernisbau ausgeschlossen werden können.
NIDDERAU. "Musik der Welt" - unter diesem Motto veranstaltet die Musikschule Schöneck-Nidderau die zweite Musikschulwoche. Als Auftakt startet die Musikschule am Sonntag, 6. September, um 14.30 Uhr in der Bertha-von-Suttner-Schule in Heldenbergen eine Weltreise. Zu den Klängen von Ensembles der Musikschule wird eine griechische Kindertanzgruppe tanzen und zum Mittanzen einladen. Weiterhin steht ein Tanz in historischen Gewändern auf dem Programm. Musikalische Unterstützung kommt von der Windecker Hofkapelle. Den Abschluß bildet die Rockband der Musikschule.
Am Montag, 7. September, geht es um 19 Uhr mit einem Gitarrenabend in der evangelischen Kirche Heldenbergen weiter. Schüler und Lehrer interpretieren Werke verschiedener Epochen. "Total Vokal" heißt es dann am Dienstag, 8. September, um 20 Uhr im Bürgertreff Kilianstädten. Das Programm gestalten das Vocalensemble, der Kinderchor, Schüler der Gesangsklasse Picard und als Gast der Hindemithchor unter der Leitung von Hubert Reuter.
Ein bunter, lockerer Musizierabend fürjedermann ist am Mittwoch, 9. September, um 20 Uhr angesagt. Im Schloß Büdesheim gestalten erwachsene Schüler der Musikschule einen Abend unter dem Motto "Treffpunkt Musik". Der "Tag der Streicher" ist am Donnerstag, 10. September. Um 15.30 zeigen Violin- und Celloklassen im Bürgerhaus Niederdorfelden, was sie können. Mit dabei sind das "Streichensemble" und "Mixed Pickles".
Den Abschluß der Konzertreihe bildet das Lehrerkonzert am Freitag, 11. September, um 20 Uhr im Büdesheimer Schloß. Auf dem Programm stehen solistische und kammermusikalische Werke.
Neben den Konzerten bietet die Musikschule von Montag bis Freitag offenen Unterricht in allen Fachbereichen und Unterrichtsstätten der Musikschule an. gf
HANAU. Wer sich in die Welt von Kaiser Cäsar zurückversetzen möchte, benötigt keine Zeitmaschine. Sowohl für Erwachsene als auch für Jugendliche bietet die Volkshochschule (VHS) jeweils einen Kurs an, der sich mit der Lebensart der Römer beschäftigt. Während der zwölf Treffen der Erwachsenen und zehn Treffen des Nachwuchses erfahren die Teilnehmer etwas über die Sprache des Volks, wie es seine Freizeit gestaltete, aber auch, was die römische Küche zu bieten hatte.
Die Veranstaltung, für die Jugendliche 36 Mark berappen müssen, beginnt um 15 Uhr in der Hohen Landesschule. Der Kurs für Erwachsene kostet 79,20 Mark und beginnt am selben Ort um 19.30 Uhr.
Anmeldungen nimmt die VHS, Philippsruher Allee 22, entgegen. jur
WIESBADEN. Zorah Mari Bauer aus Wien und Monika Linhard aus Ostheim in der Rhön sind die beiden ersten Trägerinnen des Kunsthausstipendiums. Sie wurden aus 460 Bewerbern ausgewählt. Die elfköpfige Jury tagte zweimal, um alle Unterlagen in Ruhe zu begutachten.
In der ersten Runde schieden 415 Bewerber/innen aus, deren Arbeiten teilweise als zu abgesichert, teilweise als künstlerisch zu schwach oder zu konventionell bewertet wurden. Entsprechend des Stipendiumziels, begabte Künstler/innen in der Phase des Aufbaus ihres Werks zu fördern, qualifizierten sich 45 für die zweite Runde. Einstimmig votierte die Jury dann für sechs Frauen und Männer, die in die engere Wahl kamen.
Zorah Mari Bauer ist Videokünstlerin und entwickelt laut Jury präzise Wort- Bild-Kommentare, mit denen sie der Brüchigkeit und zugleich der immateriellen Lebendigkeit heimatlicher Idylle und folkloristischer Romantik auf die Spur kommt. Monika Linhard arbeitet mit rohem Holz, aus dem sie Stege und Treppen zu Räumen zimmert. Die wirken archaisch und fragil, bieten nur scheinbar Tritt und Geborgenheit, urteilte die Jury.
Beide Künstlerinnen haben das Stipendium angenommen umd kommen im November nach Wiesbaden. Für ein Jahr können sie kostenlos in einer Atelierwohnung des Kunsthauses leben und arbeiten. Zudem erhalten sie 1500 Mark sowie 500 Mark Materialkostenzuschuß im Monat. Im übrigen können sie im Kunsthaus eine Ausstellung ausrichten. set
GLAUBURG. Schwere Verletzungen erlitt ein Autofahrer aus Hirzenhain bei einem Unfall am Mittwochabend auf der Landstraße zwischen Stockheim und Selters. Der Mann war mit seinem Wagen auf der regennassen Fahrbahn ins Schleudern geraten, als er versuchte, einen anderen Wagen zu überholen. Sein Auto prallte daraufhin gegen zwei Apfelbäume und stürzte anschließend eine Böschung hinunter. skl
In der Gelnhäuser Selbsthilfekontaktstelle geben Ältere ihre Erfahrungen weiter / Kaum eine Frage bleibt offen Nur für Eheanbahnung sind sie nicht zuständig Aber für Imkerei, Archäologie und unzähliges andere Von Katja Schoßer MAIN-KINZIG-KREIS. Eine Schatzkiste ganz besonderer Art füllt sich derzeit in der Gelnhäuser Selbsthilfekontaktstelle (SEKOS). Einen Goldsucher wird sie zwar nicht glücklich machen, dafür aber den, der sein geistiges Gut mehren will. Denn ihr Inhalt besteht aus dem "Erfahrungsschatz älterer Menschen". Eigentlich als Selbsthilfeprojekt für Alte geplant, hat sich die "Wissens- und Hobbybörse" inzwischen zu einem reichen Fundus für die entwickelt, die etwas wissen oder lernen wollen. Der Blick in diese Schatzkiste ist gratis: Kostenlos vermitteln die agilen Börsenmitglieder Anbieter und Nutzer Erfahrungen, die andere im Lauf langer Berufs- und Hobbyjahre gesammelt haben. So entstehen zwanglose Kontakte zwischen Experten und Laien, jung und alt, wobei die Freude an den Gesprächen und Begegnungen ebenso wichtig ist wie der Austausch von Wissen.
Die Idee zur Wissens- und Hobbybörse wurde in der kreiseigenen Leitstelle für Ältere Bürger in Schlüchtern geboren. Auf der Suche nach "neuen Handlungsfeldern" für Senioren erinnerte sich die Psychologin Bärbel Gregor an die "Ur- Wissensbörse in Berlin", die in den 80er Jahreen gegründet wurde und seither mit beispielhaftem Erfolg arbeitet. Sie sei eine "Anlaufstelle für Menschen, die ihr Wissen, ihre Erfahrungen und Kenntnisse kostenlos und zwanglos anbieten, und Menschen, die etwas wissen, erfahren und kennenlernen wollen". Auf diese Weise könnten ältere Bürger nicht nur ihren eigenen Erfahrungsschatz weitergeben, sondern auch andere dazu ermuntern, dieses Wissen abzufragen.
Nach dem gleichen Prinzip arbeitet nun die noch junge Wissens- und Hobbybörse im Main-Kinzig-Kreis. Seit November vergangenen Jahres trifft sich regelmäßig eine zwölfköpfige Gruppe, um das ausschließlich ehrenamtliche Projekt zu organisieren, vergangenen März folgte eine Studienfahrt nach Berlin, im Juni wurde die Börse offiziell eröffnet.
Künftig erscheint regelmäßig ein Börsenzettel mit den neuesten Angeboten und Nachfragen. Anhand der Nummern, die unter den Annoncen stehen, können Nutzer und Anbieter über die Börsenkartei Kontakt aufnehmen. Fürs erste Treffen wird ein "neutraler Ort" empfohlen, damit eine eventuelle Ablehnung des Partners möglichst unkompliziert verläuft. Als Vermittlungsstelle und Treffpunkt fungieren die Gelnhäuser SEKOS-Räume in der Altenhaßlauer Straße 21, das Börsenbüro ist jeweils mittwochs von 14 bis 18 Uhr von mindestens zwei der ehrenamtlichen Mitarbeiter besetzt. Informationen über die Wissens- und Hobbybörse kann man in dieser Zeit auch telefonisch unter der Rufnummer 0 60 51 / 7 53 00 abfragen, die neuesten Angebote finden sich an einer Pinnwand. Wer will, kann die Börse auch gleich persönlich in Augenschein nehmen, als Treffpunkt für Anbieter und Nutzer bietet sich das SEKOS-Café an.
Der Möglichkeiten, die Wissens- und Hobbybörse zu nutzen, sind viele. Das beweist ein Blick in den umfangreichen Börsenzettel: Botaniker und Historiker, die einem Studenten wertvolle Hintergründe für die Magisterarbeit anbieten, finden sich ebenso wie der "erfahrene Wünschelrutengänger", der gern sein Wissen weitergeben will. Auch dem Enkel, der sich für Archäologie interessiert, können die rührigen Börsenmitglieder weiterhelfen und wer noch einen Partner fürs Bridgespiel sucht, ist ebenfalls an der richtigen Adresse. Ob Obstbaumschnitt, alte Handwerkstechniken, Freizeitgestaltung, Imkerei, Ersatzoma oder Begleiter für blinde Spaziergänger - die Börse kann fast in allen Fälle weiterhelfen. "Wir machen alles, nur keine Eheanbahnung", lachen Irmgard Lebküchner, das Ehepaar Quillmann, Ingrid Schöttner und Harry Kout, die alle zu festen Börsenteam gehören. "Und bei juristischen und medizinischen Ratschlägen müssen wir passen", fügt Karl Erst Wamser hinzu. Sie sind durchschnittlich zwischen 60 und 70 Jahre alt und befinden sich sämtlich im "Unruhestand", wie sie bemerken. "Ich wollte auch nach meiner Pensionierung noch geistig tätig sein", begründet die 59jährige Studienrätin Irmgard Lebküchner, weshalb sie aktives Börsenmitglied geworden ist. "Die Nase voll vom Stadtverkehr in Frankfurt", griff die Neubergin begeistert die Möglichkeit auf, ihre Hobbies "sozusagen vor meiner Haustür" zu pflegen.
Über den Wunsch, gemeinsam mit anderen ihr Englisch aufzufrischen, kam die 70jährige Indrid Schöttner zur Wissensbörse. Sie wollte jedoch "keinen Kursus, sondern sozusagen ein zwangloses Training, vielleicht mit gemeinsamen Unternehmungen, bei dem eben nur Englisch gesprochen wird". Der Diplomingenieur Heinrich Quillmann bietet kostenloses Korrekturlesen an, seine Frau gibt ihre Erfahrungen mit der Herstellung von Kefir weiter.
Doch eines betonen alle: "Wir machen das nicht aus Langeweile, sondern weil's Freude macht und neue Kontakte fördert."Spenden für Konvoi nach Kaliningrad gesucht
KRIFTEL. Dicke Anoraks oder Pullis und kuschelige Bettwäsche sind besonders erwünscht, aber auch andere Dinge des täglichen Bedarfs werden dringend gebraucht: Der "Krifteler Konvoi" startet am 11. Oktober erneut in Richtung Kaliningrad, dem ehemaligen Königsberg - beladen mit Tonnen von Hilfsgütern. Die bereits zweite Fahrzeugkolonne von der Obstbaugemeinde nach Rußland soll noch länger werden als die erste. Neben Geld- sind nun auch Sachspenden willkommen - ab Montag, 7. September, werden sie angenommen.
Da die Organisatoren, sie sind Privatleute, nur wenig Lagerkapazitäten haben, sollten die Spenderinnen und Spender vorher anrufen: bei Eugen Butschan unter Tel. 4 39 89. Die Geldspenden werden kurz vor dem Start des Konvois "kurzfristig restlos in Waren" umgesetzt, verspricht er. Vor allem Kinderkrankenhäuser brauchen dringend Hilfe.
Das Sonderkonto bei der Genobank hat die Nummer 50 53, Blz 50 06 94 88, Stichwort Kinderkrankenhaus Kaliningrad. pms
Kleine Lokalrundschau
Mieterberatung OBERURSEL. Mieter, die Probleme mit ihrem Vermieter haben, können sich am Freitag, 4. September, 18.30-20 Uhr im Alten Hospital beim Mieterverein Oberursel und Umgebung Rat holen. Bierbaum-Leseabend OBERURSEL. Aus zahlreichen Briefen, Büchern und Gedichten von Otto Julius Bierbaum liest Günter Jacob aus Bad Homburg am Freitag, 4. September, 19.30 Uhr in der Hans-Thoma-Gedächtnisstätte und stellt den Schriftsteller in einer Biographie vor. In einem zweiten Bierbaum- Abend am 16. Oktober trägt er Reisebilder in Briefen vor. Orgelmusik KRONBERG. Orgelmusik verschiedener Komponisten erklingt wieder am Samstag, 5. September, ab 18 Uhr in der evangelischen Johanniskirche. Waldfest KRONBERG. Zum Waldfest laden die Bewohner der Oberhöchstadter Waldsiedlung am Samstag und Sonntag, 5. und 6. September, ein.
Schwimmfest KRONBERG. Im Waldschwimmbad wird am Samstag, 5. September, ab 16 Uhr ein Schwimmfest gefeiert. Second-Hand-Basar OBERURSEL. Im Mütterzentrum Schulstraße 27a findet am Samstag, 5. September, von 10 bis 13 Uhr ein Second- Hand-Basar für Frauenbekleidung statt. Wer reinschaut, kann sich, auch wenn er nichts findet, bei Kaffee und Kuchen stärken.
KRONBERG. Das Open-air-Konzert des Stadtjugendringes mit den Gruppen Spilling the juice, Root 66 und Abyss findet der kühlen Witterung wegen am Samstag, 5. September, nicht im Freien, sondern ab 18 Uhr in der Taunushalle Schönberg statt.
KRONBERG. Zum Fieldday im Rittergarten laden die Kronberger Funkamateure am Sonntag, 6. September, ab 11 Uhr ein.
Pfarrfest OBERURSEL. Pfarrfest feiert die Liebfrauengemeinde am Sonntag, 6. September, mit einer Eucharistiefeier um 10 Uhr. Anschließend gibt es auf dem Gelände am Kindergarten Eintopf, nachmittags ein buntes Programm mit Tombola, Spielen, Vorführungen des Kindergartens, Kaffee und Kuchen. Um 16.30 Uhr soll im Pfarrheim ein "Förderkreis Liebfrauen" gegründet werden. Er soll Neuanschaffungen finanzieren und geistliche Konzerte organisieren. Wasserdiskussion KÖNIGSTEIN. Ursachen und Lösungen des Wassernotstands im Rhein- Main-Gebiet geht die CDU Königstein in einer öffentlichen Veranstaltung am Sonntag, 6. September, um 11 Uhr im Bürgerhaus Falkenstein nach. Auf dem Podium sitzen neben Moderator Richard Gehrunger Landrat Jürgen Banzer, der umweltpolitische Sprecher der CDU- Kreistagsfraktion Friedrich Hug, Bürgermeister Bertram Huke und Vorstandsmitglied Jürgen Wann vom Bundesverband der Gas- und Wasserversorgungs- Unternehmen.
STEINAU. So umfangreich war die Tagesordnung der jüngsten Stadtverordnetenversammlung am 25. August, daß sie die Parlamentarier nun in einem zweiten Anlauf bewältigen müssen. Die Sitzung wird am Dienstag, 8. September, um 20 Uhr im Rathaus fortgesetzt. Den zweiten prägen Anfragen und Anträge der Fraktionen.
So fordert die SPD-Fraktion ein Wasserschutzprogramm, das beispielsweise den Bau von Regenwassersammelanlagen fördert. Die UBL will das nach dem Umzug der Seniorenhilfe in den Viehhof freiwerdende Gebäude in der Taunusstraße der Jugendarbeit zur Verfügung stellen. Des weiteren verlangt die Fraktion Akteneinsicht hinsichtlich der Ausweisung von Gewerbegelände im Stadtteil Ulmbach.
Außerdem will die SPD vom Magistrat wissen, wann mit dem Bau der Überführung am Bahnhof Dreiturm zu rechnen ist und wie dann die Verkehrsführung in diesem Bereich aussehen soll. Die CDU hingegen macht sich Gedanken über die Verbesserung des Lehrerversorgung an der Steinauer Brüder-Grimm-Schule und was der Magistrat in dieser Hinsicht zu tun gedenkt. tja
Das Hin und Her an der Bundesliga-Tabellenspitze geht weiter. Am Dienstagabend stand Eintracht Frankfurt oben, seit Mittwoch ist es wieder Bayern München, am Freitag kurz vor 22 Uhr will es erneut die Eintracht sein, und spätestens am Samstagnachmittag dürften wieder die Bayern den "Platz an der Sonne" einnehmen. Trainer Erich Ribbeck hat allen Grund zum Jubeln. Der in der vergangenen Saison in die Bedeutungslosigkeit gestürzte Renommierklub von der Isar ist mit 8:0-Punkten prima aus den Startlöchern herausgekommen und kann sogar seinen Vorsprung vergrößern, denn zunächst gegen den Hamburger SV und dann gegen Wattenscheid 09 stehen zwei Heimspiele hintereinander auf dem Programm.
Die Frankfurter treten am heutigen Freitag um 20 Uhr bei Borussia Mönchengladbach an. Bei den Platzherren dominierten zuletzt sportliche Enttäuschung und Endlos-Querelen in der Führungsetage. Nach den Vorstands-Neuwahlen und der damit verbundenen Rückkehr von Manager Rolf Rüssmann deutet vieles darauf hin, daß sich die handfesten Auseinandersetzungen vor und hinter den Kulissen fortsetzen. Ungeachtet dessen hofft Trainer Jürgen Gelsdorf auf einen sportlichen Aufwärtstrend nach dem Unentschieden beim letzten Auswärts-Auftritt in Kaiserslautern und zeigt nicht allzu viel Respekt vor der starken Leistung der Frankfurter beim 4:1-Erfolg gegen Dortmund.
"In unserer Situation muß eigentlich ein Sieg her, sonst war das 0:0 am Betzenberg nichts wert", gibt Gelsdorf als Parole aus. Sein Eintracht-Kollege Stepanovic hofft: "Ich wünsche mir, daß meine Mannschaft an ihre überzeugende Vorstellung vom Dienstag anknüpfen kann." Vor der Reise zum Bökelberg beschwor der Serbe erneut den Mannschaftsgeist, der für ihn das wichtigste Kriterium ist, um in den nächsten Wochen die Erfolgsserie fortsetzen zu können. Stepanovic, der am Mittwoch den Frankfurter UEFA- Pokal-Gegner Lodz in einem Punktspiel der polnischen Liga unter die Lupe nahm und sich von dessen Spielstärke beeindruckt zeigte, will sich erst am Freitag definitiv entscheiden, welche Formation er auflaufen läßt.
Torhüter Stein klagte zuletzt über Zahnbeschwerden, doch sein Einsatz gilt als sicher. Bein zog sich gegen Dortmund eine Sprunggelenkverletzung zu, aber voraussichtlich kann er ebenfalls spielen. Fraglich ist noch, ob Wolf eine am Dienstag erlittene Kapselverletzung auskurieren kann. Davon könnte Bommer profitieren, zumal Stepanovic gegen die Borussen mit dem Offensivspiel im rechten Mittelfeld nicht zufrieden war. Neben dem zuletzt geschonten Bommer soll auch Frank Möller zum Aufgebot gehören und damit eine Alternative sein. Dafür soll Andersen zu Hause bleiben - der Stürmer ist in den Augen des Trainers weiterhin von seiner Bestform ein ganzes Stück entfernt.
Im zweiten Freitags-Spiel tritt Dynamo Dresden bei Borussia Dortmund an. Für die Gastgeber eine knifflige Aufgabe, denn bei 5:5-Punkten geht es für sie darum, den Abstand zu den Spitzenvereinen nicht noch größer werden zu lassen.
Bayer Leverkusen will seine Position in gehobenen Gefilden durch einen Sieg über den Karlsruher SC stabilisieren. Ebenfalls zu einem Aufeinandertreffen zweier in der ersten Tabellenhälfte plazierten Teams kommt es zwischen dem VfB Stuttgart und Schalke 04.
Mönchengladbach: Kamps, Fach, Klinkert, Stadler, Schneider, Mölby, Schulz, Hochstätter, Nielsen, Wynhoff, Salou.
Frankfurt: Stein, Binz, Bindewald, Weber, Klein, Bommer (Wolf), Bein, Falkenmayer, Studer, Kruse, Yeboah.
Schiedsrichter: Fröhlich (Berlin).
In der Zweiten Bundesliga steigt das Spitzenduell in der Kölner Südstadt zwischen den überraschend stark gestarteten Teams von Fortuna Köln und Hansa Rostock. Und auch ganz unten kommt es zu einer brisanten Begegnung: Der Tabellenletzte SV Darmstadt 98 empfängt den Tabellen- vorletzten Stuttgarter Kickers am Böllenfalltor. Die Mannschaft wird aller Voraussicht nach Amateurtrainer Gernot Lutz betreuen, sofern bis dahin kein neuer Chef-Trainer gefunden wurde. Mit Eckhard Krautzun haben die Darmstädter inzwischen Kontakt aufgenommen, nachdem der Fanklub "die Suüer-Lilie" ihnen die Telefonnummer besorgt hatte. "Herr Krautzun steht auf der Liste der möglichen Nachfolger von Rainer Scholz ganz oben", bestätigte Vize-Präsident Rolf Kaiser. Über Krautzuns Gehaltsvorstellungen ist aber genausowenig gesprochen worden, wie über die Frage, ob der Fußball-Verband Malaysias bereit ist, den Trainer freizugeben. Für das Spiel gegen den Bundesliga-Absteiger wird Sanchez für den gesperrten Malz in das Team kommen, und auch Baier soll wieder spielen. FR
Einen Tag vor Beginn des Bad Homburger Jubiläumsturniers im Kurpark standen die Veranstalter vom RV Bad Homburg im Regen. Das Turniergelände rund um die provisorisch installierte Zeltlandschaft glich einer riesigen Wasserlache. Doch nicht nur die klimatischen Bedingungen sorgen bei den Organisatoren für betrübte Mienen. Gleich mehrere der angekündigten Top-Asse im Springreiten mußten ihre Meldung zurückziehen. Aus nationaler Sicht zählen hierzu die Bruchsalerin Barbara Reitter wowie Lars Nieling (Gestüt Weldeshausen) und Dietmar Guckler (Pfunsgstadt). Alle drei Spitzenkräfte müssen der Weisung der Deutschen Reiterlichen Vereingigung (FN) Folge leisten und im Ausland starten. Darüber hinaus erteilte auch der österreichische Silbermedaillen-Gewinner in der Mannschaft, Jörg Münzner, eine Absage. Seine für Oldenburg-Münsterland startende Lebensgefährtin Luciana Deniz wird an den Start gehen.
Mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Dressur-Bereich scheinen die Veranstalter mehr Glück zu haben. Der Schweizer Olympia-Starter Otto Hofer hat in Bad Homburg bereits Quartier bezogen und auch die Mannschafts-Olympiasiegerin von Seoul 1988, Ann-Kathrin Kroth (Kronberg), zählt mit ihren Pferden Echnaton und De Bacan zu den ersten Anwesenden. Nachdem sie aufgrund einer Verletzung ihres Spitzenpferdes Golfstrom von einer Olympia-Teilnahme in Barcelona hatte Abstand nehmen müssen, wird sie - wie auch Europameister Sven Rothenberger (Bad Homburg) - auf der kleinen St.- Georgs-Tour sowie in der Intermedaire I zu sehen sein.
Am heutigen Freitag ist um 8.15 Uhr Beginn, am Samstag um 8 Uhr und am Sonntag um 8.30 Uhr. Die letzten Wettbewerbe beginnen am Freitag und Samstag um 18 Uhr, am Sonntag gegen 18 Uhr die Siegerehrung. reh
WIESBADEN. Kultusminister Hartmut Holzapfel (SPD) hat es einer Presseerklärung für wert befunden, mitzuteilen, daß das neue hessische Schulgesetz jetzt an allen Schulen "eingetroffen" ist.
Gemeint ist der Gesetzestext, der im Juni vom Landtag mit rot-grüner Mehrheit beschlossen wurde, zum kommenden Schuljahr 1993/94 in Kraft tritt und (so Holzapfel überzeugt) "in der künftigen schulorganisatorischen wie pädagogischen Arbeit neue Akzente setzen wird".
Der Minister forderte alle Schulen zu einer "intensiven Auseinandersetzung" mit dem neuen Gesetz auf. Ein "ganzes Schuljahr lang" sei nun "ausreichend Zeit, sich mit den neuen gesetzlichen Vorgaben anzufreunden und schulspezifische Strategien zu entwickeln".
Und Holzapfel weiß natürlich auch schon, was nach einem Jahr Anfreundungszeit herauskommen wird: "Das Gesetz ist eine Ermutigung für alle Lehrkräfte, die für Schülerinnen und Schüler eine bessere Schule wollen, und eine Bekräftigung für alle Eltern, die sich aktiv in Gestaltungsprozesse an der Schule einbinden." Über Danktelegramme aus den Schulen ist noch nichts bekannt geworden. me
Georg Philipp Telemann:
Miriways Oper in drei Akten Szenen (in deutscher Sprache)
Miriways Raimund Nolte Benira Mechthild Bach Sophie Amy Noyos Miridis Maria Zedelins Sammischa Mechthild Georg Mostar Hans Georg Wimmer Zemir Regina Tschude Gesandter Martin Hummel
Musica Antiqua Köln
Dirigent: Reinhard Göbel
(Mitschnitt einer konzertanten Aufführungin Magdeburg vom 26. Juni 1992)
WIESBADEN. Wie das Wasser aufbereitet wird, bevor es in Wiesbadener Haushalten aus dem Hahn fließt, kann man heute, Samstag, im Schiersteiner Wasserwerk der Stadtwerke entdecken. Von 10 bis 15 Uhr ist dort "Tag der offenen Tür". Mehr als 40 Mitarbeiter unternehmen mit Besuchern naturkundliche Führungen durch Flora und Fauna des Wasserschutzgebiets, zeigen das Labor und erläutern mit Dias und Filmen die Arbeitsweise des Grund- und Rheinwasseraufbereitungswerkes. Bei einem Quiz ist eine Reise zu gewinnen, für Kinder sind Spiele vorbereitet. Die ESWE-Musikanten sorgen für Unterhaltung. set
USINGEN. Die Eröffnung der neuen Usinger Grundschule, die schon seit den Sommerferien in Betrieb ist, wird am heutigen Freitag mit einem offiziellen Festakt in der Stadthalle nachträglich gefeiert. "So schnell wird kein Neubau mehr kommen. Deshalb sollten wir uns richtig freuen", sagt Gudrun Schirrmann, die Grundschulleiterin. Aufgrund von Fehlplanungen stellt die Schule ein Unikum im Kreis dar: Sie war schon zu klein, bevor sie fertiggestellt wurde.
"Die Kinder und wir Lehrer freuen uns über die hellen, ansprechenden Räume. Die Konzeption in U-Form ist gut gemacht", lobt Gudrun Schirrmann den Neubau. Der Innenhof mit seinen Bänken bietet eine Ruhezone. Zum Austoben sind die beiden Außenanlagen an der Wilhelm-Martin-Dienstbach-Straße und hinter der Stadthalle vorgesehen.
Hier ist die Freude allerdings getrübt: Die Spielgeräte sind noch nicht geliefert. "Sie werden zur Zeit am dringendsten gebraucht. Wir haben die Pausen auf 15 Minuten verlängert, weil wir festgestellt haben, daß auf dem kleinen Hof in der alten Schule oft Aggressionen hochkamen", erklärt die Direktorin.
Für die Fertigstellung der Außenanlagen wollen Lehrer, Schüler und Eltern selbst sorgen. Sie werden im Frühjahr gemeinsam rund 400 Pflanzen einsetzen. Die Schulleitung hofft, daß dadurch das Interesse der Kinder an der Anlage wächst.
Die Raumnot an der neuen Grundschule wird in diesem Jahr mit der Auslagerung einer Klasse in die Stadthalle behoben. Für das kommende Schuljahr, wenn vier Räume fehlen werden, ist die Rückkehr von vier Klassen in die alte Grundschule vorgesehen. Die Verhandlungen über den Bau einer zweiten Grundschule haben mittlerweile begonnen. Noch völlig offen ist die Größe des Projektes. Die Schulleiterin hat aufgrund ihrer Zahlen "aus der Praxis" eine Dreizügigkeit errechnet. Landrat Jürgen Banzer (CDU) will diese Zahl erst prüfen, war sich in einem Gespräch mit der Schulleitung aber soweit einig, daß die bisherige statistische Zuwachsrate für das Usinger Land zu gering ist. Die Entscheidung über die zweite Grundschule wird außerdem von der künftigen Bebauung der Schleichenbach-Siedlung abhängen.
Zur Feierstunde haben sich zahlreiche Gäste angesagt, darunter der Landrat und Vertreter des Kreistages, des Staatlichen Schulamtes, der Lehrer und Elternbeiräte. Auch die 450 Schülerinnen und Schüler werden mit dabeisein. Sie wollen Spiele und Tänze vorführen. cn
RODENBACH. Das Figurentheater Didda zeigt am Mittwoch, 9. September, um 16 Uhr in der Oberrodenbacher Bücherei das Stück "Viel Wind um nix", gedacht für Kinder ab fünf Jahren. Der Eintritt ist frei.
sp HANNOVER, 3. September. Kartoffeln, die auf "Müllkompost" gewachsen sind, werden gegenwärtig auf Äckern in den niedersächsischen Landkreisen Harburg und Soltau-Fallingbostel geerntet. Der Naturschutzverband Lüneburger Heide e. V. spricht von einem Müllskandal. Der angebliche Kompost bestehe nämlich aus zerkleinertem Hausmüll. Den niedersächsischen Behörden warf der Naturschutzverband vor, sie wüßten seit mehreren Monaten Bescheid, hätten aber die Verantwortlichen nicht wegen illegaler Abfallbeseitigung belangt. Untätig sähen sie zu, wie Bauern die verseuchten Äcker bestellten und nun die geernteten Früchte vermarkteten.
Der von der Firma Städtereinigung Nord in Flensburg stammende "Müllkompost" wurde im Herbst vergangenen Jahres auf die Äcker ausgebracht. Ende Februar alarmierte der Naturschutzverband die Behörden, denen im April auch eine deutliche Stellungnahme der Landwirtschaftskammer Hannover zuging. Unter der Überschrift "Unterbringung von Siedlungsabfällen auf landwirtschaftlich genutzten Flächen" hieß es, der vermeintliche Kompost enthalte Cadmium und Quecksilber in Mengen, die erheblich über die höchstzulässige Grenze hinausreichten. Die in dem "Müllkompost" in sehr großen Mengen enthaltenen Kunststoff- und Glasteilchen seien "in keiner Weise geeignet", den Boden zu verbessern. Das Ausbringen von 30 Tonnen dieses Materials je Hektar entspreche nicht einer ordnungsgemäßen Landbewirtschaftung, vielmehr müsse von Abfallbeseitigung gesprochen werden.
Trotz dieser Feststellungen der Landwirtschaftskammer sei keine Abfallbehörde wirksam eingeschritten, beklagt jetzt Cornelia Ziegert, die Vorsitzende des Naturschutzverbandes Lüneburger Heide. Wie die Bezirksregierung Lüneburg mitteilte, hat der Landkreis Harburg allerdings für die Zukunft das Aufbringen derartigen "Müllkompostes" untersagt. Der Landkreis Soltau-Fallingbostel kam zu einer anderen Auffassung: Aus rechtlichen Gründen könne er sich dem Harburger Vorgehen nicht anschließen. Bei einzelnen Beteiligten holte die Kreisverwaltung lediglich Zusicherungen ein, daß sie künftig von solcher "Bodenverbesserung" absehen wollen.
Das frühzeitig informierte Umweltministerium griff nicht ein. Die Sachbearbeiterin bezeichnete es am Mittwoch ungeachtet der Feststellungen der Landwirtschaftskammer als "noch unklar", ob der "Müllkompost" aus Flensburg wirklich Abfall gewesen sei. Jedenfalls wäre es "unverhältnismäßig" gewesen, von den Verantwortlichen zu verlangen, das ausgebrachte Material von den Äckern zu entfernen, meinte die Beamtin. Man wisse bisher gar nicht, in welchem Maße der Boden mit Schadstoffen belastet sei. Solange keine Messungen vorgenommen worden seien, könne man auch keine Entscheidung treffen, durch die etwa die Vermarktung der dort gereiften Früchte eingeschränkt oder verboten würde. Das Ministerium habe jedoch etwas unternommen, berichtete die Beamtin: Es habe im Mai an das schleswig-holsteinische Umweltministerium geschrieben, weil der Lieferant des "Müllkompostes" seinen Sitz in dem nördlichen Bundesland habe. Auf die Antwort warte man noch.
Die Firma Städtereinigung Nord erklärte am Donnerstag, sie arbeite im Auftrag des Abfallzweckverbandes Schleswig-Flensburg. Bei der "mechanisch-biologischen Behandlung" des Hausmülls falle jährlich "Müllkompost" in einer Menge von rund 55 000 Tonnen an. Sie unterliege bei der Abfallbehandlung, bei der der Hausmüll gesiebt werde, Kontrollen durch die Landwirtschaftliche Untersuchungs- und Forschungsanstalt. Gegenwärtig verwende der Abfallzweckverband die Produktion von "Müllkompost" für die "Rekultivierung von Deponien".
"Kündigungsschutzrecht voll ausschöpfen" Battenhausen (SPD) kündigt Gesetzesinitiative an Von Thorsten Fleischmann MAINTAL / HANAU. Der von der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) Stadtgruppe Maintal gegen die "Patrizia" erhobene Vorwurf der Zweckentfremdung von Wohnraum in der Johannespark-Anlage wird jetzt von der Stadt Maintal untersucht. Nach Mitteilung der DKP sei in einer ehemaligen Wohnung ein Büro der Bayerischen Vereinsbank eingerichtet worden, was eine "klare Zweckentfremdung" darstelle. Entscheidend ist in diesem Zusammenhang nach Auskunft des Maintaler Ersten Stadtrats Karl-Heinz Schreiber (SPD), ob die Bank das Büro nur vorübergehend nutze, oder ob man plane, sich hier für längere Zeit niederzulassen. Auf die Frage, wie man dabei verfahre, sagte Baudezernent Schreiber gestern der FR: "Wir gehen auf die Bayerische Vereinsbank und die Hauseigentümer zu und ziehen daraus Schlüsse. Wir werden sicher zu einem Ergebnis kommen."
Man sei auf den Fall auch nur durch das Schreiben der DKP gekommen, denn man laufe nicht herum und suche nach Verstößen. Das Ergebnis der Untersuchung stellte das hauptamtliche Magistratsmitglied für Mitte nächster Woche in Aussicht. Sollte man eine Zweckentfremdung feststellen, beziehe sich diese aber nur auf die eine Wohnung, stellte Schreiber abschließend fest.
Nach Aussagen des Landtagsabgeordneten Ronald Battenhausen (SPD) handelt es sich in Dörnigheim um "einen typischen Fall, wo Altbauwohnungen in Eigentumswohnungen umgewandelt werden". Hessen wolle in Zukunft die Verfahrensweise im Umwandlungsfall "analog zu der im Fall der Zweckentfremdung" sehen. Dabei sollen die Kommunen einen Umwandlungsgenehmigungsvorbehalt aussprechen können, sagte der Abgeordnete gestern auf Anfrage der FR.
Bisher würde dies noch an der Bundesgesetzgebung scheitern. Das Land Hessen habe jedoch jetzt eine "klare Initiative" ergriffen und einen Ergänzungsantrag, den Paragraphen 22a des bestehenden Baugesetzes betreffend, gestellt.
Dies sei jedoch nur eine "temporäre Maßnahme": Nach den hessischen Vorstellungen soll danach, "befristet bis zur Jahrtausendwende", das Verbot, Mietwohnungen, die vor 1990 errichtet wurden, in Eigentumswohnungen umzuwandeln, gelten. Die vereinfachte Umwandlung von Mietwohnungen bringe den vor allem "in Ballungsgebieten ohnehin schon überteuerten Wohnungsmarkt" endgültig aus dem Gleichgewicht und lasse die Chancen von Klein- und Durchschnittsverdienern auf eine auch finanziell angemessene Wohnung auf Null sinken. Die jetzt anstehende Umwandlungswelle unterlaufe alle Bemühungen, preiswerten Mietwohnbestand zu sichern, so Battenhausen in einer Pressemitteilung.
Weiter müßten für ein Umwandlungsverbot bestimmte Voraussetzungen gegeben sein:
• Es handelt sich um ein Gebiet, in dem die angemessene Wohnraumversorgung besonders gefährdet ist.
• Das Land erläßt eine Rechtsordnung, in der die jeweilige Gemeinde als "Wohnungsmangelgebiet" erfaßt ist.
• Die Gemeinde legt durch Satzung fest, daß Umwandlungen genehmigungspflichtig sind.
Eine Umwandlung soll möglich sein für Wohnungen,
• die vom bisherigen Mieter der Wohnung erworben werden;
Sollte die Initiative im Bundesrat durchgesetzt werden, könnten jedoch schon vollzogene Umwandlungen nicht mehr rückgängig gemacht werden. Allen von der Umwandlung bedrohten Miethaushalten rät der SPD-Politiker, ihr Kündigungsschutzrecht voll auszuschöpfen und gegebenenfalls sich beim örtlichen Mietverein beraten zu lassen. Flei
Christkönig feiert Sommerfest ERLENSEE. Mit einem Sommerfest möchte die katholische Kirchengemeinde Christkönig ihr renoviertes Jugendzentrum wieder öffnen. Am Sonntag nachmittag, 13. September, kommt deswegen auch das Spielmobil.
Mit der nachstehenden Kandidatenliste wird die Frankfurter SPD am 7. März 1993 zur Kommualwahl antreten. Erreichten die Sozialdemokraten wieder 40 Prozent der Stimmen, könnten sie wie 1989 mit 40 von insgesamt 93 Sitzen im Stadtparlament rechnen. Bei diesem Ergebnis hätten auch Kandidaten nach dem Rang 40 noch gute Chancen: Spitzenkandidat von Schoeler wird sein Mandat nicht wahrnehmen, einige andere auf den vorderen Rängen der SPD-Liste werden in den ehrenamtlichen Magistrat einziehen und ihre Plätze in der Stadtverordnetenversammlung nicht einnehmen.
Die SPD-Liste: 1. Andreas von Schoeler. 2. Hans Busch. 3. Ute Hochgrebe. 4. Isa Peterson. 5. Günter Dürr. 6. Klaus Sturmfels. 7. Lilli Pölt. 8. Hans-Dieter Bürger. 9. Renate Wolter-Brandecker. 10. Arno Weber. 11. Karl-Heinz Berkemeier. 12. Ursula Trautwein. 13. Karl Pusch. 14. Elke Sautner. 15. Franz Frey. 16. Heinz Lietz. 17. Inge Höller-Röder. 18. Hans Baumgärtner. 19. Irmgard Lauer-Seidelmann. 20. Peter Feldmann. 21. Christian Raabe. 22. Marion Klug. 23. Gerhard Schelbert. 24 Gerda Kraus. 25. Lothar Birzer. 26. Gerd Reinschmidt. 27. Barbara Heymann. 28. Gert Wagner. 29. Sybille Brehler-Helmke. 30. Axel Weidner. 31. Kurt Brütting. 32. Susanne Kassold-Moulden. 33. Michael Paris. 34. Marianne Karahasan. 35. Klaus Österling. 36. Erich Arold. 37. Antje Marschhäuser. 38. Bernhard Ochs. 39. Corinna Geis. 40. Walter Ofer. 41. Rainer Prewo. 42. Helga Diehl. 43. Dieter Knapp. 44. Anneliese Scheurich. 45. Jürgen Hupe. 46. Armin Kleist. 47. Ellen Ernst. 48. Martin Bücher. 49. Irmgard Schlafke. 50. Helmut Gärtner.
has FRANKFURT A. M. Das Kfz-Gewerbe nimmt die am kommenden Dienstag beginnende Messe Automechanika in Frankfurt zum Anlaß, der Bundesregierung die Leviten zu lesen. Nach dem "Bonner Sommertheater", in dem es immer wieder um zusätzliche Lasten für die Autofahrer ging, seien die Kunden jetzt verunsichert. Sie wüßten nicht mehr, worauf sie sich einstellen müssen, schimpft Bernhard Enning, Präsident des Zentralverbandes Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK). Der Lobbyist nennt es unerträglich, daß durch "Ankündigungen und Dementis über finanzielle Mehrbelastungen eine Situation entsteht, in der durch Ungewißheit" Entscheidungen verschoben würden. Der Gesetzgeber müsse nun endlich "klare Aussagen dazu treffen, welche Belastungen auf den ohnehin schon zu stark belasteten Autofahrer zukommen".
Nachdrücklich führt Enning den Bonner Politikern nochmals die Bedeutung des Autos vor Augen. Im vergangenen Jahr seien durchschnittlich für einen Neuwagen etwa 31 600 und für einen gebrauchten rund 15 000 Mark ausgegeben worden. Für den ZDK-Präsidenten steht angesichts dieser Daten fest: "Damit ist das Auto von einem Konsumgut zu einem Anlagegut geworden."
Zur Lage seiner Branche vor der Automechanika, auf der 2866 Aussteller aus 48 Ländern ihre Produkte präsentieren werden und zu der die Frankfurter Messegesellschaft über 160 000 Besucher erwartet, sagt Enning, "in einer schwierigen Phase der Automobilkonjunktur" sei die Investitionsbereitschaft im Kraftfahrzeuggewerbe ungebrochen. Mit einem Ausgabenschub von fast einer Milliarde Mark rechnet er allein wegen der künftigen Abgasuntersuchung für Katalysator- und Dieselfahrzeuge (ASU II). Aber auch ohne diesen Sondereffekt gebe es weiterhin "Investitionslust" in seinem Zweig, der im vergangenen Jahr 3,1 Milliarden Mark in Anlagen und Gebäude steckte, versichert der ZDK-Mann.
Anläßlich der Fachveranstaltung für die Ausrüstung von Autowerkstätten und Tankstellen, für Ersatzteile und Zubehör wird des weiteren von einer Rückkehr zur Normalität der Geschäfte gesprochen. Jedes Unternehmen müsse sich darauf einstellen, daß "die seit 1986 andauernden Jahre des quantitativen Wachstums vorbei" seien. Bei den rund 52 000 Betrieben des Kfz-Gewerbes macht der Verband "auf breiter Front" Realismus aus. Jeder zweite erwarte eine Stabilisierung des Geschäfts auf Vorjahresniveau. Pessimistisch zeigten sich vor allem kleinere Firmen. Enning: "Je kleiner der Betrieb, um so ausgeprägter die Sorgen." Den Umsatz in den Werkstätten hierzulande beziffert er für das vergangene Jahr auf immerhin 32 Milliarden Mark. Daß der "Auto-Alltag" in Deutschland eingekehrt ist, belegen dem Verband zufolge die Besitzumschreibungen gebrauchter Wagen und die Neuzulassungen. Letztere verzeichneten in den ersten sieben Monaten 1992 ein Minus von 14,2 Prozent. Der ZDK wagt auf der Basis dieser Daten die Prognose, daß im Gesamtjahr etwa 3,7 Millionen neue Personenwagen und Kombi auf die Straßen rollen. Dramatischer als der Rückgang bei den Auftragseingängen sei für den Fachhandel die Lage am Gebrauchtwagenmarkt.
Die "immense Kapitalbindung" bei insgesamt rund 1,1 Millionen Fahrzeugen, vor allem aber die "steigende Zahl der sogenannten Langsteher" bereiteten den Unternehmen Sorgen. Der Rekordumsatz von 204 Milliarden Mark aus 1991 lasse sich so schnell nicht wiederholen. Für dieses Jahr seien rund 190 Milliarden Mark möglich.
Der "überdurchschnittliche Anstieg" der Reparatur- und Wartungskosten um über acht Prozent im Juli muß nach ZDK-Meinung "vor dem Hintergrund" der zurückliegenden Tarifrunde gesehen werden. Der Lohnanteil am Stundenverrechnungssatz betrage etwa 67 Prozent. Enning verweist darauf, daß 1991 von einer Rechnung über 100 Mark nur 3,20 Mark als Gewinn vor Steuern geblieben seien.
HANAU. Nach Belgien führt eine Fahrt, die das Freizeit- und Sportamt in den Herbstferien für Jugendliche ab 16 Jahren veranstaltet. Von Brüssel aus stehen Tageausflüge - etwa nach Brügge oder an die Nordseeküste - auf dem Programm. Die Teilnahme an der Tour vom 3. bis 7. Oktober kostet 265 Mark. Anmeldungen nimmt das Amt in der Nordstraße 88, Rufnummer 29 55 96 oder 29 59 61, entgegen. jur
"Nach Barcelona hört der Sport nicht auf". Der Vorsitzende des Hessischen Leichtathletikverbandes, Erwin Sichmann, sprach's und blickte dabei auf die bevorstehenden Ereignisse auf der Gelnhäuser Kreissportanlage.
Am kommenden Wochenende, dem 5. und 6. September, ist der TV Gelnhausen Ausrichter der 49. Deutschen Leichtathletik-Juniorenmeisterschaften. Daß die Wahl des Austragungsortes diesmal auf die osthessische Kleinstadt fiel, liegt nicht nur am sportlichen Renommee des Veranstaltervereins. Vielmehr soll das Ausweichen in ein kleineres Stadion die Atmosphäre verbessern und somit leistungsmotivierend wirken. Die im Vergleich zu leichtathletischen Großveranstaltungen der Aktivenklasse meist spärliche Zuschauerresonanz im Juniorenbereich hatte in der Vergangenheit dazu geführt, daß die Nachwuchsathleten vor fast leeren Rängen auf ihre Titeljagd gingen.
Vor dieser unwirklichen Tristes im weiten Rund sportlicher Großarenen braucht sich diesmal wohl niemand zu fürchten. Sofern der Wettergott nicht dazwischenfunkt, wird es das bekanntermaßen sachkundige Gelnhäuser Publikum an lautstarkem Applaus nicht mangeln lassen. Für die beklatschenswerten Leistungen sorgen dann etwa 800 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 225 Vereinen. Nur zehn Tage vor Beginn der Junioren-Weltmeisterschaften in Seoul sind die nationalen Titelkämpfe gleichsam eine letzte Generalprobe für das bereits vollständig nominierte WM-Team.
Lediglich die Staffelwettbewerbe über 4 x 400 Meter werden Juniorinnen und Junioren eine letzte Qualifikations-Chance eröffnen. So steht außer Frage, daß alle zukünftigen deutschen Topathleten in Gelnhausen am Start sein werden; durch die Zusage von Hochspringer Hendrik Beyer (Leverkusen) und Sprinterin Andrea Philipps (Schwerin) haben gar zwei Barcelona-Fahrer gemeldet. Wer seine Aufmerksamkeit jedoch mehr den Lokalmatadoren schenken möchte, dem kann ebenfalls gedient werden. Durch die Teilnahme von Christine Wiegelmann (Speerwurf) und Helen Sanzenbacher (Hochsprung) wird auch der TV Gelnhausen zwei Endkampf-Aspirantinnen in den Wettbewerb schicken.
Heiko Appel wird den Veranstalterverein im Kugelstoßen vertreten. Für den reibungslosen Ablauf der deutschen Jugendmeisterschaften sorgen ein 19köpfiges Organisationskomitee sowie 140 ehrenamtliche Helfer. Die Wettbewerbe werden am Samstag um 13 Uhr beginnen und gegen 18.30 Uhr beendet sein. Am Sonntag fällt der Startschuß bereits um 10.15 Uhr, der letzte Endkampf ist für 16 Uhr geplant. MARGIT REHN
WETTERAUKREIS. Die Beiträge der 61 000 Mitglieder der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK) Wetteraukreis bleiben zumindest bis zur Fusion mit der AOK Frankfurt am 1. Januar kommenden Jahres stabil. Das kündigte der Wetterauer AOK-Geschäftsführer Horst Diefenbach gestern im Gespräch mit der FR an.
Danach werde der gemeinsame Beitrag der beiden vereinigten Krankenkassen - die dann AOK Region Frankfurt am Main und Wetteraukreis heißen werden - etwa so hoch liegen wie der der Barmer Ersatzkasse (BEK), schätzt Diefenbach.
Die BEK erhöht (wie berichtet) ihren Beitrag zum 1. Oktober von 12,3 auf 13,5 Prozent des Bruttogehaltes.
Ohne die Fusion mit der AOK Frankfurt (die Vertreterversammlung der AOK Wetterau stimmte ihr am 1. Juni zu) hätte die Wetterauer AOK ihren Beitrag schon lange erhöhen müssen, betonte Diefenbach. Wie bei den Ersatzkassen seien die Ausgaben erheblich angestiegen. Laut Bundesgesundheitsministerium stiegen im ersten Halbjahr die Ausgaben für zahnärztliche Behandlung um 14,6 Prozent und für Zahnersatz um 14 Prozent.
Die Frankfurter AOK ist finanzkräftiger als die Wetterauer, "weil die in Frankfurt einen höheren Grundlohn haben", so Diefenbach. Durch den Zusammenschluß werde die Konkurrenzfähigkeit gegenüber den Ersatzkassen erhöht. Bislang liegt die AOK Wetterau mit ihrem Beitragssatz von 13,4 Prozent noch erheblich über dem der Barmer Ersatzkasse von 12,3 Prozent. Erst mit der Erhöhung am 1. Oktober zieht die BEK um ein Prozent an der AOK Wetterau vorbei.
Wie hoch der Beitrag der neuen AOK Region Frankfurt am Main und Wetterau sein wird, steht noch nicht fest. Die beiden Ortskrankenkassen rechnen noch fleißig.
Diefenbach geht davon aus, daß der neue Beitrag etwa so hoch sein wird wie der der großen Ersatzkassen. Auf die Wetterauer AOK-Mitglieder käme dann am 1. Januar 1993 allenfalls eine geringfügige Beitragserhöhung zu. ieb
WIESBADEN. Daß Friedhöfe nicht nur Andachtsorte für die Angehörigen der dort Begrabenen sind, sondern Aufschluß über ein Stück Stadtgeschichte geben können, will die Geschichtswerkstatt am Sonntag, 6. September, demonstrieren. Beim hessenweiten "Tag der offenen Tür von Kulturdenkmälern" lädt sie zu einem Rundgang über den Nordfriedhof ein. Treffpunkt: 10.30 Uhr am Haupteingang.
Viele Menschen haben hier ihre letzte Ruhestätte gefunden, die an der Stadtentwicklung maßgeblich beteiligt waren. Ihre Grabmäler dokumentieren häufig das Selbstverständnis der Familien. Die Referenten Wolfgang Jung und Thomas Weichel stellen außer der jüdischen Familie Berlé, Künstlerfamilien und ehemals politisch engagierten Bürgern auch Rentiers vor, die als Typus die Stadt am Ende des 19. Jahrhunderts prägten. set
Der deutsche Fußball ist in Nöten. Nicht allein der Aderlaß der Spitzenspieler nach Italien oder Spanien droht die Leistungsfähigkeit bis auf die Grundfesten auszuhöhlen, nicht allein die zunehmende Härte dezimiert die Mannschaften, die wirklichen Gefahren lauern anderswo. Sie breiten sich auf den Rängen aus und sind nur schwer in den Griff zu bekommen. Der FC Bayern München hat sich allerdings gut gewappnet, hat auch schon zugeschlagen, um der Seuche Herr zu werden. Die Camcorder sind's, die Sorgen machen, denn damit läßt sich allerlei Unheil anrichten.
Doch Gefahr erkannt, Gefahr gebannt. Bei den zwei Heimspielen im Münchener Olympiastadion wurden vor den Begegnungen zirka 140 derartige Video-Kameras eingezogen, und Pressesprecher Markus Hörwick ließ auf Anfrage wissen, auf diese Weise solle verhindert werden, daß bewegte Bilder vor der Sportsendung von SAT 1 ins Konkurrenz-Fernsehen kommen.
RAN an den Feind also und als treuer Erfüllungsgehilfe von Sat 1 profiliert, die Camcorder-Besitzer unter den Fans werden es schon danken. Der Deutsche Fußballbund, der mit diesem Sender ja den 700-Millionen-Mark-Deal für die Erstrechte abgeschlossen hat, hat nämlich die Vereine vor Saisonbeginn aufgefordert, Auswüchse und "versteckte Kameras" zu verhindern.
Recht so. Schließlich könnten ja die Männer von RTL plus, dem Sender, der auf einer 90-Sekunden-Berichterstattung bestand, was ihm vom DFB untersagt wurde, die Finger auf dem Druckknopf haben, oder ihre elektronischen Geheimagenten auf die unerlaubte Bilder-Pirsch schicken.
Chris Howland und Kurt Felix haben mit ihren Fernsehsendungen "Vorsicht Kamera" und "Verstehen Sie Spaß?" zwar für viel Schadenfreude gesorgt, aber beim Fußball hört der Spaß bekanntlich auf. Vor allem, wenn man offensichtlich nicht mal unterscheiden kann, was ein professionelles, ein halbprofessionelles oder ein Amateurgerät an sendefähigem Bildmaterial hergibt.
Was darüber hinaus allerdings mehr als bedenklich stimmen muß, ist die offensichtliche Untätigkeit der anderen Vereine. Wollen diese tatsächlich das Feld den Bayern oder gewissen RTL-Bilder-Jägern überlassen, ohne einzugreifen? Wollen sie zulassen, daß weiterhin ungestört die Kassetten durch die Kameras laufen? Wollen sie zusehen, daß die Fans sich vielleicht daheim ihre eigenen Filme ansehen, ohne für die Rechte zu zahlen? Hier ist Handlungsbedarf vonnöten? Wer ist der nächste? ERICH STÖR
Verbraucherberatung feiert HANAU. Wegen der Bürgerfests bleibt die Verbraucherberatung am Montag nachmittag geschlossen. Die Öffnungszeiten am 7. September: 9 bis 13 Uhr.
BIEBERGEMÜND. Rudolf Müller hatte seine Arbeit ordentlich gemacht. Auf die Frage, wie und wo in Lanzingen ein neues Dorfgemeinschaftshaus gebaut werden könne, wußte der Wirtheimer Architekt gleich zwei Antworten. Die eine, Modernisierung und Erweiterung des vorhandenen Baus aus den 60er Jahren kostet rund 1,6 Millionen Mark und gefiel Kommunalpolitikern von SPD und Freier Wählergemeinschaft (FWG) so gut, daß sie die Pläne vor genau einem Jahr in der Gemeindevertretung absegneten. Doch auch die zweite Reißbrettkonstruktion findet offensichtlich allgemeinen Anklang. Auch sie könnte demnächst die parlamentarische Hürde nehmen.
Nun ist es nicht so, daß in dem 450-Seelen-Ort gleich zwei Millionprojekte verwirklicht werden. In den vergangenen Monaten hat in Biebergemünd ein Umdenkungsprozeß stattgefunden. Es sieht ganz danach aus, als schickten sich die ehrenamtlichen Mandatsträger an, ihren alten Entschluß zu revidieren und die ersten Pläne vom Tisch zu fegen.
Daß der Um- und Ausbau des vorhandenen Dorfgemeinschaftshauses nicht so einfach zu bewerkstelligen gewesen wäre, hatte Biebergemünds Bürgermeister schon im Februar erkannt. Kaum anderthalb Monate nach seinem Amtsantritt gab Thomas Dickert zu bedenken, daß die Gemeindevertreter im September vergangenen Jahres für ein unausgegorenes Konzept die Hände gehoben hätten. Das vorhandene Grundstück war seiner Meinung nach so knapp bemessen, daß die Gemeinde schon deshalb keine Baugenehmigung bekommen hätte, weil es am notwendigen Gelände für die Parkplätze mangelte.
Wenn sich der Planungs-, Bau- und Grundstücksausschuß am kommenden Mittwoch, 9. September, um 19.30 Uhr im Gemeindezentrum trifft, dann wird er auf die diffizile Grundstücksproblematik vermutlich gar nicht mehr eingehen. Statt dessen wird man über einen Dauernutzungsvertrag abstimmen, den Dickert gerne mit dem Eigentümer des Saalbaus Schick - einer Lokalität, in der sich seit Jahrzehnten das dörfliche Gemeinschaftsleben abspielt - geschlossen hätte. Auf der Grundlage dieses Kontraktes, Laufzeit 99 Jahre, ließen die zweite Version des neuen Dorfgemeinschaftshauses verwirklichen, die Müller seinerzeit ebenfalls aufgezeichnet und nun leicht modifiziert hat.
Für die neuesten Pläne hat sich der Bürgermeister bereits Unterstützung gesichert. Sie sind mit der Lanzinger Vereinsgemeinschaft abgestimmt. Laut Rathauschef sehen es die meisten Dorfbewohner so wie er. Der Saal Schickel werde seit je her für fast kulturellen und sportlichen Veranstaltungen genutzt. Dikkert: "Da wäre es geradezu grotesk, mit dem Ausbau des alten Dorfgemeinschaftshauses für Konkurrenz zu sorgen." Nachdem sich der Eigentümer den Ausbauplänen gegenüber aufgeschlossen gezeigt habe, gebe es praktisch keinen Grund mehr, an dem alten Beschluß festzuhalten.
Umbau und Erweiterung des Saalbaus sind auf knapp 1,4 Millionen Mark veranschlagt. Die Pläne sehen im wesentlichen ein Kellergeschoß vor, in dem sanitäre Anlagen, Umkleideräume und ein Clubraum mit Küche Platz finden sollen. Der vorhandene Saal würde nicht nur komplett renoviert, sondern auch erweitert. Hinzu käme der Anbau eines seitlichen Treppenhauses, einschließlich Bar- und Abstellraum. Auch die optische Konstruktion gefällt dem Rathauschef: "Sie paßt sich dem vorhandenen Fachwerkstil an und würde den Ortskern nicht sprengen."
Der Bürgermeister hat für die Lanzinger jedoch noch ein weiteres Bonbon. Durch die leicht reduzierten Kosten bleibt nach seinen Aussagen soviel Geld übrig, daß sich im Dorf endlich auch ein Kindergarten einrichten ließe - im alten Dorfgemeinschaftshaus. Den hält das Gemeindeoberhaupt angesichts der knappen Plätze für besonders wichtig. In den vorhandenen Räumlichkeiten ließe sich fast problemlos eine Betreuungsstätte für zwei Gruppen einrichten. Sowohl die Kinder aus dem Dorf als auch die aus dem benachbarten Breitenborn-Lützel müßten dann nicht mehr Tag für Tag ins einige Kilometer entfernte Bieber. Theoretisch könnten dann auch noch Mädchen und Jungen aus Roßbach und Kassel, wo die Kindergartensituation besonders prekär sei, die neue Spielstätte in Lanzingen besuchen. jan
Ein hessisches Ranglisten-Turnier für Badmintonspieler richtet die TSG Erlensee aus. Am Samstag werden die Ranglistenpunkte im Einzel, am Sonntag im Doppel ausgespielt. Bereits um 10 Uhr beginnen die Einzelwettbewerbe in der Hanauer Ludwig-Geißler-Halle (Brüder-Grimm-Straße). 32 Männer und 32 Frauen sollen an den Start gehen.
Die Erfahrung zeigt jedoch, daß bei den Frauen meist nur 24 bis 26 Meldungen eingehen während die Männer oft noch durch eine Qualifikation müssen. Von der Spielgemeinschaft Erlensee/Hanau, die sich aus den Vereinen TSG Erlensee und TG Hanau rekrutiert und in der Zweiten Bundesliga Südwest an den Start geht, sind einige Vertreter am Start. Bei den Männern kämpfen Thomas Wurm, Hagen Skibbe, Alexander Merget, Khamer Khan und Gerhard Balondo um Ranglistenpunkte, bei den Frauen gehen Rabbia Khan und Jutta Riedel für die SG Erlensee/Hanau an den Start.
Als Favoriten im Männerfeld gelten die beiden Anspacher Franklin Wahab und Liver Kudicke sowie Vorjahressieger Harald Voepel vom 1. BV Maintal. Die Doppel werden am Sonntag ab 9 Uhr ausgespielt und versprechen ebenfalls ein hochklassiger und spannender Wettbewerb zu werden. Also: Nicht nur für Badmintonfans lohnt sich ein Besuch in der Ludwig-Geißler-Halle. ina
FRANKFURT A. M., 3. September. Die Gefangenenhilfsorganisation amnesty international (ai) hat am Donnerstag schwere Vorwürfe gegen das Zirndorfer Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge erhoben. Anlaß ist die vom Amt ausgesprochene Abschiebeverfügung gegen eine Familie aus dem Kriegsgebiet Bosnien (die FR berichtete). Statt sich gemäß ihres Gesetzesauftrags mit Argumenten auseinanderzusetzen, die für ein Bleiberecht der Asylsuchenden sprächen, drohe die Behörde ihnen kommentarlos mit der Abschiebung, sagte der ai-Referent für politische Flüchtlinge, Wolfgang Grenz, am Donnerstag.
Das Asylverfahren werde unnötig verlängert, weil das Bundesamt durch die "schlampige Erledigung" seiner eigentlichen Aufgabe nun Prozesse vor den Verwaltungsgerichten provoziere. Gegen eine Abschiebung etwa von Menschen aus Ex-Jugoslawien steht nach Auffassung von ai der Paragraph 53 des Ausländergesetzes. Darin heißt es, von der Abschiebung ins Heimatland könne abgesehen werden, wenn dort für den Bewerber "eine erhebliche konkrete Gefahr für Leib, Leben oder Freiheit besteht".
Auf diesen Paragraphen beruft sich auch der Frankfurter Rechtsanwalt Helmut Bäcker, der mehrere Familien aus Bosnien vor Gericht vertritt. Er verwies im Gespräch mit der FR aber vor allem auf die bindende Wirkung der Bundesamtsentscheidungen. Wenn nämlich die Ländererlasse zur Duldung der Kriegsflüchtlinge enden, würden die angedrohten Abschiebungen sofort wieder aktuell. Die Asylbewerber hätten kein Recht auf ein neues Verfahren.
Der Abteilungsleiter für Asylverfahren im Bundesamt, Klaus Blumentritt, konnte sich die Aufregung über die Abschiebeandrohungen auf FR-Anfrage nicht erklären. Seine Behörde sei gesetzlich verpflichtet, abgelehnten Asylbewerbern mit der Abschiebung zu drohen. Jeder Betroffene könne aber "zum Verwaltungsgericht gehen und Beschwerde erheben". Zudem seien die abgelehnten Bewerber aus Bosnien derzeit in allen Bundesländern durch besondere Erlasse vor einer Abschiebung geschützt.
Wieso den Bewerbern dann überhaupt erst damit gedroht wird, erklärte Blumentritt so: Die Drohung werde ausgesprochen, um nach dem Auslaufen der Ländererlasse neue Asylverfahren zu verhindern. "Sie schwebt also im Augenblick nur wie ein Damoklesschwert über den abgelehnten Bewerbern."
HANAU. "Vom Wohngebiet West zum Industriegebiet Nord" heißt es am Mittwoch, 9. September, bei der nächsten Rundfahrt der Reihe "Hanauer lernen Hanau kennen". Um 14 Uhr treffen sich die Teilnehmer vor dem Brüder-Grimm- Denkmal am Marktplatz. Im Mittelpunkt steht der Wirtschaftsstandort Hanau, aber auch ein Besuch des Blockheizkraftwerks Weststadt sowie der August- Schärttner-Halle.
Karten zum Preis von fünf Mark vertreibt das städtische Verkehrsbüro am Markt unter der Telefonnummer 25 24 00. jur
HÖCHST. Am Samstag, 5. September, steigt von 16 Uhr an das zweite Fest vor dem Leunabunker. Drei Höchster Bands, die in den dicken Gemäuern ihre Proberäume haben, spielen Bluesrock, Pop und Funmusik. Umsonst und draußen treten "The Buzz", "Cha Cha" und "0611" auf.
Der Verein Kulturbunker will mit dem Konzert auch die Werbetrommel in eigener Sache rühren. "Der Bunker ist nicht tot, da läuft was", sagt Frank Friedemann. Der Öffentlichkeit soll klar gemacht werden, daß Bands auf günstige Probemöglichkeiten im Bunker angewiesen sind. Jedoch droht den Gruppen nach Friedemanns Worten möglicherweise eine Mieterhöhung um das Vierfache.
Dennoch steht beim Fest der Spaß im Vordergrund. Das Konzert geht bis 22 Uhr. Danach wird in der Gaststätte "Froschkönig" an der Gebeschusstraße weiter gefeiert. dis
"Zu Bruckner" will ein junger Mann an der Abendkasse der Alten Oper, und damit auch zur Sächsischen Staatskapelle Dresden und ihrem neuen Chef Giuseppe Sinopoli, der seinen dem Vernehmen nach erfolgreichen Einstand am Orchestersitz nun auswärts wiederholen will. Starke Rückendeckung hat er mitgebracht: ein nicht gewöhnliches Programm und einen imponierenden Klangkörper.
Der Brucknerfan muß noch warten; vor der Pause spielt das Dresdner Traditionsorchester Arnold Schönbergs "Verklärte Nacht". Schwerfällig zieht Sinopoli in der Einleitungspassage den Vorhang beiseite vor dem imaginären Zerknirschungs- und Verzeihungsdrama in Form eines Gedichtes, mit dem Richard Dehmel den Komponisten zur Tondichtung inspiriert hatte.
Zum Vorschein kommen indes eher zelebrierte als vibrierende Ekstasen, eine gewisse Betulichkeit breitet sich vom Pult her aus - trotz einiger furioser Blitzfuchteleien, mit denen der Dirigent (vergeblich) das Orchester auf sich aufmerksam zu machen sucht: offensichtlich wissen die Musiker selbständig, was sie zu tun haben.
Scheinbar ohne Zusammenhang mit Sinopolis effektbetonter Zeichengebung entsteht eine wunderbare Balance zwischen mit Klangsensibilität und Spannung geformten Farben und Linien. In einem solchen Klangbild macht "Verklärte Nacht" auch mit unentwickelter Spiritualität Eindruck - so taktiert Sinopoli immerhin mit dem Zusammenbringen von Werk und Orchester geschickt.
Nach der Pause dann "endlich" Bruckner - die vierte Sinfonie in Es-Dur, wie üblich in der späteren Überarbeitung der Urfassung, mit waidmännischen Waldhörnern und tänzerischem Trio des späteren Scherzos, mit dem Bruckner das in Chaos und Wahnwitz spielende frühere ersetzte. Überraschenderweise sorgte Sinopoli hier für aggressive Momente in Blechpassagen, und gab im sich formverloren von Motiv zu Motiv weiterbewegenden Finale Momenten der Versonnenheit Raum.
Ansonsten dominierte die enorm facettenreiche Spielkultur des Orchesters: leuchtend der Klang des Blechs, prägnant belebt die Figurationen der Streicher, charaktervoll die Holzbläserpassagen, alles in hellhörigem Zusammenspiel, sensibel für Regungen und Wendungen der Musik.
Sinopoli scheint die besonderen Qualitäten der Sächsischen Staatskapelle zu kennen und sich darauf zu verlassen: er dirigiert nun ganz ohne den Drang nach Effekt und Gestaltung (taktiert jetzt auf andere Art geschickt).
Im Programmheft fiel im übrigen auf, daß der Name des Orchesters mit größeren Buchstaben gedruckt wurde als der des Dirigenten. V. L.
Für die Kids war das Michael-Jackson-Konzert sicherlich ein Erfolg, für Helga N.-C. aus Friedberg wohl kaum.
Während am Freitag vergangener Woche im Stadion die Fans - ungefähr 60 000 waren gekommen - ihrem Idol zujubelten, saß sie im Auto auf dem Weg zum Stadion. Ihr Ziel: Die Otto-Fleck-Schneise, um dort am verabredeten Treffpunkt nach dem Konzert ihren 15jährigen Sohn Marco abzuholen.
Doch es blieb bei der bloßen Absicht, da die Straße in ihrer Fahrrichtung gesperrt war. "So kam ich nach über einstündigem Parkplatzsuchen und Laufen bis zur Otto-Fleck-Schneise zu spät zum ausgemachten Treffpunkt. Mein Sohn war nicht mehr da!" Mit klopfendem Herzen saß Helga N.-C. dann zu Hause und hoffte, daß Marco mit der letzten S- Bahn um 1.14 Uhr eintreffen würde - was jedoch nicht geschah. Düstere Gedanken plagten sie während der Wartezeit: "Mein Sohn irrt noch am Waldstadion herum . . . oder er gehört zu denen, die mit dem Krankenwagen weggebracht wurden . . . oder, oder . . ."
Sie sollte in dieser Nacht nicht die einzige sein, die sich Sorgen um ihren Sprößling machen mußte. 25 verirrte Jugendliche waren es um 24 Uhr, die auf der Stadionwache auf ihre Eltern warteten, sagt Polizeihauptkommissar Burkhard Franke.
Um 2 Uhr nachts dann der Umzug ins zehnte Polizeirevier: Immerhin noch zwölf verirrte Michael-Jackson-Fans waren übriggeblieben. Hinzu kamen sechs Elternpaare, die dort auf ihre Kinder warteten.
Erst um 5 Uhr morgens, sagt Franke, habe man den letzten Jugendlichen in den Zug nach Stuttgart setzen können. Das Polzeirevier als Auffangbecken für verlorengegangene Jugendliche sei jedoch keine gute Lösung: "Wir haben dem Veranstalter vorgeschlagen, eine Sammelstelle für verlorengegangene Kinder einzurichten, aber der hat abgelehnt."
Seine Kinder bei einer solchen Großveranstaltung mit dem Auto abzuholen, hält Polizeisprecher Jürgen Linker für undurchführbar. "Den Jugendlichen abzuliefern ist relativ einfach, aber das Abholen kaum möglich." Der Grund: Nach dem Konzert soll der Verkehr des Hauptparkplatzes ohne Probleme stadtauswärts fließen können, einige Straßen sind deshalb nur noch in eine Richtung befahrbar. Linke empfiehlt deshalb, die öffentlichen Verkehrsmittel zu benutzen, Treffpunkt für Eltern und Kind könnte die Endhaltestelle der Straßenbahnlinie 19 sein.
Für Helga N.-C. endete Michael Jacksons Konzert spät, aber glücklich um 2.30 Uhr: Marco rief aus einer Telefonzelle an. In der Nähe der Rennbahn erhielt die besorgte Mutter ihren verloren Sohn wieder zurück. wob
Preisfrage: Welcher westeuropäische Staat hofft sehnlichst darauf, in diesem Monat 10 000 Ausländer zusätzlich zum normalen Kontingent in seinen Grenzen aufzunehmen? In welchem EG-Land macht man mit Freude die Betten für die erwarteten Heerscharen und bereitet einen spektakulären Empfang für sie vor? Wo wichst man sich die Schuhe, klopft die Anzüge und holt die Musikinstrumente aus dem Schrank, um die zehntausend gebührend willkommen zu heißen - statt, wie anderswo, den Einfall der Fremden mit Nazi-Gruß und Feuerwerk aus Molotow-Cocktails zu feiern?
Die Antwort lautet: In der Republik Irland. Die Iren nämlich haben sich für diesen September etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Sie veranstalten, landauf landab, ein "Heimkeh- Ausländer willkommen rer-Festival", das darauf zielt, irischstämmige Amerikaner, Briten, Australier, Südafrikaner nach Irland "heimzuholen". Auch vom europäischen Kontinent, speziell aus Frankreich, wird ein Kontingent erwartet.
Pässe oder andere Dokumente, die die irische Abkunft belegen, braucht dabei niemand vorzuweisen; auch irische Sprachkenntnisse werden bei der Einreise in Dublin oder Shannon von den Behörden nicht geprüft. Es genügt, O'Connor oder O'Donoghue oder O'Neill zu heißen, um eines herzlichen Willkommens sicher zu sein. Statt in Betonblocks werden die Anreisenden in hübschen Gasthäusern, mit Blick aufs Meer oder auf den nächsten Pub, untergebracht; und sprachliche und kulturelle Differenzen (immerhin kommen die Gäste, Iren zweiter oder dritter Generation, von der anderen Seite der Welt) dürften eher als zum wütenden Werfen von Bierflaschen zum zivilisierten Plausch über schaumig gefüllten Guinness-Pints genutzt werden.
Nun mögen kleingeistige Leser an dieser Stelle einwerfen, daß Irlands Homecoming-Festival ja aber kein Akt nationaler Großzügigkeit, sondern letztlich bloß ein Trick der irischen Tourismus-Industrie sei, zum Auffüllen der Betten in einer schwachen Nachsaison. Na und? Kein übler Trick jedenfalls, möchte man meinen. Mit Sicherheit einer, der auch vielfältige politische Früchte trägt. Regionalpolitisch, weil das Festival die irischen Regionen abseits der üblichen Touristenroute begünstigt. Nationalpolitisch, weil es Nord- und Südirland in einer gemeinsamen Aktion zusammenspannt. Und international, weil es Kulturen weltweit selbstbewußt verbindet, auf der Grundlage der eigenen, irischen Identität.
Aber soviel nationales Selbstbewußtsein, um sich auf "Heimkehrer" zu freuen, haben vielleicht nur kleine Staaten, die's nicht besser wissen. In den großen scheint Heimat zunehmend etwas zu sein, was man, auch zur Sommerszeit, lieber für sich behält. P.N. (London)
Wegen der Auswirkungen der EG-Agrarpolitik stellt sich der Familienbetrieb Reul auf ein zweites Standbein Als Alternative bleibt der Betrieb als Pferdepension Besuch auf dem "Höhenhof" in Nidderau-Ostheim Von Holger Klös NIDDERAU / MAIN-KINZIG-KREIS. Prachtvolle Mastbullen der Rasse Charolais sind der ganze Stolz des Familienbetriebs Reul in Nidderau-Ostheim, der vier Generationen unter einem Dach vereint. Aber auch über dem "Höhenhof" brauen sich dunkle Wolken zusammen. Die EG-Agrarpolitik nagt am Lebensnerv des Nidderauer Gehöftes, die Preise rutschen tief in den Keller. Jung-Bauer Erhard Reul weiß nicht, "ob das noch lange gut geht". In seiner Reihe "Landwirtschaft zum Anfassen" (siehe auch "Zur Sache") präsentierte der Kreisbauernverband gestern den "Höhenhof" als ein weiteres Beispiel dafür, wie es derzeit um einen bäuerlichen Betrieb in der Region bestellt ist. Das Meeting hatte auch lokalpolitische Prominenz angelockt. So konnte Kreislandwirt Friedhelm Schneider Bürgermeister, Stadträte und Kreistagsabgeordnete begrüßen.
Der "Höhenhof" ist zweigeteilt - soll heißen: Vater Otto bewirtschaft 36, sein Sohn Erhard knapp 40 Hektar. Um rational wirtschaften zu können, arbeiten die beiden gleichgelagerten Betriebe auf einer Hofstelle zusammen. Maschinen und Gebäude werden gemeinsam genutzt. Das familiäre Kooperationsmodell hilft, Kosten und Arbeitskraft zu sparen. Daß die Reuls zusätzlich noch 35 Hektar eines anderen Betriebs in Lohn mitbewirtschaften, ist ebenfalls unter dem Blickwinkel Kostendämpfung zu sehen. Die vorhandenen Maschinen werden so effektvoller ausgelastet.
Anfang der siebziger Jahre entschied sich die Familie Reul dazu, komplett aus beengter Lage an den Ortsrand von Ostheim auszusiedeln. Früher ein typischer Gemischtbetrieb mit Kühen, Schweinen und Bullen, spezialisierte sich der "Höhenhof" später auf Bullenmast. Da waren die Reuls jede Woche unterwegs, um in der Umgebung, im Vogelsberg, Kälber aufzukaufen. Erst Schwarzbunte, dann Rotbunte und Fleckvieh.
Wegen der herausragenden Fleischqualität stellte der "Höhenhof" seinen Betrieb schließlich auf Mastbullen der Rasse Charolais um. Die etwa 300 Kilo schweren Tiere werden direkt aus Frankreich zugekauft und bei den Reuls rund ein halbes Jahr aufgepäppelt, bevor sie den Stall in Richtung Italien verlassen. "Die gehen bis nach Parlermo", sagt Otto Reul. Das Pardoxe: Das hochwertige Fleisch kann in Deutschland nur in einigen Feinschmeckerlokalen abgesetzt werden. Die Italiener - so schildern die Reuls - seien halt bereit, mehr zu zahlen. Aber: Was letztlich für den "Höhenhof" unter dem Strich übrigbleibt, zeigt, daß die Lage fatal ist. Ein Bulle der Art Charolais kostet ungefähr 2300 Mark, für 2750 Mark wird er wieder verkauft. Die Gewinnspanne von 350 Mark ist also eng bemessen. Greift die EG-Agrarreform, stehen Preisabzüge von 15 Prozent ins Haus.
In der angespannten Situation hält der "Höhenhof" nach zusätzlichen Einnahmequellen Ausschau. In 20 Boxen hat der Betrieb bereits "Pensionspferde" aufgenommen. Der Bau einer Reithalle, in der sich die Pferde bewegen können, ist geplant. Die beiden eigenen Haflinger Zuchtstuten gehören den Töchtern Regina und Katja. In seiner knappen Freizeit widmet sich Erhard Reul seinem liebsten Hobby, dem Kutschenfahren.
Ehefrau Waltraud, gelernte Erzieherin, hat nicht nur den ganzen Haushalt zu versorgen, sie kümmert sich auch um die gesamte Buchführung der beiden Betriebe. Der Computer ist für sie dabei zum unentbehrlichen Utensil geworden. Haus und Hof - halt "ein Fulltime-Job".
Bei Reuls steht nun die Mais-Ernte an. Das heißt im wahrsten Sinne des Wortes "Ackern rund um die Uhr". Über einen Zeitraum von rund zwei Wochen arbeiten dann sechs Betriebe gemeinsam zusammen. Damit Zunahme und Gesundheit der Mastbullen garantiert sind, kommt es auf eine ausgewogene Fütterung an. Auf dem Ostheimer "Höhenhof" bestehen die Zutaten für die "Mahlzeit" der Charolais aus Maissilage, Biertreber, Melasse und Mineralstoffen. Diese Beigaben werden stets frisch zusammengemischt und gelangen direkt in den Trog. Durch diese spezielle Methode kann der Mastbulle die "Mahlzeit" besser verdauen und verwerten, klärt Erhard Reul auf.
Das 15. am Wochenende vom Reit- und Fahrverein Distelrasen/Büdingen ausgerichtete Reit- und Springturnier war in diesem Jahr zum viertenmal mit der Kreismeisterschaft gekoppelt. Über tausend Starter aus Osthessen und den angrenzenden Regionen hatten sich zum reiterischen Stelldichein zusammengefunden, um in insgesamt 23 Prüfungen ihr Glück zu versuchen.
Für den Veranstalterverein wurde es das größte Turnier seit Vereinsgründung; die "Öffnung in Richtung Thüringen" sieht Pressewart Dietmar Kelkel als ursächlich für den gewaltigen Ansturm der Sattelsportler. Entsprechend der großen Teilnehmerzahl ließen auch die Zuschauer nicht auf sich warten. Allein am Sonntag nachmittag fanden über 500 Interessenten den Weg zum Turniergelände. Unter den zehn in die Kreismeisterschaftswertung einbezogenen Prüfungen war das Springen der Klasse M mit Stechen die eigentliche Top-Veranstaltung. Da ließ sich Lokalmatador Frank Lugge nicht lumpen und beanspruchte gleich alle drei ersten Plätze für sich. Der später als erfolgreichster Reiter des gesamten Turniers prämierte Büdinger blieb auf allen Pferden fehlerfrei und siegte auf Rocky in 43,20 Sekunden. Auf Athletico schaffte der neue Senioren-Kreismeister in 49,80 Sekunden Platz zwei und verwies sich selbst und sein Pferd Blue Moon in 57,10 Sekunden auf Rang drei.
Den zweiten Platz in der Kreismeisterschaftswertung erreichte der für den RV Buchwald startende Bernhard Fliegel. Auf Patty May verursachte er in 61,90 Sekunden nur vier Fehler. Der auf Präsident S. reitende Harry Kappel (Distelrasen Büdingen) wurde mit sieben Fehlern und 65,60 Sekunden dritter. Die Kreismeisterschaft im Mannschaftsspringen gewann das Quartett des RV Rodenbach. Dahinter belegte das Team vom RV Distelrasen Platz zwei. Dritte wurden die Reiter von Oberpfortenberg Bergen-Enkheim. Die Dressurprüfung der Klasse M- B national gewann die Rodenbacherin Susanne Ehling. Mit 7,0 Punkten dominierte die neue Kreismeisterin auf Warincco vor Christina Grommelt (Sankt Georg Kilianstädten) auf Aftan (6,6 Punkte). Dritter der Kreismeisterschaftswertung wurden Bernhard Fliegel (RV Buchwald) und Filou (6,0 Punkte). In der Dressur der Junioren war A. Steinkrauß (Fellbachtal) auf Mister J.R. erfolgreich. Die für Bad Orb startende Veronika Demer wurde auf Lady zweite vor Katharina Noll (Bad Orb) auf Matulla. Im Junioren-Springwettbewerb siegte S. Tauber (Rodenbach) auf Windsor. Dahinter plazierten sich M. Diestel (Büdingen) mit Little Queen und K. Gruner (Niddatal) auf Ramona. Auch wenn der Veranstalterverein Distelrasen Büdingen keinen Kreismeistertitel erobern konnte, zeigte sich Pressewart Dietmar Kelkel sowohl mit den Ergebnissen als auch mit dem Ablauf der Veranstatung hoch zufrieden.
SCHWALBACH. "Was muß noch alles passieren, bis wir vom Land mehr Mitarbeiter bekommen?" fragt Wolfgang Gießler-Watermann, Personalratsvorsitzender der Hessischen Gemeinschaftsunterkunft (HGU). Seit Monaten herrschten unzumutbare Arbeitsbedingungen in der Unterkunft - nicht erst seit am Dienstag abend 235 Asylsuchende in den Verwaltungs- Fluren einquartiert wurden. "Das ist nur die Spitze des Eisbergs", sagt Gießler-Watermann. Insgesamt würden 64 weitere Mitarbeiter gebraucht.
Unter der Personalnot litten die Beschäftigten sämtlicher Abteilungen. "Es knistert überall." Besonders schwer hätten es Mitarbeiter, die täglich mit den Flüchtlingen zu tun haben. Sie müßten nicht selten mit Aggressionen fertig werden. Denn die Flüchtlinge seien oft frustriert und gereizt. Der Grund: Eine vernünftige Betreuung der Asylbewerber sei aus Personalmangel nicht möglich.
Die Leitung der HGU habe 34 zusätzliche Sozialarbeiter gefordert. Doch Familienminsterin Iris Blaul habe keine einzige zusätzliche Stelle besetzt. Barbara Bussfeld, Sprecherin des Familienministeriums, hält dagegen: "Elf Stellen wurden im Laufe des Jahres geschaffen." 24 weitere habe das Land im August genehmigt.
Die Abteilung für Sozialhilfe ist laut Gießler-Watermann völlig überlastet. Die Mitarbeiter seien bei der Bearbeitung von Arzt- und Apothekenrechnungen fünf Monate im Rückstand. "Die HGU tritt den Ärzten als säumiger Schuldner gegenüber."
Die Forderungen des Personalrats sind keineswegs neu. Seit eineinhalb Jahren gibt es darüber Gespräche mit der Ministeriumsleitung. fw
HOFHEIM. Die Anwohner beschwerten sich beim Ortsbeirat Wallau, der beklagte sich bei der Stadt, die wiederum schrieb an den Kreis - aber getan hat sich bislang nichts. Die Ursache aller Aufregung: Dietmar Käflein, der seit Frühjahr vergangenen Jahres seine "Feinen Korbmöbel" an der L 3017, der Ausfahrt der A 66 in Richtung Wallau und Ikea, feilbietet. Es sind nicht nur seine Rohrsessel und Rattan-Regale, auch der Anblick des grauen Containers, in dem er seine Ware nachts verstaut, haben das ästhetische Empfinden einiger Anwohner von Anfang an gestört. Seit Juli drohen einige von ihnen vor Zorn zu platzen: Die Massenheimer Bäuerin, die zuvor zwei Jahre auf dem Areal des Möbelriesen Ikea Pflaumen oder Kartoffeln verkauft hatte, ist mit ihrem Stand ebenfalls auf die Wiese vor ihren Gärten umgezogen. Nun stehen zwei Händler an der vielbefahrenen Straße. Gabriele und Friedbert Bettenbühl sagen für sich und gleichgesinnte Nachbarn der Reihenhäuser in den Bleidenstädter Äckern: "Bald weht uns noch der Dampf einer Frittenbude auf den Frühstückstisch."
Geplagt sind die Wallauer ohnehin, und die Nachbarn von Ikea insbesondere. Fluglärm von Erbenheim, der Krach der Autobahn und der Wagenkolonnen, die sich in Richtung Ikea wälzen, die drohende Schnellbahntrasse und außerdem das Damoklesschwert des geplanten MacDonald's Drive-In auf dem Ikea-Gelände sind für sie keinesfalls der Inbegriff von Wohnqualität. Warum sich ihr Zorn ausgerechnet an den Händlern entzündet, die doch nur ein winziges Mosaiksteinchen angesichts der Gesamtbelastung sind? "Der Verkauf ist nicht genehmigt, die Wiese gehört einer Bäuerin und darf gar nicht für gewerbliche Zwecke genutzt werden", sagt Klaus-Peter Simmer, der auch in den Bleidenstädter Äckern wohnt. Die Bettenbühls verdrießt besonders, daß die Autos "wild auf der Wiese parken, die Kunden in die Gärten gucken und unsere Privatsphäre beeinträchtigen. Uns reicht schon der Stau."
Was die Kritiker nicht verschweigen: Einige Nachbarn profitieren vom Gewerbeboom. Da hängen bunte Werbeschilder an ihren Gartenzäunen - und für ihre Werbefläche mit günstigem Standort zahlen die Firmen kräftig. Und wo kein Korbhändler vertrieben wird, gedeihen auch andere Blüten. So manches Mäuerchen der Reihenhäuser sei hochgezogen worden, ohne daß es ganz der Baugenehmigung entspreche.
Kein Wunder also, daß nicht alle Anwohner am gleichen Strang ziehen - obwohl im April vergangenen Jahres neun von ihnen an das Hofheimer Ordnungsamt schrieben, daß der Verkaufshandel "unverzüglich abzubrechen sei". Simmer geht's ums Prinzip. "Wir werden in einem Interessenkonflikt zerrieben." Während die Nachbarschaft über die Zuständigkeiten der Behörden debattiere, während die Wallauer Ortsmitte "bis zum Apotheker-Schild" mit viel Geld schön gestaltet werde, "sieht's hier potthäßlich aus. Stadt und Kreis ziehen uns über den Tisch. Wir leben im rechtsfreien Raum."
Nach Informationen von Ortsvorsteher Dr. Lothar Manker (CDU) "ist der Straßenverkauf tatsächlich nicht zulässig." Es gebe einen Ortsbeiratsbeschluß, nach dem die "fliegenden Händler" und die Werbeschilder an den Häuserwänden und -zäunen wegmüßten, und die Stadt habe dem auch zugestimmt. "Da wurde erst vor ein paar Monaten eine Gestaltungssatzung beschlossen, aber konkret tut sich nichts." Das sei sehr schade, "denn wenn man nach Wallau fährt, denkt man, das ist ein Krammarkt".
Die Gestaltungsatzung betrifft nach Auskunft des Hofheimer Bauamtsleiters Dietmar König "allenfalls die Werbeschilder". Die "alte Korbgeschichte" hingegen sei längst Sache der Bauaufsicht des Kreises, die er erst vor kurzem erneut angeschrieben habe. Dazu Hans Georg Pötz, Leiter der Behörde im Kreishaus: "Ich habe mit meinen Sachbearbeitern gesprochen, aber hier weiß keiner was."
Unterdessen versteht die Massenheimer Bäuerin Lang, die das Gelände seit 28. Juli von der Wallauer Landwirtin Born gepachtet hat, die Welt nicht mehr. "Ich störe keinen", sagt sie. "Uns Landwirten geht's schlecht, mit der Direktvermarktung in Wallau erwirtschafte ich 30 Prozent der Einnahmen." Und auf dem Ikea-Gelände dürfe sie nicht mehr verkaufen. Auch Korbhändler Käflein kennt "keine Probleme, schließlich herrscht hier auch ohne mich Stop-and-go-Verkehr". Mit den meisten Anwohnern verstehe er sich bestens, schließlich habe er sie informiert, bevor er seine Sessel auf der Wiese aufstellte. "Ich will Frieden, die Kinder einiger Leute jobben bei mir. Und den wenigen Kritikern habe ich angeboten, einen Zaun zu bauen, damit ich nicht störe." Das hätten sie aber abgelehnt.
Käflein betont, daß er ohnehin "nur noch dreimal die Woche, also mit gebremstem Schaum", verkaufe. Und in 14 Tagen sei erst einmal Schluß. "Dann ist das Wetter wirklich zu schlecht und meine Saison im Freien beendet."
WIESBADEN. Auch mit einer neuen Idee zur Erstunterbringung von Asylbewerbern stößt die Landesregierung bei den Kommunen auf Widerstände: Für ein Hotelschiff mit 320 Plätzen ließ sich bis Donnerstag kein Liegeplatz an Main oder Rhein finden.
Die Stadt Wiesbaden hat eine Anfrage des Landes (gedacht war an das hessische Mainz-Kostheim) abgelehnt, wie auf Anfrage im Familienministerium bestätigt wurde. Am Nachmittag wurde in einem "Krisengespräch" aller drei Regierungspräsidenten zur Lage bei der Unterbringung der Asylbewerber über andere denkbare Ankerplätze (Frankfurt, Offenbach, Hanau) gesprochen.
"Wir haben keine Unterbringungsmöglichkeiten für Asylbewerber mehr - was uns bleibt, sind die Kasernen!" sagte am Abend die Sprecherin des Ministeriums für Jugend, Familie und Gesundheit, Barbara Bussfeld, zum Ergebnis des Treffens. Laut AP erwartet die Landesregierung, daß die Zahl der Erstunterbringungen bis Jahresende 13 000 betragen wird. Hessen verfügt aber nur über 8000 Plätze. Über die Freigabe von Kasernen solle, so Bussfeld, am Freitag ein Gespräch zwischen Ministerpräsident Eichel (SPD) und Bundesverteidigungsminister Rühe (CDU) organisiert werden.
Laut Bussfeld will das Land von Rühe die Rücknahme eines Erlasses vom 14. Oktober 1991 fordern. Danach dürfen alle Kasernen nicht mit Asylbewerbern belegt werden, in denen die Bundeswehr noch eine "Teilnutzung" irgendeiner Art unterhält. Bussfeld: "Davon muß der Bund runter."
Wie Bussfeld sagte, sollen für die völlig überlastete Hessische Gemeinschaftsunterkunft (HGU) in Schwalbach kurzfristig neun zusätzliche Stellen - vor allem für Sozialarbeiter - bewilligt werden.
Das für Asylbewerber gewünschte Schiff liegt zur Zeit noch in Stettin (Mecklenburg-Vorpommern) und war dort im Sommer für Ausflügler im Einsatz. Laut Familienministerium ist ein Vertrag mit der Reederei unterschriftsreif, scheitert aber noch am fehlenden Liegeplatz.
Zerschlagen haben sich inzwischen Hoffnungen der Landesregierung auf die Kasernenräume im bisherigen "Camp Pieri" (Wiesbaden). In der Staatskanzlei war hier übersehen worden, daß das Camp noch gar nicht von den US-Streitkräften geräumt ist. Das wurde am Mittwoch erst kurz vor einem geplanten Telefonat von Staatskanzlei-Chef Jochen Suchan mit dem Bonner Finanzministerium klar, in dem Suchan um das Überlassen des Camps bitten wollte.
Wegen eines aktuellen Engpasses in der zentralen hessischen Anlaufstelle für neue Asylbewerber in Schwalbach (Main- Taunus-Kreis) befürchtet man in Wiesbaden nun, daß es - entgegen dem politischen Wunsch der rot-grünen Koalition - kaum noch ein kurzfristiges Entgegenkommen gegenüber Frankfurt geben kann. Frankfurt will die Aufnahme in der demnächst freien McNair-Kaserne auf 250 Asylbewerber beschränken, während das Land schon bald mindestens 500 Flüchtlinge zur Erstaufnahme in der Stadt unterbringen will. me/jg
SCHWALBACH. Die Zahl der Flüchtlinge, für die dringend eine Unterkunft benötigt wird, hat sich gestern auf 575 erhöht. Am Donnerstag morgen standen vor der Hessischen Gemeinschaftsunterkunft in Schwalbach (HGU) 40 neue Asylbewerber. "Außerdem warten etwa 100 Leute auf dem Frankfurter Flughafen", so Gerhard Müller, Pressesprecher des Regierungspräsidiums in Darmstadt. Es kommen 235 Männer, Frauen und Kinder hinzu, die am Dienstag abend in den Fluren der HGU-Verwaltungsgebäude einquartiert wurden. Die Unterkunft ist seit Wochen völlig überfüllt. Deshalb könnten, so Müller, die 140 neuen Flüchtlinge auf keinen Fall in Schwalbach untergebracht werden. SCHWALBACH. Indessen hat der Personalrat der HGU in einer Pressemitteilung Familienministerin Iris Blaul heftig attackiert. Das Notquartier in den Fluren sei nur die Spitze des Eisbergs der unzumutbaren Arbeitsbedingungen. Für die HGU-Zentrale in Schwalbach und die 32 Außenstellen fehlten insgesamt 64 Mitarbeiter. Schon seit Jahren werde eine bessere Personalausstattung gefordert, doch das Familienministerium habe keine zusätzlichen Stellen bewilligt.
In der Sozialarbeit fehlten allein 34 Mitarbeiter, hieß es weiter. Die mangelnde Betreuung habe zu einer erhöhten "Aggressionsbereitschaft" der Flüchtlinge geführt. Die Abteilung Sozialhilfe sei allein mit der Bearbeitung von Arztrechnungen fünf Monate im Rückstand. fw FRANKFURT A. M. Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Ausländerbeiräte in Hessen, Murat Cakir, hat an die Bevölkerung appelliert, das Gespräch mit denen zu suchen, die Unverständnis und Vorurteile gegenüber Asylbewerbern zeigten.
Es gebe vielfältige Gelegenheiten, sich in Bürgerinitiativen zu engagieren und die in den Gemeinden lebenden Asylbewerber zu unterstützen. Die Gewalt und der Fremdenhaß hätten ein Ausmaß erreicht, mit dem Politiker und Polizei "offensichtlich nicht mehr adäquat umgehen können und in Einzelfällen vielleicht auch nicht wollen". lhe
FULDA. "Alle in Deutschland lebenden Menschen sollen gemeinsamen Widerstand gegen die wachsende Welle von Ausländerfeindlichkeit und Rechtsextremismus zeigen." Diesen Appell richtete der "internationale Sommerkurs" der Fachhochschule Fulda am Donnerstag in einem offenen Brief an die Bürger. gwa
HOFHEIM. Der Naturschutzbund trifft sich am Montag, 7. September, um 19.30 Uhr im Restaurant "Stadt Hofheim" in der Stadthalle. Gezeigt werden Vogeldias.
rb FRANKFURT A. M. Der kühlere Wind der Konjunktur hat inzwischen alle früheren Prognosen über den Haufen geweht. Das Statistische Bundesamt meldet jetzt ein westdeutsches Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal von nur noch 0,6 Prozent. Im Vergleich zum ersten Vierteljahr '92 blieb das Bruttosozialprodukt unverändert. Nahezu alle Auguren, einschließlich der Bundesregierung, waren noch im Frühjahr von einer Gesamtjahresrate zwischen 1,5 und zwei Prozent ausgegangen. Dies dürfte nun kaum noch zu schaffen sein, selbst wenn die gegenwärtige Stagnation in den nächsten Monaten noch deutlich überwunden würde.
Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann wies denn auch auf der Konferenz seiner Länder-Kollegen in München darauf hin, daß die private Investitionstätigkeit durch die schleppende Erholung der Weltkonjunktur sowie die hohen Lohn- und Zinskosten derzeit stärker als erwartet belastet würde. Allerdings sorge die höhere private Kaufkraft nach dem Wegfall des Solidaritätszuschlags für eine "leichte weitere Expansion". Die Steigerung der Kaufkraft durch die jüngsten Tariflohnerhöhungen erwähnte er in diesem Zusammenhang allerdings nicht. Noch kräftiger daneben lagen die Konjunkturpropheten beim ostdeutschen Wachstum. Hier haben die Wiesbadener Statistiker zwar noch keine aktuellen Zahlen vorgelegt, doch errechnete das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) vor kurzem eine Zuwachsrate des Bruttoinlandsproduktes der ehemaligen DDR in den ersten sechs Monaten von 1,8 Prozent. Im Bonner Jahreswirtschaftsbericht war noch eine Rate von sechs bis zehn Prozent vorhergesagt worden. Inzwischen geht Möllemann aber nur noch von einem halb so starken BIP-Wachstum im Osten aus wie seinerzeit angenommen.
Zurück zu den alten Ländern und den Wiesbadener Zahlen: Danach stieg die Zahl der Beschäftigten hier zuletzt schneller als die Produktion - eine Zunahme im zweiten Quartal gegenüber 1991 um 1,1 Prozent und im Juli um 0,9 Prozent. Das bedeutet, daß die Produktivität der Arbeitnehmer und Selbständigen im Westen etwas gesunken ist. Im Juli waren insgesamt 29,4 Millionen Personen erwerbstätig, darunter gut eine halbe Million Pendler aus dem Osten. Gebremst wurde das West-Wachstum vor allem durch den stagnierenden privaten Konsum (minus 0,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr) und die schwachen Ausrüstungsinvestitionen (minus 3,8 Prozent). Dagegen nahmen die Bauinvestitionen um 3,3 Prozent zu. Der Staat verbrauchte 2,9 Prozent mehr Mittel.
Wie in konjunkturellen Abschwüngen üblich, verschob sich die Einkommensverteilung etwas zugunsten der Lohnquote. Die Bruttoeinkommen aus unselbständiger Arbeit lagen im zweiten Quartal nominal um 4,8 Prozent über dem Vorjahr, diejenigen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen (einschließlich Miet- und Zinseinkünfte aller Gruppen) schrumpften dagegen um 0,5 Prozent.
Nach neuesten Berechnungen des Statistischen Bundesamtes ist die westdeutsche Wirtschaft in den vergangenen drei Jahren stärker gewachsen als zunächst angenommen. Aufgrund der nun vorliegenden Umsatzsteuer-Statistik revidierten die Wiesbadener ihre früheren Angaben für den Anstieg des BSP für 1989 auf vier (zuvor: 3,8) Prozent; für 1990 auf 4,9 (4,5) Prozent und für 1991 auf 3,6 (3,1) Prozent. Dank der guten Wintermonate errechnet sich im ersten Halbjahr 1992 ein Wachstum von insgesamt 1,4 Prozent.
KRONBERG/OBERURSEL. Einbrecher waren in Kronberg und Oberursel am Werk. In Oberhöchstadt stahlen sie aus einem Reihenhaus in der Limburger Straße deutsche und ausländische Währungen und eine Kamera im Gesamtwert von über 2200 Mark, in der Georg-Büchner-Straße ebenfalls aus einem Wohnhaus einen Minifernseher, Fußballgedenkmünzen und einen "Premiere"-Fernsehdecoder im Wert von zusammen über 600 Mark.
In der Asylunterkunft in der Schönberger Le-Lavandou-Straße wurde der Spind eines Bewohners aufgebrochen und eine Videokamera, zwei Fotoapparate und eine größere Summe Bargeld entwendet. In der Oberurseler Vorstadt brachen unbekannte Täter einen gläsernen Schaukastenflügel auf und nahmen Ast- und Rosenscheren im Wert von 400 Mark mit, berichtete die Kripo. w
DARMSTADT. Der jetzt als Leiter des Staatstheaters Darmstadt tätige frühere Intendant des Berliner Philharmonischen Orchesters, Peter Girth, hat in einer Entgegnung auf einen Leserbrief im "Darmstädter Echo" enthüllt, daß nicht Herbert von Karajan, sondern er selbst die Klarinettistin Sabine Meyer engagiert hat, was zu einem schweren Konflikt mit dem Orchester führte.
Im einzelnen heißt es: ". . . muß ich endlich einmal erklären (ich habe dazu bis heute geschwiegen), daß es nicht Karajan war, der die Aufnahme dieser hochbegabten Musikerin in das Orchester verlangte oder mich gar gezwungen hätte, sie zu engagieren. Er fürchtete, im Gegenteil, den sich daraus ergebenden Konflikt, der ja dann auch tatsächlich entstand. Nur, ich bestand gegenüber Herrn von Karajan darauf, die damals freigewordene Solo-Klarinettistenstelle bestmöglich wiederzubesetzen und war auch Karajan gegenüber bereit, die volle Verantwortung für die Verpflichtung von Frau Meyer zu tragen.
Man muß sich einmal klarmachen, wie unmöglich es noch vor zehn Jahren war, ein gerade hundert Jahre alt gewordenes 'Männerorchester' dazu zu bringen, zum ersten Mal eine Frau, noch dazu in einer ersten Position, zu akzeptieren."
Girth behauptet weiter, einzelne Orchestermitglieder hätten Frau Meyer durch psychischen Druck gezwungen, ihre Position noch während des Probejahres aufzugeben. fr
WIESBADEN. "Schluß mit dem Autowahn": Unter diesem Motto beginnt am heutigen Samstag auf dem Mauritiusplatz von 10 bis 16 Uhr die Verkehrswoche der Wiesbadener Umweltinitiativen. Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC), die Interessengemeinschaft (IG) Aarstraße und Umgebung, die Kreisverbände vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) sowie die Regionalgruppen von Greenpeace und Robin Wood laden sieben Tage lang zu Veranstaltungen ein, bei denen für die drastische Verringerung des Autoverkehrs geworben werden soll.
Eine Woche autofrei: Wer glaubt, das durchzuhalten, kann heute eines seiner Nummernschilder von der Karosse abschrauben und am Stand von Robin Wood abgeben. Dafür bekommt er eine ESWE-Buskarte zum Testen. Der BUND informiert zum Bundesverkehrswegeplan und sammelt Unterschriften für eine ökologische Verkehrspolitik. Mit dem Radl geht es morgen, 6. September, auf Tour zur Platte. Treffpunkt ist um 11.15 Uhr am Platz der deutschen Einheit.
Wer auch am Montag mit dem Fahrrad unterwegs ist, hat gute Chancen, Träger eines Umwelt-Verdienstpreises zu werden. Der ADFC lädt für 17 Uhr in die Blücherstraße/Ecke Bismarckring ein; dort soll Wiesbadener Radlern spontan die Auszeichnung verliehen werden. Am Dienstag, 8. September, sind alle aufgerufen, sich bei Wein und Imbiß im Bürgerzentrum Adlerstraße vom VCD über Verkehrspolitik informieren zu lassen.
Am Mittwoch kommen die Parteien auf den Prüfstand, und zwar im großen Saal des Bürgerzentrums Adlerstraße: Politiker sollen sagen, wie sie weniger Autos und besseren Nahverkehr in der Stadt verwirklichen wollen. Beginn: 19.30 Uhr. Den Fußgängern wird eine Überprüfung und Bewertung der Ampeln vielleicht zu mehr Rechten verhelfen. Treffpunkt: Donnerstag, 10. September, um 17 Uhr am Denkmal Luisenplatz.
Freitag, 11. September, ist eine Prozession wider das Waldsterben angesetzt. Teilnehmer treffen sich um 20.30 Uhr mit schwarzen Kleidern und Friedhofsleuchten am Mauritiusplatz. Ihren Abschluß findet die Verkehrswoche am Samstag, 12. September, von 10 bis 16 Uhr auf dem Schulhof der Elly-Heuss-Schule. set
BAD HOMBURG. Zur Vorbereitung eines Ozon-Aktionstages am Samstag, 19. September, veranstaltet das Jugend-Umwelt-Bündnis Hochtaunus am Mittwoch, 9. September, von 18 Uhr an im Haus der Altstadt, Rindsche Stiftstraße 2, eine Zusammenkunft. Für den Aktionstag ist unter anderem eine Ausstellung über Ursachen und Folgen des Ozonlochs geplant. Zudem soll es Tips dafür geben, wie die Ozonschicht geschützt werden kann.
Während des Vorbereitungstreffens wird auch ein Dia-Vortrag über eine viertägige Umweltradtour gehalten, an der im Vorjahr 2 500 Menschen teilgenommen hatten und die von Rostock nach Bremen führte. Der Diavortrag ist als Anreiz für die Teilnahme an der geplanten Radtour im nächsten Jahr gedacht.
Das Jugendumweltbündnis ist ein Zusammenschluß von BUND-, Wald- und Naturschutzjugend. off
BAD VILBEL. Ein Seifenkistenrennen, Mooncartparcours, eine große Hüpfburg und Kicken auf Hessens schönste Torwand gehören zu den Attraktionen des großen Schulfestes an der Saalburgschule am Samstag, 5. September, ab 11 Uhr. Ein attraktives Rahmenprogramm läuft auf der Schaubühne auf dem Schulhof. So spielen türkische Kinder "Nasreddin Hodscha". Darbietungen mit Orff'schen Instrumenten, die "Schnürsenkelbeißer" und die "David-Hasselhof-Spezialband" gehören dazu, wie außerdem die "Fliegende Klasse" und eine Modenschau mit selbst gebastelten Hüten.
Am Nachmittag von 14 bis 15 Uhr spielt die Stadtkapelle "Musik zum Anfassen". Im großen Mehrzweckraum weden Schülerarbeiten aller neuen Klassen der Saalburgschule gezeigt. In einem anderen Raum stellt sich der Förderverein mit einer Ausstellung vor. Schaukästen mit Insekten und Pflanzen werden in einem weiteren Raum präsentiert. Schließlich kann sich auch die große Tombola sehen lassen: Hauptgewinn ist ein Fahrrad im Wert von 1000 Mark. Gäste sind zum Schulfest herzlich willkommen. de
Das Gesetz der Begierde ist der Film, den Pedro Almodóvarvor seinem internationalen Durchbruch gemacht hat und sicherlich einer seiner besten: Eine Mischung aus großem Melodram und kleiner Komödie, kein schwuler "Problemfilm", sondern einer, in dem Männer einander so entschlossen lieben, als ob es gar nicht anders sein könnte. Das "Mal Seh'n" zeigt das Werk innerhalb der Reihe "Homosexuelle Perspektiven". Dabei übrigens auch eine interessante Frankfurt-Premiere: Außenseiter von Olga Zhuk, in Anwesenheit der Regisseurin.
Etwas sublimer geht es in Viscontis Tod in Venedig zu: Als Wochenend- Matinee im Berger Kino genau der richtige Film, um sich in dekadente feiertägliche Lähmung hinübergleiten zu lassen; oder: um von Venedig wenigstens zu träumen, derweil die Kritiker am Lido arbeiten.
Vom Rest das Beste: Das Kommunale Kino zeigt bereits jetzt zur Buchmesse neue Filme aus Mexiko. Boshafte Komödien rund um den gedeckten Tisch präsentiert das Filmforum Höchst, mit Delicatessen, Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber und Eat the Rich. Und im Open- air-Kino auf dem Campus läuft Spike Lees She's Gotta Have It.
Im Programm bleiben: Lemon Sisters, Hear My Song und Rote Laterne. sho
KRONBERG. Der Recepturkeller öffnet wieder seine Pforten.: Erste Veranstaltung ist am Samstag, 5. September, 20 Uhr der Auftritt der Gruppe "Stumbles Beats", die als beste Amateur-Band Hessens gilt. Die Musik der Beatles gehört zu ihrem festen Repertoire. s
NEU-ISENBURG. Den Wohncontainer, der als Sozialraum für die Stadtgärtner seinen Dienst tat, bietet die Stadt nun meistbietend zum Verkauf an, da er nicht mehr benötigt wird.
Der Container ist rechteckig und hat eine Grundfläche von 7,90 auf 6,36 Meter - ergibt 50,25 Qaudratmeter. An der Vorderseite sorgen vier Isolierglasfenster (einschließlich eines Oberlichts) sowie zwei Oberlichter an der Rückseite für Licht und Belüftung.
Vier Konvektorenheizkörper (Stromheizung) sind vorhanden. Es besteht auch die Möglichkeit, den Pavillon ans Wasser-, Abfluß- und Telefonnetz anzuschließen.
Der Container wurde vor drei Jahren aufgestellt und kostete damals 51 000 Mark. Interessenten können ihn am Montag, 7. September, zwischen 9 und 11 Uhr, in der Dreieichstraße 71, besichtigen. Angebote im verschlossenen Umschlag sind an die Stadtkämmerei, Dornhofstraße 40, zu richten. fra
ROSBACH. Gern ist Detlef Brechtel Ende 1990 nicht aus dem Amt des Bürgermeisters geschieden, man weiß es. Nur murrend hatte er sich am Ende einer Stadtverordnetensitzung im Dezember jenes Jahres ehrende Worte von Stadtverordnetenvorsteher Wolfgang Effinger (SPD) angehört und nur eher widerstrebend ein Buchgeschenk entgegengenommen. Auf die offizielle Verabschiedung nach zwölf Jahren an der Spitze der Rosbacher Verwaltung hatte er ausdrücklich verzichtet. Abschied feiern wollte er keinesfalls im Kreise der ungeliebten Stadtverordneten von SPD, FDP und Grünen, die kurz zuvor Reinhold Medebach (SPD) auf den Schild gehoben hatten.
Zur Abschiedsfeier lud Brechtel dennoch ein. Zum weihnachtlichen Abendessen am Freitag, 21. Dezember 1990, im Bürgerhaus Rodheim hatte der scheidende Bürgermeister aber lediglich Kommunalpolitiker, die der CDU und den Freien Wählern angehörten, geladen sowie einige ihm nahestehende Mitarbeiter/-innen der Verwaltung. Die Fete hat nach Brechtels Erinnerung zwischen 7000 und 8000 Mark gekostet. Um die Stadt nicht finanziell zu belasten, so der Ex-Bürgermeister heute, habe er das Geld nicht aus seinen etatmäßigen Verfügungsmitteln aufgebracht.
Das Geld hat Brechtel vielmehr aus der eigenen Tasche bezahlt - aber nicht nur. Brechtel hat Geld genommen und zwar von der Mineral- und Heilquellen GmbH & Co. KG Offenbach (VMH), der Betriebsgesellschaft der Kaiser Friedrich Quelle und des Rosbacher Brunnen. Wie hoch der Betrag war, daran können sich Brechtel oder der mit der Sache befaßte Geschäftsführer der VMH, Conrad Schumacher, nicht mehr erinnern. Unterlagen gebe es nicht mehr, erklärt Schumacher und das bedeute, der Zuschuß müsse unter 2500 Mark gelegen haben, andernfalls nämlich würde ein Protokollvermerk für die Geschäftsleitung existieren. Schumacher schätzt den Betrag heute auf etwa eintausend Mark.
Die Initiative für die Geldzahlung ging nach Brechtels Angaben von ihm selbst aus. Conrad Schumacher sei ein guter Bekannter von ihm. Die Abschiedsfeier im Bürgerhaus sei im übrigen eine rein private Angelegenheit gewesen - oder doch nicht? Der FR liegt jedenfalls ein Schreiben von Brechtel an Schumacher "persönlich" vom 17. Dezember 1990 vor, das den offiziellen Briefkopf "Stadt Rosbachv. d. Höhe, Der Bürgermeister" trägt und von Brechtel unterschrieben ist. In diesem Brief informiert Brechtel seinen guten Bekannten darüber, daß er die auf damals noch rund 4800 Mark geschätzten Kosten für "meine Abschieds- und Weihnachtsfeier" vorgestreckt habe. Er bittet den "sehr geehrten Herrn Schumacher", "den in der Rechnung genannten Betrag auf mein Konto (es folgen Kontonummer und Bankleitzahl der Sparkasse Wetterau) zu überweisen". Der Ex-Bürgermeister bezeichnet es heute als "Fehler meines Büros", daß für das Schreiben ein offizieller Briefbogen verwendet wurde. Handschriftlich unterzeichnet hat er den Brief dennoch.
VMH-Geschäftsführer Conrad Schumacher kann an der finanziellen Unterstützung des scheidenden Bürgermeisters nichts anstößiges finden. Es habe sich nach seiner Auffassung um eine offizielle Veranstaltung der Stadt Rosbach gehandelt und deswegen sei die Unterstützung zugesagt worden. Schumacher in einer Stellungnahme gegenüber der Lokal-Rundschau: "Dies ist in unserem Unternehmen durchaus üblich, da wir immer wieder mal Organisationen, Institutionen wie auch Kirchen, Vereine und Gemeinden mit Spenden bei der Ausrichtung von Veranstaltungen aushelfen". So habe man auch aufgrund einer Anfrage der SPD-Fraktion Lastwagen für einen Hilfstransport nach Rußland zur Verfügung gestellt, eine Sachleistung, die mit rund 10 000 Mark zu bewerten sei.
Schumacher weist den Verdacht weit von sich, man habe den Rosbacher Bürgermeister in irgendeiner Weise schmieren wollen. Das sei schon deshalb ausgeschlossen, weil Brechtel sich ja als Bürgermeister verabschiedet habe. Schumacher: "Wir würden so etwas wieder tun, wenn wir darum gebeten werden".
HANNES MATHIAS
In der vorletzten der fünf dem russisch-jüdischen Komponisten Alexander Knaifel geltenden Séancen im Hindemithsaal erklang das Werk "Trio", das in der zyklischen Veranstaltungs-Dramaturgie als "Offenbarung der Liebe" angezeigt wurde.
"Trio" (1987/88) verläuft behutsam, in äußerster Zartheit, zugleich mit ritueller Präzision. Den poetischen Anstoß zur Komposition gaben verhalten leuchtende Gedichte von Anna Achmatowa. Sie werden von Knaifel nicht "vertont", sondern von den Wiedergebenden "innerlich gesungen", stumm beschworen. Die lyrischen Essenzen erscheinen zuweilen aufgelöst in textlosen Vokalisen.
In "Trio" gibt es zwei sicht- und hörbare Akteure: die "Sängerin" (Tatjana Melentjewa), die auch Klavier spielt und, stets am Flügel sitzend, des öfteren in den Flügel hineinsingt, was eine sich in weiten Räumen verlierende Resonanz ergibt; ihr Partner ist der Violoncellist (Ivan Monighetti), der an einigen Stellen mit der "Sängerin" vierhändig Klavier spielt und auf seinem Streichinstrument zunächst Flageoletts in höchster Höhe, in einer späteren Sektion unendlich langgezogene Brummtöne in der Tiefe der herabgestimmten tiefsten Saite vorträgt.
Beide Interpreten hantieren eine Weile mit zwei Bögen zugleich, mit denen sie Klopfgeräusche erzeugen oder das kaum vernehmliche Zischen aufeinanderstreichender Bogenhaare. Als optisches Signum formaler Gliederung fungiert das Nacheinanderanzünden dreier Kerzen. Rührend, zu beobachten, wie das Entflammen der dritten Kerze trotz mehrmaliger Versuche mißlingt. Überdeutlich wird damit die Fragilität der strengen künstlerischen Liturgie.
Unsichtbar ist der dritte "Mitspieler", das an mehreren Nahtstellen der Komposition gleichsam elektrisierend eingeblendete Tonband, das, insbesondere bei den Einsätzen, vexierspielartig die Stimmen des Instrumentalisten oder der Sängerin zu übernehmen, weiterzuführen, unauffällig zu transzendieren scheint. Doch aus dem Tonband-Flageolett entstehen schnell auch vervielfachte Klangschichten; Sing- und Flüsterstimmen treten hinzu; schließlich ein tonal-archaisierender Klavierchoral. Das 80minütige Stück (wurde es für Frankfurt leicht gekürzt?) endet, bei (abgesehen von den brennenden Kerzen) erloschener Beleuchtung, mit leise klirrenden, sich verlierenden Klavierklängen.
"Trio" schafft aus überwiegend einfachen Klängen und suggestiven Aktionen einen gleichsam magischen Zusammenhang, der den Hörer unweigerlich in seinen Bann zieht. Mit geringen, aber bewußt eingesetzten Mitteln wird eine stark persönlich geformte, zugleich eminent mitteilsame Aussage erzielt. Künstlerische Rationalität verbindet sich hier aufs glücklichste mit mystischen Erfahrungsgehalten, die auf diese Weise für den meditativ Eingestimmten rezipierbar werden. Das zwischen "geistlich" und "weltlich" changierende, recht eigentlich religiös fundierte und inspirierte Werk Knaifels ist dergestalt auch wahrnehmbar als kompositorische Entsprechung zu den Filmen Tarkowskijs.
Die Begegnung mit der Kunst Knaifels, die im Westen so unterschiedliche Fürsprecher hat wie Pierre Boulez und Helmut Lachenmann, gehört zu den wichtigsten Entdeckungen der letzten Jahre. Sie ist, neben Cage, sicher das herausragende Ereignis der diesjährigen Frankfurt Feste. Die Avantgarde-Freaks wollen das offenbar ignorieren. Im Auditorium war die "russische Kolonie" so ziemlich unter sich. HANS-KLAUS JUNGHEINRICH
"Unser Motto lautet: Sicherheit daheim, rund um die Uhr." Der Haus-Notruf-Dienst sorge mit dafür, daß alte oder behinderte alleinstehende Männer und Frauen ihre gewohnte Umgebung nicht verlassen müßten. Alfred M. Viola, Geschäftsführer des Frankfurter Verbandes für Alten- und Behindertenhilfe, ist nach wie vor von dem 1982 ins Leben gerufenen Pilotprojekt überzeugt.
Im Bürgermeister-Gräf-Haus in Sachsenhausen feierte er zusammen mit Mitarbeitern, Stadträtin Lilli Pölt und Teilnehmern des Haus-Notruf-Dienstes das zehnjährige Bestehen der vom Frankfurter Verband getragenen Einrichtung. Begrüßt wurden von Viola auch die erste Kundin aus 1982 und der 1500. Kunde des Haus-Notruf-Dienstes: Petronella Klothe (89) und Franz Geuss (78).
Die Frankfurter Zentrale ist die größte ihrer Art in der Bundesrepublik. "In den alten Bundesländern sind rund 20 000 Menschen an ein Notrufsystem angeschlossen", bilanziert Viola. Man verstehe sich als ergänzende Dienstleistung, die dem alten oder behinderten Menschen ein Gefühl der Sicherheit vermitteln solle.
Rund um die Uhr kann die Notruf-Zentrale Hilferufe der angeschlossenen Teilnehmer empfangen. Betätigt jemand zu Hause die Taste des Notrufgerätes oder den sogenannten Funkfinger, wird Alarm ausgelöst und die Verbindung zur Zentrale hergestellt. Einigen, so Viola, habe diese Einrichtung schon das Leben gerettet: "Oft sucht der Anrufer aber auch nur das Gespräch oder einen Rat." Der ständige Kontakt zur Zentrale verhindere außerdem die Vereinsamung der Alten und Behinderten.
Zum zehnten "Geburtstag" hat der Frankfurter Verband eine neue Broschüre über die Arbeit und Organisation des Haus-Notruf-Dienstes aufgelegt. Man kann sie über die Geschäftsstelle, Kaiserstraße 6, beziehen. ki
Die Maingas AG fördert den Einsatz modernster Technik. Hausbesitzer und Mieter, die in den kommenden Monaten sogenannte Gas-Brennwert-Heizkessel mit einer Leistung bis 50 Kilowatt einbauen, erhalten von dem Versorgungsunternehmen einen einmaligen Zuschuß in Höhe von jeweils 1000 Mark. Die Geräte, die auch die bislang durch den Schornstein "verfeuerte" Wärme der Abgase nutzen und so für eine optimale Ausnutzung der Energie sorgen, kosten für Ein- bis Vier-Familien-Häuser zwischen 4000 und 9000 Mark.
Wie Maingas-Sprecher Joachim Schwantje sagte, will das Versorgungsunternehmen mit dem Zuschuß die neue Technologie fördern, die gegenüber der herkömmlichen Technik derzeit noch spürbar teurer sei. Brennwert-Heizkessel seien inzwischen zwar technisch ausgereift, hätten in der Bundesrepublik aber im Gegensatz zu den Niederlanden noch keinen großen Marktanteil erreicht.
Maingas zahlt ab sofort einen Zuschuß von 1000 Mark, wenn Hausbesitzer oder Mieter ein Brennwertgerät mit einer Leistung bis zu 50 kW installieren. Bei bestehenden Gebäuden muß das Gerät bis 30.Juni, bei Neubauten bis zum 31. Dezember 1993 in Betrieb sein.
Eine Ausstellung von Gas-Brennwertgeräten von neun verschiedenen Herstellern ist noch bis einschließlich Freitag, 2. Oktober im Beratungszentrum der Maingas AG in der B-Ebene unter der Hauptwache zu sehen. Die Gas-Brennwerttechnik stand auch im Mittelpunkt einer Fachtagung, die die Maingas AG in Zusammenarbeit mit der Gasgemeinschaft Rhein-Main und dem Initiativkreis Erdgas & Umwelt veranstaltet hat. Unter den Teilnehmern waren Planer, Architekten, Installateure, Heizungsbauer, Vertreter der Wohnungswirtschaft, Umweltschutzbeauftragte und Berufsschullehrer. gang
NATO bietet UN 6000 Soldaten an Hilfe für Bosnien / Bündnis in neuer Rolle Von unserem Korrespondenten Erich Hauser BRÜSSEL, 3. September. Zum Schutz humanitärer Hilfstransporte in Bosnien-Herzegowina und zur Überwachung schwerer Waffen der Kriegsparteien bietet die NATO den Vereinten Nationen (UN) bis zu 6000 Soldaten an. Mit diesem Beschluß, den der Ständige Rat der 16 NATO-Mitgliedsstaaten am Mittwoch abend in Brüssel faßte, übernimmt die Allianz erstmals eine Unterstützungsaufgabe für die Weltorganisation. Als "neue Rolle" des Bündnisses waren derartige Aktionen für die UN oder die KSZE auf der Tagung des NATO-Ministerrats Anfang Juni in Oslo ins Auge gefaßt worden. Die NATO sagte insgesamt 6000 Soldaten zu. In dieser Zahl sind allerdings jene 5000 inbegriffen, die schon Ende August von Ländern der westeuropäischen Verteidigungsorganisation WEU bereitgestellt worden waren, verlautete aus informierten Kreisen in Brüssel. Der WEU gehören Frankreich, Großbritannien, Italien, Belgien, die Niederlande, Luxemburg, Spanien, Portugal und Deutschland an. Die zusätzlichen Truppenkontingente werden nach NATO-Auskünften von der Türkei und Kanada gestellt. Dänemark und Norwegen wollten eventuell ebenfalls Soldaten zur Verfügung stellen.
Aus einer Erklärung von NATO-Generalsekretär Manfred Wörner geht hervor, daß der Beschluß im Lichte der jüngsten Londoner Jugoslawien-Konferenz zustande kam. Die NATO sei bereit, weitere Unterstützung in den Bereichen Transport, Nachrichtenwesen und Nachschub zur Verfügung zu stellen, sofern dies von den UN gewünscht werde. Außerdem stehe den UN oder der KSZE für den Schutz von Hilfslieferungen und die Überwachung schwerer Waffen die Notfallplanungskapazität der NATO zur Verfügung. Er kündigte auch die Teilnahme von NATO-Experten bei den KSZE-Beratungen über die Kontrolle schwerer Waffen an.
Zur Zeit sind in Bosnien etwa 1600 UN-Blauhelme stationiert, die von ursprünglich 14 000 Mann für Kroatien abgezogen wurden. Die UN-Truppe in Bosnien soll auf 8000 Mann erweitert werden.(Weiterer Bericht auf Seite 2, Kommentar auf Seite 3)
SCHÖNECK. Das Einwohnermeldeamt Schöneck hat Mitte dieses Jahres eine Statistik über die Bevölkerung der Gemeinde ausgearbeitet. In Schöneck wurde eine Schallgrenze übeschritten: Erstmals leben dort mehr als 11 000 Menschen.
Genauer gesagt 11 050. Aufgeteilt auf die Ortsteile heißt das: 5667 wohnen in Kilianstädten, 3363 in Büdesheim und 2020 in Oberdorfelden. In Schöneck gibt es einen Ausländeranteil von 6,6 Prozent. Insgesamt sind 32 Nationalitäten vertreten. Den größten Anteil bilden Jugoslawen (117), vor Italienern (116) und Türken (104). Außerdem sind die Frauen in Schöneck in der Mehrheit: 5559 Frauen stehen 5491 Männern gegenüber. gf
HEUSENSTAMM. Zum Thema Familienpolitik wird die ehemalige Frauenbeauftragte und Staatssekretärin Otti Geschka (CDU) am Donnerstag, 10. September, 20 Uhr, im Fraktionszimmer der CDU im Rathaus sprechen. Eingeladen sind zum Diskussionsabend unter der Überschrift "Heusenstammer Dialog" CDU-Mitglieder und interessierte Bürger. pmü
Der Richtkranz hängt seit Donnerstag nachmittag über einem neuen Bürohaus in Frankfurts Zentrum: Auf dem Grundstück Mainzer Landstraße 61 nahe dem Platz der Republik ist seit Oktober 1991 ein siebengeschossiges Gebäude gewachsen. Über 40 Tiefgaragenplätzen bietet das Haus 7000 Quadratmeter Büroraum. Nach dem Entwurf des Architekturbüros Nägele, Hofmann, Tiedemann aus Frankfurt entstand eine Eingangshalle mit Panoramaaufzügen und einer gläsernen Überdachung.
Das neue Gebäude gehört der Deutschen Grundbesitz-Investment, einer Tochter der Deutschen Bank. Das Unternehmen ist an der Mainzer Landstraße nicht mehr unbekannt: Weiter westlich in Höhe des Güterplatzes plant es eine lukrative Kombination von Wohnungen und Büros und hat dafür eine ganze Häuserzeile aufgekauft. Beim Richtfest des 110 Millionen Mark teuren Projektes Mainzer Landstraße 61 räumte Friedrich Hauber, Geschäftsführer der Gesellschaft, ein, daß es bei der Vermietung von Büroflächen im zurückliegenden Sommer in Frankfurt "relativ ruhig" zugegangen sei.
Hauber beteuerte, das neue Bürohaus werde dennoch bis zu seiner Fertigstellung im April 1993 komplett vermietet sein.
Die "Grüße der Stadt Frankfurt" überbrachte bei dem Richtfest Bürgermeister Hans-Jürgen Moog (CDU). jg
PEKING, 3. September. Die chinesische Regierung hat am Donnerstag heftig gegen die Ankündigung von US-Präsident George Bush protestiert, den Verkauf US-amerikanischer F-16-Kampfflugzeuge nach Taiwan zu genehmigen. Der US-Botschafter in Peking, Stapleton Roy, wurde ins Außenministerium bestellt. "Die chinesische Regierung verlangt nachdrücklich, daß die US-Regierung ihre irrige Entscheidung widerruft," heißt es in einer später von der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua (Neues China) verbreiteten Protestnote. China würde es anderenfalls "schwierig finden, weiterhin an den Treffen der Fünfer-Gruppe (des UN-Weltsicherheitsrats, Red.) über Rüstungskontrolle teilzunehmen".
Die chinesische Seite sei über die Entscheidung des US-Präsidenten "schokkiert und wütend", zitiert Xinhua Vize- Außenminister Liu Huaqiu. Bush hatte in einer Wahlkampfrede im texanischen Fort Worth gesagt, er werde dem Verkauf von 150 modernen Kampfflugzeugen vom Typ F-16AB nach Taiwan zustimmen.
"Die chinesische Öffentlichkeit ist davon überzeugt, daß die Entscheidung vor allem darauf zurückzuführen ist, daß Präsident Bush Wählerstimmen für die Präsidentschaftswahlen braucht," kommentierte Xinhua.
Nach mehr als einem Jahrzehnt schrittweiser Annäherung könnte der Waffenhandel zu einem schweren Rückschlag für die US-chinesischen Beziehungen führen. Taiwan und die Volksrepublik China beharren beide auf ihrem Alleinvertretungsanspruch für ganz China. Der Waffenhandel wäre ein politischer Triumph für Taiwan, dessen letzter Verbündeter Südkorea sich vor wenigen Tagen durch die Aufnahme diplomatischer Beziehungen Peking zugewandt hat.
Firmen-Telegramm
Colonia bittet Firmen zur Kasse Der Sanierungskurs der Colonia-Versicherungsgruppe in ihrem defizitären Industriegeschäft zeigt "erste Erfolge". Der Vorstand glaubt daher, dem Ziel, "unsere Ertragskraft merklich zu verbessern", im laufenden Jahr "ein gutes Stück" näher- kommen zu können. Im ersten Semester kletterten die Brutto-Beitragseinnahmen der mehrheitlich zum französischen Victoire-Konzern gehörenden Assekuranz um 6,3 Prozent auf 4,5 Milliarden Mark. Brüssel schaut in Siemens-PKI-Kabel Die EG-Kommission hat eine wettbewerbsrechtliche Prüfung mehrerer geplanter Siemens-Beteiligungen auf den Gebieten Kabel und Glasfaser eingeleitet. Unter die Lupe genommen wird vor allem das von dem Münchner Multi gemeinsam mit Philips Kommunikations Industrie (PKI) geplante Joint-venture Nachrichtenkabel und -anlagen. Kaske nun auch Chefaufseher bei BfG Der ehemalige Volksfürsorge-Chef Wolfgang Kaske, Bruder des scheidenden Siemens-Bosses, ist nach seinem Aufstieg an die Spitze des Allfinanzimperiums Aachener und Münchener Beteiligungs- AG (AMB) jetzt auch in den Aufsichtsrat der AMB-Tochter BfG Bank eingezogen. Das Kontrollgremium wählte den 61jährigen zu seinem Vorsitzenden. Kaske folgt auch in dieser Position dem Ex-AMB-Primus Wolf-Dieter Baumgartl nach.
Mars macht Osterhasen mobil Der Süßwarenhersteller Mars (Viersen) will mit seinen Topmarken weiter in neue Märkte vorstoßen. Von 1993 an werde Mars auch Osterhasen und Weihnachtsmänner anbieten, erklärt Firmenchef Hans-Gerd Füchtenkort. Außerdem wolle man Tafelschokolade auf den Markt bringen. Die deutsche Tochter des amerikanischen Familienkonzerns mit elf Milliarden Dollar Umsatz steigerte ihre Verkäufe 1991 um neun Prozent auf rund 890 Millionen Mark. Der Betriebsgewinn wurde von 18 auf 19 Millionen Mark gesteigert. Agiv erhöht Kapital Den Aktionären des Mischkonzerns Aktiengesellschaft für Industrie und Verkehrswesen (Agiv) winkt für 1992 wieder eine Dividende von elf Mark. Der Vorstand gründet seine Zuversicht auf ein Umsatzplus im ersten Halbjahr von 14 Prozent und einen Zuwachs beim Auftragsbestand von 15 Prozent. Im Rahmen der beschlossenen Kapitalerhöhung werden zwischen 9. und 23. September junge Aktien zum Preis von 300 Mark im Verhältnis sechs zu eins angeboten. Voest zeigt Interesse für Maxhütte Für die mit Verlusten kämpfende Neue Maxhütte Stahlwerke (Sulzbach-Rosenberg) erwartet das bayerische Finanzministerium ein Kaufangebot des österreichischen Voest-Konzerns.
ATHEN (öhl/dpa). Mit einem 24stündigen Generalstreik hat gestern die Welle der Proteste gegen die Rentenreformpläne der konservativen griechischen Regierung einen neuen Höhepunkt erreicht. Nach Angaben der Gewerkschaften beteiligten sich über eine Million Arbeitnehmer an dem Ausstand. Die Regierung bezeichnete diese Zahl jedoch als weit übertrieben. Mehrere zehntausend Streikende nahmen an einem Protestmarsch durch das Athener Stadtzentrum teil.
In den meisten staatlichen Behörden, bei der Post, der Fernmeldegesellschaft, den Staatsbanken und den öffentlichen Verkehrsbetrieben ruhte die Arbeit fast völlig. Ein mehrstündiger Streik der Fluglotsen führte zu erheblichen Störungen im Luftverkehr. Auch das Personal in zahlreichen staatlichen Krankenhäusern beteiligte sich an dem Ausstand.
In der Privatwirtschaft dagegen blieb der Streikaufruf des Gewerkschaftsbundes weitgehend ohne Resonanz. In den meisten Betrieben wurde normal gearbeitet. Auch in Handel und Handwerk gab es keine Ausstände.
Die am vergangenen Wochenende dem Parlament zugeleitete Rentenreform bringt vor allem für die Beschäftigten des Öffentlichen Dienstes spürbare Einschnitte: die Staatsdiener sollen künftig für ihre Renten länger arbeiten und höhere Beiträge zahlen (siehe nebenstehenden Bericht). Die Gewerkschaften des Öffentlichen Dienstes haben für den kommenden Mittwoch und Donnerstag bereits neue Arbeitsniederlegungen angekündigt. Der Gewerkschafts-Dachverband GSEE will heute über die Ausrufung eines weiteren Generalstreiks in der nächsten Woche entscheiden. Die Regierung bekräftigte ihre Entschlossenheit, die Reform gegen alle Widerstände durchzuziehen.
Unterdessen beginnt der seit einer Woche andauernde Streik bei den staatlichen Elektrizitätswerken schwerwiegende Folgen für die griechische Volkswirtschaft zu zeigen. Elf der 24 Kraftwerke liegen still, weil die Turbinen wegen des Ausstandes nicht mehr gewartet werden. Dadurch kommt es im ganzen Land täglich zu Stromausfällen, die mitunter eine Dauer von bis zu sechzehn Stunden erreichen. In den Kühlhäusern verrotten tonnenweise Lebensmittel. Impfstoffe und Medikamente werden unbrauchbar, weil sie nicht mehr gekühlt werden können. Zu Problemen führen die ständigen Stromausfälle inzwischen auch bei der Aufbereitung des Trinkwassers.
An den Tankstellen kann kein Benzin mehr gezapft werden. Die Straßen bleiben nachts dunkel. Feuerwehr, Krankenwagen und Polizei fahren einen Einsatz nach dem anderen. Sie befreien Menschen aus steckengebliebenen Aufzügen, löschen Wohnungsbrände nach Kurzschlüssen oder bringen Patienten mit Lebensmittelvergiftungen, Hitzschlägen, Kreislaufbeschwerden oder Nervenzusammenbrüchen in die Krankenhäuser.
Ein Sprecher der Regierung erklärte gestern, innerhalb von 24 Stunden werde das Innenministerium darüber entscheiden, ob die Angestellten der Elektrizitätswerke dienstverpflichtet werden sollen.
HÖCHST. In der einen Hand den Rock schön geschürzt, in der anderen das in braunes Papier geschlagene Buch, sagt die Mutter zum Sohn: "Komm schon!" Doch der Kleine mit den kniekurzen Hosen muß noch schauen, was es in der neuen Buchhandlung außer der Lesefibel noch alles gibt. So ähnlich könnte es sich zumindest zugetragen haben, nachdem Theodor Hoeser 1892 im Börsenblatt die "ergebene Mitteilung machte, eine Buch-, Papier- und Landkartenbuchhandlung" eröffnet zu haben. Es war die erste im damals eigenständigen Höchst.
Was einst in den Regalen stand, vermutet der heutige Inhaber nur: "Wahrscheinlich konnte die Bürgersfrau hier den neuesten Fontane kaufen", sagt Klaus Vorpahl. Ganz sicher ist er aber nicht, denn Rechnungsbücher von damals gibt es nicht mehr. Die Bärsche Buchhandlung ist zwar eines der ältesten Höchster Einzelhandelsgeschäfte, aber ihr fehlt das typische Merkmal alteingesessener Firmen: Sie war nie Familienbetrieb. Die Namen der zehn Inhaber tauchen immer nur eine Generation lang auf. Auch wenn die Buchhandlung seit 1919 nach ihrem damaligen Inhaber Bärsch benannt ist.
Am längsten war Max Strucken ihr Besitzer: von 1937 bis 1970. "Damals nannten wir die Buchhandlung den Schlauch", erzählt Gerd Noll. Der gebürtige Höchster kaufte schon als Schulbub seine Lesebücher in dem engen Laden an der Kaiserstraße vis-à-vis der Post, bis der 1961 in die Hostatostraße umzog. Mit Schulbüchern machte man bis in die ersten Nachkriegsjahre hinein gute Geschäfte, da Lehrmittel selbst gekauft werden mußten.
So gesehen hatte sich Hoeser einen vortrefflichen Zeitpunkt für seine "expansive unternehmerische Entscheidung" gewählt, wie Vorpahl die Filialgründung nennt. Dank der 1810 eingeführten Schulpflicht lernten immer mehr Menschen lesen. Es war die Zeit, in der unter dem Motto "Wissen ist Macht" auch in Höchst Bildungsvereine wie der evangelische und der katholische Arbeiterverein gegründet wurden. Und einen Startvorteil hatte die Bärsche Buchhandlung im Vergleich zu älteren Geschäften: Vier Jahre vorher waren feste Preise für Bücher eingeführt worden. Eine noch heute gültige Regelung. "Noch", sorgt sich Klaus Vorpahl angesichts des kommenden EG-Binnenmarktes.
Gerd Noll, mittlerweile seit 60 Jahren Bärscher Kunde, erinnert sich: "Zwei Mark und achtzig Pfennig, das war lange ein fester Preis für Romane. Faust habe ich mir für 1,50 Mark gekauft." Zum Vergleich: Ein Brötchen kostete in den 40er Jahren vier Pfennig - der Preis für einen Roman war dem heutigen deswegen durchaus vergleichbar.
Wer sich damals Bücher nicht leisten konnte, ging in die Leihbücherei. Noll weiß noch, daß sein arbeitsloser Onkel sich für 20 Pfennig die Woche "richtig dicke Schmöker" auslieh. Allerdings nicht mehr bei Bärsch. Der letzte Vermerk über "Leihbibliotheken und Journallesezimmer" datiert für die Bärsche Buchhandlung aus dem Jahr 1924. "Die Leihbüchereien waren lange das, was heute Fernsehserien sind: für Unterhaltung zuständig", sagt Klaus Vorpahl, der außer seiner Buchhandlung noch einen Lehrauftrag für Buchhandelsgeschichte an der Frankfurter Fachhochschule für Bibliothekswesen innehat.
Und das, obwohl er - was sein eigenes Unternehmen betrifft - am liebsten über Zukunft spricht. Wenn er dennoch einen markanten Einschnitt in der Historie der Bärschen Buchhandlung nennt, dann sind es die 30er Jahre: "Damals wurden die späteren Farbwerke mit ihren Bestellungen an Fachliteratur der wichtigste Kunde." Eine Tradition, die Klaus Vorpahl aufgriff und ausbaute. Heute macht die Bärsche Buchhandlung 60 Prozent ihres Umsatzes mit wissenschaftlicher Literatur, die sie an Bibliotheken im In- und Ausland liefert.
Vorpahl ist aber nicht nur darauf stolz - wie ihm trotz aller Bescheidenheit anzumerken ist: In 22 Jahren hat er einen neuen Kundenkreis aufgebaut. "Als ich vor 20 Jahren 100 Exemplare von Brechts Gesamtausgabe bestellte, hat der frühere Besitzer nur gelacht. Heute kommen dagegen Kunden, die eine Kletterkarte oder auch einen Gedichtband von Celan brauchen."
"Das neue europäische Konzert", so der Titel eines Buchs von EG-Kommissionspräsident Jacques Delors, ist inzwischen "zu einer Veranstaltung für Liebhaber arg moderner Musik geworden". Nachdem bereits das Dänen-Nein um die Maastricht-Melodie fürchten ließ, werde ausgerechnet in Delors' Frankreich das unharmonische, mithin abrupte Ende denkbar. Hans-Helmut Kotz, Chefvolkswirt der Deutschen Girozentrale, macht sich in der heute erscheinenden Ausgabe der Sparkassen-Zeitung seine wie gewohnt tiefsinnigen Gedanken über die Europäische Währungsunion.
Der überwiegende Teil der Mißklänge rührt für ihn fraglos daher, daß sich die Bundesbank beim Management der deutschen Währungsunion von ihren "heimischen Partnern", den Lohn- und Haushaltspolitikern, einigermaßen alleine gelassen fühle. Die deshalb hohen Zinsen der Mark als Ankerwährung im Europäischen Währungssystem (EWS) paßten aber überhaupt nicht ins konjunkturelle Umfeld der "Mitspieler". Sich davon durch Abwertung abzukoppeln liefe jedoch, etwa im Falle Frankreichs, darauf hinaus, das über Jahre und unter Hinnahme einiger Zielverzichte (weniger Wachstum, mehr Arbeitslosigkeit) angesammelte Vertrauenskapital auf einmal zu verfrühstücken. Die Situation scheine somit ausweglos. Für Kotz beginnt "die Euro-Melancholie".
In der gegenwärtigen Krise des Ecu-Anleihenmarktes sowie des EWS und in der Stärke der Mark kommt nach seiner Ansicht in erster Linie zum Ausdruck, "daß an den Märkten niemand mehr die Maastricht-Option kauft". Denn selbst ein statistisch immer noch mögliches Ja der Franzosen bei ihrem bevorstehenden Referendum - Le Monde berichtete am Mittwoch von 53 Prozent Zustimmung in der jüngsten Meinungsumfrage - beantworte nicht die Frage, wie es weitergehen könnte. Der Volkswirt, "einer der klügsten Köpfe im Frankfurter Bankenviertel", wie ihn jüngst Die Zeit ehrte, glaubt, daß Maastricht zwar noch nicht tot sei, aber doch im Koma liege. Er verweist auf das politische Umfeld: So solle in Frankreich das Ja mittlerweile mit dem Appell an nationale Ressentiments und dumpfe Ängste gerettet werden. Es sei fraglich, ob die Währungsunion auf dieser Basis funktioniere. Dennoch: Europa sei in allen wesentlichen, nicht nur wirtschaftlichen Dimensionen zu stark verflochten, als daß man keinen zweiten, dann aber weniger ambitiösen Versuch starten sollte. Kotz: "Die Diskussion beginnt von neuem." ski
HANAU. Eine Führung durch das Deutsche Weinmuseum in Oppenheim steht im Mittelpunkt eines Fahrt nach Dolgesheim, die die Arbeiterwohlfahrt am Mittwoch, 9. September, veranstaltet. Die Tour, die um 9 Uhr am Freiheitsplatz beginnt und mit einem gemütlichen Beisammensein mit Weinprobe endet, kostet 33 Mark. Anmeldungen nimmt der Stadtverband unter der Telefonnummer 2 47 61 entgegen. jur
HANAU. Die Hanauer Grünen unterstützen Stadtbaurat Jürgen Dressler in seinem Vorstoß, bei Bürgerversammlungen für Akzeptanz von Asylbewerbern in Hanau zu werben. Wie ihr Sprecher Elmar Diez erklärt, begrüßen sie auch den Vorschlag des SPD-Vorsitzenden Hans Heimerl, "runde Tische" einzurichten, falls außer Parteien und Verwaltung auch die Bürger einbezogen werden.
Die Grünen erinnern außerdem an eine einstimmige Erklärung in der Hanauer Stadtverordnetenversammlung vom Oktober vergangenen Jahres, die als Reaktion auf die Übergriffe gegen Asylbewerber in Hoyerswerda beschlossen wurde. Darin hatten alle Parteien festgestellt, daß "alle Kommunen gefordert seien, ihre Aufnahmeverpflichtung in sozialer Verantwortung zu erfüllen".
Die Grünen sehen diesen Konsens durch Teile der CDU gefährdet, die durch die Gründung einer "sogenannten Bürgerinitiative" der rechtsradikalen Propaganda in den Bürgerversammlungen zu den geplanten Asylbewerberunterkünften den Weg bereite.
Die Partei lobt außerdem die Kirchen für ihr Engagement gegen die wachsende Gewaltbereitschaft gegen Ausländer, die sich in Hanau auch bei dem Brandanschlag auf das Asylbewerberheim in der Möhnestraße gezeigt habe. Die Kirchen hätten zuerst dieses "Rostock-Syndrom" angeprangert und "konstruktive Vorschläge" zur Akzeptanz von Asylbewerbern in Hanau eingefordert. res
DARMSTADT. Dem bundesweit als Vorreiter-Modell bekannten Darmstädter "Studenten-Ticket" ist ein Riesenerfolg beschert: Nach den jetzt von der Verkehrsgesellschaft der Hessischen Elektrizitäts-AG (HEAG) bekanntgegebenen Daten einer repräsentativen Fahrgastzählung waren 16 Prozent der Bus- und Straßenbahnbenutzer Studierende der beiden örtlichen Fachhochschulen und der Technischen Hochschule (TH).
Die Daten wurden im Juni über einen Zeitraum von zwei Wochen erhoben. Bei einer geschätzten Beförderungskapazität von rund 80 000 Fahrgästen pro Tag bedeutet das, daß an den Haltestellen durchschnittlich etwa 13 000 Studenten ein- und ausstiegen - fast die Hälfte der an den Hochschulen Immatrikulierten.
Das Modell, den Studentenausweis als Semesterfahrkarte benutzen zu können, läuft seit dem Wintersemester 1991/92. Alle in Darmstadt eingeschriebenen Studierenden entrichten mit den Semesterbeiträgen einen "Solidar-Obolus" von 24 Mark und dürfen so kostenlos Busse und Straßenbahnen im Stadtgebiet sowie im Kreis Darmstadt-Dieburg benutzen.
Eine statistisch exakte Erhebung mit Auskünften über Verkehrsströme, Fahrtziele und soziale Aufschlüsselung der Passagiere, wie sie im Juni gestartet wurde, derzeit erneut läuft und noch einmal im Winter durchgeführt wird (Kosten der Studie: 400 000 Mark) ist eine der Bedingungen dafür, daß aus dem von der Landesregierung nur als Pilotprojekt genehmigten Testlauf ab nächstem Frühjahr ein Dauerangebot wird.
Das Land gewährt Ausgleichszahlungen für den subventionierten Ausbildungsverkehr und möchte deshalb genaue Daten haben. Der Zwiespalt für Wiesbaden liegt darin, daß eine verkehrspolitische Trendwende "weg vom Auto" zwar gewünscht wird, aber ein steigendes Fahrgastaufkommen unter den Studierenden in Bussen und Bahnen den Landesetat auch mehr belastet.
Die Bereitschaft der HEAG zu einem Studenten-Ticket ist Bestandteil eines bis 1995 laufenden Programms, um den öffentlichen Nahverkehr attraktiver und moderner zu machen. Derzeit sind 27 Niederflurbusse bestellt, das ist die Hälfte des gegenwärtigen Depot-Bestandes. Im Sommer 1994 sollen 30 neue Niederflur-Straßenbahnwagen in Betrieb genommen worden. Seit Jahresbeginn hat die HEAG, weil immer mehr Kunden umsteigen, 40 neue Busfahrer eingestellt.
Nach dem Erfolg der Expreß-Straßenbahnlinie 6 (täglich 2900 Fahrgäste mehr als zuvor auf der mit Investitionen von 16,8 Millionen Mark "beschleunigten" Strecke) soll als nächstes (wahrscheinlich ab 1994) die Trasse von Griesheim zum Böllenfalltor zu einer Schnellinie werden, um die Fahrtzeiten stark zu verkürzen: Bewilligungsbescheide aus Wiesbaden für Zuschüsse nach dem Gemeinderverkehrsfinanzierungsgesetz sind gerade in der HEAG-Verwaltung eingetroffen.
Verhandlungen über die Einführung eines "Job-Tickets" führt die HEAG gegenwärtig mit der Stadtverwaltung, dem Regierungspräsidium, den Verwaltungen der Hochschulen und der Firma Merck - es geht dabei um weit mehr als 10 000 Beschäftigte. Beim Hochschulpersonal sind noch steuerrechtliche Hindernisse (das vom Arbeitgeber bezuschußte Ticket ist ein "geldwerter Vorteil") zu beseitigen. Das Land hat aber, so HEAG-Hauptabteilungsleiter Manfred Fischer, signalisiert, das Vorhaben deshalb nicht zu bremsen.
Gespräche gibt es auch zwischen HEAG und dem Frankfurter Verkehrsverbund. Das Ziel: Daß es vielleicht bald keine Zukunftsmusik mehr ist, mit einem einzigen Fahrschein aus Darmstadt und den Stadtteilen bis nach Frankfurt und Wiesbaden zu fahren. JÖRG FEUCK
KELSTERBACH. "40 Jahre Stadt Kelsterbach - die Stadt Kelsterbach wäre nicht die Stadt Kelsterbach, wenn das nicht gebührend gefeiert würde", meinte SPD-Landtagsabgeordneter Martin Schlappner, der am Mittwochabend im Bürgerhaus die Festansprache der akademischen Feier zur Erinnerung an die Verleihung der Stadtrechte vor vierzig Jahren hielt. 400 Gäste, darunter Prominenz aus Politik, Wirtschaft, Kirchen und Vereinen hatten sich dazu im Bürgerhaus eingefunden. "Eine große Gemeinschaft", freute sich Bürgermeister Fritz Treutel über seine Stadt im allgemeinen und die Festveranstaltung im besonderen.
Schlappner würdigte die Entwicklung Kelsterbachs zu einem modernen Gemeinwesen, das sich trotz Wachstum den besonderen Geist der Zusammengehörigkeit seiner Einwohner bewahrt habe: Die großen Entscheidungen hätten Kelsterbach Stadt lebenswert, die kleinen, nicht unwichtigen Beschlüsse die Stadt liebenswert gemacht.
So sei auch der 40. Stadtgeburtstag kein Fest der Honoratioren, sondern werde die gesamte Bürgerschaft einbezogen. Und die zeitliche Nähe der Kerb komme wohl nicht von ungefähr, schließlich sei Bürgermeister Fritz Treutel ja auch noch Ehren-Kerweborsch.
Schlappners besonderes Lob galt der Toleranz der Kelsterbacher im Zusammenleben mit ihren ausländischen Mitbürgern. Auch von ihnen seien schon nach kurzer Zeit viele vom "Kelsterbacher Bazillus" befallen, engagierten sich rege in einem der örtlichen Vereine oder hätten neue gegründet: "Es gibt kaum einen Verein, den es nicht gibt."
Gut funktioniere auch die Partnerschaft zwischen Kommune und Kirche, demonstriert durch das Gespann Bürgermeister Treutel und Pfarrer Herbert Köhl, eine lokale Variante von Don Camillo und Peppone. All dies trage zu Kelsterbachs speziellem Reichtum bei, der nämlich nicht nur Geld, sondern auch engagierte Bürger einschließe.
Der Abgeordnete würdigte ausführlich die Leistungen der Kommune, die Beibehaltung der eigenen Schulträgerschaft ebenso wie die "konzertierte Aktion", die in schwierigen Zeiten 120 zusätzliche Ausbildungsplätze ermöglicht hatte. Kampf um die Erhaltung der kommunalen Selbständigkeit, Abwehr der Eingemeindungsbestrebungen nach Frankfurt und Mitarbeit im Umlandverband waren wichtige Kapitel seiner Ansprache.
Der Festredner machte auch deutlich, daß kommunalpolitisch keine Langeweile in Kelsterbach aufkommen wird. Die Zukunftsaufgaben reichten von der Schnellbahntrasse bis zur Wiederverwertung des Caltex-Geländes, von Verkehrsberuhigung bis zur Beseitigung der Wohnungsnot.
Am Mittwochabend verblüffte Bürgermeister Treutel die Besucher mit der Kürze seiner nur zwölfminütigen Begrüßungsrede. So kamen denn auch alle noch ziemlich frühzeitig zum gemeinsamen Essen, an das sich die zahlreichen Grußworte anschlossen, die Regierungspräsident Dr. Horst Daum eröffnete. Im Rahmenprogramm wirkten nach der vom Orchesterverein eingangs intonierten "Kleinen Nachtmusik" noch die Gesangvereine "Einigkeit", "Volkschor" und "Teutonia" sowie der evangelische Bläserchor mit. cas
KÖNIGSTEIN. Vier Autos krachten Mittwoch gegen 18.30 Uhr in der Wiesbadener Straße zusammen. In der von Königstein in Richtung Schneidhain rollenden Fahrzeugschlange hatte ein Fahrer anhalten müssen, weil der Wagen vor ihm nach links abbiegen wollte.
Die beiden nachfolgenden Fahrer bremsten stark ab, der vierte fuhr auf und schob die Wagen ineinander. Er hatte vermutlich einen zu geringen Sicherheitsabstand eingehalten, heißt es im Polizeibericht. Der Sachschaden liegt bei über 13 000 Mark. w
Die Welt wird immer noch interpretiert, aber sie verändert sich derzeit so aberwitzig, daß selbst Grundbegriffe unseres politischen Selbstverständnisses verstörend fragwürdig werden. "Demokratie", "Gemeinschaft", "soziale Gerechtigkeit und Solidarität" sind solche Begriffe. Ihre scheinbare Gewißheit wird in Rostock und anderswo, in "ethnischen Säuberungen", in sozialen Verteilungskämpfen und neuen Völkerwanderungen ad absurdum geführt. Nachdenken über die widerspruchsvollen Wege und Verzweigungen der Demokratie-Idee verspricht die Vortragsreihe "Denken ohne Geländer" der evangelischen Erwachsenenbildung und des Frankfurter Amts für Wissenschaft und Kunst.
Micha Brumlik, Professor für Pädagogik und streitbarer Stadtverordneter, eröffnete die Reihe vorgestern im Dominikanerkloster mit einem Vortrag über Michael Walzer. Walzer ist vielleicht der provokanteste Vordenker einer kleinen, doch einflußreichen Gruppe amerikanischer "Kommunitaristen", deren Name Programm ist: sie wollen die Massendemokratien der Moderne, deren hochgetriebener Individualismus die Willkürfreiheit des einzelnen zum Himmelreich auf Erden verklärt, daran erinnern, daß Gesellschaft letztlich auf geteilten Lebensformen, Werten und Traditionen, nämlich auf intakten Gemeinschaften beruht.
Weil die Auszehrung sozialer Bindungskräfte uns offensichtlich bedroht, ist die kommunitaristische Gesellschaftskritik mehr als bloß eine amerikanische Mode. Das Loblied der Kommunitaristen auf die Gemeinschaft klingt freilich für viele Deutsche naiv: Wo sich "Gemeinschaft" einst fatal auf "Volkskörper" reimte, statt auf constitution, können Sinnstiftung, Zugehörigkeitsgefühle und heimelige Binnen-Ethiken unterhalb abstrakt-universeller Gebote, wie sie den Kommunitaristen am Herzen liegen, nicht ungebrochen als Heilmittel für die sieche Moderne ausgegeben werden.
Provokant ist auch Walzers an Hegel gemahnende Ansicht, die höchste Form der Gemeinschaft sei der nationale Rechtsstaat. Denn, so meint Walzer, nur solche politischen Gemeinwesen, die sich als Staaten etablieren, können ihren Mitgliedern Bürgerrechte gewähren, und diese wiederum bilden die Grundlage für die gerechte Verteilung aller sonstigen begehrenswerten Güter, die es in einer Gesellschaft zu verteilen gibt. Von Walzer stammt das Konzept der Gerechtigkeit als "komplexer Gleichheit", die Ungleiches ungleich sein lassen will, anstatt alle und alles über einen Leisten zu scheren.
Was heißt das aber konkret etwa für die Menschen, die "ihre" Staaten verlassen, weil sie in einem andren nicht nur ein materiell besseres Leben erhoffen, sondern auch ungleich mehr Demokratie? Gibt es Rechte, die allen Menschen als Menschen zukommen und nicht nur als Staatsbürgern? Der Idee eines sozialen Bandes, das die Menschen auch jenseits ihrer Staaten und Nationen vereint, scheint Walzer wenig Sinn abgewinnen zu können. Ohnehin sind Menschenrechte für Kommunitaristen eher zweifelhafte Fiktionen als anerkennungswürdige Utopien oder regulative Ideen. Leider kommt die Realität diesen Zweifeln heute mehr denn je entgegen.
Bis zum 8. Dezember werden in der Reihe "Denken ohne Geländer" noch folgende politische Denker und Philosophen aus West- und Osteuropa vorgestellt, deren Urteilsvermögen und moralische Empfindsamkeit ohne die Absicherung durch die geschichtliche Mission einer Klasse, Völkerschaft oder Nation auskommt: Jan Patocka (28. September), Simone Weil (13. Oktober), Gustav Landauer (26.), Dolf Sternberger (4. November), Martin Buber, Karl Jaspers, Leszek Kolakowski. MATTHIAS KETTNER
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Kreistag diskutiert FRIEDBERG. Über die Anschaffung der zwei modernen Triebwagen VT 628 für die Bahnstrecke Friedberg-Nidda, die Gründung einer gemeinnützigen Gesellschaft "Flüchtlingshilfe" und die ersten Nachträge zu den Wirtschaftsplänen der Kreiskrankenhäuser Friedberg und Schotten berät der Haupt- und Finanzausschuß des Kreistages in seiner Sitzung am Freitag, 18. September, um 8.30 Uhr im Kreishaus, Sitzungszimmer 201. Ausschuß tagt in Friedberg WETTERAUKREIS. Die Sitzung des Ausschusses für Kreisentwicklung im Anschluß an die Kreisbereisung am Mittwoch, 9. September, findet ab 18 Uhr im Sit- zungszimmer 201 des Kreishauses in Fried- berg statt und nicht, wie irrtümlich in der Einladung angekündigt, in Nidda, teilt der Ausschußvorsitzende Georg Wegner mit. Thema: Duales System FRIEDBERG. Mit der Einführung des Dualen Sastems (DSD) im Wetteraukreis befaßt sich der Haupt- und Finanzausschuß des Kreistages am Freitag, 18. September, in einer gemeisamen Sitzumg mit dem Umweltausschuß ab 11 Uhr im Sitzungszimmer 201 des Kreishauses. Außerdem steht die Sanierung der mit Kieselrot belasteten Sportflächen an der Karl-Weigand-Schule in Florstadt und der Brüder-Grimm-Schule in Friedberg auf der Tagesordnung.
OFFENBACH. Bebauungspläne schaffen Baurecht und haben Gesetzeskraft. Mit ihnen legen Magistrat und Stadtverordnetenversammlung in Übereinstimmung mit der Kommunalaufsicht die städtebauliche Entwicklung fest und wie eine Fläche genutzt werden kann. Einen solchen Bebauungsplanentwurf für das 210 000 Quadratmeter große Areal zwischen Kaiserlei-Brücke und Goethering und zwischen Main und Strahlenberger Straße präsentierte gestern Stadtbaurat Wilfried Kaib: "Dieser Plan ermöglicht eine Brutto-Geschoßfläche von 261 000 Quadratmetern und ein Investitionsvolumen zwischen 800 bis 900 Millionen Mark."
An potentiellen Investoren mangelt es nicht. "Wir haben eine wahnsinnige Nachfrage", sagte Stadtkämmerer und Liegenschaftsdezernent Gerhard Grandke. In diesem Gebiet besitzt die Stadt selbst ein 20 000 Quadratmeter großes Grundstück, auf dem genügend Platz für ein neues Messehaus der Lederwarenmesse ist. Kaib berichtet, daß sich der Verwaltungsrat der Messegesellschaft noch in diesem Monat mit dem Thema "Neubau im Kaiserlei" beschäftigen wird. Schon jetzt baut der Holzmann-Konzern auf dem Areal sein "Omega-Haus", ein Büro- und Dienstleistungszentrum.
Der Bebauungsplan sieht entsprechend dem Klima-Gutachten des Deutschen Wetterdienstes für das gesamte Kaiserleigebiet (120 Hektar) in diesem Teilareal eine fünf- bis neungeschossige Bebauung vor. Am Mainufer sind die Gebäude niedriger, zur S-Bahntrasse hin dürfen sie höher werden. Kaib betont, daß eine aufgelockerte Bebauung vorgesehen ist. 4,5 Hektar oder ein Fünftel der Fläche bleiben öffentliches Grün, 2,4 Hektar diene dem Verkehr. Auf der restlichen 13,7 Hektar großen, bebaubaren Fläche wird verdichtet in die Höhe gebaut, damit die verbleibenden Flächen zu zusätzlichen Grünzonen umgestaltet werden können.
Kaib und Grandke gehen davon aus, daß der Bebauungsplan-Entwurf schnell und reibungslos die Zustimmung des Stadtparlaments findet. Schließlich seien in diesen Plan bereits auch die Erkenntnisse und Ergebnisse aus dem Gestaltungswettbewerb für das gesamte Kaiserlei (120 Hektar) eingearbeitet. So sind breite Frischluftschneisen vor allem in West-Ost-Richtung und in Nord-Süd-Richtung vorgesehen. Der Plan-Entwurf verlangt die Begrünung der Gebäude, breite Fuß- und Radwege und viele Tiefgaragen.
Die Stadtplaner haben auf dem Gewerbe-Baugebiet auch nach Altlasten gesucht. Früher stand hier eine Teerfabrik. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Bombentrichter mit Schutt verfüllt; auch stand in der Nachbarschaft auf dem heutigen EVO-Gelände ein altes Gaswerk.
Nach über hundert Boden-, Bodenluft- und Wasserproben machten die Planer "vier Schadensbereiche aus, für die eine Sanierungsnotwendigkeit besteht", geben aber ansonsten Entwarnung. Sie empfehlen jedoch den Bauherren, ihre Baugruben wasserdicht zu umschließen, damit in Zukunft eventuell vom ehemaligen Gaswerk kontaminierte Grundwasserströme nicht in das Gebiet fließen. Die Altlasten- Experten schließen auch aus, daß diese Grundwasserströme eine Gefahr für die 300 Meter tiefer unter dichten Tonschichten liegenden Heil- und Mineralwasserquellen werden können. lz
MAGDEBURG, 3. September (dpa). In der DDR wurden von 1983 an "bewußt politische Häftlinge produziert", um über deren Freikauf durch den Westen Devisen zu beschaffen. Das sagte der stellvertretende Leiter der Staatsanwaltschaft Magdeburg und Chef der Sondergruppe Regierungskriminalität für Sachsen-Anhalt, Oberstaatsanwalt Wolfram Klein, am Donnerstag der Deutschen Presseagentur.
Anfang der 80er Jahre seien zahlreiche Personen, die zuvor jahrelang ihre Ausreise verlangt hatten, aus vergleichsweise nichtigem Anlaß verhaftet, verurteilt und gegen die Zahlung von Westmark aus Bonn über die Grenze abgeschoben worden, erläuterte Klein. Ein ehemaliger Staatsanwalt habe ihm gesagt, die DDR-Richter seien angehalten worden, Freiheitsstrafen von mehr als einem Jahr auszusprechen, weil die westdeutsche Regierung nur Häftlinge freikaufte, die noch mindestens drei Monate abzusitzen hatten. Der Preis pro Häftling habe etwa 96 000 Mark betragen.
Kleins Angaben zufolge hat die Staatsanwaltschaft Magdeburg in diesem Zusammenhang Anklage gegen sechs Ex- Juristen wegen Rechtsbeugung und Freiheitsberaubung erhoben. Es gehe um 22 politische Urteile gegen später freigekaufte Ausreisewillige. Allein im alten DDR-Bezirk Magdeburg habe es von 1983 an 400 solcher Verurteilungen gegeben. Dabei sei auch gegen geltendes DDR- Recht verstoßen worden, sagte Klein. "Und im Prinzip kann nur das verfolgt werden". Beispielsweise hätten die Verfolgten ihre Anklageschrift nicht schriftlich erhalten, die Verhandlungen seien in der Regel nicht öffentlich gewesen. Auch akzeptierten die DDR-Juristen Klein zufolge illegal beschaffte Beweismittel, so beispielsweise Material von Stasi-Abhöraktionen.Die Stadtverwaltung fliegt aus Am 11. September kein Service / Geänderte Müllabfuhr
HANAU. Wer Behördengänge erledigen muß, sollte sich nicht am Freitag, 11. September, ins Rathaus oder die Verwaltungsstellen in den Stadtteilen begeben. Müllabfuhrtermine verschieben sich, manche Museen und die Schwimmbäder bleiben geschlossen: Die Mitarbeiter der Stadtverwaltung unternehmen an diesem ihren Betriebsausflug. Nur einige wenige dürfen nicht mitfahren. Sie sind für den Notdienst im Ordnungs- und Umweltamt (nach telefonischer Voranmeldung über die Rathauszentrale), im Standesamt oder der Friedhofsverwaltung eingeteilt.
Das Museum Schloß Philippsruhe sowie das Deutsche Goldschmiedehaus bleiben geschlossen. Die Museen Großauheim und Schloß Steinheim dagegen sind wie üblich von 10 bis 12 Uhr sowie 14 bis 17 Uhr geöffnet.
Wegen des Betriebsausflugs fällt an diesem Tag auch die Müllabfuhr aus. Die Entleerung von Montag, 7. September, verschiebt sich deshalb auf Samstag, 5. September. Die anderen Bezirke entsorgt die Müllabfuhr in der nächsten Woche jeweils einen Tag früher als üblich. jur
13. Karbener Heft zum 800jährigen Bestehen Klein-Karbens soll Interesse an Spurensuche wecken / Ein Gang durch die Geschichte Vergangenheit lebt im Ortskern weiter Von Leinwebern, dem Fischmarkt an der Nidda und einer wichtigen Urkunde Von Georg Linde KARBEN. Immer mehr Wald, Wiesen und Streuobstbestände mußten im Lauf von rund 200 Jahren den Häusern, Äckern und Straßen der Menschen in und um Klein-Karben weichen. Das ist anschaulich auf den vierfarbig gedruckten Karten zur ökologischen Entwicklung des heutigen Stadtteils zu erkennen. Diese sind Bestandteil des 13. "Karbener Heftes" mit "Beiträgen zur Vergangenheit und Gegenwart einer Stadt" zum 800jährigen Bestehen des Stadtteils. Die rund 140 Seiten umfassende Festschrift ist rechtzeitig zur Jubiläumsfeier von 11. bis 13. September erschienen. Das Heft wird an diesem Wochenende kostenlos am Infostand des Festausschusses herausgegeben, kündigt Wolfhard Bornschein für das Redaktionsteam an. Sosehr die Karten davon künden, wie sich die Behausungen der Menschen in die Landschaft "fressen" - gleichzeitig zeichnen einzelne Beiträge "alter Kärber" das Bild, wie hart das Leben zu Beginn unseres Jahrhunderts war: "Als ich 1916 aus der Schule kam, sind wir als Lehrlinge noch mit Holzschuhen nach Frankfurt zur Arbeit gelaufen". Also landschaftliche Idylle versus Armut, Ökologie oder Ökonomie? Die Lösung liegt, das wissen wir heute, in einer Sicht, die beides im Blick hat. Niemand soll heute noch in ärmlichen Wohnverhältnissen leben müssen, die Tuberkulose förderten, wie sie auf Seite 97 der Schrift geschildert werden. Genauso klar ist, daß die Beschädigung der natürlichen Lebensgrundlagen durch blinden Fortschrittsglauben inzwischen neue Krankheiten hervorruft. Trotz enormen medizinischen Aufwandes scheinen die Menschen heute nicht weniger krank zu sein.
Die Aufwendungen zur Renaturierung der Nidda sind da nur ein kleines Beispiel für das Umdenken. Die Auswirkungen der Kanalisierung des Flüßchens sind eingehend im Beitrag "Ökologische Entwicklung von Klein-Karben in der Zeit von 1800 bis heute" beschrieben. Thomas Adam hat sie dargestellt. Ausführlich setzt sich Rainer Obermüller im Jubiläumsheft mit der (Jubiläums-) Urkunde von 1192 auseinander. Darin bescheinigt der Erzbischof von Mainz der Kirche zu Naumburg den Besitz an Kebel, dem heutigen Bruchköbel. Als Zeuge des Rechtsstreites um den Besitz - Besitz scheint in der Kirche von Anfang an eine der wichtigsten Einrichtungen gewesen zu sein - wird in der Urkunde Berthold, Pfarrer der Kirche von Karben, dem heutigen Klein-Karben, erwähnt. Darauf gründet sich die 800-Jahr-Feier.
Bürgermeister Detlev Engel weist jedoch in seinem Grußwort schon darauf hin, daß der Ort mit Sicherheit auf einen längeren Bestand zurückblicken kann, als es das Datum der urkundlichen Erwähnung scheinen läßt. Engel geht auch auf die Veränderungen Klein-Karbens im Lauf der Jahre ein. Neben der Neuzeit lebe aber auch die Vergangenheit weiter, denn ein großer Teil des alten Ortskerns sei noch erhalten. Der Magistrat sehe es als seine Aufgabe, diesen zu pflegen und aufzuwerten.
Einen großen Umfang nimmt in dem 13. Karbener Heft die Darstellung der Kirchengeschichte ein. Darum haben sich Jörg Bickelhaupt, Heike Michel und Gertrud Großkopf verdient gemacht. Bekanntlich war in früheren Jahrhunderten kirchliches noch enger mit dem öffentlichen Leben verwoben als heute. Auch Schule hat in Klein-Karben eine lange Tradition, weist ein gleichnamiger Beitrag von Christel Klepp nach. Schon vor 1600 soll dort Latein unterrichtet worden sein.
Darauf weist auch eine Klein-Karbenerin hin, die seit 20 Jahren in München lebt. Sie hat für die Jubiläumsschrift ihre Abschlußarbeit für die Realschule von 1957 zur Verfügung gestellt. Darin ist ein Abschnitt der Historie des Schulwesens und ein anderer dem Klein-Kärber Markt gewidmet. Dieser sei aus einem Fischmarkt hervorgegangen. War aber wohl damals in den 50er Jahren schon zu einem reinen Rummel abgesunken.
Um 1800 gab es in Klein-Karben auch 84 Webstühle, an denen meist Leinenweber ihrer harten Arbeit nachgingen. Denn durch Erbteilung immer kleiner zerteilte Ackerfächen gaben bald nicht mehr genug zur Ernährung einer Familie her, stellt Stephan Peter in seinem Beitrag dar.
Diesen "kleinen Leuten" seiner Heimat hat der Mundartdichter Peter Geibel zu Anfang des Jahrhunderts in seiner Mundartdichtung ein literarisches Denkmal gesetzt, wie Heike Michel schildert.
Längst verschwunden sind alle Reste der ehemaligen Mühle, deren Geschichte bis zu Johann Adolph von Carben zurückreicht. Die Mühle wurde 1984 abgerissen, berichtet Wolfhard Bornschein.
Ein Reigen von Selbstdarstellungen Klein-Karbener Vereine rundet die Schrift ab. Sie will nach dem Anspruch des Redaktionsteams keine lückenlose historische Darstellung bieten, sondern vielmehr dem Leser anhand einzelner Begebenheiten einen Gang durch die Geschichte Klein-Karbens ermöglichen und seine Neugier wecken, sich auf Spurensuche zu begeben.
MÜHLHEIM. Mit ihrem Beratungsbus machen die "Energieberater" am Dienstag, 8. September, auf dem Parkplatz Brückenmühle/Bahnhofstraße Station. Dort können sich Bürger zwischen 15.30 und 18.30 Uhr über die Wasserknappheit informieren oder über die Förderung von Energieeinsparung und Modernisierung.
MAIN-TAUNUS-KREIS. Die Lastwagen mit 3200 Tonnen belastetem Erdaushub von einer Baustelle in Frankfurt rollten nicht bis zur Mülldeponie. Wie Erster Kreisbeigeordneter Gerd Mehler (SPD) berichtete, sei die Ladung avisiert gewesen, aber nie in Wicker angekommen. Die kontaminierte Fracht ist verschifft worden - und zwar nach Nordrhein-Westfalen. Das bestätigte auf Anfrage auch das Kieshandelsunternehmen Schindling in Okriftel. Die Lieferung sei völlig legal, sagte Adolf Schwab, Mitglied der Geschäftsleitung. Sowohl sein Betrieb als auch das Bauunternehmen verfügten über Verwendungsnachweise. Die Entscheidung für den Export indes hat einen monetären Hintergrund. Schwab: "Das ist eine Frage des Preises." Obwohl das Unternehmen die Legalität der Fuhre beteuerte, haben Regierungspräsident Darmstadt (RP) und Staatsanwaltschaft Frankfurt die Ermittlungen aufgenommen.
Die Deponie allerdings wird trotz des geplatzten Deals auch künftig Müllgeschäfte am Rand der Grauzone machen - ganz legal und staatlich sanktioniert. Seit vergangenem Frühjahr nimmt Wikker schwach belasteten Erdaushub an. Mit diesem Material soll der alte Deponiekörper abgedeckt und gestaltet werden. Und damit kommt Wicker den Müllschiebern ins Gehege. Bislang nämlich gab es in Hessen wenig Möglichkeiten, kontaminiertes Erdreich legal auf einer Deponie loszuwerden.
Renate Gunzenhauser, Sprecherin des Umweltministeriums, sieht den Main- Taunus-Kreis in einer Vorreiterrolle: Als einzige Deponie in Hessen verwendet Wicker den schwach belasteten Erdaushub. Laut Mehler wurden in den vergangenen Monaten 60 000 Tonnen angekarrt. Den Bedarf für die nächsten zwei Jahren schätzt er auf etwa 500 000 Tonnen.
Die Annahme von belastetem Aushub ist bisher mit einem komplizierten Verfahren verbunden. Bauträger müssen sich von der Deponie einen Verwendungsnachweis ausstellen lassen. Zuvor wird geprüft, wie stark der Boden belastet ist; auch die geologische Beschaffenheit wird untersucht. "Schließlich können wir nicht jedes Material brauchen", sagte Mehler. Bevor die Lastwagen anrollen, müssen Hessische Industriemüll GmbH (HIM), die Hessische Landesanstalt für Umwelt (HLFU) und letztlich der Regierungspräsident in Darmstadt zustimmen.
Dieses Verfahren soll künftig abgekürzt werden, sagte Renate Gunzenhauser. Im Umweltministerium werde derzeit ein Erlaß vorbereitet. Der sieht künftig drei statt bisher nur zwei Kategorien für Bauschutt vor: unbelastet, schwach belastet und verunreinigt. Und schwach belastetes Erdreich soll künftig ohne kompliziertes Genehmigungsverfahren auf allen hessischen Deponien abgeladen werden können. Schließlich sei es dort für den Wegebau, für Wälle und die Abdeckung der Müllberge am besten aufgehoben.
Zudem geht es auch ums Geld: 75 bis 80 Mark kostet es, eine Tonne belastetes Erdreich auf der Deponie abzukippen. Bei einer Kapazität von etwa 500 000 Tonnen ein Geschäft um Millionen; und eine kommunale Konkurrenz für mitunter halblegale Müllspediteure. Mehler berichtet denn auch von einem Preisverfall. Kostete es einst 150 Mark, eine Tonne belastetes Erdreich außer Landes zu schaffen, diktiere Wicker nun den Preis.
Aber warum überhaupt den kontaminierten Bauschutt in andere Bundesländer schaffen? Mehler: "Wir haben die niedrigsten Grenzwerte." Was in Hessen als belastet eingestuft wird, ist nach den Maßstäben von Rheinland-Pfalz oder Nordrhein-Westfalen einwandfrei. kkü
Lepp FRANKFURT A. M., 3. September. In einem am Mittwoch in Frankfurt vorgestellten Buch hat die 38 Jahre alte Türkin Sara Gül Turan schwere Vorwürfe gegen hessische Kriminalbeamte, Justizbedienstete und einen Richter des Frankfurter Landgerichts erhoben. Die unter dem Verdacht der Brandstiftung 1986/87 im Frankfurter Frauengefängnis inhaftierte Autorin berichtet in ihrem Buch "Freiwild", sie sei während der Haft körperlich mißhandelt, vergewaltigt und sexuell genötigt worden.
Anläßlich der Buchpräsentation bezeichnete es der Kölner Schriftsteller Günter Wallraff, der das Vorwort schrieb, als "ein positives Zeichen", daß das Buch bisher nicht beschlagnahmt worden sei. Die Frankfurter Staatsanwaltschaft hat ein Ermittlungsverfahren eingeleitet, um die Anschuldigungen zu untersuchen. (Bericht im Lokalteil)
Die bundesdeutschen Großstädte fühlen sich damit überfordert, allen Kindern bis zum Jahr 1996 einen Kindergartenplatz zu bieten. Die Anforderungen des mit der Änderung des Paragraphen 218 beschlossenen Rechts auf einen Kindergartenplatz seien in dieser Zeit finanziell und organisatorisch nicht zu erfüllen, sagte Frankfurts Schuldezernentin Jutta Ebeling nach einer zweitägigen Konferenz über "Kinderbetreuung in deutschen Großstädten". Vertreter von zehn Städten hatten zwei Tage im Frankfurter Schulamt über die Probleme der Betreuung und die verschiedenen Lösungsmöglichkeiten diskutiert.
Dabei stand vor allem der vom Bundestag beschlossene Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz im Mittelpunkt. Allein für die zehn Konferenzteilnehmer rechnete Münchens Schulstadtrat Albert Loichinger (CSU) mit erforderlichen Investitionen von mehr als vier Milliarden Mark, um die fehlenden Kindergärten zu bauen. Außerdem müßten mehr als 5000 zusätzliche Erzieherinnen ausgebildet und eingestellt werden. Das sei innerhalb von drei Jahren nicht zu schaffen, Bund und Länder müßten sich an der enormen Aufgabe beteiligen, die nun auf die Städte zukomme, sagte Ebeling.
Denn schon jetzt tun sich die Städte schwer, weitere Kindergartenplätze anzubieten. Wie in Frankfurt gebe es vor dem Hintergrund steigender Kinderzahlen auch in anderen deutschen Großstädten das Bestreben, zusätzliche Betreuungsplätze zu schaffen. Da Bauplätze fehlen und vor allem die Regionen im Süden der Republik große Schwierigkeiten haben, Erzieherinnen zu werben, seien alle Städte noch "weit entfernt von einer Vollversorgung". Frankfurt, das immerhin für mehr als 80 Prozent der Drei- bis Sechsjährigen einen Kindergartenplatz biete, stehe da noch ganz gut da, betonte der Münchener Stadtrat Loichinger. luf
BAD HOMBURG. Resignation und Hoffnungslosigkeit herrschen unter Jugendlichen, wie die FR-Rundfrage (siehe oben) zeigt. Angelika Rieber (Oberursel), Lehrerin und pädagogische Mitarbeiterin des für den Hochtaunuskreis und die Wetterau zuständigen Hessischen Instituts für Lehrerfortbildung (HILF) in Friedberg, schreibt ihren Kolleginnen und Kollegen an den Schulen eine gewichtige Rolle zu.
"Wenn die Ratlosigkeit nicht in Gewalt eskalieren soll, müssen die Positionen der Jugendlichen ernstgenommen werden", sagt die für politische Bildung zuständige pädagogische Mitarbeiterin. Konkret: "Es hilft nicht, die Probleme der Jugendlichen unter den Teppich zu kehren, ihnen zusagen, daß sie Unrecht haben". Denn: "Es gibt die Probleme Wohnungsnot und Arbeitslosigkeit". Hier die Ursachen anzusprechen, könne ein Weg der Aufklärung, zum Verständnis sein.
In Erinnerung an die Nazi-Verfolgung von Juden wehrt sich die Pädagogin dagegen, zwischen Vergangenheit und Gegenwart eine Parallele zu ziehen: "Ein erhobener Zeigefinger führt ins Gegenteil, dann machen die Jugendlichen gleich dicht."
Daß Gewaltaktionen von Jugendlichen gegen Ausländer an Schulen nicht generell zum Unterrichtsthema werden, begründet Angelika Rieber, die auch selbst an einer Frankfurter Schule unterrichtet: Viele Lehrerinnen und Lehrer fühlten sich daran gehindert, weil sie selbst von Resignation und Hoffnungslosigkeit erfüllt seien und selbst nicht wissen, wie sie mit dem Thema umgehen sollen. Aus Gesprächen mit Kolleginnen und Kollegen weiß sie auch von den inneren Schranken, Asyl- und Ausländerthemen im Unterricht zu behandeln: "Es ist mitunter schwer, ruhig und sachlich zu reden; es gibt die Angst, daß es in der Klasse ausufert."
Wege, um diese Hemmschwellen zu überwinden, sieht die Mitarbeiterin von HILF im engen Zusammenarbeiten von Lehrerinnen und Lehrern mit dem Schulamt, den Schulpsychologen, den Verbindungslehrern und den Schülervertretungen. Rieber, die Erfahrungen aus dem Unterricht an einer Frankfurter Ganztagsschule hat, fordert: Die Schule muß außerhalb des Unterrichts Freiräume öffnen, damit Lehrerinnen und Lehrer mit den Schülerinnen und Schülern eine stabile persönliche Beziehung aufbauen können, die von Offenheit geprägt ist. Freiräume, in denen die Jugendlichen auch erleben können, daß der Lehrer oder die Lehrerin nicht nur über irgend etwas redet, sondern daß sie ernstgenommen werden.
Der Weg, Gewalt zu thematisieren, ist nach Auskunft von HILF beschritten: Immer häufiger werden Experten für Schulkonferenzen von dem Fortbildungsinstitut vermittelt. off
Die Stellungnahme der SPD-Bundestagsabgeordneten Edelgard Bulmahn über die Friedens- und Konfliktforschung, der der Geldhahn zugedreht werden soll (FR-Dokumentation vom 2. September), enthält einen schwerwiegenden Fehler: Die Ausgaben für die Erforschung, Entwicklung und Erprobung neuer Waffensysteme lagen 1990 bei 3,98 Milliarden (nicht Millionen) Mark. FR
Vielleicht schon nächste Woche werden zum ersten Mal Flüchtlinge in großer Zahl und für längere Zeit eine Unterkunft in Frankfurt beziehen - die McNair-Kaserne in Höchst. Für die Stadt und ihre Bürger stellt sich sich damit eine besondere Aufgabe - es muß gelingen, friedliches Zusammenleben zwischen Einheimischen und Fremden zu organisieren. Haß, Intoleranz hatten bisher in Frankfurt, der Kommune mit 150 000 Ausländern, keine Chance oder gar breitere Basis: Die Tradition gilt es zu wahren.
Tatsächlich wird mit Asylbewerbern, mit Menschen also, längst Poli- Groteske tik gemacht - ein unverantwortliches Verhalten. Der Verdruß bei manchem Bürger erhält so vielfache Nahrung.
Da ist die CDU/FDP-Bundesregierung, der es nicht gelingt, die Beschleunigung der Asylverfahren zu organisieren. Fast 400 000 unerledigte Fälle schiebt das Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge vor sich her. Tausende von Stellen in Verwaltung und Justiz bleiben vakant. Ein Rückstau entsteht, der immer neue Unterkünfte füllt - wie jetzt die McNair-Kaserne.
Eine besondere Groteske leisten sich rot-grüner Magistrat in Frankfurt und rot-grüne Landesregierung in Wiesbaden um die zweite Asylbewerber-Unterkunft am Niederurseler Hang - sie ist seit Ostern 1992 vereinbart. Obwohl die Außenstelle Sache des Landes ist und das künftigeFlüchtlings-Dorf auf einem Grundstück des Landes liegt, wartet die zuständige Ministerin Iris Blaul (Grüne) seit Monaten auf eine "genaue Lagebeschreibung" seitens der Stadt. So sorgen politische Unfähigkeit und Halsstarrigkeit von Bürokraten mit dafür, daß Menschen in der Hessischen Gemeinschaftsunterkunft (HGU) auf Fluren schlafen müssen.
Schließlich: Auch der Mißbrauch des Asylrechts muß öffentlich diskutiert werden. Das gilt für die Drogendealer im Bahnhofsviertel, die bei ihrer Verhaftung einen vorbereiteten Asylantrag aus der Tasche ziehen. Eine sehr kleine Gruppe Krimineller diskreditiert Zehntausende ausländischer Mitbürger - ihre beschleunigte Abschiebung muß organisiert werden, wenn dies ohne Gefahr für Leib und Leben möglich ist.
Auch dies gehört zu den Bedingungen, wenn Fremde und Frankfurter weiter friedlich zusammenleben wollen. CLAUS-JÜRGEN GÖPFERT
Die Frankfurter Sozialdemokraten können den Bürgern fast unheimlich werden. Eineinhalb Jahre nach denen im Unterbezirk die Fetzen nur so flogen, nachdem die Auseinandersetzungen vor und nach dem Hauff-Rücktritt verfeindete Lager und Grüppchen scheinbar heillos entzweit hatten, präsentierten sich die Genossen geschlossen wie nie. Die Zustimmung für Andreas von Schoeler erreichte einen Wert, der selbst CSU-Politiker im schwärzesten Bayern neidisch machen könnte. Und fast 90 Prozent der Stimmen für die Kandidatenliste zur Stadtverordnetenversammlung hat es in Frankfurt auch noch nicht gegeben.
Voraussetzungen für das Griesheimer Ergebnis waren bemerkenswert geräuschlos geführte Kompromißverhandlungen, bei denen OB, Vorsitzender Pawlik und die Wortführer der Geschlossenheit Flügel die Liste ohne die früher zäh ausgetragenen Grabenkämpfe aushandelten. Der Parteitag hat nicht nur deutlich gemacht, daß die führenden SPD-Politiker in den letzten 18 Monaten ein paar wichtige Lektionen gelernt haben. Auch die Basis ist der persönlichen Querelen und der innerparteilichen Grabenkämpfe überdrüssig. So hat es aus den Ortsvereinen in den letzten Tagen nur sehr wenig Kritik an der Liste des Vorstands gegeben. Natürlich hat auch das sanft kritisierende Fünf-Sätze-Statement der Jusos die Harmonie gestern nicht trüben können.
Es hat ganz den Anschein, als zöge diesmal eine geschlossene Frankfurter SPD in den Kommunalwahlkampf.
CLAUS GELLERSEN
MAINZ, 4. September (dpa). Wer seinen Beruf aufgibt, um ein Studium zu beginnen, hat keinen Anspruch auf Mitgliedschaft in der beitragsgünstigen studentischen Krankenversicherung. Diese Entscheidung traf das Landessozialgericht (LSG) Rheinland-Pfalz in Mainz in einem jetzt veröffentlichten Urteil. Studenten, die erst in "sehr hohem" Alter oder nach gesicherter beruflicher Existenz ein Studium aufnehmen, bedürften nicht mehr des Schutzes der studentischen Krankenversicherung. Das LSG wies damit die Klage eines 52jährigen Studenten ab (AZ.: L 5 K 65/91).
Das LSG betonte in der Begründung, nach geltendem Recht seien Studenten regelmäßig nur 14 Fachsemester beziehungsweise bis zur Vollendung des 30. Lebensjahres versicherungspflichtig. Der Gesetzgeber habe damit sowohl die Solidargemeinschaft der Beitragszahler von "ewigen Studenten" entlasten als auch einer Verlängerung des Studiums entgegensteuern wollen.
Die amerikanischen Streitkräfte feiern vom Freitag, 4. September, bis Montag, 7. September, auf der Rhein-Main Airbase ein deutsch-amerikanisches Volksfest. Finale ist jeweils zwischen 23 und 24 Uhr.
Am Freitag um 15.30 Uhr spielt eine Country-Western-Band, am Samstag um 14 Uhr gibt's Rock 'n' Roll. Genau 24 Stunden später steigt ein Karaoke-Singwettbewerb. Das Volksfest-Rahmenprogramm endet am Montag mit einem Tanzwettbewerb, der um 14 Uhr beginnt.
Für Parkmöglichkeiten auf der Airbase ist gesorgt. Außerdem findet täglich ein Torwandschießen statt, bei dem ein Flugticket nach Amerika gewonnen werden kann. jb
&blt; Noch einmal "Zeit-Zeiten" von Cage
Zwei Veranstaltungen am Sonntag, 6. September, schließen die Konzertreihe "Zeit-Zeiten" ab: um 11 Uhr präsentiert die amerikanische Sängerin Joan La Barbara im Hindemith-Saal mit ihrem Programm "Singing through John Cage" eine Auswahl der Gesangsstücke von 1970 bis 1985. Einen Orgelabend "Organ 2" bietet um 20 Uhr die Katharinenkirche an der Hauptwache an. Die Organisten Huub ten Hacken und Jacob Ullmann spielen "Souvenir", "ASLSP", "Organ 2-ASLSP" und "Some of The Harmony of Maine". &blt; "Offenbarungen" von Knaifel Mit der Uraufführung der Komposition "Nika" geht die Reihe der Knaifel-Konzert in der Alten Oper am Sonntag, 6. September, um 21 Uhr, zu Ende. Robert HP Platz dirigiert das Ensemble Köln. &blt; Krakauer Philharmonie Im Großen Saal der Alten Oper gastiert am Sonntag, 6. September, um 19 Uhr, die Kraukauer Philharmonie mit Chor und Kinderchor. Zur Aufführung kommt das Oratorium "Utrenja" von Krzysztof Penderecki. Gesungen wird das Werk auf Kirchenslawisch, wobei die Gesangssoli mit Barbara Zagorzanka, Krystyna Szostek-Radkowa, Piotr Kusiewicz, Radoslaw Zukowski und Aleksander Teliga besetzt sind. Penderecki dirigiert das Konzert.
MAIN-KINZIG-KREIS/RONNEBURG. Für den Abfall-Dezernenten des Kreises, Erich Pipa (SPD), sind die Zweifel an der Eignung des Deponiestandortes Hohestein-Eckenberg ausgeräumt. Das vom Kreis als neutrales Institut beauftragte Büro TGU aus Koblenz sei zur Erkenntnis gekommen, daß Wassergewinnungsanlagen in der Nähe des Standortes nicht gefährdet seien, sagt Pipa. Das endgültige Gutachten werde in wenigen Tagen vorliegen.
Pipa war vor einigen Wochen mit einem von der Gemeinde Ronneburg in Auftrag gegebenen Gutachten an die Öffentlichkeit gegangen, in dem aufgrund möglicher Fließrichtungen des Grundwassers von Trinkwassergefährdungen die Rede war. Der Vize-Landrat malte bereits das Gespenst eines neuen Standortsuchverfahrens für eine Restmülldeponie an die Wand und zog die Seriösität des ursprünglichen vom Kreis bestellten Gutachterbüros AHU in Zweifel, also auch einen Seitenhieb gegen den früheren Abfall-Dezernenten Dr. Harald Friedrich (Grüne). Gestützt auf Friedrichs Einschätzungen hatte die FR damals wenige Tage später erhebliche Zweifel an dem Ronneburger Gutachten geäußert. Diese Zweifel bestätigten sich jetzt, wie Pipa in seiner Stellungnahme einräumt.
Das Büro Technologieberatung, Grundwasser und Umwelt GmbH habe bestätigt, daß die generelle Grundwasserfließrichtung auf dem Gelände nach Ost-Südost gerichtet sei, also zum Fallbachtal hin. Ausgeschlossen wird von den Gutachtern, daß unter den derzeitigen Entnahmebedingungen ein Grundwasserzustrom zu den Trinkwasserbrunnen besteht. Zur Absicherung dieser Erkenntnis schlagen sie dennoch vor, weitere Meßstellen anzulegen. Weitere Messungen seien ohnehin vorgesehen, erklärt Pipa.
Im Umkreis des Deponiestandortes liegen die Brunnen der Kreiswerke Hanau im Marköbeler Wald sowie die Quelle Kühkaute der Gemeinde Ronneburg. Zwischen dem Standortbereich und den Kreiswerkebrunnen liegt eine unterirdische Wasserscheide, die einen Zustrom verhindert. Die Quelle Kühkaute der Gemeinde Ronneburg erhält Schichtwasser aus einem Gebiet von über 163 Meter über Normalnull. "Ein Zustrom über den tieferen Grundwasserleiter (rotliegenden) aus den Bereich des Standortes ist nicht möglich, da dort die Grundwasserstände bei 150 bis 155 Meter über Normalnull liegen," heißt es in dem Bericht. Ausgeschlossen sind laut Pipa auch Einflußmöglichkeiten auf die weiteren Trinkwasserbrunnen der Gemeinde Ronneburg. Daß das Grundwasser in Richtung Kühkaute fließen könnte, diesen Zweifel hat laut Pipa inzwischen auch das Aachener Büro AHU ausräumen können.
Im anstehenden Planfeststellungsverfahren muß der Standort noch einer projektbezogenen Umweltverträglichkeitsprüfung unterzogen werden. Im Rahmen dieser Prüfung werden die Grundwasserverhältnisse nochmals geprüft. are
Freitag, 4. September
Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Non(n)sens" - Musical.
Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: 20.30 Uhr, "Schrille Idylle".
Die Katakombe am Zoo, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 20 Uhr, "Dreigroschenoper" (Wiederaufnahme).
Gallustheater, Krifteler Str. 55, Tel. 7 38 00 37: 20.30 Uhr, Die Frankfurter Spielfrauen - "Das Drama des betagten Kindes - der Charme ist vorbei".
ZET-Theater, Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4, Tel. 7 89 18 89: 20.30 Uhr, "Lust Objekte - Ein Theaterakt".
Café Cult, Schillerpassage, Rahmhofstr. 2-4: 21 Uhr, Compagnie Les Fussins - Pantomime.
Stadtteilladen Dezentral, Sandweg 131 a: 20.30 Uhr, Die spitze Feder - "Bilder aus dem falschen Leben" (Kabarett).
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 & 23.30 Uhr, Herbst-Revue. Musik
Oper, Theaterplatz, Tel. 23 60 61: 20 Uhr, Batsheva Dance Company - "KYR".
Alte Oper, Opernplatz, Tel. 1 34 00: Großer Saal: 22 Uhr, Ensemble Modern - Anarchic Harmony Piano & Orchestra; Hindemith Saal: 18 Uhr, Gérad Frémy, Bernard Geyer & Herbert Henck - "Book of Music" & "Music of Changes".
Katharinenkirche, An der Hauptwache: 20 Uhr, Orgelkonzert.
Batschkapp, Maybachstr. 24: 22 Uhr, Idiot Ballroom.
Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, Marriot & Disco.
Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Str. 18 a: 22 Uhr, Swingin'-Latin-Funky-Disco.
Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4: 20 Uhr, Battlefield Band.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Eddie Gonzales.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Nyce Cryce.
Spritzehaus, Gr. Rittergasse: 19 Uhr, Dr. No.
Jazz-Kneipe, Berliner Str.: 22 Uhr, John Hopkins Quartett.
Freie Waldorfschule, Friedlebenstr. 52: 20 Uhr, Konzert für Klavier & Soloinstrument.
Romanfabrik, Uhlandstr. 21: 20.30 Uhr, Just in Time - Jazzstandards.
Holzhausenschlößchen, Justinianstr. 5: 20 Uhr, Siegmund von Hausegger (Cello) & Wolfgang Watzinger (Klavier).
Jugendzentrum Südbahnhof, Diesterwegplatz: 21 Uhr, Judy Moon & Quietschboys.
Club Voltaire, Kl. Hochstr. 5: 21.30 Uhr, Bird On A String.
Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5. 20 Uhr, Jazzfabrik. Samstag / Sonntag, 5. / 6. September
Theater Die Komödie, Neue Mainzer Str. 28, Tel. 28 45 80: Sa./So., 20.15 Uhr, "Non(n) sens" - Musical.
Die Schmiere, im Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: Sa./So., 20.30 Uhr, "Bratwurst mit Laufmasche!".
Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: Sa., 20.30 Uhr, "Schrille Idylle".
Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: Sa./So., 20 Uhr, "Die Dreigroschenoper". Gallustheater, Kriftler Str. 55, Tel. 738 00 37: Sa., 20.30 Uhr, Die Frankfurter Spielfrauen - "Das Drama des betagten Kindes - der Charme ist vorbei"; Sa., 15 Uhr, Billy Bernhard - "Geschichten aus dem Rucksack" (ab 4 J.).
Kellertheater, Mainstr. 2, Tel. 28 80 23: Sa./So., 16 Uhr, "Anarchie in Bayern" (öffentliche Probe).
Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 299 861 10: Sa./So., 15 Uhr, Klappmaul- Theater - "Die Nähmaschine"; Sa., 20 Uhr, Nacht der Offenen Tür - Klappmaul Spätlese.
ZET-Theater, Bachmannstr. 2-4, Tel. 789 18 89: Sa., 20.30 Uhr, "Lust Objekte - Ein Theaterakt".
Schultheater-Studio, Ernst-Reuter- Schule, Hammarskjöldring 17 a, Tel. 212 32 044: So., 20 Uhr, Das Kolumbus- Projekt - Szenencollage.
Frankfurter Kunstgemeinde: So., 20 Uhr, "Die kluge Närrin"; Bürgerhaus Nordweststadt.
Café Cult, Schillerpassage/Rahmhofstr. 2-4: Sa./So., 21 Uhr, Compagnie Les Fussins - Pantomime; So., 11 Uhr, Kinderprogramm. Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: Sa., 20 & 23.30 Uhr, Internationale Herbst-Revue.
Oper, Theaterplatz, Tel. 23 60 61: Sa., 20 Uhr, Bathseva Dance Company - "KYR".
Alte Oper, Opernplatz, Tel. 13 400: Großer Saal: Sa., 16 Uhr, Vortrag "Der fremde Cage" (im Alten Foyer); 20 Uhr, Rundfunk-Sinfonieorchester Saarbrükken; So., 19 Uhr, Chor- & Kinderchor der Krakauer Philharmonie; Mozart Saal: So., 21 Uhr, Ensemble Köln - "Offenbarungen"; Hindemith Saal: Sa., 18 Uhr, Oleg Malow - Klavier; So., 11 Uhr, Joan La Barbara - "Singing through John Cage".
Anarchic Harmony John Cage 80: So., 20 Uhr, Huub ten Hacken & Jakob Ullmann - Orgelkonzert; Katharinenkirche, An der Hauptwache.
Batschkapp, Maybachstr. 24: Sa., 22 Uhr, Idiot Ballroom.
Sinkkasten, Brönnerstr. 5: Sa., 21 Uhr, Rentryd & Disco.
Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Str. 18 a: Sa., 21.30 Uhr, Izio Gross Quartett.
Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4: Sa., 20 Uhr, Kimbiza & Salsadisco.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: Sa., 21 Uhr, Eamon Comerford, So., 15.30 Uhr, Johnny Ryan.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: Sa., 19 Uhr, Nyce Cryce; So., 19 Uhr, Kristoffer Stone.
Spritzenhaus, Gr. Rittergasse: Sa., 19 Uhr, The Runners; So., 15 Uhr, Time Bandits; So., 21 Uhr, Bobbin Babboons.
Schlachthof, Deutschherrenufer 36: So., 11 Uhr, Merlins Fantasy Farm.
Jazzkneipe, Berliner Str.: Sa., 22 Uhr, Boris Levite Voc. & Trio; So., 22 Uhr, Piano George.
Negativ, Walter-Kolb-Str. 1: So., 20 Uhr, Melvins.
Dreikönigskeller, Färberstr. 71: So., 20 Uhr, Homer & Bandersnatch.
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: Sa., 15.30 Uhr, Akkordeon-Orchester-Musikspielring Sindlingen; So., 11 Uhr, 4. Classic Open Air; So., 15.30 Uhr, Musikverein Viktoria Altenmittlau.
Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: Sa., 20 Uhr, Alis Swingtett.
Romanfabrik, Uhlandstr. 21: Sa., 20 Uhr, Crawfishin' Rockabilly Ball.
FR besuchte die 132 Asylbewerber, die im Gederner Stadtteil Wenings in einer ehemaligen Diskothek leben Gastwirt Müller tut sein Bestes Das Land Hessen schiebt ihm ohne Vertrag immer neue Flüchtlinge zu Von Klaus Nissen
GEDERN-WENINGS. "Wenn Sie durch Wenings fahren, sehen Sie keine fünf Asylanten." Darauf ist Herr Müller stolz. "Seine" 132 Heimbewohner machen im 1000-Seelen-Dorf keinen Ärger. Die deutsche Bevölkerung müsse sich nicht beschweren. Zum einen, weil die Flüchtlinge Auslauf auf einer großen Wiese haben. Zum anderen, weil Herr Müller zwei Hausmeister und einen Nachtwächter beschäftigt. Die achten drauf, daß die jungen Männer aus aller Herren Länder nicht zuviel Radau machen. Väterlich und zugleich mißtrauisch hütet der deutsche Unternehmer seine ausländischen Schutzbefohlenen wie der Schuldirektor eine Klasse von Lausbuben. Herr Müller will keinen Ärger, er sorgt für Ruhe und Ordnung. Doch Ordnung ist nur das halbe Leben. Die Bewohner der ehemaligen Discothek beklagen das Essen und die Langeweile. Es gibt keine Sprachkurse, keine Kinderbetreuung, keine Arbeit. Und Herrn Müller plagt die Existenzangst, erfuhr die FR am Donnerstag bei einem spontanen Besuch in der Weningser Zweigstelle der Hessischen Gemeinschaftsunterkunft (HGU) für Asylbewerber. In Wirklichkeit heißt der Betreiber des Wohnheimes am Kreuzweg anders; weil sein berufliches Image aber so mies ist, bat er die FR bei ihrem Besuch um Anonymität. Herr Müller war ursprünglich Gastwirt. Zwei Jahre führte er die Discothek "Planet 2000" mit schwindendem Erfolg. Die reisenden Discjockeys in den Festzelten entzogen ihm das Publikum. 1989 wandelte er die Disco in ein Heim für volksdeutsche Aussiedler um. "Die meisten waren lieb", erinnert er sich. "Die Mütterchen kochten immer Suppe und luden uns zum Essen ein." Herr Müller und sein Kompagnon Herr Meier (auch er möchte nicht namentlich genannt werden) investierten nach eigenem Bekunden 2,5 Millionen Mark, damit sie selbst und die Heimbewohner gut leben konnten. Die "Planet"-Tanzfläche und die Kegelbahn im Erdgeschoß wurden in zwei Zimmer-Trakte umgebaut. Neue Fenster kamen ins Haus, diverse Dusch-, Wasch- und Toilettenräume. Finanziell abgesichert wurde alles durch einen bis zum 31. August 1992 Jahres befristeten Vertrag mit dem Land Hessen.
Die Aussiedler verließen das Haus aber schon im Frühsommer. Müller und Meier einigten sich mündlich mit der HGU, daß Asylbewerber ins leerstehende Haus einziehen sollten. Am 9. kam das erste Kontingent aus etwa 50 Flüchtlingen in Wenings an. Diese Menschen leben noch immer in der Notunterkunft, obwohl sie längst ihren "Transfer", ihre vorläufige Heimat in einem hessischen Landkreis, gefunden haben sollten.
Der Vertrag zwischen den beiden Heimbetreibern und der Landesregierung ist am 31. August abgelaufen. Einen neuen haben sie nicht bekommen, klagen die Herren Müller und Meier. Sie erfuhren diese Woche aus der Zeitung, daß ihr Haus vorerst weiter als Flüchtlings-Herberge genutzt werden soll. In Wiesbaden, Schwalbach und Darmstadt baten sie nach eigenen Angaben um eine schriftliche Bestätigung. Doch niemand habe sich für zuständig erklärt. "Die lassen uns einfach hängen!" schimpfte Herr Meier am Donnerstag.
Lediglich Ende August kam von der Landesregierung "mit freundlichen Grüßen" die verwirrende Nachricht, daß der Wetteraukreis das Weningser Heim zu mieten beabsichtige. Womit dann ja alles klar sei. Ist es aber nicht. Im Landratsamt erfuhr die FR diese Woche, daß der Kreis kein Interesse am Weningser Haus habe. Der Wohn-Standard für die Flüchtlinge sei zu niedrig, und die Betreiber wollten zuviel Geld. Der Wetteraukreis fordert laut Müller den wöchentlichen statt des üblichen zweiwöchentlichen Bettwäsche-Wechsels. Außerdem wolle das Landratsamt Flüchtlingskinder bis zu drei Jahren kostenlos untergebracht wissen. Obwohl Kinder die Unterkunft doch dreimal so stark "verschleißen" wie Erwachsene, schimpft Herr Müller. Dann wolle der Kreis noch für je zehn Bewohner eine Kochgelegenheit. Darauf lassen sich die beiden Unternehmer nicht ein.
Erkennbar sitzt den beiden Geschäftsleuten die Angst im Nacken, daß die Regierung die Flüchtlinge morgen abtransportieren könne. Dann wird das Geld für die Kreditraten, die Hausmeister, den Nachtwächter, die Dolmetscherin und die Putzfrauen knapp. Zwar zahlt der Regierungspräsident die Rechnungen von Meier und Müller (vermutlich zwischen 15 und 20 Mark für die Vollpension pro Flüchtling und Tag). Aber wie lange noch?
Notdienste · Notdienste · Notdienste
Wochenende
Ärzte HANAU. Ärztlicher Sonn- und Feiertagsdienst in der Stadt Hanau (Kernstadt), Tel. 10 60; Krankentransport/Rettungsdienst, Tel. 1 06 11.
STEINHEIM/KLEIN-AUHEIM. Notfalldienstzentrale Steinheim/Klein-Auheim, Mainterrasse, Steinheim, Sa. 9 Uhr bis Mo. 7 Uhr, Telefon 6 36 66.
GROSSKROTZENBURG/GROSSAUHEIM/RODENBACH/WOLFGANG. Notfalldienstzentrale, Tel. 0 61 81 / 5 19 00, von Sa. 9 bis Mo. 6 Uhr.
MAINTAL 1, 2, 3. DRK-Station, Tel. 0 61 81 / 49 10 28.
MITTELBUCHEN/WACHENBUCHEN/ERLENSEE/NEUBERG/BRUCHKÖBEL. Zu erfragen beim DRK, Tel. 7 58 58, Ärztehaus Bruchköbel, Hauptstraße 75, von Sa. 11 bis Mo. 6 Uhr.
LANGENSELBOLD. Dr. Krampe, Steinweg 13, Telefon 42 42.
SCHÖNECK/NIDDERAU/NIEDERDORFELDEN. Über das DRK im Ärztehaus Schöneck 2, Nachtweide 2, Tel. 0 61 87 / 77 77, von Sa. 9 bis Mo. 6 Uhr.
SCHLÜCHTERN/STEINAU. Ärztlicher Notdienst von Sa.: 8 Uhr bis Mo.: 7 Uhr und an Feiertagen, Telefon 0 66 61 / 40 98; Ambulante Versorgung: Ärztliche Notdienst-Zentrale, Schlüchtern, Obertorstraße 32.
GELNHAUSEN/LINSENGERICHT/GRÜNDAU. Notdienstzentrale Gelnhausen, Am Untermarkt 13, Tel. 0 60 51 / 55 44 (Sa. 8 bis Mo. 8 Uhr).
GELNHAUSEN/HAILER/MEERHOLZ. Notdienstzentrale Freigericht/ Hasselroth, Telefon 0 60 55 / 62 55.
GRÜNDAU/MITTELGRÜNDAU. Notdienstzentrale Büdingen, Tel. 0 60 42 / 12 11.
GRÜNDAU/BREITENBORN. Sa. ab 11 Uhr, Notdienstzentrale Büdingen, Tel. 0 60 42 / 12 11.
FREIGERICHT. Notdienstzentrale Hasselroth, Tel. 0 60 55 / 62 55.
BIEBERGEMÜND. Dr. Kowatsch/Dr. Geiger, Telefon 0 60 50 / 70 06.
FLÖRSBACHTAL/JOSSGRUND/MERNES. Dr. Schottdorf, Telefon 0 60 57 / 12 80.
BAD ORB. Sa.: Dr. Grüske, Telefon 0 60 52 / 25 11; So.: Dr. Becker, Telefon 0 60 52 / 13 43.
WÄCHTERSBACH. Notdienstzentrale Schlierbach, Tel. 0 60 53 / 46 77.
Zahnärzte STADT- und ALTKREIS HANAU. Der dienstbereite Arzt ist beim DRK Hanau, Feuerbachstraße 47, Tel. 0 61 81 / 10 60, zu erfragen, ab Sa. 14 Uhr.
SCHLÜCHTERN. Kreiskrankenhaus Schlüchtern, Tel. 0 66 61 / 8 11.
KASSENBEZIRK GELNHAUSEN. Über DRK Gelnhausen, Tel. 0 60 51 / 1 70 36 und 1 70 37.
HANAU. Sa.: Römer-Apotheke, Römerstraße 9, Telefon 2 35 96 oder 25 11 15. So.: Sonnen-Apotheke, Am Freiheitsplatz, Telefon 2 07 30; Fleming-Apotheke, Steinheim, Doorner Straße 62, Telefon 96 29 62.
ERLENSEE/LANGENSELBOLD/NEUBERG/RODENBACH. Limes-Apotheke, Limesstraße 8, Rodenbach, Telefon 0 61 84 / 5 06 53.
MAINTAL. Sa.: Schiller-Apotheke, Dörnigheim, Mozartstraße 16, Telefon 0 61 82 / 49 13 00. So.: Flora-Apotheke, Bischofsheim, Dörnigheimer Weg 4, Telefon 0 61 09 / 6 47 47.
SCHÖNECK/NIDDERAU/NIEDERDORFELDEN/BRUCHKÖBEL. Sa.: Schloß-Apotheke, Kilianstädter Straße 10, Büdesheim, Telefon 0 61 87 / 78 78. So.: Ring-Apotheke, Innerer Ring 1, Bruchköbel, Telefon 0 61 81 / 7 83 12.
GELNHAUSEN/HAILER/MEERHOLZ/LINSENGERICHT/GRÜNDAU-LIEBLOS/ALTENHASSLAU. Sa.: Bahnhof-Apotheke, Bahnhofstraße 12, Gelnhausen, Telefon 0 60 51 / 35 38. So.: Barbarossa-Apotheke, Schmidtgasse 8, Gelnhausen, Telefon 0 60 51 / 36 66.
BAD ORB. Sa.: Brunnen-Apotheke, Hauptstraße 24, Telefon 0 60 52 / 23 87. So.: Alte Stadtapotheke, Hauptstraße 69, Telefon 0 60 52 / 23 80.
FREIGERICHT. Spessart-Apotheke, Somborn, Bahnhofstraße 11, Telefon 0 60 55 / 20 71. WÄCHTERSBACH. Vogelsberg-Apotheke, Brachttal-Schlierbach, Freiherr-vom-Stein Straße 1, Telefon 0 60 53 / 97 97; So. von 11 bis 13 Uhr Tannen-Apotheke, Wächtersbach, Friedrich-Wilhelm-Straße, Telefon 0 60 53 / 37 21..
Gemeindeschwestern LANGENSELBOLD. Gertrud Lamm, Wingertstraße 17, Gründau, Telefon 0 60 51 / 43 21.
HANAU. Telefonisch zu erreichen unter: 25 11 91.
STEINAU/BAD SODEN-SALMÜNSTER/SCHLÜCHTERN: Beim Haustierarzt zu erfragen.
HANAU. Die Telefonseelsorge ist Tag und Nacht unter Telefon 0 61 81 / 1 11 01 zu erreichen.
Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66.
Im Bereich der Stadtwerke Hanau, Telefon 0 61 81 / 36 50; im Bereich der EAM (Hanauer Umland, Telefon: 0 61 81 / 27 49; im Altkreis Gelnhausen, Telefon 0 16 13 /60 86 41; Altkreis Schlüchtern, Telefon 06 61 / 1 21.
Der Darmstädter Galerist Claus Netuschil kümmert sich auch um den deutschen Expressionismus als ein Bekenntnis zur Darstellungswürdigkeit der menschlichen Gestalt. Gegenwärtig sind in seinen Räumen acht Berliner Bildhauer vom Prenzlauer Berg mit markanten Eisenplatten vertreten. Das Oktett hat sich während eines Symposiums zum Thema Eisenguß mit der Gießtechnik und den Spezifika des Materials auseinandergesetzt, das spröder ist als Bronze und nach anderem Vorgehen verlangt.
Alle acht Künstlerinnen und Künstler behandeln in ihren hier gezeigten Werken das Thema "Menschliche Figur". Die Ergebnisse belegen exemplarisch, daß ihm - nach den revolutionär wirkenden gestalterischen Neuansätzen von Rodin über Giacometti bis Brodwolf - kaum noch auf eine Weise begegnet werden kann, die völlig neuartig wäre.
Die Ausstellung ist aber sehenswert, auch wenn ein Alphabet klassisch erscheinender Interpretationsmodi in raschen Sprüngen durchbuchstabiert wird. Ob archaisierend oder expressiv, die Skulpturen sind bekannte Unbekannte, denen man nähertreten möchte. (Bis 12. September, Adelungstraße 16). bab
Samstag / Sonntag, 5. / 6. September Theater Die Komödie, Neue Mainzer Str. 28, Tel. 28 45 80: Sa./So., 20.15 Uhr, "Non(n) sens" - Musical.
Die Schmiere, im Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: Sa./So., 20.30 Uhr, "Bratwurst mit Laufmasche!".
Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: Sa., 20.30 Uhr, "Schrille Idylle". Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: Sa./So., 20 Uhr, "Die Dreigroschenoper". Gallustheater, Kriftler Str. 55, Tel. 738 00 37: Sa., 20.30 Uhr, Die Frankfurter Spielfrauen - "Das Drama des betagten Kindes - der Charme ist vorbei"; Sa., 15 Uhr, Billy Bernhard - "Geschichten aus dem Rucksack" (ab 4 J.).
Kellertheater, Mainstr. 2, Tel. 28 80 23: Sa./So., 16 Uhr, "Anarchie in Bayern" (öffentliche Probe).
Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 299 861 10: Sa./So., 15 Uhr, Klappmaul- Theater - "Die Nähmaschine"; Sa., 20 Uhr, Nacht der Offenen Tür - Klappmaul Spätlese.
ZET-Theater, Bachmannstr. 2-4, Tel. 789 18 89: Sa., 20.30 Uhr, "Lust Objekte - Ein Theaterakt".
Schultheater-Studio, Ernst-Reuter- Schule, Hammarskjöldring 17 a, Tel. 212 32 044: So., 20 Uhr, Das Kolumbus- Projekt - Szenencollage.
Frankfurter Kunstgemeinde: So., 20 Uhr, "Die kluge Närrin"; Bürgerhaus Nordweststadt.
Café Cult, Schillerpassage/Rahmhofstr. 2-4: Sa./So., 21 Uhr, Compagnie Les Fussins - Pantomime; So., 11 Uhr, Kinderprogramm. Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: Sa., 20 & 23.30 Uhr, Internationale Herbst-Revue. Musik Oper, Theaterplatz, Tel. 23 60 61: Sa., 20 Uhr, Bathseva Dance Company - "KYR".
Alte Oper, Opernplatz, Tel. 13 400: Großer Saal: Sa., 16 Uhr, Vortrag "Der fremde Cage" (im Alten Foyer); 20 Uhr, Rundfunk-Sinfonieorchester Saarbrükken; So., 19 Uhr, Chor- & Kinderchor der Krakauer Philharmonie; Mozart Saal: So., 21 Uhr, Ensemble Köln - "Offenbarungen"; Hindemith Saal: Sa., 18 Uhr, Oleg Malow - Klavier; So., 11 Uhr, Joan La Barbara - "Singing through John Cage".
Anarchic Harmony John Cage 80: So., 20 Uhr, Huub ten Hacken & Jakob Ullmann - Orgelkonzert; Katharinenkirche, An der Hauptwache.
Batschkapp, Maybachstr. 24: Sa., 22 Uhr, Idiot Ballroom.
Sinkkasten, Brönnerstr. 5: Sa., 21 Uhr, Rentryd & Disco.
Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Str. 18 a: Sa., 21.30 Uhr, Izio Gross Quartett.
Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4: Sa., 20 Uhr, Kimbiza & Salsadisco.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: Sa., 21 Uhr, Eamon Comerford, So., 15.30 Uhr, Johnny Ryan.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: Sa., 19 Uhr, Nyce Cryce; So., 19 Uhr, Kristoffer Stone.
Spritzenhaus, Gr. Rittergasse: Sa., 19 Uhr, The Runners; So., 15 Uhr, Time Bandits; So., 21 Uhr, Bobbin Babboons.
Schlachthof, Deutschherrenufer 36: So., 11 Uhr, Merlins Fantasy Farm.
Jazzkneipe, Berliner Str.: Sa., 22 Uhr, Boris Levite Voc. & Trio; So., 22 Uhr, Piano George.
Negativ, Walter-Kolb-Str. 1: So., 20 Uhr, Melvins.
Dreikönigskeller, Färberstr. 71: So., 20 Uhr, Homer & Bandersnatch.
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: Sa., 15.30 Uhr, Akkordeon-Orchester-Musikspielring Sindlingen; So., 11 Uhr, 4. Classic Open Air; So., 15.30 Uhr, Musikverein Viktoria Altenmittlau.
Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: Sa., 20 Uhr, Alis Swingtett.
Romanfabrik, Uhlandstr. 21: Sa., 20 Uhr, Crawfishin' Rockabilly Ball.
Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Telefon 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 93); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); Lücke TPT - Gemeinschaftsbilder (bis 23. 9.); Oskar Kokoschka und Alma Mahler - "Die Puppe: Epilog einer Passion" (bis 18. 10.).
Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Szenenwechsel "7 neue Räume - Balkenhol, Flinzer, Slominiski, Artschwager/Nauman/Ruscha/Trockel, Bayrle, Cahn, Klemm" (bis Oktober/Dezember); Sonderausstellung "United Colors of Benetton" (bis 22. 9.).
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr, Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellungen "Urpferdchen und Krokodile - Messel vor 50 Millionen Jahren"; "Fossilien aus Libanon"; "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten".
Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z. geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, Sa., 14 Uhr, So., 11 Uhr, sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 33 71; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellung "Anne in Frankfurt" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Außereuropäische Lauten - Werkzeug und Kunstwerk" (bis 4. 10.); Sonderausstellung "Werkstätten der Humanität - 250 Jahre Freimaurer in Frankfurt" (bis 6. 9.); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.
Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.
Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.
Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Schmuckausstellung "Antike" (bis Ende 92); Sonderausstellung "Goertz Design New York" (bis 20. 9.).
Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 2 12 - 3 88 30: Bibliothek Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr, Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I u. II; Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.
Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212-38471: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; Dauerausstellung "Von der Urhütte zum Wolkenkratzer"; "Moderne Architektur in Deutschland 1900-1950. Reform und Tradition" (bis 29. 11.); "Hans Scharoun". Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr.
Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer-, sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950).
Museum für Vor- und Frühgeschichte im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 358 96: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Dauerausstellung.
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So. 10-17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellungen - "Fremdes Geld" und "Gold aus Mali" (bis 11. 10.).
Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr, Die Künstlerpostkarte - "Von den Anfängen bis zur Gegenwart" (bis 13. 9.).
Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Tel. 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Christoph Heinrich Kniep - "Zeichner an Goethes Seite" (bis 27. 9.); Autographen der Goethezeit (bis 31. 8.).
Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellungen "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts" und "Leben und Werk des Mundartautors und Satirikers Friedrich Stoltze; Sonderausstellung "Über Schnaken, Käwwern und immergrüne Blätter zum Gelbärgern - der Zeitungsmann Adolf Stoltze" (bis 30. 10.).
Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".
Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstr., Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und Feiertag, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U-Bahn".
Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14-17 Uhr, bei Fahrbetrieb 10-17 Uhr, Fahrtag am 6. und 27. September. Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".
Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Ausstellung "Kinder aus Rußland zeichnen ,Struwwelpeter' neu" (bis 31. 10.).
Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche; Jörg Stein - "Calf-Installation" (bis 6. 9.).
Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.
Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr, Stefan Kiess - Frankfurter Architekturen (bis 1. 9.).
Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.
Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).
Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.
Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr.
Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.
Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann-Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und Feiertag, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.
Galerie Paul Sties, Braubachstr. 12, Tel. 29 39 03: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Andreas Exner (bis 4. 9.).
Galerie Heussenstamm-Stiftung, Barckhausstr. 1-3, Tel. 72 46 67: Di. bis Fr., 16 bis 19 Uhr, Sa./So., 11 bis 13 Uhr, Raimon Ruhleder - Linolschnitte (bis 4. 9.).
Frankfurter Westend Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Leonardo Fretta, Romano Furlani, Albano Morandi (bis 5. 9.).
Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 741 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Künstler der Galerie (bis 5. 9.).
Galerie der Künstler, Barckhausstr. 1-3, Tel. 72 55 26: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Katja Lübke - "Zeichnungen" (bis 7. 9.).
Galerie Bernd Slutzky, Friedrichstr. 8, Tel., 72 39 40: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Walter Stöhrer - "Neue Radierungen" (bis 9. 9.).
Galerie Schwind, Braubachstr. 24, Tel. 28 70 72: Di. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Steffen Fischer (bis 12. 9.).
Galerie Woeller Paquet, Schneckenhofstr. 10, Tel. 62 38 19: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Kevin Coyne - "Big Fish and Silly Sausages" (bis 15. 9.).
Galerie Aurum, Oppenheimer Landstr. 42, Tel. 62 77 26: Di. bis Fr., 10 bis 12 Uhr und 14 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Künstler der Galerie - "Von Eins bis Zehn" (bis 19. 9.).
Galerie an der Galluswarte, Mainzer Landstr. 269, Tel. 730 60 00: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Gyjho Frank - Bilder; Armin Gehret - Farbige Zeichnungen; Karin Rahts-Dannemann - Malerei (bis 19. 9.).
Fotografie Forum, Leinwandhaus, Weckmarkt 17, Tel. 29 17 26: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr, Sa./So., 11 bis 17 Uhr, "Bilderlust" (bis 20. 9.).
Galerie Baby K., Hanauer Landstr. 139-145, Tel. 49 52 90: Mo. bis Fr., 15 bis 20 Uhr, István Geller, Zoltán Pal, Sándor Pinczehelyi & László Valko - Künstler aus Ungarn (bis 25. 9.).
Frankfurter Kunstkabinett, Börsenplatz 13-15, Tel. 28 10 85: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Stefan Plenkers - Gemälde und farbige Tuschen (bis 25. 9.).
Galerie Frank Hänel, Braubachstr. 26, Tel. 29 58 73: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, TERK (bis 26. 9.).
Galerei Meyer-Ellinger, Brönnerstr. 22, Tel. 29 29 94: Di. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, John Chamberlain - Arbeiten auf Papier (bis 26. 9.).
Kommunale Galerie im Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., bis 20 Uhr, Wolfgang Habel - "Bild Tafel - Tafel Bild" (bis 27. 9.).
Galerie Schneider, Gutleutstr. 94, Tel. 23 95 83: Di. bis Fr., 10 bis 12.30 Uhr & 14 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, 10 Jahre Galerie Schneider (bis 2. 10.).
Galerie Ulrich Gering, Textorstr. 91, Tel. 62 51 16: Di. bis Fr., 14 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Reinhard Behrens - "Bilder, Zeichnungen, Installation" (bis 2. 10.).
Galerie Timm Gierig, Weckmarkt 17, Tel. 28 71 11: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 14 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 17 Uhr, So., 12 bis 17 Uhr, Baschang, Hartlieb, Hitzler, Rink, Sartorius, Schultze, Wassermann - Zeichnung I.
Galerie Raphael, Grüneburgweg 86, Tel. 72 90 37: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Bilderzeugnisse der abstrakten Kunst (bis 24. 10.).
Galerie Reichard, Bernusstr. 18, Tel. 70 68 60: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Hans Steinbrenner - Skulpturen der 50er Jahre; Erich Fuchs - Arbeiten 1950-1988 (bis 30. 10.).
Galerie Art to Use, Eschersheimer Landstr. 5-7: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, "Style forms Function" (bis Ende Okt.).
L.A. Galerie, Fahrgasse 87, Tel. 28 86 87: Di., Mi., Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Do., 13 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 16, So., 14 bis 18, Eugenia de Olazabal - "Idolos & Espinas" (bis 31. 10.). Ausstellungen Künstlerinitiative U4 frAnkfuRT, Berger Str. 329: Mi. und Fr., 19 bis 22 Uhr, Gudrun Jork/Klaus Bittner/Volker Staegmann - "U4 - Sommer / Installationen" (bis 4. 9.).
Zentralbibliothek, Zeil 17-23: Di. bis Fr., 10 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, "V.O.N. Nah und Fern - Verena, Oliver, Nurettin" (bis 5. 9.).
Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., bis 18 Uhr, Sa., bis 17 Uhr, "Biographie und Lebenswerk Walter Fabian" (bis 17. 9.).
Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Adam Bujak - "Mysterien, Fotografien".
Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4, Tel. 29 06 58 59: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr, Wolfgang Schmidt - "Plakate, typografische Gedichte, Schmidtbilder usw." (bis 20. 9.).
Stadtbücherei Gallus, Idsteiner Str. 65: Di. und Do., 13 bis 19 Uhr, Mi. und Fr., 13 bis 17 Uhr, Fotodokumentation "Frauen und Stadt konkret" (bis 20. 9.).
Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage, Tel. 28 17 94: täglich, 11 bis 17 Uhr; Jutta Heilmann - Aquarelle und Radierungen (bis 20. 9.).
Palais Jalta, Bockenheimer Landstr. 104: Mo. bis Fr., 10.30 bis 17 Uhr, Joachim Richau - "Land ohne Übergang, Deutschlands neue Grenze"/Fotografien (bis 25. 9.).
Treffpunkt Rothschildpark, Oberlindau 20: 9 bis 12 Uhr, Mi., 15 bis 17 Uhr; Bilder behinderter Mitarbeiter der Praunheimer Werkstätten (bis Ende Sept.).
Gallustheater, Krifteler Str. 55: Di. bis Sa., 15 bis 18 Uhr und zu den Veranstaltungen, Eckard Burk - Bilder eines Monats (bis 10. 10.).
Sozial- und Reha-Zentrum West, Alexanderstr. 92, Tel. 78 99 30: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, So., 14 bis 18 Uhr; Gick Isac Levy (bis Ende Oktober).
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie West am Palmenhaus: "Pflanzenwelt Chiles - Flora silvestre de Chile" (bis 1. 11.).
Ausstellungen Künstlerinitiative U4 frAnkfuRT, Berger Str. 329: Mi. und Fr., 19 bis 22 Uhr, Gudrun Jork/Klaus Bittner/Volker Staegmann - "U4 - Sommer / Installationen" (bis 4. 9.).
Zentralbibliothek, Zeil 17-23: Di. bis Fr., 10 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, "V.O.N. Nah und Fern - Verena, Oliver, Nurettin" (bis 5. 9.).
Karmeliterkloster, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., bis 20 Uhr, "Frankfurter Designer: Wilhelm Zimmermann" - Titel-Bilder-Plakate (bis 13. 9.); Ausstellung II "Barcelona Bars" - "Die Spitze des Eiswürfels" (bis 13. 9.).
Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., bis 18 Uhr, Sa., bis 17 Uhr, "Biographie und Lebenswerk Walter Fabian" (bis 17. 9.).
Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Adam Bujak - "Mysterien, Fotografien".
Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4, Tel. 29 06 58 59: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr, Wolfgang Schmidt - "Plakate, typografische Gedichte, Schmidtbilder usw." (bis 20. 9.).
Stadtbücherei Gallus, Idsteiner Str. 65: Di. und Do., 13 bis 19 Uhr, Mi. und Fr., 13 bis 17 Uhr, Fotodokumentation "Frauen und Stadt konkret" (bis 20. 9.).
Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage, Tel. 28 17 94: täglich, 11 bis 17 Uhr; Jutta Heilmann - Aquarelle und Radierungen (bis 20. 9.).
Palais Jalta, Bockenheimer Landstr. 104: Mo. bis Fr., 10.30 bis 17 Uhr, Joachim Richau - "Land ohne Übergang, Deutschlands neue Grenze"/Fotografien (bis 25. 9.).
Treffpunkt Rothschildpark, Oberlindau 20: 9 bis 12 Uhr, Mi., 15 bis 17 Uhr; Bilder behinderter Mitarbeiter der Praunheimer Werkstätten (bis Ende Sept.).
Gallustheater, Krifteler Str. 55: Di. bis Sa., 15 bis 18 Uhr und zu den Veranstaltungen, Eckard Burk - Bilder eines Monats (bis 10. 10.).
Sozial- und Reha-Zentrum West, Alexanderstr. 92, Tel. 78 99 30: Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, So., 14 bis 18 Uhr; Gick Isac Levy (bis Ende Oktober).
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 18 Uhr; Galerie West am Palmenhaus: "Pflanzenwelt Chiles - Flora silvestre de Chile" (bis 1. 11.).
Im Rahmen der Tel-Aviv-Woche der Oper Frankfurt gastierte jetzt das Israel Chamber Orchestra an zwei Abenden im Opernhaus. Dabei müssen die Musiker einen Temperaturschock erlitten haben - die Klimaanlage hatte das Haus restlos unterkühlt. Leider korrespondierten auch die Interpretationen des 1965 von Gary Bertini gegründeten Ensembles häufig mit dem frostigen Saalklima.
Hohe Erwartungen hatte nicht nur das auf zahllosen Auslandstourneen immer wieder gefeierte Streichorchester, sondern vor allem auch ihr seit 1988 neuer Leiter, der 35jährige russisch-israelische Geiger Shlomo Mintz, geweckt, zumal der sich laut Programmheft bereits "als einer der großen Violinsolisten unserer Zeit etabliert hat". Um so enttäuschender geriet der Einstieg mit Antonio Vivaldis C-Dur Violinkonzert FL 93.
Das Ensemble setzte sich, durch einen kleinen Auftakt angestoßen, störungsfrei wie eine hochpräzise Maschine in Bewegung, aber statt sprechendem, stilsicher phrasiertem Spiel gab es nur rustikale Motorik und eine kernig-robuste Tongebung, die klangliche Differenzierung auf ein wenig piano und forte reduzierte.
Mintz paßte sich dem mit extrem gespanntem, hartem Ton an, der das Instrument zu überfordern schien - Brillanz um jeden Preis und zusätzlich eingetrübt durch penetrante Intonationsschwächen und den Samtvorhang, der Mintz' Hochspannungsgeige noch trockener und geräuschvoller erscheinen ließ. Joseph Haydns frühklassiches C-Dur-Violinkonzert Nr. 1, eine zarte, tänzerische Partitur, wurde wie aus einzeln in Stein gemeißelten Noten in den Raum gestellt.
Weit besser disponiert zeigte er sich am zweiten Abend mit Felix Mendelssohn-Bartholdys d-Moll-Violinkonzert op. posthum. Das von Tonleitern und virtuoser Figuration wuchernde kleine Werk, das sich noch stark an den französischen Vorbildern Kreutzer und Rode und ihrer "Revolutionsmusik" orientiert, ist erst von Yehudi Menuhin entdeckt und publiziert worden. Hier konnte Mintz, begleitet von einem hellwach reagierenden Orchester, mit Technik, Tempo und Drive glänzen, was insbesondere im mitreißenden Gavotte-Finale einhellig begeisterte.
Peinlich wurde es, als Mintz zum Taktstock griff. Im Gegensatz etwa zu seinen auch dirigentisch tätigen Geiger-Kollegen Barschai und Sondeckis, denen man Begabung oder doch wenigstens Eleganz nicht absprechen kann, nehmen sich Mintz' dirigentische Künste äußerst bescheiden aus. Plumpe Pauschalgesten für ein Ensemble, das ohnehin völlig selbständig agierte, und große und nicht selten ins Leere zielende Bewegungen, die aller Konzentration und Komprimiertheit der Musik entgegenwirkten, richteten zumindest optischen Schaden an.
Weit nuancenreicher als ihr Leiter, und zumindest in den Werken des 20. Jahrhunderts auch stilistisch glücklicher beheimatet agierte das Ensemble in Dimitri Schostakowitschs Kammersinfonie c-Moll op. 110a und Sergej Prokofjews 15 Visions fugitives op. 22, die beide Abende beschlossen. Hier fand der zuweilen agressive, spröde-präzise Spielgestus der Streicher ihre Berechtigung, gelang ein packendes Spiel mit den Kontrasten zwischen atemlos gehetzten und gespenstisch-fahlen Passagen, fast unhörbar zarten Tönen und geräuschvollen "Einschlägen". OTTO WEBER
WIESBADEN. Zum ersten Mal seit Beginn des acht Jahre währenden Streits zwischen Wiesbaden und der Bonner Hardthöhe über die Stationierung von Kampfhubschraubern auf der Air-Base Erbenheim hat Oberbürgermeister Achim Exner persönlich mit dem Verteidigungsminister darüber sprechen können. Nach einem Besuch in der Wehrbereichsverwaltung traf sich Volker Rühe mit dem OB sowie den drei Bundestagsabgeordneten aus der Landeshauptstadt, Hannelore Rönsch (CDU), Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) und Margret Funke-Schmitt-Rink (FDP). Das Ergebnis wertet Exner als "Schritt in die richtige Richtung", denn Rühe will noch vor dem Prozeß am 1. Oktober die Genehmigung für die Hubschrauber aufheben und eine neue Entscheidung treffen. Erlaubt sind den US-Streitkräften 100 Luftfahrzeuge (überwiegend Kampfhubschrauber "AH-64 Apache") sowie 60 000 Flugbewegungen pro Jahr. Rühe und Exner waren sich einig, daß die aktuelle weltpolitische Lage die Stationierung dieser Kampfhubschrauber in Erbenheim überflüssig mache. Einen militärischen Sinn für den Flugplatz gebe es damit nicht mehr, erklärte Exner. Inzwischen haben die Amerikaner einen Teil der "Apache" denn auch durch Transport- und Sanitätshubschrauber ersetzt.
Die Absicht der US-Streitkräfte, dort aber weiterhin insgesamt 71 Flugzeuge bereitzuhalten, findet bei Exner und den drei Abgeordneten kein Verständnis. Und auch Rühe "ließ erkennen, daß er auf jeden Fall eine Stationierung in diesem Umfang nicht zulassen werde", heißt es in einer Presseerklärung, die die Politikerinnen und Exner gestern herausgaben.
Erst wenn Rühe jedoch bereit ist, einen regelmäßigen Flugbetrieb ganz zu untersagen, will der OB den anstehenden Prozeß vor dem Verwaltungsgericht abblasen. Er wünsche sich eine Regelung unter 10 000 Flugbewegungen im Jahr ausschließlich für Manöver, sagte Exner der FR. Seiner Meinung nach "müßte es Rühe nicht schwerfallen, den gordischen Knoten zu zerschlagen".
Rühe sagte auch Unterstützung in dem Bemühen zu, den Schießbetrieb in Freudenberg zumindest stark einzuschränken und die Rheinkaserne für die Unterbringung von Flüchtlingen freizugeben. set
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Die Rugby-Mannschaft des Old Juddian RFC Tonbridge besucht den Rugbyklub Heusenstamm. Unter anderem stehen natürlich ein Freundschaftsspiel des RK gegen ihre Gäste aus der englischen Partnerstadt auf dem Programm. An diesem Samstag um 15 Uhr werden sich die beiden Teams am Sportzentrum Martinsee gegenüberstehen. Daher ist der Rk auch an diesem Wochenende nicht in der Punktrunde der Zweiten Rugby-Bundesliga aktiv.
Die gegenseitigen Besuche der beiden Klubs haben schon jahrelange Tradition und gehen zurück auf die Kontakte der beiden ehemaligen Bürgermeister Adolf Kessler und Mike Dobson aus Tonbridge/ Kent. Die in Privatquartieren untergebrachten Engländer werden auch von der Stadt Heusenstamm offiziell empfangen. Am Sonntag lernen sie die Taunus-Therme in Bad Homburg und die schöne Landschaft des Taunus kennen.
Selbstverständlich wird am Sonntag auch das Spiel des Heusenstämmer Regionalligateams gegen den SC 1880 Frankfurt begutachtet. Was die Heusenstämmer unter "Mümmeln mit Mädchen" verstehen, das werden die Tonbridger am Sonntagabend im Restaurant "Alte Bergmühle" in Dreieichenhain erfahren. Am Montag treten die englischen Gäste dann wieder die Rückreise auf die Insel an.
Die Freundschaftsbegegnung der beiden Rugbyteams am Samstag geht - wie immer - um den Garry-Miles- und Tobias-Oberkötter-Gedächtnispokal. jbp
BAD NAUHEIM. Der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr in Nieder-Mörlen feiert heute ab 20 Uhr im katholischen Pfarrheim des Bad Nauheimer Stadtteiles seinen 20. Geburtstag. Den Erinnerungen und Ehrungen folgt am Samstag ab 17 Uhr ein Festgottesdienst in der katholischen Kirche, mit dem die Nieder-Mörler Kerb eröffnet wird. Letztmals wird diese alleine von der Freiwilligen Feuerwehr durchgeführt; ab dem nächsten Jahr wollen dann die Nieder-Mörler Vereine gemeinsam das Fest veranstalten.
Die alte Tradition der Kerbburschen und -mädchen wird jedoch schon an diesem Wochenende wieder aufleben. Nach dem Festgottesdienst ab 17 Uhr in der katholischen Kirche und einem Platzkonzert vor dem Gotteshaus, werden die Burschen den Umzug zum Festplatz an der Sporthalle anführen, wo sie den Kirmesbaum gegen 19.30 Uhr aufstellen wollen. Ab 20 Uhr sorgen dann die Fidelen Dorfmusikanten mit den Kerbburschen- und mädchen und der TSV-Tanztruppe für Kurzweil in der Sporthalle.
Noch flotter dürfte es am Sonntag zwischen 14 und 18.30 Uhr zugehen, wenn die Railhouse Dixieland Band und der MCC Ober-Mörlen spielen werden. Die Kerb klingt am Montag ab 11 Uhr mit einem zünftigen Frühschoppen aus.
Der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Nieder-Mörlen zählt heute rund 40 aktive Musiker. Er ist damit der größte und von seinem Repertoire her gesehen der abwechslungsreichste in Bad Nauheim. Jährlich werden rund 20 Auftritte im Kreisgebiet absolviert. Ihre musikalische Vielfalt will der Zug am 27. November mit einem Konzert im Bad Nauheimer Kurhaus demonstrieren.
Wer mitmusizieren möchte, ist willkommen: dienstags und donnerstags jeweils ab 19.30 Uhr im Schulungsraum der Feuerwehr Nieder-Mörlen. Weitere Informationen geben gerne auch Horst Risch (Tel.0 60 32 / 8 28 50) und Andreas Heil (Tel. 06 00 2 / 75 81). str
SKV Olympia Mörfelden, Kegeln
Das Trainingslager der Bundesliga- Kegler des SKV Olympia Mörfelden war reich an sportlichen Höhepunkten und machte Geschmack auf die kommende Saison. In Tauberbischofsheim baten Trainer Peter Lachmann und Konditionstrainer Billy Ott ihre Mannen zu einem ausgeklügelten Programm. Zunächst lokkerten sich die Kegler mit Gymnastik und Ballspielen, ehe sie im Spiel gegen Gastgeber KF Tauberbischofsheim erstmals zur Kugel griffen.
Einen besonderen Anreiz hatten die Mörfelder Kegler: Eine Woche zuvor hatte Bundesliga-Konkurrent Rotweiß Sandhausen den Bahnrekord auf 941 geschraubt. Die Olympia-Kegler ließen sich nicht lumpen. Der neu gewählte Mannschaftskapitän Steffen Ulbrich bot eine überragende Leistung und erhöhte den Bahnrekord auf 950 Holz. Mit 50 Kugeln kam er auf Bahn eins auf 261 Holz, räumte dabei erstaunliche 108 Holz ab. Doch auch die übrigen Mörfelder präsentierten sich in guter Verfassung. Ludwig Keller (928), Frank Keller (923), Manfred Schlumeyer (908), Timo Hoffmann (895) und Stephan Michel (892) dürfen mit ihren Leistungen sehr zufrieden sein. Nicht ganz so gut lief es bei Martin Keßler (882), Ralf Biermann (826) und Bernd Heller, der nach 100 Kugeln mit 397 Holz verletzt ausschied.
Einen Härtetest ganz anderer Art hatten die Kegler tags darauf zu bewältigen: 60 Kilometer mit dem Fahrrad. Nur "Kraftpaket" Peter Lachmann hatte Pech: Die Kette seines Drahtesels riß.
Auch die zweite Olympia-Mannschaft bestritt ein Freundschaftsspiel. Gegen Blau-Weiß I präsentierten auch sie sich gut in Schuß und siegten mit 2218:1943. Einen besonders guten Tag erwischte Youngster Markus Schulmeyer mit 481 Holz. Da auch Wolfgang Littmann (446), Peter Borchers (432), Heiko Lachmann (431), Thomas Schmoll (428) und Alexander Geiß (223) gut in Form sind, bestehen für Olympia II Hoffnungen, den Regionalliga-Aufstieg zu schaffen.
Am 12. September (13 Uhr) geht es für die "Erste" gegen die TSG Kaiserslautern erstmals um Punkte. ina
Im Frühjahr hatte es zwischen den NATO-Verbündeten noch Streit gegeben, ob "das Bündnis" außerhalb seines Vertragsgebietes neue Aufgaben als Hilfsorgan der Vereinten Nationen oder der KSZE suchen dürfe. Vor allem Frankreich sträubte sich dagegen, der von den USA geführten Allianz ein neues politisches Profil zu geben. Im Juni hatten sich die 16 Außenminister in Oslo auf den traditionellen Grundsatz geeinigt, daß alles geht, wenn alle Regierungen zustimmen.
Schneller als gedacht hat jetzt das Chaos in Bosnien-Herzegowina den ersten Anwendungsfall herbeigeführt. Für zwei konkrete Aufgaben, den Schutz von humanitären Hilfstransporten und die Überwachung schwerer Waffen der Bürgerkriegsparteien, bietet "die NATO" der New Yorker Weltorganisation 6000 Soldaten bestimmter Mitgliedstaaten an. Der Pariser Regierung fiel die Zustimmung in Brüssel wohl nicht zuletzt deshalb leicht, weil amerikanische GIs in dem Angebot nicht vorgesehen sind. Washington hält sich im Wahlkampffieber aus dem Debakel in Ex-Jugoslawien heraus.
Aber es gab offenbar noch einen anderen Grund für die überraschende Einigkeit. Die Türkei fühlt sich den Moslems in Bosnien-Herzegowina eng verbunden und sieht ohnehin eine neue strategische Rolle bis hin zum Einfluß in den jetzt unabhängigen Südstaaten der Ex-Sowjetunion. Ehe eventuell türkische Truppen parteiisch in die Bürgerkriege Südosteuropas eingreifen, schien es weise, sie als NATO-Soldaten in einen UN-Auftrag einzubeziehen. Unverhofft erweist sich die weitgespannte NATO-Mitgliedschaft auch zu solcher Art von Konfliktdämpfung als indirekter Vorteil. Ha (Brüssel)
Im Hauptschiff des St.-Bartholomäus- Doms wird emsig gepinselt, gekratzt und verputzt. Die Öffentlichkeit muß draußen bleiben, ganz Neugierige können sich aber bis zum 13. September in der Paulskirche einen Eindruck von der Innenrestaurierung des Doms verschaffen: Eine Sonderschau des Hochbauamtes soll nach den Worten von Baudezernent Hanskarl Protzmann "zeigen, wie hochkomplex und kompliziert die Restaurierungsarbeiten sind". Auf Stellwänden wird über den Bauablauf informiert, werden die verschiedenen Planungsstufen präsentiert. Aquarellierte Fotos lassen den zukünftigen Raumeindruck erahnen: Das Gewölbe soll einen weiß-grauen Anstrich erhalten, das Langhaus dagegen im Licht offener Leuchten rot erstrahlen.
Die Ausstellung rückt auch die Arbeiter ins Bild: Kunstglaser aus München überarbeiten die Bleiglasfenster, Restauratorinnen vergolden Gewölbe-Rippen. Andere Fotos zeigen Fundstücke aus einem Kindergrab der Merowingerzeit, das im Mittelschiff des Doms freigelegt wurde - ein goldener Fingerring ist ebenso zu bestaunen wie ein bembelähnlicher blaugrüner Becher aus Glas oder ein Paar goldene Ohrringe. Die Ausstellung in der Paulskirche wird ergänzt durch Bilder des Kinder-Malwettbewerbs "Mal Dir ein Bild von Frankfurt" und ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. tob
Basketball vom "Allerfeinsten" zauberten 15- und 16jährige Jungs auf das Parkett der Sporthalle Weibelfeldschule in Dreieichenhain. Kein Wunder, denn der gastgebende TV hatte für sein B-Jugend- Turnier so renommierte Teams wie Eintracht Frankfurt, TV Langen und MTV Gießen eingeladen. Das Team aus Gießen sicherte sich mit vier Siegen den Turniersieg. Gegen die Gastgeber (73:50), die zweite Eintracht-Mannschaft (92:40) und Langen (68:38) hatten sich die Gießener bereits durchgesetzt, ehe es zum entscheidenden Duell mit der ersten "Garnitur" von Eintracht Frankfurt kam. Auch die Eintracht-Jungs waren bis dahin verlustpunktfrei. Im "Endspiel" setzten sich die Gießener mit 73:46 durch, die in ihren Reihen die besten Einzelspieler hatten und ein verdienter Sieger waren.
Der Lohn bestand in wertvollen Sachpreisen und Pokalen, die Abteilungsleiter und Trainer des TV-Teams, Siegfried Stefanski, und Vorsitzender Georg Metzger bei der Siegerehrung überreichten. Den zweiten Rang belegte die Frankfurter Eintracht mit 6:2-Punkten. Auf den Plätzen drei bis fünf ging es dann sehr eng zu: Langen, Dreieichenhain und Eintracht II verbuchten am Ende jeweils 2:6 Punkte. Trotz einer Niederlage im abschließenden Spiel gegen Langen sicherten sich die Gastgeber die "Bronzemedaille". Sie verfügten mit 207:249 über das bessere Korbverhältnis gegenüber dem TV Langen (179:236) und der zweiten Eintracht-Mannschaft (182:261). Die SVD-Spieler Jörg Stefanski, Michael Stromann, Christian Stromann, Thorsten Metje, Christopher Bennett, Stefan Kolodziej, Patrick Feigenbutz, Eckart Metje, Christian Listmann, Vinod Jadhaw und Shinsuke Arai dürfen mit dem Erreichten zufrieden sein.
Zufrieden waren auch die Organisatoren mit ihrer rundum gelungen Vernstaltung. Die Zuschauer erfreuten sich an der frischen und spielstarken Vorstellung aller Teams. Immerhin messen einige der 15- bis 16jährigen bereits 200 Zentimeter, so daß von einem Turnier der "Kleinen" ohnehin nicht die Rede sein kann. jbp
Seit Anfang der 80er Jahre hatten sowohl Taipeh als auch Peking versucht, sich moderne Militärflugzeuge zu beschaffen. Die Luftwaffen beider Länder fliegen größtenteils veraltete Maschinen aus den 60er Jahren. Auch Frankreich hatte auf den lukrativen Auftrag aus Taipeh gehofft, um seiner angeschlagenen Rüstungsindustrie zu helfen. Als die Pariser Absicht bekannt wurde, Taiwan eine größere Menge moderner Mirage-Kampfflugzeuge zu liefern, hatte Peking mit "ernsten Konsequenzen" gedroht.
Mehr aus wirtschaftlicher Verzweiflung, denn aus strategischem Interesse heizen die USA und Rußland nach dem Ende des Kalten Kriegs nun mit Waffenverkäufen den Rüstungswettlauf in Asien an. Erst kürzlich hatte Rußland mit der Lieferung von 24 Kampfjets des Typs Su-27 an die Volksrepublik China begonnen. Insgesamt soll Peking 72 der modernen Jäger in Moskau bestellt haben. Wegen großer Schwierigkeiten, die Rüstungsindustrie der ehemaligen Sowjetunion auf zivile Produktion umzustellen, setzt man in verschiedenen Republiken vermehrt auf Export. Chinas Verteidigungsminister Qin Jiwei war gerade bei seinem russischen Amtskollegen Pawel S. Gratschow in Moskau. US-Beamte rechtfertigen den angekündigten Handel damit, daß der Verkauf russischer Sukhoi-27 an Peking das Rüstungsgleichgewicht zwischen der Volksrepublik und Taiwan gefährde. Peking dagegen verweist in seinem Protest auf das US-chinesische Kommuniqué vom 17. August 1982, in dem sich die USA zur Zurückhaltung bei Waffenlieferungen nach Taiwan verpflichteten. Zu Bushs Wendung sagte ein West-Diplomat in Peking: "Das ist ein gefährliches Spiel."
Obwohl sich die Beziehungen zwischen Taiwan und der Volksrepublik China entspannt haben, weigerte sich Peking bisher, bei der angestrebten Wiedervereinigung mit seiner "Provinz" Taiwan ausdrücklich auf Gewalt zu verzichten.
Die Zustimmung Bushs zum Waffenhandel fällt in eine Zeit der Spannungen zwischen Peking und Washington. Die USA, verärgert über ein Handelsdefizit von mehr als 12 Milliarden Dollar mit China, hatten kürzlich eine Liste mit chinesischen Importgütern erstellt, die für erhöhte Einfuhrzölle vorgemerkt sind, sollte Peking sich der von den USA gewünschten Öffnung seines eigenen Marktes widersetzen. (Kommentar auf Seite 3)
Mit einem "frischgebackenen Goldjungen" im Tor tritt das Hockey-Team des Rüsselsheimer RK eine Reise nach Berlin an. Anlaß ist die Wiederaufnahme der Saison in der Zweiten Hockey-Bundesliga. Nach Olympiasieg und Junioren-EM hat somit der Alltag den Rüsselsheimer Nationalkeeper Christopher Rauth wieder eingeholt. Doch auch das Wochenende in Berlin, mit den Spielen gegen Zehlendorf und Lichterfelde, ist durchaus wichtig. "An diesem Wochenende werden wir uns orientieren - ich hoffe nach oben", meint auch Trainer Berti Rauth.
Die Vorbereitung verlief vielversprechend: Beim "Sommertreff" in Leverkusen unterlagen die Rüsselsheimer gegen Erstliga-Spitzenreiter Dürkheim in einem guten Spiel mit 2:4, leisteten sich einen Ausrutscher gegen Braunschweig (1:4) und besiegten dann Erstligist Leverkusen sogar mit 1:0. In der Zweiten Liga liegt der RRK derzeit mit 7:5-Punkten auf dem sechsten Rang der Tabelle. In der Vorrunde plagten das Team um Trainer Rauth Terminprobleme, denn der Torwart war oft zu internationalen Einsätzen unterwegs.
"Nationalspieler sind für mich immer ein Fluch und ein Segen zugleich", erklärt Berti Rauth. Von "hochmotiviert" bis "völlig ausgebrannt" reicht die Skala der möglichen Gemütsverfassungen eines erfolgreichen Nationalspielers. "Christopher muß sich jetzt wieder daran gewöhnen, keinen National-Libero mehr vor sich zu haben", meint Berti. Denn der hieß in Barcelona Kalle Fischer und gilt als Deutschlands bester Hockeyspieler.
Aber Rauth sieht auch die positiven Seiten: "Er kann jetzt bei uns zum Turm in der Schlacht werden und damit seinen Teil zu einer erfolgreichen Saison beitragen". Beginnen kann Reitz damit in Berlin, wo besonders mit den Zehlendorfer Wespen ein starker Gegner wartet, der erst drei Minuspunkte verbucht. Als Minimalziel gibt Berti Rauth in Berlin wenigstens zwei Zähler aus. Sollten es deren drei werden, dann kann der RRK sogar noch in der Spitzengruppe mitspielen. Wird die Vorgabe jedoch nicht erreicht, muß sich der Coach Sorgen machen, denn die Leistungsdichte in der Zweiten Liga ist sehr eng. Der Trainer kann mit seiner derzeitigen Bestbesetzung nach Berlin fahren.
In der Pause verabschiedet hat sich Gerrit Steinert, der nun zwei Klassen tiefer in Wiesbaden spielt. Er will aus persönlichen und gesundheitlichen Gründen etwas kürzer treten. Volker Schädel ist von seiner Leistenverletzung genesen. jbp
HAMBURG, 3. September. Ein Parlamentarischer Untersuchungsausschuß der Hamburger Bürgerschaft wird sich demnächst mit der Vermietungspraxis der städtischen Wohnungsgesellschaft "Saga" befassen. Nach den Freien Demokraten, die am Mittwoch abend einen entsprechenden Antrag im Parlament des Stadtstaates eingebracht hatten, haben nun auch die CDU und die Grünen ihre Zustimmung bekundet. Wie berichtet ist die Wohnungsbaugesellschaft in den Verdacht geraten, städtische Wohnungen in teils guter Lage zu Preisen vermietet zu haben, die noch unter denen des sozialen Wohnungsbaus liegen. Dabei sollen Mieter, die dem Unternehmen in irgendeiner Weise nahestehen, bevorzugt worden sein. Die "Saga" wies die Vorwürfe allerdings zurück.
Redner der Oppositionsparteien in der Bürgerschaft warfen der Gesellschaft "Vetternwirtschaft und Filzokratie" vor. 35 Jahre SPD-Regierung hätten überall in der Stadt ihre Spuren hinterlassen. Gut verdienende "Saga"-Mitarbeiter zahlten für gute Wohnungen Mieten zwischen vier und sieben Mark pro Quadratmeter, rechnete die Abgeordnete der Grün-Alternativen Liste, Conny Jürgens, vor. Sie nannte mehrere Beispiele. Dabei gehe es nicht nur um städtische Wohnungen, die von der "Saga" verwaltet werden, sondern inzwischen auch um Quartiere, die der städtischen Gesellschaft gehören.
Die Zeitung Hamburger Rundschau berichtete in ihrer jüngsten Ausgabe von einem Hauptabteilungsleiter der "Saga", der im teuren Stadtteil Blankenese an der Elbe eine Wohnung für 7,81 Mark pro Quadratmeter bezogen hat. Die Tochter eines Aufsichtsratsmitgliedes zahle im ebenfalls nicht billigen Eppendorf gar nur 4,48 Mark pro Quadratmeter.
Die Nachwuchsringer des FSV Münster machten ihren Betreuern einmal wieder Freude. Sowohl bei einem nationalen Nachwuchsturnier in Erlensee als auch beim Bezirksturnier in Weiher plazierten sich einige Münsterer Jung-Ringer.
In Erlensee erzielten Christopher Muth (E-Jugend, bis 21 kg) und Sascha Scharkopf (D-Jugend, bis 37 kg) jeweils den zweiten Platz, René Kurth wurde Fünfter (D-Jugend, bis 37 kg). Ein Sieg gelang dem C-Jugendlichen Bernd Lenz in der Klasse bis 33 kg.
Noch erfolgreicher kehrten die Münsterer vom Bezirksturnier in Weiher zurück. Gleich dreimal standen Münsterer Talente ganz oben auf dem Treppchen: Bastian Seliger (D-Jugend, bis 31 kg), Tim Gottschall (C-Jugend, bis 29 kg) und Axel Wandinger (A- Jugend, bis 68 kg) ließen der Konkurrenz keine Chance. Nur ganz knapp scheiterten David Römmelt (D- Jugend, bis 27 kg), Christian Lehr (A- Jugend, bis 50 kg) und Daniel Vollhardt (A-Jugend, bis 63 kg) und sicherten sich Silbermedaillen.
Alle neun angetretenen Münsterer kamen in die Wertungsränge und rundeten somit eine überaus erfolgreiche Bilanz ab. jbp
Weil die Ärzte seine Krankheitssymptome nicht anders einordnen konnten, bescheinigten sie einem heute 45 Jahre alten Betriebselektriker, ein eingebildeter Kranker zu sein. Die 1981 erstellte Diagnose "hypochondrische Neurose" hat dazu geführt, daß der seit 1982 arbeitsunfähige Mann mit dem Hinweis auf "Drückbergerei" bis heute keine Rente erhalten hat. Dies berichtete der 45jährige als Zeuge im sogenannten Holzschutzmittelprozeß vor der 26. Großen Strafkammer des Frankfurter Landgerichts. Er selbst führte seine massiven Gesundheitsbeschwerden nicht auf Einbildung, sondern auf die jahrelange Exposition von Holzschutzmitteln in seinem Haus zurück.
In dem seit drei Monaten laufenden Verfahren schilderte der Zeuge am Donnerstag die Krankheitsgeschichte seiner Familie, die kurz nach dem Einzug im Jahre 1976 in das Haus seiner Eltern begonnen habe. Die anfallenden Renovierungsarbeiten erledigte das Paar weitgehend selbst. Unter anderem wurden Holzdecken und Balken mit insgesamt etwa 70 Litern Holzschutzmitteln bestrichen.
Schon während des Verstreichens von "Xyladecor", so der Zeuge, seien bei ihm erste Beschwerden aufgetreten: Brennen der Augen, Atembeschwerden, Schwindelgefühle. Nach dem Einzug in das Schlafzimmer, deren Holzdecke ebenfalls behandelt wurde, habe er dann massive Herzbeschwerden bekommen, die sogar den Verdacht auf einen Herzinfarkt geweckt hätten. Auch die beiden Kinder des Paares, vor allem der Sohn, habe seither jahrelang an einer Vielzahl von Erkrankungen gelitten.
Die Beschwerden seien im Laufe der Jahre so schlimm geworden, daß er ab 1980 nur noch sporadisch, ab 1982 dann gar nicht mehr arbeiten konnte. Obwohl er im Laufe der Jahre "jede Menge Ärzte" konsultiert habe, sei niemand auf die Ursache der vielen Beschwerden gekommen. Im Dezember 1985 habe ihn ein Mitarbeiter des Chemischen Untersuchungsamts der Stadt Hamm erstmals auf Holzschutzmittel aufmerksam gemacht und seine vielen Krankheiten damit in Verbindung gebracht. Nach der Sanierung des Hauses im Jahr 1988, so der Zeuge, habe sich der Gesundheitszustand der Familie deutlich verbessert.
Nach der am Montag verkündeten Ablehnung des Befangenheitsantrags gegen den Vorsitzenden der Umweltstrafkammer, Richter Thomas-Michael Seibert (die FR berichtete), ist der Ton zwischen Verteidigung und Gericht nach Ansicht von Prozeßbeobachtern merklich schroffer geworden. Die Verteidigung gibt zu erkennen, daß es die Prozeßführung für undurchsichtig und die Anwesenheit des Sachverständigen für nicht geklärt hält; das Gericht wiederum beanstandet wiederholt und mit wachsender Ungeduld Fragen der Anwälte, die "bereits beantwortet sind".
In dem größten Umweltstrafverfahren der Bundesrepublik müssen sich seit dem 1. Juni zwei Manager des führenden Holzschutzmittelunternehmens DESOWAG wegen Körperverletzung und Freisetzung von Giften verantworten. ee
Gerüste stehen in den engen Gassen der historischen Altstadt von Porto. Sie verbinden die heruntergekommenen Häuser, die ohne diese Stütze längst zusammengebrochen wären. Die mittelalterlich anmutenden Bezirke Se und S. Nicolau, mitten im Zentrum der zweitgrößten Stadt Portugals, präsentieren sich als riesige Baustelle. Handwerker installieren moderne Toiletten und Badezimmer, Sozialarbeiter haben für die rund 20 000 Bewohner ein Nachbarschaftszentrum gegründet, Psychologen versuchen, die grassierende Prostitution, Drogenabhängigkeit und Kriminalität einzudämmen.
Finanziert wird das umfangreiche Projekt von der EG. Es ist Teil eines von 1990 bis 1994 laufenden Programms, mit dem die Gemeinschaft 39 ganzheitlich angelegte Modellvorhaben fördert, die die Armut und Ausgrenzung sozial Benachteiligter bekämpfen sollen. Als arm definiert Brüssel Bürger, die weniger als die Hälfte des Durchschnittseinkommens in ihrem Land verdienen. Damit, heißt es etwas umständlich in einer Verordnung, verfügen sie "über so geringe materielle, kulturelle und soziale Mittel, daß sie von der Lebensweise ausgeschlossen sind, die in dem Mitgliedstaat, in dem sie leben, als Minimum annehmbar ist".
Rein rechtlich hat die EG bisher wenig Kompetenzen in der Sozialpolitik. Rentenversicherung, Wohnungsversorgung oder Unterstützung für Familien gelten als nationale Angelegenheiten, und daran wird sich wohl so bald auch nichts ändern. Trotzdem haben sich auf dem Gipfel von Maastricht alle EG-Staaten mit Ausnahme Großbritanniens geeinigt, ihre entsprechenden Aktivitäten zu verstärken. "Wenn wir mehr sein wollen als eine riesige Freihandelszone, dann gehört die soziale Dimension einfach dazu", sagt Wilhelm Breuer, Geschäftsführer des Kölner Instituts für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik und deutscher Vertreter in der zentralen Steuerungsgruppe für die EG-Armutsprojekte.
55 Millionen Arme zählen die Statistiker nach den offiziellen Kriterien. Und 55 Millionen Ecu, gut 110 Millionen Mark, umfaßt der Etat des laufenden dritten Armutsprogramms. Für jeden Bedürftigen steht also im Schnitt eine Ecu zur Verfügung - eine unfaire Gegenüberstellung, glaubt Breuer: "Die EG hat ja nicht die Absicht, mit diesem Programm generell die Armut in Europa zu beseitigen." Vielmehr wolle man "durch die Förderung lokaler Modellprojekte Anstöße geben", damit sich die Regierungen "stärker auf dieses Problem konzentrieren".
"Subsidiarität" heißt eine Lieblingsvokabel von Odile Quintin: Die Abteilungsleiterin in der zuständigen EG-Generaldirektion betrachtet Sozialpolitik weiterhin als Sache der einzelnen Mitgliedstaaten; Lösungen müßten daher vorrangig auf dieser Ebene erarbeitet werden. Der EG bleibt die Rolle, Ideen und Anregungen zu liefern sowie einen internationalen Erfahrungsaustausch unter den Projektmitarbeitern zu organisieren. "Voneinander lernen, wie man mit dem Problem Armut am besten fertig wird, das funktioniert ganz gut", berichtet Breuer: "Schließlich haben alle europäischen Staaten ihre eigenen Traditionen in der Sozialarbeit."
Selbst Länder wie Dänemark, Belgien oder die Bundesrepublik sind an den Sozialprogrammen beteiligt; sogar in Luxemburg, dem EG-Mitglied mit dem höchsten Pro-Kopf-Einkommen, gibt es ein Anti-Armut-Projekt. Um die Finanzierung des Pakets politisch durchzusetzen, mußte Brüssel auch Gelder an die reichen Mitglieder vergeben, obwohl diese, als Ganzes betrachtet, im Vergleich zu Portugal, Griechenland oder Irland keineswegs als bedürftig gelten. Aber: "Man soll die Augen nicht davor verschließen, daß auch bei uns Menschen leben, die von keinem sozialen Netz aufgefangen werden", betont Koordinator Breuer.
In München-Haidhausen fördert die EG das örtliche Wohnforum, das neue Formen des sozialen Wohnungsbaus umsetzen will: Die künftigen Mieter dürfen bei der Grundrißplanung mitreden und können ihre monatliche Belastung durch Selbsthilfe beim Innenausbau senken. Daneben finanziert das Brüsseler Programm einen neuen kooperativen Ansatz in Hamburg-Eimsbüttel: Städtische Träger, Sozialverbände und Kirchengemeinden kümmern sich gemeinsam um Langzeitarbeitslose, Alleinerziehende oder Behinderte, statt gegeneinander zu konkurrieren. Ferner gibt es im Westteil Berlins eine "innovatorische Initiative": Die Beratungsstelle "Xenion" sorgt für Opfer von Terror, Folter oder Krieg, ermöglicht ihnen die medizinische Rehabilitation und versucht, sie sozial zu integrieren.
Im Herbst werden Projekte in den neuen Bundesländern hinzukommen. In Weimar, Bautzen und Ost-Berlin soll unter anderem die Arbeit mit Jugendlichen und entlassenen Strafgefangenen gefördert werden. Das Gebiet der früheren DDR rangiert in der Armutspolitik der EG nunmehr in derselben Kategorie wie Griechenland oder der italienische Mezzogiorno. Zähneknirschend haben sich die Mittelmeer-Anrainer damit abgefunden, daß der zu verteilende Kuchen neue Esser findet. Auch wenn es niemand offiziell zugeben will, der Konkurrenzkampf um die knappen Brüsseler Gelder hat sich deutlich verschärft.
Stehen der portugiesische Alentejo und Greifswald, Vorpommern, tatsächlich auf einer Entwicklungsstufe? Das wohlhabende Westdeutschland habe genug Substanz, um den Osten zu sanieren; langfristig sei das doch eine rentable Investition, ist hinter den Kulissen zu hören. Taktisches Kalkül dürfte daher die Entscheidung mitbestimmt haben, möglichst schnell auch ostdeutsche Sozialprojekte zu fördern - schließlich zahlt die Bundesrepublik am meisten in die Brüsseler Töpfe ein. THOMAS GESTERKAMP
Schwalbach. Ein 23jähriger Mann wollte am Dienstag kurz vor Mittag drei Stangen Zigaretten stehlen - zielstrebig marschierte er mit seiner Tüte an einer unbesetzten Kasse vorbei und war schon fast aus dem Schwalbacher Kaufhaus heraus, als eine Verkäuferin ihn festhielt.
Der ertappte Dieb trat seiner Verfolgerin im wahrsten Sinne des Wortes "auf die Füße". Aber das half nichts: Die mutige Frau bekam Unterstützung von Kollegen, der Täter war gestellt. Die Zigarettenstangen waren nach Angaben der Polizei 131 Mark wert. pms
Die Verwaltung plant eine "Erweiterung der Zustellzeiten bis 15 Uhr", teilt die Post mit. Was das genau heißt? Ganz einfach: Wer bislang seine Post bis spätesten 14 Uhr im Kasten hatte, muß nun unter Umständen eine Stunde länger warten. Wie Pressesprecher Dieter Heinbuch von der Oberpostdirektion bekanntgab, gelten die neuen Zeiten vom Montag an für Bornheim, Seckbach, Enkheim, Riederwald, Fechenheim. Am 28. September folgen die Stadtteile Bockenheim, Rödelheim, Hausen, Westhausen, Praunheim und Kuhwald-Siedlung und am 27. Oktober dann Eschersheim, Niederursel, Heddernheim und Frankfurter Berg.
Von 488 Zustellbezirken will die Post insgesamt 235 umstellen. Zwei Gründe nennt der Presseprecher für die längeren Wartezeiten: Zum einen mögliche finanzielle Einsparungen durch Rationalisierung und zum anderen die Forderungen der Postboten nach einer Fünf-Tage-Woche.
30 bis 40 Arbeitsplätze sollen in Zukunft bei den Postboten eingespart werden, sagt Heinbuch, denn "55 Prozent der Kosten eines Briefes entfallen auf die Zustellung". Dieter Heinbuch: "Wir müssen alle Maßnahmen zur Rationalisierung ausnützen." Für den einzelnen Postboten bedeutet dies, daß er statt 650 Briefen täglich 800 Briefe austragen wird, eine Stunde länger arbeitet und im Durchschnitt vier Kilometer mehr zurücklegt. Zum Ausgleich erhalten die Postboten die von der Gewerkschaft geforderte Fünf-Tage-Woche. wob
WÖLLSTADT. Der Bauausschuß tagt am Donnerstag, 17. Sept., 19 Uhr im Kolleg der Mehrzweckhalle Ober-Wöllstadt. Beraten wird unter anderem über die Behandlung illegaler Kleinbauten. hm
&blt; Medienangebot und Öffentlichkeit
Zur Frage "Was heißt Öffentlichkeit unter den veränderten Bedingungen?" findet am heutigen Freitag um 20 Uhr eine Podiumsdiskussion im Frankfurter Literaturhaus, Bockenheimer Landstraße 102, statt. Fortgesetzt wird die Veranstaltung am Samstag um 19 Uhr mit einer Podiumsdiskussion zum Thema "Presselandschaft Rhein-Main / Medienlandschaft Hessen". Im Anschluß daran gibt es ein Fest unter dem Motto "Bene-taz". &blt; Das Drama des betagten Kindes Die Frankfurter Spielfrauen sind am Freitag und Samstag um 20.30 Uhr mit ihrem kabarettistischen Programm "Das Drama des betagten Kindes - der Charme ist vorbei" im Gallustheater, Krifteler Straße 55, zu sehen. Der Erlös ist für einen guten Zweck bestimmt. &blt; Finissage "U 4-Sommer" Am heutigen Freitag findet um 19 Uhr die Finissage der Ausstellung "U 4-Sommer" in der Berger Straße 329 der Künstlerinitiative Jork, Bittner, Staegmann statt. Um 21 Uhr zeigen Hanna Wölfel und Hanswerner Kruse ihre Performance "Hirngespinste". &blt; Narrenkäfig auf dem Lohrberg Das Werkstattkino mal seh'n präsentiert am heutigen Freitag auf dem Lohrberg bei Einbruch der Dunkelheit den Film "Ein Käfig voller Narren" mit anschließender Party. Bei Regen oder Sturm fällt die Veranstaltung aus. &blt; Wiederaufnahme "Dreigroschenoper" Am Freitag, 4. September, um 20 Uhr eröffnet die Katakombe, Pfingstweidstraße 2, die neue Spielzeit mit der "Dreigroschenoper" von Brecht. Weitere Vorstellungen mittwochs bis samstags. Beginn jeweils um 20 Uhr. Kartenvorbestellungen unter der Rufnummer 069 / 49 17 25. &blt; Konzert zum Tag der offenen Tür Im Frankfurter Holzhausenschlößchen, Justinianstraße 5, musizieren am heutigen Freitag um 20 Uhr Siegmund von Hausegger (Cello) und Wolfgang Watzinger (Klavier). Auf dem Programm stehen Werke von Debussy, Beethoven, Brahms. &blt; Lust Objekte - Ein Theaterakt Das ZET Theater spielt am 4. / 5. sowie am 11. / 12. September sein Stück "Lust Objekte - Ein Theaterakt" in der Hausener Brotfabrik, Bachmannstraße 2-4. Kartenvorbestellungen unter 069 / 789 18 89. &blt; Charlie Chaplin: Hochstapler Das Chaplin-Archiv, Klarastraße 5, lädt für Freitag, 4. September, um 19 Uhr zu einer Dia- und Filmveranstaltung von "Charlie der Hochstapler" ein. Um telefonische Platzreservierung unter der Rufnummer 069 / 52 15 85 wird gebeten.
Zur Person:
SIEGFRIED PLATH und HANS-MARTIN HARDER, leitende Mitarbeiter des Evangelischen Konsistoriums in Greifswald, haben es trotz Bitten der Kirchenleitung abgelehnt, sich vom Dienst beurlauben zu lassen. Beiden Kirchenjuristen wird Mitarbeit bei der DDR-Staatssicherheit vorgeworfen. In einem Brief an die Gemeinden sprach die pommersche Kircheleitung von einer "erheblichen Beunruhigung" innerhalb der Landeskirche darüber, daß Oberkosistorialrat Plath sogar einen Stasi-Orden entgegengenommen haben soll. Die Kirchenleitung bereitet inzwischen ein Disziplinarverfahren gegen die beiden Juristen vor, die Brandeburgs Ministerpräsident MANFRED STOLPE (SPD) Anfang Mai als zwei seiner "Mitstreiter" während der DDR-Kirchenzeit vorgestellt hatte. (epd/FR)
WIESBADEN. Beim Bau von Ein- und Zweifamilienhäusern setzt sich landesweit ein Negativ-Trend fort, der allgemein auf die hohen Kreditzinsen zurückgeführt wird. Während sich die Zahl der Baugenehmigungen, die von den Politikern in Bilanzen der Baupolitik meist zitiert wird, zuletzt weiter positiv entwikkelt hat, sieht die Lage bei den Fertigstellungen auf dem rein privaten Markt ganz anders aus. Das geht aus neuesten Zahlen hervor, die das Wiesbadener Wohnungsbauministerium auf Anfrage mitteilte.
Matthias Kollatz, Büroleiter von Bauminister Jörg Jordan (SPD), sagte zur Erklärung für das Auseinanderklaffen von Baugenehmigungen und Fertigstellungen, die "Vermutung" liege nahe, daß viele "Häuslebauer" zunächst die Zinsentwicklung abwarten wollen, bevor sie mit dem Bauen beginnen.
Bei den Ein- und Zweifamilienhäusern wurde im ersten Halbjahr 1992 ein neuer Tiefpunkt erreicht. Landesweit wurden in den ersten sechs Monaten nurmehr ganze 243 Einfamilienhäuser fertiggestellt. Das sind rund zehn pro kreisfreier Stadt oder Landkreis. Hinzu kommen 72 Zweifamilienhäuser landesweit - etwas über drei pro Landkreis.
Diese absoluten Zahlen geben nicht das wahre Volumen des Wohnungsbaus wieder, weil Fertigstellungen saisonbedingt meist nicht in die erste Jahreshälfte fallen. Der Vergleich zum Vorjahr belegt aber dennoch einen eindeutigen Trend: Damals waren immerhin noch 404 Ein- und 119 Zweifamilienhäuser in den ersten sechs Monaten fertig geworden.
Bei den Einfamilienhäusern hatte der Rückgang schon im ersten Halbjahr 1991 (gegenüber 1990) bei 36 Prozent gelegen - und nun 1992 noch einmal bei 42,1 Prozent. Bei den Zweifamilienhäusern hatte es 1991 nur ein Minus von 1,2 Prozent gegenüber 1990 gegeben, aber nun einen Einbruch von minus 39,5 Prozent. Erneut sind es die (oft öffentlich geförderten) Mehrfamilienhäuser, die 1992 mit einem Zuwachs um 11,4 Prozent dafür sorgen, daß in Hessen im ersten Halbjahr immerhin noch 1687 neue Wohnungen fertig wurden (7,6 Prozent weniger als 1991).
Im zweiten Halbjahr 1991 sahen die absoluten Zahlen bei den Fertigstellungen deutlich günstiger aus, und damit wird jetzt auch für 1992 wieder gerechnet: Insgesamt sind 1991 in Hessen nach Ministeriumszahlen rund 24 000 neue Wohnungen fertig geworden, etwas mehr sogar als 1990. Aber zwischen Genehmigungen und Fertigstellungen liegt mittlerweile eine große Spanne: Jedes Jahr werden etwa 10 000 Baugenehmigungen mehr erteilt, als Wohnungen fertig werden.
Auch in den 80er Jahren lag die Zahl der fertiggestellten Wohnungen häufig unter der Zahl der Baugenehmigungen, aber der Abstand war doch vergleichsweise geringer und der Anteil von öffentlich geförderten Neubauten war weit niedriger als heute. "Der Eigenheimmarkt ist kaputt", schätzt man die aktuelle Lage im Wiesbadener Ministerium ein - obwohl bei den Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser im ersten Halbjahr 1992 wieder eine leichte Stabilisierung (plus 2,8 Prozent) auf dem niedrigen Niveau (knapp 2900 Baugenehmigungen für ganz Hessen) feststellbar war.
Bei den Mehrfamilienhäusern wirken dagegen ganz offensichtlich die hohen Staatszuschüsse, bei denen Hessen seit Regierungsübernahme der rot-grünen Koalition bundesweit im Vergleich zur Einwohnerzahl eine Spitzenstellung übernommen hat: Der Bau von knapp 10 000 neuen Wohnungen in solchen Mehrfamilienhäusern (plus 29,5 Prozent) ist bis Ende Juni genehmigt worden.
Mit Spannung warten die Statistiker nun auf die Daten aus der zweiten Jahreshälfte. Sie müssen zeigen, ob die Erfolgsmeldungen bei den hessischen Baugenehmigungen (seit 1990 insgesamt wieder über 30 000 Wohnungen pro Jahr) sich wenigstens bei größeren Wohnanlagen bald auch in Fertigstellungen niederzuschlagen beginnen.
Die hessische CDU-Opposition hält bereits die aktuellen Zahlen bei den Baugenehmigungen für enttäuschend, weil sie sie immer mit dem SPD-"Ziel", binnen vier Jahren die "Voraussetzungen" zum Bau von landesweit 160 000 Wohnungen zu schaffen (so das SPD-Wahlprogramm von 1991 / die Zahl 160 000 ist in die rot- grüne Koalitionsvereinbarung nicht übernommen worden).
Der CDU-Abgeordnete Reinhold Stanitzek meinte dazu, dieses Ziel sei angesichts der Genehmigungszahlen "schon jetzt in weite Ferne gerückt" und forderte erneut die Mobilisierung von mehr Bauland. Die Genehmigungszahlen liegen allerdings weit höher als während der ersten drei CDU/FDP-Regierungsjahre zwischen 1987 und 1989, als landesweit nur zwischen 15 000 und 20 000 Neubauwohnungen jährlich genehmigt wurden. me
ALTENSTADT. Den Entwurf des ersten Nachtragshaushaltsplanes will Bürgermeister Gerd Göllner in der Sitzung des Gemeindeparlamentes heute, Freitag, um 20 Uhr im Gemeinschaftsraum der Altenstadthalle vorlegen. Die CDU beantragt in dieser Sitzung die direkte Sperrmüllabholung, über die Aufstellung einer Stellplatzsatzung soll entschieden, ein Bebauungsplan für Dauerkleingärten "Über dem Haferhaus" in Höchst aufgestellt, Abrundungssatzungen für den Bereich "Zindelweg - Enzheimer Straße" in Lindheim und "Die Weidenbach" in Lindheim erlassen werden.
FRANKFURT A. M. Hans Braun (52), seit fast zwanzig Jahren Geschäftsführer der Akademie des Deutschen Beamtenbundes in Bonn, wird nach Mitteilung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels vom 1. Januar '93 an Direktor der neugegründeten Akademie des Deutschen Buchhandels in München-Bogenhausen.
Zur Unterstützung und fachlichen Beratung in branchenspezifischen Fragen steht dem Akademieleiter ein Kuratorium zur Seite. Ihm gehören kraft Amtes an: derzeit die Vorsteherin des Börsenvereins, Dorothee Hess-Maier, der Geschäftsführer der Buchhändlervereinigung W. Robert Müller, der Vorsitzende, der stellvertretende Vorsitzende sowie ein weiteres Mitglied des Berufsbildungsausschusses des Börsenvereins, Helmuth Baur-Callwey, Ernst-Günther Nitz und Rüdiger Hildebrandt, eine Repräsentantin der Bertelsmann-Stiftung, Sibylle Reiter, und ein von der Reinhard-Mohn-Stiftung benanntes Mitglied, derzeit Reinhard Mohn. Kooptiert wurden Heinrich Hugendubel (München), Bert Rürüp (Darmstadt) und Will Teichert (Hamburg). fr
HOCHHEIM. Irgendwann zwischen 16.30 Uhr am Dienstag und 6.30 Uhr am Mittwoch drangen Unbekannte in die Gesamtschule an der Massenheimer Straße ein und setzten das Gebäude fast komplett unter Wasser. Wie? Die Täter öffneten die vier Wasserlöscheinrichtungen im Obergeschoß und rollten die bis zu zehn Meter langen Feuerwehrschläuche sternförmig aus. Nachdem die Ventile geöffnet waren, strömten jeweils 20 Liter in der Minute pro Schlauch in die Räume.
Das plätschernde Wasser lief über Treppen und durch Decken ins Erdgeschoß und bis in den Keller hinunter. Der Schaden wird von der Polizei auf mehr als 100 000 Mark geschätzt.
Da die Ermittler keinerlei Vorstellung davon haben, wie die Täter in die Gesamtschule eingedrungen sind, hoffen sie auf Hinweise aus der Bevölkerung. Wer etwas an der Hochheimer Gesamtschule beobachtet oder die Täter gesehen hat, sollte sich bei der Polizeistation Flörsheim unter Telefon 0 61 73 / 60 60 melden. pms
GELNHAUSEN. "Ihr Götter, gebt denen die Kraft, solange zu schweigen, bis sie wissen, wovon sie reden!" Den altgriechischen Pilosophen Sokrates bemüht der Gelnhäuser CDU- Fraktionsvorsitzende Hansgeorg Engels, um gegen die "heute in unserem Lande wie damals vielen politisch bedeutsam Daherredenden und Wendehälse" ins Feld zu ziehen. Er selbst scheint diese "Lebensweisheit" indes nicht so recht zu beherzigen.
Während sich Bürgermeister Jürgen Michaelis (CDU) und der Fraktionschef der Landtags-Grünen, Rupert von Plottnitz, versöhnen, um gemeinsam das Erstarken rechtsradikaler Kräfte zu vermeiden, gleitet Engels in ein Vokabular ab, das man eher den "Republikanern" denn einem christdemokratischen Politiker zutrauen würde. In einer Presseerklärung mit dem Titel "Sokrates und Artikel 16 GG" pocht der CDU-Fraktionschef auf die Verstärkung der Staatsgewalt, andernfalls drohe "unserem Staat" sowohl ein "fiskalischer" als auch "ethnischer Bankrott".
Um zu verhindern, daß die Bundesrepublik ein "Ersatzasylland für ganz Europa" werde, bekräftigt Engels die "dringenden Forderungen der CDU seit Jahren" nach genügend ausgebildetetem Personal, der nötigen Ausstattung und der gesetzlichen Möglichkeit, "die Flut der Flüchtlinge erkennungsdienstlich zu erfassen". Auch der Verweis, daß sich die SPD diesem Begehr erst "fünf nach zwölf" angeschlossen habe, fehlt nicht.
Die erwähnten "Voraussetzungen" für eine sinnvolle Diskussion über den Artikel 16 des Grundgesetzes müßten "schnellstmöglich" geschaffen werden, verlangt der Christdemokrat. Hierzu seien freilich "erhebliche" Sofortinvestitionen vonnöten, "die aber unserem Staat mittel- und langfristig nicht nur den fiskalischen, sondern auch den ethnischen Bankrott ersparen würden". Dann, versichert Engels, "würden die Bürger die Politiker wieder verstehen und dafür auch vorübergehende Einschränkungen in Kauf nehmen."
Fragt sich nur, was die Bürger von einem Politiker halten, der in ein Horn mit denen stößt, deren braune Verlautbarungen meist ungelesen im Papierkorb landen? tja
Im Blickpunkt: "Solidarpakt" für den Osten Wunschzettel der CDU-Chefs
CDU/CSU-Fraktionschef Wolfgang Schäuble ist sicher, daß er Bundeskanzler Helmut Kohl hinter sich hat bei der auch in der Union umstrittenen Forderung nach einer "Zwangsanleihe". Kohl unterstütze "überhaupt die Vorschläge eines Solidarpaktes für den Aufbau Ost", wie sie von den Ost-Abgeordneten seiner Partei vergangene Woche in Erfurt unter dem Titel "Zwölf Punkte für Deutschland - Wohlstand im Osten entwikkeln, im Westen sichern!" festgeschrieben worden sind. In diesem "Erfurter Papier" ist allerdings auf den drei Seiten nichts von dem Reizwort "Zwangsanleihe" zu lesen. Das sehr viel harmloser klingende Wörtchen "Investitionsanleihe" verliert sich auf einer kurzen Zeile im Kapitel "Finanzierung" unter der Überschrift "Pakt der Vernunft für den Aufbau Ost". Erst Schäubles Kommentar - "sich verstärkt Mittel für Investitionen im Osten dadurch zu verschaffen, daß man eine zinslose Anleihe für jene einführt, die nicht in der Lage sind, in Ostdeutschland zu investieren" - offenbart die ganze Brisanz dieses Vorschlags. Die Sprengkraft dieses Gewaltaktes wird auch in dem folgenden Beschluß der CDU/CSU-Fraktionsspitze einen Tag später in Leipzig deutlich, in dem "ein Solidarpakt der Tarifpartner und der öffentlichen Hände" gefordert wird, "der begrenzte Lohnsteigerungen in Ost und West, flexiblere Arbeitszeiten, Modelle eines Investivlohns und einer Investitionsanleihe enthalten könnte". Daß dafür eine Verfassungsänderung notwendig ist, ist den Verfassern nicht einmal eine Mitteilung wert.
Auch die anderen Bestandteile des "Vernunftpaktes" haben es in sich: Die "Anpassung Tarife Ost durch Tarifverträge mit differenzierten Öffnungsklauseln" ist nur gegen den Widerstand der Gewerkschaften durchsetzbar. Die geforderte Überweisung von "fünf Prozent des Bruttosozialprodukts für etwa 15 Jahre" bedeutet nicht weniger als den dauerhaften Transfer von jährlich bis zu 200 Milliarden Mark von West nach Ost.
Auch die unter Punkt 12: "Sicherung der Finanzausstattung der östlichen Bundesländer" vorgesehene Verteilung der staatlichen Gelder wird noch zu erbitterten Verteilungskämpfen der öffentlichen Hände führen. Die angestrebte "Sicherstellung des gesamtdeutschen Länderfinanzausgleichs ab 1995" soll den Finanztransfer aus dem dann ausgelaufenen Fonds "Deutsche Einheit" regeln und steht ebenso in den Sternen wie die für notwendig gehaltene "angemessene Finanzausstattung der neuen Bundesländer für 1993 und 1994". Ob die geplante "Verwendung von Steuermehreinnahmen zur Bewältigung der gesamtdeutschen Aufbauherausforderung" bei der heraufziehenden Konjunkturflaute im Westen so vernünftig ist, wie sie im "Pakt der Vernunft" gefordert wird, steht ebenso dahin wie das Gebot: "Keine höhere Pro-Kopf- Verschuldung der östlichen Bundesländer im Vergleich zum Westen".
Die beiden übrigen Kapitel des "Vernunftspaktes", "wirtschaftlicher Aufbau" und "soziale Sicherheit und Lebensqualität" lesen sich eher wie ein Wunschzettel der Ost-Unionisten:
- Sicherung industrieller Kerne wie eigenständige ostdeutsche Bauunternehmen, bodenständige Chemieindustrie, - Wiederbelebung der osteuropäischen Märkte durch differenzierte Konzepte,
- Aufbau einer modernen Infrastruktur, vorrangig durch private Finanzierung, Der "Vernunftsprogrammpunkt" Wohnungsbau als Konjunkturmotor wirft mit seinen Rezepten "Sanierung im Osten, Modelle zur Entschuldung des Wohnungsbestandes, neue Wege der Wohnungsbauförderung" mehr Fragen als Antworten auf. Auch die geforderte "Investitionszulage für Ostdeutsche", nämlich 25 Prozent für Gebäude und bewegliche Investitionsgüter als Alternative zu Sonderabschreibungen" läßt die ewig junge Frage hochkommen: Wer soll die zu erwartenden 30 Milliarden Mark zusätzlich jährlich zahlen? Auch ein vereinfachtes Verwaltungsrecht im Osten, speziell im Planungs- und Genehmigungsbereich, steht im Programm.
Das Kapitel Soziales wiederholt bekannte beschäftigungs- und rentenpolitische Forderungen nach Umschulung und Angleichung. Neu ist der Gedanke nach einer "Erhaltung der Kulturlandschaft im Osten". Schäubles Zusammenfassung des "Solidarpaktes" nach dem Kanzler-Treffen kann niemand widersprechen: "Es bleibt für die nächsten Jahre viel zu tun."
ROLF D. SCHWARTZ (Bonn)
rb FRANKFURT A. M., 3. September. Die Zahl der Arbeitslosen ist im August sowohl in Ostdeutschland als auch Westdeutschland leicht gesunken, jedoch fällt der Rückgang gegenüber Juli im Westen um 6100 auf 1,82 Millionen deutlich geringer aus als sonst um diese Jahreszeit üblich. Darauf wies der Präsident der Bundesanstalt für Arbeit (BA) bei der Vorstellung der jüngsten Zahlen am Donnerstag in Nürnberg hin. Am westdeutschen Arbeitsmarkt wirke sich inzwischen "die konjunkturelle Flaute aus".
Dies wird auch deutlich an den am Donnerstag vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Konjunkturdaten. Danach betrug das Wirtschaftswachstum im Westen im zweiten Quartal 1992 nur noch 0,6 Prozent. Im ersten Quartal war das Bruttosozialprodukt, die umfassendste Größe aller produzierten Güter und Dienstleistungen, noch um 2,2 Prozent und 1991 sogar um 3,6 Prozent gestiegen.
In den östlichen Ländern sank die Arbeitslosenzahl um 19 500 auf 1,17 Millionen. Dies entspricht einer Quote von 14,4 Prozent im Vergleich zu sechs Prozent im Westen. Aktuelle Wachstumszahlen liegen hier noch nicht vor, jedoch revidierte Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann (FDP) am Donnerstag in München seine Prognose für das Ost-Wachstum deutlich nach unten. Er erwartet jetzt für die Ex-DDR im Schnitt 1992 drei bis fünf Prozent. (Weitere Berichte Seite 13)
Auf einen Blick
Seite II Der Anhörungstermin für das umstrittene Pflanzenschutzmittellager findet im Butzbacher Bürgerhaus statt - wegen der vielen Einwender.
Seite III Anwohner wollen gegen den Telekom- Sendemast in Rodheim klagen. Seite IV Lokalsport: Der Berliner SC kommt zu einem Eishockey-Testspiel am Sonntag nach Bad Nauheim.
Dem ehemaligen Fußball-Hessenligist VfR Groß-Gerau ist ein Start nach Maß in die neue Saison der Bezirksoberliga Darmstadt geglückt. Mit 5:1-Punkten und 12:3-Toren belegt der VfR den zweiten Rang hinter Germania Pfungstadt, einem der Titelfavoriten. Eben jene Pfungstädter stellen sich am Sonntag (15 Uhr) in Groß-Gerau zum Spitzenspiel vor. Doch von einem neuen "Höhenflug" des VfR und von Aufstiegs-Ambitionen wollen die Groß-Gerauer nichts wissen. "Drei gute Spiele verändern noch nicht die Welt. Jetzt einen Spitzenplatz von uns zu erwarten, wäre vermessen", bremst Spielausschuß-Vorsitzender Werner Hauf aufkommende Erwartungen. Zugeben muß der "Macher" jedoch, daß es "trotz personeller Probleme bei uns gut läuft".
Ex-Profi Willibald Weiß, der als Trainer gehalten werden konnte, stehen bei weitem noch nicht alle Spieler zur Verfügung. Besonders die Neuzugänge des VfR waren bisher nicht gerade vom Glück verwöhnt: Aziz Khelil (Italia Wiesbaden) und Peter Schlotzer (FC Arheilgen) sind noch verletzt, Klaus Gräber (SKV Mörfelden) ist nicht spielberechtigt. In seinem Falle konnten sich die Vereine noch nicht über die Höhe der "Ablösesumme" einigen. Savatore Polizzi steht ebenfalls nicht zur Verfügung und der angeschlagene Routinier Peter Scholz bangt um seinen Einsatz im Spitzenspiel. Wieder im Team stehen wird Andreas Böttcher. Er soll als Libero die VfR-Abwehr verstärken.
Mit einem Punktgewinn gegen die offensivstarke Germania vor erwarteten 350 Besuchern wären die Gastgeber angesichts ihrer mißlichen Personallage bereits zufrieden. Die Stärken der Gastgeber liegen im Defensivbereich, obwohl auch zwölf geschossene Tore eine beachtliche Ausbeute darstellen. Im Offensivspiel erwies sich Gerd Geisenhof aus Arheilgen als gute Verstärkung. Er sorgt gemeinsam mit Martiny und Penke für Schwung im Angriff. Den Sprung ins VfR-Team geschafft hat auch Goran Pestic, der vom SC Croatia Frankfurt kam.
Glücklich sein dürfen die Groß-Gerauer über ihren Nachwuchs. Die aus der A- Jugend gekommenen Tommi Baum und Gactano Bauso stehen auf dem Sprung. Trainer Willi Weiß legte mit intensiver Vorbereitungsarbeit den Grundstein für den gelungenen Saisonauftakt. In der guten körperlichen Verfassung und in der Ausgeglichenheit innerhalb des Kaders sieht Werner Hauf die Stärken des VfR. Er tippt auf ein 2:2 am Sonntag, womit sich die Groß-Gerauer in der Spitzengruppe etabliert hätten.
Und dann würde es langsam einmal Zeit werden, zu verlieren, will man nicht die eigene Saison-Prognose infrage stellen. Aber das würde Werner Hauf im Falle einer unerwarteten Siegesserie sicher in Kauf nehmen. jbp
"Neulich habe ich den Berliner Louvre gesehen." Mit diesem Satz begann 1904 ein Artikel über den umgebauten Waren- Palast Wertheim. Ein Schloß des Kommerzes war damals entstanden, heute noch Architekturhistorikern Inbegriff qualitätvoller Monumentalarchitektur. Nun, ein Louvre ist die eben eröffnete neue Zeilgalerie keineswegs. Statt dessen stürmt mit ihrer kühnen doppelzylindrischen Fassade eine Art avantgardistisches Raumschiff in die gemäßigt langweilige Kaufhausfolge.
Man assoziiert den momentan ambitionierte Architekturprojekte beherrschenden Dekonstruktivimus, eine Art skeptisch zertrümmerten Konstruktivismus also, spielerisch durcheinander wirbelnd, was die klassische Moderne als Symbol der alles beflügelnden Technik fortschrittseuphorisch geordnet hatte.
Übermütig schrauben sich stählerne Tragegerüste, Glasröhren, Gestänge und Lochbleche in die Höhe, parabolförmig bekrönt, flankiert von spitzwinklig vor- und zurückschießenden gläsernen Rampen. Ein riesiger mattsilberner und aggressiv zugespitzter Stift ragt vor der Fassade auf; ein Abkömmling, so scheint es, der Stifte, die Gustav Peichl im Städelanbau so würdevoll aufragen läßt, und deren Pathetik ihr neues Pendant vor der Zeilgalerie gleichsam mit schallendem Gelächter beantwortet.
Im Inneren ändert sich der Eindruck. Aus dem Raumschiff des spielerischen High-tech wird ein Traumschiff der Video-Clip- und Disco-Welten. Ein imponierend schnittiges und konsequentes allerdings: Ein Rampe gleitet mählich schräg die acht Stockwerke hinauf, jederzeit den Blick nach unten gewährend. Chrom und Lochbleche begleiten den Flanierenden, mattsilberne Tonnengewölbe, unterfangen von Lichtschienen, runden sich über ihm. Gigantisch hohe ochsenblutrote Rundstützen ragen, überkreuzt und flankiert von marineblauen T-Trägern. Ein vielfach gebrochenes und verwinkeltes Netzwerk aus dünnsten Stahlruten stürzt sich von der Decke. Terrazzo-Böden, von ultraviolettblauen kleinen Glasquadraten effektvoll unterteilt, geben Halt.
Und über uns kein Himmel aus Stahl, sondern ein kühnes Glasdach, das Wolken und die Umrißlinien des benachbarten Fernmeldehochhauses minimal, aber reizvoll-irritierend verzerrt. Der Reiz der Diskothek ganz oben liegt im Manierismus eines Interieurs, das Keller- und Unterwelt suggeriert, wo realiter die höchste Ebene des Bauwerks sich befindet. Das zweigeschossige Restaurant zeigt solid- elegantes Designer-Mobiliar und einen Dachgarten halb China, halb High-tech, der phantastische und ungewohnte Ausblicke auf die Stadt-Silhouette bietet.
Der Gang durch die zentrale Rampenkonstruktion bereitet perfektes Schau- Vergnügen; sei's mit permanent wechselnden Blicken in die Innenwelt der Zeilgalerie, oder in die äußere mit dem Platanen-Reihen der Zeil.
"Daß die Pläsierkasernen ihre Anziehungskraft ausüben, ist alles andere denn ein Zufall . . . hier ist die Masse bei sich selbst zu Gast . . . Durch seine geheimen Kräfte wird der Glanz Gehalt, die Zerstreuung Rausch". Siegfrid Kracauer schrieb dies 1928 über den Berliner Vergnügungspalast "Haus Vaterland". Beim Betreten der Zeil-Galerie erinnert man sich an ihn: Linkerhand nämlich öffnet sich ein Restaurant, worin perfekt (Name: Mykonos) die griechische Urlaubswelt simuliert wird; Stühle, Türen und Fensterläden im vertrauten Türkis, gemalte Ausblicke aus Felsen und azurblaue Buchten.
Videoclip, dreidimensional Es entfaltet sich in den Zacken und Tragewerken der Innenkonstruktion, in den Licht- und Glaseffekten, den steifen, spitzigen und rasanten Details eine perfekte Kulisse des Hier und Jetzt. Die Videoclips von Popgruppen werden hier dreidimensional. Konsum als Abenteuer, Flanieren als Freibeutertum in High- tech-gestylten Simulationen.
Störungsfrei und unanstößig, aber konsequent ist hier gestaltet, was die umstrittenen Plakate des Benetton-Konzerns theamtisiert hatten - das (zeitweise) In-Eins-Gehen der Waren- und der realen Welt; gelungen ist, was an den Warenhäusern der belle epoque gefürchtet und geschätzt wurde: "den Tagträumen ein Warenprofil zu geben".
Freilich sind es Tagträume, denen die Zeilgalerie faszinierendes Profil verleiht: "Alles war schonungsbedürftig . . . nicht nur der Gegenstand, auch der Körper . . . Gefragt war der Schoner des Schoners". Dies die Feststellung des Kultursoziologen Klaus Strohmeyer, gewonnen aus der Analyse von Angebotslisten deutscher Warenhäuser und Kaufpaläste im späten 19. Jahrhundert. Diesem nahezu neurotischen Schonungsbedürfnis der (groß-) bürgerlichen Gesellschaft korrespondiert aufschlußreich die damalige, vorerst letzte Hochblüte der Passagenarchitektur, mit Kaiser-Passagen, Kronprinz-Friedrich-Galerien. Die Passage des Palais d'Orleans in Paris, so heißt es, sei eine Keimzelle der Juli-Revolution gewesen. Die Passagen des spätwilhelminischen Deutschland dagegen dürften eher Treibhäuser der Empfindsamkeit, Schutzzonen des eben erwähnten kollektiven Schonungsdrangs gewesen sein.
Nun also, am Ausgang des 20. Jahrhunderts, die Renaissance der Passage. Vor knapp drei Wochen eröffnete in Frankfurt die Schiller-Passage, seit gestern steht die Zeil-Galerie dem Publikum offen, weitere sollen folgen. In Leipzig werden die zahlreichen maroden Passagen restauriert. Indiz für eine Wiedergeburt?
Die hiesigen Anstrengungen um eine belebte City tragen Früchte. Und doch, es fehlt diesen Freizeitlandschaften die möglicherweise ihr Überleben entscheidende Grundlage: Wohnbevölkerung ringsum, (abendliches) Leben.
Es bleibt die Frage, ob jenseits all dieser Versuche sich in den neuen Passagen eine aktuelle Spielart jenes Schonungsdrangs verwirklicht, von dem die deutsche bürgerliche Gesellschaft des späten 19. Jahrhunderts befallen war. Symptome hierfür bietet die Architektur der letzten Jahre zuhauf. Die in Frankfurt geradezu hektisch vollzogene Möblierung des öffentlichen Raums, das Einrichten von Verweil-, Einkaufs- und Fußgänger-Zonen, von Beeten, Fontänen, Baumreihen und -riegen, die Massen an Bänken und Erholungsecken haben Teile der City in einen postmodernen Salon unter freiem Himmel gewandelt. Nun folgen die Passagen, Manifestation und Vollendung eines soziokulturellen Phänomen, das der amerikanische Philosoph Richard Sennett in den 80er Jahren als "Tyrannei der Intimität" beschrieben hat. Was Sennett zufolge als Rückzug in die Geborgenheit von Familien- und Freundeskreisen begann, eroberte sich in Gestalt zunehmend vertraulicher Umgangsformen die Öffentlichkeit zurück, die wiederum den öffentlichen Raum in der skizzierten Weise intimisierte; aus der anonymen Betonwelt der Spätmoderne wurde die intime, vertrauliche Bauwelt der Postmoderne.
Die Passage, also der Ort des kollektiven Rückzugs? Zu kulturpessimistischen Rundumschlägen besteht kein Anlaß. Architektur stellt keine warnenden Prognosen, sondern spiegelt den Stand der Dinge. Und der widerspricht, bei allen kollektiven Tendenzen zu Lethargie und Indolenz, dem schönen Schein der Warenwelt. Selbst die nämlich kann Träume aufspüren und stimulieren. Sie zu bestimmen, steht nicht in ihrer Macht. DIETER BARTETZKO
KASSEL. Ein 40jähriger wohnsitzloser Mann, der im Herbst vergangenen Jahres in Melsungen im Schwalm-Eder-Kreis einen Dachdecker tötete, ist am Donnerstag vom Kasseler Landgericht wegen Schuldunfähigkeit freigesprochen worden.
Gutachter hatten dem Mann auch vor Gericht unter anderem eine gestörte Persönlichkeitsstruktur, ein überdurchschnittliches Maß an Aggressivität und das Unvermögen attestiert, in Konfliktsituationen adäquat zu reagieren - allemal, wenn Alkohol im Spiel ist.
Der Mann, dessen Tat zu berurteilen war, ist dann auch kein unbeschriebenes Blatt: Seit seiner Flucht aus der ehemaligen DDR in den 70er Jahren hatte der gelernte Hufschmied massive Probleme, wurde dann auch etliche Male unter anderem wegen Körperverletzung verurteilt, mehrfach mußte er Freiheitsstrafen verbüßen.
Im vergangenen Jahr war er erst zwei Tage auf freiem Fuß, als er wieder mit dem Gesetz in Konflikt geriet. Er hatte mit einem "Kumpel" schon große Mengen Bier getrunken, als sie in Melsungen einen Dachdecker trafen. Es kam zum Streit, zunächst verbal. Dann soll der Melsunger den 40jährigen mit Schlägen und Tritten attackiert haben. Irgendwann, so gaben es mehrere Zeugen zu Protokoll, hat der Hufschmied ein Messer aus der Tasche gezogen und es dem Dachdecker in die Brust gestoßen. Der Angeklagte selbst konnte sich an den entscheidenden Moment nicht mehr erinnern.
Die Staatsanwaltschaft, die ihn zunächst wegen Totschlags angeklagt hatte, sah zwar in diesem Fall die Grenzen des Rechtes auf Notwehr überschritten. Gleichwohl plädierte sie für einen Freispruch wegen Schuldunfähigkeit. Die Möglichkeit, den Angeklagten in eine psychiatrische Klinik einzuweisen, sahen weder Staatsanwaltschaft noch Gericht: Gutachter hatten erklärt, daß der Mann aufgrund seiner Persönlichkeitsstruktur therapieunfähig sei, eine Behandlung folglich keine Wirkung zeigen werde. Das allerdings ist nach den strafprozessualen Vorschriften die Voraussetzung für eine Einweisung. ari
FRIEDBERG/GIESSEN. Die insgesamt zwölf Friedberger und Gießener Fachbereiche der Fachhochschule Gießen-Friedberg werden im Studienführer der Fachhochschule vorgestellt, der soeben erschienen ist. Er wendet sich vor allem an die Studentinnen und Studenten und bietet auf 160 Seiten Informationen zum Wintersemester 1992/93 und zum Sommersemester 1993. Die verschiedenen Studiengänge, -richtungen und -fächer werden ebenso vorgestellt wie die Organisation der Fachbereiche und die Professoren und Professorinnen. Weitere Kapitel informieren über Zulassungsvoraussetzungen und Bewerbungsmodalitäten, über Aufbau und Personal der FH-Verwaltung, über Organe der Hochschule und über Serviceeinrichtungen. Der Studienführer ist für drei Mark in Friedberg in der Bindernagelschen Buchhandlung und bei der zentralen Studienberatung in der Wilhelm-Leuschner-Straße 13 erhältlich. ieb
Die Barmer Ersatzkasse hat ihre Krankenkassenbeiträge für Studenten ab dem Winter-Semester 1992 erhöht. Sie steigen von 63,75 Mark auf 69,96 Mark. Versichert werden Studierende bis zum Abschluß des 14. Semesters und/oder bis zum 30. Geburtstag.
Man kann sich aber auch bei Eltern oder Ehepartnerinnen und -partnern mitversichern lassen. In diesem Fall dürfen Studierende aber nicht älter als 25 Jahre sein und nicht mehr als 500 Mark monatlich verdienen. Nähere Informationen in der Barmer-Geschäftsstelle Kurt-Schumacher-Straße 30-32, Telefon 2 16 70. sib
HOCHHEIM. Ein 39 Jahre alter Mann hat am Mittwoch bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr seine Wohnung in Brand gesetzt. Das Feuer im vierten Stock eines Wohnhauses Im Eigen konnte recht schnell von der Hochheimer Feuerwehr gelöscht werden. Im Wohnzimmer brannten nach Angaben der Polizei ein Haufen Teppichteile, Bekleidung und Unrat. Nach Ankunft des Wohnungseigentümers stellte sich schnell heraus, daß der Mann - wie bereits im Januar - selbst das Feuer entfacht hatte. Er wurde in die geschlossene Abteilung eines Krankenhauses eingeliefert.
Da die Wohnung seit dem letzten Brand noch nicht wieder völlig instand gesetzt war, ist der entstandene Schaden gering. pms
has FRANKFURT A. M. Die Bemühungen der Beteiligungsgesellschaft für Gemeinwirtschaft (BGAG), ihre Eigentümer - die Gewerkschaften - zufriedener zu stimmen, prägen wie schon in den Vorperioden auch die Bilanz für 1991. Die Gewerkschaftsholding selbst kommentiert ihr Zahlenwerk mit dem Hinweis, sie habe "ihre Stellung in allen wesentlichen Bereichen festigen" können. In der Tat: Die vom früheren Bundesfinanzminister Hans Matthöfer geführte BGAG legt bereits seit Mitte der achtziger Jahre - quasi als Lehre aus der leidigen Affäre um die Neue Heimat (NH) - viel Wert darauf, sich Polster anzulegen.
Einige Beispiele zeigen dies: Die Eigenkapitalquote von mittlerweile einem Drittel bedeutet fast eine Verdopplung im Vergleich zum Jahr 1985. Seither gelang es auch, den Anteil der Bankverbindlichkeiten an der Bilanzsumme von einst fast 50 auf nun 13,9 Prozent herunterzuschleusen. Des weiteren erhöhte die BGAG 1991 nochmals ihre Risikovorsorge. Ablesen läßt sich dies am Posten "Sonstige Rückstellungen", in dem nun fast 391 Millionen nach zuvor nicht ganz 246 Millionen "stecken". Letztlich wies die Holding einen Jahresüberschuß von 40 Millionen Mark aus, der in voller Höhe in die Rücklagen wanderte. Den Konzernabschluß verunzierte hingegen ein Fehlbetrag von 72,3 Millionen Mark, der auf "außerordentliche Belastungen" bei der BfG Bank (Beteiligungsquote 49,5 Prozent) und der Allgemeinen Hypothekenbank (AHB) zurückzuführen war. Ausgeglichen wurde der Verlust durch einen Griff in die Gewinnrücklagen.
Strategisch ist die Gewerkschaftsholding unterdessen dabei, ihren Abschied aus der Wohnungswirtschaft vorzubereiten, der "auf mittlere Sicht" über die Bühne gehen soll. "Ein erster Schritt" in diese Richtung sei die "Öffnung des Anteilseignerkreises" bei der NH-Niedersachsen zum Jahresultimo 1991 gewesen. Diese Gesellschaft verwaltet knapp 30 000 Wohnungen, davon 20 000 "im eigenen Bestand". "Direkt und indirekt" ist die BGAG aber noch immer mit einer Mehrheit an der NH-Niedersachsen beteiligt. Zur Erinnerung: Nach früheren Beschlüssen und Vereinbarungen hat das Haus Matthöfer von 1993 freie Hand, über die in Niedersachsen befindlichen Immobilien zu befinden.
Die BGAG kündigt des weiteren an, sie werde "auf mittlere Frist bei ihren Finanzdienstleistungsbeteiligungen weitere Desinvestitionen, in der Regel bis zur Grenze von qualifizierten Minderheitsbeteiligungen, vornehmen". Diesbezüglich im Gespräch ist hauptsächlich das Engagement bei der BfG Bank. Ein Anteilspaket an diesem Geldhaus soll der französische Crédit Lyonnais übernehmen.
BONN, 3. September. Die Luftwaffe wird in den nächsten Jahren ihr Personal, die Anzahl der Standorte und die Zahl der Übungsflüge deutlich verringern. Das geht aus dem Konzept für die künftige Luftwaffenstruktur hervor, das Experten des Bundesverteidigungsministeriums erarbeitet haben. Bis 1995 wird die Luftwaffe von derzeit über 95 000 auf 83 200 Soldaten in Ost und West verkleinert. Da gleichzeitig Niederländer, Belgier und Briten ihre Truppen abziehen und nur noch die USA mit einem Jagdgeschwader in der Eifel bleiben, reduzieren sich die Luftstreitkräfte in der Bundesrepublik um rund die Hälfte.
Seit 1991 und bis 1995 werden infolge der Verkleinerung der Bundeswehr laut Konzept mehr als 40 Verbände und Truppenteile der Luftwaffe ganz oder teilweise aufgelöst beziehungsweise umgegliedert. Dabei ist die Auflösung von zwei Flugkörperverbänden mit Pershing-Mittelstreckenraketen als Folge des INF- Vertrages bereits abgeschlossen.
Insgesamt wird die Luftwaffe ab 1995 über 105 Standorte und 26 Flugplätze verfügen. Einen Teil ihrer Kräfte verlegt sie von West nach Ost. So wechseln die im westfälischen Rheine stationierten fliegenden Verbände nach Laage in Mecklenburg-Vorpommern und von Pferdsfeld in Rheinland-Pfalz nach Falkenberg.
Von ihren 122 Weststandorten gibt die Luftwaffe 37 auf, so der Plan. Auf den 13 Flugplätzen Husum, Stadum, Ahlhorn, Faßberg, Oldenburg, Wunstorf, Rheine, Sobernheim, Eschbach, Kaufbeuren, Leipheim, Manching und Neubiberg wird der Flugbetrieb eingestellt. In Ostdeutschland, wo der Luftwaffe mit der deutschen Einheit 261 der Liegenschaften der Luftstreitkräfte der Nationalen Volksarmee (NVA) zugefallen waren, bleiben voraussichtlich von den derzeit noch 34 Standorten 20 in Betrieb, darunter fünf Flugplätze. Zur langfristigen Nutzung sind Schönefeld-Diepensee und nach Abzug der GUS-Truppen der Flugplatz Falkenberg vorgesehen, befristet die Flugplätze Pleschen, Briest und Neu-Hardenberg. Ferner will die Luftwaffe den derzeit von der britischen Airforce genutzten Standort Gatow bei Berlin übernehmen. Er ist für Dienststellen, nicht zur fliegerischen Nutzung bestimmt. Für zivile Flüge sind künftig die Flugplätze Laage und Trollenhagen offen.
Im Zuge ihrer Verkleinerung reduziert die Luftwaffe dem Konzept zufolge auch die Zahl ihrer Übungsflüge weiter. In Ostdeutschland, wo früher bis zu 1000 Flüge täglich absolviert wurden, wird die Luftwaffe ab 1995 noch 100mal am Tag fliegen, wie sie ankündigt. Zur Zeit beansprucht die Luftwaffe nach eigenen Angaben nur rund 20 Flüge täglich, weil auch die GUS-Luftstreitkräfte noch im Einsatz seien. Die Zahl der Flugstunden ist von 86 000 im Jahr 1980 in der alten Bundesrepublik auf mittlerweile 30 000 reduziert worden, ab 1995 sollen es noch 26 000 in Ost und West zusammen sein.
Tiefflüge unter 300 Meter gibt es nach Luftwaffenangaben in der Bundesrepublik schon jetzt nicht mehr und soll es auch in Zukunft nicht mehr geben. Flüge ab 30 Metern Höhe werden in Kanada und demnächst häufiger auch in den USA geübt. Dort wird voraussichtlich ab 1994 in Holloman an der Grenze Texas/ Neumexiko ein neuer Luftwaffenstandort eingerichtet, wo zwölf Tornado-Kampfflugzeuge stationiert werden sollen. Nach Angaben der Luftwaffe können durch die Verlegung der Flugzeuge in die USA weitere rund 4000 Flugstunden in Deutschland eingespart werden.
Abstriche wird die Luftwaffe wohl auch bei der Rüstungsbeschaffung machen müssen. Darüber entscheiden die Rüstungsplanungskonferenzen im Spätherbst. Es geht unter anderem um die Nachfolge des Flugabwehr-Raketensystems Hawk, um neue Navigationsanlagen für die Transportmaschine Transall und vor allem um das neue Jagdflugzeug, das ab dem Jahr 2000 zur Verfügung stehen soll. Im Oktober will der Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Hans- Jörg Kuebart, einen Bericht über die Anforderungen an ein neues Jagdflugzeug vorlegen, das nach einer Vorgabe von Bundesverteidigungsminister Volker Rühe (CDU) nicht mehr als 90 Millionen Mark pro Stück kosten und damit deutlich billiger als der ursprünglich geplante Jäger 90 sein soll.
BONN, 3. September. Durch eine "geschlossene und massive Aktion" will die konservative Ärzteorganisation Hartmannbund die von Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer (CSU) geplante Gesundheitsreform zu Fall bringen. Die rund 54 000 praktizierenden Ärzte des Verbandes sollen Protestunterschriften bei ihren Patienten sammeln. Bezahlt wird die 300 000 Mark teure Kampagne nach Informationen der FR von dem Monheimer Arzneimittelhersteller Schwarz Pharma. Dessen Vorstandsvorsitzender Patrick Schwarz-Schütte begründete das mit dem "drohenden Eingriff in die Therapiefreiheit".
"Bereits der Ansatz für das Gesetz ist falsch", sagte der Hartmannbund-Vorsitzende Hans-Jürgen Thomas am Donnerstag in Bonn, weshalb sich sein Bund nicht an Detailverbesserungen beteiligen wolle. Die Ärzte wollten sich nicht in die Verantwortung für ein Gesetz einbinden lassen, das "unser freiheitliches Gesundheitswesen" zerstöre. Von "Demagogie" gegen Seehofer, wie sie eine Aktionsgemeinschaft Berliner Kassenärzte in Anzeigen gebraucht haben soll, distanzierte sich der NAV-Virchow-(Ärzte)Bund. Ebenso sprach sich die Kassenärztliche Bundesvereinigung für eine Fortsetzung des Dialogs auf bevorstehenden Ärztetagen aus. Seehofer hatte abgesagt.
Durch das Gesetz sollen die Kassen jährlich von über elf Milliarden Mark Ausgaben entlastet werden. Gut acht Milliarden möchte Seehofer bei den Leistungsanbietern einsparen; den Patienten will er über eine erhöhte Selbstbeteiligung drei Milliarden Mark abverlangen. Die Pharmaindustrie würde gut zwei Milliarden Mark Umsatz einbüßen. Der Hartmannbund ist gegen die Anbindung der Ärztevergütung an Kasseneinkünfte.
"Die Kastanienallee ist eine sterbende Allee." Aus Anlaß einer Veranstaltung mit dem Titel "Urbane Gartenkultur" im Holzhausenschlößchen hat Frank Blecken, ehemaliger Leiter des städtischen Gartenamts, auf den "kritischen Zustand" der historischen Verbindung zwischen Schlößchen und Oeder Weg hingewiesen. Derzeit ist Blecken Leiter im Referat für übergeordnete Grün- und Freiflächenplanung.
Blecken gab diese Einschätzung im Rahmen eines geschichtlichen Vortrags "Von der Oed zum Bürgerpark". Die marode Allee ist bereits "gut 80 Jahre alt". Sie wurde 1910 im Auftrag von Justinian Georg von Holzhausen gepflanzt.
Während sie ursprünglich regelrecht in den Holzhausenpark eingebettet war - "der war damals sehr viel größer" - und somit "beidseits Landschaft hatte", wurde sie in späteren Jahrzehnten "durch Bebauung bedrängt".
Seit einigen Jahren ist der denkmalgeschützte Weg auch mit einer tristen und wenig attraktiv wirkenden Asphaltdecke versehen.
Laut Frank Blecken "gibt es Überlegungen, im Laufe der Zeit eine neue Allee entstehen zu lassen". Ebenso sei daran gedacht, "ein Stück der Justinianstraße einzuziehen" und wieder anzupflanzen.Die Justinianstraße ist der Fahrweg, der die Verbindung der Kastanienallee zum Holzhäuschenschlößchen durchschneidet.
Die Veranstaltung fand zu Ehren des ehemaligen Gartenamtsleiters Professor Johannes Sallmann statt, der 80 Jahre alt geworden ist. clau
"Alles weg hier!" ruft der Wachmann in die Menge. "Alles weg! Das ist ein Sicherheitsriskiko." Die Zuschauer auf dem Dachcafé des Einkaufszentrums "les facettes" treten mürrisch einige Schritte von dem Drahtseil weg, das auf dem Dach angetaut ist. Vor dem Eingang der Katharinenkirche schräg gegenüber ist gerade der Drahtseilartist David Klaas zu seinem 15minütigen waghalsigen Weg über die Zeil gestartet.
Von der Katharinenkirche aus begleitet Vater Klaas seinen Sohn einige Meter auf dem Seil nach oben, dann muß David den Weg alleine zurücklegen. Vater Klaas läßt die überfüllten Rolltreppen der "Shopping Mall" links liegen, rennt auf der Personaltreppe sieben Stockwerke nach oben; mit hochrotem Kopf langt er auf dem 30 Meter hoch gelegenen Dach der überglasten Einkaufsstraße an und setzt sich auf das Geländer. Sein Sohn hat zwei Drittel des Weges zurückgelegt. Blau-graue Wolken und die Skyline der Hochhäuser glänzen hinter dem 22jährigen, "der noch nie über freiem Gelände so hoch gelaufen" ist. Die letzten Meter nahen. "Tiefer halten, tiefer halten", schreit ihm der Vater zu. David wankt etwas. Noch drei Meter über freiem Grund. "Durchhalten, durchhalten!" Geschafft! David Klaas ist auf dem Dach angekommen. Begeisterter Applaus für den Artisten. Auch Vater Klaas ist erleichtert. "Die drei Krankenwagen", sagt er und zeigt nach unten, "die hätten uns bei einem Sturz aus 30 Meter auch nichts mehr genützt."
Der Auftritt der Artistenfamilie Klaas war nur ein Programmpunkt bei der Eröffnung von "les facettes". Bereits am frühen Morgen verblüfften meterhohe Stelzenläufer mit Seidenfahnen die in ihre Büros eilenden Angestellten, unterstützt von den Tubas der Rockblasmusiker "Tätärä" aus Hamburg. Fast das Wasser reichen konnte den Stelzenläufern der größte Mann Deutschlands (2,30 Meter), der als livrierter Portier die Besucher am Eingang begrüßte. Auf der Zeil boten unterdessen das Tigerpalast-Orchester und die Rocksängerin Joan Faulkner tiefschwarzen Soul dar.
Gegen Mittag wurde es langsam eng in dem Einkaufszentrum. "Bitte schnell weitergehen", versuchten die Hostessen den Massenandrang an den Rolltreppen zu bewältigen. Zwischen die Besucher drängten sich mit Parfümproben bewaffnete Verkäuferinnen: "Möchten Sie? Für die Dame oder den Herrn", während die beiden schwarzen US-Rapperinnen B.O.Y. auf "Ebene 7", dem Disco- und Restaurantbereich des Einkaufszentrums, versuchten, deutsche Rentner zum Mitrappen zu bewegen. Und immer wieder drängten sich Bauarbeiter durch die Menge. "Mach' alles nur provisorisch, Uwe", rief ein Arbeiter, "morgen machen wir weiter." mku
jbk KASSEL, 3. September. Mitarbeiter aus Einrichtungen der ehemaligen DDR, die vom Bund ganz oder teilweise übernommen wurden, müssen laut Einigungsvertrag weiter beschäftigt werden. Das gilt nach einer am Donnerstag verkündeten Entscheidung des Bundesarbeitsgerichtes (BAG) in Kassel aber nur dann, wenn es sich um eigenständige Einrichtungen mit eigener Aufgabenstellung handelte (AZ: 8 AZR 45/92; 8 AZR 46/92; 8 AZR 55/92).
Das BAG bestätigte damit die Auffassung des Bundes: Der hatte das DDR-Ministerium für Wirtschaft aufgelöst und rund 2000 Mitarbeitern zuvor mitgeteilt, daß ihr Beschäftigungsverhältnis nach der deutschen Vereinigung zunächst ruhen und - je nach Alter der Beschäftigten - nach sechs oder neun Monaten enden würde. Dagegen zogen drei der Betroffenen vor Gericht, weil sie meinten, ihre Dienststelle sei ins Bundeswirtschaftsministerium "überführt" worden.
Ein Referat des ehemaligen DDR-Ministeriums sei keine eigenständige "Funktionseinheit", stellten die Richter nun fest. Jene rund 300 ehemaligen Mitarbeiter, die noch heute bei einer Außenstelle des Bundeswirtschaftsministeriums in Berlin beschäftigt seien, erfüllten zudem gänzlich neue Aufgaben.
MAIN-KINZIG-KREIS. Mit der Aktion "Landwirtschaft zum Anfassen" betreibt der Bauernverband Imagewerbung. Sie wurde hessenweit ins Leben gerufen, um landwirtschaftliche Zusammenhänge an praktischen Beispielen darzustellen. Im Main-Kinzig- Kreis haben bisher fünf Betriebe ihre Pforten für einen Informationsbesuch dieser Art geöffnet.
Obwohl die Land- und Forstwirtschaft 85 Prozent der Fläche des Bundesgebiets abdeckt, kennt heute kaum noch jemand die Arbeit des Bauern. Die Aktion "Landwirtschaft zum Anfassen" soll auch einen Beitrag dazu liefern, Defizite an Wissen um landwirtschaftliche Zusammenhänge abzubauen. Wesentlich sei dabei "eine auf Glaubwürdigkeit basierende Information durch die Landwirte". Zu den Initiatoren der Aktion gehören neben dem Bauernverband auch das Hessische Landesamt für Ernährung, Landwirtschaft und Landentwicklung und die Fördergemeinschaft integrierter Pflanzenbau.
Kreislandwirt Friedhelm Schneider hat alle Interessierten, darunter auch Pfarrer und Schulleiter als Kommunikationsträger, dazu aufgerufen, das Angebot zu nutzen und sich in den Betrieben über die vielfältigen Produktionsrichtungen zu orientieren.
Die hessischen Bauern - so Schneider - seien "es satt, daß sie von Zeit zu Zeit in der Öffentlichkeit pauschal als ,Umweltverschmutzer' oder ,Tierquäler' verurteilt" würden.
hok
BIEBERGEMÜND. Die Rock-Gruppe "Fantasie" macht heute, 4. September, den Auftakt zur 20. Zeltkerb in Wirtheim. Fortgesetzt wird der bis Montag andauernde Veranstaltungsreigen auf dem Sportplatzgelände am Samstag um 19.30 Uhr, wenn zum "Kerbabholen" ein Lampionzug durchs Dorf zieht. Danach spielt im Festzelt der Gruppe "Corrida".
Am Sonntag, 6. September, ertönt beim Frühschoppen und am Nachmittag Blasmusik, abends tritt die Kapelle "El Dorado" auf. Der Eintritt ist dabei ebenso frei wie am Montagabend bei "Concordia".
Veranstalter sind der TSV Wirtheim und der Gesangverein "Einigkeit". jan
ESCHBORN. Auf Autoscooter-Chips hatte es eine Gruppe Jugendlicher abgesehen, die am Montag über den Platz des Wiesenfestes schlenderte. Gegen 17.35 Uhr brachen die Teenager die Chipbehälter auf und flüchteten. Ein Schausteller, der ihnen folgte, wurde mit den Worten "Hau ab, sonst stech' ich dich nieder!" verjagt.
Gegen 18.45 Uhr entdeckte ein Zeuge jedoch einen der Jugendlichen erneut auf dem Festgelände - der 15 Jahre alte Schüler wurde von einer Streife der Eschborner Polizei festgenommen. pms
WIESBADEN. Nach gewonnenen Mißtrauensabstimmungen muß das Leben nicht leichter werden. Das haben viele Politiker erfahren, und die Grüne Iris Blaul macht da jetzt keine Ausnahme. Noch in der vergangenen Woche hat die rot-grüne Koalition sie in namentlicher Abstimmung im Landtag einvernehmlich gegen einen Entlassungsantrag der Opposition gestützt. Danach aber sind die Hemmschwellen für Kritik an Blaul beim Koalitionspartner SPD erst richtig gefallen, wird politische Rücksichtnahme von ihr um so mehr verlangt.
"Wenn man sich über irgend etwas nicht einigen kann", beschreibt eine Mitarbeiterin der Ministerin inzwischen sarkastisch die Lage, "dann ist die Lösung einfach: Blaul ist schuld.
Das gilt zuvorderst weiter für die Unterbringung von Asylbewerbern, wo Blaul als zuständige Ministerin notgetrieben von der Hand in den Mund lebt und auch früher einmal gemachte Zusagen ein ums andere Mal brechen muß.
Tatsächlich gibt es im Hause Blaul wenig Erfahrung mit Krisenmanagement und viele Organisationsprobleme und -pannen. Aber tatsächlich arbeitet die Koalition auch - viel zu langsam - längst an der Einrichtung eines neuen "Flüchtlingsamtes", um diese Probleme zu beheben. Entweder beim Regierungspräsidenten in Darmstadt oder auf Regierungsebene soll das Amt mit zentralen Kompetenzen bald installiert werden.
Weil Blaul die politische Wirkung der Organisationsprobleme zu lange unterschätzt und sich zuviel auf den "inneren Zirkel" im eigenen Ministerium zurückgezogen hat, hat sie selbst einen Beitrag zu den Vorbehalten geliefert, die ihr jetzt auch aus der SPD immer deutlicher gemacht werden.
Das eigentliche Problem aber liegt in SPD-Kompetenz, und so ist Blaul nur der "Blitzableiter": Der SPD-Innenminister Herbert Günther fährt bis heute keinen harten Kurs gegen die Kommunen, die mit der Abnahme von Flüchtlingen nach der Erstaufnahme (Blaul) in Rückstand sind. Die Kommunalwahl steht bevor, und da will die Landes-SPD ihre "eigenen" Kommunalpolitiker nicht ärgern.
Also hat Blaul 4000 überzählige Asylbewerbern und muß sich immer wieder mit Vorwürfen auseinandersetzen, sie bekomme die Unterbringungsprobleme nicht in den Griff.
Weil der eigentlich fällige rot-grüne Krach beim Asylthema allseits gescheut wird, richtet sich in der SPD-Fraktion jetzt bei allen sonst denkbaren Gelegenheiten die Stimmung gegen die Grünen-Ministerin. Nachdem Blaul am Montag in einer Pressekonferenz den Entwurf für das überarbeitete hessische "Suchthilfeprogramm" vorgestellt hatte, in dem die neue, mehrfach verkündete Landesdrogenpolitik ("niedrigschwellige", suchtakzeptierende Hilfsangebote, kontrollierte Heroinvergabe als politisches Ziel) festgeschrieben werden soll, gab es in der SPD-Fraktion prompt eine lange Diskussion. Tenor: man sei vorher nicht genug informiert worden.
Auch im Bereich der Kindergartenpolitik grummeln die SPD-Kommunalpolitiker - nicht ohne Sympathie sogar bei Ministerpräsident Hans Eichel (SPD), der sich in vielem noch als einer der ihren fühlt.
Der Grund: Die Kommunen hätten die massiv erhöhten Landesgelder (20 000 neue Kindergartenplätze in drei Jahren) am liebsten zur freien Verfügung auf die Hand. Ein "Festgeldkonto" wünschen sie sich, so der technische Begriff. Blaul dagegen hätte schon gerne etwas Einfluß auf die Verwendung (Öffnungszeiten neuer Kindergärten, Ausstattung, Trägerschaft etc.).
Aus der SPD heißt es schon, die Ministerin sei zu einer schnellen Bewilligung der Zuschüsse nicht in der Lage und gefährde so das SPD-Renommierstück für den Kommunalwahlkampf. Und Blaul muß nun darauf verweisen, daß es die SPD-Finanzministerin Annette Fugmann-Heesing war, die "Festgeldkonten" ebenso ablehnte.
Das SPD-Vertrauen aus der Landtagsabstimmung könnte so für die Grüne politisch noch teuer werden - wenn sie nicht allein Geld verteilen, sondern auch in der Konzeption etwas bewegen will.
Das neueste Stück aus Blauls täglichem Krisenprogramm: Mit Wochen Verspätung ist der SPD ein Satz in einer Broschüre des Familienministeriums (Titel: "SeniorInnen") aufgestoßen, der da lautet: "Es verbreitet sich der Eindruck, daß die SPD mehr Zeit auf die Versorgungsprobleme ihrer Spitzenpolitiker als auf die Durchsetzung der Pflegeversicherung verwendet." Mit Empörung verlangen beleidigte SPD-Parlamentarier eine persönliche Klarstellung der Ministerin, deren Sprecherin Barbara Bussfeld am Donnerstag bereits damit zu tun hatte, den abgedruckten Satz als "dummes Zeug" zu bezeichnen.
Das "dumme Zeug" war, so die Darstellung in Blauls Umgebung, bei der Endredaktion "durchgegangen" (übersehen worden). Der Autor des "dummen Zeugs": ein Fachbeamter mit SPD-Parteibuch. Aber Blaul ist wieder einmal schuld.
Wie lange sie das noch durchhält? "Wir haben gute Nerven", meint ein Grünen-Abgeordneter, der beim Krisenmanagement eingeschaltet war. Wenn das stimmt, haben die Grünen der SPD erkennbar etwas voraus.
RICHARD MENG
BERLIN. Joseph Goebbels soll wirklich Tagebücher geschrieben haben. Es gab schon kurz nach dem Krieg die erste Teiledition mit Auszügen aus den Jahren 1941 und 1942, mehrere weitere Teileditionen folgten. Jetzt hat der Berliner FAZ-Korrespondent Ralf Georg Reuth zum großen Schlag ausgeholt: bei Piper veröffentlichte er in diesen Tagen eine fünfbändige Ausgabe, die den Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Sie umfaßt den gesamten Zeitraum von 1924 bis 1945. Aus insgesamt "fünfzigtausend Blatt" der diversen Vorlagen und Parallelüberlieferungen hat Reuth eine Leseausgabe von etwa zweitausend Blatt hergestellt.
Um die Goebbels-Tagebücher gibt es schon seit geraumer Zeit Geraune im Wissenschaftsbetrieb. Seit Anfang 1990 sind neue Quellen aufgetaucht, durch die Öffnung der Archive in Moskau und OstBerlin. Reuth selbst spricht von einem "Skandal": im Moment wird an zwei rivalisierenden vollständigen Tagebucheditionen gearbeitet, beim Münchner "Institut für Zeitgeschichte" wie auch in (Ost-)Berlin, wo viele Quellen in einem Stasi-Archiv aufgetaucht sind, was Reuth auch im Hinblick auf die Bestrebungen der Berliner Edition hervorhebt. Durch die Piper- Ausgabe jetzt sieht er die "Geheimniskrämerei auf ein Normalmaß reduziert".
Nun gibt es immer ein gewisses Zwielicht um das Schrifttum von Nazi-Größen: Daß ihr Gedankengut durch derlei Veröffentlichungen wieder unters Volk kommt, mag neben löblichen aufklärerischen Aspekten durchaus noch andere Komponenten haben. Im Falle Goebbels wird dies durch den Rechteinhaber, den Schweizer Bankier François Genoud, noch zusätzlich akzentuiert: der bekennt seine Nähe zu Goebbels geradezu offensiv, und daß er für die Verwertungsrechte von Piper einige Prozente kassiert, hat einen unangenehmen Beigeschmack. Doch wie steht es um die aufklärerische Funktion der Goebbels-Tagebücher selbst?
Herausgeber Reuth konzediert, daß "die Geschichte des Nationalsozialismus nicht neu geschrieben" werden müsse. Goebbels' Tagebücher würden "Detailerkenntnisse" liefern und vor allem "Einblicke geben in Motivlagen und Befindlichkeiten des inneren Zirkels der Diktatur". Die "Fülle von Abscheulichkeiten", die man hier lesen müsse, schütze seine Edition vor der Vereinnahmung durch Neonazis, da gibt sich Reuth sicher: "Es ist letztlich unheimlich abstoßend."
Wenn es um mögliche neue Erkenntnisse, um die Legitimation der Ausgabe geht, findet der Herausgeber jedoch andere Tonlagen: da gebe es "sehr interessante Unterhaltungen mit Hitler" gerade in Zeiten, wo aktuell "nichts passiert". Auf die Frage nach konkreten neuen Aufschlüssen gibt Reuth ein Beispiel: Hitler habe bei Beginn des Rußlandfeldzugs 1941 im Gegensatz zur landläufigen Auffassung "Angst gehabt" und gewußt, daß das "kein Spaziergang" werden würde.
Grundlegend ist für Reuth jedoch die psychologische Struktur von Goebbels, die deutlich werde: er sei kein "kalter Vernunftmensch", kein "Machiavellist" gewesen, wie man ihn immer gesehen habe, sondern ein "Überzeugungstäter": "Der hat wirklich daran geglaubt, was er vertreten hat!" Goebbels zeige sich als "Emotionskrüppel", getrieben von "Wahnkonstrukten", die mit der Realpolitik nichts zu tun gehabt hätten. So habe Goebbels die "Heilserwartung" aus seinem katholischen Elternhaus auf den "Ersatzgott Hitler" übertragen: mit diesen Worten psychologisiert Reuth die Funktion Goebbels' im Nazi-Regime.
Dies führt zu einem gewissen Zwiespalt: von Konzentrationslagern, von der Wannseekonferenz steht im Tagebuch konkret nichts - daß Goebbels seine Tagebücher als Grundlage für spätere Propagandaschriften geschrieben hat, könnte dafür konkrete Erklärungen liefern. Reuth sagt dazu, daß Goebbels zwar von Anfang an den Mord an den Juden gepredigt habe, daß er aber von der "konkreten Umsetzung", von den "konkreten Maßnahmen" ausgeschlossen geblieben sei: es werde eine "erschreckende Unkenntnis" deutlich, "wie wenig dieser Mann Ahnung hat von dem, was eigentlich passiert".
Vom Buchhandel, so ist vom Piper-Verlag zu hören, gibt es eine starke Nachfrage. Der erste "Nachdruck" komme schon bald. HELMUT BÖTTIGER
sp HANNOVER, 3. September. Wer in der Wohnung oder im Arbeitsraum Gift versprüht, um Schädlinge zu vernichten, läuft Gefahr, die eigene Gesundheit zu schädigen, wie in dieser Woche eine Fachtagung an der Universität Oldenburg ergab. Die Teilnehmer - neben Wissenschaftlern vor allem Vertreter von Bundes- und Landesbehörden - waren sich darüber einig, daß es auf diesem Gebiet "dringenden Handlungsbedarf" gebe. Schädlingsvernichtungsmittel würden überwiegend unsachgemäß angewendet. Deshalb sei es katastrophal, daß es keine Ausbildungspflicht für Schädlingsbekämpfer gebe.
Schwere Bedenken äußerten die Tagungsteilnehmer auch gegen die freie Verkäuflichkeit von Bioziden. Sie lehnten es ab, Grenzwerte anzugeben, bis zu denen eine Belastung von Räumen als ungefährlich für Menschen gelten könnte. Nach ihrer Ansicht ist eine sichere Einschätzung nicht möglich. Wenn Innenräume vergiftet seien, lasse sich eine Entgiftung oft nur schwer erreichen.
Im Blickpunkt: Waffenhandel und US-Wahlkampf Geschenk im ,Schweinetrog'
Für Taiwan 150 F-16 Kampfflugzeuge, 72 F-15 Kampfbomber für Saudi-Arabien. Die Kriegsgeräte, zu deren Verkauf in alle Welt US-Präsident George Bush derzeit sein Einverständnis gibt, sind gleichzeitig Waffen in einem Wahlkampf, den der republikanische Präsident mit all der Macht seines Amtes führt. Sein demokratischer Konkurrent Bill Clinton kann da als Gouverneur des Armenhauses von Arkansas nur tatenlos und neidisch über das Arsenal seines politischen Gegners zuschauen. Die Entscheidung George Bushs, demnächst bis zu 150 Maschinen des Typs F-16 an Taiwan zu liefern, verstößt gegen die bisherige US-Außenpolitik gegenüber China und Taiwan. 1982 hatte Ronald Reagan der Führung in Peking eine Reduzierung der Waffenverkäufe an den Rivalen Taiwan versprochen, gegen die Zusage der Volksrepublik, die Spannungen mit den Nationalchinesen abzubauen. Experten halten es für möglich, daß der Verkauf der Flugzeuge nun die Tür für weitere Waffenlieferungen an Taiwan öffnet, das sein aus den 60er Jahren stammendes Arsenal dringend aufbessern möchte. Allein das Flugzeug-Geschäft würde in den gesamten USA rund 10 000 Arbeitsplätze sichern, wie es hier heißt. Mehrere tausend davon in George Bushs adoptiertem Heimatstaat Texas, wo Bill Clinton in den Meinungsumfragen derzeit noch führt. Bush versprach seine Export-Erlaubnis in Fort Worth bei einer Rede in einem Werk der Rüstungsfirma General Dynamics. Sie hatte Ende Juli mit der Entlassung von 5800 ihrer 20 000 Angestellten gedroht, sollte die US-Regierung nicht für neue Aufträge sorgen.
Obwohl die Volksrepublik China gegen den Rüstungsdeal inoffiziell wie offiziell heftige Proteste eingelegt hat, gibt es auch für die Führung in Peking Wahlkampfgründe, das Geschäft am Ende ohne große Vergeltungsakte hinzunehmen. Schließlich ist Chinas Führern selbst ein zunehmend Taiwan-freundlicher George Bush im Weißen Haus immer noch lieber als jener Bill Clinton, der Bushs China- Politik eines "konstruktiven Engagements" heftig kritisiert und die Machthaber in Peking unlängst noch als "Tyrannen" beschimpft hatte.
Ähnlich verhält es sich mit dem zweiten geplanten Waffengeschäft, der Lieferung von 72 Kampfflugzeugen des Typs F-15 an Saudi-Arabien. Auch mit diesem fünf Milliarden Dollar schweren Deal wird einem US-Rüstungskonzern - der in St. Louis ansässigen McDonnell Douglas Corporation - unter die Arme gegriffen, deren entsprechende Produktionslinie sonst unter Verlust von mehreren Tausend Arbeitsplätzen geschlossen werden müßte. Auch hier sind die Protest-Einwände Israels nicht allzu ernst zu nehmen. Hat doch die dortige Labor-Regierung von Washington gerade erst die erhofften Kreditgarantien über zehn Milliarden Dollar erhalten und muß wohl deswegen erst einmal ruhig sein. "Ich mag keine verlorenen Schlachten", soll Israels neuer Premier Yitzhak Rabin kürzlich auf die Frage geantwortet haben, ob Israel und seine Unterstützer im US-Kongreß eine großangelegte Kampagne gegen die F-15-Verkäufe an das Königreich anzetteln werden. Die USA sehen sich dagegen Riad gegenüber in der Pflicht. Unterstützen doch die Saudis neben Kuwait als einziges arabisches Land das gegen Irak verhängte Flugverbot südlich des 32. Breitengrades. Des US-Präsidenten plötzlich ausbrechende Großzügigkeit beschränkt sich jedoch nicht allein auf Waffenverkäufe ins Ausland. Auch daheim scheint seine "Largesse" in diesen Wahlkampftagen grenzenlos: Er vergibt Milliardenkredite an die Weizenfarmer, wie sie sonst bei der EG kritisiert werden; oder er läßt den vom Wirbelsturm "Andrew" verwehten Luftstützpunkt Homestead in Florida wiederaufbauen, den das Verteidigungsministerium eigentlich schließen wollte. Kurzum, George Bush bedient sich in diesen Tagen genau jener budgetären Freizügigkeit, jener "pork barrel politics" - der für Interessengruppen gefüllten "Schweinetröge" -, die er in seinen Wahlkampfreden dem demokratischen Kongreß vorwirft und seinem politischen Gegner Bill Clinton unterstellt.
ROLF PAASCH (Washington)
Bei einer Auseinandersetzung zwischen Türken im Café Anadolu in der Allerheiligenstraße 28 wurde ein 36jähriger am frühen Donnerstag morgen durch mehrere Schüsse so schwer verletzt, daß er vier Stunden später im Krankenhaus gestorben ist. Die Polizei fahndet nach dem Schützen und dessen Begleiter. Deren Identität war am Donnerstag noch nicht bekannt. Zum möglichen Motiv meinte Polizeisprecher Peter Borchardt lediglich: "Es handelt sich um eine milieubedingte Straftat."
Gegen 4.20 Uhr hielten sich in dem Café sechs türkische Gäste auf, als die Tür geöffnet wurde und zwei Landsleute hereinkamen. Der Mann mit der Waffe ging wortlos und zielstrebig auf den 36jährigen zu und schlug ihn mit dem Revolver zu Boden.
Als einer der Zeugen versuchte, den Täter abzudrängen, gab dieser mehrere Schüsse ab, die den 36jährigen in der Nierengegend sowie in Ober- und Unterschenkel trafen. Danach flüchtete der Schütze mit seinem Begleiter.
Wenige Minuten später ging bei der Feuerwehr ein Notruf aus dem Anadolu ein. Der Anrufer erklärte, ein Mann mit Schußverletzungen müsse ins Krankenhaus gefahren werden. Die Feuerwehr schickte einen Rettungswagen und informierte die Polizei.
Der 36jährige wurde im Verlauf des Morgens in der Klinik operiert. Die Ärzte konnten dem Mann jedoch nicht mehr helfen. Er starb gegen 8.30 Uhr.
Die Kriminalpolizei machte zunächst keine Angaben darüber, ob sich die fünf Zeugen des Mordes bei ersten Vernehmungen kooperativ verhalten haben. Der Polizeibericht enthielt keine Personenbeschreibungen der beiden flüchtigen Männer. habe
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GIESSEN. "Zwischen Hoffen und Bangen", so hat Kultusminister Hartmut Holzapfel (SPD) seinen Redebeitrag überschrieben, den er heute nachmittag anläßlich des zehnten Geburtstages des Bildungswerkes der Arbeiterwohlfahrt Hessen (AW) in der mittelhessischen Universitätsstadt halten will. Der Titel ist symptomatisch für die aktuelle Befindlichkeit der 1982 von den Bezirks-, Kreis- und Ortsverbänden gegründeten und heute landesweit aktiven Einrichtung innerhalb des sozialen Wohlfahrtsverbandes.
Geschäftsführerin Utah Engler, eine "Frau der ersten Stunde", kann sich noch gut an die Anfänge erinnern. Immerhin zwei Jahre habe es gedauert, um mit einem flächendeckenden Programm an die Fördertöpfe des Landes vorzustoßen. Nach dieser "Durststrecke" habe Wiesbaden 1984 erstmals die Weiterbildungsmaßnahmen der AW mit jährlich 300 000 Mark unterstützt. 1990 folgte der Umzug nach Gießen. Bildungswerk und Landesgeschäftsstelle haben von Kassel und Frankfurt ihr Domizil zentral "in die Mitte des Landes" verlagert. Es gebe jetzt "weniger Reibungsverluste", die Entscheidung für Gießen habe sich bewährt, sagte Engler.
Das Bildungswerk trägt mit seinen aktuellen Angeboten der gesellschaftlichen Entwicklung Rechnung. Schwerpunkt bilden die Arbeit mit ausländischen Menschen, mit Asylbewerbern, Menschen in Altenheimen und, generell, mit Frauen.
Wären da nicht die finanziellen Nöte, die Einrichtung könnte gänzlich unbeschwert ihr "Zehnjähriges" genießen. Weil die Landeszuschüsse nicht adäquat zu den Angeboten erhöht wurden (Engler: "Die 380 000 Mark reichen heute hinten und vorne nicht"), befürchtet das Bildungswerk weitere Stellenstreichungen. Die Leidtragenden eines solchen Sparkurses, so Engler, wären die Bewohner aus den ländlichen Regionen. Einschnitte müßten dann aber auch im Bereich der Bildungsurlaube gemacht werden.
Gefeiert wird trotzdem: Nach dem offiziellen Teil, der vom Universitätsorchester Gießen musikalisch gestaltet wird, lädt die AW ab 15 Uhr zu einem "Fest für jung und alt" in ihr Seniorenzentrum am Philosophenwald ein. tru
Kleine Lokalrundschau
Deutschlandbild KÖNIGSTEIN. Über das Deutschlandbild der Nachbarn im Osten spricht Professor Michael Voslenski im Rahmen des Königsteiner Forums am Montag, 7. September, 20 Uhr im Luxemburger Schloß. Lettische Tänze KRONBERG. Lettische Volkstänze in Originaltrachten präsentiert eine Schülertanzgruppe aus Riga am Montag, 7. September, 16.30 Uhr im Rosenhof. Geschwindigkeitskontrollen OBERURSEL. In der nächsten Woche kontrolliert das Ordnungsamt die Geschwindigkeit der Autos in folgenden Straßen: Im Rosengärtchen, Lorsbachstraße, Homburger Landstraße und Gotische Straße. Jagdgenossenschaft OBERSTEDTEN. Am Montag, 7. September, treffen sich die Mitglieder der Jagdgenossenschaft Oberstedten um 14 Uhr in der Seniorentagesstätte Oberstedten, Hauptstraße 52. Grillnachmittag OBERHÖCHSTADT. Miteinander grillen werden die Katholischen Frauen am Mittwoch, 9. September, um 15 Uhr im Pfarrgarten St. Vitus. Frankfurter Spezialitäten KRONBERG. Frankfurter Spezialitäten und Äppelwoi gibt es am Mittwoch, 9. September, ab 18.30 Uhr im Rosenhof. Ausflüge KÖNIGSTEIN. Zum Rhein-Main-Flughafen fährt eine Bus-Sonderfahrt der Königsteiner Kurgesellschaft am Mittwoch, 9. September. Abfahrt ist um 13.15 Uhr am Parkplatz in der Stadtmitte. Einen Tag später, am Donnerstag, 10. September, geht's nach Bad Dürkheim. Abfahrt ist wiederum am Parkplatz in der Stadtmitte, allerdings um 12.50 Uhr.
Kandidaten KRONBERG. Die Kandidatenlisten für die Kommunalwahl am 7. März nächsten Jahres verabschiedet die CDU am Mittwoch, 9. September, um 19.30 Uhr in der Stadthalle. Kreativität für Kinder OBERURSEL. Eine "Kinderkreativgruppe" bietet das Mütterzentrum Oberursel, Telefon 0 61 71 / 5 99 05. Bei fünf Treffen sollen Vier- bis Sechsjährige lernen, mit Farbe und Tanz umzugehen. Das erste Treffen ist am Mittwoch, 9. September, von 16 bis 17.15 Uhr. Der Kurs kostet 60 Mark plus Materialien. Abnehmen KÖNIGSTEIN. "Abnehmen - aber mit Vernunft" heißt ein von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung entwickelter Kurs, den die Barmer Ersatzkasse anbietet. Der Einführungsabend ist am Dienstag, 8. September, um 18 Uhr in der Geschäftsstelle der Krankenkasse in der Frankfurter Straße 5. Anmeldung erwünscht unter der Telefonnummer 0 61 74 / 37 05. Generalversammlung OBERURSEL. Die Raiffeisenbank lädt am Donnerstag, 10. September, um 20 Uhr zu ihrer Generalversammlung in die Stadthalle ein. Jugendpokal KRONBERG. Von Donnerstag, 10. September, bis Sonntag, 13. September, ermittelt die Cronberger Schützengesellschaft ihre Sieger beim Jugendpokal auf dem Sportgelände Lindenstruth. Seifenkisten OBERURSEL. Der Termin für das Seifenkistenrennen im kommenden Jahr steht fest: Sonntag, 23. Mai. Mit dem Bau der "Rennmaschinen" muß bald begonnen werden. Bei der Firma Opel-Zöllner können ab sofort Bausätze und Zubehör bestellt werden.
OFFENBACH. Der Magistrat spielt zur Zeit Streichorchester und bereitet den Haushaltsplan 1993 vor. Die Beratungen über den Vermögens- oder Investitionshaushalt sind bereits abgeschlossen, berichtet Stadtkämmerer Grandke. Die erfreuliche Nachricht: Die Stadt braucht keine neue Schulden zu machen, um ihre Investitionen zu finanzieren. "Es wird keine Netto-Neuverschuldung geben", sagt Grandke.
Die schlechte Nachricht: Der Magistrat legt eine vierzehntägige Denkpause ein, denn die Dezernate und Ämter haben mehr Ansprüche angemeldet, als wahrscheinlich finanziert werden können. Entsprechend dem Haushalts-Konsolidierungskonzept der rot-schwarzen Koalition soll das Budget-Defizit 1993 bei 25 Millionen Mark eingefroren werden. Zur Zeit müssen noch 12,8 Millionen Mark gestrichen werden.
Grandke verlangt von seinen Magistratskollegen deshalb einen "dezernatsübergreifenden Soldaritäts-Beitrag", sprich Verzicht von allen. Er sagt auch: "Wir müssen uns noch einmal über die Liste der Grausamkeiten unterhalten." Offen läßt er dabei, wie und wo Zuschüsse eingespart und/oder welche Bauvorhaben weiter gestreckt werden könnten. Sicher ist schon, daß die Friedhofsverwaltung in einen kommunalen Eigenbetrieb umgewandelt wird.
Ansonsten gibt sich der Stadtkämmerer optimistisch, daß das Sanierungskonzept weiter greift und nach Plan läuft. Bislang wurden 200 Planstellen durch "natürliche Fluktuation" und 400 durch Ausgliederung in stadteigene Gesellschaften abgebaut. Grandke winkt mit dem Zaunpfahl gen Wiesbaden: "Wir hoffen natürlich auf weitere Hilfe des Landes, vor allem auf weitere Ausgleichszahlufgen im Arbeitslosen- und Sozialbereich." lz
SULZBACH. Zu einem schweren Unfall kam es am Mittwoch. Gegen 16.05 Uhr fuhr ein 27jähriger Frankfurter mit seinem Kleinbus auf der Kretschmarstraße Richtung Neugartenstraße, eine 46 Jahre alte Sulzbacherin war auf der Neugartenstraße mit ihrem Auto in Richtung Kretschmarstraße unterwegs. Auf der Kreuzung krachte es, nachdem der Frank- furter ein Stopschild ignoriert hatte.
Der Wagen der Frau wurde durch die Wucht des Zusammenstoßes umgeworfen und blieb auf dem Dach liegen. Die Fahrerin und ihre 20jährige Beifahrerin mußten ins Krankenhaus gebracht werden. pms
WÄCHTERSBACH. 14 Wohnungen mit sozialer Bindung entstehen derzeit auf dem ehemaligen Adt-Gelände in Wächtersbach. Die Häuser werden nach Angaben des Bauherrn bis zum Dezember bezugsfertig sein.
Das vom Land Hessen über den dritten Förderweg zu 20 Prozent bezuschußte Wohnungsbauprojekt beinhaltet eine zehnjährige soziale Bindung. Die Mieten dürfen in diesem Zeitraum nur einmal um eine Mark erhöht werden. Weitere 16 Sozialwohnungen werden in dem Neubaugebiet in absehbarer Zeit von der gemeinnützigen Wohnungsbaugenossenschaft errichtet, erklärte Bürgermeister Rainer Krätschmer.
Die Genossenschaft, die alleine in den 50er und 60er Jahren im Bereich des Bahnhofs über 500 klassische Sozialwohnungen baute, kann dabei über den ersten Förderweg, der eine Mietpreisbindung von 30 Jahren voraussetzt, mit einem Landeszuschuß von 20 000 Mark pro Wohneinheit rechnen. Lothar Klemm, Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion, verwies bei einem Besuch auf der Baustelle darauf, daß kein anderes Land annährend solche Anstrengungen auf dem sozialen Wohnungsbau unternehme wie Hessen. Alleine in Wächtersbach seien in den vergangenen zwei Jahren mit Landesmitteln 68 Wohneinheiten mit sozialer Bindung geschaffen worden. Auch der wohnungsbaupolitische Sprecher der Landtagsfraktion, Roland Battenhausen, erwähnte die Messestadt in diesem Zusammenhang als positives Beispiel. Der Bau der Sozialwohnungen auf dem einstigen Adt-Gelände markiert den Startschuß zu einem Neubaugebiet, das sich nach Aussagen Krätschmers in den nächsten Jahren zu einem kleinen Stadtteil für mehrere 100 Wächtersbacher entwikkeln werde. Deshalb seien dort auch einige Infrastruktureinrichtungen vorgesehen. jan
Keine neuen Schulden für Investitionen im Jahr '93 Langens Kämmerer will den nächsten Vermögenshaushalt aus Eigenmitteln finanzieren
LANGEN. Die hohen Ausgaben für den Aufbau der neuen Bundesländer hinterlassen nach Darstellung von Bürgermeister Dieter Pitthan "Spuren in der Haushaltswirtschaft der Stadt" und zwingen zu einem rigiden Sparkurs. "Unsere Sparmaßnahmen der vergangenen Jahre greifen, aber die Situation ist nach wie vor ernst", sagte er bei der Präsentation seines Entwurfs für den Etat 1993. Wesentlicher Eckpunkt: Auf die ursprünglich beabsichtigte Kreditaufnahme von rund 10,5 Millionen Mark soll verzichtet werden. Pitthan: "Der nächste Vermögenshaushalt wird voll aus Eigenmitteln finanziert."
Dazu müssen allerdings laut Entwurf 14,1 Millionen Mark anstelle der geplanten zehn Millionen aus der allgemeinen Rücklage entnommen werden. Das sei möglich auf Grund der günstigen Finanzentwicklung in diesem Jahr, erläuterte Pitthan. Auch für den Nachtragsetat 1992 legte er einen Entwurf vor.
Die Korrekturen am aktuellen Etat, die sich auf die Haushaltslage der Stadt im nächsten Jahr auswirken: Die Einnahmen des Verwaltungshaushalt steigen um fünf Prozent auf rund 89 Millionen Mark, während sich die Ausgaben nur um rund 2,4 Prozent erhöhen. Damit können 9,4 Millionen Mark vom Verwaltungsetat dem Vermögensetat zugeführt werden. Ursprünglich waren 7,6 Millionen Mark geplant.
Das Gesamtvolumen des Vermögenshaushalts 1992 verringerte sich auf rund 24 Millionen Mark. Investitionen in Höhe von 7,7 Millionen wurden verschoben und tauchen im Etat 1993 wieder auf. Dabei handelt es sich unter anderem um die Erschließung des Wormser Wegs und die Kanalsanierung in der Luther- und der Gabelsbergerstraße.
Um den Vermögenshaushalt 1992 zu finanzieren, kann laut Pitthan auf die geplante Entnahme aus der Rücklage verzichtet werden. Sie wird sogar um 6,2 Millionen Mark aufgestockt. Mit diesem Betrag sollen jedoch die Vorhaben, die auf 1993 umgestellt wurden, finanziert werden. Die Kredite für den diesjährigen Haushalt belaufen sich unverändert auf rund 12,7 Millionen Mark.
Seinen Entwurf für 1993 nannte der Kämmerer "solide und realistisch". Der Bedarf, den die Ämter angemeldet hatten, lag nach den Worten von Pitthan zunächst 20 Millionen Mark über den Einnahmen gelegen. Die Mittel seien dann auf das Rechnungsergebnis von 1991 reduziert worden. In dem Entwurf schließt nun der Verwaltungsetat ausgeglichen mit rund 94 Millionen Mark ab, der Vermögensetat mit 27,7 Millionen Mark.
"Die meisten Ausgaben liegen fest", sagte Pitthan. Selbst bei einem Etat mit einem Volumen von 121 Millionen Mark lasse sich sehr wenig bewegen. Die Ausgaben im Verwaltungshaushalt würden in einem erheblichen Maß durch Personalkosten verursacht.
Im Stellenplan 1993 stehen 14 neue Stellen, nachdem ursprünglich 32 Stellen beantragt worden waren. Notwendig wird zusätzliches Personal, so Pitthan, im Übergangswohnheim, in der Stadtbücherei, für die Altenhilfe und in der Kita Nordendstraße. Auch zur Umsetzung der Gefahrstoffverordnung und zur Erhebung der Fehlbelegungsabgabe würden zusätzliche Kräfte gebraucht.
Die Personalkosten steigen gegenüber 1992 um 2,4 Millionen Mark. Auch für die Kreisumlage muß die Stadt 1,7 Millionen Mark mehr lockermachen. Diesen und anderen Verschlechterungen stehen nur Mehreinnahmen bei der Einkommensteuer (2,1 Millionen) und bei der Schlüsselzuweisung (0,9 Millionen) gegenüber.
Durch Steueränderungen wird die Stadt im nächsten Jahr noch nicht nennenswert belastet, sagte der Kämmerer. Er erwartet 20,8 Millionen Mark Gewerbesteuer (1992: 22 Millionen). dac
BAD VILBEL. "Alle Kinder dieser Erde" ist das Motto der Jubiläumsfeier "Fünf Jahre Kindergottesdienst in Gronau", die am Sonntag, 6. September, um 14 Uhr geplant ist. Das Fest beginnt mit einem Gottesdienst in der evangelischen Kirche.
Anschließend wird gebastelt, gekocht und gespielt. Verkleiden und Singen rund um die Kirche gehören außerdem zum Programm.
Ein Festessen verheißt internationale Gaumenfreuden.
In der Kirche wird eine Ausstellung von Kinderbibeln und eine Fotodokumentation über den Kindergottesdienst aufgebaut.
Bereits am Samstag, 5. September, findet eine Rallye mit Kindern aus der Partnergemeinde Nellschütz statt, teilt Pfarrerin Christine Kleppe mit. hm
HOCHTAUNUSKREIS. Die Spaltung der "Hessenhöfe" ist einen Schritt nähergerückt. In einer außerordentlichen Mitgliederversammlung der Erzeugergemeinschaft am Mittwoch beschlossen die Hessenhöfe-Landwirte, den möglichen Einsatz von "umweltverträglichen" Pflanzenschutzmitteln - der schon für den Kartoffelanbau geregelt ist - künftig auch für andere Feldfrüchte festzuschreiben. "Es war eine klare Entscheidung der Mehrheit, uns so weiterzuentwickeln, wie wir vor vier Jahren angefangen haben", urteilt der Vorsitzende Herbert Schwinge aus Nidderau.
Dem tritt der Sprecher der "Minderheit", der Begründer der "Hessenhöfe Naturkorn", Paul Erich Etzel (Wehrheim), entgegen. "Die Entscheidung ist ein Rückschritt. Die Mehrheit erfüllt nicht mehr den Satzungszweck, den Wünschen und Forderungen der Verbraucher zu entsprechen und die Produktionsmethoden zu entwickeln." Der Trend kann für den Wehrheimer Landwirt und seine Anhänger, rund 20 der 50 aktiven Mitglieder, nur in Richtung ökologischen Anbaus nach EG-Richtlinien laufen. Infolgedessen gibt es für Etzel nur zwei Möglichkeiten: auszutreten oder "gelähmt" weiterzumachen. Etzel streitet nicht ab, der ersten Variante zuzuneigen.
Nach einem Austritt bietet sich seiner Ansicht nach die Möglichkeit, sich einzeln oder geschlossen einem der bestehenden Öko-Verbände anzuschließen, in Hessen Demeter oder Bioland. Auch die Gründung eines neuen Landesverbandes ist nicht ausgeschlossen. "Im Moment herrscht bei der Minderheit Ratlosigkeit", sagt Etzel. Davon ausgenommen ist die Zukunft des Emblems der Hessenhöfe, das den Etzelschen Hof darstellt. "Ich kann der Mehrheit das Warenzeichen nicht überlassen. Unser Hof steht für Öko." Schwinge kann hier kein Problem erkennen. "Wir haben das Haus schon verändert. Hinter dem Emblem stehen die Hessenhöfe, die sich weiter in Richtung Ökologie entwickeln werden." cn
BAD HOMBURG. "Wo es zu einer Begegnung kommt zwischen Ausländern und Nichtausländern, greift das Positive. Und dort verändern sich auch Einstellungen von Deutschen." Claus Bollmann, Pfarrer der Bad Homburger Gedächtniskirche, hält Begegnungen zwischen Ausländern und Deutschen für das beste Mittel, um Ausländerfeindlichkeit abzubauen. Denn diese sei weitgehend von Angst bestimmt, die auf der theoretischen Ebene von Diskussionen wenig beeinflußt werden könne. Die FR sprach mit Claus Bollmann (FR-Archivbild: Diel) über die Stimmung unter Jugendlichen gegenüber Ausländern. Bad Homburg sieht er wegen der sozialen Lage und des gehobenen Lebensstandards in Sachen Ausländerfeindlichkeit weniger gefährdet als andere Orte der Republik. Allerdings gebe es auch hier versteckt "Ausländerdistanz".
FR: Gewalt gegen Flüchtlinge wird in einer FR-Rundfrage allgemein abgelehnt, die Motive stoßen bei den Jugendlichen jedoch auf Verständnis. Stimmen Ihre Erfahrungen mit diesem zufälligen Meinungsbild überein?
Bollmann: Nach meinen Erfahrungen mit Jugendlichen im Religionsunterricht, in der Gemeinde oder in Jugendgruppen kann ich das generell nicht sagen. Was die Motive betrifft, würde ich zwischen zwei Ebenen differenzieren. Es gibt eine Form von Ausländerfeindlichkeit, die sich entwickelt aus unmittelbaren negativen Begegnungen mit Ausländern in der U-Bahn, in der Straßenbahn oder auch in der Disco. Das sind sozusagen subjektive Motive. Die andere Ebene ist die offiziöse Ebene, wo Jugendliche durch Sozialneid eine Ausländerfeindlichkeit entwickeln. Aber das beginnt erst ab einem bestimmten Alter, ich würde es so ab 17, 18 Jahre ansetzen. Da geht's um die Arbeitsfrage, da geht's um die Wohnungsfrage. Und solche Dinge setzen eine Ausländerfeindlichkeit in Gang, die im schlimmsten Falle zur Gewaltanwendung führen kann.
FR: Was kann man dagegen tun?
Bollmann: Man muß auf beiden Ebenen präventiv tätig werden, auf der Begegnungs- und auf der Informationsebene. Mangel an Information setzt ja auch oft einen Aktionismus frei, der blind wird. Wenn der emotional überhöht wird durch bestimmte Gruppen, dann gibt das eine Wirkung, die man nicht mehr halten kann.
FR: Ist das auch rund um Bad Homburg zu befürchten, oder ist hier die soziale Lage weniger brisant?
Bollmann: Bad Homburg ist aufgrund seiner sozialen Situation, seiner sozialen Strukturen und seiner Sozialsysteme - Sozialsysteme heißt, es gibt ganz bestimmte Gruppen - sowie von seinem ganzen Lebensstandard her an diesem Punkt weniger anfällig. Weil Bad Homburg nicht insgesamt ein sozialer Brennpunkt ist. Aber das heißt nicht, daß verdeckt nicht doch eine gewisse Ausländerdistanz vorhanden ist. Da würde ich noch einmal unterscheiden.
FR: Wie können Eltern, Lehrer und Pfarrer sowie alle anderen, die mit dieser Ausländerdistanz zu tun haben, damit umgehen?
Bollmann: Wenn man die Frage Ausländerfeindlichkeit an der Wurzel packen will, muß man das Phänomen Angst miteinbeziehen. Das heißt also, die Sache nicht tiefhängen. Und Angst kann man nur verarbeiten, wenn man sich auf eine Begegnungsebene begibt und nicht auf eine theoretische Ebene der Diskussion. Angst wird nur behoben durch Erfahrungen, die ich mache in der Begegnung mit anderen. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen: Wo es zu einer Begegnung kommt zwischen Ausländern und Nicht-Ausländern greift das Positive. Und dort verändern sich auch Einstellungen von Deutschen.
FR: Wenn es dennoch einen hohen Anteil an Ablehnung gibt, liegt das daran, daß sich Deutsche und Ausländer zu wenig treffen?
Bollmann: Auch das Gerede von der sogenannten multikulturellen Gesellschaft erzeugt bei vielen Leuten Angst. Weil nicht genügend Anlässe gegeben werden, sich wirklich zu begegnen und zu treffen. Ich kenne zum Beispiel Jugendliche, die aufgrund von Auslandserfahrungen in muslimischen Ländern ein ganz neues Verständnis für die Moslems hier mitgebracht haben. stk
WEHRHEIM. Folklore aus Taiwan und der Türkei, Seemannslieder aus Frankreich, dazu "Square Dancer" aus den USA, nicht zu vergessen Speisen und Kunsthandwerk aus allen fünf Kontinenten - den Besuchern des "4. Tages des ausländischen Mitbürgers" wird am Samstag, 5. September, einiges geboten. Der Eintritt ist frei; das Programm auf dem "Roten Platz" hinter dem Rathaus beginnt um 15 Uhr.
Bob Bales trägt dann englische und irische Lieder mit seiner Gitarre vor, während Emile Clifford mit Béatrice und Hervé Guénard durch fünf Jahrhunderte französisches Liedgut führt. Ab 16 Uhr beginnt die Aufführung einer taiwanesischen Folkoregruppe, und ab 16.30 Uhr können "Marinade" bewundert werden - bretonische Chansons und Seemannslieder als bunte Mischung aus Meer, Mittelalter und Neuzeit. Die Instrumental- und Gesangsgruppe aus der Bretagne kombiniert dabei zeitgenössische und mittelalterliche Instrumente: In französischen Hafenstädten ruft "Marinade" regelmäßig Begeisterungsstürme hervor.
Um 17 Uhr startet "Square Dance" und um 17.30 Uhr Jim Conns Gitarrenmusik. Die taiwanesische Fokloregruppe wiederholt ihren Auftritt um 18 Uhr, "Marinade" um 18.30 und 20 Uhr. Ebenfalls um 20 Uhr: Emile Clifford, dazwischen um 18.30 Uhr türkische Folkore. jd
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Autogenes Training BAD VILBEL. Einen Kursus für Autogenes Training bietet der Kneipp-Verein in Bad Vilbel an. Die Kurse, deren Teilnehmerzahl auf acht bis zehn Personen beschränkt ist, beginnen am 7. September, um 16.30 Uhr und um 18 Uhr. Telefonische Anmeldung ist erforderlich und zwar bei Helga Wegner, 8 40 63 (abends).
In dem Kursus für Hatha-Yoga, der mittwochs von 18 bis 19 Uhr im Bürgerhaus auf dem Heilsberg angeboten wird, sind noch Plätze frei. Anmeldungen sind ebenfalls unter der Telefonnummer von Helga Wegner möglich. Der Kneipp-Verein bietet außerdem einen Kursus "Abnehmen mit Spaß" an, der donnerstags von 11 bis 12 Uhr im Bürgerhaus Heilsberg stattfindet. Auch hier ist telefonische Voranmeldung nötig. Herbstflohmarkt KARBEN. Der Herbstflohmarkt der Evangelischen Kirchengemeinde St. Michaelis Klein-Karben findet am Samstag, 19. September, von 14 bis 16 Uhr Am Lindenbaum 6 statt. Der Erlös aus dem Verkauf von Spielsachen, Gebrauchsartikeln und Kleidungsstücken kommt den Partnergemeinden in Ghana zugute. Im September wird eine Delegation aus den Partnerorten erwartet. Wer etwas auf dem Flohmarkt verkaufen möchte, kannsich unter der Rufummer 0 60 39/35 63 jeweils dienstags und donnerstags von 9 bis 12 Uhr anmelden. Die Standgebühr beträgt fünf Mark. Außerdem ist ein Kuchen mitzubringen. Neue Öffnungszeiten KARBEN. Neue Öffnungszeiten gelten im Hallenfreizeitbad Karben ab Samstag, 12. September. Das Hallenfreizeitbad wird ab diesem Zeitpunkt montags von 6.30 bis 22 Uhr geöffnet. Dienstags bleibt es geschlossen. Wer mittwochs und donnerstags durch die Wellen kraulen will, kann dies von 8 bis 20 Uhr tun. Freitags ist von 6.30 bis 22 Uhr geöffnet. Samstags kann von 8 bis 19 Uhr gebadet werden und sonntags ist von 8 bis 12 Uhr Badezeit, teilt das Karbener Sportamt mit.
Es steht wieder ein arbeitsreiches Wochenende vor der Tür: Am Samstag, 5. September, und Sonntag, 6. September, lädt die Stadtverwaltung zu ihren "Tagen der offenen Tür" ein, und von der Aussichtsplattform des Doms bis zur Kanalisation tief unter der Erde, vom Gespräch unter vier Augen mit Politikern bis zum Rummel auf dem Römerberg können sich die Frankfurter und Frankfurterinnen die Füße plattlaufen und nachsehen, was mit ihren Steuergroschen alles getan wird.
In der "Stadt-Illustrierten", die an alle Haushaltungen verteilt wurde, ist das genaue Programm der beiden tollen Tage abgedruckt. Dennoch zur Erinnerung noch ein paar Schmankerl: Am Samstag zwischen 11 und 12.30 Uhr ist der OB samt der Magistratsmitglieder am Herd zu bewundern. In einem Zelt auf dem Römerberg kochen die "Stadtväter und -mütter" das Dresdener OB kommt Mittagessen. Der Erlös des Verkaufs dient einem guten Zweck. Der Dresdner Oberbürgermeister Herbert Wagner löst die verlorene Wette vom Challenge Day ein und verkauft gemeinsam mit seinem Frankfurter Kollegen von 15 bis 16 Uhr Wein aus Meißen am Stand des städtischen Weingutes.
Der Flughafen klinkt sich am Sonntag zwischen 13 und 17 Uhr in die Festivität ein mit einem Kinderprogramm auf der Besucherterrasse. Disco, Zaubershow und Kofferrallye gibt es zum verminderten Eintrittspreis.
Das Abwasserlabor des Umlandverbandes in Sossenheim, Renneroder Straße 60, steht Neugierigen offen ebenso wie die kriminalpolizeiliche Beratungsstelle im Technischen Rathaus, Braubachstraße 15. Mit dem "Ebbelwei-Expreß" läßt es sich von der Hauptbahnhof-Südseite gemütlich nach Schwanheim schaukeln, wo das Verkehrsmuseum der Stadtwerke mit einem Fest aufwartet.
Die evangelische Paulsgemeinde bittet am Sonntag um 11.15 Uhr zu einem Gesprächsgottesdienst mit dem Titel "Fremde in Frankfurt" in die Alte Nikolaikirche am Römerberg.
Ungezählt sind die Demonstrationen, Diskussionen, Exkursionen und Degustationen. An beiden Tagen laufen die Vergnügungen zwischen 9 und 18 Uhr. Den längsten Atem braucht man für das Fest vieler Kulturen auf dem Paulsplatz. Es endet erst um 20 Uhr. abi
Taiwan hat nur noch wenige offizielle Freunde, auf sie aber ist Verlaß; abgesehen davon, daß die ebenso zuverlässigen Wirtschaftspartner sich einer inoffiziellen Freundschaft nicht enthalten. Die USA haben, von Taiwan aus gesehen, den Vorzug, zu beiden Kategorien zu gehören. George Bush hat dies in geradezu unglaublicher Weise bestätigt.
Der Gegenstand: 150 Kampfflugzeuge sind etwas ganz anderes als die "begrenzte Zahl von Defensivwaffen", auf die Taiwan nach dem Bruch mit den USA (1978) noch hoffen durfte. Der Zeitpunkt: Gerade hat Insel-China einen betäubenden Schlag wegstecken müssen, den südkoreanischen Frontwechsel. Seouls Regierung, bisher ein unerschütterlicher Verbündeter, hat die Volksrepublik China diplomatisch anerkannt und Taiwan weiter in die Isolation gestoßen. Da kommt der Waffen-Trost aus USA gerade recht. Die handelnde Person: Bush, im Jahre 1974 Quasi-Botschafter der USA in Peking, kam der Volksrepublik bisher stets weiter entgegen, als der US-Kongreß es wünschte, zumal nach dem Tian'anmen-Massaker. Als Taiwan-Fan galt er nie.
Die Implikation: Allen Annäherungsbemühungen liegt seit zehn Jahren die Überzeugung zugrunde, daß eine "militärische Lösung der China-Frage" nicht in Betracht kommt. Wozu also Kampfflugzeuge? Ist Bush ein billiges Wahlversprechen eine neue Hochspannung in Fernost wert? Taiwan wird aus diesem Triumph über Peking Kapital schlagen, aber weise genug sein, ihn aufs Diplomatische zu beschränken. Und Peking weiß jetzt, daß Washingtons Politik von engen Interessen bedingt wird. In Tokio ist das schon länger bekannt. gro
HOFHEIM. Nachdem ihre beiden Töchter die Sondertagesstätte des Caritas-Verbandes im Schlesierweg besucht haben und derzeit in integrativen Klassen der Heiligenstockschule lernen, sollen sie auch nach der sechsten Klasse zusammen mit behinderten Kindern die Schule besuchen. Hofheims Frauenbeauftragte Bianca Sigg, die sich in dieser Sache aber ausdrücklich als "Mutter und Schulelternbeirätin" engagiert, hat sich zusammen mit anderen Eltern für ihren Wunsch eingesetzt. Ihr Ziel: die Einrichtung integrativer Klassen an der Gesamtschule Am Rosenberg. Seit einem halben Jahr schon verhandeln die Eltern mit Lehrern der Gesamtschule über dieses Thema. Auf Hospitationen der Pädagogen in integrativen Klassen der Heiligenstockschule und zahlreichen Diskussionen scheint jetzt das Aus zu folgen. Bianca Sigg: "Am 15. September fällt die Lehrerkonferenz Am Rosenberg die Entscheidung über das Projekt, und nach unserem jüngsten Gespräch sieht es ganz danach aus, als ob sie ablehnen wird."
Nach Auffassung der Mutter bietet sich die Gesamtschule Am Rosenberg schon deshalb für ihren Plan an, weil sie nicht weit von den bereits vorhandenen integrativen Einrichtungen entfernt ist. "Das wäre auch hessenweit etwas Besonderes, und ich finde es auch überaus wichtig für das Wohl der behinderten Kinder, auch nach der Förderstufe weiterhin zusammen mit ihren Freunden unterrichtet zu werden." Alternativen seien schwer zu finden, meint Bianca Sigg. Die Elterninitiative habe sich darüber schon Gedanken gemacht, "aber wir können nicht Kinder aus Hofheim nach Eppstein oder sonstwohin schicken", sagt sie. Da es sich beim Projekt um einen Schulversuch handele, sei die Zustimmung des Lehrerkollegiums unerläßlich. "Und eben da sind wir jetzt skeptisch, vor allem die Schulleitung trägt's nicht mit."
Schulleiter Hans Ulrich Colmar betont hingegen, "grundsätzlich überhaupt nichts dagegen zu haben, daß an unserer Gesamtschule auch behinderte Kinder unterrichtet werden". Allein: die momentane Raumnot und Überlastung der Lehrer lasse den Versuch zur Zeit kaum zu. "Wenn allerdings die Mehrheit der Konferenz am 15. September sagt, wir wagen das, bin ich natürlich dazu bereit."
Durch den Ganztagszug der Schule, bei dem derzeit 350 Pennäler von acht bis 16 Uhr betreut werden, darunter 45 Kinder aus den westlichen Frankfurter Stadtteilen und viele "Problemfälle", leiste das mehr als 60köpfige Kollegium schon jetzt integrative Arbeit, meint Colmar. "Wir haben die räumlichen und personellen Grenzen erreicht." Eine weitere "Problematik" an seiner Schule sei außerdem unzumutbar, weil die fünf Jahre dauernde Sanierung permanent sechs Klassenräume stillege. "Wir haben schon jetzt akute Raumnot, und integrative Klassen brauchen zwei Räume." pms
Sieben Jahre lang waren Frankfurter Politiker ebenso zäh wie ergebnislos bemüht, die Liegenschaft in der Wetterau loszuwerden, jetzt machen der Zusammenbruch der Sowjetunion und die veränderte politische Situation in Europa mit einiger Verzögerung möglich, was im Römer nur noch wenige hofften: der "Ilbenstädter Bunker" soll an den Bund "zurückfallen". Mit einer Überlassungsvereinbarung zwischen Bundesvermögensamt und der Stadt vom 5. November 1971 war das triste Betongebäude in die Zuständigkeit der Frankfurter geraten, die seither auch für den Unterhalt des Betonklotzes zuständig waren.
Im "Ernstfall", so das überzeugende verteidigungspolitische Konzept, sollten Teile des Magistrats - vermutlich mit der Stadtkasse, der Goldenen Bulle und der Amtskette des OB im Gepäck - über die Weizenäcker im Norden der Stadt in die Wetterau ausweichen und befehlsgemäß die "Abschnittsbefehlstelle Ilbenstadt" besetzen. Gestern teilte der Magistrat mit, "das Bundesamt für Zivilschutz hat der Aufgabe der Befehlstelle zugestimmt".
Es ist exakt der achte Bericht, den die Stadtregierung seit 1985 in dieser Angelegenheit verfaßt. Durchgängiger Tenor der Texte bisher: Bonn winkt dankend ab, wir bleiben aber dran. Am 13. Juni 1985 hatten die Sozialdemokraten in der Stadtverordnetenversammlung einen Antrag eingebracht: Der Bunker sei auch im Ernstfall keinem nütze und solle an den Bund zurückgegeben werden. Später hat es auch Versuche gegeben, den Ilbenstädtern das Relikt anzudrehen. Daraus aber wurde nichts.
Mal intervenierte der CDU-Stadtkämmerer Gerhardt in Bonn, mal schrieb der SPD-Oberbürgermeister Hauff eine forsche Kündigung an den Rhein. Doch die Ministerien blieben stur und die Frankfurter auf ihrer Wetterau-Immobilie sitzen.
Ungetrübte Freude über den Sinneswandel des Bundesamtes für Zivilschutz will im Römer in diesen Tagen nicht aufkommen: Die Frankfurter sollen vor der Rückgabe die Instandsetzungskosten bezahlen. 1985 schon waren Randalierer in den Bunker eingedrungen und hatten die Einrichtung zertrümmert. "Zur Zeit werden die Kosten ermittelt", teilt der Magistrat mit. Vor Jahren schon war von happigen 300 000 Mark die Rede.
Für wen die "Abschnittsbefehlstelle Ilbenstadt" jetzt wieder hergerichtet werden soll, wird nicht mitgeteilt. cg
Ein Prominentenlauf startete Aktion "Telefon für Taubblinde" Sie hören
mit den
Händen
Zum Jogging rund um den Römer starteten am Donnerstagnachmittag Sportdezernentin Sylvia Schenk, Sozial- und Christdemokraten aus der Stadtverordnetenversammlung und Ralf Koch, seines Zeichens Geschäftsführer des Hessischen Landessportbundes. Die alle waren jedoch nicht wegen der Fitneß zu dem von Regenschauern begleiteten Lauf gestartet.
Es handelte sich um eine Aktion, die möglichst viel Aufmerksamkeit erregen und über das Schicksal einer in der breiten Öffentlichkeit kaum bekannten Behindertengruppe informieren sollte. Sie heißt "Telefon für Taubblinde", ihr Ziel und Anliegen ist es, blinden und tauben Menschen die Kommunikation über das Telefon zu ermöglichen. "Wir haben als Sportler eine besondere soziale Verantwortung. Die Teilnahme an dem Lauf ist für mich deshalb selbstverständlich", sagte Koch.
"Taubblinde können nur mit ihren Händen kommunizieren", erläuterte der Initiator der Aktion, der blinde Journalist Keyvan Dahesch. Von den Spendengeldern sollen zu den bereits vorhandenen Schreibtelefonen Spezialgeräte angeschafft werden. Sie setzen die Schreibschrift in Blindenschrift um. Keyvan Dahesch: "Das sind Zusatzgeräte zum normalen Telefon."
Wenn zwei Taubblinde miteinander telefonieren wollen, dann schreibt der eine seine Nachricht auf die ans Telefon angeschlossene Schreibmaschinentastatur. Die Nachricht erscheint wenig später auf dem Display seines Kommunikationspartners. Das Zusatzgerät übersetzt nun das Geschriebene in die Blindenschrift, das bedeutet: Der Taubblinde kann die Nachricht ertasten. Solche ein Gerät ist alles andere als billig: Es kostet den stolzen Preis von 20 000 Mark.
Allerdings: Wer aufgrund eines Unfalls taubblind geworden ist, der erhält - so berichtet Dahesch - Zuschüsse von der Krankenkasse zur Anschaffung. Wer jedoch seit der Geburt taubblind sei, müsse nachweisen, daß ihm dieses Telefon Augenlicht und Gehör "ersetze".
Eine Spende von 1000 Mark überreichte ein Vertreter von British Telecom Keyvan Dahesch für seine Aktion. Die Lufthansa stellte einen Gutschein für eine Fahrt mit dem Airport-Express zur Verfügung. Er soll auf den städtischen "Tagen der offenen Tür" am kommenden Wochenende zugunsten der Taubblinden versteigert werden.
Wer für die Aktion Geld spenden will, kann das unterm Stichwort "Taubblindentelefon" tun. Seinen Obulus möge er auf das Konto Nummer 20 005 485 des Deutschen Blindenverbandes bei der Sparkasse Bonn (Bankleitzahl 380 500 00) überweisen. ki
SCHÖNECK. An zwei Tagen wollen Kilianstädter Einzelhändler und Handwerker in und um den Bürgertreff ihr Geschäftsleben darstellen. 17 verschiedene Stände wollen mit unterschiedlichen Angeboten und einigen Aktionen das Interesse der Besucher wecken. Beginn der Veranstaltung ist am Samstag, 12. September, um 15 Uhr. Schönecks Bürgermeister Erwin Schmidt wird die Gewerbeschau eröffnen. Musikalisch umrahmt wird die Messe von den Freien Sängern Kilianstädten. Am Sonntag, 13. September, findet um 11 Uhr ein Gewerbefrühschoppen mit dem Musikzug der Turngemeinde Kilianstädten statt. Ab 13 Uhr wird dann die Jazzband "La Vida" spielen. gf
FRANKFURT A. M., 3. September (rds/ jm/Reuter/dpa). Angesichts des anhaltenden Streits in der Bonner Regierungskoalition um die Finanzierung des Aufbaus in Ostdeutschland hat die SPD-Finanzexpertin Ingrid Matthäus-Maier gefordert, die geplante Haushaltsdebatte im Bundestag abzusetzen. Abgeordneten und Öffentlichkeit könne nicht zugemutet werden, über einen Etat zu reden, den selbst die Bundesregierung für überholt halte, sagte sie am Donnerstag in Bonn. "Die verzweifelte Suche nach immer neuen Geldquellen schon für den Haushalt 1993 ist der Beweis dafür, daß die Bundesregierung die Staatsfinanzen nicht im Griff hat und Haushalt und Finanzplanung nur noch Makulatur sind." Eine "Gespensterdebatte" im Bundestag lehne die SPD ab.
"Nachdem die Union erst eine Vignette, Autobahngebühren und eine Mineralölsteueranhebung gefordert hat, ist jetzt eine Zwangsanleihe und eine steuerfreie Deutschlandanleihe im Gespräch", sagte Matthäus-Maier. Auch eine noch höhere Mehrwertsteuererhöhung werde in der Union schon wieder diskutiert. Nicht einmal höhere Schulden und höhere Steuern zusammen seien ausgeschlossen.
Statt der Etatdebatte forderten Matthäus-Maier und der SPD-Haushaltsexperte Helmut Wieczorek eine Debatte "zur Lage der Nation", um zu versuchen, über Parteigrenzen hinweg Lösungen zu finden. Zur Finanzierung von Zukunftsaufgaben sehe das Grundgesetz die Ergänzungsabgabe für Jahreseinkommen über 60 000 Mark für Ledige und 120 000 Mark für Verheiratete vor, die in den Einkommensteuertarif eingebaut werden sollte. Außerdem müsse mit Sparen und Schuldenabbau ernst gemacht werden.
Die Wirtschaftsminister der Länder lehnen über alle Parteigrenzen hinweg eine Zwangsanleihe ab. Die Diskussion darüber sei "störend und wenig fruchtbar", sagte Bayerns Wirtschaftsminister August Lang am Donnerstag für seine Amtskollegen, die in München tagen. Er warnte davor, die ohnehin schwierige Wirtschaftslage künstlich zu belasten.
Die Führung der CDU will sich für eine Investitionsanleihe einsetzen. Der CDU- Bundesvorstand vereinbarte dazu am Donnerstag in Windhagen bei Bad Honnef, daß über Einzelheiten im Rahmen eines Solidarpakts mit Gewerkschaften und Unternehmern sowie mit den anderen Parteien verhandelt werden soll. Die CDU-Führung habe bewußt darauf verzichtet, einen Zwang oder eine Größenordnung für die Investitionsanleihe festzulegen. Thüringens Regierungschef Bernhard Vogel (CDU) forderte im ZDF- Morgenmagazin schon für 1993 mehr Geld für Ostdeutschland, "weil wir sonst unsere Haushalte für 1993 nicht aufstellen können".
Die CDU-Arbeitnehmergruppe im Bundestag ist für eine Kombination von Zwangsanleihe und freiwilliger steuerfreier Deutschlandanleihe. Ihr Vorsitzender Heribert Scharrenbroich erinnerte daran, daß die Beitragszahler bereits mit jährlich 52 Milliarden Mark an den Hilfen für die neuen Länder belastet seien.
Dagegen lehnt die FDP weitere Kostenbelastungen der Bürger ab. Nach einer Tagung der Bundestagsfraktion im hessischen Neu-Isenburg sagte deren Vorsitzender Hermann Otto Solms, eine neue Belastung in Form einer verzinslichen Staatsanleihe, einer Zwangsanleihe oder irgendeiner Steuererhöhung wäre "schädlich". Dies würde den Kapitalmarkt verunsichern und den Leistungswillen schwächen.
(Weiterer Bericht Seite 4)
rb FRANKFURT A. M. Die sommerliche Ruhe am westdeutschen Arbeitsmarkt hat zuletzt die schlechtere konjunkturelle Ausgangsposition der Betroffenen etwas verdeckt. Deutlich wird dies zum einen am Anstieg der saisonbereinigten Zahlen um 17 000 im August (160 000 seit Jahresbeginn), zum anderen am Vergleich mit 1991: Neun Prozent mehr Erwerbslose als vor einem Jahr werden derzeit gezählt. "Der Abstand hat sich damit weiter vergrößert", muß der Präsident der Nürnberger Bundesanstalt, Heinrich Franke, eingestehen.
Im Osten sucht Franke nach einzelnen "Lichtblicken" am "noch allzu grauen Himmel". Diese glaubt er beim Zugang an Stellenangeboten aus einzelnen Branchen (Zunahmen in den Zweigen Verkehr, Gastronomie, Handel, Leichtmetallbau und Bauhauptgewerbe) zu finden. Zwar entlassen die Ost-Betriebe nach wie vor massenhaft Leute, aber "der Abbau alter Arbeitsplätze hat sich verlangsamt".
Da ist es für die BA-Präsidenten schon ein Erfolg, daß die Erwerbslosigkeit im August nicht weiter zugenommen hat, "obwohl die Arbeitsmarktpolitik dem Entstehen von Arbeitslosigkeit weniger entgegensetzen konnte." Noch immer sorgen im Osten Kurzarbeit, ABM, berufliche Weiterbildung und Vorruhestand für eine Entlastung um gut 1,8 Millionen Personen. Verglichen mit Juni werden jedoch inzwischen rund 70 000 Männer und Frauen weniger durch die diversen Nürnberger Instrumente abgefangen. So sank die Zahl der ABM-Jobber innerhalb eines Monats im Osten um 9000 (und im Westen, wo sich der jüngste Spar-Erlaß auswirkt um 2000); die der Teilnehmer an beruflichen Weiterbildungskursen um 10 000.
Daß eine Reduzierung der aktiven Arbeitsmarktpolitik in der Ex-DDR fast zwangsläufig zu höherer Erwerbslosigkeit führt, wird insbesondere bei der Kurzarbeit deutlich. Sie nahm dort im August um 50 400 auf noch 287 300 Männer und Frauen ab. Zum Vergleich: Den bisher höchsten Stand hatte die Kurzarbeit dort im April 1991 mit zwei Millionen Betroffenen erreicht. Laut Franke gibt es jedoch einen gravierenden Unterschied zu den Kurzarbeitern West (128 000 Mitte August): Während letztere meist nach dieser Überbrückungs-Periode wieder auf ihren angestammten Vollzeitplatz zurückkehren, bedeutet deren Ende für drei Viertel der Ostdeutschen das endgültige Aus am Arbeitsplatz.
Besonders hart treffen die Spar-Einschnitte in der Beschäftigungspolitik die Frauen: Deren Quote liegt in der ehemaligen DDR inzwischen bei 20 Prozent, ihr Anteil an allen Erwerbslosen beträgt 64,4 Prozent.
Regional reichen die Arbeitslosenquoten in Deutschland von 4,5 Prozent in Baden-Württemberg über elf Prozent in Bremen (höchster Wert im Westen) bis zu 16,5 Prozent in Mecklenburg-Vorpommern. In Hessen liegt die Quote derzeit bei 5,5 Prozent. Gegenüber Juli gab es hier einen Rückgang der Arbeitslosenzahlen um 3,2 Prozent. Zugenommen haben sie in Rheinland-Pfalz, Saarland und Bayern, was jedoch mit dem späteren Ferienende zusammenhängt.
In den alten Bundesländern trifft die Verschlechterung am Arbeitsmarkt wieder stärker sogenannte Problemgruppen: Nahezu jeder siebte Erwerbslose ist ein Ausländer, jeder neunte eine ältere Frau (über 54 Jahre) oder ein älterer Mann (über 59).
BAD VILBEL. Zum gemütlichen Beisammensein bei Kaffee und Kuchen laden die Seniorenclubs der Arbeiterwohlfahrt im September ein. Die Dortelweiler kommen am Montag, 14. September, um 15 Uhr im Vereinshaus zusammen. Die Talstädter treffen sich am Dienstag, 15. September, um 15 Uhr in den Räumen in der Frankfurter Straße 85. Die Gronauer Seniorinnen und Senioren plaudern am Mittwoch, 16. September, um 15 Uhr in der Bergerstraße 4. Schließlich gibt es die Zusammenkunft der Heilsberger Senior/- innen am Donnerstag, 17. September, um 15 Uhr im Bürgerhaus Heilsberg. hm
QUITO, 3. September (epd). Mehrere tausend Menschen haben in der ecuadorianischen Hauptstadt Quito gegen die Wirtschaftspolitik von Präsident Sixto Duran-Ballen demonstriert. Duran will das auf 700 Millionen US-Dollar geschätzte Staatsdefizit verringern und die 50prozentige Inflation eindämmen.
FRANKFURT A. M., 3. September (FR). Wechselnde Bewölkung und zum Teil starke Regenfälle und Gewitter, sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 11 und 16, die Tiefstwerte zwischen sieben und 12 Grad. Weitere Aussichten: Regen und Gewitter.
(Siehe auch Lokalteil)
Glückskasten
ZIEHUNG A: (Gewinnzahlen: 6, 7, 8, 19, 25, 45 - 47); Kl. 1: 513 402,00 DM; Kl. 2: 27 021,10 DM; Kl. 3: 1939,80 DM; Kl. 4: 43,20 DM; Kl. 5: 3,70 DM.
ZIEHUNG B: (Gewinnzahlen: 3, 12, 24, 32, 41, 45 - 29); Kl. 1: 146 686,30 DM; Kl. 2: 28 522,30 DM; Kl. 3: 1876,00 DM; Kl. 4: 42,00 DM; Kl. 5: 3,90 DM.
SPIEL 77: (Gewinnzahl: 1 0 7 6 0 0 6); Kl. 1, Super 7: 1 777 777,- DM; Jackpot: 59 054,70 DM; Kl. 2: 77 777,- DM; Kl. 3: 7777,- DM; Kl. 4: 777,- DM; Kl. 5: 77,- DM; Kl. 6: 17,- DM; Kl. 7: 5,- DM.
6 PLUS: (Gewinnzahl: 8 9 2 4 5 9); Kl. 1: 100 000,- DM; Kl. 2: 10 000,- DM; Kl. 3: 1000.- DM; Kl. 4: 100,- DM; Kl. 5: 10,- DM; Kl. 6: 5,- DM. (Ohne Gewähr)
pid GÖTTINGEN, 4. September. Der mysteriöse Diebstahl eines mit 800 fabrikneuen Reifen beladenen Lastzuges auf der Autobahn-Raststätte Göttingen ist aufgeklärt. Der 38jährige Fahrer des Reifen-Transporters hat laut Angaben der Polizei gemeinsame Sache mit zwei 40 und 28 Jahre alten Männern aus Seesen bei Goslar gemacht und den Raubüberfall nur vorgetäuscht.
Die drei Männer hatten die Reifen in der Nacht zum Dienstag gemeinsam in der Lagerhalle einer Autovertretung in Seesen abgeladen, deren Inhaber mit dem Vorfall offenbar nichts zu tun hatte, sondern dem 40jährigen, mit dem er bekannt ist, nur einen Gefallen tun wollte. Anschließend war der 38jährige Fahrer allein über die Autobahn Richtung Süden gefahren. Auf der Raststätte Göttingen täuschte er dann einen Raubüberfall vor.
Bilder für eine Ausstellung geben Sinn Zehn Jahre Altenwohnheim / Heimleiterin: Wer früh kommt, hat's später leichter Von unserer Mitarbeiterin Frauke Haß NEU-ISENBURG. Als das Altenwohn- und Pflegeheim "An den Platanen" in Neu-Isenburg noch im Schloß in Babenhausen untergebracht war, mußten sich die damaligen Bewohner/innen wohl oder übel auf die Bedingungen des alten Gemäuers einstellen: Eine Klingelanlage einzubauen war aus baurechtlichen Gründen nicht möglich. Die Schloßbewohner/innen wußten sich zu helfen und erfanden ein simples Klingelsystem, ganz ohne Elektrizität: Wer ein Problem hatte, stellte die Schuhe vor die Tür und die über den Gang patrouillierende Nachtschwester wußte gleich Bescheid, erzählt die stellvertretende Heimleiterin, Christiane Plaum. Notfalltauglich war das Klingelsystem natürlich nicht, weshalb sich die Innere Mission Darmstadt, als Träger des Hauses, nach neuen Gefilden umsah. Die waren 1980 gefunden, und 1982 konnte in der Neu-Isenburger Lessingstraße 4 Einweihung gefeiert werden. An diesem Sonntag, zehn Jahre danach, soll deshalb von 10 bis 18 Uhr ausgiebig mit den Neu- Isenburger/innen gefeiert werden.
Nahezu jede Betreuungsgruppe im Haus hat sich etwas einfallen lassen. Die Sitztanz- und die Musikgruppe laden zum gemeinsamen Singen und Tanzen ein. Auf einen Square Dance zum Mitmachen darf sich freuen, wessen Herz für amerikanische Tradition schlägt. Außerdem werden in einer Ausstellung die Bilder der seit eineinhalb Jahren bestehenden Maltherapie-Gruppe zu sehen.
"Eigentlich wollen wir ja darauf achten, daß das, was die alten Leute Zeit ihres Lebens gemacht haben, auch im Alter seine Fortsetzung hat", erläutert Plaum, aber das sei leider nicht immer zu verwirklichen. Die ein oder andere hauswirtschaftliche Gruppe sollte schon für die vielen ehemaligen Hausfrauen im Heim für Kontinuität sorgen, "aber mit der Feinmotorik klappt das bei manchen dann eben doch nicht mehr so gut". Und einfach etwas Neues anzufangen, wie das Malen, sei gar nicht so leicht.
Positive Verstärkung heißt da das Zauberwort: "Loben, loben, loben - darauf kommt es an", sagt Plaum, "das Selbstbewußtsein der meisten alten Leute, die zu uns kommen, ist erstmal im Keller". Viele hätten das Gefühl, an einem Ende angekommen, zu nichts mehr nutze zu sein. "Viele zweifeln während des Malens ständig an sich selbst und kritisieren sich."
Da ist die Maltherapeutin, Hildegard Mauer, gefragt: Sie bemüht sich, das Selbstbewußtsein der jungen, alten Künstler aufzumöbeln. Mit Wasserfarben üben die alten Leutchen, sich zu lockern, "loszulassen", die Sorgen und Probleme zu überwinden. Mit harten Stiften wird gezeichnet, um die Konzentration zu üben, das Bewußtsein zu aktivieren.
Es kommt darauf an, den Leuten Sinn zu geben, meint Plaum. Das ist beim auch in der Lessingstraße chronischen Mangel an ehrenamtlichen Mitarbeiter/ innen nicht immer leicht. Dennoch: Basteln und Malen einfach so, für die Schublade, das soll nicht sein. "Bloß keine Beschäftigung um der Beschäftigung willen", meint die stellvertretende Heimleiterin. So basteln die "Maler/innen" Einladungskarten für Geburtstagspartys, Dekorationen fürs Haus und auch die aktuelle Ausstellung ist ein solches, sinnstiftendes Ziel.
Wie man den alten Leuten die Depression beim Umzug ins Heim erleichtern könnte - oder wie diese gar zu vermeiden sei - dazu hat Christiane Plaum eine Theorie. Ihr stößt nämlich die moderne Auffassung auf, nur die ambulante Hilfe sei das einzig Wahre und Gute für die Alten. "Die Politiker bevorzugen natürlich diesen kostengünstigen Weg, aber denken meist nicht darüber nach, daß sie die Angehörigen völlig überfordern." Plaum findet: "Manche müßten früher kommen!"
Natürlich würde der Umzug ins Heim zum Trauma, wenn das Heim mit Hilflosigkeit und Abhängigkeit gleichgesetzt wird. Nur wer aus eigener Entscheidung bei klarem Kopf das Heim als nächsten Schritt wählt, bemüht sich laut Plaum im Heim auch um Integration, engagiert sich hier, versucht, sich einzuleben.
Dazu sei es ganz wichtig, daß die alten Leute den Umzug selbst mitgestalten, daß sie dabei sind, wenn die Wohnung aufgelöst wird, daß sie darüber entscheiden, was von den liebgewordenen Habseligkeiten mit umzieht ins neue Domizil. "Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn die Leute das Gefühl haben, ,umgezogen zu werden'." Meist bringe sie erst dieses Gefühl des Über-sie-Bestimmens zum Resignieren. Die meisten der Betreuungsangebote vom Musikkreis bis zur Wassergymnastik sind gut besucht. Probleme gibt es nur mit den 25 Männern, die gegenüber 105 Frauen in der Minderheit sind. Die gehen nämlich gar nicht gerne in die Freizeitgruppen, mit einer Ausnahme: die Gymnastik. "Alles was spielerisch und kreativ ist, interessiert sie einfach nicht", seufzt Plaum, "da ist die Rollenverteilung in dieser Generation noch ganz starr."
ptz BONN, 3. September. Politiker der Bundestagsgruppe Bündnis 90/Grüne haben die SPD aufgefordert, weiterhin Eingriffe in das Grundgesetz abzulehnen, die das Recht auf Asyl beschneiden und Kampfeinsätze deutscher Soldaten außerhalb des NATO-Gebietes ermöglichen sollen. "Wir stehen 1994 nicht als Partner einer SPD zur Verfügung, die auf Engholm-Kurs liegt", betonte der Bundestagsabgeordnete Konrad Weiß.
Der SPD-Vorsitzende Björn Engholm hatte signalisiert, die SPD sei unter bestimmten Bedingungen zu einer Neufassung des Grundgesetzartikels 16, der politisch Verfolgten Asyl garantiert, bereit. Der Abgeordnete Werner Schulz erklärte, an dieser Stelle schmore eine rot-grüne "Ampelsicherung" durch. Schulz kündigte an, seine Gruppe wolle im Bundestag eine Sperrminorität gegen eine Änderung des Grundgesetzes organisieren. Er plädierte dafür, die Asylrechtsdebatte ohne Fraktionszwang zu führen. Hier gehe es um einen elementaren Einschnitt in die "demokratische Substanz".
OFFENBACH. Auch 1993 können die Vereine im Büsing-Palais ihre Bälle und Feste feiern. Der neue Pächter, die Bayerische Industrie- und Gewerbebau, und der Magistrat haben sich darauf geeinigt, daß es bei der alten Vereinbarung bleibt. Danach kann Offenbachs gud Stubb übergangslos an 30 Tagen im Jahr kostenlos von der Stadt und ihren Vereinen und Verbänden benutzt werden.
Die Schörghuber-Leute bauen beiderseits der Herrnstraße und unter Einbeziehung des Büsing-Palais und des Parkbades für rund 130 Millionen Mark ein Hotel-, Konreß-, Büro- und Wohnzentrum. Vor wenigen Wochen hatten die zur Münchener Schörghuber-Gruppe gehörenden Investoren für große Verunsicherung gesorgt, weil sie überraschend ankündigten, während der zweijährigen Bauzeit das Palais für mindestens ein Jahr zu schließen. Man brauche einen Teil der Räume als Baubüro, die Gastronomie müsse ebenfalls eingestellt werden.
Weil sich ja die Büsing-Palais-Betriebsgesellschaft bereits in Liquidation befindet, rät Stadtkämmer und Liegenschaftsdezernent Gerhard Grandke den Vereinen und Organisationen, sich ab sofort beim städtischen Kulturamt um einen Termin zu bemühen. Das Kulturamt übernimmt bis zur Hoteleröfffnung im Frühjahr 1995 die Koordination der Termine zwischen Kultur- und Vereinsveranstaltungen, hilft den Vereinen bei der Organisation, vermittelt einen Gastromen. Die Vereine brauchen keine Miete zu bezahlen, müssen aber die üblichen Betriebskosten wie Beleuchtung und Reinigung übernehmen.
Der schöne barocke Hof steht während der Bauzeit für Freiluft-Veranstaltungen zur Verfügung. Magistrat und Pächter vereinbarten zudem, daß je nach Baufortschritt "der große Saal, das Foyer und Nebenräume über das 30tägige Nutzungsfenster hinaus auch an Dritte gegen Entgeld zur Verfügung gestellt wird".
Auch das Standesamt kann weiter im Trausaal des Büsing-Palais die Paare den Bund fürs Leben schließen lassen. Nur noch bis zum 30. Juni 1993 bleibt der Senioren-Bildungstreff im Büsing-Palais geöffnet. "Wir suchen noch nach neuen Räumen", sagt Grandke. lz
In der Not frißt der Teufel Fliegen, und bevor er erfriert, heizt er die Hölle wohl auch mit alten Autoreifen. Nur wo die Versorgungslage katastrophal ist, kann man auf die Idee kommen, sich an verbranntem Gummi wärmen zu wollen. In Estland ist sie katastrophal. Die Öllieferungen aus Rußland bleiben aus, westliche Energie ist für die Esten kaum zu bezahlen, und schon im vorigen Winter sorgte Tallinns größtes Kraftwerk nicht mehr für Wärme, sondern nur fürs Überleben. Da kann man wohl selbst Autoreifen für eine Alternative halten, trotz unerprobter Technik für ihre Verwertung und großen Umweltrisiken.
Diese Notlage jedoch wird zynisch ausgenützt, wenn deutsche Firmen darin die Chance sehen, ihren umweltschädlichen Abfall, für dessen Entsorgung daheim viel Geld zu zahlen wäre, unentgeltlich loszuwerden. Wie zuerst die FR und nun auch das ZDF dokumentierte, überschwemmt die westfälische Handelsfirma ATG Estland mit ausrangierten Reifen, die schon im Hafen von Tallinn lagen, noch ehe die Umweltbehörde über deren geplante Verwendung auch nur informiert war. Die Verbrennungsanlage, die ATG dem Tallinner Kraftwerk als Gegengeschäft versprochen hatte, ist noch nicht einmal genehmigt.
Kein Wunder, daß man sich in Estland "brutal ausgenützt" fühlt und "behandelt wie eine Bananenrepublik". Die Reifenhalde von Tallinn ist ein besonders stinkendes Beispiel des deutschen Abfall- Tourismus. gam
GELNHAUSEN. Nicht nur in Gelnhausen, auch in Maintal ist der "menschenunwürdige Verschiebebahnhof, mit dem der Kreis Flüchtlinge aus guten sozialen Beziehungen herausreißt", auf harsche Kritik gestoßen. Empörung löste vor allem der Versuch aus, neun Asylbewerber, die schon seit längerem außerhalb des Kasernengeländes leben, gegen ihren Willen nach Maintal zu verfrachten. Die Flüchtlinge sind inzwischen mit Hilfe ihrer Unterstützer wieder im Herzbachweg gelandet, der Kreis ist darüber nach Auskunft von Pressesprecher Heiner Sülzer "alles andere als entzückt". Vorerst werde man jedoch diese Tatsache tolerieren. "Aber sobald die Unterkünfte in Maintal fertig sind, müssen die Leute wieder weg."
Am Mittwoch hatte die Kreisverwaltung die Verlegung der neun Flüchtlinge damit begründet, daß man der Stadt auf ihren Wunsch hin neben dem Versprechen, keine weiteren Asylbewerber nach Gelnhausen zu verweisen, zugesichert habe, die außerhalb der Kaserne lebenden Flüchtlinge schrittweise zu verlegen. Wie aus einem Briefwechsel zwischen Vize-Landrat Erich Pipa (SPD) und Maintals Bürgermeister Walter Unger (SPD) hervorgeht, soll es "eine Reihe zwingender Gründe" geben, die Nutzung der ehemaligen Zahnklinik als Flüchtlingsunterkunft "schnell zu beenden". Im Hintergrund, so Sülzer, stehe auch eine mögliche Gefährdung der Asylbewerber.
"Das sind doch unzumutbare Bedingungen, wenn Menschen aus guten sozialen Beziehungen gerissen werden", heißt es dagegen im Maintaler Rathaus. Die Maintaler hatten eigentlich mit Flüchtlingen aus Schwalbach gerechnet, statt dessen kamen Busse aus dem Kreisgebiet. Für die Stadtverwaltung hat "diesden Ruch einer Nacht- und Nebelaktion".
Die Kreisverwaltung hingegen schiebt Maintal die Schuld an der mißglückten Verlegung in die Schuhe. Die Situation vor Ort habe nicht den Zusagen entsprochen, bemängelt Pipa.
Die Gelnhäuser "Schülerinitiative für eine ausländerfreundliche Gesellschaft" (SIAG) kümmert das Politgezänk indes wenig: "Das ist doch keine Art und Weise, mit Menschen umzugehen." Nach Auskunft der SIAG, die eine Verlegung der neun "bestens sozialisierten" Flüchtlinge verhindern will, "weil die Leute zum Teil bereits in Gelnhausen arbeiten und auf keinen Fall weg wollen", herrschte "bei dieser Verschiebeaktion das reinste Chaos". Besonders übel sei, daß sich unter den Betroffenen eine hochschwangere Frau befinde, "der man so eine Belastung zumutet". Die Schüler schieben nun Wache in der Zahnklinik, um im Notfall vor Ort zu sein. tja (Siehe auch Seite III)
OBERURSEL. "Zusammen leben - zusammen reden" ist das Fest-Motto des bevorstehenden "Internationalen Wochenendes" auf dem Rathausplatz. Veranstalter ist der Verein "Windrose", der im Moment eigentlich nur eine Sorge hat: Hoffentlich ist das Wetter gnädig.
Eröffnet wird das Fest am Samstag um 11 Uhr gemeinsam von Bürgermeister Schadow und Brunnenkönigin Ana-Carina I. Daß die hübsche Majestät aus Portugal dabei ist, hat einen einfachen Grund: Sie ist Mitglied im Verein Windrose. Die Musikgruppe Antonio Limanni wird die Besucher von 11.30 bis 14 Uhr musikalisch unterhalten, während diese sich mit internationalen Spezialitäten satt essen oder sich über die beteiligten Vereine und ihre Herkunftsländer informieren können. Mit von der Partie sind unter anderem die Türkische Jugend und der Philippinische Verein, italienische, griechische und portugiesische Gruppen. Der Ausländerbeirat, der im März '93 erstmals gewählt wird, wird zentrales Thema einer Podiumsdiskussion zwischen 14.30 und 16 Uhr sein. Folkloristische Darbietungen schließen sich an (bis 20 Uhr), danach kann zur Musik von Antonio Limanni getanzt werden.
Ein internationaler Frühschoppen mit Blasmusik eröffnet das Programm am Sonntag um 10 Uhr. Bis 20 Uhr gibt es dann auf dem Rathausplatz wieder Information, Folklore, Delikates aus diversen Ländern und Tanzmusik. In der Stadthalle ist eine Ausstellung über die Teppichherstellung in der Türkei und die Kokosnußverarbeitung auf den Philippinen zu sehen. hko
Gemeinde verschenkt Holz GROSSKROTZENBURG. Das durch die Sturmschäden angefallene Holz am Strandbad verschenkt die Gemeinde. Interessierte sollen sich unter der Rufnummer 22 50 mit dem Schwimmeister in Verbindung setzen.
Gerade erst hat Jürgen Schneider, ehrgeiziger Grundstückskaufmann aus Königstein, den Frankfurtern und Frankfurt-Besuchern die neue Ladengalerie "les facettes" an der Zeil beschert - schon tritt der Immobilienmagnat kurz danach als Bauherr für Sozialwohnungen in Erscheinung. Eine "ökologische Mustersiedlung" beabsichtige Schneider im Stadtteil Bonames, so ließ am Donnerstag Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) verlauten. Der Stadtrat spricht von 100 Wohnungen, die auf dem Gelände der alten Lederfabrik am Burghof in Bonames entstehen sollen.
Über das Grundstück läßt sich eine Vorgeschichte erzählen: Früher einmal wollte ein anderer Investor dort Wohnungen für Soldaten der US-Armee errichten lassen. Die Weltpolitik machte dem Bauherrn indes einen dicken Strich durch die wohlfeile Kalkulation: Die Amerikaner ziehen in großem Maßstab ihre Truppen ab, immer weniger Wohnungen werden im Rhein-Main-Gebiet für die GIs und ihre Familien gebraucht. Der Investor in spe verkaufte, Kaufmann Schneider erwarb das Gelände. Warum er sich jetzt auch im Wohnungsbau engagiert, blieb am Donnerstag offen. Der Darmstädter Architekt Rüdiger Kramm, der auch für "les facettes" verantwortlich zeichnet, entwarf eine in sich geschlossene Gruppe von fünf Wohngebäuden, die auf dem 10 000 Quadratmeter großen Gelände bis zu vier Etagen wachsen dürfen. Schneider hat Sozialwohnungen im Auge - mit Wintergärten und in Häusern, die mit geringem Energieverbrauch auskommen sollen.
Der unterschiedliche Zuschnitt der Wohnungen, so sagte es Wentz-Referent Jürgen Häußler, erlaube sowohl die Vermietung an Singles wie auch an größere Wohngemeinschaften. In den Augen Häußlers entsteht in Bonames ein "Pilotprojekt" für den Wohnungsbau in Frankfurt. Den Bauantrag hat Kaufmann Schneider nach der Auskunft des Planungsdezernates schon im Frühjahr 1992 im Rathaus eingereicht. Mit einer städtischen Genehmigung dürfe er "demnächst" (Häußler) rechnen. jg
KÖNIGSTEIN. Ein Professor soll zwar seinen Studenten etwas beibringen, doch wie man unterrichtet, davon haben die meisten Hochschullehrer wenig Ahnung. Didaktik gehört nicht zu ihrer Ausbildung und wird auch nicht verlangt, wenn ein Wissenschaftler als Lehrer an eine Fachhochschule oder Universität berufen wird. "Grundsätzlich sind Professoren didaktische Analphabeten", urteilt Günther Vieser, Leiter der Hessischen Erwachsenenbildungsstätte Falkenstein, hart aber treffend. Doch sie können etwas dagegen tun: Beim hochschuldidaktischen Seminar "Lehren lernen" für Hochschullehrer am 22. und 23. Oktober wird ihnen in Falkenstein praktisch und handfest das ABC des Lehrens beigebracht.
Seit mittlerweile zehn Jahren bieten die Falkensteiner Erwachsenenbildner an, was auch Wissenschaftsministerin Evelies Mayer jetzt fordert: Die Lehre an den hessischen Hochschulen muß verbessert werden. Überdurchschnittlich lange Studienzeiten, zu viele Studienabbrecher und zu niedrige Erfolgsquoten bei den Examen haben sie zu einem Vorschlagskatalog angeregt, der für die Falkensteiner ein "alter Hut" ist. Sie wissen schon lange: Je höher die Zahl der Studenten in den Vorlesungen ist, desto wichtiger ist es, daß der Professor ein guter Lehrer ist. Nur dann kann er seine Studenten fesseln, mitreißen und motivieren.
Was bei Grundschullehrern den breitesten Raum in der Ausbildung einnimmt, nämlich Didaktik, wird bei Studienräten höchstens gestreift, bei Professoren überhaupt nicht angeboten. "Sie haben oft keine andere Wahl als ihre eigenen Lehrer zu kopieren", weiß Vieser. Dabei gibt es heute mit Overhead-Projektoren, Filmen und Computern soviele technische Hilfsmittel wie nie zuvor, um eine Vorlesung spannend zu machen.
Welche Arbeitsmittel man wann einsetzt, um ein Lernziel zu erreichen, nimmt im Seminar einen breiten Raum ein. "Manche Professoren benutzen Overhead-Projektoren, wissen aber gar nicht, wie man damit umgeht und verdecken ihren Studenten den Blick auf das Bild", hat Vieser oft beobachtet. Daher ist in seinem Seminar, das er gemeinsam mit Edgar Weick von der Fachhochschule Wiesbaden hält, der Einsatz von Videorecordern unentbehrlich. In Rollenspielen wird von den Professoren eine Prüfungs- oder Unterrichtssituation dargestellt und anschließend auf dem Videoband begutachtet. "Beim Video ist man unentrinnbar seinem eigenen Bild und Ton ausgesetzt", so Vieser, der weiß: "Selbstbild und Fremdbild stimmen oft nicht überein."
Vor zehn Jahren begannen die Seminare "Lehren lernen" für Professoren mit zehn bis zwölf Teilnehmern. Dieses Jahr haben sich 34 angemeldet, so daß zwei Kurse gebildet werden müssen. Nach einer Analyse des Ist-Zustands an den Hochschulen geht es gleich in die Praxis: Welche Präsentationstechniken gibt es, wie gestalte ich ein Tafelbild, wie arbeite ich mit Folien, welche Inhalte erfordern welche Technik und welche Mittel. "Inhalt - Ziel - Methode - Medien", so beschreibt Vieser, was in kleinen Arbeitsgruppen intensiv trainiert wird.
Daß endlich auch die Politiker die Notwendigkeit erkannt haben, daß auf diesem Gebiet dringend etwas getan werden muß, begrüßt der Falkensteiner Pädagoge: "Mit unserem Wissen und unserer Erfahrung können wir einen wichtigen Beitrag leisten." ANNETTE WITTKOPF
Nach mehr als zehnjähriger Pause eröffnet die Stadt Frankfurt in ihrem städtischen Weingut in Hochheim im Main- Taunus-Kreis wieder ihren Gutsausschank. Der Hochheimer Wirt Kay Schneider schenkt dort seit Donnerstag Weine des Frankfurter Gutes aus.
Allerdings hat der Hochheimer Ausschank für den normalen Besucher nur sonntags von 13 bis 24 Uhr geöffnet. Grund: Die Schenke wird als sogenannte "Straußwirtschaft" geführt, die nur für eine begrenzte Anzahl von Tagen eine Ausschankerlaubnis hat.
An den übrigen Tagen können sich aber Gruppen für Feiern unter der Rufnummer 0 61 46 / 38 26 anmelden. Für ein 0,2-Liter-Glas verlangt Wirt Schneider maximal 2,50 Mark.
Nicht ganz ohne Druck hat Bürgermeister Hans-Jürgen Moog die Straußwirtschaft wiedereröffnet. Schon lange ist das gesamte Weingut mit seinen vielen verfallenen Gebäuden den Hochheimern ein Dorn im Auge. Auch für den Hochheimer Bürgermeister Harald Schindler (SPD) ist das "Drumherum dieses Weinguts ein Schandfleck".
In einem Gespräch mit Moog hat Schindler nach eigenen Angaben dem Frankfurter Bürgermeister signalisiert, daß der Gutsausschank nicht leerstehen dürfe; die Renovierung sei voranzutreiben. gre
Kleine FR
Schloßkirche geöffnet BAD HOMBURG. Die Schloßkirche wird für interessierte Besucher am morgigen Sonntag von 10 bis 16 Uhr geöffnet sein. Bei dieser Gelegenheit werden auch Tonaufnahmen von Konzerten und Musikproduktionen aus der Schloßkirche angeboten. Die Kirche ist sonst nur im Rahmen von Schloßkonzerten zugänglich.
BAD HOMBURG. Die Ober-Erlenbacher Kerb finden in diesem Jahr vom Samstag, 12. bis Montag, 14. September, statt. Deshalb wird ab Mittwoch, 9. September, 13 Uhr der Ahlweg zwischen Kappesgasse und Ober-Eschbacher Straße gesperrt.
BAD HOMBURG. Der Geflügelzuchtverein Kirdorf veranstaltet eine Freilandschau am Usinger Weg in Kirdorf. Öffnungszeiten sind Samstag, 5. September, von 14 bis 20 Uhr, und Sonntag, 6. September, von 10 bis 16 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Lernen, sich besser zu verstehen
BAD HOMBURG. Die Selbsterfahrungsgruppe des Frauenzentrums Bad Homburg möchte versuchen, an acht Abenden, jeweils donnerstags von 20 bis 22 Uhr, mit Hilfe von Körperübungen und Gesprächen zu lernen sich selbst besser zu verstehen. Der erste Termin ist Donnerstag, 10. September. Anmeldungen Tel. 45 84 71. VHS diskutiert Thema Asyl BAD HOMBURG. Zu einem Diskussionsvormittag lädt die Volkshochschule für Mittwoch, 9. September, 10 Uhr, alle Interessenten in die Volkshochschule, Elisabethenstraße, ein. Themen sind die Debatte um den Asyl-Artikel 16 des Grundgesetzes und die Frage, was ist politische Verfolgung? Nähkurs der Elternschule BAD HOMBURG. Einen Nähkurs für Anfänger und Fortgeschrittene bietet die Elternschule Taunus ab Montag, 21. September, im Schwesternhaus Kirdorf von 9.30 bis 12 Uhr an. Kontakt: Tel. 69 09 45. "Computern" leicht gemacht FRIEDRICHSDORF. Einen Anfängerkurs "Computern leicht gemacht" wird in der Erwachsenenbildungsstätte Falkenstein für Jugendliche ab 14 Jahre von der Stadt Friedrichsdorf angeboten. Die Teilnahme am kompletten Wochenende vom 2. bis 4. Oktober kostet 30 Mark. Anmeldungen bis 25. September unter Tel. 0 61 72 / 73 12 70. Seidenmalerei FRIEDRICHSDORF. Wer an aktiver Freizeitgestaltung interessiert ist, kann sich ab Montag, 7. September, in der Seniorenwerkstatt, Wilhelmstraße, mit Aquarellmalerei zu beschäftigen. Sechs aufeinanderfolgende Montage, jeweils ab 14.30 Uhr, sind geplant. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Anmeldungen im Rathaus bei Frau Fricke: Tel. 0 61 72 / 73 12 84. Radtour zum Ellerhöh-Turm FRIEDRICHSDORF. Einen Fahrrad-Ausflug zum Ellerhöh-Turm in Bad Homburg führt der ADFC Friedrichsdorf am Sonntag, 6. September, durch. Start ist um 10 Uhr am Landgrafenplatz. Die Tour ist vor allem gedacht für Familien mit Kindern, die keine großen Strecken mitfahren können. Auskunft: Tel. 0 61 72 / 5 36 88. Ehrenbrief verliehen FRIEDRICHSDORF. Der langjähriger Schatzmeister der Friedrichsdorfer Kantorei, Wolfhard Filitz, ist mit dem Ehrenbrief des Landes Hessen ausgezeichnet worden.
Die Frankfurter Staatsanwaltschaft ermittelt gegen drei städtische Bedienstete wegen Bestechlickeit. Die Ermittlungen seien "Abfallprodukt" des Müllskandals, sagte Personaldezernent Joachim Vandreike am Donnerstag im Antikorruptionsausschuß. Polizei und Staatsanwaltschaft hatten einige Firmen im Rhein- Main-Gebiet durchsucht. Vorwurf: Abfall vermischt und nicht ordnungsgemäß entsorgt.
Städtische Mitarbeiter seien in diesen Fall jedoch nicht verwickelt. Zu Ermittlungen gegen die beiden Mitarbeiter der Hafenbetriebe und eine Kollegin der Verkehrsüberwachung konnte der Stadtrat keine Einzelheiten nennen. luf
"Die sogenannte Kinkel-Initiative ist steckengeblieben, sie versandet in den Bürokratien" - der Hannoveraner Strafverteidiger Gerd Klusmeyer richtet diesen Vorwurf vornehmlich an die Adresse der Karlsruher Bundesanwaltschaft. Nach wie vor, dies sagt der Rechtsanwalt auch für seine Kollegen, die als Mandanten die zu langjährigen Haftstrafen verurteilten Mitglieder der Rote Armee Fraktion (RAF) vertreten, weigere sich die Strafverfolgungsbehörde, an einer "politischen Gesamtlösung" mitzuwirken, die den RAF-Häftlingen eine "Zielbestimmung für alle" bringen müßte.
Was so wolkig klingt, hat handfeste Hintergründe. Zwar ist inzwischen Günter Sonnenberg, wegen Mordversuchs an zwei Polizisten vor seiner Festnahme 1977 zu lebenslanger Haft verurteilt, in diesem Sommer auf freien Fuß gesetzt worden, nachdem er 15 Jahre Haft verbüßt hat. Auch der zweite kranke RAF-Häftling Bernd Rößner, beim Anschlag auf die deutsche Botschaft 1975 in Stockholm gefaßt und wegen Mordes und Geiselnahme zu lebenslanger Haft verurteilt, ist nach komplizierten Verhandlungen aus dem bayerischen Straubing in die sozialtherapeutische Abteilung der JVA in Kassel verlegt worden. Beide Namen standen ganz oben auf der Forderungsliste, die von RAF-Häftlingen, Anwälten und Unterstützern zu Jahresbeginn vorgelegt wurde - die Freilassung der beiden sei die Voraussetzung für jedwede Dialogbereitschaft der Gefangenen.
Und dennoch: Nach wie vor, so Rechtsanwalt Klusmeyer, zeichnet sich keine "Gesamtlösung" in dem Sinne ab, daß den einsitzenden RAF-Häftlingen Zusagen über mögliche Freilassungstermine gemacht werden oder daß ihnen "die Zusammenlegung auch nur für eine Woche gestattet wird", damit sie "über die Erklärungen der RAF draußen überhaupt einmal reden können". Tatsächlich hat die Erklärung der RAF-Kommandoebene vom 10. April, in der sie den Verzicht auf Mordanschläge ankündigte, die Distanz zwischen Häftlingen und Kommandos wachsen lassen. "Die RAF drinnen muß sich daran gewöhnen, daß es draußen keine Kämpfer mehr gibt", sagen die Experten des Bundeskriminalamtes (BKA), die wie die Bundesanwaltschaft einer Zusammenlegung "zum Zwecke der Diskussion" skeptisch gegenüberstehen.
Genau diese Diskussion aber ist nach Überzeugung der Anwälte für die Fortentwicklung der Kinkel-Initiative dringend notwendig: "Die Gefangenen werden ständig aufgefordert, sich in den Verfahren über eine vorzeitige Freilassung politisch zu äußern, aber sie sollen sich nicht austauschen dürfen", klagt Rechtsanwalt Klusmeyer. Er legt nach und beruft sich auf den ehemaligen Justizminister Klaus Kinkel (FDP), der Anfang des Jahres mit seiner Aufforderung zur Aussöhnung mit den Terroristen des deutschen Herbstes die Initialzündung für den seitdem laufenden Prozeß gab. Kinkel, so zitiert ihn Klusmeyer, sprach angesichts der April-Erklärung der RAF von einer "historischen Zäsur". Wenn die Gefangenen sich von der Gewalt ab- und "der Politik zuwenden sollen, ist es notwendig, daß sie miteinander reden können, denn die kennen sich zum Teil noch nicht einmal", ergänzt der Anwalt.
Doch nicht nur diese Forderung wird derzeit propagiert: weitere sind die "Anerkennung als politisches Kollektiv", das "Eingeständnis des Staates, daß es sich um einen politischen Konflikt und nicht um einen zwischen dem Staat und durchgeknallten Einzeltätern handelte" (Klusmeyer). Die Aussichten dafür sind gering.
Denn Generalbundesanwalt Alexander von Stahl sagt mit Deutlichkeit: "Ich bin kein Freund von Zusammenlegungen und Zusammenführungen". Der von ihm als möglicherweise sinnvoll eingeräumte "Austausch" von Meinungen unter den Häftlingen kann nach seinem Urteil "auch schriftlich vorgenommen werden". Eine Zusammenlegung bekräftigt nach seiner Überzeugung den "Gruppendruck" und geht "eher in die andere Richtung".
Von Stahl vertritt damit Argumente, wie sie in der Vergangenheit immer benutzt wurden, wenn die öffentliche Diskussion über die Haftbedingungen der RAF-Mitglieder die Bundesanwaltschaft unter Rechtfertigungszwang setzten. Sie verraten keine Änderung der repressiven Karlsruher Linie, die unter seinem Vorgänger Kurt Rebmann eingeschlagen wurde, der allerdings keine "Gewaltverzichtserklärung" der RAF-Kommandoebene vorliegen hatte, sondern über die vollen 13 Jahre seiner Amtszeit mit immer neuen Anschlägen konfrontiert war.
Der Hannoveraner Rechtsanwalt Klusmeyer hält denn auch das Argument des Gruppendrucks schlichtweg für "albern". Keiner der Häftlinge würde "doch einen anderen daran hindern, rauszugehen - im Gegenteil: Alle sind froh, wenn jemand rauskommt". Und sogar die Terror- Experten des BKA begründen - im Gegensatz zum Generalbundesanwalt - ihre ablehnende Haltung zu einer allgemeinen Zusammenlegung der Häftlinge nicht mit einem möglichen "Druck der Hardliner", sondern mit der Wirkung nach außen. Dann könnte just der Eindruck von "Sonderbehandlung" entstehen, von "Internierungslager", den die Behörden immer vermeiden wollten. Vor allem aber fürchten sie einen möglichen "Katalysatoreffekt" - ein solches Meeting aller RAF-Gefangenen "würde dann ja Beschlüsse fassen und Erklärungen abgeben, zu Themen wie bewaffneter Kampf, Ökologie, Altersarmut und Strategien, die man künftig verfolgen will".
Gleichwohl sehen die Wiesbadener RAF-Spezialisten die Notwendigkeit, daß die Häftlinge "den Prozeß, den die draußen durchgemacht haben, auch nachvollziehen". Sie beziehen sich vornehmlich auf die jüngste ausführliche Erklärung der RAF-Kommandos und räumen ein, daß "wir nicht wußten, wie vollständig der Bruch zwischen den RAF-Mitgliedern vor 1984 (in diesem Jahr erfolgten die letzten Festnahmen, Anm. d. Red.) und der Generation danach" war.
"Personell, strategisch und methodisch", so die Fahnder, gebe es offenbar keine Verbindung zwischen den beiden Gruppen. Daß damit auch die in der Vergangenheit so ausdauernd beschworene These von der "Zellensteuerung", also der Aufforderung und Anleitung zu Mordanschlägen aus den Gefängnissen heraus, im Vorbeigehen zu den Akten gelegt wird, wird nicht gesondert erwähnt.
Bezogen auf die "Kinkel-Initiative" meinen sie, daß sie zu einem Zeitpunkt begonnen wurde, als die RAF "noch eine mit Macht ausgestattete Organisation" war. Die Kommandos verübten aus dem Untergrund kommend ihre Anschläge und tauchten wieder ab - in Bekennerbriefen wurden Hafterleichterungen und Zusammenlegung gefordert.
Heute jedoch, in den das eigene Scheitern wortreich umschreibenden Erklärungen, spielen die Gefangenen - einst für die RAF zentraler "Mythos" und "Begründungszusammenhang" - nur noch "eine Randrolle", heißt es bei den Textanalysen in Wiesbaden. Zumindest stellen sie "keinen strategischen Punkt der RAF mehr da, sondern ihr Schicksal wird an die Linke, die aufzubauende ,Gegenmacht von unten', zurückgegeben".
Zusammen mit den "argumentativen Versuchen, das Gesicht nicht zu verlieren", ist nach dem Urteil der Terrorspezialisten "der mörderische Zweig nun weg". Das extremistische Potential aber, die "These vom Zurückkämpfen des Staates", ist, so glauben sie, nach wie vor vorhanden. Daß die "Sicherheitslage" dennoch nach den Erklärungen der RAF-Kommandoebene heute "entspannter" ist, sagt auch der Generalbundesanwalt. Dabei geht das "Vertrauen" in die Erklärungen der RAF inzwischen so weit, daß Alexander von Stahl es für möglich hält, vor der Wiederaufnahme des "bewaffneten Kampfes" würde es vielleicht sogar "eine Vorwarnung geben".
Gleichwohl weist der oberste Ankläger der Republik den Appell des Rechtsanwaltes Klusmeyer nach einer "Gesamtlösung" für alle Gefangenen zurück. Der Generalbundesanwalt, so von Stahl dieser Tage zur Frankfurter Rundschau, "ist dafür die falsche Adresse". Seine Aufgabe sieht er "beim einzelnen Täter und bei der einzelnen Tat", was nicht bedeute, daß "wir keinen Beitrag leisten". Schließlich, so setzte er lächelnd hinzu, "wurde die Kinkel-Initiative zwar vom früheren Bundesjustizminister öffentlich gemacht, aber mit erdacht wurde sie auch hier, in meinem Dienstzimmer, auf diesem Sofa".
ALTENSTADT. Slapsticks, Gags und gute Laune sind für Samstagabend im Apollo-Kino angesagt.
Nuk Nuk - Minirock gastiert, zwei Akteure der ehemaligen Musiktheaterformation Feinbein: Ede Hofacker und Harry Wenz. Ab 20.30 Uhr präsentieren sie eine Unterhaltungsshow mit Zaubereien und Figuren, die das Leben hervorbringt, vom Klerus über den Hausmann bis zum Manager.
Dazu spielen sie Melodien von Klassik bis Pop. Das Duo wartet mit Überraschungen für die verschiedensten Geschmäcker und Altersgruppen auf. ieb
Die Verkehrspolizei wird in nächster Zeit verstärkt kontrollieren, ob Autofahrer ihrer Gurtpflicht genügen. Anlaß dafür ist das Ergebnis einer Überprüfung, die das 7. Polizeirevier vor einigen Tagen in der Hanauer Landstraße durchgeführt hat. Dabei ertappten die Polizisten innerhalb von 45 Minuten 85 Autofahrer, die nicht angeschnallt waren.
Die Erfahrungen bei der Kontrolle in der Hanauer Landstraße könnten nach Ansicht der Polizei ein Indiz dafür sein, daß die Gurtdisziplin nachgelassen hat. Bisher ging man davon aus, daß die Anschnallquote bei 90 Prozent liegt. habe
Das Wetter
Wetterlage Auf der Rückseite einer über den Alpen angelangten Kaltfront wird polare Kaltluft nach Deutschland geführt. Vorhersage bis Samstag früh In der Nordhälfte wechselnde, vielfach starke Bewölkung mit häufigen Schauern, örtlich Gewitter. In der Südhälfte bedeckt und verbreitet Regen, im Tagesverlauf - wie im Norden - Übergang zu Schauerwetter.
Tageshöchsttemperaturen 11 bis 16 Grad. Tiefsttemperaturen Samstag früh 7 bis 12 Grad.
Mäßiger bis frischer, in Boeen starker, später zum Teil stürmischer Wind, auf West bis Nordwest drehend. Wochenvorhersage Samstag: Südlich der Donau zum Teil länger andauernder Regen. Im übrigen Deutschland wechselnd bewölkt und im Tagesverlauf von Westen abklingende Schauertätigkeit, wenig Temperaturänderung. Abflauender Nordwestwind.
Sonntag: Wechselnd wolkig mit nach Süden zunehmenden Aufheiterungen und trocken. Höchsttemperaturen 12 bis 17, im Südwesten bis 20 Grad.
Montag: Heiter bis wolkig, trocken und mäßig warm bis warm.
Dienstag bis Mittwoch: Anfangs sonnig und warm, später von Westen Durchzug eines Regengebietes, dabei vereinzelt Gewitter. Temperaturrückgang. Donnerstag: Von Westen her Wetterberuhigung und Temperaturanstieg.
Temperaturen vom Vortag, 14 Uhr MEZ Ausland Ort Wetter Grad
Amsterdam
stark bewölkt 15 Athen
leicht bewölkt 35 Barcelona
leicht bewölkt 26 Bordeaux
wolkig 21 Brüssel
stark bewölkt 15 Dublin
leicht bewölkt 14 Innsbruck
wolkig 22 Istanbul
leicht bewölkt 27 Kairo
leicht bewölkt 23 Larnaka
leicht bewölkt 37 Las Palmas
leicht bewölkt 28 Lissabon
leicht bewölkt 28 Locarno
leicht bewölkt 22 London
leicht bewölkt 17 Madrid
wolkenlos 28 Malaga
wolkenlos 26 Mallorca
leicht bewölkt 27 Moskau
bedeckt 13 Nizza
leicht bewölkt 22 Paris
Regenschauer 17 Rom
wolkenlos 26 Stockholm
stark bewölkt 16 Tunis
wolkig 29 Venedig
leicht bewölkt 23 Warschau
stark bewölkt 18 Wien
wolkig 24 Zürich
stark bewölkt 17
Deutschland
Berlin
wolkig 19 Dresden
Regenschauer 19 Feldberg/Ts.
Regenschauer 11 Feldberg/Schw.
Regenschauer 9 Frankfurt/M.
stark bewölkt 19 Freiburg
stark bewölkt 17 Garmisch
stark bewölkt 20 Hamburg
stark bewölkt 17 Köln
stark bewölkt 18 Leipzig
stark bewölkt 20 München
stark bewölkt 19 Rostock
Sprühregen 16 Sylt
Regenschauer 15 Zugspitze
Regen 4 Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64 Reisewettervorhersage 1 16 00 Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Ozonwerte 06 11-58 12 42
Sonnenaufgang 6.45 Uhr Sonnenuntergang 20.03 Uhr Mondaufgang 15.52 Uhr Monduntergang 23.54 Uhr
BIRSTEIN. Zum 43. Mal lockt am Wochenende der Birsteiner Markt wieder Tausende von Besuchern in die "Perle des Vogelsbergs". Das traditionelle Heimatfest wird am Samstag abend mit einem Festzug durch die Gemeinde eingeläutet, der sich von der Schlierbacher Straße Richtung Büdinger Straße und Hauptstraße zum Festplatz den Weg bahnt. Hauptdarstellerinnen dieses bunten Treibens ist das "Wilde Weib", jene sagenumwobene Frau, die vor einigen 100 Jahren in den Wäldern vor den Toren Birsteins geherrscht haben soll.
Neben Vergnügunspark und einem reichhaltigen Musikangebot an allen Tagen gehört der Krammarkt am Sonntag, 6. September, mit seinen vielen fahrenden Händlern zu den Attraktionen. Aus diesem Grund sind am Sonntag auch Haupt- und Schloßstraße für jeglichen Verkehr gesperrt. Die Polizei weist zudem darauf hin, daß während der drei Festtage entlang der B 276 absolutes Halteverbot besteht und abgestellte Autos sofort abgeschleppt werden.
Am Montagmorgen findet ab 10 Uhr der traditionelle Frühschoppen im Festzelt statt. jan
MÜHLHEIM. Wenn Gerd Katzmann für eine Tour durch den Odenwald oder den Elsaß die Koffer packt, nimmt sich der 50jährige viel Zeit. Die letzten Vorbereitungen für die Fahrt über die Landes- und Kreisstraßen laufen immer in Ruhe ab. Was kommt in den Rucksack, was in welchen der beiden Koffer? Wie wird das Gewicht am besten verteilt? Die Handgriffe sind für Gerd Katzmann längst zur Routine geworden. Dennoch nimmt er sich Zeit, überlegt die Sache gut. Gerd Katzmann ist Motorradfahrer, und zwar einer von denen, die mit dem "Boxer" vor den Knien genüßlich über enge Straßen kurven, anstatt auf einem windschnittigen Big-Bike über die Autobahn zu rasen.
Sicherheit schreibt der Mühlheimer Motorradfan groß. Über seine Erfahrungen, die er auf dem Zweirad während seiner unzähligen Touren gesammelt hat, spricht er gern mit anderen - am liebsten in der Motorradgruppe des Touristikvereins "Die Naturfreunde", die sich jeden Samstag um 14.30 Uhr im Haus "Am Maienschein" trifft. Die Clique wird sich am 12. September beim Aktionstag "Minus zehn Prozent" beteiligen.
"Wir sehen uns als Naturliebhaber und Touristikfreunde, die ihr Ziel allerdings mit den Motorrädern ansteuern. Heizer sind wir wir nicht", stellt Gerd Katzmann klar. Die Touren, die er seit Jahren für die Gruppe organisiert, gleichen fast jedesmal einem Bildungsurlaub. Immer dort, wo es an der Strecke etwas zu sehen gibt, halten die Naturfreunde an, besuchen Museen, besichtigen historische Gebäude oder spazieren einfach mal so durch die unbekannte Stadt.
Über die Gegend, die die Gruppe mit ihren Maschinen durchkreuzt, wollen die Zweiradfans gern mehr wissen, deshalb bereitet Gerd Katzmann die Trips auch gut vor, schreibt die Fremdenverkehrszentralen an und organisiert die Übernachtungen in den Naturfreundehäusern.
Die Männer und Frauen in den Lederanzügen sind nicht nur offen für Informationen über Land und Leute, begierig wollen sie auch alles darüber wissen, "was sie bewegt". Und das sind die "Mopeds", wie die Maschinen, egal welcher PS-Klasse, genannt werden. Die Technik der unterschiedlichen Zweiräder, das Verhalten in Kurven oder während der Fahrt im strömenden Regen - all das will gewußt und gelernt sein. Ebenso wie das Packen und das richtige Beladen des Motorrades.
"Das ist das A und O vor einer jeden Reise", sagt Gerd Katzmann, denn nur, wer das Gewicht richtig verteile, sei auf den Straßen auch sicher unterwegs. Die schwersten Dinge kommen in den Rucksack auf den Tank, in die beiden Koffer, die rechts und links am Hinterrad befestigt sind, sollten die leichten Sachen verstaut und gleichmäßig ausbalanciert verteilt werden. Dabei müssen die Fahrerinnen und Fahrer darauf achten, daß das zulässige Gesamtgewicht für die Maschine nicht überschritten wird.
Mehr Sicherheit auf den Straßen, das bedeutet zunächst einmal, daß die Leute am Steuer eines Autos oder eines Motorrads auch mit demselben umgehen können. Die Mopedfans der Mühlheimer Naturfreunde absolvieren deshalb in ihrer Gruppe mindestens einmal im Jahr ein Sicherheitstraining. Routine auf dem Zweirad bekommen sie außerdem beim täglichen Weg zur Arbeit und bei den Touren in der Gruppe. Fast alle hatten schon mal einen Beinahunfall, eine brenzlige Situation miterlebt. Auch die Leute, die schon viele Kilometer "auf dem Buckel" haben, sind vor den Gefahren auf der Straße nicht gefeit.
Plötzlich liegt ein Rübenblatt oder feiner Sand auf der Fahrbahn, glänzt eine Ölspur auf dem Asphalt. Unerwartet queren Hasen oder Rehe die Straße oder stehen nachts plötzlich im Scheinwerferlicht. Wer da noch im Sattel bleiben kann und im ersten Schreck nicht ruckartig den Lenker herumreißt, hat Glück gehabt. Meist dauert alles nur einen Bruchteil einer Sekunde, Zeit zum Nachdenken ist kaum. Die Bewegung am Lenker ist Reflex, gegen den sich niemand wehren kann.
Dann gibt es da noch die vorausfahrenden - jedoch nicht vorausdenkenden - Männer und Frauen in ihren Autos, die aus dem offenen Fenster Apfelreste, Bananenschalen, brennende Zigarettenstummel oder andere Sachen herauswerfen. Die Mopedfahrer dahinter reagieren wieder mit dem sogenannten Fluchtreflex. Vor Schreck wird der Kopf eingezogen, wobei die Fahrer aber möglichst nicht am Lenker reißen sollten. Doch das ist Theorie, die Praxis sieht anders aus, sagen die Leute der Motorradgruppe.
Die Liste der Gefahrenquellen und Überraschungen für Kradfahrer ist lang. Die ausgebesserten und glatt lackierten Stellen auf der Straße verwandeln sich bei Regen ebenso zu "Rutschbahnen" wie die weißen Markierungsstreifen.
Eine Sekunde Unachtsamkeit könne gerade auf dem Motorrad tödlich sein, sagt Gerd Katzmann. Eine Knautschzone existiert nicht, jede Berührung mit einem Auto, jeder Sturz hat möglicherweise schlimme Folgen. Deshalb haben die Mopedfahrer aus Mühlheim die Autos möglichst immer fest im Auge, um rechtzeitig zu reagieren. Was nützt es, wenn der andere Schuld ist, der Mopedfahrer jedoch schwer verletzt wird?
"Hallo Partner, danke schön" diesen alten Slogan möchten die Mühlheimer Naturfreunde gern wieder aufleben lassen. Sie heben auch gegenüber den "Heizern" auf den schnellen, vollverkleideten Rennmaschinen den mahnenden Zeigefinger und erinnern an ihren Spruch: "Fahr nie schneller als dein Schutzengel fliegen kann."
Der junge Mann kommt spät. Er hat sich frisch gewaschen und rasiert. Da gibt es kein Vertun. Der Scheitel sitzt gerade. Die Krawatte ist nicht verrutscht, das Hemd wurde vor dem Tragen ordentlich gebügelt, und die braune Lederjacke sieht alles andere als speckig aus. Soviel ist klar: Hier hat sich jemand in Schale geworfen, aus gegebenem Anlaß. Es dauert nur Minuten, da ist es auf der Bürgerversammlung in der überfüllten Aula der 8. Gesamtschule in Cottbus-Sachsendorf rum, daß der junge Mann "nun doch" da ist. "Offensichtlich", kommentiert Brandenburgs Landesvater Manfred Stolpe, die durch abgeschwenkte Kameras und gewendete Augenpaare verlustig gegangene Aufmerksamkeit an seiner Person, "haben wir einen Stargast unter uns."
Offensichtlich. Und offensichtlich ist es auch ein Mann mit beträchtlichem Einfluß in der Stadt, wenn man so hört, was Frank Schimansky, Leiter der 8. Gesamtschule, an diesem Mittwochabend öffentlich über den späten Gast zu berichten weiß. "Wir haben", sagt Schimansky dem versammelten Bürgertum, "mit Herrn Hübner seit zwei Jahren ein Abkommen, daß es an dieser Schule friedlich bleibt."
Ein Abkommen. Demnächst muß neu verhandelt werden mit Herrn Hübner, diesem geschniegelten "local hero" aus Von Axel Vornbäumen (Cottbus) Cottbus-Sachsendorf. Die Schule plant für 1. Oktober ein Fest. Der Unterricht fällt aus. Es wird Gäste und Podiumsgespräche geben und ein bißchen "multikulturell" zugehen. Schimansky und Hübner wollen sich zusammensetzen.
In diesen unruhigen Zeiten sind Abkommen nicht schlecht. So ist auch Polizeipräsident Jürgen Lüth am persönlichen Gespräch mit dem jungen Mann interessiert. Lüth wird einen Termin bekommen, seine Dienststelle steht ohnehin in telefonischem Kontakt mit Hübner.
Bei soviel Absprachebedarf wird denn mutmaßlich nur jener PDS-Abgeordnete aus der Cottbusser Stadtverordnetenversammlung leer ausgehen, der Hübner an diesem Abend "ganz herzlich bittet", seinen Einfluß doch "dort, wo Sie es können, auszuüben" - auf daß wieder Ruhe einkehre im von ausländerfeindlichen Ausschreitungen gebeutelten Cottbus-Sachsendorf, wo es vor dem Asylbewerberheim im Schlagschatten von Rostock zu schweren Gefechten mit der Polizei gekommen war, und wo man sich nun drum sorgt, welches Bild von Cottbus "in der ganzen Welt ausgestrahlt worden ist". Ein "häßliches Bild", sagt Oberbürgermeister Waldemar Kleinschmidt (CDU) traurig. Vielleicht, so der PDS-Mann weiter, könne man sich aus gegebenem Anlaß und gemeinsamem Interesse zu einer "Sicherheitspartnerschaft" durchringen. Frank Hübner wiegt zweifelnd den Kopf. Eine Sicherheitspartnerschaft mit der PDS? "Das muß ich mir schwer überlegen"
Folgt man den Erkenntnissen des Brandenburger Verfassungsschutzes, dann würde ein derartiges Abkommen zum Schutz der Asylbewerber für den 27jährigen Cottbusser "Bundesvorsitzenden" der militant-neonazistischen "Deutschen Alternative" (DA) in der Tat wenig Sinn machen. Die DA, der die Beteiligung an rechtsextremistisch motivierten Gewalttaten in Brandenburg mehrfach nachgewiesen wurde, wird auch als Drahtzieher der Cottbusser Krawallnächte vermutet. Hübner, nach eigenen Angaben seit seinem 14. Lebensjahr aktiver "Wehrsportler und Nationalsozialist", gilt als der intellektuelle Kopf.
Das mag ein bißchen übertrieben sein, kommt aber letztlich auf den Vergleichsmaßstab an. Doch eine Kostprobe seines rhetorischen Geschicks bekommen an diesem Abend auch der Polizei- und der Minsterpräsident frei Haus geliefert. "Gewaltfrei, immer gewaltfrei", hätten sich in der Vergangenheit die Mitglieder der "Deutschen Alternative" mit den Bürgern auf die Straße gestellt, um gegen die Zustände rund um das Asylantenheim zu protestieren, gibt sich Hübner lammfromm. Bis zum Wochenende sei nie etwas passiert, dann habe es "eine Sogwirkung aus Rostock" gegeben. Den Cottbussern könne er "versprechen, daß wir demnächst wieder auf der Straße sind".
Seine Kumpel, nicht ganz so adrett gekleidet, verteilen derweil gelbe und grüne Handzettel "Wehrt Euch mit uns gegen: zunehmende Überfremdung durch immer mehr Ausländer; ständig steigende Arbeitslosigkeit; Mietwucher und Sozialabbau . . ." Und so weiter. Interessierte Bürger beginnen zu lesen: "Wir sind die neue deutsche Kraft! Deutsche Alternative." Es sind nicht wenige der etwa 350 Anwesenden im Saal, die das auch glauben.
Ein wenig hilflos bemüht sich der Polizeipräsident, das friedvolle Bild, das Hübner von seinem Neonazi-Verein gezeichnet hat, zurechtzurücken. Lüths Beamten hatten in den Nächten zuvor "Hinweise auf eine Steuerung" der ausländerfeindlichen Krawalle beobachtet. "Erschreckend gut ausgerüstet" und "per Funk gesteuert" seien die Rechtsextremisten bei ihren Übergriffen gegen das Wohnheim vorgegangen. Außerdem, hält Lüth Hübner vor den versammelten Sachsendorfern vor, seien unter den Festgenommenen auch einige gewesen, bei denen man Mitgliedskarten der "Deutschen Alternative" gefunden habe.
Doch das Argument verpufft. Lüths "Beweisführung" verhilft dem DA-Chef vielmehr zu einem eiskalten Konter. Zu Stolpe gewandt sagt Hübner: "Wenn sich wirklich mal herausstellen sollte, daß Sie IM Notar waren, dann sag ich auch nicht, alle SPD-Mitglieder waren Spitzel." Der Landesvater lächelt etwas gequält: "Wenn schon, dann IM Sekretär."
Es ist der einzige registrierbare Widerspruch Manfred Stolpes, der über zweieinhalb Stunden den Cottbusser Volkszorn moderiert, als ginge es darum, die Hits der "Völkstümlichen Hitparade" anzusagen. Auftritt eines DA-Mitglieds: "Wir dulden keine Asylantenheime in Mitteldeutschland." Abmoderation Stolpe: "Ich denke es war wichtig, den Mann ausreden zu lassen." Auftritt eines 55jährigen Anwohners aus der Schopenhauerstraße: "Wir werden als Cottbusser beschimpft, daß wir gegen Asylanten sind. Wir sind bloß gegen den Dreck der Asylanten." Überleitung Stolpe: "Solche Äußerungen sind wichtig." Auftritt einer ereiferten Anwohnerin aus der Hegelstraße: "Es ist eine Frechheit von den Medien, zu behaupten, daß wir ausländerfeindlich sind. Es geht um die Zigeuner, die dreckig sind." Kommentar Stolpe: "Ein klares Wort und genaues Benennen der Situation sind wichtig." Auftritt eines Mitglieds der rechtsextremen Deutschen Volksunion (DVU): "In der Zeit, in der hier diskutiert wird, sind wahrscheinlich schon wieder 2000 Illegale gekommen. Deutsches Geld darf nur für deutsche Interessen verwendet werden." Zusammenfassung Stolpe: "Hier ist noch einmal ganz zugespitzt gesagt worden, worin die Empörung besteht."
Der joviale Landesvater läßt den Lausitzer Stammtisch rülpsen, daß es eine Art hat. Schon am Vormittag hatte er seinen "Bürgerinnen und Bürgern" via Regierungserklärung aus Potsdam attestiert, daß ihr Verhalten gegenüber Ausländern "ganz überwiegend nicht von Gewalt und Aggression gegenüber Ausländern geprägt" ist. Nur ein "kleiner, rechtsradikaler Kern" verbünde sich mit gewaltbereiten Jugendlichen. Der Satz steht, auch an diesem Mittwoch abend, da im brandenburgischen Ketzin zur selben Stunde ein Asylbewerberheim brennt - die "spontane Tat" einer "kleinen Gruppe", wie die örtliche Polizei vermutet. Erst tags darauf wird Stolpe den Brandanschlag mit den Worten kommentieren, mit solchem Handeln fange eine Gesinnung an, die mit Auschwitz ende.
In Cottbus aber, wo man zu dieser Stunde noch nichts von Ketzin gehört hat, glaubt man den Satz aus der Regierungserklärung nur allzu gern. Da sind Zweifel nicht erlaubt. Almuth Berger, Brandenburgs Ausländerbeauftragte, versucht erst gar nicht an diesem Abend dagegen anzugehen. "In der Tat", seien die Cottbusser nicht ausländerfeindlich, leitet sie ihren kurzen Redebeitrag ein. Doch dann erzählt sie die kleine Episode, die sie tagsüber in der Stadt erlebt hat, als mehrere Jugendliche versucht hatten, einen Schwarzen aus einem Taxi zu zerren. Der Taxifahrer gab kurz Gas, hielt dann aber ein paar Meter später an, um den Schwarzen aus seinem Fahrzeug zu schmeißen. Befragt, warum er das denn gemacht habe, antwortet er: "Ich habe doch keine Lust mir mein Auto kaputtmachen zu lassen." Eine Stimme aus dem Off murmelt vernehmlich: "Recht hat er."
Die Umsitzenden schmunzeln - zumindest diese Kommentare sind gesellschaftsfähig geworden. Und wenn dies je anders gewesen sein sollte, in Cottbus- Sachsendorf, dann hat dieser Abend erheblich dazu beigetragen, dies zu ändern. Andere haben da mit ihren Ansichten schon einen schwereren Stand. Die Frau zum Beispiel, die beklagt, daß ihre Kinder in einer Welt aufwachsen, in der "jeder zu geizig ist, etwas abzugeben". Sie fängt sich den Zuruf ein: "Das hier ist keine Parteiversammlung."
Die Zeiten ändern sich. Auch auf Cottbus-Sachsendorf werden einschneidende Veränderungen zukommen. Weil man nach derartigen Versammlungsmarathons oft auseinandergehe und nicht mehr wisse, "was denn eigentlich konkret verabredet wurde", faßt Manfred Stolpe ganz zum Schluß zusammen, was demnächst in dem Plattenbau-Vorort geschieht: Das Land wird dabei helfen, zwei Turnhallen instand zu setzen, vor dem Asylbewerberheim wird eine Telefonzelle installiert, binnen spätestens drei Wochen wird eine mobile Polizeiwache vor dem Heim auffahren. "Ganz konkret."
Derweil lernt man im Asylbewerberheim gerade den Dativ. Ein Rumäne beherrscht ihn schon ganz gut: "Deutschland den Deutschen."
An Vermischtes
Thema: Nicaragua
Viele Kleinkinder kamen durch die tödlichen Flutwellen ums Leben/ Über 100 Tote/ Noch viele Vermißte/ 15.000 Obdachlose
Von Rita Neubauer, Mexiko-Stadt
"Das Meer kam über uns und trug meine Familie davon", erzählt ein älterer Mann, ein Auge verpflastert, den Arm in der Schlinge. Eine alte Frau, das Haar von Salzwasser verklebt, wischt sich die Tränen aus den Augen: "Ich habe alles verloren, mein Haus, meine Tiere, einfach alles. Wie soll es nun weitergehen." Szenen vergangenen Mittwoch, einen Tag nachdem tödliche Flutwellen, ausgelöst durch ein Seebeben vor der nicaraguanischen Küste, das mittelamerikanische Land heimsuchten.
Auf über 100 stieg die Zahl der Toten. Darunter vor allem Kleinkinder, die die Wellen vor den Augen ihrer entsetzten Eltern davontrugen. Aber auch viele alte Menschen kamen in den tödlichen Wassern ums Leben. Mindestens 500 Menschen wurden verletzt, als riesige Flutwellen sich bis zu einem Kilometer ins Landesinnere wälzten. Mehrere hundert Personen, darunter viele Fischer gelten weiterhin als vermißt, und Beobachter fürchten, daß die Zahl der Toten noch ansteigt. Mit Hubschraubern und Jeeps suchten am Mittwoch Rettungshelfer und Armeeangehörige die 190 Kilometer lange Küste nach Überlebenden ab. Auch Taxi-Kooperativen und Lastwagenfahrer beteiligten sich an der verzweifelten Suche.
Präsidentin Violeta Chamorro erklärte die Pazifikküste zum Katastrophengebiet, als sie am Mittwoch die am härtesten betroffenen Gemeinden besuchten. "Wir beten zu Gott," erklärte die streng katholische Staatschefin, "daß wir von weiteren Katastrophen verschont bleiben." Gefaßt aber mütterlich besorgt versprach sie den Betroffenen schnelle Hilfe.
Doch die muß aus dem Ausland kommen, denn Nicaragua, nach Haiti das zweitärmste Land Lateinamerikas, hat nicht die Mittel, den mehr als 15.000 Obdachlosen unter die Arme zu greifen. Nicht nur fehlt es an Notunterkünften, auch Lebensmittel und vor allem Medikamente sind knapp. Beobachter fürchten denn auch schon, daß die Katastrophe zusätzlich die Cholera-Gefahr erhöht.
Mindestens 100 Küstendörfer wurden überflutet, als Wellen in Höhe von bis zu 15 Metern aufs Festland krachten. Sie hatte Dienstag abend ein Seebeben mit der Stärke sieben auf der Richterskala rund 125 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Managua ausgelöst.
Ohne Vorankündigung wurden die Küstenbewohner überrascht. Häuser, Restaurants und einfache Fischerhütten wurden dem Erdboden gleichgemacht, Fahrzeuge von den Wassermassen davongetragen. Der angerichtete Schaden geht in die Millionen.
Die US-Regierung reagierte prompt und versprach 25.000 Dollar über ihre Botschaft in Managua. Ein Tropfen auf den heißen Stein. Denn Washington hält aus politischen Gründen weiterhin 110 Millionen Dollar Wirtschaftshilfe eingefroren. Damit soll die Regierung unter Druck gesetzt werden, die von den USA so verhaßten, oppositionellen Sandinisten aus Schlüsselpositionen in Armee und Polizei zu entfernen.
Am ersten Tag nach der Katastrope erhielt Nicaragua rund 185.000 Dollar an ersten Hilfssendungen, vor allem aus den Nachbarstaaten wie Costa Rica, Guatemala und Mexiko.
Nicaragua wurde in den vergangenen 20 Jahren von mehreren Katastrophen heimgesucht: 1972 zerstörte ein schweres Erdbeben die Hauptstadt Managua und forderte über 10.000 Tote. 1988 verwüstete ein Wirbelsturm die Atlantikküste. In diesem Jahr richtete bereits Ascheregen aus einem Vulkan im Norden des Landes große Schäden in der Landwirtschaft an. Und acht Jahre lang wütete der Contra- Krieg, der über 30.000 Tote forderte und Milliardenschäden verursachte.
Turan: Ein Richter hat mich sexuell mißbraucht
Zu den Vorwürfen, die sie in ihrem Buch "Freiwild" gegen Kriminalbeamte, Vollzugsbedienstete und einen Richter des Landgerichts erhoben hat, soll die 38 Jahre alte Sara Gül Turan am 14. September von der Staatsanwaltschaft als Zeugin vernommen werden.
Nach Ansicht ihres Rechtsanwalts Heinz Düx braucht die Anklagebehörde bis dahin aber nicht abzuwarten, sondern kann, "da sie genügend Anhaltspunkte besitzt", mit ihren Ermittlungen schon jetzt beginnen.
Die Autorin war 1985/86 anderthalb Jahre lang in der Frauenvollzugsanstalt Preungesheim inhafiert. Ihre Erfahrungen hat sie in einem Buch zusammengestellt, das der Kölner Schriftsteller Günter Wallraff in seinem Vorwort als "schonungslose Anklage gegen die unmenschlichen Zustände in einem deutschen Vorzeige-Gefängnis" bezeichnet.
Um aber "nicht mißverstanden zu werden", machte der gerade aus der Türkei zuückgekehrte Wallraff am Donnerstag in Frankfurt deutlich, man solle nicht so tun, als gäbe es "nur hier bei uns die Hölle", und im türkischen Strafvollzug herrschten womöglich rechtsstaatliche Verhältnisse.
Bringt man Sara Gül Turans Vorwürfe auf den strafrechtlichen Kern, könnte es sich um Freiheitsberaubung, körperliche Mißhandlung, Vergewaltigung, sexuelle Nötigung und Beleidigung handeln. Da die im Buch verwendeten Namen von Kriminalbeamten, Vollzugsbediensteten und dem Richter verschlüsselt sind, benötigt die ermitteltende Oberstaatsanwältin Ursula Goedel weitere Hinweise, die ihr die Autorin liefern will.
Gehen bis zu der für Mitte September geplanten Vernehmung allerdings Strafanzeigen aus dem von ihr belasteten Personenkreis ein, muß die Autorin damit rechnen, daß sie selber auch als Beschuldigte vernommen werden kann. Dazu erklärte ihr Anwalt Heinz Düx, er sei "auf alles gefaßt".
Ihrer Darstellung zufolge ist Sara Gül Turan bereits vor ihrer Inhaftierung während eines Verhörs durch Beamte einer Sonderkommission im Polizeipräsidium geschlagen worden. Sie kritisierte auch die medizinische Versorgung in der Haftanstalt trifft, wirft der verantwortlichen Ärztin vor, einen Herzschaden nicht richtig diagnostiziert und falsch therapiert zu haben.
In einem anderer Kapitel ihres Buches behauptet die Autorin, sowohl von einer Vollzugsbeamtin als auch von dem Richter seien ihr Vorteile versprochen worden, wenn sie sich deren sexuellen Wünschen gegenüber gefällig erweise. Nachdem es am Rande einer Weihnachtsfeier 1986 auf ihrer Zelle zu sexuellem Kontakt gekommen sei, habe der Richter nichts mehr von sich hören lassen.
Zu der Pressekonferenz mit Sara Gül Turan und Günter Wallraff, die der Düsseldorfer Zebulon-Verlag veranstaltete, waren auch ein Frankfurter Staatsanwalt sowie ein Mitglied der Großen Strafkammer erschienen, die seinerzeit Sara Gül Turan in ihrem Prozeß zu 15 Monaten Freiheitsentzug wegen Versicherungsbetrug verurteilt hatte.
Ursprünglich von dem damals noch als Strafverteidiger auftretenden Rupert von Plottnitz vertreten, wechselte die Angeklagte im Laufe des Verfahrens den Anwalt und bekam einen Pflichtverteidiger. Der soll ihr abgeraten haben, die Preungesheimer Zustände öffentlich zu machen. Den Wechsel bezeichnete Turan gestern als "meinen größten Fehler".
"Verärgert, weil ich rechtzeitig nichts erfahren habe und nun alles verjährt ist", zeigte sich der für die Haftanstalt zuständige Anwaltsbeirat Jürgen Gandela. In der Preungesheimer Justizvollzugsanstalt habe es in der Zeit von Turans Inhaftierung nicht nur "sehr engagierte" Frauengruppen gegeben, sondern auch eine Anstaltsleitung, die Vertrauen verdient habe.
Gandela widersprach auch der Behauptung Sara Gül Turans, sie sei auch von "Wärtern" geschlagen worden; er wies darauf hin, daß es in der Frauenvollzugsanstalt keine männlichen Bediensteten gegeben habe.
Erste Berichte über die Erfahrungen der Autorin in Preungesheim waren bereits 1989 in Zeitungen erschienen, die für Türken in Deutschland herausgegeben werden. Darüber, daß sich offizielle Stellen, einschließlich des türkischen Generalkonsulats, der Sache angenommen hätten, ist jedoch nichts bekannt geworden. Lepp
FRANKFURT A. M. (FR). Mit auf breiter Front deutlich gestiegenen Kursen schlossen gestern die deutschen Aktienmärkte. Der etwas stabilisierte Dollarkurs sowie die positiven Vorgaben von ausländischen Börsen sorgten für eine bessere Stimmung als zuletzt. Gleichwohl ist weiterhin unverkennbar, daß die Anleger verunsichert sind. Dazu trägt nicht nur das anstehende Maastricht-Referendum in Frankreich am 20. September bei. Aufs Gemüt der Investoren drücken auch der "Wackelkandidat Dollar" sowie die wirtschaftspolitischen Unsicherheiten im Inland.
Der Deutsche Aktienindex (Dax) kletterte in Frankfurt um 1,6 Prozent auf einen Schlußstand von 1530,75 Punkten.
Ausschlaggebend dafür waren die teils merklichen Kursgewinne bei Standardwerten, denen im Dax-Korb ein großes Gewicht zukommt. Allianz stiegen um 29 Mark. Zu den Tagesfavoriten zählten ferner Deutsche Bank, mit einem Plus von 11,50 Mark, und Daimler, die 12,30 Mark höher notierten.
Ansonsten fielen noch Siemens mit einem Kursanstieg um 10,70 Mark und Linde mit einem Aufschlag um 10,50 Mark auf. In der Großchemie reichten die Zunahmen bis 4,70 Mark (Bayer).
Gut behauptet präsentierte sich der Rentenmarkt. Die meisten öffentlichen Anleihen verzeichneten Kursanhebungen, die in der Spitze 0,20 Mark betrugen. Die Durchschnittsrendite fiel von 8,34 auf 8,33 Prozent. Die Bundesbank schleuste Titel im Nennwert von 223,1 Millionen Mark in den Markt. Gut behauptet tendierten auch Mark-Auslandsanleihen.
Licht und Schatten wechselten sich bei den beiden Test-Heimspielen der Walldorfer Handballerinnen ab. Im Rahmen ihres Trainingslagers, das an jedem Tag jeweils nur acht Feldspielerinnen besuchten, brachten sie am ersten Tag in der Partie gegen Oberligist Mainz-Gonsenheim beim 9:18 nicht viel zustande. Tags darauf hatte der Oberliga-Aufsteiger bei einem Kantersieg gegen Bezirksligist Götzenhain keine Mühe.
Allerdings war Götzenhain nur mit fünf Feldspielerinnen angereist. Verschiedene TGS-Spielerinnen, die sich abwechselten, halfen aus. Den Oberligistinnen gelang spielerisch fast alles, vor allem die zuvor geübten Tempo-Gegenstöße klappten hervorragend.
Ganz anders dagegen der Verlauf gegen Gonsenheim. Walldorf agierte in der Abwehr äußerst schwach - Trainer Marcus Pons machte sich erst am zweiten Trainingstag an Übungen für die Defensive - und wußte auch im Angriff nicht zu überzeugen. Einzige löbliche Ausnahme: die beiden Torfrauen Uschi Raiß und Anja Wald. Die Stimmung gegen die gleichklassigen Kontrahentinnen war zudem sehr angespannt, so daß die TGS mehrere verletzungsbedingte Ausfälle zu beklagen hatte.
Claudia Müller (ehemals Sprater) konnte dann gegen Götzenhain wegen eines Eisbeins nicht mehr mitspielen. Ebenso fiel Sylvia Steinkopf mit einer Armverletzung aus. gw
Weitere Nachrichten aus HESSEN auf Seite 30
Am Neubau der Bundesbahn-Hauptverwaltung an der Idsteiner Straße im Gallusviertel ist am Donnerstag 17 Monate nach der Grundsteinlegung der Richtkranz aufgezogen worden. In einem Jahr will die Zentrale der Bahn mit 1700 Mitarbeitern das neue Domizil beziehen, das nach den Plänen des Kölner Architekturbüros Böhm auf dem Gelände des ehemaligen Ausbesserungswerkes entsteht.
Auf einer Grundfläche von rund 29 000 Quadratmetern werden derzeit in einem ersten Bauabschnitt 24 000 Quadratmeter Bürofläche geschaffen. Die Kosten betragen etwa 235 Millionen Mark. "Bezahlen" wird den Neubau der holländische Pensionsfonds PGGM. Der hat von der Bundesbahn das Areal der derzeitigen Hauptverwaltung an der Friedrich-Ebert- Anlage vor zwei Jahren für 270 Millionen Mark gekauft und wird dort zwei Hochhäuser errichten.
In seiner Festrede wertete DB-Vorstandsmitglied Adolf Hartmann die neue Hauptverwaltung als "zukunftsweisende bauliche Dominante für das Gallusviertel und ganz Frankfurt". In Zusammenarbeit mit der Stadt sei es gelungen, die "Architektur in die städtebauliche Gesamtplanung einzubinden".
Planungsdezernent Martin Wentz sprach von einem "vernünftigen Kompromiß für den Stadtteil". Es sei gelungen, Frankfurt als Sitz der Zentrale der Bahn und damit 1700 Arbeitsplätze zu sichern. Auch wenn mit der Schließung des Ausbesserungswerkes an gleicher Stelle gewerbliche Arbeitsplätze verloren gegangen seien, sei "es gut, Arbeitsplätze insgesamt im Gallusviertel zu haben".
Wentz betonte, das Quartier werde auch vom zusätzlichen Wohnungsbau profitieren. "Zusammen" mit der Hauptverwaltung würden immerhin 700 Wohnungen entstehen. Deren Baubeginn ist allerdings noch völlig offen. Insgesamt, so Wentz, würde in den nächsten Jahren die Zahl der Wohnungen im Gallusviertel um 15 Prozent steigen.
Hans-Joachim Drissler, Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer, gratulierte der Bahn für "ihre gute Wahl, in der Wirtschaftsmetropole Frankfurt zu bleiben". gang
Der zu den rechtsradikalen "Republikanern" übergetretene ehemalige CDU- Ortsbeirat Andreas König soll sein Mandat niederlegen. Das fordern die Grünen im Ortsbeirat 4 (Bornheim / Ostend). Die Grünen machten darauf aufmerksam, daß es sich beim Übertritt Königs nicht mehr um einen Einzelfall handele - der Stadtteilpolitiker sei mindestens das vierte Ortsbeirats-Mitglied der CDU, das in dieser Legislaturperiode in die "Republikaner" eingetreten sei.
Die CDU-Spitzenkandidatin für die Kommunalwahl, Petra Roth, müsse sich vorhalten lassen, die "Republikaner" öffentlich hoffähig gemacht zu haben. Personen wie König erleichtere sie damit den Übertritt.
Die Politikerin hatte in einem Interview mit der FR zunächst eine Zusammenarbeit mit den "Republikanern" nicht völlig ausgeschlossen und sich danach erst von einer Koalition distanziert. Die Grünen appellierten an die CDU, sich von den "Republikanern" klar abzugrenzen. jg
Noch zwitschern im alten Manöverdorf Vögel Übt das geplante Euro-Korps künftig im Dreiländereck am Oberrhein? Von Karl Otto Sattler
sp HANNOVER, 3. September. Für die indianischen Bauern im Norden Guatemalas, die sich dagegen wehren, vom Staat in "zivile Selbstverteidigungsgruppen" gezwungen zu werden, hat die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) Partei ergriffen. Bei einer Reise, die 500 Jahre nach Beginn der Eroberung Amerikas ein Zeichen der Solidarität mit der Urbevölkerung setzen sollte, besuchte der für die Auslandsbeziehungen der EKD verantwortliche Bischof Heinz Joachim Held einzelne "Widerstandsdörfer" in den Bergen und im Urwald. Dort versuchen sich rund 25 000 indianische Bauern vor Verfolgung durch das guatemaltekische Militär zu schützen.
Die internationale Delegation sah auch die Spuren eines Bombenangriffs vom 27. Juli. Die Delegation forderte, daß die Verfolgung beendet wird und daß die Behörden die Bürgerrechte der Indios im Norden des Landes respektieren. Held besuchte auch Lager im Süden Mexikos, wo 45 000 guatemaltekische Indios leben, die vor zehn Jahren über die Grenze flüchteten, nachdem Anti-Guerilla-Truppen Guatemalas begonnen hatten, Indio-Dörfer dem Erdboden gleichzumachen.
Schottener Mountain-Bike-Rennen
Der Turn- und Gesangverein Schotten, Abteilung Radsport, veranstaltet am morgigen Samstag, 5. September, das Dritte Schottener Mountain-Bike-Rennen um den "Wheeler-Cup".
Die Veranstaltung, zu der etwa 250 Teilnehmer aus ganz Deutschland erwartet werden, zählt zu der sogenannten Top-Serie des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) und ist eine der größten ihrer Art im hessischen Raum. Die interessierten Beobachter können den Reiz dieser jüngsten Radsportdisziplin auf dem Gelände am "Bockzahl" hautnah miterleben.
Teilnehmer gibt es in allen Altersklassen. Um 10 Uhr stellt das Schupperrennen für Schüler und Schülerinnen den Auftakt des langen Renntages dar. Wenn am Ende die Amateure und Senioren der Hauptklasse im Ziel angekommen sind, wurden bereits fünf verschiedene Rennen ausgetragen. Um 11 Uhr starten alle weiblichen Aktiven über 40 Minuten und einer zusätzlichen Runde. Die Junioren schwingen sich ab 12.30 Uhr in den Sattel, bevor um 14 Uhr die Hobby-Klasse in die Pedale tritt, bei der, im Gegensatz zu den übrigen Klassen, für die eine Lizenz nötig ist, jeder mitfahren kann. FR
OFFENBACH. Auf die "Entdeckung Amerikas" haben sich monatelang der "Eine-Welt-Arbeitskreis" der katholischen Sankt-Paul- und der evangelischen Markus-Gemeinde und der ökumenische Arbeitskreis "Gerechtikgeit, Frieden, Bewahrung der Schöpfung" vorbereitet und dabei eine sehr informative, umfangreiche und vor allem engagierte Ausstellung "500 Jahre Lateinamerika" erarbeitet. Die Dokumentation über Geschichte und Gegenwart ist sehenswert.
Bis zum 30. September kann man sich nun in der Stadtbücherei, Herrnstraße, ansehen, was jene Erforscher, Entdecker, Eroberer und Ausbeuter auf dem neuen Kontinent anrichteten, obwohl sie vorgaben, als Missionäre nur Gottes Wort zu bringen, aber tatsächlich jede Menge Gold holen wollten: Sie zerstörten hochentwickelte Kulturen, brachten Folter, Sklaverei, Elend und Tod.
Ihre Taten wirken bis heute fort. Die aus Costa Rica stammende Ana Looser, Gemeindereferentin bei der Kichengemeinde Sankt Peter, bezweifelte bei der Ausstellungseröffnung deshalb, daß Kolumbus und seine Nachfolger als "große Zivilisatoren" gefeiert werden können, denn nach 500 Jahren herrschten in Lateinamerika immer noch Folter, Tod, Vandalismus, Rassismus, Ausbeutung und Diskriminierung. Ana Looser sagte: "Als Hilfe brauchen wir nicht nur ein bißchen Brot und Wasser, sondern ein bißchen mehr Frieden, Mitgefühl, Verständnis, Solidarität und echte Partnerschaft. Aber das gilt auch für Rostock, Somalia und den Balkan."
Auch Kulturdezerntin Dr. Ursula Beul bezweifelte, daß es einen Grund zum Feiern gibt: "Für die Europäer hat sich die Tat des Kolumbus sicher gelohnt, für die Bewohner des neuen Kontinents weniger." Man müsse sich heute erneut fragen, wieso diese christlichen Europäer, angeblich der Nächstenliebe verschrieben, einen so brutalen Kolonialismus betrieben: Nur aus Gier nach Macht und Gold? Beul überlegte: "Wenn man sieht, wie Menschen auf alles reagieren, was ihnen fremd ist, wird schnell klar, daß Lateinamerika gar nicht sehr weit von Rostock entfernt ist."
In der Stadtbücherei werden mittwochs zwischen 15 und 18 Uhr und samstags zwischen 11 und 13 Uhr Produkte und Kunsthandwerk aus Lateinamerika verkauft. Die Ausstellung ist Auftakt einer umfangreichen Veranstaltungsreihe anläßlich der "Entdeckung" Amerikas durch Kolumbus am 12. Oktober 1492. Am Mittwoch, 9. September, berichtet in der Stadtbücherei ab 20 Uhr Schwester Maria über das Leben in den Slums von Lima (Peru). lz
Beim Überqueren der Straße In der Römerstadt ist eine bislang nicht identifizierte Frau am Mittwoch abend schwer verletzt worden. Das Opfer wurde mit mehreren Beinbrüchen in das Nordwestkrankenhaus gebracht. Die Frau wollte gegen 22 Uhr die Straße in Höhe der Hausnummer 153 überqueren und lief dabei in ein Auto, das von einer 19jährigen gesteuert wurde.
Das Opfer hatte keine Papiere dabei und konnte von der Polizei wegen seiner schweren Verletzungen auch noch nicht zur Identität befragt werden. habe
BIEBERGEMÜND. Neuer Rekord bei den regelmäßigen Geschwindigkeitskontrollen in Wirtheim: Mit Tempo 100 fuhr ein Autofahrer genau doppelt so schnell wie erlaubt. Auf der Bundesstraße 276 am Ortsausgang Richtung Bad Orb ertappte die Polizei diesmal 36 Raser. Sechs davon bahnten sich den direkten Weg ins Verkehrssündenregister Flensburg. jan
JAKARTA/WIEN, 3. September (Reuter/dpa/AFP). Iraks Vize-Präsident Taha Jassin Ramadan hat am Donnerstag den Anspruch seines Landes auf Kuwait bekräftigt. Die westlichen Staaten wüßten sehr wohl, daß das Emirat ein "Teil Iraks" sei und es vor 1961 keinen Staat Kuwait gegeben habe, sagte er am Rande des Blockfreien-Gipfels im indonesischen Jakarta. Irak gebe es hingegen seit 5000 Jahren. Auf die Frage, ob Irak erneut versuchen werde, Kuwait zu annektieren, sagte Ramadan, das habe er nicht gesagt. Er habe lediglich betont, daß Kuwait ein historischer Teil Iraks sei.
Ramadan bestritt, daß Irak kuwaitische Kriegsgefangene in Gefängnissen oder Lagern festhalte. Entsprechende kuwaitische Berichte seien "unwahr". Eine Untersuchungskommission solle diesen Anschuldigungen nachgehen. Den USA, Frankreich und Großbritannien warf er vor, mit der Blockade Iraks Agenten unter dem Deckmantel von Hilfsorganisationen in das Land zu schleusen.
Der UN-Sicherheitsrat forderte Irak auf, den Mitarbeitern humanitärer Hilfsprogramme wieder Zugang zu allen Landesteilen zu gewähren. Bagdad habe eine am 30. Juni ausgelaufene Übereinkunft über solche Hilfe bisher nicht erneuert.
Die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) bezeichnete am Donnerstag Berichte über das endgültige Ende des irakischen Atomprogramms als verfrüht. Wie die IAEO in Wien mitteilte, seien alle ihr bekannten Atomanlagen in Irak, die auch militärisch genutzt werden könnten, unbrauchbar gemacht oder zerstört worden. Dies schließe aber nicht aus, daß neue Anlagen entdeckt werden. Derzeit halten sich IAEO-Experten unter der Leitung des Italieners Maurizio Zifferero im Irak auf. Zifferero hatte gesagt, Iraks Atomprogramm sei "bei Null". Mirage überwachen Flugverbot
ORANGE (AFP) Frankreich hat vier weitere Kampfflugzeuge vom Typ Mirage für die Überwachung der Flugverbotszone abkommandiert. Sie starteten am Donnerstag Richtung Saudi-Arabien.
Am Wochenende steht Hainburgs Ortsteil Klein-Krotzenburg wieder im Mittelpunkt des Interesses aller Motorsport-Fans: Auf der Grasbahn am Fasanengarten findet das internationale 32. DMV-Grasbahnrennen statt. Es geht um eine der begehrtesten Trophäen überhaupt, den "Goldenen Fasan" des Maintals. Beginn am Samstag 14 Uhr, Ende Sonntag gegen 17.30 Uhr (Eintritt für Erwachsene an beiden Tagen 13 Mark). jh
OBERURSEL. Hessen ist das einzige Bundesland, in dem am Sonntag, 6. September, ein "Tag der offenen Tür für Kulturdenkmäler" veranstaltet wird.
In Oberursel können sich Interessierte in der katholischen Pfarrkirche Sankt Aureus und Justina in Bommersheim umsehen (11 bis 14 und 15 bis 17 Uhr) oder im historischen Rathaus am Marktplatz (11 bis 17 Uhr). hko
BAD SODEN-SALMÜNSTER. Eine sportliche Radrundfahrt für Mountain- Biker bieten der Motorsportclub Mernes und die AOK Main-Kinzig am Sonntag, 6. September, im Spessart an. Von 9 bis 14 Uhr können Teilnehmer vom Moto-Cross- Gelände in Mernes aus zu einem zwölf Kilometer Rundkurs starten. Die Strecke, geeignet für Kinder ab zehn Jahren, führt entlang von Jossa und Wald über Burgjoß und Marjoß zurück zum Ausgangspunkt. Die Höhenunterschiede betragen dabei nicht mehr als 100 Meter.
Die Startgebühr beträgt zehn Mark, der Reinerlös der Veranstaltung ist für den Kindergarten Mernes bestimmt. jan
FRANKFURT A. M., 3. September (dpa/AP/sp). Nach einem Brandanschlag in Ketzin (Brandenburg) ist in der Nacht zu Donnerstag ein Asylbewerberheim völlig niedergebrannt. Die 44 Bewohner, vorwiegend Bulgaren, konnten sich nur durch panikartige Flucht unverletzt retten. Eine Schwangere habe einen Nervenzusammenbruch erlitten, berichtete die Polizei. Drei Jugendliche hätten einen Molotowcocktail durch ein Fenster der Holzbaracke geworfen. Zeugen sprechen dagegen von einer Gruppe von 15 bis 20 Skinheads. Zwei Tatverdächtige wurden festgenommen, einer von ihnen gestand noch am Donnerstag.
In Oschersleben (Sachsen-Anhalt) warfen zwei Täter eine Brandflasche in ein Asylbewerberheim. Die Bewohner löschten das Feuer. In Blankenburg, ebenfalls Sachsen-Anhalt, zündeten Unbekannte zwei Autos vor dem Asylbewerberheim an. In Erfurt bewarfen vier junge Männer Wohnungen von Vietnamesen mit Steinen und Leuchtkugeln.
Aus Bernshof in Mecklenburg-Vorpommern meldete die Polizei eingeworfene Fensterscheiben eines Asylbewerberheims. Ein Auto auf dem Hof wurde beschädigt. In Berlin nahm die Polizei zwei Männer fest, die in derselben Nacht einen Brandanschlag auf ein Ost-Berliner Ausländerwohnheim verübt haben sollen.
In Düsseldorf warf der Polizei zufolge jemand einen Molotowcocktail auf Wohncontainer, in denen überwiegend Aussiedler aus der Ex-UdSSR Unterkunft haben. Der Brandsatz zündete jedoch nicht.
In Northeim (Niedersachsen) und dem nahen Nörten-Hardenberg attackierten Jugendliche zwei Unterkünfte für Asylbewerber und eine Wohnung türkischer Staatsbürger. Sie warfen Flaschen, zerstörten Tür- und Fensterglas und zerstachen Reifen von Autos.
Im südbadischen Bad Krozingen steckte laut Polizei ein 19jähriger ein Matratzenlager in einem Asylbewerberheim in Brand. Die Heimbewohner konnten sich unverletzt in Sicherheit bringen. Der Täter wurde wenig später festgenommen.
(Weitere Berichte auf Seiten 3 und 4)
OBERURSEL. Die Stadt will die "Kompensationskalkung" im Stadtwald im kommenden Jahr fortsetzen. Die hessische Forstverwaltung sieht darin ein Mittel, der Übersäuerung des Bodens, hervorgerufen durch Luftimmission und sauren Regen, entgegenzuwirken.
Das Kalkpräparat wird aus einem Hubschrauber über dem Wald ausgestreut. Im Boden soll es die Säure neutralisieren und so Schäden an ausgewachsenen Bäumen und Jungpflanzen verhindern. Der Wald ist laut Bürgermeister Schadow "fast durchgehend stark übersäuert". hko
HOCHTAUNUSKREIS. Der Jahrestag ist schon längst vorbei, doch demnächst wird sie in Friedrichsdorf und Weilrod noch gefeiert: die Gebietsfusion. Auch die Oberstedtener haben die Eingemeindung bereits gewürdigt und sie mit dem Jubiläum aus Anlaß der urkundlichen Ersterwähnung des Ortes vor 1175 Jahren und dem Bau der Taunushalle vor 25 Jahren zu einem Paket geschnürt.
Vor 20 Jahren wurden zwei Landkreise, die Kreise Usingen und Obertaunus, zu einem, dem Hochtaunuskreis. Damals hatte der neue Kreis 184 000 Einwohnerinnen und Einwohner. Inzwischen sind es knapp 210 000 Bürgerinnen und Bürger. Die Anzahl der Städte und Gemeinden schrumpfte von ehemals 61 auf jetzt 13. Lediglich Steinbach blieb von all dem unberührt: Die Stadt hat sich durch neue Bindungen nicht vergrößert, es wurde auch nichts abgezwackt.
Die ersten Zusammenschlüsse gab es bereits freiwillig 1970 - allen voran damals Neu-Anspach, allerdings bis zum 1. Januar 1972 noch ohne Westerfeld. Weitere Fusionen gab es zum Jahresbeginn 1972 und im April des gleichen Jahres. Wer bis zum 31. Juli noch nicht unter einem gemeinsamen Verwaltungsdach war, fiel unter die gesetzliche Gebietsreform. Ober-Erlenbach mußte zu Bad Homburg, Eschbach wurde Stadt- teil von Usingen, Oberhain wurde Wehrheim zugeschlagen, und außerdem entstanden auf diesem Weg Weilrod und Schmitten.
Nach dem Motto "20 Jahre sind kein Jubiläumstermin" überging der Hochtaunuskreis die zwei Jahrzehnte dezent. Im Rahmen der erstmaligen Verleihung des Saalburg-Preises an Heimatforscher lenkte Landrat Jürgen Banzer am 9. August kurzzeitig die Aufmerksamkeit auf den Stichtag am 1. August vor 20 Jahren. In Neu-Anspach, das schon seit dem 1. Dezember 1970 bestand, wurde damals von Bürgermeistern, Staatsbeauftragten und Beigeordneten die Ehe der höchst ungleichen Partner begossen. Erster Verwaltungschef war Landrat Werner Herr. Im Hinterkopf vieler Hintertaunus-Politiker spielte während der Verlobungszeit immer wieder die klimpernde Mitgift mit, die das Bad Homburger Landratsamt mit in das Bündnis bringen würde. Vor der Höhe war man schon immer reicher und attraktiver, da wurde gekauft, Geld gescheffelt - während hinter der Höhe Mangel zum Alltag gehörte. Inzwischen gelten die Defizite als ausgeglichen.
Doch nicht nur auf Kreisebene ging es (auch) ums Geld: Die Obernhainer bändelten mit Bad Homburg an. Das Aufgebot war schon bestellt, aber Kreis und Innenministerium machten es zunichte. Also kam Obernhain doch zu Wehrheim. Keinen - finanziellen - Profit handelte sich bekanntlich die Großgemeinde Weilrod ein. 13 Dörfer wurden zusammengeführt; und zwar Zug um Zug: Am 1. Dezember 1970 wurde Weilnau aus den Orten Mauloff, Riedelbach, Rod, Finsternthal, Alt- und Neuweilnau geboren, am 1. August liierte sich Weilnau schließlich mit Ober- und Niederlauken, Cratzenbach, Emmershausen, Gemünden, Hasselbach und Winden. Bürgermeister gab es inzwischen zuhauf (zur Zeit ist das Amt vakant), das Schuldenkonto konnte von keinem deutlich zum Besseren korrigiert werden.
Die Weilroder, die auch Womberger heißen könnten, wenn sie denn den ministeriellen Vorschlag damals akzeptiert hätten, lassen sich es dennoch nicht verdrießen. Sie feiern das 20jährige Bestehen am Samstag, 12. September. off
Rund 200 000 Menschen besuchten am vergangenen Wochenende das traditionsreiche Bad Homburger Laternenfest. Mehr als 2000 Zuschauer erwarten die Bad Homburger Falken am kommenden Sonntag im Stadion Nordwest, wenn der Vize-Meister der Bundesliga-Süd im Viertelfinale um die Deutsche Football-Meisterschaft 1992 gegen die Düsseldorf Panther spielt.
Für die Mannschaft aus dem Taunus ist es bereits die fünfte Teilnahme an den Play-Offs hintereinander, und damit hat das Team von Headcoach Otto Kofler das erste Saisonziel bereits erreicht. Vize- Präsident Michael Lotz: "Wir wollen nun den Heimvorteil nutzen und ins Halbfinale einziehen!". Eine Wunsch der gleichermaßen nach Forderung klingt.
Vor allem aus wirtschaftlichen gesichtspunkten: Die in finanzieller Hinsicht nicht auf Rosen gebetteten "Falken" haben bereits vielversprechende Verhandlungen mit potentiellen Sponsoren für die Bundesliga-Saison 1993 geführt. Voraussetzung für die Unterzeichnung der Verträge ist allerdings das Erreichen des Semifinales um die "German Bowl".
Seit Mitte August bereiten sich die Bad Homburger Falken in intensiven Trainingseinheiten dreimal pro Woche auf dem Gelände "Lange Meile" in Gonzenheim gewissenhaft auf das Halbfinale gegen die "Panther" vor, die im Freundschaftsspiel vor Saisonbeginn am 28. März in Düsseldorf 36:22 geschlagen wurden. Ein gutes Omen ? Allerdings war es ein Pyrrhus-Sieg für die "Falken", denn Hubert Ackermann, Kai Quedzuwait und Helmut Pfeil wurden schwer verletzt und somit fielen gleich drei Leistungsträger aus.
Das Play-Off-Game gegen die Düsseldorfer Panther könnte zumindest für Akkermann und Quedzuwait das "Comeback" im Trikot der "Falken" bringen, denn beide befinden sich seit 14 Tagen wieder voll im Training.
"Alle Mann an Bord" kann Headcoach Otto Kofler erfreut vermelden, wobei in einer außerordentlichen Mannschaftssitzung am 27. August im Klubraum in Ober-Eschbach der Kader auf das vermeintliche "Spiel des Jahres" gegen die Düsseldorf Panther akribisch eingeschworen wurde.
Fraglich ist am Sonntag lediglich der Einsatz von Top-Scorer Garry Brown: der schnelle Amerikaner mit der Nummer Sieben auf dem Trikot hat an seinen Einsatz am Sonntag enorme finanzielle Forderungen geknüpft. Michael Lotz hat für derlei Frechheiten keinerlei Verständnis und erklärt kompromißlos: "Wir lassen uns nicht erpressen - notfalls spielen wir auch ohne Brown!" gst
In einem Brief an fünf Bordellbetreiber in der Toleranzzone des Bahnhofsviertels hat das 4. Polizeirevier für die nächste Zeit verstärkte Kontrollen in den Häusern angekündigt. Dabei soll überprüft werden, ob die Prostiutierten über Aufenthalts- und Arbeitserlaubnisse verfügen. In dem Schreiben wird den Geschäftsleuten mitgeteilt, daß sie vor dem Abschluß von Mietverträgen mit den Frauen verpflichtet sind, deren rechtlichen Status zu klären.
Polizeisprecher Peter Borchardt erläuterte die Initiative des Revieres: Mit dem Brief solle den Bordellbesitzern klargemacht werden, daß sie keine Prostituierten beschäftigen dürfen, die aus Staaten kommen, die nicht der Europäischen Gemeinschaft angehören. Von den 500 Frauen, die im Bahnhofsviertel arbeiten, kommen mehr als die Hälfte aus Asien, Südamerika, Schwarzafrika, Osteuropa. Ihnen ist die Ausübung der Prostitution untersagt.
Nach Darstellung Borchardts richten sich die bevorstehenden Kontrollen nicht gegen die Prostituierten aus EG-Staaten. Man sei sich mit der Ausländerbehörde darin einig, daß diese Frauen ihrem Gewerbe grundsätzlich ohne Arbeitserlaubnis nachgehen können.
"Agisra", die Aktionsgemeinschaft gegen internationale sexuelle und rassistische Ausbeutung, hat sich gemeinsam mit der Prostituierten-Selbsthilfe, "HWG",in einer Presseerklärung gegen "Abschiebungen der ausländischen Kolleginnen" gewandt. Die beiden Organisationen äußerten die Befürchtung, bereits vom kommenden Sonntag an sollten ausländische Prostituierte reihenweise auf die Straße gesetzt werden. Borchardt: "Der Zeitpunkt für den Beginn der Kontrollen steht noch gar nicht fest." habe
"Les Facettes", Frankfurt hat (eine weitere) neue Ladengalerie. Sie ist nahe der Hauptwache entstanden, an der Zeil, eingeklemmt zwischen die Hauptpost und den schon länger häßlichen "Kaufhof": eine schmale, hohe Schachtel, äußerlich relativ anziehend durch eine gläserne Front mit hochoben einer gewölbten Brüstung, von der man hinunterschauen kann auf die City.
Das Äußere geht an. Reizvoll im Inneren auch noch der Blick hinauf in die durch viel Glas wie verspiegelt wirkende Höhe der acht Stockwerke. Dann aber ist Schluß mit der Großzügigkeit, läßt sich die Innenarchitektur nur noch als zwanghaft erleben. In den zentralen Schacht ist die (von unten violett gestrichene) Rolltreppe gelegt, es gibt nur eine und sie führt nur aufwärts. Auf jedem Stockwerk kann man sie verlassen und einen (zu) engen Umlauf betreten, von dem aus die Buchten der einzelnen Ladengeschäfte zugänglich sind. Der Umlauf ist leicht angeschrägt und so geführt, daß er als Fußweg die einzelnen Etagen miteinander verbindet.
Das Problem ist der Weg zurück, nach unten. Zur Verfügung steht ein viel zu kleiner Aufzug, also in der Regel nur jener umlaufende Gang, wer ihn abwärts benutzen will, muß vorbei an allen Läden und wird dazu viel Zeit brauchen: Denn es wird meistens ein großes Geschiebe herrschen auf diesem Trampelpfad. Die Erfahrung hier ist die einer Behinderung, ja der Nötigung: Hinein und hinauf sollst du dürfen, hinab und hinaus nicht.
Daß Architektur Zwang schaffen kann, ist nicht nur vom Festungs- und Kerkerbau bekannt, man weiß, daß sie auch in Kaufhäusern (möglichst unauffällig allerdings) dazu dient, den Kunden solange wie möglich im Hause zu halten. In der Frankfurter Galerie (deren Architekten freilich die geringe Breite des Grundstücks zugute zu halten ist), wird der Wunsch der Betreiber, den Kunden unmerklich architektonisch zu gängeln, denn doch auf allzu radikale Weise erfüllt: Es handelt sich hier schon um Beugehaft.
So kann sich das Gefühl einer Lust (am Raum, an der Bewegung zwischen den Auslagen, schließlich auch an den Waren selber) nicht einstellen. Was in Frank Gehrys "Santa Monica Place", dem "Trump" in New York oder Hans Holleins "Hass-Haus" in Wien, nicht zu reden von der Mailänder "Galleria Emmanuele" eine Art von erotischer Verführung durch das gebaute Ambiente ist - ist in dem neuen Frankfurter Bau: eine Vergewaltigung; wenn auch im Glashaus. Darum ist diese bluffende Schatulle einfach schlechte Architektur. P.I.
Seine Linie in Sachen Rote Armee Fraktion ist eindeutig und klar - sagt Generalbundesanwalt Alexander von Stahl: "Die Fälle, in denen einer eigenhändig gemordet hat, stellen wir nicht ein." Der Karlsruher Chefankläger spricht damit aus seiner Sicht nicht nur das jetzt beginnende Verfahren gegen Christian Klar und Peter-Jürgen Boock an, sondern auch bevorstehende und bereits eingereichte Anklagen gegen Rolf Clemens Wagner, Sieglinde Hofmann, Adelheid Schulz und Ingrid Jakobsmeier. Alle diese Prozesse werden auf der Grundlage der "Spätheimkehrer"-Aussagen stattfinden, jener RAF-Aussteiger, die Anfang der achtziger Jahre in der DDR ins Kleinbürgertum abtauchten und den Terrorfahndern des Bundeskriminalamtes wie reife Äpfel in den Schoß fielen, als sie nach der Vereinigung einen Blick in die Akten des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) werfen konnten.
Von Stahl - langjähriger Berliner Justizstaatssekretär vor seinem Wechsel an die Spitze der Karlsruher Behörde - ist jedoch "Politiker" genug, um zu wissen, wie die neuen Mordanklagen auf den "Deeskalationsprozeß" wirken können, der mit dem Wort "Kinkel-Initiative" umschrieben wird. Tatsächlich stammt die Anklage gegen Boock und Klar vom Juli 1991. Sie wurde damit lange vor dem öffentlichen Wirbel um eine mögliche vorzeitige Freilassung verurteilter RAFMitglieder abgefaßt und bei Gericht eingereicht - nach langen Diskussionen, so Alexander von Stahl, "ob wir einstellen können oder anklagen müssen".
Aber selbst nach den Erklärungen der RAF von April und August 1992, in denen die Kommandoebene den Gewaltverzicht ankündigte, "würde ich wieder so entscheiden", sagt er. Der von seinen Kritikern als Grundlage für eine Verfahrenseinstellung genannte Paragraph 154 beschreibe schließlich "die Ausnahme und nicht die Regel". Dies bedeute, daß die Staatsanwaltschaft verpflichtet sei, alle Straftaten anzuklagen und nur in Ausnahmefällen davon abzusehen. Und von Stahl fragt nach: Sind eigenhändig verübte Morde jene "unwesentlichen Nebenstraftaten", von denen die Vorschrift spricht und deren Bestrafung - neben einer bereits verhängten Strafe für eine andere Tat - "nicht beträchtlich ins Gewicht fällt"?
Im Falle Klar/Boock kommt, so die Bundesanwaltschaft, hinzu, daß es sich um einen in der Schweiz begangenen Mord an einer Schweizerin handelt. Die Eidgenossenschaft hat das Verfahren zum Zwecke der Strafverfolgung an die Bundesrepublik abgegeben und würde es sofort wieder aufleben lassen, falls es eingestellt würde und einer der Täter auf freien Fuß käme. Genau diese sich abzeichnende Möglichkeit einer vorzeitigen Freilassung von Boock und Klar nach 15 Jahren verbüßter Haft trotz lebenslanger Strafe (Boock im kommenden Jahr, Klar 1997) liefert den Bundesanwälten das dritte Argument für ihre Anklage.
Die "besondere Schwere der Schuld", die vom verurteilenden Gericht dann zu prüfen ist, hängt davon ab, ob der Täter eigenhändig gemordet hat oder ob er Mittäter, Helfer oder Mitwisser war. Und da will die Bundesanwaltschaft, das offenbart ein Gespräch mit von Stahl und seinen Mitarbeitern eindeutig, daß zumindest Christian Klar nach 15 Jahren nicht freikommt. Boock hingegen, dessen Anwalt die Verfahrenseinstellung beantragt hat, könnte angesichts der absoluten Strafandrohung Lebenslang für Mord im Verlauf der Beweisaufnahme, so die derzeitige Argumentation der Bundesanwälte, "dann in den Bereich einer zeitlichen Freiheitsstrafe kommen, wenn er die entsprechenden Angaben macht, die auch für ihn die Anwendung der Kronzeugen-Regelung ermöglichten" - ein Ansinnen, daß Boock allerdings schon von sich wies. hhk
Ehemals Tor zur Welt
Der Greif nicht mehr am Bug
Die Gespenster von gestern
Das Wetter
Wetterlage Auf der Rückseite einer über den Alpen angelangten Kaltfront wird polare Kaltluft nach Deutschland geführt. Vorhersage bis Samstag früh In der Nordhälfte wechselnde, vielfach starke Bewölkung mit häufigen Schauern, örtlich Gewitter. In der Südhälfte bedeckt und verbreitet Regen, im Tagesverlauf - wie im Norden - Übergang zu Schauerwetter.
Tageshöchsttemperaturen 11 bis 16 Grad. Tiefsttemperaturen Samstag früh 7 bis 12 Grad.
Mäßiger bis frischer, in Boeen starker, später zum Teil stürmischer Wind, auf West bis Nordwest drehend. Wochenvorhersage Samstag: Südlich der Donau zum Teil länger andauernder Regen. Im übrigen Deutschland wechselnd bewölkt und im Tagesverlauf von Westen abklingende Schauertätigkeit, wenig Temperaturänderung. Abflauender Nordwestwind.
Sonntag: Wechselnd wolkig mit nach Süden zunehmenden Aufheiterungen und trocken. Höchsttemperaturen 12 bis 17, im Südwesten bis 20 Grad.
Montag: Heiter bis wolkig, trocken und mäßig warm bis warm.
Dienstag bis Mittwoch: Anfangs sonnig und warm, später von Westen Durchzug eines Regengebietes, dabei vereinzelt Gewitter. Temperaturrückgang. Donnerstag: Von Westen her Wetterberuhigung und Temperaturanstieg. Temperaturen vom Vortag, 14 Uhr MEZ Ausland Ort Wetter Grad
Algier
wolkenlos 28 Amsterdam
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leicht bewölkt 26 Bordeaux
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stark bewölkt 15 Budapest
leicht bewölkt 25 Dublin
leicht bewölkt 14 Helsinki
bedeckt 16 Innsbruck
wolkig 22 Istanbul
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leicht bewölkt 23 Larnaka
leicht bewölkt 37 Las Palmas
leicht bewölkt 28 Lissabon
leicht bewölkt 28 Locarno
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wolkenlos 26 Mallorca
leicht bewölkt 27 Moskau
bedeckt 13 Nizza
leicht bewölkt 22 Paris
Regenschauer 17 Rom
wolkenlos 26 St. Petersburg
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stark bewölkt 16 Tunis
wolkig 29 Venedig
leicht bewölkt 23 Warschau
stark bewölkt 18 Wien
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Deutschland
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Regenschauer 11 Feldberg/Schw.
Regenschauer 9 Frankfurt/M.
stark bewölkt 19 Freiburg
stark bewölkt 17 Garmisch
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stark bewölkt 17 Köln
stark bewölkt 18 Leipzig
stark bewölkt 20 München
stark bewölkt 19 Norderney
stark bewölkt 16 Rostock
Sprühregen 16 Sylt
Regenschauer 15 Zugspitze
Regen 4
Telefonansagedienste
Wettervorhersage 11 64
Reisewettervorhersage 1 16 00
Segelflugwetter 1 15 06
Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Ozonwerte 06 11-58 12 42
(Wenn die Ozonwerte den unteren
Grenzwert von 0,120 mg überschreiten,
melden wir dies an gesonderter Stelle)
Sonnenaufgang 6.45 Uhr
Sonnenuntergang 20.03 Uhr
Mondaufgang 15.52 Uhr
Monduntergang 23.54 Uhr
OFFENBACH. Das für Sonntag, 6. September, geplante Spielfest fällt in diesem Jahr aus. Dreizehn Jahre lang wurde es von Offenbacher Vereinen im Leonard-Eißnert-Park gestaltet; mit Unterstützung der Stadt. Für dieses Jahr hatten die Spielfestmacher - alle in ihrer Freizeit - schon wieder viel vorbereitet. Aber, so klagt Matthias Müller vom Presseamt der Stadt für das Aktionskomitee Spielfest: "Es war niemand aus unserem Kreis bereit, den Vorsitz und die damit verbundene starke Arbeitsbelastung zu tragen." Die bisherige Vorsitzende, Heide Boysen Tilly, hatte sich im Frühjahr beruflich nach Leipzig orientiert.
Die Idee soll deshalb auf keinen Fall gestorben sein. Müller verspricht: "Wir werden uns im Herbst zusammensetzen, um die weitere Arbeit und Verantwortlichkeit zu beraten." buc
GEDERN-WENINGS. Saddam Hussein hat noch keine Ahnung, daß Mr. Musa nach Wenings geflohen ist. Das soll auch so bleiben. Deshalb läßt sich der große, freundlich dreinblickende Flüchtling mit den hellgrauen Locken nicht fotografieren. Und trägt in diesem Artikel auch ein Pseudonym. Seine Brüder seien im Irak umgebracht worden, sagt Mr. Musa. Ihm soll das nicht passieren. Nachdem sein Ingenieursvertrag in einem bulgarischen Industrierevier ausgelaufen war, ging der 45jährige mit Ehefrau und Tochter nach Deutschland. Jetzt leben die drei bescheiden, aber menschenwürdig in einem weiß getünchten Zimmerchen der ehemaligen Discothek. Außer den Betten hat es einen Kleiderschrank, Tisch und Stühle, ein Waschbecken mit kaltem und warmem Wasser.
Seine Tochter hat Mr. Musa in Gedern in einer fünften Schulklasse untergebracht. Das ist eine Ausnahme: Die drei oder vier anderen Flüchtlingskinder im schulpflichtigen Alter und etwa zwölf Kleinkinder aus dem Wohnheim besuchen weder Schule noch Kindergarten. Ursprünglich sollte ihr Aufenthalt in Wenings ja auch nur kurz sein. Von der Zweigstelle des Schwalbacher Erstaufnahmelagers will die Landesregierung die Flüchtlinge schnell auf die Landkreise verteilen. Doch weil etliche Lokalpolitiker ihre Gemarkungen flüchtlings-frei halten wollen, bleiben die Betroffenen in Wenings hängen.
Die Langeweile macht ihnen zu schaffen. Nur ein Farbbfernseher im ersten Stock hilft, die Zeit totzuschlagen. Deutschkurse und Arbeitsmöglichkeiten müßten her, meint der Heimbetreiber Müller. Er selbst könne sie nicht anbieten. Mißmutig stellt er fest, wie manche Heimbewohner den Frust über die zäh und leer verstreichende Zeit am Inventar des Hauses auslassen. Die großen Zapfbehälter für Kaffee, Tee und Saft hat Herr Müller mit Ketten gesichert, damit sie nicht gestohlen werden. Die Waschküche ist mit einem Gitter verrammelt, die Teeküche bleibt den Flüchtlingen verschlossen.
Das von einer Frankfurter Catering-Firma gelieferte Mittagessen schmeckt nicht einmal den Betreibern. Sie beziehen es weiter, weil im Hause keine eigene Küche ist. Zwei Frauen teilen in Alu eingeschweißte Menüs mit Schweinefleisch an die Moslems aus. Herr Müller: "Wenn mittags 100 Würstchen angeliefert werden, finden Sie abends 70 im Müllcontainer wieder".
Außer der Unzufriedenheit über das Essen und der Langeweile haben die Flüchtlinge wenig gemeinsam. Sie kommen aus Marokko, Somalia, der Türkei, Sri Lanka und Nepal. Sie stammen aus verschiedenen sozialen Schichten und sprechen selten eine gemeinsame Sprache. Mr. Musa ausgenommen, der außer Englisch auch Arabisch, Kurdisch und Türkisch kann. Nur die Vietnamesen sind für ihn ganz fremd.
So leben die Flüchtlinge am Rande von Wenings und der Weltgeschichte. Sie haben Nahrung und Obdach, aber keine greifbaren Perspektiven. Ob sie überhaupt welche bekommen sollen, disputieren die Politiker noch. Selbstverständlich aus ihren Amtszimmern heraus. Weder der Bürgermeister, noch die Erste Kreisbeigeordnete oder die Sozialministerin erkundigten sich bisher vor Ort, was den Betroffenen guttäte. nes
Der amtierende US-Präsident George Bush scheut jetzt offensichtlich kein Mittel, um seine Wiederwahl im November nach Möglichkeit doch noch zu retten. Dabei ist es pures Larifari, wenn er die Brüsseler Getreide-Exportsubventionen als sein Angriffsziel nennt, um 30 Millionen Tonnen US-Weizen auf den Weltmarkt zu drücken. Aber schließlich könnten die Stimmen der US-Farmer in der bevorstehenden Wahlschlacht den Ausschlag geben.
Ein aktueller Anlaß, die Getreideexporte der Zwölfergemeinschaft zu bekämpfen, besteht schon deshalb nicht, weil die Dollarschwäche ohnehin die US-amerikanischen Ausfuhren begünstigt. Da Getreide auf dem Weltmarkt in Dollar gehandelt wird, müssen quasi automatisch die Brüsseler Subventionen für landwirtschaftliche Exporte aus der Gemeinschaft aufgestockt werden, die den Unterschied zwischen dem höheren EG-Preis und dem stets niedrigeren Weltmarktpreis ausgleichen sollen.
Trotzdem scheint der warnende Hinweis der Eurokraten berechtigt: "Unsere Kriegskasse ist gut gefüllt." Denn im Brüsseler Agrarhaushalt sind Reserven vorhanden, die notfalls im drohenden Welt-Getreidekrieg als Munition eingesetzt werden könnten. Washington verletzt aber offensichtlich auch das Stillhalteabkommen der großen Agrarexportnationen im Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommen, dem in Genf ansässigen Gatt. Der Burgfrieden war wegen des immer wieder verschobenen Abschlusses der sogenannten Uruguay-Runde zur weiteren Liberalisierung des Welthandels vereinbart worden. Die im Juni verabschiedete Reform der EG-Agrarpolitik mit einschneidendem Abbau gerade der Getreidepreisstützung und Ersatz durch produktionsneutrale Einkommensbeihilfen genügte den Amerikanern nicht.
Aber schon die erste Reaktion Australiens, Argentiniens und anderer Getreideexporteure deutet an, daß Bush sich mit seiner Kampfansage gegen die Europäische Gemeinschaft einen Bärendienst erwiesen haben könnte. Diese in der sogenannten Cairns-Gruppe zusammengeschlossenen Länder sind nämlich mit- und vielleicht sogar noch schwerer betroffen als die Westeuropäer. So hat Washington für die Abschlußverhandlungen in der Uruguay-Runde möglicherweise Verbündete verloren - zumindest falls George Bush Präsident bleibt.
ha (Brüssel)
HOCHHEIM. Der Frankfurter Bürgermeister Hans-Jürgen Moog war voll des Lobes. Nach mehr als zehnjähriger Pause hat er den Gutsausschank des Frankfurter Weingutes in Hochheim "mit herrlicher Aussicht" wiedereröffnet. Leicht konnte der Bürgermeister der Ebbelweistadt das "bahnbrechende Ereignis" loben, hatte er doch keinen einzigen Offiziellen der Stadt Hochheim zu der Pressekonferenz eingeladen, der ihm wiedersprechen konnte. Denn sonst hätte der Termin mit den Reportern nicht so ein glänzendes Licht auf Moog geworfen.
Die ganze Anlage des Weingutes in der Aichgasse 11 ist verfallen, viele Hochheimer ärgern sich über die kaputten Mauern. "Ich kann mir nicht vorstellen, daß wir als Stadt Hochheim das noch auf lange Sicht hinnehmen werden", sagte denn auch Bürgermeister Harald Schindler (SPD) auf FR-Anfrage. Zwar wird die Stadt Frankfurt - so hat es Moog auf der Pressekonferenz stolz verkündet - das Weingut renovieren. Aber das soll sich noch bis zum Jahr 2000 hinziehen, weil der Kämmerer in der Großstadt das Geld für andere Projekte verplant hat.
1990 wurde der Weinkeller saniert, im vergangenen Jahr das Keltereihaus schöner gemacht. Aber noch sieht alles von außen desolat aus. Selbst der jetzt wiedereröffnete Gutsausschank ähnelt mit seiner Betonfassade einer Flachdach- Bausünde der 60er Jahre. Das Gutshaus mit Wohnungen steht leer, es muß renoviert werden. Auch der Reebhof und der Winzerhof mit Probierstube sind für Harald Schindler "ein Schandfleck".
Gehörig unter Druck gesetzt haben muß der Hochheimer Bürgermeister seinen Frankfurter Kollegen, daß der sehr schnell eingewilligt hat, wenigstens den Gutsausschank wiederzueröffnen. Probeweise hatte der Gutsausschank beim diesjährigen Weinfest geöffnet. Schindler hat "überall nur positive, freudig überraschte Leute" dort getroffen. Und daraufhin dem Frankfurter Moog gesagt, "daß es nicht angeht, den Gutsausschank leerstehen zu lassen.
Der wird als Straußwirtschaft jetzt vom Hochheimer Wirt Kay Schneider geführt. Nur sonntags von 13 bis 24 Uhr hat er geöffnet, allerdings können Vereine und größere Gruppen nach Anmeldung jeden Tag kommen und auch die Kellergewölbe besichtigen. Für 2 bis 2,50 Mark gibt's 0,2 Liter Rebensaft. Natürlich können Besucher, die auf den Geschmack gekommen sind, auch Wein kaufen. Der halbtrockene Daubhaus Müller-Thurgau für 5,70 Mark steht genauso auf der Liste wie der Hochheimer Winzersekt, 11,50 Mark für die Dreiviertelliterflasche. Und wer mal auf den Putz hauen will, der bekommt für 160 Mark den Domdechaney Riesling.
Straußwirtschaften dürfen keine größeren Essen anbieten, das gebietet deren Konzession. "Aber kalte Wurst- und Käseplatten, das geht schon", sagt Schneider. "Und ab und zu wird auch ein Rumpsteak angeboten."
Das alles täuscht aber nicht darüber hinweg, daß die Stadt Frankfurt aus lokaler Sicht mehr Geld in Hochheim investieren sollte. "Denn sonst", und da präzisiert sich Schindler absichtlich nicht weiter, "kann man ja auch Verfügungen gegen die Stadt Frankfurt erlassen."
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Auto für 65 000 Mark verbrannt WEHRHEIM. Ein Auto für mehr als 65 000 Mark ist am Donnerstag gegen 23 Uhr auf einem Feldweg bei Pfaffenwiesbach ausgebrannt. Der rote Peugeot 605 war zuvor zwischen 21.30 und 22.30 Uhr in Friedberg gestohlen worden, teilt die Friedberger Kriminalpolizei weiter mit. Sie bittet Zeugen, sich unter Tel. 0 60 31 / 60 10 zu melden. Kinderfest des DRK SCHMITTEN. Das Jugend-Rot-Kreuz veranstaltet heute ein Kinderfest. Auf dem Festplatz in Dorfweil geht das Feiern und Spielen ab 14.30 Uhr los. Wandern nach Treisberg GRÄVENWIESBACH. Die Frauen vom Gymnastikverein laden für Sonntag, 6. September, zu einer Wanderung nach Treisberg ein. Treffpunkt ist um 10 Uhr am Rathaus. Die Route führt über Wilhelmsdorf, die Funkstelle und Merzhausen. Montagstreff der FDP SCHMITTEN. Die FDP lädt für Montag, 7. September, wieder zu ihrem "Montagstreff" ein. Die Gesprächsrunde über kommunalpolitische Themen trifft sich um 20 Uhr bei "Piero", Dorfweiler Straße. "Chorfest" im Hessenpark NEU-ANSPACH. Die Chöre des Sängerkreises Hochtaunus veranstalten am Sonntag, 6. September, ihr "1. Chorfest" im Hessenpark. Der Chor der 1500 Stimmen erklingt um 14.30 Uhr; ab 13.30 Uhr stellen sich Kinder- und Jugendchöre vor. Bauarbeiten Taunusbahn NEU-ANSPACH. Die Bauarbeiten an der Taunusbahn-Station Hausen dauern bis 18. September, länger als geplant. Deshalb fährt auch der Pendelbus länger.
Dagmar Fuhrmann (TSG Usingen) war die erfolgreichste Teilnehmerin an den Deutschen Seniorenmeisterschaften der Leichtathleten in Hagen. Sie rannte über 100, 200 und 400 Metern der Konkurrenz in der Altersklasse W 35 auf und davon.
5000-Meter-Läuferin Linda Engelhardt (LC Wiesbaden) holte sich in der Klasse W 40 nach der Hessischen auch die Deutsche Meisterschaft. Mit 18:39,84 Minuten verfügte sie im Ziel über mehr als 20 Sekunden Vorsprung vor der Konkurrenz. In der Klasse M 30 warf der Wiesbadener SV-Athlet Gerhard Koennecke den Speer auf 61,70 Meter und belegte damit Rang zwei.
Seine Vereinskameradin Schlosser siegte in der Klasse W 35 mit 33,68 Metern im Speerwerfen und kam mit 10,94 Metern im Kugelstoßen zur Vize-Meisterschaft. odo
Rund 500 Berufsfeuerwehrleute haben am Donnerstag auf einer außerordentlichen Personalversammlung im Bürgerhaus Bornheim dem Magistrat den Kampf angesagt. Sie beschlossen einstimmig Protestaktionen für den Fall, daß die Stadtregierung im Zuge ihrer Sparmaßnahmen den Personalbestand der Wehr mittelfristig um zwölf Prozent reduziert, eine der sieben Feuerwachen schließt oder das Krankentransport- und Rettungswesen ganz oder teilweise auf die Hilfsorganisationen überträgt.
Geplant ist dann zunächst eine Flugblattaktion bei allen Frankfurter Haushalten: Die Menschen sollen darüber aufgeklärt werden, welche Folgen die Sparmaßnahmen des Magistrats für sie haben würden.
Voraussichtlich im Oktober wollen die Berufsfeuerwehrleute dann geschlossen zum Römer marschieren, um Oberbürgermeister Andreas von Schoeler eine Protestresolution zu übergeben. Tenor: Es geht nicht nur um unsere Arbeitsplätze, sondern um die Aufrechterhaltung des Brandschutzes für die Frankfurter. Feuerwehrchef Günther Burbaum sowie sein Amtsvorgänger Ernst Achilles haben ihre Teilnahme und Unterstützung zugesagt.
Der Personalratsvorsitzende der Berufsfeuerwehr, Klausdieter Baumann, sagte am Donnerstag nach Abschluß der Personalversammlung: "Wir nehmen die Aussage von Organisationsdezernent Achim Vandreike zur Elle. Er hat Anfang August erklärt, als oberstes Prinzip bei Sparmaßnahmen sei die Einsatzfähigkeit der Berufsfeuerwehr zu sehen. Wir können ihm nachweisen, daß mit diesem Prinzip bei jeder der möglichen Sparmaßnahmen gebrochen wird."
Bereits jetzt seien die Löschzüge nur zwischen 57 und 60 Prozent besetzt. Verhänge der Magistrat eine Wiederbesetzungssperre freiwerdender Stellen, führe dies zwangsläufig dazu, daß die Feuerwehr zahlreiche Leistungen, an die sich die Bevölkerung gewöhnt habe, nicht mehr erfüllen könnte. "Da wird nicht nur die Katze nicht mehr vom Dach geholt, sondern zahlreiche Kulturveranstaltungen werden einfach ausfallen, weil die Feuerwehrleute, die dort aus Gründen des Brandschutzes eingesetzt werden müssen, bei den Löschzügen benötigt werden."
Die Schließung einer Feuerwache wäre nach Ansicht der Personalversammlung unverantwortlich. Dann nämlich brauchten die Wehrleute im Schnitt bis zu zehn Minuten länger, um an den Einsatzort zu gelangen. Schon jetzt habe die Feuerwehr angesichts des erhöhten Verkehrsaufkommens und der zahlreichen verkehrsberuhigten Zonen Schwierigkeiten, das Ziel so schnell "wie die Feuerwehr" zu erreichen.
Auch das Krankentransport- und Rettungswesen aus dem Bereich der Berufsfeuerwehr zu lösen, wäre - laut Baumann - ein verhängnisvoller Fehler. "Dieses System hat Modellcharakter und ist weltweit anerkannt."
Burbaum und Achilles unterschreiben dies. Der Ex-Feuerwehrchef meinte: "Es überkommt einen schon Wehmut, was da alles möglicherweise zerschlagen wird." enk
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Waffenhandel in Asien China über USA empört Seite 2
Leitartikel Vabanquespiel mit Europa Seite 3
Gesundheitsreform Pharmafirma bezahlt Ärzteprotest Seite 4
Somalia Neue Sammelaktion der Kirchen Seite 7
Feuilleton Aribert Reimanns "Schloß" Seite 10
Wirtschaft Streik in Griechenland Seite 13
Dokumentation Zur "Geldwäsche" Seite 19
Frankfurt Umweltschutz im Büro Seite 21
Kulturspiegel Frankfurts neue Passage Seite 26
Hessen Blauls schwerer Stand Seite 27
Aus aller Welt "Mehr Lohn für Inhaftierte" Seite 32
Börse Seite 15
Freie Aussprache Seite 15
Fernsehen und Funk Seite 18
Roman Seite 19
Filmspiegel Seite 29
WIESBADEN. Ölalarm am Morgen in Rambach: Der 36jährige Fahrer des 24-Tonnen-Kranwagens einer Mainzer Firma kam am Donnerstag auf dem Weg zu Bauarbeiten im Kellerskopfweg von dem schmalen Weg ab und konnte nicht verhindern, daß das schwere Gefährt im Boden einsank und auf die Seite kippte. Dabei flossen laut Polizei Hydraulik-Öl und Dieselkraftstoff in den Rambach.
Sofort nach dem Unfall, der sich gegen 8 Uhr ereignete, legte die Berufsfeuerwehr Wiesbaden eine Ölsperre in dem Flüßchen aus und fing die Hydraulikflüssigkeit und den Kraftstoff auf. Auch Mitarbeiter des Umweltamtes waren vor Ort.
Nach Angaben der Polizei dauerten die Bergungsarbeiten bis zum späten Nachmittag, über die Schadenshöhe konnten die Beamten bis Redaktionsschluß nichts sagen. Verletzt wurde niemand. acw
HAMBURG/BONN, 3. September (pl/dpa). Die Roma in Osteuropa müssen nach den Worten des Vorsitzenden des "Roma National Congress" (RNC), Rudko Kawczynski, zunehmend um ihr Leben fürchten. Es drohe ein neuer "Holocaust". In Rumänien etwa gebe es immer wieder Pogrome. Ganze Dörfer würden niedergebrannt. Dennoch werde kein Angehöriger der Roma in der Bundesrepublik als Asylberechtigter anerkannt. Bonn übe ferner Druck auf die rumänische Regierung aus, den Roma keine Pässe auszustellen und sie damit an der Flucht zu hindern. Nach Ansicht des RNC, einem Zusammenschluß der europäischen Flüchtlingsorganisationen der Roma, ist Gewalt gegen die Roma auch in der Bundesrepublik "an der Tagesordnung".
Die Bundestagsgruppe Bündnis 90/Die Grünen beschloß in Bonn, die Vorlage für eine Europäischen Konvention zum Schutz von Sinti und Roma auszuarbeiten.Unfall im Kreisel: 18 500 Mark Schaden
SINDLINGEN. Weil er laut Polizei die Vorfahrt eines anderen Autos mißachtete, verursachte ein 19 Jahre alter Mann am Dienstag morgen kurz nach 8 Uhr einen Verkehrsunfall im Sindlinger Kreisel. Dabei wurde der 31jährige Fahrer des vorfahrtsberechtigten Wagens leicht verletzt. An den Autos entstand erheblicher Schaden, der von den Beamten auf insgesamt 18 500 Mark geschätzt wurde.
Wie das 18. Polizeirevier in Hattersheim erst gestern mitteilte, fuhr der 19jährige aus der nördlichen Sindlinger Bahnstraße schnurstracks in den Kreisel ein, ohne das Halteschild zu beachten. Der überraschte Chauffeur des anderen Fahrzeugs - er kam aus Höchst und wollte in Richtung B 40 a weiterfahren - konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen: Die beiden Fahrzeuge prallten heftig zusammen. Alkohol war nach Polizeiangaben nicht im Spiel. dis
BAD HOMBURG. "Ausladungen werden nicht ausgesprochen", so die Reaktion des FDP-Kreisvorsitzenden Frank Blechschmidt auf die Kritik an der Einladung des österreichischen FPÖ-Politikers Jörg Haider.
Der als rechtsextrem geltende Haider soll auf Wunsch der FDP Hochtaunus am traditionellen Karl-Hermann-Flach-Disput im Oktober zum Thema "Korruption, Politik und Recht" teilnehmen.
Die Auseinandersetzung auch mit extremen Positionen sei eine Grundvoraussetzung der Politik, meinte Blechschmidt dazu. Die übrigen Disputanten hätten einer Diskussion mit Haider bereits zugestimmt.
Bei den Bürgern sei das Interesse an der Podiumsdiskussion auf jeden Fall sehr groß, hieß es bei der FDP weiter.
Zur ablehnenden Haltung des FDP- Bundestagsabgeordneten Ekkehard Gries (Oberursel) äußerte sich Blechschmidt nicht.
Hinter die Einladung stellte sich auch der Kreisverband Hochtaunus der Jungen Liberalen Hessen. Der Kreisvorsitzende Stefan Ruppert (Oberursel) erklärte, nur mittels einer Diskussion könne man deutlich machen, daß Haiders Thesen zur Ausländerpolitik zweifelhaft seien.
Ruppert wandte sich damit auch gegen die Kritik der Grünen an der umstrittenen Einladung, die eines der drängendsten Probleme "einfach totschweigen".
Ablehnend äußerte sich indes das Bad Homburger "Forum K. H. Flach e.V. / Verein zur politischen Jugendbildung". Mit der geplanten Veranstaltung ziehe die FDP den Namen Flachs in den Schmutz, sagte Jürgen Diessl, Sprecher des Forums.
Flach hätte zwar mit Haider geredet, aber über dessen unsägliche Ausländer- und Minderheitenpolitik.
Das Forum erwägt einen alternativen Flach-Disput, bei dem über die Ursachen des steigenden Rassismus und Neofaschismus diskutiert werden kann. teb
EPPSTEIN. Tag der Hessischen Kulturdenkmäler ist am Sonntag, 6. September, - und die Stadt Eppstein macht mit. Wer wissen will, welche kulturgeschichtlich bedeutsamen Gebäude in der Stadt stehen, kann bei der Führung am Sonntag ab 11 Uhr mitmarschieren.
Treffpunkt ist am Kaisertempel. Der ist auch gleich die erste Station. Denn das Gebäude in Form einer griechischen Tempelvorhalle wurde 1889 zur Erinnerung an die Gründung des zweiten Deutschen Reiches errichtet. Um 13 Uhr werden die teilweise renovierten Gehöfte und die neugotische Pfarrkirche St. Margareta von 1889 im Ortsteil Brehmtal besichtigt. Der Neufvilleturm wird um 14.15 Uhr bestiegen. Der Frankfurter Kaufmann Alfred von Neufville ließ 1894 das Gebäude für seine Kunst- und Jagdtrophäensammlung errichten.
Der historische Ortskern von Eppstein steht um 15 Uhr auf dem Programm. Eine der Attraktionen ist das Gasthaus "Pflasterschisser". Einige Mauern stammen von 1459 - das Gebäude ist damit das älteste Fachwerkhaus im Main-Taunus-Kreis.
Die Besichtigungs-Tour endet um 16.30 Uhr auf der im zehnten und elften Jahrhundert erbauten Burg von Eppstein. fw
Die "Schwarzen" greifen zum Rotstift: Sparetat '93 CDU will wieder Großbetriebe in die Kurstadt locken Von Stefan Kuhn BAD HOMBURG. Wahlkampfgeschenke soll es nicht geben. Die CDU strebt fürs kommende Jahr einen Sparhaushalt an. Bauprojekte sollen verschoben, Wünsche der Ortsteile und der Ämter gestrichen werden. So will die Union den Homburger Etat 1993 ohne Nettoneuverschuldung, aber auch ohne Steuererhöhungen finanzieren. Die Sozialausgaben sollen eventuell umgeschichtet, aber nicht beschnitten werden: "Wir wollen nichts abbauen." Auf diese Grundsätze hat sich die CDU-Fraktion festgelegt. Welche Projekte konkret von den Einsparungen und Umschichtungen betroffen sind, ist noch nicht entschieden. Kämpfe innerhalb der Partei, aber auch mit dem Koalitionspartner FDP stehen somit noch aus.
Grund für die Sparpläne der CDU, die in Bad Homburg die größte Fraktion und den Stadtkämmerer stellt, ist laut Parteichef Bernd Hamer die "sehr viel schwierigere Haushaltslage als vor einem Jahr". So diagnostizieren die Christdemokraten "sehr deutliche Anzeichen" eines Abschwungs der bundesdeutschen Wirtschaft. Hamer rechnet mit bis zu 15 Prozent weniger Gewerbesteuer, "das kann bis zu zehn Millionen Mark ausmachen".
Zusätzlich belasten unter anderem die Folgen des neuen Finanzausgleiches im Land den städtischen Etat, so Hamer. Deshalb müsse Bad Homburg kommendes Jahr 6,5 Millionen Mark mehr als bisher für höhere Kreis- und Schulumlagen zahlen. Die Kreisumlage steige damit auf 24,5 Millionen, die Schulumlage auf acht Millionen Mark.
Hohe Sozialausgaben wie allein sechs Millionen Mark Personalkosten für die Kindergartenversorgung und vier Millionen Mark Folgekosten für das Seedammbad ("wenn das reicht") engen den finanziellen Spielraum laut Bernd Hamer weiter ein: "Es kann sein, daß wir nur noch zehn Millionen Mark statt früher 20 oder 30 Millionen freie Spitze haben."
Andere Städte würden bei solchen Aussichten noch jubeln. Für die Bad Homburger CDU-Spitze ist die neue Haushaltslage jedoch Vorzeichen dauerhafter Änderungen: "Wir gehen veränderten Zeiten entgegen."
"Lieber sparen als Steuererhöhungen", begründet Hamer den Kurs seiner Fraktion. Die CDU will keine Nettoneuverschuldung oder in den Verhandlungen mit der FDP zumindest "die Neuverschuldung so niedrig wie möglich halten", steckt Fraktionschef Kaunzner die Pflökke. Die schon jetzt bekannten Wünsche aus den Ortsteilen und den Ämtern könnten daher nicht alle befriedigt werden.
"Wir müssen verstärkt wieder Gewerbeförderung betreiben", zieht Kaunzner einen weiteren Schluß aus der Finanzlage. Um die Einnahmen aus der Gewerbesteuer zu erhöhen, soll sich die Stadt bei freiwerdenden Gewerbeflächen künftig wieder mehr um die Ansiedlung von geldbringenden Großbetrieben bemühen. Dies ginge zu Lasten von Bürobauten, in denen sich vor allem kleine und mittelständische Unternehmen einmieten.
Nur das Gebiet am Massenheimer Weg in Ober-Eschbach soll den mittelständischen Firmen vorbehalten bleiben - soweit diese sich Preise von 800 Mark je Quadratmeter leisten können. Wegen der hohen Bodenpreise müssen die Bad Homburger jedoch keine produzierenden Fabriken mit Lärm und Abgasen fürchten: "Dazu ist das Gelände viel zu wertvoll."Junge Union fürchtet "verhängnisvolle" Tendenz
HÖCHST. Die Junge Union (JU) in den westlichen Stadtteilen ist gegen eine "Massenunterkunft" für Asylbewerber in Höchst. Auf keinen Fall dürften 500 Menschen in die McNair-Kaserne einquartiert werden, erklärte die Nachwuchsorganisation der Christdemokraten gestern.
Sollten dennoch so viele Asylsuchende in McNair untergebracht werden, drohe möglicherweise eine "verhängnisvolle" Entwicklung: Die Akzeptanz in der Bevölkerung drohe dann "vollends" zusammenzubrechen. Zu welchen Konsequenzen das führen könne, hätten die "schlimmen Vorfälle" in Rostock gezeigt.
Nach Ansicht der JU tragen die westlichen Stadtteile bereits "sehr große Lasten". Wegen des "34prozentigen" Ausländeranteils in Höchst fehle vielen Bürgern das Verständnis, daß in ihrem Stadtteil noch eine Massenunterkunft für Asylsuchende eingerichtet wird. dis
BAD HOMBURG. Ruth Bankwitz? - Kneipp-Verein! Kneipp-Verein? - Ruth Bankwitz! Beide Namen stehen füreinander. Die Vorsitzende der Kneippianer Bad Homburgs hat ihr Wohnhaus zur Geschäftsstelle und zum Gesundheitszentrum umgemodelt. Seit über 30 Jahren lebt die agile 80jährige hier und wirkt seit 27 Jahren kräftig in dem 1931 gegründeten Verein. In ihrer aktiven Zeit ist die Anzahl der Mitglieder von 100 auf 800 gewachsen. Die Phase der puren Kur mit Wassergüssen und Kräuterbehandlung im Sinne des Pfarrers Sebastian Kneipp hat sich längst ausgeweitet in ein umfassendes Gesundheitsprogramm.
Ruth Bankwitz fing ihre Laufbahn in der Kurstadt "ganz unten" an: In Zusammenarbeit mit der Leitung des Kreiskrankenhauses baute die Atemtherapeutin die Schwangerschaftsgymnastik auf. FR-Porträt Geburtsvorbereitung gehört auch heute noch zu den Kursen, die die 80jährige selbst leitet. Fotos von Babies und Briefe an der Pinnwand in ihrem Übungsraum sind Erinnerungen dankbarer Eltern.
Ruth Bankwitz scheint unermüdlich. "Ich will viel Arbeit haben, das erhält die Gesundheit", sagt sie. Allerdings muß es sinnvolle Arbeit sein, "im Dienst der Gesundheit". Strikt vertritt sie ihre Philosophie: Nicht Unrast, hektische Erlebnisse und erzwungene Leistung bringen dem Menschen Gesundheit; Lebensfreude ist es, was dem gesamten Menschen Harmonie verschafft. Und ihre Augen sind strahlendes Zeugnis dieser Auffassung. Aus ihrer sorgsamen Beobachtung all dessen, was derzeit auf der vermeintlichen Gesundheitswelle daherschwappt, urteilt sie: Viele wissen gar nichts vom eigenen Körper; sie überfordern sich.
Damit der gesunde Körper wieder mehr in den Mittelpunkt rückt, arbeitet die 80jährige darauf hin, daß Naturheilkunde mehr Bedeutung gewinnt. "Ich vermisse auch an den Schulen das Fach Gesundheit", beklagt Ruth Bankwitz und sucht den Kontakt zu der "technisch hoch begabten Jugend".
Um die zu erreichen, wurde das Kurs- Programm des Kneipp-Vereins in den letzten Jahren erheblich ausgeweitet. Und sie wagt sich - oft zum Erstaunen ihrer insgesamt zehn Kursleiterinnen - immer wieder an neue Methoden heran.
Mit ihrem Entspannungs-, Aktivierungs- und Gesundheitsprogramm hat Ruth Bankwitz inzwischen auch das Interesse der Ärzte und Krankenkassen geweckt. "Vorbeugend tätig sein", ist die Devise der Kneipp-Vereins-Vorsitzenden, die seit nunmehr zwölf Jahren auch den hessischen Landesverband führt. Der Mensch muß ihrer Meinung nach angehalten werden, mehr zu tun, "insofern begrüße ich die Gesundheitsreform", argumentiert die Verfechterin von Vitalität und positivem Lebensgefühl.
Mit ihrer Devise, möglichst frühzeitig mit der Gesundheitsschulung zu beginnen, schlägt sie gekonnt zwei Fliegen mit einer Klappe: Schon Kinder und Jugendliche erfahren mehr über ihren Körper und wie sie verantwortungsbewußt damit umgehen. Und der Kneipp-Verein hat eine "gesunde" Alterspyramide.
Die Mehrzahl der Mitglieder ist zwischen 20 und 60 Jahre. Ingrid Wiedemann, eine der ausgebildeten Kursleiterinnen, scheucht in ihren Gymnastikstunden Frauen und Männer durch die Sporthalle, von denen manche schon seit 16 Jahren dabei sind. In ihrem Anspruch stimmt sie mit Ruth Bankwitz überein: Gerade Frauen sollen mit Konditionstraining so fit werden, daß sie "nicht nach dem Mann schreien müssen, wenn ein Kasten Bier zu heben ist". Regen Zuspruch haben inzwischen auch die Kindergruppen, wo eine individuelle Betreuung möglich ist, weil die Gruppen selten größer als zehn bis zwölf Kinder sind.
Bad Homburg ist im Landesverband mit etwa 800 Mitgliedern der größte von 41 Vereinen. In Beitragsangelegenheiten macht der Ortsverband auch von sich reden: vier Mark im Monat fürs Einzelmitglied, knapp über 55 Mark für Familien.
Die Kneipp-Bewegung scheint derzeit - abseits von Vorträgen und Kursen - ebenfalls im Auftrieb: Das Interesse an Kuren nach Pfarrer Kneipp steigt wieder.
Im Saarbrücker Stadion Kieselhumes wurde das dritte Kinder-Olympia in der Leichtatheltik ausgetragen. Stargast dieser Veranstaltung war Harald Schmid. Der Ex-Europarekordler führt mit verschiedenen Gruppen ein Einlauf- und Hürden-Training durch.
Die Wettkämpferinnen und Wettkämpfer der TuS Kelsterbach konnten mit hervorragenden Leistungen aufwarten. Bei den Schülern sprintete Torsten Hardt die 50 Meter in 7,2 Sekunden. Christian May erreichte im Weitsprung 4,71 Meter. Bei den Schülerinnen erreichten Manuela Kleemann 4,43 Meter im Weitsprung und Nadine Boniec 7,8 Sekunden im 50 Meter-Lauf.
Zudem errang Manuela Kleemann mit 2406 Punkten den Sieg im Dreikampf der Schülerinnen B (W11). Auch Torsten Hardt, der in der Klasse der Schüler B (M12) startete, konnte sich am Schluß mit 2599 Punkten über einen vierten Platz freuen.
Weitere Ergebnisse: Schüler B (M13), Dreikampf: 29. Christian May 2212 Punkte; Schüler B (M12): 14. Markus Jorda 2330 Punkte; Schüler C (M11): 21. Tobias Ley 2064 Punkte; Schülerinnen B (W12): 37. Nadja Schweser 1798 Punkte, 47. Stefanie Heinke 1625 Punkte, 48. Nina Gläser 1613 Punkte. prd
Der Vielgelobte kam zu spät, um die Versicherungen zu hören, daß man seine Arbeit stets geschätzt habe: Klaus Gallwitz, dem scheidenden Direktor des Städel, galt zunächst die Aufmerksamkeit bei der jüngsten Sitzung des Kulturausschusses. Dezernentin Linda Reisch behielt aber ihre Linie bei, sich zur Nachfolge Gallwitz' nicht zu äußern.
Immerhin war man sich über die hohe Qualität der Arbeit des Museumsleiters einig, so daß Ausschußvorsitzender Klaus Sturmfels von der SPD (die sich bislang mit Äußerungen zum Fall zurückgehalten hat) am Ende der öffentlichen Sitzung dem inzwischen Eingetroffenen das Votum mitteilen konnte: "Wir sind alle einmütig der Meinung, daß Sie hervorragende Arbeit geleistet haben."
Gallwitz gebühre Dank und Anerkennung für sein Tun, erklärte Sturmfels, und er werde weiterhin die Unterstützung des Ausschusses genießen (was immer das heißen mag). Ein "Zerfleddern" der restlichen Dienstzeit komme "nicht in Betracht". "Sie sollen", versprach der Kommunalpolitiker dem Museumsmann, "nicht Schaden nehmen an der Diskussion um Ihre Nachfolge." Und in nicht-öffentlicher Sitzung stimmte der Ausschuß dann dem Ankauf eines Oskar-Kokoschka-Bildes (das in der laufenden Ausstellung gezeigt wird) für das Städel zu. seg
Pappbecher landet auf dem. . .
Die Deutsche Bank darf Umweltprodukte einkaufen, solange sie nicht teurer als fünf Prozent, verglichen mit der Standardware, sind. Mit einer automatischen Abschaltung von Licht und Klimaanlage und einem Stromkreislauf, der zu Spitzenzeiten selbständig manche Lampen oder Kochplatten kurz unterbricht, haben die IBM-Filialen an Rhein und Main 1991 die Energiekosten um 4,6 Prozent gesenkt. Die Deutsche Bank hat sich eine Energieeinsparung von 25 Prozent zum - derzeit noch utopischen - Ziel gesetzt.
In diesem Jahr hat IBM den Innovationspreis der deutschen Wirtschaft für sein Programm "außerbetrieblicher Arbeitsplatz" gewonnen: Manche Angestellte haben ihren Computer zu Hause stehen und übermitteln nur noch Daten nach Niederrad. Selbstverständlich ist es nicht nur reine Philantrophie, die Unternehmen zum Umweltschutz führt. "Diese Art von Imagepflege rechnet sich auch", gesteht Marketingleiter Detlef Eick.
Gelegentlich wird bei der Umstellung auf eine umweltfreundliche Betriebsführung allerdings des Guten zuviel getan: Helge Beck von der Frankfurter Sparkasse kennt diese Gefahr: "Da soll am Arbeitsplatz der Müll getrennt gesammelt werden", warnt Beck, "und dann werden als erste Maßnahme die alten Mülleimer ausgemustert und neue angeschafft."
In bisher nicht gekannter Geschlossenheit hat der Parteitag der Frankfurter Sozialdemokraten im Bürgerhaus Griesheim die Kandidatenlisten für die Kommunalwahl im März abgesegnet. Oberbürgermeister von Schoeler erhielt als Spitzenkandidat 257 von 268 Stimmen. Alle übrigen Bewerber - über die in nur einem Wahlgang abgestimmt wurde - fanden die Zustimmung von 236 Delegierten. 26 stimmten nein, vier enthielten sich, vier Voten waren ungültig.
Erstmals auch hatte der Vorstand des SPD-Unterbezirks eine einstimmig beschlossene Personalempfehlung vorgelegt. Wie schon berichtet, repräsentieren die Kandidaten weitgehend die Stadtteile und auch die politischen Mehrheitsverhältnisse im Unterbezirk. Die politischen Gewichte werden in der künftigen Stadtverordnetenfraktion nicht verschoben. Die Linke, die schon im Vorfeld einem gemeinsamen Vorschlag zugestimmt hatte, wird auch weiterhin ein Übergewicht in der Rathaus-SPD haben.
Schon zu Beginn hatte der OB den Sozialdemokraten für das ungewohnte Maß an Geschlossenheit gedankt. Er hob die Verdienste des Unterbezirksvorsitzenden Sieghard Pawlik hervor, der maßgeblich dazu beigetragen habe, daß der Vorstand erstmals "seit vielen, vielen Jahren" einstimmig eine Vorschlagsliste beschloß. Diese Geschlossenheit sei Voraussetzung für den Erfolg der Partei im nächsten Frühjahr. Sie gebe Selbstbewußtsein und Siegeszuversicht. Der OB kündigte an, daß die SPD keinen Koalitionswahlkampf führen werden, sondern allein für ihre Politik werben werde.
Angesichts der internationalen Ausrichtung der Frankfurter Unternehmen sei ein gutes Verhältnis zwischen Deutschen und Ausländern unabdingbar, sagte von Schoeler, der erneut die Ausschreitungen von Rostock und den Beifall vieler Rostocker Bürger verurteilte. Wie Fraktionschef Günter Dürr nannte er in einer Erfolgsbilanz vor allem die Wirtschafts-, Verkehrs- und Sozialpolitik der Römer-SPD. Er stellte fest, daß sich die Sicherheitslage in der Stadt deutlich verbessert habe. Die SPD werde nach dem März ihren politischen Kurs fortsetzen.
Auch Pawlik hatte schon vor den Abstimmungen die Geschlossenheit der Genossen hervorgehoben. Es habe sich als richtig erwiesen, daß der Vorstand bei den Beratungen für die Liste auf Konsens in der Partei gesetzt habe. Bei den Bewerbern habe eine ausgeglichene Altersstruktur erreicht werden können, die Frankfurter SPD habe ihr selbstgestecktes Ziel, 40 Prozent Frauen für den Römer, erreicht.
Nur eine einzige Delegierte, die Jungsozialistin Corinna Geis, meldete sich zur Diskussion über die Kandidatenliste. In einem kurzen Beitrag bedauerte sie, daß nicht mehr Jusos auf aussichtsreiche Listenplätze gesetzt wurden.
Die Parteitagsdelegierten stimmten gestern mit großer Mehrheit auch der Kandidatenliste für das Parlament des Umlandverbandes zu, das ebenfalls am 7. März 1993 gewählt wird. Die Liste wird von Rembert Behrendt, Heidi Jost und Reinhard Sanders angeführt. cg (Siehe Kommentar "Geschlossenheit")
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Freitag, 4. September
Theater Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Non(n)sens" - Musical.
Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: 20.30 Uhr, "Schrille Idylle".
Die Katakombe am Zoo, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 20 Uhr, "Dreigroschenoper" (Wiederaufnahme). Gallustheater, Krifteler Str. 55, Tel. 7 38 00 37: 20.30 Uhr, Die Frankfurter Spielfrauen - "Das Drama des betagten Kindes - der Charme ist vorbei".
ZET-Theater, Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4, Tel. 7 89 18 89: 20.30 Uhr, "Lust Objekte - Ein Theaterakt".
Café Cult, Schillerpassage, Rahmhofstr. 2-4: 21 Uhr, Compagnie Les Fussins - Pantomime.
Stadtteilladen Dezentral, Sandweg 131 a: 20.30 Uhr, Die spitze Feder - "Bilder aus dem falschen Leben" (Kabarett).
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: 20 & 23.30 Uhr, Internationale Herbst- Revue. Musik Oper, Theaterplatz, Tel. 23 60 61: 20 Uhr, Batsheva Dance Company - "KYR".
Alte Oper, Opernplatz, Tel. 1 34 00: Großer Saal: 22 Uhr, Ensemble Modern - Anarchic Harmony Piano & Orchestra; Hindemith Saal: 18 Uhr, Gérad Frémy, Bernard Geyer & Herbert Henck - "Book of Music" & "Music of Changes".
Katharinenkirche, An der Hauptwache: 20 Uhr, Orgelkonzert.
Batschkapp, Maybachstr. 24: 22 Uhr, Idiot Ballroom.
Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, Marriot & Disco.
Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Str. 18 a: 22 Uhr, Swingin'-Latin-Funky-Disco.
Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4: 20 Uhr, Battlefield Band.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Eddie Gonzales.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Nyce Cryce.
Spritzehaus, Gr. Rittergasse: 19 Uhr, Dr. No.
Jazz-Kneipe, Berliner Str.: 22 Uhr, John Hopkins Quartett.
Freie Waldorfschule, Friedlebenstr. 52: 20 Uhr, Konzert für Klavier & Soloinstrument.
Romanfabrik, Uhlandstr. 21: 20.30 Uhr, Just in Time - Jazzstandards.
Holzhausenschlößchen, Justinianstr. 5: 20 Uhr, Siegmund von Hausegger (Cello) & Wolfgang Watzinger (Klavier).
Jugendzentrum Südbahnhof, Diesterwegplatz: 21 Uhr, Judy Moon & Quietschboys.
Club Voltaire, Kl. Hochstr. 5: 21.30 Uhr, Bird On A String.
Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5. 20 Uhr, Jazzfabrik.Vorträge / Diskussionen Literaturhaus, Bockenheimer Landstr. 102: 20 Uhr, Podiumsdiskussion "Verändertes Medienangebot - Übersättigte Öffentlichkeit" / "Was heißt Öffentlichkeit unter den veränderten Bedingungen?" Tanztheater fe reichelt, Darmstädter Landstr. 10 H: 20.30 Uhr, Videovortrag Lisa Green - "Contact-Improvisation: Neuer Tanz - Neue Lebensphilosophie".
Fem. Frauen Gesundheits Zentrum, Kasseler Str. 1 a: 20 Uhr, Vortrag "Der Körper als Austragungsort von sexuellem Mißbrauch und die psychosomatischen Folgen im Erwachsenenalter". Vogelkundliche Beobachtungsstation Untermain: 19 Uhr, Filmvortrag "Geschichte des Enkheimer Riedes"; Sebastian-Pfeiffer-Haus.
Liberales Zentrum: 20 Uhr, Diskussion "Frankfurt . . . unsere Stadt zum Leben" mit Andreas von Schoeler; Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248. Filme / Kino Werkstattkino Mal'Sehn: ca. 21 Uhr, "Ein Käfig voller Narren" & Party, Lohrberg (fällt aus bei schlechtem Wetter).
Chaplin Archiv, Klarastr., Tel. 52 48 90: 19 Uhr, "Charlie der Hochstapler".
Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 29 im Anzeigenteil. Museen/Galerien/Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 15.15 Uhr, Führung zu "Franz Erhard Walther und Siah Armajani".
Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was- Wann-Wo". Kinder Holzhausenschlößchen, Justinianstr. 5: 16 Uhr, Märchenstunde "Der kichernde Kukkaburra". Theater Direkt: 15 Uhr, "Eine noch zu erfindende Geschichte"; Kinderhaus Höchst, Adolf-Häuser-Str. 16-18.
Theater Blinklichter: 15 Uhr, "Die verliebte Wolke"; Kinderhaus Nordweststadt, Nidaforum 8. Sonstiges Frauenreferat / Frauengruppen: "Frauen nehmen sich die Stadt": 16 Uhr, Frauenpicknick im Niddatal Hauptwiese (bei Regen im Juz Bokkenheim, Varrentrappstr. 38).
City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.
Frauen Gesundheits Zentrum, Neuhofstraße 32 H: 20 Uhr, Info "Mobile Kinderkrankenpflege Frankfurt".
Briefmarken Blitz-Auktion: 11.30 Uhr, Öffentliche Versteigerung; Kolpinghaus, Lange Str. 26.
PINS, Single-Verein: 20 Uhr, Stammtisch, Turmschänke, Hainer Weg 60 (Info 7 89 56 28). Märkte / Basare Sachsenhausen: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Diesterwegplatz. Blutspendetermine Blutspendedienst des Deutschen Roten Kreuz Hessen: Sa./So., 5./6. 9., 9 bis 12 Uhr & 13 bis 18 Uhr, Römerberg, Untermainkai im Blutentnahmewagen.ApothekenFolgende Apotheken sind von Freitag, 8.30 Uhr, bis Samstag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:
Alte Apotheke in Griesheim, Linkstraße 58, Tel. 38 13 29; Apotheke am Weißen Stein, Am Weißen Stein 11/Altheimstraße 20, Tel. 52 16 78; Blücher-Apotheke, Gutleutstraße 102, Tel. 23 17 02; Brentano-Apotheke, Rödelheim, Radilostraße 4, Tel. 78 28 74; Fontane-Apotheke, Niederrad, Gerauer Straße 100, Tel. 6 66 24 42; Glauburg-Apotheke, Nordendstraße 26, Tel. 55 21 31; Hortus-Apotheke, Oberrad, Offenbacher Landstraße 299, Tel. 65 36 51; Jupiter-Apotheke, Leipziger Straße 11, Tel. 77 14 72; Katharinen-Apotheke, Seckbacher Landstraße 59, Tel. 46 43 69; Linden-Apotheke, Höchst, Königsteiner Straße 37, Tel. 31 67 54; Schwanen-Apotheke, Sandweg 1, Tel. 43 15 25; Weißfrauen-Apotheke, Münzgasse 10, Tel. 28 76 84. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 4 33; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst (19 bis 23 Uhr) Dr. Eckard Schütz, Frankfurter Str. 69, Offenbach, Tel. 81 14 06; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)
Telefon 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01- 4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 19 21 6 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21- 82 77 - 366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.- ohne Gewähr -
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Das Wetter, Veranstaltungen und Leserbriefe finden Sie heute auf Seite 31
Kleingärtner aus den Partnerstädten Frankfurt und Leipzig haben eine Schreber-Jumelage geschlossen. Vom 11. bis 13. September werden 18 Mitglieder des Leipziger Vereins "Westendgärten 1912" ihre Freunde vom Frankfurter "Kleingärtnerverein Westend 1913 e. V." besuchen. Sie erwidern damit eine Visite der Frankfurter vom Mai. Die Stadt gibt dazu einen Empfang im Kaisersaal am Freitag, 11. September, 17 Uhr. peh
Neuer Generalkonsul
Frankfurt hat einen neuen türkischen Generalkonsul. Yücel Ayasli, dessen Konsularbezirk das ganze Land Hessen umfaßt, hat das "Exequatur" der Bundesregierung für sein Amt bekommen und wird damit Nachfolger von Umur Apaydin. peh
czyk BERLIN. Das Bundeskartellamt hat das seit knapp zweieinhalb Jahren schwelende Verfahren wegen der Organisation des Pressegroßhandels in der ehemaligen DDR eingestellt. Ein von allen Beteiligten gebilligtes Misch-Modell segnet einerseits die prinzipielle Aufteilung des Ost-Marktes unter verlagsunabhängigen Grossisten und solchen mit Beteiligung westdeutscher Pressehäuser ab. Zugleich werden den Zeitungsverlagen jedoch Auflagen erteilt. Die freien Großhändler östlich der Elbe hatten sich bislang deutlich benachteiligt gesehen und über Verluste geklagt.
Nach Angaben von Kurt Stockmann, dem Leiter der zuständigen Beschlußabteilung bei der Berliner Behörde, schreiben die Vertriebsfirmen durchweg noch rote Zahlen, die sich nunmehr "blasser" färbten. Der Trend zeige nach oben. Gleichwohl sei die Regelung kein "voller Erfolg". Die verlagsabhängigen Grossisten teilen sich nämlich nach wie vor die verkehrsgünstig gelegenen Ballungsräume. Es sei aber immerhin verhindert worden, daß die Medienriesen aus dem Westen den Einfluß bekommen hätten, der zunächst zu befürchten gewesen sei, meint der Kartellexperte.
Nach der jüngsten Einigung wird es zwischen Rostock und Plauen anstelle der bisher 19 Grosso-Unternehmen nur noch 18 geben, davon acht mit Beteiligung westdeutscher Großverlage sowie zehn sogenannte "unabhängige Grossisten". Ein "verlagsabhängiger" Vertrieb wurde aufgelöst und sein Liefergebiet unter drei freie Großhändler aufgeteilt. Außerdem müssen die Pressehäuser künftig den Ost-Grossisten die im Westen übliche, um 2,5 Prozentpunkte höhere Verdienstspanne einräumen.
Das Marktvolumen der Vertriebsfirmen in den neuen Ländern beläuft sich auf etwa 500 Millionen Mark. Im Westen sind es 4,5 Milliarden Mark. An den acht abhängigen Vertriebsfirmen sind zu je einem Viertel westdeutsche Großverlage (Springer mit neun, Bauer mit sieben, Gruner + Jahr mit vier, Burda mit drei und Der Spiegel mit zwei Prozent), kleinere westdeutsche Pressehäuser, ein geschäftsführender Gesellschafter aus den neuen Bundesländern sowie Verlage östlich der Elbe beteiligt, die unterdessen auch an westdeutsche Medienunternehmen verkauft wurden. Deshalb gelte eine Stimmrechtsbegrenzung, die die "West-Quote" generell auf 25 Prozent reduziere, versichert Stockmann. Zudem zeige die Praxis, daß es auch unter den Anteilseignern aus den alten Ländern unterschiedliche Interessen gebe.
Durch diese "Nachbesserung", mit der eine Einigung vom November 1990 erweitert wurde, sei ein "tragfähiger Kompromiß" gefunden worden, hoffen die Kartellwächter. Ursprünglich hatten die vier Branchenriesen Springer, Gruner + Jahr, Bauer und Burda den ostdeutschen Vertrieb alleine organisieren wollen.
HOCHTAUNUSKREIS. Die Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP) wird bei den Wahlen zum Umlandverbandstag und zum Kreistag im März 1993 mit eigenen Listen kandidieren. Sie werden angeführt von dem Kronberger Studenten Christian Dörfler.
Die ÖDP will sich für eine ökologisch orientierte Verkehrs- und Energiepolitik einsetzen. Sie unterstützt außerdem die "Lebensrechtsverbände", die für ein totales Verbot der Abtreibung ungeborener Kinder eintreten. Eigenen Angaben zufolge hat die ÖDP im Kreis "knapp ein Dutzend Mitglieder". che
RÖDERMARK. Während eines Skandinavien-Urlaubs war es Erika Lehmann aufgefallen: Namentlich in Schweden und Dänemark trug ein Großteil radelnder Kinder einen Schutzhelm. Kaum zu Hause, hat sie auch ihren Kindern eine derartige Kopfbedeckung verpaßt - auch wenn die sich zunächst sträubten.
Doch damit nicht genug. Anläßlich einer Projektwoche an der Trinkbornschule in Ober-Roden führte sie einen Film vor, den sie sich besorgt hatte. Längst nämlich war ihr Interesse an den Radhelmen so gewachsen, daß sie sich weiter kundig gemacht hatte. Zahlen lieferte ihr das Statistische Bundesamt in Wiesbaden: 1989, erfuhr sie da, waren in den alten Bundesländern 67 085 Fahrradfahrer bei Verkehrsunfällen verletzt worden, darunter 15 512 Kinder. 99 von ihnen hatten mit dem Leben bezahlt, 3 856 schwere Verletzungen erlitten.
Der Kopf der Zweiradfahrer ist stets am meisten gefährdet, die Verletzungen am Haupt die schwerwiegendsten. Schutzhelme, das sagten die Zahlen klipp und klar, hatten das Verletzungsrisiko enorm gemindert, Schädel-Hirn-Verletzungen sogar um 88 Prozent reduziert.
Erika Lehmann rief die "Fahrradhelm- Aktion '92" ins Leben. Sie weitete ihre Aktivitäten auf die übrigen Rödermärker Schulen aus, arrangierte Videofilmvorführungen, schrieb Elternbriefe.
Und sie verhandelte mit dem örtlichen Fahrradhandel, machte auch vor dem Rathaus nicht halt.
Ergebnis: Die Geschäfte Fahrrad-Gotta in Ober-Roden und die Firma Schlander in Urberach geben Schulkindern und deren jüngeren Geschwistern zehn Prozent Rabatt beim Kauf eines Helms. Die Stadt Rödermark legt für jeden bis zum Februar nächsten Jahres gekauften Kopfschutz noch einmal zehn Mark drauf. Bei einem regulären Preis um die 70 Mark müssen Eltern damit nur noch um die 50 Mark berappen.
Dabei haben die Kinder die Qual der Wahl. Bewußt wurde auf ein Einheitsmodell verzichtet, bei dem wahrscheinlich noch mehr Nachlaß herauszuholen gewesen wäre. Aber die Mädchen und Jungen sollen ihren Helm schließlich akzeptieren, er muß ihnen gefallen und passen. Außerdem, so Bürgermeister Walter Faust, verspricht die Vielfalt der Kopfbedeckungen ein bunteres Stadtbild.
Und noch etwas. Wenn Eltern das Geld für den Kopfschutz partout nicht aufbringen können, dann braucht ihr Kind deshalb noch lange nicht barhäuptig und ungeschützt Fahrrad zu fahren. Dann übernimmt die Stadt die gesamten Kosten. ttt
RÖDERMARK. Der Stadtteil Urberach ist am Samstag, 12. September, Austragungsort des traditionellen Seifenkisten- Rennens der Kreisjugendfeuerwehr. Schauplatz ist der Festplatz am Feuerwehrhaus.
Gemeldet haben Mannschaften aus Dietzenbach, Dudenhofen, Heusenstamm, Mühlheim, Langen, Nieder-Ramstadt, Offenbach, Offenthal, Rembrücken, Buchschlag und Urberach. Sie kommen zum Teil mit mehreren Teams.
Die Probeläufe beginnen um 12 Uhr. Erster und zweiter Wertungslauf gehen um 14 und 16 Uhr über die Rampe, um 18 Uhr ist Siegerehrung. ttt
Bei nur wenigen Gegenstimmen verabschiedeten die Delegierten der Frankfurter SPD im Bürgerhaus Griesheim eine Resolution, in der zum "frühestmöglichen Termin" ein Bundesparteitag zur Diskussion über die Änderung des Asylrechtsartikels im Grundgesetz, gefordert wird. Es gebe keine Erkenntnis, so der Text, daß eine Änderung des Asylrechts die tatsächlichen Probleme lösen werde. Das verfassungsrechtlich garantierte Individualrecht müsse uanangetatstet bleiben.
Im Text werden unter anderem eine bessere Intergration der in Deutschland lebenden Ausländer, ein Zuwanderungsgesetz und eine umgehende Entscheidung bei straffällig gewordenen Asylbewerbern gefordert. cg
Asylbewerber-Dorf könnte längst . . .
Bis 7. August geschah jedoch offenbar gar nichts. An diesem Tag, so Ministeriums-Sprecherin Bussfeld, "haben wir die Stadt gebeten, das Grundstück auszuweisen". Dazu Ullrich Geissler, Referent des OB: "Die Stadt hat keine Zuständigkeit." Es handele sich um ein Grundstück des Landes, für die Unterkunft müsse sich das Land selbst die Baugenehmigung erteilen und eine Betreiber-Firma suchen.
Während Land und Stadt stritten, begrüßten die Grünen im Landtag die Initiative ihres Parteifreundes Cohn-Bendit, mit der er auf die erwartete Ankunft der Flüchtlinge in der McNair-Kaserne reagieren will. Der Stadtrat plant ein Beratungsbüro für Asylbewerber und gemeinsame Veranstaltungen mit Höchster Anwohnern. "Überaus verdienstvoll", sagt Rupert von Plottnitz, Grünen-Fraktionschef im Landtag. Cohn-Bendits Engagement habe Modellcharakter.
Von Plottnitz appellierte an OB von Schoeler, sich dafür einzusetzen, "daß alle in Betracht kommenden hessischen Kommunen ihre Aufnahmeverpflichtungen" bei Asylbewerbern erfüllten. Solange sich in Erstaufnahme-Einrichtungen des Landes noch 4000 Menschen drängten, sei es "extrem schwer", den Unterbringungswünschen von Kommunen wie Frankfurt gerade bei der Erstaufnahme von Flüchtlingen zu entsprechen. jg (Lesen Sie dazu auch den Kommentar "Groteske")
von
Im Wortlaut: Egon Lutz Enttäuschte Genossen
Der langjährige SPD-Bundestagsabgeordnete Egon Lutz hat seinem Parteivorsitzenden Björn Engholm in einem Brief den Austritt aus der SPD angekündigt. Der Nürnberger Sozialpolitiker war von 1972 bis 1990 für die Sozialdemokraten im Bundestag. Da in der Bonner SPD-Baracke derzeit zahlreiche solcher Briefe eingehen, veröffentlicht die FR Lutz' Brief leicht gekürzt im Wortlaut: Lieber Björn Engholm, Du hast das Parteivolk über die Medien wissen lassen, daß Du damit rechnest, der von Dir verordnete Parteischwenk in Sachen out-of-area-Einsätze (Bundeswehreinsätze außerhalb des NATO- Gebiets, d. Red.) könnte eine Reihe von Genossinnen und Genossen zum Parteiaustritt bewegen. Dein Eindruck ist richtig. Am Tage nach einem von Dir initiierten und erzwungenen Parteitagsbeschluß werde ich aus der SPD austreten, der ich seit nunmehr 39 Jahren angehöre. Ich nehme den Mund nicht zu voll: mindestens 20 Genossinnen und Genossen, die ich persönlich angesprochen habe, werden das gleiche tun.
Du hast dann sicher weniger Ärger mit der Partei. Aber auch das Problem, mit dem Beifall von FAZ, Bild und Welt eine Wahl zu gewinnen. Einige - und sicher meist die aktivsten Genossinnen und Genossen - werden von der Fahne gegangen sein. Laß' mal von Blessing (dem Geschäftsführer der SPD, d. Red.) eine Kosten-Nutzen-Analyse darüber anstellen.
Diesen Brief wirst Du nicht lesen und wenn doch, wird er Dich nicht weiter aufregen. Ich habe wenigstens Flagge gezeigt und meine grenzenlose Enttäuschung bekundet. Dabei hatte ich so große Stücke auf Dich gesetzt.
Dein Egon Lutz
WASHINGTON, 4. September (AP). 6500 US-Soldaten werden am diesjährigen Herbstmanöver der NATO in Deutschland, Belgien und Luxemburg teilnehmen. Wie das US-amerikanische Verteidigungsministerium am Donnerstag in Washington mitteilte, wird "Reforger '92" in der Zeit vom 17. September bis 15. November stattfinden und "die Entschlossenheit der USA demonstrieren, ihren NATO-Verpflichtungen nachzukommen". Schwerpunkt der Übung sei die schnelle Verlegung von Truppen und Material nach Europa.
HUNTINGTON, 4. September (AP). Die US-amerikanische Genforscherin Barbara McClintock, die für ihre Pionierleistungen 1983 mit dem Medizinnobelpreis ausgezeichnet worden war, ist am Mittwoch im Alter von 90 Jahren gestorben. Das teilte das Krankenhaus in Huntington im US-Staat New York am Donnerstag mit. McClintock hatte seit 1942 Grundlagenforschung betrieben. Sie entdeckte dabei das Phänomen der "springenden Gene", einer eigentümlichen Bewegung innerhalb von Chromosomen, die heute Grundlage für die Arbeit von Molekularbiologen ist. Sie wurde von Kollegen als eine der drei wichtigsten Genforscher gewürdigt. Mit ihrer in den 50er Jahren gemachten Entdeckung sei sie ihrer Zeit 30 Jahre voraus gewesen. Damals habe man noch gar nicht richtig gewußt, was ein Gen sei, hieß es.
WASHINGTON, 4. September (AP). Rund 6500 US-Soldaten werden am Herbstmanöver der NATO in Deutschland, Belgien und Luxemburg teilnehmen. Wie das US-amerikanische Verteidigungsministerium in Washington mitteilte, wird "Reforger '92" vom 17. September bis 15. November die Entschlossenheit der USA demonstrieren, ihren NATO-Verpflichtungen nachzukommen. Schwerpunkt sei die schnelle Verlegung von Truppen und Material nach Europa.
SARAJEWO, 4. September (AP). Das am Donnerstag in den Bergen vor Sarajewo abgestürzte italienische Hilfsflugzeug ist möglicherweise abgeschossen worden. Die Leiterin des UN-Flüchtlingskommissariats in der belagerten bosnischen Hauptstadt, Izumi Nakamitsu, teilte am Donnerstag abend mit, nach Augenzeugenberichten seien zwei Raketen auf das mit Lebensmitteln und Medikamenten beladene Flugzeug abgeschossen worden. Die vier Besatzungsmitglieder kamen offenbar ums Leben. Die Luftbrücke wurde unterbrochen.
Frau Nakamitsu berichtete, Bergungsteams hätten die Absturzstelle 40 Kilometer westlich Sarajewos erreicht. Sie hätten ein Loch im demolierten Rumpf der Maschine und Splitter entdecken können, die von einer Flugabwehrrakete stammen könnten. Sie betonte aber: "Wir werden die ganze Wahrheit nicht vor Abschluß einer vollständigen und gründlichen Untersuchung kennen." Das UN-Flüchtlingskommissariat in Zagreb und der bosnische Rundfunk teilten am Freitag morgen mit, die Unglücksursache stehe noch nicht fest.
Bei der Suche nach dem Flugzeug wurden vier amerikanische Militärhubschrauber beschossen, teilten UN-Sprecher mit. Die Maschinen seien nicht getroffen, aber zum Verlassen des Gebiets gezwungen worden. Es sei nicht festzustellen gewesen, welche Kriegspartei für die Schüsse verantwortlich sei.
Der Absturz überschattete die internationale Friedenskonferenz für Jugoslawien in Genf. Das Parlament Restjugoslawiens stimmt am heutigen Freitag über den Mißtrauensantrag gegen Regierungschef Milan Panic ab.
DHAHRAN, 4. September (AP). Wegen Gotteslästerung sowie Beleidigung des Propheten Mohammed und des Korans ist in der saudiarabischen Stadt Katif ein Mann am Donnerstag öffentlich enthauptet worden. Wie das saudiarabische Innenministerium mitteilte, wurde ihm im Hof einer Moschee mit einem Schwertstreich der Kopf vom Rumpf abgetrennt. Der Mann soll dem Ministerium zufolge Mohammed als "Lügner und Betrüger" und die von ihm gestiftete Religion als Betrug bezeichnet haben. Auch habe er den Propheten einen "Verhexten" genannt, der sich "der Hilfe des Teufels" bedient habe. Der Mann habe sich damit nicht nur als Abtrünniger zu erkennen gegeben, sondern ein gotteslästerliches Verbrechen begangen, hieß es.
CHICAGO, 4. September (AP). Je mehr Zigaretten eine Mutter raucht, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, daß ihre Kinder verhaltensgestört sind. Das ist das Ergebnis einer Studie, die am Freitag in einem US-amerikanischen Kinderärzte-Journal veröffentlicht wurde.
Ausgewertet wurden Angaben von 2256 Eltern mit Kindern zwischen vier und elf Jahren, die vom US-Arbeitsministerium zur Verfügung gestellt wurden. Wie die vom Kinderarzt Michael Weitzman geleitete Forschergruppe mitteilte, sind mehr als doppelt soviele Kinder stark rauchender Mütter von Verhaltensstörungen betroffen wie die von Nichtraucherinnen. Nach den Vätern wurde in der Untersuchung nicht gefragt.
Der Untersuchung zufolge reicht es zur Vermeidung von Problemen wie unsozialem Verhalten, Überängstlichkeit oder Depressionen nicht, wenn Frauen nur während der Schwangerschaft das Rauchen einstellen. Die Häufigkeit dieser Erscheinungen ist bei Kindern von Frauen, die während der Schwangerschaft rauchten, genauso hoch wie bei denen, die vor der Geburt nicht rauchten, danach aber wieder damit anfingen.
Ein endgültiger Beweis für einen Zusammenhang zwischen dem Rauchen der Mutter und einer daraus entstehenden Anfälligkeit ihrer Kinder für Verhaltensstörungen ist damit nicht gegeben, betonen die Autoren. "Es ist aber sehr naheliegend, daß etwas daran ist." Die Ärzte vermuten, daß Passivrauchen vor und nach der Geburt die Hirnstruktur oder -funktion der Kinder mit Auswirkung auf das Verhalten verändert.
KÖLN, 4. September (AP). Die Kommunen werden nach den Worten von Städtetagpräsident Manfred Rommel (CDU) notfalls vor das Bundesverfassungsgericht gehen, wenn der von Bonn beschlossene Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz nicht zurückgenommen wird. In der Kölner Tageszeitung Express vom Freitag warf der Stuttgarter Oberbürgermeister den Bonner Politikern vor, die ohnehin finanzknappen Gemeinden vor unlösbare Probleme zu stellen.
HARTFORD, 4. September (AP). In den USA ist eine Papierfabrik wegen jahrelanger Einleitung hochgiftiger Abwässer in den Connecticut-Fluß zu 13 Millionen Dollar (18 Millionen Mark) Geldstrafe verurteilt worden. Das am Donnerstag von einem Bundesgericht in Hartford verkündete Urteil ist die bisher härteste unter dem Wasserschutzgesetz verhängte Strafe. Die Firma Dexter hatte sich schuldig bekannt, über vier Jahre große Mengen giftiger Substanzen in den Connecticut geleitet zu haben.
POTSDAM, 4. September (AP). Rechtsradikale in Brandenburg haben die zahlreichen Friedensappelle von Politikern mißachtet und sind in der Nacht zum Freitag erneut auf Ausländer losgegangen. Nach Polizeiangaben versuchten etwa 40 bis 60 Randalierer, das zentrale Aufnahmelager für Asylbewerber im brandenburgischen Eisenhüttenstadt anzugreifen. Rund 200 Bundesgrenzschützer versuchten sie aufzuhalten. Beide Gruppen lieferten sich eine knapp zweistündige Straßenschlacht.
Die Rechtsradikalen bewarfen die Bundesgrenzschützer gegen Mitternacht in der Nähe des Aufnahmelagers mit zertrümmerten Gehwegplatten, wie ein Sprecher des für Eisenhüttenstadt zuständigen Polizeipräsidiums in Frankfurt/Oder mitteilte. Dabei wurde ein Beamter verletzt.
Über die Anzahl der Verletzten unter den Rechtsradikalen konnte der Sprecher keine Auskunft geben. Den Angaben zufolge setzte der Bundesgrenzschutz Wasserwerfer und Schlagstöcke ein. Die Randalierer, von denen drei festgenommen wurden, hätten zunächst die Einsatzkräfte beobachtet und dann einen Angriff auf sie gestartet. Nach den Worten des Sprechers demolierten sie drei Mannschaftswagen der Grenzschützer und zwei Autos. Auch ein Wasserwerfer sei beschädigt worden. Die Polizei sei weiter mit starken Truppen vor dem Asylbewerberheim präsent. "Wir haben die Lage im Griff", betonte der Sprecher.
In Lübben westlich von Cottbus verübten Unbekannte einen Brandanschlag auf das dortige Asylbewerberheim. Wie ein Sprecher im zuständigen Polizeipräsidium Cottbus erklärte, zündete der Brandsatz unterhalb eines Fensters. Es gab keine Verletzten.
Obwohl die Polizei sofort am Ort des Geschehens gewesen sei, habe kein Täter gefaßt werden können, sagte der Sprecher. In Biesenthal nördlich von Berlin brannte nach Angaben des Polizeipräsidiums Oranienburg eine kleine, unbewohnte Holzbaracke auf dem Gelände eines Asylbewerberheims nach einem Anschlag nieder. Mehrere Personen hätten Brandsätze auf die Hütte geworfen.
Unbekannt blieben auch die Täter, die eine Aussiedler-Unterkunft in Leverkusen überfielen. Nach Angaben der Kölner Polizei warfen sie Molotow-Cocktails gegen Wohncontainer, in denen zumeist Menschen aus der Ex-Sowjetunion untergebracht sind. Von ihnen wurde niemand verletzt.
KÖLN (AFP). Nach Ansicht des Präsidenten des deutschen Städtetags, Manfred Rommel (CDU), werden die Städte ohne einen Aufnahmestopp für Asylbewerber der Lage nicht mehr Herr. In einem Interview der Kölner Tageszeitung Express sagte er, die Schmerzgrenze sei in vielen Städten und Kommunen erreicht. Der Stuttgarter Oberbürgermeister will überprüfen lassen, ob den Asylbewerbern die Möglichkeit des Rechtswegs innerhalb des Asylverfahrens genommen werden könne. Ein Bewerber könnte dann gegen eine Ablehnung seines Asylantrags nicht mehr klagen.
(Weitere Berichte auf den Seiten 3 und 20)
TRIPOLIS, 4. September (AP). In Libyen ist jetzt auch die Gründung von Privatbetrieben erlaubt. Wie der Rundfunk am Donnerstag meldete, verabschiedete der Allgemeine Volkskongreß in Tripolis ein Gesetz, in dem neben der Zulassung von privaten Unternehmen auch der Verkauf von Staatsbetrieben gebilligt wird. Es trat sofort in Kraft. Im Rundfunk hieß es, Privatpersonen sei von nun an erlaubt, sich im Bereich Landwirtschaft, Industrie und Gesundheitswesen unabhängig zu betätigen. Das neue Gesetz korrigiert die bisherige Politik von Staatschef Muammar el-Ghaddafi, der sich in seinem "Grünen Buch" für eine kompromißlose Staatswirtschaft ausgesprochen hatte.
Verdeckte Ermittler
LKA-Chef lehnt
Straftaten im
WIESBADEN, 4. September (AP). Der Direktor des hessischen Landeskriminalamtes, Klaus-Jürgen Timm, hat es abgelehnt, verdeckten Ermittlern der Polizei die Begehung von Straftaten im Einsatz zu erlauben.
Politiker und Sicherheitsexperten hatten in den vergangenen Wochen neue Gesetze gefordert, nach denen verdeckte Ermittler für "milieutypische Straftaten" nicht bestraft werden dürfen. Der LKA- Chef sagte, Polizisten, die in ihrem Einsatz Straftaten begehen, würden dem Berufsethos schweren Schaden zufügen. Für die Ermittler im Untergrund sei dies auch nicht notwendig, sagte Timm.
Die Befürworter einer Gesetzesänderung sind der Ansicht, daß verdeckte Ermittler etwa für Delikte wie Diebstahl, Hehlerei oder Fahren unter Alkohol straffrei bleiben sollten.
Timm wies darauf hin, daß zu den "milieutypischen Straftaten" auch Körperverletzung und schwerwiegende Verbrechen gehören. Nach seinen Worten lehnen auch die verdeckten Ermittler selbst diese Erlaubnis ab.
WETTERAUKREIS/GIESSEN. Zu der für Jugendliche geltenden Höchststrafe von jeweils zehn Jahren Gefängnis wegen gemeinschaftlich begangenen vierfachen Mordes hat das Landgericht Gießen am Freitag im Prozeß um die Morde von Florstadt die beiden 18jährigen Hauptangeklagten verurteilt.
Das Gericht sah es als erwiesen an, daß die beiden damaligen Lehrlinge Rainer B. und Peter S. im März 1991 ein deutsches und ein amerikanisches Ehepaar in Florstadt heimtückisch und zur Verdeckung einer Straftat erschossen haben.
Darüber hinaus verfügte die Jugendstrafkammer für Rainer B. die Einweisung in ein psychiatrisches Krankenhaus. Die Richter gingen im Strafmaß über den Antrag der Staatsanwaltschaft hinaus, die für die Hauptangeklagten jeweils neun Jahre und acht Monate Haft beantragt hatte.
Den dritten Angeklagten, den 17 Jahren alten Hilfsarbeiter Siegfried S., verurteilte die Jugendkammer wegen Beihilfe zum Mord zu vier Jahren und neun Monaten Gefängnis. (Lesen Sie dazu auch unseren Bericht auf der Hessen-Seite.) AP
MÜNCHEN, 4. September (AP). In den Alpen haben in der Nacht zum Freitag neue Schneefälle eingesetzt. Die Zugspitze meldete am Vormittag Schneetreiben bei drei Grad Kälte. Auf Deutschlands mit 2963 Meter höchstem Berg beträgt die Schneehöhe bereits wieder zwölf Zentimeter. Die Schneefallgrenze liegt bei etwa 2400 Meter.
BONN, 4. September (AP). Die Mietbeihilfe für alleinstehende Wehrpflichtige soll um 74 Mark auf 584 Mark angehoben werden. Wie das Bundesverteidigungsministerium am Freitag in Bonn weiter mitteilte, sieht ein vom Kabinett im Umlaufverfahren gebilligter Gesetzentwurf ferner eine Steigerung des monatlichen Mindestunterhalts für die Ehefrauen von Wehrpflichtigen vor, die vor der Einberufung kein Einkommen hatten. Er soll künftig 718 Mark statt bisher 650 Mark betragen. Die Regelungen gelten auch für Zivildienstleistende. Der Gesetzentwurf muß noch von Bundestag und Bundesrat beraten werden.
BERLIN, 4. September (AP). Mit zwölf Schüssen aus der Dienstpistole haben Berliner Polizisten einen Kampfhund niedergestreckt, der auf sie gehetzt worden war. Wie die Ordnungsbehörde am Freitag mitteilte, durchsuchten Polizeibeamte in Zivil am Vorabend ein Bordell nach einem wegen Rauschgifthandel, Freiheitsberaubung und gefährlicher Körperverletzung gesuchten 28jährigen.
Obwohl sich die Beamten mehrfach als Polizisten ausgewiesen hätten, habe ein 22jähriger seinen Pitbull-Terrier auf die Männer gehetzt. Die Polizisten gaben zwölf Schüsse ab, acht trafen das Tier, erklärte die Polizei. Bei einer späteren Überprüfung habe sich herausgestellt, daß gegen den Hundebesitzer ein Haftbefehl wegen schweren Raubes vorlag.
KÖLN, 4. September (AP). Städtetagspräsident Manfred Rommel (CDU) hat mit einer Klage vor dem Bundesverfassungsgericht gegen den Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz gedroht. Der Stuttgarter Oberbürgermeister warf den Bonner Politikern vor, mit ihren Beschlüssen die ohnehin finanzknappen Gemeinden vor unlösbare Probleme zu stellen. Bundesjugendministerin Angela Merkel (CDU) konterte am Freitag in Bonn, den Städten und Gemeinden fehle lediglich der Wille zur Mittelumverteilung zugunsten von Kindern.
Der Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz ab 1996 koste die Kommunen bis zu 40 Milliarden Mark binnen weniger Jahre, sagte Rommel in einem Interview des Kölner Express. "Den Scheck hat zwar Bonn ausgestellt, doch die Kommunen sollen ihn decken. Für mich ist das ein Beschluß aus dem Wolkenkukkucksheim", meinte der Bürgermeister.
BONN, 4. September (AP). Bundeskanzler Helmut Kohl wird vom 8. bis 17. Oktober fünf asiatische Staaten besuchen. Nach Mitteilung des Bundespresseamtes sind dies Indien, Singapur, Indonesien, Südkorea und Japan.
POTSDAM, 4. September (AP/FR). Der Ministerpräsident von Brandenburg, Manfred Stolpe, hat Fehler beim Umgang mit dem Staats- und Parteiapparat der DDR eingeräumt, gleichzeitig aber seine Kontakte zur Staatssicherheit als Notwendigkeit bezeichnet.
In einer persönlichen Erklärung räumte der SPD-Politiker am Donnerstag abend vor dem Landtag in Potsdam ein, es sei falsch gewesen, eine Verdienstmedaille, "wie sie in der DDR vieltausendfach verteilt wurde", als politisch belanglos anzusehen.
Stolpe war 1978 als Konsistorialpräsident der Evangelischen Kirche mit einer Ehrenmedaille ausgezeichnet worden. In der gegenwärtigen Situation habe diese einen "ganz anderen Stellenwert erlangt und öffnet weiteren Verleumdungsversuchen Tür und Tor", erklärte Stolpe. Seine Motive für die Kontakte mit dem Staatsapparat seien die Unabhängigkeit der Kirche und die Verbesserung der Lebensverhältnisse in der DDR gewesen. Er sei grundsätzlich bereit, die DDR-Vergangenheit mitaufarbeiten zu wollen. Jene, die ihm mißtrauten und zögerliches Vorgehen vorwürfen, nehme er sehr ernst. Er könne und wolle sich "von möglichen Fehleinschätzungen nicht freisprechen". Nicht hinnehmen werde er aber "die dauernden Vorverurteilungen, die nicht selten an Verleumdungen grenzen". Solche Behauptungen wolle er auch weiterhin nicht mit "meinen guten Taten" aufrechnen. Von ihm als dem Betroffenen werde ein Unschuldsbeweis verlangt.
Stolpe appellierte an die Öffentlichkeit, die "von der Planerfüllungs- und Berichtsmanie strotzenden Stasi- und SED-Papiere mit der Wirklichkeit abzugleichen". Ehemalige DDR-Bürger dürften nicht nur nach Papieren, sondern nach den wirklichen Lebensabläufen bewertet werden. Er habe sich als ehemaliger DDR-Bürger nicht zu schämen und nicht zu entschuldigen.
STUTTGART, 4. September (AP). Für mehr Frauenpower wollen künftig die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF) und die Frauen-Union der CDU in Baden-Württemberg sorgen. Beide Organisationen vereinbarten erstmals eine enge Zusammenarbeit zur Durchsetzung von Fraueninteressen, wie die Landesvorsitzenden Elfriede Behnke und Barbara Schäfer am Freitag in Stuttgart mitteilten. Als erste Schwerpunkte der gemeinsamen Arbeit nannten sie den Ausbau der Kinderbetreuung und die verstärkte Förderung von Frauenhäusern im Südwesten.
Behnke und Schäfer kritisierten, daß die in der Koalitionsvereinbarung zwischen SPD und CDU enthaltenen frauenpolitischen Vorhaben allesamt unter Finanzierungsvorbehalt stünden. Sie kündigten an, daß alle südwestdeutschen Gemeinden ab 10 000 Einwohnern künftig eine hauptamtliche Frauenbeauftragte einstellen sollten. Die Forderungen von SPD- und CDU-Frauen decken sich ihren Angaben zufolge zu 80 Prozent. Als einen der wenigen Punkte, bei dem sich zwischen Sozial- und Christdemokratinnen vermutlich kein Konsens erzielen lassen werde, führten sie den Abtreibungsparagraphen 218 an.
BELFAST, 4. September (AP). Britische Soldaten haben am Freitag in Belfast einen 18jährigen Katholiken erschossen. Augenzeugen berichteten der Nachrichtenagentur Press Association zufolge, der junge Mann sei bei einer Kontrolle durch eine Militärpatrouille weggelaufen und erschossen worden.
FRANKFURT A. M., 4. September (AP/dpa). Drei Wochen nach dem Ausbruch rassistischer Gewalt in Deutschland sind in der Nacht zum Freitag wieder Ausländerwohnheime in Ost und West von Rechtsradikalen attackiert worden. 40 bis 60 Gewalttäter versuchten, das brandenburgische Aufnahmelager für Asylbewerber in Eisenhüttenstadt zu stürmen. Sie lieferten sich eine zweistündige Schlacht mit 200 Polizisten.
Der Polizei in Frankfurt/Oder zufolge bewarfen die Rechtsradikalen Beamte des Bundesgrenzschutzes mit zertrümmerten Gehwegplatten. Sie demolierten drei Mannschaftswagen des Bundesgrenzschutzes und zwei Autos. Ein Polizist wurde leicht verletzt. Drei Personen wurden festgenommen.
In Lübben, westlich von Cottbus, und in Biesenthal, nördlich von Berlin, verübten Unbekannte Brandanschläge auf Asylbewerberheime. In beiden Fällen konnten die Flammen gelöscht werden. Niemand wurde verletzt, die Täter entkamen.
In Leverkusen warfen Unbekannte Molotowcocktails in eine Container-Siedlung für Aussiedler. Auch dabei wurde niemand verletzt.
Die ersten Gerichtsverhandlungen gegen jugendliche Gewalttäter von Rostock werden in der nächsten Woche geführt. Da es sich um Minderjährige handele, werde nicht öffentlich verhandelt, teilte am Freitag der leitende Oberstaatsanwalt Wolfgang Neumann mit.
Die Staatsanwaltschaft Frankfurt/Oder hat Anklage wegen schweren Landfriedensbruchs gegen vier Männer erhoben, die am vorigen Wochenende an einem Überfall auf das zentrale Aufnahmelager in Eisenhüttenstadt beteiligt gewesen sein sollen. Sie müssen sich zudem wegen Sachbeschädigung, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte sowie einer wegen gefährlicher Körperverletzung verantworten, wie ein Sprecher sagte.
Die Berliner Polizei nahm sechs Männer und eine Frau fest, die für zwei Überfälle auf ein von Vietnamesen bewohntes Ausländerwohnheim im Bezirk Hohenschönhausen, einen Brandanschlag auf einen türkischen Kiosk, Geschäftseinbrüche und Diebstähle aus Autos verantwortlich sein sollen. Als Motiv hätten alle Ausländerfeindlichkeit genannt.
Das russische Außenministerium äußerte sich besorgt über die rechtsextremistischen Angriffe.
Der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Rudolf Dreßler, forderte von Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) eine Krisenrunde von Parteien, gesellschaftlichen Organisationen und Medien. Eine solche Runde sei überfällig, um schnelle, wirksame Aktionen gegen ausländerfeindliche Angriffe zu beraten. Sie könne ein Signal sein, "daß Staat und Gesellschaft den Willen zur inneren Verständigung und zur Durchsetzung des inneren Friedens nicht brechen lassen".
Der CDU-Bundesvorstand forderte schärfere Gesetze, um neue Ausschreitungen zu verhindern. Das Versammlungsrecht und der Straftatbestand des Landfriedensbruchs müßten überprüft und gegebenenfalls verschärft werden. Der Verfassungsschutz in den neuen Ländern solle zügig aufgebaut werden. Die CDU-Spitze befürwortet eine rasche Änderung des Grundrechts auf Asyl. Die gänzliche Abschaffung dieses Rechtsanspruchs lehnte sie aber ab. "Rostocker Appell" für Ausländerrecht
ROSTOCK (epd). Die Verankerung von Bürgerrechten für Ausländer in der künftigen Verfassung des Landes Mecklenburg-Vorpommern hat eine Rostocker Initiative gefordert.
In einem "Rostocker Appell" kritisierte sie, daß im Entwurf einer Landesverfassung über die Rechte und Pflichten ausländischer Einwohner sowie über den Schutz von Minderheiten nichts ausgesagt sei. Diese sollten deutschen Bürgern des Landes gleichgestellt werden. Schwerin will Festung Deutschland SCHWERIN (dpa). Der Justizminister von Mecklenburg-Vorpommern, Herbert Helmrich (CDU), hat eine konsequente Abgrenzung Deutschlands gegen Zuwanderungen aus Südosteuropa gefordert. Der Wochenzeitung Mecklenburger Aufbruch sagte er, man müsse im übertragenen Sinne eine Mauer ziehen, um die Festung dichtzumachen. Helmrich teile die Auffassung, daß "die Ausländer bei uns auch Arbeitsplätze besetzen". Potsdam legt Programm für Jugend auf POTSDAM (AFP). Die brandenburgische Landesregierung will den zunehmenden rechtsradikalen Tendenzen bei Jugendlichen im Land mit einem Sofortprogramm zur Jugendarbeit begegnen. Dazu gehörten der Ausbau von Jugendklubs sowie internationale Austauschprogramme, sagte die brandenburgische Sozialministerin Regine Hildebrandt (SPD) am Freitag vor Journalisten in Potsdam. Außerdem solle es Angebote zur beruflichen Ausbildung geben. Die Sozialministerin warnte davor, Stellen auf der Basis von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) im sozialen Bereich zu kürzen.
(Weitere Berichte Seiten 3 und 4)
MÜNCHEN, 4. September (AP). Aus dem Archiv der Münchner Justizbehörden sind wichtige Akten über das Olympia-Attentat 1972 verschwunden. Der stellvertretende Leiter der Staatsanwaltschaft München I, Veit Sauter, sagte der Süddeutschen Zeitung, es gehe um die Ergebnisse der Ermittlungen gegen den damaligen Münchner Polizeipräsidenten Manfred Schreiber und seinen Stellvertreter Georg Wolf. Die Akten seien "wohl versehentlich vernichtet worden", sagte der Staatsanwalt. Er habe aber keinen Vernichtungsvermerk gefunden. Das Verfahren gegen Schreiber und Wolf war eingestellt worden.
LEIPZIG, 4. September (dpa). Mit einer Art "schnellen Eingreiftruppe" will die Bundesregierung bürokratische Hürden bei der Ausweisung von Bauland in den neuen Ländern überwinden. Darauf haben sich nach Informationen der Leipziger Volkszeitung (Freitagausgabe) Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) und die Ost-Abgeordneten seiner Partei geeinigt. Es solle ein Maßnahmenkatalog erarbeitet werden, damit den Kommunen und Wohnungsbaugesellschaften Bauland aus Treuhandverwaltung schneller als bisher zur Verfügung gestellt werden kann. Experten von Regierung, Parlament und Landesregierungen seien beauftragt, bis zum 19. Oktober Vorlagen zu entwickeln. Des weiteren sei an ein "drastisch verkürztes Genehmigungsverfahren" gedacht. Auch bei der Altschuldenbelastung von Immobilien plant Bonn nach Angaben der Zeitung "entscheidende Korrekturen".
STUTTGART, 4. September (dpa). Der neue FDP-Bundesvorsitzende wird nach Einschätzung der FDP-Politikerin Hildegard Hamm-Brücher entweder Klaus Kinkel oder Wolfgang Gerhardt heißen. Sie glaube nicht, daß Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann und Wohnungsbauministerin Irmgard Schwaetzer im Kampf um die Nachfolge von Otto Graf Lambsdorff eine Chance hätten, sagte Frau Hamm-Brücher in Stuttgart. Sie habe diesen Eindruck nach parteiinternen Gesprächen gewonnen. Frau Hamm-Brücher rechnet damit, daß Möllemann gar nicht erst antreten wird, wenn Kinkel kandidiert. Frau Schwaetzer rät sie, sich nicht um den Vorsitz zu bewerben.
MÜNCHEN. Sie war die erste Gesellschaftskolumnistin im Nachkriegs- Deutschland: Marlen Sinjen, die am Sonntag (6. September) 80 Jahre alt wird, hat ihr Leben unter den Leitsatz gestellt: "Du schaffst es." Dieses Motto gab ihr Ehemann Max bei seinem letzten Fronturlaub mit auf den Lebensweg, kurz bevor er im Zweiten Weltkrieg in Rußland fiel. "Du schaffst es" ist auch der Titel ihrer jetzt erschienenen Autobiographie (Langen-Müller-Verlag, München), in dem die Reporterin die wichtigsten Stationen ihres Lebens schildert.
Aufgewachsen in Itzehoe zog es die junge Frau bald nach Berlin und Hamburg. Nach dem Abschluß einer Rundfunkschule und einem Volontariat beim Deutschen Presse Dienst (dpd), dem Vorläufer der Deutschen Presse-Agentur (dpa), machte sie sich vor allem mit ihren Gesellschaftskolumnen in Publikumsblättern wie "Constanze", "Bild" und "Hörzu" einen Namen. In ihren Erinnerungen schreibt Marlen Sinjen aber auch über ihre persönlichen Erlebnisse, über ihre drei Töchter, von denen Sabine Sinjen eine auch international bekannte Schauspielerin geworden ist, und über ihre Begegnungen mit Stars wie Hans Albers, Orson Welles und O.W. Fischer.
Das in Marlen Sinjens Buch beschriebene Leben ist vor allem auch ein Stück Zeitgeschichte und steht stellvertretend für viele ähnliche Frauenschicksale nach dem Zweiten Weltkrieg. Obwohl ihr persönliches Schicksal nicht immer leicht gewesen ist - eigentlich wollte sie Pianistin werden, doch Krieg und Nachkriegszeit begruben diese Pläne -, strahlt sie heute Mut und Optimismus aus. dpa zi
BERLIN, 4. September (dpa). Die Auseinandersetzungen mit Sekten werden in Zukunft umfangreicher und brutaler. Diese Ansicht vertritt Pater Klaus Funke vom Arbeitskreis für Sekten- und Weltanschauungsfragen für das Bistum Berlin. Funke meinte am Donnerstag während einer Tagung zum Thema "Jugendreligionen - Okkultismus - Esoterik heute" in Berlin, ihm seien Fälle bekannt, in denen Sektenmitglieder bewußt eingeschüchtert wurden, verschwunden sind oder Selbstmord verübt haben. Besorgniserregend sei vor allem die Situation von Kindern. Mit Akademikern und Geschäftsleuten habe sich auch die Zielgruppe der Sekten verändert, sagte Funke. Auch in den neuen Bundesländern würden sich einige Gruppen etablieren, berichtete Gerald Kluge, Sektenbeauftragter für den Raum Sachsen. Hier komme die Unerfahrenheit der Menschen mit Kirche und Religiösität zum tragen.
TRIPOLIS, 4. September (AP). In Libyen ist jetzt auch die Gründung von Privatbetrieben erlaubt. Wie der Rundfunk am Donnerstag meldete, verabschiedete der Allgemeine Volkskongreß in Tripolis ein Gesetz, in dem neben der Zulassung von privaten Unternehmen auch der Verkauf von Staatsbetrieben gebilligt wird. Die Vorlage wurde bereits am Mittwoch vom Volkskongreß angenommen und trat sofort in Kraft. Im Rundfunk hieß es, Privatpersonen sei von nun an erlaubt, sich in Landwirtschaft, Industrie und Gesundheitswesen unabhängig zu betätigen.
Das neue Gesetz spiegelt eine Abkehr der bisherigen Politik von Staatschef Muammar el Ghaddafi wider, der sich in seinem in den 70er Jahren geschriebenen "Grünen Buch" für eine kompromißlose Staatswirtschaft ausgesprochen hatte.
HARTFORD, 4. September (AP). In den USA ist eine Papierfabrik wegen jahrelanger Einleitung hochgiftiger Abwässer in den Connecticut-Fluß zu umgerechnet 18 Millionen Mark Geldstrafe verurteilt worden. Das am Donnerstag von einem Bundesgericht in Hartford verkündete Urteil ist die härteste Strafe, die bisher nach dem US-Wasserschutzgesetz verhängt wurde.
Die Firma Dexter hatte sich schuldig bekannt, über vier Jahre große Mengen Kohlenbisulfid in den Connecticut geleitet zu haben. Die hochgiftige, Arsen und Zyanid enthaltende Substanz wird zur Herstellung von Kunstseide und Zellophan benötigt. Die Behörden betonten aber, daß keine akute Gesundheitsgefahr für die Bevölkerung beobachtet worden sei. Man werde den Fluß aber weiter daraufhin untersuchen.
PARIS, 4. September (dpa). Bundeskanzler Helmut Kohl und der französische Staatspräsident François Mitterrand haben am Donnerstag abend im französischen Fernsehen für den Maastrichter EG-Vertrag geworben. In der Sondersendung zum französischen Referendum am 20. September versuchte Kohl, die Furcht vor einem "deutschen Europa" zu zerstreuen.
Kohl wies vor allem Gedanken zurück, bei den Rostocker Krawallen sei eine "totalitäre Versuchung" Deutschlands sichtbar geworden. Es sei absurd zu denken, es gebe einen "deutschen Dämon". In Rostock seien viele Probleme aus 40 Jahren Kommunismus zusammengekommen, die man nicht von heute auf morgen lösen könne.
Mitterrand stellte sich zunächst Bürgern, dann Journalisten und schließlich einem Streitgespräch mit dem neogaullistischen Wortführer der Maastricht-Gegner Philippe Seguin. Beobachter meinen, Mitterrand habe - aufgerüttelt durch die Anti-Maastricht-Stimmung in der Bevölkerung - zur großen Fernseh-Inszenierung gegriffen.
Ein französisches Nein würde nicht nur den Vertrag als Ganzes zum Scheitern bringen, es bedeutete auch Mitterrands politischen Tod. Zwar wies Mitterrand in der dreistündigen Maastricht- Show derlei Spekulationen zurück, doch es steht für politische Beobachter in Paris fest, daß Mitterrand das Referendum auch als Abstimmung über seine elfjährige Amtszeit betrachtet. Nach letzten Umfragen steht das Ergebnis auf der Kippe. Die Debatte war in den vergangenen Tagen von der Angst vor einem übermächtigen Deutschland bestimmt.
Kohl versicherte, es werde kein "deutsches Europa" geben. Wiedervereinigung und europäische Einigung seien "zwei Seiten einer Medaille". Zum Vorwurf der Einmischung in die französische Debatte sagte Kohl, auch Mitterrands Bundestagsrede 1982 zur Stationierung von US-Mittelstreckenraketen in Deutschland sei keine Einmischung gewesen. Der britische Premierminister John Major hatte einen TV-Auftritt neben Kohl abgelehnt.
Mitterrand sagte, eine Ablehnung des Vertrages würde "sehr schweren Schaden für die Geschichte Frankreichs und die Franzosen" bedeuten. Er ließ offen, wie er auf ein Nein bei dem Referendum reagieren würde. Er werde bei einem Nein binnen 24 Stunden "die Verantwortung übernehmen", die ihm obliege. Dazu sagte der neogaullistische Ex-Innenminister Charles Pasqua in Tours, man könne Mitterrand nicht zum Rücktritt zwingen. Doch müsse bei einem Nein zu Maastricht das Parlament aufgelöst werden.
Seguin wandte sich gegen den Unionsvertrag mit dem Argument, er bedeute das Ende der unabhängigen französischen Diplomatie und unterwerfe die Wirtschaftspolitik der Währungspolitik der Notenbankchefs. Demokratie sei aber untrennbar mit nationaler Souveränität verbunden.
Dagegen erklärte Mitterrand, den Franzosen bleibe ihr Vaterland erhalten, und sie bekämen das Vaterland Europa dazu. Die Wirtschaftspolitik bleibe Vorrecht der Politiker. Nicht nur der Franc solle zugunsten der ECU aufgegeben werden, sondern auch die D-Mark, auf die die Deutschen so stolz seien. Dies sei ein "großer Sieg für den Geist der Gemeinschaft". Der Maastrichter Vertrag sei ein "Schutzvertrag" zur Schaffung eines grenzenlosen Marktes.
(Kommentar auf Seite 3, weiterer Bericht auf Seite 7)
OTTAWA, 4. September (dpa). In Kanada wird am 26. Oktober über den Fortbestand der Einheit des Landes entschieden. Das gab Ministerpräsident Brian Mulroney bekannt. Am selben Tag entscheiden die Bürger der frankokanadischen Provinz Quebec über die weitere Zugehörigkeit zu Kanada.
LIMA, 4. September (dpa). Ein peruanischer Armeeoffizier ist am Donnerstag in Lima ermordet worden. Nach amtlichen Informationen wurde der Chef des Rekrutierungsbüros Mariano Velit von zwei Männern auf offener Straße niedergeschossen. Hinter dem Anschlag wird die maoistische Guerillagruppe Leuchtender Pfad vermutet.
HAMBURG, 4. September (dpa). Bundesverteidigungsminister Volker Rühe (CDU) plant die Streichung einer Reihe langfristiger Rüstungsvorhaben. Sie sollen jährlich Einsparungen in Höhe von zwei Milliarden Mark bringen. Dies sieht ein vertraulicher Entwurf für die neue Beschaffungsplanung der Bundeswehr vor. Betroffen von den Einsparungen von insgesamt rund 20 Milliarden Mark sind nach Informationen der Bild-Zeitung am Freitag unter anderem 138 Panzerabwehrhubschrauber vom Typ Tiger, 699 Marder 2, 255 Panzerhaubitzen 2000, das Aufklärungssystem Lapas sowie vier U Boote 212.
NEU DELHI, 4. September (dpa). Bei einem Zugunglück in Zentralindien sind in der Nacht zum Freitag 37 Menschen umgekommen. Die indische Nachrichtenagentur UNI berichtete, der Nagpur- Tatanagar-Zug sei nahe Kirorimalnagar im zentralindischen Bundesstaat Madhya Pradesh mit einem Güterzug zusammengestoßen. Die Ursache des Unglücks war noch unklar. Zusammenstoß bei Stockholm
STOCKHOLM (AFP). In einem Vorort südöstlich von Stockholm sind am Freitag zwei Pendlerzüge frontal zusammengestoßen. Nach Auskunft der örtlichen Behörden wurden dabei 35 Menschen verletzt. Beide Züge fuhren mit geringer Geschwindigkeit. Der Zug in Richtung Stockholm beförderte etwa 350 Passagiere, der entgegenkommende nur "sehr wenige", berichteten Augenzeugen. Über die Unfallursache wurde nichts bekannt.
Aufgespießt
"Drei habe ich für Palästina gegeben und eine für mich behalten." Yassir Arafat, Chef der Palästinensischen Befreiungsorganisation, zur Möglichkeit, als Moslem vier Frauen zu heiraten. Der langjährige Junggeselle hatte erst vor kurzem die 28jährige Suha Tawil geehelicht.
"Boris ist eine Herausforderung"
Der Österreicher Günther Bresnik wird der neue Trainer von Deutschlands Tennis-Star Boris Becker. "Boris hat mich gefragt, und ich bin bereit. Es ist für mich eine große Ehre und Herausforderung, mit einem der größten Tennisspieler aller Zeiten zusammenzuarbeiten", sagte Bresnik am Rande der US-Open in Flushing Meadow. Becker nahm zunächst nicht Stellung. Dennoch scheint klar: Bresnik soll ihn auf Vordermann bringen. Nach dem Siebenbürger Günther Bosch, dem Australier Bob Brett und dem Tschechoslowaken Tomas Smid, von dem sich Becker trennte, und den Interims-Lösungen Tiriac und Niki Pilic ist nun ein Neuer dran.
Auch wenn der 31jährige Österreichs Daviscup-Team betreut und beim Grand-Slam-Turnier in Flushing Meadow den Schweizer Jakob Hlasek coacht - der Wiener ist eigentlich ein unbeschriebenes Blatt im internationalen Tennis- Zirkus. Er stammt aus einer Arztfamilie, studierte ein paar Semester Medizin und verdiente sein Geld mit Trainer-Stunden im Wiener Leistungszentrum. Vor fünf Jahren ging er mit dem Kärntner Horst Skoff auf Tour. Als sich das Gespann trennte, war Skoff 18. statt 120. der Weltrangliste. Bresnik betreute auch den Jugolawen Slobodan Zivojinovic, den Israeli Amos Mansdorf, den Amerikaner Patrick McEnroe und den Neusser Patrick Baur.
Becker wird wahrscheinlich erstmals bei den Swiss Open in Basel (28. September bis 4. Oktober) unter den Fittichen des Österreichers auftreten. dpa/sid
Gipfel der Blockfreien Hilfe für Kabul gefordert
JAKARTA, 4. September (dpa). "Kriminelle Elemente" hat der amtierende afghanische Präsident Burhanuddin Rabbani am Freitag für die Raketenangriffe auf Kabul verantwortlich gemacht. Diese Angriffe, sagte Rabbani auf der Gipfelkonferenz der Blockfreien in Jakarta, bedeuteten aber "keinen Bürgerkrieg". Sie erhöhten jedoch das Leiden der Bevölkerung nach dem Sieg der "islamischen Revolution" und der Niederlage der früheren UdSSR in Afghanistan.
Wegen der Raketenangriffe auf Kabul und andere Kampfhandlungen in Afghanistan ersuchte Rabbani die UN und die Bewegung der Blockfreien um umfangreiche humanitäre Hilfe. Afghanistan, sagte Rabbani, werde eine Politik der "aktiven Neutralität" verfolgen und dabei freundschaftliche Beziehungen zu seinen islamischen Nachbarstaaten, Europa, aber auch den USA, China und der russischen Föderation suchen. Rußland als Nachfolgestaat der früheren UdSSR, erklärte Rabbani, müsse Afghanistan Wiedergutmachung leisten. Die sowjetischen Besatzungstruppen in Afghanistan, sagte der Präsident, hätten dort vor allem durch ihre Luftangriffe große Umweltschäden angerichtet. Im Krieg zerstört worden seien 200 000 Hektar Wald und 2700 Kilometer Straße.
Der mittelamerikanische Staat Nicaragua hofft trotz seiner angespannten Wirtschaftslage darauf, 1995 von Indonesien den Vorsitz in der Bewegung der Blockfreien übernehmen zu können. Aber nicaraguanische Delegationskreise sagten am Freitag am Rande der 10. Gipfelkonferenz dieser Bewegung in Jakarta, die Entscheidung darüber werde wahrscheinlich erst beim Treffen der blockfreien Außenminister im Frühherbst am Rande der UN-Vollversammlung in New York fallen.
NEW YORK, 4. September (dpa). Barbara McClintock war kaum größer als 1,50 Meter, wog ungefähr 45 Kilogramm, hatte ein faltenreiches Gesicht und wache Augen hinter blitzenden Gläsern. Sie war weltweit als ein Genie der Genetik anerkannt, als sie am Mittwoch 90jährig in einem Krankenhaus in Huntington im US-Bundesstaat New York starb. Sie war ihrer Zeit um 30 Jahre voraus, als sie ihre bahnbrechenden Erkenntnisse über die Genstrukturen erstmals 1951 veröffentlichte, und mußte 32 Jahre auf den Nobelpreis für Medizin warten.
Die Forscherin, die in den letzten 50 Jahren im Cold Spring Harbor Laboratory im US-Bundesstaat New York lebte und arbeitete, erinnerte sich anläßlich der Verleihung 1983: "Alle haben damals gedacht, daß ich absolut verrückt sei." Inzwischen wird sie in ihrer Bedeutung mit Gregor Mendel und Thomas Hunt Morgan verglichen, den bedeutendsten Vertretern des Feldes überhaupt. Bis ganz zum Schluß hatte sie sieben Tage in der Woche, zwölf Stunden am Tag geforscht. Nach Angaben von James Watson, Direktor des Laboratoriums, war sie erstmals am Dienstag wegen der Erkrankung nicht in das Forschungsinstitut gekommen und dann plötzlich ihrem kurzen Leiden erlegen.
Erst in den 60er und 70er Jahren waren die Theorien der Arzttochter, die gegen den Widerstand ihrer Mutter Botanik studiert hatte, durch Einsatz der Hochtechnologie in der Forschung verifiziert worden. Ihr eigentliches Forschungsgebiet war Mais, und nach ihrer Promotion über Pflanzengenetik im Jahr 1927 ließ das Thema sie bis zu ihrem Lebensende nicht mehr los. Bei der Entgegennahme des Nobelpreises sagte sie: "Dies sieht vielleicht nicht fair aus - jemand auszuzeichnen für so viel Vergnügen über so viele Jahre, der einfach eine Maispflanze zur Lösung spezifischer Probleme aufforderte und dann ihre Antworten beobachtete."
Sie hatte dabei die sogenannten Kontrollelemente oder "Springenden Gene" entdeckt und gezeigt, daß Erbinformationen nicht starr wie Perlen auf einer Schnur aufgereiht sind, sondern sich zufällig verschieben können. Mit neuen Molekular-Techniken wurde nach Jahrzehnten nachgewiesen, daß die Beobachtungen Barbara McClintocks zutrafen und daß es "Springgene" auch in Bakterien, Säugetieren und Menschen gibt. Als sie ihre Entdeckung gemacht hatte, waren der Aufbau der Erbanlagen und die Struktur der DNS (Desoxyribonukleinsäure) noch völlig unbekannt. "Sie hat eine Revolution ausgelöst in der Art, in der wir über die Struktur und das Verhalten von Genen denken", hieß es in einem Nachruf ihres Instituts. Ihr Wirken allerdings ging weit darüber hinaus: "Ihre Einsichten haben neue Gebiete der Forschung eröffnet, und ihre Hingabe und Entschlossenheit haben Generationen von Wissenschaftlern inspiriert - vor allem Frauen."
MANNHEIM, 4. September (dpa). Die Verhandlungen der Metall-Tarifpartner über einen neuen Bundesmontagetarifvertrag sind am Freitag morgen in Mannheim unterbrochen worden. Sie sollen am Montag fortgesetzt werden. Wie aus Teilnehmerkreisen verlautete, zeichneten sich in der am Donnerstag nachmittag begonnenen neunten Verhandlungsrunde für die rund 150 000 Beschäftigten in den neuen und alten Bundesländern Kompromißmöglichkeiten ab.
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) plant nach den Verdächtigungen und Vorwürfen in den vergangenen Wochen, Dopingkontrollen im Training einzuführen. "Wir haben die Überlegung, unser Kontrollsystem bei Meisterschaftsspielen der Bundesligen auf die noch bestehenden Freiräume auszudehnen", erklärte DFB-Justitiar Götz Eilers.
"Die Schädigung, die zur Zeit in den Fußball reingeredet wird, grenzt an Rufmord", sagte der für die Dopingkontrollen zuständige DFB-Direktor. "Die negative Diskussion beenden wir nur, wenn auch in der Saisonvorbereitung und in der Winterpause kontrolliert wird", meinte Eilers, der mit DFB-Vizepräsident Otto Andres und Nationalmannschaftsarzt Heinrich Heß die Dopingkommission des Verbandes bildet.
Die neue Doping-Diskussion hatte Stuttgarts Trainer Christoph Daum ausgelöst. Vor dem Bundesliga-Start Anfang August hatte Daum in der "Bild"-Zeitung behauptet, beim VfB Stuttgart würde lange verletzten Spielern das Doping-Mittel Clenbuterol verabreicht, dies jedoch widerrufen. Manfred Ommer, Präsident des Zweitligisten FC Homburg, hatte seine Behauptungen erneuert, im Profi-Fußball wäre Doping an der Tagesordnung. Diese Aussage von Ommer wurde vom ehemaligen Homburger Mannschaftsarzt Klaus Steinbach zu Wochenbeginn erhärtet. "Es stinkt zum Himmel, wenn im Fußball behauptet wird, es werde nicht gedopt", erklärte der frühere Weltklasseschwimmer. Er erinnere sich genau daran, daß "Spieler zu mir gekommen sind und gesagt haben: Doc, ich brauch' was Starkes".
In der vergangenen Saison hat der DFB insgesamt 266 Doping-Proben durchführen lassen. Im vierten Jahr nach der Einführung des Kontrollsystems gab es keinen positiven Befund. Manfred Donike stellt dem DFB mittlerweile ein gutes Zeugnis aus. Eilers: "Prof. Donike hat uns versichert, der Fußball sei clean." dpa
GAZA, 4. September (dpa). Zu einer Freiheitsstrafe von insgesamt 810 Jahren hat ein israelisches Militärgericht drei Palästinenser verurteilt, die nach Auffassung des Gerichts Dutzende von Arabern gefoltert und getötet hatten. Die Opfer seien verdächtigt worden, mit Israel kollaboriert zu haben, berichtete Radio Israel am Freitag. Die drei jungen Männer hätten zugegeben, Mitglieder einer Kommandotruppe zu sein, die in Verbindung mit der Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) steht. Die Taten seien ihrer Ansicht nach gerechtfertigt gewesen.
OLDENBURG, 4. September (dpa). Greenpeace-Aktivisten haben in der Nacht zum Freitag in der Emsmündung ein Bohrschiff vorübergehend behindert. Die Umweltschutzorganisation protestierte mit der Aktion gegen geplante Erdgasbohrungen der BEB Erdgas und Erdöl GmbH am Rande des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer. Laut Wasserschutzpolizei in Oldenburg wurde das schwimmende Bohrgeschirr für knapp drei Stunden daran gehindert, seine Zielposition zu erreichen. Das Greenpeace- Schiff "Moby Dick" hatte sich auf die in Ausicht genommene Ankerstelle des Bohrschiffs gelegt.
DORTMUND, 4. September (dpa). Ein Kassenarzt muß auch dann am Notfalldienst teilnehmen, wenn er zu 100 Prozent schwerbeschädigt ist. Das hat das Sozialgericht Dortmund in einem am Freitag veröffentlichten Urteil entschieden. Der Mediziner hatte die Freistellung von den Notdiensten an Wochenenden und Feiertagen mit der Begründung verlangt, wegen seines schlechten Gesundheitszustands könne er in Notfällen nicht immer helfen. Das Gericht meinte dagegen, solange sich der Arzt im vollen Umfang wirtschaftlich als Kassenarzt betätige, müsse er auch seinen Pflichten in vollem Umfang nachkommen. Dazu gehöre insbesondere auch die Ableistung des Notfalldienstes (Az: S 22 Ka 92/91).
Wenn der Arzt sich körperlich nicht mehr in der Lage fühle, den Dienst zu verrichten, müsse er sich auf eigene Kosten um eine Vertretung bemühen.
Die Richter hatten außerdem festgestellt, daß der schwerbeschädigte Arzt in seiner Praxis im Durchschnitt mehr Patienten behandelt als Kollegen der gleichen Fachrichtung.
GENF/SARAJEWO, 4. September (dpa/ AP). UN-Generalsekretär Butros Ghali hat am Freitag an die internationale Gemeinschaft appelliert, noch rund 435 Millionen Dollar für die Versorgung der Flüchtlinge im früheren Jugoslawien bereitzustellen. In Genf sagte die UN-Flüchtlingskommissarin Sadako Ogata, ein "humanitäres Desaster" in den Wintermonaten müsse verhindert werden: "Die Zeit ist knapp, und es geht um Tausende von Menschenleben."
UN-Experten gehen davon aus, daß die Winterhilfe für Ex-Jugoslawien mehr als eine Milliarde Dollar kosten wird. Die Konferenz über das Hilfsprogrammm ist Teil der Genfer Friedensgespräche. Der Lenkungsausschuß der Friedensgespräche setzte am Freitag sechs Arbeitsgruppen ein, die sich mit Schlüsselfragen des Konflikts beschäftigen sollen.
In den von Serben betriebenen Internierungslagern in Bosnien gibt es nach Informationen des US-Außenministeriums verbreitete Menschenrechtsverletzungen. Ein Sprecher sagte, es gebe glaubwürdige Berichte, daß Häftlinge geschlagen, sexuell mißbraucht und hingerichtet würden. Auch Kroaten und Moslems unterhielten Gefangenenlager. Die Hauptverantwortung für Menschenrechtsverstöße liege aber bei den Serben. Es gebe jedoch keine Hinweise, daß die Serben die Lager zur systematischen Ermordung der Gegner benutzten.
Eine UN-Militärintervention in Bosnien hält der Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation, Kardinal Joseph Ratzinger, für erwägenswert. "Ob eventuell ein Einsatz von der Luft her Sinn hätte, wage ich nicht zu beurteilen, aber das sollte ernsthaft überlegt werden", sagte Ratzinger dem Münchner Merkur. Den Einsatz von Bodentruppen lehnte der Kardinal ab. Man könne aber auch überlegen, ob der bosnischen Seite Artillerie zur Verfügung gestellt werden sollte.
Der Hilfskonvoi, der am Donnerstag Lebensmittel nach Gorazde gebracht hatte, traf am Freitag wieder in Sarajewo ein. Die bosnische Hauptstadt wurde erneut mit schweren Waffen beschossen.
Mit dem Gewinn von jeweils einer Gold-, Silber- und Bronzemedaille nahm für Deutschland am Freitag in Auckland/ Neuseeland die 17. Trampolin-Weltmeisterschaft einen höchst erfreulichen Auftakt. Für den ersten Weltmeistertitel sorgte dabei auf dem Doppelminitramp das deutsche Turner-Quartett mit Steffen Eislöffel, Pascual Robles, Jörg Gehrke (alle Bad Kreuznach) und Heiko Berger (Bielefeld), das mit 50,80 Punkten die Mannschaftswertung vor Portugal (50,47) und Kanada (50,30) gewann.
Im Trampolin-Mannschaftskampf der Turnerinnen errang Deutschland mit 180,80 Punkten die Silbermedaille hinter Großbritannien (187,80). Die Mannschaft turnte mit Bafka Spang (Dillenburg), Sandra Beck (Schwäbisch-Gmünd), Tina Ludwig (Melle) und Hiltrud Roewe (Mörs). Im Mannschaftswettbewerb der Männer mußte Deutschland mit dem dritten Platz zufrieden sein. Hinter Rußland (192,60) und Frankreich (188,30) erkämpften Christian Kemmer, Martin Kubicka (beide München), Christof Emmes (Bad Kreuznach) und Michael Kuhn (Heubach) mit 187,00 Punkten Bronze.
Zahlreiche Patzer beeinflußten die Wettkämpfe auf den für Europäer ungewohnten Trampolinen australischer Produktion. Das deutsche Frauen-Quartett profitierte davon, als die russischen Titelverteidigerinnen im ersten Kürdurchgang hoffnungslos zurückfielen, da sie keine Streichwertung hatten. Die Turner dagegen verloren die schon greifbar nahe Vizemeisterschaft, als Kuhn seine Kür nicht durchturnen konnte. Dennoch erreichte er als Vorkampf-Dritter das Finale der zehn Besten am Sonntag, in dem Deutschland auch durch Emmes (4.) und Kemmer (7.) sowie Hiltrud Roewe (5.) und Tina Ludwig (9.) vertreten ist. dpa
GENF, 4. September (dpa). Dem Vertrag für ein Verbot aller chemischen Waffen, den die ständige Genfer Abrüstungskonferenz am Donnerstag abend verabschiedet hat, müssen abschließend noch die UN in New York zustimmen. Der deutsche Delegationsleiter in Genf, Adolf Ritter von Wagner, der als Vorsitzender des Ad-hoc-Komitees für die C-Waffen entscheidenden Anteil am Zustandekommen des Vertrages hatte, ist optimistisch, daß er sowohl im zuständigen UN-Ausschuß als auch in der Vollversammlung eine breite Mehrheit finden wird.
Dieser bisher umfassendste und komplizierteste internationale Abrüstungsvertrag verbietet die Entwicklung und Herstellung, den Erwerb, die Lagerung, die Weitergabe und den Gebrauch von C-Waffen, der bereits 1925 in einem ebenfalls in Genf unterzeichneten Protokoll untersagt worden war. Vorgesehen sind auch genaue Kontrollen über die Einhaltung des Abkommens durch Routineinspektionen in chemischen Betrieben. aber auch durch sogenannte Verdachtskontrollen (challenge inspections) in Rüstungsfabriken. Dafür ist eine Behörde in Den Haag mit rund 1000 Mitarbeitern vorgesehen.
MOSKAU, 4. September (dpa). Die angespannten japanisch-russischen Beziehungen werden durch einen Streit über die Sicherheitsmaßnahmen beim bevorstehenden Staatsbesuch von Präsident Boris Jelzin in Tokio weiter belastet. Der japanische Regierungssprecher Koichi Kato sagte am Freitag zur Kritik russischer Experten in Tokio: "Die Sicherheit wird kein Hindernis sein." Japan werde die Sicherheitsmaßnahmen verdoppeln. Er sei überzeugt, daß der Besuch planmäßig vom 13. bis 16. September stattfinde.
Russische Experten hatten Jelzin hingegen von seiner Visite abgeraten. Während der Vorbereitung der Sicherheitsmaßnahmen für den Staatsbesuch seien "mehrere negative Punkte" festgestellt worden. Die Russen beharren deshalb auf Bewaffnung der eigenen Wachen.
Regierungssprecher Kato sagte, es sei international üblich, daß das Gastgeberland die Sicherheit garantiere und ausländischen Leibwächtern verbiete, Waffen zu tragen.
BERLIN. Der Schriftsteller Günter Grass befürchtet im Nord-Süd-Konflikt eine "zunehmende Verelendung als Folge der Ausbeutung", die zusammen mit der Bevölkerungsexplosion einen Druck erzeugen werde, der zu unvorstellbaren Völkerwanderungen führen könnte. Das sich ausbreitende Chaos in Osteuropa und in Ostasien werde diesen Druck verstärken. "In diesem Zusammenhang werden, fürchte ich, revolutionäre Tendenzen vor allem rechte Vorzeichen tragen", sagte der 64 Jahre alte Autor der in Berlin erscheinenden Zeitschrift "neue deutsche literatur".
Man könne sich leicht ausmalen, was bei einer wirtschaftlichen Talfahrt hierzulande passiere. Grass sprach sich dafür aus, "daß die durch die ökologische Bewegung bereicherte Linke ihre Wehleidigkeit aufgibt, aus der Defensive herausgeht und der kapitalistischen Seite deutlich macht: Ohne uns geht gar nichts". Wenn sich nicht bald eine "sozialdemokratische Gegenkraft formiert", könnte im sozialen Bereich ein Vakuum entstehen, das bei anhaltenden Schwierigkeiten von rechts aufgefüllt werde. "Es könnte in der Tat zur Wiederholung von Geschichtskapiteln kommen, die wahrhaftig nicht nach Wiederholung verlangen." Deutschland, so Grass, werde von seinen Nachbarn zur Zeit "zu Recht genau beäugt", auch mit Mißtrauen. Die "erwiesene Unfähigkeit, aus dem Geschenk der Einheit eine wirkliche Einigung abzuleiten, läßt uns den neuen Aufgaben gegenüber als geschwächt erscheinen, schlimmer noch: als nicht ganz zurechnungsfähig". dpa
BUKAREST, 4. September (dpa). Der zur ungarischen Minderheit in Rumänien gehörende Bischof Laszlo Tökes fordert die Regierenden in Bukarest, wie bereits 1989 vor dem Sturz des Diktators Nicolae Ceausescu, erneut heraus. Das Regierungslager und Nationalisten verschiedener Prägung kritisieren ihn scharf wegen eines vor zwei Tagen in Temesvar begonnen Hungerstreikes. Sie werfen dem Bischof der Ungarischen Reformierten Kirche in Rumänien und Ehrenpräsident des Demokratischen Verbandes der Ungarn Rumäniens vor, er wolle die am 27. September angesetzten Wahlen beeinflussen.
Der Bischof führte als Hauptgrund seiner Nahrungsverweigerung an, daß das Volk noch immer nicht die Wahrheit über die Bluttaten im Dezember 1989 und ihre Anstifter erfahren habe, auch nicht über staatlich gelenkte Gewaltaktionen wie die Zusammenstöße im März 1990 in Tirgu Mures (Neumarkt) und die Bergarbeitermärsche auf Bukarest. Soldarisch mit Tökes erklärt hat sich der Metropolit der Orthodoxen Kirche des Banats.
"Aus Langeweile" wollte ein 17jähriger Brandenburger in den Krieg ziehen. Wie die Polizei in Bad Reichenhall am Freitag mitteilte, schlug sich der Ausreißer über die CSFR, Ungarn und Slowenien bis nach Kroatien durch, wo er sich um Aufnahme in die Armee bewarb. Dort abgelehnt, versuchte er es - ebenfalls vergeblich - bei der kämpfenden Truppe in Bosnien. Dann ging dem 17jährigen das Geld aus, woraufhin er sich bei der deutschen Botschaft in Zagreb meldete. Das Geld, das er dort erhielt, investierte er jedoch nicht in die Heimfahrt, sondern reiste erneut nach Bosnien, um sich in einer Söldnertruppe zu verdingen. Erst als dieser Versuch scheiterte, trieb es ihn wieder in die Heimat. (dpa)
Die interessante Sportnotiz
Anne Titze wieder Weltmeisterin Nach zwei vierten Plätzen gab es am Freitag bei der Straßen-Weltmeisterschaft der Rollschnelläufer in Rom den ersten Titel für Deutschland: Anne Titze (Groß-Gerau) setzte sich über 500 Meter durch und holte, nachdem sie im vergangenen Jahr zwei WM-Titel auf der Bahn gewann, ihren ersten Titel auf der Straße. Rothenberger gewann S-Dressur Sven Rothenberger hat auf Ideaal beim Reitturnier in seiner Heimatstadt Bad Homburg die Dressurprüfung Klasse S gewonnen. Er setzte sich zum Auftakt der dreitägigen Veranstaltung vor Udo Lange (Böblingen) auf Biraldo und dem Schweizer Otto Hofer auf Renzo durch. Malzahn ist zurückgetreten Prof. Klaus-Dieter Malzahn ist von seinem Amt als stellvertretender Vorsitzender des Bundesausschuß Leistungssport (BA-L) zurückzutreten. Außerdem soll er auf seine Nominierung für den BA-L-Vorstand verzichten. Malzahn ist bei einer Durchsicht der Akten der Gauck-Behörde als "Gesellschaftlicher Mitarbeiter der Stasi" erkannt worden. Puskas kehrt nach Ungarn zurück Ungarns Fußball-Legende Ferenc Puskas (65) kehrt nach 36 Jahren wieder in die Heimat zurück. Er ist zum Direktor für internationale Fragen beim Ungarischen Fußballverband ernannt worden. Puskas hatte nach dem gescheiterten Aufstand 1956 Ungarn verlassen und spielte danach bei Real Madrid. Weidemann von Mannheim ausgeliehen Uwe Weidemann vom Fußball-Bundesligisten 1. FC Nürnberg ist vom Zweitligisten Waldhof Mannheim bis zum Saisonende ausgeliehen worden. Drei Medaillen für Trampolinturner Mit jeweils einer Gold-, Silber - und Bronzemedaille starteten die deutschen Trampolinturner in Auckland/Neuseeland in die 17. Weltmeisterschaft. Für den ersten Titel sorgte auf dem Doppelminitramp das deutsche Turner-Quartett. Im Trampolin-Mannschaftskampf der Turnerinnen errang Deutschland die Silbermedaille, die Herren schafften Bronze. DFB-Frauen im EM-Viertelfinale Die deutsche Frauenfußball-Nationalelf steht im Viertelfinale der Europameisterschaft. Nach den gegen Jugoslawien verhängten UNO-Sanktionen sowie dem Boykott-Aufruf von den internationalen Sportverbänden erreichte der Europameister am "grünen Tisch" die Runde der letzten Acht. Kirsch sieht keine Lücke für Krabbe Im Gegensatz zu dem Freiburger Olympia-Chefarzt Prof. Keul sieht Prof. Kirsch, Council-Mitglied des Leichtathletik-Weltverbandes (IAAF), hinsichtlich der Einstufung von Clenbuterol keine Lücke für Katrin Krabbe und Grit Breuer. Kirsch hält die Zuordnung des umstrittenen Mittels Clenbuterol zur Gruppe der muskelaufbauenden Wirkstoffe laut eines IAAF-Studie für hieb- und stichfest. Sontheim im ETTU-Pokal Tischtennis-Bundesligist TSV Maxell Sontheim steht nach einem 4:0-Vorrundensieg bei Banga Kaunas aus Litauen in der ersten Runde des ETTU-Pokals.
MÜNCHEN, 4. September (dpa). Die Münchner Volkshochschule hat am Freitag den Präsidenten des Bayerischen Rechnungshofes, Walter Spaeth, zu einem Kurs über das Kartenspiel Schafkopf eingeladen, damit er sich persönlich von dem kulturellen Rang des Spiels überzeugen könne. Spaeths Behörde hatte kritisiert, daß im Etat der Volkshochschule öffentliche Gelder für einen Schafkopf-Kurs bereitgestellt werden.
Der Dozent Wolfgang Peschel schreibt: "Beim Schafkopfen handelt es sich um ein bayerisches Volkskulturgut ersten Ranges, dessen Hege und Pflege es auch in der bayerischen Erwachsenenbildung bedarf. Das Kartenspiel wurde einst von Landsknechten erfunden und zur politischen Agitation eingesetzt. Der Ober und der Unter stechen den König, das war ein revolutionäres Spiel-Motto." Schafkopf wird mit der deutschen Skatkarte (32 Blatt) unter vier Personen gespielt - es gibt aber auch Variationen.
DUISBURG, 4. September (dpa). Das Zugunglück im Duisburger Hauptbahnhof, bei dem vor einer Woche zwei Eisenbahner ums Leben kamen, ist offenbar auf menschliches Versagen zurückzuführen. Wie ein Sprecher der Bundesbahndirektion Essen am Freitag mitteilte, übersah der Führer der auf eine wesentlich kleinere Rangierlokomotive geprallten E- Lok drei Haltesignale. Gegen den 47jährigen wird wegen fahrlässiger Tötung ermittelt. Er hatte sich auf der Fahrt nach Köln befunden. Dort sollte die defekte Zugsicherung repariert werden, die bei menschlichem Versagen bremst und den Fahrverlauf aufzeichnet.
MANILA, 4. September (dpa). Nach fast vier Jahrzehnten steht auf den Philippinen die verbotene kommunistische Partei unmittelbar vor der Wiederzulassung. Nachdem der Kongreß in Manila am Freitag eine entsprechende Gesetzesvorlage gebilligt hat, fehlte nur noch die Unterschrift von Präsident Fidel Ramos unter das Gesetz. Sie gilt als sicher.
BUDAPEST, 4. September (dpa). Ungarns Regierung hat sich am Freitag von Forderungen aus der größten Koalitionspartei nach "mehr Lebensraum für Ungarn" distanziert. Der Vizepräsident des Ungarischen Demokratischen Forums (UDF), Istvan Csurka, hatte in einer "Studie" gleichzeitig auch den liberalen Staatspräsidenten Arpad Göncz bezichtigt, von "Mittelsmännern in Paris, New York und Tel Aviv gelenkt zu werden".
Die Regierung stellte dazu fest, daß "sie auf das entschlossenste alle für totalitäre Staaten charakteristische Bestrebungen ablehnt und jederzeit die nötigen Schritte zum Schutz der verfassungsmäßigen Ordnung unternehmen wird". Parteifreunde Csurkas bezeichneten die Studie als "Grundlage einer nazistischen Ideologie".
Ministerpräsident Jozsef Antall hatte sich im Parlament von den Äußerungen Csurkas distanziert: Er werde nur solange an der Spitze der Partei und der Regierung stehen, solange beide für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit eintreten.
ISLAMABAD, 4. September (dpa). Nach tagelangen Regenfällen sind in Afghanistan möglicherweise bis zu 3000 Menschen Opfer verheerender Erdrutsche und Sturzfluten geworden. Radio Pakistan meldete am Freitag, bisher sei so gut wie sicher, daß 450 Menschen umgekommen seien. Westliche Hilfsdienste meinten in Pakistans Hauptstadt Islamabad, mehrere tausend Menschen könnten in den Sturzbächen und Erdrutschen umgekommen sein, die am Mittwoch begonnen hatten. Das Kabuler Verteidigungsministerium hatte am Donnerstag mitgeteilt, es gehe von mindestens 500 Opfern aus.
Die Sturzfluten rissen nach bisher vorliegenden Informationen ganze Dörfer in mehreren etwa 100 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Kabul gelegenen Tälern des Hindukusch-Gebirges mit sich.
Völlig ungeklärt ist bisher, warum die landwirtschaftlichen Flächen an den Hängen der fruchtbaren Täler im Salang- Massiv nordöstlich der Hauptstadt das Wasser nicht binden konnten. Sturzfluten sind in dieser Jahreszeit in Afghanistan zwar keine Seltenheit, doch gehen Beobachter davon aus, daß kriegsbedingte Abholzungen zu verstärkter Erosion an den Talhängen geführt haben. Dies könnte auch erklären, weshalb die Sturzfluten soviel Erde mitführten.
WARSCHAU, 4. September (dpa). Polen möchte nicht, daß im Königsberger Bezirk der Anteil der deutschen Bevölkerungsgruppe übermäßig wächst. Der stellvertretende Ministerpräsident Henryk Goryszewski verwies in einem am Freitag in der Warschauer Zeitung Zycie Warszawy erschienenen Interview darauf, daß in den letzten Jahren etwa 4000 Deutsche aus Kasachstan in das zu Rußland gehörende Gebiet von Königsberg (Kaliningrad) übergesiedelt seien. "Wir wollen nicht zulassen, daß es im Gebiet von Königsberg zur Wiedergeburt eines Ostpreußen kommt. Wir wollen den Status quo beibehalten", sagte Goryszewski.
Der Vizepremier, der in der Koalitionsregierung von Hanna Suchocka die rechtskatholische Christlich-Nationale Vereinigung (ZCHN) vertritt, leitet die Delegation bei den polnisch-russischen Gesprächen, die ab 6. September in Königsberg Möglichkeiten einer wirtschaftlichen Zusammenarbeit und polnischer Investitionen im Königsberger Gebiet herausarbeiten sollen.
MOSKAU, 4. September (dpa). Die Verteidigungsminister der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) haben sich bei ihrer zweitägigen Tagung in Moskau wieder nicht über die Kontrolle der Einheiten mit strategischen Atomwaffen in der Ukraine einigen können. Die Ukraine beharrte seit Monaten darauf, in eigener Regie das Personal der Truppen mit strategischen Waffen zu stellen und zu versorgen. Die vier Republiken der GUS mit Atomwaffen - Rußland, Kasachstan, Weißrußland und die Ukraine - berieten ohne die anderen Verteidigungsminister weiter über das Problem.
Im Hauptquartier der GUS-Streitkräfte hatten sich die Verteidigungsminister unter Leitung von Marschall Jewgeni Schaposchnikow, dem Oberbefehlshaber der GUS-Streitkräfte, am Vortag grundsätzlich auf ein gemeinsames Sicherheitskonzept geeinigt. Den Kern bilden gemeinsame Friedenstruppen für Krisengebiete der GUS.
"Es gibt keinen Unterschied zwischen damals und heute: Bobby Fischer spielt wie einst in Reykjavik brillant." Der Bamberger Großmeister und Karl May- Verleger Lothar Schmid, der wie schon 1972 beim offiziellen Weltmeisterschafts- Kampf in Reykjavik die Rolle des Hauptschiedsrichters beim Duell zwischen Bobby Fischer und Boris Spasski übernommen hat, ist voller Begeisterung über die Spielstärke des Amerikaners. Der 49 Jahre alte Fischer bestreitet im montenegrinischen Sveti Stefan nach 20jähriger Selbstisolierung erstmalig wieder öffentlich einen Schachkampf.
Vor 20 Jahren in Reykjavik terrorisierte Fischer seine Umgebung bei seinem Match gegen Spasski um die Krone im "königlichen Spiel" mit immer neuen, zum Teil maßlosen und unverständlichen Forderungen. So mußte für ihn ein Lederstuhl aus den Staaten nach Island eingeflogen werden. Allein der Polizist, der ihn täglich mit dem Wagen fuhr, war damals sein Vertrauter. Aber der leidgeprüfte Lothar Schmid, der auf Wunsch des Amerikaners die Rolle des Schiedsrichters übernommen hatte, brachte mit seiner ruhigen, ausgeglichenen Art dieses spannungsgeladene Match über die Runden, in dem der Exzentriker aus New York mit 12,5:8,5 Punkten Spasski als Weltmeister entthronte.
"Es war wie damals", so berichtet Schmid. "Ob es um die Auswahl der Steine, des Brettes, der Stühle oder um andere Sachen ging: Bobby Fischer hatte da stets seine eigene Meinung, die er auch durchsetzt. Zum Teil ging es nur um Millimeter, um die wir uns dann auseinanderzusetzen hatten. Aber der Umgang mit ihm ist jetzt nicht mehr so schwierig wie damals. Er ist sehr freundlich geworden", urteilt Schmid über Fischer, der dem Unparteiischen bis jetzt jedenfalls keine Probleme bereitet hat.
Denn es wird nach dem System gespielt, das Fischer nach dem Gewinn des Weltmeistertitels und damit der Beendigung der sowjetischen Hegemonie für das WM-Match gegen seinen offiziellen Herausforderer Anatoli Karpow gefordert hatte: zehn Siegpartien ohne Anrechnung von Remisen sollten entscheiden. Die Folge ist bekannt: Der Internationale Schach-Verband (FIDE) bestand auf seinem Reglement, Fischer trat nicht an, Karpow wurde am 3. April 1975 kampflos zum Weltmeister ernannt.
20 Jahre danach: Die Experten und Kommentatoren sind der Meinung, daß Fischer in der (ersten) Siegpartie nach sechs Stunden und mit dem 50. Zug gegen Spasski eine "große, unvergängliche" Partie gespielt hat. Der Hamburger Großmeister Matthias Wahls: "Fischer hat nach 20 Jahren Wettkampfpause nichts von seiner einstigen Spielstärke eingebüßt." Und Lothar Schmid: "Einfach brillant. Und er hätte auch die zweite Partie gewinnen können, die Remis ausging und daher nicht zählt."
Der Bamberger, der ursprünglich nur die erste Partie leiten wollte, hat nun als Schachspieler selbst Feuer gefangen. Er schiedsrichtert bis zur fünften Partie und wird dann von den Jugoslawen Petronic und Karaklajic abgelöst. Das Match, in dem Fischer nunmehr 1:0 führt, wird bis zum fünften Sieg in Sveti Stefan ausgetragen, bis zum zehnten wird anschließend in Belgrad gespielt werden. dpa
PRAG, 4. September (dpa). Nach Inkrafttreten der slowakischen Verfassung hat die tschechoslowakische Bundesregierung einen Gesetzentwurf zur verfassungsmäßigen Auflösung der CSFR gebilligt und am Freitag an das Parlament weitergeleitet. Mit der neuen Verfassung hat die Slowakei einen weiteren Schritt in Richtung Unabhängigkeit getan, nachdem sie im Juli bereits die Souveränität der Teilrepublik ausgerufen hatte. Trotzdem soll die Bundesverfassung bis zur vorgesehenen Auflösung der CSFR-Föderation Anfang nächsten Jahres Vorrang vor den Landesverfassungen haben.
Die Kritik von Botschaftern aus acht EG-Ländern am slowakischen Grundgesetz hat der Präsident des Abgeordnetenhauses in Bratislava, Ivan Gasparovic, slowakischen Presseberichten zufolge zurückgewiesen. Die Diplomaten aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Spanien, Griechenland, Dänemark, Belgien und den Niederlanden hatten vor allem die mangelnde Berücksichtigung von Minderheitenrechten bemängelt.
MOSKAU, 4. September (dpa). Durch ein Einlenken der Regierung ist in der Ukraine eine längere Streikwelle abgewendet worden. Die Bergarbeiter, Fluglotsen und Eisenbahner beendeten ihren zweitägigen Ausstand, nachdem die Regierung auf ihre Forderungen nach höheren Löhnen und besseren sozialen Leistungen eingegangen war. Wie die Nachrichtenagentur Interfax am Freitag meldete, garantierte Präsident Leonid Krawtschuk in einem persönlichen Telegramm an die Streikführung die Durchsetzung der Vereinbarungen.
Nach Angaben der unabhängigen Gewerkschaften sollen ihren Vertretern auch Sendezeiten im Fernsehen zugestanden werden.
MOSKAU, 4. September (dpa). Georgien hat nach russischen Angaben am Freitag mit dem Abzug seiner Truppen aus der nach Unabhängigkeit strebenden autonomen Republik Abchasien begonnen. Der stellvertretende russische Parlamentspräsident Juri Jarow sagte der Nachrichtenagentur Itar-Tass, zuerst werde die schwere Waffentechnik der Georgier aus der abchasischen Hauptstadt Suchumi zurückgezogen.
Georgien und Abchasien hatten auf einem Kaukasus-Gipfeltreffen am Donnerstag in Moskau unter Vermittlung Rußlands ein Waffenstillstandsabkommen geschlossen, das am heutigen Samstag mittag in Kraft treten soll. Der russische Verteidigungsminister Pawel Gratschow schloß einen Einsatz russischer Truppen zur Friedenssicherung in Abchasien für die nächste Zeit aus.
Mannheim (dpa). Deutschlands Tanzsportler gewannen zum Auftakt der sechsten German Open Championships in Mannheim den Teamwettkampf. Die Profis Jens Jörgens/Kerstin Jörgens-Neubert (Hamburg), Peter Müller/Elke Maibauer (Mannheim), Ralf Lepehne/Lydia Weisser (Bonn) und Hans-Reinhard Galke/Bianca Schreiber (Freiburg) sowie die Amateure Asis und Iran Kadjeh-Nouri (Hamburg), Thomas Derner/Henriette Wagner (Lengerich), Paul Killick/Inga Haas (Frankfurt) und Ralf Müller/Olga Müller-Omeltschenko (Pforzheim) setzten sich mit 242,5 Punkten vor dem Team Skandinavien (262,0) und Rußland (342,0) durch.
Ausschlaggebend für den deutschen Erfolg beim mit über 2 400 Paaren aus 29 Ländern besetzten größten Tanzturnier der Welt waren die hervorragenden Auftritte der Amateurpaare, wobei die Deutschen Meister in den lateinamerikanischen Tänzen, die Frankfurter Killick/Haas, überragten.dpa ei
Nur fünf Pferde machen am Sonntag zum Abschluß der Großen Woche auf der Galopprennbahn in Iffezheim das Preisgeld unter sich aus. Beim 122. Großen Preis von Baden (Europa-Gruppe I, 510 000 Mark, 300 000 Mark dem Sieger, 2400 m), dem Höhepunkt des Turfs vor den Toren Baden-Badens, werden in dem kleinen, aber erlesenen Feld drei deutsche Pferde gegen zwei Ausländer antreten. In den vergangenen drei Jahren waren deutsche Pferde (zweimal Mondrian und Lomitas) im Grand Prix siegreich. Lomitas ist wegen einer Krankheit diesmal nicht am Start.
Der dreijährige Platini aus dem Stall Steigenberger hat sich in dieser Saison zu Deutschlands neuem Stargalopper entwickelt; zuletzt siegte er in Hoppegarten. Sieben Siege bei neun Starts ist seine bisherige Bilanz. Mark Rimmer reitet den Hengst. Sapience, ein bereits sechsjähriger Hengst aus England, wird von Willie Carson geritten. Er zählt zur Elite der europäischen Galopper. Als zweiter Starter aus England tritt Mashaallah (John Reid) an, der ebenfalls schon gute Leistungen gezeigt hat.
Der aktuelle deutsche Derbysieger Pik König (Andreas Boschert) aus dem Besitz von Kaffeeröster Albert Darboven muß in Iffezheim gegen die starke Konkurrenz zeigen, was sein Derbysieg wert ist. Damals schlug er unter anderem Platini, der allerdings durch das schwere Geläuf entschuldigt war. Mit schwerem Boden müssen am Sonntag wohl alle Teilnehmer leben, denn der Regen hat das Geläuf mittlerweile kräftig aufgeweicht. Hondo Mondo (Andre Best) Gewinner des Großen Preises der Wirtschaft während des Frühjahrs-Meetings, komplettiert das fünfköpfige Starterfeld. dpa
HANNOVER/BONN, 4. September (dpa). Die Entscheidung der Bundeswehr gegen eine Unterbringung von Asylbewerbern in einer leeren Kaserne in Celle geht auf eine generelle Entscheidung des Verteidigungsministeriums zurück. In einem Erlaß, der der Deutschen Presse-Agentur am Freitag bekannt wurde, hat die Bonner Hardthöhe im Januar erklärt, "aus Sicherheitsgründen werden grundsätzlich keine Asylbewerber in Bundeswehr-Liegenschaften aufgenommen". Der Fernschreib-Erlaß stammt vom 22. Januar und wird begründet mit "den wachsenden Forderungen Dritter, die Bundeswehr möge auch Asylbewerber unterbringen".
Weiter heißt es in dem Erlaß, der Bundesverteidigungsminister sei jedoch bemüht, die in der Sache zuständigen Länder und Kommunen zu unterstützen. Deshalb solle bei freigewordenen Kasernen eine Freigabe überprüft werden.
JOHANNESBURG, 4. September (dpa). Vier Menschen sind bei einem Anschlag auf Mitglieder des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) in der südafrikanischen Provinz Natal ums Leben gekommen, drei wurden verletzt. Nach Angaben der Polizei vom Freitag drangen fünf mutmaßliche Anhänger der Inkatha Freiheits-Partei (IFP) in der Nacht in eine Farmhütte 100 Kilometer südwestlich von Durban ein und eröffneten das Feuer auf die dort versammelten ANC-Mitglieder. Unter den Opfern seien auch Kinder. Der Fahrer des Transporters, der nach Angaben von Augenzeugen von den Angreifern benutzt worden war, sei festgenommen worden, hieß es.
MOSKAU, 4. September (dpa). Über dem Krisengebiet Berg-Karabach, der armenischen Enklave in Aserbaidschan, haben Einheiten der Armenier am Freitag nachmittag ein Kampfflugzeug Aserbaidschans abgeschossen. Nach Informationen der Nachrichtenagentur von Karabach befand sich der Jagdbomber vom Typ MiG-21 im Angriff auf die Hauptstadt des Gebiets, Stepanakert. Der Pilot kam den Angaben nach ums Leben.
Insgesamt sind durch die Vermittlungsversuche Kasachstans die Kämpfe in Berg-Karabach abgeflaut.
Paralympics in Barcelona
Die erste Goldmedaille für die deutsche Mannschaft bei den IX. Paralympics in Barcelona gewann am Freitag der oberschenkelamputierte Horst Beyer aus Emden. Sein goldener Diskuswurf wurde mit 40,84 m vermessen. Den zweiten Sieg des Tages landete die 26jährige Britta Siegers. Über 400 m Freistil verbesserte die doppelt oberschenkelamputierte Leverkusenerin ihren eigenen Schwimm-Weltrekord um 2,04 Sekunden auf 5:38,50 Minuten.
Zur Bilanz der deutschen Behindertensportler am ersten Wettkampftag steuerte die sehbehinderte Anette Burger (Marburg) noch eine Silbermedaille mit 4,47 m im Weitsprung bei. Bronze ging im gleichen Wettkampf auf das Konto der Berlinerin Kerstin Gaedicke (4,41), die ihren Weltrekord an die Spanierin Purificacion Ortiz (4,99) einbüßte. Die vier weiteren dritten Plätze erkämpften der Wattenscheidter Gunter Belitz über 100 m der Amputierten in 15,75 Sekunden, in derselben Schadensklasse Roberto Simonazzi (Leverkusen) mit 38,96 m im Diskuswerfen sowie die Freiburger Florett-Fechterin Esther Weber und der Offenburger Schwimmer Holger Klimmig über 400 m Freistil in 5:13,27 Minuten.
Allein 15 Weltrekorde gab es bis zum frühen Abend bei den Finals der Schwimmer und Leichtathleten. Der 26jährige US-Amerikaner Joe Gaetani setzte dabei den Glanzpunkt: Er verbesserte bei den Oberschenkelamputierten seine eigene Bestmarke über 100 m von 15,26 auf erstaunliche 12,23 Sekunden. dpa
Die 27jährige Olympiasisiegerin und Vizeweltmeisterin Heike Drechsler (Jena) und der amerikanische Olympiasieger und Weltmeister Kevin Young gewannen am Freitag abend in Turin den Grand Prix der Leichtathletik und bestätigten ihre großartigen Rollen im Olympiajahr - sie waren die mit Abstand erfolgreichsten Athleten dieser Saison.
Für Heike Drechsler, die am Freitagabend vor 35 000 Zuschauern in Turin um insgesamt 35 000 Dollar reicher wurde - 25 000 Dollar für den Grand Prix-Gesamtsieg und 10 000 Dollar für den Disziplinsieg - war es die erfolgreichste Saison ihrer eindrucksvollen Laufbahn. Wieder einmal hatte sie beste Nerven: Nach 7,12 Metern im letzten Weitsprungversuch verwies sie Jackie Joyner-Kersee mit 6,98 Metern auf den zweiten Rang und sicherte sich den Disziplingesamtsieg.
Der 25jährige US-Amerikaner Kevin Young sicherte sich seinen Triumph im "Stadio Delle Alpi" mit einem Sieg über 400 m Hürden. Bei kühler Witterung gewann er in 48,16 Sekunden vor dem Olympiazweiten Winthrop Graham (Jamaika/48,25) und Weltmeister Samuel Matete (Sambia/48,35). Young erhält für den Gesamterfolg 25 000 Dollar und weitere 10 000 Dollar für seine Dominanz in dieser Disziplin. Im Hochsprung behauptete sich der Schwede Patrik Sjöberg mit 2,33 m vor Troy Kemp (Bahamas), der die gleiche Höhe meisterte.
Gute Kasse machte auch Ilke Wyludda mit ihrem Sieg beim Grand Prix-Finale im Diskuswerfen. Mit 67,90 m gewann die 23jährige aus Halle den Wettkampf und überholte die bis dato führende Irena Jatschenko (GUS), die mit 65,50 m nur Dritte wurde, noch in der Disziplinwertung. Sie erhielt dafür ebenfalls eine Prämie in Höhe von 10 000 Dollar. Zweite wurde Larisa Korotkewitsch (GUS)/65,70).
Zum zweiten Mal nach den Olympischen Spielen mußte sich Weltrekordler Carl Lewis (10,18) seinem US-Landsmann Dennis Mitchell geschlagen geben. Mitchell ließ seinen Erzrivalen wie bereits in Kopenhagen hinter sich und siegte in 10,09 Sekunden. Dritter wurde Leroy Burrell in 10,20 Sekunden. dpa
Ein neuer Zehnkampf-Weltrekord scheint nicht ausgeschlossen. Nach dem ersten Tag des Internationalen Meetings im südfranzösischen Talence lag Weltmeister Dan O'Brien (USA) mit 4720 Punkten sensationell 118 Zähler über dem Zwischenresultat, das er im Vorjahr beim WM-Sieg von Tokio verzeichnete.
Ein gut dotierter Sieg winkt Weltmeisterin Sabine Braun (Wattenscheid), die nach dem ersten Siebenkampf-Tag mit 3921 Punkten vor der Olympiazweiten Irina Bjelowa (GUS/3860) führte. Nur Neunte (3589) war eine Woche nach ihrem Deutschen Meisteritel Birgit Clarius (Ingolstadt), die Berliner Olympia-Sechste Peggy Beer schied nach dem Hochsprung mit verletztem Sprungfuß aus.
O'Brien startete mit 10,43 Sekunden über 100 m und persönlichen Bestleistungen mit 8,08 m im Weitsprung, 16,69 m im Kugelstoßen sowie 2,07 m im Hochsprung. Über 400 m war er in 48,51 Sekunden schwächer als in Tokio (46,53). Lediglich im Hochsprung konnte Olympiasieger Robert Zmelik mithalten, lag mit 3445 Punkten nach dem ersten Tag klar zurück. sid
GÜNTHER KRAUSE, Bundesverkehrsminister (CDU), hat nach Angaben seiner Sprecherin nicht mit einem Rücktritt im Zusammenhang mit der diskutierten Zwangsanleihe gedroht. Er habe "nicht einmal indirekt und in keinem Zusammenhang seinen Rücktritt angekündigt", sagte sie am Freitag. Sie dementierte damit einen Bericht der Bild-Zeitung, in dem das Massenblatt behauptet hatte, Krause habe gegenüber der Springer-Zeitung "indirekt den Rücktritt" angekündigt, falls nichts beschlossen werde. (dpa)
BONN, 4. September (dpa). Eine Initiative der Bundesregierung zum Abbau der Schulden der sogenannten Entwicklungsländer hat der entwicklungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Ingomar Hauchler, gefordert. Insbesondere die Forderungen westlicher Privatbanken müßten in ein umfassendes Entschuldungskonzept einbezogen werden. Bonn solle beim Internationalen Währungsfonds (IWF) und bei der Weltbank auf ein solches Sanierungsprogramm drängen, sagte Hauchler am Freitag in Bonn.
Es könne nicht länger hingenommen werden, daß Privatbanken immer noch Forderungen von armen und hungernden Menschen eintreiben wollten, die sie zu Lasten der Steuerzahler bereits abgeschrieben hätten. Wenn die Banken in solchen Fällen nicht zum Schuldenerlaß bereit seien, müsse künftig die Abschreibungsfähigkeit solcher nicht einbringbaren Schulden ausgesetzt werden.
Harsche Kritik übte der SPD-Experte zugleich an der Politik von IWF und Weltbank, die Staaten der "Dritten Welt", wenn sie um Kredite bitten, sozial- und wirtschaftspolitische Auflagen erteilen. Diese Politik sei gescheitert, weil sie auf die politischen und sozialen Realitäten insbesondere der ärmstenLänder zu wenig Rücksicht nehme. Solange Protektionismus und Hochzinspolitik der Industrieländer die Wettbewerbsfähigkeit vieler "Entwicklungsländer"untergraben, könne die "Katastrophenpolitik" der Weltbank nicht erfolgreich sein. Hauchler: "Man zwingt die Länder zum Export, läßt sie aber nicht importieren."
Hauchler forderte die Bundesregierung auf, bis zum Jahr 2000 ihre Verpflichtung zu erfüllen, 0,7 Prozent des Bruttosozialproduktes für Entwicklungshilfe auszugeben. Armut, Umweltzerstörung, Bevölkerungsexplosion und wirtschaftliche Abhängigkeit würden nur völlig unzureichend bekämpft.
WASHINGTON, 4. September (AFP). Die Zahl der US-Bürger, die unterhalb der Armutsgrenze leben, hat sich zwischen 1990 und 1991 um mehr als zwei Millionen erhöht. Nach einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht des Volkszählungsbüros lebten im vergangenen Jahr 35,7 Millionen US-Bürger in Armut. Dies ist die höchste Zahl seit 1964. Der Anteil der unterhalb der Armutsgrenze lebenden US-Bürger betrug im vergangenen Jahr 14,2 Prozent. Betroffen sind den Angaben zufolge insbesondere Kinder und alte Menschen. Die Armutsgrenze ist von der US-Regierung auf ein Jahreseinkommen von 13 914 Dollar (etwa 19 500 Mark) für einen vierköpfigen Haushalt festgelegt worden.
. . . und außerdem Le Havre kapituliert vor der Möwenplage
Wenn die Abenddämmerung über Le Havre liegt, dann zieht in der Hafenstadt an der Seine-Mündung kein Frieden in die Seelen ein, wie es eine Volksweise verheißt. Vielmehr werden die Bürger durch lautes Schreien und Gekrächze aufgeschreckt, das über leistungsstarke Lautsprecher von einem städtischen Laster durch die Straßen schallt. Der schauerliche Lärm ist das "Schreien einer Möwe in Gefahr", belehrt Paul Tobossi vom Hygieneamt der 400 000-Einwohner-Stadt. Es ist die letzte Erfindung in dem seit zehn Jahren währenden Kampf gegen die Silbermöwenplage, in der die Stadt bisher klar unterlegen ist.
Von dem Schall werden die Tiere nur für kurze Zeit verscheucht, dann kehren sie wieder lärmend zurück. Möwen sind robuste und kluge Tiere, die sich auf jede Situation einstellen, stöhnt Tobassi. Gift sei genauso wirkungslos gewesen wie die Zerstörung der Nester. Die Stadt mit ihren riesigen Hafenanlagen ist also noch längst nicht am Ende ihres Leids. Rund 60 Prozent der Bevölkerung beklagen sich über das laute Schreien der Möwenschwärme, das bis abends spät andauert und im Sommer schon morgens gegen vier Uhr wieder beginnt, über die tagtäglich von gierigen Schnäbeln aufgerissenen Müllsäcke, über den allgegenwärtigen Möwendreck und die vielen Regenrinnen, die überlaufen, weil sie durch Nester verstopft sind.
Im Rathaus stapeln sich Beschwerdebriefe. "Ich habe es mit dem Jagdgewehr versucht, aber es sind zu viele, geradeso wie bei Ratten", heißt es resigniert in einem Schreiben. Eine Minderheit dagegen ergreift für die verfolgten Möwen die Partei wie jener Mann, der den Stadtvätern riet, die Tiere in Ruhe zu lassen und "lieber die Mitbürger auszumerzen, die sich beschweren". Möwen hätten nun einmal ihren Platz in einer Stadt am Meer.
Die Schwierigkeiten begannen Anfang der achtziger Jahre, als sich "das lästige Federvieh" nicht mehr damit begnügte, im Hafen zu bleiben, sondern plötzlich mitten in der Stadt nistete. Das Problem stellt sich auch anderen Hafenstädten am Atlantik und am Ärmelkanal wie Brest, Cherbourg, Dieppe und Saint-Brieuc, aber bei den Bekämpfungsmaßnahmen steht Le Havre bei jährlich 150 000 Francs (45 000 Mark) Aufwand an der Spitze.
Die Stadtverwaltung holte sich 1986 vom Umweltministerium in Paris die Erlaubnis ein, die Zahl von rund 400 nistenden Silbermöwenpaaren um die Hälfte zu reduzieren. Wie schwer das Unterfangen ist, wurde aber schon bald klar. Die schlauen Tiere ließen vergiftete Happen liegen und bauten Nester an schwerer zugänglichen Stellen. Wurden ihre Eier zerstört, legten die Weibchen neue.
Für nächstes Jahr hat das Hygieneamt nun eine neue Strategie festgelegt: die regelmäßige "Säuberung" während der Legezeit und die Vergiftung der Eier, um die Brutzeit möglichst lange hinauszuziehen und dadurch zu verhindern, daß neue Eier gelegt werden.
Vogelkundler meinen aber, daß all dies zwecklos sei. "Solange Möwen in der Stadt Nahrung finden, werden sie bleiben", sagt Gerard Debout von der "Groupe ornithologique normand". Auf jeden Fall verfügten die Tiere über einen "effizienten Mechanismus zur Selbstregulierung". BERTRAND BOLLENBACH (AFP)
SOFIA, 4. September (AFP). Der ehemalige kommunistische Diktator Bulgariens, Todor Schiwkoff, ist am Freitag vom Höchsten Gerichtshof in Sofia zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. Er wurde des Machtmißbrauchs und der Veruntreuung von Geld für schuldig befunden. Der heute 81jährige hatte Bulgarien 33 Jahre lang regiert.
MOSKAU, 4. September (AFP/dpa/ AP/Reuter). Vier Nachfolgestaaten der Sowjetunion wollen Soldaten an die afghanisch-tadschikische Grenze entsenden, um den Waffenschmuggel zu unterbinden. Die Führungen von Rußland, Kasachstan, Kirgisien und Usbekistan entschieden dies am Freitag, wie die Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf das kasachische Außenministerium meldete. Der illegale Verkauf von Waffen aus Afghanistan in die von Unruhen geschüttelte ehemalige Sowjetrepublik Tadschikistan solle gestoppt werden. Die Führungen der vier Staaten befürchteten, Tadschikistan könne aus der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) ausscheren und seine Souveränität verlieren. Der kommunistische tadschikische Präsident Rachmon Nabijew, der im Verlauf der jüngsten Machtkämpfe seit Tagen verschwunden war, wandte sich am Freitag erstmals wieder an die Öffentlichkeit: "Ich bleibe Präsident der Republik. Ich beherrsche voll die Situation und habe Verbindung zu allen Regionen, Ministerien und Dienststellen", sagte Nabijew der Moskauer Zeitung Iswestija. An einer Sondersitzung des tadschikischen Parlaments in der Hauptstadt Duschanbe nahmen nicht viele Abgeordnete teil. Die nötige Zweidrittel-Mehrheit, um Nabijews Rücktritt zu erzwingen, kam nicht zustande. Bei neuen Kämpfen in Tadschikistan kamen Itar-Tass zufolge 30 Menschen ums Leben. Gekämpft wurde dem tadschikischen Rundfunk zufolge in der südlichen Region Kurgan-Tjube.
MONTEVIDEO, 4. September (AFP). Abgeordnete aus Argentinien, Bolivien, Chile und Uruguay haben beim US-Kongreß gegen einen Gesetzentwurf protestiert, der die Ausweitung der Wirtschaftsblockade gegen Kuba vorsieht. Das teilte der sozialdemokratische uruguayische Abgeordnete Rafael Michelini mit. Die mögliche Verabschiedung des sogenannten Cuban Democracy Act sei besorgniserregend, heißt es in einem von Michelini und vier weiteren Abgeordneten unterzeichneten Schreiben an den Vorsitzenden des Repräsentantenhauses in Washington, Tom Foley.
Die Absicht, die Lieferung von Medikamenten nach Kuba noch weiter einzuschränken, sei ein Angriff auf das Leben derjenigen, denen zu helfen man vorgebe. Ferner seien die vorgesehenen Sanktionen gegen Handelspartner Kubas eine Verletzung der Handelsfreiheit, des Selbstbestimmungsrechts und des Prinzips der Nichteinmischung in innere Angelegenheiten von Drittländern.
FREIBURG, 4. September (AFP/dpa). Erstmals in der deutschen Pressegeschichte muß eine Illustrierte eine Gegendarstellung auf der Titelseite publizieren. Die "Freizeit-Revue" muß vorne auf einer ihrer nächsten Ausgaben eine Gegendarstellung von Caroline von Monaco mit den Worten "Ich erwarte kein viertes Kind und werde im Mai nicht heiraten" abdrucken. Dies hat der in Freiburg ansässige 14. Zivilsenat des Oberlandesgerichtes Karlsruhe (OLG) am Freitag in einem Musterprozeß entschieden. Damit setzte sich die Fürstentochter auch in zweiter Instanz gegen den Burda-Verlag durch, der die "Freizeit-Revue" herausgibt (Az.: 14 U 132/92). Am Donnerstag hatte bereits die neueste Ausgabe der "Bunte" aus dem gleichen Verlagshaus auf der Titelseite eine Gegendarstellung von Caroline ankündigen müssen, die dann im Inneren des Blattes zu lesen war.
Der Burda-Verlag habe das allgemeine Persönlichkeitsrecht der Fürstentochter verletzt, heißt es in dem Grundsatzurteil. Diesem Recht komme aber ebenso wie dem Grundrecht auf Pressefreiheit "Verfassungsrang" zu. Die Gegendarstellung auf der Titelseite solle Caroline als einer von einer unrichtigen Tatsachenbehauptung Betroffenen die gebührende "Gegen- Öffentlichkeit" sichern. Ähnliche Gegendarstellungen forderte die Monegassin auch von den Illustrierten "Das Goldene Blatt", "Frau im Spiegel" und "Das Neue Blatt".
Das Verfahren gegen die "Freizeit-Revue" hatte Caroline angestrengt, weil die Illustrierte am 15. April auf dem Titelblatt die Schlagzeile abgedruckt hatte, "Caroline zwischen Angst und Glück, S. 4/5 Hochzeit im Mai, 4. Kind, aber düstere Schatten . . ." Im Innern fand sich jedoch nur ein "Liebeshoroskop", das eine Hochzeit im "Wonnemonat Mai" in Aussicht stellte. Die Fürstentochter forderte deshalb eine Gegendarstellung auf der Titelseite. Der Burda-Verlag hatte demgegenüber geltend gemacht, daß durch einen derartigen Abdruck eine komplette Ausgabe der "Freizeit-Revue" unverkäuflich werde. Dem folgten die Freiburger Richter jedoch nicht.
WASHINGTON, 4. September (AFP). Haitis vom Militär gestürzter Präsident Jean-Bertrand Aristide hat die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) aufgefordert, eine Beobachterdelegation in den karibischen Inselstaat zu entsenden, um die nötigen Sicherheitsbedingungen für seine Rückkehr nach Haiti zu schaffen. Zuvor hatte sein Sprecher, der Priester Antoine Adrien, am Sitz der OAS fast zwei Stunden lang mit dem Außenminister der haitianischen Militärjunta, François Benoit, dem Vertreter von Ministerpräsident Marc Bazin, gesprochen.
Nach den Worten Adriens ist Aristide bereit, noch vor dem 30. September, dem Tag des Militärputschs vor einem Jahr, nach Haiti zurückzukehren und über eine Lösung der politischen Krise in seinem Land zu verhandeln. Mit Bazin wolle Aristide allerdings nicht reden, weil dieser über "keinerlei Macht" verfüge. Ziel der Gespräche mit Benoit sei es, eine Vereinbarung über die Entsendung einer OAS- Delegation zu erreichen. Diese Delegation solle nach dem Muster der Delegation gebildet werden, die im Dezember 1990 die Präsidentschaftswahlen überwachte. Diese Wahlen hatte Aristide mit 67 Prozent der Stimmen gewonnen.
BERLIN, 4. September (AFP). Die ehemalige DDR-Bildungsministerin Margot Honecker erhält eine Rentennachzahlung für die überwiegende Zeit ihres Aufenthalts in Moskau und hat auch künftig Anspruch auf Rentenleistungen. Wie das Berliner Sozialgericht entschied, kann der Ehefrau des Ex-DDR-Staatschefs Erich Honecker ihre Rente ab Januar dieses Jahres nicht mit der Begründung vorenthalten werden, sie halte sich ständig im Ausland auf.
Auch nach der Flucht der Honeckers nach Moskau im März 1991 habe Margot Honecker wegen amtlicher Formfehler bis Ende Juli 1991 Anspruch auf Rentenleistungen gehabt, teilte die Berliner Justizsprecherin Uta Fölster am Freitag mit. Für den Zeitraum August bis Ende Dezember 1991 sei die Rentenzahlung hingegen zu Recht eingestellt worden.
Der Präsident des Sozialgerichts, Klaus-Peter Wagner, sagte auf Anfrage, die zu Unrecht vorenthaltenen Zahlungen und künftige Rentenleistungen würden an Frau Honecker nach Chile überwiesen, sobald das Urteil rechtskräftig ist. Die 65jährige hatte bis März 1991 eine Altersrente sowie eine Zusatzversorgung für Mitarbeiter im DDR-Staatsapparat erhalten. Nachdem sie sich mit ihrem Mann nach Moskau abgesetzt hatte, stellte die damalige Überleitungsanstalt die Zahlungen ein, wogegen sie Beschwerde einlegte. Das Sozialgericht bestätigte nun den Anspruch bis Ende Juli 1991, da die Anhörung unterlassen worden und ein schriftlicher Bescheid nicht ergangen sei.
Seit dem 1. Januar gilt für ehemalige DDR-Bürger bundesdeutsches Rentenrecht, wonach auch ein Auslandsaufenthalt einem Leistungsanspruch nicht entgegensteht. Im Urteil des Sozialgerichts heißt es, die Klägerin habe keinen ständigen Aufenthalt in Moskau gesucht. Margot Honecker war nach der Auslieferung ihres Ehemanns Ende Juli zu ihrer Tochter nach Chile gezogen.
ANKARA, 4. September (AFP/AP). Bei Gefechten zwischen der Untergrundorganisation Kurdische Arbeiterpartei (PKK) und türkischen Truppen sind offiziellen Angaben zufolge 26 Menschen getötet worden. Wie Behörden in der Provinz Diyarbakir am Freitag mitteilten, handelt es sich bei den Toten um 25 PKK-Mitglieder und einen türkischen Polizisten. Nach den Kämpfen nahe dem Dorf Bayrambasi sei am Freitag in der bergigen Region eine große Suchaktion gestartet worden.
Damit sind bei Zusammenstößen zwischen türkischem Militär und kurdischen Separatisten allein in dieser Woche 116 Guerillas getötet worden. Insgesamt sind dem seit acht Jahren andauernden Guerillakrieg über 4500 Menschen zum Opfer gefallen.
In der Region um die zerstörte Stadt Sirnak setzten türkische Einheiten ihren Einsatz gegen die PKK fort, war weiter zu erfahren. Unterstützung erhielten sie dabei von der türkischen Luftwaffe und Bergkommandos der Armee.
BONN, 4. September (AFP). Der wachsende Luftverkehr von und nach Berlin kann nach Ansicht von Bundesverkehrsminister Günther Krause (CDU) kurz- und mittelfristig nur durch einen Ausbau des Flughafens Schönefeld bewältigt werden. Gegen die anderen diskutierten Standorte südlich von Berlin sprächen "gravierende Nachteile" wie lange Zufahrtswege, große "Marktferne" und erheblicher Flächenverbrauch, erklärte Krause am Freitag in Bonn. In Schönefeld hingegen würden bei einem Ausbau keine kostspieligen Übergangsinvestitionen anfallen, und das Erweiterungsgelände sei "ökologisch relativ unproblematisch".
Ein Gutachten für die Brandenburger Landesregierung hatte ergeben, daß sich Schönefeld für einen Großflughafen wegen zu starker Lärmbelastungen und mangelnder Erweiterungsmöglichkeiten nicht eigne. Stattdessen waren Jüterbog, Michelsdorf und Borkheide als mögliche Standorte genannt worden.
Der neue Großflugplatz soll bis zum Jahr 2000 errichtet werden und für rund 35 Millionen Fluggäste ausgelegt sein.
TOULOUSE, 4. September (AFP). Ein Brite hat am Donnerstag 150 Kilometer auf einer südfranzösischen Autobahn zurückgelegt, ohne zu bemerken, daß er seine Ehefrau an einer Zahlstelle zurückgelassen hatte. Wie die Polizei in Toulouse mitteilte, war der Mann an der Zahlstelle aus seinem rechtsgesteuerten Wagen ausgestiegen, um den Gebührschein aus dem auf der anderen Seite angebrachten Automaten zu entnehmen. Er machte danach einen Schnellstart, ohne zu bemerken, daß seine auf dem Rücksitz sitzende Ehefrau ebenfalls ausgestiegen war, um das Ticket zu holen. Erst 150 Kilometer weiter stellte er die Abwesenheit seiner Begleiterin fest.
In der vergangenen Woche hatte eine Französin auf der Heimreise aus dem Spanien-Urlaub ihren Mann auf einem spanischen Autobahnrastplatz vergessen. Sie stellte dies erst nach mehrstündiger Fahrt fest, als sie mitsamt ihren Kindern bei sich zu Hause im mittelfranzösischen Cahors eintraf.
STRASSBURG, 4. September (AFP). Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU) und sein französischer Amtskollege Paul Quiles haben am Freitag in Straßburg den Europol-Aufbaustab offiziell ins Leben gerufen. Ziel dieser Arbeitsgruppe, der 16 leitende Polizeibeamte aus sechs Ländern der Europäischen Gemeinschaft (EG) angehören, ist es, bis zum Inkrafttreten des Binnenmarktes am 1. Januar 1993 die gemeinsame Polizei Europol einzurichten. Diese soll laut Maastrichter Vertrag über die Europäische Union eine Zusammenarbeit der Polizei beim Kampf gegen Terrorismus, illegalen Rauschgifthandel und "andere schwere Formen internationaler Kriminalität" innerhalb der zwölf EG-Staaten sicherstellen.
WASHINGTON, 4. September (AFP/ KNA). Die Zahl der US-Bürger, die unterhalb der Armutsgrenze leben, hat sich zwischen 1990 und 1991 um mehr als zwei Millionen erhöht. Nach einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht des Volkszählungsbüros lebten im vergangenen Jahr 35,7 Millionen US-Bürger in Armut, 14,2 Prozent der Gesamtbevölkerung. Dies ist die höchste Zahl seit 1964. Betroffen sind den Angaben zufolge insbesondere Kinder und alte Menschen. Die Armutsgrenze ist von der US-Regierung auf ein Jahreseinkommen von 13 914 Dollar (etwa 19 500 Mark) für einen vierköpfigen Haushalt festgelegt worden. Für eine alleinstehende Person beginnt die Armutsgrenze unterhalb eines Einkommens von 6932 Dollar (9700 Mark) jährlich.
Ein Drittel der Armen gehört zur farbigen Minderheit, 30 Prozent sind spanischer, 14 Prozent asiatischer Abstammung. In den vergangenen drei Jahren der Regierung von Präsident George Bush hat sich die Zahl der Armen in den USA kontinuierlich erhöht.
DARMSTADT. Beim Brand ihrer Wohnung hat eine vierköpfige Familie aus Darmstadt in der Nacht zum Freitag Rauchvergiftungen erlitten. Nach Mitteilungen aus dem Polizeipräsidium wurde während des Einsatzes ein Feuerwehrmann verletzt.
Die Eltern und ihre beiden Kinder im Alter von drei und sechs Jahren mußten das Gebäude über eine Drehleiter verlassen. Die Brandursache ist noch unbekannt.Pfarr für Verdopplung der Ausgleichsabgabe
WIESBADEN. Für eine spürbare Anhebung der Ausgleichsabgabe, die Arbeitgeber für die Nichtbesetzung von Arbeitsplätzen mit Schwerbehinderten zahlen müssen, hat sich die hessische Sozialministerin Heide Pfarr (SPD) ausgesprochen. Angesichts der Tatsache, daß Schwerbehinderte auf dem Arbeitsmarkt im Wettbewerb um freie Arbeitsplätze zunehmend unterlägen, werde es "höchste Zeit für ein deutliches Signal", sagte die Ministerin am Freitag auf einer VdK- Landeskonferenz zur Eingliederung Behinderter in das Berufsleben.
Pfarr kündigte an, daß sie sich im Kabinett darum bemühen werde, daß Hessen sich der Bundesratsinitiative des Landes Niedersachsen zur Verdopplung der Ausgleichsabgabe von 200 auf 400 Mark anschließt. Die Erhöhung der Abgabe könnte dazu beitragen, "daß sie ihrem Zweck, die Arbeitgeber zur Einstellung von Schwerbehinderten anzuhalten, wieder voll gerecht wird". Außerdem könnten die Belastungen zwischen Arbeitgebern, die ihrer gesetzlichen Verpflichtung nachkämen, und jenen, die diese Verpflichtung nicht erfüllten, besser ausgeglichen werden.
Die Arbeitsmarktsituation Schwerbehinderter in Hessen beurteilte die Sozialministerin als "völlig unbefriedigend". So sei die Zahl der arbeitslos gemeldeten Schwerbehinderten seit Anfang des Jahres drastisch gestiegen. "Mit 7514 arbeitslos gemeldeten schwerbehinderten Frauen und Männern haben wir Ende Juli 1992 einen absoluten Höchststand erreicht", beklagte Pfarr. lhe
ASCHAFFENBURG. Zwischen Bayern und Hessen bahnt sich ein Streit über die Beseitigung des mit Erdreich vermischten Giftmülls an, der von hessischen Firmen illegal in einem Landschaftsschutzgebiet bei Kleinostheim (Landkreis Aschaffenburg) abgelagert wurde.
Das hessische Umweltministerium hat jetzt angeboten, 18 000 Tonnen auf die Deponie Wicker im Main-Taunus-Kreis zu bringen. Wie ein Behördensprecher sagte, beharre das Landratsamt Aschaffenburg jedoch darauf, daß das gesamte Material zurückgenommen werde.
Insgesamt wurden im Landschaftsschutzgebiet Lindigwald rund 80 000 Tonnen verseuchtes Erdreich abgelagert. Der Giftmüllanteil beträgt ungefähr 18 000 Tonnen.
Es sei aber schwierig, das Material zu trennen, erklärte der Sprecher weiter. Die Behörde werde nun das bayerische Umweltministerium einschalten. Man wolle keinen bayerisch-hessischen Grenzstreit, jedoch müsse das Landschaftsschutzgebiet wieder in ordnungsgemäßen Zustand versetzt werden. Offen ist, wer den Abtransport bezahlen muß. lby
WIESBADEN. Die zweite hessische Beratungsstelle für Kriminalitätsopfer und Zeugen wird am 15. September ihre Arbeit in Wiesbaden aufnehmen.
Damit werden, wie das Justizministerium berichtete, Konsequenzen aus den "überaus positiven Erfahrungen" gezogen, die seit 1984 mit einer entsprechenden Beratungsstelle in Hanau gemacht worden seien.
Opfern von Straftaten werde ganztägig professionelle und kostenlose Beratung geboten. Ziel sei es, die Beeinträchtigungen und Folgen der Straftat leichter zu überwinden. Zwei Sozialarbeiterinnen sollen den psychischen Verarbeitungsprozeß der Verbrechensopfer begleiten und fördern.
So könnten seelische Dauerschäden so weit wie möglich vermieden werden. Im Bereich der Zeugenhilfe werde die Beratungsstelle den Zeugen den Gang eines rechtsstaatlichen Strafverfahrens transparent machen und sie auch zum Gericht begleiten. lhe
GIESSEN. Die Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) hat die hessische Landesregierung aufgefordert, ihre Verantwortung für die Bearbeitung von Asylanträgen und die Unterbringung von Asylbewerbern unverzüglich wahrzunehmen.
Gemeinsam mit Beschäftigten der hessischen Asylbewerberunterkünfte forderte der Vorsitzende der ÖTV Hessen, Herbert Mai, am Freitag in Gießen Ministerpräsident Hans Eichel (SPD) auf, endlich die Probleme zu lösen und Schritte zur Verbesserung der Situation einzuleiten.
Ein vor einer Woche an Eichel gerichtetes Schreiben sei bislang unbeantwortet geblieben. Die Streitigkeiten zwischen Bund, Ländern und Gemeinden könnten nicht auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden.
Die Situation in den hessischen Asylbewerberunterkünften habe die Belastungsgrenze weit überschritten. Dennoch glaube das zuständige Ministerium offenbar, man könne diese Probleme auf die lange Bank schieben.
Die ÖTV kritisiert vor allem, daß die im Vorjahr bereits zugesagte personelle Verstärkung nicht erfolgt sei. zg
Morschen (lhe) - Mit dem Start des internationalen "Traumtänzer-Festivals" und der Eröffnung der Kunstausstellung "Initiale '92" ist am Freitag abend in der Klosteranlage Haydau in Morschen (Schwalm-Eder-Kreis) das Finale des "Kultursommers Nordhessen" eingeläutet worden.
Die Kunstausstellung, die am Freitag von documenta-Chef Jan Hoet eröffnet wurde, präsentiert in dem ehemaligen Zisterzienser-Kloster 17 Arbeiten - Gemälde, Skulpturen, Installationen, Video-Arbeiten sowie Performances - von insgesamt 26 Schülern renommierter documenta-Künstlern, die an Kunsthochschulen lehren. Unter den Lehrmeistern, an deren Auswahl auch Jan Hoet mitwirkte, finden sich unter anderem auch Teilnehmer der derzeitigen Weltkunstausstellung wie Gerhard Merz, Michael Buthe, Rebecca Horn, Irene Fortuyn und Hermann Pitz.
Zur Präsentation der eigens für diese Ausstellung gefertigten Arbeiten wurden Räume der 760 Jahre alten Klosteranlage von Schutt befreit und hergerichtet. Die Ausstellung ist bis zum 20. September täglich von 10 bis 16 Uhr sowie nach Vereinbarung geöffnet.
Ebenfalls in der Klostzeranlage werden bis zum 13. September im Rahmen des "Traumtänzer-Festivals" des Hessischen Rundfunks (hr) mehr als 80 europäische Gaukler, Artisten, Zauberer, Komiker, Pantomimen, Tänzer und Musiker ein buntes Variete-Programm bieten. An vier Abenden werden auf dem Dachboden der Klosterscheune die Veranstaltungen vom hr aufgezeichnet und im Winter ausgestrahlt. Höhepunkt des Festivals ist am kommenden Sonntag (6. September) im Klosterpark das "Spektakel der Traumtänzer" (10 bis 18 Uhr). lhe ma els
AROLSEN. Bundesverteidigungsminister Volker Rühe (CDU) hat Hessens Ministerpräsident Hans Eichel (SPD) zugesagt, sich für eine schnellstmögliche Freigabe von leerstehenden Kasernen zur Unterbringung von Asylbewerbern und Flüchtlingen einzusetzen.
Auch solle geprüft werden, ob Teilbereiche noch genutzter Kasernen als Flüchtlingsunterkünfte in Frage kommen, sagte Rühe nach einem Gespräch mit Eichel in Kassel. Allerdings sei hier eine Abgrenzung durch Zäune und Mauern erforderlich. Hierfür werde das Land sorgen, sagte Hessens Regierungschef.
Die Situation bei der Unterbringung von Asylbewerbern und Flüchtlingen in Hessen sei "außerordentlich angespannt", betonte Eichel. Hier müsse "sehr schnell" reagiert werden. Unter anderem werde angestrebt, im Winter bosnische Flüchtlinge auch in der Hardtberg-Kaserne in Schwalmstadt einzuquartieren.
Genaue Zahlen über neue Unterbringungsmöglichkeiten machten Eichel und Rühe nicht. Zunächst müßten Entscheidungen des Bonner Finanzministeriums zur Umfunktionierung von Bundeseinrichtungen abgewartet werden. lhe
Kassel (lhe) - Die Lufthansa richtet in Kassel für rund sieben Millionen Mark ein zentrales Service-Center für telefonische Buchungen, Reservierungen und Auskünfte ein. Von den derzeit neun Milionen Anrufen pro Jahr, die in den 13 regionalen Lufthansa-Reservierungsbüros eingingen, sollen künftig mehr als die Hälfte der Telefonate zum Ortstarif in das Kasseler Center geschaltet werden, teilte die Lufthansa am Freitag in Kassel mit. Während die regionalen Büros verkleinert werden sollen, schafft die Kranich-Linie nach eigenen Angaben im November in Kassel zunächst 60 Arbeitplätze. Langfristig sollen 200 Stellen werden.
Ziel der Investition sei es, die Wartezeiten für die Kunden zu verkürzen. Zudem böten sich der Lufthansa Einsparungsmöglichkeiten um ein Viertel in den Regionalbüros, sagte Projektleiter Stefan Oeser. Bei der Suche nach einem Standort habe man sich unter 22 Städten unter anderem wegen der günstigen ICE-Anbindung, der Attraktivität und der zentralen Lage für Kassel entschieden. Ostdeutsche Städte wie Magdeburg kamen letztlich wegen Mängeln bei den Telefonverbindungen nicht in Frage. lhe ww els
Südafrika ANC verschärft Proteste
JOHANNESBURG, 4. September (Reuter). Die Schwarzenorganisation Afrikanischer Nationalkongreß (ANC) will den Druck auf Südafrikas weiße Regierung fortsetzen und die Massenproteste ausweiten. Die Wiederaufnahme der Verfassungsgespräche sei ohne Schritte der Regierung zur Beendigung der Gewalt zwecklos, erklärte die ANC-Führung nach dreitägigen Beratungen. Die regierende Nationale Partei bedauerte dies. Präsident Frederik Willem de Klerk sagte, es gebe keine Alternative zu den Verhandlungen. Auch der britische Außenminister Douglas Hurd rief zum Dialog auf.
Der ANC boykottiert die Demokratiegespräche seit dem Massaker von Boipatong im Juni. Nach der Sitzung erklärte der ANC-Vorstand, ohne Schritte zur Beendigung der Gewalt in den Schwarzensiedlungen und ohne die Freilassung politischer Gefangener seien die Verfassungsgespräche zwecklos.
Der Generalsekretär der Nationalen Partei, Stoffel van der Merve, erklärte, der ANC setze seine Interessen vor die des ganzen Landes. Massenaktionen und Streiks belasteten das politische Klima und förderten die Gewalt. Der Präsident der südafrikanischen Handelskammer, Hennie Viljoen, sagte, die wirtschaftliche Situation habe sich weiter verschlechtert.
Präsident de Klerk erklärte nach einem Treffen mit der Außenminister-Troika der EG, die Regierung werde weiter Kontakt zum ANC suchen. Der Brite Hurd erklärte als Leiter der EG-Delegation, die Parteien müßten dringend zum Dialog zurückfinden.
Unterdessen verzögert sich offenbar die Entsendung von UN-Beobachtern nach Südafrika. Wie am Donnerstag in New York verlautete, werden die ersten zwölf Beobachter voraussichtlich erst Mitte nächster Woche aufbrechen.
BHOPAL, 4. September (Reuter). Mindestens 40 Menschen sind amtlichen Angaben zufolge am Freitag bei einem Zugunglück im indischen Unionsstaat Madhya Pradesh ums Leben gekommen. Die Bahngesellschaft teilte mit, weitere 200 Personen seien verletzt worden, als ein Personenzug in einem Bahnhof etwa 800 Kilometer östlich der Stadt Bhopal in einen stehenden Güterzug gerast sei. Die Zahl der Toten und Verletzten könne noch steigen, da die ersten drei Waggons des Personenzuges stark beschädigt und in den Trümmern vermutlich noch Menschen eingekeilt seien.
MÜNCHEN, 4. September (Reuter). Die Lasten bei der Finanzierung der deutschen Vereinigung sind nach Ansicht von Arbeitgeber- Präsident Klaus Murmann nicht ausgewogen verteilt. Ein großer Teil der freien Berufe und der Beamten werde zu wenig herangezogen, sagte der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) in einem Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung (Freitagausgabe). Die Westdeutschen müßten erkennen, daß sie bei Investitionen und Konsum auf Jahre hinaus zugunsten der Ostdeutschen Verzicht leisten müßten. Höherverdienenden sei in der jetzigen Situation eine noch höhere Belastung zuzumuten, erklärte Murmann. Er bevorzuge dabei eine Ergänzungsabgabe gegenüber einer Zwangsanleihe.
BEIRUT, 4. September (Reuter). Die libanesischen Christen sind aus Protest gegen die Parlamentswahlen am Freitag in den dritten Streik seit drei Wochen getreten. Sie wollen einen Aufschub des für Sonntag geplanten dritten Wahlgangs bis nach dem Rückzug der syrischen Truppen aus der Umgebung Beiruts in diesem Monat erreichen.
BERLIN, 4. September (Reuter). Die frühere DDR-Bildungsministerin Margot Honecker hat seit Anfang des Jahres wieder Anspruch auf Altersrente und eine Zusatzversorgung für Mitarbeiter im Staatsapparat. Mit dieser am Freitag veröffentlichten Entscheidung gab das Berliner Sozialgericht der Klage der jetzt in Chile lebenden Frau des früheren Staats- und Parteichefs Erich Honecker statt. Ihr sei allerdings zwischen August und Dezember 1991 entsprechend der damals geltenden DDR-Regelungen das Altersruhegeld zu Recht entzogen worden, weil sie sich in Moskau aufgehalten habe (AZ: S 25 J 1263/92).
ANKARA, 4. September (Reuter). Bei Zusammenstößen kurdischer Rebellen mit türkischen Sicherheitskräften im Südosten der Türkei sind nach einer Meldung der Nachrichtenagentur Anatolien vom Freitag 21 Menschen getötet worden. Wann der Zwischenfall stattfand, berichtete die Agentur nicht. Die Sicherheitkräfte setzten ihre Aktion gegen die Kämpfer der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei (PKK) in der Provinz Diyarbakir fort. Seit Beginn des Jahres sind im Kampf der PKK für einen unabhängigen Kurden-Staat bereits mehr als 1400 Menschen umgekommen.
BONN, 4. September (Reuter). Bundesaußenminister Klaus Kinkel (FDP) hat den Abschluß der Genfer Verhandlungen über ein weltweites C-Waffen-Verbot als großen Erfolg gewürdigt. "Die Mühe hat sich gelohnt", sagte Kinkel am Freitag in Bonn. "Erstmals in der Geschichte der Rüstungskontrolle wurde ein Vertragsinstrument geschaffen, mit dem eine ganze Waffenkategorie weltweit beseitigt werden kann." Kinkel forderte alle Staaten der Welt auf, schon bei der für Anfang 1993 geplanten Unterzeichner-Konferenz in Paris der Konvention beizutreten, die Herstellung, Besitz und Einsatz dieser "grausamen Menschheitsgeißel" verbiete.
Ergebnis-Telegramm
BASKETBALL
DBB-POKAL Männer, 1. Runde, Gruppe Süd: MTSV Schwabing - Eintracht Frankfurt 104:110.
GOLF
"SUISSE OPEN" in Crans-sur-Sierre (1,6 Millionen Mark), Stand nach der zweiten Runde (Par 72): 1. Montgomerie (Schottland) 133 (63+70) Schläge, 2. Lanner (Schweden) 136 (68+68), 3. Spence (Großbritannien) 138 (67+71), ... 10. Langer (Anhausen) 140 (72+68).
HANDBALL
TESTSPIEL: TuS Schutterwald - TSV Östringen 27:18 (13:8).
MOTORSPORT
INTERN. ADAC-SACHS-RALLYE FRANKEN: 1. Etappe: Gerber/Thul (Lich/Trier) Toyota Celica Turbo 4WD 36,37 Minuten; 2. Depping/ Wendel (Wedemark/Augsburg) Ford Sierra Cosworth 4x4 37,07; 3. Wetzelsperger/Wicha Toyota Celcia Turbo 4WD (Aiging/Bad Karlshafen) 37,20; 4. Moosleitner/ Rausch (Surheim/ Neu Anspach) Toyota Celica Turbo 4WD 38,54.
SCHACH
NOTATION des zweiten Spiels Fischer - Spassky in Sveti Stefan, Eröffnung: Königs-indisch (samisch), Spassky (weiß), Fischer (schwarz): 1.d4, Nf6. 2.c4. g6. 3.Nc3, Bg7. 4.e4. d6, 5.f3, c5. 6.dxc5, dxc5. 7.Qxd8, Kxd. 8.Be3, Nfd7. 9.Nge2, b6. 10.O-O-O, Na6. 11.g3, Nc7. 12.f4, e6. 13.Bh3, Ke7. 14.Rhf1, h6. 15.e5, Bb7. 16 g4, Rad8. 17.Ng3, f6. 18.Nce4, fe. 19.f5, Bxe4, 20.Nxe4, gxf5. 21.gxf5, Nf6. 22.Rg1, Rxd1+. 23.Kxd1, Bf8. 24. Nxf6. Kxf6. 25.Rf1. exf5. 26.Rxf5+, Kg7. 27.Rxe5, Bd6. 28.Re4, Bxh2. 29.Ke2, h5. 30.Re7+, Kf6. 31. Rd7, Be5, 32.b3, h4. 33.Kf3. Rg8. 34.Bg4, h3. 35. Rh7, h2. 36.Bf4, Rf8, 37.Bxe5, Kg6+, 38.Ke4, Kxh7, 39.Bxh2, Re8+, 40.Kf5, Ne6, 41.Kf6, Nd4. 42.Bd6, Re4. 43.Bd7, Re2. 44.a4, Rb2. 45.Bb8, a5. 46.Ba7, Rxb3. 47.Ke5, Nf3+. 48.Kd6, Nd2. 49.Be6, Rb4. 50.Kc6, Nb3. 51.Bd5, Rxa4. 52.Bxb6, Ra1. 53. Bxc5, a4. 54.Bb4, a3. 55.c5, Nd4+. 56.Kd7, Rd1. 57.Bxa3, Nc2. 58.c6, Rxd5+. 59.Bd6 - Remis.
Frauen, Einzel, 2. Runde: Graf (Brühl/Nr. 2) - Shriver (USA) 7:5, 6:3, Garrison (USA/Nr. 14) - Meier (Heidelberg) 6:2, 2:6, 6:4, Maleewa (Bulgarien) - Navratilova (USA/Nr. 3) 6:4, 0:6, 6:3, Maleeva-Fragniere (Schweiz/Nr. 9) - Allen (USA) 6:4, 6:2, Coetzer (Südafrika) - Tauziat (Frankreich/Nr. 12) 6:0, 6:0, Maleeva (Bulgarien/Nr. 15) - Monami (Belgien) 6:3, 6:4,Labat (Argentinien) - Majoli (Kroatien) 6:3, 6:3, Dahlman (Finnland) - Simpson-Alter (Kanada) 6:4, 6:4, Cunningham (USA) - Rinaldi (USA) 7:6 (7:2), 6:2, Rubin (USA) - Provis (Australien) 7:6 (7:1), 6:3, McQuillan (Australien) - London (USA) 6:1, 7:6 (7:5), Po (USA) - Arendt (USA) 7:6 (7:2), 7:6 (12:10), van Lottum (Frankreich) - Grossmann (USA) 7:6 (9:7), 6:4.
Doppel, 1. Runde: Collins/ Rehe (USA/Nr. 7) - Graham/Schultz (USA/Niederlande) 6:1, 6:1, Appelmans/Wiesner (Belgien/Österreich) - Segura/Souto (Spanien) 6:2, 6:0, Fairbank-Nideffer/Magers (USA) - Ceniza/McCalla (USA) 3:6, 6:2, 6:2.
VOLLEYBALL
EM der Junioren in Poznan/Polen, Vorrunde, letzter Spieltag: Gruppe A: GUS - Polen 3:0 (15:14, 15:8, 15:6), CSFR - Israel 3:0 (15:7, 15:4, 15:13), Niederlande - Frankreich 3:1 (15:9, 12:15, 15:11, 15:13). - Tabellenstand: 1. CSFR 14:5 Sätze/8:2 Punkte, 2. GUS 14:5/8:2, 3. Polen 11:9/6:4, 4. Niederlande 7:10/4:6, 5. Israel 6:12/4:6, 6. Frankreich 4:15/0:10.
Gruppe B: Italien - Deutschland 3:0 (15:9, 15:4, 15:5), Spanien - Ungarn 3:0 (15:10, 15:6, 15:6), Griechenland - Türkei 3:0 (15:12, 15:13, 15:12). - Tabellenstand: 1. Italien 15:0/10:0, 2. Spanien 12:4/8:2, 3. Griechenland 9:7/6:4, 4. Deutschland 8:10/4:6, 5. Türkei 3:14/2:8, 6. Ungarn 3:15/0:10.
DÜSSELDORF, 4. August (Reuter). Patienten-Selbsthilfegruppen wollen sich stärker in die Diskussion um die Gesundheitsreform einschalten und verlangen deshalb eine Verschiebung der parlamentarischen Debatte des geplanten Strukturgesetzes. Der Vorsitzende des Allergiker- und Asthmatikerbundes, Martin Schata, begründete diese Forderung am Donnerstag abend in Düsseldorf mit der besonderen Belastung chronisch Kranker. Das neue Gesetz würde durch erhöhte Rezeptgebühren und höhere Selbstbeteiligungen zu monatlichen Mehrbelastungen von bis zu 200 Mark für einzelne Patientengruppen führen.
Zusammen mit dem Vorsitzenden der Ärztekammer Nordrhein, Horst Bourmer, empfahl Schata eine "Entrümpelung des Leistungskatalogs der Krankenkassen" als Alternative zu dem Gesetzesvorhaben. Das allein könne den Beitragssatz nach Bourmers Auffassung von heute teilweise über 16 Prozent auf neun Prozent senken.
TIRANA, 4. September (Reuter). Albaniens Luft- und Seestreitkräfte haben albanischen Rundfunkberichten vom Freitag zufolge umfangreiche Manöver bei der Adria-Insel Sazan begonnen. Bei der ersten militärischen Übung seit einigen Jahren sei scharfe Munition eingesetzt worden. Sazan, die einzige Insel Albaniens, liegt strategisch wichtig am Zugang zum Adriatischen Meer.
Die albanische Regierung befürchtet seit längerem ein Übergreifen der Konflikte in Jugoslawien auf Albanien. Der albanische Präsident Sali Berisha äußerte bei einem Manöverbesuch die Hoffnung, daß die Spannungen zwischen Albanien und Serbien wegen der überwiegend von Albanern bewohnten serbischen Provinz Kosovo nicht zum Konflikt führen.
JAKARTA, 4. September (Reuter). Afghanistans Präsident Burhanuddin Rabbani hat am Freitag die Bewegung der Blockfreien zur Hilfe beim Wiederaufbau seines vom Bürgerkrieg verwüsteten Landes aufgerufen. Dem einstigen Kriegsgegner Rußland bot er gute Beziehungen an, forderte aber Wiedergutmachung für die von der damaligen sowjetischen Invasionsarmee angerichteten Zerstörungen. In Kabul setzten Regierungstruppen ihre Offensive gegen marodierende abtrünnige Rebellen fort.
Rabbani sagte auf der Konferenz der Blockfreien im indonesischen Jakarta, in Afghanistan herrsche kein Bürgerkrieg. Allerdings hätten Kriminelle eine Revolte angezettelt. Eine einzelne Person habe, unterstützt von einer Handvoll Verbrecher, einen Krieg gegen die rechtmäßige Regierung und damit gegen die Interessen der afghanischen Nation entfesselt. Rabbani spielte damit auf den Rebellenführer Gulbuddin Hekmatyar an. Dessen Milizen hatten Kabul wochenlang beschossen. Derzeit herrscht Waffenruhe.
Rabbani rief die Blockfreien, die UN und die Islamische Weltkonferenz auf, schnell und in großem Umfang seinem Land beizustehen. Im 14jährigen Bürgerkrieg seien anderthalb Millionen Menschen getötet und Hunderttausende verstümmelt worden. Fünf Millionen Menschen seien vertrieben und sechs Millionen Stück Vieh vernichtet worden. Über das Land verstreut lägen zehn Millionen Minen. Rabbani dankte Pakistan, Iran, Saudi-Arabien, den USA und europäischen Staaten für die Hilfe im Bürgerkrieg. Der Islamische Staat Afghanistan werde eine Politik der "positiven und aktiven Neutralität" verfolgen.
PEKING, 4. September (Reuter). Der chinesische Finanzminister Wang Bingqian ist am Freitag zurückgetreten. Gleichzeitig wurde der Eisenbahnminister Li Senmao nach einer Meldung der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua "aus gesundheitlichen Gründen" vom Parlament seines Amtes enthoben. Gründe für die Entscheidung nannte die Agentur nicht. Wang werde durch den stellvertretenden Generalsekretär des Staatsrats, Liu Zhongli, ersetzt, der schon einmal stellvertretender Finanzminister war. Neuer Bahnminister soll Han Zhubin werden, ein führender Parteimann.
SARAJEWO / ZAGREB, 4. September (AP/Reuter). Der Absturz des italienischen Transportflugzeugs bei Sarajewo ist möglicherweise von einer Explosion an Bord verursacht worden. Vertreter der Vereinten Nationen (UN) sagten am Freitag zwar, Beweise für einen Abschuß durch eine der Kriegsparteien in Bosnien lägen noch nicht vor. Allerdings gab es verschiedene Hinweise, die nahelegten, daß das mit neun Tonnen Hilfsgütern beladene Flugzeug abgeschossen worden sein könnte. Augenzeugen berichteten, es seien zwei Raketen auf das Flugzeug abgeschossen worden. Die vierköpfige Besatzung überlebte nicht.
Die UN stellten die Luftbrücke nach Sarajewo vorerst ein. EG-Vermittler Lord Owen drohte mit härteren UN-Maßnahmen, falls das Flugzeug tatsächlich abgeschossen worden sein sollte.
Der Sprecher der UN-Truppen in Zagreb, Peter Kessler, sagte, es sei unklar, ob das Flugzeug abgeschossen worden sei. Die Maschine sei aber wahrscheinlich in der Luft explodiert. Darauf deute hin, daß Wrackteile über ein etwa 1,5 Kilometer großes Gebiet verstreut seien.
Vier US-Hubschrauber, die sich an der Suche nach dem Wrack beteiligten, wurden nach UN-Angaben durch Bodenfeuer vertrieben. Kessler sagte, die Hubschrauber seien am Absturzort mit leichten Waffen beschossen worden. Wer die Hubschrauber beschossen habe, sei unbekannt. Die Absturzstelle rund 30 Kilometer westlich von Sarajewo liegt in einem überwiegend von Kroaten und Moslems kontrollierten Gebiet, in dem es aber auch einzelne serbische Stellungen gibt.
In Belgrad beriet das jugoslawische Parlament am späten Freitag abend noch über den gegen Ministerpräsident Milan Panic eingebrachten Mißtrauensantrag. Panic erhielt bei einer vorhergehenden Abstimmung deutliche Unterstützung für seine Politik bei der Balkan-Konferenz in London in der vergangenen Woche. Liberale denken an Militäreinsatz gra MAINZ. Die Auflösung der Internierungslager im früheren Jugoslawien und eine europaweite Verteilungsquote für die Kriegsflüchtlinge hat die Liberale Internationale gefordert. Der weltweite Zusammenschluß der liberalen Parteien bekräftigte am Freitag auf seinem 45. Weltkongreß in Mainz auch das Recht der internationalen Staatengemeinschaft, Hilfslieferungen nach Bosnien militärisch abzusichern. Die Liberalen schlossen bei einem Scheitern der Friedensbemühungen auch ein weitergehendes militärisches Eingreifen nicht grundsätzlich aus. Der Präsident der Liberalen Internationale, FDP-Chef Otto Graf Lambsdorff, lehnte aber einen Einsatz mit Bodentruppen aus deutscher Sicht kategorisch ab. Iraner demonstrierten gegen Serben TEHERAN (AFP). Rund 100 000 Menschen nahmen am Freitag in Teheran an einer von der iranischen Regierung organisierten Demonstration für das "moslemische Volk" in Bosnien-Herzegowina teil. Wie ein AFP-Korrespondent vor Ort berichtete, wandte sich die Demonstration gleichzeitig gegen die "mörderischen Serben" und den sie unterstützenden "Westen". (Weitere Berichte auf Seite 2)
FRANKFURT A. M. (rtr). Heftige Kursschwankungen prägten gestern das Geschäft an den Devisenmärkten. Der Dollar wurde in Frankfurt amtlich mit 1,4307 Mark rund dreieinhalb Pfennig über dem Vortagesfixing notiert und erreichte als Tageshoch sogar fast 1,44 Mark. Am Nachmittag purzelte die US-Währung dann jedoch plötzlich um mehr als vier Pfennig bis auf 1,3940 Mark und kam damit wieder in die Nähe des Tiefstandes. In den Strudel des "Greenback" gerieten auch etliche europäische Währungen.
Mittags war der Mittelkurs des britischen Pfund um knapp drei Pfennig auf 2,818 Mark gestiegen. Seine Erholung und die des Dollar hatte unmittelbar nach der Ankündigung der Bank von England begonnen, am Kapitalmarkt in fremden Währungen Kredite im Gegenwert von zehn Milliarden Ecu (mehr als 20 Milliarden Mark) aufzunehmen und gegen Pfund zu verkaufen. Mit einer so "riesigen Summe" als Reserve hätten die Briten genug Munition, um den Pfundkurs zu stabilisieren, sagte ein Händler.
Die Bank von Italien hob gestern den Diskontsatz von 13,25 auf 15 Prozent an. Trotz der Erhöhung und Zentralbankeingriffen am Devisenmarkt zur Lira-Stützung wurde die Währung mit 1,3065 Mark/1000 Lire in Frankfurt auf dem unteren Interventionspunkt im Europäischen Währungssystem (EWS) gefixt. Das EWS werde stark verteidigt, kommentierte ein Marktteilnehmer die britischen und italienischen Manöver.
Mit der Dollar-Krise und den Spannungen im europäischen Währungsverbund werden sich die EG-Finanzminister und -Notenbankchefs bei einem Treffen im westenglischen Bath am Wochenende befassen. Dabei dürfte es auch um Vorkehrungen für den Fall eines "Non" der Franzosen zu Maastricht gehen.
JAKARTA, 4. September (Reuter). Die Bewegung der blockfreien Staaten will Hilfe für Somalia leisten. Der politische Ausschuß der Bewegung habe für die Gipfelkonferenz eine entsprechende Beschlußvorlage verabschiedet, verlautete am Freitag aus Delegationskreisen in Jakarta. Die 108 Mitglieder sollten unverzüglich tätig werden.
In Somalia leiden zwei Millionen Menschen wegen des Bürgerkriegs und der anhaltenden Dürre Hunger. Da immer wieder Hilfslieferungen der Vereinten Nationen geplündert werden, hat der somalische Ministerpräsident Omar Arteh Ghalib um die Entsendung von 10 000 UN-Soldaten gebeten, um die Ordnung wiederherstellen zu können.
Spielt Andreas Brehme für Real Saragossa oder nicht? Gewinnt Jupp Heynkkes mit Athletico Bilbao? Was macht Bernd Schuster bei Atletico Madrid? Alles Fragen, die zum Saisonstart in der spanischen Fußball-Meisterschaft am Wochenende die Fans nur am Rande interessieren. Denn FC Barcelona - Real Madrid heißt der auf Samstag vorgezogene Schlager, und alle anderen Fragen sind vor dem Spiel der Erzrivalen erst einmal zurückgedrängt.
Jupp Heynckes mag das sehr recht sein. Kann er doch so quasi unter Ausschluß der Öffentlichkeit mit Athletico Bilbao gegen Cadiz den Ernstfall proben. Allenfalls in Deutschland wird man aufmerksam zur Kenntnis nehmen, ob es dem früheren Bayern-Trainer gelungen ist, Bilbao vom "englischen Stil" des "Kick and Rush" und der Abwehr auf einer Linie umzustellen auf ein kontinental-europäisches System. Noch fordert niemand im Baskenland von Heynckes einen UEFA-Cup-Platz, aber daran kratzen sollte der Erfolgscoach schon. Erschwerendes Handicap: Heynckes durfte keinen Ausländer und auch keinen Spanier verpflichten. Man stelle sich vor, Bayern München dürfte nur Bayern in der Mannschaft haben.
Andreas Brehme seinerseits brennt auf einen ersten Einsatz für Saragossa gegen Espanol Barcelona, den ehemaligen Wuttke-Klub. Nach seinem in München auskurierten Bänderriß will Brehme unbedingt spielen: "Es ist unglaublich, welche Hoffnungen die Fans hier in mich setzen; alles andere als ein erneuter UEFA-Cup- Platz wäre ein Enttäuschung."
Um den dritten Deutschen in Spanien, Bernd Schuster, gibt es im Moment keine Schlagzeilen, also muß es ihm relativ gutgehen. Sein Verein, Atletico Madrid, empfängt zum Saisonauftakt Teneriffa.
Spaniens Fans sind froh, daß es endlich ernst wird. Allein im August langweilten die TV-Anstalten die Fußballfreunde mit 67 Live-Übertragungen von nichtssagenden Testspielen oder Höhepunkten wie Lettland gegen Litauen live. Unter Fachleuten gilt Valencia als Außenseiter neben dem FC Barcelona, Real Madrid und Atletico Madrid. sid
Michael Stich ist bei den mit 8,55 Millionen Dollar dotierten US Open der Tennis-Profis in Flushing Meadow in der zweiten Runde ausgeschieden. Der an Nummer elf gesetzte Stich unterlag dem 31jährigen Amerikaner Brad Gilbert mit 7:5, 3:6, 6:3, 3:6 und 6:7 (0:7). Zuvor hatte die Heidelbergerin Silke Meier mit 2:6, 6:2, 4:6 gegen die an Nummer 14 gesetzte Amerikanerin Zina Garrison verloren.
Unterdessen beendeten Patrik Kühnen (Bamberg) und Alexander Mronz (Leverkusen) sang- und klanglos ihren Einsatz bei den 112. US Open in Flushing Meadow. Mronz, 132. der Weltrangliste, war beim 3:6, 1:6, 2:6 gegen den Spanier Carlos Costa (Nr. 10) völlig chancenlos. Kühnen unterlag dem Amerikaner Todd Martin, 93. im Computer, 3:6, 3:6, 6:3 und 4:6. Die Zahl der Ausgeschiedenen der ehemals 17 deutschen Starter erhöhte sich damit auf elf.
Die zweite Sensation am weitgehend verregneten vierten Spieltag war das Ausscheiden der Weltranglisten-Dritten Martina Navratilova (USA), die beim 4:6, 6:0, 3:6 gegen die 17 Jahre alte Bulgarin Magdalena Maleewa ungewohnt schwache Nerven zeigte. "Enttäuscht ist ein zu schwacher Ausdruck für mein jetziges Gefühl. Ich kann im Moment nicht nachdenken, vielleicht finden Sie im Lexikon ein stärkeres Wort", meinte die Verliererin. "In meinem Alter ist so eine Niederlage schmerzlicher. Man weiß nie, ob es nicht das letzte Grand-Slam-Turnier ist."
Michael Stich hatte im fünften Satz bereits 4:1 geführt und beim Stand von 5:4 drei Matchbälle gegen den 22. der Weltrangliste vergeben, der sich nach dem um wenige Minuten nach Mitternacht gewonnenen Tiebreak mit seinem knapp einjährigen Sohn auf dem Arm von rund 5000 Landsleuten stürmisch feiern ließ. Stich dagegen verweigerte die obligatorische Pressekonferenz und verließ kommentarlos die Anlage. Wegen fortwährender Regenunterbrechungen hatte sich das gegen 16 Uhr begonnene Match bis in die Nacht hingezogen.
"Natürlich hätte dieses Jahr besser laufen können, aber ich muß es akzeptieren, wie es ist", hatte Stich zu Beginn der US Open über seinen freien Fall auf der Weltrangliste gesagt. Der 23jährige Elmshorner war vor einem Jahr kurzfristig sogar die Nummer drei der Tennisprofis gewesen. Inzwischen Zwölfter, droht er nach Auskunft der Spielervertretung ATP um mindestens zwei weitere Plätze herunterzurutschen. Stich wiederholte kaum eine der Leistungen des Ausnahmejahres 1991, das er mit dem denkwürdigen Wimbledon-Sieg über Becker gekrönt hatte. Vier Titeln - Wimbledon, Stuttgart, Schenectady und Wien - folgte im Jahr danach ein einziger Rasenturniersieg in Rosmalen, bei dem Stich den kaum ebenbürtigen Qualifikanten Jonathan Stark besiegte. sid
Der Junior läßt die alten Hasen staunen. "Das darfst du keinem erzählen, wie der hier hochgefahren ist. Und das nach 170 km Training", staunte Udo Bölts, immerhin Etappensieger beim diesjährigen Giro d'Italia. Er staunte über Heinrich Trumheller, den 20 Jahre alten Junior im deutschen Team für die Straßen-WM der Radprofis am Sonntag im spanischen Benidorm.
Der Deutsche Meister, der erst in diesem Jahr Profi wurde und 1990 aus Naltschik im Kaukasus nach Deutschland kam, fuhr im Training, so Bölts, die schwierige Steigung des 21 km langen WM-Kurses "richtig kernig hoch". "Ich glaube, er ist der stärkste Deutsche auf diesem Kurs, ich schätze, er kommt unter die ersten Zehn", meint Bölts.
Auch Rudi Altig, 1966 auf dem Nürburgring als bislang letzter Deutscher Weltmeister geworden und Teamchef in Benidorm, sagt Ähnliches: "Neulinge fahren bei einer WM immer gut. Das hat auch der fünfte Platz von Kai Hundertmarck im vergangenen Jahr in Stuttgart bewiesen. Und ich habe selten einen jungen Mann gesehen, der ein Rennen so mitbestimmt wir Trumheller."
Im elfköpfigen deutschen Team herrscht weitaus mehr Ruhe als vor einem Jahr. Bei der WM in Stuttgart hatte Rudi Altig durch seine Kritik an einigen deutschen Profis für Aufregung gesorgt. "Hoffnungsträger, die im Grunde versagt haben, sind diesmal nicht dabei", sagt er, "dafür kann der eine oder andere für eine positive Überraschung sorgen." Dazu zählt er auch Olaf Ludwig, den Weltcup-Spitzenreiter aus Gera, für den der Kurs eigentlich zu hügelig ist. "Der Olaf setzt sich keinen Kopf auf, den er später nicht durch die Tür kriegt. Also stapelt er lieber etwas tief", meint Altig.
Tatsächlich gibt der 32jährige zu, daß der Kurs für ihn zu schwer sei. Die Organisatoren haben die Straßen neu asphaltieren lassen, die Räder rollen gut auf dem neuen Belag. Deshalb und auch wegen der Suche vieler Radprofis nach einem neuen Vertrag, kann sich Ludwig nicht vorstellen, daß es die Fahrer langsam angehen lassen werden. "Die sind doch plötzlich alle wach geworden. Selbst bei Qualifikationsrennen oder gar bei einigen Kirmesrennen in Belgien wurde da voll gefahren", erzählt Ludwig.
Das deutsche WM-Aufgebot: Rolf Aldag (Ahlen), Udo Bölts (Heltersberg), Christian Henn (Heidelberg), Jens Heppner (Gera), Peter Hilse (Freiburg), Kai Hundertmarck (Kelsterbach), Olaf Ludwig (Gera), Dominik Krieger (Karlsruhe), Mario Kummer (Erfurt), Uwe Raab (Leipzig), Jan Schur (Leipzig), Heinrich Trumheller (Donaueschingen). sid Deutschland tanzte sich vor
Deutschlands Tanzsportler gewannen zum Auftakt der sechsten German Open Championships in Mannheim den Teamwettkampf. Die Profis Jörgens/Jörgens- Neubert (Hamburg), Müller/Maibauer (Mannheim), Lepehne/Weisser (Bonn) und Galke/ Schreiber (Freiburg) sowie die Amateure Asis und Iran Kadjeh-Nouri (Hamburg), Derner/Wagner (Lengerich), Killick/Haas (Frankfurt) und Müller/Müller-Omeltschenko (Pforzheim) setzten sich vor dem Team Skandinavien und Rußland durch.
Das programmierte Lamento von Stars, die wegen des starken Überangebots an erstklassigen "Legionären" um Stammplätze bangen müssen, ging in Italiens Fußball schon vor dem Saisonstart am Sonntag los. "Ich spüre, daß es um mich kein Vertrauen mehr gibt", klagte Ruud Gullit. Der Weltstar aus Holland, seit fünf Jahren beim AC Mailand, hatte sich seinen 30. Geburtstag anders vorgestellt. Aber der Gedanke, im vermeintlichen "Dream Team" nur noch sporadisch eingesetzt zu werden, weil von sechs erstklassigen Ausländern nur drei spielen dürfen, macht ihm zu schaffen: "Auf der Tribüne fühle ich mich unwohl."
Nach Einschätzung der Sportzeitung "Gazzetta dello Sport" ist Gullit momentan beim AC Mailand nicht einmal der vierte, sondern allenfalls der fünfte Ausländer. Noch hinter Dejan Savicevic, der sich Chancen ausrechnet, einen der Torjäger Marco van Basten und Jean-Pierre Papin zu verdrängen. Beim Titelverteidiger, der den "Grand Slam" anstrebt (Meisterschaft, Landespokal und Europacup), kann sich nur Frank Rijkaard eines Stammplatzes sicher sein. Auch beim SSC Neapel sind erste schrille Töne zu vernehmen. Der Brasilianer Antonio Careca stellte klar, "daß ich niemandem den Beweis meiner Fähigkeiten schuldig bin". Kurzum, auch Careca will von einem Platz auf der Tribüne nichts wissen. In fast allen Teams ist die Lage gespannt. So mancher Trainer wird demnächst wohl noch froh darüber sein, wenn ein Ausländer entweder verletzt sein wird oder für sein Nationalteam abgestellt werden muß.
So muß Milan-Trainer Capello am Sonntag zum Auftakt gegen Foggia auf Papin verzichten, der am nächsten Mittwoch mit Frankreich in Bulgarien spielt. Beim AS Rom ist Thomas Häßler, bei Parma Thomas Brolin verletzt.
In Udine kam es wegen Unstimmigkeiten zwischen Präsident und Coach schon vor dem Saisonstart zum ersten Trainersturz. Adriano Fedele, der den FC Udinese in die erste Liga führte, wurde durch Albertino Bigon ersetzt. Für den Aufsteiger ist es schon die elfte Trainerentlassung in nur sechs Jahren. sid
Borussia Dortmund findet wieder zu alter Heimstärke zurück. 36 672 Zuschauer im Westfalenstadion feierten am Freitag abend ihre Elf, die beim überzeugenden 3:0 (3:0) dem Gast Dynamo Dresden nicht den Hauch einer Chance ließ. Die Schützlinge von Trainer Ottmar Hitzfeld hatten den zweiten Heimsieg der Saison praktisch bereits nach 18 Minuten unter Dach und Fach gebracht. Nach Treffern des glänzend aufgelegten Frank Mill in der siebten Minute Povlsen (10.) und Chapuisat (18.) war das Spiel entschieden.
Dortmund im Vorwärtsgang, Dresden im Rückwärtsgang, so waren die Rollen im Westfalenstadion verteilt. Von Beginn an ließen die Borussen keinen Zweifel daran, daß die Punkte in Dortmund bleiben würden. Technisch versiert, laufstark und in fast jedem Zweikampf überlegen, schnürten sie die Dresdener in ihrer Hälfte ein. Schon nach sieben Minuten machte sich der Angriffsdruck bezahlt, als der diesmal von Beginn an spielende Frank Mill mit seinem vierten Saisontor die Führung erzielte.
Während die Dresdener überhaupt keine Linie in ihr Spiel bekamen, wirbelten die Platzherren und zogen Angriff auf Angriff über die Flügel auf. Nachdem Mill nach glänzender Vorarbeit von Fleming Povlsen knapp am 2:0 gescheitert war (10.), erledigte der dänische Nationalspieler diese Aufgabe fünf Minuten später selbst. Und weil es gerade so gut lief, servierte Povlsen nur drei Minuten später seinem Schweizer Mannschaftskollegen Stephane Chapuisat den Ball maßgerecht zum 3:0. Die einzige Torchance der Gäste vergab Torsten Gütschow, der mit einem präzisen Schuß an Torhüter Stefan Klos scheiterte (53.).
Beste Spieler in einer geschlossen gutspielenden Dortmunder Mannschaft waren Mill, Povlsen und Chapuisat. Bei Dresden bot lediglich Mittelfeldspieler Pilz eine zufriedenstellende Leistung. sid
Dortmund: Klos - Reuter - Kutowski, Schmidt - Povlsen, Zorc, Zelic (79. Franck), Poschner, Reinhardt - Mill (83. Sippel), Chapuisat.
Dresden: Müller - Mauksch - Schößler, Melzig - Hauptmann (53. Wagner), Kern, Pilz, Stevic, Kmetsch - Gütschow, Jähnig
Schiedsrichter: Schmidhuber (Ottobrunn).
Tore: 1:0 Mill (7.), 2:0 Povlsen (15.), 3:0 Chapuisat (18.).
Zuschauer: 36 672.
Gelbe Karten: Povlsen, Zelic - Mauksch, Melzig.Die Zeit der Rebellen Brasilien will seinen Präsidenten endlich loswerden Von Romeo Rey (Rio de Janeiro)
An den Stränden und in den Avenidas zu Füßen des Zuckerhuts sind neuerdings nicht nur buntfarbige T-Shirts mit Palmen und Papageien zu haben, sondern auch welche mit der Aufschrift "Fora Collor". Das Staatsoberhaupt, so will das bedeuten, soll rausgeschmissen werden aus dem Planaltopalast. In der Auslage auf dem Asphalt sind auch Mützen und Anhänger, Spruchbänder und Abziehbildchen mit ähnlichen Slogans ausgestellt: Alles, was bei Kundgebungen nützlich sein kann. Eine Grammophonfirma wirft dieser Tage 40 000 Exemplare einer Schallplatte mit Protestsongs aus den Sechzigern auf den Markt - Tempos rebeldes, die "Zeiten der Rebellion".
In Sachen Korruption ist Südamerika, man weiß es leider schon lange, recht tolerant. "Er stiehlt, aber er läßt andere auch leben", hat es von manch einem Staats- oder Regierungschef verständnisvoll geheißen. Wenn aber ein Kandidat den Kampf gegen Korrupte und Taugenichtse im Wahlkampf ausdrücklich auf seine Fahne heftet (Collor hat sie 1989 als "Maharadschas", als überbezahlte, nichtsnutzige Beamte gebrandmarkt) und sich dann selber bei trüben Geschäften ertappen läßt, kann die Volkswut überkochen.
Der Bericht, den eine parlamentarische Untersuchungskommission nach zwölfwöchiger Arbeit veröffentlicht hat, läßt an Gewicht und Dichte der Indizien kaum etwas zu wünschen übrig. Zentner von Dokumenten und Beweismaterial sind dieser Tage dem obersten Staatsanwalt der Republik, Aristides Junqueira, vom Kongreß "zur Begutachtung" ausgehändigt worden. Die Essenz des Papierbergs: Fernando Collor hängt wie ein siamesischer Zwilling am Finanzmann Paulo César ("P. C.") Farias, der mit dem Handel von "privilegierter Information" und politischem Einfluß seit dem Regierungswechsel vor zweieinhalb Jahren Dutzende, wenn nicht gar Hunderte von Millionen Dollar ergaunert hat und den Präsidenten großzügig teilhaben ließ.
Viermal hat Collor mit Auftritten in allen Fernseh- und Radiosendern des Landes seine Haut zu retten versucht. Wenige haben ihm seine Ablenkungsmanöver und Halbwahrheiten abgekauft. "Ich habe mich geirrt", lenkte er beim letzten Akt auf der Mattscheibe schließlich ein. "Ich habe Leuten zu sehr vertraut, die dann aber bewiesen, daß sie dieses Vertrauen nicht verdient hätten", fügte er mit strenger Miene hinzu - doch ohne den Namen seines Busenfreundes P. C. Farias ein einziges Mal zu nennen.
Jetzt sieht sich der Supermann, der vom Jet-Ski bis zum Jagdflugzeug-Pilotieren alles kann, von Volk und Parlament an die Wand gedrängt. Eine Minute des Schweigens und kühler Überlegung müßte ihm eigentlich genügen, um sich zum einzig vernünftigen Entscheid durchzuringen: zum Rücktritt im Interesse der Nation, die einen vielleicht mehrmonatigen Amtsenthebungs-(Impeachment-)Prozeß kaum schadlos überstehen würde. Rücktritt in seinem eigenen Interesse auch; er würde ihm die Schmach einer Verurteilung ersparen.
Wie wenn das nicht schon genug Sprengstoff wäre: Das Fallbeil droht auch der First Lady Rosane Malta, die gelegentlich sorglos in der Staatskasse gewühlt hat. Die Justiz hat sie schon aufgefordert, dem Fiskus rund 30 000 Mark zurückzuerstatten, die sie bei einem Geburtstagsfestchen für eine ihrer Freundinnen - mit Kaviar und Languste und französischem Champagner, wie es sich gehört - verjubelt hat. Etwa das Zehnfache jenes Betrags ist von den Konten der gemeinnützigen "Brasilianischen Hilfslegion", der Dona Rosane damals vorstand, in eine obskure "Stiftung" geflossen. Dieser Verein residierte in Alagoas, dem Heimatstaat der steinreichen Collor-, Mello- und Malta-Familien, und wurde von Verwandten "verwaltet".
Die Mehrheit der Minister hat längst erkannt, daß diese Regierung nur noch auf die letzte Ölung warten kann. Sie schwanken und wanken erbärmlich hin und her zwischen dem Rücktritt und patriotischem Ausharren. Vor ein paar Tagen rangen sie sich zum Entschluß durch, wenigstens solange im Amt zu bleiben, bis die Deputiertenkammer mit Zweidrittelmehrheit das Impeachment eingeleitet hat. Doch seit ihnen klargeworden ist, daß dies vermutlich nicht vor Ende Oktober erfolgen wird, können einige - Außenminister Celso Lafer, ein Sozialdemokrat; der bekannte Soziologe Hélio Jaguaribe; Justizminister Célio Borja, der auch schon den Militärs gedient hat - das Wasser kaum mehr halten.
"Präsident Collor hat jede Glaubwürdigkeit verspielt", stellt der frühere Finanzminister und derzeitige Abgeordnete Delfim Neto resigniert fest. "Je länger das bittere Ende verzögert wird, umso schlimmer für die Ökonomie", befürchtet sein Ratskollege José Serra, auch er Volkswirt von Beruf. "Der Krise sind wir machtlos ausgeliefert, weil die Gesellschaft dem Staatschef keinen Respekt mehr zollt", greift Aloizio Mercadante, ein Deputierter der Arbeiterpartei PT, ungeduldig an. Weitherum stimmt man in der Ansicht überein, daß Collor - selbst wenn er eine Verurteilung noch abwenden könnte - nie wieder regierungsfähig sein wird. Wo immer er öffentlich aufträte, beim Jogging oder auf der Rampe des Planaltopalasts, wo er in andern Zeiten dem Fahnenaufzug beiwohnte, wäre in Zukunft mit Pfeifkonzerten zu rechnen.
"Getulio machte es besser", hatte ein Demonstrant auf ein Transparent gemalt, als vor zehn Tagen weit über 100 000 Studenten in São Paulo gegen den Verbleib des Präsidenten an der Macht protestierten. Damit war Staatschef Getulio Vargas gemeint, der sich 1954, von ähnlichen Anklagen bedrängt, eine Kugel durch den Kopf schoß. Doch der junge Collor de Mello denkt weder an Selbstmord noch an Demission. Er will seine Getreuen zum Nahkampf im Parlament rüsten.
Nachdem die Vorherrschaft des Rechts mit dem "Schema P. C." grob verletzt worden ist, soll jetzt eine Schlacht um einzelne Paragraphen geschlagen werden. Die Regierung will nicht nur die offene Abstimmung in der Kammer anfechten (weil Collor sich von einer geheimen Befragung des Rats ein weniger vernichtendes Ergebnis verspricht). Sie stellt jetzt auch die Eignung des Vorsitzenden der Kammer, Ibsen Pinheiro, in Frage, der angeblich allzu offen Partei gegen den Staatschef ergreife, was ihm das Reglement des Kongresses in diesem heiklen Fall ausdrücklich verbiete.
Die Politiker wissen weder ein noch aus: Der Hauptangeklagte wähnt sich unschuldig (oder er täuscht diese Überzeugung geschickt vor), das Impeachment- Verfahren kann sich über Monate hinziehen. Die ganze Nation marschiert in einen Tunnel hinein, dessen Ende nicht abzusehen ist. Bis jetzt sind alle Massenkundgebungen in beispielhafter Ordnung verlaufen. Aber wie lange werden die Brasilianer ihre Empörung in Schranken halten? Der einzige Ausweg, so meint Delfim Neto halb ironisch, wäre ein ärztliches Attest des Inhalts, daß Fernando Collor die Fähigkeit zum Regieren verloren habe. So könnte man ihn, pflichtet das Nachrichtenmagazin Veja sarkastisch bei, ohne politischen Schock zur Erholung in die Schweiz abschieben.
In der Colonia Voluntad e Trabajo, einer armseligen Hüttensiedlung im Süden Nuevo Laredos, wo es mehr Willen als Arbeit gibt, ist Adolfo Kahn wohlbekannt. Einmal in der Woche fährt der pensionierte Tierarzt österreichisch-mexikanischer Abstammung von seinem Wohnsitz nördlich der Grenze in das Slumviertel, um die bedürftigsten der dort hausenden Familien mit Lebensmitteln, Medizin und manchmal auch mit ein paar Dollar zu versorgen. Gelegentlich nimmt er Lehrer, Politiker oder Journalisten mit auf seinen Ausflug, den er kurz die "toxische Tour" nennt.
Die Runde durch die Außenbezirke der mexikanischen Grenzstadt sollte zur Pflichtveranstaltung für alle Anhänger des Freihandelsabkommens zwischen den USA, Kanada und Mexiko werden, die noch glauben, die Umwelt- und Infrastrukturprobleme der Grenzregion allein mit mehr Wachstum lösen zu können.
In der zugigen Holzhütte Nr. 53 wartet die Familie Florez auf die Mitbringsel des Mannes, der eine Mischung aus Umweltaktivist und Mutter Teresa verkörpert. Maria Flores hat gerade ihr Typhus-Fieber überwunden, ihr Mann leidet an einer schweren Herzkrankheit, ihr Bruder hat Tuberkulose. Ihre acht Kinder, die zusammen mit den Erwachsenen in einem 20 Quadratmeter großen Raum ohne Fenster und Türrahmen leben und aus ausrangierten Chemiefässern trinken, haben Läuse, die Krätze und werden nach der statistischen Wahrscheinlichkeit bald an Hepatitis erkranken. Die Fäkalien dieses Slums von rund 8000 Menschen fließen als gelbliche Brühe in ein Rinnsal, das irgendwo in den Rio Grande mündet.
Arbeit in der maquiladora des Sony- Konzerns für weniger als einen Dollar pro Stunde wird in diesem Zustand keines der Familienmitglieder bekommen. Denn die Konkurrenz um Jobs in den Fertigungsstätten multinationaler Unternehmen ist groß. Mit dem Freihandelsabkommen Nafta und der damit verbundenen Hoffnung vieler mexikanischer Hochlandbewohner auf Arbeit an der Grenze, so glaubt Kahn, "wird die Bevölkerungszahl von Nuevo Laredo explodieren".
Maria Florez zeigt unterdessen betrübt auf die vor ihrer Hütte liegende Karre. Mit dem Bruch des linken Rades ihres Handwagens ist jetzt die fragile Hauswirtschaft der Familie ganz zusammengebrochen. Die Florez sind pepenadores, Müllverwerter, die sich ihren Lebensunterhalt gewöhnlich auf der städtischen Deponie zusammensuchen.
Diese Tiradero Official, 100 Hektar stellenweise brennender Industriemüll und zehn Meter dick übereinandergeschichteter Haushaltsabfall, ist der nächste Stopp auf der Führung durch einen ökologischen Alptraum. In den giftigen Dämpfen, zwischen Hospitalmüll, schmorenden Autoreifen und Plastikabfällen suchen gebückte Gestalten nach verwertbaren Materialien. "Dieser Müll", so beschreibt Kahn dem Besucher fachmännisch den Verlauf der Verseuchung, "wird in die nahegelegene Lagune gewaschen, die einen kleinen Fluß speist, der wiederum im Rio Grande endet".
Je mehr Fertigungsstätten nach Inkrafttreten von Nafta in Nuevo Laredo errichtet werden, befürchtet er, desto größer wird die Umweltbelastung des Grenzgebiets. In die Fähigkeit der Politiker, die zunehmende Kontamination durch verschärfte Umweltgesetze und deren Anwendung wirksam zu bekämpfen, setzt Kahn nach seinen Erfahrungen mit den inkompetenten oder korrupten Behörden Mexikos keine allzu großen Hoffnungen.
So werden demnächst wohl noch mehr Menschen direkt auf die Müllkippe ziehen, als ökonomisch durchaus sinnvolle Zusammenlegung von Wohnen und Arbeiten. Wie der 16jährige Junge aus der blau angestrichenen Hütte am Fuß des Berges defekter Videocassetten, der mit seiner Freundin schräg gegenüber neben dem Schutt kokelnder Gummiteile hier auf der Deponie eine Familie zu gründen gedenkt. Natürlich hofft Kahn, daß es nicht dazu kommen wird, sondern daß mit der Freihandelszone auch die politische Aufmerksamkeit auf die skandalösen Lebensumstände südlich der Grenze gelenkt wird. Doch er weiß, daß alles, was er auf der Tour durch die colonias, über die Müllkippen von Nuevo Laredo und vorbei an den illegalen Einleitungen in den Rio Grande gesagt hat, gegen diese Hoffnung spricht. paa
Ein neuer Bluttest soll Schwangere warnen, wenn sie ein erhöhtes Risiko für ein Kind mit Down-Syndrom (Mongolismus) haben. Der Test könnte Ärzten künftig die Empfehlung erleichtern, auch bei Frauen unter 35 Jahren eine Untersuchung des Fruchtwassers vornehmen zu lassen. Wissenschaftler der Stiftung für Blutforschung in Scarborough (US-Bundesstaat Maine) untersuchten Blutproben von knapp 30 000 Schwangeren und entdeckten, daß anomale Mengen von drei Substanzen deutliche Hinweise auf einen Fetus mit Down-Syndrom geben können. Das Ergebnis der Studie wurde im "Neu England Journal of Medicine" veröffentlicht.
Frauen über 35 Jahren wird wegen des statistisch höheren Risikos die Fruchtwasseruntersuchung empfohlen. Bei jüngeren Schwangeren ist der Nutzen dieser Untersuchung umstritten, da sie ein leich- tes Risiko für eine Fehlgeburt birgt. Von 700 Babys hat im Durchschnitt eines das Down-Syndrom. Die Chromosomenanomalität führt zu geistiger Behinderung und zur Fehlentwicklung von Organen.
Seit Mitte der 80er Jahre empfehlen amerikanische Ärzte eine Fruchtwasseruntersuchung für Frauen, deren Blut ungewöhnliche Werte der Substanz Alpha- Fetoprotein erkennen läßt. Dieser Wert allein ermöglicht jedoch nur in 20 Prozent aller Fälle eine Identifikation des Down-Syndroms. Der neue Bluttest mißt zusätzlich die Substanzen Estriol und Gonadotropin. dpa
KELKHEIM. Der Tonnenschnüffler geht um. Mit Nase und Auge prüft er den Müll der Münsterer Bürger. Deren Stadtteil nämlich ist auserkoren, ab Anfang nächsten Monats zum Testgebiet zu werden für eine neue Art des getrennten Einsammelns von Müll. Und um festzustellen, ob die Münsterer beim Getrennt-Sammeln auch alles richtig machen, schickt Bürgermeister Stephan regelmäßig den Tonnenschnüffler von Haushalt zu Haushalt. Der Mann mit dem funkelnagelneuen Beruf kommt vom Kelkheimer Kübeldienst Kilb und hat Computerlisten dabei. In die trägt er die Müllmengen ein. Noten verteilt er auch: Wer schlampig getrennt hat, bekommt 'ne Vier, Münsterer die umweltbewußt ihren Müll immer schön in die richtige Tonne gestopft haben, heimsen eine Eins ein.
"Aber diese Daten", das ist Kontrolleur Bernd Hofmann wichtig, "bleiben anonym, dienen nur einer Studie". Die soll - im Auftrag der Stadt und der Rhein-Main-Recycling-GmbH - ergründen, wieviele Wertstoffe weggeworfen werden, wieviel nicht wiederverwertbarer Restmüll verbleibt und welche Tonnengrößen die Haushalte brauchen.
Was in Münster noch bis Ende März nächsten Jahres als Testphase läuft, soll danach auf das gesamte Stadtgebiet ausgeweitet werden. Und das sieht so aus:
Zusätzlich zur Restmülltonne gibt es eine blaue Wertstofftonne und einen transparenten Plastiksack für Kunststoffabfälle. In die blaue Wertstofftonne gehören nur Papier und Pappe. Der Sack für die Kunststoffabfälle wird nach jeder Leerung der blauen Tonne in ihren Dekkel geklebt.
Sicher wäre ein fester Behälter, in den die Kunststoffabfälle kämen, wesentlich umweltfreundlicher. Eine solche dritte Tonne müßte man nämlich nicht wegwerfen. "Aber die Haushalte haben schon mit zwei Tonnen Platzprobleme, wohin dann also mit einer dritten? Kaum ein Haushalt hat Platz dafür", sagt Bernd Hofmann, Betriebsleiter der Kelkheimer Kübeldienst GmbH auf FR-Anfrage. Und: Da die Plastiktüten durchsichtig sind, können die Männer von der Müllabfuhr gleich sehen, ob nur Plastikmüll drin steckt. Oder ob sie den ganzen Beutel neu sortieren lassen müssen.
In den Sack, der ebenfalls komplett recycelt wird, dürfen die Münsterer nur folgendes stecken:
• saubere Becher, wie zum Beispiel Margarine- oder Joghurtbecher,
Keinesfalls in den Kunstsoffsack geworfen werden dürfen:
• Metalldosen
• Glas
• Küchenreste
• Behälter, die nicht leer sind
• Farbreste oder chemische Substanzen
• Sondermüll
Die Wertstoff-Säcke werden zu einem Kunststoffbetrieb nach Fulda gefahren. Dieses Unternehmen - dafür verbürgt sich Hofmann - verwertet den kompletten Kunststoff wieder. Ein spezielles Technologie-Patent, das die Fuldaer besitzen, ermögliche es ihnen, aus den alten Plastikbechern neue Toilettenbürsten und Kehrschaufeln herzustellen.
Während der kompletten Testphase müssen die Münsterer keine höheren Müllgebühren berappen. Und auch danach sollen die finanziellen Mehrbelastungen erträglich sein.
Um seine Bürger nicht zu sehr zu schröpfen, stellt Bürgermeister Stephan mit dieser Testphase auch vom Bringsystem (bei dem der Bürger seinen Müll zu Wertstoffcontainern bringen muß) auf das Holsystem (wird von der Müllabfuhr abgeholt) um. "Denn dann sammeln die Leute fleißiger, wenn sie ihren Müll abgeholt kriegen", sagt er. Und das bringe der Stadt in Zukunft Geld. Denn mit Einführung des "Dualen Systems" in einiger Zeit würden Kommunen finanziell belohnt, deren Bürger viel getrennt sammeln. Das wiederum könne die Stadt auf die Müllabfuhrgebühren umlegen - der Bürger zahle weniger. gre
Das Medikament DDI, eines von zwei Medikamenten, mit denen in den USA die Immunschwäche-Krankheit Aids behandelt wird, zeigt bessere Ergebnisse als das konkurrierende Mittel AZT. Zu diesem Schluß kommt eine Studie, die jetzt in in der amerikanischen Fachzeitschrift "New England Journal of Medecine" veröffentlicht wurde. Bei Patienten, die zuvor mit AZT behandelt wurden, soll der Studie zufolge das Medikament DDI den Ausbruch und das Fortschreiten von Aids besser hinausgezögert haben als AZT. Die Studie wurde an der Universität von Kalifornien in San Francisco erarbeitet und basiert auf intensinven Untersuchungen von insgesamt 913 HIV-infizierten Personen.
Untersucht wurden Personen, bei denen die Krankheit noch nicht ausgebrochen war, Patienten mit leichten Symptomen, und Aids-Kranke im fortgeschrittenen Stadium. Bei den beiden ersten Gruppen habe der Wechsel von AZT zu DDI "auf signifikante Weise den Ausbruch von Aids oder den Tod hinausgezögert", berichtete der Leiter der Studie, James Kahn. Bei der dritten Gruppe sei dagegen keine Verlängerung des Lebens durch den Medikamentenwechsel erreicht worden.
"Die Ergebnisse des Tests lassen annehmen, daß die Verabreichung des Präparates DDI nicht auf Personen beschränkt werden sollte, die das Medikament AZT nicht vertragen oder bei denen es nicht anschlägt", sagte Kahn weiter. Nach Meinung des Direktors des amerikanischen Instituts für Allergie- und Infektionserkrankungen, Anthony Fauci, sind jedoch noch weitere Studien notwendig, um zu klären, wann die Medikamente wie und in welcher Kombination sie verabreicht werden sollten. AFP
MÖRFELDEN-WALLDORF. Die Grünen werden zur Kommunalwahl 1993 mit einer offenen Liste antreten. Die Parteimitglieder waren in ihrer Versammlung am Donnerstag einstimmig dafür, auch jenen eine Chance zu geben, die sich nicht parteipolitisch binden wollen, aber grüne Positionen vertreten. Neu ist diese Praxis nicht: Schon bisher konnten auch Nichtmitglieder für die Grünen ins Parlament ziehen. Allerdings war das an eine Bedingung geknüpft: Parteilose Kandidaten sollten Mitglied in einer der den Grünen nahestehenden Organisationen wie beispielsweise dem BUND sein. Damit ist jetzt Schluß: Andrea Winklers Antrag wurde einstimmig angenommen, den entsprechenden Passus eines früheren Beschlusses offiziell zu löschen.
Unter welchem Namen die Grünen antreten, ist indes noch offen, auch wenn die Mehrzahl der Mitglieder annimmt, daß es auf die Bezeichnung "Die Grünen" hinauslaufen wird. Zwar werde eine offene Liste rein inhaltlich durch einen Namen wie "Grüne Bürgerliste" besser charakterisiert, doch andererseits sei die Bezeichnung "GBL" durch die Ereignisse der jüngsten Vergangenheit doch ziemlich negativ behaftet, so die mehrheitlich geäußerte Meinung.
Aufgeschoben wurde auch die Entscheidung über den ersten Teil des Wahlkampfprogramms, obgleich das eigentlich das zentrale Thema der Versammlung hätte werden sollen. Doch die Diskussion über das, was in den Arbeitskreisen als grüne Aufgaben zusammengetragen und formuliert worden war, fiel einer anderen Debatte zum Opfer, die sich um das Parteiaufnahmeverfahren von Werner Kunz rankte. Der Mörfelder hatte kürzlich durch seinen Einspruch zum Benennungsverfahren der grünen Nachrückerinnen Marie Krupp und Ursula Kuppert nicht nur bei den Grünen für Verwirrung gesorgt. Der Vorstand äußerte Bedenken, wollte aber auch nicht ablehnen. Der Kompromiß: Mitarbeit ja, doch über die tatsächliche Mitgliedschaft wird erst nach einer gewissen Zeit befunden.
Der anwesende Antragsteller, dessen Verständnis von Basisdemokratie den Vorstand laut Christa Pannke nicht restlos überzeugte, mochte das nicht hinnehmen. Ergebnis: Eine über einstündige, sich im Kreis drehende Diskussion, in der es vor allem um die Frage ging, ob der Aufschub einer Gesinnungsprüfung gleichkomme oder eine Chance zur Profilierung sei. Bewegt hat sich trotz vieler Worte wenig - Kunz, der auch beim Kreisverband die Mitgliedschaft beantragt hatte, muß sich dem Beschluß des Vorstandes beugen, will er beim Ortsverband Mitglied werden. wal
FRIEDRICHSDORF. Die Raben des Londoner Towers werden am Sonntag die Besucher im Seulberger Heimatmuseum kaum erschrecken: Die Vögel sind Motive eines kunstvollen Deckchens, das zur Ausstellung "Alles Spitze" gehört. Kostbare alte und neue Gebilde der feinen Textilkunst hat Gudrun Borck zusammengetragen.
Die Ausstellung wird beim Aulofenmarkt im Museum gezeigt, der am 6. September von 10 bis 18 Uhr vom Verein für Geschichte und Heimatkunde bereits zum 6. Mal veranstaltet wird.
Zahlreiche Hobby-Handwerker zeigen und verkaufen wieder ihre Produkte, und die Schau der Spitzen soll zusätzlich dafür sorgen, daß der Markt "Spitze wird". Was Spitze ist, damit hat sich Gudrun Borck intensiv beschäftigt. Sie gehört zu den 200 Mitgliedern der Deutschen Spitzengilde, die dafür sorgen möchte, daß die alte Textilkunst wiederbelebt und weiterentwickelt wird.
Die Ausstellungsstücke zeigen, wie unterschiedlich die Techniken sind. Ob Nadel-, Klöppel-, Häkel- oder Filetspitzen - alle geben Kleidungsstükken oder Tischdekorationen jene festliche und vornehme Note, die seit Jahrhunderten Frauen und Männer begeisterte.
Die Besucher des Marktes können ihre Spitzendeckchen mitbringen - Gudrun Borck wird sie begutachten, Qualität und Alter bestimmen. nau
Frau Elsa Reimann aus Steinheim zum 95. Geburtstag am 5. September.
Den Eheleuten Margaretha und Karl Lösch aus Hanau-Steinheim zur goldenen Hochzeit am Samstag, 5. September.
Herrn Paul Schmidt aus Maintal-Bischofsheim zum 100. Geburtstag am Samstag, 5. September.
Den Eheleuten Margarete und Heinrich Mankel aus Hochstadt zur goldenen Hochzeit am Samstag, 5. September.
Frau Irmgard Goldschmidt aus Nidderau-Heldenbergen zum 80. Geburtstag am Samstag, 5. September.
Frau Johanna Völker aus Nidderau-Eichen zum 80. Geburtstag am Samstag, 5. September.
Herrn Walter Hestermann aus Erlensee-Langendiebach zum 80. Geburtstag am Sonntag, 6. September.
Frau Else Schulz aus Hanau zum 95. Geburtstag am Sonntag, 6. September.
Rechtsradikale liefern Polizei Straßenschlacht
Wenn der Spätsommer naht, zeigt sich so manche Blume von ihrer schönsten Seite - wenn man sie nur läßt
SULZBACH. Jetzt ist es klar: Das Multiplex-Kino kann auf dem Gelände des Main-Taunus-Zentrums (MTZ) gebaut werden. Mit den Stimmen von CDU und FDP beschloß die Sulzbacher Gemeindevertretung am Donnerstag abend, einen Bebauungsplan für das Gelände des MTZ mit Kinopalast aufzustellen. SPD und GAL votierten dagegen.
Etwa 60 Millionen Mark soll das "Kinodrom" kosten. Die künftigen Betreiber, die Stuttgarter Palast-Betriebe KG, planen ein Kinocenter mit zwölf Sälen, in denen insgesamt 3800 Besucher Platz finden. Mit dem besten, was Kinotechnik zu bieten hat, soll es ausgerüstet werden: gestochen scharfe Bilder, glasklarer Stereoton, superbequeme Sitze für die Zuschauer. Restaurants, Bars und ein Parkdeck für 5000 Autos gehören außerdem dazu. Die Palast-Betriebe rechnen mit einer Million Besucher jährlich.
Läuft alles wie geplant, wird das Multiplex im Herbst nächsten Jahres eröffnet. In den vergangenen Wochen war das Projekt Thema Nummer 1 in Sulzbach. Es jagten sich die Pressekonferenzen von Befürwortern und Gegnern. Besitzer von Lichtspielhäusern zwischen Bad Homburg und Wiesbaden schlossen sich zur Interessengemeinschaft "Kino vor Ort" zusammen, um den Filmpalast zu verhindern. Sie fürchten, das Multiplex könne ihren Kinos den Garaus machen. Auch die junge Union von Sulzbach ist gegen das umstrittene Super-Kino.
SPD und GAL bereiten vor allem die erwarteten Besuchermassen Bauchschmerzen. Denn die Filmfreunde, ist man sicher, werden alle mit dem Auto zum MTZ kommen. Die Straßen rund um Sulzbach seien schon jetzt überlastet, sagte Günter Renneisen, SPD-Fraktionschef während der Gemeindevertretersitzung. Er befürchtet, daß mit dem Kinopalast der Verkehr total zusammenbricht. Horst Günter (GAL) schlug in die gleiche Kerbe: "Das Kino bringt Sulzbach nur noch mehr Lärm und Gestank, sonst nichts."
Die Sozialdemokraten regten an, für das Gebiet des MTZ einen Bebauungsplan aufzustellen, in dem das Multiplex nicht enthalten ist. Außerdem wollten sie für das Areal eine Veränderungssperre verhängen. Diese hätte zur Folge, daß auf dem Gelände nichts gebaut werden darf. Und das wäre das Aus für das Multiplex gewesen.
Doch damit hätte sich die Gemeinde ziemlichen Ärger eingehandelt. Denn schon 1989 hat der Gemeindevorstand eine Bauvoranfrage der Palast-Betriebe genehmigt. Und die können die Sulzbacher Gemeinde-Oberen nicht mehr zurücknehmen. Das meint zumindest Rudolf Stich, Professor für Baurecht, der im Auftrag der Gemeinde ein Gutachten über die Angelegenheit geschrieben hat. Hätte das Parlament den Beschluß des Vorstandes dennoch gekippt, müßte die Kommune mit großer Wahrscheinlichkeit einen deftigen Schadenersatz zahlen.
Das wußte auch die SPD-Fraktion. Doch das Geld - von einer Million war die Rede - wollte sie gerne berappen. "Das wäre eine billige Form der Verkehrsberuhigung - indem wir zusätzlichen Verkehr verhindern", so der SPD- Parlamentarier Helmut Sinn.
Die FDP hält wenig von den Argumenten der Sozialdemokraten. Das Verhalten der Liberalen mutet paradox an: Sie sind zwar gegen das Multiplex, stimmten aber dennoch dafür. "Denn Fakt ist die Rechtslage", so Friedhelm Fromme. "Damit müssen wir uns abfinden."
Auch in den Reihen der CDU gibt es Multiplex-Gegner. Dennoch stimmte die Fraktion geschlossen für das Projekt. Adolf Geiß, CDU-Fraktionschef, versuchte Pro und Contra auseinanderzudividieren: Für das Kino-Center spreche, daß sich die Attraktivität des MTZ erhöhe. Und die Sulzbacher erhielten ein zusätzliches Freizeitangebot direkt vor der Haustür. Auf der anderen Seite stehe die Gefährdung der kleinen Kinos. Doch selbst wenn das Kino nicht in Sulzbach gebaut würde, könnte damit die Ausbreitung der Multiplexe nicht verhindert werden. Das Argument von der Verkehrsbelastung zieht für Geißler nicht: Die Sulzbacher würden den zusätzlichen Verkehr kaum spüren. Er rechnete hoch, daß im Schnitt täglich nur 138 Autos auf der L 3266 durch den Ort gen Filmpalast fahren werden. Außerdem könne die Gemeindevertretung aufgrund der rechtlichen Situation gar nicht mehr über das Projekt entscheiden.
Im Sulzbacher Rathaus liegt übrigens schon seit Wochen der Bauantrag der Palast-Betriebe. Auch der Gemeindevorstand hat ihm schon zugestimmt. Er wurde aber bislang noch nicht ans Kreisbauamt abgeschickt. "Das werde ich am Dienstag tun", so Bürgermeister Herbert Uhrig. Noch in diesem Jahr sollen die Bauarbeiten beginnen. fw
Notdienste · Notdienste
Wochenende
Ärzte und Zahnärzte Alle diensthabenden Ärzte und Zahnärzte sind bei folgenden Bereitschaftsdiensten zu erfragen:
Friedberg/Bad Vilbel/Rosbach. DRK Leitstelle Wetterau: Homburger Str. 26, Telefon 0 60 31 / 60 00 00.
Bad Nauheim. Johanniter-Unfallhilfe: Telefon 0 60 32 / 3 19 16.
Altenstadt. Ärztlicher Notdienst: Lindheim, Altenstädter Str., Tel.0 60 47 / 3 51, von Sa. 11 bis Mo. 6 Uhr.
Büdingen. Ärztlicher Notdienst: Vogelsbergstr. 94 (DRK-Haus), Tel. 0 60 42 / 12 11, von Sa. 11 bis Mo. 6 Uhr.
Echzell. Johanniter-Unfallhilfe, Telefon 0 60 08 / 213.
Butzbach. Malteser-Hilfsdienst: Roter Lohweg, Telefon 0 60 33 / 62 29.
Reichelsheim. Ärztlicher Bereitschaftsdienst Wetterau, Tel. 0 60 35 / 33 33.
Ortenberg-Gelnhaar. Ärztlicher Sonntagsdienst: Am Kleck 12, Tel. 0 60 46 / 23 70.
Nidda/Ranstadt. Ärztliche Sonntagsdienstgemeinschaft von Sa. 12 Uhr bis Mo. 6 Uhr, Tel. 0 60 43 / 34 11.
Karben/Niddatal. Arbeiter-Samariterbund: Tel. 0 60 39 /4 15 55 und Ärztlicher Notdienst, Klein-Karben, Rathausstr. 35, Tel. 0 60 39 / 21 45. Apotheken Friedberg, Bad Nauheim, Rosbach.
Sa.: Wetterau-Apotheke, Friedberg, Kaiserstr. 128, Tel. 0 60 33 / 99 44 - So.: Taunus-Apotheke, Bad Nauheim, Kurstr. 9, Tel. 0 60 32 / 3 20 88 + Brunnen-Apotheke, Ober-Rosbach, Bahnhofstr. 14, Tel. 0 60 03 / 435.
Bad Vilbel. Sa.: Park-Apotheke, Frankfurter Str. 51-53, Tel. 0 61 01 / 8 36 79 - So.: Sprudel-Apotheke, Friedberger Str. 13, Tel. 0 61 01 / 23 21.
Butzbach. Sa.: Liebig-Apotheke, Marktplatz 22, 0 60 33 / 6 51 42 - So.: Bahnhof-Apotheke, Weiseler Str. 41, Tel. 0 60 33 / 6 89 88.
Karben/Niddatal. Sa.: Apotheke Assenheim, Assenheim, Nieder-Wöllstädter Str. 2, Tel. 0 60 34 / 22 06 - So.: Neue Apotheke, Klein-Karben, Wernher-von-Braun- Str. 29a, Tel. 0 60 39 / 35 91. Krankentransporte Bad Vilbel. Über das DRK, Tel. 0 61 01 / 8 40 20, und ASB, Frankfurter Straße 85, Tel. 0 61 01 / 22 22.
Karben/Niddatal. ASB Karben 1, Dieselstr. 9, Tel. 112 od. 0 60 39 / 4 15 55.
Rosbach. Leitstelle Friedberg-West, Tel. 0 60 31 / 60 00 00. Versorgungsbetriebe Friedberg. Bei Stromstörungen: OVAG, Friedberg, Tel. 0 60 31 / 821.
Bad Vilbel. Stadtwerke, Tel. 0 61 01 / 6 40 51, zuständig für Gas- und Wasserversorgung. Abwasserschäden: Städtischer Betriebshof über Polizei Bad Vilbel, Tel. 0 61 01 / 70 45.
Karben. Tel. 0 60 39 / 4 22 55.
Rosbach. Maingas Frankfurt, Tel. 0 69 / 70 10 11. Sonstiges Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66.
Pille danach, Pro Familia Friedberg, Tel. 0 60 31 / 23 36 (außerhalb der Sprechzeiten Adressen auf Anrufbeantworter).
Ein Fußgänger ist am Freitag morgen in der Friedberger Anlage in Höhe des Unterwegs von einem 24-Tonnen-Lastwagen mit Anhänger erfaßt und schwer verletzt worden. Obwohl der 43jährige Fahrer des Lastwagens mit seinem Fahrzeug eine Vollbremsung machte, konnte er nicht mehr verhindern, daß die Beine des etwa 30 Jahre alten Mannes unter das linke Vorderrad des Zugwagens gerieten.
Wie Polizeisprecher Jürgen Linker mitteilte, war der Passant gegen 7.40 Uhr aus der Grünanlage auf die Fahrbahn und direkt vor den Sattelzug gelaufen, der von der Großmarkthalle kam und in Richtung Alte Oper fuhr. Die Berufsfeuerwehr mußte den Zugwagen hochliften, damit der Schwerverletzte geborgen werden konnte. Mit dem Notarztwagen wurde er in ein Krankenhaus gebracht. enk
RÜSSELSHEIM. Die Hort-Situation vor Ort ist am Dienstag, 8. September, 20 Uhr, in der Stadthalle Thema einer Veranstaltung in der Reihe "Ein Leben mit Kindern". Mit von der Partie sind die Vorsitzende, Editha Horstmann, und weitere Mitglieder des Kita-Elternbeirates der Stadt. Zur der Veranstaltung laden "Arbeit und Leben", Frauenzentrum und die Initiative Kinderbetreuung. cas
BAD HOMBURG. Sechs Jugendgruppen treten zur achten Mondscheinstaffel rund um den Golfplatz im Kurpark am heutigen Samstag ab 19 Uhr an. Die Mannschaft, die innerhalb von vier Stunden den Platz am häufigsten umrundet, erhält den Schlumpfpokal.
Das evangelische Jugendwerk Bad Homburg veranstaltet die Mondscheinstaffel im Rahmen des ökumenischen Bibeltags. Gruppen können nach Anmeldung (Tel. 4 78 81) kurzentschlossen noch an den Start an der Konzertmuschel gehen. Im Vorjahr schafften die Jugendlichen der katholischen Gemeinde St. Johannes 78 Runden, rund 57 Kilometer. stk
"SOS Hundeheim Zeilsheim" sucht neues Domizil für Ziegen, Pferde, Hunde und Kuh Gnadenbrot
für kranke,
alte Tiere
HÖCHST. Karla balanciert über die glitschigen Platten. Trotz des guten Profils ihrer Turnschuhe kommt sie nur langsam vorwärts. Dabei möchte sie die penetranten Schreie so schnell wie möglich stoppen. "Was hat er denn nur?" fragt sie. Marietta Praß kann ihr verraten, was dem kleinen, braun-weiß gescheckten Ziegenbock nicht paßt: "Dem ist es zu kalt." Und tatsächlich, nachdem Karla den lauten Rebell in den wärmeren, aber nicht gerade warmen Stall gesperrt hat, ist es auf dem Gelände des "SOS Hundeheims Zeilsheim und Umgebung" ruhig.
Marietta Praß kennt ihre Pappenheimer: "Schließlich lebe ich mit ihnen seit Jahren", sagt die gelernte Tierpflegerin. Eigentlich seit Jahrzehnten. Denn die 28jährige kam schon als Zehnjährige auf das Gelände zwischen der Hoechst AG und dem Abschleppunternehmen Herborn und Kühmichel. Ihr Großvater hatte es von seinem Arbeitgeber, der Hoechst AG, vor 30 Jahren gemietet und dort 30 Schafe einquartiert. Heute leben auf 40 Fördermitglieder dem 1000 Quadratmeter großen Grundstück 18 Hunde, sieben Pferde, fünf Ziegen und eine Kuh. Vor drei Jahren erst wurde der Verein "SOS Hundeheim Zeilsheim" gegründet, damit die Kosten für das Praßsche Tierasyl unter den knapp 40 Fördermitgliedern aufgeteilt werden.
Marietta Praß, die inzwischen nicht mehr als Tierpflegerin, sondern bei Hoechst arbeitet, sagt: "Ich gebe den Tieren ihr Gnadenbrot." Dem herzkranken Pudel, den das bisherige Herrchen oder Frauchen aussetzte, ebenso wie dem geschenkten Gaul. Bei dem sich das Sprichwort erfüllt, ihm besser nicht ins Maul zu schauen. Seine Zähne sind nicht mehr die besten, und um sie zu raspeln, muß er mit zwei weiteren Pferden in die Klinik.
Doch es sind nicht die Wehwehchen ihrer Schützlinge, die Marietta Praß derzeit die größten Sorgen machen. Kummer bereitet ihr hauptsächlich die Suche nach einer neuen Bleibe, denn Hoechst hat ihr zum 31. Oktober gekündigt. "Wir haben Frau Praß nicht gekündigt, sondern Sie aufgefordert, das Grundstück in den ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen", betont Hans Walter Fischer von der Grundstücksverwaltung der Hoechst AG. Für Marietta Praß kommt das aber einer Kündigung gleich. Denn konkret heißt das: Der provisorische Stall, die zusammengezimmerten Hundehütten und vor allem die Tiere müßten von dem Areal verschwinden. "Ich werde wohl ein neues Grundstück suchen müssen", sagt sie. Denn: "Gegen einen solchen Konzern habe ich doch keine Chance." Seit das Kündigungsschreiben im März im Briefkasten lag, ist sie auf der Suche nach einem neuen Domizil.
Marietta Praß hofft, daß ihr die Hoechst AG behilflich ist. Grundstücksverwalter Fischer bemüht sich nach einer "vernünftigen Lösung", schließlich habe Hoechst auch dem Hattersheimer Tierheim ein Gelände überlassen. Zuviel Hoffnung möchte er aber nicht machen: "Mein Arbeitgeber hat keine Grundstükke in Reserve, die nicht irgendwann für Werkszwecke gebraucht werden."
Bis zum 5. Oktober wird sich Fischer kundig machen, denn dann ist ein Gespräch mit den Vereinsmitgliedern vereinbart. Auch Ingrid Bechthold wird kommen. Die schriftführende Geschäftsführerin hofft auf die Kompromißbereitschaft des Konzerns, zumindest auf einen Aufschub über den Winter. "Wenn die Hoechst AG das Grundstück nicht bis dahin verkaufen will", so Ingrid Bechthold.
Auch Marietta Praß hat von diesen Gerüchten schon gehört. Mit einer Kopfbewegung deutet sie zu ihrem Nachbarn Herborn und Kühmichel, der sich dafür interessiere. "Wir haben keine konkreten Planungs- und Verkaufsabsichten", sagt Fischer. Und erinnert daran, daß die Hoechst AG schon vor drei Jahren die Zustände auf dem Tierasyl-Gelände angemahnt habe. "Frau Praß hat uns daraufhin geantwortet, daß sie einen Bauernhof für sich und ihre Tiere kaufen oder pachten will."
In der Tat wäre das auch ihr Traum. Aber für Träumereien hat sie keine Zeit mehr. Fischer versichert zwar: "Wir drängen nicht auf eine Räumung, die Tiere müssen nicht eingeschläfert oder auf andere Tierheime verteilt werden." Aber daß der Verein ein Ersatzgelände findet, liegt nicht nur im Interesse der Hoechst AG. Auf dem derzeitigen Platz fehlen Wasser und Strom und vor allem warme Ställe für die kranken Tiere. Yorkshireterrier Micky beispielsweise ist es trotz kuscheligem Plätzchen zwischen alten Decken und einer blau-gelb gestreiften Matratze zu kalt. Und mit nach Hause nehmen darf die frühere Tierpflegerin den alten Hund eigentlich auch nicht. Denn in der Werkswohnung der Hoechst AG ist Tierhaltung verboten.
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Kulturmix Bad Nauheim. 2. Hessischer Denkmalstag: Kammerorchester Archi da camera: Konzert, So. 11 Uhr, Kurtheater.
Gem. z. Förderung der Waldorfpädagogik: Trio Avodah - Konzert, Sa. 20.15 Uhr, Waldorfschule an der Birkenkaute 8.
Kurkonzert; Sa. 15.30 u. 19.30 Uhr, So. 10.30 Uhr, Trinkkuranlage.
Brunnenkonzerte: Musikensemble aus Chaumont - Konzert, So. 15 Uhr, Aliceplatz. Bad Vilbel. Alte Mühle: Hatem Nadim & Uwe Berkemer - Klavierkonzert, So. 11 Uhr, Lohstr. 13.
Butzbach. Carmina Burana, Sa. 20 Uhr, So. 11 Uhr, Bürgerhaus.
Altenstadt. Apollolichtspiele: Nuk Nuk - "Minirock", Sa. 20.30 Uhr.
Nidda. Folkloristischer Abend, Sa. 19 Uhr, Kursaal Bad Salzhausen.
Musikverein Blofeld: Beliebte Evergreens, So. 15 Uhr, Trinkkurhalle.
Kurkonzert, Sa. 10.30-11.30 u. 15.30-17.30 Uhr, So. 10.30-11.30 Uhr, Trinkkurhalle Bad Salzhausen.
Hirzenhain. Puppentheater Der Vogelsberger Kasper: "Der reiche Kaufmann", Vorstellung für Kinder, So. 15 Uhr, Märchenland Merkenfritz. Gruppen / Vereine Friedberg. AWO: Nachbarschaftsfest mit den Bewohnern des Kreisflüchtlingswohnheims, Sa. ab 11 Uhr, Über dem Wehrbach 11-13 Fauerbach.
Bad Nauheim. Marinekameradschaft: Sa. 20 Uhr, Sportheim.
Ev. Kirchengemeinde: Kinderfest, So., Wilhelmskirche.
Bad Vilbel. ADFC: Fahrradtour in den Taunus (für Kinder unter 12 Jahren und ungeübte Fahrer nicht geeignet, Strecke ca. 60 km), Treffpunkt: So. 8 Uhr, Kurhaus. Schachfreunde 1985: 4-Länder-Schachturnier, Sa. u. So. ab 10 Uhr, Kurhaus.
Saalburgschule: Schulfest, Sa. ab 11 Uhr, Schulhof.
TV Massenheim 1905: Familientag, So. 10-17 Uhr, Homburger Str. 180.
Ev. Kirchengemeinde Gronau: 5 Jahre Kindergottesdienst, So. ab 14 Uhr, Kirche.
SSV Heilsberg: 40j. Bestehen, Jubiläumsball, Sa. ab 20 Uhr, BH Heilsberg.
Ev. Christuskirchengemeinde: Krabbelgottesdienst für Kinder v. 1-4 Jahren, So. 11.15 Uhr, Grüner Weg 2.
Rosbach. TGO: 1. Pokal-Wettkampf, Sa. ab 13 Uhr, Bad Homburg; Triathlon, So. ab 8 Uhr.
Butzbach. MSC Wettertal: Sommerfest in Langgöns, Sa.
Musikverein Hoch-Weisel: Lindenbergfest, So. 11.30 Uhr, Ortsmitte Lindenberg.
Schützenverein 1976 Griedel: Fähnchen-Glücksschießen, So. 14 Uhr, Schützenhaus Griedel.
Verein der Hundesportfreunde: Monatsversammlung, Sa. 19.30 Uhr, Vereinsheim der SV OG Kirch-Göns / Pohl-Göns.
Verein f. Deutsche Schäferhunde, OG Kirch-Göns / Pohl-Göns: Monatsversammlung, Sa. 19.30 Uhr, Vereinsheim.
Karben. Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union in der IG Medien: Pressefest, Sa. ab 15 Uhr, Naturfreundehaus Okarben.
Arbeiter-Samariter-Bund: Tag der offenen Tür, Sa. ab 15 Uhr, Dieselstr. 9.
Kleintierzüchterverein Kl.-Karben: Freilandschau, Sa. ab 19.30 Uhr, So. ab 9.30 Uhr, Anlage am Niddaaltarm.
Tanzschule Ball: 1. Karbener Formationstanz, Sa. 20 Uhr, Bürgerzentrum.
KSV Klein-Karben: Karbener Schach-Stadtmeisterschaft, So. ab 9.30 Uhr, Vereinshaus Kl.-Karben.
Altenstadt. Schülertreff Nepomuk: Straßenfest Obergasse, Sa. ab 10 Uhr.
Bürgerverein Waldsiedlung: Second- hand-Markt, So. ab 14 Uhr, Gemeinschaftshaus Waldsiedlung.
Nidda. Eghalanda G'moi z'Nidda: Hutza Abend, Sa. 20 Uhr, Central-Café.
Büdingen. Morbus-Bechterew-Gruppe: Mitgliederversammlung, Sa. DGH Wolf.
Boxer-Club: 25. Jubiläum, Kommersabend, Sa.
Jugend-Feuerwehr Michelau: 10jähriges Bestehen, Sa.
Damen-Gymnastikgruppe Büches: 10. Jubiläum, Sa.
Kleintierzuchtverein H16: Jungtierschau, Sa. u. So., Wolferborn.
Hirzenhain. Hugo-Buderus-Schule: Fest, Sa. ab 11 Uhr, Bürgerhaus.
Ortenberg. Landfrauenverein Usenborn: Backhausfest, Sa. Backhaus Oberdorf Usenborn.
SV Lißberg: Discoabend, Sa., Burghof Lißberg; Feuerwehrmarsch, So. ab Burghof Lißberg.
Schotten. Vogelsberger Kultur- und Geschichtsverein: Stadtführung für Alt- u. Neubürger, So. 14.30 Uhr, Historisches Rathaus. Vorträge / Kurse Friedberg. DRK: Lebensrettende Sofortmaßnahmen, Kurs f. Führerscheinbewerber, Sa. 8.30 Uhr, Homburger Str. 26.
Johanniter-Unfallhilfe: Erste-Hilfe-Kursus, Teil II, Sa. 8 Uhr, Rettungswache.
Bad Nauheim. Ev. Frauenhilfe in Hessen und Nassau: Ernährungstraining für übergewichtige Kinder, Kursbeginn Sa. 15.30 Uhr, Frankfurter Str. 34.
Bad Vilbel. DRK: Lebensrettende Sofortmaßnahmen, Kurs für Führerscheinbewerber, Sa. 8.30 Uhr, Friedrich- Ebert-Str. 34.
Butzbach. DRK: Lebensrettende Sofortmaßnahmen, Kurs für Führerscheinbewerber, Sa. 8.30 Uhr, Gr. Wendelstr. 12.
Niddatal. ZEGAM: Orientalischer Bauchtanz und eutones Bewegen, Kurs, Sa. u. So. Hofgut Wickstadt. Parteien / Parlamente Büdingen. SPD: Fest im Hof des Steinernen Hauses, So.
SPD Orleshausen: Straßenfest, So. Orleshausen.Wallfahrt Niddatal. Fußwallfahrt der Heimatvertriebenen nach Maria Sternbach, So 14.30 Uhr, ab Pfarrkirche Wickstadt. Verschiedenes Bad Nauheim. Verschwisterungsprogramm mit Chaumont: Fußgängerzonenfest, Sa. ab 10 Uhr Stresemann-/Alicestraße, So. ab 9.30 Uhr.
Tanztee, So. 15 Uhr, Kurhaus.
Kerb in Nieder-Mörlen, Sa. ab 17 Uhr, 18.30 Uhr Marsch von der Kirche mit dem Kirmesbaum, 19.30 Uhr Kerbbaumaufstellen, So. ab 14 Uhr (bis Mo.).
Butzbach. Altstadtfest, Sa. 10-23 Uhr; So. 11-20 Uhr.
Rosbach. Tag der offenen Tür für Kulturdenkmäler: folgende Objekte können besichtigt werden: Wehrturm in Ober- Rosbach So. 10-12 u. 14-17 Uhr; Ev. Kirche in Nieder-Rosbach So. ca. 14-17 Uhr; Ev. Kirche in Rodheim, So. ab 14 Uhr.
Kirchweih in Nieder-Rosbach, Sa. u. So. Festplatz Frankenstraße (bis Mo.).
Karben. Krammarkt in Okarben, Sa. u. So., Hauptstraße (bis Mo.).
1200 Jahre Kloppenheim: Flurwanderung in der Gemarkung Sa. 10 Uhr.
Altenstadt. Kerb in Höchst, Sa. u. So. (bis Mo.).
Nidda. Kirchweih und Herbstmarkt, Sa. ab 14 Uhr, So. ab 10 Uhr (bis Mo.).
Tanzabend mit der Tanzkapelle Flamingos, Sa. 19-22.30 Uhr; Tanztee So. 15-18 Uhr, Kursaal Bad Salzhausen. Abfallsammlung Florstadt. Altpapiersammlung in Nieder- u. Ober-Florstadt. Ausstellungen Friedberg. Kunstverein: Johannes Schönert - Raumfiguren, Öffnungszeiten: Di.-So. 10-12 u. 15-17 Uhr, Wetterau-Museum Haagstr. 16 (bis 20. September).
Literatur-Café: Dirk Ziegeler - "Canada - vom Pazifik zu den Rocky Mountains", Foto-Ausstellung, Öffnungszeiten: zu den Öffnungszeiten des Literatur-Cafés, Haagstr. 41 (bis 30. September).
Galerie Hoffmann: editionen - das quadratische Feuer oder die Aufforderung zum Stöbern, Eröffnung: Sa. 16-20 Uhr u. So. 12-20 Uhr (So. 16 Uhr Konzert im Rahmen des Tages der offenen Tür in hess. Kulturdenkmälern mit E. Parcells u. Felix Justen), Öffnungszeiten: Di.-Do. + So. 11-19 Uhr u. nach telef. Vereinbarung unter 0 60 31 / 24 43, Galerie Hoffmann, Görbelheimer Mühle Bruchenbrücken. Bad Nauheim. Lee Kang-Hwa - Kunstmalerei, Öffnungszeiten: tägl. 10-12 u. 14-18 Uhr, Trinkkuranlage (bis 20. September).
Kulturamt: Claude Abba - Imagination provocatice, Öffnungszeiten: tägl. 10-12 u. 14-17 Uhr, Altes Rathaus Marktplatz (bis 20 September).
Jon Peter Pahlow - Farbige Netzwerke - Plastiken & Objekte, Öffnungszeiten: Di.-Do., Sa. u. So. 15-18 Uhr (u. nach tel. Vereinbarung unter 0 60 32 / 3 15 33), Galerie Remise, Mittelstr. 23 (bis 6. September).
Rosbach. Kunstgalerie Rodheim: Werke von Max Slevogt, Eröffnung So. 15 Uhr, Öffnungszeiten Di.-So. 15-18.30 Uhr, An der Mergel 16 Rodheim (bis 4. Oktober). Altenstadt. Bernhard Siller: Ins Glück gesetzt oder: Bis daß der Tod Euch scheiden könnte, Zeichnungen, Räume der Apollo-Lichtspiele (bis 30. September).
Büdingen. Büdinger Geschichtsverein: "Der Herrnhaag, die Herrnhuter und Büdingen", Öffnungszeiten Di.-Fr. 10-12; Mi.-Sa. 15-17 Uhr; So. u. Feiertage 10-12 u. 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus (bis 29. November). Filmspiegel Friedberg. Roxy: Peter Pan (Sa. 15, So. 13.45 Uhr); Brennpunkt L.A. III (Sa. 20.15, 22.30, So. 16, 18, 20.30 Uhr) - Blende: Alien III (Sa. 15, 20.15, 22.30, So. 13.45, 16, 18, 20.30 Uhr)- Studio: Otto - der Liebesfilm (Sa. 15, 22.30, So. 13.45, 16, 18 Uhr); In einem fernen Land (Sa. 20, So. 20.15 Uhr) - Keller: Steinzeit Junior (Sa. 15, 20.15, 22.30, So. 13.45, 16, 18, 20.30 Uhr).
Bad Vilbel. Alte Mühle: Feivel im Wilden Westen (Sa. u. So. 15.15 Uhr); Basic Instincts (Sa. 20.15, So. 17.45); Bronsteins Kinder (Sa. 17.45, So. 20.15 Uhr); Delicatessen (Sa. 22.45 Uhr).
Bad Nauheim. Terminus: Die Hand an der Wiege (Sa. u. So. 19 Uhr); Night on Earth (Sa. u. So. 21.15 Uhr).
Butzbach. Bambi: Wayne's World (Sa. u. So. 15, 20 Uhr) - Capitol: Otto - der Liebesfilm (Sa. u. So. 15, 20 Uhr).
Altenstadt. Apollo-Lichtspiele: Hexen hexen (Sa. u. So. 16 Uhr); Reihe Glücksfall: Die schöne Querulantin (So. 20.30 Uhr); Apollo-Satiricon: Nuk Nuk Minirock (Sa. 20.30 Uhr).
Büdingen. Royal: Feivel im Wilden Westen (So. 15, 17.15 Uhr); Brennpunkt L.A. III (Sa. 20, 22.30, So. 20 Uhr) - Princess: Stop! oder meine Mami schießt (So. 15, 17.15 Uhr); Schlafwandler (Sa. 20, 22.30, So. 20 Uhr).
Schöneck. Sternpalast: Feivel im Wilden Westen (Sa. u. So. 16 Uhr); Die Wahre Geschichte von Männern und Frauen (Sa. u. So. 19.45 Uhr); Schtonk (Sa. u. So. 22 Uhr).
Lich. Traumstern: Feivel im Wilden Westen (Sa. u. So. 15.30 Uhr); Batmans Rückkehr (Sa. u. So. 17.15 Uhr); Süden (Sa. u. So. 19.30 Uhr); Chinese Ghost Story (Sa. u. So. 21.45 Uhr); Die Commitments (Sa. 24 Uhr).
(ohne Gewähr)
HASSELROTH. Unter Alkoholeinfluß stand ein Autofahrer, der am Donnerstag abend auf der Bundesstraße 43 Richtung Niedermittlau heftig auf seinen Vordermann auffuhr, nachdem dieser seine Fahrt verkehrsbedingt verlangsamt hatte.
Dabei entstand ein Schaden von 20 000 Mark. jan
USINGEN. Angefahren und schwer verletzt wurde ein 29 Jahre alter Fußgänger am Donnerstag in Usingen in der Obergasse.
Ein Autofahrer, der in Richtung Weilburg fuhr, kam aus bisher ungeklärten Gründen von der Fahrbahn ab und erfaßte den Fußgänger, der auf dem Gehweg unterwegs war. Dieser wurde gegen die Windschutzscheibe geschleudert und blieb vor dem Auto liegen. Er wurde ins Krankenhaus Usingen eingeliefert. Am Auto entstand nach Polizeiangaben ein Schaden vor 5000 Mark. teb
KARBEN. Unbekannte Täter drangen am Donnerstag zwischen 17 und 22.30 Uhr in ein Haus in der Straße "Auf der Warte" in Groß-Karben ein und entwendeten ein Videogerät im Wert von 1800 Mark. Die Kripo Friedberg bittet unter 0 60 31/ 60 10 um Hinweise, wer zur Tatzeit im Bereich "Auf der Warte" verdächtige Personen beobachtet hat. de
GROSS-GERAU. Zur Jahreshauptversammlung kommt der VHS-Freundeskreis am Dienstag, 8. September, 19 Uhr, im Hotel "Adler" zusammen. Auf der Tagesordnung stehen Berichte und Neuwahlen. Anschließend wird über die geplante inhaltliche Ausgestaltung der historischen Räume des Stadtmuseums gesprochen und das neue Programm des Kommunalen Kinos präsentiert. cas
SINNTAL / MAIN-KINZIG-KREIS. Vor knapp fünfzig Jahren schufteten sie als Zwangsarbeiter in der Sterbfritzer Zweigstelle der Firma Heraeus. In der nächsten Woche sind sie wieder als Freunde im Zeichen der Aussöhnung im Main- Kinzig-Kreis unterwegs. 36 Mitglieder des Freundeskreises "Lager Kinzig", ehemalige holländische, belgische und französische Kriegsgefangene, werden sich von Dienstag, 8., bis Samstag, 12. September, zum sechsten Mal auf historische Spurensuche begeben.
Erste Station ist am Dienstag Sterbfritz. Um 17.30 Uhr trifft sich der Freundeskreis vor den Baracken der ehemaligen Sterbfritzer Fabrik an der Ecke Weinstraße / Bahnhofstraße, wo er vor zwei Jahren einen Gedenkstein aufgestellt hat, der an die Zeit der Lagerarbeit von Juni 1943 bis April 1945 erinnert.
Ein Besuch der Ehrenfriedhofs in Oberrad, wo 700 holländische Zwangsarbeiter beerdigt sind, darunter auch Johan de Korte, der ebenfalls in Sterbfritz war, steht am Mittwoch nachmittag auf dem Programm. Am Donnerstag, 10. September, macht der Freundeskreis auf der Fahrt nach Hanau Zwischenstation auf dem russischen Kriegsgefangenenfriedhof auf der Wegscheide.
In Hanau wird um 16 Uhr am Salisweg im Beisein von Oberbürgermeister Hans Martin ein weiterer Gedenkstein enthüllt, der an das Lager "Schöne Aussicht" erinnert, in dem die ehemaligen Zwangsarbeiter die ersten Wochen ihrer Zeit in Deutschland verbrachten. jan
Lindenau-Bad geschlossen HANAU. Das Lindenau-Bad in Großauheim bleibt von Montag, 7. September, bis einschließlich Freitag, 11. September, geschlossen. Wie die Stadtverwaltung mitteilt, sind dringende, nicht aufschiebbare Reparaturarbeiten fällig.
OFFENBACH. Seit die Berliner Straße vor über 20 Jahren zur "Durchbruchstraße" wurde und die Innenstadt "autogerecht" in zwei Hälften teilte, gammelt das 13 000 Quadratmeter große Dreieck zwischen Berliner Straße, Bieberer Straße und Großem Biergrund vor sich hin und wirkt heute in seiner Substanz nicht gerade wie ein Musterbeispiel attraktiver Innenstadt-Gestaltung. Bereits 1987 hatte die Stadtverordnetenversammlung den Grundsatzbeschluß gefaßt, für dieses Areal, das als ein dominantes Schlüsselgrundstück für die Entwicklung der Innenstadt gilt, einen Bebauungsplan aufzustellen.
Wenn Stadtbaurat Wilfried Kaib erst jetzt einen Bebauungsplan-Entwurf präsentiert, hat das verschiedene Gründe. Es galt, die Grundsatzbeschlüsse zu fassen: die S-Bahn unterirdisch durch die Innenstadt zu führen, die sogenannte Zweite Ebene über der Berliner Straße wieder zurückzubauen und sie am östlichen Cityrand vom "Dreieck" über die Berliner Straße zum Massa-Parkhaus nicht zu vollenden.
Geklärt werden mußte auch, was aus dem westlichen Nachbar-Areal zwischen Berliner Straße und Kleinem Biergrund wird. Hier plant die Sparkasse seit Jahren einen aufwendigen Verwaltungsneubau.
Die Entscheidung, ob, wie und wann gebaut wird, ist - obwohl es mittlerweile konkrete Baupläne gibt - zunächst bis nach den Kommunalwahlen im März 1993 verschoben. Danach erst wird entschieden, ob die Städtische Sparkasse mit der Kreissparkasse Langen/Seligenstadt fusioniert und wie die neue Zentrale des neuen, großen Kreditinstitutes dimensioniert sein muß, ob sie am Kleinen Biergrund entsteht oder irgendwo im Kreis Offenbach.
Weil beim S-Bahnbau mittlerweile Halbzeit ist, die Berliner Straße zum zweispurigen Boulevard zurückgebaut wird, "erhält das Plangebiet eine neue städtebauliche Qualität und erlaubt eine adäquate städtische Bebauung. Ziel des Bebauungsplanes ist es, diesen wertvollen Innenstadtbereich in angemessener Weise städtebaulich zu entwickeln", heißt es in den Erläuterungen zum Bebauungsplan-Entwurf.
Nach diesem Entwurf, den Planer und Magistrat den Bürgern noch in einer Extra-Versammlung vorstellen werden, wird das Dreieck Mischgebiet für Gewerbe und Wohnen. Das östliche Eckgebäude an der Bieberer Straße soll ausschließlich der Geschäftsnutzung dienen. Auch die Häuserzeile an der Berliner Straße ist auf dem Plan als "Kerngebiet" ausgewiesen.
Überall in den Erdgeschossen und in den ersten Etagen sind Läden und Büros vorgesehen, darüber kann in den weiteren vier Geschossen gewohnt werden. Das gesamte Planungsgebiet wird "entkernt", alte Schuppen und Hinterhäuser werden abgerissen. Der Gebrauchtwagen-Handel und der Parkplatz verschwinden ebenso wie die Vergnügungsstätten.
Spielhallen dürfen künftig dort nicht betrieben werden. Sie würden die Wohnnutzung stören, argumentieren die Planer. Vorschrift zudem: Alle Häuser erhalten Schallschutzfenster.
Die wenigen Häuser aus der Gründerzeit bleiben erhalten und werden restauriert. Die Lücken, die der Zweite Weltkrieg schlug, werden aufgefüllt, so daß das Dreieck an all seinen Schenkeln eine geschlossene Blockbebauung hält. Der so gebildete Innenhof wird begrünt, darunter entstehen Tiefgaragen.
Weil das "Dreieck" so nah an der City liegt, wird es mit breiten Radwegen und Bürgersteigen verkehrsmäßig erschlossen. Außerdem liegt ja die S-Bahn-Haltestelle direkt vor den Haustüren. lz
Zur 100. Premiere von Claus Helmer in der Frankfurter Komödie hat sich deren Foyer in einen Devotionalien- und Souveniermarkt verwandelt. Allerdings werden keine nostalgischen Poster und Programmhefte aus der Ära des Hausherrn verscherbelt, sondern Postkarten von swingenden Nonnen, Pinguin-Maskottchen und Autogramme von Mutter Oberin. An einer Jahrmarktsbude können sich Zuschauerinnen im Habit ablichten lassen. Keine Angst: der klösterliche Kommerz signalisiert keine Konversion der Komödie, sondern ist Teil der neuesten Show. "Nonsense kann selig machen - und deshalb sind wir hier!" lautet deren Motiv, ganz im Sinn des Theaterdirektors, der seinen Besuchern "die Stirn entrunzeln und die Seele liften" will. Dafür läßt er zur Spielzeiteröffnung die Puppen, pardon!, die Nonnen tanzen.
In ihrer Revue aus Evergreens der Unterhaltungsindustrie singen, swingen und steppen die Schwestern, was die Ordenstracht kaum noch aushält: Cancan, Calypso und erotisches Chanson. Der Anlaß für die frech, fröhlich, fromme Show ist eher makaber, denn nach den Kochkünsten von Schwester Maria Aroma und dem Genuß einer Bouillabaisse berief der Allmächtige 52 Nonnen zu sich, fünf der Ordensschwestern überlebten, weil sie zum Bingospielen ausgeflogen waren. Nun stecken die Zokkerinnen in der Klemme: die Beerdigungskosten waren zu hoch, die heimlichen Leidenschaften zu heiß, um alle Schwestern unter die Erde zu bringen, so daß vier von ihnen in Gefriertruhen zwischengelagert werden mußten.
Um die Kosten für deren Begräbnisse aufzubringen, haben die Überlebenden ein Unterhaltungsprogramm zusammengestellt. Herausgekommen ist das Musical "Non(n)sens", ein Kuriosical aus Klamauk, Geklautem und Kitsch. Da jedoch im Ensemble absolute Könnerinnen am Werk sind, wird der Non-Stop-Nonsens zum Vergnügen.
Angeführt wird die ungewöhnliche Truppe von Angèle Durand, die seit der Deutschen Erstaufführung (in den Düsseldorfer Kammerspielen) ein bundesweites Comeback feiert. Mit drohend-erhobenem Zeigefinger und einem Kranz von Lachfältchen um die Augen erhebt sie keinen allzu strengen Anspruch auf das Regiment. Carolyn Smith-Meyer ist die stimmgewaltigste in der Chorusline, und ihre Gospel-Partie gerät zum Höhepunkt der Vorstellung. Opernfans dürfte sie als Gilda, Rosina, Zerlina, Despina, Adele und Gretel an der Frankfurter Oper in Erinnerung sein. Mary C. Bernet betet als Schwester Maria Leo am liebsten auf den Zehen. Beim Schwanengesang einer sterbenden Nonne zeigt die Ballett-Tänzerin, was sie "spitzenmäßig" kann. Die Rolle der Schwester Maria Robert Ann ist als Zweitbesetzung konzipiert, das heißt, sie darf immer nur auftreten, wenn andere in Nöten sind.
Ironie des Schicksals: Annika Bruhns, die diesen Part seit Wochen erarbeitet hat, verletzte sich in den letzten Probentagen. Für die Erkrankte sprang Bettina Brockmann ein, die sich nach einem Einstudierungsmarathon nahtlos in den Danse macabre einreihen konnte. Schwester Maria Amnesia hat, nomen est omen, ihr Gedächtnis verloren, und so traumwandelt Louisa Lydell kindlich-lächelnd durch die Show, in "lichten Momenten", wie im Duett mit ihrer Handpuppe, powert sie los, als wolle sie Verträumtes schlagartig aufholen. Stefan Ohm und Thomas Elsner sorgen im Hintergrund an Piano, Keyboard und Drums für effektvolle Sounds sowie den nötigen Takt, was bei den Temperamenten der Miminnen jedoch nicht immer ganz leicht ist.
In der von Dieter Stegmann zur Schul- Aula umfunktionierten Bühne wirkt "Non(n)-sens" allerdings weniger frech als in der Erstaufführungs- und Tourneeversion, auch die Dialoge sind nicht so spritzig, vielleicht extemporiert Madame Durand in Zukunft ein bißchen mehr . . .? Die meisten Lorbeeren erringt sich die "Laienspiel-Riege" vom "Orden" wider den tierischen Ernst mit ihren Show-Elementen, zu recht will da der Premierenapplaus nicht abreißen. RUTH DRÖSE
SCHLÜCHTERN. Eine Rallye, bei der Geschwindigkeit nicht die Hauptrolle spielt, ist am heutigen Samstag, 5. September, in Schlüchtern zu sehen. Dafür gibt es jede Menge Schnauferl zu sehen. Die zweite Veteranen-Rallye startet um 9.30 Uhr am Parkplatz am Untertor. Ab dann fahren rund 80 Teilnehmer aus ganz Deutschland auf einem rund 120 Kilometer langen Parcours durch den Bergwinkel. Mit dabei sind museumsreife, aber voll fahrtüchtige Oldtimer von den 20er Jahren aufwärts. Das jüngste Fahrzeug stammt aus dem Baujahr '67.
Damit die Zuschauer während der Rallye nicht zu kurz kommen, haben die "Oldtimer Fahrzeugfreunde im Bergwinkel Schlüchtern" eine Ausstellung zusammengestellt, die sich um alte Automobile und ihre Geschichte dreht. Exponate sind genügend vorhanden, da allein die Mitglieder des ausrichtenden Vereins rund 100 Oldtimer besitzen. tja
Auf die Unsterblichkeit kann man sich nicht früh genug vorbereiten, wenn man regiert; am besten läßt man Dichter daran wirken. Schon Shakespeare ahnte zwar, auf einen tragischen Monarchen bezogen: "Ja, jeder Zoll ein König", aber in den heutigen Zeiten ziemt es sich eher, "Sohn des Volkes" zu sein. So nennt das - für uns Europäer namenlose - Kollektiv der chinesischen Staatsdichter den großen Deng Xiaoping im ersten Akt der Dichtung. Das Kollektiv be- Unsterblich dient sich des nicht mehr ganz ungewöhnlichen Mittels einer Varieté-Show in vier Abschnitten, um den Helden in das rechte Licht zu rücken, und zwar das "Licht der Sonderwirtschaftszone", wie der zweite Abschnitt betitelt sein wird.
Wir wußten längst, daß der Satz ex oriente lux nicht der Werbespruch für eine Zigarettenmarke ist, die Deng Xiaoping bevorzugt, zumal diese vorzugsweise aus Virginia-Tabaken besteht; vielmehr sagt uns der Lateiner, und zwar in diesem Sinne seit dem Zeitalter der Romantik, daß das Licht aus dem Osten kommt. Die revolutio-
Das will Deng noch erleben, um als "Zeuge des Pazifik" (Titel des dritten Aufzugs) ganz anerkannt zu werden. Aber "was die Geschichte sagen wird" (vierter Akt), bleibt deren Geheimnis.
Sofern wir nicht doch auf den König Lear zurückkommen wollen. Der sagt, laut Shakespeare: "You do me wrong to take me out o' th' grave", beklagt also das Unrecht der Exhumierung, mit welcher in unseren Zeiten kommunistische Parteien, sofern es sie noch gibt, ihre Größen letztinstanzlich zu strafen pflegen. Schon Stalin mußte ja aus dem Mausoleum geräumt werden, und gäbe es im kapitalistischen Rußland genügend Geld, widerführe dies auch Lenin demnächst.
Der Vorgang lehrt, daß auch die Unsterblichkeit zeitlich befristet ist. Wozu also das ganze Theater? CAROLUS
Im Wortlaut: Polizeieinsatz in München Ich schämte mich der Uniform
Was Münchens Zweiter Bürgermeister Christian Ude (SPD) im Juli als "unglaublich und beispiellos" bezeichnete, war für Bayerns Ministerpräsidenten Max Streibl (CSU) nur typisch "bayerische Art": Der massive Polizeieinsatz während des 18. Wirtschaftsgipfels der westlichen Welt Anfang Juli in der bayerischen Landeshauptstadt sorgte bundesweit für Empörung. Nun hat sich - in der neuesten Bremer Ausgabe der Gewerkschaftszeitschrift Deutsche Polizei - der am Einsatz beteiligte Hauptkommissar Rainer Gebert zum Vorgehen der Polizei geäußert und schwere Vorwürfe gegen seine süddeutschen Kollegen erhoben. Sein Beitrag - leicht gekürzt - im Wortlaut: In der Zeit vom 1. bis 9. Juli 1992 war ich anläßlich des Wirtschaftsgipfels mit der 2. Polizei-Hundertschaft Bremen in München. Hier waren wir zum Schutz des Gipfels und anderer flankierender Veranstaltungen zusammen mit etwa 9000 anderen Polizeibeamten aus allen Bundesländern eingesetzt. Während alle übrigen Einsätze und deren Durchführung - unter anderem Begleitung eines Demonstrationszuges mit etwa 14 000 zum Teil erkennbar gewaltbereiten Teilnehmern - von mir als notwendig und angemessen angesehen wurden, veranlassen mich die Ereignisse des 6. Juli zu den folgenden Ausführungen: Zur Eröffnungs- und Begrüßungszeremonie auf dem Max-Joseph-Platz hatten sich hinter den Sperrgittern auch einige hundert Gegendemonstranten unter die übrigen Zuschauer gemischt und versuchten nun, mit Sprechchören und Trillerpfeifen die Bundeswehr- und Trachtenkapellen zu übertönen. Diese Störer wurden nun von Polizeikräften herausgeholt und etwa 200 Meter weiter hinter die Sperrgitter der Vorkontrollen an der Residenzstraße/Ecke Schrammerstraße gebracht. Auch diese Maßnahme wurde von mir als notwendig angesehen, denn "wer läßt sich schon seine Party von ungebetenen Gästen stören?"
Von der genannten Vorsperre, wo ich mit zwei Gruppen meines Zuges die dort eingesetzten Kollegen aus Hessen verstärkte, konnte ich nun folgendes beobachten: Die Herausgebrachten sammelten sich vor uns und bildeten mit später Hinzugekommenen einen Pulk von etwa 500 Personen, der geschlossen Sprechchöre, Trillerei oder Gesänge vernehmen ließ. Wegen der räumlichen Entfernung und den dazwischenliegenden Gebäuden dürfte dies bei der Eröffnungszeremonie nicht zu hören gewesen sein. Die Teilnehmer dieses Pulks waren nach meiner Einschätzung "Friedensbewegte", Typ "lila Latzhose, Arafatfeudel, Apostelbereifung", allenfalls zehn Prozent potentielle Autonome hatten sich daruntergemischt. Keiner hatte sich vermummt, außer zwei Kartoffelwürfen(!) ging keine physische Gewalt von dort aus! Ich hätte mir zugetraut, unter Zuhilfenahme der jeweiligen Sperrgitter diesen Pulk mit zwei Zügen ohne Schlagstockeinsatz vom Veranstaltungsort fernzuhalten. Meine Einschätzung stützt sich hierbei auf vielfältige Erfahrungen in Brokdorf, Bremen, Hamburger Hafenstraße und am Hamburger Kessel, wo unser Gegenüber eine gänzlich andere "Qualität" aufwies.
Die folgenden Ereignisse veranlaßten mich, mich meiner Uniform zu schämen: Der Pulk, von dem nach wie vor keine Gewalt ausging, wurde von bayrischen USK- und BGS-Beamten eingekesselt. Entgeistert sprach mich ein BGS-Zugführer an: "Wenn die jetzt die ,Internationale"q singen, soll ich alle Sänger herausholen!" Mit teilweise erheblichem Schlagstockeinsatz wurden jetzt die Teilnehmer vom USK aus dem Pulk herausgerissen und abtransportiert. Vielfach konnte ich sogenannte "Topspins" mit dem Tonfa beobachten. Ältere Leute wurden von jeweils zwei Beamten mit verdrehten Armen, das Gesicht ein Meter über dem Boden, abgeführt.
Zum Verständnis: Ich bin kein Mitglied bei Herrn Suchs "kritischen Polizisten", und ich wäre mit den Maßnahmen einverstanden gewesen, wenn es sich um Autonome oder Skinheads, also zumindest Gewaltbereite, gehandelt hätte. So aber sehe ich mich veranlaßt, den Senator für Inneres auf diesem Wege zu bitten, bei etwaigen Anforderungen für Bremer Polizeibeamte aus Bayern dankend abzuwinken!
OBERURSEL. Schwer verletzt wurden ein Motorradfahrer und sein Beifahrer am Donnerstag abend. Nach Polizeiangaben bog ein Autofahrer aus der Straße "An den Schwarzwiesen" kommend in den Zimmersmühlenweg ein. Dabei übersah er ein Motorrad, das Vorfahrt hatte.
Der Motorradfahrer mußte ausweichen und stürzte. Der Fahrer und sein Sozius kamen mit schweren Verletzungen ins Kreiskrankenhaus Bad Homburg. jom
HANAU. Auf ihre Angebote in den Stadtteilen weist die Jugendkunstschule (Juks) hin. Erstmals können Kinder und Heranwachsende auch Veranstaltungen in der August-Gaul-Schule in Großauheim besuchen. "Malen, Zeichnen und Gestalten" für Sieben- bis Zehnjährige stehen dienstags von 14.30 bis 16 Uhr sowie donnerstags von 15 bis 16.30 Uhr auf dem Programm. Der Kurs für Elf- bis 16jährige beginnt donnerstags um 16.45 Uhr.
In der Steinheimer Eppsteinschule bietet die Juks Kurse unter dem selben Titel an. Außerdem kann sich der Nachwuchs im Zeichnen von Comics oder Graffiti üben.
Näheres steht im Programmheft, das in der Verwaltungsstelle im Verkehrsbüro am Markt sowie den Zweigstellen der Sparkassen ausliegt. Fragen beantwortet auch die Volkshochschule, Philippsruher Allee 22, unter der Rufnummer 29 59 02. jur
OFFENBACH. Zehn ausländische und deutsche Fußball-Teams treten am heutigen Samstag, 5. September, auf dem Sportplatz am Tambourweg bei einem vom Ausländerbeirat organisierten Turnier gegeneinander an. Anpfiff ist bereits um 9 Uhr mit dem Antritt von Oberbürgermeister Wolfgang Reuter. Beendet wird das "Spiel der Nationen" gegen 18 Uhr. Für die Fans gibt es während der Spiele Essen und Trinken. Die Siegerehrung ist erst am Samstag, 12. September, 19 Uhr auf dem Wilhelmsplatz. Dort wird an diesem Wochenende der "Tag des ausländischen Mitbürgers" begangen. pmü
131 Kilometer durch die Taunusberge - einzigartiger Rucksackwanderweg lockt mit Landschaft und Kultur Wanderer sorgen für Renner Andrang beim Naturpark Von Jürgen Dickhaus HOCHTAUNUSKREIS. Beim Zweckverband "Naturpark Hochtaunus" bekommen die Mitarbeiter inzwischen rote Ohren vom Telefonieren. Auch der Fremdenverkehrsverband Taunus kann sich "vor Anfragen kaum noch retten", erklärt Geschäftsführer Hans-Georg Fritze. Grund ist der Rucksackwanderweg durch den Naturpark, der sich zu einem echten "Renner" entwickelt. Der Weg bietet dem Naturfreund nahezu alle Landschaftstypen der deutschen Mittelgebirge, immer wieder unterbrochen von kulturhistorischen Attraktionen. Der insgesamt 131 Kilometer lange Wanderweg ist damit in der Tat einzigartig. Seit zwei Jahren gibt es diese Form des "verkehrsberuhigten" Tourismus im Taunus nun schon, aber offensichtlich erst in letzter Zeit griff die Mund-zu- Mund-Propaganda. Der Weg führt in einem Kreis von Weilrod über Schmitten, den Großen Feldberg, Wehrheim und Cleeberg nach Wetzlar. Dann geht es über Solms, Weilburg und Aumenau wieder nach Weilburg. Begonnen werden kann er praktisch überall. Es handelt sich auch um keine "Tour der Leiden": Wandervögel können sich einzelne Etappen herauspicken und den Weg irgendwann fortsetzen.
Wer möchte, kann in Rod an der Weil beginnen. Der beschauliche Ort wird vom Kirchberg mit dem Kirchturm und dem ältesten Pfarrhaus Deutschlands überragt. Das Pfarrhaus stammt aus dem 12. Jahrhundert und ist seitdem ohne Unterbrechung Wohnsitz der "Gottesmänner" in Rod an der Weil. Die über einen Meter dicken Mauern im Untergeschoß und die Pechnase über dem Eingang - von der aus unliebsame "Besucher" mit heißem Pech übergossen wurden - verdeutlichen den ursprünglichen Zweck des imposanten Fachwerkbaus als Schutzburg. Altweilnau bietet mit seiner Burgruine, Kirche und altem Dorfkern ein besonders schönes Beispiel einer mittelalterlichen Siedlung. Das Rathaustürmchen wartet mit einer typischen Besonderheit für den Taunus auf: Die Zifferblätter der Uhren sind tiefblau, denn im Mittelalter galt die Farbe Blau als Symbol der Wahrheit und der Unsterblichkeit der menschlichen Seele. Auch der Bergfried lohnt den Aufstieg mit seinem Blick über den weiträumigen Talkessel mit der Kirchenruine Landstein und die Höhen ringsum.
Hinter dem Ort gelangt man der Weil entgegen zur Landsteiner Mühle, wo der kleine Fluß überquert wird. Die mächtigen Bäume zu beiden Seiten sind Nachfolger der alten Brückenlinden, die zu Zeiten der Nassauer als Zeichen ihrer Herrschaft an jeder Brücke gepflanzt waren - und wovon heute nur noch ein Baum überlebt hat.
Weiter geht's steil nach Treisberg über den Pferdskopf - der mit seinem Aussichtsturm einen einmaligen Ausblick über den Hintertaunus bietet - in den ehemaligen Wallfahrtsort Seelenberg und dann auf die Kammlinie des Hochtaunus zu. Dort warten der Große Feldberg, das Freilichtmuseum Hessenpark, das Römerkastell Saalburg (als Kaserne für 500 Mann an der Grenze des römischen Reiches) und der römische Grenzwall Limes auf den Wanderer.
Der Limes diente weniger als Schutz gegen Angriffe, denn als sichtbares Zeichen der Macht Roms. Davon zeugt noch heute ein teilweise mannshoher Erdwall, mit Gräben auf der "germanischen" Seite sowie Wachtürmen.
Weitere "Highlights" des Rundwanderweges sind die barocke Residenzstadt Weilburg mit ihrer prächtigen Schloßanlage, der Tiergarten Weilburg mit Wisenten, Auerochsen, Wildpferden und Luchsen sowie die Kubacher Kristallhöhle, die einzige Kristallhöhle Deutschlands. Ausführliche Informationen über die Wanderroute bietet eine Broschüre, die beim Fremdenverkehrsverband Main & Taunus in der Kisseleffstraße 7 in Bad Homburg (Tel. 0 61 72 / 17 83 52) und beim Zweckverband "Naturpark Hochtaunus" in der Pestalozzistraße 2 in Usingen (Tel. 0 60 81 / 28 85) erhältlich ist.
Festnahmen oder Verhaftungen von chinesischen Dissidenten gehören zu den Themen, über die sich Pekinger Zeitungen bisher stets ausgeschwiegen haben. Doch in der Nacht zum Freitag veröffentlichte die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua (Neues China) einen ausführlichen, mehr als 100 Zeilen langen Bericht über einen solchen Fall.
Der Bericht, teilweise nachgedruckt in der englischsprachigen China Daily, versucht den Zugriff der Sicherheitskräfte auf den ehemaligen Studentenführer Shen Tong vom Dienstag zu rechtfertigen. Der 24jährige Shen Tong hatte an den Studentenprotesten auf dem Tian'anmen-Platz teilgenommen, die in der Nacht vom 3. zum 4. Juni 1989 blutig unterdrückt wurden. Shen konnte in die USA flüchten, wo er die Exilorganisation Freedom for China Fund leitete.
Ende Juli dieses Jahres kehrte Shen Tong nach China zurück und suchte den Kontakt zu zahlreichen Dissidenten im chinesischen Untergrund. Anfang dieser Woche meldete er bei elf verschiedenen chinesischen Medien und einigen ausländischen Korrespondenten eine Pressekonferenz in einem Pekinger Hotel an. Dort wollte er seine Absicht verkünden, eine Zweigstelle seines "Demokratie-für-China-Fonds" in Peking zu gründen, um den "Pluralismus" in China mit legalen Mitteln zu fördern, wie es in einer von Freunden verbreiteten Presseerklärung zu lesen war. Noch vor der Pressekonferenz holten ihn die Sicherheitskräfte aus der Wohnung seiner Eltern und verhören ihn seither an einem unbekannten Ort.
"Der chinesische Staatsbürger Shen Tong ist von der lokalen Polizei wegen seiner Beteiligung an illegalen Aktivitäten in Kollaboration mit Ausländern in einer Residenz unter Bewachung und Nachforschung gestellt worden", beginnt der Xinhua-Bericht, der die amtliche Version des Falls wiedergibt. Er bezichtigt den jungen Mann "illegaler Aktivitäten" und widerspricht der Aussage "einiger ausländischer Nachrichtenagenturen", es sei zu einer Verhaftung gekommen.
Auch dem amerikanischen China- Forscher Ross Terrill und zwei französischen Journalisten, die Shen Tong begleitet hatten, wirft Xinhua "illegale Aktivitäten" vor. Alle drei sind inzwischen des Landes verwiesen worden. "Es hat den Anschein, als sei der ganze Vorfall im Ausland sorgfältig geplant worden", zitiert die Nachrichtenagentur nicht näher benannte "Quellen". Mit besonderem Nachdruck widerspricht Xinhua in dem Bericht Äußerungen der US-Kongreßabgeordneten Nancy Pelosi, einer bekannten Kritikerin des Pekinger Regimes, der Vorfall stehe im Gegensatz zur wiederholten Beteuerung Pekings, alle chinesischen Auslandsstudenten seien herzlich zur Rückkehr nach China aufgefordert.
Seit Deng Xiaoping während seiner berühmten Reise nach Südchina Anfang des Jahres das Thema wieder aufgegriffen hat, bemüht sich die Regierung, die wegen ihrer Ausbildung dringend für die Modernisierung des Landes benötigten Auslandsstudenten zur Rückkehr zu bewegen. Viele hatten nach der Niederschlagung der Demokratiebewegung im Ausland um politisches Asyl nachgesucht. In amerikanischen und anderen ausländischen Medien ist nach der Festnahme Shen Tongs tatsächlich der Vorwurf erhoben worden, dies entlarve das Werben Pekings um seine Auslandsstudenten als "leeres Versprechen".
Die chinesische Nachrichtenagentur setzt sich geschickt gegen die Verknüpfung der beiden Themen zur Wehr. Es klingt überzeugend, wenn Xinhua schreibt, daß viele Auslandsstudenten nach China zurückgekehrt seien, "ohne daß einer von ihnen für vergangene politische Einstellungen oder Taten bestraft wurde". Allerdings hatte die chinesische Regierung in ihren jüngst erlassenen Bestimmungen die Bedingung gestellt, die Rückkehrer müßten sich in China von "gegen die chinesische Regierung gerichteten Organisationen" lossagen und sich zu Verfassung und Gesetzen der Volksrepublik bekennen.
Der am Dienstag verschwundene Shen Tong wollte auf seiner Pressekonferenz die "Etablierung politischer Alternativen" in China fordern, was ihn aus Sicht des repressiven Pekinger Regimes zum Dissidenten stempelt.
Der ihn begleitende Amerikaner Terrill hatte Pekinger Reporter wissen lassen, Shen habe während seines China- Besuchs eine Reihe von Regime-Gegnern auf seine Gehaltsliste (payroll) gesetzt, um ihren "Kampf gegen die Kommunistische Partei" zu finanzieren.
Vor seiner Ausweisung hatte Terrill gegenüber Journalisten eingestanden, daß Shens Aktionen bei einer Reihe Dissidenten auf Widerstand gestoßen waren.
Viele Regimegegner setzen derzeit größere Hoffnungen auf die Wirtschaftsreformen Dengs, von denen eine allmähliche politische Liberalisierung Chinas ausgehen könnte, als auf spektakuläre Aktionen einreisender Amerikaner oder Europäer. "Die spielen hier den Helden, reisen mit ihrem ausländischen Paß wieder ab, und wir sitzen hinterher tiefer in der Klemme als vorher", sagte ein Pekinger Dissident am Freitag. HENRIK BORK (Peking)
Afrika darf nicht länger das Sklavenhaus der Welt sein Ein geeinter Kontinent hat die Chance, an der Gestaltung einer neuen Weltordnung mitzuwirken / Von Neville Alexander
FRIEDBERG. "Wir erziehen unsere Kinder zu lasch. Sie wollen, daß wir härter sind, sie werfen uns vor, daß wir ihnen nie gesagt haben, was gut und was böse ist." Klare Worte fand Werner Rothenberger vom staatlichen Schulamt in Frankfurt am Donnerstagabend in einer Diskussionsveranstaltung der CDU-Frauenunion zum Thema "Jugend und Gewalt".
Zwischen 60 und 70 Eltern, Schüler und Pädagogen waren zu der Diskussion in die Stadthalle nach Friedberg gekommen. Und was sie zu hören bekamen, grenzte an eine Bankrotterklärung der Erziehungsnormen, die seit über zwei Jahrzehnten allgemein gültig sind: "Laß uns drüber reden", "wir müssen das ausdiskutieren", "man darf Jugendliche nicht bestrafen, sondern muß ihr Verständnis wecken" - Sätze, die zum Credo einer Generation gehörten. "Falsch", sagt Rothenberger, der aus seiner Erfahrung als Lehrer, Drogenberater und Mitarbeiter des staatlichen Schulamtes von Gewalttaten berichtete, die die Besucherinnen und Besucher erschauern ließen.
Ein kleiner Trost mochte für manche sein, daß Rothenberger aus der Großstadt Frankfurt berichtete, doch im ländlichen Wetteraukreis ist die Welt auch nicht mehr in Ordnung. Polizeichef Gerhard Anhäuser erzählte von Messerstechereien an Wetterauer Schulen, berichtete von der Angst der Schüler, zu Hause zu erzählen, wenn sie verprügelt wurden, weil sie eine noch schlimmere Rache befürchten.
Er zeigte den schockierten Eltern eine Waffensammlung, die ein Schulleiter seinen Schülern im vergangenen halben Jahr abgenommen hat: eine Lederschnur zum Würgen, mehrere Springmesser, ein Butterfly-Messer und ein Würgeholz kamen zum Vorschein. Ein entsetztes Raunen ging duch die Zuhörerschaft. Entsetzen auch angesichts der steigenden Drogenkriminalität im Wetteraukreis. 45 Prozent aller Autoaufbrüche werden von Jugendlichen verübt, die drogensüchtig sind, die Zahl der Raubüberfälle steigt auch in der Umgebung von Friedberg und Büdingen sprunghaft. Anhäuser wußte von einem Fall zu berichten, wo Jugendliche einen Küster in Bad Vilbel erschlagen haben, weil sie Zigarettengeld brauchten.
Ähnlich wie Rothenberger für Frankfurt, stellte Anhäuser für Friedberg eine zunehmende Verrohung von Kindern und Jugendlichen fest. "Sie zeigen keine Reue mehr", weiß der Polizeichef, "wenn man sie nach 15 Einbrüchen erwischt, dann sind sie nicht zerknirscht, sondern beglückwünschen sich, daß es die letzten vierzehnmal gutgegangen ist."
Die Frage nach den Ursachen der Verrohung und des Werteverfalls in der jungen Generation ist auch eine Frage nach dem Versagen der Eltern. "Wir sind zu feige, wir haben keine klare Meinung mehr, wir stellen alle Werte in Frage, und das führt dazu, daß unsere Kinder gar keine mehr haben", bringt es Rothenberger auf den Punkt. "Lassen Sie Ihre Kinder hinter die Wolken blicken, versuchen Sie sie religiös zu erziehen", fordert er die schweigenden Eltern auf. Und es klingt überhaupt nicht pastoral, wenn der korpulente kleine Mann so etwas sagt. Das Engagement, aber auch die Verzweiflung ist ihm bei jedem Wort anzumerken. Er redet schonungslos, scheut sich nicht vor schockierenden Berichten. Seine Analysen sind messerscharf und sie treffen die Anwesenden. In den Sprechpausen, die Rothenberger nur selten macht, kann man eine Stecknadel fallen hören.
Mehr Mut und Zivilcourage fordert der Frankfurter von Eltern und Pädagogen, mehr Zeit für die Kinder, sie sollten das Fernsehen nicht als Babysitter mißbrauchen - das geht an die Adresse der Doppelverdiener. Auch bei diesem Satz regt sich kein Widerspruch. Und was kann die Polizei tun? Polizeidirektor Gerhard Anhäuser hat sich mit 32 Schulleitern der Wetterau zu Gesprächsrunden getroffen.
Die meiste Aussicht auf Erfolg mißt Werner Rothenberger jedoch dem Konzept "Schüler schulen Schüler" zu . Das staatliche Schulamt organisiert in regelmäßigen Abständen Gesprächsrunden mit Schülervertretungen zu Themen wie Gewalt oder Drogen. Hier informieren Psychologen, Ärzte und Polizisten die Schüler, wie sie die Gewalt an ihren Schulen eindämmen können. Das Angebot findet großen Anklang, auch bei Schülern aus dem Frankfurter Umland. Erste Ergebnisse zeigten, daß die Idee ungewöhnlich erfolgreich sei. Rothenbergers Erklärung: "Die Schüler wissen eben am besten, wer Drogen nimmt und wo Gewalttäter sind. Entsprechend geschult können sie die Situation am ehesten in den Griff kriegen." Schülern und Schülerinnen, die an diesen Schulungen teilnehmen möchten, nennt Rothenberger die Nummer 069/609102. SABINE KLEIN
Morgens zwischen fünf und sechs. Noch hat sich der Tag nicht in seiner ganzen Helligkeit ausgebreitet. Durch das Dämmerlicht hastet eine Frau, stolpert über Unebenheiten, läuft fast gegen ein Trenngitter und fällt schließlich in ein schwarzes Loch.
Solches geschieht südlich von Lamboy, am Weg entlang der Bundesstraße 8 und wem da diese Unbill widerfährt, ist niemand als Margret Härtel, allgegenwärtige Chefin der Hanauer CDU-Fraktion. Und in dieser Funktion kann sie nicht dulden, daß ihr allmorgendliches Lauftraining an Selbstmord grenzt.
Als schreibt sie einen Brief (natürlich mit Kopie an die Medien, sonst wirkt's womöglich nicht) an ihren Ob er mitrennt? Kollegen und Stadtbaurat Jürgen Dressler. Er möge doch bitte dorten für mehr "Leuchtkörper" sorgen, womit sie Straßenlampen meint.
Man darf wohl davon ausgehen, daß die sportliche Christdemokratin nicht auf taube Ohren stößt. Dennoch schiebt sie sicherheitshalber ein Angebot an Dressler nach: doch mal um 5.40 Uhr mitlaufen, anschließend gibt's Frühstück bei Härtels. Eine Antwort auf die Offerte liegt der FR noch nicht vor.
Neugierig wären wir schon: Rennt Dressler mit? Klopft anschließend gemeinsam mit Margret ein Ei auf? Oder drückt er sich und läßt die Lampen einfach so aufstellen? az
"Dies ist das Ende des Kolonialzeitalters. Dies ist das größte historische Ereignis unseres Jahrhunderts." Die Schreibmaschine, auf der dieser euphorische Ausruf im Jahre 1955 getippt wurde, ist noch heute im Haus der Freiheit in Bandung zu besichtigen. In dieser Woche ist das Bündnis der Blockfreien an seinen Gründungsort in Indonesien zurückgekehrt. Doch an die Stelle des Überschwangs, der die 29 Gründungsnationen der Afro-Asiatischen Konferenz von Bandung bewegte, ist eine verwirrende Ziellosigkeit getreten.
Heute sitzen 108 Staatsmänner aus Asien, Afrika, Europa und Lateinamerika an den Tischen des Blockfreien-Gipfels in Jakarta, und der Tenor ihrer Erörterungen unterscheidet sich nur unwesentlich von dem der Gründungskonferenz von Bandung. Noch immer fordert das Bündnis der Blockfreien eine gerechtere Weltordnung, die die Kluft zwischen Nord und Süd, den ehemaligen Kolonialherren und heutigen Industrienationen auf der einen Seite und den früheren Kolonien und heutigen Armenhäusern der Erde auf der anderen, überbrückt. Und wie in Bandung vor 37 Jahren scheint ihr Durchsetzungsvermögen gering.
Wie damals der indische Premierminister Jawaharlal Nehru, so beschwor auch in diesem Jahr der indonesische Präsident Suharto die Kongregation, sich auf die Entwicklung der Mitgliedsstaaten des blockfreien Bündnisses zu konzentrieren, interne Konflikte beiseitezulegen und die Konfrontation mit dem Westen zu vermeiden. Doch mangelt es dem Bündnis heute an Persönlichkeiten von der staatsmännischen Größe eines Nehru, Gamal Abdel Nasser, Faisal oder Zhou Enlai, die die internen Konflikte hätten überbrükken können.
Die Diskussion um die Mitgliedschaft Jugoslawiens, die Spannungen zwischen den Nahost-Delegierten und die Unsicherheit über die zukünftige Zielsetzung des Bündnisses verzehrten viel Kraft. Nur zu deutlich trat der Identitätsverlust in den Vordergrund, den das Bündnis mit dem Ende des Kalten Krieges erlitten hat. Präsident Suharto, der das Bündnis bis 1995 führen wird, versuchte einen neuen Kurs abzustecken. "Um wirtschaftlichen Fortschritt zu erzielen, müssen arme Nationen ihr Haus in Ordnung bringen und sich um Harmonie mit ihren Nachbarn bemühen. Eine Nation darf sich nicht in Abhängigkeit zu einer anderen begeben, sondern muß in eigener Verantwortung nach Selbstgenügsamkeit streben."
Doch von dieser Harmonie scheint das Bündnis weiter denn je entfernt, und von einer Bereitschaft, Eigenverantwortung für das Schicksal der jeweiligen Nation zu übernehmen, war wenig zu spüren. Viel geläufiger hingegen hing dem Treffen die bereits sattsam bekannte antiwestliche Rhetorik über die Lippen, zu der sich wieder einmal der malaysische Premierminister Mahathir Mohamad aufschwang. "Das Ende des Kalten Krieges und der Ost-West-Konfrontation wirft die Frage auf, ob Neutralität in dem gegenwärtigen Weltszenario noch einen Stellenwert hat. Bislang hatten wir die Möglichkeit, uns auf die eine oder andere Seite zu schlagen. Damit ist es vorbei. Wir haben heute nur noch die Option, Widerstand zu leisten oder unterzugehen."
Mahathir, obwohl gerade Malaysia mit westlichen Investitionen wirtschaftlich boomt, fand für seine das gegenwärtige Weltbild simplifizierenden antiwestlichen Tiraden mehr Applaus als Suharto für seinen moderaten Pragmatismus. Mahathir zufolge läßt sich das Elend des Südens auf den politischen und wirtschaftlichen Machtmißbrauch durch den Westen reduzieren, und die vom Westen angestrebte "Neue Weltordnung" ist aus seiner Sicht lediglich Bekundung eines neo-kolonialen Machtanspruchs. Mahathir fordert eine Neuordnung der Vereinten Nationen, die dem Süden ein größeres Mitspracherecht einräumt und die demographische Zweidrittel-Mehrheit des Südens reflektiert.
Anders Suharto. Er erinnerte die Blockfreien daran, daß sich das Mitspracherecht des Südens in der Neuen Weltordnung von den Leistungen des Bündnisses ableite. Zunächst einmal müsse der Süden seine politische und wirtschaftliche Ordnung finden, um gegenüber dem Norden glaubwürdig zu sein. Wirtschaftliche Entwicklung, so argumentiert Suharto, begründe sich jedoch auf eine bedachtsame konfrontationsfreie internationale Politik. Aus dieser pragmatischen Haltung heraus, so glaubt Suharto - und führt die Erfolge Indonesiens als Beweis an -, ergebe sich die Lösung globaler Streitfragen wie die der Schuldenkrise, der Handelsdispute oder der strittigen Entwicklungskonzepte.
Zu Suhartos kaum verhohlener Enttäuschung fand der Forderungskatalog an den Norden in Jakarta jedoch mehr Beachtung als das Strategiepapier, das die neue Identität des Bündnisses der Blockfreien definieren sollte. So wird der Westen - unter dem Druck der Organisation der islamischen Nationen - für das Massaker an den Moslems in Bosnien-Herzegowina verantwortlich gemacht. Verlangt wird eine militärische Intervention.
In der Uruguay-Runde wird dem Westen protektionistischer Hegemonismus unterstellt. Die Blockfreien drängen auf einen Schuldenerlaß und mehr Entwicklungshilfe, die frei ist von "Instrumenten der Bevormundung" wie der Menschenrechtsfrage, Umweltkriterien oder intellektuellen Schutzansprüchen des Nordens. Schließlich soll das Vetorecht der fünf ständigen Mitglieder im Weltsicherheitsrat (China, England, Frankreich, Rußland und USA) zugunsten einer stärkeren Einflußnahme des Südens beschnitten werden.
Wie sich das Bündnis zukünftig definieren wird, bleibt hingegen vage. Die Hoffnung, daß es in Einheit einen Entwicklungsblock zum wechselseitigen Nutzen bilden könnte, löst sich in egozentrischer Eigenbrötelei auf. Interne Konflikte und antiwestliche Rhetorik werden auch weiterhin den Ton angeben und das Bündnis der Blockfreien ziel- und wirkungslos in die Zukunft taumeln lassen.
WETTERAUKREIS. Nicht am Grundrecht auf Asyl zu rühren, mit diesem Antrag in der Tasche reisen heute die 16 Wetterauer Delegierten zum SPD-Landesparteitag in Kassel. Der SPD-Unterbezirksvorsitzende und Landtagsabgeordnete Gerhard Becker fährt mit mächtig viel Wut im Bauch. Ihn ärgert sehr, wie der SPD-Bundesvorstand im Alleingang Grundpositionen der Partei zum Asylrecht und zum Einsatz von Blauhelmen der Bundeswehr über Bord geworfen hat. Mit dem Wetterauer SPD-Chef sprachen die FR-Redakteure Peter Gwiasda und Bruno Rieb. FR: Mit welchem Gefühl fahren Sie zum SPD-Landesparteitag?
Becker: Mein Groll wird sicher auch über Baunatal hinaus andauern und wird wahrscheinlich auch nach dem außerordentlichen Bundesparteitag nicht abgebaut sein. Die Entwicklung der letzten Tage hat mich als Sozialdemokrat bis ins Mark getroffen. Ich befürchte, daß wir uns auf einer abschüssigen Straße befinden, weg von unseren Grundwerten, hin zu einem modernistischen, populistischen politischen Getue, um mit aller Gewalt irgendwie mit allen koalitionsfähig zu werden. Diese Entwicklung werde ich bekämpfen, so weit das in meinen Kräften steht. Für mich ist das Asylrecht ein Grundwert und jede Änderung sehe ich als Verrat an unserer Geschichte, aber auch als einen Schritt zu mehr Unmenschlichkeit.
FR: Wie erklären Sie sich den Gesinnungswandel im SPD-Bundesvorstand?
Becker: Ich kann mir nur vorstellen, daß die neue Parteispitze - sofern man die Parteispitze insgesamt dafür verantwortlich machen kann - dem Druck aus der Bevölkerung aus den großen Mißverständnissen, die in dieser Asylfrage herrschen, nachgeben will. Wir bewegen uns auf einen politischen Meinungsfindungsprozeß hin, wie ihn nur die Konservativen gemacht haben. Meinungsumfragen in Politik umzusetzen, scheint mir die einzige Begründung zu sein. Die Hoffnung, mehr Zustimmungen der Wählerinnen und Wähler zu bekommen. Vielleicht auch für eine große Koalition Steine aus dem Weg zu räumen.
FR: Trotzt die Wetterauer SPD geschlossen dieser Trendwende?
Becker: Die Unterbezirksvorstandssitzung am Donnerstagabend hat mich optimistisch gestimmt. Der Vorstand hat sehr kritisch die Auswirkungen dieser ganzen Asylgeschichte diskutiert. Einhellig waren wir der Meinung, daß das nichts mit dem Grundgesetz zu tun hat. Die Probleme können ohne Grundgesetzänderung gelöst werden. Das ist die erklärte Meinung des UB-Vorstandes. Die wird sich auf dem Landesparteitag heute in Form eines Antrages widerspiegeln. Ich gehe davon aus, daß der Wetteraukreis mit diesem Ansinnen nicht alleine sein wird. In diesem Antrag erklären wir uns solidarisch mit allen bei uns lebenden Ausländern und entschuldigen uns dafür, daß ihnen hier so Schlimmes widerfährt. Wir fordern in unserem Antrag, daß die Zuständigen in Bonn endlich an die praktische Arbeit gehen, daß die Asylanträge geprüft und entschieden werden. Es muß ein Schnitt gemacht werden bei den vielen Altfällen. Die kann man einfach nicht mehr aufarbeiten. Die Bürgerkriegsflüchtlinge aus dem Balkan dürfen nicht ins Asylverfahren abgedrängt werden. Es muß eine Regelung gefunden werden, daß sie hier Bleiberecht bekommen und nicht als Obdachlose auf der Straße landen. Wir brauchen ein Einwanderungsgesetz, weil der Druck und der Zustrom auch von Nichtasylbewerbern auf unser Land anhalten wird und wir auch weiterhin ausländische Arbeiter brauchen.
FR: Was heißt für Sie Einwanderungsgesetz? Becker: Das heißt für mich, daß wir zu Quotenregelungen kommen. Der Bedarf kann statistisch festgestellt werden. Es kann dann eine Quote festgelegt werden. Ich greife mir jetzt mal eine Zahl: 200 000 bis 250 000 Einwanderer, die dann entsprechend aufgeteilt werden auf die Länder, aus denen die Einwanderungswünsche bestehen.
FR: Mit der Gefahr, daß nur hochqualifizierte Menschen hereingelassen werden, Menschen, die in den Dritte- Welt-Ländern dringend benötigt werden. Becker: Das ist ein Problem, zu dem ich jetzt auch keine Antwort weiß. Ich denke, daß wird sich aufgrund der Freizügigkeit, die wir in dieser Welt erreicht haben, nicht verhindern lassen.
FR: Ein Einwanderungsgesetz schränkt die Freizügigkeit ein.
Becker: Damit das klar ist: Einwanderungsgesetz bezieht sich nur auf die, die den Wunsch haben, Deutsche zu werden, die den Wunsch haben, hier ihre Existenz fortzusetzen. In der Regel wird es wohl so sein, daß nicht hochqualifizierte Menschen kommen, sondern ich denke, daß vor allem Menschen kommen werden für niedere Arbeiten, so traurig das klingt. Das sind ja auch jetzt schon die Arbeiten, die unsere ausländischen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen machen.
FR: Ist das Asylproblem so dramatisch, wie es immer dargestellt wird?
Becker: Es ist dramatisiert worden. Wenn 400 000 auf der Warteliste stehen bei einem Volk von 80 Millionen, das wirtschaftlich realtiv stark ist, dann ist das eigentlich nur ein Randproblem. Aber die Menschen sehen es anders, weil sie politisch immer darauf hingewiesen werden und weil der Druck auch ganz bewußt von den Konservativen erzeugt wird.
FR: Vertreten Sie mit Ihrer Meinung die Mehrheit der Wetterauer SPD-Mitglieder? Becker: Es gibt praktische Beispiele, daß in Sachen Asylrecht die Mitglieder auf meiner Seite stehen. Ich denke zum Beispiel an Butzbach, wo das Problem von Sozialdemokraten sehr vernünftig angegangen wurde. Die Mitglieder des UB-Vorstandes stehen einhellig hinter meiner Meinung, und ich kann mir nicht vorstellen, daß sie völlig neben der Meinung der Mitglieder liegen.
FR: Kennen Sie jemanden im Wetterau- kreis, der einen Nachteil durch die Anwe- senheit von Asylbewerbern erlitten hat?
Becker: Mir ist noch keiner bekannt. Wenn persönliche Beziehungen erst mal hergestellt sind, ist die Akzeptanz sofort erhöht. Es gibt Kleinigkeiten, die zum Ärger Anlaß geben. Die können aber unterhalb jeder Grundgesetzänderung geregelt werden. Anlaß zu großem Ärger gibt, daß Wohnungen von Leuten vermietet werden, die in dem Ruch stehen, Geschäftemacher, zum Teil auch üble Geschäftemacher, zu sein.
FR: Wer gestattet Ihnen denn die Geschäfte? Becker: Die Geschäfte kommen aufgrund der Notsituation des Landes Hessen zustande. Ich denke da zum Beispiel an Wenings.
FR: Das Blaul-Ministerium wird heftig kritisiert. Arbeitet es vernünftig?
Becker: Es gibt Zweifel, ob das Ministerium wirklich so arbeitet, wie es aufgrund des Druckes arbeiten müßte. Ich kann mir nicht vorstellen, daß es sinnvoll ist, Asylbewerber am Flughafen in Busse zu setzen, nach Nordhessen zu fahren, am nächsten Tag von dort nach Schwalbach zur Registrierung, wo dann nur die eine Hälfte registriert werden kann, die andere Hälfte wieder weggefahren wird und am nächsten Tag wiederkommt. Das könnte man ganz einfach lösen: Wenn ein Beamter am Flugplatz in den Bus steigt, hat er bis Hessisch-Lichtenau alle registriert.
FR: Ist alleine die Wende in der Asylpolitik der Grund für Ihren Groll auf den Bundesvorstand Ihrer Partei?
Becker: Ein Punkt, der noch tiefer geht, ist der Blauhelm-Einsatz der Bundeswehr. Meine Grundüberzeugung ist: Der Stahlhelm ist ein kriegerisches Symbol, ganz gleich, welche Farbe er hat. Diese Einsätze werden nicht friedlich und nicht so friedensstiftend verlaufen. Wir haben eine ganz besondere Verpflichtung, darauf hinzuwirken, Konflikte friedlich zu lösen. Ich bin der Überzeugung, daß unsere Soldaten, ganz gleich, welchen Helm sie aufhaben, außer bei der Landesverteidigung und den Verpflichtungen der Nato, nirgendwo etwas zu suchen haben.
FR: Was geht in Ihnen vor, wenn der Wetterauer CDU-Vorsitzende Norbert Kartmann in einer Pressemitteilung verkündet: "Einsatz verdeckter Ermittler ohne Alternative." Vertritt die CDU die Meinung des SPD-Bundesvorsitzenden Björn Engholm oder umgekehrt?
Becker: Ich fühle mich da mehr als unwohl. Es kommt mir sehr bekannt vor. Bezüglich der DDR hieß das Stasi-Staat. Wir haben offenbar nicht viel gelernt. Da will man Bandenkriminalität mit Lauschangriffen und allem möglichen bekämpfen, und ist nicht einmal in der Lage, das Bankengesetz so zu ändern und das Bankgeheimnis so in den Griff zu bekommen, daß die Gangster ihre Millionen nicht mehr in deutschen Banken waschen können. Das ist für mich pervers.
BAD HOMBURG. Das viergeschossige Hotel mit ausgebautem Dach, 225 Betten in 162 Zimmern, im Kleinen Tannenwald darf gebaut werden. Entgegen seiner früheren Entscheidung hat das Regierungspräsidium den Magistrat jetzt angehalten, dem dänischen Bauinteressenten doch die Genehmigung zu geben.
Noch im Februar letzten Jahres hatte die Aufsichtsbehörde erkannt, "daß das geplante Bauvorhaben nach seiner Lage, seinem Umfang und seiner Zweckbestimmung zu unzumutbaren Belastungen der Umgebung führen würde." Die Ablehnung des Bauantrages durch den Magistrat sei zu Recht erfolgt. Die bereits erteilte positive Antwort auf eine Bauvoranfrage wurde daraufhin widerrufen.
Mit "Rechtsfehlern" wurden damals argumentiert; vor allem sei die Erschließung des Grundstücks nicht gewährleistet. Die verhinderten Bauherrn drohten eine Schadensersatzklage in Millionenhöhe an, die bisher nicht vorgelegt wurde.
Gut eineinhalb Jahre später liest sich alles anders: Zur Zeit der Ablehnung des Baugesuchs am 7. August 1990 durch die Stadt seien die Kanalbauarbeiten bereits vergeben gewesen. Die Stadt hätte erkennen müssen, daß die Kanalisation auch fertig ist, wenn das Hotel in Betrieb genommen werde. Was den Ausbau des Mariannenwegs angeht, habe sich die Stadt selbst "unmittelbar erschließungspflichtig" gemacht, weil sie mehrfach entsprechende Angebote des Investors abgelehnt habe. Auch das laufende Normenkontrollverfahren der Bürgerinitiative gegen den Bebauungsplan sei kein Grund, einen Erschließungsvertrag abzulehnen.
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HANAU. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club (ADFC) lädt für Sonntag, 6. September, zu einer Radtour zur Herchenhainer Höhe im Vogelsberg ein. Die 140 Kilometer lange Strecke führt auf Nebenstraßen über Gründau und Seemen zum Ziel, wo die Teilnehmer einkehren können. Die Rückfahrt erfolgt über Gedern und Büdingen.
Abfahrt ist um 8.00 Uhr vom Marktplatz Hanau, Treffpunkt Brüder-Grimm- Denkmal. ag
Wer schwerbehindert ist, Behinderte betreut oder als Arbeitgeber Schwerbehinderte einstellen will, muß sich nicht selten durch einen Dschungel von Institutionen und Rechtsvorschriften kämpfen, bis er alles, was er an Angaben benötigt, beisammen hat. Um diesen Mangel zu beseitigen, hat das Institut der Deutschen Wirtschaft im Auftrag des Bonner Arbeitsministeriums ein umfassendes Informationssystem mit dem Namen "Reha- Dat" zusammengetragen, das in einer Datenbank allen Interessierten kostenlos zur Verfügung steht.
Angeboten werden Praxisbeispiele mit Fällen gelungener beruflicher Integration von Schwerbehinderten, Literatur zum Thema Behinderte, alle technischen Hilfsmittel; Seminare, die für Behinderte angeboten werden; alle Rechtsvorschriften, die in irgendeiner Form die Behinderten berühren; Einrichtungen der beruflichen Rehabilitation samt Adressen aller mit Behinderten befaßter Behörden und Institutionen. Zum Stichwort Medien findet man Angaben über Filme, Diaserien und Videos, die sich mit dem Leben behinderter Menschen befassen.
Wer einen Computer besitzt, an den Telefon und Modem angeschlossen sind, kann sich ein kostenloses Paßwort geben lassen und jederzeit in der Datenbank recherchieren. Außerdem sind auch Anfragen dort möglich, die kostenlos bearbeitet werden. Weitere Informationen gibt das Institut der Deutschen Wirtschaft, Datenbank Reha-Dat, Gustav-Heinemann-Ufer 84-88, 5000 Köln 51, Tel. 0221/3765512, Fax 0221/37655-55. kd
KÖNIGSTEIN. In der Nacht auf Freitag kam es in einer Gaststätte in der Kirchstraße zu einem Streit zwischen zwei Männern, berichtet die Polizei. Daraus entwickelte sich auf der Straße eine Schlägerei mit mehreren Personen.
Einer der Streithähne mußte ins Krankenhaus eingeliefert werden. jom
NEU-ANSPACH. Ist die Planung für einen Hort in der Adolf-Reichwein-Schule, die einen Neubau ersetzen sollte, geplatzt? Anfang der Woche signalisierte das Landesjugendamt nach einer Ortsbesichtigung Rot. Der Erste Beigeordnete Manfred Schmück (SPD) bringt überraschend wieder die Neubau-Planung ins Gespräch, die unverändert weiterlaufe. Schulleiter Wolfgang Iser spricht derweil enttäuscht von einem "Rückschlag" für sein Modell "Offene Schule".
"Die Einrichtung eines Horts an der Gesamtschule ist nicht zu empfehlen", gibt Schmück das mündliche Urteil des Landesjugendamts wieder. Auch schriftlich sei wohl keine anderslautende Stellungnahme zu erwarten. Begründungen sind Schmück, der an der Besichtigung nicht teilnahm, angeblich nicht bekannt.
Iser nennt auf Anfrage zwei Beispiele: So verbiete sich eine Mischnutzung von Schule und Hort, da ein Hort eigene Räume voraussetze, die die Kinder selbst gestalten und nutzen können: "Dazu gehört, Kuschelecken zu bauen oder Pudding selbst zu kochen. Es leuchtet mir ein, daß diese Atmosphäre des Behütetseins nichts mit der Versorgung zu tun hat, die wir anbieten können." Ein zweiter Grund sind die Öffnungszeiten. Ein Hort sollte schon morgens um 7.30 Uhr öffnen und nicht erst nach Schulschluß.
Die Dezernentin für Kindertagesstätten beim Landesjugendamt, Gabriele Barath, bekräftigt, daß ein Hort kein schulisches Angebot sein könne, wie etwa die Betreuungsschule, sondern einen sozialpädagogischen Auftrag habe. "Als familienergänzende Institution sollten sich die Kinder dort geborgen fühlen können. Die Kinder müssen auch betreut werden, wenn Unterrichtsstunden ausfallen oder Ferien sind." Gleichwohl seien in Hessen Horte häufig in Schulen untergebracht.
"Grundsätzlich sind wir bei der Erteilung der Betriebserlaubnis für Horte offen", sagt Barath. Allerdings müßten bestimmte Bedingungen erfüllt sein, insbesondere die "selbständige Einheit" des Hortes.
Schmück weist Kritik an der Planung zurück. "Es ist nicht so, daß einer gepennt hätte. Es fehlte nur noch die letzte Genehmigungsstufe." Der kommissarische Bürgermeister Rudi Rübsamen (SPD) habe schon Anfang August ein Gespräch im Landesjugendamt geführt. Die Kritik der Grünen, die ein "fehlendes Konzept" bemängelten, weist Schmück zurück: "Das Konzept war klar." cn
OFFENBACH. Der Offenbacher Wochenmarkt gehört zu den schönsten Plätzen der Lederstadt, mit diesem Pfund soll gewuchert werden, meint Stadtkämmerer Gerhard Grandke. Und dies geschieht am heutigen "Aktionstag Wochenmarkt", der von Stadt, Marktbeschickern, Einzelhändlern und zahlreichen Offenbacher Firmen gesponsert wird.
Sie alle wollen Werbung machen für das "Symbol für Offenbacher Gemütlichkeit, Nachbarschaft und ,Laissez-faire'" und damit gleichzeitig neue Kundschaft in die "Einkaufsstadt der kurzen Wege" locken. Auf einem Quadratkilometer sind in der Innenstadt 234 Fachgeschäfte und mehr als 500 Dienstleister anzutreffen.
Das Programm auf dem Wilhelmsplatz beginnt kurz vor 9 Uhr mit einem Konzert des Marine-Spielmannszugs, anschließend unterhält die Tailgate Jazz Band bis etwa 13.30 Uhr. Zwischendurch werden immer wieder Preise verlost - 500 an der Zahl. Coupons sind bei den Marktbeschickern zu bekommen.
Zu jeder vollen Stunde werden zehn Haupttreffer gezogen, und zu jeder halben Stunde haben jeweils zwei Marktbesucher die Chance auf den großen Treffer. Der Hauptgewinn, eine 4900 Mark teure Cartier-Uhr, gestiftet vom Juwelier Bauer, wird um 13 Uhr verlost.
Als Preise gibt es außerdem Farbfernseher, Schreibmaschine, Videorecorder, Kameras und vieles mehr. An einem Glücksrad werden Einkaufsgutscheine im Wert von fünf und zehn Mark gegen eine Spende für die Kinderhilfe ausgespielt.
Ein besonderes Angebot bieten die beiden Bistros am Wilhelmsplatz. André vom "Clochemerle" hat einen Champagnerstand aufgebaut und bietet Quiche Lorraine, bei "Beau d'eau" wird schmackhafter Heubraten serviert. pmü
Erst fällt das Schlucken schwer, den Halsschmerzen folgt unweigerlich der Schnupfen, die Augen tränen, der Blick ist getrübt, der heiße Schädel dumpf. Alles klar: Grippe, übertragen von irgendwelchen - möglicherweise noch befreundeten! - Virusschleudern. Das Besondere an dieser Grippewelle: ein unangenehmes Magenzwicken. Was der schniefende Stuhlnachbar im Wartezimmer des Arztes kennt, bestätigt auch Tante Lisbeth in der Wetterau krächzend, erzählt überdies die alte Studienkollegin im Ruhrgebiet: Ja, die Grippe plus Schmerzen im Bauch grassiert bundesweit. Kein kurioser Einzelfall also; der schmerzende Magen samt Schleimhaut sind doch noch zu retten. Aber wie?
Die besorgte Tante empfiehlt Pudding für den Bauch und Hustentee für den Hals, die Freundin in Dortmund schwört aufs Inhalieren - "bloß keine Tabletten, der Magen!" -, und der redselige Leidensgenosse beim Doktor hat mit Haferschleim und Kamillentee beste Erfahrungen gemacht.
Was nachher den Ausschlag zur Genesung gab, bleibt ungewiß. Mit Medikamenten dauert die beste Grippe erfahrungsgemäß 14 Tage, ohne zwei Wochen. Und daran ändern auch kuriose Magenschmerzen wenig. pms
Ein wenig Abwechslung im Krankenbett bescherte die Stadt Hattersheim den Grippegeplagten. Wer immer da mit Brummschädel und Halsweh zum Briefkasten schlurfte, bekam große Augen ob der Post aus dem Rathaus. Gemeinsam mit dem Gewerbeverein verschickte die Verwaltung an alle Haushalte Parkscheiben. Der Grund: Rund um die Innenstadt gibt es neue Regeln fürs Autoabstellen, ist der Karton mit Drehscheibe obligatorisch. Und damit die Hattersheimer nicht lange kramen müssen, tüteten fleißige Menschen im Rathaus Parkscheiben nebst einem Plan mit den Parkplätzen ein.
17 000 Mark kostete dieser Service, den Stadt und Gewerbeverein je zur Hälfte bezahlen. Mag die Opposition darin auch versteckten Wahlkampf sehen, mögen notorische Nörgler Verschwendung von Steuergeldern beklagen, eine nette Geste ist's allemal. kkü
Gut waren sie, die Schüler der Hochheimer Heinrich-von-Brentano-Schule, als sie im Kreishaus zu Besuch bei Landrat Jochen Riebel weilten und der mit ihnen staatsbürgerlichen Unterricht machte. Gewundert haben muß der Verwaltungschef sich dennoch, warum die Pennäler gerade in den Minuten fast zu schlau auf die Landrats-Fragen geantwortet haben, als FR-Fotograf Jörg Kuropatwa zugegen war, um seine Fotos zu schießen. Auf Anhieb wußte die ganze Klasse sogar, welche Parteien im Kreistag sitzen. Der Landrat hatte seinen Spaß. Die Kinder und der FR-Mann aber noch mehr. Denn Jörg Kuropatwa hat - ohne daß Riebel es merkte - den Siebtklässlern vorgesagt. Was hiermit öffentlich gepetzt wird. gre
Auf einen Blick
Seite II NEU-ANSPACH. Hort in der Schule droht zu scheitern. Seite III OBERURSEL. Ein Loch in der Erde erzählt aus der Vergangenheit. Seite IV BAD HOMBURG. Imagepfleger per Revolver? CDU für scharfe Kontrollen.
HANAU. Um Unterstützung bittet die Hanauer Straßenbahn AG (HSB) ihre Kunden. Am Dienstag, 8. September, sowie am Donnerstag, 10. September, plant das Transportunternehmen sogenannte Fahrgasterhebungen. Schüler der Hohen Landesschule und HSB-Bedienstete zählen die zusteigenden Fahrgäste und befragen sie nach ihrem Fahrziel.
Die dadurch ermittelten Daten sollen als Grundlage für die Gestaltung des Linienverkehrs, insbesondere in den Stadtteilen, dienen. jur
Im Blickpunkt: Korruptionsskandal Ein Selbstmord bewegt Italien
Die seit Frühjahr anhaltende Kette von Bestechungsskandalen in Mailand und anderen norditalienischen Städten hatte bisher drei Selbstmorde von Beschuldigten zur Folge. Doch erst der vierte erschütterte jetzt ganz Italien wegen seiner menschlichen Tragik. Gleichzeitig nutzen politische Kräfte die Chance, die Aufmerksamkeit der Bürger von der Korruption abzulenken und Justiz und Medien zu attackieren. Als der 45jährige Sozialist und Parlamentsabgeordnete Sergio Moroni aus Brescia am Mittwoch seinem Leben mit einem Gewehr ein Ende setzte, da stand er unter schwerem Verdacht: Im Zusammenhang mit der Modernisierung der Müllabfuhr in der Lombardei, dem Ausbau der regionalen Eisenbahnlinien und der Erweiterung des Krankenhauses in Lecco soll er nach Überzeugung der ermittelnden Richter Schmiergelder eingesteckt haben. War der Suizid also die Tat eines reuigen Sünders oder trieb eine unheilbare Krankheit Moroni in den Tod? Vier Abschiedsbriefe des Korruptionsverdächtigen nennen andere Motive.
Vor allem das Schreiben Maronis an den der "Demokratischen Linken" (PDS) angehörenden Kammerpräsidenten Giorgio Napolitano entfachte eine leidenschaftliche Diskussion. "Es steht außer Zweifel", heißt es in dem Brief, "wir erleben Monate eines radikalen Wechsels für unser Land, für seine Demokratie und die Institutionen, die diese vertreten . . . Doch es ist nicht gerecht, daß solcher Wechsel in Form eines gewaltsamen Prozesses stattfindet, in dem das Glücksrad einzelnen die Rolle von Opfertieren zuteilt." Moroni spricht von einem "scheinheiligen Schleier, der viele Jahre lang über der Parteienfinanzierung lag", und fährt fort: "Ich glaube nicht, daß unser Land sich die Zukunft aufbauen kann, die es verdient, wenn es mit einem Pogrom gegen die politische Klasse fortfährt, die bei allen Fehlern aus Italien einen der freiesten Staaten gemacht hat . . ."
Er selbst habe "persönlich" nie eine Lira genommen, doch weil seinen Worten niemand glaubt, habe er sich zur Tat entschlossen. "Vor allem hoffe ich", so schließt der Brief, "mein Handeln hilft zu verhindern, daß andere, die sich in meiner Situation befinden, die Leiden durchstehen müssen, die ich ertragen habe. Es darf nicht mehr mit jedem kurzen Prozeß gemacht werden (in der Öffentlichkeit und im Fernsehen), wodurch jeder Verdacht zu einem Verdammungsurteil wird." Kammerpräsident Napolitano, sichtlich beeindruckt von der Tragödie, veranlaßte die Veröffentlichung des Textes. Sein Kommentar: "Hier ist unser aller Gewissen angesprochen."
Christdemokraten, Liberale und andere Vertreter der Regierung reagieren wortkarg; nur die Zeitung der kleinen republikanischen Partei stellt "bei aller menschlichen Pietät" fest, Justiz und Medien hätten auf den Korruptionssumpf nur so reagieren können, wie sie es taten. Anders die Sozialisten! PSI-Chef Bettino Craxi, der seit Tagen Ermittlungen gegen den Richter und Schmiergeldjäger Antonio Di Pietro fordert, klagte an: "Sie haben ein schändliches Klima geschaffen." Deutlicher wurde der sozialistische Justizminister Claudio Martelli: "Ich habe schon immer davor gewarnt, Ungeheuer zu erfinden und auf diese Weise Menschen zu vernichten." Auf die Frage, ob er damit die Zeitungen kritisiere, antwortete er: "Hauptsächlich."
Von den angegriffenen Journalisten war Giorgio Bocca (La Repubblica) am deutlichsten: "Wir erleben den Zusammenbruch eines Regimes. Darüber berichten die Medien noch viel zu zurückhaltend." Auch die Richter lassen sich nicht einschüchtern. Mitte dieser Woche landete in Mailand der angesehene Industriemanager Paolo Rinaldi unter der Beschuldigung umfangreicher Bestechungen hinter Gittern. In Como verlängert der Name des Christdemokraten Giancarlo Galli die Liste der mutmaßlichen Schmiergeldempfänger; gegen fünf weitere Personen wird noch ermittelt. In Varese stehen der Christdemokrat Lorenzo Airoldi und der Sozialist Tullio Petrone unter Korruptionsverdacht. Ein Ende der Affäre ist noch nicht in Sicht.
HORST SCHLITTER (Rom)
FLÖRSHEIM. Keramag bleibt vorerst Keramag. Das Stadtparlament vertagte am Donnerstag abend die Entscheidung über den neuen Namen für die Siedlung. Der Grund dafür: 195 Bewohner sprachen sich gegen die Umbenennung in Falkenberg aus.
Der Siedlung ihren alten Namen zu verpassen, sie weg zu führen vom Kloschüssel-Image, das hatte der Magistrat in einem Antrag gefordert. Bereits vor einem halben Jahr hatte sich auch die Flörsheimer SPD dafür ausgesprochen, Keramag in Falkenberg umzutaufen. Denn die keramischen Werke, die der Siedlung einige Jahrzehnte lang den Namen gaben, gibt es seit nunmehr zehn Jahren nicht mehr.
Die Politiker glaubten zudem, die Bewohner hinter sich. Immerhin 240 Unterschriften lagen für Falkenberg vor. Doch Magistrat und Parlament hatten die Rechnung offenbar ohne die Keramag-Fans gemacht. Die legten nun 195 Unterschriften vor. Und wie geht's nun weiter? Darüber will sich, so Parlamentschef Peter Schwerzel, der Vorstand der Stadtverordnetenversammlung in den nächsten Wochen Gedanken machen. kkü
BRUCHKÖBEL / MAIN-KINZIG- KREIS. Seinen dritten "Second-Hand-Basar für Zwillinge" veranstaltet der Zwillingseltern-Treff im Main-Kinzig-Kreis am Samstag, 12. September, von 14 bis 16.30 Uhr in Bruchköbel. Unter dem Motto "Alles doppelt" wechseln im Gemeindehaus Arche, Varangéviller Straße, Kinderutensilien aller Art ihre Besitzer.
Der Erlös aus den Standgebühren (zehn Mark) sowie dem Kuchen- und Getränkeverkauf kommt dem gemeinnützigen Elternverein "Sterntaler" aus Hanau zugute. Interessenten können sich bei Petra Gräbner in Bruchköbel, Rufnummer 0 61 81 / 7 39 49, oder Brigitta Weidenbach in Linsengericht, Telefonnummer 0 60 51 / 6 95 27, melden. jur
Sportunion Mühlheim, Handball: Frauen-Team zur Zeit das sportliche Aushängeschild
Wenn im "Mühlheimer Wirtshaus" so richtig "die Post abgeht", dann haben die Handballerinnen der Sportunion entweder einen Sieg zu feiern oder einen anderen willkommenen Anlaß für eine "Feté" gefunden. In der jüngeren Vergangenheit herrschte im Mühlheimer Wirtshaus nicht selten Hochstimmung, denn das Team von Trainer Herbert Wehnert hat sich nach dem Aufstieg in der Oberliga etabliert und erreichte im Spieljahr 91/92 einen tollen vierten Platz.
Die Handballer(innen) sind mit über 200 Mitgliedern in 13 Mannschaften eine starke und die älteste (seit 1945) Fraktion im 900 Mitglieder zählenden Großverein. Turnen, Leichtathletik, Volleyball, Schach und der bekannte Musikzug gehören weiterhin zum Programm der SU, doch die Handballerinnen stellen derzeit das sportliche Aushängeschild dar.
Die Männer schafften zwar in diesem Jahr den Aufstieg in die B-Klasse, doch bis sie zu den Frauen aufschließen können, das dürfte noch einige Zeit dauern. Den Aufstieg in die A-Klasse peilen die Handballer gleich in der kommenden Saison an.
Nicht unbedingt auf Regionalliga-Kurs ist das Frauen-Team, obwohl die Mühlheimerinnen in der Spitzengruppe der Oberliga mitmischen wollen und können. "Mit unseren momentanen finanziellen Mitteln wäre die Regionalliga nur schwer machbar", erläutert Abteilungsleiter Lothar Winkler das Problem. Einen gebewilligen Sponsor suchten die erfolgreichen Handballerinnen in der Mühlheimer Geschäftswelt bislang vergeblich. Der Vereinswirt im Mühlheimer Wirtshaus kleidet die Handballerinnen ein, aber darüber hinaus müssen die Frauen mit dem vom Hauptverein zur Verfügung gestellten Etat auskommen. Gelegentliche Veranstaltungen, ein Info-Blatt zu jedem Spiel und sporadische Spenden bessern das Konto geringfügig auf. So bestreiten die Spielerinnen ihre Fahrt- und sonstige Kosten selbst, ohne zu klagen. Selbst wenn etwas mehr Geld da wäre, "Prämien" kommen bei der Sportunion nicht in Frage: "Wir investieren lieber in unsere Jugendarbeit", achtet Winkler auf einen gesicherten Unterbau.
Drei weibliche und fünf männliche Jugend-Mannschaften sind für die Mühlheimer am Ball. Deren Hauptproblem liegt an mangelnden Trainingsmöglichkeiten. Alle acht Jugend-Teams tummeln sich mittwochs von 14.30 Uhr bis 19 Uhr in der Großsporthalle Anton-Dey-Straße. Dennoch sind neue Spieler(innen) herzlich willkommen. Besonders die weibliche E-Jugend braucht Zuwachs. Die Aktiven konnten ihre Trainingsmöglichkeiten nach "hartem Kampf" mit den Verantwortlichen verbessern. Mittwochs ab 20.15 Uhr und freitags ab 19.30 Uhr kommen sie in der Anton-Dey-Straße zu ihrem Recht. Dort wird auch sonntags um 16.30 Uhr Oberliga-Handball geboten und eine durchschnittliche Fan-Gemeinde von 120 Besuchern unterstützt die Mühlheimerinnen bei ihren Heimspielen. Es lohnt sich, sonntags in der Halle vorbeizuschauen, denn die Mühlheimerinnen sind ein Spitzenteam der Oberliga. In der vergangenen Saison stellten sie die zweitbeste Abwehr hinter Meister Darmstadt und leben von ihrer mannschaftlichen Geschlossenheit. Die Rückraumschützinnen Ingrid Banszerus und Stephanie Haus sowie die starken Torhüterinnen Andrea Höf und Stephanie Spahn bilden das Gerippe, ohne die Stars zu sein. Mit Susanne Franke (TSG Oberursel) kam eine erfahrene Spielgestalterin hinzu, die als wichtige Verstärkung gilt. Neu im Kader sind auch Rückraumspielerin Bettina Hanstein (TAV Eppertshausen), Torfrau Cornelia Wilhelm (TV Niedermittlau) sowie Rita Fromm, Romy Marini und Heidi Beal, die aus der zweiten, der B-Liga- Mannschaft, hinzukommen. Damit können die Abgänge von Stefanie Franz (TSG Bürgel) und Stefanie Grau (unbekannt) mehr als kompensiert werden.
Stef(ph)anies gibt es im übrigen dennoch reichlich im Mühlheimer Team, denn gleich viermal ist dieser, weniger im Handballsport berühmte Vorname in der Namensliste - trotz der beiden Abgänge - noch vertreten.
Ein Glücksgriff für die Handballerinnen war die Wahl von Trainer Herbert Wehner, der im Januar 1991 das Team übernahm. Er lag mit den Spielerinnen und der Abteilungsleitung von Beginn an auf einer "Wellenlänge" und die Mühlheimerinnen wurden in der Rückrunde der Saison 90/91 zur besten Mannschaft der Klasse. Die Vorbereitung auf das neue Spieljahr verlief vielversprechend. Mit der Trainingsbeteiligung und dem Engagement seiner Spielerinnen war der Coach sehr zufrieden. Die Testspiel- Resultate können sich sehen lassen: 12:12 bei Regionalligist Urberach, 11:15 trotz Experimente bei Regionalligist Hessen Hersfeld, 24:11 bei Nord- Oberligist Hünfeld. Das erste Punktspiel führt die Mühlheimerinnen am 20. September (16.30 Uhr) zum Favoriten Grün-Weiß Frankfurt II. Die Heimpremiere steigt eine Woche darauf (16.30 Uhr) gegen Regionalliga-Absteiger TSG Oberursel. ina
Der Mann ist eine wandelnde Werbeagentur. Was der in einem Vortrag über "die Konsequenzen des europäischen Binnenmarktes für die deutsche Wirtschaft" so alles anzupreisen versteht: die Verträge von Maastricht, die "ungeheuer effiziente" und "überhaupt nicht bürokratische" EG-Verwaltung, die "zukunftsweisende" Politik der FDP, sich selbst ("weil ich zu den wenigen glaubwürdigen Politikern gehöre") und, natürlich, sein Buch ("kostet auch nur 39 Mark"). Martin Bangemann, Vizepräsident der EG-Kommission, kann sich bei seiner Rede vor Unternehmern der Frankfurter Metall- und Elektroindustrie Lockerheit und ironische Schlenker leisten. Wenn er sagt, das "erstarrte deutsche Sozialversicherungssystem" müsse "aufgeweicht werden", wenn er sich für "flexiblere Arbeits- und Maschinenlaufzeiten" ausspricht, wenn er die "vernünftigen" Ergebnisse der Lufthansa-Tarifverhandlungen lobt, wenn er sich für Frankfurt und gegen Bonn als Sitz der europäischen Zentralbank ausspricht - dann hat er dort einfach ein Heimspiel.
Kaum fällt da auf, daß sich in die von den Unternehmern als "Feuerwerk" gefeierte Rede des gewichtigen EG-Kommissars auch nachdenkliche Töne einschleichen: Wenn sich die Franzosen gegen die Verträge von Maastricht aussprechen sollten, dann sei das "politisch katastrophal", für die Wirtschaft werde das "depressive Auswirkungen" haben. Und jetzt sinke auch noch die Europa-Begeisterung der Deutschen, immer größer werde der Anteil derjenigen, die Angst vor dem gemeinsamen Markt hätten. Werbung ist dringend geboten, wenn man nicht auf seinem Produkt sitzen bleiben will. Das weiß auch Bangemann - und kommt auf sein Buch zurück, das er sogar den Gleichgesinnten vom FDP-Präsidium kostenlos schicken mußte, "weil ich wußte, kaufen würden die das nicht". mat
BAD VILBEL. Der Bereich der Matthias-Claudius-Straße genießt nicht Prioriät bei der Einrichtung von Tempo-30- Zonen, allerdings liegt das Wohngebiet in einem zukünftig zu beruhigenden Bereich.
In der Stellungnahme des Bürgermeisters zur Verkehrsproblematik in der Matthias-Claudius-Straße ("Kein Problem von öffentlichem Interesse") war irrtümlich ausgeführt worden, die Straße sei nicht für Tempo 30 vorgesehen. Gemeint war, daß sie nicht vorrangig für Verkehrsberuhigung vorgesehen ist. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen. de
Aufgespießt
"Waigel schlägt SPD Pakt gegen Wirrwarr vor" Überschrift in der Tageszeitung Frankfurter Neue Presse
NEUBERG. Ein bißchen "festnageln" möchte die Gemeinde Neuberg die Ronneburger, wenn es um die Frage der "Deponie-Abwehr" geht. Aus diesem Grund startet Neuberg den Versuch, gemeinsam mit den Nachbarn eine Kommission zu bilden, die sich mit diesem Problem befaßt. In dem Gremium sollen auch "sachkundige Bürger" mitwirken. Das beschloß die Gemeindevertretung auf Antrag der SPD-Fraktion bei ihrer jüngsten Sitzung einstimmig.
Ebenfalls einmütig stimmten die Gemeindevertreter für eine Resolution an das Bundesverteidigungsministerium zum Fliegerhorst Erlensee, in der gefordert wird: totales Überflugverbot für Erlensee, Bruchköbel und Neuberg, Einhaltung der Nachruhe von 18 bis 6 Uhr und der Mittagsruhe von 13 bis 15 Uhr und ein Flugverbot an Wochenenden und Feiertagen. az
MAINTAL. Die Mitglieder des SPD- Ortsvereins Maintal-Hochstadt treffen sich am Dienstag, 8. September im Colleg des Bürgerhauses Hochstadt zu einer öffentlichen Versammlung. Wesentlich geht es um die Wahl der Kandidatinnen und Kandidaten für den Kreistag und die Stadtverordnetenversammlung. Landrat Karl Eyerkaufer wird einen Vortrag halten zum Thema "Derzeitige Situation und zukünftige Entwicklung des Main- Kinzig-Kreises". pom
Gustav Nossal / Ross L. Coppel: "Thema Gentechnik - Eine lebensverändernde Wissenschaft", 224 Seiten, Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg, 32 DM.
Sebastian Vogel: "Lexikon Gentechnik", 205 Seiten, rororo science Sachbuch, Rowohlt-Verlag Hamburg, 14,90 DM.
Bodo Gottschalk / Peter Wunderlich: "Mukoviszidose", 100 Seiten, 14 Abbildungen, Trias-Verlag Thieme Hippokrates Enke Stuttgart, 19,80 DM.
Alfons Labisch: "Homo Hygienicus - Gesundheit und Medizin in der Neuzeit", 340 Seiten, Campus-Verlag Frankfurt (Main), 68 DM.
Elisabeth Trube-Becker: "Mißbrauchte Kinder - Sexuelle Gewalt und wirtschaftliche Ausbeutung", Reihe Kriminalistik-Diskussion, 124 Seiten, Kriminalistik-Verlag Heidelberg, 24,80 DM.
Bertram Kösler: "Gebrauchsanleitungen richtig und sicher gestalten", Forschungsergebnisse für die Gestaltung von Gebrauchanleitungen, 239 Seiten, 2. Auflage, Forkel-Verlag Wiesbaden, 48 DM.
Hanswerner Dellweg / Rolf D. Schmid / Wolfgang E. Trommler: "Römpp Lexikon: Biotechnologie", 894 Seiten, 678 Abbildungen, 101 Tabellen, Georg-Thieme-Verlag Stuttgart, 298 DM.
Michael Eckhard Dittrich / Christo Haferkemper / Gert Schmidt Stojanov: "Der Wandel industrieller Beziehungen in Osteuropa", 310 Seiten, Campus-Verlag Frankfurt (Main), 78 DM.
John N. Wilford: "Mars - unser Geheimnisvoller Nachbar - Vom antiken Mythos zur bemannten Mission", Birkhäuser-Verlag Basel, 68 DM.
Reinhard Renneberg: "Bio-Horizonte", 256 Seiten, 24 Farbfotos, 67 Zeichnungen, 99 Schwarz-Weiß-Fotos, Verlag Harri Deutsch Frankfurt (Main), 38 DM.
Ludwig Binswanger: "Formen mißglückten Daseins", Band 1, Ausgewählte Werke in vier Bänden, 443 Seiten, Roland- Asanger-Verlag Heidelberg, broschiert, 68 DM, gebunden 98 DM.
LIESEL FRITZEL wird am Montag, 7. September, um 14 Uhr auf dem Bad Nauheimer Friedhof beigesetzt. Im Alter von fast 85 Jahren starb sie am Dienstag. Bekannt wurde die Bad Nauheimerin durch ihr soziales Engagement. So gründete sie vor Jahren die DRK-Ortsgruppe mit und lenkte die Geschicke des Arbeiter-Wohlfahrtverbandes. Besonders setzte sie sich für ältere Menschen ein. Rat und Trost spendete sie für ältere Menschen in einer Telefonkette, half bei der Altenselbsthilfe mit und im Beirat von "Essen auf Rädern".
Fritzel, die über 60 Jahre lang der SPD angehörte, wurde für ihr langjähriges Engagement mit der silbernen und goldenen Ehrennadel des Deutschen Roten Kreuzes, der silbernen Verdienstnadel der Arbeitwohlfahrt, dem Ehrenbrief des Landes Hessen und dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Die Verstorbene wurde am 14. Dezember 1907 auf dem Hof Zwiefalten bei Eichelsachsen geboren und war von 1929 bis 1933 medizinisch-technische Assistentin bei dem Herzspezialisten und Gründer des Kerckhoff-Institutes, Dr. Franz Groedel. str
In einem offenen Brief greift die Deutsche Kammerphilharmonie jetzt Kulturdezernentin Linda Reisch und Andreas Mölich-Zebhauser, Geschäftsführer der Deutschen Ensemble Akademie, an: Es werde Geld für "internationale Prestigeobjekte verpulvert". Die Kammerphilharmonie hatte sich vor einiger Zeit dazu entschlossen, Frankfurt zu verlassen und ihren Sitz nach Bremen zu verlagern. Dafür wird das "Chamber Orchestra of Europe" künftig in Frankfurt einen Probenort haben, und zwar in der Schwedlerstraße, wo die Kammerphilharmonie ihre Räume hatte und wo außerdem das Ensemble Modern untergebracht ist. Das gemeinsame organisatorische Dach der in der Schwedlerstraße arbeitenden Orchester ist die Ensemble Akademie.
Die Kammerphilharmonie wirft nun Linda Reisch vor, das Orchester durch "unerfüllbare Forderungen" vertrieben zu haben. So sei es Teil eines Sanierungskonzepts gewesen - die Kammerphilharmonie schob zuletzt ein Defizit von 380 000 Mark vor sich her -, auf namhafte Dirigenten oder Solisten zu verzichten, außerdem auf "ständiger Rotation, d. h. Entlassung einzelner Mitglieder zwecks Aufnahme neuer" zu bestehen. Das aber, so wird in dem Brief nahegelegt, erfüllt das Chamber Orchestra erst recht nicht. Es wird gefragt, warum die "ohnehin spärlichen Gelder der DEA, deren Aufgabe die Förderung freischaffender deutscher Ensembles war, ist und jetzt sein muß, jetzt für internationale Prestigeobjekte verpulvert werden".
Nach Auskunft von Andreas Mölich-Zebhauser wird das Chamber Orchestra rund 200 000 Mark im Jahr erhalten. Der Kammerphilharmonie aber habe man zuletzt eine Million anbieten können, eine Summe, die man "mit Müh und Not" zusammenbekommen habe. Er mache dem Orchester keinen Vorwurf, daß es sich für Bremen entschieden habe - dort wurden 1,75 Millionen pro Jahr zugesagt - doch tue es sich mit seinen "abenteuerlichen" Vorwürfen keinen Gefallen. "Die Bemühungen um ein Alternativprojekt haben erst begonnen, als der Beschluß der Kammerphilharmonie vorlag", sagt Mölich-Zebhauser. Das Geld, das nun übrigbleibt, werde für Konzertreihen verwendet.
Die Kulturdezernentin hat den Brief der Kammerphilharmonie "zur Kenntnis genommen", wollte sich aber nicht dazu äußern. sy
Samstag / Sonntag, 5./ 6. September
Theater Die Komödie, Neue Mainzer Str. 28, Tel. 28 45 80: Sa./So., 20.15 Uhr, "Non(n)sens" - Musical. Die Schmiere, im Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: Sa./So., 20.30 Uhr, "Bratwurst mit Laufmasche!".
Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: Sa., 20.30 Uhr, "Schrille Idylle".
Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: Sa./So., 20 Uhr, "Die Dreigroschenoper". Gallustheater, Kriftler Str. 55, Tel. 738 00 37: Sa., 20.30 Uhr, Die Frankfurter Spielfrauen - "Das Drama des betagten Kindes - der Charme ist vorbei"; Sa., 15 Uhr, Billy Bernhard - "Geschichten aus dem Rucksack" (ab 4 J.).
Kellertheater, Mainstr. 2, Tel. 28 80 23: Sa./So., 16 Uhr, "Anarchie in Bayern" (Öffentliche Probe).
Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 299 861 10: Sa./So., 15 Uhr, Klappmaul-Theater - "Die Nähmaschine"; Sa., 20 Uhr, Nacht der Offenen Tür - Klappmaul Spätlese.
ZET-Theater, Bachmannstr. 2-4, Tel. 789 18 89: Sa., 20.30 Uhr, "Lust Objekte - Ein Theaterakt".
Schultheater-Studio, Ernst-Reuter-Schule, Hammarskjöldring 17 a, Tel. 212 32 044: So., 20 Uhr, Das Kolumbus-Projekt - Szenencollage.
Frankfurter Kunstgemeinde: So., 20 Uhr, "Die kluge Närrin"; Bürgerhaus Nordweststadt.
Café Cult, Schillerpassage/Rahmhofstr. 2-4: Sa./So., 21 Uhr, Compagnie Les Fussins - Pantomime; So., 11 Uhr, Kinderprogramm.
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: Sa., 20 & 23.30 Uhr, Internationale Herbst-Revue. Musik Oper, Theaterplatz, Tel. 23 60 61: Sa., 20 Uhr, Bathseva Dance Company - "KYR".
Alte Oper, Opernplatz, Tel. 13 400: Großer Saal: Sa., 16 Uhr, Vortrag "Der fremde Cage" (im Alten Foyer); 20 Uhr, Rundfunk-Sinfonieorchester Saarbrücken; So., 19 Uhr, Chor- u. Kinderchor der Krakauer Philharmonie; Mozart Saal: So., 21 Uhr, Ensemble Köln - "Offenbarungen"; Hindemith Saal: Sa., 18 Uhr, Oleg Malow - Klavier; So., 11 Uhr, Joan La Barbara - "Singing through John Cage".
Anarchic Harmony John Cage 80: So., 20 Uhr, Huub ten Hacken & Jakob Ullmann - Orgelkonzert; Katharinenkirche, An der Hauptwache.
Batschkapp, Maybachstr. 24: Sa., 22 Uhr, Idiot Ballroom.
Sinkkasten, Brönnerstr. 5: Sa., 21 Uhr, Rentryd & Disco.
Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Str. 18 a: Sa., 21.30 Uhr, Izio Gross Quartett.
Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4: Sa., 20 Uhr, Kimbiza & Salsadisco; So., 15 Uhr, Lupelli - Kindermitspielzirkus.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: Sa., 21 Uhr, Eamon Comerford, So., 15.30 Uhr, Johnny Ryan.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: Sa., 19 Uhr, Nyce Cryce; So., 19 Uhr, Kristoffer Stone.
Spritzenhaus, Gr. Rittergasse: Sa., 19 Uhr, The Runners; So., 15 Uhr, Time Bandits; So., 21 Uhr, Bobbin Babboons.
Schlachthof, Deutschherrenufer 36: So., 11 Uhr, Merlins Fantasy Farm.
Jazzkneipe, Berliner Str.: Sa., 22 Uhr, Boris Levite Voc. & Trio; So., 22 Uhr, Piano George.
Negativ, Walter-Kolb-Str. 1: So., 20 Uhr, Melvins. Dreikönigskeller, Färberstr. 71: So., 20 Uhr, Homer & Bandersnatch.
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: Sa., 15.30 Uhr, Akkordeon-Orchester-Musikspielring Sindlingen; So., 11 Uhr, 4.Classic Open Air; So., 15.30 Uhr, Musikverein Viktoria Altenmittlau.
Café Plazz, Kirchplatz 8: So., 19.30 Uhr, Colin Dunwoodie Trio.
Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: Sa., 20 Uhr, Alis Swingtett.
Ichthys-Gemeinde Sachsenhausen: Sa., 19.30 Uhr, Gospelkonzert, Bürgerhaus Südbahnhof, Diesterwegplatz.
Romanfabrik, Uhlandstr. 21: Sa., 20 Uhr, Crawfishin'Rockabilly Ball. Literatur Galerie Rano Raraku, Bonames-Mitte, Spitzenstr.: Sa., 16 Uhr, Lesung Hans Joachim Hug - "Von Steinen und denen, die sie schlagen".
Vorträge / Diskussionen Literaturhaus, Bockenheimer Landstr. 102: Sa., 19 Uhr, Podiumsdiskussion "Presselandschaft Rhein-Main / Medienlandschaft Hessen" & "Bene-taz" - Fest.
Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: Sa., 16.30 Uhr, Podiumsdiskussion "Die Zukunft der Gedenkstätte Auschwitz". Museen / Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: Führungen - Sa., 12 Uhr, zu "Andy Warhol und die Pop Art", Sa., 13 Uhr, So., 11 Uhr, zu "Der Betrachter als Produzent - Ausgewählte Werke", Sa., 15 Uhr, zu "Bill Viola und die Frage der Zeit; So., 13 Uhr, zu "Wahrnehmung und Bewußtsein - Armajani, Merz, Viola" & So., 15 Uhr, "Grenzsprünge: Malerei, Skulptur, Fotografie". Liebieghaus, Schaumainkai 71: So., 11 Uhr, Führung zum Thema "Asiatische Kunst im Liebieghaus". Jüdisches Museum, Untermainkai 14/15: So., 14 Uhr, Führung zu "Synagoge und Kirche im Mittelalter".
Ikonenmuseum, Brückenstr. 3-7: So., 12 Uhr, Führung "Bilderwelt der orthodoxen Kirche".
Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai: Sa./So., 12 Uhr, Führung durch die Ausstellung "Gendai Kogai - Neues Kunsthandwerk aus Japan".
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: So., 11 Uhr, Führungen für Kinder durch die Ausstellung "Gold aus Mali", Sa./So., 15 bis 17 Uhr, Herstellung traditioneller Ohrgehänge.
Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53: So., 15 Uhr, Führung & Zeichenwerkstatt zur Sonderausstellung "Die Künstlerpostkarte" geöffnet. Palmengarten, Siesmayerstr. 63: 15 Uhr, Führung durch den Heidegarten.
Senckenbergmuseum, Senckenberg Anlage 25: So., 10.30 Uhr, Allgemeine Führung durch die Schausammlung.
Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich im "Kulturpanorama" in der Abendausgabe sowie jeden Donnerstag auf der Seite "Was-Wann-Wo".
Filme/Kino Filmmuseum, Schaumainkai 41: Sa., 14 Uhr, "Gandhi" (DF).
JUZ-Bockenheim, Varrentrappstr. 38: So., 20 Uhr, "Der Herr der Fliegen".
Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel im Anzeigenteil auf Seite A 4.
Wanderungen / Stadtrundgänge Naturschutzbund Deutschland (KV Ffm): So., 7 Uhr, Vogelkundliche Wanderung Sossenheimer Feld & Niedwald; Treffpunkt Bf-Nied S1/S2 (Info 38 82 78); Nabu Oberursel: So., 8 Uhr, Tour NSG Kühkopf (Info 35 43 86).
Spessartbund: So., 7.45 Uhr, Planwanderung; Treffpunkt Paulsplatz / Berliner Str.
Stadtwald Verein: So., Tageswanderung Vogelsberg; 7.45 Uhr, Abfahrt Süd-Bf/Haltestelle 2.
Frankfurter Verein für Geschichte & Landeskunde: Sa., 14 Uhr, So., 9.30 Uhr, Rundgang zu den Grabstätten bedeutender Persönlichkeiten; Treffpunkt Hauptfriedhof, Altes Portal/Ekkenheimer Landstr. 188-190.
Kulturothek Frankfurt: So., 14 Uhr, Stadtbegehung "Frankfurter Westend"; Treffpunkt Brunnen vor der Alten Oper.
Frankfurter Stadt- & Gästeführer: Sa./So., 15 Uhr, Stadtrundgang, Treffpunkt Justitiabrunnen Römerberg. Feste Oederweg: Sa., 10 bis 22 Uhr, Straßenfest mit Buntem Programm.
Paulsplatz: Sa., 12 bis 22 Uhr, Internationales Kinder- & Jugendfest.
Kunstverein Freigehege: Sa., 18 Uhr, Kunstfest mit Performance im 'Open Garden'; Niederurseler Friedhof.
Antirassistische Stadtteilgruppe Sachsenhausen: Sa., 14 Uhr, Stadtteilbegehung (ab Südbahnhof), ab 15 Uhr Straßenfest, Spielstraße Brückenstraße.
Kath. Gemeinde St. Albert Dornbusch: So., 10.30 Uhr, Gemeindefest, Bertramstraße 45.
SPD Bonames: Sa., ab 10.30 Uhr, Sommerfest, Musik, Diskussion, Am Wendelsgarten.
August-Henze-Schule: Sa., ab 14 Uhr, Schulfest, Gutleutstraße 38/Moselstraße.
Juz Bockenheim: So., ab 14 Uhr, Straßenfest in der Varrentrappstraße.
Bürgerforum "Rund um den Hauptbahnhof": So., ab 12 Uhr, 2. Straßenfest am Rottweiler Platz.
5. Fechenheimer Fischerfest: Sa., ab 14 Uhr, Alt-Fechenheim.
Vereinsring Goldstein: Sa., ab 14 Uhr, So., ab 11 Uhr, Siedlerkerb am Bürgerhaus, Goldsteinstraße 314.
Kleingartenverein "Westend": Sa., ab 14 Uhr, Sommerfest, Anlage Zur Frankenfurt.
Juz Fechenheim: So., ab 14 Uhr, Fest mit Bands und Zauberern, Starkenburger Straße 1.
Kindertagesstätte 118 (Bornheim): Sa., 14.30 Uhr, Fest zum 20jährigen Bestehen, Weidenbornstraße 44. Sportliches Reit- und Fahrverein "Niddertal": Sa. und So., ganztägig, Turnier mit Dressurprüfungen, Reitgelände an der Nidda.
Turnverein Eschersheim: So., Tag der offenen Tür, Turnhalle Maybachstraße.
TSV Bonames: So., ab 9 Uhr, Volkswanderung und Volkslauf, Start am Haus Nidda, Harheimer Weg 20.
TG Vorwärts 1874 Rödelheim: Sa., ab 8.30 Uhr, offene Vereinsmeisterschaft der Rollschuhabteilung, Rollkunstlaufbahn zwischen Brentanobad und -park.
TV Seckbach: Sa., ab 11 Uhr, internationales Faustballturnier, Turnhalle Am Schießrain 2. Sonstiges Frauenreferat / Frauengruppen: "Frauen nehmen sich die Stadt" - Sa., 10 bis 13 Uhr, Schwätzecke; Kurfürstenplatz; Sa./So., Uhr, Infostand zum Tag der Offenen Tür; Römerberg.
Paulsgemeinde, Alte Nikolaikirche, Römerberg: So., 11.15 Uhr, Gesprächsgottesdienst "Fremde in Frankfurt".
Stadthalle Bergen, Marktstr. 15: Sa., 20 Uhr, Tanz im Saalbau.
Frankfurter Katzenschutzverein: So., 11 bis 16 Uhr, Tag der offenen Tür, Tierheim Oberrad, Speckweg 4.
Haus der Volksarbeit: Sa. und So., jeweils 9 bis 19 Uhr, Ikebana-Ausstellung, Eschenheimer Anlage 21.
Hort "Die Mauerspatzen" Bergen-Enkheim: Sa., 11 bis 15 Uhr, Spielstraßen-Aktion, Im Sperber 9.
Briefmarkenblitz-Auktion: Sa., 10 Uhr, Öffentliche Briefmarken-/Münz-Auktion; Kolpinghaus, Lange Str. 26.
Vereinigung Frankfurter Briefmarkensammler Moenus 1911: So., 9 bis 13 Uhr, Briefmarkentausch; Bürgertreff, Saalburgstr. 17.
Ev. Segensgemeinde Griesheim: Sa. und So., jeweils 17 bis 20 Uhr, Keramik-Ausstellung, Am Gemeindegarten 6 a.
Gruppe zur Versöhnung der Völker, Inheidener Str. 67: So., 14 Uhr, Treffen. Märkte / Basare Philippus-Gemeinde Riederwald: Sa., 11 bis 15 Uhr, Flohmarkt, Raiffeisenstraße 70.
Kath. Gemeinde St. Josef Bornheim: Sa., 8 bis 18 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr, Flohmarkt, Berger Straße 135.
Bornheim, Berger Str.: Sa., 8 bis 14 Uhr, Wochenmarkt. Innenstadt, Konstabler Wache: Sa., 8 bis 14 Uhr, Frankfurter Erzeugermarkt.
Frankfurter Flohmarkt, Sachsenhäuser Mainufer zwischen Eisernem Steg u. Holbeinsteg, Sa., 9 bis 14 Uhr. Apotheken
Samstag Folgende Apotheken sind von Samstag, 8.30 Uhr bis Sonntag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:
Apotheke am Ostbahnhof, Ostbahnhofstraße 13, Tel. 43 92 05; Central-Apotheke, Nieder-Eschbach, Deuil-la-Barre-Straße 37-45, Tel. 5 07 37 53; Friesen-Apotheke, Eschersheimer Landstraße 319, Tel. 56 36 81; Gallus-Apotheke, Mainzer Landstraße 270, Tel. 73 41 14 und 73 27 53; Hausener-Apotheke, Hausen, Praunheimer Landstraße 14, Tel. 78 88 33; Holzhausen-Apotheke, Oeder Weg 72, Tel. 55 57 56; Kettenhof-Apotheke, Feuerbachstraße 31, Tel. 72 73 98; Kissel-Apotheke, Sachsenhausen, Mörfelder Landstraße 235, Tel. 6 31 15 22; Konstabler-Apotheke im Hause Hertie, Zeil 90 / Schäfergasse, Tel. 28 02 75; Rosen-Apotheke, Am Salzhaus 3-5, Tel. 28 24 70; Sonnen-Apotheke, Seckbacher Landstraße 10, Tel. Tel. 45 28 28; Wasgau-Apotheke, Unterliederbach, Königsteiner Straße 120, Tel. 30 29 29. Sonntag Folgende Apotheken sind von Sonntag, 8.30 Uhr, bis Montag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:
Altkönig-Apotheke, Niddagaustraße 73, Tel. 78 36 39; Ahorn-Apotheke, Griesheim, Waldschulstraße 43 a, Tel. 38 24 86; Bären-Apotheke, Höchst, Königsteiner Straße 12, Tel. 31 34 19; Bonameser Apotheke, Bonames, Homburger Landstraße 667, Tel. 50 13 63; Falken-Apotheke, Ginnheim, Ginnheimer Landstraße 125, Tel. 53 15 52; Hans-Thoma-Apotheke, Sachsenhausen, Schweizer Straße 23, Tel. 62 33 60; Löwen- Apotheke, Zeil 65-69, Tel. 29 52 02; Luisen-Apotheke, Rothschildallee 20, Tel. 45 66 77; Ried-Apotheke, Bergen-Enkheim, Triebstraße 20, Tel. 0 61 09 / 3 55 55; Wolf-Apotheke, Eschersheimer Landstraße 87, Tel. 55 01 88. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst (Sa., 14 Uhr, bis Mo., 6 Uhr)
Dr. Annette Wachhaus-Chilcott, Offenbacher Landstr. 263, Oberrad, Tel. 65 27 99; danach bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)
Telefon 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 19 21 6 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21-82 77-366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben. - ohne Gewähr -
Wir gratulieren
Frau Christel Debus zum 80. Geburtstag am 5. August.
Auf Vorschlag der Bundesbahn ist der bisherige Hauptabteilungsleiter des FVV, Ulrich Bischoping (Foto), zum neuen Geschäftsführer des Verkehrsverbundes ernannt worden. Bischoping tritt die Nachfolge von Karl-Heinz Brandt an, der am 31. Dezember vergangenen Jahres in Pension ging.
Bischoping ist 40 Jahre alt und Diplom-Volkswirt. Er hat 1979 als Referendar bei der Bundesbahn in Köln begonnen, wechselte zur Hauptverwaltung nach Frankfurt und der Zentralen Absatzstelle in Mainz und kam 1990 zum FVV. Er leitete seitdem die Bereiche Controlling und Betreuung der Verbundpartner. Ulrich Bischoping gehört der Geschäftsführung des Verbundes gemeinsam mit Klaus Daumann an, den die Stadt Frankfurt in das Management des FVV entsandt hat. gang
FLÖRSHEIM. Einig war sich das Flörsheimer Parlament nur drei Sätze lang. Die Schnellbahntrasse in Weilbacher Gemarkung soll abgelehnt werden, beschlossen sie einstimmig. Die restlichen vier Seiten der Stellungnahme zur geplanten Schnellbahnstrecke indes mochten nicht alle Kommunalpolitiker tragen. Die fünf Vertreter der Grünen Alternativen Liste (GALF) und Jan W. Kolenbrander (FDP) vermißten in dem Positionspapier den Spielraum für Verhandlungen mit der Bundesbahn. Um nämlich optimalen Lärmschutz für die Menschen zu erreichen, müßten alle Punkte durchgesetzt werden. Abstriche von den Forderungen der Stadt aber seien nicht möglich.
Die CDU, sagte Rainer Benisch, lehne die Schnellbahntrasse auch weiterhin ab. Doch mit bloßem Nein-Sagen komme man nicht weit. Denn das Vorhaben sei letztlich nicht zu verhindern.
Eine ähnliche Position vertrat SPD-Fraktionschef Gerd Mehler: "Eigentlich lehnen wir die Schnellbahn ab." Das erste Wort dieses Satzes signalisierte die Einschränkung: Auch die SPD weiß, daß sie den ICE nicht stoppen kann. "Wir müssen den Realitäten ins Auge sehen". Und dabei gehe es darum, mit maximalen Forderungen in die Verhandlungen mit der Bundesbahn zu gehen. Ziel müsse sein, die Umweltbelastungen - und auch den Lärm - so gering wie möglich zu halten.
Dazu schließt sich die Stadt Flörsheim den Forderungen der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft an, macht sich unter anderem für eine Galerie mit Lärmschutzwall bei Weilbach stark. Zudem müsse sicher sein, daß die Schwefel- und Natronquellen in Bad Weilbach nicht in Mitleidenschaft gezogen würden.
Claus Peter Kluin (GALF) indes zeichnete das Aufweichen Flörsheimer Positionen nach. Sei das Parlament 1985 noch einhellig und vehement dem Bau der Schnellbahn entgegengetreten, sei das Nein zwei Jahre später viel moderater ausgefallen: Da sei dann ein Tunnel gefordert worden. Nun allerdings sei auch davon keine Rede mehr, gebe man sich mit einer Galerie zufrieden.
Kluin: Da ist doch kein Spielraum mehr für Verhandlungen. Er sei nicht so blauäugig zu glauben, daß alle Forderungen des Positionspapieres umgesetzt würden. Und daher lehne die GALF die Stellungnahme ab. kkü
HÖCHST. Nicht jeder Opa möchte auch so genannt werden. Das hat am späten Donnerstag abend ein 43jähriger Höchster erfahren müssen, als er seinen 78jährigen Thekennachbarn mit dem Kosewort bezeichnete. Für den vollkommen betrunkenen Senior war das eine "Opa" jedoch ein Mal zuviel: Er zog unerwartet eine Pistole aus der Jackentasche und zielte auf den ebenfalls alkoholisierten Zechkumpanen. Der war aber noch geistesgegenwärtig genug, dessen Arm nach unten wegzuschlagen: Beide Schüsse prallten auf den Boden. Verletzt wurde niemand, der "Opa" verhaftet.
Der reizbare Rentner ist dem Anschein nach Waffenliebhaber. Die Polizei berichtete, daß sie bei der Durchsuchung der Höchster Wohnung noch Flinte, Luftgewehr, Gasrevolver und jede Menge Munition gefunden hat.
Schlimmstenfalls droht dem alten Mann ein Strafverfahren wegen versuchten Totschlags. Um eine Anklage wegen illegalen Waffenbesitzes kommt er auf keinen Fall herum - er hatte keinen Waffenschein. Bis gestern nachmittag war nicht entschieden, ob der "Opa" weiter in Haft bleibt: Er war noch nicht ausgenüchtert und konnte bislang nicht vernommen werden. dis
Der Boock-Klar-Prozeß
WEILROD. Mit einer Vereins- und Werbeschau rund um das Rathaus in Rod an der Weil feiert Weilrod am Samstag, 12. September, von 9 bis 18 Uhr den 20. Geburtstag der Großgemeinde. Im Festzelt werden um 10 Uhr die vergangenen 20 Jahre in Erinnerung gerufen, ansonsten beherrscht die Gegenwart die Schau.
FRIEDRICHSDORF. Eine Ausstellung über den Zusammenschluß von Seulberg, Köppern, Burgholzhausen und Friedrichdorf wird am Freitag, 18. September, 19 Uhr im Rathaus eröffnet. Anschließend gibt es eine Diskussion und ein Volksfest. s
Der Boock-Klar-Prozeß / S. 7)
sch FRANKFURT A. M. Die Nachfrage bei der westdeutschen Industrie ist im Juli wie schon im Juni gesunken. Die Bestellungen beim verarbeitenden Gewerbe fielen von Preisveränderungen und saisonalen Einflüssen bereinigt zuletzt um rund ein halbes Prozent. Anders als in den Vormonaten sorgte diesmal eine deutlich gesunkene Auslandsnachfrage für die Abnahme, wie die vom Bonner Wirtschaftsministerium vorgelegte Übersicht zeigt. Während die Inlandsorder leicht um ein halbes Prozent zunahmen, gingen die Exportaufträge kräftig um 2,5 Prozent zurück. Dabei könnte sich neben der generell schwachen Weltkonjunktur auch die Stärke der Mark - insbesondere gegenüber Dollar und Yen - ausgewirkt haben, kommentiert das Haus Möllemann die Statistik.
Im Zweimonatsvergleich (Juni/Juli gegenüber April/Mai), der kurzfristige Schwankungen glätten soll, ergibt sich ein Orderminus von insgesamt zwei Prozent. Die Inlandsbestellungen nahmen danach um drei Prozent ab, die Auftragseingänge aus dem Ausland blieben unverändert. Den stärksten Rückgang melden die Hersteller von Investitionsgütern mit einem Minus von 3,5 Prozent.
Die folgende Tabelle macht deutlich, daß die Nachfrage zuletzt bei sämtlichen Industriezweigen niedriger war als vor Jahresfrist.
Fürs Familienalbum wie anno dazumal
Schloßhotel-Gegner rufen Gericht zur Hilfe SPD: "Jetzt stehen wir vor einem Scherbenhaufen" Von Waltraut Rohloff BAD HOMBURG. Die Anweisung des Regierungspräsidiums (RP) an die Stadt, für das Großhotel im Kleinen Tannenwald die bislang versagte Baugenehmigung zu erteilen (Bericht dazu auf Seite I), ruft heftige Reaktionen bei der gegen das Projekt streitenden Aktionsgemeinschaft Kleiner Tannenwald (AKT), bei der SPD-Fraktion und den Grünen im Stadtparlament hervor. Angeblich seit dem 1. September liegt die mit 28. August datierte Anweisung im Stadthaus vor; in den Unterlagen für die Magistratssitzung am Montag befand sich der Vorgang gestern jedoch nicht. SPD-Fraktionsvorsitzende Beate Fleige ist über die Verzögerung "erbost" und spricht von einem "faulen Ei". Karl Eingärtner, Sprecher der AKT, kündigte einen Eilantrag für eine einstweilige Anordnung im Normenkontrollverfahren beim Hessischen Verwaltungsgerichtshof in Kassel an. In dem Verfahren soll die Unrechtmäßigkeit des Bebauungsplanes festgestellt werden. Eingärtner: "Es ist Gefahr im Verzug, weil der Magistrat durch Baugenehmigung das Urteil unterlaufen und durch Zerstörung des Parkdenkmals und der Umwelt irreparable Tatsachen schaffen will". An die Stadtverordneten erhebt AKT die Forderung, bereits in der nächsten Sitzung eine Ver- Reaktionen auf die RP-Entscheidung änderungssperre über das Gebiet zu verhängen. Michael Korwisi, Sprecher der Grünen- Fraktion, kommentierte die RP-Entscheidung so: Die Stadt müsse umgehend versuchen, das Grundstück dem Bauinteressenten abzukaufen, um den Hotelbau im Grünen zu verhindern. Mit der Verlegung des Kanals, so Korwisi weiter, habe die Stadt die RP-Entscheidung begünstigt statt mit Vehemenz zu versuchen, das Projekt zu stoppen. Die CDU/FDP-Mehrheiten in Magistrat und Parlament habe die Verantwortung dem RP zugeschoben.
Von der CDU-Spitze war gestern keine Stellungnahme zu bekommen. Wolfgang Hof, Vorsitzender des liberalen Koalitionspartners, erinnerte an seine Rede vor der Stadtverordnetenversammlung am 9. November 1990: Nicht Gutachten seien entscheidend sondern allein eine "Auskunft der kommunalen Aufsichtsbehörde", also des Regierungspräsidenten.
Der freilich hatte zunächst anders entschieden. Worauf sich die jüngste Anweisung stützt, vermochte sein Pressesprecher Gerhard Müller gestern nicht zu begründen: Die Akte sei im Moment nicht auffindbar, der Sachbearbeiter in Urlaub.
SPD-Fraktionsvorsitzende Fleige hält es für dringend geboten, das Verfahren in Gang zu bringen, um den Bebauungsplan aufzuheben. In der Mitteilung des RP an den Magistrat heißt es dazu, solange der Bebauungsplan nicht aufgehoben sei und die Stadt auch kein entsprechendes Aufhebungsverfahren eingeleitet habe, sei der Bebauungsplan gültiges Ortsrecht und müsse folglich angewendet werden. Nur wenn die für die Bebauung gültige Rechtsgrundlage mit "ganz offensichtlichen Mängeln" behaftet sei, dürfe sie nicht angewendet werden. Ein solch offensichtlicher Mangel aber hafte dem Bebauungsplan nicht an.
Fleige zur aktuellen Situation: "Wir stehen wieder ganz am Anfang, allerdings vor einem Scherbenhaufen". Die Verantwortung schiebt sie dem Magistrat zu. "Das Hotel ist gewollt", folgert sie.
Der Magistrat, so kündigte Rechtsdezernent Gerhold an, wird am Montag mit der RP-Entscheidung befaßt. Für Dienstag wird eine Stellungnahme angekündigt.
HANAU. Ein Edelstein in seiner natürlichen Erscheinung ist für Hildegard Risch oft ein Beweis höchster Formvollendetheit. Mit schlichten Metalleinfassungen, manchmal filigran verziert, bringt die Goldschmiedin Spannung in die Ästhetik solcher Naturschätze. Es entstehen Arbeiten von organischem Charakter, deren Ausdruckskraft in der gelungenen Kombination von Schlichtheit und perfekter Technik liegt. Seit Freitag sind Arbeiten der 89jährigen Künstlerin aus knapp 70 Jahren ihres Schaffens im Hanauer Goldschmiedehaus zu sehen: Schmuckstücke, die über ihren künstlerischen Wert hinaus auch als Zeugnisse einer unkonventionellen weiblichen Biographie gelten können.
"Die einfachste, selbstverständliche Lösung steht am Ende aller Mühe." Dieser Satz von Hildegard Risch erklärt treffend einen Teil ihrer Arbeiten. Trotz solch' klaren Gestaltungsprinzips spürt man jedoch nur noch selten die kühle Strenge des Bauhaus-Stils, der ihre Ausbildung auf der Kunsthandwerkerschule Burg Giebichenstein in den 20er Jahren prägte. 19 Jahre war sie damals alt, und ein wenig ratlos über ihre Zukunftsperspektiven, als sie beim Anblick der rot auflodernden Flamme im Saal der Kunstgewerbeschule erkannte: "Das will ich." Zunächst lernte sie Metallbildhauerin, übte Techniken wie Treiben und Ziselieren, sog die Anregungen berühmter Bauhauskünstler von Mies van der Rohe bis Schlemmer ein. Eine Kupferkanne, funktional und schlicht, zählt in der Ausstellung zu den wenigen Beispielen für diesen Stil.
Mit 26 Jahren erlebte Hildegard Risch die zweite wichtige Begegnung, die bestimmend für das weitere Schaffen wurde: Im Britischen Museum in London entdeckte sie Schmuck aus Ägypten, Etrurien oder Mykene, Grabbeigaben mit ihren leuchtenden Edelsteinen. Die junge Frau erlag dem Zauber des Edlen und wurde Goldschmiedin, ohne jedoch ihre künstlerischen Wurzeln zu vergessen. Die Vorliebe für Eisen blieb. Bereits in den 50er Jahren adelt sie dieses Material als gleichwertiges Element neben Edelmetallen, verleiht ihren Schmuckstücken durch diese eigenwillige Kombination einen besonderen Stil. In Gold gefaßte Brillanten dienen als Verbindungsstücke einer feingliedrigen Kette aus eisernen Efeublättchen. Motive aus der Natur tauchen immer wieder auf. Eine Brosche in Schmetterlingsform setzt sich aus in Gold gefaßten Turmalinquerschnitten zusammen. Ein Zweig, ein Blatt, eine aufbrechende Knospe oder eine Schlange mit einem Kopf aus Feuerachat, bei der sich eine Vielzahl hauchdünner Ringe zu einer elastischen Kette verbinden, zählen zu den schönsten Beispielen für Hildegard Rischs Formgefühl und urwüchsige Kraft.
Die technische Perfektion ihrer Arbeiten läßt sich am besten in den Tierköpfen bewundern. Solche zum Teil nur kirschgroßen Kleinode treibt sie nach papierenen Schnittmustern aus einem Blech - bis zu liebevollen Details wie ausgeschnittenen Härchen und geringelten Hörnern. Als Meisterin gilt Hildegard Risch auch bei der Granulation, bei der winzige Feingoldkügelchen auf Goldblech zu Mustern geformt werden. Diese arbeitsintensive Technik wird heute kaum noch ausgeübt, bedauert die Goldschmiedin Erika Reichenbach, die die Ausstellung konzipiert hat. Hildegard Risch übt diese Kunst noch heute mit bloßem Auge aus. Auch zarte, zerbrechliche Ketten aus den 90er Jahren, bei der als Verbindungsglieder Saatperlen auf hauchdünne Stäbe aufgefädelt werden, zeugen von der ungebrochenen Vitalität der 89jährigen.
Hildegard Risch, die erst mit Beginn ihres Rentenalters 1963 in die Bundesrepublik nach Köln/Wesseling übersiedelte, bleibt auch heute noch ihrer künstlerischen Entwicklung verpflichtet. Sogar eine Professur hatte sie abgelehnt. Schon früh wurde sie Mitglied der "Gemeinschaft der Künstlerinnen und Kunstfreunde" (Gedok). Für ihre Werke, die seit 1927 auf Ausstellungen gezeigt werden, erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen.
Die Schau im Goldschmiedehaus dauert bis zum 1. November, geöffnet ist dienstags bis sonntags von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr.
GELNHAUSEN. Für eine "unglaubliche Entgleisung" hält die Gelnhäuser SPD die jüngste Äußerung des CDU- Fraktionsvorsitzenden Hansgeorg Engels zum Thema Asyl (die FR berichtete). Wer in Zusammenhang mit der Asyldebatte den "ethnischen Bankrott" an die Wand male, verwende Formulierungen, die bisher nur in rechtradikalen Kreisen hoffähig gewesen seien, kritisiert SPD-Fraktionschef Werner Hepp empört. Aus diesem Grund erwarten die Genossen sowohl von Bürgermeister Jürgen Michaelis (CDU) als auch von der CDU-Fraktion eine "umgehende Klarstellung und Korrektur" dieser Äußerungen.
Von den Gelnhäuser Christdemokraten selbst kam indes keine Reaktion auf die Erklärung ihres Fraktionschefs. Eine Stellungnahme von Michaelis und Engels erhielt die FR erst auf Anfrage. Während der Bürgermeister betonte, derzeit sei "jegliche übertriebene Wortwahl" zu vermeiden, die der Sache - also dem Vermeiden von Eskalationen - nicht diene, ist sich Hansgeorg Engels offensichtlich keiner Schuld bewußt: "Korrektur nicht möglich, da nicht nötig." Wer sich an dem Wort "ethnisch" stoße, solle einen Blick in den Duden werfen, ehe er sich darüber aufrege. Nach Ansicht von Engels bedeutet "ethnisch lediglich volkseigen oder völkisch".
Wenn der CDU-Fraktionsvorsitzende mit derartigen Äußerungen operiere, mahnt dagegen Werner Hepp, kündige er die Gemeinsamkeit der demokratischen Parteien auf und konterkariere die gemeinsamen Bemühungen von Landrat Karl Eyerkaufer, der SPD Gelnhausen und Bürgermeister Michaelis, die konfliktgeladene Situation in Gelnhausen zu entschärfen.
"Anstatt den demokratischen Konsens der Gelnhäuser Parteien mit konstruktiven Beiträgen zu unterstützen, heizt der CDU-Fraktionsvorsitzende mit seinen Formulierungen die Stimmung weiter auf", betont sein Amtskollege Hepp. Die SPD erwarte deshalb sowohl vom Bürgermeister als auch von der CDU-Fraktion eine umgehende Klarstellung der Engelschen Zitate.
"Wenig hilfreich" seinen auch die inhaltlichen Äußerungen des CDU-Fraktionsvorsitzenden, meint die SPD. Die Forderungen von H. Engels, Asylbewerbern, die weder rassisch, politisch noch religiös verfolgt werden, kein Aufenthaltsrecht zu gewähren, seien bereits durch geltendes Recht erfüllt.
"Der CDU-Politiker muß sich fragen lassen, ob er in Zukunft Frauen und Kinder, die durch Krieg und Bürgerkrieg bedroht sind, in ihre Heimatländer zurückschicken will." Diese haben nämlich ein Bleiberecht nach der Genfer Flüchtlingskonvention und nicht nach dem Asylrecht.
"Unstreitig" ist jedoch auch für die Genossen, daß in Zukunft ein einheitliches Asylrecht in Europa gelten müsse. "Die SPD Gelnhausen unterstützt deshalb den Kollegen Engels in seiner Forderung an die CDU-geführte Bundesregierung, endlich Entscheidungen zu treffen."
Ohnehin an die "falsche Adresse" wendet sich der CDU-Fraktionsvorsitzende aus Sicht der Sozialdemokraten mit seiner Forderung nach Sofortinvestitionen im Personalbereich. Bisher lasse die Bundesregierung die Kommunen und Länder im Regen stehen. "Die Untätigkeit des Bundes führt zur totalen Überforderung der Länder und Kommunen, wie uns in Gelnhausen drastisch vor Augen geführt wird", schließt Hepp seinen Protest. tja
MAINTAL. In den Fundbüros der Stadt wurden im August folgende Fundgegenstände abgegeben: Neun Räder, Schmuck, darunter zwei Broschen, Schlüssel, ein Rucksack mit Schwimmsachen und eine Leinentasche mit Sportsachen, ein Anorak sowie eine Luftpumpe. Ein Teil der im Bischofsheimer Fundbüro abgegebenen Sachen stammt aus dem Mittelpunktschwimmbad. Abzuholen sind die Gegenstände bei den jeweiligen Fundbüros der Stadt. Flei
KRONBERG. Ab der zweiten Septemberhälfte fährt die Stadtbuslinie 918 auf einer neuen Route und bindet wieder den Berliner Platz an. "Eine erweiterte Strekkenführung und optimale Anbindung zusätzlicher Ziele", sagt Bürgermeister Wilhelm Kreß. Die neu festgelegte Route entspreche genau den Vorstellungen der Stadtverwaltung.
Künftig kurvt der Stadtbus abweichend von der bisherigen Strecke in Richtung Kronberg durch die Zeilstraße, Friedrichstraße und Hainstraße. Damit werden zusätzliche Verbindungen geschaffen. Neue Haltestellen entstehen in Schönberg- Nord, Im Brühl, in Kronberg Hainstraße/ Jaminstraße und Hainstraße/Tanzhausstraße. "Verschiedene Arztpraxen, Geschäfte, Apotheke, Bank und die Post werden direkt angebunden", weist der Bürgermeister auf die Vorteile der künftigen Busroute hin. Wieder angefahren wird von der Linie 918 auch das Stadtzentrum mit dem Berliner Platz. Dagegen entfällt die kaum genutzte Haltestelle Schillerweiher. Drei Varianten hatte die Verkehrsgemeinschaft Untermain für die Stadtbuslinie ausgearbeitet. Der Magistrat entschied sich für die Variante 1 und damit für eine Beibehaltung des 40-Minuten- Taktes.
Die neue Schleife durch Kronberg kann auch bei Tempo 30 in 37 Minuten bewältigt werden, weiß Kreß. Er fuhr sie bereits mit dem FVV in einem Leerbus probeweise ab. Die Anschlüsse an Bahnhof und Schule können die Busfahrer aber nur pünktlich einhalten, wenn es keine Verzögerungen an den einzelnen Haltestellen gibt. Daher bittet der Rathauschef schon jetzt alle künftigen Busfahrgäste, das Fahrgeld möglichst abgezählt bereitzuhalten. Den FVV will er bitten zu prüfen, ob am Altkönigstift und am Rosenhof Fahrscheinautomaten aufgestellt werden.
Nachteil der neuen Buslinienführung, deren genaues Inkrafttreten noch bekanntgegeben wird: Drei Busfahrten um 10.20, 15.20 und 19.40 Uhr fallen aus, damit die Busfahrer die vorgeschriebenen Ruhepausen einhalten können. AW
OBERURSEL. Über das umstrittene Müllentsorgungssystems "Duales System - Grüner Punkt" wird am Mittwoch, 9. September, ab 20 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses diskutiert.
Teilnehmer auf dem Podium sind Bürgermeister Thomas Schadow, Edelgard Bially von der Duales System GmbH und Ulrich Chilian vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Alle Oberurseler sind eingeladen zu dem Streitgespräch. jom
Stadt will Tunnel am Eichwäldchen nach wie vor Kein Planänderungsverfahren für Knoten Hohemark Von Annette Wittkopf OBERURSEL. Der Minister-Beschluß vom Frühjahr, in Hessen künftig lärmmindernde Straßendecken zu verwenden, dürfte nach Ansicht des Ersten Stadtrats Eberhard Häfner Anlaß für das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Technologie gewesen sein, beim Weiterbau des Feldbergzubringers den Tunnel im Bereich des Oberstedtener Eichwäldchens nicht weiter zu verfolgen (siehe FR vom 2. September). Ende April hieß es in einer Presseinformation aus Wiesbaden, Verkehrsminister Ernst Welteke habe die Straßenbauverwaltung des Landes angewiesen, in geeigneten Fällen lärmmindernde Straßendecken auszuwählen. "Damit kann der Verkehrslärm um bis zu fünf Dezibel verringert werden, dies kommt einer Reduzierung der Verkehrsmenge um mehr als die Hälfte gleich", wird Welteke darin zitiert.
Ursprünglich hätten mit dem herkömmlichen Asphalt nach den geltenden Lärmschutzbestimmungen sieben Meter hohen Lärmschutzwände im Bereich Eichwäldchen gebaut werden müssen. Das hatte, wie Häfner sagte, im Oberurseler Rathaus zu der Überlegung geführt, die Wände oben nach innen einzuklappen und damit einen Tunnel zu schaffen. Mit dem offenporigen Lärmschutz-Asphalt werden die erforderlichen Lärmschutzwände wesentlich niedriger.
Dennoch will die Stadt, wie Häfner nach einer Diskussion im Magistrat berichtete, den Tunnel weiterhin fordern. Städtebauliche Aspekte spielen dabei die Hauptrolle. Die Straße soll in diesem besonders sensiblen Bereich zwischen Hilpert-Siedlung und Eichwäldchen möglichst optisch verschwinden.
Häfner hatte nach Bekanntwerden des Briefes aus dem hessischen Verkehrsministerium an Philipp Zmyj-Köbel (die FR berichtete) sofort mit dem Bonner Verkehrsministerium telefoniert. Dort stieß er mit seinem Wunsch, dennoch den Tunnel zu bauen, auf "reservierte Zurückhaltung", berichtete er, "was eine weitere Kostenübernahme angeht." Das Land Hessen, das bekanntlich von Bonn angewiesen wurde, für den Bund den Feldbergzubringer zu bauen, muß selbst keine Mark für die umstrittene Nordumgehungsstraße zahlen. Die Kosten tragen ausschließlich Bund und Stadt. Allein für den Tunnel ist nach einem Beschluß des Magistrats und des Finanzausschusses die Stadt Oberursel bereit, bis zu 3,5 Millionen Mark zur Verfügung zu stellen.
Ob der offenporige Asphalt, dessen Lärmdämmwirkung und Dauerhaftigkeit in einem Großversuch nachgewiesen wurde, auch vor den Richtern des Hessischen Verwaltungsgerichtshofes als Lärmschutzmaßnahme besteht, wird sich nach Häfners Ansicht im weiteren Verfahren in Kassel erweisen. "Die Klage läuft noch", so der Baudezernent. "Wenn die Lärmschutzmaßnahmen vom Gericht bestätigt werden, gelten sie als rechtlich und technisch anerkannt."
Für den Anschluß Hohemark hält das Land ein Planänderungsverfahren nicht für erforderlich. Darauf hatten die Straßengegner gesetzt, um die Nordumgehung, die in wesentlichen Teilen bereits fertig ist, doch noch kippen zu können. Oberursel und die Stadtwerke Frankfurt planen derzeit eine Umgestaltung des U-Bahn-Endpunktes im Bereich Hohemark, die auch eine neue Straßenanbindung erforderlich macht.
Daher sei beabsichtigt, so der in Weltekes Ministerium zuständige Experte Nicolai in seinem Brief an Zmyj-Köbel, die Hohemarkstraße zunächst in einer ersten Baustufe provisorisch an die B 455 neu anzuschließen, wenn bis dahin die Planungen noch nicht abgeschlossen sein sollten. Dabei würden die Grenzen des Planfeststellungsbeschlusses eingehalten, ein erneutes Planfeststellungsverfahren nicht erforderlich. Nicolai: "In diesem Zusammenhang spielt es keine Rolle, ob die Änderung technisch wesentlich ist. Ausschlaggebend ist allein die Frage, in wieweit die Änderungen rechtlich von wesentlicher Bedeutung sind." So sei es ausschließlich Angelegenheit der Stadt Oberursel und der Stadtwerke Frankfurt, das Baurecht für die Umgestaltung des U- Bahn-Endpunktes einschließlich der Folgemaßnahmen an der Straße zu schaffen.
Die Grünen, die nach wie vor die B 455 neu in der gesamten Länge und in jeglicher Ausgestaltung ablehnen, so die Stadtverordnete Ellen Stephan-Gleich, urteilen zu dem Brief aus Wiesbaden: "Man hat sich im zuständigen Ministerium Welteke rechtliche Winkelzüge einfallen lassen, um ein Aufrollen der Planfeststellung von 1971 zu vermeiden."
Kritische Fragen an die verantwortlichen Politiker wollen die Grünen bei der Bürgerversammlung zum Thema Feldbergzubringer im Herbst stellen. "Bis dahin wird die Stadt sich nicht mehr hinter dem Argument verstecken können, es lägen keine Bau- und Detailpläne vor. Gerade hinsichtlich dieser umstrittenen Straßenbaumaßnahme ist es ein unglaublicher Vorgang, betroffene Bürger derart zu verschaukeln", kommentiert die Kommunalpolitikerin die Politik von Stadt und Land.
an: aaw
von: gam
Dänemark/Brücke
Keine Durchfahrt für Bohrinseln Dänemark und Finnland legen Brückenstreit bei
Hannes Gamillacheg, Kopenhagen
innland und Dänemark haben ihren Streit um die freie Schiffspassage durch den Großen Belt gütlich beigelegt: Dänemark bezahlt den Finnen eine Entschädigung von 90 Millionen Kronen (23 Mio DM/20 Mia Fr/163 Mio S), worauf diese ihre Klage zurückziehen, die sie beim Internationalen Gerichtshof in Den Haag eingebracht haben. Der Bau der Brücke über den Großen Belt, der wichtigsten Meeresstraße zwischen Ost- und Nordsee, kann demnach plangemäß durchgeführt werden.
Die finnische Klage hatte sich gegen die Höhe der geplanten Hängebrücke gerichtet. Sie soll 65 Meter über dem Meeresspiegel schweben. Zu niedrig, meinte die finnische Regierung: Bohrinseln finnischer Werften sind bis zu 200 Meter hoch, und der Große Belt ist ihr einziges Tor zu den Weltmeeren. Auch künftige Superkreuzschiffe würden höher sein als die 65 Meter, behauptete die finnische Schiffsbauindustrie, und ihr Export würde einen Verbau des Belt unmöglich gemacht. Der Brückenschlag widerspreche daher dem Recht auf freie Schiffspassage, argumentierte Finnland in seiner Klage und forderte den Einbau einer Brükkenklappe, um den künftigen Export von Riesen-Bohrinseln sicherzustellen.
Dänemark lehnte die kostspielige und technisch komplizierte Klappenlösung ab und warf den Finnen vor, erst reagiert zu haben, als das Brückenprojekt schon alle Vorstadien durchlaufen hatte. Bohrinseln seien keine Schiffe, erklärte Dänemarks Vertreter vor dem Internationalen Gerichtshof, weshalb sie keinen Anspruch auf freie Passage hätten. Ministerpräsident Poul Schlüter nannte die finnischen Ansprüche "lächerlich" und bot den Finnen ab, ihre Plattformen nach der Beltpassage auf einer dänischen Werft fertig zu montieren.
Der Internationale Gerichtshof lehnte in einer Vorverhandlung die finnische Forderung ab, die Bauarbeiten bis zu einem Schiedsspruch auszusetzen. Dennoch galt der Ausgang des Verfahrens als völlig offen, bis sich die beiden Länder in bilateralen Verhandlungen auf einen Kompromiß einigten: Dänemark zahlt eine - im Vergleich zu den Mehrkosten eines Brückenumbaus - bescheidene Summe, und Finnland zieht seine Klage zurück. Wie finnische Werften künftige Bohrinseln in den Atlantik schleppen wollen, bleibt vorerst ungeklärt - nicht zuletzt, weil es derzeit keine Aufträge für Riesenplattformen gibt.
Daß nun auch andere Ostseeländer eine Entschädigung fordern könnten, bezeichnete Schlüter nach der Einigung mit seinem finnischen Kollegen Esko Aho am Donnerstag abend als "undenkbar". Schon am Freitag jedoch meldete die russische Botschaft in Kopenhagen Ansprüche nach dem finnischen Vorbild an.
Archäologie: "Die Schnauze im Dreck und in den Augen den Feuerschein der Geschichte" Ein Erdloch erzählt aus vergangenen Zeiten Neue Funde bei der Baustelle in der Schulstraße Von Hans Konanz OBERURSEL. Für den Laien ist es einfach ein Stück Schlamm mit ein paar Steinbrocken neben der Regenpfütze und zwei Tonscherben mit Grünspan in schwarzem Dreck. Kaum zu glauben, was der Archäologe hingegen an der zwei Quadratmeter großen Buddelstelle sieht: "Das Schwarze ist die Brandschicht von 1645, darunter verziegelter Lehm, das mit der grünen Glasur ist ein Stück von einem Teller aus der Renaissance, Ende 16. Jahrhundert. Und das da ist das Fundament vom Vorgängerbau." Klaus-Michael Schmitt, ABM-Altertumsforscher in städtischen Diensten, beugt sich nachdenklich über die Fundstelle: "Ich frage mich, ob das Fundament zu der Lehmschicht mit Dung- und Mistspuren daneben gehört - dann wäre das nämlich aus dem Mittelalter."
Ort des Geschehens ist die Schulstraße 1, dort, wo die Stadt vier Sozialwohnungen baut. Geschichtsträchtiger Boden allemal. Ein paar Meter weiter verrät ein Türbalken: "Den 26 Ocktober 1720. Es had der Joseph Sindorino und seine Hausfrau Annamargred das Haus erbauen lassen." Die Nachbarn haben ihn bestimmt mißtrauisch beäugt, den Ausländer aus der Lombardei, der eine Bommersheimerin heiratete und eine Ölmühle betrieb. Gleich daneben steht die St.- Ursula-Kirche, die den großen Brand vom Fronleichnamstag 1645 überdauerte, während all die Fachwerkhäuschen mit ihren Strohdächern drum herum in Schutt und Asche lagen. Marodierende Franzosen mit ihrem Mainzer Kommandeur Courval hatten das Städtchen angesteckt, aus Wut darüber, daß die Bewohner mit ihrem Hab und Gut in die Hohemark geflüchtet waren, wie so oft im Dreißigjährigen Krieg. Die Kirche hielt dem Feuer stand, obwohl der Monsieur le Commandeur drei Fuhren Stroh ankarren und im Altarraum anzünden ließ.
Wo offene Fragen zur Stadtgeschichte nicht mehr mit Archivalien zu beantworten sind, setzt die Arbeit des Archäologen ein. Klaus-Michael Schmitt hat in den anderthalb Jahren seiner Oberurseler Zeit schon 23 Grabungen gemacht, Funde fein säuberlich katalogisiert und maßstabgetreu gezeichnet, er hat alle irgendwie interessanten Keller der Altstadt kennengelernt und ein Kataster angelegt. Das war der erste Schritt zu einem "Stadtkataster", an dem er arbeitet und das in Hessen bisher einmalig ist. "Nicht nur in den Archiven, auch im Boden steckt Geschichte", sagt er und nennt als Sinn und Zweck seines Bodenarchivs: "Die Stadtplanung will Rücksicht auf historische Substanz nehmen, also zum Beispiel nur ebenerdig bauen, wenn drunter Schützenswertes liegt."
Im Museum am Marktplatz hat sich in den vergangenen Jahren viel Schützenswertes angesammelt. Kurt Hollmann, Restaurator und kenntnisreicher Ortsgeschichtler, hat schon so manche Scherben zu Krügen und Eßgeschirr zusammengefügt. Besonders ergiebig waren die Funde im siebeneinhalb Meter tiefen Brunnen in der Strackgasse. 200 Teile hat man dort im Januar '91 zwischen ersoffenen Ratten aus dem Wasser gefischt. Brandschichtbrocken, einen Mahlstein, kunstvoll verzierte und mit Graphit eingefärbte Reststücke eines Kachelofens, ein eisernes Dreibein, das klassische Kochgeschirr des Mittelalters. Durchschnittsinventar eines Haushalts jener Zeit, das Aufschluß geben soll, wie unsere Vor-Vorfahren lebten. Ein Bild, das in mühsamer Puzzlearbeit gewonnen wird, denn - Stoßseufzer eines Archäologen - Pompei, die Ruinenstadt am Vesuv, ist halt ein Sonderfall.
Für Klaus-Michael Schmitt werfen die Brunnenfunde gleich wieder Fragen auf: Warum wurde der Brunnen überhaupt aufgegeben, hatte er kein Wasser mehr, warum wurde er überbaut? Vieles wird nie zu beantworten sein, verschüttet von der "Erosion der Geschichte". Was Schmitt am meisten umtreibt, ist die Frage: Wo war eigentlich das alte Dorf Oberursel vor der Stadtgründung? Seine persönliche Meinung: Es lag im Tal am Urselbach. Er ist weiter auf der Suche nach "Bodenzeugnissen".
Macht ihm seine erdnahe Profession immer noch Spaß? Er antwortet mit Selbstironie: "Na klar, die Schnauze im Dreck und in den Augen den Feuerschein der Geschichte."
RODENBACH. Nur bis Alzenau kam am Donnerstag ein 28 Jahre alter Mann aus Großauheim, der gegen 15 Uhr eine Tankstelle in der Hanauer Landstraße in Niederrodenbach überfallen hatte. Er hatte die Inhaberin mit einer Pistole bedroht und 2000 Mark geraubt.
Zeugen hatten den Mann beobachtet, wie er anschließend in einem Opel Monza fortfuhr. Eine Polizeistreife stellte den Wagen an der Auffahrt zur Autobahn A 45 nahe Alzenau und nahm den 28jährigen fest.
In dem Opel fand sich neben dem Geld eine Kleinkaliber-Sportpistole. az
hhk FRANKFURT A. M., 4. September. Trotz des "Gewaltverzichts" der Kommandoebene der Rote Armee Fraktion (RAF) hält Generalbundesanwalt Alexander von Stahl daran fest, bereits zu lebenslanger Haft verurteilte Terroristen mit Hilfe der "Kronzeugen"-Aussagen von RAF-Aussteigern aus der Ex-DDR erneut vor Gericht zu bringen. Von Stahl sagte der Frankfurter Rundschau, er werde neben Christian Klar und Peter-Jürgen Boock, gegen die ab Montag erneut in Stuttgart-Stammheim verhandelt wird, vier weitere RAF-Mitglieder anklagen, die "eigenhändig gemordet" hätten.
Zur Kritik an dem Verfahren gegen Boock und Klar sagte er, dabei gehe es um einen in der Schweiz begangenen Mord an einer Schweizerin, der zur Strafverfolgung nach Deutschland abgegeben worden sei. Auch wolle die Bundesanwaltschaft im Falle Klars, der als "Hardliner" gilt, sicherstellen, daß die "besondere Schwere der Schuld", die bei einer vorzeitigen Haftentlassung von zu lebenslanger Haft Verurteilten nach 15 Jahren geprüft werden müsse, vom Gericht festgestellt wird. Damit würde eine frühestens 1997 mögliche Freilassung Klars nach Meinung von Beobachtern vereitelt.
Der Strafverteidiger Gerd Klusmeyer hat der Bundesanwaltschaft vorgeworfen, die "Kinkel-Initiative", die eine "Deeskalation" zwischen der RAF und den Behörden zum Ziel hat, nicht ausreichend zu unterstützen. Die Initiative versande, und die notwendige Diskussion werde den Gefangenen abgelehnt.
"Meine Meinung hierzu deckt sich mit dem, was der Chefredakteur von Bild am Sonntag am letzten Wochenende dazu geschrieben hat und wie es in dieser Deutlichkeit (leider) nur selten gesagt wird: ,Wer Steine und Molotowcocktails gegen Menschen wirft, ist ein Verbrecher. Wer Steinewerfern Beifall klatscht, ist moralisch und geistig verkommen. Wer für diese Sympathisanten Verständnis zeigt, ist ein gedankenloser Dummkopf.'"
Maintals Bürgermeister Dr. Walter Unger (SPD) in seiner Glosse "Aus dem Rathaus" zum Thema Asylbewerber im Maintaler Tagesanzeiger vom 2. September.Namen + Notizen
JÜRGEN BANZER, Landrat, bleibt im Amt und geht nicht nach Bonn. Banzer hätte jetzt als Nachrücker in den Bundestag einziehen können. Er hat die Annahme des Mandats jedoch abgelehnt. 1989 hatte sich der damalige Fraktionschef der Kreistags-CDU noch vehement darum bemüht, als Kandidat für das sichere Direktmandat im Kreis aufgestellt zu werden. In einer innerparteilichen Kampfabstimmung ist er damals knapp gescheitert - Bärbel Sothmann zog in den Bundestag ein. Jürgen Banzer blieb nur der undankbare 23. Platz auf der Landesliste - nur die ersten 22 versprachen den Sprung nach Bonn. Inzwischen hat Banzer jedoch Geschmack am Landratsamt gefunden, wird kolportiert, - und er sieht sich in der Pflicht. Die Wahl eines Nachfolgers wäre erst mit einer Direktwahl in einigen Monaten möglich.
Die, die die 61 Kilometer "rund um Frankfurt" per Pedaltritt hinter sich bringen wollen, können mit leichtem Gepäck starten. Mundvorrat hat's zuhauf am Wegesrand. Zur Zeit sind - noch bis in den Herbst hinein - Obstbäume und Hecken voll mit Früchten der Saison: Äpfel, Birnen, Quetsche, Brombeeren. Außerdem passieren die Radwanderer auf ihrer Route viele Wasserhäuschen und Gaststätten - da kann man dann Getränke und Eßbares kaufen. Plätze zum Rasten und Picknicken gib es genug, außerdem einige Grillplätze und überdachte Schutzhütten mit Rundbänkchen.
Wichtig für die große Fahrt ist ein taugliches Fahrrad. Es muß zwar kein Mountainbike, Trekkingrad oder "City Cruiser" sein, aber mit drei bis fünf Gängen sollte das Velo schon bestückt sein. Einige Teilstrecken des Rundwegs haben es nämlich in sich. Sie sind mit Schotter und spitzen Steinen übersät, man muß Schlaglöchern ausweichen und darauf achten, sich mit den Rädern keinen "Achter" in aufgefurchten Querrillen zu holen. Also: Keine Klappfahrräder, keine federleichten Rennräder mit superdünnen Reifen!
Auch Höhenunterschiede im Gelände gilt es bei der Planung des "Einmal-um-die-Stadt"-Trips einzukalkulieren. So ist beispielsweise zu empfehlen, den Grüngürtel-Weg im Uhrzeigersinn abzufahren. Grund ist der Berger Hang. Würde man ihn in der Gegenrichtung ansteuern - also von Mainbogen / Enkheimer Ried her - müßte man sehr lange schieben. Die Steigung nach Norden hoch ist schlicht und einfach viel zu steil.
Apropos Zeitkalkulation: Der Rundweg ist durchaus in sechs bis acht Stunden zu schaffen. In dieser Spanne ist allerdings nicht die Anfahrt eingerechnet. Die kann - je nach Wohnadresse des Radfahrers - durchaus dauern. So müssen beispielsweise Leute aus Nordend, Westend, Innenstadt und Teilen Bornheims mit bis zu fünf Kilometern Fahrt rechnen, ehe sie auf den Rundweg stoßen. peh
BAD SODEN. Dietrich Cretschmer ist stolz auf seine Technik-Zentrale. Denn das Gebäude hat der Architekt unterirdisch in den Hang des Burgberges einbauen lassen. Damit soll das neue Kurmittelhaus beheizt werden. Von außen sieht man nur noch vier metallfarbene Schornsteine, jeder etwa 20 Meter hoch. Aber drinnen, im Burgberg, steht ein Blockheizkraftwerk.
Ein Motor, mit Erdgas betrieben, bewegt einen Generator. Der Generator produziert Strom. Und die Abwärme, die beim Befeuern des Motors entsteht, reicht zum Heizen des ehemaligen Inhalatoriums, im Volksmund "Inhala". Darüber hinaus kann mit der Energie des Blockheizkraftwerks auch noch das komplette Thermalbad gewärmt werden, der Strom des Generators reicht dazu, die Lampen auch dort zu erleuchten.
Bad Sodens Erster Stadtrat Rainer Dennig (FDP) hofft, daß das neue Kurmittelhaus Ende Februar fertig sein wird. 14 Millionen Mark veranschlagt er für den Umbau des ehemaligen Inhalatoriums. Das Haus in der Parkstraße galt nach seiner Erbauung im Jahre 1912 als das beste und größte Inhalatorium Europas. Im Laufe der Jahre änderten sich jedoch die Behandlungsmethoden der Patienten mit Lungen- und Bronchialerkrankungen.
Immer weniger Kranke kamen ins Inhalatorium, jahrelang wurde es nur noch zur Hälfte genutzt. Deshalb beschlossen Bad Sodens Stadtverordnete im März 1990, das Inhalatorium in ein Kurmittelhaus umbauen zu lassen. Für die Planung des Objekts konnten sie den renommierten Architekten Dietrich Cretschmer gewinnen, der schon die Kurmittelhäuser in Bad Orb und Bad Soden-Allendorf kreierte. Auch der Entwurf für das Rebstockbad in Frankfurt entstand auf dem Zeichentisch Cretschmers.
Das Gebäude mit der zweigeschossigen Halle und dem Glaskuppeldach steht unter Denkmalschutz. "Um den Charakter des Baus zu erhalten, haben wir monatelang mit einem Kleinbagger alten Zement aus Decken und Wänden geholt", sagt Cretschmer.
Ab Montag kommen die Fliesenleger. Und dann folgt der Innenausbau. Die derzeitige Baumannschaft von 39 Facharbeitern wird dann auf 80 verdoppelt. Wenn sie pünktlich fertig werden, freut sich nicht nur Stadtrat Dennig. Auch Architekt Cretschmer ist froh. Der 64jährige verabschiedet sich dann in den Ruhestand. gre
Großeinsatz der Feuerwehren in Gondsroth / Kriminalpolizei geht von Brandstiftung aus Altpapier brannte lichterloh
Von Jörg Andersson HASSELROTH. In abwechselnden Schichten haben in den vergangenen 60 Stunden stellenweise bis zu 200 Feuerwehrleute einen Brand in einer Altpapierfabrik in Gondsroth bekämpft. Das Feuer, das vermutlich auf Brandstiftung zurückzuführen ist, war am Donnerstag abend ausgebrochen und hatte sich im Freilager ausgedehnt. Mit einem Großaufgebot gelang es, ein Übergreifen der Flammen auf die Lagerhallen zu verhindern und den Brand einige Stunden später unter Kontrolle zu bekommen. Anschließend mußten mehrere hundert gepreßte Papierballen geöffnet werden, um an die schwelenden Brandnester zu gelangen. Die Lösch- und Aufräumarbeiten in der Altpapierhandlung beschäftigten nach Angaben des Ortsbrandmeisters Gunther Born auch gestern nachmittag noch etwa 50 Brandschützer aus Hasselroth und Freigericht. Mit Hilfe von Gabelstaplern, Baggern und Radladern kämpften sie sich mühsam um die rund zehn Zentner schweren Papierballen, um die einzelnen Schwelbrände zu ersticken. Das Material wurde anschließend mit einer Sondergenehmigung aus dem Landratsamt auf die Deponie nach Hailer gebracht. Wie Born gestern zur FR sagte, werden die Arbeiten vermutlich auch noch am heutigen Samstag andauern.
Nach Schätzungen der Kriminalpolizei hat das Feuer einen Schaden von etwa 30 000 Mark angerichtet. Gebäude und Personen seien nicht in Mitleidenschaft gezogen worden, heißt es. Firmenchef Siegfried Kraus, der in der Brandnacht gegen 23.30 Uhr von einer Geschäftsreise zurückgekehrt war, geht davon aus, daß der Betrieb am Montag "wieder normal weitergehen kann". Nach seinen Angaben dürften rund 2000 Tonnen Papier, das in Gondsroth sortiert, gepreßt und danach zur Wiederverwertung an Firmen verkauft wird, vernichtet worden sein. "Zum Glück gelang es der Feuerwehr, die Halle von hinten aus abzusichern", kommentierte er die Geschehnisse der Nacht.
Das Feuer war von Anwohnern kurz vor 18.30 Uhr bemerkt worden. Nach und nach rückten Feuerwehren aus Hasselroth, Gelnhausen, Freigericht, Bad Orb, Langenselbold, Wächtersbach, Gründau und Hanau an, um bei der schwierigen Brandbekämpfung gegen die anfänglich meterhoch schlagenden Flammen zu helfen. Die Einsatzkräfte, die laut Born auch gegen den Wind anzukämpfen hatten, waren aufgrund der starken Rauchentwicklung mit Atemschutzgerät ausgestattet. Eine Gefahr für die umliegende Bevölkerung habe jedoch zu keinem Zeitpunkt bestanden, versicherte der Ortsbrandmeister. Schätzungsweise gegen 1 Uhr gelang es den Brandschützern, deren Zahl nach schwankenden Angaben zwischen 150 und 200 betrug, das offene Feuer unter Kontrolle zu bekommen.
Die großen Mengen Wasser, die für die Löscharbeiten benötigt wurden, pumpten die Wehren auch aus dem Hasselbach und einem Teich bei Neuenhaßlau. Aufgrund der vielen gelegten Schlauchleitungen mußten die Landesstraße 3199 und die Bundesstraße 43 in der Ortslage von Hasselroth komplett gesperrt werden.
Der Erste Kreisbeigeordnete Erich Pipa bescheinigte den beteiligten Wehren eine gelunge Koordination der Arbeiten und "durch beispielhaften Einsatz eine Katastrophe weitreichenden Ausmaßes verhindert zu haben".
Die Ermittlungen der Kriminalpolizei sind noch nicht abgeschlossen. Nach Angaben eines Sprechers der Orber Kripo ist jedoch von Brandstiftung auszugehen. Äußerungen, hier könne auch eine Selbstentzündung vorliegen, wie sie bei Heuballen häufiger zu beobachten ist, bezeichnete Gunther Born nach den tagelangen Regenfällen als absurd.
BAD VILBEL. Die seit zehn Jahren versprochene Verkehrsberuhigung in Wohngebieten mahnt Waldemar Kunath, ehrenamtlicher Stadtrat der SPD, an. Die Stellungnahme von Bürgermeister Günther Biwer zur Problematik in der Matthias-Claudius-Straße in der Donnerstag-Ausgabe der Lokalrundschau ("Kein Problem von öffentlichem Interesse") kann Kunath nach eigenem Bekunden "nur ein müdes Lächeln" auf die Lippen bringen. Denn seit Jahren fordere die SPD Tempo-30-Zonen in der gesamten Stadt, und "nach Jahren gibt es keine einzige".
Es gebe lediglich eine Prioritätenliste und die Versicherung des Bürgermeisters, daß bis Ende des Jahres die von Professor Rüdiger Storost erarbeiteten Pläne für die Einführung der 30-Kilometer-Zonen vorliegen sollen. Gewiß könne man Biwer nicht vorwerfen, er setze sich nur für seine jeweilige Nachbarschaft ein. Biwer liege aber völlig schief in seiner Ansicht, er sei nicht verpflichtet, Privatinteressen auf Kosten der Allgemeinheit durchzusetzen - wenn nähere Betrachtung des individuellen Anliegens erhellt, daß es sich mit wichtigen öffentlichen Interessen deckt.
Das ist nach Meinung Kunaths auch im vorliegenden Fall so. Das Dilemma des Straßenverkehrs in Bad Vilbel sei ja nicht erst mit Kanal- und Straßenbauarbeiten in der Innenstadt entstanden. Sehr weitsichtig sei der Bürgermeister im Versprechen von Beruhigung schon vor zehn Jahren gewesen, aber kurzsichtig bei der Realisierung. Kurzsichtig sei auch seine Vermutung, nur der Durchgangsverkehr zwinge zu Verkehrsberuhigung, beim Anliegerverkehr genüge nur "verkehrsgerechtes Verhalten" der Anlieger.
Die Erfahrung zeigt für Kunath jedoch, daß gerade Anlieger, die die Verkehrsverhältnisse am besten kennen, gern noch "einen Zahn zulegen", wenn sie durch "ihre" Straße fahren. "Als Anlieger der Berliner Straße weiß ich das wohl zu beurteilen", schreibt Kunath. Gerade die "Einheimischen" führen oft mit mehr als 50 Kilometern die abschüssige Straße in Richtung Berkersheimer Weg. Außerdem habe er dieser Tage in der Straße "Am Hang" zwischen Ernst-Reuter-Schule und Altenheim (ein Abschnitt, auf dem 30 Kilometer ausgeschildert sind) ein Auto mit Wetterauer Kennzeichen mit etwa 60 Stundenkilometern über die "Kölner Pfannen" fahren sehen.
Quintessenz: Die Pläne für die Einführung der 30-Kilometer-Zonen müssen nach Kunaths Ansicht schleunigst auf den Tisch und umgesetzt werden. Der Bürgermeister solle mehr in seine Stadt hineinsehen und weniger aus ihr heraus, empfiehlt er. Denn das Gutachten, daß Professor Storost zur Beurteilung der Verkehrssituation auf der B 3 mit Einführung einer Busspur nach Frankfurt anfertigen ließ, ist nach den Worten Kunaths "für die Katz"; die Bad Vilbeler Verwaltung sei da nicht zuständig. Kunath: "Meine Frage hierzu - Wer hat dieses Gutachten in Auftrag gegeben?" Wer habe es bezahlt? Im Magistrat müsse darüber gesprochen werden. de
"Also mit Ehefrauen . . , das eh . . ., das ist mir unbekannt. Das macht mich etwas überrascht." Helmut Link vom Haushaltsreferat des Bonner Presse- und Informationsamtes verlor einen Moment lang den Faden. Dann sprach er vom Bundesrechnungshof, der auf dem Standpunkt stehe, daß die Teinahme einer begleitenden Journalisten- Ehefrau wohl eher auf etwas Gesellschaftliches schließen lasse. Und das werde ja nicht gewünscht. Es sei denn, auch die begleitende Gattin sei eine Multiplikatorin. "Wo vielleicht beide . . ." Aber die Feinheiten, die wisse der Herr Witte vom Besucherdienst. Link nannte die Telefondurchwahl des Kollegen und verabschiedete sich erleichtert.
Hätte der Frankfurter Bundestagsabgeordnete und FDP-Kreisvorsitzende Hans-Joachim Otto von haushaltsrechtlichen Feinheiten wissen sollen, als er die großherzige Einladungen an eine Gruppe verdienter Parteifreunde und einige Journalisten verschickte? "Vom 27. bis zum 30. September findet eine Informationsreise nach Berlin statt, deren Programm ich mit dem Presse- und Informationsamt der Bundesregierung zusammengestellt habe", hatte Otto geschrieben. "Zu dieser Reise möchte ich Sie mit Begleitung herzlich einladen."
Fast vier Tage Berlin. Anfahrt mit dem EuroCity. "Unterbringung: Hotel Interconti", ließ der FDP-Spitzenkandidat zur Kommunalwahl wissen. Abendessen im "Schweizer Hof", Mittagessen am Kurfürstendamm, Dinner auf dem Wannseedampfer, Menu im Reichstagsrestaurant. Ins "Alt Nürnberg, ins Café am Wildpark . . . Besuch bei der DEFA in Babelsberg, beim Sender RIAS. Alles für lau, wie die Leute im Ruhrgebiet sagen. Das Kulturprogramm lag der Einladung als "kleiner Appetitanreger" bei. "Verlängertes Wochenende" steht am 29. September auf dem Spielplan der Berliner "Komödie".
Und als ganz besonderes Bonbon für die Frankfurter Journalisten und die eingeladene Begleitung: "Da an dieser Reise auch Kandidaten für den Römer, den Umlandverbandstag sowie die Ortsbeiräte teilnehmen werden, besteht Gelegenheit, einen Teil der Mannschaft der Frankfurter FDP für die Kommunalwahl im März persönlich besser kennenzulernen." "Auch ich werde selbstverständlich dabeisein", verspricht der Spitzenkandidat. Er wird Wort halten.
Dieter Witte, der Leiter des Besucherdienstes im Bundespresseamt, kennt die Feinheiten. Einmal im Jahr können unsere Bundestagsabgeordneten zwei Gruppen bis zu 50 Personen aus ihrem Wahlkreis jeweils nach Bonn und in die "neue" Hauptstadt Berlin einladen. Zur Staatsbürgerkunde sozusagen. "Das wird dann von uns finanziert", sagt Witte und meint tatsächlich das Bundespresseamt. Mal laden die Volksvertreter den heimischen Trachtenverein ein. Mal rücken sie mit Parteifreunden an. Und gerne bringe der Abgeordnete auch den Vertreter der dominierenden Lokalzeitung mit. "Damit der im Wahlkreis gehörig darüber berichtet", sagt Witte fröhlich. Womit die sogenannten "Multiplikatoren" angesprochen sind, zu denen die Journalisten gehören.
1955 wurde der Bonner Besucherdienst gegründet; da stand die Bundeswehr ins Haus. Da seien, so weiß Witte, vor allem noch Kommunalpolitiker eingeladen worden. "Um zu Hause den Wehrgedanken unters Volk zu bringen." Später, als dies nicht mehr so notwendig schien, "war der Etattitel eben noch da", erklärt der Beamte und nennt damit einen wesentlichen Grund, warum die öffentlichen Haushalte immer defizitärer werden. Da hätten sich Bundestagsabgeordnete des Reisedienstes "bemächtigt".
So ist es heute noch. Multiplikatoren, die zu Hause was unters Volk bringen, werden von Politikern immer gebraucht. Vor Wahlen vor allem. Aber wie das mit den begleitenden Ehefrauen ist, hat Witte nicht näher erklärt. cg
SULZBACH. "Das läuft gut", freut sich Bürgermeister Herbert Uhrig (CDU). Er meint das Zisternenprogramm. Seit zwei Jahren gibt es einen Zuschuß von der Gemeinde, wenn Hausbesitzer ein Regenwasser-Reservoir in ihren Garten bauen und damit die öffentliche Wasserversorgung - besonders während heißer Sommertage - zu entlasten. 5000 Mark waren dafür im Haushalt 1992 vorgesehen.
Die Summe muß um 30 000 Mark erhöht werden. Das ist ein Posten im Nachtragsetat. Am Donnerstag stellte der Rathauschef das Zahlenwerk den Gemeindevertretern vor.
Der Nachtrags-Entwurf hat ein Gesamt-Volumen von 38 Millionen Mark. Uhrig: "Insgesamt stehen wir nicht schlecht da." Unterm Strich nimmt die Gemeinde 2,6 Millionen mehr ein, als ursprünglich geplant.
Allein 1,35 Millionen stammen aus der Gewerbesteuer. Das Geld kommt vor allem von Betrieben, die sich in Sulzbach neu angesiedelt haben.
Die Kommune mußte in diesem Jahr relativ wenig von ihrem Gesparten ausgeben. Damit erhöhten sich die Zins-Einnahmen um 700 000 Mark - Sulzbach hat insgesamt zehn Millionen Mark an Rücklagen. 150 000 Mark mehr als im Haupthaushalt vorgesehen, muß die Main-Gas AG an die Kommune bezahlen.
Die Vorplanungen für das Bürgerzentrum "Frankfurter Hof" und das neue Rathaus, sind erheblich billiger ausgefallen als Anfang des Jahres gedacht. Insgesamt spart die Gemeinde 200 000 Mark ein. Das Geld wird aber nicht ausgegeben, sondern für die beiden Projekte reserviert. Mit den Mehreinnahmen werden unter anderem Renovierungs-Arbeiten im Rathaus und im Frankfurter Hof (170 000 Mark) und die nunmehr erhöhten Deponiegebühren in Wicker (142 000 Mark) bezahlt. Die Kämmerei und das Bauamt sollen Computer bekommen. Und Uhrig plant, fürs Personal im Rathaus eine Küche einzurichten. Gesamtkosten: 55 000 Mark. Das Dach der Eichwaldhalle ist undicht. Für die Reparatur sind 18 000 Mark vorgesehen. Auf dem Grundstücksmarkt in Sulzbach tue sich etwas, will der Bürgermeister beobachtet haben. "Und wir wollen mittun". Deshalb hat er im Nachtrags-Entwurf drei Millionen Mark für Grunderwerb eingeplant. fw
MAINTAL. Schüler, Eltern und Lehrer der Dietrich-Bonhoeffer-Schule in Maintal-Dörnigheim (Ascher Straße) veranstalten am heutigen Samstag ab 14 Uhr ein Schulfest, zu dem die ganze Bevölkerung eingeladen ist.
Neben einem breiten Angebot an Spielen wird ein Unterhaltungsprogramm für jung und alt geboten. Minigolf, Geisterbahn, Spiegelkabinett und anderes mehr stehen für die Gäste bereit. Eine Schülerin wird eine Dressurschau mit ihrem Hund vorführen.
Der Judoclub Dörnigheim demonstriert sein Können in verschiedenen asiatischen Kampfkünsten. Es gibt diverse Speisen und Getränke, und ab 19 Uhr steigt im Info-Zentrum der Schule eine Disco-Party. pom
HANAU. Zum Bürgerfest im Schloßpark bietet der Hanauer "Zonta"-Club, ein internationaler Frauen-Service-Club, original "Hanauer Gele Riewe" aus biologischem Anbau an. Für Nichthanauer: Gemeint sind Karotten.
Der Erlös des Verkaufs soll für die Altenbetreuung in Hanau zur Verfügung gestellt werden. Die Stadt und die katholische und evangelische Kirche planen gemeinsam in Kesselstadt die Einrichtung eines mobilen Hilfsdienstes für Pflegebedürftige. Noch fehlen allerdings wenige 1000 Mark. Kontaktfrau des "Zonta- Clubs" ist Verena Reefs, Telefon, 06181/ 23243. alu
"Ich stell' es auch am Theater fest: Ich habe zwar einige Stücke geschrieben, aber ich kann überhaupt nicht sagen, daß ich mich am Theater durchgesetzt habe. Mir ist es nie gelungen - wie Bernhard zu Peymann -, zu einem Regisseur eine kontinuierliche Arbeitsbeziehung aufzunehmen. Es ist immer noch möglich, daß mich ein Eschberg einfach rausschmeißt.
Ja, und jetzt in Frankfurt hat er mich rausgeschmissen, weil ich "Totenauberg" nicht ihm zur Uraufführung gegeben habe. Er wollte in Frankfurt auch einige meiner älteren Stücke zeigen - und dann sagt er, er werde nie mehr etwas von mir machen.Nur weil "Totenauberg" in Wien uraufgeführt wird?
Nur deswegen. Und "Totenauberg" muß nun mal in Wien aufgeführt werden. Weil schon die Metaphorik des Skifahrens und die Ideologie des Wintersports, die den Hintergrund des Stückes bildet, nirgendwo anders so verstanden wird. Als Karl Schranz 1972 von den Olympischen Spielen in Sapporo ausgeschlossen wurde und sich ganz Österreich darüber empörte, hat er
da hat er bei seinem Einzug in Wien genausoviele Leute auf die Beine gebracht wie Hitler 1938. Es war, wie es Marx im "Achtzehnten Brumaire des Louis Bonaparte" beschrieben hat: daß sich die Weltgeschichte irgendwann noch einmal als Farce wiederholt. Und es ist nicht einmal die Farce des jüdischen Professors, der sich bei Thomas Bernhard am Heldenplatz aus dem Fenster stürzt, es geschieht nur durch die Erbärmlichkeit eines Skifahrers. Was diese klerikal-alpine Verlogenheit an gesellschaftlichem Sprengstoff hat in Österreich, das könnte man in Frankfurt kaum nachvollziehen. Vielleicht versteht man dort Hannah Arendt oder Heidegger besser.
Das wollte Eschberg offenbar nicht begreifen. Und nun bin ich in Frankfurt als Theaterautorin einfach ausradiert worden.
Allein aus gekränkter Intendanteneitelkeit? Ja, und daß einem so etwas passiert, ist nur bei einer Frau möglich.
Ich denke, das wäre bei einem Handke oder einem Botho Strauß nicht möglich."
Die Autorin Elfriede Jelinek in einem Gespräch mit Peter von Becker in der neuen Ausgabe von "Theater heute". Peter Eschberg hatte bei sei nem Antritt in Frankfurt gesagt, Elfriede Jelinek und ihr Verlag hätten "sich nicht an Absprachen gehalten", deshalb werde es keine weitere Zusammenarbeit geben. fr
DIETZENBACH. "Das Wasserprojekt hört nicht beim Wasser auf" - sondern ist Teil umfassenderer Maßnahmen, um das Leben der Menschen in Nicaragua zu verbessern. Julio Marenco, der dies bei seinem Besuch in Dietzenbach sagte, ist einer der Leiter von "MASINFA", dem nicaraguanischen Partner der am Trinkwasserprojekt beteiligten europäischen Städte: Nijmegen in den Niederlanden, Leicester in Großbritannien, Alken in Belgien und Dietzenbach unterstützen die Nicaraguaner bei ihren Problemen mit dem kostbaren Naß. Vetreter der Städte sind in Dietzenbach zusammengekommen, um zwei Wochen lang über die Zukunft des Projekts zu beraten.
Marenco war bis 1983 Bürgermeister von Masaya und hat ganz zu Beginn das Programm zum Bau von Brunnen und Wasserleitungen mit vorangetrieben. Heute ist er Abgeordneter der Opposition im nicaraguanischen Nationalparlament.
Innerhalb eines Jahres konnten in Masaya 1500 Häuser mit Wasser aus der Leitung versorgt werden. Als die Arbeiten begannen, war das Kanalsystem in desolatem Zustand, die Versorgung drohte zusammenzubrechen. Zwei Tiefbrunnen mußten gegraben, vier weitere restauriert, neue Pumpen gekauft werden. In den Außenbezirken sieht es noch anders aus. Dort sollen demnächst weitere 750 Anschlüsse gelegt werden.
"Wir brauchen nachts jetzt nicht mehr an den Wasserstellen anzustehen", heißt es auf einem der "Pergaminos", Wimpel aus Leder, die Marenco als Gastgeschenke mitgebracht hat. Der Text stammt von einer Nicaraguanerin, die durch die Hilfe aus Europa nun Trinkwasser direkt an ihrem Haus zapfen kann. Auf die Pergaminos hat sie auch mehrere Häuser gemalt, eines für jede Partnerstadt - und dazwischen tropft ein Wasserhahn.
"Agua para Masaya" - Wasser für Masaya ist ein Beispiel für dezentrale und überschaubare Entwicklungshilfe. Die Koordinationsgruppe, zu der auch der Entwicklungshelfer Werner Schlienz und Wolfgang Jakob vom Werkhof Darmstadt gehören, hat für das Projekt von der Europäischen Gemeinschaft 1,8 Millionen Mark lockergemacht. Die beteiligten Gruppen und Städte sowie die Bürger von Masaya haben Geld und Arbeitsleistung in Höhe von mehr als zwei Millionen Mark bereitgestellt. Dietzenbach wird 1993 Jahr voraussichtlich wieder 40 000 Mark für Masaya vorsehen.
"Agua para Masaya" hat bisher weniger Geld gekostet als geplant. Das hat politische Gründe: Nachdem die Sandinisten, von denen das Wasserprojekt vorbereitet worden war, die Macht hatten abgeben müssen, wollte es die neue Regierung stoppen. Der Druck der örtlichen Bevölkerung, so berichtet Julio Marenco, hat jedoch dazu geführt, daß die nichtstaatliche "MASINFA" weiterarbeiten konnte. Um aber doch Einfluß auf die Planungen zu nehmen, beteiligte die Regierung sich auch finanziell.
Dadurch wurden Mittel frei, die nun mit Zustimmung der Europäischen Gemeinschaft für eine andere wichtige Entwicklungsmaßnahme verwendet werden. Über 400 Häuser wurden oder werden in der Gegend von Masaya gebaut, um die größte Wohnungsnot zu lindern. "Die Leute haben keine Möglichkeit, ihre Wohnungssituation zu verbessern", sagt Marenco. "Der Staat gewährt keine Kredite."
Wie Marenco berichtet, fehlen in Nicaragua Unterkünfte für 300 000 Menschen - bei einer Gesamtbevölkerung von drei Millionen. Und jedes Jahr werden 20 000 bis 30 000 neue Häuser gebraucht. Da erscheinen die 400 durch das Projekt geförderten wie ein Tropfen auf den heißen Stein. "Aber das ist ein Beispiel dafür, was mit Einsatz und effizienter Arbeit möglich ist". Für vorbildlich hält der Abgeordnete die Zusammenarbeit zwischen den Partnern, die Diskussionen und die gemeinsamen Entscheidungen. Für andere Städte in Nicaragua könne das Projekt als Muster dienen - und für andere Initiativen in Europa: "Die Nord-Süd-Probleme werden nicht nur mit Worten, sondern mit konkreten Maßnahmen gelöst. Der Jahrestag der Eroberung Amerikas durch Kolumbus dient dazu, darüber nachzudenken, was in den 500 Jahren seitdem passiert ist. Weitere 500 Jahre Ausbeutung sollen nicht mehr kommen."
DIRK FUHRIG
Vor gut drei Wochen haben sich die USA, Kanada und Mexiko darauf geeinigt, bis 1994 die Nordamerikanische Freihandelszone (Nafta) zu schaffen. Dadurch soll ein regionaler Wirtschaftsblock mit rund 360 Millionen Konsumenten und einem Bruttosozialprodukt von weit mehr als sechs Billionen Dollar entstehen. Vom Abbau der Zölle und anderer Handelsbarrieren versprechen sich die Politiker einen größeren Wohlstand auf dem Kontinent. Doch vor lauter Wachstumseuphorie drohen soziale und Umweltprobleme bei der Integration zwischen Nord und Süd in Vergessenheit zu geraten. Unser USA-Korrespondent ist den Widersprüchen an der Grenze zwischen Erster und Dritter Welt nachgegangen: Wo der offene Markt als Glücksfall gefeiert wird, aber auch dort, wo - nahe dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten - Lebensbedingungen des 19. Jahrhunderts vorherrschen und die Natur verseucht wird.
SELIGENSTADT. Die Geldbörse mit 30 Mark haben zwei schätzungsweise 20 Jahre alte Südländer einem 87jährigen Seligenstädter abgeknöpft. Er hatte sein Portemonnaie gezückt, nachdem sie ihn gefragt hatten, ob er ihnen ein Geldstück wechseln könne. Die beiden Burschen flüchteten mit einem als gestohlen gemeldeten VW-Passat, der an seinem Nummernschild LA - DS 953 wiederzuerkennen ist. ttt
HANAU. Gäste aus der englischen Partnerstadt Dartford mit Bürgermeister Eric Huxley und seinem Vize Ann Allen an der Spitze haben sich für das Hanauer Bürgerfest angesagt. Die Besucher werden am Samstag von Oberbürgermeister Hans Martin begrüßt, der das Veranstaltungsprogramm für die Gäste der Partnerstadt eröffnet.
Neben einer Cricket-Demonstration im Schloßpark werden die Engländer auch einen Hanauer Abend des Partnerschaftsvereins besuchen. In Gastfamilien in der Stadt untergebracht, wird die Honoration nach einem Ausflug nach Michelstadt und dem Besuch des traditionellen Abschlußfeuerwerks des Bürgerfestes am Dienstag wieder die Heimreise antreten. alu
Tips und Termine · Tips und Termine
Wochenende
Bad Homburg. Kaskade-Kino: Mein Vetter Winnie (Sa. und So.: 15 Uhr); Brennpunkt L.A. - Die Profis sind zurück (Sa. und So.: 17 und 20 Uhr).
Panda-Kino: Mrs. Brisby und das Geheimnis von Nimh (Sa. und So.: 15 Uhr); In einem fernen Land (Sa. und So.: 17 und 20 Uhr).
Kino im Schwedenpfad (KiS): Bernhard und Bianca im Känguruhland (Sa. und So.: 15 Uhr); "Der mit dem Wolf tanzt" (Sa. und So.: 19 Uhr).
Friedrichsdorf. Filmtheater Köppern: Wayne's World (Sa., So.: 17, 20 Uhr).
Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Wayne's World (Sa. und So.: 17 und 20.15 Uhr); Emil und die Detektive (So.: 14.30 Uhr).
Oberursel. Stadthallen-Kino I: Go Trabi Go II - Das war der wilde Osten (Sa. und So.: 15.30, 18 und 20.30 Uhr).
Stadthallen-Kino II: Wayne's World (Sa. und So.: 15.30, 18 und 20.30 Uhr).
Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Feivel, der Mauswanderer im wilden Westen (Sa. und So.: 15 Uhr); Wayne's World (Sa. und So.: 17.30 Uhr); In einem fernen Land (Sa. und So.: 20.15 Uhr); Betty Blue (Sa.: 22.45 Uhr). Samstag
Theater/Musik Friedrichsdorf. Garnier's Keller: "Wild zuckt der Blitz", Balladen mit Hans Schwab, 20.30 Uhr.
Kronberg. Open-Air-Konzert anläßlich der 20jährigen Partnerschaft mit Le-Levandou, MTV-Platz, 18 Uhr (bei Regen in der Taunushalle Schönberg). Parteien/Parlamente Steinbach. "Bewährtes erhalten - Neues gestalten", Vorstellung des Kommunalwahl-Programmes der SPD, Bürgerhaus, 10 bis 14 Uhr. Vereine/Organisationen Bad Homburg. "Mapendo" Eine-Welt- Laden, Dorotheenstr. 9: 10 bis 13 Uhr.
Ökumenischer Bibeltag rund um das Kurhaus und Ausstellung zum Tag der Bibel, ab 9 Uhr.
Öffentliche Podiumsdiskussion "Eine neue Weltordnung?", Veranstaltung der Baha'i-Gemeinde, Kurhaus, 20 Uhr.
19. Internationales Horex- und Veteranentreffen auf den Buschwiesen, Dornholzhausen, ab 10 Uhr.
Friedrichsdorf. Kinderbörse im Ev. Gemeindehaus, Taunusstr. 16, 10 bis 16 Uhr.
Bazar "Rund um das Kind", Grundschule Seulberg, 13 bis 16 Uhr.
Neu-Anspach. Treffen des Arbeitskreises "Alleinerziehende", Frauentreff, Schubertstr, 32, 15 Uhr.
Tanzturnier des TSC Grün-Gelb, Bürgerhaus, 14 Uhr.
Schmitten. Kinderfest des DRK, Festplatz Dorfweil, 14.30 Uhr.
Oberursel. Jungtierschau des Geflügelzuchtvereins Weißkirchen, Sportplatz Oberurseler Straße, ab 11 Uhr.
Second Hand Basar für Frauenkleidung, Mütterzentrum, Schulstr. 27, 10 bis 13 Uhr.
Königstein. Sommerfest in der St. Angela-Schule, 12.30 bis 17 Uhr. Grävenwiesbach. Grillfest der Naturschutzgruppe, Lehmkauthalle, 17 Uhr. Kinder/Jugendliche Bad Homburg. Mondscheinstaffel rund um den Kurpark, 19 bis 23 Uhr.
Friedrichsdorf. "Rock for JuKuZ", Open-Air-Konzert, Sporthalle am Landwehrweg, 19 Uhr.
Oberursel. "Auf den Spuren der alten Oberurseler", Fußgängerrallye für Jugendliche, Rathausplatz, 15 Uhr. Müll Steinbach. Abnahme von Grün-Abfällen: Sammelcontainer hinter der Sporthalle Waldstraße, 10 bis 12 Uhr. Sonntag
Theater/Musik Bad Homburg. Orgelkonzert in der St. Marienkirche, Dorotheenstraße, 17 Uhr.
Barocke Abendmusik für Blockflöte und Cembalo, Ev. Kirche Gonzenheim, 20 Uhr.
Friedrichsdorf. Konzert an der Dreymann-Orgel in der Pfarrkirche Heilig Kreuz Burgholzhausen, 17 Uhr.
Neu-Anspach. Hessenpark: 1. Chorfest des Sängerkreises Hochtaunus, 14.30 Uhr.
Oberursel. Klassisches Konzert der Musikschule Oberursel im Museumshof, 11 Uhr (bei Regen im Ferdinand-Balzer-Haus, Schulstraße).
Kronberg. "Kultur zu Fuß", Konzert mit dem Vocalensemble Wehrheim in der Ev. Kirche Oberhöchstadt, 20 Uhr.
Glashütten. Jazz mit den "Blue Rhythm Aces", Bürgerhaus, ab 11 Uhr. Parteien/Parlamente Bad Homburg. Stammtisch der FDP im Hotel Johannisberg, Thomasstr. 5, 11 bis 13 Uhr.
Königstein. Informations- und Diskussionsveranstaltung der CDU zum Thema "Wassernotstand im Rhein-Main-Gebiet - Ursachen und Lösungen", Bürgerhaus Falkenstein, 11 Uhr. Vereine/Organisationen Bad Homburg. Frauenzentrum, Louisenstr. 38: Frühstück von 10 bis 13 Uhr.
Friedrichsdorf. Fahrradtour des ADFC zum Ellerhöh-Türmchen, Treffpunkt: Landgrafenplatz, 10 Uhr.
Grävenwiesbach. Wandertag der Gymnastik-Frauen des TSV 08, Treffpunkt: Rathaus, 10 Uhr.
Oberursel. Fuchsjagd des Reit- und Fahrvereins Bommersheim, Reithalle, 14 Uhr. Kinder/Jugendliche Bad Homburg. Malnachmittag im Gotischen Haus im Rahmen der Ausstellung "Wasserlust", 15 Uhr.
Neu-Anspach. Tanz-Turnier des TSC Grün-Gelb um den Hessenpark-Pokal, Bürgerhaus, ab 12 Uhr. Sonstiges Bad Homburg. 19. Internationales Horex- und Veteranentreffen auf den Buschwiesen, Dornholzhausen, ab 9 Uhr.
Friedrichsdorf. 6. Aulofenmarkt mit Ausstellung über Spitzen, Heimatmuseum Seulberg, 10 bis 18 Uhr.
Gemeindefest im Römerhof, ab 11 Uhr.
Usingen. Hoffest auf dem Bioland-Hof der Familie Wolf, Kransberg, ab 10.30 Uhr.
Wehrheim. Tag des ausländischen Mitbürgers auf dem "Roten Platz", ab 15 Uhr.
Oberursel. Pfarrfest in der Liebfrauengemeinde, ab 10 Uhr.
Jungtierschau auf der Geflügelzuchtanlage hinter dem Sportplatz, Oberurseler Straße, ab 9.30 Uhr.
Glashütten. 15 Jahre Gemeindepartnerschaft Glashütten-Caromb, Mehrzweckhalle Schloßborn, ab 15 Uhr.
BAD HOMBURG. Mit Daniela Kraft als Spitzenkandidatin und Michael Korwisi auf dem zweiten Listenplatz ziehen die Bad Homburger Grünen in den Kommunalwahlkampf. Laut Korwisi streben sie dabei an, Regierungsverantwortung zu übernehmen: "CDU und FDP haben in Bad Homburg abgewirtschaftet und nicht mehr das Vertrauen der Mehrheit in dieser Stadt." Mit ihrem Slogan "Gestalten statt Verwalten" wollen die Grünen deutlich machen, "daß CDU und FDP ideen- und phantasielos und an vielen Menschen vorbei diese Stadt regieren".
Um das Ziel zu erreichen, die jetzige Mehrheit abzulösen, setzen die Grünen auf starke Hilfe von außen. 40 Prozent ihrer offenen Liste sind mit Frauen und Männern besetzt, die nicht Mitglied der Partei sind. So gehört auch die Spitzenkandidatin nicht den Grünen an. Sie vertritt die Partei allerdings schon seit 1989 im Stadtparlament. Auch ansonsten schicken die Grünen auf den ersten Plätzen vor allem bewährte Kräfte ins Rennen um die Wählergunst. Wiederholt die Partei ihr Ergebnis von 1989, ziehen lediglich Heide Krimmel und Ursula Preiß (beide parteilos) neu in das Stadtparlament ein. Von den jetzigen neun Fraktions- und Magistratsmitgliedern scheiden Nachrücker Jens Scheller, der sich weiter vor allem der Kreistagsarbeit widmen will, und der Verkehrsexperte Mathias Müller aus. "Das ist praktizierte Bürgernähe. Das kann keine andere Partei in Bad Homburg bieten", lobt Daniela Kraft die starke Berücksichtigung von Nichtmitgliedern auf der Liste. Damit erfülle die Partei den Anspruch, über die reine Parteiarbeit hinaus Menschen für eine ökologische Politik anzusprechen und zum Mitmachen zu bewegen. Zudem sind die Plätze exakt zur Hälfte mit Frauen und Männern besetzt.
Inhaltlicher Schwerpunkt soll der Umweltschutz mit Problemen wie Wasserschutz, Verkehrsberuhigung und Müllvermeidung bleiben. Hinzu kommen Wohnungsbau und Betreuungsangebote für Kinder. Zudem sei es gerade jetzt wichtig, Solidarität mit ausländischen Bad Homburgern zu bekunden. stk
NEU-ISENBURG. Der Tag der ausländischen Mitbürger/innen findet in diesem Jahr nicht statt. Das Fest, das seit Jahren von der Neu-Isenburger Ausländerkommission auf dem Rosenauer Platz veranstaltet wird, war noch im Kulturkalender der Hugenottenhalle für den heutigen Samstag angekündigt worden. Aus verschiedenen Gründen entschloß sich die Kommission in ihrer Sitzung am vergangenen Donnerstag jedoch, das Fest nicht stattfinden zu lassen.
Der zuständige Abteilungsleiter im Sozialamt, Jörg Fruck, gibt an, daß die Jugoslawen, die das Fest in den vergangenen Jahren zum großen Teil getragen haben, derzeit "nicht feiern wollen, während ihre Angehörigen im Heimatland erschossen werden".
Ein weiterer Grund: Auch sei in der Kommission kritisiert worden, daß sich die deutschen Einwohner/innen aus Neu- Isenburg in den vergangenen Jahren zu wenig für das Fest interessiert hatten.
In Zukunft, so sagt der stellvertretende Sozialamtsleiter, möchten die Veranstalter den Tag der Ausländer/innen wie die Kirchen, alle zwei Jahre begehen - unter anderem mit einem ökumenischen Gottesdienst - und die hier ansässigen Vereine in die Organisation mit einbeziehen. "Damit sich das Publikum mehr mischt", erläutert Fruck. fra
SELIGENSTADT. Einen dubiosen Fund machte eine junge Rodgauerin im Kofferraum ihres auf dem Parkplatz des Kreiskrankenhauses abgestellten Autos: Darin lag ein olivgrünes Teleskop-Fernrohr mit Gestänge und Halterung. Die Polizei geht davon aus, daß der Besitzer das Fahrzeug verwechselt hat, als er sich des Fernglases entledigte. ttt
Die katholischen Oberhirten lassen am Asylrecht rütteln "Pax Christi" kritisiert Verlautbarung der Bischofskonferenz als "Freibrief für die Politik" / Caritas steht unbeirrt zu Artikel 16 Von unserem Redaktionsmitglied Katharina Sperber
FRANKFURT A. M., 4. September. Als einen "Freibrief für die Politik, das Asylrecht zu ändern", hat der Generalsekretär der Katholischen Friedenbewegung "Pax Christi", Joachim Garstecki, am Freitag in Bad Vilbel eine Stellungnahme der katholischen Deutschen Bischofkonferenz vom Vortag bezeichnet. Der Sekretär der Bischofskonferenz, Prälat Wilhelm Schätzler, hatte darin "Stimmen im kirchlichen Raum" gerügt, die sich "apodiktisch (unumstößlich, d. Red.) gegen eine Änderung von Artikel 16 ausgesprochen" hatten. Der Grundgesetzartikel gewährt politisch Verfolgten das Recht auf Asyl in Deutschland.
"Solche Äußerungen bieten keinen sachlichen Beitrag zur Lösung dieser schwierigen Frage", schrieb Schätzler. "Ziel aller Überlegungen muß es sein, durch eine verläßliche rechtliche Regelung dazu beizutragen, daß das unumstrittene Recht auf Asyl, nicht durch Mißbrauch ausgehöhlt und damit eines Tages auch seine Akzeptanz in der Bevölkerung gefährdet wird". Es sei zur Zeit schwer, "sachlich und ruhig über die Frage zu sprechen, ob die gesetzlichen Regelungen" ausreichten, "Mißbräuche bei der Inanspruchnahme des Asylrechts zu verhindern", meinte Schätzler. Solche "Mißbräuche, die zweifelsfrei vorkommen, dürfen nicht all denjenigen angelastet werden, die zu uns kommen. Es sind auch Versäumnisse der Politik, wenn eine bestehende gesetzliche Regelung die Möglichkeit bietet, umgangen bzw. mißbraucht zu werden".
Für eine Änderung des Artikels 16 sprach sich auch der Rottenburger Bischof Walter Kasper aus. Wie die katholische Nachrichtenagentur berichtete, verlangt er die Änderung, um das Asylrecht vor Aushöhlung zu schützen und seine Akzeptanz nicht zu gefährden.
Bischöfe hätten die Aufgabe, über "moralisch-christliche Grundsätze" zu wachen, deren konkrete Umsetzung aber müßten sie der Politik überlassen, erläuerte der Sprecher der Konferenz, Rudolf Hammerschmidt der FR. Die Oberhirten sollten sich "zurückhalten, wo es um politische Entscheidungen geht", und dürften keine Fronten aufbauen. Schätzler habe mit seinem Schreiben zeigen wollen, daß auch diejenigen die an einer Änderung oder einer Ergänzung des Asylrechts wirken, "nicht unchristlich seien".
Wenn in einer "emotionalisierten Debatte", wie sie derzeit um das Asylrecht geführt werde, die Bischöfe eine solche Erklärung herausgäben, dann sei dies ein "raffiniertes, sehr verklausuliertes Votum für eine Änderung des Asylrechtes", hielt Garstecki dagegen. "Pax Christi" hatte zu Beginn der Woche die Bischöfe gebeten, "sich jetzt unzweideutig für einen unveränderte Beibehaltung des Grundrechts auf Asyl einzusetzen, denn auch das Asylrecht garantiert den Schutz bedrohten Lebens".
Das immerwiederkehrende Wort "Mißbrauch" in Schätzlers Schreiben zeige, daß sich die Konferenz aus der Diskussion nicht heraushalte. "Sie nimmt sich damit die Möglichkeit, klärend zu wirken und erlaubt es, daß Menschenrechte zum Spielball politischen Ermessens werden", urteilte Garstecki. "Pax Christi" verlangt, die Debatte über den Artikel 16 "unverzüglich" einzustellen, "umgehend ein vom Asylverfahren getrenntes Aufnahmeverfahren für Kriegsflüchtlinge einzuführen", eine "Altfallregelung zu treffen" und alle Asylverfahren "zügig auf einer praktikablen und rechtsstaatlichen Grundlage zu bearbeiten.
Der katholische Caritas-Verband will auch nach Schätzlers Brief seine Position nicht ändern: "Finger weg vom Asylrecht", sagte Hans-Dieter Schäfers, Referent für Asylfragen bei der Caritas in Freiburg. "Auch wenn es so aussieht, als würden wir seit dem Umfallen der SPD in der Asylfrage zunehmend isoliert, wir haben keine Veranlassung für eine Änderung. Angesichts der Krawalle in Ost- und Westdeutschland" dürfe die Politk nicht am Asylrecht rütteln, sondern müsse sich Gedanken über ein Einwanderungsgesetz machen.
Die Evangelische Kirche in Deutschland besteht eindeutig auf dem Erhalt des Artikels 16. Sie fordert eine schnellere Bearbeitung von Asylanträgen und eine kontrollierte Einwanderungspolitik.
SELIGENSTADT. Einen 26jährigen, in Seligenstadt lebenden Italiener hat die Polizei vorläufig festgenommen, als er im Begriff war, ein in der Wolfstraße abgestelltes Auto zu "knacken". Die Ordnungshüter verdanken ihren Erfolg der Aufmerksamkeit eines Zeugen, der sie gestern gegen 10.10 Uhr informiert hatte. ttt
HANAU. Das Team des Hanauer Spielmobils "Augustin" steuert am heutigen Samstag wieder die Hessen-Homburg- Kaserne im Lamboy an, um für die Kinder der bosnischen Flüchtlinge einen Spieletag zu organisieren.
Mit von der Partie ist Augustin auch am 6. und 7. September beim Hanauer Bürgerfest. Dort werden die städtischen Mitarbeiter beim Spielfest dabei sein. Am darauffolgenden 8. und 9. September fährt das Spielmobil Augustin wieder die Kaserne an und am 10. und 11. September macht es in Wolfgang in der August- Bebel-Straße Station. alu
MAINTAL. Der bekannte Kabarettist Hans Dieter Hüsch tritt im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Funtasie" am Donnerstag, 10. September, um 20 Uhr im Bürgerhaus in Bischofsheim auf.
Der Altmeister des Kabaretts zeigt in Maintal sein neues Programm mit dem Titel "Feine Komödien - Feine Tragödien". Damit will der Kabarettist ein "neues, uraltes Programm über Gott und die Welt und die Kleinkunst" ankündigen. Flei
RODGAU. Eine Woche vor Beginn des Wintersemesters der Volkshochschule Rodgau am Montag, 7. September, lagen 1078 Anmeldungen vor - rund 100 weniger als im Vergleich zu vorangegangenen Semestern.
Nur noch umgehende Anmeldungen können die Absage einiger Kurse verhindern, in denen bisher weniger als acht Zusagen registriert worden sind: im Anmeldebüro der VHS im Jügesheimer Rathaus und über die Rufnummer 69 32 25. ttt
Während Frankfurt seinen Tag der offenen Tür feiert, wird das Jugendzentrum Bockenheim am Sonntag seine Türen schließen und auf der Straße feiern. "Wir machen dicht, weil wir pleite sind", sagte Sozialarbeiter Werner Stein am Freitag. Weil die Stadt die Zuschüsse für Arbeitsmaterial, Veranstaltungen und Reparaturen 1992 gegenüber 1990 mehr als halbiert hatte, ist das Geld für dieses Jahr nun ausgegeben, und die Kassen sind leer. "Wir können ohne einen Pfennig Geld für die Sachkosten das Haus nicht mehr offen halten", meint Olaf Bösel vom Vorstand des JUZ. Darum wird der Jugendtreff am Sonntag erst einmal unbefristet schließen.
Damit die Pleite des Jugendzentrums in der Öffentlichkeit auch wahrgenommen wird, wollen Sozialarbeiter und JUZ- Besucher mit einer Reihe von Aktionen auf die Straße gehen.
Insgesamt sei der Etat für das Jugendzentrum seit 1989 zwar erheblich erhöht worden, sagte Stein. Das Geld gehe aber vor allem für zwei zusätzliche Stellen drauf. Die Mittel für die Arbeitsmaterialien und Reparaturen, die 1990 mit 25 000 Mark noch reichlich flossen, wurden 1992 aber auf 11 000 Mark gekürzt.
Angesichts der Kurse im JUZ und der nötigen Unterhaltung eines 1909 gebauten, fünfstöckigen Altbaus "reicht das hinten und vorne nicht", sagt Werner Stein. Filme, Konzerte oder Kulturveranstaltungen "können wir nun vergessen".
Das trifft vor allem die Besucher. Jeden Abend kommen an die 50 junge Erwachsene, deren Alter zumeist über 20 liegt, in den offenen Treff des JUZ. In zwei neuen Mädchen- und Frauen-Etagen treffen sich täglich ein gutes Dutzend junger Frauen zu Gesprächsgruppen, Massagekursen oder Seidenmalerei, berichtet Sozialarbeiterin Brigitte Baumert.
Jugenddezernent Martin Berg räumt in einem Schreiben an das JUZ ein, daß mit der Ausweitung der Honorar- und Sachmittel 1990 wohl Erwartungen geweckt wurden, "die sich vor dem Hintergrund knapper werdender Mittel nicht mehr erfüllen lassen". Gleichwohl sei die Förderung der Initiativgruppen insgesamt ausgeweitet worden. Weil Gehälter und Mieten allerdings mehr stiegen, müßten "beträchtliche Einbußen" bei den frei verfügbaren Mitteln hingenommen werden. Durch Rückstellung von beabsichtigten Anschaffungen oder Verteilung von "Restmitteln" könnten die Engpässe aber wohl überwunden werden, hofft Berg. luf
Oft holpert es auf dem Rundkurs noch Ein 61 Kilometer langer Radweg führt durch den Grüngürtel um Frankfurt herum Von unserem Redaktionsmitglied Peter Holle
in richtiger Renner" sei das gewe sen, erinnert man sich in der Bür gerberatung am Römerberg, "so
E einen Andrang haben wir bisher noch nie erlebt. Wir kamen überhaupt nicht mehr nach." Es gab da, Anfang Juli, ja auch was umsonst: 150 000 Stück einer funkelnagelneuen "Freizeitkarte Grüngürtel" wurden von der öffentlichen Hand verschenkt. Besondere Attraktion des Faltplans: Eingezeichnet ist dort ein 61 Kilometer langer Radweg, der einen Bogen rund um Frankfurt schlägt - der "Grüngürtel-Radweg". Wer die mit 550 blau-grün-gelben Wegweisern ausgeschilderte Strecke abradelt, kriegt einiges geboten: Stadtwald, Niddatal, Fechenheimer Mainbogen, Berger Rücken, Enkheimer Ried, Schwanheimer Düne und überhaupt - Grüngürtel satt. Viel Forst, Obstreviere, Wiesen, Parks, Weiher und Felder. Und man bekommt eine sinnliche Ahnung von der Topographie des Rhein-Main-Gebiets - von seinen Tälern und Höhen.
Die Route hat noch anderes zu bieten: Sie nähert sich an mehr als 20 Stellen dem FVV-Netz von Bussen und Bahnen. Wer also einen "Platten" am Rad hat oder seine Kondition überschätzte, der kann bequem auf ein öffentliches Nahverkehrsmittel umsteigen. Aber auch technische Hilfe ist bei Pannen durchaus drin: Auf der Rundweg-Karte sind die nächstgelegenen Fahrrad-Reparaturwerkstätten eingezeichnet.
Und vieles andere mehr: die Schwimmbäder, Sport- und Spielplätze, "Sehenswürdigkeiten" wie Goetheturm und Brentanoschlößchen und Gastronomie wie die Oberschweinstiege. Nicht zu vergessen: "Besondere Gefahrenpunkte" - zum Beispiel Schranken und Straßenkreuzungen - wurden auch auf der Karte besonders markiert: mit einem roten Stern.
Obacht geben muß man jedoch an viel mehr Stellen des Grüngürtel-Radwegs als den rot besternten. Denn: Der Name täuscht, suggeriert, daß die Route auf ganzer Länge durch Wälder, Felder, Wiesen, Auen und Flußtäler führe. Dem ist aber nicht so. Die Radfahrer, die der Strecke folgen, müssen sich beispielsweise durch ein häßliches Stück Offenbach quälen - den Nordring. Sie geraten am Kaiserlei ins Verkehrsgetümmel, werden vor und im Stadtteil Bergen von Autos verfolgt. Zu über- und unterqueren sind ein Dutzend Straßen- und Autobahnbrükken, und auch die Etappe durch Oberrad oder die Holperpiste längs des Werkszauns der Hoechst AG nahe der Schwanheimer Düne zählen nicht gerade zu den verheißenen Grüngürtel-Perlen.
Was das ganze Unternehmen noch mehr trübt: Ohne die besagte Freizeitkarte ist der Frankfurt-Umrunder völlig verloren. Denn die Spezialbeschilderung, die ja die Pfade auf dem "GrüGü-Parcours" (so der Amtsjargon) weisen soll, hat deutliche Lücken. Bei Gabelungen im Stadtwald oder im Enkheimer Wald fehlen die wichtigen Wegweiser, ebenso in Offenbach, am Kaiserlei, an der Gerbermühle, in Oberrad, am Waldfriedhof Goldstein.
Immer wieder muß man die mit einem Format von 110 mal 85 Zentimetern doch recht "sperrige" und unhandliche Karte hervorkramen und nachgucken, wie und wo der Weg denn nun weitergeht. Was im übrigen auch ein recht beschwerliches Unterfangen ist, denn der "GrüGü"-Radfahrkurs ist, weil nur mit einer dünnen blaßgrünen Strich in einem "Meer von Farben" aufgedruckt, kaum auszumachen. Es empfiehlt sich, vor Antritt der Fahrt mit einem schwarzen Filzer die Linien nachzuzeichnen und "sichtbar zu machen".
(Fortsetzung auf Seite 16)
OFFENBACH. Die Polizei sucht einen etwa 20 bis 25 Jahre alten Jugoslawen mit schwarzen, schulterlangen Haaren. Der etwa 1,65 Meter große Mann war in der Nacht zum Freitag in eine Gaststätte in die Karlstraße gekommen und zwang einen 26jährigen Landsmann mit dem Messer, mit ihm nach draußen zu gehen. Er beschuldigte ihn, am Vortrag die Polizei geholt zu haben.
Auf der Straße nahm der jeansgewandtete Räuber seinem Opfer 1400 Mark und Schmuck im Werte von rund 1600 Mark ab. Die Polizei, Telefon 8090-259, bittet um Hinweise auf den Täter. lz
Höflich, redegewandt, bestens informiert - so präsentierten sich am Freitag die Zehn- bis Zwölfjährigen des ersten "Kinderparlaments" im Römer-Plenarsaal. Das Gremium, vom Stadtverordnetenvorsteher Hans Busch wiederholt gemahnt, "sich sehr ernsthaft nach den Regeln des Stadtparlaments zu verhalten", kam zu einem Beschluß, an dem der Magistrat nun zu kauen haben wird: Einmal im Monat, an einem Donnerstag, solle in ganz Frankfurt für die Autos "die Ampeln auf rot gestellt" werden, damit "die Natur sich wenigstens einen Tag mal etwas ausruhen kann".
Die erstmals in der Geschichte der Stadt in den Römer abgeordneten Kinder waren nicht gewählt, sondern bestimmt worden: Auf den Plätzen der Rathausfraktionen saßen Klassen der Elisabethen-, Friedrich-Stoltze-, Friedrich-Ebert-, Fridtjof-Nansen- und Geschwister-Scholl-Schule, daneben in kleineren Blocks Kinder der Kindertagesstätte St. Anna und der Falken- Gruppe aus dem Riederwald.
Während eine Reihe von Stadtverordneten auf der Tribüne zuhörten, saßen im Plenum Oberbürgermeister Andreas von Schoeler und Stadtrat Martin Berg der Kinderschar gegenüber. Die Forderungen nach mehr Spielplätzen und mehr Treffpunkten, nach zusätzlichen Sicherheitskräften "gegen Bedrohung und Brutalität", füllten die eine Hälfte der in den Klassen vorab formulierten Anträge. Der zweite Teil des Antragspakets beschäftigte sich mit der Umwelt: "Wir brauchen Wasser! Wir brauchen gesunde Luft! Wir brauchen Tiere und Pflanzen!"
"Eilt euch, das geht bei uns ganz fix!" rief Hans Busch und die Kinder sputeten sich, auf Zetteln ihre Wortmeldungen nach vorne zu bringen. 40 Redner pro Antrag wurden spielend verkraftet, denn der Nachwuchs brauchte in der Regel nur ein bis zwei Sätze, um alles zu sagen: "Wenn man neue Spielplätze baut, kommen die Älteren und zerstören das wieder." Oder: "Die Jugendtreffs können nicht nur von 15 bis 18 Uhr offen sein, in der Zwischenzeit haben die Jugendlichen auch noch frei." Punkt, Abgang.
Zu jedem Thema traten Sprecher an, die (vermeintlich) utopischen Gedanken wieder auf den Teppich zu holen: "Die Spielplätze werden viel kosten", mahnte Johannes. Sein Vorredner hatte denen, die sich "eine Mofabahn und Mofas zum Ausleihen" gewünscht hatten, vorgehalten: "Das geht kaputt, wer ersetzt das denn?" Den Antrag der Hortgruppe von St. Anna ("Wir fordern den Magistrat auf, alles zu tun, damit wir in einer gesunden Umwelt leben können"), entlarvten Steve und andere als "Wunschtraum: Die Stadt Frankfurt kann ja nicht beschließen, daß in Italien das Obst nicht gespritzt wird".
Eine ausführliche Debatte entspann sich um die Bitte der Geschwister- Scholl-Schule, Frankfurt möge sich "um eine Partnerschaft mit einer Schule in der ,Dritten Welt' bemühen". Ein Mädchen: "Wie lange wollt ihr das aushalten, Menschen da rauszuholen aus der Armut?" Und ein Junge: "Das Geld, was die Eltern verdienen, reicht denen ja selber kaum."
Gleichwohl: Alle Anträge wurden mit Mehrheit angenommen. Mit dem heftigsten Beifall aber bedachte sich die Versammlung, als, auf Antrag der Friedrich-Ebert-Schule, ein autofreier Donnerstag beschlossen war. Und zwar trotz aller vorgebrachten Bedenken, die "arbeitenden Leute" könnten doch "nicht zu Fuß gehen"; viele brauchten "zwei Stunden ohne Auto zur Arbeit".
Einer der Schlußredner hatte überzeugt: "Meine Mutter", hatte der beharrt, "hat kein Auto. Und ich lebe noch und komm' jeden Tag zur Schule." clau
SELIGENSTADT / KREIS OFFENBACH. Seine nach Hausen, Ober-Roden und Sprendlingen vierte Außenstelle des Sozialpsychiatrischen Dienstes hat der Kreis Offenbach gestern in der Grabenstraße 3 in Seligenstadt eröffnet. Die Sozialarbeiterin Susanne Menzel steht dort künftig mittwochs von 8.30 bis 12 Uhr Rat- und Hilfesuchenden zur Verfügung, ihr Kollege Peter Bagus ist montags nachmittags als Suchtberater präsent. Darüber hinaus lassen sich mit beiden Termine über die Offenbacher Zentrale, Telefon 0 69 / 8 06 85 90, vereinbaren.
Der Erste Kreisbeigeordnete und Sozialdezernent Frank Kaufmann bezeichnete die zusätzliche Dependance als eine wichtige Adresse, die Lebenssituation psychisch kranker Menschen zu verbessern.
Vor dem Hintergrund der Erfahrung, daß die Hemmschwelle für Sucht- und psychisch Kranke in einem "Amt", in einer Behörde viel zu groß sei, aber auch aus räumlichen Gründen, hatte man schon in Offenbach den Sozialpsychiatrischen Dienst und die Suchtberatungsstelle aus dem Kreishaus ausgegliedert und in die Kaiserstraße verlagert. 1989 waren in Sprendlingen für den Westkreis, 1991 in Ober-Roden für Rödermark, Rodgau und Dietzenbach Beratungsstellen für seelisch Kranke und Süchtige eingerichtet worden. Ebenfalls '91 hat der Verein "Lebensräume" in Hausen ein Gemeindepsychiatrisches Zentrum für Mühlheim, Obertshausen und Heusenstamm eröffnet, in das eine Außenstelle des Sozialpsychiatrischen Dienstes und der Suchtberatungsstelle zumindest zeitlich begrenzt integriert wurden.
Mit der Seligenstädter Außenstelle ist das Netzwerk für den Kreis nicht abgeschlossen. "Nach wie vor ist die Einrichtung einer Psychiatrischen Abteilung am Dreieich-Krankenhaus in Langen dringend notwendig", sagte Frank Kaufmann gestern. Für das gesamte Kreisgebiet sei darüber hinaus der Ausbau von Übergangs- und Dauerwohneinrichtungen und betreuten Wohnplätzen sowie die Schaffung von Tagesklinik-Plätzen sowohl in Langen als auch in Seligenstadt erforderlich. ttt
Kinderclubs tragen Fußballspiel aus
MAINTAL. Am kommenden Donnerstag, den 10. September, um 14.15 Uhr, beginnt in der Maintalhalle in Dörnigheim ein Fußballspiel des örtlichen Kinderclubs gegen die Kinder aus dem benachbarten Bischofsheimer Club-Fußball. Flei
GIESSEN. Vietnamesischen Asylbewerbern droht nach Auffassung des Gießener Verwaltungsgerichts bei der freiwilligen Rückkehr in ihr Heimatland "in bezug auf alle Rechtsverstöße im Zusammenhang mit der Ausreise und dem Aufenthalt im Ausland nicht mit beachtlicher Wahrscheinlichkeit eine Strafverfolgung". Mit dieser Begründung lehnte die 3. Kammer der mittelhessischen Behörde den Abschiebeschutz eines Mannes aus Südostasien ab (AZ.: III/1E 10875/91).
Die Verwaltungsjuristen beriefen sich in dem jetzt veröffentlichten Urteil auf das "Reintegrationsabkommen" über Finanzierungshilfen zur Existenzgründung und beruflichen Eingliederung von Fachkräften der Sozialistischen Republik Vietnam vom 9. Juni dieses Jahres. Danach verzichte die Regierung "ausdrücklich auf jede Ahndung einschlägiger Verstöße".
Aus freien Stücken wollte der Asylsuchende allerdings nicht nach Vietnam zurück. Weil eine freiwillige Rückkehr nach Auffassung des Gerichts "zumutbar" sei, könne sich der Mann nicht darauf berufen, bei einer zwangsweise erfolgten Abschiebung mit strafrechtlichen Sanktionen zu rechnen. Der zuständige Richter am Gießener Verwaltungsgericht wertete die Argumentation des Klägers als "selbstgeschaffenen Nachfluchtgrund". Und der könne in einem Asylverfahren keine Berücksichtigung finden.
Bei der Einschätzung der politischen Situation in Vietnam fahren die bundesdeutschen Gerichte derzeit keinen einheitlichen Kurs. Anfang der Woche gewährte nämlich das Würzburger Verwaltungsgericht einem 32 Jahre alten Vietnamesen einen rechtlichen Schutz vor Abschiebung. Nach Auffassung des bayrischen Gerichts müßten abgelehnte Asylbewerber aus Vietnam im Fall ihrer Ausweisung grundsätzlich strafrechtliche Sanktionen vom Umerziehungslager bis hin zu hohen Freiheitsstrafen befürchten. tru
MÖRFELDEN-WALLDORF. Auf den "kleinsten gemeinsamen Nenner" haben sich der Ortsverbandsvorstand der Grünen und Mitglieder des Vorstandes der Kreis-Grünen vergangene Woche geeinigt. Demnach wäre der Ortsverband bereit, den Ausschluß von vier Vertretern der Grünen-Bürger- liste (GBL) mit Rücksicht auf die Kommunalwahl im März aufzuschieben. Bedingung: Gesprächsbereitschaft und Mandatsverzicht bei der GBL.
Im Hintergrund steht das nach wie vor schwebende Parteiausschlußverfahren gegen die GBL-Mitglieder Oliver Koban, Matthias Steidl, Wilma Frühwacht-Treber und Stadtrat Dirk Treber, das Ende Juni den Höhepunkt im Hauskrach markierte. Inzwischen gibt es zwei Fraktionen im Stadtparlament: Vier GBL-Vertreter, drei Grüne.
Insgesamt sei das Gespräch mit dem Kreisvorstand enttäuschend verlaufen, berichtete Ortsvorstandsfrau Christa Pannke. Da es aber das Interesse des Kreisvorstandes sei, den Ausschluß vom Tisch zu kriegen, habe man sich auf diesen Mini-Kompromiß geeinigt. Wie die Sache ausgeht, steht in den Sternen: Einen Tag nach dem Gespräch waren Neuwahlen im Kreisvorstand, "jetzt müssen wir abwarten, wie da die Dinge gesehen werden". wal
Darmstadt 98 verhandelte in Baden-Baden
Auf den kommenden Montag sind die Gespräche zwischen Eckhard Krautzun und dem Präsidium des abstiegsbedrohten Fußball-Zweitligisten SV Darmstadt 98 vertagt worden.
Krautzun, derzeit mit der Juniorennational-Mannschaft Malaysias im Trainingslager in Freiburg und Saarbrücken, sowie SV-Präsident Walter Grimm und Schatzmeister Uwe Wiesinger hatten sich am Donnerstag in Baden-Baden getroffen, um die Bedingungen eines möglichen Engagements des Trainers am Böllenfalltor zu erörtern. Es sei ein "gutes, langes Gespräch in angenehmer Atmosphäre" gewesen, sagte Presse-Sprecher Rolf Kaiser. "Wir sind einfach nicht fertig geworden", ergänzte Wiesinger. Über konkrete Zahlen oder gar Vertragsdauer wurde nichts bekannt.
Ungeklärt ist die Frage, wie Krautzun, der die "Lilien" in der Vergangenheit bereits zweimal betreute und Interesse an einer erneuten Beschäftigung bekundete, aus seinem Vertrag als Technischer Direktor beim Klub City Hall Kuala Lumpur, der bis März 1993 läuft, aussteigen kann.
Dessen ungeachtet verhandeln die 98er
mit fünf weiteren möglichen Kandidaten
für das vakante Amt des Chef-Trainers.
kil
HEUSENSTAMM. Unbekannte sprengten im Heusenstammer Wald einen Unterkunftswagen des Frankfurter Staatsforstamtes in die Luft. Verletzt wurde niemand. Es entstand jedoch ein Schaden von über 2500 Mark.
Wie die Polizei berichtet, benutzten der oder die Unbekannten einen "unkonventionellen Sprengsatz". Sie deponierten ihn am Donnerstag im Ofen und zündeten ihn auch dort. Hinweise auf die Täter erbittet die Offenbacher Kripo unter der Nummer 069/8090-259. lz
MAINTAL. Nun ist es entschieden: Auf der einst so heiß umstrittenen Wiese an der Rhönstraße im Stadtteil Bischofsheim wird doch gebaut, und zwar ein zweigeschossiges Haus mit 18 Sozialwohnungen. "Wir leben in einem Ballungsgebiet. Das Grün in unserer Gegend wird selten, die Wohnungen sind es bereits", stellte Erster Stadtrat Dr. Karl-Heinz Schreiber dazu in der jüngsten Magistratspressekonferenz fest und begründete: "In Abwägung beider Probleme mußte sich der Magistrat der Stadt Maintal dazu entschließen, dem großen Bedarf nach Sozialwohnungen in unserer Kommune Rechnung zu tragen und einen Teil der städtischen Grünanlage an der Rhönstraße für den sozialen Wohnungsbau zu nutzen."
Er habe durchaus Verständnis für den Wunsch der Anwohner der Rhönstraße, das Grün vor ihrer Haustür zu erhalten, doch es sei schließlich auch die Aufgabe der Stadt, "die Interessen jener zu vertreten, die sich in Einzelfällen schon seit Jahren um eine Sozialwohnung bemühen".
Stadträtin Priska Hinz (Grüne) erinnerte in dem Zusammenhang an die Warteliste im Sozialamt: 490 Wohnungssuchende warten auf die Zuteilung einer Sozialwohnung. "Wir sind mit einem sozialen Problem großen Ausmaßes konfrontiert und deshalb gezwungen, jene städtischen Grundstücke, auf denen der Bau von Sozialwohnungen möglich ist, auch zu diesem Zweck zu nutzen", kommentierte die Stadträtin.
Schon im vergangenen Jahr ist im Stadtparlament über den Bau von Sozialwohnungen auf der Grünanlage an der Rhönstraße diskutiert worden. Im Dezember hatten Mitglieder einer Bürgerinitiative schließlich eine Sitzung der Stadtverordnetenversammlung gesprengt und damit eine Entscheidung verhindert. Wie seinerzeit berichtet, wurde nach einer turbulenten Bürgerversammlung in einer weiteren Parlamentssitzung von der rot-grünen Koalition ein Kompromiß-Beschluß gefaßt: Wenn technische Argumente und unverhältnismäßig hohe finanzielle Aufwendungen gegen den Bau sprechen würden, werde man die Planung aufgeben, hieß es.
Doch jetzt liegt ein Gutachten vor, wie Schreiber mitteilte. Danach können technische Bedenken außer acht gelassen werden, wenn der Bau mit einer entsprechenden Gründung abgesichert wird. Schreiber: "Das Gutachten sagt aus, daß das Grundwasser zwischen 1,70 und 2,30 Metern ansteht. Tragfähige Schichten für die Gründung des Gebäudes liegen in der Tiefe zwischen drei und vier Metern."
Auch die von den Anwohnern vorgebrachten ökologischen Argumente gegen die Bebauung sind aus der Sicht des Ersten Stadtrates zu entkräften. Einerseits stünden zahlreiche private Gärten zur Verfügung, andererseits sei ein direkter Zugang zum Außenbereich vorhanden. Zudem lägen nur kurze Entfernungen zwischenden Häusern und dem Wald beziehungsweise dem südlichen Zimmerseegebiet. Und schließlich werde nur eine Fläche von rund 3000 Quadratmetern bebaut, was etwa einem Viertel der Grünfläche entspreche.
Gebaut werden sollen 18 "altengerechte" Sozialwohnungen. Nachdem die Baugenossenschaft Bischofsheim die Bebauung abgelehnt hat, wurde die Stadt Maintal inzwischen mit der Baugenossenschaft Hanau handelseinig. Das Belegungsrecht für die neue Wohnanlage behält allein die Stadt Maintal.
Zum Baubeginn machten Priska Hinz und Karl-Heinz Schreiber noch keine Angaben. Und auch zur Finanzierung wurde noch nichts Konkretes geäußert. pom
KARL-HEINZ DÖRRIE, SPD-Landtagsabgeordneter aus Korbach, hält wegen des Bearbeitungsstaus von Asylanträgen inzwischen eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen den Bonner Innenminister Rudolf Seiters (CDU) für nötig. Dörrie forderte am Freitag Ministerpräsident Hans Eichel (SPD) auf, ein solches Vorgehen gegen Seiters wegen bewußter "Mißachtung von Bundesgesetzen" zu prüfen. Anlaß für den Abgeordneten sind auch seiner Ansicht nach "unverantwortliche" Zustände in der Korbacher Außenstelle der Asyl-Erstaufnahme, wo Flüchtlinge "bei grausamer Kälte in unbeheizten Zelten vegetieren" müßten, weil die Verfahren durch Bonner Schuld viel zu lange dauerten.
Kleine FR
Senioren fliegen aus HANAU. Mit dem Bus und dem Schiff machen sich die Großkrotzenburger Senioren am Dienstag, 8. September, auf nach Heidelberg. Treffpunkt für den Start ist um 9 Uhr das Rathaus. Stillgruppe trifft sich GROSSKROTZENBURG. Das nächste Treffen der Großkrotzenburger Stillgruppe ist für Dienstag, 8. September, um 18 Uhr im evangelischen Gemeindezentrum in der Schulstraße geplant. Die Stillberatung übernimmt Bettina Pauliks (Rufnummer 06186/8231).
"Auch diese Inszenierung kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß Frankfurt unter Rot-Grün einen Weg eingeschlagen hat, der sich als verhängnisvoll für die Bürger und die Zukunft der Stadt erweist." Einen Tag nachdem die Delegierten der Frankfurter SPD in großer Geschlossenheit (97 Prozent Jastimmen) Oberbürgermeister Andreas von Schoeler zum Spitzenkandidat für die Kommunalwahl kürten und auch die Kandidatenliste zur Stadtverordnetenversammlung mit großer Mehrheit beschlossen, nahm die CDU am Freitag Stellung.
Die Union, so Fraktionsvize Karlheinz Bührmann, werde im bevorstehenden Wahlkampf zeigen, wie die SPD den in Frankfurt wohnenden und arbeitenden Menschen das Leben erschwere. Bührmann nannte den "zur Schikane ausartenden Verkehrswahnsinn und die zunehmende Unsicherheit auf Straßen und Plätzen". Oberbürgermeister Andreas von Schoeler verweigere zudem jede Antwort auf die Frage, wie er die desolate Finanzsituation der Stadt meistern wolle.
Die Christdemokraten werfen der SPD ein abgekartetes Spiel mit den Grünen vor. Entgegen den Feststellungen des OB, die SPD werde keinen Koalitionswahlkampf führen, solle der Boden für eine Fortsetzung der rot-grünen Koalition vorbereitet werden. Durch eine Strategie "künstlich herbeigeführter Differenzen" - Beispiele seien Drogen- und Verkehrspolitik - wollten die Koalitionspartner ihre jeweilige Klientel einlullen, um sie an Bord zu halten.
Versicherungen von SPD-Fraktionschef Günter Dürr, die SPD werde den Wahlkampf nicht demagogisch führen, seien jetzt schon widerlegt, sagte Bührmann unter Hinweis auf die Feststellung des Sozialdemokraten, die CDU-Vorsitzende und OB-Kandidatin Petra Roth paktiere mit den Republikanern.
Die Grünen gratulierten Andreas von Schoeler am Freitag in einer weitgehend ironischen Erklärung zu der großen Zustimmung des SPD-Parteitages. "Insbesondere sind wir erleichtert, daß die Frankfurter SPD zu dieser Geschlossenheit gefunden hat", schrieb der Kreisverband, "es hat uns Grüne allerdings einige harte Jahre Arbeit gekostet". Insgesamt bedeute die SPD-Liste eine gute Ergänzung zum personellen Angebot des kleineren Römerpartners.
Auch die Grünen sind der Ansicht, daß es keinen "Koalitionswahlkampf" geben wird. Dazu schwimme die SPD in vielen aktuellen Fragen zu stark in "rechtpopulistischen Gewässern" und spiele - wie bei der Verkehrspolitik - eine Bremserrolle. Aber: "Die Tatsache, daß Fraktionschef Dürr die Kinderpolitik und den Grüngürtel zu Schwerpunkten seines Wahlkampfes machen will, läßt auf das notwendige Maß an Übereinstimmung für eine weitere gemeinsame Politik schließen." cg
MAIN-KINZIG-KREIS. CDU und SPD setzen bereits zum Endspurt zu den Kommunalwahlen (7. März 1993) im Main-Kinzig-Kreistag an: Während die SPD in drei Delegiertentreffen für die einzelnen Wahlkampfbezirke ihre Liste schon festgezurrt hat, über die abschließend beim Unterbezirksparteitag am 19. September in Hanau-Wolfgang beraten wird, pflückt bei der Union ein sogenannter "Siebenerausschuß" die einzelnen Kandidaten heraus. Zwei längere Sitzungen hat es bereits gegeben, eine soll noch folgen. Aber das Gerüst steht. Die endgültige Reihenfolge soll auf einem Parteitag am 30. Oktober in Bad Soden-Salmünster festgelegt werden.
Auf Anfrage gab der Gelnhäuser CDU- Fraktionsvorsitzende Dr. Rolf Müller am Freitag Einzelheiten preis. Danach wird es auf der Liste "einen relativ großen Wechsel" von 30 Prozent geben. Viele Unionsabgeordnete sagen dem Kreistag also ade. Dabei sind Altersgründe ausschlaggebend, werden aber auch persönliche und berufliche Einwände genannt. Zu den "Altgedienten", die dem Main-Kinzig- Parlament den Rücken kehren, gehören Hans Preissler (Hanau), Gerhard Gutberlet (Schlüchtern) und Franz Antlitz (Schöneck). Auch Bad Orbs Bürgermeister Hugo Metzler verläßt den Kreistag.
In der CDU-Riege sollen diesmal mehr Frauen vertreten sein. Auch dem Parteinachwuchs, der Jungen Union, wird offenbar breiterer Platz eingeräumt. Die Vorschlagsliste präsentiert auf den ersten Rängen altbekannte Gesichter. Dem CDU-Landratskandidaten und Stadtrat Hubert Müller folgen: Fraktionsvorsitzender Rolf Müller, Kreisvorsitzender Aloys Lenz und die Kreisausschuß-Vertreterin Ingrid Pillmann. Platz fünf nimmt Martina Leistenschneider, Landtagsabgeordnete aus Bad Soden-Salmünster, ein. Danach werden Günter Frenz (Sinntal), Walter Korn (Maintal) und Heinrich Pieh (Nidderau) geführt.
Rolf Müller zufolge bereitet das Zusammenstellen der Liste auf den ersten Plätzen wenig Kopfzerbrechen. Weiter hinten sieht es da offenbar anders aus. Jedenfalls soll jedem CDU-Ortsverband im Kreis ermöglicht werden, daß er sich nach der Kommunalwahl auch im Kreistag wiederfindet. Weiter spielen Einwohner- und Mitgliederzahl eine Rolle. "Bestimmte Sachzwänge" sind denn auch dafür maßgeblich, daß Bad Soden-Salmünster mit Bürgermeister Döring und der Landtagsabgeordneten nur zwei Bewerber auf sicheren Plätzen aufstellen lassen kann, obwohl laut Müller zwei weitere Kandidaten "sehr geeignet" seien. hok
BONN, 4. September. Der schleswig- holsteinische FDP-Vorsitzende Wolfgang Kubicki hat Parteichef Otto Graf Lambsdorff vorgeworfen, er strebe mit der geplanten Organisationsreform die "Übernahme" der FDP durch die Bonner Zentrale an. Im Gespräch mit der Frankfurter Rundschau äußerte sich Kubicki am Freitag kritisch vor allem zu unter Lambsdorffs Ägide erarbeiteten Vorschlägen, die "kleinen Parteitage" (Hauptausschüsse) abzuschaffen, den Bundesvorstand auf 90 Mitglieder zu vergrößern und wichtige Ämter wie das des Generalsekretärs allein durch den Parteivorstand zu besetzen.
"Das ZK feiert fröhliche Urständ", urteilte Kubicki. Der nach seiner Meinung mit 49 Mitgliedern jetzt schon zu große Bundesvorstand werde bei einer Erweiterung handlungsunfähig, so daß die Entscheidungen letztlich allein beim Parteivorsitzenden lägen.
Die Kritik Kubickis teilt der stellvertretende Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Wolfgang Weng. In einem Schreiben an den Bundesvorstand rügt er, daß mit den vorgeschlagenen Veränderungen eine "neue Machtkonzentration" entstünde. Die Position des Parteivorsitzenden werde "unangemessen gestärkt". Außerdem bestehe die Gefahr, daß die Fraktion durch die vorgeschlagene Einbindung der FDP-Bundesminister in ihr Management "zum reinen Erfüllungsgehilfen der Regierungsmitglieder wird".
Parteiinterne Kritiker werfen Lambsdorff vor, mit solchen Vorstößen die eigene Position festigen zu wollen. Ungeachtet seiner Ankündigung, den Parteivorsitz 1993 aufgeben zu wollen, strebe Lambsdorff womöglich eine neue Kandidatur an. Diese Vermutung lasse sich auch aus seiner Personalpolitik ableiten. So gebe Lambsdorff vor, den von Kritikern als farblos eingeschätzten hessischen FDP-Vorsitzenden Wolfgang Gerhardt zu unterstützen, während er gegen Kandidaten wie Jürgen Möllemann, Irmgard Schwaetzer und Klaus Kinkel zu Felde ziehe. Letztlich wolle Lambsdorff offenbar als der "einzige Kandidat für seine eigene Nachfolge" übrig bleiben.
WETTERAUKREIS. Auch an diesem Wochenende lädt die Wetterau wieder zum Feiern ein. Dabei wird dem Besucher die Qual der Wahl jedoch erleichtert, da die Feste in Nidda, Butzbach, Bad Nauheim und Karben ein unterschiedliches Programm haben.
Der Herbstmarkt in Nidda bietet heute ab 14 Uhr einen Vergnügungsmarkt und eine Fotoschau der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald. In der Evangelischen Stadtmission sind Bücher zu sehen.
Ab 20 Uhr laden die Flamingos zum Tanz ins Festzelt ein. Am Sonntag (10 Uhr) werden Schiffsmodelle auf dem Paddelteich vom Modell-Club Büdingen vorgeführt, bevor wieder das Tanzbein mit der Red-River-Band geschwungen wird. Zwei Ferkel werden am Montag gegen 9.30 Uhr verlost. Lohnen dürfte sich in Nidda vor allem der anschließende Frühschoppen mit den Großwallstädter Musikanten und am Abend ab 21.30 Uhr das Höhenfeuerwerk.
Bereits zum elften Mal laden die Altstadtfreunde von Butzbach zum Feiern in die autofreie Innenstadt ein, und zwar am Samstag von 10 bis 23 Uhr und tags darauf von 10 bis 20 Uhr. Erwartet werden Gäste aus ganz Mittelhessen. Dafür sollen vor allem die Vereine mit ihren Ständen, die Schauhandwerker, die Live- Musik von der Marktplatzbühne und die Führungen durch die Wendelinskapelle (So.: 9-12 Uhr und von 14 bis 18 Uhr) sorgen. Den Hexenturm kann man mit den Heliand-Pfadfindern am Samstag (11 bis 12 Uhr und 14.30 Uhr bis 16 Uhr) und am Sonntag (11 bis 12.30 Uhr) kennenlernen.
Wer das Treiben von Kerbburschen und -mädchen sehen möchte, der sollte am Samstag gegen 18 Uhr an der katholischen Kirche in Nieder-Mörlen sein. Nach einem Platzkonzert wird von dort die Kerbegesellschaft einen Zug zum Festplatz führen, wo der Kirmesbaum ab 19.30 Uhr aufgestellt wird.
Zuvor laden am Samstag bereits mehrere Gruppen in die Fußgängerzone in der Bad Nauheimer Innenstadt ein, wo anläßlich der Städteverschwisterung mit Chaumont mehrere Bands von 9.30 Uhr bis 18 Uhr spielen. Ab 19 Uhr ist im Steinfurther Rosensaal ein Partnerschaftsprogramm geplant. Dabei soll auch eine neue Rose auf den Namen Chaumont getauft werden.
Im Naturfreundehaus Okarben feiert am Samstag die Journalisten-Gewerkschaft dju. Ausdrücklich sind dazu Kinder eingeladen. Interessant wird es ab 16 Uhr, wenn Wetterauer Politiker fragen und Journalisten antworten. Außerdem gibt es eine Überraschung für ökologisch anreisende Gäste. Das Naturfreundehaus liegt in unmittelbarer Nähe der Abfahrt von der B 3 nach Petterweil. str
HANAU. Zu ihrem Flohmarkt für Kindersachen lädt die Kinderburg Großauheim, Am Graben 1, für Samstag, 12. September, ab 14 Uhr ein.
Neben Kleidung werden auch Kinderwagen, Kleinmöbel, Spielsachen und Bücher angeboten. Wer dort einen Stand belegen möchte, reserviert diesen telefonisch bei der Kinderburg (montags bis freitags Telefon 06181/571-233, von 7 bis 17 Uhr). Bei Regen wird der Flohmarkt um eine Woche verschoben. ag
hhb PARIS, 4. September. Der französische Staatspräsident François Mitterrand hat die Unabhängigkeit der künftigen Europäischen Zentralbank (EZB) in Abrede gestellt. In einer Fernsehdebatte über den Vertrag für die Europäische Union sagte Mitterrand am Donnerstag abend in Paris, Aufgabe der Bank sei es, die von den Staats- und Regierungschefs getroffenen Entscheidungen in der Währungspolitik auszuführen.
Um die in Frankreich häufig geäußerte Befürchtung vor einem "Europa der Technokraten" auszuräumen, äußerte Mitterrand seine Interpretation der im Maastricht-Vertrag festgelegten Unabhängigkeit der EZB: "Ich höre überall, daß die Zentralbank Herrin der Entscheidungen sein werde. Das ist nicht wahr", sagte er. "Die Zentralbank wird nicht die Wirtschaftspolitik bestimmen, das wird der Europäische Rat, bestehend aus zwölf gewählten Politikern, sein. Die Techniker der Bank haben die Aufgabe, in der Währungspolitik die von den zwölf Staats- und Regierungschefs gefaßten Beschlüsse anzuwenden."
Dies widerspricht aber dem Vertragstext, wonach die EZB nach dem Vorbild der deutschen Bundesbank arbeiten soll. Demzufolge muß sie unabhängig von Regierungsweisungen arbeiten können. Als der Maastricht-Gegner Philippe Sèguin Mitterrand den Vertragstext über die EZB vorlas, antwortete Mitterrand, dies sei "die geringste Sache". (Weiterer Bericht auf Seite 2, Kommentar auf Seite 3)
RODENBACH. Der Bau- und Umweltausschuß der Gemeinde Rodenbach tagt am Dienstag, 8. September, 20 Uhr, im Sitzungssaal des Rathauses. Beraten wird unter anderem die Außenrenovierung der katholischen Kirche in Oberrodenbach sowie einen Schallschutz entlang der Bahngleise (viertes Gleis).
Diese Punkte werden dann erneut am Donnerstag, 10. September, um 20 Uhr im Bürgertreff Oberrodenbach bei der nächsten Parlamentssitzung beraten. alu
Während die palästinensisch-israelischen Verhandlungen über der Frage, welcher Art die zukünftige Verwaltung in einem autonomen Gebiet in Westjordanland und im Gazastreifen sein sollte, in eine Sackgasse zu geraten drohen, und während die Syrer auf die kühle Reaktion, mit der die israelischen Unterhändler ihren Friedensvorschlag aufnahmen, enttäuscht reagierten, feierten Journalisten und Politiker in Israel beinahe euphorisch die "Möglichkeit eines Friedens" mit Damaskus. "Wir wurden Zeugen eines Dialogs mit Syrien, wie wir ihn 44 Jahre lang nicht führten", rühmte Israels Außenminister Schimon Peres die derzeitigen Washingtoner Friedensgespräche. "Wir haben einen Punkt erreicht, der für die Verhandlungen mehr denn je verspricht."
Der Grund für die einseitige Freude: Syriens Chef-Unterhändler Moaffac Allaf hatte erklärt, Damaskus sei bereit, eine Friedensvereinbarung abzuschließen - wenn sich Israel von den Golanhöhen zurückziehe. Syrien "stellt keine Vorbedingungen, fordert aber, daß beide Elemente der Friedens-Gleichung gleichzeitig in Kraft treten". Zudem könne der Friede mit Israel durchaus vor einer endgültigen Lösung der palästinensischen Frage erreicht werden. Das ist tatsächlich eine Änderung der syrischen Haltung. Dennoch entdeckten die israelischen Friedensemissäre in dieser "Herausforderung für den Frieden" (Allaf) kaum mehr als "ein paar positive Elemente". Tatsächlich bleiben trotz dieser positiven Annäherung Syriens alle strittigen Fragen offen.
Zwar will Israel die Friedensgespräche erklärtermaßen auf der Basis der UN-Resolution 242 führen, und Ministerpräsident Yitzhak Rabin deutete in den vergangenen Tagen mehrmals an, daß Israel "nicht jeden Zentimeter" der Golanhöhen behalten müsse. Doch die umstrittene UN-Resolution läßt beinahe jede Interpretation zu. Und hier klaffen die Vorstellungen der Syrer und Israelis weit auseinander. Unter Berufung auf den UN-Beschluß verlangt Damaskus den vollständigen Rückzug Israels von den einst syrischen Golanhöhen. Israel hingegen hält sich seit 1967 an den vagen Wortlaut. Die Resolution 242 fordert den "Rückzug israelischer Streitkräfte", sie fordert nicht den Abzug der israelischen Siedler, der israelischen Verwaltung, die Aufgabe israelischer Gesetzgebung oder Jurisdiktion (was alles erst nach jener Beschlußfassung des UN-Sicherheitsrats auf die Golanhöhen kam), sie fordert nicht einmal den Rückzug aller Truppen.
Aber nicht nur die Erwähnung eines Rückzugs aus bestimmten Gebieten vermieden die Israelis bisher. Auch weitere heikle Themen wie die Situation in Libanon, die syrischen Scud-C-Testversuche oder die Reisefreizügigkeit für syrische Juden wurden bisher noch nicht angesprochen. Anders als in den vorangegangenen Gesprächsrunden hat Jerusalem diesmal auf die wirkungslose Forderung verzichtet, die Syrer sollten endlich das Existenzrecht Israels anerkennen. Und die Syrer haben noch keine Aussagen zu ihrem Verständnis von Frieden gemacht, ob ihre Vorstellungen hierin mit den von den USA in Madrid aufgestellten Normen übereinstimmen, die vornehmlich eine vollständige Normalisierung der zwischenstaatlichen Beziehungen verlangen.
So sähen die israelischen Unterhändler schon eine gemeinsame Absichtserklärung mit Syrien am Ende dieser Verhandlungsrunde, in der das weitere Vorgehen grundsätzlich festgelegt ist, als einen "riesigen Schritt vorwärts". ARMIN WERTZ (Jerusalem)
Wir gratulieren
Samstag Frau Femina Pulgar Carrasc, Bad Vilbel, zum 92. Geburtstag.
Frau Auguste Ummer, Bad Vilbel, zum 87. Geburtstag.
Frau Gertrud Häret, Bad Vilbel, zum 80. Geburtstag.
Frau Katharina Lotz, Bad Vilbel, zum 70. Geburtstag.
Herrn Friedrich Lotz, Bad Vilbel, zum 88. Geburtstag.
Herrn Reinhard Engelken, Groß-Karben, zum 71. Geburtstag.
Herrn Heinrich Keudel, Groß-Karben, zum 74. Geburtstag.
Herrn Karl Hardt, Rendel, zum 71. Geburtstag. Frau Ottilie Sinner, Petterweil, zum 72. Geburtstag.
Frau Martha Fiedler, Ilbenstadt, zum 79. Geburtstag.
Herrn Heinrich Latka, Kaichen, zum 84. Geburtstag. Sonntag Frau Ilse Tiemer, Bad Vilbel, zum 86. Geburtstag.
Herrn Karl Jöckel, Bad Vilbel, zum 85. Geburtstag.
Frau Johanna Reitz, Groß-Karben, zum 70. Geburtstag.
Frau Marie Post, Groß-Karben, zum 70. Geburtstag.
Frau Susanna Meyerhöfer, Burg-Gräfenrode, zum 78. Geburtstag.
Herrn Wilhelm Schulz, Petterweil, zum 84. Geburtstag.
Frau Wilhelmine Eimicke, Assenheim, zum 72. Geburtstag.
Frau Maria Gröschl, Ilbenstadt, zum 87. Geburtstag.
Kinder leitender Angestellter der städtischen Aktienbaugesellschaft für kleinere Wohnungen (ABG) werden bei der Vergabe preiswerter Unterkünfte bevorzugt behandelt, obwohl ein Vertrag mit der Stadt die ABG verpflichtet, ihre Wohnungen über das Wohnungsamt zu vergeben. So können die Kinder von führenden Mitarbeitern an der langen Schlange der registrierten Wohnungssuchenden vorbei schnell an ABG-Wohnungen gelangen. Allerdings dürften sie selbst nicht zuviel verdienen und die Wohnungen nur nach "sozialen Gesichtspunkten" erhalten, sagte Freitag der Bevollmächtigte der Wohnungsgesellschaft, Ernst Körner. Seit 1974 ist die ABG vertraglich verpflichtet, alle ihre 20 000 Wohnungen und Reihenhäuschen über das Frankfurter Wohnungsamt zu vergeben. Das gilt auch für die 13 000 älteren Wohnungen, die nicht mehr unter die Sozialbindung fallen. In Frankfurt sind derzeit mehr als 12 000 Wohnungssuchende registriert.
Für Befremden hatte es deshalb bei einer Mieterin gesorgt, als sie ihre preiswerte Drei-Zimmer-Wohnung in der Ludwig-Landmann-Straße kündigte und sich am nächsten Tag ihre Nachmieterin vorstellte: die Tochter eines gut verdienenden leitenden Angestellten, die gerade mit dem Studium begonnen hatte.
Es sei doch nicht ungewöhnlich, wenn ein Unternehmen gewisse "Vergünstigungen" für seine Mitarbeiter biete, kommentierte Ernst Körner, ohne sich zum konkreten Fall äußern zu wollen. Immerhin habe die ABG andere Vorteile gestrichen. Ihre Mitarbeiter müssen heute die gleiche Miete zahlen wie andere Mieter.
Schließlich gebe es auch Ausnahmen von der vertraglichen Regel, alle Wohnungen über die Stadt zu vergeben. So vermietet die ABG direkt an ihre Mitarbeiter. Die Wohnungsgesellschaft meldet freie Unterkünfte nicht ans Wohnungsamt, wenn Mieter wegen Sanierungen umziehen müssen oder sich städtische Ämter hilfesuchend an die ABG wenden. Schließlich helfe die ABG ihren Mietern auch, wenn Wohnungen "überbelegt" sind und Familien in größere Wohnungen umziehen wollen.
Das letztere machte die ABG bei dem für das Wohnungswesen zuständigen Stadtrat Martin Berg geltend. Dessen Sohn, der mit Frau und zwei Kindern im Haus Bergs wohnte, hatte kürzlich ein Reihenhaus in der Römerstadt zugeteilt bekommen. luf
öhl ATHEN, 4. September. Die griechischen Gewerkschaften wollen in der kommenden Woche ihre Kampagne gegen die Rentenreformpläne der konservativen Regierung fortsetzen. Der vor einer Woche begonnene Streik bei den staatlichen Banken und der Ausstand in den Postämtern soll am Montag und Dienstag andauern, kündigte die Streikleitung am Freitag an.
Auch die Arbeitsniederlegungen in den Elektrizitätswerken, die täglich zu stundenlangen Stromausfällen im ganzen Land führen, soll weitergehen. Für Mittwoch und Donnerstag will der griechische Gewerkschafts-Dachverband erneut zum Generalstreik aufzurufen.
Unterdessen machen Gewerkschaften und Regierung unterschiedliche Angaben über den Erfolg des Generalstreiks vom Donnerstag dieser Woche. Während die Arbeitnehmerorganisationen eine Beteiligung von 75 Prozent melden, folgten nach Darstellung der Regierung im öffentlichen Dienst nur dreißig Prozent der Bediensteten dem Streikaufruf.
"Gibt es nun Kondome auf Krankenschein oder nicht?" - Als die neue gesetzliche Regelung in Sachen Verhütungsmittel Anfang August inkraft trat, herrschte bei Krankenkassen, Ärzten und Apothekern gleichermaßen Verwirrung. Inzwischen ist die Sachlage jedoch klar: Als verschreibungsfähig gelten die Anti-Babypille und Pessare. Kondome und chemische Verhütungsmittel müssen nach wie vor aus der eigenen Tasche bezahlt werden.
"Ab sofort haben Frauen bis zum vollendeten 20. Lebensjahr bei uns Anspruch auf die vom Arzt verordneten Verhütungsmittel", informiert die Barmer in Frankfurt ihre Versicherten. Die Mehrkosten für die Krankenkasse, so Geschäftsführer Ulrich Blondin, seien im Moment noch nicht abzusehen.
"Wir rechnen eigentlich nicht mit hohen Zusatzkosten", schätzt Michael Henrich von der Frankfurter AOK die Lage ein. Schließlich sei die Regelung auf bestimmte Altersgruppen ("etwa vom 14. bis 20. Lebensjahr") begrenzt.
Einen nennenswerten Anstieg der Zahl der Frauen, die seit der Verordnung Pille oder Pessare benutzten, gebe es bislang nicht, erläutert Gerd-Michael Voh von der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände mit Sitz in Frankfurt. "Wer vorher auf diese Verhütungsmittel verzichtet hat, nimmt sie auch jetzt nicht." Außerdem habe es bereits vor dem neuen Sozialpaket für einige Frauen die Pille auf Krankenschein gegeben. ki
has FRANKFURT A. M. Das seit langem angekündigte neue Tarifsystem bei den Bahnen soll mit dem Fahrplanwechsel am 23. Mai nächsten Jahres in die Tat umgesetzt werden. Das kündigt DB- und DR-Vorstandsmitglied Hemjö Klein an. Auf "300 Relationen" werde dann ein "einfaches, übersichtliches Preissystem" gelten. Danach wird auf diesen Verbindungen dann nicht mehr nach der Formel "Kopf mal Kilometer" gerechnet. Die künftigen, sogenannten Loco- oder Relationspreise orientieren sich vielmehr an der Nachfrage und der Leistungsfähigkeit der Bahn im Vergleich zu den anderen Verkehrsträgern. Ganz neu wird diese Rechenweise nicht sein, denn bei den Hochgeschwindigkeitszügen ICE werden schon Loco-Tarife kassiert, seit diese durch die Republik brausen, also seit Juni 1991. Laut Klein strahlt fortan das ICE-System verstärkt auf weitere Strekken aus. Eine generelle Preiserhöhung hält der Bahnen-Manager im übrigen zum Jahreswechsel für möglich. Details dazu stünden noch nicht fest, doch mache man sich Gedanken.
Als "Schritt zu einem völlig neuen Preisdenken" bei den Schienenunternehmen wertet Klein auch die zum 1. Oktober dieses Jahres auf den Markt kommende Bahn-Card für die 2. Klasse. Diese Karte sei der "Einstieg in eine Familie". Zu ihr wird sich vermutlich schon Anfang Dezember ein Halbpreispaß für Benutzer der 1. Klasse gesellen.
An die Bahn-Card - "die erste kreditkartenähnliche Rabattkarte" - knüpft Klein große Erwartungen. Bundesbahn und Reichsbahn glauben, bereits in diesem Jahr über eine Million Stück verkaufen zu können. 1993 sollen bereits drei Millionen "mit steigender Tendenz" abgesetzt werden. Klein rechnet dabei mit einer "Ergebnisverbesserung, die also defizitmindernd wirkt", von rund 230 Millionen Mark im nächsten Jahr.
Interessenten können die Bahn-Card für die 2. Klasse vom kommenden Montag an beantragen. Sie kostet in der Basisversion 220 Mark und berechtigt ein Jahr lang zur Nutzung der Züge zum halben Preis im Vergleich zum normalen Tarif. Ehepartner, Schüler, Studenten, Senioren und Junioren zahlen 110 Mark für den Paß. Für eine Bahn-Card für Kinder und Jugendliche sind 50 Mark zu berappen. Von dem neuen Angebot, das zunächst sieben der bisher 32 Sondertarife ersetzt, verspricht sich Klein eine Nachfragesteigerung im Personenverkehr auf der Schiene um fünf Prozent.
In ihrer jetzigen Form ist die Bahn- Card vor allem für die Nutzung im Fernverkehr gedacht. Allerdings gibt es bereits Überlegungen, ihre Gültigkeit auch für Verkehrsverbünde zuzulassen. Für Verbund-Tickets gilt die Bahn-Card nämlich ebensowenig wie für Zeitkarten oder Spar-Offerten.
Nach Berechnungen der Bahnen ist die Bahn-Card attraktiv für Weit- und Vielfahrer. Mit beispielsweise zwei Hin- und Rückfahrten über je mehr als 480 Kilometer Entfernung oder bei drei Fahrten über mehr als 320 Kilometer habe sich die Karte im Vergleich zum Normalpreis bezahlt gemacht. Bundesbahn und Reichbahn denken unterdessen daran, die Bahn-Card künftig mit weiteren Serviceleistungen zu verbinden. Klein: "Schon heute ist sie chipfähig." Möglich ist es jetzt schon, beim Erwerb der Bahn-Card eine Reiseversicherung zum Preis von 23 Mark abzuschließen. Sie gilt ebenfalls ein Jahr und schließt neben einer Reisegepäck- eine Unfallversicherung ein und kommt auch beim Verlust der Bahn-Card auf.
Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) begrüßt die Einführung des Halbpreispasses, denn dies habe er immerhin seit 1987 gefordert: "Solange das Autofahren so wenig kostet, muß die Bahn mit Billigangeboten Kunden gewinnen. Die katastrophalen Umweltprobleme des Autoverkehrs zwingen dazu, das Bahnfahren gerade auch für Autobesitzer zu einer echten Alternative zu machen." Dem dürfte Bahn-Mann Klein zustimmen. Denn seine Lieblingsparole lautet: "Auto haben, Bahn fahren."
Briefe an die Redaktion
"Nein, das darf wirklich nicht wahr sein!" Anlieger wollen die Kinderfarm des Vereins Dreieichhörnchen auf dem nun ausgeguckten Standort, den Baierhansenwiesen von Dreieich-Sprendlingen, verhindern (FR vom 3. September).
Es packt mich das große Entsetzen, wenn offensichtlich wird, daß der Geist, der in dieser Republik schon mit mehr oder weniger Erfolg Spielplätze, Kinderheime, Behindertenheime und andere Einrichtungen zu verhindern versucht hat, auch in unserer nächsten Nachbarschaft fröhliche Urständ feiert. Gegen die Öffnung von Schulhöfen als Spielplätze wehren sich Anwohner, man protestiert gegen eine Skateboardbahn und nun auch noch gegen die schon lange geplante Kinder- und Jugendfarm.
Haben sich die Anwohner schon einmal überlegt, wie Kinder es wohl empfinden mögen, wenn sie hören und verstehen, was Sie sagen? Wenn sie verstehen, daß es Menschen gibt, die meinen, der "Wohnwert" ihres Hauses sinke durch das Herumtollen einiger Kinder in hundert Meter Entfernung?
Die Kinder müssen schon begreifen, daß es für sie den Spielraum Straße nicht gibt, weil die Bedürfnisse der Erwachsenen als wichtiger erachtet werden; sie müssen lernen, daß die Bäche in unserer Gegend nur bedingt zum Spielen geeignet sind; viele müssen akzeptieren, daß ihr Schulhof am Nachmittag nicht mehr ihr Schulhof ist; sie mußten begreifen, daß die so nah geglaubte Kinderfarm in weite Ferne rückte, weil der Boden verseucht ist - und jetzt sollen sie schlucken, daß sie dort stören, wo ein Stück Kindertraum in Erfüllung gegehen soll?
Nein, das darf wirklich nicht wahr sein.
In dieser Stadt ist unter anderem mit der Aktion Spielräume begonnen worden, die Interessen von Kindern wahrzunehmen, Kommunalpolitik auch für Kinder, für Nichtwähler, zu betreiben. Das Vorhaben des Vereins Dreieichhörnchen ist ein Riesenschritt im Bemühen darum, den Kindern dieser Stadt ein Stück Lebensqualität zurückzugeben. Dieses Vorhaben darf nicht egoistischen und kinderfeindlichen Interessen geopfert werden.
Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor.
BRÜSSEL, 4. September. Zum ersten Mal will die Europäische Gemeinschaft (EG) jetzt einen Einsatz von UN-Blauhelmen finanzieren. Für die Entsendung eines belgischen Luftlandebataillons nach Somalia zum Schutz der Verteilung von Hilfsgütern billigte der EG-Botschafterausschuß die Verwendung von 40 Millionen Mark aus dem Brüsseler Entwicklungsfonds.
Nach Darstellung unterrichteter EG- Kreise vom Freitag wird die Stationierung des Bataillons in Somalia für ein Jahr insgesamt 55 Millionen Mark erfordern, wovon aber je 7,5 Millionen Mark von Belgien und den Vereinten Nationen (UN) zugesichert wurden. Wie verlautete, müssen die 69 Lomé-Vertragsstaaten Afrikas, der Karibik und des Pazifik (AKP) noch formal konsultiert werden, für die der EG-Entwicklungsfonds vertragsgemäß bestimmt ist. Die sogenannte AKP-Staatengruppe habe die Absicht der Gemeinschaft aber bereits begrüßt, hieß es in Brüssel. Zur AKP-Gruppe gehört auch Somalia. Die förmliche Zustimmung der zwölf EG-Regierungen wurde für das Wochenende erwartet.
Gemäß einem Vorschlag der EG-Kommission soll die Finanzierung aus Mitteln erfolgen, die im Entwicklungsfonds für Somalia vorgesehen waren, aber wegen der chaotischen Verhältnisse des Landes schon unter der Diktatur des früheren Staatspräsidenten Siyaad Barre nicht für sinnvolle Entwicklungsvorhaben ausgegeben werden konnten.
Zahlreiche internationale Beobachter sind sich dem Vernehmen nach einig, daß es zur Zeit nicht an Nahrungsmitteln und Medikamenten für Somalia oder deren Finanzierung mangelt, sondern an militärischem Schutz für den Transport der Hilfslieferungen zu den bedürftigen Menschen gegen die Übergriffe bewaffneter Banden. Das EG-finanzierte belgische Kontingent von 500 Soldaten soll Teil einer größeren Blauhelm-Truppe sein, die UN-Generalsekretär Butros Ghali angefordert hat. (Kommentar auf Seite 3)
SOFIA, 4. September (AP/Reuter). Der frühere Staats- und Parteichef Bulgariens, Todor Schiwkow, ist am Freitag wegen Veruntreuung von Staatsgeldern und Amtsmißbrauchs zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. Das Oberste Gericht in Sofia blieb mit dem Strafmaß unter dem Antrag der Staatsanwaltschaft, die zehn Jahre gefordert hatte. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Die Verteidigung, die Freispruch verlangt hatte, kündigte Berufung an.
Der 81jährige Schiwkow, der sein Land 33 Jahre lang regiert hatte, ist der erste Führer eines früheren Ostblocklandes, der nach seiner Entmachtung in einem regulären Prozeß verurteilt worden ist. Der rumänische Diktator Nicolae Ceaucescu war im Dezember 1989 nach seinem Sturz von einem geheimen Militärtribunal zum Tode verurteilt und hingerichtet worden.
Das Gericht befand Schiwkow nach 18monatigen Verhandlungen für schuldig, Luxusappartements und Westautos für Familienmitglieder gekauft und enge Vertraute finanziell unterstützt zu haben. Die veruntreute Summe von 26 Millionen Lewa (damals umgerechnet 1,5 Millionen Mark) soll Schiwkow zurückzahlen.
Der frühere Staatschef sprach von einem Scheinverfahren. Nur das bulgarische Volk könne seine Handlungen verurteilen, nicht aber ein Gericht.
Gegen Schiwkow laufen weitere Verfahren wegen der Einrichtung von Internierungslagern für politische Gegner und Aufwiegelung zum Nationalitätenhaß. (Kommentar Seite 3)
Der Oeder Weg feiert: Am heutigen Samstag steigt zum sechsten Mal das große Straßenfest im Nordend. Geschäftsleute und Anlieger haben wieder einen bunten "Programmstrauß" zusammengebunden - mit Turnvorführungen, Modeschau, Performance-Auftritt, Live- Musik. Es gibt "Frankforterisches" wie Ebbelwei und "Grie Soß", aber auch asiatische Spezialitäten und einen extravaganten "Frankfurt-Cocktail": Der "Schoppe" wird mit Bitter gemixt und mit Wasser und Sekt aufgefüllt.
Die Freiluft-Party dauert von 10 bis 22 Uhr. Genügend Zeit also, um in aller Ruhe über die Einkaufsmeile zu flanieren, sich die unterschiedlichen Attraktionen des Festes anzuschauen und an den verschiedenen Ständen immer wieder eine kulinarische Pause einzulegen.
Oberbürgermeister Andreas von Schoeler wird ab 17 Uhr über den Oeder Weg schlendern, um gemeinsam mit den Besuchern einen "Schoppe zu petze". rea
DREIEICH. Um das Projekt des Elternvereins "Dreieichhörnchen", der in Sprendlingen eine Kinderfarm schaffen will, gibt es neuen Wirbel. Der Kreis Offenbach hat das für Sonntag geplante Fest in den Baierhansenwiesen untersagt. Der Verein wird es deshalb in den Bürgerpark verlegen. Der Leiter der Kreisbauaufsicht, Heinrich Krauser, teilte ferner mit, er halte das Projekt für nicht genehmigungsfähig. Ein Bauantrag liegt seiner Behörde allerdings noch nicht vor.
Krauser, der selbst Anwohner der Baierhansenwiesen ist, reagierte auf vielfältige Beschwerden, die aus seiner Nachbarschaft in seiner Behörde eingingen. Anwohner der Leibnizstraße und "Am Dorneicher See" befürchten, daß durch das Fest und eine künftige Nutzung des Geländes wertvolle Natur zerstört werde. Krauser entschied in ihrem Sinne. "Von dem Fest gehen erhebliche Gefahren für Natur und Landschaft aus", sagte er, deshalb sei das Fest unzulässig.
Der Leiter der Bauaufsicht legte Wert auf die Feststellung, daß "keine Anordnung" ergangen sei. Die Behörde habe nur einen "Hinweis" an den Verein und das Ordnungsamt der Stadt Dreieich geschickt. Sollte doch in den Baierhansenwiesen gefeiert werden, werde keine Polizei geschickt. "Wir würden jedoch am Montag kontrollieren, ob etwas beschädigt wurde", kündigte Krauser an.
Zu den Chancen des Projekts meinte der Leiter der Kreisbauaufsicht, er habe erhebliche Zweifel, ob die Kinderfarm genehmigt werden könne. Obwohl er Anwohner sei, sei er in der Sache neutral und entscheide nur nach gesetzlichen Vorschriften. Soweit er die Sache aber zum jetzigen Zeitpunkt beurteilen könne, halte er die Kritik der Anwohner an den Plänen der "Dreieichhörnchen" in vielen Punkten für berechtigt.
Knackpunkt der Planung ist laut Krauser die Entfernung des Grundstücks zu der nächsten Bebauung, wobei es sich um reines Wohngebiet handle: "Eine öffentliche Einrichtung dieser Art muß mindestens 200 bis 300 Meter von einem Wohngebiet entfernt sei, da mit Lärm- und Geruchsbelästigungen zu rechnen ist." Im vorliegenden Fall betrage der Abstand jedoch nur 60 Meter.
Der Stadt Dreieich, die das Projekt der "Dreieichenhörnchen" unterstützt, warf Krauser vor, nicht rechtzeitig mit dem Kreis Kontakt aufgenommen zu haben. "Die Stadt hätte sich in der Vorplanung mit uns in Verbindung setzen sollen. Wir hätten von dem Standort abgeraten", sagte Krauser.
Mit der Änderung des Flächennutzungsplans zugunsten des Projekts sei noch nichts entschieden, führte Krauser weiter aus. "Das ist nur eine kleine Vorstufe in einem Bauleitverfahren."
Hartmut Setzer, Vorsitzender des Elternvereins, beurteilt die Situation trotz dieser Äußerungen optimistisch. "Wir fechten das durch", meinte er gegenüber der FR. Man habe sich bei Fachleuten Rat geholt und werde alles daran setzen, den Bauantrag wasserdicht zu machen.
Auf dem Gelände in den Baierhansenwiesen östlich des Reuterpfads wollen die "Dreieichhörnchen" ein Farmhaus und Ställe bauen. Dort sollen Kinder nachmittags unter Betreuung gärtnern und mit Tieren spielen können. Der größte Teil des Grundstück soll in seinem jetzigen Zustand belassen werden. Die Elterninitiative verfolgt das Projekt seit sechs Jahren.
Bei dem Fest am Sonntag (14 bis 18 Uhr), das ein Einweihungsfest werden sollte, werden zahlreiche Gäste erwartet. Nach Auskunft des Vereinsvorsitzenden Setzer werden sie zum Bürgerpark umgeleitet. dac
WIESBADEN, 4. September (AP). Der Direktor des hessischen Landeskriminalamtes, Klaus-Jürgen Timm, hat es abgelehnt, verdeckten Ermittlern der Polizei die Begehung von Straftaten im Einsatz zu erlauben. In den vergangenen Wochen hatten Politiker und Sicherheitsexperten neue Gesetze mit dem Ziel gefordert, daß verdeckte Ermittler für "milieutypische Straftaten" nicht bestraft werden dürfen, um die Tarnung der Beamten nicht zu gefährden. Timm sagte der Nachrichtenagentur AP am Freitag, es dürfe keinen "Erfolg um jeden Preis" geben.
Nach den Worten des LKA-Chefs würden Polizisten durch Straftaten dem Berufsethos schweren Schaden zufügen. Es könnte zu einem Vertrauensverlust bei den Bürgern kommen. Es sei für die Ermittler im Untergrund auch nicht notwendig, Straftaten zu begehen. "Bisher konnten unsere verdeckten Ermittler, auch ohne Straftaten zu begehen, erfolgreiche Arbeit leisten", sagte Timm. Auch die Ermittler würden dies ablehnen.
NIEDERDORFELDEN. Die Abteilung Abfallwirtschaft und Umwelttechnik des Main-Kinzig-Kreises führt am Freitag, 11. September, von 11 bis 12.30 Uhr auf dem Parkplatz "Hinter dem Hain" und von 13 bis 14.30 Uhr auf dem Parkplatz "Bürgerhaus" eine Sonderabfallsammlung durch.
DHAHRAN, 4. September (AP). Wegen Gotteslästerung sowie Beleidigung des Propheten Mohammed und des Korans ist in der saudi-arabischen Stadt Katif ein Mann am Donnerstag öffentlich enthauptet worden. Wie das saudi-arabische Innenministerium mitteilte, wurde ihm im Hof einer Moschee mit einem einzigen Schwertstreich der Kopf vom Rumpf abgetrennt. Der Mann soll dem Ministerium zufolge Mohammed als "Lügner und Betrüger" und die von ihm gestiftete Religion als Betrug bezeichnet haben. Auch habe er den Propheten einen "Verhexten" genannt, der sich "der Hilfe des Teufels" bedient habe.
Der Hingerichtete habe sich damit nicht einfach als Abtrünniger zu erkennen gegeben, sondern ein gotteslästerliches Verbrechen begangen, das mit dem Tode bestraft werden müsse, hieß es in der Erklärung des Ministeriums. Obwohl Kritik an der Religion im fundamentalistischen Saudi-Arabien verboten ist, steht darauf gewöhnlich nicht die Todesstrafe.
CHICAGO, 4. September (AP). Je mehr Zigaretten eine Mutter raucht, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, daß ihre Kinder Verhaltensstörungen entwickeln. Das ist das Ergebnis einer Studie, die am Freitag in der Septemberausgabe des US- amerikanischen Kinderärzte-Journals veröffentlicht wurde. Ausgewertet wurden Angaben von 2256 Eltern mit Kindern zwischen vier und elf Jahren, die vom US-Arbeitsministerium zur Verfügung gestellt wurden.
Wie die vom Kinderarzt Michael Weitzman geleitete Forschergruppe mitteilte, werden mehr als doppelt soviele Kinder stark rauchender Mütter wie die von Nichtraucherinnen von Verhaltensstörungen betroffen. Nach den Vätern wurde in der Untersuchung nicht gefragt.
Der Untersuchung zufolge reicht es zur Vermeidung von Problemen wie unsozialem Verhalten, Überängstlichkeit oder Depressionen nicht, wenn Frauen nur während der Schwangerschaft das Rauchen einstellen. Die Häufigkeit dieser Erscheinungen ist bei Kindern von Frauen, die während der Schwangerschaft eine Zigarettenpackung am Tag rauchten, genauso hoch wie bei denen, die vor der Geburt nicht rauchten, danach aber wieder damit anfingen.
Ein endgültiger Beweis für einen Zusammenhang zwischen dem Rauchen der Mutter und einer daraus entstehenden Anfälligkeit ihrer Kinder für Verhaltensstörungen ist damit noch nicht gegeben, betonen die Autoren. "Es ist aber sehr naheliegend, daß etwas daran ist", fügen sie hinzu. Sie wiesen daraufhin, daß rauchende Mütter möglicherweise nervöser und ungeduldiger als Nichtraucherinnen sind und ihre Kinder in der Befragung deshalb häufiger als quengelig bezeichneten. Sie vermuten aber in erster Linie, daß Passivrauchen vor und nach der Geburt die Hirnstruktur oder -funktion der Kinder mit Auswirkung auf das Verhalten verändert.
Knapp fünf Monate nach der Einigung über eine zweite Asylbewerber-Unterkunft in Frankfurt haben Fachbeamte der Hessischen Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Evelies Mayer (SPD), am Donnerstag zum ersten Mal das vorgesehene Gelände am Niederurseler Hang besichtigt. Das Areal, auf dem neben der Dependance der Universität Holzhäuser für 250 Flüchtlinge entstehen sollen, entpuppte sich dabei als schützenswertes "Biotop" (Barbara Bussfeld, Sprecherin der Ministerin für Jugend, Familie und Gesundheit, Iris Blaul, Grüne) - jetzt brauche es für das Asylbewerberdorf eine "Unbedenklichkeitsbescheinigung" der Unteren Naturschutzbehörde in Frankfurt.
Rot-grüner Magistrat und rot-grüne Landesregierung gaben sich am Freitag mit immer schärferen Worten gegenseitig die Schuld für die Verzögerung. Bussfeld: In vielen Treffen zwischen Stadt und Land seit Ostern habe die Kommune sich nicht bewegt. Die Stadt müsse der Umwidmung des Universitätsgeländes für die Aufnahme der Flüchtlinge zustimmen - darauf warte die Landesregierung noch immer. Die Ministerin habe Frankfurt nicht per Erlaß anweisen wollen: "Wir wollten ein Signal der Stadt!" Konter von Roland Frischkorn, Referent von Sozialdezernent Martin Berg (SPD): Ministerin Blaul gehe es nur darum, "der Stadt den Schwarzen Peter zuzuschieben".
Die durch Mitarbeiter des Hessischen Staatsbauamtes vorgesehene Besichtigung der McNair-Kaserne in Höchst, die schnell Flüchtlinge aufnehmen soll, wurde verschoben. Indessen entspannte sich am Freitag etwas die Lage in der Hessischen Gemeinschaftsunterkunft (HGU) in Schwalbach: 235 Asylbewerber, die dort seit Tagen auf Fluren und in Abstellräumen schliefen, wurden "auf andere Bundesländer und Außenstellen verteilt" (Gerhardt Müller, Sprecher des Regierungspräsidiums Darmstadt). Die HGU beherbergte am Freitag noch 497 Menschen in festen Bauten und 280 in Zelten.
In der Abflughalle des Rhein-Main- Flughafens nächtigen seit knapp zwei Wochen etwa 20 Asylbewerber auf einer Sitzgruppe. Es handelt sich nach Bestätigung der Stadt um Flüchtlinge, denen von der Außenstelle des Bundesgrenzschutzes (BGS) auf Rhein-Main nach ein bis drei Tagen die Tür gewiesen wird - länger darf der BGS sie nicht beherbergen. "Die Stadt kann für die Menschen nichts tun", sagte Bergs Referent Frischkorn, "sie müssen sich in der HGU in Schwalbach melden."
Gert-Uwe Mende, Referent von Hessens Innenminister Herbert Günther (SPD), wies den Vorwurf der CDU-Opposition im Römer zurück, der Minister schone SPD-geführte Kommunen, wenn sie ihre Quote von Flüchtlingen nicht unterbrächten. Mende: "Mit der Parteizugehörigkeit hat das gar nichts zu tun!" Der Minister habe unlängst den 13 Gebietskörperschaften in Hessen einen "blauen Brief" zukommen lassen, die mit der Aufnahme "ihrer" Asylbewerber um mehr als ein Drittel in Rückstand seien. Insgesamt liege der "Rückstau" in Hessen etwa bei 4500 Menschen. "Eine Weisung des Ministers schafft auch keine zusätzliche Unterkunft", sagte Mende. Allerdings deute sich für den Landkreis Marburg/ Biedenkopf, wo die Aufnahme besonders schleppend verlaufe, eine Weisung an.
Horst Hemzal, CDU-Fraktionschef im Römer, behauptete, daß Minister Günther gerade SPD-regierte Kommunen schone. "Solange diese Städte ihre Pflicht nicht tun, sind wir gegen eine Asylbewerber- Unterkunft in Frankfurt." jg
ulf BONN, 4. September. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) verlangt, daß in einem Gleichstellungsgesetz für den öffentlichen Dienst und die Privatwirtschaft eine Quote für Frauen verankert wird. 50 Prozent der Auszubildenden müßten Frauen sein, sagte die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ursula Engelen-Kefer am Freitag in Bonn. Bei Einstellungen, Höhergruppierungen und beruflicher Weiterbildung fordert der DGB "verbindliche Quoten" für Frauen, die auf Betriebsebene festzulegen seien. Den Entwurf für ein Gleichstellungsgesetz von Bundesfrauenministerin Angela Merkel nannte Engelen-Kefer "viel zu vage".
Der Bundesfrauenausschuß des DGB, in dem alle 16 DGB-Gewerkschaften vertreten sind, hatte zuvor Eckpunkte für ein Gleichstellungsgesetz beschlossen. Die Gewerkschafterinnen fordern, auf allen Ebenen aktive Frauenförderung zu betreiben. Dies bedeute, "daß Frauen bevorzugt werden, wenn sie die erforderlichen Qualifikationen aufweisen", sagte Engelen-Kefer. Regelungen zur Frauenförderung müßten in Tarifverträgen und Betriebsvereinbarungen festgeschrieben werden, heißt es in den Eckpunkten, außerdem müsse es Kontrollen und Sanktionen geben. Bei Sanktionen denken die DGB- Frauen an Bußgelder und die Publikationspflicht von Unternehmen.
Der DGB verlangt weiter, Frauenförderung in Betriebs- und Personalvertretungsgesetzen verbindlich aufzunehmen. Den Betriebs- und Personalräten müsse ein "erzwingsbares Recht" gegeben werden, Frauenförderung zu überwachen und dabei mitzubestimmen.
Der DGB startete gleichzeitig eine Offensive mit dem Slogan "Frau geht vor". Einer der Schwerpunkte dabei ist, Konzepte zu erarbeiten, um Frauenförderung voranzutreiben. Auch soll die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Frauen im Vordergrund stehen sowie der Kampf gegen ungeschützte Arbeitsverhältnisse.
KOPENHAGEN, 4. September. Mit einer Regierungsumbildung hat Norwegens sozialdemokratische Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland am Freitag auf die Krise ihrer Partei reagiert. Sechs Minister werden ausgetauscht, zwei weitere wechseln das Ressort. Die Arbeiterpartei, die seit zwei Jahren ein Minderheitskabinett stellt, war in Umfragen zuletzt auf einen historischen Tiefststand von 26 Prozent abgesackt. Bei den Parlamentswahlen 1989 hatte sie noch 34 Prozent der Stimmen erhalten, 1990, als das Kabinett Brundtland die bürgerliche Koalition ablöste, lagen die Sozialdemokraten in den Umfragen bei 45 Prozent. Der dramatische Sympathieverlust wird mit der auf sieben Prozent angestiegenen Arbeitslosigkeit und dem Pro-EG-Kurs der Parteiführung erklärt.
Die profilierteste EG-Gegnerin, Arbeitsministerin Tove Strand Gerhardsen, wurde aus der Regierung ausgebootet. Sie verließ ihr Ministerium unter Protest und wollte sich mit dem ihr angebotenen Entwicklungshilfsressort nicht zufriedengeben. Strand Gerhardsen müsse nicht nur für ihre Kritik an der sozialdemokratischen EG-Politik büßen, sondern auch für den Konflikt, den ihr Mann Einar Gerhardsen auslöste, heißt es in Oslo. Der populäre Bürgermeister von Oslo hatte zum Mißfallen seiner Parteichefin Brundtland den Verzicht auf ein norwegisches EG-Beitrittsgesuch empfohlen.
Der Anti-EG-Flügel der Arbeiterpartei ist in der Regierung nun durch Fischereiminister Jan Henry Olsen vertreten, der die aus Altersgründen ausscheidende EG-Anhängerin Oddrun Pettersen ablöst. Norwegens Fischer zählen zu den entschiedensten Gegnern eines EG-Beitritts.
Wichtigster neuer Mann des Kabinetts ist Ex-Finanzminister Gunnar Berge, der zuletzt Fraktionsvorsitzender war und nun das Arbeits- und Kommunalministerium übernimmt. Berge, Brundtlands engster politischer Vertrauter, gilt als möglicher Nachfolger der Partei- und Regierungschefin.Mit der Brücke übern Belt bleiben finnische Bohrinseln eingesperrt Bauwerk über dem Nadelöhr zwischen Nordsee und Ostsee ist zu niedrig / Dänemark und Finnland legten ihren Streit bei Von unserem Korrespondenten Hannes Gamillscheg
KOPENHAGEN, 4. September. Finnland und Dänemark haben ihren Streit um die freie Schiffspassage durch den Großen Belt gütlich beigelegt: Dänemark bezahlt der finnischen Werft Rauma-Repola eine Entschädigung von 90 Millionen Kronen (23 Millionen Mark), worauf die finnische Regierung die Klage zurückzieht, die sie beim Internationalen Gerichtshof in Den Haag eingebracht hat. Der Bau der Brücke über den Großen Belt, der wichtigsten Meeresstraße zwischen Ost- und Nordsee, kann demnach plangemäß durchgeführt werden.
Die finnische Klage hatte sich gegen die Höhe der geplanten Hängebrücke gerichtet. Sie soll 65 Meter über dem Meeresspiegel schweben. Zu niedrig, meinte die finnische Regierung: Bohrinseln finnischer Werften sind bis zu 200 Meter hoch, und der Große Belt ist ihr einziges Tor zu den Weltmeeren. Auch künftige Superkreuzschiffe würden höher sein als die 65 Meter, behauptete die finnische Schiffsbauindustrie, und ihr Export würde durch einen Verbau des Belt unmöglich gemacht. Der Brückenschlag widerspreche daher dem Recht auf freie Schiffspassage, argumentierte Finnland und forderte den Einbau einer Brückenklappe, um den künftigen Export von Riesen-Bohrinseln sicherzustellen.
Dänemark lehnte die kostspielige und technisch komplizierte Klappenlösung ab und warf den Finnen vor, erst reagiert zu haben, als das Brückenprojekt schon alle Vorstadien durchlaufen hatte. Bohrinseln seien keine Schiffe, erklärte Dänemarks Vertreter vor dem Internationalen Gerichtshof, weshalb sie keinen Anspruch auf freie Passage hätten. Ministerpräsident Poul Schlüter nannte die finnischen Ansprüche "lächerlich" und bot den Finnen an, ihre Plattformen nach der Beltpassage auf einer dänischen Werft fertig zu montieren.
Der Internationale Gerichtshof lehnte in einer Vorverhandlung die finnische Forderung ab, die Bauarbeiten bis zu einem Schiedsspruch auszusetzen. Dennoch galt der Ausgang des Verfahrens als völlig offen, bis sich die beiden Länder in Verhandlungen auf einen Kompromiß einigten: Dänemark zahlt eine - im Vergleich zu den Mehrkosten eines Brückenumbaus - bescheidene Summe, und Finnland zieht seine Klage zurück. Wie finnische Werften künftige Bohrinseln in den Atlantik schleppen wollen, bleibt noch ungeklärt - auch, weil es derzeit keine Aufträge für Riesenplattformen gibt. Matti Mattila, der Direktor der Rauma-Repola-Werft, ist dennoch enttäuscht, weil Dänemark so billig davonkam.
Daß nun auch andere Ostseeländer eine Entschädigung fordern könnten, bezeichnete Schlüter nach der Einigung mit seinem finnischen Kollegen Esko Aho am Donnerstag abend als "undenkbar". Schon am Freitag jedoch meldete die russische Botschaft in Kopenhagen Ansprüche nach dem finnischen Vorbild an.
Kleine FR
Japanischer Pfarrer in Lorsbach HOFHEIM. Pfarrer Otomo aus Japan ist am Sonntag, 6. September, zu Gast bei der evangelischen Kirchengemeinde. Er wird den ökumenischen Gottesdienst besuchen, der um zehn Uhr beginnt. Gottesdienst vor Sommerfest HATTERSHEIM. Mit einem Gottesdienst beginnt die evangelische Kirchengemeinde am Sonntag, 6. September, 10 Uhr, ihr Sommerfest. Für die Fete wird die Rathausstraße gesperrt. Mit dabei ist auch der Kindergarten mit einem Basar. Lernen für die Partnerstadt FLÖRSHEIM. Um bei der Verschwisterung mit Pérols die Kontakte mit den Franzosen zu erleichtern, bietet die Stadt Sprachkurse an. Anfänger lernen das Parlieren von Montag, 7. September, 18 Uhr, an in der Alten Goldbornschule. Wer Vorkenntnisse hat, ist ab Dienstag, 8. September, 18 Uhr, in der Stadthalle richtig. Auskunft unter Tel. 5 03 30. Rat in Rentenfragen HATTERSHEIM. Auskunft in Rentenfragen geben Vertreter von Landes- und Bundesversicherungsanstalt am Dienstag, 8. September, von 16 bis 17.30 Uhr im Rathaus, Sitzungszimmer.
MAIN-TAUNUS-KREIS. Eines ist auch Dr. Winfried Stephan (CDU) klar: "Die Verpackungen sind größer und schöner geworden", sagte der Kelkheimer Bürgermeister und Vorsitzende der Betriebskommission des Eigenbetriebes Abfallbeseitigung. Doch trotz der größeren Müllflut ist auf der Wickerer Deponie weniger Abfall gelandet als in den Vorjahren. Der Grund dafür: Immer mehr Bürger trennen Unrat nach verwertbaren Stoffen.
60 298 Tonnen Haus- und Sperrmüll aus dem Main-Taunus-Kreis landeten im vergangenen Jahr auf der Deponie Wicker; jeder Einwohner hinterließ also 291 Kilo Abfall. Und das ist laut Mehler so wenig wie nie zuvor. Lediglich 1978 lag das Ergebnis mit 295 Kilogramm annähernd niedrig. In den Jahren dazwischen produzierten die MTK-Bewohner im Schnitt bis zu 345 Kilo Müll. Doch wäre es nur der Abfall aus dem Kreis, "dann bräuchten wir uns keine Sorgen um die Zukunft zu machen", sagte Mehler. Mehr als 35 Jahre könnte dann die Deponie Wicker den Müll aus den zwölf Kommunen türmen. Doch die Laufzeit droht kürzer zu geraten, schließlich kommen 50 Prozent des in Wicker angelieferten Unrats aus Frankfurt, Offenbach und anderen Bezirken des Rhein-Main-Gebietes. Und daran läßt sich nichts ändern: Der Umlandverband Frankfurt (UVF) hat eben das Sagen.
Der UVF hält zudem die Hand auf: 20 Millionen Mark kassierte der Verband im vergangenen Jahr aus den Erträgen der Deponie; 41 Millionen Mark blieben dem Betreiber. Mit diesem Geld will Mehler die Sanierung finanzieren. Die Entgasung des alten Deponiekörpers wird mit 20 Millionen Mark zu Buche schlagen. Ungeklärt indes ist, wie das Grundwasser künftig geschützt werden soll. Trennwände bis zu 80 Meter tief ins Erdreich zu treiben, ist technisch schwierig und zudem teuer. Mehler plädiert deswegen dafür, eine Kläranlage auf dem Gelände zu bauen, das belastete Grundwasser abzupumpen und zu reinigen.
Eine weitere Investition wird die Biomüll-Kompostierung sein. Zwar sei zwischen Main-Taunus-Kreis und Umlandverband inzwischen eine Vorentscheidung für einen Anlagentyp gefallen, über den Betrieb sind sich beide Partner bislang aber nicht einig: Der MTK möchte in eigener Regie arbeiten, der UVF sich allerdings das Heft nicht aus der Hand nehmen lassen. kkü
Eine 34 Jahre alte Frau ist von ihrem Lebensgefährten tot in der gemein- samen Wohnung in der Innenstadt aufgefunden worden. Nach den Angaben von Polizeisprecher Franz Winkler ist die 34jährige an den Folgen ihrer mehr als zehnjährigen Heroinabhängigkeit gestorben.
Wie die Ermittlungen ergaben, hatte die Frau am Mittwochabend eine Flasche Likör, eine Flasche Jägermeister, einige Dosen Bier sowie mehrere Tabletten eingenommen. Dies habe zum physischen Zusammenbruch geführt.
Die 34jährige ist das 95. Drogenopfer in diesem Jahr im Bereich der Frankfurter Polizei. enk
MAINTAL. Die Kennedystraße im Stadtteil Dörnigheim ist seit zwei Wochen "dicht", weil die Stadt den Abwasserkanal sanieren läßt. Der Durchgangsverkehr wird großräumig umgeleitet, der sogenannte Ziel- und Quellverkehr "sucht" sich seine Schleichwege. Bringt das allein schon Ärger, weil sich nun Bewohner von ehemals ruhigen Gassen und Straßen belästigt fühlen, so haben inzwischen auch die Geschäftleute mobil gemacht. Sie werfen dem Magistrat vor, er gefährde Existenzen und Arbeitsplätze, und fordern eine einspurige Durchfahrt mit Ampelschaltung. Am Montag soll bei einem Lokaltermin geprüft werden, ob das möglich ist.
Rücksichtslos gehe der Magistrat vor, monieren rund 30 Geschäfte in einer halbseitigen Zeitungsanzeige. Vom Kundenstrom abgeschnitten, hätten sie bereits drastische Umsatzeinbußen erlitten. Wenn sich der Trend verfestige, seien sie gezwungen, Beschäftigte zu entlassen. Und prompt stehen vier Namen stellvertretend für alle Mitarbeiter der aufgezählten Firmen unter der Anzeige.
Ordnungsamtsleiter Dieter Iffland berichtete auf Anfrage der FR, daß ein Geschäftsmann bereits über einen Rechtsanwalt förmlich Widerspruch gegen die Sperrung eingelegt hat.
Iffland hat das Bauaufsicht führende Ingenieur-Büro um eine Stellungnahme gebeten. Das Büro bescheinigte laut Iffland "Unumgänglichkeit einer Vollsperrung". Beim nächsten Bauabschnitt werde zu prüfen sein, ob eine nur halbseitige Sperrung der Kennnedystraße zu verantworten sei.
Die Arbeiten werden sich immerhin bis Jahresende hinziehen. Und das alles hat direkt noch nichts mit den geplanten Rückbauten und Umgestaltungen der Kennedystraße zu tun.
Das aktuelle Problem besteht darin, daß zwei alte, parallel laufende Kanäle herausgenommen und durch einen neuen, direkt unter der Straßenmitte verlaufenden ersetzt werden. Der Baugraben muß bis zu vier Meter Tiefe reichen und erfordert entsprechende Stabilisierungen beziehungsweise Absicherungen.
Der Magistrat hat zudem beschlossen, mit einer zusätzlichen Beschilderung die Verkehrsteilnehmer darauf hinzuweisen, daß die Zufahrten bis zur Baustelle frei sind. Die Einheimischen wissen das zwar, aber Fremde sollen es nun auch wissen.
Die Baustelle selbst ist nur einige Meter lang, denn gerade in der Absicht, die Behinderungen so gering wie möglich zu halten, hat der Magistrat mit dem Ingenieurbüro und der Baufirma vereinbart, nur in vielen kleinen Schritten zu arbeiten. Aber diese Bemühungen werden von den Anliegern offenbar nicht wahrgenommen, geschweige denn anerkannt.
Zu den neuen Belastungen durch Umleitungsverkehr in bisher eher ruhigen Straßen sagte Dieter Iffland, daß auch hier "absolut nach den am wenigsten belastenden Maßnahmen gesucht wurde. Es ist jedoch völlig unmöglich, bestimmte Straßen und Wohnbereiche auszunehmen. Niemand lebt auf einer Insel, und alle Straßen sind grundsätzlich dem gesamten öffentlichen Verkehr gewidmet."
Am Montagmorgen um 9 Uhr wird sich Iffland mit Vertretern der Verkehrsbehörde, des Ingenieurbüros, der Baufirma und des städtischen Tiefbauamtes in der Kennedystraße an der Baustelle treffen, um die Lage zu besprechen und nach Möglichkeiten zu suchen, den Wünschen und Forderungen der Geschäftswelt doch noch gerecht zu werden. pom
MAINZ, 4. September. Das erste Familienplanungszentrum, in dem auch ambulante Schwangerschaftsabbrüche nach den gesetzlich vorgeschriebenen Beratungen möglich sind, wurde am Freitag in Rheinland-Pfalz eröffnet. Das Mainzer Zentrum, das von Pro Familia betrieben und mit Landesmitteln unterstützt wird, ist laut Angaben der rheinland-pfälzischen Pro-Familia-Vorsitzenden Ulla Ellerstorfer das erste Zentrum mit der Möglichkeit ambulanter Schwangerschaftsabbrüche "südlich der Mainlinie". Um die Einrichtung, für die zeitweilig mit dem Slogan "Alles unter einem Dach - Prävention, Beratung, Behandlung und ambulanter Schwangerschaftsabbruch" geworben wurde, hatte es heftige Auseinandersetzungen gegeben. Vor allem die katholische Kirche und die CDU-Opposition hatten das Familienplanungszentrum verurteilt und der SPD/FDP-Regierung in Mainz vorgeworfen, "direkt die Tötung ungeborener Kinder mitzufinanzieren".
Im Mainzer Zentrum kümmern sich vorerst neun feste Mitarbeiterinnen um Ratsuchende. Weitere drei Mitarbeiter sollen dazukommen. Ambulante Schwangerschaftsabbrüche sollen in der Bischofsstadt Mainz erst ab November möglich sein, wenn eine Ärztin ihren Dienst antritt.
Das Familienplanungszentrum, das bei der Eröffnung nur noch Pro-Familia-Zentrum heißt, um auf die heftige Kritik Rücksicht zu nehmen, erhielt eine Anschubfinanzierung vom Land in Höhe von 350 000 Mark. Weitere 150 000 Mark schießt die Landesregierung jährlich für die laufenden Betriebskosten in dem 440 Quadratmeter großen Zentrum in der Mainzer Innenstadt zu.
Im Gegensatz zu anderen Bundesländern dürfen in Mainz nur Abbrüche bis zur achten Woche (sonst zwölfte Woche) vorgenommen werden., Außerdem muß ein Facharzt für Gynäkologie die Eingriffe durchführen. Ulla Ellerstorfer erwartet von Gesundheitsminister Ullrich Galle (SPD) eine Änderung der entsprechenden Landesverordnung. Wünschenswert wäre es, wenn Ärzte mit nachgewiesener Spezialqualifikation wie in anderen Bundesländern auch in Rheinland-Pfalz nach der Absaugmethode arbeiten könnten, meint Ellerstorfer.
Rheinland-Pfalz gehörte bislang zu den Bundesländern mit der geringsten Abtreibungsquote. Ganze 1472 Schwangerschaftsabbrüche wurden 1990 durchgeführt, während es im benachbarten Hessen 19 500 waren. Rheinland-Pfalz habe das Problem des Schwangerschaftsabbruchs jahrelang "exportiert", heißt es dazu beim Deutschen Gewerkschaftsbund. Nach einer Untersuchung des Frauenministeriums gibt es in Rheinland-Pfalz bislang keine Pluralität der Beratungstellen. Anfang des Jahres standen 59 konfessionellen Beratungseinrichtungen sechs Pro-Familia-Beratungstellen gegenüber. Fazit von Christine Morgenstern, Abteilungsleiterin im Gleichstellungsministerium: "Eine deutliche Unausgewogenheit." Außerdem gab es im Land lediglich fünf niedergelassene Ärzte, die ambulant Schwangerschaftsabbrüche vornehmen konnten, nachdem sie eine entsprechende Zulassung nach dem Schwangerenberatungsgesetz beantragt hatten. Kein Krankenhaus war landesweit bereit, ambulante Abbrüche nach der Notlagenindikation vorzunehmen.
Frauenministerin Jeanette Rott (SPD) sprach bei der Eröffnung von der Verpflichtung der Länder durch den Bundesgesetzgeber, "ein ausreichendes und flächendeckendes Angebot sowohl ambulanter als auch stationärer Einrichtungen zur Vornahme von Schwangerschaftsabbrüchen sicherzustellen". Rott bescheinigte den Mitarbeitern von Pro Familia, bislang eine "verantwortungsvolle Tätigkeit" geleistet zu haben und warnte davor, den "moralischen Stab über Frauen zu brechen, die sich für einen Abbruch entscheiden."
Ach, Christoph, hättest du nur geschwiegen. Dann wärest du zwar auch kein Philosoph geworden, doch die Herren aus der DFB-Zentrale draußen im Walde wenigstens einer Sorge ledig. Doch weil der rheinische Vielsprecher in schwäbischen Gefilden mal wieder den Mund nicht halten konnte, fürchtet der mächtige Fußball-Bund um seinen guten Namen. "Rufmord", schreit da die arme Seele des Justitiars Götz Eilers gequält auf, der Fußball in Verruf gebracht. Doping - auf der nach oben offenen Richterskala der Verwerflichkeiten kaum zu überbieten - ist plötzlich auch in des Deutschen liebster Liga ein Thema.
Was allüberall gang und gäbe ist - nämlich Dopingkontrollen während des täglichen Übens -, soll auch auf den Fußballplätzen obligatorisch sein. "Wir haben", sagt Eilers vorsichtig, "die Überlegung, unser Kontrollsystem bei Meisterschaftsspielen der Bundesliga auf die noch bestehenden Freiräume auszudehnen." Und diese Freiräume sind, da nach Punktspielen den Millionären in kurzen Hosen seit einiger Zeit ein Röhrchen dezent in die Hand gedrückt wird, eben die Trainingsplätze.
Vernünftig, möchte man meinen, angesichts der beinahe täglichen Meldung zum Doping-Mißbrauch, wohlgemerkt, in anderen Sportarten. Doch der DFB hat sich zu diesen Kontrollen, so scheint es, nicht aus freien Stücken entschlossen. Weil Doping nach seiner Auffassung im so unterschiedliche Fertigkeiten erfordernden Fußball nichts bringe, weil zudem die Wettkampfabfolge mit 34 Bundesligaspielen, Europapokal- und Länderspielen extrem dicht sei, erübrige sich eigentlich eine zusätzliche Trainingskontrolle. Deshalb sah der DFB keinerlei Veranlassung, auf diesem Gebiet tätig zu werden.
Doch Christoph Daum plauderte im einschlägig bekannten Groschenblatt Interna aus, nahm gar das Unwort "Clenbuterol" in den Mund und trat so eine Lawine los, der sich auch der DFB nicht zu widersetzen vermochte. Manfred Ommer, einst Leichtathlet, jetzt Präsident, hält Doping in der Liga ohnehin für an der Tagesordnung, und prompt wurde "Toni" Schumachers Anpfiff ausgegraben, in dem der Keeper ebenfalls überzeugt von unlauteren Stärkungsmitteln auf dem grünen Rasen war. Dieser Druck, auch der öffentlichen Meinung, hat den DFB also zum Handeln gezwungen.
Verkehrt ist die Trainingskontrolle sicherlich nicht. Vertrauen ist gut, Kontrolle besser. Und warum sollten, wo allenthalben Existenzen vom Tritt gegen den Ball abhängen, ausgerechnet die Fußballer plötzlich auf einer Insel der Seeligen kikken? THOMAS KILCHENSTEIN
WIESBADEN. Schon seit mehr als einem Jahr herrscht Krieg in Europa, und man muß zynisch konstatieren, daß die oft grausamen Fernsehbilder aus dem ehemaligen Jugoslawien alltägliche Gewohnheit geworden sind. Jede Nachrichtensendung bringt neue Schreckensmeldungen - der Krieg flimmert abends in fast jedes deutsche Wohnzimmer. Und gerade deswegen, scheint es die Zuschauer immer weniger zu berühren.
Daß sich menschliches Leid kaum über Äther und Bildschirm vermitteln läßt, macht eine Foto-Ausstellung deutlich, die in der Wiesbadener Stadtbibliothek zu sehen ist. Die Fotos können zwar auch nur zweidimensional abbilden. Aber verweilt man ein bißchen vor ihnen, wird der Eindruck von den geschundenen Menschen viel tiefer als es das Fernsehen jemals rüberbringen kann.
Ernste Mienen auf fast allen Fotos, die Reporter der größten kroatischen Tageszeitung "Vecernji list" aufgenommen haben: Die grenzenlose Hilflosigkeit steht den Vertriebenen ins Gesicht geschrieben. Ein Häufchen Mensch kauert auf einer Schlafgelegenheit, das zweite Bild zeigt den plötzlich erhobenen Kopf - anklagend blickt das unrasierte, ausgemergelte Gesicht in die Kamera. Und hier steht man davor mit der Gewißheit einer gesicherten Existenz.
Dort aber ziehen Männer, Frauen und Kinder mit Unmengen von Bündeln und Plastiktüten bepackt einer trostlosen Zukunft entgegen. Das Kalb wird an einer Leine mitgezerrt. Vielleicht kann man es noch verkaufen, vielleicht muß es auch geschlachtet werden, wenn das Essen knapp wird. Tote sind nur selten zu sehen - und wenn, dann fehlt das Blutrünstige, das manche Kameraleute mit ihren Fernsehbildern zeigen, wenn sie ganz nah drangehen. Das Brutale ist ausgeklammert, und trotzdem sind die Schwarz-Weiß-Fotos grausam. Denn Blicke, die im Fernsehen nur für Sekundenbruchteile auftauchen, nehmen den Betrachter hier gefangen.
Organisiert hat die Ausstellung die SPD-Stadtverordnete Marija Orlovic, deren Intention es im März war, die Situation in Kroatien darzustellen. Inzwischen hat sich der Krieg nach Bosnien und Herzegowina verlagert - mit den gleichen Auswirkungen. Diese kann man noch bis zum 19. September werktags von 10 bis 19 Uhr in der Stadtbibliothek anschauen. SUSANNE SETTEMEYER
HOFHEIM. "Verwertungskonzepte und -kapazitäten für Kunststoffverpackungen existieren nicht", meint Gerhard Kahlke vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). Seiner Ansicht nach ist "der Skandal perfekt: Wertstoffverschiebungen ins Ausland, wo Kunststoffverpakkungen verscharrt und nicht verwertet werden". Das vermeintliche Umweltsymbol stehe zwar für Wiederverwertbarkeit, signalisiere aber tatsächlich nur: "Ich bin eine Einwegverpackung."
Um über dies und mehr ausführlich zu berichten, bauen Mitglieder des BUND- Ortsverbandes Hofheim am heutigen Samstag, 5. September, an der Ecke Hauptstraße/Am Untertor einen Infostand auf. pms
Der FVV wird wieder ein bißchen fahrradfreundlicher. Vom 1. Januar nächsten Jahres an müssen Bahnreisende für die Mitnahme ihres Zweirades nichts mehr bezahlen - bislang kostet das noch zwei Mark und als "Fahrradkarte" dient das Zuschlag-Ticket für die 1. Klasse. Die Nulltarif-Neuregelung ist am Donnerstag von den FVV-Gesellschaftern Bundesbahn, Stadtwerke Frankfurt und Frankfurt-Königsteiner Eisenbahn beschlossen worden. Die Zustimmung des Aufsichtsrats gilt als sicher. Das Angebot ist zunächst auf ein Jahr befristet.
Inzwischen gibt es FVV-intern sowie bei den Stadtwerken Überlegungen, die Fahrrad-Mitnahme komplett neu zu regeln. Bislang nämlich sind Straßenbahnen und Busse, weil angeblich zu eng, als rollende "Rad-Parkplätze" tabu. Räder dürfen nur in den "klassischen" S-Bahnen S 1 bis S 6, S 14 und S 15, den U-Bahn- Linien U 1 bis U 4, der Königsteiner K- Bahn sowie in den Eilzügen und Nahverkehrszügen der DB mitgenommen werden.
Das derzeitige Konzept hat in der Vergangenheit nicht selten zu Irritationen geführt. Für viele war oft nicht nachvollziehbar, warum in einigen U-Bahn-Linien erlaubt, was in anderen verboten ist. Die Einschätzung "U-Bahn ist U-Bahn" ist jedoch nur bedingt richtig. Denn während die U 1 bis U 4 mit klassischen breiten U- Bahn-Wagen und entsprechend geräumigen Türbereichen fahren, pendeln auf den Linien U 5, U 6 und U 7 umgebaute Straßenbahnwagen. Die sind 30 Zentimeter schmaler. Dennoch haben Straßenbahnfahrer - insbesondere bei Regen oder Dunkelheit und bei schwach besetzten Zügen - immer wieder Ausnahmen gemacht. Andere jedoch pochten auf die Bestimmungen und schickten selbst bei strömendem Regen Radler vor die Tür.
"Wir müssen uns einfach kundenorientierter verhalten", meint ein Stadtwerke-Manager und begründet damit seine Forderung, "zumindest zu bestimmten Zeiten auch in Straßenbahnen und Omnibussen" die Mitnahme zu gestatten: "Wir müssen auch mal den Mut haben, was zu probieren."
Schließlich habe es jahrelang auch größte Bedenken gegen den Fahrrad- Transport in den geräumigen S-Bahnen und breiten U-Bahnen gegeben: "Da wurde auch das Chaos vorausgesagt." In der Praxis jedoch habe sich das Zusammenspiel zwischen Radlern und "normalen" Fahrgästen bewährt. Deshalb sollte der FVV "das auch mal in Straßenbahnen und Bussen versuchen".
Das FVV-Management steht solchen Vorschlägen offen gegenüber. In der Chef-Etage wird auf die guten Erfahrungen mit der Omnibuslinie 969 verwiesen. Zwischen Seligenstadt und Langen ist die Fahrradmitnahme nach einem Probebetrieb inzwischen zum festen Angebot avanciert. gang
Streit um Schlafplatz am Römerberg endete tödlich Mordanklage gegen 34jährigen Obdachlosen erhoben Von unserem Redaktionsmitglied Norbert Leppert Der Streit um einen Schlafplatz auf dem Römerberg steht im Hintergrund eines Schwurgerichtsverfahrens, in dem die Staatsanwaltschaft am Freitag Anklage wegen Mordes erhoben hat. Beschuldigter ist ein 34 Jahre alter Obdachloser, der seinem Geständnis zufolge am 4. Mai dieses Jahres einen ebenfalls wohnsitzlosen 27jährigen in dessen Schlafsack mit einem Messerstich ins Herz getötet hat. Wie Polizei und Staatsanwaltschaft ermittelten, hatten sich der Angeklagte Michael S. und sein Begleiter abends am Historischen Museum eingefunden, um vor einem Seiteneingang ihr Nachtquartier aufzuschlagen. Doch an dem begehrten Platz lagerte schon der als "Pumuckl" bekannte Stefan Mackert, der offensichtlich ungestört sein wollte und erklärte, auch die übrigen Plätze seien besetzt.
So suchten sich S. und sein Kumpel ein anderes Plätzchen, etwas 40 Meter weit entfernt in einer Nische des Hauses Saalgasse 19. Während der Begleiter bereit war, sich auf die neue Lage einzustellen, wollte sich S. nicht so einfach damit abfinden, "Ich laß' mich nicht verarschen", erklärte er, als er einige Zeit später feststellte, daß bei Mackert vor dem Museum keine weiteren "Logisgäste" eingetroffen waren.
Folgt man dem Geständnis, hatte der Angeklagte noch einen heftigen Wortwechsel mit Mackert, ehe er nach dem Messer griff, einem Bowie-Messer mit 18 Zentimeter langer Klinge. Einer der beiden Stiche traf den Herzbeutel, was zur inneren Verblutung führte. Als eine ebenfalls obdachlose Frau gegen 23.15 Uhr nach Mackert in seinem Schlafsack sah, war er tot.
Zu diesem Zeitpunkt hatte Michael S. bereits den Römerberg verlassen. "Das ging rein wie Butter", soll er zu seinem Begleiter gesagt haben, nachdem er von Mackert zurückgekehrt war. "Ich glaube, er ist tot." Anschließend begab sich der Angeklagte mit dem blutverschmierten Messer ans Mainufer und warf es in den Fluß.
Zur Festnahme und Verhaftung kam es erst zwei Wochen später. Mit S. inzwischen zerstritten, entschloß sich der Begleiter am Frankfurter Hauptbahnhof die Polizei zu informieren. Seinen Angaben zufolge hatte der Angeschuldigte das spätere Opfer an seinem Platz bereits mit der Absicht aufgesucht: "Den steche ich ab."
Nach Auskunft von Staatsanwalt Thomas Bechtel handelt es sich um einen heimtückisch begangenen Mord aus niedrigen Beweggründen. Ob die Anklage in der vorliegenden Form von der Schwurgerichtskammer des Landgerichts zugelassen wird, ist allerdings noch nicht entschieden. Möglicherweise wird zuvor noch geklärt, ob und in welchem Maße der Täter überhaupt zurechnungsfähig war.
Michael S. stammt aus dem Rheinland, hatte früher als Gärtner gearbeitet und war vor zwei Jahren wohnsitzlos geworden.Im Extremfall viel zu unbeweglich? Bei Ausländer-Petitionen stößt der Hessische Landtag immer öfter an seine Grenzen
WIESBADEN. Streng genommen ist es nicht das erste Mal. Schon oft stand der Petitionsausschuß im Wiesbadener Landtag vor eng gesetzten Gesetzesgrenzen, wenn es um Ausländer ging. Das Gremium, an das sich Bürger wenden können, wenn sie sich vom Staat zu Unrecht behandelt fühlen, ist für viele Ausländer längst zur "letzten Instanz" geworden, wenn eine Abschiebung droht. Und mehr als einmal befanden die Abgeordneten in dem Gremium, im Grunde müsse man in den immer komplizierten Einzelfällen doch Gnade vor Recht ergehen lassen. Aber der Ausschuß kann nur Empfehlungen aussprechen, handeln muß die Regierung.
Jetzt steht der Ausschuß wieder vor solchen Fällen, verweist das Innenministerium schulterzuckend wieder auf die Rechtslage. Es geht um Extremfälle von Familiennachzug minderjähriger Kinder (die FR berichtete). Im einen Fall soll ein inzwischen 19jähriger Marokkaner nach vier Jahren ausgewiesen werden, weil seine Eltern sich nicht vor seinem 16. Geburtstag, sondern erst ein Jahr danach haben scheiden lassen.
Die Verwaltungsgerichte waren der Meinung, es sei keine "außergewöhnliche Härte", wenn der Junge zur Mutter nach Marokko zurückkehrt, selbst wenn der in Hessen lebende Vater seit zehn Jahren das Sorgerecht hat. Im zweiten Fall soll ein Türke ausgewiesen werden, weil seine Mutter erst zwei Tage nach seinem 16. Geburtstag einreiste. 16 Jahre - das ist die "Schallgrenze" für Familiennachzug nach dem Bonner Ausländergesetz.
Den Fall des Marokkaners hat der Petitionsausschuß jetzt noch einmal neu aufgegriffen, und das Innenministerium hat jetzt sogar garantiert, daß der Junge (der sich zwischenzeitlich schon versteckt hatte) zumindest für diese Zeit vor Abschiebung sicher bleibt. Die rot-grüne Mehrheit im Ausschuß will diesmal für "Berücksichtigung" der Petition votieren, nachdem sie im Frühjahr einmal anders abgestimmt hatte. Danach wäre das Ministerium am Zug, und dort sah man bisher keine rechtliche Chance für die beiden Ausländer.
Christoph Greiff (CDU), der Vorsitzende des Petitionsausschusses, sieht Konflikte zwischen dem Landtagsgremium und der Regierung wegen des strikten Ausländerrechts inzwischen nahezu zwangsläufig kommen. Wenn die Landesregierung sich dann auf das Gesetz zurückziehe, "brauchen wir gar nicht mehr zu beschließen", meint er. Auf Bundesebene müsse schnell geklärt werden, wie die Landtage mit Ausländerpetitionen umgehen sollen und ob das Petitionsrecht (immerhin hat es Verfassungsrang) nicht Vorrang vor dem Ausländergesetz haben müsse. Wenn das unklar bleibe und die Landesregierung Ausschußempfehlungen sowieso nicht nachkomme, könne man die Petitionen nächstens auch gleich an den Bundestag weiterreichen.
Darin aber würden SPD und Grüne eine Art Selbstaufgabe des Landtagsausschusses sehen. Der SPD-Abgeordnete Günther Becker formuliert die Kritik am Wiesbadener Innenressort zaghaft ("es könnte sich mehr bewegen, wenn die einen eigenen Willen hätten"), die Grünen-Abgeordnete Karin Hagemann wird noch deutlicher ("das Ministerium versucht nicht, alle Möglichkeiten auszuschöpfen"). Beide haben sich vorgenommen, der Landesregierung die anliegenden schwierigen Entscheidungen nicht durch eine Petitionsablehnung im Landtag schon zu ersparen.
Becker und Hagemann verweisen jetzt auf zwei "Vorbilder", wo Hessen seinen rechtlichen Minimalspielraum ausgeschöpft hat: Vor Jahren schon wurde eine "Altfallregelung" für Asylbewerber erlassen, die viele Jahre im Land sind und als integriert gelten. Sie werden nicht mehr abgeschoben. Und erst in diesem Jahr wurde (ohne daß es öffentlich bisher bekannt geworden wäre) ein Erlaß für "Altstudenten" herausgegeben: Wer mehr als 15 Jahre im Land ist, hier verheiratet ist und Arbeit hat, darf jetzt ebenfalls in Hessen bleiben - eine Regelung, die den Grünen noch zu restriktiv ist, aber doch immerhin für eine Handvoll von Extremfällen ein Bleiberecht beschert hat.
Diesen Weg über einen Erlaß des Ministers zur Regelung von Extremfällen streben Becker und Hagemann jetzt für den jungen Marokkaner und den jungen Türken an. RICHARD MENG
pl HAMBURG, 4. September. Die Ausländerbeauftragten der Länder haben "die pogromartigen Terroranschläge und die brutale Gewalt" verurteilt, mit denen "rechtsradikale Verbrecher und ihre Mitläufer" geflüchtete Ausländer überziehen. Bei einer Sitzung in Hamburg am Freitag forderten sie von den Verantwortlichen "mehr Entschlossenheit und Konsequenz beim Einsatz von Sicherheitskräften zum Schutz der Menschen".
Das Gewaltpotential der meist jungen Menschen müsse und könne abgebaut werden. Sie bräuchten vor allem positive berufliche Lebensperspektiven gegen die "allgemeine Frustration". Besonders dringlich sei, daß die angekündigte Beschleunigung der Asylverfahren auch praktiziert werde. Außerdem sollten verstärkt angemessene Quartiere etwa in Kasernen bereitgestellt werden.
Nach Meinung der Experten muß Ausländern auch die Einbürgerung erleichtert werden. Die Bundesrepublik sei in Europa das Land mit der geringsten Einbürgerungsquote. Jährlich würden 30 000 Ausländer deutsche Staatsbürger. 80 000 Kinder ausländischer Eltern kämen pro Jahr in Deutschland zur Welt.
Beobachter registrierten, daß der Ausländerbeauftragte von Mecklenburg-Vorpommern beim Jahrestreffen fehlte. Er befinde sich im Urlaub hieß es.
Auch die Ausländerbeauftragte der Bundesregierung, Cornelia Schmalz-Jacobsen, appellierte am Freitag an die Bonn, das neue Asylverfahrensgesetz "sofort in allen Teilen" in Kraft zu setzen. Im Mitteldeutschen Rundfunk forderte sie außerdem mehr Rechte für die in Deutschland lebenden sechs Millionen Ausländer. Sie zahlten Steuern wie die Deutschen und beteiligten sich über den Solidaritätszuschlag am Aufbau der neuen Länder mit 460 Millionen Mark.
Nachrichten-Börse
Butterberg schmilzt, Preise steigen Von 380 000 auf 163 000 Tonnen sind die Buttervorräte in den Lagerhäusern der EG binnen Jahresfrist zusammengeschmolzen. Als Gründe nennt die Zentrale Markt- und Preisberichtstelle (ZMP) in Bonn verbilligte Verkäufe an die Hersteller von Eiskrem und Backwaren, Lieferungen an die GUS und eine starke Drosselung der Produktion in der Gemeinschaft. Die Verbraucher dürften das nach Einschätzung der ZMP bald in Form höherer Preise zu spüren bekommen. Hochkonjunktur in Pfandhäusern Die Deutschen tragen offensichtlich wieder mehr in die Pfandhäuser. Diese Kreditunternehmen erwarten 1992 ein zweistelliges Umsatzwachstum. Die schwache Konjunktur und die hohen Bankzinsen nennt der Zentralverband des Pfandkreditgewerbes als wesentliche Ursachen für die steigende Frequentierung der 140 deutschen Leihhäuser. 1991 zählten diese rund eine Million Kunden, 1,3 Millionen Darlehensverträge und 400 Millionen Mark Umsatz. Ukraine beantragt Kredite Die Ukraine wurde jetzt als 169. Mitglied in den Internationalen Währungsfonds (IWF) und als 167. in die Weltbank aufgenommen. Sie beantragte bei beiden Organisationen Kredite zur Unterstützung der Wirtschaftsreformen. Nach Angaben von Finanzminister Gregori Pwataschenko benötigt das zweitgrößte Land der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) langfristig viele Milliarden Dollar unter anderem für die Umstellung von Rüstungsbetrieben - sie repräsentieren bisher 70 Prozent der Industrie - auf zivile Produktion. Zudem hofft die Ukraine auf westliche Hilfe bei der geplanten Einführung einer eigenen Währung.
GELNHAUSEN. Wegen der ungünstigen Witterung wird das ursprünglich für Samstag, 5. September geplante Sommerfest im Kreisruheheim Gelnhausen um eine Woche verschoben. Neuer Termin ist der kommende Samstag, 12. September.
GRÜNDAU. Nur eine knappe Minute dauerte nach Angaben der Polizeidirektion Hanau der bewaffnete Überfall auf eine Kreissparkassen-Filiale in der Rothenberger Feldstraße. Dabei hat ein maskierter Mann rund 15 000 Mark erbeutet. Eine sofort eingeleitete Großfahndung mit Hubschrauber blieb bislang erfolglos. Die Polizei sucht nun nach Zeugen, die Hinweise zu dem Überfall oder dem flüchtigen Täter geben können.
Mit den Worten "Das ist ein Überfall", so der Polizeibericht, hatte der mit einer weißen, vermutlich aus einem Unterhemd gefertigten Sehschlitz-Kappe maskierte Mann den Schalterraum der Sparkasse betreten. Der Räuber bedrohte eine 23jährige Kundin mit einer Faustfeuerwaffe, zerrte sie an die Kassenbox und verlangte Bargeld vom Kassierer. Während der Maskierte die Scheine - insgesamt rund 15 000 Mark - an sich raffte, gelang es der Kundin, den Raum zu verlassen. Anschließend flüchtete der Mann zu Fuß in Richtung Niedergründau.
Nach den ersten Ermittlungen soll der Täter nicht älter als 20 Jahre und von kleiner, untersetzter Gestalt sein. Er habe dunkle mittellange Haare, die er im Nacken etwas länger trage und sei mit einer Bomberjacke, einer blauen Jogginghose und Turnschuhen bekleidet gewesen. Während des Überfalls soll er zudem schwarze Handschuhe getragen haben.
Hinweise nehmen die Kriminalpolizei in Bad Orb unter der Rufnummer 0 60 52 / 10 01 oder jede andere Polizeidienststelle entgegen.
Noch drei Minuten, bis sie kommen. Ein letztes Mal ordnet das Servierfräulein mit fliegenden Fingern die geriffelte Gläserschar. 700 Liter Ebbelwei - mein Gott, wer soll die trinken? Unten klopfen sie mit den Schirmen schon zaghaft an die verschlossene Rathaustür. Oben, am Ende der großen Treppe, tritt der Hauptdarsteller auf: Oberbürgermeister Andreas von Schoeler. Rätselraten in der Schar der Medienvertreter, wie der Mann seine Hände schützt vor der protokollarischen Belastung: mit Salbe, Puder? Eine Minute noch. Das mit dem Händeschütteln bleibt ungeklärt. Otto Thomazewski, seit 29 Jahren SPD-Stadtverordneter, schaut wehmütig: Es beginnen seine letzten "Tage der offenen Tür". Und dann sind sie da - die Bürger.
Sage keiner, daß Senioren Schwierigkeiten haben mit dem Treppensteigen! Ein Griff unten in die Pappkartons mit den Brezeln (Vorrat: 1500 Stück), dann wieselflink hinauf ins Zentrum der Macht. "Schönen guten Tag, herzlich willkommen!", sagt der OB und schüttelt, was das Zeug hält. Ihm gegenüber viel stumme Scheu, manche machen gar einen Diener. Der Dialog zwischen Regierung und Volk ist - noch - gar keiner.
"Der war auf dem Sommerfest der Arbeiterwohlfahrt!", sagt die alte Dame aus dem Gallus begeistert. Und fügt verschwörerisch leise hinzu: "Wisse Sie, mir im Gallus, mir wähle alle die SPD!" Da hätte sich der OB sicher anders erinnert. Doch der steuert schon, ganz Dienstleister, durch die Menge, eine Helferin mit "Vermerk"-Zetteln im Schlepptau. Nicht allen geht es so wie dem Studenten Dirk Redecker, der "wegen der Schoppe" gekommen ist. Wo drückt dem Bürger der Schuh? Vorsichtiger Standardsatz des OB: "Ich kann Ihnen nichts versprechen!"
Aber zuhören kann er. Da ist der Sozialhilfeempfänger, dem die städtische Wohnheim schon zweimal die Miete erhöht hat: "Des zahl' ich net!" Der OB verzieht schmerzlich das Gesicht. Oder Rentner Robert Kujack, der einen ganzen Beschwerdekatalog mitgebracht hat: der Zoo, der zu klein ist, die Oper, die zu wenig spielt, und der FVV, der wochenends "öfters fahren müßte". Der OB nickt bedächtig. Aber dann muß er schon da drüben seine Aufwartung machen, wo ihm die ehrenamtliche Stadträtin Lili Pölt einen verdienten Altgenossen andient.
Und da, ein Drama! Der Fotograf hat zwei Seniorinnen mit dem OB geknipst und ist dann einfach verschwunden, wahrscheinlich in die Zeitung, der Schnösel! Wie an das Bild kommen? "Fotografiert den ruhig, des ist des letzte Mal, daß er als OB den Empfang gibt!", sagt der alte Mann im blauen Regenmantel bedächtig. "Wie können Sie nur so reden, der ist viel besser als der Hauff, so jugendlich!" schnaubt Seniorin Nummer eins - der Streit verhallt in der Menge.
Vor dem Servierfräulein bleiben viele Gläser leer. "Aber des mecht nix - der Ebbelwei geht net kaputt!" jg
MÜNSINGEN, 4. September (epd). Die Besetzung des Truppenübungsplatzes Münsingen auf der Schwäbischen Alb und die Errichtung eines "Friedenscamps" in dem militärischen Sperrgebiet plant die bundesweite Aktion "Lebenslaute" vom 10. bis 14. September. Wie es in einem Aufruf dazu heißt, will die Friedensinitiative mit ihrer Aktion dazu beitragen, daß der große Truppenübungsplatz "an die Bevölkerung zurückgegeben" wird. Dies solle ein "erster Schritt zur Abschaffung des Militärs" sein.
In einem Brief hat die "Lebenslaute" den Kommandeur des Truppenübungsplatzes, Major Dieter Kargl, über ihre Pläne informiert. Die zuständigen Bundeswehrbehörden beraten nun darüber, wie sie reagieren werden. Nach Angaben Kargls wären auch das Aufschlagen eines Friedenscamps auf dem Gebiet des 1939 in den Truppenübungsplatz einbezogenen Dorfes Gruorn sowie kulturelle Veranstaltungen dort "illegal".
Als die Stadt probeweise die Berger Straße sperrte, barmten die Bischofsheimer Geschäftleute sofort über Umsatzeinbußen. Nun ziehen die Dörnigheimer aus der Kennedystraße noch Uneinsichtig stärker vom Leder. Meinen sie denn, die Baufirma grabe aus Jux und Dollerei die Straße auf? Ist denn nicht einzusehen, daß ein ruinierter Kanal ausgewechselt werden muß? Oder wollen die Geschäftsleute ihre Fäkalien künftig lieber selbst "entsorgen"?
HELMUT POMPLUN
HOFHHEIM. Eine kuriose Kette von Unfällen sorgte am Donnerstag auf dem Parkplatz am Königsberger Ring in Hofheim für Aufregung. Gegen zehn Uhr wollte eine 61jährige Fahrerin ihren Wagen ausparken und rammte dabei das Auto einer 39jährigen.
Da der Schaden nach Angaben der Polizei gering war, einigten sich die Frauen darauf, die Sache unter sich zu regeln. Nachdem alles besprochen war, stieg die ältere Fahrerin wieder ins Auto und wollte losfahren - verwechselte aber Vorwärts- und Rückwärtsgang. Statt vor stieß sie zurück und gegen den Wagen der anderen Frau, die noch dahinter stand; das Auto rollte der 39jährigen auf die Füße.
Nachdem es mehreren Leuten gelungen war, das Auto von den Füßen der leicht verletzten Frau zu heben, stieg die 61jährige ebenfalls aus, um nachzusehen, was da wohl nicht in Ordnung sei. Als sie das Malheur erkannte, wollte sie zur Hilfe eilen und stürzte dabei selbst zu Boden.
Die Frau wurde mit Verdacht auf Wirbelbruch ins Krankenhaus gebracht. pms
GROßKROTZENBURG.Das Jugendzentrum startet eine mehrmonatige Filmreihe,die einmal im Monat jeweils freitags stattfindet.Die Filmreihe beginnt am 18.September mit "The Commitments",danach folgt am 23.Oktober der Filmhit des Kinojahres 1990 " Der mit dem Wolf tanzt".Am 13. November wird die Verfilmung von Stephen King's "Christine" und am 11. Dezember die Legende "König der Fischer" gezeigt.Die Vorführungen beginnen jeweils um 19.30 Uhr (Eintritt DM 3,50). ag
Stadträte und Stadtverordnete sollen nicht mehr durch die städtischen Wohnungsgesellschaften, bei denen sie kraft Amtes etwas zu sagen haben, an preiswerte Unterkünfte kommen. Außerdem sollen Politiker in städtischen Wohnungen "übliche Marktmiete" zahlen. Dazu fordert die CDU einen "Grundsatzbeschluß" der Stadtverordneten, nachdem es in den vergangenen Tagen Gerede um den Umzug des Wohnungsdezernenten Martin Berg (SPD) gegeben hatte.
Berg, der auch im Aufsichtsrat der Aktienbaugesellschaft für kleinere Wohnungen (ABG) sitzt, bezieht in diesen Tagen ein Reihenhaus der ABG in der Römerstadt, das sein Sohn kürzlich zugeteilt bekommen und mit ihm getauscht hatte.
Stadträte oder Stadtverordnete mit Aufsichtsratsmandaten bei kommunalen Gesellschaften sollen von diesen "nicht mit Wohnraum versorgt werden". Außerdem sollen Politiker, die schon in Wohnungen dieser Gesellschaften wohnen, ihr Aufsichtsratsmandat niederlegen.
Bei bestehenden Mietverhältnissen müsse, so der CDU-Entwurf zum "Grundsatzbeschluß", das "Übliche" entrichtet werden. In jedem Fall solle die Höhe in angemessener Zeit an die Marktmieten angepaßt werden. luf
So stellen sich Grüne und SPD im Nordend das künftige Gesicht der Friedberger Landstraße vor: Den Autofahrern stünde teilweise nur noch eine Fahrspur in jeder Richtung zur Verfügung, dafür würden Straßenbahnen und Busse jeweils eine separate Trasse auf jeder Seite erhalten, und es gäbe einen durchgängigen Radweg von der Friedberger Warte bis zur Bleichstraße. In der jüngsten Sitzung des Ortsbeirates 3 verabschiedete Rot-Grün gegen die Stimmen der CDU einen gemeinsamen Antrag zur Umgestaltung der "Friedberger".
In dem Papier haben die beiden Fraktionen dazu detailliert ihre Ideen aufgelistet. Ziel ist, die Friedberger Landstraße für die Autofahrer "unattraktiv" zu machen, um so eine Verkehrsberuhigung zu erreichen. "Wenn die Autofahrer im Stau stehen und sehen, wie die Busse an ihnen vorbeirauschen, dann steigt vielleicht doch der eine oder andere auf öffentliche Verkehrsmittel um", hofft der Grünen- Sprecher Uwe Paulsen.
Deshalb fordert Rot-Grün, daß auf der Strecke zwischen Nibelungenplatz und Bleichstraße - mit Ausnahme eines 200 Meter langen Abschnittes - in beiden Richtungen eine Vorrangspur für Busse, Straßenbahn und Taxis eingerichtet wird. Bereits vorhandene Gleise für die Tram sollen gegebenenfalls so umgebaut werden, daß dort auch Bus und Taxi fahren können.
Für das 200 Meter lange "Nadelöhr" zwischen Vogelsbergstraße und Koselstraße - die "Friedberger" ist dort nur 11,5 Meter breit und damit zu eng für zwei separate Trassen - haben die Stadtteilpolitiker ebenfalls eine Lösung parat: In diesem Abschnitt soll nur eine Fahrspur für den Nahverkehr reserviert werden. Eine geänderte Ampelschaltung soll hier für eine Beschleunigung von Bussen und Bahnen sorgen.
Außerdem soll es auf der Friedberger Landstraße einen durchgehenden markierten Radweg geben - entweder auf dem Bürgersteig oder auf der Straße. rea
NEU-ISENBURG. Opfer eines Trickdiebstahls wurde eine 69 Jahre alte Neu- Isenburgerin am Mittwoch. Zwei "südländisch aussehende" Mädchen hatten sie auf der Frankfurter Straße angehalten mit der Bitte, ein Zweimarkstück zu wechseln. Unbemerkt klauten die Mädchen der Frau dabei 500 Mark aus der Börse, teilte die Polizei gestern mit.
Die Mädchen sollen 15 bis 17 Jahre alt seine, lange, schwarze, zum Zopf geflochtene Haare haben. Sie waren überwiegend dunkel gekleidet, wobei eines eine weiße Haarspange und eine weiße Jacke trug. Hinweise erbittet die Polizei unter Tel. 069 / 80 90-259. fra
HANAU. Die Idee einer Bürgerliste, die der 1988 nicht mehr wiedergewählte Stadtrat Oskar Ott gemeinsam mit dem früheren Stadtrat Hanns Jäger (CDU) verfolgt, stößt auf Zustimmung. Ein ehemaliger SPD-Stadtverordneter aus dem Stadtteil Lamboy, Herbert Wengel, hat nach knapp 25jähriger Mitgliedschaft nun sein SPD-Parteibuch zurückgegeben. Er will "den Rücken für die Bürgerliste" frei haben, erklärt er.
Oskar Otts Pläne sorgen spätenstens seit bekannt wurde, daß er die erforderlichen Unterlagen bereits beim städtischen Wahlamt abgeholt hat, für Aufsehen. Seine Wählergemeinschaft soll parteiverdrossenen Bürgern als Sammelbecken dienen. Auch persönliche Gründe mögen eine Rolle spielen: Ott hatte sich nach seiner Abwahl vor vier Jahren von den Genossen schmählich verraten gefühlt und sein Parteibuch zurückgegeben. Der Geschäftsmann und ehemalige CDU-Oppositionsführer Hanns Jäger, der seit 1976 kein politisches Amt mehr bekleidet, hofft, über die Bürgerliste wieder einen Sitz im Stadtparlament zu erringen.
Auch bei Wengel staut sich seit Jahren Unzufriedenheit mit der Hanauer Politik. Der Vorstoß des Stadtbaurats Jürgen Dressler bei der Unterbringung der Asylbewerber habe ihm "den letzten Anstoß" gegeben. Ansonsten nennt der "die Summe der Kleinigkeiten" als Gründe für seine Verdrossenheit, die ihm in der SPD-Bundes- und Kommunalpolitik aufstießen. So auch der Zustrom der Asylbewerber, "die vom Staat noch jede Menge Geld kriegen". Dies schüre den Unmut im Lamboyviertel. Er wolle auch verhindern, daß die Menschen wegen dieser Politik die Republikaner wählen.
Die Hanauer Parteien nehmen die mögliche Konkurrenz bisher nicht allzu ernst. In der CDU glaubt man nicht, daß die Bürgerliste Stimmen der Republikaner abfangen könnte. SPD-Vorsitzender Hans Heimerl will erst mal ihre inhaltlichen Schwerpunkte abwarten. FDP-Vorsitzender Dr. Gerhard Morlock hegt gar Zweifel, ob sie überhaupt zustande kommt. res
Eine politische Abrechnung hätte es werden sollen, ein gewöhnlicher Unterschlagungs-Prozeß wurde es am Ende. Der einstige bulgarische Partei- und Staatschef Todor Schiwkow ist zu sieben Jahren verurteilt worden, weil er einige Millionen Mark Staatsgelder im Familienkreis für Appartements und Autos ausgegeben hat. Zur angestrebten Bewältigung der Vergangenheit des Landes trägt das Urteil wenig bei.
Es fragt sich freilich, ob der politische Prozeß, den große Teile der bulgarischen Mehrheit von heute wünschen, überhaupt geführt werden kann. Es können ja nur Verstöße gegen die Normen des Systems gerichtlich verhandelt werden, wenn man nicht, rechtsstaatlichen Vorstellungen zuwider, Gesetze rückwirkend anwenden will. Die weiteren laufenden Verfahren gegen Schiwkow dürften interessanter werden. Die Diskriminierung der türkischen Zehn-Prozent-Minderheit zum Beispiel hat sicherlich auch gegen die damals geltenden Normen verstoßen. Terrorismus, verübt vom Geheimdienst, war von keinem Gesetz gedeckt. Doch muß Schiwkow die Verantwortung erst einmal nachgewiesen werden. Angesichts der alten Strukturen wird das schwer sein.
Es fragt sich auch, ob das gegenwärtige Bulgarien eine justizförmige politische Auseinandersetzung aushalten kann. Das gilt für den Fall Schiwkow wie für den Fall der Sozialistischen Partei, der Nachfolgerin der KP. Eine Illegalisierung dieser Vierzig-Prozent-Partei würde das Volk tief spalten. gro
LANGENSELBOLD. Massives politisches Versagen wirft die Langenselbolder Wählergemeinschaft SL den großen Parteien SPD, CDU und FDP in der Asylfrage vor. Vor allem die CDU hat die Selbolder Liste in Verdacht, die derzeitge Situation zu Lasten der Bevölkerung gezielt herbeigeführt zu haben. Auch ohne Grundgesetzänderung ließen sich laut SL die Asylverfahren in wenigen Monaten, wenn nicht Wochen, durchziehen. Dafür müsse aber das Bundeamt in Zirndorf besser personell und materiell ausgestattet werden und auch die Kapazität der Verwaltungerichte drastisch erhöht werden.
Stattdessen schiebe man den Kommune jedoch ständig mehr Asylbewerber zu und meine, die Probleme mit dem neuen Asylverfahrensgesetz zu lösen, das sich laut SL-Fraktionschef Michael Frenzel schon als ein "Flop" erwiesen habe.
Doch auch die SPD sieht Frenzel nicht ohne Schuld, da sie keine Alternativen zu bieten habe. Wie die SL glaubt, hätte der Main-Kinzig-Kreis systematisch die Aufnahme der Flüchtlinge verweigern sollen und nicht erst jetzt, sechs Monate vor der Kommunalwahl.
"Die Wut der Bevölkerung lasse sich mit Demonstrationen gegen Ausländerfeindlichkeit allein nicht besänftigen, glaubt die SL. Sie hält vielmehr den Zorn für gerechtfertigt, da 95 Prozent der Asylbewerber "offensichtliche Wirtschaftsflüchtlinge sind", so Frenzel, "die konsequent abgeschoben werden müßten". Auch die SL reiht sich damit in den Chor derjenigen ein, die gerne vom Asylbetrug sprechen oder wie Gelnhausens Bürgermeister Michaelis die Flüchtlinge kriminalisieren. Laut Frenzel sei es nämlich nicht verwunderlich, daß breite Schichten der Bevölkerung das Gefühl hätten, über die Steuern von den Asylanten ausgenommen zu werden und überdies die Zeche in Form von erhöhter Kriminalität und Einschränkungen zu zahlen hätten. Bei steigender Zahl von Obdachlosen und Sozialhilfeempfängern sollten die Kasernen nach Meinung der SL lieber zu Sozialwohnungen umgebaut werden.
Der Stadt Langenselbold kreidet die SL an, durch die Genehmigung privatbetriebener Asylunterkünfte die "Profitgier beim Geschäft mit Asylbewerbern " zu unterstützen. Die Wählergemeinschaft spielt damit unter anderem auf die Unterkünfte in der Jahnstraße an. alu
ptz BONN. Eine Reform an Haupt und Gliedern soll die Post-Tochter Telekom fit für den Wettbewerb machen. Der Vorstand des Fernmeldeunternehmens hat ein Konzept vorgelegt, das den Aufbau kundengruppenorientierter Unternehmensbereiche und den Abschied von heute noch vorhandenen 23 Oberpostdirektionen vorsieht. Telekom-Chef Helmut Ricke begründet den radikalen Schnitt mit der Notwendigkeit, die Produktivität "drastisch zu erhöhen" und zusätzlichen Umsatz durch mehr Kundennähe hereinzuholen. "Die Zeiten, da erst die Technologie entwickelt und dann erst über Vermarktungsmöglichkeiten nachgedacht wurde, sind endgültig vorbei", beteuert er. Entlassungen schließt Ricke aus, doch soll die 250 000 Köpfe starke Telekom-Mannschaft durch Nichtbesetzung freier Stellen schrumpfen.
Ausländische Telekommunikationsfirmen wie British Telecom und AT&T verfolgten eine Expansionsstrategie, sagt Ricke. Bevorzugtes Ziel sei der stark wachsende deutsche Markt. Schon im Herbst, meint der Telekom-Vorstand, werde die Debatte über die Öffnung grenzüberschreitender Telefondienste in der EG erneut aufgenommen. Derzeit muß das Staatsunternehmen Konkurrenten fürchten. Dies belegt Ricke mit Kennzahlen: Die Telekom benötigt die Hälfte ihres Umsatzes von 47,2 Milliarden Mark (1991), um Kreditkosten zu begleichen. US-Wettbewerber kämen mit 25 bis 28 Prozent aus. Und im Vergleich mit der Konkurrenz aus Übersee beschäftigt die Telekom 20 Prozent zuviel Personal.
Weder beim Kapital noch bei der Belegschaft läßt sich rasch sparen. Die Finanzkrise des Bundes verhindert den Ersatz von teurem Fremd- durch Eigenkapital, Entlassungen stehen Personal- und Beamtenrecht entgegen. Ricke verfolgt deshalb eine Doppelstrategie: "Wir wollen den Umsatz erheblich ausweiten und gleichzeitig die Effizienz verbessern." Bei leicht sinkendem Personalstand peilt er zum Ende des Jahrzehnts einen Umsatz von etwa 80 Milliarden Mark an. Hierbei müsse die jährlich Fluktuation von 8000 bis 9000 Arbeitnehmern "kaum voll genutzt werden".
Das Geschäft soll von den vier Sparten Privatkunden, Geschäftskunden, Systemkunden sowie Mobilfunk hereingeholt und unter eigener Gewinnverantwortung abgewickelt werden. Diese Bereiche kaufen die benötigten Leistungen - etwa Leitungen oder Satellitenkapazitäten - bei den ebenfalls verselbständigten Zweigen Technik Netze und Technik Dienste ein. Die Sparten Privat- beziehungsweise Geschäftskunden sowie Technik Netze sind in den sechs Regionen, in die die Telekom die Bundesrepublik aufgliedert, jeweils mit eigenen Direktionen vertreten. 18 der bisher 23 Oberpostdirektionen spezialisieren sich auf jeweils ein Arbeitsfeld. Die fünf anderen bleiben als "Gesprächspartner für Politik und Wirtschaft" erhalten, wie der für die Reorganisation verantwortliche Vorstand Horst Gellert versichert. In Frankfurt entstehen eine regionale Großkundendirektion und eine Repräsentanz.
Aus den heutigen Fernmeldeämtern werden Niederlassungen. Auf dieser unteren Arbeitsebene bleiben Spektrum und Umfang der Aufgaben erhalten. "Einen Rückzug aus der Fläche wird es mit diesem Vorstand nicht geben", beugt Gellert Befürchtungen vor. Vielmehr erhielten die Mitarbeiter vor Ort mehr Kompetenzen. Operative Aufgaben könnten von den Niederlassungen weitgehend allein ausgeführt werden. Als Ergebnis sieht Gellert weniger Bürokratie und mehr unternehmerische Initiative.
Die sozialen Auswirkungen sind Gellert zufolge "vergleichsweise gering". Ein Drittel der Beschäftigten sei nicht betroffen, für ein weiteres ändere sich bloß das Türschild. Direkt berührt seien 30 Prozent der Belegschaft, da ihre Dienststellen neu aufgeteilt würden. Voraussichtlich knapp 4000 Telekom-Beschäftigte müßten - in der Regel nicht weiter als 120 Kilometer - umziehen. Der Startschuß für den Umbau fällt zum Jahreswechsel. Drei bis fünf Jahre könnten verstreichen, bis das Werk gelungen ist. Für die Kunden werde sich "zunächst keine spürbare Veränderung ergeben", betont Gellert.
Begonnen wird mit der Neuorganisation an der Unternehmensspitze in Bonn. Dort sind die Kompetenzen von 1993 an wie folgt verteilt: Privatkunden (Dieter Gallist), Geschäftskunden (Horst Gellert), Systeme (Carl-Friedrich Meißner) und Mobilfunk (Klaus Hummel). Für Technik Netze zeichnet Gerd Tenzer verantwortlich. Die Position für Technik Dienste ist noch vakant. Daneben bestehen übergreifende Sparten mit Querschnittsfunktionen (Personal, Finanzen etc.).
Die Telekom, rügt der Vizechef der Deutschen Postgewerkschaft, Emil Bock, setze sich mit diesem Konzept und dem Starttermin unter hausgemachten Zeitdruck. Seine Organisation werde das Vorhaben sehr genau prüfen.
GELNHAUSEN. Um die Verhaftung eines vorläufig festgenommenen Flüchtlings zu verhindern, sollen mehrere Dutzend Asylbewerber in der Nacht zum Mittwoch eine Polizeistreife bedrängt haben. Durch die Präsenz eines Diensthundes habe sich die Lage jedoch rasch wieder entspannt, berichtete die Polizeidirektion Hanau am Freitag. Die rund 70köpfige Gruppe hätte sich daraufhin in ihre Unterkünfte zurückgezogen.
Nach Darstellung eines Polizeisprechers befand sich ein Streifenwagen in Kasernennähe, als der Wachdienst der Unterkunft die Ordnungshüter alarmierte. Ein 25jähriger angetrunkener Asylbewerber habe sich zuvor mit dem Wachpersonal angelegt. Als die Polizeibeamten den Mann Handfesseln angelegt habe, um ihn zur Ausnüchterung mit auf die Wache zu nehmen, hätten seine Mitbewohner den Streifenwagen umstellt und versucht, "durch rhythmisches Klatschen" seine Festnahme zu verhindern. Erst mit Unterstützung des "stämmigen Rottweilers" Gero habe die Streife die Rückfahrt antreten können. Die Polizei hat ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.
tja
STEINBACH/KÖNIGSTEIN. Die Königsteiner versuchen es mit Bitten, die Steinbacher drohen an, "mit allen zur Verfügung stehenden Rechtsvorschriften" vorzugehen. Bitten und Drohungen richten sich an Hundehalter, sind doch die Hinterlassenschaften ihrer vierbeinigen Lieblinge auf Gehwegen, in Anlagen, sogar in den Sandkästen der Kinderspielplätze, zum Dauerärgernis geworden.
"Viele Bürgerinnen und Bürger und auch unsere Kurgäste fühlen sich hierdurch in nicht unerheblichem Maße belästigt", so Königsteins Bürgermeister Bertram Huke. Sein Steinbacher Amtskollege Edgar Parnet, der im Rathaus kostenlose Hundekot-Beseitigungs-Sets bereit hält, stellte fest: "Das Angebot wird so gut wie überhaupt nicht genutzt." Jetzt droht er Konsequenzen an. Die städtischen Ordnungskräfte seien ausdrücklich angewiesen, künftig verstärkte Kontrollen durchzuführen. Sie werden auch darauf achten, daß Hunde in der Stadt wie auch in Feld und Wald an der Leine laufen und ihre Hundesteuermarke tragen. w
GELNHAUSEN. Zwei Dinge ziehen sich wie der sprichwörtliche rote Faden durch seine neuesten Bilder: die Farbe Blau und eine Leiter. Entdeckt man beide kombiniert auf einem Acryl-Gemälde, besteht an der Herkunft kaum noch ein Zweifel. Es stammt aus der Feder von Rubin Schmidtke, einem in Kasachstan geborenen deutschstämmigen Künstler, dessen Werke neueren Ursprungs derzeit in der Galerie Ambiente zu bewundern sind.
Farb- und Formenwahl des freischaffenden Künstlers finden auf der Leinwand zu einer ungewöhnlichen Harmonie. Da ist auf der einen Seite der beruhigende tiefblaue Grundton, der an Firmament und Meer erinnert und Begriffe wie Freiheit und Sehnsucht verkörpert. Als scheinbarer Kontrast dazu steht im Mittelpunkt meist eine Leiter, für Schmidtke ein Symbol für den Lauf der Dinge. Ein ständiges Auf und Ab auf wirren Sprossen, ein Lebenszyklus, der praktisch nie ans ersehnte Ziel führt.
Unruhig wirken die Werke des 31jährigen, der derzeit in Hannover lebt, nur dann, wenn über diese beiden Elemente hinaus zusätzlich grelle Farben ins Spiel kommen, wie bei der Trilogie "Goldene Zeiten", wo Schmidtke in zwei Fällen mit Gelb und Rot die Harmonie nachhaltig stört, oder malerischen Fragmenten zumeist im unteren Teil des Bildes Verwirrung stiften.
Umgedreht wirkt das Gemälde "Vor dem Beginn", bei dem Schmidtke die Leiter durch Treppenstufen ersetzt, die den Weg vorbei an riesigen blauen Wänden in einen lichten Hintegrund weisen, auf Betrachter ungemein besänftigend.
Bildtitel, die sich mit wenigen Ausnahmen auf den Begriff Beginn beziehen, deuten einen Neuanfang. Davon hat Schmidtke bereits einige hinter sich. Aufgewachsen in einer fremdländischen Kultur in Kasachstan, wo es den Vater durch den Krieg hin verschlagen hatte, zog die Familie nach Usbekistan und 1972 wieder nach Erfurt und später, noch vor dem Fall der Mauer, in den Westen.
Ein weiterer Lebensabschnitt hat für Schmidtke vor wenigen Monaten mit der Geburt seines Sohnes Lukas begonnen.
Seine 17 Arbeiten, die sich in der Galerie Ambiente um eine Leiter in der Mitte des Raumes gruppieren, sind noch bis zum 24. September ausgestellt. Öffnungszeiten täglich außer montags von 9 bis 12 und 14 bis 18 Uhr. Samstags können Besucher die Bilder in der Galerie in der Alten Schmidtgasse 1 von 10 bis 13.30 Uhr auf sich einwirken lassen. jan
pl KIEL, 4. September. Der Landesausschuß der schleswig-holsteinischen SPD hat sich am Donnerstag abend mit deutlicher Mehrheit hinter den neuen Kurs des SPD-Bundesvorsitzenden Björn Engholm in der Asylpolitik gestellt.
Führende Landespolitiker wie der Landesvorsitzende Willi Piecyk hatten nach den Petersberger Kursänderungen der SPD-Spitze vor zwei Wochen Tagen zunächst Kritik geäußert und gefordert, das individuelle Recht auf Asyl müsse uneingeschränkt erhalten bleiben. Jetzt kam der Landesausschuß nach Angaben von SPD-Sprecher Uwe Danker ganz im Sinne von Petersberg zu der Ansicht, daß das Grundrecht politisch Verfolgter auf Asyl zwar erhalten bleiben müsse; doch vom Anerkennungsverfahren ausgenommen werden sollten Menschen aus Staaten, in denen nach in Europa übereinstimmender Einschätzung politische Verfolgung nicht stattfindet. Ausnahmen sollten gemacht werden, wenn "spezifische und individuelle Verfolgungsgründe glaubhaft vorgetragen werden ". Darüber hinaus solle es kein Asylverfahren geben für Menschen, die "das vorläufige Bleiberecht mißbrauchen, indem sie mutwillig falsche Angaben zu ihrer Identität machen oder wegen schwerer Straftaten rechtskräftig verurteilt sind".
Einstimmig sprach sich der Landesausschuß für einen Bundes-Sonderparteitag der SPD aus, der sich "nach Vorliegen eines Verhandlungspaketes mit den anderen Parteien" unter anderem mit den Themen Asyl und Zuwanderung sowie Flüchtlingshilfe befassen soll.
Vertreter des Magistrats und der Polizei werden sich in diesem September mit Geschäftsleuten und Anwohnern der Münchener Straße im Bahnhofsviertel an einen Tisch setzen. Sie hatten sich bei Oberbürgermeister Andreas von Schoeler bitter über die Zunahme des Drogenhandels durch Marokkaner und Algerier in ihrer Straße beklagt (die FR berichtete). Laut Uli Geissler, persönlicher Referent des OB wurde dieses Gespräch zwischen dem Hauptamtsleiter Ulrich Uebele und einem der Anwälte, der die Betroffenen vertritt, vereinbart. Er, Geissler, habe am Mittwoch beim Gespräch mit der FR noch nicht gewußt, daß eine solche Absprache getroffen worden war.
Die Geschäftsleute und Anwohner hatten sich unter anderem darüber beschwert, daß der OB auf ihr Protestschreiben mehr als eineinhalb Monate nicht reagiert hatte. Nach der geplanten Unterredung im September soll laut Geissler ein Pressegespräch stattfinden, in dem alle Teilnehmer die Möglichkeit erhalten sollen, ihre Sicht der Dinge darzustellen. enk
FRANKFURT A. M., 4. September (FR). Wechselnde bis starke Bewölkung und wiederholt Schauer, Schneefallgrenze auf 1200 Meter sinkend, sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 12 und 16, südlich der Donau bei neun Grad, nachts Tiefstwerte zwischen fünf und neun Grad. Aussichten: Zeitweise Regen, kühl. (Siehe auch Lokalteil)
KÖNIGSTEIN. 26 Schülerinnen und Schüler aus der zweiten Mittelschule der lettischen Stadt Riga sind mit Lehrern und Elternvertretern seit gestern zu Gast in Königstein. Oberstudienrat Bernhard Dönicke, Leiter des Gymnasialzweiges der Taunusschule, knüpfte die Kontakte und schuf die Voraussetzungen für den Schüleraustausch, der seit mittlerweile zwei Jahren läuft.
Beim ersten Besuch im Frühjahr 1990 waren die jungen Letten beeindruckt vom ungezwungenen Umgang zwischen Schülern und Lehrern in Königstein und überwältigt vom Freizeit- und Konsumangebot. Die Königsteiner wurden beim Gegenbesuch überrascht von ungeahnter Herzlichkeit und Gastfreundschaft. Die Besucher wohnen in Familien und sollen die Umgebung kennenlernen. Geplant sind Besuche bei der Hoechst AG und den Opel-Werken. Die jungen Letten führen am 7. September, 16 Uhr, im Kronberger "Rosenhof" und am 8. September, 18 Uhr, im "Augustinum" in Bad Soden- Neuenhain Volkstänze auf. w
Der Vertrag von Maastricht über die Europäische Union stellt in seinem Kern, den Bestimmungen über die Währungsunion, einen historischen Kompromiß zwischen Deutschland und Frankreich dar. Für die Bereitschaft Bonns, auf die D-Mark zugunsten einer gemeinsamen europäischen Währung zu verzichten, hat Paris im Gegenzug die deutsche Forderung nach Unabhängigkeit der künftigen europäischen Zentralbank akzeptiert. Weder Deutschen noch Franzosen sind diese Zugeständnisse leichtgefallen. Doch den einen war klar, daß es ohne gemeinsame Währung zu Zerreißproben im Gemeinsamen Markt und Krisen zwischen den Partnern kommen würde. Und die anderen sahen ein, daß die gemeinsame Währung nur dann zu erreichen war, wenn die europäische Zentralbank nach dem Vorbild der Bundesbank errichtet würde.
Die Interpretation, die Frankreichs Präsident Mitterrand jetzt den Vertragsbestimmungen über Stellung und Aufgabe der europäischen Zentralbank gibt, entspricht nicht dem, was man in Bonn oder Frankfurt unter einer unabhängigen Währungsbehörde versteht. Die Mitglieder des geplanten Zentralbankrats hätten nur auszuführen, was die EG-Regierungschefs beschließen, behauptet Mitterrand. Bloße "Techniker" sieht er in ihnen im Gegensatz zu den vom Volk gewählten und damit allein politisch legitimierten Staats- und Regierungschefs.
Gewiß, auch das Bundesbankstatut läßt zweierlei Auslegungen zu - eine unabhängige, der Preisstabilität verpflichtete Politik einerseits und die Unterstützung der wirtschaftspolitischen Ziele der Bundesregierung andererseits. Doch was Mitterrand aus dem Maastricht-Vertrag herausliest, um seinen zaudernden Landsleuten die Angst vor einem Europa der Technokraten zu nehmen, ist hierzulande geeignet, Befürchtungen zu nähren, daß man es in Paris mit der Unabhängigkeit der EG-Bank und damit mit der Stabilität der gemeinsamen Währung doch nicht so ernst meint. hhb (Paris)
ALTENSTADT. "Glücksritter und ihre Fräuleins, Tänzer auf dem Vulkan, Philosophen mit abgelaufenem Zerfallsdatum, also Menschen wie du und ich", so beschreibt Bernhard Stiller die Zeichnungen, die er noch bis zum 30. September im Apollo in Altenstadt aus- stellt.
KRIFTEL. Die Verhandlungen waren noch "in letzter Minute" erfolgreich, wie der Gemeindevorstand betont: Das Land wird den Bau eines Kinderhortes auf dem ebenfalls geplanten Anbau der Lindenschule nun doch unterstützen. Wie dem Einladungsschreiben zur nächsten Sitzung der Gemeindevertreter zu entnehmen ist, kam die Zustimmung aus Wiesbaden so kurzfristig, daß die Vorlage zu diesem Thema verspätet an die Parlamentarier verschickt wurde. Immerhin, so betont Bürgermeister Hans-Werner Börs (CDU), seien die Verhandlungen erfolgreich abgeschlossen worden und die Zuwendungen für "das in Hessen und darüber hinaus einmalige Projekt" zugesichert.
Insgesamt werden der Erweiterungsbau der Grundschule nebst Kinderhort rund 5,1 Millionen Mark kosten. Kreis und Gemeinde teilen sich die Summe "im Verhältnis zum umbauten Raum", also nach der Größe der jeweiligen Nutzfläche: Kriftel zahlt für den Hort rund 3,1 Millionen Mark, der Kreis übernimmt die übrigen Kosten für die Erweiterung der Schule, also etwa zwei Millionen Mark.
Wieviel Geld das Land der Gemeinde für den Hort zuzahlt - der Kreis bekommt finanzielle Unterstützung aus dem Schulfonds -, steht noch längst nicht fest. "Der Zuwendungsbetrag wird sich voraussichtlich auf 50 v. H. der zuwendungsfähigen Kosten belaufen", steht in Amtssprache in der Vorlage des Gemeindevorstands. Bürgermeister Börs übersetzt's: "Das ist ein ganz penibler Maßstab, da wird beispielsweise überprüft, ob auch der Kellerraum oder die Toilette zweckmäßig oder notwendig ist." Aber in dieser Hinsicht sei die Planung sehr vernünftig.
Ein weiteres Kriterium sei die "finanzielle Leistungskraft der Gemeinde", sagt Börs. Konkrete Zahlen mag er nicht nennen, "die stehen noch nicht fest, und ich will der Landesregierung nicht vorgreifen". Wieviel Geld auch immer das Land genau zuschießen wird - Börs ist zuversichtlich, daß nach dem Ja aus Wiesbaden endgültig die Weichen für die Umsetzung des Projektes gestellt sind.
Fehlt nur noch die Zustimmung des Parlaments. Dessen Entscheidung soll am Donnerstag, 10. September, fallen. Die Parlamentarier tagen ab 20 Uhr ausnahmsweise in der Kleinen Schwarzbachhalle. Punkt 11 der Tagesordnung: "Erweiterungsbau der Lindenschule in Kombination mit einem Kinderhort." pms
NEU-ISENBURG. Weil es bei der Premiere ihrer Tournee im schwäbischen Aalen Randale und Schlägereien gab, hat die Stadt Neu-Isenburg der Band "Böhse Onkelz" ein Auftrittsverbot erteilt. Für die zwei in der Hugenottenhalle geplanten Konzerte am Sonntag und Montag, 13. und 14. September, waren 3000 Karten von Hamburg bis Berlin verkauft worden.
Das Kulturamt der Stadt erklärte gestern, es wolle dem zum Teil rechtsradikalen Publikum der Gruppe keine Plattform bieten. Die Band war vor Jahren schon durch ihre gewaltverherrlichenden, rechten Songtexte in die Schlagzeilen geraten. fra
Ein Brief aus Berlin
Ein einziger "Aschinger" ist nach dem Krieg, nach der Spaltung von 1948 für eine Weile noch übriggeblieben, der am Bahnhof Zoo. Selbst nach Schrippen mit Hauptstadtaufschlag dem Mauerbau war die Schrippe zum Nulltarif dort weiter selbstverständlich, bis der Gewerbeaußendienst schließlich meinte, aus hygienischen Gründen den Brötchenkorb weghängen zu müssen.
Ende der 60er Jahre ging auch dieser letzte "Aschinger" ein, mag sein, gerade noch rechtzeitig. Denn was danach auf Berliner Kneipentische kam, war zwar hygienisch einwandfrei (vielleicht), ansonsten aber Strafe verschärft. Berliner Anlagenunternehmen hatten der DDR nämlich Brötchenfabriken geliefert, die DDR zahlte mit Ware. So war die denn auch: Eine Mischung von Pappe und Gummi, als wolle der Sozialismus dem Kapitalismus auf diesem Wege die Systemüberlegenheit heimzahlen. Eigentlich war es mehr Pappe, gebleichte. Es hieß, die Zähne zusammenzubeißen an der Spree.
Wohl schon deshalb mußte die Wende kommen, mit der Folge: Eine Million Schrippen, Schusterjungen oder Berliner Jungs - ein vor fünf Jahren auf der Gesundheitswelle angeschwemmtes Ballastbrötchen - gehen nun wieder Tag für Tag weg wie warme Semmeln. Doch jeder Fortschritt hat seinen Preis. Seit Anfang des Monats ist die Schrippe um einen Sechser (hochdeutsch: fünf Pfennige) "aufgewertet" worden: 35 Pfennige kostet sie jetzt im Westteil der Stadt, 25 Pfennige im Osten; beim Brötchenpreis steht die Mauer demnach noch.
In Berlin sehen sich die Bäcker offenbar mit dem Rücken zur Backofenwand. Bis zu 600 Prozent sind vor allem im Ostteil der Stadt in den letzten beiden Jahren die Gewerbemieten gestiegen, über zehn Prozent in diesem Jahr die Löhne, die Politik hat den kleinen Gewerbetreibenden jeden Flankenschutz versagt. So kleine Brötchen könnten sie gar nicht bakken, sagen die Bäcker, um eine derartige Kostenexplosion ohne Preiserhöhung aufzufangen. Es gebe künftig eben eine "Schrippe mit Hauptstadtaufschlag", und den Berlinern dämmert, daß sie an der Metropolenrolle ordentlich werden zu kauen haben. Bei Schrippen zahlen wa schon druff.
OTTO JÖRG WEIS
WIESBADEN. Zum dritten Mal findet am Sonntag landesweit ein "Tag der offenen Tür" in hessischen Kulturdenkmälern statt. Dieser Tag geht auf eine vom Europarat propagierte Idee zurück, die Hessen noch unter Regie des FDP-Wissenschaftsministers Wolfgang Gerhardt als erstes Bundesland aufgegriffen hatte.
In über 150 Städten und Gemeinden werden am Sonntag nun rund 500 sonst nur schwer zugängliche Denkmäler für Interessierte geöffnet - verknüpft in vielen Fällen auch mit einem Konzertprogramm. Häufig handelt es sich dabei um Gebäude, die ansonsten für Wohn- oder Arbeitszwecke genutzt werden - zum Teil sind aber auch öffentlich normalerweise zugängliche Objekte oder Anlagen darunter. Die Liste des Wissenschaftsministeriums umfaßt Denkmäler vom "Schläferskopfstollen" in Wiesbaden bis hin zu den Gartenanlagen in der Kasseler Karlsaue und dem "Alten Friedhof" in Gießen. In Darmstadt werden "Villen der Jahrhundertwende" zu sehen sein, in Eltville (Rheingau-Taunus) die kurfürstliche Burg.
Die "Amöneburg" im Kreis Marburg-Biedenkopf macht beim Tag der offenen Tür ebenso mit wie ein Gradierwerk in Bad Orb (Main-Kinzig-Kreis) oder der Hof Fleckenbühl in Cölbe (Kreis Marburg-Biedenkopf).
In Bad Schwalbach (Rheingau-Taunus-Kreis) soll das Apothekenmuseum in der Adler-Apotheke am Sonntag offen sein, in Tann (Kreis Fulda) das Naturmuseum. In der evangelischen Kirche von Klein-Englis sind frisch restaurierte spätgotische Wandmalereien zu sehen, in Fulda öffnet die Probstei Johannesberg (ansonsten ein Ausbildungszentrum für Denkmalpflege) ihre Pforten.
Und auch eine neue, durchaus teure Landeserrungenschaft ist in die Liste aufgenommen: Die Fossilienfundstätte Grube Messel (Kreis Darmstadt-Dieburg), die das Land im vergangenen Jahr zurückgekauft hat und die - einst als Mülldeponie vorgesehen - jetzt Naturdenkmal ist. me
WEHRHEIM. Das Oberlandesgericht Frankfurt hat entschieden, daß der CDU- Kreistagsabgeordnete und ehemalige Bürgermeister von Wehrheim Josef König keine 50 000 Mark von einem Wehrheimer Betrieb zu seinem persönlichen Vorteil erhalten hat. Seiner früheren Sekretärin wurde unwiderruflich und unter Androhung eines Ordnungsgeldes von 500 000 Mark die Behauptung untersagt, König habe das Geld zum Zweck der Vorteilsannahme entgegengenommen.
Josef König hatte im Laufe des Verfahrens nachweisen können, daß die Zahlung, auf die die Sekretärin in einer Fernsehsendung offensichtlich angespielt hatte, korrekt bei der Gemeinde Wehrheim verbucht wurde. Auch bei dem Betrieb war das Geld ordnungsgemäß verbucht worden. Nach Ansicht des Anwaltes von König, Michael Reiß, ist sein Mandant damit "voll rehabilitiert". Die laufenden disziplinarrechtlichen Vorermittlungen wegen weiterer Vorwürfe bleiben von der Entscheidung allerdings unberührt.
Der Anwalt der Sekretärin erklärte, seine Mandantin habe die Vorteilsannahme niemals behauptet. "Sie hat immer nur gesagt, daß ihr die Zahlung merkwürdig vorkam. Wenn dieses Urteil Schule macht, meldet doch niemand mehr Ungereimtheiten im Zusammenhang mit Korruption", sagte Anwalt Armin Golzen. jd
GIESSEN/FLORSTADT. Zu der vom Jugendgerichtsgesetz vorgesehenen Höchststrafe von zehn Jahren hat das Landgericht Gießen am Freitag nach zehn Verhandlungstagen die beiden 18 Jahre alten Hauptangeklagten verurteilt. Die Jugendkammer sah es für erwiesen an, daß die beiden jungen Männer in der Nacht vom 9. auf den 10. März 1991 ein deutsches und ein amerikanisches Ehepaar im Florstädter Ortsteil Staden im Wetteraukreis heimtückisch und zur Verdeckung einer Straftat erschossen haben. Zusätzlich ordnete die Jugendkammer für einer der Täter die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus an. Ein 17jähriger Mitangeklagter, der sich wegen Beihilfe verantworten mußte, wurde zu einer Gefängnisstrafe von vier Jahren und neun Monaten verurteilt.
Als Oberstaatsanwalt Joachim Müller gestern vormittag die knapp zwei Stunden vor der massiven Holztür zum Sitzungszimmer 207 ausharrenden Medienvertreter über das "Ergebnis" des vierwöchigen Verfahrens informierte, herrschte neben Gedränge und Blitzlichtgewitter doch eine leichte Verwunderung.
Immerhin überboten die Richter mit ihrem Urteil im Fall der beiden Hauptangeklagten, denen das Gericht nach Auskunft von Müller letztlich jeweils zwei Morde anlastete, das von der Staatsanwaltschaft am Montag in deren Plädoyer geforderte Strafmaß um vier Monate. In der Schuld-Bewertung des "Gehilfen" blieb die Kammer um neun Monate unter dem Antrag der Staatsanwaltschaft. Die drei Verteidiger hatten am Donnerstag in ihren Plädoyers auf einen konkreten Strafrahmen verzichtet und lediglich auf "Milderungsgründe" verwiesen.
Die Urteilsverkündung fand wie der gesamte Prozeß, der am 6. August mit dem Verlesen der Anklageschrift begonnen hatte, aus Gründen des Jugendschutzes komplett hinter verschlossenen Türen statt. Auch Vertreter der Medien (das Landgericht lehnte einen Antrag der FR auf Prozeßbeobachtung ab) wurden nicht zugelassen. Kein Wunder, daß sich die Pressevertreter gleich nach Bekanntgabe des Richterspruchs im Scheinwerferlicht der Fernsehteams um den Oberstaatsanwalt und die Rechtsanwälte scharten.
Denn in einem der aufsehenerregendsten Mordfälle der vergangenen Jahre blieb bis zuletzt für die Öffentlichkeit im dunkeln, warum zuerst der 27 Jahre alte Installateur Ralf Reis und dessen Freund, der 54 Jahre alte amerikanische Zivilangestellte Billy Hawthorne, Stunden später auch die 27jährige Monika Reis und die 42 Jahre alte Cheryl Hawthorne mit gezielten Schüssen ermordet wurden.
Spaziergänger hatten am Tag nach der Tat die beiden Männer unweit der Autobahn A 45 Gießen-Hanau gefunden. Als Kriminalbeamte die Ehefrauen informieren wollten, fanden sie diese ebenfalls erschossen in ihren Wohnungen auf. Einer der beiden Hauptangeklagten, der bereits am ersten Verhandlungstag den Mord an den Männern gestanden hat, gab als Motiv Eifersucht an. Ralf Reis habe mit einer Bekannten von ihm geflirtet. Vor dem Landgericht soll er sich nach Auskunft seines Anwalts "reuig" gezeigt haben. Gleichwohl gab sich der Jurist gestern vor der Presse "überrascht und irritiert", weil die Richter gegen seinen Mandanten mit der Einweisung in die Psychiatrie auch die Höchststrafe verhängten. Er sei der Auffassung, daß das Gericht eine "verminderte Schuldfähigkeit" stärker hätte berücksichtigen müssen.
Der Rechtsanwalt kündigte Revision gegen das Urteil an. Er sei in den vielen Gesprächen mit seinem Mandanten zu der Einschätzung gelangt, daß dieser "in den letzten Wochen gereift" sei. Es gebe einen Widerspruch zwischen der "Schwere der Schuld" und der "Schwere der Tat". Und dieser sei vor Gericht nicht ausreichend gewürdigt worden.
Seine Schwierigkeiten mit der Verteidigung des jungen Mannnes faßte er in einem Satz zusammen. "Wir können eben nicht in das Innenleben hineinschauen."
Sein Kollege, dessen Mandant wegen Beihilfe "aufgrund des für ihn günstigen psychologischen Gutachtens" eine Strafe deutlich unter der von der Staatsanwaltschaft geforderten erhielt, äußerte sich einigermaßen zufrieden über den Verlauf des Prozesses. Während der gesamten Dauer des Verfahrens habe eine "vernünftige Stimmung" geherrscht.
Er gab allerdings zu bedenken, daß über den wesentlichen Punkt auch die 30 Zeugen und vier medizinischen Sachverständigen keinen Aufschluß geben konnten: "Es ist in den zehn Verhandlungstagen nicht geklärt worden, warum diese kriminelle Energie zum Ausbruch gekommen ist."
Daß das für Gießen außergewöhnlich große Medieninteresse und die juristische Konfrontation mit dem Verbrechen nicht spurlos an den drei Angeklagten vorübergegangen ist, wurde kurz nach der Urteilsverkündung deutlich. Als die jungen Männer in Handschellen den Sitzungssaal verließen und sich mit den Justizbeamten einen Weg durch die Menge bahnten, waren deren Gesichter völlig bleich. Von dem selbstsicheren Auftreten, mit dem sie bei Prozeßbeginn die Journalisten verblüfft hatten, war nichts mehr zu sehen.
Den drei "Jungen von nebenan", deren "Täterprofile" von einem Massenblatt zu "Der Kalte", "Der Nervöse" und "Der Stille" verkürzt wurden, stand der Schrecken ins Gesicht geschrieben. Mit Tränen in den Augen fiel der soeben wegen Beihilfe verurteilte 17jährigen einer Angehörigen um den Hals, mit gesenktem Kopf schritt auch der Hauptbeschuldigte, der die nächste Zeit in der Psychiatrie verbringen muß, über den Flur des Justizgebäudes.
Der, so erzählt dessen Anwalt, sei während der Urteilverkündung "innerlich zusammengebrochen".VOLKER TRUNK
sp HANNOVER, 4. September. Die Kommandeure des Bundesheeres haben jedem Gedanken an ein militärisches Eingreifen im ehemaligen Jugoslawien eine entschiedene Absage erteilt. Auf der Konferenz von 280 Kommandeuren, die am Freitag in Hannover zu Ende ging, war Jugoslawien ein vieldiskutiertes Thema, vor allem im Zusammenhang mit einer neuformulierten Sicherheitspolitik, die Verteidigung nicht mehr auf das Territorium Deutschlands beschränkt. Als einhelliges Ergebnis der Diskussionen gab Heeresinspekteur Helge Hansen am Freitag bekannt: "Eine militärische Lösung durch Intervention gibt es nicht."
Der Generalleutnant nannte drei strategische Voraussetzungen: Eine militärische Lösung müsse sich erstens in einem vorhersehbaren Zeitraum, zweitens mit vorhersehbaren Mitteln und drittens mit kalkulierbaren Risiken erreichen lassen. Dies fehle im ehemaligen Jugoslawien.
Skeptisch äußerte sich Hansen auch zu dem Vorschlag, Soldaten mit der Begleitung von Hilfskonvois zu beauftragen. Es sei voraussehbar, daß daraus ein dauerhaftes militärisches Engagement würde. Die Bundeswehr würde dadurch in einen militärischen Konflikt hineingeraten, "ohne daß sie Aussicht hätte, ihn militärisch beenden zu können", warnte er.
Die Kommandeurstagung in Hannover war die erste nach der Vereinigung Deutschlands und der Übernahme der Nationalen Volksarmee. Die organisatorische Integration der ostdeutschen Soldaten sei gelungen, die menschliche müsse folgen, sagte Hansen. Zur neuen Sicherheitspolitik führte er aus, nach dem Ende der auf eine einzige Bedrohung ausgerichteten Abschreckungsstategie sei vieles komplizierter geworden. Früher habe die Bundesrepublik ein schwer mechanisiertes Heer für Mitteleuropa gebraucht. Jetzt müßten leichte, schnell verlegbare Einheiten geschaffen werden. Da man in möglichen Einsatzgebieten nicht mit Straßen, Fernmeldeverbindungen oder Sanitätseinrichtungen rechnen könne wie in Mitteleuropa, ergäben sich neue Aufgaben für die Versorgung der Truppe.
Weis an FR-AAW und Zeitungen: Nur so 'ne Idee
SCHRIPPE MIT HAUPTSTADTZUSCHLAG Konkurrenzlos im Preis ist die Berliner Schrippe (hochdeutsch:Semmel oder Brötchen) eigentlich immer nur bei Aschingers gewesen. 40 Lokale hat der aus Süddeutschland stammende Gastronom in seinen Glanzzeiten an der Spree gehabt, und auf jedem Tisch in jeder dieser Kneipen hat ein Schrippenkorb gestanden, Gratiszugabe zum legendären Teller Löffelerbsen a 30 Reichspfennigen. Ganze Studentengenerationen sind auf diese Weise satt geworden: Ein Teller Suppe, fünf Studenten, fünfzehn Schrippen, zufriedene Mienen dankten es ihnen
Ein einziger "Aschinger" ist nach dem Krieg, nach der Spaltung von 1948 für eine Weile noch übriggeblieben, der am Bahnhof Zoo. Selbst nach dem Mauerbau war die Schrippe zum Nulltarif dort weiter selbstverständlich, bis der Gewerbeaussendienst schließlich meinte, aus hygienischen Gründen den Bröchenkorb weghängen zu müssen.
Ende der 60er Jahre ging auch dieser letzte Aschinger ein, mag sein, gerade noch rechtzeitig. Denn was danach auf Berliner Kneipentische kam, war zwar hygienisch einwandfrei (vielleicht), ansonsten aber Strafe verschärft. Berliner Anlagenunternehmen hatten der DDR nämlich Brötchenfabriken geliefert, die DDR zahlte mit Ware. So war die denn auch: Eine Mischung von Pappe und Gummi, als wolle der Sozialismus dem Kapitalismus auf diesem Wege die System-Überlegenheit heimzahlen. Eigentlich war es mehr Pappe, gebleichte. Es hieß, die Zähne zusammenzubeißen an der Spree.
Wohl schon deshalb mußte die Wende kommen, mit der Folge: Eine Million Schrippen, Schusterjungen oder Berliner Jungs - ein vor fünf Jahren auf der Gesundheitswelle angeschwemmtes Ballastbrötchen - gehen nun wieder Tag für Tag weg wie warme Semmeln. Dochjeder Fortschritt hat seinen Preis. Seit Anfang des Monats ist die Schrippe um einen Sechser (hochdeutsch: fünf Pfennige) "aufgewertet" worden: 35 Pfennige kostet sie jetzt im Westteil der Stadt, 25 Pfennige im Osten; beim Brötchenpreis steht die Mauer demnach noch. "Unsere geliebte Schrippe wird teurer", klagte vierspaltig die "BZ".
Nie ausser in den Inflationszeiten der 20er Jahre war sie so teuer wie heute. Kein Vergleich mit jenen drei Pfennigen, die das prominente Backwerk einst in der Reichshauptstadt gekostet hat. Freilich, die Preiserhöhung hat sich nicht überall "am Markt" durchsetzen lassen. Je weiter man wegfährt aus der 3,5-Millionen-Stadt, um so sicherer kriegt man die Schrippe noch für zwei Groschen wie bisher.
Nur in Berlin selbst sehen sich die Bäcker offenbar mit dem Rücken zur Backofenwand. Bis zu 600 Prozent sind vor allem im Ostteil der Stadt in den letzten beiden Jahren die Gewerbemieten gestiegen, über zehn Prozent in diesem Jahr die Löhne, die Politik hat den kleinen Gewerbetreibenden jeden Flankenschutz versagt. So kleine Brötchen könnten sie gar nicht backen, sagen die Bäkker, um eine derartige Kostenexplosion ohne Preiserhöhung aufzufangen. Nichts zu machen: Es gebe künftig eben eine "Schrippe mit Hauptstadtzuschlag", und den Berlinern dämmert, daß sie an der schönen neuen Metropolenrolle noch ordentlich werden zu kauen haben. Bei Schrippen zahlen wa schon druff.
Otto Jörg Weis
FRANKFURT A. M. (FR). Gerade bei einem so ausgeprägt negativen Stimmungsbild, wie es in der jüngeren Vergangenheit die Börse bestimmte, wurden mutige Aktienanleger "schon oft belohnt", schreibt die Frankfurter Sparkasse in ihrem Wochenbericht. Das kurzfristige Erholungspotential müsse noch nicht erschöpft sein, doch zeichne sich mit Blick auf das fundamentale Umfeld bisher keine Entspannung ab. So dürfte Zinssenkungsphantasie aufgrund der restriktiven Haltung der Bundesbank in nächster Zeit noch nicht aufkeimen. Deshalb sei auch ein nochmaliger "Test" der Tiefstände um 1460 Dax-Punkte möglich.
Gestern ging es am deutschen Aktienmarkt jedenfalls nochmals leicht aufwärts. Das Kursbarometer Dax schloß um 5,75 Punkte höher, lag aber damit deutlich näher am Tagestief (1531,82) als am Hoch (1545,09). Zunächst hatte der festere Dollar für eine freundliche Stimmung gesorgt. Später drückten dann Gerüchte über verschlechterte Gewinnschätzungen für VW und Thyssen die Kurse wieder nach unten.
Die nächste Woche dürfte Händlern zufolge ganz im Zeichen der weiteren Entwicklung an den Devisenmärkten und der Spekulationen über den Ausgang des Maastricht-Referendums in Frankreich stehen (20. September). Für eine nachhaltige Erholung fehle es an Umsatzvolumen und Kundschaft, hieß es auf dem Frankfurter Parkett. Weiterhin ruhig ging es auch am Rentenmarkt zu. Bei geringen Kursveränderungen öffentlicher Anleihen nach beiden Seiten stieg die Umlaufrendite auf 8,34 (8,33) Prozent.
spi OBERHAUSEN. Der Vorstand der MAN Gutehoffnungshütte will Verlustlöcher stopfen. Der Oberhausener Maschinenbauer wird die Fertigung in der Industrietechnik teilweise aufgegeben. Besonders der Konkurrenzdruck aus Osteuropa zwinge dazu, erklärt das Unternehmen zur Begründung. Weitergeführt würden nur der Radsatzbau, der Zusammenbau gleisloser Fahrzeuge für die Industrie und die Produktion von Flugzeugschleppern. Betroffen von den Änderungen in dieser Sparte seien 330 Beschäftigte.
Daneben wollen die Oberhausener auch die übrigen Arbeitsfelder durchforsten, wodurch weitere rund 100 Arbeitsplätze eingespart werden. Im Unternehmen waren bis jetzt insgesamt rund 3600 Männer und Frauen beschäftigt.
Als Ziel der Rationalisierung nennt die MAN Gutehoffnungshütte die Konzentration auf "Kernkompetenzen". Dazu zählt sie vor allem Anlagen für die Chemieindustrie, Umwelttechnik und Hüttenwerke sowie Turbinen und Kompressoren.
ha BRÜSSEL. Der Verkauf des ostdeutschen Mineralölunternehmens Minol durch die Treuhandanstalt an ein Konsortium unter Führung der französischen Elf-Gruppe ist von den Brüsseler EG-Wettbewerbshütern genehmigt worden. Das teilte die Gemeinschaftsexekutive mit. Durch verbindliche Zusagen der Treuhand und des Elf-Managements wurden wettbewerbsrechtliche Bedingungen der EG-Kommission erfüllt, verkündete ein Sprecher.
Danach wird der Elf-Konzern die zwei ostdeutschen Raffinerien in Leuna und Zeitz nach der Übernahme von Minol in Betrieb halten, bis eine geplante neue Raffinerie in Leuna fertiggestellt ist. Die Treuhand bleibt Eigentümerin der beiden bestehenden Anlagen und wird für deren eventuelle Verluste haften, jedoch darf Elf während der Übergangszeit Konkurrenten nicht durch Preisunterbietung in die Klemme bringen.
Die zweite Bedingung aus Brüssel für das Okay zu dem Minol-Verkauf lautet, daß Elf die mit der Übernahme von Minol verbundene Beherrschung aller bisher in den fünf neuen Bundesländern vorhandenen Lagerkapazitäten für Erdölerzeugnisse nicht ausnützen darf. Die Lagerstätten müssen demnach allen konkurrierenden Firmen in der Branche zu gleichen Kalkulationsbedingungen auch zur Verfügung gestellt werden. Entsprechende Garantien seien gegeben worden, sagte der Sprecher der EG-Kommission.
Wettbewerbspolitisch stelle die Übernahme von Minol und seiner Tankstellen durch Elf zwar derzeit eine Beherrschung von drei Vierteln des ostdeutschen Marktes dar, verlautete weiter. Für die Gesamtsituation des Mineralölmarktes in der EG sei dies jedoch bedeutungslos, zumal durch Investitionen anderer Benzin-Konzerne in der ehemaligen DDR aller Voraussicht nach auch die regionale Bedeutung von Elf in den neuen Bundesländern relativ rasch abnehmen werde.
Seit die Vereinten Nationen ein totales Luftfahrtembargo über Bagdad verhängt haben und Irak von Feindesstaaten eingerahmt ist, hat sich Ruweisched zur quasi einzigen Drehscheibe im Waren- und Personenverkehr zwischen dem Zweistromland und der Außenwelt entwickelt, ist es zum letzten Schlupfloch geworden.
Mit einer Magnetbahn, die das Rhein- Main-Gebiet ringförmig um Frankfurt erschließt, will der Umlandverband Frankfurt (UVF) die Verkehrsprobleme der Region lösen. Ein entsprechendes Modell stellte UVF-Planungsdezernent Alexander von Hesler am Freitag vor. Begründung: Das Straßennetz sei überlastet; auch sei das sternförmig auf Frankfurt ausgerichtete öffentliche Nahverkehrsnetz nicht in der Lage, "längerfristig die Attraktivität des Ballungsraumes zu erhalten und zu steigern". Man müsse eine Reihe von bislang fehlenden Direktverbindungen schaffen.
Denn: Arbeitsplatz-Schwerpunkte wie der Flughafen, die Hoechst AG, Eschborn-Süd oder in Zukunft das Caltex- und Kaiserlei-Gelände könnten mit dem öffentlichen Nahverkehr nur über Umwege erreicht werden: via Hauptbahnhof und durch den S-Bahn-Tunnel.
Der UVF hat deshalb eine Studie darüber erarbeiten lassen, wie dieses Verkehrssystem ergänzt werden könne. Untersucht wurde dabei der Einsatz einer Magnetschwebebahn sowie ein Schnellbus-System. Für die vollautomatische Magnetbahn wurden vier Varianten mit Längen zwischen 65 und 100 Kilometern geprüft. Die Busalternative hat eine Länge von 74 Kilometern.
Favorisiert haben die Gutachter eine Magnetbahn, die vom Flughafen über Kelsterbach, Höchst, das Main-Taunus- Zentrum, Eschborn,, Oberursel, Bad Homburg, Bad Vilbel, Bergen-Enkheim, Fechenheim, Offenbach, Gravenbruch und Neu-Isenburg wieder zurück zum Flughafen führen würde. Umsteigemöglichkeiten zu allen S-Bahn-Strecken und den meisten U-Bahn-Linien wären gegeben.
Die Trassen für die Magnetbahn seien vorhanden, betonte UVF-Sprecher Bernd Röttger, auch wenn ihre Realisierung "wie beispielsweise in Höchst Probleme bereitet". Dort würde die Bahn an den Häusern in der Königsteiner Straße in Höhe "erste Etage" vorbeirauschen.
Die Investitionen für die Magnetbahn bezifferte von Hesler auf 2,72 Milliarden Mark. Für den Bus müßten "nur" 60 Millionen aufgebracht werden. Bei den Betriebskosten indes schneidet die Magnetbahn weitaus günstiger ab. Der Busbetrieb würde pro Jahr 18,4 Millionen Mark erfordern, die Bahn käme mit 10,1 Millionen aus und würde durch den Fahrkartenverkauf die Kosten wieder einfahren.
Die Magnetbahn könnte laut UVF durch die Mineralölsteuer finanziert werden. Wegen des hohen Zeitaufwands für Planung und Bau schlug von Hesler vor, zunächst einen Teilring von Steinbach über den Flughafen und Offenbach nach Bad Vilbel zu bauen. Außerdem sollten vorab zwei Stichstrecken geschaffen werden: vom Flughafen über "Caltex" nach Hofheim; von Neu-Isenburg über Dreieich nach Dietzenbach. gang
Das Wetter
Wetterlage Mit einer nordwestlichen Strömung gelangt kalte Meeresluft nach Deutschland. Diese gerät am Sonntag von Südwesten unter Hochdruckeinfluß. Die Ausläufer des Tiefs westlich von Irland beeinflussen zum Wochenanfang das nördliche Deutschland. Vorhersage bis Sonntag abend Am Samstag wechselnde bis starke Bewölkung und wiederholt Schauer, vereinzelt Gewitter. Am Alpenrand länger andauernde Niederschläge, Schneefallgrenze auf 1200 Meter sinkend.
Tageshöchsttemperaturen 12 bis 16 Grad, südlich der Donau bei 9 Grad. Nächtliche Tiefstwerte 5 bis 9 Grad.
Am Sonntag wolkig mit Aufheiterungen und weitgehend niederschlagsfrei. Wenig geänderte Temperaturen, im Südwesten Temperaturanstieg bis 19 Grad.
Am Samstag frischer bis starker und böiger Wind aus West bis Nordwest, am Sonntag schwacher bis mäßiger Südwestwind.Weitere Aussichten für Montag Im Norden zeitweise Regen und kühl, im Süden zeitweise heiter und wärmer. Temperaturen vom Vortag, 14 Uhr MEZ Ausland Ort Wetter Grad
Algier
wolkenlos 29 Amsterdam
Regenschauer 12 Athen
wolkenlos 31 Barcelona
leicht bewölkt 26 Bordeaux
wolkig 18 Brüssel
stark bewölkt 12 Budapest
stark bewölkt 23 Dublin
stark bewölkt 14 Helsinki
stark bewölkt 16 Innsbruck
Regenschauer 12 Istanbul
leicht bewölkt 28 Kairo
wolkenlos 29 Larnaka
leicht bewölkt 36 Las Palmas
leicht bewölkt 25 Lissabon
wolkenlos 27 Locarno
leicht bewölkt 18 London
wolkig 15 Madrid
leicht bewölkt 28 Malaga
wolkenlos 24 Mallorca
leicht bewölkt 27 Moskau
wolkig 19 Nizza
leicht bewölkt 28 Paris
leicht bewölkt 15 Rom
leicht bewölkt 27 St. Petersburg
bedeckt 16 Stockholm
wolkig 16 Tunis
leicht bewölkt 32 Varna
wolkig 26 Venedig
leicht bewölkt 25 Warschau
stark bewölkt 16 Wien
bedeckt 13 Zürich
Regen 11
Deutschland
Berlin
wolkig 14 Dresden
stark bewölkt 16 Feldberg/Ts.
Regenschauer 6 Feldberg/Schw.
in Wolken 2 Frankfurt/M.
Regenschauer 12 Freiburg
stark bewölkt 13 Garmisch
Regen 10 Hamburg
wolkig 14 Köln
Regen 10 Leipzig
stark bewölkt 15 München
Regen 11 Norderney
wolkig 15 Rostock
Regenschauer 14 Sylt
wolkig 15 Zugspitze
Schneefall -5
Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64 Reisewettervorhersage 1 16 00 Segelflugwetter 1 15 06 Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Ozonwerte 06 11-58 12 42 (Wenn die Ozonwerte den unteren Grenzwert von 0,120 mg überschreiten, melden wir dies an gesonderter Stelle)
Sonnenaufgang 6.47 Uhr Sonnenuntergang 20.01 Uhr Mondaufgang 16.39 Uhr
KRONBERG. Jeder achte Kronbürger ist über 75 Jahre alt. In der neuesten Einwohnerstatistik, die vom Hessischen Statistischen Landesamt ermittelt wurde, sind die Jahrgänge 1987 und 1989 mit 112 und 121 Kindern die schwächsten, die stärksten mit 355 und 354 Personen die Jahrgänge 1938 und 1940.
Die Stadt im Schatten der Burg zählt derzeit 17 983 Einwohner und hat damit im Vergleich zum Vorjahr mit nur 43 Neubürgern die geringste Zuzugsrate, gefolgt von Steinbach mit 52 Personen. Spitzenreiter beim Wachstum sind Neu- Anspach mit 616 und Usingen mit 433 Einwohnern.
Jeder neunte Kronberger (11,3 Prozent) hat einen ausländischen Paß, was für den Vordertaunusbereich ein niedriger Wert ist. Lediglich die Hintertaunusgemeinden mit Ausnahme von Schmitten (11,6 Prozent) liegen darunter. Im Hochtaunuskreis hat Kronberg mit 966 Personen pro Quadratkilometer nach Bad Homburg mit 1010 und Steinbach mit 2287 Personen die größte Einwohnerdichte. w
DREIEICH. Die Festspiele in der Burg Dreieichenhain, die am Sonntag zu Ende gehen, hätten am vergangenen Mittwoch abgebrochen werden müssen, wenn die Stadt nicht eingesprungen wäre. "Mirco von Specht konnte seinen finanziellen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen", bestätigte der Erste Stadtrat Werner Müller auf Anfrage der FR. "Es bestand die Gefahr, daß das Restprogramm nicht mehr abgewickelt werden konnte."
Nach den Worten des Kämmerers ist die Stadt für die Gagen von Künstlern in Vorlage getreten. "Damit haben wir Ansprüche gegen von Specht. Ich fürchte allerdings, daß er das Geld nicht zurückzahlen kann", sagte Müller. Unter Berücksichtigung zusätzlicher Einnahmeverluste würde das bedeuten, daß etwa 350 000 Mark für die Finanzierung der Festspiele 1992 an der Stadt hängen bleiben würden. Ursprünglich war ein Zuschuß von 120 000 Mark geplant.
Mirco von Specht war am Freitag nicht erreichbar. Fest steht jedoch, daß in den vergangenen Jahren die Festspiele für ihn ein Verlustgeschäft waren. dac
Wegen den diesjährigen Tagen der offenen Tür hat die Stadt die Bethmannstraße / Braubachstraße und die Nordseite des Museumsufers zwischen Alter Brücke und Untermainbrücke seit Freitag, 18 Uhr, für den Verkehr gesperrt. Das teilt das Ordungsamt mit.
Ab Montag, 7. September, stehen beide Straßenzüge wieder für den Verkehr zur Verfügung.
(Siehe auch Seite 16)
Acht bis zehn polnische Arbeiter - vermutlich Schwarzarbeiter - haben am Freitag ein Hinterhaus in der Berger Straße 228 in Bornheim beinahe zum Einsturz gebracht und Berufsfeuerwehr sowie Bauaufsicht nach deren Einschätzung "den eklatantesten Fall von Pfusch am Bau seit Jahren" geliefert. Um im Erdgeschoß des in der Grundfläche 53 mal acht Meter messenden, zweigeschossigen Gebäudes mehr Raum zu schaffen, hatten die Arbeiter nämlich alle tragenden Teile - Stützen und Wände - abgebrochen.
Die Decke dieser Halle, die bislang in fünf Segmente unterteilt war, gab um Mitternacht nach. Drei Bewohner der darüberliegenden Wohnungen bekamen es zur Geisterstunde mit der Angst zu tun: "Der Fußboden bewegte sich unter ihren Schritten immer heftiger und senkte sich allmählich um mehrere Zentimeter", so Hans Hermann Müller von der Berufsfeuerwehr.
In ihrer Not alarmierten die Leute die Feuerwehr. Die kam, sah, daß die Decke akut einsturzgefährdet war und brachte die Bewohner, die ihre Wohnungen mit viel Eigenmitteln gerade erst in Schuß gebracht hatten, in Sicherheit. Statiker Maiwald von der Bauaufsicht wurde aus dem Bett geklingelt. Der Fachbeamte, so Müller, "hat nur noch die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, als er die Bescherung sah".
Von den polnischen Arbeitern fehlt jede Spur. Nachbarn vermuten, daß sie möglicherweise in einem der Gebäude auf dem Hofgrundstück untergebracht worden waren.
Der Vertreter der Bauaufsicht erklärte den Altbau für unbewohnbar und versiegelte noch in der Nacht sämtliche fünf Zugänge. Die betroffenen drei Bewohner kamen erst einmal bei Bekannten in der Nachbarschaft unter. Freitag morgen begannen dann Kripo und Bauaufsicht mit ihren Ermittlungen.
Ihr Versuch, den Eigentümer des Gebäudes - "ein Herr Gaumer aus Kassel" - zu erreichen, blieb erfolglos. Christian Hofmann, Wirt des gegenüberliegenden Lokal "Monokel", sichtete Gaumer dann in Begleitung eines Statikers am Freitag nachmittag: "Sie brachen die Siegel der Bauaufsicht, gingen in das Gebäude hinein und erklärten uns dann, sie verstünden die ganze Aufregung nicht. Da drohe nichts einzustürzen."
Gaumer wird nach den Worten des Bauaufsichtsleiters von Wachter erheblichen Ärger mit Behörden und der Kripo bekommen. Er habe für das Gebäude keine Abbruchgenehmigung gehabt, zudem gegen etliche Bestimmungen der Bauordnung verstoßen. Ein Bußgeldverfahren sei ihm sicher. Auch Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln weiter - unter anderem wegen illegaler Beschäftigung von Arbeitnehmern und Siegelbruch. enk
Das Beste kommt meistens zuletzt bei den Radweltmeisterschaften: Das Straßenrennen der Profis. In Benidorm ist es 261 km lang. Dort ist der große Auftritt der berühmten Stars auf dem Rennrad, die sich in den großen Rundfahrten und den klassischen Rennen der Saison profiliert haben.
Der von Fachleuten und Fans meist getippte Mann ist natürlich in diesem Jahr Miguel Indurain, der die Tour de France und den Giro d'Italia gewann, bei der Weltmeisterschaft in Stuttgart im vergangenen Jahr Dritter wurde, Zudem noch ein "Heimspiel" hat und wegen dieser Weltmeisterschaft zuletzt auf etliche Rennen verzichtete.
Bisher gibt es erst zwei Rennfahrer, die Giro, Tour und Weltmeisterschaft in einem Jahr gewonnen haben. Der unvergleichliche Eddy Merckx und der Ire Stephen Roche.
Natürlich gibt es die Rivalen im Dutzend. Die Italiener und Titelverteidiger Gianni Bugno, die in diesem Jahr so erfolgreichen Schweizer mit dem Vuelta- Sieger Tony Rominger, Franzosen, Belgier, Holländer, Amerikaner, Russen und auch den Mexikaner Raoul Alcala.
Und deutsche Favoriten? Dazu Teamleiter Rudi Altig: "Einen Favoriten auf den Titel haben wir wohl nicht. Das war in den letzten Jahren mit Rolf Gölz, Andreas Kappes und Uwe Ampler etwas anders." Sie sind alle drei in diesem Jahr nicht dabei.
Die deutsche Numero Eins im Weltradsport ist Olaf Ludwig aus Gera. Aber der führende Mann im Weltcup sagt, nachdem er die 21 Kilometer lange Rundstrecke mit den 6,5 km langen Anstieg inspiziert hatte: "Für Sprinter wie mich ist dieser Kurs nichts. Er ist auch nichts für ausgesprochene Kletterer, sondern ein idealer WM-Kurs für Allrounder, aber ich selbst gebe mir keine großen Chancen." Damit allerdings ist Teamleiter Rudi Altig nicht einverstanden: "Er stapelt etwas tief. Ich muß noch ein ernstes Wort mit ihm reden."
Der Berg liegt wohl am meisten dem erst 20jährigen Deutschen Meister Heinrich Trumheller, der auch bei der gemeinsamen Trainingsfahrt der deutschen Mannschaft einmal hart antrat und allen davonjagte. Aber er schränkt ein: "Ich hatte in letzter Zeit keine Etappenfahrt mehr. Da habe ich Sorgen, ob ich die lange Distanz gut überstehe."
Sein letztes Rennen am vergangenen Sonntag in Basel führte über 135 km, also nur die Hälfte von dem, was er am Sonntag in Benidorm bewältigen muß.
Der Zenhte der diesjährigen Tour- de-France, Jens Heppner aus Gera, sieht es gelassen. "Wenn es ähnlich läuft wie in der Tour, dann bin ich zufrieden. Gleich nach der Tour war ich in so guter Form, daß ich noch eine schwere Bergetappe hätte fahren können, aber dann wurde es doch schwerer."
Er hatte auch eine Verletzung davongetragen, als ihm in einer Verpflegungskontrolle ein Verpflegungsbeutel mit harten Trinkflaschen auf die Brust knallte. "Da hatte ich sehr viel Luft- wie Atemschwierigkeiten." Dennoch ist er einer der deutschen Hoffnungsträger.
Im Vorjahr war Kai Hundertmarck auf Platz fünf der bestplazierte Deutsche in Stuttgart. Der Kelsterbacher hat gerade noch drei Rennen in Italien gefahren, im letzten, am Gardasee, wurde er Sechster. "Die Form ist ganz gut", sagte er. "Ich komme auch wieder besser die Berge hinauf als in der meisten Zeit der Saison. Aber ob sie so gut ist wie vor einem Jahr in Stuttgart, das weiß ich erst am Sonntagabend." Immerhin verstreut der Sonnyboy aus Kelsterbach wieder allerlei Optimismus.
Und er wird das Rennen schon richtig anpacken. Für ihn ist es auch wichtig, daß er weiß, wo er im nächsten Jahr unterkommt. Auch wenn er es noch nicht verrät.
Sein eigener Rennstall schließt wie so viele andere. Rudi Altig jedenfalls ist überzeugt: "Wenn wir auch keinen Topfavoriten haben, so haben wir doch fünf bis sechs Fahrer, die unter den ersten Zehn ankommen könnten. Und über eine Medaille würde ich mich schon sehr freuen."
Dem Rennen der Profis am Sonntag geht am Samstag ein Vierer-Mannschaftsfahren der Frauen über 50 km voraus. Die deutsche Mannschaft wird angeführt von der Olympia-Siegerin im Verfolgungsfahren Petra Roßner, und ihr Ziel heißt: "Besser zu sein als im Vorjahr." Da kam sie immerhin auf Platz sechs ins Ziel.
HATTERSHEIM. "Mutti, es regnet so doll, jetzt wird nix verkauft, sondern probiert", brüllt Wurst-Herby von der Pritsche seines Lastwagens der Mitfünfzigerin ins Gesicht. Die "Mutti" bekommt eine dicke Scheibe Salami zum Probieren und zieht dann gerne 30 Mark aus dem Portemonnaie.
"Ich hab soviel Wurst, daß ich das ausnahmsweise verkaufe", sagt der Schinken-Händler. Wurst-Herby kommt aus Oldenburg, sein Beruf ist Marktschreier. Zusammen mit drei Kollegen tourt er durch Deutschland. Seit gestern und noch bis Sonntag steht die Gilde der röhrenden Kehlen auf dem Hattersheimer Marktplatz. Herbys Kollegin heißt Käse-Ellen und verkauft 20-Mark-Tüten. Unter den staunenden Augen ihrer Kundschaft, die in immer dichteren Trauben um ihren Stand stehen, stopft sie den Plastikbeutel nur so voll. "Sahnecamembert - und noch was Pikantes, meine Dame, da is' Meerrettich drin". Acht Käse hat sie schon in die Tüte gefeuert - "und jetzt gibt's noch drei Küßchen, drei Babybels".
In drei Monaten ist sie 40 000 Kilometer durch Deutschland gefahren. Immer im Konvoi, immer waren Wurst-Herby, Aal-Johnny und Blumen-Kasimir mit dabei. Jahrein, Jahraus, jeden Tag krakeelen sie sich die Stimmbänder heiser, um ihre Waren loszuwerden. Und die Kassen klingeln. Ab und zu gibt's bei Herby eine Gratis-Portion Truthahnwurst. "Die kaufen dann wie die Blöden", sagt er und legt wieder eine Probierrunde ein. Auch "der Herr mit dem CDU-Gesicht" steckt sich verstohlen die Scheibe Plockwurst in den Mund. Nur Herby probiert nicht. "Ich esse lieber Torte, ich kann Schinken nicht mehr sehen."
(gre / FR-Bilder: Oeser)
Drastische Folgen hatte ein Fahrspurwechsel, den ein Autofahrer am Donnerstag abend am Frankfurter Westkreuz vornahm. Ein Bad Homburger mußte abbremsen, sein Wagen stieß gegen die Leitplanke und wurde von einem Auto aus Frankfurt gerammt. Der Unfallverursacher flüchtete. mku
Der Scheinwerfer schneidet grelle Kreise aus dem nachtschwarzen Wald. Doch die Augen können den auf- und abspringenden weißen Flecken kaum noch folgen. Der Mann hat Mühe, die Lampe einigermaßen ruhig aus dem Fenster des VW-Busses zu halten. Der Wagen bockt auf und kracht nieder, knattert, quietscht, dreht durch, als wenn er an einer Gelände-Rallye teilnehmen müsse. Dabei hat der Fahrer allerhöchstens Schrittempo drauf. Ohne Vorderlicht aber kann er den Schlaglöchern, Regenrinnen und Steinbrocken nicht entgehen.
Da, ein Reh! Mit einem erschreckten Satz ist es wieder in der Finsternis, und die Männer freuen sich. Wild jagen sie ja nicht.
Menschen auch nicht. Jedenfalls würden sie das so nicht sagen. Die drei im Bus sind nur auf Streife, auf einer der buckligsten Touren entlang der deutsch- polnischen Grenze, die der Abschnitt Guben (Brandenburg) auf exakt 49 Kilometern Länge zu bieten hat. Dort ist jeder von ihnen mindestens ein halbes Dutzend Mal im Monat des Nachts unterwegs. "Grenzpolizeiliche Kontrolle" nennt sich das offiziell. Und an solchem Sprachduktus halten die Bundesgrenzschützer fest. Wenn Presse dabei ist, sprechen sie ausschließlich von "illegalen Grenzübertritten", die es "aufzugreifen gilt". Ist schließlich Dienstanweisung.
Pro Nacht schnappen die 288 Bundesgrenzschutzstreifen in dem insgesamt über 431 Kilometer sich hinstreckenden Grenzbereich Ost zwischen hundert und zweihundert solcher "Illegalen". Meist "arme Hunde" aus Rumänien und Bulgarien, wie die BGS-Männer sie nennen. Manchmal hockt auch eine ganze "Sippschaft Roma und Sinti im Busch", sagen sie. So wie vorige Woche, als die Grenzer aus Guben nahe des etwas südlicher gelegenen Schlagsdorf gleich zwei Gruppen, "einmal fünfzig und einmal vierzig Personen stark", entdeckten. Da war nicht nur der große Käfig in der Einsatzzentrale voll, da füllten sich tatsächlich auch noch die Seminarräume. "Im Grunde", bemüht sich einer der Diensttuenden um ein Bild für das Ausmaß solcher Überlastung, "muß man da anschließend gleich renovieren". In der Regel genüge aber eine gründliche Desinfektion.
"Die kommen sowieso wieder", konstatiert Polizeioberrat Volker Amlauf nüchtern. Zu Hunderten lagerten die doch in Polen auf der Wiese. Beute für die Schlepper, die von ihnen zwischen hundert und 3000 harte D-Mark für das Schleusen über die grüne Grenze kassierten. Je nachdem, "was die bei sich haben". Irgendwann kommen sie durch. Ob nun nach dem zweiten, dritten oder vierten Anlauf. "Zu Hause kriegen die ja Videos über den Wohlstand in Deutschland vorgeführt." Das hätten einige erzählt.
Das Geschäft der Schlepper blüht. Die Nachfrage ist da, das Risiko gering. Wer erwischt wird, kann allenfalls wegen Beihilfe zum illegalen Grenzübertritt belangt werden. Ein Verstoß, der einen Strafbefehl oder eine Geldstrafe nach sich zieht. Geschäftsschädigend wäre höchstens, wenn das Gros der Armutsflüchtlinge aus Osteuropa bestens im Bilde über das deutsche Asylrecht wäre. Ist es aber nicht. Ganz im Gegensatz zu der Warnung bundesdeutscher Politiker vor der Anziehungskraft des Grundgesetzartikels 16 auf das Elend der Welt. Die meisten der vom BGS Aufgegriffenen geben in der Vernehmung an, sie wollten arbeiten oder Verwandte besuchen. Nur etwa jeder 15. der gestellten illegalen Grenzgänger kreuzt auf dem Fragebogen an, er sei politisch oder rassisch verfolgt und verlange daher Asyl.
Das bedeutet, in absoluten Zahlen ausgedrückt, daß von 4831 "Illegalen", die im Monat August dem BGS an der Grenze zu Polen oder der CSFR in die Arme liefen, gerade mal 313 Menschen Asyl in Deutschland wünschten. Das entspricht einer Quote von 6,5 Prozent.
Dazu kommt, daß selbst jene, die den Antrag auf Asyl stellen wollen, von den Schleppern "völlig unsinnige Anweisungen" (so Amlauf) erhalten. So entdeckten Bundesgrenzschützer bei einer Gruppe, die sie kürzlich im südlich von Guben gelegenen Forst stellten, Papiere mit der Anweisung in bulgarischer und rumänischer Sprache, mindestens 50 Kilometer "ins Land einzudringen", bevor der Asylwunsch geäußert werden dürfe. So macht sich der Schlepper unentbehrlich.
Sicher, tatsächlich haben 40 071 Menschen im vergangenen Monat Asyl gefordert. Und das Innenministerium in Bonn dürfte mit seiner Schätzung nicht so falsch liegen, daß mindestens das Vier- bis Fünffache der Menschen, die vom Bundesgrenzschutz Nacht für Nacht ab nach Polen geschickt werden, ungehindert den Weg ins gelobte Wirtschaftswunderland finden. Trotzdem ist das Katz- und Mausspiel an der Grenze nur ein untauglicher Versuch, sich der Wirklichkeit zu verschließen. Die Realität schreit geradezu nach einem Einwanderungsgesetz, dem Versuch, einem Teil der Ärmsten aus der sogenannten Zweiten und Dritten Welt die Immigration rechtlich zu erlauben, um so den Ansturm zu kanalisieren. "Wir hier", sagt der Grenzschützer Amler, "haben gar nicht das Handwerkszeug, um das Problem zu lösen". Es ist ein verlogenes, verlorenes Spiel. "Die polnischen Kollegen", so der BGS-Mann, "fangen die auch nur ab und bringen sie wieder nach hinten".
Neues Spiel, neues Glück? In dem Malefiz mit Menschen aus Fleisch und Blut fällt trotz manchen Mitgefühls den Grenzschutzbeamten allein die Rolle der Hemmklötzchen zu. Und wenn sie schon diesen Job tun, zählt auch für sie das Erfolgserlebnis: zu kaschen. So erhält man sich Motivation. Hier ist der Grenzer "voll gefordert", heißt es unter den BGS- Beamten, die sich freiwillig aus Schleswig-Holstein haben hierher versetzen lassen. An den Grenzstationen Guben, Görlitz, Linke oder Zittau steht der Grenzschützer nicht nur Wache. Anders als an der früheren deutsch-deutschen Grenze, wo der BGS nächtelang Streife fuhr - "nur kam da keiner", wie es ein Grenzschützer ausdrückt. "Eine gewisse Abschreckung", erläutert Amler, "ist das hier auf jeden Fall". Schon "die Tortur, die die Illegalen mitmachen, verfehlt ihre Wirkung nicht".
Auch dem Fahrer der ersten Streife auf der Südstrecke vorbei am Chemiefaserwerk Guben wäre es lieber, wenn in dieser Septembernacht "etwas los ist, da geht die Zeit besser rum". Sein Beifahrer, das Auge weiter starr in das Dunkel geheftet, meint einschränkend, es müßten "nicht immer alle auf einmal" sein. Doch Fehlanzeige auf der Landstraße Richtung Forst. Keine der Plastikflaschen steht am Straßenrand, mit denen Flüchtlinge den Taxifahrern einen Wink geben, daß hier einer, versteckt im Gestrüpp, eine Fahrt in die Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber (ZAST) in Eisenhüttenstadt ordern will.
Auch bei den zu Hunderten abgestellten, alten Reichsbahnwaggons, in denen Flüchtlinge nach BGS-Erkenntnis ab und zu Unterschlupf suchen, tut sich nichts. Also wird die Zeit mit Geschichten verkürzt. Mit jener beispielsweise, als von acht Nordafrikanern plötzlich drei auf einen BGS-Mann losgingen und "zum Glück nur ein Warnschuß abgegeben werden mußte". Oder die von den fünf Jägersleuten, die neulich zwölf Rumänen im Wald mit ihren Gewehren in Schach hielten. Bis der Bundesgrenzschutz alarmiert und angerückt war, vergingen drei Stunden. Er kam allerdings noch rechtzeitig genug, um einen der Jäger davon abzuhalten, "auf einen Illegalen loszugehen", berichtet Amler.
"Wir sind schon angewiesen auf Hinweise aus der Bevölkerung, daß die uns Tips gegen", sagt der Fahrer der Süd- Streife. Jede Personalstärke, ergänzt Amler, der BGS-Gesandte für "Öffentlichkeitsarbeit, Pressearbeit und Personalgewinnung", könne niemals "die Bevölkerung mit ihren vielen Augen ersetzen".
Die Augen der zweiten Nachtbesatzung, die sich anschließend auf die Nord- Tour macht, sind dafür besonders geschult. Hier ist die Neiße, die erst später, vor Eisenhüttenstadt, in die Oder mündet, gerade hüfthoch. Zumindest im Sommer. Bei Hochwasser zu anderen Jahreszeiten sind vor allem Kinder davongerissen worden. Wie viele Wasserleichen schon "namenlos verscharrt werden mußten", weil "die Identität ohne Papiere nicht festzustellen war", kann allerdings auch der BGS nicht genau sagen. "Das waren schon einige", erinnert sich Amler lediglich. In dieser Nacht entdecken wir am Ufer nur Haufen alter Kleider. Vom Rock über Turnschuh und Kinderjacken alles dabei. "Die Illegalen", sagte der Streifenführer, wieder ein Leihbeamter aus Schleswig-Holstein, "lassen das nasse Zeugs einfach liegen".
Zurück auf die Straße, Richtung Neuzelle, der Weg führt nach Eisenhüttenstadt. Zwei ärmliche Gestalten tauchen plötzlich auf dem Gehweg auf, einer läuft auf seinen Socken. Die Streife schaltet das Blaulicht an. Die beiden Männer geben auf. Binnen fünf Minuten sitzen sie mutlos und niedergedrückt auf der Rückbank im Bus, auf der die Grenzer vorsorglich eine Decke gebreitet haben. Reine Routine. Der Schmutz der meist tage-, wenn nicht wochenlang unterwegs gewesenen Flüchtlinge soll ihrem Einsatzwagen nicht anhaften. "Bei den beiden Rumänen hier geht das ja noch vom Geruch her", flüstert einer der Beamten, "aber wenn die Zelle erst voll ist mit dreißig Mann, hält das keiner mehr aus".
Routinesache auch, die Männer auf der Einsatzstelle zu durchsuchen, Fingerabdrücke zu nehmen und sie erst mal hinter Gitter zu sperren. Ein rumänischer Paß, ein Messer und 35 Mark Bargeld liegen schließlich auf dem Tisch. "Wenn's mehr wäre, würden wir das Geld beschlagnahmen, um ihnen die erneute Einreise zu erschweren." Ein weiterer Beamter fördert mit dem Einweghandschuh zwei Brotlaibe, eine Büchse voll Rasierzeug und ein paar verschlissene Kleidungsstücke aus den Plastiktaschen der Rumänen. Ein Dritter spannt den Fragebogen in die Schreibmaschine, um den Herkunftsort "Bukarest" und den angegebenen Einreisezweck "Arbeitssuche" niederzuschreiben. Sechs Blätter, von der Strafanzeige über die erkennungsdienstliche Behandlung bis hin zur Übersetzungshilfe, müssen für einen "Aktenvorgang" angelegt werden, obwohl jeder weiß, daß der ganze Verwaltungsaufwand "eigentlich für den Papierkorb ist".
Solchen Frust lindert Kollegenlob. "Wieviel habt ihr denn", hat bei unserer Rückkehr die andere Streifenbesatzung über das heruntergekurbelte Seitenfenster gebrüllt. Die Antwort "nur zwei" wird trotzdem mit einem hochgereckten Daumen und einem knappen "toll" belohnt. "Na ja", erwidert der Streifenführer, "wir waren schon besser".
STEINAU / WÄCHTERSBACH. Aufatmen in Steinau: die seit Dienstag vermißten Mädchen Tanja Weber und Tatjana Stoppel sind seit Donnerstag abend wieder bei ihren Eltern. Die beiden 14jährigen hatten sich in die ganze Zeit über in Wächtersbach aufgehalten, teilte die Polizei kurz vor Redaktionsschluß mit. jan
Oft holpert es auf dem Rundkurs noch . . .
(Fortsetzung von Seite 15) "Ja, bei einer Neuauflage der Karte ist das eine Sache, die dringend geändert werden muß", fordert denn auch Harald Braunewell vom "Allgemeinen Deutschen Fahrradclub" (ADFC). Er hat in zweijähriger Arbeit zusammen mit dem städtischen Umweltdezernat den Plan konzipiert und den Rundkurs zusammengepuzzelt. Umso mehr ärgert es ihn, daß das mit der Beschilderung der Strecke nicht so gut hinhaut.
"Viele der Schilder sind gestohlen worden - ich allein habe 30 Stück gemeldet", bilanziert das ADFC-Landesvorstandsmitglied, das im Club auch die weitere "GrüGü-Parcours"-Sachbearbeitung macht: "Na ja, irgendwann wird auch der letzte Partykeller mit so einem Ding geschmückt sein."
Doch nicht nur auf Trophäenklauer ist Braunewell sauer: Es gebe auch viele Anlieger und Grundstückseigentümer, die sich strikt weigerten, auf "ihrem" Territorium, eines der Weg-Schilder installieren zu lassen. Und auch mit der Forstverwaltung habe man seine liebe Mühe: Es liefen noch Verhandlungen, um gewisse Strecken nachzurüsten.
Also: Ohne Karte scheint es für die Frankfurter, die sich in der freien Feldgemarkung und in den hiesigen Wäldern nicht so gut auskennen, zwecklos, die Fahrt rund um die große Stadt anzutreten.
Pläne für Interessenten gibt es noch. Man kann sich damit zum Nulltarif bei der Bürgerberatung, Römerberg 32, eindecken (Telefon 069 / 212-40 000). Oder die Karte in der ADFC-Geschäftsstelle, Eckenheimer Landstraße 57 b, holen. Öffnungszeiten: montags bis freitags jeweils von 17.15 bis 19 Uhr, samstags von 11 bis 13.30 Uhr. Dritte Möglichkeit, an den bunten Plan zu kommen: das städtische Umweltamt in der Philipp-Reis-Straße bei Sachbearbeiterin Giesel Heinemann, Telefon 069 / 212 - 39 10 90.
FRANKFURT A. M. (FR). Die New Yorker Börse startete am Freitag mit etwas niedrigeren Kursen. Der Dow Jones-Index fiel um 4,06 Zähler. Tags zuvor hatte er mit 3292,20 geschlossen, was ein Mini-Plus von 1,89 Punkten bedeutete.
In Tokio stiegen die Notierungen. Der Nikkei-Index der 225 Top-Aktien legte um 168,81 auf einen Schlußstand von 18 555,30 Zählern zu.
PARIS, 4. September. Der französische Staatspräsident François Mitterrand hat es offengelassen, welche Konsequenzen er aus einem Nein der Franzosen bei der Volksabstimmung am 20. September über den Vertrag zur Europäischen Union ziehen wird. In einer Fernsehdebatte am Donnerstag abend stellte sich Mitterrand drei Stunden Fragen von Bürgern, Journalisten und des Wortführers der Maastricht-Gegner, des gaullistischen Abgeordneten Philippe Sèguin. Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU), der aus Bonn in die TV-Debatte live zugeschaltet worden war, sprach im Hinblick auf das französische Referendum von einer Entscheidung über "ein Stück gemeinsamer Zukunft".
Auf die Frage einer "vom Sozialismus enttäuschten" Bürgerin nach den Möglichkeiten einer neuen Wirtschaftspolitik wie 1981 (die jedoch nach nur einem Jahr wegen wachsender Schwierigkeiten abgebrochen werden mußte) sagte Mitterrand, er hoffe, "diese Erfahrung (eines wirtschaftlichen Aufschwungs, d. Red.) noch einmal zu erleben".
Mitterrand ließ es offen, ob er bei einem negativen Ausgang des Referendums von seinem Amt als Staatspräsident zurücktreten werde, wie es von vielen Seiten gefordert wird. Er setze darauf, daß es ein Ja sein werde. "Sollten die Franzosen meine Hoffnung enttäuschen, werde ich die Frage am 20. und 21. September ohne Vorbehalt prüfen", versicherte er. "Ich werde die Verantwortung übernehmen, die mir zufällt." Ein Nein wäre ein "großer Schaden" für Frankreich und die Franzosen.
Mitterrand wies auch den Vorschlag zurück, für den Fall eines positiven Ausgangs des Referendums schon jetzt seinen Rücktritt anzukündigen, um damit den Franzosen die Zustimmung zu Maastricht zu erleichtern. Beobachter sehen in der wachsenden negativen Stimmung gegen den Maastricht-Vertrag zur Europäischen Union in erster Linie eine Kritik an der Politik der regierenden Sozialisten unter Mitterrand. Es sei "absurd und sogar ein wenig lächerlich", von einem "persönlichen Plebiszit zu sprechen", versicherte er.
Bundeskanzler Kohl trat in seinem Beitrag französischen Befürchtungen vor einem "deutschen Europa" entgegen. "Ich verstehe diese Angst in der französischen Optik nicht", sagte er. Der Kanzler verwahrte sich gegen den von den Maastricht-Gegnern erhobenen Vorwurf der Einmischung: "Wenn unsere französischen Freunde in einer historischen Stunde über eine Frage abstimmen, die die Zukunft der deutsch-französischen Freundschaft bestimmt, ist es keine Einmischung, wenn ein Freund seinen Rat gibt".
In einem persönlichen Wort dankte Mitterrand dem Kanzler: "Sie haben dazu beigetragen, daß Deutschland Frankreich versteht. Es ist nun an uns, Deutschland zu begreifen."
wüp BERLIN. Der Frankfurter Baukonzern Philipp Holzmann hat von der Treuhand die Ost-Berliner Intech Bau- Union übernommen. Die Holzmann-Tochter Imbau garantiert laut Treuhand-Vorstand Günter Rexrodt den Erhalt von 1900 der derzeit 2100 Arbeitsplätze für die nächsten zwei Jahre und will 140 Millionen Mark in die Modernisierung der Intech-Fertigteilwerke investieren. Über den Kaufpreis und die Höhe der Altschulden, die von der Treuhand übernommen werden, schweigen die Beteiligten.
Intech machte zuletzt bei einem Umsatz von 465 Millionen dem Vernehmen nach einen dreistelligen Millionenverlust. Das frühere VEB Wohnungsbau Kombinat Berlin beschäftigte vor der Wende 10 000 Leute und erstellte jährlich 10 000 Wohnungen im Plattenbaustil. Der neue Eigentümer Imbau setzt im Holzmann- Konzern in zehn Niederlassungen jährlich 700 Millionen Mark um. Die Treuhand hofft, daß der Verkauf die Wohnungsengpässe in Ost-Berlin beheben hilft. Künftig soll sich Intech auch dem Industrie- und Gewerbebau sowie der Altbausanierung widmen.
Der Verkauf des Ex-Kombinats war von langem Hin und Her gekennzeichnet. Die finnische Polar Construction, mit der die Breuel-Behörde mehr als ein Jahr verhandelte, sprang wegen Finanzierungsproblemen ab, der österreichische Baukonzern Maculan kam ebenfalls nicht zum Zug.
Laut Rexrodt sind nun noch fünf große ostdeutsche Baugruppen zu privatisieren, die in 50 Betrieben rund 21 000 Menschen beschäftigen. Es handelt sich um Elbo, die Berliner IHB, die Leipziger Mias, die Magdeburger Hochbau sowie die Hamimag in Halle. Bei vier Gruppen seien die Verhandlungen weit fortgeschritten. Bis Ende 1993 will die Treuhandzentrale alle Bauunternehmen verkauft haben.
Frankfurts Kommunikations- und Marketingwirtschaft, stets auf der Suche nach qualifiziertem Nachwuchs, erhält bald Hilfe durch ein Ausbildungsprogramm, das die Stadt gemeinsam mit der Branche und der Hessischen Berufsakademie ins Leben gerufen hat. Am 1. August 1993 können die ersten 20 Teilnehmer zu einem dreijährigen Betriebswirtschaftsstudium antreten, das in den beiden ersten Jahren von einer Lehre im Kommunikationsbereich begleitet wird, die mit einer regulären IHK-Prüfung endet. Das Studium schließt mit der Qualifikation als Betriebswirt (BA) ab und kann in einem weiteren Jahr zum Betriebswirt "Bachelor of Business Administration" ausgebaut werden.
Das Ausbildungkonzept wurde gemeinsam mit dem "Frankfurter Kommunikationsmarkt" vorgestellt, der in der nächsten Woche stattfindet. Bei diesem spektakuläreren Teil städtischer Bemühungen um den zukunftsträchtigen Wirtschaftszweig finden zahlreiche Foren und Podiumsgespräche statt, die sowohl für die Fachwelt wie für das breite Publikum interessant sein sollen - etwa der Vortrag des Professors Ringel vom Wiener Institut für medizinische Psychologie über "Kommunikation im Unternehmen"; oder die Selbstdarstellung von Unternehmen, die sich beispielsweise mit "Sponsoring-Strategie" (Henninger) oder Produktphilosophie (Nestlé) präsentieren. Zahlreiche Ausstellungen begleiten den Kommunikationsmarkt, wie etwa "Tiere in der Werbung", zu sehen von Dienstag an im Zoo.
Von Donnerstag, 10., bis zum 12. September gibt es dann das "Aktionszentrum" auf dem Römerberg. In einer Zeltpavillon-Stadt können die Frankfurter hinter die Kulissen von Werbeagenturen, Verlagen, Sendern und anderen der Kommunikation verbundenen Unternehmen schauen. Mitmachen heißt die Devise; man kann seinen eigenen Werbespot erfinden oder sich als Moderator versuchen.
An allen Tagen wird auf einem Großbildschirm die "Frankfurt Rolle" gezeigt, eine Sammlung preisgekrönter Werbefilme. Freilich zollt man auch dem Vorbild Tribut: Ein "Cannes Rollen Marathon" ist am Samstag von 16 Uhr an 24 Stunden lang im Filmmuseum zu sehen.
Der Kommunikationsmarkt soll keine Eintagsfliege sein. "Wir reden hier nicht von einem Schnellschuß", sagte Oberbürgermeister Andreas von Schoeler bei der Vorstellung des Projekts. Es geht um 5000 Unternehmen in der Region, 2000 davon in Frankfurt, und um das Wachstum auf dem europäischen Binnenmarkt. Was das heißt, ergänzte Gabriele Eick von der städtischen Wirtschaftsförderung: Dann würde man nämlich nicht mehr nach Hamburg, Düsseldorf, Müchen oder Berlin schauen, sondern nach Paris, London oder Mailand. Schö
Koalition über Anleihe zerstritten CDU will Abgabe für Kosten der Einheit / Waigel: Kein Thema Von unserem Korrespondenten Martin Winter BONN, 4. September. Der Streit in der Koalition über die Finanzierung der deutschen Einheit geht in und zwischen den Parteien weiter. Der CDU-Vorstand forderte am Freitag in Bonn einen "Solidarpakt für Deutschland", zu dem eine "Investitionsanleihe" gehören soll. Offen ließ die CDU, wie dieser Solidarpakt zustandekommen und wie er gestaltet sein soll. Die CSU will nur einer freiwilligen Anleihe zustimmen, während die FDP diese Vorschläge strikt ablehnte, dafür aber ein "Haushaltssicherungsgesetz" ins Spiel brachte. Nach seiner Klausurtagung räumte der CDU-Vorstand in einer Erklärung indirekt ein, sich bei der Aufgabendimension der Vereinigung verschätzt zu haben. Die politischen und wirtschaftlichen Prioritäten müßten "neu" bestimmt werden, heißt es in dem Papier. Notwendig sei, die "Aufgaben in gemeinsamer Verantwortung" der "Sozialpartner" und der "öffentlichen Hände" zu bewältigen.
Einzelheiten über Solidarpakt und Investitionsanleihe müssen nach Aussage von CDU-Generalsekretär Peter Hintze noch mit den möglichen Teilnehmern besprochen werden. Im Vorstand der Partei hatte es offensichtlich erhebliche Meinungsverschiedenheiten gegeben. Gegen die abschließende Erklärung stimmten sieben der rund 35 Vorstandsmitglieder.
Dem Vernehmen nach war vor allem um die "Investitionsanleihe" Streit entbrannt. Sie soll nach dem Willen der CDU neben "Investivlohn" und geringeren Lohnsteigerungen in Ost und West eines der Instrumente zur Belebung der Wirtschaft im Osten sein. In Unionskreisen wird bezweifelt, ob solch eine Anleihe tatsächlich etwas bewirken kann.
Der CDU-Vorstand ließ auch offen, ob es sich um eine Zwangsanleihe oder eine freiwillige Anleihe handeln soll. Der CDU-Generalsekretär konnte auch nicht angeben, welche Investitionen im Osten dadurch beschleunigt oder erst geschaffen werden könnten. Als Begründung für den "Solidarpakt" führte er nur an, daß man nun "ein schärferes Bild über die konjunkturelle Entwicklung" habe als Ende Juni. Damals hatten CDU und CSU bei Vorlage des Etats erklärt, daß die Finanzierung der Einheit gesichert sei.
Die CSU-Landesgruppe stellte sich am Freitag bei einer Klausurtagung hinter Finanzminister Theo Waigel, der eine steuerfreie (und freiwillige) "Deutschland-Anleihe" zu niedrigen Zinsen vorgeschlagen hatte. Waigel selbst bekräftigte dpa zufolge, eine Investitionsanleihe sei für ihn "überhaupt kein Thema".
FDP-Chef Otto Graf Lambsdorff nannte die Überlegungen in der Union im ZDF-Morgenmagazin "schädlich" für Kapitalmärkte und Investoren. Lambsdorff will harte Einsparungen durch ein "Haushaltssicherungsgesetz".
Der SPD-Vorsitzende Björn Engholm schlug der Bundesregierung in der Süddeutschen Zeitung "große Sachkoalitionen" in einigen zentralen Fragen des Wirtschaftsaufbaus in Ostdeutschland an. Er halte eine Übereinkunft bei der Finanzierung für denkbar. In der Frage einer Ostanleihe könnte es einen Kompromiß mit den SPD-Überlegungen zur Erhebung einer Ergänzungsabgabe für Besserverdienende geben, sagte er.
Die Gesamtverschuldung der öffentlichen Haushalte wird zum Jahresende 1992 voraussichtlich 1338 Milliarden Mark betragen. Damit werde die Verschuldung 1992 um über 170 Milliarden Mark zunehmen, heißt es AP zufolge in einer am Freitag veröffentlichten Schätzung der Bundesregierung. (Kommentar Seite 3)
WIESBADEN. Mit Kunstobjekten, Filmen, Aktionen und vielem mehr wartet die Veranstaltungsreihe "1962 - Wiesbaden - Fluxus - 1992" auf, die von der Stadt mitgetragen wird. Los geht's morgen, Sonntag, um 11 Uhr in verschiedenen Ausstellungsräumen, darunter Rathaus, Bellevue- Saal, Kunsthaus und Villa Clementine.
Fluxus ist eine künstlerische Lebensanschauung, die Anfang der 60er Jahre Elemente aus Kunst, Theater, Film und Literatur zusammenbrachte. Seinerzeit veranstaltete ihr Begründer George Maciunas eine erste Konzertreihe "Neuester Musik" in Wiesbaden. Die aktuelle Veranstaltungsreihe bringt vor allem Arbeiten der Künstler, die vor 30 Jahren dabei waren.
John Cage - erst vor kurzem gestorben - war mit seiner Experimentierfreude wegweisend für die Fluxuskünstler. Eine seiner vielen Seiten wird im Nassauischen Kunstverein und in der Galerie Ressel, Schöne Aussicht 24, gezeigt: Aquarelle, Zeichnungen und Graphiken. Cages Film "One 11 and 103", zusammen mit Henning Loher gedreht, läuft außerdem im Rahmen der "Video-Film-Performance" im Archivkino Caligari, Marktplatz 9.
Den Auftakt zu dieser Reihe machen am Dienstag, 8. September, 21 Uhr, Produktionen dreier Künstler, die mit diversen Medien arbeiten. In den folgenden Wochen laufen frühe "Fluxusfilme" und moderne Videoproduktionen, unter anderem von Nam June Paik, Wolf Vostell, Joseph Beuys und Yoko Ono. Die Filmvorführungen werden mit Live-Musik, Lesungen und Vorträgen kombiniert.
Im Pfarrhaus, Wandersmannstraße 2 b in Erbenheim, wird "Vehicle Art" gezeigt. Diese versucht, westliche und östliche Kunstelemente in Aktionen, Dichtung, Filmen und Skulpturen zu integrieren.
"Fluxus '92" geht bis zum 18. Oktober, der Eintritt ist frei. Informationen gibt es im Kulturamt, Tel. 31 34 31. dis
"Ich befürchte, daß wir uns beim Asyl auf einer abschüssigen Straße befinden"
Wenn wir nicht alle mit im selben Boot säßen, könnte man sich ja mit Spott und Häme über die Ratlosigkeit und Verzweiflung begnügen, mit denen sich die führende Regierungspartei über die Lage der Nation hinwegzuretten versucht. Aber die Ansammlung von Leerformeln und Widersprüchen, die der CDU-Vorstand nach zweitägiger Klausur unter Leitung seines Vorsitzenden Kohl unter der Überschrift "Solidarpakt für Deutschland" zu Papier gebracht hat, ist im Klartext ein Dokument der Führungslosigkeit in Deutschland. Mit dieser Art von Realsatire bringt der Kanzler sogar noch alle Kabarettisten um ihre Arbeitsplätze.
Der Begriffsslalom um das Reizwort "Abgabeerhöhung" aus Furcht vor einer Überführung einer weiteren "Steuerlüge" zwingt die CDU-Führung zu artistischen Verrenkungen, bei denen jede Logik auf der Strecke bleibt. Ihre Zuflucht zum inhaltsleeren Begriff einer "Investitionsanleihe" ist eine Flucht vor der Verantwortung. Die Kohl-Runde entpuppt sich als unfähig, sich für die "Zwangsanleihe für Besserverdienende" zu entscheiden, wie Unionsfraktionschef Schäuble fordert, oder für die steuerfreie "Deutschlandanleihe" nach Art des Hauses Waigel.
Der von ihr vorgeschobene Grund, sich vor den notwendigen Abstimmungen mit den Sozialparteien und den Ländern nicht festzulegen, ist in Wirklichkeit Feigheit vor Freund und Feind. Nun darf weiter spekuliert werden, mit allen verhängnisvollen Folgen für die wirtschaftliche Entwicklung in Ost und West. rds (Bonn)
"Der Stahlhelm ist ein kriegerisches Symbol - wir müssen Konflikte friedlich lösen"
HANNOVER, 4. September. Das niedersächsische Landwirtschaftsministerium hat am Freitag vor dem Verzehr von Obst und Gemüse aus der Nachbarschaft der Giftmülldeponie Hoheneggelsen bei Hildesheim gewarnt. Die Warnung gilt vor allem für Pflanzen mit großen Blättern, zum Beispiel Grünkohl, sowie für Möhren und andere Gartenfrüchte, die durch ihre Wurzeln gefährliche Mengen Dioxin aufnehmen können. Bei Bodenproben waren auf einem Acker in der Umgebung der Deponie 48,2 Nanogramm, in einem angrenzenden Garten 41,7 Nanogramm Dioxin je Kilogramm Erde festgestellt worden. Das Chemische Untersuchungsamt Oldenburg analysiert jetzt auch Pflanzenproben aus Hoheneggelsen. Die Ergebnisse werden in zwei Wochen erwartet.
Durch Probebohrungen läßt das Umweltministerium gegenwärtig untersuchen, ob Gift aus der Deponie aussickert. Bisher glaubten die Behörden, das Tongestein, in das die Deponie-Polder gegraben worden waren, sei dicht. Im Falle der zweiten niedersächsischen Giftmülldeponie in Münchehagen bei Nienburg erwies sich diese Annahme bereits als irrig.
Gegenwärtig wendet das Land Millionenbeträge für eine zusätzliche Abdichtung der Münchehager Deponie auf. Das ist nur eine vorläufige Schutzmaßnahme. Die Kosten einer Sanierung werden auf zwei Milliarden Mark geschätzt.
Künftig sollen in Niedersachsen jährlich rund 30 000 Tonnen Giftmüll in der Pyrolyse-Anlage in Salzgitter verschwelt werden. Angeschlossen ist ein Hochtemperaturofen für Reststoffe. Das Umweltministerium in Hannover gab am Freitag seine Zustimmung bekannt, womit es sich über nachdrückliche Warnungen des Braunschweiger Chemie-Professors Henning Hopf, eines international renommierten Pyrolyse-Experten, hinwegsetzte.
"Magnetbahn für Bad Homburg!" "Magnetbahn für Oberursel!" Hurtig riefen sich Redakteurinnen und Redakteure gestern die neuen Überschriften zu. Die Aufregung war groß. Aus dem Fax quoll es schwarz auf weiß: "Keine Vision: Mit der Magnetbahn durch die Region." Das vermel- Magnetisch angezogen dete der Umlandverband als Ergebnis einer Studie. Und wir liegen auf der untersuchten Strecke. Doch mit dem Faxpapier wurden auch die Gesichter länger. 2,72 Milliarden Mark soll die Bahn kosten, ihr Stelzenbau frühestens in 15 Jahren begonnen werden. Und dann nur kleine Abschnitte. Mitnichten bei Bad Homburg und Oberursel. Die Zeitung wurde nicht neu geschrieben. stk
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Die Welten des Freihandels
Gatt, Nafta. Dies sind Abkürzungen, deren Inhalte und Bedeutung kaum einer versteht, hinter denen sich aber unsere neue Welt verbirgt. Oder Welten. In Genf verhandeln Delegationen von über 100 Ländern seit Jahren ein "Allgemeines Zoll- und Handelsabkommen" (Gatt), das unsere Ökonomie, Ökologie und Demokra- tie in Zukunft nachhaltiger bestimmen wird, als nationalstaatliche Regierungspolitik. Doch keiner, der nicht in den Wirtschaftsteil der Tageszeitungen blickt, nimmt Notiz. Die USA, Mexiko und Kanada haben gerade der Welt größte Freihandelszone beschlossen, mit 363 Millionen Konsumenten und einem Bruttoinlandsprodukt von sechs Billionen Dollar. Ohne daß die Einzelheiten des Handelspaktes den Experten, geschweige denn den Bürgern bisher bekannt geworden sind. Wäre da nicht das so offensichtliche und zugegebene Desinteresse der Öffentlichkeit an der Vorbereitung unsere Zukunft, man könnte glatt an eine Verschwörung höchster Stellen denken.
Durch Gatt und Nafta wird derzeit der globale Rahmen gesetzt für die internationale Flexibilität des Kapitals und die nationale Befangenheit der Arbeit, welche die Grenzen nur in Grenzen überschreiten darf. In Rostock und Regensburg wird in Zukunft weniger produziert werden, weil dies woanders billiger geht. US-Autohersteller werden ihre Fertigungsstätten nach Mexiko verlagern, während der mexikanische Arbeiter keine Chance hat, seine Arbeitskraft in Detroit zu den traditionellen Bedingungen des US-Arbeitsmarktes anzubieten. Mit BMW's Exodus nach North Carolina sollen die Arbeitsbedingungen in Deutschland an die in den Südstaaten der USA angeglichen werden, nicht umgekehrt. Der Export von US-Jobs folgt der Logik, daß die Löhne in USA zu hoch sind, nicht etwa die mexikanischen zu niedrig.
Das sozialpartnerschaftliche Modell, einst als progressive Auflösung des Widerspruchs von Kapital und Arbeit gefeiert, scheint zu teuer und damit anachronistisch geworden. Die goldenen Nachkriegszeiten, in denen das Profitmotiv vorübergehend mit sozialen Ansprüchen verbunden werden konnten, gehen ihrem Ende zu. Der verkrampfte Zwang zu mehr Wachstum und Wettbewerb zwingt wieder zu drastischeren Formen der Arbeitsorganisation. Je leichter der technologische Fortschritt den Großunternehmen das geographische Unterlaufen des Sozialstaatspaktes ermöglicht, um so deutlicher finden die alten (Klassen-)Konflikte in einer globalen Arbeitsteilung ihre neue Form. Ziel dieser - fast unwidersprochenen - Weltfreihandelsordnung ist es, die Produktion des nächsten Jahrhunderts zu den Kosten und unter den sozialen Bedingungen des letzten zu organisieren.
Im Zeitalter regionaler Handelsblöcke ziehen sich die USA mit Nafta die südliche Hemisphäre als Industriestandort und Markt heran. Europa hält sich seinen abhängigen Osten, die Japaner organisieren den pazifischen Raum nach ihren ökonomischen Bedürfnissen. (Nur das aidsinfizierte Afrika scheint niemandem mehr neo-kolonialer Mühen wert.)
"Doch mit Gatt und Nafta", so schreibt der Autor Walter Russell Mead in Harper's Magazine, "geht es nicht nur um die Verlagerung von Fabriken aus der ,Ersten' in die Dritte Welt, sondern auch um den Import der dortigen sozialen Bedingungen in den Westen." Mit Nafta wird sich in Mexiko die prosperierende Mittelklasse verbreitern, mit der es sich handeln läßt. Die Umweltbelastung in der Grenzregion und die soziale Verelendung in den von weiteren Arbeitsplatzverlusten betroffenen US-amerikanischen Innenstädten werden jedoch zunehmen. Gatt wird viele Dritte-Welt-Länder beim Export ihrer Waren begünstigen, im Westen aber gleichzeitig demokratische, soziale und ökologische Ansprüche reduzieren helfen. Die globale Harmonisierung der Lebenswelten findet immer auf einem für den Westen niedrigeren Niveau statt. Ihr Preis ist in Mexiko wie in den USA, in Ost- wie in Westeuropa, eine soziale Polarisierung innerhalb der verschiedenen Gesellschaften.
So ist es denn kein Zufall, daß die westlichen Industrieländer sich gerade mit der Einwanderungsdebatte beschäftigen, daß Kanzler Kohl den "Standort Deutschland" bereits zum Motto für den Wahlkampf von 1994 erklärt hat. Doch die meisten "Wirtschaftsflüchtlinge" werden draußen bleiben müssen, während viele Unternehmen Deutschland nichtsdestotrotz verlassen werden. Die asymmetrische Logik von Gatt und Nafta hat dies längst entschieden. Jenseits des Streits um Immigration und Produktion liegt der eigentliche politische Skandal in der Tatsache, daß diese inhärente Logik des Freihandels schon gar nicht mehr hinterfragt wird.
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Auf einen Blick
Seite II Die Politiker streiten über die Weningser Flüchtlingsherberge, gehen aber nicht hin. Die FR war da.
Seite III Rechtzeitig zur 800-Jahr-Feier Klein- Karbens ist jetzt das 13. Karbener Heft erschienen.
Seite IV SPD-Chef Gerhard Becker sperrt sich gegen den neuen Kurs der Bonner SPD. Ein FR-Interview.
WIESBADEN. Der Hallenbadbesuch in Wiesbaden wurde für einen Taunussteiner am Donnerstag abend zu einem teuren Vergnügen: Ein Unbekannter brach, während der Mann am Schwimmen war, dessen Spind auf und entwendete außer dem Personalausweis auch die Wohnungsschlüssel. Als der Taunussteiner den Diebstahl bemerkte und gleich nach Hause fuhr, hatte der Langfinger dort bereits zugeschlagen. Diverser Schmuck, ein Computer, Kleider und Scheckvordrucke fielen ihm in die Hände. Nach Angaben der Polizei, die noch ermittelt, beträgt der Schaden rund 25 000 Mark. acw
WESTLICHE STADTTEILE. Nicht nur rund um den Römer ist "Tag der offenen Tür" der Stadt Frankfurt. Wohl läuft der Großteil des Programms in der City, vor allem bekommt man ausschließlich dort die Teilnahmekarten für bestimmte Veranstaltungen. Aber auch in den westlichen Stadtteilen lassen sich die öffentlichen Einrichtungen ein bißchen in die Karten schauen. Beispielsweise die Feuerwehrwache 5 in der Dürkheimer Straße 1-5. Am Samstag werden dort von 9 bis 12 Uhr Löschfahrzeuge, der Tauchturm und die Rettungsschere vorgeführt.
Außerdem bietet der Freundeskreis "Liebenswertes Frankfurt" eine Führung durch Höchst an. Für den Rundgang um 14 Uhr ist aber ebenso wie für die Führungen durch die Höchster Porzellanmanufaktur (Samstag und Sonntag jeweils um 10, 11, 14 und 15 Uhr) eine Teilnahmekarte erforderlich. Wer sie sich am Samstag zwischen 10 und 12 Uhr besorgt, kann im Römer auch gleich die Politiker des Ortsbeirates 6 besuchen.
Außerdem noch im Angebot: "Tag der offenen Tür" bei der Höchster Senioreninitiative (Gebeschusstrasse 44), wo die Ausstellung "Das Bild der Frau in den vierziger Jahren" zu sehen ist. Und im UVF-Labor in Sossenheim kann am Wochenende verfolgt werden, wie aus dem Spülwasser wieder Trinkwasser wird. clk
WIESBADEN. Zeugen eines Raubs in der Marcobrunner Straße am Freitag vormittag sucht die Polizei. Dort war an der Ecke Loreleiring - "vermutlich wegen Alkoholkonsums", so die Polizei - gegen 11.10 Uhr ein 36jähriger hingefallen. Zwei Männer halfen ihm wieder auf die Beine, einer mopste dem Wiesbadener dabei aber das Portemonnaie mit 350 Mark aus der Hosentasche. Als der den Klau bemerkte, stieß einer der "Helfer" ihn zu Boden und türmte mit seinem Komplizen.
Beide Räuber sind 25 bis 30 Jahre alt, 1,70 bis 1,75 Meter groß und hatten Jeans und Turnschuhe an. Sie sind blond, der eine hatte einen Zopf. Ein Zeuge sagte den Helfern des herbeigerufenen Krankenwagens, einer der Täter habe eine Waffe in der Hand gehabt. Er, aber auch andere Zeugen sollen sich bei der Polizei, Telefon 06 11 / 345-1, melden. acw
BAD HOMBURG. Ein 42 Jahre alter Mann aus Friedrichsdorf ist am Freitagnachmittag auf der Pappelallee tödlich verunglückt. Er prallte mit seinem weinroten Wagen der Fünfer-Serie eines Münchener Herstellers mit der Fahrerseite gegen eine Pappel.
Die Ursache des Unfalls ist bisher unklar. Das Auto des Friedrichsdorfers kam etwa 30 Meter vor dem Baum nach rechts von der Fahrbahn ab, fuhr ungebremst über den Randstreifen und prallte mit solcher Wucht gegen die Pappel, daß der 42jährige in den Trümmern seines Autos eingeklemmt wurde. Die Feuerwehr benötigte mindestens eine halbe Stunde, bis sie die Wrackteile mit Stahlseilen und der Rettungsschere so weit auseinandergezogen hatte, daß sie das Opfer bergen konnte. Jede weitere Hilfe für den Mann kam zu spät; vermutlich wurde er bereits beim Aufprall gegen den Baum getötet.
Zur Ermittlung der Unfallursache wurde ein Sachverständiger hinzugezogen. Die Feuerwehr war mit 15 Mann und vier Fahrzeugen im Einsatz. Der Autobahnzubringer wurde etwa eine Stunde lang in beiden Richtungen gesperrt.
Bei der Anfahrt an die Einsatzstelle kollidierte ein Einsatzfahrzeug der Feuerwehr mit einem Frankfurter Auto. Die beiden Fahrzeuge wurden beschädigt; verletzt wurde niemand. che
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Leitartikel Die Welten des Freihandels Seite 3
Asyl-Grundrecht Katholische Kirche wackelt Seite 4
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Hessen Florstadt-Morde: Höchststrafen Seite 20
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OFFENBACH. Eine schreckliche Entdeckung machte gestern ein Offenbacher Elternpaar, als es gegen Mittag seinen 55jährigen Sohn besuchen wollte. Nachdem auf mehrfaches Läuten an der Wohnungstür niemand reagierte, ließen die Eltern die Tür aufbrechen. In der Wohnung fanden sie den Sohn tot vor.
Nach Angaben der Offenbacher Polizei deutete "die Auffindsituation der Leiche darauf hin, daß der Tote durch Fremdverschulden ums Leben gekommen war". hf
"Dies ist das Ende des Kolonialzeitalters. Dies ist das größte historische Ereignis unseres Jahrhunderts." Die Schreibmaschine, auf der dieser euphorische Ausruf im Jahre 1955 getippt wurde, ist noch heute im Haus der Freiheit in Bandung zu besichtigen. In dieser Woche ist das Bündnis der Blockfreien an seinen Gründungsort in Indonesien zurückgekehrt. Doch an die Stelle des Überschwangs, der die 29 Gründungsnationen der Afro-Asiatischen Konferenz von Bandung bewegte, ist eine verwirrende Ziellosigkeit getreten.
Heute sitzen 108 Staatsmänner aus Asien, Afrika, Europa und Lateinamerika an den Tischen des Blockfreien-Gipfels in Jakarta, und der Tenor ihrer Erörterungen unterscheidet sich nur unwesentlich von dem der Gründungskonferenz von Bandung. Noch immer fordert das Bündnis der Blockfreien eine gerechtere Weltordnung, die die Kluft zwischen Nord und Süd überbrückt. Wie in Bandung vor 37 Jahren scheint ihr Durchsetzungsvermögen gering.
Wie damals der indische Premierminister Jawaharlal Nehru, so beschwor auch in diesem Jahr der indonesische Präsident Suharto die Kongregation, sich auf die Entwicklung der Staaten des blockfreien Bündnisses zu konzentrieren, interne Konflikte beiseitezulegen und die Konfrontation mit dem Westen zu vermeiden. Doch mangelt es dem Bündnis heute an Persönlichkeiten von der staatsmännischen Größe eines Nehru, Gamal Abdel Nasser, Faisal oder Zhou Enlai, die die internen Konflikte hätten überbrücken können.
Die Diskussion um die Mitgliedschaft Jugoslawiens, die Spannungen zwischen den Nahost-Delegierten und die Unsicherheit über die zukünftige Zielsetzung des Bündnisses verzehrten viel Kraft. Nur zu deutlich trat der Identitätsverlust in den Vordergrund, den das Bündnis mit dem Ende des Kalten Krieges erlitten hat. Präsident Suharto, der das Bündnis bis 1995 führen wird, versuchte einen neuen Kurs abzustekken. "Um wirtschaftlichen Fortschritt zu erzielen, müssen arme Nationen ihr Haus in Ordnung bringen und sich um Harmonie mit ihren Nachbarn bemühen. Eine Nation darf sich nicht in Abhängigkeit zu einer anderen begeben, sondern muß in eigener Verantwortung nach Selbstgenügsamkeit streben."
Doch von dieser Harmonie scheint das Bündnis weiter denn je entfernt, und von einer Bereitschaft, Eigenverantwortung für das Schicksal der jeweiligen Nation zu übernehmen, war wenig zu spüren. Viel geläufiger hingegen hing dem Treffen die bereits sattsam bekannte antiwestliche Rhetorik über die Lippen, zu der sich wieder einmal der malaysische Premier Mahathir Mohamad aufschwang. "Das Ende des Kalten Krieges und der Ost-West-Konfrontation wirft die Frage auf, ob Neutralität in dem gegenwärtigen Weltszenario noch einen Stellenwert hat. Bislang hatten wir die Möglichkeit, uns auf die eine oder andere Seite zu schlagen. Damit ist es vorbei. Wir haben heute nur noch die Option, Widerstand zu leisten oder unterzugehen."
Mahathir, obwohl gerade Malaysia mit westlichen Investitionen wirtschaftlich boomt, fand für seine das gegenwärtige Weltbild simplifizierenden antiwestlichen Tiraden mehr Applaus als Suharto für seinen moderaten Pragmatismus. Mahathir zufolge läßt sich das Elend des Südens auf den politischen und wirtschaftlichen Machtmißbrauch durch den Westen reduzieren, und die vom Westen angestrebte "Neue Weltordnung" ist aus seiner Sicht lediglich Bekundung eines neo-kolonialen Machtanspruchs. Mahathir fordert eine Neuordnung der UN, die dem Süden ein größeres Mitspracherecht einräumt und die demographische Zweidrittel- Mehrheit des Südens reflektiert.
Anders Suharto. Er erinnerte die Blockfreien daran, daß sich das Mitspracherecht des Südens in der Neuen Weltordnung von den Leistungen des Bündnisses ableite. Zunächst einmal müsse der Süden seine politische und wirtschaftliche Ordnung finden, um gegenüber dem Norden glaubwürdig zu sein. Wirtschaftliche Entwicklung, so argumentiert Suharto, begründe sich jedoch auf eine bedachtsame konfrontationsfreie internationale Politik. Aus dieser pragmatischen Haltung heraus, so glaubt Suharto, ergebe sich die Lösung globaler Streitfragen wie die der Schuldenkrise, der Handelsdispute oder der strittigen Entwicklungskonzepte.
Zu Suhartos Enttäuschung fand der Forderungskatalog an den Norden in Jakarta jedoch mehr Beachtung als das Strategiepapier, das die neue Identität des Bündnisses der Blockfreien definieren sollte. So wird der Westen - unter dem Druck der Organisation der islamischen Nationen - für das Massaker an den Moslems in Bosnien-Herzegowina verantwortlich gemacht. Verlangt wird eine militärische Intervention.
In der Uruguay-Runde wird dem Westen protektionistischer Hegemonismus unterstellt. Die Blockfreien drängen auf einen Schuldenerlaß und mehr Entwicklungshilfe, die frei ist von "Instrumenten der Bevormundung" wie der Menschenrechtsfrage, Umweltkriterien oder intellektuellen Schutzansprüchen des Nordens. Schließlich soll das Vetorecht der fünf ständigen Mitglieder im Weltsicherheitsrat zugunsten einer stärkeren Einflußnahme des Südens beschnitten werden.
Wie sich das Bündnis zukünftig definieren wird, bleibt hingegen vage. Interne Konflikte und antiwestliche Rhetorik werden auch weiterhin den Ton angeben und das Bündnis ziel- und wirkungslos in die Zukunft taumeln lassen.
PEKING, 4. September (Reuter). Auch das Parlament Chinas hat am Freitag die USA aufgefordert, keine Kampfflugzeuge vom Typ F-16 an Taiwan zu liefern. Der Ständige Ausschuß des Volkskongresses verurteilte die Entscheidung von US-Präsident George Bush, den seit zehn Jahren geltenden Stopp für Warenlieferungen an Taiwan aufzuheben, als "Zeugnis des Herrschaftsdenkens und der Machtpolitik". Der Ausschuß drohte mit Konsequenzen. In einem Kommentar der amtlichen Nachrichtenagentur "Neues China" wurde Bush beschuldigt, seine Entscheidung basiere auf "Ausflüchten und Lügen".
Bereits am Donnerstag hatte die chinesische Regierung die Rücknahme des Beschlusses gefordert und beim eigens einbestellten US-Botschafter Stapleton Roy "schärfsten Protest" eingelegt.
Liebe Kollegen, bitte versucht, den Hinweis-Kasten dreispaltig zu Umbrechen (mit der Rasterzeile in der Mitte).
Farbfotos und Anzeigenhöhe haben uns heute in Verlegenheit gebracht. Herzlichen Dank für die Hilfe
Günther Scherf
WIESBADEN. Nur zwei Anträge hatten die Stadtverordneten in ihrer Sitzung am Donnerstag abend zu bearbeiten, doch der eine hatte es in sich - selbst Achim Exner gestand ein, er habe nach dreimaligem Lesen höchstens 70 Prozent verstanden. Dabei kam die Forderung nach "einer Leitlinie für die Erhaltung und Weiterentwicklung der vielfältigen Funktionen der Innenstadt und ihrer Attraktivität" von der eigenen Partei. Und sosehr FDP, Grüne und CDU die "abstrakten, inhaltslosen Formeln" (CDU-Abgeordneter Peter Grella) anprangerten, Frei- und Christdemokraten den Antrag außerdem als Ablenkung von Fehlern und Versäumnissen geißelten, fand man doch einen Konsens: Es bestehe dringender Diskussionsbedarf. Der wird im Ausschuß befriedigt.
Die Sozialdemokraten haben mit ihrem Antrag zu einem Rundumschlag für die Innenstadt ausgeholt: Sie wollen mögliche Strategien zur Stärkung der Vielfalt und Kleinteiligkeit des Einzelhandels entwickelt wissen, wollen die City wieder als Wohnviertel etablieren, das Verkehrskonzept fortschreiben, Aktivitäten in den Bereichen Bildung, Kultur und Freizeit vorantreiben, die Stadtgestalt verbessern und die Arbeitsplätze erhalten. Denn als Folge wirtschaftlicher Umstrukturierungsprozesse und verschärfter Konkurrenz veränderten die Kernbereiche der Großstädte europaweit ihre Gesichter, begründete Fraktionsvorsitzender Arno Goßmann den Vorstoß.
Die Spannung zwischen Einkaufszentren auf der grünen Wiese einerseits und Urbanität in der City andererseits müsse zugunsten der Innenstädte entschieden werden.
FDP-Fraktionschef Wolfgang Schwarz warf der SPD vor, damit Dinge einzufordern, die in Planung und Konzepten des Stadtentwicklungsdezernenten entweder schon beantwortet seien oder noch bearbeitet würden. Er könne jedoch verstehen, daß sich die Sozialdemokraten nach ungeschickten Attacken von Dieter Berlitz in Richtung Industrie- und Handelskammer und Einzelhandelsverband mit einem Befreiungsschlag Luft verschaffen wollten. Beide Verbände hatten nach der von Berlitz verfügten Sperrung von Friedrich- und Luisenstraße für den Autoverkehr einen Umsatzrückgang im Einzelhandel festgestellt.
Als Beispiel führte Schwarz das sogenannte Innenstadtkonzept sowie das Kinderstadtkonzept an, in denen bereits detaillierte Vorschläge für diese Bereiche enthalten seien. Lediglich in der Einbindung eines Verkehrskonzeptes in alle Innenstadtfunktionen (Wohnen, Handel, Freizeit, Kultur) vermochte Schwarz Neues in dem ansonsten "gegenstandslosen Schaufensterantrag" zu entdecken. Weil es hier "gesamtplanerische" Defizite gebe, verlangte er, daß Stadtentwicklungsdezernent Thomas Dilger (FDP) auch die Federführung in Verkehrsfragen übertragen wird. Die CDU-Fraktion pflichtete Schwarz bei. Die Länge des Antrags sei als politisches Sündenregister zu bewerten, sagte Grella.
Verkehrsdezernent Berlitz dagegen verteidigte die Schließung der zwei Einkaufsstraßen. Dort, wo kein Verkehr sei, nämlich in der Fußgängerzone, sei die Kaufkraft am stärksten, äußerte er Zweifel am Ergebnis der IHK-Untersuchung. Lübeck und Aachen, die eine konsequente Sperrung der Innenstadt durchgesetzt haben, zögen Besucher an, die zum Flanieren kämen. Die Aufenthaltsqualität habe sich dort erheblich verbessert. Außerdem müsse Mobilität nicht gleich Automobilität sein, sagte Berlitz. Stadtbusse mit engen Taktfahrzeiten transportierten erheblich mehr Personen als Autos, in denen im Durchschnitt nur 1,2 Menschen säßen.
Auch Oberbürgermeister Achim Exner meldete Bedenken an der IHK-Umfrage an, kündigte aber gleichzeitig ein Gespräch mit den Verbänden an. Er wolle ein Fachinstitut mit einer Umsatzuntersuchung beauftragen. Es müsse dabei auch berücksichtigt werden, daß die verfügbaren Einkommen gesunken seien.
Exner gab zu: "Unter ästhetischen Gesichtspunkten ist die Schließung der Straßen ein Graus." Und wenn etwas unattraktiv sei, könne man keinen Beifall erwarten. Die Parlamentarier überwiesen das Thema zur Diskussion in den Planungsausschuß.
Viel Zustimmung gab es in der Stadtverordnetenversammlung dagegen für die Vorlage des Magistrats bezüglich der ICE-Trasse. Prinzipiell waren - bis auf die Grünen - alle Parteien für die geplante Schnellbahn. In der Stellungnahme zum Raumordnungsverfahren sind jedoch Verbesserungsvorschläge wie verlängerter Tunnel, Lärmschutzwände und Absenkungen der Gleise enthalten. Auch die sogenannte Breckenheimer Variante wird der Bundesbahn zur Überprüfung empfohlen. set
WIESBADEN. Enttäuscht ist die Bürgerinitiative "Keine Reaktivierung des Erbenheimer Flugplatzes" von dem Gespräch des Verteidigungsministers mit Oberbürgermeister Achim Exner. Wie ihr Sprecher Horst Domes mitteilte, wäre es ein Erfolg gewesen, wenn Rühe statt der Reduzierung von stationierten Hubschraubern die Nullösung als Verhandlungsziel übernommen hätte. Für einen Hubschrauberparkplatz gebe es in Erbenheim keine militärische Notwendigkeit. Wahrscheinlich solle mit der Diskussion lediglich ein positives Klima für die Gerichtsverhandlung erzielt werden. set
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SOSSENHEIM. Die S 3 wird nicht direkt von Sossenheim über Höchst zum Frankfurter Hauptbahnhof fahren, wie es der Ortsbeirat 6 im Februar angeregt hat. Das teilt der Magistrat dem Stadtteilparlament in einem Bericht mit. Es sei es aus betriebstechnischen Gründen nicht möglich, in Höchst die S 3 in den Schienenverkehr von S 1, S 2 sowie von Nah- und Fernzügen einzufädeln. Der Magistrat hält die zusätzliche S-Bahn-Linie auf dem Abschnitt Frankfurt-Höchst aber auch grundsätzlich für unnötig: Es fehle eine "adäquate Nachfrage". dis
Sturm ins Rathaus: Die "Tage der offenen Tür" begannen im Römer mit Ebbelwei.
(FR-Bilder: Ungarisch)
Die SG Egelsbach präsentierte sich launisch wie das Wetter und knüpfte nahtlos an die nicht überzeugenden Heimleistungen in dieser Saison an. Hacks Treffer mit dem Pausenpfiff und ein Tor von Kreß bescherten Fulda einen wichtigen Sieg im Meisterschaftsrennen.
Zwei optisch gelungene Aktionen der Gastgeber durch Cyrys und Müller erwiesen sich als Strohfeuer. Nach einer Viertelstunde kontrollierte Fulda dank des konstruktiveren Aufbaus durch Kreß und Dreßel das Geschehen, zeigten im Abschluß aber ebenfalls Mängel. Auch die Zeitstrafen gegen Meinhardt und Poppowitsch brachten den Platzherren keine entscheidenden Vorteile, zumal Franusch und Cyrys im Mittelfeld indisponiert agierten. Auch Löwels Pässe fanden zu selten den Weg zu den Stürmern Müller und Aleksic.
Nachdem Hack und Dreßel jeweils vorbeigezielt hatten und Hacks Treffer in der 41. Minute wegen Abseits annulliert wurde, gelang ihm in der Nachspielzeit dann doch noch die Halbzeitführung. Nach einer Maßvorlage von Kreß schlenzte Hack das Leder ins rechte obere Eck.
Fuldas Torhüter Zoran Zeljko hatte nach der Pause - in der besten Egelsbacher Phase - Probleme mit einem Kopfball von Krapp (54.) und einem Freistoß von Franusch (62.). Da jedoch auch Löwel, Bellersheim, Michel und Müller in der Endphase die Lücke nicht finden konnten, war die Egelsbacher Niederlage perfekt. HANS-DIETER PUTH
Egelsbach: Arnold; Strich; Krapp, Bellersheim, Gaidas, Kaiser, Cyrys (74. Michel), Löwel, Franusch (66. Reljic), Müller, Aleksic.
Fulda: Zeljko; Hirsch; Michel, Meinhardt, Thomas, Schlick, Lesser (85. Reith), Kreß, Dreßel, (84. Ferber), Hack, Poppowitsch.
Tore: 0:1 Hack (45.), 0:2 Kreß (90.).
Schiedsrichter: Wagner (Kriftel).
Zuschauer: 450.
Spätestens seit Donnerstagabend weiß die Eishockeymannschaft des Frankfurter ESC und ihr Anhang, daß sie sich in der kommenden Oberligasaison vor keinem Gegner fürchten muß. Eher das Gegenteil wird der Fall sein, nachdem sich die "Löwen" gleich bei ihrem ersten Test locker 10:5 (3:3, 3:0, 4:2) gegen den Zweitligisten SC Riessersee durchsetzten.
Das Spiel wurde im Füssener Bundesleistungszentrum ausgetragen, wo sich die Frankfurter intensiv vorbereiten und wohin der Gegner aus Garmisch kommen mußte, weil sein eigenes Stadion derzeit einer Baustelle gleicht. Die "Löwen" übernahmen von Beginn an das Kommando, führten schnell 2:0, gerieten dann aber wegen häufiger Unterzahl 2:3 in Rückstand. Doch je länger die Partie vor knapp 300 Zuschauern dauerte, desto weniger war zu spüren, daß die Mannschaft des FESC zur Hälfte aus Neuzugängen besteht.
Am Ende stand ein leichter Erfolg durch die Treffer von Nicholas, Erhardt, Eckert (je 2), Zimlich, Hall, Jaufmann und Scholz. Nach einem weiteren Auswärtsspiel beim Oberligisten EC Heilbronn (Samstag, 16 Uhr) stellen sich die "Löwen" am nächsten Freitag im Testspiel gegen den Bundesligisten EHC Freiburg erstmals dem eigenen Publikum vor; am 15. September kommt der Mannheimer ERC nach Frankfurt. Sim DEG startet mit 5:5 gegen Mailand
Die harte Saisonvorbereitung hat beim Deutschen Eishockey-Meister Düsseldorfer EG offenbar Spuren hinterlassen. Zum Auftakt des eigenen Turniers um den Epson-Cup kam der Pokalverteidiger gegen den italienischen Champion Lion Maediolanum aus Mailand nicht über ein 5:5 (2:1, 1:1, 2:3) hinaus.
Aus dem Geschäftsleben
Küchenmeister auf der Zeil Den Umgang mit Herd und Mikrowelle demonstriert der Küchenmeister Hans-Ulrich Raffel am Samstag, 5. September, im Kaufhaus Hertie auf der Zeil. Jeweils um 12, 14 und 15 Uhr läßt der ehemalige Chefkoch im "Dippegucker" in der vierten Etage des Hauses raffinierte Gerichte der nationalen und internationalen Speisekarten entstehen. Es darf auch gekostet werden. abi Mode für Normalgrößen Eine Modenschau "für Menschen wie du und ich", nämlich mit Konfektionsgrößen bis 52, bietet das Frankfurter Modeteam 36 / 52 am Sonntag, 6. September, ab 19 Uhr im Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Straße. Die Veranstalter verzichten auf gertenschlanke Top-Modelle und textile Extravaganzen. Sie wollen Wert legen auf tragbare Mode etwa der Firma Hennes & Mauritz, "Mollig bis Dick, aber chic" oder Nada Slogar. Hinzu kommen Schmuck von Dodo, Frisuren unter anderem aus dem Hause "Tommy's Haarstudio" und Kosmetik-Demonstrationen von Eija.
Eintrittskarten bei allen Ausstattern und im Ticket Shop journal in der Allianz-Passage unter der Hauptwache. FR
Die Eintracht erfüllte zunächst das, was ihr Trainer Stepanovic versprochen hatte. Die Mannschaft, die in der gleichen Formation wie am Dienstag begann, knüpfte sofort an ihre Vorstellung gegen Dortmund an. Und just die beiden Akteure, die schon nach den letzten Heimspielen zu den am meisten Gelobten zählten, spielten sich gleich wieder in den Vordergrund. Das Führungstor der Gäste nach sieben Minuten resultierte aus einer schönen Co-Produktion von Studer und Kruse. Studer setzte sich nach einem Doppelpaß mit Falkenmayer am linken Flügel gekonnt durch - Kruse war im Strafraum zur Stelle und beförderte das Leder mit dem Fuß an Torwart Kamps vorbei ins Netz. Kurz zuvor lag schon einmal die Führung nahe: nach einem Yeboah-Solo kam Falkenmayer zum Schuß und Kamps konnte den Ball gerade noch zur Ecke abklatschen.
Doch auch im Frankfurter Strafraum gab es Turbulenzen von Anfang an zu registrieren. Da mußte Torwart Stein nach einem Freistoß Mölbys einen Kopfball von Salou parieren. Dann war er bei Schüssen von Nielsen und wieder Mölby auf der Hut. Eine unglückliche Aktion von Yeboah im eigenen Strafraum nach einer Mölby-Ecke leitete schließlich in der 21. Minute den Ausgleich ein. Als der Ball an ihm vorbeiflog, reckte Yeobah die Hand heraus und der Elfmeterpfiff war die Folge. Nielsen ließ Stein keine Chance. Bereits bei einer vorangegangenen Situation hatten die Fans lautstark einen Elfmeter gefordert. Eine strittige Aktion des anfangs ziemlich unsicheren Libero Binz gegen Nielsen wurde abgepfiffen, aber der Unparteiische verlegte den Tatort kurz vor die Strafraumgrenze. Die Eintracht agierte nach dem Ausgleich zwar weiterhin mutig, doch gelungene Szenen in der gegnerischen Hälfte blieben aus. Die Mönchengladbacher eroberten sich leichte Vorteile und waren gefährlicher. Die beste Möglichkeit hatte Bein-Bewacher Schulz, bei dessen tückischem Kopfball nach Mölby-Ecke der clever reagierende Stein noch rechtzeitig zur Stelle war. Die Frankfurter Probleme lagen in dieser Phase im Mittelfeld, wo viele Zweikämpfe verloren gingen. Der überraschend von Hochstätter bewachte Kruse und Yeboah im Duell mit Klinkert standen daher meist auf verlorem Posten. Aber dann hatten die Frankfurter wieder Grund zum Jubeln. Nach feiner Vorarbeit von Wolf führte ein Konter in der 38. Minute erneut zur Führung. Yeobah drehte sich im Strafraum geschickt um Klinkert und jagte das Leder ins Netz. Mit einer guten Chance für Salou nach einem Patzer von Widersacher Bindewald auf der einen sowie knapp am Ziel vorbeifliegende Schüsse von Bein und Falkenmayer auf der anderen Seite beendeten die erste Halbzeit.
Die Frankfurter Eintracht steuert weiterhin auf Erfolgskurs, selbst wenn sie bei Borussia Mönchengladbach mit einem 3:3 (2:1) zufrieden sein mußte. In einer attraktiven, von beiden Seiten offensiv und engagiert geführten Partie erzielten Kurse (7.) sowie Yeboah (38, 54.) die Tore der Frankfurter. Für Mönchengladbach trafen Nielsen (21. / Handelfmeter), Criens (64.) und Wynhoff (90.). Das Unentschieden war in der Begegnung, in der beide Abwehrreihen nicht immer sattelfest wirkten, am Ende hochverdient. Beide Mannschaften imponierten mit einer gleichermaßen spielerisch wie kämpferisch starken Leistung.
Die Eintracht erfüllte zunächst das, was Trainer Stepanovic versprochen hatte. Die Mannschaft, die in der gleichen Formation wie am Dienstag begann, knüpfte sofort an ihre Vorstellung gegen Dortmund an. Und just die beiden Akteure, die schon nach den letzten Heimspielen zu den am meisten Gelobten zählten, spielten sich gleich wieder in den Vordergrund. Das Führungstor der Gäste nach sieben Minuten resultierte aus einer schönen Co-Produktion von Studer und Kruse. Studer setzte sich nach einem Doppelpaß mit Falkenmayer am linken Flügel gekonnt durch - Kruse war im Strafraum zur Stelle und beförderte das Leder mit dem Fuß an Torwart Kamps vorbei ins Netz.
Doch auch im Frankfurter Strafraum gab es Turbulenzen von Anfang an zu registrieren. Eine unglückliche Aktion von Yeboah im eigenen Strafraum nach einer Mölby-Ecke leitete schließlich in der 21. Minute den Ausgleich ein. Als der Ball an ihm vorbeiflog, reckte Yeobah die Hand heraus und der Elfmeterpfiff war die Folge. Nielsen ließ Stein keine Chance. Bereits bei einer vorangegangenen Situation hatten die Fans lautstark einen Elfmeter gefordert. Eine strittige Aktion des anfangs ziemlich unsicheren Libero Binz gegen Nielsen wurde abgepfiffen, aber der Unparteiische verlegte den Tatort kurz vor die Strafraumgrenze.
Die beste Möglichkeit für Gladbach hatte Bein-Bewacher Schulz, bei dessen tückischem Kopfball nach Mölby-Ecke der clever reagierende Stein noch rechtzeitig zur Stelle war. Die Frankfurter Probleme lagen in dieser Phase im Mittelfeld, wo viele Zweikämpfe verloren gingen. Der überraschend von Hochstätter bewachte Kruse und Yeboah im Duell mit Klinkert standen daher meist auf verlorem Posten. Aber dann hatten die Frankfurter wieder Grund zum Jubeln. Nach feiner Vorarbeit von Wolf führte ein Konter in der 38. Minute erneut zur Führung. Yeobah drehte sich im Strafraum geschickt um Klinkert und jagte das Leder ins Netz.
Neun Minuten nach dem Wechsel schien die Vorentscheidung zugunsten der Gäste gefallen. Bein nutzte einen Fehler von Libero Fach resolut aus, spitzelte ihm den zu weit vorgelegten Ball weg und leitete ihn sofort zu Yeboah weiter. Alleine vor Torwart Kamps behielt der Ghanaer die Nerven und schob das Leder überlegt ins linke Eck. Doch die Mönchengladbacher gaben nicht auf, zumal ihnen in der 64. Minute der Anschlußtreffer gelungen war. Trainer Gelsdorf, der die letzte halbe Stunde des Geschehens wegen mehrfachen Reklamierens den Spielfeldrand verlassen mußte, ließ volles Risiko spielten und hatte Erfolg. Nach dem verletzungsbedingten Ausscheiden von Hochstätter für den Stadler in die Abwehr eingebaut wurde, beorderte er Criens als zweiten Mann neben Salou in den Angriff. Nach Vorarbeit von Wynhoff und Salou traf er mit einem spektakulären Schuß.
Daraufhin schaltete Trainer Stepanovic, der für Studer eingewechselte Roth übernahm die Bewachung von Salou und Bindewald wurde an die Seite von Criens beordert. Trotzdem ging es im Strafraum der Gäste weiterhin hoch her. Die prekärste Situation bescherte die 74. Minute, als Klinkerts Kopfball nach einer Mölby- Flanke den Pfosten traf und Stein danach in höchster Not das kurz vor der Linie entlangrollende Leder erwischte.
Ausgleichende Gerechtigkeit in der 78. Minute, als ein Yeboah-Schuß ebenfalls am Pfosten landete. Nach einer Flanke von Criens bugsierte schließlich Wynhoff den Ball zum Ausgleich ins Netz.
Mönchengladbach: Kamps - Fach - Klinkert, Hochstätter (44. Stadler) - Mölby, Schneider, Ertl (60. Criens), Nielsen, Schulz, Wynhoff - Salou.
Frankfurt: Stein - Binz - Bindewald - Klein, Wolf, Bein, Falkenmayer, Weber, Studer (65. Roth) - Kruse (77. Andersen), Yeboah.
Schiedsrichter: Fröhlich (Berlin).
Tore: 0:1 Kruse (6.), 1:1 Nielsen (21., Handelfmeter), 1:2 Yeboah (38.), 1:3 Yeboah (54.), 2:3 Criens (64.), 3:3 Wynhoff (90.).
Zuschauer: 18 000.
Gelbe Karten: Mölby - Kruse, Bein.
Regen / 11 bis 16 Grad
Satellitenbild vom 3. September. Ausführlicher Wetterbericht im Lokalteil.
MAIN-KINZIG-KREIS IV
KULTURSPIEGEL 26
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LOKALSPORT VII